THlJRINGER HOHLEN
THlJRINGER HOHLEN
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ISSN 0232-265 X<br />
WEIMARER MONOGRAPHIEN<br />
ZUR UR- UND FROHGESCHICHTE<br />
Herau sgegeben vom Museum für U r- und Frühgeschichte Thüringens<br />
durch Rudolf Feustel<br />
14 ----------<br />
Dietherd Weiter<br />
<strong>THlJRINGER</strong> <strong>HOHLEN</strong><br />
und ihre holozänen Bodenaltertümer<br />
Weimar 1985
3' ~RZ,198&<br />
Drudtgenehmigungs_Nr. R 62/85 V 71 1744 N 3<br />
VelöHentlichungsgenehmigungs-NI. fÜI die Karten E 172/65<br />
Dludt: Dludtelei Volkswo cht Gelo, Betlieb;teil Greit<br />
@<br />
1985 by Museum für UI- und Frühgeschichte Thüringens. Weimal<br />
Nachdruck oder fotomechanische Vervielföltigung. auch einzelner Teile. ist ohne<br />
ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers nicht gestattet.
Inhalt<br />
1 • Einleitung und Pr obleMstellung<br />
2. Char akteristik der fU r den I!.ensc hen nutzbar en Höhlengebiete im<br />
ThU r inger Becken<br />
2 . 1. Zechstein<br />
2 . 2. Buntsands tein<br />
2. ) . !!uschelkllik<br />
2 . 4 , Keuper<br />
,.<br />
2. 5. Quelle~~~iti8che ~olgerunFen<br />
,.<br />
5.<br />
Geschic!'lte der Höhlen forschung in Thüringen<br />
Verzeichnis der HÖhlen mit postpaläolithischen Funden<br />
Verzeichnis von holozänen Höhlenfundplätze n f r aglichen<br />
Char akters<br />
6 . Chronologisch- chorologische Ausl'lertuT'[; der ?\lnde und Befunde<br />
6. 1. Hesoli thikum<br />
6 . 2. Neolithikum<br />
6 . ) . Frühe und mittlere dronr.ezeH<br />
6. 4. Ur nenfelderzeit<br />
6 . 5. Hsllstlltt- und Lntenezei!<br />
6 . 6. RÖmi.lche Kaiserzelt<br />
6 . 1 . Völkerwsnderungszeil<br />
6 . 8 . !.!ittelslt",r und frUhe !le'.lzeit<br />
1. Ergebnisse und Ausblick<br />
8 . Anr.!erkungen<br />
9 . AbkUr zungcn<br />
10. Verzeic hnis :ter n u r ~ {' :.u ci ~L "f l lu scc:l , . Iw titu t e und Ssm::Ilunsen<br />
11. ZusQI:I.'I!cnfassunr:<br />
12. LHeratur<br />
Karte 2<br />
Abb1ldung 14 - 11<br />
Tafel I - XVII<br />
5<br />
1<br />
8<br />
8<br />
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9<br />
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.,<br />
.5<br />
••<br />
.,<br />
11<br />
18<br />
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91<br />
82<br />
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82<br />
81<br />
90<br />
90<br />
91<br />
9'
1. Einleitung und Problemstellung 1<br />
Im Frozeß der Auseinandersetzung mit seiner natUrlichen Umwelt nutzte der Mensch der Urgesellschaft<br />
seit Jahrtausenden Höhlen als "Angebot" der Natur wo immer sie seinen Be <br />
dürfnissen im täglichen Leben entgegenkamen. Mit den in vielen Höhlen enthaltenen materiellen<br />
Hinterlaasenachaften der Menschen oder Resten von diesen selbat erfassen wir<br />
Zeugnisse gesellschaftlichen Lebens der jeweiligen Zeit. Der Einblick in diese Lebensverhältnisse<br />
muß allerdings zwangsläufig lUckenhaft sein, da die uns erhaltenen Siedlungsreste<br />
bereite "infolge vielfältiger objektiver und subjektiver Faktoren dezimiert und aus<br />
wesentlichen funktionellen Zusammenhängen gerissen" sind (GrUnert 1979, S. 18) .<br />
Im Alt- und Mittelpaläolithikum scheint bei der Nu tzung von Höhlen vor allem der Aspekt<br />
der Sicherheit und der Schutz vor Witterungsunbilden, die einfache ~6glichkeit fUr die<br />
Menschen , ihr SchutzbedUrfnis zu befriedigen, im Vordergrund gestanden zu haben. Besonders<br />
seit dem Jungpaläolithikum spielten Höhlen auch i m kultisch- religiösen Lebensbereich<br />
eine große Rolle (vgl. Schlette 1958; Smolla 1965) . Aus den meisten Höhlengebieten<br />
sind auch zahlreiche nachpaläolithische Höhlenfunde bekannt , die sicher in ähnlicher Weise<br />
wie die des Paläolithikums gedeutet werden können, aber aufgrund der veränderten Motivation<br />
der Höhlennutzung bei seßhaften Ackerbauern und Viehzüchtern differenzierter zu<br />
interpretieren sind(Abb. 1).<br />
Bei allen einschlägigen Untersuchungen (z.B. Krebs 1933; Seewald 1971; Stuchlfk 1981)<br />
wurde immer wieder darauf hingewiesen, daß in der Vergangenheit bei Höhlenuntersuchungen<br />
bis auf Ausnahmen das Auffinden paläolithischer Kulturhinterlassenschaften im Vordergrund<br />
stand. Die holozänen Schichten wurden sowohl bei der Ausgrabung als auch bei der Dokumentation<br />
oft vernachlässigt. Das liegt sicher teilweise an der frUher verbreiteten Prämisse<br />
von der nur- paläolithischen Höhlenbesiedlung. Zudem wurde der wissenschaftliche<br />
wert der Befunde der "Deckschichten" gegenUber dem paHiolithi scher Schichten als untergeordnet<br />
betrachtet. Es kommt fUr eine umfassende Auswertung erschwerend hinzu, daß die<br />
oberen Schichten von Höhlen oft durch rezente oder subfossile WUhltiere stark gestört<br />
sind. Außerdem wurden bio in die erste Hälfte unseres Jahrhunderts hinein Raubgrabungen<br />
und unsystematische Laiengrabungen in Höhlen durchgefUhrt , was zu einer weiteren Einschränkung<br />
der Aussagefähigkeit dieser Schichten und ihrer Befunde führte .<br />
Neuere, interdisziplinäre Untersuchungen zeigen indessen, daß die holozänen Schichten<br />
sowohl in historisch- archäologischer Hinsicht als auch bezüglich der Ökologie der entsprechenden<br />
Zeitabschnitte ein vielfältiges Aussagevermögen besitzen können (z.B. Taute<br />
1978; Brunnacker et al. 1981). Bereits mehrfach erörtert wurden die religions- und kulturgeschichtlichen<br />
HintergrUnde kultisch zu deutender Höhlenbefunde (Erl 195); Kunkel<br />
1955; Behm-Blancke 1958; 1976; Vollrath 1967 ; Moeer 1968; Schauer 1981), jedoch erfolgte<br />
nur in wenigen Fällen eine ausreichende siedlungsgeschichtliche Wertung. 2 Eine auf flächendeckenden<br />
Bestandsaufnahmen beruhende komplexe Interpretation postglazialer Höhlennutzung<br />
stellt so zweifellos nicht nur ein Desiderat thUringischer Ur- und FrUhgeschichtsforschung<br />
dar. Die Problematik gewinnt dadurch zusätzlich an Bedeutung, daß "Höhlenhorizonte"<br />
postuliert wurden, die Ubereinstimmungen mit mitteleuropäischen Klimaschwankungen<br />
im Holozän aufweisen (Jäger 1970, S. 671 ; Bouzek 1982, S. 182; Simon 1982). Neben<br />
Zusammenstellung und Diskussion der dazu verfügbaren Belege ist zu UberprUfen , ob<br />
Höhlen tats~chlich in bestimmten Zeitabschnitten gehäuft genutzt wurden oder ob der Umfang<br />
der Höhlenfunde einer Zeitstufe nur Schwankungen in der Besiedlungsintensität einzelner<br />
Landechaften Mitteleuropas widerspiegelt. Eine weitere Prage ergibt sich aus den<br />
Veränderungen der sozialökonomischen Verhältnisse. Es scheint von nicht geringem Belang,<br />
ob die Nutzung von Höh~en 1m Laufe des Holozän, speziell seit dem PrUhneolithikum, qualitativen<br />
Veränderungen unterlegen war.<br />
Mit der Vorlage der thUringischen Funde und Befunde, die gegenüber denen aus den "klas_<br />
sischen" Kar8t~andecbaften, wie etwa der Schwäbischen und Fränkiechen Alb , quantitativ<br />
vergleicheweise wenig umfangreich sind, können natUrlicb bei weitem nicht alle sich ergebenden<br />
Fragestellungen erörtert oder gar beantwortet werden. So wäre nach der Gesamt-<br />
5
vorlage des Materials der Hijhlengrsbungen von Bad Frankenhausen, Kr. Artern, aowie weiterer<br />
Inventare aus anderen Landschaften beispielsweise zu überprUfen , ob eine kombins <br />
tionsstatistische Zusammenstellung des Pundmaterials aus Höhlen eines gröBeren Gebietes<br />
Aussagen zur Art der Kohlennutzung erbringt. - Wei tere Einblicke in den Oberbau ur- und<br />
frUhgeschicht1icher Gemeinschaften dUrfte e.uch ein, über die 1m Wesentlichen bereit s erfolgte<br />
Auswertung schriftlicher, antiker Quellen hinausgehender Vergleich der Befunde<br />
kultis9h genutzter ~hlen Südost- , Mittel- und Westeuropas ermijglichen. - Wenn trotz des<br />
gegenUber anderen Landache.ften sichtbaren quantite.tiven Mißverhältnisses über die reine<br />
Bestandsaufnahme hinaus e.us thüringischer Sicht versucht wird, ver all g e 0 e i -<br />
n ern d e Aussagen zu den erschließbaren Gründen und Hintergründen und zur Verbreitung<br />
postglazialer HÖhlennutzung im Bereich der zentraleuropäischen Uittelgebirgazone zu<br />
treffen, so geschieht dies nicht zuletzt angesichts der Tateache, daß die archäologische<br />
Erforschung von Höhlen zwar einerseits weitgehend zufälligen Gesichtspunkten unterlag,<br />
die räumliche Verteilung der Pundplätze und die zeitlich- kulturelle Zugehijrigkeit ihrer<br />
Punde aber andererseits gerade durch diese Zufälligkeit eine repräsentative Auswahl darstellen.<br />
Die Wahl der Vergleichs- bzw . vergleichbaren Gebiete, deren entsprechende Befunde in Aus <br />
we.hl anhand der Literatur verfolgt wurden, erfolgte außer nach geographischen Gesichtspunkten<br />
vor allem nach dem Stand der Publikation. In die Betrachtungen wurden dabei Höhlenfunde<br />
aua dem Harz , dem Elbsandsteingebirge, dem Böhldschen und l.2illrischen Karst , de r<br />
Fränkischen und Schwäbischen Alb , den Höhlengebieten Hessens, des Sauerlandes (Nor dr hein<br />
Westfalen/BRD) und Südniedersachsens einbezogen.<br />
AngeSichts der vielfältigen und interessa.~ten wissenschaftlich mehr oder wenige= erschlossenen<br />
Einzelbef'unde" ist eine umfassende, synthetische Betrachtung der nacheiszeitlichen<br />
Nutzung von Höhlen in mitteleur opäischeo R~en verlockend. In Eru~ngelung umfassend<br />
bearbeiteter Regione.linventare aus den entsprechenden Landschaften e~öglichen die<br />
aus der Literatur erschließbar en Angaben zwar bisher noch keine solche Gesamtschau , gestatten<br />
aber Aussagen über die zeitliche und räumliche Einordnung des Phänomens. Die daraus<br />
erkennbaren Tendenzen lassen hoffen , daß den bisher vorliegenden Inventarwerken<br />
",eitere rolgen , um durch Schrittweise Abl eitungen aus dem Mater ial unter Einbeziehung<br />
der Aussagemöglichkeiten benachbarter Disziplinen, wie Ethnographie , Anthr opologie, Religionswissenschaft<br />
und Naturwissenschaften zu einer historischen Einordnung holozäner Höhlennutzung<br />
zu gelangen.<br />
Bestattungsplatz<br />
(Sonderbestattungen)<br />
0------,------, ~ Siedlungsplatz<br />
Aufenthaltsort ___<br />
spielender<br />
-<br />
Kinder<br />
-<br />
Kul tplatz (Opferung<br />
H Ö H L E<br />
Werkplatz • .. Y. Menschen, Tieren,<br />
L-__________ -" I ~ Gegenständen; kultische<br />
Peste)<br />
Aufenthaltsor t von ~<br />
I \<br />
v'rUb.rg.h.nd.r<br />
Prospektoren (Erzsucher-<br />
Zechsteingeb. )<br />
v. Hirten)<br />
Rastplatz (z.B.<br />
Zufluchtsort kleinerer<br />
Aufenthaltsort von Menechengruppen in Unruhe<br />
o. Gefahrsnzeiten<br />
Rechtsbrechern und von<br />
aus der Gemeinschaft<br />
Ausgestoßenen<br />
Abb. 1: Mijglichkeiten der Interpr etation postpaläolithischer HClblennutr.ung<br />
6
2. Charakteristik der fUr den MenBchen nutzbaren Wdhlengebiete i N ThUringer Eecken<br />
Wie auch in anderen Landschaften der zentraleuropäiechen Mittelgebirgezone befinden s ich<br />
die Höhlengeb iete sm Rande der durch die Ackerbauern und Viehzüchter bevorzugt agrarisch<br />
genutzten Gebie te. Entsprechend ihrer geogr aphischen Lage weisen eie eine unter schiedliche<br />
Gunst der natUrlichen Vorsuseetzunaen, besonders des Klimas , auf. - Des diesbezügliche<br />
Sp ekt~ reicht vom Südhang des XYffhäusers, der mit seinen vorgelagerten fruchtbaren<br />
LöBböden zu den klimatisch begUnstigten Cebieten ThUringens gehört, bis zum Vorland<br />
des r egenreichen Thüringer Waldes und des Thür i ngischen Schiefergebirges. Während das erstgenannte<br />
Gebiet in nahezu allen ur- und frUhgeschichtlichen Perioden besiedelt war , boten<br />
das Vor land von ThUringer Wal d und Schiefergebirge vor allem, in den Trockenper ioden des<br />
Holozän bestimmte Vorteile . Nicht zu Ub ersehen sind aller dings neben den fUr den urgeschichtlichen<br />
Acke rbau wenig geeigneten Böden , die mit zunehmender Höhenlage abnehmende<br />
mittlere Jahrestemper a t ur und die Verspätung des PrUhlingseinzuges, die je 100 m Höhenlage<br />
etwa 4 Tage beträgt ( Kaiser 19))) . Andererseits befinden s 1ch gerade 1m Zechete1ngürtel<br />
des Thüringer Beckens oberflächennshe Kupfererzvorkommen , die in ihrer wirtschaftlichen<br />
Bedeutung für die Menschen vom Endneolithikum bis zur Lat~nezeit ein Pendant zu<br />
den vor allem sm SUdos trand des ThUringer Beckens zusammen t reffenden siedlungsgUnstigen<br />
ITIIIl \lorober~rmj.che<br />
Umfangreiche o.gehöufte<br />
Hochscholle<br />
Auslaugungsrormen d.mm -Ser ie<br />
n-Trr WeUenkalkstl,lfe -~ so -Serie<br />
trrrI" Wellenkalkstl,lfe I .T.verhÜIlt<br />
u.nachlröglich überarbeit.t Z. chsteinaWistrich 10 20 lOkm<br />
•<br />
Kart e 1: Lage der behandelten H~hlen zwis chen Harz und Thüringer Wald ( Ubersichtskarte<br />
von Hauptformenelementen der thüringi8chen Zech8tein- u . Triaslandechaft . Nach .<br />
Weber (1949/52 , Abb . 1) , die eingetragenen Nummern beziehen 8ich auf den Katal<br />
ogteil vorliegender Arbeit.<br />
7
Auf die sich bei der Behandlung aiedlungsgeschicht11cher Pr obleme zwangsläufig auftauchenden<br />
Fragen nsch den natürlichen Umweltbedi ngungen der ur geschichtli chen ~e n9chen geben<br />
besonders stratigr aphische Be funde aus und um Höhlen des Zechs teinausstr i chs sm SUdr<br />
and des Thüringer Bec kens Hinweise.<br />
PUr die Analyse des Problemkr e i s e s hol ozäner Höhlennutzung soll hier zunächst e i n nach<br />
geologischen Kriterien geordneter Uber blick über die Verbreitung von Höhlen 1m Thüringer<br />
Becken - such als Thüringer Tr1ssmulde bezeichnet - und se iner Zechsteinauss t r 1che gegeben<br />
werden (Karte 1; vg1 . zur Geo l ogie Thüringens Hoppe/Seidel 1974; Seidel 1978) . Die<br />
hier vorko~nenden Höhlen sind ent ~ ede r dur ch Ve r kar stung entstanden oder sind Klufthöhlen,<br />
die du rch Verkarstung zumindest erwe i ter t wurden. Aus ihr er Genese , die i m Einzel <br />
fall nur durch vielfältige Untersuchungen geklärt we rden kann , und ihrer or ographischen<br />
Lage ist im Regelfall bereits weitgehend ableitbar, ob und in we lcher Weise eine urgeschichtliche<br />
Nutzung möglich war .<br />
2. 1. Zechstein<br />
Die in Thüringen ooer tägig ver tre tenen Kalke , Dolomite und Anhydr ite des Zechst ein weisen<br />
eine Vielfalt an Höhlenf ormen auf. Di e fU r Menschen primär zugänglichen Höhlen s ind<br />
i . S. von Trimmel (1968) meist als kleine bis mittlere Höhlen anzuspr echen. Bedingt durch<br />
die geographische Lage des Zechsteingürtels am Rsnde der 14i ttelgebir ge , somit sm Rande<br />
der sogenannten " AltsiedellandsChaft", dürf te mit Besiedlung bzw . Nutzung nur im unmit t e l <br />
bar en Ausstrahlungsbereich der Siedlungsgebiete ur- und frUhges chichtlicher Bevölkerungen<br />
zu rechnen sein.<br />
Die charakteristische Ausbildung des Zechs teins sm Sü drand des ThUringer Bec kens mani <br />
festiert sich in den Bryozoen- Stromar ien- Riffen. Sie markieren den Südr and des paläozoischen<br />
Zechsteinrneeres . Durch das unterschiedliche Wachstum der Riffe wurden bereits<br />
pr imär Höhlen gebilde t , in denen sich fein sandiges Material ablagerte, das dann bevor <br />
z~gt ausgewaschen wurde . Die so freigelegten Klüf te und Spalten boten später gute Ansatzpunkte<br />
fUr die Verkarstung ( Ker~nn 1968; 1969 : zur geologischen Situation einzel <br />
ner Höhlen vgl . die entspr echenden Abschnitte bei Feustel et al . 1971 a , b : Peustel 1974 :<br />
1980: z~~ Pr oblem Karst allge~ein Jakucs 1981) . L~ Gebiet zwischen Saalfeld und Ge r a pr ä <br />
gen die Zechsteinriffe in Forn von wuchtigen Ber~ass i ven , die oft nu r Qit spärlicher Vegetation<br />
bedeckt s ind , das Landschaftsbild; i~~er wieder waren sie Anziehungspunk t e für<br />
urgeschichtliche l.~enschen .<br />
Die Zechsteinlandschaft des SUdhar zes und de s Kyffhäusers ist ein ausgedehntes Gipskarat <br />
gebiet , in dem sich die größten Karsthöhlen der DDR befinden (Stolberg 1926; Biese 1931 ) .<br />
Die Gipse des Zechsteins sind durch U~s e t zung von Anhydrit entstanden . Sie können sich<br />
sehr intensiv lösen , und die Verkar stungsvor gänge laufen sehr viel schneller ao als z . B.<br />
1m Kalk. Die Phase des lIöhlenverfalls v er l!~uft ir:l Gips ent sprechend s chllell er , so daß<br />
Höhlenfundplätze u . U. nicht ~ehr ohne wei t eres als solche erkannt werden. Di e Landschaft<br />
ist durch eine typische Karstmorphologie gekennzeichne t ( Kaiser o. J ' t S. 68 f r . ) . Der<br />
große Höhlenreichtum wurde in der Ver gangenheit eingehend beschr ieben.<br />
2. 2. Buntsandstein<br />
Der stratigraphis ch im Hsngenden des Zechstei ns auft r e t end e und ihm nach dem Beckeninneren<br />
zu vor gelagerte Buntsa ndstein is t nur t eil we ise , nämlich i m Röt - Salinar verkar stbar.<br />
Die Buntssndsteinlands c ha f t en werden meist durch die Ver karstungs erscheinungen des Ze chs<br />
t eins Uberprägt . Sie ä ußern sich z. B. in Erdfä llen und Auslaugungstälern. So ha ben auc h<br />
Ab r ißspaltenhöhlen a n de r St eilstufe des unter en ~~s c h el kalk e s ihre Ur sache in der Aus <br />
l augung des Rötgipses am Hangfuß (Weber 1961 , Abb . 126 ) . Im Rö t selbst bilden sich nur<br />
ausna hmsweise Höhlen (z. B. J ena , ~eufels l öcher - Hes s v . Wichdorff 1921 ; We thau , Kr .<br />
Naumburg , Kirchberghöhlen - Winkelhöfer 1982 ) . Aus solchen Höhl en gibt es allerdings bis <br />
lang keine ur- und frUhgeschicht lichen Kultur hi nter l a ssenschaften des Mens chen.<br />
2. ) . lAuschelkalk<br />
Gewissermaßen den inneren "Ring " des Thür inger Beckens bilden die Ges teine der Muschelkalkformstion.<br />
De r ans t ehende unt e r e L~ache l kal k oder Wellenk8lk ( ca . 85- 100 m mäch t i g)<br />
bildet an seinen Rändern sogenannt e St eilstufen (Kart e 1) ( s . a . Rosenkranz 1978) . Hier<br />
entstanden häufig Abr ißklufthöhlen , die z . T. korrosiv erwei t ert sind. Sie wa r en potentiell<br />
fUr den Menechen nu t zba r . - Im mittleren Muschelkalk t r itt d i e s ogenannt e Anhydr<br />
itgruppe auf , welche dur ch Auslaugung intensi ve Verkarstformen aufweist . Diese Erscheinungen<br />
folgen beeonders den ~a h l r e ichen herzynisch s t reichenden St örungen , auf de <br />
nen Erdfälle , Karst quell en und Dauch- ( Kalktuff- )Lager auft re t en ( Spalt enkar st) (Nenn<br />
~tiel 1962 ; Jäger 1961; Völker 1978 ) . PUr Me nschen zugängliche Höhlen des mittleren Mus<br />
chelka lks entstanden im wesentlichen aus Spalten und Spr üngen , die durch Korros ion erweiter<br />
t wurden. Von hervorra gender Bedeutung f Ur die ur - und f r Uhgeschich t lichen Menschen<br />
war in e r ster Lin i e der Spalten karst mit seiner Vielzahl von Quel l en. - Die weni <br />
gen bekannten Mueche l kelkhöhlen Thür ingens mit a r chäologi s chen Funden ( Dienstedt , Kr.<br />
Arnstadt : Hasenbur g bei Haynrode , Kr . Wor bis) zeigen aber, deß Höhlen nicht nur sm Rande<br />
der Mittelgebir ge , sonder n auch in snderen Te ilen des ThUringer Beckens genutzt wurden .<br />
2. 4 . Keu pe r<br />
Di e verkars tbaren Gipse des Keuper s ragen als lokal e Insel n aus den sie Uberdec kenden<br />
quartären Sed imen ~ e n her a us . An diesen Kuppen sind t eilwe i se klei ne H ö hl enansä t ze~ er-<br />
8
kennbsr, die kaum untersucht sind. In ihnen wurden zwar bereite pleistozäns Tierknoehen<br />
aufgefunden ("Htlhlenbärenhtlhle" bei Elxleben, Kr. Erturt. - Reiehardt 1927) , doch feblen<br />
Spuren menschlicher AnweSEnheit .<br />
2. 5. Quel1enkrltlsche FOl gerungen<br />
Da Höhlen in unterschiedlichen geologischen Pormationen auftreten und auch unterschiedliche<br />
orographische Lagen aut~e18en. sind bei der Interpretation ihrer Rutzung !Ur die<br />
Ackerbau und Viehzucht treibenden Gemeinschaften der Nache18zelt von vornherein die die<br />
Siedlungsplatzwahl bestimmenden Paktoren in den einzelnen Zeitabschnitten zu berUcksichtigen.<br />
Die Beobachtungabedlngungen, d . h. auch die AUfacblußmtlgl1chkelten tUr Punde , sind in den<br />
meist nicht intensiv ackerbaulieh genut~ten Höhlengebieten weit weniger gUnstig als in<br />
stark agrarisch genutzten Gebieten. Di e archäologische Por schung der Vergangenheit richtete<br />
eich in relativ vielen Pällen auf die ohnehin als fundträchtig anzusehenden Höhlen.<br />
Eine angemessene siedlungsgeschichtliche Wertung ist j edoch nur bei Einbeziehung der<br />
Funde des Umlandes erreichbar.<br />
Ea ist in Betracht zu ziehen, daß die Höhlen natUrlicher Bes tandteil dieaer Landschaften<br />
sind. Sie prägten somit auch das Bewußtsein der in diesen Landschaften lebenden Menschen ;<br />
d. h . sie wurden in deren WWeltb i ld~ einbezogen.<br />
J . Geschichte der Höhlenforschung in ThUringen<br />
Aufgrund der räumlichen Entfernung zwischen den Gebieten mit HÖhlen 1m ThUringer Becken<br />
und ihrer in der Vergangenheit unterschiedlichen politisch-administrativen Zugehör igkeit<br />
verlief auch die archäologische Erforschung der Höhlen zeitlich unter schiedlich. Bis zum<br />
gewissen Grad ist dies in der Organisationsstruktur der Ur - und PrUbgeschichtsforschung<br />
in diesen Gebieten begrUndet . Bei zusammenfassender Betrachtung können fUr daa 19. Jh.<br />
in zeitlicher Staffelung Grundtendenzen der Ur- und PrUhgeschichtsforschung an der "Höhlenarchäologie"<br />
deutlich geJll8cht werden (Tab . 1_) . 4<br />
4 . Verzeichnis der Höhlen mit postpaläolithischen Funden<br />
Im Polgenden werden die entsprechenden Funde und Befunde aus den Höhlen des ThUringer<br />
Beckens behandelt . Das hier in seiner geologischen Ausdehnung verstandene Gebiet wir d<br />
im Nordosten durch den Harz , den Kyffhäuser, die Finnestörungszone, die Eisenberger Storungszone<br />
sowie die P.ohlener Verwerfung , im SUdosten durch den Zechsteinausstrich zwischen<br />
Gera und Saalfeld, im SUdwesten v om ThUringer Wald und im Westen bzw . Nordwesten<br />
durch die Eichsfeldschwelle sowie die Ohmgebirgsgrabenzone eingefaßt (Geologische Karte<br />
bei Seidel 1978). Die Bearbeitung der Funde in ihrer zeitlichen Zuor dnung reicht vom<br />
Meaolithikum bis zum hohen Mittelalter. Die Funde des Hochmittelalters wurden dokumentarisch<br />
in Auswahl erfaßt , die der frUhen Neuzeit werden lediglich genannt. Die FundsteIlen<br />
sind nach ihre.t' Gemarkungszugehörigkeit alphabetisch geordnet und werden - nach der<br />
von Schulz (1959) nach formalen Gesichtspunkten vorgenommenen landschaftlichen Gliederung<br />
- zum einen unter Idi ttel- und OstthUringen und zum andereil unter Nordwest- und NordthUringen<br />
getrennt geführt. Die FundsteIlen werden durch folgende Daten dargestellt:<br />
Gemarkung , Ortsteil , Kreis , Bezirk<br />
Bezeichnung der Höhle, Mbl . , Koordinaten (in cm Randabstand zum Blattschnitt)<br />
Aufbewahrung der Funde (Aufbewahrungsort , Inventarnummern)<br />
A: Literatur (wichtige Beschreibungen und Nennungen von Funden und Befunden)<br />
B: Lage (Geographisch- topographische Situation des Fundorts)<br />
C: Forschungsgeschichte (Wichtige Daten der Geschichte, vor allem der archäol. Erforschung<br />
der Pundetelle - Schwerpunkt Holozän)<br />
0 : Beschreibung der Höhle<br />
E: Profilbeschreibung (Beschreibung der Sedimente bzw . Versuch der Rekonstruktion d~r<br />
Ablagerungsfolge; Beschreibung wichtiger Befunde)<br />
F : Fundgegenstände (Beschreibung charakteristischer Funde in Auewahl; Gesamtvorlage mit<br />
Nachweisen für den Verbleib der Einzeletücke vgl. Walter 1983)<br />
G: Datierung (Zeitliche Einordnung der Funde in den kulturellen Kontext)<br />
H: Deutung und Auswertung der Befunde (AUffällige partielle Schlußfolgerungen hinsichtlich<br />
des evtl. Zweckes der Begehung; wenn mijglich Einbeziehung naturwissenschaftlicher<br />
Unte.rsuchungen, zeitgleicher Funde aus der Umgebung sowie von Sagen)<br />
Befinden eich mehrere Höhlen an einer Lokalität (z. B. Döbritz) , eo erfolgt die Auswertung<br />
1m Komplex .<br />
,
Etappe<br />
18./beginn .<br />
19 . Jh .<br />
1825- 1850<br />
1850- 1880<br />
1880- 1925<br />
1925 -<br />
1945<br />
1925<br />
bi.<br />
Gegen -<br />
wart -------<br />
1945 -<br />
Gegen<br />
_r<<br />
Charak t er h t ik<br />
Entdeckung und Erkundung von Höhlen<br />
als Objekte naturgeschichtl i cher und<br />
naturwissenschaftlicher Betrachtung<br />
schlechthin ; Höhlen als "Cur i08a"<br />
Bewußte Suche nach Kultur hinter lassenschaften<br />
des Menschen als Polge<br />
des wschsenden Nationalbewußtseins<br />
des deutschen Bür gertums und dessen<br />
Bes trebungen nach einem ei nheitl.<br />
deutschen Nationalstaat ; dabei als<br />
mögliche Fundkategorie auch Höhlen<br />
ausgegr aben.<br />
Unter dem Einfluß ~e r Theor ien Oa r <br />
wins und der Entdeckung des Elszeitalter<br />
s Suche nach fossilen Tier - und<br />
Menschenreaten; Höhl en dabei bes ondere<br />
Aufmerksemkei t gewidment ; kaum<br />
holozäne Funde bekann t gewo r den<br />
Nu r wenige planmäßige , aber unsyste<br />
~tische Gr abungen in Höhlen , in einigen<br />
davon pOßtpaläolithische Funde<br />
Beispiele , Träger, Litera tur<br />
Gr. Querlichsloch b . Kijnigaee,<br />
Diebeshöhle b . Uftrungen<br />
einzelne Porscherpersönlichkei ten<br />
Staatsarchiv Rudolst adt : C V 1 c ,<br />
Nr . 16: Deubler 1965 a; Beh rens 1703<br />
Herthahöhle b . Ranis, Kr . Pößneck<br />
Voigtländischer Alte r t~~sto r 8ch . Ver <br />
ein Hohenleuben (gegr . 1825 )<br />
Adler 1838 : Börner 1838<br />
Lindentaler Hyänenhöhle b . Ge r a<br />
Fuchslöcher b. Saalfeld<br />
einzelne Forscherpersönl!chkei ten<br />
Liebe 1875/76: Ri chter 1879<br />
Clythenhöhlen b . Oelse~ , Kr . pößn.<br />
Di ebeshöhle b . Uftrungen, Kr . Sangerhausen<br />
einzelne Porscher persönlichkei t en i .<br />
Ve r ein f . Höhlenkunde in Sachsen<br />
Eisel 1886 b ; Mötef1ndt 1914 b<br />
Exemplarisch wissen- }Neben Gra- Di ebeshöhle b . Uftrungen<br />
schaftliche Höh l engra- bungen durch Ilsenhöhle/ Burg Ranis<br />
bungen, ver br eitet aber Laienent - Landesmuseum Halle<br />
noch halbwissenschaft- husis sten in Wüste Scheuer b. Döb r it:<br />
liche Gr abungen , deren zunehmendem Thür inger Höhlenverein<br />
Do~~entation heute Maße Gr a - And r ee/Grimm 1929 b· Hüll~ 1977.<br />
z. T. verschollen 1st. bungen durch Heß v . Wichdortf 19jO; 1931 ; ,<br />
berufene Pach - Götze 1930<br />
-------- - ------------- institutionen ------------------------ -----------<br />
Komplex- interdiszi pl i <br />
Bad Frankennausen<br />
näre Befunder fessung<br />
Bärenkeller b . Königsee- Garsitz<br />
im Ganzen und Buch tur<br />
Mus . f . Ur- u . PrUhgeach. ThUr .<br />
das Holozän 1m Detail<br />
in zunehmendem Maße<br />
ehm- Blancke 1956 ; 1958 ; 1976;<br />
Ziel archäologischer<br />
Deubler 1965 al Peustel et al .<br />
Höhlenf orschung<br />
1971 a<br />
Tab. 1 : Höhlenarchäologische Forschungen im Bereich des Thüri nger Bec kens unter besonder<br />
er Berücksichtigung der Untersuchung holozäner Ablagerungen<br />
•<br />
Mi t t el - un d 0 a t t h U r i n gen<br />
1. All end 0 l' f. Kr. Rudolstadt , Bez . Gera - Abri am Zechs te1nriff "Fuchakirche N '<br />
(Pu 1) - Mb!.: 5332 Königseel N 16 , 5; 0 4, 3 - MN 185/62<br />
A: Peustel 196 1, S. 34; 1963, S. 240 1 Deubler 1966 , S. 34 ff. ; 1968 b, S. 154 "f .; Peustel/<br />
Musll 1977 b .<br />
B: Am Nordostrand eines Zechateinriffs ("Puchsktrche") I'.wiBch"en dem Rinne- und dem Schwar- <br />
zatal; 330 m U. NN , nor dexponiert, im Zechstei nd olomit (Reuhwacke) . (Abb . 14'1; taf.X ' 1><br />
C: 1961 und 1962 wurden von dem Bodendenkmalpfleger W. Schmidt , Unterköditz, Sond i erungen<br />
im Bereich des Abris durchgefUhrt . Nachdem dabei Silexartefakte zutage gekommen waren,<br />
wurde das Abri und ee in unmittelbares Umlend vom Museum fUr Ur- und PrUhge schichte<br />
Thür i ngens aus ~nter Leitung von R. Peustel systematisch erforscht. Insgeeamt wurde eine<br />
Fläohe von 50 m freigelegt .<br />
0 : Enger,
unter Randacherben eines tonnenförmlgen Gefäßes mit Tupfen 1m geraden Randsbechluß , Skelettreate<br />
eines Kleinkindes (1 1/2- 2 Jahre) (Bach in: Peustel/Musl1 1971 b) und eine mögl<br />
icherweise zu dieser Bestattung gehörige durcbbohrte H1rachgrandel zutage.<br />
G: Der geringe Umfang der postpaläolithlachen Funde und dS8 Fehlen charakteristischer<br />
Formen lassen eine genaue Datierung nicht zu. Die Keramikr e s te erlauben lediglich eine<br />
zeitliche Eingrenzung auf die Wälter e Metallzeit n • Gefäße mit getupfter MUndung sind so<br />
'/fahl tUr die späte Br onzeuit ale auch fUr die Hallstattzeit typisch. Eine Datierung in<br />
die späte Bronzezeit ist nicht auszuschließen, da Deubler an einem kleinen sUdexponterten<br />
Abri ein urnenfelder- br onzezeitli ches Schalenrands tUck f and . Vermutungen J<br />
daß ein<br />
Teil der Ke ramik und der Silexgeräte der Bandkeramik zuwsisbar sein könnten \Deubler<br />
1966) , lassen sich nicht erhärt en. Ebensowenig ist der neolithische Zusammenhang der<br />
Kleinstkindbestattung gesichert. Zwar liegt eine solche Datierung aufgrund der Au sstattung<br />
(Hirschgrandel) nahe, doch fehlen gesicher te Hinweise auf eine neolithische Besiedlung<br />
(vgl. MUller 1981 , der eine solche für die unmittelbare Umgebung annimmt) .<br />
H: Der Umfang der postpaläolithischen Funde läßt nur auf gelegentl iche, kurzzeitige Niederlassungen<br />
in einern Zeithorizont (späte Bronzezeit bis Prühlatdnezeit) schließen. Wahrscheinlich<br />
bei einern dieser kurzen Aufenthalte starb das Kind , dessen Reste "enige Met er<br />
vor dem Abri gefunden wurden und fUr das lediglich post paläolithisches Alter angegeben<br />
werden kann. Vereinzelte bronzezeitliche Scher ben von der Südseite des Zechsteinriffs<br />
"Fuchski rche" SOwie urgeschichtliche Keramiktunde VOm "Heiligen Berg" lassen eine , wenn<br />
auch möglicherweise nicht sehr intenaive Besiedlung des ganzen Gebietes in der älter en<br />
Me tallzeit vermuten. Des Abri "Pu I " kann in dies em Zusammenhang als Beispiel par excellence<br />
fUr die Nutzung des Angebots der Natur an natUrlichen Schutzgegebenheiten gelten .<br />
2. Die n s ted t, Kr . Arnstadt , Bez. Erfur t - Oberfeldhöhlen - Wbl . 51)) Kranichfeld,<br />
W ca. 2 , 8 ; S 6 ,8 . - IlN 49/57 , 50157, 116- 117/57, 185/57. 12)9/68; M. Rudolstadt 1)09-<br />
1)14 , 1)22- 1)2)<br />
A: Gebaer 1958; Deubler 1965 a, S. 95 f ., Taf. XXIII, 9- 14; 1966 . S. 42 L; Pfeiffer 1974:<br />
Ortsakte Dienstedt , Arch. MW .<br />
B: Ca . 1 km nö Dienstedts 1m steilen SUdhang des Schenk~opf en berges (unter~r MUschelkalk ,<br />
Wellenkalkstufe) ca. )40 rn U. NN , 2) m Uber den Il.c:lspiegeL (Abb . 14 ' 2 ; Taf. X' 2)<br />
C: Nach den ersten erfolglosen Gr abungen an den durch Fuchsbaut en erschlossenen Höhlen<br />
(1952) lI'Urden die f ast völlig verschUtte t en HÖhlengänge von 195) bis etwa 1962 dur ch den<br />
Bodendenkli1a1ptleger P. Gebser, Dienstedt (Gebser 1958) weitgehend ausgegraben. Aus unges<br />
tör ten Schichten kamen dabei bandkeramische , bronzezeitliche und wenige spätmittelalterliche<br />
Funde zutage.<br />
D: Es handelt sich um ein kleines verzweigt es Ksr sthöhlensystem (Abb. 2, ,) , das im Ho1 -<br />
stein- Inter glazial (1) (vgl. Pfeiffer 1974) durch die damals höher gelegene Ilm ausgewsschen<br />
wurd e . Die WasserfUhrung folgte dabei wohl den L~ Rahmen der Nordrandstörung der<br />
Remdaer Störungszone entstandenen Spalten. Subr osi onsvorgänge dUrften eine nicht unbedeutende<br />
Rolle gespiolt haben. Die vier Höhleneingänge (Eingang 1 nicht auf dem Plan, ca .<br />
40 m s Udwestlich von Eingang 2 gelegen) befinden sich fast auf gleicher Höhe . Am Eingang<br />
1 wird sichtbar , daß Teile des lIöhlensys t ems wahrscheinlich ins Ta l abgestUrzt sind. Es<br />
sind dre i Höhlen erkennbar, die aber vermutlich alle zum gleichen Höhlensyetem gehör en.<br />
In den ca. 1, 5 m breiten und durchschnittlich 1, 70 m hohen Gängen, die sich z. T. ksminartig<br />
bis 7 m nach ob en verjUngen , sind deutlich Ausweschspuren und Strudellöcher erkennbar.<br />
(Taf. X, ) Am Treffpunkt von Gängen und Spalten bildeten sich kuppelförmige Auswaschungsformin<br />
an der Decke. Die Gänge waren bis zur Ausgrabung vor allem im vorderen<br />
Teil fast völlig mi~ Schotter und Lehm gefU11t .<br />
E: Währ end der Auegrabung wurden z.T. durch Gebser, z. T. dur ch das ~ruseum fUr Ur- und<br />
Frühgeschichte We imar mehrere Profile aufgenommen , die recht unterschiedlichen Aufbau zeigen.<br />
Im Querprofil von Ei ngang 4 (Abb . 2, ) bef and s ich unter einer 20- 10 cm mächtigen<br />
Sohottersohicht eini Peuerste11e (Dm . 30- ! 0 c~; St. ca. 15 cm) . Ihre C14- Datierung ergab<br />
ein Alter von 21 80 - 60 ( 2)0 b . o.;Bln. 28 15) . Da entsprechende Funde fehlen, ist Kontamination<br />
der Pr obe nicht auszuschließen. Es f olgte eine Schottersohicht ( möglicherweise<br />
lehmig? ) und eine 5-8 cm mächtige grobe Schotterabl agerung. an deren Oberkante unterhalb<br />
der Feuerstelle ein "bandkersmisoher Fund" verzeichnet ist. An einer Stelle befand sich<br />
darunter eine 55 cm t iefe und ) 5 om breite Grube , die mit lockerem Schotter gefüllt war.<br />
Auf dem gewaohsenen ,Pelsen war fester Schotter abgelagert. Ein Profil des Haup tganges<br />
"Abgang nach Südwest" (Abb. 2 , ,,) zeigt 1m Ober teil neben der r ezenten Deckschicht eine<br />
20- 40 cm tei lweise mit Lehm dur chsetzte Schotterschicht , unter der eine dUnne bandkeramisohe<br />
"Kulturschi cht" liegt. Es f olgt eine von festem Schotter ("Schotterfels") umgebene<br />
LehmBohicht , dia stark mit Schotter dur chsetzt ist und nach unten in eine r otbraune Lehmschicht<br />
Ubergeht. Andere Pr ofil e aus dem Höhleninneren haben einen ähnlichen Aufbau. Völlig<br />
ander s gestaltet ist a llerdings ein Profil vom jetzigen Eingang 2 (1957 : Eingang I),<br />
das unter einer 35 cm mächtigen Lehmsch i cht eine dUnne Kiesachicht , eine 20- )0 cm mächtige<br />
Tonschicht und darunter im Wechsel mehrere Sand-, 1'on- und Lehmschichten aufweist.<br />
Ursache dafür lat "ahrscheinlich die Neigung der Höhle nach SUdweaten , so daß diese Sedimente<br />
offenbar vom Slckerwasaer abgelagert wurden.<br />
Leider ließen Sich die einzigen aus der Höhle vor l iegenden, vom Pr ofil sm Eingang 4 stammenden<br />
Bodenproben ni cht mehr zweifelaf r ei mit den bElschriebenen Schichten in Übereins<br />
timmung bringen, so daß eine Labor analyse "enig sinnvoll erachien.<br />
P: Die wenigen Funde lagerten sm Eingang 4 oder "aren im Hauptgang verteilt .<br />
S t ei n<br />
(1) KernstUck ödunke1-b1augrauer Peuerstein; ) , 3 x ) , 2 % 2, 2 cm, 2 Abscb1äge.<br />
(2) Klingenkratzer ( 1) ; brauner durchscheinender Feuerstein; lei chte Kantenretuschej<br />
LI 2, 8; Br : 2, 3; St : 0 , 8 cm.<br />
11
Mittel- u. Nor d- u . Nord -<br />
OstthUringen welltthUr ingen<br />
Zahl der Höhlen mit<br />
pos tpaläol . Funden 2. J<br />
davon: (exc1us. Bad 1)<br />
Frankenhauaen<br />
Fund.<br />
vor!landen<br />
teilw. vorh. 1~ i<br />
verloren 6<br />
Zahl dn I.tus een u . Sam:1Il ungen ,<br />
in denen Sich Material aus die-<br />
•<br />
4<br />
sen Höhlen befinde t<br />
Funde<br />
allgern.<br />
da tier- feinchronol . 12 "<br />
J<br />
bar undatierb. 5<br />
Funde publiziert<br />
,.<br />
bzw. teilw. publ. 7 1<br />
Angaben unpubliziert J 2<br />
darUber<br />
Grabungs- vorhan:l. en 9 2<br />
unter- teilw. vorh. 5 1<br />
lagen verloren<br />
•<br />
Funde stratigraphiach 10 J<br />
erfaBt<br />
Höhlen mit ungestörter holo- 5 1<br />
zänen Schichtenfolge<br />
Höhlen mit teil ... gestörter<br />
holozäner Schichtenfolge 5 2<br />
Planumzeichnungen - -<br />
postpaläol. Befunde<br />
naturwiss. erfolgt<br />
Untersuch. teilw.<br />
postpaläol. erfolgt<br />
Befunde<br />
5 1<br />
Sondierungen im Umland<br />
der Höhlen 7 1<br />
Tab.<br />
2 Quellenlage der Höhlen des Arbeitsgebietes<br />
()} Klingenförmiger Abschlag: grauer Feuerstein; L: ) , 6; Br : 2 , 8 cm<br />
(4) Muschelkal kplatte , eine Seite geschliffen (Arbeitsunterlage ?) ; 11, lx12 , 8x), 4 cm .<br />
(Ne ben bandkeramischen Scherben gefunden).<br />
Knochen<br />
(5) Knochengerät , glatt geschliffen, Sp i tze rund , abgebrochen; L: 11,6: Dm : 1, 0 cm<br />
(6) Knochenp f riem, poliert mit Gebrauchaspur en (rechter Metstarsus von Schaf oder Ziege) ;<br />
L: 8 , 1 cm .<br />
(7) 2 Knoche npfriemen f ragmente (?)<br />
(8) Wenige, relativ kleinstückige Tierknochen'<br />
Keramik<br />
Linienbandkeramik<br />
4) Scherben, davon 15 mit Linienverzierung sowie Stichornamenten (vgl. Deubler 1965 s :<br />
hier Tsf. I ' 2_6 eine Scherbe mit plastischem Eogenband z ....·ischen den Linien. - Motive<br />
der Stichornamente : Doppelreihen von O- förmigen Stichen 8ußerhalb des Lini enbandes, das<br />
durch kleinere dreieckige Stichgruppen gefUIlt ist . -<br />
Ooppelr eihen von Orei eckstichen,<br />
die nach etner Seite hin kleiner werden. - Paare von 8 mm langen apitzovalen Eintiefungen.<br />
- Gruppen von drei kleinen ovalen Stichen, die sich in kreuzende und auslaufende<br />
Linien verlängern: mit diesem Motiv sind vier Scherben verziert .<br />
Stichbandkeramik<br />
(9) Rst . e . Kumpfes mit gerundetem Bauch und geradem Oberteil ; Rand- und doppeltes IV1nkelatichband,<br />
kleine Einstiche, zweizinkig (Taf. 1'1) ' (Kaufmann 1976 , S. 131).<br />
Bronzezeit<br />
(10) Kleines Gefäß oit eingezogenem Hals , ausladender MUndung und kleinem StandfuD mit<br />
Bodendelle (breitgezogener Schulterbecher?) stark ergänzt; grau bis schwarzbraun, uneben,<br />
on. poliert; H: 6 , 0 ; Dm : 9 , 2 ; Mdm : 8 , 1; Bdm : 2 , 1; Wst : 0 , 4 cm . (Ta!. 1' 7 )'<br />
12
._- Bef<br />
CLllÜ1haUoZl Prot1lb •• d:lr.<br />
1 2 )<br />
• 5 • T 8 ,<br />
1. llleA4oJ"t. hob.ell:1.rch.<br />
• 2. Di ....'e4i, Ob erte14btshle • 1. lJabrtt •• Gu·dgl'Ou.<br />
• •• DtSbrlts, In1I Sl"OU4I • • 5. DlSbrih. 'l'W'Wigl'Oth • 6. Dlnlrih, Ur4hlIbh<br />
• T. DtSbr1:h. "Ueh Sohn.er • •<br />
8. Dl5brih . Riebtuböble<br />
,. •<br />
ltaudol'f I W.n:tbg.-ku.pp. • •<br />
10. bai1140rf I Ghbdetd.a<br />
• • •<br />
11 . lrSn!a •••, Blrenkeller<br />
• •<br />
12 . IttInis'''' Daobebtsble • 1). KaDis ••', ~Zlchllk .<br />
• 14 . Iralpa. BucbbU''g<br />
• • •<br />
15 . o.l •• n. C1ltbehh. • • •<br />
16. Rl8D.eek- öp. , 'elunt. • • x<br />
x x<br />
x<br />
• •<br />
......<br />
Schtlnabersllßr • x x x<br />
20. 1IaAi •• 1 x x x<br />
>1 • 1 x • x<br />
11 .<br />
......<br />
nunhtsble<br />
1 • • eerdlooh<br />
19 •<br />
22. Rani • • He ribehtlble x x x<br />
21.<br />
""" Xocbeb l l'8 x • x<br />
24. Saalte1d, oreutelebr. x x x<br />
25 . Saal f eld, H. a. GI.Uecb x x x<br />
26. WerDbuzw . Bilderm.-b. x x •<br />
2T. Bad 'rank.nha~lI.n, Rollo-hg. • x<br />
28. IIa1'nrode. Hallinburg 8 .1 / 2<br />
• •<br />
29. Uttrwlflen, Dieb •• höhle<br />
• x •<br />
Tab . ): Quellenlage der Höhlen des Arbei t sgebietes (E1nzelnachwe 1ss)<br />
, vollständig ausgegraben; - 2 teilweise ausgegraben ; - ) Lesefunde: - 4 überliefert;<br />
_ 5 teilweise überliefert; - 6 nicht überliefert: - ~ vorhanden; -<br />
B vorhnnden, aber nicht aUBwertbar; - 9 nicht vorhanden<br />
49 Scherben, meist atypisch, darunter:<br />
('1) Rat.( ?) mit schrägen Kerben an der MUndungl (Tat. I'9)<br />
(12 ) SchulterstUck eines kleinen Gefäßes mit Öse. (Taf. I , S)<br />
(1) Rsndseherbe mit Tupfen auf der Mündung<br />
(14) grob gemagerte, außen raube, r ötliche, innen schwarze Wandungs8cherben.<br />
JUttelalhr<br />
Wenige Scherben , darunter aolche mit Kragenrand sowie eine Deckelhandhabe (Taf. I ' 10 1')<br />
•<br />
G: Die Htihlen 1m SOhenkhopfenberg wurden in urgeschichtlicher Zeit - sieht man von dem<br />
wohl doch zweifelhaften C'4-Datum ab - nachweislich in drei Zeitabschnitten aufgesucht.<br />
Ein ältester Pundhorizont wird durch Keramik des JUngeren Abschnitts der Linienbsndkeramik<br />
mar kiert , deren Verzierung mainfränkiacher Herkunft ist ( Deubler 1965 a; Müller 1971 ,<br />
S. 242). Eine weitere Begehung wird durch die s t ichbandkeremische Soherbe (Taf. I ' j) belegt,<br />
die der mittleren Stufe dieeer Kultur zuzuordnen ist (Kaufmann 1976). Wahr scneinlioh<br />
in die .päte Bronz.zeit 1st des Gefäß Tef. I , zu datieren. Nach E. Spei tel ist<br />
dieser GefäßtlP oharakteristisoh tur die jUngere P~a8e der Urnenfelderbr onzezeit in InnerthUringen<br />
• . Die Ubrige zugehtirige "Siedlungs"keramik der Oberfeldhtihlen, die der von<br />
anderen urnentelderzeitlichen Fundplätzen MittelthUringens gleicht, widerspr icht dieser<br />
Zuordnung nicht (Tgl. Lappe 1979). Die wenigen mittelalterlichen Keramikreste dUrften<br />
in das 1) . /14. Jb. zu datieren oein; ein geringerea Alter ist nioht auszusohließen.<br />
1)
o<br />
A-A' B- 8'<br />
C-C' 0 -0'<br />
• ••<br />
. -<br />
0 1m 4<br />
Ii!l!iil rotbraun •• ll'hm<br />
"""<br />
bandklHQmische l
1 b<br />
1 ,<br />
2<br />
)<br />
,<br />
5<br />
Schicht Mächtigkeit Beschreibung Fund, De.t1enmg<br />
m<br />
1 B 'B. 0,15 lockere staubförmige Erde rezente Tiermit<br />
einzelnen Steinen knochen •<br />
"<br />
~<br />
Scherben i ~ ~ "<br />
~<br />
wenige fosaile , Tierlrnochsn, • •<br />
• 0<br />
0 , 20-0, 70 grusige Erds 29 Silexarte- < ~<br />
'B. graue , 0 ~<br />
"<br />
fakte ( verle.-<br />
" ~<br />
gert)<br />
'B. 0 , 20- 0 ,40 bräunliche, grusige Erde<br />
'B. 0 , 10- 0 , 40 dunkelgraue tis schwarz einzelne Knohumoas<br />
Erde mit Holzkohle chensplittsr, ,<br />
~<br />
Nagerreete ,<br />
größere Tier-<br />
~ 0<br />
x<br />
knochen , 140<br />
~~~<br />
S11exartefakte, ~.~<br />
Skelstt eines<br />
~ ~" •<br />
Kleinkindes<br />
I ]~ "<br />
~<br />
'B. 0 , 20-0 , 85 gelbbrs1.:ner , lehmig- etei S11~xarte -<br />
•<br />
niger Dolomi teand fakte, T1er-<br />
~<br />
Irnochen<br />
•<br />
weißer bis gelblicher, wenige Knosteiniger<br />
Dolomitsand , chenaplittsr<br />
~<br />
nach unten in Dolomit-<br />
~<br />
schutt Uber gehend<br />
Pels<br />
0<br />
"<br />
Tab . 4:<br />
Schicht<br />
1- 2<br />
2<br />
)<br />
Allendorf, Kr . Rudolstsdt, Fuchskirche. Profilaufbau dea Abris Pu . I<br />
(nach Feustel/Musil 1977 b)<br />
Pauna<br />
Ursus arctos, Sua scrofa. ldar t ea sp. ,<br />
Cricetus cric., Vul pes vulpes , Cervus<br />
elaph., Equuo ap., Coloeus monedula<br />
o. Pica pica.<br />
Plors<br />
SUB scrofe, Meles meles , Capreolus Quercus (Eiche, 14 St Uc k) Pinus<br />
capreol., Cervus elaph. , Equue 3p., (Kiefer 6 StUck) Ulmus (Ulme ,<br />
Perdix perdix 4 StUck~ COTylu8 (Haael, 1 StUck)<br />
T11ia (Linde, 1 StUck)<br />
Equus ferrus , Equus sp., Alcee al oe~ ,<br />
.<br />
Sus scrofs, Cervus elsphus, Ursus<br />
arctos, Vulpes vulpes, Pics pi ca<br />
Teb . 5 : Allendorf, M . Rurtoletedt. Paune und Plora des Abris Pu I<br />
(nech Mus11 und Jacob in Peustel/loIue11 1977 b)<br />
H: Die Befundoituation der OberfeldhHhle - eine Peuerstelle sm Eingang und wenige Punde<br />
in der HHhle in ihrem Eingangsbereich - spricht für jeweils sehr kurzzeiti~es Aufsuchen<br />
der HHhle sowohl im frUhen Neolithikum als auch in der späten Bronzezeit. l.rdglicherweise<br />
handelte es sich um eine Rastatelle bei J agdzUgen. Belege dafUr wären die Arbeitsunterlage<br />
(die bei ihr er geringen Größe gut transportierber war) , die Knochengeräte und die<br />
Silexklingen . Die Peuerstelle und die wen igen Knochenreste kijnnten dies untermauern. Da<br />
Höhlen in verschiedens ter Weise fUr die Menschen aller Zeiten anziehend waren, ist aber<br />
such nicht auszuschließen, daß kultische Vorstellungen eine gewisse Rolle spielten, zumal<br />
der Höhleneingang (4) z . Z. der bandkeram1achen Begehung nur ce. 40- 60. cm hoch gewesen<br />
sein dUr fte . Die Punde eelbst vermögen dazu jeaoch keum etwas aus zuesgen. -<br />
Mit eini 6 er Wahrscheinlichkeit ist für die Bandkeramik ein Zusamn,enhang mit zwei .j eweils<br />
in etwa 1 . 5 bzw. 2 km Entfernung befindlichen Siedlungen anzunehmen (Siedlung der Stichbandkeramik,<br />
Mbl. Me.rlishausen 51)2 S. 2 , 7 cm , O. 0 , 8 cm , Gebser/Deubler 198)i Siedlung<br />
der späten Linienbandkeramik und frUhen Stichbandkeramik Mbl . Kranichfeld 51)) S. 14 , 7-<br />
15,5, w. ca. 2 , 5 . - I,WI) . ' {<br />
Bedauerlich ist des fast völlige Pehlen umfassender na urw1asenschaftlicher Untersuchungen<br />
der Sedimente aus den unge3törten PrOfilen der Höhl~ . Sediment - und evtl. auch Pollen-<br />
und Uolluakenanelysen hätten wertvolle Ergebnisse far die Holozänstratigraphie geliefert<br />
. Auffallend ist immerhin die 1m Profil (Abb . 2, ) erkennbare nach- atlantische<br />
Verbruchsphese, die in verschiedenen mitteleuropäischen 5 Holozänpr ofilen erkennbar 1st<br />
(vgl. z. B. Lo! ek 1967; Brunnacker et al. 198V.<br />
15
J . - 7. Döb r i tz, Kr. Pößneck, Bez. Gere - Höhl en des Zechete i nriffs s Udwes tlich von Döb <br />
rit z. - Deutung und Auswertung der Punde und Befunde nach Nr . 7.<br />
) . D ö b r 1 t z , Kr. Pößnack, Bez. Gers - "Gerdgr otte" - Mbl. 5335 Z1egenrUck j }I{ 3 . 8 ;<br />
o 6, 6. _ ehem. Slg. Richter, PöBneck (verl oren ) .<br />
A: Tagebücher M. Richt er (Archiv MW); Richt er 1953/54 , S. J8; 1957, S . 87; Lappe 1982 ,<br />
S . 62 .<br />
B: Am westlichen Abhang des Riftes , e t wa auf halber Höhe zwischen Gamsenbachtal und Platea<br />
u nordwest- exponier t , ) 10- )20 m U. NM, 15- 20 m über der Talsohle (Karte 14 ,).<br />
C: Anlaß der Entdeckung war ein Indianer feuer des Sohnes von MBrt1n Richter, pößneck.<br />
Der Rauch diese s Feuers zog durch die Ri ffspslte einer Ze r reißungskluft , die den Berg an<br />
der Wes t kante dur chzieht ; 1939/40 grub Richter arn Nordwest- Ausgang der Zer reißungskluft ,<br />
wo die Spalte in eine "kleine gr ottenar tige Aus höhlung Uberging" ; a b 1953 "arn Eingang der<br />
Spalte an der Stid"and". Richter nahm an, daß eich die Kluft nach unten in gr ößere Hohlräume<br />
erweiter t; er scheint die Grabungen an der "Gerdgrotte" aber bald eingestellt zu<br />
haben.<br />
D: Kluftartige Erweiterung 1m Auslauf der gr oßen Zer reißungskluft des Döbritzer Berges.<br />
Nach Richter (1953/54 , S. 38) 21 m l a ng.<br />
E : Unter einer 30 c~ mächtige n Humus - bzw. Geröllachicht fanden sich zwei 10 cm machtige<br />
Ascheschichten mit slawi s ch/mittel alterlicher und spätbronzezeitlicher Keramik. Darunter<br />
folgte eine gr aue Dolomitsandsch i cht unbekannter Mächtigkeit. -<br />
Die Angaben über die Stra tigraphie in Richters Tagebuch (29 . 10 . -8. 11 . 1939 . 25 .5. - 23 . 6.<br />
1940) sind wenig systematisch ; dazu scheinen Störungen durch Tierbauten vorzuliegen. Ein<br />
großer Teil der Sedimente ist Ha ngschutt.<br />
P: "In der nur 1 , 5 m tiefen F'elsnische" zwischen bronzezeitlichen Scher ben verstreut<br />
menschliche Skelettreste (re. und li. Pemur, Schien- und Wadenbein, Mittelhandknochen,<br />
Fuß knochen und Zehen, Rippen) . Des weiteren erwähnt Richter bronzezeitliche Scherben verstreut<br />
in einer "HerdsteIle zwischen Zechsteinblöcken" , eine Flintpfeilspitze, die er der<br />
Lausitzer Kultur zuweist , einen Knochenpfr iern und Tierknochen; weiter erwähnt er "eine<br />
Scherbe mit 4 parallellaufenden leicht ver tieft en Furchen in gebogener Form" ("slawisch<br />
oder linienbandkeramisch? " ) .<br />
