26.10.2012 Aufrufe

(Russland) Tatjana Dmitrieva - Bkjpp

(Russland) Tatjana Dmitrieva - Bkjpp

(Russland) Tatjana Dmitrieva - Bkjpp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Forum der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 4– 2005 75<br />

gemacht. In der frühen containercontained-Beziehung zwischen<br />

Mutter und Säugling stellt die Mutter ihre eigene α-Funktion zur Verfügung,<br />

um so die inneren Zustände ihres Babys zu erfassen, zu<br />

verstehen und zu transformieren. Das intuitiv anmutende Wissen<br />

der Mutter um den inneren Zustand ihres Kindes ist dabei für den<br />

weniger einfühlsamen Beobachter oft gar nicht nachvollziehbar und<br />

grenzt an Magie.<br />

Die „Kontaktschranke“ (contact barrier) – ein leider im Deutschen<br />

nicht sehr geglückt zu übersetzender Begriff, stellt die Verbindungsfunktion<br />

zwischen Bewusstem und Unbewusstem mit selektiven<br />

Übergängen dar. Die Kontaktschranke entsteht auch durch die Zufuhr<br />

und Assimilation von α-Elementen. Mit ihrer Hilfe ist ein „binokulares<br />

Sehen“ möglich, d.h. ein umfassendes Wahrnehmen, indem<br />

Bewusstes und Unbewusstes wie ein Augenpaar funktionieren und<br />

zu einem z.T. intuitiven, z.T. sehr bewussten Begreifen der Realität<br />

führen.<br />

Sprache spielt eine wesentliche Bedeutung bei der Umwandlung<br />

von Sinneseindrücken in α-Elemente und Gedanken. Bion verweist<br />

auf die abstrahierende Funktion von Sprache und auf die Bildung<br />

von Begriffen als Repräsentanten des abwesenden, aber über<br />

Sprache gedanklich verfügbaren Objekts. Bion führt beispielsweise<br />

an, dass „Daddy“ der Name einer Hypothese ist, nach der bestimmte<br />

Elemente konstant miteinander verbunden sind. Bei rezeptiv<br />

sprachgestörten Kindern stellt deren Sprachproblematik einen konstanten<br />

Angriff auf deren Denken dar, der nach Bions Modellen<br />

psychoanalytisch erklärlich wird (Rüth 2004).<br />

Rezeptiv sprachgestörten Kinder gelingt u.a. die sichere Identifizierung<br />

von Objekten nicht, die Paarung von Namen und Realisation<br />

ist erheblich gestört. Die Denkfähigkeit wird eingeschränkt, da abstrahierende<br />

Begriffe wie z.B. „bis um 6 Uhr“ nicht erfasst werden<br />

können. Über Sprache abrufbare gedankliche Modelle von Erfahrungen<br />

stehen nicht oder verzerrt zur Verfügung. Es besteht die<br />

Tendenz weg von der Modellbildung zur Konkretisierung. Das rezeptiv<br />

sprachgestörte Kind lebt in einer Welt bizarrer β-Elemente,<br />

vorhandene α-Elemente werden in den Zustand von β-Elementen<br />

zurückgedrängt, weil sie sprachlich nicht verfügbar sind. Ein „binokulares“<br />

Sehen mittels der Kontaktschranke wird erheblich einge-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!