Das Wochenende - Neue Zürcher Zeitung

Das Wochenende - Neue Zürcher Zeitung Das Wochenende - Neue Zürcher Zeitung

12.01.2014 Aufrufe

turnt As« Das .... HEN- Zureiter Zeitung Freitag, 26. März 1948 Karfreitagautgabe Kr. 651 Blatt 3 Wochenende 13 .' . Zürcher Ostergebäck \yvnsvv\\ - ' JL/le Geschichte dieter Lebkuchen iteht außerhalb jeder Prätention. Am ehesten dürfte lie vielleicht einmal der Geschichte zarter Lieder gleichen, die immer weitere Kreise zogen, weil Ihre einfache Sprache ihre Melodie von Herzen kam und zu Herzen ging. Wer weiß um ihre Autoren? Oft gaben de ihre Namen erst preis, ab der Zauber des Völkl« liedhaften tlingit über ihren Werken lag. Erinnern wir um nur dei Mailänder Liedlein!, weichet der Berner Rechtsgelehrte Karl Gelier komponiert hat. Wir möchten den lo fein entworfenen Gebäckformen, die all Osterüberraschung vor um liegen, eine ähnliche Verbreitung wünschen. Denn auch Ihnen itand tu Gevatter die Liebe, gepaart mit einem künstlerischen Formempfinden, dem nichti tu gering ist, um ei auch schön tu gestalten. Lebkuchen, wie wir sie hier im Bilde teigen, tauchten durch die vergangenen Jahre in kleinem Freundeikreii immer wieder all Feitgeichenke auf, charmante Fabelwesen, die der Empfänger kaum anzubeißen lieh getraute und die darum ah ZleritUcke oft lange noch an der Wand oder zwischen Tellern im Glasschrank etwa! von der Festtagsstimmung in den Alltag weitertrugen. So hing da «um Beispiel einmal ein Engel mit braunen Mandelaugen und mit goldenem Flitter am Rock, die Flügel mit Silberperlen besät. Er ent- Oittchweizer Weihnachtikläuie. Und ile wurden ge- Lebkuchen einen Rivalen erhalten. .*» führte die Kinder dei Hautet in ein Traumland und entlockte der Mutter Geschichten. Oder ei gab da eine Henne, behlbiget Sinnbild der Häuslichkeit, and Blumenkörbe, die in ihrer Buntheit an Albumblätter »in . ichaffen mit der Phantasie, die einst die Zürcher Tirggel-Modelbildner beseelt hat Wir lind um wohl bewußt, daß Jede gute Idee die Nachahmung ruft, vor allem dann, wenn lie lo viele Möglichkeiten in einem Bereich gestattet, der Wie kamen diese farbigen Gürten auf braunem lo lange lebendig bleibt, all et Gebefreudigkeit Teigwerk zustande? Uebcr ihrer Pracht liegt der gibt. Und et heißt doch: Liebe geht nicht zuletzt Reiz einer lieben Erfindung. Denn alle die autgeichnittencn durch den Magen! Die Entwerferin unterer neu- und gebackenen Lebkuchen tragen nichti artigen Lebkuchen iit Annemarie Gantner, eine im änderet all buntei Zuckergeichleck Zeltll, wie Tetil n all Keramikerin wirkende, gebürtige Zürcherin. die Zürcher tagen bunte Zeltli in allen Formen Den Weg in die Oeffentlichkelt findet dai und Farben neben Zuckerguß, Mandeln und Nutten, Gebäck durch die Zürcher Konditorei Sprüngli. dem traditionellen Zierat der Berner Bären und Der Berner Bär hat mit dem Zürileu nun auch im Neue Zürcher Zeitung vom 26.03.1948 OSTERN IN JERUSALEM Jerusalem ist eine Stadt von unendlicher Schönheit, ober zur Osterzeit wohl die schämte und interessanteste Stadt der Welt. Sie vereinigt den Giant und das Leuchtende der Neuzeit mit der Patina der Antike. Wenn auch zurzeit durch den Konflikt Darrihaden, Drahtverhaue, Schießattacken, Bombenwürfe, blutige Racheakte und grausame Zerstörungen Jerusalem traurig überschatten, so bleibt doch die unerschütterliche Hoffnung, daß diese heilige Stadt, von ico das Wort Gottes ausging, wieder Frieden haben wird. Und wie es in der Osterbotschaft heißt, die Güte des Allmächtigen wird die Fesseln des Todes sprengen. In der Karwoche treffen sich in Jerusalem Pilger out allen Weltteilen. Zahlreich sind die Kopten, und schön und ehrfurchteingebend sehen sie aus in ihren leuchtend blauen Talaren und ihrem Fes. Auch viele christliche Araber befinden sich in der Menge, sowie Griechen, Armenier, Syrer und sogar dunkelhäutige Aethiopier. Dazu kommen die westlichen Pilger und auch Amerikaner, Viele religiöse Zeremonien finden in der Osterwoche in der Grabeskirche statt. Das mit Grabsteinen MU Tausenden bedeckte Kidrontal hat sich in eine Zeltstadt verwandelt, wo die Frommen aus fernen Ländern fastend und Tag und Nacht betend die heilige Woche verbringen. Es ist Karfreitag, und lange Züge von Menschen wandern nur Via Dolorosa, dem traditionellen Schmerzweg oder Kreuzweg Christi. Die biblische Geschichte wird lebendig. Jeder ist von tiefer Ehrfurcht erfüllt und betrachtet meditierend die einseinen Stationen, wo Jesus sein Kreuz trug. In feierlicher Stille bewegt sieh die Menge vorwärts, Die vierzehn Stationen sind durch Tafeln bezeichnet. Hoch über der schmalen Straße wölbt sich ein Bogen, an dem Pontius Pilatus ausgerufen haben solti *Sehet, welch «in Mensch!* Dieser Boge n ist der Rest eines römischen Triumphtors, und wer weiß, was unter ihm in der Zeiten Hintergrunde schlummert. Anschließend befindet sich da» traditionelle Gefängnis Jesu, Wir kommen zur Grabeskirch» mit den letzten fünf Stationen t die Entkleidung, die Nagelung ans Kreuz, Kreuzerhöhung, Abnähme vom Kreuz und Grablegung, Welche wundersame Atmosphäre strömt von der Grabeskirche au». Man spürt, daß jeder im Herzen

