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Grundlagen der medizinischen Physik

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WS 2013/14, HHU Duesseldorf, Prof. Dr. Mathias Getzlaff<br />

Vorlesung: <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> med. <strong>Physik</strong>, inoffizielle Mitschrift<br />

by: Christian Krause, Matr. 1956616<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte <strong>der</strong> <strong>Physik</strong> in <strong>der</strong> Medizin 3<br />

2 Biomechanik 3<br />

2.1 Statik des Skeletts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.2 Heben / Drücken im Detail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.3 Elastizitätstheorie: Biegung eines Balkens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.4 Muskeltätigkeit: mechanische Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

3 Bio-Fluidmechanik 22<br />

3.1 Zähe Flüssigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.2 Blutkreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

3.3 Atmung + Pneumologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

4 <strong>Physik</strong> <strong>der</strong> Sinne 40<br />

4.1 Ohr: Aufbau + Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.1.1 Außenohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.1.2 Mittelohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.1.3 Innenohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

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WS 2013/14, HHU Duesseldorf, Prof. Dr. Mathias Getzlaff<br />

Vorlesung: <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> med. <strong>Physik</strong>, inoffizielle Mitschrift<br />

by: Christian Krause, Matr. 1956616<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung<br />

Beispiel MRT:<br />

<strong>Physik</strong>er:<br />

• Kernspin<br />

• anregbar in Magnetfel<strong>der</strong>n durch Radiowellen<br />

• unterschiedliche Wasserstoffdichte<br />

– in verschiedenen Geweben<br />

– in gesunden und entarteten Geweben<br />

⇒ Protonenresonanz zur Darstellung von Gewebe<br />

<strong>Physik</strong>: oft zentrale Bedeutung<br />

Beispiel: Röntgenstrahlung<br />

Med. Phy:<br />

• angewandt<br />

• interdisziplinär<br />

Med.Phy ↔ Biophysik:<br />

Diognostik + Therapie ↔ generelles Studium: Zellen, Biomoleküle, Stoffwechselprozesse<br />

Med.Phy ↔ Medizinphysik:<br />

Deutliche Abgrenzung<br />

Med. Technik:<br />

• Entwicklung technischer Geräte zum Einsatz in <strong>der</strong> Medizin<br />

• Ausbildung mit technischem Charakter und ohne vertiefende <strong>Physik</strong>kenntnisse<br />

→ produktorientiert<br />

Med. <strong>Physik</strong>: Kenntnisse <strong>der</strong> grundlegenden <strong>Physik</strong> (QM, Atomphysik, Kernphysik,<br />

Festkörperphysik)<br />

→ erkenntnisorientiert<br />

Berufsfeld<br />

<strong>Physik</strong> schon immer wichtig für die Medizin<br />

Bedeutung steigt immer weiter: <strong>der</strong> Fortschritt <strong>der</strong> EDV → Modellierung komplexer Systeme<br />

• anspruchsvolle Geräte<br />

• Protonenbeschleuniger in <strong>der</strong> Tumortherapie<br />

• MRT/CT<br />

• Nanobiologie, Nanomedizin<br />

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Vorlesung: <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> med. <strong>Physik</strong>, inoffizielle Mitschrift<br />

by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 BIOMECHANIK<br />

1 Geschichte <strong>der</strong> <strong>Physik</strong> in <strong>der</strong> Medizin<br />

16. Jahrhun<strong>der</strong>t: Sezieren von Leichen → innere Aufbau des Körpers → mechanisch, elektrisch,<br />

hydrodynamische Systeme<br />

Harvey: Entdeckung vom Blutkreislauf<br />

von Galen: venöses Blut aus Leber, aterielles Blut aus Herz<br />

17. Jahrhun<strong>der</strong>t:<br />

• Descartes: Beschreibung Physiologie durch Mechanik<br />

• PEntwicklung Mikroskop<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t:<br />

• Euler: Gleichungen für gepulste Wellen in Arterien<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t:<br />

Helmholtz (<strong>Physik</strong>professor und Arzt)<br />

• Fokussiermechanismus im Auge<br />

• Bestimmung <strong>der</strong> Nervensignalgeschwindigkeit (30m/s)<br />

• Muskelarbeit trägt zur Körperwärme bei<br />

• Physiologische Grundlage des Tonempfindens<br />

Röntgen: Röntgenstrahlung 1. Nobelpreis <strong>Physik</strong>: 1901<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>t:<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Tomographieverfahren<br />

CT Nobellpreis Medizin 1979: 3D-Rekonstruktion<br />

PET Position-Elektron-Tomographie<br />

MRT Magnetresonanztomographie<br />

• hohe Auflösung<br />

• keine Nebenwirkungen<br />

• → Nobelpreis Medizin 2003<br />

2 Biomechanik<br />

Erst Statik → Dynamik<br />

1. Skelett<br />

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• System von Stangen<br />

• relative Bewegungen über Gelenke<br />

• Kräfte über Sehnen (→ Drehmomente)<br />

2. Starrer Knochen → elastische Eigenschaften<br />

3. Bewegungsabläufe: mechanische, dynamische Modelle<br />

• Kinematik des Gehens<br />

• Muskeldynamik: physikalische Modelle<br />

2.1 Statik des Skeletts<br />

Gleichgewichtsbedingungen:<br />

• Kräfte ∑ i<br />

⃗F i = 0<br />

• Drehmomente ∑ i<br />

M i = ∑ i<br />

⃗r i × ⃗ F i = 0<br />

⇒ Bestimmung von Kräften:<br />

• Sehnen übertragen Kräfte <strong>der</strong> Muskeln<br />

• Muskelkräfte nur durch Kontraktion<br />

2.2 Heben / Drücken im Detail<br />

1) Heben eines Gewichts mit dem Unterarm, Drehmomente in Ellebogengelenk<br />

Muskel: ⃗ MM = ⃗r × ⃗ F M<br />

M M = a F M sin β = a F M sin (180 ◦ − ϑ) = a F M sin ϑ<br />

Gewicht: M W = L F W sin (90 ◦ − α) = L F W cos α = L F W cos α<br />

Halten des Gewichts M M = M W<br />

F M = F W ·<br />

L<br />

a<br />

}{{}<br />

=8<br />

·cos α<br />

sin ϑ<br />

Typisch: a=0 ◦ , ϑ=70 ◦ ⇒ F M = 8, 5 · F W<br />

Kraft auf Gelenk<br />

F G = √ V 2 + H 2 mit V = F W − F V M und H = F H M<br />

F H M = F M cos (α + ϑ)<br />

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F V M = F M sin (α + ϑ)<br />

⇒ H = F M cos (α + ϑ)<br />

(<br />

⇒ V = F W − F M sin (α + ϑ) = F W 1 − l )<br />

cos α<br />

a sin ϑ sin (α + ϑ)<br />

Mit α = 90 ◦ , ϑ=70 ◦ :<br />

V = −7F W , H = 0, 34F M = 2, 9F W ⇒ F G ≈ 7, 6F W ,<br />

2) Kraft auf die Archillessehne<br />

• Einbeiniger Stand<br />

• Stand auf dem Fußballen<br />

Kräfte:<br />

F G<br />

F W<br />

≈ 7, 6<br />

• Gegenkraft zur Gewichtskraft F W<br />

• Körpergewicht auf den Talus F F<br />

• Kraft entlang <strong>der</strong> Archillessehne F A → Kompensation Drehmoment<br />

Kräftegleichgewicht:<br />

0 = x · F A · sin α − F F · sin ϑ<br />

0 = y · F A · cos α − F F · cos ϑ + F W<br />

Drehmomentgleichgewicht (bezogen auf Auflagepunkt des Schienbeins)<br />

Mit α = 7 ◦ ⇒ cos α ≈ 1<br />

F W · 0, 1m − F A · 0, 05m = 0 ⇒ F A = 2F W<br />

Damit:<br />

x · 2F W · sin 7 ◦ = F F sin ϑ = 0, 24F W<br />

y · F W (2 · cos 7 ◦ + 1) = F F cos ϑ = 3F W<br />

F F sin ϑ<br />

F F cos ϑ = tan ϑ = 0, 24F W<br />

3F W<br />

⇒ F F =<br />

= 0, 08 ⇒ 4, 5 ◦<br />

3F W<br />

cos 4, 5 ≈ 3F W = F F ; 2 · F W = F A<br />

m = 80kg ⇒ an <strong>der</strong> Archillessehne “hängen“ 160 kg! ⇒ Reißen <strong>der</strong> Archillessehne<br />

3) Kräfte beim Gehen<br />

Kein Umfallen: Aufsetzpunkt des Fußes vertikal unterhalb des Körperschwerpunktes (≈<br />

Bauchnabelhöhe)<br />

Betrag und Richtung <strong>der</strong> Kräfte:<br />

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− ⃗ R (auf dem Fermurkopf) − ⃗ F (entlang <strong>der</strong> Abduktorsehne)<br />

∡( ⃗ F , x) = 70 ◦<br />

⃗W : Gewichtskraft des Körpers<br />

⃗N: Normalkraft des Bodens<br />

⃗W B : Gewichtskraft des Beins ≈ 1 7 ⃗ W<br />

Gesamtkraft auf das Bein:<br />

0 = ∑ i<br />

F y<br />

i<br />

= F · sin70 ◦ − R y − 1 7 W + N<br />

0 = ∑ i<br />

F x<br />

i<br />

= F · cos70 ◦ − R x<br />

0 = ∑ i<br />

M i = −F · sin70 ◦ · 7cm − 1 7 W · 3cm + W · 11cm = −6, 6F − 3 7 W + 11W<br />

⇒ F = 1, 6W<br />

Folge: normales Gehen: 1,6 faches Körpergewicht zieht an Abduktorsehne<br />

Erkenntnisse: Schwere Koffer in <strong>der</strong> linken Hand → rechter Fuß weiter innen, linker Fuß weiter außen<br />

→ höhere Belastung <strong>der</strong> Sehne im rechten Bein<br />

Gehstock: Entgegengesetzte Situation (Übung)<br />

Kraft auf Femurkopf<br />

R x = F cos70 ◦ = 0, 5W<br />

R y = F sin70 ◦ = 2, 4W<br />

⇒ R =<br />

√<br />

R 2 x + R 2 y = 2, 5W (!)<br />

Richtung von R<br />

tan ϕ = R x 0, 55W<br />

=<br />

R y 2, 4W<br />

= 0, 23 ⇒ ϕ = 13◦<br />

Knochengewebe im allgemeinen entlang Belastung → Knochenfasern in diesem Winkel<br />

∡ (Kopf, Oberschenkelknochen)<br />

140 ◦ bei jungen Erwachsenen<br />

120 ◦ bei Älteren → höheres Drehmoment auf Knochen → Oberschenkelhalsbruch<br />

Knochenaufbau<br />

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Weitere Funktionen:<br />

• mechanicsher Schutz (Schädel)<br />

• Signalübertragung (Mittelohr)<br />

Jeweilige Optimierung von Struktur + Form<br />

Knochen: Komposit<br />

• 65% Kalziumhydroxylapatit (→ “Ca gut für Knochen“)<br />

• 10% organische Matrix aus Kollagen: elastische Eigenschaften<br />

• 25% Wasser<br />

• zusätzlich Zellen innen + außen mit Blutversorgung<br />

Anorganische Anteile<br />

• 50% bei Kleinkin<strong>der</strong>n<br />

• 60% Erwachsenen<br />

• 70% Alter<br />

⇒ Reduktion <strong>der</strong> Elastizität mit dem Alter<br />

Porösität<br />

> 30% schwammartig, innen<br />

< 30% kompakt, außen<br />

Aufbau in Leichtbauweise: Geflecht von 100µm dünnen Kalziumhydroxylapatitstäbchen → 100%<br />

