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1 1500 – Aufbrüche, Hoffnungen, Ängste - files.dorner-verlag.at

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6 Lösungen <strong>–</strong> Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen<br />

1 <strong>1500</strong> <strong>–</strong> <strong>Aufbrüche</strong>, <strong>Hoffnungen</strong>,<br />

<strong>Ängste</strong><br />

Themen und Aufbau<br />

Konzept- bzw. aspektorientierte Themen:<br />

Die Welt um <strong>1500</strong><br />

Methodenorientiertes Thema:<br />

Streit ist die Kunst der Demokr<strong>at</strong>ie:<br />

die Pro-Contra-Deb<strong>at</strong>te<br />

• Gegenwartsbezug als Kapiteleinstieg:<br />

Bildquelle: Foto vom 8. März 2009, chinesische Fabrikarbeiterinnen<br />

in Huaian, Provinz Jiangsu (im Osten<br />

Chinas), stellen Schuhe für den Export her<br />

Textquellen: Die Aussagen des deutschen Ökonomen<br />

Thomas Straubhaar und der indischen Schriftstellerin<br />

Arundh<strong>at</strong>i Roy zeigen unterschiedliche Einschätzungen<br />

der Folgen der Globalisierung.<br />

• Die Globalisierung der Welt lassen viele Historikerinnen<br />

und Historiker mit <strong>1500</strong> beginnen, weil damals<br />

erstmals die Möglichkeit bestand, die Welt als ein<br />

Ganzes wahrzunehmen und dementsprechend zu<br />

handeln.<br />

• In Kapitel 1 wird auf verschiedene Aspekte der Globalisierung<br />

um <strong>1500</strong>, die Vielfalt der Umbrüche sowie<br />

der Reaktionen darauf eingegangen. Diese Veränderungen<br />

lösten einerseits <strong>Hoffnungen</strong> aus und wurden<br />

zur Grundlage von neuen Entwicklungen (z. B. Frühkapitalismus,<br />

Renaissance), sie bedingten aber auch<br />

Ablehnung und irr<strong>at</strong>ionale <strong>Ängste</strong>, die sich etwa in<br />

Gewalt gegen „andere“ (z. B. in den Hexenverfolgungen)<br />

entluden.<br />

• Der Transferabschnitt verbindet die historischen Beispiele<br />

zur Globalisierung mit korrespondieren Phänomenen<br />

in der Gegenwart. Die SchülerInnen werden<br />

dazu angeregt, Einsichten und Fertigkeiten, die sie<br />

durch die Erarbeitung des Kapitels erworben haben,<br />

auf die heutige Situ<strong>at</strong>ion zu übertragen.<br />

Unter dem Motto „Veränderungen machen Angst und<br />

geben Hoffnung“ beschäftigt sich der Transferabschnitt<br />

einerseits mit <strong>Ängste</strong>n heutiger Bürgerinnen<br />

und Bürger bezüglich der massiven Veränderungen<br />

der Lebens welten durch Globalisierung und Europäisierung,<br />

andererseits mit den neuen Chancen, die<br />

sich z. B. durch EU-Bildungsprogamme wie „Comenius“<br />

und „Erasmus“ für Jugendliche ergeben.<br />

Einstiegsdoppelseite<br />

GO! > Seite 8/9<br />

Lösungsvorschläge<br />

Bildinform<strong>at</strong>ionen: Chinesische Fabriksarbeiterinnen stellen<br />

Schuhe für den Export her, Huaian, Provinz Jiangsu (im<br />

Osten Chinas), 8. März 2009<br />

Im Vordergrund sieht man eine Frau, die an einer Nähmaschine<br />

arbeitet. Im Hintergrund sitzt eine weitere Frau<br />

an einer Nähmaschine. Beide arbeiten sehr konzentriert.<br />

• Die Arbeiterinnen, wahrscheinlich asi<strong>at</strong>ische Frauen,<br />

verarbeiten mithilfe von Nähmaschinen Lederteile.<br />

Vermutlich sitzen sie in langen Reihen in einer Fabrikshalle.<br />

Vermutung: In der Fabrik arbeiten ausschließlich<br />

Frauen, weil sie geringere Löhne erhalten als Männer<br />

und/oder weil Nähen in diesem Kulturraum als<br />

„Frauenarbeit“ gilt.<br />

Die Fabrik könnte sich in China, Vietnam, Taiwan<br />

oder einem anderen asi<strong>at</strong>ischen Land befinden.<br />

• Internetrecherche zum Begriff „Globalisierung“:<br />

Linktipp: www.globalisierung-infos.de<br />

Definition: Unter Globalisierung wird die Veränderung<br />

der Weltwirtschaft hin zu mehr länderübergreifenden<br />

Transaktionen verstanden. Auch im kulturellen und<br />

gesellschaftlichen Bereich findet eine Globalisierung<br />

st<strong>at</strong>t. Zum Beispiel werden viele Produkte nur noch<br />

in China und anderen Billiglohnländern, nicht aber<br />

in den westlichen Industrieländern hergestellt. Hierzu<br />

zählen z. B. Textilien und einfache Spielzeuge.<br />

Weitere Definitionen: „Prozess, durch den Märkte und<br />

Produktion in verschiedenen Ländern immer mehr<br />

voneinander abhängig werden <strong>–</strong> dank der Dynamik des<br />

Handels mit Gütern und Dienstleistungen und durch die<br />

Bewegung von Kapital und Technologie.“ (OECD)<br />

„Jenseits politischer Stellungnahme lässt sich Globalisierung<br />

als die raum-zeitliche Ausdehnung sozialer Praktiken<br />

über sta<strong>at</strong>liche Grenzen, die Entstehung transn<strong>at</strong>ionaler<br />

Institutionen und Diffusion kultureller Muster beschreiben.“<br />

(Klaus Müller, Globalisierung, 2002)<br />

• <strong>Hoffnungen</strong>: Die Globalisierung bietet die Möglichkeit,<br />

intern<strong>at</strong>ionalen Handel zu betreiben.<br />

Durch die Arbeitsteilung können Wirtschaftsleistung<br />

und Wohlstand vermehrt werden. Länder und Regionen<br />

haben jetzt bessere Möglichkeiten, ihre Produkte<br />

zu verkaufen. Es gibt ganz konkrete Vorteile: Man kann


<strong>1500</strong> <strong>–</strong> <strong>Aufbrüche</strong>, <strong>Hoffnungen</strong>, <strong>Ängste</strong><br />

