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<strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Aus <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Versammlung<br />

RENATE NICKEL<br />

Sitzungen<br />

29. Juni Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Interdisziplinäre Debatte zum Thema<br />

„Normativität – Objektivität – Handlung“<br />

Vorbereitung und Mo<strong>der</strong>ation: Julian Nida-<br />

Rümelin<br />

Mit einführenden Kurzvorträgen von Volker<br />

Gerhardt, Gerd Gigerenzer und Julian Nida-<br />

Rümelin<br />

30. November Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Interdisziplinäre Debatte zum Thema<br />

„Vertrauen in die/in <strong>der</strong> Wissenschaft?“<br />

Vorbereitung und Mo<strong>der</strong>ation: Martin Grötschel<br />

und Christoph Markschies<br />

Mit einführenden Beiträgen von Günter Franke,<br />

Ute Frevert, Martin Grötschel, Annette Grüters-<br />

Kieslich, Rupert Klein, Barbara Krahé, Christoph<br />

Markschies<br />

Interdisziplinäre Debatten<br />

Gegenstand <strong>der</strong> interdisziplinären Debatten in <strong>der</strong> Versammlung waren <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong><br />

das Thema „Normativität – Objektivität – Handlung“ und das Thema „Vertrauen<br />

in die/in <strong>der</strong> Wissenschaft?“.<br />

Konzeption und Fe<strong>der</strong>führung bei <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> erstgenannten Debatte<br />

lag in den Händen von Julian Nida-Rümelin, Sprecher <strong>der</strong> gleichnamigen Initiative.<br />

Der Rat hatte sich <strong>im</strong> Anschluss an die <strong>im</strong> Februar erfolgte Berichterstattung des<br />

Projekts dafür ausgesprochen, das Thema zum Gegenstand einer interdisziplinären<br />

Debatte in <strong>der</strong> Versammlung zu machen, um auf diese Weise auch die bislang fehlende<br />

Expertise jenseits <strong>der</strong> Philosophie in das Projekt aufnehmen zu können.<br />

Versammlung 213


Die Diskussionsgrundlage bildeten Interventionen von Julian Nida-Rümelin,<br />

Volker Gerhardt und Gerd Gigerenzer. An <strong>der</strong> sich anschließenden Diskussion<br />

beteiligten sich die Mitglie<strong>der</strong> Mitchell Ash, Aleida Assmann, Hans Föllmer, Martin<br />

Grötschel, Christoph Markschies, Richard Münch, Martin Quack, Ortwin Renn,<br />

Jürgen Trabant und Wolfgang Wahlster.<br />

Die Vorbereitung <strong>der</strong> Debatte zum Thema „Vertrauen in die/in <strong>der</strong> Wissenschaft?“<br />

lag in den Händen von Martin Grötschel und Christoph Markschies. Martin<br />

Grötschel führte in das Thema ein. Es folgten Kurzvorträge von Ute Frevert über<br />

„Vertrauen in <strong>der</strong> Krise“, Barbara Krahé über „Vertrauen aus psychologischer Sicht“,<br />

Rupert Klein über „Vertrauen in <strong>der</strong>/die Kl<strong>im</strong>aforschung“, Annette Grüters-Kieslich<br />

über „Vertrauen in <strong>der</strong>/die Medizin“, Günter Franke über „Vertrauen in den/die Wirtschaftswissenschaften“<br />

und Christoph Markschies über „Geisteswissenschaften als<br />

Stifter und Zerstörer von Vertrauen“. Es diskutierten Mitchell Ash, Manfred Bierwisch,<br />

Horst Bredekamp, Peter Deuflhard, Erika Fischer-Lichte, Volker Gerhardt,<br />

Eberhard Knobloch, Julian Nida-Rümelin und Martin Quack. Die Debatte wird in<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftlichen Sitzung <strong>der</strong> Versammlung <strong>im</strong> Juni 2013 fortgesetzt.<br />

Geschäftssitzungen<br />

Die Versammlung bestätigte die Zuwahlen von dreizehn Ordentlichen Mitglie<strong>der</strong>n:<br />

Martin Carrier, Philip van <strong>der</strong> Eijk, Weyma Lübbe, Michael Quante, Ulrich Raulff,<br />

Sarah Stroumsa und Melanie Trede (alle Geisteswissenschaftliche Klasse), Stefan<br />

Reichelstein (Sozialwissenschaftliche Klasse), Leena Bruckner-Tu<strong>der</strong>man, Hartmut<br />

Döhner und Constance Scharff (alle Biowissenschaftlich-medizinische Klasse) sowie<br />

Markus Gross und Christian Rehtanz (beide Technikwissenschaftliche Klasse).<br />

Die Versammlung bestätigte die Wie<strong>der</strong>wahl von Christoph Markschies zum<br />

Sekretar und Jürgen Trabant zum stellvertretenden Sekretar <strong>der</strong> Geisteswissenschaftlichen<br />

Klasse sowie von Stephan Leibfried zum Sekretar und Herfried Münkler zum<br />

stellvertretenden Sekretar <strong>der</strong> Sozialwissenschaftlichen Klasse. Amtsantritt ist jeweils<br />

<strong>der</strong> 1. Januar 2013. Die Versammlung st<strong>im</strong>mte auf Antrag von Hans Robert Schöler<br />

dessen vorübergehen<strong>der</strong> Versetzung in den Status eines Außerordentlichen Mitglieds<br />

zu.<br />

Nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Än<strong>der</strong>ung des Staatsvertrags über die <strong>Berlin</strong>-<br />

Brandenburgische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften am 1. Dezember 2011 hatte die<br />

Versammlung noch <strong>im</strong> Dezember 2011 die Neufassung ihrer Satzung beschlossen.<br />

Im Zuge des Genehmigungsverfahrens durch die Rechtsaufsicht aufgeworfene Fragen<br />

führten zu nochmaligem Än<strong>der</strong>ungsbedarf an einigen wenigen Stellen. Die<br />

Versammlung beschloss den entsprechend geän<strong>der</strong>ten Satzungsentwurf auf ihre<br />

Sitzung <strong>im</strong> Juni; mit Schreiben <strong>der</strong> Senatorin für Wirtschaft, Technologie und For-<br />

214 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


schung vom 14. August 2012 wurde die Satzung bestätigt (vgl. Kapitel Dokumente).<br />

Der Beschluss über die Neufassung <strong>der</strong> Geschäftsordnung auf <strong>der</strong> Grundlage des<br />

reformierten Staatsvertrags und <strong>der</strong> nunmehr geltenden Satzung wird für die Sitzung<br />

<strong>der</strong> Versammlung <strong>im</strong> Juni 2013 vorbereitet. Zentraler Diskussionspunkt dabei sind<br />

die Governance-Strukturen innerhalb <strong>der</strong> Forschung.<br />

Die Versammlung beschloss über die von <strong>der</strong> Akademie zu verleihenden Auszeichnungen<br />

zum Einsteintag 2012 sowie zum Leibniztag 2013. Mit <strong>der</strong> Leibniz-<br />

Medaille 2013 werden das Kuratorium des Fonds <strong>der</strong> Chemischen Industrie, vertreten<br />

durch dessen Vorsitzenden, Andreas Kre<strong>im</strong>eyer und dessen Stellvertreter, François<br />

Die<strong>der</strong>ich, sowie Alois M. Scha<strong>der</strong>, Stifter und Namensgeber <strong>der</strong> Scha<strong>der</strong>-Stiftung,<br />

ausgezeichnet. Der Akademiepreis 2013 wird Prof. Dr. Helmut Cölfen, Konstanz,<br />

verliehen. Zu den auf dem Einsteintag 2012 verliehenen Preisen siehe Kapitel Einsteintag.<br />

Der Präsident informierte in seinem Bericht an die Versammlung über die konstituierende<br />

Sitzung des Senats, auf <strong>der</strong> Klaus von Dohnanyi zum Vorsitzenden und<br />

Pamela Rosenberg zur stellvertretenden Vorsitzenden des Senats gewählt wurden.<br />

Der Senat diskutierte in dieser Sitzung auf <strong>der</strong> Grundlage einer Einführung von<br />

Peter Gaehtgens und Stephan Leibfried die Befunde <strong>der</strong> IAG Exzellenzinitiative.<br />

Der Präsident berichtete über das erstmals Mitte Februar 2012 auf seine Einladung<br />

und die des Vorstandsvorsitzenden <strong>der</strong> Einstein Stiftung hin stattgefundene Treffen<br />

<strong>der</strong> Präsidenten <strong>der</strong> vier <strong>Berlin</strong>er Universitäten sowie <strong>der</strong> Leibniz-Gemeinschaft und<br />

<strong>der</strong> Helmholtz-Gemeinschaft. Die Beteiligten hatten die Initiative zu einem solchen<br />

<strong>Arbeit</strong>skreis ausdrücklich begrüßt und sich für dessen – gegebenenfalls ergänzt um<br />

weitere Akteure <strong>im</strong> <strong>Berlin</strong>er Raum – sichtbare Etablierung ausgesprochen. Ende<br />

November fand ein weiteres Treffen statt. Die <strong>BBAW</strong> wird mit dieser Initiative ihrer<br />

durch den Staatsvertrag vorgegebenen integrativen Rolle gerecht. Von den Beteiligten<br />

wurde dieses Engagement <strong>der</strong> Akademie in ihrer neutralen Rolle als selbstverständlich<br />

anerkannt und begrüßt. Ein weiteres Berichtsthema war die in 2012 neu aufgelegte<br />

Schriftenreihe <strong>der</strong> Akademie mit dem Titel Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog,<br />

<strong>der</strong>en Ziel die Initiierung eines qualifizierten breiten Dialogs über die Zukunft <strong>der</strong><br />

Forschungsför<strong>der</strong>ung ist und die sich einer großen Resonanz erfreut. Die Perspektive<br />

<strong>der</strong> Zeitschrift Gegenworte wurde diskutiert. Weitere Berichtspunkte waren<br />

die Entscheidungen <strong>der</strong> GWK zum Akademienprogramm, hier insbeson<strong>der</strong>e zum<br />

Haushalt 2013 mit einem erneuten Aufwuchs von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr<br />

sowie zur Einrichtung von acht Neuvorhaben, darunter eines <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> in Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> Sächsischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften. Der Präsident informierte<br />

über die Präsidiumssitzungen <strong>der</strong> Union, über die Planungen für den Akademientag<br />

2013 sowie die Beteiligung <strong>der</strong> Union am thematischen Wissenschaftsjahr des<br />

BMBF zum demographischen Wandel, schließlich über den Unions-Workshop in<br />

Versammlung 215


Göttingen zum elektronischen Publizieren, <strong>der</strong> sich mit dem Thema „Rechtliche<br />

Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Akademienvorhaben“ befasst hat. Die vom ständigen Ausschuss<br />

<strong>der</strong> Nationalakademie eingesetzten <strong>Arbeit</strong>sgruppen sowie die dort verabschiedeten<br />

Empfehlungen, hier insbeson<strong>der</strong>e auch zur Energiewende, waren Gegenstand<br />

des Berichts des Präsidenten, ebenso wie die konzeptionelle Neuorientierung von<br />

ALLEA nach <strong>der</strong> Generalversammlung <strong>im</strong> Frühjahr 2012 in Rom, auf <strong>der</strong> Günter<br />

Stock zum Präsidenten gewählt wurde, sowie die in <strong>der</strong> Folge eingeleiteten Entwicklungen.<br />

Im Mittelpunkt des Berichts von Vizepräsident Klaus Lucas stand <strong>der</strong> Fortgang<br />

<strong>der</strong> Bemühungen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, auf europäischer Ebene die interdisziplinäre Befassung<br />

mit gesellschaftlichen Zukunftsthemen zu initiieren und davon ausgehend<br />

Forschungsprogramme zu entwickeln, die Eingang in die europäische Forschungsför<strong>der</strong>ung<br />

finden. Exemplarisch wird in diesem Zusammenhang ein internationaler<br />

Workshop zum Thema „Sustainable Aquatic Food Supply – A European Workshop<br />

Generating Multidisciplinary Research Projects“ vorbereitet, <strong>der</strong> am 11. und<br />

12. März 2013 an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> stattfindet. Die Initiative wird vonseiten <strong>der</strong> EU sehr<br />

begrüßt. Er hat über die erfolgreich verlaufenden Gründungsvorbereitungen für eine<br />

arabisch-deutsche Junge Akademie berichtet, die <strong>im</strong> Zusammenhang mit den seit<br />

2009 unter Beteiligung <strong>der</strong> Jungen Akademie aktiv unternommenen Bemühungen<br />

um die Entwicklung enger deutsch-arabischer Beziehungen auf <strong>der</strong> Ebene des Nachwuchses<br />

stehen.<br />

Vizepräsident Christoph Markschies konzentrierte seinen Bericht auf die konzeptionellen<br />

Vorstellungen für das 2013 beginnende Jahresthema Zukunftsort: Europa<br />

sowie auf die Planungen zu einer Kooperation mit <strong>der</strong> israelischen und <strong>der</strong> palästinensischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften zum Thema Rationalisierung von Religion.<br />

Auf Empfehlung <strong>der</strong> Haushaltskommission <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> beschloss die Versammlung<br />

<strong>der</strong> Akademiemitglie<strong>der</strong> – jeweils unter dem Vorbehalt <strong>der</strong> Zust<strong>im</strong>mung <strong>der</strong><br />

Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung des Landes <strong>Berlin</strong> –<br />

den Nachtrag (Fassung vom 18. November 2011) zum Haushaltsplan 2011 für das<br />

Kapitel 03 – Drittmittel, den Nachtrag (Fassung vom 22. Mai 2012) zum Haushaltsplan<br />

2012 für das Kapitel 03 – Drittmittel, den Nachtrag (Fassung vom 22. Mai 2012)<br />

zum Haushaltsplan 2012 für Kapitel 02 – <strong>Berlin</strong>er Akademienvorhaben und für<br />

Kapitel 04 – Konferenzdienst, den Nachtrag (Fassung vom 19. September 2012) zum<br />

Haushaltsplan 2012 (in <strong>der</strong> Fassung vom 22. Mai 2012) für die Kapitel 01 – Grundhaushalt,<br />

02 – <strong>Berlin</strong>er Akademienvorhaben, 03 – Drittmittel, 04 – Konferenzdienst,<br />

06 – Brandenburger Akademienvorhaben. Sie beschloss den Haushaltsplanentwurf<br />

für das Jahr 2013 und entlastete den Vorstand <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> für seine Tätigkeit <strong>im</strong><br />

Jahre 2011 unter Vorbehalt <strong>der</strong> Genehmigung durch die Senatsverwaltung für Wirt-<br />

216 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


schaft, Technologie und Forschung des Landes <strong>Berlin</strong>. Sie nahm die Ergebnisse <strong>der</strong><br />

Prüfung <strong>der</strong> Haushaltsrechnungen 2001 bis 2010 des Kapitels „Nationaler Ethikrat“<br />

zur Kenntnis.<br />

Versammlung 217


Aus <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> des Rates<br />

RENATE NICKEL<br />

Sitzungen<br />

23. Februar Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung<br />

mit Zwischenberichten <strong>der</strong> Initiative Normativität<br />

– Objektivität – Handlung sowie <strong>der</strong> Kooperationsinitiative<br />

Die Rechtslehrer <strong>der</strong> Deutschen<br />

Demokratischen Republik<br />

28. Juni Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung<br />

mit dem Zwischenbericht <strong>der</strong> Nachwuchsgruppe<br />

Marktbasierte Instrumente für Ökosystemleistungen<br />

29. November Geschäftssitzung<br />

Wissenschaftliche Sitzungen<br />

In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Sitzung des Rates <strong>im</strong> Februar 2012 gaben die Initiative<br />

Normativität – Objektivität – Handlung sowie die Kooperationsinitiative Die Rechtslehrer<br />

<strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik ihren Zwischenbericht.<br />

Volker Gerhardt erläuterte Ziel und Stand <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en <strong>der</strong> Initiative Normativität<br />

– Objektivität – Handlung. Die Initiative verfolgt einen pragmatischen Ansatz,<br />

indem sie den Versuch untern<strong>im</strong>mt, die Dualismusdiskussion Materialismus/Idealismus<br />

zu überwinden und eine Neuordnung zu erreichen. In <strong>der</strong> Diskussion sprachen<br />

Horst Bredekamp, Carl Friedrich Gethmann, Martin Grötschel, Reinhard F. Hüttl<br />

und Günter Stock. Es wurde verabredet, das Thema zum Gegenstand einer interdisziplinären<br />

Debatte in <strong>der</strong> Versammlung zu machen, bei <strong>der</strong> auch die bislang fehlende<br />

Expertise jenseits <strong>der</strong> Philosophie zum Tragen käme.<br />

Von <strong>der</strong> Kooperationsinitiative Die Rechtslehrer <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />

Republik nahmen <strong>der</strong>en Sprecher Dieter S<strong>im</strong>on sowie Julia Küppers und Peter<br />

Nötzoldt an <strong>der</strong> Sitzung teil. Dieter S<strong>im</strong>on führte in die Präsentation des <strong>Arbeit</strong>sstandes<br />

und <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Initiative ein. Mit <strong>der</strong> Entdeckung eines „ungesäuber-<br />

218 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


ten“ Bestands an Personalakten <strong>der</strong> Rechtslehrer <strong>der</strong> DDR (an Universitäten und<br />

außeruniversitären Einrichtungen, an <strong>der</strong> Akademie für Staat und Recht, an Richterschulen<br />

usw.) habe sich die Frage gestellt, wie dieser wertvolle Bestand für die<br />

Forschung nutzbar gemacht werden kann. Die Kooperationsinitiative (beteiligt sind<br />

die Akademie, die Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> und das MPI für Rechtsgeschichte<br />

in Frankfurt/Main) stellt somit ein hilfswissenschaftliches Projekt für die Rechtsgeschichte<br />

und Rechtswissenschaft dar. Peter Nötzoldt erläuterte die Zusammensetzung<br />

des Datenbestandes, die enthaltenen Informationen und Lücken, sowie die Probleme,<br />

die Bestände angesichts fehlen<strong>der</strong> Findmittel unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />

zu erschließen. Julia Küppers, Autorin mehrerer Biographien, illustrierte am Beispiel<br />

des aus den Akten rekonstruierten Lebenslaufs eines bekannten Zivilrechtslehrers<br />

<strong>der</strong> DDR die zu erwartenden Ergebnisse.<br />

Dieter S<strong>im</strong>on erläuterte aus den Akten erschlossene verallgemeinerbare Befunde<br />

etwa zur sozialen Herkunft, zu Karriere entscheidenden Mechanismen, aber auch zur<br />

raschen Entwicklung einer eigenen, von <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bundesrepublik grundsätzlich<br />

verschiedenen Terminologie. Angesichts <strong>der</strong>artiger Befunde habe die Initiative von<br />

dem ursprünglichen Gedanken, als Ergebnis ein Lexikon <strong>der</strong> Rechtslehrer <strong>der</strong> DDR<br />

vorzulegen, Abstand genommen und sich für ein Handbuch <strong>der</strong> Rechtslehre <strong>der</strong><br />

DDR entschieden, in dem die Befunde als Essays integriert werden können.<br />

In <strong>der</strong> Diskussion sprachen Christoph Markschies, Wolfgang Neugebauer, Joach<strong>im</strong><br />

Sauer, Günter Stock und Christine Windbichler (vgl. Kapitel <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>).<br />

Geschäftssitzungen<br />

In den Geschäftssitzungen nahm <strong>der</strong> Rat den Bericht des Präsidenten über die Akademie<br />

betreffende aktuelle Entwicklungen und Ereignisse entgegen. Dazu zählten<br />

die Konstituierung des Senats <strong>der</strong> Akademie und die <strong>im</strong> Senat geführte Diskussion<br />

über die Befunde <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppe Exzellenzinitiative 2.0, die<br />

Einrichtung einer Schriftenreihe Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog als Diskussionsplattform,<br />

die Nostrifizierung <strong>der</strong> Empfehlungen <strong>der</strong> IAG Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n durch<br />

die Leopoldina sowie die Verabschiedung einer Stellungnahme <strong>der</strong> Ad-hoc-<strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

Tierversuche des Ständigen Ausschusses zur Umsetzung <strong>der</strong> EU-Richtlinie<br />

über Tierversuche in <strong>der</strong> Forschung in deutsches Recht.<br />

Der Rat votierte <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> nach eingehen<strong>der</strong> Diskussion zu 17 Zuwahlvorschlägen<br />

aus den Klassen und wählte 16 Ordentliche Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Er nahm die Berichterstattungen <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen und Initiativen<br />

entgegen, entschied über die Mittelzuweisung für die <strong>Arbeit</strong>sgruppen und<br />

Initiativen für das Jahr 2013 sowie über die <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Internationalisierung <strong>der</strong><br />

Akademie in 2013 zu för<strong>der</strong>nden Projekte. Er entschied <strong>im</strong> Juni die Fortsetzung <strong>der</strong><br />

Rat 219


Initiative Jahresthema <strong>der</strong> Akademie – für die Jahre 2013/2014 mit dem Schwerpunkt<br />

Zukunftsort: Europa – und befasste sich mit <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

Gegenworte.<br />

Der Rat berief die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Betreuungskommissionen für das Zentrum<br />

Preußen – <strong>Berlin</strong> und für das Mittelalterzentrum sowie für die Kommission Kant’s<br />

gesammelte Schriften. Er stellte die planmäßige Beendigung des Akademienvorhabens<br />

<strong>Berlin</strong>er Klassik zum 31. Dezember 2012 fest, nahm <strong>im</strong> Juni den Bericht über<br />

den Stand <strong>der</strong> Beratungen über Neuvorhaben für das Akademienprogramm 2014<br />

zust<strong>im</strong>mend zur Kenntnis und beschloss <strong>im</strong> November, die Anträge Historisch-<br />

Kritische Edition <strong>der</strong> Briefe von und an Adelbert von Chamisso (1796–1838) und<br />

Uwe Johnson-Werkausgabe als Neuvorhaben <strong>im</strong> Akademienprogramm ab 2014<br />

vorzusehen.<br />

Der Rat wählte Rolf Emmermann, Etienne François und Carl Friedrich Gethmann<br />

zu Mitglie<strong>der</strong>n des Untersuchungsausschusses zur Sicherung guter wissenschaftlicher<br />

Praxis. Der Vorstand hatte zuvor Jochen Taupitz als Vorsitzenden und Ulrike<br />

Freitag als stellvertretende Vorsitzende – zugleich als externe Mitglie<strong>der</strong> des Untersuchungsausschusses<br />

– und Friedhelm Neidhardt als Ombudsperson berufen.<br />

220 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Aus <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Klassen<br />

RENATE NICKEL<br />

Klassensitzungen<br />

23. Februar<br />

Geisteswissenschaftliche Klasse Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Dieter S<strong>im</strong>on spricht über „Recht als Rhetorik“<br />

Sozialwissenschaftliche Klasse Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Karl Ulrich Mayer spricht über „Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>im</strong> Wissenschaftssystem, insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Verhältnis<br />

von universitärer zu außeruniversitärer<br />

Forschung“<br />

Biowissenschaftlichmedizinische<br />

Klasse<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Es sprechen Ulrike Stein (<strong>Berlin</strong>, Preis <strong>der</strong> Akademie<br />

gestiftet von <strong>der</strong> Monika Kutzner Stiftung für<br />

Krebsforschung 2010) zum Thema „Neue molekulare<br />

Konzepte für Prognose und Prävention <strong>der</strong><br />

Metastasierung“ und Stefan Niemann (Lübeck,<br />

Eva und Klaus Grohe-Preis <strong>der</strong> Akademie 2011)<br />

über „Globale Populationsstruktur und Übertragung<br />

multiresistenter M.tuberculosis Stämme“<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Theodor Hiepe<br />

24. Februar<br />

Mathematischnaturwissenschaftliche<br />

Klasse<br />

Technikwissenschaftliche Klasse<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Mary Williams (Potsdam, Nachwuchswissenschaftlerpreis<br />

des Landes Brandenburg 2011)<br />

spricht zum Thema „Aquarius-Stream“<br />

Geschäftssitzung<br />

4. Mai<br />

Technikwissenschaftliche Klasse<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung<br />

mit einer Debatte über Interdisziplinarität in <strong>der</strong><br />

Forschung<br />

Klassen 221


29. Juni<br />

Geisteswissenschaftliche Klasse 100. Geschäftssitzung und Wissenschaftliche<br />

Sitzung:<br />

Julian Nida-Rümelin spricht über „Moralische<br />

Dilemmata und praktische Vernunft“<br />

Sozialwissenschaftliche Klasse Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Wolfgang Merkel spricht über „Krise <strong>der</strong> Demokratie?<br />

Welche Krise?“ mit Kommentaren von<br />

Michael Zürn und Stephan Leibfried<br />

Mathematischnaturwissenschaftliche<br />

Klasse<br />

Biowissenschaftlichmedizinische<br />

Klasse<br />

Technikwissenschaftliche Klasse<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Matthias Steinmetz (Potsdam) spricht über<br />

„Johann Gottfried Galle und die Entdeckung<br />

des Neptuns“<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Minisymposium „Biodiversität“<br />

Es sprechen Johannes Vogel (<strong>Berlin</strong>) über<br />

„Forschung – Objekt – Partizipation. Das naturkundliche<br />

Forschungsmuseum des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts“<br />

und Miguel Vences (Braunschweig) über<br />

„Biodiversitätserfassung und ihre perspektivische<br />

Weiterentwicklung: Beispiele aus dem Diversitäts-Hotspot<br />

Madagaskar“<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Axel Meyer<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Es spricht Anja Feldmann (<strong>Berlin</strong>) über<br />

„Netzwerk-Architekturen des Internet“<br />

11. Oktober<br />

Geisteswissenschaftliche Klasse<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung<br />

mit Preisträgern <strong>der</strong> Akademie:<br />

Es sprechen Monique Scheer (Tübingen, Walter<br />

de Gruyter-Preis 2011) zum Thema „Außer sich<br />

vor Begeisterung. Zur Entdeckung von Gefühlswissen<br />

für die Emotionspraxis“ und Martin<br />

Mulsow (Gotha, Akademiepreis 2011) zum<br />

Thema „Ein verrückter Professor? Enigmatik,<br />

Polysemie und Bibelphilologie <strong>im</strong> frühen<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t“<br />

222 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


17. Oktober<br />

Technikwissenschaftliche Klasse<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Thomas Schildhauer (<strong>Berlin</strong>) spricht über<br />

„Internet & Gesellschaft“<br />

30. November<br />

Geisteswissenschaftliche Klasse Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Wolfgang Neugebauer spricht über „Otto Hintzes<br />

Weg zur Weltgeschichte“<br />

Sozialwissenschaftliche Klasse Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Stefan Reichelstein spricht über „Die Wirtschaftlichkeit<br />

Alternativer Strategien zur Reduktion<br />

von CO 2 -Emissionen“ mit Kommentaren von<br />

Klaus M. Schmidt und Wolfgang Schön<br />

Mathematischnaturwissenschaftliche<br />

Klasse<br />

Biowissenschaftlichmedizinische<br />

Klasse<br />

Technikwissenschaftliche Klasse<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Es sprechen Dirk Kre<strong>im</strong>er (<strong>Berlin</strong>) über „Die<br />

Welt, skizziert und gezählt: Quantenfeldtheorie<br />

in Naturbeschreibung und Zahlentheorie“ und<br />

Harald Fritzsch über „Quantenchromodynamik“<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung:<br />

Minisymposium „Krebsforschung“<br />

Es sprechen S<strong>im</strong>one Fulda (Frankfurt/Main) über<br />

„Apoptosesignalwege als neue Ansatzpunkte für<br />

zielgerichtete Krebstherapien“ und Thomas G.<br />

Hofmann (Heidelberg, Preis <strong>der</strong> Akademie<br />

gestiftet von <strong>der</strong> Monika Kutzner Stiftung für<br />

Krebsforschung 2012) über „Molekulare Mechanismen<br />

von Zellschicksalsentscheidungen nach<br />

DNS-Schaden“<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Bernd Dörken<br />

Geschäftssitzung und Wissenschaftliche Sitzung<br />

zum Thema „Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

komplexer Systeme“ mit Impulsreferaten von<br />

Walter Michaeli und Thomas Sikora<br />

Klassen 223


Wissenschaftliche Sitzungen<br />

Breiten Raum in <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Klassen nahmen <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> wie<strong>der</strong>um Vorträge<br />

und Diskussionen zu wissenschaftlichen Themen ein. Alle Geschäftssitzungstermine<br />

wurden mit wissenschaftlichen Sitzungen verbunden. Zum Inhalt <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Sitzungen <strong>im</strong> Einzelnen siehe oben stehende Übersicht. Die Mathematischnaturwissenschaftliche<br />

Klasse und die Biowissenschaftlich-medizinische Klasse luden<br />

Nachwuchswissenschaftler, die mit Preisen <strong>der</strong> Akademie beziehungsweise mit dem<br />

Nachwuchswissenschaftlerpreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet wurden, zu<br />

Vorträgen ein.<br />

Geschäftssitzungen<br />

In den Geschäftssitzungen standen in allen Klassen systematische Überlegungen für<br />

die Zuwahl weiterer Akademiemitglie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Tagesordnung, zum Teil vorbereitet<br />

durch kleine <strong>Arbeit</strong>skreise <strong>der</strong> Klassen. Christoph Markschies wurde als Sekretar und<br />

Jürgen Trabant als stellvertreten<strong>der</strong> Sekretar <strong>der</strong> Geisteswissenschaftlichen Klasse<br />

wie<strong>der</strong> gewählt, Stephan Leibfried und Herfried Münkler wurden von <strong>der</strong> Sozialwissenschaftlichen<br />

Klasse in ihren Ämtern als Sekretar und als stellvertreten<strong>der</strong><br />

Sekretar bestätigt. Auf <strong>der</strong> Tagesordnung <strong>der</strong> Geisteswissenschaftlichen, <strong>der</strong> Biowissenschaftlich-medizinischen<br />

und <strong>der</strong> Technikwissenschaftlichen Klasse standen<br />

das Findungs- und Auswahlverfahren für die in <strong>der</strong> Verantwortung dieser Klassen<br />

liegenden Preise <strong>der</strong> Akademie.<br />

In <strong>der</strong> Geisteswissenschaftlichen Klasse waren die Ergebnisse <strong>der</strong> Evaluierung<br />

von Akademienvorhaben und die Anträge für Neuvorhaben auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

Des Weiteren befasste sie sich mit den Plänen für eine Kooperation mit <strong>der</strong> israelischen<br />

und <strong>der</strong> palästinensischen Akademie zum Thema „Rationalisierungen von<br />

Religion“. Im Juni traf sie sich zu ihrer 100. Klassensitzung.<br />

In <strong>der</strong> Sozialwissenschaftlichen Klasse standen die Planung und Konzeption des<br />

Triple-Krisen-Forums zum Thema „Subpr<strong>im</strong>e, Staatsschulden, Euro“ <strong>im</strong> Februar<br />

2013 auf <strong>der</strong> Tagesordnung, die regelmäßige Befassung mit dem Fortgang und den<br />

Ergebnissen <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppe Exzellenzinitiative 2.0 sowie die<br />

Planung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Sitzungen <strong>der</strong> Klasse in 2013.<br />

Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse diskutierte über „Vertrauen in<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft“ und sprach sich dafür aus, dieses Thema für einen geeigneten<br />

größeren Rahmen, etwa als Debatte <strong>der</strong> Versammlung o<strong>der</strong> als Jahresthema, zu<br />

überlegen.<br />

Die Biowissenschaftlich-medizinischen Klasse setzte sich mit <strong>der</strong> Kooperationsanfrage<br />

des <strong>Berlin</strong>er Tierparks zur Konzeption des Projekts „Galapagos – Botschaft<br />

224 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


<strong>der</strong> Natur“ auseinan<strong>der</strong> und vereinbarte, dieses Anliegen eingehen<strong>der</strong>, auch unter<br />

Hinzuziehung von Experten an<strong>der</strong>er Forschungsinstitutionen, zu diskutieren.<br />

Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Technikwissenschaftlichen Klasse waren die Planung<br />

und Konzeption des Tags <strong>der</strong> Technikwissenschaften sowie <strong>der</strong> Technikwissenschaftlichen<br />

Akademievorlesungen, die von <strong>der</strong> Klasse organisiert werden. Die<br />

Vorträge von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Klasse an Brandenburger Schulen wurden gewürdigt<br />

und für die Werbung weiterer Referenten genutzt. Es wurde das Angebot von technikwissenschaftlichen<br />

Vorträgen für Leistungskurse ausgewählter <strong>Berlin</strong>er Schulen<br />

erwogen. Die Klasse führte eine Debatte zu „Interdisziplinarität in <strong>der</strong> Forschung“<br />

sowie über „Internet und Gesellschaft“. Sie diskutierte eine Reihe potenzieller<br />

Themen für ihre wissenschaftlichen Sitzungen in 2013.<br />

Klassen 225


Ausschuss Akademievorhaben<br />

BERICHT VOLKER GERHARDT<br />

Der Ausschuss Akademievorhaben tagte <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> am 30. Mai und am 28. November.<br />

Am 28. März nahmen die Mitglie<strong>der</strong> des Ausschusses an <strong>der</strong> Sitzung <strong>der</strong><br />

vom Präsidenten einberufenen Strategiekommission teil, <strong>der</strong> sie ex officio angehören.<br />

Im Rahmen dieser Sitzung wurden neben den strukturellen Fragen – Auswirkungen<br />

des <strong>Arbeit</strong>srechts, finanzielle Situation <strong>der</strong> Vorhaben, Weiterbildung<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Einsatz <strong>der</strong> Informationstechnologie –<br />

insbeson<strong>der</strong>e über die insgesamt elf eingereichten Voranträge für das Akademienprogramm<br />

2014 diskutiert. Es wurde beschlossen, dem Rat zu empfehlen, einen<br />

Antragsteller aufzufor<strong>der</strong>n, einen Vollantrag zu stellen, zwei weitere Antragsteller<br />

sollten zur nächsten Sitzung des Ausschusses Akademievorhaben eingeladen werden,<br />

um detailliertere Erläuterungen abzugeben. Schließlich wurde darüber debattiert,<br />

wie die vom Wissenschaftsrat als Ergebnis <strong>der</strong> letzten Evaluation des Akademienprogramms<br />

angeregte „Öffnung“ des Akademienprogramms für die sozialwissenschaftliche<br />

Forschung auf den Weg gebracht werden könne.<br />

In <strong>der</strong> Sitzung am 30. Mai wurden unter an<strong>der</strong>em die Papiere für die Durchführungskontrollen<br />

2012 und die Gutachtervorschläge für die Projektevaluationen 2013<br />

besprochen. Darüber hinaus stellten zwei Antragsteller für Neuvorhaben ihre Projekte<br />

vor. Der Ausschuss sprach sich nachdrücklich für die För<strong>der</strong>ung eines Antrags<br />

aus, <strong>der</strong> mit Mitteln aus Mecklenburg-Vorpommern geför<strong>der</strong>t werden soll. Damit<br />

betritt die <strong>BBAW</strong> insofern Neuland, als sie – bei erfolgreicher Beantragung – zum<br />

ersten Mal ein Akademienvorhaben wissenschaftlich und organisatorisch betreuen<br />

wird, dessen <strong>Arbeit</strong>sstelle nicht in <strong>Berlin</strong> o<strong>der</strong> Brandenburg liegen wird. Das zweite<br />

Projekt wurde zur weiteren Behandlung an das Mittelalterzentrum verwiesen.<br />

Nachdem die Wissenschaftliche Kommission <strong>der</strong> Union <strong>der</strong> deutschen Akademien<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften in ihrer Frühjahrssitzung einen Neuantrag <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> als nicht<br />

för<strong>der</strong>ungswürdig eingestuft hatte, schloss sich <strong>im</strong> Ausschuss eine intensive Diskussion<br />

über die Ursachen <strong>der</strong> Ablehnung an, in <strong>der</strong>en Mittelpunkt die Frage <strong>der</strong><br />

Qualitätssicherung stand.<br />

In <strong>der</strong> letzten Sitzung des Ausschusses <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> wurden die beiden für das<br />

Akademienprogramm 2014 vorgesehenen Anträge, die jetzt voll ausgearbeitet waren,<br />

intensiv diskutiert und dem Rat zur Annahme und Weiterleitung an die Union emp-<br />

226 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


fohlen, in einem Fall mit verschiedenen Ergänzungen. Die Durchführungskontrollen<br />

2012 hatten nicht in allen Fällen die erwarteten Ergebnisse gezeitigt. Zu einem Vorhaben<br />

erwartete die Wissenschaftliche Kommission eine weitere Erläuterung, zu<br />

einem an<strong>der</strong>en einen überarbeiteten <strong>Arbeit</strong>s- und Zeitplan. Der Ausschuss diskutierte<br />

zudem ausführlich über eine neu zu berufende Fachkommission und sprach für den<br />

Rat die Empfehlung aus, diese in <strong>der</strong> vorgeschlagenen Zusammensetzung zu berufen.<br />

So ist es dann auch geschehen. Schließlich informierte <strong>der</strong> Sprecher des Mittelalterzentrums<br />

über die Diskussionen des Antrags, den <strong>der</strong> Ausschuss ihm zur weiteren<br />

Behandlung <strong>im</strong> Zentrumsrat übergeben hatte.<br />

Im Laufe des <strong>Berichtsjahr</strong>es verfestigte sich <strong>der</strong> Eindruck, dass sich <strong>der</strong> Ausschuss,<br />

wie dies bereits <strong>im</strong> letzten Jahr angezeigt wurde, <strong>im</strong>mer intensiver mit Fragen<br />

<strong>der</strong> Qualitätskontrolle beschäftigen muss, und zwar sowohl mit Blick auf potenzielle<br />

Neuvorhaben als auch auf laufende Vorhaben. Die „exogenen“ Ursachen für diese<br />

Entwicklung sind zum einen in dem gesteigerten Wettbewerb um freie Plätze <strong>im</strong><br />

Akademienprogramm zu suchen, zum an<strong>der</strong>en in dem <strong>im</strong> Vergleich zu früheren<br />

Jahren deutlich gesteigerten Zugriff <strong>der</strong> Zuwendungsgeber.<br />

Ausschuss Akademievorhaben 227


Über die <strong>Arbeit</strong> des Publikationsausschusses<br />

<strong>im</strong> Jahr 2012<br />

SIEGFRIED GROSSMANN<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Publikationsausschusses: Siegfried Großmann (Vorsitz), Ingelore<br />

Hafemann, Peter Költzsch, Barbara Krahé, Wolf-Hagen Krauth, Winnetou Sosa,<br />

Angelika Storrer. Gast: Claudia Ohst (Justiziarin); Organisation und Protokoll:<br />

Nora Kristen-Hochrein.<br />

Die ab dem <strong>Berichtsjahr</strong> erweiterte Zusammensetzung des Publikationsausschusses<br />

und die damit einhergehende breitere Verankerung <strong>der</strong> Ausschussarbeit in den Klassen<br />

haben sich als segensreich für die <strong>Arbeit</strong> erwiesen.<br />

Hauptaufgabe des Publikationsausschusses war auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong>, eine<br />

Vielzahl von Verlagsverträgen zu beraten, gegebenenfalls Verbesserungen einzufor<strong>der</strong>n,<br />

sie nach Zusatzverhandlungen mit den Verlagen erneut zu beraten, und sie<br />

schließlich zu verabschieden, bevor sie an den Präsidenten mit einer Empfehlung<br />

zur Unterschrift weitergeleitet wurden. Die Durchsetzung <strong>der</strong> Publikationspolitik <strong>der</strong><br />

<strong>BBAW</strong>, insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Hinblick auf die Bewahrung unserer elektronischen Rechte<br />

und die bekannten an<strong>der</strong>en Eckpunkte (siehe Homepage <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>), ist inzwischen<br />

Routine geworden. Zu achten ist aber oft noch auf eventuelle Fristen bis zur elektronischen<br />

Sichtbarmachung durch die <strong>BBAW</strong>, also die sogenannten „moving walls“.<br />

Zunehmend werden bewährte Vertragsmuster wie<strong>der</strong>holt, was die <strong>Arbeit</strong> erheblich<br />

erleichtert.<br />

Zu den mitteilenswerten Beson<strong>der</strong>heiten gehört es <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>, dass Akademie-Mitglie<strong>der</strong>,<br />

-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sich stärker um die sie betreffenden<br />

Vertragsgestaltungen kümmern, sie kritisch hinterfragen, Unverständnis äußern,<br />

Verbesserungen möchten. Deshalb soll in diesem Jahresbericht auf einige typische<br />

Punkte in den Autoren- bzw. den Herausgeberverträgen näher eingegangen werden.<br />

– Man findet <strong>der</strong>en vom Vorstand verabschiedete und nunmehr gebräuchliche<br />

Kurzfassungen übrigens unter http://www.bbaw.de/bbaw/Akademie_intern/Formulare/<br />

Mustervertraege (zugänglich für Mitglie<strong>der</strong>) und http://dickicht.bbaw.de/Recht/<br />

publikation/ (<strong>im</strong> internen Netz). Die Kurzformen dieser Verträge beziehen sich<br />

wegen zahlreicher als notwendig erachteter vertraglich zu regeln<strong>der</strong> Einzelheiten<br />

ausdrücklich auf den jeweils auszuhandelnden Vertrag zwischen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und dem<br />

jeweiligen Verlag, ohne ihn <strong>im</strong> Einzelnen zu wie<strong>der</strong>holen; die jeweiligen Verlagsverträge<br />

sind deshalb Bestandteile <strong>der</strong> Autoren beziehungsweise Herausgeberverträge.<br />

228 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Be<strong>im</strong> Abschluss von Verlagsverträgen sieht sich die Akademie stets als Sachwalter<br />

ihrer Autoren. Sie erachtet das als ein hohes Gut. Deshalb sind alle Beteiligten<br />

gebeten, sich bei ihren Autoren-, Herausgeber- wie auch den angestrebten Verlagsverträgen<br />

möglichst bereits in <strong>der</strong> Frühphase <strong>der</strong> Planung einer Veröffentlichung<br />

einzubringen, sie zumindest zur Kenntnis zu nehmen o<strong>der</strong> eventuelle Vorstellungen<br />

zu äußern. Nur dadurch erhalten sie auch die Möglichkeit, die Verlagsverhandlungen<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> <strong>im</strong> Sinne ihrer ureigenen Interessen zu unterstützen und zu gestalten.<br />

Die Verlage bestehen auf gewissen, <strong>im</strong> Allgemeinen auch einsehbaren Regelungen<br />

in den Verlagsverträgen mit <strong>der</strong> Akademie. Offensichtlich müssen sich solche<br />

Regelungen in den Autoren- beziehungsweise den Herausgeberverträgen spiegeln,<br />

denn die <strong>BBAW</strong> kann sie nur dann dem Verlag gegenüber garantieren, wenn die<br />

Autoren beziehungsweise Herausgeber ihr diese Rechte vorher eingeräumt haben.<br />

Ob zum Beispiel verwendetes Schrift- o<strong>der</strong> Bildmaterial frei von Rechten Dritter<br />

ist, muss dem Verlag von <strong>der</strong> Akademie garantiert werden; damit die <strong>BBAW</strong> dies<br />

tun kann, müssen die Autoren ihrerseits <strong>der</strong> Akademie diese Rechtefreiheit garantieren.<br />

Die Rechtekette darf keine Lücken aufweisen. O<strong>der</strong>: Die Verlage fragen<br />

(einsehbar) auch ab, ob die <strong>BBAW</strong> die einzuräumenden Rechte auch hat und auch<br />

allein über sie verfügen kann. Damit die <strong>BBAW</strong> das erklären kann, muss sie dieselbe<br />

Frage an die Autoren und – für ihren Teil– die Herausgeber entsprechend<br />

stellen. O<strong>der</strong>: Die Veröffentlichung von Sammelbänden, oft gepflegter Brauch bei<br />

uns, bedarf offensichtlich koordinieren<strong>der</strong> und mitgestalten<strong>der</strong> Herausgeber. Herausgeberschaft<br />

gibt aber nicht nur Recht und Ehre, son<strong>der</strong>n bringt auch Pflichten<br />

(Vorwort bzw. Klappentext schreiben usw.) mit sich. Wer diese nicht übernehmen<br />

möchte, kann nicht Herausgeber sein. Und Herausgeber haben für ihre jeweils <strong>im</strong><br />

Rahmen <strong>der</strong> Herausgeberschaft gemachten Beiträge Rechtegarantien an die Akademie<br />

zu übertragen, damit diese sie wie<strong>der</strong>um den Verlagen einräumen kann.<br />

Aufgrund vorliegen<strong>der</strong> Erfahrungen soll <strong>der</strong> Hinweis gegeben werden, dass nachträglich<br />

<strong>im</strong> vorgelegten Vertrag gemachte Textverän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Streichungen den<br />

Vertrag juristisch ungültig machen. Besser vorher besprechen und Einvernehmen<br />

herstellen!<br />

Die gute Sichtbarkeit <strong>der</strong> Akademiepublikationen auf <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>-Homepage, siehe<br />

„Publikationen“ und das dortige Menü, ist erfreulich. Viele unserer Schriften sind<br />

dort zugänglich, etwa die Jahrbücher, die Bände <strong>der</strong> Debatte, die Gegenworte und so<br />

weiter. Sie liegen auf unserem <strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong> und sind gut mit <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>-Homepage<br />

verlinkt. Dadurch entfällt eine lange, mehrstufige Suche. Der Publikationsausschuss<br />

dankt den Beteiligten aus Bibliothek, IT-Bereich und Wissenschaftsadministration.<br />

Zum Schluss soll <strong>der</strong> Hinweis auf die von <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> allen Mitarbeitern, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitglie<strong>der</strong>n angebotene Hilfe, ihre wissenschaftlichen Ergebnisse<br />

frei öffentlich zugänglich zu machen, wie<strong>der</strong>holt werden. Für die elektronische Publi-<br />

Publikationsausschuss 229


kation ihrer <strong>Arbeit</strong>en stehen in <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> ihre Webseite sowie unser <strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong><br />

zur Verfügung. Auf diesem können Text- und Bilddokumente eingestellt und <strong>der</strong><br />

interessierten Öffentlichkeit vorgelegt werden, „veröffentlicht“ werden. Die oben<br />

genannten Verantwortlichen helfen dabei gerne. Sie for<strong>der</strong>n gegebenenfalls vom<br />

Verlag die elektronischen Satzdaten an (was deshalb natürlich vorher vertraglich<br />

vereinbart worden sein muss).<br />

Dieser Service steht den Akademiemitglie<strong>der</strong>n, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

übrigens auch <strong>im</strong> Falle eigener Autorenverträge mit Verlagen zur Verfügung, um<br />

ihre elektronischen Rechte zu wahren. Die genannten Vertragsmuster und Eckpunkte<br />

können auch dabei behilflich sein. Die Akademie bittet, für die elektronische Publikation<br />

solcher eigenen Veröffentlichungen ebenfalls den <strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong> <strong>der</strong> Akademie<br />

als einen kostenfreien und langfristig sicheren Zugang zu nutzen.<br />

230 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Zentren<br />

Die Akademie vereint ihre inhaltlich verwandten kurz- und langfristigen Forschungsvorhaben<br />

in Zentren. Eingerichtet wurden das Zentrum Grundlagenforschung Alte<br />

Welt, das Mittelalterzentrum, das Zentrum Preußen – <strong>Berlin</strong> und das Zentrum Sprache.<br />

Die Zentren <strong>der</strong> Akademie haben die Aufgabe, die Kommunikation zwischen den<br />

Vorhaben zu intensivieren und die verschiedenartigen Kompetenzen breit nutzbar<br />

zu machen. Sie sollen darüber hinaus die Kooperationsfähigkeit mit universitären<br />

und außeruniversitären Einrichtungen stärken und einrichtungsübergreifende Exzellenzcluster<br />

in <strong>Berlin</strong> und Brandenburg katalysieren helfen, auch indem sie die<br />

Sichtbarkeit <strong>der</strong> Akademieforschung innerhalb <strong>der</strong> wissenschaftlichen Gemeinschaft<br />

ebenso wie in <strong>der</strong> Öffentlichkeit erhöhen. Schließlich spielen die Zentren eine wichtige<br />

Rolle bei <strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mung des Forschungsportfolios <strong>der</strong> Akademie und <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Betreuung <strong>der</strong> Projekte.<br />

Kommission Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt<br />

BERICHT BERND SEIDENSTICKER<br />

Im Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt sind die altertumswissenschaftlichen<br />

Akademienvorhaben <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

zusammengeschlossen: das Altägyptische Wörterbuch, <strong>der</strong> Census of Antique Works<br />

of Art and Architecture Known in the Renaissance, das Corpus Inscriptionum<br />

Latinarum, Galen als Vermittler, Interpret und Vollen<strong>der</strong> <strong>der</strong> antiken Medizin, Die<br />

alexandrinische und antiochenische Bibelexegese in <strong>der</strong> Spätantike, die Inscriptiones<br />

Graecae, das Corpus Coranicum – Textdokumentation und Kommentar zum Koran,<br />

die Turfanforschung sowie das Neuvorhaben Commentaria in Aristotelem Graeca et<br />

Byzantina, das dem Zentrum seit dem 1. Januar 2012 angehört. Hauptaufgabe dieses<br />

Unternehmens, das an die von <strong>der</strong> Königlich Preußischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

herausgegebenen Commentaria in Aristotelem Graeca anschließt, ist die<br />

Edition spätantiker und byzantinischer Kommentare zu Aristoteles. Das schon seit<br />

dem Jahr 2003 <strong>im</strong> Akademienprogramm geför<strong>der</strong>te Vorhaben Census of Antique<br />

Works of Art and Architecture Known in the Renaissance ist seit dem <strong>Berichtsjahr</strong><br />

Zentren 231


Mitglied des Zentrums. Schließlich werden durch das Zentrum <strong>der</strong> Nachlass des<br />

2003 beendeten Vorhabens Das griechische Münzwerk und das inzwischen über<br />

Drittmittel finanzierte Projekt Prosopographia Imperii Romani betreut.<br />

Neu in die Kommission berufen wurde Therese Fuhrer (Freie Universität <strong>Berlin</strong>).<br />

Die Bewilligung des Exzellenzclusters TOPOI II und die Gründung des <strong>Berlin</strong>er<br />

Antike-Kollegs mit <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong> Graduate School of Ancient Studies haben die Vernetzung<br />

<strong>der</strong> Vorhaben untereinan<strong>der</strong> und mit den Hochschulen und außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen in <strong>Berlin</strong> und darüber hinaus verstärkt. Stellvertretend dafür<br />

seien hier nur die Organisation und Durchführung <strong>der</strong> von den altertumswissenschaftlichen<br />

Editionsvorhaben geplanten Sommerschule „Griechische Paläographie,<br />

Handschriftenkunde und Editionswissenschaft“ in Zusammenarbeit mit dem <strong>Berlin</strong>er<br />

Antike-Kolleg sowie die Initiierung des Graduiertenprogramms Languages and Cultures<br />

of the Silk Road durch das Vorhaben Turfanforschung genannt.<br />

Am Vorabend <strong>der</strong> Kommissionssitzung, dem 24. Februar 2012, tagte das Plenum<br />

des Zentrums. Im wissenschaftlichen Teil sprach Klaus Hallof, <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstellenleiter<br />

des Vorhabens Inscriptiones Graecae, über „Das Corpus <strong>der</strong> Inschriften von<br />

Olympia“. Anschließend fand <strong>im</strong> Leibniz-Saal <strong>der</strong> Akademie die inzwischen traditionelle<br />

öffentliche Abendveranstaltung des Zentrums statt. Im Gegensatz zu den<br />

vorangegangenen Jahren, als jeweils ein an eine breitere Öffentlichkeit adressierter<br />

Vortrag <strong>im</strong> Mittelpunkt stand, kam in diesem Jahr ein Satyrspiel zur Aufführung.<br />

Im überfüllten Leibniz-Saal führte zuerst <strong>der</strong> Sprecher des Zentrums in diese fast<br />

vollständig verlorene Gattung des griechischen Dramas ein. Anschließend präsentierten<br />

Studentinnen und Studenten aus Halle die Ichneutai des Sophokles in <strong>der</strong><br />

freien Übersetzung (mit Ergänzungen) von Carl Robert (1850–1922).<br />

Den wissenschaftlichen Höhepunkt des <strong>Berichtsjahr</strong>s bildete <strong>der</strong> „XIV Congressus<br />

Internationalis Epigraphiae Graecae et Latinae“, <strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> beiden<br />

epigraphischen Vorhaben <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, des Corpus Inscriptionum Latinarum und<br />

<strong>der</strong> Inscriptiones Graecae, mit Unterstützung <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

in <strong>Berlin</strong> organisiert und durchgeführt wurde. Den Auftakt <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

bildete <strong>der</strong> Vortrag von Stefan Rebenich zum Thema „<strong>Berlin</strong> und die antike Epigraphik“,<br />

in dem er die Geschichte <strong>der</strong> Epigraphik in <strong>Berlin</strong> <strong>im</strong> Allgemeinen und<br />

an <strong>der</strong> Akademie <strong>im</strong> Beson<strong>der</strong>en nachzeichnete. Die mehr als 550 registrierten<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Kontinenten diskutierten vom 27. August<br />

bis zum 31. August 2012 in insgesamt fünf Plenarsitzungen und zwölf Sektionssitzungen<br />

unter dem Generalthema „Öffentlichkeit, Monument, Text“ Fragen und<br />

Probleme <strong>der</strong> Epigraphik. Am Mittwochnachmittag, dem 29. August 2012, präsentierten<br />

sich die altertumswissenschaftlichen Akademienvorhaben <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> in den<br />

Räumen um den Leibniz-Saal interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern des<br />

Kongresses.<br />

232 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Für weitere Veranstaltungen <strong>der</strong> einzelnen Vorhaben sei auf die Berichte <strong>der</strong><br />

Projekte verwiesen.<br />

Das Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt leistet einen gewichtigen Beitrag<br />

zur Stärkung <strong>der</strong> in den letzten Jahren in <strong>Berlin</strong> expandierenden altertumswissenschaftlichen<br />

Forschung.<br />

Kommission Mittelalterzentrum<br />

BERICHT MICHAEL BORGOLTE<br />

Nach seiner Eröffnung Anfang November 2011 veranstaltete das Mittelalterzentrum<br />

am 30. November 2011 unter Leitung von Michael Borgolte seinen ersten Workshop<br />

über „Migrationen als transkulturelle Verflechtungen. Italien von ca. 400 bis<br />

ca. 1000“. Am 21. Februar 2012 lud es zu einer öffentlichen Abendveranstaltung ein,<br />

bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> frühere Direktor des Max-Planck-Instituts für Geschichte in Göttingen,<br />

Otto Gerhard Oexle, über „Die Gegenwart des Mittelalters“ referierte. Besuch und<br />

Resonanz waren ausgezeichnet. Es ist geplant, in jedem Jahr an Fastnacht einen<br />

entsprechenden Jahresvortrag durch einen renommierten auswärtigen Fachwissenschaftler<br />

durchzuführen und die Vorträge in einer neuen Reihe <strong>der</strong> Akademie als<br />

Separata zu veröffentlichen (Das mittelalterliche Jahrtausend).<br />

Das Zentrum unterstützte seine Vorhaben bei Evaluationen (Monumenta Germaniae<br />

Historica, Regesta Imperii) und Neuanträgen (Deutsche Texte des Mittelalters),<br />

sein Sprecher beteiligt sich an <strong>der</strong> neu gebildeten Interakademischen Kommission<br />

(<strong>Berlin</strong>-Brandenburg und Mainz) zur Koordinierung <strong>der</strong> Glasfensterforschungen in<br />

Potsdam und Freiburg. In <strong>der</strong> Sitzung des Zentrumsrates am 15. August 2012 stellte<br />

Sabine Schmidtke (Freie Universität <strong>Berlin</strong>) ihr geplantes Vorhaben Jüdische und<br />

islamische Ideengeschichte vom 9. bis 16. Jahrhun<strong>der</strong>t. Die Abraham Firkovitch<br />

Sammlungen in St. Petersburg vor, <strong>der</strong>en Aufnahme in das Akademienprogramm<br />

vom Zentrum unterstützt wird. Ferner wirkt das Zentrum mit an Planungen für eine<br />

Tagung über „Sichtbarkeit – Lesbarkeit – Zugänglichkeit. Möglichkeiten <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

<strong>im</strong> Mittelalter“ (28. und 29. Mai 2013) und eine Sommerschule „Historische<br />

Grundwissenschaften in <strong>der</strong> mediävistischen Praxis“ (9. bis 12. September 2013).<br />

Über die Geschichte <strong>der</strong> Mittelalterforschung an <strong>der</strong> Akademie und die Aufgaben<br />

des Zentrums (s. a. http://www.bbaw.de/forschung/zentren/mittelalter) berichtet <strong>der</strong><br />

Sprecher ausführlicher unter dem Titel „Sisyphos <strong>der</strong> Mediävist“, in: Die Akademie<br />

am Gendarmenmarkt 2012/13. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 22–27.<br />

Zentren 233


Kommission Zentrum Preußen – <strong>Berlin</strong><br />

BERICHT WOLFGANG NEUGEBAUER<br />

Im Jahre 2012 ist es gelungen, das Zentrum Preußen – <strong>Berlin</strong> einer weiteren Öffentlichkeit<br />

vorzustellen. Der Sprecher des Zentrums hatte <strong>im</strong> Rahmen seiner Berufungsverhandlungen<br />

die Mittel eingeworben, um eine Ringvorlesung zum Thema „Neue<br />

Wege <strong>der</strong> Geschichte Preußens“ zu veranstalten. Diese Reihe, getragen vom Zentrum<br />

Preußen – <strong>Berlin</strong> und <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, fand seit dem April 2012<br />

<strong>im</strong> Einstein-Saal <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> statt. Bis zum Dezember wurden an elf Abenden von<br />

Vortragenden aus <strong>der</strong> Akademie und aus kooperierenden Einrichtungen innerhalb<br />

und außerhalb <strong>Berlin</strong>s mo<strong>der</strong>ne Forschungsfel<strong>der</strong> einem universitären und einem<br />

weiten außeruniversitären Publikum vorgestellt. Das Interesse und die Teilnahme<br />

waren lebhaft und stetig, so dass das Zentrum bei weiteren Veranstaltungen mit einer<br />

interessierten Teilnehmerschaft aus Hauptstadtkreisen rechnen kann. Die Ringvorlesung<br />

wird <strong>im</strong> Jahre 2013 fortgesetzt und abgeschlossen werden.<br />

Der Schwerpunkt <strong>der</strong> internen <strong>Arbeit</strong> des Zentrums lag <strong>im</strong> Berichtszeitraum auf<br />

<strong>der</strong> Entwicklung neuer Themenschwerpunkte <strong>im</strong> Vorfeld von Neuanträgen für das<br />

Akademienprogramm. Die Gremien des Zentrums (Steuerungsgruppe) haben zu<br />

diesem Zwecke getagt und die thematischen Ansätze <strong>im</strong> Lichte <strong>der</strong> Erfahrungen<br />

an<strong>der</strong>er Vorhaben eingehend diskutiert.<br />

Im Jahr 2012 wurden Vorbereitungen für zwei wissenschaftliche Tagungen des<br />

Jahres 2013 getroffen. Das Vorhaben <strong>Berlin</strong>er Klassik wird zum Abschluss seiner<br />

<strong>Arbeit</strong> eine Konferenz zum Thema „‚Die Klassizität des Urbanen‘. Resümee, Kritik<br />

und Fortgang des Akademienvorhabens <strong>Berlin</strong>er Klassik“ vom 14. bis 16. März 2013<br />

durchführen.<br />

Das Zentrum (B. Holtz, E. Osterkamp) hat ferner gemeinsam mit zwei Literaturwissenschaftlern<br />

<strong>der</strong> Georg-August-Universität Göttingen eine interdisziplinäre<br />

Tagung vorbereitet, die Ende September 2013 zum Thema „Kultur – Politik –<br />

Museum. Musealisierung von Monarchie, (Vater-)Land und Nation <strong>im</strong> deutschsprachigen<br />

Kulturraum des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts“ an <strong>der</strong> Akademie stattfinden wird.<br />

Historiker, Literaturwissenschaftler, Kunsthistoriker und Museologen werden am<br />

Beispiel vieler Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes in komparatistischer Perspektive<br />

das Wechselspiel von staatlicher Kulturpolitik und gesellschaftlicher Kulturgestaltungskraft<br />

diskutieren, welches sich jeweils spezifisch auf die museale Profilierung<br />

einer Monarchie, eines (Vater-)Landes o<strong>der</strong> einer Nation richtete.<br />

Es ist gelungen, 2012 bei <strong>der</strong> DFG erhebliche Drittmittel für ein interdisziplinäres<br />

Forschungsprojekt zur preußischen Denkmalpflege <strong>im</strong> späten 19. und frühen<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>t einzuwerben. Dieses Vorhaben wird am Zentrum Preußen – <strong>Berlin</strong>,<br />

<strong>der</strong> Alfred Freiherr von Oppenhe<strong>im</strong>-Stiftungsprofessur für die Geschichte Preußens<br />

234 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


an <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> (Akademieprofessur) sowie dem Institut für<br />

Kunstgeschichte an <strong>der</strong> Technischen Universität <strong>Berlin</strong> durchgeführt werden. Die<br />

Laufzeit beträgt vier Jahre.<br />

Kommission Zentrum Sprache<br />

BERICHT WOLFGANG KLEIN, MICHAEL NIEDERMEIER, RALF WOLZ<br />

In <strong>der</strong> Kommissionssitzung des Zentrums Sprache am 20. Juni 2012 erhielt <strong>im</strong> Rahmen<br />

<strong>der</strong> wissenschaftlichen Sitzung das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF)<br />

Potsdam Gelegenheit, die Projektskizze Historische Semantik des Politischen <strong>im</strong><br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>t durch Kathrin Kollmeier, Ach<strong>im</strong> Saupe und Martin Sabrow vorzustellen.<br />

Man einigte sich <strong>im</strong> Ausschuss an eine intensive Diskussion, die Gespräche<br />

weiterzuführen.<br />

Im Geschäftsteil <strong>der</strong> Kommissionssitzung wurden die Tätigkeitsberichte <strong>der</strong><br />

Vorhaben und Projekte des Zentrums debattiert sowie über die Veranstaltungen informiert.<br />

Kritisch reflektiert wurde die Rolle des Zentrums bei <strong>der</strong> inhaltlichen<br />

Strukturierung <strong>der</strong> Integration des Deutschen Wörterbuchs (DWB) in das Digitale<br />

Wörterbuch (DWDS).<br />

Die Steuerungsgruppe des Zentrums Sprache tagte aufgrund <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

zahlreichen Gespräche auf Projektebene zur Integration <strong>der</strong> Ende 2012 planmäßig<br />

aus <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung durch das Akademienprogramm ausgeschiedenen <strong>Berlin</strong>er <strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

des Vorhabens Deutsches Wörterbuch von Jacob Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m.<br />

Neubearbeitung in das DWDS <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> lediglich zwe<strong>im</strong>al. In diesen Sitzungen<br />

wurde mit Vertretern des Zentrums für Zeithistorische Forschung (Potsdam) <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit dem Projekt Historische Semantik des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts über<br />

Fragen des Corpuszugangs und <strong>der</strong> Einbindung weiterer Corpusquellen diskutiert.<br />

Als neuen Mitarbeitervertreter in <strong>der</strong> Steuerungsgruppe haben die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter <strong>der</strong> Zentrumsvorhaben am 14. November 2012 Marco Schei<strong>der</strong><br />

gewählt.<br />

An die Stelle <strong>der</strong> Jour-fixe-Veranstaltungen rückte <strong>im</strong> ersten Halbjahr 2012 <strong>der</strong><br />

europäische Workshop <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle Deutsches Wörterbuch über „Künftige<br />

Standards wissenschaftlicher Lexikographie“. Die Tagung, die erstmals nach rund<br />

50 Jahren wie<strong>der</strong> namhafte Fachleute aller großen europäischen Nationalwörterbücher<br />

versammelte, fand vom 25. bis 27. März in <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> statt. In Vorbereitung<br />

<strong>der</strong> Überführung <strong>der</strong> Lexikographen des DWB in das Akademienvorhaben DWDS<br />

war diese Veranstaltung von den Mitarbeitern des DWB konzipiert worden als Versuch<br />

einer aktuellen Standortbest<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> historischen Lexikographie <strong>im</strong> medialen<br />

Übergang vom gedruckten Wörterbuch hin zum <strong>Arbeit</strong>en mit digitalen Ressour-<br />

Zentren 235


cen und Darstellungsmodi. Sie lotete Möglichkeiten und Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Lexikographie <strong>im</strong> digitalen Zeitalter aus, wobei die Erfahrungen von internationalen<br />

Großprojekten mit <strong>der</strong> Entwicklung in Deutschland verglichen wurden. Gegenwärtige<br />

und künftige Standards wissenschaftlicher Lexikografie erörterten in ihren Vorträgen<br />

unter an<strong>der</strong>em Katrien Depuydt vom INL (Leiden), die Ergebnisse <strong>der</strong> OCR-Erfassung<br />

historischer Texte vorstellte, und Åse Wetås, die am Beispiel des Norsk Ordbok<br />

zeigte, wie digitale Tools beschaffen sein müssen, um den Anfor<strong>der</strong>ungen eines<br />

wissenschaftlichen Wörterbuchs gerecht zu werden. Hans Bickel (Zürich) erläuterte<br />

die schrittweise Digitalisierung des Schweizerischen Idiotikons über den Ausbau <strong>der</strong><br />

Zugriffsstrukturen, Anki Mattisson (Lund) den Stand <strong>der</strong> Digitalisierung am Svenska<br />

Akademiens Ordbok. Yan Greub vom FEW (Nancy) verwies auf die Gefahr des Informationsverlustes<br />

bei einer unreflektierten Retrodigitalisierung komplexer Wörterbücher.<br />

Der Kommunikation zwischen Wörterbuch und seinen Nutzern widmeten ihre<br />

Beiträge unter an<strong>der</strong>em Philip Durkin vom OED (Oxford), Tanneke Schoonhe<strong>im</strong><br />

vom ANW (Leiden) und Anette Klosa von elexico (Mannhe<strong>im</strong>).<br />

Im November 2012 wurde ein Jour Fixe durchgeführt, <strong>der</strong> bei den Kolleginnen<br />

und Kollegen <strong>der</strong> Vorhaben des Zentrums auf ein lebhaftes Echo stieß. Georg<br />

Toepfer, Autor des Historischen Wörterbuchs <strong>der</strong> Biologie, und Ernst Müller, Forschungsprojekt<br />

Interdisziplinäre Begriffsgeschichte (beide ZfL <strong>Berlin</strong>) haben ihre<br />

begriffsgeschichtlichen Projekte unter Nutzung digitaler Quellen und digitaler Darstellungsformen<br />

konzipiert. Sie erläuterten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

des Zentrums ihre konkreten Erfahrungen be<strong>im</strong> <strong>Arbeit</strong>en mit <strong>im</strong> Internet allgemein<br />

zugänglichen digitalen Ressourcen und von ihnen eigens angelegten Datenbanken.<br />

Als wissenschaftliche Nutzer gingen sie dabei auch auf ihren bisherigen Umgang<br />

mit den Korpora des DWDS und des DTA ein. Diese Diskussion über die neuen<br />

medialen Möglichkeiten <strong>der</strong> historischen Lexikographie sollte – etwa <strong>im</strong> Rahmen<br />

künftiger Jour-Fixe-Veranstaltungen – fortgeführt werden.<br />

236 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen,<br />

Projekte und Initiativen<br />

Vorwort<br />

Die Akademie hat seit 1994 mehr als 30 interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen eingerichtet,<br />

<strong>der</strong>en <strong>Arbeit</strong>sform in <strong>der</strong> deutschen Akademienlandschaft einzigartig ist.<br />

Ihre Aufgabe besteht darin, in zeitlich befristeten Projekten Themen von hoher<br />

wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung aufzugreifen, Forschungen zu<br />

Zukunftsfragen durchzuführen und den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft<br />

mitzugestalten. In allen Vorhaben hat sich eine enge Zusammenarbeit von<br />

Akademiemitglie<strong>der</strong>n, Forscherinnen und Forschern aus unterschiedlichen nationalen<br />

und europäischen Einrichtungen sowie dem wissenschaftlichen Nachwuchs aller<br />

Ausbildungsstufen entwickelt. Die Ergebnisse werden <strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>im</strong> Rahmen<br />

von Workshops, fachübergreifenden internationalen Tagungen und Vortragsveranstaltungen<br />

vorgestellt und in den Forschungsberichten <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

sowie in Monographien und Zeitschriften veröffentlicht. Zu gesellschaftlich<br />

brisanten Themen werden Empfehlungen für Wissenschaft und Politik erarbeitet.<br />

Aktuelle Themen sind das Monitoring <strong>der</strong> gentechnologischen Entwicklungen, <strong>der</strong><br />

Exzellenzinitiative o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zukunft des wissenschaftlichen Kommunikationssystems.<br />

Mit einem vielfältigen Angebot för<strong>der</strong>t die IAG Akademie und Schule das<br />

Interesse von Jugendlichen an <strong>der</strong> Wissenschaft. Die Zeitschrift Gegenworte dient<br />

als Plattform für die Diskussion zu den heutigen Bedingungen von Wissenschaft<br />

und Kommunikation und schlägt eine Brücke zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.<br />

Diese über die Forschungsprojekte <strong>der</strong> Akademie zu informieren und zur<br />

Diskussion anzuregen, ist auch Ziel <strong>der</strong> Initiative Jahresthema. Es sollen zudem die<br />

Aktivitäten wissenschaftlicher und kultureller Institutionen in <strong>Berlin</strong> und Brandenburg<br />

unter einem Themendach gebündelt und die Vernetzung nachhaltig geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Drittmittelprojekte erweitern und ergänzen das Spektrum <strong>der</strong> in den Akademienvorhaben<br />

und interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen erarbeiteten Themen. Ein<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> zurzeit geför<strong>der</strong>ten Projekte liegt <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Digital Humanities;<br />

dabei geht es zum einen um die Schaffung einer digitalen Forschungsinfrastruktur –<br />

nicht nur für die Projekte <strong>der</strong> Akademie – und zum an<strong>der</strong>en um die Bereitstellung<br />

von Sprachdaten aus Projekten des Zentrums Sprache. Durch Drittmittel geför<strong>der</strong>t<br />

werden auch Projekte wie die Jean Paul Edition o<strong>der</strong> die Edition <strong>der</strong> sprachwissenschaftlichen<br />

Schriften Wilhelm von Humboldts.<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen, Projekte und Initiativen – Vorwort 237


Abgeschlossene interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen,<br />

Initiativen und Projekte<br />

Ende Januar hat die interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe Zur Zukunft technischer und<br />

naturwissenschaftlicher Bildung in Europa zum Abschluss ihrer <strong>Arbeit</strong>en den Forschungsbericht<br />

Wissenschafts- und Technikbildung auf dem Prüfstand. Zum Fachkräftemangel<br />

und zur Attraktivität <strong>der</strong> MINT-Bildung und -Berufe <strong>im</strong> europäischen<br />

Vergleich (Hg. Uwe Pfenning und Ortwin Renn) publiziert. Die IAG hat ihre Ergebnisse<br />

und die von <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> nostrifizierten Stellungnahmen und Empfehlungen zur<br />

MINT-Bildung in Deutschland auf einer Abendveranstaltung am 31. Januar 2012<br />

in <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> öffentlich vorgestellt.<br />

Das Jahresthema 2011|12 Artefakte. Wissen ist Kunst – Kunst ist Wissen hat auch<br />

<strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> mit zahlreichen innovativen Veranstaltungsformaten das Verhältnis<br />

zwischen Kunst und Wissenschaft erkundet. Eine Dokumentation des <strong>im</strong> Dezember<br />

2012 mit Erfolg abgeschlossenen Projekts wird <strong>im</strong> kommenden Jahr publiziert<br />

werden.<br />

Die von <strong>der</strong> Jacobs Foundation geför<strong>der</strong>te und von <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und <strong>der</strong> Nationalen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften Leopoldina gemeinsam getragene Akademiengruppe<br />

Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n. Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung hat <strong>im</strong> Sommer<br />

ihre inhaltliche <strong>Arbeit</strong> mit <strong>der</strong> Publikation des Forschungsberichts Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n.<br />

Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland, Österreich und<br />

<strong>der</strong> Schweiz sowie <strong>der</strong> von beiden Akademien nostrifizierten Broschüre Zukunft mit<br />

Kin<strong>der</strong>n. Mythen, Kernaussagen und Empfehlungen zu Fertilität und gesellschaftlicher<br />

Entwicklung erfolgreich beendet. Als Auftakt <strong>der</strong> umfangreichen PR-Aktivitäten<br />

zur Verbreitung <strong>der</strong> Forschungsergebnisse, die auch <strong>im</strong> Jahr 2013 fortgeführt<br />

werden, wurde die Studie am 15. Oktober bei <strong>der</strong> Bundespressekonferenz vorgestellt.<br />

Neu eingerichtete und laufende interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen,<br />

Initiativen und Projekte<br />

Die 2011 neu eingerichteten interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen Zukunft des wissenschaftlichen<br />

Kommunikationssystems (Sprecher: Peter Weingart), Interkultureller<br />

Vergleich des Wissenschafts- und Technikverständnisses in ausgewählten Län<strong>der</strong>n<br />

(Sprecher: Ortwin Renn) und Gesellschaft – Wasser – Technik (Sprecher: Reinhard F.<br />

Hüttl) haben sich <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> konstituiert und mit <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> begonnen.<br />

Auf <strong>der</strong> Festsitzung des Einsteintags wurde das Jahresthema 2013|14 mit Klaus<br />

von Dohnanyis Vortrag „Die Europäische Union. Vom Traum zur Mühe <strong>der</strong> Praxis“<br />

eröffnet. Die Initiative möchte sich mit dem Zukunftsort: EUROPA auseinan-<br />

238 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


<strong>der</strong>setzen. Sie versteht Europa als den Ort, an dem sich Europa seit vielen hun<strong>der</strong>t<br />

Jahren <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> neu erfindet und sich auch in Zukunft jenseits aller Krisen<br />

wie<strong>der</strong> neu erfinden wird.<br />

Mit dem Ziel, die komplexen Beziehungen zwischen Wissenschaft und Politik<br />

näher zu beleuchten, haben die Präsidenten <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und <strong>der</strong> Leibniz-Gemeinschaft<br />

gemeinsam die Vorlesungsreihe „Wissenschaftliche Politikberatung“ eingerichtet.<br />

Aus verschiedenen Blickwinkeln soll die Frage, was wissenschaftliche<br />

Politikberatung zu leisten vermag, beantwortet werden.<br />

Außerordentlich erfolgreich war das Zentrum Sprache in Bezug auf die Einwerbung<br />

von Drittmitteln <strong>im</strong> Bereich Digital Humanities. Geför<strong>der</strong>t durch das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) konnte das Verbundprojekt<br />

Korpus-basierte linguistische Recherche und Analyse von Data-Mining (KOBRA)<br />

eingerichtet werden. Ziel des Vorhabens ist, durch den Einsatz innovativer Data-<br />

Mining-Verfahren die Möglichkeiten <strong>der</strong> empirischen linguistischen <strong>Arbeit</strong> mit<br />

strukturierten Sprachressourcen (annotierten Textkorpora, Baumbanken, Wortnetzen)<br />

zu verbessern.<br />

In Kooperation mit dem Deutschen Textarchiv konnten Mittel für das DFG-<br />

Projekt AEdit zum Aufbau einer Archiv-, Editions- und Distributionsplattform für<br />

Werke <strong>der</strong> frühen Neuzeit eingeworben werden. Das vom BMBF unterstützte Projekt<br />

CLARIN-D ist in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Textarchiv am Kurationsprojekt<br />

zur Integration und Aufwertung historischer Textressourcen des 15. bis<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts beteiligt.<br />

Darüber hinaus ist es gelungen, aufbauend auf den <strong>Arbeit</strong>en des Projekts KYOTO<br />

(vgl. Jahrbuch 2011, S. 271 ff.) <strong>im</strong> 7. Rahmenprogramm <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

Mittel für das Projekt SIERA: Integrating Sina Institute into the European Research<br />

Area einzuwerben. Ziel ist, die Integration arabischsprachiger Daten in europäische<br />

Datenbanken und wissenschaftliche Repositorien zu ermöglichen und auf diese Weise<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Zusammenarbeit zwischen palästinensischen und europäischen<br />

Wissenschaftlern zu stärken.<br />

Die Initiative TELOTA konnte mit Erfolg für die folgenden Projekte Drittmittel<br />

einwerben: Die DFG-Projekte Personendatenrepositorium (PDR) und Wissensspeicher<br />

wurden verlängert und ein Teilprojekt <strong>im</strong> Projektverbund Textgrid wird durch<br />

das BMBF geför<strong>der</strong>t werden. Das Teilprojekt wird eine Studie durchführen, um bei<br />

den Vorhaben des Akademienprogramms die Nutzung, Bedarfe und Anpassungserfor<strong>der</strong>nisse<br />

von Textgrid zu ermitteln.<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> haben die folgenden interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen, Projekte<br />

und Initiativen ihre <strong>Arbeit</strong>en fortgesetzt: IAG Akademie und Schule; IAG Exzellenzinitiative;<br />

IAG Gentechnologiebericht; Nachwuchsgruppe Marktbasierte Instrumente<br />

für Ökosystemleistungen; TELOTA (The electronic life of the Academy); Common<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen, Projekte und Initiativen – Vorwort 239


Language Resources and Technology Infracstructure (Clarin-D, Mitglied <strong>im</strong> Zentrum<br />

Sprache); Deutsches Textarchiv (DTA, Mitglied <strong>im</strong> Zentrum Sprache); Digital<br />

Research Infrastructure for the Arts and Humanities (DARIAH, ein Drittmittelprojekt<br />

von TELOTA); Initiative Objektivität – Normativität – Handlung; Initiative Rechtslehrer<br />

<strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik; Kultureller und sozialer Wandel –<br />

Ideenwettbewerb zur För<strong>der</strong>ung von Forschungsvorhaben; Gegenworte – Hefte für<br />

den Disput über Wissen; The Language Archive (TLA, Mitglied <strong>im</strong> Zentrum Sprache).<br />

Drittmittel<br />

Die interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen, Initiativen und Projekte haben <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong><br />

Drittmittel <strong>im</strong> Umfang von etwa 1.600.000 Euro eingeworben; das sind circa<br />

59 Prozent des Gesamtetats <strong>der</strong> interdisziplinären Vorhaben. Mit finanzieller Unterstützung<br />

Dritter, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung, <strong>der</strong> Jacobs Foundation, <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union und an<strong>der</strong>en, konnten die Forschungsvorhaben und verschiedene Veranstaltungen<br />

erfolgreich durchgeführt werden.<br />

Publikationen<br />

Der Präsident <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und die interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe Exzellenzinitiative<br />

haben die Reihe Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog eingerichtet, um eine offene Diskussion<br />

über die Zukunft des deutschen Wissenschaftssystems anzuregen. Es sind <strong>im</strong><br />

<strong>Berichtsjahr</strong> fünf Hefte erschienen:<br />

Gaehtgens, Peter: Die Exzellenzinitiative <strong>im</strong> Kontext Bund/Län<strong>der</strong>-finanzierter Forschungsför<strong>der</strong>programme.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012 (= Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog 1).<br />

Hoffmann, Reinhard: Das monistische Modell. Die Mitfinanzierung des Bundes von<br />

Universitätseinrichtungen des Landes <strong>im</strong> integrativen Forschungsverbund Universität/außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtung. <strong>Berlin</strong> 2012 (= Wissenschaftspolitik<br />

<strong>im</strong> Dialog 5).<br />

Leibfried, Stephan/Schreiterer, Ulrich: Quo vadis, Exzellenzinitiative? <strong>Berlin</strong> 2012<br />

(= Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog 4).<br />

Mayer, Karl Ulrich: Produktive Pfadabhängigkeiten. Ein Diskussionsbeitrag zum<br />

Verhältnis universitärer und außeruniversitärer Forschung <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong> Exzellenzinitiative.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012 (= Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog 3).<br />

Meyer, Hans: Die Zukunft des Wissenschaftssystems und die Regeln des Grundgesetzes<br />

über Sach- und Finanzierungskompetenzen. <strong>Berlin</strong> 2012 (= Wissenschaftspolitik<br />

<strong>im</strong> Dialog 2).<br />

240 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Neben zahlreichen Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften sind <strong>im</strong><br />

<strong>Berichtsjahr</strong> folgende Publikationen erschienen:<br />

<strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (Hg.): Stellungnahmen und<br />

Empfehlungen zur MINT-Bildung in Deutschland auf <strong>der</strong> Basis einer europäischen<br />

Vergleichsstudie. <strong>Berlin</strong> 2012.<br />

<strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften/Nationale Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften Leopoldina (Hg.): Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n. Mythen, Kernaussagen<br />

und Empfehlungen zu Fertilität und gesellschaftlicher Entwicklung. <strong>Berlin</strong> 2012.<br />

Köchy, Kristian/Hümpel, Anja (Hg.): Synthetische Biologie. Entwicklung einer neuen<br />

Ingenieurbiologie? Themenband <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppe Gentechnologiebericht.<br />

Dornburg 2012 (= Forschungsberichte <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, Bd. 30).<br />

Markschies, Christoph/Osterkamp Ernst (Hg.): Vademekum <strong>der</strong> Inspirationsmittel.<br />

Göttingen 2012.<br />

Pfenning, Uwe/Renn, Ortwin (Hg.): Wissenschafts- und Technikbildung auf dem<br />

Prüfstand. Zum Fachkräftemangel und zur Attraktivität <strong>der</strong> MINT-Bildung und –<br />

Berufe <strong>im</strong> europäischen Vergleich. Baden-Baden 2012 (= Forschungsberichte <strong>der</strong><br />

interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften, Bd. 28).<br />

Stock, Günter/Bertram, Hans/Fürnkranz-Prskawetz, Alexia/Holzgreve, Wolfgang/<br />

Kohli, Martin/Staudinger, Ursula M. (Hg.): Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n. Fertilität und<br />

gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland, Österreich und <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Frankfurt/Main 2012 (= Forschungsberichte <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, Bd. 29).<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen, Projekte und Initiativen – Vorwort 241


Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

Akademie und Schule<br />

GÜNTER STOCK<br />

Seit mehr als zehn Jahren n<strong>im</strong>mt die Akademie in Anknüpfung an den <strong>im</strong> Staatsvertrag<br />

vorgegebenen Auftrag zur Nachwuchsför<strong>der</strong>ung wechselnde Aufgaben <strong>im</strong><br />

Bereich „Akademie und Schule“ wahr. Im Jahr 2012 wurden von <strong>der</strong> IAG Akademie<br />

und Schule die Teilprojekte Akademievorträge an brandenburgischen Schulen, das<br />

Schülerlabor Geisteswissenschaften und das Zukunftsportal: ANTIKE durchgeführt.<br />

Auch die Kooperation mit <strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong> zum naturwissenschaftlichen<br />

Grundschulunterricht wurde fortgesetzt.<br />

Akademievorträge an brandenburgischen Schulen<br />

Mit rund 80 Vorträgen aus den Gebieten Technikwissenschaften, Mathematik-Naturwissenschaften,<br />

Geisteswissenschaften und Biowissenschaften-Medizin hat die Akademie<br />

<strong>im</strong> Schuljahr 2011/2012 wie<strong>der</strong>um einen erfreulichen Beitrag zur Etablierung<br />

von Wissenschaft <strong>im</strong> Schulalltag geleistet.<br />

Auf <strong>der</strong> Pressekonferenz am 30. Mai <strong>im</strong> Marie-Curie-Gymnasium in Ludwigsfelde<br />

konnte die Erfolgsgeschichte <strong>der</strong> Akademievorträge an brandenburgischen Schulen<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit vorgestellt werden. Neben <strong>der</strong> Bildungsministerin Martina Münch<br />

haben <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, Günter Stock, das Akademiemitglied Reinhard F.<br />

Hüttl sowie <strong>der</strong> Direktor des Marie-Curie-Gymnasiums, Volker Freitag, teilgenommen.<br />

Martina Münch würdigte die Initiative <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und dankte den Mitglie<strong>der</strong>n,<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen an <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Akademievorträge<br />

Beteiligten für ihr Engagement. Diese ehrenamtliche Leistung sei für die<br />

Schülerinnen und Schüler eine sinnvolle Ergänzung zum Unterricht.<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> ist wie<strong>der</strong>um ein umfassen<strong>der</strong> Vortragskatalog mit 32 Themen<br />

entstanden, <strong>der</strong> an die Schulen mit gymnasialer Oberstufe in Brandenburg übersandt<br />

wurde. Das Interesse, am Erlebnis „Wissenschaft und Forschung für Schülerinnen<br />

und Schüler“ teilzunehmen, ist von Seiten <strong>der</strong> Schulen groß, denn es wurden bereits<br />

242 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


99 Termine angefragt. Die Terminvereinbarungen und organisatorischen Absprachen<br />

werden individuell zwischen den Referentinnen und Referenten sowie den Fachlehrerinnen<br />

und Fachlehrern abgesprochen. Damit ist gewährleistet, dass die Schülergruppen<br />

opt<strong>im</strong>al auf den Vortrag vorbereitet sind und Vorträge thematisch in den<br />

Unterricht eingebunden werden.<br />

Schülerlabor Geisteswissenschaften<br />

Wie in jedem Jahr wurden zwei Veranstaltungsreihen des Schülerlabors Geisteswissenschaften<br />

realisiert.<br />

Die Frühjahrsstaffel mit dem Titel „Bedeutungsgeflechte. Schülerlabor Geisteswissenschaften<br />

zur Text-Bild-Kommunikation <strong>im</strong> Mittelalter“ fand dieses Mal in<br />

Kooperation mit zwei Vorhaben des Zentrums Mittelalter statt: dem Corpus Vitrearum<br />

Medii Aevi (CVMA) und den Deutschen Texten des Mittelalters (DTM). Das<br />

inhaltliche Konzept wurde gemeinsam mit den beiden <strong>Arbeit</strong>sstellenleitern, Frank<br />

Martin (CVMA) und Martin Schubert (DTM), entwickelt; an <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong><br />

insgesamt neun Workshops waren daneben folgende Mitarbeiterinnen beteiligt: Ute<br />

Bednarz, Monika Böning, Jenny Wischnewsky, Martina Voigt (alle CVMA), Astrid<br />

Breith, Lydia Wegener und Elke Zinsmeister (DTM). Ausgangspunkt war ein berühmt<br />

gewordener „Fall“ <strong>der</strong> jüngeren (Kunst-)Geschichte: Mit dem Eintreffen <strong>der</strong><br />

seit Ende des 2. Weltkrieges verschollenen Bleiglasfel<strong>der</strong> von St. Marien in Frankfurt/O<strong>der</strong><br />

wurde 2002 erstmals die spektakuläre Rückführung sogenannter Beutekunst<br />

gefeiert. Die mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung vor Ort beauftragten Wissenschaftler waren<br />

damals mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert, denn die ursprüngliche Reihenfolge<br />

<strong>der</strong> Scheiben in den drei Chorfenstern <strong>der</strong> Kirche war nicht überliefert. Das<br />

Schülerlabor vollzog die Rekonstruktion des Bildprogramms von St. Marien mit<br />

den Schülerinnen und Schülern exemplarisch nach. Im Zentrum stand dabei das<br />

Phänomen <strong>der</strong> Typologie, ein Verweissystem, in dem Personen und Ereignisse aus<br />

dem Alten Testament zu Szenen aus dem Leben Jesu in Bezug gesetzt sind. Jenseits<br />

<strong>der</strong> Vermittlung theologischer und kunsthistorischer Kenntnisse <strong>im</strong> Einzelnen<br />

verfolgte die Reihe das Ziel, die Sehgewohnheiten <strong>der</strong> Teilnehmer zu erschüttern<br />

und sie in eine uns fremd gewordene, auf Vergleichen und Analogien beruhende<br />

Wahrnehmungs- und Vorstellungswelt zu entführen.<br />

Für die Ende Oktober angelaufene zweite Staffel des <strong>Berichtsjahr</strong>es wurden Drittmittel<br />

eingeworben. Im Rahmen einer Initiative <strong>der</strong> Akademienunion beteiligte sich<br />

die <strong>BBAW</strong> an einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />

und erhielt eine För<strong>der</strong>ung für die Durchführung einer Dialogveranstaltung<br />

<strong>im</strong> Wissenschaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt Erde, das <strong>der</strong> Forschung für nachhaltige<br />

Entwicklung gewidmet ist. Die zwölf Workshops <strong>der</strong> Schülerlabor-Herbststaffel<br />

haben sich dem Wachstum als einem ebenso zentralen wie umstrittenen Begriff <strong>der</strong><br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 243


aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte zugewandt. Wesentliches Anliegen war eine sorgfältige<br />

wirtschaftstheoretische und wirtschaftshistorische Erkundung des Begriffs.<br />

Was ist gemeint, wenn man vom Wachstum einer Volkswirtschaft spricht? Seit wann<br />

gibt es diese Kategorie in <strong>der</strong> ökonomischen Forschung – und warum? Wie lässt sich<br />

Wachstum mathematisch beschreiben, wie lässt es sich messen? Weshalb muss <strong>im</strong><br />

heutigen System die Wirtschaft <strong>im</strong>mer weiter wachsen? Anhand authentischer Probleme<br />

haben die Jugendlichen wirtschaftswissenschaftliche Antworten auf diese<br />

Fragen erfahren und die methodischen Vorgehensweisen <strong>der</strong> Volkswirtschaftslehre<br />

kennen gelernt. Auf dem Programm standen unter an<strong>der</strong>em Spiele und Klassenraum-<br />

Exper<strong>im</strong>ente, in denen die Schülerinnen und Schüler klassischen verhaltensökonomischen<br />

Dilemmata nachgingen; gleichzeitig wurden sie dadurch selbst Gegenstand<br />

empirischer Wirtschaftsforschung. Als externer Partner konnte mit dem Deutschen<br />

Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) <strong>Berlin</strong> erneut eine namhafte Einrichtung<br />

gewonnen werden.<br />

Mit Beendigung <strong>der</strong> Herbststaffel haben seit Einführung des Formats knapp<br />

3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, rund 2.800 Schülerinnen und Schüler in<br />

Begleitung von circa 200 Lehrkräften, das Schülerlabor Geisteswissenschaften besucht.<br />

Davon kamen 88,5 Prozent von Gymnasien aus <strong>Berlin</strong>, 10 Prozent aus Brandenburg<br />

und 1,5 Prozent aus an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />

Kooperationen <strong>der</strong> Akademie mit <strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong><br />

zur För<strong>der</strong>ung des naturwissenschaftlichen Grundschulunterrichts<br />

Gemeinsam mit <strong>der</strong> Freien Universität (FU) <strong>Berlin</strong> ist die <strong>BBAW</strong> seit 2005 auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des naturwissenschaftlichen Grundschulunterrichts aktiv.<br />

Diese auch vertraglich geregelte Kooperation erstreckt sich <strong>der</strong>zeit vor allem auf folgende<br />

Projekte: Sonnentaler – Naturwissenschaften in Vor- und Grundschule (vgl.<br />

http://www.sonnentaler.net) ist die deutsche Version <strong>der</strong> in Frankreich sehr erfolgreichen<br />

Initiative La main à la pâte (Lamap) und soll wie das französische Original<br />

die naturwissenschaftliche Bildung von Drei- bis Zwölfjährigen för<strong>der</strong>n, das Lernen<br />

durch Erkunden und gleichzeitig die sprachlichen Fähigkeiten verbessern. Projektverantwortliche<br />

für Sonnentaler ist Jenny Schlüpmann (FU <strong>Berlin</strong>, Fachbereich<br />

Physik/Didaktik <strong>der</strong> Physik).<br />

Das 2009 erfolgreich abgeschlossene EU-Projekt Pollen – Seed Cities for Science.<br />

A Community Approach for a Sustainable Growth of Science in Europe (vgl.<br />

http://www.pollen-europa.net) zielte auf die Erneuerung und Verbesserung des naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts durch die Etablierung des untersuchenden Lernens in<br />

<strong>der</strong> Grundschule. Das gleiche Ziel verfolgt die von <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und <strong>der</strong> FU gemeinsam<br />

begründete übergeordnete Initiative TuWaS! (Technik und Naturwissenschaften<br />

244 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


an Schulen; vgl. http://www.tuwas-deutschland.de), die aus Pollen hervorging. Das<br />

Projekt hat das Ziel, naturwissenschaftlich-technisches Interesse bei Grundschülerinnen<br />

und -schülern zu wecken. TuWaS! betreut zur Zeit über 100 Grundschulen<br />

in <strong>Berlin</strong>; weitere TuWaS!-Grundschulen gibt es auch in Brandenburg, Nordrhein-<br />

Westfalen und Hamburg.<br />

Im Rahmen des TuWaS!-Projektes hatten die <strong>BBAW</strong> und die FU am 3. September<br />

2012 zu einem Festakt in die Akademie eingeladen, mit dem über 200 geladene<br />

Gäste aus Schulen, Politik und Wirtschaft die Ausweitung des TuWaS!-Projektes<br />

auf nunmehr 100 <strong>Berlin</strong>er Grundschulen feierten. Eröffnet wurde die Festveranstaltung<br />

durch Akademiepräsident Günter Stock. Grußworte sprachen <strong>der</strong> Staatssekretär<br />

für Bildung (<strong>Berlin</strong>) Mark Rackles und Rainer Haag, Prodekan für Forschung des<br />

Fachbereichs Biologie, Chemie, Pharmazie <strong>der</strong> FU <strong>Berlin</strong>. Darüber hinaus hielt Odile<br />

Macchi, Mitglied <strong>der</strong> Académie des sciences in Paris, einen Vortrag. Die teilnehmenden<br />

Grundschulen erhielten <strong>im</strong> Rahmen einer feierlichen Übergabe ein TuWaS!-<br />

Schild, um so künftig schon am Schultor ihr Engagement in Naturwissenschaften<br />

und Technik sichtbar zu machen.<br />

Die Erfahrungen aus Pollen und TuWaS! wurden in dem ebenfalls von <strong>der</strong> EU<br />

geför<strong>der</strong>ten Projekt Fibonacci (Laufzeit: 2009–2012; vgl. http://www.fibonacci.unibayreuth.de)<br />

an an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> weitergegeben. Die Projekte werden von Petra Skiebe-<br />

Corrette <strong>im</strong>plementiert, die an <strong>der</strong> FU das Schülerlabor NatLab leitet.<br />

Bereits 2006 haben die <strong>BBAW</strong> und die FU mit <strong>der</strong> Pariser Académie des sciences<br />

einen das Projekt Sonnentaler betreffenden Kooperationsvertrag unterzeichnet. 2008<br />

wurde eine weitere vertragliche Vereinbarung über eine enge Zusammenarbeit <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des naturwissenschaftlichen Grundschulunterrichts (insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Pollen und TuWas!) getroffen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Schulen n<strong>im</strong>mt die <strong>BBAW</strong> in Abst<strong>im</strong>mung mit <strong>der</strong><br />

Union <strong>der</strong> deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> Nationalakademie<br />

auf internationaler Ebene die Funktion <strong>der</strong> Lead Academy wahr. Sie ist gemeinsam<br />

mit <strong>der</strong> FU in eine Kooperation mit <strong>der</strong> Pariser Académie des sciences, <strong>der</strong> Königlich<br />

Schwedischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, den US-National Academies und dem<br />

InterAcademy Panel on International Issues (IAP) eingebunden.<br />

Zukunftsportal: ANTIKE<br />

Sieben Schulen, ein Exzellenzcluster und eine traditionsreiche wissenschaftliche Einrichtung<br />

bildeten das Setting für das innovative Projekt Zukunftsportal: ANTIKE an<br />

<strong>der</strong> Schnittstelle von Schule und Spitzenforschung. Das Vorhaben fand in Kooperation<br />

zwischen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und dem Exzellenzcluster TOPOI statt und wurde von<br />

<strong>der</strong> Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft finanziert.<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 245


An drei Projekttagen erkundeten rund 80 Schülerinnen und Schüler authentische<br />

Orte <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Wissenschaft und lernten ausgewählte Bereiche <strong>der</strong> Antike-Forschung<br />

wie die <strong>Berlin</strong>er Universitäten, das Deutsche Archäologische Institut und die<br />

Museen <strong>der</strong> Stiftung Preußischer Kulturbesitz kennen. Angeleitet wurden sie von<br />

engagierten Hochschullehrerinnen und -lehrern und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern. Bei einem Speed-Dating vermittelten rund 30 Antike-<br />

Experten, wie und warum sie geworden sind, was sie sind.<br />

Darüber hinaus trainierten die Schülerinnen und Schüler <strong>im</strong> Austausch mit Medienexperten<br />

und Wissenschaftsmanagern einschlägige Praxiskompetenzen und erstellten<br />

ihre Konzepte für den Antike-Kongress, Kongressvorträge, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

eine filmische Dokumentation und eine Kongresspublikation. Der Kongress,<br />

Höhepunkt des Vorhabens, fand am 9. März 2012 mit rund 350 Personen in<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> statt.<br />

Wesentliches Ziel des Projekts Zukunftsportal: ANTIKE war die nachhaltige Anleitung<br />

zu selbständigem <strong>Arbeit</strong>en und eigenverantwortlicher Orientierung: Grundlagen<br />

wissenschaftlichen Tuns wurden erarbeitet, selbständig Fragestellungen entwickelt,<br />

Informationen systematisch gesammelt und ausgewertet, Argumente entwickelt, mit<br />

Fachkollegen diskutiert und vor einer großen Öffentlichkeit <strong>im</strong> Leibniz-Saal <strong>der</strong> Akademie<br />

präsentiert. Das außergewöhnliche Projekt stieß bei Partnern, be<strong>im</strong> Senat und<br />

bei den Medien auf große Resonanz.<br />

Ausführliche Projektdokumentation und Film unter:<br />

http://www.bbaw.de/AuS/zukunftsportal-antike<br />

Publikation<br />

Pauly, Yvonne: Was sind und zu welchem Zweck brauchen wir geisteswissenschaftliche<br />

Schülerlabore? In: Dernbach, Beatrice/Kleinert, Christian/Mün<strong>der</strong>, Herbert<br />

(Hg.): Handbuch Wissenschaftskommunikation. Heidelberg 2012, S. 205–207.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.bbaw.de/AuS<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

Exzellenzinitiative 2.0<br />

STEPHAN LEIBFRIED, UTE TINTEMANN<br />

Seit 2008 begleitet die interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe Exzellenzinitiative die „Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zur För<strong>der</strong>ung von Wissenschaft und<br />

Forschung an deutschen Hochschulen“ (EI). Ihre zweite <strong>Arbeit</strong>sphase hat sie <strong>im</strong><br />

246 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


vergangenen Jahr eröffnet. Die IAG führt die erfolgreiche Form <strong>der</strong> reflektierenden<br />

Beobachtung <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Exzellenzinitiative verbundenen Maßnahmen und Folgen<br />

auch für die zweite Runde (2012–2017) fort. Sie stellt keine eigenen größeren Forschungen<br />

an, son<strong>der</strong>n sammelt Erfahrungen und Analysen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Akteure, reflektiert diese kritisch und macht ihre Ergebnisse in geeigneter Form<br />

<strong>der</strong> breiten Öffentlichkeit zugänglich.<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> hat die IAG drei <strong>Arbeit</strong>ssitzungen durchgeführt (23. Februar,<br />

20. Juni, 29. November). Sie hat die <strong>Arbeit</strong> in den Unterarbeitsgruppen (UAGs) wie<br />

geplant fortgesetzt. Die UAG Europäische Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung konnte Julia<br />

Stamm (WZB) gewinnen, um einen Bericht für die IAG zu diesem Thema zu erarbeiten.<br />

Hans Meyer (Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>) hat in einem Beitrag die verfassungsrechtlichen<br />

Aspekte <strong>der</strong> Forschungsför<strong>der</strong>ung durch Bund und Län<strong>der</strong><br />

analysiert und Karl Ulrich Mayer befasste sich in einem weiteren Bericht mit dem<br />

Wissenschaftssystem aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> außeruniversitären Forschung. Die UAG<br />

Die dritte För<strong>der</strong>linie (Mitchell Ash, Peter Gaehtgens) hat eine Fragebogenaktion<br />

mit den Exzellenzuniversitäten vor und nach <strong>der</strong> Entscheidung über die weitere<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>im</strong> Juni 2012 durchgeführt, dessen Auswertung <strong>im</strong> kommenden Jahr<br />

vorliegen wird.<br />

Sowohl <strong>der</strong> Sprecher als auch weitere Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> IAG haben in Paris, Speyer<br />

und <strong>Berlin</strong> an öffentlichen Veranstaltungen zum Thema Exzellenz teilgenommen.<br />

Stephan Leibfried und Peter Gaehtgens haben am 25. Juni in <strong>der</strong> Sitzung des Senats<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> über die <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> IAG berichtet.<br />

Schriftenreihe Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog<br />

Als die IAG 2011 eingerichtet wurde, gingen die Mitglie<strong>der</strong> davon aus, dass sie sich<br />

mit einer kritischen Begleitung <strong>der</strong> Exzellenzinitiative Zeit lassen können, weil <strong>der</strong>en<br />

große Evaluation durch die DFG und den Wissenschaftsrat erst für 2015 vorgesehen<br />

ist. Die För<strong>der</strong>ung durch die Exzellenzinitiative endet zwar erst 2017, zwischen 2013<br />

und 2020 laufen j<strong>edoc</strong>h auch die an<strong>der</strong>en drei wichtigen Bund-Län<strong>der</strong>-Programme<br />

für die Forschung aus. Die 2013 anstehenden Bundestagswahlen, die vom Wissenschaftsrat<br />

eingerichtete <strong>Arbeit</strong>sgruppe Perspektiven <strong>der</strong> deutschen Wissenschaft, die<br />

<strong>im</strong> April 2013 ihre Stellungnahmen vorlegen möchte, und an<strong>der</strong>e Aktivitäten haben<br />

eine nicht vorsehbare Dynamik in Hinblick auf die Frage nach <strong>der</strong> Zukunft des<br />

deutschen Wissenschaftssystems entfaltet. Als Reaktion darauf haben Günter Stock<br />

und Stephan Leibfried die Schriftenreihe Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog ins Leben<br />

gerufen. Diese von <strong>der</strong> IAG und Ute Tintemann betreute Reihe bietet sowohl ein<br />

Forum für Analysen <strong>der</strong> bisherigen Instrumente <strong>der</strong> Wissenschafts- und Forschungs-<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 247


för<strong>der</strong>ung als auch für eine breit gefächerte Diskussion über <strong>der</strong>en Zukunft. Bisher<br />

sind fünf Hefte erschienen, die intensiv nachgefragt werden (siehe Publikationen).<br />

Die Reihe hat eine breite öffentliche Resonanz gefunden. An dieser Diskussion<br />

sind auch Nicht-Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Akademie beteiligt (Hefte 2, 4, 5). Die Idee ist, mit<br />

dieser Reihe eine bundesweite Plattform für eine vertiefende Diskussion zu schaffen,<br />

die für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Akademie und für einschlägige externe Beitragende gleichermaßen<br />

zur Verfügung steht.<br />

Veranstaltungen<br />

May, Thomas: „Was kommt nach 2017? Auf <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> Weltformel <strong>der</strong><br />

Wissenschaftsfinanzierung“, öffentlicher Abendvortrag, <strong>BBAW</strong>, 3. Dezember 2012.<br />

Publikationen<br />

Gaehtgens, Peter: Die Exzellenzinitiative <strong>im</strong> Kontext Bund/Län<strong>der</strong>-finanzierter Forschungsför<strong>der</strong>programme.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012 (= Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog 1).<br />

Hoffmann, Reinhard: Das monistische Modell. Die Mitfinanzierung des Bundes von<br />

Universitätseinrichtungen des Landes <strong>im</strong> integrativen Forschungsverbund Universität/außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtung. <strong>Berlin</strong> 2012 (= Wissenschaftspolitik<br />

<strong>im</strong> Dialog 5).<br />

Leibfried, Stephan: Durch die Mitte zur Spitze. Quo vadis 2017, Exzellenzen? In:<br />

Gegenworte 28 (Herbst 2012), S. 31–35.<br />

Ders.: Forschungsverbünde. Ein kleiner Erfahrungsbericht samt einigen größeren<br />

Weiterungen. In: Der Präsident <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> (Hg.): Forschungsverbünde in <strong>der</strong><br />

Wissenschaft – Chance o<strong>der</strong> Zwang? Streitgespräche in den Wissenschaftlichen<br />

Sitzungen <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften am 2. Dezember<br />

2011. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 31–48 (= Debatte 11).<br />

Ders.: Nach dem letzten Akt kommt <strong>der</strong> nächste Pakt. In: Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung, 27. Juni 2012, S. N5.<br />

Ders./Schreiterer, Ulrich: Quo vadis, Exzellenzinitiative? <strong>Berlin</strong> 2012 (= Wissenschaftspolitik<br />

<strong>im</strong> Dialog 4).<br />

Mayer, Karl Ulrich: Produktive Pfadabhängigkeiten. Ein Diskussionsbeitrag zum<br />

Verhältnis universitärer und außeruniversitärer Forschung <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong> Exzellenzinitiative.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012 (= Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog 3).<br />

Meyer, Hans: Die Zukunft des Wissenschaftssystems und die Regeln des Grundgesetzes<br />

über Sach- und Finanzierungskompetenzen. <strong>Berlin</strong> 2012 (= Wissenschaftspolitik<br />

<strong>im</strong> Dialog 2).<br />

248 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Ausblick<br />

Die IAG wird ihre <strong>Arbeit</strong> wie geplant fortführen und ihre bisherigen Ergebnisse<br />

auf <strong>der</strong> wissenschaftlichen Sitzung des Rats am 21. Februar 2013 vorstellen. Die<br />

Reihe Wissenschaftspolitik <strong>im</strong> Dialog wird fortgesetzt; weitere Autoren sind bereits<br />

angefragt worden.<br />

Nach <strong>der</strong> Bekanntgabe <strong>der</strong> Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur zukünftigen<br />

Gestaltung des Wissenschaftssystems ist vorgesehen, einen kritisch bilanzierenden<br />

Vortragsabend mit Podiumsdiskussion zu veranstalten.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.bbaw.de/forschung/Exzellenzinitiative<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

Gentechnologiebericht<br />

BERND MÜLLER-RÖBER, SILKE DOMASCH, ANJA HÜMPEL<br />

Die interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe (IAG) Gentechnologiebericht hat sich die gentechnologische<br />

Forschung in Deutschland zum Thema gemacht. Status quo und<br />

Trends auf verschiedenen Teilgebieten werden – auch <strong>im</strong> Hinblick auf ihre gesellschaftlichen<br />

und philosophischen Implikationen – analysiert. Die <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

verfolgt dabei ein Monitoring-Vorhaben, das die Entwicklungen <strong>der</strong> Gentechnologie<br />

in Deutschland interdisziplinär, langfristig und auf Indikatoren basierend erfasst: In<br />

einem von <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe entwickelten Verfahren werden empirische Daten<br />

verschiedenster Quellen zusammengetragen und zu Kenngrößen (Indikatoren) zusammengefasst,<br />

um die komplexen Sachverhalte <strong>der</strong> Gentechnologie quantitativ als<br />

Grundlage für eine objektive Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Fachgebiet zu beschreiben.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Analysen <strong>der</strong> IAG werden in einer fortlaufenden Publikationsreihe<br />

veröffentlicht sowie in öffentlichen Veranstaltungen einem interessierten<br />

Publikum vorgestellt.<br />

Laufende Berichtsarbeit<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sgruppe befindet sich in ihrem zweiten, auf vier Jahre angelegten <strong>Arbeit</strong>smodul<br />

von 2011 bis 2014. Im Zentrum <strong>der</strong> Publikationstätigkeiten stand <strong>im</strong> Jahr 2012<br />

die Vollendung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en an den Themenbänden Grüne Gentechnologie und<br />

Synthetische Biologie. Zudem wurde mit den <strong>Arbeit</strong>en für den Dritten Gentechnologiebericht<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe begonnen. Die Neubearbeitung des Themenbandes<br />

Grüne Gentechnologie, <strong>der</strong> in 3., völlig überarbeiteter und erweiterter Auflage 2011<br />

erscheinen sollte, verzögerte sich <strong>im</strong> Vorjahr. Die Aktualisierung von Texten und<br />

Zahlenmaterial konnte in diesem Jahr, unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung von Bernd Müller-<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 249


Röber, Mathias Boysen (ehemaliger Leiter <strong>der</strong> Geschäftsstelle) und Lilian Marx-<br />

Stölting erfolgreich beendet werden. Die Veröffentlichung und Präsentation des<br />

Themenbandes <strong>im</strong> Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung ist für Frühsommer 2013<br />

geplant. Der Band stellt die wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen auf diesem in Deutschland und Europa oftmals sehr emotional<br />

diskutierten Gebiet <strong>der</strong> gentechnologischen Forschung bewusst vielschichtig vor; als<br />

thematische Ergänzung wurden die Beiträge <strong>der</strong> Veranstaltung zur Welternährung<br />

aufgenommen, die in Kooperation mit <strong>der</strong> Vereinigung Deutscher Wissenschaftler<br />

(VDW) stattgefunden und die globalen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Grüne Gentechnologie<br />

aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet hat.<br />

Die redaktionellen <strong>Arbeit</strong>en an <strong>der</strong> 1. Auflage des Themenbandes Synthetische<br />

Biologie sind ebenfalls erfolgreich abgeschlossen worden. Der Themenband entstand<br />

unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung von Kristian Köchy und Anja Hümpel. Er wurde Ende des<br />

Jahres veröffentlicht und auf einer Presseveranstaltung vorgestellt. Neben <strong>der</strong> aktuellen<br />

Forschung und den weitläufigen Anwendungshorizonten <strong>der</strong> Synthetischen<br />

Biologie bietet <strong>der</strong> Band eine breit aufgestellte Metareflexion zu diesem noch jungen<br />

und innerhalb <strong>der</strong> Wissenschaft viel diskutierten Forschungsfeld. Es werden die<br />

Traditionen und Ideale einer technisch inspirierten Ingenieurbiologie beleuchtet.<br />

Ethische Aspekte werden ebenso diskutiert wie die gegenwärtige öffentliche Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> Disziplin und ihre mediale Präsenz. Die Autorenbeiträge werden durch<br />

umfangreiches, erstmalig recherchiertes Zahlenmaterial zum Stand <strong>der</strong> Synthetischen<br />

Biologie ergänzt. Nach dem erfolgreichen Vorbild bisheriger begleiten<strong>der</strong> Broschüren<br />

wurde zudem eine zweisprachige Kurzfassung (deutsch/englisch) erstellt, die eine<br />

Zusammenfassung des Buches sowie die Kernaussagen und Handlungsempfehlungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe für interessierte Laien vorstellt; sie liegt sowohl gedruckt als auch<br />

online vor und ist über die Website <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe erhältlich.<br />

Der Dritte Gentechnologiebericht, <strong>der</strong> die vorangegangenen zwei Berichte und die<br />

einzelnen Themenbände <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe übergreifend fortschreiben wird, wurde<br />

konzeptionell ausgearbeitet und die Textarbeit von Seiten <strong>der</strong> themenverantwortlichen<br />

Mitglie<strong>der</strong> begonnen. Das Thema Epigenetik wurde in den Bericht als eigenständiger,<br />

neuer Schwerpunkt aufgenommen und für die Analysen <strong>der</strong> IAG erschlossen. In <strong>der</strong><br />

Geschäftsstelle wurde parallel die öffentliche Darstellung <strong>der</strong> einzelnen Themengebiete<br />

recherchiert sowie die Aktualisierung und Überarbeitung des umfangreichen<br />

Datenmaterials in Angriff genommen.<br />

Veranstaltungen<br />

Neben <strong>der</strong> Publikationsarbeit zu den Fachthemen des Gentechnologieberichts wurden<br />

von <strong>der</strong> IAG zahlreiche Veranstaltungen in diesem Jahr organisiert: Im Januar fand<br />

ein öffentlicher Theater- und Themenabend in Kooperation mit <strong>der</strong> Künstlergruppe<br />

250 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


R<strong>im</strong>ini-Protokoll, dem <strong>BBAW</strong>-Jahresthema 2011|2012 ArteFakte. Wissen ist Kunst –<br />