G: Die Datierung muß leider ausschli eßlich auf den verbalen Beschr eibungen Richters beruhen.<br />
Danach ergibt sich ein spätbr onzezeitlicher, ein möglicherweise slawischer und<br />
ein mittelalterlicher Fundhor izont. Es ist wenig wahrscheinlich, daß die eine oben bes<br />
chriebene Scher be der Bandker amik zugehör t .<br />
4. 0 ö b r i t z , Kr. Pößnec k , Bez . Gera - Kniegrotte - Mbl. 5335 Ziegenrtick; N 4,0:<br />
07 , 0. ehern . Slg. Richter, Pößneck: z. T. ver loren; Mus. Jena 36754- )6769, 36775- )691 2.<br />
A: RiChter 1932; 1933 ; 1934 ; Newna nn 1940 a , S. 356 : 1940 b, S. 8 , Arun . 13; Schirmer<br />
1939, S. 127: Richter 1955 , S. 25 f .; 1957 , S. 85 f.; Kaufmann 1959, S. 35; 1963. s. 22 ,<br />
28 , 35 . 73 , 76 f ., 95 , 130, 150; Rempel 1963, S. )3: Jäger 1965, Tab. 42; Simon 1967 ,<br />
S. 52 f . , An.'Il . 28 , 30 , 35 ; 1970 (Teil I) , S. 125- 128; 1972 , S. 21, Ta"! . 8 ; Feustel 1973 .<br />
S. 148 ; 1974 ( zusammenf . zur Stretigrephie u . zum Paläolithikum der FundsteIle) ; Lapp e<br />
1982, S . 63 f .<br />
B: Am s t eilen östlichen Hang des Gamsenbachta les Döbritzer Berg; 297 m U. NY: 32 m tiber<br />
der Tal sohle, 12 m unt er der Plat eaukante; wes t exponiert (Karte 14' 3; Taf. XI" , XII ' 2 ) '<br />
C: Die Höhle wurde 1930 durch den Laienfor s cher Martin Richter (Neustadt / O. , später Pößneck)<br />
entdeckt und von 1930- 1938 volls tändig ausgegrabe n. Das Hauptaugenme r k der Grabungen<br />
l ag auf der Freil egung und Bergung paläolithisc her Funde. Die postpaläolithis chen<br />
Funde und Be"!unde wurden nur unzulänglich oder ge r nicht dokumentier t. Auch in den Vorberichten<br />
Richters zur Kniegrotte erscheinen nur s ehr knappe Bemerkungen darUber. Ein<br />
Te il des entsprechenden Fun~~terials gelangt e vor 1945 in das damalige Germanische Mus<br />
eum der Universität Jena. Nach Kaufmann (1959 , S. 35 ) war eine Bearbeitung der po s tpal<br />
äolithischen Punde aus den Döbritzer Höhlen durch Prof. Dr. Neumann, Jena, vorgesehen.<br />
Dieser Plan wurde nioht verwirklicht; die gegenwä r tige Bes tandsaufna hme muß da her aufgrund<br />
des Fehl ens von Funden l Uckenhaft bleiben. Di e Deutung der Bef unde wird durch die<br />
Ta t sache, daß des Grabungstagebuch M. Richters z. Z. nicht auffindber ist , zusätzlich erschwert<br />
.<br />
D: Kars t höhl e i m Bryozoendolomit des mittleren Zechsteins ; bei der Entstehung der Höhle<br />
dUrften s owohl bereits vorhandene Hohlräume i m Rahmen der Randzerr eißungskluft am Westhang<br />
des Riffes als a uch Subr osi ons- und Korrosionsvorgänge eine Rolle gespielt haben .<br />
Die Eingangshöhe betrug im FrUhholozän nach Auswei s des Profils e t wa 2, 5 m; die Höhe des<br />
Innenraums ca . 1,8- 2, 2 m, dessen Br eite ca. 3 m. Die Grundflä che der Höhle i st heute<br />
recht eckig mit abgerundeten Ecken (Ni veau vor der Magdalenienbesiedlung; Abb. 3'1) '<br />
Seit dem FrUhholozän befanden s ieb di~ Ablagerungen in Höhe einer Kluf terweiterung nach<br />
Nor den i m oberen Teil der Höhle. Der Grundriß erhielt dadur ch "knief l:Srmi ge" Gestal t. Die<br />
Länge betrug 9 , 5- 11 m. SUdl ieh des Eingangs ist eine größer e "Kluftfuge" s i chtbar, die<br />
Ri c hter als Resthöhle interpretierte ( "SUdkluft " s. Tar. XI'i)' Der Innenraum der Kniegrotte<br />
i s t - auch nach Angaben von Richter (1955), der die Höhl e Uber Jahrzehnt e beobachtete<br />
- f ast völlig trocken.<br />
E: Von den Gr abungen Richters existieren drei verwendbare Profil zeichnungen, die mehr<br />
oder weni ger schemat i siert e I dealdar stellungen s i nd (vgl . Peustel e t al. 1971 b zur<br />
Dolcumentationsme t hodik Richt ers). Anband der Profllzeichnungen (Abb. 3, ) und Ton Aufze<br />
i chnungen Richt ers ließen sich Schichtenabfolge und - verl auf s owi e di~ -~es c haf fe nh eit<br />
der Ablagerungen in großen ZUgen kl ären. Die Schi cht en waren vor der Gr abung nicht ant<br />
hropogen und a l lem Anschein nach nur in r elativ geri ngem Umfang durch Tierbau t en ge-
stört. Ba ergeb sieh eine Abtolge Ton ~ittelplelato~.n. apätglazlalen und holozänen<br />
Sedimenten.<br />
Die Protl1beachrelbungen werden 1m Polgenden nach Peuatel ( 1914) wiedergegeben. PUr d1e<br />
holozänen Schichten wurden z . T. zusätzlich Angaben Richters berangezogen; die plelstozänen<br />
Scbichten werden verkUrzt beschrieben. Bine Perallelieterung der Schichten der<br />
"SUdkluft" mit denen ~ e8 Längeprofl1s (Tab . 6) iat teilweia. möglich.<br />
" SUdkluft "l Querprotl1 0 , 5 m vor der Pelewand , ca. 9 PI südlich dee Höhlentorea:<br />
1 gelbbrauner Dolomltataub mit -grus und - blöeken.<br />
2 Dolomitstaub mit - grus und - blöcken, mit Holzascbe u . Holzkohle dicht duroh •• tzt ,<br />
daher tief schwarz gebrannte Zechstein.tUcke; mi ttelalterliche Scherben.<br />
3 ~i e Sch. 2, nicht so tiefschwarz ; dicht es Nes t von Hol~kohle; r otgebrannte ZschsteinstUcken<br />
stellenweise zahlreich;<br />
4 graue, z . T. rötlich s t aubige Asche , nach SUden zu mehr lehmig, aber auch noch sandig<br />
locker, einzelne Kalkeintere t reifen, Holzkohle , Scher ben:<br />
5 feingeschichtete weißgraue Asche mit feinen gelblichbraunen Streifen, rotgebrannte<br />
ZechsteinstUckchen, viel Holzkohle;<br />
6- 1 schwarzgraue Asche mit rötlichen Streifen; r otgebrannte Zechs teinatUckchen; viel<br />
Holzkohle: Neolithikum (?) :<br />
e rotbraungelber fetter Lehm mit Kulmplatten; z~iechen den Platten keine Brandaeche ,<br />
aber unmittelbar darauf; Silices , Knochenfragmente, Rengeweih: Magdal~nien.chicht;<br />
9 safrangelber sandiger Lehm mit Bändern von schokoladenfarbigem Ton .<br />
Schicht 2- 7 1at nach Richter eine ununterbrochene Polge von "Brandaschelagen"; Schicht<br />
4- 7 aoll sehr viel Knochenasche enthalten haben.<br />
Nach Richter (1932) befanden sich zwischen den z.T. recht großen Hangabsturzblöcken, die<br />
besonder s in den holozänen Schichten lager ten (vgl. Taf. XI, ), "HerdsteIlen" mit slawischer<br />
Keramik . Die slawische Brandschicht vermischte sich durch das Anlegen tiefer<br />
HerdeteIlen (?) teilweise mit den ab 75 cm Tiefe lagernden ältermetallzeitlichen Brandschichten<br />
11- 111 bzw . IV . Auf den Bereich vor dem Höhleneingang ist Schicht V beschränkt,<br />
von der als einziger holozäner Schicht eine Sedimentanalyse vorliegt (Schmid 1974). Die<br />
Schicht 1IIUr de bereits von Richter als "~eißlichgraue leicht versinterte Gehängeschuttmasse"<br />
charakterisiert und erbrachte außer einigen Knochen nur eine Schaftlochgeweihaxt<br />
(Taf. I , ) . Die Sedimentanalyse ergab, daß die Schicht aus zwei Phasen (bzw. Horizonten)<br />
ein~~ subfossilen Bodens bestand - einem hurnusreichen. Ober boden und einem Illuvialhorizont.<br />
Letzterer enthielt mit Kalksinter verbackene Lehmknollchen. Nach Schmid (1914)<br />
erscheint die Schicht als ein Sediment , das längere Zeit während eines warmfeuchten Klimas<br />
von Pflanzen überwachsen war und wohl er st durch die folgende neolithische Besiedlung<br />
Kulturspuren erhielt (Holzkohle im oberen Schichtabschnitt ). Der hohe Humusgehalt<br />
(Bodenbildung !) in Schicht VI legt ~en Schluß nahe , daß diese Schicht ebenfalls holozänen<br />
Alters ist . Den Ubergang vom Pleis tozän zum Holozän markiert wahrscheinlich Schicht<br />
VII; die Sinterbrocken weisen auf eine relativ hohe Feuchtigkeit hin.<br />
F: Von den umfangreichen neolithischen, bronzezeitlichen und eisen&eitlichen sowie mittelalterlichen<br />
Scherbenbeständen der Kniegrotte (Richter 1951 schreibt von 26 Kisten<br />
Scherben) ist offenbar nur ein Teil erhalten geblieben. Ein weaentlicher Teil dieeer<br />
Funde . der vor 1945 nicht ine damalige Germanische Mueeu. der Universität Jena gelangten,<br />
muß ~ohl als verschollen gelten. Die weitaus meisten Komplexe innerhalb des erhaltenen<br />
Pundbestandes t ragen als einzige Herkunftsbezeichnung den Vermerk KKniegrotte n und<br />
sind somit als Leeefunde zu betrachten. Auf den Pundzetteln einiger Komplexe , die aus der<br />
"SUdnische" (bzw. - kluft) und deren Vorgelände st8l!llllen, sind Schicht bezeichnungen vermerkt<br />
, die j e~och nicht mit dem von Richter aufgenommenen Profil in Ube reine~immung zu<br />
bringen sind. Die Funde werden hier deshalb auch nicht nach Schichten getrennt aufgeführ<br />
t. Daß den postpaläolithischen Schichten und Funden ohnehin wenig Aufmerksamkeit geschenkt<br />
wurde, zeigt die Tatsache, daß manche Pundzettel erst etwa zwei Jahre nach Bergung<br />
der Punde ausgeschrieben wurden. - Nach Richter (Profilbes chreibung: Archiv MW) waren<br />
die Funde übe r die gesamte Grabungsfläche verteilt.<br />
St eingeräte<br />
(1) stabförmiger, fein geschliffener Wetzstein (?) mit quadratischem Querschnitt :<br />
L: 11 , 3: St : 1, 6 cm.<br />
Postpaläolithische Silexartefakte wurden nicht in eindeutigem Zus8l!llllenhang aufgefunden<br />
bzw. sind nicht von den z . T. a typischen paläolithischen Artefakten trennbar, die sich<br />
im Mus. Jena befinden.<br />
K n 0 c h e n, G ewe i h<br />
(2) AXt , Hirschhorn, T- förmig L: 33 , 6; Dm : 5, 5; Lochdurchmesser: 1, 7- 2, 3 cm ; eine seitliche<br />
Fläche 11 cm abgehackt ~8bgeschrägt) und glattgeschabt; spitzovale Schneide wenig<br />
abgenutzt , scharf (Taf. 1 ' 11); Richter 1932, Abb . 17; 1933, S. 78 ; Peuste! 1973, Taf.<br />
LXII; 1914, S. 11, 24, 109<br />
( 3) Axt , Hirschhorn, StangenatUck mit Rose , weißgrau, einseitig abgeschrägt und geschliffen<br />
(Arbeitsglanz) , Schneide alt ausgebrochen: L : 12 , 5 ; Br : 5,2; St : 4,8: Loch- Dm: 2,8 cm<br />
(Ta!. 1 ' 1a)<br />
(4) Kno·ohennadel, Querschnitt rund- oval , schwach herausgearbeitete Rippen, leicht angewittert<br />
: L: 9 , 0: St: 0 , 5 cm ("Schicht 3 u . 4") (Taf. 1'16)<br />
(5) desgI . , abgebrochen, 5 Rippen ; L: noch 6, 0; St : O, 5XO , 6 cm<br />
(6) Knochengerät , glatt gesohliffen (poliert): L: a , 4; St: O, 7xO , 3 cm<br />
17
Gr undriß<br />
über Meßochse<br />
,.<br />
Im HOlozan)<br />
Schnitt A-B 2<br />
4<br />
ol>-----~5m<br />
I<br />
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• ~ Xl<br />
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~ FEUERSTELLE<br />
~ F ElS<br />
.. =<br />
Abb . ):<br />
-----_.:.'---~---~~ - - -<br />
Döbri tz , Kr. Pößneck , Kniegrotte , Grundr1ß (1), Lti.ngsschni t t (2), Qu erschn1 t te<br />
()-4 ) , Querprofll (5) , Querprofll an der SUdkluft (6) l Längsprofll (7 )<br />
(1 - 4 Vermessung Mus . Weimar 198), 5- 1 n. Peustel 1914)<br />
)<br />
18
~<br />
~<br />
• a<br />
~<br />
Des weiteren kamen bei der AusgrabuIl8 größere Mengen Tierknochen zutage , die allerdings<br />
nicht nach Schichten getrennt waren bzw. auch nicht so dokumentiert wurden und somi t für<br />
we iter gehende Interpretationen ungeeignet sind. Ein Teil des plei stozänen Tl erknochenmater<br />
ials war mit holozänen Tierknochen vermi scht, die von R. Musil best i mm t wurde n (Mus i l<br />
1974) (Tab . 6 ) .<br />
Keramik<br />
Neo lithi kum<br />
( 7 ) Henkelose einer grob gearbeiteten Amphore mi t unrege l mäßigen , tiefen Einstichen Buf<br />
dem Ösent e!1 und tiefen flüchtigen Linien auf der Gef ä ßwa ndu ng , uneben, Henke l - Er: ·? , 2 crn<br />
(Ta[. 1 ' 15)<br />
(8 ) Rest eines Bechers (1) mit doppelter Schnurre1he t<br />
braun , Mdm: 6- 8 cm . - ( " Sü:l.nisc he .<br />
5ch. ) u . 4; 6 . 6 . 37; Fundze t tel 20 . ).)9") ( Taf . 1 ' 12)<br />
(9) gr ob gearbeitet e ("subkut ane") Ba ndhenkelöse; L. cl . Dur chlochung : 5 . 5, Loch - Dm : 0 . 7cm .<br />
( Taf. 1'14)<br />
Br onzezeit<br />
Zu r u rnen!e l derzeit l ichen Keramik der Kn i e gr otte vgl . Simon (1972) (Ha B 3- Mater ial ) s o<br />
wie Lappe (1 98 2). Die Materialvor l a ge hier erfolg t desha l b i n Auswahl.<br />
(1 0 ) Schul t erstUck einer Amph ore; drei waagerechte Kanneluren i n Ösenhöhe; darunt e r Res t<br />
e i nes Rie fenbogens, ge glätte t , l ederbraun ( Ta f. III ' 1)<br />
( 11) Wandscherb e mit senkr e ch ten Rillen und Buc kelhof , gl att , gelbbr aun (Taf. II ' 24)<br />
( 12 ) Wandscherbe mit Rest e i ner waagerech ten Kan nelure und Bu cke l hof , geglätte t , s ~ hw a rz <br />
braun glänzend , ("SUdnische, Sch . ) u . 4 : 6 . 6 . ) 7 ; Fundzettel v. 20 . ) . )9") ( Taf. lII ' 10 )<br />
( 1) schrä g gekerbt es Umbruchstück eines Doppe lkegels ( ? ) ( Ta ! . 1II ' 16)<br />
(14) ) senkrecht geker bte Umbruch scherben e ine s Doppelkegel s ( 1 ) , glatt . schwarz<br />
(15) Schale m, abgesetztem Rand (kleine Terri ne) , ( Fgrn.), gla tt . schwa r z . 1.ld:n : ( err . )<br />
15 , 9 , H: noch 6 , 5 Cr:l . (Ta f. II ' 21 )<br />
( 16 ) doppelkegel ige Tasse (1) ( Oberteilres t ) m. wechselnd s chrä gen Sparrenbändern von j e<br />
4 tiefen Ri l l en zwischen 2- . ) - b zw. 4- l i nigen Bän der n , g l att . "braun , :.!dm: c a . 16 cm.<br />
( Ta!. I II ' 21)<br />
( 17) Wan cls tUcke mi t Stri chverzi erung , gla tt, graubr aun , ("SUdnische . Sch . I , ) u . 4 " )<br />
( TaL III ' 4 6 )<br />
(1 8 ) 2 Schuiters tUcke mit s enkr echten Kanneluren bzw. Rillen , gl att (TaL II ' 25 , 26 )<br />
( 19) Schultersch erbe mi t Bucke l , glatt, schwa r z ( Taf. III , 14 )<br />
(20 ) Schul terstUck mit s e i c h t er Kanne l i erung , glat t , r o t braun ( Taf . H7 ' 8 )<br />
(21) randst ändiger Ba ndhenkel , gera u ht, innen glat t , s chwarz : Br: 2 . ... cm. ( Taf. 111 ' 15)<br />
( 22 ) Rand - u . Wandstücke Bowi e Untert eil e ines großen ge rauhtcn Geflißes , hellbraun:<br />
innen glatt , schwarz; Bdm: 14 , 0 : Mdm: ca . 40 cm. ( Ta! . III ' 20 )<br />
( 2 3) Schulterscherbe einer Amphore mit gebläh t em Ha l s , glat t , s chwarz , Dm. d . Henkelöse :<br />
O, 7x l , 2 cm. (TaL II' 29 )<br />
(24) desgl. , bandartige Henkelöse , glatt , rotbraun, Br. d, Henkelöse: 1 , 6 cm. ( Taf. II ' 6 )<br />
(25) 2 randatändige, band!örmige Henkel , glatt. braun ( TRf. II' J1 , J2)<br />
(26) l e icht geschwungener , konischer Hals einer Terrine oder e i nes Doppelkeg e l s , gl a t t ,<br />
braun (Taf. III' 2)<br />
(27) geschweifter Rand , glatt , ziegelfarben, ( Taf. II. 9<br />
)<br />
(28) Trichterrand, glatt, grau- braun (Taf. 1 1' 2 )<br />
(29) Oberteilscherbe e ines wohl eiförmigen Topfes m. ges chweiftem Ra nd , außen gerauht ,<br />
braun ; innen glatt, schwarz , Mdm : 15 cm, ( Ta! . II ' 7 )<br />
(JO) 2 Teile e ines Tonlöffels , eben , braun, körnig gemagert . ( Taf. II1' 25 )<br />
(31) grob gearbeitetes Tonrädchen m. unregel mäßigen Ei nstichen, uneben, grau, grob gemagert<br />
; Dm : 5 , 0 , St : 1,5, Loch- Dm: 0 , 5 cm ( TaL II , )))<br />
()2) SchUssel- bzw , Schal enr änder m. facettier t em Rand ( Taf. II ' 11 _ 17 )<br />
())) Obertei l reat eines eiförmigen (?) Gefä ßes mit kurzem ausladendem Tr i ch terrand ,<br />
glatt , schwarz , Mdm : (err.) 18 c m ( Taf. 11' 22 )<br />
frühe Eisenzeit<br />
()4) Obertei l r este einer Tonne mit eingezogener MUndung; über der Schul t er flache Fingertupfenreihe<br />
, uneben, verstrichen, rotbraun/ schwa rz, Mdm : ca. ) 2 cm ( TaL I V'4 )<br />
()5) Wandscherbe mi t tiefen rechteckigen Einstichen , gr sus chwa rz ( Taf. IV , )<br />
()6) 2 Umbruchscherben mit Tupfen auf dem Umbruch , Obert eil gla t t , Un terteil gerauht ,<br />
graubraun ( " SU1niache , Sch. 6; 1).6. )7") Simon 1970 , Taf . 26 ' 17'<br />
(37) Rest e i ner Tonne (?) mi t eingezogenem, gl a ttgea t r i chenem Rand, uneben , schwarz.<br />
()a) S- förmig geschwungener Ober t e ilres t eines eiförmig en Ge fäßes , glatt , graubraun<br />
( )9 ) Oberteilrest eines Gefäßes mit konischem Stei lhals, g eglä t tet , br aun, Mdm : ca.28 cm.<br />
20
(40) Reet einer Schale mit leicht S- förmigem Profil, grob verstrichen, gr8u8chwar~. Mdm:<br />
ca. 30 cm (Tat. IV,,)<br />
(41) desgl., geglättet, schwarz glänzend, fein geschlämmt (Ta!. IV'2);vgl. euch Simon<br />
(1972. S. 21 , Ta!. 8 ' 25,21_30)<br />
Bronzeze1t?/frUhe Eisenzeit?<br />
(42) Gefäßunterte11, doppelkonlsch, grob verstrichen, stark körnig gemagert; H: Doch 4,1,<br />
Bdm : 4,5. Dm: 10, 0 , Wet: 0,3 cm<br />
(43) kleiner Napf, uneben, glatt verstrichen, grau, H: 6 . 9 . Bdm: 4,6, Mdm: 8 ,5 cm (Ta!.<br />
II, 28)<br />
(44) Größerer Posten unverzierter Wandecherben , z.f. dickwandig, gerauht bzw . geschlickt ;<br />
mehrere Scherben mit aufgesetzter. getupfter Leiste (Taf. 11')61 8<br />
- 40<br />
) ' Der weitaus größte<br />
Teil dieser Keramik 1st der späten Bronzezeit , ein kleiner Te 1 der frUhen Eisenzeit<br />
zuzuweisen. Älteres Material außer dem beschriebenen dUrfte kaum enthal ten sein.<br />
FrUhea Mittelalter<br />
(45) we itmundiges Gefäß mit S-Profll (Obertellfgm. ), wellenverz1ert, handgeformt, Rend<br />
mit Pormholz ausSezogen; uneben, schwarz bis dunkelbraun, sehr grob gemagert, Mdm: ca.<br />
30 cm {Taf. IV ' 6J<br />
(46) hochschultriges Gefäß (Oberteilfgm.) mit Wellenverzierung und waagerechtem Riefenband<br />
unter dem Schulterumbruch , glatt , außen grau bis ziegelfarben, innen schwarz, stark<br />
fein gemagert , klingend hart gebrannt (Taf. IV ' 10)<br />
(47) Rat. mit profilierter, etwas gekröpfter Randlippe und verschliffenem Wellenband,<br />
glatt , braun, starke mittelgrobe Magerung, Ydm: ca. 18 cm (Taf. IV'8);(45- 47) bei Rempel<br />
(1963, Abb . 6' 5_7) irrtUmlich(?) unter Bodelwitz, Kr. PöBneok.<br />
(48) Wandscherbe mit flächiger, flUchtiger Kammstrichverzierung, grau , stark grob gemagert<br />
; lehmbewurfartig (Taf. IV'9)<br />
(49) 2 Rat. einer flachen Schale mit flüchtiger Wellenverzierung, auf dem Rand kleine<br />
viereckige Einstiche (Stempel) , eben, hellbraun , Ndm : ca. 22 cm (Taf. IV'5)<br />
(50) desgl. mit Rest einer großen Durchlochung und Öhr<br />
(51 ) Gefäß, hochschultrig, S- förmig profiliert , Rand abgestrichen, horizontales ~<br />
strichband und einzeiliges Wellenband; stark ergänzt; uneben, schmutzig weinrot: H: 16,7,<br />
Mdm: 14 ,4, Dm: 15 , 6 , Bdm: 11 , 2 , Wst: 0,8 cm (Taf. IV'17)<br />
Hochmittelalter und frühe Neuzeit<br />
(52) Henkeltopf mit Kragenrand, saubere Schultergurtfurchen;<br />
Radkreuzform, hellbraun, geglimmert, H: 16,3, Dm: 15,1, Md.m:<br />
(Ta!. V'l)<br />
(53) Henkeltopf mit gekehltem Lippenrand, Gurtfurchen und<br />
H: 13,4, Dm : 13,4, Mdm: 10 , 7 , Bdm : 7 , 6, Wst: 0 ,6 cm (Taf.<br />
(54) Henkeltopf mit gekehltem Kragenrand und Gurtfurchen,<br />
Pirnis überzogen ; H: 15,4, Dm: 14 , 3, Ndm: 13,2, Bdm : 8 , 2,<br />
Schirmer 1939, S. 127, Taf. V'5' XII'11'<br />
Scherben von ca. 8 bis 10 Gefäßen, darunter :<br />
(55) Gefäßunterteil mit breiten Gurtfurchen, Bdm: 11,0 cm.<br />
(56) Oberteile von Töpfen mit YJagenrand .<br />
Boden<br />
13,0, Bdm rauh<br />
:<br />
mi t Stempel in<br />
9,4, Wst: 0,6 cm<br />
gekehltem Henkel, blaugrau;<br />
IV . 18)<br />
Henkel gekehlt, dunkelrot, mit<br />
Wst: 0,6 cm . (52)-{54) vg~.<br />
(57) mehrere Bruchstücke einee Gefäßes mit gelber Innenglasur, Mdm: ca. 24, Wst: 0,3 cm.<br />
(58) Spinnwirtel, graublau, glatt, Dm: 3,0, Loch- Dm: 1,1 cm.<br />
(59) desgi. , Dm: 2, 7, Loch- Dm : 0 , 5 em.<br />
Metall<br />
(60) bandförmiger Bronzering mit spitzen, übereinandergreifenden Enden, Dm: 2,0, Br : 0,4,<br />
St : 0,13 cm (Taf. IV'16)<br />
(61) rechteckige eiserne Schnalle mit beweglichem Dorn, L: 5 , 6, Br: 3,8, St: 0 , 6 cm<br />
(Tsf. IV'13)<br />
(62) eieernes Messer, L: 12 , 4, Br: 2, 1, St : 0 , 4 cm (Taf. IV ' 11)<br />
(63) desgl., stsrk korrodiert, L: 9,6, Br: 1,5, St : 0,24 cm (Tsf. IV ' 12)<br />
(64) eiserne Pfeilspitze mit geechlickter, durchlochter Tülle (geSChlitzt), L: 9 , 4 ,<br />
Br: 1 , 6, St: 0 , 2, Dm. der Ttille : 1,1 cm (Taf. IV'7)<br />
(65) Bronzeglocke, beschädigt, H: 2, 8 , Dm: 4, 5, St: 0,15 cm.<br />
G: Beleg für die frUheste poetpaläolithische Begehung der Kniegrotte iet der Einzeltund<br />
einer Schaftlochaxt aus Hirschhorn vom Vorplatz. Derartige Geweihgeräte sind zwar sn<br />
sich chronologiech wenig auseagekräftige Pormen, doch wird dieser Typ allgemein dem Mesolithikum<br />
zugeordnet. Die Lage unseree StUckes in Schicht V ließ eine Datierung ins Spätmesolithikum<br />
wohl geraten er scheinen. (Peustel 1973, S. 148; 1974, S. 109)<br />
Eine erneute Begehung der Kniegrotte bzw . ihres Umlandes erfolgte erst wieder im späten<br />
Neolithikum. Die wenigen aussagekräft igen Scherben (7- 9) stammen von Siedlungsgefäßen<br />
schnurkersmi3chen Charaktere, deren Porm und Machart andeuten, daß sie dem - allgemein<br />
ale "Goldberg - III - Horizont " bezeichneten endneolithischen Mischhorh:ont zugehören<br />
21
(vgl. Driehaue 1960 ; Pesehe~ 1962 , S. 23 ; Simen 1967. S. 47 rio: auch Neumann 1969:<br />
Schimpff 1982) . Die Annahme einer derartigen MlschslscUung 1m Ber eich der Knlegrotte bzw.<br />
des Berges scheint durch eine Scherbe mit sogenanntem "Arkadenrand" aus der Urdhöhle sowie<br />
den Fund eines spitznackigen Steinbeiles vom Pla teau des Berges (Taf. I , • Mus . Pößneck<br />
, verloren) bestätigt zu werden . Parallelen fUr die durch den " Arkadenr8~J " BUS der<br />
Urdhöhle b e legte , allgemein jungneol1th1sche Komponente auf derar tigen " M1sqhsledlungen"<br />
finden sich in Thüringen relativ häufig {z. B. J enzlg bei Jena, Simen 1967; Öpitz, Ot . v.<br />
Pö ßneck, Felsenberg, Kaufmann 1959 , Ta!. 4 , zulet zt Neumann 1969. S. 140 ; Molschleben,<br />
Kr . Gotha, wo neben typischer schnurkersmischer Keramik Arkadenränder und rillen- und<br />
furchenstrichverzierte Keramik der Trichterbecherkultur vertreten sind, MUller 1979/80,<br />
Ab b . 6 .<br />
Die nächste und wohl umfangr eichate Begehung des Geländes um die Kniegrotte und dieser<br />
selbst erfolgte in der späten Bronzezeit. Scher ben von Gefäßen mit Zonenbuckeln 80wie von<br />
Doppelkegeln mit gekerbtem Umbruch zeigen, daß das Gelände ber eits in der älteren Urnenfelderzeit<br />
(Ha A) begangen wurde (zur zeitlichen A.nsetzung der Doppelkegel in OstthUringen<br />
Peschel 1969) . Auf diesen Zeitansa t z weisen auch die Scherben mit senkrechten Riefen.<br />
Purchengruppen und die möglicherweise von Doppelkegelunterteilen stammenden r itzver zier <br />
ten Scherben. Die genannten Typen s eien hier als repräsentativ für den Anteil der Lausitzer<br />
Kultur sm Pundmaterial , der wohl die Masse der Keramik zugehört , beschrieben. Fundorte<br />
mit vergleichbarem Material sind etwa Großeutersdorf, Kr . Jena, (Peschel 1972) und<br />
Öpitz, Ot . v. Pößneck , Felsenberg (Kaufmann 1959) . Forma l besitzt einiges aus dem Inventar<br />
der Kniegrotte Parallelen zu Pormen aus dem Knovizer Bereich , wie sie Coblenz (1952)<br />
für das Vogtland nachgewiesen hat ( e t wa die Schale Taf. II '~1' der Oberteilres t eines Cefäßes<br />
mit geschweiftem Steilhals, Taf. 11 ' 1' und auch der Tonlöffel, Taf. 111' 25 ' vgl .<br />
Coblenz 1952, Abb . 8 , • JO , , 14 , • - Ei ne ausgeprägte Porm , die ebenfalls in Richtung<br />
Südosten we i s t , ist z~B. auah die 7 zerscherbte r illenverzierte doppelkegelige Tasse (Taf.<br />
111' 21) ' die eine direkte Parallele in einem StUck von Cr öbern, Kr . Le ipzig, hat (GrUnberg<br />
194). S. 56 . Taf. 12 , g) ' - Simon (1969 , S. 26) und Peschel (1972. S. 2)9 ff. ;1978)<br />
wiesen jedoch daraufhin , daD sich im frühen Lausitzer Material Os tthUringens verschiedene<br />
keramische Analogien - u . a . auch zur Unstrutgruppe - widerspiegeln. bei denen es sich um<br />
Anregungen handel t , "die vom gleichen südöstlichen Herd ausgehen und nun zunächst auf den<br />
vorgeschobenen Lausitzer Keil einwirkten" (Peschel 1978, S. 106) . - Formen der mittleren<br />
Urnenfelderzeit sind beispielsweise Reste von eiförmigen Töpfen (Tsf. 1II ,,~; 1I' L) ' zweigliedrige<br />
Schalen und schräge Pingernagelkerbung des Außenrandes (im vorhan1enen Material<br />
nicht enthaltenO. Pormen der späten Urnenfelderzeit (Ha B ) stellen nur einen kleinen<br />
Te11 des Materi als (Simon 1972, S. 21 , TaL 8'1)_2), 26 )'<br />
Nicht zu entscheiden ist , ob das Gelände ~~ die Kniegr otte kontinuierlich bis in die späte<br />
Hallstatt - /PrUhlatenezeit genutzt wurde . Da typische Ha C- Formen fehlen, ist fU r diese<br />
Zeit ein Verlassen de s Geländes anzunehmen. Die relativ wenigen ältereisenzeitlichen Funde<br />
gehören der späten Hallstattzeit (n. Simon Ha D ) und der PrUhlatenezeit an. Zu den<br />
bereits von Simon (1972) beschr iebenen späthallstä?tischen StUcken wäre beispielsweise<br />
noch de r Oberteilrest eines Gefäßes mit konischem Steilhals zu ergänzen (vgl. Oberpreillip,<br />
Kr. Rudolstadt , Simon 1972, Taf. 42 ' 6 7)' In die Frühlatenezeit sind der Oberteilrest<br />
einer Tonne mit getupfter Schulter ' (Ta!. IV , ) , die Scherb e mit rechteckigen<br />
Stempelei ndr ücken (Taf, IV , ) - be i de besitzen Parallalen im frühlatenezeitlichen Mate <br />
r ial der Ilsenhöhle, Ranis (Tat. VII, ) 19)- ~owie die Schalen mit leichtem S- Pr ofil<br />
(Taf. IV ' 1 2) '<br />
'<br />
Die &~ sse der mehr oder weniger groben Siedlungskerarnik dUrfte urnenfelderzeitlich sein ;<br />
eine klare Trennung der vor allem unverzierten Wandacherben ist nicht immer möglich. Als<br />
schlechthin "ältermetallzeit1ich" sind auch die Gefäßunterteile von Gr obgefäßen, der kleine<br />
NBpf ( Taf. II' 2S ) ' die Tonscheibe (Taf. II, )/) (Spinnwirtel?)! die Knochen- bzw . Ge <br />
weihgeriite (Taf. I ' , 6 18) sowie die Spinnwirtel Taf , IV ' l 15( " ») zu charakterisieren.<br />
Möglicherweise ist auch der bandförmige Bronzering (Taf. i"'6) älter metallzeitlich; eine<br />
Datierung ins frUhe Mittelalter ist aber nicht auszuschließen.<br />
Problematisch erscheint die Datierung der eisernen Pfeilspitze mit geschlitzter Tülle<br />
(Taf. IV , ?) . Sie findet ihr e besten Ents prechungen in Formen der r ömischen Kaiserzeit<br />
(vgl. etwa Pescheck 1978, Taf, 88' 7' 1)6' 9' 144 ' 16) aber Auch der Völkerwanderungszeit<br />
(z. B. Schmidt 1970 , Taf. 127 ' 2) ' Da es sich um einen Einzelfund handelt , iat genaue Datierung<br />
nicht möglich.<br />
Di e weites tgehende Ausdünnung der Besiedlung im Orlagau nach der Frühlatenezeil findet<br />
auch in den Funden aus dem Bereich der Kniegrotte ihren Niederschlag, wo sich Uberres t e<br />
menschlicher BeSiedlung erat wieder aus slawischer Zeit finden. Die Schalenfragmente mit<br />
zweireihiger viereckiger Jtempelverzierung auf der MUndung (Taf. IV , ) , fUr die sich in<br />
der einschlägigen Literatur Thüringens und Sachsens keine Parallele finden läßt , könnte<br />
auf einen f rUhen Zusammenhang mit der benachbar ten deutschen (fränkischen)Besiedlung hinweisen<br />
(vgl. Knorr 19)7, S. 175 ff., der Karostempel allgemein von fränkischer Keramik<br />
ableitet). Nach Tonbeechaffenheit und Verzierung sind die Stücke aber kaum vor dem 9. /1 0 .<br />
Jh . hergestellt. - Ebenfall s in das 9 . /1 0 . Jh. , wenn nicht ers t an den Beginn des 11. Jh.<br />
ist das hochschultrige Gefäß (Taf. IV ' 17) zu datieren. Letztgenannte Da tierung zieht Rempel<br />
(196), S. 1) auch fUr die von ihm - wohl irrtUmlich - unter Bodelwi tz publizierten<br />
Scherben (Taf. rv ' 6 8 10) aus der Kniegrotte in Betracht.<br />
Nach der Begehung i; :'mittelslawischer" Zeit findet sich materieller Niederschlag menschl<br />
icher Nutzung des Geländes frühestens aua der Zeit um die Mitte des 13. Jh. In dieae<br />
Zeit könnten die - in ihrer Porm sehr langlebigen - Henkeltöpfe (Taf. IV, ) gestellt<br />
werden , von denen s ich einer fast unversehrt in einer Nische der Kniegrot!~ befunden haben<br />
soll ( Richter ' 955 , S. 26 ; vgl. Schirmer 19J9) . In ihrem Gesamthabitus iat die oft<br />
braune bis gelbe mittelalterliche Keramik "ostfränkischer" Prägung, wie s ie nach Neumann<br />
(1966 a, b) östlich von 11m und Saale typisch war. Das Vorkommen glasierter Ware ,<br />
22
die erst im 15 . Jh. weitere Verbreitung findet, spricht fUr eine sporadische Begehung bis<br />
in die frUhe Neuzeit.<br />
Alle Angaben über weitere angeblich belegte Bes1edlungsphasen (Linienbandkeramik, Michelaberger<br />
Kultur, Glockenbecherkultur; Kaufmann 1959. S. 35; 1963. S. 22, 28, 35 - nach Richter<br />
1957) sind nicht nachweisbar und dUrften auf falsche Datierungen M. Richters zurückzufUhren<br />
sein, falls nicht _ was aber wenig wahrscheinlich 1st - das verlorengegangene Material<br />
entsprechende Funde enthielt.<br />
5. D ö b r 1 t z, Kr. PöBneck , Bez. Gers - "Turmgrotte" - Mbl. 5335 ZiegenrUck; N 2 ,7;<br />
o 6 , 2. - MW 1719/69<br />
A: Lappe 1982 , S. 64<br />
B: Am westlichen Abhang des Riffes unmittelbar östlich der Ortelsge Döbritz; weetexponiert,<br />
cs. 310 m ü. NN, 15-20 m über Talsohle (Abb. 14'3)'<br />
C: Grabung R. Feustel und E. Speitel llll (1969); O- W orientierter Suchschnitt von 25 m<br />
Länge und 2 , 5 m Breite.<br />
D: Kleiner Pelsvorsprung sm Westhang des Döbritzer Berges; im eigentlichen Sinne nicht<br />
sls Abri anzusprechen .<br />
E: Die Funde fanden sich im Hangschutt in ca. 50 cm Tiefe locker über die ganze Pläche<br />
verteil t.<br />
P: Scherben von ca. 6- 8 Gefäßen (vgl. Lappe 1982, S. 64, TaL IX'l_4' XII'18_20) '<br />
(1) Profilstück eines Doppelkegels mit leicht einschwingendem Unterteil, scharfem Umbruch<br />
und atwas geblähtem Oberteil; grau gefleckt, eben; H: noch 25, Dm: (err.) 41,0, Mdm :<br />
(err.) ca. 36.0 , Wst: 1,0 cm.<br />
(2) hoher konischer Hals einer Terrine o. Amphore, glatt, schwarz, H: noch 1),0, Mdm:<br />
(err.) 20 , 0 cm.<br />
() gewölbte Wandscherbe wohl von der Schulter einer Terrine oder Amphore mit (noch)<br />
waagerechten Riefen, darunter kurzer zweireihiger Schrägsparren, darunter weiter halbkrelsförmiger<br />
(?) Riefenbogen aus enger dreiliniger Riefe um mehrere weite innere Riefenbögen.<br />
(4) konischer Hals einer Terrine (?) mit noch 2 waagerechten Riefen im Halsansatz,<br />
echwarz, eben.<br />
(5) Schulter- und Wandungsscherben eines großen Siedlungsgefäßes mit S-förmigem Profil<br />
und waagerechter Tupfenleiate, außen grau/braun , grob verstrichen, Gefäßunterteil geschlickt.<br />
(6) Rst. eines eiförmigen (?) Gefäßes mit Bandhenkel, außen rotbraun, geSChlickt, innen<br />
schwarz, geglättet.<br />
(7) wenige spätmittelalterliche/frUhneuzeitliche Scherben, z.T. glasiert.<br />
G: In den Funden ist als einziger urgeschichtlicher Horizont die Urnenfelderzeit vertreten.<br />
Durch die Doppelkegelreste ist , wie auch in der Kniegrotte , die ältere Phase der<br />
Lausitzer KUltur belegt. In die mittlere Urnenfelderzeit weist der Bandhenkel eines "eiförmigen<br />
Gefäßes sowie die r i efenverzierte Keramik. Ein geringer Teil der runde ist der<br />
frUhen Neuzeit zuzuordnen.<br />
6. D ö b r i t z, Kr. Pößneck, Bez. Gera - Urdhöhle - Mbl. 5))5 ZiegenrUck; N ),6;<br />
o 6,6. - Ehem. Slg. Richter , Pößneck; z.T. verloren; 1fu.s. Jena )6770; MN )273/69,<br />
)274/69.<br />
A: Richter 1955: Feustel 1963; Peustel et 81. 1971 b ; GrabungstagebUcher M. Richter,<br />
Archiv 1m.<br />
B: Am steilen östlichen Hang des Gamsenbachtales , an der Wes toeite des Riffes; ca. 285 m<br />
U. NN, 22 m tiber dem Gsmsenbach, 30 m unterhalb des Plateaus; WSW- exponiert. (Abb. 14, );<br />
Tar. XII' l)<br />
C: Die Höhle wurde 19)7 durch Martin Richter , Pößneck, entdeckt und mit Unterbrechunge~<br />
von 1946 bis 1959 teilweise ausgegraben. Wie bei den übrigen Grabungen Richters lag des<br />
Hauptaugenmerk auch hier auf der Freilegung und Bergung paläOlithischer Funde . Richter<br />
hatte die Höhle nach der germanischen Göttin "Urd" benannt und hielt sie für eine e iszei<br />
tliche Kulthöhle. Durch eine natürliche Deckenspalte , die er als riesige Vulva anspr<br />
ach , fühlte sich Richter in dieser Meinung bestätigt (Feus t el et al. 1971 b , S. 1)2) .<br />
Besondere Bedeutung erhielt die FundsteIle durch bemerkenswerte spätpaläolithische Artefakte<br />
sowie ebenfalls in das Jungpaläolithikum datierte menschliche Skelettreste (vgl.<br />
Feustel et al. 1971 b; Grimm/Ullrich 1965; Bach 1974; auch Ullrich 1975).<br />
1967 wurde durch R. Feustel (MN) eine Kontrollgrabung sm Hangschuttprofil vor dem Haup : <br />
eingang durchgeführt . Sie diente der Klärung der stratigraphischen Verhältnisse. Die Ergebnisse<br />
wurden von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe ausgewertet , wobei auch die<br />
holozänen Schichten - soweit möglich - analysiert wurden.<br />
D: Die Urdhöhle ist eine von Richter auf 110 m Länge erschlossene und 40 m Länge ausgegrabene<br />
Karsthöhle im Dolomit des mittleren Zechstein. Bei der Entstehung der Höhle d!!rften<br />
s0Nohl die Ausräurnung von Lockermaterialien aus bereits vorhandenen, nattirlichen Hohlr<br />
äumen als auch erosive Vorgänge eine Rolle Sespielt haben. Korrosion spielte eine geringere<br />
Rolle (Feustel et al. 1971 b, S. 1))).<br />
2)
S·W.ürobE'O<br />
S·GrObE'O<br />
l<br />
Abb . 41 Döbritz, Kr . Pößneck , 1 UrdhöhJe , Grundriß und Längsriß; 2 SW-Graben - Nord<br />
~ r o t11 , I-XII Schichten; 1-1) Probeentnahmeatellen fUr Sedimentanalyaen<br />
(n. Peuste1 et 61. 1971 b)<br />
2<br />
24
Mächt1R:keit HordnrofU Süd rofU<br />
20 - 30 ,m rezente , schwärzliche hu- schwarzbraune<br />
mose Schicht XII Humusschicht 1<br />
40 - 60 ," mittelbrauner, grusiger braune, atei-<br />
Lehm XI nige Schicht 11<br />
,a. 50 cm graubr aun bis braun , grau, sehr<br />
(nur im West- lehmig X steinig, an 1C<br />
t e U)<br />
der Pelswand<br />
bräunlich u .<br />
lehmig<br />
25 - )0 cm braun, lehmig IX gelbbrauner, 9 ,7<br />
s t einiger<br />
Lehm<br />
20 - 25 Cln grauer bis hellbrauner , mi t schwärz- ,<br />
l ehmiger Sand und Stein- licher Linse<br />
blocke VIII mi t viel Holzkohle<br />
50 - 120cm grau bis mittel- rehbrauner,<br />
brauner steiniger VI steinarmer Lehm,<br />
Lehm<br />
d'lrch Strate<br />
darin Linse wie gelblichen 00-<br />
VIII VII lomitsand<br />
mi t Steinen<br />
zweia:eteU t<br />
)0 - 40 cm LlSßlehm mit Dolomi t - ~elbliCh- graUe r<br />
bruch V olomitssnd ,<br />
steinig 4 ,<br />
15 - 200m rötlich- brsun<br />
gebänder t e Tone ,<br />
Sande u . Peinschotter<br />
20 - 30cIII feinsandiger Le hm III<br />
u . DolomitBand II<br />
IV<br />
r otbraune Tonschicht<br />
Tab. 7: Döbritz, Kr. Pößneck, Urdhöhle . Profilaufbau im SW- Graben<br />
(n. Feustel et al. 1971 b, S. 136 ff . )<br />
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Die Höhle gehör t zu einer N- S streichenden Randzerreißunge( Abriß- )kluft sm Rande des<br />
Riffs . Sie kann in verschiedene Abschnitte gegliedert werden , die Richter als "Kultkarnmer"<br />
, "Hochkammer", "SUdhalle" und "Einbruchskes sel" bezeichnete. Von letzterem aus 1st<br />
ein Hohlraum tiber der SUdhalle zu erreichen, ~er a18 "Oberhalle" bezeichnet wurde (vgl.<br />
Abb . 4 ' 1)' Ac mehreren Stellen befinden sich Offnungen nach dem Hang zu.<br />
E: Richter legte vor der "Kultkammer" sm Ausgang der SUdhalle und am Einbruchskessel<br />
Schnittgräben quer zum Hang an ("Uordwestgraben" , "SUdwestgraben", "SUdgraben") . Die zugehörigen<br />
, von Richter angefertigten Profilzeichnungen sind mehr oder weniger schematisierte<br />
Idealvorstellungen, deren einzelne Versionen z. T. erheblich differieren.<br />
Die Auswertung der Kontrollgrabung sm SUdwestgraben (1967) ergab , daß 1m Bereich de r Urd <br />
höhle im wesentlichen drei Sch1chtkomplexe vorhanden waren (vgl. auch Tab . 7 , Abb . 4 ' 2) :<br />
Schichten vom Ende des Altpl~ist o zäns , denen ein Sedimentationshiatus folgte<br />
Schichten vom Uber gang Pleistozän bis Holozän<br />
Schi chten aus dem Holozän<br />
Im H~hlen1nneren waren vor allem die ob eren Schichten t eilweise stark durch Wühl t i er e<br />
gestört , so daß Scherben, peläolithische Artefakte und mene chliche Skelettr eete z . T.<br />
nicht eindeutig stratifiziert werden konnten. In keiner der jungpleistozänen und holozänen<br />
Schichten war eine Kulturschicht erkennbar. Die meist en postpelöolit hischen Funde<br />
befanden Sich i~ lockerer Streuung in den Eingangsbereichen. Die Sedimentanalyse der ho <br />
lozänen Schichten IX , XI , XII des SUdwes t grabens ergeb , daß es s ich um Henglehme handelt,<br />
deren Unterschi ede nach S c~id vor allem durch die intensive, lang andauernde Bodenbildung<br />
nach Abschluß der Sedimentation entstanden sind (Peustel et al. 19 71 b, s . 144).<br />
Eine Untermauerung finden diese Aussagen durch die Auswer tung der Molluskenfauna, die<br />
duroh D. Mani a vorgenommen wurde (Feustel et a l . 1971 b , s . 144 ff. ; vgl. hier Abb . 5) .<br />
PUr die eiedlungsgeschichtliche Interpretation nicht ohne Be lang ist die Tatsache, daß<br />
zumindest die SUdhalle aufgrund der Hangschutteblagerungen vor dem Eingang im Holozän<br />
fUr den Menschen keum noch zugänglich gewesen sein dUrfte (vgl. Abb . 4 ' 2 ' Tef. XII'3) '<br />
P: Die Tagebuchaufzeichnungen Richters lassen vermuten, daß die Urdhöhle nicht allzu viele<br />
poetpa l öol i thische Funde erbracht hat. Der einstige Fundbestand dUrfte aber immerhin<br />
als "grl:lßerer Posten" allßesprochen werden. Gegenwär tig lassen aich lediglich zwei kleine<br />
Posten Keramik von Grabungen der Jahre 1937 , 1946 und 1950 nachweisen. Der r estliche Fundbestand<br />
ist als verloren zu be t rachten. - Zu den erhaltenen Funden sind keine Fundum-<br />
25
stände bekannt; sie werden deshalb als Lesefunde behandelt . Ule wen igen sU8ssgefähigen<br />
StUcke werden in der Reihenfolge ihrer chronologischen Zuordnung beschrieben.<br />
Keramik<br />
Neolithikum<br />
(1) Rat . eines kumpfartigen Gefäßes (Rand stark verschliffen), graubraun, ziegelartig.<br />
(2) Bendhenkelöse , subkutan, glatt , graubraun, grob gemagert, Br: 3.3 . Loch-Dm: 0 , 9 cm<br />
Im ~Schlchtenmater181 BUS der Kultk~~er im NN _Schnittgr8ben~(T8gebuch Richter 1 . 8.48):<br />
C) Rat . mit flacher. aufgesetzter Tupfenleiste (arkadenrandähnlich', uneben , außen grau ,<br />
innen schwarz (Tsr. V. J<br />
><br />
Bronzezei t<br />
Hochkammer der Urdhöhle:<br />
(4) Rat . einer Kanne ( ?) mit Tsndständigem , fünfkantlg profiliertem Henkel, glatt,<br />
schwan; (Taf. V' 7"<br />
(5) gewölbtes WandstUck mit stark verwaschenen senkrechten Kanneluren , glatt , r ötlichgrau<br />
(Taf. V' 6 )<br />
Prühlatenezeit<br />
(6) Rs t . einer Schale mi t S- Profil und stark betontem Schul terumbruch, glat t , schwarz .<br />
ildm : ca. 18 em (TaL V' 5 ) - Simon 1972, TaL 8'24 (unter Kniegrotte) .<br />
Da tierung fraglich<br />
( 7 ) Rst . r.lit Henkelansatz , glatt (porös) , außen r ötlich, innen schwarz , stark gebrannt ,<br />
Wst: 0 , 6 cm<br />
(8) Rst. mit rundstabiger Handhabe (evtl. auch Puß einer Pußscha.le) eben , schwarz<br />
(TaL V' 4)<br />
(9) zwei größere Bruchstücke einer Tasse (?) oder bauchiger Napf mit s - förmigem Profil,<br />
Bodenfläche wenig ausgebildet, glatt: schwarz, braun gefleckt: innen grob verstrichen ,<br />
Udm : ca. 9, D:n: ca. 10 cm<br />
!.Iit~elaltp.r·<br />
(10) Kragenränder. Wnndscherben mit Curtfurchen.<br />
Knochen<br />
Bei der holozänen Tierknochen ließ sich aufgrund der Lagerungsverhäl tn1ese kaum Näheres<br />
;;ber die Zuordnung zu bestimmten SChichten aussagen, zurnsl sich Knochen rezenter A.rten<br />
~ . ~ . in pleistozänen Schichten befanden.<br />
~;enschliche Skelettreste wu r den in der Oberhalle , in der Kultkammer , in der Südhalle und<br />
im Südwes tgraben gefunden. Während die Skeletteile aus der Oberhalle und dem Südwestgraben<br />
wohl eindeutig dem Jungnaläolithikum zuzuordnen sind , erscheint fUr d1ejenigen aus<br />
der Kultkammer und der SUdhalle ein holozänes Alter am wahrscheinlichst en (vgl. Feust e l<br />
et s1. 1971 b; Ullrich 197'3; Dsch 1974, S. 203 ff . , der alle Skeleuellc tns JungpaHl.olithikum<br />
datiert) . Die Ausoagen sind jedoch durch die Lagerung der Knochen in teilweise<br />
gestörten Schichten und durch die nicht völlig eindeutigen Pundumstände mit gewissen Unsicherheitsfaktoren<br />
belastet. 8<br />
C:!n den holozänen Schichten in und vor der Urdhöhle fanden sich ebens o wie in denen der<br />
Kniegrotte wenige spätneolithische Keramikreste. Außer einigen in ihrer Zugehörigkeit<br />
fraglichen Scherben handelt es sich dabei um eine Bandhenkelöse und um die Scherbe mit<br />
"Arkadenrand" . Zu letzterer lassen sich als Parallelen beispielswe ise Scherben vom Jenzig<br />
bei Jens (Simon 1967 , Abb. ) ' 10) oder von de r "Michelsberger" Siedlung von Gers (Auerbach<br />
1932 b , Abb . 3, 4) heranziehen. - Auch die Funde der folgenden Begehungsphasen - Spätbronzezeit<br />
und Frtihlatenezeit- lassen sich an die der Kniegrotte anschließen. In den Funden<br />
der Urnenfelderzeit sind zumindest Pormen der älteren Stufe vertreten, wie z. B. der<br />
fUnfkantige Henkel und die Sche r be mit senkrechten Riefen (vgl. Simon 1969, S. 262 , der<br />
"polygonale" Henkel der ältesten Stufe der Lausitzer Kultur in OatthUr ingen zuordnet).<br />
Der Besiedlungahorizont der Frühlst~nezeit ist nur durch eine sicher zugehörige Scherbe,<br />
den Oberteilrest einer Schale mit S- Profil,nachweiabar. Die wenigen mittelalterlichen und<br />
späteren FUnde sind durch die Randprofile und die Gurtfurchenverzierung in die Zeit nach<br />
der Mitte des 1). Jh. zu datieren. - Bei Datierung und Bewertung de r Funde der Urdhöhle<br />
muß allerdings beschtet werden , daß ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen nicht auffindbar<br />
ist , so daß beispielsweise gerade die menschlichen Skelettreste nur schwer einer<br />
bestimmten Zeitstufe zuzuor dnen sind. Ein Zusammenhang mit dem endneolithischen oder spätbronzezeitlichen<br />
Siedlungahorizont ist wahrscheinlich.<br />
7. D ö b r i t z, Kr. Pößneck, Bez. Gera - "Wüste Scheuer". "WUste Scheune", "Döbritzer<br />
Höhle" . - Ilbl. 5)35 Ziegenr Uck ; N 4, 5; 06,5. - Idus . Pößneck (Verlust) , Mus. Gers o.Nr.,<br />
Mus . Jena 31926.<br />
A: Eisel 1886 a; 10th 1888, S. 9 f . ; Jacob 1896 , S. 55; Regel 1895, S. )08, 493; C.H. Z. ,<br />
s . 390; Tagebücher A. Götze 1925/26 (Archiv MW); Hess v . I'/lchdorff 1930; Götze 1930;<br />
Hess v. Wichdorff 193T: Auerbach 1930, S. 259 ff. : 1932 a , S. 6 f ., 11, 14 f . : Richter<br />
1955: Kaufmann 1959 , S. )5 ; Feustel 1961 , S. 20 f., Abb. 5: Rampel 1963, S. 16, Abb . 5 a .<br />
B: Am südlichen Plateaurand das Riffes: in beherrschender Lage sm steilen östlichen Hang<br />
des Gamsenbschtales: sUdeXponiert , 333 m ti . NN , ca. 35 m tiber der Talsohle. (Karte 1' 4 3 '<br />
Ta!. XII' 2) '<br />
'<br />
26
Arlen- ArIen - ! !<br />
Ii<br />
;:<br />
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•<br />
. .' 1 •.} .,fp~l< lrum zohl<br />
\ l l~<br />
,<br />
~;<br />
Abb . 5 : Entwicklung und Bestand der fd.olluskenfsuna aus dem Hangschutt v o r der Urdhöhle<br />
1 ausgespr ochen Waldarten. 2 vorwiegend 1~ Wald lebende Arten, auch im GebUsch , a n Pelshängen oder in<br />
der Wa ldste ppe , J Feucht- und Auwaldarten, 4 Steppenarten, '5 waldfeindliche Arten , allgemein Arten der<br />
offenen Landschaft , 6 trockenheitellebende Arten , 7 ausgesprochen euryöke , vorNi egend meaophile Arten ,<br />
e feuchtigke1tsllebende Arten, 9 Arten mit hohen PeuchtigkeitssnsprUchen, 10 Hangschuttskelett, 11 lehmiges<br />
Substr at (Hanglehm), 12 lössiges Substrat, 1) Hanglehm, durch Bodenb11dung ve r änder t oder mit umgelager<br />
t em Bod enmaterial, 14 Humusanre1cherung, 15 Kulmsch1efergerölle.<br />
W Wald , W (s) Walds teppe, W (h) Feucht- , Auwald, S Steppe, 0 offene gehölzfre1e Standorte, X trockene<br />
Sta ndorte , M m.ittelfeuchte Standorte, f Pelsen , H feuchte Standorte , P Sumpf, sehr feuchte Standorte ,<br />
• warrnze1tliche Leitart , « kaltzeitliche Leitart .<br />
PB Prßboreal , B Boreal, A Atlantikum., SR Subrezent .<br />
(n, Jo'eustel et a1. 1971 b , Abb . 5)
--- - ------ ... - - -<br />
,<br />
----j<br />
------ - -~-- - -- - - - , ,<br />
--------------------------<br />
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~ Ff051H [)oIomiUf'lS<br />
I:::-
ilichtigkei t Beschreibung Pauna9"- Dat1e~ der<br />
archäol. runde<br />
20 - .5cm hwaoee , erdige Deck- Cepes ne~oralis, 17./18. Jb.<br />
echicht<br />
Helicigona lapicida,<br />
8elicidon- Slawen<br />
ts ObTOI.,<br />
Brsdybaena trut.,<br />
Cepea horteneia. TorrHm. BiaenEeit<br />
Holozäne Säuger- Br onzezeit (UPZ)<br />
knochen, nicht Jlfeolithilcu.m (?)<br />
aicher auescheidbar<br />
20 - 80 ,. gelber bis r ötlicher Equu. germ •• .... - Meaolithikum?<br />
Htlhlen1ehm<br />
muthus primig.,<br />
25 - 3D ,. Bos prim. taurus ,<br />
z. T. 60 - 10mi tdek- zw.<br />
Coelodonta antiqu. ,<br />
100 CIII<br />
~<br />
kengerie- teste<br />
Crocuta apelaea, MagdaH!nien<br />
eelbro telaartige<br />
Rangiter tarandus<br />
,<br />
Aurignacien?<br />
ken Sinterbank Dicroetonyx ap.,<br />
gelb, gelbrtltlich<br />
od. weißlich<br />
Alac t aga sp.,<br />
Marmo t a ap., 1<br />
10 - 80 cm gelber bis rötlichu.a.<br />
gelber 8t1h1enlehm<br />
%. T. mit kiesartigem<br />
Dolomitdeckengerieael<br />
20 - 110cm moosgrüner Dolomitaand,<br />
manchmal auch zementtarbig<br />
? )(ouat6rien<br />
anatehender Pela<br />
Tab . 8 ; DHbritz, Kr . Ptlßneck. Protilautbau des Vorwalles der "WUaten Scheuer"<br />
(nach Heu v. Wichdorft 1931, S. 1)2 tt. ; Auerbach 1930, S. 260 t.;<br />
Richter 1957, S. 84)<br />
C: Die erete bele6te Orabung tUhrte der damalige Leiter des Städtischen Museum. Gera, R.<br />
!Unl 1885 durch (Eieet 1886 a ). Er legte im Innenraum der Htlhle zwei Schnitte yon<br />
1,5 m Seitenlänge an und einen Schnitt im von ihm ala slawiach angesehenen Vorwall. Er<br />
beende te jedoch seine Grabungen, eIs er im Vorwall sut eine teste Sinterbank atieß, die<br />
er !Ur den gewachsenen Pels hielt . Kleinere SchUrte legten R. 10th (Loth 1888) und der<br />
PHßnecker Lehrer Quantz an. Beide Grabungen erbrachten jedoch kaum Ergebnisse. 1925/26<br />
wurde die Htlhle durch den TbUringer Höhlenverein unter dar Leitung von H. Hese v . Wichdortt<br />
und A. Gtltze, beide Berlin, in inagesaat vier Grabungswochen (I) vollständig aU8-<br />
"r.aben. Des Hauptziel der Grabung war die Bergung paläolithischer Funde . Die Grabungs<br />
UD erlagen dieser Grabung sind leider nicht mehr auffindbar. Eine vom ThUrinSer Htlhlenverein<br />
herauagegebenll Postkarte vermi ttel t ein Bild von der Grabungsmethode (Tat. IIII,,).<br />
Duroh Heaa v. Wichdortt (1930; 1931) wurden die allgemeine Beschraibung der Htlhle und<br />
eine ProfilbeBchreibung publiziert) GHtze (1930) beachrieb die Funde der unteraten, wohl<br />
.ittelpaläolithischen Schicht. Sämtliche Funde kamen 1935 ins PHßnecker MU.eum, wo sie<br />
1945 durch einen Bombenvolltrefter vernichtet wurden. Die Tagebücher GHtzes ermtlgliohen<br />
nur tUr wenige Zusa.Msnhänge eine Rekonstruktion. Sie zeigen zude~, daß die Grabungen -<br />
auch fUr damalige Verhältni •• e - nicht modernen AnaprUchen genUgten (vgl. Tat. IIII' 3)'<br />
DI Die ·WUste Scheuer" ist ein groBee Abri ~ Rande dea Zechs te1nriff •• Die Grundfläche<br />
iat halbellipeoid 3- 9 x 9 5 j ihr lel.achutzdach ragt 5. 2 m frei Uber den Innenraum •• ach<br />
dem Auegrabung.befund aoll ea vor eeinem Abbruch (Ende dee Weichaelglaziala ?) elne Länge<br />
von ca. 14,5 m erreicht haben. Vor der Hijhle befand eich ein ca. 0 , 5 m hoher und bia zu<br />
5,8 m breiter Vorwell. Die Htlhe dae Innenraume. betrug vor der Grabung 3,0- 3, 3 m, nach<br />
der Grabung 4 , 8 m.<br />