Porösität<br />

Leichtbauweise: Weniger Masse bei gleicher Stabilität → Gewichtsersparnis<br />

Adaption “Intelligente“ Anpassung an Beanspruchung →<br />

• zusätzliche Kristalldrähtchen entlang Kraftlinien<br />

• bei wie<strong>der</strong>holter Dehnung > 0,1%: Einbau von Ca<br />

• Permanente Nichtbelastung: Abbau von Knochenmaterial<br />

Elastizität des Skeletts<br />

Elastizitätstheorie: Deformation fester Körper unter Kräften<br />

• Dehnung (volumenverän<strong>der</strong>nd)<br />

• Stauchung (volumenverän<strong>der</strong>nd)<br />

• Scherung (volumenkonstant)<br />

• Torsion (volumenkonstant)<br />

• Biegung (volumenkonstant)<br />

jeweils bei kleinen Kräften<br />

Wichtige Begriffe<br />

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• Spannung σ = F A<br />

• Dehnung ε = ∆l<br />

l<br />

Beispiel: Zugspannung: Spannungs-Dehnungs-Diagramm<br />

kleine Dehnungen<br />

• elastischer Bereich<br />

• reversibel<br />

• Hooke’sches Gesetz σ = E · ε mit E: Elastizitätsmodul<br />

Höhere Dehnungen<br />

• plastischer Bereich<br />

• irreversibel<br />

• keine Linearität<br />

• Form hängt von Vorgeschichte ab<br />

Weitere Dehnungen<br />

• Bruch<br />

E: Maß für Steifigkeit, Typische Werte:<br />

Al 71 · 10 9 N/m 2<br />

Pb 19 · 10 9 N/m 2<br />

Holz 13 · 10 9 N/m 2<br />

Bandscheibe 5 · 10 6 N/m 2<br />

Knochen 17 · 10 9 N/m 2<br />

F=100N/mm 2 → ∆l<br />

l<br />

= 0, 6%, durch adaptive Fähigkeit bis 30%<br />

Beispiel: Scherspannung<br />

Scherspannung: τ := F A<br />

Im elastischen Bereich mit G: Schub-, Schermodul und ϑ = ∆x : τ = G · ϑ<br />

l<br />

Oft: G ≈ 1 3 E<br />

Typische Werte<br />

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Al 26 · 10 9 N/m 2<br />

Pb 7 · 10 9 N/m 2<br />

Knochen 9 · 10 9 N/m 2<br />

Weitere Knocheneigenschaften<br />

• Bruchspannung: 124 MPa<br />

• Maximalelongation 1,4%<br />

• Maximaldruck: 170 MPa<br />

• Maximalkontraktion: 1,8%<br />

• max. Scherspannung 54MPa<br />

2.3 Elastizitätstheorie: Biegung eines Balkens<br />

Bei Überbeanspruchung: Bruch<br />

• transversal: Biegung/Scherung<br />

• Torsion: Verdrehung (z.B. Skilaufen)<br />

• schiefwinklig: longitudinale Kompression<br />

• Experiment mit Grünholz: unvollständiger Knochenbruch → insbeson<strong>der</strong>e bei Kin<strong>der</strong>n<br />

Anwendungsbeispiel: Biegung eines Stabes<br />

• elementare Anwendung<br />

• Verständnis: Verbiegung + Bruch von Knochen<br />

– kein Eigengewicht des Stabes<br />

– waagerechtes Einspannen bei x=0<br />

– vertikale Kraft F 0 am Ende des Stabes<br />

– Form <strong>der</strong> Verbiegung: z(x)<br />

– maximale Spannung bei x 0 > Bruchspannung → Bruch bei x 0<br />

– z(x) raumfest<br />

• Neue Koordinate χ(x)<br />

– fest mit Stab verbunden<br />

– verbiegt sich mit<br />

– χ = 0 in <strong>der</strong> Mitte des Stabes<br />

Verbiegung<br />

• unterhalb (seiner Mitte) gestaucht<br />

• oberhalb gedehnt<br />

• Mitte bei x = 0 ≈ keine Längenän<strong>der</strong>ung → “neutrale Faser“<br />

An je<strong>der</strong> Stelle x:<br />

• Krümmung durch lokalen Krümmungsradius<br />

• r(x) im Winkelintervall dϕ konstant<br />

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Faser zu konstantem χ mit l = rϕ<br />

Längenän<strong>der</strong>ung δl = χ dϕ = χ · l<br />

r<br />

→ Hook’sches Gesetz σ(χ, x) = E · δl(χ)<br />

l(χ) = χ E<br />

r(x) *<br />

Tangentiale Zugspannung (für χ > 0)/Druckspannung(für χ < 0) wirkt im<br />

Querschnittsflächenelement dA = b dχ im Abstand χ von <strong>der</strong> neutralen Faser.<br />

Entsprechen<strong>der</strong> Kraftanteil: dF (χ) = σ(χ) dA = σ(χ) · b dχ (∗)<br />

= b E χ r dχ<br />

Im Gleichgewicht: dF (entsteht durch F 0 = elastische Rückstellkraft)<br />

Rückstellkraft: Drehmoment auf Mittelpunkt des Stabes: dM y (χ, x) = −F (χ) · χ = −b E<br />

r(x) χ2 dχ<br />

Integration: M y (x) = −b E<br />

r(x) ·<br />

∫<br />

+d/2<br />

−d/2<br />

χ 2 dχ = − Ebd3<br />

12r(x)<br />

Im Gleichgewicht: Kompensation durch dasjenige, durch F 0 hervorgerufen: M y (x) = F 0 · (L − x)<br />

Damit:<br />

1<br />

r(x) = − 12F 0<br />

(L − x) (**)<br />

Ebd3 Differentialgeometrie: r(x) einer Kurve z(x):<br />

1<br />

r(x) = − z ′′ (x)<br />

(1 + z ′2 (x)) 3 2<br />

Bei kleinen Verbiegungen: z ′ Bruchspannung durch Einreißen an <strong>der</strong> Oberseite bei x = 0<br />

Beeinflussung möglich? → Querschnittsgeometrie → Verbiegungseigenschaften → σ max<br />

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Im Drehmoment steht: b<br />

∫<br />

+d/2<br />

χ 2 dχ allgemein<br />

−→<br />

∫<br />

χ 2 dy dχ =: B· Biete-/Flächenträgheitsmoment<br />

−d/2<br />

Querschnitt<br />

Damit: M y (x) = EB<br />

r(x) ⇒ z(L) = L<br />

3E · F0<br />

B<br />

Max. Spannung: σ max =<br />

d<br />

2B L F 0<br />

Folge: Minimierung <strong>der</strong> Maximalspannung<br />

Betrachtungen zur Knochenform<br />

Querschnitt: Maximierung von B → Masse möglichst weg von <strong>der</strong> neutralen Faser ⇒ optimiertes<br />

Profil: Hohlzylin<strong>der</strong><br />

⇒ Bei Scherkräften auf Knochen: Röhrenknochen<br />

typisch: r a /r i ≈ 1, 8<br />

B Hohlzylin<strong>der</strong> : 1 4 π(r4 a − r 4 i )<br />

Beispiel: Biegespannung auf Femurkopf, σ max ?<br />

Biegemoment B = 3, 29 · 10 −7 m 4<br />

Angreifende Kraft F 0 für m=75 kg; F 0 = 1/2F G · sin 40 ◦ = 1/3mg = 250N<br />

Also: σ max = σ(x = 0, χ = d/2 = r a ) = r a<br />

B L F 0 = 1MP a


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Beispiele<br />

• Optimierung einer Tartanbahn<br />

• Evolution<br />

Fisch Landgang<br />

−→<br />

Reptilien Kriechen→Gehen −→<br />

Beispielhaft im Detail: Gehen<br />

Gehen und Laufen/Rennen<br />

Gehen: Mindestens 1 Fuß mit Bodenkontakt<br />

Rennen: phasenweise kein Bodenkontakt<br />

Säugetiere Meeresgang<br />

−→<br />

Meeressäuger<br />

Studium des Gehens: Kraftplatten: Messung aller Kraftkomponenten mittels x(t), y(t), z(t), wobei<br />

<strong>der</strong> Kraftanteil links und rechts zur Laufrichtung wenig interessant<br />

Damit Bestimmung vieler Größen: → zeitaufgelöste kin. Energie<br />

E kin,x = 1 2 mv2 x mit v x = dx(t)<br />

dt<br />

E kin,y = 1 2 mv2 y<br />

Mittels Filmen <strong>der</strong> Gehbewegung → Höhe des Schwerpunkts → E pot,y<br />

Komponenten <strong>der</strong> Gesamtenergie:<br />

E x = E kin,x<br />

E y = E kin,y + E pot<br />

Typische Geschwindigkeit: 4,5 km/h<br />

Nahezu gegenphasig für x und y → nur wenig Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesamtenergie um max. 40 Joule<br />

Energieän<strong>der</strong>ung pro Zyklus ≡ von Muskeln, extern geleistete Arbeit<br />

W ext = Variation von (E x + Ey)<br />

Zyklus<br />

Effiezienz von Gehen im Vergleich zum Laufen<br />

W x , W y : Energiezunahme pro Zyklus → Rückgewinnung: R = W x + W y − W ext<br />

W x + W y<br />

Maß für Anteil <strong>der</strong> Energie zum Gehen aus Gehbewegung selbst: R = 100%: Kein Energieverlust →<br />

“ballistisch“<br />

R gehen ≈ 65%<br />

R(V ) : Höchste Rückgewinnung bei 5-6 km/h → zügiges Gehen<br />

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}<br />

8 km/h → 15 km/h (100m in 25s)<br />

R → 0<br />

Gehen → Laufen<br />

Freigesetzte pot + kin. Energie geht <strong>der</strong> Vorwärtsbewegung verloren → Ersetzen durch Muskelarbeit<br />

⇒ Rennen deutlich ineffizienter als Gehen.<br />

Grund: Beim Rennen E kin,x und E y in Phase ⇒ Umwandlung E pot,y → E kin,x nicht mehr möglich<br />

E kin,x : nur geringe Variation<br />

E total : große Än<strong>der</strong>ungen<br />

⇒ Beim Rennen viel mehr Muskelarbeit zum Anheben des Körpers<br />

→ zum Abnehmen: (leichter) Dauerlauf (Energieineffizient)<br />

Mechanisches Modell: Ballistisches Gehen<br />

• R=65%<br />

• Muskeln:<br />

– fast keine Arbeit in <strong>der</strong> Schwingphase<br />

– Überwiegend aktiv in <strong>der</strong> doppelten Stützphase, d.h. beide Füße mit Bodenkontakt<br />