Kunst ist Wissen und dem Theater Hebbel am Ufer statt. Unter dem Titel „BLACK<br />

TIE und die ästhetische Aneignung genetischen Wissens“ diskutierten Kunstschaffende,<br />

verschiedene wissenschaftliche Professionen und das Publikum, wie ein<br />

künstlerisch motivierter Blick auf die Schriftsätze des Lebens entsteht und neue<br />

Blickwinkel eröffnen kann. Der Abend wurde mit großer Presseresonanz aufgenommen.<br />

Im April folgte ein fachinterner Workshop „Genes and epigenetic programmes.<br />

The scientific and societal relevance of epigenetic concepts“ unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung<br />

von Jörn Walter (Universität des Saarlandes), <strong>der</strong> erst <strong>im</strong> Vorjahr als neues Mitglied<br />

für die <strong>Arbeit</strong>sgruppe gewonnen wurde und <strong>der</strong> das Thema Epigenetik betreut. Zusammen<br />

mit den geladenen Referenten und den Workshop-Teilnehmenden wurden die<br />

wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz <strong>der</strong> Disziplin angeregt diskutiert<br />

und relevante Fragen für zukünftige Publikationen <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe zu diesem<br />

Thema herausgearbeitet.<br />

Im September schloss sich ein fachöffentlicher Workshop zum Thema „Neue<br />

Genomik und Krankenversorgung“ unter Fe<strong>der</strong>führung von Hans-Hilger Ropers an.<br />

Wissenschaftler, Ärzte und Vertreter verschiedener Interessenverbände diskutierten<br />

mit den Workshop-Teilnehmenden über die Chancen und Risiken gendiagnostischer<br />

Informationen und Testverfahren mit dem Fokus auf seltene, monogen bedingte<br />

Erkrankungen. Verknüpft wurde <strong>der</strong> Workshop mit einer öffentlichen Abendveranstaltung<br />

zum Thema „Schicksal Gendiagnostik?“, bei <strong>der</strong> neben Wissenschaft und<br />

Medizin auch Betroffene zu Wort kamen und die die Herausfor<strong>der</strong>ungen, die seltene<br />

genetische Krankheiten an die heutige Gesellschaft stellen, eindrücklich vorstellte.<br />

Für das Wintersemester 2012/13 hatte die <strong>Arbeit</strong>sgruppe eine <strong>der</strong> beiden in diesem<br />

Jahr stattfindenden Akademievorlesungen übernommen. An vier Abenden wurde die<br />

Gentechnologie in ausgewählten Spannungsfel<strong>der</strong>n beleuchtet und die Rolle von<br />

Philosophie, Technologieentwicklungen, Öffentlichkeit und Politik <strong>im</strong> Zusammenspiel<br />

mit den mo<strong>der</strong>nen Gentechnologien mit dem Publikum diskutiert. Eine Veranstaltung<br />

fand in Kooperation mit <strong>der</strong> Vorlesungsreihe Wissenschaftliche Politikberatung<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und <strong>der</strong> Leibniz-Gemeinschaft statt (siehe Vortragsreihen und<br />

Veranstaltungen).<br />

Außerdem wurde das Buch Synthetische Biologie in einem Pressegespräch mit<br />

Fachvertretern am 7. Dezember 2012 öffentlich vorgestellt. Zudem war die <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

am <strong>BBAW</strong>-Gespräch zum Thema Geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung<br />

am 21. Juni 2012 in <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> in <strong>Berlin</strong> beteiligt und stellte hier beispielhaft<br />

die interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen <strong>der</strong> Akademie für die anwesenden Wissenschaftsattachés<br />

verschiedener Botschaften vor.<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 251


Zu nennen ist auch <strong>der</strong> Einsatz von Bernd Müller-Röber als Sprecher <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe,<br />

<strong>der</strong> <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Akademievorträge in diesem Jahr mehrere brandenburgische<br />

Schulen besucht und die Themenfel<strong>der</strong> Grüne Gentechnologie und Synthetische<br />

Biologie vorgestellt hat.<br />

<strong>Arbeit</strong>en <strong>der</strong> wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen<br />

Hervorzuheben sind außerdem zahlreiche wissenschaftliche Aktivitäten <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen<br />

<strong>der</strong> Geschäftsstelle: Silke Domasch nahm als Podiumsteilnehmerin am oben<br />

genannten Themenabend „BLACK TIE und die ästhetische Aneignung genetischen<br />

Wissens“ teil. Des Weiteren mo<strong>der</strong>ierte sie ein Galeriegespräch <strong>im</strong> Mai mit Künstlerinnen<br />

und Wissenschaftlern anlässlich <strong>der</strong> Ausstellung „Paralleles Labor, Zellteilung,<br />

Lebensbäume“. Sie verfasste zusammen mit Alexan<strong>der</strong> Lasch eine Rezension zum<br />

2011 erschienenen Sammelband Diskurshandlungen. Theorie und Methode linguistischer<br />

Diskurshandlungen am Beispiel <strong>der</strong> Bioethikdebatte (herausgegeben von<br />

Constanze Spieß), die 2012 in <strong>der</strong> Zeitschrift für Sprachwissenschaften veröffentlicht<br />

wurde. Lilian Marx-Stölting nahm <strong>im</strong> Januar als Referentin und Mo<strong>der</strong>atorin<br />

am Seminar „Molecular and genetic mechanisms of cellular ageing and age-related<br />

diseases“ an <strong>der</strong> Universität Freiburg teil. Außerdem beteiligte sie sich wie auch <strong>im</strong><br />

Vorjahr mit sehr positiver Resonanz an den Akademievorträgen an brandenburgischen<br />

Schulen, wo sie mit Schülerinnen und Schülern <strong>der</strong> gymnasialen Oberstufe<br />

das komplexe Thema Ethik und Grüne Gentechnologie diskutierte. Eine von Anja<br />

Hümpel und <strong>der</strong> ehemaligen Mitarbeiterin <strong>der</strong> Geschäftsstelle Julia Diekämper gemeinsam<br />

verfasste Rezension zum Sammelband Was ist Leben – <strong>im</strong> Zeitalter seiner<br />

technischen Machbarkeit? Beiträge zur Ethik <strong>der</strong> Synthetischen Biologie erschien<br />

<strong>im</strong> Juni 2012 in <strong>der</strong> Zeitschrift Ethik in <strong>der</strong> Medizin.<br />

Publikationen<br />

Domasch, Silke/Aue, Stefan: „Black Tie“ und die ästhetische Aneignung genetischen<br />

Wissens. In: medizinischegenetik 1 (2012), S. 70–71.<br />

Dies.: In gewissen Grenzen. Vage Semantiken in <strong>der</strong> Bioethikdebatte. In: Gegenworte<br />

27 (2012), S. 45–47.<br />

Dies.: Versuche einer Neudefinition. Sprachkritische Reflexionen in den Texten des<br />

Nationalen Ethikrats. In: Spieß, Constanze (Hg.): Sprachstrategien und Kommuni<br />

kationsbarrieren. Zur Rolle und Funktion von Sprache in bioethischen Diskursen.<br />

Bremen 2012, S. 139–158.<br />

Köchy, Kristian/Hümpel, Anja (Hg.): Synthetische Biologie. Entwicklung einer neuen<br />

Ingenieurbiologie? Dornburg 2012 (= Forschungsberichte <strong>der</strong> interdisziplinären<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppen, Band 30).<br />

252 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Marx-Stölting, Lilian: Ethische Aspekte und öffentliche Akzeptanz <strong>der</strong> Grünen Gentechnik.<br />

In: Bayerische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (Hg.): Pflanzenzucht und<br />

Gentechnik in einer Welt mit Hungersnot und knappen Ressourcen. München<br />

2012, S. 101–114 (= Rundgespräche <strong>der</strong> Kommission für Ökologie, Band 40).<br />

Ausblick<br />

Neben <strong>der</strong> Veröffentlichung des Themenbandes Grüne Gentechnologie sowie dem<br />

Abschluss <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en und <strong>der</strong> Veröffentlichung des Dritten Gentechnologieberichts<br />

werden die <strong>Arbeit</strong>en für das 2014 anvisierte Erscheinen des Themenbandes Epigenetik<br />

anlaufen. Die <strong>Arbeit</strong>sgruppe diskutiert aktuell mögliche Veranstaltungen für das<br />

nächste Jahr: Angedacht sind hierfür Nutztiergentechnik als potenzieller Einstieg in<br />

einen weiteren thematischen Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe, Stammzellforschung<br />

in ihrer fachlichen Breite o<strong>der</strong> das Spannungsfeld Gentechnik in <strong>der</strong> DDR; Formate<br />

und Zielgruppen sind <strong>der</strong>zeit noch offen. In Verbindung mit dem Erscheinen des<br />

Themenbandes zur Grünen Gentechnologie ist eine öffentliche Abendveranstaltung<br />

<strong>im</strong> Gespräch.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

http://www.bbaw.de/forschung/gentechnologiebericht,<br />

http://www.gentechnologiebericht.de<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

Gesellschaft – Wasser – Technik<br />

REINHARD F. HÜTTL, ROLF EMMERMANN, BERND HILLEMEIER, OLIVER BENS,<br />

DIETMAR KRAFT, ANNA KAISER<br />

Einführung<br />

Wassertechnische Großprojekte, zum Beispiel Stauseen, größere Kanäle, Klärwerke,<br />

aber auch Entsalzungsanlagen und Einrichtungen für eine gezielte Bewässerung, sind<br />

ein zentraler Baustein des Managements <strong>der</strong> Georessource Wasser. Im weiteren<br />

Sinne können auch strategische Instrumente von regionaler bis globaler D<strong>im</strong>ension<br />

wie Informationsplattformen, Forschungsprojekte o<strong>der</strong> gesetzliche Regelungen – hier<br />

sei exemplarisch die Wasserrahmenrichtlinie genannt – als Großprojekte angesehen<br />

werden.<br />

Angesichts globaler Verän<strong>der</strong>ungen wie dem Kl<strong>im</strong>awandel, wachsen<strong>der</strong> Weltbevölkerung,<br />

landwirtschaftlicher Intensivierung und Globalisierung <strong>der</strong> Märkte kommt<br />

<strong>der</strong> Leistungsfähigkeit dieser Großprojekte hohe Bedeutung zu. Hieraus resultieren<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 253


folgende Fragen: Inwiefern sind wassertechnische Großprojekte für tiefgreifende<br />

ökologische, ökonomische und soziale Verän<strong>der</strong>ungen anfällig? Kommt vorhandenes<br />

Wissen vor Ort hinreichend zum Einsatz? Welche Mechanismen verhin<strong>der</strong>n<br />

gegebenenfalls eine wirkungsvolle Errichtung und Nutzung <strong>der</strong> wassertechnischen<br />

Großprojekte?<br />

Die 2011 eingerichtete interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe Gesellschaft – Wasser –<br />

Technik geht <strong>der</strong> Frage nach, inwieweit wassertechnische Großprojekte ein Instrument<br />

effektiver, effizienter und nachhaltiger Wasserressourcen- und Landbewirtschaftung<br />

bilden können. Vergleichend wird die IAG drei sensitive Regionen betrachten,<br />

in denen Wasser auf unterschiedliche Weise zentrales Thema von Gesellschaft und<br />

Technik ist: Mitteleuropa mit Deutschland und Österreich, Zentralasien an den Flussläufen<br />

von Syrdarja und Amudarya sowie den Nahen Osten.<br />

Um als ‚Honest Broker‘ Handlungsempfehlungen für die Akteure in den relevanten<br />

Regionen formulieren zu können, untersucht die IAG solche Mechanismen, die<br />

für eine funktionale Kontinuität dieser Techniken und Maßnahmen ausschlaggebend<br />

sind. Hierzu werden grundlegende Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Großprojekte analysiert,<br />

und es wird überprüft, wie anfällig diese für tiefgreifende ökologische, ökonomische,<br />

technische, gesellschaftspolitische, soziale und kulturelle Verän<strong>der</strong>ungen sind. Betrachtet<br />

werden dabei die erfolgreiche und gesellschaftlich akzeptierte Errichtung<br />

solcher Anlagen, <strong>der</strong>en andauern<strong>der</strong> Betrieb und gegebenenfalls <strong>der</strong>en Rückbau,<br />

aber auch die zielführende konzeptionelle Umsetzung von Strategien eines effektiven<br />

Ressourcenmanagements, möglichst auch auf institutioneller Ebene. Angesichts<br />

bekannter, ausgeprägter regionaler Unterschiede in <strong>der</strong> technischen und politischen<br />

Umsetzung als auch bezüglich ökologischer, ökonomischer und sozialer Auswirkungen<br />

wird die Fragestellung vertieft für die drei repräsentativen, strategisch relevanten<br />

Regionen bearbeitet.<br />

Als <strong>Arbeit</strong>sschwerpunkte <strong>der</strong> IAG lassen sich somit die folgenden Themen formulieren,<br />

die jeweils aus <strong>der</strong> Perspektive Gesellschaft – Wasser (als Ressource) –<br />

Technik analysiert werden: (1) Großprojekte als (wirtschafts-)politische Instrumente,<br />

(2) die Variabilität des Wasserdargebots und <strong>der</strong>en Auswirkungen für Landschaft<br />

und Menschen sowie (3) technische Strategien bei Bau, Betrieb und Rückbau von<br />

Großprojekten. Als Querschnittsfragen zur Vernetzung dieser drei Themenfel<strong>der</strong> wurden<br />

mit direktem Bezug zu den inhaltlichen Aspekten in den Untersuchungsräumen<br />

folgende Fragen konkretisiert: (4) Was sind die hydrologischen, ökologischen und<br />

gesellschaftlichen Auswirkungen wassertechnischer Großprojekte? (5) Welches sind<br />

geeignete Bewertungsmaßstäbe für Effektivität, Effizienz und Nachhaltigkeit von<br />

wassertechnischen Großprojekten? (6) Welche Transferpotenziale für rezente und<br />

gegebenenfalls historische Methoden des Wasserressourcenmanagements bestehen<br />

zwischen den Untersuchungsräumen?<br />

254 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Mit den hier skizzierten Themen und Querschnittsfragen ist die IAG Gesellschaft –<br />

Wasser – Technik inhaltlich gut in <strong>der</strong> Forschungslandschaft verortet. Zahlreiche<br />

themenverwandte Veranstaltungen („Georessource Wasser – Herausfor<strong>der</strong>ung Globaler<br />

Wandel“, „3. Water Research Horizon Conference“, „3. REKLIM-Konferenz“,<br />

„5. Nationales Kolloquium des Komitees für Global Change Forschung (NKGCF)“,<br />

„Jahrestagung <strong>der</strong> Leopoldina“, PIK-Konferenz: „Kl<strong>im</strong>afolgen für Deutschland“)<br />

unterstreichen <strong>der</strong>en Relevanz und Aktualität.<br />

Die IAG zielt darauf ab, mit Blick auf eine zukunftsfähige internationale Zusammenarbeit,<br />

konkrete Handlungsempfehlungen herzuleiten. Große Bedeutung wird in<br />

diesem Kontext den Themen Wasserethik, Wasserrecht und Ressourcenrückgewinnung<br />

zugesprochen, die Gegenstand externer Expertisen sein werden.<br />

Ergebnisse<br />

Im ersten Jahr ihrer Laufzeit hat die IAG ihr Forschungsprogramm auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

von Auswertungen zum internationalen Stand <strong>der</strong> Forschung weiter konkretisiert und<br />

das zu bearbeitende Themengebiet eingegrenzt, um dem sehr umfangreichen Thema<br />

in angemessener Weise gerecht werden zu können. Fokussiert werden dabei die zentralen<br />

Themen Wassergewinnung, Bewässerung und – in einem weiten Sinne – das<br />

Ressourcenmanagement von wassertechnischen Großprojekten.<br />

Eine erste systematische Bestandsaufnahme <strong>der</strong> technischen, ökonomischen und<br />

gesellschaftlichen Aspekte wassertechnischer Großprojekte hat sich für das disziplinübergreifende<br />

Systemverständnis innerhalb <strong>der</strong> IAG als essentiell herausgestellt. Auf<br />

die Untersuchungsräume fokussiert dient diese Gegenüberstellung als Grundlage<br />

einer vergleichenden Einschätzung von direkten wie indirekten Auswirkungen auf<br />

regionaler Ebene. Dabei hat sich zum Beispiel gezeigt, dass die Frage nach den<br />

gesellschaftlichen, räumlich-zeitlichen und technischen D<strong>im</strong>ensionen <strong>der</strong> Projekte<br />

wesentlich ist: Neben <strong>der</strong> reinen Größe <strong>der</strong> technischen Einrichtungen sind <strong>der</strong><br />

naturräumliche Charakter des Einzugsgebiets, die Anzahl betroffener Personen, das<br />

Investitionsvolumen, die Laufzeit und <strong>der</strong> bekannte mögliche ökologische beziehungsweise<br />

gesellschaftliche Impakt wichtige Kenngrößen. Die Analyse <strong>der</strong> verfügbaren<br />

Qualitäten und Quantitäten von Wasser sowie <strong>der</strong>en Dynamik und zukünftige<br />

Entwicklung wie auch die räumliche, zeitliche, technische und politische Verfügbarkeit<br />

sowie die nachhaltige, effektive und effiziente Verteilung haben sich als weitere<br />

wesentliche Kriterien <strong>der</strong> Bewertung von wassertechnischen Großprojekten bestätigt.<br />

Basierend auf einer solchen Inventur <strong>der</strong> Projekte in den Fokusgebieten können <strong>im</strong><br />

Weiteren die konkreten Situationen dieser Untersuchungsräume, zum Beispiel bezüglich<br />

ihrer politischen Bedingungen, <strong>der</strong> Verfügbarkeit von Wasser und den technischen<br />

Gegebenheiten vor Ort herausgearbeitet und beurteilt werden. Die Projekte<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 255


lassen sich so entlang <strong>der</strong> benannten Querschnittsfragen nach den Auswirkungen <strong>der</strong><br />

wassertechnischen Großprojekte, ihrer Umkehrbarkeit, den erreichten Zielen und<br />

ihrem Wirkungsgrad sowie <strong>der</strong> Möglichkeit, <strong>der</strong>en technische Ausführung und/o<strong>der</strong><br />

politische Umsetzung auf an<strong>der</strong>e Regionen zu übertragen, in einer vergleichenden<br />

Analyse gegenüberstellen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Bestandsaufnahme haben sich wesentliche Synergien mit bereits<br />

existierenden Projekten unter Beteiligung von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> IAG, zum Beispiel<br />

in dem acatech-Projekt Geo-Ressource Wasser, Water Science Alliance von UFZ<br />

und DFG sowie den GLOWA-Projekten des BMBF ergeben. Zudem hat sich gezeigt,<br />

dass die Aspekte ‚Governance‘, ‚Verteilungsgerechtigkeit‘ und ‚Groundwater Banking‘<br />

Themenfel<strong>der</strong> darstellen, die insbeson<strong>der</strong>e für die Fokusregionen <strong>der</strong> IAG relevant<br />

sind und gemeinsam mit Partnern vor Ort vertieft werden sollen. Exemplarisch<br />

sei hier auf das Central Asian and South Caucasus Consortium of Agricultural Universities<br />

for Development (CASCADE) und die Friends of the Earth Middle East<br />

(FoEME) verwiesen.<br />

Neben <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> IAG mit den relevanten Wissenschaftsakademien<br />

bestehen über die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppe zahlreiche inhaltliche Verbindungen zu<br />

Forschungsprojekten zur Georessource Wasser, zum Beispiel: Kompetenznetzwerk<br />

CrossRoads Asia (BMBF), Rescaling Environmental Governance in Europe (DFG),<br />

SMART – Sustainable Management of Available Water Resources with Innovative<br />

Technologies (BMBF), IWRM MoMo – Integriertes Wasserressourcen-Management<br />

in Zentralasien: Modellregion Mongolei (BMBF), CAWa – Water in Central Asia<br />

(AA), JUMP – JUniper forest Management Plans in Süd-Kirgistan (EU).<br />

Ausblick: Planungen für das Jahr 2013<br />

Nachdem 2012 die thematische Ausrichtung <strong>der</strong> IAG konkretisiert wurde, ist für<br />

2013 die Analyse von wassertechnischen Großprojekten entlang <strong>der</strong> Querschnittsfragen<br />

zu den Schwerpunktthemen vorgesehen. Neben landschaftsökologischen<br />

Aspekten und technischen Konzepten stehen hier Fragen nach <strong>der</strong> Eignung von<br />

wassertechnischen Großprojekten als Instrumente einer ‚Wasser-Governance‘ <strong>im</strong><br />

Vor<strong>der</strong>grund. Als Grundlage dieser Analysen dient die oben erwähnte Bestandsaufnahme.<br />

Die Auswahl geeigneter Verfahren zur Bewertung <strong>der</strong> Naturverträglichkeit,<br />

Effektivität und Effizienz <strong>der</strong> Projekte ist dabei von übergeordneter Bedeutung.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.bbaw.de/forschung/gwt<br />

256 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

TECHcultures: Interkultureller Vergleich des Wissenschaftsund<br />

Technikverständnisses in ausgewählten Län<strong>der</strong>n<br />

ANDREAS HOHLT, ORTWIN RENN<br />

Einführung<br />

Technisierung beziehungsweise technischer Fortschritt wird in vielen Län<strong>der</strong>n als<br />

Motor gesellschaftlicher Entwicklung und Mo<strong>der</strong>nisierung wertgeschätzt und weist<br />

damit über eine rein wirtschaftliche Funktionalität hinaus. Ein solches Verständnis<br />

scheinen sich etwa die durch ihre Ölreserven reich gewordenen arabischen Nationen<br />

und China <strong>im</strong> ökonomischen Aufschwung zu teilen. Transformationen, die durch<br />

eine zunehmende Technisierung vieler Produktions- und Lebensbereiche ausgelöst<br />

werden, können neuen Raum für persönlichen Aufstieg, nationales Prestige, die<br />

Steigerung individueller Freiheiten und in vielen Län<strong>der</strong>n auch für die Emanzipation<br />

<strong>der</strong> Frauen bieten. J<strong>edoc</strong>h ist nicht auszuschließen, dass technisch-naturwissenschaftlicher<br />

Fortschritt in diesen Staaten, ähnlich wie heute in den meisten OECD-Staaten,<br />

zunehmend ambivalent beurteilt wird, sobald einmal ein hoher Grad an Technisierung<br />

erreicht ist.<br />

Mit dem Ziel, das Thema <strong>der</strong> technisch- und naturwissenschaftlichen Bildung aus<br />

außereuropäischer Perspektive zu betrachten, wurde <strong>im</strong> Dezember 2011 die interdisziplinäre<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppe TECHcultures: Interkultureller Vergleich des Wissenschaftsund<br />

Technikverständnisses in ausgewählten Län<strong>der</strong>n gegründet. Die <strong>im</strong> August 2011<br />

zum Abschluss gekommene IAG Zur Zukunft technischer und naturwissenschaftlicher<br />

Bildung in Europa hatte sich mit <strong>der</strong> Zukunft technischer und naturwissenschaftlicher<br />

Berufe und Bildung mit Schwerpunkt Europa beschäftigt. Dort wurde<br />

das Ergebnis erzielt, dass es <strong>im</strong> internationalen Vergleich deutliche Unterschiede in<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung von Technik und Naturwissenschaften gibt. Aufbauend auf dieser<br />

Erkenntnis hat es sich die neu gegründete IAG zum Ziel gesetzt, eine stärker kulturwissenschaftliche<br />

Perspektive mit Fokus auf Fragen <strong>der</strong> Wahrnehmung, Bedeutung<br />

und Bewertung von Technik und Naturwissenschaften und dessen Vergleich <strong>im</strong><br />

internationalen Kontext zu legen. Neben <strong>der</strong> Herausarbeitung von kulturellen und<br />

historischen Bedingungen des Wissenschafts- und Technikverständnisses eines<br />

best<strong>im</strong>mten Landes sollen außerdem verschiedene Lernkulturen, aber auch Fächerverständnisse<br />

<strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> MINT-Bildung betrachtet werden.<br />

Dabei steht die Frage nach <strong>der</strong> Abhängigkeit des Erfolgs <strong>der</strong> MINT-Bildung in<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n von kulturabhängigen o<strong>der</strong> auch kulturinvarianten Faktoren <strong>im</strong><br />

Zentrum <strong>der</strong> Betrachtung. Darüber hinaus sollen Erkenntnisse, die sich als übertragbar<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 257


erweisen, auf Vorschläge zur Gestaltung <strong>der</strong> MINT-Bildung in Deutschland angewandt<br />

werden, um so einen Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation in Deutschland<br />

herzustellen.<br />

Im Laufe des Jahres wurden China, Japan, Südkorea, die USA, Ägypten und die<br />

Vereinigten Arabischen Emirate sowie die Schwellenlän<strong>der</strong> Brasilien und Indien<br />

als Vergleichslän<strong>der</strong> ausgewählt. Insbeson<strong>der</strong>e durch die zuletzt genannten Län<strong>der</strong><br />

werden auch die wirtschaftlich und technologisch aufstrebenden Schwellenlän<strong>der</strong>,<br />

die sich auf dem Sprung vom Niedrigtechnologieland zum postindustriellen Global<br />

Player befinden, mit einbezogen.<br />

Aktivitäten<br />

Im ersten Jahr standen zunächst die umfangreiche Recherche und Auswertung von<br />

bereits bestehen<strong>der</strong> Literatur, nationaler und internationaler Berichte und Medien für<br />

die Forschungsschwerpunkte <strong>im</strong> Zentrum. Weiterhin wurden Experten für die verschiedenen<br />

Län<strong>der</strong> best<strong>im</strong>mt und für eine Mitwirkung gewonnen. Ihre Aufgabe ist es,<br />

einen 30- bis 50-seitigen Bericht anzufertigen. Als Grundlage dient ein Leitfaden, in<br />

dem drei wesentliche Bereiche angesprochen werden. Erstens sollen auf <strong>der</strong> Basis<br />

empirischer Daten die aktuelle Bedeutung und öffentliche Wahrnehmung von Wissenschaft<br />

und Technik in <strong>der</strong> jeweils untersuchten Gesellschaft dargestellt werden.<br />

Zweitens soll anhand historischer und kultureller Entwicklungen des jeweiligen<br />

Landes die landesspezifische Wahrnehmung von Naturwissenschaften und Technik<br />

historisch und sozialwissenschaftlich nachvollzogen und kulturell gedeutet werden.<br />

Der dritte Teil beschäftigt sich mit den aktuellen politischen Maßnahmen und Konzepten<br />

<strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> MINT-Bildung und den zugrunde liegenden Ursachen und<br />

Kontextbedingungen.<br />

Die Expertise für China wurde von Cheng Donghong, Vizepräsidentin und Generalsekretärin<br />

<strong>der</strong> China Association for Science and Technology (CAST), für Japan<br />

von Takuji Okamoto von <strong>der</strong> Universität Tokio und für Südkorea von Jung-Ok Ha<br />

von <strong>der</strong> Seoul National University übernommen. Yvonne Spicer, Vizepräsidentin<br />

für Advocacy & Educational Partnerships am Museum für Naturwissenschaften in<br />

Boston, wird eine Expertise für die USA erstellen. Darüber hinaus haben Maged<br />

Al-Sherbini für Ägypten und Sundar Sarukkai für Indien eine Expertise zugesagt.<br />

Eine erste Vorstellung und Diskussion <strong>der</strong> wichtigsten Leitthemen, Entwicklungen<br />

und Ergebnisse erfolgte am 15. Oktober 2012 <strong>im</strong> Rahmen eines internationalen<br />

Workshops in <strong>Berlin</strong>. Eingeladen waren die ausgewählten Experten für die Län<strong>der</strong>berichte<br />

und als externe Kooperationspartner <strong>der</strong> IAG Marc de Vries (Delft) und<br />

Pierre Léna (Paris). Während des eintägigen Workshops stellten die Experten den<br />

aktuellen Stand ihrer <strong>Arbeit</strong> vor und diskutierten anschließend mit den Anwesenden.<br />

258 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Den Vortrag für das Schwerpunktland Ägypten hielt Mamdouh Eldamaty von <strong>der</strong><br />

ägyptischen Botschaft in <strong>Berlin</strong>. An die Vorträge schloss sich eine vergleichende<br />

Analyse <strong>der</strong> verschiedenen Ansätze an, wobei gleichzeitig <strong>der</strong>en Übertragbarkeit<br />

auf die deutsche Bildungslandschaft erörtert wurde.<br />

Durch die Diskussionen <strong>im</strong> Rahmen des Workshops ergaben sich Rückwirkungen<br />

auf die Fragestellungen <strong>der</strong> IAG. Neben <strong>der</strong> kontroversen Bewertung <strong>der</strong> Bedeutung<br />

kultureller Faktoren überhaupt – eine Frage, die selbstreflektorisch die wissenschaftliche<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> IAG ständig begleitet – wurde auch auf den Konflikt zwischen dem<br />

Anspruch auf Universalität (wissenschaftliche Methode, Gültigkeit von Naturgesetzen)<br />

und <strong>der</strong> Beobachtung von Relativität <strong>im</strong> Sinne von Flexibilität in <strong>der</strong> Wissenschafts-<br />

und Technikbildung hingewiesen. Solche relativierenden Faktoren können<br />

sozioökonomische, politisch-institutionelle, sozialisationsbedingte o<strong>der</strong> makrokulturelle<br />

Aspekte umfassen.<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen des Forschungsberichts <strong>der</strong> IAG Zur Zukunft<br />

technischer und naturwissenschaftlicher Bildung in Europa sollen die je landesspezifischen<br />

Wissenschafts- und Technikwahrnehmungen, die Wissenschafts- und<br />

Technikaufgeschlossenheit und die Professionalisierung in den MINT-Fächern als<br />

Leitkriterien zur Datenerfassung und zur Dateninterpretation dienen. Die verstehende<br />

kulturwissenschaftliche Perspektive spielt dabei eine wichtige Rolle in <strong>der</strong><br />

Aufschlüsselung <strong>der</strong> Hintergründe für die Ausbildung einer grundlegenden Technikaufgeschlossenheit<br />

einer Gesellschaft. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zum<br />

Verständnis und zur Erklärung von Erfolg und Misserfolg verschiedener Maßnahmen<br />

in <strong>der</strong> MINT-Bildung.<br />

Ausblick auf 2013<br />

Im Jahr 2013 soll ein Expertendelphi durchgeführt werden. Hierfür werden internationale<br />

Experten sowohl für die län<strong>der</strong>spezifische als auch für eine vergleichende<br />

Perspektive gesucht. Die IAG wird zunächst den für Delphi-Verfahren geeigneten<br />

Fragebogen zu konsensualen beziehungsweise kontroversen Einschätzungen von<br />

analytischen Erkenntnissen und den daraus abgeleiteten normativen Rückschlüssen<br />

für die MINT-Bildung zusammenstellen und <strong>im</strong> Rahmen eines Pretests erproben.<br />

Zudem wird Ende 2013 ein Workshop durchgeführt, <strong>der</strong> dem Thema „Konvergenzen<br />

und Divergenzen in <strong>der</strong> Innen- und Außenperspektive <strong>der</strong> behandelten Län<strong>der</strong>“<br />

gewidmet sein wird.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.bbaw.de/forschung/techcultures<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 259


Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

Zukunft des wissenschaftlichen Kommunikationssystems<br />

PETER WEINGART<br />

Problemstellung und Zielsetzung <strong>der</strong> IAG<br />

Bedingt durch einan<strong>der</strong> überlagernde Entwicklungsprozesse von Digitalisierung,<br />

Ökonomisierung, steigen<strong>der</strong> Reflexivität sowie Medialisierung unterliegt das wissenschaftliche<br />

Kommunikationssystem einer erheblichen Verän<strong>der</strong>ungsdynamik. Die<br />

interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe Zukunft des wissenschaftlichen Kommunikationssystems<br />

zielt darauf, diese bislang in <strong>der</strong> Forschungsliteratur und in den entsprechenden<br />

Empfehlungen seitens wissenschaftspolitischer Akteure nur einzeln in den Blick<br />

genommenen Entwicklungen zusammenzuführen und die Wechselwirkungen zwischen<br />

ihnen zu untersuchen. Merkmal <strong>der</strong> vier genannten Entwicklungen ist, dass sie<br />

nicht nur <strong>im</strong> Sinne einfacher, voneinan<strong>der</strong> isolier- o<strong>der</strong> abgrenzbarer Kausalketten<br />

auf das wissenschaftliche Kommunikationssystem einwirken, son<strong>der</strong>n vielmehr auch<br />

in Form von langen, rückgekoppelten und sich zum Teil überlagernden Prozessen<br />

Effekte hervorrufen. Die vier Entwicklungen sind jeweils für sich genommen aus <strong>der</strong><br />

Literatur bekannt und auch Gegenstand öffentlicher Diskussionen und politischer<br />

Regulierung. Dennoch werden sie typischerweise nur einzeln in den Blick genommen,<br />

sodass Verän<strong>der</strong>ungen nicht in ihrem Zusammenhang und in wechselseitigen<br />

Abhängigkeiten gesehen werden. Zum Teil ergeben sich daraus Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>im</strong><br />

Regulierungshandeln <strong>der</strong> Politik.<br />

Ziel <strong>der</strong> IAG Zukunft des wissenschaftlichen Kommunikationssystems ist, die oben<br />

skizzierten Entwicklungen zu analysieren und die aus <strong>der</strong> Forschung bekannten<br />

Befunde zusammenzustellen. Dies dient einem dreifachen Zweck: Es sollen erstens<br />

die Zusammenhänge zwischen den betreffenden Entwicklungen offen gelegt werden.<br />

Zweitens soll geprüft werden, an welchen Stellen zum Verständnis <strong>der</strong> Entwicklung<br />

des Kommunikationssystems Forschungsbedarf besteht. Drittens will die IAG Empfehlungen<br />

für die künftige Ausgestaltung des wissenschaftlichen Kommunikationssystems<br />

formulieren.<br />

<strong>Arbeit</strong>sergebnisse <strong>im</strong> Berichtszeitraum<br />

Die IAG hat <strong>im</strong> Berichtszeitraum drei Treffen veranstaltet. Die konstituierende Sitzung<br />

fand am 24. Januar statt, die zweite Sitzung am 17. April und die dritte am<br />

1. Oktober. Auf <strong>der</strong> ersten Sitzung wurde entschieden, zwei Workshops durchzuführen,<br />

einen zu <strong>der</strong> Entwicklung in Wissenschaftsverlagen, einen weiteren zu <strong>der</strong><br />

260 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Entwicklung in wissenschaftlichen Bibliotheken und Fachgesellschaften. Der erste<br />

Workshop fand am 1. Oktober mit Vertretern von Wissenschaftsverlagen statt.<br />

Eingeladen wurden Vertreter eines großen Verlags (Springer: Eric Merkel-Sobotta,<br />

Ralf Birkelbach), kleinerer Verlage: (Lucius: Wulf D. von Lucius, de Gruyter:<br />

Alexan<strong>der</strong> Grossmann) und eines Fachgesellschaftsverlags (VDCh/Wiley: Peter<br />

Goelitz). Die erwarteten unterschiedlichen Interessen und daraus resultierenden<br />

Positionen traten in <strong>der</strong> Anhörung klar zutage.<br />

Noch <strong>im</strong> Jahr 2011 vergab die IAG eine Expertise an Ulrich Herb (Universität<br />

Saarbrücken) zu dem Thema „Empfehlungen, Stellungnahmen, Deklarationen und<br />

Aktivitäten wissenschaftspolitischer Akteure zur Gestaltung des wissenschaftlichen<br />

Kommunikationssystems“. Ziel <strong>der</strong> Expertise war es, für Deutschland, die USA und<br />

die europäische Ebene eine Übersicht über die verschiedenen Formen <strong>der</strong> Äußerungen<br />

von Wissenschafts-, För<strong>der</strong>- und Regierungsorganisationen zu gewinnen und <strong>der</strong>en<br />

Inhalt in Form einer Synopse zusammenzutragen sowie wesentliche Übereinst<strong>im</strong>mungen<br />

und Differenzen herauszuarbeiten. Daneben sollte die Expertise die wichtigsten<br />

Aktivitätsfel<strong>der</strong> best<strong>im</strong>men und für diese beispielhaft konkrete Maßnahmen und<br />

Aktivitäten beschreiben.<br />

Zwei weitere Expertisen wurden <strong>im</strong> Herbst vergeben. Die erste richtet sich auf die<br />

(erwarteten und feststellbaren) Folgen von Open Access und wird von David Ball<br />

erstellt. Die zweite Expertise zu den rechtlichen Barrieren, die <strong>der</strong> Einführung von<br />

Open Access entgegenstehen, wird von Alexan<strong>der</strong> Peukert und Markus Sonnenberg<br />

verfasst.<br />

Die studentischen Hilfskräfte Patrizia Czajor, Meike Koch und Kevin Schön waren<br />

an den folgenden, erfolgreich durchgeführten <strong>Arbeit</strong>en beteiligt:<br />

Einrichtung und Betreuung <strong>der</strong> Literatur- und Dokumentendatenbank in Zotero<br />

sowie die Erstellung einer arbeitsgruppenspezifischen Anleitung und Einführung<br />

hierfür,<br />

Erstellung von Zusammenfassungen und Exzerpten erfasster Literatur und ähnlicher<br />

Dokumente, Recherchen zu Literatur und Bildmaterial,<br />

Unterstützung bei <strong>der</strong> Korrespondenz sowie <strong>der</strong> Vorbereitung, Durchführung<br />

und Nachbereitung <strong>der</strong> Sitzungen <strong>der</strong> IAG,<br />

inhaltliche Recherchen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und den wissenschaftspolitischen<br />

Aktivitäten <strong>im</strong> Zusammenhang mit Open Access (OA).<br />

Es wurden drei <strong>Arbeit</strong>spapiere erstellt, die wesentliche Entwicklungen zusammenfassen:<br />

Diskussionsstand zur Novelle des Urheberrechts (sogenannter 3. Korb)<br />

Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Nationallizenzen<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 261


Aufarbeitung und Zusammenfassung des Stands <strong>der</strong> Forschung zu den Rückwirkungen<br />

von Systemen leistungsorientierter Mittelvergabe (LOM et al.) auf<br />

das wissenschaftliche Kommunikationssystem<br />

Publikationen<br />

Franzen, Martina/Weingart, Peter/Röd<strong>der</strong>, S<strong>im</strong>one: Exploring the Impact of Science<br />

Communication on Scientific Knowledge Production: An Introduction. In: Röd<strong>der</strong>/<br />

Franzen/Weingart (Hg.), 2012, S. 3–14.<br />

Röd<strong>der</strong>, S<strong>im</strong>one/Franzen, Martina/Weingart, Peter (Hg.): The Sciences’ Media<br />

Connection – Public Communication and its Repercussions. Dordrecht, Heidelberg,<br />

London, New York 2012 (= Sociology of Sciences Yearbook, Bd. 28).<br />

Taubert, Niels C.: Online Editorial Management-Systeme und die Produktion wissenschaftlicher<br />

Fachzeitschriften. In: Leviathan – <strong>Berlin</strong>er Zeitschrift für Sozialwissenschaften<br />

40 (2012) 2, S. 297–319.<br />

Ders.: Bibliometrie in <strong>der</strong> Forschungsevaluation. Zur Konstitution und Funktionslogik<br />

wechselseitiger Beobachtung zwischen Wissenschaft und Politik. In: Passoth,<br />

Jan-Hendrik/Wehner, Josef (Hg.): Web 3.0 – Zur Vermessung des Internets.<br />

Wiesbaden 2012.<br />

Weingart, Peter: The Lure of the Mass Media and its Repercussions on Science.<br />

Theoretical Consi<strong>der</strong>ations on the ‚Medialization of Science‘. In: Röd<strong>der</strong>/Franzen/<br />

Weingart, Peter (Hg.), 2012, S. 17–32.<br />

Ders./Röd<strong>der</strong>, S<strong>im</strong>one/Franzen, Martina: D<strong>im</strong>ensions of Medialization. Concluding<br />

Remarks. In: Röd<strong>der</strong>/Franzen/Weingart (Hg.), 2012, S. 363–373.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.bbaw.de/forschung/zwk<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n – Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung<br />

(geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Jacobs Foundation)<br />

ALMUT GEBHARD, GÜNTER STOCK<br />

Einführung<br />

Die interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n – Fertilität und gesellschaftliche<br />

Entwicklung wird gemeinsam von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> Nationalen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften Leopoldina<br />

getragen. Das Projekt wurde von März 2009 bis Dezember 2012 durch die Jacobs<br />

Foundation mit 1.250.000 Euro geför<strong>der</strong>t.<br />

262 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Die Akademiengruppe Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n konzentrierte sich auf die Erforschung<br />

<strong>der</strong> Gründe sinken<strong>der</strong> Geburtenraten, die politisch-gesellschaftliche sowie die individuelle<br />

Gestaltbarkeit <strong>der</strong> Fertilitätsentwicklung. Sie befasste sich mit zentralen<br />

Einflussfaktoren wie <strong>der</strong> Vereinbarkeit von Elternschaft und Erwerbstätigkeit, <strong>der</strong><br />

verän<strong>der</strong>ten Organisation und Gestaltung des Lebenslaufs, den Prozessen <strong>der</strong> Individualisierung,<br />

den Entscheidungsdynamiken in Partnerschaften, den medizinischbiologischen<br />

Aspekten von Fruchtbarkeit und <strong>der</strong> Ausrichtung <strong>der</strong> Familienpolitik.<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> standen Deutschland, Österreich und die Schweiz. Durch<br />

die Kontrastierung dieser Län<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en europäischen und außereuropäischen<br />

Vergleichsfällen konnten die Ursachen und beson<strong>der</strong>en Merkmale ihres demographischen<br />

Musters herausgearbeitet werden.<br />

Ziel <strong>der</strong> mittlerweile <strong>im</strong> Campus Verlag veröffentlichten Studie Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n.<br />

Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland, Österreich und<br />

<strong>der</strong> Schweiz (Frankfurt 2012) war es, bisher erhobene Daten und verfügbares Wissen<br />

interdisziplinär zusammenzuführen und für einen breiten Adressatenkreis in Politik<br />

und Gesellschaft aufzubereiten. Neben Empfehlungen zur Politik und Lebensgestaltung<br />

wurden auch Aussagen zum künftigen Forschungs- und Datenerhebungsbedarf<br />

erarbeitet.<br />

Projektfortschritt<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> wurde das Projekt weitestgehend beendet. Nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Nostrifizierung <strong>der</strong> Forschungsergebnisse durch die beiden beteiligten Akademien,<br />

erschien <strong>im</strong> Oktober 2012 <strong>im</strong> Campus Verlag das Buch Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n. Fertilität<br />

und gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland, Österreich und <strong>der</strong> Schweiz,<br />

das aufgrund <strong>der</strong> großen Nachfrage bereits in einer zweiten Auflage nachgedruckt<br />

wurde. Parallel hierzu wurde eine Kurzfassung des Buches unter dem Titel Zukunft<br />

mit Kin<strong>der</strong>n – Mythen, Kernaussagen und Empfehlungen zu Fertilität und gesellschaftlicher<br />

Entwicklung als gemeinsame Stellungnahme <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und <strong>der</strong> Leopoldina<br />

publiziert.<br />

Als Auftakt <strong>der</strong> PR-Maßnahmen, die von <strong>der</strong> Abteilung Information und Kommunikation<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> koordiniert werden, fand am 15. Oktober 2012 <strong>im</strong> Haus <strong>der</strong><br />

Bundespressekonferenz eine Präsentation <strong>der</strong> Studie statt. Darüber hinaus wurde<br />

diese <strong>im</strong> Bundespräsidialamt, <strong>im</strong> Bundesministerium des Innern und <strong>im</strong> Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vorgestellt.<br />

Diese Aktivitäten wurden durch entsprechende Pressemaßnahmen vor allem in<br />

Deutschland, aber auch in Österreich und <strong>der</strong> Schweiz begleitet. Die Presseresonanz<br />

war in allen Medien sehr hoch. Sie wird auf <strong>der</strong> Projektwebseite dokumentiert, die<br />

am 15. Oktober, zeitgleich mit <strong>der</strong> Bundespressekonferenz, freigeschaltet wurde<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 263


(http://www.zukunft-mit-kin<strong>der</strong>n.eu). Auf <strong>der</strong> Webseite sind auch Video-Interviews<br />

mit allen Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> IAG zu finden.<br />

Nach <strong>der</strong> Veröffentlichung wurden das Buch und die Stellungnahme an Vertreter<br />

<strong>der</strong> Politik und Wissenschaft in Deutschland, Österreich und in <strong>der</strong> Schweiz versandt.<br />

Zudem wurden Gespräche mit ausgewählten Spitzenpolitikern initiiert und zum Teil<br />

bereits <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> durchgeführt. Die an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> angesiedelte Geschäftsstelle<br />

war auch <strong>im</strong> laufenden <strong>Berichtsjahr</strong> für die gesamte administrative Verwaltung <strong>der</strong><br />

IAG verantwortlich.<br />

Veranstaltungen<br />

Fürnkranz-Prskawetz, Alexia: „Demographische Daten und Fakten zur Geburtenentwicklung“;<br />

Huinink, Johannes: „Sind wir auf dem Weg in die kin<strong>der</strong>lose Gesellschaft?“,<br />

Akademievorlesung „Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n“, <strong>Berlin</strong>, 18. Oktober 2012.<br />

Holzgreve, Wolfgang: „Späte Mutterschaft – nur aufgeschoben o<strong>der</strong> manchmal auch<br />

aufgehoben?“; Bertram, Hans: „Keine Zeit für Liebe – keine Zeit für Kin<strong>der</strong>?“,<br />

Akademievorlesung „Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n“, <strong>Berlin</strong>, 1. November 2012.<br />

Zeitforum Wissenschaft „Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n?!“ mit Hans Bertram, Heike Kahl,<br />

Reiner Klingholz; Mo<strong>der</strong>ation: Andreas Sentker, Ulrich Blumenthal, <strong>Berlin</strong>, 13. Dezember<br />

2012.<br />

Publikationen<br />

Die Präsidenten <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und<br />

<strong>der</strong> Nationalen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften Leopoldina (Hg.): Zukunft mit<br />

Kin<strong>der</strong>n. Mythen, Kernaussagen und Empfehlungen zu Fertilität und gesellschaftlicher<br />

Entwicklung. <strong>Berlin</strong> 2012.<br />

Bertram, Hans/Bujard, Martin (Hg.): Zeit, Geld, Infrastruktur – zur Zukunft <strong>der</strong><br />

Familienpolitik. Son<strong>der</strong>band Soziale Welt 19 (2012).<br />

Frejka, Tomas/Prskawetz, Alexia (Hg.): Fertility Dynamics in Austria Germany and<br />

Switzerland – Fertilitätsdynamik in Österreich, Deutschland und <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Special Issue Comparative Population Studies – Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft<br />

36 (2011) 2–3.<br />

Stock, Günter/Bertram, Hans/Fürnkranz-Prskawetz, Alexia/Holzgreve, Wolfgang/<br />

Kohli, Martin/Staudinger, Ursula M. (Hg.): Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n. Fertilität und<br />

gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland, Österreich und <strong>der</strong> Schweiz. Frankfurt<br />

2012 (= Forschungsberichte <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen, Band 29).<br />

264 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Ausblick<br />

Im kommenden Jahr werden die PR-Aktivitäten zur Präsentation <strong>der</strong> Forschungsergebnisse<br />

fortgesetzt: Die Studie wird am 14. Januar 2013 an <strong>der</strong> Österreichischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften in Wien auf einer Pressekonferenz sowie auf einer die<br />

Buchpräsentation begleitenden Veranstaltung vorgestellt. Hierfür haben <strong>der</strong> österreichische<br />

Bundesminister für Wissenschaft und Forschung sowie <strong>der</strong> Bundesminister<br />

für <strong>Arbeit</strong>, Soziales und Konsumentenschutz ihre Teilnahme zugesagt. Im Sommer<br />

2013 soll eine ähnliche Veranstaltung in <strong>der</strong> Schweiz stattfinden.<br />

Am 19. Januar 2013 werden be<strong>im</strong> Salon Sophie Charlotte unter dem Titel „Von<br />

<strong>der</strong> Liebe bis zum Kind“ Video-Interviews zum Thema „Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n“<br />

präsentiert. Am 27. Februar 2013 findet in Kooperation mit <strong>der</strong> Friedrich-Ebert-<br />

Stiftung eine Veranstaltung statt. Im Rahmen <strong>der</strong> „Langen Nacht <strong>der</strong> Wissenschaften“<br />

am 8. Juni 2013 ist in <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> eine Gesprächsrunde zum Thema „Zukunft mit<br />

Kin<strong>der</strong>n?“ vorgesehen.<br />

Geplant ist darüber hinaus ein schulisches Aufklärungsprojekt für Knaben in Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> ÄGGF, <strong>der</strong> Ärztlichen Gesellschaft zur Aufklärung von Mädchen,<br />

und <strong>der</strong> Bosch-Stiftung.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.zukunft-mit-kin<strong>der</strong>n.eu<br />

Interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppen 265


Projekte und Initiativen<br />

Common Language Resources and Technology Infrastructure<br />

(CLARIN-D, Mitglied <strong>im</strong> Zentrum Sprache)<br />

(geför<strong>der</strong>t durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung)<br />

WOLFGANG KLEIN<br />

CLARIN-D ist das deutsche Teilprojekt des europaweiten Verbundprojekts CLARIN,<br />

das eine technische Forschungsinfrastruktur für die Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

schaffen soll. CLARIN-D besteht aus neun Projektpartnern, und zwar dem<br />

Zentrum Sprache <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, dem IDS Mannhe<strong>im</strong>, dem MPI-Nijmegen sowie den<br />

Universitäten Tübingen, Leipzig, Stuttgart, Hamburg, München und Saarbrücken.<br />

Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung seit<br />

Mai 2011 zunächst für die Dauer von drei Jahren geför<strong>der</strong>t.<br />

Die beteiligten Disziplinen decken ein breites Spektrum <strong>der</strong> Wissenschaften ab,<br />

in denen Sprachressourcen eine zentrale Rolle spielen. Die wichtigste Funktion <strong>der</strong><br />

CLARIN-D-Zentren besteht darin, Daten und Werkzeuge in einer integrierten, interoperablen<br />

und skalierbaren Infrastruktur bereitzustellen, die es erlaubt, die Möglichkeiten<br />

einer digitalen Infrastruktur systematisch und einfacher als bisher zu nutzen.<br />

Über diese Infrastruktur werden den verschiedenen Fachdisziplinen ein einfacher<br />

und einheitlicher Zugang zu linguistisch aufbereiteten Pr<strong>im</strong>är- und Sekundärdaten<br />

sowie zahlreiche sprachwissenschaftliche Annotations- und Analysewerkzeuge zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Ein weiteres Ziel von CLARIN-D besteht darin, eine verteilte Zentrenstruktur aufzubauen.<br />

Dazu gehören die Datenspeicherung und -archivierung in digitalen Repositorien,<br />

die Betreuung und Wartung <strong>der</strong> angebotenen Dienste, die Bereitstellung<br />

detaillierter Metadaten sowie die Zugriffsverwaltung. CLARIN-D wird Schnittstellen<br />

zu seiner Infrastruktur bereitstellen und die eindeutige und dauerhafte Referenzierung<br />

von Forschungsdaten und Werkzeugen sicherstellen. Zur Verbreiterung <strong>der</strong> Anwendungsbasis<br />

gibt es sieben verschiedene Facharbeitsgruppen, die den Bereich Sprache<br />

<strong>im</strong> weitesten Sinne abdecken.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> besteht neben ihrer Funktion als CLARIN-D-Servicezentrum<br />

darin, die Sicherung <strong>der</strong> Verfügbarkeit und Persistenz von an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> verfügbaren<br />

Sprachdaten, sprachtechnologischen Diensten und <strong>der</strong>en Metadaten zu gewährleisten.<br />

266 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Darüber hinaus ist die <strong>BBAW</strong> Koordinatorin des <strong>Arbeit</strong>spakets Ressourcen und<br />

Dienste. In dieser Rolle arbeitet sie aktiv an <strong>der</strong> Erstellung und Umsetzung fachspezifischer<br />

Standards und begleitet die Zentren bei <strong>der</strong> Weiterentwicklung und Integration<br />

ihrer Daten und Services.<br />

Ferner ist die <strong>BBAW</strong> verantwortlich für die Erstellung des CLARIN-D-Benutzerhandbuchs<br />

(‚User Guide‘), eines Kompendiums für die nationalen und internationalen<br />

Anwen<strong>der</strong> beziehungsweise Nutzer <strong>der</strong> CLARIN-Infrastruktur. Dabei ist die<br />

<strong>BBAW</strong> sowohl an <strong>der</strong> Konzeption <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung, <strong>der</strong> Koordination <strong>der</strong> Autorenbeiträge,<br />

aber auch als Autorin von Einzelkapiteln des Benutzerhandbuchs beteiligt.<br />

Die Partner des CLARIN-D-Verbundes erläutern in diesem Handbuch die CLARIN-D-<br />

Richtlinien, präsentieren Best-Practice-Beispiele und geben Empfehlungen für die<br />

Realisierung von standardkonformen Formaten für Daten und Web-Services, die in<br />

die CLARIN-D-Infrastruktur integriert werden sollen.<br />

CLARIN-D User Guide<br />

Die <strong>BBAW</strong> hatte die Fe<strong>der</strong>führung bei <strong>der</strong> Erstellung des etwa 110 Seiten umfassenden<br />

CLARIN-D-Benutzerhandbuchs, an dem insgesamt 15 Autoren aus acht<br />

CLARIN-D-Zentren mitgewirkt haben. Es wurde Ende Oktober 2012 auf einer<br />

Veranstaltung des europäischen CLARIN-Verbundes in Sofia vorgestellt und Mitte<br />

Dezember 2012 veröffentlicht. In diesem Zusammenhang wurden auch in <strong>der</strong> Facharbeitsgruppe<br />

1 gesammelte Nutzerfragen in Kooperation mit dem Projektpartner<br />

an <strong>der</strong> Universität Hamburg dokumentiert. Die in den Kompetenzbereich <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong><br />

fallenden Fragen wurden beantwortet.<br />

Ressourcen und Dienste<br />

Im Berichtszeitraum wurden weitere Ressourcen und Dienste <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> in die<br />

CLARIN-D-Infrastruktur integriert. Dazu gehören ein Werkzeug zur Ermittlung guter<br />

Beispiele beziehungsweise Belege aus dem DWDS-Kernkorpus, anhand <strong>der</strong>er die<br />

charakteristischen Verwendungsweisen <strong>der</strong> Stichwörter deutlich werden, sowie ein<br />

Programm zur automatischen Erkennung von Eigennamen in historischen Texten.<br />

Darüber hinaus wurden <strong>BBAW</strong>-eigene Sprachressourcen standardkonform aufbereitet.<br />

Die wichtigste Aufgabe bestand hier in <strong>der</strong> Aufbereitung <strong>der</strong> ersten Auflage<br />

des Deutschen Wörterbuchs (DWB) von Jacob Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m, wobei<br />

die Lemmaliste des DWB partiell mit den Lemmalisten weiterer Ressourcen <strong>der</strong><br />

<strong>BBAW</strong> vernetzt wurde.<br />

Projekte und Initiativen 267


Standards und Datenformate<br />

Bei <strong>der</strong> Standardisierung von Formaten zur Annotierung von Sprachressourcen stellt<br />

die <strong>BBAW</strong> eine Untermenge des TEI-P5-Formats bereit, das sogenannte DTA-Basisformat<br />

(DTABf). Das DTABf wurde vom Deutschen Textarchiv (DTA) für die<br />

Annotierung von historischen Druckschriften entwickelt. In diesem Zusammenhang<br />

wurde mithilfe <strong>der</strong> TEI-ODD-Spezifikation ein Schema erarbeitet, das auf die Annotationsregeln<br />

des DTA zugeschnitten ist. Dazu gehört die Entwicklung einer TEI-<br />

Hea<strong>der</strong>-Spezifikation für die Abbildung von Metadaten und <strong>der</strong>en ausführliche<br />

Dokumentation. Aus diesem Metadatenformat wurde eine Spezifikation für das<br />

CLARIN-Metadaten-Framework CMDI definiert, in welche <strong>der</strong> TEI-Hea<strong>der</strong> des<br />

DTA-Basisformats konvertierbar ist. Im Rahmen von CLARIN-D arbeiten <strong>der</strong>zeit das<br />

Institut für Deutsche Sprache (IDS) und die <strong>BBAW</strong> daran, die Korpusformate <strong>der</strong><br />

beiden Institutionen, welche über die größten öffentlich verfügbaren, linguistisch<br />

aufbereiteten Korpora verfügen, interoperabel zu machen.<br />

Die <strong>BBAW</strong> beteiligt sich an <strong>der</strong> Entwicklung eines Demonstrators, mit dem <strong>der</strong><br />

Wert <strong>der</strong> Infrastruktur für die Abfrage, Verarbeitung und Visualisierung von verteilten<br />

Ressourcen dargestellt wird.<br />

Sonstiges<br />

Die <strong>BBAW</strong> ist als Koordinatorin des <strong>Arbeit</strong>spakets 5 für die Pflege <strong>der</strong> internen Wikiseiten<br />

sowie <strong>der</strong> öffentlichen Webseiten des CLARIN-D-Verbundes dieses <strong>Arbeit</strong>spakets<br />

zuständig.<br />

Zum 1. September 2012 hat mit Beteiligung des DTA das auf 18 Monate angelegte<br />

Kurationsprojekt zur Integration und Aufwertung historischer Textressourcen des<br />

15. bis 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts in einer nachhaltigen CLARIN-Infrastruktur seine <strong>Arbeit</strong><br />

aufgenommen. Die kooperierenden Partner sind neben <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> die Universität<br />

Gießen, die Herzog August Bibliothek (HAB) Wolfenbüttel und das Institut für<br />

Deutsche Sprache Mannhe<strong>im</strong> (IDS). Das Kurationsprojekt ist <strong>der</strong> CLARIN-D-Facharbeitsgruppe<br />

1 Deutsche Philologie zugeordnet und wird vom DTA koordiniert. Ziel<br />

des Kurationsprojekts ist es, zunächst elektronische Volltextressourcen aus diversen<br />

Projektkontexten und digitalen Sammlungen (in Verbindung mit zugehörigen Bilddigitalisaten<br />

<strong>der</strong> Vorlage) kriteriengestützt zu identifizieren und zu verzeichnen.<br />

Geeignete Ressourcen werden anschließend in das DTA-Basisformat konvertiert, mit<br />

entsprechenden Metadaten versehen und in die Korpusinfrastrukturen des Zentrums<br />

Sprache <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, <strong>der</strong> Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek sowie des IDS integriert.<br />

Über die Repositorien <strong>der</strong> beteiligten Institutionen sollen die aufbereiteten<br />

Ressourcen sukzessive auch in die CLARIN-D-Infrastruktur integriert werden.<br />

268 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Publikationen<br />

Beißwenger, Michael/Ermakova, Maria/Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Lemnitzer, Lothar/Storrer,<br />

Angelika: A TEI-Schema for the Representation of Computer-mediated Communication.<br />

In: Journal of the Text Encoding Initiative 3 (2012) [http://jtei.revues.org/<br />

476].<br />

Dies.: DeRiK: A German Reference Corpus of Computer-Mediated Communication.<br />

In: Proceedings of Digital Humanities Conference 2012, Hamburg 2012.<br />

Didakowski, Jörg/Lemnitzer, Lothar/Geyken, Alexan<strong>der</strong>: Automatic example sentence<br />

extraction for a contemporary German dictionary. In: Euralex 2012 Proceedings,<br />

S. 343–349.<br />

Herold, Axel/Lemnitzer, Lothar/Geyken, Alexan<strong>der</strong>: Integrating lexical resources<br />

through an aligned lemma list. In: Chiarcos, Christian/Nordhoff, Sebastian/Hellmann,<br />

Sebastian (Hg.): Linked Data in Linguistics. Representing and Connecting<br />

Language Data and Language Metadata. <strong>Berlin</strong>, Heidelberg 2012, S. 35–44.<br />

Thomas, Christian/Wiegand, Frank: Making great work even better: Appraisal and<br />

Digital Curation of widely dispersed Electronic Textual Resources (c. 15th–19th<br />

cent.). In: CLARIN-D. Full Paper for the International Conference Historical<br />

Corpora. Frankfurt 2012 [urn:nbn:de:kobv:b4-opus-23081].<br />

Vorträge<br />

Beißwenger, Michael/Lemnitzer, Lothar: „Processing and Representing Computer-<br />

Mediated Discourse: An Open Issue in Corpus Linguistics“. Workshop on Automatic<br />

Processing of Non-Standard Data Sources in Corpus-Based Research, Köln,<br />

31. August 2012.<br />

Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Gloning, Thomas/Stäcker, Thomas/Wiegand, Frank: Panel:<br />

„Compiling large historical reference corpora of German: Quality Assurance,<br />

Interoperability and Collaboration in the Process of Publication of Digitized<br />

Historical Prints“, Digital Humanities Conference, Hamburg, 16.–22. Juli 2012.<br />

Herold, Axel/Schra<strong>der</strong>, Norbert/Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Lemnitzer, Lothar: „Integrating<br />

¹DWB into a digital lexical information system“, 6th International Conference<br />

on Historical Lexicography and Lexicology, Jena, Juli 2012.<br />

Würzner, Kay-Michael/Jurish, Bryan/Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Lemnitzer, Lothar: „Kollaborative<br />

Erstellung eines annotierten Korpus als Grundlage für die Anwendung<br />

statistischer Ansätze <strong>der</strong> automatischen Sprachverarbeitung auf internetbasierte<br />

Kommunikation“. Webkorpora in Linguistik und Sprachforschung (Workshop),<br />

Mannhe<strong>im</strong>, 27.–28. September 2012.<br />

Projekte und Initiativen 269


Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Gloning, Thomas: „A living text archive of 15th–19th c. German.<br />

Corpus strategies, technology, organization“. International Conference Historical<br />

Corpora 2012, Frankfurt/M., 6.–9. Dezember 2012.<br />

Posterpräsentationen<br />

Haaf, Susanne: „Sicherung <strong>der</strong> Qualität und Nachnutzbarkeit digitalisierter Volltexte“,<br />

CLARIN-D Konsortiumstreffen, Saarbrücken, 30. März 2012.<br />

Wiegand, Frank/Haaf, Susanne: „DTAE – From diverse text resources to one<br />

homogeneous high-quality text corpus“, CLARIN-D M12 Workshop, Leipzig,<br />

27.–28. Juni 2012.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.bbaw.de/forschung/clarin<br />

Deutsches Textarchiv (DTA, Mitglied <strong>im</strong> Zentrum Sprache)<br />

(geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft)<br />

WOLFGANG KLEIN, ALEXANDER GEYKEN<br />

Einführung<br />

Das Deutsche Textarchiv stellt einen disziplinen- und gattungsübergreifenden Grundbestand<br />

deutschsprachiger Texte aus dem Zeitraum von circa 1600 bis circa 1900<br />

bereit. Die Textauswahl erfolgt auf <strong>der</strong> Grundlage einer von den Akademiemitglie<strong>der</strong>n<br />

kommentierten und ergänzten, umfangreichen Bibliographie. Aus dieser wird<br />

von <strong>der</strong> DTA-Projektgruppe ein nach Textsorten und Disziplinen ausgewogenes<br />

Textkorpus, ein sogenanntes Referenzkorpus, zusammengestellt. Um den historischen<br />

Sprachstand möglichst genau abzubilden, werden als Vorlage für die Digitalisierung<br />

in <strong>der</strong> Regel die Erstausgaben <strong>der</strong> Werke zugrunde gelegt. Das elektronische<br />

Volltextkorpus des DTA ist über das Internet frei zugänglich und dank seiner Aufbereitung<br />

durch (computer-)linguistische Methoden schreibweisentolerant über den<br />

gesamten Bestand durchsuchbar.<br />

Bilddigitalisierung und Volltexterstellung<br />

Im Berichtszeitraum wurden 386 Bände aus dem Zeitraum 1600 bis 1780 durch die<br />

kooperierenden Bibliotheken bereitgestellt.<br />

Diese Bände wurden beziehungsweise werden gegenwärtig zur Volltexterfassung<br />

vorbereitet. Die Vorbereitung umfasst die Prüfung <strong>der</strong> eingegangenen Scans auf<br />

270 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Vollständigkeit, die Vorstrukturierung <strong>der</strong> Bilddateien (Zoning) und die Erstellung<br />

eines ‚Begleitblatts‘ zur Beschreibung von für die Texterfassung und Strukturierung<br />

relevanten Beson<strong>der</strong>heiten.<br />

Bis Dezember 2012 wurden 308 Texte zur Volltexterfassung an den Dienstleister<br />

Grepect geschickt. 113 dieser Texte wurden <strong>im</strong> Berichtszeitraum <strong>im</strong> sogenannten<br />

Double-Keying-Verfahren transkribiert und 68 dieser Texte bereits zur summativen<br />

Qualitätssicherung in DTAQ (siehe unten) veröffentlicht.<br />

Linguistische Suche und Annotation<br />

Sämtliche DTA-Korpustexte (<strong>der</strong>zeit 1.037 Dokumente mit 319.545 Seiten) wurden<br />

für die schreibweisentolerante, lemmabasierte Suche mit <strong>der</strong> linguistischen Suchmaschine<br />

DDC indiziert. Weiterhin wurde das <strong>im</strong> DTA entwickelte System zur<br />

Normierung historischer Schreibvarianten verbessert. Hierzu war bereits 2011 ein<br />

Evaluationskorpus auf <strong>der</strong> Basis von etwa 100 Texten <strong>der</strong> Zeno.org-Bibliothek<br />

erstellt worden. Im Berichtszeitraum wurden Methoden und Software-Werkzeuge<br />

entwickelt, um Inkonsistenzen bei <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nisierten Fassung dieser Texte zu erkennen<br />

und zu korrigieren. Schließlich wurde das Ausnahmelexikon des Systems<br />

<strong>im</strong> Berichtszeitraum um über 25.000 Einträge erweitert und umfasst somit <strong>der</strong>zeit<br />

insgesamt 217.294 Einträge.<br />

Strukturelle Annotation<br />

Die Dokumentation des DTA-Basisformats (DTABf) zur Textauszeichnung entsprechend<br />

<strong>der</strong> TEI-P5-Richtlinien wurde um zahlreiche Beispiele aus dem DTA-Kernkorpus<br />

und weitere Richtlinien zur Annotation von beson<strong>der</strong>en Fällen ergänzt. Die<br />

DTABf-Spezifikation des TEI-Hea<strong>der</strong>s wurde grundlegend überarbeitet und für die<br />

TEI-Hea<strong>der</strong> sämtlicher DTA-Werke angewandt.<br />

Softwareentwicklung und Webapplikation<br />

Der Relaunch <strong>der</strong> DTA-Webseite mit umfangreichen Neuerungen wurde vorbereitet.<br />

Dazu zählen neben erweiterten und flexibel einstellbaren Präsentationsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> DTA-Texte (formatierte zeilengenaue Darstellung in HTML, TEI/P5 annotiertes<br />

XML, reiner Text, Text in automatisch mo<strong>der</strong>nisierter Schreibweise, jeweils zusammen<br />

mit den zugehörigen Bilddateien) auch eine komplett erneuerte Metadaten- und<br />

Textsuche, ein Kalen<strong>der</strong>system zur Präsentation einzelner beson<strong>der</strong>er Werke beziehungsweise<br />

Textstellen, ein über ein Redaktionssystem administrierbares Neuigkeiten-<br />

Modul und verschiedene RSS-Feeds. Alle Texte können in verschiedenen Formaten<br />

Projekte und Initiativen 271


(XML, HTML-Lesefassung, einfaches Textformat) heruntergeladen werden. Darüber<br />

hinaus stehen sämtliche Metadaten <strong>der</strong> DTA-Werke in verschiedenen Formaten (TEI,<br />

Dublin Core, CMDI) zur Verfügung und sind über eine OAI-PMH-Schnittstelle<br />

abfragbar.<br />

Qualitätssicherung<br />

Das webbasierte Tool DTAQ zur Qualitätssicherung <strong>im</strong> DTA wurde weiterentwickelt.<br />

Mit diesem Tool DTAQ ist es möglich, anhand <strong>der</strong> Bilddigitalisate in den XML/<br />

TEI-annotierten Volltexten verschiedene Arten von Fehlern zu finden, zu kategorisieren<br />

und für die Korrektur vorzuschlagen. DTAQ ist nach Anmeldung für die<br />

Öffentlichkeit frei zugänglich.<br />

Es wurde eine neue Textansicht <strong>im</strong>plementiert, welche die Satzteil-Informationen<br />

zu den Texten wie<strong>der</strong>gibt. Weiterhin wurden Verfahren entwickelt, um ergänzend<br />

zum seitenweisen Korrekturlesen problematische Textstellen gezielt auffinden zu<br />

können. Dazu zählen die automatische absatzweise Spracherkennung sowie ein Verfahren<br />

zum automatisierten Auffinden häufig auftreten<strong>der</strong> Fehler, die bei <strong>der</strong> Textaufnahme<br />

entstanden sind.<br />

Ergänzt wurden weiterhin die Online-Dokumentation des DTA sowie eine Versionsverwaltung.<br />

Schließlich wurde die DTA-Metadatenbank in DTAQ integriert,<br />

sodass nun die Metadaten sämtlicher DTA-Korpustexte in DTAQ kontrolliert und<br />

gegebenenfalls überarbeitet werden können.<br />

Im Dezember 2012 waren mehr als 110 aktive Benutzer in DTAQ registriert; es<br />

wurden mehr als 25.300 Seiten korrigiert; dabei gab es rund 40.000 Hinweise auf<br />

Fehler.<br />

DTA-Erweiterungen (DTAE)<br />

Wissenschaftler/innen, die <strong>im</strong> Rahmen ihrer <strong>Arbeit</strong> Texte des 17. bis 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

digitalisieren, bietet das DTA die Möglichkeit, diese in einem eigenen Ergänzungsmodul<br />

DTAE zu veröffentlichen. Darüber hinaus werden verstreut vorhandene<br />

Textressourcen <strong>im</strong> Rahmen von DTAE gebündelt und in einheitlich aufbereiteter<br />

Form zugänglich gemacht. Unterstützt wird diese <strong>Arbeit</strong> in Zukunft durch das<br />

CLARIN-D-Kurationsprojekt 1 <strong>der</strong> F-AG 1, das vom DTA koordiniert wird und <strong>im</strong><br />

September 2012 seine <strong>Arbeit</strong> aufgenommen hat (s. den CLARIN-D-Jahresbericht).<br />

Im Berichtszeitraum wurden <strong>im</strong> Rahmen verschiedener Kooperationen folgende<br />

Texte aus an<strong>der</strong>en Projektkontexten in das DTABf überführt und zum Teil mit<br />

DTA-Werkzeugen linguistisch annotiert und in DTAQ bereitgestellt:<br />

272 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Digitale Publikation <strong>der</strong> 1848/49 in 301 Ausgaben (1.700 Seiten) erschienenen<br />

Neuen Rheinischen Zeitschrift in Kooperation mit <strong>der</strong> Marx-Engels-Gesamtausgabe<br />

(MEGA): Überführung <strong>der</strong> bereits vorliegenden Volltexte in das DTABf;<br />

Verknüpfung <strong>der</strong> einzelnen Teile diskontinuierlicher Artikel.<br />

Digitalisierung <strong>der</strong> ersten fünf Ausgaben des Peter Schlemihl von Adelbert von<br />

Chamisso in Kooperation mit Katrin Dennerlein (Universität Würzburg/För<strong>der</strong>kolleg<br />

<strong>der</strong> Bayerischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften): Erstellung <strong>der</strong> annotierten<br />

Volltexte entsprechend den DTA-Richtlinien; linguistische Aufbereitung; Integration<br />

<strong>der</strong> Texte in DTAQ.<br />

Bereitstellung von Texten <strong>im</strong> DTA in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut<br />

für Bildungsforschung: Konvertierung von 7 (katholisch-)christlichen Ratgebern<br />

(1874–1921) in das DTABf, linguistische Annotation, Publikation auf einer Webpräsenz<br />

(http://www.deutschestextarchiv.de/dtae-mpi) und in DTAQ.<br />

Kooperationsvereinbarung mit dem DFG-Projekt Digitalisierung des Polytechnischen<br />

Journals (Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>): linguistische Aufbereitung <strong>der</strong><br />

370 Bände (180.000 Seiten).<br />

Vorbereitung von 217 unselbständig erschienenen Schriften Alexan<strong>der</strong> von Humboldts<br />

für die Digitalisierung in Kooperation mit <strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-<br />

Forschung: Überarbeitung <strong>der</strong> zu diesen Schriften vorhandenen Metadaten; Herstellung<br />

beziehungsweise Beschaffung von Bilddigitalisaten.<br />

AEDit<br />

Das Zentrum Sprache ist Partner des seit Januar 2012 bestehenden DFG-Projekts<br />

AEDit zum Aufbau einer Archiv-, Editions- und Distributionsplattform für Werke<br />

<strong>der</strong> Frühen Neuzeit. Aufgabe des DTA ist hierbei, mit (teil-)automatischen Verfahren<br />

Personen- und Ortsnamen des DTA-Kernkorpus zu annotieren und für die Recherche<br />

bereitzustellen. Darüber hinaus arbeitet das DTA <strong>im</strong> Rahmen des AEDit-Projekts eng<br />

mit <strong>der</strong> Marburger Forschungsstelle für Personalschriften (Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

und Literatur, Mainz) bei <strong>der</strong> Volltextdigitalisierung von 291 Leichenpredigten<br />

zusammen; 75 dieser Texte wurden fertiggestellt und stehen nun in DTAQ<br />

zur Verfügung.<br />

Publikationen<br />

(vgl. http://www.deutschestextarchiv.de/web/doku/publikationen)<br />

Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Haaf, Susanne/Jurish, Bryan/Schulz, Matthias/Thomas, Christian/<br />

Wiegand, Frank: TEI und Textkorpora. Fehlerklassifikation und Qualitätskontrolle<br />

vor, während und nach <strong>der</strong> Texterfassung <strong>im</strong> Deutschen Textarchiv. In: Jahr-<br />

Projekte und Initiativen 273


uch für Computerphilologie 9 (2012) [http://www.computerphilologie.de/jg09/<br />

geykenetal.html, online-Version vom 5. August 2012].<br />

Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Haaf, Susanne/Wiegand, Frank: The DTA ‚base format‘. A TEI-<br />

Subset for the Compilation of Interoperable Corpora. In: Jancsary, Jeremy (Hg.):<br />

11th Conference on Natural Language Processing (KONVENS) – Empirical<br />

Methods in Natural Language Processing, Proceedings of the Conference. Wien<br />

2012 (= Schriftenreihe <strong>der</strong> Österreichischen Gesellschaft für Artificial Intelligence<br />

5) [http://www.oegai.at/konvens2012/proceedings.pdf#page=383, online-<br />

Version vom 14. September 2012].<br />

Vorträge<br />

Haaf, Susanne: „Erstellen und Verwenden eines projektspezifischen TEI-Datenschemas“,<br />

Autumn School „Digitale Editionen – Methoden und Technologien für<br />

Fortgeschrittene“ des Instituts für Dokumentologie und Editorik (i|d|e), Chemnitz,<br />

8.–12. Oktober 2012.<br />

Dies.: „The DTA ‚base format‘: A TEI-Subset for the Compilation of Interoperable<br />

Corpora“, First International Workshop on Language Technology for Historical<br />

Text(s) (LTHist2012), 11th Conference on Natural Language Processing<br />

(KONVENS2012), Wien, 19.–21. September 2012.<br />

Jurish, Bryan/Ast, Henriette: „Using an Alignment-based Lexicon for Canonicalization<br />

of Historical Text“, International Conference Historical Corpora 2012,<br />

Frankfurt/Main, 6.–9. Dezember 2012.<br />

Ders./Würzner, Kay-Michael: „Multi-Threaded Composition of Weighted Finite-<br />

State Transducers“, Weighted Automata Theory and Applications (WATA 2012),<br />

Dresden, 29. Mai – 2. Juni 2012.<br />

Schulz, Matthias: „Präsentation des von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) geför<strong>der</strong>ten Kooperationsprojektes ‚AEDit Frühe Neuzeit‘“, 5. Marburger<br />

Personalschriften-Symposion, Marburg, 1.–3. November 2012.<br />

Thomas, Christian: „Enlarging the reference corpus of the DTA. Production, conversion<br />

and interchange of TEI-XML encoded data“, Workshop: Mapping the<br />

Landscape of eResearch: Text – Image – Annotation, <strong>Berlin</strong>, 23. Februar 2012.<br />

Wiegand, Frank: „Identification and Integration of distributed text resources in<br />

DTAE“, CLARIN-D M12 Workshop, Leipzig, 27. Juni 2012.<br />

274 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Posterpräsentationen<br />

Wiegand, Frank: „DTAQ – Quality Assurance in a Large Corpus of Historical<br />

Texts“, Digital Humanities 2012, Hamburg, 16. bis 20. Juli 2012; International<br />

Conference Historical Corpora 2012, Frankfurt/Main, 6.–9. Dezember 2012.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.deutschestextarchiv.de,<br />

http://www.bbaw.de/forschung/dta<br />

DARIAH-DE – Digital Research Infrastructure<br />

for the Arts and Humanities<br />

(ein Drittmittelprojekt <strong>der</strong> TELOTA-Initiative, geför<strong>der</strong>t durch das BMBF)<br />

GERALD NEUMANN<br />

Das Projekt DARIAH-DE hat den Schwerpunkt seiner <strong>Arbeit</strong>en in allen <strong>Arbeit</strong>spaketen<br />

<strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Registry-Infrastrukturkomponenten geleistet. DARIAH-DE<br />

entwickelt eine Collection Registry zur Registrierung geisteswissenschaftlicher<br />

Sammlungen und eine Schema Registry, um unterschiedliche, in diesen Sammlungen<br />

verwendete Formate aufeinan<strong>der</strong> abbildbar zu machen. Die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Collection Registry wurde <strong>im</strong> vollen Umfang <strong>im</strong> ersten Halbjahr von <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong><br />

geleistet. Datenmodellierung, Softwarearchitektur und Funktionsumfang <strong>der</strong> webbasierten<br />

Benutzerschnittstellen wurden <strong>im</strong> Bericht zum Milestone 1.2.2 beschrieben.<br />

Die Collection Registry ist seit Juli als Service <strong>im</strong> laufenden Einsatz. Angrenzende<br />

Aufgaben wurden durch die <strong>Arbeit</strong>sgruppe Daten und Sammlungen koordiniert, die<br />

von <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> in Zusammenarbeit mit dem DAI koordiniert wird. Diese Aufgaben<br />

umfassten die Ausformulierung von Benutzerrollen in <strong>der</strong> Collection Registry sowie<br />

ihre Definition innerhalb <strong>der</strong> DARIAH-DE AAI (Authentication and Authorization<br />

Infrastructure), die Definition einer Liste mit Min<strong>im</strong>alfunktionalitäten, die bis zum<br />

Milestone 1.2.2 <strong>im</strong>plementiert sein müssen, sowie die Definition eines geeigneten<br />

Datenmodells zur Abbildung <strong>der</strong> Metadaten von Sammlungen mit Blick auf die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> DARIAH-DE-Gesamtinfrastruktur.<br />

Im Rahmen den Unterarbeitspakets Referenzdaten-Personen wurde <strong>der</strong> Archiv-<br />

Editor des Personendaten-Repositoriums <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> weiterentwickelt und insbeson<strong>der</strong>e<br />

ein Referenzdaten-Dienst für Personennormdaten aus DARIAH-DE in die<br />

Benutzerschnittstelle integriert. Für den Aufbau eines gemeinsamen Personendaten-<br />

Repositoriums in DARIAH wurden Kooperationsgespräche mit DARIAH-Partnern<br />

geführt, Personendaten des Instituts für Europäische Geschichte, Mainz, akquiriert<br />

und transformiert und mit <strong>der</strong> Einrichtung eines virtuellen <strong>Server</strong>s am Rechenzen<br />

trum Jülich begonnen.<br />

Projekte und Initiativen 275


Jenseits <strong>der</strong> <strong>im</strong>plementierungsrelevanten Aufgabenstellungen hat die <strong>BBAW</strong> in<br />

ihrer Funktion als Koordinatorin <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe „Daten und Sammlungen“ die<br />

Diskussionen um die langfristige Perspektive <strong>der</strong> Collection Registry sowie <strong>der</strong>en<br />

Betrieb mitbest<strong>im</strong>mt. Zu diesem Zweck wurde dem DARIAH-Steuerungsgremium<br />

ein Papier überreicht, welches verschiedene Szenarien <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ation beschreibt<br />

und Aufgaben identifiziert, die für eine solche Mo<strong>der</strong>ation bearbeitet werden müssen.<br />

An einer Evaluation <strong>der</strong> Zeitposten für die Mo<strong>der</strong>ationsaufgaben wird zurzeit<br />

gearbeitet. Ebenfalls wurden von dieser <strong>Arbeit</strong>sgruppe Vorarbeiten zur Absicherung<br />

<strong>der</strong> Collection Registry durch juristisches Fachpersonal geleistet.<br />

Die <strong>BBAW</strong> arbeitet über ihre Beteiligung am <strong>Arbeit</strong>spaket 3.4 und <strong>der</strong> Koordination<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe Daten und Sammlungen wesentlich an <strong>der</strong> Identifikation von<br />

Sammlungen mit, die <strong>im</strong> Rahmen des Milestones 3.4.2 in die Collection Registry<br />

eingetragen werden sollen. Für diesen Zweck hat die <strong>BBAW</strong> innerhalb <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

an <strong>der</strong> Definition einer Content Strategy mitgearbeitet, in <strong>der</strong> Kriterien für<br />

die Auswahl von Sammlungen definiert werden. Es wurde ein <strong>Arbeit</strong>splan erarbeitet,<br />

<strong>der</strong> die Auswahl von Sammlungen, die Recherche für die Metadaten und das Eintragen<br />

<strong>der</strong> Sammlungen in die Collection Registry organisiert.<br />

Über die genannten Aktivitäten hinaus war die <strong>BBAW</strong> am Bericht R.3.4.1 beteiligt,<br />

in dem die Schema Registry auf Usability und Funktionalität geprüft wurde. In<br />

diesem Zusammenhang hat die <strong>BBAW</strong> ebenfalls ein Positionspapier erarbeitet, das<br />

Perspektiven für ein sinnvolles Ineinan<strong>der</strong>greifen von Schema und Collection<br />

Registry <strong>im</strong> geisteswissenschaftlichen Kontext beschreibt und dafür notwendige<br />

Schritte identifiziert. Im Rahmen des Berichts R.3.3.1 zur Erarbeitung von Empfehlungen<br />

für interdisziplinäre Interoperabilität von digitalen Forschungsdaten hat<br />

die <strong>BBAW</strong> ein Papier erarbeitet, das einen Skalierungsansatz für den Umgang mit<br />

Standards in einem interdisziplinären Kontext beschreibt. Des Weiteren wurde ein<br />

Use Case zur RDF-Serialisierung einer OAI-PMH-Schnittstelle (The Open Archives<br />

Initiative – Protocol for Metadata Harvesting) durchgeführt und beschrieben. In Verbindung<br />

mit dem Nachfolgeantrag setzt sich die <strong>BBAW</strong> für die Bearbeitung eines<br />

digitalen Annotationstools ein und bereitet zusammen mit <strong>der</strong> TU Darmstadt einen<br />

Expertenworkshop vor.<br />

Die Mitarbeiter des Projekts haben <strong>im</strong> März und September an den beiden Konsortialtreffen<br />

in Köln und in Karlsruhe teilgenommen. In Karlsruhe wurde ein Poster<br />

vorgeführt, das die Ideen für einen Annotationsservice in DARIAH-DE präsentierte.<br />

Anfang April waren die Mitarbeiter auf dem ersten DARIAH-EU-All-Hands-Treffen<br />

zur Koordination <strong>der</strong> Aktivitäten aller nationalen DARIAH-Projekte auf EU-Ebene.<br />

Ebenfalls <strong>im</strong> April haben sie an einem strategischen Workshop über die Entwicklungen<br />

<strong>im</strong> Bereich Digital Humanities in Köln teilgenommen. Im Juli veranstaltete<br />

die <strong>BBAW</strong> in <strong>Berlin</strong> ein Treffen zwischen DARIAH-DE, EHRI (European Holocaust<br />

276 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Research Infrastructure) und CENDARI (Collaborative EuropeaN Digital Archive<br />

Infrastructure) zur Koordination gemeinsamer Aktivitäten <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Registryinfrastrukturen<br />

und <strong>der</strong> Benutzerverwaltung und Authentifizierung (AAI). Darüber<br />

hinaus war die <strong>BBAW</strong> be<strong>im</strong> <strong>Arbeit</strong>spaket-1-Treffen <strong>im</strong> Juli in München sowie bei<br />

Kooperationsgesprächen zwischen re3data (Registry of Reseach Data Repositories)<br />

und DARIAH <strong>im</strong> August in Karlsruhe vertreten.<br />

Konferenzvorträge und Posterpräsentationen<br />

Plutte, Christoph: Posterpräsentation „Heterogeneity and Multilingualism vs. Usability<br />

– Challenges of the Database User Interface ‚Archiv-Editor‘“, Digital<br />

Humanities Conference, Universität Hamburg, 16.–22. Juli 2012.<br />

Ders.: „How to Turn a Desktop Application into a Web-Interface? – Archiv-Editor<br />

as an Example of Eclipse RCP and RAP Single Sourcing“, Digital Humanities<br />

Conference, Universität Hamburg, 16.–22. Juli 2012.<br />

Ders.: Archiv-Editor – Software for Personal Data, Theory and Practise of Digital<br />

Libraries Conference, <strong>Berlin</strong>, 26.–28. September 2011<br />

Weitere Informationen unter: http://de.dariah.eu/<br />

Kooperations-Initiative<br />

Die Rechtslehrer <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik<br />

PETER NÖTZOLDT, DIETER SIMON<br />

Im Berichtszeitraum konzentrierte sich das Projekt auf vier Ziele:<br />

Erstens wurden mehr als 100 neue o<strong>der</strong> völlig überarbeitete Biographien von Rechtslehrern<br />

<strong>der</strong> DDR von neun, überwiegend ehrenamtlich tätigen Historikern und Juristen<br />

<strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, des Max-Planck-Instituts für Europäische<br />

Rechtsgeschichte (Frankfurt am Main), <strong>der</strong> École des Hautes Études en Sciences<br />

Sociales (EHESS) Paris und <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

erstellt. Der Erfahrungsaustausch erfolgte auf zwei Workshops und mehreren<br />

Redaktionssitzungen, auf denen die Forschungsliteratur, die Standards <strong>der</strong> Beiträge,<br />

die Leitlinien <strong>der</strong> Recherchen und die von den Mitarbeitern <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe gefertigten<br />

biographischen und sachbezogenen Texte diskutiert wurden.<br />

Aufgrund des unterschiedlichen Alters und aufgrund ihres wissenschaftlichen Profils<br />

(Historiker, Juristen), ihrer Sozialisation (Ost/West) und ihres Status (Professoren,<br />

Doktoren, Doktoranden, wissenschaftliche Mitarbeiter) unterscheiden sich die<br />

Autoren erheblich. Dies hat zu einer – so nicht vorausgesehenen, aber dann als<br />

Projekte und Initiativen 277


spannend empfundenen Differenz in <strong>der</strong> Sicht auf die vergangene Welt geführt, die<br />

sich in divergierenden Sprach- und Ausdrucksformen nie<strong>der</strong>schlug. Die unternommenen<br />

Harmonisierungsversuche erwiesen sich letztendlich als wenig effizient, sodass<br />

am Ende als Kompromiss entschieden wurde, kein normatives Korsett anzulegen:<br />

Der Name am Ende des Textes verrät den Schreiber und <strong>der</strong> verantwortet seine<br />

Sprache selbst.<br />

Zweitens konzentrierte sich die Projektleitung vor allem auf die redaktionelle Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Texte und leitete die notwendigen Maßnahmen für weitere Recherchen<br />

zur Ergänzung beziehungsweise Überarbeitung <strong>der</strong> Texte ein. Wie bereits berichtet,<br />

wurde insgesamt die letztlich verblüffende Zahl von fast 500 Rechtslehrern ausfindig<br />

gemacht, die sich auf die Universitäten und verschiedene außeruniversitäre Einrichtungen<br />

verteilt haben, das heißt auf Einrichtungen von teils erheblichem sachlichem<br />

Gewicht – wie die Deutsche Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam<br />

– und auf solche von geringer bis nur lokaler Bedeutung (wie dezentrale Richterschulen<br />

o<strong>der</strong> etwa die Seerechtsausbildung in Rostock).<br />

Bisher konnten die relevanten Daten von rund 440 Rechtslehrern erfasst und<br />

Autoren für die Biographien gefunden werden. Mehr als 400 Biographien liegen<br />

bereits vor, die in Teilen überarbeitet werden müssen. Hierfür sind erst nachträglich<br />

als notwendig erachtete, aber zeitintensive Recherchen, zum Beispiel über die Tätigkeit<br />

nach <strong>der</strong> Berufung o<strong>der</strong> die Zeit nach 1990, notwendig. Nicht selten hin<strong>der</strong>t lediglich<br />

ein einziges noch fehlendes Datum die Freigabe zum Druck.<br />

Drittens wurde die Erschließung und Sicherung <strong>der</strong> Berufungsakten <strong>der</strong> Rechtslehrer<br />

<strong>der</strong> DDR fortgeführt. Das erwies sich als eine zunehmend schwierigere und zeitintensivere<br />

Aufgabe: Zum einen waren uns die Namen <strong>der</strong> DDR-Rechtslehrer keineswegs<br />

hinreichend bekannt und mussten teils aus den Akten <strong>der</strong> wenigen bekannten<br />

Professorinnen und Professoren ermittelt und teils in dem rund 15.000 Faszikel<br />

umfassenden Bestand nach dem Zufallsprinzip gesucht und entdeckt werden; zum<br />

an<strong>der</strong>en liegen für etwa ein Viertel aller Rechtslehrer (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Emeriti) die<br />

relevanten Akten in den Universitätsarchiven, wurden dort mit den Personalakten<br />

zusammengeführt und unterliegen deshalb weit restriktiveren Zugangsmöglichkeiten.<br />

Zudem haben die dort verfügbaren Akten in <strong>der</strong> Regel schon Interessenten gefunden<br />

und sind von „Eingriffen“ nicht durchwegs verschont geblieben. In diesen Fällen<br />

(Akten defizient, nicht zugänglich, gesäubert etc.) müssen an<strong>der</strong>e Quellen genutzt<br />

werden: Professorenkataloge, Fakultätsgeschichten, Festschriften, Biographien etc.<br />

Der Rechercheaufwand ist in diesen Fällen wesentlich höher. Im Berichtszeitraum<br />

wurden die Unterlagen für weitere circa 40 Rechtslehrer beschafft o<strong>der</strong> wesentlich<br />

ergänzt.<br />

278 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Insbeson<strong>der</strong>e aus diesen Gründen mussten auch die – inzwischen eigentlich erfolgreich<br />

abgeschlossenen – Bemühungen fortgesetzt werden, die seit <strong>der</strong> Wende<br />

erschienenen und für die in den Akten auftretenden Personen relevante Literatur<br />

umfassend aufzuspüren und zu beschaffen. Nicht zuletzt konnten dank <strong>der</strong> Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> Bibliothek <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> nahezu 50 weitere<br />

Schriften für unsere <strong>Arbeit</strong> bereitgestellt werden. Auf dieser Grundlage sind wir zum<br />

Beispiel darauf gestoßen, dass das Ministerium für Staatssicherheit eine eigenständige<br />

und sehr umfangreiche Juristenausbildung betrieb und dafür in Potsdam-Eiche<br />

21 juristische Lehrstühle und mindestens 20 weitere Dozenturen existierten. Dass<br />

dieses äußerst rechercheaufwendige Kapitel <strong>der</strong> ostdeutschen Juristenausbildung<br />

nun in das Handbuch aufgenommen wird, ist selbstverständlich und zugleich eine<br />

weitere (und anfangs nicht gesehene) Aufgabe.<br />

Für einen Überblick über den Stand <strong>der</strong> Recherche ist Folgendes zu unterscheiden:<br />

Sind alle Rechtslehrer ermittelt? Sicher ist, dass uns mehr als 95 Prozent aller<br />

Rechtslehrer bekannt sind.<br />

Sind alle Auskünfte über die ermittelten Lehrer (Personalakten und Literatur)<br />

gesammelt? Hier gibt es noch Lücken und auch Unterschiede: Bei den Universitäten<br />

<strong>Berlin</strong>, Jena, Leipzig, Halle und Rostock zu 95 Prozent, bei <strong>der</strong> Akademie<br />

für Staats- und Rechtswissenschaften zu über 90 Prozent und bei den über 20<br />

weiteren Hoch- und Fachschulen mit Lehrstühlen für <strong>Arbeit</strong>srecht, Patentrecht,<br />

Baurecht, Wirtschaftsrecht, Bergrecht, LPG-Recht, Verkehrsrecht, Seerecht,<br />

Zollrecht, Polizeirecht und Medizinrecht zu nahezu 90 Prozent.<br />

Was ist nach dem Umsturz aus den seinerzeit noch aktiven Personen geworden<br />

und wie steht es heute mit den Lebensdaten <strong>der</strong> Inaktiven? Hier haben wir noch<br />

die größten Defizite, was sich in dem einen Viertel <strong>der</strong> für nicht druckreif erklärten<br />

eingereichten Biographien wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Viertens wurde nach <strong>der</strong> Präsentation <strong>der</strong> Initiative am 23. Februar 2012 <strong>im</strong> Rat<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> jene grundlegende Umorientierung des Projektes vollzogen, die bereits<br />

<strong>im</strong> letzten Bericht avisiert wurde. Nachdem über die Hälfte <strong>der</strong> Vitae vorlag, war<br />

mit belastbaren Aussagen zu rechnen, die in dreierlei Weise von den Lebensläufen<br />

deutscher Rechtslehrer abweichen:<br />

Zum einen in Bezug auf die Herkunft <strong>der</strong> Rechtslehrer, die sich in markanter<br />

Weise von <strong>der</strong> bürgerlich-hochbürgerlichen, häufig sogar familientraditionell<br />

fixierten Abstammung <strong>der</strong> Rechtslehrer <strong>der</strong> BRD abhebt.<br />

Zum an<strong>der</strong>en <strong>im</strong> Hinblick auf die Karriereverläufe <strong>der</strong> Lehrer, die sich wesentlich<br />

variantenreicher (rein politische Karrieren stehen neben klassischen „Ochsentouren“<br />

– Assistent, Promotion, erste Lehre, Habilitation, Professur) und farbiger<br />

(kaum ein Rechtslehrer ohne irgendeine zum Teil langjährige Praxiserfahrung)<br />

zeigen, als dies in <strong>der</strong> BRD vorstellbar war o<strong>der</strong> wäre.<br />

Projekte und Initiativen 279


Drittens die massive Verankerung <strong>der</strong> Professoren in den Organen <strong>der</strong> Partei und<br />

den politischen gesellschaftlichen Institutionen, die den Typus des unpolitischen<br />

Professors ebenso völlig ausschließen wie den, <strong>der</strong> sich das Ordinariat nach eigenem<br />

Gusto und ungelenkt erobert.<br />

Darüber hinaus wurden folgende Einsichten gewonnen:<br />

Universitär: Es gab eine rasche Auseinan<strong>der</strong>entwicklung <strong>der</strong> teils administrativen,<br />

teils fachorganisatorischen Terminologie. So bedeuten zum Beispiel „Dozent“<br />

und „Seminar“ nach wenigen Jahren etwas völlig an<strong>der</strong>es als am Anfang <strong>der</strong><br />

deutsch-deutschen Spaltung.<br />

Fachlich: Die Qualifikationskriterien, die fachlichen Erwartungen und <strong>der</strong> Gutachtenstil<br />

weichen nicht nur in politischer und pädagogischer, son<strong>der</strong>n auch in<br />

allgemeiner wissenschaftlicher Hinsicht vom Usus in Westdeutschland ab.<br />

Gesellschaftlich: Die Erwartungen, die von den Ministerien und Hochschulleitungen<br />

an die Hochschullehrer gerichtet werden, unterscheiden sich erheblich von<br />

denen des Westens (z. B. reine Instrumentalisierung, politische Kontrolle).<br />

Aufgrund dieser Beobachtungen wurde entschieden, dass die <strong>Arbeit</strong> bessere Ergebnisse<br />

zeitigen wird, wenn sie in zweierlei Weise ergänzt und erweitert wird.<br />

Zum einen wurde sich von <strong>der</strong> reinen Aktenbearbeitung gelöst und die inzwischen<br />

schon respektable rechtshistorische Literatur aus <strong>der</strong> DDR und über die DDR systematisch<br />

herangezogen und verwertet. Die Vitae haben durch die Hintergrundinformationen<br />

erheblich an Dichte und Plastizität gewonnen. Zum an<strong>der</strong>en wurde klar, dass<br />

ohne zwar knappe, aber präzise Information über die politischen und institutionellen<br />

Randbedingungen – was war die Babelsberger Konferenz, welche Restriktionen<br />

gab es für Berufungen, welche Folgen hatte die Erbediskussion und wer waren ihre<br />

Akteure und so weiter – eine autonome Auswertung des „Lexikons“ nicht möglich<br />

sein würde. Außerdem ergab sich, dass dem deutlichen Übergewicht einzelner herausragen<strong>der</strong><br />

Vertreter <strong>der</strong> Rechtslehre gegenüber einer stattlichen Zahl belangloser<br />

Zeitgenossen nur durch entsprechend breite Würdigung Rechnung getragen werden<br />

konnte.<br />

Damit än<strong>der</strong>te sich <strong>der</strong> Charakter des Unternehmens aus einem Lexikon <strong>der</strong><br />

Rechtslehrer wurde ein Handbuch <strong>der</strong> Rechtslehrer, in dem verschiedene Textsorten<br />

(Biographie, Sachreferat, Essay) nebeneinan<strong>der</strong> stehen werden. Damit än<strong>der</strong>te sich<br />

aber auch <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>saufwand beträchtlich – und dies mit einer dünner werdenden<br />

Personaldecke an ehrenamtlichen Mitarbeitern. Einen Großteil <strong>der</strong> nichtbiographischen<br />

Texte (Sach-Fenster, Glossar, Einleitung und Verzeichnisse) wurde auf einer<br />

Klausurtagung <strong>im</strong> November diskutiert und verabschiedet.<br />

280 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Vorträge und Veranstaltungen<br />

Präsentation <strong>der</strong> Initiative <strong>im</strong> Rat <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, <strong>Berlin</strong>, 23. Februar 2012.<br />

Markovits, Inga: „Auf <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> Gesetzlichkeit. Ein Reisebericht aus <strong>der</strong><br />

Ex-DDR“, Öffentlicher Abendvortrag in <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, <strong>Berlin</strong>, 24. April 2012.<br />

Redaktionsklausur, Groß Breesen, 13.–16. Juli 2012.<br />

Redaktionsklausur, Blankensee bei <strong>Berlin</strong>, 9.–11. November 2012.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.bbaw.de/forschung/rechtslehrer<br />

Kultureller und sozialer Wandel.<br />

Ideenwettbewerb zur För<strong>der</strong>ung von Forschungsvorhaben<br />

MARTIN GARSTECKI, REGINA REIMANN<br />

Der Ideenwettbewerb Kultureller und sozialer Wandel verfolgt das Ziel, in <strong>der</strong> Forschungsregion<br />

<strong>Berlin</strong>-Brandenburg innovative Potenziale <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Geistes- und<br />

Sozialwissenschaften sowohl hinsichtlich vielversprechen<strong>der</strong> Nachwuchswissenschaftler<br />

als auch zukunftsweisen<strong>der</strong> Themenfel<strong>der</strong> aufzuspüren und nachhaltig zu entwickeln.<br />

Das Programm wird gemeinsam von den Präsidenten <strong>der</strong> Freien Universität<br />

<strong>Berlin</strong>, <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> und <strong>der</strong> Technischen Universität <strong>Berlin</strong><br />

sowie <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, des Wissenschaftszentrums<br />

<strong>Berlin</strong> für Sozialforschung und dem Rektor des Wissenschaftskollegs<br />

zu <strong>Berlin</strong> verantwortet. Organisatorisch betreut wird das Programm durch eine<br />

am Wissenschaftskolleg zu <strong>Berlin</strong> eingerichtete Geschäftsstelle. Der Wettbewerb<br />

wird in <strong>der</strong> Regel jährlich öffentlich ausgeschrieben und richtet sich an jüngere<br />

promovierte Wissenschaftler <strong>der</strong> Region. Die ausgewählten Kandidaten erhalten die<br />

Möglichkeit, aus Mitteln eines Kooperationsfonds eine interdisziplinäre Tagung – ein<br />

sogenanntes „Blankensee-Colloquium“ – zu organisieren, auf <strong>der</strong> sie ihr Forschungsfeld<br />

vorstellen und mit führenden Wissenschaftlern aus <strong>Berlin</strong> und <strong>der</strong> Region, aber<br />

auch aus dem weiteren In- und Ausland diskutieren. Zu den Colloquien werden<br />

Vertreter von <strong>Berlin</strong>er und Brandenburger Wissenschaftseinrichtungen und Beobachter<br />

aus Forschungsför<strong>der</strong>ungsorganisationen eingeladen. Aus dem Colloquium<br />

sollen För<strong>der</strong>initiativen hervorgehen, die einerseits die jungen Wissenschaftler bei<br />

<strong>der</strong> Durchführung ihrer Projekte unterstützen, an<strong>der</strong>erseits eine Vernetzung vorhandener<br />

Potenziale in <strong>Berlin</strong> und Brandenburg mit an<strong>der</strong>en in- und ausländischen<br />

Wissenschaftsregionen, Institutionen o<strong>der</strong> Einzelforschern ermöglichen. Durch eine<br />

öffentliche Auftaktveranstaltung und eine von <strong>der</strong> Geschäftsstelle des Kooperations-<br />

Projekte und Initiativen 281


fonds koordinierte Pressearbeit wird sichergestellt, dass die Ergebnisse des Colloquiums<br />

auch in einer breiteren Öffentlichkeit Aufmerksamkeit finden (weitere Informationen<br />

unter: http://www.wiko-berlin.de/index.php?id=966).<br />

Seit 2003 konnten zehn „Blankensee-Colloquien“ durchgeführt werden (ausführliche<br />

Informationen in den jeweiligen Jahrbüchern und auf <strong>der</strong> oben genannten<br />

Webseite). Das letzte Colloquium, organisiert von Tobias Harks (Maastricht) und<br />

Sebastian Vehlken (Lüneburg), fand <strong>im</strong> Sommer 2012 in <strong>Berlin</strong> statt. Unter dem<br />

Titel „Neighborhood-Technologies. Media and Mathematics of dynamic Networks“<br />

diskutierten Wissenschaftler aus einer Vielzahl von Disziplinen über Konzepte von<br />

Nachbarschaft in verschiedenen Bereichen <strong>der</strong> Wissenschaft und des Alltagslebens<br />

und über ihre Bezüge untereinan<strong>der</strong>. Nähere Informationen zu dieser Tagung stehen<br />

auf <strong>der</strong> Internetseite http://www.leuphana.de/conference-neighborhoods.<br />

Das 11. Blankensee-Colloquium mit dem Titel „Verfassung und Verteilung“ wird<br />

von Anna Bettina Kaiser (Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>), Sigrid Boysen (Freie<br />

Universität <strong>Berlin</strong>) und von Florian Meinel (Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>) vorbereitet.<br />

Es wird vom 31. Mai bis 2. Juni 2013 in Blankensee stattfinden. Im interdisziplinären<br />

Dialog soll die Beziehung zwischen dem Wandel von Verteilungsreg<strong>im</strong>en<br />

und von Verfassungsstrukturen erörtert werden. Ziel ist es, die Thematik aus zwei<br />

Perspektiven zu diskutieren: Zum einen soll das aufgeworfene Problem verfassungstheoretisch,<br />

rechtsphilosophisch und historisch näher erörtert werden. Zum an<strong>der</strong>en<br />

sollen Vergleiche von Verfassungsordnungen und ihre Wechselwirkungen mit ihren<br />

jeweiligen politischen und ökonomischen Umwelten vorgenommen werden.<br />

Im Dezember 2012 wurde das 12. Blankensee-Colloquium ausgewählt. Unter dem<br />

Titel „Unfolding the ‚Musl<strong>im</strong> question‘. Towards a genealogy of religious freedom<br />

and the minority question in Western European nation states“ wollen Schirin Amir-<br />

Moazami (Freie Universität <strong>Berlin</strong>), Nadia Fadil (Leuven, Belgien) und Sarah<br />

Bracke (Leuven, Belgien) <strong>der</strong> These nachgehen, dass Konflikte über Religionsfreiheit<br />

und Formen <strong>der</strong> Religionsausübung in europäischen Gesellschaften, die oftmals<br />

am Beispiel religiöser Praxis von Musl<strong>im</strong>innen und Musl<strong>im</strong>en zutage treten, tiefer<br />

liegende Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>im</strong> Hinblick auf die Verfasstheit europäischer Nationalstaaten<br />

und ihr Verhältnis zu religiöser Freiheit und Religionsausübung generell offenbaren.<br />

Die nächste Ausschreibung <strong>der</strong> „Blankensee-Colloquien“ ist für Herbst 2013<br />

geplant.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

http://www.bbaw.de/bbaw/forschung/kultureller_wandel<br />

282 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Nachwuchsgruppe<br />

Marktbasierte Instrumente für Ökosystemleistungen –<br />

Triebkräfte, Wirkungen und Gestaltungsmöglichkeiten am Beispiel<br />

von Kl<strong>im</strong>a- und Naturschutz in mitteleuropäischen Kulturlandschaften<br />

YVONNE DINTER, TOBIAS PLIENINGER, BETTINA OHNESORGE, CHRISTIAN SCHLEYER<br />

UND KATHRIN TROMMLER<br />

Einleitung<br />

Ökosystemleistungen bezeichnen den vielfältigen Nutzen, den Menschen aus Ökosystemen<br />

erzielen. Viele Kulturlandschaften sind von <strong>der</strong> Erzeugung land- und<br />

forstwirtschaftlicher Produkte geprägt, die zumeist unmittelbar auf Märkten gehandelt<br />

werden. Daneben erbringen sie eine Vielzahl an weiteren Leistungen, die für die<br />

Lebensqualität <strong>der</strong> Menschen zentral sind. Beispielsweise regulieren Kulturlandschaften<br />

das Kl<strong>im</strong>a, indem sie CO 2 speichern. Sie stellen sauberes Trinkwasser bereit und<br />

bilden ästhetische Werte, die für Tourismus und Naherholung wichtig sind. Diese<br />

Leistungen werden erst allmählich von <strong>der</strong> Gesellschaft wahrgenommen, anerkannt<br />

und entgolten. Seit einigen Jahren wird allerdings <strong>im</strong>mer häufiger <strong>der</strong> Versuch unternommen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Kl<strong>im</strong>aschutz- und Naturschutzleistungen von Kulturlandschaften<br />

durch marktbasierte Politikinstrumente wie Steuervergünstigungen,<br />

För<strong>der</strong>programme o<strong>der</strong> handelbare Zertifikate zu beför<strong>der</strong>n und so Anreize für den<br />

Schutz von Ökosystemen zu geben. Daraus ergeben sich Verschiebungen <strong>im</strong> Funktionsgefüge<br />

von genutzten Landschaften und Abst<strong>im</strong>mungsprobleme bei <strong>der</strong> Nutzung<br />

verschiedener Ökosystemleistungen.<br />

Vor diesem Hintergrund verfolgt die Nachwuchsgruppe Marktbasierte Instrumente<br />

für Ökosystemleistungen – Triebkräfte, Wirkungen und Gestaltungsmöglichkeiten am<br />

Beispiel von Kl<strong>im</strong>a- und Naturschutz in mitteleuropäischen Kulturlandschaften das<br />

Ziel, die Beziehungen zwischen Ökosystemleistungen, marktbasierten Politikinstrumenten<br />

und Lebensqualität in mitteleuropäischen Kulturlandschaften systematisch zu<br />

erfassen. Dabei wird untersucht, welche Wirkungen marktbasierte Instrumente <strong>im</strong><br />

Hinblick auf die Landnutzungspraxis und die Bereitstellung von Ökosystemleistungen<br />

entfalten, welche Effekte die beobachteten Landnutzungsän<strong>der</strong>ungen auf ausgewählte<br />

Ökosystemleistungen haben und welche Wechselwirkungen zwischen den<br />

einzelnen Ökosystemleistungen bestehen. Schließlich wird das Verhältnis zwischen<br />

Ökosystemleistungen und Lebensqualität sowie ökonomischer Wohlfahrt beleuchtet.<br />

Im Mittelpunkt stehen die Bereiche Kl<strong>im</strong>a- und Naturschutz in <strong>der</strong> Landnutzung,<br />

die exemplarisch in zwei Untersuchungsgebieten in Deutschland, dem Biosphärenreservat<br />

Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und dem Biosphärengebiet Schwäbische<br />

Alb, betrachtet werden.<br />

Projekte und Initiativen 283


<strong>Arbeit</strong>sergebnisse<br />

Im Berichtszeitraum trafen sich die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nachwuchsgruppe zu einer<br />

Klausurtagung (15. bis 17. Februar 2012, Kirchzarten) sowie zu einer <strong>Arbeit</strong>sgruppensitzung<br />

(14. bis 15. Mai 2012, <strong>Berlin</strong>). Eine weitere <strong>Arbeit</strong>sgruppensitzung fand<br />

am 13. Dezember 2012 statt; am darauf folgenden Tag schloss sich die jährliche<br />

Beiratssitzung an.<br />

Am 13. und 14. März 2012 veranstaltete die Nachwuchsgruppe in <strong>Berlin</strong> den<br />

Workshop „Beyond Efficiency – Exploring the Political and Institutional D<strong>im</strong>ensions<br />

of Market-based Instruments for Ecosystem Services“ zu bislang wenig erforschten<br />

Aspekten <strong>der</strong> Entstehung und Implementierung marktbasierter Instrumente für die<br />

Bereitstellung von Ökosystemleistungen. Neben politischen Macht- und Deutungskämpfen<br />

zur Durchsetzung von marktbasierten Instrumenten standen empirische und<br />

theoretische Fragen zu <strong>der</strong>en Einbettung in komplexe Governance-Kontexte sowie<br />

zur Erfassung und Bewertung des Erfolgs dieser Instrumente jenseits reiner Effizienzkriterien<br />

<strong>im</strong> Mittelpunkt. In die Themenblöcke führten die fünf Hauptredner Patrick<br />

Le Galès (SciencesPo, CNRS), Bas Arts (Wageningen University), Konrad Hagedorn<br />

(Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>), Joshua Farley (University of Vermont) und Esteve<br />

Corbera (Universitat Autònoma de Barcelona) ein. Eine Auswahl <strong>der</strong> Beiträge soll<br />

in Son<strong>der</strong>ausgaben von zwei internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht werden.<br />

Daneben intensivierte die Nachwuchsgruppe den Austausch mit lokalen Akteuren<br />

<strong>im</strong> Untersuchungsgebiet Schwäbische Alb. In <strong>der</strong> Gemeinde Römerstein führte sie<br />

am 28. April 2012 gemeinsam mit Akteuren aus den Bereichen Naturschutz, Tourismus,<br />

Kommunalpolitik und Landwirtschaft einen weiteren Szenarien-Workshop zur<br />

Zukunft <strong>der</strong> Kulturlandschaft Schwäbische Alb durch. Während sich die Diskussion<br />

<strong>der</strong> ersten Workshops <strong>im</strong> vergangenen Jahr vor allem um Ursachen und Auswirkungen<br />

möglicher zukünftiger Landschaftsverän<strong>der</strong>ungen drehte, standen nun die<br />

Identifizierung und Diskussion lokaler Handlungsspielräume für die Gestaltung <strong>der</strong><br />

Landschaftsentwicklung <strong>im</strong> Mittelpunkt. Die Ergebnisse des Szenarienprozesses<br />

wurden für zwei wissenschaftliche Publikationen aufgearbeitet.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Synthesearbeit publizierten die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nachwuchsgruppe in<br />

