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Die Kirchen von Landstrass aus dem 13. Jahrhundert und ihre ... - EPA

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A B H A N D L U N G E N<br />

TIBOR ROSTÁS, BUDAPEST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>ihre</strong> ungarischen Verbindungen<br />

Eine stilkritische Analyse 1<br />

Im heutigen Slowenien, am Ufer eines wasserreichen Nebenflusses der<br />

Save, der Gurk (Krka), in einer größeren Schleife des Flusses, erstreckt sich in<br />

malerischer Umgebung die Gemeinde <strong>Landstrass</strong> (Kostanjevica na Krki, siehe<br />

Abbildung 1). Das Städtchen, das im Mittelalter zur Markgrafschaft, später<br />

Herzogtum Krain gehörte, kann sich zweier <strong>Kirchen</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

rühmen.<br />

<strong>Die</strong> ältere, <strong>dem</strong> Apostel Jacobus geweihte Pfarrkirche steht am Ufer der<br />

Gurk in der Siedlung (siehe Abbildung 1). Zu den romanischen Formen des<br />

einschiffigen, ursprünglich flachgedeckten, bescheidenen Gebäudes passt<br />

die erste urk<strong>und</strong>liche Angabe: Der Pfarrer wurde 1220 als »Adelbertus plebanus<br />

de Landestrost« erwähnt. 2 Den besonderen Wert der Kirche bilden<br />

zwei halbkreisförmige Stufenportale; der einfachere ist der einmal abgestuf-<br />

1<br />

2<br />

Der vorliegende Beitrag beruht nicht <strong>aus</strong>schließlich auf eigenen Forschungen. Ausgangspunkt<br />

der Erfassung der Verbindungen war das Wiener Treffen mit der slowenischen<br />

Kunsthistorikerin Mija Oter im Jahre 2004, das durch Vermittlung <strong>von</strong> Prof. Dr. Mario<br />

Schwarz zustande kam. Von Frau Oter erfuhr der Verfasser zum ersten Mal <strong>von</strong> der Bauplastik<br />

<strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong>, wie auch sie erstmals vom Autor über die Ornamentik <strong>von</strong> Jánoshida,<br />

Ócsa <strong>und</strong> Pozsega hörte. Dem inspirierenden Wiener Gespräch folgten Briefwechsel<br />

sowie ungarische beziehungsweise slowenische Studienreisen, <strong>und</strong> das Thema wurde Teil<br />

der Doktorarbeiten der beiden: Mija Oter Gorenčič: Romanska in zgodnjegotska rhitekturna<br />

plastika na Slovenskem. Univ. Diss. Ljubljana 2007, 224-226, 248 [Typoskript, Universität<br />

Wien, Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte]; Tibor Rostás: Kapcsolatok Közép-Európa<br />

koragótikus építészetében. Univ. Diss. Budapest 2007, Kapitel IV, 5-8 [Typoskript, Universität<br />

Wien, Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte]. Es entstand dazu jeweils auch ein Artikel:<br />

Mija Oter Gorenčič: Vprašanje datacije poznoromansko-zgodnjegotske faze župnijske<br />

cerkve sv. Jakoba v Kostanjevici na Krki. In: Acta Historiae Artis Slovenica 12 (2007) 5-16;<br />

Tibor Rostás: Három drávántúli emlék a <strong>13.</strong> századból. In: Építészet a középkori Dél-Magyarországon.<br />

Tanulmányok. Hgg. Tibor Kollár, Tibor Rostás. Budapest 2010, 212-287. Leider<br />

finden sich diese Hinweise nicht in den Schriften <strong>von</strong> Oter. – Der vorliegende Beitrag<br />

ist die erweiterte Fassung eines Aufsatzes, der in ungarischer Sprache zu Ehren <strong>von</strong> Mária<br />

Prokopp erschienen ist: Ders.: <strong>Landstrass</strong> <strong>13.</strong> századi templomai és magyarországi kapcsolataik.<br />

Stíluskritikai analízis. In: Omnis creatura significans. Tanulmányok Prokopp Mária<br />

70. születésnapjára. Essays in Honour of Mária Prokopp. Hg. Anna Tüskés. Budapest 2009,<br />

65-72.<br />

Jože Mlinarič: Župnija sv. Jakoba v kostanjeviškem mestu do konca 18. Stoletja. In: Vekov<br />

tek. Kostanjevica na Krki 1252-2002. Zbornik ob 750. obletnici prve listinske omembe mesta.<br />

Hg. Andrej Smrekar. Kostanjevica na Krki 2003, 134.


2 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

te Süd-, der reichere der dreimal abgestufte Westeingang (siehe Abbildung<br />

2-3). Konstruktion <strong>und</strong> Details der Portale sind fast identisch mit <strong>dem</strong> Südtor<br />

des südlichen Nebenchores der ehemaligen Prämonstratenserpropstei<br />

in Jánoshida, in der nördlichen Ungarischen Tiefebene (Komitat Jász-Nagykun-Szolnok,<br />

3 siehe Abbildung 4). Er ist zweimal abgestuft <strong>und</strong> befindet sich<br />

in seiner Gliederung zwischen den beiden krainischen Portalen. 4<br />

<strong>Die</strong> schlanken Säulenschäfte stehen in allen drei Fällen zwischen engen<br />

Laibungspfeilern, die Verhältnisse sind gespannt, die filigranen Formen<br />

kennzeichnend. An den halbkreisförmigen Portalen befinden sich über<br />

den Säulen polygonale Archivolte. <strong>Die</strong> Seiten dieser Bogenläufe haben bei<br />

den <strong>Landstrass</strong>er Portalen glatte Oberflächen, in Jánoshida hingegen sind<br />

sie gekehlt; die Archivolte sind hier eigentlich mit segmentbogigen Kannelüren<br />

gegliedert, dessen Kanten geschnitten sind. <strong>Die</strong> Ornamentik der<br />

Säulenkapitelle setzt sich in den Pfeilerecken fort <strong>und</strong> bildet eine einheitliche<br />

Kapitellzone. <strong>Die</strong> Portale springen <strong>aus</strong> der Wandfläche nicht hervor;<br />

charakteristisch ist, dass sich auch die Kapitellzone <strong>und</strong> Kämpferprofile an<br />

der Wandfläche schneiden. An den Portalen der krainischen Pfarrkirche ist<br />

die Kapitellornamentik auch auf die zur Wandfläche senkrechten Seite der<br />

Pfostensteine <strong>aus</strong>gedreht, in Jánoshida hingegen nicht, da hier schon auf<br />

ungewöhnliche Weise der Sturzbalken auftritt. <strong>Die</strong> Kämpfer <strong>und</strong> die Kapitellen<br />

sind in allen drei Fällen <strong>aus</strong> einem Stein gemeißelt. Am <strong>Landstrass</strong>er<br />

Westportal <strong>und</strong> in Jánoshida bilden auch die attischen Basen eine einheitliche<br />

Zone, die sich auf die senkrechte Seite des Pfostensteins her<strong>aus</strong>dreht,<br />

aber nicht auf die Fassade – an der Wandfläche ist das Profil, wie auch bei<br />

der Kapitellzone, durchschnitten. Ein Unterschied besteht darin, dass in Jánoshida<br />

die rechteckprismatischen Plinthen unter den Basen eine diagonale<br />

Richtung haben, in <strong>Landstrass</strong> sind sie abgestuft, <strong>und</strong> der obere Rand der<br />

Plinthe ist auch etwas schräg gegliedert; dies fällt in Jánoshida weg. <strong>Die</strong> untere<br />

