bpa. Magazin
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6<br />
Titelthema<br />
Wohnen und Pflege<br />
im Wandel<br />
Das Wohnen im Alter wird vielfältiger.<br />
Neue Wohnformen erfreuen sich wachsender<br />
Beliebtheit, gleichzeitig verändern<br />
sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
für die stationäre Pflege.<br />
Über die Folgen dieser Entwicklungen<br />
sprach das <strong>bpa</strong>.<strong>Magazin</strong> mit dem Architekten<br />
Eckhard Feddersen.<br />
Eckhard Feddersen, Architekt<br />
„Netze knüpfen ist mein größtes Hobby.<br />
Ich denke mich gern in Menschen hinein. Als Architekt<br />
verstehe ich mich als Mittler. Ich möchte mit unseren<br />
Bauten den Schwächeren unserer Gesellschaft –<br />
alten Menschen, Menschen mit Behinderungen, Kindern –<br />
mehr Selbstständigkeit und ‚Normalität‘ in ihrem<br />
persönlichen Leben ermöglichen. Eine qualitätsvolle<br />
Architektur kann Benachteiligungen ausgleichen<br />
und integrativ in der Gesellschaft wirken.“<br />
Der Berliner Architekt Eckhard Feddersen hat sich mit seinem<br />
Büro auf das Bauen und Umbauen für Menschen<br />
aller Altersklassen spezialisiert. Im Sinne des „Universal<br />
Design“ sollen die Häuser und Wohnungen für alle nutzbar<br />
sein – etwa durch ein größeres Bad, eine höhengleiche<br />
Dusche oder einen heruntergesetzten Spiegel. Denn eines<br />
gelte es zu vermeiden: dass Menschen durch ihr Alter auseinanderdividiert<br />
werden. Feddersen ist Netzwerker und<br />
Mittler zwischen den Akteuren der Sozial- und Gesundheitspolitik,<br />
Verbänden und Akteuren der Pflege- und Wohnungswirtschaft.<br />
Netzwerk S<br />
<strong>bpa</strong>.<strong>Magazin</strong>: Herr Feddersen, die Grenzen<br />
zwischen Wohnen und Pflege werden<br />
fließender – wie beurteilen Sie diesen<br />
Trend?<br />
Eckhard Feddersen: Das Wohnen im Alter<br />
wird individueller, weil diese Lebensphase<br />
immer stärker nach eigenen Vorstellungen<br />
gestaltet wird. Auch in der Pflege<br />
differenziert sich die Versorgung aus.<br />
Das Prinzip „Ambulant vor Stationär“ ist<br />
nicht nur von der Politik gewollt, es wird<br />
von den Menschen auch gelebt. Die wirkliche<br />
Veränderung steht allerdings noch<br />
bevor. In den nach dem Krieg geborenen<br />
Generationen wird das Bedürfnis nach<br />
selbstbestimmtem Wohnen – auch bis<br />
ins hohe Alter – noch stärker ausgeprägt<br />
sein. Ich bezweifle allerdings, dass wir<br />
die passenden Angebote vorhalten.<br />
<strong>bpa</strong>.<strong>Magazin</strong>: Welchen Nachholbedarf<br />
sehen Sie?<br />
Eckhard Feddersen: Wir brauchen vor<br />
allem mehr altersgerechte Wohnungen!<br />
Ohne sie können Menschen mit<br />
Einschränkungen nicht am gesellschaftlichen<br />
Leben teilhaben. Was nützt mir<br />
ein integratives Quartierskonzept, wenn<br />
ein Bewohner seine Wohnung nur unter<br />
größten Mühen verlassen kann? Angebote<br />
wie in das Wohngebiet eingestreute<br />
Tagespflegen und ambulant betreute Demenz-WGs<br />
können dann die Versorgung<br />
zu Hause optimal ergänzen.<br />
<strong>bpa</strong>.<strong>Magazin</strong>: Auch die stationäre Pflege<br />
befindet sich im Umbruch. Worauf müssen<br />
sich die Anbieter einstellen?<br />
Eckhard Feddersen: Der Anteil von Bewohnern<br />
mit dementiellen Veränderungen<br />
wird weiter steigen. Architektur für<br />
Menschen mit Demenz wird zukünftig<br />
kein „nice to have“ mehr sein – ohne sie<br />
wird man keine Chance mehr am Markt<br />
haben. Auch in der stationären Pflege<br />
sehe ich eine immer größere Bandbreite<br />
von der überschaubaren Hausgemeinschaft<br />
mit zwölf Bewohnern bis zur klassischen<br />
Wohngruppenpflege inklusive<br />
aller Zwischen- und Übergangsformen.<br />
Die Kombination von Wohnangeboten<br />
mit Pflege halte ich für zukunftsträchtig.<br />
Dabei wird der Wohnanteil in solchen<br />
Projekten weiter wachsen und<br />
die stationäre Versorgung tendenziell<br />
abnehmen.<br />
Im Erscheinungsbild sollten sich die<br />
Heime noch stärker an der wohnlichen<br />
Normalität eines Appartementhauses<br />
orientieren. Auch die Differenzierung im<br />
Inneren ist wichtig: Werden die Gruppen<br />
in unterschiedlichen Wohnatmosphären<br />
und Stilen gestaltet, kann ein institutioneller<br />
Einheitscharakter vermieden werden.<br />
<strong>bpa</strong>.<strong>Magazin</strong>: Immer mehr Bundesländer<br />
erlassen Verordnungen, die über die<br />
Anforderungen der Heimmindestbauverordnung<br />
hinausgehen. Wie bewerten<br />
Sie diese Entwicklung?