turnt As«<br />

<strong>Das</strong> ....<br />

HEN-<br />

Zureiter <strong>Zeitung</strong><br />

Freitag, 26. März 1948<br />

Karfreitagautgabe Kr. 651 Blatt 3<br />

<strong>Wochenende</strong> 13<br />

.' .<br />

<strong>Zürcher</strong><br />

Ostergebäck<br />

\yvnsvv\\<br />

- '<br />

JL/le Geschichte dieter Lebkuchen iteht außerhalb<br />

jeder Prätention. Am ehesten dürfte lie vielleicht<br />

einmal der Geschichte zarter Lieder<br />

gleichen, die<br />

immer weitere Kreise zogen, weil Ihre einfache<br />

Sprache ihre Melodie von Herzen kam und zu<br />

Herzen ging. Wer weiß um ihre Autoren? Oft gaben<br />

de ihre Namen erst preis, ab der Zauber des Völkl«<br />

liedhaften tlingit über ihren Werken lag. Erinnern<br />

wir um nur dei Mailänder Liedlein!, weichet der<br />

Berner Rechtsgelehrte Karl Gelier komponiert hat.<br />

Wir möchten den lo fein entworfenen Gebäckformen,<br />

die all Osterüberraschung vor um<br />

liegen,<br />

eine ähnliche Verbreitung wünschen. Denn auch<br />

Ihnen itand tu Gevatter die Liebe, gepaart mit einem<br />

künstlerischen Formempfinden, dem nichti tu gering<br />

ist, um ei auch schön tu gestalten. Lebkuchen,<br />

wie wir sie hier im Bilde teigen, tauchten durch die<br />

vergangenen Jahre in kleinem Freundeikreii immer<br />

wieder all Feitgeichenke auf, charmante Fabelwesen,<br />

die der<br />

Empfänger kaum anzubeißen lieh getraute<br />

und die darum ah ZleritUcke oft lange noch an<br />

der Wand oder zwischen Tellern im Glasschrank<br />

etwa! von der Festtagsstimmung in den Alltag weitertrugen.<br />

So hing da «um<br />

Beispiel einmal ein Engel<br />

mit braunen Mandelaugen und mit goldenem Flitter<br />

am Rock, die Flügel mit Silberperlen besät. Er ent-<br />

Oittchweizer Weihnachtikläuie. Und ile wurden ge- Lebkuchen einen Rivalen erhalten. .*»<br />

