12.01.2014 Aufrufe

Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

260 Über die Bombe und die Wurzeln unserer Apokalypse-Blindheit<br />

Das alles gilt nun heute nicht mehr. Das heißt: die nuklearen<br />

„Experimente" sind heute keine Experimente mehr.<br />

Daß man sie „insel-artig" auf Korallenriffen oder irgendwo<br />

sonst im Weltmeer durchführt; daß man also zuguterletzt, um<br />

das Prinzip der Isolierung zu retten, auf „Insularität" im geographischen<br />

Ur-Sinne zurückgreift, ist zwar sehr charakteristisch. Aber<br />

diese letzten Isolierungsversuche, das heißt: die verzweifelten Bemühungen,<br />

noch „Versuche" zu machen, bleiben vergebens. Wie<br />

großartig die Versuche auch glücken mögen — das Versuchen<br />

mißlingt, weil je<strong>des</strong> Versuchen sofort umschlägt, sofort mehr wird<br />

als Versuchen. <strong>Die</strong> Effekte sind so ungeheuer, daß im Moment<br />

<strong>des</strong> Experiments das „Laboratorium" ko-extensiv mit dem Globus<br />

wird. Das aber bedeutet nichts anderes, als daß zwischen „Probe"<br />

und „Durchführung" zu unterscheiden, seinen Sinn verloren hat;<br />

daß je<strong>des</strong> „Experiment" zu einem „Ernstfall" geworden ist. Tatsächlich<br />

haben ja die zahlreich durchgeführten „Experimente" bereits<br />

ihre Effekte gehabt: daß das erste Opfer der Wasserstoffbombe,<br />

der japanische Fischer Aikichi Kuboyama, der im August<br />

1954 starb, experimentell verschieden sei, wird man ja wohl<br />

nicht behaupten können*; und ebensowenig, daß der japanische<br />

Kutter Fikuryumaru, der 130 km vom Detonationszentrum entfernt,<br />

verseucht wurde, sich experimenti causa dort herumgetrieben<br />

habe. Aber Einzelfälle zu nennen, ist beinahe schon irreführend.<br />

Denn die Verseuchung durch die „Experimente" ist heute<br />

ja schon allgemein: Schon jetzt sind ja Luft, Meer, Regenwasser,<br />

Erde, Pflanzenwelt, Tierwelt, <strong>Menschen</strong>welt und Nahrungsmittel<br />

affiziert und infiziert — abzuschätzen, in wie hohem Maße, ist<br />

heute offenbar noch gar nicht möglich. Da aber gewisse „Halbwertzeiten"<br />

(also die Fristen, in denen die Hälfte ursprünglicher Radioaktivität<br />

emittiert wird), mit den Maßen menschlicher Dauer gemessen,<br />

fatal lang sind, ist der Effekt der angeblichen Experimente<br />

auch zeitlich unbegrenzt: Was man heute experimentell „spielt"<br />

kann für Söhne, Enkel oder Urenkel zum erbbiologischen „Ernstfall"<br />

werden; vielleicht zum letzten. <strong>Die</strong> Geiger-Prüfung <strong>des</strong><br />

radioaktiven Gehaltes der Schilddrüsen (die das radioaktive Jod<br />

131 aufspeichern) in weitestem Umkreis von Testing-grounds<br />

(1500 Meilen) hat bereits das Hundertfache der normalen Radio-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!