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KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 1<br />

Nr.22 Do., 02. Februar 2012<br />

B U R J A N - S E L I G S P R E C H U N G<br />

2 <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> ist selig<br />

Mit Verlesung des päpstlichen Seligsprechungsdekretes durch Kardinal Amato ist Caritas<br />

Socialis-Gründerin "zur Ehre der Altäre" erhoben - Papst setzt 12. Juni als Gedenktag fest<br />

3 Benedikt XVI. würdigt neue Selige <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

Ihr Leben und Wirken ist "ein schönes Zeugnis für das Evangelium"<br />

4 Seligsprechung <strong>Burjan</strong>s "großes Geschenk für Kirche und Land"<br />

Predigt Kardinal Schönborns bei Seligsprechungsfeier im Wiener Stephansdom<br />

5 Schönborn: "Heilige und Selige sind nie ein Schlussstrich"<br />

Wiener Erzbischof im Anschluss an <strong>Burjan</strong>-Seligsprechung im "Kathpress"-Gespräch<br />

5 Wien: <strong>Burjan</strong>-Reliquien in "Caritas Socialis"-Stammhaus übertragen<br />

6 Neue Selige soll österreichweit bekannt gemacht werden<br />

Vizepostulatorin des Seligsprechungsverfahrens, Ingeborg Schödl, im "Kathpress"-Interview<br />

7 Politischer Einfluss auch nach Ausscheiden aus Parlament<br />

Historikerin Kronthaler-Sohn: Geistiges "gegenseitiges Geben und Nehmen" zwischen <strong>Burjan</strong><br />

und Seipel, jedoch keine Quellenbelege für politische Beratungsfunktion <strong>Burjan</strong>s<br />

8 Vorbild auch für junge Menschen<br />

Sacre Coeur-Schulsprecherin Schaffer sieht Beispielwirkung der künftigen Seligen<br />

8 Badelt: "Brauchen die <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s des 21. Jahrhunderts"<br />

Rektor der Wiener WU appelliert an sozial Engagierte, sich auch politisch einzubringen<br />

10 Die "Frau des Tuns" als Vorbild auch für Frauen von heute<br />

H I N T E R G R U N D B E R I C H T E<br />

11 Kurze Biografie der neuen Seligen<br />

Sozialpionierin und prägende Gestalt der christlichen Frauenbewegung im 20. Jahrhundert<br />

wird am 29. Jänner seliggesprochen<br />

11 Kämpferin gegen soziale Armut<br />

Die Gründerin der Wiener Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis" gehört zu den großen<br />

Gestalten der christlichen Frauenbewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

13 Reliquien verdeutlichen spannungsreiches Leben<br />

14 Seligsprechungsprozess stand mehrmals auf der Kippe<br />

15 Caritas Socialis: Vielfältiger sozialer und pastoraler Einsatz<br />

16 "<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> ist Beispiel neuzeitlicher Spiritualität"<br />

Theologe Greshake ortet spezifische "burjanische Spiritualität" in den "jüdischen Wurzeln"<br />

und im Umgang mit "unaufgelösten Spannungen"<br />

17 Rund 100 Heilige und Selige stammen aus Österreich<br />

20 Stichwort: Seligsprechung<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

20 "Ein großes Geschenk für die Kirche und für unser Land"<br />

Wortlaut Predigt von Kardinal Christoph Schönborn beim Gottesdienst zur Seligsprechung<br />

von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> am 29. Jänner im Stephansdom


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 2<br />

B U R J A N - S E L I G S P R E C H U N G<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> ist selig<br />

Mit Verlesung des päpstlichen Seligsprechungsdekretes durch Kardinal Amato ist Caritas Socialis-Gründerin<br />

"zur Ehre der Altäre" erhoben - Papst setzt 12. Juni als Gedenktag fest<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>, die Gründerin<br />

der Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis"<br />

(CS), ist seliggesprochen. Bei der Seligsprechungsfeier<br />

am 29. Jänner im Wiener Stephansdom verlas der<br />

Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Seligund<br />

Heiligsprechungen, Kurienkardinal Angelo<br />

Amato, das Seligsprechungsdekret des Papstes. Mit<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> hat die katholische Kirche weltweit<br />

erstmals eine Parlamentarierin seliggesprochen.<br />

Im Seligsprechungsdekret erteilt Benedikt XVI.<br />

"die Erlaubnis, dass die ehrwürdige Dienerin Gottes<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>, Ehefrau und Mutter, Gründerin<br />

der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, die im<br />

öffentlichen Leben auf christliche Weise eifrig danach<br />

strebte, dass das Evangelium als Sauerteig der<br />

irdischen Gesellschaft wirke, und dass die Würde der<br />

Frau, der Wert der Familie, der menschliche Zusammenhalt<br />

sowie das Gemeinwohl gefördert werden,<br />

künftighin als Selige verehrt" wird. Ihren Gedenktag<br />

setzte der Papst auf den 12. Juni, den Tag<br />

nach ihrem Todestag, eines jeden Jahres fest.<br />

Nach der Verlesung des Dekretes wurde im Altarraum<br />

des Stephansdomes ein rund 5,5 mal 4 Meter<br />

großes Porträt <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s aufgezogen.<br />

Dann wurde eine einfach gehaltene Glasstele mit der<br />

Reliquie <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s in einer Prozession zum<br />

Altar gebracht und davor abgestellt. Neben einem<br />

Knochensplitter der Seligen enthält das Reliquiar<br />

auch ihren Ehering sowie jene Caritas-Socialis-<br />

Brosche, die bei der Öffnung ihres Sarges 2005 gefunden<br />

wurde. An der Prozession nahmen neben Sr.<br />

Judith Maria Tappeiner, der Leiterin der Caritas<br />

Socialis (CS), u.a. auch einige Kinder aus dem CS-<br />

Kindergarten Pramergasse teil.<br />

Frau, Politikerin, Gründerin der "Caritas Socialis"<br />

Zum Auftakt des Seligsprechungsaktes hatte die<br />

Vizepostulatorin des Seligsprechungsverfahrens,<br />

Prof. Ingeborg Schödl, die Lebens- und Glaubensgeschichte<br />

<strong>Hildegard</strong> Bujans verlesen. Am 30. Jänner<br />

1883 als <strong>Hildegard</strong> Freund im sächsischen Görlitz in<br />

eine liberale jüdische Familie geboren, studierte sie<br />

in Zürich Literatur und Philosophie und in Berlin<br />

Sozialwissenschaft. Im Jahr 1907 heiratete sie den<br />

gebürtigen Ungarn Alexander <strong>Burjan</strong>. Nach Heilung<br />

von einer schweren Krankheit konvertierte sie zur<br />

katholischen Kirche und ließ sich taufen.<br />

<strong>Burjan</strong> setzte sich entschieden für die Gleichberechtigung<br />

der Frau, für die Bekämpfung der Kinderarbeit<br />

und für die Überwindung sozialer Missstände<br />

ein. Viele soziale Rechte für Frauen und Kinder,<br />

die heute selbstverständlich sind, gehen auf ihre<br />

Initiative zurück. Zu ihren wichtigsten politischen<br />

Forderungen zählte schon damals "gleicher Lohn für<br />

gleiche Arbeit" für Frauen.<br />

1912 gründete <strong>Burjan</strong> den "Verband der<br />

christlichen Heimarbeiterinnen" und 1918 den Verein<br />

"Soziale Hilfe". Als Frauen 1919 erstmals das<br />

aktive und passive Wahlrecht ausüben konnten, zog<br />

<strong>Burjan</strong> als erste christlich-soziale Abgeordnete in das<br />

österreichische Parlament ein. Am 4. Oktober 1919<br />

gründete sie die religiöse Schwesterngemeinschaft<br />

"Caritas Socialis", mit dem Auftrag, soziale Not der<br />

Zeit zu erkennen und zu lindern.<br />

Als große Ausnahme in der neueren Ordensgeschichte<br />

war <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> zugleich Oberin<br />

ihrer Gemeinschaft, Ehefrau (eines der führenden<br />

Industriellen seiner Zeit) und Mutter einer Tochter.<br />

Zugleich war sie die Beraterin führender Politiker der<br />

Ersten Republik, so von Bundeskanzler Prälat Ignaz<br />

Seipel.<br />

Obwohl sie nur kurze Zeit dem Parlament angehörte,<br />

galt sie schon bald als dessen "Gewissen".<br />

Die tief religiöse <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> stellte sich dem<br />

Elend großer gesellschaftlicher Schichten und verschloss<br />

vor Jugendkriminalität, Verwahrlosung und<br />

Prostitution nie die Augen. Dadurch erwarb sie sich<br />

auch den Respekt sozialdemokratischer Politiker.<br />

Als im Jahr 1920 Neuwahlen anstanden, zog<br />

sich <strong>Burjan</strong> aus Rücksicht auf ihre stark angeschlagene<br />

Gesundheit und wegen der zunehmenden antisemitischen<br />

Strömungen auch innerhalb ihrer Partei<br />

aus dem Parlament zurück, blieb aber weiter politisch<br />

aktiv. <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> starb am 11. Juni 1933<br />

an einem schweren Nierenleiden.<br />

Hohe Repräsentanten aus Kirche und Politik<br />

An der von Kurienkardinal Angelo Amato geleiteten<br />

Seligsprechungsfeier nahm Österreichs Episkopat<br />

fast vollzählig teil: Kardinal Christoph Schönborn,


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 3<br />

Erzbischof Alois Kothgasser, die Bischöfe Egon Kapellari,<br />

Klaus Küng, Alois Schwarz, Manfred Scheuer,<br />

Ägidius Zsifkovics, Ludwig Schwarz und Christian<br />

Werner, die Weihbischöfe Helmut Krätzl, Franz<br />

Scharl, Stephan Turnovszky, Anton Leichtfried und<br />

Andreas Laun, Diözesanadministrator Benno Elbs<br />

sowie die Altbischöfe Maximilian Aichern und Paul<br />

Iby.<br />

Aus <strong>Burjan</strong>s deutscher Heimatstadt Görlitz<br />

nahm eine große Abordnung mit Bischof Wolfgang<br />

Ipolt und Altbischof Rudolf Müller an der Spitze teil,<br />

ebenso der Apostolische Nuntius in Wien, Erzbischof<br />

Peter Stephan Zurbriggen. An der Spitze zahlreicher<br />

Ordensvertreter kamen Prälat Maximilian Fürnsinn,<br />

Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen<br />

Ordensgemeinschaften, und Sr. Kunigunde<br />

Fürst, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden.<br />

Von politischer Seite waren Nationalratspräsidentin<br />

Barbara Prammer, der zweite Nationalratspräsident<br />

Fritz Neugebauer, Vizekanzler Michael<br />

Spindelegger, Finanzministerin Maria Fekter, Klubobmann<br />

Karlheinz Kopf und Volksanwältin Terezija<br />

Stoisits zugegen.<br />

Erste Seligsprechung im Stephansdom<br />

Die Seligsprechung <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s war die erste<br />

Seligsprechung überhaupt im Wiener Wahrzeichen.<br />

Bis vor wenigen Jahren fanden Seligsprechungen in<br />

der Regel in Rom statt und wurden vom Papst persönlich<br />

vorgenommen. Johannes Paul II. führte zudem<br />

auch gerne Seligsprechungen im Rahmen seiner<br />

mehr als hundert Auslandsreisen durch. So<br />

sprach er beispielsweise 1998 bei seinem Besuch in<br />

Wien Sr. Restituta Kafka, P. Anton Maria Schwarz<br />

und Jakob Kern selig. Die Feier fand am 21. Juni auf<br />

dem Wiener Heldenplatz statt.<br />

Papst Benedikt XVI. änderte die diesbezüglichen<br />

Normen und die Praxis wieder: Demnach<br />

werden Seligsprechungen durch einen bevollmächtigten<br />

Vertreter des Papstes, in der Regel den Präfekten<br />

der Heiligsprechungskongregation, geleitet. Sie<br />

sollen in den jeweiligen Diözesen "oder an einem<br />

anderen geeigneten Ort" erfolgen. (Auf Antrag des<br />

zuständigen Bischofs können sie aber auch nach<br />

Rom verlegt werden.) Heiligsprechungen - und in<br />

Ausnahmen Seligsprechungen wie jene von Johannes<br />

Paul II. - hat sich der Papst weiter selbst vorbehalten.<br />

Benedikt XVI. würdigt neue Selige <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

Ihr Leben und Wirken ist "ein schönes Zeugnis für das Evangelium"<br />

Vatikanstadt, 02.02.12 (KAP) Papst Benedikt XVI. hat<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> als Vorbild für alle Gläubigen gewürdigt.<br />

Das Leben der aus Görlitz stammenden<br />

Gründerin der Schwesterngemeinschaft "Caritas<br />

Socialis" sei ein "schönes Zeugnis für das Evangelium",<br />

sagte der Papst am 29. Jänner nach dem Angelus-Gebet<br />

auf dem Petersplatz. <strong>Burjan</strong> habe Frauen<br />

um sich geschart, die bis heute notleidenden Menschen<br />

Trost und Hilfe geben. Er rief die Gläubigen<br />

auf, dem Vorbild der neuen Seligen nachzueifern.<br />

"Nach dem Beispiel von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> lasst auch<br />

uns Boten der helfenden Liebe Gottes sein."<br />

Die vatikanische Tageszeitung "Osservatore<br />

Romano" veröffentlichte eine Würdigung <strong>Burjan</strong>s<br />

durch die Generalleiterin der Schwesterngemeinschaft<br />

"Caritas Socialis", Maria Judith Tappeiner.<br />

<strong>Burjan</strong> sei "ein Modell für eine besonnene Ausdauer",<br />

die vor Hindernissen und Schwierigkeiten nicht<br />

zurückschrecke, heißt es darin.<br />

Wörtlich sagte der Papst in seinem Grußwort:<br />

"Ganz herzlich grüße ich die Pilger und Besucher<br />

deutscher Sprache und verbinde mich in besonderer<br />

Weise mit allen Gläubigen, die heute nachmittag im<br />

Wiener Stephansdom an der Seligsprechung von<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> teilnehmen. Sie sagte: 'Ich weiß<br />

sicher, dass es nur ein wahres Glück gibt, und das ist<br />

die Liebe Gottes! Alles andere kann erfreuen, aber<br />

Wert hat es nur, wenn es aus dieser Liebe stammt, in<br />

ihr begründet ist.'<br />

Aus dieser Liebe hat <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> gelebt.<br />

Und als Gründerin der Schwesterngemeinschaft<br />

Caritas Socialis hat sie Frauen um sich geschart, die<br />

bis heute Quelle dieser Liebe sein wollen, um den<br />

notleidenden Menschen Hilfe und Trost zukommen<br />

zu lassen. Nach dem Beispiel von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

versuchen auch wir Boten der helfenden Liebe Gottes<br />

zu sein. Einen guten Sonntag euch allen!"