7<br />

in Österreich das ganze Jahr über frisches Obst essen,<br />

billige Waren aus China kaufen, es gibt Kaffee und Tee.<br />

Ohne Globalisierung wären diese Produkte nicht erhältlich<br />

oder sehr viel teurer. Man kann fast die ganze<br />

Welt bereisen und überall auf der Welt miteinander<br />

kommunizieren.<br />

<strong>Ängste</strong>: Die Globalisierung in der jetzigen Geschwindigkeit<br />

überfordert die Anpassungsfähigkeit vieler<br />

Menschen. In den westlichen Industriesta<strong>at</strong>en stehen<br />

viele ArbeitnehmerInnen vor der Arbeitslosigkeit oder<br />

sind schon davon betroffen. Gerade für ältere ArbeitnehmerInnen<br />

ist es schwer, sich an die neue Situ<strong>at</strong>ion<br />

anzupassen und umzulernen.<br />

In den Entwicklungsländern können viele Menschen<br />

nicht am Wohlstand teilhaben. Einerseits gibt es<br />

extrem reiche Menschen und auf der anderen Seite<br />

viele sehr arme Menschen, die in Slums wohnen,<br />

keine medizinische Versorgung haben, von Bildung<br />

und qualifizierter Arbeit ausgeschlossen sind etc.<br />

• Das Foto zeigt das Phänomen „Outsourcing“, das durch<br />

die Globalisierung des 21. Jhs. stark zugenommen h<strong>at</strong>.<br />

„Outsourcing“ bedeutet, dass Firmen bestimmte Aufgaben<br />

(etwa die Produktion) an andere Unter nehmen<br />

oder Tochtergesellschaften auslagern <strong>–</strong> oft an Unternehmen<br />

mit kostengünstigeren Arbeitskräften/<br />

Produktionsbedingungen.<br />

• Lösungsvorschlag: Ich profitiere von billigen Produkten<br />

aus anderen Ländern, von der großen Auswahl an<br />

Produkten und Technologien und ich kann Markenprodukte<br />

meiner Lieblingsfirma (z. B. Quicksilver,<br />

Apple) in allen großen europäischen Städten kaufen.<br />

Ich leide unter dem Wissen, dass viele Menschen für<br />

ihre Arbeit schlecht bezahlt werden, dass meine<br />

Möglichkeiten, in Österreich eine Stelle mit angemessener<br />

Bezahlung zu bekommen, sinken (aufgrund der<br />

Konkurrenz zwischen Ländern, die billig produzieren,<br />

und Ländern, in denen Sozialstandards und Umweltschutz<br />

die Produktion verteuern), dass viele billig<br />

hergestellte Produkte Giftstoffe enthalten usw.<br />

• Viele WissenschaftlerInnen sehen den Beginn der<br />

Globalisierung in der Welt um <strong>1500</strong>, weil nach der<br />

„Entdeckung“ Amerikas (durch Kolumbus 1492) und<br />

des Seewegs nach Indien (durch Vasco da Gama 1498)<br />

erstmals Produkte von einem Ende der Welt zum<br />

anderen verschifft werden konnten (Gewürze, Seide,<br />

Silber, Tabak, Kakao, Tee, exotische Tiere etc.). Darüber<br />

hinaus entwickelten sich damals globale Abhängigkeiten,<br />

die bis heute Bestand haben, sowie globale<br />

Kapitalströme. (Vgl. auch ExpertInnen-Interview mit<br />

Andreas Exenberger, S. 12.) Außerdem entstanden<br />

bereits im 14. Jh. Handelsgesellschaften, im 15. Jh. das<br />

Kreditgeschäft und schon 1481 errichteten die Portugiesen<br />

Handelsstützpunkte an der „Goldküste“ Ghanas.<br />

1518 begann die Verschleppung afrikanischer<br />

Sklavinnen und Sklaven in die Karibik.<br />

Globalisierung <strong>–</strong> zwei Meinungen<br />

GO! > Seite 10<br />

Lösungsvorschläge<br />

• Kastenmassaker = Morde an vielen Menschen einer<br />

bestimmten Kaste<br />

Kasten = Menschengruppen, die nach religiösen<br />

Kriterien definiert und als ungleichwertig aufgefasst<br />

werden. Bekannt ist besonders das traditionelle<br />

indische Kastenwesen. Die Diskriminierung von<br />

Menschen aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit ist<br />

in Indien seit 1949 gesetzlich verboten, spielt aber<br />

im Alltag noch eine wichtige Rolle.)<br />

Der Ausdruck expandierende Mobilfunknetze umschreibt<br />

die Erweiterung des Angebots und der Reichweite<br />

von Handynetzen. Crash an der NASDAQ steht<br />

für den Zusammenbruch der größten elektronischen<br />

Börse in den USA 2010. Der Begriff LKW-Konvois<br />

bezeichnet hintereinander fahrende Fahrzeuge (LKWs).<br />

• Tabelle „Pro und Kontra Globalisierung“:<br />

Pro<br />

verbesserter Lebensstandard<br />

der Massen (in den Industrieländern,<br />

also in Europa, Japan<br />

und den USA)<br />

steigende Lebenserwartung<br />

(v. a. Industrieländer)<br />

größerer m<strong>at</strong>erieller<br />

Reichtum als die Vorfahren<br />

(Industrieländer)<br />

es werden nachhaltig neue<br />

Jobs geschaffen<br />

die Globalisierung h<strong>at</strong> das<br />

Tempo der Veränderungen<br />

beschleunigt<br />

billige Waren aus aller Welt<br />

ermöglichen mehr Konsum<br />

Vorteile von Spezialisierung<br />

und Massenproduktion<br />

können genützt werden<br />

„Wir müssen immer kürzer<br />

arbeiten, um uns Waren,<br />

Dienstleistungen, Urlaub<br />

und Freizeitangebote leisten<br />

zu können.“ (Straubhaar)<br />

digitale Revolution (expandierende<br />

Mobilfunknetze etc.)<br />

Kontra<br />

Zunahme gesellschaftlicher<br />

und religiöser Konflikte<br />

(Kastenmassaker, Überfälle auf<br />

Moscheen, brennende Kirchen)<br />

die Schere zwischen Arm<br />

und Reich wird größer<br />

(„zwei LKW-Konvois“ ><br />

Zwei-Klassen-Gesellschaft)<br />

große Unterschiede im Wirtschaftswachstum<br />

(nicht von der<br />

Globalisierung verursacht)<br />

Tötung weiblicher Neugeborener,<br />

Morde an Frauen<br />

wegen der Mitgift (vgl. Roy)<br />

die Mehrheit der Menschen<br />

profitiert nicht, sondern leidet<br />

und „verschwindet in der<br />

Dunkelheit“ (vgl. Roy)<br />

viele Arbeitskräfte werden<br />

ausgebeutet (schlechte Bezahlung<br />

und menschenunwürdige<br />

Arbeitsbedingungen, Zwangsarbeit,<br />

Kinderarbeit, vgl. Roy:<br />

„ausgemergelte Arbeiter“)<br />

Crash der Börsen<br />

(Bsp. NASDAQ)