⇒ Ballistisches Modell geeignet für Schwingphase<br />

Beschreibung: <strong>Physik</strong>alisches Pendel mit 3 Gelenken<br />

• Fußgelenk<br />

• Kniegelenk<br />

• Femurkopf<br />

Zyklus:<br />

Beginn: Bodenberühung bei<strong>der</strong> Füße (1)<br />

Dann: Schwingphase (2) mit<br />

• Starrem Stützbein<br />

– keine Bewegung um Kniegelenk<br />

– Drehung um Auflagepunkt<br />

• Schwungbein - freies Schwingen um<br />

– Hüftgelenk<br />

– Kniegelenk<br />

Randbegingungen zur Analyse:<br />

• keine Bodenberührung des Schwunfußes während Schwingphase<br />

• Winkel α zwischen Ober- und Unterschenkel 0 ≤ α ≤ 125 ◦ (0 ◦ gestreckt)<br />

• Am Ende <strong>der</strong> Schwingphase (3) bei Bodenberührung des Schwungfußes muss α = 0 ◦ sein, d.h.<br />

gestrecktes Bein<br />

→ Qualitative Diskussions <strong>der</strong> Lösung:<br />

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T n : max. Schwingzeit bei gestrecktem Schwingbein<br />

√<br />

θ<br />

T n = π · mit θ: Trägheitsmoment, z: Abstand Schwerpunkt - Hüftgelenk<br />

mgz<br />

Beinlänge: 1m ⇒ T n ≈ 0, 85s<br />

Mehrere Lösungs“typen“ möglich:<br />

S L : Schrittweite, auf Beinlänge normiert<br />

T s : normierte Schrittdauer<br />

• Gebiet links von A E kin,y so hoch → beide Füße ohne Bodenberühung → “Gehen“ mehr<br />

• Grauer Bereich: Realistische Lösungen, steigende T s → α wird größer; rechte Grenze α = 125 ◦<br />

• links von B und unterhalb des grauen Bereiches, d.h. Schrittlänge < halbe Beinlänge: Ziehen<br />

des Schwungbeins mit Bodenberührung <strong>der</strong> Zehen o<strong>der</strong> Schwungbein beim Aufsetzen nicht<br />

gestreckt im Rahmen des Modells keine “normalen“ Schritte<br />

T s gegen Körpergröße<br />

Fazit:<br />

• einfaches Modell<br />

• trotzdem gute Modellierung des Gehens<br />

Modell: Nutzen für Vorhersage<br />

Beispiel: Gehen auf dem Mond: Geringerer Energiegewinn <strong>der</strong> pot. Energie bei Aufwärtsbewegung<br />

→ weniger Energie in die Vorwärtsbewegung → verlängerte Schwingdauer → langsameres Gehen<br />

g Mond<br />

g Erde<br />

≈ 1 6<br />

√<br />

T n,Mond gMond<br />

= ≈ 2, 45<br />

T n,Erde g Erde<br />

2.4 Muskeltätigkeit: mechanische Modellierung<br />

Kontraktion: Verkürzung von Sarkomeren → Muskelkraft<br />

1. Aufbau und Funktion<br />

2. makroskopisches Muskelmodell<br />

3. Kontraktionsmechanismus: mechanisch, mikroskopisch → für Sarkomere<br />

Muskelaufbau<br />

3 Muskelarten:<br />

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• Herzmuskel (nicht steuerbar)<br />

• weiche Muskeln (z.B. Darm) (nicht steuerbar)<br />

• Skelettmuskeln: bewußte Steuerung durch Nervensignale<br />

Muskelfasern: schnelle und langsame mit etwa Faktor 2, angeordnet zu Bündeln → mehrere 100<br />

Myofibrillen mit Ø≈ 1µm<br />

→ gestapelte Zylin<strong>der</strong>, Höhe 2,5 µm: Sarkomere → Trennung durch z-Scheiben<br />

Kontraktion: Aktin- und Myosineiweißfäden: axial, parallel im Sarkomer<br />

Sarkome: 2x 2000 Aktinfilamente Ø5nm<br />

• bürstenartig von je<strong>der</strong> z-Scheibe<br />

• dazwischen parallel 1000 Myosinfilamente Ø10 nm<br />

• Myosinfilamente ohne Kontakt mit z-Scheibe<br />

3. Bereiche:<br />

• z-Bereich: Sarkomerdeckel + Aktin (I-Band)<br />

• H-Bereich: In <strong>der</strong> Mitte nur Myosin (A-Band)<br />

• A-Bereich: Überlappen bei<strong>der</strong> Filamente (A-Band)<br />

Gleitfilamenttheorie (1954):<br />

Kontraktion durch: Myosin- und Aktinfilamente schieben sich ineinan<strong>der</strong>, maximale Verkürzung 20%<br />

→ Verkleinerung <strong>der</strong> H- und z-Bereiche, A-Band behält länge bei<br />

Mechanismus<br />

Myosinfilament<br />

• 150 Myosinmoleküle mit Myosinköpfchen<br />

• Köpfe: Brücken zum Aktin<br />

Ru<strong>der</strong>bewegung:<br />

• Greifen<br />

• Ziehen zur Sarkomermitte<br />

• Loslassen → Verkürzung um 1% ⇒ 20 Ru<strong>der</strong>schläge bis maximale Verkürzung<br />

Chronologische Abfolge<br />

1. Nervenimpuls<br />

2. Anlagerung am Aktin → Freilegen von Bindungspunkten → Bindung <strong>der</strong> Myosinköpfe am<br />

Aktin<br />

3. Korrelierte Kontraktion<br />

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4. Loslassen einzelner Köpfe, Kontraktion bleibt erhalten<br />

Energiequelle: ATP → P + ADP<br />

Untersuchung: Nervenimpuls → Antwort des Muskels<br />

Isometrische (konstante Länge) Kraftentwicklung (Messung F(t))<br />

Anregung: elektrischer Puls 10 ms → Ca 2+ -Ausschüttung → Kontraktion → Zuckung 100 ms<br />

Mittlere Kraft ⃗ F ≠ 0:<br />

• Folge von Nervenimpulsen<br />

• mit hinreichend hoher Frequenz<br />

• isolierte Muskel<br />

• Sättigung<br />

Menschen: maximale (d.h. sinnvolle) Frequenz 30 - 40 Hz<br />

1860: Bestimmung durch Helmholtz: durch “Lauschen“ am Arm → Selbstversuch machen<br />

Permanent angeregter Zustand: tetanisiert<br />

(+) Skelettmuskel (-) Herzmuskel<br />

Makroskopoisches Muskelmodell<br />

Skelettmuskeln: max. Spannung ≈ 20 N/cm 2<br />

• unabhängig vom Muskel<br />

• unabhängig vom Lebewesen<br />

Kraft F im tetanisierten Zustand: hängt ab von Kontraktionsgeschwindigkeit v:<br />

v ↑⇒ F ↓<br />

“Hill’sche Kraftkurve“, Muskelleistung P = F · v, P maximal bei v ≈ 40%v max<br />

Hill: (F + a)(v + b) = (F 0 + a)b mit F 0 : isometrische Kraft, Leistung damit: P = v(bF 0 − av)<br />

v + b<br />

Beschreibung möglich für:<br />

• alle Muskelarten<br />

• alle Tiere (außer Insekten)<br />

• sehr universell!<br />

→ Erklärung zahlreicher Anwendungen (z.B. Gangschaltung beim Fahrrad)<br />

Also: Stoßdämpfer im Muskel (o<strong>der</strong> Reibung) F R ∝ v<br />

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Ersatzschaltbild unter isometrischen Bedingungen<br />

Muskel: Kraftquelle F 0 (t), Stoßdämpfer parallel mit Dämpfung b<br />

Dazu in Serie: Sehne: elastisch, Fe<strong>der</strong>konstante k<br />

Isometrisch: x 1 + x 2 = const.<br />

Messung F (t) durch F 0 mit Aktivierungspulsen<br />

Sehne: F = k · ∆x 2<br />

Muskel: F = F 0 + bẋ<br />

Kraftquelle: Beschreibung druch Rechteckimpulse<br />

F 0 (t) =<br />

{<br />

F0 bei 0 < t ≤ c<br />

0 bei t ≤ 0 und t > c<br />

Isometrie: ẋ 1 = −ẋ 2<br />

−∆ẋ 2 = −ẋ 2 = − ˙ F<br />

k<br />

⇒ F (t) + b k ˙ F (t) = F 0 (t) mit Anfangsbedingung: F (0) = 0<br />

Damit F (t) = F 0 (1 − e − kt<br />

b )<br />

0 < t ≤ c<br />

Nach t = c · F 0 (t) = 0 ⇒ F (t) = F (c) · e − k(t−c)<br />

b<br />

t > c<br />

Wegen Stetigkeit bei t = c: F (c) = F 0 (1 − e − kc<br />

b )<br />

Dadurch:<br />

• Zuckung verlängert durch Dämpfung<br />

• Tetanisierung möglich<br />

Anwendungsbeispiel:<br />

Optimierung Tartanbahn auf Laufgeschwindigkeit<br />

Modell: Bein (obere Fe<strong>der</strong>, parallel zu Stoßdämpfer) auf Boden (untere Fe<strong>der</strong>)<br />

Beinmuskelparameter so, dass reale Laufdynamik<br />

Beobachtung: Höhere Laufgeschwindigkeit durch kurze Kontaktzeit Boden - Fuß<br />

Abbildung: Fuß-Boden-Kontaktzeit als Funktion <strong>der</strong> Bodenfe<strong>der</strong>konstante (=Härte)<br />

• Kontaktzeit nimmt ab mit zunehmen<strong>der</strong> Härte<br />

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• Minimum bei mittlerer Härte<br />

• wie<strong>der</strong> leichter Anstieg zu höher Härte<br />

Im Minimum: 2% höhere Laufgeschwindigkeit<br />

100m: 9,8s gut, 9,6s Weltklasse<br />

Mikroskopisches Modell Beschreibung: Sarkomerkontraktion mit Gleitfilamenttheorie<br />

Mechanisches Modell zur Simulation <strong>der</strong><br />

• mikroskopoischen Bewegung <strong>der</strong> Myosinköpfe<br />

• ihre Bindung an das Aktin<br />

For<strong>der</strong>ung: Reproduktion Hill’sche Kraftkurve<br />

Denn Muskelkontraktion = ∑ Myosinköpfe/Aktin<br />

Modell beantwortet u.a.:<br />

• Herkunft <strong>der</strong> Reibungskraft<br />

• Abnahme <strong>der</strong> Kraft mit zunehmen<strong>der</strong> Kontraktionsgeschwindigkeit<br />

Kraft-Dehnungskurve (Abstand z-Schreiben)<br />

Normaler “Betriebsmodus“<br />

• Bereich B-C<br />

• (Anfang B-A)<br />

Modell: Nur Bereich B-C<br />

Voraussetzungen<br />

• Berücksichtigung nur des Sarkomers<br />

• Vernachlässigung elastischer Effekte <strong>der</strong> Sehne<br />

• konstante Zahl an Myosinköpfe im Aktinbereich<br />

• vollständige Aktivierung (bei konstanter Ca + -Konzentration)<br />

• isotonische Kraftentwicklung, d.h. konstante Kontraktionsgeschwindigkeit<br />

Myosinkopf<br />

Frei: Bewegung unter Einfluss von je 1 Fe<strong>der</strong> nach links + nach rechts. Bei Bindung an das Aktin:<br />

zusätzliche Kraft<br />

Möglicher aktiver Punkt des Aktins: Abstand x zur } mittleren {{ } Position des Myosinkopfs.<br />

F =0<br />

Maximale Auslenkung des Myosinkopfes: h<br />

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⇒ Bindung nur möglich, wenn x ≤ h<br />

n(x): Anteil <strong>der</strong> Brücken (an Aktin gebundener Myosinkopf in [x, x + dx])<br />

