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bpa. Magazin

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7Titelthema<br />

Eckhard Feddersen: Insbesondere die<br />

Fristen für die Anpassung der bestehenden<br />

Einrichtungen finde ich in einigen<br />

Ländern knapp gesetzt. Manche Regelung<br />

ist gut gemeint, wird der Realität in<br />

der Pflege aber nicht gerecht. So halte ich<br />

100 Prozent Einzelzimmer nicht für sinnvoll.<br />

Es gibt immer wieder Bewohner, die<br />

sich eine Unterbringung im Zweibettzimmer<br />

ausdrücklich wünschen. Trotzdem<br />

wird mit dieser Setzung ein Veränderungszwang<br />

ausgelöst, der Betreiber vor<br />

große Herausforderungen stellt.<br />

Als Architekt kann ich der Lage allerdings<br />

auch eine positive Seite abgewinnen.<br />

Immer wieder sehe ich Pflegeheime,<br />

die gefühlt in den 80er Jahren stehen<br />

geblieben sind: Düstere Flure, zu kleine<br />

Gemeinschaftsbereiche, klinische Pflegebäder.<br />

Ein heilsamer Veränderungsdruck<br />

schadet in diesen Fällen nicht. Man kann<br />

die gesetzlichen Zwänge auch als Chance<br />

begreifen und überfällige Sanierungen<br />

angehen. Auch wenn ich mit Sorge<br />

sehe, dass kleinere Bertreiber mit wohnortnahen<br />

Angeboten dadurch verdrängt<br />

werden könnten.<br />

<strong>bpa</strong>.<strong>Magazin</strong>: Welchen Rat geben Sie Betreibern,<br />

deren Häuser bald nicht mehr<br />

den gesetzlichen Anforderungen entsprechen?<br />

Eckhard Feddersen: Bevor man sich für<br />

einen Umbau entscheidet, sollte man die<br />

Alternative Ersatzneubau genau prüfen.<br />

Viele Auftraggeber sind so eng mit ihrem<br />

Haus verbunden, dass sie diese Option<br />

gar nicht in Betracht ziehen. Wenn<br />

man allerdings die Maßnahmen für den<br />

Brandschutz, die energetische Sanierung<br />

und die Verbesserung der Wohnqualitäten<br />

in einer vorhandenen Struktur umsetzen<br />

will, lohnt der Vergleich mit dem<br />

Neubau. Ist ein Bestandsumbau nicht<br />

mindestens 20 % günstiger, würde ich<br />

immer zu einem Ersatz raten. Oft werden<br />

auch nur die einmaligen Baukosten<br />

betrachtet, die langfristigen Betriebskosten<br />

aber vernachlässigt. Zusätzlich wollen<br />

die Umsatzeinbußen während eines<br />

Umbaus bei laufendem Betrieb verkraftet<br />

sein.<br />

Ronald Grunert-Held<br />

<strong>bpa</strong>.<strong>Magazin</strong>: Der Gebäudebestand in<br />

der Pflege ist sehr unterschiedlich. In<br />

den westlichen Bundesländern stammen<br />

viele Einrichtungen aus den 1980er Jahren,<br />

manche sind auch wesentlich älter.<br />

Ist jedes Haus durch einen Umbau für die<br />

Zukunft zu ertüchtigen?<br />

Eckhard Feddersen: Wie weit ich mit einem<br />

Umbau zurechtkomme hängt sehr<br />

stark mit der Struktur und Bauweise<br />

des Gebäudes zusammen. Drei Fragen<br />

entscheiden meist über den Sinn eines<br />

Umbaus: Mit welchem Aufwand kann<br />

ich ehemalige Zweibettzimmer in adäquat<br />

große Einbettzimmer verwandeln?<br />

In welchem Verhältnis steht nach dem<br />

Umbau die Geschossfläche zur Zahl der<br />

Bewohnerinnen und Bewohner? Und<br />

erreiche ich mit dem Umbau eine zeitgemäße,<br />

effiziente Struktur, in der ich das<br />

gewünschte Konzept – sei es Wohngruppenpflege<br />

oder Hausgemeinschaft – umsetzen<br />

kann?<br />

<strong>bpa</strong>.<strong>Magazin</strong>: Nehmen wir an, die Entscheidung<br />

fällt zugunsten des Umbaus.<br />

Welche Punkte sind zuerst zu beachten?<br />

Eckhard Feddersen: Dann sollte man sich<br />

sehr früh mit der Frage auseinandersetzen,<br />

wie tief man wirklich in den Bestand<br />

eingreifen muss. Häufig werden hundertprozentige,<br />

aber kostspielige Lösungen<br />

umgesetzt, obwohl eine punktuelle<br />

Sanierung ausreichen würde. Hier bedarf<br />

es einer genauen Bestandsanalyse.<br />

Oft ist eine Akupunktur der umfassenden<br />

Operation vorzuziehen.<br />

Besonders wichtig ist es, die Zahl der bewohnten<br />

Plätze auch während des Umbaus<br />

möglichst hoch zu halten. Sinkt die<br />

Auslastung unter 85 %, wird es für viele<br />

kleinere Betreiber kritisch. Das Platzproblem<br />

bei Sanierungen eines Pflegeheims<br />

ist ein Dreifaches: Sie können während<br />

der Bauzeit weniger Plätze anbieten, verlieren<br />

unter Umständen Kapazität durch<br />

einen höheren Anteil von Einzelzimmern<br />

und haben nach der Fertigstellung einen<br />

erhöhten Akquise Aufwand.<br />

<strong>bpa</strong>.<strong>Magazin</strong>: Können diese Einbußen<br />

während eines Umbaus minimiert werden?<br />

Eckhard Feddersen: Bei der Planung der<br />

Bauabschnitte ist immer auf eine möglichst<br />

wirtschaftliche Organisation<br />

des laufenden Betriebs und eine hohe<br />

Zahl an verfügbaren Plätzen zu achten.

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