Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag
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Drucksache <strong>16</strong>/<strong>17740</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> • <strong>16</strong>. Wahlperiode Seite 43<br />
tensiven flächendeckenden Beobachtung dieser Szene. Diese<br />
Beobachtung gestaltet sich zunehmend schwieriger, da sich<br />
alle rechtsextremistischen Gruppierungen, auch Skinheads<br />
und Neonazis immer konspirativer verhalten und enger<br />
zusammenrücken.“ 37<br />
„Das typische Ablaufmuster für rechtsextremistisch motivierte<br />
Gewalt ist gleich geblieben. Gewalt geht überwiegend<br />
von Personen aus, die nicht in politischen Gruppen oder<br />
Parteien organisiert sind. Eine überregionale Steuerung<br />
durch rechtsextremistische Organisationen konnte in keinem<br />
Fall festgestellt werden. Rechtsterroristische Strukturen sind<br />
in Bayern nicht bekannt geworden.<br />
Ansätze hierzu wurden allerdings im übrigen Bundesgebiet<br />
auch in jüngster Vergangenheit festgestellt. Die Polizei<br />
konnte Waffen und Sprengstoff beschlagnahmen, die offenbar<br />
gezielt für Aktionen besorgt worden waren. In Neonazikreisen<br />
wird zurzeit zudem mehr als früher diskutiert, ob<br />
man Gewalt gezielt gegen den politischen Gegner einsetzen<br />
soll. Konkrete Strukturen, wie sie die frühere linksextremistische<br />
Terrorgruppe „Rote Armee Fraktion“ (RAF) hatte,<br />
die aus der Illegalität heraus gezielt Anschläge verübte, sind<br />
bisher allerdings nicht feststellbar. Auch ein Abtauchen von<br />
möglichen rechtsextremistischen Gewalttätern in den Untergrund<br />
ist bisher nicht feststellbar. Durch intensive Beobachtung<br />
und rechtzeitige Exekutivmaßnahmen konnten rechtsextremistische<br />
Gruppen im Bundesgebiet, die Waffen oder<br />
Sprengstoff zur Durchführung von Gewalttaten vorrätig<br />
hielten oder beschafften oder durch Ausspähungen derartige<br />
Taten gezielt vorbereiteten, bereits in der Entstehungsphase<br />
zerschlagen werden. Auch in Bayern wurde bei Rechtsextremisten<br />
Waffen und Sprengstoff anlässlich von Durchsuchungen<br />
sichergestellt.“ 38<br />
2001:<br />
„… Die rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten sind<br />
überwiegend der äußerst gewaltbereiten Skinhead-Szene zuzurechnen.<br />
Dies zeigt die erschreckende kriminelle Energie<br />
und Brutalität dieses Personenkreises.…<br />
Die Gewalttaten wurden ganz überwiegend nicht von Einzeltätern,<br />
sondern mit anderen gemeinsam begangen. Dabei<br />
entstand der Tatentschluss vielfach spontan aus gruppendynamischen<br />
Prozessen, gefördert durch Alkohol und Musik<br />
mit rechtsextremistischen Texten. Räumliche Schwerpunkte<br />
waren die Großstadtregionen München und Nürnberg.<br />
Rechtsextremistisch motivierte Gewalttäter sind überwiegend<br />
nicht in politischen Gruppen oder Parteien organisiert.<br />
Eine überregionale Steuerung durch rechtsextremistische<br />
Organisationen konnte in keinem Fall festgestellt werden.<br />
Rechtsterroristische Strukturen sind in Bayern nicht bekannt<br />
geworden.<br />
Das typische Ablaufmuster rechtsextremistisch motivierter<br />
Gewalt ist gleich geblieben. Nach gezielten anfänglichen<br />
37 Verfassungsschutzbericht 2000, S. 17.<br />
38 Verfassungsschutzbericht 2000, S. 78.<br />
Provokationen der Angreifer kommt es bei geringstem Anlass<br />
zu Tätlichkeiten und massiver Gewaltanwendung gegen die<br />
Opfer.“ 39<br />
2002<br />
Der Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2002 enthält dieselben<br />
Feststellungen wie der Bericht für das Jahr 2001. 40<br />
2003:<br />
Dies gilt grundsätzlich auch für den Verfassungsschutzbericht<br />
für das Jahr 2003. Dieser Bericht enthält zu möglichen<br />
terroristischen Strukturen weiter folgende Bemerkungen: 41<br />
„… In München konnten die Sicherheitsbehörden ein von<br />
Anhängern des neonazistischen AS geplantes Sprengstoffverbrechen<br />
verhindern. Dieses pflegte zwar bundesweite<br />
Kontakte zu anderen Neonazis und Skinheads, jedoch konnte<br />
kein strukturierter Zusammenhang festgestellt werden. Der<br />
Generalbundesanwalt ermittelt gegen die Tatverdächtigen<br />
wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung…“<br />
2004, 2005, 2006 und 2007:<br />
Die Verfassungsschutzberichte 2004, 2005, 2006 und 2007<br />
enthalten zu rechtsextremer Gewalt die im Wortlaut nahezu<br />
identischen Feststellungen wie im Jahr 2001. Ausführungen<br />
zur rechtsterroristischen Strukturen in Bayern finden sich<br />
nicht mehr.<br />
2008:<br />
Dasselbe gilt grundsätzlich auch für den Verfassungsschutzbericht<br />
2008, jedoch ist hier auch der vermutete rechtsextremistische<br />
Hintergrund des Messerangriffs auf den Passauer<br />
Polizeidirektor Alois Mannichl vor dessen Wohnhaus<br />
erwähnt. 42<br />
2009:<br />
„Die Zahl der rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten<br />
ist zurückgegangen. …<br />
Die größte Gewaltbereitschaft besteht nach wie vor bei den<br />
subkulturell geprägten Rechtsextremisten, vor allem bei den<br />
rechtsextremistischen Skinheads. 45 der 87 Tatverdächtigen<br />
der im Jahr 2009 begangenen Gewaltdelikte gehören der<br />
rechtsextremistischen Skinhead-Szene an. Diese werden<br />
aber im Regelfall nicht aufgrund einer strategischen Zielsetzung<br />
gewalttätig, sondern spontan, in der Gruppe und<br />
häufig unter Alkoholeinfluss.“ 43<br />
2010:<br />
Der Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2010 enthält im<br />
Prinzip die identischen Feststellungen wie der Bericht für<br />
das Jahr 2009 wiederum mit dem Hinweis auf die besondere<br />
Gewaltbereitschaft der Skinheads. 44<br />
39 Verfassungsschutzbericht 2001, S. 82.<br />
40 Verfassungsschutzbericht 2002, S. 82.<br />
41 Verfassungsschutzbericht 2003, S. 78 f.<br />
42 Verfassungsschutzbericht 2008, S. 104.<br />
43 Verfassungsschutzbericht 2009, S. 121 f.<br />
44 Verfassungsschutzbericht 2010, S. 124 f.