Beiträge zur Kraft:<br />

• nur Myosinbrücken<br />

• keine losen Myosinköpfe<br />

Än<strong>der</strong>ung von n(x) als Funktion von t hängt ab von:<br />

• Myosinköpfen, die noch keine Brücken bilden ∝ 1 − n(x)<br />

• Myosinköpfen in Brücken ∝ n(x)<br />

Damit Ansatz: dn(x)<br />

dt<br />

= f(x) · (1 − n(x)) − g(x) · n(x)<br />

mit f(x), g(x): phänomenologische Gewichtungsfaktoren<br />

• Wahl so: plausibles und realistisches Verhalten<br />

• Charakterisierung: Brückenbildung, -lösung<br />

Annahmen:<br />

⎧<br />

f 1 ⎪⎨<br />

f(x) =<br />

h x für 0 ≤ x ≤ h<br />

⎪⎩<br />

0 für x ≤ 0 und x ≥ h<br />

⎧<br />

⎪⎨ g 2 für x ≤ 0<br />

g(x) =<br />

⎪⎩<br />

g 1<br />

h x für x > 0<br />

Entscheidend für Funktionieren: Asymmetrie von f und g nahe x = 0<br />

−f = 0 für x ≤ 0: Asymmetrie in <strong>der</strong> Kraftentwicklung<br />

−g > 0 für x ≤ 0: Aufbrechen von Brücken<br />

−g(x ≤ 0) = g 2 mit g 2 > g 1 (h): Auflösung nach Vollendung <strong>der</strong> Ru<strong>der</strong>bewegung<br />

Mit v und F konstant:<br />

dn<br />

dt = dn<br />

dx · dx dn<br />

= −v ·<br />

dt dx<br />

mit negativem Vorzeichen wg. Kontraktion<br />

⇒ −v · dn = f(x)(1 − n(x)) − g(x) n(x) = f(x) − (f(x) + g(x)) · n(x)<br />

dx<br />

Zur Lösung Unterteilung in 3 Bereiche:<br />

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1. x > h : f(x) = 0, g(x) = g 1<br />

h · x<br />

2. 0 ≤ x ≤ h : f(x) = f 1<br />

h x, g(x) = g 1<br />

h · x<br />

3. x < 0 : f(x) = 0, g(x) = g 2<br />

Zusätzlich: Stetigkeit von n(x) bei x = 0 und x = h<br />

Lösen in den 3 Bereichen<br />

1. x > h: keine Brückenbildung: n(x) = 0<br />

2. −v dn<br />

dx = f 1<br />

h · x − 1 h (f 1 + g 1 ) · x · n(x)<br />

a) Allgemeine Lösung des homogenen Teils:<br />

dn<br />

dx = f 1 + g 1<br />

· x · n(x) ⇒ n(x) = A · e (f 1 +g 1 )x2<br />

2hv<br />

hv<br />

b) Eine spezielle Lösung <strong>der</strong> inhomogenen Differentialgleichung<br />

Wähle n(x) = B = const.<br />

0 = f 1<br />

h · x − f 1 + g 1<br />

· x · B ⇒ B = f 1<br />

h<br />

f 1 + g 1<br />

c) Lösung <strong>der</strong> DG: Lösung <strong>der</strong> homogenen Gleichung + spez. Lösung <strong>der</strong> inhomogenen<br />

Gleichung<br />

n(x) = A · e (f 1 +g 1 )x2<br />

2hv + f 1<br />

f 1 + g 1<br />

Wegen Stetigkeit n(x = h) = 0<br />

A = − f 1<br />

e (f 1 +g 1 )h2<br />

2hv ⇒ n(x) = f (<br />

)<br />

1<br />

1 − e (f 1 +g 1 )(x2 −h 2 )<br />

2hv<br />

f 1 + g 1 f 1 + g 1<br />

3. x < 0<br />

−v dn<br />

dx = −g 2n(x) ⇒ dn<br />

dx = g 2<br />

v n(x) ⇒ n(x) = C · e g 2<br />

v x<br />

Stetigkeit bei x = 0: nutze Lösung aus Bereich (2)<br />

C = n(0) = − f (<br />

)<br />

1<br />

1 − e (f 1 +g 1 )h2<br />

2hv<br />

f 1 + g 1<br />

⇒ n(x) = f (<br />

)<br />

1<br />

1 − e (f 1 +g 1 )h<br />

2v<br />

f 1 + g 1<br />

e g 2<br />

v x<br />

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Normierung auf Sarkomerlänge s<br />

x → x s , h → h s , v → v s ,<br />

Kontraktionsgeschwindigkeit: V = 2 v s<br />

Setze: Φ = (f 1 + g 1 )h<br />

s<br />

Damit:<br />

⎧<br />

f<br />

( 1<br />

1 − e − 2Φ V<br />

f 1 + g 1<br />

⎪⎨ (<br />

n(x) = f 1<br />

1 − e Φ V<br />

f 1 + g 1<br />

)<br />

e 2g 2<br />

sV x x < 0<br />

( x<br />

2<br />

h 2 −1 ))<br />

0 ≤ x ≤ h<br />

⎪⎩<br />

0 x > h<br />

V = 0: konstante Wahrscheinlichkeit für Myosinbrücke für 0 ≤ x ≤ h<br />

V > 0: Myosinbrücke, entstanden bei x > 0, verschoben nach x < 0, dann aufbrechen<br />

V ↑: Resultierende Kraft verringert<br />

• kontraktile Kraft nur durch Myosinbrücken mit x > 0, für x > 0 entgegengesetzte Kraft<br />

• Ru<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Myosinköpfe → verringerte Zeit für Kraftentwicklung<br />

n(x) → F<br />

Myosinkopf lenkt Fe<strong>der</strong> aus: F = k · x<br />

Sei:<br />

m: Anzahl <strong>der</strong> Myosinbrücken /m 3<br />

s/2: halbe Sarkomerlänge<br />

ll Abstand <strong>der</strong> Bindungspunkte entlang <strong>der</strong> Aktinfaser l > h<br />

⇒ 1 Zyklus (1 Ru<strong>der</strong>schlag) bei Muskelverkürzung um l<br />

Arbeit W = F · l<br />

Wird geleistet von:<br />

• allen gebundenen Myosinköpfen<br />

• mit unterschiedlicher Auslenkung<br />

⇒ F · l =<br />

∫<br />

+∞<br />

m s 2 n(x) · kx dx Seite 21<br />

−∞


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⇒ F = msk<br />

2l<br />

∫<br />

+∞<br />

−∞<br />

n n(x) dx = msk<br />

2l<br />

⎛ ⎞<br />

f 1 h 2<br />

⎝1 − ... ⎠<br />

f 1 + g 1 2 }{{}<br />

=0: V =0<br />

⇒ Hyperbolischer Verlauf <strong>der</strong> Hill-Kurve nur phänomenologisch<br />

Beste Anpassung für:<br />

g 2<br />

f 1 + g 1<br />

= 3, 9 ,<br />

f 1<br />

= 3 f 1 + g 1 16 , kh 2<br />

2l<br />

= 3 4<br />

Isometrischer Fall (V = 0)<br />

max. Kraft: F 0 = mskh2<br />

4l<br />

f 1<br />

f 1 + g 1<br />

3 Bio-Fluidmechanik<br />

Strömende Medien in Lebewesen:<br />

• Blutkreislauf<br />

• Atmung<br />

Flüssigkeiten: inkompressibel<br />

Gas: kompressibel<br />

Elementare Hydrodynamik:<br />

• homogen<br />

• starre Wände<br />

• Viskosität geschwindigkeitsabhängig<br />

⇒ Blug in A<strong>der</strong>n: kein einfaches System<br />

Grundbegriffe Hydrodynamik<br />

• Strömungsgeschwindigkeit: Vektorfeld ⃗u(⃗r, t); wenn stationär: ⃗u(⃗r, t) = ⃗u(⃗r)<br />

• Stromlinie: Tangente an jedem Punkt, keine Überschneidung, aber Durchmischung<br />

• Trajektorie: stetige Kurve ⃗r(t) eines Volumenelementes; stationärer Fall:= Stromlinmie<br />

• Laminare Strömiung: sauber getrennte Stromlinien<br />

Turbulente Strömung: Durchmischung<br />

• Intrinsische Reibungskraft: ⃗ F R : tangentiale Kraft bei unterschiedlichem ⃗u. In Realität: ⃗ F R ≠ 0<br />

– ⃗ F R = 0: Ideale Flüssigkeit<br />

– ⃗ F R ≠ 0: zähe Flüssikeit<br />

– Laminar: ⃗ F R >> Beschleunigungskraft<br />

– Turbulent: ⃗ F R Beschleunigungskraft<br />

• Viskosität η: Stärke <strong>der</strong> inneren Reibung<br />

• Fluidität: 1/η<br />

• kinematische Zähigkeit: η/ρ mit ρ: Dichte des Mediums<br />

Bestimmung von η<br />

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Messung mit Viskosimeter: Scherkraft F x ∝ u p<br />

h<br />

mit h: Abstand zur festen Ebene<br />

Differentiell: F x = η du x<br />

dy<br />

η konstant: Newton’sche Flüssigkeit<br />

Typische Werte:<br />

Wasser<br />

Honig<br />

Luft<br />

Glas<br />

1 mPa· s<br />

10.000 mPa· s<br />

0,017 mPa· s<br />

10 19 mPa· s<br />

1 Poise:= 0,1 Pa·s<br />

1 mPa· = 1 cP<br />

Substantielle Ableitung<br />

Mögliche Definition dV<br />

• in Euler-Koordinaten: dV raumfest<br />

– (x, y, z, t) unabhängige Koordinaten<br />

– Strömung in das / aus dem dV<br />

• in Lagrange-Koordinaten: dV teilchenfest<br />

– Mitbewegung mit dem Stromlinienfeld (x(t), y(t), z(t))<br />

– Formän<strong>der</strong>ung möglich<br />

Sei α Variable (z.B. p, T, ⃗u)<br />

Im Lagrangebild: Än<strong>der</strong>ung von α als Funktion von t<br />

• zeitliche Än<strong>der</strong>ung innerhalb von dV<br />

• dV an an<strong>der</strong>enm Ort in an<strong>der</strong>er Umgebung<br />

Innerhalb dt Än<strong>der</strong>ung von α um δα:<br />

δα = ∂α<br />

∂t δt +<br />

∑<br />

j=x,y,z<br />

∂α<br />

∂j δj<br />

Division durch δt und δj<br />

∂t = u j<br />

∂α<br />

∂t +<br />

∑<br />

j=x,y,z<br />

Ideale Flüssigkeit<br />

∂α<br />

∂j u j = ∂α<br />

∂t (⃗u · ⃗∇)α =: Dα<br />

Dt<br />

⃗F R = 0, Lagrangebild, α = ⃗u<br />

subst. Ableitung<br />

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substantielle Beschleunigung = Gesamtkraft auf dV<br />

∂⃗u<br />

∂t + (⃗u · ⃗∇)⃗u =<br />

⃗g − 1 }{{} ρ<br />

Gravitation<br />

⃗∇p<br />

}{{}<br />

Druckdifferenz<br />

Integration liefert Bernoulli-Gleichung<br />

p + 1 2 ρu2 = p 0 = const mit p 0 = Gesamtdruck<br />

(Graphik zur verjüngendem Rohr) Im dickeren Bereich dV = A 1 · ∆x 1<br />

Energie zur Verschiebung über A 1 · W 1 = F 1 · ∆x 1 = p 1 · A 1 · ∆x 1 = p 1 · ∆V 1<br />