BI In den Schichten dar WWUaten Scheuer" sind Sediaente der autochthonen Verwitterung<br />
von Htlhlenwänden und mit Hangachuttablagerungen sm Eingang 80wie Binschwemmungen im Inneren<br />
duroh KlUt~e und Spalten kombiniert (nach MUller- Beck 1975, S. 43, da. "normale"<br />
Einlagerungeschema in Wohnhtlhlen, Abb. 6. ). Heae v. Wichdorff beschränkt sich auf verbale<br />
Beschreibung der Schiohten; Sediment1:2Pollen_ und MolluB~enanalysen wurden nicht<br />
vorgenommen, ebenso unterblieb eine Untersuchung der Pauna. - Der Protilautbau dea Vorwalles<br />
ist in Tab. 8 zueammengetaBt . Dn Inneren der Höhle betand sich eine bi. zu 2.20 m<br />
tiefe Herdgrube (7), deren PUllung ataubreicher, klein.tUckig achartkantiger Dolomitgrus<br />
bildete. Aus den unteren Bereichen dieaer Grube wurda alawiache Keramik geborgen.<br />
PI Autgrund der großen Pundverluate iat eine repräaentativ. Zus~enetellung aowobl der<br />
paläolithischen ale auch der postpaläolithiscben Punde nicht mehr mtlglich. Polgende poatpaläolithische<br />
Funde aind noch erechließbarl<br />
Grabung Biael 1885<br />
(1) "Scherben mit Wellenverzierung und tast aenkrecht uagebogenem Rand- (elawiaob?)<br />
Bi .. l 1886 a, S. 51 ; Auerbach 1930, S. 261; He.a v. Wicbdorff 1930, S. 75 .<br />
U) b'epent e:1naa BrOll~.a.<br />
29
Sondierung 10th 18S8<br />
0) "vereinzelt rohe, handgearbeitete Scherben" . 10th 1888, S. 9 !.<br />
Grabung Thüringer Hijhlenvereln 1925/26<br />
(4) Seherb.n 81n88 Geräßee mit Ichräg ansteigender Wandung. ( Tat. XIII ' 2) Tagebuchauf <br />
zeichnung GlStze v. ".4. 26 .<br />
(5 ) TonlöffelbruchetUek (Tat. XIII.»<br />
Le eefunde Auer ba ch<br />
(6 ) weni ge a typische Wands cherhen.<br />
PundUr.lst/inde u nb ekannt , "Gämdenhtlhle" (ob zugehörig? ) 10<br />
(7 ) Rat . ~lt atark au. l adendem Rand (mit Pormhol~ ausgezogen ) und Wellenband auf der Schult<br />
er, eben, dunkelgrau , Io!dm : ca. ) 0 cm. ( Tat. v. 2<br />
). Ramp el 196), S . 16. JJ. Abb . 5 a<br />
(unter WUs t e Scheuer ) .<br />
FundumetKnde unbekannt , unter paläolithischen Artetakten :<br />
(8 ) Abschlag mit .teiler, umlautender kantenretulche; honigfarben , durchecheinend.<br />
G: Wie cbenetehende Aufstellung zeigt , existieren fUr die Da t ierung der pestpaläolithischen<br />
?unde nur ncch wenige Belege. Das aus Lesetunden und den s t ratigraphieoh wenig gesiohert<br />
en St Ucken der Grabung Eisel zusammengesetzte Silexinventar gab zu den verschiedeneten<br />
Hypothesen Anlaß. Reinecke (1906, S. 62) zog f Ur eine Reihe von Peuers t eingerät<br />
en aufgrund typologisoher Erwägungen (ohne BerUcksiohtigung der stratigraphischen Herkun!'t)<br />
unzut r effend eine Da t ierung ins PrUhneol1thikum in Bet racht . Auerbaoh (191 0 , S.<br />
174 f . ) und Schmidt (191 2, S. 103 , 226, Taf. XIII) beschr eiben einzel ne Gerä t e als meaolithisch;<br />
ähnliche Typen befinden sich jedoch auch i m Magdalinieninvent ar der Kniegrotte ,<br />
50 daß eine mesolith18che Besiedlung der "WUeten Scheuer" zwar möglich, aber n i cht wahrs<br />
chei nlioh ist . Die von Auerbach (1930 , S. 261, Abb. )2 ) postuliert e strat igraphis che Ab <br />
folge Paläolithikum_Mesol ithikum(Tardenoieien)_vorgeschichtliche Me t allzeiten läßt sich<br />
in keiner Weise belegen. Im Mus. Gera befindlichs Art efakte ei nd eehr wahrecheinlich dem<br />
Magdal'nien zuzuordnen. Nicht näher bes timmbar sind die wenigen erhaltenen bzw. Uberliet<br />
er t en Kerami kreet e: Dae Tonlöffelbruchstück könnt e zwar j ungneolit hisch sein ( vgl. Kaufmann<br />
1959 , Ta t . 6 . , ÖPitz , Pel senberg) ; eine gsnaue Datierung ist aber nur auf Grundlage<br />
der Skizze nicht m~glich. Ale lediglich ältermetallzeitlich sind die wenigen erhaltenen<br />
Soherben (6 ) und (7 ) zu kennzeichnen. Die Scherbe mi t Wellenverzierung (Taf. V,?) wi rd<br />
von Rempel (196), S. 12 ) als frUhdeutsch bezeichnet und ins 10 . Jh. datiert. Unter Be <br />
r ückei cht igung der Hinweise aus der Literatur ergebln sich fUr das Pundmaterial der Höhle<br />
f olgende Zeithor i zonte:<br />
17. /18 . Jh . (Auer bach 1930, S. 260)<br />
Slawen/PrUhmittelalter<br />
Spätbr onzezei t/PrUh eisenzeit ( Richter 1957 , S. 84)<br />
Neolithikum ( Ri ch t er 1957 , S. 84; Tagebuchnotiz Götze ; ni cht näher veri f izier bar)<br />
Me solithikum (möglioh Aber wenig wahrscheinli ch)<br />
MagdaUmien<br />
Au r ignac ien ( Andree 1939 , S. 414; nach PeuB t el et al . 1971 b möglicherweise Gr avet tien)<br />
"Mous t h ien"( Gö tze 1930 ; TagebUcher Götze 1925/26 )<br />
H: Das Döbritzer Zeohst e i nriff zog Menechen in verschiedenen Zeitabschni tten des Holozäns<br />
an. Vom Plateau des Berges bietet sich eine hervorragende Pernsicht weit Uber das Orlatal<br />
in Richtung Oeten und SUdosten ; der Gamsenbach am fuße des Bergss otellte ein günstigee<br />
Wasssrreservoir dar. - Während allerdings die Höhlen im Paläol ithikum Zentren der Besiedlung<br />
waren (Kniegrotte, wüste Scheuer), sohsinen sie i m Holozän nur eine untergeordnete<br />
Bedeutung gehabt zu haben.<br />
Dem glUcklichen Ums t and, daß von einem Teil der holozänen Schichten des Döbritzer Berges<br />
naturwissenschaftliche Untersuchungen vorliegen, ist ee zu verdanken, daß die Besiedlungsgeschichte<br />
in stärkersm Maße in ihren Wechselbeziehungen zur Umwelt ausgewertet werden<br />
kann . _ Nach Ausweia der in den holozänen Schichten der Kniegrotte und der Urdhöhle gefundenen<br />
MOllUSKen war der heute fast bewuchsfreie Berg im Atlantikum von einem dichten<br />
Laubmischwald bewacheen. Ein geringerer Teil des Artenepektruma weie t auf standortbedingte<br />
offene , felsige Stellen hin. Man wird bei der Interpretation davon auegehen können ,<br />
daß die Mslakofauna einer Hangschuttablagerung im wesentlichen die Verhältnisse der gesamten<br />
Umgebung der FundsteIle, alao ~es Berges inagesamt, insbeeondere aber die Verhäl t <br />
nisse des Plat eaus bzw. dee Oberhanges widerspiegelt.<br />
Zu Beginn des Holozäns war der Berg offensichtlich fast völlig aufgelaesen. Nach Paus tel<br />
(1974 , S. 207 ) endete die paläolithische Bes iedlung der Kni egrotte spätestens im Al leröd.<br />
Ahnl iches iet auoh für die Wüste Scheuer anzunehmen. AuS dem Präboreal bzw. Boreal liegt<br />
ledigli ch der Ei nzelfund einer Geweihaxt vor, die möglioherweise als VersteokfUnd zu deut<br />
en 1et. Auf jeden PalI stammt sie von einer nur kur zzeitigen Begehung des Geländes , worauf<br />
e ine Feueratelle und wenige Tierknochen aus derselben Strat e hinweisen. Bei den Anfang<br />
unseres Jahrhunder t s gefundenen angeblich mes ol ithischen Si lexgerä t en dürft e es sich<br />
um magdaH!nienzeitliche IUkrol1then gehandelt haben.<br />
Die F.r kenntnismöglichkeiten über die Besiedlung des Berges i m Endneoli t hi kum sind leider<br />
du rch di e Pun dverlust e s t ark eingeschränkt. Die lockere St r euung der Funde über mehrere<br />
Gr abungsstel len (Kniegrotte . Ur dhöhl e, WUste Scheuer ?) l äß t ei ne sohwache Besiedlung zumi<br />
ndest des Westhangee des Berges vermuten, die ähnlichen . zeitgleichen Siedlungen entspricht<br />
. Di e Höhlen dürften bei dieser Besiedlung nur e ine rela tiv un t er geordnete Rolle<br />
gespiel t haben.<br />
Bemerkenswer t ist der umfangreiche Pundnlederechlag der spä ten Bronzezeit. In sIlen Grabungsschni<br />
tten fand sich bronzezeitliche und jUngere Keramik besonders häutig in den Hangschuttablagerungen<br />
(vg1. Tab. 9). Di eae Peststellung ist vor 81l.~ für die "Gerdgrotte"<br />
30
I .I"\lIIQate .......<br />
Ha.ru!:achutt<br />
.runa. 1IDl<br />
Höhleninneren<br />
pr ......... r. Lagerung<br />
suunl1a:e ,, ~~er.<br />
etUte<br />
WUete Scheu.r<br />
Kn1egrotte SUdkluft<br />
•<br />
" TUrmgrott." "Gerdgrotte"<br />
Urdhtlhle • •<br />
Tab . 91 Lage d.r poatpaläolithiech.n PUnd. d.r Htihl.n deo Dtlbritzer<br />
Zecheteinriffe (Döbritzer Berg)<br />
und die "TUrmgrotte" zu betcnen, da beide PUndetellen - jedenfalle für dae Holozän -<br />
kaum ala Höhlen angesprochen werden können. Die Urdhönle war im Holozän in wesentlichen<br />
Teilen bereita nicht mehr tUr Menschen zugänglioh. Die in dieser Höhle getundenen Scherben<br />
und evtl. auch die menechlichen Skelettreete aue KUltkammer und SUdhalle eind sehr<br />
wahrsoheinlich durch sekundäre Vorgänge (laterale Umlagerung , wühlende Tiere) in den Häh·<br />
leninnenraUDl gelangt. - Im Gegensatz dazu war die Kniegrotte auch 1m. Holozän ohne weit e<br />
ree begehbar und als Höhle i . e. S. anzusehen. Ihr lnnenraum enthielt deutlich abgegrenzte<br />
, durch Lehmschichten getrennte Kulturschicht en, die eine intensivere Nutzung der Höhle<br />
vermuten lassen. Nach Richters Angaben waren die KUlturrelikte sowohl im Hsngachuttkegel<br />
vor der Höhle als auch in der Höhle gleichmäßig verteilt . Die Morphologie des Geländes<br />
vor der Kniegrotte scheint zudem von allen vergleichbaren Hangsbschnitten des Westhanges<br />
am geeignetsten fUr einen längeren Autenthatt aut dem abschUssigen Gelände gewesen zu<br />
sein. Eine Besiedlung des Plateaus des Döbritzer Berges 1m Holozän, wie dies u. U. anzunehmen<br />
wäre , ist nicht wahrscheinlich. Dor t wurden trotz sorgfältigster Begehung (frdl.<br />
Hinweis G. Möbes , Weimar) mit Au.nahme des Steinbeils (rat. I , !,) keine postpaläolithischen<br />
Funde geborgen. Oer flachgrUndige Boden auf st.inigem Un ~rgrund schließt eine akkerbauliche<br />
Nutzung von vornherein fast aus und läßt auch das Vorhandensein einer Siedlung<br />
an dieser Stelle wenig glaubhaft erscheinen . Oi e Funde deuten vielmehr daraufhin,<br />
daß die urnentelderzeitliche und später frUheisenzeitliche Bevölkerung den mikroklimatiech<br />
ohnehin günstigeren Westhang des Berg~s fUr eine Besiedlung nutzten. Dabei bezogen<br />
eh die Kniegrotte und wahreoheinlich auch die WUe te Scheuer mit ein, die fUr die Menschen<br />
ein "Angebot" der Natur darstellten. - Da Höhlen zu allen Zeiten eine besondere<br />
Wirkung auf Menschen ausUbten , könnten sie auch 1m Kult eine Rolle gespielt haben. -<br />
Sowohl<br />
bronzezeitliohe als auch trUheisenzeit liche Besiedlungsphase sind integrierter Beetandtell<br />
der Gesamtbeaiedlung des Orlable (vgl. die Karten bei Kauflnann 1963 , S. 67 ,<br />
Abb . 12, S. 96, Abb. 21 , s. 103, Abb. 23).<br />
Sohwieriger erscheint die Interpretation des slawischen Pundhorizontes. Hier ist man geneigt,<br />
ähnlich wie bei den tolgenden mittelalterlichen Funden, an sporadieche Begehungen<br />
dea aslkndee zu denken . Ob ea aich dabei um kurzzeitige Niederlassungen in Unruhe zeiten<br />
oder beiepielsweise um Rastplätze von Hirten handelte, ist nicht zu entscheiden. In Betraoht<br />
zu ziehen wäre u . U. noch eine Deutung der Funde als Widerspiegelung mehr oder weniger<br />
okkulter Bräuohe, wie Wetterlochbeschwörung, Niederlegen von diversen Gegenständen<br />
(TongefKBe, BlechbUchsen mit Speise, GeflUgelopfer) u .ä., die aus der frUhen Neuzeit,<br />
teil.etae aber auch noch aus der jUngsten Vergangenheit fUr Höhlen der verschiedensten<br />
Gebi,te der Erde belegt eind (Moser 1968,S. 16; Gerer/Moser/Walter 1970, S. 99 ff.).<br />
8. 0 Ö b r i t z, Kr. Pößneck. - Richterhöhle (trUher vogteigrottel - Mbl . 5335 ZiegenrUck,<br />
• oa. ~,O; 0 CB. 8 , 0 . Slg. Riohter, pöeneck(z. T. vereohollen ; MW 514/67, 1905/75<br />
AI Riohter 1955,' 1957 , s. 87. TagebUCh M. Richter 1951 b1e 1954 (Arohiv )8'); Lappe 1982,<br />
S. 64.<br />
BI In einem etark zerklUfteten Zechsteinriff ee. der Ort.lage Döbritz, gegenUber dem Döbrits.r<br />
Berg 1m eUdlichen Teil des Gemeindewaldes, ca. 290 • U. NI; sUdo8t- bie oetexpon1ert<br />
(Abb. '~'3)'<br />
0, B. Richtsr legte 1951 hia 1954 Sondierungeechnitte am Höhleneingang und i. unmittelbaren<br />
Vorgelände an.<br />
Dl Broeiv erweiterte Abrißklufthöhle oder Abr1ßkluft mit mehreren Aufspaltungen () völlig<br />
veraohUttate Bingänge). Richter (1955, S. 41) vermutete, daS die Höhle 60 m lang sei.<br />
EI E. erfolgte keine ey.tematieohe und zusammenfaesende Profilaufnahme. Aus dem Grabungstagebuch<br />
ließen eich lediglich folgende Angaben er.chließen: Unter einer achwarzen, humo.en<br />
, zum Teil durchwühlten Schicht, die stellenweise Holzaschekonzentrationen aufwies<br />
und die neben Tierknochen und Sohnecken eine nioht beetimmbare Menge Keramik enthielt,<br />
befand eich eine Dolomit.andechicht. Ab ca. 2,2 m Tiefe stellte Richter pleistozänen<br />
Lehm mit Ruten vom Braunbär und Widlpferd fut. Vor Kluft II(?) befand sich in 1,6 m<br />
Tiefe eine Herdeteile von 1 • Durohmeeeer, die 30 cm mächtig war.<br />
PI lach dem Grabungstagebuch von Richter fand eich in allen Sondierungeschnitten mittelalterliche,<br />
slawische und bronzezeitliche Keramik. Au. seinem "Rordechnittgraben"("Hauptkluft")<br />
erwähnt er eine verziert. Scherbe, tur di. er eine Zuordnung zur Schnurkeramik<br />
in Betracht zieht; aus dem Eingang zur Hauptklutt eOllen ~ittelalterliche. bronzezeitliche<br />
und neolithische Funde stammen. Dort lag auch ein meneehlicher UnterarMknochen.<br />
r. Original nachweiabar:<br />
"SUdkluft" (111), Tiefe 19m<br />
(1) li88me Lanzenspitze l?) , L: 14,8; Blatt-L: 7 , 31 Br: 2,7; St : 0,3 CID (Taf. V'o).<br />
)1
"Kluft I ". Tiefe 0 .9 m<br />
(2) T88s8 mit randständigem Henkel, tiefliegendem Umbruch , hängender Schulter und u.<br />
rilltern Wsrzenbuekel 1m Wechsel mit Rillen: 8chwarz/schwarzbraun, geglättet, Buckel ca.<br />
0 , 4 em hervorstehend: H: '1 , 6 : Dm : 17,5: KM: 18 , 2: Bdm: 6,0 eil! lTaf. r'19); Lappe 1982,<br />
Tat. LIX'l O<br />
C: Genauer zeitlich zuordnen läßt sich lediglich die Tasse (Tar. 1' 19)' Sie fUgt sich gut<br />
in das Pundmaterial der Lausltzer Weetgruppe ein und 1st der älteren Urnenfelder br onzezeit<br />
zuzuweisen (Pesehel 1972, S. 234 f.). Die Ubrigen, von Richter vorgenommenen Datierungen<br />
sind zwar nicht UberprUfbar, aber autgrund der Funde vom gegenUberliegenden Döb <br />
ritzer Berg als wahrscheinlich anzusehen. Die eiserne Lanzenspitze (1) dUrfte dem Mittelalter<br />
zuweisbar bzw. noch jUngeren Datums sein.<br />
H: Aufgrund der Ergebnisse der Sondierungen läßt sich nichts über die Art der Nutzung der<br />
HBhle aussagen. Unklar ist auch, ob die Schichten in stärkerem Maße gestBrt waren , bzw .<br />
ob mit Uml sgerungen der Sediment e zu rechnen ist . - Offenbar wurde die Höhle und ihr Vorgelände<br />
zu den gleichen Zeiten wie der Döbritzer Tafelberg aufgesucht . Sicher zu belegen<br />
ist dies allerdings nur für die ältere Urnenfelderzeit. Ob das weitere Umfeld der Höhle<br />
besiedelt war, wurde bisher nicht untersucht. Der Pund eines menschlichen Knochens impliziert<br />
eine kultische Bedeutung der Fundstellej da nähere Angaben zu den Pundumständen<br />
fehlen, ist eine Verlagerung des StUcks (durch wühlende Tiere o. ä . ) jedoch nicht ausgeschlossen.<br />
9 . Kam s d 0 r f , Ot . Großkamsdorf, Kr . Saalfeld, Bez. Gera . _ Abri an der Wernburgekuppe<br />
- Nbl. 5334 Saalteld; Funde z . T. Verlust; Mus. Halle HK 9366-9368 .<br />
A: Tagebuchnotizen und Grabungsdokumentation P. Klopfleis ch la85 (ArchiT Mue . Halle) ;<br />
Kaufmann 1959 , S. 246 u . Taf. 14 ' 8'<br />
B: Genaue Lage unbekannt; Wemburgskuppe selbst Ackerland, keine Pelswand Torhanden;<br />
evtl. kommt die Pelsengruppe westlich der Wemburgskuppe als Fundort in Prage.<br />
C: Grabung von P. Klopfleisch , Jena, 18S5 (3 m breiter und ca. 4, 5 m langer Schnitt<br />
unter und vor dem Abri).<br />
D: Nach Zeichnung und Notizen Klopfleiechs handelt es s ich um ein ca. 10 m langes und<br />
1,5- 2,0 m hohes Abri 1m Zechateindolomit , dessen Dach cs. 2,5 Cl Uberhängt (Abb . 6.,).<br />
Große Abaturzblöcke vor deo Abri deut en nach Klopfleisch auf eine ehemals grCSßere :wsdehnung.<br />
E: Klop "leisch beschreibt eine 10 cm mächtige Schicht aus schwärzlicher Erde (Kulturschicht<br />
?) mit Scherben, Tierknochen, Steinen und Hol zkohle , unter der sich eine locker e ,<br />
helle·oe Schicht befand. Ub er den Charakter des "Herdes", der nach Klopfleischs Zsichnung<br />
mit Steinen umgeben war , sowie die "Beerdigungsgrube" iet nichts Näheres bekannt .<br />
P: Umfang des ergrabenen Pundmaterials iat nicht mehr zu ermitteln; vom Ausgräber wurden<br />
lediglich charakteristische StUcke abgebildet (Taf. V'S) , Darunter:<br />
(1) wandstUdk eines Gefäßes mit Trichterrand (?) und aufgesetzter getupfter Leist e auf<br />
dem Halaumbruch.<br />
(2) 2 Rat. eines Gefäßes mit Fingertupfen auf der Mündung; dickwandig.<br />
() Teil eines menschlichen Unterkiefers.<br />
Im Landesmuseum Halle/S . im Original vorhanden:<br />
(4) Brat . eines spitznackigen Beiles (längsgespalten) aus graugrUnem Fels, Schneidenteil<br />
abgeschlagen , Nacken beschädigt , Ober fläche angewittert; Kaufmann 1959 , S. 246,<br />
Taf. 14 . S<br />
'<br />
(5) 3 Steingeräte (Artefaktcharakter ? )<br />
(6) wenige Tierknochen<br />
G: Da die Keramik nicht mehr im Original vorli egt , iat eine Datierung problematisch. Daa<br />
Steinbeil ist evtl. dem Neolithikum zuzuweisen; die Keramik kann aufgrund der Verzierungsart<br />
(getupfte Leiste und Fingertupfenrtinder) lediglich verbal in die Spätbr oßzeoder<br />
Hallstattzeit datiert werden .<br />
H: Der relativ kleine ergrabene Aus sohnitt der Fundsteile und die mangelhaf te Dokumentation<br />
las8en nur eine sehr beechränkte Auawertung zu. - Möglicherweise deuten die Kulturschicht<br />
und die Herdstelle auf einen längere Zeit besiedelten Platz hin. Ob der<br />
menschliche Unterkiefer von Tier en unter das Abri Terschleppt wurde und auf das Vor handens<br />
ein von Bestattungen hinweist oder ob die menschlichen Skelettreste an dies er Stelle<br />
kultische Bedeutung hatten, iat nicht mehr zu entscheiden. - Eine exskte Deutung wi r d<br />
durch fehlende Befunde aus der unmittelbaren Umgebung der Fundsteile erschwer t .<br />
10. Kam s d 0 r f , Ot . Kleinkamador f , Kr. PBBneck , Bez . Gera. - Höhle sm Fuß des Giebelsteine.<br />
- Mbl . 5335 ZiegenrUckj Funde nicht nachweisbar , eTtl. Mus . Saalfeld unter<br />
nicht lokalisier baren Funden vom Roten Berg und v o~ Giebelstein.<br />
A: Es chrich, in: Geraer Zeitung Nr. 266 vom 12. 11 . 25 ; Kaufmann 1959, S. 259 .<br />
B: Genaue Lage nicht bekannt.<br />
P: "Nenechlicher Schädel", "Peuerateinmee.er" , "aue grobem Ton hergestell te Ur nen" .<br />
G/H: Datierung und Interpr etation der Funde nicht mBglich.<br />
11. - 13 . Königsee , Ot . Garsitz, Kr . Rudolstadt , Bez. Gera. - Höhlen im Zechetainriff<br />
"M"6nchatuhl". - Deutung und Auswer tung der Funde und Befunde nach Nr . 13.<br />
11 . K ö ni g 8 e e , Ot . Garsitz, Kr. Rudolstadt . Bez. Gera . - "Bärenkeller " . "Großea<br />
Que r l1chsloch" . - Mbl. 5232 Könige""; S 22 , 2; w 20.4. - Mus . Wd.mar 219/68; Mu • • Rudol-<br />
)2
stadt 1102 , "04- "09. 1111-1119, "21 - 1123, 1126-1127. 11)0- 1151, ,,5515&', "-59':116"3 ,<br />
1170, 11B3, "93/94 , 1200, 14)1, 1505.1508, 1511 - 1514, 1525/26, 15)1/)2, 1536, 1541.<br />
1546/47 . 1552 , 1561 - 156).<br />
A: Deubler 1956 a, b; Kaufmann 1959 , S. 206 t . ; Pieoher 1962; Fröhlich 1962, S. 4), 140;<br />
Paustel 1963.; Kaufmann 1963, S. 95 fr.; Deub1er 1964 . 1965 a, b ; 1966; 1961; 1968 a , b ,<br />
Ci 1969; Peustel et al. 1911 Si Deubler 1972; Peuetel/Yuan 1977 S i Lappe 1982, S. 69 ,<br />
Tat. LXXXIV'25_J5s'<br />
B: In der östlichen Wand eines steilen Zechsteinriffs ("~dnchBtuhl") . dessen Plateau<br />
( "GebClrne") nach Südosten zum Langen Berg (809 m U. HN) anetela:t . Im Mi:lnchetuhl befinden<br />
sich 5 bisher erschlossene Höhlen bz •• Spalten und Halbhöhlen ("QuerlicheHlcher") . weitere<br />
sind 1m Steinbruch s üdwestlich davon entdeckt worden. Der Bärenkeller ist ostexponiert und<br />
liegt etwa 530 m U. NN und ca. 150 m über der Sohle des sich in nordöstlicher Richtung<br />
auadehnenden Beckens (Karte 4) .<br />
C: Di e Höhlen des ~~dnchstuhls " waren in der Bevölkerung seit alters unter dem Namen<br />
"Querrl "- oder "Querlichslöcher" bekannt und mit der Sage von den Querl1chen (Zwergen)<br />
verbunden. Se i t dem Mittelalter wurde bei den Querlichslöchern Bergbau nach Erzen betrieben.<br />
Die Höhlen scheinen j edoch aus abergläubischen Vorstellungen heraus gemieden worden<br />
zu sein bzw. waren nur bei den Bergleuten bekannt, denn 1760 wurde durch P. K. G. Einsiedel,<br />
Königsee, dem Fürsten zu Schwarzburg- Rudolstadt die Entdeckung einer "wunder <br />
bahren unterirdi schen Höh l e ••• in selbiger Wasser zu Stein wird" vermeldet (Taf. XIV , , ).<br />
Der Beschreibung nach muß der Bärenkeller eine Tropfsteinhöhle von großer Schönheit g~ <br />
wesen sein. Damals untersuchte man das "Höhlenwssser" auf seinen medizinischen Nutzen,<br />
es wurden sber noch keine Funde gemacht. Die Höhle fand im 18. /19. Jh. mehrfach Erwähnung;<br />
seit 1841 diente sie als Bierkeller. Im Jahre 1894 ließ sich der schwarzburg- rudolstädtische<br />
Landrat Werner auf dem kleinen Plateau vor dem Bärenkeller ein Bergbaus<br />
aus Hol zfschwerk und Ziegelsteinen errichten. Dabei wurden die prähistorischen Schichten<br />
grUndli ch umgelagert. Eine weitere Vermischung der Schichten, diesmal auch 1m Höhleninneren,<br />
erfolgte, als der Thüringer Höhlenverein 1926/27 unter der Leitung von Hess v.<br />
Wichdorff versuchte , die Höhle als Schauobjekt zu erschließen. Dabei wurden wiederum besonders<br />
die holozänen Schichten gestört. Dies ist umso eretaunlicher, als der Thüringer<br />
Höhlenverein andernorts mit groBer Intensität vor allem nach paläolithischen Kulturhinterlassenschaften<br />
forschte.<br />
1951 erhielt der 11menauer Bodendenkmalpfleger Henry Fischer vom Museum !Ur Ur- und PrUhgeschichte<br />
Thüringens Weimar die Grabungsgenehmigung f Ur den "Bärenkeller" und begann gemeinsam<br />
mit Karl Frank und anderen ehrenamtlichen Helfern die systematische archäologischspeläologische<br />
Erforschung der Höhle. Bis 1956 fUhrten sie Sondierungen in der Höhle durch<br />
und legten einen Schnittgraben vor dem Bingang an. Dabei wurden einige jungpaläolithische ,<br />
bandkeramische, bronzezeitliche und mittelalterliche Funde geborgen (Pischer 1962 ).<br />
1961 konstituierte s ich in Königsee unter Leitung von Heinz Oswald die Fachgruppe "Höblen-<br />
und Ksrstforechung 'Ur- und Frühgeschichte ' " des Deutschen Kulturbundes, die unter<br />
Anleitung und Mitarbeit von Mitarbeitern des Museums Weimar die Grabungen unter großem<br />
Einsatz bis 1972 for tsetzte. 1975 wurde durch R. Feustel sowie E. Speit el und K. Frank<br />
vor dem Hijhlanelngang noch eine größere Pläche abgedeckt (Feuste1/Musil 1977 a). Die dabei<br />
f reigelegten Schichten waren nur wenig gestijrt.<br />
D: Der Bärenkeller ist eine 25 m lange und sm Eingang 8 m breite Karsthöhle , die nach<br />
hinten in einem Winkel Ton ca. 250 einfällt. Die Haupthöhle endet bei 19 m mit einer<br />
fast senkrechten Wand und setzt sich dann in einem niedrigen Gang fort (Abb. 7'1 ?). Die<br />
Temperatur beträgt 1m hinteren Teil fast konstant +3 bis +6 o c, die relative Luf ?uuchtigkeit<br />
um 80~ . Sowohl die früher beschriebenen Tropfstsine als auch die in kalten Wintern<br />
entstehenden großen Eisstalagmiten und - stalagtiten belegen die Wasserdurchlässigkeit der<br />
H~hlendeck e (Umschlagbild).<br />
E: Wie bereits beschrieben, wurde nahezu das geeamte holozäne Material wiederholt umge <br />
lagert. Eine ungestörte Schichtenfolge ergab sich bei der Grabung 1975 auf dem Höblenvorplatz.<br />
Dem rezenten Humus folgte dort eine humose Scbicht mit bandkeramischer, bronzezeitlicher<br />
und mittelalterlicher Keramik ; es folgte ein mit vielen Steinen versetzter<br />
braun- schwarz fleckiger Lehm, der Wildpferdknochen und ein Silexgerät enthielt. Die darunter<br />
befindli che, alt umgelagerte paläolithieche Fundachicht setzte sich aus 16ßigem,<br />
steinarmem Lehm zusammen. Das Liegende dieser Schicht bildete hellgelblich-brauner Lößlehm.<br />
1967 zeichneten sich an der Böschung zwischen oberen und unteren Höhlenräumen zwei<br />
dunkle KUlturschichten ab, "deren obere offenbar der Urnenfelderzeit"{Deubler 1967, S.<br />
281) zuzuweisen ist. Die untere gehört nach Ausweis der Funde (Keramik, Flachhacke, HandmUhle)<br />
zur bandker amischen Nutzungsphase der Höhle. Diese Funde befanden sich an einer<br />
Feuerstelle. Inwieweit diese, wie dies bei der darunterliegenden jungpaläolithischen<br />
Feuerstelle angenommen wird , in Hangrichtung verlagert war, ist nicht feststellbar. Im<br />
Profil B- F, das etwa diesen Bereich markier t , befand sich eine dUnne humoee Strate mit<br />
Bandkeramik, die den oberen versinterten Deckenverbruch zweiteilt (Abb . 7, ; Beschreibung<br />
der pleistozänen Schichten bei Feustel et al. 1971 a , S. 93) . Einen wJiteren str atigraphischen<br />
Beleg stellt ein mehr als 60 cm hoher Stalagmit dar , der Uber einer dUnnen<br />
bandkeramischen Schicht "gewachsen" war.<br />
F: Vom Vorplatz und aus dem Köhleninneren des Bärenkellers lassen sich 4 rundhorizonte<br />
Jungpsläolitbikum, Linienbandkeramik, Spätbronzezeit und hohes Mittelalter/frUhe Neuzeit<br />
- nachweisen. Trotz der mehrfachen Umlagerungen läßt sich zumindest das keramische<br />
Material deutlich trennen. Das holozäne Tierknochenmaterial (einschließlich der Knochengeräte)<br />
ist nicht t rennbar und scheidet deshalb auch fUr brauchbare osteologische Analysen<br />
aus.<br />
Dle folgende Aufstellung erfolgte vorwiegend anband der Literatur, zumal wesent liche Materialien<br />
bereits hinreichend bear beitet und publiziert sind.<br />
))
o<br />
,<br />
L~" i<br />
......<br />
. .. "<br />
o<br />
3m<br />
3<br />
Abb . 1 ; Kön1gsee , Ot . Gars1tz , Kr . Rudolstadt . Bärenkeller, Grundr1ß (1), Längsriß (2),<br />
Profil E- F (J) (n . Faustel et sI . 1971 a)<br />
34
5telnp;eräte<br />
(1) Kleine trapez!örwige Pillohhacke. blaugrau, gema.erter Pels , Schneide nachge8chllffen~<br />
me8 eBraobart. Schneide vor, Nsekante11 in der Höhle gefunden. Br: (Schneide) 3,1;<br />
St : 0,8 CM; Mus. Rudolstsdt (Tat. XVI . l<br />
,); vgl. Kauhl&nn (1959. s . 206 u . Taf. 2 , ,);<br />
Deubler (1966 , S. 39)<br />
(2) Pla.chhacke aUB querzltlsohem Gestein, glatt geschliffen, dunkelgrau; kleine Beschödigungen<br />
an Schneide, Nacken, Bodenfläche und reohter Kante. L: 14,2; Br: (Schneide) 3. 7;<br />
gr. Br: 3,9; St: 1,0 cm; Mus. RudolBtadt 154' (Tat. nIIl , 5 ) .<br />
(J) Handmühle; Mah18tel~ etwa rechteckig; glatte, leicht konkave Sandeteinplatte , an<br />
einer Kante stark beschädlgtlL: ca. 24,0; Br: ca. 16, 0; St: 5- 6 , 0 cm . Läufer- oder Handatein<br />
aUB unregelmäßlge~. gerundetem Quarzit. Mus . Rudolatadt 1536 (z. Z. nicht zugänglich)<br />
•<br />
(2) und () vgl. Deubler (1967, S. 281).<br />
(4 ) "1) Reib-, Mahl - und Que t echateine" (Deubler 1965 a, S. 9).<br />
Silexgeräte schienen kaum Verwendung gefunden zu haben; Ton den bisher insgesamt 4) Artefakten<br />
ist nur fUr eine Kl inge bandkeramische Herkunft in Betracht zu ziehen (Peustel et<br />
81 . 1911 a, Abb. 16'1 )'<br />
Knochen<br />
(5) 8- 10 Knochenpfrieme (meist aus Metatarsen von Schaf oder Ziege); (r..Z. nicht zugänglich).<br />
(6) Zahl reiche z.T. aufgeschlagene Tiarknochen.<br />
Keramik<br />
Bandkeramik<br />
Deubler (1966 c) Terzeichnet e etwa 350 Scherben Ton mindestens 40 Gefäßen. Die seitdem<br />
erf olgte Vermehrung dea Keramikbestandes ändert e jedoch nichts an der zeitlichen und kulturellen<br />
Zuordnung der FUnde . Wir atUtzen una 1m wesentlichen auf die sehr detaillierten<br />
Angaben Ton Deubler (1966; 1961; 1968 cl. Danach legt das z . T. mehrfach umgelagerte kera<br />
.ische Material die Annahme nahe, daß die feine Tonware Torwiegend aus der Höble , die<br />
"Grobkeramik" dagegen in großem Maße auch von dem kleinen Plateau vor der Höhle stammt.<br />
Die FUnde aua der möglicherweiae ungestörten Peueratelle von der Böschung zwischen oberen<br />
und unteren Höhlenräumen scheinen dies zu bestätigen (Deubler 1967, S. 281) .<br />
Die grobe Gebl'auchskeramik stammt meist von Schalen (darunter Zipfelschalen) und, in geringerem<br />
Maße, von But t en. Der Ton ist meist grau und mit groben Ql'.arz- oder Dolomitkörnchen<br />
gemagert. Die Oberflächen sind raub und reichen in ihrer Färbung von SChwarz/grau<br />
bis rötliCh. Die teine Keramik iet fein geschlämmt und nur selten körnig gemagert. Die<br />
Oberflächen sind Uberwiegend geglättet und in der Mehrzahl schwarz, eelten grau oder<br />
braun. Die Ränder laufen steil aua oder biegen leicht ein, einige sind geschweift, ohne<br />
daß der Ubergang zum birnentörmigen Gefäß erto1gt wäre (Tat. VI" 7 10) ' Die Gefäße waren<br />
in kombinierter Linien- und Stichornaoentik verr.iert , wobei aB! Bogenband in oft<br />
girlandensrtigen Mo t iven vor herrach t . Einmal iat eine plsatiache Leiate . ertPeten. Polgende<br />
Ziermuster 1asaen eich unterscheiden:<br />
1. Reihen von großen keilschri t t förmig eingetieften Dreiecken außerhalb der Linienbänder,<br />
2. grtiß,re Doppelreihen aus Dreiecken außerhalb des winkeIförmigen oder zickzackförmigen<br />
Linienbandes ,<br />
). Doppelreihen von D- förmigen Eintiefungen, die in der einen Reihe größer sind als in<br />
der anderen,<br />
4. kleine Gruppen von wechseleeitig gestellten keiltörmigen Dreiecken,<br />
5. Reihen unregelmäßig gerundeter und verschieden großer Eintiefungen flächenfUllend<br />
eußerhelb der Linienbänder,<br />
6. Reihen von wechselseitig nebeneinander stehenden langen Dreiecken,<br />
7. senkrecht oder schräg eingeatochene runde Formen.<br />
Bronzezeit<br />
Ein großer Teil des holozänen FUndgutes des Bärenkellere ist der späten Bronzezeit zuzuordnen.<br />
Dabei Uberwiegen atypische Scherben, jedoch lessen sich auch mehrere datierende<br />
StUcke aussondern. Darunter:<br />
(1) Mehrere Wandecherben Ton Doppelkegel unterteilen mit eich kreuzender Strichverzierung,<br />
braun, grau gefleckt, eben (Tef. VI'8,20)'<br />
(8) Scharfer Gefäßwnbruoh einee Doppelkegels (1), grau .. eben (Taf. VI,O) '<br />
(9) DesgI. mit Fingernagelkerben sm Umbruch, glatt , hellbraun.<br />
(10) Rat. e. eir~rm igen Gefäßea (?) mit randständigem Bandhenkel (wohl ehem . 2), braun,<br />
glatt , fein gemagert; Mdml (err. ) 23 , 0 cm (Tat. VI ' 12)'<br />
(11) Gefäßunterteil mit schrägem Schlietenveratrich, glatter Bodenzone, hellbraun, geraubt/glatt;<br />
Bdm: (e~r.) 15,0 cm (Taf. VI ' l')'<br />
(12) Wandecherbe mit R11lenband , braun, geglättet (Tat. VI'14)'<br />
Neb.n braunen/lederfarbenen QetäBreeten kommen auch tiefechwarz glänzende WandatUcke<br />
vor. Vgl. auch Lappe 1982, S. 89. Taf. LIXIIV'25_27 , Jl _)J'<br />
35
Mi ttelal ter und trUhe Neun1 t<br />
(1) Zahlreiche Scherben. Unter den Randstticken dominieren Llppen- und Krsgenrander; die<br />
~ehrzahl der Scherben weist eine r ötlich/gelbliehe Färbung auf, ein kleinerer Teil 1st<br />
dunkelgrau/schwarz. Außerdem fand sich gelb , grün und braun glasierte Ware und Steinzeug<br />
( Deubler 1966 \ S . 154 , Katalog S . 86 rf. ) .<br />
lIetall<br />
(14) Armaplrale, Bronze , ) 3/4 mal gewunden, an den Enden nach innen umgeschlagen, Schauseite<br />
durch kleine Schrägkerben verziert; Querschnitt rhombisch, 4. 5 x ) , 2 ~; 5. 3 cm<br />
( Taf. VI. 1S<br />
) '<br />
(15) Armapirale , Bronze , bandtörmlg, 2 3/4 Windungen, dann nach außen abgebrochen , das<br />
andere Ende &usdUnnend und sm Ende verdickt , Schauseite sm Ende mit Kerben in Pischgrätenmuster<br />
, dann dureh zickzackfö~ig angeordnete Doppelker ben sowie an zwei Stellen durch<br />
Andreaskreuze zwischen Doppelkerben verziert; grUnfleckige Patina ; Dm : 4 ,4 x 4 , 7 ; Br : O, R4,<br />
St : 0 , 2- 0 , 34 cm (Taf. VI'16) '<br />
(16) DoppelflUgelige Pfeilspitze mit durchgehender Tülle und deutlicher Gußnaht , TUllenrand<br />
ausgezack t und mit dem einen Plügel verbunden, der andere PlUgel zum Widerhaken ausgebildet<br />
; unbenutzt; L: 4, 1, Br : 1, 8 , St : 0, 8 cm (Taf. VI ' 18) '<br />
(17) DoppelflUgelige Pteilspitze mit durchgehender TUlle und weit heraustretender Gußnaht<br />
, in der TUlle Gußfehler; unbenutzt; L: 4.35, Br: 1, 7 , St : 0 , 8 cm .<br />
(1 8) Vermutlich gleichartige Pfeilspitze, Stiel und der eine PlUgel ganz , der andere PIU <br />
gel teilweise abgebrochen: benutzt; L: noch 2, 2, Br . : noch 1 , 1, St : noch 0 , 3 cm<br />
( Ta!. VI ' 19) '<br />
(19) Brat . eines Bronzegegenstandes (von gr ößerem SchmuckstUck ?) , stabfö~ig , Ende verjUngt,<br />
nach der Bruchstelle zu gebogen; L: noch 7, 45 , St : an der Bruchstelle O,45XO,51 ,<br />
Ende 0 , 3 cm .<br />
G: Der älteste postpaläolithische Nutzungshorizont des Bärenkellers ist in den jUngeren<br />
Abschnitt der Linienbandkeramik zu datieren. In ihrer Verzierung weist die Keracik Aftinitäten<br />
zu Funden aus Pranken/BRD auf (vgl. z . B. Kunkel 1955, Taf. 21 - 24 ; Pes check 1958 ,<br />
Tar. 8 , Abb . 2, 6 , 7, 9). Funde aus dem Prühneolithikum siedlungsgeographisch vergleichbaren<br />
Orlagau weisen dagegen in ihrer Verzierungsart deutlichere Anklänge zu Funden aus<br />
dem lUttelelbe- Saale-Gebiet aut (Pranz/Müller 1973) .<br />
Scherben von Doppelkegeln mit geritztem Unterteil sowie mit geker btem Umbruch datieren<br />
den nächsten Nutzungshorizont in die ältere Urnenf elderzeiti kulturell läßt sich die Ker~ <br />
mik der Westgruppe der !.ausitzer Kultur anschließen. Aut einen frUhen Zeitansatz der Funde<br />
innerhalb der Spätbr onzezeit verwei st auch die gekerbte Arrnspirale (Taf. VI' 15) ' die sonst<br />
häufig in hügelgräberbronzezeitlichen Zus~enhang auttritt (Fröhlich 1962 , s . 43 ) , j e<br />
doch auch in der älteren Urnenfelderzeit vorkommt . Eine Datierung in die mittlere Bronzezeit<br />
ist allerdings nicht auszuschließen, zumal aus der Umgebung der Höhle ein als Einzelfund<br />
geborgenes mittelbronzezeitliches Randleistenbeil stammt (Kaufmann 1959, Ta!. 18 , ~).<br />
Di e bandförmige Armspirale mit verzierten Endzonen ist dagegen in Thüringen unikat. Zwe1<br />
ähnliche StUcke fanden sich 1n einem durch we1tere Br onzen nach Bronzezeit- D (n. Reinecke)<br />
datierten Grob von Memmeledorf. Ldkr . B~be rg ( Ober fronken/BRD ; Henn1g 1970. S. 34,<br />
Taf. 2' 17,18)'<br />
Die mittelalterliche Nutzung der Höhle begann im 12 . /13 . Jh. ; der weitaus größte Teil der<br />
mittelalterlich/frUhneuzeitlichen Funde stammt jedoch aus dem 15./16. Jh. bzw. ist noch<br />
jüngeren Da tums .<br />
12. K ö n i g see, Ot . Garsitz, Kr. Rudolstadt, Bez . Gera. - Dach ahöhle ö Mb1. 5332<br />
Köni gsee ; S 21 , 9; W 20 , 4; Halbhöhle sUdlich des "Bärenkellers" , vor der Grabung stark<br />
verstUrzt . Neben pleistozänen Tierknochen kamen bei Sondierungen einige urnen! elder zeitliche<br />
Scherben, darunter eine Wandscher be mit unregelmäßiger Gitterverzierung sowie mittelalterliche<br />
Scherben zutage. Ein Zusammenhang mit den Funden des Bärenkellers ist anzunehmen<br />
( Deubler 1966 , S. (8) .<br />
13 . K ö n i g see, Ot . Garsitz, Kr . Rudolstadt , Bez . Gera. - Mijnchskapelle. -<br />
Mb!. 5)32 Königsee: Pelsspalt unweit des "Bärenkellers" , 1878 durchwühlt . Der Spalt soll<br />
sich in eine kleine Tropfsteinhöhle erweitert haben. "Sie sei Uber einen Meter hoch, mit<br />
Ac kererde gefUllt und frUher offen gewesen, denn an ihrem Ende habe man Gefäßscherben und<br />
Knochen vorgefunden" (Deubler 1968 b , s . 160).<br />
14it den urgeschichtlichen Funden aus den Höhlen des "l.Iönchstuhl" erfassen "ir schlaglichtartig<br />
die kulturellen Wechselbeziehungen zwischen den durch die Barriere ThUringer<br />
Wald/ Schiefergebirge/ Prankenwald getr ennten Siedlungsgebieten ThUringens und Prankene.<br />
Einerseits könnten sie einen alten Ver bindungaweg vom ThUringer Becken ins obere Werrabzw.<br />
Obermaintal markieren, andererseits eröffnen die Funde Mijglichkeiten der Erschließung<br />
einer intensiveren Besiedlung der genannten Uittelgebir ge in bestimmten Zeitabschnitten<br />
(Müller 1981) . - Der Bärenkeller, auf dessen Funde sich die Auswertung 1m wesentlichen<br />
stUtzen muß , kommt für eine Besiedlung 1m eigentlichen S1nne allerdings kaum in<br />
Prage. Lediglich in Trockenper ioden, die sowohl in den Zeitabschnitt der jUngeren Lini e n<br />
bandkeramik als auch der Urnenfelderbronzeze1t fallen, dür fte sich die Höhle als weniger<br />
feucht und unwirtlich erwiesen haben. Ein dir ekter Nachweie dieses Sachver haltes ist die<br />
einen trockenen Zeitabschnitt markierende humose Strate mit bandkeramischen Funden im<br />
Profil E- F. Ungeachte t dessen 1st der durch die relativ große Zahl an Fund en belegte lär.<br />
gere Aufenthalt der frUhen Ackerbauern fernab vom Altsiedelgebiet (oder handelte 8S s icb<br />
um periodische Aufenthalte inner halb e1nes kUrzeren Zeitabschnittes ?) ungewöhnlich, 80<br />
daß etwa Feustel an eine Besiedlung denkt , die im Gefolge "gewisser politischer Konstellationen<br />
bzw . Icrieger ischer Pr essionen" erzwungen worden sei (Feustel et a1. 1971 a ,<br />
S. 89 Anm . 2, s . 126 , Anm . 6) . Infolge der dur ch die lateralen Sedimentver lagerungen,<br />
aber auch durch die anthropogen verursachten Störungen der Schichten des Bärenkellers
1st es beim derzeitigen Stand der Erforschung leider nicht möglich, eindeutige Aussagen<br />
Ube r den Charakter der fUnde zu treffen. Auffallend 1st tUr die bandkeramleche Nutzungsphase<br />
- und das spricht eigentlich gegen eine Deutung als regulärer Siedlungsplatz - das<br />
fsst völlige Fehlen von Bonat auf trUhneolithlschen Siedlungen in großer Zahl anzutreffenden<br />
S11exgeräten. In ähnlicher Weis s lat tUr den urnenfelderzeltlichen Hutzungshorlzont<br />
der 1m Verhältni s zur Keramik relativ hohe Prozentsatz an BroDzegegens täDden auffallend<br />
. Ungeachtet dessen, daS bandkeramlscher und urnenfelderzeitlicher Nutzung unterschiedliche<br />
Motivationen zugrunde gelegen haben mögen, bieten sich zwei Deutungemögllchkelten<br />
tUr die urgeschicbtlichen Höhlenfunde aus dem Zechsteinriff "Möncbatuhl M : 1. möglicherweise<br />
periodisch aufgesuchter Siedlungs- bzw. Rastplatz. In Anbetracht der Ausbildung<br />
einer wenn auch geringmächtigen Kulturschicht wird man in diesem Falle von einer<br />
dichteren Besiedlung der Umgebung der Pundstelle als bisher angenommen ausgehen dUrfen.<br />
Möglicherweise waren die Höhlen zumindest in der Urnenfelderzeit auch Unterkunft fUr Hirten<br />
, die ihr Vieh in der Almweidewirtschaft vergleichbaren Verhältnis sen hielten (KUller<br />
1981). In gleicher Weise spekulativ f reilich ist die These Simons , der in den spätbronzezeitlichen<br />
Funden des Bärenkellers in Anlehnung en Neumann die Spitze eines Vorstoßes der<br />
Lausitzer Kul tur sieht, "der anscheinend das Gebiet der inner tbUringiscben Spätbronzezeitgruppe<br />
im SUden zu umgehen lJ'J.chte" (Simon 1969, S. 262 , Anm . 36) . 2. Nutzung der Höhlen<br />
zu kultiechen Anlässen (Opferfeuer und - mahlzeiten , Gefäßniederlegungen u.ä. - vgl. Ebert,<br />
Reallexikon, Sticbwort "Höhle~). Direkte Belege fUr eine ausgesprochen kultische Nutzung<br />
ergaben eich fUr das Holozän nicht, wenn auch Lage und Gestalt der Höhlen sowie die mi <br />
kroklimatischen Verhältnieee vor allem 1m Bärenkeller eine solche Deutung nahelegen. 11<br />
Die mittelalterlichen und frUhneuzeitlichen Funde sind wahrscheinlich mit dem ~6nigseer<br />
Erzbergbau i n Verbindu~g zu bringen bzw. dUrften ein Aufsuchen der Höhlen als Pluchtort<br />
oder Versteck belegen.<br />
14 . K r ö 1 p a, Kr. Pößneck, Bez . Gere. - Höhle am Buchberg (Buchenberg 1). - Mbl. 5335<br />
ZiegenrUck; N ca. 10 ,2; W ca. 17,0; Slg. Rohleder, NeumUhle (nach Kaufmann 1959), nicht<br />
nachweiebar.<br />
A: Kaufmann 1959 , S. 46<br />
B, Im Buchenberg, einem Zechetetnriff sUdöstlich von Krölpa ? (Abb . 15 ' 1) '<br />
C, "Am 15. 10 . 1932 gefunden".<br />
P: "unverzierte Scherben verschiedener urgeschichtlicher Perioden, Tierknochen" ; Kaufmann<br />
1959 , S. 46; Allerbach 1930, Handexemplar im Mus. Gera, Nachtrag zu S. 214.<br />
15. 0 e 1 e e n, Kr. PöSneck , Bez. Gera. - Clythenlöcher. - Mbl . 5335 ZiegenrUck; N 20 , 8 ;<br />
W 2,5; )tus. Gera (0. N:-.) : !tus. WeiClar 1381/61; Mus. Ranis (verloren).<br />
A: Adler 1843/44 , S. 9; Ehel 1886 b; Regel 1895. s. 493; G. H. Z., s . 385 ; Kropp 1911 ,<br />
S. 122- 127; Andree/GrvmD 1929 a, S. 14 f. ; Auerbach 1930 , S. 219- 222 ; 1931 , S. 59 ;<br />
Drechssl 1934 , S. 70-7b , S. 96; 1957 b; Kaufmann 1959, S. 54 - 56; 1963, S. 124 ; Rempel<br />
1963, S. 12; Lappe 191:l2 , S. 66.<br />
B: An der N o rd se1t~ des Clythenoerges (auch : Clidenberg, Gidenberg, JUdenberg) , einem<br />
heute bewaldeten , vom Mittelhaug an schroff ansteigendem Zechsteinbryozoenr1ff ( Taf.<br />
XIV ) . Eine Höhle ( I) (HClythenloch") ca. 4- 5 m unter der Plateaukante, eine zweite.<br />
(11) t2<br />
6-8 m westliah davon etwa 2 m unter der Plateaukante (Taf. XIV ' 4) ' Etwa 20 m vor<br />
Höhle I ragt nochmals ein Pelsen auf. von dem sus gute Fernsicht Uber das Orlatal besteht.Die<br />
Höhlen sind nordexponiert; ca. 380 m U. NN , ca. 90 m Uber der Talsohle<br />
(Abb . 15 ' 2 ' 8).<br />
C: Die Höhle (I) wird von Adler (1843/44) als "Opferhöhle" charakterisiert. In ihr sollen<br />
sich bis 1827 "wo Steinbrecher (?) dort gearbeitet hatten, 3 Ellen lange und 2 Ellen<br />
dicke unförmige Steinplatten, die auf J Felsblöcken ruhtQn" befunden haben. Adler<br />
deutete sie als "Steinalter" oder "Opfertisch" und erwähnt ähnliches auch fUr andere<br />
Höhlen , wo sich wie hier häufig Brandreste und Opfergefäße gefunden hätten. In seinem<br />
wenige Jahre vorher ereohienenen Sagenbuch des Or1agaus hstte Börner (1838) die recht<br />
umfängliche Sage von der "Dr.lde " Use (Usa) überliefert. Use war nach der Sage dss<br />
einzige Kind des letzten männlichen Sprosses vom r äuberischen Geschlscht der C1iden, die<br />
ihren Sitz auf dem Gipfel des Bergee gehabt haben eol1en. Sie gelangte durch eine Höhle<br />
(Clythenböh1e) in das Rcich der Heimchen (Elfen, Querxe , Erdmännchen), die sie unter Zuesge<br />
ewiger Jugend bei gleichzeitigem Ver bot des Betretene der Oberwelt baten, ihre goldene<br />
Schafherde mit goldenem Schäferhund zu hUten. Als ihre Sehnsucht nach der Oberwel t<br />
aber zu groß wurde, durfte sie bis an die Öffnung der Höhle des Clythenfelsens, die sie<br />
nicht verlassen konnte. Die bald aufmerksam gewordenen Bewohner der Umgebung sahen in<br />
ihr eine Erscheinung aus der Götterwelt und bolten eich von ihr Rat . Nach Jahren wurde<br />
s ie von der unfern hausenden Hexe Bilbze ins Tal gelockt, wo eie 1m.merwährender Jugend<br />
drei Generationen lang den Menschen Rat und Hilfe spendete. Als eie die Liebe des auf<br />
dem Ronberg hausenden Riesen verschmähte, verbannte dieser sie mit ihrer goldenen Herde<br />
in die unterir dischen Gemächer der Burg Ranis. Ihr Bann soll erst gelöst werden, wenn<br />
der Klang christlicher Glocken verstummt und die Heimchen in ihr Reich zurückkehren können<br />
(Drechsel 1934, S. 70 ft.).<br />
Diese Sage war wohl auch tUr R. Bisei, den damaligen Leiter des Städtischen Museume Gera,<br />
der Anlaß, Grabungen in der Höhle durchzufUhren. Br gr.lb 1885 den Innenraum beider Höhlen<br />
aus (BiseI 1686 b). Unklar ist der Umfang der Bisel' schen Grabung; nach seinen eigenen<br />
Beschreibungen hat er nur im Innenraum gegraben und von Grabungen auf dem Vorplatz<br />
der unteren Höhle abgseehen, um die Wurzeln der darauf befindlichen Linde zu schonen.<br />
Nach den als Abschriften im Landesmuseum fUr VorgeSChichte Ha1le/S. vorhandenen Fundakten<br />
des Museume Burg Ranis führte später ein Könitzer BUrger, Knauer, unbefugt Grabungen<br />
in den Clythenhöhlen durch. Dabei wurden Pfeilspitzen, Klingenfragmente sus Feuerstein<br />
und Soherben geborgen. Sämtl iche Funde von Burg Ranis Bind jedoch 1945 verloren gegangen.<br />
)7
Schnitt C 0<br />
.:.:-.:': ,-. '<br />
:';, :.. :-<br />
Schnitt E F<br />
I<br />
I<br />
le<br />
Schnitt A 8<br />
o<br />
5m<br />
" ,: : .. '<br />
-".'<br />
Abb. 8 : Oelsen, Kr. Pößneck, Clythenhöhlen, Grundrisse, längsschnitte und Querschnitt Höhle II<br />
(Aufmeesung Vermessungekollektiv ~~s . Weimar 1983 )
Schicht Iachtip.U I!llhle B .. chreibWl8 hUDe" Zeit.telluns<br />
, 15-25clD I belle .teub. Erde mit kaum !mocben neu set tlieh<br />
viel klein.1I. Dolo.Ugeröll<br />
Imble 11 dunblbraun bh r;raue WUd Uere, Aiapbib1en UPZ<br />
0.5-0.75 • ..-<br />
1+ II "chi s -erd1fe Scbicbt, Molluaken , wle Scbicbt J.<br />
Imbl.e 2, teil .. i .. 11 t rtltliohen, -raet nocb hKuriger-.<br />
2 0,75-1,0 •<br />
gelb.n oder weiaen neben zereohlaS.ne lDo- LTZ<br />
.beb. lasen mit nur ..-<br />
ohen vonl<br />
nlf Holzkohle durch- Rind (oft Kalb) CLt. Bo.<br />
J<br />
•• st. laob EISEL prim.? , Sobwein (viele V1fZ<br />
unpetört. JWl8t iere). Reb, H1ncb ~ (Blnulf\l,hd)<br />
Dach., Ziep (JungUere 1<br />
Sohar (Lamm) croa. Raa.e,<br />
Hwldl c1afl. Hau.bund,<br />
tuchllfa0 1 Jtatu; BLlbn<br />
(juns , .ins.ln oan., Ente<br />
am Einpnal I .-1e oben , in E1npnsa- Citellua epeo. , Leyue eu-<br />
0 , 75-1,011.<br />
II?<br />
nlLbe z.T. gebändert rapaeu" LePU8 t1lll du"<br />
fRSblen-<br />
demu.a '71.atioua (L.),<br />
Rattu.a rat tu. (1..)1 Apo-<br />
innere. :<br />
ca. 0,6 11.<br />
Talpa europaea (L.)I Glle<br />
slh (L. ) l llu.eoard,1Due<br />
avel ien. L')I ClethrlonOlQ'e<br />
glareolua (SCRRBB.) I<br />
Miorotue arvalie (PALL.) ;<br />
Karte. martee (L.), Yulpe.<br />
TUlpe.; Laoinlarl. blplleata<br />
(1I>In') , Cl. parvula<br />
(PER.); Coohlodina lamlneta<br />
(II>RT.) ; Cl. o:r'Uvlata<br />
(STUB.), Lao1Dlari. plloata<br />
(DRAP.); Ipbigena ventrieo.,..<br />
(DRAP.) I Dhotd ·<br />
rotundatua (O.P.MULL.),<br />
~ObilU8 alliarlue (MILL. I<br />
He leodonta obvoluta (0.'.<br />
MOLL.)~ Helic1sona laplc1-<br />
da (L. I 1I0naehold .. 1ncarneta<br />
(O .p.MULL.); Hellcella<br />
1tala (L.) · BraftrL<br />
baena trut l cu. (O.,.KU .)1<br />
Capaea nell.oreli_ (L. ).<br />
Tab. 10 : Oelaen, Kr. pößneck. Profilaufbau in den Clyt henhöhl en (n. Eisel 1886 b)
D: Die Clythenhöhlen sind Karsthöhlen , bei deren Entstehung in größerem Umfang Subr o<br />
sionsvorgänge sowie Ausspülung vorhandener Hohlrä~e 1m Riff ei ne Rolle gespielt haben<br />
dUrften . Die untere Höhle (1) 1st allgemein als Clythenl och beka nnt (Ta!. Xrv'4 ' Abo . 8).<br />
Dir Grundrlß let 1aI Niveau der jetzigen Ober fläche etwa rechteckig ; in )0 bis 60 cm }fohe<br />
tiber dem Bodenniveau zweigt rechtwinklig ein etwa 1 m br eiter Gang nach Osten ab , der Sich<br />
nach oben stark verjUngt. Ob eine Verbindung zu den an der Oberfläche des Berges mUndenden<br />
Spalten besteht , 1st ungewlß. Der Eingang der Höhle 1s t etwa 2 , 8 m hoch und 1 , 5 m<br />
br eit. Vo r der Höhle dehnt sich ein Vorplatz aus. Ein großer Teil der Sedimente des Vorplatzes<br />
ist Hangschutt , de r liber eine unmittelbar östlich der Höhle verlaufende Rinne vom<br />
Bergplateau dor thin verlagert wur de . - Die obere Höhle (11) befinde t sich unmittelbar un<br />
.ter der Plateaukante (Taf. XIV ,
(19' Rand .. 'tO'ci mit gekehlt.m 1::ragenrand une! .eb_arzer Innenglasur.<br />
".tall<br />
(20) MeaslngachlUssel mit vlerzlnklgem Bart; .erzlertl LI 12, 0 , Br: 4 , 9 , oberer Scheftdm<br />