führte die Kinder dei Hautet in ein Traumland<br />

und entlockte der Mutter Geschichten. Oder ei gab<br />

da eine Henne, behlbiget Sinnbild der Häuslichkeit,<br />

and Blumenkörbe, die in ihrer Buntheit an Albumblätter<br />

»in .<br />

ichaffen mit der Phantasie, die einst die <strong>Zürcher</strong><br />

Tirggel-Modelbildner beseelt hat<br />

Wir lind um wohl bewußt, daß Jede gute Idee<br />

die Nachahmung ruft, vor allem dann, wenn lie lo<br />

viele Möglichkeiten in einem Bereich gestattet, der<br />

Wie kamen diese<br />

farbigen Gürten auf braunem lo lange lebendig bleibt, all et<br />

Gebefreudigkeit<br />

Teigwerk zustande? Uebcr ihrer Pracht liegt der<br />

gibt. Und et heißt doch: Liebe geht nicht zuletzt<br />

Reiz einer lieben Erfindung. Denn alle die autgeichnittencn<br />

durch den Magen! Die Entwerferin unterer neu-<br />

und gebackenen Lebkuchen tragen nichti artigen Lebkuchen iit Annemarie Gantner, eine im<br />

änderet all buntei<br />

Zuckergeichleck Zeltll, wie Tetil n all Keramikerin wirkende, gebürtige <strong>Zürcher</strong>in.<br />

die <strong>Zürcher</strong> tagen bunte Zeltli in allen Formen<br />

Den Weg in die Oeffentlichkelt findet dai<br />

und Farben neben Zuckerguß, Mandeln und Nutten, Gebäck durch die <strong>Zürcher</strong> Konditorei<br />

Sprüngli.<br />

dem traditionellen Zierat der Berner Bären und Der Berner Bär hat mit dem Zürileu nun auch im<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 26.03.1948<br />

