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Heimat-Rundblick Nr. 106 herbst 2013

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Der Fisch des Jahres <strong>2013</strong>: Die Meerforelle<br />

Von der gelungenen Wiederansiedlung der Meerforelle in Wümme und Wörpe<br />

Die wohl bekannteste Fischart in heimischen<br />

Gewässern ist die Forelle, welche je<br />

nach Lebensweise als Bachforelle, Seeforelle<br />

und Meerforelle bezeichnet wird.<br />

Die Meerforelle im Kiesbett<br />

Unter dem Namen Ostseelachs, Strandlachs,<br />

Weißforelle, Silberlachs, Breden und<br />

Trump hat sich die Meerforelle an den<br />

Küsten Nordeuropas einen Namen<br />

gemacht. Dieser eindrucksvolle Fisch, der<br />

vom Nordmeer bis zur Biskaya vertreten<br />

ist, gleicht vom Verhalten und von der<br />

Lebensweise dem atlantischen Lachs. Riesige<br />

Wanderungen sind für diese Fische<br />

kein Problem.<br />

Vom Meer zurück<br />

in die Wörpe<br />

Vom Meer zieht sich die Meerforelle<br />

zum Laichen in Flüsse zurück, die sie durch<br />

lange „Wanderungen“ von bis zu 40 km<br />

Länge am Tag erreicht. Stark geschwächt<br />

und abgemagert wandern diese Fische<br />

nach dem Ablaichen wieder zurück ins<br />

Meer, wo sie sich erholen. Ein Massensterben<br />

wie beim Lachs findet nicht statt.<br />

Unter günstigen Bedingungen kann die<br />

Meerforelle (Salmo Trutta Trutta) eine<br />

Größe von 130 cm Länge und ein Gewicht<br />

von 20 kg erreichen. Die Durchschnittsgröße<br />

liegt bei stattlichen 60 cm Länge.<br />

Foto: © F. Hecker<br />

Der Fischerei- und Gewässerschutzverein<br />

Lilienthal und Umgebung e.V. hat<br />

1997 nach etlichen Prüfungen der Gewässer<br />

damit begonnen, ca. 2500 Meerforelleneier<br />

in der Wörpe auszubringen. Dazu<br />

musste nicht nur die Wasserqualität stimmen,<br />

sondern die Gewässer über geeignete<br />

Ablaichmöglichkeiten wie Kiesbett und<br />

natürliche Uferzonen verfügen. Nach etlichen<br />

Renaturierungsmaßnahmen wurden<br />

nicht nur Kieszonen angelegt, sondern<br />

auch der alte Flusslauf wieder nachgeahmt.<br />

1998 konnte Martin Schüppel, Vorsitzender<br />

des Fischerei- und Gewässerschutzverein<br />

Lilienthal und Umgebung e.V., rund 40.000<br />

Eier der Meerforelle aussetzen. In den folgenden<br />

Jahren ging man dazu über, 3-4<br />

Wochen alte Brütlinge (bereits geschlüpfte<br />

Meerforellen) in die Wörpe einzubringen.<br />

Für diese sehr aufwendige Nachzucht<br />

wurde extra ein Bruthaus mit Haltebecken<br />

gebaut. Hier wird in einem speziellen Verfahren<br />

die Zucht der Forellen betrieben.<br />

Dafür werden die Meerforellen mittels<br />

Elektrofischen gefangen. Im Anschluss<br />

erholen sich die Tiere in Wannen und kleinen<br />

Becken vom Keschern. Mit leichten<br />

Betäubungsmitteln pflanzlicher Art, welches<br />

in die Wannen gegeben wird, werden<br />

die Fische betäubt, um das Abstreifen der<br />

Eier zu ermöglichen. Dies geschieht<br />

sowohl bei den Weibchen als auch bei den<br />

Männchen. Nachdem die Eier zusammengeführt<br />

werden, erfolgt die Befruchtung<br />

der Eier in einer Ruhezeit. Anschließend<br />

kommen die Schalen mit den Eiern in spezielle<br />

Brutschränke, in denen sich dann<br />

schon bald kleine Meerforellen tummeln.<br />

Die Elterntiere werden bereits kurz nach<br />

dem Abstreifen wieder in die Freiheit entlassen<br />

und begeben sich erneut auf die<br />

lange Wanderschaft ins Meer.<br />

Warum die Wörpe?<br />

Sicherlich wird sich unser Leser fragen,<br />

warum für dieses Vorhaben gerade die<br />

Wörpe ausgesucht wurde. Der Grund<br />

dafür ist ganz einfach: Die Wörpe fließt in<br />

die Wümme, welche später mit der<br />

Hamme zusammenfließt und zur Lesum<br />

wird. Die Lesum führt in die Weser, ohne<br />

dass eine Schleuse der Wanderung der<br />

Meerforellen im Wege steht. Nachdem<br />

auch andere Hindernisse in der Wörpe entfernt<br />

waren, konnte sich der Fluss aufgrund<br />

der Renaturierungsmaßnahmen gut<br />

erholen und eine deutliche Steigerung der<br />

Wasserqualität erreicht werden. Die Selbstreinigungskraft<br />

der Wörpe galt als weitestgehend<br />

wiederhergestellt und bot der<br />

Meerforelle fortan einen attraktiven<br />

Lebensraum in diesem Gewässer, das seinen<br />

Ursprung in der Nähe des Ortes Steinfeld<br />

hat. Dort, in den Wiesenlandschaften<br />

mit Resten von Buchenwäldern, wo naturbedingt<br />

keine landwirtschaftliche Nutzung<br />

möglich ist, entsteht die Wörpe und<br />

wächst schnell zu einem rasant fließenden<br />

Gewässer. Diese Fließgeschwindigkeit des<br />

Wassers führt dazu, dass sich das Flussbett<br />

Ca. vier Wochen alte Meerforellen Martin Schüppel im Bruthaus Die Wörpe mit Kiesbett nahe Wilstedt<br />

14 RUNDBLICK Herbst <strong>2013</strong>

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