z 0 , 7, Bartatärke: 0 •.18 cm (Ta!'. VI,)O); Schmidt 1961 . S. 280 , Tat. 43 . , ; Re.pd 1963.<br />
6 . 12 , Abb. 1-<br />
(21) verechiedene Ei.enbruchatUcke, darunter der Reet einea Measers.<br />
C: Die Funde der Clythenh6hlen erfuhren 8~it ihrer Au.grabung eine unterschiedliche zeitliche<br />
Zuordnung. Während Eisel die Keramik mit UnteretUtzung Virchows a18 TOTals_lech b i s<br />
mittelalterlich bezeichnete und den SchlUssel richtig mit fränkischen Exemplar en verglicb,<br />
wurde das ge8~te Pundmaterlal bei Götze/HOfer/Zschieache (1909, S. )85) ale "fr änkisch<br />
(?)" bezeichnet. Kropp (1911, S. 122 ft . ) verauchte,d1e Ker&lllik in die Latinezeit zu datieren,<br />
wo er auch fUr den SchlUssel Parallelen suchte. Auerbach (1 930, S. 219 tf.;1932 a ,<br />
S. 59 ) fUhrte wiederum die gesamte PUndstelle als fränkischen bzw. merowingerzeitlichen<br />
Kultplatz sn. - Für den größten Teil der insgesamt scblecbt gearbeiteten Keramik konnte<br />
Kaufmann (1963, s. 12.) schlieBlich eine Zuordnung zur Lat~nezeit nachweisen. Der ScblUsseI<br />
ist nach Rempel (1963, S. 12) ins 6. Jh. u . Z. zu datieren; eine Datierung ins 7. Jb.<br />
ist nicht auszuscbließen. Bei einer erneuten Durchsicbt des Mat erials durch G. Behm<br />
Blancke und U. R. Lappe konnten die Gefäßreste (8)- (1 0) als nacb Verzierung, Porm- und Mater<br />
ialbeschaffenbeit spätbronzezeitlicb ausgesondert werden. Nur ein geringer Teil des<br />
Materials ist spätmittelalterlich bz • • frUhneuzeitlich. - Nicht klärbar ist die zeitliche<br />
Stellung des in der Literatur erwähnten Silexmaterials.<br />
H: Die unvoreingenommene Betrachtung ergibt zwei mehrfach begangene HHhlen mit relativ<br />
geringem PUndniederschlag. Da daa Ausmaß der Grabungen, die auf das Innere der Hijhlen beschränkt<br />
blieben. nicht bekannt ist. lassen sicb keine gültigen Aussagen Uber den tatsächlichen<br />
Umfang der Nutzung machen. Die späteren Hinweise auf SileIartetakte aus den<br />
Hijblen und ihrer Umgebung lassen zudem vermuten, daß Eisel - wie auch bei seiner Grabung<br />
in der WUsten Scheuer bei Döbritz - nicht den gewachsenen Boden erreichte, sondern die<br />
Arbeit bei einer möglicben Veraturzscbicht einstellte. - Anhaltspunkte fUr die Einbindung<br />
der Höhlen in einen SiedlungskompleI bietet die Erwähnung einer - heute nicht mehr<br />
sichtbaren - Wallanlage auf dem Plateau des Clythenberges ( K8ufmann 1959 , S. 56). von der<br />
lei de r keine Funde mehr vorliegen. Eine Nutzung der Höhlen als eigenständige Siedlungsatellen<br />
erscheint angesichts ihrer orOhydrographischen Lage wenig glaubhaft. Der ger inge<br />
Umfang des vorliegenden Fundgutes so.ie das Pehlen moderner Untersuchungen erlauben es<br />
jedoch nicht, die früheren Auffassungen. wonach ee sich um einen Kultplatz handelt(G. H. Z. ;<br />
Kropp 1911; Aue rbach 1930; Drechsel 1934) ohne weiteres zu Ubernehmen. Anhaltspunkte tUr<br />
eine kultische Nutzung bieten lediglich die menschlichen Skelettreste. - In Anbetracht<br />
der Sel t enheit völkerwanderungszeitlicber Funde im Ber eich der Orlasenke kann man den<br />
M$ssingschlUssel wohl zumindes t als Verstecktund deuten. Ob der Niederlegung Votivcharakter<br />
zukam , muß ebenso wie die Frage nach der zeitlichen Tiefe der SagenUberlieferung offenbleiben<br />
. - Die JUngeren Punde sind als Z~ugen ~ehr oder weniger zufälligen Aufenthalts<br />
in den Höhlen anzusehen.<br />
16 . P Ö ß n e c ~ . Ot . Öp i tz. Bez . Gera. - Höhle im Pelsenberg. - Mbl. 5335 ZiegenrUck;<br />
N 4 . 5-5,0 ; w 20 ,0- 20 , 5. - Mue . Jena 9706 , 9707 (Funde vom Berg und aus der Hijhle vermischt)<br />
•<br />
.A: Kaufmann 1959. S. 74 .<br />
B: An einer Wand des Felsenbergee, einem Zechsteinriff sUdlich der Ortslsge öpi tz. genaue<br />
Lage der Höhle unbekannt , durch Steinbruchbetrieb abgebaut , ca. 300 m U. NN<br />
(Abb . 15'3)'<br />
C: Von dem als Höhensiedlung bekannten Felsenberg wurden in der Vergangenheit eine Vielzahl<br />
von Funden verschiedener Perioden geborgen (Kaufmann 1959. S. 57 fl.); 1906 fand<br />
G. Eichhorn, Jens, die unten beschriebenen Scherben in und vor e i ner Höhle. Nach etner<br />
Tegebuchnotiz von M. Richter wurde die Höhle 1948 abgebrochen.<br />
P: Ca . )5 sehr grobe Scher ben (bis 2 mm Quer zmagerung) , sm 11.3. 1906 ~auf dem Plateau.<br />
in und vor der Höhle gefunden". Die Punde können nicht eindeut ig getrennt werden. Auf<br />
eine Beschreibung wird daher verzichtet.<br />
G: Ein von Simon (1972, S. 45 , Taf. 29'Q) abgebildetes SchalenrandstUck ist möglicherweise<br />
in die Stufe HaB /HaC 3 1<br />
zu datierert.<br />
17. R a n i s , Kr . Pößneck, Bez . Gera. - I lsenhöhle. ' - Mbl . 5335 ZiegenrUck; N 16. 0 ;<br />
W 18,8. - Museum Burg Ranis (z. T. verloren) .<br />
A: v. Breit enbuch 1926- 1932 (in: HUlle 1977); 1938i Auerbach 1930. S. 242 ; Dr echael 1934.<br />
S. 70-76; Anonym 1935 ' Witter 1938, S. 82 ; HUll e 1~39 (dort Angabe der Ubr igen Publ i kationen<br />
HUlles zur Fundetelle bis 1939); Otto 1951 (Nennung der postpaläolith. Befunde );<br />
Kaufmann 1959, S. 103- 111; 1963, S. 119- 120 ; HUlle 1977 (zusammenfassend) ; Potokopien<br />
der GrabungstagebUcher 1934, 1935, 1937 im Landesmuseum f . Vorgeschichte Halle/S.<br />
B: An der SUdoetseite des steilen Zechste1nritfes, auf dem sich die mi ttelalter liche<br />
Burg Ranis befindet; aUd- bis 8Udo8te~ oD iert, 10- 15 m unter der Plateaukante, ca . 400 m<br />
U. Nlf und ca. 100 m Uber der Talsohle (Abb. 15' 4; Taf. IV'1)'<br />
C: Nech der bereits bei der Behandlung der Clythenhöhlen wieder gegebensn Sage s oll Ilse<br />
scbließlich in die "unterirdischen Gemächer" der Burg Ranis ?erbannt wor den s ein. Angeregt<br />
durch diese Sage wurde seit 1926 unter Leitung des heimatgeachichtl i cb s t ark engagierten<br />
damaligen Besitzere der Burg, Dietrich von Breitenbuch, als Vor sitzenden der<br />
"Heimatforechenden Vereinigung Burg Ranis". die erste Untersuchung der I l .enhöbl e vor genommen<br />
, die Auf klärung über Wesen. Ausdehnung und Unter grund der Höhle ,vermi t teln sollte.<br />
Unter 3- 4 m mäcbt i gen mittel alterlichen Schuttmass en wur de 1929 i n einer Tiefe von 2 bis<br />
) , 5~ m eine Schi cht mi t Asche und Holzkohler esten err eicht; au ~ gleichem Niveau lagen vor<br />
41
-<br />
-~<br />
o<br />
Sm<br />
1<br />
Abb. 9: Ranis , Kr . Pößneck, Iloenhöhle. Grundr1ß mit Grabungsgrenzen der Ausgrabungen 1932- 39 (1) ,<br />
Querprofil in der SUdspslte (1,2 nach Hülle 1977)
Schicht Bezeichnung Pa=a Datierung<br />
Kultur<br />
I mittelalter licher Rind , Schwein, Ziege, Mittelalter<br />
Schutt Schaf , Tersch.<br />
..<br />
V ~~.l<br />
(darunter Gans u . irk- dawisch (1) ~<br />
huhn) , Reh, Hirach,<br />
N<br />
Has e 0<br />
--- -<br />
II schwarzgr aue PrüblaUne- ~<br />
Humuaachicht zeit, 0<br />
Reoli tb. 1<br />
~<br />
III graubraune Schicht Renia 5 6<br />
IV achwarzgraue Sbhicht Schwein , Hirsch, (Epipaläol. )<br />
Fuche, Lemminlt ---------<br />
V<br />
•<br />
Terfärbte Nagetier- LemmiD8, Zies el,<br />
schicht<br />
Schneehase, Schnee-<br />
V<br />
Naget1er schicht<br />
huhn , Hermelin , Eis- Ranb 5<br />
fuchs , Ren , W11d-<br />
(gelber Dol omit- pfer d, Höhlenbä.r<br />
(Jungpaläol. )<br />
sand)<br />
u.a.<br />
VI Selbe Schicht<br />
VI . BrRJIdzone Rania 4<br />
,.<br />
VI Gelbe Schicht (Jungpaläol. ) z<br />
VII obere braune Höhlenbär Ranb 3<br />
Schicht Nashorn (Ubergang z. N<br />
Jungpaläol. ) 0<br />
VltI schwarze Schicht Höhlenbär, -----------<br />
..<br />
--- -------<br />
Rothirsch Ranb ) ~<br />
~<br />
IX mittlere braune Höhlenbär, Woll-<br />
Schicht haariges Nashorn, Ranb 2 ~<br />
Höhlenhyäne (spätes Mit- ~<br />
I graue Schicht R.n telp&!äoI. )<br />
~<br />
XI untere braune Ranis 1<br />
Schicht<br />
(Mittelpaläol.)<br />
- - - --------<br />
XII anstehender Zechstein<br />
Tab . 11: Ranis, Kr . pößneck. Ilsenhöhl e . Schematischer Profilaufbau nach den<br />
BefUnden in der SUdapalte (n. HUlle 1977, S. 39 ff ., Abb . 26 , 28 mit<br />
Ergänzungen zur holozänen Pauna)<br />
Mächtigkeit Beschreibung Zeitstellung<br />
3, 60 m Schuttschichten Mittelalter biB<br />
(Schuttkegel)<br />
frUhe Neuzeit<br />
1,10 m hellbraune sandige Latllnezeit ,<br />
Schicht Br on zezei t (11?)<br />
0 , 65 - 0 , 75 m gelber Do lomitsand<br />
0 , 10 m hellgelbe Schicht<br />
Paläol i thilrum<br />
0 , 80 m gelbe Schicht.<br />
0 , 20 m schokoladenbraune<br />
Schicht<br />
Tab. 12: Ranis , Kr. pößneck. Prof1lbeschreibung der Nor dspalte<br />
(n. Hülle 1977, S. 35 , s . 45)<br />
der Höhle einige urgeschichtliche Scherben. Bei den Gr abungen 1931/1932 konnte nachgewiesen<br />
werden . daß die größere, bis 1932 mit Mauer und TUr ver schlossene Südspalte durch<br />
eine 1m oberen Ende vermauerte Schlotte , die in die Vorburg mUndete , in das Ver t eidigungssyatem<br />
der mittelalterlichen Burg einbezogen war. Der mittelalterliche Bauschutt stammte<br />
zum gr1Sßten Te11 von einem Burgbrand 1m Jahre 1646 . In einer Tiefe von 3,5 bis 4 m stieß<br />
man in der Südspalte auf einen festen tennenartigen Unter grund , auf dessen Oberfläche<br />
s ich Felsblöcke erhoben. Diese Schicht wurde in der Folgezeit öfter sls völkerwanderungszeitlich<br />
bezeichnet (Anonym 1935; Pos tkart e 1932, Ta f . XV , ) . Als paläol ithische Ar tefakte<br />
geborgen wurden , üb ernahm die damalige Landessnetalt 3 fUr Vorgeschichte Halle/ Saale<br />
die Grabungen , die 1932 , 1934 , 1935 , 1937 sowie wenige Wochen 1938 und 1939 unter Leitung<br />
von W. Hülle durchgefUhrt wurden. Die holozänen Schichten waren zu Beginn der Plangrabung<br />
bereits größtenteils abgegraben. Von den noch verbliebenen, offenbar kultischen<br />
Befunden in der Nordspalte (!lUlle 1977, S. 6 f.) , blieb keine zeichnerische Dokumentation<br />
erhalten bzw . eine solche wurde gar nicht angefe r tigt. Ebenso un terblieben natur -<br />
wissenechaftliche Untersuchungen. 43
D: Di e Ilaenh1:lhle iat eine durch Verkarstung von Rohlräumen des ZechsteinrUfs entstandene<br />
Klufth1:lhle . Vor Grabungabeginn waren nur zwei ca. 2 m hohe , sich verjUngende Spa l <br />
ten sichtbar . Bei der Ausgrabung zeigte sich, daß diese Spalten den "hinteren westlichen<br />
Teil eines kleinen Höhlensystems bildeten, dessen 15- 20 m vorspr ingendes Dach wahrscheinlich<br />
vor 15000- 20000 J ahren eingestürzt 1st . Die beiden ver bliebenen Spalten sind seitden<br />
nur durch ein wenig vorspringendes Pelsdach verbunden (far. XV ' Z), Die größere südliche<br />
Spalte CA) ha t 1m E1ngs ngsbere1ch eine Breite von ca. 5 m und eine begehbare Länge<br />
von 10- 12 m. Di e nördliche Spalte (B) 1st vorn 2- 3 ~ breit und wird nach etwa 9 m unbegehbar<br />
(vgl. Grabungsplan , Abb . 9) . Die südliche Spalte ~Undet in 10- 12 m Höhe im Plateau<br />
des Riffes (Vorburg)j die nördliche Spalte läuft nach mehreren Metern im Felsen aus .<br />
E: Di e mittelalterlichen Schuttmassen waren - besonders in der Nordspalte (B) - zu einem<br />
Schuttkegel aufgetUrmt. Sehr junge , frUhneuzeitliche Funde fanden sich auf diese Weise am<br />
Ende des Schuttkegels in ) -4 m Tiefe wi eder. Daraus resultiert , daß bei ~e r in den oberen<br />
Schichten nicht immer differenzier ten Ausgrabungsmethodik hochmittelalterliche, slawische<br />
und l atenezeitliche Keramik z.? als in einer Strate befindlich dokumentiert wur <br />
den . Unter dem mittelalter l ichen Schutt befand sich in Spalte A (SUdspalte) eine ca.O, 40 m<br />
mächtige achwarzgraue , s t ark humose Schicht (lI, vgl. Abb . 9 •• Tab . 11) mit vereinzelt<br />
en latenezeitlichen Scher ben . Vor den beiden Spalten war die~e Schicht mehr lehmig; 1929<br />
wurde in ihr unmittelbar vor den Spalten eine Peuerstelle mit uml iegenden Scherben beob <br />
achtet . Auf dem Vorplatz (Qu . 101 . 107 , 11) wurde diese Schicht , die als vo::-mittelalterliche<br />
Hangoberfläche anzusehen ist , als f ast schwarz mit Humus und Holzkohle durchsetzt<br />
beschrieben. Im oberen Teil enthielt sie viele kleine Steinbrocken. In der vor Einwehungen<br />
geschUtzteren, etwas zurUckliegenden Nordspalte (B) bildete sich kein Humue aue. Hier<br />
folgte unter dem ),60 m mächtigen mittela lterlichen Schutt eine 1,10 m starke hellbraune<br />
sandige Schicht , die zahlreiche latenezeitliche Scher ben (HUlle 1977, S. 6 f ., Grabungstagebuch<br />
16. 7. )7 fUhrt tur die gleiche Stra te auch bronzezeitliche Keramik) und zerschlagene<br />
l,~enschenknochen enthielt (Tab. 12).<br />
Problematisch ist all erdings die Korrelation der Beschre ibungen der Schichten 111 und IV<br />
in der Südspalte du rch v . Breitenbuch und HUlle (1977, S. 15 . 20 f • • S. 66) , die nicht<br />
widerspruchslos in Ub ereins timmung zu bringen sind. D. v. Breitenbuch beschreibt einen<br />
"festen tennenartigen Untergrund", de r in 3. 5- 4 m Tiefe angetroffen wurde und bis in die<br />
hinteren Teile der Höhle verfolgt werden konnte. Auf ihm erhoben sich verschiedene Pelsblöcke;<br />
an einen dieser Blöcke wurde im Umkreis von etiem Me ter eine Art Pflasterung aus<br />
Kulmpla tten mit Spuren von Peuerstellen festgestellt . Unter dieser Schicht befand sich<br />
ein dünnes Sinterband (Taf. XV , : weißer Streifen in der Mitte des Pr Ofils) , über dessen<br />
Ausdehnung allerdings nicht i bekannt ist . Darüber u-'ld darunter wurden zwei Holzkohleschichten<br />
beobachtet. Die Schichten fielen nach Norden (d. h. nach der nördlichen Spsltenwand)<br />
ab und endeten in der Nageti erschicht (V) . Di e Ho!zkohleechichten (evtl. nur die<br />
ober e , nicht klar aus dem Bericht ersichtlich, D.W.) enthielten nach v . Breitenbuch zahlreiche<br />
Scherben der frUhen Eieenzeit oder spöten Bronzezeit SOwie Haus- und Wildtier knochen.<br />
Erst die Schichten unter der zweiten Holzkohleachich t enthielten Artefskte des<br />
S pätmagdal~nien. Bei Hülle (1977 ) wurde der feste tennenart1ge Untergrund mit Schicht IV<br />
parallelisier t und als Gehhorizont der späten Magdal~niens bezeichnet .<br />
P: De r Ube rwiegende Teil de r postpaläolithischen Funde sowohl der Grabu~gen der Heimatforschenden<br />
Vereinigung Burg Ran1s als auch der damaligen Landesanstalt fU r Vo r geschichte<br />
Halle/S. verblieb offenbar auf Bur g Hanis und ging dort 1945 verloren. I n Ranie ließen<br />
Sich lediglich Teile des Fundbestandes der Grabung 19)1 nachwe i sen, von dem der latenezeitliche<br />
Antei l von Kaufmann (1959) bearbeitet wurde . Anhand des jetzt vorliegenden<br />
Uberaichtsplanes konnte festgestellt werden , daß das vorliegende Fundgut im wesentlichen<br />
aus der Nordspalte und vom östl ichen Teil des Vo rplatzes stamm t . Da zumindest das l atenezeitliche<br />
~~terial in sich homogen erscheint. wi rd hier auf eine genaue Herkunftsangabe<br />
verzichtet (Walter 198), S. 81 ff . ) . Vom mittelalterlichen Fundgut werden nur einige repräsentative<br />
StUcke vorgelegt.<br />
S t ein<br />
Das vorhandene Pundmater ial enthält keine Steingeräte. Im Grabungstagebuch wi rd fUr den<br />
16 . 7 . 19 )7 der Fund eines schuhleistenkeilähnlichen Steinbeils erwähnt.<br />
Knochen<br />
Tierknochen wurden bei allen Grabungskampagnen in den holozänen Schichten in groß en Mengen<br />
geborgen. Sie sind aber nur in einem Fall - Qu . 11 9/ 20 , 125/126 - in reinlatenezeitlichem<br />
Material nachzuweisen (wenige Knochen v om Rind) . Ansonsten stammen sie aus vermischten<br />
oder mittelalterlichen Komple~en . Br eitenbuch (Hülle 1977 , S. 1) erwähnt für<br />
die mittelalter lichen Abraumschichten Rind , Schwein, große Mengen GeflUgel . Reh und<br />
Hirsch. Die Bestimmung einer Stichprobe des Materials der Grabvog 1937 ergab Hund, Rind ,<br />
Schwein, Schaf, Ziege , Hauskatze . Hase, Birkhuhn (1) und Gans . ) Knochengeräte dUrften<br />
nicht allzu häufig vertreten gewesen sein; lediglich am 16 . 7 . 19)7 wurde im Tagebuch der<br />
Fund eines Knochenpfriems verzeichnet.<br />
I.!ens chliche Skelettreste wurden aus der Nordspalte von HUlle (1977 . S. 6 f .j auch Tagebuch<br />
16 . 7.: 26 . 1.j 27 . 1.19)1) als zahlr eich vorkommend e rwähnt. Es soll sich dabei um<br />
Unterkieferteile , zerschl agene Oberarm- und Oberschenkel knochen vorwiegend von Jugendlichen<br />
gehandelt haben. Am 16 . 1. )1 wurden im Tagebuch eine Hinterhauptschuppe . eine ~ lle<br />
und Röh r enknochen mi t O ~ydspu ren vermerkt , die auf Kupfer- oder Br onzeachmuck deuten s ollen.<br />
Ebenfalls in der Nordepalte fand sich in den unteren Abschnitten des mittelalterlichen<br />
Schuttea ein 4- 5 m auseinandergezogenes männliches Skelett. Di e im Mus . Ranis befindlichen<br />
Skeletteile aus der Nordspalte stammen aus den oberen Teilen der hellbraunen<br />
sandigen Schicht . Es handelt sich um 22 Knochen bzw . - bruchstücke, die jeweils minde'6<br />
t ena 2 Jugendlichen , 2 erwachsenen Männern und 2 erwachsenen ~'rauen zuzuordnen s ind.<br />
Einige der Knochen sind zerschlagen und weisen intentionelle Schnittspuren auf. die auf<br />
LeichenzerstUckelung oder anthropophage Riten hinweisen. Ob mit diesen Knochen . abge-<br />
44
eehen von den mittelalterlichen Skeletten, sämtliche menschliche Skelettreete der Grabungen<br />
erfaß t wurden, 1st wohl n~cht mehr zu klären .<br />
K e r a mi k (Auswahl)<br />
La t ~neze 1t<br />
(1) Rat . e. Gefäßes m. eingezogenem Halsteil und kurzem ausbiegendem Rand, unterhalb des<br />
seichten Schulterwnbruches gerauht, gelbbraun, kräftig gemagert, gut gebrannt . Wa t : 0 , 7-<br />
0 , 9 cm (Ta!. VII, ,) .<br />
(2) Rat . e. Terrine m. abgesetztem, steilem Kegelhals; hellgrau und - braun gefleckt,<br />
glänzend, fein geschlämmt , s ehr gut gebrannt. Wst: 0 , 7- 1 , 0 cm ( Taf. VII. 2<br />
',<br />
(3) Rat . e. Gefäßes m. Schulterknick, l eieht einschwingendem Hal s u . kurzem Schrägrand ;<br />
auf der Schulter in gleichmäßigen Abständen schräge StempeleindrUcks ; feinkörnig gemsgert<br />
, mäß i g gebrannt (Ta!. VII, ) .<br />
(4) Rat . e . Gefäßes m. Schulterknick u . einschwingendem, kurzem Steilrand , fein geschlämmt,<br />
gut gebrannt (Taf. VII' 4)'<br />
(S) Rst. e . Schale m. gekehltem Hals u. ausladendem Rand, schwach gemagert , gut gebrannt<br />
(Taf. VII,S) '<br />
(6) Rst. e . Gefäßes m. abgesetzt em Kegelhals u . leicht ausladendem, abgetl acht em Rand ,<br />
fei nktlrnig gemagert , gut gebrannt (Taf. VII ' 6) '<br />
(7) Rat . e . Gefäßes m. hoher Schulter, gekehltem Hals u . ausbiegender Mündung , schwach<br />
gemagert, aehr hart gebrannt ( Taf. VII ' 7)'<br />
(8) Rat. e. Gefäßes m. nach innen eingebogenem Rand; unter halb der Schult erwölbung geraubt,<br />
mit GewebeabdrUcken , schwach gemagert , sehr hart gebrannt (Tat. VII'8)'<br />
(9) Rat . e. Schale m. konischem Unterteil , kurzer, steiler Schulter u . ausladender MUndung<br />
, feinstkörnig gemagert, hart gebrannt (Taf. VII'9)'<br />
(10 ) Rat. e. Gefäßes m. steilgewölbter Schulter, Halskehle u . kurz ausbi"egender Mündung;<br />
schwarz glänzend, fein geschlämmt (terra- nigra- artig) , sehr gut gebrannt (Tat. VII, 10)'<br />
(11) Rat . e. SchulterknickschUssel, sehr fein geschlämmt, har t gebrannt (Taf. VII' 11 )'<br />
(12) Rat. e. Schale, geglättet , tein gemagert. Ydm : (err.) 24 cm (Tat. VII'12) '<br />
( 1) Rat. e. Getäßes m. Halskehle u. kolbentörmig verdicktem Rand , Mdm: (err. ) ca. 27-<br />
)0 cm (Tat . VII'l ) '<br />
(14) Rat. e . Schale , fein geschlämmt (Drehscheibennachahmung) , Mdm : (err.) 24 cm<br />
(Taf. VII, 14) '<br />
(15) Rat. e. Gefäßes m. scharfkantig profiliertem Oberteil , Schulter stufenförmig abgesetzt<br />
, Halsteil gewölbt, geschlämmt, gut gebrannt ( Taf. VII' lS) '<br />
(16) Rat . e. Gefäßes m. Schul terknick, eingezogenem Hals u . achwach auabiegendem Rand,<br />
kaum gemagert , har t gebrannt (Taf. VII' ,6) '<br />
(17) Rat . e . SchulterknickschUsael , Rand lei cht ausladend, sehr hart gebrannt<br />
(Taf. VII'17) '<br />
(18) Rat. e . Schale mit Schulterknick u. kurzem ausbiegendem Schrägrand, sehr feinkörnig,<br />
aehr gut gebrannt (Tat. VII'lS)'<br />
(19) Rat. u. wenige Mit telscherben e. Gefäßes m. eingezogenem Oberteil, seichtem Schult<br />
erumbruch u . kurzem schräg ansteigendem Rand, unter dem Schulterumbruch umlaufende Fingertupfenreihe;<br />
uneben, verstrichen, körnig gemagert ( Taf. VII'19)'<br />
Mittelalter<br />
(20) Rat. e . bauchigen Gefäßes m. spitz ausgezogenem Rand, uneben , sehr grob gemagert<br />
(Tat. VII'20) '<br />
( 21) Schulterscherbe m. doppeltem Kammstrichband , Rand abgebrochen (mit Pormholz abSedreht),<br />
Halskehle deutlich abgesetzt , uneben, sehr grobe Quarzmagerung (Taf. VII'21) '<br />
(22) Rst . e. Gefäßes m. nach außen umgebogenem Rand u. Res t e. flüchtigen Wellenverzierung<br />
, verstrichen, hart gebrannt (Taf. VII' 22) '<br />
( 2) ausladender Rand m. Rest einer We l lenverzierung, verstrichen , hellbraun<br />
(Taf . VII ' 26)'<br />
(24) zwei Wandscherben von wellenverzierten Drehscheibengefäßen m. Gurtfurchen, klingend<br />
hart gebrannt (Taf. VII ' 2),24)'<br />
(25) Rat . e. bauchigen Gefäßes m. umgebogenem Rand (abgestrichen) , engobenartig verstrichen,<br />
fein geschlämmt, klingend hart gebrsnnt ( Taf. VII. 27<br />
).<br />
( 26) Rst. v. Gefäßen m. nach außen umgebogenem Rand (Taf. VII' 2S) '<br />
(27) verschiedene Kragenränder, hellbraun- grau ( Taf. VII ' 29) '<br />
Metall<br />
Latinezeit<br />
Im Original lediglich nachwei"sbar:<br />
mehrere große SchlackenstUcke vom Hohl envorplatz (Qu . 119, 120 , 12S , 126 ), Mus . Burg<br />
.:umis (bisher nicht untersucht)17<br />
45
Nur noch dokumentar isch belegt :<br />
(28) bronzene Spiralr ollenfibel, stark korrodiert (verloren).<br />
Hülle 1977 , 8 , Abb . 8 , . q irr tUml ioh : e 1 s er n e Pibel der FrUh- Le tene- Stufe; auch<br />
Tagebuch 17 . ) . )4 ( br ontene PrUhlatenefibel; Spalte A, Qu . 12) .<br />
(29) geschlossener (1) bronzener Knotengruppenarmring, 8 Knotengruppen mit je J (1) Knoten;<br />
korrodiert.<br />
HUlle 1977. 8 , Abb . 8 .<br />
Mi ttelal ter<br />
(30) bronzene MUnzbüchae mit heraldischem Löwen; in der Umschrift der Name des Mlinz <br />
meisters Conrad .<br />
Hü11e 1977, S . 14 f. u . Abb . 1) ; Le.uerwald 1981 , S . 21 f.<br />
G: Di e erhaltenen urgeschichtlichen Punde aus der Ilsenhöhle repräsentieren eines der<br />
wenigen Siedlungs1nventare der FrUhlateneze1t in Oatthüringen. Für einige der Gefäßreste<br />
lassen sich in Form und Machart direkte Parallelen zu Grabgefäßen des benachbarten grossen<br />
Gräberfeldes auf dem Preißnitzberg finden , so daß an der Zusammengehörigkeit der Funde<br />
vom Burgberg, der Iisenhöhle und der Nekropole kaum ein Zweifel bestehen dürfte (Kaufmann<br />
1959 , 1963, S. 120 , Anm . 879) . Sowohl Kaufmann (1963, S. 138) als Buch Peschel (1962 ,<br />
S. 86) plädieren für eine Zuweisung der Keramik nBch Latene A; letzterer zieht aber eine<br />
Zugehörigkeit sowohl zu den Latene- A- als auch zu den Latene- B- Gräbern des Raniser Friechofs<br />
in Betracht. Der von Hülle (1977, Abb . 8) vorgelegte Knotengruppenarmr1ng ist als<br />
typisch !Ur Latene A anzusehen (vgl. Claus 1942, S. 92). Die Angaben HUlles (1939, S. 108:<br />
1977, S. 6, 35) Uber spätbronzezeitliche Funde (besonders i n der Nor dspalte) beruhen wahrscheinlich<br />
auf der damals noch ungenügenden Kenntnis frUhlatenezeitlicher Siedlungskeramik<br />
. Vermutlich wurden lediglich die der Gr abkera.mik entsprechenden Gefäßreste für die<br />
Latenezeit in Anspruch genommen , während die per se schwer datierbare "Grobkeramik" als<br />
spätbronzezeitlioh angesehen wurde. Diese Vermutung scheint sich durch den Vergleich der<br />
Funde mit Angaben der (sei t Mitte der 70er Jahre als Kopien im Landesmuseum Halle/S. befindlichen)<br />
GrabungstagebUcher zu bestätigen. - Die unmittelbar unter dem mittelalterlichen<br />
Schut t abgalagerte Schicht der Nor ds palte wurde im Tagebuch am 17.7.1937 als "einheitlich<br />
bis an das hintere Höhlenende" charakterisiert. Für die vorangehenden und folgenden<br />
Tage ~rden br onzezeitliche Scher ben und zahlreiche zerschlagene menschliche Knochen,<br />
vorwiegend j ugendlicher Individuen in einer Tiefe von 3,6- 4 , 5 m verzeichnet . Die<br />
Aut opsie d •• entsprechenden vorhandenen ~dma teriels - auch Kaufmann (1959 , S. 73) zog<br />
einen bronzezeitlichen Antf11 in Erwägung - ergab, daß des keramische Inventar der FrUhlahinezeit<br />
:r;uzuweissn ist . ~ Auffallend i st allerdings , daß die tiefste Schicht (4,50 m)<br />
keine Scherben von "Grabgefäßen" erbrachte.<br />
An älteren Funden ist lediglich das auf dem Höhlenvorplatz unter dem mittelalterlichen<br />
Schutt gefundene schuhleistenkeilähnliche Steinbeil nachzuweisen. Der in gleichem Zusammenhang<br />
erwähnte Knochenpfriem ist zeitlich nich t einer bestimmten Periode zuzuordnen.<br />
Wahrscheinlich in ~oUhdeutschen Zusammenhang des 8 . / 9. Jh. sind die beiden Scherben (20)<br />
und (21). zu sehen. Die Scherben ordnen sich gut in das Ge samtbild fr Uhdeutscher Keramik<br />
dieser Zeit ein (vgl. Rempel 1959 , S. 101 ff.), doch fäll t e s schwer, s i e ohne detailliert<br />
e Kenntnis von entsprechenden Inventaren der Umgebung genauer zu datieren. Die<br />
bei den Bruchstücke (22 ) und ( 23 ) finden sm ehes t en Entsprechungen in der slawischen Keramik<br />
des 11 . /1 2. Jahrhunderts (z.B. Rempel 1963, Abb. 6) . - Die hochmitte1alterliche und<br />
jüngere Keramik der Ilsenhöhle stellt Abfall vom Burgber g dar ( Taf. VII'?3 24 27- 29)'<br />
Hervorgehoben sei eine MünzbUchse (13. Jh. ) , die wohl ebenfalls mehr oder' •<br />
weniger zufällig in die Ilsenhöhle gelangt ist.<br />
H: Di e Ilsenhöhle wurde nach ihrer letzten Nutzung im Paläolithikum Uber mehrere J ahrtausende<br />
nur sporadisch aufgesucht . Einziger Beleg fUr eine neolithische (?) Begehung<br />
ist ein Steinbeil. Eine ausgedehntere Nutzung erfuhr die Höhle mit ihrem Vorgelände in<br />
der FrUhl atenezei t durch die Bewohner der möglicherweise befestitten Höhensiedlung des<br />
heutigen Burgberges . Mi tte l s Vergleiches der Keramik konnte bereits Kaufmann (1963) den<br />
Zusammenhang der Funde aus der Ilsenhöhle und der benachbarten ~r oßen Nekropole des Preißnitzberges<br />
nachweisen. Auch die heute weitgehend verlorenen l a t enezeitlichen Funde vom<br />
Burgberg, darunter eine Fibel vom Frühlateneethema, Kupferschlacken, Schmelztiegelteile<br />
und latenezeitliche Keramik weisen auf den Zusammenhang der Komplexe hin und lassen ein<br />
bedeutendes wirtschaftliches Zentrum vermuten (vgl. Kaufmann 1963 , S. 11 9 ff., 48 f.<br />
auch kritische Bemerkungen zu früheren Datierungen des Schme l zplatzes im Vorwerksgarten<br />
der Burg Ranis in die frUhe Bronzezeit) . Kaufmann möchte i n den Funden der Ilsenhöhle<br />
im wesentlichen Abfall sehen, der vom Plateau des Berges heruntergeworfen wurde , schließt<br />
aber eine gleichzeitige Nutzung des Geländes nicht aus.<br />
Nach Vorlage der abechließenden Publikation und der Zugänglichkeit zumindest der GrabungstagebUcher<br />
wird deutlich, daß sich auf dem ges amten ausgegr abenen Gelände des heutigen<br />
Höhlenvorplatzes und der SUdspalte eine 30-40 cm s tarke humose , schwarzgraus<br />
Schicht befand , die teilweise stark mit Holzkohle verset zt war. Da sich unter dem vorhandenen<br />
Fundmaterial vom Vorplatz auch ein ungestörter Komplex mit latenezeitlicher Keramik<br />
(z. T. mehrere Scherben eines Gefäßes) , Tierknochen und Schlacken be5+ndet , ist enzunehmen,<br />
daß das Gelände teilweise zu Siedlungs- oder Wirtschaftszwecken genutzt wurde.<br />
Bedauerlich ist die mangelhafte Dokumentation des holozänen Profllabschn1ttes in der<br />
Nordspalte. Mit an Sicherheit grsnzender Wahrscheinlichkeit konnte deutlich gemacht werden,<br />
daß die Beschreibung der Befunde durch HUlle (1977) als Opferstelle der Knovizer<br />
Kultur auf einer Fehldatierung beruhen dUrfte. Die menschlichen Skeletteile, die nach<br />
den Beschreibungen der Ausgräber regellos auf einer relativ kleinen Fläche im hinter s t~<br />
Abschnitt der Spalte in 3,60- 4,50 m Tiefe (d.h. etwa 0 ,30- 1,20 m unter der vormittelalterlichen<br />
Oberfläche) verteilt waren , sind wohl ebenso wie die Keramik der latenezeit-<br />
46
lichen Besledlungaphase des Burgbergea zuzuweisen. Die Interpretation wird allerdings<br />
durch das Pehlen einer zeichnerischen Dokumentation der Befunde 80wle offensichtlich eines<br />
Teils des SkelettmaterlaIs erschwert . Oe im Grabungstsgebuch zwar Oxyds puren Sß den<br />
Knochen, aber keine Bronzen verzeichnet wurden (die slcb in der SUdspalte erhalten haben),<br />
kBnnte man aß sekundäre Teilbestattungen denken; Schnittapuren an einigen Knochen<br />
lassen den Verdacht auf Anthropophagie aufkommen. Ob die bronzene Plbel und der Knotengruppenarmring<br />
schlechthin eIs in der HHhle verlorengegangen bezeichnet werden mUssen<br />
oder als kultische Niederlegung 1m Sinne eines Hortes zu sehen sind, wie dies Schauer<br />
(1981 , S. 409) fUr urnenzeitliche Funde aue HHhlen SUddeutschlsnds und auch vom KYfthäuser<br />
vermutet , muß offen bleiben. Es liegt aber nahe , für die Spalten der IlseDhöhle an<br />
einem Zusammenhang mit de~kultisch-religiHsen Lebensbereich der Bewobner der Bergplateaus<br />
zu denken.<br />
Eine prtmär mehr naturwissenschaftlich, aber letztlich für die Beeiedlungsgeschichte relevante<br />
Interpretation erlaubt die 1932 bei den Voruntersuchungen beobachtete Sinterschicht<br />
in Spalte A. ,Sie erschl ieß t eine längere Peuchtphsse, während oder eventuell auch<br />
vor der Prtihlatenezeit.<br />
Sicher nicht zuletzt, um die Spalten nicht zur Zuflucht von Belagerern werden zu lassen,<br />
'lrurden sie von den Cllttelalterlichen Bewohnern der Burg mit Schutt verrollt, und die SiJdspalt<br />
e vermsuerte man . Die Grabungen D. v. Breitenbucha gaben zudem Hinweise auf eine<br />
mHgliche Einbeziehung in das Verteidigungesystem der Burg. Später waren die Spalten und<br />
der Vorplatz willkommene Schutthalde fiJr Bau- und Brsndschutt sowie KUchenabfälle. In<br />
diesem Schutt fand sich auch frUhdeutsche Keramik aus der Zeit vor der 1084 erstmals iJberlieferten<br />
mittelalterlichen Burg. Sie markiert einen weiteren Siedlungs(?)punkt innerhalb<br />
der osteaaliechen Exklave des Bistums Kainz t<br />
die wobl vom karolingischen Reichsgut Saalfeld<br />
aue gelei t et wurde (Rempel 1966, S 510, . Unklar bleibt, ob die von HiJlle erwähnten<br />
(heute verlorenen) ~ittelalawischen" Scherben auf eine gemischte deutsch- elawische Besiedlung<br />
deuten, oder ob sie ebenfalls der deutschen Besiedlung angehören. Die wenigen ,<br />
erhaltenen, keramischen Reste erlauben keine nähere Zuordnung.<br />
18. - 22. RaDis, Kr. PöBneck, Bez. Gers. - Höhlen um daa Zechsteinriff "Teufelskanzel". <br />
Deutung und Auswertung der Befunde nach Nr. 22 .<br />
18. R a nie, Kr. PöBnsck, Bez. Gera. - Herdloch. - Mbl. 5335 ZiegenrUck; W 15,6;<br />
N 14 , 1. Mus. Hohenleuben 725, Mus. Gera (z. Z. nicht auffindbar).<br />
A: Börner 18)8, S. 67 ff.; Börner 1841, S. 89 f f.; Adler 1843, S. 44, 8.a. S. 3. 9, 1) ;<br />
'I&~ener 1842 , S. 71; Keferate1n 1846, S. 46, 50; Auerbach 1930, S. 2)8 u . Abb. 26;<br />
Drechlle! 1934, S. 84 f .; Claull 1940. S. 141; Kaufmann 1959, S. 111 (dort unter Teufelskanzel).<br />
156; 1963, S. 95 . 150; Simon 1970, S. 239 ff.; 1972, S. 49 .<br />
B: Im Dolomit einer zerklUfteten Zecbsteinbryozoenriffwand ("Teufelekanzel"), die nach<br />
RW, N und NNO steil z~ Semtitzbacb abfällt . Oberhalb der Felskante steigt da8 hochflächensrtige,<br />
heute landwirtschaftlich genutzte Gelände schwach snj Höhenlage de r Höhle ca.<br />
320 m U. RN, etwa 20 m iJber dem Bach, nordexponiert (Abb. 16'1)'<br />
C: 1827 wurde in der Höhle, deren Eingsng sngeblich Mauerepuren aufwies, ein "Herd oder<br />
Altar" aue großen Steinen mutwillig zerstört. 18J7 wurden duroh Diakonus W. Börner, Ranie,<br />
bei einer Nachuntersuchung Siedlungsreete geborgen. R. Eieel. Gera, barg 1885 nochmale<br />
einige Scherben. Anfang dieses Jahrhunderte (1) wurde die Höhle wegen Einsturzgefahr<br />
gesprengt und die Reste ale Baumaterial abgefahren (Auerbach 1930, S. 238; Drecbsel<br />
1934, S. 84) .<br />
D: "8 Schritt lange und 5 Schritt tiefe, 16 Fuß hohe (ca. 5 m)" Höhle , wahrscheinlich<br />
durch Subrosion erweitert er Spalt im Dolomit des Zechsteinbryozoenriffes.<br />
E: Di e Schichtenfolge der Höhle ist nicht rekonstruierbar. Bekannt ist nur, daß "noch<br />
in 6 Puß (ca. 1,8 m) Tiefe Kohlen, Knochen, schwarze, stark geriefte, fast kunatvoll ge_<br />
raubte Scherben ••• EisenstUckohen und Schlacken gefunden wurden , bis größere Felsblöcke<br />
8m Tiefer gehen hinderten".<br />
P: Die Pundstelle geht aus dem Pundkatalog des Mus . HOhenleuhen eindeutig hervor ("UrnenstUcke<br />
aus dem Opferherd an der Teufelskanzel hei Ranis, welcher in einer Höhle sich<br />
befindet (Herdloch)"j nach Simon 1970, S. 2(0). Die Herdhöhle oder Herthahöhle ist nicht<br />
mit der sww benachbarten, 1925 und 1927 ergrabenen, ebenfalls "Herthahöhle" bezeichneten<br />
Höhle identisch (vgl. Auerbach 1930, S. 2)8) .<br />
Erschließbare Pundel<br />
(1) Scherbe mit einseitig gekerbten SchrägwUlsten verziert, schwärzlich, schwach gem • •<br />
Wst : 0 , 8 cm (Tat. VII'30)'<br />
(2) Scherbe mit geknitfelter Leiste, wahrsch. einer Tonne.<br />
(3) BronzeblechstUck.<br />
(4) drei atypische Scherben.<br />
Kaufmann 1959, S. 111 , 156 u . Taf. 39 ' 2 j Simon 1972, S. 49 u. Tat. 33'4'<br />
G: Das Fundmaterial der Höhle kann durch die Scherbe mit SchrägwUlsten (1) sowie durch<br />
die Beschreibung der verlorenen Keramik ale "aohwarze, stark geriefte . f ast kunstvoll<br />
serauhte Scherben" als Komplex mit sog. Kalenderbergware charskterieiert werden (80 bereits<br />
Bierbaum Xalenderbergker8lllik 1m Pre1staat Sachsen, in: Isis Jg. 1929, 1930, 'S.99)<br />
und ist somit in die späte Hallstattzeit datiert. Dorthin weist auch die Scherbe mit<br />
gekniffelter Leiste. Da s kleine, aber durchaus markante Inventar tUgt sich gut in das<br />
Material einer ganzen Reihe von Fundplätzen der späten Halletattzeit 1m Orlatal ein<br />
(Kaufmann 1963, S. 95 , 150 ; Simon 1972).<br />
47
19. R a n i 8, Kr . POUneek, Dez . Gera. - Schönabergsgrotte. - Mbl . 5335 ZiegenrUck.<br />
A: Börner, schriftlicher Nachlaß im Mus . Hohenleuben. nach Drechsel , 19)4 , S. 84 .<br />
B: Im Teufelskanzelfelsen.<br />
C : Um 18)0- 1840 soll nach Bl:lrne r in der Höhle ein "römisches Heiligtum" ergreben worden<br />
sein.<br />
G: Nach Börner (Drechsel 19J4 , S. 84) sollen die Funde r ömisch gewesen sein. Dazu muß man<br />
j edoch in Betracht ziehen, daß in der 1. Hälfte des 19 . Jh . noch keine Klarheit Uber die<br />
Da tierung archäologischer Funde bestand. Die Bezeichnung "römisch" findet sich in vielen<br />
alten Pundber1chten fUr vormittelalterl1che, z. T. sogar mittelalterliche Funde . Daneben<br />
tauchen die Be zeichnungen "heidnisch" , "slawisch" . "germanisch", "vorchristlich" auf ,<br />
ohne daß damit konkrete zeitliche Vorstellungen ver bunden werden . Als gesichert ist also<br />
fU r diese Höhle lediglich das Factum "archäologische Funde" anzusehen.<br />
20 . R a n i s , Kr . Pößneck , Bez . Gera . - Höhle ohne Namen . - Mbl . 5335 ZiegenrUck; Koordinaten<br />
? Mus . Hohenleuben (verloren) .<br />
A: Va r iscia 4, 1837, 125, Tat. Pig. 5; Auerbach 1930, S. 239 .<br />
B: Unmittelbar westlich der Herthahöhle , 1m "Teutelskanzeltelsen".<br />
C: Grabung Vogtländ. Altertllmstorsch. Verein 1835 (w. Börner) .<br />
D: 7-8 Schritte (ca. 5- 6 m) breit , 4 Fuß (ca. 1, 5 m) tief, etwa mannshoch , wahrscheinlioh<br />
kleines Abri.<br />
E: Zuunterst ein Kieslager , dann gebrannter, geschlagener Ton , dartiber in mehrtacher Pol <br />
ge nochmals Kies, Ton und Knochen mit Kohlen und Scherben, diese angeblich aus Glas- und<br />
Tonmasse (verschlackt).<br />
P : Es liegen keine weiteren Beschreibungen der Funde vor. Ein ungewöhnlich geformter<br />
SchlUssel (Taf. VII ' 32) ' tur den mir keine Parallelen bekannt sind, wurde sls einziges<br />
StUck abgebildet.<br />
G: Di e Beschreibung läßt lediglich eine Deutung als Siedlungss t elle 1m weiteren Sinne zu,<br />
eine Datierung ist nicht möglich. Der SchlUssel dUrfte mittelalterlich sein.<br />
21. R a n i s , Kr. Pößneck , Bez . Gera. - Zwei Höhlen ohne Namen. - Mbl. 5335 ZiegenrUck.<br />
Mus . Hohenleuben (verloren) .<br />
A: Börner 1838, S. 70 f . ; Auerbach 19)0, S. 239 .<br />
B: Westlich der Herthahöhle im "Teufelskanzelfelsen".<br />
C: 18)7 wurden von W. Börner zwei weitere kleine Höhlen ausgegraben. Dabei kamen Scher <br />
ben , Knochen und ein Knochenpfriem unbekannter Zeitstellung zutage.<br />
D- P: Zwei kleine "Höhlen" (eigentlich Pelslöcher), eine davon 2 Fuß (co. 60 cm) breit,<br />
2 Fuß tief, 1,5 Fuß hoch , angeblich durch verkeilte Steine geschlossen, darin "Gebeinund<br />
Schädeltrtinuner" (unkl ar ob von !.Iensch oder Tier) . - In der zweiten "Höhle" in unmittelbarer<br />
Nähe der ersten , wurde ein von einer Wurzel ums~ricktes umeestUrztes Tongefäß,<br />
Tierknochen, Mollusken und ein Knochenpfriem gefunden.<br />
22 . Ra n i s , Kr . Pößneck, Bez . Gera. - Herthahöhl e . - Nbl . 53)5 ZiegenrUck; W 15,1;<br />
N 14 , 4. Mus . Burg Ranis (verloren); Mus . Halle 19:85.<br />
A: Andree 1928 ; Auerbach 19)0 , S. 2)8 f . ; Andree/Grimm 1929 a; Tagebuch A. Götze 1925;<br />
Kaufmann 1959, S. 100; Lappe 1982, S. 16 L , Taf. LXXV ' 1) ,1 4'<br />
B: Am Nordhang des hier sehr steilen Zechsteinbryozoenriffes "Teufelskanzel " ; in der<br />
Spitze einer Kuppe, die nach NW steil zum Tal abfällt , cs. )30 m U. NN, ca. )0 m Uber<br />
dem Bach ; NNO- exponiert (Abb. 16 ' 1)'<br />
C: 1925 führte der ThUr . Höhlenverein (0. v. Breitenbuch, H. Hess v. Wichdorft, A. Götze)<br />
eine Probegr abung vor der Höhle durch . Dabei wurden jungpaläolithische Silexgeräte und<br />
- abschläge , einige Scherben und Tierknochen gefunden. Weitere Grabungen führten J. Andree<br />
und P. Grimm im Auftrag der Landesanstalt für Vorgeschichte Halle im Herbet 1921 durch .<br />
D: Keine ausgeprägte Höhle , eher als "Abri" zu bezeichnen. Im Eingangsbereich ca. 10 m<br />
breit und 1, 0- 1, 5 m hoch (Taf. XVI . 4 ) . Wahrscheinlich wies die Höhle ein heute abgestUrztes<br />
größeres Vordach auf. Im östlichen Teil, rund 2 m entfernt vom Eingang, eine<br />
etwa) m breite und 3- ).5 m tiefe Abzweigung nach SO , die in Mannshöhe einen schmalen<br />
Ausgang aufweist. Im mittleren Teil , 4 m vom Ausgang, eine Abzweigung nach SW von 2,5 m<br />
Tiefe und 2- 2, 5 m Breite mit einemspitzzulaufenden 1, 5 m langen Zipfel. Diese Abzweigung<br />
läuft nach oben in eine 5 m hohe Spalte aus (Abb . 10'3_5) '<br />
E: Es wurden nur zwei Schichten festgestellt : eine dunkle Humusschicht (Sch. 2) , die im<br />
Höhleninneren sehr dünn, auf dem Höhlenvorplatz 60- 15 cm , unmittelbar vor der Höhle 90 cm<br />
mächtig war . Die große Mächtigkeit vor der Höhle ergab sich aus vom Hang oberhalb der<br />
Höhle erodiertem Material; die obersten Par tien waren hier fundleer. Schicht 1 ist gelber<br />
Höhlenlehm mit eingestreuten Dolomitbrocken, in dem Rentiergeweihe , ein Unterkiefer<br />
vom Rhinoceros sowie Silices gefunden wur den. Schicht 1 begann etwa 1 m vor dem Höhl eneingang,<br />
woraus Andree (1929 , S. ) schloß. daß die Höhle frUher doppelt so groß war wie<br />
heute . Die Schicht war im östlichen Teil bis 65 cm mächtig, im Höhleninneren sehr dUnn;<br />
auf dem Vor platz erreichte sie eine Mächtigkeit von 30- 40 cm (Abb. 10 . ) 5)' PUr die obere<br />
Schicht konnten zwei Peuer stellen (rezent?) nachgewiesen werden. •<br />
P: Die obere, h~~ose Schicht enthielt regellos eine größere Menge Peuersteinartefakte,<br />
Knochen und Scherben. Die Artefakte sind möglicherweise verlagert und machen im ganzen<br />
einen jungpaläolithischen Eindruck (Andree/Grimm , Abb. 4) , wenn auch Andree für einige<br />
StUc ke jUngeres Alter nicht ausschließen möchte.<br />
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Abb . 10 : Saal feld , Kr. S aalfel ~ , Teut e lebriick e . Cruridr1ß (1). Plan des Gleitsch ( 2 ) ; Ranie , Kr. Pö ßneck , lIerthahöhle , Grundriß (4)<br />
Länge- O) u . Querpr ofil (5) . (1 n . Feus t e ! 1980, 2 n . Künstler o . J . 1957 . 3- 5 n . An dree/Gr1nun 1929 a)
Die Funde von der Grabung des Thüringer Höhlenverelna gingen 1 e ider verloren. Be} der Be ;..<br />
erbeitung der Funde durch P. Gr imm wurde lediglich dokumentiert :<br />
(1) Scherbe eines Glockenzonenbechers (?) mit " Rollrädchen" ver'dert (verloren)<br />
(Taf. VIII ' )l) j And ree/ G r in~ . Tar. IV , ) ; Kaufmann 1959 , Taf. 9 ' 14 '<br />
Von der Grabung 1927 befinden sich im Landssmus. Halle ca. 60 z.T. recht atypische Scherben<br />
(grau/r otbraun, grob gemagert) sowie Lehmbewurf. Darunter :<br />
(2) Oberteilfragment eines Vorratsgefäßea mi t gerauhter Obe rfläche und Tupfenle 1ste auf<br />
der Schulter . Lappe 1982 , Tar . LXXV , 1) ; (Tar. VII ' 2r)<br />
(3) Brst . einer v1erkant1gen Tonsäule ( Andr ee/Grimm , S. 14 , " Spulenständer '~ .<br />
(4) RBt. eines Kegelhalsgef äßes (?) , uneben, grau - rotbraun , Ws t : 0 , 5 cm .<br />
(5) Ra t . eines Gefäßes mit schräg ansteigendem , spitz auslaufendem Rand , uneben , grau ,<br />
Wst : 0 , 4 cm.<br />
(6) 2 Rat . mit außen verdioktem Rand , geg l ättet , schwarz , Wst: 0 , 5 cm .<br />
Wenige Scherben von mi ttelalterlichen Gefäßen mit Gurtfurchenverzierung und spitz auslaufenden<br />
Kragenrändern (z. T. innen grUn glaBi ert) , außen grau.<br />
G: Die zeitliche EinstufUng des postpaläolithisohen Inventar s der Her thahöhle ist nicht<br />
ohne Probleme; Grimm datiert die verzierte Scherbe (1) in die Glockenbecherkultur. Da<br />
das Stück sehr klein ist und zudem seine Tonbeschaffenheit usw. nicht bekannt iat , bedUrfte<br />
e s weit erer Belege, um diese Datierung glaubhaft zu mach en. Allerdings ist die Anwesenheit<br />
der Glockenbecherkultur angesicbt B der relativ großen Punddichte im Orlat a l<br />
(Kaufmann 1963, S. 35 , Abb . 7) nicht auszuschließen. Ähnlich verhält es s i ch mit der nächsten<br />
Nutzungsphase der Höhle , aus der ebenf alls nur eine datierbare Scher be zur Ver f ilgung<br />
steht . In Anbetracht dessen , daß die beschriebene Gefäßf orm wen i g für eine genaue zeitliche<br />
Einordnung geeignet ist , muß man wohl auch d i e Datierung Grimms (1929 , S. 14) in<br />
die späte Bronzezeit mit einem Pragezeichen versehen . Große Siedlungsgefäße mi t .aufgesetzter<br />
Tupfenle i ste sind zwar in Inventaren der späten Bronzezeit ThUringens häufiger<br />
vertreten, de r Gefäßrest mit verwaschenen Kegelhals sowie die Tonbeschaffenheit der Ke ramik<br />
lassen aber eine Datierung in die Hallstattzeit ebenso denkbar erscheinen. Die mitte l <br />
alterliche Keramik ist aufgrund der Gur tfurchenverzierung und der Innenglasur entgegen<br />
Grimm , der das Material in da s 11 .-13. Jh. datiert , frühes tens dem 14 .-15 . Jh. zuzuweisen.<br />
H: Bedingt durch den hohen Anteil an berei t s im 19. Jh . g etätigten Grabungen in den Höhlen<br />
der Teufelskanzel muß die Interpretation der Befunde in starkem Maße lückenhaft bleiben.<br />
Die Deutungen der Ausgräber des 19 . Jh. waren nicht selten von Prämissen geprägt ,<br />
und zumindest t eilweise wurden natürliche Gegebenheiten als künstliche Anlagen gedeutet .<br />
Da jedoch nicht nur die Höhlen selbst untersucht wurden, sondern auoh noch andere Objekte<br />
in deren Umgebung, seien die entsprechenden Befunde hier kurz aufg e führt (Auer bach 1930,<br />
S . 239 ff.; Kaufmann 1959) : Etwa 200 m südwestlich der Herdlochhöhle wurden 1830 drei<br />
kleinere mit Steinkreisen umgebene HUge l ausgegraben , in denen sich Asche , verbrannt e<br />
Knochen , Oef1iße und Scherben fanden '\ unmittelba r daneben soll sich ein "Es trich" , der ala<br />
HerdsteIle gedeutet wurde (Ustrine? • befunden haben . Neben dem Estri.ch wurden l~ enschen <br />
knochen, verbrannte Gerste und Haselnußscha l en, eine steinerne Handmühle , künstlich geglättete<br />
Steine, Scherben, z.T. "schlangen"_(wohl wellen- ) verziert, ein Bronzefinger <br />
ring sowi e mittelalterliche Eisengegenstände gefunden. Offensichtlich handelt es sich<br />
um eine mehr phasige FundsteIle - bronze- oder hallstattzeitliche Gräber , evtl . eine lat<br />
enezeitlic he (oder s lawische) Siedlung sowie eine mittelalterliche Siedlungsstelle (7) .<br />
Die FundsteIle soll (Drechsel 1934, S. 8 4) von einer mächtigen Eiche, s päter Birnbaum ,<br />
bestanden gewesen sein , die Drachen- oder Drudenbaum am Unckeritz genannt wurde . Drechse l<br />
vermutet an dieser Stelle die in einer Saalfelder Klosterurkunde von 1074 genannte Ansiedlung<br />
Ungewizi. Ein Zusammenhang der mittelalterlichen Keramik aus der Herthahöhle<br />
mit dieser Wüstung i st zwar nicht a uszuschließen, aber wenig wahrscheinlich. Es wird deutlich,<br />
daß die Höhlen der "Teufehkanzel" nach allem Anschein im Konnex mit einer Reihe<br />
von Siedlungs belegen der Umgebung zu sehen sind.<br />
Ober Charakter und Zeitstellung der Befunde lassen s ich keine s i cheren Aussagen t reffen .<br />
Ohne andere Belege wird man wohl sm ehesten von Siedlungskomple~en sprechen können. Sicher<br />
belegt sind die späte Hallstattzeit und das Mittelalter; Funde der Glockenbeoherkultur<br />
und der s pät en Br onzezeit sind zwar für diese Lan dschaft nicht ungewöhnlich , lassen<br />
sich aber im Materi al aus den Höhlen nicht zweifelsfrei nachweisen . - Mehrere Sagen bezeugen,<br />
daß die einstigen Siedlungs(7)st ell en im Bewußtsei n der Bevölkerung l ange l ebendig<br />
geblieben sind. So wi r d von einer Jungfrau berichte t , die bei sicheI förmigem Mond ,<br />
bis über den Kopf in ein weißes Gewand gehüllt , so daß sie kopflos erschien, an der Teuf<br />
elskanzel auftauchte. Sie trieb 3- 5 fahle oder we iße KUhe vor sich her und verschwand<br />
zu Tagesbeginn i n der He rdlochhöhle (Drechsel 1934, S. 85). Von der gleichen Stelle beschreibt<br />
Drechsel , daß der Sage nach aus den unterirdischen Gemächern der Teufelskanzel<br />
oft eine weiße Jungfrau hervorkam, die statt des Kopfes zwe i goldene Hörner und an der<br />
Ha nd ein Schlüsselbund hatte , Sie durchwanderte das Tal , umkreiste die Teufelskanzel und<br />
verschwand im Hain am nahege l e genen Brandenstein. PUr eine Kul t stätte , wie Börner (1 838 ) ,<br />
Adler ( 1843/ 44 ) und in gewissem Sinne auch noch Drechael (1934 ) nahelegen möchten , fehlen<br />
zwar eindeutige Belege ; dennoch drängt sich der Ver gleich zur J ungfernhöhle bei Tiefenellern<br />
im benachbarten Oberfranken/ BRD geradezu auf , wo ebenfalls Sagen von kopflosen<br />
weißen Jungfrauen überliefert wurden (Kunke l 1955 , s . 1 B ff . ).<br />
23 . R a n i s , Kr . Pößneck , Bez . Gera. - Höhlen im Kochsberg/ Burg Stein. - Mbl . 5335<br />
Ziegenrück ; N ca. 7 , 5: w ca. 23 ,0 . !.tus . Ranis (verloren) .<br />
A: Andree/Grimm 1929 a , S. 2 ; Tagebuch A; Götze 1925/26 (Archiv Mus . We imar): Auer bach<br />
1930 , S. 243 .<br />
50
B: Linke del' Str-aße Han1s - Pößneck. in einem dei mittelalterlichen Wallanlage Burg stei»<br />