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 4<br />

Seligsprechung <strong>Burjan</strong>s "großes Geschenk für Kirche und Land"<br />

Predigt Kardinal Schönborns bei Seligsprechungsfeier im Wiener Stephansdom<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Die Seligsprechung <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong>s ist "ein großes Geschenk für die Kirche und<br />

für unser Land". Das unterstrich der Wiener Erzbischof,<br />

Kardinal Christoph Schönborn, in seiner<br />

Predigt zur Seligsprechung der Sozialpionierin und<br />

Gründerin der Caritas Socialis am Sonntagnachmittag<br />

im Wiener Stephansdom. <strong>Burjan</strong> habe in sozial<br />

schwerer Zeit Großes geleistet. "Nichts Frömmelndes,<br />

keine Schaustellung ihres Inneren, sondern das<br />

Sehen der Not, das Hinschauen, das Zupacken, das<br />

vernünftige soziale Handeln: das hat ihr über Parteigrenzen<br />

hinweg hohe Anerkennung eingebracht",<br />

hob Schönborn hervor.<br />

"Gott gibt uns den Verstand, damit wir die Not<br />

einer Zeit, die Ursachen der Not, die Mittel, die zur<br />

Abhilfe führen, erkennen", zitierte der Kardinal die<br />

neue Selige. Das sei auch der Grund für ihr politisches<br />

Engagement gewesen. Volles Interesse für die<br />

Politik und entsprechendes Handeln gehörten für<br />

<strong>Burjan</strong> zum praktischen Christentum.<br />

Die Kirche stelle sie als Selige nun ausdrücklich<br />

als Vorbild hin. Ihrem Vorbild nachzueifern,<br />

heiße "in die Schule Jesu" zu gehen. Genau das sei<br />

auch das "Reformprogramm" für die Erzdiözese<br />

Wien. "Die selige <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> hat gezeigt, dass<br />

dieser Weg in der Lebensschule Jesus wirklich die<br />

Welt verändern kann", hob der Wiener Erzbischof<br />

hervor.<br />

"<strong>Hildegard</strong> Bujan, bitte für uns!"<br />

Seligsprechung heißt nach kirchlicher Überzeugung<br />

aber auch, die Selige um Hilfe zu bitten, sie anzurufen<br />

und ihre Fürsprache zu suchen. "Heute dürfen<br />

wir sie um ihre Fürsprache bitten, diese große Frau<br />

der sozialen Tat, der ohne viele Worte gelebten Caritas<br />

Socialis! Selige <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>! Bitte für uns!",<br />

so der Kardinal.<br />

Schönborn betonte in seiner Predigt, dass zu<br />

"Heiligkeit" aber mehr gehöre als soziales Engagement.<br />

"Es gibt viele großartige Menschen. Sozial<br />

Engagierte. Vorbildliche Eheleute und Eltern. Beruflich<br />

Bewundernswerte. Politisch ehrlich und gerade<br />

Handelnde. Es gibt gute Christen, glaubwürdige<br />

Gläubige. Und es gibt von ihnen allen mehr als man<br />

von den täglichen Medienberichten her vermuten<br />

würde. Es gibt in unserem Land viele beeindruckende,<br />

gerade, hochanständige Menschen. Und dafür<br />

dürfen wir dankbar sein", hielt der Kardinal fest.<br />

Das "Mehr", das sich im Blick auf die selige<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> zeige, sei "eine innere Quelle, ein<br />

Feuer, eine Kraft, da ist eine Dynamik, die aus einer<br />

innersten Mitte heraus ein Leben verändert, umgestaltet,<br />

im Guten radikalisiert, ein nicht mehr erlahmender<br />

Impuls, der allem im Leben der Seligen eine<br />

neue Marke gegeben hat".<br />

"Eine andere Kraft am Werk"<br />

Der Wendepunkt in <strong>Burjan</strong>s Leben sei gewesen, als<br />

sie am 2. Oktober 1908 als 25-Jährige, jung Verheiratete<br />

in Berlin ins katholische St. Hedwigs-<br />

Krankenhaus eingeliefert wurde. Nach sieben Monaten<br />

vergeblicher Operationen und schrecklicher<br />

Schmerzen sei am Karsamstag der baldige Tod der<br />

Schwerkranken für alle gewiss gewesen. "Am nächsten<br />

Tag, am Ostermorgen, ist sie geheilt. Die Ärzte<br />

und sie selber sehen es als Wunder. Ihr langes Suchen<br />

nach Sinn, ihr Sehnen nach Gott, hat das Ziel<br />

erreicht: Sie kann glauben. Gott hat sie geführt."<br />

Sie habe auch die geistlichen Schwerstern des<br />

Krankenhauses erlebt, die sie monatelang gepflegt<br />

haben. "So etwas wie diese Schwestern kann der<br />

natürliche, sich selbst überlassene Mensch nicht<br />

vollbringen. Ich habe die Wirkung der Gnade erlebt,<br />

so kann mich auch nichts mehr zurückhalten", zitierte<br />

der Kardinal die neue Selige.<br />

Schönborn: "Es war nicht eine reine menschliche<br />

Energie, die sie von jetzt an bewegte, unermüdlich<br />

für Menschen in Not dazu sein, eine Ehe zu führen,<br />

und gleichzeitig eine Schwestergemeinschaft zu<br />

gründen. Da war eine andere Kraft am Werk." So<br />

habe sie auch das Wort des Apostels Paulus "Die<br />

Liebe Christi drängt uns" als Motto für die Caritas<br />

Socialis gewählt.<br />

"Predigt der Tat"<br />

Die selige <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> habe nicht viel über diesen<br />

innersten Antrieb in ihrem Leben geredet. Sie<br />

habe ihn durch ihr Leben sichtbar gemacht, ohne<br />

viele Worte. Die "Predigt der Tat" sei ihr wichtiger.<br />

"Wir brauchen Menschen, die nicht zu anderen predigen<br />

gehen", so ein Ausspruch von ihr.<br />

<strong>Burjan</strong> habe gewusst, dass Gott ihr zu Ostern<br />

1908 das Leben neu geschenkt hat, sagte der Wiener<br />

Erzbischof weiter. So sehe sie von da an ihr Leben bis<br />

in die Todesstunde, 25 Jahre später, am Dreifaltigkeitssonntag<br />

1933. Von ihrer Todesstunde ist folgende<br />

Aussage überliefert: "Mein Sterben ist ein einziges


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 5<br />

großes Deo Gratias! Vor 25 Jahren hat mich Gott aus<br />

dieser Krankheit herausgezogen und berufen, dann<br />

hat er mich 25 Jahre auf den Armen getragen wie ein<br />

Kind, und jetzt führt er mich aus dieser Krankheit<br />

heraus zu sich!"<br />

Schönborn: "Heilige und Selige sind nie ein Schlussstrich"<br />

Wiener Erzbischof im Anschluss an <strong>Burjan</strong>-Seligsprechung im "Kathpress"-Gespräch: "Es geht um gelebtes<br />

Christentum"<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) "Heilige und Selige sind nie<br />

ein Schlussstrich sondern eine offene Tür mit der<br />

Einladung auch hineinzugehen." Das hat Kardinal<br />

Christoph Schönborn unmittelbar nach der Seligsprechungsfeier<br />

von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> im Wiener<br />

Stephansdom gegenüber "Kathpress" gesagt. Die<br />

lang erwartete Feier habe er persönlich mit großer<br />

Freude erlebt, so der Kardinal: "Die Botschaft <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong>s ist klar: Es geht nicht ums Reden sondern<br />

ums Tun, um gelebtes Christentum."<br />

Dass <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> mit ihrem Lebensbeispiel<br />

weite Kreise der Bevölkerung anspricht, betonte<br />

Sr. Judith Maria Tappeiner, Generalleiterin der Caritas<br />

Socialis, im Anschluss an die Seligsprechung. Sie<br />

zeigte sich vor allem von den vielen Menschen beeindruckt,<br />

die zur Seligsprechungsfeier gekommen<br />

waren. Auch für Tappeiner war klar: "Die Seligsprechung<br />

war kein Schlusspunkt, wir gehen weiter."<br />

Laut Ingeborg Schödl, Vizepostulatorin des<br />

Seligsprechungsprozesses, wolle man in Zukunft vor<br />

allem verstärkt die Jugend ansprechen. Es gelte, <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong> noch viel mehr bekannt zu machen.<br />

Sie sei Beispiel dafür, "wie man als Christ leben und<br />

sich in der Politik engagieren kann", so Schödl: "Jeder<br />

jammert über die Politik, aber niemand will sich<br />

engagieren." Dagegen gelte es aufzutreten.<br />

Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Peter<br />

Stephan Zurbriggen, erhofft sich von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

wichtige Impulse für die Kirche in Österreich.<br />

"Bei der Erneuerung des kirchliche Lebens kann ihr<br />

Lebensbeispiel und ihre Fürbitte sicher hilfreich<br />

sein", so der Nuntius wörtlich.<br />

Vizekanzler Michael Spindelegger schließlich<br />

zeigte sich überzeugt, "dass es in der Politik immer<br />

wieder Anlässe gibt, sich <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> zum Vorbild<br />

zu nehmen".<br />

Wien: <strong>Burjan</strong>-Reliquien in "Caritas Socialis"-Stammhaus übertragen<br />

Feierlicher Gottesdienst in Servitenkirche mit Kardinal Schönborn - Prozession zur <strong>Hildegard</strong>-<strong>Burjan</strong>-Kapelle<br />

in Pramergasse<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Die Reliquien der seligen <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong> sind am 30. Jänner – einen Tag nach<br />

der Seligsprechung - im Rahmen einer feierlichen<br />

Prozession von der Wiener Servitenkirche in das<br />

Stammhaus der Schwesterngemeinschaft der Caritas<br />

Socialis in die Pramergasse übertragen worden. Dort<br />

haben sie nun in der <strong>Hildegard</strong>-<strong>Burjan</strong>-Kapelle über<br />

der Grablege der Seligen ihren festen Platz. Das Reliquiar,<br />

eine schlicht gehaltene Glasstele, beinhaltet<br />

neben einem Knochensplitter der Seligen, deren<br />

Ehering sowie jene Caritas-Socialis-Brosche, die man<br />

bei der Exhumierung im Jahr 2005 im Sarg <strong>Burjan</strong>s<br />

gefunden hatte.<br />

Vor der Prozession fand in der überfüllten Servitenkirche<br />

ein feierlicher Gottesdienst statt, dem<br />

Kardinal Christoph Schönborn gemeinsam mit dem<br />

Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt und den Weihbischöfen<br />

Helmut Krätzl und Franz Scharl vorstand.<br />

In seiner Predigt bezeichnete Krätzl die neue Selige<br />

als "Schlüsselfigur im ganzen Prozess der Neuevangelisierung<br />

in Österreich".<br />

Vielfach werde geklagt, dass der Glaube erschreckend<br />

geschwunden sei, vor allem auch das<br />

Glaubenswissen, so Krätzl: "Glaubenswissen aufzufrischen<br />

ist sehr wertvoll. Für das Evangelium gewinnen<br />

wird man aber Menschen kaum dadurch,<br />

sondern durch Zeugen des Glaubens." Im vom Papst<br />

ausgerufenen "Jahr des Glaubens" werde es nicht<br />

genügen, sich eingehend mit dem Weltkatechismus<br />

zu befassen, so wichtig dies auch sei, betonte der<br />

Weihbischof. Es gelte bewusst zu machen, "dass der<br />

Glaube erst lebendig wird, wenn er sich in Werken<br />

der Liebe erweist" und sich aus dem Glauben heraus<br />

in Welt und Gesellschaft zu engagieren.


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 6<br />

Krätzl wörtlich: "Es ist gut, dass wir in so kurzer<br />

Zeit zwei bedeutende Glaubenszeugen in Österreich<br />

haben, die seliggesprochen worden sind. Carl<br />

Lampert, den ehemaligen Provikar der Apostolischen<br />

Administratur Innsbruck-Feldkirch, und<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>; Lampert als 'Zeuge seines Glaubens<br />

gegen das menschenverachtende Naziregime',<br />

<strong>Burjan</strong> als 'Zeugin gelebten Glaubens für Arme und<br />

Entrechtete in unserer Heimat'."<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> würde die Kirche heute - 50<br />

Jahre nach dem Beginn des Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils - aufrufen, sich "ohne Zaudern" den Menschen<br />

zuzuwenden auf ihre Lebenswirklichkeiten<br />

hin, mit ihren Freuden und Hoffnungen, aber auch<br />

Niederlagen und Brüchen", zeigte sich der Weihbischof<br />

überzeugt: "Sie würde uns ermutigen, alle<br />

Schätze der Kirche auszupacken, um Menschen zum<br />

Gelingen des Lebens zu verhelfen."<br />

Das Konzil habe sich deutlich gegen eine weltfremde<br />

Frömmigkeit oder ein Zurückziehen "in die<br />

Sakristei" ausgesprochen. Gleichzeitig habe es vor<br />

zwei Verirrungen gemahnt. "Ein Irrtum wäre, im<br />

Bewusstsein, hier keine bleibende Stätte zu haben,<br />

irdische Pflichten zu vernachlässigen, ein anderer<br />

Irrtum aber, im Irdischen aufzugehen, völlig getrennt<br />

vom Religiösen", mahnte Krätzl.<br />

Der Bischof erinnerte an die von <strong>Burjan</strong> formulierte<br />

Weiheformel für die Schwestern der Caritas<br />

Socialis. Darin sei vom "Werkzeug der Liebe Gottes"<br />

die Rede. <strong>Burjan</strong> habe gezeigt, dass milde Gaben<br />

allein nicht genügten, um diesem Anspruch gerecht<br />

zu sein. Es gelte vielmehr alle Fähigkeiten einzusetzen<br />

zur Linderung der Not. Deshalb sei sie sogar in<br />

die Politik gegangen. Denn sozialer Einsatz bedeute,<br />

die Not an der Wurzel zu fassen und Strukturen zu<br />

ändern. So habe <strong>Burjan</strong> neue Gesetze gefordert, aber<br />

auch eine Gemeinschaft gegründet, die neue Institutionen<br />

der Hilfe fortan schaffte.<br />

Im Anschluss an den Gottesdienst führte die<br />

Prozession durch einige Gassen des neunten Bezirks<br />

zum Stammhaus der Caritas Socialis in der Pramergasse.<br />

Dabei wurde auch darauf hingewiesen, dass<br />

im Servitenviertel bis zu ihrer Deportation durch das<br />

NS-Regime viele jüdische Menschen lebten. Menschen,<br />

die die gleiche Abstammung hatten wie <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong>.<br />

Die Kapelle im Caritas-Socialis-Haus in der<br />

Pramergasse ist werktags von 8 bis 13 Uhr geöffnet.<br />

Die Schwesterngemeinschaft lädt alle Gläubigen<br />

zum Gebet und zur Stille ein.<br />

<strong>Burjan</strong>: Neue Selige soll österreichweit bekannt gemacht werden<br />

Vizepostulatorin des Seligsprechungsverfahrens, Ingeborg Schödl, im "Kathpress"-Interview über künftige<br />