8 Lösungen <strong>–</strong> Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen<br />

• Persönlicher Standpunkt: Auch wenn ich persönlich<br />

von positiven Aspekten wie höherem Lebensstandard<br />

und m<strong>at</strong>eriellem Reichtum profitiere, sind mir die<br />

zahlreichen neg<strong>at</strong>iven Aspekte der Globalisierung<br />

bewusst (siehe Tabelle). Deshalb versuche ich, möglichst<br />

regionale Produkte zu kaufen und einen Beitrag<br />

zum fairen Handel und zum Umweltschutz leisten.<br />

Allerdings fällt mir das nicht immer leicht, da ich auf<br />

Produkte wie Kleidung von H & M, Quicksilver etc. oder<br />

exotisches Obst wie Avocados oder Mangos nur ungern<br />

verzichte, und ich mehr Geld für ähnliche, sozial- und<br />

umweltverträglich produzierte Produkte ausgeben<br />

müsste. In Bezug auf die Menschenrechte, faire Arbeitsbedingungen<br />

und den Umweltschutz h<strong>at</strong> die Globalisierung<br />

zu viele neg<strong>at</strong>ive Aspekte, als dass ich sie insgesamt<br />

als vorteilhaft für mich beschreiben könnte.<br />

1 Entdeckungsfahrten und Eroberungen<br />

ExpertInnengespräch:<br />

Die Globalisierung<br />

und die Welt um <strong>1500</strong><br />

1.2 Unterschiedliche Organis<strong>at</strong>ion<br />

kolonialer Herrschaft<br />

GO! > Seite 14<br />

GO! > Seite 12<br />

Zur Person Andreas Exenberger: Andreas Exenberger, Wirtschafts-<br />

und Sozialhistoriker, ist am Institut für Wirtschaftstheorie,<br />

-politik und -geschichte der Leopold-Franzens-Universität<br />

Innsbruck tätig. Forschungsschwerpunkte:<br />

Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Globalisierung, Politische<br />

Ökonomie, Intern<strong>at</strong>ionale Wirtschaftsbeziehungen<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Der „Silberzyklus“ verdeutlicht die globalen Abhängigkeiten<br />

in Bezug auf den Handel und die Produktion.<br />

2 Während die indigene Bevölkerung Amerikas die<br />

Waffen als ein Zeichen göttlichen Wirkens ansah und<br />

sich den Eroberern unterwarf, bauten die Japaner<br />

die Waffen nach, um dann zu erkennen, dass sie sie<br />

„gar nicht wollen“. Die einen beugten sich der übermächtigen<br />

Gewalt, die anderen wurden zu neuen<br />

Entwicklungen angeregt.<br />

3 <strong>Aufbrüche</strong>: Globalisierung wird um <strong>1500</strong> durch die<br />

Entdeckungen erstmals möglich. Es ist nun möglich,<br />

global zu denken und zu handeln <strong>–</strong> auch wenn die<br />

Umsetzung oft erst später erfolgte. Manchmal passieren<br />

solche Änderungen oder <strong>Aufbrüche</strong> einfach <strong>–</strong> die<br />

Globalisierung war nicht irgendjemandes Ziel.<br />

<strong>Hoffnungen</strong>: Die Globalisierung inspiriert(e)<br />

<strong>Hoffnungen</strong> auf wirtschaftliche und politische Bündnisse<br />

und Zugang zu neuen Technologien; die Hoffnung,<br />

zu profitieren (durch höheres Einkommen etc.).<br />

<strong>Ängste</strong>: vor Feindseligkeiten, Ausbeutung und (neuen)<br />

Krankheiten<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Spanien hob von den priv<strong>at</strong>en Unternehmern Steuern<br />

(„den vierten Teil des verbleibenden Restes“) ein und<br />

verdiente so ohne Investitionen und damit auch ohne<br />

Risiko an deren Geschäften mit. Die spanische Krone<br />

erhielt aus der Neuen Welt Edelsteine, Edelmetalle<br />

und andere Rohstoffe, Sklavinnen und Sklaven sowie<br />

exotische Tiere und verschiedene andere Waren.<br />

Spanien vermehrte durch die Öffnung sowohl seinen<br />

Reichtum als auch seine Macht und sein Prestige.<br />

Die indigene Bevölkerung wurde ihrer n<strong>at</strong>ürlichen<br />

Ressourcen beraubt, missioniert, versklavt und<br />

mit europäischen Krankheiten infiziert. (vgl. auch<br />

ExpertInnengespräch S. 12).<br />

2 Handelsrouten und Kolonialwaren<br />

• Die Spanier reisten Richtung Mittel- und Südamerika<br />

<strong>–</strong> über die Kanarischen Inseln nach Panama, von<br />

dort weiter nach Callao und Lima an der Westküste<br />

Südamerikas im heutigen Peru oder nach Acapulco<br />

(heute Mexiko) und Gu<strong>at</strong>emala <strong>–</strong> und von dort weiter<br />

bis nach Manila (Philippinen).<br />

• Die Portugiesen segelten hauptsächlich an die Ostküste<br />

Südamerikas (Bahia/heutiges Brasilien), nach Afrika<br />

(Luanda/heutiges Angola), Mosambik, Indien (Goa)<br />

und ins heutige Malaysia (Malakka) sowie nach China<br />

(Macao). 1494 wurde im Vertrag von Tordesillas die<br />

„Aufteilung der Welt“ zwischen Portugiesen und<br />

Spaniern beschlossen (vgl. Zeittafel S. 180).<br />

• Liste der „Handelswaren“: Sklavinnen und Sklaven,<br />

Seide, Silber, Tabak sowie Gold, Kupfer, Blei, Zinn,<br />

Quecksilber, andere Metalle, Perlen, Edelsteine, Juwelen,<br />

Tiere, Gewürze, Arzneien und Tierprodukte wie<br />

Schlangenhäute, Leder und Zähne (vgl. Quelle S. 13)<br />

3 Lösungsvorschlag: Die Ankunft der Portugiesen kam<br />

sehr plötzlich. Die Fremden passten sich nicht an<br />

die kulturellen Traditionen (Verhalten am Kaiserhof)