vorgelagerten Zechsteinfelaen, ca. 350 m ti. NN, oat- bzw. sUdwestexponiert (Abb. 16 ' 2)'.<br />
C: 1925/26 führte der ThUringer ffohlenvere1n in zwei Höhlenforscherwochen Grabungen in<br />
Ben Kohlen duroh. Ober den genaueo Verlauf und die Ergebnisse dieser Grabungen 1st wenig<br />
bekannt .<br />
D: Es handelt sich um zwei (drei) kleine Höhlen sm FUße des Felsens:<br />
1. Höhle an der SUdostecke; cs. 3- 4 m große und 1 , 6-1.9 m hohe Höhle mit etwa rechteckigem<br />
Grundriß, kein Vor platz.<br />
2. Dieser Höhle unmittelbar benachbart befindet sich ein nordweatexponiertee Abri , das<br />
durch einen Felsspalt 1m hinteren Teil mit der ersten Höhle verbunden lat (Tar. XVI'2)'<br />
]. Korrosiv (subrosiv?) erweiter te Felsspalte an der SUdwestseite des Felsens, ca.<br />
100 m nordöstlich vom eigentlichen Befestigungsbereich der Burg Stein entfernt. In der<br />
Felswand befinden sich l inks vom Eingang der Höhle in ca. 2 , 5 m Höhe drei nischenförmige<br />
Eintiefungen (Balkenlager?) (Taf. XV ' 5)'<br />
E : Von den Grabungen ist nur bekannt, daß vor dem Eingang von ~wei der Höhlen Mauerrest e<br />
(erhaltene Höhe ca. 50 cm) ·freigelegt wurden. Tiefere Schichten hatte man offenbar nicht<br />
angeschnitten.<br />
P_H: Nach den einschlägigen Angaben wurde in den Höhlen viel mittelalterliche Keramik gefunden.<br />
Es ist an~unehmen, daß die Höhlen in das Verteidigungssystem der 1345 ge schleiften<br />
Burg Stein integriert waren. Nut~ung der Höhlen in früherer Zeit ist yor einem nur<br />
durch erneute Grabungen erbringbaren Negativnachweis nicht ohne weiteres aUB~uBchließen.<br />
24 . S aal f eId, Ot . Obe rn it~, Bez . Gera. - TeufelsbrUcke. - Nbl . 5334 Saalfeld;<br />
S 9,5; w 16 , 5. Mus . Saalfeld (o.Nr,); Mus. Weimar 530- 532/70.<br />
A: Feustel 1963; 1980; Waniczek 1975 ; s.a. Kaufmann 1959, S. 268.<br />
B: Unmittelbar unter dem sUdöstlichen Plateaurand des G1eitsch, einer steilen Bergkuppe<br />
184 m Ub er der Saale, an der Nahtstelle zwischen ThUringer Wald und ThUringer Schiefergebirge<br />
im Zechstein; ca. 400 m U. NB, ost- bis sUdostexponiert (Abb. 16, )).<br />
C: Als potentielle urgeschichtliche FundsteIle sind Gleitsch und TeufelsbrUcke schon sei t<br />
langem bekannt (Adler 18)8, S. 56) . Auf dem unmittelbar Uber der TeufelsbrUcke befindlichen<br />
Plateau des Gleitsch fUhrte W. Adler bereits 18)1 Grabungen durch. Seitdem wurden<br />
von dieser Funds teIle eine große Menge Funde aus verschiedenen urgeschichtlichen Perioden,<br />
vor allem aber aus der Lat~neze1t bekannt (Plan des Gle1tsch Abb. 10 , ) Durch Abtragungsarbeiten<br />
wurde die Geländesituation auf dem Plateau in den letzten J~rz ehnten erheblich<br />
verändert. In den 60er Jahren unseres Jahrhunderts begann der Bodendenkmalpfleger<br />
W. Reuter, Obernit~ , mit seiner Arbeitsgemeinschaft planmäßige Sondierungen vor und unter<br />
der TeufelsbrUcke. 1966 kamen rot- schwarz gebrannter Lehm , Hol~kohle und Schlackereste<br />
zutage. Eine von 1970 bis 1972 durchgeführte Plangrabung von R. Feustel (Museum fUr Urund<br />
Frühgeschichte ThUringens Weimar) ergab , daß die Schichten unter der Teufelsbrticke<br />
stark gestört sind und sich hier eine Magdal~nienstation befand. Es ~eigte sich zudem,<br />
daß die postpaläolithischen Funde im wesentlichen denen des Plateaus entsprachen. Eine<br />
entsprechende geechlo(JDene "Siedlungsschicht" konnte nicht nachgewiesen werden.<br />
Die Erforschung der ur- und frUhgeschichtlichen Besiedlung des Gleitsch und seiner Umgebung<br />
wird gegenwärtig von der Arbeitsgemeinschaft Ur- und Frühgeschichte Saalfeld beim<br />
Kulturbund der DDR im Auftrag des Museums fUr Ur- und Frühgeschichte ThUringens durc~ Begehungen<br />
und Sondierungsschnitte planmäßig fortgesetzt.<br />
D: Die Teufelsbrticke ist der Rest einer nach SUdosten bis Osten weit offenen Wohle. Ihr<br />
relativ dUnnes Dach ist - wahrscheinlich im Weichsel- Spätglazial _ im hinteren Teil heruntergebrochen,<br />
wodurch de~ stehengebliebene Rest von etwa 10 m Breite und 6 m Höhe wie<br />
ein Brtickenbogen auss1eht 22 (Taf. XVI, ; Abb . 10, ). Nach Ausweis der vor der Höhle liegenden<br />
Abaturzb1öcke dUrfte das Dach wfiiter nach ~orn gereicht haben als heute. Seit dem<br />
Deckeneinsturz ist die TeufelsbrUcke eigentlich nicht mehr als Höhle oder Ab r i, sondern<br />
als Höhlenruine zu bezeichnen. PUr Siedlungs~we cke im Sinne einer Wohnhöhle war sie j e<br />
denfalls während des Holozäns nicht mehr geeignet.<br />
E : Im unteren Profilbereich befanden sich fUnf pleistozäne Hori~onte mit Funden des Magdal~nien<br />
, die wegen der natUrlichen Solifluktion und vertikalen Bewegung der Sedimente<br />
auf dem stark abschüssigen Untergrund nicht Uberall gleichmäßig ausgeprägt waren. Von den<br />
erwähnten Störungen wer natUrlich in erster Linie der holo~äne Bereich betroffen. Ein<br />
stärkeres , ungestörtes Schichtenpaket wer nur an einer Stelle nachweisbar. Der Befund<br />
soll hier kurz wiedergegeben werden (nach Fundbericht S. DuKek vom 1.1 1.1966, Ortsakte<br />
Saalfeld, MN):<br />
"Innerhalb einer N- S verlaufenden Verstur~schicht konnte unmittelbar unter den z. T. )0 cm<br />
starken Zechsteinbrocken eine 20 cm starke dunkelbraun- rot- schwarze gebrannte Lehmschicht<br />
angeschnitten werden. Die Breite des angelegten Kontrollprofils beträgt 1, 20 m. Die weiteren<br />
40 cm sind in einer Tiefe von 40 cm stark mit Zechsteinschotter durchset~t und<br />
durchglüht. Den oberen Abschluß bildet eine 50 x 30 cm rotgebrannter Lehmbrocken. Eine<br />
16 cm starke Holzkohleschicht mit Schlackeresten bei einer Breite von 45 cm schließen<br />
sich an. Die östliche Begrenzung bildet wieder eine Versturzschicht mit rotgebranntem<br />
Lehm. Sie wird abgedeckt durch eine 3 cm starke Gipsschicht (Zechsteininfiltrierung?). _<br />
Die FUl1ung der Öffnung (ursprünglich als Gicht angesehen) bestand aus eingestUr~ten Steinen,<br />
innen aus Humus. Eine Brandspur fehlt. Davor befand sich ein Bruchstück von ro tgebranntem<br />
Lehm mit Flechtwerkabdruck ••• ".<br />
In vielen Bereichen der Grabungsfläche wurden metallzeitliche Scherben, paläolithische<br />
Artefakte, rezente und fossile Knochen vermischt vorgefunden.<br />
51
~: Obwohl die Teufelsbr ücke r Ur das Hol o zän keine H5hlent undstelle 1. e . S. darstel lt ,<br />
di e Fun de aber aus dem Bereich einer ehemaligen Höhle s t ammen , sollen eini ge cha rak t e ~<br />
r i s tlsche St Ucke hier vorgel egt we r de n.<br />
S t ein<br />
l.!ehre r e Bruchstücke von RelbmUhlen oder Quetsc hen , darun t er:<br />
(1) ReibmUhlenstück , por öser Zechstei n (? ), ei ne Fläche pla n geschliffen , St: c a. 6 , 0 cm,<br />
geschl iffene Fläche 8 ~ 12, 5 cm .<br />
( 2 ) Bruehstücke einer DrehmUhl e mit 2, 0 cm s tarke r Durchbohrung , um die) fla che Rinnen<br />
(ursprUnglich wohl 4. kreuz! ormig ) angeordne t s i nd - evtl . als Mehlabls uf ; Reibfläche<br />
28 x JO Cr.l . Un t erseite nur g r ob zugesch l ag en .<br />
Kn o c h en<br />
Da der post psläolithische Fundkomplex Punje mehrer er Ze itabschni tte urnfaß t . 1st e i ne Zuordnung<br />
der zahlr e i chen zer schl a genen Tierknochen zu e i ne r bestimmten Nu tzungs phase nieht<br />
mögl i eh . ~~o eh e ng erä t e sind im vorlie genden USterial nieht enthslten.<br />
Ke r a mi k<br />
Unter e i nem größer en Posten z . T. seh r diekwandi ge r Ke r amik (grausehwsr z , hellbr aun ode r<br />
r otbr aun ; hsr t gebr annt ; Wst : 0 , 9- 1 , 2, t e i lweise bis 1 , 7 em) , deren Uberwiegender Teil<br />
l atenezei t lich s ein dUr f t e , der j edoch aueh einen kleineren Anteil spätbronzezeitlicher<br />
und evtl . ha l lstattzeitlicher Keramik enthäl t , befinden s i eh folgende bestimmbar e St ücke :<br />
Br onzezeit (? )<br />
( J ) Schulte r stUck einer ~~pho r e (?) mit gewölbtem Hal s , hellbraun , glat t (abgewi tter t ) ,<br />
innen l e derfa r ben , Spur en von Glättung; Ta f . VIII".<br />
(4) Schul t e r s tüc k einer Scha l e (?) mi t abgesetztem Unter t e i l, grau , glatt.<br />
( 5 ) WandstUck mit Pi ngereindrUc ken, r otbr aun, innen schwarz , gr ob gemager t .<br />
Latl!nezeit<br />
( 6 ) Vers chie dene Rand s tUcke von Schal en; Taf. VIII' S, 6 , S '<br />
( 7 ) Rst . einer SchulterschUssel , geglätte t (poliert , a bgewittert ) , hellbr aun- grau , Mdm :<br />
(err. ) 25 cm : Taf. VIII' 10 '<br />
(S) Mehre r e Ra nds tUe ke von Gefäßen mit S- förmig geschwei f tem Pr ofil , gr aubr aun bis grauschwarz<br />
; Ta f . VIII' 7, 9 , 11 , 12 '<br />
(9) RB t . einer Tonne ( ? ) mit eingezogener, ausdUnnender l.rundung , außen ge s chlickt , innen<br />
glat t , gra ubraun , Mdm : (err. ) 20 em j Taf . VI II' 4'<br />
(1 0 ) Wands tUek mit doppelter pl astiseher Leiste mi t j ewe i l s einer Reihe Kre i s augens tempeln,<br />
glatt, schwar z , f ein geschl ämmt ; Taf . VI II' 1)'<br />
(1') Scher be , von i nnenve r zier t e r Schale ; zwe i Reihen Kreisaugen . in s chwach geboge ner Anor<br />
dnung. Auf der obere n Re ihe schräg a bzweigende Strichmuster; z'II'is chen 'm d auf den Striehen<br />
gepunkt ete, frage zeichenar t i ge Stempel.<br />
Kaufma nn 1967 , S. 2S) f. , Abb . 8 ; R. u . D. Müller 1977 , S. 224 , Abb . 15 , Nr . 10 .<br />
( 12 ) Rst . e i ne r Tonne ( ? ) , grau , gr ob gemager t , Mdm : (err. ) 2S- JO cm; Ta r . VIII . • J<br />
(1 ) Ra nd- und Schulters tUcke e i nes wohl t onnenförmigen Gefäße s mit beidseitig ver di ckt<br />
em, kantigem Randabschluß und leichtem Schulter kni ck: darauf evt l . gekniff el t e Leiste<br />
( abgebroehen) ; Ta!. VIII' 2'<br />
( 14) ) Wandscher ben von Drehscheibengefä ßen , matt , schwarz , klingend har t gebrannt, \'Ist :<br />
0 , 6- 0 , 7 cm .<br />
Mit t el alter<br />
(1 5 ) Gr ößere Teile (Rand und Bauch ) e i nes s tark geg l1mmer t en Krf'.genrandtopfes mit Gurt <br />
furchen , br aun , kor nig g emage r t ; Mdm : (err. ) 25 cm; Ta f . VIII'l.'<br />
(1 6) Zwe i Kragenr änder, Oberfläche leich t blas ig, braun, körnig gemager t ; Te f . VIII' 17 , tS'<br />
(1 7 ) Rat . und Wands tUc ke eine e Gefäßes mi t s t ark umgebogenem Rand und Gur t fur ehen, hellbr<br />
aun ; Tat. VIII ' 1S'<br />
( t 8 ) Desgl., Rand abgedreht . braun , körnig gemage r t ; Ta t . VIII '1 6 '<br />
Metall<br />
Im Bereich de r Teufelsbr Ucke wur den mehrere Kilogr amm Eisenschla cke gefunden (vgl . Waniczek<br />
1975 ) , die auf eine EisenverhUttung wohl während der Latenezeit hindeuten.<br />
G: Aue dem r elativ umfängl i c hen keramis chen Mater ial l äßt sich, wi e auch aua dem Ma t e<br />
r i a l vom Plateau des Glei t s oh , ein kleiner Teil als s pätbr onzezei t l ich aussondern. Di e <br />
s e r Da t ierung entspricht mit einiger Si cherheit das Schul t er stUck einer Amphore mit gewöl<br />
btem bzw. geblähtem Hal s (Ta f . VIII ' l ) . Einige aons t atypi sche Wands cherben sind nach<br />
Farbe und Tonbescha ffenheit wahrecheinl ch in gleicher Wei s e zuzuor dnen.<br />
Die lat eneze i t liche Ker amik der Teuf elsbrUcke , die den Haupt t eil des Mate r i a l e stell t ,<br />
zeichne t s i ch dur ch guten Br and (z. T. klingend hart ) aus . Kennzeichnend e Typen sind vor<br />
a llem Scher ben von handge f ormten SchUsseln und Sohal en mit S- Pr ofil, die nach Pesohel<br />
(1 962, S. 47) häufig in Siedlungen der f rühen La tl!nezei t Nordostbayerns und SUdböhmens<br />
ver t r e ten sind und im Mittelgebirgsraum als typisch t Ur diesen Zeitabschnitt a nzueehen<br />
ai nd (vgl . auch Ranis - Ileenhöhle, hier Taf. VII). Als allgemein latenezeitl ich s ind<br />
unver zier t e Scherben von echeibengedrehten Gefäßen und die beiden stempelverzierten<br />
52
Ce herben (Tat. XXIII, 0 oa1 einzuordnen. Das Ton Käut'mann ((9&'r.. S-. 2HJ. 2'88 , l"6b . 8)<br />
~18 !rühlat~nezeltllcß !lngeordnete StUck einer inDenverzlerten Schale wird bei R. u . D.<br />
NUller (1971, S. 222, Abb. 15) sIe zeitlich indifferent eingestuft. Gleiches dUrfte für<br />
das neu hinzugekommene StUck (Tat. VIII, ) zutreften, da der geringe Verzlerunge&us <br />
eehnit t eine genaue Zuordnung zu einer b~Jt1mmten Stute der Latenezelt nicht zuläßt. Die<br />
Reete der Ubrlgen erachließbaren Gefäße stammen von chronologisch wenig aU8ssgekräftlgen<br />
lYPen wie Tonnen und Schalen. Unverzierte Tonnen sprechen zwar nac h~PeBchel ( 1962 , 5. 58 f . )<br />
ßm ehesten für jUngerlat~nezeltllche Zusammenhänge . doch let zu genaueren Auses gen dar Ub er<br />
noch immer zu wenig Material aus latenezeitlichen Siedlungen Thüringens bekannt . Da auageaprochene<br />
Spätl at~ne t1Pen in dem - wenn auoh als Leaetunde zu betrachtenden - keramischen<br />
Inventar der TeufelsbrUcke fehlen, ist anzunehmen, daß der Uberwiegende Teil des i p<br />
Frage stehenden ~terials dem frUhlat~nezeitlichen Horizont angehört.<br />
Das relativ kleine mittelalterliche Keramikinventar acheint 1m wesentlichen in das 12 . /1B.<br />
Jh . zu gehören. Für das stark geglimmerte Gefäß mit unter griffigem Kragenrand und Gurtfurchen<br />
findet sich eine direkte Parallele vom Saalfelder Petersberg (Neumann 1966 , S. 1~,<br />
32 t., Taf. VII"1)' Anband der Randgestaltung und der Gurtfurchenverzierung kann eine<br />
Datierung etwa irt die Uitte des 13. Jh. wahrscheinlich gemacht werden (Schirmer 1939, S.<br />
72 , 76). PUr die Formen Tat. VIII'1~ _ 17 lassen sich 1m einschlägig publizierten thUringischen<br />
Material keine Parallelen TInden. In Ba1ern (z. B. Hoher Bogen, ehem. Ldn. IRStzing/Niederbayern,<br />
Dannheiv.er 1913, Taf. 16- 19) kommen ähnliche StUcke auf Siedlungsplätzen<br />
des 11. bis beginnenden 13. Jh. vor.<br />
H: Die poetpaläolithischen Funde aus dem Bereich der TeufelsbrUcke sind nicht als Höhle~<br />
funde 1m eigentlichen Sinne anzusehen. Allem Anschein nach sind sie z . T. mehrfach umge <br />
lagert worden. Nach \\'aniczek (md!. Mitteilung) ist es denkbar, daß ein Teil der postpaläolithischen<br />
Materialien den Schutt der auf dem Plsteau 1831 von W • .ldler durchgefUhrten<br />
Grabung darstellt. Die neuzeitlichen EinschlUsse der "schwarzen Schicht" und der dar<br />
Uber befindliche "Zechsteinschotter" sind möglicherweise die Hinterlassenschaften mehrfacher<br />
Er zsuche, vor allem 1m ersten Viertel unseres Jahrhunderts. - Eine weitere Deutungamöglichkeit<br />
ist die ZUrUckfUhrung einiger Befunde (gebrannter Lehm, EiaenschmelzofenbruchBtUcke<br />
ohne originären ZU6ammenhang) auf die Flurbegradigungen auf dem Plateau,<br />
durch die Schutt in den Bereich der TeufelebrUcke gelangt sein könnte , Drecheel (1934 ,<br />
S. 130) erwog wiederum, mit Blick auf die romantiaierende Deut\L~g der Plateaubetunde als<br />
Kultstätte durch W. Adler, daß der WEingang zum Heiligtum" durch die TeufelabrOcke fUhrte.<br />
Einiges weiet j edoch auf eine Nutzung der TeufelsbrUcke per se, welcher Art diese auch<br />
i~~er gewesen sein mag, hin:<br />
1. erbrachten die Grabungen unter der TeufelsbrUcke einen ~ei t höheren Prozentsatz an<br />
Eisenschlacken alo die seit 1976 durchgefUhrten Sondierungen auf dem Plateau:<br />
2. fanden sich von verschiedenen Gefäßen mehrere. mitunter sehr großstUckige Scherben;<br />
3. konnte auf dem Plateau bisher 1m Gegensatz zur TeufelsbrUcke kaum mittelalterliche<br />
Keramik nachgewiesen ~erden.<br />
Immerhin scheint eine Nutzung des Geländes um die TeutelsbrOcke ale Werkplatz (EisenTe r~<br />
hUttung) abseits der eigentlichen latenezeit lichen Siedlung nicht undenkbar: u . U. spiel <br />
ten dabei die Windverhältni8se ("Aufwind") eine nicht unbedeutende Rolle. M1Sglicherweis8<br />
fand die EieenverhUttung aber auch direkt sm Plateaurand statt und die TeufelsbrOokenfunde<br />
sind Absturzmaterial (trdl. Htnweis K. Waniczek, Saalfeld).<br />
Die mittelalterlichen Punde sind entweder als Zeugnisee der Anwesenheit von in der Saalfelder<br />
Gegend bereits 1m Mittelalter häufig bezeugten Erzsuchern oder aber als Hinter <br />
lassenschaften von Schutzsuchenden während der im Mittelalter häufigen Kriege anzusehen.<br />
25 . S aal f eId, Ot. Obernitz, Bez . Gera. - Zwei kleine Höhlen sUdöstlich des<br />
Gleitech. - Mbl. 5334 Saalfeld; W 16,7 ; S 9.6. Mus . Ssalfeld (ohne Nr. ) , MW 62- 83/81 .<br />
A: Ortsakte Saalfeld, Mua. Weimar , briefl. Nitt. K. Waniczek, Saal feld.<br />
B: An einem Terrassenvorsprung des Gleitsch in sUdöstlicher Richtung (vgl• .lbb. 10 ' 2)<br />
1m Zechstein, ca. 390 m U. WH, sUdoet- bzw. ost exponiert (Abb. 16 ' 3"<br />
C: Im Rahmen von Plur begehungen wurden 1980/81 durch den Saalfelder Bodendenkmal ptleger<br />
H. Ullmann an de r nördlichen der beiden Höhlen Keramik und Kupfer schlacke gefunden.<br />
0: Die H1Shlen sind stark verstUrzt und beanspruchen nomenklatoriach eine Zwischenstellung<br />
zwiachen Wohle und Abri; möglicherweise wurden sie durch Er zsucher erweitert.<br />
F/G: Von der nördlichen der beiden Höhlen stammen einige Scher ben, von denen eine der<br />
apäthallstattzeitlichen Mit telgebirgs kera~ik mit Strichverzierung zuzuor dnen iat.<br />
H: Die wenigen Lesefunde gestatten keine nähere Interpr etation; ein Zusammenhang der<br />
Punde mit der Besiedlung des Gleitsch ist anzunehmen.<br />
26. Wer n bur g , Kr . PBßneck , Bez. Gera. - Bildermollenhöhle. - Mbl . 5335 ZiegenrUck;<br />
N 5,4; 0 19 , 2. Mus . Ranis (verloren) .<br />
A: Auerbach 1930, S. 248 : Kaufmann 1959. S. 170 , 118 : 1963. S. 124 : Tagebuchaufzeichnungen<br />
A. Götze (Archiv Mus. Weimar) .<br />
B: Am Oetheng der Altenburg , einem Zecheteinbryozoenr iff mit steilen Felahängen, ca. 340-<br />
350 m U. NN , ca. 50 m Uber der Hochfläche j oatexponiert (Abb . 16'4)'<br />
C: Sondierungsgr abungen 1880 (R. Eieei, Gera) und 1925 (H. Hess v . Wichdorft 1m Rahmen<br />
der 11. HBhlentorscherwoche des ThUr . HöhlenTereins; vgl. Sech- und OrtaTerzeichni s der<br />
Zeitschrift nDie ThUr inger HBhlen", S. 5).<br />
DI Dur ch Subr oeions- und Korroaionevor gänge erweiterter Hohl raum 1m Zechsteinriff; ca .<br />
3. 5x6 m große und 2- 2,5 m hohe Höhle mit etwa rechtecki ger Grundfl äche.
E: Die Eisel ' schen Ausgrabungen erbrachten bere1 te in "1/2 Fuß" riefe gewachsenen Pelsen .<br />
doch 1st es möglich , daß Eisel auf einen abgestUrzten Pelsblock stieß. Götze vermerkte in<br />
seinem Tagebuch Höhlenlehm. auf den Hess v . W1chdorff stieß. Nähere Angaben zu den Gra <br />
bungen sind nicht bekannt .<br />
~: Im Vorgelände der Höhle 1m Jahre 1925 gefunden:<br />
S t e 1 n<br />
(,) Feuersteinklinge und verschiedene - splitter. Archiv Mus . Halle , Ortsakte Wernburg ,<br />
Fundmeldung ; Auerbach 1930 , S. 248 (Klinge ins Höhleninnere lokalisiert , Silexsplitter<br />
"1m \'lall vor der Höhle"): Kaufmann 1959 . S . 170.<br />
In einer Schlotte des Höhleninnern 1925 gefunden:<br />
(2) Ha~~er aus Diabas mit Gebrauchsspuren . Archiv Mus . Halle , Ortsakte Wernburg , Fundmel <br />
dung ; Kau~ann 1959 , S. 170 .<br />
In einel:l Ka!:lin im Höhlenlehm von Hess v . Wichdorff gefunden (1925) :<br />
(2 a) Steinbeil , Schneide beschädigt. Tagebuch J.. . Götze 18.7. 25 (Archiv MW) - identisch<br />
mit (2) ?<br />
Keramik<br />
In einer Schlotte des Höhleninne ~en 1925 gefunden:<br />
() "Vorgeschichtliche iChe ~ben'" Archiv Mus . Halle, O~tsakte Wernburg , F'undmeldung :<br />
Kaufmann 1959 , S. 179 . 2<br />
Metall<br />
Im Vorgelände der Höhle 1925 gefunden:<br />
Kupferschmelze und Schlacken. Archiv Mus . Halle, Ortsakte Wernburg, Fund~eldungi Kaufmann<br />
1959 , S. 179 .<br />
G: Das Steinbeil , das nur in Forn einer Skizze vorliegt (Tagebuch A. Götze) , läßt sich<br />
per se allein aufgrund seiner Porm nicht datierenj eine allgemeine Datierung ins Neolithikum<br />
ist möglich , aber nicht sicher.<br />
Die heute verlorenen Scher ben BUS dem Höhleninneren sind nicht näher beschrieben : die im<br />
Vorgelände gefundenen Schlacken sprechen Jedoch fUr eine Nutzung der Höhle durch die frUh <br />
latdnezeitlichen Bewohner der Altenburg, die neben dem Burgberg Ranis ein weiteres wirtschaftliches<br />
Zentrum der PrUhlatenezeit im Orlagau bildete.<br />
H: Aufgrund der wenig bekannten Pundumstände mUs sen die Funde aus der Bildermollenhöhle<br />
mit Zur Uckhaltung interpretiert werden. Si e stehen auf jeden PalI im Zusammenhang mit der<br />
Besiedlung des Plateaus der Altenburg , die durch zahlreiche Lesefunde sow1e unsystematische<br />
Grabungen , vor allem des vorigen Jahrhunderts , erschließbar ist. Auf eine häufigere<br />
Begehung des Berges im Neolithikum deuten zahlreiche , heute meist verlorene Einzel <br />
funde von Pelsstein- und Silexgeräten. In welcher Weise das Steinbeil aus der Bildermollenhöhle<br />
zu deuten iat (verloren , abSichtlich niedergelegt oder durch Erosion o. ä . in die<br />
Höhle gelangt), bleibt ungewiß . Di e - wahrscheinlich latenezeitlichen - Scherben können<br />
auf eine kurzzeitige Nutzung der Höhle , gleich welcher Art, hinwe isen. Ob die Funde des<br />
Höhlenvorplatzes dur ch Erosion dorthin gelangt · sind oder auf einen Werkplatz (Kupfer <br />
schmelze?) deuten, ist nicht ohne weiter e' Befunde zu entscheiden.<br />
N ord west - und N ordthli ringen<br />
27 . Bad Fra n k e n hau sen, Bez . Halle. - Höhlen im Kosackenberg (Eschentälchen<br />
) . - Mbl. 46)2 Frankenhausen: N 15, 5- 15 , 7: 022 , 7· 23 , ) . Mus . Bad Frankenhausen (Funde<br />
vermischt mit solchen von anderen Fundo~ten, nicht identifizierbar): Mus . We imar.<br />
A: Stolberg 19 26 ' 2~ ' )9 ; Behm-Blancke 1956; 1958 ; mdl . Nitt. Prof. Dr. Behm- Blanc ke 1982<br />
zu den Grabungen .<br />
B: In einem im Unterhang mäßig steil nach Norden und Nordosten ansteigendem Bergmassiv ,<br />
das im Oberhang durch ateile Gipsfelsen gepr ägt ist; nordwestlich der Ortslage Bad Prankenhausen<br />
, süd- bzw. aüdwestexponiert, ca. 180 m ü . NN (vgl . Taf. XVI'1 ' Abb . 17'1) '<br />
C: Die Höhl en sind bereits seit Anfang uns ares Jahrhunderts als urgeschichtliche Fund <br />
stellen beKannt. Kurz nach der Jahr hundert wende führte ein Lehrer aus Bad Prankenhaus en<br />
dort Grabungen durch (Behm- Blancke 1958 , S. 49). Stolberg (1926 , S. )9) erwähnt die Höt,<br />
len als Schuchardtanöhlen, in denen steinzeitliche Gefäße (verschollen) gefunden wor den<br />
sein sollen. Von 1951 bis 1957 wurden durch das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thür<br />
ingens unter Leitung von Prof. Dr . Behm- Blancke 20 Höhlen systematisch ausgegraben und<br />
in deren Umgebung umfangreiche Sondierungen durchgeführt .<br />
0 : Der Kosackenberg wird von einem System von • im Gefolge eines Bergsturzes am Südhang<br />
entstandenen - Abrißspalten und er osiv erweiterten KlUften durchzogen . Bei den ausgegrabenen<br />
20 Höhlen handelt es sich sowohl um ver tikale Spalten und Klüfte als auch um vor<br />
der Grabung verschüttete, horizontal zugängliche Höhlen im Zechstein 2.<br />
E: PUr eine exakte Beschreibung der vielfältigen Profile sm Hang und in den Höhlen muß<br />
die endgültige Publikation abgewartet werden .<br />
P· H: Die Höhlen lieferten Keramikres t e und Steingeräte der jüngeren Linienbandkeramik ,<br />
de r Stichbandkeramik und der Rössener Kultur , umfangreiche Pundhinterlassenschaften der<br />
Aunjetitzer Kultur und der HUgelgräberbronzezeit (Bz A2/B/C) , der Urnenfelderbronzezeit<br />
(vor allem Ha Bö Ha A noch nicht sicher nachgewiesen) sowie der Späthalls tatt- /Frühlatenezeit<br />
(Ha D/ LT A, Ha C evtl. im Pundmaterial enthalten, aber noch nicht sicher nachgewieeen,<br />
vgl . Tab . 1). Auf dem Plateau des Berges, seinen Hängen sowie seinem Fuß koun·<br />
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Tab . 1): Pundhorizonte in den Höhlen von Bad Frankenhauaen, Kr. Artern, Kosackenberg (n. Behm-Blaneke)
ten durch die Grabungen umfängliche Si edlungen aar Urnent elder ze! t erschlossen werden. ~r <br />
schl agene menschliche Knochen mit Schnittmarken, reiche Schmuckdepots , charakt er istische<br />
Fundkombinationen (~.B . geröstetes Getreide , Spinnwir tel, Birkenr indenschschteln) sowie<br />
die Niede r legung absichtlich zer stör ter Gegens tände belegen, daß die Höhlen und ihre Vorplätze<br />
zumindes t seit der frühen Bronzezeit Schauplatz kul t ischer Handlungen waren. Der<br />
kultische Ch a~a kte r der neolithischen Funde l a t noch nicht völlig geklärt , aber als wahrscheinlich<br />
anzusehen. Behm- Blancke (1 976 , S. 82 tf. ) unterschied vier metallze1t11che Kul t <br />
perioden.<br />
I . A u n j et 1 t z er K u 1 t u r : Schachthöhlenkult. Neben menschlichen Skelettresten<br />
wurden Tier knochen , Knochennadeln , Silexgeräte, Scherben von Vorratsgefäßen und klassischen<br />
Aunj e titzer Tassen in einem vertikalen Schacht einer Hor izontalhöhle geworfen. -<br />
11. H ü gel g r ä b erb r 0 n z e z e i t : Auf dem Plateau des Berges wurden Menschen<br />
geopfert und Kultmahlzeiten abgehalten. Mahlzeitreete und Teile der Opfer warf man zusammen<br />
mit zerschlagener Ker~ik , Bronzeschmuck , Kleidungszubehör, geröstete~ Getr eidekör <br />
nern und Peuerbränden in eine tiefe Schachthöhl e und deckte die Opferstraten mit Steinlagen<br />
ab . Die meisten Skeletteile waren zerstückelt und wiesen Schlag-, Hieb- und Schnitt <br />
marken auf. - 111. U r n e n f eId e r z e i t : Ober einen Vorplatz und einen mehrfach<br />
geknickten Gang gelangte man zum Kultzentrum dieser Periode, einer tief i m Ber g .liegenden<br />
Höhle. Au f dem Vorplatz und im Gang fand man zahlreiche Menschenknochen mit Schnitt- und<br />
z . T. mit Brandspuren , Peuerstellen, Bronzeschmuck, Scher ben von e r gänzbaren großen Vo r <br />
r atsgefäßen ; in der Höhle selbst Gege nstände aus Bir kenrinde , Spinnwirtel , Bronzenadeln,<br />
zusammengedrehte Mensch enhaare als par s- pro- toto- Opfer . Vom Höhlenraum gingen zwei Spal <br />
ten ab , die Schmuckgegenstände inmitten von geröstetem Ge treide , Holzkohle und Tierknochen<br />
enthielten. - IV . S P ä t haI Ist a t t - / P r ü h 1 a t e n e z e i t : Funde aus<br />
dr ei Tageslichthtlhlen sind Menschenknochen t:lit zahlt-eichen Schnittspuren , Bronzeschmuck ,<br />
Trachtenbestandteile, Tierknochen, Ke r~i k . Die vorläufige anthropologische Durchsicht ergab<br />
Skeletteile von über 100 Menschen , die von der PrUhbronze- bis zur Späthallstattzeit<br />
in bzw. vor den Höhlen geopfert worden waren. Die Alterszusammense tzung erstreckt sich<br />
von Pöten bis zu Erwachsenen im Alter von 25- )5 Jahren ; nur ein 1~nn soll älter als 35<br />
Jahr e sein.<br />
Oie Untersuchung der Tierknochen erlaubt nach Teichert!Lepiksaar (1977 , S. 124) den<br />
Schluß, daß die kultischen Handlungen nicht ständig, sondern intervallmtißig durchgefUhrt<br />
wurden. Daf ür sprechen vor allem die zahlreichen Knochenfunde von wildlebenden Vögeln und<br />
Kleinsäugern. Diese Tiere lebten i n und vor den Höhlen, als der lJensch nicht im Höhlengebiet<br />
tätig war (Paunenliste bei Teichert 1981) .<br />
Berg und ff6hlen stellten sicher ein zentr ales Heili gtum f ür die Bevölkerung einer größeren<br />
landschaftlichen Einheit dar . Wenn auch ledigli ch für die späte Bronzezeit eine Besiedlung<br />
des Berges und seines Umlandes erschlossen wurde , so fUgen ~!Ch doch die Funde<br />
besiedlungsgeschichtlich gut in den Gessmtkonnex der Landschaft ein. J<br />
Die zshlr eichen Funde und Befunde der Höhl en vom Kos8ckenberg erweitern unsere Kenntnisse<br />
über das religiös- kultische Leben der Menschen in den vertretenen Zeitabschnitten wesentlich.<br />
Die Ergebnisse der Grabungen s ind , besonders a uch im Hinblick auf Kontinuität und<br />
Wandel kultischer Vorst ellungen über eir,en längeren ZeitraUll\ , von großer Bedeutung.<br />
28. H a y n r od e . Kr . Worbis, Bez . Er fur t . - Abrißklufthöhlen sm Plateaurand der Hasenburg.<br />
- Mb1- 4528 Wor bis ; S 22 , 1 ; 0 J , ) . t.tus . Weimar 786/78, 746/80. 76)- 764/80.<br />
A: Unpubliziert , Grabungsunterlagen ~rN . 26 Timpe"l 1975.<br />
B: Höhle 1 am aüdlichen Plateaurand der Hasenbur g, einem einzeln stehenden Muschel kalkber<br />
g mit mehreren Wallanlagen. Oie Höhle befin:l.et sich unmittelbar a1l der Felaabbruchkante<br />
von Burg I. - Höhle 2 befindet sich ca. 4- 6 m unter der nordöstlichen Plateaukante<br />
de r Hasenburg (Abb . 11' 2) '<br />
C: Die Hasenburg lieferte seit Ende des vor igen Jahrhunderts Funce des Spätneoli thikums<br />
(Goldberg- IJI- Horizont) , der frUhen Eisenzeit ( u . a . reich ausgestattetes Ha- D- horper <br />
grab) , der r ömischen Ke.lserzeit und Völkerwanderungszeit. Außerdem ist überliefert, daß<br />
auf der Hasenbur g eine Reichsburg des deutschen Königs Heinrich IV . stand. In dsr ersten<br />
Hälfte unseres Jahrhunder ts fUhrte C. Schuchhard t eine Vermessung der ganzen Anlage s o<br />
wi e kleinere Sondierungen durch . Umf angreiche Grabungen erfolgten 1973- 1981 dur ch das<br />
Mus eU/II für Ur- und FrUhgeschichte ThUringena Weimar , unter der Leitung von Dip1- - Präh.<br />
W. Timpel . Sie Bollten näher e Aufschlüsse über den Besiedlungsablauf e r bringen. Den größten<br />
Umfang hatte nach Ausweis der Grabungen die Besiedlung während der f rUhen Eisenzeit<br />
(Ha D/LT A). Di e entsprechenden Funde waren nahezu üb er das ganze Plateau verteilt. -<br />
1978- 1980 wurden in Burg I die ober en Schich ten einer mehrere Meter tiefen Abrißklufthöhle<br />
mit hallstatt- /latenezeitlichen Punden f reigelegt. 1980/81 wurde in einer seit langem<br />
bekannten kleinen Höhle (Ritterkeller) am nordöstlichen Pla teaurand ein Schnitt im<br />
Eingangsbereich angelegt, der wenige mittelalter liche Keramik und mittelalterliohe Mauerreste<br />
erbrachte .<br />
D: Höhle 1 ist eine Abrißspalte von ca. 0 , 8- 1 , 0 m Breite , die im oberen Teil durch di e<br />
Anlage eines in den Felsen eingetieften mittelal t erlichen Hausss ( Haus 1/77 ) gestört ist .<br />
Möglicherweise wurde de r Deckenabschluß der Höhle beim Bau des Hauses zerstört , worauf<br />
Besrbei tungsspuren sm Felsen hinweisen. Bisher wurde die Spal te bis 4. 25 m unter der Oberfläche<br />
ergraben ; Sondierungen ergaben allerdings , daß noch kein Ende abzusehen ist. -<br />
Höhle 2 ist nur vom Hang aus zugänglich . Ihr Eingang war vor der Grabung bis 01'1 . 0 , 9 m<br />
hoch und ca. ) , 2 m breit. Durch starke Schuttverfüllung ist sie nur wenige A!eter zugänglich.<br />
Die mittelalterliche Eingangshöhe , betrug nach Auaweis des Profils ca . 2 m (vgl.<br />
Taf. XVII , ,). Die Länge der Höhle im Zustand z. Z. der mittelalter lichen oder frUheren<br />
Begehung ist noch nicht abzusehen.<br />
E: Höhle 1 war in ihrem ausgegrabenen Bereich mit humosem , steinigem Materi al gefüllt.<br />
In einer Tiefe von 3. 85 m untet"' dem mitt elalterlichen Haus befand sich eitle dunkle , hu-<br />
"
mose Schicht , Besonder s hier fanden sich zahlreiche ~cherben und relatfv ~le{nstttck!ge<br />
Tierknochen; darunter lagerte eine stark ateinige Schicht, Fundverteilung und Profilaufp<br />
bau machen wahrscheinlich, daß der ursprüngliche Deckenabschnitt im Mittelalter b eseiti~<br />
und die Spalte dann verfUllt wurde, Eine genauere Profilbeschreibung kann erst nach Ab <br />
schluß der Grabungen gegeben werden. - In Höhle 2 bestand der obere Profilabschnitt im<br />
Eingangsbereich aus 1,4- 1, 6 m mehr oder weniger humosem Muschelkalkverbruch. In etwa 1,) m<br />
Tiefe zeichnete sich ein dünner humoser Streifen ab . In dieser Tiefe fanden sich auch mitt<br />
elalterliche Mauerreste und wen ige Keramik (Taf. XVII, J)'<br />
F: Höhle 1: Neben z.T. recht großstückigen, unverzierten, glatten oder geschlickten , gut<br />
gearbeiteten und gut gebrannten Wandscherben befinden sich im Pundmaterial folgende aussagekräftige<br />
Stücke :<br />
Keramik<br />
(1) Rst . e. Schale , uneben, ziegelfarben, Fingertupfen auf der MUndung, hart gebrannt ,<br />
Wst : 0 , 6- 0 , 8 cm; Taf. VIII'27 '<br />
(2) Randstücke weiterer Schalen, lederfarben-grau/schwarz; Taf. VIII ' 28_J4 '<br />
() SchulterstUck eines Gefäßes mit S- Profil, Pßnd abgebrochen, eben, unterhalb der Schulter<br />
geschlickt , ziegelfarben, hart gebrannt, ~rob mit Muschelkalkbröckchen gemagert ;<br />
TaL VIII, )6'<br />
(4) Rat . mit S- förmigem Profil und Pinsertupfen auf der r.rtindung , eben, unter der Schulter<br />
geschlickt, braun/rotbraun; Taf. VIII' 19'<br />
(5) Rat. e , Kegelhalsgefäßes (?) mit spitz ausgezogenem Rand, eben, braun, sehr grob gemage<br />
r t ; Taf. VIII ' 20 '<br />
(6) Gefäßrand , uneben (grob verstrichen), sch~rz, körnig gemagert; Taf. VIII' 21 '<br />
(7) Rst . eines Topfes mit ausladendem Rand , eben, rotbraun/schwarz, fein gemagert;<br />
Taf. VIII'22'<br />
(8) Rst . e. Kegelhalsgefäßes (?), geglättet, rotbraun, grob gemagert; Taf. VIII ' 2J '<br />
(9l Rat . einer Schale mit verdicktem Rand, außen f ingertupfenverziert, (kalenderbergartig)<br />
, uneben, ziegelfarben, hart gebrannt ; TaL .... 111 , J8'<br />
(10) Rat. eines großen Siedlungsgefäßes, starke rotbraune Schlickerengobe, sonst schwarz,<br />
grob verstrichen, sehr grob gemagert ; dazu große Wandscherben(<br />
(11) Rst. mit verdicktem Rand , glatt, außen ziegel~arben, i nnen schwarz; Taf. XXXI'J'<br />
(12) Rat . eines kleinen Gefäßes mit lei~htem Bauchknick (napfartig), glatt, dunkelrotbraun,<br />
klingend hart gebrannt.<br />
(1) Gefäßrand, uneben, grauschwarz, körnig gemagert .<br />
(14) Rat . mit kurzem Kragenrand (S- förmiges Profil) , geglättet , grau, geschlämmt , klingend<br />
hart gebr annt, Wst: 0 ,4 cm; Taf, VIII'24'<br />
(15) SchulterstUck eines Gefäßes mit Schulterknick (S_förmiges Profil), eben, schwarz ,<br />
innen geglättet, fein gesohlämmt .<br />
(16) Rat. mit ausladendem Rand , Hals abgesetzt , geglättet , grau, fein geschlämmt , Ws t :<br />
0 , 5 cm; Taf. VIII'25'<br />
(17) "Schrägrand" (Kegelhalsgefäß ?), eben, schwarzbraun, körnig gemsgert; Taf. VIII, 26<br />
(18) Wandscherbe mit unregelmäßiger Gitterzier, eben, schwarz, fein geschlämmt , Wst:<br />
0 , 8 cm; Taf, VIII'J9'<br />
(19) Wand scherbe mit Sparrenmuster, geglättet , hellbraun (lederfarben) , fein geschlämmt ;<br />
Taf. VIII'41'<br />
(20) Wandscherbe mit Strichverzierung, eben, außen hellbraun, innen schwarz, körnig gemagert<br />
(größere Kalkbröckchen als Magerung); Taf. VIII'42 '<br />
(21) Schulterscherbe mit schräger Strichverzierung unter der Schulter, geglättet , schwarz,<br />
geschlämmt; Taf. VIII'40'<br />
(22) Rst. und Wandscherben einer Schale mit verwi s chte~ . flüchtiger Kammstrichverzierung,<br />
obere Partie geglättet, dunkelbraun; Taf, VIII ' )7"<br />
S t ein<br />
(2J) Pfellspi tzenförrniger Abschlag aus Kalkstein (?), glatt , ("griffig") , hellgrau, weiß<br />
gesprenkelt, L : 2,J; Br: 1,7 cm ,<br />
(24) Wetzsteinbruchsttick (?), glatt geschliffen, mit unregelmäßigen Ritzlinien.<br />
Höhle 2: Wenige Reste spätmittelalterlicher/frUhneuzeitlicher Gefäße , darunter von Grapen<br />
mit Innenglasur,<br />
G: Das keramische Material von Höhle 1 ist aufgrund der erschließbaren Gefäßtypen, der<br />
Verzierungen und Tonb eschaffenheit in die späte Hallstatt- bzw . FrUhlat~nezeit zu datieren,<br />
Es entspricht im wesentlichen dem übrigen späthallstatt - /frUhlat~nezeitlichen<br />
Fundbestand von der Hasenburg , den Timpel (1975) in den etwa durch die Funde vom Kohnste1n/Niedersachswerfen<br />
(Grimm 19J8) , Kyffhäuser (Neumann 1940 a), Webelsburg/Haynrode<br />
(Peschel 1962/6) b). Clausberg/Vogelsberg (Peschel 1962, S. 15J) u.a. markierten Burgenhorizont<br />
Nordthüringens, WestthUringens und des SUdharzvorlandes einordnete, Bei den genannten<br />
FundsteIlen lassen sich auch Parallelen zu vorliegendem Material finden. Gut mit<br />
dem entsprechenden Material der Hasenburg vergleichbar ist auch j enes von der ca. 50- 60 km<br />
entfernten Pipinsburg bei Osterode/Niedersachsen (vgl, SchlUter 1975).<br />
57
Nicht völlig auszuschließen 1at das Vorhandenes!n spätbronzezeit11cher Funde letwa Tar.<br />
VIII' 1 4<br />
_ 26 ) ' jedoch sind die vorliegenden Objekte zu wenig typis ch, um eine apätbr onzezeitl<br />
ehe Besiedlung der Hseenburg zu belegen. Eher möchte man an ein Portbestehen ä l t e~<br />
rer handwerklicher Traditionen denken . Das Material aUB Höhle 21st etwa in das 1 S./16.Jh.<br />
zu datieren.<br />
H: Die Spalte (Höhle 1) sm Plateaurand der Haeenburg 1st eine der wenigen Höhlen mit urgeschichtlichen<br />
Funden im Muschelkalk des ThUringer Beckens . 'N111 man die Funde nicht als<br />
durch Erosion oder sekundäre verfUllung in die Spalte gelangt sehen - dagegen spricht aber<br />
Bchon die Großstückigkeit der Scherben gegenUber dem sonstigen frilhe1senze1tlichen keramischen<br />
Materiel der Hasenburg - so fügen sich die Funde in eine ganze Reihe späthallstatt-<br />
/frühlatenezeitlicher Höhlenfundplätze sowohl Thüringens als auch benachbarter Landschaften<br />
ein. Obwohl der ursprüngliche Zugang von der Hangseite noch nicht erschlossen<br />
1st , kann man derzeit drel Deutungsmögllchkelten in Betracht ziehen:<br />
1. Nutzung der Spalte als Zuflucht , 2. mehr oder weniger zufällige Einlagerung der Punde<br />
(Abfä.lle O. ll. ), 3. Zeugnisse kultischer Handlungen.<br />
Die wenigen Punde in Höhle 2 und die nicht sehr sorgfältig angelegte Mauer am Eingang legen<br />
eine kurzzeitige Nutzung in Unruheze iten (ev t l . Bauernkrieg ?) nahe . PUr eine kurzzeitige<br />
Begehung spricht auch die als Begehungsoberfläche anzusehende dUnne humose Schicht.<br />
29 . U f t run gen, Kr. Sangerhausen, Bez . Halle. - Diebeshöhle (jetzt zur Gern. Berga.<br />
Kr . Sangerhausen) . - MbL 4532 Kelbra; N 2,8 ; W 4 , 1. Mus . Halle 6374, 6375 , 26:284 , 27 : 594<br />
27 : 610 ; Mus . Sangerhausen 54/75 , 54/77, 54/78, 54/79 , 54 /81, 54/82, 54/85 , 54/86, 54/88,<br />
54 / 89 , 54 /91 , 54/92 , 54/93, 54/95, III/55/2523, PI/108/67; Archiv R. Winkelhöfer,Dresden.<br />
A: Behrens 1103, S. 71 f .; G. H. Z. , S. 148 f.: ~tef1ndt 19146: 1914b, S. 296 : 1915, S.243;<br />
Ruscher 1924; Stolberg 1926 , S. 30- 32 : Andree/Grimm 1929b: Griä~ 1930 , S. 28 , 65 ff., 7J ,<br />
77 , 92,125; Biese 1931 , S. 8 f . ; Grimm 1938, S. 191 f . : Hülle 1938. S. 209 f . ; Matthiss/<br />
Schultze- Motel 1911 , s . 120- 123: Winkelhöfer 1919: Völker 1982: unpubl1zierter Plan der<br />
Höhle (P. Stolberg u. J . Ruscher) im Landesmuseum Halle und Archiv R. Winkelhöfer, Dresden<br />
.<br />
B: Im flach abfallenden nördlichen Mittelhangabschnitt des Geier sberges, 2 , 5 km östlich<br />
der Ortslage Uftrungen sm Rande eines Waldgebietes. Sowohl der der Höhle terrassenartig<br />
vorgelagert e Hangabschnitt (Acker) als auch die unmittelbare Umgebung der Höhle selbst<br />
iet - wie geologieche Sondierungen ergaben - von z. T. mehrere Meter mächtigen Buntsandsteinabschlämmassen<br />
unbekannten Alters bedeckt . Weiter nordwestlich schließt sich ein<br />
kleineres Trockental an . Der Oberhang des Geiersberges ist durch ausgeprägte Gipskarstmorphologie<br />
gekennzeichnet. Der Eingang der Diebeshöhle ist NNW- exponiert' die Höhenlage<br />
be trägt 284 m U. NN. Das ca. 1 km nördlich gelegene Tal (Breitunger Grund j liegt durchschnittlich<br />
210 m U. NN (Abb . 11' 3).<br />
C: Die erste bisher bekannte Erwähnung und Beschreibung der Diebeshöhle stammt von dem<br />
heimatkundlich sehr engagierten Nordhäuser Arzt G. H. Behrens (Behrens 1103) . Aus seiner<br />
anschaulichen Darstellung geht hervor , daß die Höhle in Verbindung mit der frUher in dieser<br />
Gegend sehr intensiven Gold- und Erzsuche häufig sufgesucht und durchwUhIt wurde. Dabei<br />
kamen nach Behrens' Beschreibung des öfteren menschliche Skelettreste zutsge.<br />
In der Polgezeit erfuhr die Höhle mehrfache Nennung in der Literatur, ohne daß dabei wesentliche<br />
neue Erkenntnisse zu verzeichnen gewesen wären . "Grabungen" offensichtlich gr ö<br />
ßeren Umfangs fanden 1885 statt . Die Funde - "zerschlagene Menschenknochen. Urnen und Geräte"<br />
(Mötefind t 1914 a, S. 650 ) gingen allerdings bis auf zwei fast vollständige Gefäße<br />
verloren. Es folgten Grabungen von E. Günther, Roßle (1910) und P. Hellwig, Uftrungen<br />
(1914) . Der damalige Porschungsstand wurde von Mötefind t (1914 a) zusammengefeßt. Auße r<br />
einer ausführlichen Li teraturzusammenstellung verdanken wir ihm d~e Beschreibung heute<br />
z.T. verlorener Funde . vor allem von den bei den letztgenannten Grabungen. In diesem Aufsatz<br />
findet s i ch auch erstmals die von Günther geäuOerte und später von Andree (1929 ,<br />
S. 27 f . ) exemplifiziert e Hypothese , daß sich die Höhlendecke bei einer Katastrophe löste<br />
und die Kulturschicht unter sich begrub (fofotefindt 1914 a , S. 652) . Wenige Jahre später,<br />
1922, 1923 und 1925, ergrub J . Ruscher als Vorsitzender des von ihm gegrUndeten Vereins<br />
fUr Höhlenkunde in Sachsen in der Diebeshöhle mehrere "Gräber" (Huscher 1924). Deren<br />
Authent i zität kann allerdings nicht in allen Pällen glaubhaft nachgewiesen werden. -<br />
Untersuchungen geringeren Umfangs führte - wohl ebenfalls in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts<br />
- der Gründer des Sangerhäuser Museums , Spengler , durch .<br />
Von keiner der bis dahin von Laien durchgeführten Grabungen , die fsst alle reiches Fund <br />
material er brachten, liegt allerdings eine brauchbare Dokumentation vor. Lediglich die<br />
Grabungsstellen J . Ruschers sind durch Eintragungen (Kreuze) in dem von ihm und P. $tolberg<br />
angefertigten Höhlenplan markiert (vgl . Abb . 11 ' 1) ' Die einzigen nach wissenschaftlichen<br />
Gesichtspunkten orientierten a r chäologischen Unterauchungen in der Diebeshöhle<br />
führten J . Andree (MUnster) und P. Grimm (Halle) 1927 im Auftrag der damaligen Landesanstslt<br />
fUr Vorgeschichte Halle/S. durch (Andree/Grimm 1929 b) .<br />
Zur Klärung der Genese der Diebeshöhle führten Dipl.-geol . R. Völker. Karstmuseum Uftrungen<br />
und Mitglieder des Arbeitskreises Höhlen und Karstforschung beim Kulturbund der<br />
DDR im ~~i 1981 Sondierungen in und vor der Höhle durch , wobei einige. wenn auch wenig<br />
aussagekräftige Funde zutage kamen (Völker 1982) . Die Ergebnisse dieser Grabung werfen<br />
zwar nicht. wie Völker meint , Hein ganz anderes Licht auf die bisher gemachten Funde";<br />
sie verhelfen jedoch zum besseren Verständnis der von Andree und Grimm erschlossenen Pr o<br />
file und verdeutlichen die denkbare l~oglichkeit der Einlagerung der Funde .<br />
D: Die Diebeshöhle ist eine Karsthöhle im Sangerhäuaer Anhydrit des Zechsteins (Zechstein<br />
2) . Sie stellt die Ruine eines älteren Höhlensystems dar . Ihre Genese ist umstritten.<br />
Nach den Untersuchungen von Völker (1982 ) soll die Höhle während einer der Warm zeiten<br />
des Eiszeitalters entstanden sein. Ein erhöhtes Wasserangebot könnte damals durch<br />
58
·..<br />
l><br />
- -<br />
Profit A-C<br />
Outnctwlitt '11.1 Profil A-B<br />
Profil A- B<br />
•<br />
f:·:4 Bm<br />
z<br />
3m<br />
i<br />
_<br />
Br_dschlcht<br />
Abb . 11: Uftrungen, Kr. Sangerhauaen, Diebeshöhle , Grundr1ß (1). Längsschnitt (2) .<br />
Profile (4- 6) (umgezeichnet n. Andree/Grimm 1929 b)<br />
59
Verkarstung einen Ponor an einer tektonisch labilen Stelle gebildet haben . Die Erweiterung<br />
des Ponors hätte denn zur Entstehung des Höhlenaystems geführt . Mit dem Absinken des<br />
Wasserspie~els setzte die Entwicklung zur Höhlenruine e in. De r heute vorhandene NW- SO unter<br />
45°- 500 in die Tiefe einfallende Höhlenraum 1at stark mit Verbruchsmassen (z.T.große<br />
Blöcke) angefüllt . Die Verbruchshalde ist mehr oder weniger stufenförmig abgelagert , 80<br />
daß der Höhlenraurn in drei Abschnitte gegliedert ist ("obere Höhle", "untere Höhle" ,"mittlere<br />
Höhle " ; Abb. 11 " 2)' Außerdem sind einige kleine Abschnitte erkennbar , die heute z. T.<br />
bereits nicht mehr zug l1ngl1ch sind ("westliche untere Höhle") . Die Größe des Eingangs, de r<br />
durch größere Absturzblöcke abgeteilt ist (= Eingang zur "kleinen Höhle" und zur "oberen<br />
Höhle") , beträst etwa 1 x 1 m. Nach einer stark abschüssigen Fläche im oberen Abschnitt<br />
("obere Höhle") folgt eine größere Verbruchsbarriere, hinter der sich der mittlere Ab <br />
schnitt ("mittlere Höhle") befindet . Die dort u . a . durch die häufigen Grabungen entstandene<br />
relativ ebene Fläche hat ein Ausmaß von ca. 4 x 8 m; die Höhe beträgt dort max . ca.<br />
1,7 m. Weiter unten folgen im wesentlichen Verbruchsmassen in Form von z . T. sehr großen<br />
Blöcken. An den Kluftstößen kam es stellenweise zur Ausbildung sehr schöner Gipskristallflächen.<br />
27 Der tiefste Punkt der Höhle liegt ca. 22 m unter der Obe rkante des Eingangskraters<br />
.<br />
Die Hahle ist eine statische Kaltlufthöhle. IhrE Durchschnittstemperatur beträgt ständig<br />
ca. 4 C; sie ist zu allen Jahreszeiten relativ naß; durch die geringmächtige Höhlendecke<br />
dringt Regenwasser sehr schnell ein. Außerdem werden bei starken Niederschlägen größere<br />
I.lengen Buntsandsteinschlamm eingeschwemmt.<br />
E : Aus den vorhandenen Hinweisen , vor allem bei Mötefindt (1914 a) , wurde versucht , wesentliche<br />
Aussagen über das Ve rhältnis der Funde zu den Schichten herauszuziehen. Die<br />
einzigen wissenschaftlichen Profilbeschreibungen aus solchen Bereichen der Höhle, die relativ<br />
umfängliche prähistorische Fundkomplexe lieferten, s tammen von J . Andree und P. Grimm<br />
(vgl . Andree 1929 , S. 20 ff. ). Die geologischen Sondierungen Völkers (vgl. Völker 1982)<br />
konnten im Höhleninneren nur im Eingangsbereich ("obere Höhle") auf ca. 2 m abgetieft werden.<br />
In anderen Bereichen konnten Tiefen von 0,5 m aufgrund der starken Ve rbruchsmassen<br />
bzw. deren Labilität kaum überschritten werden.<br />
1) Grabungen 1885 : Nähere Umstände unbekannt<br />
.<br />
2) Grabungen E. Günther (1910) : Fund 1<br />
(~ tefindt 1914 a): In Ei ngangsnähe ein<br />
Gefäß "unter SteintrlJmrnern im Erdreich<br />
liegend" (v~l. Nr. 29). - Fund 2: Wahr-<br />
9cheinlich ln der "mittleren Höhle" "in<br />
einer nach Wes ten liegenden Felsnis,che"<br />
Scherben im oberen Erdreich; unter dem<br />
Lehm eine "schwarze Erdschicht mit Holzkohle-<br />
und AScheresten" , darin Scherben<br />
(Mötefindt 1914 a, S. 61 4 , Abb . 2) , verkohltes<br />
Getreide, menschliche Knochen <br />
reste , eine Tonscheibe (Ur. 16). -<br />
Fund J : Skelettgrab (?) in JO cm Tiefe<br />
unter 5 cm mächtiger we ißer gebrannter<br />
Knlkschicht - "mittlere Höhle" (?) (genaue<br />
Lage unbekannt) .<br />
J) Grabung Hellwig (1914): Fund 5 (Mötefindt<br />
1914 a, S. 658) : Feuerstelle mit<br />
• verkohlten Getreidekörnern in der Nähe<br />
des Höhleneingangs.<br />
4) Grabungen Ruschers (1922 , 192J, 1925):<br />
"An manchen Stellen wurde 170 cm tief gegraben<br />
und eine •• • Schicht mit br onzezeitlichen<br />
Hockergräbern freigelegt • ••<br />
Die übereinanderlagernden Gräber waren<br />
durch dünne Brandschichten getrennt"<br />
(Ruscher 1924). Die meisten Grabungsstellan<br />
Ruschers befinden sich in der "mi ttleren<br />
Höhle" und "östlichen unteren Höhle~.<br />
5) Grabungen Spenglers : Nähere Umstände<br />
unbekannt .<br />
,<br />
6) Grabung Andree/Grimm (1927): Insgesamt<br />
wurde bei dieser Untersuchung an<br />
drei Stellen gegraben (vgl. Abb . 11,,) .<br />
Grabungsstelle 1 befand sich sm Zugang<br />
