(Russland) Tatjana Dmitrieva - Bkjpp
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Forum der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 4– 2005 86<br />
4. Aspekte der Psychodynamik der sensomotorischen Behinderung<br />
beim ADHS<br />
Bei der Psychodynamik der hier beschriebenen Form des ADHS soll<br />
auf die folgenden fünf Aspekte näher eingegangen werden:<br />
4.1 den Selbstaspekt<br />
4.2 den sozialen Aspekt<br />
4.3 auf die kompensatorischen Mechanismen<br />
4.4 auf die Reaktionen auf das Bewusstwerden des Problems sowie<br />
4.5 auf das, was ich - in Anlehnung an die sich seit einigen Jahren<br />
ausbreitende Jugendmode der militärischen Tarnanzüge, die von<br />
den betroffenen Kindern gern getragen werden - Camouflage-<br />
Strategie nennen möchte; in psychoanalytischer Terminologie: Die<br />
spezifischen Abwehrmechanismen.<br />
4.1 Der Selbstaspekt<br />
Kinder mit ADHS im Rahmen einer sensomotorisch verzögerten<br />
Entwicklung machen eine wesentliche Erfahrung: Ihr Körper macht<br />
nicht das, was man von ihm will. Er gehorcht nicht. Er führt ein Eigenleben.<br />
Es besteht keine vollständige Kontrolle über die sensorischen<br />
und motorischen Funktionen.<br />
Da das Kind erkenntnistheoretisch kein eigenes Bewusstsein oder<br />
keine Erkenntnis darüber haben kann, dass dieses überhaupt jemals<br />
anders sein könnte (es kann ja nicht aus seiner Haut bzw. seiner<br />
Wahrnehmung mal eben so heraustreten), kann es die im sozialen<br />
Rahmen getroffene Feststellung nicht angemessen, d.h. kontextbezogen<br />
deuten, dass andere Kinder Dinge können, die es selbst nicht<br />
kann. Das Kind wird davon ausgehen müssen, dass alle anderen<br />
Kinder zunächst einmal ebenso funktionieren, wie es selber und<br />
dass diese anderen trotzdem alles besser können. Dieses über<br />
Selbstreflexion im Vergleich der eigenen Fähigkeiten mit denen anderer<br />
Kinder festzustellen, ist an sich schon eine Fähigkeit, die nicht<br />
jedes Kind mit einem sensomotorischen Problem besitzt. Die Fähigkeit<br />
zur Selbstreflexion ist oftmals eine Funktion der Intelligenz. Diese<br />
kann sich - notabene - unabhängig von den übrigen sensomotorischen<br />
Fähigkeiten entwickeln, was ggf. zu einer ständig größer wer-