Wulst der Basen der krainischen Pfarrkirche springt im Gegensatz zu<br />

Jánoshida nicht über der Plinthe hervor. Sie kann in Jánoshida wegen der<br />

fragmentarischen Oberfläche an der senkrechten Seite der Pfostensteine am<br />

besten studiert werden. Am Basenpaar des <strong>Landstrass</strong>er Seitenportals erscheinen<br />

auch Eckknollen.<br />

3<br />

4<br />

<strong>Die</strong> Johannes <strong>dem</strong> Täufer geweihte Prämonstratenserkirche in Jánoshida ist einschiffig, an<br />

das Ostende des kurzen Schiffes schließen sich <strong>von</strong> zwei Seiten Nebenkapellen mit polygonalem<br />

Abschluss an. Das Gebäude wurde in der Barockzeit nach Westen mit einer Empore<br />

<strong>und</strong> darüber aufragen<strong>dem</strong> Mittelturm erweitert, diesem fiel das mittelalterliche Westportal<br />

zum Opfer; im Osten wurde ein zweijochiger Chor mit böhmischer Kappe gebaut.<br />

<strong>Die</strong> frühe Chorform ist vorerst unbekannt.<br />

Károly Kozák: A jánoshidai r. k. templom (volt premontrei prépostság) feltárása. In: Jászkunság<br />

18 (1972) 1, 89-90; Ders.: A jánoshidai r. k. templom, volt premontrei prépostság régészeti<br />

kutatása (1970-1974). In: Jubileumi évkönyv a Jász Múzeum alapításának 100. évfordulójára.<br />

Hg. János Tóth. Jászberény 1974, 282.


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

3<br />

Vergleichen wir auch die Kapitellplastik. <strong>Die</strong> Gr<strong>und</strong>einheit der Ornamentik<br />

ist ein Blatt mit Lappengruppen, das eigentlich <strong>dem</strong> Akanthusblatt<br />

entspringt; der Akanthus ist aber scharf geschnitten, seine Zackengliederung<br />

wurde hier zu leicht gekehlten Lappen modifiziert. Solche Blätter befinden<br />

sich an den Pfeilerecken <strong>und</strong> Kapitellen des Portals in Jánoshida, dazwischen<br />

füllen die Winkel breite Blätter mit fünf Lappen (siehe Abbildung<br />

6). Zwischen den beiden großen Blattformen sind unten mit bogenförmiger<br />

Verbindung kleine Palmetten mit fünf Lappen platziert. Hinter den in Lappengruppen<br />

gegliederten Blättern kommen längliche Blätter mit Kanneluren<br />

zum Vorschein, die in die Winkel hochsteigen; diese enden – <strong>und</strong> dies<br />

ist das beachtenswerteste Element der Dekoration – statt der üblichen Knospe<br />

in kleinen Köpfen, die <strong>von</strong> Blättern mit Lappen umrahmt werden. Den<br />

Halsring schmücken an der rechten Seite nach unten gedrehte Blätter mit<br />

drei Lappen, links ist der Halsring gedreht, den Kämpfer bilden über einer<br />

rechtwinkligen Zurückmeißelung eine Hohlkehle, Platte <strong>und</strong> Halbstab. In<br />

der Sakristei der Kirche in Jánoshida sind neben anderen Steinmetzarbeiten<br />

auch drei Kapitellelemente zu finden, die vom zerstörten Westportal<br />

der Kirche stammen. 5 An zwei <strong>von</strong> ihnen kann man jeweils ein Säulenkapitell<br />

<strong>und</strong> ein Pfeilereck, am Dritten zwei Säulenkapitelle <strong>und</strong> dazwischen ein<br />

Pfeilereck erkennen. Demnach muss auch das Westportal mindestens zweimal<br />

abgestuft gewesen sein. <strong>Die</strong> Ornamentik entspricht den Kapitellzonen<br />

des Südportals, obwohl die länglichen Blätter mit Kanneluren – deren Enden<br />

überall zerbrochen sind – beidseitig weitere lappige Halbblätter begleiten,<br />

die Winkel werden <strong>von</strong> Blättern mit sieben Lappen <strong>aus</strong>gefüllt. Auch<br />

das Profil des Kämpfers ist identisch mit jenem des Südtores, der Halsring<br />

ist aber ungeschmückt. 6<br />

All diese Motive sind auch auf den <strong>Landstrass</strong>er Portalen zu finden.<br />

An der linken Kapitellzone des Westtores erscheinen sowohl an den Pfeilerecken<br />

als auch an den Kapitellen die auf Lappengruppen zerfallenden<br />

Akanthusblattabkömmlinge (siehe Abbildung 7). <strong>Die</strong> Lappengruppen trennen<br />

Bohrlöcher <strong>und</strong> – darunter liegend – bogendreieckige Vertiefungen.<br />

Das letztere kann auch in Jánoshida beobachtet werden, die Bohrlöcher<br />

sind aber verarbeitet, da sich die Lappengruppen lockerer verbinden <strong>und</strong><br />

zwischen ihnen breitere Flächen bleiben. Zwischen den Blättern der krainischen<br />

Kirche gibt es keine Verbindung, sie sind einzeln bearbeitet <strong>und</strong><br />

gleichzeitig auch steifer. An der rechten Kapitellzone <strong>und</strong> linken Sturzkon-<br />

5<br />

6<br />

Kozák: A jánoshidai r. k. templom [1972], 92-94; Ders.: A jánoshidai r. k. templom [1974], 282-<br />

283.<br />

Beschreibung der Kapitellornamentik der Portale in Jánoshida: Endre Raffay: Magyarországi<br />

növénydíszes fejezetfaragványok az 1200 körüli évtizedekben, valamint kompozíciós<br />

összefüggések és stílusrétegek az esztergomi és a pilisszentkereszti művészeti körökben.<br />

Univ. Diss. Budapest 2003, 176-178 [Typoskript, Eötvös-Loránd-Universität, Bibliothek des<br />

Kunsthistorischen Instituts].


4 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

sole des Westportals sowie der linken Kapitellzone des Südportals sind stehende<br />

Blätter zu sehen (siehe Abbildung 7-9). Sie sind sowohl selbständig –<br />

wie jene in Jánoshida – als auch Teile zusammengesetzter Kompositionen,<br />

die später noch analysiert werden. Ein Unterschied ist, dass die Säulenkapitelle<br />

<strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> im Gegensatz zu jenen in Jánoshida mit Rand versehene<br />

Kelchkapitelle sind.<br />

In Jánoshida verdienen außer den Portalen auch die Kapitelle im <strong>Kirchen</strong>inneren<br />

Beachtung. An den abgemeißelten Kapitellen der zum Schiff<br />

geöffneten Arkaden <strong>und</strong> Triumphbögen der Kapellen können die Überreste<br />

der unteren Zone der Verzierung noch studiert werden. Hier kann man<br />

Fragmente flachgemeißelter Blätter mit stehenden Lappen beobachten. 7 Am<br />

einzigen erhaltenen Säulenkapitell des Innenraumes, 8 einem zweizonigen<br />

Knospenkapitell im südlichen Nebenchor, befindet sich eine Deckplatte mit<br />

Halbstab – gen<strong>aus</strong>o wie an den Kämpfern der <strong>Landstrass</strong>er Portale <strong>und</strong> am<br />

dort erhaltenen Kapitell des nördlichen Triumphbogens (Abbildung 10).<br />

<strong>Die</strong> Verwandtschaft im Aufbau der Portale ist so eng, dass wir uns auch<br />

dann nicht w<strong>und</strong>ern würden, wenn sich die drei Tore am selben Gebäude<br />

befänden. Es verw<strong>und</strong>ert eher die bestehende Situation: Wie gelangten<br />

die Portale der einen Kirche auf das andere Gebäude, <strong>und</strong> welche wurde<br />