<strong>1500</strong> <strong>–</strong> <strong>Aufbrüche</strong>, <strong>Hoffnungen</strong>, <strong>Ängste</strong><br />

9<br />

an und fielen deshalb unangenehm auf. Sie erkundeten<br />

die Gegend, bauten Häuser und kauften und raubten<br />

laut Ku Yen-wu Kinder, um sie zu essen.<br />

4 Interpret<strong>at</strong>ion: Ob der Gelehrte wirklich davon überzeugt<br />

war, dass die Portugiesen die geraubten bzw.<br />

gekauften Kinder aßen, lässt sich anhand der Quelle<br />

nicht feststellen. Viel glaubhafter scheint, dass er<br />

durch eine Übertreibung die Bevölkerung vor den<br />

portugiesischen Sklavenhändlern warnen wollte.<br />

1.3 Ist da jemand? Amerika vor<br />

der Ankunft der Europäer<br />

GO! > Seite 15<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Beispiel Inka, Lösungsvorschlag<br />

Politik:<br />

indigene Völker Südamerikas (in Gebieten der heutigen<br />

Sta<strong>at</strong>en Peru, Chile, Ecuador und Argentinien);<br />

beherrschten vom 13. bis 16. Jh. ein gut organisiertes<br />

Reich, das über 200 verschiedene Volksgruppen<br />

umfasste; rituelles, wirtschaftliches und kulturelles<br />

Zentrum/Hauptstadt: Cuzco (im heutigen Peru);<br />

Herrscher wurde neben dem Sonnengut Inti, dem<br />

Schöpfergott Viracocha und der Erdgöttin Pachamama<br />

als Gottheit verehrt<br />

Wirtschaft:<br />

Ackerbau mit künstlicher Bewässerung, z. B. Machu<br />

Picchu mit Terrassenanlagen, auf denen Mais,<br />

Kartoffeln, Paprika etc. angebaut wurden; Werkzeuge/<br />

Waffen aus Kupfer und Bronze; Handwerk: Kleidung,<br />

gewebt aus Alpacawolle; Goldschmuck; medizinisch<br />

weit entwickelt: führten Oper<strong>at</strong>ionen durch;<br />

gute Infrastruktur (vgl. Straßenbau); gut ausgebildetes<br />

Verwaltungs- und Heerwesen<br />

Gesellschaft:<br />

Sprache/Schrift: Quechua, Verwendung der Knotenschrift<br />

Quipu und der Tocapu-Schrift; hauptsächlich<br />

Bauern; Adel und Beamtenschaft h<strong>at</strong>ten zahlreiche<br />

Privilegien (z. B. Befreiung vom Militärdienst);<br />

architektonische Leistungen: 60 m lange Hängebrücke<br />

über den Rio Apurimac, 4000 km lange Küstenstraße,<br />

5200 km lange Andenstraße, auf der Nachrichten an<br />

einem Tag bis zu 400 km weit weiter-geleitet werden<br />

konnten; insgesamt ca. 40 000 km Straßennetz, Tempel<br />

und stufenförmige Pyramiden (vgl. Machu Picchu);<br />

Städtebau (Cuzco, Machu Picchu)<br />

Religion:<br />

Glaube an mehrere Götter; der wichtigste war der<br />

Sonnengott Inti; Verehrung: wurde gezeigt durch<br />

Goldschmuck und Bau von Tempeln und Städten<br />

Anregung zur Wiederholung: Gibt es heute noch<br />

Herrschaftsformen, die sich auf göttliches Gesetz<br />

zurückführen? (vgl. „Gottessta<strong>at</strong>“ Iran, Japans Kaiserhaus,<br />

thailändische Könige; · GO! 5, S. 35, 58, 80 und<br />

· GO! 5 LehrerInnenm<strong>at</strong>erial, S. 15, 22, 29)<br />

Linktipps: www.n<strong>at</strong>ionalgeographic.de/thema/inka<br />

sowie www.indianer-welt.de/sued/inka/index.htm<br />

1.4 1492 <strong>–</strong> ein ereignisreiches Jahr<br />

GO! > Seite 16<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Bildkomponenten: Landung des Kolumbus auf Guanahani<br />