Energie zur Verschiebung über A 2 · W 2 = F 2 · ∆x 2 = p 2 · A 2 · ∆x 2 = p 2 · ∆V 2<br />

Wegen ∆V 1 = ∆V 2 und E = W = const.<br />

E kin,1 + W 1 = E kin2 + W 2 , mit m = ρ∆V :<br />

1/2ρv 2 1 + p 1 = 1/2ρv 2 2 + p 2 = const.<br />

⇒ Wenn Geschwindigkeit größer wird, muss <strong>der</strong> Druck kleiner werden.<br />

3.1 Zähe Flüssigkeiten<br />

⃗F r nicht mehr vernachlässigbar mit ⃗ F R ∝ η∆⃗u<br />

∂⃗u<br />

∂t + (⃗u⃗ ∇)⃗u = ⃗g − 1 ρ ⃗ ∇p + η ρ ∆⃗u<br />

Navier-Stokes-Gleichung: Vektoranalysis: (⃗u ⃗ ∇)⃗u = 1 2<br />

Beispiele:<br />

}{{}<br />

⃗∇u 2 − ∇ ⃗ × ( ∇ ⃗ × ⃗u)<br />

} {{ }<br />

räuml. Än<strong>der</strong>ung Rotation→Wirbelbildung<br />

1. Plattenviskosimeter: Nehme<br />

• laminare Strömung ⇒ keine Wirbelbildung<br />

• zeitlich konstant ⇒ subst. Ableitung verschwindet<br />

• Gravitation vernachlässigbar ⇒ ⃗g = 0<br />

• kein Druckgradient ⇒ ⃗ ∇p = 0<br />

⇒ ∆⃗u = ⃗0<br />

u y = 0, u z = 0,<br />

∂u x<br />

x<br />

= 0, ∂u x<br />

∂u z<br />

= 0<br />

∂ 2 u x<br />

∂y 2 = 0 ⇒ u x(y) = c 1 y + c 2<br />

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Randbedingungen: u x (0) = 0,<br />

u x (h) = u p<br />

⇒ u x (y) = u p<br />

h · y<br />

2. Strömungsprofil in zylin<strong>der</strong>förmigen Rohr<br />

Hohlzylin<strong>der</strong> mit Radius R, sei<br />

• stationär ⇒ D⃗u<br />

Dt = 0<br />

• keine Gravitation ⇒ ⃗g = 0<br />

• Druckdifferenz für Strömung<br />

⇒ 0 = − ⃗ ∇p + η∆⃗u<br />

• In Zylin<strong>der</strong>koordinate (r, ϕ)<br />

• Symmetriegründe: keine Azimuthabhängigkeit<br />

⇒ u x (r) = R2 − r 2<br />

4η<br />

(<br />

− dp )<br />

dx<br />

• Rotationsparaboloid mit Maximum bei r=0<br />

• Strömungsverhalten in Rohren: Hagen-Poiseuille’sches-Gesetz<br />

Fluss durch Integration über Querschnitt:<br />

Φ = πR4<br />

8η<br />

(<br />

− dp )<br />

dx<br />

⇒ Φ ∝ R 4 : Verengung um 15% ⇒ halber Fluss → Arterienverkalkung!!<br />

Wirbelbildung, Reynoldszahl<br />

Objekt <strong>der</strong> Größe L: Flüssigkeit: um-/durchfließen mit Geschwindigkeit U.<br />

Variablensubstitution mit L und U, so → dimensionslose Größe: ∗<br />

x = L · x∗,<br />

∇ = 1 L · ∇∗<br />

u = U · u∗, ∇ = 1 L 2 · ∆∗ t = L U · t∗, p<br />

ρ = U 2 · p∗<br />

ρ<br />

∂⃗u<br />

∂t + (⃗u⃗ ∇)⃗u = − 1 ρ ⃗ ∇p + η ρ ∆⃗u<br />

U 2 ∂u∗<br />

L∂t∗ + U 2<br />

L (⃗u ∗ +⃗ ∇∗)⃗u∗ = − U 2 ∇ ⃗ ∗ ⃗p∗<br />

+ ηU 2<br />

ρL ρL 2 U ∆ ∗ ⃗u∗<br />

∂u∗<br />

∂t∗ + (⃗u ∗ ∇∗)⃗u∗ ⃗ = − 1 ∇<br />

ρ ⃗ ∗ p ∗ +<br />

η<br />

ρUL<br />

} {{ }<br />

1<br />

Re<br />

∆ ∗ ⃗u∗<br />

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mit Re = ρUL<br />

η<br />

Reynoldszahl, dimensionslos<br />

Folge:<br />

• Systeme mit identischer Reynoldszahl → identische Bewegungsgleichungen → gleiches<br />

Verhalten, unabhängig von<br />

– Ausdehnung<br />

– Viskosität<br />

→ Windkanalversuche<br />

• Wirbel durch (⃗u ∗ ⃗ ∇∗)⃗u∗ Term klein halten → Reibungsterm groß → Re klein<br />

Jedes System: kritische Reynoldszahl Re c mit Re > Re c : Turbulenzen, z.B. Wasser im Rohr:<br />

Re c ≈ 2300 → Erhöhung von Re:<br />

• Objekt größer<br />

• schnelleres Fließen<br />

• kleinere Viskosität<br />

Alternativ: Re = ρUL<br />

η<br />

= ρU 2 L 3<br />

ηL 2 U =<br />

2E kin<br />

W Reibung<br />

laminar: E kin klein o<strong>der</strong> W Reibung groß<br />

3.2 Blutkreislauf<br />

Blut in A<strong>der</strong>n:<br />

• nicht homogen (gelöste Teilchen)<br />

• dehnbare Wände<br />

• gepulster Druck<br />

• nicht-Newton’sch (η ≠ const.)<br />

• Daten:<br />

– ≈ 6 l im Körper<br />

– Ø4-5 mm<br />

– Länge ≈ 100 km<br />

Zusammensetzung<br />

Grundsubstanz: Blutplasma<br />

• 90% Wasser, 10% Proteine<br />

• homogen<br />

• Newton’sch mit η P lasma ≈ 10 cP ≈ η H2 O<br />

Gelöste Teilchen:<br />

• diverse in kleinen Mengen → verschiedene Aufgaben<br />

• Blutzellen<br />

Blutzellen<br />

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• Erythrozyten (rote Blutkörperchen)<br />

– Anteil ≈ 45% → Hämatokrit<br />

– in <strong>der</strong> Mitte eingerichtete Scheiben<br />

– Ø≈ 7,5 µm<br />

– Höhe ≈ 2,8 µm<br />

– Dichte: 5 · 10 6 /mm 3<br />

– Aufgabe:<br />

∗ Bindung O 2 in <strong>der</strong> Lunge<br />

∗ Abgabe im Körper<br />

∗ Abgabe CO 2 in <strong>der</strong> Lunge<br />

– Bildung im Knochenmark<br />

– Lebensdauer ca. 4 Monate<br />

– Entsorgung in Leber + Milz<br />

• Leukozyten (weiße Blutkörperchen)<br />

– kugelförmig<br />

– Øeinige µm<br />

– Aufgabe: Infektbekämpfung<br />

– Dichte: 5 · 10 3 /mm 3<br />

• Thrombozyten (Blutplättchen)<br />

– Ø2, 5µm<br />

– Aufgabe: Blutgerinnung<br />

– Dichte 2 · 10 5 /mm 3<br />

• Komposition<br />

– abhängig von Durchmesser <strong>der</strong> A<strong>der</strong> → nichtkonstantes η<br />

Schema Blutkreislauf<br />

• verzweigtes Rohrsystem<br />

• elastische Wände<br />

• selektiv durchlässige Wände<br />

• nicht-Newton’sche Flüssigkeit<br />

• Pumpe: Herz<br />

• zwei gekoppelte (→ im Herzen) Kreisläufe: rot=O 2 -reich, blau=O 2 -arm<br />

Kleiner Kreislauf<br />

• Herz → Lunge → Herz<br />

• In Lunge:<br />

– CO 2 -Abgabe<br />

– O 2 -Aufnahme 72% → 97% des Sättigungswerts<br />

• Minimaldruck 5mmHg, Maximaldruck 25 mmHg (1mmHG = 133 Pa = 1,33 hPa)<br />

Großer Kreislauf Herz → Körper → Herz<br />

• Blutfluss Parallelschaltung mit Anteil<br />

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Herz:<br />

Darm 35%<br />

Nieren 20%<br />

Gehirn 15%<br />

Muskeln 15%<br />

Haut/Knochen 10%<br />

Herzgefäße 5%<br />

• Minimaldruck 70 mmHg<br />

• Maximaldruck 120 mmHg<br />

• Pumpleistung<br />

– typisch 5l/min<br />

– zwischen 2l und 20 l/min<br />

• kein symmetrischer Aufbau bzgl. bei<strong>der</strong> Kreisläufe<br />

• Pumpenzyklus<br />

– Systole (Zusammenziehen des Herzmuskels)<br />

∗ alle Herzklappen geschlossen<br />

∗ Druckanstieg in den Herzkammern (Ventrikel)<br />

∗ bis Öffnung Aortaklappe → Austreiben des Blutes → Druckabbau<br />

– Diastole (Entspannung)<br />

∗ Öffnung Mitralklappe (Vorhof ↔ Ventrikel)<br />

∗ Blut aus kleinem Kreislauf → Ventrikel<br />

In 70 Jahren 2 Milliarden Zyklen<br />

Hydrodynamisches Verhalten Druck+Geschwindigkeit<br />

• Variation von p mit <strong>der</strong> Herzfrequenz<br />

• zunehmende Entfernung vom Herzen: → Rückgang oszillatorischer Anteil → p ≈ const. in<br />

Kapiallaren + Venen<br />

• diese Dämpfung durch<br />

– elastische Wände<br />

– Muskeln um A<strong>der</strong><br />

• Geschwindigkeit<br />

– Aorta 25 cm/s<br />

– Kapillare ≤ 0,5 mm/s<br />

– Lungenkapillare 2 mm /s → gegingerer Strömungswi<strong>der</strong>stand → niedrigerer Druck<br />

• Druck unterschiedlich für verschiedene Gefäße<br />

Systole Diastole [mmHg]<br />

große Aorta 100-140 60-70<br />

Arterienkapillare 30 30<br />

Venenkapillare 10 10<br />

große Vene 1-3 1-3<br />

• zusätzlich Schweredruck 70 mbar (Kopf) linear −→ 250 mbar (Füße)<br />

• Blutdruckzunahme im Alter<br />

– Verengung durch Arterienverkalkung<br />

– verringerte Wandelastizität (Compliance)<br />

• Typische Blutdruckmessung<br />

– große Arterie<br />

– in Herzhöhe<br />

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• Standardmeßgeräte: Sphygmomanometer<br />

• Genauere Messungen: invasiv<br />

• Fließgeschwindigkeit: Doppler-Sonographie<br />

Viskosität<br />

• keine Konstante<br />

• Abhängigkeit von:<br />

– Hämatokrit<br />

– Scherrate j = dv x<br />

dy<br />

• Blutplasma (H = 0) η1, 2cP unabhängig von j<br />

• zunehmen<strong>der</strong> Hämatokrit: η steigt stark an mit ∝ 1 j<br />

• bei hoher Scherrate (j >> 10/s): η = const.)<br />

• bei abnehmen<strong>der</strong> Scherrate: η starker Anstieg → Problem für dünne Kapillare<br />