<strong>von</strong> welchem kopiert? Ein Vergleich der Proportionen <strong>und</strong> Maßstäbe konnte<br />

leider nicht erfolgen, aber in der Kenntnis der oben dargelegten Fakten<br />

ist das Fehlen solcher Zusammenhänge schwer vorstellbar. Es ist eindeutig,<br />

dass sich die Portale auf einen gemeinsamen Entwurf zurückführen lassen,<br />

<strong>und</strong> die Entwurfsvarianten standen je nach Wunsch des Auftraggebers<br />

in erweiterter oder reduzierter Form zur Verfügung. In der Ausführung der<br />

Bauplastik gibt es keine auffallenden Qualitätsunterschiede, aber es scheint,<br />

dass der gleiche Motivschatz <strong>von</strong> verschiedenen Steinmetzen <strong>aus</strong>gearbeitet<br />

wurde. <strong>Die</strong> Frage der Richtung des Einflusses wird nach Meinung des<br />

Verfassers dadurch entschieden, dass die Portale <strong>und</strong> der B<strong>aus</strong>chmuck in<br />

<strong>Landstrass</strong> in <strong>ihre</strong>r Umgebung einzigartig sind, Jánoshida hingegen zu einem<br />

frühgotischen Stilkreis gehört, der bedeutende Denkmäler in Ungarn<br />

umfasst. Deshalb kann angenommen werden, dass die Entwürfe der <strong>Landstrass</strong>er<br />

Tore – gen<strong>aus</strong>o wie seine Steinmetze – <strong>aus</strong> Ungarn in die Krainische<br />

Markgrafschaft kamen.<br />

Da Jánoshida mit der einst ebenfalls prämonstratensischen Kirche in<br />

Ócsa (südlich <strong>von</strong> Budapest, Komitat Pest) 9 in Zusammenhang steht, ist es<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Kozák: A jánoshidai r. k. templom [1972], 91-92; Ders.: A jánoshidai r. k. templom [1974], 283.<br />

Das Kapitell wurde in der Einmauerung des Südportals freigelegt <strong>und</strong> während der Restaurierung<br />

in den Mauerwinkel zwischen der Süd- <strong>und</strong> Südostseite des südlichen Nebenchores<br />

zurückgestellt (Kozák: A jánoshidai r. k. templom [1972], 89-91; Ders.: A jánoshidai r.<br />

k. templom [1974], 285).<br />

<strong>Die</strong> einstige Prämonstratenserkirche in Ócsa ist ein dreischiffiges Gebäude mit Querschiff,<br />

drei zweijochigen Chören mit 5/8-Abschluss. Das kurze Langh<strong>aus</strong> ist dreijochig. <strong>Die</strong> Pfeiler<br />

sind abwechselnd achteckige <strong>und</strong> mit Halb- <strong>und</strong> Dreiviertelsäulen erweiterte Kreuz-


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

5<br />

nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass man <strong>Landstrass</strong>er Formen auch in Ócsa findet.<br />

Der Aufbau der Seitenschiffportale in Ócsa (siehe Abbildung 5) lässt sich<br />

mit der Portalarchitektur in Jánoshida beziehungsweise <strong>Landstrass</strong> in Verwandtschaft<br />

bringen, die Details aber unterscheiden sich: <strong>Die</strong> Kapitell- <strong>und</strong><br />

Sockelzone dreht sich auf die Wandfläche her<strong>aus</strong> <strong>und</strong> setzt sich dort friesartig<br />

fort, <strong>und</strong> der einzige originale Bogenlauf (der innere Bogenlauf des Südtores)<br />

ist zylinderförmig. 10 Es scheint, dass die Tore der entfernten krainischen<br />

Pfarrkirche <strong>und</strong> Jánoshida enger verb<strong>und</strong>en sind, als die Portale der<br />

beiden benachbarten Prämonstratenserpropsteien. Zugleich entspricht die<br />

Position des Sturzbalkens in Ócsa jener in Jánoshida, die abgestufte Anordnung<br />

der Basenplinthen <strong>und</strong> die Lage der unteren Wulst erinnert aber an<br />

<strong>Landstrass</strong>. <strong>Die</strong> gleiche lockere, aber eindeutigere Bindung zeigt auch die<br />

Kapitellplastik: An den Kapitellen des Südportals in Ócsa (siehe Abbildung<br />

11) kann man sowohl das in Lappengruppen gegliederte Blatt mit <strong>dem</strong> hinter<br />

ihm her<strong>aus</strong>treibenden, länglichen Knospenblatt als auch das die Winkel<br />

<strong>aus</strong>füllende, stehende Lappenblatt erkennen. Es gibt sogar Bogendreiecke<br />

<strong>und</strong> Bohrlöcher an den entsprechenden Stellen. 11 <strong>Die</strong> Motive erscheinen in<br />

einem dritten Steinmetzstil, der sich sowohl <strong>von</strong> <strong>dem</strong> in Jánoshida als auch<br />

<strong>dem</strong> in <strong>Landstrass</strong> unterscheidet. Schließlich können wir die Deckplatte mit<br />

Halbstab an den Toren <strong>und</strong> <strong>dem</strong> Kapitell des Triumphbogens in <strong>Landstrass</strong><br />

auch an einigen Kapitellen des <strong>Kirchen</strong>inneren in Ócsa beobachten.<br />

In Ócsa findet man auch solche <strong>Landstrass</strong>er Motive, die im bekannten<br />

Material <strong>aus</strong> Jánoshida nicht vorhanden sind. <strong>Die</strong> Lappenblätter an der linken<br />

Sturzkonsole des Westportals der krainischen Kirche (siehe Abbildung<br />

7), die <strong>von</strong> den Wellenranken über den bereits erwähnten, stehenden Lappenblättern<br />

verzweigen, kann man auch am linken, geschmückten Kämpfer<br />

(siehe Abbildung 11) des Südportals in Ócsa finden – aber mit komplizierterer<br />

Rankenverflechtung <strong>und</strong> zusammen mit kleinen Weinreben sowie<br />

anderen Motiven. Wesentlich wichtiger als diese lockere Verbindung ist<br />

die <strong>Landstrass</strong>er Verwandtschaft der Kapitelle der Säulen, welche die äußeren<br />

Mauerwinkel der Chöre in Ócsa gliedern. Vor allem geht es dabei<br />

um die Säulenkapitelle des südlichen Nebenchores. Hier hängt der Kapitell<br />

des Mauerwinkels zwischen den östlichen <strong>und</strong> nordöstlichen Seiten (siehe<br />

Abbildung 12) beziehungsweise den nördlichen <strong>und</strong> nordöstlichen Seiten<br />

10<br />

11<br />

pfeiler. An der Westseite finden wir ein Turmpaar, zwischen den Türmen eine Empore. An<br />

den Ostjoch der Seitenschiffe schließt sich in der Breite des Querschiffes je ein Nebenraum<br />

an, <strong>ihre</strong> Eingänge öffnen sich vom Querschiff. Ins Mitteljoch der Seitenschiffe öffnen sich<br />

Seitentore. Das geplante <strong>und</strong> mit <strong>Die</strong>nsten vorbereitete Gewölbe des Langh<strong>aus</strong>es <strong>und</strong> des<br />

Querschiffes wurde nicht fertiggestellt.<br />

Zsuzsanna Ildikó Bakó: Gerecze Péter fényképhagyatéka. Budapest 1993, Abb. 302-304;<br />

Károly Csányi – Géza Lux: Ócsa. Református templom. In: Technika 20 (1939) Abb. 12-15;<br />

Emese Nagy: Ócsa, ref. templom (volt premontrei prépostság). In: Pest megye műemlékei.<br />

I. Hg. Dezső Dercsényi. Budapest 1958, 537, 545, Abb. 548.<br />

Besprechung der Ornamentik des Südtores in Ócsa: Raffay 159-162.


