(Russland) Tatjana Dmitrieva - Bkjpp
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Forum der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 4– 2005 69<br />
dungen. Bion geht davon aus, dass denkerische Konzepte und Modelle<br />
nach Realisationen dieser Konzepte suchen, oder aber umgekehrt,<br />
dass Beobachtbares als Realisation vorhandener Konzepte<br />
oder Modelle aufgefasst werden kann. Die von Bion beschriebenen<br />
Modelle müssen sich also an den beobachtbaren Realitäten messen<br />
und von diesen selbst ableitbar sein.<br />
4. Bion als früher Gruppentheoretiker<br />
Bion gehört zu den frühen Gruppentheoretikern, wenngleich er seine<br />
Arbeiten über Gruppen zum größten Teil erst zu einem Zeitpunkt<br />
veröffentlichte (Bion 1961), als er sich längst von der Beschäftigung<br />
mit Gruppen angewandt hatte.<br />
Bion unterscheidet in seinem Gruppenmodell sogenannte Arbeitsgruppen<br />
(work groups) von „Grundannahmengruppen“ (basic assumption<br />
groups). Die Arbeitsgruppe widmet sich einer gestellten<br />
Aufgabe und erfüllt diese mit den ihr eigenen Kompetenzen und<br />
Funktionen. Demgegenüber dienen Grundannahmengruppen nicht<br />
der Bewältigung einer Arbeitsaufgabe, sondern der Befriedigung<br />
von psychischen Bedürfnissen der Gruppenmitglieder.<br />
Bion differenziert unterschiedliche Funktionszustände dieser den<br />
regressiven Bedürfnissen ihrer Mitglieder dienenden Grundannahmengruppen.<br />
In der „Abhängigkeitsgruppe“ erwarten die Gruppenmitglieder von<br />
ihrem Leiter Befriedigung und Versorgung. In der „Kampf-Flucht-<br />
Gruppe“ ist die Gruppe auf einen Feind ausgerichtet, vor dem entweder<br />
geflohen wird, oder der bekämpft werden muss. Beides verschafft<br />
der Gruppe Kohärenz. In der „Paarbildungsgruppe“ wird mittels<br />
phantasierter oder realer Paarbildungen innerhalb oder auch<br />
außerhalb der Gruppe die Lösung von Problemen erhofft, ohne<br />
dass dabei die eigentliche Arbeitsaufgabe bewältigt wird.<br />
Kernberg (1978) verwies darauf, dass sich im institutionellen Kontext<br />
regredierte Gruppenzustände im Sinn der Grundannahmengruppen<br />
dann einstellen, wenn die Arbeitsstruktur der Gruppe zusammenbricht.