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Oberhessische Presse vom 15.02.05 Granate pfeift über das ...

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<strong>Oberhessische</strong> <strong>Presse</strong> <strong>vom</strong> <strong>15.02.05</strong><br />

<strong>Granate</strong> <strong>pfeift</strong> über <strong>das</strong> Kirchendach<br />

Der Stadtallendorfer Karl Weitzel erinnert sich an die letzten Kriegstage - Veranstaltung<br />

geplant<br />

Am 30. März 1945 besetzten amerikanische Truppen <strong>das</strong> damalige Allendorf. Das<br />

Dokumentationszentrum plant eine Veranstaltung zum 60. Jahrestag<br />

Von Michael Rinde<br />

Der 60. Jahrestag des Kriegsendes rückt näher. Am 30. März 1945 besetzen amerikanische<br />

Soldaten <strong>das</strong> damalige Allendorf. Aus diesem Anlass plant <strong>das</strong> Dokumentationszentrum<br />

(DIZ) an jenem Tag eine Veranstaltung.<br />

Verschiedene Referenten widmen sich unterschiedlichen Aspekten des letzten Kapitels<br />

der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Hans-Jürgen Wolff <strong>vom</strong> Staatlichen<br />

Umweltamt Marburg informiert beispielsweise über <strong>das</strong> Ende der Sprengstoffproduktion.<br />

Fritz Brinkmann-Frisch, Leiter des DIZ, schildert <strong>das</strong> Schicksal der Menschen,<br />

die in den Allendorfer Werken von DAG und WASAG arbeiteten.<br />

Der gebürtige Allendorfer Karl Weitzel wird bei der Veranstaltung im DIZ seine Erinnerungen<br />

an die letzten Kriegswochen aufleben lassen. Im Gespräch mit der OP<br />

schildert Weitzel seine Erlebnisse. Er erlebte <strong>das</strong> Kriegsende als Kind.<br />

Dass der Krieg näher rückte, registrierte Weitzel am 29. März, dem Gründonnerstag,<br />

auf eindringliche Weise. Eine <strong>Granate</strong> zischte während des Gottesdienstes über die<br />

Kirche hinweg.<br />

Zwei ukrainische Mädchen werden beim Einschlag verletzt. „Ich sehe noch, wie ein<br />

Nachbar die <strong>Granate</strong> aufheben will. Er wird aber von den Umstehenden durch laute<br />

Rufe daran gehindert“, sagt Weitzel.<br />

Am nächsten Tag sind die Amerikaner im Ort. Sie rücken nach Weitzels Erinnerungen<br />

gegen 6.15 Uhr von Niederklein aus vor. Damit hätten sie die deutschen Truppen<br />

umgangen, die am Hof Netz in Stellung gegangen waren. An verschiedenen<br />

Häusern sah Karl Weitzel weiße Fahnen hängen.


Ein englisch sprechender Franzose, ein Gefangener, der in den Sprengstoffwerken<br />

gearbeitet hatte, übernahm Dolmetscherdienste. „Er stellte den Dorfleuten ein gutes<br />

Zeugnis aus. Darum gab es keine Plünderungen“, sagt Weitzel.<br />

Was in den Sprengstoffwerken und deren Umfeld vor sich ging, hat Weitzel nicht bewusst<br />

miterlebt. „Es schien aber so, <strong>das</strong>s die örtlichen amerikanischen Kommandeure<br />

von der Existenz der Werke nichts wussten“, erinnert sich der Alt-Allendorfer. Viele<br />

Allendorfer hätten in den beiden Sprengstoffwerken gearbeitet. „Deren gelbe Hände<br />

waren nicht zu übersehen. „Der arbeitet bei Tri’, hat es umgangssprachlich geheißen“,<br />

blickt der Allendorfer Zeitzeuge zurück.<br />

Nach der Besetzung durch amerikanische Truppen galt auch in Allendorf und Umgebung<br />

Ausgangssperre von 20 bis 6 Uhr. Beim Gang zur Forstkapelle trafen Karl<br />

Weitzel, seine Mutter und sein Opa am Ostertag auf amerikanische Soldaten. Sie<br />

verstanden kein Deutsch, die Weitzels aber sprachen kein Englisch.<br />

„Aber Opa brachte es durch Gesten fertig, den Soldaten unsere Absicht klarzumachen“,<br />

sagt Weitzel in seinem Rückblick.

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