6 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

mit den bereits erwähnten stehenden Lappenblättern an der rechten Kapitellzone<br />

des Westportales <strong>und</strong> <strong>dem</strong> linken Kapitell des Südtores (siehe Abbildung<br />

8-9) in <strong>Landstrass</strong> zusammen. <strong>Die</strong> Blätter liegen in beiden Fällen<br />

in mehreren Schichten hintereinander. In Ócsa ist die höhere <strong>und</strong> breitere<br />

hintere Lappenblätterschicht charakteristisch lappenförmig gegliedert <strong>und</strong><br />

endet in schneckenförmigen Knospen. Am krainischen Nebeneingang hingegen<br />

ist diese in Knospen endende hintere Schicht länglich <strong>und</strong> die Blattform<br />

ohne Lappen <strong>und</strong> am Westtor erscheint das längliche Knospenblatt<br />

hinter zwei Schichten stehen<strong>dem</strong> Lappenblatt in einer dritten Schicht. An<br />

der rechten Sturzkonsole (siehe Abbildung 8) des <strong>Landstrass</strong>er Westtores<br />

<strong>und</strong> am erhaltenen nördlichen Triumphbogenkapitell (siehe Abbildung 10)<br />

der Kirche ist eine pflanzliche Form zu sehen, die <strong>aus</strong> einem mittleren Stiel<br />

beidseitig Blätter mit je drei Lappen zeigt. <strong>Die</strong>se ist in Ócsa am Kapitell des<br />

äußeren Mauerwinkels zwischen den östlichen <strong>und</strong> südöstlichen Seiten des<br />

südlichen Nebenchores zu beobachten (siehe Abbildung 13). In Ócsa <strong>und</strong><br />

am Kapitell des <strong>Landstrass</strong>er Triumphbogens erscheint hinter diesen Blättern<br />

auch ein längliches Knospenblatt, an der Sturzkonsole fehlt es. 12<br />

Beachtenswert ist, dass – abgesehen <strong>von</strong> der erwähnten Übereinstimmung<br />

des Deckplattenprofils – der Innenraum in Ócsa <strong>und</strong> auch die Pfeilerkapitelle<br />

keinerlei Verbindung zu Jánoshida <strong>und</strong> <strong>Landstrass</strong> zeigen. Wenn<br />

<strong>von</strong> Osten nach Westen gearbeitet wurde <strong>und</strong> zuerst die niedrigen Teile der<br />

Umfassungsmauer der Kirche errichtet wurden – was der logische Bauvorgang<br />

13 wäre <strong>und</strong> wozu auch die Mauern der Nebenchöre <strong>und</strong> Nebenschiffe<br />

einschließlich der Portale gehören –, so kann man feststellen, dass die frühe<br />

Ornamentik in Ócsa Verbindungen zu Jánoshida <strong>und</strong> <strong>Landstrass</strong> aufweist.<br />

Bekannt sind die Verbindungen <strong>von</strong> Ócsa <strong>und</strong> Jánoshida zu Kalocsa sowie<br />

Pilis. 14 Nicht nur an den analysierten Bauplastiken der beiden Prämonstratenserkirchen,<br />

sondern auch an der plastischen Dekoration der Portale in<br />

<strong>Landstrass</strong> sind die flachen, scharf gemeißelten Formen der Blattbildungen<br />

der Kapitelle der Kathedrale in Kalocsa <strong>und</strong> den Fragmenten des Kreuzganges<br />

der Zisterzienserabtei im Pilis sowie dessen Brunnen zu erkennen. Der<br />

Hintergr<strong>und</strong> der <strong>Landstrass</strong>er Portale <strong>und</strong> des B<strong>aus</strong>chmucks der Kirche ist<br />

also im frühgotischen Denkmalgut in Ungarn vom Beginn des <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong>s<br />

zu finden. Gut passt dazu auch die erste urk<strong>und</strong>liche Erwähnung des<br />

Pfarrers der Kirche: 1220 konnten Adalbert <strong>und</strong> seine Gemeinde sicherlich<br />

schon das fertige Gebäude in voller bauplastischer Pracht benutzen. <strong>Die</strong>se<br />

krainische Ausstrahlung der ungarischen Frühgotik ist die erste Spur des<br />

12<br />

13<br />

14<br />

Beschreibung der Kapitelle des südlichen Nebenchores in Ócsa: Ebenda, 142-150.<br />

Mit ähnlichem Bauvorgang rechnet auch Raffay 165-166, 273, 275.<br />

Vgl. Ernő Marosi: <strong>Die</strong> Anfänge der Gotik in Ungarn. Budapest 1984, 103, 122 (Jánoshida –<br />

Kalocsa); Imre Takács: Egy eltűnt katedrális nyomában. Újabb töredékek a <strong>13.</strong> századi kalocsai<br />

székesegyházból. In: A középkori Dél-Alföld és Szer. Hg. Tibor Kollár. Szeged 2000, 313-<br />

316; Raffay 270-278.


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

7<br />

Stils auf <strong>dem</strong> Gebiet der Markgrafschaft. Aber auch das prachtvollere Erscheinen<br />

der Gotik ließ in <strong>Landstrass</strong> nicht lange auf sich warten.<br />

<strong>Die</strong> bedeutendere Kirche <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> ist jene der einstigen Zisterzienserabtei,<br />

die <strong>von</strong> der Siedlung etwas entfernt, am hügeligen Abhang des<br />

Uskok-Gebirges (slowenisch Gorjanci, kroatisch Zumberačka gora), das einst<br />

die Kraina <strong>von</strong> Slawonien, heute Slowenien <strong>von</strong> Kroatien trennt, im Tal eines<br />

kleinen, in den Gurk mündenden Baches erbaut wurde. Das dreischiffige<br />

Gebäude mit Querschiff, gera<strong>dem</strong> Chorabschluss <strong>und</strong> je zwei Nebenkapellen<br />

folgt <strong>dem</strong> klassischen Gr<strong>und</strong>riss-Typ der Zisterzienser. Das Langh<strong>aus</strong><br />

ist im travée-System erbaut, seine Kreuzpfeiler sind in den Winkeln mit Dreiviertel-,<br />

in den Hauptrichtungen mit dickeren Halbsäulen erweitert. Zur<br />

Vorbereitung des Mittelschiffgewölbes laufen die entsprechenden Pfeilerseiten<br />

mit drei <strong>Die</strong>nsten an der Hauptschiffmauer ohne Unterbrechung<br />

nach oben. <strong>Die</strong> Details charakterisieren die abgestuften <strong>und</strong> profilierten<br />

spitzbogigen Arkaden <strong>und</strong> Gurtbögen, die Fenster mit schrägen Laibungen,<br />

die Rippen mit Spitzbogenstab sowie die diagonalen, oft mit Wulstkonsolen<br />

geschmückten, flachen attischen Basen.<br />

<strong>Die</strong> Abtei wurde 1234 <strong>von</strong> Bernhard <strong>von</strong> Spanheim, Herzog <strong>von</strong> Kärnten,<br />

gestiftet. Der Angabe <strong>von</strong> Johannes <strong>von</strong> Viktring (1312-1345) zufolge<br />

wurde Jutta, die vor 1236 verstorbene Gemahlin des Herzogs, beim Altar<br />

des Evangelisten Hl. Johannes neben <strong>dem</strong> Hauptaltar bestattet. Aus <strong>dem</strong><br />