..-. - - -<br />
zum jetzt verschütteten westlichen unteren<br />
Abschnitt der Höhle ("westliche un<br />
..<br />
tere Höhle") in einem Schmalen nach NW<br />
ziehendem Gang . Die linke Seite dieses<br />
Ganges bildete ein großer Gipsblock ; die<br />
Abb. 12 : Diebeshöhle , Grabung Huscher 1922 rechte Seite nahm eine mit Gipsblöcken<br />
durchsetzte Lehmwand ein (Profil A- B,<br />
Abb. 11 , ) . Der Lehm dieser Wund war teilweise nicht , wie sonst in der Höhle, rotbraun ,<br />
sondern ~her bräunlich gefärbt und an verschiedenen Stellen mit Holzkohle durchsetzt. Insgesamt<br />
fanden sich an und in dieser ca. J m hohen und an der BaSis ebenfalls rund 3 m<br />
breiten Lehmwand 16 Stellen mit urgeschichtlichen Punden (vgl. Andree/Grimm 1929 b, Abb .<br />
4- 6 ; Numerierung mit römischen Ziffern von unten nach oben) . Der Boden des Ganges bestand<br />
60
aue abge6tßr~ten Glpab13cken , die den engen Spalt zwischen dem Glpeblock linke und der<br />
Lehmwsnd rechts nacb unten verstopften (vgl. Abb . 11, ) . An einigen der Pundpunkte fanden<br />
sich Pundanhäufungen mit verkohltem Getreide vief Holzkohle, gebrannten und unverbrannten<br />
Tlerknochen (Schwe in, Rind, Reh, Hirsch) , menschlichen Skelettreeten 80wle zahlreichen<br />
Scherben. Etwa 50- 100 em unter der Oberfläche wurde eine zusammenhängende Brsndschicht<br />
mit Holzkohle, Getreide, gebrannten Knochen und Scherben freigelegt, die von einer<br />
kompakten, gebrannten Lehmlage unterlager t war und sich such darunter fortsetzte (Profil<br />
.4.-C , Abb . 11 , ) . Bemerkenswert ist , daß sich fast sämtliche Punde 1m Bereich des bräunlichen<br />
Lehms befa3den. Leider gibt es keine Hinweise Uber die genauere Beschaffenheit der<br />
entsprechenden Sedimente. - Grabungsstelle 2 war eine kleine Nische z.ischen zwei größeren<br />
Gipsblöc ken der "mittleren Höhle", in der bereits J . Huscher ein Grab ausgegraben hatte<br />
. Die Stelle lieferte keins weiteren stratigraphischen AufschlUss e, erbrachte aber noch<br />
einige Funde . - Grabungsstelle J war der zentrale Teil des oberen Höhlenabschnittes ("obere<br />
Höhle"), wo ein Schurf von J m Tiefe angelegt wurde (Abb . 11 ",) . - Bereits Andree (1929,<br />
S. 26) betont, daß es nicht mit Sicher heit möglich ist, die Schi~hten der Grabungsstellen<br />
1 und J zu korrelieren; der Niveauunterschied beträgt bei einer Entfernung von ca. 7 m<br />
et wa 2 m. Anders als Andree , der diese ~6glichkeit immerhin in Betracht zog, läßt s1cn<br />
heute sagen, daß die Brandechichten unterschiedlichen Alters sind (vgl. unten).<br />
7) Geologische Sondierungen Völker (1991) : Im Zuge der Neuvermessung der Diebeshöhle und<br />
zur Klärung genetischer Fragen wurden 12 SchUrfe in der Höhle sowie deren Umland eingebracht.<br />
Dabei ließen sich folgende grundSätzliche Brgebnisse konstatieren: Sowohl im Be <br />
reich des Einbruchskraters als auch 1m Eingangsbereich des oberen Höhlenabschnittes wird<br />
der obere Profilabschnitt von ca. 1 m mächtigen JUngeren Einechlämmaesen gebildet . Die<br />
darin enthaltenen, relativ unbedeutenden urgeschichtlichen Funde waren mit neuzeitlichen<br />
Relikten vermischt. Es folgt eine Gipsverbruchsschicht, in der eine Humusbildung srfolgte.<br />
Sie läßt einen Verb ruch der Höhlendecke erschließen. - In beiden genannten Bereichen sind<br />
deutlich mehrere Verbruchshorizonte im Profil erkennbar. In ca. 1, 5- 2 m Tiefe hinderten<br />
großstlickiger Gipsverbruch und Dolomitbrocken sm Weitergraben. - Bei den SchUrfen 1m Höh ·<br />
leninneren wurde - mit Ausnahme von Grabungsstelle 1 J . Andrees und P. Grimms - bei ca.<br />
0 , 5 m Tiefe großstlickiger Verb ruch schutt angetroffen. Wegen Gefahr des Abrutschene der<br />
Halde sind Grabungen 1m Verbruchschutt des stark geneigten Höhlenraums unmöglich. Die<br />
SchUrfe in der U~ebung ergaben, daß die nähere Umgebung der Höhle in den Abschlämmassen<br />
des Buntsandsteins "ertrunken" ist. In mehreren SchUrfen wurden - wahrscheinlich verlagerte<br />
- Keramikreste (meiet kleinstUckige und unchsrakteristische Scherben) und Knochen<br />
geborgen.<br />
P: Der stratigraphische Zusammenhang der Funde der meisten Grabungen in der Diebeshöhle<br />
ist nicht gesichert. Die Vorlage der Funde erfolgt in Auswahl (Fund zusammenstellung nach<br />
erschließbaren Fundumständen, vgl. Walter 198J, S. 137 ff . ) .<br />
S t ein<br />
Grabung Günther, 191 0 , nicht näher lokalisierbar<br />
(1) Stichel, grauer Peuerstein, rechte kantenretuschiert ; L: 5, 6, Br: 2 , 0 , St : 0 , 5 cm .<br />
Mus. Sangerhaueen (Tar. IX'6)'<br />
Grabung Andree/Grimm, Fund8telle 1<br />
(2) kleiner Feuerste1nspan, L: 2, 7 cm. MUs . Halle; Grimm 1929 , S. 33 (Taf. VI ' 2g) .<br />
(J) trapezförmiges Steinbeil aus Diabas , Nacken ausgebrochen; L: 10, 6, Schneidenbr: 1 ,4,<br />
Nackenbr: ca. 4 cm. Nue . Halle: Grimm 1929 , S. 33 (Taf. VI' 2a ) '<br />
Des weiteren sind von der Grabung GUnther mehrere artifiziell bear beitete Marienglasscheiben<br />
erhalten, deren Rohmaterial aus der Höhle selbst stammen dUrfte .<br />
K n 0 c h e n/e ewe i h<br />
Be i fast allen Grabungen in der Diebeshöhle wurden Tierknochen in mehr oder weniger großer<br />
Anzahl geborgen. Es handelt sich dabei um Knochen vom Schwein, Rind , Hund , Marder sowie<br />
Vogel- und Kleinsäugerknochen. Daneben ergab sich eine recht große Zahl von Knochengeräten:<br />
Grabung GUnther, 1910, ohne nähere Angaben<br />
(4) Knochennadel mit scheibenförmiger, durchlochter Kopfplatte; L: 8 , 5 , Br. d. Kopfplatte<br />
: 1,1, Loch- Dm; 0 ,5%0 , 6 cm . lAls. Sangerhausen: Grimm 1929, S. 31 , Taf. Vb.<br />
(5) Knochenapitze , geschliffen; L: 6 , 6, Br : 1,0 , St: 0 , 2-0, 3 cm. Mus . Sangerhaueen;<br />
Gr1m.m 1929 , S. 31 u . Taf. V c .<br />
Grabung Hsllwig 1914 , "Feuerstelle in der Nähe dee Höhleneingangs"<br />
(6) Knochennadel mit Kopfplatte , Spitze abgebrochen; L: 6 ,4 , St : 0,3- 0 , 4, Dm. d. Kopfplatte:<br />
1, 1 cm . t.hls . Sangerhause{l j Mötefindt 1914, S. 358 f . ; Grimm 1929. Taf. V d.<br />
Grabung Andree/Grimm, GrabungesteIle " 1, Pundpunkt 11<br />
(7) Bruchstück einer 'DoppelkrUckennadel ' , poliert: L: 4 , 0 , L. d . ' KrUcke' :2, 2, St :O, 5x<br />
0 , 6 cm . Mus . Halle (Taf. IX ' 9) : Grimm 1929, S. 31 u. Tat . V, 2a.<br />
Grabung Grimm/Andree, Grabungestelle 1<br />
(8) Knochennadel m. fIscher dur chbohrter Kopfplatte; L: 7,1 cm (Taf. IX ' 13)'<br />
(9) Knochenpfriem: L: 16 , 1, Br : 2, 0 cm .<br />
(10) ptr iem aus der Tibia eines Rehes : L: 11 , 5 cm.<br />
(11) Pfriem aus dem Os nasale wohl eines Rindes ; Abnu hungsspuren an der doppelten Spitze:<br />
L: 14 , 1 cm.<br />
6,
(12) Knochenapitze m. Schäftungaker ben j 1 : 4,8 cm (Taf. IX. ) . 12<br />
zu ( 8 ) - (12) vg!. Grimm 1929. S. )1 f. 11 , Tat. V, VI; alles Mus. Halle.<br />
(1) zylindrisch durchbohrte H1rschhornhammeraxt mit schrsg geschnittenem Schneidenteil,<br />
dieses oben ~acettenähn11ch geschliffen. L: 21 , 3, Br : 5, 8 , Schneidenbr: 3,5, Loch- Dm :<br />
2 , 1- 2 , 2 cm . Mus . Halle (Taf. IX.,) .<br />
Grimm 1929, S. J3 . Taf. VI, Abb. 2 c .<br />
M enschliche S kelettreste<br />
Ebenfalls an fast allen Grabungsstellen wurden menschliche Skelettreste beobachtet , die<br />
z . T. zerbrochen, z . T. aber auch verkohlt waren (Grabung Spengler, Mus . Sangerhausen IVI<br />
108/67) . Von den Grabungen Ruschers liegen die poatcranialen Skeletteile mehrer er Individuen<br />
vor , darunter der Schädel einer Prau mit starken Oxydspuren an der rechten Seite, sowie<br />
der beSChädigte Schädel eines MalUles mit starken Abnutzungserscheinungen der Zähne<br />
(Nachlaß Ruscher im Archiv R. Winkelhöfer, Dresden). Das Pundmaterial des 1922 als Grab 1<br />
ausgegrabenen Skelettss (Mus. Halle 26 :284a) kOlUlte einer anthropologischen Be s timmung zugeführt<br />
werden , die ergab , daß der Komplex Skeletteile von mindestens 5 Individuen enthält.<br />
- Die bei der Grabung Andree/Grimm geborgenen Skelettreste fanden sich in regellosem<br />
Zusammenhang in nahezu allen Schichten der Grabungsstelle 1, wobei sich herausstellte,<br />
daß zusammengehörige Skelettreste in unterschiedlicher Tiefe l~gen . Nach einer ersten<br />
Durchsicht handelt es sich um Reste von etwa 20- 23 Individuen. 26 An einem KalottenstUck<br />
sind intentioneIl angebrachte Schnitt- und Hackspuren erkelUlbar.<br />
Keramik<br />
Von den Grabungen in der Diebeshöhle existiert insgesamt eine recht große Menge Keramik,<br />
von der hier eine charakteristische Auswahl vorgelegt wird.<br />
FrUhe Bronzezeit<br />
Domänenpächter Hänel, 1885<br />
(14) Tasse mit scharfem Bauchwnbruch u . ausladendem Re.nd, schwarz glänzend , fein geschlämmt;<br />
H: 7 , 5, Mdm : 13,0, Dm: 12 cm, Mus . Halle. G.H. Z., S. 148, Taf. IX; GriJmn 1929, S. 3J,<br />
Taf. VII, 2'<br />
(15) Becher m. S- förmigem Profil und ausladendem Rand , vier(ursprünglich sechs) Knubben<br />
über dem Bauchumbruch; geglättet; H: 8 ,5, Mdm : 8 , 5, Dm : 9 , Bdm: 5 cm . Mus. Halle.<br />
(Tar. IX ' 4) ' Grimm 1929, S . 33 , Tar. VII' 1'<br />
Grabung GUnther , 1910, " Im Höhleninneren, in eine r nach Wes t en liegenden Pelsnische:Asche<br />
und Holzkohleschicht (Herdstelle?) unter dem Lehm" Or6tefindt 1914 a, S. 651)- "Scherben,<br />
verkohlte Getreider este und Knochen, darunter ver kohlte(?) menschliche Schädeldecke" .<br />
(1 6 ) Tonscheibe m. zentraler Durchbohrung; uneben; Dm: 7 . 0. St : 1,1 . Loch- Dm: O,S cm .<br />
Mus. Sangerhausen (Taf. IX'5)' Mötefindt 1914 a, S. 652 , Abb . 1; Winkelhöfer 1979. S. )7.<br />
Grabung GUnther 1910. obere od . mittlere "Kamner" ?, "GrabsteIle in unberührter Erdschic..ht<br />
ca. 30 cm tief unter 5 cm zerfallenem gebrannt em Kalk" (Mötefindt 1914 a , S. 652 ).<br />
(17) Tasse m. scharfem Bauchumbruch und weit ausladendem Rand und Bodendelle, oberhalb des<br />
Umbruchs zwei Rillen , schwarz glänzend ; ergänzt: H: 7 , 7, Mdm : 12,1, Bc.rn: 3,3 cm (Taf. lX ,S)'<br />
lotus. Sangerhausen.<br />
(18) kleiner unregelmäßiger Napf (Becher) mit leicht ausladendem, kantigem Rand , Henkelansatz<br />
?; uneben, teilweise geglättet (abgewittert): ergänzt; H: 6 1 6- 7,4, Mdm: 9,5, Bdm :<br />
6, 0- 6, 3 cm. Mus . Sangerhausen . (Taf. IX'14) ' M"6tefindt 1914 a , S. b54, Abb. 1 Mitte .<br />
ohne Angaben<br />
(19) Schale m. etwas abgesetztem Fuß, uneben, verstrichen, außen etwss geglättet; H: 5,9-<br />
6, 1, Mdm : 13 , 9, Bdm : 7, 6. Mus . Sangerhausen. (Taf. IX ' 11) '<br />
Grabung Ruscher "Grab 6"<br />
(20) kleiner Napf (Becher) mit ausladendem Rand und zwei Griffzapfen, uneben , geglättet;<br />
H: 6 , 8- 7 , 1, Mdm : 8,0-8,6, Bdm : 5,0 cm. Archiv Winkelhöfer Dresden (Taf. IX '16)'<br />
(21) Schale (Fragm.) m. zwei (ursprünglich wohl vier) Griffleisten, die jeweila mit einer<br />
Eintiefung versehen sind: uneben, innen geglättet; H: 5, 9, Mdm : 17 , 2, Bdm : 7,4 cm.<br />
Archiv Winkelhöfer , Dresden. (Taf. IX ' 1S)'<br />
Grabung Ruscher, "Grab 1" (1922)<br />
(22) größere Tasse m. scharfem Bauchumbruch (Rand fehlt) ; H: n. 6, 6, Bdm : 3,S, Dm : 11 , 9 cm<br />
(Taf. IX '10)'<br />
Grabung Andree/Grimm, Grabungsstelle 1<br />
(23) Oberteilreste e . Tonne mit vier Griffzapfen unt er dem Rand , geglättet.<br />
(24) Rst. e. kleinen Tasse, uneben, grob verstrichen: Dm: ca. 11, Br. des Bandhenkels:<br />
2, 0 cm (Taf. IX,.) .<br />
(25) Ra t. e . größeren Tasse m. Bandhenkel, glatt (Taf. IX , ) .<br />
(26) Rat. e . Tonne m. Griffleisten, oberhalb d. Griffleisten glatt , darunter geschlickt<br />
(Taf. IX'7)'<br />
(27) bauchiges Gefäß m. eingezogenem Ober teil und viermal ~nterbrochener Tupfenreihe tiber<br />
der Schulter, uneben , etwas geglättet; H: 24 , 0 . Mdm: 19 , 7, Dm : 27,0 cm.<br />
(28) asymmetrischer , bauchiger Napf , rauh ; H: 9,5, !.!dm : 7 , 6. slles 1Tus. Halle<br />
zu (22)- (28) vg!. Grimm 1929, S. )1 ff.<br />
62
Frühe t iaenze'it<br />
Gr abuna GUnther, 1910, " In der Nähe des Einganges zwischen Stei nen 1m Erdrei ch "<br />
(29) Schale m. eingezogener MUndung und unt errands tändige r Henkelöse, geglättet<br />
Aus bruchs t eile sm Unterteil unzerscher bt erhalten); H: ca. 10, 5, Mdm : 17 ,4, Dm : 19, ( bis<br />
3 au , mo<br />
f<br />
Mus. Sangerhausen . ( Taf. VIII' 46) '<br />
nicht näher lokalisier bar: zahlreiche Scherben, darunt er:<br />
(JO) Rat . e. KnickwaDdschUssel , glatt , fei ngeschlämmt . Mus. Sanger hausen . (Taf. VIII' 44)'<br />
(Jl) Wandscher be ~ . 4 etwas schrägen Riefen unter waagerecht er Le iste, s chwarz glänzend,<br />
geachl~t . Mus . Sangerhauaen. (Taf. VIII' 45) '<br />
Grabung Andree/Gr imm , Grabungsstelle 1, Fundpunkt IX (wahrscheinl. zu Gr abungsstelle 3) ;<br />
Gr abungsstelle 3<br />
(J2) mehrere Wandscherben m. flUchtigem Kammstr ich i zwei davon Gr imm 1929 , S. 36 f .,<br />
Tat. VI II' l' (Tat. VIII ' 48 , 49 ) '<br />
Grabungss t elle J<br />
(33) Ra t . e . Gefäßes m. Kegelhsls , glatt , geschl ämmt . (Ta t . VIII' 50) '<br />
(34 ) Rand scherben e . Gefäßes m. eingezogenem, verdicktem Rand u. Tupfen auf der Mündung;<br />
uneben verstr i chen. (Taf . VIII ' 51)' Grimm 1929 , Abb . 10 c, d.<br />
( 5) Rat . e. Schale ; Mdm : (err. ) ca. 32 cm . (Taf. VIII'52)' alles Mus. Halle.<br />
Me t a ll<br />
Grabung GUnt her, 1910, ohne Angab en<br />
( 36 ) br onzener Spiral - (Noppen)r ing mi t drei Windungen ; Kuß . Dm : 3 , 5, Drahtstär ke : 0 , 55 cm.<br />
Iltltefindt 1914 a, S. 656 , Abb . 7 ; Gr imm 1929, S. 31 .<br />
(37 ) gerippter, wuleti ger St eigbUgelarmri~ . Dm : 6, 3 :4 , 5 cm . Kötefindt 1914 a , S. 656,<br />
Abb. 9 ; Gr imm 19JO , S. 92 (falsche Quellenangabe)<br />
(J6) und (37) z . Z. ni cht auffindbar.<br />
Grabung Ru scher, "Gr ab J" ( 1925)<br />
(JB) br onzener Sp ira l - (Hoppen . ) r~ng, 5 Windungen, Dm : 2,0 , Draht et : 0 , 2 cm . Ar chiv Wi n<br />
kelhöf er, Dresden. Wi nkslhöfer 1979, S. 38.<br />
Grabung Ruscher, "Grab 1 " (1922 )<br />
( J9) Bronzekette sus Spirolröllchen , 14teili g , Dm. d. Spirsl r öllc hen : 0 , 6-0, 7, Gessmt- L:<br />
18 cm.<br />
( 40) 2 Bruchs tticke einer bro~z enen Spir ale mit 14 Windungen .<br />
(41 ) Spiralbronzering m. noch 2 Windungen; Br : 0 , 6, Dm : 2 ,Ox2 ,l cm; Enden sbgebr ochen.<br />
(42 ) Br onzer ing m. Ubere insndergr eifenden Enden; Dm : 1,8 , St : 0 , 2 cm. alles Mus . Halle.;<br />
vgl. Gr imm 1929 , S. 38, Taf. VIII' J '<br />
Grabung Andree/Grimm, Gr abungs stel le 2<br />
(4J) Armring m. Pet schaftenden (nsch Grimm 1929 , S. 38 , f ast reines Kupter) ; äußerer Dm :<br />
4,4x5,2, St : 0 ,5-0,8 cm. Mus. Halle. Grimm 19 29 , S. J8 , Taf. VIII' J '<br />
P flanzlich e Groß reste<br />
Bei fas t allen Grabungen in der Diebeshöhle wurden größere Mengen gebranntes Getreide beobachtet.<br />
Nach Matthiaa/Schultze- Kotel (1971) sind folgende Arten vertret en : Gerst e, Weizen,<br />
Emmer, Roggen, Kornrade . - Bei dan Grabungen GUnther und Hellwig wurden darUber hinaus<br />
zwei BernsteinstUcke gefunden, eines davon durohbohrt (~dtefindt 1914 a, S. 658 f.,<br />
Abb . 14) .<br />
Gl In der Vergangenheit wurden fUr die Punde der Diebeshöhle mehrere Dstierungsmöglichkeit<br />
en erwogen, die nicht zuletzt 1m damaligen Poraohungaatand begründet waren. Von allen<br />
bieherigen Bearbei t ern wurden die Punde der Aunjetitzer Kultur als solche ausgesondert<br />
und als primäre Komponent e behandelt (Götze/Höfer/Zschieschei ~6 tefind t ; Andres/<br />
Grimm) . Weit weniger ' Klarheit bestand jedoch Uber den in geringerem Umfang vorliegenden<br />
JUngeren Pundentei l. Mötefindt ( 1914 a , S. 607; 1915, S. 24J) sprach eich !Ur eine Besiedlung<br />
in der JUngeren Br onzezeit aua und nahm zufällige Beaucher in der späten Hallatatt-<br />
und frühen Lat~nezei t sowie in der späten römischen Kaiserzeit/trühen Völkerwsnderungezeit<br />
an. Grimm (1929) veraucht eine Dst ierung fast sämtlicher Funde in die frUhe<br />
Bronzezeit glaubhaft zu machen. Dorthin möchte er u . a. such kammstrichverzierte Keramik<br />
(Taf. VIII'48 ~q), getupfte Ränder und SchalenrandatUcke (Taf. VIII' 51 ~2; bei Grimm<br />
1929, S. J6 , A~b. 10 ) einordnen. Unerwähnt blieb bei ihm der SteigbUgelirmring, der eret<br />
in anderen Zuaammenhängen (Grimm 19JO, S. 125; 1938 , s . 197 f.) wieder herangezogen wurde<br />
.<br />
Nach Zusammenstellung der z. Z. 1m Original vertugbaren b zw. aus der Literatur erachließbaren<br />
lUnde läßt sich folgendes f eststellen :<br />
Der ws itaus gröSte Teil der Funde ist der Aunjetitzer Kultur zuzuweisen. Durch die "klassischen"<br />
Aunjetitzer Henkelt assen iat eine Detierung in deren jUngere Stilphase möglich.<br />
Diese Datierung kann durch eine - leider aufgrund der Pun~um8tände der Holzkohle nioht<br />
völlig gesiCherte 14 C-Datierung, die ein Alter Ton 1720 - 50 v.u.Z. ergab, gestUtzt werden.<br />
Andererseits finden sich aber auch Formen, wie die Schale mit abgeset ztem Fuß (Taf.<br />
IX'l l) und der Oberteilreat einer kleinen bauchigen Tasse (Taf. IX,,) , fUr die andernorts<br />
eine Datierung in die ältere Phsse der Aunjetitzer Kultur angeftommen wird (z. B.Nohra,<br />
6)
· .<br />
Kr. Nordhausen, Schlllidt- Thlelbeer 1955. S. 98, Tat. XI , ; s . 10) f' t Ta t . XXVIII a). Die<br />
Masse der insgesamt durchaus charakteristischen trUhbr odzezeltllchen keramischen Pormen<br />
aue der Diebeshöhle läßt eicb allerdings mangels einer modernen Aufarbeltung der Aunj e<br />
tltzer Kultur in dieeem Gebiet chronologisch kaum näher fixieren; zudem sind nicht wenige<br />
"langlebige" Pormen de r sogenannten Siedlungekeramik enthalten. Auch das trapezförmige<br />
Steinbeil und dss S11exgerät, Tat. IX . 6<br />
• besltzten Parallelen in anderen Aunj etltzer Pundzusammenhängen.<br />
Ebenfalls typisch sind die Bronzegegens ' die auch in der Diebeshöhle<br />
vertretenen engen Noppenringe sind nach Billig (1963 , S.<br />
tände1 256 in den nördlichen Fundge <br />
bieten der AunJetltzer Kultur häufig und Tor allem in Gräbern vertreten. Sie s ind ebenso<br />
wie die Spir alröllchen chronologisch unempfindliche Formen, die den gesamten Zeitabschnitt<br />
Bronzezeit A 1/A 2 zu überdauern scheiDen. Der weite Nop penri ng (Nr. 35 ) reiht sich in die<br />
Re ihe der relativ wenigen nordthUringischen Stücke dieser Form ein die 1m sUdd eutsch- böhmisch-<br />
mährischen Bereich ihren Ursprung hat~e (Billig 1963, S. 257 1 • Gleichfalls häufige<br />
Fundgattung i st der Bernstein. In GrabverbäDden tritt er als Schmuckanhänger besonders ab<br />
Bronzezeit A 2 wieder gehäuft auf (Billig 1963, S. 261) . Für die relativ zahlre i chen Knochengeräte<br />
ist keine teinchronologische Zuordnung möglich . Durchlochte, ovale l~rienglas <br />
scherben wurden auch in den Höhlen sm Kyffhäuser in trUhbronzezeitlichem Zusammenhang aufgefunden<br />
(frdl. Mi tt. Prot. Dr . Behm- Blancke). Ihre Verwendung ist noch nicht geklärt.<br />
Ein kleinerer Teil der Funde i s t in die trühe Eisenzeit zu datieren. Diese Funde stammen -<br />
abgesehen von wenigen Scher ben (Nr. 32; vgl. Grimm 1929 , S. )7) von Grabu .'1gss t elle 1 (1927)<br />
aus dem oberen Höhlenabschnitt. Dazu gehören als datierende StUcke vor alle~ der SteigbUgelsrmr<br />
ing (chronologische Leitform der ThUringischen Körpergr äbergruppe der frUhen Eisenzeit<br />
; auf Ha D beschränkt) und die kammstrichverzierten Scherben. Als tl"liheisenzeitlich<br />
ließen sich weiter die Schale rüt unterrandständiger Henkelöse, der Ober tellrest einer<br />
Schüssel mit S- Profil (Taf. VIII'44) ' getupfte Ränd er (Taf. VIII' 51) sowi e Scherben mit<br />
senkrechten Kamms t richgruppen aussondern. Das Material fUgt sich somit zwanglos in den Rahmen<br />
der Funde des Burgenhorizontes der Späthallstatt- /FrUhlatenezeit in NordthUr ingen, Hesaen<br />
und SUdniedersachsen ein (vgl. z . B. Neumann 1940 a Taf. 5, Abb . 2; Peschel 1962, Taf.<br />
50, 51; 1962/63 b; SchlUter 1975 , bes. Tat. 15. 18 . 19 1 .<br />
Ein spätbronzezeitlicher Fundhorizontist nicht völlig auszuschließen; er i s t j edoch weder<br />
stratigraphisch noch typologisch eindeutig nachzuwei sen. Am ehea ten könnte man fUr<br />
dies e Phase die riefenverzierte Scherbe, Taf. VIII'4~ ' in Anspruch nehmen (Parallelen z . B.<br />
in Bad Frankenhausen, trdl. Yltt. Prof. Dr. Behm-Bla~c ke ), die jedoch ebenso Parallelen<br />
i n der Hausurnenkultur besitzt (z.B. Aken , Kr . Köthen , Huglisch/Schröter 19681 Taf. 20/21.<br />
Datierung nach Ha C/Ha/ D 1). Ob sich unter ' den bet Mijtefindt (1914 a , Abb . 2 abgebildet<br />
en, heute verlorenen Scherben solche spätbronzezeitlichen Alters befanden, ist nicht EU<br />
entscheiden (vgl. Grimo 1929 , S. 37 , der sich gegen eine derartige Zuordnung sussprach) .<br />
M: Das Problem der Deutung der Befunde ist in der Diebeshöhle besonders eng mit der Interpretation<br />
der stratigraphischen Verhältnisse verknUpft. Die bekannte Tatsache , daß der<br />
Profilautbau i n Höhlen an verschiedenen Stellen sehr unterschiedlich eein kann, wird angesichts<br />
der schwierigen Verhältnisse in dieser Höhle besonders deutlich. - Stratigraphisch<br />
geBicherte Befunde liegen letztlich nur von zwei Stellen vor (Grabungsstell e 1 und<br />
)/1927) . Dabei ist nicht einmal sicher, ob das Profil bei Grabungsstelle 1 von J . Andree<br />
und P. Grimm wirklioh repräsentativ fUr größere Teile der Höhle 1et . Heide Ausgräber hatten<br />
sich aufgrund der Ausgrabungsergebnisse an die s er Stell e fUr eine Deutung als<br />
Siedlungsplatz der frühen Bronzezeit ausgespr othen (Andree/Grimm 1929 b, S. 26 ff. ) . Dafür<br />
sprachen nach ihr er Meinung neben dem Fundinventar die verschisdenen , z.T. recht mächtigen<br />
Brandschichten und die gebrannte Lehmpackung. Das Ende der Siedlung sollte durch<br />
eine Deckensturzkatsetrophe herbeigeführt worden sein, bei der mehrere Menschen unter den<br />
Schuttm8ssen begraben worden sein sollen. Letzteres schließt Andree aus den z . T. offenbar<br />
von Steinen zertrümmerten menschlichen Skelettresten. Bis in die n e~es t e Zeit galt die<br />
Diebeshöhle daraufhin als frUhbronzezeitliche Siedlung (z. B. Fischer 1956 , S. 242 , )08 ;<br />
Otto 1958 , S. 209 ; Moucha 1966 , S. 6) ; seit wenigen Jahren wi rd die t,rdgl1chkeit des Zusammenhangs<br />
mit kultischen Handlungen erwogen (Matthias/Schultze- Uotel 1971 , S. 121; Winkelhöfer<br />
1979 , S. 40) . Die Profile selbst wurden nicht nochmal s diskutiert.<br />
Bei einem erneuten Interpretationsversuch ist folgendes zu berUcks ichtigen : Der Prozeß<br />
des Verfalls einer Gipshöhle geht sehr schnell vonstatten, verlangsamt sich sm Ende dieser<br />
Vertallephss8 aber (Völker 1982) . Daraus folgt, daß das Alter der Sedimente bzw. die<br />
Zeitpunkte des Veret urzes größerer Teile der HÖhle nicht feststellbar s i nd . Höhleneedimente<br />
sind sehr bewegli ch und können auch in größeren zusammenhängenden Partien abrutschen.<br />
Es ist nicht bekannt, bia in welche Tiefe KUlturrelikte in den Sedimenten eingelager<br />
t sind, und 8S 1st unsicher, inwieweit sich die Umgebung seit der letzten, durch<br />
FUnde belegten Nut zung (um 500 v.u.Z. ) verändert hat.<br />
Die s cheinbar tae t ausschließliche Beschränkung der JUngeren Funde (Hallstatt/Lat~ neze1t)<br />
auf den oberen Ab schnitt ("obere }fohle") könnte u.U. 'ein Hinweis darauf sein, daß DeckenstUrze<br />
verstärkt z~8chen der frUhen Br onzezeit und der Hallsta ttzeit niedergegangen sind.<br />
Andererseits wurden 1m oberen Teil der Höhle auch einige Punde geborgen, die sicher der<br />
Aunjetitzer KUltur zuzuordnen sind. Der größte Teil der frUhbronzezeitlichen Funde scheint<br />
jedoch aus dem mittleren Teil der HÖhle ("mittlere HÖhle") und dem dur ch VereturzbHScke<br />
abgetr ennten westlichen unteren Teil ("westliche untere Höhle") zu stammen. Unter Ber ücksichtigung<br />
der starken Umlagerungevorgänge , die in der Höhle stattgefunden haben. erscheint<br />
es denkbar, daß tatsächlich die frühbronzezeitliche "Kulturschicht" durch einen<br />
(oder mehrere) DeckenetUrze verschtittet wurde. Dem scheinen auch die bei den Sondierungen<br />
R. Völkers angeschnittenen Abschlämmassen des Buntsandstetns im Eingangsbereich und<br />
vor der Höhle zu entsprechen. Danach dUrfte der Eingang der Höhle in der Vergangenhei t<br />
(Zeitpunkt ? ) sehr viel tiefer gelegen haben , so daß sich noch Funde (Kulturschicht ?)<br />
unter der Verbruchehalde befinden kO'nnten. -<br />
Mit Blick auf den unbefriedigenden Forschungsstand ist eine weitergehende Interpretation<br />
mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Sie erfolgt daher nur unter großen Vorbehalten und<br />
64
soll theaenartig zuaammengefaßt werden : Eine Nutzung der Höhle al~ Siedlungeplatz 1st<br />
angesichte ihrer orographischen Situation (nordexponlert . wasserfern) nahezu ausgesohlossen.<br />
Die urgesehichtlichen Funde in den Außena chnltten der geologisehen Sondierungen R.<br />
Völkers lassen eine Elnbindung der Höhle in bisher noch nicht erschlossene Beeledlungsstrukturen<br />
der unmittelbaren Umgebung vermuten. Es 1st undenkbar, daß der größte Teil der<br />
Funde , wie Völker (1982) vermutet, in die Höhle ei ngeschwemmt wurde . Dagegen sprechen die<br />
fast vollständigen Gefäße sowie einige eicher zusammengehörende Komplexe, die bei Schwemmvorgängen<br />
getrennt worden wären bzw. durch normale Einschwemmung nicht t ransportierbar<br />
sind (z. B. zusammengehörende, sehr großstUckige Scher ben). Die Lagerung der Funde spricht<br />
eher dafUr, daß dieee vom Menschen in die Höhle eingebracht wurden und später durch Abrutschen<br />
, Verbruch u.ä. teilweise ver l agert wurden. Bestimmte Fundkombinationen (zerschlagene<br />
menschliche Knochen, die teilweise angekohlt sind, gebranntes Getreide , an Hor t - oder<br />
Gre.bf'unde der Aunjetitzter Kultur erinnerndes Mete.llinventar) legen kultische Handlungen<br />
1m Bereich der Diebeshöhle nahe. Daß dabei auch mit vol lständigen oder Teilbestattungen<br />
zu rechnen iet zeigen sowohl der - sicher nicht in allen Teilen zuverlässige _ Bericht<br />
Ruschers (1924) als auch die unzerschlagenen Skeletteile, das Bronzeinventar und die allgemein<br />
als "Grabgefäße" angesehenen Tassen. Es dUrfte sich dabei aber k~um um normale Bestattungen,<br />
sondern eher ~ solche in kultischem Zusammenhang handeln. Ahnliche Befunde<br />
t r aten auch in den ~ffhäuse rhöhlen auf.<br />
5. Verzeichnis von holozänen Höhlenfundplätzen f r aglichen Charakters<br />
1. All end 0 r f, Kr. Rudolstadt , Bez. Gera . - Höhlen im Heiligen Berg. - Mbl . 5332<br />
K"6nigsee; 1. N 17,2; 0 2, 2. 2. B 18 , 1; 0 2,5.<br />
1936 und 1954-1958 wurden sn der nördlichen der im Nord-, Oet- und SUdwesthang des<br />
Zechsteinriffes "Heiliger Berg" be:findlichen Höhlen bzw. Abris (vgl. Abb . 14'l) durch<br />
K. Schönheid, Rudol stad~ und W. Götze, Unterködi tz, Grabungen durchgeführt . 0 e erosiv<br />
erweitsrte Spalte enthielt neben rezenten auch pleistozäne Tierknoehen, jungpaläolitbische<br />
Knochengeräte (?) aowie vereinzelte Silexgeräte, die möglicherweise durch Erosion<br />
in die Höhle gelangten. Eine Nutzung der Höhlen im Holozän ist , wie wenige urgeschichtliche<br />
und mittelalter liche Scherben und Eisengegenstände (Mus. Rudolstadt , Deubler 1966,<br />
Katalog S. 18 :f) vom Plateau und aus den Höhlen zeigen, nicht gänzlich auszuschließen ,<br />
aber aufgrund der geringen Ausmaße der im Holozän zugänglichen Röhlenteile wenig wahrscheinlich.<br />
Die Funde dUr:ften mit der fUr das benschbarte Zechsteinriff "Fuchskirche" erschlossenen<br />
sporadischen "äl termetallzeitlichen" Besiedlung dieses Gebietes in Zus ammenha<br />
ng stehen.<br />
2. B u c h f art, ~. Weimar, Bez . Er:furt. - Höhlenburg. - Mbl . 5033 Weimar; 0 1 , 0 ;<br />
S 10 ,9.<br />
A: Hese v . Wi chdorff 1928; G. H. Z., S. 201 f .; Timpel/Grimm 1975. S. 78.<br />
B: In einem sUdexponierten Steilhang im Wellenkslk des unteren Muschelka lkes, 40 m tiber<br />
der Ilm, sind 12 Kammern k Uns t 1 ich eingehauen worden. Sie waren wahrscheinlicb<br />
durch eine hohe, eine Terrasse tragende Mauer im Baustil da 12. Jh. verbunden .<br />
Die Höhlenburg selbst l ieferte mittelalter liche Funde. Vom Bereich des Plateaus sind<br />
neolithische und spät bronzezeitliche Funde bekannt. Ob die bereits vorhanden gewesenen<br />
Höhlen schon vor dem Mit t elalter durch den Menschen genutzt wurden, ist unbekannt.<br />
3. K 1 e in kam s d 0 r f . Ot . v. Kamsdorf , Kr. Saslfeld , Bez. Gera. - Fuchslöcher in<br />
der Nähe des Gi.ebelsteins . - Mbl. 5334 Saalfeld; Koordinaten?<br />
1878/80, 1903 und 1907 wurden pleistozäne Tierknochen, menschliche Skelettreste und<br />
als mittelpaläolithisch bezeichnete Silexgeräte ergraben (Auerbach 1930, S. 217 f . ;<br />
Meler 1933). Über den Charakter der FundsteIle war keine Klarheit zu erlangen. Wahrscheinlich<br />
handelt es sich um KlUfte, in die die Funde durch Erosj.on gerieten (?). An<br />
poetpaläolithischen Funden läßt sich lediglich nachweisen :<br />
(1) langes, schmales spitznackiges Beil aus Diabas ; L: etwa 15,0, Br : etwa 4, 5 cm.<br />
(ehern. Slg. Richter, Pößneck ;· ,,·erloren) . Kau:fmann 1959 , S. 247 u. Taf. 15 , !. Dss Beil<br />
ist allgemein dem Spät neolithikum zuzuordnen. Da die Fundumstände unbekann sind, ist<br />
eine Interpret ation nicht möglich .<br />
4. 0 p pu r g , Kr . Pößneck, Bez . Gera. - Höhle 1m Gamsenberg. - Mbl . 5235 OrlamUnde;<br />
o ca. 7,0; S ca. 3,5. Funde verloren.<br />
A: Adler 1843/44 , S. 9; Keferstein 1846, S. 46; Auerbach 1930 , S. 273; Kaufmann 1959.<br />
S. 94.<br />
B: Im SUdhsng des Gameenberges, eines steilen isoliert stehenden Zechsteinbryozoenrif<br />
:fes , 246 , 6 m U. NN. Di e genaue Lage der Höhle ist nicht bekannt ; die Eingrenzung au:f<br />
eine der zahl reichen, z.T. erst durch Steinbruchbetrieb erschlossenen KlU:fte und Spal <br />
ten ist nicht möglich.<br />
C: Die Höhle , in der sich nach Adler (1843/44, S. 9) ein "Steinaltar" befunden haben<br />
soll (romantisier t! ; vgl. Döbritz, WUste Scheuer und · Ranis Herdlochhöhle), ist 1837 teilwe<br />
i se durch Steinbrucharbeiten verniohtet worden. 1850 und 1883 erbrachten Grabungen im<br />
bzw . um den Reet der Höhle pleistozäne Tierknoohen. Ein nicht näher de:finierbarer Einzelfund<br />
kam 1868 zutage. Mit der ( den) Höhle(n) des Gamsenberges sind mehrere Sagen ver<br />
IrnUp:ft (Drecheel 1934, S. 161 :ff.).<br />
E: "Als G6IJIsenbergfunde werden genannt , ohne daß festzustell en ist, ob die ... Höhle s ie<br />
lie:ferte oder der Berg 1m allgemeinen, 1826-1837" (Auerbach 1930, S. 273) :<br />
(1) schwarze Ge:fäßbruohstUcke, P1beln, Nadeln und Ringe aus Bronze, ein Do lch.<br />
Ausrbaoh 1930. S. 2731 Kau:fmann 19 59 , S. 94.<br />
65
l a6a gefunden :<br />
(2) runder Stein mit künstlicher Durchbohrung (Netzsenker?). Auerbach 19)0, S. 27).<br />
G/H : Kaufmann legt fUr die unter (1) genannten Punde ein bronzezeitliches Alter nahe.<br />
Eine Interpr.etation ist nicht mtiglich, da Pundumstlinde und Höhle nicht mehr bekannt sind.<br />
Vom G8msenberg selbst liegt eine Reihe von Einzel/unden vor, von denen einige als steinzeitlich,<br />
zwei eiserne Pfe11sp1tzen als völkerwanderungszeitl1ch datiert wurden. Es ist<br />
eIsa anzunehmen , daß der Berg mehrfach besiedelt bzw . begangen wurde.<br />
Eine Reihe von Sagen (von Dracheel 1934 nBch L. Bechstein, w, Börner und Tonndorf Uberliefert)<br />
berichtet von großen Hohlräumen 1m Gamsenberg, in denen graue Männchen und weiße<br />
Jungfrauen (Nachtodgestalten; fr:l.l . Hinweis von Frau Dr. W. Woeller, Berlin) goldene<br />
Schätze bewahren (teilweise Sage von der Braupfanne). Sowohl Börner als auch Bechstein<br />
erwähnen ein Schloß Österlitz oder Osteralitz, da8 auf dem Garnsenberg gestanden haben<br />
soll. Die Sagen weisen zum einen daraufhin , daß der Berg mit seinen Höhlen bis in die Neuzeit<br />
hinein die Vo1kaphantasie anregte und von ihr mit einem "Hauch des Unheimlichen" umgeben<br />
~~rde . Andererseits zeigen sie möglicherweise, daß die ur- und frUhgeechichtlicbe<br />
Siedlungsstelle des Berges in der Volkstradition bewahrt wurde (ohne daß auf bestimmte<br />
Sagenmotive eingegangen werden 8011, die in der Vergangenheit in unterschiedlicher WeiSE<br />
zu diesbezUglichen Deutungsversuchen herangezogen wurden) .<br />
5. S t ein t h a ll e ben, Kr. Artern, Bez. Halle. - "Schachthöhle in der Ochsenburg".<br />
- Mb1 . 46]2 FranJcenhausen; Koordinaten ?<br />
Aus einer Schacht höhle in der Och senburg sollen Scherben, Tier knochen, .anschliche<br />
Skelettres te sowie eine Knocbennade1 mit Kopfplatte stammen (MW 1665- 66/76; 1883/76).<br />
Die Funde wurden 1977 ohne nähere Angaben von unbekannten Personen aus Jena eingeliefert.<br />
Scher ben von tonnenförmigen Gefäßen mit Griffleisten sowie in gewissem Maße die Knochennadel<br />
datieren die Funde in die frühe Bronzezeit. Bei Annahme der Authentizität der angegebenen<br />
Fundumstände wäre der Befund in Analogie zu den Befunden aus den Höhlen von Bad<br />
Prankenhausen zu setzen.<br />
6. Tab a r z, Kr. Gotha, Bez . Erturt. - "Backofenloch". - Wbl. 5129 Waltershausen/Priedr<br />
ichr oda; W 0 , 8 ; N 18,2.<br />
A: P10r schütz 1927 ; Wller 1975 , S. 210: 1981; 1983, S. 270 ff.<br />
B: Im Ab r aum vor dem durch Auswaschung ausgeräumten Abris in einem Porphyrfelsen im<br />
Lauchgrund wur den drei Feuersteinartefakte geborgen, die P10rschUtz (1927) als mesolithisch<br />
charakt erisierte. Müller (1975 , S. 210) datierte die Stücke in das ausgehende Neolithikum,<br />
später zog er jedoch aufgrund typologischer Erwägungen "mit gebotener Vorsicht"<br />
eine Zuordnung in das ausgehende Mittel ~ bis frUhe Jungpaläolithikum in Betracht (Müller<br />
1983, S. 273) . Aufgrund fehlender Befunde erscheint eine weitergehende L"lterpre'Wl"tion in<br />
diesem Zusammenhang wenig sinnvoll.<br />
7. U f t run gen, Kr. Sangerhausen, :gez . Halle, - Heir.lk ehle. - Mbl. 4531 Heringen .<br />
Gr1cm 1930; Kaiser 1954, S. 68 ; Biese 1931 . -Die in der Literatur llIe~rfach erwähnten<br />
Scher benfUnde aus der Höhle sind nicht auf eine Nutzung durch urgee chi~ht1i che Y.enschen<br />
zurückzufUhren. Di e Funde 9t~en von der über der Höhle befindlichen W~llanl age und sind<br />
durch Hangabbruch in den Eingangsbereich der Höhle gelangt (frd1. Mitt. R. Völker, Uftrungen)<br />
•<br />
8. Bad B 1 a n k e n bur g , Ot. Watzdorf, Kr . Rudolstadt , Bez. Gera. - Kleinea Pe1sdach<br />
unter dem Papstfelsen. - Ub1. 5333 Bad Blankenburg; W 16 , 6 ; N 6 , 6.<br />
Unter einem kleinen, abriähnlichen Felsvorsprung sm SUdrand des Pepstfelsens fand W.<br />
Scbmidt, Köditz 1975 oberflächig wenige atypische, spätbronze- bis lat~nezeitliche Scherben<br />
(M','I; Herrn G. /.f6bes , Weimar, danke ich fUr den Hinweis auf die Fundstelle).<br />
6 . Chronologisch- choro10gische Auswertung der Funde und Befunde<br />
Die vorstehende Zusammenstellung macht sowohl die Vielfalt der Aussagebereiche holozäner<br />
Höhlenbefunde als auch ihre durch den Forschungsstand gesetzten Grenzen deutlich. Bei der<br />
Erarbe1tung einer Synthese all dieser Befunde zeigte sich , daß nur bestimmte Aussagen allein<br />
aus dem thUringischen ~rnteria1 begrUndbar sind bzw. nur für Thüringen Gültigkeit beeitzen.<br />
Nicht zuletzt aus Gründen der Uberscheubarkeit werden deshalb die neolithischen<br />
Funde und Befunde aus Höhlen für Thüringen gesondert von den vergleichbaren Befunden aus<br />
snderen Landschaften analysiert. - Andere Aussagen werden erst verständ1i~ bzw. sind<br />
über haupt er st gewinnbar, wenn die thüringischen Peststellungen in einen weiteren, mitteleuropäischen<br />
Rahmen eingeordnet werden. Diea ist allerdings gegenwärtig nicht ohne<br />
Schwierigkeiten möglich . Das sich ergebende Bild muß aufgrund des Feh1ens vergleichbarer<br />
Aufar beitungen daher zwangsläufig lückenhaft bleiben. Die Kriterien der Auswahl vergleichbarer<br />
Fundstellen und Pr obleme sind selbstverständlich den Fragen verpflichtet, die sich<br />
aus den Fragestellungen und dem Erkenntnisgewinn der thUringischen Befunde ergeben. -<br />
Nicht ger inge Schwierigkeiten bereitete die Synchronisierung der Chronologiesysteme der<br />
e i nzelnen Landschaften. Zum Ausgleich der an verschiedenen Stellen deutlich werdenden<br />
forschungsstandbedingten Unkl~heiten wurde ein relativ grobes chronologisches Schema<br />
66
ang~wandt; auf das Einhängen in regionale, feinchronologische Schemat a wurde bei den Nachbarlandschaften<br />
weitestgehend verzichtet , da HöhlenfUnde, vor allem was die Keramik anbelangt,<br />
oft ka~ Möglichkeiten für eine genauere zeitliche und kulturelle Zuordnung bieten.<br />
6,1. Me801ithikum<br />
Die Nutzung von Höhlen stand 1m Mesolithikum noch weitgehend in paläolithischer Tradition,<br />
d.h. sie stellte eine zweckgebundene Siedlungeform dar. Die Höhlen ThUringens schienen jedoch<br />
nur in geringem Vaße den Ansprüchen zu genUgen,die Jäger, Sammler und Fischer des<br />
Mesolithikums an einen Siedlungsplatz stellten. Wie in anderen Landschaften Mitteleur opas<br />
waren auch i n Thüringen BergrUcken, t alwärts exponierte Sporne und aandige Kuppen in Wae <br />
aernähe bevorzugte Siedlungsplätze der Meeolithiker (Peuetel 1961). Ausgesprochene Höhlensiedlungsplätze<br />
konnten im Bereich des Thüringer Beckens und seiner Randgebiete für dss<br />
Mesolithikum bisher nicht nachgewiesen werden ; potentielle Siedlungsstellen dieser Art<br />
dürften ohnehin nur die kleinen Höhlen und Abris der Zechsteinbryozoenriffe gewesen sein.<br />
PUr die i n der älteren Literatur als mesolithisch bezeichneten Einzelfunde aus dem Backofenloch<br />
bei Tabarz, Kr. Gotha, (PlorschUtz 1927) wird gegenwärtig eine paläolithiache<br />
Zeitstellung diskutiert (Müller 1983) . PrUher als mesolithisch charakterisierte Silexgeräte<br />
von der "WUsten Scheuer" bei Döbritz, Kr . Pößneck (Auerbach 1930 , S. 261 ),gehören<br />
wahrscheinlich de ~ jungpaläolithischen Pundhorizont dieser Station an (Richter 1955;<br />
Peustel 1961 , S. 20 f.). Mesoli thische Funde dieser Pundstelle sind weder stratigraphisch<br />
noch typologisch eindeutig belegbar, wenn auch von der benachbarten Kniegrotte eine me solithische<br />
Geweihhacke als Einzelfund vorliegt. Lediglich von dem kurzzeitig besiedelten<br />
Abri Fuchskirche Fu I bei Allendorf, Kr. Rudolstadt, liegen Funde vom Ubergang Pleistozän/Holozän<br />
vor, die aber kulturell eher dem Jungpaläolithikum angehören (Feustel/Musil<br />
1977 b).<br />
Ähnliche Verhältnisse wie in Thüringen werden auch 1m naturräumlich vergleichbaren Böhmen<br />
deutlich, wo bis auf Au snahmen (z. B. ZAtrni bei Duba/Nordböhmen. Pro~ek/Lo!ek 1952)<br />
ebenfalls keine ausgeprägte mesolithische Höhlennutzung nachweisbar ist (Fridrich/Sklen~1<br />
1976 , S . 99 f., S. 110).<br />
Anders stellt sich die Situation in der Fränkischen und Schwäbiachen Alb dar. Neben einer<br />
Vielzahl meist durch Oberflächentunde nachgewiesener Freilandstationen wurden unter<br />
zahlreichen AbriS mesolithische Pundschichten ergraben, die teils auf eine länger dauernde,<br />
teils auf eine zumindest saisonale Nutzung schließen lassen (Freund 1963 ; Taute 1973/<br />
74; 1975; Gumpert 1929). Ausschlaggebend fUr die Siedlungsplat zwahl scheint im Falle der<br />
Pelsdächer deren orographische Lage und das Vorhandensein von Gewä ssern in unmittelbarer<br />
Nähe gewesen zu s ein. Dtese Ta.tssche spiegelt sich auch an den mesolithischen Höhlen<br />
(Abri)Stationen in SUdniedersachsen wider (Claus 1978, S. 130 ff.; Grote 1982) . Das Vorhandensein<br />
bzw. Fehlen mssolithischer Punde in den Höhlengebieten Mitteleuropas wird somit<br />
neben forschungsgeschichtlich-quell enkritischen Gesichtspunkten vorrangig aus der<br />
siedlungsgeographischen Situation 1m ?rUhholozän erklärt werden können.<br />
6.2. Neolithikum<br />
Kit ausgedehnten Lößgebieten waren innerhalb des ThUringer Beckens günstige Siedlungsvoraussetzungen<br />
fUr die frUhen Ackerbauern gegeben. Zu den Höhlen des Zechsteins am SUdrand<br />
des Thüringer Beckens und im Südharzvorland sowie Uberwiegend Buch denen der Wellenkalkstufe<br />
bestand somi t j edoch von vornherein eine räumliche Distanz in der Besiedlung.<br />
Die "Mittelgebirge mit ihren ungünstigen klimatischen Bedingungen, den minderwer tigen<br />
Bodentypen und der dichten Bewaldung" (Kaufmann 1975, S. 75) 1'I'Urden zumindest von den<br />
Siedlern der älteren Linienbandkeramik weitestgehend gemieden. In der JUngeren Phase der<br />
linienbandkeramischen Kulturentwicklung kam es zur Erweiterung des besiedelten Areals.<br />
Dabei wurden auch Karstgebiete in die Nutzung einbezogen und damit solche Teile der Gesamtlandschoft<br />
, in denen Höhlen auftreten. Trotzdem blieben die HöhlenfUndsteilen von<br />
Dienstedt und K6nigsee- Garsitz außerhalb des Hauptverbreitungsgebietea der Linienband-<br />
67
Lb<br />
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Tab . 14: Poatpaläolithlache Funde aua Höhlen des ThUr i nger Beckens und seiner Randgebiete<br />
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Bronlu.llt Halllltattult LaU nue1t<br />
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RIUI l l . BlUlb.rg<br />
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Arnat adt, Alt.b~<br />
-<br />
-- --<br />
Tab. 15: Bealedlungaphasen ausgewählter, mehrperlodige r Höhenaledlungen Mltte l - und OatthUrlngene<br />
(n . Kaufmann 1959 ; 196 3; Simon 1967 ; 1969; 1972 ; Peschel 1962 )<br />
Bo- 11.- '4.- 15.-<br />
' KZ VWZ 100 t)o 150 16 0<br />
J.o J'o " 0 J'o<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
• •
keramik . In der Verzierung der Keramik beider FundsteIlen zum Ausdruck kommende ma infränkische<br />
Komponenten (MUller 197 1, S. 242, Karte Abb . 1) deuten darsufhin , daß Uber den ThUringer<br />
Wald verlaufende Verbindungswege nahe de r Höhlen entlangführten. Die zahlreichen<br />
bandker amischen Steingeräteeinzelfunde im Königseer Raum erhärten diese Annahme (Deubler<br />
1968 c , S. 201) . Nich t außer acht zu lassen ist auch die Vermutung, daß die i n Trockenperioden<br />
günstigen Bedingungen einer Almwe idewirtschaft Anr eiz zur zeitweiligen Nutzung<br />
von Teilen der Mittelgebir ge gewesen sein könnten (MUlle r 1981 ).<br />
Engere Kontakte zwischen Bevölkerungsgruppen nördlich und aüdlich des als Kulturscheide<br />
angesehenen Thüringer Wald es scheinen auch durch Funde aus den jenseits des Thüringer Waldes<br />
gelegenen Siedlungen von Zilgendorf und Altenbanz, Ld kr . Lichtenfels/Obe rfranken, bel<br />
egbar zu sein. Das dortige ke r~i sche Inventar ist zwar in seiner jUnge ren Facies ma i n<br />
fränkischer Prägung, läßt aber im ~terial der ältes ten Stufe Beziehungen zu Pundkomplexen<br />
aus dem Yittelelbe- Saalegsbiet erkennen (Schönweiß 1976 , S. 51 f . ) . Es gibt andererseits<br />
j edoch im Ber eich des ZechsteingUrteIs dss Thüringer Beckens durchaus Freilandfundplätze<br />
, an deren Material eine solche Nord- Süd- Beziehung nicht abzulesen ist und die<br />
vom Mittel elbe- Saal egebist aus besiedel t wurden (z. B. Pößneck-Schlettwein, Franz/MUller<br />
1913) •<br />
Der Charakter der HöhlenfundsteIlen des ThUringer Beckens mit linienbandkeramischen funden<br />
ist aufgrund der verfUgbaren Befunde nicht eindeutig klärbar. - Die Höhlen im Kosak <br />
kenberg bei Bad Frankenhausen wurden wahrscheinlich zur AusUbung kultischer Handlungen<br />
aufgesucht (Behm- Blancke 1976 , S. 85, vermutet Kannibalismus). ~6glicherw eise ebenfalls<br />
aus ku ltischen GrUnden wurde der Bärenkeller sm Rand des ThUringer Wal des bei Königsee<br />
Garsitz begangen. Beweise fUr den kultischen Charakter dieser Pundstelle ließen sich indessen<br />
ni cht erbr ingen. Ein ähnlicher Befund wurde kUrzl ich aus der Diebeshöhle bei Kle inziegenfeld,<br />
Ldkr. Lichtenfels/Oberfranken, bekannt gegeben (AbeIs 1981 , S. 10 f.). - Di e<br />
nur wenig umfänglichen Funde und Befunde aus der Oberfeldhöhle bei Dienstedt, Kr . Arns<br />
t adt, deuten dagegen mit einiger Wahrscheinlichkeit nur einen Rastplatz 0 . 8. . an.<br />
Von Trägern der zeitlich nachfolgenden Stichbandkeramik wurden sowohl die Oberf eldhöhle<br />
be i Dienstedt als auch die Höhlen im Kosackenberg bei Bad Frankenhausen we iter- bzw. erneut<br />
genutzt . De r Aufenthalt in der Dienstedter Höhle war offenbar noch kurzzeit i ger als<br />
der z . Z. der späten L1n1enbandkeram1k; für beide Siedlungen konnte ein Zusar.~enh 8ng cit<br />
benachbar ten Freilandsiedlungen wahrscheinlich ge~acht wer den. In Bad Frankenhausen konzentr<br />
ieren sich s tichbandker amische Funde im Gegensatz zu den an mehreren Stellen auftretenden<br />
linienbandkeramischen Funden nur an einer Stelle des Berges. Unter den relativ<br />
zahlreichen, der späten Stichbandkeramik zuwelsbaren Keramikres ten befindet sich auch ein<br />
an de r Mündung mit plastischen zoomorphen Elementen versehenes Gefäß , welches evtl. kultischen<br />
Zwecken diente (Kaufmann 1976, S. 79 ) . Die von der gleichen Stelle vorliegenden<br />
Rössener Funde sind die ei nzigen Höhlenfunde dieser Zeit aus dem Bereich dcs Thüringer<br />
Beckens . Aussagen zu Gründ en und HintergrUnden der stichbandkeramischen und Rö ssener Höhlennutzung<br />
lassen sich aus den Bad Prankenhausener Befunden per se wohl kaum treffen.<br />
Funde mittelneolith1scher Kulturen wurden aus Höhlen des Thüringer Bec kens bisher nicht<br />
bekannt. Aus den Höhlen des Zechsteinauest r ichs sm SUdrand 'des ThUringer Beckens sind<br />
mittelneolithische Funde zentral- bzw . nordostthUringi scher Prägung aller dings auch nicht<br />
zu erwarten, da die Träger der entsprechenden archäologischen Kulturen bzw. Gruppen (Gatersleben,<br />
Jordansmühl , Baalber ge) als Sied lungsräume die Gebiete sm Mittel- bis Unterlauf<br />
der Saale und deren Zuflüsse in Richtung EIbe bevorzugten. Die in ihrer Wirtschsftsweise<br />
vermutlich flexibleren Ackerbauem und Viehzüchter der Michelsberger und<br />
auch der Bernburger Kultur bzw. Gruppe nutzten zwar verstärkt Böden auf Nich t - Lößaubstrat<br />
en und damit auch höher e Lagen , suchten jedoch im Bereich des Thüringer Beckens offensichtlich<br />
keine Höh!en zu intensiverer Nutzung auf. Der Aus sagewert eines sls Einzeltund<br />
anzuoehenden "Bembur ger" Schiefermessers (Verbr e1tungskar t e bei Schwellnuo1979 , S. 87)<br />
~ us den Höhlen von Bad Prankenhausen (frdl . Hinweis v. Prof. Dr. Behm- Blancke) dürft e zu<br />
'ering sein, um ihn als Indiz für eine intensive "Bernburger" Höhlennutzung heranzuzieen.<br />
- Di ese Tatsache scheint nicht ganz bedeutungslos zu sein, befindet sich doch uneit<br />
des Kosackenberges die Ochsenburg (Ge rn . Steinthalleben, Kr . Artern) , eine fundre1che<br />
~ hensiedlung der Bernburger Kultur, deren Be wohner also offenbar zumindest die ausgerabenen<br />
Höhlen weder zu Siedlungszwecken noch zu archäologisch nachweisbar en , kult i -<br />
hen Handlungen aufsuchten.<br />
70
line sporadische Begehung der Höhlen kann erst wieder für das Spätneolithikum in Verbindung<br />
mi t Höhensiedlungen dee Go l dbe rg- III- Hori~ontes nachgewiesen werden. Da in derartigen,<br />
oft in ihren etratigraphischen Zusammenhang nicht völlig klaren Pundkomplexen in<br />