<strong>der</strong> Fachzeitschrift Conservation Letters unter dem Titel Mainstreaming ecosystem<br />

services through reformed European agricultural policies ein Policy-Paper zu Perspektiven<br />

einer Neuausrichtung <strong>der</strong> Gemeinsamen Agrarpolitik <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union. Darüber hinaus erarbeitete die Gruppe ein Thesenpapier (Kulturlandschaften<br />

entwickeln, Ökosystemleistungen stärken), welches Ergebnisse und Empfehlungen<br />

des Forschungsprojekts präsentiert und das auf dem Workshop „Umsetzung des<br />

Ökosystemleistungs-Ansatzes“ <strong>der</strong> Gruppe am 12. November 2012 in <strong>Berlin</strong> vorgestellt<br />

wurde. Die Teilnehmer/innen aus Wissenschaft, Politik und Verbänden<br />

284 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


widmeten sich <strong>der</strong> Frage, wie eine Umsetzung des Ökosystemleistungs-Ansatzes in<br />

Deutschland gelingen kann, und zwar sowohl innerhalb <strong>der</strong> Bereiche Naturschutz-,<br />

Wald- und Agrarpolitik als auch sektorübergreifend. Expert/innen berichteten dazu<br />

über den Stand <strong>der</strong> Umsetzung in Deutschland und <strong>der</strong> EU. Im Anschluss an den<br />

Workshop hielt Susanna Hecht (University of California, Los Angeles) auf Einladung<br />

<strong>der</strong> Gruppe einen wissenschaftlichen Vortrag zum Thema „From eco-catastrophe to<br />

zero deforestation? Rethinking forest trends in Latin America“. Des Weiteren führte<br />

sie vom 13. bis 14. November 2012 mit <strong>der</strong> Gruppe den Workshop „Social-ecological<br />

research design and methodology“ durch.<br />

Im Sommersemester 2012 boten die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nachwuchsgruppe verschiedene<br />

Lehrveranstaltungen an <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> an: Tobias Plieninger,<br />

Bettina Ohnesorge und Christian Schleyer leiteten das Projektseminar „Ökosystemleistungen<br />

und Landnutzung: Sozialökologische Grundlagen“ an <strong>der</strong> Landwirtschaftlich-Gärtnerischen<br />

Fakultät (LGF), zu dem ein begleitendes Studienprojekt <strong>im</strong><br />

Biosphärenreservat Oberlausitz (29. Mai bis 2. Juni 2012) durchgeführt wurde. Zudem<br />

leiteten Tobias Plieninger und Christian Schleyer das Mastermodul „Governance and<br />

Management of Protected Areas in Europe and Beyond“, das in ähnlicher Form auch<br />

<strong>im</strong> Wintersemester 2012/13 <strong>im</strong> Rahmen des umfangreicheren Mastermoduls „Biodiversity<br />

and Conservation Management“ angeboten wurde. Christian Schleyer war<br />

<strong>im</strong> Rahmen eines Lehrauftrages an <strong>der</strong> LGF für die inhaltliche Ausgestaltung und<br />

Lehre des Bereichs „Water Management“ als Teil des Mastermoduls „Land and<br />

Water Management“ verantwortlich.<br />

Ausgewählte Publikationen und Vorträge<br />

Publikationen<br />

Kizos, Thanasis/Plieninger, Tobias/Schaich, Harald/Petit, Claude: HNV permanent<br />

crops: olives, oaks, vines, fruit and nut trees. In: Oppermann, Rainer/Beaufoy,<br />

Guy/Jones, Gwyn (Hg.): High Nature Value Farming in Europe – 35 European<br />

Countries, Experiences and Perspectives. Ubstadt-Weiher 2012, S. 70–84.<br />

Pistorius, Till/Schaich, Harald/Winkel, Georg/Plieninger, Tobias/Bieling, Claudia/<br />

Konold, Werner/Volz, Karl-Reinhard: Lessons for REDDplus: A comparative<br />

analysis of the German discourse on forest functions and the global ecosystem<br />

services debate. In: Forest Policy and Economics 18 (2012), S. 4–12.<br />

Plieninger, Tobias: Monitoring directions and rates of change in trees outside forests<br />

through multitemporal analysis of map sequences. In: Applied Geography 32<br />

(2012), S. 566–576.<br />

Ders./Bieling, Claudia (Hg.): Resilience and the Cultural Landscape: Un<strong>der</strong>standing<br />

and Managing Change in Human-Shaped Environments. Cambridge 2012.<br />

Projekte und Initiativen 285


Ders./Ferranto, Shasta/Huntsinger, Lynn/Kelly, Maggi/Getz, Christy: Appreciation,<br />

use, and management of biodiversity and ecosystem services in California’s<br />

working landscapes. In: Environmental Management 50 (2012) 3, S. 427–440.<br />

Ders./Schleyer, Christian/Mantel, Martin/Hostert, Patrick: Is there a forest transition<br />

outside forests? Trajectories of farm trees and effects on ecosystem services in<br />

an agricultural landscape in Eastern Germany. In: Land Use Policy 29 (2012),<br />

S. 233–243.<br />

Ders./Schleyer, Christian/Schaich, Harald/Ohnesorge, Bettina/Gerdes, Holger/<br />

Hernández-Morcillo, Mónica/Bieling, Claudia: Mainstreaming ecosystem services<br />

through reformed European agricultural policies. In: Conservation Letters 5<br />

(2012) 4, S. 281–288.<br />

Thiel, Andreas/Schleyer, Christian/Plieninger, Tobias: Wolves are mobile while fruit<br />

trees are not! How characteristics of resources and supranational regulatory frameworks<br />

shape the provision of biodiversity and ecosystem services in Germany.<br />

In: Environmental Policy and Governance 22 (2012) 3, S. 189–204.<br />

Vorträge<br />

Bieling, Claudia/Gerdes, Holger/Ohnesorge, Bettina/Plieninger, Tobias/Schaich,<br />

Harald/Schleyer, Christian/Trommler, Kathrin/Wolff, Franziska: „Partizipative<br />

Szenarienentwicklung auf <strong>der</strong> Schwäbischen Alb – Landschaftsentwicklung in<br />

<strong>der</strong> Perspektive lokaler Akteure“, Jahrestagung <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für<br />

Humanökologie (DGH), Sommerhausen, 10.–12. Mai 2012.<br />

Hernández-Morcillo, Mónica/Bieling, Claudia/Plieninger, Tobias: „An empirical<br />

review of cultural ecosystem services measurements“, 14th Annual BIOECON<br />

Conference, Cambridge, 18.–20. September 2012.<br />

Judis, Katharina/Schleyer, Christian/Bieling, Claudia/Plieninger, Tobias: „Balancing<br />

nature protection and production: Pond-based fish farming in the Upper Lusatia<br />

Heath and Pond Biosphere Reserve (Germany)“, 18th Annual International Sustainable<br />

Development Research Conference (ISDRC). Hull (UK), 24.–26. Juni 2012.<br />

Ohnesorge, Bettina: „Assessing the zone-specific management effectiveness in<br />

German Biosphere Reserves – How land use & cover development in the Upper<br />

Lusatian Heath and Ponds Landscape compares to its management goals“, 3rd<br />

European Congress of Conservation Biology (ECCB 2012), Glasgow, 28. August<br />

– 1. September 2012<br />

Plieninger, Tobias/Bieling, Claudia: „Sozial-ökologische Resilienz: Eine neue Perspektive<br />

zur Analyse und zum Management von Kulturlandschaftswandel?“,<br />

Workshop des Deutschsprachigen <strong>Arbeit</strong>skreises <strong>der</strong> Landscape Research Group,<br />

Erkner, 26.–27. April 2012.<br />

286 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Ders./van <strong>der</strong> Horst, Dan: „Sustaining ecosystem services in cultural landscapes:<br />

Analysis and management options“, 32nd International Geographical Congress<br />

(IGC 2012), Köln, 26.–30. August 2012.<br />

Schaich, Harald/Plieninger, Tobias: „Land ownership drives ecosystem services<br />

provision from forests in Germany’s Swabian Alb biosphere reserve“, 3rd European<br />

Congress of Conservation Biology (ECCB 2012), Glasgow, 28. August –<br />

1. September 2012.<br />

Ausblick<br />

Bis zum Laufzeitende Ende April 2013 steht die Auswertung und Evaluation <strong>der</strong><br />

einzelnen Teilprojekte und die Zusammenführung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Geplant sind eine Klausurtagung vom 30. Januar bis 1. Februar 2013 und eine Abschlussveranstaltung<br />

in kleinem Rahmen für den 25. und 26. April 2013. Als zentrales<br />

Endprodukt des Projekts soll eine gemeinsame Publikation erarbeitet werden,<br />

welche die wissenschaftlichen Erkenntnisse <strong>der</strong> Teilprojekte unter den rahmengebenden<br />

Fragestellungen zusammenführt. Neben dieser wissenschaftlichen Publikation<br />

werden die Ergebnisse in Form einer Ergebnisbroschüre für eine breitere Öffentlichkeit<br />

aufgearbeitet.<br />

Weitere Informationen zur Nachwuchsgruppe unter:<br />

http://www.oekosystemleistungen.de<br />

http://www.ecosystemservices.de<br />

Initiative<br />

Normativität – Objektivität – Handlung<br />

JULIAN NIDA-RÜMELIN, JAN-CHRISTOPH HEILINGER<br />

Die <strong>im</strong> Jahr 2011 eingerichtete Initiative befasst sich mit dem Verhältnis von „Normativität“,<br />

„Objektivität“ und „Handlung“ in verschiedenen Bereichen menschlicher<br />

Praxis. Normativität beeinflusst die Interaktion von Menschen miteinan<strong>der</strong> und den<br />

Umgang von Menschen mit ihrer Umwelt. Der ontologische Status von Normativität<br />

ist j<strong>edoc</strong>h problematisch. Muss Normativität logisch vorgängig und unabhängig von<br />

Menschen sein, um objektiv sein zu können? O<strong>der</strong> entsteht sie erst in Abhängigkeit<br />

von Menschen, die sie formulieren o<strong>der</strong> nach ihr handeln, und ist deshalb nicht objektiv?<br />

O<strong>der</strong> ist diese Dichotomie grundsätzlich verfehlt und bedarf es eines an<strong>der</strong>en<br />

Ansatzes, um die Rolle von Normativität in <strong>der</strong> lebensweltlichen Verständigungspraxis<br />

angemessen zu verstehen? Und: Ist Normativität in allen Bereichen, in denen<br />

Projekte und Initiativen 287


sie auftritt, in <strong>der</strong>selben Weise zu verstehen? Die Initiative widmet sich diesem Problemkomplex<br />

unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong> Bereiche Moral und Wissenschaft<br />

(vgl. ausführlich Jahrbuch 2011, S. 280ff.).<br />

<strong>Arbeit</strong>streffen<br />

Im Jahr 2012 hat sich die <strong>Arbeit</strong>sgruppe wie geplant zwe<strong>im</strong>al zur gemeinsamen<br />

<strong>Arbeit</strong> getroffen. Das Treffen <strong>im</strong> April widmete sich <strong>der</strong> Analyse menschlicher<br />

Entscheidungen unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung von Heuristiken, verstanden als<br />

einfache Strategien, die best<strong>im</strong>mte (unwichtige) Informationen in unsicheren Entscheidungssituationen<br />

vernachlässigen. Als Gast trug Gerd Gigerenzer zu diesem<br />

Thema vor. Seine These, die von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> AG kontrovers diskutiert wurde,<br />

ist, dass sich unter den Bedingungen von Unsicherheit, die in <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

unvermeidlich vorherrschen, allein ein an Heuristiken orientierter Entscheidungsprozess<br />

bewähren kann, während eine Überschätzung <strong>der</strong> Rolle von Rationalität sich<br />

als weniger tauglich erweist.<br />

Das Treffen <strong>im</strong> Oktober wendete sich konkret <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Objektivität <strong>der</strong><br />

Moral zu. Carl-Friedrich Gethmann diskutierte in seinem Referat, ob <strong>der</strong> Objektbezug<br />

einer geltungsbeanspruchenden Redehandlung die einzig mögliche Fundierung<br />

ihrer Geltung sei – wenn überhaupt eine. In seinem Vortrag zu den sprachphilosophischen<br />

und epistemologischen Grundlagen <strong>der</strong> Moral setzte er sich insbeson<strong>der</strong>e mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> Die Objektivität <strong>der</strong> Moral von Gerhard Ernst auseinan<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in einer<br />

Replik zu den Thesen Gethmanns Stellung bezog, bevor die Thematik <strong>im</strong> Plenum<br />

vertieft diskutiert wurde.<br />

Seit <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong> Gruppe wurde das Themenfeld „Normativität – Objektivität<br />

– Handlung“ in insgesamt vier Bereichen genauer untersucht: (1) Die Rolle<br />

moralischer Prinzipien bei <strong>der</strong> moralischen Evaluation, (2) die Entwicklung und<br />

evolutionstheoretische Erklärung <strong>der</strong> Entstehung moralischer Regeln, sowie – damit<br />

verbunden – die Frage nach <strong>der</strong> Möglichkeit moralischen Fortschritts, (3) die<br />

Notwendigkeit heuristischer Verfahren, um in konkreten und häufig komplexen<br />

Handlungssituationen unter Bedingungen von Unsicherheit schnell normative Bewertungen<br />

zu generieren, und schließlich (4) die moralepistemologischen und<br />

sprachanalytischen Grundlagen moralischer Aussagen mit wissenschaftsanalogem<br />

Objektivitätsanspruch.<br />

Ausblick<br />

Als zentrales Forschungsdesi<strong>der</strong>at hat sich in <strong>der</strong> bisherigen <strong>Arbeit</strong> die Frage nach<br />

dem angemessenen Verständnis von Wahrheit <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong> Moral herausgestellt.<br />

Dieser Problematik wird sich die <strong>Arbeit</strong>sgruppe <strong>im</strong> kommenden Jahr zuwenden und<br />

288 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


ihre <strong>Arbeit</strong> wie geplant mit zwei weiteren Treffen <strong>im</strong> April und Oktober zum Abschluss<br />

bringen. Die <strong>Arbeit</strong>sgruppe wird außerdem <strong>im</strong> Sommersemester 2013 die<br />

Akademievorlesung ausrichten.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.bbaw.de/forschung/normativitaet<br />

Personendaten-Repositorium (PDR)<br />

(ein Drittmittelprojekt <strong>der</strong> TELOTA-Initiative, geför<strong>der</strong>t durch die DFG )<br />

GERALD NEUMANN<br />

Überblick<br />

Zur Strukturierung heterogener biographischer Daten verfolgt das PDR seit 2009<br />

einen eigenen Ansatz. Eine Person wird darin nicht als einzelner Datensatz definiert,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr als die Menge aller Aussagen, die zu ihr getroffen werden. Damit<br />

ist es möglich, sowohl sich ergänzende als auch sich wi<strong>der</strong>sprechende Aussagen<br />

nebeneinan<strong>der</strong> abzubilden, was grundlegenden Problemen biografischen <strong>Arbeit</strong>ens<br />

Rechnung trägt.<br />

Gerade also, um verschiedenen Forschungsansätzen und Perspektiven gerecht zu<br />

werden, ist die kleinste Dateneinheit des Personendaten-Repositoriums nicht eine<br />

Person, son<strong>der</strong>n eine einzelne Aussage zu einer Person, die in dem Datenmodell<br />

„Aspekt“ genannt wird. Ein Aspekt bündelt Bezüge zu Personen, Orten, Daten und<br />

einer Quelle. Dadurch wird es möglich, durch eine entsprechende Abfrage weitere<br />

Narrationen zu erzeugen, bei denen nicht unbedingt eine einzelne Person, son<strong>der</strong>n<br />

auch ein Zeitraum o<strong>der</strong> ein Ort die erste D<strong>im</strong>ension bilden könnten. Daraus gewonnene<br />

Erkenntnisse erweitern wie<strong>der</strong>um das Personenwissen.<br />

Zudem werden die Aspekte einerseits mit den jeweiligen Quellen, an<strong>der</strong>erseits mit<br />

geläufigen Identifikationssystemen, etwa mit PND und LCCN, verknüpft. Dadurch<br />

bleiben die wissenschaftliche Transparenz und die Kompatibilität mit bestehenden<br />

und zukünftigen Systemen gewährleistet.<br />

Fortsetzungsantrag<br />

Im März wurde <strong>der</strong> Fortsetzungsantrag für die Phase II durch die DFG bewilligt.<br />

Der Übergang zum Nachfolgeprojekt konnte dank Unterstützung <strong>der</strong> DFG nahtlos<br />

erfolgen, und es gab einige wichtige Weiterentwicklungen in <strong>der</strong> Repositorien-<br />

Architektur, be<strong>im</strong> Archiv-Editor und bei <strong>der</strong> Konvertierung von Datenbeständen.<br />

Projekte und Initiativen 289


Repositorien-Architektur<br />

In <strong>der</strong> ersten Jahreshälfte wurden wesentliche Teile <strong>der</strong> serverseitigen Software-Komponenten<br />

des PDR erweitert. Die Än<strong>der</strong>ungen betreffen vor allem die eigentliche<br />

Datenhaltung sowie ihre Indizierung.<br />

Die in <strong>der</strong> ersten Projektphase verwendete Repositorien-Software Fedora Commons<br />

wurde durch eine eigene Entwicklung mit dem Namen PaDRe ersetzt. Diese<br />

stellt eine HTTP-Schnittstelle zu einer RDBMS (Relational Database Management<br />

System) dar und ist auf die speziellen Gegebenheiten des Datenmodells und <strong>der</strong><br />

Datenobjekte des PDR ausgelegt. Außerdem wurde wie bei an<strong>der</strong>en Komponenten<br />

Wert auf eine starke Modularisierung und damit verbundene Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

weiteren Anpassung und Erweiterung gelegt.<br />

Das Personendaten-Repositorium hält schon seit <strong>der</strong> ersten Projektphase umfangreiche<br />

Informationen in einem Apache Lucene Index vor und stellt diese dem<br />

Gesamtsystem über die Suchmaschine „Apache Solr“ für alle Arten von Anfragen<br />

zur Verfügung. Die Struktur des Indexes wurde basierend auf Erkenntnissen aus <strong>der</strong><br />

ersten Projektphase umfassend erweitert, um spezifische als notwendig o<strong>der</strong> hilfreich<br />

erkannte Anfragen zu ermöglichen.<br />

Eingabewerkzeug (Archiv-Editor)<br />

Die Endanwen<strong>der</strong>software Archiv-Editor bietet Forscherinnen und Forschern den pr<strong>im</strong>ären<br />

Zugang zum Personendaten-Repositorium, zur Recherche und zum Bearbeiten<br />

<strong>der</strong> Forschungsdaten. Sie wurde <strong>im</strong> Berichtszeitraum zu einer vollständig modularisierten<br />

Version weiterentwickelt und an vielen Schnittstellen mit Erweiterungspunkten<br />

ausgestattet, die technische Erweiterungen durch Plugins sowie den Austausch<br />

des Datenbank-Backends erlauben. Neben vielen kleinen Verbesserungen für die<br />

Benutzerfreundlichkeit ist es nun möglich, viele Personen gleichzeitig auszuwählen<br />

und auf verbesserte Art und Weise zu vergleichen. Außerdem wurden Anzeigeoptionen<br />

für eine Personen-Beziehungen-Tabelle hinzugefügt und Funktionen für das<br />

Anlegen und Verwalten benutzerdefinierter Objektsammlungen geschaffen.<br />

Eine wesentliche Erweiterung stellt die Entwicklung eines Frameworks zum Anlegen<br />

von Datenformatvorlagen dar, mittels <strong>der</strong>er sich Formulare für vielfältige Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

prosopographischer Forschungsarbeit definieren lassen. In <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit Forscherinnen und Forschern und in Gesprächen mit Nutzerinnen und<br />

Nutzern des Archiv-Editors entstand <strong>der</strong> Entwurf einer vereinfachten Oberflächengestaltung<br />

für projektspezifische <strong>Arbeit</strong>sweisen. In die so entstandenen XML-basierten<br />

Formulardefinitionen konnten Nutzererfahrungen aus verschiedenen Projekten und<br />

Forschungsgebieten einfließen und nachhaltig <strong>im</strong>plementiert werden.<br />

290 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Zur Fortführung <strong>der</strong> Dokumentation des Programms in deutschen, englischen und<br />

italienischen Handbüchern wurden zusätzliche Videoanleitungen erstellt, die auf<br />

<strong>der</strong> Homepage des Projektes veröffentlicht sind und einen leichten Einstieg in die<br />

Benutzung des Archiv-Editors erlauben.<br />

Die Desktopversion des Archiv-Editors ist in Java geschrieben und basiert auf <strong>der</strong><br />

Eclipse Rich Client Platform (RCP), auf <strong>der</strong>en Grundlage eine webbasierte Version<br />

des Archiv-Editors mittels <strong>der</strong> Rich Ajax Platform (RAP) entwickelt und für den produktiven<br />

Einsatz vorbereitet wurde. Hierfür wurden verschiedene Erweiterungen<br />

angepasst und entsprechend den webbasierten Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>im</strong>plementiert. Dabei<br />

wurde insbeson<strong>der</strong>e eine eigene Präsentationskomponente für visuelles XML-Edieren<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage eines RCP-basierten XML-Editors (VEX) entwickelt und an die<br />

speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen von RAP angepasst. Die Datenhaltung arbeitet lokal wie<br />

auch webbasiert mit einer nativen XML-Datenbank, die Nutzern <strong>im</strong> webbasierten<br />

Einsatz eine nutzerabhängige <strong>Arbeit</strong>sumgebung schafft, in <strong>der</strong> sie wie auf einem<br />

lokalen Desktopprogramm arbeiten und von <strong>der</strong> aus sie Daten mit dem zentralen<br />

Datenrepositorium synchronisieren können.<br />

Die jeweils aktuellste Version des Archiv-Editors steht zusammen mit Handbuch<br />

und Installationsanleitung <strong>im</strong> Internet zur Verfügung (http://pdr.bbaw.de/software/ae/<br />

[30.10.2012]).<br />

Integration von Datenbeständen aus Akademienvorhaben<br />

Im Berichtszeitraum konnten weitere Datenbestände konvertiert und in das Repositorium<br />

überführt werden. Die Personeninformationen aus folgenden Vorhaben und<br />

Projekten befinden sich <strong>der</strong>zeit <strong>im</strong> Personendaten-Repositorium <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>:<br />

Acta Borussica<br />

Informationen aus den Akademienvorhaben Protokolle des preußischen Staatsministeriums<br />

und Preußen als Kulturstaat zu 23.746 Personen<br />

Historische Akademiemitglie<strong>der</strong><br />

Informationen aus dem Archiv <strong>der</strong> Akademie zu 2.184 Personen<br />

Sekundärliteraturdatenbank zu Alexan<strong>der</strong> von Humboldt<br />

Informationen zu 1.980 Personen aus dem akademischen Bereich<br />

Akademienvorhaben Marx-Engels-Gesamtausgabe<br />

Informationen aus Biogrammen des Personenregisters zu 32.263 Personen<br />

Akademienvorhaben <strong>Berlin</strong>er Klassik: Virtuelles <strong>Berlin</strong> um 1800<br />

Informationen zu circa 362 Personen und bedeutenden <strong>Berlin</strong>er Orten<br />

Akademienvorhaben Jahresberichte für deutsche Geschichte<br />

Biogramme und Namensansetzungen zu circa 27.328 Personen<br />

Sitzungsprotokolle <strong>der</strong> Akademie<br />

Informationen zu circa 442 Personen<br />

Projekte und Initiativen 291


Ausblick<br />

Vom 4. bis 6. März 2013 wird <strong>der</strong> zweite Workshop des PDR unter dem Titel „Mehr<br />

Personen – Mehr Daten – Mehr Repositorien“ mit circa 110 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmern in den Räumen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> stattfinden. Für den Workshop wurde eine<br />

eigene URL aufgesetzt: http://pdr.bbaw.de/veranstaltungen/pdr-workshop-2013. Um<br />

die Abwicklung des Workshops noch professioneller beziehungsweise technikgestützt<br />

vornehmen zu können, hat eine Evaluation zu Open-Source-Konferenztools<br />

stattgefunden.<br />

Publikationen und Vorträge<br />

Im ersten Quartal 2012 wurde die Bachelor-<strong>Arbeit</strong> von Martin Stenzel betreut, <strong>der</strong><br />

schon seit geraumer Zeit als studentischer Mitarbeiter für das PDR tätig ist. Seine<br />

<strong>Arbeit</strong> beschäftigte sich mit <strong>der</strong> erfolgreichen, erweiterten Version <strong>der</strong> Ortsnamenserkennung<br />

des PDR.<br />

Berti, Michela/Plutte, Christoph/Roe<strong>der</strong>, Torsten: „The Musici Database“ (Poster),<br />

Digital Humanities Conference, Universität Hamburg, 16.–22. Juli 2012 .<br />

Czmiel, Alexan<strong>der</strong>: „The Person Data Repository“ (Vortrag), Tagung „Knowledge<br />

Organization and Data Modeling in the Humanities“, Brown University, Providence,<br />

14.–16. März 2012.<br />

Plutte, Christoph: „Heterogeneity and Multilingualism vs. Usability – Challenges<br />

of the Database User Interface ‚Archiv-Editor‘“ (Poster), Digital Humanities<br />

Conference, Universität Hamburg, 16.–22. Juli 2012.<br />

Ders.: „How to Turn a Desktop Application into a Web-Interface? – Archiv-Editor<br />

as an Example of Eclipse RCP and RAP Single Sourcing“ (Vortrag), Digital<br />

Humanities Conference, Universität Hamburg, 16.–22. Juli 2012.<br />

Roe<strong>der</strong>, Torsten: „Das Personendaten-Repositorium“ (Werkstattgespräch), WissensNetz<br />

– Digitale Infrastrukturen in den historischen Kulturwissenschaften,<br />

Institut für Kunst- und Bildgeschichte (IKB) <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>,<br />

1. Juni 2012.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

http://www.bbaw.de/forschung/personendaten-repositorium<br />

292 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Integrating Sina Institute into the European Research Area<br />

(SIERA, Mitglied <strong>im</strong> Zentrum Sprache)<br />

(geför<strong>der</strong>t <strong>im</strong> 7. Rahmenprogramm <strong>der</strong> Europäischen Union)<br />

CHRISTIANE FELLBAUM<br />

Introduction<br />

SIERA: Integrating Sina Institute into the European Research Area is a “Coordination<br />

and Support” project funded by the European Union (Seventh Framework).<br />

The lead institution is Birzeit University (Ramallah); partners include the New<br />

University of Lisbon, the Universities of Trento and Milan-Bicocca, and the <strong>Berlin</strong>-<br />

Brandenburg Academy of Sciences and Humanities. <strong>BBAW</strong> partners of the project<br />

are Christiane Fellbaum (Princeton) and Amanda Hicks (Buffalo).<br />

The overall a<strong>im</strong> of SIERA is to establish and strengthen scientific cooperation<br />

between Palestinian and European scientists working in the field of multilingual<br />

and multicultural knowledge sharing technologies. The specific goal is to enable<br />

the integration of a broad range of Arabic language data into existing knowledge<br />

repositories and tools. The collaboration is designed to facilitate and streamline<br />

access of Arabic linguistic content into existing scientific infrastructure in the EU<br />

societies, and, conversely, to make EU resources accessible to Arab-language societies<br />

and markets. The project work plan is not intended to conduct research; rather,<br />

the partners will carry out preparatory activities that a<strong>im</strong> at setting up joint research<br />

and cooperation.<br />

SIERA builds on KYOTO, a previous EU-funded project involving the <strong>BBAW</strong> as a<br />

key partner, that established a framework for the crosslingual mapping and harmonization<br />

of linguistic structures and the representation of lexical meaning. Within this<br />

larger goal, SIERA focuses on the domain of culture and tourism.<br />

Activities in Year One<br />

The project began in October, 2011. Several video conferences were held that discussed<br />

specific aspects of the tasks for each partner and plans for collaboration.<br />

The <strong>BBAW</strong> partners have assumed responsibility for two key components of the<br />

project, (1) representing knowledge about concepts in lexical resources and abstract<br />

ontologies, and (2) extending and mapping multilingual resources via a languageindependent<br />

ontology. The first task involves extending the Arabic wordnet, a large<br />

lexical database organized as a semantic network, with lexemes specific to the chosen<br />

domain. The second task, which proceeds in parallel, is the extension and modification<br />

Projekte und Initiativen 293


of the KYOTO ontology (created by Amanda Hicks) for the SIERA project. Both<br />

tasks are un<strong>der</strong>way.<br />

A key component of the project is the education and supervision of graduate<br />

students. Fellbaum and Hicks taught a course on “Ontology, lexicon and cognitive<br />

science” at the First Interdisciplinary Summer School on Ontological Analysis in<br />

Trento, Italy, July 16–20, 2012. During the course of that week, daily project meetings<br />

were convened with the Palestinian and Italian project partners to discuss further<br />

steps.<br />

Future Work<br />

Christiane Fellbaum will continue work on the framework for mapping the English<br />

WordNet and the Arabic ontology. She will collaborate in adding 1,000 domainspecific<br />

concepts selected by the Birzeit partners. Amanda Hicks will continue to<br />

refine the KYOTO crosslingual ontology so as to enable the integration of new<br />

Arabic lexicalized concepts.<br />

Information about the project can be found at http://sina.birzeit.edu/SIERA/<br />

TELOTA (The electronic life of the Academy)<br />

GERALD NEUMANN<br />

Übersicht<br />

Die für 2011 bis 2014 gewählten Schwerpunkte <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> von TELOTA berücksichtigen<br />

Aufgaben, die von unterschiedlichen Gremien <strong>der</strong> Akademie als dringlich<br />

erkannt wurden. Dies sind die folgenden sechs Schwerpunkte:<br />

1. <strong>der</strong> Aufbau einer Intranet-Infrastruktur für die interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen,<br />

die den beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen einer dezentralen <strong>Arbeit</strong>sweise gerecht wird;<br />

2. die Weiterentwicklung und Anpassung von zentralen Eingabewerkzeugen für die<br />

Forschungsdaten <strong>der</strong> Akademienvorhaben;<br />

3. <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> gemeinsamen Plattform für die elektronischen Angebote von Bibliothek<br />

und Archiv und die Einbindung <strong>der</strong> elektronischen Ressourcen in nationale<br />

und internationale Erschließungssysteme (z. B. die Europeana, Deutsche Digitale<br />

Bibliothek);<br />

4. die Erstellung von Richtlinien für die Langfristverfügbarkeit und Langzeitarchivierung<br />

<strong>der</strong> Forschungsdaten aktueller und abgelaufener Forschungsprojekte <strong>der</strong><br />

Akademie;<br />

294 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


5. die Sicherstellung <strong>der</strong> IT-Fachberatung, die Betreuung des <strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong>s und die<br />

Betreuung des zentralen elektronischen Wissensspeichers <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>;<br />

6. die <strong>Arbeit</strong> an För<strong>der</strong>anträgen zum weiteren Ausbau <strong>der</strong> elektronischen Forschungsinfrastruktur<br />

<strong>der</strong> Akademie.<br />

1. <strong>Arbeit</strong>sumgebung für die interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

Die <strong>im</strong> letzten Jahr vorgenommene Evaluierung von verschiedenen, webbasierten<br />

<strong>Arbeit</strong>sumgebungen hat zu dem Ergebnis geführt, dass keine <strong>der</strong> betrachteten Lösungen<br />

alle vorab definierten Anfor<strong>der</strong>ungen gleichermaßen zufriedenstellend erfüllen<br />

konnte. Zu den Anfor<strong>der</strong>ungen gehörten beispielsweise zentrale Dienste wie Kalen<strong>der</strong>funktion<br />

und gemeinsames Adressmanagement, die dezentrale Bearbeitung<br />

von Dokumenten, IMAP-Email-Funktionen sowie Projektmanagementsoftware.<br />

Auch aufgrund dieser Erfahrungen beteiligt sich die <strong>BBAW</strong> als assoziierter Partner<br />

an einem Antrag des Zuse-Instituts <strong>Berlin</strong> an die DFG. In diesem Antrag geht es<br />

um den Aufbau einer „German Academic Cloud“, die den Wissenschaftlern die<br />

benötigten, vernetzten und computergestützten Infrastrukturdienste gesammelt und<br />

hochverfügbar anbieten will. Dazu gehören zentrale Speichermöglichkeiten, Kommunikations-<br />

und Kollaborationsdienste, Bibliotheksanwendungen und Managementdienste.<br />

Bis eine solche institutionsunabhängige <strong>Arbeit</strong>sumgebung zur Verfügung steht,<br />

wird TELOTA weiter am Ausbau einzelner Dienste für die IAGs arbeiten. Dazu zählte<br />

<strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> beson<strong>der</strong>s die Einrichtung und Betreuung <strong>der</strong> zentralen, serverbasierten<br />

Bibliographiesoftware ZOTERO. Zu diesem Thema wurden und werden<br />

weiterhin interne Schulungsveranstaltungen angeboten.<br />

2. Weiterentwicklung zentraler Eingabewerkzeuge<br />

Planmäßig wurde mit <strong>der</strong> Umwandlung <strong>der</strong> Skalierbaren Architektur für Digitale<br />

Editionen (SADE) in ein Open-Source-Projekt begonnen. Dazu gab es ein erstes<br />

Treffen an <strong>der</strong> SUB Göttingen, bei dem sich die Entwickler aus verschiedenen Institutionen<br />

auf ein gemeinsames Konzept verständigten. Geplant ist ein zweites<br />

Treffen, bei dem gemeinsam konkrete <strong>Arbeit</strong>en umgesetzt werden sollen und die<br />

modulare Struktur von SADE erweitert wird. SADE selbst wurde <strong>im</strong> letzten Jahr<br />

durch die hinzugewonnenen Ressourcen deutlich verbessert. So wird es neben dem<br />

Einsatz innerhalb des Akademiekontexts auch in externen Projekten verwendet,<br />

wie zum Beispiel für die Publikation von Texten <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Textgrid-<strong>Arbeit</strong>sumgebung.<br />

Projekte und Initiativen 295


Für einige Vorhaben des Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt wurde 2011<br />

<strong>der</strong> Classical Text Editor (CTE) verbindlich für die Erstellung von Editionen eingeführt.<br />

Er bietet als Satzprogramm mit einer benutzerfreundlichen <strong>Arbeit</strong>soberfläche<br />

in Verbindung mit einem standardisierten XML-Export beste Voraussetzungen für<br />

die Erstellung einer Druckvorlage und die Langzeitarchivierung.<br />

Eine Hauptaufgabe für die Fachberatung des Zentrums bestand darin, die Einführung<br />

des CTE abzuschließen. Das Programm wird von den Projekten Galen, Bibelexegese<br />

und Commentaria in Aristotelem (CAGB) eingesetzt. Die <strong>Arbeit</strong> mit dem<br />

CTE, die Organisation und Prüfung <strong>der</strong> Updates sowie die Bündelung neuer Vorschläge<br />

und des Fehlerreports wurden durch TELOTA betreut. Im Oktober 2011<br />

wurde eine Schulung für die Vorhaben Bibelexegese und Galen mit dem Programmierer<br />

Stefan Hagel durchgeführt, <strong>im</strong> Sommer 2012 erhielt das neue Vorhaben<br />

CAGB eine separate Einführung. In Zusammenarbeit mit Herrn Hagel erfolgte eine<br />

durchgehende, umfangreiche Wartung des Programms, ansonsten steht die Betreuung<br />

<strong>der</strong> Vorhaben bei <strong>der</strong> Umsetzung von Editionsrichtlinien und Spezialfällen <strong>der</strong><br />

Edition <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Für das Forschungsvorhaben Schleiermacher in <strong>Berlin</strong> 1808–1834 wurde von<br />

TELOTA eine neue digitale <strong>Arbeit</strong>sumgebung für Briefeditionen zusammengestellt<br />

und entwickelt, in <strong>der</strong> die Transkriptionen inklusive Text- und Sachapparat in TEIkonformem<br />

XML bearbeitet und zentral in einer eXist-Datenbank gespeichert werden.<br />

Wichtigste Softwarekomponente ist „Oxygen XML Author“, in <strong>der</strong> die Bearbeiter<br />

nicht in einer Codeansicht, son<strong>der</strong>n in einer einfach zu bedienenden „Autorenansicht“<br />

arbeiten. So können per Knopfdruck zum Beispiel Streichungen markiert o<strong>der</strong> eine<br />

Sachanmerkung eingegeben werden. Außerdem wurden Funktionen bereitgestellt,<br />

mit denen Textstellen unkompliziert indiziert werden können. Das dafür notwendige<br />

zentrale Register wird ebenfalls in <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sumgebung gepflegt. Der gesamte<br />

Manuskripttext kann dadurch einfach und schnell mit XML ausgezeichnet werden.<br />

Eine direkt aus den XML-Daten generierte Webseite macht den gesamten Datenbestand<br />

für die Bearbeiter leicht zugänglich und durchsuchbar.<br />

Außerdem wurde auf <strong>der</strong> Basis des Satzprogramms ConTeXt eine PDF-Ausgabe<br />

programmiert, die den jeweiligen Text in Gestalt <strong>der</strong> bisherigen Druckausgaben ausgibt.<br />

Nach mehreren Monaten <strong>Arbeit</strong> nach ihren Erfahrungen befragt, äußerten sich<br />

die Nutzer sehr positiv: Die neue <strong>Arbeit</strong>sumgebung erleichtere die Editionsarbeit und<br />

helfe dabei, viel Zeit zu sparen. Eine große Resonanz hatte auch die Präsentation<br />

<strong>der</strong> digitalen <strong>Arbeit</strong>sumgebung, die in zwei TELOTA-Werkstätten am 12. und am<br />

19. Juni 2012 an<strong>der</strong>en interessierten Forschungsvorhaben <strong>im</strong> Haus vorgestellt wurde.<br />

Viele <strong>Arbeit</strong>svorhaben äußerten sich positiv, und es folgten auch einige Anfragen<br />

nach einer Bereitstellung und Anpassung für neue Projekte. Auch außerhalb <strong>der</strong><br />

Akademie gab es interessierte Anfragen.<br />

296 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


3. Gemeinsame Plattform Bibliothek und Archiv<br />

Im Berichtszeitraum führte die Fortsetzung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en an einer gemeinsamen<br />

Plattform Bibliothek und Archiv zu einem ersten Ergebnis. Die Webpräsenz <strong>der</strong><br />

digitalisierten Sitzungsprotokolle <strong>der</strong> Akademie aus <strong>der</strong> Zeit von 1746 bis 1786 wurde<br />

pünktlich zum 300. Geburtstag des preußischen Königs Friedrich II. veröffentlicht.<br />

Die Protokolle sind mit ihren Scans, den Verlinkungen zu den digitalisierten<br />

Akademieschriften und den Verweisen auf die Biographien <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />

Akademiemitglie<strong>der</strong> verfügbar. Übersetzungen von beson<strong>der</strong>s hervorstechenden Protokollen<br />

aus dem Französischen ins Deutsche sollen den Zugang zu den Sitzungsprotokollen<br />

erleichtern. Die Webpräsenz ist unter http://akademieregistres.bbaw.de<br />

zu erreichen.<br />

Für die Bibliothek hat TELOTA auch <strong>im</strong> vergangenen Jahr die technische Betreuung<br />

des <strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong>s verantwortet. Es wird weiterhin das Update auf die neue<br />

Software Opus 4 vorbereitet. Im laufenden Jahr wurde, zusammen mit dem DFG-<br />

Projekt Wissensspeicher, an <strong>der</strong> Integration aller <strong>im</strong> <strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong> nachgewiesenen<br />

Dokumente in den digitalen Wissensspeicher <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> gearbeitet. Dabei gab es<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> schwierige Fälle bei <strong>der</strong> Prüfung und gegebenenfalls Konvertierung<br />

von Dokumenten, die nicht dem gefor<strong>der</strong>ten Archivierungsformat PDF-A 1b entsprachen.<br />

Im kommenden Jahr wird an <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Werkzeuge zur internen<br />

Erzeugung von PDF-A-1b-Dokumenten gearbeitet.<br />

Im Archiv ist durch TELOTA das lange erwartete und dringend notwendige<br />

Update <strong>der</strong> an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> verwendeten Archivsoftware Augias installiert worden.<br />

Dazu gehörte auch die Einrichtung eines neuen Datenbank-<strong>Server</strong>s und die notwendige<br />

Konvertierung <strong>der</strong> Altdaten.<br />

4. Langfristverfügbarkeit und Langzeitarchivierung<br />

Eine erfolgreiche Strategie für eine Langfristarchivierung muss aus Sicht von<br />

TELOTA in einem größeren Verbund erfolgen. Dies hat auch die interakademische<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppe Digitale Forschung <strong>der</strong> Akademienunion erkannt und auf ihre Agenda<br />

für 2012 gesetzt. Für diese <strong>Arbeit</strong>sgruppe hat TELOTA Handlungsempfehlungen <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>der</strong> Langzeitverfügbarkeit und Langzeitarchivierung vorgelegt.<br />

TELOTA schlägt vor, konkrete Empfehlungen für die Beantragung von neuen<br />

Projekten zu entwickeln. Diese sollten sowohl einen detaillierten Forschungsdatenmanagement-Plan<br />

enthalten als auch die Verantwortlichkeit für die gefor<strong>der</strong>te dauerhafte<br />

Zugänglichkeit <strong>der</strong> digitalen Forschungserträge über das Projektende hinaus<br />

definieren.<br />

Es sollten auch Empfehlungen für eine kontinuierliche Unterstützung <strong>der</strong> Projekte<br />

be<strong>im</strong> Aufbau von Strukturen und Praktiken erarbeitet werden, um eine dauerhafte<br />

Projekte und Initiativen 297


Zugänglichkeit und Archivierung zu ermöglichen. Prädestiniert für diesen Aufgabenbereich<br />

sind unter <strong>der</strong> Voraussetzung einer entsprechenden Ressourcenzuweisung<br />

die jeweiligen oben genannten Abteilungen <strong>der</strong> Akademien.<br />

Auf dieser Grundlage kann die dauerhafte Präsentation und Zugänglichkeit von<br />

Projekten sichergestellt werden, die nicht aus <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Akademien<br />

entlassen werden können.<br />

5. Fachberatung<br />

Die Betreuung <strong>der</strong> Vorhaben und <strong>Arbeit</strong>sgruppen <strong>der</strong> Akademie nahm <strong>im</strong> Berichtszeitraum<br />

einen breiten Raum ein. Die folgenden beiden Beispiele sollen einen Einblick<br />

in das Spektrum <strong>der</strong> Fachberatungsaufgaben geben:<br />

Die Digitale Edition <strong>der</strong> Inscriptiones Graecae (IG, siehe http://telota.bbaw.de/ig/<br />

[10.01.2013]) wurde technologisch auf den neuesten Stand gebracht sowie inhaltlich<br />

um den Band IG IX 12, 5 erweitert. Dies beinhaltete die Konversion des aktuellen<br />

Formats aller Bände in den internationalen Standard zur digitalen Auszeichnung von<br />

Inschriften EPIDOC. Zudem wurden die Inschriften dieses Bandes mit externen digitalen<br />

Forschungsressourcen wie dem Lexicon of Greek Personal Names und <strong>der</strong><br />

Pelagios-Datenbank verknüpft. Diese beispielhafte Vernetzung zeigt das Potenzial<br />

digitaler Editionen und wird <strong>im</strong> nächsten Jahr auf die restlichen Bände ausgeweitet.<br />

Das Hinzufügen neuer Bände zur digitalen Edition wird <strong>im</strong> kommenden Jahr deutlich<br />

erleichtert und auf eine nachhaltige technologische Basis gestellt werden. Zur<br />

Organisation und Planung <strong>der</strong> Umstellung des Workflows wurden bereits erste<br />

Gespräche geführt.<br />

Für das Vorhaben Corpus Coranicum wurde die konzipierte Website freigeschaltet<br />

(siehe http://www.corpuscoranicum.de [10.1.2013]). Dort werden die <strong>im</strong> Vorhaben<br />

erschlossenen Materialien zur Frühgeschichte des Korans publiziert. Sie besteht aus<br />

den Modulen: Manuscripta Coranica, Texte zur Umwelt des Korans, Lesarten des<br />

Korans sowie aus dem <strong>im</strong> Vorhaben angelegten Kommentar. Damit werden erstmalig<br />

die <strong>im</strong> Vorhaben erarbeiteten, verschiedenen Materialien zusammengeführt.<br />

Zu je<strong>der</strong> Sure-Vers-Kombination werden die Informationen aus jedem Modul zusammen<br />

präsentiert. Für das Handschriftenmodul wird von TELOTA ein XML-<br />

Schema für die Eingabe von Transkriptionen in TEI-XML entwickelt. Die einzelnen<br />

Datenbankmodule wurden für die Datenerfassung weiterentwickelt.<br />

Auf <strong>der</strong> Tagung „Digital Humanities 2012“ wurden das Projekt, die Website und<br />

die verwendete Technik durch TELOTA vorgestellt. Auf verschiedenen Workshops<br />

des Vorhabens hat TELOTA digitale Editionen und <strong>der</strong>en Aufbau präsentiert.<br />

Seit dem Wintersemester 2010/11 führt TELOTA an <strong>der</strong> FU <strong>Berlin</strong> <strong>im</strong> Masterstudiengang<br />

Editionswissenschaften Lehrveranstaltungen <strong>im</strong> Rahmen einer Koope-<br />

298 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


ationsvereinbarung mit dem Institut für deutsche und nie<strong>der</strong>ländische Philologie<br />

durch. In diesem regelmäßig <strong>im</strong> Wintersemester stattfindenden Kurs werden den<br />

Studierenden Grundkenntnisse in den Technologien digitaler Editionen vermittelt.<br />

Als Kursmaterialien werden jeweils aktuelle Materialien aus den Editionsvorhaben<br />

verwendet und gemeinsam das XML-Schema entwickelt. Der Kurs findet auch <strong>im</strong><br />

Wintersemester 2012/13 statt.<br />

Zusätzlich zu den <strong>im</strong> Jahresplan 2012 gestellten Aufgaben hat TELOTA viele<br />

weitere Tätigkeiten ausgeführt, die sich aus den Projekten <strong>der</strong> vorhergehenden Jahre<br />

und dem inzwischen entstandenen „digitalen Bedarf“ <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> ergeben. Hierzu<br />

zählen unter an<strong>der</strong>em technologische und inhaltliche Updates, Fehlerbereinigungen,<br />

<strong>Server</strong>betreuung inklusive Umzug aller Projekte auf aktuelle Hardware, Betreuung<br />

und Unterstützung <strong>der</strong> durch Akademienvorhaben selbst weiterentwickelten digitalen<br />

Editionen, Gewährleistung <strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> digitalen Angebote <strong>der</strong> Akademie,<br />

Softwareevaluation und -beratung, Nutzerbetreuung bei Spezialsoftware.<br />

6. Antragsstellung<br />

TELOTA war <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> an <strong>der</strong> Erstellung mehrerer För<strong>der</strong>anträge beteiligt.<br />

Be<strong>im</strong> Neuantrag des Forschungsprojektes Wilhelm von Humboldt: Schriften zur<br />

Sprachwissenschaft stand TELOTA für den technischen Teil beratend zur Seite. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

wurde die Darstellung <strong>der</strong> Sanskrit-Schrift Devanagari in Desktopapplikationen<br />

und in den gängigen Webbrowsern evaluiert und das Ergebnis in den Antrag<br />

eingearbeitet.<br />

Für den Vorhabenantrag Historisch-kritische Edition <strong>der</strong> Briefe von und an Adelbert<br />

von Chamisso hat TELOTA die technische Abst<strong>im</strong>mung mit dem Kooperationspartner,<br />

<strong>der</strong> Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong>, übernommen und am informationstechnischen<br />

Teil des Antrags mitgewirkt. Darüber hinaus wurde das Vorhaben Alexan<strong>der</strong>-von-<br />

Humboldt-Forschung bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Antragsskizze für den neuen Vorhabenantrag<br />

unterstützt. Ebenso hat sich TELOTA am inzwischen bewilligten BMBF-Antrag<br />

Textgrid III beteiligt.<br />

Publikationen und Vorträge<br />

Czmiel, Alexan<strong>der</strong>: „The Person Data Repository“, Knowledge Organization and<br />

Data Modeling in the Humanities, Providence, RI, USA, 14.–16. März 2012.<br />

Ders.: „Die Digitalen Editionen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>“, Workshop „Digitale Editionen“, Historisches<br />

Kolleg München, 9. Juli 2012.<br />

Ders./Jürgens, Marco/Grabsch, Sascha: Posterpräsentation „The Academy’s Digital<br />

Store of Knowledge“; Digital Humanities Conference 2012, Hamburg, 16.–22. Juli<br />

2012.<br />

Projekte und Initiativen 299


Ders./Schnöpf, Markus: Posterpräsentation „TELOTA (The electronic life of the<br />

Academy)“, DHD-Unconference, Hamburg, 17. Juli 2012.<br />

Dumont, Stefan/Fechner, Martin: „Digitale <strong>Arbeit</strong>sumgebung für das Editionsvorhaben<br />

‚Schleiermacher in <strong>Berlin</strong> 1808–1834‘“. In: digiversity – Webmagazin für<br />

Informationstechnologie in den Geisteswissenschaften. (10.01.2013)<br />

Schnöpf, Markus: „Corpus Coranicum: A digital landscape for the study of the<br />

Qu’ran“, Digital Humanities Conference 2012, Hamburg, 16.–22. Juli 2012.<br />

Ders.: „Technicalities“, Glossarium Linguae Coranicae, <strong>Berlin</strong>, 7.–9. März 2012.<br />

Ders.: „Tools from the Digital Classicists for Coranica“, Manuscripta Coranica,<br />

Paris, 17.–19. Oktober 2012.<br />

Ders.: „Von <strong>der</strong> Z1 zu digitalen Archiven. Was Geisteswissenschaften und Computer<br />

verbindet“, Inauguralveranstaltung des Zuse-Instituts zur Eröffnung des Zuse<br />

Archivs, <strong>Berlin</strong>, 30. August 2012.<br />

Ders.: „Robert Koch und die Digital Humanities“. In: Gegenworte 27 (2012), S. 36f.<br />

The Language Archive<br />

(TLA, Mitglied <strong>im</strong> Zentrum Sprache)<br />

WOLFGANG KLEIN<br />

Das vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik (MPI-PL, Nijmwegen, Nie<strong>der</strong>lande),<br />

<strong>der</strong> Königlich Nie<strong>der</strong>ländischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong><br />

seit Ende 2011 gemeinsam betriebene Spracharchiv (TLA, The Language Archive)<br />

hat <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> die <strong>Arbeit</strong> an <strong>der</strong> Erweiterung, Erschließung und Sicherung des<br />

Datenbestandes fortgesetzt. Die Aktivitäten lassen sich grob in drei sich gegenseitig<br />

bedingende und ergänzende Bereiche (o<strong>der</strong> Säulen) einteilen:<br />

Erstellung eines umfangreichen Archivs von digitalen Sprachressourcen verschiedener<br />

Art, darunter exper<strong>im</strong>entelle (u. a. psychologische Sprachverarbeitungs-)<br />

Daten, insbeson<strong>der</strong>e j<strong>edoc</strong>h observationelle Daten, so etwa Spracherwerbsdaten<br />

und insbeson<strong>der</strong>e Sprachdokumentations-Korpora von kleinen und wenig bekannten<br />

Sprachen <strong>der</strong> Welt, namentlich die <strong>im</strong> Programm Dokumentation bedrohter<br />

Sprachen <strong>der</strong> Volkswagenstiftung gesammelten Daten<br />

Entwicklung von Software und digitaler Infrastruktur zum Aufbau, Erhalt und zur<br />

Pflege sowie zum Zugriff und Gebrauch <strong>der</strong> <strong>im</strong> Archiv gesammelten Daten<br />

Expertise und Kollaborationen <strong>im</strong> Bereich von Daten-Langzeitarchivierung,<br />

Datenmanagement, digitaler Infrastrukturen für die Geisteswissenschaften allgemein<br />

300 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Darüber hinaus arbeitet das TLA in einer größeren Anzahl von Drittmittelprojekten<br />

mit, was es ermöglicht, weitere personelle und sachliche Ressourcen einzubinden<br />

und Synergien zwischen den Projekten zu schaffen und zu nutzen.<br />

Die Mitarbeiter des TLA nahmen an wichtigen Kongressen und Treffen <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> Sprachtechnologie und den Digital Humanities teil, so an <strong>der</strong> „Language<br />

Resources and Evaluation Conference“ (LREC 2012) in Istanbul (21. bis 27. Mai)<br />

und an <strong>der</strong> Digital-Humanities-Konferenz in Hamburg („Digital Diversity: Cultures,<br />

languages and methods“, 16. bis 22. Juli). Die Mehrzahl <strong>der</strong> Beiträge wurde publiziert.<br />

Eingerichtet wurde zudem die Vortragsreihe „Digital Humanities in Action“, in<br />

<strong>der</strong> seit April 2012 regelmäßig in Nijmegen insbeson<strong>der</strong>e computerlinguistische Themen<br />

sowie Methoden und Technologien <strong>der</strong> Digital Humanities präsentiert werden.<br />

Publikationen<br />

Drude, Sebastian/Trilsbeek, Paul/Broe<strong>der</strong>, Daan: The ‚Language Archiving Technology‘.<br />

Solutions for sustainable data from digital research. In: Sustainable data<br />

from digital research: Humanities perspectives on digital scholarship. Proceedings<br />

of the conference held at the University of Melbourne, 12–14th December 2011<br />

[http://hdl.handle.net/2123/7935].<br />

Ders./Broe<strong>der</strong>, Daan/Trilsbeek, Paul/Wittenburg, Peter: The Language Archive:<br />

A new hub for language resources. In: Calzolari, Nicoletta (Hg.): Proceedings of the<br />

Eighth International Conference on Language Resources and Evaluation (LREC<br />

2012), Istanbul, May 23rd–25th, 2012. European Language Resources Association<br />

(ELRA) 2012, S. 3264–3267 [http://pubman.mpdl.mpg.de/pubman/item/escidoc:<br />

1451142:4/component/escidoc:1478358/Drude_LREC_2012.pdf].<br />

Wittenburg, Peter/Drude, Sebastian/Broe<strong>der</strong>, Daan: Daten in <strong>der</strong> Psycholinguistik.<br />

In: Neuroth, Heike/Strathmann, Stefan/Oßwald, Ach<strong>im</strong>/Scheffel, Regine/Klump,<br />

Jens/Ludwig, Jens (Hg.): Langzeitarchivierung von Forschungsdaten. Eine Bestandsaufnahme<br />

(„Nestor-Handbuch“). Boizenburg 2012, S. 83–108.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

http://www.mpi.nl/research/research-projects/the-language-archive/data-archive<br />

Projekte und Initiativen 301


Wissensspeicher<br />

(ein Drittmittelprojekt <strong>der</strong> TELOTA-Initiative, geför<strong>der</strong>t durch die DFG)<br />

GERALD NEUMANN, STEFAN WIEDERKEHR<br />

Der Wissensspeicher <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

ist ein von TELOTA (The electronic life of the Academy) initiiertes Projekt. Er ermöglicht<br />

den zentralen Zugriff und das leichte Entdecken <strong>der</strong> digitalen Ressourcen<br />

<strong>der</strong> Akademie.<br />

Ziel des Projekts ist es, den in ersten Schritten konzipierten und teilweise <strong>im</strong>plementierten<br />

digitalen Wissensspeicher <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> weiterzuentwickeln und ihn innerhalb<br />

<strong>der</strong> nationalen und internationalen geisteswissenschaftlichen Forschungslandschaft<br />

zu etablieren. Diese neuartige Form einer vernetzten und interdisziplinären<br />

Forschungsdaten-Infrastruktur an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> bietet opt<strong>im</strong>ale Voraussetzungen für<br />

die zentrale Erschließung aller digitalen Ressourcen <strong>der</strong> Akademie. Dies gilt sowohl<br />

für bereits existierende Ressourcen als auch für zukünftige Forschungsergebnisse,<br />

für <strong>der</strong>en zeitnahe Veröffentlichung <strong>der</strong> Wissensspeicher insbeson<strong>der</strong>e vorbereitet<br />

wird. Geplant ist, den Wissensspeicher unmittelbar in den täglichen <strong>Arbeit</strong>sablauf<br />

<strong>der</strong> Erforschung, Erschließung und Nutzung geisteswissenschaftlicher Pr<strong>im</strong>ärdaten<br />

einzubinden.<br />

Der Wissensspeicher erfasst und bündelt die vorhandenen digitalen Ressourcen,<br />

erschließt sie unter einer gemeinsamen Oberfläche und verknüpft sie semantisch über<br />

die einzelnen Projekte hinweg. Damit stellt er eine Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>-<br />

Infrastruktur für die Präsentation digitaler Wissensbestände dar. Für die Forschung<br />

erhöht er <strong>im</strong> Internet die Sichtbarkeit und die Nutzungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Materialien<br />

und Daten. Er orientiert sich an aktuellen Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Organisation<br />

und Präsentation von Wissen und Information in virtuellen Umgebungen.<br />

Neben zahlreichen textuellen Daten bietet <strong>der</strong> Wissensspeicher Zugriff auf vielfältige<br />

Ressourcentypen – von digitalen Editionen über Datenbanken bis hin zu<br />

Bildmaterialien und mult<strong>im</strong>edialen Inhalten. Die bei den Vorhaben und Projekten<br />

<strong>der</strong> Akademie entstandenen und digital vorliegenden Forschungsdaten sind in dieser<br />

Form einzigartig und von hoher Qualität.<br />

Für die Weiterentwicklung des Metadatenmodells für den Wissensspeicher wurde<br />

ein Überblick aller digitalen Ressourcen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> zusammengestellt. Erfasst wurden<br />

in dieser Auflistung alle Vorhaben (38), (Drittmittel-)Projekte (14), Initiativen (23)<br />

und <strong>Arbeit</strong>sgruppen (29) – aktive und abgeschlossene – mit <strong>der</strong>en jeweiligen digitalen<br />

Ressourcen. Beson<strong>der</strong>s ausführlich wurden dabei das verwendete (Daten-)Format<br />

und die <strong>der</strong>zeit bestehende Gesamtzahl beschrieben, um je<strong>der</strong>zeit aktuelle Statistiken<br />

über Charakter und Umfang des Materials <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> bereitstellen zu können. Den<br />

302 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Kern <strong>der</strong> Ressourcen bilden die digitalen Editionen und Übersetzungen (20), die<br />

digitalen Ressourcen in Form von elektronischen Katalogen, Dokumentationen und<br />

Datenbanken (27) und die Wörterbücher (11). Hinzu kommen zahlreiche <strong>Arbeit</strong>sbeziehungsweise<br />

Forschungsberichte und Bibliografien in Textform sowie Aufzeichnungen<br />

von Podiumsdiskussionen und Filmsequenzen.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> erarbeiteten Übersicht wurde ein abstraktes ‚Objektmodell‘<br />

erstellt, welches die Ressourcen und <strong>der</strong>en grundlegende Beziehungen untereinan<strong>der</strong><br />

darstellt. Dieses Modell basiert auf dem Dublin Core Singapore Framework2 und <strong>der</strong><br />

Component MetaData Infrastructure (CMDI). Das Singapore Framework ist als eine<br />

Richtlinie für die Konstruktion eines Metadatenschemas für den Wissensspeicher zu<br />

verstehen. Es nennt die Rahmenbedingungen, um Metadatenanwendungen möglichst<br />

interoperabel zu gestalten und so zu dokumentieren, dass sie nachnutzbar sind. Es<br />

definiert die Komponenten, die erfor<strong>der</strong>lich und hilfreich sind, um ein Schema zu<br />

dokumentieren und es beschreibt, wie sich diese dokumentarischen Standards gegenüber<br />

an<strong>der</strong>en Modellen und den Semantic-Web-Standards (z. B. RDF) verhalten.<br />

Es sorgt für Konsistenz, verbessert die Metadatennachnutzung und erlaubt den<br />

Austausch von Metadaten sowie die Verlinkung von Ressourcen. Das ‚Framework‘<br />

wurde von <strong>der</strong> Dublin Core Initiative (http://dublincore.org/documents/singaporeframework)<br />

entwickelt und wird vom Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten<br />

(http://www.k<strong>im</strong>-forum.org/Subsites/k<strong>im</strong>/DE/Home/home_node.html) empfohlen. Der<br />

Wissensspeicher erarbeitet in Anlehnung an diese Richtlinie ein passendes Metadatenmodell<br />

(bzw. -schema).<br />

Im Juli 2012 wurde <strong>der</strong> erste Prototyp des Wissensspeichers auf <strong>der</strong> Digital<br />

Humanities-Konferenz in Hamburg vorgestellt. Anschließend konzentrierte sich die<br />

<strong>Arbeit</strong> auf die Evaluation von Softwarebibliotheken und Entwicklungsumgebungen<br />

für die Erstellung von Metadaten, die Konzeptionierung und erste Implementierung<br />

einer Softwarearchitektur für die Metadatenspeicherung sowie die Planung <strong>der</strong> Integration<br />

in den bestehenden Prototypen. Als Modell für die Beschreibung von<br />

Ressourcen wurde das RDF-basierte (RDF = Ressource Description Framework)<br />

Datenmodell von OAI-ORE (OAI-ORE = Open Archives Initiative Object Reuse and<br />

Exchange) gewählt. Dies lässt sowohl Beschreibungen von komplexen Aggregationen<br />

über Ressourcen als auch die Speicherung in einem graphen-basierten Backend zu.<br />

Mithilfe dieses Datenmodells wurden bereits einige Ressourcen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> beschrieben<br />

und testweise in einen RDF-Store überführt. Die Erstellung von Metadaten erfolgt<br />

teilweise von Hand o<strong>der</strong> per Skript, zum Beispiel mittels XSLT o<strong>der</strong> Python.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Wissensspeicher-Architektur ist geplant die Metadaten via SoH (Sparql<br />

over Http) zu transportieren. Da <strong>der</strong> Wissensspeicher hierfür einen SPARQL-<strong>Server</strong><br />

(SPARQL = Sparql Protocol And Query Language) aufsetzen muss, wird <strong>der</strong> Wissensspeicher<br />

also einen eigenen SPARQL-Endpoint definieren. Die Implementation<br />

Projekte und Initiativen 303


<strong>der</strong> Softwareschicht zwischen Backend und Http-<strong>Server</strong> wird mit dem Apache Jena<br />

Framework realisiert.<br />

Die Software DONATUS, entwickelt am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte<br />

in <strong>Berlin</strong>, wurde für die morphologische Analyse <strong>der</strong> Volltexte installiert<br />

und wird <strong>im</strong> Verlauf des Projekts kooperativ weiterentwickelt werden. DONATUS<br />

liegt für die Sprachen Latein, Altgriechisch, Arabisch, Italienisch, Deutsch, Englisch,<br />

Französisch und Nie<strong>der</strong>ländisch vor. Für das Altgriechische wurde eine Überführung<br />

<strong>der</strong> in Betacode vorliegenden Einträge in Unicode durchgeführt. Mit <strong>der</strong> Einbindung<br />

von DONATUS wurde eine sprachenübergreifende, morphologische Suche möglich.<br />

Die Extrahierung von semantischen Informationen wie Personen- und Ortsnamen<br />

stellt einen ersten Schritt dar, um Beziehungen zwischen den vielfältigen digitalen<br />

Ressourcen herzustellen. Zur Verbesserung <strong>der</strong> Auswertung von extrahierten Personen-<br />

und Ortsdaten ist eine Anreicherung <strong>der</strong> Ortsnamen-Datenbank des Personendaten-Repositoriums<br />

(PDR) durch den Wissensspeicher geplant. Für das PDR existiert<br />

eine MySQL-Datenbank mit Daten preußischer Ortsnamen aus dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Diese wird mit Ortsnamen, die <strong>der</strong> Wissensspeicher aus den Ressourcen extrahiert<br />

hat, und zusätzlich mit Ortsnamen aus an<strong>der</strong>en Epochen angereichert, um so eine<br />

kombinierte Suche aus Orts- und Personennamen zu ermöglichen. Dies würde dem<br />

Problem <strong>der</strong> Namensdopplung <strong>im</strong> Wissensspeicher bei <strong>der</strong> Suche in den Fel<strong>der</strong>n<br />

Person und Ort entgegentreten. In den XML/TEI-Ressourcen sind häufig Personennamen,<br />

Ortsnamen und Zeitangaben ausgezeichnet. Diese isoliert <strong>der</strong> Wissensspeicher<br />

durch projektspezifische Parser und schickt sie an den PDR-Webservice PDR-<br />

Concordancer. Weiterhin können die Web-Services und Tools (PDR-Allies) des PDR<br />

genutzt werden, um Personen-, Orts- und Zeitdaten zu erkennen, zu selektieren und<br />

weiterzuverarbeiten. Beispielsweise kann eine Vorverarbeitung von XML-Ressourcen<br />

durchgeführt werden, um bisher fehlende Angaben halbautomatisch zu ergänzen.<br />

Dies trägt wesentlich zur Erweiterung des Ergebnisradius <strong>im</strong> Suchprozess des Wissensspeichers<br />

bei, da diese Webservices bereits auf ausgewertete <strong>BBAW</strong>-Ressourcen<br />

zurückgreifen und diese für den weiteren Gebrauch bereitstellen. Der PDR-Webservice<br />

PIT liefert dem Wissensspeicher Aspekte einer o<strong>der</strong> mehrerer Personen, anhand<br />

<strong>der</strong>er das Suchergebnis erweitert werden kann. So erfährt <strong>der</strong> Suchprozess eine weitere<br />

Auffächerung.<br />

Mit <strong>der</strong> Einrichtung des Wissensspeichers als Webservice, <strong>der</strong> Ergebnisse in<br />

verschiedenen Formaten ausliefert, und <strong>der</strong> davon abgekoppelten Einrichtung <strong>der</strong><br />

Weboberfläche werden Interoperabilität und Flexibilität in <strong>der</strong> weiteren Entwicklung<br />

garantiert. Der entwickelte Prototyp, <strong>der</strong> <strong>Server</strong> und die Suchoberfläche sind <strong>im</strong><br />

Intranet <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> verfügbar.<br />

Im Jahre 2012 konnten die noch offenen Stellen mit Anett Brüsemeister, Sascha<br />

Grabsch und Josef Willenborg besetzt werden. Dank einer positiven Bewertung des<br />

304 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


<strong>im</strong> September 2012 eingereichten Zwischenberichts, die eine Voraussetzung für<br />

die Weiterför<strong>der</strong>ung des Projekts war, wurden die Projektmittel für das zweite und<br />

dritte Jahr freigegeben.<br />

Konferenzvorträge und Posterpräsentationen<br />

Czmiel, Alexan<strong>der</strong>/Jürgens, Marco: „The Academy’s Digital Store of Knowledge“.<br />

In: Digital Humanities 2012. Conference Abstracts. Hamburg 2012, S. 445–448.<br />

Neumann, Gerald: „Digitaler Wissensspeicher“, CLARIN-AT – DARIAH-AT –<br />

Europäische Forschungsinfrastrukturen in den Geisteswissenschaften, Wien,<br />

21.–22. Februar 2012.<br />

Weitere Informationen unter: http://wsp.bbaw.de<br />

Projekte und Initiativen 305


Kooperationsprojekte <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />

Nationalen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

GÜNTER STOCK<br />

Der Ständige Ausschuss <strong>der</strong> Nationalen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

<strong>Arbeit</strong> des Gremiums<br />

Der Deutschen Akademie <strong>der</strong> Naturforscher Leopoldina wurden mit Beschluss <strong>der</strong><br />

Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) am 18. Februar 2008 Aufgaben einer<br />

Nationalen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften übertragen. Für die wissenschaftsbasierte<br />

Politik- und Gesellschaftsberatung <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Leopoldina – Nationale Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften wurde ein Ständiger Ausschuss eingerichtet. Frei von<br />

wirtschaftlichen und politischen Interessen sollen wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen<br />

wissenschaftlich bearbeitet und die Ergebnisse <strong>der</strong> Politik und <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit vermittelt werden.<br />

Der Ständige Ausschuss setzt sich zusammen aus je drei Vertretern <strong>der</strong> Leopoldina,<br />

<strong>der</strong> acatech und <strong>der</strong> Union <strong>der</strong> deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften. Ein<br />

Vertreter <strong>der</strong> Akademienunion wird dabei stets von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften benannt. Den Vorsitz hat <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Leopoldina.<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> hat <strong>der</strong> Ständige Ausschuss viermal getagt. Es wurden mehrere<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppen eingesetzt beziehungsweise vorbereitet und <strong>der</strong> Öffentlichkeit gemeinsame<br />

Stellungnahmen zu wissenschafts- und forschungspolitischen Themen<br />

übergeben.<br />

Sitzungen<br />

14. Sitzung am 16. März 16. Sitzung am 18. September<br />

15. Sitzung am 22. Juni 17. Sitzung am 14. Dezember<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

Quantentechnologie<br />

Energiesysteme <strong>der</strong> Zukunft<br />

Personalisierte Medizin<br />

Neurobiologische und psychologische Faktoren <strong>der</strong> Sozialisation –<br />

Ökonomische und bildungspolitische Konsequenzen<br />

306 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Public Health in Germany<br />

Gesellschaftliche Akzeptanz von Tierversuchen<br />

Palliativmedizin<br />

Staatsschulden in <strong>der</strong> Demokratie<br />

Zum Verhältnis zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien<br />

Eckpunkte für ein Fortpflanzungsmedizingesetz<br />

Ethnische Bildungsungleichheiten – Bedingungen gelingen<strong>der</strong> Integration<br />

Evidenzbasierte Medizin <strong>im</strong> Alter<br />

Projekte unter Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong><br />

Staatsschulden in <strong>der</strong> Demokratie: Ursachen, Wirkungen, Grenzen<br />

Die von <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> konzipierte <strong>Arbeit</strong>sgruppe hat unter <strong>der</strong> Leitung von Carl-<br />

Ludwig Holtfrerich <strong>im</strong> November 2011 ihre <strong>Arbeit</strong> aufgenommen. Die Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe haben <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> eigene Stellungnahmen zu Ursachen,<br />

Folgen, Nebenwirkungen und Grenzen von Staatsschulden in Vergangenheit und<br />

Gegenwart vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus wurde ein zweitägiges Symposium<br />

unter dem Titel „Government Debt in Democracies: Causes, Effects, and<br />

L<strong>im</strong>its“ durchgeführt, zu dem Forscherinnen und Forscher aus den USA und Europa<br />

eingeladen waren. Die <strong>Arbeit</strong>sgruppe plant, Ende 2013 ihre Empfehlungen zum<br />

Thema zu publizieren. Sie werden von einem umfangreichen Sammelband mit wissenschaftlichem<br />

Apparat begleitet, <strong>der</strong> die Grundlage für die Empfehlungen bildet.<br />

Zum Verhältnis zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sgruppe wurde 2011 vom Ständigen Ausschuss eingerichtet und hat <strong>im</strong><br />

Januar 2012 ihre <strong>Arbeit</strong> unter Leitung von Peter Weingart aufgenommen. Die<br />

Fe<strong>der</strong>führung liegt bei acatech und <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>. Ziel ist es, Leitlinien guter Praxis<br />

für die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an Medien und Gesellschaft zu<br />

erarbeiten. Im <strong>Berichtsjahr</strong> hat die <strong>Arbeit</strong>sgruppe verschiedene Expertisen in Auftrag<br />

gegeben und <strong>im</strong> Rahmen ihrer Treffen Experten aus Wissenschaft und Medien<br />

angehört sowie die konzeptionellen Überlegungen zu möglichen Leitlinien vorangetrieben.<br />

Die Leitlinien sollen <strong>im</strong> Rahmen einer Abschlusskonferenz voraussichtlich<br />

<strong>im</strong> Sommer 2013 präsentiert werden.<br />

Gemeinsame Stellungnahmen und Publikationen<br />

Empfehlungen zur Umsetzung <strong>der</strong> EU-Richtlinie 2010/63/EU in deutsches Recht<br />

Anlässlich <strong>der</strong> Novellierung des Tierschutzgesetzes in Deutschland haben die Leopoldina<br />

und die Union <strong>der</strong> deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften <strong>im</strong> März 2012<br />

eine Ad-hoc-Stellungnahme mit dem Titel Tierversuche in <strong>der</strong> Forschung veröffent-<br />

Kooperationsprojekte <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Nationalen Akademie 307


licht. Die Stellungnahme beschreibt nicht nur die ethischen Grundlagen und den<br />

rechtlichen Rahmen tierexper<strong>im</strong>enteller Forschung, son<strong>der</strong>n beleuchtet auch das<br />

weite Feld <strong>der</strong> biologischen und medizinischen Forschung aus unterschiedlicher<br />

Perspektive. Auf dem aktuellen Wissensstand wird die Praxis von Tierversuchen in<br />

<strong>der</strong> Forschung ebenso betrachtet wie eine sinnvolle konstruktive Umsetzung <strong>der</strong><br />

Vorgaben <strong>der</strong> Europäischen Union in deutsches Recht erörtert. Im Oktober 2012<br />

wurde die Stellungnahme nochmals aktualisiert sowie eine Kurzfassung erstellt.<br />

308 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Akademienvorhaben<br />

Die <strong>der</strong>zeit 26 Akademienvorhaben <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften sind Teil des von Bund und Län<strong>der</strong>n gemeinsam getragenen Akademienprogramms.<br />

Es wird durch die Union <strong>der</strong> deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

koordiniert.<br />

Die Akademienvorhaben stehen damit in einem weltweit einzigartigen Forschungskontext,<br />

dessen vornehmstes Ziel es ist, durch geisteswissenschaftliche<br />

Grundlagenforschung das kulturelle Erbe <strong>der</strong> Menschheit zu sichern, zu erschließen<br />

und für die folgenden Generationen zu bewahren. Als Beispiele für diese international<br />

hoch angesehenen Forschungen seien die großen Inschriftencorpora des Griechischen<br />

und Lateinischen, die Edition von Klassikern wie Leibniz, Kant und Marx<br />

o<strong>der</strong> große Wörterbuchprojekte wie das Digitale Wörterbuch <strong>der</strong> deutschen Sprache<br />

(DWDS) und das Goethe-Wörterbuch.<br />

Kommission Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt<br />

Altägyptisches Wörterbuch<br />

Forschungsarbeit<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> konnte das digitale Corpus ägyptischer Texte erheblich erweitert und<br />

bis zum Laufzeitende des Vorhabens <strong>im</strong> Dezember 2012 zu einem planmäßigen<br />

Abschluss gebracht werden. Es wurde zum 31. Oktober auf <strong>der</strong> Publikationsplattform<br />

des Vorhabens – dem Thesaurus Linguae Aegyptiae – publiziert und steht damit für<br />

komplexe linguistische Recherchen zur Verfügung. Für das Teilcorpus <strong>der</strong> Texte des<br />

Alten Reiches konnte die große Gruppe <strong>der</strong> Abusir-Papyri, die Verwaltungsakten<br />

eines Tempelarchivs aus <strong>der</strong> 5. Dynastie (um 2400 v. Chr.) beinhalten, für die Publikation<br />

aufbereitet werden. Damit ist es gelungen, die thematische Zusammensetzung<br />

des Textcorpus dieser Epoche besser auszubalancieren, denn es stehen jetzt neben<br />

den funerären auch wichtige administrative Texte des Alten Reiches zur Verfügung.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Pyramidentexte liegen die Sprüche aus den Pyramiden des Unas, des<br />

Pepi I. und <strong>der</strong> Neith nahezu vollständig vor. Sprüche, die dort nicht belegt sind,<br />

Akademienvorhaben 309


wurden aus den Pyramiden des Teti, des Merenre, des Pepi II. und des Ibi ergänzt.<br />

Damit ist nunmehr das Corpus <strong>der</strong> Pyramidentexte durch mindestens je einen Textzeugen<br />

vertreten. Innerhalb <strong>der</strong> historisch-rhetorischen Königstexte <strong>der</strong> 19. Dynastie<br />

wurden alle Versionen <strong>der</strong> Qadesch-Schlacht Ramses II. aufgenommen. Dazu konnten<br />

<strong>im</strong> Herbst auch Kollationen am Originalmonument in Ägypten vorgenommen<br />

werden. Mit <strong>der</strong> Aufnahme aller Texte des Papyrus Bremner Rhind sind nun zwei<br />

<strong>der</strong> großen privaten Totenpapyri <strong>der</strong> frühen Ptolemäerzeit vollständig <strong>im</strong> Corpus<br />

enthalten.<br />

Die Neueinträge in <strong>der</strong> elektronischen Wortliste umfassten <strong>im</strong> Berichtszeitraum<br />

circa 800 Lemmata. Die redaktionelle Bearbeitung <strong>der</strong> Lemmata wurde in den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Fällen abgeschlossen. Das nun vorliegende <strong>Berlin</strong>er elektronische Lexikon<br />

repräsentiert damit den bis heute bekannten Wortschatz des vordemotischen Ägyptisch<br />

in singulärer Breite (Gesamtzahl ca. 32.500 Lemmata).<br />

Die Aufnahme <strong>der</strong> hieroglyphischen Wortformschreibungen des bisher in Transkription<br />

eingegebenen Textcorpus, die an einigen Teilcorpora bereits 2011 begonnen<br />

wurde, konnte <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> für Teile <strong>der</strong> Amarnatexte fortgesetzt werden.<br />

Die innerhalb <strong>der</strong> letzten 10 Jahre entwickelte Publikationsplattform Thesaurus<br />

Linguae Aegyptiae bietet zum Projektende <strong>im</strong> Dezember 2012 ein elektronisches<br />

Textcorpus mit insgesamt über 1.120.000 Textwortbelegen an. Das konnte nur durch<br />

eine kontinuierliche und langjährige Kooperation mit zahlreichen Projektpartnern<br />

gelingen. Im Ergebnis wurde so das weltweit größte annotierte Corpus ägyptischer<br />

Texte aufgebaut, das <strong>im</strong> Internet-Open-Access zur Verfügung steht. Die komplexen<br />

Navigations- und Recherchewerkzeuge und die <strong>im</strong>plementierten statistischen Analyseverfahren<br />

bieten die Grundlage für neue Forschungsmethoden und Fragestellungen.<br />

Auf die Einführung des Internets innerhalb <strong>der</strong> Projektlaufzeit und die neu<br />

entstandenen Nutzungs- und Publikationsformen wurde schnell reagiert. Die Projektziele<br />

konnten erweitert und durch neue Methoden <strong>der</strong> Corpuslinguistik unterstützt<br />

werden. Die ursprünglich umrissenen Projektziele sind damit noch überboten<br />

worden.<br />

Das <strong>Berlin</strong>er Corpus umfasst zum Abschluss des Vorhabens folgende in sich geschlossene<br />

Teilcorpora verschiedener Epochen und Textsorten: das große Teilcorpus<br />

des Alten Reiches mit den Grabinschriften <strong>der</strong> Residenzfriedhöfe in Giza und Saqqara<br />

sowie <strong>der</strong> Provinzfriedhöfe Achm<strong>im</strong> und Deir el Gebrawi, den Felsinschriften, diverse<br />

Urkunden und Verwaltungsakten – <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en das gesamte Abusirarchiv – und<br />

schließlich die Pyramidentexte. Weitere Teilcorpora sind: Briefe vom Alten Reich bis<br />

in die 3. Zwischenzeit, nahezu das gesamte Teilcorpus <strong>der</strong> Texte <strong>der</strong> Amarnazeit und<br />

ein repräsentatives Teilcorpus <strong>der</strong> königlich-rhetorischen Texte aus <strong>der</strong> 19. Dynastie.<br />

Die Bücher aus dem privaten Totenkult (die sogenannten Totenliturgien aus dem<br />

4.–2. Jahrhun<strong>der</strong>t v. Chr.) und die Handbücher aus Tempelbibliotheken <strong>der</strong> grie-<br />

310 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


chisch-römischen Zeit bilden ein umfangreiches Teilcorpus <strong>der</strong> späteren Textkultur<br />

Ägyptens. Durch die Kooperation mit unserem Partnerprojekt Altägyptisches Wörterbuch<br />

an <strong>der</strong> Sächsischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften zu Leipzig und <strong>der</strong> Demotischen<br />

Textdatenbank an <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> Literatur, Mainz<br />

konnte das Corpus um die gesamte Texttradition <strong>der</strong> „Schönen Literatur“ Ägyptens<br />

sowie um ein breites Corpus aller Genres <strong>der</strong> demotischen Textkultur bereichert<br />

werden. Im Jahr 2012 wurden auch die Textdaten des Edfu-Projektes <strong>der</strong> Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften zu Göttingen, die in an<strong>der</strong>en Datenformaten erfasst waren, über<br />

einen XML-Import erfolgreich in das Datenbanksystem des Vorhabens integriert.<br />

Damit stehen die <strong>im</strong> Edfu-Projekt bereits bearbeiteten Texte des Horustempels von<br />

Edfu (Ptolemäerzeit, 3./2. Jahrhun<strong>der</strong>t v. Chr.), die von <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe um Dieter<br />

Kurth in Buchform herausgegeben wurden (Edfu VII und VIII), nun auch für komplexe<br />

Recherchen auf <strong>der</strong> Internetplattform des Vorhabens zur Verfügung.<br />

Die Fe<strong>der</strong>führung be<strong>im</strong> Aufbau und <strong>der</strong> Integration aller Bestandteile sowie bei<br />

<strong>der</strong> Koordination <strong>der</strong> Zuarbeiten für dieses große ägyptische Textcorpus lagen bei<br />

dem <strong>Berlin</strong>er Vorhaben an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>. Der Thesaurus Linguae Aegyptiae ist unter<br />

<strong>der</strong> Adresse http://aaew.de/tla/ erreichbar.<br />

Tagungen und Projekt-Präsentationen<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Projektarbeit und sich daraus ergebende Forschungsansätze<br />

wurden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vorhabens auf Tagungen in<br />

Rom, Luxor, Bonn, Freudenstadt, Mainz, Leipzig, Erlangen und <strong>Berlin</strong> diskutiert.<br />

Am 19. November 2012 konnte die neue Version des Thesaurus Linguae Aegyptiae<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit präsentiert werden. Den Festvortrag hielt Joach<strong>im</strong> Friedrich Quack,<br />

Lehrstuhlinhaber für Ägyptologie an <strong>der</strong> Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.<br />

Gemeinsam mit dem Ägyptologischen Seminar <strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong>, dem<br />

Lehrbereich Ägyptologie und Archäologie Nordostafrikas <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />

zu <strong>Berlin</strong>, dem Ägyptischen Museum und <strong>der</strong> Papyrussammlung <strong>der</strong> Staatlichen<br />

Museen zu <strong>Berlin</strong> sowie dem Deutschen Archäologischen Institut (<strong>Berlin</strong>/Kairo)<br />

wurde die jährlich stattfindende „Ständige Ägyptologenkonferenz“ vom 13. bis<br />

15. Juli in <strong>Berlin</strong> mit über 350 Teilnehmern ausgerichtet.<br />

Weiterbildung<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Qualifizierung nahmen Mitarbeiterinnen an mehreren Tagungen<br />

und Workshops teil, so Silke Grallert am Workshop „Glossing Rules: Wege zum<br />

Ägyptischen: Textaufbereitung und Übersetzung“ (<strong>Berlin</strong>), an <strong>der</strong> Konferenz „Thebes<br />

in the First Millenium BC“ (Luxor), dem Workshop „Reflectance Transformation<br />

Akademienvorhaben 311


Imaging for Cultural Heritage“ (<strong>Berlin</strong>) sowie Doris Topmann am Totenbuch-Kolloquium<br />

(Bonn) und Doris Topmann und Ingelore Hafemann am Workshop „e-traces“<br />

(Leipzig).<br />

Archivarbeit<br />

Für das Archiv <strong>der</strong> Papierabklatsche wurde die Vorbereitung eines großen drittmittelgestützten<br />

Digitalisierungsprojektes begonnnen. Umfangreiche Recherchen zu<br />

geeigneten technischen Verfahren – beson<strong>der</strong>s bezüglich einer angestrebten 3D-<br />

Digitalisierung <strong>der</strong> Abklatsche – sowie Besuche von Workshops und Vorführungen<br />

dienten einer sachgerechten Einarbeitung in die Materie.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Durch Leihgaben aus seinem Archiv unterstützte das Vorhaben die Ausstellung<br />

„Von Naumburg bis zum Blauen Nil“ (15. September bis 25. November 2012) in<br />

Naumburg.<br />

Zum Internationalen Epigraphikerkongress in <strong>Berlin</strong> präsentierte sich das Vorhaben<br />

gemeinsam mit den Vorhaben des Zentrums Grundlagenforschung Alte Welt<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> (29. August 2012).<br />

In drei Vorträgen an Brandenburger Schulen wurden Kenntnisse über Sprache und<br />

Kultur des Alten Ägypten vermittelt. In einer geson<strong>der</strong>ten Veranstaltung wurde <strong>im</strong><br />

Rahmen <strong>der</strong> Reihe „Kin<strong>der</strong>akademie“ <strong>der</strong> Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> die Erforschung<br />

Ägyptens an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> anhand <strong>der</strong> Archivmaterialien demonstriert.<br />

In zahlreichen Führungen für Kollegen und Studierende aus Kairo, Sohag, Pisa,<br />

London und Leuven wurden die laufenden Projektarbeiten und die Archive vorgestellt.<br />

Lehrtätigkeit<br />

Frank Fe<strong>der</strong> vertrat am Institut für Ägyptologie <strong>der</strong> Universität Leipzig den Lehrstuhlinhaber<br />

mit einer Vorlesung und Seminaren zum Modul „Kultur Ägyptens II,<br />

Religion“.<br />

Silke Grallert hat (zusammen mit Jan Moje) auch <strong>im</strong> Winter 2012 eine Übung<br />

zur Epigraphik mit Studierenden <strong>im</strong> Rahmen des BA-Studiums (Freie Universität<br />

<strong>Berlin</strong>) anhand von Abklatschen <strong>im</strong> Archiv des Vorhabens durchgeführt.<br />

312 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Praktikantentätigkeit<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sgruppe wurde <strong>im</strong> Jahr 2012 von insgesamt drei Praktikantinnen und<br />

einem Schüler unterstützt. In beson<strong>der</strong>em Maße wurde die elektronische Codierung<br />

hieroglyphischer Wortschreibungen <strong>im</strong> Textcorpus, vornehmlich für die Texte <strong>der</strong><br />

Amarnazeit, erledigt. Daneben wurden neue Texte in das Corpus eingegeben. Im<br />

Berichtszeitraum absolvierten Bahar Landsberger (Münster) sowie Siham Abdel Aal<br />

und Hannah Sonbol (Freie Universität <strong>Berlin</strong>) ihr Praktikum am Vorhaben.<br />

Wissenschaftliche Vorträge <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Projektarbeit<br />

Fe<strong>der</strong>, Frank: „Liturgische Papyri <strong>der</strong> griechisch-römischen Zeit <strong>im</strong> Thesaurus<br />

Linguae Aegyptiae (TLA)“, Symposion „Liturgische Texte für Osiris und Verstorbene<br />

<strong>im</strong> spätzeitlichen Ägypten, Beiträge zur schriftlichen Verwendung<br />

funerärer Rituale“, Freudenstadt, 18.–21. Juli 2012.<br />

Ders.: „The integration of a Coptic lexicon and text corpus into the Thesaurus<br />

Linguae Aegyptiae“, Tenth International Congress of Coptic Studies, Rom,<br />

17.–22. September 2012.<br />

Ders.: „Die ägyptische Totenliteratur <strong>der</strong> griechisch-römischen Zeit – Tradition o<strong>der</strong><br />

Innovation“, Abendvortrag an <strong>der</strong> Universität Leipzig, Leipzig, 9. Juli 2012.<br />

Hafemann, Ingelore: „Ein corpusbasiertes Belegwörterbuch des Altägyptischen und<br />

seine Nutzungsperspektiven“, Workshop „Künftige Standards wissenschaftlicher<br />

Lexikographie“, <strong>Berlin</strong>, 25.–27. März 2012.<br />

Dies.: „Karl Richard Lepsius – preußischer Gelehrter und Pionier <strong>der</strong> Ägyptologie“,<br />

Wissenschaftlicher Abendvortrag am Archäologischen Museum <strong>der</strong> Martin Luther<br />

Universität Halle-Wittenberg, Halle, 5. Mai 2012.<br />

Dies.: „Polysemie und Polyäquivalenz. Zur kontrastiven Darstellung des ägyptischen<br />

Wortschatzes“, Abschlusskolloquium des Akademienvorhabens Altägyptisches<br />

Wörterbuch (SAW) „Das Altägyptische Wörterbuch und die Lexikographie <strong>der</strong><br />

ägyptisch-koptischen Sprache“, Leipzig, 29.–30. November 2012.<br />

Schweitzer, S<strong>im</strong>on: „Die lexikalische Gravitation: Definition und Anwendungsmöglichkeiten“,<br />

Abschlusskolloquium des Akademienvorhabens Altägyptisches<br />

Wörterbuch (SAW) „Das Altägyptische Wörterbuch und die Lexikographie <strong>der</strong><br />

ägyptisch-koptischen Sprache“, Leipzig, 29.–30. November 2012.<br />

Publikationen<br />

Grunert, Stefan: Einheit von Text und Bild am Beispiel von Tanzszenen aus Saqqara.<br />

In: Blöbaum, Anke/Butt, Kathrin/Köhler, Ines (Hg.): Lexical Fields, Semantics<br />

and Lexicography. Aachen 2011, S. 89–98 (= Aegyptiaca Monasteriensia Nr. 7).<br />

Akademienvorhaben 313


Fe<strong>der</strong>, Frank: Synesios von Kyrene und die ägyptische Mythologie. In: Hose,<br />

Martin (Hg.): Synesios von Kyrene, Ägyptische Erzählungen o<strong>der</strong> Über die Vorsehung.<br />

SAPERE XXI, Tübingen 2012, S. 171–187.<br />

Ders. (mit Dils, Peter): The Thesaurus Linguae Aegyptiae. Review and Perspectives.<br />

In: Polis, Stéphane/Winand, Jean (Hg.): Texts, Language and Information<br />

Technology in Egyptology. Selected papers from the meeting of the Computer<br />

Working Group of the International Association of Egyptologists (Informatique<br />

et Egyptologie), Liège, 6–8 July 2010. Liège 2012, S. 11–23 (= Collection<br />

Aegyptiaca Leodiensia 9).<br />

Hafemann, Ingelore: Wortfeld und Valenz. In: Blöbaum, Anke/Butt, Kathrin/Köhler,<br />

Ines (Hg.): Lexical Fields, Semantics and Lexicography. Aachen 2011, S. 99–123<br />

(= Aegyptiaca Monasteriensia Nr. 7).<br />

Dies. (mit Lepper, Verena) (Hg.): Karl Richard Lepsius. Der Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ägyptologie.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012.<br />

Schweitzer, S<strong>im</strong>on: Zum Lautwert einiger Hieroglyphen. In: Zeitschrift für Ägyptische<br />

Sprache und Altertumskunde 138 (2011), S. 132–149.<br />

Ders.: Anreicherung von semantischer Information in lexikalischen Datenbanken des<br />

Ägyptischen: Möglichkeiten und Probleme. In: Blöbaum, Anke/Butt, Kathrin/<br />

Köhler, Ines (Hg.): Lexical Fields, Semantics and Lexicography. Aachen 2011,<br />

S. 61–74 (= Aegyptiaca Monasteriensia Nr. 7).<br />

Ders.: Aus <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> am Ägyptischen Wörterbuch: Einige Ghostwords IV. In:<br />

Göttinger Miszellen 233 (2012), S. 75–77.<br />

Die alexandrinische und antiochenische Bibelexegese<br />

in <strong>der</strong> Spätantike<br />

Zum 1. Oktober 2011 hat Dietmar Wyrwa die Leitung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle Bibelexegese<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> übernommen; als Projektleiter arbeitet weiter Christoph Markschies,<br />

Mitarbeitende sind Cordula Bandt, Christian-Friedrich Collatz, Franz-Xaver Risch<br />

und Barbara Villani. Alle Mitarbeitenden werden durch studentische Hilfskräfte<br />

unterstützt, zum Teil aus Berufungsmitteln des Projektleiters.<br />

1. Eusebius zu Ps.1–50<br />

Barbara Villani hat nach <strong>der</strong> Elternzeit ab Juni 2011 ihre Tätigkeit in <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

am 1. Oktober 2012 wie<strong>der</strong> aufgenommen. In <strong>der</strong> Zeit von Januar bis Ende<br />

September 2012 wurde sie von Eleni Pappa vertreten. Eleni Pappa hat die Kollationen<br />

<strong>der</strong> Handschriften des Typs VI für den eusebianischen Kommentar zu Ps. 1–15<br />

angefertigt. Den Prototyp <strong>der</strong> Direktüberlieferung <strong>der</strong> Palästinischen Katene, die<br />

314 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Handschrift Baroccianus 235, hat sie bis Ps. 36 kollationiert. Diese Kollationen<br />

werden durch Mitarbeit einer Hilfskraft in das Editionsprogramm CTE eingetragen.<br />

Zeitgleich fährt Barbara Villani mit <strong>der</strong> Kollationierung von Handschriften <strong>der</strong><br />

Sekundärüberlieferung fort und fertigt eine <strong>Arbeit</strong>sübersetzung <strong>der</strong> Fragmente von<br />

Typ VI an. Dabei sollen die verschiedenen Lesarten ausgewertet werden. Die <strong>Arbeit</strong><br />

an Origenes wird parallel fortgeführt. Ein Abgleich <strong>der</strong> Fragmente ist insofern notwendig,<br />

als in <strong>der</strong> Handschriftenüberlieferung mehrere Fragmente sowohl Origenes<br />

als auch Euseb zugeschrieben werden. Durch innere und äußere Kriterien soll hier<br />

eine Entscheidung gefällt werden. Im Februar 2012 hat Barbara Villani zusammen<br />

mit ihren Kollegen <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle an einer von Lorenzo Perrone veranstalteten<br />

Tagung zum Psalmenkommentar des Origenes teilgenommen und ihre <strong>Arbeit</strong> mit<br />

einem Vortrag zu den überlieferten Fragmenten von Psalm 4 <strong>im</strong> Vergleich mit <strong>der</strong><br />

Passage zum selben Psalm in <strong>der</strong> Philokalie vorgestellt.<br />

2. Eusebius zu Ps. 51–100<br />

Cordula Bandt verantwortet die Edition <strong>der</strong> Kommentare des Eusebius zu den Psalmen<br />

51–100. Die Texte, die in direkter Überlieferung vorliegen (Ps. 51–95), mit<br />

Ausnahme <strong>der</strong> Asaf-Psalmen (Ps. 72–82, zu diesen Psalmen s. u.), wurden aus dem<br />

TLG gezogen, weitgehend bereinigt und als Word-Dateien in Unicode gespeichert.<br />

Alle weiteren Schritte beschränken sich <strong>der</strong>zeit plangemäß auf die Kommentare zu<br />

Ps. 51–62. Es wurden CTE-Dateien erstellt und die einzige Handschrift <strong>der</strong> direkten<br />

Überlieferung (Coisl. gr. 44) wurde kollationiert. Für die ersten vier Kommentare<br />

(Ps. 51 bis 54) wurden <strong>Arbeit</strong>sübersetzungen und vorläufige Editionen erstellt, welche<br />

die Katenenüberlieferung berücksichtigen. Es hat sich gezeigt, dass die Katenen<br />

nur kurze Abschnitte aus den umfangreichen Kommentaren überliefern (insgesamt<br />

circa 5–10 Prozent), allerdings finden sich darin oftmals bessere Lesarten als <strong>im</strong> einzigen<br />

Textzeugen <strong>der</strong> direkten Überlieferung. Zu den anschließenden Psalmen 55–62<br />

liegen erste Vorarbeiten vor.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Kommentare des Eusebius zu den Asaf-Psalmen (Ps. 49. 72–82)<br />

ist eine Zusammenarbeit mit Magali Coullet (Aix/Marseille) vereinbart, die <strong>im</strong> Rahmen<br />

ihrer Dissertation eine Edition dieser Texte erstellt (betreut von Gilles Dorival).<br />

Ein erster Austausch über Methodik und technische Standards wurde Anfang Juni<br />

2012 in Paris geführt, ein weiteres Treffen in <strong>Berlin</strong> ist geplant.<br />

Mit den Prologtexten des Eusebius zum Psalter beschäftigt sich die studentische<br />

Mitarbeiterin von Frau Bandt, Ann Sophie Kwaß, <strong>im</strong> Rahmen ihrer Masterarbeit an<br />

<strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>. Sie wird die Echtheit <strong>der</strong> Texte untersuchen<br />

und eine Edition erstellen. Kollationen und <strong>Arbeit</strong>sübersetzungen liegen bereits vor;<br />

die Fertigstellung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> ist für das Frühjahr 2013 geplant.<br />

Akademienvorhaben 315


Bei <strong>der</strong> Durchsicht <strong>der</strong> Prologtexte in diesem Zusammenhang entdeckte Cordula<br />

Bandt, dass das sogenannte Hypomnema des Origenes zu den Psalmen, ein Prologtext<br />

über die Überschriften <strong>der</strong> Psalmen, <strong>im</strong> Stil auffällige Übereinst<strong>im</strong>mungen mit<br />

den Kommentaren des Eusebius aufweist. Dies führte sie zu <strong>der</strong> Vermutung, dass<br />

es sich gar nicht um einen Text von Origenes, son<strong>der</strong>n vielmehr um einen bislang<br />

unerkannten weiteren Prolog des Eusebius zum Psalter handelt. Gemeinsam mit<br />

Franz Xaver Risch, <strong>der</strong> den Text <strong>im</strong> Rahmen seiner <strong>Arbeit</strong> an den Origenes-Prologen<br />

zum Psalter betreut, konnte diese Vermutung inzwischen durch eine solide<br />

Argumentation bestätigt werden. Ein gemeinsamer Aufsatz dazu, <strong>der</strong> auch eine<br />

Edition und Übersetzung des Textes enthält, wurde eingereicht und wird voraussichtlich<br />

2013 erscheinen.<br />

3. Origenes zu Ps. 51–100<br />

Auch für Origenes bearbeitete Cordula Bandt den Abschnitt zu Ps. 51–100, hat sich<br />

j<strong>edoc</strong>h bisher, bedingt durch die handschriftliche Überlieferung, auf den Abschnitt<br />

Ps. 51–76 beschränkt. Die wichtigsten Handschriften sind ausgewertet und die Fragmente<br />

in CTE-Dateien aufgenommen. Im Februar 2012 waren die Mitarbeiter des<br />

Projektes, die an <strong>der</strong> Psalmenkommentierung des Origenes arbeiten, von Lorenzo<br />

Perrone zu einer Tagung nach Bologna eingeladen. Hier sprach Cordula Bandt<br />

gemeinsam mit Gilles Dorival über Origenes in den Psalmenkatenen, wobei Gilles<br />

Dorival einen Überblick über die Ergebnisse seiner umfassenden Untersuchungen<br />

zum gesamten Psalter gab, während Cordula Bandt detailliert die komplizierte Überlieferungssituation<br />

zu Ps. 51–76 darlegte. Um genau dieser Überlieferungssituation in<br />

<strong>der</strong> zukünftigen Edition gerecht zu werden, wurde von Nora Unger in Abst<strong>im</strong>mung<br />

mit Cordula Bandt ein eigenes CTE-Template erstellt, in dem ein zweispaltiges<br />

Layout <strong>der</strong> Texte und Apparate möglich ist.<br />

Die überraschende Entdeckung und Identifizierung von 29 Psalmenhomilien <strong>im</strong><br />

Codex Monac. gr. 314 durch Marina Molin Pradel und Lorenzo Perrone <strong>im</strong> Juni<br />

2012 wird Cordula Bandts <strong>Arbeit</strong> in <strong>der</strong>zeit noch nicht absehbarem Maß beeinflussen,<br />

da die meisten dieser Homilien in den von ihr bearbeiteten Abschnitt des Psalters<br />

fallen. Offenbar wurden diese Texte teilweise in bislang eher vernachlässigten<br />

Katenen exzerpiert. Eine genauere Untersuchung dazu ist geplant, <strong>der</strong>en Ergebnisse<br />

auf dem „Colloquium Origenianum Undec<strong>im</strong>um“ (August 2013) vorgestellt werden<br />

sollen.<br />

4. Origenes zu Ps.101–150<br />

Über die Sammlung von Textstücken des Origenes zu Ps. 101–150 hat Franz-Xaver<br />

Risch, dem die Bearbeitung des Teiles obliegt, auf <strong>der</strong> Tagung in Bologna <strong>im</strong> Fe-<br />

316 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


uar berichtet; <strong>der</strong> Vortrag befindet sich <strong>im</strong> Druck. Das Hauptaugenmerk liegt nach<br />

wie vor auf den Einträgen in <strong>der</strong> zweiten Randkatene des Codex Vindobonensis<br />

theol. gr. 8, <strong>der</strong> am meisten vollständigen Sammlung. Zusätzliches Material (in wesentlich<br />

geringerem Umfang) enthält <strong>der</strong> Codex Vaticanus 753. In weiteren knapp<br />

30 Handschriften sind die Texteinheiten noch zu identifizieren und zu kollationieren.<br />

Als Quelle sind eigene Scholia aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> des Origenes anzunehmen, bestehend<br />

aus Notizen und Exzerpten, die den Kommentar vorbereiteten und nicht für Leser<br />

best<strong>im</strong>mt waren. Inzwischen wurde dem Bearbeiter von Gilles Dorival <strong>der</strong> zweite,<br />

nur als Typoskript existierende Band seiner Dissertation überlassen. Er enthält unter<br />

an<strong>der</strong>em eine abgeschlossene Edition <strong>der</strong> Origenes-Scholia zu Ps. 118. Die Ergebnisse<br />

werden sukzessive in die Edition eingearbeitet.<br />

5. Psalmenprologe des Origenes<br />

Aus <strong>der</strong> Rietz-Sammlung <strong>der</strong> sogenannten Prologe von Origenes zu den Psalmen,<br />

die ebenfalls in die Zuständigkeit von Franz-Xaver Risch fällt, wurde <strong>der</strong> umfangreichste<br />

Text, das Hypomnema, ausgeschieden. Es gehört dem Eusebius. Die Beweisführung<br />

(Gemeinschaftsarbeit mit <strong>der</strong> Ideen-Geberin Cordula Bandt) ist zusammen<br />

mit einer Edition und Übersetzung <strong>im</strong> Druck. Zu den übrigen Rietz-Stücken, die<br />

von Origenes wahrscheinlich gar nicht als Prologe gedacht waren, sind noch einige<br />

Kollationierungen vorzunehmen. Die Materialsammlung zur originalen Einleitung in<br />

den Psalmenkommentar, bisher bekannt als Pseudo-Hippolyt, kann als abgeschlossen<br />

angesehen werden, da die Bukarester Handschrift, <strong>der</strong> wichtigste Zeuge neben dem<br />

Hyparchetyp des Baroccianaus 235, keine Prologi enthält.<br />

6. Eusebius zu Ps. 101–150<br />

Die Psalmenkommentare des Eusebius zu Ps. 101–150 bearbeitet Franz-Xaver Risch.<br />

Die Textgrundlage bilden die Einträge in <strong>der</strong> palästinischen Katene. Gestützt auf die<br />

vorbereitenden Analysen von Devreesse und Mühlenberg wurde von <strong>der</strong> Hilfskraft,<br />

Martin Rulsch, mittlerweile <strong>der</strong> gesamte Euseb-Text aus dem Patmiacus 215 in den<br />

Editor eingegeben. Gegenwärtig kollationiert Martin Rulsch den zweiten Hauptzeugen<br />

<strong>der</strong> palästinischen Katene (Ambrosianus F 126 sup.). Aus diesem Material,<br />

das nochmals geprüft und mit Kollationen aus <strong>der</strong> ersten Randkatene des Vindobonenis<br />

8 ergänzt wird, ist <strong>der</strong> vorläufige Text zu erstellen. Zur Verdeutlichung <strong>der</strong><br />

Aufgabenstellung: Der angebliche Psalmenkommentar des Eusebius, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Band<br />

23 <strong>der</strong> PG abgedruckt ist, ist, etwas vereinfacht gesagt, <strong>im</strong> ersten Drittel (Ps. 1–50)<br />

aus Codices Parisini erstellt, <strong>im</strong> zweiten (Ps. 51–95) aus direkter Überlieferung,<br />

und <strong>im</strong> dritten Teil aus Codices Vaticani. Der Text in diesem dritten Teil weist,<br />

ähnlich wie <strong>im</strong> ersten Drittel, eine stark hybride Form auf. Es ist zunächst die Auf-<br />

Akademienvorhaben 317


gabe, ihr Zustandekommen zu erklären und sie nach ihrer handschriftlichen Grundlage<br />

zu analysieren. Mindestens sieben Bestandteile lassen sich an Mignes Hybrid-<br />

Text des dritten Teils feststellen:<br />

1) Passagen aus Eusebs Kommentar in originalem Wortlaut, wie er in <strong>der</strong> Palästinischen<br />

Katene mitgeteilt wird<br />

2) Leicht überarbeitete Passagen aus Eusebs Kommentar, wie er in <strong>der</strong> Palästinischen<br />

Katene vorliegt<br />

3) Ausführungen, an denen nur noch entfernt erkennbar ist, dass sie auf dem Euseb<br />

<strong>der</strong> Katene fußen<br />

4) Abschnitte aus Theodoret<br />

5) Kompilationen aus an<strong>der</strong>en Schriften von Euseb (zum Beispiel aus Isaias-Kommentar<br />

und Demonstratio)<br />

6) Kompilationen aus an<strong>der</strong>en Autoren (so weit erkennbar, z. B. aus Gregor von<br />

Nyssa und Pseudo-Basilius, adv. Eun. IV–V)<br />

7) Abschnitte, die sich nicht identifizieren lassen. Sie können auf unbekannte Autoren<br />

zurückgehen. Nur selten enthalten sie sprachliche Indizien, die zur Frage führen,<br />

ob Eusebius-Material auch außerhalb <strong>der</strong> palästinischen Katene erhalten ist.<br />

Der Vorteil <strong>der</strong> Edition aus <strong>der</strong> Katene ist natürlich, dass <strong>der</strong> Migne-Text überhaupt<br />

erst beurteilbar wird. Überdies ist, in grober Schätzung, gegenüber den originalen<br />

Passagen in Migne mit dem doppelten Umfang an Eusebius-Text zu rechnen.<br />

Nach gegenwärtigem Kenntnisstand lässt sich also ziemlich viel neuer Eusebius-<br />

Text gewinnen.<br />

7. Theodorets Daniel-Kommentar<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> wurde die Neuedition des Daniel-Kommentars des Theodoret, <strong>der</strong><br />

291 PG-Spalten umfasst, von Christian-Friedrich Collatz in folgenden Punkten<br />

vorangetrieben:<br />

Es liegt inzwischen eine (noch nicht publizierbare) <strong>Arbeit</strong>sübersetzung des Textes<br />

vor; die Praefatio und die Bücher 1 und 2 in einer (in erster Fassung) überarbeiteten<br />

Variante. Die Übersetzung des gesamten Textes kann in 2013 zum Druck angeboten<br />

werden, falls dafür Bedarf besteht; bei Bedarf auch in einer zweisprachigen Version<br />

zusammen mit einem einfach überarbeiteten Text <strong>der</strong> PG, das heißt in eigener Interpunktion<br />

und unter Korrektur von offensichtlichen Fehlern, aber noch ohne selbst<br />

hergestellte Textgrundlage.<br />

Zum Jahresende 2012 werden die Kollationen von zwei <strong>der</strong> wichtigsten Handschriften,<br />

die den gesamten Text enthalten, abgeschlossen sein: Bologna 2373<br />

(11. Jahrhun<strong>der</strong>t, in <strong>der</strong> PG teilw. berücksichtigt) und München 117 (1550, in <strong>der</strong> PG<br />

318 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


nicht berücksichtigt). Eine weitere wichtige Handschrift (Basel B. II. 14, 13. Jahrhun<strong>der</strong>t),<br />

die nach <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur den Theodoret-Text enthalten<br />

soll und die extrem schlecht erhalten, streckenweise kaum lesbar ist, konnte als<br />

Fehlzuweisung dargestellt werden: Es handelt sich nicht um Theodorets Daniel-<br />

Kommentar, son<strong>der</strong>n um den des Hippolyt. Die Kollationsarbeiten wurden in Kooperation<br />

mit einer Hilfskraft, Felix T<strong>im</strong>mermann, erbracht.<br />

Die Sammlung <strong>der</strong> Addenda und Corrigenda zu Epiphanius Bd. 1 (Marc Bergermann<br />

in Zusammenarbeit mit Christian-Friedrich Collatz) ist abgeschlossen; <strong>der</strong><br />

Band kann in allernächster Zeit in Druck gehen – <strong>der</strong>zeit werden noch einige redaktionelle<br />

Vereinheitlichungen und Kontrolldurchsichten vorgenommen, dann erfolgt<br />

die Aufbereitung <strong>der</strong> Texte für den Druck. Wegen des großen Umfangs <strong>der</strong> Ergänzungsmaterialien<br />

(<strong>der</strong>zeit deutlich über 200 Manuskriptseiten) gilt es als vereinbart,<br />

dass das Buch als Bd. 1/1 (unveränd. Nachdruck <strong>der</strong> Ed. Holl) und 1/2 (Addenda)<br />

erscheint.<br />

Die Aufgaben des <strong>Arbeit</strong>sstellenleiters lagen <strong>im</strong> Berichtszeitraum neben dem alltäglichen<br />

Routinegeschäft <strong>der</strong> Koordinierung und Begleitung interner <strong>Arbeit</strong>sabläufe<br />

in <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Vertretung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle in übergeordneten Kooperationsstrukturen<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, namentlich dem Zentrum Grundlagenforschung Alte<br />

Welt, dem <strong>Berlin</strong>er Antike-Kolleg (BerGSAS), dem Graduierten-Programm „Ancient<br />

Languages and Texts“ (ALT). In <strong>der</strong> Kommissionssitzung des Zentrums am 25. Februar<br />

2012 stellte <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstellenleiter das Projekt Bibelexegese in Stellvertretung<br />

des Projektleiters vor. Die geplante Beiratssitzung des Projektes Bibelexegese <strong>im</strong><br />

Anschluss an den Leibniztag <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> am 30. Juni 2012 musste lei<strong>der</strong> wegen<br />

Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> meisten Mitglie<strong>der</strong> des Beirates entfallen; die Berichterstattung<br />

erfolgte nachträglich schriftlich per Umlauf. Aus Anlass des „XIV Congressus<br />

Internationalis Epigraphiae Graecae et Latinae“ veranstaltete das Zentrum am<br />

29. August 2012 einen Tag <strong>der</strong> offenen Tür, an dem sich die Vorhaben des Zentrums<br />

präsentierten. Zusammen mit dem Projekt Bibelexegese war aufgrund <strong>der</strong> Initiative<br />

des <strong>Arbeit</strong>sstellenleiters auch das TOPOI-Projekt Inscriptiones Christianae Asiae<br />

Minoris beteiligt. Die alle zwei Jahre stattfindende Sommerschule „Griechische<br />

Paläographie, Handschriftenkunde und Editionswissenschaft“ wurde in diesem Jahr<br />

turnusgemäß vom Projekt Galen als Vermittler, Interpret und Vollen<strong>der</strong> <strong>der</strong> antiken<br />

Medizin in Kooperation mit den <strong>Arbeit</strong>sstellenleitern <strong>der</strong> Projekte Bibelexegese und<br />

Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina organisiert, an <strong>der</strong> Durchführung<br />

am 24. bis 28. September 2012 haben alle Mitarbeiter des Projektes Bibelexegese<br />

aktiv mitgewirkt. Der öffentliche Abendvortrag am 25. September 2012 von Nigel<br />

Wilson (Oxford) „Editing Greek texts: some personal experiences“ wurde von den<br />

Mitarbeitern <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle als sehr befruchtend für die eigene <strong>Arbeit</strong> begrüßt.<br />

Durch den öffentlichen Festvortrag von Lorenzo Perrone am 5. Oktober 2012<br />

Akademienvorhaben 319


„Origenes alt und neu. Die Psalmenhomilien in <strong>der</strong> neuentdeckten Münchener Handschrift“<br />

wurde auch die eigene <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Projektstelle in mehrfacher Hinsicht involviert.<br />