Jahre 1249 stammt die zweite Gründungsurk<strong>und</strong>e, in welcher der Herzog<br />

<strong>dem</strong> Stift weitere Privilegien <strong>und</strong> Güter schenkte. Aufgr<strong>und</strong> der Angabe zu<br />

Juttas Bestattung könnten die Bauarbeiten an der Ostseite direkt nach der<br />

Gründung begonnen haben. 15 Auch die Details bekräftigen dies, lediglich<br />

bei den Nebenchören kann man die älteren Würfelkapitelle beobachten. An<br />

anderen Teilen der Kirche (so auch am nördlichen Nebenchor im Inneren)<br />

herrscht eine charakteristische flache Bauornamentik vor <strong>und</strong> auch die Profile<br />

sind einheitlich, so braucht man nicht mit einem sich lang hinziehenden,<br />

in mehrere Etappen geteilten Bauvorgang zu rechnen. So konnte auch der<br />

bekannte Ostteil des Langh<strong>aus</strong>es der Kirche (im 15. <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong> wurde der<br />

Westteil abgetragen) etwa bis Mitte des <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong>s fertiggestellt worden<br />

sein. Der markante Stil der Bauplastik erscheint auch an der Westempore<br />

der Dominikanerinnenkirche im südsteirischen Studenitz (Studenice, Slowenien),<br />

an einem Pettauer Kapitell (Ptuj, Slowenien) sowie teilweise an der<br />

Bauplastik der Franziskanerkirche <strong>von</strong> Pozsega (Požega, Kroatien) südlich<br />

der Drau, was die Anwesenheit <strong>von</strong> Steinmetzen <strong>aus</strong> <strong>Landstrass</strong> bezeugt.<br />

<strong>Die</strong>se Verbindungen verdienen eine gründlichere Untersuchung.<br />

<strong>Die</strong> ursprünglich <strong>dem</strong> Heiligen Demetrius geweihte Franziskanerkirche<br />

in Pozsega wurde mit holzgedecktem Schiff <strong>und</strong> niedrigem zweijochigem,<br />

15<br />

Robert Peskar: Kostanjevica na Krki, ehemalige Klosterkirche. In: Gotik in Slowenien. Narodna<br />

Galerija, Ljubljana. Ausstellungskatalog. Ljubljana 1995, Kat.-Nr. 6, 46-47.


8 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

gewölbtem Chor erbaut. Das Schiff war wohl bis in die Neuzeit ungewölbt,<br />

denn im Dachstuhl gibt es keine Spuren eines Gewölbes vor der jetzigen<br />

Böhmischen Kappe. Das Gebäude ist im mittelalterlichen Ungarn eine der<br />

ersten Bettelordenskirchen mit Polygonalchor. Ein ähnlich frühes Beispiel<br />

<strong>aus</strong> Ungarn ist die auch <strong>aus</strong> der Mitte des <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong>s stammende, Maria<br />

geweihte Minoritenkirche in Bistritz (Beszterce, Bistriţa, Rumänien). 16 Das<br />

Chorgewölbe in Pozsega tragen Dreiviertelsäulen mit Lisenen, zwischen den<br />

beiden Chorjochen sieht man stark hervortretende, mit Konsolen hingestellte<br />

Dreierdienstbündel mit kurzem Schaft. <strong>Die</strong> Säulenkapitelle <strong>und</strong> die meisten<br />

Bauplastiken im Chor zeigen den Einfluss des höfischen Stils in Ungarn,<br />

der <strong>von</strong> der Zeit König Bélas IV. (1235-1270) bis in die 1250er Jahre charakteristisch<br />

war <strong>und</strong> sich in den mitteleuropäischen Zusammenhang fügte. 17<br />

Von besonderer Bedeutung für die vorliegende Fragestellung ist jene<br />

Bauplastik des Chores in Pozsega, die sich mit <strong>ihre</strong>r flachen, <strong>aus</strong>breitenden<br />

Ornamentik stilistisch eindeutig <strong>von</strong> den anderen unterscheidet. 18 Dazu gehören<br />

der Schlussstein des Chorquadrates <strong>und</strong> die Konsolen der <strong>Die</strong>nstbündel<br />

zwischen den beiden Chorjochs. <strong>Die</strong> Konsolen sind entsprechend den<br />

<strong>Die</strong>nstbündeln dreifach gegliedert. <strong>Die</strong> Oberfläche der Nordkonsole (siehe<br />

Abbildung 14) bedeckt ein etwas phantasieloser Blätterteppich. <strong>Die</strong> oberen<br />

Blätter der mehrreihigen Komposition treten hinter den unteren hervor<br />

<strong>und</strong> die Blätter überdecken sich, aber die Plastik bleibt trotz<strong>dem</strong> flach.<br />

<strong>Die</strong> Südkonsole <strong>und</strong> die Ranken des Schlusssteines mit Palmetten entstanden<br />

in derselben, sehr markanten Anschauungsweise (siehe Abbildung 15-<br />

16). <strong>Die</strong> Ranken erscheinen als unbearbeitetes, flaches Band – auf anderen,<br />

in besserer Qualität entstandenen Plastiken, zum Beispiel am Schlussstein<br />

des Chorhauptes, sind sie polygonal geformt. Beim Schlussstein des Chorquadrates<br />

sind sie vom Rahmen nicht eindeutig abgegrenzt, <strong>und</strong> das Motiv<br />

ist an manchen Stellen so durcheinander, dass auch die Zahl der Ranken<br />

nicht eindeutig ist. Bei der Konsole trennen die Pflanzenstiele gleichzeitig<br />

auch die Teile der dreifach gegliederten Konsole. Das Zusammentreffen der<br />

Ranken <strong>und</strong> Palmetten ist auf keiner der Plastiken ordentlich <strong>aus</strong>gearbeitet,<br />

denn es fehlen die Palmettenstiele; so enden die Ranken direkt in den<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Tibor Rostás: A besztercei volt minorita, ma görög katolikus templom. In: Műemlékvédelmi<br />

Szemle 8 (1998) 2, 66.<br />

Zur Beschreibung des Gebäudes siehe Zorislav Horvat – Ivan Mirnik: Graditeljstvo srednjeg<br />

vijeka u Po˛e koj kotlini. In: Po˛ega 1227-1977. Hg. Marijan Strba ic. Sla<strong>von</strong>ska Po˛ega 1977,<br />

138-142; Diana Vukičević-Samaržija: Sakralna gotička arhitektura u Sla<strong>von</strong>iji. Zagreb 1986,<br />

125-126; <strong>Die</strong>s.: Mittelalterliche <strong>Kirchen</strong> der Bettelorden in Kroatien. In: Koldulórendi építészet<br />

a középkori Magyarországon. Tanulmányok. Hg. Andrea Haris. Budapest 1994, 65-<br />

66; Zlatko Uzelac: Sjeverni portal crkve Sv. Dimitrija (Sv. Duha) u Po˛egi. In: Radovi Instituta<br />

za Povijest Umjetnosti 19 (1995) 6-18; Ildikó Kutnyánszky: A koldulórendek és építészetük<br />

az Árpád-kori Magyarországon. In: Tanulmányok Tóth Sándor 60. születésnapjára. Budapest<br />

2 2000, 112-1<strong>13.</strong> Über die in diesem Artikel nicht behandelte Bauplastik siehe <strong>aus</strong>führlich<br />

Rostás: Három drávántúli emlék, 213-230.<br />

Hierauf machte Sándor Tóth den Verfasser aufmerksam.