(Quelle: Fr, 12. Okt.), Errichtung eines Kreuzes<br />

(Mi, 12. Dez.), davonlaufende „Eingeborene“ (So, 16. Dez.),<br />

Geschenke der indigenen Bevölkerung an Kolumbus<br />

(Di, 8. Dez.)<br />

2 Lösungsvorschlag: Kolumbus sieht sich als rechtmäßiger<br />

Eroberer und Besitzer des Landes (Quelle: 12. Okt.,<br />

12. Dez.), was zeigt, dass er sich der indigenen Bevölkerung<br />

überlegen fühlt. Durch die Geschenke der<br />

„Insulaner“ scheint er sich darin noch bestätigt zu<br />

fühlen (18. Dez.). Auch Kolumbus’ aufwändige Kleidung<br />

und stolze Pose sowie seine ebenfalls gut gekleidete,<br />

bewaffnete Begleitung deuten auf diese Weltsicht hin.<br />

Darüber hinaus verweist auch die Missionierung auf<br />

das Gefühl der Überlegenheit der Eroberer.<br />

Hinweis: Vergleichend könnte ein Bild der ersten<br />

Mondlandung am 21. 7. 1969 besprochen werden,<br />

bei der die amerikanischen Astronauten als Zeichen der<br />

Inbesitznahme des Mondes durch die USA deren Flagge<br />

in den Boden steckten. Dies erinnert an das besitzergreifende<br />

Verhalten der europäischen Entdecker zu<br />

Beginn der Neuzeit.<br />

3 Lösungsvorschlag: Das Bild de Brys verdeutlicht die<br />

europäische Perspektive auf die Entdeckung/Eroberung<br />

Amerikas. Die Inbesitznahme Amerikas sollte als Erfolg<br />

dokumentiert und Spanien als Großmacht dargestellt<br />

werden.<br />

Das Bild entstand erst über 100 Jahre nach den dargestellten<br />

Ereignissen. Es gibt die Vorstellungen von<br />

de Bry nach der Lektüre des Bordbuchs wieder, bildet<br />

also keineswegs die „Wirklichkeit“ von 1492 ab.<br />

Ziel der europäischen Herrschenden war es, den<br />

„Zufall“ der Entdeckung (vgl. ExpertInnengespräch S. 12)<br />

Amerikas für ihre Interessen (Machtdemonstr<strong>at</strong>ion,<br />

Prestige, Reichtum) zu nutzen, indem sie den „Entdecker“<br />

Kolumbus als positive Figur darstellen<br />

ließen. Erst seit einigen Jahren wird vermehrt darauf<br />

geachtet, die historischen Ereignisse nicht nur aus<br />

eurozentrischer Perspektive darzustellen.


10 Lösungen <strong>–</strong> Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen<br />

GO! > Seite 17<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Lösungsvorschlag: Die Entdeckung Amerikas durch<br />

Kolumbus ermöglichte den europäischen Mächten, sich<br />

positiv darzustellen. Deshalb wurde sie gezielt bekannt<br />

gemacht (Kunst, Schulbücher) und an den Jahrestagen<br />

regelmäßig in Erinnerung gerufen. Reconquista und<br />

Alhambra-Edikt stehen hingegen für neg<strong>at</strong>ive Aspekte<br />

spanischer (europäischer) Politik und sind deshalb<br />

weniger präsent.<br />

2 Lösungsvorschlag: Nicht nur die Trägheit des kollektiven<br />

Gedächtnisses, sondern auch die jahrhundertelange<br />

Betonung der positiven Aspekte (vgl. „Bereicherung<br />

für beide Seiten“, „gegenseitige Durchdringung“,<br />

Quelle S. 17: Juan Carlos I.) sowie die Verharmlosung<br />

der neg<strong>at</strong>iven Seiten (vgl. „Zerschlagung einiger Völker“,<br />

„gewaltsames Eindringen Europas in Amerika“, Quelle<br />

S. 17: Fidel Castro) trugen dazu bei, dass das Ansehen<br />

von Kolumbus bis heute bewahrt blieb, wie die Meinungsumfrage<br />

von 2005 zeigt (St<strong>at</strong>istik von Schuman,<br />

Christopher Columbus, Public Opinion Quarterly 2005).<br />

3 Lösungsvorschlag: Als die Europäer Amerika „entdeckten“,<br />

war der Kontinent bereits seit Jahrtausenden<br />

(ab 13 000 v. Chr., S. 15) besiedelt. Aus Sicht der Indigenen<br />

war Amerika um <strong>1500</strong> also keine „Neue Welt“.<br />

Davon zeugt auch die Entwicklung zahlreicher<br />

Hochkulturen ab 2000 v. Chr. (vgl. S. 15).<br />

4 Fidel Castro kritisiert in seiner Rede die „Missachtung“,<br />

die in der Rede von der „‚Entdeckung’ von Kulturen“<br />

zum Ausdruck kommt, die teils bereits hoch entwickelt<br />

waren. Castro möchte dazu anregen, die „gemeinsamen<br />

Werte“ der l<strong>at</strong>einamerikanischen Länder hervorzuheben<br />

und sie so gegen Bedrohungen von „Außen“<br />

zu einen.<br />

Juan Carlos I. hingegen betont die positiven Aspekte<br />

des „Aufeinandertreffens zweier Welten“.<br />

Er betont die Verschmelzung Europas und Amerikas<br />

und unterstreicht die Beeinflussung Europas<br />

durch Amerika, betont also den Austausch in beide<br />

Richtungen. Wie Castro nutzt auch Juan Carlos I.<br />

seine Aus legung der historischen Ereignisse für<br />

die aktuelle Politik. Er sieht in der Geschichte die Basis<br />

für eine zukünftige „wirkliche Gemeinschaft der<br />

Völker“ Europas und Amerikas.<br />

1.5 Tenochtitlan,<br />

das Venedig Amerikas<br />

GO! > Seite 18<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Wasserversorgung: Über einen Deich verlief eine<br />

Wasserleitung mit zwei Rinnen, welche die ständige<br />

Versorgung der Stadt mit sauberem Trinkwasser<br />

sicherten.<br />

Recht und Ordnung: Ein R<strong>at</strong> älterer Männer entschied<br />

alle Streitigkeiten. „Polizei diener“ führten deren<br />

Befehle aus. Beamte über wachten „Rechnungen und<br />

Maße“.<br />

Anmerkung: Gemeint ist die Eichung von Gewichten<br />

und die Kontrolle der Maßeinheiten, die Betrügereien<br />

am Markt verhindern sollten.<br />

2 Mögliche Eindrücke del Castillos von Tenochtitlan<br />

laut Quelle: gut durchdachte Wasserleitung für die<br />

Versorgung der Stadt, sehr viele Häuser (60 000),<br />

große repräsent<strong>at</strong>ive Plätze und Säulenhallen sowie<br />

das „gewaltige R<strong>at</strong>haus“, riesige Märkte (60 000 KäuferInnen<br />

und VerkäuferInnen), ein entwickeltes Rechtssystem,<br />

hochwertige Handelswaren trotz Herstellung<br />

mittels Steinwerkzeugen<br />

3 K<strong>at</strong>hedrale von Mexiko-City: Symbol für die Übermacht<br />

des k<strong>at</strong>holischen Glaubens gegenüber den<br />

früheren Traditionen und Bräuchen der indigenen<br />

Bevölkerung; dass man sie auf dem zerstörten<br />

Tempelbezirk errichtete, verstärkt diese Symbolik.<br />

1.6 Die globalen Aufsteiger<br />

des 17. Jhs.: Niederlande,<br />

England, Frankreich<br />

GO! > Seite 19<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Mögliche Schlagwörter: freier Handel, Pl<strong>at</strong>z für Unterkünfte<br />

und Lager, Schirm und Schutz, Handelsmonopol<br />

für die VCO (Ausschluss der Spanier und Portugiesen);<br />

Gegenleistung: Waffenhilfe


<strong>1500</strong> <strong>–</strong> <strong>Aufbrüche</strong>, <strong>Hoffnungen</strong>, <strong>Ängste</strong><br />