Im Dezember 2011 konnte eine Drittmitteleinwerbung erfolgreich durchgeführt<br />

werden, sodass eine zusätzliche wissenschaftliche Hilfskraft zur Unterstützung bei <strong>der</strong><br />

Kollationierung best<strong>im</strong>mter Manuskripte eingesetzt werden konnte. Im März 2012<br />

hat Anton Zieme ein Praktikum in <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle absolviert und in dieser Zeit eine<br />

aktualisierte Fassung <strong>der</strong> Informationsbroschüre des Akademienprojektes Bibelexegese<br />

auf den Weg gebracht.<br />

Die gewohnten Lektüreveranstaltungen, die auch für interessierte Außenstehende<br />

offen sind, fanden weiterhin jeweils mittwochs statt. In ihnen stellen die Mitarbeiter<br />

des Vorhabens Ergebnisse ihrer <strong>Arbeit</strong> zur Diskussion, was sich nach wie vor sehr<br />

bewährt. Hier wurden auch die neu entdeckten Origenes-Homilien <strong>im</strong> Vorfeld des<br />

Vortrags von Lorenzo Perrone ausschnittweise gemeinsam gelesen, was in nicht ganz<br />

wenigen Fällen zu Korrekturen in <strong>der</strong> Transkription führte, die dem Entdecker <strong>der</strong><br />

Handschrift mitgeteilt werden konnten.<br />

Commentaria in Aristotelem Graecae et Byzantina<br />

Zum Projekt<br />

Mit Beginn des Jahres 2012 hat das Vorhaben Commentaria in Aristotelem Graeca<br />

et Byzantina (CAGB) seine <strong>Arbeit</strong> an <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften aufgenommen. Die CAGB wurden als ein unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung<br />

von Dieter Harlfinger (Hamburg/<strong>Berlin</strong>) entwickeltes Projekt auf Vorschlag <strong>der</strong><br />

<strong>BBAW</strong> in das Akademienprogramm aufgenommen; seine Laufzeit ist auf 25 Jahre<br />

(2012–2036) anberaumt. Das Ziel <strong>der</strong> CAGB ist die kritische Edition und philologische<br />

Erschließung spätantiker und vor allem byzantinischer Kommentare, Paraphrasen,<br />

Kompendien und Scholien zu den Schriften des Aristoteles. Durch die<br />

Editionen und Quellensammlungen <strong>der</strong> CAGB sollen die Grundlagen des mo<strong>der</strong>nen<br />

Aristotelesstudiums erweitert und eigenständige Beiträge zur Erforschung <strong>der</strong> byzantinischen<br />

Philosophie und Bildungsgeschichte geleistet werden. Das Vorhaben knüpft<br />

damit einerseits an die <strong>Berlin</strong>er Tradition aristotelischer Grundlagenforschung an: die<br />

große Aristoteles-Werkausgabe durch Immanuel Bekker (1831–1836), die monumentalen<br />

Commentaria in Aristotelem Graeca unter <strong>der</strong> Leitung von Hermann Diels<br />

(1882–1909) sowie die bedeutenden Editionen und Exegesen von Werner Jaeger und<br />

Paul Moraux; an<strong>der</strong>seits wird durch ausgeprägte paläographische und historischprosopographische<br />

Komponenten <strong>der</strong> CAGB ein umfassen<strong>der</strong>er Ansatz gewählt,<br />

<strong>der</strong> den Fortschritten <strong>der</strong> neueren Zeit vor allem <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Handschriftenkunde<br />

320 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


und <strong>der</strong> Erforschung des byzantinischen Mittelalters Rechnung trägt. So ist für einige<br />

wichtige Handschriften eine Tiefenerschließung anhand von Voll- beziehungsweise<br />

Teildigitalisierungen vorgesehen (und auch die Auswertung von Pal<strong>im</strong>psesthandschriften<br />

mit Hilfe multispektraler Aufnahmeverfahren); prosopographische Daten<br />

zu den byzantinischen Autoren sowie zu Auftraggebern, Kopisten, Besitzern und<br />

Annotatoren <strong>der</strong> Handschriften werden gesammelt und bilden die Grundlage für<br />

ein bio-bibliographisches Repertorium zum byzantinischen Aristotelismus.<br />

Personalia<br />

Der fe<strong>der</strong>führende Antragsteller Dieter Harlfinger (<strong>Berlin</strong>) wurde am 19. Juni 2012<br />

zum Leiter des Vorhabens berufen. Als weitere Antragsteller sind Christian Brockmann<br />

(Hamburg), Christoph Helmig (seit 2012 Köln, zuvor <strong>Berlin</strong>), Christoph Rapp<br />

(München), Marwan Rashed (Paris) und Philip van <strong>der</strong> Eijk (<strong>Berlin</strong>) eingebunden.<br />

Leiter <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>stelle ist Lutz Koch. Nominelle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle sind<br />

Claudia Ludwig (vormals Prosopographie <strong>der</strong> mittelbyzantinischen Zeit) und Fabio<br />

Pagani mit jeweils einer vollen sowie Nikos Agiotis mit einer halben Stelle als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter; zusätzlich stand <strong>im</strong> Jahr 2012 Beate Zielke als wissenschaftlich-technische<br />

Mitarbeiterin zur Verfügung. Zwei studentische Hilfskräfte<br />

<strong>im</strong> Umfang von je 10 Wochenstunden unterstützen die <strong>Arbeit</strong>en <strong>der</strong> CAGB. In den<br />

Monaten August bis September wurde die <strong>Arbeit</strong>szeit des <strong>Arbeit</strong>sstellenleiters auf<br />

eigenen Wunsch um 50 Prozent reduziert; die eingesparten Personalmittel wurden<br />

verwendet, um den Aufbau einer aristotelischen Handbibliothek für die CAGB finanziell<br />

zu unterstützen.<br />

Projektarbeit<br />

Die CAGB haben außer den <strong>Arbeit</strong>sräumen <strong>der</strong> 2011 beendeten Prosopographie <strong>der</strong><br />

mittelbyzantinischen Zeit (PmbZ) auch <strong>der</strong>en byzantinistische Bibliothek übernommen.<br />

In <strong>der</strong> Anfangsphase stand die Einrichtung <strong>der</strong> neuen <strong>Arbeit</strong>sstelle und <strong>der</strong><br />

Aufbau einer mo<strong>der</strong>nen aristotelischen Handbibliothek <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund, <strong>der</strong> auch<br />

durch die Akademie finanziell unterstützt wurde. Der Austausch unter den neuen<br />

Kollegen über die Grundlagen <strong>der</strong> Aristotelischen Philosophie und ihre Textformen<br />

wurde durch die Einrichtung einer Lesegruppe etabliert, in <strong>der</strong> gezielt auch überlieferungsgeschichtliche<br />

und paläographische Aspekte berücksichtigt werden.<br />

Be<strong>im</strong> Aufbau eines digitalen Handschriften-Inventars (auf Basis <strong>der</strong> Transkription<br />

älterer Publikationen, die sukzessiv überprüft, korrigiert und erweitert wird), sind<br />

unter <strong>der</strong> Betreuung von Beate Zielke große Fortschritte erzielt worden. Um die<br />

handschriftenkundlichen Komponenten des CAGB-<strong>Arbeit</strong>sprogramms zu realisie-<br />

Akademienvorhaben 321


en, sind regelmäßige Bibliotheksreisen sowie umfangreiche Anschaffungen von<br />

Mikrofilmen und Digitalisaten notwendig. Im Jahr 2012 konnten wegen <strong>der</strong> angespannten<br />

Situation <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Sachmittel keine <strong>der</strong>artigen Ausgaben getätigt<br />

werden (Lutz Koch und Nikos Agiotis unternahmen <strong>im</strong> Jahr 2012 jeweils eine<br />

fremd- beziehungsweise privatfinanzierte Reise in die Biblioteca Apostolica Vaticana<br />

zur Untersuchung einschlägiger Handschriften).<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Kooperation mit dem Teuchos-Zentrum <strong>der</strong> Universität Hamburg<br />

wurde die Verfügbarmachung weiterer Digitalisate über die Teuchos-Plattform<br />

verabredet sowie die Planungen für eine Integration des CAGB-Inventars <strong>der</strong><br />

Kommentarhandschriften mit <strong>der</strong> Teuchos-Sammlung Aristotelischer Handschriftenbeschreibungen<br />

konkretisiert. Mittelfristig sollen die gesamten Daten in die <strong>BBAW</strong><br />

übernommen, in einer online zugreifbaren Datenbank verwaltet und in einer angepassten<br />

Version des Oxygen-Editors redaktioniert werden.<br />

Mit dem Aufbau einer eigenen digitalen <strong>Arbeit</strong>sumgebung wurde erst begonnen,<br />

indem einige Standardsoftware installiert wurde (XML-Editor Oxygen, Verknüpfung<br />

mit einer Datenbank, Classical Text Editor; eine bereits fortgeschrittene CAGB-<br />

Edition [Nikos Agiotis] wird mit LaTeX erstellt). Umfangreiche Anpassungen und<br />

Entwicklungsarbeiten für die CAGB sind mit Unterstützung <strong>der</strong> Telota-Gruppe für<br />

das Jahr 2013 geplant.<br />

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter haben ihre je eigenen Aufgaben begonnen:<br />

Anhand von Mikrofilm-Scans und/o<strong>der</strong> Digitalisaten wurden für den Metaphysik-<br />

Kommentar des Georgios Pachymeres (Fabio Pagani) beziehungsweise für die Paraphrasen<br />

des Theodoros Metochites zu De motu an<strong>im</strong>alium und De incessu an<strong>im</strong>alium<br />

(Claudia Ludwig) umfangreiche Transkriptionen von Leithandschriften durchgeführt<br />

und auf dieser Basis Kollationen zur Klärung <strong>der</strong> Überlieferungsverhältnisse durchgeführt.<br />

Begleitend dazu wurden die Kommentare Michaels von Ephesos zu De motu<br />

an<strong>im</strong>alium, De incessu an<strong>im</strong>alium und zu den Parva Naturalia untersucht, die für<br />

die byzantinische Rezeption und ihre Verflechtung mit <strong>der</strong> Überlieferung <strong>der</strong> Pr<strong>im</strong>ärtexte<br />

beispielhaft sind (Lutz Koch). Diese <strong>Arbeit</strong> bildet die Grundlage für die<br />

redaktionelle Betreuung auch <strong>der</strong> extern zugelieferten Editionen von Kommentaren<br />

Michaels zu De coloribus (Vassiliki Papari) und Metochites’ zu De generatione et<br />

corruptione (Martin Borchert). Die <strong>Arbeit</strong> an <strong>der</strong> Text- und Apparatherstellung für<br />

den Analytica Priora-Kommentar des Leon Magentinos wurde weitergeführt (Nikos<br />

Agiotis).<br />

Kooperationen und Vernetzung<br />

Das Vorhaben wird in enger Zusammenarbeit mit dem Aristoteles-Archiv <strong>der</strong> Freien<br />

Universität <strong>Berlin</strong> durchgeführt. Das Archiv stellt dem Unternehmen nicht nur seine<br />

umfangreiche Mikrofilmsammlung Aristotelischer Handschriften zur Verfügung,<br />

322 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


son<strong>der</strong>n auch diverse Archivalien und Instrumenta (unpublizierte Aufzeichnungen,<br />

Karteikartenindizes, Wasserzeichenpausen, Kataloge etc.) sowie dedizierte <strong>Arbeit</strong>splätze,<br />

die von CAGB-Mitarbeitern und Hilfskräften genutzt werden können. Mit<br />

internationalen Praktikanten des Archivs wurde erfolgreich die Unterstützung von<br />

CAGB-<strong>Arbeit</strong>en erprobt (Transkription, Probekollationen, Quellennachweise). Für<br />

die digitale Präsentation von Handschriftenbil<strong>der</strong>n und -beschreibungen, prosopographischen<br />

Daten und Texten besteht eine Kooperation mit dem Teuchos-Zentrum<br />

für Handschriften- und Textforschung am Institut für Griechische und Lateinische<br />

Philologie <strong>der</strong> Universität Hamburg.<br />

Weitere wichtige Kooperationen wurden mit den folgenden Einrichtungen und<br />

Projekten eingegangen:<br />

SFB Manuskriptkulturen (Hamburg), insbeson<strong>der</strong>e mit dem Teilprojekt Philosophisches<br />

und naturwissenschaftliches Wissen in griechischen Manuskripten des<br />

Kardinals Bessarion (1403–1472), das unter <strong>der</strong> Leitung von Christian Brockmann<br />

durch Vito Lorusso bearbeitet wird: Für die Erforschung <strong>der</strong> handschriftlichen<br />

Überlieferung des Physik-Kommentars des Neuplatonikers S<strong>im</strong>plikios wurde eine<br />

Zusammenarbeit vereinbart.<br />

SFB Episteme in Bewegung (Freie Universität <strong>Berlin</strong>): Für das von Gyburg Uhlmann<br />

geleitete Teilprojekt Prozesse <strong>der</strong> Traditionsbildung in <strong>der</strong> De interpretatione-<br />

Kommentierung in Spätantike und Mittelalter wird <strong>im</strong> Rahmen eines Werkvertrags<br />

von Nikos Agiotis eine Pilotstudie zur Erfassung von Scholien und Diagrammen in<br />

Handschriften des Aristotelischen Organon mit Schwerpunkt auf dem Text De<br />

interpretatione erarbeitet.<br />

Neuausgabe von Aristoteles, De motu an<strong>im</strong>alium durch Oliver Pr<strong>im</strong>avesi (München),<br />

erscheint 2013: Vom CAGB-<strong>Arbeit</strong>sstellenleiter (Lutz Koch) wird darin unter<br />

an<strong>der</strong>em ein Beitrag über den byzantinischen Kommentator Michael von Ephesos<br />

erscheinen. Einzelheiten zur Edition wurden <strong>im</strong> Rahmen eines einwöchigen <strong>Arbeit</strong>saufenthaltes<br />

in München <strong>im</strong> Februar 2012 (finanziert durch Oliver Pr<strong>im</strong>avesi)<br />

besprochen.<br />

Forschungsprogramm Representation and Reality. Hictorical and Contemporary<br />

Perspectives on the Aristotelian Tradition (Göteborg 2013–2019): Im Rahmen dieses<br />

Großprojekts wird <strong>der</strong> CAGB-Editor Börje Bydén (Stockholm) seine Ausgabe <strong>der</strong><br />

De an<strong>im</strong>a-Paraphrase von Theodoros Metochites abschließen.<br />

Mit Ioannis Telelis (Athen) wurde eine editorische Bearbeitung von Metochites’<br />

Paraphrase <strong>der</strong> Aristotelischen Meteorologica <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> CAGB verabredet.<br />

Weitere Kooperationsmöglichkeiten wurden <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Bessarionforschung mit<br />

Sergei Mariev (Institut für Byzantinistik, LMU München) erörtert, für die Quellen<br />

und Formen des außerakademischen Aristotelismus <strong>im</strong> Mittelalter und in <strong>der</strong> Renaissance<br />

mit David Lines (Centre for the Study of the Renaissance, University of<br />

Akademienvorhaben 323


Warwick). Mit dem Verlag Walter de Gruyter (Serena Pirotta, Senior Acquisitions<br />

Editor Classical Studies) wurden Gespräche geführt über die Integration <strong>der</strong> entstehenden<br />

CAGB-Bände in die gleichnamige Reihe bei de Gruyter, über die Nutzungsperspektiven<br />

digitaler CAGB-Daten sowie über die Unterstützung des Vorhabens<br />

durch die Überlassung einiger einschlägiger Titel aus dem Verlagsprogramm.<br />

Veranstaltungen und Vorträge<br />

Ludwig, Claudia: „How to Prevent Rebellion? The Byzantine Emperor and the Instability<br />

of the Throne“, International Medieval Congress, Leeds, 9.–12. Juli 2012.<br />

Pagani, Fabio: „Ficino as a young scholar of Plato: new findings“, Annual Meeting<br />

of the Renaissance Society of America, Washington D.C., 22.–24. März 2012.<br />

Ders.: „Bessarion’s Comments on Plato’s Laws“, 38. Mediävistentagung, Köln,<br />

11.–14. September 2012.<br />

Die CAGB haben sich an <strong>der</strong> Ausrichtung <strong>der</strong> Sommerschule des Zentrums Grundlagenforschung<br />

Alte Welt „Griechische Paläographie, Handschriftenkunde und<br />

Edtionswissenschaft“ (24.–28. September 2012) beteiligt. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

haben außerdem an diversen nationalen und internationalen Veranstaltungen<br />

teilgenommen, unter an<strong>der</strong>em an dem Colloquium „The marriage of Philology and<br />

Scepticism: Uncertainty and Conjecture in early mo<strong>der</strong>n Scholarship and Thought“,<br />

London, Warburg Institute, 22. Juni 2012 (Fabio Pagani) und an dem Workshop<br />

„Manuscripts in Motion“, Hamburg, SFB 950 Manuskriptkulturen in Asien, Afrika<br />

und Europa, 15.–17. November 2012 (Lutz Koch).<br />

Publikationen<br />

Pagani, Fabio: Il Platone di Petrarca tra Giorgio Valla e Giano Lascaris: spigolature<br />

sul Parisinus Graecus 1807. In: Coppini, Donatella (Hg.): Petrarca, l’Umanes<strong>im</strong>o<br />

e la civiltà europea. Firenze 2012, S. 1027–1052 (= Qua<strong>der</strong>ni Petrarcheschi 17–18).<br />

Corpus Coranicum – Textdokumentation und Kommentar zum Koran<br />

Forschungsarbeit<br />

Im Mai 2012 wurde die Online-Publikation des Vorhabens als Betaversion unter<br />

<strong>der</strong> URL corpuscoranicum.de freigeschaltet, über die erste Ergebnisse aus den Projektdatenbanken<br />

Manuscripta Coranica, Variae Lectiones Coranicae/Lesarten, Texte<br />

324 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


aus <strong>der</strong> Umwelt des Korans und Chronologisch-Literaturwissenschaftlicher Kommentar<br />

abrufbar sind. Die nicht unerheblichen informationstechnischen und editorischen<br />

<strong>Arbeit</strong>en wurden in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> TELOTA-Abteilung (Gerald<br />

Neumann, Markus Schnöpf, Annika Blohm) und Oliver Albrecht durchgeführt.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> schriftlichen Textüberlieferung (Manuscripta Coranica) wurden<br />

Handschriften <strong>im</strong> Hijazi-Schriftstil unter an<strong>der</strong>em aus den Bibliotheken Kairo (Photos<br />

aus dem Gotthelf-Bergsträßer-Archiv), London (or. 2165), Paris (Bibliothèque<br />

nationale de France: mss. ar. 326a, 326c, 328, 331 u. a.), Istanbul (Medina 1a und<br />

Medina 1b, Gotthelf-Bergsträßer-Archiv) und Tübingen (ms. Ma VI 165) für die<br />

Projekt-Datenbank Manuscripta Coranica bearbeitet und Transliterationen erstellt<br />

(Laura Hinrichsen, Annemarie Jehring, Tobias J. Jocham, Michael Marx, Dorothea<br />

Reule, Max<strong>im</strong>ilian Vogt). Inzwischen sind sämtliche dem Vorhaben vorliegende<br />

Filme aus dem Gotthelf-Bergsträßer-Archiv, die Bil<strong>der</strong> von Koranhandschriften enthalten,<br />

digitalisiert und in <strong>der</strong> Datenbank erfasst. Im Bereich <strong>der</strong> Lesarten wurde die<br />

Erfassung von Lesarten aus zwölf relevanten Quellenwerken für die Projektdatenbank<br />

Variae Lectiones Coranicae/Lesarten zu den Suren 1–4, 18–21 und 78–114<br />

abgeschlossen (Michael Marx, Jens Sauer, Suad Hodzic). Im Bereich <strong>der</strong> Datenbank<br />

Manuscripta Coranica wurde für die Verfahrensän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Handschriftenerfassung<br />

damit begonnen, die bisherige SQL-Datenhaltung in eine XML-Version umzustellen,<br />

die auf den Grundsätzen <strong>der</strong> Text-Encoding-Initiative beruht (Tobias J.<br />

Jocham, Markus Schnöpf).<br />

Für die Datenbank Texte aus <strong>der</strong> Umwelt des Korans wurden schwerpunktmäßig<br />

Test<strong>im</strong>onien aus <strong>der</strong> syrischen Literatur zu den thematischen Bereichen „Tugenden<br />

und Laster“, „Psalmen und Liturgie“, „biblische Figuren (Josef, Abraham, Moses<br />

u. a.)“ und neben neuerer Sekundärliteratur eine Auswahl altarabischer Dichtung<br />

aufbereitet (David Kiltz, Yousef Kouriyhe).<br />

Im vierten Projektmodul, dem Kommentar, wurden die Kommentareinträge, die<br />

Nicolai Sinai zu den frühmekkanischen Suren verfasst hat, und die bereits existierenden<br />

Datensätze zu den mittelmekkanischen Suren (von Nora K. Schmid und<br />

Hannelies Koloska bearbeitet) in ein TEI-kompatibles XML-Format umgewandelt.<br />

Zu den Suren 26, 44, 76, 54, 37 und 15 wurden von Nora K. Schmid und Hannelies<br />

Koloska umfassende Kommentartexte erstellt.<br />

In Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Orientabteilung <strong>der</strong> Staatsbibliothek wurden die<br />

Katalogeinträge (Katalog Ahlwardt 1887, Bd. 1) zu 68 Koranhandschriften (circa<br />

1.700 fol.) in hijazischem und kufischem Schriftstil überarbeitet und digitalisiert.<br />

Bilddateien <strong>der</strong> jeweiligen Handschriften wurden dem Akademienvorhaben für die<br />

Online-Publikation zur Verfügung gestellt (Laura Hinrichsen, Wiebke Klausnitzer,<br />

Michael Marx, Dorothea Reule).<br />

Akademienvorhaben 325


Internationale Vernetzung<br />

Patronage <strong>der</strong> Publikationsreihe des Projektes Coranica (DFG/ANR) durch die Union<br />

Académique Internationale (Brüssel), Sitzung <strong>der</strong> UAI am 4. Mai 2012 in Paris.<br />

Am 6. und 7. Juli 2012 fand in <strong>Berlin</strong> gemeinsam mit <strong>der</strong> Forschergruppe 3 des<br />

Courant-Forschungszentrums „Bildung und Religion (EDRIS)“ (Universität Göttingen),<br />

die von Jens Scheiner geleitet wird und zur Zeit aus fünf Wissenschaftlern<br />

besteht, ein <strong>Arbeit</strong>sgespräch statt, bei dem Wissenschaftler des Vorhabens mit ihren<br />

Göttinger Kollegen über Methoden und Ergebnisse <strong>der</strong> an beiden Vorhaben laufenden<br />

islamwissenschaftlich-philologischen Projekte diskutierten. Die Arabistin und<br />

Papyrologin Petra Sijpesteijn (Universität Leiden) nahm als externe Diskussionspartnerin<br />

an dem <strong>Arbeit</strong>sgespräch teil, das 2013 fortgesetzt werden soll.<br />

In Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Papyrussammlung des Ägyptischen Museums <strong>der</strong><br />

Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> (Verena Lepper) wurden be<strong>im</strong> „1st <strong>Berlin</strong> Arabic<br />

Papyrology Forum“ vom 1. bis 3. November 2012 sämtliche verglasten, das heißt<br />

konservatorisch erschlossenen, circa 1.000 arabischen Papyri und Handschriften des<br />

Museums von Christian Müller (CNRS Paris), Petra Sijpesteijn und Hayat Ahlili<br />

(beide Universität Leiden) durchgesehen und ein vorläufiges Verzeichnis erstellt.<br />

Seit Oktober 2012 arbeiten drei Post-Doc-Fellows <strong>im</strong> Bereich Koranphilologie an<br />

<strong>der</strong> Potsdamer <strong>Arbeit</strong>sstelle: Esra Gözeler (Ankara, Humboldtstipendiat) und Issam<br />

Eido (Aleppo, EUME-Stipendiat). Samer Rashwani (Aleppo, EUME-Stipendiat<br />

2011/2012) konnte seinen Aufenthalt als EUME-Stipendiat um ein weiteres Jahr<br />

verlängern.<br />

Besuch einer Delegation <strong>der</strong> al-Qadisiyya Universität (Irak), 28. September 2012.<br />

Angelika Neuwirth wurde in die American Academy of Arts and Letters (Januar<br />

2012) und die Académie tunisienne des sciences, des lettres et des arts (September<br />

2012) aufgenommen; außerdem wurden ihr Ehrendoktorwürden <strong>im</strong> Fach Theologie<br />

<strong>der</strong> Universitäten Yale (Mai), Basel und Salzburg (November) zuerkannt. Von September<br />

bis Dezember 2012 unterrichtete sie, geför<strong>der</strong>t durch ein Mellon-Fellowship,<br />

an <strong>der</strong> School of Divinity <strong>der</strong> Universität Chicago.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ausführliche Projektpräsentation durch Mitarbeiter des Forschungsvorhabens in<br />

Zusammenarbeit mit dem Seminar für Semitistik und Arabistik <strong>der</strong> Freien Universität<br />

<strong>Berlin</strong> bei <strong>der</strong> „Langen Nacht <strong>der</strong> Wissenschaften“, 2. Juni 2012.<br />

Im Rahmen des „Syntopischen Salon“ zeigte Bert Praxenthaler (Unesco Projekt<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Buddahs von Bamyan/Afghanistan) in einer auf dem Neuen<br />

Markt in Potsdam installierten Vitrine die Ausstellung „Der Name des Buddha“<br />

in Zusammenarbeit mit dem Vorhaben, 20. Juli – 1. August 2012.<br />

326 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Projektvorstellung vor Professoren und Studierenden <strong>der</strong> University of Religions<br />

and Denominations und <strong>der</strong> Al-Mustafa-University (beide Qom/Iran), sowie<br />

Studierenden <strong>der</strong> Universität Pa<strong>der</strong>born, 14. September 2012 (Programm „Hochschuldialog<br />

mit <strong>der</strong> islamischen Welt“ des DAAD).<br />

Akademievortrag an brandenburgischen Schulen zum Thema „Digitale Editionen“<br />

(Markus Schnöpf), von Sal<strong>der</strong>n-Gymnasium Brandenburg/Havel, 21. November<br />

2012.<br />

Informationsgespräch und Diskussion mit einer Gruppe von Sufis aus Pakistan, die<br />

auf Einladung des Auswärtigen Amtes <strong>Berlin</strong> und Potsdam besuchten, 3. Dezember<br />

2012.<br />

Praktikanten<br />

Sebastian Bitsch, Veronika Faiz, Laura Hinrichsen, Annemarie Jehring und Wiebke<br />

Klausnitzer leisteten <strong>im</strong> Laufe des Jahres ein Praktikum.<br />

Publikationen<br />

Kiltz, David: The relationship between Arabic Allâh and Syriac Allâhâ. In: Der<br />

Islam 88/1 (2011), S. 33–50.<br />

Koloska, Hannelies: Das Gehe<strong>im</strong>nis <strong>der</strong> Siebenschläfer. Christliche Heilige und<br />

Gleichnisse in Sure 18 („Die Höhle“). In: Welt und Umwelt <strong>der</strong> Bibel 1 (2012),<br />

S. 24–27.<br />

Marx, Michael: Isa Sohn Marias nicht Sohn Gottes – Was sagt <strong>der</strong> Koran über Jesus.<br />

In: Welt und Umwelt <strong>der</strong> Bibel 1 (2012), S. 33–35.<br />

Ders.: Le Coran d’Uthman dans le Traité de Versailles. In: Comptes Rendus de<br />

l’Académie des Inscriptions & Belles-Lettres. Paris 2011, S. 431–454.<br />

Ders./Pahlitzsch, Johannes/Weltecke, Dorothea (Hg.): Östliches Christentum in<br />

Geschichte und Gegenwart – Perspektiven und Hin<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Forschung. <strong>Berlin</strong><br />

2012 (= Der Islam Band 88).<br />

Ders.: Sprachen und Schriften Arabiens – ein Rundgang. In: Franke, Ute/Gierlichs,<br />

Joach<strong>im</strong> (Hg.): Roads of Arabia. Archäologische Schätze aus Saudi-Arabien.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012, S. 180–193.<br />

Ders.: Der Koran: Das erste arabische Buch. In: Franke, Ute/Gierlichs, Joach<strong>im</strong> (Hg.):<br />

Roads of Arabia. Archäologische Schätze aus Saudi-Arabien. <strong>Berlin</strong> 2012,<br />

S. 194–207.<br />

Ders.: Europa, Islam und Koran: Zu einigen Elementen <strong>der</strong> gegenwärtigen gesellschaftlichen<br />

Debatte. In: Spenlen, Klaus (Hg.): Gehört <strong>der</strong> Islam zu Deutschland,<br />

Fakten und Analysen zu einem Meinungsstreit. Düsseldorf 2012, S. 61–98.<br />

Akademienvorhaben 327


Mohr, Ismail: Das Buch Gottes und die Sunna Muhammads. In: Welt und Umwelt<br />

<strong>der</strong> Bibel 1 (2012), S. 28–31.<br />

Neuwirth, Angelika: Ist <strong>der</strong> Koran vom H<strong>im</strong>mel gefallen? In: Welt und Umwelt <strong>der</strong><br />

Bibel 1 (2012), S. 11–17.<br />

Dies.: Offenbarung, Inlibration, Eingebung o<strong>der</strong> Herabsendung? Überlegungen zur<br />

Medialität <strong>der</strong> koranischen Verkündigung. In: Negel, Joach<strong>im</strong>/Gruber, Margareta<br />

OSF (Hg.): Figuren <strong>der</strong> Offenbarung. Biblisch, religionstheologisch, politisch.<br />

Münster 2012, S. 205–236.<br />

Dies.: Spätantike Bilddiskurse in arabischem Gewand: Das koranische Bild <strong>der</strong> Welt<br />

zwischen Gottesthron und Schöpfungsschrift. In: Dohmen, Christoph/Wagner,<br />

Christoph (Hg.): Religion als Bild. Bild als Religion. Beiträge einer internationalen<br />

Tagung. Regensburg 2012, S. 931–944.<br />

Dies.: Der Koran – ein Teil Europas. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 16. April<br />

2012, S. 7.<br />

Sinai, Nicolai: Teuflische Einflüsterungen, Muhammad und die Satanischen Verse.<br />

In: Welt und Umwelt <strong>der</strong> Bibel 1 (2012), S. 44–45.<br />

Ders.: Weihnachten <strong>im</strong> Koran o<strong>der</strong> Nacht <strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mung? Eine Interpretation von<br />

Sure 97, Der Islam 88/1 (2011), S. 11–32.<br />

Ders.: Die Heilige Schrift des Islams. Die wichtigsten Fakten zum Koran. Freiburg<br />

2012, 128 S.<br />

Vorträge, Konferenzen und Ausstellungen<br />

Jocham, Tobias J.: „Some remarks on the Codex Chester Beatty CBL 1615“, Atelier<br />

Manuscripta Coranica. Contributions à l’histoire du Coran (Coranica, DFG/<br />

ANR), Paris, 17.–18. Oktober 2012.<br />

Khademalsharieh, Tolou: „The vocalisation system of early Qur’an manuscripts“,<br />

Atelier Manuscripta Coranica. Contributions à l’histoire du Coran (Coranica,<br />

DFG/ANR), Paris, 17.–18. Oktober 2012.<br />

Kiltz, David: „Loanwords and relative chronology: linguistic and physical context.<br />

Two examples“, Deutsch-französischer Workshop „Glossarium Linguae Coranicae“<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Projektes Coranica (DFG/ANR), <strong>Berlin</strong>, 8. März 2012.<br />

Ders.: „Aufbruch zu einer neuen Begegnung mit dem Islam: Der Koran als ‚unser‘<br />

europäischer Text“, 98. Deutscher Katholikentag, Mannhe<strong>im</strong>, 18. Mai 2012.<br />

Koloska, Hannelies: „‚The Sign of Jonah‘: Early Christian Readings of the Jonah<br />

Story and the Iconography of the Qur’an“, Workshop „Religious Narratives at<br />

the Crossroads of Scripture, Tradition and Culture: Reflections on the Jonah<br />

Story“, EUME-Workshop am Wissenschaftskolleg zu <strong>Berlin</strong>, 5.–6. Juli 2012.<br />

328 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Kouriyhe, Yousef: „Einführung in die Geschichte <strong>der</strong> Syro-Aramäer“, Konrad-<br />

Adenauer-Stiftung, <strong>Berlin</strong>, 26. Mai 2012.<br />

Ders.: „The story of Jonah in Syriac literature: Jacob of Sarug as a case study“,<br />

Workshop „Religious Narratives at the Crossroads of Scripture, Tradition and<br />

Culture: Reflections on the Jonah Story“, EUME-Workshop am Wissenschaftskolleg<br />

zu <strong>Berlin</strong>, 5.–6. Juli 2012.<br />

Ders.: „Der An<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Koran und <strong>der</strong> ‚Nicht-An<strong>der</strong>e‘ <strong>im</strong> Islam (Entwicklung des<br />

Dh<strong>im</strong>ma-Vertrages von <strong>der</strong> Zeit des Propheten bis zu den rechtgeleiteten Khalifen)“<br />

(auf Arabisch), Verein <strong>der</strong> arabischen Journalisten in Deutschland, <strong>Berlin</strong>,<br />

15. November 2012.<br />

Marx, Michael: „Zur Online-Publikation Corpus Coranicum“, Universität Frankfurt/<br />

Main, Institut für Studien <strong>der</strong> Kultur und Religion des Islam (Lehrstuhl Ömer<br />

Özsoy), 19. Juni 2012.<br />

Ders.: „La question du stemma des premiers codex: l’approche empirique“, Atelier<br />

Manuscripta Coranica. Contributions à l’histoire du Coran (Coranica, DFG/<br />

ANR), Paris, 17.–18. Oktober 2012.<br />

Ders.: „Forschung und Thesen zur Entstehung von Koran und Islam und <strong>der</strong> Dialog<br />

zwischen Christentum und Islam“, Vortrag und Podiumsdiskussion mit Andreas<br />

Götze und Katrin Visse, Kathedralforum, St.-Hedwigskathedrale, <strong>Berlin</strong>, 29. November<br />

2012.<br />

Mohr, Ismail: „The Transmission of the Qur’an“, Vortrag <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Lehrveranstaltungen<br />

von Angelika Neuwirth an <strong>der</strong> Universität Chicago, 13. November 2012.<br />

Neuwirth, Angelika, „Translating the Qur’an“, Warburg Institute, London, 16. März<br />

2012.<br />

Dies.: „The discovery of writing: an epistemic revolution in Arabian Late Antiquity“,<br />

International conference „Adab and the Qur’an“, Institute of Ismaili Studies,<br />

London, 24. April 2012.<br />

Dies.: „Josef Horovitz und seine Schule“, Universität Frankfurt/Main, 10. Mai 2012.<br />

Dies.: „Jesaia und <strong>der</strong> Koran“, Universität Göttingen, 14. Mai 2012.<br />

Dies.: „The discovery of writing: an epistemic revolution in Arabian Late Antiquity“,<br />

Symposion „From Jāhiliyya to Islam“, Institute for Advanced Studies Jerusalem,<br />

26. Juni 2012.<br />

Dies.: „Reading the Qur’an diachronically“, University of Notre Dame, 15. Oktober<br />

2012.<br />

Dies.: „The literary revolution of the Qur’an“, University of Maryland, 25. Oktober<br />

2012.<br />

Dies.: „The <strong>im</strong>pact of the Qur’anic discovery of writing as a source of authority“,<br />

University of Michigan, 24. Oktober 2012.<br />

Akademienvorhaben 329


Dies.: „Qur’anic Studies today“, International Workshop „Qur’anic Studies today“,<br />

University of Chicago, 19. Oktober 2012.<br />

Sauer, Jens: „Waqf et ibtidâ’. La repartition du texte coranique entre l’écrit et l’oral“,<br />

Atelier Manuscripta Coranica. Contributions à l’histoire du Coran (Coranica,<br />

DFG/ANR), Paris, 17.–18. Oktober 2012.<br />

Schmid, Nora K.: „Presentation of the Corpus Coranicum project: Premises,<br />

Methods, Work in Progress“, Workshop „Qur’anic Studies Today“, Universität<br />

Chicago, 9. November 2012.<br />

Dies.: „The Inner Chronology of the Qur’an“, Vortrag <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Lehrveranstaltungen<br />

von Angelika Neuwirth an <strong>der</strong> Universität Chicago, 13. November 2012.<br />

Schnöpf, Markus: „Technicalities“, Deutsch-französischer Workshop „Glossarium<br />

Linguae Coranicae“ <strong>im</strong> Rahmen des Projektes Coranica (DFG/ANR), <strong>Berlin</strong>,<br />

9. März 2012.<br />

Ders.: „Corpus Coranicum: A digital landscape for the study of the Qu’ran“, Weltkongress<br />

„Digital-Humanities-2012“, Hamburg, 19. Juli 2012.<br />

Ders.: „Tools from the Digital Classicists for Coranica“, Atelier Manuscripta Coranica.<br />

Contributions à l’histoire du Coran (Coranica, DFG/ANR), Paris, 18. Oktober 2012.<br />

Deutsch-französisches <strong>Arbeit</strong>streffen „Karten zum vorislamischen Arabien“ <strong>im</strong> Rahmen<br />

des Projektes Coranica (DFG/ANR), <strong>Berlin</strong>/Jena, 26.–29. Februar 2012.<br />

Presseberichte<br />

Interview mit Michael Marx, in: Al-Hayat (saudi-arabische Ausgabe) 27. November<br />

2012, S. 27 [Akâdîmî almânî muhtammun bi-l-mushafi yaqûlu mâ naqûmu<br />

bihî tujâhahû lâ yushakkilu ayyata l-mushkilati amâma l-musl<strong>im</strong>îna t-taqlîdîyîna;<br />

Mârks: yatasawwaru l-urûbîyûna anna fahmahum al-qur’âni yaj`aluhum ya`rifûna<br />

mâ yajrî fî Afghânistân wa-l-`Irâq].<br />

Interview mit Michael Marx „Diese Beleidigung wird kollektiv erlitten“. In: Neues<br />

Deutschland 18. September 2012, S. 3.<br />

Interview mit Angelika Neuwirth, „Der Koran gehört in unsere Bibliothek“. In:<br />

Salzburger Nachrichten 4. Dezember 2012, S. 9.<br />

Corpus Inscriptionum Latinarum<br />

Editionen<br />

Die <strong>Arbeit</strong> an den Bänden konnte erfolgreich fortgesetzt werden. Die Bände CIL<br />

II²/14, 3 und CIL XVII/4, 2 erschienen <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>.<br />

330 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


CIL II 2 /14, 2–4 Inschriften <strong>der</strong> Colonia Iulia Urbs Triumphalis Tarraco/CIL II2/14, 3<br />

Erschienen ist <strong>der</strong> 3. Faszikel <strong>der</strong> Inschriften <strong>der</strong> Provinzhauptstadt Tarraco: Inscriptiones<br />

Hispaniae Latinae, ed. alt. pars XIV. Conventus Tarraconensis, fasc. 3. Colonia<br />

Iulia Urbs Triumphalis Tarraconensis, ed. Géza Alföldy, <strong>Berlin</strong> – Boston 2012.<br />

CIL II 2 /14, 4<br />

In Vorbereitung befindet sich <strong>der</strong> Faszikel CIL II 2 /14, 4: Inscriptiones Hispaniae<br />

Latinae, ed. alt. pars XIV. Conventus Tarraconensis, fasc. 4. ed. Géza Alföldy, mit<br />

dessen Erscheinen 2014 zu rechnen ist.<br />

CIL VI 6, 4 Index topographicus ad titulos Urbis Romae spectans<br />

Andreas Faßben<strong>der</strong> wertete für den Index topographicus weiterhin Inschriften aus.<br />

Das Erscheinen wird für 2014 erwartet.<br />

CIL XVII/1, 1 Die römischen Meilensteine Hispaniens<br />

Das Projekt dieser Edition wird <strong>im</strong> Rahmen des Excellenzclusters TOPOI erarbeitet.<br />

Manfred G. Schmidt hat während einer Reise neue Meilensteine autopsiert und konnte<br />

neues Material aufnehmen. Die Forschungen und die Erarbeitung des Bandes <strong>der</strong><br />

Provinz Hispania citerior sind weitestgehend abgeschlossen. Durch Manfred G.<br />

Schmidt und Camilla Campedelli erfolgte die Fertigstellung des Manuskripts für<br />

141 von circa 340 Meilensteinen. Das Material für die an<strong>der</strong>en Meilensteine ist<br />

gesammelt und aufbereitet. Die Edition des ersten Faszikels zur Provinz Hispania<br />

citerior wird 2013 vorgelegt werden: CIL XVII/1, 1 Miliaria provinciarum Hispanarum.<br />

Provincia Hispania citerior, ed. Manfred G. Schmidt et Camilla Campedelli.<br />

CIL XVII/4, 2 Die römischen Meilensteine <strong>der</strong> Provinz Dalmatien<br />

Der Faszikel zu den römischen Meilensteinen Dalmatiens ist erschienen: Corpus<br />

Inscriptionum Latinarum, Vol. XVII: Pars IV: Illyricum et provinciae Europae<br />

Graecae. Fasciculus 2: Miliaria provinciae Dalmatiae edi<strong>der</strong>unt Anne Kolb, Gerold<br />

Walser adiuvante Ulrike Jansen, <strong>Berlin</strong> – Boston 2012.<br />

CIL XVIII/1, 1: Die lateinischen Versinschriften <strong>der</strong> Stadt Rom<br />

Das Erscheinen des Bandes „Carmina Latina urbis Romae epigraphica, inscriptiones<br />

collegit schedasque comparavit Bengt E. Thomasson adiuvante Matteo Massaro,<br />

edendas curaverunt Anne Glock, Roberta Marchionni, Manfred G. Schmidt“ ist für<br />

2014 geplant. Manfred G. Schmidt, Anne Glock und Roberta Marchionni setzten<br />

die redaktionellen <strong>Arbeit</strong>en an dem von Bengt E. Thomasson vorgelegten Manuskript<br />

fort unter Berücksichtigung neuer Inschriftenfunde und Forschungsergebnisse.<br />

Roberta Marchionni nahm auf einer Romreise neues Material auf. Anne Glock bearbeitete<br />

vorwiegend die tituli sacri zu orientalischen Kulten.<br />

Akademienvorhaben 331


Wandinschriften (Graffiti ) von Minturno<br />

Roberta Marchionni identifizierte neue Graffiti aus Minturno (Italien), die sie während<br />

einer Dienstreise aufnahm, und bereitet dazu eine Publikation <strong>im</strong> Auftrag des<br />

DAI vor.<br />

Datenbank und Archivalien<br />

Datenbank Archivum Corporis Electronicum (ACE)<br />

Die relationalen Datenbanken ACE, die von Marcus Dohnicht betreut werden, wuchsen<br />

<strong>im</strong> Jahre 2012 auf insgesamt 123.698 Datensätze (Stand: Dezember 2012). – Die<br />

Aufbereitung des aus den Beständen des Deutschen Archäologischen Instituts in<br />

Rom zugesandten Bildmaterials wurde fortgeführt. Die Zusammenarbeit mit den<br />

epigraphischen Datenbanken Clauss/Slaby, Epigraphische Datenbank Heidelberg<br />

(EDH) und Epigraphische Datenbank Rom wurde mit Unterstützung von Nora<br />

Unger (TELOTA) fortgesetzt und vertieft.<br />

Photothek<br />

Der Bestand <strong>der</strong> Photothek wurde um den reichen Fotobestand zu den Inschriften<br />

Tarracos aus dem Nachlass Géza Alföldys erweitert, <strong>der</strong> zusätzlich zu einer umfangreichen<br />

Schedensammlung in den Bestand <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle überging. Dazu<br />

kommen 390 Dia-Kisten aus dem Nachlass Alföldy, die noch gesichtet werden<br />

müssen. Außerdem erhielt das CIL circa 15.000 digitalisierte Fotos von Inschriften<br />

aus den germanischen Provinzen (CIL XIII).<br />

Kongress<br />

Der „14. Internationale Kongress <strong>der</strong> griechischen und lateinischen Epigraphik“ mit<br />

dem Thema „Öffentlichkeit – Monument – Text“ fand vom 27. bis 31. August 2012<br />

in <strong>Berlin</strong> statt. In dem lokalen Vorbereitungsteam wirkten Werner Eck (Köln/Projektleiter<br />

des CIL) sowie Manfred Schmidt (<strong>Arbeit</strong>sstellenleiter) und als Leiter und<br />

Organisator des Kongressbüros Marcus Dohnicht. Manfred Schmidt leitete die Sektionssitzung<br />

„Tituli novi“ gemeinsam mit Mustafa Adak am 30. August 2012. Der<br />

Stand des CIL <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Präsentation <strong>der</strong> Vorhaben des Zentrums Grundlagenforschung<br />

Alte Welt für die Teilnehmer des Kongresses am Akademienachmittag<br />

am 29. August 2012 wurde von Andreas Faßben<strong>der</strong> und Ulrike Jansen betreut. Im<br />

Rahmen des Kongresses fand am 30. August 2012 in <strong>Berlin</strong> die AIEGL-Sitzung statt.<br />

Ehrung Hermann Dessaus<br />

Anne Glock rekonstruierte für eine Gedenktafel für das Grab Hermann Dessaus auf<br />

dem Jüdischen Friedhof in Frankfurt/Main die ursprüngliche Inschrift auf dem Grab-<br />

332 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


stein. Die Anbringung <strong>der</strong> Tafel hat die <strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften veranlasst.<br />

Vorträge<br />

Campedelli, Camilla: „Die Administration <strong>der</strong> Straßen <strong>im</strong> römischen Italien durch<br />

die Städte“, Veranstaltungsreihe „Eingereicht 4. Doktoranden stellen Ihre Forschungsergebnisse<br />

vor“ des Excellence Clusters TOPOI, <strong>Berlin</strong>, 28. Juli 2012.<br />

Dies.: „Viae publicae als Mittel <strong>der</strong> Vermessung, Erfassung und Wahrnehmung von<br />

Räumen: Das Beispiel <strong>der</strong> Provinz Hispania citerior Tarraconensis (CIL XVII/1, 1)“,<br />

14. Internationaler Kongress <strong>der</strong> griechischen und lateinischen Epigraphik, Sektionssitzung<br />

„Vermessung von Räumen“, <strong>Berlin</strong>, 30. August 2012.<br />

Dies.: „Senatori al servizio dell’<strong>im</strong>peratore: conseguenze per il funzionamento del<br />

senato?“, Tagung des CEDANT Centro di studi e ricerche sui diritti antichi<br />

„Collegio di Diritto Romano“ zum Thema „Il princeps romano: autocrate o<br />

magistrato? Fattori giuridici e fattori sociali del potere <strong>im</strong>periale da Augusto a<br />

Commodo“, Pavia, 6. September 2012.<br />

Dies.: „Die Administration <strong>der</strong> Straßen <strong>im</strong> römischen Italien durch die Städte“, „Althistorisches<br />

Colloquium“ <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> <strong>im</strong> WS 2012/13,<br />

<strong>Berlin</strong>, 14. November 2012.<br />

Dohnicht, Marcus: „Rufus est – Das Römische Reich und die lateinischen Inschriften“,<br />

Akademievorträge an brandenburgischen Schulen, Marie-Curie-Gymnasium,<br />

Ludwigsfelde, 16. März 2012.<br />

Glock, Anne: „Hermann Dessaus Grabinschrift“, Plenum des Zentrums Grundlagenforschung<br />

Alte Welt, <strong>Berlin</strong>, 24. Februar 2012.<br />

Dies.: „Antikenrezeption unter den preußischen Königen Friedrich II. und Friedrich<br />

Wilhelm IV.“, 14. Internationaler Kongress <strong>der</strong> griechischen und lateinischen<br />

Epigraphik, Exkursion nach Potsdam Sanssouci und Klein Glienicke, Potsdam,<br />

29. August 2012.<br />

Jansen, Ulrike: „Der Codex Pighianus als rezeptionsgeschichtliches Dokument für<br />

die Epigraphik“, 14. Internationaler Kongress <strong>der</strong> griechischen und lateinischen<br />

Epigraphik, Sektionssitzung „Forschungsgeschichte“, <strong>Berlin</strong>, 28. August 2012.<br />

Marchionni, Roberta: „Nicht nur Handschriften – Die etwas an<strong>der</strong>e Überlieferung<br />

<strong>der</strong> Inschrift CIL VI 1163 und ihres Textträgers“, 14. Internationaler Kongress<br />

<strong>der</strong> griechischen und lateinischen Epigraphik, Sektionssitzung „Forschungsgeschichte“,<br />

<strong>Berlin</strong>, 28. August 2012.<br />

Schmidt, Manfred Gerhard: „Roads and Towns along the Bor<strong>der</strong>line of Hispania<br />

Citerior“, 1er Congrés international d’arqueologia i món antic. Govern i societat a<br />

la Hispánia romana. Novetata Epigràphiques. Homenatge a Géza Alföldy, Tarragona,<br />

30. November 2012.<br />

Akademienvorhaben 333


Weiterbildung<br />

Camilla Campedelli war Stipendiatin von CEDANT Centro di studi e ricerche sui<br />

diritti antichi. „Collegio di Diritto Romano“ 2012. „Il princeps romano: autocrate o<br />

magistrato? Fattori giuridici e fattori sociali del potere <strong>im</strong>periale da Augusto a<br />

Commodo“, Pavia, 9.–26. Januar 2012.<br />

Personalia<br />

Manfred Schmidt, <strong>Arbeit</strong>sstellenleiter des CIL, wurde zum Präsidenten <strong>der</strong> AIEGL<br />

gewählt.<br />

Camilla Campedelli wurde zur stellvertretenden Generalsekretärin <strong>der</strong> AIEGL<br />

gewählt.<br />

Camilla Campedelli legte die Promotionsprüfung <strong>im</strong> Fach Alte Geschichte zu<br />

ihrer Dissertation mit dem Thema „L’amministrazione municipale delle strade<br />

romane in Italia“ an <strong>der</strong> Universität Zürich am 10. September 2012 ab (Betreuung:<br />

Anne Kolb, Werner Eck).<br />

Nationale und internationale Gäste für <strong>Arbeit</strong>saufenthalte waren: Riccardo Bertolazzi<br />

(University of Calgary), Silvia Braito (Universität Verona), Manfred Clauss<br />

(Hennef/Sieg), Antonella Ferraro (Universität Padova), Diana Gorostidi (Institut<br />

Català d’Arqueologia Clàssica/Tarragona), Maria L<strong>im</strong>ón Belen (Universität Sevilla),<br />

Hamdi Şahin (Universität Istanbul), Gabriele Wesch-Klein (Universität Heidelberg).<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sstelle betreute die Praktikantinnen Anna Nissen (Freie Universität<br />

<strong>Berlin</strong>) und Caroline Kreutzer (Leipzig).<br />

Galen als Vermittler, Interpret und Vollen<strong>der</strong> <strong>der</strong> antiken Medizin<br />

Projektarbeit<br />

Die Editionsarbeiten zu Galens De locis affectis wurden planmäßig weitergeführt.<br />

Für Buch I und II liegt eine fortgeschrittene <strong>Arbeit</strong>sfassung des Kommentars vor,<br />

auf dessen Grundlage auch die Textkonstitution, <strong>der</strong> S<strong>im</strong>ilienapparat und die Übersetzung<br />

<strong>der</strong> beiden Bücher weitere Verbesserungen erfuhren. Die vier wichtigsten<br />

Textzeugen konnten anlässlich einer Bibliotheksreise in Mailand und Florenz vor<br />

Ort überprüft werden. Dabei ergaben sich wichtige Verbesserungen <strong>der</strong> Kollationen.<br />

Für Buch V wurden die vollständigen Kollationen aller Hauptzeugen und Drucke<br />

sowie aussagekräftige Probekollationen <strong>der</strong> Apographa abgeschlossen und ein Editionstext<br />

mit kritischem Apparat und Übersetzung <strong>im</strong> Satzprogramm erstellt. Darauf<br />

aufbauend, konnte die <strong>Arbeit</strong> an Kommentar, Praefatio und S<strong>im</strong>ilienapparat in Angriff<br />

genommen werden. Für Buch VI wurden die Kollationen fortgesetzt.<br />

334 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Für Buch III und IV liegen jetzt vollständige Kollationen <strong>der</strong> Hauptzeugen in<br />

Tabellenform vor.<br />

Auf Empfehlung des Beirates wurden die <strong>Arbeit</strong>en zu Quod an<strong>im</strong>i mores … vorerst<br />

eingestellt, da eine kritische Edition dieses Textes, <strong>der</strong> alle Textzeugen berücksichtigt,<br />

jüngst in Athen erschienen ist und die Schrift überdies demnächst in neuer<br />

englischer Übersetzung in <strong>der</strong> von Philip van <strong>der</strong> Eijk betreuten Schriftenreihe erscheinen<br />

wird.<br />

Für De medendi methodo ad Glauconem wurde die Kollationsarbeit weitergeführt:<br />

Es liegen Proben in einem Umfang von 60 Kühnseiten für alle Handschriften vor.<br />

För<strong>der</strong>mittel von TOPOI ermöglichten es überdies, dass auch vollständige Kollationen<br />

<strong>der</strong> Hauptzeugen und Teilkollationen weiterer Handschriften von De symptomatum<br />

causis abgeschlossen werden konnten.<br />

Jutta Kollesch setzte die Vorbereitungsarbeiten für die Drucklegung <strong>der</strong> pseudogalenischen<br />

Definitiones medicae fort.<br />

Gotthard Strohmaier widmete sich weiter <strong>der</strong> Kommentierung <strong>der</strong> nur arabisch<br />

überlieferten Galenschrift In Hippocratis De aere aquis locis commentaria.<br />

Nach dem Tod von Gerhard Fichtner (Tübingen) hat die <strong>Arbeit</strong>sstelle die Betreuung<br />

<strong>der</strong> beiden Referenzbibliographien zu Galen und Hippokrates übernommen,<br />

für die schon <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> je eine überarbeitete und ergänzte Ausgabe vorgelegt<br />

werden konnte.<br />

Am 22. Mai 2012 wurde <strong>der</strong> Beirat offiziell konstituiert. Er hat die neu erarbeiteten<br />

Editionsrichtlinien und die Ausführungen für die Apparatgestaltung gutgeheißen.<br />

Ein externes Manuskript für die CMG-Reihe wurde positiv evaluiert und wird jetzt<br />

für den Druck vorbereitet. Zwei weitere Manuskripte befinden sich zurzeit in <strong>der</strong><br />

Beurteilungsphase.<br />

Digitale Initiativen<br />

Das Satzprogramm Classical Text Editor wurde durch Rücksprache mit dem Entwickler<br />

für die Belange <strong>der</strong> Reihe weiter verbessert. Die CMG-spezifischen Templates<br />

wurden weiterentwickelt und angepasst. Dies zog auch Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong><br />

Anleitung für die Erstellung einer CMG-Ausgabe nach sich. In Zusammenarbeit<br />

mit TELOTA wurde die Entwicklung eines morphologischen Indextools vorangetrieben.<br />

Nachdem die rechtliche Situation mit dem Akademie Verlag geklärt werden<br />

konnte, hat die <strong>Arbeit</strong>sstelle die Zust<strong>im</strong>mung des Publikationsausschusses erhalten,<br />

vergriffene Bände künftig in preiswerten Print-on-Demand-Ausgaben vorzuhalten.<br />

Zwanzig Bände wurden dafür an <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle schon elektronisch vorbereitet.<br />

Akademienvorhaben 335


Veranstaltungen/Öffentlichkeitsarbeit<br />

Am 22. Mai 2012 fand mit Unterstützung <strong>der</strong> Schering Stiftung die vierte „CMG-<br />

Lecture on Ancient Medicine“ statt. Vivian Nutton (University College, London)<br />

sprach über „Galen: Lives and Legends“. Eingeleitet wurde <strong>der</strong> Vortrag von Liba<br />

Taub (Cambridge, zurzeit Visiting Fellow <strong>der</strong> Einstein Stiftung <strong>Berlin</strong>).<br />

Am 25. September 2012 hielt Nigel Wilson (Lincoln College, Oxford) <strong>im</strong> Rahmen<br />

<strong>der</strong> Sommerschule einen öffentlichen Abendvortrag mit dem Titel „Editing<br />

Greek texts: some personal experiences“.<br />

Am 28. und 29. September 2012 organisierte die <strong>Arbeit</strong>sstelle zusammen mit Liba<br />

Taub eine internationale Fachtagung mit dem Titel „Books and Quotes. Scientific<br />

Works and Scholarly Editions in the 2nd Century AD“.<br />

Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sstelle organisierte die dritte Sommerschule für Griechische Paläographie,<br />

Handschriftenkunde und Editionswissenschaft, die <strong>im</strong> Rahmen des Zentrums Grundlagenforschung<br />

Alte Welt vom 24. bis 28. September 2012 an <strong>der</strong> Akademie stattfand<br />

und es 23 Nachwuchswissenschaftlern/innen aus dem In- und Ausland erlaubte, sich<br />

mit den spezifischen Fragestellungen und Methoden dieser Forschungszweige vertraut<br />

zu machen. Neben <strong>der</strong> Organisation übernahm die <strong>Arbeit</strong>sstelle die Programmblöcke<br />

zur Paläographie, Textkritik und arabischen und lateinischen Übersetzungsmethode.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sstelle beteiligte sich auch dieses Jahr an den Akademievorträgen an<br />

brandenburgischen Schulen.<br />

Personalia<br />

Am 22. Juli 2012 ist Katharina Fischer auf eigenen Wunsch als Mitarbeiterin ausgeschieden.<br />

Vorträge<br />

Gärtner, Florian: „Schmerz in Galens De locis affectis“, Colloquium von Philip van<br />

<strong>der</strong> Eijk, Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, 29. Oktober 2012.<br />

Ders.: „Antike Diagnostik o<strong>der</strong> warum man taube Finger durch Aufbringen einer<br />

Salbe an <strong>der</strong> Wirbelsäule heilen kann“, Akademievorträge an brandenburgischen<br />

Schulen, von Sal<strong>der</strong>n-Gymnasium, Brandenburg a. d. H., 16. November 2012.<br />

336 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Publikationen<br />

Gärtner, Florian: Galen Rediscovered – Goulston’s Basle edition. In: History Ireland<br />

20 (2012) 3, S. 8–9.<br />

Corpus Galenicum, Bibliographie <strong>der</strong> galenischen und pseudogalenischen Werke,<br />

zusammengestellt von Gerhard Fichtner, weitergeführt durch die <strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

Galen als Vermittler, Interpret und Vollen<strong>der</strong> <strong>der</strong> antiken Medizin (Corpus Medicorum<br />

Graecorum) <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften.<br />

Erweiterte und verbesserte Ausgabe 2012/12 (cf. http://cmg.bbaw.de/onlinepublikationen/hippokrates-und-galenbibliographie-fichtner)<br />

Corpus Hippocraticum, Bibliographie <strong>der</strong> hippokratischen und pseudohippokratischen<br />

Werke, zusammengestellt von Gerhard Fichtner, weitergeführt durch die<br />

<strong>Arbeit</strong>sstelle Galen als Vermittler, Interpret und Vollen<strong>der</strong> <strong>der</strong> antiken Medizin<br />

(Corpus Medicorum Graecorum) <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften. Erweiterte und verbesserte Ausgabe 2012/12 (cf. http://cmg.<br />

bbaw.de/online-publikationen/hippokrates-und-galenbibliographie-fichtner)<br />

Inscriptiones Graecae<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> ist erschienen:<br />

IG II/III 3 : Inscriptiones Atticae Euclidis anno posteriores, ed. tertia. Pars I: Leges<br />

et decreta. Fasc. 2. Leges et decreta annorum 352/1 – 322/1, ed. Stephen D. Lambert<br />

[Indices composuit Klaus Hallof], <strong>Berlin</strong> 2012. – X, 240 S., LXXII Tab.<br />

IG II/III 3 : Inscriptiones Atticae Euclidis anno posteriores, ed. tertia. Pars I: Leges<br />

et decreta. Fasc. 5. Leges et decreta annorum 229/8 – 168/7, edd. Voula N. Bardani<br />

et Stephen V. Tracy [Indices composuit Klaus Hallof], <strong>Berlin</strong> 2012. – X, 293 S.,<br />

LXXX Tab.<br />

IG XII: Inscriptiones insularum Maris Aegaei praeter Delum. Fasc. 4: Inscriptiones<br />

Coi, Calymnae, insularum Milesiarum, curavit Klaus Hallof. – Pars II: Inscriptionum<br />

Coi insulae: Catalogi, dedicationes, tituli honorarii, termini, edd. D<strong>im</strong>itris Bosnakis<br />

et Klaus Hallof, <strong>Berlin</strong> 2012. – VI, S. 343–644, i–ix.<br />

Vom Fortgang <strong>der</strong> in <strong>Arbeit</strong> befindlichen IG-Bände ist zu berichten:<br />

IG II/III 3 4 (Attika, dedicationes et tituli sacri): Ja<strong>im</strong>e Curbera hat für das Corpus<br />

<strong>der</strong> attischen Weihinschriften und für das Corpus <strong>der</strong> attischen Fluchtafeln (IG XVI 1)<br />

vom 25. September bis 5. Oktober 2012 in Athen in verschiedenen Museen gearbeitet.<br />

Die weitgehend fertiggestellte Sammlung, die <strong>im</strong> Manuskript mehr als 700 Seiten<br />

umfasst, wird in zwei Teilbänden erscheinen und einen eigenen Index erhalten. An<br />

einer ersten Revision beteiligten sich Katja Lubitz und Renate Heinrich.<br />

Akademienvorhaben 337


IG IV 2 (Argolis): Erkki Sironen (Helsinki) arbeitete <strong>im</strong> Oktober in Korinth abschließend<br />

an den spätantiken Inschriften <strong>der</strong> Stadt und fertigte über 1.000 Photos<br />

<strong>der</strong> noch vorhandenen Stücke an. Es gelangen ihm zahlreiche Zusammenfügungen<br />

von Fragmenten. Für 2014 ist ein längerer Aufenthalt in <strong>Berlin</strong> geplant, um den<br />

entsprechenden Corpusband (IG IV 2 4) auszuführen. – Auf seiner Reise als Stipendiat<br />

des Deutschen Archäologischen Instituts/Kommission für Alte Geschichte und<br />

Epigraphik München hat Sebastian Prignitz die Inschriften in Museum von Sikyon<br />

aufgenommen und in Abklatsch und Photo dokumentiert.<br />

IG IX 1 2 , 6 (Phokis, Doris): Denis Rousset (Paris) hat ein erstes spec<strong>im</strong>en, die<br />

Inschriften <strong>der</strong> Doris, eingereicht, um hieran die Modalitäten des künftigen Corpusbandes<br />

zu erörtern. Die Bearbeitung <strong>der</strong> Inschriften von Kalapodi liegt in den Händen<br />

von Sebastian Prignitz.<br />

Peter Funke hat bei <strong>der</strong> DFG erfolgreich ein Projekt zur Restaurierung und Edition<br />

von etwa 80 unpublizierten Inschriften aus Dodona in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Antikensammlung<br />

beantragt. Die Restaurierung wird wie<strong>der</strong> in den bewährten Händen von Helmut<br />

Franke (Potsdam) liegen, <strong>der</strong> vor einigen Jahren mit Mitteln des Exzellenzclusters<br />

TOPOI die in <strong>Berlin</strong> liegenden Fluchtafeln <strong>der</strong> Sammlung Wünsch für die wissenschaftliche<br />

Bearbeitung gerettet hat.<br />

IG XII 4 (Kos): Im Oktober 2012 war Klaus Hallof erneut auf <strong>der</strong> Insel Kos, um<br />

zusammen mit D<strong>im</strong>itris Bosnakis einen bedeutenden epigraphischen Neufund aufzunehmen:<br />

ein Verzeichnis von mehr als 1.500 Einwohnern griechischer und römischer<br />

Provenienz, die für den Kult des Kaisers Augustus Geld spendeten. Mit 3,23 x 1,45 x<br />

0,49 m handelt es sich um die größte bislang auf Kos gefundenen Marmorstele.<br />

IG XV 2 (Zypern, Alphabetinschriften). Daniela Summa arbeitete vom 22. Oktober<br />

bis 21. November 2012 auf Zypern. Unterstützt von Maria Kantirea (Universität<br />

Nikosia) hat sie 304 Inschriften <strong>im</strong> Museum von Nikosia aufgenommen, vermessen,<br />

abgeklatscht und photographiert. Das Corpusprojekt genießt die volle Unterstützung<br />

des Antikendienstes <strong>der</strong> Insel und vor allem von Ino Nikolaou, <strong>der</strong> bedeutendsten<br />

Autorität auf dem Gebiet <strong>der</strong> kyprischen Epigraphik.<br />

IG XVI (defixiones): Ja<strong>im</strong>e Curbera hat die <strong>Arbeit</strong> an den attischen Fluchtafeln<br />

in <strong>Berlin</strong> und Athen fortgesetzt und darüber auf einem Kongress <strong>im</strong> Juni 2012 in<br />

Hamburg berichtet. Mit Mitteln aus dem Exzellenzcluster Topoi II wird er in den<br />

Jahren 2013–2015 für die Erarbeitung des Corpus defixionum Atticarum freigestellt.<br />

Höhepunkt <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> war <strong>der</strong> XIV. Internationale Kongress für griechische<br />

und lateinische Epigraphik vom 27. bis 31. August 2012 in <strong>Berlin</strong>, an dessen Vorbereitung<br />

und Durchführung <strong>der</strong> Projektleiter, die Mitarbeiter sowie die studentischen<br />

Hilfkräfte und Praktikantinnen Katja Lubitz, Elisabetta Lupi und Marina Veksina<br />

maßgeblich beteiligt waren. Mit <strong>der</strong> Broschüre Imagines Epigraphicorum wurden<br />

338 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


den Teilnehmern des Kongresses 27 Biogramme deutscher Epigraphiker überreicht,<br />

die die 197-jährige Geschichte des griechischen Inschriftenwerkes an <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er<br />

Akademie geprägt und gestaltet haben.<br />

An <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle hat Klaus Hallof die Bearbeitung <strong>der</strong> Inschriften für den<br />

Neuen Overbeck (siehe http://www.overbeckprojekt.de) und für das <strong>Berlin</strong>er Skulpturennetzwerk<br />

<strong>der</strong> Antikensammlung weitgehend abgeschlossen. Sebastian Prignitz<br />

ist seit 1. Oktober 2012 wie<strong>der</strong> in den IG tätig, nachdem er auf seiner Stipendiatenreise<br />

unter an<strong>der</strong>em für den Neuen Overbeck in Rom (Forum Romanum), Olympia,<br />

Messene, Rhodos, Oropos, Chaironeia und Hyettos gearbeitet hat. Als studentische<br />

Hilfskräfte waren Katja Lubitz und Marina Veksina <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> in den IG tätig.<br />

Frau Veksina hat <strong>im</strong> Dezember ihre Dissertation Untersuchungen zum Wackernagelschen<br />

Gesetz <strong>im</strong> archaischen Griechisch am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften<br />

<strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong> eingereicht.<br />

Das Archiv erhielt durch Elmar Schwerthe<strong>im</strong> (Münster) eine bedeutende Schenkung<br />

aus dem Nachlass von Werner Peek. Dabei handelt es sich vor allem um etwa<br />

400 Abklatsche attischer Provenienz, die in den 30er Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

durch Johannes Kirchner für das attische Corpus angefertigt worden sind. Im Zusammenhang<br />

mit dem Skulpturennetzwerk kamen Abklatsche von mehr als 70 Inschriften<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Antikensammlung hinzu, ferner etwa 50 Abklatsche <strong>der</strong> Inschriften <strong>im</strong><br />

Museum von Sikyon.<br />

Nach dem Vorbild <strong>der</strong> bewährten Bürsten des Epigraphischen Museums Athen<br />

stellte <strong>der</strong> letzte noch tätige Bürstenmacher <strong>Berlin</strong>s, Volker Schrö<strong>der</strong>, mit großer<br />

Meisterschaft fünfzig Abklatschbürsten her, die sich auf Zypern und Kos bereits<br />

ausgezeichnet bewährt haben.<br />

Für die Ausstellung „Mythos Olympia: Kult und Spiele“ <strong>im</strong> Martin-Gropius-Bau<br />

(21. August 2012 – 7. Januar 2013) wurden mehrere Abklatsche zur Verfügung<br />

gestellt, die die Bedeutung Olympias für die Beurkundung politischer und rechtlicher<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> griechischen Poleis illustrieren.<br />

Vorträge<br />

Curbera, Ja<strong>im</strong>e: „Introducción a las técnicas epigráficas. El calco“. Universidad<br />

Complutense, Madrid, 20. April 2012.<br />

Ders.: „The Matriality of the Greek Defixiones“. Tagung „The Materiality of Magic“,<br />

Universität Köln, 23.–26. Mai 2012.<br />

Ders.: „Defixiones“. Colloquium Atticum I, Universität Hamburg, 14.–15. Juni 2012.<br />

Hallof, Klaus: „Zur Geschichte des Corpus defixionum“. Colloquium Atticum I,<br />

Universität Hamburg, 14.–15. Juni 2012.<br />

Akademienvorhaben 339


Publikationen<br />

Curbera, Ja<strong>im</strong>e: Inscripciones griegas. In: Hispania epigraphica 18 (Madrid, Univ.<br />

Complutense 2012), pass<strong>im</strong>.<br />

Hallof, Klaus: Inscriptiones Graecae: Imagines epigraphicorum – Epigraphikerbildnisse.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012, 48 S.<br />

Ders.: Die Inschriften von Olympia. In: Mythos Olympia. Kult und Spiele. Ausstellungskatalog,<br />

München [u. a.] 2012, S. 190–191.<br />

Ders.: Katalogeinträge: 6/1 – 6/4. 6/6 – 6/7. In: Mythos Olympia. Kult und Spiele.<br />

Ausstellungskatalog, München [u. a.] 2012, S. 428–430.<br />

Ders./Herrmann, Klaus/Prignitz, Sebastian: Alte und neue Inschriften aus Olympia,<br />

I. In: Chiron 42 (2012), S. 213–238.<br />

Prignitz, Sebastian/Poethke, Günther/Vaelske,Veit: Aktenbuch des Aurelios Philammon<br />

– Prozessberichte, Annona militaris und Magie in BGU IV 1024–1027.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012 (= Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete, Beiheft 34).<br />

Ders.: Ein Augustuspriester des Jahres 27 v. Chr. In: Zeitschrift für Papyrologie<br />

und Epigraphik 178 (2011), S. 210–214.<br />

Summa, Daniela: L’archivio delle Inscriptiones Graecae. In: Anabases 16 (2012),<br />

S. 267–274.<br />

Turfanforschung<br />

Die Mitarbeiter <strong>der</strong> Turfanforschung haben ihre Editionstätigkeit fortgesetzt und sich<br />

weiterhin am universitären Unterricht beteiligt. Susann Rabuske hat ihre Vertreterin<br />

Iris Colditz am 1. September 2012 abgelöst. Die Zusammenarbeit <strong>im</strong> Internationalen<br />

Dunhuang-Projekt wurde fortgesetzt. Die letzte Phase <strong>der</strong> Digitalisierung <strong>der</strong> Turfansammlung<br />

wurde erfolgreich abgeschlossen. Die Mitarbeiter haben ihre <strong>Arbeit</strong> in<br />

Vorträgen <strong>im</strong> In- und Ausland präsentiert.<br />

Mit dem Tod Werner Sun<strong>der</strong>manns am 12. Oktober 2012 hat die Turfanforschung<br />

nicht nur einen ehemaligen Mitarbeiter und <strong>Arbeit</strong>sstellenleiter verloren, son<strong>der</strong>n<br />

auch einen hervorragenden Gelehrten, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> ganzen Welt geschätzt wurde und<br />

uns in vielfacher Weise zur Seite gestanden hat.<br />

Stand <strong>der</strong> monographischen Editionen<br />

Altuigurische Fragmente mit Brāhmī-Elementen (Yukiyo Kasai)<br />

Die Editionsarbeit wird fortgesetzt. Während <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> in diesem Jahr konnten<br />

47 weitere Fragmente durch die Zusammensetzung, die auf Basis <strong>der</strong> chinesischen<br />

Vor<strong>der</strong>seite durchgeführt werden kann, in diese Fragmentgruppe aufgenommen<br />

340 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


werden. Die Zahl <strong>der</strong> Fragmente stieg dadurch von 156 auf 203, und weiterer Zuwachs<br />

in dieser Gruppe ist möglich. Diese <strong>Arbeit</strong> wird voraussichtlich Ende 2013<br />

abgeschlossen werden.<br />

„Rede <strong>der</strong> Lebendigen Seele“ (Werner Sun<strong>der</strong>mann)<br />

Der ehrenamtliche Mitarbeiter Werner Sun<strong>der</strong>mann hat mit Hilfe von Susann Rabuske,<br />

Iris Colditz und Desmond Durkin-Meisterernst seine Edition <strong>der</strong> Fragmente des<br />

mittelpersischen manichäischen Verstexts zusammen mit <strong>der</strong> sogdischen Teilversion<br />

<strong>im</strong> Sommer 2012 fertig gestellt. Das Buch ist <strong>im</strong> Herbst erschienen.<br />

Sogdische Fragmente in manichäischer Schrift (Desmond Durkin-Meisterernst)<br />

Die Erfassung <strong>der</strong> sogdischen Fragmente in manichäischer Schrift wurde fortgeführt.<br />

Im kommenden Jahr wird die Edition fertig gestellt werden können. Die <strong>Arbeit</strong> am<br />

Wörterbuch zu den veröffentlichten manichäisch-sogdischen Texten hat Nicholas<br />

S<strong>im</strong>s-Williams zum Abschluss geführt. Das Buch ist inzwischen erschienen.<br />

Tantrische Texte (Abdurishid Yakup)<br />

Nach Beendigung <strong>der</strong> Vertretung <strong>der</strong> Professur für Turkologie/Altaistik an <strong>der</strong><br />

Goethe-Universtität Frankfurt/Main am 15. Februar 2012 hat Abdurishid Yakup<br />

die Edition <strong>der</strong> bisher unpublizierten tantrischen uigurischen Texte in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er<br />

Turfansammlung fortgesetzt. Bis zum 30. September 2012 konnte er die Edition <strong>der</strong><br />

meisten wichtigen Texte <strong>der</strong> altuigurischen Apar<strong>im</strong>itāyus-Literatur an <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er<br />

Turfansammlung abschließen. Ab Oktober 2012 hat er die letzte Kontrolle <strong>der</strong> Lesungen,<br />

Übersetzungen und Kommentare durchgeführt. Ab Januar 2013 arbeitet er am<br />

analytischen Wörterverzeichnis <strong>der</strong> bearbeiteten altuigurischen Apar<strong>im</strong>itāyus-Texte<br />

und plant bis Mai 2013, die Edition vollständig vorzulegen.<br />

Sonstige <strong>Arbeit</strong>en<br />

Mit den durch die Vertretungstätigkeit von Abdurishid Yakup freigewordenen Mitteln<br />

hat die Turfanforschung wie <strong>im</strong> letzten Jahr Koichi Kitsudo (Ryūkoku-Universität<br />

Kyoto) eingeladen, <strong>im</strong> August in <strong>Berlin</strong> seine Edition des altuigurischen<br />

Lehrtextes fortzuführen.<br />

Mit einem Stipendium des DAAD kam Nazar Nazarov (Institut für Sprache <strong>der</strong><br />

Tadschikischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften) für drei Monate in die Turfanforschung<br />

und digitalisierte Texte in Ischkasch<strong>im</strong>, einer neuiranischen Sprache des<br />

Pamir. Er hat an einem Workshop zu den Pamirsprachen mitgewirkt (s. u. Collegium<br />

Turfanicum). Weitere DAAD-finanzierte Gäste <strong>der</strong> Turfanforschung <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong><br />

waren Adam Benkato (Doktorand in SOAS, London) und Mihaela T<strong>im</strong>uş (Institut<br />

für Religionsgeschichte, Rumänische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften).<br />

Akademienvorhaben 341


Digitalisierung<br />

Die letzte Phase <strong>der</strong> von <strong>der</strong> DFG finanzierten und in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

KOHD-<strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>Berlin</strong> und <strong>der</strong> Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> durchgeführten Digitalisierung<br />

<strong>der</strong> Turfansammlung wurde erfolgreich abgeschlossen. Zusätzlich zu den<br />

vorgesehenen Aufgaben war es durch eine von <strong>der</strong> DFG bewilligte Umdisponierung<br />

von eingesparten Mitteln möglich, auch die vor <strong>der</strong> ersten Phase <strong>der</strong> noch 1996<br />

erstellten analogen Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> tocharischen Fragmente einzuscannen und sie in auf<br />

den IDP-<strong>Server</strong> <strong>Berlin</strong> abzulegen, wo sie für das Wiener Projekt A Comprehensive<br />

Edition of Tocharian Manuscripts zur Verfügung stehen.<br />

Lehre<br />

Abdurishid Yakup setzte seine Lehrtätigkeit <strong>im</strong> Rahmen seiner Professur an <strong>der</strong><br />

Minzu-Universität Beijing fort. Unter seiner Leitung hat die Minzu eine internationale<br />

Tagung zur Philologie Zentralasiens durchgeführt. Desmond Durkin-Meisterernst<br />

hat am Institut für Iranistik <strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong> <strong>im</strong> Sommersemester 2012<br />

die Veranstaltung „Introduction to Eastern Middle Iranian; Bactrian“ und <strong>im</strong> Wintersemester<br />

2012/2013 die Veranstaltung „Iranische Sprachen <strong>der</strong> Seidenstraße“ durchgeführt.<br />

Auf <strong>der</strong> Sommerschule in Leiden vom 16. bis 27. Juli 2012 hat er die Kurse<br />

„Bactrian“ und „Khotanese“ gegeben. Yukiyo Kasai hat am Institut für Turkologie<br />

an <strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong> <strong>im</strong> Sommersemester 2012 ein Seminar „Einführung<br />

ins Alttürkische“ und <strong>im</strong> Wintersemester 2012/2013 ein Seminar „Lektüre <strong>der</strong> alttürkischen<br />

Texte“ angeboten. Ferner hat sie zwei Praktikantinnen, Nikan Tiouri und<br />

Anne Riemer, betreut. Desmond Durkin-Meisterernst und Christiane Reck (KOHD –<br />

<strong>Berlin</strong>) haben am 27. September 2012 ganztägig einige mittelpersische Texte <strong>der</strong><br />

Turfansammlung den Teilnehmern <strong>der</strong> Sommerschule „Pahlavi Papyrology“ des<br />

Instituts für Iranistik <strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong> erläutert.<br />

Weiterhin betreut Desmond Durkin-Meisterernst die Sparte Iranistik in <strong>der</strong> Orientalistischen<br />

Literaturzeitschrift.<br />

Publikationen<br />

Monographien<br />

S<strong>im</strong>s-Williams, Nicholas/Durkin-Meisterernst, Desmond: Dictionary of Manichaean<br />

Sogdian and Bactrian. Turnhout 2012 (= Fontium Manichaeorum. Dictionary of<br />

Manichaean texts. Vol. III. Texts from Central Asia and China. Part 2).<br />

Sun<strong>der</strong>mann, Werner: Die Rede <strong>der</strong> Lebendigen Seele: ein manichäischer Hymnenzyklus<br />

in mittelpersischer und soghdischer Sprache. Unter Mitarbeit von Desmond<br />

Durkin-Meisterernst. Turnhout 2012 (= <strong>Berlin</strong>er Turfantexte XXX).<br />

342 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Aufsätze<br />

Durkin-Meisterernst, Desmond: Eznik on Manichaeism. In: Iran and the Caucasus<br />

16 (2012), S. 79–89.<br />

Ders.: Translation features in Sogdian texts translated from Middle Persian and<br />

Parthian, some observations. In: Academia Turfanica (Hg.): Yuyan beihou de<br />

lishi—Xiyu gudian yuyanxue gaofeng luntan lunwenji. Shanghai 2012, S. 32–40<br />

(Engl. Nebentitel: The History behind the Languages: Essays of Turfan Forum<br />

on Old Languages of the Silk Road).<br />

Ders.: Current work on the Sogdian texts in the <strong>Berlin</strong> Turfan Collection. In: Popova,<br />

Irina/ Liu Yi (Hg.): Dunhuang Studies: Prospects and problems for the coming<br />

second century of research. St. Petersburg 2012, S. 35–38.<br />

Kasai, Yukiyo: The Non-Chinese Materials in the <strong>Berlin</strong> Turfan Collection and their<br />

edition. In: Lushun Museum & Ryūkoku Universität (Hg.): Buddhist Manuscripts<br />

Excavated in Central Asia. Kyoto 2012, S. 133–143.<br />

Dies.: Die alttürkischen Wörter aus Natur und Gesellschaft in chinesischen Quellen<br />

(6. und 9. Jh.) – Der Ausgangsterminus <strong>der</strong> chinesischen Transkription tû jué<br />

突 厥 –. In: Heuer, Brigitte/Kellner-Heinkele, Barbara/Schönig, Claus (Hg.): Die<br />

Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schöpfung. Mensch und Natur in <strong>der</strong> türksprachigen Welt. Würzburg<br />

2012, S. 81–141 (= Istanbuler Texte und Studien, Bd. 9).<br />

Dies.: The Edition of the Old Turkish Commentary on the V<strong>im</strong>alakîrtinirdeśa-Sūtra.<br />

In: Huang, Jianming/Nie, Hongyin/Ma, Lan (Hg.): Shoujie zhongguo shaoshu<br />

minzu guji wenxian guoji xueshu yantaohui lunwenj. Beijing 2012, S. 401–409<br />

(Engl. Nebentitel: Proceedings of the 1st International Conference on Ancient<br />

Manuscripts and Literatures of the Minorities in China).<br />

Dies.: Die uigurischen buddhistischen Kolophone. In: Jahrbuch <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften zu Göttingen 2011. Göttingen 2012, S. 202–206.<br />

Dies.: The Outline of the Old Turkish commentary on the V<strong>im</strong>alakīrtinirdeśa-Sūtra.<br />

In: Popova, Irina/Liu Yi (Hg.): Dunhuang Studies: Prospects and problems for<br />

the coming second century of research. St. Petersburg 2012, S. 106–111.<br />

Yakup, Abdurishid: Old Uyghur translations of the Fu-Vajracchedikā and the establishment<br />

of a critical Chinese edition. In: Popova, Irina/Liu Yi (Hg.): Dunhuang<br />

Studies: Prospects and problems for the coming second century of research.<br />

St. Petersburg 2012, S. 293–298.<br />

Ders.: Multilingual source of the Old Uyghur translation of the Ārya-apar<strong>im</strong>itāyurjñāna-nāma-mahāyāna<br />

Sūtra. In: Turfan Academy (Hg.): Yuyan beihou de lishi—<br />

Xiyu gudian yuyanxue gaofeng luntan lunwenji. Shanghai 2012, S. 61–73 (Engl.<br />

Nebentitel: History behind the language: Papers of Turfan Forum on Historical<br />

Languages of Western Region).<br />

Akademienvorhaben 343


Ders.: An Old Uyghur fragment of the Lotus Sūtra from the Krotkov collection in<br />

St. Petersburg. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungarica 64 (2012) 4,<br />

S. 411–426.<br />

Ders.: Beijing Daxue Tushuguan cang Huihuwen „Xiningwang Sula<strong>im</strong>an zan“ xintan<br />

[New investigation on the Old Uyghur praise of the Xiningwang Sula<strong>im</strong>an preserved<br />

in the Peking University Library]. In: Xiyu Wenshi/The Western Regions<br />

Literature and History 6 (2012), S. 61–77.<br />

Ders.: The Dīwān of Mahmūd Al-Kāšγarī and Mo<strong>der</strong>n Uyghur linguistic identity.<br />

In: Develi, Hayati/Kaçalin, Mustafa S./Kıral, Filiz/Ölmez, Mehmet/Çulha, Tülay<br />

(Hg.): The Dīwānu Luġāti’t-Turk International Symposium: In commemoration of<br />

Mahmūd Al-Kāšγarī’s 1000th birthday. Istanbul 2012, S. 85–99 (in türk. Sprache<br />

S. 101–114).<br />

Zieme, Peter: A new manuscript of the Old Uigur translation of the Xuanzang Biography<br />

among the Bezeklik fragments. In: Turpanological Research 2 (2011),<br />

S. 142–144.<br />

Ders.: Some notes on Old Uigur translations of Buddhist commentaries. In: Annual<br />

Report of the International Research Institute for Advanced Buddhology at Soka<br />

University for the Academic Year 2011, XV (2012), S. 147–160.<br />

Ders.: Über Wunschbäume, Schlangen und eine altuigurische Erzählung. In: Die<br />

Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schöpfung. Mensch und Natur in <strong>der</strong> türksprachigen Welt. Würzburg<br />

2012, S. 205–215 + S. 327–332 (Tafeln) (= Istanbuler Texte und Studien,<br />

Bd. 9).<br />

Ders.: An Old Uigur idiyut Text. In: Academia Turfanica (Hg.): Yuyan beihou de<br />

lishi—Xiyu gudian yuyanxue gaofeng luntan lunwenji. Shanghai 2012, S. 1–12<br />

(Engl. Nebentitel: The History behind the Languages: Essays of Turfan Forum<br />

on Old Languages of the Silk Road).<br />

Ders. with Zhang Tieshan: A new fragment of an unknown commentary to the<br />

Yuanjue jing. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae 65 (2012),<br />

S. 419–426.<br />

Ders. with Zhang Tieshan: A terminology list in Old Uigur. In: Acta Orientalia<br />

Academiae Scientiarum Hungaricae 65 (2012), S. 261–270.<br />

Vorträge<br />

Durkin-Meisterernst, Desmond/Morano, Enrico: Präsentation <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

Edition Mani’s Psalms (<strong>Berlin</strong>er Turfantexte XXVII), Turin, 30. Januar 2012.<br />

Ders.: „The Sogdian versions of the Acts of the Persian Martyrs“, Workshop zum<br />

christlichen Orient in <strong>der</strong> School of Oriental and African Studies, London,<br />

5. Mai 2012.<br />

344 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Ders.: „Manichaeism, Buddhism and Christianity in Turfan“, Vortrag auf dem<br />

Workshop „Between Imagination and Encounter: Religious Cultures in Contact<br />

in Pre-Mo<strong>der</strong>n Central Asia and its Bor<strong>der</strong>s“, Käte Hamburger Kolleg, Bochum,<br />

5. Juni 2012.<br />

Ders.: „Sogdian texts“, Vortrag auf <strong>der</strong> Tagung „Rediscovering the Silk Route“,<br />

Mansehra, Pakistan, 5.–8. September 2012.<br />

Ders.: „Manichaeism’s position relative to Zoroastrianism“, Käte Hamburger Kolleg,<br />

Bochum, 12. November 2012.<br />

Ders.: „Was Manichaeism a merchant religion?“, International Conference on Turfan<br />

Studies and Forum on Coins and Silk, Turfan Academy, Turfan, China, 19.–21. Oktober<br />

2012.<br />

Ders.: „Presentation of W. Sun<strong>der</strong>mann’s edition of the ‚Speech of the Living Soul‘<br />

and some comments on the text“, „International Symposium on Central Asian<br />

Philology“, Minzu-Universität, Peking, 23.–25. November 2012.<br />

Kasai, Yukiyo: „The Old Turkish text based on the Abhidharmakośa-bhāsya“, International<br />

Symposium on Central Asian Philology, Minzu-Universität, Peking,<br />

23.–25. November 2012.<br />

Yakup, Abdurishid: „The Khotan dialect of Uyghur as seen in Jarring’s transcription<br />

texts“, „Kashgar Revisited“, Workshop to commemorate the 10th anniversary of<br />

the death of Ambassador Gunnar Jarring, Nordic Institute of Asian Studies University,<br />

Kopenhagen, 10.–12. Mai 2012.<br />

Ders.: „Problems of documentation of endangered Turkic dialects: The case of the<br />

Lopnor dialect of Uyghur“, „Endangered Turkic Languages and Cultures“, The<br />

4th International Turkish Research Symposium, Turkish Studies Institute of<br />

Hacettepe University, Ankara, Türkei, 23.–26. Mai 2012.<br />

Ders.: „The Erntesegen text in Old Uyghur and agricultural life of Turfan between<br />

the 13th and 14th centuries“ (in chin. Sprache), International Conference on Turfan<br />

Studies and Forum on Coins and Silk, Turfan Academy, Turfan, China, 19.–22. Oktober<br />

2012.<br />

Ders.: „Content and poetic structure of late Old Uyghur poems“, Gastvortrag anlässlich<br />

<strong>der</strong> Verleihung einer Honorarprofessur von <strong>der</strong> Nordwest Minzu-Universität,<br />

Lanzhou, China, 16. November 2012.<br />

Ders.: „Corpus of Old Uyghur Poetry. Keynote“, International Symposium on Central<br />

Asian Philology, Minzu-Universität, Peking, China, 23.–25. November 2012.<br />

Akademienvorhaben 345


Collegium Turfanicum<br />

Im Jahr 2012 wurden folgende Veranstaltungen gehalten:<br />

59. am 27. April 2012<br />

Zu Ehren des 70. Geburtstags von Peter Zieme<br />

Jens Peter Laut (Universität Göttingen): „Splitter aus den höllischen Welten <strong>im</strong><br />

uigurischen Buddhismus und <strong>im</strong> frühen türkischen Islam“.<br />

S<strong>im</strong>one-Christiane Raschmann (KOHD Göttingen, <strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>Berlin</strong>): „Reisen<br />

bildet! Auf dem Weg zu den Zehn Höllenkönigen“.<br />

60. am 13. Juni 2012<br />

Christiane Reck (KOHD Göttingen, <strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>Berlin</strong>): „Mani als Maler“.<br />

61. am 11. Juli 2012<br />

Bijan Gheiby (Bielefeld): „Die dualistische Lehre Zarathustras und die deutschen<br />

Kulturphilosophen“.<br />

62. am 8. August 2012<br />

Workshop „Sprachen des Pamir“ mit Beiträgen von Nazar Nazarov (Institut für<br />

Sprache <strong>der</strong> Tadschikischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften), „Ishkash<strong>im</strong>“; Zarifa<br />

Nazarova (Institut für Sprachwissenschaft Moskau) „The traditional house in the<br />

Pamirs“; Lena Karvovskaya (Potsdam), „Tense and Mood interactions in Ishkash<strong>im</strong>“<br />

und Chroshanbe Goibnazarov (<strong>Berlin</strong>), „Music is universal…its meaning is not“ und<br />

anschließend als Abendvortrag Zarifa Nazarova, Nazar Nazarov: „Ischkasch<strong>im</strong>, eine<br />

Pamirsprache“.<br />

63. am 13. September 2012<br />

Kazuyuki Enami (Ryūkoku University, Kyoto): „Looking at Central Asian History<br />

through the Scientific Analysis of Old Paper.“<br />

Mittelalterzentrum<br />

Glasmalereiforschung des Corpus Vitrearum Medii Aevi (CVMA)<br />

Ute Bednarz hat die Bearbeitung am CVMA-Band XX,1 (Die mittelalterlichen Glasmalereien<br />

in Thüringen – ohne Erfurt und Mühlhausen) mit den Beständen <strong>der</strong><br />

Klassik Stiftung We<strong>im</strong>ar, <strong>der</strong> Wartburgstiftung Eisenach sowie <strong>der</strong> Kirchen in Silkerode<br />

und Veitsberg fortgesetzt. Im Zentrum stand die Rekonstruktion <strong>der</strong> miteinan<strong>der</strong><br />

346 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


verbundenen, in das ausgehende 18. Jahrhun<strong>der</strong>t zurückreichenden Sammlungsgeschichten<br />

<strong>der</strong> in den beiden Stiftungen zusammengeführten Bestände an Glasmalerei<br />

anhand des sehr umfangreichen, zu weiten Teilen unsortierten Quellenmaterials.<br />

Monika Böning hat für den CVMA-Band XIX,4 (Die mittelalterlichen Glasmalereien<br />

<strong>im</strong> Havelberger Dom, in <strong>der</strong> Marienkirche zu Beetzendorf und die Scherbenfunde<br />

in <strong>der</strong> ehemaligen Prämonstratenserkirche Jerichow) die <strong>Arbeit</strong>en zur Baugeschichte<br />

des ehemaligen Prämonstratenserstiftes Jerichow wie auch zum Stil <strong>der</strong><br />

dortigen Scherbenfunde aufgenommen. Gleichermaßen wurde mit <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Glasmalereien in <strong>der</strong> Kirche zu Beetzendorf begonnen. Zwei Druckfahnen zum<br />

Manuskript des CVMA-Bandes XIX,3 (Die mittelalterlichen Glasmalereien in Salzwedel)<br />

wurden korrigiert, ebenso die Andrucke <strong>der</strong> Figuren und Abbildungen für<br />

diesen Band. Darüber hinaus hat Monika Böning für das XXVI. Internationale Colloquium<br />

des CVMA (s. u.) einen Vortrag erarbeitet.<br />

Frank Martin hat für den CVMA-Band XIX,5 (Die mittelalterlichen Glasmalereien<br />

in Sachsen-Anhalt, Süd) die Glasmalereien <strong>im</strong> Ostchor des Naumburger Doms weiter<br />

bearbeitet, eine erste Ortsbegehung <strong>im</strong> Hinblick auf den Ausbau <strong>der</strong> Glasmalereien<br />

für eine bislang noch ausstehende Bestandsaufnahme unternommen sowie die Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> Westchorverglasung begleitet, die von Guido Siebert <strong>im</strong> Rahmen eines<br />

Promotionsvorhabens mit Mitteln eines Werkvertrags durchgeführt wird. Zusammen<br />

mit Guido Siebert führte er <strong>im</strong> Wintersemester 2012/13 an <strong>der</strong> Freien Universität<br />

<strong>Berlin</strong> ein Seminar zum Thema „Der Naumburger Dom. Seine Ausstattung und Ausstrahlung“<br />

durch. Im Sommersemester ist Frank Martin zum Honorarprofessor <strong>im</strong><br />

Fach Kunstgeschichte an <strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong> ernannt worden, und <strong>im</strong> Oktober/November<br />

war er Fellow am Center for Advanced Study in the Visual Arts an<br />

<strong>der</strong> National Gallery in Washington.<br />

Markus Mock war für die CVMA-Bände XX,1 (s. o.) und XIX,5 (s. o.) mit <strong>der</strong><br />

Bearbeitung mehrerer Glasmalereibestände in Thüringen und Sachsen-Anhalt befasst,<br />

darunter die bedeutenden Verglasungen in <strong>der</strong> Johanneskirche Saalfeld und<br />

<strong>der</strong> Annenkirche Eisleben (beide um 1514). Im August unternahm er, zusammen<br />

mit dem Fotografen Holger Kupfer sowie Uwe Gast von <strong>der</strong> Freiburger <strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

des CVMA, eine Orientierungsreise durch Südthüringen und Nordbayern<br />

(20.–22. August 2012), um vor Ort die überlieferten Glasmalereibestände zu klären,<br />

die von beiden <strong>Arbeit</strong>sstellen gemeinsam bearbeitet werden sollen. Daneben nahm<br />

er am 9. und 10. Mai 2012 in Freiburg am Round-Table-Gespräch „Ausbildung,<br />

Werkstatt, Absatzmarkt. Die <strong>Arbeit</strong>sbedingungen <strong>der</strong> Glaser, Glasmaler und Maler<br />

<strong>im</strong> Spätmittelalter und <strong>der</strong> Frühen Neuzeit“ teil, das vom DFG-Projekt Zunftordnungen<br />

<strong>der</strong> Universität Trier organisiert wurde.<br />

Martina Voigt setzte <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> ihre Recherchen zu den Glasmalereien <strong>der</strong><br />

CVMA-Bände XIX,5 (s. o.) und XX,1 (s. o.) fort. Dazu gehörte die <strong>Arbeit</strong> in Archiven<br />

Akademienvorhaben 347


in Thüringen und Sachsen-Anhalt (abgeschlossen wurden in diesem Jahr die <strong>Arbeit</strong>en<br />

<strong>im</strong> Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Standort Wernigerode, und <strong>im</strong> Stadtarchiv<br />

Arnstadt; weitgehend abgeschlossen die <strong>Arbeit</strong>en <strong>im</strong> Goethe-Schiller-Archiv,<br />

We<strong>im</strong>ar). Neben die Recherche zu den erhaltenen Glasmalereien in den Archivbeständen<br />

trat in diesem Jahr auch die Aufnahme <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> zu Quellen über verlorene<br />

Glasmalereibestände in den Bearbeitungsgebieten. Die Regestenabschnitte <strong>der</strong> beiden<br />

CVMA-Bände wurden um insgesamt 280 neue Regestennummern zu 23 Standorten<br />

in Thüringen und 15 Standorten in Sachsen-Anhalt erweitert.<br />

Jenny Wischnewsky hat sich für den CVMA-Band XX,1 (s. o.) mit dem komplexen<br />

Bestand an mittelalterlichen Scheiben in <strong>der</strong> Arnstädter Liebfrauenkirche befasst<br />

und dabei insbeson<strong>der</strong>e die Verglasung des sogenannten Grafenfensters (um 1430)<br />

genau untersucht. Dem heute unvollständigen Bestand konnte eine in Bremen befindliche<br />

Glasmalerei sowie eine Scheibe in <strong>der</strong> Eisenacher Wartburgkapelle zugeordnet<br />

werden, <strong>der</strong>en Erhaltungszustand sodann aufgenommen und fotografisch dokumentiert<br />

wurde. Diese Ergebnisse wurden von ihr auf dem XXVI. Internationalen Colloquium<br />

des CVMA in Wien präsentiert (s. u.). Neben <strong>der</strong> Weiterführung <strong>der</strong> kunsthistorischen<br />

Einleitung begann sie mit <strong>der</strong> Erfassung weiterer Arnstädter Scheiben<br />

aus dem 14. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Der Fotograf Holger Kupfer hat die Bildbearbeitung einschließlich <strong>der</strong> Druckvorstufe<br />

für den CVMA-Band XIX,3 (s. o.) durchgeführt. Darüber hinaus war er zu<br />

Fotokampagnen in Potsdam, Haus <strong>der</strong> Brandenburg-Preußischen Geschichte (4 Aufnahmen<br />

eines Glasmalereifragments), in Erfurt, Restaurierungswerkstatt Rahfoth<br />

(84 Aufnahmen einer Glasmalerei von <strong>der</strong> Wartburg/Eisenach), in Erfurt, Angermuseum<br />

(420 Aufnahmen von 35 Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fenster I, sII, sIV und nII aus <strong>der</strong><br />

Erfurter Barfüßerkirche), in Greifswald, Dom St. Nikolai (43 Aufnahmen von mehreren<br />

hun<strong>der</strong>t Glasfragmenten), und in Mühlhausen/Thüringen, Marienkirche (circa<br />

1.500 Aufnahmen von 132 Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fenster I, sII und nII).<br />

Die digitale Retrokonversion erfasst mittlerweile rund 80 Prozent <strong>der</strong> analogen,<br />

großformatigen Farbdiapositive des Fotoarchivs und kann für dieses Format <strong>im</strong><br />

kommenden Jahr abgeschlossen werden. Die Bilddateien werden in einer Bilddatenbank<br />

verwaltet, die inzwischen 62.500 Datensätze umfasst.<br />

Vorträge<br />

Böning, Monika: „Glaubenstreue und Herrschaftsanspruch: Eine Glasmalereistiftung<br />

des brandenburgischen Markgrafen Friedrich II. (1440–1479) in die Johanniterkirche<br />

zu Werben“, XXVI. Internationales Colloquium, Wien, 12. September<br />

2012.<br />

348 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Martin, Frank: „Mittelalterliche Glasmalerei in <strong>der</strong> Ordensprovinz Saxonia“, Fachtagung<br />

des För<strong>der</strong>kreises Alte Kirchen <strong>der</strong> Luckauer Nie<strong>der</strong>lausitz e. V. in Kooperation<br />

mit den Städtischen Museen Zittau „Die Bettelorden in den beiden<br />

Lausitzen. Architektur und Kunst <strong>im</strong> Spiegel überregionaler Verbindungen“,<br />

Luckau, 9. März 2012.<br />

Wischnewsky, Jenny: „Das ‚Grafenfenster‘ <strong>der</strong> Liebfrauenkirche in Arnstadt. Eine<br />

illustrierte Genealogie auf Glas“, XXVI. Internationales Colloquium des CVMA,<br />

Wien, 13. September 2012.<br />

Publikationen<br />

Bednarz, Ute: Die Glasmalereisammlung des Grafen Hermann von Pückler-Muskau.<br />

In: Ayers, T<strong>im</strong>/Kurmann-Schwarz, Brigitte/Lautier, Claudine/Scholz, Hartmut (Hg.):<br />

Collections of Stained Glass and their Histories/Glasmalerei-Sammlungen und<br />

ihre Geschichte/Les collections de vitraux et leur histoire. Transactions of the<br />

25th International Colloquium of the Corpus Vitrearum in Saint Petersburg, The<br />

State Hermitage Museum, 2010. Bern u. a. 2012, S. 163–174.<br />

Martin, Frank: Ein kleiner Fund mit großen Folgen. Zu einem jüngst entdeckten<br />

Glasmalereifragment <strong>im</strong> Havelberger Dom. In: Helten, Leonhard (Hg.): Der<br />

Havelberger Dombau und seine Ausstrahlung. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 212–218.<br />

Ders.: Glasmalereien in <strong>der</strong> Ordensprovinz Saxonia. Glasmalereien aus dem Mittelalter.<br />

In: Pieper, Roland (Hg.): Kunst. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.<br />

Pa<strong>der</strong>born, München, Wien, Zürich 2012, S. 331–339 (= Geschichte <strong>der</strong> Sächsischen<br />

Franziskanerprovinz von <strong>der</strong> Gründung bis zum Anfang des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

Bd. 5).<br />

Monumenta Germaniae Historica (MGH)<br />

Siehe S. 389.<br />

Regesta Imperii (Quellen zur Reichsgeschichte) –<br />

Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440–1493)<br />

Im Februar 2012 wurde durch die Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> Literatur<br />

Mainz und die <strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften <strong>der</strong> Antrag<br />

für die Neufestsetzung <strong>der</strong> Laufzeit des Gesamtunternehmens Regesta Imperii und<br />

damit auch <strong>der</strong> Regesten Kaiser Friedrichs III. nach vorheriger intensiver Diskussion<br />

eingereicht. Am 18. und 19. Juli fand die Evaluierung in Mainz statt. In ihrer<br />

Akademienvorhaben 349


Beurteilung hoben die Gutachter die wissenschaftliche Bedeutung und Leistungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Regesta Imperii hervor und sprachen sich mit größtem Nachdruck für<br />

eine Neufestsetzung <strong>der</strong> Laufzeit bis zum Jahre 2033 aus.<br />

Bei <strong>der</strong> Evaluation konnte das von Eberhard Holtz bearbeitete Regestenheft <strong>der</strong><br />

Urkunden und Briefe Kaiser Friedrichs III. aus den Archiven und Bibliotheken <strong>der</strong><br />

Tschechischen Republik vorgelegt werden, das <strong>im</strong> Februar als Heft 26 <strong>der</strong> Reihe<br />

erschienen war. Der Bearbeiter hat danach die <strong>Arbeit</strong>en am Heft Norddeutschland/<br />

Skandinavien fortgeführt und die Bestände <strong>der</strong> Reichsarchive von Stockholm und<br />

Kopenhagen recherchiert. Aufgrund <strong>der</strong> umfangreichen Aktenbestände des Kopenhagener<br />

Archivs wird dort 2013 ein weiterer Besuch notwendig sein. Fortgesetzt<br />

wurde die Kommentierung <strong>der</strong> rund 350 Regesten, die <strong>im</strong> nächsten Jahr abgeschlossen<br />

werden soll.<br />

Elfie-Marita Eibl hat <strong>im</strong> Berichtszeitraum die Durchsicht <strong>der</strong> umfangreichen Bestände<br />

des Staatsarchivs Bamberg sowie <strong>der</strong> von dort an das Staatsarchiv Nürnberg<br />

zurückgegebenen Archivalien <strong>im</strong> wesentlichen beendet und die <strong>im</strong> Staatsarchiv<br />

Coburg vorhandenen Fri<strong>der</strong>iciana aufgenommen. Die Recherchen in den verbleibenden<br />

kleineren Stadt- und Adelsarchiven Oberfrankens sollen <strong>im</strong> nächsten Jahr<br />

abgeschlossen werden. Zugleich hat die Bearbeiterin die Anfertigung <strong>der</strong> Regesten<br />

von den mehr als 1.000 gefundenen Urkundennachweisen fortgeführt.<br />

Volker Manz setzte in Verbindung mit den Kollegen <strong>der</strong> Mainzer <strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

die Kumulierung des Gesamtregisters <strong>der</strong> Regesten Friedrichs III. für die Regesta<br />

Imperii-online fort und arbeitete die Hefte 26 und 27 ein. Er ist an <strong>der</strong> in Mainz<br />

eingeleiteten Umstellung <strong>der</strong> Regesta Imperii-online auf ein neues Content-Management-System<br />

beteiligt und hat in diesem Zusammenhang die vorgesehene Veröffentlichung<br />

<strong>der</strong> zusammen mit <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er <strong>Arbeit</strong>sstelle Constitutiones et acta publica<br />

<strong>der</strong> MGH aufgebauten Datenbank mit den Urkunden Kaiser Karls IV. vorbereitet.<br />

Die Tätigkeit <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er <strong>Arbeit</strong>sstelle wurde in gewohnter Weise von den studentischen<br />

Hilfskräften Andreas Woche und Robert Weißmann durch Literaturrecherchen<br />

und Korrekturarbeiten unterstützt.<br />

Alle drei Mitarbeiter des Vorhabens besuchten <strong>im</strong> September 2012 den Historikertag<br />

in Mainz, an dem sich die Regesta Imperii mit einem eigenen Stand und <strong>Arbeit</strong>skreis<br />

beteiligten. Im Oktober nahmen Elfie-Marita Eibl und Eberhard Holtz an <strong>der</strong><br />

von den Regesta Imperii mitorganisierten Tagung anlässlich des 700. Jahrestages <strong>der</strong><br />

Kaiserkrönung Heinrichs VII. in Rom teil. Am Rande dieser Tagung wurden die<br />

<strong>im</strong> Jahre 2011 in Mainz und Prag geführten Verhandlungen über eine verstärkte<br />

Zusammenarbeit bei <strong>der</strong> Publikation von Regesten spätmittelalterlicher Herrscher,<br />

vornehmlich <strong>der</strong> Luxemburger, mit Fachkollegen aus Österreich, Luxemburg und<br />

<strong>der</strong> Tschechischen Republik fortgesetzt.<br />

350 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Publikationen<br />

Eibl, Elfie-Marita: Fern von Kaiser und Reich? Die Beziehungen zwischen Deutschem<br />

Orden und Reich in <strong>der</strong> Zeit Kaiser Friedrichs III. In: Blätter für deutsche<br />

Landesgeschichte 145/146 (2009/2010) S. 149–166.<br />

Holtz, Eberhard (Bearb.): Die Urkunden und Briefe aus den Archiven und Bibliotheken<br />

<strong>der</strong> Tschechischen Republik. Wien, We<strong>im</strong>ar, Köln 2012 (= Regesten Kaiser<br />

Friedrichs III. [1440–1493] nach Archiven und Bibliotheken geordnet hg. von<br />

Heinrich Koller, Paul-Joach<strong>im</strong> Heinig und Alois Nie<strong>der</strong>stätter, Heft 26).<br />

Kommission Zentrum Preußen – <strong>Berlin</strong><br />

Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-Forschung<br />

Am 14. September 2012 trat <strong>der</strong> wissenschaftliche Beirat <strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-Forschung<br />

zu seiner zehnten turnusmäßigen Beratung zusammen. Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Diskussion war die Perspektive <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-Forschung<br />

in <strong>der</strong> Zeit nach 2014.<br />

In <strong>der</strong> Reihe <strong>Berlin</strong>er Manuskripte zur Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-Forschung erschienen<br />

eine revidierte Neuauflage von Heft 28 sowie das Heft 35 (siehe Publikationen<br />

Leitner).<br />

Die Edition Alexan<strong>der</strong> von Humboldt. Gutachten zur Steingutfertigung in Rheinsberg<br />

1792 (Hg. Dagmar Hülsenberg und Ingo Schwarz unter Mitarbeit von Eberhard<br />

Knobloch und Romy Werther) erschien als Band 35 <strong>der</strong> Reihe Beiträge zur<br />

Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-Forschung. Der Band wurde <strong>im</strong> Oktober <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

in Rheinsberg vorgestellt. Ulrike Leitner schloss die <strong>Arbeit</strong> am Textkorpus des<br />

Briefwechsels Humboldt – Friedrich Wilhelm IV. ab. Thomas Schmuck führte die<br />

Edition des Briefwechsels zwischen Humboldt und Jean-Baptiste Boussingault fort<br />

(Hg. Ulrich Päßler und Thomas Schmuck). Der Briefwechsel Humboldt – Johann<br />

Franz Encke wurde als Kooperationsprojekt von Oliver Schwarz (Siegen) und Ingo<br />

Schwarz unter Mitarbeit von Eberhard Knobloch weiter bearbeitet. Romy Werther<br />

bereitete in Kooperation mit Fachwissenschaftlern den Briefwechsel zwischen Humboldt<br />

und Franz Bopp für die Edition vor.<br />

Petra Werner führte die <strong>Arbeit</strong> am Buchprojekt „Zwischen Naturwissenschaften<br />

und Kunst. Zu Alexan<strong>der</strong> von Humboldts Briefwechsel mit Künstlern“ fort. Im Zusammenhang<br />

damit erarbeitete sie ein Ausstellungskonzept zum selben Thema, das<br />

langfristig bearbeitet werden soll. Außerdem begann sie mit <strong>Arbeit</strong>en zu Humboldts<br />

Geographie <strong>der</strong> Pflanzen.<br />

Akademienvorhaben 351


Im Rahmen <strong>der</strong> gemeinsam mit dem Institut für Romanistik <strong>der</strong> Universität<br />

Potsdam (Ottmar Ette) herausgegebenen Internet-Publikation HiN. Internationale<br />

Zeitschrift für Humboldt-Studien erschienen <strong>im</strong> XIII. Jahrgang die Hefte 24 (April<br />

2012) und 25 (November 2012) (Mitherausgeber: Eberhard Knobloch, Redaktion:<br />

Tobias Kraft, Ulrich Päßler, Ingo Schwarz; siehe http://www.hin-online.de).<br />

Die kumulative digitale Bibliographie <strong>der</strong> unselbständig erschienenen Schriften<br />

A. v. Humboldts führte Ulrike Leitner weiter (http://avh.bbaw.de/uns).<br />

Zur Edition dieser Schriften <strong>im</strong> DFG-Projekt Deutsches Textarchiv wurden Zuarbeiten<br />

geleistet.<br />

Ingo Schwarz ergänzte die Chronologie wichtiger Lebensdaten Humboldts<br />

(http://www.bbaw.de/bbaw/Forschung/Forschungsprojekte/avh/de/Blanko.2004-12-<br />

14.3730549301#chronologische Uebersicht).<br />

Unter <strong>der</strong> Verantwortung von Regina Mikosch wurde die SQL-Datenbank Forschungsliteratur<br />

zu A. v. Humboldt weiter bearbeitet (http://avh.bbaw.de/biblio).<br />

Vorträge<br />

Knobloch, Eberhard: „Philosophie des Maßes und <strong>der</strong> Harmonie – Alexan<strong>der</strong> von<br />

Humboldts Denken und Handeln <strong>im</strong> Banne des Pythagoreismus“, Universität<br />

Regensburg, 18. Januar 2012.<br />

Ders.: „Humboldt und <strong>der</strong> Marquis de Laplace“, Internationale Tagung „‚Mein<br />

zweites Vaterland …‘ Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Frankreich“, <strong>Berlin</strong>, 22. September<br />

2012.<br />

Leitner, Ulrike: „‚Meine Reise soll ja facta, Beobachtungen, nicht bloß fata enthalten‘<br />

– Über A. v. Humboldts Reisewerk aus seinen Briefen und Tagebüchern“,<br />

Technische Universität, Institut für Romanistik, Dresden, 24. April 2012.<br />

Dies.: „Alexan<strong>der</strong> von Humboldt in Neuspanien“, Ibero-Amerikanisches Institut,<br />