de r Regel mehrere kul turell e Komponenten enthalten sind, ist ihre relativchronologische<br />
Stellung 1m Ver hältnis ~u anderen Landschaft en im Ein~elfall nur schwer zu klären. Die<br />
wenigen spätneolithischen Funde aus den Höhlen des Döbritzer Tafelberges und des Koaackenberges<br />
be i Bad Frenkenhausen (Steingeräteeinzelfunde) lassen zudem ein lediglich kurzzeitiges<br />
Aufsuchen der Höhlen vermuten. 29<br />
TTotz eines bi sher ungleichmäßigen und in manchen landschaften noch ungenUgenden Porschungs-<br />
und Bearbeitungestandes lassen s ich an Hand der Literatur die GrundzUge der neolithischen<br />
Höhlennut zung in benachbarten Bereichen zentraleuropäischen Yittelgebirgszone<br />
zur Derstellung br ingen:<br />
Eine Massierung von ?unden der JUngeren Linienbandkerami k in Höhlen läßt sich für Böhmen<br />
und Mähren konstatieren. In beiden Landschaften wurden Höhlen während des Holo~äns ~ . Z.<br />
der linienbandkeramischen Kultur sm häufigsten genut~t (Mähren: Zusammenstellung bei Skutil<br />
1965, S. 34 f ., Tichy 1962, S. 257 ff.; Böhmen : Pleiner 1978 , Karte 1; Pridrich/Sklen~<br />
~ 1976) . Die Höhlenfundsteilen Mährens entbehren nach Skutil (1970, s . 327) der GegenstUcke<br />
in Gestalt gleichalter Freilandsiedlungen im Nährischen Kars t . In Böhmen befinden<br />
s ich die bandkeramischen Höhlenfundstellen geographisch am Rande des Hauptsiedlungsgebietes<br />
frUhneolit hischer Bevölkerungen; ihre Höhenlage beträgt ~wi schen 220 und 390 m U. RN .<br />
Zwei Höhlen des Mährischen Karstes (Bärova jeskynr und Sveddv stdl)' können als Kultplätze<br />
interpretiert werden (Tichy 1962, s . 259).<br />
Die bandkeramischen HöhlenfUndsteilen der Fränkischen Alb beschränken sich offenbar ebens<br />
o wie die gleich~eitigen PreilandfUndstellen im wesentlichen auf die nördliche Pränkische<br />
Alb und deren im Einzugebereich der Donau befindlichen südlichen Teil (fUr Oberfranken:<br />
vgl . Tab . 16). - Di e spätlinienbandkeramischen Keramikformen und vor allem Verzierungselemente<br />
aus Obertranken deuten in Verb i ndung mit bestimmten siedlungsgeschichtl<br />
ichen Gegebenheit en daraufhin, daß die KUlturentwicklung in dieser Region sm Ende dea<br />
PrUhneolithikume ret ardierte; nach Meier - Arendt (1975 , S. 143) 1st sie "aus der Sicht<br />
kulturgeschicht lich 'dynamis cher' Regionen al s Sackgasse ~u werten". Möglicherweise stellte<br />
die nördliche Pränkiache Alb gewi ssermaßen ein RUckzugagebiet neolithischer Siedler<br />
dar. - Von herausragender Bed eutung in der Reihe bandkeramiacher Höhlenfundsteilen dieses<br />
Gebietes ist die Jungfernhöhle bei Tiefenellern, Ldkr. Bamberg/Oberfranken (Kunkel<br />
1955). Ihre gut dokumentierten Befunde ermöglichen Einblicke in die geistig- religiösen<br />
Vorstellungen wie auch daraus resultierende kultische Verhaltensweisen und Prsktiken frUher<br />
AckeTbaukulturen Mitteleuropas. - Die Ubrigen bekannten linienbandkeramischen HöhlenfundeteIlen<br />
in Oberfranken und der Oberpfalz scheinen nur vorUbergehend genutzt worden<br />
zu sein oder sind, wie im Palle von Schwabthal , Ldkr. Staffeletein/Oberfranken, in Verbindung<br />
mit einer unmittelbar benachbarten, ~ugehörigen Siedlung zu sehen. Vom Vorplat~<br />
einer Höhle 1m Hohllochberg bei Reichertewinn, Ldkr. NeumarkttOb erpfal~, wird von einer<br />
bandkeramischen Bestattung berichtet (Stroh 1975 , S. 198 ); der Befund iet jedoch nicht<br />
gesichert und kann nur un t er Vorbehalt für weiter gehende Schlußfolgerungen herange~ogen<br />
werden. Offenbar intensiver wurden die Höhlen an den Rändern dee Nördlinger Ries durch<br />
frühneolithische Bevölkerungen g enu t~ t (Dehn/Sangmeieter 1954) . Kunkel (1955, S. 116 ff. )<br />
nimmt sufgrund des Vorkommene menschlicher Skeletteile kultische Nutzung einiger dieser<br />
Höhlen an.<br />
Mehr oder weniger verein~elt , aber doch von eiedlungsgeechichtlicher Relevan~ sind 11-<br />
nienbandkersmische Punde in Höhlen der Schwäbischen Alb . Nach Biel (1974 , S. 54 f . ) beschränken<br />
sich bandkeramische Punde aus Höhlen dort 1m wesentlichen auf den SUdrand der<br />
Schwäbischen Alb, wo sie in Verbindung mit der Besiedlung des Donautales ~u sehen sind.<br />
Am Nordrand der Schwäbischen Alb wurden Höhlen in diesem Ze1thorizont nur selten aufgeeucht.<br />
Die fUr die frUhen Ackerbauern offenbar schwer nutzbaren Gebiete der Albhochfläche<br />
sind frei von bandkeramischen Funden.<br />
71
Mee. Lbk StbK Rö JN Sll 5Z HaZ LTZ RKZ<br />
ä. j . A B C D A B C D A B C D<br />
•<br />
•<br />
Hohl er Ste • •<br />
Watteadorf, Kr. Bamberg,<br />
Gäulstsll- Abr1<br />
• • • • •<br />
Wslschenfeld, Kr. Ebennannstadt,<br />
Schäferhöhle<br />
• •<br />
Hassi sch, Kr. Pegnitz,<br />
Fe l adsch in d . nw Fel aw . d . Breit •<br />
•<br />
Hssalsch. Kr. Pegnltz,<br />
Feladach i.d. nö Felaw. i.d. Breit •<br />
• •<br />
Pottenate1n, Kr. Pegn1tz,<br />
Adamaf ela-Balmen<br />
• •<br />
Nankendorf, Kr. Eberma.nnatadt,<br />
Stachelbeer-Abrl<br />
Streltberg, Kr. Ebermannatadt,<br />
Höhle au.!' Neldeck<br />
SChwabthal Kr.Staffelateln,<br />
tn<br />
Pottenatein, Kr. Pegnitz,<br />
. ? .?<br />
Gaiakirche<br />
•<br />
Elberaberg, Ldkr. Pe gnitz,<br />
. ?<br />
Hoh19t8b.<br />
• •<br />
Modach iedel , Ldkr. LichteAfela ,<br />
Schräge Wa.ad<br />
• . ? .?<br />
Tbuiabru.nn, Kr. Porchhei.m,<br />
BUttnerloch<br />
• •<br />
Draiaendorf, Kr. Forchheim,<br />
Polaterböhle<br />
•<br />
Oberfellendorf, Kr . Ebermannstsdt,<br />
Geieloch<br />
• .?<br />
Kleinziegenfeld, Ldkr. Lichten/a l a ,<br />
DiebesMhle<br />
• .? •<br />
Tiefenellern , Kr. Bamberg,<br />
Jungfernhöhle<br />
• • • • ?<br />
• ? • •<br />
Plankenfela, Kr. Ebermannatadt<br />
AlbrechtaMhle<br />
•<br />
Burggail lenreuth, Kr . Ebarmannatsdt,<br />
Heinr i chagrotte<br />
• • • ? •<br />
Plankeafela, Kr. Eberma.nnatadt ,<br />
H. a . Lohwitzenberg •<br />
•<br />
Behringe ramUhle Kr. Pegaltz<br />
i<br />
StampfennUhlhöh e • •<br />
•<br />
VWZ<br />
-<br />
•<br />
Geudenata öhle • • • .? • •<br />
Broitanlealau, Kr. Bbermannatedt,<br />
Rauenberger Höhle<br />
• •<br />
Welleraberg,<br />
Pbll1ppenIoc.a Kr. Ll cbtentela , ?<br />
• •<br />
Burggrab, Kr. Ebermannatedt ,<br />
Rothell.ateiJI.<br />
Göaaelad0t!b Kr. Bayrouth,<br />
Moggset, Ldkr. Porchhaila,<br />
Moggaater Hl:Shle<br />
• •<br />
ArnateiJl, Kr. Lichtenteis,<br />
Heidenknockhöbl e • • •<br />
Tl1chere!eld. Kr. Peg.aitz,<br />
Hunnenwohnungen<br />
• • •<br />
Walachenfeld, Kr. Bbermannatsdt,<br />
Höhle 1m ScbloBfelaen • • •<br />
Draiaendorf, Kr. Forchheim,<br />
Pulverloch<br />
Muggendorf , Kr. Bbermannstsdt, .? .?<br />
Witzenhtshle<br />
Bur~a illenreutb,Kr.Bbermannetedt,<br />
Zoo ithenhtshle<br />
ZOggendort Kr . Ebermannatsdt ,<br />
Hl:Shle a. A i tenberg<br />
Hohenmirsberg, Ldki'. Bayreutb,<br />
Höhle zabnlooh<br />
• • •<br />
• •<br />
• •<br />
•<br />
Pottenatein, Kr. Pegnitz, .? .?<br />
Baaenloch<br />
Leutsdorf, Kr. Pegnitz,<br />
Eaperböble<br />
• •<br />
Slegritz, Ldkr. Bamberg,<br />
H. in Plur Ublltzberg •<br />
WUstenatein, Ldkr. Porchhe1Jn,<br />
Höhlenruine , Plur La1.m<br />
Bgloffatein, Kr. Porchheim,<br />
Dietersberghöhle<br />
Gl:5ssweinetein, Kr. Pegnitz,<br />
Zigeunerloch<br />
•<br />
• •<br />
Tab . 16 1 Postpaläolitbiacbe Funde aue Wdhlen in Oberfranken, BRD (n. Schwarz 1955; Stubl fauth 1953. Weich 19641 Erl 19531<br />
ZUchner 1976/771 19801 Geyer/Moaer/Walter 1970 j Peechek 1964 ; Kunkel 19551 Abe l s 1981/82 ) - Mittelalter nicht erleBt.<br />
•
Spätlinienbandkeramische Funde sind auch aus den Höhlen des deTonischen Kalkes bei Steeden,<br />
Oberl ahnkreis/Hessen, bekannt (KUtsch/Kandera 1954; Wurm 1965. S. 64 ff. ). Da Informationen<br />
üb e~ aussagekräftige Befunde fehlen, entziehen sioh Charakter und Punktion dieser<br />
Höhlen im FrUhneolithikum einer Beurteilung.<br />
Aus Höhlen des Sauerlandes und SUdniedersacheens fehlten bisher bandkersmiechee Material.<br />
Das Vorkommen von Punden der späten Linienbandkeramik ist auch aue Höhlen anderer Gebiete<br />
Europas belegt , so aue Frankreich (Petrequin 1961) und Belgien (de Laet 1912 . S. 190).<br />
Abeolutohronologisch offenbar früher setzte die Nutzung der ~hlen des sUdslowakisohen<br />
Karstes durch die Träger der BUkker Kultur ein (Lichardus 1974) .<br />
Es zeigt sich deutlioh, daß Höhlennutzung naoh dem Mesolithikum in ganz Mitteleuropa im<br />
wesentlichen erst wieder in einer for tgeschritteneren Phase des FrUhneolithikums einsetzt.<br />
In diesem Zeitraum kommt es zur regionalen Differenzierung der materiellen Kultur , die<br />
sich in Bildung mehr oder weniger unterschiedlicher archäologiech- kultureller Gruppen bei<br />
offenbar gleichbleibender sozialökonomischer Struktur äußert. Zu den Besonderheiten dieses<br />
Zeitabschnittes (Spätphase der Linienbandkeramik) zählt neben verstärkter Nutzung von<br />
Höhlen z . B. auch das stärkere Hervortreten von Erscheinungsformen des Kultes in der mat e<br />
riellen Kultur (z. B. anthropomorphe und zoomorphe Dars t ellungen) eowie die zeitliche Kongruenz<br />
dieser Elemente mit der Besiedlung von Plußauen und der Niederlegung von Hortfunden<br />
(letzteres nicht in jedem Fall feinchronologisch einzuordnen). Quitta (1969) . der bereits<br />
auf diese Vorgänge verwies , legt einen Zusammenhang mit der in diesem Zeithor izont<br />
zunehmenden Trockenheit des Klimas nahe. PalIs diese Annahme zutr ifft, so ist freilich<br />
hervorzuheben , daß der Zusammenhang ein mittelbarer ist, zurnal nicht alle Befunde gleichartig<br />
gedeutet werden können.<br />
Im Horizont der in ihrem westlichen Verbreitungsgebiet bereits zum Mittelneolithikum gerechneten<br />
Stichbandkeramik wurden Höhlen in geringerem Maße aufgesucht, eine Tatsache,<br />
die sicher nicht zuletzt mit dem - regionalen - RUckgang der Gessmtbesiedlung ZU8~enhängen<br />
dUrfte (vgl . Kaufmann 1975 , Karte I , 2; Engelhardt 1981, S. 54: Pavla/Zäpotock~<br />
1979 , Abb . 1, 2) . Die sich in gan~ Mittelsuropa bereits 1m Horizon t der JUngeren Linienbandkeramik<br />
ab~eichnende regionale Differenzierung der materiellen Kultur setzte s~ch<br />
fort (vgl. fUr das westliche Verbreitungsgebie~ Meier-Arendt 1972) und fand ihren Ausdruck<br />
in der auf bodenständigen Entwicklungen baaierenden Gruppierung Lengyel (Mährisch<br />
bemalte Keramik) - Stichbandkeramik - Hinkelstein/Großgartach (vgl. ~um chronologischen<br />
Verhältnis dieser Grup pen etwa Kostu~ik 1972; Meier- Arendt 1975 , S. 106 ff., S. 154 ff.;<br />
Kaufmann 1976 , S. 91 ff. ). - Im Böhmischen Karst entspricht die atichbandkeramische ~6hlennutzung<br />
etwa der z. Z. der Linienbandkersmik (vgl. Fridrich/Sklen~f 1976) . Aus dem Bereich<br />
der Lengyel- Kultur in Mähren waren 1965 sieben Höhlen mit Funden bekannt (Skutil<br />
1965 , S. 35 ; 1970 , S: 327) . Ub er deren genauere zeitliche Stellung sind derzeit allerdings<br />
anhand der Literatur kaum Angaben zu machen. Stichbandkerpmische Funde ließen eich<br />
in Hijhlen IQihrens bisher nicht nachweisen. Bedingt durch die offenbar nur wenig intensive<br />
Besiedlung Prsnkens durch !Täger der stichbandkersmiachen KUltur weisen die H6hlen<br />
der Fränkischen Alb eine nur geringe Nut~ungsintensität auf. Ob die fUr die Linienbandkeramik<br />
belegte punktuelle Gleichzeitigkeit mit mesolithischen Siedlergruppen (Wenke<br />
1978 , S. 46 f . ) in bes timmten Gebieten der in dieser Zeit ohnehin dünn besiedelten Fränkischen<br />
Alb auch noch während des s tichbandkerami s chen Horizontes andauerte (so Engelhardt<br />
1981. Chronologietabellen S. 70, 63) , muß vorerst dahingestellt bleiben. Die weitaus<br />
.meisten der bekannten stichbsndkersmischen Inventare aus Höhlen haben nur geringen<br />
Umfang , so daß die Nutzung der Höhlen offenbar nur von kurzer Dauer war und UDS GrUnde<br />
dafür weitgehend verschlossen bleiben.<br />
Die Funde der etwa zeitgleichen Gruppen Hinkelstein und Großgartach konzentrieren sich<br />
im wesentlichen sm Nittelrhein und Neckar (Meier- Arendt 1915; Goller 1972, Abb . 70). Die<br />
Besiedlung echien eich 1m wesentlichen auf die Tal lagen zu beschränken und die höheren<br />
Legen weitgehend zu meiden. Funde aus ~dhlen sind nicht bekannt.<br />
Ein W~del 1m Siedlungsverhalten der urgeschichtlichen Menschen ~eichnet eich fUr das<br />
74
eginnende (nach Behrena 197) für d&8 Mltt elelbe- Saale- Gebiet) bzw. fUr da. aUlgehende<br />
Mittelneol lthlkum (naeh weltmitt eleuropäischer Chronologleyor stellung) ab . Die Sledlungsgebiet<br />
e und - plätze ent sprechen zwer 1m wesent lichen dsn im Neolithi kum bevorzugten (Talflanken,<br />
Pl uBterrae.en UB •• ). doch wir d zumindest fUr den SUden und SUdweeten der BRD her<br />
Torgehoben, daO PUnde der RHBseDer Kultur 1m Gegeneatz zu den vorangegangenen Gruppen verstärkt<br />
auch auf HHhen anzutreffen sind (GeIler 1972, S. 2)8). Damit ging vor allem 1m suden<br />
und SUdweaten der BRD eine verstärkte Nutzung der Höhlen einher.<br />
Uberzeugende Belege fUr das veränderte Siedlungsverhalt en z . Z. der Röeeener KUltur konnten<br />
von Linke (1916) fUr die westfälischen und nordh.s.iachen Bördenlandschaften erbracht<br />
wer den. Dor t bevor zugten RH ssener Ackerbauern als Siedlungsplätze vor allem HangfUBl agen<br />
und Unterhangbereiche. Von allen frUh- und mittelneolithischen Siedlungen liegen die der<br />
RH.sener Kultur sm häufigsten in Plußauen (wenn auch Plußauenbesiedlung andernorts durchaus<br />
ber eits 1m ältesten Neolithikum Ublich war - Wenke 1978 , S. )5 ff., der diesen Siedlungen<br />
ei nen ander en wirtschaftlichen Status zuspricht al s "normalen" Preilandsiedlungen).<br />
RHssener Siedlungen zeichnen sich zudem 1m genannten Bereich von denen anderer Gruppen<br />
durch die Bevorzugung einerseits wassernaher Standorte, andererseits stärker geneigter<br />
Plächen 1m Umland der Siedlungen aus (Linke 1976 , S. 69 f . ) . Di e Bevorzugung der Hangfußlagen<br />
durch die Siedler der Rössener Kultur könnte auf eine Ausnu tzung der s tärkeren Humus<br />
schichten 1m Gefolge bereits erfolgter, durch Entwaldung der Kuppenbsreiche und Ackerbau<br />
1m Plachland ausgelöste Bodenerosion hi nweisen (vgl. Lolek 1976), Man kann insofern<br />
Engelhardt (1981 . S. 69) zustimaen, der von den Menschen des Mittelneolithikums (ausgehendes<br />
PrUhneolithikum im Mittelelbe- Saale-Gebiet) eine größere Anpassungsfähigkeit bezUglich<br />
ihrer Landwirtschaft annahm , die möglicherweise als Reakt i on aut ver ändert e Umweltbedingungen<br />
zu sehen ist.<br />
Inwieweit die Höhlenfunde der Stichbandkeramik bzw . der Lengyelkultur in Böhmen und Mähren<br />
diesem Horizont zuzuweis en sind , i st ohne die Gesamtvorlage der entsprechenden Mater<br />
ialien vorerst nicht zu entscheiden. Von den r elativ zahlreich in dieser Zeit aufgesuchten<br />
Höhlen der Fränkischen und Schwäbischen Alb, des Nijr dlinger Rieses und der Devonkalke<br />
in Hessen (Stuhlfauth 1953; Kunkel 1955; Str oh 1938 ; Dehn/Sangmeister 1954 ; Wurm 1965)<br />
wurden zumindest einige auch kultisch genutzt. (Beispiele tUr Höhlenfundsteilen, deren<br />
Befunde auf anthropophage Riten schließen lassen, bei Kunkel 1955, S. 117 f .; hinzuzufUgen<br />
ist wahrscheinlich die Höhle Wildscheuer bei Stecden, L~-Dill - Kr eis , Hessen - Wurm<br />
1965 , S. 86, wenn aufgrund der nicht gesicherten Stratigraphie auch nicht auszuschließen<br />
ist, daß die dort gefundenen menschlichen Skelettreste eine andere Da tie~ erfahren<br />
mUssen. ) Bereits Paret ( 1961, S. 87 ff.) ha tte mit großer Vehemenz ale Hintergrund der<br />
von ihm und danach auch von Seewald (1971. S. ) 91) aufgrund der menschlichen Skelettreste<br />
in den KUlturschichten der HHhlen als Nahrungskannibalismusinterpretierten anthrophagen<br />
Handlungen eine s tarke DUrreperiode angenommen . Eine solche Darstellung erecheint freilich<br />
zu sehr vereinfacht , zumal sich die Annahme eines Nah run g s kannibalismus<br />
durch das gemeinsame Vorkommen von menschlichen Skelsttresten und Tier knochen von selbst<br />
ad absurdum zu fUhren scheint. )O_ Die oben tUr Westfalen und Hessen genannten Kr i ter ien<br />
weisen jedoch eine auffallende Ubereinstimmung mit der Charakteristik von Siedlungegewohnheitsn<br />
während der Urnenfelderzeit durch Jäger /Lolek (1978 , S. 215) auf und deuten<br />
somit analog zu den genannten spätbronzezeitlichen Verhältnissen eine klimatische Trokkenperiode<br />
an, deren Konsequenzen für urgessllschaftlichs Bevölkerungen bisher nicht völlig<br />
klar sind. Es scheint aber, daß derartige klimatische Veränderungen in gewiesem Maße<br />
als Binfl ußfaktoren tur den Besiedlungsablauf im mitteleuropäischen Neolithikum in Betraoht<br />
zu zi ehen sind.<br />
Duroh eine relativ dichte Besiedl ung und kulturelle Vieltalt war in der Poigezeit das<br />
Gebiet zwischen Mittel- und Oberrhein, Alpenrand und Ma in gekennzeiohnet (LUning 1969,<br />
S. 14 f f . , Karte 8 ). Heben den traditionellen neolithischen Siedlungsgebieten _aren dor t<br />
auch in noch stärkerem KaBe als z.Z. der Rössener KUltur die Höhenlagen der Mittelgebirge<br />
basiadelt.<br />
Höblennutzung iet rar taat alle Verbreitungsgebiete dar dort siedelnden, die Wende zum<br />
"Jungneolithikum- markierenden "Spätrössenar M Gruppen nachgewies!n (MUnchshöten: SUB 1976 ,<br />
S. 99 ff.; AichbUhl . Biechheim, Schwieberdingenl Biel 1974;LUning 1969 . S. 73 ff.; 001-<br />
ler 1972 , S. 249 f., bier auch Bestattungen in Höblen - Gr otte de Cravanche bei Belfor t/<br />
Elsaß; Kimmig 1948/50, S. 42 ff. »)1 Hervorzuheben ist hierbei bes onders, daß jetzt auch<br />
die Hochflächen der Schwäbischen Alb mit HHhenlagen bis zu 800 m Ü. RN genutzt wurden.<br />
75
Auffallend sind auch die "Exklaven" de r MUnchshöfener Kultur im Bereich der Pränkischen<br />
Alb und im Nördlinger Ries , wo in Höhlen deren Keramik weitab vom eigentlichen Verb re i <br />
tungagebiet dieser Kultur (Niederbayern) gefunden wur de (z. B. Wa ischenfeld, Ldkr. Ebermannstadt/Oberfranken:<br />
SUD 1976 , S. '17 ; Gößweinstein, Ldkr. Pegnitz/Oberfranken; Lierheim<br />
, Kr. Nördlingen : SUß 1976, S. 10), 112. Karte Abb . 1).<br />
Abweichend von dem sich etwa a~f der Schwäbischen Alb bietenden Bild konnten Brunnackerl<br />
Kossack (1959 , S. 49) fUr das Mittelneolithikum in Niederbayern eine rUckläufige Tendenz<br />
der Höhenbesiedlung herausstellen. Ubereinstimmend mit dem für die Rössener Kultur gesagten<br />
sprachen sie sich fUr eine veränderte Wirtschaftsweise aus , die gegenüber der des<br />
PrUhneolithikums ihren Ausdruck in der verstärkten Nutzung ander er Sub~trate als Lijß fand.<br />
Aus den weiter nördlich gelegenen Höblengebieten des hier behandelten Areals sind keir.e<br />
Funde dieser Zeit bekannt .<br />
In der älteren Phase des Jungneolithikuma (SUden der BRD) , Äneolithikums (Bö~en und Mähren)<br />
oder Mittelneolithikums (Yittelelbe- Saale-Gebiet) , die im südlichen und westlichen<br />
Teil der BRD mit der Stufe Michelsberg 11 parallelisiert werden kann (LUning 1969 , S. )4<br />
ff ' t Karte 9) , scheinen Höhlen weniger häufig aufgesucht worden zu sein. Aus Böhmen sind<br />
vorerst nur Punde aua der Kodahöhle bei Tetin, Bez. Beroun, zu nennen, die der älteren<br />
Jordansmtihler Kultur angehören (Fridrich/Sklen!r 1976, S. )5) . ?Ur Mähren sind diesbezügliche<br />
feinchronologische Angaben anband der Literatur nicht möglich. Aus sieben Höhlen<br />
des Mährischen Karstes sind äneolithische Funde bekannt , die Skutil (1965 , S. )4 f . ) ohne<br />
nähere Angaben der "Jaispitzer Kul tur '~JeviJovice) zuweist. Der Zeitstufe Michelsberg 11<br />
sind :He lHchelsberger funde aus der Jungfernhöhle bei Tiefenellern zuzuordnen (Kunkel<br />
1955, S. 84 f.; Lüning 1968, S. 132 , 247) . Inwieweit menschliche Skelettreste dieser Höhle<br />
zur Michelsberger Nutzungsphase gehören, muß offen bleiben. Menschliche Skele ttreste<br />
als Zeugnisse kultischer Handlungen im weitesten Sinne sind in Michelsberger Zusammenhang<br />
aus Höhlen allerdings noch in mindestens vier weiteren Fällen belegt (LUning 1968, S. 192 ,<br />
269 ff.; Wurm 1965. S. 84 H . ) . Ebenfalls zur Ze1tstufe II der !.!1chelsberger Kultur gehört<br />
auch der Fundkomplex aus der im devonischen Kalk des Harzes gelegenen Ba~~ann shöhle<br />
bei RUb eland, Kr. Werningerode (Behrens 1973, S. 82 ff.; zur Datierung vgL a'Jch Schwellnus<br />
1979 , 5. 78) . Es handelt sich ~~ typisch Michelsberger Funde , die chronologisch an<br />
den Beginn der Trich~erbecherkultur einzuordne~ sind und die kulturelle Züge der Lengyelkultur<br />
tragen. Während Behrens nur eine kurzzeitige Nutzung der Bauma r~ahöhle anne~~en<br />
möchte , legt Schneider (1982, S. )84) nicht zuletzt aufgrund des Vorkommens von lIausrind<br />
unter den Funden sowie der autochthonen Herkunft des Materials der Steingeräteeinzelfunde<br />
aus dem Oberharz eine längere Besiedlung des Geländes nahe. Auch bei der Anna~e eines<br />
Kultplatzes möchte Schneider (1982 , S. )65) den zugehörigen Wohnplatz innerhalb des Harzes<br />
suchen. - Bei den Höhlentundstellen der /Jichelsberger Kultur wiederholt sich die bereits<br />
fUr die tdUnchshöfener Gruppe belegbare extrem abseitige Lage der Höhlenfundstellen zu den<br />
Hauptsiedlungsgebieten der Träger dieser Kultur.<br />
Höhlenfunde des mittleren Jungneolithikums (Michelsberg III/IV/Althelm/Schussenried u.a.<br />
zeitgleiche Gruppen) sind demgegenüber sehr selten. 32 Nach dem derzeitigen Publikationsund<br />
Forschungsstand scheinen lediglich einige Höhlen des Donautales am SUdrand der Schwäbischen<br />
Alb durch Menschen dieser Zeit genutzt worden zu sein (z. B. Felsdach Lautereck<br />
b. Lauterbach, Kr . Ehingen ; Bockstei nhöhle bei Rammingen , Kr . Ulm ; St. Nikolaushöhle bei<br />
Veringenstadt, Kr . Sigmar ingen - Schussenr i eder - und Altheimer- Kultur: Rieth 1938, S. 215;<br />
LUning 1969 , S. 89 . vgL auch Reim 1976 , S. 93) .<br />
Funde des ausgehenden Jung- und des Spätneolithikums sind aus Höhlen ganz Mitteleuropss<br />
ebenfalls nur vereinzel t bekannt geworden. Die vorhandenen Funde aus Höhlen des Böhmischen<br />
Karstes (Höhlen mit Keramik der Aivna~ - Kultur , in einem Fall - Sv . J~n pod Skalou,<br />
Bez. Beroun - der Chamer Gruppe: Fridrich/Sklen!r 1976) , des Nor dens der Fränkischsn Alb<br />
(Tab . 16) , der Schwäbischen Alb (Rieth 1938 , S. 215) und des Sauer ländischen Berglands<br />
( Krebs 1933, S. 209 f . ) lassen den Schluß auf eine jeweils nur kur zzeitige Nutzung zu.<br />
Die geringen schnurkersmischen Siedlungs funde aus Höhlen bzw. Abris der Fränkischen Alb<br />
76
könnten als Rastplätze durchziehender Menachengruppen gedeutet werden (vgl. Buchvaldek<br />
1919/80, S. 266, der dem Obermaingebiet eine Vermittlerrolle zwiachen Böhmen, dem Mittelelbe-Saale-Gebiet<br />
und Heaaen einräumt) . - Die von Maier (196~, S. 101, 142) für daa Spätne<br />
olithi~ genannte atreckenweise Nutzung von Abris und Vorplätzen von Pelewänden sm Hor d<br />
rand der Alpen als Werkplätze und Siedlungen ist vorerst 1m Schrifttum nur unzulänglich<br />
dokumentiert. Sie belegt immerhin neben anderen Pundplätzen eine Allaweitung' des Aktionsradius<br />
der zugehörigen Bevölkerungsgruppen.<br />
6. 3. PrObe und mittlere Bronze~eit<br />
Der Beginn der Bronzezeit voll~og sich nicht in allen hier in Prage stehenden Gebieten<br />
Mitteleuropas gleichzeitig und in gleicher Weise. Sowohl für die Gebiete, in denen sich<br />
die Aunjetitzer Kultur ausbreitete, a l s auch für diejenigen, die zum sogenannten Blechkreis<br />
gehören (Gemeinlebarn, Straubingen, Singen, Adlerberg) sind die entscheidenden AnstöBe<br />
zur Entwicklung der FrUhbronzezeitkultur von sUdöstlichsn, letztlich karpatenländischen<br />
Kulturen auegegangen (LichardU8 1980, S. JJ ff.) . Höhlen wurden im Bereich der<br />
Aunjetitzer Kultur lediglich in Mähren nachweislich bereits in deren ältesten Phase genutzt<br />
(z.B. Pekärna- ~dhle: Stuchlik 1981 , s . )6 ff.). Im Bereich des ThUringer Beckens<br />
wurden Höhlen erst in einer fortgeschrittenen Phase der Aunjetitzer Kulturentwicklung aufgeaucht.<br />
Es handelt sich dabei ausschließlich um nicht bzw. nicht 1m herkömmlichen Sinne<br />
bewohnbare Höhlen. Menschliche Skelettreste (z. T. intentioneIl verändert) zeigen dann<br />
auch an, daß diese Pundstellen den Charakter eines Kultplatzes gehabt haben dUrft en. Weitere<br />
Belege datur sind gebranntes Getreide und das an Grab- oder Hortfunde erinnernde Metallinventar.<br />
In den KYtthäuserMöhlen trat gebranntes Getreide in kultiachen Zusammenhängen<br />
der frUhen Bronzezeit vereinzelt, in solchen der Urnenfelderbronzezeit gehäuft auf<br />
und wird als Zeugnis altindoeuropäiachen KUltes angesehen (Behm- Blancke 1976 , S. 87). Ob<br />
analog zu den KYfthäuserbetunden auch in der Diebeshöhle bei Uftrungen mit kultischer<br />
Anthropophagie zu rechnen ist, kann vorerst nicht entschieden werden. - Bei der Annahme<br />
von Beatattungen, wie dies die zahlreichen unzerschlagenen Skelettreste und die sllgemein<br />
als "Grabgefäßen angesehenen , z . T. fast unversehrten Tassen implizieren, dUrfte es<br />
sich sm ehesten um "Sonderbestattungen h in kultischem Zusammenhang handeln.<br />
SUdostthUrlngen einschließ11ch der Landschaften um die höhlenfUhrenden Zechste1nr1ffe<br />
wurde offens ichtlich nicht von der frühbronzezeitlichen KUlturentwicklung in Mitteleuropa<br />
erfaßt (Kartierung der wenigen Funde bei Kaufmann 1963, S. 47) und lieferte auch keine<br />
Höhlentunde dieser Zeitstellung. PrUhbronzezeitlichc Funde aus Höhlen scheinen auch in<br />
Böhmen die Ausnahme zu sein. )3 Ein Blick auf das Verbreitungegebiet der Aunjetitzer KUltur<br />
in Böhmen zeigt , daß die in Prage kommenden Gebiete (Böhmischer Karst und Böhmisches<br />
Paradies) nach dem bisherigen Porschungestand nicht oder nur in geringem Maße von Trägern<br />
der Aunjetitzer Kultur besiedelt waren. Höhlen der Pränkischen Alb wurden dsgegen in der<br />
Spätphase der frUhen Bronzezeit häufig aufgesucht. Bei einigen davon können in den Höhlen<br />
ausgeübte kultische Handlungen - u . a . aufgrund des Vorkommens menschlicher Skelettreste<br />
- wahrscheinlich gemacht werden (z. B. Breitenwinner Höhle bei Lutzmannstein, Ldkr.<br />
Neumsrkt/Oberpfalz : TorbrUgge 1959, S. 165 f.; abweichend und z.T. idealisierend Vollrsth<br />
1959 , S. J8 ff.; 1967 a, S. 73 ff.; Rsuenberger Höhle bei BreitenIesau, Ldkr. Ebermannate~t/Oberfranken:<br />
Geyer/Moser/Walter 1970, S. 95 f . ). Die Fundsteilen der Pränkischen<br />
Alb befinden sich sowohl 1m Zentrum des Verbreitungsgebietes der Straubinger KUl <br />
tur in Niederbayern (z. B. Schulerloch bei Kelhe1m : Holste 195), S. 16 f.) als auch abseits<br />
davon 1m Bereich der mittleren und nördlichen Pränkischen Alb. Das sich dort bietende<br />
Pundbild ist jedoch möglicherweise verzeichnet . TorbrUgge (1959, S. 41 ff.) rechnet<br />
mit einer gleichmäßigen Pundetreuung 1m Bereich des gesamten Gebietes zumindest der<br />
Oberpfalz. Er erklärt das sich gegenwärtig sbzeichnende Bild nahezu ausschließlich als<br />
forschungsstandbedingt und glaubt die ~ohlennutzung 1m gesamten besagten Gebiet der fränkischen<br />
Alb wahrscheinlich maohen zu können (TorbrUgge 1959, S. 26) . PUr Uittel- und<br />
Oberfranken steht die Neuvorlage des bronzezeitlichen Pundmaterials nOch aue , so daß hier<br />
bei der Interpretation vorerst ZurUckhaltung gebotsn soheint.<br />
77
FrUhbronzezeitlicne Höhlennutzung ist in mindestens 10 Fällen auch fUr die Schwäbische<br />
Alb belegt (Reim 1976, S. 93), ohne daß vorerst anband der Literatur nähere Angsben Ub er<br />
deren Charakter gemacht werden könnten. _ Zur Abrundung dieses Bildes tragen auch HöhlenfundsteIlen<br />
aus dem Ith bei, einem Höhenzug wes tlich des Harzes in SUdniedersachsen. Beide<br />
Funds t eIlen. Rotheat ein- und Nasensteinhöhle bei Holzen, Kr. Holzminden (Claus 1964 ; Krüger<br />
1980), lieferten funde der Phas e Reinecke A 2. Die Funde der Rothesteinhöhle kClnnen<br />
an die Aunjetitzer Kultur angeschlossen werden (Claus 1964, S. 162) , während bei der Nasensteinhöhle.<br />
nicht zuletzt aufgrund hohen Fundverlusts, die kulturelle ZugehClrigkeit<br />
offenbleiben muß . Uberraschend sind die Ub ereinstimmungen , die sich im Befundbild zu den<br />
entsprechenden Höhlen des SUdharzes und des Xyffhäusera zeigen . Trotz erheblicher Lücken<br />
in der BefundUberlief erung darf angenommen werden , daß auch in diesen Höhlen kultische<br />
Hsndlungen vorgenommen wurden. Deren Intensität und Dauer kann zwischen den einzelnen Fundstellen<br />
unterschiedlich gewesen sein.<br />
In der mittleren Bronzezeit scheint die Nutzung von Höhlen in Abhängigkeit vom Besiedlungabild<br />
in den einzelnen Landschaft en eine geringer e Rolle als in der PrUhbronzezeit gespielt<br />
zu haben. L~ Thüringer Becken und seinen Randzonen ließ sich nur bei den Kulthöhlen von<br />
Bad Prankenhauaen eine Kontinuität der Nutzung von der frUhen bis zur mittleren Bronzezeit<br />
nachweisen. Dort wurden die kultischen Handlungen auf dem Plateau des Berges voll <br />
zogen ; die Mahlzeitreste, Teile der Opfer sowie Keramik, Bronzeachmuck, Kleidungszubehör<br />
~~d geröstetes Getr eide wurden an anderer Stelle in eine Schachthöhle geworfen (Behm<br />
Blancke 1976, S. 82) . - Eindeutige Belege für die Spät phase der mittleren Br onzezeit (Reinecke<br />
C/D) fehlen in Höhlen Thüringens bisher, will man nicht die gekerbte Armspirale vom<br />
Bärenkeller bei ~6nigsee - Garaitz in diesen Zeitabschnitt datieren. Die Ze chsteinhClhlen<br />
der Orlasenke erbrachten trotz des gehäuft en Auftretens hügelgräberbr onzezeitlicher Freilandfunde<br />
(Kaufmann 1963 , S. 49 ff . ) keine Funde dieser Periode . Auch aua den Höhlen Böhmens<br />
wurden bisher nur wenige mittelbronzezeitlichen Funde bekannt ; die Höhlen des Yahr<br />
ischen Karstes und BClh..-nens wurden sporadisch genutzt O&i.hrischer Karst: Turoldhöhle,<br />
Pe k ~rnahClhle und namenlose Höhlen bei der Höhle PekarDa : Stuchlik 1981 , s . 53 , im Gegensatz<br />
zu Skutil 1965; 1970 , dem keine mittelbronzezeitlichen Funde aus Höhlen Mährens bekannt<br />
waren: Böhmischer Karst : Höhle Nr . 1504 bei Srbsko, Bez . Beroun : l.Iatou!1ek 1982).<br />
Gleiches wird man anhand der Fundstatistik von . der Fränkischen Alb sagen dürfen. Ei nzelne<br />
Höhl en mit relativ umfangreichem mittelbronzezeitlichem Fundniederschlag wie die Bre1tenwinner<br />
Höhle bei Lutzmannstein ( TorbrUgge 1959 , S. 165 f . ) laasen jedoch eine POl'schungslücke<br />
vermuten . _ Bei den Höhlen der Schwäbischen Alb scheint der Schwerpunkt der bronzezeitlichen<br />
Nutzung in der /.!ittelbronzezeit gelegen zu haben (Reim 1976 , S. 93; Biel 1980,<br />
S. 27 ff.; entgegen den Angaben von Pirling et al. 1980, S. 2) . Aufachlußreich is t der<br />
für die Schwäbische Alb durch die Arbeit von Biel (1980) mögliche Vergleich von HClhlennutzung<br />
mit der Belegung der HClhensiedlungen im südlichen Teil der Alb . Eine Gruppe von<br />
Höhensiedlungen gehört· der Ube rgangsperiode von früher zu mittlerer Bronzezeit an ,<br />
während andere derartige Siedlungen etwa von Reinecke Bz A 2 bis Bz C 1 belegt waren.<br />
Die Stufe Reinecke D fällt - im Gegensatz zu HClhen etwa des Nördlinger Rieses - fast aus<br />
(Biel 1980, S. 28). Die Höhlennutzung der südlichen Schwäbischen Alb entspricht diesem<br />
Bila in leicht modifizierter Form . Systematisch ausgegrabene Höhlen mit bronzezeitlichen<br />
Funaen (etwa die Höhlen von Bad Frankenhausen und die Jungfernhöhle bei Tiefenellern)<br />
weisen ähnliche Verhältnisse auf: Nutzung von Bz A 2 - C 1. Der Vergleich mit der Höhenbesiedl<br />
ung fällt für andere Landschaften allerdings vorerst noch schwer. Es scheint nicht<br />
ausgeschloasen, daß ein stärkerer mittelbronzezeitlicher Fundhorizont in HClhlen nur forschungsstandbedingt<br />
noch nicht stärker herausgearbeite t werden konnte .<br />
6. 4. Urnenfelderzeit<br />
Der gegenüber der mittleren Bronzezei t in Thüringen generell stark vermehrte Fundniederschlag<br />
der Urnenfelderzei t (Peschel 1978 , Karten Abb . " 2) spiegelt sich auch an der<br />
durch Funde belegbaren Frequentierung der Höhlen wider. Bemerkenswert ist dabe i . daß i n<br />
dieser Zeit wiederum die Höhlen aufgesuch t wurden , die bereits im Frühneolithikum ge-<br />
78
nutzt worden waren. Die genauere zeitliche Abf'o'lge- der Nutzung l äßt eicn auf'grund des z . 'f .<br />
sehr spröden und lückenhaften archäologischen Ma"terials nur schwer erfassen. Ee wird jedoch<br />
deutlich, daß aowohl PrUh- als auch Spät stufe der Urnenfelderzeit in den Punden aus<br />
jen Höhlen Thüringens nachzuweieen sind (Tab . 14). In den entsprechenden Punden Mittelund<br />
Ostthüringens scheint eich der von Simon (1969) fUr die Höhensiedlungen OBtthUringens<br />
nachgezeichnete epätbroDzezeitliche Be s iedlungs ablau~ widerzuspiegeln.<br />
Ein Blick auf die Umlandbesiedlung der einzelnen FundsteIlen zeigt , daß ein Teil der Funde<br />
in unmittelbarem Zusammenhang mit benachbarten, zeitgleichen Siedlungen steht (Höhlen<br />
1m Döbritzer Tafelberg, Höhle im Felsenberg bei Pößneck- öpitz, Teufelsbrllcke sm Gleitsch<br />
bei Saalfeld). Eine direkte Einbindung in die Beaiedlungsstrukturen der Umgebung ist naheliegend.<br />
Bei anderen Höhlen, wie dem Bärenkeller bei Königsee- Garsitz, der Dienstedter<br />
Höhle und den Clythenhöhlen, muß bis zum etwaigen Nachweis zeitgleicher Siedlungen in der<br />
Umgebung eine Nutzung per ee angenommen werden. - Für die Höhlen der ZecD s teingebiete ist<br />
es der.kbar. daß urnenfelderzeitliche Punde aus diesen Höhlen 1m Zusammenhang mit den mehr<br />
oder weniger zufälligen Begehungen bei der Suche nach Kupfererzen zu sehen sind (vgl.<br />
Kaufmann 1962, S. 50, Abb . 4, der in der Au sbeutung der Kupfervorkommen einen der HauptgrUnde<br />
fUr die Besie dlung SüdostthUringens von der HUgelgräberbronzezeit bis zur Lat~nezeit<br />
sieht). Nelen der Annahce eines Siedlungsplatzes (einschließlich Rastplatz, Unterschlupf<br />
usw.) fUr die Döbritzer Höhlen, den Bärenkeller und die Ober feldhöhle, ist eine<br />
kultische Nutzung i.S. einer kultischen Niederlegung von Gegenständen in und vor den Höhlen<br />
nicht auszuschließen (vgl. Moser 1968, S. 16 ff.). - Während die aUB dem Bereich der<br />
Döbritzer Höhl en stammenden menschlichen Skelettreste , bedingt durch ihre z.T. unklaren<br />
Fundumstände nur unter gr oßen Vorbehalten interpr etiert werden können , war es durch den<br />
Nschweis wiederholter, eindeutig kultischer Niederlegung von Gegenständen sowie großer<br />
Mengen menschlicher Skelettreste mit Spuren artifizieller Einwirkungen möglich , die Höhlen<br />
des Kosackenberges bei Bad Prankenbausen ale einen, regional offenbar sehr bedeutenden<br />
Kultplatz der Urnenfelderzeit zu char akterisieren (Behm-Blancke 1958; 1976) .34 Die<br />
Vielfalt der dort vorgefundenen, z.T. ungestörten Befunde und Funde ermöglicht exemplarisch<br />
Einblicke in Bereiche des Oberbaus der Gesellschaft gerade während der Urnenfelderzeit.<br />
Da in dieser Zeit verstärkt kulturelle EinflUsse aus Südosteuropa wirksam wurden<br />
und kultische Praktiken über große räumliche und zeitliche Entfernungen in ihrer Grundstruktur<br />
ähnlich blieben, liegt es bei der Fülle der Befunde nahe, die durch schriftliche<br />
Quellen im Bereich der antiken Welt bis in diese Zeit nachzeichenbar en Kulte und kultischen<br />
Praktiken zum Vergleich heranzuziehen und damit d8S sich bietende Bild wesentlich<br />
zu bereichern (Behm- Blancke 1976; Schauer 1981).<br />
Mit der sich in den meisten Gebieten Mitteleuropae in der Urnenfelderzeit gegenüber der<br />
Mittelbronzezeit abzeichnenden BesiedlungS'lerdichtung "ist in den betreffenden Gebieten<br />
auch eine Zunahme der Höhlennutzung zu verzeichnen. Ebenso wie in Thüringen sind im Böhmischen<br />
Kerst nahezu alle bereits im FrUhneolithikum benutzten Höhlen auch in der Urnenfelderzeit<br />
- hier von Trägern der Knovizer Kultur - aufgesucht worden (vgl. Fridrich/<br />
Sklen" 1976). Weit we niger Höhlen mit urnenfelderzeitlichen Funden weist dagegen der<br />
Mährische Y~rst a~f (Skutil 1965 , S. 35; 1970 , s . 327) , doch ist hier wi ederum eine ForechungslUcke<br />
nicht auszuschließen. Die Höhlen der Fränkischen Alb wurden vor a llem in<br />
de r en mittleren Bereich während dieser Zeit häufig aufgesucht. Dabei ist nicht nur die<br />
Zahl der begangenen und genutzten Höhlen höher als in vorangegangenen Zeitabschnitten,<br />
sondern auch der Fundurnfang z . T. beträchtlich gestiegen (Vollrath 1959 , 1967 a). - Für<br />
die Schwäbische Alb konnte Biel (1980, S. 28 f . ) für die FrUh- und Mittelbronzezeit eine<br />
"auffällige Parallelität in der Besiedlung der Höhen und Höhlen" nachweisen. Ähnlich wie<br />
in Hessen (Jockenhövel 1980) se t zte die Höhenbesiedlung auf der Schwäbischen Alb nach<br />
der mittleren Bronzezeit erst wieder verstärkt in der mittleren bis späten Urnenfelderzeit<br />
ein (Biel 1980, Abb. 5). - Weitgehend unklar sind in den meisten Fällen Gründe und<br />
Char akter der Nutzung von Höhlen der Schwäb ischen und Pränkischen Alb . Nur in wenigen_<br />
Fällen ist die Befundsitua tion so klar, daß etwe mit Sicherheit eine kultische Nutzur.g<br />
angenommen werden könnte (z. B. Paulushöhle bei Beuron, Kr . Sigmaringen - Bronzeschatz-<br />
79
(depot- )tund , vor dem Eingang die Bestattung eines Kriegers , Burghöhle bei Dietturt , Kr.<br />
Sigmaringen, Baden- WUrt tembe r g - Fund eines Feuerbockes: Schauer 1981; wei t ere Belege bei<br />
Stein 1976, S. 113) . - Aus den Höhlen der anderen bisher mitbehandelten Landschaften -<br />
Hess en und Niedersachsen - wurden bisher nur wenige (Einzelfunde aus der Wildhaushöhle<br />
bei Steeden: Herrmann 1966 , S. 78) oder gar keine urnenfelderzeitlichen Funde bekannt.<br />
Die zwingende Be ziehung zwi sche.n Höhlennutzung und Besiedlung der näher en bzw . weiteren<br />
Umgebung wird besonders am Beispiel des westfälischen Ber glandes deutlich. Dieses Geb i et<br />
war in der Urnenfelderzeit nur sehr dUnn besiedelt ; an Höhlenfunden ist nur ei n Gefäß eus<br />
den Bielsteinhöhlen bei Wars tein, Kr . Arnsberg, bekannt. Erst in der älteren Eisenzeit<br />
setzte eine stärkere Besiedlung zwischen Ruhr und Lippe ein, mit der auch zahlreiohe " HtJ;hlenaufenthalte"<br />
verbunden waren (Behaghel 1943). - Einer Uberprüfung bedürfte die Frage,<br />
ob sich die ur nenfelderzeitlichen Höhlentunde aus dem Ra um zwischen Alp en und Mittelgebirgen<br />
tatsächli ch statistisch gesehen auf die Stuf en Ha A 2 bis Ha B 3 verteilen, wie<br />
es nach dem j etzigen Publikationsstand den Anschein hat .<br />
6. 5. Hallstatt- und Latenezei t<br />
Di e in der Urnenfelderzeit feststellbare Tendenz zur verstär kten Höhlennu tzung setzte<br />
sich in der Hallstattzeit fort ( Tab . 14) . Zumindest in Thüringen scheint dabei die Stufe<br />
Ha C auszufall en . Ein Vergleich der Keramik der HöhlenfundsteIlen Thüringens zeigt , daß<br />
S- Profil- Gefäße , Schulterknickschüsseln und Besen- (Kamm- )strichverzierung verbindende<br />
chronologische Merkmale darstellen. Anderer seits weist der keramische Bestand dieser Fundstellen<br />
in seinem Habitus eine deutliche Inhomogenität auf. Der qualitative Gegensat z der<br />
Keramik aua der I lsenhöhle einerseits und j ener aus den - mit nur geringen Abweichungen<br />
als gleichzeitig anzusehenden - späthallstatt- /frühlatenezeitlichen Nutzungshorizonten<br />
der Döbritzer Höhlen, der Clythenhöhlen und der Teufelsbrücke andererseits , läßt sich<br />
mithin- möglicherweise aus der besonderen Stel lung des Burgberges Ranis als Zentral or t der<br />
keltischen Siedlungsinsel im Orlagau erklären. - Die späthallatatt-/frühlatenezeitlichen<br />
Funde der Diebeshöhle bei Vftrungen sind ebenso wi e jene aus der Abr ißkluft an der Hasenburg<br />
nur all geme in in den Horizont strichverzierter, frUheisenzeitlicher Mittelgebirgskeramik<br />
( Peschel 1962/63) einzuordnen, wenngleich durch den Steigbügelarmring aus der<br />
Diebe~höhle ein Zusammenhang mit der thUringischen Kultur der frUhen Eisenzeit gegeben<br />
ist. PUr die kulturelle Zuordnung der gleichalten Funde aus den Bad Frankenhausener Höhlen<br />
muß die endgültige Publikation abgewart et werden. Wie bereits für andere Zeitabschnitte<br />
können die Betunde auch fUr die Hallatatt- /Latenezeit nicht pauschal ausgewertet werden.<br />
- Der urnenfelderzeitlichen Tradition offenbar folgend wurden die Höhlen des Kosakkenberges<br />
bei Bad Frankenhausen auch während Ha D/LT A erneut kultisch genutzt (Behm<br />
Blancke 1976 , S. 84). Kultische Handlungen l assen auch die Skelettreste mehrerer Menschen<br />
aus der Nordspalte der Ilsenhöhle vermuten, ohne daß die ungenUgend Uberlieferten<br />
Fundumstände der holozänen Befunde dieser Höhle nähere Angaben zuließen. Abgesehen von<br />
den Clythenhöhlen, deren Lage und die wenigen menschlichen Skelettreste eine kultische<br />
Nutzung nicht ausgeschlossen erscheinen lasBen, mUssen bzw. können die anderen in dieser<br />
Zeit genutzten Höhlen ThUringens vorerst als Siedlungsplätze betrachtet werden. -<br />
Die Befunde aus der Spalte an der Hasenburg sind beim jetzigen Stand der Grabungen noch<br />
nicht auswertbar.<br />
Es ist auffallend, daß Höhlen in der späten Hallstatt- und frUhen Latenezeit in erstaunlich<br />
hohem Maße auch in anderen Gebieten auf die unterschiedlichste WeiBe genutzt wurden.<br />
Am hervorstechendsten sind dabei vor allem die zahlreichen Belege von - mit Anthropophagie<br />
und Menschenopfern verbundenen _ kultischen Handlungen. E~tBprechende Funde wurden<br />
u . a. BUS der Slowakei (z. B. Madja- Hra6ko- Höhle : Barta 1958 b),aus HÖhlen des Mährischen<br />
Karstes (Byc!- sksla- Höhle : Angeli 1970; Absolon 1970; zur Problematik auch Rolle<br />
1970), der Fränkischen Alb (z. B. Erl 1953; Schwarz 1955, S. 21 j Vollrath 1967 b ; Moser<br />
1968; TorbrUgge 1979, S. 62 ff.). der Schwäb ischen Alb (z.B. Karlshöhle bei Erpfingen:<br />
Erl 1953, S. 280 ff.) sowie des Sauerlandes/Westfalen (Krebs 1933; Behaghe l 1943, der<br />
die Funde menschlicher Skelettreste in Höhlen dieseB Gebietes als Bestattungen deutet)<br />
bekannt. -<br />
80
Ein weiteres Phänomen ist die gehäufte Nutzung von Höhlen und Abris zu offena1chtlichen<br />
Si edlungBzwecken in diesem Zeitabschnitt. Zu Beginn d~r Hallstattzeit wur den - wahrscheinlich<br />
aus kl imatischen GrUnden - die in der Spätbronzezeit in bet rächt lichem Maße genutzten<br />
Hochlagen der hlpen und die Höhensiedlungen in den Mittelgebirgslagen, z. B. Hessens,<br />
wieder ver l assen (Jankuhn 1980 , s . 132); analog fehlen meist auch Funde dieser Zeit aus<br />
Höhlen. Di e Besiedlung der Höhen setzte dann verstärkt wieder i n der Späthallstattzeit<br />
ein (vgl. Tab . 15) . In mehr eren Fiillen wurde - wie in Thüringen (Ilse~~ öh l e/Ranis , TeufelsbrUcke/Saa<br />
l fel d) - die Nutzung von Höhlen 1m Zusammenhang mit gl eichalten Höhensi edlungen<br />
beobacht et (z. B. Novakova pec bei Ma ~ o v , Bez . Turnov/Böhmen: ?ilip 1947, S. 221 ff . ; He i <br />
denknockhöhle be i Arnstein, Ldkr. Lichtenf el s/Oberf r anken ; Wildscheuerhöhle bei Steeden ,<br />
Lahn- Dill- Kr . /Hes sen, dar Uber frUhlat ~neze itli ch e Wallanlage "Herrenplatz" eIs eventuell e<br />
Umfr i edung eines kultischen Bezirks : Wurm 1965 . S. 84 f f . ) . Andere Funde von zahlre ichen<br />
Hohlen- und vor allem Ab r ifundsteilen belegen e i nen kurzfristi gen Auf enthalt von Menschen<br />
in der Höhl e bzw . deren Umgebung (z. B. Keramik s us Spalt en und unt er Abri s i m siichsischen<br />
El bsandstei ngebirge : Coblenz 1961 ; 1974 ; Funde aus der Weidentalhöhle bei Wllgertswi esen/<br />
Pfälzerwal d - bisher sonet kaum Höhlenfunde aus diesem Gebiet : Cziesla/Tillmann 1980; Funde<br />
unter Abr is in SUdniedersachsen : Glaus 1978 , S. 1)0 ff.: Gr ote 1982 , S. 2) . Wenngleich<br />
die me isten di eser Fundplätze per s e kei ne ausrei chende Deutung erl auben , liegt es durchaus<br />
nahe , in ihnen Belege fUr eine größere Uob i lität der Bevölkerung dieser Zeit zu sehen.<br />
Be rücksichtigt man die oft ger inge zahl an Funden , so erscheint es ni cht ausgeschl ossen<br />
, daß viele dieser Abr is Rastpl ätze von Hi r t en waren (vgl. Dehn 1974 , der eine gest iegene<br />
Rolle der Viehzucht f ür die Späthal lst a ttzeit nahel egt ) . Eine geringere Zahl derartiger<br />
Fundstellen könnte u . U. auch als Werkplatz genutzt wor den sein (Ei senschlacken unter<br />
Abr is der Fränkischen Alb ; Schwar z 1955. S. 21 f . ; vgl . auch TeufelsbrUcke/ Saalfeld,<br />
Bi ldermollenhöhle/Wernburg) .<br />
F\J.nde der :.l1 t tellatene7.eit ai:Jd in Höhlen vergleichs weise selten aufgefunden worden. In<br />
'!'hUringen konnte ein eindeu t iger Nachweis f Ur Höhlennut zung i n dieser Ze i t noch nicht erbracht<br />
werden ; die 14 C- Datierung von Holzkohle aus der Peuerst elle am Eingang 4 der Oberf<br />
eldhöhlen bei Dienstedt mit 2180 ! 60 B.P. ( 230 v . u . Z. ) i s t nur mi t groß en Vorbehalt en<br />
auswertbar, da ~;nje mater iell er Kultur dieses Datum nicht er härten. - M i tt el l a t ~nezeit -<br />
1 i che Höhlennutzung i s t f Ur Höhlen Niedersschsene (Kleine Jettenhöhle bei DUna: Kempe et<br />
al. 1975) und Wes t fal ens (Behaghel 194 ) , S. 82 f . ) 1m Zusammenhang mi t der gleichzeitigen<br />
Besiedlung di eser Landschaften nachgewiesen worden. Aus dem in dieser Zeit nur dUnn besiedelten<br />
Uordost bsyern (Fränkische Alb ) fehlen auch Höhlenf'unde der Mittellatf!nezeit<br />
(Uenze 1964, S. 117) .<br />
In der Spätlstenezeit wurden die Höhlen Thüringens offenbar nicht zu längeren, archäologisch<br />
nachweisbaren Aufenthalten aufgesucht . Es 1st sicher nicht verfehlt , hierbei auf<br />
historische Vo r gänge - den Strukt urwandel der Gesellschaft nördlich der Mittelgebir ge in<br />
den letzten Jahrhunderten vor unserer Zei t rechnung und damit in Ver bindung stehende Bevölkerungsverschiebungen<br />
- hinzuweisen. Auffallend ist der starke Rückgang der Punddichte<br />
in der mi t tleren und vor a l lem j üngeren Latenezeit in Ostthüringen (vgl. Kaufmann 196),<br />
S. 146) . NordthUringen s t and in dieser Zeit bereits 1m Einf lußbereich der Germanen, durch<br />
die die materielle Kultur und sozialökonomische Struktur der in diesem Gebiet lebenden<br />
Gemeinschaften Uberprägt wurden. Ihre Widerspiegelung finde t diese Tatsache auch im Auf <br />
lasaen der Kulthöhlen von Bad Fr ankenhauaen , wob ei es sicher nicht verfehlt ist , auf e in<br />
anderes Kultverhalten der Menschen zu schl i eßen. - Im Gebiet der historischen Kelten wurden<br />
Höhlen nach der FrUhlstenezeit erst in der Spätla tenezeit wieder verstärkt aufgesucht<br />
(Schwäbische Alb: Paret 1961, S. 30) f . ) . Reim ( 1976, S. 94) möchte die Höhlennutzung<br />
in der Spätlatenezeit in Verbindung mit "politischen Wirren" sehen.<br />
G. 6. Römische Kaiaerzeit<br />
In der Römischen Kaiserzeit wurden Höhlen des ThUringer Beckens und seiner Randgebiete<br />