"<strong>Burjan</strong>-PR", Höhen und Tiefen des Prozesses<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Der Abschluss des Seligsprechungsprozesses<br />

von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> bedeutet<br />

nicht das Ende der Arbeit für und mit der neuen<br />

Seligen: So kündigte die Vizepostulatorin des Seligsprechungsverfahrens,<br />

die Publizistin Ingeborg<br />

Schödl, im "Kathpress"-Interview an, dass das seit<br />

1992 bestehende <strong>Hildegard</strong>-<strong>Burjan</strong>-Komitee auch<br />

nach der Seligsprechung weiter an der Bekanntmachung<br />

der neuen Seligen arbeiten werde. Durch eine<br />

Vielzahl an Vorträgen, aber auch durch eine Pressereise<br />

im April nach Görlitz - der Heimatstadt <strong>Burjan</strong>s<br />

- und die Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien<br />

soll die Selige österreichweit bekannt gemacht werden.<br />

Es sei "immer das Anliegen des Komitees gewesen,<br />

die Person <strong>Burjan</strong> einer breiten Öffentlichkeit<br />

bekannt zu machen", daher könne man auch nach<br />

der Seligsprechung "nicht einfach zur Tagesordnung<br />

übergehen", so Schödl. Ein möglicher Bereich einer<br />

weiterführenden "<strong>Burjan</strong>-PR" könnten der Publizistin<br />

zufolge etwa der Schulunterricht sein. Es gebe<br />

bereits einiges Material wie etwa einen eigens für<br />

den pädagogischen Einsatz produziertes Video über<br />

die Sozialpionierin <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>. Insgesamt<br />

stelle sie - nicht zuletzt durch die von Seiten der<br />

"Caritas Socialis" intensiv betriebene Medienarbeit -<br />

ein "deutlich gewachsenes Interesse der Öffentlichkeit<br />

an der Seligsprechung und an der Person <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong>s", so Schödl.<br />

In einem persönlichen Rückblick berichtete<br />

die Publizistin und <strong>Burjan</strong>-Komitee-Vorsitzende<br />

Schödl von "Höhen und Tiefen" des seit 1963 laufenden<br />

Seligsprechungsprozesses. In den 1990er<br />

Jahren sei das Verfahren deutlich ins Stocken geraten,<br />

bei den zuständigen vatikanischen Behörden sei<br />

"nichts weitergegangen". Einen weiteren "Tiefschlag"<br />

habe 2008 die Ablehnung der Anerkennung<br />

des Wunders durch die Theologen-Kommission<br />

dargestellt. Erst am 7. Juni 2011, als die Kommission


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 7<br />

ein einstimmig positives Votum abgab, hieß es Aufatmen,<br />

so Schödl.<br />

Keine Parallele zu Edith Stein<br />

Eine Verbindung zwischen der Hl. Edith Stein und<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> aufgrund ihrer jüdischen Herkunft<br />

könne im Übrigen nicht gezogen werden, so Schödl<br />

weiter. So stamme Stein aus einem religiös geprägten<br />

jüdischen Elternhaus; <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> habe<br />

zwar jüdische familiäre Wurzeln, ihr Elternhaus habe<br />

jedoch Religion in keiner Weise gelebt. Zwar habe sie<br />

bereits früh als Politikerin vor den Folgen einer<br />

Machtübernahme durch die Nazis gewarnt, dies<br />

jedoch weniger vor dem Hintergrund ihrer jüdischen<br />

Herkunft als vielmehr "aus einer grundsätzlich humanistischen<br />

Ablehnung der befürchteten Barbarei<br />

der Nazis" heraus.<br />

Mit dem katholischen Glauben sei sie vor allem<br />

durch ihre Züricher Hochschullehrer in Berührung<br />

geraten, so Schödl weiter. Sie sei immer eine<br />

"Suchende" gewesen und habe im Zuge ihrer Auseinandersetzung<br />

mit dem Christentum schließlich<br />

einen gegenüber ihrer wissenschaftlichen Ausbildung<br />

fast "kindlichen Glauben" entwickelt. Diese<br />

Spannung einer tiefen Spiritualität und einer praktisch-politischen<br />

Veranlagung und einem "visionären<br />

politischen Denken" habe sie schließlich ausgezeichnet<br />

- und dies mache auch "den Reiz aus, sich<br />

heute mit <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> zu befassen", so Schödl.<br />

<strong>Burjan</strong>: Politischer Einfluss auch nach Ausscheiden aus Parlament<br />

Historikerin Kronthaler-Sohn: Geistiges "gegenseitiges Geben und Nehmen" zwischen <strong>Burjan</strong> und Seipel,<br />

jedoch keine Quellenbelege für politische Beratungsfunktion <strong>Burjan</strong>s<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> blieb nach<br />

ihrem kurzen, aber ergebnisreichen politischen Wirken<br />

im Parlament in sozialpolitischen Fragen einflussreich.<br />

Das ist die übereinstimmende Meinung<br />

der <strong>Burjan</strong>-Biografen, die in diesem Zusammenhang<br />

auf die historisch belegten politischen Berührungspunkte<br />

und die starke Freundschaft mit dem christlich-sozialen<br />

Spitzenpolitiker Prälat Ignaz Seipel<br />

verweisen. "<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> als wichtigste Beraterin<br />

von Seipel in sozialen Fragen zu bezeichnen,<br />

halte ich aber prinzipiell für überzogen", schränkt<br />

die Grazer Historikerin Michaela Kronthaler-Sohn in<br />

einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber "Kathpress"<br />

ein und verweist dabei auf fehlende Quellenbelege.<br />

Es sei "durchaus anzunehmen", dass Seipel<br />

als bedeutender Weggefährte <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s und<br />

geistlicher Berater ihrer Schwesterngemeinschaft<br />

Caritas Socialis "in ständigem Austausch auch zu<br />

sozialen Themen mit der neuen Seligen stand", so<br />

die Historikerin, die sich intensiv wissenschaftlich<br />

mit <strong>Burjan</strong> befasst hat. Das Verhältnis sei sicherlich<br />

ein "gegenseitiges Nehmen und Geben" gewesen. So<br />

habe der "Sozialtheoretiker" Seipel gar nicht so wenige<br />

Vorträge bei der Caritas Socialis gehalten, die<br />

auch gedruckt erschienen sind. Demgegenüber sei<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> die "Sozialpraktikerin" gewesen,<br />

die neue soziale Ideen in ihren Projekten mit der<br />

Caritas Socialis verwirklicht hat.<br />

Dass <strong>Burjan</strong> dem Universitätsprofessor Seipel<br />

intellektuell die Stirn bieten konnte, sei durch eine<br />

Episode bei einer katholischen Frauenkonferenz<br />

1917 in Linz bekannt, wo sie "Seipels theoretische<br />

Ausführungen korrigiert hat". Dieser Vorfall sei<br />

gleichzeitig der Beginn für eine "lebenslange<br />

Freundschaft zwischen den beiden großen Persönlichkeiten<br />

der Zwischenkriegszeit" gewesen. Von<br />

daher sei es vorstellbar, dass Seipel als Politiker<br />

durchaus mit <strong>Burjan</strong> soziale Themen und Fragen<br />

besprochen hat. "Allerdings fehlen dafür die Quellenbelege",<br />

so Kronthaler-Sohn. Klarheit darüber<br />

könnten die Seipel-Tagebücher geben, die allerdings<br />

dahingehend noch ausgewertet werden müssten, so<br />

die Historikerin, die im Rahmen ihrer Forschungen<br />

bisher auch auf keine schriftlichen Konzepte von<br />

<strong>Burjan</strong> für Seipels sozialpolitische Aktivitäten gestoßen<br />

ist.<br />

Für Kronthaler-Sohn erklärt sich das daraus,<br />

dass Seipel selbst ein "Experte in sozialen Fragen"<br />

war. Dieser hatte beim bedeutenden katholischen<br />

Sozialdenker Franz Martin Schindler promoviert.<br />

Auch habe sich Seipel im Rahmen seiner Tätigkeit als<br />

Universitätsprofessor bzw. in seiner wissenschaftlichen<br />

Tätigkeit "ständig mit sozialen Themen auseinandergesetzt".<br />

Politische Erfahrungen machen<br />

konnte der spätere christlichsoziale Bundeskanzler<br />

zudem schon als Minister für soziale Fürsorge im<br />

letzten kaiserlichen Kabinett.


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 8<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>: Vorbild auch für junge Menschen<br />

Sacre Coeur-Schulsprecherin Schaffer sieht Beispielwirkung der künftigen Seligen: "Sich selbst engagieren,<br />

eigene Stimme erheben und sich einsetzen"<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Die selige <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> ist<br />

auch für Jugendliche ein Vorbild. "<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

war eine bewundernswerte Frau. Sie hat sich nicht<br />

nur in der Politik, sondern auch sozial engagiert",<br />

erklärt Therese Schaffer, Schulsprecherin des Gymnasiums<br />

Sacre Coeur in Wien, im "Kathpress"-<br />

Gespräch. Besonders anzuerkennen sei etwa, dass<br />

<strong>Burjan</strong> in der männerdominierten Politik eine laute<br />

Stimme für die Frauen gewesen sei. Auch sei es damals<br />

nicht selbstverständlich gewesen, "dass Frauen<br />

aus ihrem geschützten Zuhause heraustreten und<br />

sagen, was sie sagen wollen und dafür auch einstehen",<br />

betonte Schaffer.<br />

<strong>Burjan</strong>s Ehemann Alexander sei zwar der Wissenschaft<br />

zugewandt gewesen, sie selbst habe sich<br />

aber trotzdem mit Spiritualität und vor allem Gott<br />

beschäftigt und so "einen großen Horizont" bekommen.<br />

Wenn man nur einen kleinen Teil dieses<br />

Horizonts habe, könnte man schon vieles für benachteiligte<br />

Menschen erreichen, meinte Schaffer.<br />

"Für mich selbst kann ich ableiten, dass man<br />

das, was man sagt, auch selbst umsetzen soll", sagte<br />

die Schulsprecherin zur "Kathpress". Nach wie vor<br />

sei es auch in der heutigen Zeit wichtig, in der Politik<br />

eine Frauenstimme zu haben. Und die Jugend solle<br />

sich <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s Engagement zum Vorbild<br />

nehmen: "sich selbst engagieren, die eigene Stimme<br />

erheben und sich einsetzen", appellierte Schaffer.<br />

Die junge Frau ist im Zuge des Schulprojekts<br />

"Compassion" für zwei Wochen in der Altenpflege<br />

bei der "Caritas Socialis" tätig. "Es ist ein tolles Projekt",<br />

so Schaffer mit Blick auf den generationenübergreifenden<br />

Austausch. Von der Beziehung zu<br />

den älteren Menschen habe sie bereits "viel profitiert<br />

und neue Sichtweisen gesammelt von einer Generation,<br />

die eine ganz andere Jugend hatte als wir".<br />

Im Zuge des Projekts habe sie erfahren, dass<br />

man andere Menschen auch ohne Ausbildung unterstützen<br />

kann. "Manchmal reicht es einfach schon, da<br />

zu sein und zuzuhören", sagte Schaffer zur "Kathpress".<br />

Im CS Hospiz Rennweg der Schwesterngemeinschaft<br />

habe sie auch erfahren, wie wichtig ein<br />

würdevolles Leben bis zuletzt sei: "Hier ist es wichtig,<br />

Betroffene und auch Angehörige zu unterstützen."<br />

Das Schulprojekt ist laut Schaffer auch eine<br />

Bereicherung für sich selbst: "Man lernt, mit den<br />

anderen zu leben und in andere hineinzufühlen",<br />

betonte sie. Auch lerne man, sich selbst nicht über<br />

jene Menschen zu stellen, denen man hilft.<br />

Im Rahmen von "Compassion" engagieren<br />

sich die Sacre Coeur-Schüler der 7. Klasse zwei Wochen<br />

lang in verschiedenen sozialen Einrichtungen.<br />

"Solidarität ist kein Instinkt, sondern ein lebenslanger<br />

Lernprozess", erklärte Schaffer und betonte, dieser<br />

solle bereits in der Schule angeregt und mit entsprechenden<br />

Projekten unterstützt werden.<br />

Badelt: "Brauchen die <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s des 21. Jahrhunderts"<br />

Rektor der Wiener WU appelliert an sozial Engagierte, sich auch politisch einzubringen - Podiumsdiskussion<br />

im Wiener Rathaus<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Angesichts der sozialökonomischen<br />

Herausforderungen der heutigen Zeit "brauchen<br />

wir mehr <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s des 21. Jahrhunderts":<br />

Mit diesen Worten appellierte der Christoph<br />

Badelt, Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien, dafür,<br />

dass sich Menschen, die soziale Arbeit leisten,<br />

auch stärker bei Sozialreformen einbringen sollten.<br />

Politik könne nur dann sozial sein, wenn "diejenigen,<br />

die etwas von sozialer Arbeit verstehen", sich<br />

auch in die Politik einbrächten, wie <strong>Burjan</strong> dies gemacht<br />

habe, hob Badelt bei der Podiumsdiskussion<br />

"Sozial engagiert - woraus motiviert?" am 24. Jänner<br />

im Wiener Rathaus hervor.<br />

An der Diskussion nahmen u.a. die Politikerinnen<br />

Sonja Wehsely und Terezija Stojsits teil. <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong> (1883-1933), Gründerin der Wiener<br />

Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis", hatte<br />

sich politisch engagiert und für benachteiligte Frauen<br />

eingesetzt.<br />

Badelt plädierte für ein neues Verständnis von<br />

Solidarität: "Jeder Mensch müsste sich in seiner eigenen<br />

Lebenssituation fragen: Was bedeutet gelebte<br />

Solidarität für mich?" Generell zeige sich die soziale


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 9<br />

Kompetenz einer Gesellschaft in Krisenzeiten. Denn<br />

die Benachteiligung von Gesellschaftsgruppen, die<br />

bereits vor einer Krise benachteiligt gewesen seien,<br />

verstärke sich in der Krise noch. Politik müsse sich<br />

daher in Krisenzeiten besonders um diese Gruppen<br />

kümmern.<br />

Gesundheitsstadträtin Wehsely betonte, eine<br />

Diskussion "entweder Wohlfahrtsstaat oder soziales<br />

Engagement" sei "vollkommener Humbug". Eine<br />

Situation, in der soziales Engagement und Ehrenamt<br />

funktionierten, "bedingt einen sehr dicht geknüpften<br />

Wohlfahrtsstaat". Wehsely: "Ein Wohlfahrtsstaat<br />

kann und soll Ehrenamtlichkeit nicht ersetzen. Die<br />

Umsetzung von Sozialpolitik muss so organisiert<br />

sein, dass Ehrenamtlichkeit gewünscht und möglich<br />

ist."<br />

Mit Blick auf den Appell Badelts für ein stärkeres<br />

politisches Engagement erklärte Volksanwältin<br />

Stojsits, es gebe eine klare Aufgabenverteilung auf<br />

diesem Gebiet: "Politiker, die Rahmenbedingungen<br />

für Sozialpolitik schaffen, können Experten auf dem<br />

Gebiet sein und sind es vielfach auch, aber sie müssen<br />

es nicht sein." Gleichzeitig hob Stojsits den "Erfahrungsschatz<br />

und den Wert jener" hervor, die<br />

"entweder Erfahrung durch ihre Arbeit auf einem<br />

Gebiet haben oder selbst betroffen" seien. Generell<br />

appellierte sie, für Anliegen "lästig" zu sein: "Es ist<br />

nicht einfach, etwas an die Entscheidungsträger zu<br />

bringen. Aber mit einem bestimmten Ausmaß an<br />

Beharrlichkeit kommt man irgendwann zu einem<br />

Ziel, und meistens auch zum Erfolg."<br />

Der Leiter der Katholischen Sozialakademie<br />

Österreichs, P. Alois Riedlsperger, berichtete, in der<br />

Akademie werde z. B. über bewusste Perspektivenwechsel<br />

versucht, Menschen dazu zu befähigen, bei<br />

Problemen die Schuld nicht auf andere abzuwälzen.<br />

Stattdessen solle ein wechselseitiges Verständnis<br />

entwickelt werden, um "gemeinsam kreativinnovativ<br />

Lösungen zu finden". P. Riedlsperger: "Das<br />

bedeutet in jedem Fall soziale Verantwortung zu<br />

übernehmen und selbst mitzuwirken an einer humanen<br />

zukunftsfähigen Welt."<br />

Mit Blick auf den Appell Stojsits', beharrlich<br />

für ein Anliegen einzutreten, betonte P. Riedlsperger,<br />

ein "langer Atem" werde von Gott geschenkt: "Von<br />

dieser glaubensorientierten Motivation her meine<br />

ich, es ist spannend, soziale Verantwortung zu übernehmen."<br />

Solidarität "kein Instinkt"<br />

Therese Schaffer, Schulsprecherin des Gymnasiums<br />

Sacre Coeur in Wien, betonte, Solidarität sei "kein<br />

Instinkt", sondern ein lebenslanger Lernprozess.<br />

Dieser solle bereits in der Schule angeregt und mit<br />

entsprechenden Projekten unterstützt werden, wie<br />

etwa im Sacre Coeur mit dem Schulprojekt "Compassion".<br />

In diesem Rahmen engagieren sich die<br />

Schüler der 7. Klasse zwei Wochen lang in verschiedenen<br />

sozialen Einrichtungen, z. B. in der Altenpflege<br />

bei der "Caritas Socialis". "Es ist ein tolles Projekt",<br />

erklärte die junge Frau mit Blick auf den generationenübergreifenden<br />

Austausch.<br />

Auf die Frage nach der Motivation für ihr soziales<br />

Engagement betonte Cecily Corti, Leiterin der<br />

"VinziRast" und des "CortiHauses" in Wien, sie habe<br />

lange Zeit eine Art Ohnmacht angesichts des Leides<br />

in der Welt empfunden. Die Sehnsucht, etwas dagegen<br />

zu tun und selbst gestalten zu wollen, sei immer<br />

deutlicher geworden. Eine Begegnung mit dem<br />

Grazer "Vinzi-Pfarrer" Wolfgang Pucher sei schließlich<br />

auch mit ausschlaggebend gewesen, sich für<br />

Obdachlose einzusetzen. Von ihrer Arbeit berichtete<br />

Corti, sie konfrontiere "mit einer Wirklichkeit, die wir<br />

in der Welt zu vermeiden suchen". Dies stelle auch<br />

eine tiefe Verbindung zu einem selbst her, "die ich<br />

als sehr heilsam empfunden habe".<br />

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen-<br />

Komitees, machte mit verschiedenen Beispielen<br />

darauf aufmerksam, dass soziales Engagement und<br />

Zivilcourage nicht immer einfach seien und zum Teil<br />

großen Einsatz notwendig machten. Umso bewundernswerter<br />

sei "beharrliches Engagement gegen<br />

den Widerstand eines Establishments", sagte<br />

Mernyi.<br />

Die Podiumsdiskussion "Sozial engagiert - woraus<br />

motiviert?" wurde in Kooperation der Stadt<br />

Wien und der "Caritas Socialis" im Gedenken an die<br />

"Repräsentantin sozialen Engagements <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong>s" veranstaltet, wie es in der Einladung hieß.


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 10<br />

<strong>Burjan</strong>: Die "Frau des Tuns" als Vorbild auch für Frauen von heute<br />

"Kathpress"-Umfrage zeigt Beispielwirkung der Seligen für Gesellschaft von heute - P. Riedlsperger betont<br />

"große soziale Sensibilität und organisatorisch-politisches Gespür" <strong>Burjan</strong>s<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> beeindruckt,<br />

"weil es in ihrer Zeit ungewöhnlich war als Frau mit<br />

einem Engagement so in den Vordergrund zu kommen<br />

und dass sie damals so viel Zustande gebracht<br />

hat". Mit diesen Worten hat "VinziRast-CortiHaus"-<br />

Leiterin Cecily Corti die Selige gewürdigt. Corti im<br />

Gespräch mit "Kathpress": "Es kann auch heute<br />

nicht genug Frauen geben, die zum Ausdruck bringen,<br />

woran sie glauben und was ihnen wichtig ist, die<br />

sich dafür einsetzen - auch mit allen Angriffen, denen<br />

man dabei vielleicht ausgesetzt ist."<br />

Gerade Frauen müssten "sich trauen, dafür<br />

einzustehen, was einem wichtig ist". Jeder Mensch<br />

habe eine Aufgabe, eine Begabung und Stärke. <strong>Burjan</strong><br />

habe ihre Kraft auch aus dem Glauben erhalten:<br />

"Ein sehr persönlicher Glaube, eine sehr persönliche<br />

Überzeugung, kann sehr viel bewirken", sagte Corti.<br />

Es gehe darum, sich nicht einem Mainstream anzuschließen,<br />

sondern jener Sehnsucht zu folgen, die<br />

jeder Mensch "ganz tief in sich" habe.<br />

Mernyi: "Eine Frau des Tuns"<br />

"<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> kann kein Vorbild für heute sein,<br />

sondern sie muss eines sein", betonte Willi Mernyi,<br />

Vorsitzender des "Mauthausen-Komitees", gegenüber<br />

"Kathpress": "Sie war eine Frau des Redens und<br />

des Verhandelns, aber vor allem war sie eine Frau<br />

des Tuns. Und das imponiert."<br />

Riedlsperger: "Mit Sensibilität und Gespür"<br />

"<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> hat es verstanden, mit einer großen<br />

sozialen Sensibilität und organisatorischpolitischem<br />

Gespür in schwierigen Situationen initiativ<br />

zu werden." Das erklärte der Leiter der Katholischen<br />

Sozialakademie, P. Alois Riedlsperger, im "Kathpress"-Gespräch.<br />

Sie habe nicht nur das hehre<br />

Anliegen gehabt zu helfen, sondern sie hatte auch<br />

"den Realitätssinn, entsprechende Initiativen in<br />

Kooperationen mit unterschiedlichen Personen und<br />

Einrichtungen zu entwickeln". So habe sie im Parlament<br />

über Parteigrenzen hinweg Verständnis für<br />

gemeinsame Anliegen geweckt: "Das finde ich sehr<br />

beachtlich."<br />

<strong>Burjan</strong> sei auch eine "überzeugende Persönlichkeit,<br />

weil an ihrem Leben ganze Spannungsfelder<br />

deutlich werden", erklärte P. Riedlsperger auch mit<br />

Blick auf das Motto der Seligsprechung. "Sie ist keine<br />

Frau, die abgehoben und glatt durchs Leben kommt,<br />

sondern sie musste diese Spannungen etwa zwischen<br />

politischem Engagement und Familie, Politik<br />

und Ordensgemeinschaft bzw. Kirche aushalten." So<br />

könne sie auch heute Vorbild sein, um mit Schwierigkeiten<br />

und Spannungen zu leben. Dass <strong>Burjan</strong> in<br />

ihrer Sichtweise von der Katholischen Soziallehre<br />

geprägt gewesen sei, "ist mir eine Bestätigung, wie<br />

wichtig politisch soziale Bildungsarbeit ist".<br />

Badelt: "Braucht Sozialpolitik und soziale Arbeit"<br />

<strong>Burjan</strong> habe "auf vorbildliche Weise gezeigt, dass es<br />

sowohl Sozialpolitik als auch soziale Arbeit braucht,<br />

um die Gesellschaft weiterzubringen", erklärte der<br />

Rektor der Wiener Wirtschaftsuniversität, Christoph<br />

Badelt, gegenüber "Kathpress": "Auf eines zu verzichten<br />

ist nicht nachhaltig. <strong>Burjan</strong> hat in ihrem Leben<br />

beides gemacht und daran sollten wir uns ein<br />

Beispiel nehmen."<br />

Greshake: "Prophetische Vorreiter-Rolle"<br />

In der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" betonte<br />

der Dogmatiker em.Prof. Gisbert Greshake die "geradezu<br />

prophetische Vorreiter-Rolle" <strong>Burjan</strong>s. In<br />

einer Zeit "himmelschreiender Ungerechtigkeiten"<br />

habe sie Initiativen für eine "neue Weise sozialen<br />

Engagements" gesetzt: Sie habe statt Mildtätigkeit in<br />

Einzelfällen "strukturelle Hilfe, strukturelle Erneuerung<br />

des Sozialwesens" urgiert.<br />

"Dabei griff sie u. a. zu einem Mittel, dass erst<br />

40, 50 Jahre später üblich wurde: zum Boykott-Aufruf<br />

für Waren, die unter ungerechten Bedingungen hergestellt<br />

wurden", so Greshake. "Als eine der ersten<br />

im kirchlichen Raum entdeckte sie die globale Verantwortung<br />

für die Welt." Die Aussage <strong>Burjan</strong>s, sie<br />

tue alles, "weil ich mich jeden Augenblick irgendwie<br />

für das viele Traurige verantwortlich fühle, das auf<br />

der Welt geschieht", sei eine wegweisende Aussage<br />

gewesen. Greshake kritisierte, dass politisches Engagement<br />

unter aktiven Katholiken nach wie vor eine<br />

Ausnahme sei: "Das Feld von Glaube und Kirche<br />

umfasst nicht nur 'kirchliche Berufe'." Greshake lebt<br />

inzwischen im Pflege- und Sozialzentrum Kalksburg<br />

der "Caritas Socialis".


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 11<br />

H I N T E R G R U N D B E R I C H T E<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>: Kurze Biografie der neuen Seligen<br />

Sozialpionierin und prägende Gestalt der christlichen Frauenbewegung im 20. Jahrhundert wird am<br />

29. Jänner seliggesprochen<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> war eine der<br />

großen Gestalten der christlichen Frauenbewegung<br />

in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am 30.<br />

Jänner 1883 als <strong>Hildegard</strong> Freund im sächsischen<br />

Görlitz in eine liberale jüdische Familie geboren,<br />

studierte sie in Zürich Literatur und Philosophie und<br />

in Berlin Sozialwissenschaft. Im Jahr 1907 heiratete<br />

sie den gebürtigen Ungarn Alexander <strong>Burjan</strong>. Nach<br />

Heilung von einer schweren Krankheit konvertierte<br />

sie zur katholischen Kirche.<br />

<strong>Burjan</strong> setzte sich entschieden für die Gleichberechtigung<br />

der Frau, für die Bekämpfung der Kinderarbeit<br />

und für die Überwindung sozialer Missstände<br />

ein. Viele soziale Rechte für Frauen und Kinder,<br />

die heute selbstverständlich sind, gehen auf ihre<br />

Initiative zurück. Zu ihren wichtigsten politischen<br />

Forderungen zählte schon damals "gleicher Lohn für<br />

gleiche Arbeit" für Frauen.<br />

1912 gründete <strong>Burjan</strong> den "Verband der<br />

christlichen Heimarbeiterinnen" und 1918 den Verein<br />

"Soziale Hilfe". Als Frauen 1919 erstmals das<br />

aktive und passive Wahlrecht ausüben konnten, zog<br />

<strong>Burjan</strong> als erste christlich-soziale Abgeordnete in das<br />

österreichische Parlament ein. Am 4. Oktober 1919<br />

gründete sie die religiöse Schwesterngemeinschaft<br />

"Caritas Socialis", mit dem Auftrag, soziale Not der<br />

Zeit zu erkennen und zu lindern.<br />

Als große Ausnahme in der neueren Ordensgeschichte<br />

war <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> zugleich Oberin<br />

ihrer Gemeinschaft, Ehefrau (eines der führenden<br />

Industriellen seiner Zeit) und Mutter einer Tochter.<br />

Zugleich war sie die Beraterin führender Politiker der<br />

Ersten Republik, so von Bundeskanzler Prälat Ignaz<br />

Seipel.<br />

Obwohl sie nur kurze Zeit dem Parlament angehörte,<br />

galt sie schon bald als dessen "Gewissen".<br />

Die tief religiöse <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> stellte sich dem<br />

Elend großer gesellschaftlicher Schichten und verschloss<br />

vor Jugendkriminalität, Verwahrlosung und<br />

Prostitution nie die Augen. Dadurch erwarb sie sich<br />

auch den Respekt sozialdemokratischer Politiker.<br />

Als im Jahr 1920 Neuwahlen anstanden, zog<br />

sich <strong>Burjan</strong> aus Rücksicht auf ihre stark angeschlagene<br />

Gesundheit und wegen der zunehmenden antisemitischen<br />

Strömungen auch innerhalb ihrer Partei<br />

aus dem Parlament zurück, blieb aber weiter politisch<br />

aktiv. <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> starb am 11. Juni 1933<br />

an einem schweren Nierenleiden.<br />

Kämpferin gegen soziale Armut<br />

Die Gründerin der Wiener Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis" gehört zu den großen Gestalten der<br />

christlichen Frauenbewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) "Sozialpionierin", "Anwältin<br />

der Unterdrückten und Entrechteten", "Kämpferin<br />

gegen soziale Armut und für Gleichberechtigung":<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> war eine der großen Gestalten der<br />

christlichen Frauenbewegung in der ersten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts. Sie wird am 30. Jänner 1883 als<br />

zweite Tochter des liberalen, jüdischen Ehepaares<br />

Abraham und Berta Freund in Görlitz an der Neisse<br />

geboren. "Ihre Eltern waren religiös nicht praktizierend,<br />

sie hat den Glauben aus dem Elternhaus nicht<br />

mitgenommen", erläutert Sr. Karin Weiler von der<br />

"Caritas Socialis" im "Kathpress"-Gespräch: "Aber<br />

sie hat früh begonnen, sich für den Glauben zu interessieren."<br />

Tagebuchaufzeichnungen zeugten davon,<br />

dass sie "sehr stark suchend" gewesen sei und dass<br />

sie sich zu einem Menschen entwickeln wollte, "der<br />

für die Gesellschaft etwas bedeuten kann", so Sr.<br />

Weiler. Berufliche Gründe führen die Familie 1895<br />

nach Berlin und 1899 in die Schweiz.<br />

Nach der Matura beginnt <strong>Hildegard</strong> ein Studium<br />

der Germanistik in Zürich und besucht auch<br />

Philosophie-Vorlesungen. Über den Philosophen<br />

Robert Saitschik und den Friedensforscher Friedrich<br />

Foerster kommt sie mit christlichem Gedankengut in<br />

Kontakt. Während der Studienzeit lernt sie den<br />

Technikstudenten Alexander <strong>Burjan</strong> kennen. Er ist<br />

Ungar und ebenfalls jüdischer Abstammung. Am 2.