<strong>Berlin</strong>, 13. September 2012.<br />

Dies.: „Das amerikanische Reisewerk – eine deutsch-französische Koproduktion“,<br />

Internationale Tagung „‚Mein zweites Vaterland …‘ Alexan<strong>der</strong> von Humboldt<br />

und Frankreich“, <strong>Berlin</strong>, 21. September 2012.<br />

Dies.: „‚… für die Geschichte <strong>der</strong> Wissenschaft ein nicht unwichtiges Document‘ –<br />

die kleineren Schriften Humboldts“, Alexan<strong>der</strong> von Humboldt Institut für Internet<br />

und Gesellschaft (HIIG), <strong>Berlin</strong>, 14. Dezember 2012.<br />

Schmuck, Thomas: „Claracs ‚Forêt vierge du Brésil‘ als erste wissenschaftliche<br />

Darstellung des Regenwaldes“. Internationale Tagung „‚Mein zweites Vaterland<br />

…‘ Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Frankreich“, <strong>Berlin</strong>, 22. September 2012.<br />

352 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Ders.: „Claracs „Forêt vierge du Brésil“ als erste wissenschaftliche Darstellung des<br />

Regenwaldes“. Museumskolloquium <strong>der</strong> Reihe „Objekt, Sammlung, Museum“,<br />

Naturkundemuseum, <strong>Berlin</strong>, 4. Dezember 2012.<br />

Schwarz, Ingo: „Alexan<strong>der</strong> von Humboldts europäischer Blick auf Amerika und<br />

Asien“, Universität Siegen, Fachbereich Didaktik <strong>der</strong> Physik, 7. März 2012.<br />

Ders.: „Alexan<strong>der</strong> von Humboldt’s Interest in the Supplies of Precious Metals and<br />

their Impact on the Economy“, 36th Annual Symposium, Society for German-<br />

American Studies, Lawrence, Kansas, USA, 13. April 2012.<br />

Ders: „Alexan<strong>der</strong> von Humboldt – ein Weltbürger in <strong>Berlin</strong>“, Technische Universität,<br />

Institut für Romanistik, Dresden, 5. Juni 2012.<br />

Ders. (mit Frank Holl und Eberhard Schulz-Lüpertz) „‚Nie war ein Wunsch so lebhaft<br />

in mir, als jetzt <strong>der</strong> Wunsch nach Erz.‘ Das Wirken Alexan<strong>der</strong> von Humboldts<br />

in Franken“, Symposium „220 Jahre Humboldt in Franken“ des Kulturforums<br />

Alexan<strong>der</strong> von Humboldt, Goldkronach, 27. Juli 2012.<br />

Ders.: „Franzosen in Alexan<strong>der</strong> von Humboldts Adressenbuch <strong>der</strong> 1840er und<br />

1850er Jahre“, Internationale Tagung „‚Mein zweites Vaterland …‘ Alexan<strong>der</strong><br />

von Humboldt und Frankreich“, <strong>Berlin</strong>, 21. September 2012.<br />

Werner, Petra: „‚Dem König haben die Aquarelle Ihres so talentvollen Sohnes sehr,<br />

sehr gefallen‘: Über den Maler Siegfried Massmann“, Salon Sophie Charlotte<br />

2012 zum Jahresthema ArteFakte. Wissen ist Kunst – Kunst ist Wissen, <strong>Berlin</strong>,<br />

21. Januar 2012.<br />

Dies.: „Heilwasser, Politik, Wissenschaft, Kunsthandel, Entertainment – Humboldts<br />

Netzwerk auf Kur“. Universität Istanbul, 7. Juni 2012.<br />

Dies.: „Der Naturwissenschaftler Alexan<strong>der</strong> von Humboldt als För<strong>der</strong>er von Künstlern<br />

in Preußen“, Festveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen des Christian-<br />

Daniel-Rauch-Museums, Bad Arolsen, 17. November 2012.<br />

Werther, Romy: „Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Antoine-Jean Letronne über die<br />

Hautfarbe <strong>der</strong> alten Ägypter“, Internationale Tagung „‚Mein zweites Vaterland …‘<br />

Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Frankreich“, <strong>Berlin</strong>, 22. September 2012.<br />

Veranstaltungen<br />

Adler, Antje: „Gelebte Antike – Friedrich Wilhelm IV. und Charlottenhof“, Vortrag<br />

in <strong>der</strong> Reihe „Humboldts Netzwerke“, <strong>Berlin</strong>, 18. Juli 2012.<br />

Tagung „‚Mein zweites Vaterland …‘ Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Frankreich“,<br />

<strong>Berlin</strong>, 20.–22. September 2012 (in Kooperation mit <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />

zu <strong>Berlin</strong>, Institut für Geschichtswissenschaft, und <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

<strong>Berlin</strong>, Institut für Kunstwissenschaft und historische Urbanistik).<br />

Akademienvorhaben 353


Publikationen<br />

Blankenstein, David/Leitner, Ulrike: Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Pierre-François-<br />

Léonard Fontaine – Ein Dialog. <strong>Berlin</strong> 2012 (= <strong>Berlin</strong>er Manuskripte zur Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-Forschung,<br />

Heft 35).<br />

Hülsenberg, Dagmar/Schwarz, Ingo (Hg.): Alexan<strong>der</strong> von Humboldt. Gutachten zur<br />

Steingutfertigung in Rheinsberg 1792. <strong>Berlin</strong> 2012 (= Beiträge zur Alexan<strong>der</strong> von<br />

Humboldt-Forschung, Bd. 35).<br />

Knobloch, Eberhard: Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Carl Friedrich Gauss – <strong>im</strong><br />

Roman und in Wirklichkeit. In: HiN. Internationale Zeitschrift für Humboldt-<br />

Studien XIII, 25 (2012), S. 63–79.<br />

Leitner, Ulrike: Alexan<strong>der</strong> von Humboldts spanisches Tagebuch. Revidierte Nachauflage.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012 (= <strong>Berlin</strong>er Manuskripte zur Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-<br />

Forschung, Heft 28).<br />

Riha, Ortrun/Schmuck, Thomas: Of Bones and Beasts: Christian Heinrich von<br />

Pan<strong>der</strong> (1794–1865) on Transformation of Species (О костях и зверях: идеи<br />

изменяемости видов Христиана Генриха Пандера). In: Studies in the History<br />

of Biology 4 (2012) 2, S. 23–38.<br />

Schmuck, Thomas: Metamorphosen. Entwicklung und Evolution bei Christian<br />

Heinrich Pan<strong>der</strong> (1794–1865). In: Riha, Ortrun/Fischer, Marta (Hg.): Naturwissenschaft<br />

als Kommunikation. Aachen 2012, S. 369–398 (= Relationes, Bd. 6).<br />

Ders.: Der Briefwechsel zwischen Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Karl Ernst von<br />

Baer. In: HiN – Humboldt <strong>im</strong> Netz, Internationale Zeitschrift für Humboldt-<br />

Studien XIII, 24 (2012), S. 5–20.<br />

Ders.: Die Vielfalt <strong>der</strong> Orientbil<strong>der</strong>. Österreichische Orientreisende und ihre Berichte<br />

in <strong>der</strong> ersten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. In: Husslein-Arco, Agnes/Grabner,<br />

Sabine (Hg.): Orient & Okzident. Österreichische Maler auf Reisen. Wien 2012,<br />

S. 19–27.<br />

Werner, Petra: Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und die Form <strong>der</strong> Vulkane. In: Kästner,<br />

Ingrid/Kiefer, Jürgen (Hg.): Beschreibung, Vermessung und Visualisierung <strong>der</strong><br />

Welt. Aachen 2012, S. 81–108 (= Europäische Wissenschaftsbeziehungen, Bd. 4).<br />

Dies.: Naturgewalten und Spionageverdacht. Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und seine<br />

Briefpartner auf Forschungsreise. In: Engelhardt, Dietrich von (Hg.): Verrat.<br />

Geschichte – Medizin – Philosophie – Kunst – Literatur. Heidelberg 2012,<br />

S. 85–113.<br />

354 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


<strong>Berlin</strong>er Klassik<br />

Die <strong>Arbeit</strong> an den Teilprojekten wurde fortgeführt und konzentrierte sich auf die<br />

Abfassung <strong>der</strong> zum Abschluss des Vorhabens vorzulegenden Monographien und<br />

Quelleneditionen. In die Datenbank des Projekts wurden weitere Personendaten<br />

eingegeben und bereits bestehende Einträge redigiert.<br />

Im Berichtszeitraum wurde ein Neuantrag für ein Akademienvorhaben erarbeitet.<br />

Das Vorhaben war an <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> des Zentrums Preußen – <strong>Berlin</strong> beteiligt.<br />

In den Teilprojekten wurden folgende <strong>Arbeit</strong>en durchgeführt:<br />

Das <strong>Berlin</strong>er Nationaltheater (Bearbeiter: Klaus Gerlach)<br />

Die Datenbank zum <strong>Berlin</strong>er Nationaltheater wurde ausgebaut und erweitert. Insgesamt<br />

ist <strong>der</strong> Text von 347 Rezensionen einsehbar. Die Datenbank beinhaltet Metadaten<br />

zu 798 Theaterstücken mit 8.490 Aufführungen.<br />

Die <strong>Arbeit</strong> an <strong>der</strong> Monographie „Das Theater <strong>der</strong> deutschen Klassik und seine<br />

ökonomischen und ästhetischen Wertmaßstäbe“, untersucht am Beispiel des <strong>Berlin</strong>er<br />

Nationaltheaters wurde fortgesetzt. Im Manuskript wurden bisher folgende Kapitel<br />

abgeschlossen: Einleitung, 1. Organisations- und Verwaltungsformen <strong>der</strong> Theater<br />

in Preußen, 2. Die Darstellung <strong>der</strong> Ökonomie des Geldes und <strong>der</strong> Kunst auf dem<br />

<strong>Berlin</strong>er Nationaltheater, 3. Wertmaßstäbe in <strong>der</strong> Theaterkritik.<br />

Geselliges Leben in <strong>Berlin</strong> 1786–1815 (Bearbeiterin: Uta Motschmann)<br />

Die <strong>Arbeit</strong> am Handbuch zum <strong>Berlin</strong>er Vereinswesen 1786–1815 wurde fortgeführt.<br />

40 externe Wissenschaftler arbeiten am Handbuch mit, <strong>der</strong>en Artikel von <strong>der</strong><br />

Herausgeberin betreut, ergänzt und teils aufwändig redigiert wurden. Von den 125 zu<br />

bearbeitenden Lexikonartikeln liegen 60 <strong>im</strong> Manuskript vor, 55 weitere befinden<br />

sich in <strong>Arbeit</strong>. Neu ins Handbuch aufgenommen wurde das Corps Marchia, eine<br />

1810 gestiftete Studentenverbindung, die noch heute existiert. Die Statuten <strong>der</strong> mehr<br />

als 100 Vereinigungen sind fast in Gänze erfasst und abgeschrieben. Sie sollen in<br />

einem Beiband zum Handbuch erscheinen. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit<br />

<strong>der</strong> 1786 gegründeten Casino-Gesellschaft, in <strong>der</strong>en Beirat Uta Motschmann gewählt<br />

wurde.<br />

Die Einträge in die Personendatenbank sowie die Datenbank des Vereinswesens<br />

erfolgten fortlaufend. Für das Handbuch ist ein mehrere Tausend Personen umfassendes<br />

Vereins-Mitglie<strong>der</strong>-Verzeichnis in <strong>Arbeit</strong>.<br />

Geschmackspolitik. <strong>Berlin</strong>er Klassizismus und die Akademie <strong>der</strong> Künste 1786–1815<br />

(Bearbeiterin: Claudia Sedlarz)<br />

Die Durchsicht und Abschrift von Akten zur Kunstakademie <strong>im</strong> Gehe<strong>im</strong>en Staatsarchiv<br />

und <strong>im</strong> Archiv <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Künste wurde fortgeführt. Erarbeitet wurden<br />

Akademienvorhaben 355


Übersichten über die Lehrveranstaltungen, die Ausstellungen, die Preisausschreiben<br />

<strong>der</strong> Akademie. Die Rekonstruktion <strong>der</strong> Lehrsammlungen konnte nahezu abgeschlossen<br />

werden. Zur kollationierten Abschrift <strong>der</strong> Senatsprotokolle <strong>der</strong> Akademie wurde<br />

ein vorläufiges Personenregister vorbereitet. Die Suche nach Kunstwerken <strong>der</strong> an<br />

<strong>der</strong> Akademie beschäftigten Künstler wurde fortgeführt.<br />

Personalia<br />

Marie-Luise Körner, die Ende Mai 2012 das Renteneintrittsalter erreichte, wurde<br />

auf einer halben Stelle bis 31. Dezember 2012 als wissenschaftlich-technische Mitarbeiterin<br />

weiterbeschäftigt. Christopher Drum war 2012 als studentische Hilfskraft<br />

tätig, seit Oktober 2012 ist auch Nina Schuchardt als Hilfskraft angestellt. Sie und<br />

Henriette Thorau absolvierten Praktika <strong>im</strong> Vorhaben, die von Claudia Sedlarz betreut<br />

wurden.<br />

Werkaufträge erhielten Jutta Lohmann und Frank Z<strong>im</strong>mer.<br />

Im „Montagsklub“ (organisiert und geleitet von Klaus Gerlach und Uta Motschmann)<br />

fanden vier Veranstaltungen statt: Wolfgang Virmond (<strong>BBAW</strong>, <strong>Berlin</strong>):<br />

„Ludwig Tiecks ‚berühmte‘ Bibliothek o<strong>der</strong> die Verwandlung des Auktionskatalogs<br />

von 1849 in eine hypermo<strong>der</strong>ne Bibliografie“, 30. Januar 2012; Evelyn Buyken<br />

(Köln): „Sara Levys musikalisch-literarischer Salon – ein Ort <strong>der</strong> Erinnerung an<br />

J. S. Bach“, 12. März 2012; Heinz-Joach<strong>im</strong> Theis (<strong>Berlin</strong>): Führung durch das<br />

Keramik-Museum in <strong>Berlin</strong>-Charlottenburg, 25. Juni 2012; Johanna Preusse (HU,<br />

<strong>Berlin</strong>): „‚Roxane‘. Ein Beitrag zur Erschließung von Ludwig Tiecks Frühwerk“,<br />

10. Dezember 2012.<br />

Im „<strong>Arbeit</strong>skreis zur Kunst <strong>im</strong> 18. Jahrhun<strong>der</strong>t“ (organisiert und geleitet von<br />

Claudia Sedlarz und Annette Dorgerloh [<strong>Berlin</strong>]) fanden 3 Veranstaltungen statt:<br />

Felix Saure (Hamburg): „Christlich gothische, oft fratzenhafte Mo<strong>der</strong>nität und ein<br />

Dom von dem reinsten und schönsten Geschmack. Wilhelm von Humboldt über<br />

die Kunst des Mittelalters“, 27. Januar 2012; Sibylle Ehringhaus (<strong>Berlin</strong>): „Magnus<br />

über Menzel und Mendelssohn. <strong>Berlin</strong>er Realismus in Briefen“, 10. August 2012;<br />

Rolf Johannsen (<strong>Berlin</strong>): Führung durch die Ausstellung „Karl Friedrich Schinkel.<br />

Geschichte und Poesie“, 26. Oktober 2012.<br />

Publikationen<br />

Gerlach, Klaus: Der Wortführer <strong>der</strong> Bürgerkultur. Karl August Böttigers Diskurs<br />

über das Theater. In: Sternke, René (Hg.): Böttiger-Lektüren. Die Antike als<br />

Schlüssel zur Mo<strong>der</strong>ne. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 29–53.<br />

Sedlarz, Claudia: Die Gipssammlung <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Akademie <strong>der</strong> Künste von 1750<br />

bis 1815. In: Schrö<strong>der</strong>, Nele/Winkler-Horaček, Lorenz (Hg.): … von gestern bis<br />

356 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


morgen … Zur Geschichte <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Gipsabguss-Sammlung(en). Rahden/<br />

Westf. 2012, S. 29–50.<br />

Dies.: Der runde Saal. Das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft an den <strong>Berlin</strong>er<br />

Akademien um 1800. In: Der Präsident <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften, Günter Stock (Hg.): Die Akademie am Gendarmenmarkt<br />

2012/13, <strong>Berlin</strong> 2012, S. 33–37.<br />

Wiedemann, Conrad: „raffinirte kunst des umgangs“. Ich-Findung in den frühen<br />

Reisetagebüchern Wilhelm von Humboldts. In: Tintemann, Ute/Trabant, Jürgen<br />

(Hg.): Wilhelm von Humboldt: Universalität und Individualität. München 2012,<br />

S. 33–54.<br />

Ders.: Böttiger trifft Schadow. Fachgeschichtliche und kulturtopographische Voraussetzungen<br />

des Briefwechsels zwischen Karl August Böttiger und Johann Gottfried<br />

Schadow. In: Sternke, René (Hg.): Böttiger-Lektüren. Die Antike als Schlüssel zur<br />

Mo<strong>der</strong>ne. Mit Karl August Böttigers antiquarisch-erotischen Papieren <strong>im</strong> Anhang.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012, S. 1–28.<br />

Ders.: Die Leerstelle. Plädoyer für ein Lessing-Mendelssohn-Denkmal in <strong>Berlin</strong>.<br />

In: Süddeutsche Zeitung, 12. März 2012.<br />

Ders.: Platane. In: Markschies, Christoph/Osterkamp, Ernst (Hg.): Vademekum <strong>der</strong><br />

Inspirationsmittel. Göttingen 2012, S. 101.<br />

Rezensionen<br />

Gerlach, Klaus [Rez.]: Ruth Freydank: Der Fall <strong>Berlin</strong>er Theatermuseum, Bde. 1<br />

und 2, <strong>Berlin</strong>, 2011 (in: http://www.theaterforschung.de).<br />

Ders. [Rez.]: Romy Petrick: Dresdens Bürgerliches Musik- und Theaterleben <strong>im</strong><br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t. Marburg 2011 (in: http://www.theaterforschung.de).<br />

Motschmann, Uta [Rez.]: Müller, Hans-Harald/Nottscheid, Mirko: Wissenschaft<br />

ohne Universität, Forschung ohne Staat. Die <strong>Berlin</strong>er Gesellschaft für deutsche<br />

Literatur (1888–1938) (= Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte<br />

70 [304]). <strong>Berlin</strong> 2011. – Rezensiert für H-Soz-u-Kult.<br />

Vorträge<br />

Gerlach, Klaus/Motschmann, Uta/Sedlarz, Claudia: Vorstellung des Projekts <strong>Berlin</strong>er<br />

Klassik vor 30 Studenten <strong>der</strong> Theaterwissenschaft <strong>der</strong> Freien Universität<br />

(geleitet von Kristiane Hasselmann), <strong>BBAW</strong>, 23. Mai 2012. – Daraus ergaben<br />

sich mehrere Seminararbeiten, die von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Klassik betreut wurden.<br />

Motschmann, Uta/Gerlach, Klaus: Interview mit Deutschlandradio Kultur über<br />

„<strong>Berlin</strong> um 1800 – Die aufstrebende Metropole“ (zum Vereinswesen und zum<br />

Nationaltheater); gesendet in <strong>der</strong> Reihe „Län<strong>der</strong>report“ am 1. Oktober 2012.<br />

Akademienvorhaben 357


Gerlach, Klaus: „August von Kotzebues kulturpolitisches Wirken in <strong>Berlin</strong>. Museumsplan<br />

und Zeitschriftengründung“, Kotzebue-Gespräche, 6. Oktober 2012.<br />

Ders.: „Staatstheater und Bürgertheater in Preußen“, Preußen als Kulturstaat <strong>im</strong><br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t, 7. wissenschaftliche Tagung <strong>der</strong> Otto-von-Bismarck-Stiftung,<br />

Potsdam, 21. November 2012.<br />

Sedlarz, Claudia: „Der runde Saal. Das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft an<br />

den <strong>Berlin</strong>er Akademien“, Salon Sophie Charlotte, <strong>BBAW</strong>, 21. Januar 2012.<br />

Dies.: „Burleske und Arabeske als Figuren <strong>der</strong> Rombeschreibung in Karl Philipp<br />

Moritz’ Reisen eines Deutschen in Italien“, Ringvorlesung: Dichterreisen – Italiensehnsucht<br />

und Italienwahrnehmung von Montaigne bis Rolf Dieter Brinkmann,<br />

TU Braunschweig, 23. Oktober 2012.<br />

Wiedemann, Conrad: Rede über Moses Mendelssohn, aus Anlass <strong>der</strong> Vorstellung eines<br />

Mendelssohn-Denkmals von Micha Ullmann, <strong>Berlin</strong>, Rotes Rathaus, 22. Juni 2012.<br />

Kritische Karl-Philipp-Moritz-Ausgabe<br />

(geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Hamburger Stiftung zur För<strong>der</strong>ung von Wissenschaft und Kultur<br />

[Jan Philipp Reemtsma])<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sstelle hat die Text- und Kommentararbeiten für die in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Zentrale<br />

herausgegebenen Bände <strong>der</strong> Moritz-Ausgabe fortgesetzt, die <strong>Arbeit</strong> an den extern<br />

vergebenen Bänden kontinuierlich unterstützt sowie die Endredaktion für zwei Bandmanuskripte<br />

durchgeführt (Bd. 5/1: Reisen eines Deutschen in England, hg. von<br />

Jürgen Jahnke und Christof Wingertszahn; Bd. 6: Schriften zur Pädagogik und zur<br />

Fre<strong>im</strong>aurerei, hg. von Jürgen Jahnke). Text und Kommentar von Bd. 13 (Akademieschriften/Briefe<br />

und Lebenszeugnisse, hg. von Anneliese Klingenberg und Christof<br />

Wingertszahn) sind wesentlich vorangetrieben worden.<br />

2013 werden drei neue Bände <strong>der</strong> Moritz-Ausgabe erscheinen, <strong>der</strong>en Veröffentlichung<br />

die <strong>Arbeit</strong>sstelle durch Recherche, Vorbereitung, Einrichtung, Redaktion<br />

und Drucklegung möglich gemacht hat.<br />

Publikationen<br />

Wingertszahn, Christof [Rez.]: Anthony Krupp (Hg.): Karl Philipp Moritz. Signaturen<br />

des Denkens. New York 2010. In: Das achtzehnte Jahrhun<strong>der</strong>t. Zs. <strong>der</strong><br />

Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts 36<br />

(2012) 1, S. 162–164.<br />

Ders.: „Was klingt <strong>im</strong> Ohr, was schlägt das Herz?“ Arn<strong>im</strong>s Lyrik zwischen Vitalismus<br />

und religiöser Besinnung. In: Arnold, Antje/Papen, Walter (Hg.): Emotionen<br />

in <strong>der</strong> Romantik. Repräsentation, Ästhetik, Inszenierung. Salzburger Kolloquium<br />

<strong>der</strong> Internationalen Arn<strong>im</strong>-Gesellschaft. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 185–214.<br />

358 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Leibniz-Edition (<strong>Arbeit</strong>sstelle Potsdam)<br />

Die Leibniz-Edition ist ein von <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften zu Göttingen und<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften gemeinsam betreutes<br />

Vorhaben. Ihre Aufgabe ist die historisch-kritische Edition des circa 200.000 Blatt<br />

umfassenden Leibniz-Nachlasses. Die Ausgabe Gottfried Wilhelm Leibniz: Sämtliche<br />

Schriften und Briefe erscheint in acht thematischen Reihen <strong>im</strong> <strong>Berlin</strong>er Akademie<br />

Verlag. Die Potsdamer <strong>Arbeit</strong>sstelle ist für die Edition <strong>der</strong> Reihe IV – die Politischen<br />

Schriften – verantwortlich. Diese Reihe umfasst ein breites Themenspektrum. Neben<br />

Schriften zu Rechts- und Staatswesen, Territorialstaats- und Reichspolitik, Kirchenpolitik,<br />

Russland und China werden auch Stücke aufgenommen, die – mo<strong>der</strong>n gesprochen<br />

– eher den Bereichen <strong>der</strong> Kultur- und Bildungspolitik zuzuordnen sind,<br />

<strong>im</strong> weiteren Sinne gehören hierzu auch die eigenhändigen Gedichte von Leibniz.<br />

Innerhalb einer Abteilung erfolgt die Anordnung <strong>der</strong> Texte, soweit möglich, chronologisch.<br />

<strong>Arbeit</strong>en an Band IV/8, Katalogisierung, Evaluation<br />

Die <strong>Arbeit</strong> an Band IV/8 wurde fortgesetzt. Neue Themenbereiche sind die spanische<br />

Erbfolge, die preußische Königswürde und die Gründung <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Sozietät <strong>der</strong><br />

Wissenschaften. Der aktuelle Stand umfasst knapp 700 Seiten Editionstext in unterschiedlichen<br />

Bearbeitungsstadien. Aufgrund <strong>der</strong> Themenvielfalt und Materialfülle,<br />

die mit <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> politischen Aktivitäten und des politischen Wirkungsbereiches<br />

Leibniz’ einhergeht, wird <strong>der</strong> Berichtszeitraum des Bandes voraussichtlich<br />

nur die Jahre 1699 bis Ende 1700 umfassen können. Der Ritterkatalog wurde durch<br />

Einarbeitung <strong>der</strong> in den Bänden I/20, I/22 und IV/7 publizierten Stücke erneut<br />

aktualisiert.<br />

Vom 22. bis 23. November 2012 fand eine von <strong>der</strong> Wissenschaftlichen Kommission<br />

<strong>der</strong> Union <strong>der</strong> deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften veranlasste Evaluation<br />

<strong>der</strong> Leibniz-Edition in Hannover statt. Die <strong>Arbeit</strong>sstelle beteiligte sich <strong>im</strong><br />

Vorfeld an <strong>der</strong> Vorbereitung eines Berichtes zur Projektevaluierung und stellte den<br />

Gutachterinnen und dem Gutachter die <strong>Arbeit</strong> vor.<br />

Internetpublikation<br />

Das von <strong>der</strong> Editionsstelle betreute, fortlaufend aktualisierte kumulierte Sachverzeichnis<br />

(Index rerum) (http://www.leibniz-edition.de/Hilfsmittel/) ermöglicht über<br />

die Lemmatisierung einer umfangreichen Liste von Sachbegriffen (2.439 Seiten mit<br />

fast 95.000 Datensätzen) nicht nur eine rasche und zielgerichtete Orientierung, son-<br />

Akademienvorhaben 359


<strong>der</strong>n per Verlinkung mit den bislang online publizierten Bänden <strong>der</strong> Akademieausgabe<br />

auch einen direkten Zugriff auf den entsprechenden Kontext. Im Februar 2012<br />

wurden die Corrigenda zur Reihe IV in einer aktualisierten Fassung veröffentlicht.<br />

Im Juni 2012 wurde das kumulierte Sachverzeichnis um das Register des <strong>im</strong> April<br />

erschienenen Bandes I/21 ergänzt.<br />

Konferenz<br />

In Kooperation <strong>der</strong> Leibniz-Stiftungsprofessur <strong>der</strong> Universität Hannover und des<br />

Leibniz Instituts für Europäische Geschichte Mainz (IEG) fand vom 29. bis<br />

31. März 2012 in Hannover die internationale Konferenz „Umwelt und Weltgestaltung:<br />

Leibniz’ politisches Denken in seiner Zeit“ statt. 35 Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler aus Deutschland und dem europäischen Ausland nahmen an <strong>der</strong> Konferenz<br />

teil, die das Ziel verfolgte, Leibniz’ politische Ideen in ihren historischen<br />

Kontext einzuordnen und zugleich in ihrem eigenständigen Profil zu würdigen –<br />

und damit nicht zuletzt auch die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> historischen Wissenschaften<br />

für das in den Politischen Schriften edierte Quellenmaterial zu schärfen. Den öffentlichen<br />

Vortrag hielt Heinz Duchhardt (Mainz) zum Thema „Das Modell des<br />

römisch-deutschen Reiches“.<br />

Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Editionsstellen<br />

Die Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en <strong>Arbeit</strong>sstellen wurde fortgesetzt und ausgedehnt.<br />

Der Ritterkatalog soll weiterhin in Potsdam durch Eingabe von Än<strong>der</strong>ungen und<br />

Ergänzungen ständig aktualisiert und an<strong>der</strong>en <strong>Arbeit</strong>sstellen zur Verfügung gestellt<br />

werden. Mit <strong>der</strong> Forschungsstelle Münster wurde vereinbart, bei <strong>der</strong> Pflege <strong>der</strong><br />

Editionssoftware TUSTEP und bei <strong>der</strong> Datenvereinheitlichung enger zusammenzuarbeiten.<br />

Für das kumulierte Sachverzeichnis übersandte die <strong>Arbeit</strong>sstelle Hannover<br />

eine elektronische Fassung des Sachregisters zu Band I/21. Zum Abgleich mit <strong>der</strong><br />

Feller-Konkordanz wurden <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle Auszüge aus dem Hannoveraner Katalog<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Beratungen und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Am 30. August 2012 besuchte Hansmichael Hohenegger vom Istituto per il Lessico<br />

Intellettuale Europeo e Storia delle Idee (Rom) die <strong>Arbeit</strong>sstelle und informierte<br />

sich über die Technik <strong>der</strong> Leibniz-Edition. Weitergehende Kooperationen zu Fragen<br />

von Editionspraxis, Lexikographie und Digitalisierung wurden anvisiert. Am<br />

18. September 2012 informierte sich Toon Van Hal (Katholieke Universiteit Leuven)<br />

über die Leibniz-Edition, beson<strong>der</strong>s über den Editionsstand und die (als künftige<br />

360 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Reihe V) geplante Ausgabe <strong>der</strong> historisch-sprachwissenschaftlichen Schriften. Weitere<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hielten sich an <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle zu<br />

Forschungszwecken auf; Auskünfte zur Leibniz-Forschung wurden erteilt und Anfragen<br />

beantwortet.<br />

Am 9. und 10. Mai 2012 besuchte Susanne Freund mit zwei Gruppen von Studierenden<br />

<strong>der</strong> Fachhochschule Potsdam die <strong>Arbeit</strong>sstelle, um sich über Geschichte und<br />

Praxis <strong>der</strong> Leibniz-Edition zu informieren. Diese nun seit mehreren Jahren bestehende<br />

gemeinsame Veranstaltung soll in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Am<br />

30. November 2012 präsentierte sich die <strong>Arbeit</strong>sstelle auf dem Einsteintag <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong><br />

in Potsdam.<br />

Veröffentlichungen <strong>der</strong> Mitarbeiter (Auswahl)<br />

Ertz, Stefanie/Schlie, Heike/Weidner, Daniel: Sakramentale Repräsentation. Substanz,<br />

Zeichen und Präsenz in <strong>der</strong> Frühen Neuzeit. München 2012.<br />

Li, Wenchao (Projektvorstellung): Gottfried Wilhelm Leibniz’ Sämtliche Schriften<br />

und Briefe. In: Union <strong>der</strong> deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften (Hg.): Die<br />

Wissenschaftsakademien – Wissensspeicher für die Zukunft, Forschungsprojekte<br />

<strong>im</strong> Akademienprogramm. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 16–17.<br />

Ders. (Hg.): Komma und Kathedrale. Tradition, Bedeutung und Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Leibniz-Edition. <strong>Berlin</strong> 2012.<br />

Ders. (Hg.): Drehscheibe des Wissens und Zierde für jede Bibliothek. Hannover<br />

2012 (= Hefte <strong>der</strong> Leibniz-Stiftungsprofessur 15). – Das Heft dokumentiert eine<br />

feierliche Präsentation <strong>der</strong> Bände I/22, III/7 und IV/7 <strong>der</strong> Leibniz-Ausgabe am<br />

15. Dezember 2011 in <strong>der</strong> Hannoverschen Neustädter Hof- und Stadtkirche, mit<br />

Beiträgen von H. Breger, I. Dingel, H. Duchhardt und H. Hartmann.<br />

Ders./Poser, Hans/Rudolph, Hartmut (Hg.): Leibniz und die Ökumene. Stuttgart 2013<br />

(= Studia Leibnitiana Son<strong>der</strong>hefte 41). – Der Band, Dezember 2012 erschienen,<br />

dokumentiert die von <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle mitorganisierte internationale Fachtagung<br />

vom 8. bis 10. Oktober 2009 <strong>im</strong> Schloss Charlottenburg.<br />

Luckscheiter, Stefan: Die erste Europa-Reise Peters des Großen <strong>im</strong> Spiegel des<br />

Leibniz-Nachlasses. Hannover 2012 (= Hefte <strong>der</strong> Leibniz-Stiftungsprofessur 9).<br />

Ders.: Auskünfte für und von Leibniz über Zar Peter I. und die große russische<br />

Gesandtschaft (16971698). In: Li, Wenchao (Hg.): Komma und Kathedrale.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012, S. 293–299.<br />

Waldhoff, Stephan: Medaillen, Sigilla und an<strong>der</strong>e monumenta. Leibniz als Sammler<br />

und Interpret von Sach- und Bildquellen. In: Gädeke, Nora (Hg.): Leibniz als<br />

Sammler und Herausgeber historischer Quellen. Wiesbaden 2012, S. 49117<br />

(= Wolfenbüttler Forschungen 129).<br />

Akademienvorhaben 361


Vorträge (Auswahl)<br />

Bei<strong>der</strong>beck, Friedrich: „Der Kulturgedanke bei Leibniz“, Internationale Konferenz<br />

„Umwelt und Weltgestaltung. Leibniz’ politisches Denken in seiner Zeit“, Hannover,<br />

30. März 2012.<br />

Li, Wenchao: „Leibniz and China“, Centre d’Etudes Leibniziennes, Paris, Sorbonne,<br />

8. Februar 2012.<br />

Ders.: „Imago creationis – Leibniz’ Binäre Zahlenlehre als Abbild göttlicher Schöpfung“,<br />

Gauß-Vorlesung <strong>der</strong> Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV), Göttingen,<br />

4. Mai 2012.<br />

Ders.: „Trading with light – Leibniz’s interest in China“, I Congreso Iberoamericano,<br />

San José (Costa Rica), 10. Juli 2012.<br />

Ders.: „Leibniz, ein Universalgenie?“, Fre<strong>im</strong>aurerloge Albrecht Wolfgang, Stadthagen,<br />

24. September 2012.<br />

Luckscheiter, Stefan: „Spiegel des Verstandes o<strong>der</strong> Spiegel <strong>der</strong> Volksseele. Die deutsche<br />

Sprache bei Leibniz und Ernst Moritz Arndt“, Internationale Fachtagung<br />

„Leibniz’ Sprachforschung und Sprachphilosophie“, Hannover, 1. Juni 2012.<br />

Waldhoff, Stephan: „Christenheit – Kirche – Konfession“, Internationale Konferenz<br />

„Umwelt und Weltgestaltung. Leibniz’ politisches Denken in seiner Zeit“,<br />

Hannover, 31. März 2012.<br />

Ders.: „Leibniz’ Sprachforschungen <strong>im</strong> Spiegel seiner Collectanea Etymologica“,<br />

Internationale Fachtagung „Leibniz’ Sprachforschung und Sprachphilosophie“,<br />

Hannover, 1. Juni 2012.<br />

Rezensionen und Bericht<br />

Patrick Riley (Harvard) besprach den Band IV/7 in The Leibniz Review 21 (2011),<br />

S. 119–151. Karl-Ludwig Baa<strong>der</strong> besprach den Tagungsband Komma und Kathedrale<br />

in <strong>der</strong> Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom 23. November 2012<br />

unter dem Titel: „Ein Jahrhun<strong>der</strong>twerk. Das Buch Komma und Kathedrale stellt<br />

die <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Leibniz-Editoren vor“. Das Schaumburger Wochenblatt berichtete<br />

am 23. September 2012 über den Vortrag von Wenchao Li in Stadthagen.<br />

Leibniz-Edition (<strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>Berlin</strong>)<br />

In <strong>der</strong> achten Reihe <strong>der</strong> Leibniz-Edition werden die naturwissenschaftlichen, medizinischen<br />

und technischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz und damit ein<br />

bislang kaum bekannter Teil seines Nachlasses ediert. Die mit wenigen Ausnahmen<br />

erstmals <strong>im</strong> Druck und parallel dazu <strong>im</strong> Internet zugänglichen Texte dokumentieren<br />

362 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


ein ungeahntes Interesse Leibniz’ an Grundfragen <strong>der</strong> empirischen Wissenschaften<br />

und <strong>der</strong>en technikrelevanten Implikationen. Sie offenbaren die systematische Bedeutung<br />

<strong>der</strong> methodologischen Reflexionen, technischen Konstruktionen und instrumentellen<br />

sowie technologischen Innovationen für sein Denken und lassen erkennen, in<br />

welcher Weise die berühmte Sentenz „theoria cum praxi“ von Anbeginn Zielpunkt<br />

seiner wissenschaftlichen Aktivitäten war. Der erste Band <strong>der</strong> Reihe VIII hat <strong>der</strong><br />

Forschung daher nicht nur neue Quellen erschlossen, son<strong>der</strong>n Problemfel<strong>der</strong> definiert,<br />

<strong>der</strong>en Ausarbeitung das Leibnizbild sowie das Verständnis <strong>der</strong> wissenschaftsgeschichtlichen<br />

Wirkungen des Leibniz’schen Werkes neu zur Disposition stellt. In dem zurzeit<br />

bearbeiteten Bd. 2 werden überwiegend Schriften zur Mechanik ediert. Sie<br />

dokumentieren, in welcher Weise Leibniz das Hauptproblem <strong>der</strong> Mechanik seiner<br />

Zeit, den Übergang von <strong>der</strong> Statik zur Dynamik, aufgreift und eigene Lösungen wie<br />

die Formulierung des Maßes <strong>der</strong> lebendigen Kraft vorbereitet. Dieser Band präsentiert<br />

daher Schriften, die als Quellen für eine <strong>der</strong> erfolgreichsten Begriffsinnovationen<br />

<strong>der</strong> Naturwissenschaften, den Satz <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong> Energie, anzusehen sind.<br />

<strong>Arbeit</strong>en am Band VIII, 2<br />

Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Editionstätigkeit lag <strong>im</strong> Berichtszeitraum auf <strong>der</strong> Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en am Band VIII, 2. Es wurden weitere Texte bearbeitet. Diese umfassen<br />

zurzeit ungefähr 80 Prozent des Gesamtumfangs des Bandes. Davon sind 157 Seiten<br />

<strong>im</strong> PDF-Format auf dem <strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong> <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> zugänglich. Im Einzelnen wurden<br />

folgende <strong>Arbeit</strong>sergebnisse erzielt:<br />

Hartmut Hecht hat weitere Transkriptionen aus dem Konvolut von Vlad<strong>im</strong>ir<br />

Kirsanov sowie eigene Transkriptionen überarbeitet. Diese Transkriptionen stammten<br />

zum Teil aus <strong>der</strong> Anfangsphase <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en an den Schriften <strong>der</strong> Reihe VIII<br />

und bedurften einer gründlichen Umarbeitung, die sich auch auf die Erzeugung<br />

neuer Köpfe, auf die Anfertigung von Zeichnungen und die Ergänzung fehlen<strong>der</strong><br />

Rechnungen bezog. Die Texte sind teilweise zu Stücken geordnet, datiert, mit einer<br />

Überlieferung versehen und mit Ausnahmen auch vollständig kommentiert beziehungsweise<br />

referenziert. Dies betrifft die Handschriften: LH XXXV 13, 3 Bl. 35v°,<br />

125–126, 261–262. LH XXXV 14, 2 Bl. 117–124, 127–128. LH XXXV 15, 6 Bl.<br />

10–16. LH XXXVII 3 Bl. 86–88. LH XXXVII 4 Bl. 49, 61–62. LH XXXVII 5 Bl.<br />

4–12, 120, 126–127, 142r°. LH XXXVIII Bl. 24–25.<br />

Sebastian W. Stork hat die für Band VIII, 2 vorgesehenen Marginalien transkribiert<br />

und editorisch bearbeitet. Mit den vier neu aufgefundenen Marginalien zu<br />

Glauber, die an <strong>der</strong> GWLB digitalisiert wurden, liegen nun sämtliche 24 für den<br />

Band VIII, 2 vorgesehenen Marginalien-Stücke bearbeitet vor. Der Satz <strong>der</strong> Anatomica<br />

(1 Stück, 50 S. <strong>im</strong> PDF-Format) und <strong>der</strong> Chymica (5 Stücke, 15 S.) wurde<br />

Akademienvorhaben 363


vervollständigt. Das Stück LH III 1, 3 Bl. 9 wurde bis zur Druckreife fertig gestellt,<br />

die Stücke auf den Seiten LH III 4, 3a Bl. 1, LH III 5 Bl. 49, LH XXXVII 3 Bl. 89<br />

wurden bearbeitet. In Absprache mit dem Akademie Verlag hat er das Druck-Layout<br />

des Bandes VIII, 2 grundlegend überarbeitet und dem <strong>der</strong> Reihe VII angeglichen.<br />

Paolo Rubini, <strong>der</strong> seit dem 2. Januar an <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle tätig ist, hat folgende<br />

Transkriptionen, die ursprünglich von Vlad<strong>im</strong>ir Kirsanov angefertigt worden waren,<br />

überarbeitet: LH XXXV 9, 11 Bl. 1–13. Er wurde dabei von Eberhard Heinrich<br />

Knobloch unterstützt, <strong>der</strong> Paolo Rubini zugleich in die Technik <strong>der</strong> Leibniz-Edition<br />

einführte.<br />

<strong>Arbeit</strong>en am Band VIII, 3<br />

Neben <strong>der</strong> Überarbeitung von bereits vorliegenden Transkriptionen hat Paolo Rubini,<br />

um sich in das Editionshandwerk mit den speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Reihe VIII<br />

einzuarbeiten, auch Handschriften selbst transkribiert. Es handelt sich um die folgenden<br />

Manuskripte aus den Schriften zur Akustik: LH XXXVII 1 Bl. 1–8, 16, 18–21, 25.<br />

Die Texte wurden von Eberhard Heinrich Knobloch gegengelesen.<br />

Von russischer Seite wurden weitere Handschriften aus dem Komplex Dynamik<br />

transkribiert. Das betrifft LH XXXV 9, 23 Bl. 13–15. Die Transkriptionen bedürfen<br />

<strong>der</strong> weiteren Überarbeitung, die sich vor allem auf die Darstellung von Rechnungen<br />

und Tabellen bezieht. Um die Probleme zu klären, kam D<strong>im</strong>itri Bayuk vom 12. bis<br />

14. November 2012 zu einem <strong>Arbeit</strong>sbesuch nach <strong>Berlin</strong>.<br />

Wissenschaftliche Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Vom 7. bis 9. Dezember 2011 weilten die russischen Mitarbeiter, D<strong>im</strong>itri Bayuk und<br />

Olga Fedorova, zu einem <strong>Arbeit</strong>sbesuch in <strong>Berlin</strong>. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Gespräche<br />

standen Probleme <strong>der</strong> Edition, insbeson<strong>der</strong>e die Darstellung <strong>der</strong> Rechnungen in<br />

LaTeX und Fragen eines effektiveren Datenaustauschs. Darüber hinaus wurden die<br />

Aufgaben für das nächste Jahr besprochen und entsprechende Werkverträge ausgefertigt.<br />

Der Gast unserer <strong>Arbeit</strong>sstelle, Tzuchien Tho (École normale supérieure, Paris),<br />

arbeitet an einem Projekt über die Entstehungsgeschichte <strong>der</strong> Leibniz’schen Dynamik<br />

und wertet dafür bereits Handschriften aus, die <strong>im</strong> Band VIII, 2 publiziert<br />

werden.<br />

Zur weiteren Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en an Band VIII, 3 hat Jürgen Gottschalk am<br />

26. Juli die <strong>Arbeit</strong>sstelle besucht. Es wurde vereinbart, dass er eine Liste <strong>der</strong> relevanten<br />

Handschriften erstellt, die Leibniz’ Aktivitäten <strong>im</strong> Harzer Bergbau betreffen<br />

und <strong>der</strong> Planung des Bandes zugrunde gelegt werden können.<br />

364 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Einen intensiven Gedankenaustausch führten Eberhard Heinrich Knobloch und<br />

Hartmut Hecht mit Horst Bredekamp <strong>im</strong> Umkreis von dessen jüngstem Buchprojekt,<br />

das inzwischen unter dem Titel Leibniz und die Revolution <strong>der</strong> Gartenkunst –<br />

Herrenhausen, Versailles und die Philosophie <strong>der</strong> Blätter erschienen ist. Die beiden<br />

Leibniz-Editionsstellen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> waren Gastgeber <strong>der</strong> Buchpräsentation am<br />

28. November 2012. Die Diskussionen wurden inzwischen mit Blick auf eine weitere<br />

Publikation zum Tentamen anagogicum fortgesetzt.<br />

Auch in diesem Berichtszeitraum wurden wie<strong>der</strong> zahlreiche Anfragen zu Leibniz<br />

und seinen naturwissenschaftlich-technischen <strong>Arbeit</strong>en beantwortet. Viele dieser Anfragen<br />

sind durch die Kenntnis <strong>der</strong> <strong>im</strong> Internet präsentierten Handschriften inspiriert<br />

worden.<br />

Publikationen<br />

Hecht, Hartmut: In the Spirit of Leibniz. Two Approaches from 1742. In: Hagengruber,<br />

Ruth (Hg.): Emilie du Châtelet between Leibniz and Newton. <strong>Berlin</strong> 2012,<br />

S. 61–75.<br />

Ders.: Nisi ipse intellectus. Individualität und Erkenntnis bei Leibniz. In: Dietzsch,<br />

Steffen/Tietz, Udo (Hg.): Transzendentalphilosophie und die Kultur <strong>der</strong> Gegenwart.<br />

Leipzig 2012, S. 59–78.<br />

Knobloch, Eberhard: Galilei und Leibniz. Hannover 2012.<br />

Ders.: The notion of variation in Leibniz. In: Buchwald, Jed Z. (Hg.): A master of<br />

science history. Essays in honor of Charles Coulston Gillispie. Dordrecht 2012,<br />

S. 235–251.<br />

Ders.: Anmerkungen zu den Reihen VII und VIII <strong>der</strong> Leibniz-Edition. In: Li, Wenchao<br />

(Hg.): Komma und Kathedrale, Tradition, Bedeutung und Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Leibniz-Edition. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 95–113.<br />

Stork, Sebastian W.: The Medical Writings of Leibniz. Short Notes and Scribal<br />

Hands. In: Li, Wenchao (Hg.): Komma und Kathedrale, Tradition, Bedeutung und<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Leibniz-Edition. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 253–272.<br />

Vorträge<br />

Hecht, Hartmut: „Pierre Louis Moreau de Maupertuis und <strong>der</strong> lange Atem eines<br />

Prioritätsstreits“, Tagung: Ethos und Pathos des Logos, Humboldt-Universität zu<br />

<strong>Berlin</strong>, 26. November 2011.<br />

Knobloch, Eberhard: „Leibniz’s conception of algebra and his contribution to this<br />

discipline“, Tagung: Història de les ciènces exactes, Noves aportacions i projectes,<br />

Figueres, 10. Februar 2012.<br />

Akademienvorhaben 365


Ders.: „Leibniz and Euler on the infinite“, Vortragsreihe, Università Sapienza di<br />

Roma, Rom, 20. März 2012.<br />

Ders.: „Denken in Zusammenhängen – Methoden und Ergebnisse Leibniz’scher<br />

Mathematik“, Tagung: Europäische Wissenschaftsbeziehungen 6: G. W. Leibniz<br />

und die gelehrte Welt Europas um 1700, Schloss Hundisburg, Hundisburg,<br />

4. Mai 2012.<br />

Ders.: „Galileo and Leibniz“, Konferenz: History of Mo<strong>der</strong>n Mathematics: For<br />

Whom and How?, Northwest University of Xian, Xian, 17. Mai 2012.<br />

Ders.: „Gottfried Wilhelm Leibniz – Universal genius and outstanding mathematician“.<br />

21st International Symposion on Mathematical Programming, TU <strong>Berlin</strong>,<br />

<strong>Berlin</strong>, 21. August 2012.<br />

Stork, Sebastian W.: „Leibniz and his Observata Philosophica“, Tagung: Leibniz and<br />

Experience, Hannover, 30. Juni 2012.<br />

Preußen als Kulturstaat<br />

Im Berichtszeitraum konnten zwei weitere Bände (3.1 und 3.2) <strong>der</strong> Stammreihe des<br />

Projekts vorgelegt werden, mit denen <strong>der</strong> Forschung weitere exemplarische Dokumente<br />

und Fallstudien zu ausgewählten Fel<strong>der</strong>n kulturstaatlicher Prozesse zur Verfügung<br />

gestellt wurden. Ein weiterer Quellenband eines auf Honorarbasis tätig gewesenen<br />

Mitarbeiters (Andreas Meinecke/Kleinmachnow) zur Geschichte <strong>der</strong> frühen<br />

Denkmalpflege in Preußen wird Anfang 2013 dem Verlag übergeben. Hier angefallene<br />

Korrektur- und Lektoratsarbeiten wurden ausschließlich und zusätzlich <strong>im</strong><br />

Projekt realisiert.<br />

Das Hauptaugenmerk <strong>der</strong> Projektarbeit indes lag auf den abschließenden Recherchen<br />

zu den nächsten Editionsbänden: Für die anhand <strong>der</strong> Reisetätigkeit <strong>der</strong> Könige<br />

untersuchte Frage nach Phänomenen kulturstaatlicher Flächenwirkung zwischen<br />

1797 und 1871 (Gaby Huch) wurde die Auswertung zentralstaatlicher Quellen <strong>im</strong><br />

Gehe<strong>im</strong>en Staatsarchiv <strong>Berlin</strong>-Dahlem abgeschlossen, die Auswertung <strong>der</strong> Überlieferung<br />

in zahlreichen Provinzial- und Stadtarchiven sowie die <strong>Arbeit</strong> mit Sekundärquellen<br />

(Tagebücher, Memoiren, Zeitungsberichte) fortgesetzt. Circa 1.000 Seiten<br />

Dokumente wurden abschließend transkribiert und editorisch bearbeitet. Die Reisetätigkeit<br />

des Königs hatte große Bedeutung für die Innen- und Außendarstellung des<br />

Kulturstaats. Berichte aus den Provinzen belegen eine starke emotionale Bindung,<br />

die sich insbeson<strong>der</strong>e in Krisenzeiten und bei <strong>der</strong> Integration neuer Landesteile politisch<br />

nutzen ließ. Gerade Monarchenbesuche stießen auf zunehmendes öffentliches<br />

Interesse. Im Gegenzug wi<strong>der</strong>spiegeln sie ein Interesse des Landesherren an <strong>der</strong><br />

kulturellen Entwicklung <strong>der</strong> Provinzen.<br />

Die Bearbeitung des Themas „Finanzierung des Kulturstaats“ (Reinhold Zilch)<br />

konzentrierte sich zum einen auf die Aufstellung von Statistiken von circa 1870 bis<br />

366 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


1930 zur Finanzierung kulturpolitischer Belange in einzelnen Städten, aus denen die<br />

wachsende Breite <strong>der</strong> kommunalen Aktivitäten und <strong>der</strong> geringe Anteil <strong>der</strong> staatlichen<br />

Zuschüsse erkennbar ist. Zum an<strong>der</strong>en wurde vornehmlich die Transkription und<br />

editorische Bearbeitung von Protokollen <strong>der</strong> Budgetkommission des Abgeordnetenhauses<br />

zum Kultusetat bewältigt. Die Zahlenreihen geben darüber Auskunft, dass<br />

das kulturstaatliche Leben vor Ort ganz überwiegend von einem sich zunehmend<br />

breiter sowie stärker engagierenden Bürgertum über Steuern und Abgaben finanziert<br />

wurde und Staatsmittel nur punktuell wirkten. Mit den Sitzungsprotokollen hingegen<br />

wird erstmals für die historische Forschung eine bedeutsame Quelle erschlossen. Sie<br />

belegt einen kaum bekannten Teil <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwischen Regierung<br />

und Parlament um die Finanzierung des Kulturstaats.<br />

Zum Einzelthema „Öffentlichkeit und Zensur in Preußen (1819 bis 1848)“ (Bärbel<br />

Holtz) wurde die Quellensammlung aus zentralen, provinzialen und lokalen Beständen<br />

(<strong>Berlin</strong>, Poznań, Magdeburg und Erfurt) abgeschlossen. Das Material ist <strong>der</strong>artig<br />

reichhaltig, dass es in zwei Halbbänden ediert wird. Der eine Teilband wird die<br />

grundlegenden Verordnungen zur Zensur, ergänzende Einzelbest<strong>im</strong>mungen sowie<br />

die darum regierungsintern geführten Diskussionen über zeitgemäße Än<strong>der</strong>ungen<br />

enthalten. Der an<strong>der</strong>e Halbband dokumentiert landesweit und personenübergreifend<br />

den bislang kaum bekannten Zensuralltag in Preußen aus <strong>der</strong> Sicht sowohl <strong>der</strong><br />

Zensoren als auch <strong>der</strong> Autoren, Buchdrucker und Verleger. Beide Bände werden<br />

<strong>der</strong> Forschung reichhaltiges Material über die Zensurpraxis in Preußen, den Mitteln<br />

ihrer Umgehung sowie auch die unterschiedlichen Formen und Mechanismen, mit<br />

denen <strong>der</strong> preußische Staat auf den wachsenden Presse-, Literatur- und Meinungsmarkt<br />

zu reagieren versuchte, zur Verfügung stellen. Erste Ergebnisse ihrer Quellenrecherchen<br />

stellte Bärbel Holtz <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Ringvorlesung des Zentrums<br />

Preußen – <strong>Berlin</strong> und des Lehrstuhls Preußische Geschichte <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />

zu <strong>Berlin</strong> einem breiteren Publikum vor.<br />

Die Bearbeitung des Themas „Preußischer Staat und katholische Bevölkerung<br />

1815–1870“ (Christina Rathgeber) wurde beendet. Für den Editionsteil, <strong>der</strong> circa<br />

330 Seiten umfassen wird, wurden fortgesetzt Dokumente transkribiert und kollationiert.<br />

Mittels einer circa 100-seitigen Studie untersucht <strong>der</strong> Band einleitend die<br />

Erweiterung <strong>der</strong> Kollektividentität unter Katholiken zwischen 1815 und 1871 sowie<br />

die Reaktionen des Staates darauf. In diesen Jahren nahm die Religiosität eine erhebliche<br />

politische D<strong>im</strong>ension an.<br />

Die Durchsicht <strong>der</strong> kultusministeriellen Aktenreihen zum Thema „Wissenschaftspolitik<br />

in <strong>der</strong> Republik. Disziplinen, Berufungen und Gesellschaft unter den Kultusministern<br />

Haenisch, Boelitz, Becker und Gr<strong>im</strong>me (1918–1933)“ (Hartwin Spenkuch)<br />

wurde abgeschlossen. Die dabei gesammelten mehrere Hun<strong>der</strong>t Dokumente wurden<br />

gutenteils transkribiert und editorisch bearbeitet. Bei <strong>der</strong> Transkription halfen wäh-<br />

Akademienvorhaben 367


end ihrer jeweils mehrwöchigen Praktika Lars Diedrich und Anni Sappinen. Mit<br />

<strong>der</strong> Einleitung zum Band wurde begonnen. Die bisher vorliegenden circa 600 Seiten<br />

Dokumenten-Abschriften lassen erkennen, dass mit <strong>der</strong> vorbereiteten Edition <strong>der</strong><br />

künftigen Forschung ein nützliches Quellen-Reservoir zur Verfügung gestellt wird.<br />

Im Vorhaben wurden <strong>im</strong> Berichtszeitraum mehrere Praktikanten (je drei Monate<br />

Frank Hespe und Lars Diedrich/beide Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>; sechs Wochen<br />

Anni Sappinen/Universität Tampere) betreut, die sich nicht nur mit einzelnen Inhalten<br />

<strong>der</strong> Projektarbeit vertraut machten, son<strong>der</strong>n mit von ihnen gefertigten Transkriptionen<br />

und erstellten Personenrecherchen konkrete Zuarbeiten für einzelne Editionsbände<br />

lieferten. Ferner konnte <strong>im</strong> Rahmen eines Werkvertrags Jens Herold (Humboldt-<br />

Universität zu <strong>Berlin</strong>) für Transkriptionsarbeiten beschäftigt werden.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl Preußische Geschichte <strong>der</strong><br />

Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> setzte Bärbel Holtz ihre Tätigkeit als Lehrbeauftragte<br />

in allen drei Semestern fort. Hartwin Spenkuch kam <strong>im</strong> Sommersemester einem<br />

Lehrauftrag am Friedrich-Meinecke-Institut <strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong> nach.<br />

Publikationen<br />

Acta Borussica, N. F., 2. Reihe: Preußen als Kulturstaat, hg. von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften unter <strong>der</strong> Leitung von Wolfgang<br />

Neugebauer. Abt. I: Das preußische Kultusministerium als Staatsbehörde und<br />

gesellschaftliche Agentur (1817–1934).<br />

Band 3,1: Kulturstaat und Bürgergesellschaft <strong>im</strong> Spiegel <strong>der</strong> Tätigkeit des Kultusministeriums.<br />

Fallstudien, mit Beiträgen von Bärbel Holtz, Christina Rathgeber,<br />

Hartwin Spenkuch, Reinhold Zilch und einer Einleitung von Wolfgang Neugebauer.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012, 424 S.<br />

Band 3,2: Kulturstaat und Bürgergesellschaft <strong>im</strong> Spiegel <strong>der</strong> Tätigkeit des Kultusministeriums.<br />

Dokumente, ausgewählt und bearbeitet von Bärbel Holtz, Christina<br />

Rathgeber, Hartwin Spenkuch, Reinhold Zilch. <strong>Berlin</strong> 2012, 454 S.<br />

Huch, Gaby: Königlicher Antrittsbesuch in Neuvorpommern 1820. In: Stralsun<strong>der</strong><br />

Hefte 12 (2012), S. 40–47.<br />

Rathgeber, Christina: Zwischen Kompromiss und Konfrontation: Katholische Geistliche<br />

gegen den preußischen Staat be<strong>im</strong> Mischehenstreit bis 1828 und <strong>der</strong> Trierer<br />

Bischofswahl von 1839. In: Historisches Jahrbuch 130 (2010), S. 181–209 [erschienen<br />

2012].<br />

Spenkuch, Hartwin: Preußen als Kulturstaat – Begriff, realhistorische Ausprägung<br />

und Akteure (1815–1914). In: Ther, Philipp (Hg.): Kulturpolitik und Theater.<br />

Die kontinentalen Imperien in Europa <strong>im</strong> Vergleich. Wien u. a. 2012, S. 99–126<br />

(= Die Gesellschaft <strong>der</strong> Oper 10).<br />

368 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Vorträge<br />

Holtz, Bärbel: „Der preußische ‚Zensurdrache‘ <strong>im</strong> Veto <strong>der</strong> Quellen.“ Ringvorlesung<br />

des Zentrums Preußen – <strong>Berlin</strong> und des Lehrstuhls Preußische Geschichte <strong>der</strong><br />

HUB, <strong>BBAW</strong>, 31. Oktober 2012.<br />

Neugebauer, Wolfgang: „Traditionen und Programme. Preußische Geschichte an <strong>der</strong><br />

Universität Unter den Linden“, Ringvorlesung des Zentrums Preußen – <strong>Berlin</strong><br />

und des Lehrstuhls Preußische Geschichte <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>,<br />

<strong>BBAW</strong>, 18. April 2012.<br />

Ders.: „Kulturstaat – Machtstaat – Bürgergesellschaft“, Wissenschaftliche Tagung<br />

<strong>der</strong> Otto-von-Bismarck-Stiftung, Potsdam, 29. November 2012.<br />

Rathgeber, Christina: „Von <strong>der</strong> Kirchengesellschaft zur Kirche in <strong>der</strong> Gesellschaft:<br />

katholische Bevölkerung und preußischer Staat, 1815–1871“, Schwerter <strong>Arbeit</strong>skreis<br />

für Katholizismusforschung, 16.–18. November 2012.<br />

Rezensionen<br />

Spenkuch, Hartwin [Rez.]: Warneken, Bernd-Jürgen: Populare Kultur. Gehen –<br />

Protestieren – Erzählen – Imaginieren, hg. von Thomas Fliege u. a., Köln 2010,<br />

286 S. In: Historisch-politisches Buch 59 (2011) 6, S. 660f. [erschienen 2012].<br />

Ders. [Rez.]: Goeller, Margot: Hüter <strong>der</strong> Kultur. Bildungsbürgerlichkeit in den<br />

Kulturzeitschriften „Deutsche Rundschau“ und „Neue Rundschau“ (1890–1914),<br />

Frankfurt/Main u. a. 2011, 315 S. In: Historisch-politisches Buch 60 (2012) 4,<br />

S. 371f.<br />

Schleiermacher in <strong>Berlin</strong> 1808–1834.<br />

Briefwechsel, Tageskalen<strong>der</strong>, Vorlesungen<br />

Die <strong>Arbeit</strong> an dem neuen Vorhaben wurde zum Jahresbeginn aufgenommen. Für das<br />

Projekt wurde durch die TELOTA-Gruppe <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> in enger Zusammenarbeit mit<br />

<strong>der</strong> Forschungsstelle eine auf dem Oxygen HTML-Editor basierte Software entwickelt<br />

und seither weiter opt<strong>im</strong>iert, die als einheitliche Plattform Grundlage für Texterfassung,<br />

Apparaterstellung, Register, Internetpublikation und die Erstellung von<br />

Druckvorlagen fungiert. Die aus dem Ende 2011 abgeschlossenen Vorhaben Schleiermacher:<br />

Kritische Gesamtausgabe bereits vorhandenen Word-Dateien wurden in das<br />

neue Format übertragen, das sich seither als <strong>Arbeit</strong>smittel bewährt hat.<br />

S<strong>im</strong>on Gerber und Sarah Schmidt haben die <strong>Arbeit</strong> an Band 10 <strong>der</strong> V. Abteilung<br />

<strong>der</strong> Kritischen Schleiermacher-Gesamtausgabe (KGA) aufgenommen, <strong>der</strong> die Texte<br />

des Briefwechsels 1808 bis 1811 umfasst. Die Rohtranskription aller zu diesem Band<br />

Akademienvorhaben 369


gehörigen Briefe ist abgeschlossen und etwa 10 Prozent sind bereits endgültig konstituiert<br />

(mit textkritischem Apparat). Darüber hinaus konnten fast alle undatierten<br />

Briefe dieses Zeitraums datiert werden.<br />

Sarah Schmidt begann zugleich, geför<strong>der</strong>t durch die Stiftung <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Kirche <strong>der</strong> Union (Drittmittel), mit <strong>der</strong> Erstellung des Kommentarbandes. Es wurde<br />

aufgrund <strong>der</strong> bisher erschienenen Bände eine Datei <strong>der</strong> Namen und Werke angelegt,<br />

die für alle künftigen Bände als Grundstock dient und <strong>im</strong> Durchgang durch die<br />

Texte von KGA V/10 stetig erweitert wird. Darüber hinaus wurde ein großer Teil <strong>der</strong><br />

zu erschließenden Briefe, von denen kein Text überliefert ist, identifiziert und mit<br />

<strong>der</strong> Erstellung von Sachanmerkungen begonnen.<br />

S<strong>im</strong>on Gerber hat daneben die <strong>Arbeit</strong> an Schleiermachers Vorlesungen zur Praktischen<br />

Theologie (KGA II/11) aufgenommen und zwei Vorlesungsnachschriften<br />

vollständig transkribiert; zwei weitere befinden sich in <strong>Arbeit</strong>.<br />

Für die Edition <strong>der</strong> Philosophischen Ethik (KGA II/1) wurden von Andreas Arndt<br />

zwei Vorlesungsnachschriften zu <strong>der</strong> Hallenser Ethik-Vorlesung 1805/06 transkribiert;<br />

die Transkription einer dritten, umfänglichen Nachschrift ist nahezu abgeschlossen.<br />

Wolfgang Virmond hat den ersten Tageskalen<strong>der</strong> (1808) übertragen und bereitet<br />

den Text zurzeit für eine digitale Publikation vor, bei <strong>der</strong> Transkription und Scan<br />

<strong>der</strong> Handschrift parallel zur Verfügung gestellt werden sollen; <strong>der</strong> Tageskalen<strong>der</strong><br />

1809 ist in <strong>Arbeit</strong>.<br />

Darüber hinaus hat Wolfgang Virmond in Zusammenarbeit mit Hermann Patsch<br />

(München) die Edition <strong>der</strong> Vorlesungen zur Hermeneutik und Kritik (KGA II/4)<br />

fertiggestellt, die er seit seiner Verrentung, geför<strong>der</strong>t durch die Fritz-Thyssen-Stiftung,<br />

bearbeitet hat; <strong>der</strong> Band ist <strong>im</strong> November 2012 erschienen.<br />

Sarah Schmidt (Philosophie <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Akademieprofessur von Andreas<br />

Arndt) und S<strong>im</strong>on Gerber (Kirchengeschichte) haben kontinuierlich an <strong>der</strong> Theologischen<br />

Fakultät <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> Lehrveranstaltungen durchgeführt.<br />

Sarah Schmidt wurde als Schriftführerin in den Vorstand <strong>der</strong> Internationalen<br />

Schleiermacher-Gesellschaft gewählt.<br />

Publikationen<br />

Arndt, Andreas: Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher. In: Jaeschke, Walter/Arndt,<br />

Andreas: Die Klassische Deutsche Philosophie nach Kant. Systeme <strong>der</strong> reinen<br />

Vernunft und ihre Kritik 1785–1845. München 2012, S. 254–305.<br />

Ders.: Freiheit und Determinismus be<strong>im</strong> jungen Schleiermacher. In: Arndt, Andreas/<br />

Zovko, Jure (Hg.): Freiheit und Determinismus. Hannover 2012, S. 111–125<br />

(= Studia Philosophica Ia<strong>der</strong>ensia 2).<br />

370 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Ders.: Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher: „Unendliche Menschheit in <strong>der</strong> Hülle<br />

<strong>der</strong> Männlichkeit und <strong>der</strong> Weiblichkeit“. In: Heinz, Marion/Doyé, Sabine (Hg.):<br />

Geschlechterordnung und Staat. Legit<strong>im</strong>ationsfiguren <strong>der</strong> politischen Philosophie<br />

(1600–1850). <strong>Berlin</strong> 2012, S. 293–304 (= Deutsche Zeitschrift für Philosophie,<br />

Son<strong>der</strong>band 27).<br />

Ders.: Wissenschaft, Kirche und Politik. Ein neues Akademienvorhaben erschließt<br />

Friedrich Schleiermachers bewegtes Leben in <strong>Berlin</strong> 1808–1834. In: Der Präsident<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, Günter Stock (Hg.):<br />

Die Akademie am Gendarmenmarkt 2012/13. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 74–79.<br />

Ders. [Rez.]: Manuel Bauer: Schlegel und Schleiermacher. Frühromantische Kunstkritik<br />

und Hermeneutik. In: Athenäum (2011), Pa<strong>der</strong>born u. a., S. 205–209.<br />

Ders. [Rez.]: Uwe Glatz: Religion und Frömmigkeit bei Friedrich Schleiermacher –<br />

Theorie <strong>der</strong> Glaubenskonstitution. In: Theologische Revue 108 (2012), Sp. 153f.<br />

Gerber, S<strong>im</strong>on: Christentum und Judentum in Schleiermachers Vorlesungen über<br />

die Kirchengeschichte. In: Barth, Ro<strong>der</strong>ich/Barth, Ulrich/Osthövener, Dieter (Hg.):<br />

Christentum und Judentum. Akten des Internationalen Kongresses <strong>der</strong> Schleiermacher-Gesellschaft<br />

in Halle, März 2009. <strong>Berlin</strong> und Boston 2012, S. 385–401<br />

(= Schleiermacher-Archiv 24).<br />

Ders. [Rez.]: Korsch, Dietrich/Griffioen, Amber L. (Hg.): Interpreting Religion.<br />

The Significance of Friedrich Schleiermacher’s ‘Reden über die Religion’ for<br />

Religious Studies and Theology. Tübingen 2011. In: Theologische Revue 108<br />

(2012), Sp. 38f.<br />

Virmond, Wolfgang (Hg. unter Mitwirkung von Hermann Patsch): Schleiermacher,<br />

Friedrich Daniel Ernst: Vorlesungen zur Hermeneutik und Kritik, <strong>Berlin</strong> und<br />

Boston 2012 (Kritische Gesamtausgabe, Abt. II, Bd. 4).<br />

Vorträge<br />

Arndt, Andreas: „Schleiermachers Grundlegung <strong>der</strong> Philosophie in den Hallenser<br />

Vorlesungen“, Symposion „Friedrich Schleiermacher in Halle (1804–1807)“,<br />

<strong>BBAW</strong>, 16. Dezember 2011.<br />

Ders.: „Das systematische Reale und seine ideale Darstellung. Zum Systembegriff<br />

in Schleiermachers ‚Grundlinien einer Kritik <strong>der</strong> bisherigen Sittenlehre‘“, Tagung<br />

„Systeme in Bewegung. Systembegriffe nach 1800–1809“, Österreichische Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften, Wien, 8.–11. Februar 2012.<br />

Ders.: „Schleiermacher und die Religionskritik <strong>der</strong> Aufklärung“, „Die aufgeklärte<br />

Religion und ihre Probleme“, 5. Internationaler Kongress <strong>der</strong> Schleiermacher-<br />

Gesellschaft, <strong>Berlin</strong>, 18.–21. März 2012.<br />

Akademienvorhaben 371


Ders.: „Albert – Schleiermacher – Kant: Bildung durch Wissenschaft“, Wissenschaftliche<br />

Konferenz „Wozu Theologie?“, Theologische Fakultät <strong>der</strong> Humboldt-<br />

Universität zu <strong>Berlin</strong>, 20.–21. April 2012.<br />

Gerber, S<strong>im</strong>on: „‚Es wird endlich ernst Gott sei Dank‘. Politik Krieg und Zeitdeutung<br />

in Schleiermachers Hallenser Briefwechsel“, Symposion „Friedrich Schleiermacher<br />

in Halle (1804–1807)“, <strong>BBAW</strong>, 16. Dezember 2011.<br />

Ders.: Bericht über das Forschungsprojekt zu Schleiermachers Kirchengeschichte,<br />

Schleiermacher-Symposion „Schleiermachers Predigten“, Wittenberg, 18.–21. Oktober<br />

2012.<br />

Schmidt, Sarah: „Schleiermacher und Steffens“, Symposion „Friedrich Schleiermacher<br />

in Halle (1804–1807)“, <strong>BBAW</strong>, 16. Dezember 2011.<br />

Dies.: „Je<strong>der</strong> Wissenschaftler ein Künstler“, Salon Sophie Charlotte, <strong>BBAW</strong>, 22. Januar<br />

2012.<br />

Virmond, Wolfgang: „Schleiermachers Hallenser Hermeneutik“, Symposion „Friedrich<br />

Schleiermacher in Halle (1804–1807)“, <strong>BBAW</strong>, 16. Dezember 2011.<br />

Wilhelm-von-Humboldt-Ausgabe: Schriften zur Sprachwissenschaft<br />

(geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft)<br />

Am Vortag des Herausgebertreffens <strong>im</strong> September veranstaltete die <strong>Arbeit</strong>sstelle in<br />

Zusammenarbeit mit dem Centre Marc Bloch einen Workshop zur Humboldtrezeption<br />

in Osteuropa. Tomáš Glanc (Prag/<strong>Berlin</strong>) sprach über „Das vergleichende<br />

Sprachstudium und die slawische Idee“ und Patrick Sériot (Lausanne) über „Marx<br />

ou Humboldt? Le rapport entre langue et pensée dans la linguistique soviétique de<br />

l’époque stalinienne“.<br />

Bettina Lindorfer hielt be<strong>im</strong> diesjährigen „Salon Sophie Charlotte“ einen Vortrag<br />

über „Kunst und Wissen. Humboldts Beitrag zur Konzeption des Alten Museums“.<br />

Außerdem hat sie an den Akademievorträgen an brandenburgischen Schulen teilgenommen.<br />

Zur <strong>Arbeit</strong> an <strong>der</strong> Edition<br />

Im Berichtszeitraum ist <strong>der</strong> Band Baskische Wortstudien und Grammatik (Hg. Bernhard<br />

Hurch) in <strong>der</strong> Abteilung 2 erschienen. In Abteilung 3 (Amerikanische Sprachen)<br />

wird <strong>der</strong> Band Nordamerikanische Sprachen (Hg. Micaela Verlato) Anfang 2013<br />

erscheinen, und <strong>der</strong> Band Einleitende und vergleichende amerikanische <strong>Arbeit</strong>en<br />

(Hg. Manfred Ringmacher) wurde für den Satz vorbereitet.<br />

Des Weiteren wurden die Kommentierung einzelner Bände fortgesetzt und die<br />

externen Bearbeiter durch Transkriptionen von Manuskripten und redaktionelle Bearbeitung<br />

ihrer Kommentare unterstützt. Der Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> lag dabei auf den<br />

372 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Abteilungen 5, 6 und 7: Der Band Austronesische Sprachen (Hg. Volker Heeschen<br />

in Zusammenarbeit mit Ulrike Folie) wurde eingeleitet und kommentiert. Er soll<br />

Anfang 2013 zum Druck gegeben werden. Die Transkription des Amerikanischen<br />

Briefwechsels (Abteilung 7) konnte dem Herausgeber Kurt Mueller-Vollmer zur<br />

Einleitung und Kommentierung übergeben werden. Ebenfalls den einzelnen Herausgebern<br />

zur Verfügung gestellt wurden Transkriptionen von Humboldts Texten zum<br />

Koptischen (Abteilung 5, Band 1) und zur Allgemeinen Sprachkunde (Abteilung 4).<br />

Personalia<br />

Aufgrund ihrer Übernahme von Vertretungsprofessuren – bis März 2012 eine halbe<br />

Stelle an <strong>der</strong> Humboldt-Universität und seit Oktober eine ganze Stelle an <strong>der</strong> Georg-<br />

August-Universität in Göttingen – steht Bettina Lindorfer dem Projekt <strong>der</strong>zeit nur<br />

eingeschränkt zur Verfügung.<br />

Vorträge<br />

Lindorfer, Bettina: „Kunst und Wissen. Humboldts Beitrag zur Konzeption des Alten<br />

Museums“, Vortrag <strong>im</strong> Rahmen des „Salon Sophie Charlotte: Wissen ist Kunst<br />

– Kunst ist Wissen“, <strong>BBAW</strong>, 21. Januar 2012.<br />

Dies.: „Jede Sprache ist eine Weltansicht. Wilhelm von Humboldts Projekt <strong>der</strong> vergleichenden<br />

Sprachbeschreibung“, Akademievorträge an brandenburgischen Schulen,<br />

babelsberger filmgymnasium – Neues Gymnasium Potsdam, 13. Februar 2012.<br />

Dies.: „Jede Sprache ist eine Weltansicht. Wilhelm von Humboldts Projekt <strong>der</strong><br />

vergleichenden Sprachbeschreibung“, Akademievorträge an brandenburgischen<br />

Schulen, Wolkenberg-Gymnasium Michendorf, 17. Februar 2012.<br />

Dies.: „Jede Sprache ist eine Weltansicht. Wilhelm von Humboldts Projekt <strong>der</strong><br />

vergleichenden Sprachbeschreibung“, Akademievorträge an brandenburgischen<br />

Schulen, Gottfried-Arnold-Gymnasium Perleberg, 10. Dezember 2012.<br />

Trabant, Jürgen: „Inde et Amérique: les deux projets de la linguistique naissante“,<br />

V e Congrès de la Société des Études Romantiques, Paris, 24. Januar 2012.<br />

Ders.: „Cenni, voci et parole: su Vico e Humboldt“, Festvortrag für Tullio De<br />

Mauro, Università La Sapienza Rom, 20. März 2012.<br />

Ders.: „Der fremde Mund“, Festvortrag für Conrad Wiedemann, <strong>BBAW</strong>, 29. April<br />

2012.<br />

Ders.: „Preußische Gedanken-Bildung. Wilhelm von Humboldt und die Sprachen <strong>der</strong><br />

Welt“, Neue Wege <strong>der</strong> Geschichte Preußens – Oppenhe<strong>im</strong>-Vorlesungen, <strong>BBAW</strong>,<br />

4. Juli 2012.<br />

Ders.: „Der Mensch ist nur Mensch durch Sprache“, Universität Zürich, 16. November<br />

2012.<br />

Akademienvorhaben 373


Veranstaltungen<br />

Workshop „Humboldtrezeption in Osteuropa“, in Zusammenarbeit mit dem Centre<br />

Marc Bloch, <strong>Berlin</strong>, 7. September 2012.<br />

Publikationen<br />

Edition<br />

Humboldt, Wilhelm von: Baskische Wortstudien und Grammatik, hg. von Bernhard<br />

Hurch, Pa<strong>der</strong>born 2012 (= Wilhelm von Humboldt: Schriften zur Sprachwissenschaft,<br />

II. Abt.: Die Baskischen Schriften, 2. Band).<br />

Weitere Publikationen<br />

Ringmacher, Manfred: Wilhelm von Humboldts Beschäftigung mit den amerikanischen<br />

Sprachen: Kontexte und Perspektiven. In: Sakel, Jeanette/Stolz, Thomas<br />

(Hg.): Amerindiana: Neue Perspektiven auf die indigenen Sprachen Amerikas.<br />

<strong>Berlin</strong> 2012, S. 9–33.<br />

Trabant, Jürgen: <strong>Arbeit</strong> des Geistes. In: Tintemann, Ute/Trabant, Jürgen (Hg.): Wilhelm<br />

von Humboldt: Universalität und Individualität. München 2012, S. 13–29.<br />

Ders.: Der unabän<strong>der</strong>liche Dualismus <strong>der</strong> Sprache und die Conversation (Rede zur<br />

Eröffnung des Romanistentags in <strong>Berlin</strong> am 25. September 2011). In: Mitteilungsheft<br />

des Deutschen Romanisten-Verbandes Frühjahr 2012, S. 11–19.<br />

Ders.: Nacquero esse gemelle. Über die Zwillingsgeburt von Bild und Sprache. In:<br />

Feist, Ulrike/Rath, Markus (Hg.): Et in <strong>im</strong>agine ego. Facetten von Bildakt und<br />

Verkörperung. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 77–92.<br />

Ders.: Weltansichten. Wilhelm von Humboldts Sprachprojekt. München 2012.<br />

Ders. (Hg. zusammen mit Ute Tintemann): Wilhelm von Humboldt: Universalität<br />

und Individualität. München 2012.<br />

Kommission Zentrum Sprache<br />

Deutsches Textarchiv (DTA)<br />

Siehe S. 270.<br />

374 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Deutsches Wörterbuch von Jacob Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m.<br />

Neubearbeitung<br />

Projektarbeit<br />

Im November wurde die Lieferung 4.6 Beischläfer – bemalen abgeschlossen und<br />

für den Druck fertiggestellt. Die entsprechenden Stichwortlisten legte Lutz Sattler<br />

<strong>im</strong> xml-Format ab, um auf diese Weise auch nicht gedrucktes Stichwortmaterial<br />

verfügbar zu machen. Die Lieferung 4.7 ist in <strong>Arbeit</strong> und wird 2013 gedruckt.<br />

Im Verlauf des Jahres bearbeitete die <strong>Arbeit</strong>sgruppe mehr als hun<strong>der</strong>t Anfragen<br />

aus dem In- und Ausland zu sprachhistorischen Problemen. Wie in den Vorjahren<br />

unterstützte das DWB den Aufbau eines historischen Quellenkorpus für das Deutsche<br />

Textarchiv durch die Bereitstellung entsprechen<strong>der</strong> Quellen.<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vorhabens beteiligten sich an Diskussionsrunden<br />

zur Vorbereitung <strong>der</strong> nächsten Phase des Digitalen Wörterbuchs <strong>der</strong> deutschen<br />

Sprache und stellten unter an<strong>der</strong>em Musterartikel vor, um Aufwand und Ertrag<br />

künftiger Artikelarbeit aus lexikographischer Sicht zu demonstrieren. Ferner entwickelten<br />

sie den Prototyp eines elektronischen diachronen Informationssystems.<br />

Veranstaltungen<br />

Zehn Wörterbuchprojekte aus acht Län<strong>der</strong>n folgten <strong>der</strong> Einladung des DWB zu einem<br />

Workshop „Künftige Standards wissenschaftlicher Lexikographie“, <strong>der</strong> vom 25. bis<br />

27. März 2012 an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> stattfand und durch För<strong>der</strong>mittel für internationale<br />

Beziehungen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> unterstützt wurde. Ziel des Workshops war ein Erfahrungsaustausch<br />

unter Vertretern <strong>der</strong> europäischen Nationalwörterbücher über die Frage,<br />

wie die traditionellen <strong>Arbeit</strong>s- und Präsentationsbedingungen eines Wörterbuchprojekts<br />

mit den mo<strong>der</strong>nen medialen Anfor<strong>der</strong>ungen in Einklang zu bringen sind und<br />

welchen Gewinn ein Wörterbuch aus <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit seinen Nutzern ziehen<br />

kann. Darüber hinaus wurde beleuchtet, wie die nationale und internationale<br />

Öffentlichkeit in die Wörterbucharbeit einbezogen werden kann, wofür mo<strong>der</strong>ne<br />

Informationstechnologien vielfältige Möglichkeiten bieten. Die Proceedings <strong>der</strong><br />

Veranstaltung werden in Kürze auf dem <strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong> <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> veröffentlicht.<br />

Auf Tagungen in Oslo, Edinburgh, <strong>Berlin</strong>, Bullay, Jena, Göttingen und Kassel<br />

haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vorhabens Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit<br />

vorgestellt.<br />

Lehrtätigkeit<br />

Im Seminar „Edition“ von Christoph Wingertszahn (Kritische Karl-Philipp-Moritz-<br />

Ausgabe) unterrichtete Marco Schei<strong>der</strong> über „Das Deutsche Wörterbuch von Jacob<br />

Akademienvorhaben 375


Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m als Hilfsmittel <strong>der</strong> Edition“. Michael Solf führte <strong>im</strong><br />

Sommersemester 2012 die Übung „Historische Textanalyse“ an <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />

zu <strong>Berlin</strong> durch. Im Rahmen des Programms Akademievorträge an brandenburgischen<br />

Schulen trug er am Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Forst, am<br />

Fläming-Gymnasium Belzig und am Johann-Wolfgang-von-Goethe-Gymnasium<br />

Pritzwalk zur „Geschichte <strong>der</strong> deutschen Sprache“ vor. Yvonne Luther hielt an <strong>der</strong><br />

Gesamtschule Paul Dessau in Zeuthen, am Wolkenberg-Gymnasium in Michendorf<br />

und am Marie-Curie-Gymnasium in Ludwigsfelde den Vortrag „Warum ‚beißt‘ man<br />

eigentlich ‚ins Gras‘ und ‚in saure Äpfel‘? Redewendungen und Sprichwörter mit<br />

‚beißen‘ früher und heute“.<br />

Publikationen<br />

Deutsches Wörterbuch von Jacob Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m. Neubearbeitung,<br />

hg. von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong><br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften zu Göttingen, 4. Band, 6. Lieferung Beischläfer –<br />

bemalen. Bearbeitet in <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>Berlin</strong> von Elke Gehweiler, Christina<br />

Gr<strong>im</strong>m, Yvonne Luther, Lutz Sattler, Marco Schei<strong>der</strong>, Norbert Schra<strong>der</strong>, Jörg<br />

Schrö<strong>der</strong>, Michael Solf, Christiane Unger (Leitung). Stuttgart 2012.<br />

Gehweiler, Elke/Unger, Christiane: Digital and traditional resources for the second<br />

edition of the Deutsches Wörterbuch. In: Fjeld, Ruth Vatvedt/Torjusen, Julie<br />

Matilde (Hg.): Proceedings of the 15th EURALEX International Congress. Oslo<br />

2012, S. 786–793.<br />

Vorträge<br />

Gehweiler, Elke: „Types of intensifying adjectives: focus marking and degree<br />

marking“, Konferenz „New Reflections on Grammaticalization 5“, Edinburgh,<br />

16.–19. Juli 2012.<br />

Harm, Volker/Schei<strong>der</strong>, Marco: „Kann das Deutsche Wörterbuch auch in Zukunft<br />

ein Modell für Nationalwörterbücher sein?“, Kongreß „Märchen, Mythen und<br />

Mo<strong>der</strong>ne“, Kassel, 17.–20. Dezember 2012.<br />

Luther, Yvonne: „Wieviel grammatische Information ‚braucht‘ ein digitales Wörterbuch?“,<br />

Workshop „Künftige Standards wissenschaftlicher Lexikographie“,<br />

<strong>Berlin</strong>, 25.–27. März 2012.<br />

Schei<strong>der</strong>, Marco: „eDWB – Überlegungen zu einem elektronischen diachronen Informationssystem“,<br />

6. <strong>Arbeit</strong>sgespräch zur historischen Lexikographie, Bullay,<br />

13.–15. April 2012.<br />

376 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Schra<strong>der</strong>, Norbert: „Möglichkeiten einer integrierten lexikographischen Inhaltsstruktur<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage von DWDS und 2 DWB. Vorüberlegungen zur historischen<br />

Erweiterung des DWDS-Informationsprogramms“, 6. International Conference<br />

on Historical Lexicography and Lexicology, Jena, 26. Juli 2012.<br />

Schrö<strong>der</strong>, Jörg: „Über den Spagat zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und<br />

Nutzerfreundlichkeit“, Workshop „Künftige Standards wissenschaftlicher Lexikographie“,<br />

<strong>Berlin</strong>, 25.–27. März 2012.<br />

Ders. „Ihr Beitrag bitte! Aber was, wenn er dann wirklich kommt?“, Jahrestagung <strong>der</strong><br />

Gesellschaft für angewandte Linguistik (GAL), Erlangen, 18.–21. September 2012.<br />

Solf, Michael: „Lücken in <strong>der</strong> Beschreibung des Fremd- und Lehnwortschatzes <strong>im</strong><br />

2 DWB“, Tagung „Fremd- und Lehnwortschatz <strong>im</strong> sprachhistorischen Wörterbuch“,<br />

Göttingen 7.–8. Mai 2012.<br />

Personalia<br />

Rüdiger Schmitt (Emeritus <strong>der</strong> Universität Saarbrücken) überprüfte etymologische<br />

Ansätze <strong>im</strong> Manuskript <strong>der</strong> Neubearbeitung, Heinrich Petermann (<strong>Berlin</strong>) unterstützte<br />

die redaktionelle <strong>Arbeit</strong>.<br />

Digitales Wörterbuch <strong>der</strong> deutschen Sprache<br />

Einführung<br />

Aufgabe des seit 2007 <strong>im</strong> Rahmen des Akademienprogramms durchgeführten Vorhabens<br />

ist die Schaffung eines Digitalen Lexikalischen Systems (<strong>im</strong> Folgenden kurz:<br />

DLS), einer umfassenden, über das World Wide Web jedem Benutzer zugänglichen<br />

„Wortauskunftsdatenbank“.<br />

Ziel <strong>der</strong> ersten <strong>Arbeit</strong>sphase des Vorhabens (2007–2012) ist es, das verfügbare<br />

lexikalische Wissen, wie es in den bisherigen großen Wörterbüchern seinen Nie<strong>der</strong>schlag<br />

gefunden hat, mit den mo<strong>der</strong>nsten verfügbaren Methoden aufzubereiten, mit<br />

Textkorpora zu verknüpfen und als Auskunftsplattform zu präsentieren. Im Vor<strong>der</strong>grund<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit <strong>im</strong> Berichtszeitraum standen die Evaluierung und Weiterentwicklung<br />

des lexikographischen <strong>Arbeit</strong>splatzes, die Erstellung neuer Wörterbucheinträge,<br />

die Einbindung <strong>der</strong> elektronischen Fassung <strong>der</strong> Erstbearbeitung des Deutschen Wörterbuchs<br />

von Jacob Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m in das DLS sowie ein umfassen<strong>der</strong><br />

Relaunch <strong>der</strong> DWDS-Website.<br />

Evaluierung und Weiterentwicklung des lexikographischen <strong>Arbeit</strong>splatzes<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Tests und des Feedbacks <strong>im</strong> Zuge <strong>der</strong> Erstellung von 150 Probeartikeln<br />

wurde <strong>der</strong> lexikographische <strong>Arbeit</strong>splatz überarbeitet. Die daraus entstandene zweite<br />

Akademienvorhaben 377


Fassung des lexikographischen <strong>Arbeit</strong>splatzes wurde an zwei Lexikographinnen<br />

außer Haus und zwei Lexikographen <strong>im</strong> Haus ausgeliefert, die <strong>im</strong> Berichtszeitraum<br />

insgesamt 800 Neueinträge für das DWDS-Wörterbuch geschrieben beziehungsweise<br />

überarbeitet haben. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, soll dann mit Beginn<br />

<strong>der</strong> zweiten Phase <strong>im</strong> Jahr 2013 die Produktionsversion des lexikographischen <strong>Arbeit</strong>splatzes<br />

eingesetzt werden.<br />

Im Berichtszeitraum wurde <strong>der</strong> „Gute Beispiele“-Extraktor entwickelt (Didakowski<br />

et al., 2012). Mit diesem Werkzeug können für jedes Suchwort, für das in<br />

<strong>der</strong> Korpusbasis Belege in zu großer Zahl für eine manuelle Durchsicht vorhanden<br />

sind (in vielen Fällen gibt es mehr als 1.000, oft sogar mehrere 100.000 Vorkommen<br />

eines Wortes), die „besten“ Belege nach best<strong>im</strong>mten Gütekriterien automatisch ermittelt<br />

und angezeigt werden. Dabei werden globale und lokale Kriterien unterschieden.<br />

Die globalen Kriterien beziehen sich auf die Ausgewogenheit <strong>der</strong> Belegmenge<br />

(z. B. Belege aus möglichst vielen Zeitscheiben und Quellen), die lokalen Kriterien<br />

beziehen sich auf die Korrektheit und Verständlichkeit eines Beleges. Der „Gute<br />

Beispiele“-Extraktor ist seit August 2012 <strong>im</strong> Einsatz und wird von den Lexikographinnen<br />

für die Erstellung <strong>der</strong> Neueinträge genutzt. Des Weiteren ist das Werkzeug<br />

auch auf <strong>der</strong> Webseite des DWDS als Panel verfügbar.<br />

Integration <strong>der</strong> Erstausgabe des Deutschen Wörterbuchs<br />

in die DWDS-Webseite<br />

Die Erstausgabe des Deutschen Wörterbuchs von Jacob Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m<br />

(<strong>im</strong> Folgenden kurz: 1 DWB) wird seit November 2012 auf <strong>der</strong> Website des DWDS<br />

bereitgestellt. Im Berichtszeitraum wurden vom DWDS an den Quellen einige Verän<strong>der</strong>ungen<br />

vorgenommen, die ihre Integration in das DLS vorbereiteten. Außerdem<br />

wurden circa 45.000 Stichwörter des 1 DWB auf die gemeinsame Lemmaliste aller in<br />

das DLS integrierten Wörterbücher abgebildet (Herold et al., 2012). Diese Stichwörter<br />

können auf <strong>der</strong> Website synchron zu den Artikeln aus den an<strong>der</strong>en Wörterbüchern<br />

(DWDS-Wörterbuch, Etymologisches Wörterbuch und Wörterbuch <strong>der</strong><br />

deutschen Gegenwartssprache) angezeigt werden.<br />

Datenaufbereitung und Pflege des DWDS-Wörterbuchs<br />

Im Zuge <strong>der</strong> mediengerechten Aufbereitung <strong>der</strong> vorhandenen lexikographischen<br />

Daten wurden alle Kompetenzbeispiele (circa 235.000) des Wörterbuchs <strong>der</strong> deutschen<br />

Gegenwartssprache, die in das DWDS-Wörterbuch übernommen wurden,<br />

durchgesehen. Dabei wurden folgende Än<strong>der</strong>ungen vorgenommen: a) alle Abkürzungen<br />

wurden aufgelöst, b) alle Beispiele wurden in die heute gültige Rechtschreibung<br />

378 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


überführt, c) die Beispiele wurden mo<strong>der</strong>nisiert (z. B. wurden in den Beispielen erwähnte<br />

veraltete Gegenstände wie „Schreibmaschine“ und nicht mehr so bezeichnete<br />

Institutionen wie „Verkaufsstelle“ und Personen wie „Bahnhofsvorsteher“ durch die<br />

heute üblichen Gegenstände beziehungsweise Bezeichnungen ersetzt) d) Kompetenzbeispiele,<br />

die eine DDR-typische Redeweise dokumentieren, wurden explizit als<br />

solche markiert. Die unter c) und d) genannten Än<strong>der</strong>ungen betrafen etwa 1,5 Prozent<br />

<strong>der</strong> Kompetenzbeispiele, die unter a) und b) genannten Än<strong>der</strong>ungen einen deutlich<br />

höheren Anteil.<br />

Relaunch <strong>der</strong> DWDS-Website<br />

Im Berichtszeitraum wurde die Website des DWDS (http://www.dwds.de) grundlegend<br />

überarbeitet. Die Än<strong>der</strong>ungen betreffen zum Beispiel verbesserte Filter- und<br />

Darstellungsoptionen innerhalb <strong>der</strong> Informationspanels und die Möglichkeit, ausgewählte<br />

Datensätze zu exportieren. Die Anzeige <strong>der</strong> Metadaten zu Korpusbelegen<br />

wurde stärker an die Bedürfnisse <strong>der</strong> lexikographischen <strong>Arbeit</strong> angepasst. Die optischen<br />

Än<strong>der</strong>ungen betreffen die flexiblere Möglichkeit, Informationspanels auf <strong>der</strong><br />

Website anzuordnen und zu vergrößern. Insbeson<strong>der</strong>e werden die Panelgrößen an die<br />

verfügbaren Inhalte angepasst, wodurch <strong>der</strong> genutzte Raum auf <strong>der</strong> Seite opt<strong>im</strong>iert<br />

wird; ebenso wurde die Navigation zur Auswahl von Sichten und Panels verbessert.<br />

Personalia<br />

Das DWDS wird vom Akademienprogramm in <strong>der</strong> ersten Phase mit drei wissenschaftlichen<br />

und einer wissenschaftlich-technischen Stelle finanziert. Im Berichtszeitraum<br />

gab es keine personellen Än<strong>der</strong>ungen.<br />

Weitere Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

Alexan<strong>der</strong> Geyken ist an den DFG-geför<strong>der</strong>ten Projekten Deutsches Textarchiv (s.<br />

Bericht in diesem Band) sowie an dem Projekt dlex beteiligt. dlex ist ein Kooperationsprojekt<br />

zwischen <strong>der</strong> Universität Potsdam und <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>. Antragsteller sind<br />

Reinhold Kliegl (fe<strong>der</strong>führend), Thomas Hanneforth und Alexan<strong>der</strong> Geyken. Ziel<br />

des seit 1. Mai 2008 für den Zeitraum von 36 Monaten bewilligten und seit Oktober<br />

2011 für weitere zwei Jahre verlängerten Projekts ist die Erstellung von statistischen<br />

Normdaten aus den DWDS-Korpora für die psychologische Forschung.<br />

Lothar Lemnitzer ist seit Anfang 2010 Herausgeber des Journal of Language<br />

Technology and Computational Lingustics (http://www.jlcl.org) und Mitglied des<br />

Vorstands <strong>der</strong> „Gesellschaft für Sprachtechnologie und Computerlinguistik“ (GSCL).<br />

Akademienvorhaben 379


Alexan<strong>der</strong> Geyken und Lothar Lemnitzer sind Mitglie<strong>der</strong> <strong>im</strong> Forschernetzwerk<br />

Internetlexikographie, das von <strong>der</strong> DFG geför<strong>der</strong>t wird (http://mult<strong>im</strong>edia.idsmannhe<strong>im</strong>.de/mediawiki/web/index.php/Hauptseite).<br />

Das DWDS beteiligte sich ferner an dem Projekt CLARIN-D (Common Language<br />

Resources and Technology Infrastructure, seit Juni 2011), das für die Dauer von<br />

zunächst drei Jahren bewilligt wurde. CLARIN-D wird ebenso vom BMBF geför<strong>der</strong>t<br />

wie das Projekt KobRa (Korpus-basierte linguistische Recherche und Analyse), welches<br />

von <strong>der</strong> Uni Dortmund koordiniert wird und an dem das DWDS mit beteiligt<br />

ist. KobRA wird seit November 2012 geför<strong>der</strong>t und hat eine Laufzeit von 3 Jahren.<br />

Schließlich ist das DWDS an einem von <strong>der</strong> Thyssen-Stiftung finanzierten und von<br />

<strong>der</strong> Akademie für Sprache und Dichtung durchgeführten Projekt zur Lage <strong>der</strong> deutschen<br />

Sprache beteiligt.<br />

Vorträge<br />

Didakowski, Jörg/Geyken, Alexan<strong>der</strong>: „Das DWDS-Wortprofil 2012“, 3. <strong>Arbeit</strong>streffen<br />

des DFG-Forschernetzwerkes Internetlexikographie, Bozen, 3.–4. Mai 2012.<br />

Geyken, Alexan<strong>der</strong>: „Aufbau eines historischen Referenzkorpus (1650–1900) und<br />

dessen Integration in das Digitale Wörterbuch <strong>der</strong> deutschen Sprache“, GAL<br />

2012, Erlangen, 21. September 2012.<br />

Lemnitzer, Lothar/Schra<strong>der</strong>, Norbert: „Integrating 1 DWB into a digital lexical information<br />

system“, 6th International Conference on Historical Lexicography and<br />

Lexicology, Jena, 25. Juli 2012.<br />

Publikationen<br />

Beißwenger, Michael/Ermakova, Maria/Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Lemnitzer, Lothar/Storrer,<br />

Angelika: A TEI-Schema for the Representation of Computer-mediated Communication.<br />

In: Journal of the Text Encoding Initiative 3 (2012) [http://jtei.revues.<br />

org/476].<br />

Didakowski, Jörg/Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Lemnitzer, Lothar: Automatic example sentence<br />

extraction for a contemporary German dictionary. In: Proceedings EURALEX<br />

2012. Oslo 2012, S. 343–349.<br />

Herold, Axel/Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Lemnitzer, Lothar: Integrating lexical resources<br />

through an aligned lemma list. In: Chiarcos, C./Nordhoff, S./Hellmann, S. (Hg.):<br />

Linked data in linguistics. <strong>Berlin</strong>, Heidelberg 2012, S. 35–44.<br />

Geyken, Alexan<strong>der</strong>/Lemnitzer, Lothar: Using Google Books Unigrams to Improve<br />

the Update of Large Monolingual Reference Dictionaries. In: Proceedings<br />

EURALEX 2012. Oslo 2012, S. 362–366.<br />

380 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Lemnitzer, Lothar: Mots nouveaux et nouvelles significations – que nous apprennent<br />

les mots composés? In: Sablayrolles, Jean-François (Hg.): Néologie sémantique et<br />

analyse de corpus. Paris 2012, S. 105–117 (= Cahiers de lexicologie 2012:1).<br />

Goethe-Wörterbuch (<strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>Berlin</strong>/Leipzig)<br />

Die Verträge mit unseren beiden Leipziger Mitarbeiterinnen Renata Kwaśniak und<br />

Claudia Ristau wurden <strong>im</strong> November verlängert. Unsere wissenschaftlich-technische<br />

Mitarbeiterin Frau Ingelore Weise, die bei verschiedenen Wörterbuchprojekten an<br />

<strong>der</strong> Akademie beschäftigt war und in diesem Jahr ihr 45-jähriges Dienstjubiläum<br />

beging, verabschiedeten wir <strong>im</strong> Oktober offiziell in den Ruhestand. Be<strong>im</strong> Vorhaben<br />

Goethe-Wörterbuch arbeitete sie seit dem Jahre 2002. Auch nach ihrem Ausscheiden<br />

wird sie dem Vorhaben noch zeitweise zur Verfügung stehen. Nadine Lestmann,<br />

die seit 2008 als studentische Hilfskraft an unserem Vorhaben tätig ist, hat ihr Masterstudium<br />

in diesem Jahr beendet.<br />

Projektarbeit und Stand <strong>der</strong> Artikelproduktion<br />

Nachdem <strong>im</strong> letzten Jahr <strong>der</strong> Band 5 (Inhalt – Medizinalaufwand) mit <strong>der</strong> 12. Lieferung<br />

beendet wurde, erschien in diesem Jahr die 1. Lieferung des sechsten Bandes<br />

(Medizinalausgabe – mikrokosmisch). Bei <strong>der</strong> für den Druck vorzubereitenden Lieferung<br />

VI.2 (Mikrokosmos – Mittwoch) lag die Redaktionsführung bei <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Arbeit</strong>stelle. Ein größerer Überhang, <strong>der</strong> bereits in die folgende Lieferung VI.3 einfließen<br />

wird, ist dabei redaktionell mitbearbeitet worden. Die Lieferung VI.2 ging<br />

am 2. August 2012 an den Kohlhammer-Verlag und wird Anfang 2013 erscheinen.<br />

Für den <strong>Berlin</strong>er Anteil <strong>der</strong> Bearbeitungsstrecke „Neulicht – oryktologisch“ wurden<br />

die noch fehlenden Druckmanuskripte fertig gestellt. Von <strong>der</strong> Bearbeitungsstrecke<br />

„Os – Prüfung“ liegen vom <strong>Berlin</strong>/Leipziger Anteil bis auf zwei Manuskripte alle<br />

Texte in <strong>der</strong> Autorenfassung vor. Ein Drittel davon ist in <strong>der</strong> Kritiksitzung besprochen<br />

worden und die redaktionellen <strong>Arbeit</strong>en an den entsprechenden Druckmanuskripten<br />

wurden abgeschlossen. Die aktuelle Artikelarbeit befindet sich zurzeit in<br />

<strong>der</strong> Buchstabengruppe P/Q/R/S: Ein Teil <strong>der</strong> Autoren ist noch mit Wortartikeln aus<br />

<strong>der</strong> Bearbeitungsstrecke V.5 „Prüfungsepoche – rot“ beschäftigt, an<strong>der</strong>e arbeiten<br />

bereits an <strong>der</strong> Bearbeitungsstrecke V.6 „rot – Schluß“.<br />

Wichtige Opt<strong>im</strong>ierungsmaßnahmen bei den <strong>Arbeit</strong>sabläufen wurden getestet, um<br />

zukünftig die Fertigstellung <strong>der</strong> Manuskripte zu beschleunigen: Frau Lestmann,<br />

studentische Hilfskraft, hat den Autoren umfangreiche Rechercheaufgaben abgenommen<br />

zur Vorbereitung <strong>der</strong> Artikelarbeit. Zusammen mit Frau Weise vervollständigte<br />

Akademienvorhaben 381


sie die Belegstrecken, prüfte die Vollständigkeit und bereitete die Belegpartien für<br />

jeden Autor vor. In diesem Zusammenhang richtete sie auf die individuellen Bedürfnisse<br />

abgest<strong>im</strong>mte Recherchearbeitsplätze für Kolleginnen und Kollegen ein.<br />

Der ehemalige Mitarbeiter Herbert Küstner hat <strong>im</strong> Auftrage <strong>der</strong> Interakademischen<br />

Kommission mit Mitteln <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften zu Göttingen und<br />

logistischer Unterstützung durch die <strong>BBAW</strong> den neuen lexikographischen PC-<strong>Arbeit</strong>splatz<br />

für das Vorhaben entwickelt. Dieser von ihm speziell an die Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

des Goethe-Wörterbuchs angepasste PC-<strong>Arbeit</strong>splatz ist hinsichtlich <strong>der</strong> verwendeten<br />

Software zukunftssicherer als <strong>der</strong> bisherige, da er auf „offenen“ Ressourcen basiert.<br />

Er bietet darüber hinaus mehrere neue, die lexikographische <strong>Arbeit</strong> erleichternde<br />

Funktionen. Er ermöglicht zudem nicht nur eine effektivere Kontrolle <strong>der</strong> Manuskripte,<br />

son<strong>der</strong>n auch das schnelle Nachprüfen <strong>der</strong> Richtigkeit <strong>der</strong> logischen Textauszeichnung<br />

aller Artikel. Die Kolleginnen und Kollegen <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er und Leipziger<br />

<strong>Arbeit</strong>sstelle unterstützten die Entwicklung des lexikographischen PC-<strong>Arbeit</strong>splatzes,<br />

indem sie über einen längeren Zeitraum die Funktionen des Prototyps in <strong>der</strong> täglichen<br />

Benutzung testeten und Vorschläge für die Opt<strong>im</strong>ierung einbrachten. Frau<br />

Lestmann unterstützte Herrn Küstner bei <strong>der</strong> Erstellung und Pflege <strong>der</strong> völlig neu<br />

hinzugekommenen Datenbank für die Tagebuch- und Briefsiglen. Diese Datenbank<br />

bildet die komplexe Struktur <strong>der</strong> Siglenlisten ab und erleichtert so die <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong><br />

Lexikographen unmittelbar. Sie eignete sich außerdem entsprechende Kenntnisse<br />

an und half Herbert Küstner bei <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> neuen <strong>Arbeit</strong>sumgebung, die<br />

<strong>im</strong> letzten Quartal bei allen <strong>Arbeit</strong>sstellen, also in <strong>Berlin</strong>, Leipzig, Hamburg und<br />

Tübingen, installiert wurde. Dabei <strong>im</strong>plementierte er in Hamburg und Tübingen<br />

auch Module, die die Lauffähigkeit von älteren Programmen auf PC mit neuen Betriebsystemen<br />

erlauben. Mit Hilfe des lexikographischen PC-<strong>Arbeit</strong>spatzes werden<br />

nach einem vom GWb entwickelten <strong>Arbeit</strong>sset XML/TEI-konforme Auszeichnungen<br />

<strong>der</strong> Wortartikel erzeugbar, die dazu genutzt werden können, in <strong>der</strong> Zukunft die früher<br />

retrodigitalisierten Wörterbuchartikel mit den nun bereits in digitaler Umgebung<br />

erarbeiteten Artikeln weitgehend kompatibel zu machen. Dadurch wird dem dafür<br />

zuständigen Kompetenzzentrum in Trier die Aktualisierung <strong>der</strong> Online-Fassung<br />

wesentlich erleichtert. Die Online-Publikation des GWb, die seit November 2005 für<br />

alle Nutzer frei zugänglich ist, umfasst seit November dieses Jahres auch den ganzen<br />

2011 abgeschlossenen Band 5.<br />

Der <strong>Berlin</strong>er <strong>Arbeit</strong>sstellenleiter übernahm in Vorbereitung <strong>der</strong> diesjährigen Evaluation<br />

zusätzlich die Endredaktion und die Fertigstellung <strong>der</strong> Evaluationsunterlagen<br />

für das Vorhaben, er koordinierte dabei auch die Abst<strong>im</strong>mung mit den beiden<br />

<strong>Arbeit</strong>sstellenleitern in Hamburg und Tübingen und den entsprechenden Verantwortlichen<br />

<strong>der</strong> drei Akademien. Im November dieses Jahres fand die Evaluation des<br />

Vorhabens in <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle in Tübingen statt.<br />

382 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des GWb nahmen <strong>im</strong> März am europäischen<br />

Workshop <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle Deutsches Wörterbuch <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> über „Künftige Standards<br />

wissenschaftlicher Lexikographie“ teil. Der <strong>Arbeit</strong>sstellenleiter organisierte<br />

die Jour-fixe-Veranstaltung des Zentrums Sprache <strong>im</strong> November 2012, die eine rege<br />

Resonanz unter den Kolleginnen und Kollegen <strong>der</strong> Vorhaben in <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> fand.<br />

Es wurde hier <strong>der</strong> schon erprobte Austausch mit den wissenschaftlichen Kollegen<br />

Georg Toepfer und Ernst Müller vom Zentrum für Literatur- und Kulturforschung<br />

wie<strong>der</strong> aufgenommen. Sie diskutierten mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

des Zentrums über ihre Erfahrungen <strong>im</strong> <strong>Arbeit</strong>en mit digitalen Ressourcen, wie sie<br />

sie seit längerem an ihren beiden am ZfL angesiedelten begriffgeschichtlichen Unternehmungen<br />

machen. Um die Diskussion über die neuen medialen Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> historischen Lexikographie fortzuführen, will sich diese Gesprächsrunde auch<br />

<strong>im</strong> nächsten Jahr wie<strong>der</strong> zusammenfinden. Michael Nie<strong>der</strong>meier führte <strong>im</strong> Wintersemester<br />

2011/2012 seine Pflichtlehre an <strong>der</strong> Technischen Universität <strong>Berlin</strong> mit<br />

einem Seminar zur Technik und Poetik in <strong>der</strong> Goethezeit durch und betreute in diesem<br />

Zusammenhang mehrere Seminararbeiten. Im Rahmen ihrer Pflichtlehre für die<br />

Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> leitete Undine Kramer in den Räumen <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

des GWb ein Praxisseminar zur Lexikographie am Beispiel des GWb. Sie<br />

betreute zudem die Bachelorarbeiten „Archaismen <strong>im</strong> deutschen Individual- und<br />

Allgemeinwortschatz des 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Eine exemplarische Untersuchung<br />

anhand des Goethe-Wörterbuchs und allgemeiner Wörterbücher“ sowie<br />

„Untersuchungen zum speziellen Wortschatz <strong>der</strong> Pflanzenmorphologie und seiner<br />

lexikografischen Erfassung. Ein Vergleich allgemeinsprachlicher Wörterbücher mit<br />

dem Goethe-Wörterbuch“. Am 28. November 2012 wurde Undine Kramer zur<br />

neuen Frauenvertreterin an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> gewählt. Michael Nie<strong>der</strong>meier hat <strong>im</strong> Jahre<br />

2012 <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Initiative <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> an Gymnasien des Landes Brandenburg<br />

wie<strong>der</strong> Schulvorträge gehalten. Auch wenn sein Teilprojekt B4 (Leitung: Horst<br />

Bredekamp) nach <strong>der</strong> zweiten Laufzeit planmäßig endete, bleibt <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstellenleiter<br />

für das GWb auch in <strong>der</strong> von <strong>der</strong> DFG <strong>im</strong> November genehmigten dritten<br />

Laufzeit des Son<strong>der</strong>forschungsbereiches 644 Transformationen <strong>der</strong> Antike (HU<br />

<strong>Berlin</strong>) kooptiertes Mitglied.<br />

Vorträge<br />

Kramer, Undine: „antöten, Geöchs und Modefarbe: Zu Goethes Wortschatz und<br />

seiner Erfassung <strong>im</strong> ‚Goethe-Wörterbuch‘“, Gesellschaft für deutsche Sprache,<br />

Zweig <strong>Berlin</strong>, Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, 31. Oktober 2012.<br />

Nie<strong>der</strong>meier, Michael: „Goethe und die Gotik als Beispiel für das lexikographische<br />

<strong>Arbeit</strong>en am Goethe-Wörterbuch“, Schulvortrag, Wolkenstein-Gymnasium Michendorf,<br />

17. Februar 2012.<br />

Akademienvorhaben 383


Veranstaltungen<br />

Jour Fixe, Zentrum Sprache: Ernst Müller/Georg Toepfer (Zentrum für Literatur- und<br />

Kulturforschung <strong>Berlin</strong>): „Begriffsgeschichtliche Vorhaben am ZfL und die dabei<br />

gemachten Erfahrungen <strong>im</strong> <strong>Arbeit</strong>en mit digitalen Quellenkorpora und Datenbanken“,<br />

<strong>BBAW</strong>, 14. November 2012.<br />

Publikationen<br />

Goethe-Wörterbuch. 6. Bd., 1. Lieferung (Medizinalausgabe – mikrokosmisch).<br />

Stuttgart 2012.<br />

Weitere Publikationen aus <strong>der</strong> Goethe-Forschung und <strong>der</strong> Sprachwissenschaft<br />

(Auswahl)<br />

Kramer, Undine: Überhören, Schnurweg und Modefarbe, bärmlich, Geöchs und Fußbegleiter.<br />

Einige Anmerkungen zu Goethes Wortschatz. In: Keinästö, Kari et al.<br />

(Hg.): Herausfor<strong>der</strong>ung Sprache und Kultur. Festschrift für Matti Luukainen zum<br />

