12.01.2014 Aufrufe

Heimat-Rundblick Nr. 106 herbst 2013

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Ort Teufelsmoor zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges<br />

Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur<br />

Karten unterschiedlichster Art sind für<br />

uns heute selbstverständlich; der Atlas<br />

gehört zum Standard in der Schulausbildung.<br />

Karten finden wir zu den unterschiedlichsten<br />

Themen und in verschiedenen<br />

Maßstäben. So fällt es nicht schwer,<br />

genau die gesuchte Karte zu finden, sei es<br />

eine Straßenkarte oder eine Darstellung zur<br />

Wirtschaft oder Bevölkerung. Wir setzen<br />

voraus, dass wir uns auf die Aussagen einer<br />

Karte verlassen können und erwarten demzufolge<br />

ein hohes Maß an Genauigkeit.<br />

Sucht man kartographische Darstellungen<br />

für länger zurückliegende Zeiten, ist<br />

das Angebot deutlich geringer, und man<br />

merkt schnell, dass sich das Vermessungsund<br />

Kartierwesen mit seinen Normen erst<br />

entwickeln musste. So sind wir es<br />

gewohnt, dass in Karten Norden „oben“<br />

ist und Entfernungen in Metern bzw. Kilometern<br />

angegeben werden. Und jede<br />

Karte verfolgt einen bestimmten Zweck,<br />

d. h.: Sie entsteht aufgrund einer konkreten<br />

Aufgabenstellung.<br />

Sucht man für das Dorf Teufelsmoor<br />

nach historischen Karten, so stößt man z.<br />

B. bei Menkhoff 1 ) und bei Lilienthal 2 ) auf<br />

die folgende Karte.<br />

Lilienthal schreibt dazu: „Den jahrzehntelangen<br />

Streitigkeiten über den Gebrauch<br />

des ungeteilten Teufelsmoorer<br />

Torfstichgebietes machte ein Vergleich<br />

vom 9. September 1642 ein Ende….Diesen<br />

Bemühungen verdanken wir den hier<br />

folgenden Riß und das ihm beigefügte<br />

Stellenverzeichnis (von Knust 1668).“ 3 )<br />

Die Art der Kartendarstellung und v. a. die<br />

verwendeten Schriftarten lassen an dieser<br />

Formulierung zweifeln. Vielmehr macht die<br />

Karte den Eindruck, dass sie in der Zeit vor<br />

oder kurz nach dem 1. Weltkrieg entstanden<br />

ist, evtl. als Zeichnung zur Verwendung im<br />

heimatkundlichen Schulunterricht.<br />

Tatsächlich taucht sie bereits einige<br />

Jahre vorher bei dem Scharmbecker Lehrer<br />

Hermann Fitschen auf. 4 ) Er schreibt u. a.<br />

dazu: „Am 9. September 1642 versammelten<br />

sich die beiderseitigen Abgesandten<br />

[zum einen i. A. von Probst, Domina<br />

und Convent des Klosters Osterholz sowie<br />

der Herren von der Hude, zum anderen<br />

des Rates zu Bremen] …Es wurde die Teilung<br />

des Moores beschlossen… Der Ingenieur<br />

Johannes von Folterbach wurde mit<br />

der Vermessung und der Verteilung beauftragt…1668<br />

prüfte Johann Knust, wohl ein<br />

Landmesser, die vom Ingenieur v. Folterbach<br />

verfertigte Ausmessung… Es ist anzunehmen,<br />

daß Johann Knust auch die<br />

„Rechte Beschriefung des Düfelsmohres,<br />

einen Afris“ anfertigte, dessen Nachbildung<br />

hierunter folgt.“ 5 )<br />

Man sieht deutlich, dass Lilienthal sich<br />

auf Fitschen bezieht (ohne dies anzugeben)<br />

und dass Fitschen zwar von einer<br />

Nachbildung spricht, aber auch keine<br />

Angabe zum Ursprung dieser Karte macht.<br />

Der Urheber hat sich mit der Abkürzung<br />

„Lbg.“ in der rechten unteren Ecke verewigt;<br />

seine Identität bleibt jedoch unklar.<br />

Original-Karte gefunden<br />

Wenn nun aber klar ist, dass die obige<br />

Karte nicht das Original ist, stellt sich<br />

natürlich die Frage, ob dieses wohl noch<br />

existiert. Im Staatsarchiv Stade konnte<br />

diese Frage positiv beantwortet werden, es<br />

gibt das Original tatsächlich noch! (St.-<br />

Arch. Stade Neu <strong>Nr</strong>. 12988)<br />

Diese bisher unbekannte Karte soll nun<br />

hier – soweit bekannt – erstmals publiziert<br />

und beschrieben werden.<br />

Im Verzeichnis des Staatsarchivs werden<br />

ihre Maße mit 46 x 33 cm angegeben; ein<br />

Maßstab ist nicht vermerkt. Das Kartenmaterial<br />

ist Papier und außergewöhnlich<br />

gut erhalten.<br />

Die o. g. Nachbildung ist etwas vereinfacht,<br />

enthält aber den Titel der Karte<br />

sowie die Namen der Stelleninhaber sowie<br />

benachbarter Ortschaften. Beide Karten<br />

sind nahezu nach Norden ausgerichtet.<br />

Jedoch gibt es auch einige Abweichungen.<br />

So steht im Titel der Nachbildung „ums<br />

Jahr 1668“; diese Angabe fehlt im Original.<br />

Neben ein paar Fehlern bei der Übernahme<br />

der Rechtschreibung fällt noch auf,<br />

dass in der Nachbildung rechts oben zwischen<br />

H und H drei Streifen eingetragen<br />

sind, im Original dagegen nur zwei; hingegen<br />

fehlt in der Nachbildung links oben<br />

nach dem ersten K ein Streifen.<br />

Inhaltlich zeigen uns die Karten das Dorf<br />

Teufelsmoor, gelegen zwischen Beek und<br />

Ham, an keiner Stelle diese Flüsse überschreitend.<br />

Der Zusammenfluss ist besonders<br />

hervorgehoben; hier befand sich eine<br />

Umschlagstelle für Torf und eine Anlegestelle<br />

für Torfschiffe, die das Brennmaterial<br />

hammeabwärts Richtung Bremen transportierten.<br />

Ungewöhnliche<br />

Hofnummerierung<br />

Eingezeichnet sind 22 Hofstellen, die –<br />

anders als für die Folgezeit geläufig – von<br />

Ost nach West durchnummeriert sind. Zu<br />

diesen 22 Hofstellen gehören aber nur 19<br />

Besitzer (Stelle <strong>Nr</strong>. 15 gehört zu <strong>Nr</strong>. 17, <strong>Nr</strong>.<br />

16 zu <strong>Nr</strong>. 14 und <strong>Nr</strong>. 20 zu <strong>Nr</strong>. 18). In der<br />

beigefügten Tabelle sind die Hofbesitzer<br />

mitsamt den Größen ihrer Besitzparzellen<br />

angegeben. Ferner finden sich die Buchstaben<br />

H und K. Diese geben die Abhängigkeiten<br />

der Bauern von ihren jeweiligen<br />

Gutsherren an. Sämtliche Bauern sind<br />

bemeiert, d. h. einem Gutsherren gegenüber<br />

abgabenpflichtig. Bei zweien sind es<br />

die Herren von der Hude (<strong>Nr</strong>. 8 und 11),<br />

bei dreien das Kloster Osterholz (<strong>Nr</strong>. 13, 15<br />

und 18), während die Mehrzahl (13) bei<br />

20 RUNDBLICK Herbst <strong>2013</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!