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 12<br />

Mai 1907 heiratet das Paar und übersiedelt nach<br />

Berlin.<br />

Dann kommt es zum einschneidenden Erlebnis.<br />

Am 9. Oktober 1908 wird <strong>Hildegard</strong> mit einer<br />

Nierenkolik in das katholische St. Hedwig-Spital in<br />

Berlin eingeliefert. Ihr Zustand verschlechtert sich<br />

zusehends, sie muss mehrmals operiert werden. In<br />

der Karwoche 1909 ist sie dem Tode nah. "Die Ärzte<br />

raten ihrem Ehemann, sich zu verabschieden. Doch<br />

wie durch ein Wunder sinkt am nächsten Tag das<br />

Fieber", so Sr. Weiler. <strong>Burjan</strong>s Zustand bessert sich<br />

zusehends, die offene Wunde beginnt zu heilen.<br />

Schließlich wird sie aus dem Krankenhaus entlassen;<br />

an den Folgen leidet sie ein Leben lang.<br />

"Das ist eine Wende in ihrem Leben, an der sie<br />

sagt, dieses neu geschenkte Leben muss ganz Gott<br />

und den Menschen gehören", so Sr. Weiler. <strong>Hildegard</strong><br />

verspürt nun die Kraft, glauben zu können.<br />

Mitunter ein Vorbild sind ihr sicherlich die Ordensschwestern<br />

- Borromäerinnen -, die sie im Spital<br />

gepflegt haben. Sr. Weiler: "Sie sagt, was diese<br />

Schwestern leisten, das kann nur jemand leisten, der<br />

eine tiefere Beziehung zu Gott hat. Ich glaube, das<br />

prägte sie auch in diese Richtung, dass sie später<br />

eine religiöse Schwesterngemeinschaft gründet." Am<br />

11. August 1909 empfängt <strong>Hildegard</strong> die Taufe.<br />

Noch im selben Jahr übersiedelt das Ehepaar<br />

<strong>Burjan</strong> nach Wien, wo Ehemann Alexander eine leitende<br />

Position erhält. Hier findet <strong>Hildegard</strong> bald<br />

Anschluss an katholische Kreise, die sich auch mit<br />

der ersten Sozialenzyklika "Rerum Novarum" (1891)<br />

von Papst Leo XII. auseinandersetzen.<br />

<strong>Hildegard</strong> wird schwanger, was für ihre angegriffene<br />

Gesundheit Lebensgefahr bedeutet. Eine<br />

Abtreibung lehnt sie ab. Am 27. August 1910 kommt<br />

Tochter Elisabeth zur Welt.<br />

Ihr soziales Engagement verstärkt sich. Sie<br />

versucht, ihren Aufgaben als Mutter gleichermaßen<br />

wie den öffentlichen gerecht zu werden. "Die <strong>Burjan</strong>s<br />

sind beide engagierte Personen", berichtet Sr.<br />

Weiler. Alexander erreicht die Position eines Generaldirektors<br />

in einem großen Industrieunternehmen,<br />

<strong>Hildegard</strong>s Name wird durch ihre Tätigkeit in der<br />

Öffentlichkeit ein Begriff. In ihr verbinden sich zwei<br />

Welten: <strong>Hildegard</strong> als Ehefrau eines Generaldirektors<br />

und <strong>Hildegard</strong> als "Anwältin der Unterdrückten und<br />

Entrechteten".<br />

"Sie hat in vielen Spannungen gelebt", erklärt<br />

Sr. Weiler - auch mit Blick auf das Motto der Seligsprechung<br />

"Mit Spannungen leben" - und hebt eine<br />

Aussage <strong>Burjan</strong>s hervor: "Vor keiner Schwierigkeit<br />

und Mühe zurückzuweichen": "Das sagt viel über sie<br />

aus. Sie ist vielen Widerständen, Schwierigkeiten<br />

und Mühen begegnet, aber sie hat sich immer an<br />

Gott orientiert."<br />

"Heimarbeiterinnenmutter von Wien"<br />

"<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> ist ihrer Zeit weit voraus", erläutert<br />

Sr. Weiler: "Einige ihrer Anliegen sind bis heute<br />

geblieben, etwa gleicher Lohn für gleiche Arbeit."<br />

Ausgangspunkt und Motivation für ihr Handeln ist<br />

tiefe Gottverbundenheit. Seit ihrer Ankunft in Wien<br />

1910 beginnt sie, sich mit der "Sozialen Frage" zu<br />

beschäftigen, entwickelt ein Konzept, das von einem<br />

neuen Ansatzpunkt ausgeht. So kümmert sie sich um<br />

Heimarbeiterinnen, die einzeln dem Druck und der<br />

Willkür von Fabrikanten ausgeliefert sind. <strong>Hildegard</strong><br />

macht sie auf ihre Rechte aufmerksam, gründet am<br />

13. Dezember 1912 den "Verein der christlichen<br />

Heimarbeiterinnen". Sie organisiert für die Frauen u.<br />

a. Großaufträge, schaltet damit Zwischenhändler aus<br />

und erreicht dadurch bessere Löhne. Nach einem<br />

Vortrag im April 1914 im Zuge des "2. Österreichischen<br />

Katholischen Frauentags" wird sie zur "Heimarbeiterinnenmutter<br />

von Wien" proklamiert.<br />

"Sie hat nicht jeder Heimarbeiterin ein bisschen<br />

Geld gegeben, sondern hat den Verein gegründet,<br />

damit diese Frauen gemeinsam für ihre Rechte<br />

eintreten können. Das zeigt ihr strukturveränderndes<br />

Denken", betont Sr. Weiler gegenüber "Kathpress"<br />

mit Blick darauf, dass eine Geldspende lediglich<br />

ein paar Tage geholfen, nicht aber die Situation<br />

der Frauen an sich geändert hätte.<br />

Auch im Zuge des Ersten Weltkriegs kümmert<br />

sich <strong>Hildegard</strong> um die Frauen, richtet u. a. Nähstuben<br />

und zentrale Arbeitsbeschaffungsstellen ein und<br />

stellt 1917 eine Hilfsaktion für die Not leidende Bevölkerung<br />

des Erzgebirges auf die Beine.<br />

<strong>Hildegard</strong> setzt sich auch mit der Situation der<br />

Frauen nach dem Krieg - in einer neuen Staatsform -<br />

auseinander. Bei einem Vortrag vor christlichen Arbeiterinnen<br />

1917 weist <strong>Hildegard</strong> auf die veränderte<br />

Position der Frauen hin, weil diese im Krieg "ihren<br />

Mann" stehen hätten müssen. <strong>Hildegard</strong> fordert:<br />

gleicher Lohn für gleiche Leistung.<br />

"Das Gewissen des Parlaments"<br />

Schließlich wird die Christlich-Soziale Partei auf<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> aufmerksam. Nach der neuen<br />

Wahlordnung, mit der auch Frauen das aktive und<br />

passive Wahlrecht erhalten, zieht sie am 3. Dezember<br />

1918 in den Wiener Gemeinderat ein und wird<br />

Stellvertreterin des Obmannes der Christlich-<br />

Sozialen Partei, Leopold Kunschak.<br />

Sie ist auch Kandidatin für die ersten Wahlen<br />

der neuen Republik zur "konstituierenden deutschösterreichischen<br />

Nationalversammlung": Als einzige


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 13<br />

Frau unter den Christlich-Sozialen Abgeordneten<br />

steht sie am 12. März 1919 zum ersten Mal am Rednerpult<br />

im Parlament. Die einzige Frau in dieser<br />

Männerwelt - das dürfte <strong>Hildegard</strong> "als große Spannung"<br />

erlebt haben, meint Sr. Weiler. Dass sie bereits<br />

an ihrem ersten Tag im Parlament eine Rede gehalten<br />

habe, sei sehr mutig gewesen.<br />

Der damalige Wiener Erzbischof, Kardinal<br />

Friedrich Gustav Piffl, nennt <strong>Hildegard</strong> "das Gewissen<br />

des Parlaments". "<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> war auch<br />

eine, die über Parteigrenzen hinweg Anträge, z.B.<br />

mit den Sozialdemokratinnen, durchgesetzt hat.<br />

Etwas, "was heute vielleicht auch ungewöhnlich ist,<br />

aber gut täte", meint Sr. Weiler.<br />

Während ihrer knapp zweijährigen parlamentarischen<br />

Tätigkeit setzt <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> viele Initiativen:<br />

So stellt sie z. B. Anträge auf Ausweitung des<br />

staatlichen Mutter- und Säuglingsschutzes, fordert<br />

die Anstellung von "Hauspflegerinnen" für Wöchnerinnen<br />

durch die Krankenkasse und die Gleichstellung<br />

von Mann und Frau im Staatsdienst. Wesentliches<br />

Verdienst ist die Verabschiedung eines "Hausgehilfinnengesetzes".<br />

Aufgrund des wachsenden<br />

Antisemitismus auch innerhalb der eigenen Partei<br />

steht <strong>Hildegard</strong> bei den Neuwahlen 1920 nicht mehr<br />

als Kandidatin zur Verfügung. Sie zieht sich aus der<br />

Politik zurück.<br />

Anfänge der "Caritas Socialis"<br />

1919 gründet <strong>Burjan</strong> die Schwesterngemeinschaft<br />

"Caritas Socialis" (CS). Die Schwestern legen bei<br />

Aufnahme das Versprechen ab, nach den Evangelischen<br />

Räten in Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit<br />

zu leben. Die Gemeinschaft findet rasch Zuspruch.<br />

Ab 1926 wird die Schwesterngemeinschaft auch im<br />

Ausland aktiv. Die Anforderungen zehren an <strong>Hildegard</strong>s<br />

Kräften. Zur Nierenerkrankung kommt Diabetes<br />

hinzu. "Es ist überliefert, dass sie Schmerzen<br />

hatte, sie sich diese aber nicht anmerken lassen wollte<br />

und dass sie ihr Engagement ungebrochen fortgesetzt<br />

hat, bis zur Einlieferung ins Spital, als ihr Sterben<br />

bevorstand", berichtet Sr. Weiler.<br />

Letzte Worte: "Gott schön"<br />

Bereits vom Tod gezeichnet beginnt <strong>Hildegard</strong>, zum<br />

Andenken an ihren Freund und Wegbegleiter, Prälat<br />

Inganz Seipel, den Bau einer Kirche in Wien-<br />

Neufünfhaus in die Wege zu leiten. "Es war ihr wichtig,<br />

dass die Kirche in einem Arbeiterviertel gegründet<br />

wird und die Menschen erleben, dass der Glaube<br />

mit einer tatsächlichen Verbesserung der sozialen<br />

Umstände zu tun hat", betont Sr. Weiler.<br />

Die Grundsteinlegung erlebt sie nicht mehr:<br />

<strong>Hildegard</strong> stirbt mit nur 50 Jahren am 11. Juni 1933,<br />

dem Dreifaltigkeitssonntag - für <strong>Burjan</strong> stets ein<br />

wichtiges Kirchenfest. Sr. Weiler: "Sie hat sich gefreut,<br />

an diesem Tag zu sterben. Sie muss sehr bewusst<br />

auf ihren Tod zugegangen sein. Ihre letzten<br />

Worte waren 'Gott schön'. Diese Verbindung mit<br />

Gott war ihr sehr wichtig, bis zum Tod konnte sie das<br />

erleben."<br />

Drei Jahre nach <strong>Hildegard</strong>s Tod wird die<br />

"Caritas Socialis" als "Gemeinschaft diözesanen<br />

Rechts" errichtet und 1960 unter Papst Paul VI. zur<br />

"Gemeinschaft päpstlichen Rechts" erklärt. Am 6.<br />

Juni 1963 wird das Seligsprechungsverfahren für<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> eingeleitet. Ihre sterbliche Hülle<br />

wird seit 2005 in der <strong>Hildegard</strong>-<strong>Burjan</strong>-Kapelle in der<br />

Zentrale der "Caritas Socialis" in der Wiener Pramergasse<br />

aufbewahrt. (Infos: www.cs.or.at)<br />

Reliquien verdeutlichen spannungsreiches Leben<br />

Reliquiar beinhaltet neben einem Knochensplitter <strong>Burjan</strong>s auch deren Ehering sowie ihre Caritas Socialis-<br />

Brosche - Sr. Tappeiner: "Als Ehefrau, Mutter, Politikerin und Gründerin einer Schwesterngemeinschaft<br />

musste <strong>Burjan</strong> mit vielen Spannungen leben"<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Als bei der Seligsprechung von<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> im Wiener Stephansdom die Reliquie<br />

der neuen Seligen präsentiert wurde, sollte damit<br />

vor allem auch das Thema der Feier "Mit Spannungen<br />

leben" verdeutlicht werden: Eine einfach<br />

gehaltenen Glasstele beinhaltet neben einem Knochensplitter<br />

<strong>Burjan</strong>s auch deren Ehering sowie jene<br />

"Caritas Socialis"-Brosche, mit der <strong>Burjan</strong> auf vielen<br />

Fotos zu sehen ist und die in ihrem Sarg gefunden<br />

wurde (der Sarg war 2005 im Rahmen ihrer Exhumierung<br />

und Umbettung vom Zentralfriedhof in die<br />

<strong>Burjan</strong>-Gedächtniskapelle in der Pramergasse in<br />

Wien 9 geöffnet worden).<br />

Als Ehefrau, Mutter, Politikerin und Gründerin<br />

einer Schwesterngemeinschaft habe <strong>Burjan</strong> mit vielen<br />

Spannungen leben müssen, erläutert dazu Sr.<br />

Maria Judith Tappeiner, Leiterin der Caritas Socialis,<br />

im "Kathpress"-Gespräch. <strong>Burjan</strong> sei eine "höchst<br />

ungewöhnliche Selige", was sich etwa schon daran<br />

zeige, dass sie als eine verheiratete Frau und Mutter<br />

nicht nur eine Schwesterngemeinschaft gründete<br />

sondern dieser auch bis zu ihrem Tod vorstand.


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 14<br />

Die Vizepostulatorin des Seligsprechungsverfahrens,<br />

die Publizistin Prof. Ingeborg Schödl,<br />

schreibt dazu in ihrer jüngsten <strong>Burjan</strong>-Biografie:<br />

"Hie und da erwähnte sie (<strong>Burjan</strong>, Anmk.) zwar<br />

schon, dass sie auch ganz gern das einfache Schwesternkleid<br />

tragen würde und es doch bedauerlich sei,<br />

dass sie nicht mit ihren Schwestern zusammenleben<br />

könne. Das war aber schon alles, mehr gab sie dazu<br />

nicht von sich." <strong>Burjan</strong>s Leben sei weder von Armut<br />

noch Gehorsam geprägt gewesen, und ehelos, wie<br />

von den Schwestern gefordert, habe sie auch nicht<br />

gelebt, so Schödl.<br />

Diese und viele andere Spannungen in ihrem<br />

Leben habe <strong>Burjan</strong> aus dem Glauben heraus zu leben<br />

versucht, auch und gerade wenn es keine einfachen<br />

Lösungen gab, bekräftigt Sr. Tappeiner. Prof.<br />

Schödl schreibt dazu: "Tagsüber war sie die Vorsteherin<br />

einer Schwesterngemeinschaft, die sich der<br />

Armut und Ehelosigkeit verschrieben hatte, und<br />

abends ging sie heim zu ihrer Familie in die Hietzinger<br />

Nobelvilla. In ihrem Büro in der Pramergasse<br />

gaben sich die Außenseiter der Gesellschaft die Türklinke<br />

in die Hand, und an der Seite ihres Gatten<br />

empfing sie oft nur wenige Stunden später die Spitzen<br />

aus Politik und Wirtschaft zu exklusiven gesellschaftlichen<br />

Veranstaltungen."<br />

Spannungsreich habe sich auch das Familienleben<br />

gestaltet. Was die Beziehung <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s<br />

zu ihrem Mann Alexander betrifft, bilanziert<br />

Schödl trotz aller Probleme positiv: "Es war eine<br />

glückliche Ehe, trotz aller Verschiedenheit der Temperamente<br />

und gelegentlicher Stürme am Ehehimmel."<br />

Schwieriger sei hingegen die Beziehung zu ihrer<br />

einzigen Tochter Elisabeth gewesen. Ihre Verpflichtungen<br />

als Politikerin und Industriellengattin<br />

hätten sich kaum mit ihren Aufgaben als Mutter<br />

vereinbaren lassen, erläutert Sr. Tappeiner. In dieser<br />

Spannung zwischen Beruf und Familie würden aber<br />

auch heute unzählige Mütter bzw. Eltern stehen.<br />

Tappeiner: "<strong>Burjan</strong> wollte sicher das Beste für ihre<br />

Tochter."<br />

Im konkreten Fall sah dies so aus, dass sie Elisabeth<br />

bereits mit sechs Jahren in ein Internat der<br />

Dominikanerinnen in Wien-Hütteldorf gab. Wie<br />

Prof. Schödl feststellte, habe die Tochter stets unter<br />

dem Gefühl des Abgeschobenseins gelitten; zuerst<br />

abgeschoben ins Internat, dann in eine (kurze und<br />

unglückliche) Ehe, die <strong>Burjan</strong> für Elisabeth arrangierte.<br />

Das Mutter-Tochter-Verhältnis war zeitlebens<br />

sehr schwierig.<br />

Tappeiner: "<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> hat gesucht und<br />

gerungen und manches sicher auch nicht richtig<br />

gemacht". Das sei ihr auch bewusst gewesen. "Selige<br />

sind nicht fehlerlos. Entscheidend ist ihr Versuch,<br />

mit den Fehlern umzugehen, Bei <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

kommt hinzu, wie sie aus dem Glauben heraus versuchte,<br />

mit den Spannungen zu leben", so die Leiterin<br />

der Caritas Socialis. In diesem Sinne könne sie<br />

Vorbild für viele Menschen sein.<br />

(Buchtipp: Ingeborg Schödl: <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>.<br />