75. Geburtstag. Helsinki 2012, S. 127–143 (= Mémoires de la Société Néophilologique<br />

de Helsinki LXXXV).<br />

Nie<strong>der</strong>meier, Michael/Keßler, Florian: Der Wörtersammler (Goethe-Wörterbuch).<br />

Das Buch des Lebens. In: Der Tagesspiegel, 10. März 2012, S. 22.<br />

Wissenschaftlicher Beirat für den Census of Antique Works<br />

of Art and Architecture Known in the Renaissance<br />

BERICHT HORST BREDEKAMP<br />

Allgemein<br />

Seit Mai 2012 ist <strong>der</strong> Census Mitglied <strong>im</strong> Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt,<br />

in dem die altertumswissenschaftlichen Vorhaben <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften vereint sind.<br />

Projektarbeit <strong>im</strong> Berichtszeitraum<br />

Projekt-Schwerpunkt: Architekturzeichnungen nach <strong>der</strong> Antike in den Uffizien<br />

Die Bearbeitung <strong>der</strong> Uffizien-Zeichnungen wurde fortgesetzt; sie konzentrierte<br />

sich auf Autoren außerhalb <strong>der</strong> Sangallo-Familie, darunter Baldassare und Sallustio<br />

Peruzzi, Giovannantonio Dosio und Giorgio Vasari il Giovane sowie alle von Nerino<br />

Ferri und Alfonso Bartoli als „Ignoti“ beziehungsweise „Anon<strong>im</strong>i“ bezeichneten.<br />

384 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Insgesamt wurden rund 180 Zeichnungen neu in die Datenbank aufgenommen, inklusive<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>ebenen umfassen sie 618 Datenbank-Einträge. Ausgehend von<br />

den Zeichnungen wurden circa 90 Monumenteinträge neu angelegt.<br />

Die <strong>im</strong> Vorjahr begonnene Verlinkung <strong>der</strong> <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Kooperation zwischen<br />

Census und dem Gabinetto Disegni Stampe degli Uffizi (GDSU) beziehungsweise<br />

<strong>der</strong> Soprintendenza neu angefertigten Fotos <strong>der</strong> census-relevanten Architekturzeichnungen<br />

des GDSU wurde fortgesetzt und vorläufig abgeschlossen. Alle circa<br />

1.000 Alt- und Neueinträge haben hochwertige Farbillustrationen erhalten.<br />

Während <strong>der</strong> Bearbeitung einzelner Dokumentgruppen zur Eingabe ergaben sich<br />

teilweise neue Erkenntnisse über Zeichnungen, die bislang nicht auf <strong>der</strong> Gesamtliste<br />

geführt wurden, daher erfolgte Ende 2012 eine vierte Fotokampagne, welche die<br />

Digitalisierung weiterer 90 Blätter umfasste.<br />

Census-Unterprojekt: translatio nummorum in Zusammenarbeit mit dem<br />

Münzkabinett <strong>der</strong> Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> und dem Kunsthistorischen Institut<br />

in Florenz (Max-Planck-Institut)<br />

Im letzten Jahr <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung wurde weiter sowohl an <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Renaissanceliteratur erwähnten Münzen in <strong>der</strong> Census-Datenbank wie auch an <strong>der</strong><br />

Transkription <strong>der</strong> Texte gearbeitet. Neun Bücher wurden inhaltlich erfasst. Die<br />

Münzbest<strong>im</strong>mung konnte <strong>im</strong> Berichtszeitraum für acht Bücher fertig gestellt werden.<br />

Die Dokumentaufnahme in die Census-Datenbank wurde für neun Abhandlungen<br />

fertig gestellt. Die dazugehörigen Monumente wurden für 20 Bücher komplett in<br />

<strong>der</strong> Census-Datenbank erfasst. Für fast alle Münztypen, die nicht <strong>im</strong> Münzkabinett<br />

nachzuweisen waren, konnte ein Beleg <strong>im</strong> British Museum o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> American<br />

Numismatic Society gefunden werden. Zudem wurden in <strong>der</strong> Census-Datenbank<br />

dieselben Münztypen, die verschiedene Eigentümer aufwiesen, miteinan<strong>der</strong> verbunden.<br />

Insgesamt konnten 1.830 Münztypen erfasst werden, die mit 5.682 Dokumenteinträgen<br />

verbunden sind. In 19 frühneuzeitlichen Werken konnten die Münzen mit<br />

„digilib“ und die dazugehörigen Textstellen mit XML ausgezeichnet werden, sodass<br />

nun von den transkribierten Volltexten zu dem entsprechenden Datensatz <strong>der</strong> Census-<br />

Datenbank und von dort weiter zur Originalmünze zu gelangen ist. Auch <strong>der</strong> Link<br />

von den Dateneinträgen des Census in die Volltexte wurde eingetragen. Für die<br />

Aktualisierung <strong>der</strong> in XML ausgezeichneten Münzen in <strong>der</strong> Datenbank des Kunsthistorischen<br />

Instituts in Florenz wurde für die Census-Datenbank eine Export-<br />

Funktion entwickelt.<br />

Mit <strong>der</strong> Ausstellung <strong>im</strong> Bode-Museum „Römische Kaiser in <strong>der</strong> Renaissance“,<br />

die am 22. November <strong>im</strong> Gobelin-Saal eröffnet wurde, feierte das Verbundprojekt<br />

offiziell seinen Abschluss. Das Münzkabinett wurde bei <strong>der</strong> Konzeption und <strong>der</strong><br />

Katalogvorbereitung zur Ausstellung maßgeblich unterstützt.<br />

Akademienvorhaben 385


Ulrike Peter bleibt dem Census-Projekt zugeordnet und bereitet in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> wissenschaftlichen Hilfskraft Neela Struck die Herausgabe <strong>der</strong> Tagungsakten<br />

(November 2011) vor, die 2013 in <strong>der</strong> Census-Reihe Cyriacus erscheinen.<br />

Im August 2012 wurde <strong>der</strong> Abschlussbericht für die dreijährige Finanzierung<br />

des Projektes translatio nummorum be<strong>im</strong> Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

eingereicht.<br />

Census-Workshops<br />

Im Berichtszeitraum haben die wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeiter/innen<br />

Kolloquien zu Spezialproblemen abgehalten, darunter: am 29. Februar<br />

2012 Thomas Helbig: „Zwischen den Bil<strong>der</strong>n. Aby Warburg und Jean-Luc Godard,<br />

Montagen <strong>der</strong> Geschichte“ (BA-<strong>Arbeit</strong>); am 24. April 2012 Kathrin Schade: „Der<br />

Codex-Pighianus“ (Habilitationsprojekt); am 23. Mai 2012 und 27. Juni 2012<br />

„Uffizien-Architekturzeichnungen, Einordnung, Zuschreibung, Dateneingabe“; am<br />

5. September 2012 Andreas Huth: „Der Innenhof <strong>der</strong> Villa La Pietra und die Sgraffito-<br />

Fassade des Florentiner Quattrocento“ (MA-<strong>Arbeit</strong>); am 9. November 2012 Exkursion<br />

nach Wolfenbüttel zur Ausstellung „Unter Minervas Schutz. Bildung durch<br />

Kunst in Joach<strong>im</strong> von Sandrarts Teutscher Academie“ und am 28. November 2012<br />

Libby Merrill: „The formation of Francesco di Giorgio as an architect“ (PhD-Projekt).<br />

Technische Weiterentwicklung <strong>der</strong> Datenbank<br />

Während des Berichtszeitraums wurden elementare Verbesserungen an <strong>der</strong> Datenbanksoftware<br />

vorgenommen. Diese umfassen sowohl neue Funktionen in <strong>der</strong> Benutzeroberfläche,<br />

die von den Mitarbeitern <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle selbst entwickelt und<br />

umgesetzt worden sind, als auch neue Leistungen <strong>der</strong> Basis-Software EasyDB, die<br />

<strong>im</strong> Rahmen von Updates von <strong>der</strong> Firma Programmfabrik bereitgestellt wurden.<br />

Im Juli 2012 brachte ein Update <strong>der</strong> Programmfabrik neue Möglichkeiten für<br />

komplexe Suchanfragen, indem ab sofort auch Informationen berücksichtigt werden<br />

können, die innerhalb von hierarchisch strukturierten Datensätzen vom übergeordneten<br />

Eintrag zu den untergeordneten Einträgen „vererbt“ werden. Dies betrifft<br />

insbeson<strong>der</strong>e Ortsangaben, Datierungen und Zuschreibungen an Künstler beziehungsweise<br />

Autoren, die laut Census-Eingabekonvention nur be<strong>im</strong> „Vatereintrag“<br />

vergeben werden, während alle „Kin<strong>der</strong>einträge“ (einzelne Bauteile bei architektonischen<br />

Monumenten; einzelne Textabschnitte o<strong>der</strong> Zeichnungen in einem Buch<br />

o<strong>der</strong> Codex) diese Information „erben“. Durch das Update liefern Suchanfragen mit<br />

mehreren Kriterien in diesen Fel<strong>der</strong>n erstmals vollständige Ergebnismengen. Ebenso<br />

wurde die Berücksichtigung vererbter Informationen auch in die Kartenansichten<br />

<strong>im</strong>plementiert.<br />

386 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Gleichzeitig wurde die Navigation zwischen Monument- und Dokumentdatensätzen<br />

dahingehend verän<strong>der</strong>t, dass sich nun je<strong>der</strong> angeklickte Datensatz in einem<br />

eigenen neuen Fenster öffnet und nicht wie bisher den Ausgangsdatensatz <strong>im</strong><br />

Hauptfenster ersetzt.<br />

Im August 2012 erfolgte die jüngste Verbesserung <strong>der</strong> Benutzeroberfläche, <strong>der</strong>zufolge<br />

die verlinkten Monumente beziehungsweise Dokumente direkt auf dem<br />

Relationship-Tab neben <strong>der</strong> standardmäßigen Listenansicht auch als Thumbnail-<br />

Vorschau angezeigt werden können, sodass die Orientierung in umfangreicheren<br />

Linklisten wesentlich erleichtert wird. Zudem wurde eine Funktion eingebaut, die<br />

für jeden Monument- beziehungsweise Dokumentdatensatz per Mausklick die zitierfähige<br />

URL für die Weiterverwendung per „copy and paste“ zur Verfügung stellt.<br />

Kooperationen<br />

HistAntArtSI (Bianca de Devitiis, Neapel)<br />

Im Rahmen des ERC-Projekts Historical Memory, Antiquarian Culture, Artistic<br />

Patronage: Social Identities in the Centres of Southern Italy between the Medieval<br />

and Early Mo<strong>der</strong>n Period (HistAntArtSI), an dem <strong>der</strong> Census als „methodological<br />

partner“ beteiligt ist, wurden in Kampanien die Vor-Ort-Recherchen in Nola, Capua,<br />

Fondi, Gaeta, Sessa Aurunca und an<strong>der</strong>en begonnen und erste Ergebnisse auf einem<br />

internen Workshop am 20. und 21. September 2012 in Neapel vorgestellt. Nach einem<br />

ersten Erfahrungsaustausch zwischen Census und HistAntArtSI <strong>im</strong> Dezember in Pisa<br />

sind in den folgenden Jahren gemeinsame Workshops in <strong>Berlin</strong> und Neapel geplant.<br />

Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen ARCHAEO 18<br />

Das von <strong>der</strong> DFG geför<strong>der</strong>te Projekt ARCHAEO 18 – Die Ursprünge <strong>der</strong> Archäologie<br />

als akademische Disziplin <strong>im</strong> 18. Jahrhun<strong>der</strong>t: Christian Gottlob Heynes<br />

Göttinger Vorlesung ‚Über die Kunst <strong>der</strong> Antike‘ und ihre Quellen digitalisiert die<br />

Mitschriften <strong>der</strong> berühmten Vorlesung Heynes und kontextualisiert die in <strong>der</strong> Vorlesung<br />

genannten literarischen Quellen, Kunstwerke und verwendeten Abbildungen,<br />

indem diese indexiert und mit <strong>im</strong> Netz verfügbaren Ressourcen verknüpft werden.<br />

Die von Heyne erwähnten antiken Werke werden mit den korrespondierenden Einträgen<br />

in <strong>der</strong> Census-Datenbank verlinkt. Für die Indexierung <strong>der</strong> antiken Werke<br />

wurde dem Projekt ein XML-Export <strong>der</strong> Census-Monument-Records zur Verfügung<br />

gestellt. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Publikationen<br />

Chiai, Gian Franco: Philologische Beobachtungen zur Rezeption und Verwendung<br />

<strong>der</strong> Kaiserviten des Sueton in den numismatischen Porträtbüchern <strong>der</strong> Renaissance.<br />

In: Gymnasium 119 (2012), S. 159–181.<br />

Akademienvorhaben 387


Ders.: [Rez.] Sonia Maffei: Le radici antiche dei s<strong>im</strong>boli. Studi sull’Iconologia di<br />

Cesare Ripa e i suoi rapporti con l’antico. Napoli 2009. In: Gymnasium 119<br />

(2012), S. 313–315.<br />

Ders.: Tagungsbericht translatio nummorum. Römische Kaiser in <strong>der</strong> Renaissance.<br />

In: Annali dell’Istituto Italiano di Numismatica 57 (2012), S. 207–210.<br />

Nesselrath, Arnold: Libro di disegni (Codice Foro Semproniense), Anon<strong>im</strong>us Foro<br />

Semproniensis, XVI secolo. In: Marchi, Alessandro/Valazzi, Maria Rosaria (Hg.):<br />

La città ideale – l’utopia del rinasc<strong>im</strong>ento a Urbino tra Piero della Francesca e<br />

Raffaello. Mailand 2012, S. 282–283, Nr. 8.4.<br />

Peter, Ulrike/Rubach, Birte: Die Genealogie <strong>der</strong> ersten zwölf römischen Kaiser in<br />

einem großformatigen Kupferstich von Enea Vico. In: Pegasus 13 (2011), S. 77–<br />

119.<br />

Dies./Struck, Neela: Bericht zum Symposium „translatio nummorum – Römische<br />

Kaiser in <strong>der</strong> Renaissance“. In: H-Soz-u-Kult (http://hsozkult.geschichte.huberlin.de/tagungsberichte/id=4255).<br />

Schade, Kathrin: Der Codex Pighianus. Ein antiquarischer Wissensspeicher <strong>der</strong> Vormo<strong>der</strong>ne.<br />

In: Rosenberger, Veit (Hg.): Die Acerra Philologica. Ein frühneuzeitliches<br />

Nachschlagewerk zur Antike. Stuttgart 2011, S. 21–40.<br />

Struck, Neela: Von Münzen und Monstern. Beobachtungen zum Umgang Cesare<br />

Ripas mit den Werken <strong>der</strong> Numismatiker Sebastiano Erizzo und Antonio Agustín.<br />

In: Pegasus 13 (2011), S. 121–140.<br />

Vorträge<br />

Chiai, Gian Franco: „Die Münzporträts in <strong>der</strong> antiquarischen Forschung <strong>der</strong> Renaissance“,<br />

Geldmuseum <strong>der</strong> Bundesbank, Frankfurt/Main, 25. April 2012.<br />

Nesselrath, Arnold (zusammen mit Birte Rubach und T<strong>im</strong>o Strauch): „Il Census:<br />

scopo, aspetti technici e contenuti“, Convegno internationale – Archivi Digitali<br />

per la fortuna del mondo antico e della tradizione artistica, Pisa, Scuola Normale<br />

Superiore, 2.–3. Dezember 2012.<br />

Peter, Ulrike: Präsentation von translatio nummorum und seiner Datenbanken auf<br />

einem Treffen <strong>der</strong> Kustoden antiker Münzen <strong>der</strong> großen Kabinette (London, Paris,<br />

New York, Wien, <strong>Berlin</strong>), <strong>Berlin</strong>, 25. Mai 2012.<br />

Dies.: „translatio nummorum – ein Projekt zur antiken Numismatik <strong>im</strong> 16. Jahrhun<strong>der</strong>t“,<br />

Tag <strong>der</strong> antiken Numismatik, Münster, 27. Oktober 2012.<br />

Dies. (zusammen mit Bernhard Weisser): „Münzkabinette als Kompetenzzentren.<br />

<strong>Arbeit</strong>sperspektiven in einer verlinkten Welt – Das Projekt translatio nummorum“,<br />

Workshop „Digitale Erfassung von numismatischen Objekten. Getrennt Erfassen –<br />

Gleiches Tun“, Hamburg, 30. November 2012.<br />

388 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Schade, Kathrin: „Göttlicher Schein und fabulierendes Beiwerk. Götterstatuen des<br />

2. bis 4. Jahrhun<strong>der</strong>ts“, Morphomata-Kolloquium – Götterbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> mittleren<br />

und späten Kaiserzeit als Ausdruck religiöser Vorstellungen, Köln, Institut für<br />

Klassische Archäologie <strong>der</strong> Universität, 3. Juni 2012.<br />

Strauch, T<strong>im</strong>o: „Antonio da Faenza liest Vitruv – Bemerkungen zu einem illustrierten<br />

Architekturtraktat um 1520“, 1. Architektur-theoretisches Colloquium –<br />

Vitruv: Text, Kommentar und Bild, Einsiedeln, Stiftung Bibliothek Werner<br />

Oechslin, 26.–29. April 2012.<br />

Wissenschaftlicher Beirat für die<br />

Monumenta Germaniae Historica<br />

BERICHT MICHAEL MENZEL<br />

Die Constitutiones et acta publica <strong>im</strong>peratorum et regum sind nach langen Jahren<br />

<strong>der</strong> Sammel- und Erschließungstätigkeit wie<strong>der</strong> in die Publikationsphase eingetreten.<br />

Bei Ludwig dem Bayern (1314–1347), vor allem aber bei Karl IV. (1346–1378) sind<br />

neue Bände in Sicht. Bei Ludwig dem Bayern ist es <strong>der</strong> Band 7/1 (1336–1339), für<br />

den die letzten Recherchen und die Registererstellung laufen, bei Karl IV. ist es <strong>der</strong><br />

Band 12 (1357–1359), dessen Drucklegung sich in den Korrekturdurchgängen befindet.<br />

Constitutiones Ludwigs des Bayern<br />

Bei MGH Const. 7/1 ist das von Wolfgang Eggert übernommene Material nach <strong>der</strong><br />

abschließenden Aufarbeitung von Michael Menzel <strong>im</strong> Berichtszeitraum um bisher<br />

unberücksichtigte Stücke ergänzt worden. Dabei stieg die Zahl <strong>der</strong> Urkunden von<br />

481 auf nunmehr 700. Inedita wurden vollständig aufgenommen, bei den bereits<br />

gedruckt vorliegenden Stücken wurde eine Auswahl vorgenommen. Derzeit laufen<br />

noch notwendige Recherchen bibliographischer Art, die von Sandra Cohaus und<br />

Felix Schulz (Hilfskräfte <strong>der</strong> Humboldt-Universität) ausgeführt werden. Mit Nachträgen<br />

fehlen<strong>der</strong> Siegelbeschreibungen und zu korrigieren<strong>der</strong> Signaturen hat Jan<br />

Kunzek (Werkvertrag), mit dem Personen- und Ortsregister Stefanie Weißmann<br />

(Werkvertrag) soeben begonnen.<br />

Bei MGH Const. 6/2 sind das abgeschlossene Namensregister und die noch unfertigen<br />

Wortregister nach einem Beiratsbeschluss von Mathias Lawo zurückgestellt<br />

worden, um die Publikation von Const. 12 voranzutreiben.<br />

Akademienvorhaben 389


Constitutiones Karls IV.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Tätigkeit des Berichtszeitraums standen die abschließenden<br />

<strong>Arbeit</strong>en zur Drucklegung des 12. Bandes (1357–1359). An den notwendigen Korrekturarbeiten<br />

zu den Texten waren alle Mitarbeiter beteiligt. Ulrike Hohensee erstellte<br />

das frühneuhochdeutsche, Mathias Lawo die lateinischen und französischen<br />

Wortregister sowie aufgrund von Vorarbeiten Christoph Mielzareks (Werkvertrag)<br />

die Orts- und Personenverzeichnisse. Mathias Lawo nahm darüber hinaus an einer<br />

Redaktionskonferenz bei den MGH in München zur Frage des Layouts und <strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>zeichen teil. Michael Lindner erarbeitete die Einführung, welche die Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Textsammlung, quellen- und verfassungsgeschichtliche Fragen, die<br />

Auswahlkriterien sowie sonstige Benutzungshinweise und die Prinzipien <strong>der</strong> editorischen<br />

Gestaltung darlegt. Außerdem wurden Verzeichnisse <strong>der</strong> Archivalien, <strong>der</strong><br />

Literatur und <strong>der</strong> nur in den Anmerkungen erwähnten urkundlichen Texte erstellt.<br />

Alle Mitarbeiter begannen mit <strong>der</strong> Überarbeitung und Fertigstellung von Texten<br />

für Band 13 (1361/62), <strong>der</strong> infolge des erhaltenen umfangreichen Dresdener Fragments<br />

aus den Kanzleiregistern Karls IV. eine sonst nicht vorhandene Dichte <strong>der</strong><br />

Überlieferung bieten wird.<br />

Sonstiges<br />

Mathias Lawo betreute weiterhin das gemeinsame Projekt mit dem Technologie-<br />

Zentrum Informatik (TZI) <strong>der</strong> Universität Bremen zur Erarbeitung eines Transkriptionsassistenzsystems<br />

für (mittelalterliche) Handschriften. Der <strong>Berlin</strong>er Anteil einer<br />

halben wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle wurde mit Marianna Spano und Juliane<br />

Müller als studentischer Hilfskraft (40 h pro Monat) besetzt. Erste Ergebnisse aus<br />

diesem Vorhaben wurden auf einer Tagung in Paris vorgestellt.<br />

Michael Lindner und Mathias Lawo vertraten die <strong>Arbeit</strong>sstelle bei dem von <strong>der</strong><br />

Union <strong>der</strong> deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften veranstalteten Akademientag<br />

in Hannover, <strong>der</strong> unter dem Motto „Recht und Willkür“ stattfand. Die MGH gehörten<br />

dort zu den zwölf Akademienvorhaben, die ihre spezifischen Profile einer breiten<br />

Öffentlichkeit vorstellen konnten und auch mediale Resonanz (http://www.dradio.de/<br />

dlf/sendungen/studiozeit-ks/1790633/) fanden.<br />

Olaf B. Ra<strong>der</strong> vertrat die <strong>Berlin</strong>er <strong>Arbeit</strong>sstelle auf dem 49. Deutschen Historikertag<br />

in Mainz mit einem Vortrag zum Thema „Friedrich II. und die Frauen“. Im<br />

Literaturhaus <strong>Berlin</strong> stellte er das von ihm gemeinsam mit Johannes Fried konzipierte<br />

und herausgegebene Werk Die Welt des Mittelalters – Erinnerungsorte eines<br />

Jahrtausends vor.<br />

Michael Menzel und Olaf Ra<strong>der</strong> widmeten sich unter Mitwirkung aller Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung des Evaluationsberichtes für das kommende Jahr.<br />

390 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Die Mitarbeiter insgesamt begannen mit <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Sommerschule des<br />

Mittelalterzentrums <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> <strong>im</strong> September 2013, die unter dem Titel „Die historischen<br />

Grundwissenschaften in <strong>der</strong> mediävistischen Praxis“ stehen wird.<br />

Michael Menzel wirkte als Dozent an <strong>der</strong> Sommerakademie des Mediävistenverbandes<br />

<strong>im</strong> September 2012 in Düsseldorf mit.<br />

Vorträge<br />

Menzel, Michael: „Urkundendigitalisierung aus <strong>der</strong> Sicht laufen<strong>der</strong> Forschungsprojekte“,<br />

Tagung zur Vorbereitung des „Digitalen deutschen Urkundennetzwerkes“,<br />

Marburg, 24.–25. Mai 2012.<br />

Ders.: „Kaiser Ludwig – Europas bayerische Jahre“, Tagung „Ludwig <strong>der</strong> Bayer“,<br />

München, 9.–11. Oktober 2012.<br />

Ra<strong>der</strong>, Olaf B.: „Friedrich II. und die Frauen“, Sektion „copy&waste. Selektive Rezeptionen<br />

mittelalterlicher Geschichte als Erinnerungsproblem“ auf dem 49. Deutschen<br />

Historikertag, Mainz, 25.–28. September 2012.<br />

Lehre<br />

Lawo, Mathias: Übung „Einführung in die lateinische Paläographie“, Humboldt-<br />

Universität zu <strong>Berlin</strong>, Sommersemester 2012.<br />

Menzel, Michael: Vorlesung „Habsburg, Luxemburg, Wittelsbach – Das Reich<br />

zwischen drei Dynastien (13.–15. Jh.)“, HU <strong>Berlin</strong>, Wintersemester 2011/12.<br />

Ders.: Seminar „Eine Frage des Kalküls. Allianzen und Einflüsse des Reiches <strong>im</strong><br />

Hun<strong>der</strong>tjährigen Krieg“, Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, Wintersemester 2011/12.<br />

Ders.: Doktorandenkolloquium, Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, Wintersemester<br />

2011/12.<br />

Ders.: Vorlesung „Die Kreuzzüge“, Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, Wintersemester<br />

2012/13.<br />

Ders.: Seminar „Spätmittelalterliche Romzüge“, Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>,<br />

Wintersemester 2012/13.<br />

Ders.: Doktorandenkolloquium, Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, Wintersemester<br />

2012/13.<br />

Ra<strong>der</strong>, Olaf B.: Seminar „Historische Seefahrt 2“, Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>,<br />

Sommersemester 2012.<br />

Publikationen<br />

Lawo, Mathias/Worch, Jan-Henrik/Gottfried, Björn: Glyph Spotting for Mediaeval<br />

Handwritings by Template Matching. In: DocEng’12. Proceedings of the 2012<br />

Akademienvorhaben 391


ACM symposium on Document engineering, September 4–7, 2012, Paris 2012,<br />

S. 213–216.<br />

Lindner, Michael: Jacza von Köpenick. Ein Slawenfürst des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts zwischen<br />

dem Reich und Polen. Geschichten aus einer Zeit, in <strong>der</strong> es <strong>Berlin</strong> noch<br />

nicht gab. <strong>Berlin</strong> 2012.<br />

Ders.: Copnic – Köpenick und die Anfänge von Colonia – Cölln und <strong>Berlin</strong>. In:<br />

Schuchard, Christiane (Hg.): Alte Mitte – Neue Mitte. Positionen zum historischen<br />

Zentrum von <strong>Berlin</strong>. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 93–102 (= Kleine Schriftenreihe <strong>der</strong><br />

Historischen Kommission zu <strong>Berlin</strong>/10).<br />

Ders.: Der Delfin. In: Kassung, Christian/Mersmann, Jasmin/Ra<strong>der</strong>, Olaf B.: Zoologicon.<br />

Festschrift für Thomas Macho. München 2012, S. 86–89.<br />

Ders.: Dietrich II. von Landsberg, Markgraf <strong>der</strong> Ostmark/Lausitz; Dedo V. (<strong>der</strong><br />

Feiste, <strong>der</strong> Fette), Markgraf <strong>der</strong> Ostmark/Lausitz; Konrad II. von Landsberg, Markgraf<br />

<strong>der</strong> Ostmark/Lausitz. In: Sächsische Biographie (Einstelldatum: 7. Februar<br />

2012, http://saebi.isgv.de/).<br />

Menzel, Michael: Die Zeit <strong>der</strong> Entwürfe. 1273–1347. Stuttgart 2012 (= Gebhardt.<br />

Handbuch <strong>der</strong> Deutschen Geschichte 7a).<br />

Ra<strong>der</strong>, Olaf B.: Kaiser Friedrich II. München 2012 (= Beck’sche Reihe Wissen).<br />

Ders.: Friedrich II. Der Sizilianer auf dem Kaiserthron. Eine Biographie. München<br />

4 2012.<br />

Ders./Kassung, Christian/Mersmann, Jasmin: Zoologicon. Festschrift für Thomas<br />

Macho. München 2012.<br />

Ders.: Von Lorch bis Palermo. Die Grablegen <strong>der</strong> Staufer als Erinnerungsorte. In:<br />

Akermann, Manfred u. a.: Von Palermo zum Kyffhäuser. staufische Erinnerungsorte<br />

und Staufermythos. Göppingen 2012, S. 46–63 (= Schriften zur staufischen<br />

Geschichte und Kunst 31).<br />

Die Mitarbeiter beteiligten sich an <strong>der</strong> Rezensionstätigkeit <strong>im</strong> Deutschen Archiv für<br />

Erforschung des Mittelalters und bei H-Soz-u-Kult. Außerdem lieferten sie diverse<br />

publizistische Beiträge für Zeitschriften, Tages- und Wochenzeitungen sowie<br />

Radiobeiträge.<br />

Interakademische Kommission für das Goethe-Wörterbuch<br />

BERICHT MANFRED BIERWISCH<br />

Die gemeinsame Kommission <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen, <strong>der</strong> Göttinger und <strong>der</strong><br />

Heidelberger Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften zur Betreuung des Goethe-Wörterbuchs,<br />

<strong>der</strong>en Vorsitz turnusmäßig die Göttinger Akademie wahrn<strong>im</strong>mt, hatte auf <strong>der</strong> Sitzung<br />

<strong>im</strong> Oktober des Vorjahres in Göttingen die Vorbereitungen für die 2012 anstehende<br />

392 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


egelmäßige Evaluierung des Vorhabens zu beraten und festzulegen. Nachdem die<br />

beiden vorangegangenen Evaluierungen in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er beziehungsweise in <strong>der</strong><br />

Hamburger <strong>Arbeit</strong>sstelle stattgefunden hatten, wurde die für den Berichtszeitraum<br />

anstehende Begehung in <strong>der</strong> Tübinger <strong>Arbeit</strong>sstelle ausgerichtet. Bei <strong>der</strong> Festlegung<br />

eines geeigneten Termins wie auch bei <strong>der</strong> Bereitstellung <strong>der</strong> Unterlagen für die<br />

Gutachtenden waren einige Hin<strong>der</strong>nisse zu überwinden, die Begehung fand dann<br />

aber am 8. und 9. November 2012 statt. Der <strong>im</strong> Ganzen positive Ablauf <strong>der</strong> Begehung<br />

wurde etwas irritiert durch Ausführungen <strong>der</strong> Vertreter einer <strong>der</strong> beteiligten<br />

Akademien, die einen Dissens über den Stand <strong>der</strong> aktuellen Lieferungstermine<br />

ausdrückten. Inzwischen liegt ein Bericht über die Begehung vor, <strong>der</strong> die <strong>Arbeit</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstellen insgesamt sehr günstig bewertet und eine Reihe bedenkenswerter<br />

Anregungen enthält.<br />

Der – mit Unterstützung <strong>der</strong> Göttinger Akademie – vor allem von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Arbeit</strong>sstelle entwickelte digitale lexikographische <strong>Arbeit</strong>splatz wird inzwischen<br />

erfolgreich in allen <strong>Arbeit</strong>sstellen genutzt. Die Bedingungen <strong>der</strong> Weiterführung <strong>der</strong><br />

elektronischen Präsentation des Goethe-Wörterbuchs nach dem auslaufenden DFG-<br />

Projekt <strong>der</strong> Retrodigitalisierung sind noch offen und müssen auf <strong>der</strong> nächsten Zusammenkunft<br />

<strong>der</strong> Kommission beraten werden.<br />

Interakademische Kommission Leibniz-Edition<br />

BERICHT EBERHARD HEINRICH KNOBLOCH<br />

Die Kommission ist eine gemeinsame Einrichtung <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

zu Göttingen und <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften.<br />

Von den neun Mitglie<strong>der</strong>n vertreten fünf die Göttinger Akademie: Irene Dingel,<br />

Wolfgang Künne (Vorsitz), Thomas Leinkauf, Samuel Patterson und Volker Peckhaus.<br />

Drei Mitglie<strong>der</strong> vertreten die <strong>BBAW</strong>: Eberhard Heinrich Knobloch, Jürgen<br />

Mittelstraß, Hans Poser. Darüber hinaus gehört noch Ludwig Siep, <strong>der</strong> Mitglied <strong>der</strong><br />

Nordrhein-Westfälischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> Künste ist, <strong>der</strong> Kommission<br />

an.<br />

Zentrale Aufgabe <strong>im</strong> Jahre 2012 war die Vorbereitung <strong>der</strong> Evaluierung <strong>der</strong> gesamten<br />

Leibniz-Edition, die nach den Vorgaben <strong>der</strong> Wissenschaftlichen Kommission in<br />

Form einer <strong>Arbeit</strong>stagung in Hannover am 22. und 23. November durchgeführt<br />

wurde. Die Gesprächsleitung hatte Wolfgang Künne inne, <strong>der</strong> zugleich als Ordentliches<br />

Mitglied <strong>der</strong> Göttinger Akademie an <strong>der</strong> Veranstaltung teilnahm. Die <strong>BBAW</strong><br />

wurde durch ihr Ordentliches Mitglied Eberhard Heinrich Knobloch vertreten. Die<br />

drei Gutachter waren Claudia Märtl (München), Helmut Pulte (Bochum), Patricia<br />

Radelet-de Grave (Louvain-la-Neuve).<br />

Akademienvorhaben 393


Die acht Redebeiträge befassten sich vor allem mit den Themen, die die Wissenschaftliche<br />

Kommission angemahnt hatte: Erschließungstiefe, Laufzeitplanung, Editoranteil,<br />

Effizienz <strong>der</strong> vier <strong>Arbeit</strong>sstellen, Internet-Edition <strong>der</strong> Reihe VIII, internationale<br />

Kooperationen, einheitliche Datenverarbeitung, Katalogisierung, Kooperation<br />

zwischen den <strong>Arbeit</strong>sstellen.<br />

Im Anschluss an die Tagung fand die jährliche Sitzung <strong>der</strong> Kommission in <strong>der</strong><br />

Besetzung Künne, Leinkauf, Patterson, Peckhaus, Knobloch, Poser am 23. November<br />

statt. Nach den Berichten <strong>der</strong> vier <strong>Arbeit</strong>sstellenleiter Michael Kempe (Hannover),<br />

Stephan Meier-Oeser (Münster), Wenchao Li (Potsdam), Hartmut Hecht (<strong>Berlin</strong>)<br />

wurden zwei wichtige Beschlüsse gefasst: 1. Die aktuellste Version des Ritterkataloges<br />

wird so schnell wie möglich online zur Verfügung gestellt. Bis dahin aktualisiert<br />

die Potsdamer <strong>Arbeit</strong>sstelle ihre Access-Datenbank des Kataloges und stellt die<br />

jeweils neuesten Fassungen den an<strong>der</strong>en drei <strong>Arbeit</strong>sstellen zur Verfügung. 2. Über<br />

die Konzeption und Durchführung <strong>der</strong> noch nicht begonnenen Reihe V Sprachwissenschaftliche<br />

und historische Schriften wird während <strong>der</strong> Sitzung am 13. November<br />

2013 in Münster entschieden.<br />

Kommission Germanistische Editionen<br />

BERICHT ERNST OSTERKAMP<br />

Die Kommission betreut das Editionsvorhaben Deutsche Texte des Mittelalters sowie<br />

das bibliographische Vorhaben Grundriss zur Geschichte <strong>der</strong> deutschen Dichtung<br />

aus den Quellen – Goedekes Grundriss, darüber hinaus das über Drittmittel finanzierte<br />

Projekt Jean Paul Edition.<br />

Deutsche Texte des Mittelalters<br />

Editionen<br />

Passional. Buch I: Marienleben; Buch II: Apostellegenden. Hg. von Annegret Haase,<br />

Martin Schubert und Jürgen Wolf. Text und fertiggestellte Einleitung (zusammen<br />

1.375 Seiten) wurden von <strong>der</strong> Unterkommission positiv bewertet. Der Band geht<br />

zum Laufzeitende in Druck.<br />

Die Erfurter Historienbibel nach den Handschriften CE 2 o 14 <strong>der</strong> Universitäts- und<br />

Forschungsbibliothek Erfurt und Cod. Stolb.-Wernig. Zb 8 <strong>der</strong> Universitäts- und<br />

Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle (Saale). Hg. von Rudolf Bentzinger.<br />

Zusätzlich zum Abschluss <strong>der</strong> Einleitung wurde <strong>der</strong> Text <strong>der</strong> nur fragmentarisch<br />

zugänglichen Breslauer Handschrift von 1465 eingearbeitet und <strong>der</strong> Band für den<br />

Druck vorbereitet.<br />

394 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Bru<strong>der</strong> Philipps Marienleben nach <strong>der</strong> Handschrift Pommersfelden Gräfl.-Schönbornsche<br />

Schloßbibl., Cod. 46 (2797). Hg. von Kurt Gärtner und Martin Schubert.<br />

Die Transkriptionen <strong>der</strong> Haupthandschriften sind abgeschlossen.<br />

Strickers Karl <strong>der</strong> Große nach Cod. St. Gallen 857. Hg. von Johannes Singer. Das<br />

Glossar ist abgeschlossen.<br />

Die Millstätter Predigten. Hg. von Regina D. Schiewer. Der Editionstext und die in<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle redigierte Einleitung liegen <strong>der</strong>zeit den Gutachtern vor.<br />

Geiler von Keiserberg: Die Augsburger Predigten. Hg. von Werner Williams-Krapp<br />

und Katrin Stegherr. Der Editionstext und die in <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle redigierte Einleitung<br />

liegen <strong>der</strong>zeit den Gutachtern vor.<br />

Die Christherre-Chronik nach <strong>der</strong> Göttinger Handschrift Cod. 2° Philol. 188/10. Hg.<br />

von Kurt Gärtner und Ralf Plate in Zusammenarbeit mit Monika Schwabbauer.<br />

Die Erstellung von Text und Apparat wurde fortgesetzt.<br />

Handschriftenarchiv online<br />

(http://www.bbaw.de/forschung/dtm/HSA/startseite-hsa.html)<br />

Die Internetseite <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle Deutsche Texte des Mittelalters konnte <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr durchschnittlich pro Monat rund 5.000 Besuche mit bis zu 50.000<br />

Zugriffen verzeichnen, die zum großen Teil auf Seiten des Editionsberichts und des<br />

Handschriftenarchivs gingen. In den Monaten Januar bis November wurden 160 Archivbeschreibungen<br />

digitalisiert und ins Netz gestellt. Rund 80 bereits bestehende<br />

Online-Seiten wurden <strong>im</strong> Datenabgleich mit dem Handschriftencensus Marburg<br />

aktualisiert.<br />

Die Nachweisarbeiten zu aktuellen Besitzverhältnissen als verschollen gelten<strong>der</strong><br />

Handschriftenbestände wurden auch <strong>im</strong> vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit<br />

in- und ausländischen Bibliotheken, Archiven, Privatsammlungen und entsprechenden<br />

Institutionen weitergeführt. Herauszuheben ist hierbei die Online-Publikation<br />

aller HSA-Beschreibungen <strong>der</strong> Handschriften aus dem Privatbesitz von Hugo Graf<br />

von Wal<strong>der</strong>dorff, Schloss Hauzenstein bei Regensburg, die 1906 von Karl Euling<br />

angefertigt worden waren. Digitalisiert wurden die Beschreibungen ausgewählter<br />

Handschriftengruppen aus den Beständen <strong>der</strong> heute in <strong>der</strong> Badischen Landesbibliothek<br />

Karlsruhe befindlichen Archivbeschreibungen zu Handschriften aus <strong>der</strong> Fürstlich<br />

Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen, Beschreibungen aus <strong>der</strong><br />

ehemals in Maihingen befindlichen Öttingen-Wallerstein’schen Bibliothek, <strong>der</strong>en<br />

Bestand sich heute in <strong>der</strong> Universitätsbibliothek Augsburg befindet, und alle Beschreibungen<br />

aus dem Bestand <strong>der</strong> Stadtbibliothek Lübeck, <strong>der</strong>en Originale als<br />

verschollen gelten. Zudem wurden alle Beschreibungen <strong>der</strong> Bibliothèque publique in<br />

Genf digitalisiert und online gestellt. Das HSA wurde auf <strong>Arbeit</strong>streffen und Tagungen<br />

in Marburg vertreten.<br />

Akademienvorhaben 395


Editionsbericht<br />

(http://dtm.bbaw.de/E_Bericht/Editionsbericht-internet.html).<br />

Der 50. Editionsbericht ist abgeschlossen (s. Publikationen). Die tagesaktuelle Internetversion<br />

wurde fortlaufend gepflegt. Bis zum Termin <strong>der</strong> Drucklegung am 30. September<br />

2012 wurden 22 neue Projekte angemeldet. Die Betreuung des Editionsberichts<br />

wird in den nächsten Jahren vorübergehend vom Team des Handschriftencensus<br />

Marburg übernommen. Die Website wird fortlaufend gepflegt; Neu- und Abmeldungen<br />

werden vermerkt, auf die jährliche Umfrage wird verzichtet.<br />

Kontaktpersonen für den Editionsbericht ab 1. Januar 2013 sind Nathanael Busch<br />

(buschn@staff.uni-marburg.de) und Daniel Könitz (koenitz@staff.uni-marburg.de).<br />

Parzival-Projekt<br />

Im DFG-Projekt Die Fassung *m <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong> Fassungen von Wolframs „Parzival“.<br />

Eine Ausgabe in synoptischer Form wurden Transkriptionen erstellt, gut<br />

2.500 Verse <strong>der</strong> Fassung *m kollationiert, ediert und gemeinsam mit den Kooperationspartnern<br />

<strong>der</strong> Universitäten Bern/Schweiz und Erlangen in die Synopsen eingepflegt.<br />

Die Zusammenarbeit wurde organisiert durch regelmäßige Videokonferenzen,<br />

durch Rundgespräche in Bern, <strong>Berlin</strong> und am Rande von Tagungen in Bern und<br />

Tübingen sowie durch wechselseitige Aufenthalte von Mitarbeitern.<br />

Sammelbände<br />

Wie angekündigt erschien zum vorigen Jahreswechsel <strong>der</strong> Sammelband Manuscripta<br />

Germanica. Deutschsprachige Handschriften des Mittelalters in Bibliotheken und<br />

Archiven Osteuropas (s. Publikationen). Im Dezember 2012 erschien zudem <strong>der</strong><br />

Sammelband Deutsch-russische <strong>Arbeit</strong>sgespräche zu mittelalterlichen Handschriften<br />

und Drucken aus Halberstadt in russischen Bibliotheken (s. Publikationen), <strong>der</strong> auf<br />

einen Workshop 2010 an <strong>der</strong> Akademie zurückgeht. Der Druck des Bandes ist eine<br />

Kooperation <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er und <strong>der</strong> Erfurter Akademie; er wurde mit Mitteln des<br />

Mitteldeutschen Kulturrats, Bonn, und <strong>der</strong> Hermann und Elise geborene Heckmann<br />

Wentzel-Stiftung, <strong>Berlin</strong>, ermöglicht. Das zugrunde liegende, von <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

initiierte <strong>Arbeit</strong>streffen <strong>im</strong> Jahr 2010 erwies sich als Auftakt für die seither jährlich<br />

stattfindenden „Deutsch-russischen <strong>Arbeit</strong>sgespräche zur Buchgeschichte“ (2011<br />

an <strong>der</strong> Lomonossow-Universität in Moskau, <strong>im</strong> November 2012 an <strong>der</strong> Universität<br />

Marburg). Der Band eröffnet die neugegründete Reihe Deutsch-russische Forschungen<br />

zur Buchgeschichte, die von Rudolf Bentzinger herausgegeben wird. Während<br />

des „Dritten Deutsch-russischen <strong>Arbeit</strong>sgespräches zur Buchgeschichte“ vom 1. bis<br />

396 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


3. November 2012 in <strong>der</strong> Philipps-Universität Marburg, besprachen die Herausgeber<br />

die bereits entstehenden Bände 2 und 3 <strong>der</strong> Reihe. Außerdem beteiligten sich Mitarbeiter<br />

an Redaktion und Druckvorbereitung <strong>der</strong> Beiträge zum Kolloquium „Sprache<br />

und Kultur in <strong>der</strong> Geschichte“, 21. bis 23. August 2011, Technische Universität<br />

<strong>Berlin</strong>, <strong>der</strong> <strong>im</strong> kommenden Jahr erscheinen wird.<br />

Vorträge, Lehre, Aktivitäten<br />

Rudolf Bentzinger hielt den Vortrag in <strong>der</strong> Ordentlichen Klassensitzung <strong>der</strong> Geisteswissenschaftlichen<br />

Klasse <strong>der</strong> Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt<br />

am 26. Oktober 2012: „Thüringisch. Sein Beitrag für die deutsche Schriftsprache“.<br />

Martin Schubert hielt einen Vortrag „Standardsetzung und -beschreibung für verteilte<br />

elektronische Ressourcen am Beispiel altdeutscher Texte“ auf <strong>der</strong> Tagung<br />

„InterNationalität und InterDisziplinarität <strong>der</strong> Editionswissenschaft“, 16. Februar 2012<br />

in Bern. An Tagungen in Bern, Marburg, München und Tübingen nahmen Mitarbeiter/innen<br />

teil und übernahmen mehrfach Sektionsleitungen.<br />

Die Mitarbeiter lehrten an Universitäten (Technische Universität <strong>Berlin</strong>, Humboldt-Universität<br />

zu <strong>Berlin</strong>: Proseminar, Seminar, Hauptseminar, Vorlesung, Kolloquium);<br />

dabei betreuten sie Staats- und Magisterexamen sowie fünf Dissertationsprojekte.<br />

Sie beteiligten sich mit sechs Vorträgen am Projekt Akademievorträge an<br />

brandenburgischen Schulen. Vier Mitarbeiter/innen hielten Sitzungen <strong>im</strong> gemeinsam<br />

mit dem CVMA vorbereiteten Schülerlabor „Bedeutungsgeflechte. Text-Bild-Kommunikation<br />

<strong>im</strong> Mittelalter“.<br />

Be<strong>im</strong> „Salon Sophie Charlotte“ gaben vier Mitarbeiter/innen Wissenschaftler-<br />

Interviews <strong>im</strong> Paternoster. Drei Mitarbeiter/innen engagierten sich in <strong>der</strong> Selbstverwaltung<br />

des Mittelalterzentrums <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, drei in <strong>der</strong> Mitarbeitervertretung und<br />

vier <strong>im</strong> Akademiechor.<br />

Drittmitteleinwerbung<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereiteten einen Projektantrag Der Österreichische<br />

Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch (ab 2015) für das Akademienprogramm vor.<br />

Außerdem stellten Sie DFG-Anträge: 1. Edition des „Spiegels <strong>der</strong> menschlichen Seligkeit“<br />

(‚Anonyme Versübersetzung‘ des ‚Speculum humanae salvationis‘); 2. Edition<br />

und Kommentierung <strong>der</strong> „Probate spiritus“-Kompilation und des Traktats „Von<br />

Unterscheidung wahrer und falscher Andacht“; 3. Ausgabe <strong>der</strong> „Vierundzwanzig<br />

Alten“ Ottos von Passau nach <strong>der</strong> Handschrift Karlsruhe, Landesbibliothek, Cod.<br />

St. Georgen 64. Für die Drucklegung <strong>der</strong> Erfurter Historienbibel wurden Mittel <strong>der</strong><br />

Sparkassenstiftung Hessen-Thüringen eingeworben sowie bei <strong>der</strong> Heckmann Wentzel-<br />

Stiftung beantragt.<br />

Akademienvorhaben 397


Publikationen<br />

Monographien<br />

Breith, Astrid/Glaßner, Christine/Klein, Klaus/Schubert, Martin/Wolf, Jürgen (Hg.):<br />

Manuscripta Germanica. Deutschsprachige Handschriften des Mittelalters in<br />

Bibliotheken und Archiven Osteuropas. Stuttgart 2012 (= Zeitschrift für deutsches<br />

Altertum, Beiheft 15).<br />

Bentzinger, Rudolf/Breith, Astrid/Squires, Catherine/Velikodnaja, Irina (Hg.):<br />

Deutsch-russische <strong>Arbeit</strong>sgespräche zu mittelalterlichen Handschriften und<br />

Drucken aus Halberstadt in russischen Bibliotheken. Erfurt 2012 (= Deutschrussische<br />

Forschungen zur Buchgeschichte, Bd. 1).<br />

Aufsätze, Berichte<br />

Bentzinger, Rudolf: Vorwort des Reihenherausgebers. In: Bentzinger u. a. 2012 (s. o.),<br />

S. 7f.<br />

Ders.: Beobachtungen zur Sprachgeschichte Halberstadts. In: Bentzinger u. a. 2012<br />

(s. o.), S. 35–47.<br />

Ders.: ‚Frühformen <strong>der</strong> Universitätsgermanistik‘. Erste Folge. Einführung in das Rahmenthema.<br />

In: Jahrbuch für Internationale Germanistik XLIV (2012) 1, S. 9–24.<br />

Ders.: Die Erfurter Historienbibel um 1425/1428. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift<br />

für Erfurt 52 (2012) 03, S. 14f.<br />

Ders./Breith, Astrid/Squires, Catherine/Velikodnaja, Irina: Einleitung. In: Bentzinger<br />

u. a. 2012 (s. o.), S. 9–17 (russische Übersetzung S. 18–24).<br />

Ders./Naumann, Horst: Peter von Polenz (1928–2011). Germanist. In: Mitteldeutsches<br />

Jahrbuch für Kultur und Geschichte 19. Bonn 2012, S. 287–290.<br />

Breith, Astrid: Editionsvorhaben zu mittelalterlichen deutschen Texten. 50. Bericht:<br />

Stand <strong>der</strong> Meldungen am 30. September 2012. In: Germanistik 53 (2012), S. 450–<br />

466.<br />

Wegener, Lydia: nach dem aller lieblichsten exempel Christi – Die Problematik <strong>der</strong><br />

Christusnachfolge in mystischen Texten des 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts. In: Staubach, Nikolaus<br />

(Hg.): Exemplaris Imago. Ideale in Mittelalter und Früher Neuzeit. Frankfurt/<br />

Main 2012, S. 195–211 (= Tradition – Reform – Innovation 15).<br />

Dies.: Meister Eckharts unbekannte Erben: <strong>der</strong> Traktat Von dem anefluzze des vater<br />

als Beispiel für die Rezeption und Transformation eckhartischen Denkens in<br />

anonymen volkssprachlichen Texten des 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts. In: Musco, Alessandro<br />

u. a. (Hg.): Universalità della Ragione. Pluralità delle Filosofie nel Medioevo/Universalité<br />

de la Raison. Pluralité des Philosophies au Moyen Âge/Universality<br />

of Reason. Plurality of Philosophies in the Middle Ages. XII Congresso<br />

Internazionale di Filosofia Medievale, Palermo, 17–22 settembre 2007, Bd. II.1.<br />

398 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Palermo 2012, S. 573–586 (= Biblioteca dell’Officina di Studi Medievali<br />

14.II.1).<br />

Rezensionen<br />

Wegener, Lydia [Rez.]: Hasebrink, Burkhard/Palmer, Nigel F./Schiewer, Hans-<br />

Jochen (Hg.): ,Paradisus an<strong>im</strong>ae intelligentis‘. Studien zu einer dominikanischen<br />

Predigtsammlung aus dem Umkreis Meister Eckharts. Tübingen 2009. In: Beiträge<br />

zur Geschichte <strong>der</strong> deutschen Sprache und Literatur 134 (2012) 1, S. 136–141.<br />

Dies. [Rez.]: Gardt, Andreas/Schny<strong>der</strong>, Mireille/Wolf, Jürgen (Hg.): Buchkultur und<br />

Wissensvermittlung in Mittelalter und Früher Neuzeit. Claudia Brinker-von <strong>der</strong><br />

Heyde zu ihrem 60. Geburtstag. <strong>Berlin</strong>/Boston 2011. In: Germanistik in <strong>der</strong><br />

Schweiz 9 (2012), S. 171–175.<br />

Grundriss zur Geschichte <strong>der</strong> deutschen Dichtung aus den Quellen<br />

– Goedekes Grundriss –<br />

Siebzehn Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes des Deutschen Schriftsteller-<br />

Lexikons 1830–1880 konnte <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> bereits <strong>der</strong> elfte Band veröffentlicht<br />

werden. Dieser Erfolg beruht vor allem darauf, dass für die gesamte Bearbeitung die<br />

vom Herausgeber in früherer Zeit aus den Geschichtsquellen und <strong>der</strong> historischen<br />

Forschung gesammelten Nachweise als Grundlage <strong>der</strong> Bearbeitung zur Verfügung<br />

standen. Damit ist das Projekt dem Ziel, ein von Überkommenen ästhetischen Vorurteilen<br />

unbelastetes, realistisches Bild <strong>der</strong> dargestellten Epoche zu schaffen, nahe<br />

gekommen. Es gehört nicht in die Reihe <strong>der</strong> Hilfsmittel, die vorrangig <strong>der</strong> Information<br />

über biographische Teilfragen und über vorhandene Forschungsliteratur dienen<br />

sollen; diese Aufgabe ist inzwischen auf an<strong>der</strong>e, flexiblere Medien übergegangen.<br />

Der Band, bearbeitet von Herbert Jacob, unter Mitarbeit von Marianne Jacob, enthält<br />

in <strong>der</strong> alphabetischen Teilstrecke W–Z unter an<strong>der</strong>em die ausführlichen Schaffensdokumentationen<br />

von Richard Wagner, Karl Weinhold, Ernst von Wildenbruch,<br />

Julius Wolff, Wilhelm Z<strong>im</strong>mermann, Wilhelm von Zuccalmaglio, über die bislang<br />

nur ältere o<strong>der</strong> unzureichende Darstellungen zur Verfügung standen. In <strong>der</strong> Fachpresse,<br />

wie dem Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, dem Mitteldeutschen Jahrbuch<br />

für Kultur und Geschichte und <strong>der</strong> Germanistik erhielt <strong>der</strong> Band eine positive<br />

Würdigung.<br />

Bei dem in <strong>Arbeit</strong> befindlichen Band VI (P–R) liegen die von Paul Raabe bearbeiteten<br />

Artikel <strong>der</strong> Buchstaben Pa–Po druckfertig vor. Dazu zählen die umfangreichen<br />

Personalartikel unter an<strong>der</strong>em zu Emil Palleske, August Peters, Gustav Pfizer, Adolf<br />

Pichler, Franz Pocci und Elise Polko. Die weiteren von ihm erstellten Artikel zu<br />

Akademienvorhaben 399


Heinrich Pröhle, Robert Prutz, Gustav zu Putlitz und an<strong>der</strong>en sind ebenfalls <strong>im</strong><br />

Manuskript abgeschlossen und bedürfen noch <strong>der</strong> redaktionellen Überarbeitung.<br />

Herbert Jacob hat den Artikel Clara Quandt erstellt. An dem Band R ist Thomas<br />

Lindenberg wesentlich beteiligt. Bearbeitetet wurden unter an<strong>der</strong>em die bekannten<br />

Autoren Wilhelm Raabe, Fritz Reuter, Wilhelm Heinrich Riehl, Julius Rodenberg<br />

und Peter Rosegger. Der Band wird redaktionell bearbeitet von Janna Hennicke und<br />

Evelyn Bin<strong>der</strong>, die auch gleichzeitig die Kurzartikel anfertigt, von denen 750 <strong>der</strong><br />

Buchstaben P–Q vorliegen. Das Gesamtmanuskript soll <strong>im</strong> Sommer 2013 druckfertig<br />

sein.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>en an den Personalartikeln des Buchstaben S (Band VII) wurden von<br />

Herbert Jacob und Marianne Jacob begonnen. Zu den Schaffensdarstellungen gehören<br />

unter an<strong>der</strong>em Ferdinand von Saar, Leopold von Sacher-Masoch, Friedrich<br />

von Sallet, Daniel San<strong>der</strong>s, Julius Schanz, Ludwig Seeger und Heinrich Seidel.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Melanchthon-Gymnasium, <strong>Berlin</strong>, hat Marianne<br />

Jacob einen Workshop zum Thema „Informationsmittel für deutsche Literatur“ abgehalten;<br />

zur praktischen Umsetzung wurde ein Abiturient als Praktikant in <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>sstelle betreut.<br />

Nach dem Expertengespräch <strong>im</strong> April 2011 über die vorgeschlagene Fortführung<br />

für die Zeit 1880–1930, wurde am 14. und 15. Mai 2012 eine – von <strong>der</strong> Heckmann<br />

Wentzel-Stiftung geför<strong>der</strong>te – Nutzerkonferenz unter Leitung von Conrad Wiedemann<br />

und Ernst Osterkamp durchgeführt. Nach einem Rückblick von Herbert Jacob,<br />

dem Vollen<strong>der</strong> des „alten Goedeke“ und Begrün<strong>der</strong> und Herausgeber <strong>der</strong> Fortführung<br />

(Deutsches Schriftsteller-Lexikon 1830–1880), veranschaulicht durch einen Werkstattbericht<br />

von Thomas Lindenberg bilanzierte Michael Knoche (Herzogin Anna Amalia<br />

Bibliothek We<strong>im</strong>ar) die bibliographische Lage <strong>der</strong> Germanistik, ehe Paul Raabe den<br />

Plan des Goedeke III für die Zeit 1880–1945 vorstellte: eine Schriftstellerdatenbank<br />

verbunden mit einer analogen Biobibliographie. Über die Quellen dazu referierten<br />

Christiane Caemmerer (Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> – Preußischer Kulturbesitz), Petra<br />

Gröschel (Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt/Main und Leipzig) und Jutta Bendt<br />

(Deutsches Literaturarchiv Marbach), über die Erschließung <strong>der</strong> Zeitungen Thomas<br />

Bürger (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden<br />

[SLUB]), <strong>der</strong> germanistischen Forschungsliteratur Volker Michel (Universitätsbibliothek<br />

Frankfurt/Main) und von Personendaten Gerald Neumann. In <strong>der</strong> Schlussdiskussion<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von Ernst Osterkamp, an <strong>der</strong> sich neben den Referenten<br />

auch Wolfgang Adam (Universität Osnabrück), Claudia Stockinger (Georg-August-<br />

Universität Göttingen), Conrad Wiedemann und weitere Teilnehmer äußerten, fand<br />

<strong>der</strong> Plan des Goedeke III 1880–1930 breite Zust<strong>im</strong>mung. Inzwischen wird ein Vorantrag<br />

vorbereitet.<br />

400 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Veranstaltungen<br />

Germanistische Fachtagung „Planung und Vorbereitung des Akademieprojektes<br />

Goedeke III, Nutzerkonferenz“, <strong>Berlin</strong>, 14.–15. Mai 2012.<br />

Publikationen<br />

Deutsches Schriftsteller-Lexikon 1830–1880. Goedekes Grundriss zur Geschichte<br />

<strong>der</strong> deutschen Dichtung. Fortführung. Bd VIII. 2. W–Z. Hg. von Herbert Jacob.<br />

Bearbeitet von Herbert Jacob. Mitarbeit: Marianne Jacob. Kurzartikel von Evelyn<br />

Bin<strong>der</strong>. <strong>Berlin</strong>: Akademie Verlag 2012. 535 S.<br />

Jacob, Herbert: Alfred Rosenbaum. Germanist und Bibliograph. In: Mitteldeutsches<br />

Jahrbuch für Kultur und Geschichte 18 (2012), S. 142–145.<br />

Raabe, Paul: Bibliographica. Mit einer Bibliographie für die Jahre 2002–2011.<br />

Zusammengestellt von Barbara Strutz. Göttingen 2012. 41 S. (= Corviniana. 1.)<br />

Jean Paul Edition<br />

(geför<strong>der</strong>t durch die Oberfrankenstiftung, ergänzt durch Mittel <strong>der</strong> Bayerischen<br />

Landesstiftung, die Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung sowie die<br />

Otto Wolff-Stiftung)<br />

Im Jahre 2012 haben sich die För<strong>der</strong>ung sowie die Personalstruktur in <strong>der</strong> Jean Paul<br />

Edition grundlegend verän<strong>der</strong>t. Zum 31. März ist die mit Mitteln <strong>der</strong> Bayerischen<br />

Landesstiftung ergänzte För<strong>der</strong>ung durch die Oberfrankenstiftung ausgelaufen; zu<br />

diesem Zeitpunkt sind auch Michael Rölcke und Angela Steinsiek ausgeschieden.<br />

Ihnen gebührt für die hervorragende <strong>Arbeit</strong>, die sie in den vier Jahren ihrer Beschäftigung<br />

für die Jean Paul Edition geleistet haben und die weit über die zeitgerechte<br />

Fertigstellung <strong>der</strong> beiden von ihnen betreuten Bände hinausging, ein großer Dank<br />

<strong>der</strong> Projektleiter. Der <strong>im</strong> Herbst 2011 gestellte Antrag auf Verlängerung <strong>der</strong> Stelle<br />

zur Erarbeitung <strong>der</strong> Bände 7 und 8 bei <strong>der</strong> Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

ist positiv beschieden worden; für die Jean Paul Edition ist damit<br />

die Finanzierung <strong>der</strong> Briefe an Jean Paul einschließlich Band 8 bis zum 31. Mai 2013<br />

gesichert. Zum vollständigen Abschluss <strong>der</strong> Edition fehlt damit nur noch <strong>der</strong> Registerband<br />

mit den Nachträgen, dessen Finanzierung <strong>der</strong>zeit in Planung ist. Die ergänzenden<br />

Mittel <strong>der</strong> Otto Wolff-Stiftung stehen auch 2013 zur Verfügung.<br />

Zum Frühsommer 2012 erschienen ist Band 6. Der Band enthält insgesamt<br />

255 Briefe an Jean Paul sowie <strong>im</strong> Anhang sechs Briefe Jean Pauls und vier weitere<br />

Schreiben von dokumentarischem Interesse, die in Text und Kommentar auf über<br />

1.100 Seiten ausgebreitet werden. Alle stammen sie aus den Jahren 1809 bis 1814<br />

Akademienvorhaben 401


und viele geben von den Katastrophen dieses Zeitalters direkt o<strong>der</strong> indirekt einen<br />

Eindruck. Unter den Korrespondenten figurieren berühmte Namen (teilweise <strong>im</strong><br />

Erstdruck): Ach<strong>im</strong> von Arn<strong>im</strong>, Friedrich de la Motte Fouqué, Johann Peter Hebel,<br />

Friedrich Heinrich Jacobi, Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck. Außerdem enthält<br />

<strong>der</strong> Band drei Briefe von Charles de Villers, die erstmals über die Entstehung <strong>der</strong><br />

berühmten Übersetzung <strong>der</strong> „Rede des toten Christus“ in Madame de Staëls De<br />

l’Allemagne Auskunft geben – und damit über die Anfänge von Jean Pauls europäischer<br />

Berühmtheit.<br />

Abgeschlossen ist auch Band 7. Der Band wird zum Geburtstag Jean Pauls am<br />

21. März 2013 vorliegen.<br />

Die Jean Paul Edition führte 2012 zwei Veranstaltungen durch: <strong>im</strong> Februar in<br />

Zusammenarbeit mit dem Portal L.I.S.A. <strong>der</strong> Gerda Henkel Stiftung eine Lesung<br />

aus dem Nachlass von Wilhelm Heinse mit Friedhelm Ptok und Sabine Falkenberg,<br />

die auch aufgezeichnet wurde, und <strong>im</strong> Juni eine Jean-Paul-Lesung mit den Autoren<br />

Reinhard Jirgl und Ingo Schulze – ein Exper<strong>im</strong>ent mit überraschendem Ausgang,<br />

wurde doch hörbar, wie mo<strong>der</strong>n Jean Paul gelesen werden kann.<br />

Der 2011 zurückgestellte Antrag zur Digitalisierung <strong>der</strong> Briefe Jean Pauls wurde<br />

2012 bei <strong>der</strong> DFG eingereicht, und zwar nicht durch die <strong>Arbeit</strong>sstelle, son<strong>der</strong>n durch<br />

die <strong>BBAW</strong> (mit Zust<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Kommission Germanistische Editionen). Er befindet<br />

sich <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> Begutachtung.<br />

Großes Gewicht hatten 2012 die Vorarbeiten für das Jubiläumsjahr 2013, das Jahr<br />

des 250. Geburtstages von Jean Paul. Veranlasst durch die <strong>Arbeit</strong>sstelle sowie durch<br />

die Handschriftenabteilung <strong>der</strong> Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> – Preußischer Kulturbesitz<br />

haben <strong>BBAW</strong> und Staatsbibliothek einen Antrag bei <strong>der</strong> Kulturstiftung des Bundes<br />

eingereicht, um die Mittel für eine Jean-Paul-Ausstellung und ein passendes Begleitprogramm<br />

einzuwerben. Dieser Antrag wurde <strong>im</strong> November 2012 bewilligt,<br />

sodass es möglich ist, einen „<strong>Berlin</strong>er Jean Paul Herbst 2013“ und weitere Veranstaltungen<br />

durchzuführen. Geplant ist unter an<strong>der</strong>em eine große Ausstellung <strong>im</strong><br />

Max-Liebermann-Haus am Pariser Platz. Für die Ausstellung wurde eine volle Wissenschaftlerstelle<br />

für ein Jahr genehmigt, die von Angela Steinsiek übernommen<br />

wird; <strong>der</strong> Antrag wurde mit buerozentral.architekten erarbeitet, die Gestaltung erfolgt<br />

durch dieses Büro.<br />

Publikationen<br />

Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag <strong>der</strong> Preußischen<br />

Akademie begründet und herausgegeben von Eduard Berend. Vierte Abteilung:<br />

Briefe an Jean Paul, hg. von Christian Begemann, Markus Bernauer und<br />

Norbert Miller.<br />

402 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Band 6 Briefe an Jean Paul 1809–1814: Text, hg. von Michael Rölcke und Angela<br />

Steinsiek. <strong>Berlin</strong> 2012.<br />

Band 6 Briefe an Jean Paul 1809–1814: Kommentar, hg. von Michael Rölcke und<br />

Angela Steinsiek. <strong>Berlin</strong> 2012.<br />

Veranstaltungen<br />

Lesung „Vom wahren Leben. Aus Wilhelm Heinses Aufzeichnungen und Briefen.“<br />

<strong>Berlin</strong>, 9. Februar 2012 (in Zusammenarbeit mit L.I.S.A. Das Wissenschaftsportal<br />

<strong>der</strong> Gerda Henkel Stiftung, abrufbar unter http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.de/<br />

content.php?nav_id=3845).<br />

„Jean Paul Abend. Eine Lesung mit Reinhard Jirgl und Ingo Schulze.“ <strong>Berlin</strong>,<br />

11. Juni 2012 (mit Unterstützung <strong>der</strong> Stiftung Joseph Breitbach, <strong>der</strong> Stiftung<br />

Preußische Seehandlung sowie des Akademie Verlages).<br />

Kommission Jahresberichte für deutsche Geschichte<br />

BERICHT WILFRIED NIPPEL<br />

Bis April 2012 nahm Matti Stöhr die Aufgaben eines wissenschaftlichen Mitarbeiters<br />

<strong>im</strong> von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft geför<strong>der</strong>ten Projekt Kooperative<br />

Weiterentwicklung geschichtswissenschaftlicher Fachbibliographien wahr und wurde<br />

in dieser Zeit von Katy Barthel vertreten. Seit August 2012 ist er in Teilzeit als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.<br />

Im frei zugänglichen Online-Datenbankangebot <strong>der</strong> Jahresberichte (http://www.jdgonline.de)<br />

sind <strong>im</strong> Dezember 2012 circa 547.000 Titelnachweise (Dezember 2011:<br />

516.000) ab dem <strong>Berichtsjahr</strong> 1974 recherchierbar. Die Suchmaske wurde in das<br />

<strong>BBAW</strong>-Design eingebunden und funktional erweitert. Zu den wichtigsten Verbesserungen<br />

<strong>im</strong> Webangebot gehören die Zweisprachigkeit <strong>der</strong> Suchoberfläche (Deutsch/<br />

Englisch), zusätzliche Suchindexe, kontextsensitive Bestandsangaben sowie Exportmöglichkeiten<br />

in Literaturverwaltungsprogramme.<br />

Die Verstetigung <strong>der</strong> Jahresberichte außerhalb des Akademienprogramms ab 2016<br />

blieb auch <strong>im</strong> laufenden Jahr die wichtigste strategische Frage auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

In diesem Zusammenhang wurden intensive Gespräche mit möglichen Trägern und<br />

Partnern einer künftigen kooperativ erstellten Deutschen Historischen Bibliografie<br />

geführt.<br />

Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem laufenden DFG-Projekt Kooperative Weiterentwicklung<br />

geschichtswissenschaftlicher Fachbibliographien zu. Dessen Ziel<br />

ist eine engere Verzahnung <strong>der</strong> von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong><br />

Akademienvorhaben 403


Wissenschaften, <strong>der</strong> Bayerischen Staatsbibliothek, <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgemeinschaft Historischer<br />

Forschungseinrichtungen in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland (AHF) und dem<br />

Institut für Zeitgeschichte herausgegebenen Fachbibliografien Bibliographie zur Zeitgeschichte,<br />

Historische Bibliographie und Jahresberichte für deutsche Geschichte<br />

untereinan<strong>der</strong> sowie mit dem Bibliothekswesen. Ein wichtiges Zwischenergebnis des<br />

Projekts war die als Ergebnis einer Evaluierung unterschiedlicher Optionen getroffene<br />

Entscheidung, den Datenbestand <strong>der</strong> Jahresberichte beziehungsweise <strong>der</strong> künftigen<br />

Deutschen Historischen Bibliografie <strong>im</strong> Bayerischen Bibliotheksverbund (BVB)<br />

und dessen Verbundkatalog (B3Kat) zu halten. Die Umsetzung dieser Entscheidung<br />

erfolgt in <strong>der</strong> nächsten Projektphase. Es wurde eine OAI-PMH-Schnittstelle zur<br />

Nachnutzung <strong>der</strong> Jahresberichte-Daten durch Dritte eingerichtet. Diese hat unter<br />

an<strong>der</strong>em die Einbindung <strong>der</strong> Jahresberichte in die Metasuche (Chronicon) des von<br />

<strong>der</strong> Bayerischen Staatsbibliothek gehosteten Fachportals historicum.net ermöglicht.<br />

Schließlich engagierten sich die Jahresberichte insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> <strong>Arbeit</strong>spaket Erarbeitung<br />

gemeinsamer Geschäftsgänge und bei <strong>der</strong> Entwicklung einer gemeinsamen<br />

Fachsystematik, die beide konzeptionelle Schritte hin zur angestrebten kooperativ<br />

erstellten Deutschen Historischen Bibliografie sind.<br />

Im Rahmen des 49. Historikertags (Mainz, 25.–28. September 2012) präsentierten<br />

die Projektpartner sich und die bisherigen Ergebnisse <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit einem<br />

gemeinsam betriebenen Stand und organisierten die Sektion „Informationsinfrastrukturen<br />

<strong>im</strong> Wandel: Zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft <strong>der</strong> Informationsverarbeitung<br />

in historischer Lehre und Forschung“. Damit schlossen sie an<br />

den gemeinsamen Auftritt in <strong>der</strong> Zukunftswerkstatt <strong>im</strong> Rahmen des 101. Deutschen<br />

Bibliothekartags (Hamburg, 23. Mai 2012) an.<br />

Die engen Kooperationsbeziehungen des Vorhabens mit Bibliotheken und verschiedenen<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> geschichtswissenschaftlichen Fachinformation, unter<br />

an<strong>der</strong>em mit Clio-online, wurden weiter ausgebaut. Die europäische Zusammenarbeit<br />

<strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Initiative European Historical Bibliographies (http://www.histbib.eu)<br />

bildete auch 2012 einen Schwerpunkt <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> Jahresberichte. Wie <strong>im</strong><br />

Vorjahr lieferten die Jahresberichte Titel an die Bibliographie Bildungsgeschichte<br />

und nahmen an <strong>der</strong> jährlichen <strong>Arbeit</strong>stagung <strong>der</strong> Regionalbibliografien teil. Die seit<br />

Mitte des Jahres 2008 monatlich von <strong>der</strong> Bayerischen Staatsbibliothek praktizierte<br />

Übernahme von Neuzugängen in die Datenbank wurde fortgesetzt. Nutzerschulungen<br />

wurden <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Wissenswerkstatt an <strong>der</strong> Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong><br />

durchgeführt.<br />

404 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Publikationen<br />

Jahresberichte für deutsche Geschichte. Online-Datenbank, http://www.jdg-online.de/<br />

datenbank/.<br />

Jahresberichte für deutsche Geschichte aus <strong>der</strong> Zwischenkriegszeit, Bde. 1–14,<br />

<strong>Berichtsjahr</strong>e 1925–1938, http://pom.bbaw.de:8080/JDG/.<br />

Becker, Bodo: Das ‚Jüdische Erholungshe<strong>im</strong> Lehnitz‘. „Ein He<strong>im</strong> wie dieses ist<br />

nicht nur eine leiblich Wohltat“. <strong>Berlin</strong> 2013.<br />

Stöhr, Matti: Citavi, EndNote, Zotero & Co. effektiv(er) einsetzen. Bibliotheken<br />

bieten umfangreiche Serviceangebote für die Literaturverwaltung. In: cms-journal<br />

35 (2012), S. 27–31.<br />

Ders.: Steckbrief: Literaturverwaltungsprogramme. Eine Typologie. In: cms-journal<br />

35 (2012), S. 46–47.<br />

Wie<strong>der</strong>kehr, Stefan: Janusz Kusociński. Vom Olympiasieger zum Wi<strong>der</strong>standskämpfer.<br />

In: Blecking, Diethelm/Peiffer, Lorenz (Hg.): Sportler <strong>im</strong> „Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong><br />

Lager“. Profiteure, Wi<strong>der</strong>ständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 201–205.<br />

Ders.: Jenseits <strong>der</strong> Geschlechtergrenzen. Intersexuelle und transsexuelle Menschen<br />

<strong>im</strong> Spitzensport. In: Feministische Studien 30 (2012) 1, S. 31–43.<br />

Ders.: Vosprijatie trudov L.N. Gumileva v pozdnesovetskij i postsovetskij periody.<br />

Intelligencija Rossii v poiskach orientirov. In: Forum novejšej vostočnoevropejskoj<br />

istorii i kul’tury 9 (2012) 1, S. 7–20 (http://www1.ku-eichstaett.de/ZIMOS/<br />

forum/docs/forumruss17/01Wie<strong>der</strong>kehr.pdf).<br />

Ders.: On the Uses and Disadvantages of Fragmented Governance for Sport. In:<br />

Diplomatic History 36 (2012) 3, S. 669–673.<br />

Ders.: [Rez.]: Klaus Gantert: Elektronische Informationsressourcen für Historiker<br />

(= Bibliotheks- und Informationspraxis 43), <strong>Berlin</strong>, Boston, MA: de Gruyter<br />

Saur 2011. IX, 428 S., ISBN 978-3-11-023497-8 (gebunden), 978-3-11-023498-5<br />

(E-Book), 59,95 €. In: LIBREAS 8 (2012) 1 (20), S. 120–123 (http://www.libreas.eu/<br />

ausgabe20/texte/16wie<strong>der</strong>kehr.htm).<br />

Vorträge<br />

Schlögl, Daniel/Stöhr, Matti/Horstkemper, Gregor/Wie<strong>der</strong>kehr, Stefan: „Die geschichtswissenschaftliche<br />

Fachbibliographie <strong>der</strong> Zukunft“, 101. Bibliothekartag<br />

2012 (Zukunftswerkstatt), Hamburg, 23. Mai 2012.<br />

Stöhr, Matti: „Nie mehr abtippen. Wie Literaturverwaltungsprogramme den wissenschaftlichen<br />

<strong>Arbeit</strong>salltag erleichtern. Zotero <strong>im</strong> Fokus“, TELOTA-Wissenswerkstatt,<br />

<strong>Berlin</strong>, 23. Februar 2012.<br />

Ders.: „Literaturverwaltung <strong>im</strong> Fokus. Softwaretypen, bibliothekarische Services und<br />

mehr“, AGMB-Tagung, Aachen, 24. September 2012.<br />

Akademienvorhaben 405


Wie<strong>der</strong>kehr, Stefan: „Die Jahresberichte für deutsche Geschichte“, Sitzung <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppe Regionalbibliographie 2012, Stuttgart, 7.–8. Mai 2012.<br />

Ders.: „Nationalismus und Systemkonflikt in <strong>der</strong> Sportberichterstattung. Das Dreieck<br />

BRD – DDR – Polen bei <strong>der</strong> Fußball-WM 1974“, Konflikt und Konkurrenz.<br />

Deutsch-polnische Beziehungsgeschichte <strong>im</strong> Fußball. Ein historisches Symposium<br />

aus Anlass <strong>der</strong> Euro 2012 in Polen und in <strong>der</strong> Ukraine, <strong>Berlin</strong>, 31. Mai 2012.<br />

Ders.: „Literaturrecherche in <strong>der</strong> Geschichtswissenschaft. Die Jahresberichte für<br />

deutsche Geschichte und weitere Datenbankangebote“, Wissenswerkstatt <strong>der</strong> Staatsbibliothek<br />

zu <strong>Berlin</strong> – Preußischer Kulturbesitz, <strong>Berlin</strong>, 27. November 2012.<br />

Veranstaltung<br />

Sektion „Informationsinfrastrukturen <strong>im</strong> Wandel. Zur Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft <strong>der</strong> Informationsverarbeitung in historischer Lehre und Forschung“,<br />

49. Historikertag 2012, Mainz, 28. September 2012.<br />

Kommission Kant’s gesammelte Schriften<br />

BERICHT VOLKER GERHARDT<br />

Neuedition, Revision und Abschluss <strong>der</strong> Werke Immanuel Kants<br />

Zum Jahresende ist eine neue, aus jüngeren und international renommierten Vertretern<br />

<strong>der</strong> Kant-Edition und Kant-Forschung bestehende Kommission gewählt worden.<br />

Ihr gehören neben dem bisherigen Vorsitzenden, Volker Gerhardt, folgende Mitglie<strong>der</strong><br />

an: Mass<strong>im</strong>o Ferrari (Turin), Dietmar Heidemann (Luxemburg), Heiner F.<br />

Klemme (Mainz), Violetta L. Waibel (Wien), Eric Watkins (San Diego) und Marcus<br />

Willaschek (Frankfurt/Main).<br />

Bereits <strong>im</strong> Dezember 2011 ist erstmals in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Akademie-Ausgabe<br />

<strong>der</strong> Werke Kants ein Herausgebervertrag zwischen <strong>der</strong> Akademie und dem Verlag<br />

Walter de Gruyter abgeschlossen worden. Dieser Vertrag umfasst auch eine Klärung<br />

<strong>der</strong> Rechte über elektronische Publikationen.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage dieses Vertrages begann in 2012 eine intensive Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>der</strong> Akademie, <strong>der</strong> Kant-<strong>Arbeit</strong>sstelle und Mitarbeitern des Verlages.<br />

Eine Zuarbeit <strong>der</strong> Kant-<strong>Arbeit</strong>sstelle, die alle vorkommenden und zu berücksichtigenden<br />

Phänomene in den vorliegenden Bänden enthält, bildet die Grundlage für<br />

die Retrodigitalisierung <strong>der</strong> gesamten Kant-Ausgabe. Die Retrodigitalisierung durch<br />

einen Dienstleister des Verlages hat bereits begonnen, Anfang 2013 werden die –<br />

406 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


in einer sämtliche Auszeichnungen enthaltenden XML-Struktur erfassten – Daten<br />

vorliegen. Eine benutzerfreundliche Ansicht für die weitere Bearbeitung <strong>der</strong> Daten<br />

soll durch ein vom Verlag zur Verfügung gestelltes Redaktionssystem gewährleistet<br />

werden. Ein von <strong>der</strong> Kant-<strong>Arbeit</strong>sstelle erarbeiteter Anfor<strong>der</strong>ungskatalog an das<br />

CMS liegt bereits vor.<br />

Sowohl die digitalisierten Daten als auch das Redaktionssystem bilden die technische<br />

Grundlage für die Neuedition <strong>der</strong> Abteilung I, in <strong>der</strong> alle zu seinen Lebzeiten<br />

zur Veröffentlichung gelangten Schriften Kants (unter Einschluss <strong>der</strong> Preisschrift<br />

über die Fortschritte <strong>der</strong> Metaphysik) unter Berücksichtigung des neuesten Standes<br />

<strong>der</strong> Forschung kritisch durchgesehen, korrigiert sowie ergänzt und in neuer Schrifttype<br />

(von Fraktur auf Antiqua) gesetzt herausgegeben werden sollen. Mit Ausnahme<br />

einer Schriftgruppe aus <strong>der</strong> vorkritischen Zeit und drei Einzelschriften konnten für<br />

alle an<strong>der</strong>en Texte o<strong>der</strong> einzelne Textgruppen inzwischen 17 national und international<br />

bekannte Kant-Editoren und Kant-Forscher als externe Herausgeber gewonnen<br />

werden, die mit Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle für die ihnen übertragenen Schriften<br />

zuständig sind.<br />

Pr<strong>im</strong>ärer Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en an den Vorlesungen über Physische Geographie<br />

von Werner Stark war und ist die Fertigstellung von Bd. 26.2 <strong>der</strong> Kant-Ausgabe<br />

mit den studentischen Nachschriften. Unter diesen kommt dem Ms. Dönhoff eine<br />

herausgehobene Funktion zu. Es zeigt, wie Kant seine in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> 1750er Jahre<br />

konzipierte Vorlesung <strong>im</strong> Umfeld von vielfältigen Entdeckungen und neuen Forschungen<br />

weiterentwickelt: Der dargebotene Stoff wird beständig aktualisiert, ohne<br />

dass die um die Mitte <strong>der</strong> 1770er Jahre auch in Abgrenzung zur Anthropologie fixierte<br />

Struktur des Ganzen grundsätzlich in Frage gestellt o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t wird. Freilich<br />

findet die Fortentwicklung nicht etwa aufgrund eigener Erfahrungen o<strong>der</strong> Forschungen<br />

statt. Vielmehr wird <strong>der</strong> Stoff des Vortrags aus Publikationen zeitgenössischer<br />

Naturforscher und – in geringerem Maß – aus Reisebeschreibungen geschöpft.<br />

Für die Herstellung des Editionstextes und <strong>der</strong> sachlichen Erläuterungen hat es<br />

sich – nicht ganz unerwartet – als unerlässlich erwiesen, nicht nur den direkten<br />

Hinweisen des Textes (Nennung von Namen) nachzugehen, son<strong>der</strong>n auch den erst<br />

<strong>im</strong> Abgleich mit den überlieferten, früheren Fassungen <strong>der</strong> Vorlesung (Hesse 1770,<br />

Kaehler 1774?, Messina 1778?) sichtbar werdenden Neuerungen und Modifikationen.<br />

Vielfach sind Beiträge in deutschsprachigen Zeitschriften als Quellen identifiziert.<br />

Kant scheint zu den fleißigen Lesern zum Beispiel des Hannoverischen Magazins<br />

und <strong>der</strong> Abhandlungen <strong>der</strong> Schwedischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften zu gehören.<br />

Derzeit ist als „Terminus post quem“ <strong>der</strong> am 7. und 10. September 1781 <strong>im</strong> Hannoverischen<br />

Magazin veröffentlichte Auszug aus einer Reisebeschreibung des französischen<br />

Astronomen Guillaume Le Gentil de la Galaisière (1725–1792) identifiziert:<br />

Die zugrunde liegende Vorlesung kann frühestens <strong>im</strong> Sommer 1782 gehalten worden<br />

Akademienvorhaben 407


sein. Insgesamt zeigt sich eine deutlich bunter und breiter gefächerte Quellenlage,<br />

als dies für das frühe, exzerpierende Konzept des Ms. Holstein (Bd. 26.1) nachgewiesen<br />

ist.<br />

Nicolaus Graf von Hatzfeldt hat dankenswerterweise dem Wunsch des Bearbeiters<br />

entsprochen, über das Ms. Dönhoff als Digital-Kopie verfügen zu können. Dank<br />

einer Unterstützung <strong>der</strong> Marburger Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung des Kant-Archivs e. V.<br />

und <strong>der</strong> Universitätsbibliothek Marburg ist diese <strong>im</strong> Februar 2012 angefertigt worden;<br />

die Transkription des Textes hat dadurch an Qualität gewonnen.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>en von den verantwortlichen Herausgebern <strong>der</strong> Critik <strong>der</strong> practischen<br />

Vernunft, Jens T<strong>im</strong>mermann, und <strong>der</strong> Critik <strong>der</strong> Urtheilskraft, Andrea Marlen Esser,<br />

konnten auch in 2012 nur in eingeschränkter Weise fortgesetzt werden. Im September<br />

2012 wurde durch einen über Werkvertrag neu verpflichteten Mitarbeiter mit<br />

<strong>der</strong> Sichtung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sergebnisse für die Critik <strong>der</strong> reinen Vernunft begonnen.<br />

Ein noch <strong>im</strong> Dezember stattgefundenes Treffen hat über den Stand <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en an<br />

den drei Kritiken eine Klärung erzielt und die Voraussetzung für die Weiterführung<br />

<strong>der</strong> noch anstehenden Editionsaufgaben geschaffen. Den Abschluss <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en<br />

an <strong>der</strong> Neuedition von Kants drei Kritiken ermöglicht Jan Philipp Reemtsma als<br />

Stifter und Vorstand <strong>der</strong> 1984 von ihm gegründeten Hamburger Stiftung zur För<strong>der</strong>ung<br />

von Wissenschaft und Kultur.<br />

Ein Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en an <strong>der</strong> Neuedition des Opus postumum lag auf<br />

<strong>der</strong> Durchsicht <strong>der</strong> gesamten Transkription, sämtlicher 580 Manuskriptseiten und<br />

zahlreicher relevanter Beobachtungen und Informationen, die parallel zur Transkription<br />

erfasst wurden. Ziel dieses <strong>Arbeit</strong>sganges war, die Editionsprinzipien für die<br />

Neuedition <strong>der</strong> Bände 21 und 22 festzulegen. Das Ergebnis erwies sich aber wegen<br />

einer Überzahl von Phänomenen und Son<strong>der</strong>fällen für diesen Zweck als zu umfangreich,<br />

sodass sich Eckart Förster, <strong>der</strong> verantwortliche Herausgeber, und Jacqueline<br />

Karl entschlossen, die Editionsprinzipien zunächst nur am konkreten Material des<br />

ersten zusammenhängenden Entwurfes, des sogenannten Oktaventwurfs, zu erarbeiten.<br />

Zum Jahresende liegen die Editionsrichtlinien vor, edierter Text und philologischer<br />

Apparat sind erstellt und Druckseiten s<strong>im</strong>uliert. Diese <strong>Arbeit</strong>sunterlagen sind<br />

die Grundlage, um Anfang kommenden Jahres die Editionsprinzipien zu prüfen, zu<br />

diskutieren und festzulegen. Obwohl <strong>der</strong> Oktaventwurf nur 28 Seiten <strong>im</strong> kleinen<br />

Oktavformat umfasst, enthält er bereits eine Vielzahl von Phänomenen, die in den<br />

folgenden Entwürfen wie<strong>der</strong>kehren. Deshalb ist davon auszugehen, dass die jetzt<br />

vorliegenden Editionsprinzipien für alle weiteren Entwürfe Bestand haben und nur<br />

ergänzt beziehungsweise erweitert werden müssen.<br />

Zweitens konzentrierten sich die <strong>Arbeit</strong>en auf die Fertigstellung des Prototyps<br />

<strong>der</strong> Online-Edition des Opus postumum, <strong>der</strong> das Konvolut II des Ms. umfasst. In sehr<br />

enger Zusammenarbeit zwischen Anja Gerber, Jacqueline Karl und Alexan<strong>der</strong> Czmiel<br />

408 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


(TELOTA-<strong>Arbeit</strong>sgruppe) wurde, gemäß <strong>der</strong> anspruchsvollen Konzeption, weiterhin<br />

an <strong>der</strong> Darstellung des Transkriptionstextes sowie <strong>der</strong> mehrfachen Funktionalität<br />

und <strong>der</strong> Nutzerfreundlichkeit insgesamt gearbeitet. Neben <strong>der</strong> Anzeige aller relevanten<br />

Metadaten ist nun auch die Seitensuche aus <strong>der</strong> alten Akademie-Ausgabe<br />

möglich. Allerdings führten organisatorische und sich erst während des „Work in<br />

progress“ ergebende technische Probleme dazu, dass <strong>der</strong> Prototyp erst 2013 fertiggestellt<br />

und <strong>im</strong> Internet, zunächst begrenzt, zugänglich gemacht werden kann. Hinzu<br />

kommt, dass mit dieser Online-Edition auch technisches Neuland betreten wird. So<br />

konnte zunächst keine wirklich zufriedenstellende Lösung für die Darstellung mehrteiliger<br />

Textabschnitte realisiert werden. Inzwischen gibt es dafür eine technische<br />

Möglichkeit, die aktuell umgesetzt wird. Parallel zu allen <strong>Arbeit</strong>en hat Anja Gerber<br />

die Koordinaten für die farbige Markierung <strong>der</strong> einzelnen Textausschnitte auf den<br />

Faks<strong>im</strong>ileseiten für fast das gesamte Manuskript fertiggestellt.<br />

Publikationen<br />

Gerhardt, Volker: Öffentlichkeit. Die politische Form des Bewusstseins. München<br />

2012.<br />

Ders.: Die Individualität des Glaubens. Ein Vorschlag <strong>im</strong> Anschluss an Schleiermacher.<br />

In: Gräb, Wilhelm/Charbonnier, Lars (Hg.): Individualität. Genese und<br />

Konzeption einer Leitkategorie humaner Selbstdeutung. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 292–328.<br />

Ders.: Die öffentliche Form des Geistes. In: Bredekamp, Horst/Lauschke, Marion/<br />

Arteaga, Alex (Hg.): Bodies in Action and Symbolic Forms. Zwei Seiten <strong>der</strong><br />

Verkörperungstheorie. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 65–84.<br />

Ders.: Die Öffentlichkeit <strong>der</strong> Vernunft bei Kant. In: Žunec, Ozren/Šegedin, Petar<br />

(Hg.): Zbližavanja. Zbornik povodom šezdesete obljetnice života Damira Barbarića<br />

(Annäherungen. Festschrift zu Ehren des 60. Geburtstages von Damir Barbaric).<br />

Zagreb 2012, S. 139–154.<br />

Ders.: Der Wert <strong>der</strong> Wahrheit wächst. Die Unparteilichkeit <strong>der</strong> Wissenschaft als<br />

Parteilichkeit für die Erkenntnis <strong>der</strong> gemeinsamen Welt. In: Forschung & Lehre<br />

5 (2012), S. 360–367 (wie<strong>der</strong> in: Deutscher Hochschulverband [Hg.]: Glanzlichter<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft 2012. Bonn 2012, S. 19–27).<br />

Ders.: Filosofia sper<strong>im</strong>entale. Una riflessione sui temi esistenziali e pragmatici del<br />

pensiero contemporano [Exper<strong>im</strong>ental-Philosophie]. In: Rivista di filosofia 3<br />

(2012), S. 409–435.<br />

Ders.: Im öffentlichen Dreieck: Kunst und Wissenschaft sind öffentlich. In: Tagesspiegel.<br />

Wissenschaft und Kunst. Son<strong>der</strong>beilage zu: ArteFakte. Wissen ist Kunst –<br />

Kunst ist Wissen. <strong>Berlin</strong>, 13. Januar 2012, B 3.<br />

Akademienvorhaben 409


Ders.: Kommentar: Muthmaßlicher Anfang <strong>der</strong> Menschengeschichte. In: Höffe,<br />

Otfried (Hg.): Immanuel Kant. Schriften zur Geschichtsphilosophie. <strong>Berlin</strong> 2011,<br />

S. 175–198 (= Klassiker Auslegen, Bd. 46).<br />

Ders.: Vorwort zur Vorrede: Zu Kants „Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft“. In: Philosophie<br />

Magazin 2 (2012), Sammelbeilage Nr. 02.<br />

Vortrag<br />

Stark, Werner: „Rousseau hat mich zurecht gebracht (Rousseau und Kant)“, Tagung<br />

<strong>der</strong> Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung: 250 Jahre Émile, ou de<br />

l’Éducation. Bildungshistorische Reflexionen zu Jean-Jacques Rousseau, <strong>Berlin</strong>,<br />

26. Mai 2012.<br />

Kommission Marx-Engels-Gesamtausgabe<br />

BERICHT HERFRIED MÜNKLER<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> konnte ein weiterer Band <strong>der</strong> Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA),<br />

Band 4.3 <strong>der</strong> II. Abteilung, und das Marx-Engels-Jahrbuch 2010 neu publiziert<br />

werden; ein weiterer Band <strong>der</strong> MEGA mit ökonomischen Manuskripten von Marx<br />

(Bd. II/4.2.) ist in zweiter Auflage erschienen.<br />

Der neue Band II/4.3 (Karl Marx: Ökonomische Manuskripte 1863–1868) schließt<br />

mit den letzten fünfzehn Manuskripten die Reihe <strong>der</strong> in <strong>der</strong> MEGA erstmals veröffentlichten<br />

Texte zum Kapital ab. Dreizehn Entwürfe, Skizzen o<strong>der</strong> Quellenextrakte<br />

entstanden 1867/68; sieben betreffen das dritte, drei das zweite Buch. In drei Erörterungen<br />

– insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Manuskript „Über Mehrwert- und Profitrate, Gesetze <strong>der</strong><br />

Profitrate, Kostpreis und Umschlag des Kapitals“ – lotet Marx essenzielle Interdependenzen<br />

bei<strong>der</strong> Bücher aus. Spürbar ungeduldig sucht er, Band 1 einen stringenten<br />

Gesamtentwurf des zweiten Buches zur Seite zu stellen und die <strong>im</strong> Hauptmanuskript<br />

zum dritten Buch von 1864/65 offen gebliebenen Fragen definitiv aufzuarbeiten.<br />

Der Leser sieht Marx in einem umfassenden Kategorienklärungsprozess begriffen,<br />

unter an<strong>der</strong>em wird er mit <strong>der</strong> Profitrate auf den Kostpreis konfrontiert, verknüpft<br />

mit dem beharrlichen Versuch, Effizienzkriterien wie die Profitrate mathematisch<br />

exakt zu fassen.<br />

Der Band wurde bearbeitet von Carl-Erich Vollgraf, unter Heranziehung von Vorarbeiten<br />

von Larissa Miskevič. Mit <strong>der</strong> Publikation dieses Bandes konnte die II. Abteilung<br />

(„Das Kapital und Vorarbeiten“) als erste <strong>der</strong> vier Abteilungen <strong>der</strong> MEGA<br />

abgeschlossen werden; das gesamte ökonomische Werk von Marx liegt damit in<br />

15 Bänden (22 Teilbänden) in historisch-kritischer Edition vor.<br />

410 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Des Weiteren konnten die redaktionellen <strong>Arbeit</strong>en sowie die Register- und Satzarbeiten<br />

an Band III/12 <strong>der</strong> MEGA (Marx/Engels: Briefwechsel Oktober 1864 bis<br />

Dezember 1865) <strong>im</strong> laufenden Jahr abgeschlossen werden, sodass <strong>der</strong> Band zum<br />

Druck bereit vorliegt.<br />

Die editorischen <strong>Arbeit</strong>en an den Bänden IV/5 (Marx/Engels: Exzerpte und Notizen,<br />

August 1845 bis Dezember 1850) und III/30 (Engels: Briefwechsel Oktober 1889<br />

bis November 1890) sind so weit fortgeschritten, dass die Bände in die Publikationsplanung<br />

für das Jahr 2013 aufgenommen werden konnten. Bei den in <strong>Arbeit</strong> befindlichen<br />

Bänden <strong>der</strong> I. Abteilung (I/5, I/7, I/16) lag <strong>der</strong> Schwerpunkt auf <strong>der</strong> Fertigstellung<br />

<strong>der</strong> edierten Texte.<br />

Parallel wurde weiter am MEGAdigital-Projekt gearbeitet. Derzeit sind auf <strong>der</strong><br />

Webseite <strong>der</strong> Digitalen Edition <strong>der</strong> MEGA (http://telota.bbaw.de/mega/) die edierten<br />

Texte von sechs MEGA-Bänden einseh- und recherchierbar, fünf davon zu Buch 1<br />

und 2 des Kapital (MEGA II/4.1, II/5, II/11, II/12 und II/13). Konvertiert und vorbereitet<br />

wurde <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> nun die 1894 von Engels aus dem Nachlass herausgegebene<br />

Druckfassung von Buch 3 (MEGA II/15), die in Kürze vollständig verfügbar<br />

sein wird. In diesem Zusammenhang wurde auch die Forschungskooperation mit<br />

dem von Kenji Mori (Tohoku Universität Sendai) geleiteten internationalen Forschungsprojekt<br />

zur Krisentheorie von Marx fortgesetzt, dessen digitale Textkorpora<br />

am Akademienvorhaben (gemeinsam mit <strong>der</strong> TELOTA-<strong>Arbeit</strong>sgruppe <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>)<br />

erarbeitet werden.<br />

Im Zuge dieser Kooperation war Kenji Mori (Sendai) wie<strong>der</strong>holt am Vorhaben<br />

zu Gast, ebenso Jorge Grespan (São Paulo), Norman Levine (Phoenix) und Lu Lu<br />

(Peking). Im Rahmen <strong>der</strong> Kooperation mit dem Central Compilation and Translation<br />

Bureau arbeitete Xu Yang (Peking) von August bis November 2012 am Vorhaben.<br />

Um die <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> verschiedenen (auch international verteilten) Editoren an Briefbänden<br />

<strong>der</strong> MEGA zukünftig besser koordinieren zu können, richtete das Vorhaben am<br />

21. Februar ein Editorenkolloquium zu Fragen <strong>der</strong> Briefedition aus, an dem Gerald<br />

Hubmann, Claudia Reichel, Regina Roth sowie Hanno Strauß teilnahmen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Akademievorträge an brandenburgischen Schulen sprach Jürgen<br />

Herres in Bad Belzig, Gerald Hubmann in Schönefeld und Claudia Reichel in<br />

Pritzwalk, Zeuthen und Michendorf.<br />

Wie in den Vorjahren leitete Herfried Münkler als Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> die Internationale<br />

Marx-Engels-Stiftung (IMES). Das Amt des Sekretärs <strong>der</strong> IMES nahm<br />

Gerald Hubmann wahr.<br />

Akademienvorhaben 411


Vorträge<br />

Bluhm, Harald: „Die gesellschaftstheoretische Marx-Kritik von Joseph Alois Schumpeter<br />

und ihre Grundlagen“, Tagung „Schumpeters Theorie <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Entwicklung“, Wittenberg, 3.–5. September 2012.<br />

Hubmann, Gerald: „Rileggere Marx. L’attività editoriale della MEGA, l’edizione<br />

completa delle opere di Marx e di Engels“, Vortrag <strong>im</strong> Centro Filippo Buonarroti,<br />

Mailand, 20. September 2012.<br />

Roth, Regina: „MEGAdigital – Neue Einblicke in die Werkstatt für Das Kapital<br />

von Karl Marx <strong>im</strong> Internet“, ITUG Jahrestagung, Essen, 8. Oktober 2012.<br />

Publikationen<br />

Marx, Karl/Engels, Friedrich: Gesamtausgabe (MEGA), hg. von <strong>der</strong> Internationalen<br />

Marx-Engels-Stiftung. Zweite Abteilung. Bd. 4. Teil 3: Karl Marx: Ökonomische<br />

Manuskripte 1863–1868. Bearbeitet von Carl-Erich Vollgraf. Unter Mitwirkung<br />

von Larissa Miskevič. <strong>Berlin</strong> 2012, XII, 1065 S.<br />

Marx, Karl/Engels, Friedrich: Gesamtausgabe (MEGA), hg. von <strong>der</strong> Internationalen<br />

Marx-Engels-Stiftung. Zweite Abteilung. Bd. 4. Teil 2: Karl Marx: Ökonomische<br />

Manuskripte 1863–1867. Bearbeitet von Manfred Müller, Jürgen Jungnickel,<br />

Barbara Lietz, Christel San<strong>der</strong> und Artur Schnickmann. 2. Auflage, <strong>Berlin</strong> 2012,<br />

26*, 1445 S.<br />

Marx-Engels-Jahrbuch 2011, hg. von <strong>der</strong> Internationalen Marx-Engels-Stiftung.<br />

Redaktion Gerald Hubmann, Claudia Reichel. <strong>Berlin</strong> 2012, 263 S.<br />

Herres, Jürgen (mit Gisela Holfter): Einleitung [zum Themenschwerpunkt: Friedrich<br />

Engels’ „Geschichte Irlands“ (1869/70) <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong> deutsch-irischen Beziehungen<br />

<strong>im</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>t]. In: Marx-Engels-Jahrbuch 2011. <strong>Berlin</strong> 2012. S. 7–11.<br />

Ders.: Marx und Engels über Irland. Ein Überblick. Artikel, Briefe, Manuskripte<br />

und Schriften. In: Marx-Engels-Jahrbuch 2011. <strong>Berlin</strong> 2012. S. 12–27.<br />

Hubmann, Gerald: Da politica à filologia: a Marx-Engels-Gesamtausgabe. In:<br />

Crítica Marxista. 34. São Paulo 2012, S. 33–50.<br />

Reichel, Claudia: Untersuchungen zur Autorschaft, Nachrichtenübermittlung und<br />

journalistischen <strong>Arbeit</strong>sweise von Marx am Beispiel eines Leitartikels in <strong>der</strong> New<br />

York Tribune 1857. In: Marx-Engels-Jahrbuch 2011. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 183–203<br />

Roth, Regina: Engels’ Irlandbild in seiner Lage <strong>der</strong> arbeitenden Klasse in England<br />

von 1845. In: Marx-Engels-Jahrbuch 2011. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 113–129.<br />

Strauß, Hanno [Rez.]: Ulrich Teusch: Jenny Marx. Die rote Baronesse. In: Marx-<br />

Engels-Jahrbuch 2011. <strong>Berlin</strong> 2012, S. 227–234.<br />

412 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Ders. (mit Richard Sperl): Ein neugefundener Brief von Wilhelm Pieper an Friedrich<br />

Engels vom 20. November 1851. In: Marx-Engels-Jahrbuch 2011. <strong>Berlin</strong> 2012,<br />

S. 204–219.<br />

Weckwerth, Christine: Die Leib-Thematik bei Feuerbach – von pantheistischer Leib-<br />

Seele-Einheit zur leiblich fundierten Interaktion und Kommunikation zwischen<br />

Ich und Du. In: Jeske, Michael/Koßler, Matthias (Hg.): Philosophie des Leibes.<br />

Die Anfänge bei Schopenhauer und Feuerbach. Würzburg 2012. S. 179–198.<br />

Dies. [Rez.]: Andreas Arndt: Karl Marx. Versuch über den Zusammenhang seiner<br />

Theorie. In: <strong>Berlin</strong>er Debatte Initial. 23 (2012). 3, S. 151–157.<br />

Dies. [Rez.]: Helmut Reinalter (Hg.): Die Junghegelianer. Aufklärung, Literatur,<br />

Religionskritik und politisches Denken. In: Marx-Engels-Jahrbuch 2011. <strong>Berlin</strong><br />

2012, S. 245–249.<br />

Kommission Nietzsche-Edition<br />

BERICHT VOLKER GERHARDT<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> 2012 wurde die <strong>Arbeit</strong> an den Bänden 10 (W II 8 und W II 9) und<br />

11 (W II 10 + Diverse) kontinuierlich fortgesetzt.<br />

Da die För<strong>der</strong>ung des Projekts in Deutschland von <strong>der</strong> DFG am 30. September<br />

2011 endete, gewährte die Walter de Gruyter-Stiftung für Wissenschaft und Forschung<br />

eine Überbrückung für die Monate Oktober und November. Ab Dezember<br />

2011 hatte die Fritz Thyssen Stiftung die weitere Finanzierung, zunächst für drei Jahre,<br />

in Aussicht gestellt. Nach einer Überbrückung von drei Monaten (Dezember 2011<br />

bis Februar 2012), in denen eine endgültige Entscheidung über den För<strong>der</strong>zeitraum<br />

getroffen werden sollte, wurde j<strong>edoc</strong>h nur ein Jahr bewilligt. Diese För<strong>der</strong>ung läuft<br />

Ende Februar 2013 aus.<br />

Da bis zur Abfassung dieses Berichts keine Anschlussfinanzierung gefunden<br />

werden konnte, wird das Projekt in Deutschland zu diesem Zeitpunkt abgebrochen<br />

werden müssen. Der Basler <strong>Arbeit</strong>sgruppe hingegen, <strong>der</strong>en <strong>Arbeit</strong> auf <strong>der</strong> <strong>der</strong> deutschen<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppe aufbaut, wurde vom Schweizerischen Nationalfonds eine Projektverlängerung<br />

bewilligt, die einen Zeitraum von drei Jahren umfasst (bis 2015).<br />

In <strong>Berlin</strong>/We<strong>im</strong>ar waren zwei personelle Än<strong>der</strong>ungen zu verzeichnen. Ab März<br />

2012 wurde die Stelle von Daniel Weißbrot von 50 Prozent auf 75 Prozent aufgestockt;<br />

ab Juni 2012 wurde das Team durch Einstellung von Michael Kohlenbach<br />

um eine 100-Prozent-Stelle erweitert. Die Stelle einer wissenschaftlichen Hilfskraft<br />

wurde nicht wie<strong>der</strong> besetzt.<br />

Akademienvorhaben 413


Joach<strong>im</strong> von Fiore: Opera omnia<br />

BERICHT KURT-VICTOR SELGE<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> 2012 wurde die Lektüre des zweiten und dritten Drittels <strong>der</strong> Expositio<br />

in Apocalyps<strong>im</strong> fortgeführt. Darüber hinaus wurden die <strong>Arbeit</strong>en am Sachapparat<br />

weiter vorangetrieben. Die drei Einleitungsentwürfe Joach<strong>im</strong>s liegen <strong>im</strong> Text schon<br />

vor. Eine Übergabe des Gesamtmanuskripts für Band III,1 <strong>der</strong> Opera omnia, inklusive<br />

<strong>der</strong> historisch-kritischen Einleitung des Herausgebers, an die Zentralredaktion<br />

<strong>der</strong> Monumenta Germaniae Historica erfolgt, sobald diese <strong>Arbeit</strong>en fertig gestellt<br />

sind.<br />

Publikationen<br />

Joach<strong>im</strong> von Fiore: De articulis fidei ad fratrem Johannem. Confessio fidei. Hg. von<br />

Valeria De Fraja. Rom 2012 (= Opera omnia; 5, Opera minor; 4)<br />

Selge, Kurt-Victor/Arndt, Andreas (Hg.): Schleiermacher – Denker für die Zukunft<br />

des Christentums? <strong>Berlin</strong>, New York 2011.<br />

414 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Das Akademiearchiv<br />

VERA ENKE<br />

Das Jahr 2012 begann mit dem Umzug des Archivs von <strong>der</strong> Jägerstraße zur Wrangelstraße<br />

100. In <strong>der</strong> zweiten Januarwoche wurden die Büros <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter des Archivs sowie Archivalien <strong>im</strong> Umfang von 600 laufenden Metern in<br />

das Ausweichquartier Wrangelstraße verlegt. Aufgrund von technischen Problemen<br />

konnte das Archiv erst am 1. März wie<strong>der</strong> für die Nutzer geöffnet werden. Durch die<br />

7-monatige Schließung des Archivs setzte sofort ein reger Benutzerverkehr ein, <strong>der</strong><br />

dazu führte, dass die vorhandenen sechs Leseplätze <strong>im</strong> Jahr 2012 meist ausgebucht<br />

waren. Die baulichen und sonstigen Planungen für den Archivbereich in <strong>der</strong> Jägerstraße<br />

nahmen <strong>im</strong> zurückliegenden Jahr viel Zeit in Anspruch. Es waren unter an<strong>der</strong>em<br />

Entscheidungen <strong>im</strong> Hinblick auf die Möblierung, Beleuchtung und technische<br />

Ausstattung des Findmittel- und Veranstaltungsraums sowie des Lesesaals zu treffen.<br />

Ferner wurden die Pläne für die technische Ausstattung <strong>der</strong> Magazine und die Pläne<br />

zur Sicherheitstechnik mehrfach überarbeitet und konkretisiert. Auch die künftige<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Ausstellungsfläche war Gegenstand mehrerer Beratungen.<br />

Neben diesen <strong>Arbeit</strong>en nahmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs<br />

auch ihre eigentlichen Kernaufgaben wahr.<br />

Aus dem Bereich <strong>der</strong> Leitung und Verwaltung <strong>der</strong> Akademie wurden 38,5 laufende<br />

Meter Akten übernommen und archiviert. Dem Akademiearchiv wurden ferner die<br />

Vorlässe <strong>der</strong> Akademiemitglie<strong>der</strong> Heinz Duddeck (geb. 1928) und Ernst Schmitz<br />

(geb. 1928) sowie die Nachlässe <strong>der</strong> Akademiemitglie<strong>der</strong> Arnold Graffi (1910–2006),<br />

Joach<strong>im</strong> Herrmann (1932–2010) und Günter Kröber (1933–2012) übergeben. Die<br />

Abteilung Nachlässe verzeichnete insgesamt einen Bestandszuwachs von 25 laufenden<br />

Metern.<br />

Einige Archivbestände konnten durch den Ankauf von Archiv- und Sammlungsgut<br />

ergänzt werden. Das betraf vor allem die Nachlassbestände, den Porträtgrafikbestand,<br />

die Medaillensammlung und die Kalen<strong>der</strong>sammlung. Es wurden unter an<strong>der</strong>em ein<br />

Brief von Jean Henri Samuel Formey, ein Brief von Friedrich Wilhelm Joseph von<br />

Schelling, ein Brief von Helmina von Chézy und ein Albumblatt von Wilhelm<br />

Ostwald zur Ergänzung <strong>der</strong> Nachlassbestände erworben. Für die Sammlungsbestände<br />

wurden 7 Kalen<strong>der</strong>, 12 Porträtgrafiken, 2 Medaillen und eine Deutschlandkarte aus<br />

dem Jahr 1753 angekauft. Die neu erworbenen Porträtgrafiken und Medaillen bilden<br />

Akademiemitglie<strong>der</strong> ab, von denen es bisher keine bildliche Darstellung <strong>im</strong> Akade-<br />

Archiv 415


miearchiv gab. Mit diesen Ankäufen war es möglich, Lücken in <strong>der</strong> Datenbank <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vorgängerakademien zu schließen, <strong>der</strong>en Betreuung und Pflege dem<br />

Akademiearchiv obliegt.<br />

Bei <strong>der</strong> weiteren Erschließung <strong>der</strong> Archivbestände konnten Fortschritte erzielt<br />

werden. In <strong>der</strong> Abteilung Akademiebestände nach 1945 wurde <strong>der</strong> Bestand Gesellschaft<br />

für Parasitologie, <strong>der</strong> 102 Akten umfasst, geordnet und auf Abgabelisten<br />

verzeichnet. In <strong>der</strong> Abteilung Nachlässe wurden die Erschließungsarbeiten an den<br />

Nachlässen Konrad Burdach und Eduard Winter fortgesetzt. Für die Vor- beziehungsweise<br />

Nachlässe Roswitha März, Arnold Graffi und Helmut Thiele konnten<br />

Abgabeverzeichnisse erstellt werden. Für die mit <strong>der</strong> Archivierungssoftware Augias<br />

verzeichneten Nachlässe Eginhard Fabian und Wilhelm Pin<strong>der</strong> wurden Findbücher<br />

mit einer Findbucheinleitung erarbeitet. Das DFG-Projekt Erschließung <strong>der</strong> Nachlässe<br />

<strong>der</strong> Orientalisten Oskar Mann und Karl Hadank, das gemeinsam mit <strong>der</strong><br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> in Angriff genommen wurde, konnte <strong>im</strong> März 2012 erfolgreich<br />

abgeschlossen werden.<br />

Im zurückliegenden Jahr wurden auch die von <strong>der</strong> Stadtbibliothek Lübeck an das<br />

Akademiearchiv übergebenen Unterlagen gesichtet und bearbeitet. Diese archivalischen<br />

Quellen gehörten ursprünglich zu dem 1990 von <strong>der</strong> UdSSR zurückgegebenen<br />

Archivgutbestand <strong>der</strong> Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg sowie weiterer<br />

Provenienzen, darunter auch <strong>der</strong> Preußischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften. Die<br />

überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Stadtbibliothek Lübeck nunmehr übernommenen<br />

Unterlagen gehört provenienzmäßig zur Preußischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften.<br />