• Ausweg: Abnahme des Hämatokrits<br />

• Untere Grenze für Gefäßdurchmesser: Größe <strong>der</strong> Erythrozyte (≈ 7, 5µm)<br />

• Formän<strong>der</strong>ung:<br />

– Paraboloidform<br />

– Reihenanordnung<br />

Blutfluß: physikalische Modellierung<br />

Strömungsprofil<br />

j(η): Streckspannung τ mit τ > τ 0 : nur Scherung, kein Blutfluß<br />

→ Casson-Gleichung √ j = (√ τ − √ τ 0<br />

)<br />

·<br />

“Casson-Konstante“<br />

1<br />

√ η<br />

mit<br />

1<br />

√ η<br />

verallgemeinerte Viskosität<br />

Bei hohen Scherspannungen (τ 0


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Quantitativ<br />

Stationärer Zustand ⇒ Kräftegleichgewicht: Kräfte auf Flüssigkeitszylin<strong>der</strong> mit Radius r<br />

• ∆p auf Boden und Deckel<br />

• Scherspannung τ tangential am Mantel<br />

Konstantes Strömungsprofil, du<br />

dr < 0<br />

τ · 2πr = −πr 2 dp<br />

dx ⇒ τ = −r dp<br />

2 dx<br />

τ W and = − a 2<br />

dp<br />

dx mit a: A<strong>der</strong>radius, τ 0 = − r c dp<br />

2 dx<br />

Wenn τ W and < τ 0 : kein Fluß, nur Deformation<br />

• Casson-Gleichung √ τ = √ j √ η + √ τ 0<br />

• √ √<br />

τ = − r dp<br />

2 dx<br />

• j = − du<br />

dr<br />

(√<br />

⇒ − du<br />

dx = 1 η · − r 2<br />

Integration und u(a) = 0,<br />

)<br />

dp<br />

dx − √ 2<br />

τ 0<br />

(<br />

r c = − 2τ 0<br />

dp<br />

dx<br />

)<br />

u x (r) = − 1 (<br />

dp<br />

(a 2 − r 2 ) − 8 )<br />

rc (a<br />

4η dx<br />

3√ 3/2 − r 3/2 ) + 2r c (a − r) für r c ≤ r ≤ a<br />

Damit u x (a) = 0<br />

u x (r c ) = u c = − 1 dp<br />

4η dx<br />

∫ a<br />

Damit Fluß φ = 2π<br />

• − dp<br />

dx ≤ 2τ 0<br />

a<br />

0<br />

( )<br />

(√ √ ) 3 √a 1√ a − rc + rc mit u(0 ≤ r ≤ r c ) = u c = const.<br />

3<br />

u(r)r dr Für:<br />

nur Scherung Φ = 0<br />

• − dp<br />

dx ≥ 2τ 0<br />

a Φ = πa 4<br />

8η<br />

dp<br />

dx<br />

} {{ }<br />

H−P Korrekturfaktor<br />

F (ξ)<br />

F (ξ) = 1 − 16 √ 4 ξ +<br />

7 3 ξ − 1<br />

21 ξ4 mit ξ = 2τ (<br />

0<br />

− dp ) −1<br />

a dx<br />

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Zunahme ξ → Abnahme F → Fluß sinkt<br />

Zunahme z.B. durch Abnahme Druckdifferenz → unterhalb Minimaldruck: keine Strömung, nur<br />

Deformation<br />

Warum Casson und nicht Hagen-Poiseuille?<br />

Ursache Mikroskopisch: Erythrozyten<br />

Bei kleinen Scherraten: Bildung von Stapeln (wie Geldrollen)<br />

Höhere Scherraten: keine Stapelbildung → eher Newton’sch<br />

Viskosität von Blut: erstaunlich gering → Deformierbarkeit von Erythrozyten<br />

Bei Sichelzellen-Anämie<br />

• sauerstoffarme Erythrozyten<br />

• sichelförmige Gestalt<br />

• Verlust <strong>der</strong> Elastizität → Anstieg <strong>der</strong> Viskosität → Messung → Diagnose von Krankheiten<br />

Elastische Wände<br />

2 wichtige Auswirkungen:<br />

1. Dämpfung + Harmonisierung des gepulsten Flusses<br />

2. Zeitweise Umwandlung E kin → E elast → Verringerung E kin → Reduzierung Re →<br />

Unterdrückung Wirbelbildung<br />

Blut in A<strong>der</strong>n: Re c = 400<br />

Re > Re c<br />

• Verengungen<br />

• Verzweigungen<br />

• Herzklappe → Flußverengung → Probleme!<br />

Modellierung elastische Wände<br />

• Herzschlag → Fluß Φ in Arterie → Ausdehnung<br />

• Venen, Kapillaren: In dieser Situation harte Wände<br />

• Beschreibung <strong>der</strong> Wirkung elastischer Wände: “Windkesselmodell“<br />

• Windkessel: Behälter<br />

– Aufnahme eines Fluids aus Quelle mit zeitabhängigem Fluß<br />

– Speichern<br />

– Ausgabe einer homogenisierten Flußrate<br />

Technische Anwendungen:<br />

• Heizungssystem<br />

• Feuerwehrspritzen<br />

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• Ölpipelines<br />

Im Blutkreislauf:<br />

• Ausdehnung <strong>der</strong> Aorta<br />

• Aufnahme zusätzlichen Blutes<br />

• Abschwächung <strong>der</strong> Druckpulse<br />

Im elastischen Bereich: Hook’sches Gesetz: Dehnung ∝ Spannung, d.h. Blutdruck ∆V ∝ p<br />

dV<br />

dt = k · dp<br />

dt<br />

k: Materialkonstante <strong>der</strong> A<strong>der</strong>wand<br />

Druck am Eingang des Gefäßes p(t)<br />

Flußwi<strong>der</strong>stand R am Ende des elastischen Bereiches R = p Φ<br />

Damit Kontinuitätsgleichung: Φ = k · dp(t)<br />

dt<br />

+ p(t)<br />

R<br />

Hineinfließen= erhöhung Blutvolumen im Windkessel + Abfluß<br />

ṗ + 1<br />

kR p = Φ k<br />

1) Lösung des homogenen Teil<br />

ṗ + 1<br />

t<br />

p = 0 ⇒ p(t) = λ · e− kR<br />

kR<br />

Inhomogene Lösung (Variation <strong>der</strong> Konstanten)<br />

ṗ + 1<br />

kR p = Φ t<br />

, p(t) = λ(t)e− kR<br />

k<br />

⇒ ṗ(t) = ˙λ(t)e − t<br />

kR − λ(t)<br />

1<br />

kR e− t<br />

kR<br />

Einsetzen: ˙λ(t)e − t 1<br />

kR −λ(t)<br />

kR e− t 1<br />

kR +<br />

kR e− t<br />

kR<br />

} {{ }<br />

=0<br />

˙λ(t) = Φ(t)<br />

k<br />

λ(t) = 1 k<br />

∫ t<br />

0<br />

· e− t<br />

kR<br />

Φ(τ)e τ<br />

kR dτ + λ0<br />

Damit: p(t) = 1 ∫ t<br />

k e− t<br />

kR<br />

0<br />

Φ(τ)e τ<br />

kR dτ + λ0 e − t<br />

kR<br />

= Φ(t)<br />

k<br />

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Bei t = 0: p(t = 0) = λ 0 = p 0<br />

Exemplarisches Beispiel: p(t = 0) = λ 0 = p 0 = 0<br />

Damit: p(t) = Φ ∫ t<br />

0<br />

k e −t<br />

kR<br />

( )<br />

p(t) = RΦ 0 1 − e − t<br />

kR<br />

0<br />

e τ Φ<br />

]<br />

0<br />

kR dτ =<br />

k e− t<br />

kR<br />

[kR e − t<br />

kR − kR<br />

Bei starren Wänden (k = 0): p(t) = RΦ 0 = const.<br />

Dynamik <strong>der</strong> Druckpulse<br />

• I.a. analytisch nicht lösbar<br />

• 2 Ansätze zur Veranschaulichung<br />

• keine Gravitation<br />

• starre Wände<br />

• laminare Strömung<br />

• Geschwindigkeitskomponente nur in axialer Richtung x u x<br />

• keine Wirbel<br />

Navier-Stokes:<br />

∂⃗u<br />

∂t + (⃗u⃗ ∇) ⃗u = ⃗g − 1 ∇p<br />

} {{ }<br />

}{{} ρ ⃗ + η ρ ∆⃗u<br />

=0(laminar) =0(keine Grav.)<br />

→ ∆f = ∂2 f<br />

∂r 2 + 1 ∂f<br />

r<br />

ρ ∂u x<br />

∂t<br />

∂r + 1 ∂ 2 f<br />

r 2 ∂ϕ<br />

}{{}<br />

2<br />

=0<br />

= − ∂p ( ∂ 2<br />

∂x + η u x<br />

∂r 2 + 1 r<br />

+ ∂2 f<br />

∂ϑ 2<br />

}{{}<br />

=0<br />

)<br />

∂u x<br />

∂r<br />

Nichtstationäre, pulsierende Strömung<br />

Sei Druckän<strong>der</strong>ung sinusförmig:<br />

∂p(x, t)<br />

∂x<br />

= p ′ 0 e iωt<br />

dann auch Geschwindigkeit u x (r, t) = u x (r)e iωt mit Randbedingung u x (R) = 0<br />

Also: ∂u x<br />

∂t<br />

= iωu x (r) e iωt<br />

∂u x<br />

∂r = ∂u x(r)<br />

eiωt<br />

∂r<br />

( ∂<br />

Einsetzen: iωϕu x (r) = −p ′ 2 u x (r)<br />

0 + η<br />

∂r 2 + 1 r<br />

)<br />

∂u x (r)<br />

∂r<br />

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Setze: y = 1 R , α = R √ ωp<br />

η<br />

⇒ r = yR, ω = α2<br />

R 2 · η<br />

ϕ<br />

∂<br />

∂r = 1 R · ∂<br />

∂y<br />

∂ 2<br />

∂r 2 = 1 ∂ 2<br />

R 2 ∂y 2<br />

Einsetzen<br />

∂ 2 u x<br />

∂r 2<br />

+ 1 y<br />

∂u x<br />

∂r − iα2 u x = p ′ R 2<br />

0<br />

η<br />

Bessel-Diff.gleichung → Lösung bekannt<br />

(<br />

u x (r, t) = p′ 0 R2<br />

iηα 2 1 − J 0(αy √ )<br />

i)<br />

J 0 (α √ e iωt mit J 0 : Besselfunktion nullter Ordnung <strong>der</strong> ersten Art<br />

i)<br />

J 0 (x) = 1 π<br />

∫ π<br />

0<br />

cos(τ − xsin(τ))dτ<br />

Zuerst Än<strong>der</strong>ungen am Rand, dann in <strong>der</strong> Mitte. Mit zunehmendem α<br />

• in <strong>der</strong> Mitte zunehmend flacher<br />

• dort Schwingungen in Phase wie kompakter Körper<br />

Elastische Wände<br />

Moens-Korteweg-Modell<br />

• u x (r) = const (stimmt für großes α)<br />

• nur kleine Dehnung: ∆r


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⇒ ∂2 u x<br />

∂x ∂t = 1 ∂ 2 p<br />

ρ ∂x 2 (1)<br />

Wegen Massenerhaltung von Flüssigkeiten → Kontinuitätsgleichung<br />

∂ρ<br />

∂t + ∂<br />

∂x (ρu x) = 0<br />

Fluid inkompressibel: Flüssigkeit in das Volumen = Flüssigkeit aus dem Volumen + vergrößerter<br />

