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erzwingt, schafft sie mit der Fotografie etwas Einzigartiges: eine spürbare Gegenwart <strong>von</strong><br />

Handlungen, <strong>die</strong> kommen, da sind und vergehen.<br />

Ihre ausschnitthaften Lichtbilder lenken den Blick über das Atmosphärische hinaus auf<br />

Einzelheiten. Dinge, Gesten, Zuordnungen sind auf geheimnisvolle Weise miteinander<br />

verwoben und geben sich nicht einer auf Bewegung konzentrierten Betrachtung hin. Ute<br />

Klophaus stellt Bezüge her zwischen den Gegenständen und den Gesten, Handlungen, <strong>die</strong><br />

keine alltäglichen, sondern individuelle Mythologien sind. Sie entwickelt ihren eigenen<br />

ästhetischen Ausdruck, formuliert ihre Sicht, <strong>die</strong> jeder Art gegenständlicher Fixierung<br />

widerspricht. Damit bewahrt sie ein Werk, das einmalig und unwiderholbar ist und nur in<br />

ihrer Bildsprache erlebt werden kann.<br />

Wenn man <strong>die</strong> Fotografien nochmals als Partitur z<strong>um</strong> Erklingen bringt, so können wir<br />

weitere Erzählstränge entdecken, z.B. in den alten Kanontafeln, eines der wenigen<br />

Objekte, <strong>die</strong> den Abbruch der alten Kirche überlebt haben, und nun aus dem Kontext<br />

gerissen und unbrauchbar geworden sind. Weitere Themen sind das Mädchen mit dem<br />

Spiegel oder das in der Wiese liegende, aus Brot, Tuch und <strong>Dr</strong>aht gewickelte „Lamm“, ein<br />

uraltes Symbol für das Opfer und <strong>die</strong> Mahlgemeinschaft. Der Verlust <strong>von</strong> Kirche und<br />

Kloster als spiritueller Ort, aber auch als ein Ort religiöser und philosophischer Ideen und<br />

Gedanken kommt eindringlich in dem zeichenhaften Umgang mit einem Buch, der<br />

„S<strong>um</strong>ma Theologiae“ des Thomas <strong>von</strong> Aquin, z<strong>um</strong> Ausdruck. Durch das was <strong>von</strong> dem<br />

einstigen Ort übrig geblieben ist, geht sprichwörtlich der Wind, Cephyr“ hindurch. Der<br />

Mensch trägt an <strong>die</strong>sem Joch der verlorenen Verortung und landet in einer Sackgasse, wo<br />

es nicht mehr weitergeht und <strong>die</strong> Aktion in einem Niederknien endet.<br />

Ute Klophaus hat <strong>die</strong> Technik für <strong>die</strong> Lichtführung in ihren Fotografien bewusst<br />

eingesetzt. Die Gegensätze <strong>von</strong> Hell und Dunkel ist Laborarbeit, <strong>die</strong> Überbelichtung ist<br />

nicht in Kauf genommen, sondern bewusst gesetzt. Der Einsatz der Schwarzweiß-<br />

Fotografie, mit dem lichtempfindlichen Film, <strong>die</strong> eine Unschärfe und Grobkörnigkeit<br />

ergibt, ebenso wie <strong>die</strong> Abrisskante aller ihrer Fotografien, führen eine eigentümliche<br />

Distanz zu dem fotografierten Objekt herbei.<br />

Als künstlerisches Vermächtnis kann eine Einschätzung <strong>von</strong> Ute Klophaus selbst gelten,<br />

<strong>die</strong> sie zur Publikation frei gegeben hatte und mit der sie ihre Fotografie beschreibt:<br />

„War<strong>um</strong> ich photographie – Die Photographie ist für ich eine Möglichkeit, hinter <strong>die</strong><br />

Dinge zu schauen. Mich interessieren <strong>die</strong> Hintergründe. Der Apparat ist für mich nicht<br />

Zweck, sondern ich benutze ihn, <strong>um</strong> das Eigentliche zu sehen. Ich bin fast nie zufrieden<br />

mit meiner Photographie, denn es gelingt mir nur selten, das zu photographieren, was im<br />

Grunde nicht sichtbar gemacht werden kann.<br />

Ich lebe in einem Widerspruch: Eigentlich müsste derjenige, der so denkt sofort <strong>die</strong><br />

Photographie aufgeben, da er ständig Grenzen spürt. Und dennoch gibt <strong>die</strong> Photographie<br />

demjenigen, der sich ihr so aussetzt, <strong>die</strong> Möglichkeit, auf eine ganz besondere Weise zu<br />

denken, zu sprechen, zu analysieren, Sinnzusammenhänge zu erfassen, Hintergründe<br />

aufzuspüren, Grenzen zu erweitern. Die Photographie wird zu einer Quelle der<br />

Erfahrung.“<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Carmen</strong> <strong>Roll</strong>

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