Den größten Umfang nehmen die <strong>Arbeit</strong>smaterialien zum Deutschen Wörterbuch<br />

von Jacob und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m ein. Daneben enthielt die Lübecker Abgabe auch<br />

Unterlagen zur Aristoteles-Ausgabe und Itala-Ausgabe <strong>der</strong> Preußischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften sowie zum Akademieunternehmen Grundriss zur Geschichte <strong>der</strong><br />

Deutschen Dichtung – Goedekes Grundriss. Mit <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung dieser Unterlagen<br />

in den Gesamtbestand <strong>der</strong> Akademie, die <strong>im</strong> kommenden Jahr erfolgt, können einige<br />

Überlieferungslücken geschlossen werden.<br />

Die Bestandserhaltung bildete auch <strong>im</strong> Jahr 2012 den Schwerpunkt. Von den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern des Archivs wurden 10.040 Archivalien restauriert,<br />

technisch neu formiert, in säurefreie Mappen und Archivgutbehälter umgebettet.<br />

Das betraf die Nachlässe Friedrich Wilhelm Bessel, Johann Elert Bode, Helmina<br />

von Chézy, Hermann Diels, Gustav Dirichlet (Lejeune), Johann Franz Encke, Hans<br />

Heinrich Franck, August Fresenius, Walter Friedrich, Walter Grotrian, Otto Friedrich<br />

Gruppe, Werner Krauss, Ernst-August Lauter, Hermann Redetzky, Friedrich Wilhelm<br />

Joseph von Schelling, Eberhard Schra<strong>der</strong>, Karl Schröter, Hermann Amandus Schwarz,<br />

Wolfgang Steinitz und Max<strong>im</strong> Zetkin. Des Weiteren den Bestand Forschungsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> naturwissenschaftlichen, technischen und medizinischen Institute<br />

416 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


1957–1968, wo 2.100 Akten in säurefreie Mappen und Archivgutbehälter umzubetten<br />

waren.<br />

In die Hände von Restauratoren wurden wertvolle Akten aus dem Bestand Preußische<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften 1812–1945, mehrere Grafikporträts und vier<br />

Gemälde gegeben. Im zurückliegenden Jahr musste auch die Amtskette des Präsidenten<br />

einer grundlegenden Reinigung und Restaurierung unterzogen werden. Zwei<br />

dazugehörige Schatullen, die <strong>der</strong> Hofgoldschmied seinerzeit hatte anfertigen lassen,<br />

wurden ebenfalls restauriert. Eine dieser sehr schönen und kunstvoll gearbeiteten<br />

Schatullen wird in die ständige Ausstellung des Archivs integriert und künftig bei<br />

Führungen zu bewun<strong>der</strong>n sein. Gereinigt und restauriert wurden auch die Büsten<br />

von Andreas Sigismund Marggraf und Franz Carl Achard, die nach langjährigen<br />

Bemühungen endlich wie<strong>der</strong> in die Obhut <strong>der</strong> Akademie zurückgekehrt sind.<br />

Marggraf hatte 1747 den Zuckergehalt in <strong>der</strong> Runkelrübe entdeckt, während sein<br />

Schüler Achard die fabrikmäßige Gewinnung von Zucker aus Runkelrüben begründete.<br />

Die Büsten wurden von <strong>der</strong> Zuckerindustrie durch Spenden finanziert und vom<br />

Künstler Ferdinand Lepcke gefertigt. Im Jahr 1892 brachte man sie an dem Haus<br />

Dorotheenstraße 10, dem Chemischen Laboratorium <strong>der</strong> Akademie, an und übereignete<br />

sie <strong>der</strong> Akademie. Das Chemische Laboratorium wurde <strong>im</strong> Krieg zerstört.<br />

Die Büsten konnten 1952 aus dem Schutt geborgen werden und gelangten, da <strong>der</strong><br />

Eigentümer nicht bekannt war, an das Stadtmuseum <strong>Berlin</strong>. Die beiden Büsten<br />

werden künftig <strong>im</strong> Ausstellungsbereich des Archivs präsentiert.<br />

Mit Mitteln, die <strong>der</strong> För<strong>der</strong>verein <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften e. V. dem Archiv zur Verfügung stellte, wurden weitere Manuskripte<br />

aus dem Nachlass Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling restauriert. Diese Maßnahmen<br />

ermöglichen es nun, ein Projekt, das die Digitalisierung von Manuskripten<br />

aus dem Schelling-Nachlass und <strong>der</strong>en Veröffentlichung vorsieht, gemeinsam mit<br />

<strong>der</strong> Bayerischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften zu realisieren. Mittel des För<strong>der</strong>vereins<br />

standen ferner für die Restaurierung von Archivalien aus den Nachlässen<br />

August Böckh, Wilhelm Foerster, Gottfried Kirch und Barthold Georg Niebuhr zur<br />

Verfügung.<br />

Die umfangreiche Nutzung <strong>der</strong> Bestände des Akademiearchivs durch in- und<br />

ausländische Forscher verdeutlicht folgende Übersicht:<br />

Wissenschaftliche und Verwaltungsbenutzungen<br />

vom 1. März bis 31. Dezember 2012<br />

Benutzeranzahl insgesamt: 620<br />

davon aus <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland: 500<br />

davon aus dem Ausland: 120<br />

Archiv 417


Für die wissenschaftliche Direktbenutzung und die Beantwortung von Anfragen zu<br />

wissenschaftshistorischen Personen und Sachverhalten wurden <strong>im</strong> Jahr 2012 insgesamt<br />

4.220 Archivalieneinheiten an Archiv- und Sammlungsgut (Akten, Fotos,<br />

Kunstbesitz) ausgehoben.<br />

Recherchetätigkeit<br />

Vom 1. März bis zum 31. Dezember 2012 wurden von den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern des Archivs 1.774 Recherchen zu wissenschafts- und akademiegeschichtlichen<br />

Anfragen sowie bei Direktbenutzungen durchgeführt.<br />

Reproleistungen und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Für die Archivnutzer wurden 2012 insgesamt 18.673 Repros in digitaler und analoger<br />

Form angefertigt. Die Anzahl <strong>der</strong> verfügbaren Digitalisate erhöhte sich von<br />

circa 55.000 auf circa 63.500.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit zur Pflege des kulturellen und wissenschaftlichen<br />

Erbes <strong>der</strong> Akademie hat das Archiv aktiv an <strong>der</strong> Vorbereitung von Ausstellungen<br />

mitgewirkt.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Höhepunkt war <strong>im</strong> zurückliegenden Jahr die Ausstellung „FRIE-<br />

DERISIKO – Friedrich <strong>der</strong> Große“, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />

Akademiearchivs in vielfältiger Weise unterstützten. Für diese Ausstellung, die<br />

vom 28. April bis 28. Oktober <strong>im</strong> Neuen Palais in Sanssouci stattfand, wurden die<br />

Marmorbüsten von Voltaire und d’Alembert, eine Ballotage-Kugel aus <strong>der</strong> 2. Hälfte<br />

des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts, die Anfrage an Friedrich II. zur Aufnahme Moses Mendelsohns<br />

in die Akademie, die Kabinettsor<strong>der</strong> von Friedrich II. vom 11.6.1740 betreffend die<br />

Ausgaben aus <strong>der</strong> Akademiekasse für die königlichen Hofnarren sowie die Kabinettsor<strong>der</strong><br />

von Friedrich II. vom 16.10.1777 zur Preisfrage „Nützt es dem Volke,<br />

betrogen zu werden?“ und eine diesbezügliche Preisbewerbungsschrift zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Im <strong>Berlin</strong>er Museum für Islamische Kunst fand vom 1. Dezember 2011 bis 4. Februar<br />

2012 <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen <strong>der</strong> Außenstelle<br />

Teheran die Ausstellung „Teheran 50“ statt, in <strong>der</strong> eine Akte <strong>der</strong> Kommission des<br />

Venusdurchgangs aus dem Akademiearchiv präsentiert wurde. Diese Kommission –<br />

unter <strong>der</strong> Leitung des Akademiemitglieds Arthur von Auwers – war von höchster<br />

Regierungsseite eingesetzt worden, um die beiden Venusdurchgänge von 1874 und<br />

1882 durch Entsendung von Expeditionen beobachten zu lassen. Eine dieser zahlreichen<br />

Expeditionen war die sogenannte persische Expedition von 1874, <strong>der</strong>en<br />

Beobachtungsort Isfahan war.<br />

418 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Eine weitere Ausstellung, für die das Akademiearchiv Leihgaben zur Verfügung<br />

stellte, war den Brü<strong>der</strong>n Wilhelm und Jacob Gr<strong>im</strong>m gewidmet. Im Jahr 1812 veröffentlichten<br />

sie den ersten Band ihrer Kin<strong>der</strong>- und Hausmärchen. Anlässlich dieses<br />

Jubiläums fand vom 23. September 2012 bis 27. Januar 2013 <strong>im</strong> Sauerlandmuseum<br />

Arnsberg die Ausstellung „Zauberhaft und ungeheuer. Die Märchen <strong>der</strong> Gebrü<strong>der</strong><br />

Gr<strong>im</strong>m“ statt. In dieser Ausstellung konnten aus den Beständen des Archivs die<br />

Marmorbüsten von Jacob und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m betrachtet werden.<br />

Das gemeinsame Projekt von TELOTA, Bibliothek und Archiv, das die Internetpräsentation<br />

<strong>der</strong> französischsprachigen Protokollbände von den Plenarsitzungen <strong>der</strong><br />

Akademie aus dem Zeitraum 1746 bis 1811 zum Ziel hat, wurde <strong>im</strong> Jahr 2012 fortgesetzt.<br />

Anlässlich des 300. Geburtstages von Friedrich II. konnten zu Beginn des<br />

Jahres 2012 zunächst die Protokolle <strong>der</strong> Plenarsitzungen <strong>der</strong> Akademie aus den<br />

Jahren 1746 bis 1786, das heißt aus <strong>der</strong> Regierungszeit von Friedrich II. <strong>im</strong> Internet<br />

präsentiert werden. Die Transkription <strong>der</strong> Protokolle aus <strong>der</strong> Zeit nach 1786 wurde<br />

fortgesetzt.<br />

Das Akademiearchiv konnte <strong>im</strong> Jahr 2012 aufgrund <strong>der</strong> Archivsanierung lei<strong>der</strong><br />

keine Führungen anbieten.<br />

Bestand<br />

6.000 laufende Meter dienstliche Akten und Nachlässe, 2.000 Kunstgegenstände,<br />

40.000 Fotos zur Akademiegeschichte, 34.000 Zeitungsausschnitte, rund 550 Tonbän<strong>der</strong>,<br />

rund 270 Filme und Videokassetten.<br />

Weitere Informationen unter: http://archiv.bbaw.de<br />

Archiv 419


Die Akademiebibliothek<br />

STEFAN WIEDERKEHR<br />

Die <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> war geprägt durch die Einführung <strong>der</strong> Gemeinsamen<br />

Normdatei (GND) <strong>im</strong> deutschen Bibliothekswesen, die wesentliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> alltäglichen <strong>Arbeit</strong> des Bibliothekspersonals mit sich brachte. Zu den Jahreshöhepunkten<br />

zählten die Einwerbung von Drittmitteln zur Durchführung des Forschungsprojekts<br />

NS-Raubgut in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Akademiebibliothek sowie die Freischaltung<br />

<strong>der</strong> gemeinsam mit dem Akademiearchiv und TELOTA erarbeiteten<br />

Online-Edition <strong>der</strong> Plenarsitzungsprotokolle <strong>der</strong> von Friedrich II. erneuerten Académie<br />

Royale des Sciences et Belles-Lettres de Prusse aus den Jahren 1746 bis<br />

1786 (http://akademieregistres.bbaw.de).<br />

Bestandsaufbau<br />

Im Einklang mit dem Sammelprofil erwarb die Akademiebibliothek <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong><br />

998 Bände, davon etwa die Hälfte als Geschenk und <strong>im</strong> Schriftentausch. Dazu<br />

kommen 3.724 Bände <strong>der</strong> Teilbibliothek GRA und <strong>der</strong> Handbibliotheken <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Vorhaben, die durch die Akademiebibliothek erworben und inventarisiert<br />

wurden.<br />

Da <strong>der</strong> Akademiebibliothek nach dem Rückzug an den Standort „Unter den Linden“<br />

geringere Magazinflächen als heute zur Verfügung stehen, werden weiterhin<br />

Teile des Bestands systematisch nach mehrfach vorhandener sowie nicht mehr zum<br />

Sammelprofil passen<strong>der</strong> Literatur durchgesehen. Im Ergebnis wurden seit dem Bezug<br />

des Provisoriums Jägerstraße etwa 53.000 Bände ausgeson<strong>der</strong>t. Dabei handelt es sich<br />

überwiegend um naturwissenschaftlich-technische Zeitschriftenliteratur aus <strong>der</strong> zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> laufenden Zeitschriften beträgt 632 Titel. Dazu kommen 14.361 lizenzierte<br />

elektronische Zeitschriften (inkl. Nationallizenzen).<br />

Erschließung<br />

Die Formal- und Sachkatalogisierung <strong>der</strong> Neuzugänge bildet traditionellerweise die<br />

wichtigste Erschließungstätigkeit. Im Rahmen <strong>der</strong> Katalogmelioration sind weiterhin<br />

Fehler, die noch aus <strong>der</strong> Systemmigration von <strong>der</strong> Bibliothekssoftware allegro-C<br />

420 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


zu PICA resultieren, zu bereinigen. Im <strong>Berichtsjahr</strong> wurden in diesem Zusammenhang<br />

15.531 Titelaufnahmen verbessert. Außerdem wurden 571 Titel des bisher nicht<br />

vollständig erschlossenen Son<strong>der</strong>bestands „Nationalsozialistische Literatur“ sowie<br />

1.178 Bände <strong>der</strong> Handbibliothek des Akademienvorhabens Deutsches Wörterbuch<br />

von Jacob Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m retrokatalogisiert.<br />

Abgeschlossen ist die Retrokonversion des Zettelkatalogs <strong>der</strong> Teilbibliothek Griechisch-römische<br />

Altertumskunde. Der gesamte Bestand <strong>der</strong> Teilbibliothek ist nun<br />

<strong>im</strong> OPAC <strong>der</strong> Akademiebibliothek recherchierbar.<br />

Benutzung<br />

Das Interesse <strong>der</strong> Benutzer in <strong>der</strong> Ortsleihe galt insbeson<strong>der</strong>e dem Kernbestand an<br />

Akademieschriften. Die Menge <strong>der</strong> eingehenden Anfragen in <strong>der</strong> gebenden Fernleihe<br />

bewegte sich auf dem Niveau <strong>der</strong> Vorjahre. Die Anzahl <strong>der</strong> positiv erledigten<br />

Bestellungen stieg auf 916 (Vorjahr: 880). Auf hohem Niveau stabil blieb die absolute<br />

Anzahl <strong>der</strong> nehmenden Fernleihen, das heißt die Literaturbeschaffung für die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Akademie. Der Anteil<br />

<strong>der</strong> per Fernleihe beschafften Titel an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Bestellungen lag wie <strong>im</strong> Vorjahr<br />

bei über 95 Prozent.<br />

Für interne und externe Nutzer erstellte die Reprographie <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> circa<br />

39.200 Reproduktionen in analoger o<strong>der</strong> digitaler Form sowie etwa 6.900 Rückvergrößerungen<br />

von Mikrofilmen.<br />

<strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong><br />

In enger Kooperation mit <strong>der</strong> Initiative TELOTA betreibt die Akademiebibliothek<br />

den <strong>edoc</strong>-<strong>Server</strong> <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und übern<strong>im</strong>mt dabei die bibliothekarische Betreuung<br />

dieses institutionellen Repositoriums. Dazu gehören auch Informationsveranstaltungen<br />

für die Akademieangehörigen, die von <strong>der</strong> Akademiebibliothek gemeinsam mit<br />

TELOTA und dem Justiziariat <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> durchgeführt wurden. Die Gesamtzahl<br />

<strong>der</strong> archivierten digitalen Publikationen erhöhte sich <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> auf insgesamt<br />

2.014 (Stand: 30.11.2012). Die neu eingerichtete Statistikfunktion erlaubt es, die<br />

Zugriffe auf <strong>der</strong> Ebene einzelner Dokumente zu erfassen. Durchschnittlich erfolgten<br />

seit Jahresbeginn – bei steigen<strong>der</strong> Tendenz – 9.967 Downloads pro Monat.<br />

Bestandserhaltung<br />

Mit circa 120.000 Bänden verfügt die Akademiebibliothek über einen historisch<br />

wertvollen Altbestand, <strong>der</strong> zum nationalen Kulturerbe gehört. Ein großer Teil dieser<br />

Bücher weist durch die jahrhun<strong>der</strong>telange Benutzung, vor allem aber auch durch<br />

Die Akademiebibliothek 421


die unsachgemäße Auslagerung während des Zweiten Weltkrieges Schäden auf.<br />

Selbst dringende Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen können mit den<br />

knappen Haushaltsmitteln <strong>der</strong> Akademiebibliothek nicht durchgeführt werden. Der<br />

Großzügigkeit privater Spen<strong>der</strong>, die eine Buchpatenschaft übernahmen, und <strong>der</strong><br />

maßgeblichen Unterstützung durch den För<strong>der</strong>verein <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften e. V., Collegium pro Academia, ist es zu verdanken,<br />

dass auch <strong>im</strong> letzten Jahr über zwei Dutzend Bände fachkundig restauriert werden<br />

konnten und so als kulturelles Erbe für die Nachwelt erhalten bleiben. Darunter befanden<br />

sich historisch so wertvolle Stücke wie zwei Supplemente zur Encyclopédie<br />

Di<strong>der</strong>ots und D’Alemberts (1776–1777), mehrere Bände <strong>der</strong> Werke Martin Luthers in<br />

<strong>der</strong> Ausgabe <strong>der</strong> Fürstlich Sächsischen Officin (1664–1564), Adam Olearius’ Beschreibung<br />

seiner Reise nach Moskowien und Persien (1696) sowie ein Aristoteles-<br />

Kommentar des Johannes Philiponos (1535).<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Der „Salon Sophie Charlotte“ vom 21. Januar 2012 bot <strong>der</strong> Akademiebibliothek die<br />

Gelegenheit, ihre Restaurierungsanstrengungen zu präsentieren und ihr Buchpatenschaftsprogramm<br />

einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Außerdem wurden<br />

Wünsche nach Fachführungen für Wissenschaftler sowie für Auszubildende <strong>im</strong><br />

Bibliothekswesen gerne erfüllt.<br />

Exponate aus <strong>der</strong> Akademiebibliothek zeigte die Ausstellung „König & Kartoffel.<br />

Friedrich <strong>der</strong> Große und die Preußischen ‚Tartuffoli‘“ (Haus <strong>der</strong> Brandenburgisch-<br />

Preußischen Geschichte, Potsdam, 20.07.–28.10.2012).<br />

Fortbildung<br />

Die Einführung <strong>der</strong> GND durch die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) und den<br />

Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) <strong>im</strong> Frühjahr 2012 bildete einen bedeutenden<br />

Schritt auf dem Weg zur Internationalisierung <strong>der</strong> Standards <strong>im</strong> deutschen<br />

Bibliothekswesen. Dementsprechend bildete <strong>der</strong> Besuch von Schulungen zu unterschiedlichen<br />

Aspekten <strong>der</strong> GND einen Schwerpunkt <strong>der</strong> Personalentwicklungsmaßnahmen.<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong> Akademiebibliothek nahmen <strong>im</strong><br />

Berichtszeitraum an folgenden Fortbildungen teil:<br />

Neue Entwicklungen <strong>im</strong> Bereich Katalogisierung – Schwerpunkt GND, Göttingen,<br />

14.02.2012<br />

101. Deutscher Bibliothekartag, Hamburg, 22.–25.05.2012<br />

10. KOBV-Forum, <strong>Berlin</strong>, 04.06.2012<br />

422 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


GND-Neueinsteiger-Schulung/Bereich Körperschaften, Kongresse, Gebietskörperschaften,<br />

Göttingen, 12.06.12<br />

16. Verbundkonferenz des GBV, Hannover, 05.–06.09.2012<br />

GND-Einsteigerschulung für Personennormsätze, Göttingen, 25.09.2012<br />

Autorenidentifikation am Beispiel von ORCID, <strong>Berlin</strong>, 15.10.2012<br />

Bestandserhaltung heute in Bibliotheken und Archiven, <strong>Berlin</strong>, 15.10.2012<br />

Insgesamt absolvierten sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 17 Fortbildungstage.<br />

Projekt „Opt<strong>im</strong>ierung des Literaturnachweises von aktuellen<br />

Akademiemitglie<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Webangebot <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>“<br />

(Bearbeiterin: Ines Kolbe, Laufzeit: Oktober bis Dezember 2012)<br />

Im Webverzeichnis <strong>der</strong> aktuellen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> (http://www.bbaw.de/dieakademie/mitglie<strong>der</strong>)<br />

werden Links mit <strong>der</strong> Bezeichnung „Verzeichnis <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Publikationen in <strong>der</strong> Akademiebibliothek“ angeboten, die eine Suche <strong>im</strong> OPAC<br />

auslösen. Die Trefferlisten waren in <strong>der</strong> Vergangenheit j<strong>edoc</strong>h in best<strong>im</strong>mten Fällen<br />

unbefriedigend. Insbeson<strong>der</strong>e enthielten sie auch Veröffentlichungen von Namensvettern<br />

eines Akademiemitglieds. Das Ziel des Projektes war es, diesen Zustand<br />

durch konsequente Verwendung bibliothekarischer Normdaten und eine darauf abgest<strong>im</strong>mte<br />

Än<strong>der</strong>ung des automatisch generierten Suchstrings zu beseitigen.<br />

Zu diesem Zweck wurden für die zur Zeit 328 Akademiemitglie<strong>der</strong> die Personennormsätze<br />

ermittelt und, wo nötig, verbessert o<strong>der</strong> neu angelegt. Rückwirkend<br />

mussten 3.927 Titelaufnahmen geprüft und, soweit dies noch nicht <strong>der</strong> Fall war, eine<br />

korrekte Verknüpfung mit dem Personennormsatz erstellt werden. Bei <strong>der</strong> Neuaufnahme<br />

von Veröffentlichungen von Akademiemitglie<strong>der</strong>n wird künftig auch in den<br />

Fällen, in denen dies gemäß den maßgeblichen überregionalen Katalogisierungsrichtlinien<br />

freiwillig wäre, mit dem Personennormsatz verknüpft. Das Projekt ist<br />

abgeschlossen; eine Freischaltung des neuen Webverzeichnisses kann aus Bibliothekssicht<br />

erfolgen.<br />

Projekt „NS-Raubgut in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Akademiebibliothek –<br />

Systematische Recherche <strong>im</strong> Monographienzugang bis 1956<br />

und <strong>im</strong> Son<strong>der</strong>bestand NS“<br />

(Bearbeiterinnen: Katy Barthel, Sandra Butte, Laufzeit: Mai 2012 bis April 2013)<br />

Die systematische Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in den<br />

Beständen deutscher Bibliotheken hat mit <strong>der</strong> „Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte<br />

aus <strong>der</strong> Zeit des Holocaust“ von 1998 einen starken Impuls erhalten.<br />

Die dort verabschiedeten Grundsätze, die den Umgang mit den von den National-<br />

Die Akademiebibliothek 423


sozialisten 1933 bis 1945 konfiszierten und geraubten Kulturgütern definierten,<br />

waren zwar rechtlich nicht bindend, wurden aber von allen teilnehmenden Staaten,<br />

darunter auch Deutschland, angenommen.<br />

Seit Mai 2012 untersucht die Akademiebibliothek in einem Forschungsprojekt,<br />

das vom Beauftragten <strong>der</strong> Bundesregierung für Kultur und Medien durch die Stiftung<br />

Preußischer Kulturbesitz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

geför<strong>der</strong>t wird, systematisch ausgewählte Teile ihres Bestandes <strong>im</strong> Hinblick auf das<br />

Vorhandensein von NS-Raubgut mit dem Ziel einer öffentlichen Dokumentation <strong>der</strong><br />

Ergebnisse und einer späteren Restitution. Die bisherigen <strong>Arbeit</strong>en haben gezeigt,<br />

dass tatsächlich NS-verfolgungsbedingt entzogene Bücher – insbeson<strong>der</strong>e „Raubgut<br />

aus zweiter Hand“ – Eingang in die Bestände <strong>der</strong> Akademiebibliothek gefunden<br />

haben.<br />

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen verfügte die Bibliothek während <strong>der</strong><br />

NS-Zeit bei gleichzeitiger Nähe <strong>der</strong> Akademie zum Reg<strong>im</strong>e nur über einen min<strong>im</strong>alen<br />

Erwerbungsetat und war zur Bestandserweiterung auf die kostenfreie Übernahme<br />

von Büchern angewiesen. Zum an<strong>der</strong>en wuchsen die Bestände <strong>der</strong> Akademiebibliothek<br />

ab 1950 <strong>im</strong> Zuge <strong>der</strong> Sowjetisierung <strong>der</strong> Akademie in einem vorher nie dagewesenen<br />

Tempo, wobei auch – wie die erhalten gebliebenen Akzessionsjournale<br />

zeigen – aus verschiedenen Quellen NS-Raubgut übernommen und eingearbeitet<br />

wurde.<br />

Zu den normalen Beständen kommt <strong>der</strong> insgesamt als verdächtig einzustufende sogenannte<br />

„NS-Bestand“, ein geschlossener Son<strong>der</strong>bestand von circa 12.000 Bänden,<br />

für den die Akteure in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> DDR die „Notwendigkeit [sahen], ihn ständig<br />

unter Verschluß zu halten, da es sich zu einem großen Teil um faschistische und<br />

militaristische Literatur handelt“. Den NS-Bestand übernahm die Akademiebibliothek<br />

1993 von Vorgängerinstitutionen, die diesen wie<strong>der</strong>um über die 1945 bis 1946<br />

tätige Bücherbergungsstelle erhalten hatten. Die überwiegende Zahl <strong>der</strong> Bände<br />

trägt Eigentumsvermerke von Vorbesitzern, auf <strong>der</strong>en Grundlage die Provenienzrecherche<br />

erfolgen kann.<br />

Seit Projektbeginn wurden die Monographienzugänge <strong>der</strong> Jahre 1933 bis 1956<br />

anhand <strong>der</strong> Akzessionsjournale systematisch durchgesehen. Bei 2.099 von 14.737<br />

Zugängen besteht ein Raubgutverdacht, so dass die Bände sukzessive <strong>im</strong> Magazin<br />

überprüft werden. Diejenigen verdächtigen Zugänge, <strong>der</strong>en Bände Provenienzspuren<br />

enthalten, werden gemäß den „We<strong>im</strong>arer Empfehlungen zur Provenienzerschließung“<br />

<strong>im</strong> GBV erschlossen und auf diese Weise transparent gemacht. Die Sichtung <strong>der</strong><br />

relevanten Aktenbestände des Akademiearchivs <strong>im</strong> Hinblick auf das Vorhandensein<br />

von NS-Raubgut ist abgeschlossen. Im weiteren Projektverlauf werden die<br />

Recherchen auf weitere Archive ausgedehnt, um Provenienzen und rechtmäßige<br />

Besitzer ausfindig zu machen.<br />

424 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Bestand<br />

605.463 Bände; 3.258 Dissertationen; 75.167 Mikromaterialien; 632 laufende Zeitschriften;<br />

273 CD-Roms; 14.361 lizenzierte elektronische Zeitschriften (inkl. <strong>der</strong><br />

nationallizenzierten Zeitschriftenarchive); 98 lizenzierte Datenbanken; 125 Nationallizenzen.<br />

Die Akademiebibliothek 425


Informationstechnologie (IT)<br />

GERALD NEUMANN<br />

Digitaler <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

Die Gestaltung des normalen <strong>Arbeit</strong>splatzes eines <strong>BBAW</strong>-Mitarbeiters hat sich in<br />

den vergangenen Jahres massiv verän<strong>der</strong>t. Die Hardwareausstattung ist mo<strong>der</strong>ner und<br />

umfangreicher geworden. Die Softwareausstattung wurde vielfältiger. Der heutige<br />

PC-<strong>Arbeit</strong>splatz enthält eine Sammlung nutzerspezifischer Applikationen, die Voraussetzung<br />

für die tägliche <strong>Arbeit</strong> sind. Dies erhöht den Einrichtungs- und Betreuungsaufwand<br />

des einzelnen PC-<strong>Arbeit</strong>splatzes durch die IT-Abteilung beträchtlich. Der<br />

Supportaufwand pro PC steigt durch eine Vervielfältigung von Konfigurationsmöglichkeiten<br />

und Fehlerursachen. Eine Verteilung <strong>der</strong> Zuständigkeiten für unterschiedliche<br />

Softwarepakete ist unumgänglich und die Fähigkeit zur Teamarbeit wird <strong>im</strong>mer<br />

wichtiger.<br />

Nachfolgendes Bild zeigt einen (noch) nicht ganz alltäglichen PC-<strong>Arbeit</strong>splatz.<br />

426 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Operativer Betrieb Systemadministration und Systementwicklung<br />

Der operative Betrieb machte wie<strong>der</strong>um den größten Teil <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en in <strong>der</strong> Systemadministration<br />

aus. Dies bedeutet, wie auch schon in den vergangenen Jahren, die<br />

Sicherstellung des Rechnerbetriebs, was <strong>im</strong> Einzelnen in <strong>der</strong> Planung, Konfiguration,<br />

Kontrolle und Wartung, aller Netzwerkkomponenten sowie <strong>der</strong> aktuell 58 aktiven,<br />

von <strong>der</strong> IT betreuten <strong>Server</strong> mit ihren Diensten besteht.<br />

Darin enthalten ist, aus Nutzersicht beson<strong>der</strong>s wichtig, <strong>der</strong> Betrieb <strong>der</strong> Maildienste,<br />

<strong>der</strong> Speicher- und Backup-Systeme, das Management aller Datenbanken,<br />

die Einrichtung und Betreuung <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>-Nutzeraccounts und <strong>der</strong> Fileserver, die<br />

Koordination <strong>der</strong> Internetanbindung, die Sicherstellung <strong>der</strong> Verbindung und die<br />

Anbindung über BRAIN zum Potsdamer Standort Am Neuen Markt und zu den<br />

Außenstellen Staatsbibliothek Haus 2, Hausvogteiplatz, dem temporären Archivstandort<br />

in <strong>der</strong> Wrangelstraße und zu <strong>der</strong> Leipziger Außenstelle des Goethe-Wörterbuchs,<br />

die Organisation <strong>der</strong> internen Netze, <strong>der</strong> Betrieb des Funknetzes, die Unterstützung<br />

des Veranstaltungszentrums, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Einrichtungen und Mieter des Hauses,<br />

wie zum Beispiel die Geschäftsstelle des Ethikrats, die Junge Akademie, die Global<br />

Young Academy, die <strong>Berlin</strong>er Geschäftsstelle <strong>der</strong> Union <strong>der</strong> deutschen Akademien<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften und die Einstein Stiftung <strong>Berlin</strong>.<br />

Neu eingerichtet wurden in diesem Jahr die technischen Grundlagen für die Überwachung<br />

von Haustechnikanlagen, die <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem <strong>Server</strong>raum<br />

stehen. Um über auftretende Fehlerfälle unterrichtet zu werden und entsprechend<br />

handeln zu können, wurden die vorhandenen Störmeldesensoren intensiv auf ihre<br />

Funktionsweise und -fähigkeit getestet und für eine zentrale Auswertung zusammengeführt.<br />

Die meisten <strong>der</strong> zum Rechnerbetrieb erfor<strong>der</strong>lichen Haustechnikkomponenten<br />

– Kl<strong>im</strong>aanlagen, Stromversorgung und so weiter – werden jetzt überwacht.<br />

Damit können auch den für die Technik zuständigen Personen und Firmen Hinweise<br />

für die Opt<strong>im</strong>ierung des Betriebes dieser Geräte gegeben und <strong>im</strong> Ergebnis Ausfallzeiten<br />

verkürzt und Energie gespart werden.<br />

Webadministration<br />

Die <strong>Arbeit</strong>en an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>-Website wurden fortgesetzt. Updates, Fehlerbehebungen,<br />

kleinere Verbesserungen und Opt<strong>im</strong>ierungen von <strong>Arbeit</strong>sabläufen machten<br />

einen großen Teil <strong>der</strong> täglichen <strong>Arbeit</strong>en aus. Zusätzlich kamen in diesem Jahr noch<br />

<strong>Arbeit</strong>en für das von <strong>der</strong> Verwaltung angeschaffte Softwaresystem „Raumwelten“<br />

hinzu. Hierfür wurde eine Schnittstellenkonzeption für die Anbindung <strong>der</strong> Verwaltungssoftware<br />

erarbeitet. Dazu wurde <strong>der</strong> aktuelle Datenbestand <strong>der</strong> Mitarbeiterliste<br />

aus <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>-Website bereitgestellt und schließlich ein Datenübernahme-Service<br />

für die Mitarbeiterinformationen aus den „Raumwelten“ <strong>im</strong>plementiert.<br />

Informationstechnologie 427


Im Zuge <strong>der</strong> technischen und gestalterischen Vereinheitlichung <strong>der</strong> Webpräsenzen,<br />

die auf den Webservern <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> gehostet werden, sind <strong>im</strong> vergangenen Jahr,<br />

neben <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>-Hauptseite, folgende externen und internen Webseiten von Einrichtungen,<br />

Vorhaben und Projekten neu erstellt o<strong>der</strong> überarbeitet worden:<br />

Zentrum Mittelalter<br />

Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n<br />

DWB<br />

Akademie und Schule<br />

http://zentrummittelalter.bbaw.de<br />

http://www.zukunft-mit-kin<strong>der</strong>n.eu<br />

http://dwb.bbaw.de<br />

http://www.bbaw.de/AuS/zukunftsportal-antike/fotos<br />

Projekt Virtualisierungsserver<br />

In diesem Jahr konnte mit Hilfe zusätzlicher Mittel eines <strong>der</strong> <strong>im</strong> Normalbetrieb nicht<br />

realisierbaren IT-Projekte umgesetzt werden. Es handelt sich dabei um die Einrichtung<br />

und Einführung neuer Virtualisierungsserver. Diese Technologie ermöglicht<br />

die Einrichtung und den Betrieb mehrerer virtueller <strong>Server</strong> auf einem physischen<br />

<strong>Server</strong>. Das Ziel ist die Verringerung von Platz-, Strom- und Kl<strong>im</strong>atisierungsbedarf<br />

und die Effektivierung <strong>der</strong> <strong>Server</strong>administration.<br />

Die Installation, Konfiguration und Dokumentation <strong>der</strong> beiden Host-Systeme<br />

wurde abgeschlossen. Zwei Systeme wurden aufgrund erhöhter Redundanzanfor<strong>der</strong>ungen<br />

eingerichtet, ebenso die Netzwerk- und Massenspeicheranbindung für die<br />

virtuellen <strong>Server</strong>systeme.<br />

Bisher wurden auf <strong>der</strong> neuen Plattform ein <strong>Server</strong> für Test- und Analysezwecke, <strong>der</strong><br />

neue TELOTA-Entwicklungsserver und ein Entwicklungsserver für das DFG-Projekt<br />

Wissensspeicher in Betrieb genommen. Im Aufbau befindlich ist ein eigenständiger<br />

digilib-<strong>Server</strong> und <strong>der</strong> Umzug des Webservers <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> aus seiner bisherigen<br />

Virtualisierungsumgebung. Weitere virtualisierte <strong>Server</strong> sind geplant.<br />

Personal<br />

Die personelle Situation in <strong>der</strong> IT ist weiter angespannt. Die Aufgaben in allen Bereichen<br />

mussten <strong>im</strong> Jahr 2012 mit dem gleichen Personal bewältigt werden. Um<br />

wichtigen neuen Anfor<strong>der</strong>ungen an die IT gerecht werden zu können, haben einzelne<br />

Mitarbeiter Weiterbildungsveranstaltungen besucht. Der Mitarbeiter Tilo Lange<br />

(Systementwicklung) nahm an einer Schulung zum DFN Videodienst teil. Silvana<br />

Biagini (Nutzerbetreuung) besuchte eine Veranstaltung, die sich mit dem Thema<br />

„IT-Solutions for the Public Sector“ beschäftigte, Stephan Klinger (Webadministration)<br />

informiert sich zum Thema „HTML 5 Training for Mobile“.<br />

428 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Internationale Beziehungen<br />

KARIN ELISABETH BECKER<br />

Kooperationsverträge<br />

mit ausländischen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

Die <strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (<strong>BBAW</strong>) betrachtet<br />

den Ausbau und die Intensivierung ihrer internationalen Beziehungen als eine ihrer<br />

wichtigen gegenwärtigen und zukünftigen Aufgaben (vgl. Jahrbuch 2011, S. 415ff.).<br />

Die in diesem Zusammenhang seit 1996 unterzeichneten bilateralen internationalen<br />

Verträge – Agreement on Scientific Cooperation respektive Memorandum of Un<strong>der</strong>standing<br />

genannt – haben dabei den Charakter von Kooperationsvereinbarungen:<br />

Sie sollen in erster Linie einen formalen Rahmen für eine zukünftige engere Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> mit ihren ausländischen Partnern markieren, die sich vor allem<br />

auf die Durchführung gemeinsamer wissenschaftlicher Veranstaltungen (wie Symposien,<br />

Konferenzen und Workshops) sowie auf den Austausch von Wissenschaftlern<br />

und Informationen bezieht.<br />

Derzeit unterhält die <strong>BBAW</strong> vertraglich geregelte Beziehungen zu 18 Akademien<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften in Europa, Asien, Nord- und Südamerika (in Klammern ist das<br />

Jahr des Vertragsschlusses angegeben): Akademie Athen (Akad<strong>im</strong>ia Athinon, 1996),<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften <strong>der</strong> Tschechischen Republik (Akademie Vĕd České<br />

Republiky, 1999), Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften Malaysia (Akademi Sains Malaysia,<br />

2001), American Academy of Arts and Sciences (2001), Brasilianische Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften (Academia Brasileira de Ciências, 2004), Chinesische Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften (2003), Estnische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (Eesti Teaduste<br />

Akadeemia, 2002), Indian National Science Academy (2000), Israel Academy<br />

of Sciences and Humanities (2000), Korean Academy of Science and Technology<br />

(2000), Kroatische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und Künste (Hrvatska Akademija<br />

Znanosti i Umjetnosti, 2002), Lettische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (Latvijas<br />

Zinātņu Akadēmija, 2002), Litauische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (Lietuvos<br />

Mokslų Akademija, 2003), Polnische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (Polska Akademia<br />

Nauk, 2002), Russische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften (Rossijskaja Akademija<br />

Nauk, 2002), Slowenische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und Künste (Slovenska<br />

Akademija Znanosti in Umetnosti, 2002), Ungarische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

(Magyar Tudományos Akadémia, 2000) und Vietnam Academy of Science and<br />

Technology (2003).<br />

Internationale Beziehungen 429


Die Bemühungen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, das Kooperationsnetzwerk mit ausländischen Akademien<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften und an<strong>der</strong>en wissenschaftlichen Einrichtungen zu festigen,<br />

sind auch <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> 2012 weiter gediehen. Die bestehenden Verträge mit<br />

den Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften in Budapest, Ljubljana, Moskau, Prag, Riga,<br />

Tallinn, Warschau, Wilna und Zagreb sind Ausdruck <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Bedeutung,<br />

welche die <strong>BBAW</strong> – nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> spezifischen Lage und Brückenfunktion<br />

<strong>Berlin</strong>s – ihren wissenschaftlichen Beziehungen zu den mittel-, ost- und südosteuropäischen<br />

Staaten be<strong>im</strong>isst. In diesen Kontext gehörten auch die Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> Balkan-Initiative <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er und Brandenburger Wissenschaft (1999–2003;<br />

http://www.bbaw.de/die-akademie/internationale-kooperationen/balkan-initiative).<br />

Die verschiedenen internationalen Kooperationen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> tragen auch zukünftig<br />

zur weiteren Profilierung <strong>der</strong> Forschung <strong>im</strong> Rahmen des Akademienprogramms und<br />

<strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen sowie <strong>der</strong> Gesamtaktivitäten <strong>der</strong> Akademie –<br />

insbeson<strong>der</strong>e zur Ausbildung wissenschaftlicher Netzwerke – bei.<br />

Kommission Internationale Beziehungen<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> hatte sich <strong>im</strong> November 2002 darauf verständigt, eine<br />

Kommission Internationale Beziehungen einzusetzen. Der Kommission gehörten<br />

<strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> 2012 folgende Mitglie<strong>der</strong> an: Markus Antonietti, Angela Frie<strong>der</strong>ici,<br />

Detlev Ganten, Reinhard F. Hüttl, Eberhard Heinrich Knobloch, Heinz Kohl, Klaus<br />

Lucas (Vorsitzen<strong>der</strong>), Bernd Scholz-Reiter und Günter Stock. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Kommission Internationale Beziehungen traten am 16. Oktober 2012 zu einer Sitzung<br />

zusammen.<br />

Die Kommission hat die Aufgabe, die internationalen Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong><br />

beratend zu begleiten. Sie hat insbeson<strong>der</strong>e den Auftrag wahrzunehmen, das bestehende<br />

Vertragswerk <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> mit ausländischen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

zu analysieren, die bisherigen Auslandsaktivitäten und die auf internationaler Ebene<br />

bestehenden <strong>Arbeit</strong>skontakte zu bilanzieren sowie Empfehlungen hinsichtlich <strong>der</strong><br />

weiteren inhaltlichen Ausgestaltung <strong>der</strong> Kooperationsabkommen zu formulieren.<br />

Dementsprechend befasste sich die Kommission mit Aspekten, die <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

dieses Auftrags stehen: Hierzu gehörten unter an<strong>der</strong>em die Frage einer Systematisierung<br />

<strong>der</strong> Auslandsbeziehungen <strong>der</strong> Akademie sowie die strategische Besinnung<br />

auf die an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> vorhandenen Disziplinen, Potenziale und Stärken, die <strong>im</strong><br />

Kontext <strong>der</strong> internationalen Beziehungen aktiv genutzt werden sollten.<br />

Im Jahr 2004 hatte die Kommission Internationale Beziehungen dem Rat <strong>der</strong><br />

<strong>BBAW</strong> Überlegungen sowie einen Vorschlag zur Stärkung <strong>der</strong> Internationalisierung<br />

<strong>der</strong> Akademieaktivitäten vorlegt. Die Intensivierung einer Strategie zur Internationalisierung<br />

<strong>der</strong> Akademie soll sowohl die Profilierung <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> als Ansprechpartnerin<br />

für ausländische Akademien in Deutschland als auch die Orientierung von<br />

430 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Forschungs-, Reflexions- und Diskussionszusammenhängen innerhalb <strong>der</strong> Institution<br />

beför<strong>der</strong>n. Die För<strong>der</strong>ung von Internationalisierungsvorhaben aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />

<strong>BBAW</strong> soll <strong>der</strong> beschriebenen Vielfalt des wissenschaftlichen Lebens <strong>der</strong> Akademie<br />

Rechnung tragen. Es wurden deshalb keine einzelnen Formen und Gegenstände <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung festgelegt, son<strong>der</strong>n lediglich ein Verfahren eingerichtet, das für einen<br />

transparenten Wettbewerb <strong>der</strong> besten Ideen und Qualitätssicherung sorgt.<br />

Schwerpunkte <strong>der</strong> Kommissionsarbeit sind:<br />

Beratung <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> bei <strong>der</strong> künftigen Gestaltung ihrer internationalen Beziehungen<br />

und <strong>der</strong> allgemeinen Auslandspolitik sowie den Auslandsaktivitäten,<br />

Empfehlungen zur strategischen und inhaltlichen Ausgestaltung <strong>der</strong> vertraglich<br />

geregelten Kooperationsbeziehungen,<br />

Empfehlungen zur strategischen und inhaltlichen Ausgestaltung <strong>der</strong> projektbezogenen<br />

Kooperation mit ausländischen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften, an<strong>der</strong>en<br />

ausländischen Wissenschaftseinrichtungen sowie den diplomatischen Vertretungen<br />

in <strong>Berlin</strong>,<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> fachliche und akademiepolitische Aspekte berücksichtigenden<br />

Entscheidung für den Rat <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> über die jährlichen Anträge zur För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Internationalisierung <strong>der</strong> Akademie.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Internationalisierung <strong>der</strong> Akademie wurden <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong><br />

2012 folgende wissenschaftliche Vorhaben und Projekte akademieintern<br />

unterstützt: Die „5th International Conference on High Performance Scientific<br />

Computing“ (HPSC, Hanoi, 5.–9. März), eine zweite deutsch-russische Konferenz<br />

<strong>im</strong> Format „Academies Meet“ zum Thema „Molecular Neurobiology Today and<br />

Tomorrow“ (Moskau, 25.–29. April), ein internationaler Workshop des Akademienvorhabens<br />

Deutsches Wörterbuch von Jacob Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m – Neubearbeitung<br />

zur Etablierung eines Netzwerks europäischer Nationalwörterbücher<br />

(<strong>Berlin</strong>, 25.–27. März), <strong>der</strong> 14. Kongress <strong>der</strong> Association Internationale d’Epigraphie<br />

Grecque et Latine (<strong>Berlin</strong>, 27.–31. August) sowie eine internationale Tagung zu<br />

„Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Frankreich“ (<strong>Berlin</strong>, 20.–22. September).<br />

Wissenschaftliche Kooperationsvorhaben und -projekte mit<br />

ausländischen Akademien und an<strong>der</strong>en internationalen Partnern 1<br />

Bereits am 8. Dezember 2006 hatten <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, Günter Stock, und<br />

<strong>der</strong> damalige Präsident <strong>der</strong> Kroatischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und Künste,<br />

1<br />

Zur <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> einzelnen interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen, Initiativen und Projekte sowie<br />

<strong>der</strong> Akademienvorhaben siehe Kapitel „<strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>“.<br />

Internationale Beziehungen 431


Milan Moguš, sowie <strong>der</strong> Direktor des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie,<br />

Akademiemitglied Svante Pääbo, <strong>im</strong> Kontext des wissenschaftlichen<br />

Gemeinschaftsprojekts mit dem Titel Determination and analysis of genome-wide<br />

DANN sequences in hominid fossils from Vindija, Croatia ein Memorandum of<br />

Un<strong>der</strong>standing unterzeichnet. Hierbei geht es <strong>im</strong> Wesentlichen um die Sequenzierung,<br />

das heißt die Entschlüsselung <strong>der</strong> Nean<strong>der</strong>taler-DNA. Das Memorandum of<br />

Un<strong>der</strong>standing ist Teil des bereits <strong>im</strong> Juli 2002 zwischen <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und <strong>der</strong> Kroatischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und Künste unterzeichneten wissenschaftlichen<br />

Kooperationsvertrags. Die Entwicklung des gegenwärtigen Kooperationsprojekts<br />

verläuft plangemäß.<br />

Gemeinsam mit <strong>der</strong> Freien Universität (FU) <strong>Berlin</strong> ist die <strong>BBAW</strong> seit 2005 auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des naturwissenschaftlichen Grundschulunterrichts aktiv.<br />

Diese auch vertraglich geregelte Kooperation erstreckt sich <strong>der</strong>zeit vor allem auf<br />

folgende Projekte: Sonnentaler – Naturwissenschaften in Vor- und Grundschule<br />

(http://www.sonnentaler.net) ist die deutsche Version <strong>der</strong> in Frankreich sehr erfolgreichen<br />

Initiative La main à la pâte (Lamap) und soll wie das französische Original<br />

die naturwissenschaftliche Bildung von Drei- bis Zwölfjährigen för<strong>der</strong>n, das Lernen<br />

durch Erkunden und gleichzeitig die sprachlichen Fähigkeiten verbessern. Projektverantwortliche<br />

für Sonnentaler ist Jenny Schlüpmann (FU, Fachbereich Physik/<br />

Didaktik <strong>der</strong> Physik). Das 2009 erfolgreich abgeschlossene EU-Projekt Pollen – Seed<br />

Cities for Science. A Community Approach for a Sustainable Growth of Science in<br />

Europe (http://www.pollen-europa.net) zielte auf die Erneuerung und Verbesserung<br />

des naturwissenschaftlichen Unterrichts durch die Etablierung des untersuchenden<br />

Lernens in <strong>der</strong> Grundschule. Das gleiche Ziel verfolgt die von <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und <strong>der</strong><br />

FU gemeinsam begründete übergeordnete Initiative TuWaS! (Technik und Naturwissenschaften<br />

an Schulen, http://www.tuwas-deutschland.de), die aus Pollen hervorging.<br />

Das Projekt hat das Ziel, naturwissenschaftlich-technisches Interesse bei<br />

Grundschüler/innen zu wecken. TuWaS! betreut zur Zeit über 100 Grundschulen<br />

in <strong>Berlin</strong>; weitere TuWaS!-Grundschulen gibt es auch in Brandenburg, Nordrhein-<br />

Westfalen und Hamburg. Bereits 2010 wurde an <strong>der</strong> FU <strong>im</strong> Rahmen von TuWaS!<br />

ein neues Zentrum für Lehrerfortbildung und Unterrichtsmaterialien eröffnet; das<br />

Projekt wird von <strong>der</strong> TSB Technologiestiftung <strong>Berlin</strong> und <strong>der</strong> Senatsverwaltung für<br />

Bildung, Jugend und Wissenschaft unterstützt. In den vergangenen sieben Jahren<br />

haben mehr als 800 Lehrkräfte an über 100 <strong>Berlin</strong>er Grundschulen das Angebot<br />

genutzt und die Fortbildungen unter an<strong>der</strong>em zu den Themen Festkörper und Flüssigkeiten,<br />

Vergleichen und Messen, Lebenszyklus eines Schmetterlings, elektrische<br />

Stromkreise, Wachstum und Entwicklung einer Pflanze, chemische Tests, Bewegung<br />

und Konstruktion, Mikrowelten, Lebensmittelchemie genutzt. Um das gelernte<br />

Wissen leichter <strong>im</strong> Klassenraum umsetzen zu können, stellt TuWaS! gegen eine<br />

432 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Nutzungsgebühr Exper<strong>im</strong>entiereinheiten zu allen acht Themen zur Verfügung. Im<br />

Rahmen des TuWaS!-Projektes hatten die <strong>BBAW</strong> und die FU am 3. September 2012<br />

zu einem Festakt in die Akademie eingeladen, mit dem über 200 geladene Gäste aus<br />

Schulen, Politik und Wirtschaft die Ausweitung von TuWaS! auf nunmehr 100 <strong>Berlin</strong>er<br />

Grundschulen feierten. Eröffnet wurde die Festveranstaltung durch Akademiepräsident<br />

Günter Stock. Grußworte sprachen <strong>der</strong> Staatssekretär für Bildung (<strong>Berlin</strong>)<br />

Mark Rackles und Rainer Haag, Prodekan für Forschung des Fachbereichs Biologie,<br />

Chemie, Pharmazie <strong>der</strong> FU <strong>Berlin</strong>. Darüber hinaus hielt Odile Macchi, Mitglied<br />

<strong>der</strong> Académie des sciences, Paris, einen Vortrag. Die teilnehmenden Grundschulen<br />

erhielten <strong>im</strong> Rahmen einer feierlichen Übergabe ein TuWaS!-Schild, um so künftig<br />

schon am Schultor ihr Engagement in Naturwissenschaften und Technik sichtbar zu<br />

machen. Die Erfahrungen aus Pollen und TuWaS! wurden in dem ebenfalls von <strong>der</strong><br />

EU geför<strong>der</strong>ten Projekt Fibonacci (http://www.fibonacci.uni-bayreuth.de; Laufzeit:<br />

2009–2012) an an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> weitergegeben. Die Projekte werden von Petra Skiebe-<br />

Corrette <strong>im</strong>plementiert, die an <strong>der</strong> FU das Schülerlabor NatLab leitet. Bereits 2006<br />

haben die <strong>BBAW</strong> und die FU mit <strong>der</strong> Pariser Académie des sciences einen das Projekt<br />

Sonnentaler betreffenden Kooperationsvertrag unterzeichnet. 2008 wurde eine<br />

weitere vertragliche Vereinbarung über eine enge Zusammenarbeit <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung des naturwissenschaftlichen Grundschulunterrichts (insbeson<strong>der</strong>e Pollen/<br />

TuWas! betreffend) getroffen. Im Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Schulen n<strong>im</strong>mt die<br />

<strong>BBAW</strong> in Abst<strong>im</strong>mung mit <strong>der</strong> Union <strong>der</strong> deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

und <strong>der</strong> Nationalakademie auf internationaler Ebene die Funktion <strong>der</strong> Lead Academy<br />

wahr. Sie ist gemeinsam mit <strong>der</strong> FU in eine Kooperation mit <strong>der</strong> Pariser Académie<br />

des sciences, <strong>der</strong> Königlich Schwedischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, den US-<br />

National Academies und dem InterAcademy Panel on International Issues (IAP)<br />

eingebunden.<br />

In <strong>der</strong> Zeit vom 5. bis 9. März 2012 hatte die Vietnam Academy of Science and<br />

Technology (VAST) mit Unterstützung <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> zur „5th International Conference<br />

on High Performance Scientific Computing – Modelling, S<strong>im</strong>ulation and Opt<strong>im</strong>ization<br />

of Complex Processes (HPSC)“ nach Hanoi eingeladen. Ziel war es, insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Kooperation bei<strong>der</strong> Akademien auf dem Gebiet <strong>der</strong> Mathematik zu<br />

intensivieren. Die Mathematik ist unter allen in Vietnam vertretenen wissenschaftlichen<br />

Disziplinen international am deutlichsten sichtbar, sodass nach Auffassung<br />

<strong>der</strong> Akademie insbeson<strong>der</strong>e auch aus wissenschaftlicher Sicht die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit zwischen deutschen und vietnamesischen Mathematikern weiter<br />

ausgebaut werden sollte. Hierfür spricht nicht zuletzt auch die hohe wissenschaftliche<br />

Anerkennung, welche vietnamesische Mathematiker insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Ausland<br />

genießen. In den vergangenen Jahren wurde eine Kooperation zwischen dem Institut<br />

für Mathematik <strong>der</strong> VAST, dem DFG-Forschungszentrum MATHEON, <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Internationale Beziehungen 433


Mathematical School und <strong>Berlin</strong>er Mathematikern, insbeson<strong>der</strong>e auch <strong>BBAW</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n<br />

– namentlich Martin Grötschel –, begonnen. Die <strong>BBAW</strong> hatte in den Jahren<br />

2006 und 2009 bereits finanzielle Hilfen für die HPSC-Konferenzen gewährt;<br />

<strong>Berlin</strong>er Mathematiker tragen durch ihre weltweiten Verknüpfungen zur hohen<br />

Qualität dieser Tagungen bei. Die Tagung des <strong>Berichtsjahr</strong>s 2012 brachte Studentinnen<br />

und Studenten aus allen Teilen Vietnams zusammen und ermöglichte ihnen so<br />

die Teilnahme an <strong>der</strong> HPSC-Konferenz in Hanoi. Eine Unterstützung dieser Art war<br />

notwendig, da die finanzielle Situation von Studenten und jungen Wissenschaftlern<br />

in Vietnam nach wie vor sehr prekär ist. Mit <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> sollte<br />

vor allem jungen Talenten in Vietnam Gelegenheit gegeben werden, die während<br />

<strong>der</strong> HPSC-Tagung in Hanoi versammelten führenden ausländischen Mathematiker<br />

kennenzulernen und ihren Vorträgen beizuwohnen. Die Teilnehmer kamen aus<br />

Deutschland, Vietnam, Nordamerika sowie weiteren asiatischen und europäischen<br />

Staaten.<br />

Am 20. März 2012 besuchte Akademiepräsident Günter Stock die Tschechische<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften in Prag, mit <strong>der</strong> die <strong>BBAW</strong> bereits seit 1999 auch<br />

vertraglich geregelte Kooperationsbeziehungen unterhält. Bei dieser Gelegenheit<br />

sprach er vor <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>der</strong> Tschechischen Akademie über die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen und Möglichkeiten, mit denen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

<strong>im</strong> 21. Jahrhun<strong>der</strong>t konfrontiert sind und erläuterte diese konkret am Beispiel <strong>der</strong><br />

<strong>BBAW</strong>.<br />

Vom 25. bis 27. April 2012 haben die <strong>BBAW</strong> und die Russische Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften <strong>im</strong> Kontext ihrer auch vertraglich geregelten Kooperation <strong>im</strong> Rahmen<br />

des Veranstaltungsformats „Academies Meet“ zu einem deutsch-russischen<br />

Symposium zum Thema „Molecular Neurobiology Today and Tomorrow“ nach<br />

Moskau eingeladen. Das Symposium war als ein interdisziplinäres Gespräch zwischen<br />

Naturwissenschaftlern, Medizinern und Genetikern angelegt. Gegenstände <strong>der</strong><br />

Vorträge waren unter an<strong>der</strong>em Themen aus dem Bereich <strong>der</strong> Molekularen Genetik,<br />

<strong>der</strong> Diagnostik, <strong>der</strong> Sequenziertechnik sowie Schmerz, neurodegenerative Krankheiten<br />

und Computermodellierung. Erfolgreich war <strong>der</strong> Versuch sowohl <strong>der</strong> russischen<br />

als auch <strong>der</strong> deutschen Seite, eine neue Generation von Neurowissenschaftlern einzubeziehen.<br />

Die Fe<strong>der</strong>führung des Projekts oblag auf deutscher Seite Akademiemitglied<br />

Ferdinand Hucho. Das von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

geför<strong>der</strong>te Symposium schloss an ein erstes bilaterales deutsch-russisches Symposium<br />

über Themen <strong>der</strong> molekularen Neurobiologie an, das 2010 in <strong>Berlin</strong> stattgefunden<br />

hatte. Eine Fortführung <strong>der</strong> Symposienserie ist geplant.<br />

Die neu eingerichtete interdisziplinäre <strong>Arbeit</strong>sgruppe TECHcultures: Interkultureller<br />

Vergleich des Wissenschafts- und Technikverständnisses in ausgewählten Län<strong>der</strong>n<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, eine stärker kulturwissenschaftliche Perspektive mit Fokus<br />

434 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


auf Fragen <strong>der</strong> Wahrnehmung, Bedeutung und Bewertung von Technik und Naturwissenschaften<br />

und <strong>der</strong>en Vergleich <strong>im</strong> internationalen Kontext zu legen. Zu diesem<br />

Zweck wurden Ägypten, Brasilien, China, Indien, Japan, Südkorea, die USA und die<br />

Vereinigten Arabischen Emirate als Vergleichslän<strong>der</strong> ausgewählt sowie Experten für<br />

eine Mitwirkung gewonnen. Im Rahmen eines internationalen Workshops in <strong>Berlin</strong><br />

erfolgte am 15. Oktober 2012 eine erste Präsentation <strong>der</strong> wichtigsten Leitlinien und<br />

Entwicklungen. Eingeladen waren die Experten für die Län<strong>der</strong>berichte sowie Kooperationspartner<br />

aus Frankreich und den Nie<strong>der</strong>landen.<br />

Die Nachwuchsgruppe Marktbasierte Instrumente für Ökosystemleistungen <strong>der</strong><br />

<strong>BBAW</strong> ist seit 2011 Mitglied <strong>der</strong> International Partnership for the Satoyama Initiative<br />

(IPSI). IPSI wurde auf Initiative <strong>der</strong> japanischen Regierung und <strong>der</strong> United Nations<br />

University (Institute of Advanced Studies) 2010 während <strong>der</strong> 10. Vertragsstaatenkonferenz<br />

<strong>der</strong> Konvention über die biologische Vielfalt in Nagoya gegründet. Am<br />

13. und 14. März 2012 hatte die Nachwuchsgruppe zu einem internationalen Workshop<br />

zum Thema „Beyond Efficiency – Exploring the Political and Institutional<br />

D<strong>im</strong>ensions of Market-based Instruments for Ecosystem Services“ eingeladen, an<br />

dem Experten aus Deutschland, Frankreich, den Nie<strong>der</strong>landen, Spanien und den<br />

USA teilnahmen.<br />

Die DFG-geför<strong>der</strong>te Initiative Personendaten-Repositorium (PDR) konnte bereits<br />

frühzeitig eine Kooperationsvereinbarung mit dem Deutschen Historischen Institut<br />

in Rom und <strong>der</strong> französischen Agence nationale de la recherche (ANR) schließen,<br />

die den Aufbau einer Personendatenbank für das DFG/ANR-Projekt Musici vorsieht.<br />

Ziel dieser Kooperation ist <strong>der</strong> Aufbau einer Personendatenbank zu ausländischen<br />

Musikern <strong>im</strong> Italien des 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Seit 2011 ist die <strong>BBAW</strong> Partnerin des Projektes CLARIN-D – Common Language<br />

Resources and Technology Infrastructure, einer web- und zentrenbasierten Forschungsinfrastruktur<br />

für die Geistes- und Sozialwissenschaften.<br />

Bei SIERA: Integrating Sina Institute into the European Research Area handelt es<br />

sich um ein <strong>im</strong> 7. Forschungsrahmenprogramm <strong>der</strong> EU geför<strong>der</strong>tes Projekt, an dem<br />

die palästinensische Birzeit Universität (Ramallah; Projektleitung), die Universitäten<br />

in Lissabon, Trient und Mailand-Bicocca sowie die <strong>BBAW</strong> beteiligt sind. Übergeordnetes<br />

Ziel ist es, die Kooperation zwischen palästinensischen und europäischen<br />

Wissenschaftlern auf dem Gebiet des mehrsprachigen und multikulturellen technologiegestützten<br />

Wissenstransfers zu stärken. Die Kooperation soll die Aufnahme von<br />

arabischsprachigen Inhalten in bereits existierende wissenschaftliche Infrastrukturen<br />

in <strong>der</strong> EU erleichtern und kompatibler gestalten, aber auch arabischsprachigen<br />

Gesellschaften und Märkten den Zugang zu europäischen Ressourcen ermöglichen.<br />

SIERA schließt an das zum Abschluss gekommene EU-Projekt KYOTO (Knowledge<br />

Yielding Ontologies for Transition-based Organization) an.<br />

Internationale Beziehungen 435


Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Psycholinguistik (Nijmegen/Nie<strong>der</strong>lande)<br />

und <strong>der</strong> Königlich Nie<strong>der</strong>ländischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften betreibt<br />

die <strong>BBAW</strong> seit Ende 2011 das Spracharchiv TLA (The Language Archive).<br />

Die 1997 gegründete Zeitschrift Gegenworte – Hefte für den Disput über Wissen<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> ist <strong>im</strong> Rahmen ihrer Aktivitäten bestrebt, vor allem auch Autorinnen<br />

und Autoren aus dem ost- und südosteuropäischen Raum in die Diskussionen mit<br />

einzubeziehen. Gegenworte ist seit 2004 Mitglied des Eurozine-Networks, eines<br />

Zusammenschlusses europäischer Kulturzeitschriften.<br />

Auf Einladung des Akademienvorhabens Die alexandrinische und antiochenische<br />

Bibelexegese in <strong>der</strong> Spätantike hielt Nigel Wilson (Oxford) am 25. September 2012<br />

einen öffentlichen Abendvortrag zum Thema „Editing Greek Texts: Some Personal<br />

Experiences“.<br />

Das Akademienvorhaben Corpus Coranicum beinhaltet zwei weitgehend unbearbeitete<br />

Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Koranforschung: (1) die Dokumentation des Korantextes in seiner<br />

handschriftlichen und mündlichen Überlieferungsgestalt und (2) einen umfassenden<br />

Kommentar, <strong>der</strong> den Text <strong>im</strong> Rahmen seines historischen Entstehungskontextes<br />

auslegt. Das Projekt sieht sich in einer beson<strong>der</strong>en Verantwortung, seine Prämissen<br />

und Methoden auch mit islamischen Wissenschaftlern zu diskutieren, um so etwaigen<br />

Ängsten vor einer politisch motivierten Dekonstruktion des Korans entgegenzutreten.<br />

Das dreijährige Forschungsprogramm Coranica. Vom Kontext zum Text.<br />

Materialien und Studien zu einer Geschichte des Korans wird von <strong>der</strong> Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) und <strong>der</strong> französischen Agence nationale de la recherche<br />

(ANR) geför<strong>der</strong>t und ist <strong>im</strong> Mai 2011 begonnen worden. Das Forschungsprojekt<br />

hat zum Ziel, materielle Evidenzen aus inschriftlichen, papyrologischen,<br />

kodikologischen und archäologischen Quellen in den Bereich <strong>der</strong> Koran-Philologie<br />

einzubeziehen. Im <strong>Berichtsjahr</strong> hat die Union Académique Internationale (UAI,<br />

Brüssel) das Patronat über die Publikationsreihe des Projektes Coranica übernommen.<br />

Seit Oktober 2012 sind drei Postdoc-Fellows aus <strong>der</strong> Türkei sowie aus Syrien<br />

an <strong>der</strong> Potsdamer <strong>Arbeit</strong>sstelle tätig, die durch die Alexan<strong>der</strong> von Humboldt-Stiftung<br />

beziehungsweise das Forum Transregionale Studien EUME (Europa <strong>im</strong> Nahen<br />

Osten – Der Nahe Osten in Europa) geför<strong>der</strong>t werden.<br />

In <strong>der</strong> Zeit vom 27. bis 31. August 2012 fand in <strong>Berlin</strong> <strong>der</strong> 14. Internationale<br />

Kongress <strong>der</strong> Association Internationale d’Epigraphie Grecque et Latine (AIEGL)<br />

statt. Der Kongress, <strong>der</strong> erst zum zweiten Mal in Deutschland ausgerichtet wurde,<br />

stand unter dem Thema „Öffentlichkeit – Monument – Text“; Gastgeberin war die<br />

<strong>BBAW</strong> in Verbindung mit <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> und dem Deutschen<br />

Archäologischen Institut. Unter <strong>der</strong> Ägide <strong>der</strong> Association Internationale d’Épigraphie<br />

Grecque et Latine trifft sich die Gemeinschaft <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> antiken<br />

Inschriften beschäftigten Wissenschaftler seit 1952 regelmäßig alle fünf Jahre. Dieser<br />

436 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


internationale Kongress bot daher Gelegenheit, sich über die neuesten Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> Epigraphik auszutauschen, die wichtigsten Neufunde zu diskutieren und über<br />

den Fortgang <strong>der</strong> großen epigraphischen Corpora und Sammlungen zu berichten.<br />

Fe<strong>der</strong>führend bei <strong>der</strong> Ausrichtung des Kongresses waren die beiden epigraphischen<br />

Akademienvorhaben <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, das Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) und<br />

die Inscriptiones Graecae (IG). In dem lokalen Vorbereitungsteam wirkten Werner<br />

Eck (Köln/Projektleiter des CIL) sowie Manfred Schmidt (<strong>Arbeit</strong>sstellenleiter) und<br />

als Leiter und Organisator des Kongressbüros Marcus Dohnicht.<br />

Am 22. Mai 2012 richtete das Akademienvorhaben Galen als Vermittler, Interpret<br />

und Vollen<strong>der</strong> <strong>der</strong> antiken Medizin mit Unterstützung <strong>der</strong> Schering Stiftung die<br />

vierte „CMG Lecture on Ancient Medicine“ aus, in <strong>der</strong>en Rahmen Vivian Nutton<br />

(University College, London) über „Galen: Lives and Legends“ sprach. Auf Einladung<br />

des Akademienvorhabens hielt Nigel Wilson (Lincoln College, Oxford) am<br />

25. September 2012 <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Sommerschule einen öffentlichen Abendvortrag<br />

mit dem Titel „Editing Greek Texts: Some Personal Experiences“. Darüber hinaus<br />

organisierte die <strong>Arbeit</strong>sstelle am 28. und 29. September 2012 zusammen mit Liba<br />

Taub eine internationale Fachtagung mit dem Titel „Books and Quotes. Scientific<br />

Works and Scholarly Editions in the 2nd Century AD“, an <strong>der</strong> Wissenschaftler aus<br />

Deutschland, Frankreich, Großbritannien und <strong>der</strong> Schweiz teilnahmen.<br />

In Kooperation mit ihren Partnern in Griechenland, England und Australien führte<br />

die <strong>BBAW</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> 2012 <strong>im</strong> Rahmen des Akademienvorhabens Inscriptiones<br />

Graecae die <strong>Arbeit</strong> an einer Neuedition <strong>der</strong> attischen Inschriften fort. Als Mitglied des<br />

<strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Exzellenzinitiative eingeworbenen Clusters TOPOI. The Formation<br />

and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations konnten die<br />

Inscriptiones Graecae Finanzmittel für ein Corpus <strong>der</strong> antiken Fluchtafeln (defixiones)<br />

gewinnen.<br />

Dank <strong>der</strong> Finanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und<br />

in enger Kooperation mit <strong>der</strong> Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> – Preußischer Kulturbesitz,<br />

Katalogisierung <strong>der</strong> Orientalischen Handschriften in Deutschland (<strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

<strong>Berlin</strong> 2), und dem International Dunhuang Project, London, konnte das Akademienvorhaben<br />

Turfanforschung auch <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> 2012 die Durchführung <strong>der</strong><br />

Digitalisierung <strong>der</strong> Sanskritfragmente fortsetzen. Aufgrund <strong>der</strong> finanziellen Unterstützung<br />

durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) konnten<br />

wissenschaftliche Mitarbeiter <strong>der</strong> Tadschikischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften,<br />

<strong>der</strong> Rumänischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften sowie <strong>der</strong> School of Oriental and<br />

African Studies (SOAS, London) Forschungsaufenthalte an <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>der</strong><br />

Turfanforschung wahrnehmen.<br />

Auf Einladung <strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-Forschung <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> hielt Segundo<br />

Moreno Yánez (Pontificia Universidad Católica del Ecuador) am 13. September 2012<br />

Internationale Beziehungen 437


<strong>im</strong> Ibero-Amerikanischen Institut – Preußischer Kulturbesitz einen Vortrag über<br />

„Humboldt und die Emanzipation Hispanoamerikas“. Im Rahmen des Vortrags übergab<br />

<strong>der</strong> Botschafter von Ecuador, Jorge Jurado, dem Ibero-Amerikanischen Institut<br />

eine Schenkung von Büchern zur Kultur und Literatur seines Landes. Vom 20. bis<br />

22. September 2012 luden die Alexan<strong>der</strong>-von-Humboldt-Forschung, die Freie Universität<br />

<strong>Berlin</strong> und die Technische Universität <strong>Berlin</strong> zu einer internationalen Tagung<br />

zum Thema „Mein zweites Vaterland. Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Frankreich“ ein.<br />

An <strong>der</strong> Veranstaltung nahmen Experten aus Deutschland, Frankreich und Italien teil;<br />

den Auftakt bildete ein Vortragsabend in <strong>der</strong> französischen Botschaft. Die Tagung<br />

hatte das Ziel, die aktuelle deutsche und französische Forschung zu Alexan<strong>der</strong> von<br />

Humboldt zusammenzuführen, nicht zuletzt um sich über Unterschiede in <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

Humboldts in den beiden Nationalkulturen bewusst zu werden.<br />

Das Akademienvorhaben Leibniz-Edition <strong>Berlin</strong> wurde als ein internationales und<br />

interdisziplinäres Vorhaben zur Edition <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen, medizinischen<br />

und technischen Schriften G. W. Leibniz’ konzipiert, dessen <strong>Arbeit</strong> an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong><br />

koordiniert wird. Hauptkooperationspartnerin ist die Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

Russlands (namentlich das Institut für Wissenschafts- und Technikgeschichte, Moskau),<br />

mit <strong>der</strong> die <strong>BBAW</strong> auch ein Abkommen über wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />

unterzeichnet hat (s. o.). Die Zusammenarbeit begann <strong>im</strong> Jahr 2000 und entwickelt<br />

sich hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sabläufe seitdem kontinuierlich. Darüber hinaus wirkt<br />

Anne-Lise Rey (Université de Lille I, Frankreich) an <strong>der</strong> Edition <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Schriften von Leibniz mit, die in dieser Reihe behandelt werden.<br />

Gemeinsam mit dem Centre Marc Bloch – Deutsch-Französisches Forschungszentrum<br />

für Sozialwissenschaften hatte das Projekt Wilhelm von Humboldt: Schriften<br />

zur Sprachwissenschaft am 7. September 2012 zu einem internationalen Workshop<br />

zur Humboldt-Rezeption in Osteuropa eingeladen, an dem Experten aus Deutschland,<br />

Frankreich, Tschechien und <strong>der</strong> Schweiz teilnahmen.<br />

In <strong>der</strong> Zeit vom 25. bis 27. März 2012 hatte das Akademienvorhaben Deutsches<br />

Wörterbuch von Jacob Gr<strong>im</strong>m und Wilhelm Gr<strong>im</strong>m — Neubearbeitung zu einem<br />

europäischen Workshop mit dem Titel „Künftige Standards wissenschaftlicher Lexikographie“<br />

nach <strong>Berlin</strong> eingeladen. An <strong>der</strong> Veranstaltung nahmen Lexikographen<br />

aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den<br />

Nie<strong>der</strong>landen, Norwegen, Schweden, <strong>der</strong> Schweiz und Ungarn teil; den abendlichen<br />

Festvortrag hielt Alan Kirkness (Auckland, Neuseeland). Ausgangspunkt war die<br />

kaum zu bestreitende These, dass sich die Lexikographie in einem tiefgreifenden<br />

Wandel befindet und vor neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen steht angesichts <strong>der</strong> Einführung<br />

neuer Technologien, die lexikographisches <strong>Arbeit</strong>en grundlegend verän<strong>der</strong>t haben<br />

und noch weiter verän<strong>der</strong>n werden. Die Veranstaltung verfolgte zwei übergeordnete<br />

Ziele: Zum einen war ein Erfahrungsaustausch unter Vertretern großer europäischer<br />

438 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Nationalwörterbücher geplant, <strong>der</strong> die Frage zum Inhalt hatte, wie die traditionellen<br />

<strong>Arbeit</strong>s- und Präsentationsbedingungen eines Wörterbuchprojekts mit den mo<strong>der</strong>nen<br />

medialen Anfor<strong>der</strong>ungen in Einklang zu bringen sind und wie die Ergebnisse diachroner<br />

Lexikographie erfolgreich mit digitalen Medien verbunden werden können.<br />

Zum an<strong>der</strong>en sollte <strong>der</strong> Workshop zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vernetzung europäischer<br />

Wörterbuchprojekte beitragen.<br />

Im <strong>Berichtsjahr</strong> 2012 wurde die <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong> Koordination des Corpusaufbaus<br />

am Akademienvorhaben Digitales Wörterbuch <strong>der</strong> deutschen Sprache (DWDS) bestehende<br />

Kooperation <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> mit <strong>der</strong> Österreichischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

und <strong>der</strong> Schweizerischen Akademie <strong>der</strong> Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

fortgeführt. Daneben gibt es eine Zusammenarbeit mit einzelnen Sprachwissenschaftlern<br />

in Österreich und es haben sich in den vergangenen Jahren weitere zahlreiche<br />

Kooperationen ergeben, die ebenfalls fortgeführt werden. Hierzu gehört auch die<br />

intensive Zusammenarbeit mit Christiane Fellbaum (Princeton University, USA) <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>der</strong> lexikalischen Analyse von Phraseologismen. Im Zusammenhang mit dem<br />

Ausbau <strong>der</strong> DWDS-Website wurde bereits <strong>im</strong> Jahr 2005 ein Abkommen zwischen<br />

<strong>der</strong> Österreichischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, <strong>der</strong> Universität Basel, <strong>der</strong> Freien<br />

Universität Bozen und <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> geschlossen, dessen Zweck in <strong>der</strong> Erstellung eines<br />

gemeinsamen Corpus besteht.<br />

Bereits 2011 hatte das Akademienvorhaben Census of Antique Works of Art and<br />

Architecture Known in the Renaissance mit dem Sir John Soane’s Museum, London,<br />

eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die es ermöglichen soll, die Datenbankeinträge<br />

des Codex Coner mit neuen, hochqualitativen Farbabbildungen zu versehen.<br />

Im Rahmen des ERC-Projektes Historical Memory, Antiquarian Culture, Artistic<br />

Patronage: Social Identities in the Centres of Southern Italy between the Medieval<br />

and Early Mo<strong>der</strong>n Period (HistAntArtSI) ist <strong>der</strong> Census als sogenannter „methodological<br />

partner“ beteiligt. Nach einem ersten Erfahrungsaustausch sind für die folgenden<br />

Jahre gemeinsame Workshops in <strong>Berlin</strong> und Neapel geplant.<br />

Gemeinsam mit <strong>der</strong> Universität Bern ist das Akademienvorhaben Deutsche Texte<br />

des Mittelalters an dem in <strong>Berlin</strong> und an <strong>der</strong> Friedrich-Alexan<strong>der</strong>-Universität Erlangen-Nürnberg<br />

angesiedelten Projekt Die Fassung *m <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong> Fassungen von<br />

Wolframs „Parzival“ des Schweizerischen Nationalfonds beteiligt, welches dazu<br />

beitragen soll, die Überlieferungsgrundlage dieses mittelhochdeutschen Epos grundständig<br />

aufzuarbeiten und eine durch elektronische Ressourcen ergänzte, den neuesten<br />

textkritischen Ansprüchen genügende Druckausgabe zu erstellen. Das Kooperationsprojekt<br />

wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geför<strong>der</strong>t und<br />

hat eine Laufzeit von vier Jahren.<br />

Bereits 2007 hatten die <strong>BBAW</strong> und die Österreichische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

eine Kooperationsvereinbarung über die Zusammenarbeit bei lexikalischen<br />

Internationale Beziehungen 439


iobibliographischen Projekten unterzeichnet. Seitens <strong>der</strong> Österreichischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften wird die Kooperation durch das Institut „Österreichisches<br />

Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation“ wahrgenommen, seitens<br />

<strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> durch das Akademienvorhaben Grundriss zur Geschichte <strong>der</strong> deutschen<br />

Dichtung aus den Quellen – Goedekes Grundriss. In inhaltlicher Hinsicht stehen die<br />

gegenseitige Unterstützung bei <strong>der</strong> jeweiligen Datenerfassung und Abfassung von<br />

Biographien sowie <strong>der</strong> Austausch von biobibliographischem Wissen <strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong><br />

Kooperationsvereinbarung.<br />

Das Akademienvorhaben Jahresberichte für deutsche Geschichte beteiligt sich<br />

an kooperativen Projekten <strong>im</strong> In- und Ausland, insbeson<strong>der</strong>e an den Portalen Clioonline,<br />

Chronicon und – schwerpunktmäßig – an <strong>der</strong> Initiative European Historical<br />

Bibliographies, <strong>der</strong>en gemeinsame Plattform es betreut.<br />

Bereits <strong>im</strong> Jahr 2000 hatte das Akademienvorhaben Marx-Engels-Gesamtausgabe<br />

(MEGA), das in internationaler Kooperation mit <strong>Arbeit</strong>sgruppen und Wissenschaftlern<br />

in Russland, Frankreich, Japan, Dänemark, den USA und an<strong>der</strong>en Einrichtungen<br />

Deutschlands die Edition <strong>der</strong> Werke und Briefe von Karl Marx und Friedrich<br />

Engels betreibt, die bislang von <strong>der</strong> Internationalen Marx-Engels-Stiftung (IMES)<br />

in Amsterdam wahrgenommenen Sekretariatsfunktionen zur Koordinierung <strong>der</strong><br />

Forschungen übernommen. Im Berichtszeitraum leitete Akademiemitglied Herfried<br />

Münkler als Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> die IMES. Zur Fertigstellung <strong>der</strong> Ökonomischen<br />

Abteilung (II) existiert darüber hinaus eine deutsch-russisch-japanische Zusammenarbeit.<br />

Die Kooperation des Akademienvorhabens Marx-Engels-Gesamtausgabe mit<br />

japanischen und russischen Partnern wurde auch <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong> 2012 erfolgreich<br />

fortgeführt. Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> an MEGAdigital besteht eine weitreichende<br />

Forschungskooperation: Im Rahmen des von Kenji Mori (Tohoku Universität<br />

Sendai) geleiteten, von <strong>der</strong> Japan Society for Promotion of Science geför<strong>der</strong>ten<br />

internationalen Forschungsprojektes zur Krisentheorie von Marx wird das Akademienvorhaben<br />

MEGA gemeinsam mit <strong>der</strong> TELOTA-<strong>Arbeit</strong>sgruppe <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> die<br />

digitalen Textkorpora erarbeiten und zur Verfügung stellen, auf <strong>der</strong>en Grundlage<br />

die Untersuchungen durchgeführt werden.<br />

Die Ausgabe Joach<strong>im</strong> von Fiore: Opera Omnia steht unter dem Patrozinium <strong>der</strong><br />

<strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> Accademia Nazionale<br />

dei Lincei (Rom).<br />

440 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Gegenworte – Hefte für den Disput über Wissen<br />

WOLFERT VON RAHDEN<br />

Im April des Jahres fand <strong>der</strong> „Profilworkshop Gegenworte“ statt, zu dem <strong>der</strong> Präsident<br />

den Beirat <strong>der</strong> Gegenworte sowie eine Anzahl von Akademie-Mitglie<strong>der</strong>n eingeladen<br />

hatte, um über die Perspektive und konzeptuelle Ausrichtung <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

zu beraten. Teilnehmer waren Günter Stock, Jens Reich, Conrad Wiedemann, Peter<br />

Weingart, Julia Fischer, Günter Ziegler, Christoph Möllers, Gisela Lerch und Wolfert<br />

von Rahden. Es wurde beschlossen, die Gegenworte weiterzuführen und auch das<br />

Konzept des vielfältigen und kontroversen Blicks auf ein Schwerpunktthema beizubehalten.<br />

Beson<strong>der</strong>s gewürdigt wurden das gute Erscheinungsbild <strong>der</strong> Zeitschrift und<br />

das Reflexionsniveau. Kritisch gesehen wurde die Tatsache, dass die Zeitschrift unter<br />

Naturwissenschaftlern wenig gelesen wird, die Themen aktueller und provokativer<br />

sein sollten, die Distribution nicht opt<strong>im</strong>al den Wahrnehmungsgewohnheiten einer<br />

jüngeren Wissenschaftlergeneration angepasst ist und <strong>der</strong> Online-Zugang zu den<br />

Volltexten benutzerfreundlicher gestaltet werden könnte. Die Idee einer stärkeren<br />

Vernetzung innerhalb des Kontextes neuer Medien wurde angeregt und soll von<br />

<strong>der</strong> Redaktion sondiert werden.<br />

Die Frühjahrsausgabe, das Heft 27 <strong>der</strong> Gegenworte, widmete sich in 22 Beiträgen<br />

<strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> politischen, ethischen, ökonomischen und historischen Grenzen von<br />

Wissenschaft und Wissenschaften, die Herbstausgabe, das Heft 28, behandelte in<br />

20 Beiträgen das Thema <strong>der</strong> Interdisziplinarität.<br />

Im Zentrum von Grenzen <strong>der</strong> Wissenschaft stehen Fragen zur Grenzziehung zwischen<br />

Politik und Wissenschaft. Die Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher<br />

Politikberatung diskutieren Günter Stock, Peter Weingart, Jürgen Mittelstraß, Jürgen<br />

Kocka, Ortwin Renn und Jens Reich. Hans Joas und Christoph Möllers richten den<br />

Blick auf die Verantwortung des Wissenschaftlers. Dieter S<strong>im</strong>on macht sich Gedanken<br />

über den Juristen als Grenzzieher. Wilhelm Voßkamp analysiert die Utopie Francis<br />

Bacons als grenzwissenschaftlichen Entwurf. Hans-Jörg Rheinberger erläutert <strong>im</strong><br />

Gespräch mit <strong>der</strong> Redaktion historische und aktuelle Grenzverläufe von Wissenschaftsdisziplinen.<br />

Heinrich Detering, Präsident <strong>der</strong> Deutschen Akademie für Sprache<br />

und Dichtung, erinnert an das Wissen <strong>der</strong> Poesie. Den Nachbarn als Grenzfall sieht<br />

die Medienwissenschaftlerin Angela Spahr. Silke Domasch interpretiert die mehrdeutigen<br />

Semantiken in <strong>der</strong> Bioethik-Debatte. Sebastian Turner stellt sich den Fragen<br />

<strong>der</strong> Redaktion zu Mauerdurchbrüchen in Wissenschaft und Politik. Der Wissen-<br />

Gegenworte 441


schaftsjournalist Kai Kupferschmidt entdeckt einen Zusammenhang zwischen Viren<br />

und Waffen. Markus Schnöpf fragt, was Robert Koch mit den Digital Humanities zu<br />

tun hat. Der Physiker Carsten Hucho kalkuliert den Wert <strong>der</strong> Wissenschaften. Hans-<br />

Jochen Luhmann vom Kulturwissenschaftlichen Institut in Wuppertal sondiert die<br />

Grenzen des Wissenswerten in <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaft. Der Literaturwissenschaftler<br />

Hans Richard Brittnacher sieht den Homo futurus nicht als „Protheteus“.<br />

Dem Kunstwissenschaftler und Künstler Tom Holert aus Wien sind „Wenden“ zwischen<br />

Ethnologie und bilden<strong>der</strong> Kunst aufgefallen. Abbas Khi<strong>der</strong>, Romanautor und<br />

Lyriker aus dem Irak, berichtet <strong>im</strong> Gespräch mit <strong>der</strong> Redaktion von seinen Grenzgängen<br />

zwischen Sprachen, Staaten und Kulturen. Einführung und Dokumentation<br />

sowie „Bakterien-Bil<strong>der</strong>“ des zwischen Naturwissenschaften und künstlerischer<br />

Forschung operierenden Künstlers Edgar Lissel komplettieren das Heft.<br />

Die Herbstausgabe Heft 28 behandelt den Schwerpunkt Zwischen den Wissenschaften.<br />

Über Inter-, Multi- und Transdisziplinarität. Günter Stock, Peter Weingart<br />

und Klaus Mainzer erörtern das Für und Wi<strong>der</strong> interdisziplinären Forschens. Jürgen<br />

Mittelstraß erläutert die Idee <strong>der</strong> Transdisziplinarität. Jürgen Kaube, Ressortleiter für<br />

Geisteswissenschaften bei <strong>der</strong> Frankfurter Allgemeinen Zeitung, untersucht „normale“<br />

und „strategische Interdisziplinarität“ in den Geistes- und Sozialwissenschaften.<br />

Volker Gerhardt fragt, ob die Philosophie ein Band zwischen den Wissenschaften<br />

sein kann. Der Sprachforscher Peter Eisenberg macht sich Gedanken über Deutsch<br />

als Wissenschaftssprache. Die Wissenschaftsjournalistin Kirsten Einfeldt setzt auf<br />

die wechselseitige Inspiration von Wissenschaften und Künsten. Klaus Brockhoff<br />

n<strong>im</strong>mt Interdisziplinäres in <strong>der</strong> Betriebswirtschaftslehre unter die Lupe. Jens Bisky,<br />

Feuilleton-Redakteur <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung, st<strong>im</strong>mt das Lob <strong>der</strong> Disziplinen<br />

an. Die Fotografin und Dokumentarfilmerin Herlinde Koelbl – von <strong>der</strong> auch die<br />

ganzseitigen Bil<strong>der</strong> <strong>im</strong> Heft stammen – erläutert <strong>im</strong> Gespräch mit <strong>der</strong> Journalistin<br />

Anna Bernhardt ihre Entwürfe zur Fotografie als Spiegel <strong>der</strong> Gesellschaft. Rembert<br />

Unterstell, Chef vom Dienst <strong>der</strong> DFG-Magazine Forschung und German Research,<br />

betrachtet den Aufschwung <strong>der</strong> „Event-Wissenschaft“ anhand <strong>der</strong> steigenden Popularität<br />

<strong>der</strong> Science Center. Stephan Leibfried fragt, wohin <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Exzellenz-<br />

Initiativen führt. Jutta von Maurice und Hans-Peter Blossfeld sehen Chancen für<br />

die Forschung durch interdisziplinäre Netzwerkbildung am Beispiel des Nationalen<br />

Bildungspanels. Rüdiger Zill vom Einstein Forum Potsdam entdeckt Metaphern und<br />

Modelle als Weltenbummler, Importeure und Migranten. Klaus-Peter Schmitz plädiert<br />

aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Technikwissenschaften und Medizintechnik nachdrücklich<br />

für Forschungsverbünde. Stephan Ruß-Mohl, Publizist und Leiter des European<br />

Journalism Observatory an <strong>der</strong> Universität Lugano, blickt zurück auf die Hin<strong>der</strong>nisse<br />

bei seinen Grenzgängen zwischen Journalismusforschung und Ökonomik. Christoph<br />

Markschies skizziert <strong>Berlin</strong>er Erfahrungen mit einem geschärften Blick auf Alter-<br />

442 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


tumswissenschaften. Der Literat Mathias Gatza erinnert sich, wie er an <strong>der</strong> über<br />

zweijährigen <strong>Arbeit</strong> an seinem historischen Roman Der Augentäuscher zu einem<br />

„Universalgenie“ wurde. Einführung und Dokumentation runden das Heft ab.<br />

Als nächste Themenschwerpunkte <strong>der</strong> Gegenworte für 2013 sind vorgesehen<br />

„Skandalisierung (in) <strong>der</strong> Wissenschaft“ sowie „Europa: Wissenschaftliche Perspektiven“.<br />

Darüber hinaus fielen die Redaktion <strong>der</strong> Publikationsreihe Debatte sowie <strong>der</strong> Commerzbankbroschüre<br />

in den Verantwortungsbereich des Projekts Gegenworte:<br />

In <strong>der</strong> Reihe Debatte hatte das Heft 11 zum Thema Forschungsverbünde in <strong>der</strong><br />

Wissenschaft – Chance o<strong>der</strong> Zwang? Es versammelt die Beiträge und die Diskussion<br />

in <strong>der</strong> Wissenschaftlichen Sitzung <strong>der</strong> Versammlung <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften vom 2. Dezember 2011. Für das Konzept verantwortlich<br />

zeichnet Mitchell G. Ash, zu den Beiträgern gehören: Ingolf Volker Hertel<br />

(„Perspektiven aus den Naturwissenschaften“), Klaus-Peter Schmitz („Perspektiven<br />

aus den Technikwissenschaften bzw. <strong>der</strong> Medizintechnik“), Detlev Ganten („Perspektiven<br />

aus den Medizinwissenschaften: Strukturelle Bedingungen“), Julia Fischer<br />

(„Perspektiven aus den Lebenswissenschaften“), Stephan Leibfried („Forschungsverbünde:<br />

Ein kleiner Erfahrungsbericht samt einigen größeren Weiterungen“, i. e.<br />

die überarbeitete und stark erweiterte Fassung des gehaltenen Vortrags), Hans-Peter<br />

Blossfeld („Das Nationale Bildungspanel [NEPS] als Beispiel“), Christoph Markschies<br />

(„Perspektiven <strong>der</strong> Geisteswissenschaften und das TOPOI-Antikenkolleg“) und Jürgen<br />

Mittelstraß („Schaffen Forschungsverbünde besseres Wissen?“).<br />

Die Broschüre <strong>der</strong> Preisverleihung des Preises <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften gestiftet von <strong>der</strong> Commerzbankstiftung enthält die<br />

Redebeiträge <strong>der</strong> Preisverleihung vom 21. Oktober 2011: Die Grußworte von Günter<br />

Stock und Klaus-Peter Müller, die Laudatio von Klaus M. Schmidt, die Ansprache<br />

des Preisträgers Armin Falk sowie den Festvortrag des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts,<br />

Andreas Voßkuhle, mit dem Titel „Menschenrechte <strong>im</strong> Europäischen<br />

Verfassungsgerichtsverbund“.<br />

Weitere Informationen unter: http://www.bbaw.de/forschung/gegenworte<br />

Gegenworte 443


Jahresthema 2011|2012<br />

ArteFakte. Wissen ist Kunst – Kunst ist Wissen<br />

STEFAN AUE, WIEBKE VOLKMANN<br />

Die Initiative Jahresthema hat das Ziel, über die Vernetzung mit wissenschaftlichen<br />

Institutionen und den Dialog mit <strong>der</strong> Öffentlichkeit einen facettenreichen und<br />

nachhaltigen Diskurs zu gesellschaftlich relevanten Themenkomplexen und Problemfel<strong>der</strong>n<br />

anzuregen und zu för<strong>der</strong>n. Das Jahresthema 2011|2012 ArteFakte.<br />

Wissen ist Kunst – Kunst ist Wissen unternahm einen Brückenschlag zwischen Wissenschaft<br />

und Kunst. Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Betrachtungsweisen und<br />

Ideenentwicklungen wurden untersucht. Rollenbil<strong>der</strong>, Denkstile und Konventionen<br />

wurden beleuchtet und kritisch hinterfragt, um Grenzen in <strong>der</strong> Zusammenarbeit aufzuzeigen<br />

o<strong>der</strong> zu überwinden. So konnte die Vielfalt <strong>der</strong> Perspektiven bei<strong>der</strong> Disziplinen<br />

nutzbar gemacht und <strong>der</strong> Diskurs zu ihrem Verhältnis um St<strong>im</strong>men aus den<br />

unterschiedlichsten Bereichen <strong>der</strong> Wissenschaften und Künste bereichert werden.<br />

Es entstanden Synergien, in denen neue, oftmals partizipative Formen <strong>der</strong> Wissensvermittlung<br />

aufgezeigt und erprobt sowie wissenschaftliche Themen einer breiten<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.<br />

Stärker als bei den bisherigen Jahresthemen wurde die Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en<br />

Institutionen, beson<strong>der</strong>s mit künstlerischen Einrichtungen gesucht, um ein breites<br />

Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Kunst zu eröffnen. So konnte ein Netz<br />

von 44 Kooperationspartnern aufgebaut werden, das über die regionalen Verknüpfungen<br />

weit hinausgeht und die nachhaltige Vernetzung <strong>der</strong> Akademie för<strong>der</strong>t.<br />

Die Veranstaltungen waren regelmäßig sehr gut besucht und stießen auf großes<br />

Interesse, was sich am umfangreichen Zugewinn von Newsletter-Abonnenten und<br />

den hohen Zugriffszahlen auf die Website des Jahresthemas ablesen lässt. Es konnte<br />

ein Großteil <strong>der</strong> Veranstaltungen filmisch dokumentiert und in <strong>der</strong> Mediathek des<br />

Jahresthemas zugänglich gemacht werden. Mit seinen innovativen Veranstaltungen<br />

und durch großangelegte Kooperationsprojekte konnte eine außerordentlich hohe und<br />

positive Presseresonanz erzielt werden.<br />

Veranstaltungen und Formate<br />

Am 1. Dezember 2011 wurde die Installation „Triangulations“ <strong>der</strong> Künstlerin Tinka<br />

Bechert in <strong>der</strong> Rotunde des Akademiegebäudes eröffnet (siehe Jahrbuch 2011,<br />

S. 434f.). Die Ausstellung konnte aufgrund des großen Interesses um drei Monate<br />

bis Juni 2012 verlängert werden.<br />

444 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Der „Salon Sophie Charlotte“ präsentierte am 21. Januar 2012 in 13 Räumen und<br />

den Fluren des Akademiegebäudes ein abendfüllendes Programm zwischen Kunst<br />

und Wissenschaft. Mit Beiträgen von rund 70 Wissenschaftlern und 50 Künstlern<br />

traten die beiden Bereiche facettenreich und spannungsvoll in einen anregenden<br />

Austausch. Die Presseresonanz auf den Salon war sehr erfreulich und auch die<br />

Besucherzahl von über 2.500 Gästen machte den Salon zum Jahresthema äußerst<br />

erfolgreich.<br />

Im Rahmen des Salons feierte das „Archiv des Untoten“ seine Premiere. Es ist das<br />

Ergebnis des Kongresses „Die Untoten. Life Sciences & Pulp Fiction“ <strong>der</strong> Kulturstiftung<br />

des Bundes, <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> und Kampnagel Hamburg <strong>im</strong> Mai 2011 in Hamburg<br />

(siehe Jahrbuch 2011, S. 433). Aus den 60 aufgezeichneten Stunden Filmmaterial<br />

entstanden ein Webarchiv und eine mobile Installation. Das Archiv wurde anschließend<br />

<strong>im</strong> Deutschen Hygiene Museum Dresden und <strong>im</strong> Brno House of Arts (Tschechische<br />

Republik) gezeigt. Es wird noch an <strong>der</strong> Universität Witten/Herdecke und <strong>im</strong><br />

Kulturzentrum Kampnagel in Hamburg präsentiert werden.<br />

Am 26. Januar 2012 fand <strong>der</strong> Themenabend „Black Tie und die ästhetische<br />

Aneignung genetischen Wissens“ als Projekt <strong>der</strong> IAG Gentechnologiebericht, des<br />

Jahresthemas, <strong>der</strong> Projektgruppe R<strong>im</strong>ini Protokoll und des Theaters Hebbel am Ufer<br />

(HAU) statt. Das dort gezeigte Bühnenstück „Black Tie“ beschäftigte sich anhand<br />

einer biografischen Erzählung mit dem Thema genetischer Identität. Im Anschluss<br />

diskutierten Silke Domasch (IAG Gentechnologiebericht), Helgard Haug (R<strong>im</strong>ini<br />

Protokoll, <strong>Berlin</strong>), Johannes Maurer (ImaGenes GmbH, <strong>Berlin</strong>), Arnold Sauter (Büro<br />

für Technikfolgenabschätzung be<strong>im</strong> Deutschen Bundestag, <strong>Berlin</strong>) und Miriam Yung<br />

Min Stein (Hauptdarstellerin „Black Tie“) über die wissenschaftlichen Hintergründe<br />

des Stückes und <strong>der</strong>en künstlerisch-performative Umsetzung.<br />

Der Vortragsabend „Inspiration in den Künsten und Wissenschaften“ am 6. Februar<br />

2012 mit Vorträgen von Christoph Markschies, Alexan<strong>der</strong> Markschies (RWTH,<br />

Aachen), Ernst Osterkamp sowie Hermann Danuser beschäftigte sich mit dem Ursprung<br />

und dem Wesen <strong>der</strong> künstlerischen wie <strong>der</strong> wissenschaftlichen Kreativität.<br />

Dabei standen die spezifischen Formen <strong>der</strong> Inspiration und Intuition in den Bereichen<br />

bildende Kunst, Literatur und Musik sowie ihre wissenschaftliche Reflexion<br />

<strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong> Betrachtung.<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> Jean Paul Edition fand am 9. Februar 2012 die Lesung „Vom<br />

wahren Leben. Aus Wilhelm Heinses Aufzeichnungen und Briefen“ statt. Die Veranstaltung<br />

zeigte Heinse als Kritiker, Gelehrten und Philosophen in einer bis dahin<br />

kaum bekannten Sprachgewalt. Gelesen wurden die Texte von den Schauspielern<br />

Friedhelm Ptok und Sabine Falkenberg.<br />

Das Theaterstück „PHOTOGRAPH 51“ am English Theatre <strong>Berlin</strong> wurde durch<br />

das Jahresthema <strong>im</strong> Bereich Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und die Entwicklung<br />

Jahresthema 2011|2012 445


des Stückes durch Regine Hengge wissenschaftlich begleitet. Das Stück <strong>der</strong> Autorin<br />

Anna Ziegler zeigt prismatisch den Weg zu einer bedeutenden wissenschaftlichen<br />

Entdeckung sowie die persönlichen und gesellschaftlichen Hintergründe.<br />

Am 1. März 2012 fand <strong>der</strong> von Volker Gerhardt konzipierte öffentliche Abendvortrag<br />

mit Karl Pestalozzi (Universität Basel) zu dem Thema „‚Hier ist die Aussicht<br />

frei, <strong>der</strong> Geist erhoben’. Nietzsche liest Goethe“ in <strong>der</strong> Mendelssohn-Remise statt.<br />

Goethe war für Nietzsche zeitlebens <strong>der</strong> größte deutsche Dichter. Karl Pestalozzi<br />

beschrieb in seinem Vortrag Nietzsches höchst ambivalentes Goethebild.<br />

Vom 2. bis 4. März 2012 war das Jahresthema als Kooperationspartner an dem<br />

internationalen Symposium des Staatlichen Instituts für Musikforschung „Tastenspiele<br />

– Transformationen des Klaviers in Musik und Kunst nach 1940“ beteiligt, das<br />

aus Anlass <strong>der</strong> 100. Geburtstage von John Cage und Conlon Nancarrow stattfand.<br />

Das Symposium nahm diese Jubiläen zum Ausgangspunkt für eine Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Rolle des Klaviers in Musik und Kunst <strong>der</strong> Gegenwart, wobei ein beson<strong>der</strong>er<br />

Fokus auf die Verbindung von Wissenschaft und Kunst gelegt wurde.<br />

Die Akademievorlesung <strong>im</strong> Sommersemester 2012 mit dem Titel „Wissenschaft<br />

in <strong>der</strong> Kunst – Kunst in <strong>der</strong> Wissenschaft“ wurde von Volker Gerhardt als eine vierteilige<br />

Reihe konzipiert. Mit Vorträgen von Horst Bredekamp, Volker Gerhardt,<br />

Volker Mosbrugger (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt/Main)<br />

und Miriam Haidle (Senckenberg Forschungsinstitut, Frankfurt/Main), Luca Giuliani,<br />

Arbogast Schmitt (Freie Universität <strong>Berlin</strong>), Lorraine Daston und Jürgen Mittelstraß<br />

wurde eine differenzierte Betrachtung <strong>der</strong> Thematik erreicht.<br />

Am 22. Mai 2012 fand <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Ausstellung „Paralleles Labor – Zellteilung<br />

– Lebensbäume“ ein von Silke Domasch mo<strong>der</strong>iertes Gespräch mit den drei beteiligten<br />

Künstlerinnen Juliane Laitzsch, Katrin von Lehmann und Eva-Maria Schön<br />

und dem Wissenschaftler Lars Wittler (Max-Planck-Institut für molekulare Genetik,<br />

<strong>Berlin</strong>) statt. In Kooperation mit <strong>der</strong> Galerie KIT Schulte, dem Jahresthema, <strong>der</strong><br />

IAG Gentechnologiebericht sowie dem Max-Planck-Institut für molekulare Genetik<br />

wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, wie eine Annäherung von wissenschaftlicher und<br />

künstlerischer Perspektive auf molekulare Lebenszusammenhänge aussieht. Hier<br />

wurden insbeson<strong>der</strong>e die Unterschiede künstlerischer und wissenschaftlicher <strong>Arbeit</strong>sweise<br />

deutlich.<br />

Der „Jean-Paul-Abend“ am 11. Juni 2012 war eine weitere Kooperation <strong>der</strong> Jean<br />

Paul Edition und des Jahresthemas. Die Schriftsteller Reinhard Jirgl und Ingo Schulze<br />

lasen aus den Werken Jean Pauls und holten ihn damit buchstäblich in die Gegenwart.<br />

Eingeführt wurde <strong>der</strong> Abend von Ernst Osterkamp und Angela Steinsiek.<br />

Der „Syntopische Salon“ war ein beson<strong>der</strong>es Kooperationsprojekt, bei dem eine<br />

umfangreiche Vernetzung zahlreicher Institutionen verwirklicht wurde. Es handelt<br />

sich um ein gläsernes Labor, das vom 27. Juni bis 12. September 2012 auf dem<br />

446 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Neuen Markt in Potsdam in unmittelbarer Nähe <strong>der</strong> Akademienvorhaben installiert<br />

wurde und dort als Interaktionsforum <strong>im</strong> öffentlichen Raum und als Schnittstelle<br />

zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft fungierte. Gemeinsam mit einem<br />

interdisziplinären Kuratorenteam und verschiedenen Partnern wurde ein umfassendes<br />

Programm umgesetzt, das an die Forschungsarbeit <strong>der</strong> Potsdamer Akademienvorhaben<br />

und die umliegenden geisteswissenschaftlichen Institutionen in Potsdam anknüpfte.<br />

Neben den Potsdamer Vorhaben, Glasmalereiforschung des Corpus Vitrearum<br />

Medii Aevi, Corpus Coranicum, Neuedition, Revision und Abschluss <strong>der</strong> Werke<br />

Immanuel Kants, konnten als inhaltliche Partner proWissen Potsdam e. V., die<br />

Fachhochschule Potsdam, die Universität Potsdam, das Haus <strong>der</strong> Brandenburgisch-<br />

Preußischen Geschichte, die Ludwig-Max<strong>im</strong>ilians-Universität München, die Prinzessinnengärten<br />

<strong>Berlin</strong> sowie das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam<br />

gewonnen werden. Auf <strong>der</strong> künstlerischen Seite wurde mit <strong>der</strong> Hochschule für<br />

Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ und mit zahlreichen Künstlern kooperiert. Das<br />

dre<strong>im</strong>onatige Projekt vermochte es insbeson<strong>der</strong>e, die Aufmerksamkeit für das Jahresthema<br />

und die Akademie in Potsdam zu erhöhen. Eine Dokumentation <strong>der</strong> Einzelveranstaltungen<br />

ist auf dem eigens eingerichteten Internetseite (http://syntopischersalon.bbaw.de)<br />

zu finden.<br />

Eine Kooperation des Jahresthemas mit <strong>der</strong> Schering Stiftung war das Symposium<br />

„Fluid Cosmologies I“ am 2. November 2012 in <strong>der</strong> Akademie <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Ausstellung<br />

„Carved Air“ von Yunchul K<strong>im</strong>. Dort waren Vorträge zur Visualisierung<br />

von astrophysikalischen Phänomenen <strong>im</strong> wissenschaftlichen und künstlerischen Kontext<br />

zu hören.<br />

Ausblick 2013<br />

Die Tagung „Fragile Daten“ am 1. und 2. März 2013 wird die Frage nach den konkreten<br />

Auswirkungen aufwerfen, welche die zunehmend automatisierte Datengewinnung,<br />

-selektierung, -auswertung und -prozessierung auf den Forschungsbetrieb haben.<br />

Das Forschungsprojekt und die Tagung hat Hannes Rickli (Zürcher Hochschule <strong>der</strong><br />

Künste) konzipiert. Parallel findet eine Ausstellung <strong>im</strong> Projektraum <strong>der</strong> Schering<br />

Stiftung, Unter den Linden, statt.<br />

Anknüpfend an den erfolgreichen Auftakt <strong>im</strong> Jahr 2011 richtet das Haus <strong>der</strong><br />

Kulturen <strong>der</strong> Welt (HKW) <strong>im</strong> April 2013 den zweiten internationalen Workshop<br />

„SYNAPSE – Das internationale Kuratorennetzwerk“ aus. Der Kuratorenworkshop<br />

2013 wird vom HKW in Kooperation mit <strong>der</strong> Schering Stiftung und <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong><br />

realisiert.<br />

Das kuratorisch-wissenschaftliche Projekt „Die Weltverbesserungsmaschine“ wird<br />

<strong>im</strong> Sommer 2013 als museale Inszenierung realisiert. Als eine Kooperation <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong><br />

Jahresthema 2011|2012 447


mit <strong>der</strong> Jungen Akademie, <strong>der</strong> Stiftung Preußischer Kulturbesitz, den Staatlichen<br />

Museen zu <strong>Berlin</strong> und <strong>der</strong> Hochschule für bildende Künste, Hamburg, verbindet<br />

das Projekt interdisziplinäre Forschung mit einer kuratorischen Inszenierung, die<br />

Grenzen zwischen Wissen und Nichtwissen, Fakten und Fiktion zur Diskussion<br />

stellt.<br />

Eine Dokumentation <strong>der</strong> Höhepunkte des Jahresthemas ist in <strong>Arbeit</strong> und soll <strong>im</strong><br />

Sommer 2013 erscheinen.<br />

Publikationen<br />

Markschies, Christoph/Osterkamp, Ernst (Hg.): Vademekum <strong>der</strong> Inspirationsmittel.<br />

Göttingen 2012.<br />

Wissenschaft und Kunst. Son<strong>der</strong>beilage des Tagesspiegels, 13. Januar 2012.<br />

Weitere Informationen unter: http://jahresthema.bbaw.de<br />

448 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Vortragsreihen und Veranstaltungen<br />

Akademievorlesungen<br />

In den öffentlichen Akademievorlesungen präsentieren Mitglie<strong>der</strong> ihre wissenschaftliche<br />

<strong>Arbeit</strong> und geben Einblick in das <strong>Arbeit</strong>sprogramm <strong>der</strong> Akademie. Neben<br />

disziplinübergreifenden Serien voneinan<strong>der</strong> unabhängiger Vorträge werden in projektorientierten<br />

Vorlesungszyklen Forschungsergebnisse <strong>der</strong> Akademienvorhaben<br />

und <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppen vorgestellt. Die Veranstaltungstermine<br />

orientieren sich an den Semestern <strong>der</strong> Universitäten. Im Jahr 2012 fanden folgende<br />

Veranstaltungen statt:<br />

Sommersemester 2012<br />

Vorlesungsreihe des Jahresthemas 2011|12 ArteFakte. Wissen ist Kunst – Kunst<br />

ist Wissen: „Kunst in <strong>der</strong> Wissenschaft. Wissenschaft in <strong>der</strong> Kunst“<br />

In <strong>der</strong> Akademievorlesungsreihe des Sommersemesters ging es um eine Gesamteinschätzung<br />

des Themas: Von den Anfängen <strong>der</strong> Kunst in <strong>der</strong> Frühgeschichte <strong>der</strong><br />

Menschheit, über die unter ihrem Einfluss entstandenen Wissenschaften <strong>der</strong> Antike<br />

und die Entdeckung ihrer handwerklich-technischen Gemeinsamkeiten in <strong>der</strong> Renaissance<br />

wurde die Entwicklung bis in die Gegenwart nachgezeichnet. In diesem historischen<br />

Längsschnitt entstand ein Eindruck von <strong>der</strong> produktiven Wechselbeziehung<br />

zwischen Wissenschaft und Kunst. Zweifel an <strong>der</strong> üblichen Abgrenzung zwischen<br />

Vorgeschichte, Antike, Mittelalter und Neuzeit waren ebenso erwünscht wie eine<br />

Verunsicherung des Glaubens an eine scheinbar eindeutige Abgrenzung von Theorie<br />

und Praxis. Dabei wurde die zentrale Rolle <strong>der</strong> Technik als Mittlerin zwischen Kunst<br />

und Wissenschaft beleuchtet.<br />

Ziel war es, in dieser historischen und systematischen Ausrichtung die Offenheit<br />

<strong>im</strong> Selbstverständnis <strong>der</strong> Wissenschaften kenntlich zu machen und Annäherungen<br />

sowohl zwischen Kunst und Wissenschaft als auch zwischen theoretischen, technischen<br />

und praktischen Lebensbereichen aufzuzeigen.<br />

Teil 1 (19. April 2012):<br />

Horst Bredekamp: „Bil<strong>der</strong> als Wegweiser des Höhlenausganges“<br />

Volker Gerhardt: „Kunst und Wissenschaft als öffentliches Geschehen“<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 449


Teil 2 (3. Mai 2012):<br />

Volker Mosbrugger und Miriam Haidle: „Die Rolle <strong>der</strong> Kultur in <strong>der</strong> Evolution<br />

des Menschen“<br />

Teil 3 (10. Mai 2012):<br />

Luca Giuliani: „Der Künstler als Wissenschaftler: Myron und das Problem <strong>der</strong><br />

Darstellung von Bewegung“<br />

Arbogast Schmitt: „Literatur verstehen: Die Darstellung menschlichen<br />

Handelns bei Homer als Vorbild für die aristotelische Dichtungstheorie“<br />

Teil 4 (5. Juli 2012):<br />

Lorraine Daston: „Eine gemeinsame Vision: Zusammenarbeit zwischen<br />

Künstlern und Naturforschern in <strong>der</strong> frühen Neuzeit“<br />

Jürgen Mittelstraß: „Zwischen Akademie und Werkstatt o<strong>der</strong>:<br />

Wie die mo<strong>der</strong>ne Wissenschaft entstand“<br />

Wintersemester 2012/2013<br />

Vorlesungsreihe <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppe Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n –<br />

Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung: „Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n“<br />

Teil 1 (18. Oktober 2012):<br />

Alexia Fürnkranz-Prskawetz: „Demographische Daten und Fakten<br />

zur Geburtenentwicklung“<br />

Johannes Huinink: „Sind wir auf dem Weg in die kin<strong>der</strong>lose Gesellschaft?“<br />