11<br />

2 „Motecuhçoma soll sich nicht fürchten,<br />

denn wir lieben ihn sehr“<br />

2.1 Die Perspektive erweitern I: die<br />

Eroberung der Stadt Tenochtitlan<br />

GO! > Seite 20<br />

Unser Bild der Entdeckungen und Eroberungen wird fast<br />

ausschließlich ausgehend von europäischen Quellen konstruiert,<br />

die meisten europäischen Geschichteschulbücher<br />

präsentieren fast ausschließlich die Sichtweise der europäischen<br />

Entdecker und Eroberer. In diesem Abschnitt wird<br />

versucht, mithilfe dreier Beispiele auch „andere Perspektiven“<br />

einzubringen: anhand der Berichte über die Eroberung<br />

der Stadt Tenochtitlan, am Beispiel des „Disputs von<br />

Valladolid“ und anhand der aktuellen Diskussion über die<br />

Rückgabe der sogenannten „Federkrone des Montezuma“.<br />

Auf Seite 20 werden ein Ausschnitt aus Cortés Bericht<br />

über die Eroberung Tenochtitlan und aztekische Aufzeichnungen,<br />

die auf Initi<strong>at</strong>ive von den Indigenen positiv gegenüberstehenden<br />

Mönchen entstanden sind, kontrastiert.<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Gemeinsamkeiten: Montezuma kommt den Spaniern<br />

entgegen, überreicht ihnen Geschenke und hält eine<br />

Rede; Montezuma wird von den Spaniern gefangen<br />

genommen. <strong>–</strong> Unterschiede: Bei Sahagún erscheinen<br />

die Spanier als goldgierig und gewalttätig; die Azteken<br />

setzen sich gegen deren Gewalt zur Wehr. Bei Cortés<br />

sind die Spanier rechtmäßige Eroberer, die auf<br />

die Indigenen Rücksicht nehmen, sowie die Retter<br />

und Verteidiger ihrer Landsleute in Tenochtitlan.<br />

Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen: Der Franziskanermönch<br />

Bernardino de Sahagún (ca. 1499<strong>–</strong>1590) verfasste eine<br />

zweisprachige Chronik über die Geschichte Mexikos<br />

(Neu-Spaniens) ab der „Entdeckung“ durch die Spanier.<br />

Dafür befragte er indigene Schüler in ihrer eigenen<br />

Sprache (Nahu<strong>at</strong>l) zu ihren Erfahrungen.<br />

2 Montezuma war überzeugt davon, dass eine Prophezeiung<br />

in Erfüllung ging, als die fremdartig aussehenden<br />

Spanier eintrafen, und überreichte ihnen reiche<br />

Gastgeschenke. Als die Spanier mit Gewalt gegen die<br />

Azteken vorgingen, erkannte Montezuma, dass sein<br />

Volk ihnen kriegerisch unterlegen war (Speere gegen<br />

Schusswaffen) und befürwortete deshalb die Unterwerfung.<br />

Teile der Bevölkerung wollten jedoch, so die<br />

Quelle, bewaffneten Widerstand leisten.<br />

3 Die Ferengi sind ein technologisch hoch entwickeltes<br />

Volk des Star-Trek-Universums, das der „Föder<strong>at</strong>ion“<br />

(der indigenen Bevölkerung) lange unbekannt war.<br />

Sie bauten ihre Beziehungen zu den „Einheimischen“<br />

nach dem ersten Zusammentreffen aus, um von dem<br />

„neuen“ Lebensraum v. a. wirtschaftlich zu profitieren.<br />

Die Ferengi werden als verschlagen beschrieben.<br />

Ferengi-Frauen haben sehr wenige Rechte und nehmen<br />

keinen Einfluss auf die Wirtschaft oder Entdeckungsmissionen,<br />

da sie weder lesen lernen noch reisen<br />

dürfen.<br />

Die europäischen Entdecker waren im Vergleich zur<br />

indigenen Bevölkerung Amerikas technologisch weiter<br />

entwickelt (Schusswaffen, hochseetüchtige Schiffe);<br />

sie verhielten sich listig („ihn in allem zufrieden<br />

stellend, wo es mir r<strong>at</strong>sam erschien, besonders ihn<br />

in seinem Glauben bestärkend“, schreibt Cortés);<br />

sie wollten aus den Ressourcen der „Neuen Welt“ Profit<br />

schlagen; es treten nur männliche Spanier auf, da sich<br />

Frauen nicht an den Entdeckungsfahrten beteiligten.<br />

Linktipp: www.trekkiesworld.de/spezies/ferengi.html<br />

2.2 Die Perspektive erweitern II:<br />

der Disput von Valladolid<br />

GO! > Seite 21<br />

Im „Disput von Valladolid“ wird die Frage der Rechtmäßigkeit<br />

der Sklaverei diskutiert.<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 siehe Antwort zu Frage 2<br />

