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Heimat-Rundblick Nr. 106 herbst 2013

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Die alte Klostermühle in Lilienthal<br />

Auch in Lilienthal klapperte einst die Mühle am rauschenden Bach<br />

Lilienthal. Es war die alte Kloster-Wassermühle<br />

des von 1262 bis 1651 in Lilienthal<br />

beheimateten Zisterzienser Nonnenklosters<br />

„Vallis Liliorum“, die noch,<br />

wenn auch in verändertem Aussehen, bis<br />

1951 die Wasserkraft der Wörpe nutzte, um<br />

anfangs für das Kloster und die Meierhöfe<br />

sowie später, nach der Säkularisation und<br />

Auflösung des Mahlzwangs, für die Bauern<br />

der Umgebung das Getreide zu mahlen.<br />

Obwohl der Umlaufs-Kanal, ein Teilstück<br />

des heutigen Verlaufs der Wörpe durch Lilienthal,<br />

mit den Klappstaus zur Erleichterung<br />

der Torfschifffahrt, bereits 1851<br />

angelegt wurde, so floss bis 1964 immer<br />

noch ein Teilstück des zur Klosterzeit<br />

gegrabenen Wörpearms, an dem auch das<br />

große Mühlrad klapperte, zwischen dem<br />

früheren Murken`schen Wirtshaus „Stadt<br />

Bremen“ und dem früheren Amtshaus,<br />

dem heutigen Rathaus an der Klosterstraße,<br />

hindurch.<br />

Heute erinnert nur noch der „Mühlenweg“<br />

und der Weg „Am Mühlenbach“ an<br />

den früheren Verlauf der Wörpe und an die<br />

Idylle vergangener Zeiten.<br />

Leider ist aus der Klosterzeit nur wenig<br />

Schriftgut über die alte Klostermühle überliefert,<br />

sodass nicht nachweisbar ist, wann<br />

eine derartige Mühle errichtet wurde. Es ist<br />

jedoch anzunehmen, dass wohl aus der<br />

Notwendigkeit heraus bereits beim Bau<br />

der Klostergebäude in Lilienthal auch eine<br />

durch Naturkräfte angetriebene Getreidemühle<br />

vorgesehen war, um den großen<br />

Klosterhaushalt mit all seinen Bediensteten<br />

sowie der eigenen Vieh- und Ackerwirtschaft<br />

den notwendigen Lebensunterhalt<br />

zu bieten. Somit steht auch wohl zweifelsfrei<br />

fest, dass es sich bei der alten Wassermühle<br />

in Lilienthal, die 1951 von der Wasserkraft<br />

auf elektrischen Betrieb umgestellt<br />

und 1975 gänzlich abgerissen wurde,<br />

tatsächlich noch um ein unwiederbringliches<br />

historisches Denkmal aus der Klosterzeit<br />

Lilienthals handelte.<br />

Wie bei vielen alten Wassermühlen mit<br />

geringerem Wassergefälle, so wurde auch<br />

diese Mühle durch ein mittelschlächtiges<br />

Wasserrad angetrieben. Dabei fließt das<br />

Wasser in einer Art Kanalführung nahezu<br />

mittig auf das Wasserrad und setzt es<br />

damit über die häufig aus Holz am Umfang<br />

angebrachten Schaufeln in Bewegung. Die<br />

Obrigkeit zu Lilienthal und dem dortigen<br />

Müller Philipp Arps, dessen Vorgänger Peter<br />

Meyer gewesen war, geschlossen, in dem sich<br />

„Ihro Hochfürstliche Durchlaucht“ – die<br />

Landgräfin Eleonora Katharina von Hessen-<br />

Eschwege, welche vom 17. Februar 1651 bis<br />

zum 3. März 1692 die Landesherrin von Lilienthal<br />

war - verpflichtete die Mühle, welche<br />

nur einen „Gründel“ / Mahlgang hatte, aus<br />

den Amtsmitteln „in gutem baulichen<br />

Stande“ zu erhalten, sie mit guten Mühlsteinen<br />

zu versehen, auch den „Mühlenstrom“<br />

durch die „Amtsmeyer“ zu rechter Zeit reinigen<br />

zu lassen und dem Müller zu gewähren,<br />

daß er zwei Kühe im Sommer frei in der<br />

Klosterweide und im Winter auf dem Stall des<br />

Vorwerks haben dürfe, sowie außerdem, daß<br />

ihm etwas Torf zu nothdürftiger Feuerung<br />

gereicht werde, dieses Alles aber auch noch<br />

neben dem ihm ebenfalls zukommenden<br />

freien Aalfang. Dafür habe der Müller Philipp<br />

Arps eine jährliche Pacht von „Einhundert<br />

und Sechzig Reichsthalern“ jeweils vierteljährlich<br />

zu Ostern, Johanni, Michaeli und<br />

Weihnachten zu pränumerieren, d.h. im voraus<br />

zu zahlen. Weiterhin habe der Müller alle<br />

an Driften, Kammrad, Gründel und anderen<br />

Teilen der Mühle anfallenden Arbeiten selber<br />

ohne Entgeld zu rechter Zeit zu besorgen.“<br />

Klostermühle vor 1908<br />

Kanalführung soll verhindern, dass das<br />

Wasser seitlich und unterhalb des Rades<br />

unkontrolliert abfließt, damit auch die<br />

größtmöglichste Leistung des Wasserstroms<br />

genutzt werden kann.<br />

Nach dem 30-jährigen Krieg 1648 wurden<br />

die Klöster mit allem Zubehör säkularisiert,<br />

d.h. verstaatlicht. Damit hatte<br />

der Staat auch alle Vorrechte der<br />

Klöster auf sich übertragen lassen.<br />

In einem Artikel der WÜMME-Zeitung<br />

vom September 1883 heißt es: „In den heiligen<br />

Ostern von 1689“ wurde ein Heuervertrag/Pachtvertrag,<br />

betreff der Mühle, zwischen<br />

dem Amtmann Thile, als Vertreter der<br />

Mühle in Lilienthal war<br />

Nutznießerin der Wörpe<br />

Bis zum Jahre 1751 war die Wassermühle<br />

in Lilienthal ohne besondere Auflagen<br />

die unumschränkte Nutznießerin der<br />

Wörpe. Erst mit der Gründung weiterer<br />

Moordörfer und der dazu notwendigen<br />

Entwässerung und Kultivierung der Moore<br />

wurde dem Müller, als Gegenleistung zur<br />

Wasserkraftnutzung, die Pflicht auferlegt,<br />

den jeweiligen Wasserstand der Oberwörpe<br />

durch Ziehen oder Setzen der<br />

Mühlenschotte zu regulieren. Bis 1851<br />

bestand für die Kahnschifffahrt, die auch<br />

mit der Besiedlung weiterer Moordörfer<br />

zugenommen hatte, der sogenannte<br />

„Overtog“ bei der Mühle. Eine Einrichtung,<br />

über die die Kähne hinüberrutsch-<br />

10 RUNDBLICK Herbst <strong>2013</strong>

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