anscheinend nicht aufgesucht . Sowohl Or1agau als auch SUdharzvorland blieben frei von<br />
germanischer Besiedlung; die wenigen kaiserzeitlichen Funde des Orlagaus deuten nach<br />
.,
Kaufmann (1963 , S. 151) lediglich auf einen Durchzug der Hermunduren nach Süddeutschland.<br />
Die Landschaft um den Kyffhäuser war zwar in der Römischen Kaiserzeit besiedelt, jedoch<br />
ohne daß die zahlr eichen Höhlen dieses Gebietes genutzt wurden .<br />
Vereinzelte und offenbar jeweils kurzzeitige Höhlennutzung wurde in ~~hren (Skutil 1965 ,<br />
S. 35; 1970 , S. 327) , auf der Fränkischen und Schwäbischen Alb (Roeren 1960, S. 214 f.,<br />
253) sowie im Sauerland (Krebs 1933. S. 228) nachgewiesen. Die räumliche Nähe dieser Gebiete<br />
zur Grenze des r ömischen Reiches legt einen Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen<br />
o.ä. geradezu nahe . Sicher nicht zu Unrecht vermutet Roeren (1960 , S. 214 f.)<br />
Fluchtsufenthalte alamannischer Bevölkerung während der römischen Feldzüge gegen die Alamannen<br />
; ähnliches legt Krebs (1933 , S. 228) für das 4 . Jahrhundert in Westfalen nshe .<br />
6 . 7. Völkerwsnderungszeit<br />
Funde der Völkerwanderungszeit sind sowohl aus Höhlen zwischen Harz und Thüringer Wald<br />
als auch anderer Gebiete Mitteleur opas sehr selten. - Landschaften mit Höhlen lagen in<br />
de~ Völkerwanderungszeit im wesentlichen außerhalb der Altsiedelgebiete. Der zunehmende<br />
Einfluß des Christentums , aber auch die sozialökonomischen Verhältnisse lassen zudem von<br />
vornherein weder "heidnische" Kultstätten noch ausgeprägte Siedlungsplätze erwarten; die<br />
Einzelfunde aus der Clythenhöhle und aus der Kniegrotte (römische Kaiserzeit 1) sind somit<br />
wohl als Zeugen meh r oder weni ger zufälliger Aufenthalte von Menschen in diesen Höh <br />
len zu werten . - tiber den Charakter der in der Literatur mehrfach erwähnten , angeblich<br />
merowingerzeitlichen Funde aus der Fischerhöhle bei Heuchling, Ldkr. He rsbruckjMittelfranken<br />
(zusammenhanglos menschliche Skelettreste, Bernstein, Glas- und Emailleperlen :<br />
Kunkel 1955, S. 120; Moser 1968 , S. 12 ) können ohne Vorlage der Funde und Befunde keine<br />
näheren Aussagen getroffen werden .<br />
6. 8 . IUttelalter und frühe Neuzeit<br />
Nachweislicl: singulär in Höhlen gelangte Funde des frühen Mittelalters liegen in Thüringen<br />
nur aus den Döbritzer Höhlen vor ; offenbar sind sie auch aus Höhlen anderer Land <br />
schaften nicht sehr häufig. Funde des hohen und vor allem späten Mittel alters sowie der<br />
frühen Neuzeit Sind dagegen aus zahlreichen HÖhlen Thüringens (Tab. 14) und darUber hin<br />
RUS aus fsst allen Gebieten Mitteleuropss bekannt . Die Mehrzahl dieser Funde dUrfte mit<br />
Aufenthalten der Bewohner aus den benachbarten Ortschaften in Unruhe- und Kriegszeiten<br />
in Verbindung stehen (in den Höhlen von Bad Frankenhausen eindeutig für den Bauernkrieg<br />
belegt) bzw. stammen von kurzen Aufenthalten von vor Witterungsunbilden Schutz suchenden<br />
Hirten. Einige Höhlen der Zechsteingebiete SUdostthüringens (z. B. TeufelsbrlickejSsalfeld)<br />
wurden möglicherweise von Erzsuchern im Mittelalter und der frühen Neu7,eit aufgesucht . -<br />
Aus mehreren Gebieten Mi tteleuropas (Jugoslawien , Österreich, SUddeutschland) ist allerdings<br />
auch die Verknüpfung von abergl äubischen Vorstellungen mit der Ni eder ~egung von<br />
Gege nständen in und vor den Höhlen - Wetterlochbeschwörungen u.ä . bis in die Neuzeit<br />
belegt (Mo.ser 1968, S. 15; Geyer/f,loser/Walter 1970, S. 99 ff. ) .<br />
7. Ergebnisse und Ausblick<br />
In der vorstehenden Analyse s ollte ein tib erblick über die postpaläolithische Höhlenbegehung<br />
und - nutzung und ihre Stellung im Ablauf der Siedlungsgeschichte Thüringens sowie<br />
benachbarter Landschaften gegeben werden. - Es zeigte sich, daß vorwiegend kleinere und<br />
mittlere Höhlen der Zechsteingebiete sm Rand des Thüringer Beckens sowie im Muschelkalk<br />
seit dem fortgeschrittenen Frühneolithikum bis ins Mittelalter genutzt wurden, ohne daß<br />
sich eine Bevorzugung bestimmter geomorphologischer Gegebenheiten (Höhenlage , Exposit;on<br />
u.a.) nschweisen ließ. _ Die räumliche Ver teilung der Höhlenfundplätze ist zwar an bestimmte<br />
geologische Voraussetzungen gebunden, doch darf sie nicht losgelöst von der Be <br />
siedlungsgeschichte der unmittelbaren und weiteren Umgebung interpretiert werden. J5 Die<br />
bisher gemachten Erfahrungen , daß nämlich eine nicht geringe zahl von Höhleneingängen<br />
durch die Folgen jungholozäner Landschaftsveränderungen unzugänglich ist , erlauben es<br />
aber nicht , daß sich jetzt bietende Bild auch für ur- und f rühgeachichtliche Zeitab-<br />
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europas konnte das für Thüringen herausgearbeitete Bild ihrer zeitlichen und räumlichen<br />
Ve r teilung er gänzen. Es zeigte sich dabei, daß Hijhlen in nahszu allen ur- und frUhgeschicht<br />
lichen Perioden aufgesuoht wurden (Tab. 17). Mit wechselnder Intensität der Besiedlung<br />
der einzelnen Landschaften wechselte offenbar nahezu proportional auch dis Intensität<br />
der Höhlennutzung. Dabei mUssen weitere Untereuchungen zeigen, ob Abweichungen von<br />
diesem Bild, wie das fast vijllige Ausfallen von Hijhlentunden fUr das mittlere Jungneolithikum,<br />
objektive GrUnde hatten oder nur 1m Por schungsstand begründet sind. Ubereinstimmend<br />
zeichnen sich jedoch in allen anal ysierten Gebieten die gleichen Zeitabschnitte ab ,<br />
in denen Höhlen verstärkt genutzt wurden (Spätphasa des PrUhneolithikums und beginnendes<br />
r.l1 ttelneoli thikum nach sUddeu tschen Chronologievorstellungen, Ubergang PrUh- / Mi t tel bronzezeit<br />
, Urnenfelderzeit , Späthallstatt- /Frühlatenezeit , Spätlatenezeit). In ThUringen , aber<br />
auch in anderen Gebieten Mitteleuropas sind darUber hinaus weitgehende Ubere1nstimmungen<br />
mit den Belegungsphasen der Hijhensiedlungen erkennbar (vgl . Tab. 15) , tteren Veroreitungsbild<br />
in räumlicher und zeitli cher Hinsicht wiederum von den Siedlungsgewohnheiten der urund<br />
frühgeschichtlichen Bevölkerungen ~bhängig ist. In die genannten Zeitabschnitte fallen<br />
zugleich klimatische Trockenperioden, die insgesamt durch vielfältige VerknUpfung<br />
holozänstratigraphisch geologischer und archäologischer Befunde. auch außerhalb von Höh·<br />
len, belegt sind.<br />
Da Höhlensedimente und ihre EinschlUsse aufgrund der spezifischen zu ihrer Einlagerung<br />
fUhrenden Prozesse i!'l besonderer Weise. die natuJ" ... iche Umwelt des Menschen der Urgesellschaft<br />
erschließen (Lorek/Horä~ek 1980); sind sie zur Klärung solcher Fragestellungen geradezu<br />
prädestiniert. -<br />
Voraussetzungen tur diesbezUgliehe Aussagen sind in erster Linie ungestörte Schichtenfolgen<br />
und möglichst umfassende Analys~n der Sedimente. Da eich Veränderungen der Umweltbe <br />
~ingungen, die durch solche des Klimas ausge16st werden , in verschiedenen Gesteinen fs-<br />
"<br />
H.' Ln ,
ziell unterschiedlich auswi rken, sind zudem möglichst mehrere untersuchte Profile eines<br />
Gebietea erforderlich, um etwa eine Grundsukzession der Ablagerung von Höhlenaedimenten<br />
in diesem Gebiet erkennen zu können.<br />
Aus dem Bereich des ThUringer Beckens wurden holozäne Höhlensedimente bisher nur sus Höhlen<br />
der Zechsteinbryozoenriffe (Döbritzer Tafelberg) komplex interdisziplinär untersucht .<br />
Da voll vergleichbare Untersuchungen nicht vorliegen, sind die Analysener gebnisse vorerst<br />
nur in geringem Umfang fUr historische Fragestellungen auswertbar . Die vorhandenen<br />
Befunde können j edoch partiell unter bestimmten Gesichtspunkten Er kenntnisse zu entsprechenden<br />
Proble~~rei s en liefern. - So konnten in mehreren Höhlen sm SUdrand des Thüringer<br />
Beckens holozäne Sinterhorizonte beobachtet werden , die feuchte Kl1maabschnitte belegen:<br />
in bzw . vor der Kniegrotte (Ubergang Pleistozän/Holozän) , 10 Bärenkeller ("versinterter<br />
Deckenverbrauch , der durch eine dUnne , humose Strat e mit Bandkeramik zweigeteilt iat")<br />
und in der SUdspalte der Ilsenhöhle (unklar, ob vor oder nach Latene A) . Lokalbedingte<br />
Ursachen sind zwar bei der Bildung von Höhlensintern nicht völlig ausgeschlossen , doch<br />
läßt deren Verbreitung grOßräumig wirksam gewordene klimatische Veränderungen vermuten<br />
(z. B. mesolithische, neolithische und frUheisenzeitliche - Ha C - Sinterhorizonte in Höhlen<br />
der Pränkischen Alb : Stuhlfauth 1953; Vollrath 1959; Abels 1983, S. 10 f . ).<br />
Daneben sind fUr die Rekonstruktion der Altlandschaft und die zu ihrer Umgestaltung führenden<br />
Prozesse,vor allem auch die vor Höhlen meist gut erschließbaren holozänen Hangschuttablagerungen<br />
, von Bedeutung (Lolek 1976 , S. 47 ff. ; Jäger/Lo!ek 1978 , S. 226 ; Brunnacker<br />
et al. 1981 , S. 94). Ihr Aufbau ist in der Yittelgebirgszone unter ähnlichen Be <br />
dingungen prinzipiell gleichartig: Den pleistozänen Lössen folgt eine Periode kräftiger<br />
Sedimenta tion, häufig mit Spuren feiner Pedogenese. Erst die Schichten der JUngeren Hälfte<br />
des Holozäns (ab Epiatlantikum) zeichnen sich durch eine. in ihr er Intensität häufig<br />
wechselnde, intensive Schuttbildung aus, die bis heute andauert (Lolek 1976, S. 50). Eine<br />
Gliederung des jUngsten Abschnittes ist nur in Ausnahmen erkennbar. - Diese Grundsukzession<br />
spiegelt sich such in den Profilen vom Döbritzer Berg wider. Die Abtragungsprozesse,<br />
die sich seit dem Ende der Bronzezeit in eindrucksvoller Weise verstärkt haben. sind. neben<br />
den diese Vorgänge beeinflussenden Wechsel von Peucht- und Trockenphasen, in entscheidendem<br />
MBße durch anthropogene Eingriffe in den Haturhaushalt beeinflußt worden. Dabei<br />
dUrften vor allem (Wald-) Weidewirtschaft und Rodung eine entscheidende Rolle gespielt<br />
haben (Jäger/Lotek 1978 , S. 220) . Durch die Entwaldung wurden wiederum Ansa~zflä <br />
chen für umfangreiche Erosionsvorgänge geschaffen. - Leider erlauben die vom Döbritzer<br />
Ber g nur ungenügend dokumentierte bzw . überlieferte VerknUpfung der archäologischen Funde<br />
des Holozäns mit den Schichten der Profile und die fUr diese Belange nicht ausreichende<br />
Profilaufnahme vor der Wüsten Scheuer und der Kniegrotte keine genaueren Aussagen tiber<br />
den Verlauf dieser landschaftsgestaltenden Prozesse seit der Bronzezeit im Orlagau, wie<br />
dies z.B. in Böhmen möglich ist (vgl. Kukla/Lolek 1968) . Eine Ergänzung der Aussagen ermöglicht<br />
jedoch die Bestimmung von Mollusken aus Höhlen Ostthüringens. Die vorliegenden<br />
Yollusken aue den holozänen Schichten der Urdhöhle , der Kniegrotte , der Wüsten Scheuer<br />
und der Clythenhöhlen lassen für diese Zechsteinriffe zumindest für daa Mittel- und beginnende<br />
Junghol ozän auf eine dichte Bewaldung mit standortbedingten kle inen Lichtungen<br />
mit Pelsbr ocken und Geröll schließen. Ein Terminus post quem liegt nach Mania durch einigs<br />
Arten vor, die in der holozänen Sukzession des Mittelelbe- Saale- Gebietes erst seit<br />
dem Atlantikum (Helicigona lapicida) oder Spätboreal (Isognomsstoma isognJ bzw . 1m Verlauf<br />
des Subboreals (Cepea nemoralis) nachweisbar sind ( Peustel et al. 1971 b , s . 149) .<br />
Damit sind gleichzeitig Anhaltspunkte für die Charakteristik des Landschaftszustandes<br />
im Umland der Höhlennutzung im Mittel- und beginnenden Jungholozän im Gebiet des Orlatals<br />
zwischen Oelsen und Döbritz gegeben. - Bisher wenig informiert sind wir üb er die<br />
Wider spiegelung der landschaftegestaltenden Prozesse in den Ablagerungsfolgen der Gipskarstgebiete<br />
sm Nordrand des ThUringer Beckens.<br />
Die angeführ ten holozänstratigr aphischen Befunde, insbesondere die Sinterhorizonte , aber<br />
auch die holozänen Hangschuttablagerungen bestQtigen tendenziell die in der Literatur<br />
(z. B. Quitta 1969; Jäger 1970 ; Bouzek 1980) bersits mehrfach vertretene Verknüpfung post-<br />
85
glazialer Höhlenbegehung mit klimatischen Tr ockenperioden. Weder fUr ThUr ingen noch für<br />
benachbarte Landschaften erlauben sie jedoch bisher eindeutige diesbezUgliche Schlußfolgerungen.<br />
Allerdings scheint ein mittelbar er Zusamnenhang Uber die Standor twahl der ents~rechenaen<br />
ur- una frUhgeschicht l ichen Bevölkerungen erschließbar zu setn (Höhen- und<br />
Flußauenbeaiedlung; vgl . auch die gehäuften Kultbelege sowohl aus Höhlen als auch aus<br />
anderen Quellengattungen in nachweislich als trocken ausgewiesenen Pe rioden: jüngere Linienbandkeramik<br />
, ausgehende FrUhbronzezeit, Urnenfelderzeit , Späthallstatt- /FrUhlatenezei<br />
t , Spä tlat~nezei t) . lmr.'Ierhin kO:1nten beret ts Trockenpertoden geringen Aus1:laßes zu Miß <br />
ernten führen , die bei der extensiven Wi r ~schaftsweise urgeschichtlicher Gemeinschaften<br />
ernsteSchwier igkeiten in der Nahrungsrnittelversorgung, wenn nicht Hungersnöte nach Sich<br />
zogen. Die Reaktion darauf könnten Vielfach Ver lagerungen der Siedlungs gebiete gewe sen<br />
sein (Bouzek 1982) , wenn auch die kli1:latischen Verhältnisse in den jeweiligen Zeitabschnitten<br />
bei der Standortwahl eine unterschiedliche Rolle als e 1 n Faktor unter anderen (wirtschaftlichen,<br />
politischen) gespielt haben. - ZU1:lindest ein Teil der fUr diese Zeiten verstärkt<br />
nachweisbaren kultischen Handlungen in Höhlen könnte als Versuch der urgeachichtlichen<br />
Menschen gewertet werden , mit den fUr sie rational nicht erklärbar veränderten<br />
äußeren Bedingungen fertig zu werden. - Grundlage der Interpretation von Höhlenfunden<br />
muß dabei selbstverständlich, stärker als bei solchen des Freilandea , in erster Linie der<br />
Befundzusammenhang sein. Bei Höhlen , die in ihrer Zusammensetzung nicht von gewöhnlichen<br />
?reilandfunden abweichen, wird man zunächst auch naheliegende GrUnde fUr den Aufenthalt<br />
in der Höhle suchen, Je nach Art und Umfang des Fundbestandes könnte man dabei an Rastplätze<br />
_ etwa bei Jagdzügen - Notunterkünfte in Unruhe- oder Kriegszeiten, UnterkUnfte<br />
fUr Hirten (Waldweide) , Vorra ts lager oder auch den Spielplatz von Kindern denken (vgl .<br />
die theoretisch und aufgrund ethnographischer Analogien zusammengestellten ~6glichkeiten<br />
auf Abb . 1) . _ PUr die Höhlen Thüringens verwehren der geringe Umfang und die Quellenlage<br />
des Fundstoffea meist eindeutige Festlegungen, doch konstatierte bereits Smolla<br />
(1965. S. 67) , daß Höhlennutzung im Postglazial eine andere Rolle gespielt hat als im Paläolithikum.<br />
Zwar wurden Höhlen auch nach dem Paläolithikum noch immer zu Wohn- . Kult- und<br />
z . T. Bestattungszwecken genutzt ; im g~sellschaftlichen Leben von Ackerbauern und Viehzüchtern<br />
Karn ihnen aber sicher ein anderer Stellenwert zu. Eine Klassifizierung post paläolithischer<br />
Höhlennutzung muß deshalb sowohl die Besiedlung der Umge ~un g als auch die<br />
natürlichen Gegebenheiten der jeweil igen Höhle ·und ihres Umlandes berücksichttgen. Sicher<br />
dienten z . B. Schachthöhlen nicht Wohnzwecken , doch birgt eine allzu pragmatische Un terteilung<br />
in Wohn-, Kult- und Bestettungshöhlen die Gefahr in sich, die komplexe Struktur<br />
urp;es ellschaftlichen Lebens geda.nklich aufzulösen , ursprünglich zu~ammengehörige Leb ensbereiche<br />
zu trennen unrl ihre Interoretation dem modernen Denken anzupassen.<br />
Eine kultische Nutzung der HÖhl en ist von vornherein nur bei solchen Höhlen anzunehmen,<br />
deren Befunde und Funde von denen eines Siedlungsplatzes abweichen. Abgesehen von eindeutigen<br />
Befunden , wi e z . B. das Vorkommen intentioneil veränderter menschlicher Skelettreste<br />
, ist der Nachweis kultischer Nutzung von Höhlen insgesamt problematisch und muß an<br />
verschiedenen Gegebenheiten (Habitus der Fundsteile , Fundkombinatlonen usw . ) überprüft<br />
werden. Eine gesonderte Untersuchung verdienen dabei auch die Kriterien für die Stando ~ ~ <br />
wah l von Kultplätzen, die zweifellos je nach "Art" des Kultes , anderen spezifischen Regeln<br />
unterwor fen war als j ene für Siedlungs- oder Bestattungsplätze (vgl . Colpe 1970 ;<br />
Stjernquist 1962/ 6): Dehn 1981) . Inwieweit sich dies allerdings auf einzelne Zeitstufen<br />
aufschlUsseIn läßt , muß dahingestellt bleiben. Unter Herstellung von Querverbindungen zu<br />
den Höhlenfunden SUdosteuropas sowie der schriftlichen antiken Uberlieferungen sind von<br />
der Ausw~ r tung systematisch erstellter Inventare der Höhlenbefunde mehrerer Landschaften<br />
neue Erkenntnisse zu erwarten. In einem nächsten Arbeitssohritt Könnte dann die Korrelation<br />
mit den entsprechenden Befunden aus Quellen, FIUssen , flooren und Brandopferplätzen<br />
erfolgen. Bei einer derartigen Aufarbeitung wird sich zeigen, ob und inwieweit klassifikatorische<br />
Unterteilungen, wie sie Schauer (1981) vorschlug (Versenkungshöhlen und - felsspalten<br />
fUr Speisen, Trank und Menschenopfer sowie Sachbesi tz , Schatzhöhlen, Versa~~lungs <br />
höhlen fUr unterirdische Kult- und Opferhendlungen , Bes tattungshöhlen) , eine Hilfe bei<br />
86
der Rekonstruktion gesellschaftlicher Verhältnisse in urgeschi~htlichen Perioden sind. Da<br />
kultiache Traditionen sehr langlebig sind und sich in ihren materiellen Äußerungen übe r<br />
gr oße rä~~liche Entfernungen in deren Grundzügen weitgehende Ub ereinstimoung zeigen, erscheint<br />
es durchaus legiti~ und notwendig, zu ihrer Aufhellung antike Quellen heranzuziehen.<br />
L~ Au swertung dieser Quellen er gibt sich, daß die Höhlen und Spalten im antiken Bereich<br />
als Zugang zum Erdinneren sowohl 1m Sinne der Unterwelt als auch von Quelle der<br />
Fruchtbarkeit verstanden werden (Erl 1953 , S. 276 ff. ; Kunkel 1955 , S. 123 ff . ; Ben~<br />
Blancke 1958 , S. 158 H .; 1976 ; Schauer 1981; Str oh 1975 , S. )0). Behm- Blancke konnte für<br />
die Höhlen bei Bad Frankenhausen wahrscheinlich machen, daß die Opfer gaben einer weiblichen<br />
Gottheit chthonischer Wesensar t zugedacht waren. Ähnlich wie bei den griechischen<br />
Göttinnen (z. B. Demeter , Chthonis, Heka ta u.a. ) , deren Aufenthaltsor t man ebenfalls in<br />
Höhlen und Klüften vermutete, werden die hier opfernden Gemeinschaften die verehrte Gottheit<br />
mit der Fruchtbarkeit der Felder und de r Regelung von Leben und Tod in Verbindung<br />
gebracht haben (Behm- Blancke 1976 , S. 85 f . ). Außer solchen Kulten , die mit Menschenopfern<br />
verbunden waren , läßt sich von der Antike bis in die Gegenwart die Niederlegung von<br />
Gegenständen in und vor Hijhlen und Spalten anhand schriftlicher Qusllen verfolgen (Karo<br />
1926 ; Moser 1968 , S. 16 ff. ) . Ohne auffällige Fundkombinationen ist derar tiges Brauchtum<br />
allerdings nicht belegbar und kann f ür die Höhlen Thüringens nicht ohne weiteres postuliert<br />
werden.<br />
Die mi t Höhlen in Verbindung stehenden Sagen dUrften zwar auf ältere Traditionen zurückgehen<br />
(evtl . abergläubische Vor stellungen im Mittelalter) ; über die Tatsache einer tradierten<br />
ur- oder frühgeschichtlichen Nutzung der Höhl en hinaus können aber kaum Aussagen<br />
getrOffen wer den. - Relativ häufig erscheint in den Sagen üb er Höhlen des Or latales z . B.<br />
die Gestalt der nWeißen Frsu ft • Besonders in der älteren Literatur (z. B. Drechsel 1934 ,<br />
S. VII- VIII) wurde in diesem Zusamcenhang versucht , Gestalten aus Sagen des Orlatals i n<br />
Verbindung mit de r ge~~nischen ~tho logie zu seben. Es muß aber bedacht werden , daß de r<br />
Or lagau in germanischer Zeit fast unbesiedelt war. Zudem ist nicht klar, aus welcher Zeit<br />
die Sagen stammen. Drechsels Quellen liegen in der 1. Hälfte des 19 . Jh., der Zeit der<br />
nationslen Erneuerungsbewegung ! . Dennoch drängt sich hier der Blick zur Jungfernhöhle bei<br />
Tiefenellern im benachbarten Oberfranken/BRD geradezu auf, von wo ebenfalls Sagen von<br />
kopflosen weißen Jungfrauen erzUhl t werden (Kunkel 1955) . Höhlen , ebens o Moore , Quellen ,<br />
besondere Berge und Bäume , gehörten eicher auch in Thüringen zu den Plätzen, die die Vol ksphantasie<br />
in besonder er Weise angeregt haben und die bevorzugt zu heiligen Plätzen wUrden<br />
(vgl. z . B. Dehn 1981).<br />
ZukUnftiger Forschung muß es vorbehalten bleiben, die siedlungsgeschichtli chen Zusammenhänge<br />
postglazialer Höhlennutzung auf der Grundlage neuer interdisziplinär angelegter Grab~ngen<br />
weiter herauszuarbeiten.<br />
8 . Anmerkungen<br />
Diese Arbeit iat eine leicht gekürzte und überarbeitete Fassung der 198) in Berlin<br />
vor gelegten Dissertation des Verfassers, die auf Anregung und unter Betreuung von Herrn<br />
Prof. Dr. H. GrÜnert . Ber lin, und Herrn Dr. sc . X. D. Jäger , damals Dresden/ Be r lin, entstand,<br />
denen ich besonders her zlich danke . - An dieser Stelle möchte ich auch allen, die<br />
mich bei der Vßter ial- und Archivatudien und bei der Auswertung de r Funde und Befunde<br />
unter s tützten , herzlich danken. Daß die Arbeit in einer r elativ kurzen Zeit druckfertig<br />
gemach t werden konn t e , verdanke ich nicht zuletzt dem groß zUgigen Entgegenkommen des<br />
Direktor s meiner Dienststelle, Herrn Dr. phi!. habil. R. Peustel, der mich in jeder We i -'<br />
se unterst Utzt ha t . Danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr . G. Behm- Blsncke , Weimar , für<br />
vielfältige Gespräche und Anregungen , meinen Kolleginnen und Kollegen R. ~euche und A.<br />
Roscher für die Umzeichnungen de r Abbildungen und Ker t en; J . Große , B. Stefan und H. Weinauge<br />
fUr die Anfertigung der Fotos, eh. Gottscha lk und E. Wendt fU r die Schr eibsr beiten<br />
sowie dem Verme 8sungskollektiv des Museums für Ur - und Frühgeschichte ThUr ingens unter<br />
Leitung von J . Er sfeld für die Vermes sung der Kniegrotte und der Clythenhöhlen. - PUr<br />
Nachforschungen nach Funden und Un terlagen sowie weitere fachliche und teohnische Unter <br />
stlitzung danke ich weiter Frau Dr. A. Bach (Jena) , den Herren B. v . Breitenbuch (Stuttgar<br />
t) , Dr . H. Deubler (Rudohtadt), F. Gebser ( Dienstedt) , Dr . K. Goldmann (Berlin- West) ,<br />
Dr. W.-D. Heinrich (Berlin) , Dr. D. Kaufma~.n (Halle/S. ) . Dr. H. Kaufmann ( Dresden) . Prau<br />
Dipl.- Phll. Kröber (Sangerhaueen) , Prau Dr. Ursula R. Lappe (damals Weimar ) , den Herren<br />
Dr . sc . V. :eclelr: (Prag), Dr . V. Matoutliek (BerounJ , Pr of. Dr . Hj . laUller-Beck ( TU bingen)<br />
, Dr . sc. K. Peschel (Jena), K. Scheche (Ranis) , V. Schimpff (damals Gera) , Dr . sc.<br />
L. Schott (Berlin) , Dr . sc . K. Simon (Dresden) , Prau Dr . E. Speit el (Jens ) , Dipl. - Prü-<br />
87
hist . W. Timpel (W eimar) , Dipl. - Geol. R. V1Hker (Uftrungen), A. Wätzel (MUhlhausen) und<br />
Dipl. - Miner. R. Winkelhöfer (Dresden) .<br />
2Die Arbeiten von Grote (196) und WeißmUller (196) konnten vom Verf., ebenso wie etwa die<br />
Studie von Po lenz (196), f Ur den Hinweis auf diese Arbeit danke ich Dr . K. Peschel) , erst<br />
in der Abschlußphase der loIanuskriptbearbeitung eingesehen und deshalb bei der Auswertung<br />
des thüringischen !.laterials nicht mehr berücksichtigt wer den .<br />
1Keine Be rücksichtigung finden hier die Höhlen des Tiefenkarstes , die ursprUnglich keinen<br />
oberirdischen Zugang besaßen und z. T. erst in der Neuzei t mehr oder weniger zufällig erschlossen<br />
wurden ; unber ücksichtigt bleiben ebenso die kUns t lich angelegten, sogenannten<br />
Lößhöhlen (Grimn 1975).<br />
·AusfUhrliche Dsrstellung der io'orschungsgeschichte vgl . \'Ialter 1963.<br />
Briefl. !.litt. Dr. H. Quitts, Berlin, dem ich dafür herzlich danke .<br />
F'reundliche mündl . ~,!itt .<br />
Dr . E. Speitel ( J ens).<br />
Di e Schichtbezeichnungen der Fundzettel Richters entsprechen mögli che~veise nicht jrnrner<br />
stratigraphischen Einheiten.<br />
'Ein holozänes Alter der besagten Skeletteile wird auch durch Fluoridbestimmungen , die Dr .<br />
R.-D. Bleck, \'leimer, durchführte , wahrscheinlich gemacht (Bleck , R.-D. o. J.: Mikroanalytische<br />
Fluoridbestimoungen an menschlichen Skelett reo t en aus der Ur dhöhle bei Döbritz ,<br />
r.r . pößneck . Unveröff. lMnuskrip t , Archiv MW ).<br />
9Ärtenliste nach l.laterial aus dem /.tus . Gera (Grabung R. Eisel , Aufsam:nlungen A. Au erbach).<br />
Für die Besti~~ung von Faunenr esten danke ich den Herren Dr. Pischer, Or . Heinr ich (beide<br />
l.!useum f. l/aturJcunde der Hw:lboldt- Univers1tät Berlin) und He rrn Or. Jäger (Berlin/Dresden;<br />
Sächs. AdW) sehr he r zlich.<br />
10Ebenfalls aus der "Gämdenhöhle " l:Iefinden sich im Mus. Weime.r ein menschlicher Knochen<br />
und ein paläolithisches Ger ät ( z. Z. nicht auffindbar) . Die erklärende Ortsbeschreibung<br />
"Wüsten Tenne" legt die Identität de r Fundstelle mit der "Wüst en Scheuer" nahe . Auerbach<br />
(1930 , S. 259) zieht die Identität von "Wüste Scheuer" und Adlers "Gänsenhöhle" (. Gär.!<br />
denhöhle? ) i n Betracht und fUhrt dabei ins Feld, daß ursprUnglich nicht die H~hle , sondern<br />
de r Flur bezirk auf dem Plateau "bei der wüs ten Scheuer" hieß (vgL auch Adler 18431<br />
44, S. 9 ).•<br />
1'In kultischen Zusammenhang wUrden auch die in einer so al:lgelegenen Station seltsam anmutenden<br />
defekten Pfeil spitzen pesaeni vgl. Behm- Bl ancke (1976, S. 67) zur Opferung defekter<br />
Gegenstände.<br />
12Zuordnung der Ar ten durch die heute gUl tigen t axonomischen Einheiten durch Dr. K.-D. Jäger,<br />
dem darur herzlich gedankt sei.<br />
13Bei Neubestimmung der Großsäugerknochen durch H.-J . Bar thel (Weimar) ausgesondert; f r dl.<br />
Mitt. Prof. Dr. G. Behm- Blancke.<br />
14Nach D. v. Breitenbuch (briefl. Mitt. v. 22.8.1 946 an Dr . G. Beron , Archiv MN) stand vor<br />
den beiden Spalten ein großer Stein, um den herum sich eine Pflasterung befand. " •• • Um die<br />
Pflasterung herum hob sich eine tennenartig festgetretene , mit viel Asche durchsetzte<br />
Schicht ab. 1/2 m tiefer standen drei Schädel vom Bos , und dtese Schicht wurde als bronzezeitlich<br />
gedeutet . Gerätfunde traten nicht in Erscheinung, daf Ur aber Tausende von Vogelköpfen<br />
in der Gr öße einer Dohle." In der Monographie HUlles (1977) wird dieser Befund<br />
nicht erwähnt .<br />
15pur die Bestimmung bin ich den Herren Dr. Fischer und Dr . Heinrich, ~seum fUr Naturkunde<br />
der Humboldt- Universität zu Be r lin, zu Dank verpflichtet.<br />
16pur die Durchsicht des Skelettmaterials und eine routinemäßige Bestimmung danke ich Herrn<br />
Dr . Schott , Museum für Na turkunde der Humboldt- Universität zu Berlin.<br />
l1Bereits untersuchte Schlacken von der Ilsenhöhle (Grabung 1932) zeichnen sich durch einen<br />
sehr hohen Eisenoxydgehalt aus . 8 , 26 % Cu , 0 ,1 2 % Cn , 0 , 2 % Pb , 0 , 03 % Aß , 55 ,05 % Eisenoxydol<br />
, 0 , 95 % Tcnerde , 10 , 34 % Bariumoxyd, 17 , 1 % Kieselsäure (Witter '938, S. 62) .<br />
18088 l&sterial war seinerzeit aufgrund der fehlenden Grabungsunter lagen nur beschränkt interpretierbar<br />
(Kaufmann 1959 , S. 104).<br />
19Gewisse Unsicherheiten ergeben sich jedoch daraus , daß einige Fundzettel erst nachträglich<br />
ausgeschrieben wurden und die Vermischung von Funden nicht völlig auszuschließen<br />
ist. Daß das bekannte Material aber keine älteren Komponenten enthält, zeigt ei n von K.<br />
Simon ( Dresden) vor genommener Vergleich mit dem f r Uhlatenezeitlichen Siedlungainventar<br />
von Pößneck- Schlettwein (Simon 1962) . Die von Kaufmann ( 1963 , S. 120 , Anm . 680 ) als hallstattzeitlich<br />
bezeichneten Scher ben weisen demzufolge auf die ältesten Traditionen der<br />
FrUh-Latene- Keramik •<br />
. 20 Frdl• Hinweis Dipl.-Pr ähist . W. Timpel , MW, der die frUhdeutsche Keramik Thüringens z . Z.<br />
im Rahmen einer Dissertation bearbeitet.<br />
88
21Drechael (1957, S. 9J) erwähnt Bua der Nähe der I1senhijhle eine "keltische Hochofenanlage"<br />
, die eich jedoch in den vorhandenen Pundunterlagen nicht verifizier en lKBt .<br />
22Auer bach (19)0. S. 270) verlegte die TeutelsbrUeke lrrtümllc~ an den SUdw. ethans des<br />
Gleitech und glaubt die TeutelebrUcke durch Steinbrecher zerstört.<br />
2JD1 e Aufführung von zwei .eiteren Scherben in meiner Dissertation (Walter 1983, S. 122)<br />
1st auf ein druckteohnisohes Versehen 1m Katalog von H. Kaufmann (1959 , S. 179) zurückzuführen.<br />
Die genannten StUcke stammen vom Plateau der Altenburg bzw. nach der Beschriftung<br />
des Schalenfragmentes aue einem l a t enezeltllohen Grab "Unter der Alten Burg" bei<br />
Ranls . Für die Unterstützung bei der UberprUtung des Sachverhaltes danke ich Dr . H. Kauf<br />
C1snn ( Dresden) .<br />
24 PUr zshlreiche Informat i onen zu den Grsbungen aowie fUr die Erstellung der Liste der Pundhorizonte<br />
in den Höhlen danke ich Herrn Prof. Dr. G. Behm- Blancke.<br />
25vgl• z.B. die Verbreitungskarten bei Behrens (197), Kte . lI- X); Manders (1955) , ergänzend<br />
Billig 1963; Peschel (1978, Abb . " 2) ; wesentlich dUnnere Besiedlung des Gebietes offenbar<br />
in der Späthallststt - /PrUhlat~nezeit (Clsus 1942, Kte. 1- 3; Peschel 1963 S; b).<br />
26pur die Möglichkeit Funde und Befunde hier vorstellen zu dUr fen sowie Hinweise zur Fundstelle<br />
da.nke ich dem Ausgräber Dipl.- Prähist. W. Timpel (Weimar) sehr herzlich.<br />
27Ruscher (1924) berichtete von bis zu 80 cm langen Stalagmiten und Stalaktiten (heute<br />
nicht mehr vorhanden).<br />
28pur die anthropologieche Durchsicht des Skelettmaterials bin ich Prau Dr. A. Bach (Jena)<br />
zu Dank verpflichtet.<br />
29Die von Donst "966 , S. 18) angefUhrten schnurkeramischen Funde aus der Altensteiner Höhle<br />
bei Schweina, Kr . Bsd Sa l zungen. jenseits des ThUr inger Waldes können wohl nicht als<br />
Höhlenfunde im eigentlichen Sinne interpretiert werden , ds Fundumstände und Lage der Funde<br />
unb ekannt sind , zudem unkla.r ist , ob die Höhle im Spätneolithikum Uberhsupt ohne weiteres<br />
fUr den Menschen zugänglich wa.r.<br />
30Die Interpretation mensohlioher Skelettreste und Tierknoehen als Opferfunde bzw . Zeugniese<br />
anthr opophs ger Riten ist, wie nicht zuletzt ethnographische Befunde zeigen, sehr<br />
sohwierig und bedarf einer g •• onderten Behandlung (vgl. z.B. Rolle 1970 ; Maier 1977) .<br />
315ichere Angaben Uber die zeitliche Abfolge können dabei allerdings nicht gemacht werden,<br />
da die relative Chronologie diee •• Zeitabschnittes nicht unumstritten ist. 50 glaubt<br />
Goller (1972, S. 245 ff . ) eine Gleiehzeitigkeit der Gruppen Rössen , Nichelsberg I , Bischheim<br />
, Schwieberdingen, AiohbUhl, Wauwil und MUnehshöfen 1m Rhein -MB in~Donau - Gebiet nachweisen<br />
zu können, während LUning (1969 , bea. S. 8 , Abb . 1) ein zeitliches Nacheinander<br />
von Rössen und de~ anderen gena.nnten, nachweislich zumindest partiell gleichzeitigen<br />
Gruppen annim.'nt . Ahnl1ch wie LUning auch Meier-Arendt (1975 , S. 142 , Abb . 25) und SUß<br />
(1976 , 5. 67 ff.), etwae differenzierter aufgrund kleinlandschaftlicher Analyse Engelhardt<br />
(1961 , S. 70, Abb. 24).<br />
J2Die üb erregionale Korrelation der Chr onologie systeme fUr das Jung- und beginnende Spätneolithikum<br />
des hier in Frage stehenden Raumes Mitteleuropas ist trotz Vorlage zahlreichsr<br />
in den letzten Jahruhnten geborgener Fundkomplexe vor allem aus dem Gebiet zwischen<br />
Alpen, Main und Mittelgebirgen (vgl. LUning 1976, S. 42 f.) noch immer problematisch.<br />
Eine genaue Fixierung der entspr echenden Funde aus Höhlen im Sinne eines Horizontes fällt<br />
in mitteleuropäiechem Maßltab bisher schwer und dUrfte vorerst auch kaum realisierbar<br />
eein.<br />
3JNeuere Funde aus Tetin, Bez . Beroun, deuten aller dings daraufhin, daß eine Porschungslücke<br />
nicht auszuschließen iet (fr dl. mUndl. Mitt. Dr . V. Mstou!ek, Beroun) .<br />
34Die bilher veröffentlichten Befunde der Grabungen verarbeitete auch Schauer (1981) in<br />
seiner Studien über urnenfelderzeitliche Opferplätze in Höhlen und Pels8palten. Die auf<br />
den Vo rberichten beruhenden Interpr etationsversuche der Bad Frankenhausener Betunde erf&ssen<br />
jedoch nicht die ganze Breite der Aussagemoglichkeiten (Sachlicher Fehler: S. 409<br />
nicht 'Radnabe', Bondern - hUgelgräberbronzezeitliche- Radnadel; die weiteren Polgerungen<br />
eind entspr echend einzuschränken).<br />
35Interesaant wäre in diesem Zueammenhang eine Kartierung der Höhlenfundplätze gemeinsam<br />
mit der jeweils gleichzeitigen Umlandbesiedlung. Dazu müßte jedoch zuvor ein Maßstab für<br />
die Gleichzeitigkeit der Fundplätze gefunden werden, da häufig entweder die Funde der<br />
Freilandfundplätze oder die a.us den Höhlen f einchronologisch sahwer einzuordnen sind.<br />
Ein weiterer, ein solches Vorhaben erschwerender Umstand liegt 1m ungenügenden Porschungsat.nd<br />
tur einige ur- und frUhgeschichtliche Kulturen Thüringens begrUndet. 50 bestUnde<br />
etwa !Ur die Aunjetitzer Kultur die Koglichkeit , entweder auf einer kleinmaßst~bigen Kart<br />
e die Si.dlungegebiete zu schraffteren (woraus sich ka.um ein sonderlicher Nutzen ergeben<br />
wUrde), oder aber ält ere Kartierungen zu verwenden, die nicht mehr dem durch die<br />
zahlreichen Neutunde erweiterten Bild entsprechen.<br />
J6pur ThUringen liegen der Kurve insgesamt 30 sicher datierte Begehungen in 17 Höhlen, für<br />
Oberfranken 76 eicher datierte Begehungen in 39 Höhlen zugrunde. Bei einer gleichmäßigen<br />
Verteilung der Höhlenbegehungen auf alle Perioden wUrden in Thüringen theoretisch j eweils<br />
89
zwei , in Oberfranken jeweils 5, 4 Höhlen in jeder Periode begangen worden sein (E Erwartungswert<br />
, der sich aus deo Produkt der jeweiligen Spaltensumme (Summe der Begehungen/<br />
Nichtbegehungen fUr eine Periode) mit der Zeilensumme der Zeile Höhlen mit datierten Be <br />
gehungen, dividiert durch die Gesamtsumme von Begehungen/Nichtbegehungen ergibt) . - PUr<br />
die Diskussion des Sachverhalts und entspr echende Hinweise dsnke ich meinem Kollegen<br />
Dipl.-Prähist. D. Sebäfer sehr herzlich.<br />
Thüringer Becken<br />
Anzahl Höhlen m.<br />
da tier t en Begehungen<br />
Anzahl Höhlen o .<br />
Begehungshorizont 16<br />
Erwartungswert 2<br />
LIes . Bk Rö r.rn SN PBZ fdBZ UP/Z<br />
151 022 1 6<br />
3 , 3~ 10% 3, J% 0 6, 7$ 6, 7$ 3, 3$ 20$<br />
12 16<br />
2 2<br />
17 15<br />
2 2<br />
15<br />
2<br />
16 11<br />
2 2<br />
HaC<br />
o<br />
17<br />
2<br />
HaD/LTA MtT SLT<br />
" 0 0<br />
36 , 7% 0 0<br />
6<br />
2<br />
17<br />
2<br />
17<br />
2<br />
RKZ<br />
o<br />
17<br />
2<br />
vwz<br />
,<br />
3, 3%<br />
Oberfranken Mes. Bk Rö l.m SN FBZ MBZ UF/Z HaC HaD/LTA MLT SLT RKZ VWZ<br />
Anzahl Höhlen m.<br />
datierten Bege- 12 6 9255371 22<br />
2 , ,<br />
hungen 15 , 8% 7 . 9% 1, 8%2 , 6%6 . 6%6 , 6% 3. 9%9 , 2% 1.3% 28 , 9~ o 2. 6% 1,3$ 1,3%<br />
Anzahl Höhlen o .<br />
Begehungshorizont 27 JJ 30 37 34 34 36 36 38 17 39 37 38 )8<br />
Erwartungswert 5 , 4 5,4 5,4 5,4 5,4 5,4 5,4 5. 4 5,4 5, 4 5, 4 5. 4 5,4 5,4<br />
9 . AbkUrzungen<br />
Bzt/BZ Bronzezeit; - Bdm.Bodendurchmess.rj - Br. Breitej - Brs'. BruchstUck; - Dm . Durchmesser:<br />
_ err. errechnet ; - HaZ Hallstattzeit ; - H. Höhe ; - äJN älteres JungneolithibL~ :<br />
mJN mittler es Jungneol1thikunj - jJN j üngeres Jungneol1thikum j - Kat . Katalog; - Kte .<br />
Kar te : _ Lbk Linienbandkeranik: - L. länge j - LTZ La t~nezeit : - Mes . Mesolithikum j - Mdm.<br />
llUndungsdurchrness8r: - r.!us. Museum : - MN lluseum fUr Ur- und PrUhgeschichte ThUr ingens<br />
Weimar; - N Uorden; - Neol. Neolithikum; - 0 Osten; - Ot . Ortsteil: - Paläol. Paläcl1thikwn<br />
: _ RKZ Römische Kaiserzeit ; - Rö . Rössener Kul tur: - Rstl Rands tUck: _ 5 SUden: -<br />
Slg. Sammlung : - St. St ärke ; - SN Spätneolithikum: - Stbk Stichbandkeramik ; - Tab . Tahelle: -<br />
Taf. Tafel: - VWZ Völkerwanderungszeit : - W Westen: - Wst . Wand s tärke.<br />
10 . Verzeichnis der aufgesuchten l,!u seen, Institute und Sammlungen<br />
Archiv R. Winkelhöfer - Sekt. Hi:lhlen- und Karstforschung beim DWBO der DDR (ehern. Slg.<br />
Ruscher): - Museum fU r Geschichte Gera : - LandesmusBUI:! für Vorgeschichte Halle/Saale;<br />
S ~~lung des Wissenschaftsbereiches Ur - und Frühgeschichte der ?r iedrich- Schiller - Uni <br />
vers1t~lt J ena: - I.!u SBum Burg Ranis ; - Staatliche Museen Heidecksburp; Rudol stadt : - Thür<br />
ingisches Heimatmuseum Saalfeld : - Spengler museum Sangerhausen: - Karstmuseum Uftrungen: -<br />
Museum für Ur - und FrUhgeschichte Thüringens Weimar .<br />
,6<br />
2<br />
90
11. Zusammen~assung<br />
1. Am Beispi el des ThUringer Beckens und seiner Randgebiete werden , exemplarisch für die<br />
Mittel gebirgszone , die erschließbaren HintergrUnde und siedlungsgeschichtlichen Zusammenhänge<br />
nacheiszeitlicher Höhlennutzung herausgearbeitet.<br />
Aus 31 Höhlen standen auswertbare Funde ' und Befunde zur VerfUgung. Die $rgebnisse der<br />
Höhlengrabungen bei Bad Frankenhausen konnten nur anband von Vorberichten ausgewertet<br />
werden .<br />
2. Den Hauptteil der Arbeit bilde t die BefUnddorumentation und - diskussion der einzelnen<br />
Fundstellen. Den deskriptiven Teilen schließt sich bei jeder Pundstelle eine Interpretatjon<br />
sn, fU r die auch alle ermittelbaren naturwissenschaftlich suswertbaren Be <br />
f unde herangezogen wurden, um die Erfassung des Zusammenhanges von archäologischem<br />
Fundgut und geologischer Determiniertheit der Ablagerung der Schichten zu sichern.<br />
3. Im Wesentlichen Ubereinstimmend mit den Besiedlungsetappen in den einzelnen Land <br />
schaft steilen wurden die untersuchten Höhlen des Arbeitsgebietes im ausgehenden Prühneolithi<br />
kum, vereinzelt im Spätneolithikum, an der Wende FrUh- /Mittelbronzezei t, in<br />
der Urnenfelderzeit , der Späthallstatt-/Frühl atenezeit sowie im Mittelalter zu längeren<br />
oder kürzeren Aufenthalten aufgesucht. Ein aufgrund der Wirtschaftsweise fUr das<br />
Mesolithikum anzunehmender Fundhorizont fehlt fast völlig, da die Höhlen und AbriS<br />
des Thüringer Beckens und seiner Randgebiete offenbar ni cht den Anforderungen der<br />
Mesolithiker an einen Siedlungsplatz entsprachen.<br />
4. Ein anband der Literatur vorgenommener Vergleich holozäner Höhlennutzung in Thüringen<br />
mit der in benachbarten Höhlengebieten konnte das fUr Thüringen herausgearbeitete Bild<br />
ihr er zeitlichen und räumlichen Verteilung ergänzen. Di e Zusammenstellung entsprechender<br />
Befunde ergab, daß Höhlen in mitteleuropäischem Maßstab in nahezu allen ur- und<br />
frUhgeschichtlichen Pe rioden der Nacheiszeit genutzt wurden. Es zeichnen sich aber<br />
ähnlich wie in Thüringen Perioden intensi verer Höhlenfrequentierung a b. - Besonders<br />
sn den Karstgebieten mit zahlreichen postpaläolithischen Höhlenfundsteilen (Fränkische<br />
und Schwäbische Alb) wurde deutlich , daß auch hier die Intensität der Höhlennutzung<br />
nahezu proporticnal mit der Intensität der Besiedlung der einzelnen Landschaft<br />
en zu wechseln scheint . Diese These gilt eS , durch ähnliche Bestandsaufnahmen<br />
wie die thUringi sche in anderen Landschaften zu erhärten.<br />
5. Da in die Ze itabschnitte mit besonders intensiver Höhlennutzung zugleich klimatische<br />
Trockenperi oden fallen, wurde ein Zusammenhang von Höhlennutzung und Klima nahegelegt<br />
und anband entsprechender holozänstratigraphischer Befunde diskutiert . - Dieser Zusammenhang<br />
ist über die Kriterien der Standortwahl urgeschichtlicher Gemeins chaften<br />
mittelbar erschließbar. (So boten das im Gegensatz zum her zynischen Trockengebiet des<br />
ThUringer Beckens regenreichere Vorland von Thüringer Wald und Thüringischem Schiefergebirge<br />
vor allem in Trockenzeiten bestimmte Vorteile. Von anderen Autoren wurde<br />
dabei auf mit der Almweidewirtschaft vergleichbare ~6glichkeiten der agrarischen Nutzung<br />
der Mittelgebirge hingewiesen. ) Andererseits befinden sich gerade im ZechsteingUrtel<br />
des ThUringer Beckens oberflächennahe Kupfererzvorkommen , die in ihrer wirtschaftlichen<br />
Bedeutung fUr die Menschen vom Endneolithikum bis zur Latenezeit einen<br />
Ausgleich fUr die vor allem sm SUdostrand des Thüringer Beckens zusammentreffenden<br />
wenig siedlungsgUnstigen Faktoren darstellen.<br />
6. Die Nutzung von Höhlen des Thüringer Beckens und seiner Randgebiete durch Bevölkerungsgruppen<br />
der Nacheiszeit war offensichtlich nicht von bestimmten geornorphologischen<br />
Gegebenheiten (HÖhenlage , Ex position usw.) abhängig. Die bereits anderweitig<br />
get roffene Feststellung, daß Höhlennut zung im Postglazial eine andere Rolle als im<br />
Paläol ithikum gespielt hat, kann nicht zuletzt dadurch bestätigt werden. Zwar wurden<br />
Höhlen auch nach dem Paläolithikunl noch immer zu Wohn-, Kult- und Bestattungszwecken<br />
genutzt, doch kam ihnen im ·gesellschaftlichen Leben von Ackerbauern und ViehzUchtern<br />
Sicher ein anderer Stellenwert als bei Jägern und Sammlern zu.<br />
91
7. Von nicht geringem Belang tUr die Interpretation von Höhlentunden sind die ~dglich <br />
keiten der Einlagerung bzw. Ablagerung von Punden und Sedimenten. So führte die ungenUgende<br />
Beachtung der beim Verfall vor allem der Höhlen des Gipskarstes ablaufenden<br />
Prozesse in der Vergangenheit z. T. zu Pehlinterpretationen des Charakters von Höhlenfunden.<br />
Anband der natürlichen Gegebenheiten im Umland der Höhlen ist im Einzelfall<br />
stets zu überprüfen, ob die Punde primäre Zeugnisse menschlicher Tätigkeit im Bereich<br />
der Höhle sind, oder , ob s i e durch Umlagerungsvorgänge in ihren Ber eich gelangten bzw.<br />
i n ihrem ursprUnglichen Zusammenhang gestört wurden.<br />
8 . Eine Klassifizierung der Höhlenfundplätze in der herkömmlichen Form (wohn- , Kult-,<br />
Bestattungshöhlen) wur de bewußt nicht vorgenommen, da allzu pragmatische Unter t eilungen<br />
dieser Art die Gefahr in eich bergen, die komplexe Struktur urgesellschaftlichen<br />
Lebens aufzulösen , ursprUnglich zusammengehörige Lebensbereiche zu t rennen und in ihrer<br />
Aussage dem moder nen Denken anzupaseen.<br />
9. Bei Höhlenfunden. die in ihrer Zusammensetzung nicht vom Befund einer gewöhnlichen<br />
Preilandeiedlung abweichen, sollten zur Erklärung der Nutzung der Höhle zunächst nsheliegende<br />
GrUnde herangezogen werden. Je nach Art und Umfang des Fundbestandes sowie<br />
den natürlichen Gegebenheiten der Höhle könnte man dabei an Rastplätze, NotunterkUnft<br />
e in Unruhe- oder Kriegszeiten, Unter kUnfts für Hirten (Waldweide) , Vorratslager,<br />
aber auch die zeitweilige Behausung von aus bestimmten GrUnden abseits der Gesellschaft<br />
stehenden Mens chen denken. Der oft geringe Umfang und die Quellenlage des Fundstoffes<br />
verwehren j edoch für ThUringen eindeutige Aussagen .<br />
10. Eine kultische Nutzung der Höhlen ist von vornherein nur bei solchen Höhlen in Erwägung<br />
zu ziehen, deren Befunde und Fundkombinationen von denen eines Siedlungsplatzes<br />
deutlich abweichen. Abgesehen yon eindeutigen Befunden, wie z . B. das Vorkommen intentionell<br />
veränderter menschlicher Skelettr este (Bad Frankenhausen , Kr . Artern; Renis ,<br />
Kr. Pößneckl vgl. die Schachthöhlenbefunde der Fränkischen Alb) ist der Nschweis kultischer<br />
Nutzung von Höhlen insgesamt problemat isch und muß an verschiedenen Gegebenheiten<br />
(Habitus der Funds teIle. Pundkombinat ionen ) qperprUft werden.<br />
11. Auffallend iet , daß sich kultische Befunde in Höhlen Thüringens und darüber hinaus in<br />
weit eren Gebieten Mltteleuropas be;onders auf das ausgehende PrUhneolithikum, die Wende<br />
PrUh- /Mittelbronzezeit , die Urnen fe lde~zeit und die Späthallstßtt - /PrUhlat~nezeit<br />
konzentrieren. Neue Erkenntnisse zu dieser Pest stellung sind jedoch erst von der Aus <br />
wertung weiterer systematischer Regional i nventare zu erwarten. In einem nächs ten Arbeitsschritt<br />
eollte dann die Korrelation mit den entsprechenden Funden sus Quellen,<br />
Flüssen, Moor en und Brandopferplätzen erfolgen.<br />
12. Ebenso wie in anderen Gebieten Mitteleuropas wurden Höhlen auch in Thüringen im Mit <br />
telalter und der frühen Neuzeit aufgesucht . Die meisten der Funde dUrften mit Pluchtauf<br />
enthalten in den 1m Mittelalter zahlreichen Kriegen in Verbindung stehen. Nicht<br />
selten _ und das ist auch für frühere Zeit abschnitte nicht auszuschließen - werden<br />
sie auch auf den Aufenthalt von Rechtsbrechern hinweisen.<br />
Für einige Höhl en des Zecheteins sm Rand des Thüringer Beckens , in deren Nähe sich<br />
Kupfererzvorkommen befinden, wurde der Aufenthalt von Erzsuchern spätestens im Mittelalter<br />
und der frühen Neuzeit angenommen .<br />
1) . Mehrere Höhlen sind mit S8ßen verbunden , die nicht selten eine kultische Nutzung implizieren.<br />
Sie dUrf t en zwar auf ältere Trsdi tionen zurückgehen; der Zeitraum zwischen<br />
ur_ oder frühgeschichtlicher Nutzung und nachgewiesenem Uberlieferungszeitraum (19.<br />
Jh, ) ist jedoch zu langjum einen Zusammenhang glaubhsft nschweisen zu können. Immerhin<br />
bel egen eie, daß ffdhlen über eine lange Traditionslinie bis in die Neuzeit zu<br />
den Plätzen gehörten, die die Volk.phantasie ebenso wie Moore , Quellen, auffällige<br />
Berge und Bäume in besonder er Weise angeregt haben.<br />
92
12. Literatur<br />
Abk.<br />
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Allendorf. Abri Pu I (1)1 - Dlenatedt. Oberteldb6blen (2<br />
3<br />
)1 - Dien.tedt. P.<br />
dar BetahrunS d.. "Hauptsans-.- wKbr.nd der Grabungen ( )<br />
3<br />
Gebaer bei
XI<br />
Döbri tz , Kniegrotte und "SUdkluft" (1); - Hangachuttprotll vor der Kn1egrot te ( 2)
XII<br />
KniegroUe<br />
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2<br />
Döbrftz, WUste Scheuer (1) ; _ Döbritzer Berg (2); _ Döbritz, Urdhöhle , SUdweatgraben (J)<br />
3
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2<br />
D~b r1 tz . WUs te Scheuer während der Ausgrabungen 1925 (Poetkarte des ThUr. H~hlenvere1n8)(1); -<br />
Ausschnitt aue dem Tagebuch A. Qötz8e zu den Grabungen in der WUsten Scheuer ( 2).()
•<br />
K~n188ee. Ot. Gara1tz, Eingang zum Bärenkeller (1); - Bärenkeller, oberer Höhlenraum. 1760 (Aquarell v. FUchsel) (J); -<br />
-Oelaen, Clythentelaen von SUdweeten (1930) ( 2); - Lage der Clythenhöhlen (4)<br />
x<br />
x<br />
<<br />
•<br />
Ranie, Burg im t9. Jh. (Pfeil Lage der Ilaenhöhle) (1) : - Ilaenhöhle nach der Ausgrsbung (n. HUlle 1977 ) (2): -<br />
II.enhöhle, SUd.palte während der Voruntersuchungen t932 ( 3), (4) : - RAni. , nördliche Höhle im Kochsberg (S)
Bad Prankenhaueen. KOa8ckenberg (1); - Hanfe , Kochaberg. aUd11che Höhl e ( 2 ~ ; - Saalfel d, TeufelabrUcke während der<br />
Ausgrabungen 1912 (3); - Han1s, HerthahBhle (4)<br />
3<br />
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x<br />
XVII<br />
Bad Prankenhausen, SohachthHhle 7 während der Ausgr abungen (1): - Hsng unterha lb Höhlp 7<br />
mit Eingang 'l.u Höhle 20 (1955); - Hsynr ode, H8senburg , Höhle 2 (" R1 t t erkeller") wfth r enrl<br />
der Au egrabungen ( J )