2 Juan Ginés Pro-Argumente für Krieg, Versklavung und<br />

Unter werfung:<br />

Die Spanier können „gerechterweise“ Krieg gegen die<br />

indigene Bevölkerung führen und diese versklaven,<br />

weil …<br />

• die Indigenen „von N<strong>at</strong>ur aus“ minder wertigere<br />

Menschen, unzivilisierte Sklaven und machtlose<br />

Barbaren seien, die die Herrschaft zu ihrem Vorteil<br />

an „vollkommenere Menschen“ abtreten sollten;<br />

• sie Kannibalen sowie Kriminelle mit animalischen<br />

Begierden seien, die nicht an den christlichen Gott<br />

glaubten und eigenartige Riten zelebrierten;<br />

• sie an „Dämonen“ glaubten, denen sie unschuldige<br />

Menschenleben opferten;<br />

• die christliche Religion verbreitet und die indigene<br />

Bevölkerung missioniert werden müsse.<br />

Bartolomé de Las Casas Kontra-Argumente:<br />

Die Spanier dürfen nicht gegen die indigene<br />

Bevölkerung Krieg führen und diese versklaven, weil …<br />

• die „Entdeckung“ Amerikas nach Gottes Willen der<br />

Missionierung und damit „Rettung“ der indigenen<br />

Völker diene;<br />

• der Papst den europäischen Königen den Herrschaftstitel<br />

über die „entdeckten“ Territorien allein zum Zweck


12 Lösungen <strong>–</strong> Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen<br />

der Missionierung verliehen habe und nicht, um dort<br />

weltliche Herrschaft auszuüben;<br />

• die Spanier irrten, wenn sie den päpstlichen Auftrag<br />

zur Missionierung als Freibrief für die kriegerische<br />

Unterwerfung der indigenen Bevölkerung auffassten.<br />

3 Der Disput von Valladolid h<strong>at</strong>te keine konkreten<br />

Auswirkungen:<br />

„Der Ausgang der Disput<strong>at</strong>ion blieb jedoch offen; die<br />

Kontrahenten beanspruchten beide später, die Verhandlung<br />

gewonnen zu haben. Keinem der beiden war es<br />

gelungen, ihre Absichten gänzlich umzusetzen und die<br />

spanische Krone zu den beabsichtigten politischen<br />

Entscheidungen zu bewegen: Weder konnte Las Casas das<br />

sofortige Ende des spanischen Eroberungskrieges in der<br />

Neuen Welt herbeiführen; die grundsätzliche Misshandlung<br />

der Amerindianer durch die spanischen Eroberer<br />

wurde nicht gestoppt. Noch konnte de Sepúlveda die neue<br />

Gesetzgebung der 1542 eingeführten und durch Las Casas<br />

mitgeprägten Leyes Nuevas verhindern, die vom Bestreben<br />

der spanischen Krone getragen waren, die Rechte der<br />

Encomiendas zu schwächen bzw. die Encomenderos besser<br />

unter ihre Kontrolle zu bringen.“ (http://de.wikipedia.org/<br />

wiki/Disput_von_Valladolid, April 2013)<br />

2.3 Die Perspektive erweitern III:<br />

„Mörischer Huet“ oder<br />

Federkopfschmuck<br />

GO! > Seite 22<br />

Linktipps: Artikel über die Diskussion um die Rückgabe<br />

des fälschlicherweise als „Federkrone des Montezuma“<br />

bezeichneten Kopfschmuckes finden Sie unter:<br />

• Artikel in derStandard.<strong>at</strong>, 14. 11. 2012<br />

http://derstandard.<strong>at</strong>/1350261347978/Federkronedes-Montezuma-Voelkerkundemuseum-um-<br />

Entmystifizierung-bemueht<br />

• Artikel auf der Website des Museums für<br />

Völkerkunde Wien<br />

www.ethno-museum.ac.<strong>at</strong>/de/ausstellungen/aktuell/<br />

penacho-pracht-passion<br />

• Wikipedia-Eintrag<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Federkrone_Moctezumas<br />

Diskussionsanregung: Pro-Contra Deb<strong>at</strong>te<br />

„Rückgabe: Ja oder nein?“, S. 44 <strong>–</strong>46<br />

3 Dynamik der neuen Wirtschaft<br />

3.1 Frühkapitalismus<br />

GO! > Seite 24<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Ausbreitung um <strong>1500</strong>: Das Fugger’sche Haupthaus<br />

befand sich in Augsburg; Faktoreien in habsburgischen<br />

Gebieten bestanden u. a. in Innsbruck, Hall, Villach,<br />

Wien, Breslau, Antwerpen, Mailand, Madrid, Sevilla;<br />

Faktoreien außerhalb habsburgischer Gebiete befanden<br />

sich u. a. in Köln, Salzburg, Nürnberg, Frankfurt a. M.,<br />

Danzig, Leipzig (Sachsen), Krakau (Kgr. Polen), Ofen<br />

(Kgr. Ungarn), Republik Venedig, Rom (Papst) und<br />

Lissabon (Kgr. Portugal).<br />

Anmerkungen: Faktoreien im Hl. Römischen Reich<br />

deutscher N<strong>at</strong>ion (unter Kaiser Maximilian I.):<br />

alle innerhalb der roten Grenzlinien<br />

Messestädte: Antwerpen, Frankfurt, Nürnberg, Leipzig<br />

Häfen: Danzig, Antwerpen bzw. Brügge, Venedig,<br />

Genua, Neapel, Barcelona, Cádiz, Lissabon<br />

Bergwerke (Rohstoffe): Breslau (Gold), Ofen (Kupfer),<br />

Salzburg (Salz), Hall in Tirol (Silber), Almadén<br />

(Quecksilber)<br />

Hüttenwerke: Krakau, Teschen, Salzburg, bei Leipzig<br />

Sonstige Handelsgüter: Tuch (Antwerpen, Mailand,<br />

Florenz), Seide (Genua), Waffen (Antwerpen)<br />

Stützpunkte im heutigen Österreich: Innsbruck, Hall,<br />

Salzburg, Villach, Wien<br />

Tipps: Zum Vergleich eine politische Karte von Europa<br />

um <strong>1500</strong> aus einem Historischen Welt<strong>at</strong>las verwenden.<br />

Vgl. auch „Arbeiten mit Geschichtskarten“,<br />

· GO! 5, S. 128<strong>–</strong>130.<br />

2 Neue Wirtschaftsanschauung: freier Wettbewerb als<br />

gottgewollter Grunds<strong>at</strong>z wirtschaftlichen Lebens;<br />

Überzeugung, dass gewinnorientierte Wirtschaft zum<br />

Wohl aller beiträgt.<br />

3 Das Zinsverbot findet sich schon im Alten Testament<br />

und bei den Kirchenvätern des 1. Jts. n. Chr.<br />

Auch Luther appelliert an das Gewissen, auf Zinsen<br />

zu verzichten (Quelle S. 24).<br />

Anregung: Pro-Contra-Deb<strong>at</strong>te (vgl. Streit ist die Kunst<br />

der Demokr<strong>at</strong>ie: die Pro-Contra-Deb<strong>at</strong>te, S. 44<strong>–</strong>47)<br />