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

9<br />

Palmetten, setzen sich zugleich aber auch dahinter fort. Kennzeichnend ist<br />

auch die Form der dreilappigen Halbpalmetten. Der obere Lappen ist sehr<br />

dünn <strong>und</strong> wird <strong>von</strong> einer Rille zwischen zwei breiten Umrahmungsstreifen<br />

gebildet; der untere dagegen hat eine bogige Hohlfläche <strong>und</strong> dreht sich<br />

stark zurück. Am Palmettenansatz setzen sich in der Rankengliederung die<br />

Lappen startenden, sich verengenden Rillen nicht – wie an vielen Stellen –<br />

fort, sondern sind unvollendet. <strong>Die</strong>se Stilzeichen grenzen einen Steinmetz<br />

<strong>von</strong> den Meistern der Kirche ab, der keine besonders hohe Qualität vertrat,<br />

die Formen manchmal auch missverstand <strong>und</strong> seine charakteristischen Motive<br />

schablonenhaft, etwas langweilig meißelte.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des spezifischen Stils können wir uns zur Frage äußern, woher<br />

der Steinmetz nach Pozsega gekommen sein könnte. In der umfangreichen<br />

Bauplastik der <strong>Landstrass</strong>er Zisterzienserkirche finden wir die Entsprechungen<br />

seiner Arbeiten in Pozsega; dort erscheinen nicht nur die Typen,<br />

sondern auch der spezifische Arbeitsstil. Eine Entsprechung des Schlusssteines<br />

des Chorquadrates ist ein Stück im Lapidarium, der einzige bekannte<br />

Schlussstein der krainischen Zisterzienserkirche (siehe Abbildung 17), an<br />

dessen Seite sich die Profile der erhaltenen Rippenansätze der Nebenschiffe<br />

knüpfen <strong>und</strong> der wegen seiner kleinen Maße <strong>aus</strong> einem der Nebenschiffe<br />

stammen muss. <strong>Die</strong> beiden Kompositionen sind – vom Mittelmotiv abgesehen<br />

– identisch, <strong>und</strong> auch Stilzeichen, wie die flache Rankenbehandlung<br />

oder die eigenartig schmale Ausbildung des oberen Palmettenlappens stimmen<br />

überein. Trotz<strong>dem</strong> ist die Meisterhand nicht dieselbe, es genügt nur<br />

den Oberteil des oberen Lappens, der die Ranke fortsetzt, die Ausbildung<br />

des unteren Lappens oder das Verhältnis der Ranken <strong>und</strong> Palmetten zu vergleichen.<br />

Auch die besonderen zweilappigen Palmetten, die den Mittelteil<br />

des Schlusssteines <strong>von</strong> Pozsega beherrschen, sind in <strong>Landstrass</strong> zu finden,<br />

so zum Beispiel auf einem Kapitell im Lapidarium oder einem Kapitell des<br />

Querschiffes (siehe Abbildung 18-19). Außer<strong>dem</strong> kehrt die für die Konsolen<br />

in Pozsega charakteristische, flache, teppichartige Bearbeitungsweise auch<br />

bei der Bauplastik der Zisterzienserkirche wieder, beispielsweise an einem<br />

Halbsäulenkapitell des nördlichen <strong>und</strong> einer Konsole des südlichen Nebenschiffes<br />

(siehe Abbildung 20-21). Letztere besteht <strong>aus</strong> Blättern, die in Voluten<br />

gedreht sind <strong>und</strong> einen lappigen Rand haben; diese schmücken auch<br />

den Unterteil der Nordkonsole in Pozsega. <strong>Die</strong>se im damaligen Mitteleuropa<br />

nicht seltene Blattform 19 ist zusammen mit der anderswo unbekannten<br />

charakteristischen Halbpalmetten<strong>aus</strong>bildung mit schmalem Oberlappen an<br />

den Bauplastiken der Zisterzienserkirchen allgemein verbreitet.<br />

Obwohl die <strong>Landstrass</strong>er Profilbildung <strong>und</strong> Bauplastik Lösungen zeigt,<br />

die mit den mitteleuropäischen, insbesondere den höfischen Beispielen<br />

19<br />

Tibor Rostás: Eine kleine »Drakologie«. <strong>Die</strong> Ornamentik der Tišnover Porta Coeli <strong>und</strong> Ungarn.<br />

In: Österreichische Zeitschrift für Kunst <strong>und</strong> Denkmalpflege 60 (2006) 355, 359.


10 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

eng verwandt sind, 20 besteht keine konkrete Verbindung zur weiteren Ornamentik<br />

<strong>von</strong> Pozsega. Aus der Zisterzienserabtei fehlt zum Beispiel die<br />

Komposition der doppelten Halbpalmetten, welche die Gr<strong>und</strong>schicht der<br />

Dekoration in Pozsega bildet. Es scheint, dass wir bei den krainischen Bauarbeiten<br />

der Zisterzienser nur mit einem Steinmetz rechnen können, der bei<br />

den Arbeiten in Pozsega in begrenzter Rolle tätig war.<br />

Unweit <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong>, am Westende der Dominikanerinnenkirche im<br />

südsteirischen Studenitz, zeugt die Ornamentik des Nonnenchores 21 ebenfalls<br />

vom Einfluss der Zisterzienserkirche. Auf der Konsole, die den östlichen<br />

Mitteldienst des Emporengewölbes hält, finden wir die schon <strong>aus</strong> <strong>Landstrass</strong><br />

<strong>und</strong> Pozsega bekannten Halbpalmetten mit schmalem Oberlappen <strong>und</strong> flachem<br />

Stiel (siehe Abbildung 22). Außer<strong>dem</strong> sind an der Konsole des Wanddienstes<br />

des südwestlichen Mauerwinkels flache, trockene Lappenblätter<br />

zu beobachten. Sie ähneln denen, welche die Oberfläche der Nordkonsole<br />

in Pozsega bedecken, haben aber in Studenitz schlankere, in Pozsega sich<br />

20<br />

21<br />

Mija Oter: Arhitekturna plastika nekdanje cistercijanske cerkve v Kostanjevici na Krki.<br />

Vprašanje tipologije in umestitve v srednjeevropski proctor. In: Acta Historiae Artis Slovenica<br />

9 (2004) 5-19.<br />

Der Verfasser war im Sommer 2005 mit Mija Oter <strong>und</strong> Alice Mezey in Studenitz, die Feststellungen<br />

über die Empore beruhen auf den Ergebnissen der gemeinsamen Untersuchungen<br />

vor Ort. Mehrere neuzeitliche Umbauten <strong>und</strong> Erweiterungen erschweren das Verständnis<br />

der Originalform der Empore. Ursprünglich mag sie zweijochig gewesen sein,<br />

aber das Westjoch wurde <strong>von</strong> der Kirche abgetrennt, als man das Ordensh<strong>aus</strong> zu einem<br />

Renaissanceschloss umbaute. Der Westteil der Empore selbst, der zwei Joch umspannte<br />

<strong>und</strong> mit seinen <strong>Die</strong>nsten beziehungsweise <strong>dem</strong> Kreuzrippengewölbe erhalten blieb, wurde<br />

in die Saalreihe des Schlossobergeschosses eingefügt. In den Mauerwinkeln der Empore<br />

waren Dreiviertelsäulen, zwischen den beiden Gewölbejochs dickere Halbsäulen platziert;<br />

einst standen alle auf Konsolen. Auf den <strong>Die</strong>nsten ruhen zwei Kreuzgewölbe. Den Westteil<br />

der Empore öffnete im Obergeschoss ein derzeit eingemauertes, spitzbogiges Arkadenpaar<br />

nach Osten, dessen Bögen in der Mitte auf einem achtwinkligen Pfeiler ruhen. <strong>Die</strong><br />

nordöstlichen <strong>und</strong> südöstlichen <strong>Die</strong>nstkapitelle verfügen über plastische Ornamentik, diagonaler<br />