OSTERN<br />

IN JERUSALEM<br />

Jerusalem ist eine Stadt von unendlicher Schönheit,<br />

ober zur Osterzeit wohl die schämte und<br />

interessanteste Stadt der Welt. Sie vereinigt den<br />

Giant und das Leuchtende der Neuzeit mit der<br />

Patina der Antike.<br />

Wenn auch zurzeit durch den Konflikt Darrihaden,<br />

Drahtverhaue, Schießattacken, Bombenwürfe,<br />

blutige Racheakte und grausame Zerstörungen<br />

Jerusalem traurig überschatten, so bleibt doch die<br />

unerschütterliche Hoffnung, daß diese<br />

heilige Stadt,<br />

von ico das Wort Gottes ausging, wieder Frieden<br />

haben wird. Und wie es in der Osterbotschaft heißt,<br />

die Güte des Allmächtigen wird die Fesseln des<br />

Todes sprengen.<br />

In der Karwoche treffen sich in Jerusalem Pilger<br />

out allen Weltteilen. Zahlreich sind die Kopten, und<br />

schön und ehrfurchteingebend sehen sie aus in<br />

ihren leuchtend blauen Talaren und ihrem Fes.<br />

Auch viele christliche Araber befinden sich in der<br />

Menge,<br />

sowie Griechen, Armenier, Syrer und sogar<br />

dunkelhäutige Aethiopier. Dazu kommen die westlichen<br />

Pilger und auch Amerikaner,<br />

Viele religiöse Zeremonien finden in der Osterwoche<br />

in der Grabeskirche statt. <strong>Das</strong> mit Grabsteinen<br />

MU Tausenden bedeckte Kidrontal hat sich<br />

in eine Zeltstadt verwandelt, wo die Frommen aus<br />

fernen Ländern fastend und Tag und Nacht betend<br />

die heilige Woche verbringen. Es ist<br />

Karfreitag,<br />

und lange Züge von Menschen wandern nur Via<br />

Dolorosa, dem traditionellen Schmerzweg oder<br />

Kreuzweg Christi. Die biblische Geschichte wird<br />

lebendig.<br />

Jeder ist von tiefer Ehrfurcht erfüllt und<br />

betrachtet meditierend die einseinen Stationen, wo<br />

Jesus sein Kreuz trug. In feierlicher Stille bewegt<br />

sieh die Menge vorwärts, Die vierzehn Stationen<br />

sind durch Tafeln bezeichnet. Hoch über der schmalen<br />

Straße wölbt sich ein Bogen, an dem Pontius<br />

Pilatus ausgerufen haben solti *Sehet, welch «in<br />

Mensch!* Dieser Boge n ist der Rest eines römischen<br />

Triumphtors, und wer weiß, was unter ihm in der<br />

Zeiten Hintergrunde schlummert. Anschließend befindet<br />

sich da» traditionelle Gefängnis Jesu, Wir<br />

kommen zur Grabeskirch» mit den letzten fünf Stationen<br />

t die Entkleidung, die Nagelung ans Kreuz,<br />

Kreuzerhöhung, Abnähme vom Kreuz und Grablegung,<br />

Welche wundersame Atmosphäre strömt von der<br />

Grabeskirche au». Man spürt, daß jeder im Herzen


fühlt, Gott hat uns xu Ostern die VenShnung geschenkt.<br />

blau leuchtet der Frühlingshimmel<br />

über Jerusalem, und erwärmend sendet die platz, auf den Galerien oder gar auf schmalen aus-<br />

Rotunde ist gedrSngt voll. Viele Hunderte haben<br />

die ganze Nacht in der Kirche oder auf dem Vor-<br />

Galle, und in Leinen gehüllt wird das Kreu» in mit<br />

einen Sarg gelegt. Feuer und Licht.<br />

Eine ewige Lampe <strong>Das</strong> Licht Gottes leuchtet in<br />

wirft ein spärliches<br />

Licht.<br />

Auge zu sehen vermag:<br />

alle Herzen, doch die Osterbotschaft ist mehr, als das<br />

Am Ostersamstag Der Sieg des Guten über<br />

ist das Grabmonument der das Böse. Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist<br />

Schauplatz des Wunders des heiligen Feuers. Die ** Gertrud Sturm<br />

Sonne ihr Licht herab.<br />

Ein Kiesengerüst umgibt die baufällige Kirche.<br />

getretenen Stufen<br />

zugebracht.<br />

Kissen liegen überall,<br />

und ganze Familien haben ihre Wohnstätte für<br />

Am Portal sieht man wunderlich verschlungene<br />

Menschen' und Tiergestalten, die heiligen Tage dort aufgeschlagen. Mütter nähren<br />

die wahrscheinlich<br />

den Kampf ihre Säuglinge, und Männer sitten mit gekreuzten<br />

zwischen Gut und Döse versinnbildlichen Beinen ihre Gebete murmelnd.<br />

sollen. Unweit der Eingangspforte liegt der .; vom 29. Dezember 1946 hat P, Klaesi<br />

in<br />

fallen. Denn diese stellen gewisse einem Aufsatz über tWesen und Geschichte des<br />

Meilensteine im<br />

Ablauf der Zeitdauer eines Kalenderjahres Kalenders» in ausführlicher Weise dargestellt, wie<br />

dar. Von<br />

besonderer Bedeutung der Gregorianische Kalender entstanden ist. Er ist<br />

ist das Datum des Osterfestes, das Ergebnis mehrerer im Laufe der Jahrhunderte<br />

notwendig gewordener Korrekturen, die nicht m<br />

vermeiden waren wegen der Unstimmigkeit zwischen<br />

der Daue r des tropischen Jahres<br />

(365,24222 Tage)<br />

und dn<br />

efür die bürgerliche Zeitrechnung verwendeten<br />

Zeitperioden.<br />

Vor mehr als drei Jahrzehnten befaßten sich in<br />

London und Paris das ständige internationale Komitee<br />

der Handelskammern und der Handels' mal<br />

Industrieverbände mit dem Problem der Kalenderreform.<br />

Später hat sich der Verkehrs- und Transitausschuß<br />

des Völkerbundes der Suche angenommen<br />

und die von ihm ergriffenen Maßnahmen haben eine<br />

weitgehende Abklärung des ganzen Fragenkomplexes<br />

tur Folge gehabt. Zunächst halte ein aus Mitgliedern<br />

des Ausschusses sowie aus Gelehrten und Ver-<br />

da von ihm zahlreiche andere christliche Feiertage tretern der obersten kirchlichen<br />

