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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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Der Komparativ ist mußig 251<br />

Aber lassen wir solche Swiftiaden. Das Wirkliche ist phantastisch<br />

genug. Prägen wir uns den Hauptpunkt ein:<br />

Wenn jemand die Bombe in der törichten Hoffnung verwenden<br />

würde, damit ein bestimmtes endliches Ziel durchzusetzen, die<br />

Wirkung, die er erzielen würde, würde mit seinem Ziele keine<br />

Ähnlichkeit mehr haben. Was eintreten würde, wäre nicht, daß<br />

der Weg im Ziel, bzw. das Mittel im Zweck aufginge, sondern<br />

umgekehrt, daß der Zweck in der Wirkung <strong>des</strong> angeblichen „Mittels"<br />

sein Ende fände. Und zwar nicht in einer Wirkung, sondern<br />

in einer unabsehbaren Wirkungskette, in der das Ende unseres<br />

Lebens vermutlich nur ein Kettenglied unter anderen wäre. —<br />

Von einem „Mittel" zu reden, wäre also nur dann sinnvoll,<br />

wenn jemand in wirklich herostratischer Absicht auf dieses „Ende<br />

aller Dinge" abzielte.<br />

§ 7<br />

Fortsetzung — <strong>Die</strong> Mittel heiligen die Zwecke<br />

Der Degenerationsprozeß, den das Begriffspaar „Mittel-Zweck"<br />

durchgemacht hat, hat sich von langer Hand vorbereitet.* Was<br />

immer die Phasen dieses Prozesses gewesen sein mögen, heute sind<br />

nun Mittel und Zweck geradezu ausgetauscht: <strong>Die</strong> Herstellung<br />

von Mitteln ist zum Zweck unseres Daseins geworden. Und oft<br />

geschieht es (und zwar in allen Ländern, denn die Entwicklung<br />

ist allgemein), daß man Dinge, die früher als Zwecke gegolten<br />

hatten, nun dadurch zu rechtfertigen sucht, daß man nachweist,<br />

wie gut auch sie sich als Mittel einsetzen lassen und sich als<br />

solche bewähren können: zum Beispiel als hygienische Mittel,<br />

die den Erwerb oder die Herstellung weiterer Mittel fördern oder<br />

erleichtern. (So Muße und Liebe; selbst Religion.) Der Titel <strong>des</strong><br />

amerikanischen Büchleins „Is sex necessary?" ist, obwohl natürlich<br />

ironisch gemeint, symptomatisch.<br />

Was sich als Mittel nicht ausweisen kann, dem ist der Zutritt

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