Deckplatte mit rechteckigem Gr<strong>und</strong>riss, Hohlkehle-Platte als Schnitt <strong>und</strong> regelmäßigem<br />

Kelchrand. <strong>Die</strong>se sind sicherlich original, die anderen Kapitelle aber scheinen – wie<br />

Alice Mezey bemerkt hat – überarbeitet worden zu sein. <strong>Die</strong> mit Rosetten geschmückten<br />

flachen Sterne am Kelch des mittleren Ostdienstes über den mit Doppelgravuren versehenen<br />

dreieckigen »Blättern« können auf die einstigen Knospen hinweisen. Von den Kelchen<br />

der Westkapitelle hat man vermutlich den Schmuck abgemeißelt, diese bauchen sich fassartig<br />

<strong>aus</strong>. Auf eine Überarbeitung verweisen die Kelchränder beziehungsweise auch die<br />

Tatsache, dass die Deckplatten keine regelmäßigen Achtecke sind. Wahrscheinlich wurden<br />

während der Renaissance-Umbauten die beschädigten Kapitelle umgemeißelt oder ergänzt.<br />

Von den Konsolen kann man die unter <strong>dem</strong> mittleren im Osten <strong>und</strong> den südwestlichen<br />

<strong>Die</strong>nst sehen; die nordöstliche blieb wahrscheinlich unter <strong>dem</strong> Putz erhalten. Der<br />

Unterteil der Empore des Ostjoches ist drei Joch breit. <strong>Die</strong> Gewölberippen halten zwei kurze,<br />

zylindrische Freipfeiler <strong>und</strong> Wandpfeiler mit halbachteckigem Gr<strong>und</strong>riss. In den westlichen<br />

Mauerwinkeln sind geometrisch gegliederte Konsolen platziert, <strong>von</strong> denen man den<br />

südlichen sehen kann, während der nördliche eingemauert ist. Auch die Pfeilerkapitelle<br />

sind ungeschmückt <strong>und</strong> geometrisch. <strong>Die</strong> nach Osten geöffneten Arkadenbögen des Emporenunterteils<br />

sind vom Schiff her profiliert. Das östliche Emporenjoch, den die schon erwähnte<br />

Doppelöffnung mit <strong>dem</strong> westlichen verband, konnte leider nicht begangen werden.<br />

<strong>Die</strong> Empore bekam nach Osten eine L-förmige barocke Erweiterung.


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

11<br />

<strong>aus</strong>weitende Formen. Solche Blätter sind auch <strong>aus</strong> Türje (Komitat Zala, Ungarn)<br />

bekannt, wo sie die Nordkonsole des zweiten Pfeilers der nördlichen<br />

Pfeilerreihe schmücken <strong>und</strong> nach unten schauen. Obwohl dieser Blatttyp<br />

im <strong>Landstrass</strong>er Material nicht erhalten geblieben ist, war wohl auch für<br />

die Ornamentik in Studenitz die großzügige krainische Zisterzienserabtei<br />

die Quelle, <strong>von</strong> der anscheinend Arbeitskräfte nicht nur zur entfernteren<br />

Franziskaner-, sondern auch zur näheren Dominikanerkirche gelangten.<br />

<strong>Die</strong> beiden im Originalzustand erhaltenen Kapitelle in Studenitz lassen sich<br />

auch an <strong>Landstrass</strong> binden. <strong>Die</strong> bei ihnen in mehreren Reihen übereinander<br />

zu beobachtenden, sich nach oben <strong>und</strong> unten drehenden dreilappigen Blätter<br />

erscheinen ebenfalls an einigen Kapitellen der nördlichen Pfeilerreihe<br />

der Zisterzienserkirche – allerdings in andere Kompositionen gefasst.<br />

In Studenitz gründete 1237 Sophia <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Ministerialgeschlecht Rohatsch,<br />

das auch die Bischöfe <strong>von</strong> Gurk stellte, nach <strong>dem</strong> Tod <strong>ihre</strong>s Mannes<br />

<strong>aus</strong> <strong>ihre</strong>m Erbe eine Kirche <strong>und</strong> ein Krankenh<strong>aus</strong>. <strong>Die</strong> Stiftung wurde 1245,<br />

noch zu Lebzeiten Sophias, in ein nach der Augustinerregel lebendes Nonnenkonvent<br />

umgewandelt, das Berthold, Patriarch <strong>von</strong> Aquila, 1251 den<br />

Dominikanern <strong>von</strong> Pettau unterstellte. <strong>Die</strong> neue Kirche wurde an der Stelle<br />

der alten <strong>von</strong> <strong>Die</strong>trich, Bischof <strong>von</strong> Gurk, erbaut <strong>und</strong> 1277 eingeweiht. 22<br />

<strong>Die</strong> Stilformen der Westempore passen gut zur Stiftungszeit der Kirche, so<br />

dass wir vorläufig keinen Gr<strong>und</strong> haben, <strong>ihre</strong>n Bau vom Bau der Westseite<br />

der Kirche zu trennen. Als <strong>ihre</strong> Entstehungszeit können, wie in Pozsega,<br />

die zwei mittleren Jahrzehnten des <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong>s angenommen werden.<br />

Polona Vidmar hat ein Kapitell <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Regionalmuseum <strong>von</strong> Pettau<br />

publiziert (siehe Abbildung 23), das sich eindeutig in diesen Stilkreis einfügen<br />

lässt. 23 Auf <strong>dem</strong> Kapitell windet sich eine vom Halsring entspringende<br />

Wellenranke, <strong>von</strong> <strong>dem</strong> sich dreilappige Halbpalmetten nach oben <strong>und</strong> nach<br />

unten abzweigen. <strong>Die</strong> flache <strong>und</strong> breite Ausformung der Ranke, die unsichere<br />

Verknüpfung <strong>von</strong> Ranke <strong>und</strong> Palmetten, der dünne obere Lappen mit<br />

Rille <strong>und</strong> die beiden anderen mit bogenförmigen Hohlflächen, <strong>von</strong> denen<br />

sich die untere zurückdreht, sind allesamt bekannte Stilmerkmale. Das Kapitell<br />

steht der zuerst erwähnten Konsole <strong>von</strong> Studenitz, <strong>dem</strong> Schlussstein<br />

<strong>und</strong> der südlichen Konsole <strong>von</strong> Pozsega sowie der Bauplastik <strong>von</strong> Landst-<br />

22<br />

23<br />

<strong>Die</strong> Angaben bei Joseph Gr<strong>aus</strong>: <strong>Die</strong> Kirche des Nonnenklosters zu Studenitz in Steiermark.<br />

In: Mittheilungen der k. k. Central-Comission zur Erforschung <strong>und</strong> Erhaltung der Kunst<strong>und</strong><br />

Historischen Denkmale, Neue Folge 4 (1878) XIX-XX; Mario Schwarz: Studenice, ehem.<br />

Dominikanerinnen-, heutige Pfarrkirche der Hl. Drei Könige. In: Gotik in Slowenien Kat.-Nr.<br />

3, 40.<br />

Polona Vidmar: <strong>Die</strong> Herren <strong>von</strong> Pettau als Bauherren <strong>und</strong> Mäzene. Graz 2006, 94, Abb. 3 =<br />

Abb. 79 auf der beigefügten CD (Regionalmuseum <strong>von</strong> Pettau [Pokrajinski Muzej, Ptuj],<br />

Inv. Nr. G 2089. pl.). Das Kapitell wurde laut einer überlieferten Angabe vermutlich 1963<br />

während der Bauarbeiten am Nordhang des Burgbergs <strong>von</strong> Pettau gef<strong>und</strong>en (ebenda, 94;<br />

siehe auch die Bildunterschrift zur beigefügten CD, 373, Abb. 79). <strong>Die</strong>se Bauplastik kann<br />

nicht eindeutig mit einem Gebäude verknüpft werden; Vidmar denkt in erster Linie an die<br />

Burgkapelle <strong>von</strong> Pettau oder an die Pfarrkirche St. Georg.