abhängig<br />

Behörden bestehendes<br />

Sonderkomitee bei den<br />

sind<br />

(Palmsonntag, Karfreitag, Auffahrt,<br />

Pfingsten, Fronleichnam).<br />

Regierungen, Kirchenbehörden<br />

und großen internationalen Verbünden<br />

allgemeine Erhebungen anzustellen und Reformvorschläge<br />

zu sammeln. <strong>Das</strong> Ergebnis dieser Maßnahme<br />

wurde vom Komitee im Jahre 1926 in einem umfassenden<br />

Bericht niedergelegt.<br />

Hierauf<br />

regte der<br />

Ausschuß die Bildung nationaler Studienkomitees an<br />

mit dem Zwecke, die Auffasmngen der interessierten<br />

Kreise In den einzelnen Ländern festzustellen.<br />

Dieser Vorschlag wurde am 20. August<br />

1927 von der<br />

Völkerbundsversammlung genehmigt.<br />

Nachdem die<br />

Berichte der nationalen Studienkomitecs vorlagen,<br />

fand im Oktober 1931 in Genf in Zusammenhang mit<br />

der vierten allgemeinen Verkehrskonferenz eine internationale<br />

Kalemlerkonferen- statt, die aber keine<br />

endgültigen Beschlüsse faßte. Am 25, Januar 1937<br />

hat der Vertreter von Chile beim Völkerbundsrat<br />

den Entwurf einer Vereinbarung betreffend die<br />

Kalenderreform eingereicht, der sämtlichen Völkerbundsstaaten,<br />

sowie auch einer Anzahl dem Völkerbund<br />

nicht<br />

angehörenden Staaten zugestellt<br />

wurde.<br />

Die Einführung des neuen Kalenders war damals<br />

auf den I, Januar 1939 vorgesehen. Durch den<br />

Kriegsausbruch ist die internationale Diskussion<br />

über diese Fraga unterbrachen worden.<br />

Vor allem sind zwei Reformpläne ernsthaft studiert<br />

worden. Beide wollen 364 Tage des Jahres in<br />

Wochen tu 7 Tagen aufteilen, den 365 .<br />

Tag fedoch<br />

als tjahrescndtag» oder<br />

«Silvestertag»,<br />

und in den<br />

Schalljahren außerdem am Enda des ersten Halbjahre»<br />

den (Schalttag* besonders in das Jahr einbauen,<br />

Der eine dieser Reformpläne sieht vor, daß<br />

aus den 52 Wochen insgesamt 13 Monate tu 4 vollen<br />

Wochen gebildet werden, Der andere geht In der<br />

Schematisierung bedeutend weniger weit. Et handelt<br />

sich um den Im Vordergrund der Diskussion stehenden<br />

W'elikalemler, der lediglich eine Verbesserung<br />

des bestehenden Gregorianischen Kalenders darstellt<br />

und daher die Einteilung des Jahres In 12 Monate<br />

beibehält. Er slchl eine<br />

symmetrische Anordnung<br />

der Quartale vor in der Welse, daß jedes aus drei-<br />

zehn Wochen besiehende Quartal Tage<br />

91 zählt.<br />

Der erste Monat eines Quartals würde stets an einem<br />

Sonntag beginnen und 31 Tage zählen. Der zweite<br />

Monat jedes Quartals würde an einem Mittwoch und<br />

der dritte Monat an einem Freitag beginnen; beide<br />

Monate würden 30 Tage zählen. Der ^Silvestertag»<br />

Würde zwischen den auf einen Samstag fallenden<br />

30. Dezember und den auf einen Sonntag fallenden<br />

1. Januar eingeschoben, und der Schalttag jeweilen<br />

zwischen den auf einen Samstag fallenden 30. Juni<br />

und den auf einen Sonntag fallenden 1. Juli.<br />

Abgesehen<br />

von dieser Verschiebung des<br />

Schalttages auf<br />

das Ende des Monats Juni würden nur drei Daten<br />

des alten Kalenders aufgehoben,<br />

nämlich der<br />

31. März, 31. Mai und 31.<br />

August, und an ihre Stelle<br />

drei neue Daten treten, der 29. und 30. Februar und<br />

der 31. April.<br />

Bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges befanden<br />

sich diese Reformfragen bereits in einem gewissen<br />

Reifestadium. Nach Abschluß des Krieges ist manches,<br />

das dem Leben der Völker früher Form und<br />

Richtung gegeben hat, endgültig als reif su einer<br />

Aenderung befunden worden. So darf es denn nicht<br />

überraschen, wenn auch die Bestrebungen für die<br />

Einführung eines verbesserten Kalenders an Stelle<br />

des Gregorianischen wieder auflebten.<br />

Beispielsweise haben am 15. und 16. Juli 1946 im<br />

Repräsentantenhaus des Kongresses der Vereinigten<br />

Staaten von Nordamerika die Abgeordneten Karl<br />

E. Mundt und John Kee, und am 1.<br />

Senat die Senatoren E. Murray und H. Alexander<br />

Smith den Entwurf xu einem Gesetz vorgelegt, das<br />

die Einführung des Weltkalenders für die Vereinigten<br />

Staaten von Amerika auf den 1. Januar 1950 vorsicht.<br />

Die Angelegenheit soll durch Beschluß des<br />

Repräsentantenhauses und des Senates der Kommission<br />

für äußere Angelegenheiten zur Prüfung überwiesen<br />

worden sein. Sollten die Vereinigten Staaten<br />

von Nordamerika die Einführung des Weltkalenders<br />

beschließen, so werden sich wohl die<br />

übrigen Nationen<br />

vor die Frage gestellt schen, ob sie die <strong>Neue</strong>rung<br />

ebenfalls annehmen wollen.<br />

Es sei daran erinnert, daß sich seit dem Jahre<br />

1930 auch in der Schweiz ein besonderes Studienkomitee<br />

mit der Frage der Kalenderreform befaßt.<br />

Im Jahre 1931 hat dieses in der Schweb bei kirchlichen<br />

und bürgerlichen Behörden, bei Vertretern der<br />

Wissenschaften und Schulen, bei Verbänden von<br />

Handel, Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft, des<br />

Bank- und Versicherungswesens, des Transportwesens,<br />

der Hotellerie, der Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

usw. eine Umfrage betreffend die Reform<br />

des Kalenders und die Festlegung des Osterfestes<br />

durchgeführt.<br />

<strong>Das</strong> Ergebnis dieser Umfrage üt in<br />

einem Bericht zuhanden des schweizerischen Bundes,<br />

rates und des Sekretariats des Völkerbundes zusammengefaßt<br />

worden. Rund 90% der eingegangenen<br />

Antworten befürworteten damals eine Kalendervereinfachung,<br />

und fast<br />

einstimmig wurde der Vorschlag<br />

zur Festlegung des gutgeheißen.<br />

August 1946 im Osterfestes<br />

Eine Houschrockongoschlchto von Hedwig Kasser<br />

mit Bildern von Pia Roshardt<br />

In der Schwell lind drei besondere Arten von<br />

Heugümpern oder Heuitröffeln heimlich, die in<br />

«Brems Tierleben» nicht aufgeführt werden; die<br />

eine Art entsprang den. spitzen Stifte des Solothurners<br />

Martin Disteli (1802 ; die andere hat der<br />

Bilderbuchmaler Ernst Kreidolf geschaffen («Grashupfer»,<br />

RotapfeKVerlag), und die neueste Spielart<br />

enthUpfte der Hand der naturliebenden, begabten<br />

Pia Roshardt, und Ihre liebenswürdige<br />

n<br />

Vertreter<br />

tummeln sich in dem neuen Bilderbuche tStiiffch<br />

Abenteuer».<br />

(Text<br />

von Hedwig Kassers heraus«<br />

gegeben vom Schweizerischen Arbeiterhilfswerk;<br />

Ertrag zugunsten eines Kinderhelms für erholungs«<br />

bedürftige Schweizerkinder.)<br />

Die natürlichen Vorbilder, eben unsere froh«<br />

inmitten<br />

Heupferde, gehöre n zum Kreis der «Gliedertiere»<br />