A<strong>der</strong>querschnitt<br />

Mit ρ =<br />

m<br />

x · A(x)<br />

Kontinuitätsgleichung für Querschnittsfläche:<br />

∂A<br />

∂t + ∂<br />

∂x (A u x) = 0<br />

∂A ∂p<br />

∂p<br />

∂t + u x<br />

∂A<br />

∂x<br />

}{{}<br />

≈0<br />

Also:<br />

∂u x<br />

∂x = − 1 ∂A ∂p<br />

∂<br />

A ∂p ∂t ∣∂t<br />

∂ 2 u x<br />

∂x ∂t = − 1 ∂A ∂ 2 p<br />

A ∂p ∂t 2<br />

+A ∂u x<br />

∂x = 0<br />

(1) einsetzen: ∂2 p<br />

∂t 2 + A ρ<br />

→ Wellengleichung!<br />

( ) ∂A −1<br />

· ∂2 p<br />

∂p ∂x 2 = 0∂t<br />

⇒ Ausbreitungsgeschwindigkeit <strong>der</strong> Welle v =<br />

√<br />

A<br />

ρ<br />

( ) ∂A −1<br />

∂p<br />

Moens-Korteweg-Geschwindigkeit → Elastizität + Geometrie <strong>der</strong> A<strong>der</strong><br />

Dehnung eines Zylin<strong>der</strong> durch Innendruck<br />

∆r = p r2 0<br />

E · d<br />

mit d : Wandstärke, E : Elastizitätsmodul<br />

Gedehnte Querschnittsfläche<br />

A + ∆A = π(r 0 + ∆r) 2 ≈ πr0 2 + 2πr 0 ∆r = πr0<br />

2 + 2πr3 0<br />

}{{} E · d p<br />

} {{ }<br />

A<br />

∆a<br />

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Damit: ∂A<br />

∂p = 2πr3 0<br />

E · d = 2Ar 0<br />

E · d<br />

Damit: v =<br />

√<br />

A<br />

ρ<br />

E · d<br />

=<br />

2Ar 0<br />

√<br />

E · d<br />

2ρr 0<br />

Entfernen vom Herzen → d r<br />

steigt → v steigt (Impulsgeschwindigkeit!, nicht Fließgeschwindigkeit)<br />

Man findet: Aorta 4 m/s, Beinarterie 10 m/s<br />

Blutfluss in engen Gefäßen<br />

• sinkende Gefäßdurchmesser → Verringerung Hämatokrit → starke Erniedrigung <strong>der</strong> Viskosität<br />

• bei unter 520 µm → Kompensation <strong>der</strong> Flußverringerung durch kleinere Durchmesser<br />

• Nahe <strong>der</strong> Gefäßwand: Konzentration <strong>der</strong> Erythrozyten verringert wegen hoher Scherrate<br />

• Damit bei Verzweigung: Abgriff von Blut mit im Mittel geringerem Hämatokrit<br />

“Plasmaskimming“<br />

• In sehr engen Gefäßen (< 15µ m) leichte Zunahme <strong>der</strong> Viskosität<br />

– 2 Blutzellen nebeneinan<strong>der</strong> nicht mehr möglich<br />

– kein überholen mehr möglich, keine Geldrollenbildung/verkeilen etc.<br />

Messung des Blutflusses<br />

• Doppler-Sonographie<br />

• Elektrische Messungen<br />

Gelöste Ionen wie Na + , Ca + , K + , Cl − → Leitfähigkeit<br />

ρ Blut<br />

spez = 1, 5Ωm<br />

Knochen: > 40Ωm<br />

Gewebe: > 6Ωm<br />

Hall-Effekt: U Hall = dBev<br />

Durch Messen <strong>der</strong> Hall-Spannung kann auf die Geschwindigkeit des Blutflusses geschlossen werden.<br />

Indikatortechniken → Marker:<br />

• Zusatz detektieren von außen<br />

• geringe Toxizität<br />

• Durchlauf Blutkreislauf ≈ 1 Minute, dadurch entwe<strong>der</strong><br />

– Messzeit < 1 Minute<br />

– kurze Lebensdauer<br />

∗ Abbau in <strong>der</strong> Niere<br />

∗ kurze Halbwertszeit<br />

∗ kurze Floureszenz-Lebensdauer<br />

Beispiele<br />

• Indocyanin-Grün<br />

• TC-99:<br />

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– T 1/2 ≈ 6h<br />

– schneller Abbau<br />

– γ-Emitter (nur!)<br />

– → Einbringen in den Körper:<br />

– Bolus-Injektion<br />

∗ definiertes Markervolumen V M<br />

∗ kurze Injektionszeit<br />

∗ Fluß Φ, Gefäßvolumen V G<br />

c(t) = V M,detektiert(t)<br />

⇒ V M = Φ<br />

⇒ Φ =<br />

∞∫<br />

0<br />

V G<br />

∫ ∞<br />

V 0<br />

M<br />

c(t) dt<br />

c(t) dt<br />

V G = Φ · t mit t =<br />

∞∫<br />

0<br />

∞∫<br />

0<br />

t · c(t) dt<br />

c(t) dt<br />

Zu lösende Probleme: Kurze Messzeit<br />

Messung des Sauerstoffgehaltes im Blut<br />

Standardmethode: optische Oximetrie → Lichtabsorption (Sauerstoffgehalt) → Farbän<strong>der</strong>ung<br />

O 2 + Hämoglobin (Hb) → Oxyhämoglobin (HbO 2 )<br />

Absorptionskoeffizient α<br />

α(Hb)<br />

α(HbO 2<br />

(λ = 800nm) ≈ 1<br />

α(Hb)<br />

α(HbO 2<br />

(λ = 660nm) ≈ 10<br />

⇒ Messung α(800nm) und α(660nm) → Bestimmung O 2 -Gehalt<br />

Messung<br />

• in Blutprobe<br />

• in vivo:<br />

– Ohrläppchen<br />

– Fingerkuppe<br />

Transmissionsmessung mit LEDs → simultane Pulsmessung, da Blutstrom mit dem Puls oszilliert<br />

Weiteres Flüssigkeitssystem<br />

Lymphsystem: Transportsystem für Körperflüssigkeiten<br />

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Passives System: Bewegung durch Muskelkontraktion, Klappen gegen Rückfluß<br />

Abgabe in Venen → Blut → Niere<br />

3.3 Atmung + Pneumologie<br />

• Kompressibles Fluid<br />

Atmungssystem<br />

• Nase + obere Atemwege<br />

– Cilien, bedeckt mit Schleim: Herausfiltern von Verunreinigungen<br />

– Partikel ≥ 2µm<br />

– kleinere Partikel (“Feinstaub“) dringen weiter vor → Verschmutzung <strong>der</strong> Lunge<br />

• Luftröhre<br />

• Bronchien: verzweigtes Röhrensystem<br />

• Lungenbläschen (Alveolen)<br />

– feines A<strong>der</strong>netz<br />

– Trennung: dünne Membran<br />

∗ Diffusion von O 2 und CO 2<br />

∗ Antrieb durch Dichtegradient<br />

∗ Dauer Diffusionsprozess: 300 ms<br />

Luftfluß<br />

Antrieb: Über-/ Unterdruck → Zwerchfell, zusätzlich Muskeln<br />

• Bauchbereich<br />

• oberer Brustkorb<br />

Kin<strong>der</strong>lähmung (Polio), bis 1960 meist verbreitet → Muskeln ohne Funktion → “Eiserne Lunge“<br />

Luftaufnahme aus physikalischer Sicht<br />

Charakterisierung durch bestimmte Volumina<br />

• Atemzugvolumen V a ≈ 0, 5l<br />

f ≈ 0, 25Hz, pro Minute ≈ 7l, 280 ml O 2 Aufnahme, 230 ml CO 2 Abgabe<br />

• Vitalkapazität V m 4-5l<br />

f ≈ 0, 4 Hz, pro Minute 24 Atemzüge = 120l<br />

• Residualvolumen V r , Totraum 1-2l<br />

• Totalkapazität V z = V m + V r<br />

Atemfrequenz = Eigenfrequenz des Atmungssystem<br />

• Gedämpfte Schwingung<br />

• Masse: Atmungsssystem, Organe, Gewebe<br />

• Fe<strong>der</strong>konstante: gemitteltes Elastizitätsmodul E<br />

mẍ + Ex = 0<br />

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x(t) = x 0 · sin<br />

(√<br />

E<br />

m t )<br />

mit Eigen- (d.h. Atemfrequenz)<br />

f A = 1<br />

2π<br />

√<br />

E<br />

m<br />

E: charakteristische Größe für organisches Gewebe mit E ≈ 25kg · s −2 → Konstante für alle<br />

Lebewesen<br />

⇒ f A ∝ 1 √ m<br />

• Menschen f A ≈ 15/min ⇒ beteiligte Massen m Atmung ≈ 10kg<br />

1<br />

Wenn m Atmung ∝ m Lebewesen ⇒ f A ∝ √<br />

mLebewesen<br />

• Elefant m=3000 kg, f A =3/min<br />

• Maus m=300g, f A =300/min<br />

pneumo: Lunge<br />

tacho: Geschwindigkeit<br />

spiro: Atem<br />

pletho: voll (sein)<br />

Spirometrie<br />

• Messung Atemgasvolumen<br />

• Umgestülpte zyl. Glocke<br />

– luftdicht abgeschlossen<br />

– beweglich<br />

• Höhe → Volumen<br />

• Ausatmen in Zylin<strong>der</strong> → V a , V m<br />

• Problem bei Langzeitmessungen, da abgeschlossenes Volumen CO 2 -Zunahme, O 2 -Abnahme<br />

Pneumotachometer<br />

• Kontakt zur Außenwelt<br />

• Atmen über rohr mit Membran<br />

• Membran: geeichter Flußwi<strong>der</strong>stand<br />

R · dV<br />

dt = ∆p(t)<br />

Messung<br />

V (t) = 1 R<br />

∫ t<br />

0<br />

∆p(τ) dτ<br />

Messung des Residualvolumens V r<br />

Meßgas: Diffusion in V r<br />

• ungiftig<br />

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• nicht: Lunge → Blut<br />

• schnelle Diffusion → leichtes Gas<br />

⇒ Helium<br />

Nach Ausatmen Zugabe 10% Helium → nach 2 Minuten vollstäöndige Durchmischung<br />

Massebilanz: V spiro · C Beginn<br />

He<br />

= (V spiro + V r ) · C Ende<br />

He<br />

Mit Massenspektrometer C He → V r<br />

Ganzkörper-Plethysmograph<br />

→ V r , Abgeschlossene Kabine, Patient atmet Luft von außen durch Ventilsystem<br />