12 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

rass sehr nahe. <strong>Die</strong> Auffassung Vidmars, nach<strong>dem</strong> es sich bei der Bauplastik<br />

<strong>von</strong> Pettau <strong>und</strong> Studenitz um die Arbeiten eines einzelnen Steinmetzes<br />

handeln könnte, sollte in Erwägung gezogen werden. 24<br />

<strong>Landstrass</strong> kam in der Frühgotik in kurzer Zeit zweimal mit <strong>ihre</strong>m nordöstlichen<br />

ungarischen Nachbarn in Kontakt. Beide Berührungen erfolgten<br />

unabhängig <strong>von</strong>einander <strong>und</strong> in entgegengesetzter Richtung. Zuerst<br />

übte Anfang des <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong>s die ungarische Frühgotik Einfluss auf die<br />

Pfarrkirche der Krain <strong>aus</strong>, nach <strong>dem</strong> Mongolensturm 1241/1242, um die Mitte<br />

des <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong>s, erschien aber der Stil der Steinmetzarbeiten der Zisterzienserabtei<br />

<strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> im Chor der Franziskanerkirche des südungarischen<br />

Pozsega. <strong>Die</strong> Ornamentik der Portale der Pfarrkirche ist so einheitlich,<br />

dass hierher vielleicht nur ein oder zwei Steinmetze <strong>und</strong> die Entwürfe der<br />

Tore kamen; bei drei Steinmetzarbeiten im Chor <strong>von</strong> Pozsega können wir<br />

über eine noch begrenztere Verbindung sprechen. Beachtenswert ist, dass<br />

der plastische Schmuck der Zisterzienserkirche auch in einer Dominikaner<strong>und</strong><br />

Franziskanerkirche erscheinen konnte, da der Ordensgeschmack die<br />

Ornamentik nicht spezifizierte. Einen besonderen Wert verleiht der früheren<br />

Verbindung, dass die Portale <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Schnitzwerke die<br />

ersten Erscheinungen der Gotik in der Markgrafschaft Krain sind.<br />

Anhang<br />

Abbildung 1: <strong>Landstrass</strong>, Vogelschaubild. Foto: Internet<br />

24<br />

In der Pettauer Pfarrkirche wurde 1249 die Schenkungsurk<strong>und</strong>e für das Nonnenkloster<br />

<strong>von</strong> Studenitz <strong>von</strong> den dort versammelten 23 Personen <strong>aus</strong>gestellt, darunter die Verwandten<br />

der Gründerin Sophia <strong>aus</strong> der Familie Rohatsch. Hinter der Stilverbindung sind also<br />

personelle Zusammenhänge mit Pettau <strong>aus</strong>zumachen (vgl. ebenda, 93).


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

13<br />

Abbildung 2: <strong>Landstrass</strong>, Pfarrkirche, Westportal. Foto: Tibor Rostás, 2004


14 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

Abbildung 3: <strong>Landstrass</strong>, Pfarrkirche, Südportal. Foto: Tibor Rostás, 2004


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

15<br />

Abbildung 4: Jánoshida, ehemalige Prämonstratenserkirche, Südportal.<br />

Foto: Tibor Rostás, 2008


16 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

Abbildung 5: Ócsa, ehemalige Prämonstratenserkirche, Südportal.<br />

Foto: Tibor Rostás, 2008


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

17<br />

Abbildung 6: Jánoshida, ehemalige Prämonstratenserkirche, rechte Kapitellzone<br />

des Südportals. Foto: Tibor Rostás, 2008<br />

Abbildung 7: <strong>Landstrass</strong>, Pfarrkirche, linke Kapitellzone des Westportals.<br />

Foto: Tibor Rostás, 2004


18 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

Abbildung 8: <strong>Landstrass</strong>, Pfarrkirche, rechte Kapitellzone des Westportals.<br />

Foto: Tibor Rostás, 2004<br />

Abbildung 9: <strong>Landstrass</strong>, Pfarrkirche, linke Kapitellzone des Südportals.<br />

Foto: Tibor Rostás, 2004


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

19<br />

Abbildung 10: <strong>Landstrass</strong>, Pfarrkirche, nördliches Triumphbogenpfeilerkapitell.<br />

Foto: Tibor Rostás, 2004<br />

Abbildung 11: Ócsa, ehemalige Prämonstratenserkirche, linke Kapitellzone<br />

des Südportals. Foto: Tibor Rostás, 2008


20 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

Abbildung 12: Ócsa, ehemalige Prämonstratenserkirche, Südchor,<br />

nordöstliches Kapitell der Außenseite. Foto: Tibor Rostás, 2008


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

21<br />

Abbildung 13: Ócsa, ehemalige Prämonstratenserkirche, Südchor,<br />

südöstliches Kapitell der Außenseite. Foto: Tibor Rostás, 2008


22 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

Abbildung 14: Pozsega, Franziskanerkirche, Konsole des nördlichen<br />

<strong>Die</strong>nstbündels zwischen den Chorjochen. Foto: Attila Mudrák, 2001<br />

Abbildung 15: Pozsega, Franziskanerkirche, Konsole des nördlichen<br />

<strong>Die</strong>nstbündels zwischen den Chorjochen. Foto: Attila Mudrák, 2001


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

23<br />

Abbildung 16: Pozsega, Franziskanerkirche, Schlussstein des Chorquadrates.<br />

Foto: Attila Mudrák, 2001<br />

Abbildung 17: <strong>Landstrass</strong>, ehemalige Zisterzienserkirche,<br />

Schlussstein vom Seitenschiff. Foto: Tibor Rostás, 2004


24 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

Abbildung 18: <strong>Landstrass</strong>, ehemalige Zisterzienserkirche, Kapitell im Lapidarium.<br />

Foto: Tibor Rostás, 2004<br />

Abbildung 19: <strong>Landstrass</strong>, ehemalige Zisterzienserkirche, Querschiffkapitell.<br />

Foto: Tibor Rostás, 2004


T. Rostás: <strong>Die</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>von</strong> <strong>Landstrass</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>13.</strong> <strong>Jahrh<strong>und</strong>ert</strong><br />

25<br />

Abbildung 20: <strong>Landstrass</strong>, ehemalige Zisterzienserkirche, Gliederpfeiler Kapitelle<br />

im nördlichen Seitenschiff. Foto: Tibor Rostás, 2004<br />

Abbildung 21: <strong>Landstrass</strong>, ehemalige Zisterzienserkirche, Konsole im<br />

südlichen Seitenschiff. Foto: Tibor Rostás, 2004


26 Ungarn-Jahrbuch 30 (2009-2010)<br />

Abbildung 22: Studenitz, ehemalige Dominikanerinnenkirche, Konsole des<br />

Mitteldienstes an der Ostseite des Nonnenchores. Foto: Tibor Rostás, 2005<br />

Abbildung 23: Kapitell im Regionalmuseum <strong>von</strong> Pettau. Foto: nach Widmar, 2006

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