Frau zwischen Politik und Kirche. Wiener Dom-<br />

Verlag 2008)<br />

Seligsprechungsprozess stand mehrmals auf der Kippe<br />

Langer und umfangreicher Prozess für die Anerkennung einer "ungewöhnlichen Seligen"<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) 1953, 20 Jahre nach dem Tod<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s, beschloss der Generalrat der<br />

Caritas Socialis in Rom, einen Seligsprechungsprozess<br />

einzuleiten. Zehn Jahre später, am 6. Juni, 1963<br />

wurde der Prozess auf diözesaner Ebene vom damaligen<br />

Wiener Erzbischof Kardinal Franz König eröffnet.<br />

Doch es sollte noch fast 50 Jahre dauern, bis der<br />

Prozess erfolgreich abgeschlossen werden konnte.<br />

Wie die Leiterin der Caritas Socialis (CS), Sr. Maria<br />

Judith Tappeiner, im "Kathpress"-Gespräch sagte,<br />

sei der Prozess mehrmals auf der Kippe gestanden.<br />

Die Tatsache, dass es sich bei <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

um eine "ungewöhnliche Selige" handelt, dürfte<br />

zur langen Dauer des Prozesses maßgeblich beigetragen,<br />

so Tappeiner. Als Politikerin, Ordensgründerin<br />

sowie Ehefrau und Mutter sei sie nur schwer einzuordnen.<br />

Tappeiner: "Immer wieder wurden neue<br />

Gutachten eingefordert, weil <strong>Burjan</strong> eine so ungewöhnliche<br />

Frau war."<br />

Zwischenzeitlich habe es innerhalb der<br />

Schwestergemeinschaft gravierende "Ermüdungserscheinungen"<br />

gegeben. Zwei Mal habe man sich<br />

ganz konkret die Frage gestellt, ob der Prozess überhaupt<br />

noch Sinn mache. <strong>Burjan</strong>s Vorbildfunktion für<br />

die Schwestern sei schließlich sowieso gegeben, unabhängig<br />

von einer etwaigen Seligsprechung.<br />

Die Schwestern seien aber jedes Mal von der<br />

Bevölkerung ermutigt worden, den Prozess weiter<br />

anzustrengen. "Wir hätten sonst wohl nicht weitergemacht",<br />

zeigte sich Tappeiner dankbar. Die CS-


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 15<br />

Leiterin hob dabei die vielen Ermutigungen aus <strong>Burjan</strong>s<br />

Heimatstadt Görlitz sowie das 1992 in Wien<br />

gegründete <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>-Komitee hervor. Der<br />

Tenor aller Ermutigungen: "Diese ungewöhnliche<br />

Frau, die in so vielen Aspekten Vorbild ist, dürfen wir<br />

Kirche und Gesellschaft nicht vorenthalten."<br />

Der diözesane Seligsprechungsprozess wurde<br />

im Juni 2001 positiv abgeschlossen. Die Akten gingen<br />

daraufhin zur nochmaligen Prüfung in die zuständige<br />

vatikanische Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen.<br />

Aufwendiger Wunderprozess<br />

Sehr aufwendig gestaltete sich die endgültige Anerkennung<br />

des auf die Fürsprache <strong>Burjan</strong>s eingetretenen<br />

medizinischen Wunders, das laut Kirchenrecht<br />

für eine Seligsprechung notwendig ist. Das Wunder<br />

betrifft eine heute noch lebende Frau, die infolge<br />

mehrerer Operationen aus medizinischer Sicht kein<br />

Kind zur Welt hätte bringen können. Die Frau suchte<br />

in ihrer Not "Zuflucht" bei <strong>Burjan</strong>, die selbst ihre<br />

Tochter Elisabeth unter Lebensgefahr zur Welt gebracht<br />

hatte. Schließlich konnte die Frau noch drei<br />

gesunden Kindern das Leben schenken - eine Tatsache,<br />

die für die den Fall begutachtenden Ärzte nach<br />

medizinischem Standpunkt unerklärlich blieb.<br />

Sr. Karin Weiler, in der Caritas Socialis u.a. für<br />

pastorale Dienste und die Vermittlung von Werten<br />

an mehr als 1.200 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiteri<br />

zuständig, betont dazu: "Die Gebetserhörung<br />

und der Lebenseinsatz von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> sollen<br />

zeigen, welche Würde der Mensch, auch der Ungeborene<br />

wie der Kranke, hat." Der Wert eines Menschen<br />

werde heute oftmals "leichtfertig nach dem<br />

Nutzen für die Gesellschaft bemessen und über den<br />

Eintritt ins Leben wird oft aus sehr durchsichtigem<br />

egoistischem Kalkül entschieden".<br />

Einer der Gutachter war der Wiener Mediziner<br />

(und Theologe) Prof. Johannes Huber. Es sei um die<br />

Frage gegangen, "ob die Ereignisse, die damals stattfanden,<br />

mit den Gesetzen von Natur, Wissenschaft<br />

und Medizin zu interpretieren und zu erklären sind",<br />

so Huber in einem schon im vergangenen April ausgestrahlten<br />

Beitrag in der ORF-Sendung "Orientierung":<br />

Die Antwort: "Es sind Ereignisse gewesen, die<br />

man nicht interpretieren kann." Nachsatz: "Das<br />

heißt aber noch lange nicht, dass sie nicht eines<br />

Tages interpretiert werden können."<br />

Mehrmals traten Bischofs-, Theologen- und<br />

Ärztekommissionen zusammen und zahlreiche Gutachten<br />

wurden erstellt, bevor am 7. Juni 2011 die<br />

Kardinalsversammlung der vatikanischen Selig- und<br />

Heiligsprechungskongregation dem Papst empfahl,<br />

die österreichische Sozialpionierin selig zu sprechen.<br />

Benedikt XVI. unterzeichnete schließlich am 27. Juni<br />

das entsprechende Dekret.<br />

Wunderbegriff weiterentwickeln<br />

Persönlich sei sie davon überzeugt, so Sr. Tappeiner<br />

im "Kathpress"-Gespräch, dass der Wunderbegriff<br />

im Selig- und Heiligsprechungsverfahren weiterentwickelt<br />

werden müsse. Die Fixierung auf medizinische<br />

Aspekte sei nicht mehr zeitgemäß. Tappeiner:<br />

"Für mich ist <strong>Burjan</strong>s Leben selbst ein Wunder." Sie<br />

verwies u.a. auf deren langen und suchenden Weg<br />

hin zum christlichen Glauben, und wie sie - immer<br />

wieder von Krankheiten beeinträchtigt - trotzdem<br />

mutig und innovativ neue Wege gegangen sei.<br />

Wie ein Wunder mute es auch an, dass <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong> trotz aller Widerstände als verheiratete<br />

Frau und Mutter und unter Aufrechterhaltung ihrer<br />

Ehe und Familie eine Schwesterngemeinschaft hatte<br />

gründen können und dieser auch noch bis an ihr<br />

Lebensende vorstand.<br />

Caritas Socialis: Vielfältiger sozialer und pastoraler Einsatz<br />

Die von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> gegründete Schwesterngemeinschaft ist derzeit in Österreich, Deutschland, Südtirol,<br />

Ungarn und Brasilien aktiv<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Die von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

(1883-1933) gegründete Schwesterngemeinschaft der<br />

Caritas Socialis (CS) unterstützt mit ihren Einrichtungen<br />

heute Menschen vom Beginn bis zum Ende<br />

des Lebens. Das hat die Generalleiterin der Schwesterngemeinschaft,<br />

Sr. Maria Judith Tappeiner, in<br />

einem Kathpress-Gespräch im Vorfeld der Seligsprechung<br />

der CS-Gründerin am 29. Jänner hervorgehoben.<br />

Der Gemeinschaft gehören derzeit 83 Schwestern<br />

sowie vier Frauen im Säkularkreis der Gemeinschaft<br />

an. Sie sind in Österreich, Südtirol, Deutschland,<br />

Ungarn und Brasilien aktiv. In drei Pflege- und<br />

Sozialzentren in Wien (Rennweg, Pramergasse,<br />

Kalksburg) wird auf vielfältige Weise professionelle<br />

Pflege und Betreuung für alte und chronisch kranke<br />

Menschen angeboten. Die CS führt darüber hinaus<br />

Kindergärten und Horte, ein Wohnheim für Mütter<br />

und Kinder und eine Sozialberatungsstelle.


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 16<br />

In Österreich beschäftigt die 2003 ins Leben<br />

gerufene CS-Stiftung rund 900 Mitarbeiter. Dazu<br />

kommen 300 ehrenamtliche Mitarbeiter und zahlreiche<br />

Praktikanten. Die Einrichtungen der Gemeinschaft<br />

sind heute als GmbHs organisiert und befinden<br />

sich seit 2003 in der "Caritas Socialis Gemeinnützige<br />

Privatstiftung".<br />

Das auch von Papst Johannes Paul II. bei seinem<br />

dritten Österreich-Besuch im Jahr 1998 besuchte<br />

Hospiz am Rennweg besteht beispielsweise aus<br />

den fünf Einrichtungen "Mobiles Palliativteam<br />

Rennweg", "Palliativstation des CS Hospiz Rennweg",<br />

"Hospizteam der Ehrenamtlichen", "Beratungsstelle"<br />

und "Der Rote Anker". Letzterer bietet<br />

psychotherapeutische Beratung und Begleitung für<br />

Kinder und Jugendliche im Todesfällen. Im Vorjahr<br />

wurden laut Caritas Socialis in den fünf Einrichtungen<br />

insgesamt 1.113 Personen begleitet und 3.816<br />

Beratungsgespräche geführt.<br />

Im Wohnheim für Mutter und Kind in der<br />

Pramergasse in Wien-Alsergrund wohnen Frauen<br />

aus mehr als zehn Ländern, die auch unterschiedlichen<br />

Kulturen und Religionen angehören. Sr. Maria<br />

Judith Tappeiner, Leiterin der Gemeinschaft: "<strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong> wollte Kluften innerhalb der Gesellschaft<br />

überwinden. Sie würde heute sicher auf der Seite<br />

jener stehen, die durch ihre 'andere Herkunft' Ablehnung<br />

erfahren."<br />

Seit kurzem ist die Caritas Socialis auch im<br />

Kampf gegen den Menschenhandel engagiert. Im<br />

Rahmen der Initiative "Ordensfrauen gegen Menschenhandel",<br />

zu der neben der Caritas Socialis noch<br />

fünf andere Ordensgemeinschaften gehören, soll<br />

eine Schutzwohnung für zwei bis drei Frauen eingerichtet<br />

werden, die aussteigen wollen und bereit<br />

sind, gegen Zuhälter und Menschenhändler auszusagen.<br />

Internationale Präsenz<br />

Ein zentraler Leitgedanke <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>s habe<br />

darin bestanden, dass die Caritas Socialis niemals<br />

etwas Abgeschlossenes sondern stets etwas Werdendes<br />

sein solle, so Sr. Tappeiner. In diesem Sinne versuchten<br />

die Schwestern und Mitarbeiter die Ideen<br />

<strong>Burjan</strong>s weiterzuentwickeln. Daher rühre beispielsweise<br />

auch das große Engagement im Hospiz- und<br />

Demenzbereich, so die Leiterin der Schwesterngemeinschaft<br />

im "Kathpress"-Gespräch.<br />

In München ist eine Schwester der Caritas<br />

Socialis u.a. in der Obdachlosenhilfe im Einsatz. In<br />

Görlitz, der Geburtsstadt <strong>Burjan</strong>s, leben zwei<br />

Schwestern in der ehemaligen Wohnung <strong>Burjan</strong>s. Sie<br />

sind u.a. in der Krankenhausseelsorge tätig. Auch in<br />

Bozen leben drei Schwestern der Gemeinschaft. Sie<br />

wirken u.a. in der Pfarrpastoral. In Ungarn ist eine<br />

Mitschwester beim Aufbau der Caritas-Strukturen<br />

engagiert.<br />

Wie viele andere Ordensgemeinschaften, so<br />

habe auch die Caritas Socialis Nachwuchsprobleme,<br />

räumte Sr. Tappeiner ein. Das betreffe allerdings in<br />

erster Linie Europa. Während die Zahl der Schwestern<br />

hier zurückgeht, sei in Brasilien ein Anstieg zu<br />

verzeichnen. Dort leben und wirken aktuell 13<br />

Schwestern in der Diözese Guarapuava im Bundesstaat<br />

Parana. Sie setzen beispielsweise seit 25 Jahren<br />

Hilfsprogramme für Familien und Frauenbeschäftigungsprojekte<br />

um.<br />

"<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> ist Beispiel neuzeitlicher Spiritualität"<br />

Theologe Greshake ortet spezifische "burjanische Spiritualität" in den "jüdischen Wurzel" und im Umgang<br />

mit "unaufgelösten Spannungen"<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Die spirituelle Gestalt <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong>s ist ein Paradebeispiel für neuzeitliche<br />

