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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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179<br />

§ 22<br />

Das erste Axiom, der Wirtschaf ts-Ontologie:<br />

Das nur Einmalige i s t nicht. — Exkurs über das Photographieren<br />

Wir sagten eben: <strong>Die</strong> Tatsache, daß nicht nur unsere Erfahrungen<br />

modelliert werden, sondern sogar unsere Bedürfnisse, stelle die<br />

Maximalleistung der Matrize dar. Und das ist, solange wir nur uns<br />

selbst als Objekte, bzw. Opfer der Modellierung im Auge haben,<br />

gewiß zutreffend, da es ja eine tiefer liegende Schicht als die unserer<br />

Bedürfnisse wohl kaum gibt. Aber vollständig ist damit die Matrizenleistung<br />

noch nicht bezeichnet.<br />

Und zwar <strong>des</strong>halb nicht, weil die Matrizen nicht nur uns prägen,<br />

sondern auch die Welt selbst. <strong>Die</strong>se Behauptung klingt erst einmal,<br />

da sie nur die Tatsache der Serienproduktion anzuzeigen scheint,<br />

selbstverständlich. Wie wenig selbstverständlich sie aber ist, wird<br />

in dem Augenblicke deutlich, in dem wir uns wieder zu unserem<br />

ursprünglichen Beispielsgebiete: zur Phantomproduktion in Rundfunk<br />

und Fernsehen, zurückwenden. Dann bedeutet nämlich unsere<br />

Behauptung, daß die künstlichen Modelle von „Welt", als deren<br />

Reproduktionen die Sendungen uns erreichen, nicht nur uns und<br />

unser Weltbild prägen; sondern die Welt selbst, die wirkliche Welt;<br />

daß die Prägung einen bumerang-haften Effekt hat; daß die Lüge<br />

sich wahrlügt, kurz: daß das Wirkliche zum Abbild seiner Bilder<br />

wird.<br />

Um den eigentümlichen Vorgang zu verstehen, durch den das<br />

Wirkliche zum Abbild seiner Bilder wird, haben wir ziemlich weit<br />

zurückzugreifen.<br />

Zu Beginn hatten wir ja festgestellt, daß die ins Haus gelieferten<br />

wirklichen oder angeblichen Ereignisse durch diese ihre Lieferung<br />

zu Waren, und zwar, da je<strong>des</strong> Ereignis in zahllosen Exemplaren<br />

ins Haus geliefert wird, zu Massenwaren werden. Das Verhältnis<br />

zwischen Ereignis und Sendung ist also ein Unterfall <strong>des</strong><br />

spezifischen Verhältnisses zwischen Modell und reproduzierter Ware.<br />

Fragt man nun aber, was von den beiden: Modell oder Repro-

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