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Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert

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der Staatsnation; Bandel hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief über den S<strong>in</strong>n des Denkmals be~<br />

merkt: "Seid alle q~u~schen Völker, nicht bloß die Kaiserreichsler ei~<br />

nig . . ."118, obschon ~er durchaus zu den Befilrwortern der Bismarckschen<br />

Reichse<strong>in</strong>igung gehörte. Das nationaldemokratische Motiv kl<strong>in</strong>gt noch <strong>in</strong> der<br />

Bezeichnung "Fest der übergabe des Denkmals an das deutsche Volk" an. Dane~<br />

ben stehen die zunächst nicht selbstverständliche E<strong>in</strong>ladung des Kaisers <strong>und</strong><br />

der Fürsten, die Betonung der E<strong>in</strong>igkeit von Fürsten <strong>und</strong> Volk <strong>in</strong> den Festreden<br />

<strong>und</strong> die Ehrung des Kaisers am Denkmal als nationalmonarchische Momente.<br />

Beide Tendenzen gehen, zumal sie nicht besonders akzentuiert werden, harmo~<br />

nisch zusammen. Die andern politischen Motive gewannen <strong>in</strong> der neuen Lage<br />

e<strong>in</strong>e veränderte Funktion. Mit der ersten Befreiung wurde die gegenwärtige<br />

Abwehr des französischen Angriffs, der Sieg über" welschen übermut", über "ro~<br />

manische Anmaßung" gefeiert 119 • Aus dem Mahnzeichen, dem Symbol e<strong>in</strong>er Hoffnung,<br />

wurde e<strong>in</strong> "Ehrenzeichen, e<strong>in</strong> Ruhmesmal der vollbrachten E<strong>in</strong>i~<br />

gung"120, ja der "wiedererstandenen (!) Herrlichkeit des Deutschen Reiches"121.<br />

Wo die Parole der E<strong>in</strong>igkeit noch als Forderung laut wird, ist es die<br />

"E<strong>in</strong>igung nach <strong>in</strong>nen", gerichtet gegen "<strong>in</strong>neren Hader" <strong>und</strong> für festes Zusammenstehen<br />

122 • Gelegentlich kamen jetzt Kulturkampftöne auf, statt des ursprünglich<br />

vorgesehenen "Lobet den H~"i;-~~"rwurde "unser Protestantenlied"<br />

geblasen, e<strong>in</strong> Artikel der Gartenlaube über das Fest schließt, das Denkmal sei<br />

e<strong>in</strong>e Mahnung, das "Panier der nationalen Freiheit ... hochzuhalten auch mit<br />

den Waffen des freien Geistes. Wider Rom"m; der nationale <strong>und</strong> der konfes~<br />

sionelle Kampf gegen Rom kl<strong>in</strong>gen hie7<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander. Vor allem aber tritt das Moment<br />

der Macht besonders hervor, der Sieg <strong>im</strong> Kampf, die stete Kampfbereitschaft<br />

gegenüber e<strong>in</strong>em <strong>im</strong> Denkmal unsichtbar präsenten Fe<strong>in</strong>d, die <strong>im</strong> Schwert<br />

symbolisierte Rüstung, das s<strong>in</strong>d die Elemente, die die Bedeutung des Denkmals<br />

best<strong>im</strong>men. "Deutsches Volk hält se<strong>in</strong> Schwert frei <strong>und</strong> ruhmumstrahlt, wie<br />

Arm<strong>in</strong> vor bald 1900 Jahren hoch <strong>in</strong> starker Faust zum Schrecken se<strong>in</strong>er Fe<strong>in</strong>de<br />

<strong>und</strong> zum Friedensvertrauen se<strong>in</strong>er Fre<strong>und</strong>e"124; das Denkmal, das er als Mahnzeichen<br />

gebaut habe, werde nun "e<strong>in</strong> Zeichen unserer Macht"125. Der Machtstaatsgedanke<br />

gew<strong>in</strong>nt so die Oberhand üJl

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