(Russland) Tatjana Dmitrieva - Bkjpp
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Forum der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 4– 2005 68<br />
Nach Kriegsende ging Bion in Lehranalyse zu Melanie Klein, der ein<br />
Desinteresse an Bions Gruppenbehandlungen nachgesagt wird. Sie<br />
habe daran gedacht, dass Bion durch die Beschäftigung mit Gruppen<br />
von tieferer psychoanalytischer Arbeit abgehalten werde. Anfang<br />
der 50ger Jahre traf Bion auf seine spätere Ehefrau Francesca,<br />
mit der er zwei Kinder bekam und die ihn in den verbleibenden<br />
Jahren als Partnerin seelisch-geistig begleitete.<br />
Bion war von 1956 bis 1962 Direktor der London Clinic of Psycho-<br />
Analysis und von 1962 bis 1965 Präsident der Britischen Psychoanalytischen<br />
Gesellschaft. Er wanderte 1968 nach Kalifornien aus,<br />
wohl auch, um nicht die Leitung der kleinianischen Gruppe der britischen<br />
Psychoanalytiker übernehmen zu müssen. 1 Auf seinen anschließenden<br />
Reisen nach Südamerika traf er auf große Resonanz,<br />
sodass sich bis heute südamerikanische Analytiker als die wahren<br />
Erben Bions ansehen.<br />
1979 kehrte Bion nach Oxford zurück, wo er unerwartet erkrankte.<br />
Er starb am 8. November 1979 im Radcliffe Hospital, Oxford an akuter<br />
myeloischer Leukämie. Es wird über ihn berichtet, er habe die<br />
Nachricht seiner tödlichen Erkrankung kommentiert mit: „Das Leben<br />
hält immer wieder Überraschungen bereit, und meistens sind es<br />
unangenehme.“<br />
Zum Verständnis Bions erscheint wichtig, dass er keine Schule<br />
gründete und stets das Eigen-Denken in Freiheit als wesentlichstes<br />
Ziel psychoanalytischer Arbeit ansah (vgl. Symington 1990).<br />
3. Keine Theorien sondern Modelle<br />
Bions Denken basiert auf der wechselseitigen Beeinflussung von<br />
psychoanalytischer Theoriebildung und psychoanalytischer Beobachtung.<br />
Seine Ideen werden am ehesten verständlich, wenn man<br />
sie nicht als abstrakte Theorien, sondern als vom Konkreten abstrahierende<br />
Modelle auffasst, denen ein wechselseitiger, dynamischer<br />
Hintergrund zugrunde liegt. Dieser dynamische Hintergrund bildet<br />
sich aus beobachtbarer Realität und (daraus folgender) Konzeptbil-<br />
1 Es gab nach dem 2. Weltkrieg einen massiven Kampf unterschiedlicher Gruppen<br />
von Psychoanalytikern in England mit Kleinianern auf der einen Seite – geführt<br />
von Melanie Klein -, Freudianern auf der Anderen – geführt von Anna Freud<br />
-, und einer „independent group“, zu der u.a. Michael Balint gehörte.