und dort nur Klasse der «Inmitten», wo<br />

sie der Ordnung der «GradflUglor» und der Famille<br />

der «Springschrecken» zugezahlt werden. Miese. Geichnpfo<br />

der Sommerwiesen sind es, die mit ihrem<br />

heiteren Aussehen und Gehaben fortwahrend die<br />

Phantasie der Kinder und Künstler anregen; alle<br />

sind sie<br />

lustige Gumposclchcn,<br />

mit länglichen<br />

Pferdeköpfen, kräftigen Frcßzangcn,<br />

zwei Paar Flügeln,<br />

fadendünnen Fülllern und einem verdickton<br />

dritten Beinpaar, mit dem ile sich abstoßen, um<br />

waghalsig Im Abenteuer des Lehens zu schnellen.<br />

Zur wunderlichen Pferdegeatalt hinzu kommt alt besondere<br />

Aufzeichnung Ihr unentwegtes Musikanten«<br />

turn. Mit Hilfe der Flügel, Flügeldecken oder der<br />

Schenkel verstehen sie die Kumt dei Zirpens und<br />

Schrillem auiimUhen. Neben dem Grünen Heupferd,<br />

dun zur Famille der Laub« oder SXbolschrecken suhlt,<br />

trifft man auf unsern Bergmalten elnlgo Arten, die<br />

sich durch blutrote Hintorflügel odor rote Springbeine<br />

auizolclmeni die Schnarrhoiischrcckon, und<br />

ilies» eben lind ei, die ca unserer Miileriii ailgolail<br />

habeni grün der Frack, knallrot die nellie! Don<br />

ihren nennt slo Sniffe I!<br />

StUffel, dessen Ahviitoiior In Wort und Mild<br />

auf zwei Mutzend limiten, lm Ofiict-Pliotolltlius-<br />

Verfahren erfreulich sorgfältig bedruckten, breitformatigen<br />

Solton berichtet worden, kommt auf einer<br />

duftenden Uergwlcso zur Welt; und wlo or In einer<br />

Federschachtel au Tale In die Schule reiat, aber<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 26.03.1948<br />

O. W, Spring<br />

durch mancherlei Lebensgefahren hindurch wieder<br />

den Helmweg su seiner Stüffelln findet, ist auf eine<br />

wahrhaft verschwenderische Welse zum Nährgrund<br />

für betrachtende Kinderaugen geworden. <strong>Das</strong> Buch<br />

ist reich wie ein Stück Natur, es scheint an zirpen,<br />

zu sirren und so duften; aber es herrscht<br />

Ordnung<br />

in der Fülle, und keine Rede ist davon, daß etwa<br />

die Poesie dn<br />

e<br />

Dingen aufgeschminkt<br />

worden wäre,<br />

im Gegenteil« alle die lieben Dinge, die sich da<br />

neben Stoffel tummeln, die Küfer, Hummeln, Falter,<br />

VOgel und Schnecken, die Pilze, Blumen, Gräser<br />

und Raupen, sie sind unverfälscht ao ins Bild eingegangen,<br />

daQ sie zu benennen, ja an bestimmen<br />

sind; und dennoch erscheinen sie unmerklich verklart,<br />

da sie eben durch Auge und Gemüt einer Frau<br />

gegangen sind, die ihnen mit zärtlicher Hand hier<br />

ein Fühlerchen zurechtgelegt, da ein Fältehen gcglättet,<br />

ein Gelgleln oder Glöcklein oder eine<br />

Gnihupftr (nath Kreidolf), lesender Ueusthrtek (nath Disteli)<br />

und Staffel (nach Pia lioshnrdt)<br />

mitsehe, gereicht oder auch nur ein erstauntes Glatt«<br />

äuge, ein drolliges Kopfnicken oder ein übermütig<br />

erhobenes Strampelbein geschenkt hat.<br />

Kind und Ehern habe lange zu schauen und zu<br />

entdecken nnd werden immer wieder von vorn tu<br />

blättern beginnen und verweilen wollen i denn es<br />

fliegt und hüpft nichts, dem nicht außerhalb der<br />

Buchdeckel eine lobendige Welt entspräche, für die<br />

es gut steht. Wonn Distoll seine Heuschrecken verpolitisierte<br />

und zu närrischen, lemurenhaften Gril

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!