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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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Scham durch Versagen 95<br />

skandalöses Nicht-gerät und ein auffälliger Niemand. Und obwohl<br />

er dort, wo das Gerät herrscht, nun nichts mehr zu suchen<br />

hat und fehl am Ort ist, hat er doch an seinem Platz zu verweilen,<br />

weil, nicht dazusein, gleichfalls über seine Kraft geht. Also kennt<br />

er keinen anderen Wunsch als den, im Boden zu versinken; keinen<br />

anderen als diesen völlig unerfüllbaren Wunsch: also nichts anderes<br />

als Scham.<br />

Wem es niemals zugestoßen ist, daß er den fälligen Griff an<br />

der Maschine verfehlte und dem wortlos weiterwandernden Fließ -<br />

bände ungläubig nachblickte; wer sich niemals an die Küste seines<br />

alten Ichs verschlagen vorfand und es niemals erlebt hat, was es<br />

heißt, plötzlich sich wiederzufinden, gerade sich; wessen Blick niemals<br />

befremdet auf seine Hände fiel, auf diese tölpelhaften, deren<br />

Obsolelheit und unverbesserliche Inkompetenz seinen Fall verschuldet<br />

hatte — der weiß nicht, welche Scham die Scham von heute<br />

ist, welche Scham heute täglich tausende Male ausbricht. Und wer<br />

ihre Realität bestreitet, der tut es, weil zuzugeben, daß wir es so<br />

herrlich weit gebracht haben, uns vor Dingen zu schämen, ihm<br />

die Schamröte ins Gesicht triebe. —

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