In ihrem Vortrag gab Alexia Fürnkranz-Prskawetz, Technische Universität Wien<br />

und Österreichische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, Wien, einen Einblick in die<br />

langfristige Fertilitätsentwicklung in Deutschland, Österreich und <strong>der</strong> Schweiz. Im<br />

Vergleich zu Nord- und Westeuropa sind diese Län<strong>der</strong> durch eine niedrige Periodenund<br />

Kohortenfertilität gekennzeichnet. Können hohe Kin<strong>der</strong>losigkeit, Bildung, verän<strong>der</strong>te<br />

Partnerschaftsformen, ein Aufschieben <strong>der</strong> Geburten in höheres Alter und<br />

ein geringer Kin<strong>der</strong>wunsch diese Trends erklären? Die Referentin stellte Möglichkeiten<br />

und Analysepotenziale, aber auch Probleme und zukünftigen Reformbedarf<br />

vor. Johannes Huinink, Universität Bremen, fragte in seinem Vortrag danach, ob wir<br />

auf dem Weg in die kin<strong>der</strong>lose Gesellschaft sind. Kin<strong>der</strong> zu haben gelte als raison<br />

d’être des Menschen, sonst gäbe es ihn nicht. Doch die historische Entwicklung <strong>der</strong><br />

menschlichen Fertilität ist nicht zu verstehen, wenn man nicht berücksichtigt, dass<br />

das reproduktive Handeln des Menschen grundsätzlich auch intentional und seiner<br />

persönlichen Willkür unterworfen ist. Johannes Huinink zeigte, dass die Frage nach<br />

<strong>der</strong> kin<strong>der</strong>losen Gesellschaft rein demographisch betrachtet eine eher rhetorische<br />

Frage bleiben dürfte. Formuliert man sie aber als Frage nach <strong>der</strong> kin<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> fami-<br />

450 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


lienvergessenen Gesellschaft um, darf man sich nicht mehr so sicher sein. Günter<br />

Stock, Akademiepräsident, führte die Referenten ein und mo<strong>der</strong>ierte die Veranstaltung<br />

sowie die anschließende Podiumsdiskussion. Die <strong>Arbeit</strong>sgruppe wurde von<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> Nationalen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften Leopoldina getragen und von <strong>der</strong> Jacobs Foundation<br />

geför<strong>der</strong>t.<br />

Teil 2 (1. November 2012):<br />

Hans Bertram: „Keine Zeit für Liebe – keine Zeit für Kin<strong>der</strong>?“<br />

Wolfgang Holzgreve: „Späte Mutterschaft – nur aufgeschoben o<strong>der</strong><br />

manchmal auch aufgehoben?“<br />

In seinem Vortrag „Keine Zeit für Liebe – keine Zeit für Kin<strong>der</strong>?“ warf Hans Bertram,<br />

Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, einen Blick auf die Prozesse des Erwachsenwerdens,<br />

die bei <strong>der</strong> Entscheidung für Kin<strong>der</strong> eine große Rolle spielen. Zentrale These<br />

war, dass die Zeit für Partnerschaft, Bindungen und Kin<strong>der</strong> zunehmend knapper<br />

wird, weil die Lebensläufe <strong>der</strong> nachwachsenden Generation hierfür keine Zeitfenster<br />

vorsehen. Hans Bertram stellte die Empfehlungen <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe vor, wie die<br />

„Rush Hour“ des Lebens, in <strong>der</strong> Ausbildung, Beruf und Kin<strong>der</strong>erziehung zusammenfallen,<br />

entzerrt werden kann. Wolfgang Holzgreve, Universitätsklinikum Bonn,<br />

stellte sich in seinem Vortrag die Frage „Späte Mutterschaft – nur aufgeschoben o<strong>der</strong><br />

manchmal auch aufgehoben?“. Die Entscheidung, ob und wann man Kin<strong>der</strong> haben<br />

möchte, ist eine <strong>der</strong> persönlichsten und sollte ohne Beeinflussungen von außen erfolgen.<br />

Dennoch sollte dieser wichtige Entschluss auf Grundlage bestmöglicher Information<br />

gefasst werden. Dafür ist die Kenntnis <strong>der</strong> biologischen und medizinischen<br />

Tatsachen in Bezug auf die Fertilität essenziell. Welche Än<strong>der</strong>ungen die <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

auch <strong>im</strong> Hinblick auf die Sexualerziehung an Schulen empfiehlt, um junge<br />

Frauen rechtzeitig auf informierte Entscheidungen vorzubereiten, führte Wolfgang<br />

Holzgreve in seinem Vortrag aus. Anschließend stellten sich beide Referenten <strong>der</strong><br />

Diskussion, die von Günter Stock mo<strong>der</strong>iert wurde.<br />

Vorlesungsreihe <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppe Gentechnologiebericht:<br />

„Gentechnologie <strong>im</strong> Spannungsfeld …“<br />

Teil 1 (8. November 2012):<br />

Bernd Müller-Röber und Kristian Köchy: „Gentechnologie <strong>im</strong> Spannungsfeld<br />

von naturwissenschaftlicher Praxis und philosophischen Ideen am Beispiel<br />

Synthetische Biologie“<br />

Die erste Veranstaltung <strong>der</strong> Reihe befasste sich aus naturwissenschaftlicher und<br />

philosophischer Perspektive mit <strong>der</strong> Synthetischen Biologie, einem in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

noch relativ unbekanntem neuem Forschungsfeld, welches sich <strong>im</strong> Querschnittsbereich<br />

verschiedener Disziplinen entwickelt hat. Da die Grenzen zu her-<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 451


kömmlichen gentechnischen und biotechnologischen Verfahren fließend sind, ist<br />

umstritten, wie Synthetische Biologie genau zu definieren ist und ob sie wirklich<br />

neue ethische und regulatorische Fragen aufwirft. Trotz dieser Unsicherheiten ist<br />

die Synthetische Biologie mit hohen Erwartungen verbunden. So soll sie nicht nur<br />

für die Grundlagenforschung, son<strong>der</strong>n auch für die Entwicklung neuer Therapien und<br />

Diagnostika wichtig sein. Außerdem könnte sie zur Entwicklung neuer Materialien,<br />

Biosensoren und Biokraftstoffe eingesetzt werden. Bernd Müller-Röber, Universität<br />

Potsdam, warf in seinem Vortrag wichtige Fragen auf: Welchen Einfluss haben Visionen<br />

und Hype, aber auch Definitionsfragen auf die Entwicklung des Gebietes? Wieso<br />

ist es wichtig, ob Synthetische Biologie tatsächlich fundamental neu o<strong>der</strong> „nur“ eine<br />

Weiterentwicklung bekannter Technologien ist? Welche Aufgabe kommt dabei aus<br />

Sicht eines Naturwissenschaftlers <strong>der</strong> Philosophie zu? Kristian Köchy, Universität<br />

Kassel, schaute aus philosophischer Sicht auf die Synthetische Biologie. Diese betrachtete<br />

er als ein Forschungsprogramm, dessen konkrete fachwissenschaftliche<br />

Laborarbeit in theoretischer, technischer o<strong>der</strong> apparativer Hinsicht <strong>im</strong>mer auch vor<br />

dem Hintergrund philosophischer Annahmen und „Denkstile“ stattfindet, in denen<br />

sich wissenschaftliche Selbstverständnisse und Normen abzeichnen. Dabei wurde die<br />

Frage aufgeworfen, ob die Synthetische Biologie über den Bereich <strong>der</strong> klassischen<br />

Gentechnik hinausgeht.<br />

Teil 2 (29. November 2012):<br />

Hans-Hilger Ropers, Armin Grunwald und Arnold Sauter: „Gentechnologie<br />

<strong>im</strong> Spannungsfeld von Technologieentwicklung und Technikfolgenabschätzung<br />

am Beispiel next generation sequencing“<br />

Die zweite Veranstaltung <strong>der</strong> Reihe befasste sich mit dem Feld <strong>der</strong> Technologieentwicklung<br />

und Technikfolgenabschätzung am Beispiel next generation sequencing.<br />

Die Gentechnik und ihre Anwendungen bilden seit über 20 Jahren einen Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Technikfolgenabschätzung (TA). Diese dient <strong>der</strong> interdisziplinären Erforschung<br />

und Bewertung von möglichen Technikfolgen <strong>im</strong> Vorhinein, um gesellschaftliche<br />

Meinungsbildung und politische Entscheidungsfindung wissenschaftlich zu<br />

unterstützen. Dabei behandelt sie ethische Fragen technischer Eingriffe in das Leben<br />

ebenso wie die Rolle von weitreichenden Visionen in gesellschaftlichen Zukunftsdebatten.<br />

Armin Grunwald und Arnold Sauter, beide vom Büro für Technikfolgenabschätzung<br />

be<strong>im</strong> Deutschen Bundestag, stellten anhand ausgewählter Ergebnisse zu<br />

den Perspektiven genetischer Diagnostik dar, welche Fragen in TA-Untersuchungen<br />

gestellt werden, welche Entwicklungen <strong>im</strong> Rückblick über- o<strong>der</strong> unterschätzt wurden<br />

und wie Technikfolgenabschätzung in Zukunft zu einer gesellschaftsverträglichen,<br />

nachhaltigen Entwicklung und Anwendung von next generation sequencing-Technologien<br />

beitragen kann. Hans-Hilger Ropers, Max-Planck-Institut für Molekulare<br />

Genetik <strong>Berlin</strong>, setzte sich in seinem Vortrag mit den Voraussetzungen für eine<br />

452 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Einführung <strong>der</strong> Hochdurchsatz-Sequenzierung <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> genetischen Diagnostik<br />

auseinan<strong>der</strong> und zeigte anhand von Fallbeispielen, warum es seiner Meinung<br />

nach unvertretbar wäre, betroffenen Familien den Zugang zu diesen diagnostischen<br />

Methoden zu verwehren.<br />

Teil 3 (6. Dezember 2012):<br />

Hans Peter Peters und Ulrich Bahnsen: „Gentechnologie <strong>im</strong> Spannungsfeld<br />

von Wissenschaft und Öffentlichkeit am Beispiel des Humangenomprojektes“<br />

Die dritte Veranstaltung <strong>der</strong> Reihe befasste sich mit <strong>der</strong> Berichterstattung zum<br />

Humangenomprojekt aus wissenschaftlicher und journalistischer Perspektive. Die<br />

Humangenomforschung ist eines <strong>der</strong> Forschungsfel<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Biomedizin, das von<br />

starker Ambivalenz in <strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung geprägt ist: Große, aber vage<br />

medizinische Hoffnungen gehen einher mit ebenfalls vagen moralischen Bedenken<br />

wegen des unterstellten Missbrauchspotenzials. Bei <strong>der</strong> Berichterstattung über das<br />

Humangenomprojekt, so zeigte Hans Peter Peters vom Forschungszentrum Jülich<br />

auf, thematisierten die Medien diese Ambivalenz, lösten sie aber nicht auf, was<br />

durchaus für den Journalismus spreche. Vielfach wurde das Bedeutungsmuster des<br />

sportlichen Wettkampfes bemüht und so die Aufmerksamkeit auf die Konkurrenz<br />

zwischen dem akademischen und dem kommerziellen Sequenzierungsprojekt gelenkt.<br />

Dies beinhaltet nach Ansicht Peters’ allerdings eine Trivialisierung <strong>der</strong> Forschung,<br />

insofern die wissenschaftlichen Ziele und Erkenntnisse als sekundär erscheinen. Für<br />

biomedizinische Forscher führt hohe öffentliche Aufmerksamkeit zu verschiedenen<br />

Zwickmühlen: Inwieweit verstößt eine medienwirksame Selbstinszenierung von Wissenschaftlern<br />

wie Craig Venter gegen wissenschaftliche Normen? Ist die Priorität<br />

wissenschaftlicher gegenüber öffentlicher Kommunikation aufgrund <strong>der</strong> Konkurrenzsituation<br />

gefährdet? Und verführt die Notwendigkeit, öffentliche Unterstützung aufrecht<br />

zu erhalten, zu strategischer Kommunikation, die etwa Übertreibungen <strong>der</strong><br />

medizinischen Anwendungsrelevanz nahelegt? Inwieweit sich Biomediziner mit dem<br />

Medieninteresse an ihrer <strong>Arbeit</strong> arrangieren und wie sie ihre Beziehungen zu den<br />

Medien managen, darauf ging Hans Peter Peters in seinem Vortrag ein. Ulrich<br />

Bahnsen von <strong>der</strong> Wochenzeitung DIE ZEIT reagierte auf Peters’ Ausführungen mit<br />

einem Vortrag zum „Umgang mit Visionen, Hype und Fehleinschätzungen in Wissenschaft<br />

und Medien am Beispiel <strong>der</strong> Berichterstattung zum Humangenomprojekt“<br />

und brachte dabei seine Erfahrungen als begleiten<strong>der</strong> Wissenschaftsjournalist ein.<br />

Teil 4 (11. Dezember 2012):<br />

Jens Reich und Peter Weingart: „Gentechnologie <strong>im</strong> Spannungsfeld von Wissenschaft<br />

und Politik am Beispiel wissenschaftlicher Politikberatung“<br />

In einer gemeinsamen Veranstaltung <strong>der</strong> Akademievorlesungsreihe „Gentechnologie<br />

<strong>im</strong> Spannungsfeld …“ und <strong>der</strong> Vorlesungsreihe „Wissenschaftliche Politikberatung“<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 453


nahmen Jens Reich und Peter Weingart das Verhältnis von Wissenschaft und Politik<br />

am Beispiel <strong>der</strong> Gentechnologie in den Blick. Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Verabschiedung<br />

<strong>der</strong> Ad-hoc-Stellungnahme zur Prä<strong>im</strong>plantationsdiagnostik seitens <strong>der</strong><br />

Nationalen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften Leopoldina, <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong> für die Union <strong>der</strong><br />

deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften und acatech hatte sich eine Diskussion<br />

sowohl innerhalb <strong>der</strong> Akademien als auch in den Medien über die Zulässigkeit o<strong>der</strong><br />

Unzulässigkeit von Empfehlungen <strong>im</strong> Namen <strong>der</strong> Wissenschaft zu ethischen Fragen<br />

entzündet. In dieser Diskussion waren exemplarisch alle Argumente ausgetauscht<br />

worden, die auch in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Diskussion über die Probleme <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Politikberatung aufgeführt werden. Das Akademiemitglied Peter<br />

Weingart, Universität Bielefeld, stellte diese in seinem Vortrag in systematischer<br />

Weise dar und versuchte die unterschiedlichen Aspekte <strong>der</strong> Diskussion, die auf eine<br />

Vermischung verschiedener disziplinärer Perspektiven zurückzuführen sind, voneinan<strong>der</strong><br />

zu trennen: Sind ethische Fragen wissenschaftlich? Welche epistemischen<br />

Implikationen haben verschiedene Beratungsmodelle? Was sind die verfassungsrechtlichen<br />

Bedingungen von Politikberatung und welche demokratietheoretischen<br />

Folgerungen sind daraus zu ziehen? Welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus<br />

für die Beratungsfunktion <strong>der</strong> Akademien? Jens Reich, langjähriges Mitglied des<br />

Nationalen Ethikrats, ging in seinem Vortrag auf seine Erfahrungen mit <strong>der</strong> Debatte<br />

zur Prä<strong>im</strong>plantationsdiagnostik ein. Er stellte zur Diskussion, ob Politikberatung sich<br />

auf die Klarlegung <strong>der</strong> Sachverhalte und weltanschaulichen Konfliktlinien beschränken<br />

und in ihrer Detailliertheit lediglich zu einem klareren Verständnis beitragen<br />

sollte.<br />

Vorlesungsreihen 2012<br />

Wintersemester 2011/2012<br />

Vorlesungsreihe <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

und <strong>der</strong> Leibniz-Gemeinschaft: „Wissenschaftliche Politikberatung“<br />

Hans-Heinrich Trute: „Governance des Wissens“ (14. Februar 2012)<br />

Zum Auftakt <strong>der</strong> über ein Jahr angelegten Vorlesungsreihe „Wissenschaftliche Politikberatung“<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong><br />

Leibniz-Gemeinschaft sprach Hans-Heinrich Trute, Universität Hamburg, zu dem<br />

Thema „Governance des Wissens“. Er nahm dabei die institutionellen Arrangements<br />

<strong>der</strong> Verkoppelung von Wissen und Politik in den Blick. Die Auftaktveranstaltung<br />

wurde von Günter Stock, Akademiepräsident, und Karl Ulrich Mayer, Präsident<br />

<strong>der</strong> Leibniz-Gemeinschaft, eröffnet. Akademiemitglied Peter Weingart, Universität<br />

Bielefeld, und Gert G. Wagner, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung in <strong>der</strong><br />

Leibniz-Gemeinschaft, führten in die Thematik <strong>der</strong> Vorlesungsreihe ein.<br />

454 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Ortwin Renn: „Politikberatung in Krisenzeiten.<br />

Die Ethikkommission nach Fukush<strong>im</strong>a“ (6. März 2012)<br />

Ein beson<strong>der</strong>s prominentes Beispiel für interdisziplinäre wissenschaftliche Politikberatung<br />

ist <strong>der</strong> von Kanzlerin Angela Merkel einberufene Ethikgremium zur Bewertung<br />

<strong>der</strong> Energieversorgung nach dem Unfall in einem Atomkraftwerk in Fukush<strong>im</strong>a.<br />

Akademiemitglied Ortwin Renn, Universität Stuttgart, berichtete aus <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong><br />

Ethikkommission, zeigte die Bedingungen für Erfolg und Misserfolg solcher Kommissionen<br />

auf und ging auf die Potenziale und Grenzen wissenschaftlicher Politikberatung<br />

ein.<br />

Naomi Oreskes: „From nuclear winter to cl<strong>im</strong>ate change.<br />

The political uses of scientific dissent“ (20. März 2012)<br />

In dem mit Erik Conway herausgegebenen Buch „Merchants of Doubt“ dokumentiert<br />

Naomi Oreskes, University of California, zahlreiche Herausfor<strong>der</strong>ungen an wissenschaftliche<br />

Aussagen: Dabei geht sie auf Fragestellungen ein, die vom Risiko eines<br />

nuklearen Winters bis zu den Auswirkungen des globalen Kl<strong>im</strong>awandels reichen.<br />

Oreskes stellte in ihrem Vortrag heraus, dass <strong>der</strong> Umgang mit solchen Themen oft<br />

auf einer Strategie aufbaut, wie sie als erstes von <strong>der</strong> Tabakindustrie angewendet<br />

wurde: Es wird eine wissenschaftliche Scheindebatte entworfen, indem einige von<br />

<strong>der</strong> vorherrschenden Meinung abweichende Wissenschaftler geför<strong>der</strong>t und aufgewertet<br />

werden. Dabei würden tatsächliche wissenschaftliche Unsicherheitsfaktoren<br />

ausgeschlachtet, übertrieben und falsch dargestellt, um ein „Potemkinsches Dorf“<br />

von Studien zu schaffen und diesen den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben.<br />

Oreskes fragte in ihrem Vortrag danach, wie die politisch-motivierte Ausbeutung<br />

von wissenschaftlichen Unsicherheitsfaktoren und unterschiedlichen Expertenmeinungen<br />

identifiziert und wie ihr entgegenwirkt werden kann.<br />

Sommersemester 2012<br />

Fortsetzung <strong>der</strong> Vorlesungsreihe „Wissenschaftliche Politikberatung“<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und<br />

<strong>der</strong> Leibniz-Gemeinschaft<br />

Dirk Messner: „Wissenschaftliche Politikberatung für globale Nachhaltigkeit“<br />

(15. Mai 2012)<br />

Wie kann die Wissenschaft Politik und Gesellschaft darin unterstützen, mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Komplexität, Unsicherheit und Ambiguität hinsichtlich <strong>der</strong> Beurteilung von<br />

Daten und Prozessen globalen Wandels umzugehen? Unterscheidet sich wissenschaftsbasierte<br />

Politikberatung in unterschiedlichen internationalen und kulturellen<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 455


Kontexten? Verän<strong>der</strong>t sich die Rolle und Verantwortung <strong>der</strong> Wissenschaft bei <strong>der</strong><br />

Bewältigung <strong>der</strong> globalen Entwicklungsfragen angesichts <strong>der</strong> absehbaren Grenzen<br />

des Erdsystems? Diesen Fragen widmete sich Dirk Messner, Deutsches Institut für<br />

Entwicklungspolitik in Bonn und Center for Advanced Studies on Global Cooperation<br />

Research Duisburg, in seinem Vortrag.<br />

Thomas Leif: „Mythos Politikberatung: Zwischen Schatten-Management<br />

und Lobby-Einfluss“ (19. Juni 2012)<br />

In seinem Vortrag vertrat Thomas Leif, Chefreporter des Südwestrundfunks und<br />

Sachbuchautor, die These, dass Politikberatung in <strong>der</strong> heutigen politischen Praxis<br />

ein beliebtes Einfallstor für Lobbyismus ist. Zur Durchsetzung von Interessen o<strong>der</strong><br />

Verhin<strong>der</strong>ung beziehungsweise Abschwächung von Gesetzen und politischen Vorhaben<br />

bedienen sich Lobbyisten gezielt <strong>der</strong> vermeintlich neutralen „Politikberatung“.<br />

Dieses Instrument verschaffe ihnen Zugang, Gehör und Resonanz bei <strong>der</strong> späteren<br />

öffentlichen Vermittlung ihrer Ergebnisse und Botschaften. In <strong>der</strong> Community dieser<br />

„Politikberater“ wird jener Prozess als ‚Win-Win-Situation‘ bezeichnet. Denn <strong>der</strong><br />

Zugang zu politischen Entscheidungsträgern, die Gewinnung, Gewichtung und<br />

Distribution des wertvollen Rohstoffs Information ist für Lobbyisten das zentrale<br />

Geschäftsmodell, so Leif. Die Adressaten dieser Form des Politikberatungs-Lobbyismus<br />

seien keine Opfer jener Camouflage, son<strong>der</strong>n aktive Akteure, die die Ergebnisse<br />

des Beratungsprozesses vorrangig für ihre politische Agenda verwerten wollen.<br />

Wissenschaftliche Politikberatung – ethisch fundiert und kritisch-rational grundiert –<br />

folge hingegen einem idealistischen Politikverständnis, das mit dem gültigen politischen<br />

Betriebssystem Politik nicht zu synchronisieren sei. Machtsicherung und<br />

Machterwerb, kommunikative Platzvorteile und symbolische Coups vertragen sich,<br />

laut Leif, nicht mit Diskursanalyse, professionellem Zweifel und komplizierten Options-Modellen.<br />

Seriöse Politikberatung kann, so führte er aus, ihren Wirkungskreis<br />

nur entfalten, wenn sie sich offensiv vom Schattenmanagement <strong>der</strong> Lobbyisten und<br />

<strong>der</strong>en Instrumentalisierung <strong>der</strong> Politikberatung abgrenze.<br />

Vorlesungsreihe „Neue Wege <strong>der</strong> Geschichte Preußens. Oppenhe<strong>im</strong>-Vorlesung“<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und des Institutes<br />

für Geschichtswissenschaften <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong><br />

Die Geschichte Preußens ist ein wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> europäischen Geschichte.<br />

Mehr denn je interessiert sich die Forschung für ihre nicht-nationalen und transnationalen<br />

Grundbedingungen. Die <strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

hat die preußische Geschichte früh als Forschungsdesi<strong>der</strong>at erkannt und seit den<br />

neunziger Jahren Editionsschwerpunkte gebildet, die neue Quellen erschlossen haben.<br />

2010 schuf die Alfred Freiherr von Oppenhe<strong>im</strong>-Stiftung eine Professur für die Ge-<br />

456 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


schichte Preußens an <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>. Als Akademieprofessur ist<br />

sie zudem an <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften verortet.<br />

Die Akademie und die Humboldt-Universität veranstalteten eine gemeinsame Vorlesungsreihe<br />

über neue Wege <strong>der</strong> Geschichte Preußens. Historikerinnen und Historiker<br />

aus <strong>Berlin</strong> und von auswärtigen Universitäten hielten Vorträge aus dem Zentrum<br />

ihrer Forschungen. Ziel war es dabei, den Forschungsstand, künftige Forschungsaufgaben<br />

und Perspektiven zu skizzieren und zur Diskussion zu stellen.<br />

Wolfgang Neugebauer: „Traditionen und Programme: Preußische Geschichte<br />

an <strong>der</strong> Universität Unter den Linden“ (18. April 2012)<br />

Hans-Christof Kraus: „Nur Reaktion und Reichsgründung?: Ein neuer Blick<br />

auf Preußens Entwicklung 1850–1871“ (2. Mai 2012)<br />

Monika Wienfort: „Preußens ländliche Gesellschaft von <strong>der</strong> Reichsgründung<br />

bis ins 20. Jahrhun<strong>der</strong>t“ (16. Mai 2012)<br />

Günter Lottes: „Friedrich – ein französischer Aufklärer in Preußen“ (30. Mai<br />

2012)<br />

Jürgen Kloosterhuis: „Merkmale des preußischen Militärsozialisationsprozesses<br />

<strong>im</strong> Quellenspiegel 1713–1803“ (13. Juni 2012)<br />

Jürgen Trabant: „Preußische Gedanken-Bildung: Wilhelm von Humboldt<br />

und die Sprachen <strong>der</strong> Welt“ (4. Juli 2012)<br />

Frank-Lothar Kroll: „Mo<strong>der</strong>nität des Unzeitgemäßen?: Möglichkeiten und<br />

Grenzen einer brandenburgisch-preußischen Dynastiegeschichte in gesamteuropäischer<br />

Perspektive“ (11. Juli 2012)<br />

Wintersemester 2012/2013<br />

Fortsetzung <strong>der</strong> Vorlesungsreihe „Wissenschaftliche Politikberatung“<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und<br />

<strong>der</strong> Leibniz-Gemeinschaft<br />

Daniel Sarewitz: „Expertise and Advocacy in the Age of Big Science“<br />

(16. Oktober 2012)<br />

In seinem Vortrag diskutierte Daniel Sarewitz, Arizona State University, warum<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse zu relevanten politischen Themengebieten selbst<br />

häufig unweigerlich politisch sind. So sei es zunehmend schwieriger, wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse und politisch bedingte Positionen in politischen Debatten auseinan<strong>der</strong>zuhalten.<br />

Sarewitz zeigte auf, wie die Bemühungen <strong>der</strong> „Big Science“,<br />

komplexe Systeme wie den globalen Wandel o<strong>der</strong> das menschliche Erbgut zu beschreiben,<br />

es zusätzlich erschweren können, die Bereiche von Fachkompetenz und<br />

politischer Interessensvertretung zu trennen.<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 457


Ottmar Edenhofer: „Ausbruch aus dem stahlharten Gehäuse <strong>der</strong> Hörigkeit –<br />

Modelle wissenschaftlicher Politikberatung“ (13. November 2012)<br />

Der wissenschaftlichen Politikberatung wird häufig <strong>der</strong> Anspruch beigemessen, die<br />

Politik mit wissenschaftlichen Erkenntnissen „vernünftiger“ machen zu wollen.<br />

Gleichzeitig ist ihre Rolle in <strong>der</strong> Öffentlichkeit und den Medien umstritten. Wie<strong>der</strong>holt<br />

steht sie <strong>im</strong> Verdacht, zum politischen Missbrauch wissenschaftlicher Autoritäten<br />

beizutragen. Ottmar Edenhofer vom Mercator Research Institute on Global<br />

Commons and Cl<strong>im</strong>ate Change <strong>Berlin</strong> und vom Potsdam-Institut für Kl<strong>im</strong>afolgenforschung<br />

ging in seinem Vortrag „Ausbruch aus dem stahlharten Gehäuse <strong>der</strong> Hörigkeit“<br />

auf die verschiedenen Modelle wissenschaftlicher Politikberatung ein. Darüber<br />

hinaus gab <strong>der</strong> Vortrag Aussicht auf die Erweiterungsmöglichkeiten best<strong>im</strong>mter<br />

Modelle <strong>im</strong> Kontext aktueller Debatten.<br />

Fortsetzung <strong>der</strong> Vorlesungsreihe „Neue Wege <strong>der</strong> Geschichte Preußens.<br />

Oppenhe<strong>im</strong>-Vorlesung“ <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften und des Institutes für Geschichtswissenschaften <strong>der</strong><br />

Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong><br />

Martin Sabrow: „Das Grab Friedrichs des Großen: Auratische Authentizität<br />

als politisches Kapital“ (17. Oktober 2012)<br />

Bärbel Holtz: „Der preußische ‚Zensurdrache‘ <strong>im</strong> Veto <strong>der</strong> Quellen“<br />

(31. Oktober 2012)<br />

Bernhard Kroener: „Der historische Ort des Militärs in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Brandenburg-Preußens – kein ‚Son<strong>der</strong>weg‘ <strong>der</strong> europäischen Geschichte“<br />

(21. November 2012)<br />

Wolfram Pyta: „Keine Gleichgewichtspolitik?: Preußen unter Friedrich dem<br />

Großen <strong>im</strong> Siebenjährigen Krieg“ (19. Dezember 2012)<br />

Veranstaltungen 2012<br />

„Salon Sophie Charlotte:<br />

Wissen ist Kunst – Kunst ist Wissen“<br />

(21. Januar 2012)<br />

Wissen und Kunst haben auf den ersten Blick nicht viele Gemeinsamkeiten. Die<br />

Wissenschaft beschäftigt sich mit Theorien und Fakten, während die Kunst doch eher<br />

auf Kreativität, Inspiration und Intuition setzt. Der „Salon Sophie Charlotte“, <strong>der</strong><br />

am 21. Januar 2012 ganz <strong>im</strong> Zeichen des Jahresthemas ArteFakte. Wissen ist Kunst<br />

– Kunst ist Wissen stand, versuchte diese vermeintlich feststehende Dichotomie zu<br />

458 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


dekonstruieren – und tat dies ganz <strong>im</strong> Sinne des Akademie-Grün<strong>der</strong>vaters Leibniz.<br />

Zu seiner Zeit gab es den Gegensatz zwischen Kunst und Wissenschaft nämlich<br />

noch nicht, vielmehr sah Leibniz in ihnen „unterschiedliche, aber gleichberechtigte<br />

Formen desselben Erkenntniswillens“. Gibt es Intuition in den Wissenschaften?<br />

Wie forschen eigentlich die Künste? Mit welchen Bündnissen zwischen Kunst und<br />

Wissenschaft können wir den Gegenwarts- und Zukunftsproblemen unserer Gesellschaft<br />

begegnen? Günter Stock versprach in seinem Grußwort, diesen Fragen <strong>im</strong><br />

Rahmen des Salons auf den Grund zu gehen. Dabei solle das Verhältnis von Kunst<br />

und Wissen kartographiert und neu sondiert werden: „In <strong>der</strong> Zusammenführung bei<strong>der</strong><br />

Bereiche <strong>im</strong> theoretischen Diskurs, vor allem aber in <strong>der</strong> konkreten Zusammenarbeit<br />

von Künstlern, Wissenschaftlern und Institutionen, an denen sie behe<strong>im</strong>atet<br />

sind, wollen wir <strong>im</strong> Rahmen des Jahresthemas, aber auch gerade heute Abend <strong>im</strong><br />

Salon, neue Wege <strong>der</strong> Kommunikation und des Wissenstransfers erproben.“ Zum<br />

Diskurs sollten die am Programm mitwirkenden Künstler/innen und Wissenschaftler/innen<br />

wie Peter Bieri, Friedrich von Borries, Aris Fioretos, Johannes Grützke,<br />

Hannah Hurtzig, Michael Lentz und Sasha Waltz sowie Erika Fischer-Lichte,<br />

Christoph Markschies, Ernst Osterkamp, Hermann Parzinger und Dominik Perler<br />

beitragen.<br />

Im Leibniz-Saal geleiteten die Gastgeber Christoph Markschies und Ernst<br />

Osterkamp das Publikum charmant durch den Abend, <strong>der</strong> in diesem Raum unter dem<br />

Thema „Der kreative Augenblick“ stand. Die Choreografin Sasha Waltz und die<br />

Theaterwissenschaftlerin Erika Fischer-Lichte nahmen dabei „Kreationen auf <strong>der</strong><br />

Bühne“ in den Blick. Sie fragten danach, was man an und mit dem Körper erforscht<br />

und kamen zu dem Schluss, dass <strong>der</strong> Tanz als eine Form von Forschung angesehen<br />

werden kann. Diese Art von Forschung bedürfe genauso <strong>der</strong> Kreativität wie die<br />

wissenschaftliche Forschung – es sei nur jeweils eine an<strong>der</strong>e Form von Kreativität.<br />

Im zweiten Gespräch des Abends trafen die Schriftsteller Aris Fioretos und Michael<br />

Lentz auf den Literaturwissenschaftler Ernst Osterkamp, den beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Moment<br />

<strong>der</strong> Inspiration be<strong>im</strong> Schreiben interessierte. Literarische Einbildungskraft, Intuition,<br />

Inspiration, Musenkuss seien alles Begriffe, mit denen wir versuchten, uns den<br />

künstlerischen Einfall plausibel zu machen, so Osterkamp. Diese Begriffe seien<br />

heute nicht mehr in Mode und eher durch das Modell <strong>der</strong> „<strong>Arbeit</strong> am Material“ ersetzt<br />

worden. Im Laufe <strong>der</strong> Diskussion kristallisierte sich heraus, dass produktive<br />

Autorschaft we<strong>der</strong> nur das eine noch das an<strong>der</strong>e ist, vielmehr sei sie zwischen Musenkuss<br />

und Materialbeschaffung zu verorten. Über „Augen-Lust“ und das Malen<br />

unterhielten sich <strong>im</strong> Anschluss <strong>der</strong> Kirchenhistoriker Christoph Markschies und <strong>der</strong><br />

Maler Johannes Grützke. Für den Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> neuen Prächtigkeit<br />

war Kunst schon <strong>im</strong>mer Forschung, wie sich herausstellte. So sei <strong>der</strong> Pinsel sein<br />

Forschungswerkzeug, ähnlich dem Begriff be<strong>im</strong> Philosophen. Das Bild sei nicht<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 459


das Ziel, son<strong>der</strong>n Abfall seiner Forschungsarbeit. Um das Forschungswerkzeug <strong>der</strong><br />

Philosophen, den Begriff, ging es <strong>im</strong> folgenden Gespräch „Lust am Denken“ zwischen<br />

Peter Bieri und Dominik Perler. Beide waren sich über ihre Leidenschaft am<br />

Denken einig, die bei <strong>der</strong> Suche nach dem Kern von Begrifflichkeiten entstünde.<br />

Dabei könne man durchaus Parallelen zum Zeichnen ziehen, wenn man Wittgensteins<br />

Ausspruch, Philosophen zeichneten für eine Gassenlandschaft von Begriffen<br />

eine Landkarte, hinzuzöge. Als krönenden Abschluss des Abends lasen die Schauspielerin<br />

Corinna Kirchhoff sowie Christoph Markschies und Ernst Osterkamp aus<br />

dem Vademekum <strong>der</strong> Inspirationsmittel. Im Vademekum berichten Akademiemitglie<strong>der</strong><br />

und Freunde <strong>der</strong> Akademie, wie sie den ersehnten Musenkuss forcieren und<br />

nennen dabei so überraschende Mittel wie LSD-Trips, Kopfstand o<strong>der</strong> Bleistift-<br />

Kleinspitzen.<br />

Im Einstein-Saal führte Herman Parzinger, Akademiemitglied und Präsident <strong>der</strong><br />

Stiftung Preußischer Kulturbesitz, durch den Abend, <strong>der</strong> hier unter dem Motto<br />

„Aneignung <strong>der</strong> Welt durch Wissenschaft und Kunst“ stand. Das Humboldt-Forum<br />

war dabei Thema <strong>der</strong> ersten Gesprächsrunde, an <strong>der</strong> Martin Heller, Projektentwickler<br />

<strong>der</strong> Agora <strong>im</strong> Humboldt-Forum, Hermann Parzinger, Klaus Staeck, Präsident <strong>der</strong><br />

Akademie <strong>der</strong> Künste, und Günter Stock teilnahmen. Sie kamen darin überein, dass<br />

nach <strong>der</strong> endgültigen Entscheidung für das Humboldt-Forum, die Inhalte in das Zentrum<br />

<strong>der</strong> Diskussion rücken müssten. Im Projekt Humboldt-Forum, so Parzinger,<br />

biete sich die Möglichkeit, Museum neu zu denken und vielfältige Verbindungen<br />

zwischen Wissenschaft und Kunst zu schaffen. Im Anschluss an die Gesprächsrunde<br />

stellte <strong>der</strong> Mathematiker Günter M. Ziegler unter dem Ausspruch „Das ist doch keine<br />

Kunst!“ sieben Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Mathematik vor und zeigte auf überraschende Weise,<br />

wie eng verzahnt Kunst und Mathematik doch tatsächlich sind: Geometrische Zeichnungen<br />

von Dürer und Leonardo waren nur zwei Beispiele, die er anführte. Die<br />

Philosophin Sybille Krämer und <strong>der</strong> Kunsthistoriker Horst Bredekamp sprachen<br />

über „Weltbil<strong>der</strong> – aus dem All gesehen“. Sie zeigten dabei auf, wie stark Bil<strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Welt in die Gesellschaft hineinwirken: So habe das von <strong>der</strong> Raumfähre<br />

Apollo 17 aufgenommene erste Bild <strong>der</strong> <strong>im</strong> Sonnenlicht liegenden Erde nachhaltigen<br />

Einfluss auf unser Bewusstsein gegenüber <strong>der</strong> Umwelt gehabt und wirkte als Ikone<br />

<strong>der</strong> Ökologiebewegung. Mit „Computeran<strong>im</strong>ationen an <strong>der</strong> Grenze zwischen Kunst<br />

und Wissenschaft“ beschäftigte sich Martin Gross in seinem Vortrag. Als Direktor<br />

des Forschungslabors <strong>der</strong> Firma Walt Disney in Zürich ist er fe<strong>der</strong>führend bei <strong>der</strong><br />

Entwicklung von Programmen, die den von Hand gezeichneten Zeichentrickfilm<br />

ablösen. Die Künstlichkeit des an<strong>im</strong>ierten Films bewirke bei den Zuschauern kein<br />

Befremden – <strong>im</strong> Gegenteil: Die an<strong>im</strong>ierten Gesichter zielten gerade in ihren atypischen<br />

Proportionen auf eine Ästhetik, die über alle Generationen und Kulturen<br />

hinweg gültig ist. Zum Abschluss des Abends gewährten Moritz Wullen, Direktor<br />

460 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


<strong>der</strong> Kunstbibliothek SMB-SPK, Andreas Scholl, Direktor <strong>der</strong> Antikensammlung<br />

SMB-SPK, Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor <strong>der</strong> Stiftung Preußische Schlösser<br />

und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg, und Hermann Parzinger einen Blick hinter die<br />

Kulissen von Ausstellungen. In <strong>der</strong> Gesprächsrunde „The making of“ erläuterten sie<br />

den Weg von den Forschungsergebnissen bis zur fertigen Ausstellung. Entgegen<br />

dem Vorurteil, die fertige Ausstellung habe mit Forschung nichts zu tun, bekräftigten<br />

sie, dass Forschen und Ausstellen gar nicht zu trennen seien. Ziel sei es, die Ergebnisse<br />

von Wissenschaft und Forschung angemessen in die Öffentlichkeit zu<br />

vermitteln.<br />

In Konferenzraum 2 erwartete die Gastgeberin Nele Hertling, Vizepräsidentin <strong>der</strong><br />

Akademie <strong>der</strong> Künste, ihre Gäste mit dem Thema „Kunst und Wissenschaft – zwei<br />

<strong>Berlin</strong>er Akademien zwischen Tradition und Zukunft“. In diesem Salon ging es um<br />

die gemeinsame Vergangenheit <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> Akademie<br />

<strong>der</strong> Künste, um prominente Doppelmitgliedschaften wie beispielsweise die von Karl<br />

Philipp Moritz, Unterschiede und Gemeinsamkeiten <strong>der</strong> beiden Akademien sowie<br />

die Nachwuchsför<strong>der</strong>ung, wie sie mit den beiden Jungen Akademien betrieben<br />

wird. Ein Höhepunkt dieses Salons war die Eröffnung <strong>der</strong> Tafelausstellung „Die<br />

Pferde, die Künstler und die Wissenschaftler“, die von Claudia Sedlarz und Christian<br />

Schneegass kuratiert und von <strong>der</strong> Stiftung Preußische Seehandlung geför<strong>der</strong>t wurde.<br />

Die Ausstellung ging <strong>der</strong> gemeinsamen Vergangenheit <strong>der</strong> beiden Akademien auf<br />

den Grund und fragt nach ihrem Verhältnis zueinan<strong>der</strong>.<br />

Der von Klaus Lucas, Conrad Wiedemann und Anita Hermannstädter mo<strong>der</strong>ierte<br />

<strong>Berlin</strong>-Salon widmete sich unter dem Titel „Ein Kunstverein für die heilige Musik“<br />

<strong>der</strong> Geschichte und Gegenwart <strong>der</strong> Sing-Akademie zu <strong>Berlin</strong>. Dabei gab es nicht nur<br />

Vorträge, son<strong>der</strong>n auch den Kammerchor <strong>der</strong> Sing-Akademie unter Leitung von Kai-<br />

Uwe Jirka zu hören.<br />

Im Rahmen des Forschungs-Salons <strong>der</strong> Akademie in Raum 228 stellten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter verschiedener Vorhaben ihre Forschungen zu dem Thema<br />

Wissenschaft und Kunst vor.<br />

Der Frage, wie man Wissenschaft erzählt, wurde <strong>im</strong> Literatur-Salon in Konferenzraum<br />

1, <strong>der</strong> zusammen mit <strong>der</strong> Wochenzeitung DIE ZEIT veranstaltet wurde, nachgegangen.<br />

Die Schriftsteller Ralf Bönt, Michael Göring und Martin Kluger diskutierten<br />

darüber mit Wissenschaftlern wie dem Direktor des Medizinhistorischen Museums<br />

<strong>der</strong> Charité, Thomas Schnalke, dem Physiker Volker Hertel und dem Philosophen<br />

Volker Gerhardt. Mo<strong>der</strong>iert wurde <strong>der</strong> Abend von ZEIT-Redakteur Andreas Sentker,<br />

<strong>der</strong> auch als Gastgeber fungierte.<br />

Im Salon „Kunst als Forschung – Forschung als Kunst“, durch den Friedrich von<br />

Borries führte und <strong>der</strong> in Kooperation mit <strong>der</strong> Jungen Akademie stattfand, tauschten<br />

sich junge Künstler/innen und Wissenschaftler/innen aus. So traf beispielsweise die<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 461


Störungsökologin Anke Jentsch, die erforscht hat, wie Pflanzen auf unterschiedliche<br />

Wetterbedingungen reagieren, auf den Störungsmusiker Markus Popp, <strong>der</strong> ihre<br />

Forschungsergebnisse in Musik übersetzt hat.<br />

Die Gastgeberin Kirsten Einfeldt eröffnete in Raum 230 den Blick auf „Wissensinszenierungen“<br />

<strong>der</strong> Künstlerinnen Kirsten Johannsen, Sabine Kacunko und des<br />

Theaterprojektes „Photograph 51“. Einen Höhepunkt stellte die Präsentation <strong>der</strong><br />

„Weltverbesserungsmaschine“ dar, einer utopischen Apparatur an <strong>der</strong> Schnittstelle<br />

von Wissenschaft und Kunst, die von Friedrich von Borries konzipiert wurde und<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Jahresthemas umgesetzt werden soll.<br />

Die großen Namen und das bunte Programm führten 2.500 Gäste in das Akademiegebäude<br />

am Gendarmenmarkt, sodass man sich in den mit Sofas, Sesseln und<br />

nostalgischen Stehlampen ausgestalteten Sälen und Räumen zeitweise wie in einer<br />

überfüllten Vorlesung fühlte. Dies tat <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Salon-Atmosphäre j<strong>edoc</strong>h<br />

keinen Abbruch – die Gäste, die in den Räumen und Sälen keinen Platz mehr fanden,<br />

widmeten sich dem üppigen Rahmenprogramm. So konnte sich das Publikum <strong>im</strong><br />

Foyer des Wissenschaftsforums, das in diesem Jahr zum ersten Mal <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Salons bespielt wurde, in die Untiefen von Hannah Hurtzigs „Archiv des Untoten“<br />

begeben. Dort erwarteten die Besucher/innen Filmbeiträge zu den medizinischen<br />

und sozialen Implikationen des Hirntods, aber auch zu <strong>der</strong> Ästhetik von Zombiefilmen.<br />

In <strong>der</strong> Rotunde <strong>der</strong> Akademie konnten die Gäste die Installation „Triangulations“<br />

von Tinka Bechert in Augenschein nehmen. Als Ur-Enkelin des Begrün<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Ägyptologie Karl Richard Lepsius hat sie ein Ordnungssystem <strong>der</strong> Ägyptologie<br />

geschaffen. Über fünf Etagen zog sich ihr nicht nur sprichwörtlicher „roter Faden“<br />

von den Ursprüngen <strong>der</strong> Ägyptologie bis zu ihrer gegenwärtigen Form. In Konferenzraum<br />

4 & 5 präsentierten Studierende des Studiengangs „Europäische Medienwissenschaft“<br />

<strong>der</strong> Universität Potsdam audiovisuelle <strong>Arbeit</strong>en, die in ihrer Originalität<br />

und Vielseitigkeit beeindruckten. Eine Zwischenform von abgeschlossenem und<br />

offenem Raum nahm <strong>der</strong> „Syntopische Salon“ ein, <strong>der</strong> sowohl Durchgang als auch<br />

Ort des Verweilens war. Seit 2009 fungierte er an verschiedenen Orten als urbane<br />

Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst <strong>im</strong> öffentlichen Raum und war auch<br />

an diesem Abend offen gestaltet. Unter den Schlagworten „Aufmerksamkeit“, „Zur<br />

Epistemik von Netzen und Graphen“ und „Projekt – Entwurf“ diskutierten Wissenschaftler/innen<br />

und Künstler/innen wie Christine Hanke, Reinhold Kliegl, Angela<br />

Melitopoulos, Dieter Mersch, Thomas Nocke und Mirjam Schaub. Wissbegierige<br />

kamen bei dem Format „Speed Science Int<strong>im</strong>“ <strong>im</strong> Paternoster auf ihre Kosten. Dort<br />

konnten sie innerhalb von 5 Minuten all jene Fragen stellen, die sie schon <strong>im</strong>mer an<br />

Wissenschaftler/innen <strong>der</strong> Akademie richten wollten. Die kleinen Gäste erwartete<br />

<strong>im</strong> Salon <strong>der</strong> Klangforscher ein Sound-Workshop, <strong>der</strong> von Kunstvermittlerin Anne<br />

Fäser und dem Sounddesigner Michael Peter geleitet wurde. Die Junior-Klang-<br />

462 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


forscher erkundeten ausgestattet mit Mikrofonen die Akademie und komponierten<br />

ihre eigene Sinfonie aus Geräuschen von Kunst und Wissenschaft. Die anregenden<br />

und unterhaltsamen Begegnungen zwischen Wissenschaftler/innen, Künstler/innen<br />

und den Gästen ließen den diesjährigen „Salon Sophie Charlotte“ zu einem vollen<br />

Erfolg werden. Dies zeigte nicht nur die positive Rückmeldung <strong>der</strong> Gäste, son<strong>der</strong>n<br />

auch die journalistische Berichterstattung <strong>im</strong> Nachgang des Salons. So konstatierte<br />

<strong>der</strong> Journalist Arno Orzessek beispielsweise, <strong>der</strong> Salon sei eigentlich gar kein Salon<br />

gewesen, son<strong>der</strong>n ein Bildungsrhizom mit einer ganz beson<strong>der</strong>en Atmosphäre: „Es<br />

liegt eine St<strong>im</strong>mung über dem Salon.“ Sein Rat an die Zuhörer/innen für das nächste<br />

Jahr: Unbedingt hingehen!<br />

Öffentliche Abendveranstaltung<br />

„Theater- und Themenabend Black Tie und die ästhetische Aneignung<br />

genetischen Wissen“<br />

(26. Januar 2012)<br />

Das Theaterstück „Black Tie“ <strong>der</strong> Projektgruppe „R<strong>im</strong>ini Protokoll“ begab sich mit<br />

<strong>der</strong> Darstellerin Miriam Yung Min Stein auf die Suche nach <strong>der</strong>en Identität. Miriam<br />

Yung Min Stein weiß über ihre Herkunft nicht viel mehr, als dass sie <strong>im</strong> Jahr 1977<br />

irgendwo in Südkorea geboren wurde. Die Aufzeichnung ihres Lebens beginnt mit<br />

<strong>der</strong> Aufnahme in einem Waisenhaus in Südkorea und lässt die Frage ihrer Herkunft<br />

offen. Mit <strong>der</strong> Absicht, anhand des eigenen genetischen Codes mehr über sich selbst<br />

zu erfahren, lässt die junge Frau mit sichtbar asiatischen Wurzeln ihr Genom von <strong>der</strong><br />

Firma 23andMe teilsequenzieren. Das Versprechen des Anbieters lautet: „welcome<br />

to you“. Doch ist <strong>der</strong> eigene genetische Bauplan eine Biografie? Was sagen die Gene<br />

über die eigene Herkunft und die persönliche Identität? Nach <strong>der</strong> Aufführung von<br />

„Black Tie“ diskutierten: die <strong>Arbeit</strong>sstellenleiterin <strong>der</strong> IAG Gentechnologiebericht<br />

Silke Domasch, Helgard Haug vom „R<strong>im</strong>ini Protokoll“, Johannes Maurer von <strong>der</strong><br />

ImaGenes GmbH <strong>Berlin</strong>, Arnold Sauter vom Büro für Technikfolgenabschätzung<br />

be<strong>im</strong> Deutschen Bundestag und die Darstellerin Miriam Yung Min Stein. Mo<strong>der</strong>iert<br />

wurde die Diskussion von Stefanie Wenner, Kuratorin des HAU, und Stefan Aue,<br />

Koordinator des Jahresthemas ArteFakte. Wissen ist Kunst – Kunst ist Wissen. Der<br />

Theater- und Themenabend „Black Tie und die ästhetische Aneignung genetischen<br />

Wissens“ war eine Kooperationsveranstaltung <strong>der</strong> interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

Gentechnologiebericht und des Jahresthemas 2011|12 <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, <strong>der</strong> Projektgruppe<br />

„R<strong>im</strong>ini Protokoll“ und des Theaters Hebbel am Ufer.<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 463


Öffentliche Abendveranstaltung<br />

„MINTeressiert? Zur Attraktivität von Technik und<br />

Naturwissenschaften in Europa“<br />

(31. Januar 2012)<br />

Die technisch-naturwissenschaftliche Bildungslandschaft in Europa ist überall von<br />

ähnlichen strukturellen Problemlagen geplagt: eine geringe Attraktivität technischer<br />

und naturwissenschaftlicher Bildungsangebote; nachlassendes Interesse <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

an den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften)<br />

bis hin zum Fachkräftemangel, vor allem in den klassischen Ingenieurwissenschaften,<br />

sowie ein hoher Anteil älterer Ingenieure in <strong>der</strong> Erwerbsstruktur,<br />

die demnächst ersetzt werden müssen. Daher ist ein wichtiges Ziel <strong>der</strong> MINT-Bildung,<br />

das Interesse und die Motivation von Jugendlichen an MINT-Ausbildungswegen und<br />

an entsprechenden Berufskarrieren zu erhöhen. Ein weiteres zentrales Ziel sollte es<br />

sein, junge Menschen mit ihrer Umgebung und den laufenden Wandlungsprozessen<br />

in ihrer Umwelt vertraut zu machen. Was in Deutschland und Europa getan wird,<br />

um diese Ziele zu realisieren, und wie man sie noch besser erreichen kann, waren<br />

Themen einer interdisziplinären <strong>Arbeit</strong>sgruppe <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften. Die öffentlichen Abendvorträge hielten Ortwin Renn,<br />

Universität Stuttgart, zu dem Thema „Diagnose und Empfehlungen zur technikwissenschaftlichen<br />

Bildung in Deutschland“ und Marc de Vries, Universität Delft, zu<br />

dem Thema „Innovations in Science Education – International Perspectives“. Das<br />

Grußwort sprach Christoph Markschies, Vizepräsident <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften.<br />

Öffentliche Abendveranstaltung<br />

„Inspiration in den Künsten und Wissenschaften“<br />

(6. Februar 2012)<br />

Je<strong>der</strong> Künstler und auch je<strong>der</strong> große Wissenschaftler wird die Erfahrung gemacht<br />

haben, dass ihm plötzlich unter nicht kontrollierbaren Umständen Ideen, Einsichten<br />

und Einfälle in den Sinn kommen, die nicht seinem Bewusstsein entstammten. Und<br />

dennoch o<strong>der</strong> gerade deswegen waren sie von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für seine<br />

<strong>Arbeit</strong>. Dieser rational schwer erklärbare Augenblick <strong>der</strong> Kreativität wird bis heute<br />

gern mit dem Begriff <strong>der</strong> Inspiration bezeichnet. Der Glaube an die Inspiration durch<br />

eine göttliche Instanz war lange Zeit weit verbreitet. In <strong>der</strong> Aufklärung verlagerte er<br />

sich mit <strong>der</strong> Verfeinerung des psychologischen Wissens mehr und mehr zu einem<br />

Glauben an die individuelle Schöpferkraft des Künstlers. Das kreative Potenzial<br />

wurde in sein Inneres selbst, in seine Seele, verlegt. Der Künstler wird so zu einem<br />

464 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


alter deus, zu einem zweiten Schöpfer. In einer Reihe von vier Vorträgen wurden<br />

Begriff und Szenen <strong>der</strong> Inspiration ausgeleuchtet. Christoph Markschies diskutierte<br />

mit dem Kunsthistoriker Alexan<strong>der</strong> Markschies, Rheinisch-Westfälische Technische<br />

Hochschule Aachen, den Begriff <strong>der</strong> Inspiration <strong>im</strong> Spannungsfeld von Theologie<br />

und Kreativitätspsychologie. Anschließend analysierten <strong>der</strong> Literaturwissenschaftler<br />

Ernst Osterkamp und <strong>der</strong> Musikwissenschaftler Hermann Danuser, beide von <strong>der</strong><br />

Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>, die charakteristischen Darstellungsmuster <strong>der</strong> Inspiration<br />

in den Künsten (bildende Kunst, Literatur, Musik) – vom Kuss <strong>der</strong> Muse bis<br />

zu William Faulkners „chemischer Analyse <strong>der</strong> sogenannten dichterischen Inspiration“:<br />

Diese besteht aus „99 Prozent Whisky und einem Prozent Schweiß“.<br />

Lesung<br />

„Vom wahren Leben. Aus Wilhelm Heinses Aufzeichnungen und Briefen“<br />

(9. Februar 2012)<br />

Wenige Jahre vor Goethe bereiste <strong>der</strong> deutsche Dichter Wilhelm Heinse von 1780<br />

bis 1783 die Schweiz und Italien. Als Schriftsteller in Deutschland schon vor seiner<br />

Reise berühmt und skandalträchtig, brachte er das Material zu einem Roman zurück,<br />

<strong>der</strong> als erster Künstler- und Renaissanceroman <strong>der</strong> europäischen Literatur Furore<br />

machte und wegen <strong>der</strong> erotischen Szenen für einigen Aufruhr sorgte: Ardinghello.<br />

Auf <strong>der</strong> Reise entstanden auch zahlreiche Briefe und umfangreiche Aufzeichnungen.<br />

Sie zeigen den Schriftsteller auch als Kritiker, als Gelehrten, als Philosophen in einer<br />

bis dahin kaum bekannten Sprachgewalt, die gestützt ist von Wissen und durchdrungen<br />

von Reflexion. Von 2003 bis 2005 konnte Dank einer umfassenden För<strong>der</strong>ung<br />

durch die Gerda Henkel Stiftung <strong>der</strong> Frankfurter Nachlass mit den gesamten Aufzeichnungen<br />

erstmals vollständig gedruckt und kommentiert bei Hanser herausgegeben<br />

werden. Die Lesung wurde mit Hilfe von L.I.S.A. – dem Wissenschaftsportal <strong>der</strong><br />

Gerda Henkel Stiftung <strong>im</strong> Rahmen des Jahresthemas 2011|2012 Artefakte. Wissen<br />

ist Kunst – Kunst ist Wissen durchgeführt.<br />

Öffentlicher Abendvortrag<br />

Dieter S<strong>im</strong>on: „Heinrich von Kleist o<strong>der</strong> die Ohnmacht des Rechts“<br />

(10. Februar 2012)<br />

Das Kleistjahr 2011 hat die Republik mit Heinrich von Kleist überschüttet. Meistens<br />

in <strong>der</strong> Form, dass man las, sah, hörte, was Künstler, Schriftsteller, Professoren und<br />

einfache Liebhaber von o<strong>der</strong> über Kleist gelesen haben o<strong>der</strong> gelesen haben wollten.<br />

Die wenigsten haben allerdings das 200. Todesjahr zum Anlass genommen, Kleists<br />

Texte noch einmal o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> einmal o<strong>der</strong> zum ersten Mal zu lesen. Der Rechtshistoriker<br />

und Rechtstheoretiker <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> sowie ehema-<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 465


lige Präsident <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, Dieter S<strong>im</strong>on, prüfte deshalb, ob Heinrich von Kleist den<br />

Juristen <strong>der</strong> Gegenwart noch etwas zu sagen habe und was das gegebenenfalls sein<br />

könnte. Was er herausfand und weshalb er glaubt, dass auch Nichtjuristen noch 2012<br />

und weiterhin den Dichter aufmerksam lesen sollten, war Gegenstand des Vortrags.<br />

Öffentliche Abendveranstaltung<br />

Otto Gerhard Oexle: „Die Gegenwart des Mittelalters“<br />

(21. Februar 2012)<br />

Die Gegenwart des Mittelalters ist vielgestaltig. Sie ist dinglich evident, wenn wir<br />

es mit „Überresten“ (<strong>im</strong> Sinn von J. G. Droysen) zu tun haben. An<strong>der</strong>s erscheint sie<br />

in <strong>der</strong> Form jenes epochal begrenzten Jahrtausends, das man seit den Humanisten des<br />

15. Jahrhun<strong>der</strong>ts als das „medium aevum“ zwischen Antike und Neuzeit begreift und<br />

das traditionellerweise dem Fach Mediävistik zugrunde liegt. Und sie erscheint noch<br />

einmal an<strong>der</strong>s, wenn „Mittelalter“ als eine epochale Sinnzuweisung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne<br />

verstanden wird, als das Produkt kultureller Inanspruchnahme in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Alle<br />

diese Formen <strong>der</strong> Gegenwart des Mittelalters konstituieren Mittelalterforschung in<br />

jeweils verschiedenen Ausrichtungen und D<strong>im</strong>ensionen – freilich nicht <strong>im</strong> Sinne<br />

einer kontinuierlichen Fortschrittsgeschichte. Otto Gerhard Oexle, Universität Göttingen,<br />

stellte die verschiedenen Formen <strong>der</strong> Mittelalterforschung vor und ging insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf vernachlässigte Aspekte ein.<br />

Technikwissenschaftliche Vorlesung<br />

„Stadtentwicklung in <strong>Berlin</strong> nach dem Fall <strong>der</strong> Mauer“<br />

(23. Februar 2012)<br />

Nach Überzeugung des Senatsbaudirektors Hans St<strong>im</strong>mann musste <strong>Berlin</strong> nach 1989<br />

nicht neu erfunden, son<strong>der</strong>n vielmehr aus seiner Bruchstückhaftigkeit wie<strong>der</strong> herausgeführt<br />

werden. Mit <strong>der</strong> städtebaulichen Methode einer „kritischen Rekonstruktion“<br />

sollte durch Nachverdichtung und Straßenreduktion die Urbanität <strong>der</strong> dichten europäischen<br />

Stadt wie<strong>der</strong> erstehen. Gleichzeitig und parallel dazu entwickelte sich an<br />

Orten wie dem Potsdamer Platz und dem Alexan<strong>der</strong>platz hoher Druck von Immobilieninvestoren,<br />

die <strong>der</strong> Stadt mit renditeträchtigen Hochhausarchitekturen zumindest<br />

in Teilen einen völlig neuen Charakter geben sollten. Auch die Radialen und Ausfallstraßen<br />

gewannen neue Bedeutung und die Umstrukturierung <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Flughäfen<br />

wirft bis heute ungeklärte Fragen auf. Der Sozialwissenschaftler und Stadtplaner<br />

Harald Bodenschatz versuchte gemeinsam mit dem Architekten Rainer Hascher, die<br />

heterogene Stadtentwicklung zu hinterfragen und mögliche Lösungsansätze aufzuzeigen.<br />

Im Anschluss stellten Studierende <strong>der</strong> TU <strong>Berlin</strong> ihre Entwürfe für eine<br />

Neugestaltung des Tempelhofer Felds vor.<br />

466 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Theater in <strong>der</strong> Akademie<br />

„Die Spürhunde: Ein Satyrspiel des Sophokles“<br />

(24. Februar 2012)<br />

In <strong>der</strong> Blütezeit <strong>der</strong> griechischen Tragödie musste je<strong>der</strong> <strong>der</strong> drei Dramatiker, <strong>der</strong> am<br />

Tragödienwettbewerb des großen Dionysosfestes teilnahm, nicht nur drei Tragödien,<br />

son<strong>der</strong>n auch ein heiteres Nachspiel produzieren, das nach den nichtsnutzigen Dienern<br />

des Dionysos, die den Chor bildeten, Satyrspiel o<strong>der</strong> auch einfach „Satyrn“<br />

hieß. Von den vielen Hun<strong>der</strong>ten von Satyrspielen des 5. Jahrhun<strong>der</strong>ts besitzen wir<br />

nur den Kyklops des Euripides und – dank eines glücklichen Papyrusfunds – einen<br />

großen Teil <strong>der</strong> Ichneutai (Spürhunde) des Sophokles. Studenten aus Halle präsentierten<br />

das Stück in <strong>der</strong> freien Übersetzung und rekonstruierenden Ergänzung des<br />

bedeutenden Hallenser Philologen und Archäologen Carl Robert (1850–1922) und<br />

boten, unter <strong>der</strong> Leitung von Stefan Weise, Universität Halle-Wittenberg, die einmalige<br />

Gelegenheit, ein Satyrspiel auf <strong>der</strong> Bühne zu erleben. Bernd Seidensticker,<br />

Akademiemitglied und Sprecher des Zentrums Grundlagenforschung Alte Welt, hatte<br />

in die Veranstaltung eingeführt.<br />

Science Gallery Talk<br />

„Werden wir Cyborgs? Wie weit dringt die Technik in unser Gehirn ein?“<br />

(29. Februar 2012)<br />

Wie weit dringt die Technik in unser Gehirn ein? Wird es bald Ersatzteile für das<br />

Gehirn geben? Kann man damit das Gehirn heilen und auch opt<strong>im</strong>ieren? Wann wird<br />

<strong>der</strong> Mensch zum Cyborg? Diesen Fragen widmeten sich Jens Clausen, Universität<br />

Tübingen, und Moritz Grosse-Wentrup, Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme.<br />

Öffentlicher Abendvortrag<br />

Karl Pestalozzi: „Hier ist die Aussicht frei, <strong>der</strong> Geist erhoben.<br />

Nietzsche liest Goethe“<br />

(1. März 2012)<br />

Goethe war für Nietzsche zeitlebens <strong>der</strong> größte deutsche Dichter. Dabei unterschied<br />

er deutlich zwischen Person und Werk. „Unzeitgemäß“ war Nietzsche dabei insofern,<br />

als er dem nachitalienischen, späteren vor dem klassischen Goethe den Vorzug<br />

gab und nicht müde wurde, seinen Zeitgenossen Goethes Kritik an den Deutschen<br />

vorzuhalten. Am höchsten stellte er Goethes Begegnungen mit Napoleon 1808 als<br />

diejenigen zweier „Übermenschen“. Unter Goethes Werken ist auch bei Nietzsche<br />

<strong>der</strong> Faust das am häufigsten zitierte, unter eindeutiger Bevorzugung des zweiten<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 467


Teils. Besser als irgendjemand verstand er Goethes Intention hinter <strong>der</strong> kryptischen<br />

Schluss-Szene „Bergschluchten“. Allerdings bezog er gerade aus <strong>der</strong> Parodierung<br />

des abschließenden „Chorus Mysticus“ <strong>im</strong>mer aufs Neue, beson<strong>der</strong>s <strong>im</strong> Zarathustra,<br />

sprachliche Mittel zur wirkungsvollen Propagierung seiner eigenen Philosophie. So<br />

bleibt Nietzsches Goethebild bis zu seinem Zusammenbruch höchst ambivalent. Karl<br />

Pestalozzi, emeritierter Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft <strong>der</strong> Universität<br />

Basel, beschrieb in seinem Vortrag Nietzsches höchst ambivalentes Goethebild.<br />

Kongress<br />

„Zukunftsportal Antike: Von Fluchtafeln, Römerpalästen und<br />

Kunsträubern – <strong>Berlin</strong>er Schülerinnen und Schüler stellen auf<br />

ihrem eigenen Kongress Themen <strong>der</strong> Antiken-Forschung vor“<br />

(9. März 2012)<br />

Das Schülerprojekt Zukunftsportal: ANTIKE fand am 9. März 2012 seinen Höhepunkt:<br />

Rund 100 Schüler/innen luden zu einem Kongress zur aktuellen Antike-<br />

Forschung ein. Ende Januar arbeiteten sich die Schüler/innen drei Tage lang in die<br />

<strong>Berlin</strong>er Antike-Forschung ein und lernten verschiedene <strong>Arbeit</strong>sbereiche <strong>im</strong> Wissenschaftsbetrieb<br />

kennen. Dafür besuchten sie authentische Forschungsorte wie das Deutsche<br />

Archäologische Institut o<strong>der</strong> die Museen <strong>der</strong> Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

und befassten sich mit den Forschungsthemen renommierter Wissenschaftler/innen.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften präsentierten sie<br />

<strong>im</strong> Rahmen eines selbst organisierten Kongresses sechs Vorträge zu Themen wie<br />

„Wem gehört die Antike?“ o<strong>der</strong> „Welchen Nutzen hat die Rekonstruktion antiker<br />

Landschaften?“. Von den Vorträgen, dem Konzept, über die Pressearbeit bis hin zur<br />

filmischen Dokumentation wurde alles von den Schüler/innen unter <strong>der</strong> Anleitung<br />

von Forschern und Fachleuten erarbeitet.<br />

Workshop<br />

„Künftige Standards wissenschaftlicher Lexikographie“<br />

(25. – 27. März 2012)<br />

Im Rahmen des Workshops diskutierten Wissenschaftler/innen unterschiedlicher Disziplinen<br />

die Verständigung über internationale Standards wissenschaftlicher Lexikographie<br />

in Zeiten sich rasant verän<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Produktions- und Rezeptionsbedingungen.<br />

Außerdem wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, welchen Gewinn ein Wörterbuch aus <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Öffentlichkeit ziehen beziehungsweise wie die nationale und<br />

internationale Öffentlichkeit in die Wörterbucharbeit produktiv einbezogen werden<br />

468 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


kann. In <strong>der</strong> Diskussion wurde außerdem verdeutlicht, welcher technische und personelle<br />

Aufwand mit dieser Form <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit verbunden ist, die von<br />

einigen Projekten bereits erfolgreich bewältigt wird.<br />

Internationale Konferenz<br />

„Umwelt und Weltgestaltung. Leibniz’ politisches Denken in seiner Zeit“<br />

(29. – 31. März 2012)<br />

Um das spezielle historische Profil <strong>der</strong> politischen Schriften Leibniz’ für eine fachübergreifende<br />

geisteswissenschaftliche Nutzung herauszuarbeiten, erscheinen die seit<br />

einiger Zeit wie<strong>der</strong> stärker in den Blickpunkt gerückten methodischen Ansätze <strong>der</strong><br />

Begriffs-, Ideen- und Diskursgeschichte als sinnvoll. Ziel <strong>der</strong> Tagung war es, Leibniz’<br />

politisches Schrifttum in seiner Entstehungsgeschichte darzustellen und in seinem<br />

eigenständigen Profil zu würdigen. Voraussetzung für eine entsprechende Einordnung<br />

seiner Texte war eine Historisierung von Ideen, Begriffen und Diskursen, eine<br />

Kontextualisierung seines politischen Denkens. Die Konferenz war eine Kooperation<br />

<strong>der</strong> Leibniz-Edition Potsdam <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften,<br />

<strong>der</strong> Leibniz Universität Hannover und des Instituts für Europäische Geschichte<br />

Mainz. Geför<strong>der</strong>t wurde sie durch das Nie<strong>der</strong>sächsische Ministerium für<br />

Wissenschaft und Kultur.<br />

Öffentlicher Abendvortrag<br />

Inga Markovits: „Auf <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> sozialistischen Gesetzlichkeit.<br />

Ein Reisebericht aus <strong>der</strong> Ex-DDR“<br />

(24. April 2012)<br />

Die Juristin Inga Markovits, University of Texas, machte sich in ihrem Vortrag auf<br />

die „Suche nach <strong>der</strong> sozialistischen Gesetzlichkeit“. Vor <strong>der</strong> Wende war über den<br />

Justizalltag <strong>der</strong> DDR nur das zu erfahren, was die Partei nicht zu verhüllen vorzog.<br />

Obwohl die Öffnung zahlreicher Archive Zugang zu mehr Informationen über die<br />

<strong>Arbeit</strong> von Richtern und Gerichten in <strong>der</strong> DDR ermöglicht hat, hat sich das öffentliche<br />

Bild vom „Unrechtsstaat“ DDR in den letzten Jahren nicht wesentlich verän<strong>der</strong>t,<br />

führte Markovits aus. Außerdem widmete sie sich <strong>der</strong> Frage, ob gegenwärtige<br />

Einschätzungen über die Justiz <strong>der</strong> DDR zutreffen o<strong>der</strong> sie nur deshalb bestehen,<br />

weil es sehr mühsam ist, den Reichtum <strong>der</strong> jetzt zugänglichen Daten zu einem<br />

glaubwürdigen Portrait <strong>der</strong> DDR-Justiz zusammenzufügen. Einführend sprach Dieter<br />

S<strong>im</strong>on, Akademiemitglied und Mitglied <strong>der</strong> Initiative Die Rechtslehrer <strong>der</strong> DDR.<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 469


Tag <strong>der</strong> Technikwissenschaften<br />

„Internet und Gesellschaft: Google, Facebook, Twitter u. a. –<br />

Segen o<strong>der</strong> Fluch?“<br />

(4. Mai 2012)<br />

Die Fachtagung widmete sich dem Thema „Internet und Gesellschaft“. Das Internet<br />

entwickelt eine „eigene“ Kultur, bewirkt aber auch einen kulturellen, sozio-kulturellen<br />

und sozioökonomischen Wandel in <strong>der</strong> Gesellschaft. Beide Prozesse beeinflussen<br />

und verstärken sich gegenseitig. Thomas Schildhauer, Institute of Electronic Business<br />

<strong>Berlin</strong>, sprach in seinem Vortrag über die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesellschafts- und<br />

Wirtschaftskommunikation durch das Internet. Über den Siegeszug des Digitalen<br />

als „stille Revolution“ referierte Stephan Humer, Universität <strong>der</strong> Künste <strong>Berlin</strong>, und<br />

spannte dabei einen Bogen von den Anfängen <strong>der</strong> digitalen Vernetzung über die<br />

New Economy bis hin zum Arabischen Frühling. Jörg Eberspächer, TU München,<br />

zeigte die vielfältigen neuen Anfor<strong>der</strong>ungen an Architektur und Technologie des Internets<br />

hinsichtlich Geschwindigkeit, Qualität, Mobilität, Sicherheit und Flexibilität<br />

auf. Das Reizthema Internet und Privatsphäre machte sich Johannes Buchmann,<br />

TU Darmstadt, zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen und fragte danach, was mit<br />

den Daten <strong>der</strong> Nutzer sozialer Netzwerke o<strong>der</strong> Suchmaschinen geschieht. In einer<br />

anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Thesen <strong>der</strong> Vorträge noch einmal<br />

zusammengeführt und kontrovers diskutiert. Im Rahmen <strong>der</strong> Fachtagung wurde <strong>der</strong><br />

Technikwissenschaftliche Preis <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

gestiftet von dem Unternehmen BIOTRONIK an Marc Alexa, Technische<br />

Universität <strong>Berlin</strong>, verliehen. Seine <strong>Arbeit</strong>en zu intuitiven Benutzerschnittstellen für<br />

die Erzeugung dreid<strong>im</strong>ensionaler Objekte sind wegweisend und stellen eine echte<br />

Innovation dar. Sie ermöglichen auch Laien eine realistische Computergraphikgenerierung<br />

auf <strong>der</strong> Basis von skizzierten Linien und Drag-and-Drop-Metaphern. Den<br />

Festvortrag „Die Modellierung und S<strong>im</strong>ulation virtueller Realitäten“ hielt Markus<br />

Gross, Eidgenössische Technische Hochschule und Disney Research Lab Zürich.<br />

Öffentliche Abendveranstaltung<br />

„Wie funktioniert Innovation? Innovationsentwicklung in Deutschland“<br />

(7. Mai 2012)<br />

Innovation heißt wörtlich „Neuerung“ o<strong>der</strong> „Erneuerung“. Das „Neue“ ist in vielen<br />

gesellschaftlichen Bereichen gefragt, aber in keinem Bereich so relevant wie in <strong>der</strong><br />

Wissenschaft. Fragen <strong>im</strong> Spannungsfeld zwischen akademischer Forschungsleistung<br />

und Anwendungsforschung, zwischen Forscherfreiheit und ökonomischer Notwendigkeit<br />

waren Thema <strong>der</strong> Veranstaltung zur Innovationsentwicklung in Deutschland,<br />

zu <strong>der</strong> die <strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und die Schering<br />

470 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Stiftung gemeinsam einluden. Philosoph und Akademiemitglied Jürgen Mittelstraß<br />

zeigte auf, in welcher Weise Wissenschaft und Forschung die Basis für Innovation<br />

und gesellschaftlichen Fortschritt bilden. Er tat dies <strong>im</strong> Dialog mit dem Medizin-<br />

Nobelpreisträger und Akademiemitglied Harald zur Hausen, Virologe und Krebsforscher,<br />

dessen grundlegende Entdeckungen zur Entstehung von Krebsarten durch<br />

Virusinfektionen völlig neue Perspektiven <strong>der</strong> Pathogenese, <strong>der</strong> Prophylaxe und<br />

Therapie von Gebärmutterhalskrebs eröffneten und letztlich zur Entwicklung von<br />

Impfstoffen führten. Günter Stock und Reinhard Kurth, Präsident em. des Robert<br />

Koch-Instituts und Vorsitzen<strong>der</strong> des Stiftungsrats <strong>der</strong> Schering Stiftung, führten in<br />

die Veranstaltung ein und mo<strong>der</strong>ierten das anschließende Podiumsgespräch.<br />

CMG-Lecture on Ancient Medicine<br />

Vivian Nutton: „Galen. Lives and Legends“<br />

(7. Mai 2012)<br />

Der Historiker Vivian Nutton, British Academy und Deutsche Akademie <strong>der</strong> Naturforscher<br />

Leopoldina, beschäftigte sich <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> CMG-Lecture on Ancient<br />

Medicine mit dem Leben Galens und den sich darum rankenden Legenden. Wer war<br />

Galen wirklich? Seine biographischen Daten fluoreszieren zwischen Legendenbildung<br />

und dem Versuch einer wissenschaftlichen Einordnung in einen historischen<br />

Gesamtkontext. Neuere Entdeckungen von Texten sowie von epigraphischen und<br />

archäologischen Zeugnissen bieten neue Möglichkeiten für eine Rekonstruktion <strong>der</strong><br />

Galenbiographie. Vivian Nutton stellte in seinem Vortrag die Rolle Galens in <strong>der</strong><br />

antiken Medizin heraus.<br />

Workshop<br />

„Deutsch-ungarischer Workshop aus Anlass des 80. Geburtstages<br />

von György Hazai“<br />

(24. Mai 2012)<br />

Be<strong>im</strong> zweiten deutsch-ungarischen Workshop stand das wissenschaftliche Lebenswerk<br />

des 80-jährigen Jubilars György Hazai <strong>im</strong> Mittelpunkt. Seinen in den 50er<br />

Jahren begonnenen Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n ist er bis heute treu geblieben, und gerade in<br />

den letzten Jahren ist es ihm gelungen, wichtige Werke <strong>der</strong> altanatolisch türkischen<br />

Literatur zu edieren. Mit seinem Wirken an mehreren Universitäten und in zahlreichen<br />

internationalen Organisationen hat er wichtige Beiträge zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Turkologie <strong>im</strong> Beson<strong>der</strong>en und <strong>der</strong> Orientalistik <strong>im</strong> Allgemeinen geleistet. Auf die<br />

von Barbara Kellner-Heinkele, Freie Universität <strong>Berlin</strong>, vorgetragene Laudatio folgten<br />

Vorträge ungarischer, griechischer und deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />

die als Schüler und Freunde mit dem Jubilar eng verbunden waren.<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 471


Lesung<br />

„Jean-Paul-Abend: Eine Lesung mit Reinhard Jirgl und Ingo Schulze“<br />

(11. Juni 2012)<br />

Seit Stefan George Jean Paul um 1900 als Urvater <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Literatur wie<strong>der</strong>entdeckte,<br />

wird er gerade von Dichtern als Vorbild und somit als Dichter für Dichter<br />

gelesen. Be<strong>im</strong> Lesepublikum verdankt Jean Paul seine Präsenz heute <strong>der</strong> Anfang <strong>der</strong><br />

sechziger Jahre von Walter Höllerer initiierten und von Norbert Miller besorgten<br />

Jean-Paul-Ausgabe <strong>im</strong> Hanser Verlag. Die Schriftsteller Reinhard Jirgl und Ingo<br />

Schulze, beides bekennende Jean-Paul-Enthusiasten, lasen aus seinen Werken und<br />

holten diesen damit aus <strong>der</strong> Zeit um 1800 in die Gegenwart.<br />

Öffentliche Abendveranstaltung<br />

Susanne Voss: „Ermans Mann am Nil – die Rolle des <strong>Berlin</strong>er Wörterbuchprojektes<br />

bei <strong>der</strong> Gründung des Kaiserlichen deutschen Instituts für<br />

ägyptische Altertumskunde in Kairo“<br />

(12. Juli 2012)<br />

Sowohl die Einsetzung Ludwig Borchardts als ägyptologischer Sachverständiger am<br />

deutschen Generalkonsulat in Kairo als auch die Gründung des „Kaiserlich deutschen<br />

Instituts für ägyptische Altertumskunde“ in Kairo waren eng mit dem 1897<br />

von Adolf Erman an <strong>der</strong> Preußischen Akademie initiierten Wörterbuchprojekt zur<br />

ägyptischen Sprache verbunden. Der Vortrag von Susanne Voss, Deutsches Archäologisches<br />

Institut, warf einen Blick hinter die Kulissen. Sie beleuchtete sowohl die<br />

akademischen und politischen als auch die persönlich begründeten Entscheidungskriterien,<br />

die für die Gründung und Entwicklung <strong>der</strong> ständigen ägyptologischen Vertretung<br />

vor Ort verantwortlich waren.<br />

Internationale Konferenz<br />

„Öffentlichkeit – Monument – Text:<br />

XIV Internationaler Kongress für Griechische und Lateinische Epigraphik“<br />

(27. – 31. August 2012)<br />

Antike Inschriften sind nicht nur Text, sie sind als sprachliche Aussage mit einem<br />

Monument verbunden, das in <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Weise in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

sichtbar ist und als Ganzes mit <strong>der</strong> jeweiligen Gesellschaft kommuniziert. Dieses<br />

Spannungsfeld zu einer sich ständig wandelnden Öffentlichkeit, in <strong>der</strong> Monument<br />

und Text stehen, genauer zu erfassen, war Anliegen des Kongresses in <strong>Berlin</strong>. Er<br />

sollte die epigraphische Fachwissenschaft zu einem Dialog mit den Nachbardisziplinen<br />

Alte Geschichte, Philologie, Archäologie, Sprachwissenschaft und so weiter<br />

472 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


zusammenführen. Der Kongress befasste sich unter an<strong>der</strong>em mit <strong>der</strong> Begegnung<br />

verschiedener antiker epigraphischer Kulturen, mit <strong>der</strong> Epigraphik städtischer und<br />

ländlicher Räume sowie mit dem Aspekt des öffentlichen Entertainments. Die Konferenz<br />

war eine Kooperationsveranstaltung <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften, <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong> und des Deutschen Archäologischen<br />

Instituts.<br />

Festveranstaltung<br />

„100 TuWas!-Schulen in <strong>Berlin</strong>“<br />

(3. September 2012)<br />

Das Naturwissenschaft- und Sachkundeprojekt Technik und Naturwissenschaft an<br />

Schulen (TuWaS!) nahm <strong>im</strong> neuen Schuljahr die 100. Grundschule in sein Programm<br />

auf. Am 3. September 2012 wurde <strong>der</strong> Erfolg mit einer öffentlichen Festveranstaltung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften gefeiert, die das<br />

Projekt 2007 gemeinsam mit <strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong> gegründet hat. Günter<br />

Stock eröffnete die Festveranstaltung und führte die Referenten ein. Es folgten<br />

Grußworte des Staatssekretärs für Bildung, Mark Rackles, und des Vizepräsidenten<br />

<strong>der</strong> Freien Universität <strong>Berlin</strong>, Michael Bongardt. Danach sprach die Projektleiterin<br />

von TuWas!, Petra Skiebe-Corrette, über die Entwicklung des Projektes. Norbert<br />

Quinkert, TSB Technologiestiftung <strong>Berlin</strong>, ging in seinem Vortrag darauf ein, warum<br />

die Wirtschaft an <strong>der</strong> Grundschulbildung interessiert ist. Im Anschluss beglückwünschte<br />

Odile Macchi, Acadèmie de sciences Paris, das Projekt zu seinem Erfolg.<br />

Öffentlicher Diskussionsabend<br />

„Schicksal Gendiagnostik“<br />

(10. September 2012)<br />

Eine einzige Mutation in einem einzelnen Gen kann eine schwere Krankheit wie<br />

Mukoviszidose o<strong>der</strong> verschiedene Formen von geistiger Behin<strong>der</strong>ung auslösen.<br />

3.000 monogene Krankheiten sind mittlerweile bekannt, doch schätzen Genetiker,<br />

dass es weitaus mehr von ihnen gibt. Selbst bei Patientinnen und Patienten mit lange<br />

bekannten Krankheiten wird die Diagnose oft erst nach mehreren Jahren gestellt.<br />

Neue Sequenziertechnologien zur Analyse <strong>der</strong> DNA versprechen, hier Abhilfe zu<br />

schaffen und den Zeitraum bis zur richtigen Diagnose deutlich zu verkürzen. Die<br />

Folgen <strong>der</strong> Einführung neuer Sequenziertechnologien und ihre Auswirkungen für<br />

die Krankenversorgung werfen viele Fragen auf: Wo liegen die Vor- und Nachteile<br />

<strong>der</strong>artiger Tests? Wozu dienen solche Diagnoseverfahren, wenn es keine therapeutischen<br />

Ansätze gibt? Wäre die Testung von Neugeborenen und Anlageträgern sinnvoll?<br />

Welche Hilfe können Betroffene erwarten? Und vor welche institutionellen und<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 473


strukturellen Herausfor<strong>der</strong>ungen sind die Ärzteschaft, das Gesundheitswesen o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Datenschutz gestellt? An diesem Abend diskutierten das Akademiemitglied Hans-<br />

Hilger Ropers vom Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, Evelin Schröck<br />

vom Institut für Klinische Genetik <strong>der</strong> TU Dresden und Mitglied <strong>der</strong> Gendiagnostik-Kommission<br />

am Robert-Koch-Institut, die medizinische Leiterin des bio.logis<br />

Zentrum für Humangenetik Daniela Steinberger, Eric Schulze-Bahr, Mitglied <strong>im</strong><br />

Nationalen Aktionsbündnis für Menschen mit seltenen Erkrankungen und am Institut<br />

für Genetik von Herzerkrankungen <strong>im</strong> Universitätsklinikum Münster, sowie Maria<br />

Neuling, die Mutter eines betroffenen Kindes. Mo<strong>der</strong>iert wurde die Podiumsdiskussion<br />

von Hartmut Wewetzer, Ressortleiter Wissen/Forschen bei <strong>der</strong> Tageszeitung<br />

Der Tagesspiegel. Der Abendveranstaltung ging ein Workshop mit Fachvertretern<br />

voran.<br />

Öffentlicher Abendvortrag<br />

Segundo Moreno Yánez: „Humboldt und die Emanzipation<br />

Hispanoamerikas“<br />

(13. September 2012)<br />

Der öffentliche Abendvortrag des Anthropologen und Ethnohistorikers, Segundo<br />

Moreno Yánez setzte sich mit <strong>der</strong> Position Alexan<strong>der</strong> von Humboldts hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Unabhängigkeitsbestrebungen in Ecuador, Kolumbien, Mexiko, Peru und Venezuela<br />

auseinan<strong>der</strong>. Humboldt verurteilte scharf jede Form von Kolonialismus und<br />

stand in Verbindung mit einigen Protagonisten <strong>der</strong> Unabhängigkeitsbewegungen. Die<br />

Quellen, die Segundo Moreno Yánez und an<strong>der</strong>e internationale Experten in einem<br />

vor kurzem erschienenen Buch analysierten, eröffneten neue Perspektiven auf die<br />

Bedeutung Humboldts als „zweitem Entdecker Amerikas“. Bei dem Abendvortrag<br />

handelte es sich um eine Kooperationsveranstaltung <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, des Ibero-Amerikanischen Instituts, <strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong><br />

von Humboldt Stiftung und <strong>der</strong> Botschaft <strong>der</strong> Republik Ecuador. Im Rahmen des<br />

Vortrags übergab <strong>der</strong> Botschafter von Ecuador, S. E. Dipl.-Ing. Jorge Jurado, dem<br />

Ibero-Amerikanischen Institut eine Schenkung von Büchern zur Kultur und Literatur<br />

seines Landes.<br />

Internationale Tagung<br />

„Mein zweites Vaterland … – Alexan<strong>der</strong> von Humboldt und Frankreich“<br />

(20. – 28. September 2012)<br />

In <strong>der</strong> Beziehung Alexan<strong>der</strong> von Humboldts zu Frankreich und Frankreichs zu<br />

Humboldt treten Aspekte von Wandlungen und Verwerfungen, aber auch Annäherungen<br />

zwischen Frankreich und Preußen/Deutschland hervor. Wie begünstigte <strong>der</strong><br />

474 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


wissenschaftliche, kulturelle und politische Begegnungsraum Paris die Entfaltung<br />

eines äußerst produktiven Individuums? Wie prägte Humboldts Paris-Erfahrung sein<br />

Wirken in <strong>Berlin</strong> auf gesellschaftlicher, institutioneller und individueller Ebene?<br />

Humboldts Kontaktlinien, Vermittlungsstrategien und Formen <strong>der</strong> Übertragung des<br />

jeweils an<strong>der</strong>en wissenschaftlich-kulturellen Kontextes liefern wichtige Bausteine für<br />

eine transnationale Beziehungsgeschichte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. An den drei Tagen<br />

<strong>der</strong> Tagung trafen Wissenschaftler/innen aus Deutschland und Paris zusammen, um<br />

die aktuelle deutsche und französische Forschung zu Alexan<strong>der</strong> von Humboldt zusammenzuführen<br />

und sich über Unterschiede in <strong>der</strong> Wahrnehmung Humboldts in<br />

den beiden Nationalkulturen bewusst zu werden. Eröffnet wurde die Tagung in <strong>der</strong><br />

französischen Botschaft in <strong>Berlin</strong>.<br />

Sommerschule<br />

„Griechische Paläographie, Handschriftenkunde und Editionswissenschaft“<br />

(24. – 28. September 2012)<br />

Im Rahmen des Zentrums Grundlagenforschung Alte Welt veranstaltete die <strong>Berlin</strong>-<br />

Brandenburgische Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften eine internationale Sommerschule<br />

zur griechischen Paläographie, Handschriftenkunde und Editionswissenschaft. Ausrichter<br />

dieser einwöchigen Kompaktveranstaltung waren drei traditionsreiche altertumswissenschaftliche<br />

Vorhaben <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften:<br />

Die alexandrinische und antiochenische Bibelexegese in <strong>der</strong> Spätantike,<br />

die Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina und Galen als Vermittler, Interpret<br />

und Vollen<strong>der</strong> <strong>der</strong> antiken Medizin. Die Sommerschule gab circa 25 jungen<br />

Nachwuchswissenschaftler/innen aus Deutschland und Europa die Möglichkeit, sich<br />

interdisziplinär mit den spezifischen Fragestellungen, Methoden und Problemen <strong>der</strong><br />

griechischen Paläographie, Handschriftenkunde und Editionswissenschaft vertraut<br />

zu machen und sich in die Lage zu versetzen, eine kritische Edition nach mo<strong>der</strong>nen<br />

wissenschaftlichen Standards zu erstellen.<br />

Internationale Tagung<br />

„Books and Quotes. Scientific Works and Scholarly Editions<br />

in the 2nd Century AD“<br />

(28. – 29. September 2012)<br />

The conference concentrated on questions about the actual production and publication<br />

of scientific literature, as well as the availability and use of canonical or standard<br />

editions in the t<strong>im</strong>e of Galen and Ptolemy, consi<strong>der</strong>ing questions such as: what texts<br />

of Aristotle, Plato, Euclid, Hippocrates etc. but also of Hellenistic authors in all<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 475


domains were read? How many copies were available, where and to whom? How<br />

were they quoted? What could the authors presuppose on the part of their rea<strong>der</strong>s?<br />

There has been quite a lot of discussion about single authors in particular fields in<br />

recent t<strong>im</strong>es, notably in connection with <strong>im</strong>portant new evidence which came to<br />

light with the rediscovery of Galen’s De indolentia. The conference has broadened<br />

the perspective and integrated further evidence from Galen and other contemporary<br />

and nearly contemporary authors. Confirmed speakers and participants included<br />

Véronique Boudon-Millot, Sorbonne Paris, Tiziano Dorandi, CNRS Paris, Myrto<br />

Hatz<strong>im</strong>ichali, Exeter Cambridge, Inna Kupreeva, Edinburgh, Matthew Nicholls,<br />

Reading, and Nigel Wilson, Oxford. The conference was supported by the Einstein<br />

Foundation and the Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt of the <strong>Berlin</strong>-Brandenburg<br />

Academy of Sciences and Humanities.<br />

Öffentlicher Abendvortrag<br />

Lorenzo Perrone: „Origenes alt und neu.<br />

Die Psalmenhomilien in <strong>der</strong> neuentdeckten Münchner Handschrift“<br />

(13. September 2012)<br />

Die Predigten des ersten christlichen Universalgelehrten Origenes (ca. 185–254<br />

n. Chr.) sind fast ausschließlich in lateinischer Übersetzung überliefert, meist erheblich<br />

gekürzt und bearbeitet. Marina Molin Pradel gelang in <strong>der</strong> Münchner griechischen<br />

Handschrift 314 bei <strong>der</strong> Neukatologisierung <strong>der</strong> griechischen Handschriften<br />

<strong>der</strong> Bayerischen Staatsbibliothek die sensationelle Entdeckung <strong>der</strong> griechischen Originaltexte<br />

von vier Homilien zu Psalm 36 (37), die bislang nur in <strong>der</strong> lateinischen<br />

Übertragung des Rufinus von Aquileia bekannt waren. Lorenzo Perrone, Universität<br />

Bologna, wies danach auch die restlichen <strong>der</strong> insgesamt 29 Homilien aufgrund innerer<br />

und äußerer Kriterien dem großen alexandrinischen Bibelwissenschaftler zu. In<br />

seinem Vortrag stellte er seine Ergebnisse dem Publikum vor. Christoph Markschies,<br />

Vizepräsident <strong>der</strong> Akademie, führte in das Thema ein.<br />

Symposium/Ausstellung<br />

„Fluid Cosmologies I“<br />

(2. – 3. November 2012)<br />

In CARVED AIR präsentierte <strong>der</strong> in <strong>Berlin</strong> lebende koreanische Künstler Yunchul<br />

K<strong>im</strong> elektrochemische Zeichnungen und neue strömungskinetische Skulpturen, die<br />

mit einem Detektor für kosmische Strahlung verbunden sind. Die eigens für den<br />

Projektraum <strong>der</strong> Schering Stiftung produzierten Werke entstanden in Zusammenarbeit<br />

mit „Fluid Skies“, einer <strong>Arbeit</strong>sgruppe, zu <strong>der</strong> neben dem Künstler auch die<br />

Kunsthistorikerin Lucía Ayala und <strong>der</strong> Astrophysiker Ja<strong>im</strong>e Forero gehören. Die von<br />

476 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


Lucía Ayala kuratierte Ausstellung war das erste Resultat dieser Zusammenarbeit.<br />

Im Begleitprogramm <strong>der</strong> Ausstellung fand das Symposium „Fluid Cosmologies I“<br />

in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften sowie eine Führung<br />

durch die Ausstellung und ein Konzert elektroakustischer Musik statt. Die Ausstellung<br />

CARVED AIR wurde unterstützt von UCIRA, dem Arts Council Korea, dem<br />

Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften und dem Koreanischen Kulturzentrum, <strong>Berlin</strong>. Die Veranstaltung<br />

fand <strong>im</strong> Rahmen des Jahresthemas 2011|2012 ArteFakte. Wissen ist Kunst – Kunst<br />

ist Wissen statt.<br />

Ernst Mayr Lecture<br />

Michael Tomasello: „Two Key Steps In The Evolution Of<br />

Human Cooperation“<br />

(7. November 2012)<br />

Die Ernst Mayr Lecture ist eine von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften und dem Wissenschaftskolleg zu <strong>Berlin</strong> gestiftete Vorlesungsreihe<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> Biowissenschaften. Mit <strong>der</strong> <strong>im</strong> Zweijahresrhythmus stattfindenden<br />

Vorlesung soll – dem Titel eines <strong>der</strong> Hauptwerke des Ornithologen und<br />

Evolutionsbiologen Ernst Mayr (1904–2005) folgend (The Growth of Biological<br />

Thought) – die Entwicklung des biologischen Denkens von führenden Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen einer breiteren Öffentlichkeit<br />

vermittelt werden. Ernst Mayr hatte <strong>im</strong> Herbst 1997 die nach ihm benannte<br />

Vorlesungsreihe eröffnet. Michael Tomasello, Max-Planck-Institut für Evolutionäre<br />

Anthropologie Leipzig, hielt den diesjährigen Vortrag mit dem Titel „Two Key Steps<br />

In The Evolution Of Human Cooperation“. Tomasellos Forschungsinteressen gelten<br />

den Prozessen sozialer Wahrnehmung, sozialen Lernens sowie <strong>der</strong> Kommunikation<br />

und Sprache bei Kin<strong>der</strong>n und Menschenaffen. Mit Hilfe von umfangreichem Videound<br />

Bildmaterial machte Tomasello die zentralen Fragen und Ergebnisse seiner<br />

Forschung für das Publikum nachvollziehbar.<br />

Öffentlicher Abendvortrag<br />

Susanna B. Hecht: „From eco-catastrophe to zero deforestation?<br />

Rethinking forest trends in Latin America“<br />

(12. November 2012)<br />

Obwohl die Entwaldung in vielen Teilen <strong>der</strong> Tropen fortschreitet, lassen die Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> vergangenen Jahre auf eine Trendumkehr bei <strong>der</strong> Zerstörung des<br />

Regenwalds hoffen. Seit 2004 ging die Entwaldung <strong>im</strong> brasilianischen Amazonien<br />

um mehr als 70 Prozent zurück – eine Entwicklung, die selbst vor einem Jahrzehnt<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 477


noch undenkbar erschien. Doch wie lassen sich diese jüngsten Entwicklungen erklären?<br />

Welche Dynamiken haben zu einer Abnahme <strong>der</strong> Entwaldung geführt –<br />

und lässt sich bereits von einem Trend sprechen? Susanna B. Hecht, Sustainability<br />

University of California Los Angeles, ging diesen und an<strong>der</strong>en Fragen in ihrem<br />

Vortrag nach. Im Beson<strong>der</strong>en beleuchtete sie dabei, welche Rolle soziale Bewegungen,<br />

die Entstehung neuer Märkte und Institutionen, Umweltschutzbestrebungen und<br />

die Auswirkungen <strong>der</strong> Globalisierung bei den Entwicklungen gespielt haben. Die<br />

Veranstaltung wurde organisiert von <strong>der</strong> Nachwuchsgruppe Ökosystemleistungen.<br />

Ermantag 2012<br />

Joach<strong>im</strong> Friedrich Quack: „Ein Text sagt mehr als tausend Worte“<br />

(19. November 2012)<br />

Anlässlich des 158. Geburtstages von Adolf Erman präsentierte das Akademienvorhaben<br />

Altägyptisches Wörterbuch <strong>im</strong> Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt die<br />

neue Ausgabe des Thesaurus Linguae Aegyptiae. Den öffentlichen Abendvortrag<br />

hielt Joach<strong>im</strong> Friedrich Quack, Professor für Ägyptologie an <strong>der</strong> Ruprecht-Karls-<br />

Universität und Mitglied <strong>der</strong> Heidelberger Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften. Anhand<br />

ausgewählter Beispiele zeigte er, dass man als Philologe nicht <strong>der</strong> Gefahr unterliegen<br />

sollte, einen Text rein auf seinen „Wortlaut“ zu reduzieren und dabei außer Acht zu<br />

lassen, wie sehr auch sein konkreter Träger wichtige zusätzliche Informationen bietet.<br />

Der Träger <strong>der</strong> Inschrift und <strong>der</strong> Ort, an dem ein Textträger abgelegt o<strong>der</strong> an<br />

dem die Inschrift angebracht wurde, ist zumeist ein Teil <strong>der</strong> Botschaft, oft sogar <strong>der</strong><br />

wichtigere Teil, den die Inschrift häufig nur erläutert. Diese Informationen bieten<br />

wichtige zusätzliche Einblicke in Sozialpraktiken und können einen sonst unbedeutend<br />

scheinenden Wortlaut überhaupt erst relevant werden lassen. Das Grußwort<br />

sprach Stephan Seidlmayer, Akademiemitglied und Leiten<strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> Abteilung<br />

Kairo des DAI sowie Projektleiter des Altägyptischen Wörterbuchs an <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>.<br />

Hans-Lietzmann-Vorlesung 2012<br />

Gunnar Brands: „Antiochia in <strong>der</strong> Spätantike<br />

(23. November 2012)<br />

Antiochia am Orontes gehörte neben Rom, Konstantinopel und Alexandria zu den<br />

größten Metropolen <strong>der</strong> hellenistisch-römischen Welt. Unser Bild dieser Stadt wird <strong>im</strong><br />

Wesentlichen von den Berichten antiker Autoren geprägt. Der Redner und Politiker<br />

Libanios etwa, selbst ein he<strong>im</strong>atstolzer Antiochener, beschreibt wortgewaltig die<br />

spätkaiserzeitliche Stadt, die er als Metropole ohnegleichen preist. Gemessen an <strong>der</strong><br />

überaus reichen schriftlichen Überlieferung ist die spätantike Stadt archäologisch<br />

dagegen vergleichsweise gestaltlos geblieben. Dennoch beginnt sich abzuzeichnen,<br />

478 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


dass das spätantike Antiochia nicht die heile Mustersiedlung des Libanios gewesen<br />

ist, son<strong>der</strong>n eine Metropole, die <strong>im</strong> Gefolge demographischen und wirtschaftlichen<br />

Wandels seit dem 4. Jahrhun<strong>der</strong>t nach Christi einschneidende Stadtumbauten erlebte.<br />

Gunnar Brands, Klassischer Archäologe und Professor am Seminar für Orientalische<br />

Archäologie <strong>der</strong> Universität Halle-Wittenberg, befragte in seinem Vortrag die verstreute<br />

und nicht selten ambivalente archäologische Überlieferung auf ihre Relevanz<br />

für die Rekonstruktion <strong>der</strong> Stadtbaugeschichte des spätantiken Antiochia. Christoph<br />

Markschies führte den Referenten ein und mo<strong>der</strong>ierte die Veranstaltung.<br />

Buchpräsentation<br />

Horst Bredekamp: „Leibniz, Herrenhausen und das zeichnende Denken“<br />

(28. November 2012)<br />

Wer weiß schon, dass <strong>der</strong> große Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz wesentliche<br />

Anregungen zur Anlage eines Gartens gab? In Hannover, <strong>im</strong> berühmten Barockgarten<br />

von Herrenhausen, zog er seine Vorstellungen von Natur und Kunst aus <strong>der</strong><br />

Gartengestaltung. Da kein Blatt dem an<strong>der</strong>en gleicht, erkannte er in <strong>der</strong> scheinbar<br />

unendlichen Formenvielfalt des barocken Gartens die zutiefst individuelle Gestalt<br />

<strong>der</strong> Natur und die Freiheit des Individuellen schlechthin. So wird <strong>der</strong> Garten zum<br />

Laboratorium des Erkenntnisgewinns und <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> sich darin bewegt, erfährt<br />

über die sinnliche Wahrnehmung – man denke an die Muschelformen in Pflanzen,<br />

Bauplastik und Wasserspielen – <strong>im</strong>mer neue Denkanstöße. Horst Bredekamp wagt<br />

mit seinem Buch Leibniz und die Revolution <strong>der</strong> Gartenkunst. Herrenhausen, Versailles<br />

und die Philosophie <strong>der</strong> Blätter nicht weniger, als die Geschichte <strong>der</strong> Gartenkunst<br />

vom Kopf auf die Füße zu stellen. Er sieht den Gedanken <strong>der</strong> Freiheit nicht<br />

wie üblich in den sanft geschwungenen Wegen des Landschaftsgartens verwirklicht,<br />

son<strong>der</strong>n in den komplexen Geometrien des Barockgartens: Hier findet sich die eigentliche<br />

Revolution! In seinem Vortrag <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Buchpräsentation ging Horst<br />

Bredekamp ganz beson<strong>der</strong>s auf das zeichnende Denken bei Leibniz ein. Die Grußworte<br />

sprachen Eberhard Heinrich Knobloch, Akademiemitglied und Projektleiter<br />

<strong>der</strong> Leibniz-Editionen, sowie Susanne Schüssler vom Verlag Klaus Wagenbach.<br />

Öffentlicher Abendvortrag<br />

Thomas May: „Was kommt nach 2017? Auf <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong><br />

Weltformel <strong>der</strong> Wissenschaftsfinanzierung“<br />

(3. Dezember 2012)<br />

Das deutsche Wissenschaftssystem steht vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Zum einen<br />

muss die Wissenschaft dem wachsenden gesellschaftlichen Bedarf an innovativer<br />

Forschung gerecht werden, zum an<strong>der</strong>en hochwertige wissenschaftliche Aus- und<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 479


Weiterbildung ermöglichen. Dies kann nur durch eine dauerhaft sichergestellte<br />

Wissenschaftsfinanzierung gewährleistet werden. Thomas May, Generalsekretär des<br />

Wissenschaftsrates, ging in seinem Vortrag auf die verschiedenen Voraussetzungen<br />

ein, die für eine „Weltformel <strong>der</strong> Wissenschaftsfinanzierung“ gegeben sein müssen.<br />

Darüber hinaus gab <strong>der</strong> Referent Aussicht auf die Neugestaltung best<strong>im</strong>mter Bund-<br />

Län<strong>der</strong>-Programme <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Wissenschaftsfinanzierung.<br />

Akademische Causerie<br />

Seit Frühjahr 1997 laden <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften und die Vorsitzende des Collegium pro Academia – För<strong>der</strong>verein <strong>der</strong><br />

<strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften e. V. (von 1993 bis 2001<br />

För<strong>der</strong>kreis <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>) jeweils <strong>im</strong> Frühjahr und <strong>im</strong> Herbst zur „Akademischen<br />

Causerie“ ein. För<strong>der</strong>er und Freunde <strong>der</strong> Akademie aus Wissenschaft und Kultur,<br />

Wirtschaft und Politik <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong> und Brandenburg begegnen Akademiemitglie<strong>der</strong>n<br />

und gewinnen Einblick in das breite Spektrum <strong>der</strong> Forschung, die an<br />

<strong>der</strong> Akademie und von ihren Mitglie<strong>der</strong>n betrieben wird. Am 24. Mai sprach Christine<br />

Windbichler <strong>im</strong> Ernst-Cramer-Saal des Verlagshauses Axel Springer über „Wirtschaftsrecht<br />

als Infrastruktur und Kulturleistung“. In ihrem Vortrag befasste sich<br />

die Referentin aus <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>perspektive mit den verschiedenen Gebieten des<br />

Wirtschaftsrechts und stellte größere funktionale Zusammenhänge her. Die Herbst-<br />

Causerie am 18. Oktober wurde von Wolfgang Klein mit seinem Vortrag „Sprache,<br />

Sprache, Sprache“ gestaltet. Er sprach einerseits über das Language Archive – ein<br />

umfassendes digitales Sprachenarchiv, das seit 2011 gemeinsam von <strong>der</strong> <strong>BBAW</strong>, <strong>der</strong><br />

Max-Planck-Gesellschaft und <strong>der</strong> Koninklijke Ne<strong>der</strong>landse Akademie van Wetenschappen<br />

betrieben und von ihm geleitet wird, und an<strong>der</strong>erseits über das Verhältnis<br />

zwischen universalen und spezifischen Eigenschaften menschlicher Sprache. Dank<br />

dem Engagement <strong>der</strong> Vorsitzenden des Collegiums pro Academia, Friede Springer,<br />

richtete die Axel Springer AG wie<strong>der</strong> als Gastgeberin auf großzügige Weise diese<br />

beiden Veranstaltungen aus.<br />

ZEIT FORUM WISSENSCHAFT<br />

In Kooperation mit <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften und<br />

dem Deutschlandfunk veranstalten DIE ZEIT und die ZEIT-Stiftung Ebelin und<br />

Gerd Bucerius seit 2000 das ZEIT FORUM WISSENSCHAFT. Die Veranstaltungen,<br />

die viermal <strong>im</strong> Jahr stattfinden, greifen aktuelle Themen <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

auf, die von prominenten Vertretern aus Wissenschaft, Bundes- und Landespolitik,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft kontrovers diskutiert werden. Die vom Veranstaltungs-<br />

480 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>


forum <strong>der</strong> Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gestalteten Podiumsdiskussionen<br />

wurden live vom Deutschlandfunk übertragen.<br />

45. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT:<br />

„Gerechtigkeit in <strong>der</strong> Krise o<strong>der</strong>: Was ist heute gerecht?“<br />

(13. März 2012)<br />

Bildungsgerechtigkeit und Leistungsgerechtigkeit, Zugangsgerechtigkeit und Verteilungsgerechtigkeit.<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Gerechtigkeit wird inflationär gebraucht. Die<br />

Inflation hat ihren Grund: Die aktuellen Krisen verschärfen die Gegensätze und<br />

Ungleichheiten – zwischen Arm und Reich, zwischen Mächtigen und Ohnmächtigen,<br />

zwischen Gewinnern und Verlierern. Was ist und wo bleibt die Gerechtigkeit? Diese<br />

und an<strong>der</strong>e Fragen wurden auf dem 45. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT diskutiert.<br />

Podiumsgäste waren Rainer Forst, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Gert G.<br />

Wagner, DIW <strong>Berlin</strong> sowie Robert Habeck, Mitglied <strong>im</strong> Schleswig-Holsteinischen<br />

Landtag für Bündnis 90/Die Grünen. Begrüßt wurden die Gäste von Frauke Hamann,<br />

Programmleiterin <strong>der</strong> ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Als Mo<strong>der</strong>atoren<br />

fungierten Andreas Sentker, Leiter des Ressorts Wissen von DIE ZEIT, und Ulrich<br />

Blumenthal, Redaktionsleiter von „Forschung aktuell“ des Deutschlandfunks.<br />

46. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT:<br />

„Die Sehnsucht nach Glück – Maßstäbe für ein gelungenes Leben?“<br />

(18. Juni 2012)<br />

Ein gutes, erfülltes Leben – wer strebt nicht danach? Wie es sich allerdings finden<br />

und verwirklichen lässt, erscheint heute unklarer denn je. Den Menschen in <strong>der</strong><br />

westlichen Welt geht es <strong>im</strong> Hinblick auf materiellen Wohlstand, Sicherheit und<br />

persönliche Freiheit so gut wie noch nie. Nur richtig glücklich macht uns das nicht.<br />

Es diskutierten Hilke Brockmann, Volker Gerhardt und Felicitas Hoppe. Mo<strong>der</strong>iert<br />

wurde das ZEIT FORUM WISSENSCHAFT von Ulrich Blumenthal und Andreas<br />

Sentker. Begrüßt wurden die Gäste von Frauke Hamann, Programmleiterin <strong>der</strong><br />

ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.<br />

47. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT:<br />

„Die Kunst des Selbstbetrugs?“<br />

(1. November 2012)<br />

Die Lüge gilt als moralisch verwerflich. Aber können hinter Lügen – „Du bist überhaupt<br />

nicht älter geworden!“ – nicht auch gute Absichten stehen? Brauchen wir in<br />

unserem menschlichen Zusammenleben – „Du musst Dir gar keine Sorgen machen!“ –<br />

Vortragsreihen und Veranstaltungen 481


nicht die Lüge als Bindemittel? Wollen wir nicht – „Das ist das beste und billigste<br />

Angebot auf dem Markt!“ – beständig ein wenig belogen werden? Soziobiologen<br />

werfen uns vor: Wir sind alle Lügner. Und wir lügen am besten, wenn es uns gelingt,<br />

auch uns selbst zu betrügen. Das 47. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT widmete sich<br />

<strong>der</strong> soziologischen, psychologischen und neurobiologischen Seite des Selbstbetrugs.<br />

Es diskutierten S<strong>im</strong>one Dietz, Professorin für Philosophie, Heinrich-Heine-Universität<br />

Düsseldorf und Autorin des Buches Die Kunst des Lügens, Jan Leube, Werbeagentur<br />

Young & Rubicam Germany, Manfred Lütz, Alexianer Krankenhaus Köln,<br />

sowie <strong>der</strong> Priester Eberhard Schockenhoff, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und<br />

Mitglied des deutschen Ethikrats.<br />

48. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT:<br />

„Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n?“<br />

(13. Dezember 2012)<br />

Warum entscheiden sich Menschen für Kin<strong>der</strong>? Und warum erfüllen sich nicht alle<br />

Deutschen ihren Kin<strong>der</strong>wunsch? Die Akademiengruppe Zukunft mit Kin<strong>der</strong>n – Fertilität<br />

und gesellschaftliche Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft und <strong>der</strong> Deutschen Akademie <strong>der</strong> Naturforscher Leopoldina hat<br />

überraschende Antworten gefunden: Sie hält in <strong>der</strong> Debatte um den demografischen<br />

Wandel nicht die Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n die Lebensqualität von Kin<strong>der</strong>n und<br />

Eltern für entscheidend. Was sich in unserer Gesellschaft än<strong>der</strong>n muss, damit Eltern<br />

und Kin<strong>der</strong> sich wohl fühlen, darüber diskutierten Hans Bertram, Humboldt-Universität<br />

zu <strong>Berlin</strong>, Heike Kahl, DKJS Deutsche Kin<strong>der</strong>- und Jugendstiftung, sowie<br />

Rainer Klingholz, <strong>Berlin</strong>-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.<br />

Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Union <strong>der</strong> deutschen<br />

Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

Akademientag 2012 „Recht und Willkür“<br />

(18. Juni 2012)<br />

„Recht und Willkür“ war das Thema des Akademientages 2012 <strong>der</strong> Union <strong>der</strong><br />

deutschen Akademien <strong>der</strong> Wissenschaften. Renommierte Rechtswissenschaftler und<br />

Historiker aus den deutschen Wissenschaftsakademien beleuchteten und diskutierten<br />

dieses Themenfeld. Das Publikum konnte außerdem einen Einblick in die Forschungsarbeit<br />

verschiedener Akademieprojekte nehmen, die ihre Ergebnisse präsentierten.<br />

Der Akademientag fand in diesem Jahr in Hannover statt.<br />

482 <strong>Arbeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Berichtsjahr</strong>

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