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HIS-Absolventenbefragungen - DAAD

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Die berufliche Situation fünf Jahre nach dem Examen<br />

3.12 Realisierte und gewünschte Arbeitszeitformen<br />

Freiräume und Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung sind wichtige Elemente in der Unternehmensorganisation.<br />

Im Idealfall profitieren Mitarbeiter wie Unternehmen von flexiblen Arbeitszeitlösungen,<br />

die es einerseits dem Unternehmen erlauben, den Arbeitsanfall auf die Auftragslage<br />

und die Kundenanforderungen abzustimmen und die andererseits den Beschäftigten Freiräume<br />

geben, um die Arbeit mit anderen Verpflichtungen und Interessen in Einklang zu bringen. Selbstorganisation<br />

und Aufhebung starrer Regelungen prägen deshalb eine moderne Arbeitszeitpolitik,<br />

die im Extremfall sogar auf formale Regelungen verzichtet und die Arbeitszeit vom Markt,<br />

dem geforderten Arbeitsergebnis sowie der Eigenverantwortung der Mitarbeiter bestimmen lässt<br />

(„Vertrauensarbeitszeit“). Allerdings liegt zwischen den großen individuellen Freiräumen und hoher<br />

zeitlicher Inanspruchnahme auch eine Ambivalenz, und nicht immer gelingt es, die Flexibilität<br />

für beide Seiten auszubalancieren. Für viele Akademiker, vor allem wenn sie freiberuflich oder<br />

in Leitungsfunktionen tätig sind, gelten hohe zeitliche Inanspruchnahme und relativ große Freiheitsgrade<br />

in der konkreten Arbeitszeitgestaltung gleichermaßen.<br />

Die hohe Autonomie in der Arbeitszeitgestaltung kommt darin zum Ausdruck, dass mehr als<br />

die Hälfte der befragten Hochschulabsolvent/inn/en ihre Arbeitszeit selbst organisiert (vgl. Tab.<br />

3.12). Gegenüber der Vorbefragung ist dieser Anteil noch einmal gestiegen. Insgesamt unterscheiden<br />

sich die Fachrichtungen in dieser Hinsicht nur wenig. Zwei Fachrichtungen fallen jedoch<br />

heraus: In der Pharmazie sowie der Humanmedizin ist der Anteil derer mit hoher arbeitszeitlicher<br />

Gestaltungsfreiheit am geringsten. Erstere sind vielfach an die Öffnungszeiten der Apotheken<br />

gebunden, die wenig Spielraum lassen. Dementsprechend geben nur 29 Prozent an, die Arbeitszeit<br />

selbst zu organisieren, dagegen sieht ein mit 43 Prozent überdurchschnittlich hoher Anteil<br />

für sich feste, unbeeinflussbare Arbeitszeiten. Noch deutlicher ist diese Diskrepanz in der Medizin:<br />

Nur 13 Prozent organisieren hier ihre Arbeitszeit selbst. Die Einbindung in den Klinikalltag<br />

mit seinen Dienstplänen und Bereitschaftszeiten führt dazu, dass fast zwei Drittel eine feste Arbeitszeit<br />

haben. Die bekanntlich starke zeitliche Belastung der Ärzte schlägt sich in dem hohen<br />

Anteil derer nieder, die eine kürzere Arbeitszeit wünschen (70 %). In der Medizin sind daher auch<br />

die Wünsche nach mehr individuellem Einfluss auf die Arbeitszeit durch Gleitzeitregelungen und<br />

die Möglichkeiten zum Ansparen von Arbeitszeiten besonders stark ausgeprägt.<br />

Wie bei den Mediziner/inne/n werden auch bei den Lehrer/inne/n die organisatorischen Besonderheiten<br />

ihres Arbeitsumfeldes sehr deutlich. Einerseits ist die Arbeit der Lehrer/innen durch<br />

die festen Zeiten in der Schule bestimmt, wobei dies zugenommen zu haben scheint. Andererseits<br />

haben sie in der restlichen Arbeitszeit hohe Autonomie und arbeiten überdurchschnittlich<br />

oft zu Hause. Insbesondere die Lehrer/innen der Sekundarstufen wünschen sich jedoch insgesamt<br />

kürzere Arbeitszeiten, möglicherweise ausgelöst durch steigenden Stundenumfang und die<br />

Tendenz zur Ganztagsschule.<br />

Die übrigen Fachrichtungen ähneln sich, bei allen Unterschieden im Detail, hinsichtlich der<br />

Arbeitszeitformen. Organisatorische Rigiditäten, wie sie die Arbeit von Lehrer/inne/n und Ärzt/<br />

inn/en prägen, mögen hier im Einzelfall auftreten, wirken aber insgesamt weniger stark. Überdurchschnittlich<br />

häufig organisieren Naturwissenschaftler/innen, von denen viele an Hochschulen<br />

oder Forschungsinstituten arbeiten, Informatiker/innen, aber auch Rechtswissenschaftler/innen<br />

sowie Sprach- und Kulturwissenschaftler/innen (hier vermutlich vielfach die Geistlichen) ihre<br />

Arbeit selbst. Der hohe Einfluss auf die eigene Arbeitszeit wird vor allem durch Gleitzeitregelungen<br />

erreicht, die vor allem in (größeren) Unternehmen der Privatwirtschaft üblich sind. In den Ingenieurwissenschaften<br />

verfügen in der Regel zwei Drittel und mehr über Gleitzeitmöglichkeiten,<br />

100<br />

| Der Absolventenjahrgang 2000/2001 fünf Jahre nach dem Hochschulabschluss

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