Spiritualität. Zu dieser Einschätzung kommt der<br />

renommierte Theologe Gisbert Greshake nach intensiver<br />

Beschäftigung mit Leben, Werk und Spiritualität<br />

der Sozialpionierin und Gründerin der Schwesterngemeinschaft<br />

"Caritas Socialis". Ausgangspunkt<br />

für das 2008 veröffentlichte Buch über die bald Selige<br />

war für Greshake die Frage, ob es so etwas wie eine<br />

spezifische "burjanische Spiritualität" gibt und er<br />

findet sie in den "jüdischen Wurzel" und in einer<br />

Reihe von "unaufgelösten Spannungen, die sie<br />

schmerzlich in ihrem Leben durchzustehen hatte."<br />

Auch wenn im säkular-jüdischen Elternhaus<br />

von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> Gott und Glaube keine Rolle<br />

bei der Erziehung spielten, sei "die jüdische Prägung<br />

ihres Lebens und ihrer Spiritualität unverkennbar",<br />

so Greshake. Grund dafür sei der "säkularisiert messianische<br />

Gedanken" eines "Reiches der Gerechtigkeit<br />

hier auf Erden", der nicht nur für <strong>Burjan</strong>, sondern<br />

auch für viele andere jüdische Sozialreformer<br />

maßgeblich war. Das "Jüdische" bei <strong>Burjan</strong> zeige<br />

sich demnach in ihrer pointierten und bleibenden


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 17<br />

"Erdung". Damit sei auch der bei <strong>Burjan</strong> vorfindbare<br />

"Primat der Praxis" eng verbunden.<br />

Greshake betont, dass <strong>Burjan</strong>s weltzugewandte<br />

Grundhaltung "schon damals Impulse des Zweiten<br />

Vatikanischen Konzils vorweggenommen" habe.<br />

Er verweist dabei sowohl auf die Konzilskonstitution<br />

über die Kirche ("Lumen gentium", Kapitel 35) als<br />

auch auf das Dokument "Gaudium et spes" (Kapitel<br />

43). Was in diesen Texten "lehrmäßig zum Ausdruck<br />

gebracht wird, hat <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> gelebt und in<br />

eine spirituelle Lebensgestalt gebracht", urteilt<br />

Greshake.<br />

Ein "helfendes Vorbild" gerade für heute sei<br />

<strong>Burjan</strong> in der Weise, wie man als Christ in den "verschiedenen<br />

Welten" leben und bestehen könne. Es<br />

gelte, "den vorgegebenen Pluralismus und die damit<br />

gegebenen Spannungen auszuhalten, vielleicht sogar<br />

auszuleiden", schreibt Greshake mit Blick auf die<br />

Biografie <strong>Burjan</strong>s.<br />

Der Theologe ortet drei wichtige Spannungsfelder,<br />

die für <strong>Burjan</strong>s Spiritualität bedeutsam sind:<br />

Der Wunsch, den Menschen Christus zu bringen<br />

und/oder der Einsatz in der Sozialarbeit. Eine auffallende<br />

Spannung zwischen "der Kindlichkeit ihrer<br />

Gottesbeziehung" einerseits und ihrer "Weise<br />

selbstbewussten Denkens und Auftretens" andererseits.<br />

Schließlich sei die Ehefrau, Mutter und Dame<br />

der höheren Wiener Gesellschaft immer im Spannungsfeld<br />

"Leben nach dem Evangelium und/oder<br />

Leben in der Welt" gestanden. <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

habe diese tiefgreifenden Spannungen "im ständigen<br />

Hören auf den Ruf Gottes durchlebt und durchlitten"<br />

bis hin zu Erfahrungen der "Gottesfinsternis".<br />

Für den Theologen seien solche Spannungen<br />

"zusammenzuhalten im Glauben, dass Gott selbst es<br />

ist, der in der ganzen zerreißenden Pluralität unseres<br />

Lebens die Einheit garantiert, und in der Hoffnung,<br />

dass Gott selbst die Auflösung der Ecken und Kanten,<br />

der Spannungen und Widersprüche unseres<br />

Lebens herbeiführen wird." Diese Haltung zeige sich<br />

beispielhaft bei <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>, die damit "Leitgestalt<br />

einer spezifisch heutigen Spiritualität" sein<br />

könne.<br />

Das Buch von Gisbert Greshake über Leben,<br />

Werk und Spiritualität von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> ist unter<br />

dem Titel "Selig, die nach der Gerechtigkeit dürsten"<br />

bei "Tyrolia" erschienen.<br />

Rund 100 Heilige und Selige stammen aus Österreich<br />

Knapp 20 weitere Seligsprechungsverfahren der katholischen Kirche für (Alt-)Österreicher sind derzeit im Gange<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Am 29. Jänner hat Kardinal<br />

Angelo Amato, Präfekt der vatikanischen Selig- und<br />

Heiligsprechungskongregation, im Wiener Stephansdom<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>, die Gründerin der Schwesterngemeinschaft<br />

"Caritas Socialis", seliggesprochen.<br />

Sie zählt damit zu jenen rund 100 Katholikinnen<br />

und Katholiken aus Österreich, die vom Papst zu<br />

Heiligen oder Seligen ernannt worden sind. Zudem<br />

sind derzeit knapp 20 weitere Seligsprechungsverfahren<br />

der katholischen Kirche für (Alt-) Österreicher<br />

im Gange, darunter viele Ordensan-gehörige.<br />

So laufen Seligsprechungsprozesse etwa für<br />

den Linzer Bischof Franz Joseph Rudigier (1811-<br />

1884), den Heiligenkreuzer Abt Karl Braunstorfer<br />

(1895-1978), den Initiator der Friedensgebetsbewegung<br />

"Rosenkranz-Sühnekreuzzug", P. Petrus Pavlicek<br />

(1902-1982), sowie die Ordensgründer Sr. Franziska<br />

Lechner (1833-1894) und Abbe Victor Braun<br />

(1825-1882). Weitere Verfahren gibt es u.a. für die<br />

letzte österreichische Kaiserin und Königin von Ungarn,<br />

Zita von Bourbon-Parma (1892-1989), die als<br />

"Engel von Auschwitz" bekannte Trinitarierin Angela<br />

Autsch (1900-1944), den Missions-Abt Franz Pfanner<br />

(1825-1909) und den Sozialethiker Johannes Messner<br />

(1891-1984).<br />

"Kathpress" bietet im Folgenden einen Überblick<br />

mit Kurz-Porträts zu ausgewählten "österreichischen"<br />

Heiligen und Seligen, die in den Pontifikaten<br />

von Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI.<br />

zur "Ehre der Altäre" kamen:<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> (1883-1933): Am 30. Jänner<br />