Beim Einatmen: Körpervolumen steigt → Druckanstieg<br />

Kammervolumen V K , Zugabe Eichvolumen → Druckän<strong>der</strong>ung → V K<br />

p k · V K = (p K + ∆p K )(V K − ∆V K )<br />

⇒ Lungenvolumen V L (= V a , = V m )<br />

V L = −∆V K = − ∆p KV K<br />

p K + ∆p K<br />

Bestimmung V r :<br />

1. maximales Ausatmen<br />

• Komprimierung auf V r<br />

• mit Druck p 0<br />

2. vor Beginn des Einatmens: Ventil zu<br />

3. Einatmen<br />

• Expandieren <strong>der</strong> Lunge<br />

• ohne Gaszufluß → Unterdruck p L,min<br />

• immer p L V L = const.<br />

p 0 V r = p L,min (V r + V m )<br />

⇒ V r =<br />

p L,min<br />

· V m<br />

p 0 − p L,min<br />

4 <strong>Physik</strong> <strong>der</strong> Sinne<br />

Wahrnehmung: Reiz → Sensor/Rezeptor → Nervenimpuls<br />

3 Gruppe von Rezeptoren<br />

1. Exteroceptoren (an Körperoberfläche)<br />

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• Geruch (chem.)<br />

• Geschmack (chem.)<br />

• Hören (eher physik.)<br />

• Sehen (eher physik.)<br />

• Tasten (eher physik.)<br />

2. Proprioceptoren<br />

• im Inneren des Körper<br />

• nicht in Organen<br />

• Sensoren:<br />

– Muskellänge<br />

– Gelenkstellung<br />

– Blutdruck<br />

3. Enteroceptoren<br />

• im Inneren von Organen<br />

• Erzeugung von Empfindungen:<br />

– Hunger<br />

– Durst<br />

– Blasendruck<br />

Hören und Audiologie, <strong>Grundlagen</strong> Schall, Schallausbreitung in Luft<br />

Schall: Dichte-, Druckwelle in einem deformierbaren Medium → Wellengleichung<br />

Herleitung Wellengleichung<br />

dV = A dx, Druck → Auslenkung um χ(x)<br />

Lagrangebild: dV ′ = A · (dx + ∆χ) = A · (dx + χ(x + dx) − χ(x))<br />

Än<strong>der</strong>ung von dV, p, ρ, nicht aber m<br />

⇒ ρ 0 A} {{ dx}<br />

= (ρ 0 + ∆ρ) A · (dx + χ(x + dx) − χ(x))<br />

} {{ }<br />

dV<br />

dV ′<br />

Taylorentwicklung: χ(x + dx) = χ(x) + ∂χ<br />

∂x dx + . . .<br />

(<br />

⇒ ρ 0 dx = (ρ 0 + ∆ρ) dx + χ(x) + ∂χ )<br />

∂x dx − χ(x)<br />

(<br />

ρ 0 = (ρ 0 + ∆ρ) 1 + ∂χ )<br />

∂χ<br />

= ρ 0 + ∆ρ + ρ 0<br />

∂x<br />

∂x + ∆ρ∂χ<br />

} {{ ∂x}<br />

∂χ<br />


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Kompressionsverhalten von Gasen:<br />

κ = 1 ρ 0<br />

· ∆ρ<br />

∆p<br />

⇒ ∆p = 1<br />

κρ 0<br />

∆ρ<br />

p(x) = p 0 + 1<br />

κρ 0<br />

∆ρ<br />

∂p<br />

∂x = 1<br />

κρ 0<br />

∂ρ<br />

∂x<br />

(∗∗)<br />

Navier-Stokes:<br />

∂⃗u<br />

∂t + (⃗u⃗ ∇)⃗u = ⃗g − 1 ρ ⃗ ∇p + η ρ ∆⃗u<br />

∂u x<br />

∂t<br />

= − 1 ∂p<br />

ρ ∂x<br />

Mit u x = ∂χ<br />

∂t<br />

(∗ ∗ ∗)<br />

(∗), (∗∗), (∗ ∗ ∗)<br />

∂2 χ<br />

∂t 2 = 1 ∂ 2 χ<br />

κρ 0 ∂x 2<br />

√ 1<br />

Wellengleichung mit <strong>der</strong> Schallgeschwindigkeit v s =<br />

κρ 0<br />

Lösung: χ(x, t) = χ 0 cos(kx − ωt) mit ω = v s · k<br />

1 atm, 25 ◦ C, v s = 343m/s<br />

Schallschnelle: v 0 = ωχ 0<br />

Geschwindigkeit einzelner Luftmoleküle<br />

Druck: ∆p = ∆p 0 · sin(kx − ωt) mit ∆p 0 = ρ 0 v 0 v s<br />

Schallimpedanz z: Impedanz verallgemeinerter Wi<strong>der</strong>stand<br />

Akustik: z = ∆p 0<br />

v 0<br />

= ρ 0v s v 0<br />

v 0<br />

= ρ 0 v s<br />

Wasser: z = 1, 5 · 10 6 Ns/m 3 , Luft: z = 430Ns/m 3<br />

Energiedichte ε, Intensität I<br />

ε =<br />

Druckenergie + Energie<br />

, keine Dissipation, d.h. ∆ε = 0<br />

Volumen<br />

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Nun: Zeitpunkt: E kin maximal<br />

∆p 2 0<br />

ε = mv2 0<br />

2V = 1 2 ρ 0v0 2 = 1 2 ρ 0 vs<br />

2<br />

Intensität/Schallpegel I<br />

I :<br />

Energie<br />

Zeit · Fläche<br />

I = ε · v s = 1 2 ρ 0v 2 0v s = 1 2 zv2 0 = 1 2 zω2 χ 2 0<br />

Schallwellen an Grenzflächen<br />

I in = I trans + I refl mit Impedanz z 1 an <strong>der</strong> einlaufenden/reflektierten und z 2 an <strong>der</strong> transmittierten<br />

Welle<br />

z 1 χ 2 in = z 2 χ 2 trans + z 1 χ 2 refl<br />

stetige Auslenkung: χ in + χ refl = χ trans<br />

I trans<br />

I in<br />

= z 2χ 2 trans<br />

z 1 χ 2 in<br />

χ refl = χ trans − χ in<br />

z 1 χ 2 in = z 2 χ 2 trans + z 1 (χ trans − χ in ) 2 = z 2 χ 2 trans + z 1 χ 2 trans + z 1 χ 2 in − 2z 1 χ trans χ in<br />

0 = (z 1 + z 2 )χ 2 trans − 2z 1 χ trans χ in<br />

χ trans<br />

χ in<br />

= 2z 1<br />

z 1 + z 2<br />

Damit: I trans<br />

= z 2 4z1<br />

2 ·<br />

I in z 1 (z 1 + z 2 ) 2 = 4z 1z 2<br />

(z 1 + z 2 ) 2<br />

χ refl<br />

χ in<br />

= χ trans − χ in<br />

χ in<br />

= χ trans<br />

χ in<br />

− 1 = 2z 1<br />

z 1 + z 2<br />

− 1 = z 1 − z 2<br />

z 1 + z 2<br />

I refl<br />

= z ( ) 2<br />

1 χrefl<br />

· = (z 1 − z 2 ) 2<br />

I in z 2 χ in (z 1 + z 2 ) 2<br />

Reflexion umso größer, je größer die Unterschiede <strong>der</strong> Impedanz, Beispiel: Luft-Wasser-Grenzfläche:<br />

i trans<br />

I in<br />

≈ 11000<br />

Einheiten in <strong>der</strong> Audiologie<br />

Detektion des Ohrs:<br />

• Frequenzen 20 Hz ... 20 kHz<br />

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• Schallpegel: 10 −13 W/m 2 ... 1W/m 2 (von Hörschwelle bei 3,4 kHz bis Schmerzgrenze) → für<br />

Intensitäten log. Skala sinnvoll!<br />

x Bel := log 10<br />

I<br />

I 0<br />

mit Referenzintensität I 0 = 10 −12 W/m 2 (Hörschwelle bei 1 kHz)<br />

Üblich: Angabe in Dezibel dB<br />

I[dB] = 10 · I[B] = 10 · log I I 0<br />

Bei Angabe <strong>der</strong> Amplitude A : x dB = 10 · log A2<br />

A 2 0<br />

Einheit Phon:<br />

= 20 · log A A 0<br />

Zusätzliche Wichtung spektraler Empfindlichkeiten des Ohrs. Intensität I und Phon gleich bei 1kHz.<br />

4.1 Ohr: Aufbau + Funktion<br />

Umwandlung: einlaufende Schallwelle Ohr −→ Nervenimpulse → Intensität + Frequenz<br />

Unterteilung: Außen-, Mittel-, Innenohr<br />

4.1.1 Außenohr<br />

Einseitig geschlossenes Rohr, Wellengleichung + Randbedingungen (wie bei Orgelpfeife)<br />

• Knoten an Trommelfell<br />

• Bauch am Ausgang<br />

• beson<strong>der</strong>s hohe Empfindlichkeit bei stehen<strong>der</strong> Welle → ungerade Harmonische Grundfrequenz<br />

λ 1 = 4l = 12cm, f 1 = v s<br />

= 343m = 2, 9kHz mit l = Gehörgang-Länge = 3 cm<br />

λ 1 0, 12m<br />

λ 3 = 4/3l, f 3 = 8, 6kHz<br />

Außenohr → Mittelohr: Trommelfell, Hörschwelle bei 3,4 kHz, Auslenkung um 1 Å<br />

4.1.2 Mittelohr<br />

• Luftgefüllte Kammer (Paukenhöhle)<br />

• Abschluss nach Außen (Trommelfell) und Innen (ovales + rundes Fenster)<br />

• Druckausgleich möglich über Eustachische Röhre, schmerzempfinden ∆p > 80 mbar<br />

• Wesentliche Elemente für Hörfunktion: 3 Gehörknöchelchen in Kontakt<br />

– Hammer: am Trommelfell angewachsen<br />

– Amboß: beweglich über Sehnen<br />

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– Steigbügel: Fuß im ovalen Fenster<br />

Funktion Impedanzanpassung zwischen Schall<br />

• in <strong>der</strong> Luft<br />

• Flüssigkeit im Innenohr<br />

⇒ ansonsten I trans ≈ 0<br />

Verstärkung<br />

• A Trommelfell<br />

A ovales Fenster<br />

= 60mm2<br />

3mm 2 = 20<br />

• Auslenkung Steigbügel<br />

Auslenkung Trommelfell<br />

= 1, 3<br />

• Auslenkung gesamt: ≈ 26<br />

Impedanzanpassung zwischen 20 Hz und 20 kHz<br />

• kleinere Frequenzen: Knöchelchen zu hart<br />

• hohe Frequenzen: Masse zu groß<br />

Übertragungscharakteristik (siehe Folien)<br />

4.1.3 Innenohr<br />

Aufbau<br />

• oberer Bereich: Labyrinth (Gleichgewichtssinn): 3 senkrecht zueinan<strong>der</strong> stehende Schleifen<br />

• Schnecke (Cochlea): Schallimpuls → Nervenimpuls<br />

Audiologie: Diagnostik des Hörens → Schädigungen?<br />

Hörtests<br />

• Reinton-Audiometrie<br />

• Messung <strong>der</strong> Hörschwelle I(f)<br />

• Luft-/Knochenleitung<br />

• Tympanometrie: fest: I, f<br />

gemessen I refl. (P Aussenohr ) bei variiertem Außendruck<br />

• Otoakustik: Anregung Trommelfell gepulst / zeitliche Verzögerung → nichtlineare Antwort des<br />

Trommelfells<br />

außen ↔ Gehirn<br />

Hörhilfen<br />

• Hörgeräte: Mikrofone → Verstärker (personalisiert) → Lautsprecher<br />

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• BTE (behind the ear)<br />

• ITE (in the ear)<br />

• CIC (completely in the channel)<br />

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