1883 als <strong>Hildegard</strong> Freund im sächsischen Görlitz<br />

geboren, trat sie 1909 vom Judentum zum Katholizismus<br />

über und zog 1919 als erste weibliche Abgeordnete<br />

der christlichsozialen Partei in das österreichische<br />

Parlament ein. <strong>Burjan</strong> setzte sich entschieden<br />

für die Gleichberechtigung der Frau und die<br />

Bekämpfung von Kinderarbeit und sozialen Missstände<br />

ein. Als Ehefrau und Mutter gründete sie die<br />

religiöse Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis",<br />

mit dem Auftrag, soziale Not der Zeit zu lindern. Ihre<br />

Seligsprechung erfolgt am 29. Jänner 2012 im Wiener<br />

Stephansdom.<br />

Carl Lampert (1894-1944): Der aus Göfis in<br />

Vorarlberg stammende Innsbrucker Provikar ist der<br />

ranghöchste Priester Österreichs, der von den Natio-


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 18<br />

nalsozialisten ermordet wurde. Er setzte sich mutig<br />

gegen kirchenfeindliche Handlungen von NS-<br />

Gauleiter Franz Hofer zur Wehr. Nach seinem Eintreten<br />

für den ermordeten Pfarrer Otto Neururer<br />

begann für Lampert 1940 ein Leidensweg durch die<br />

Konzentrationslager Dachau und Sachsenhausen.<br />

1941 wurde er wurde er nach Stettin verbannt, wo<br />

ihn ein Gestapo-Spitzel in eine angebliche Spionage-<br />

Affäre verwickelte. Am 13. November 1944 wurde der<br />

Provikar in Halle an der Saale enthauptet. Lampert<br />

wurde als Märtyrer am 13. November 2011 in Dornbirn<br />

seliggesprochen.<br />

Sr. Maria Berchmana Leidenix (1865-1941):<br />

Die aus Enzersdorf an der Fischa stammende Ordensfrau<br />

wirkte 58 Jahre lang für ihre "Kongregation<br />

der Töchter der göttlichen Liebe" in Bosnien. Zusammen<br />

mit vier Mitschwestern wurde sie im Dezember<br />

1941 von serbischen Tschetniks in Pale bei<br />

Sarajevo ermordet. Die "Drina-Märtyrerinnen" wurden<br />

am 24. September 2011 in Sarajewo seliggesprochen.<br />

Barbara Maix (1818-1873): Die gebürtige Österreicherin<br />

gründete 1849 in Rio de Janeiro die Kongregation<br />

"Irmas do Imaculada Coracao de Maria".<br />

Der Orden widmete sich der Arbeit mit Straßen- und<br />

Waisenkindern und dem Kampf gegen die Sklaverei.<br />

Die Schwestern setzten sich auch als Pflegerinnen<br />

für verwundete Soldaten während des Paraguay-<br />

Kriegs von 1864 bis 1870 ein. Seliggesprochen wurde<br />

Sr. Maix vor einem Jahr, am 6. November 2010, in<br />

Porto Alegre.<br />

Franz Jägerstätter (1907-1943): Der Landwirt<br />

aus St. Radegund in Oberösterreich weigerte sich aus<br />

Glaubensgründen, für das NS-Regime in den Krieg<br />

zu ziehen. Daraufhin wurde er zum Tod verurteilt<br />

und am 9. August 1943 in Brandenburg hingerichtet.<br />

Er wurde am 26. Oktober 2007 in Linz seliggesprochen.<br />

Karl I. von Österreich (1887-1922): Die Seligsprechung<br />

des letzten Habsburger-Monarchen am 3.<br />

Oktober 2004 in Rom sorgte für Debatten. Kritiker<br />

verwiesen auf den Einsatz von Giftgas durch österreichische<br />

Truppen im Ersten Weltkrieg. Angelastet<br />

wurde Karl zudem, nach 1918 versucht zu haben, in<br />

Ungarn die Monarchie auch mit militärischen Mitteln<br />

zu restaurieren. Die Befürworter der Seligsprechung<br />

argumentierten, dass der friedliebende Habsburger<br />

versuchte, für Österreich einen Separatfrieden<br />

ohne Deutschland auszuhandeln, wenn auch<br />

ohne Erfolg. Innenpolitisch versuchte sich Karl I. als<br />

Reformer, er berief den Reichsrat erstmals seit 1914<br />

wieder ein und verkündete eine Amnestie für politische<br />

Verbrechen. Der Vatikan betonte, die Seligsprechung<br />

gelte nicht der Habsburgermonarchie, sondern<br />

allein der Person Karls und der von ihm gelebten<br />

"Heiligkeit eines Christgläubigen".<br />

Ladislaus Batthyany-Strattmann (1870-1931):<br />

Der im ungarischen Dunakiliti geborene Arzt gründete<br />

1898 mit eigenen Mitteln das noch heute bestehende<br />

Spital im burgenländischen Kittsee, in dem<br />

Arme kostenlos behandelt wurden. Nach dem Ersten<br />

Weltkrieg gründete er in Körmend bei Szombathely<br />

ein weiteres Krankenhaus. Batthyany-Strattmann<br />

starb am 22. Jänner 1931 und liegt in Güssing begraben.<br />

Er wurde 2003 seliggesprochen.<br />

Sr. Restituta (Helene) Kafka (1894-1942): Die<br />

gebürtige Brünnerin gehörte den "Hartmann-<br />

Schwestern" an und war die einzige Ordensfrau im<br />

sogenannten "Großdeutschen Reich", die hingerichtet<br />

wurde. Ab 1919 war sie als Operationsschwester<br />

im Krankenhaus Mödling tätig. Nach 1938 scheute<br />

sich Sr. Restituta nicht, ihre Ablehnung des neuen<br />

Regimes zu äußern. Am Aschermittwoch, 18. Februar<br />

1942, wurde sie von den Nationalsozialisten wegen<br />

"Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat"<br />

verhaftet und am 30. März 1943 im Wiener<br />

Landesgericht hingerichtet. Sr. Restituta wurde 1998<br />

während des Papstbesuchs in Österreich von Johannes<br />

Paul II. seliggesprochen.<br />

P. Anton Maria Schwartz (1852-1929): Der<br />

"Arbeiterapostel von Wien" gründete 1882 gemeinsam<br />

mit einigen Gesellen und Meistern einen "Katholischen<br />

Lehrlingsverein". Betroffen von der sozialen<br />

Not seiner Zeit wollte Schwartz die Arbeiter und<br />

Lehrlinge nicht ihrem Schicksal überlassen.<br />

Schwartz wurde zum Ordensgründer und Sozialrevolutionär.<br />

Gegen Widerstände aus der Kirchenleitung<br />

gründete er 1889 mit fünf Brüdern die Kongregation<br />

für die christlichen Arbeiter, kurz Kalasantiner.<br />

Er wurde 1998 in Wien seliggesprochen.<br />

Jakob (Franz Alexander) Kern (1897-1924): Der<br />

gebürtige Wiener war Soldat im Ersten Weltkrieg,<br />

rang dabei jedoch stets um die Vereinbarkeit von<br />

christlichem Glaube und Dienst mit der Waffe. 1916<br />

wurde Kern schwer verwundet und schwebte monatelang<br />

zwischen Leben und Tod. Nach dem Krieg trat<br />

er in das Prämonstratenser-Chorherrenstift Geras<br />

ein. 1922 wurde er zum Priester geweiht. Am 20. Oktober<br />

1924 starb er an den Folgen der nicht ausgeheilten<br />

Kriegsverletzung; Seligsprechung 1998 in<br />

Wien.<br />

Otto Neururer (1882-1940): Dem Pfarrer von<br />

Götzens wurde das Bemühen um die religiöse Erneuerung<br />

seiner Pfarrgemeinde zum Verhängnis, als<br />

er einer jungen Frau davon abriet, einen fanatischen<br />

SA-Mann zu heiraten. 1938 wurde er verhaftet, in das


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 19<br />

KZ Dachau eingeliefert und von dort in das KZ Buchenwald<br />

überstellt. Weil er einem als "Taufwerber"<br />

getarnten Spion Glaubensunterricht erteilte, kam der<br />

Märtyrer-Priester in den gefürchteten Todesbunker,<br />

wo er am 30. Mai 1940 - mit dem Kopf nach unten<br />

hängend - einen qualvollen Tod erlitt. Die Seligsprechung<br />

erfolgte 1996.<br />

Jakob Gapp (1897-1943): Überzeugt, dass<br />

Christentum und Nationalsozialismus grundsätzlich<br />

unvereinbar sind, geriet der Tiroler Marianistenpater<br />

ins Visier der Gestapo. Er erhielt Unterrichtsverbot<br />

und ging nach Spanien, wo er jedoch weiterhin öffentlich<br />

gegen den Nationalsozialismus auftrat. 1942<br />

wurde er über die Grenze ins deutsch besetzte<br />

Frankreich gelockt und verhaftet, 1943 wegen Hochverrates<br />

zum Tode verurteilt und in Berlin-<br />

Plötzensee enthauptet. Gapp wurde 1996 seliggesprochen.<br />

Joseph Freinademetz (1852-1908): Der Südtiroler<br />

Missionar aus dem Orden der "Steyler Missionare"<br />

bemühte sich in China um Heranbildung eines<br />

einheimischen Klerus. Während des Boxer-Aufstands<br />

nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an,<br />

da Berlin die Missionare unter seinen militärischen<br />

Schutz nahm. Freinademetz war bei den Missionaren<br />

und Christen sehr geschätzt und stand auch bei<br />

den chinesischen Behörden in hohem Ansehen. Er<br />

starb 1908 in Taikia bei Tsining. 1975 wurde er selig-,<br />

2003 heiliggesprochen.<br />

Arnold Janssen (1837-1909): Er gründete 1875<br />

im niederländischen Steyl mit dem "Missionshaus<br />

zum heiligen Erzengel Michael" das Mutterhaus der<br />

"Steyler Missionare", die zu einem der bedeutendsten<br />

Missionsorden der katholischen Kirche werden<br />

sollten. Um in Österreich ein weiteres Missionshaus<br />

errichten zu können, nahm Janssen die österreichische<br />

Staatsbürgerschaft an. Im Herbst 1889 gründete<br />

der Neo-Österreicher in Mödling das Missionshaus<br />

St. Gabriel, das danach zum zentralen Missionspriesterseminar<br />

ausgebaut wurde. Nach seiner Seligsprechung<br />

1975 wurde Janssen 2003 heiliggesprochen.<br />

Daniele Comboni (1831-1881): Der große Afrikamissionar<br />

und Gründer des Säkularinstituts der<br />

"Comboni Missionare" wurde in Limone sul Garda<br />

geboren, das mit der Lombardei damals noch österreichisch<br />

war. Er wurde 1996 seliggesprochen, die<br />

Heiligsprechung erfolgte 2003.<br />

Ursula (Julia) Ledochowska (1865-1939): Die<br />

polnisch-österreichische Ordensgründerin stammte<br />

aus Loosdorf bei Melk. Mit 21 Jahren trat sie in das<br />

Ursulinenkloster Krakau ein, danach wirkte sie in<br />

Russland und Skandinavien. Nach ihrer Rückkehr<br />

gründete sie in Polen die Kongregation der "Ursulinen<br />

vom Herzen Jesu im Todeskampf" ("graue Ursulinen"),<br />

die sich verstärkt um arme Familien und<br />

vernachlässigte Kindern kümmerten. Ledochowska<br />

wurde 1983 selig- und 2003 heiliggesprochen.<br />

Johann Nepomuk Tschiderer (1777-1860): Der<br />

Trienter Bischof wurde 1995 zur Ehre der Altäre erhoben.<br />

In Bozen geboren, studierte er u.a. in Innsbruck<br />

und war von 1832 bis 1834 Weihbischof für<br />

Brixen und Generalvikar für Vorarlberg. Anschließend<br />

wurde er zum Fürstbischof von Trient ernannt.<br />

Kaspar Stanggassinger (1871-1899): Im bayerischen<br />

Gars am Inn befindet sich das Grab des aus<br />

Hallein/Dürrnberg stammenden, 1988 seliggesprochenen<br />

Redemptoristenpaters Kaspar Stanggassinger,<br />

der zum Patron des Priesterseminars der Erzdiözese<br />

Salzburg erwählt wurde. Der jungverstorbene<br />

Pater verkörpert mit seinem Leben für viele Menschen<br />

eine Ausrichtung, die gerade durch die Bescheidenheit,<br />

das Leben so anzunehmen wie es ist,<br />

anziehend wirkt.<br />

Marco d'Aviano (1631-1699): Der italienische<br />

Kapuziner zog als charismatischer Prediger durch<br />

Mitteleuropa, rüttelte Hunderttausende lau gewordene<br />

Christen auf und bewirkte zahlreiche Bekehrungen<br />

und Heilungen. Als Berater Kaiser Leopolds I.<br />

und päpstlicher Legat wirkte er entscheidend an der<br />

Befreiung Wiens von der Belagerung durch die Türken<br />

1683 mit. D'Aviano starb am 13. August 1699 im<br />

Wiener Kapuzinerkloster. Sein Grab befindet sich in<br />

der Kapuzinerkirche. Der Seligsprechung 1912 folgte<br />

2003 die Heiligsprechung.<br />

Klemens Maria Hofbauer (1751-1820): Der in<br />

Südmähren geborene Redemptorist gilt als maßgeblicher<br />

Erneuerer des kirchlichen Lebens in Wien zu<br />

Beginn des 19. Jahrhunderts. Der gelernte Bäcker<br />

schloss sich nach dem Philosophie- und Theologiestudium<br />

der damals neuen Ordensgemeinschaft der<br />

Redemptoristen in Rom an. Danach wirkte er als<br />

Seelsorger in Warschau und flüchtete nach der Klosteraufhebung<br />

durch Napoleon im Jahr 1808 nach<br />

Wien, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1820 als Seelsorger<br />

tätig war. Hofbauer, der in der Wiener Innenstadtkirche<br />

Maria am Gestade beigesetzt ist, wurde<br />

1888 selig- und 1909 heiliggesprochen.


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 20<br />

Stichwort: Seligsprechung<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Bei der Seligsprechung oder<br />

Beatifikation stellt die katholische Kirche durch das<br />

Urteil des Papstes fest, dass eine verstorbene Person<br />

vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus<br />

in besonderer Weise nachgefolgt ist. Daraus ergibt<br />

sich die offizielle Empfehlung, diesen Mensch als<br />

Vorbild und als Fürsprecher bei Gott anzunehmen.<br />

Mit der Seligsprechung wird erlaubt, dass der<br />

Seliggesprochene in einer bestimmten Region öffentlich<br />

verehrt werden darf. Der Seligsprechung<br />

kann eine Heiligsprechung folgen. Erst dann darf die<br />

betreffende Person offiziell weltweit verehrt werden.<br />

Der Seligsprechung geht ein kirchliches Untersuchungsverfahren<br />

("Seligsprechungsprozess")<br />

voraus, in dem das Leben des Verstorbenen geprüft<br />

wird. Dazu muss die jeweilige Ortskirche Informationen<br />

über Leben und Sterben der betreffenden Person<br />

sammeln und ein Wunder oder den Märtyrertod<br />

sowie Tugendhaftigkeit und den "Ruf der Heiligkeit"<br />

nachweisen.<br />

Nach Abschluss dieses diözesanen Seligsprechungsverfahrens<br />

werden die Akten der vatikanischen<br />

Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen<br />

zugeleitet. Diese prüft in einem eigenen<br />

Verfahren die Echtheit der Dokumente und Zeugenaussagen<br />

und holt gegebenenfalls Gutachten über<br />

Wunder ein. Die Kongregation legt ihre Ergebnisse<br />

dem Papst vor, dem letztlich die Entscheidung für<br />

eine Seligsprechung obliegt.<br />

Das Kirchenrecht schreibt normalerweise eine<br />

Fünfjahresfrist zwischen dem Tod und dem Auftakt<br />

des Seligsprechungsverfahrens vor.<br />

Der Ritus der Seligsprechung beginnt in der<br />

Regel damit, dass der zuständige Diözesanbischof<br />

die Lebensdaten des Dieners Gottes den Versammelten<br />

vorstellt. Die liturgische Feier wird zumeist in der<br />

betreffenden Diözese abgehalten.<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

"Ein großes Geschenk für die Kirche und für unser Land"<br />

Wortlaut Predigt von Kardinal Christoph Schönborn beim Gottesdienst zur Seligsprechung von <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong> am 29. Jänner im Stephansdom<br />

Wien, 02.02.12 (KAP) Die Seligsprechung <strong>Hildegard</strong><br />

<strong>Burjan</strong>s ist "ein großes Geschenk für die Kirche und<br />

für unser Land". Das unterstrich der Wiener Erzbischof,<br />

Kardinal Christoph Schönborn, in seiner<br />

Predigt zur Seligsprechung der Sozialpionierin und<br />

Gründerin der Caritas Socialis am 29. Jänner im<br />

Wiener Stephansdom. <strong>Burjan</strong> habe in sozial schwerer<br />

Zeit Großes geleistet. "Nichts Frömmelndes, keine<br />

Schaustellung ihres Inneren, sondern das Sehen<br />

der Not, das Hinschauen, das Zupacken, das vernünftige<br />

soziale Handeln: das hat ihr über Parteigrenzen<br />

hinweg hohe Anerkennung eingebracht",<br />

hob Schönborn hervor.<br />

Im Folgenden dokumentiert "Kathpress" die<br />

Predigt von Kardinal Schönborn im Wortlaut:<br />

Gelobt sei Jesus Christus! Liebe Brüder und<br />

Schwestern!<br />

Heiligkeit ist mehr! Es gibt viele großartige<br />

Menschen. Sozial Engagierte. Vorbildliche Eheleute<br />

und Eltern. Beruflich Bewundernswerte. Politisch<br />

ehrlich und gerade Handelnde. Es gibt gute Christen,<br />

glaubwürdige Gläubige. Und es gibt von ihnen allen<br />

mehr als man vielleicht durch die mediale Öffentlichkeit<br />

den Eindruck hat. Es gibt in unserem Land<br />

viele beeindruckende, gerade, hochanständige Menschen.<br />

Und dafür dürfen wir dankbar sein.<br />

Aber was ist dieses "Mehr", dieses besondere<br />

"Etwas" , das einen Heiligen, eine Selige ausmacht?<br />

Eben durften wir die bewegende Feier der Seligsprechung<br />

von <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> erleben, ein großes<br />

Ereignis nicht nur für die Caritas Socialis, sondern<br />

auch für die Kirche, die Erzdiözese Wien und, ich<br />

wage das zu sagen, für unser Land. Was macht "Heiligkeit"<br />

aus? Was ist der Stoff, aus dem Heilige bestehen?<br />

Im Blick auf die selige <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> komme<br />

ich zur Überzeugung: Da ist eine innere Quelle, da ist<br />

eine Kraft, da ist eine Dynamik, die aus einer innersten<br />

Mitte heraus ein Leben verändert, umgestaltet,<br />

im Guten radikalisiert, ein nicht mehr erlahmender<br />

Impuls, der allem im Leben der Seligen eine neue


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 21<br />

Marke gegeben hat. Wo ist bei <strong>Hildegard</strong> dieser<br />

Wendepunkt?<br />

Ich glaube, nach all den Zeugnissen über sie,<br />

die ich lesen und hören konnte, gab es ein ganz bestimmtes<br />

Ereignis in ihrem Leben, das diese Mitte<br />

bedeutete. Am 2. Oktober 1908 wird die 25-jährige,<br />

jung verheiratete <strong>Hildegard</strong> in Berlin ins katholische<br />

St. Hedwigs-Krankenhaus eingeliefert. Nach sieben<br />

Monaten vergeblicher Operationen und Behandlungen<br />

ist sie am Karsamstag dem Tod nahe. Am nächsten<br />

Tag, am Ostermorgen, tritt die Heilung ein. Die<br />

Ärzte und sie selber sehen es als Wunder. Ihr langes<br />

Suchen nach Sinn, ihr Sehnen nach Gott, hat das Ziel<br />

erreicht: Sie kann glauben. Gott hat sie geführt. Und:<br />

Sie hat die geistlichen Schwerstern des Krankenhauses<br />

erlebt, die sie monatelang selbstlos gepflegt haben:<br />

"So etwas wie diese Schwestern kann der natürliche,<br />

sich selbst überlassene Mensch nicht vollbringen<br />

(...) Ich habe die Wirkung der Gnade erlebt, so<br />

kann mich auch nichts mehr zurückhalten." Und<br />

tatsächlich: Nichts kann mehr diese Frau zurückhalten,<br />

sie weiß, dass Gott ihr - zu Ostern! - das Leben<br />

neu geschenkt hat. Sie sieht von jetzt an ihr Leben,<br />

bis in die Todesstunde, 25 Jahre später, als sie am<br />

Dreifaltigkeitssonntag 1933 zu Gott heimging, als ein<br />

einziges Geschenk. ("Was für ein Tag zu sterben -<br />

ausruhen bei Gott" - sagte sie): "Mein Sterben ist ein<br />

einziges großes Deo Gratias! Vor 25 Jahren hat mich<br />

Gott aus dieser Krankheit herausgezogen und berufen,<br />

dann hat er mich 25 Jahre auf den Armen getragen<br />

wie ein Kind, und jetzt führt er mich aus dieser<br />

Krankheit heraus zu sich!"<br />

Nichts konnte sie mehr zurückhalten. Es war<br />

nicht eine rein menschliche Energie, die sie von jetzt<br />

an bewegte, unermüdlich dort zu sein, wo die Not<br />

der Menschen ist, eine Ehe zu führen, und gleichzeitig<br />

eine Schwestergemeinschaft zu gründen. Da war<br />

die andere Kraft am Werk, die innere Kraft, die Paulus<br />

in der heutigen Lesung beschreibt: "Durch den<br />

Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der<br />

Liebe verwurzelt und auf sie gegründet (...), werdet<br />

ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt.<br />

Er aber, der durch die Macht, die in uns wirkt,<br />

unendlich viel mehr tun kann, als wir erbitten oder<br />

uns ausdenken können, er werde verherrlicht durch<br />

die Kirche und durch Christus." Diese Macht erfüllt<br />

sie. " Die Liebe Christi drängt uns", sagt Paulus. <strong>Hildegard</strong><br />

wählt dieses Wort als Motto für die Caritas<br />

Socialis.<br />

Was macht also "Heiligkeit" aus? Eben dieses<br />

"Mehr", dieses Drängen der Liebe Christi. Die selige<br />

<strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> hat nicht viel über diese innere<br />

Welt gesprochen - sie hat aus diesem inneren Antrieb<br />

gelebt. Sie hat ihn durch ihr Leben sichtbar<br />

gemacht, ohne viele Worte. Die "Predigt der Tat" war<br />

ihr wichtiger: "Wir brauchen Menschen, die nicht zu<br />

anderen predigen gehen." Ihr Ideal war viel mehr:<br />

"bei tiefster Frömmigkeit im wirklichen Leben wurzelndes<br />

Handeln." Nichts Frömmelndes, keine<br />

Schaustellung ihres Inneren, sondern das Sehen der<br />

Not, das Zupacken, das vernünftige soziale Handeln:<br />

das hat ihr über Parteigrenzen hinweg hohe Anerkennung<br />

eingebracht. "Gott gibt uns den Verstand,<br />

damit wir die Not einer Zeit, die Ursachen der Not,<br />

die Mittel, die zur Abhilfe führen, erkennen." Das<br />

war auch der Grund für ihr politisches Engagement:<br />

"Volles Interesse für die Politik gehört zum praktischen<br />

Christentum," sagt sie, und handelte danach!<br />

Zwei Hinweise zum Schluss: <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong><br />

ist seliggesprochen. Die Kirche stellt sie uns damit als<br />

Vorbild vor Augen. Mit einem schlichten Wort sagt<br />

sie uns, wie wir ihrem Vorbild nacheifern sollen. Sie<br />

meint, wir sollten "in die Schule Jesu" gehen: "Es<br />

wäre doch so einfach, sich wirklich einmal von Jesus<br />

an der Hand nehmen zu lassen, auf ihn zu schauen,<br />

und sich ruhig und still von ihm führen zu lassen<br />

und abzuwarten, welche Absichten er hat." Genau<br />

das ist das "Reformprogramm", das wir für die Kirche<br />

in unserem Land und in der Erzdiözese Wien<br />

sehen. Die selige <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> hat gezeigt, dass<br />

dieser Weg in der Lebensschule Jesus wirklich Kirche<br />

und Welt verändert. Die Seligsprechung heißt aber<br />

nicht nur: Hier ist ein echtes Vorbild! Die Kirche sagt<br />

auch: ihr dürft sie um Hilfe bitten, sie anrufen, ihre<br />

Fürsprache suchen! <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong> hat in sozial<br />

schwerer Zeit Großes geleistet. Trotz ständiger<br />

Schmerzen hat sie ihre Sache sehr gut gemacht. Heute<br />

dürfen wir sie um ihre Fürsprache bitten, diese<br />

große Frau der sozialen Tat, der ohne viele Worte<br />

gelebten Caritas socialis!<br />

Selige <strong>Hildegard</strong> <strong>Burjan</strong>! Bitte für uns!


KATHPRESS-Sonderpublikation Nr.22, 02. Februar 2012 Seite 22<br />

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