über Börsenhandel im 21. Jh.<br />

4 Luthers Position entspricht eher der traditionellen<br />

Ansicht der Kirche.<br />

5 Analyse der Marktszene von Pieter Aertsen<br />

• Leitfragen zur Analyse:<br />

Aus welcher Zeit stammt die Darstellung? Gibt die<br />

Darstellung einen Hinweis auf die Zeit, aus der sie<br />

stammt? H<strong>at</strong> der Künstler bzw. die Künstlerin die


<strong>1500</strong> <strong>–</strong> <strong>Aufbrüche</strong>, <strong>Hoffnungen</strong>, <strong>Ängste</strong><br />

13<br />

dargestellte Situ<strong>at</strong>ion miterlebt? Lebte der Künstler bzw.<br />

die Künstlerin zu der Zeit, als die dargestellte Situ<strong>at</strong>ion<br />

st<strong>at</strong>tfand? Ist die Darstellung eher realistisch, verklärend<br />

oder verfälschend? An wen richtet sich das<br />

Bild? Wer könnte der Auftraggeber oder die Auftraggeberin<br />

gewesen sein? Wie lassen sich Käuferinnen/<br />

Käufer und Händlerinnen/Händler unterscheiden?<br />

Was wird verkauft?<br />

• Dargestellte Geschichte:<br />

Anregung: Erzählen Sie die Geschichte des Händlers<br />

im Vordergrund (linke Bildseite) oder die des Kindes,<br />

das an der Hand eines Mannes auf den Markt kommt<br />

(rechte Bildseite). Welche Perspektive wählen Sie<br />

(Ich-Erzählform, auktoriale Erzählform)?<br />

Was soll die gewählte Erzählform bei den Leserinnen<br />

und Lesern Ihrer Geschichte bewirken?<br />

Anmerkung: Vgl. Dekonstruktion von historischen<br />

Darstellungen berühmter Personen · GO! 5, S. 40<strong>–</strong>42<br />

sowie Arbeiten mit Fotografien · GO! 6, S. 173<strong>–</strong>175<br />

3.2 Jakob Fugger <strong>–</strong> ein Unternehmer<br />

der Frühen Neuzeit<br />

GO! > Seite 26<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Thurzo wollte sein Vermögen erhalten, aber nicht<br />

unbedingt vermehren, war also nicht gewinnorientiert.<br />

Fugger wollte im Gegens<strong>at</strong>z zu Thurzo möglichst große<br />

Gewinne machen. Dieser Ans<strong>at</strong>z entspricht einem<br />

Wirtschaftskonzept, das Gewinnstreben positiv sieht.<br />

In der Frühen Neuzeit entstand die Überzeugung,<br />

dass eine gewinnorientierte Wirtschaft zum Wohl aller<br />

Menschen beitragen würde.<br />

Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ion: Jakob Fugger ermöglichte den<br />

Erwerb von Schürfrechten in den Tiroler Silberminen<br />

auch Personen, die dazu erst ein Darlehen bei ihm<br />

aufnehmen mussten. Dadurch machte er auch Fürsten<br />

(z. B. Herzog Sigismund von Tirol, König Karl von<br />

Spanien) von sich abhängig. Fugger konnte aufgrund<br />

seiner marktbeherrschenden Stellung (Unternehmenssitze<br />

in Osteuropa, Amerika usw.) die Kupferpreise<br />

diktieren und künstlich hochhalten.<br />

2 Ausgangswerte: 1,95 Euro pro kg Schlachtschwein;<br />

200 kg = 1 Schwein; Vermögen der Fugger 1527:<br />

ca. 2,9 Mio. Gulden<br />

1527: 1 Gulden = 1 Schwein<br />

2012: 1 Schlachtschwein (200 kg) = 390 Euro<br />

2 871 000 (Gulden) x 390 (Euro) = 1 119 690 000 Euro<br />

Das Vermögen der Fugger entspräche 2013 ca.<br />

1 Mrd. 120 Mio.<br />

Da die Mastschweine am Beginn der Neuzeit nicht<br />

so schwer waren wie heutige Mastschweine<br />

(vgl. die Ölbilder der niederländischen Malerei) war<br />

das Vermögen niedriger als der errechnete Wert.<br />

Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ion: Auszug aus dem „Boten für Tirol“,<br />

11. 01. 2012, S. 6:<br />

„Gemäß § 52 des Tierseuchengesetzes vom 6. August 1909,<br />

RGBl. Nr. 177, in der geltenden Fassung, wird der Werttarif<br />

für die über behördliche Anordnung getöteten oder infolge<br />

einer behördlich angeordneten Impfung verendeten<br />

Schlachtschweine für den Mon<strong>at</strong> Jänner 2012 mit Euro 1,95<br />

pro kg (Nettopreis) festgesetzt. Die Festlegung des Werttarifes<br />

erfolgte nach Anhören der Landeslandwirtschaftskammer<br />

für Tirol unter Berücksichtigung des pro kg<br />

berechneten durchschnittlichen Marktpreises.“ (Zit. nach:<br />

www.tirol.gv.<strong>at</strong>/fileadmin/www.tirol.gv.<strong>at</strong>/bote/downloads/2012/<br />

bote02-2012.pdf, April 2013)<br />

3 Ursachen von Fuggers Erfolg waren u. a. die Verbindung<br />

des Verkaufs von Schürfrechten mit der Darlehensvergabe;<br />

die Kreditvergabe an Fürsten, die so von Fugger<br />

abhängig wurden; die Präsenz des Unternehmens in<br />

ganz Europa; die Einführung und Erweiterung der<br />

venezianischen Buchhaltung; die geschickte Nutzung<br />

des Verlagswesens.<br />

4 Die Fugger h<strong>at</strong>ten einen mächtigen Fürsprecher in<br />

Kaiser Karl V., dem sie durch Kredite für Bestechungsgelder<br />

zum Kaiserthron verholfen h<strong>at</strong>ten.<br />

5 Das Verlagswesen ermöglichte den Handwerkern und<br />

Handwerkerinnen, M<strong>at</strong>erial günstiger zu erwerben,<br />

und garantierte ihnen bestimmte Abs<strong>at</strong>zmengen zu<br />

festgelegten Preisen. Außerdem mussten sie sich nicht<br />

mehr selbst um den Verkauf ihrer Produkte kümmern.


14 Lösungen <strong>–</strong> Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen<br />

4 Kirche um <strong>1500</strong> <strong>–</strong> Krisen, Reformen, Reform<strong>at</strong>ion<br />

4.1 Kirchliche Krisen<br />

im Spätmittelalter<br />

GO! > Seite 27<strong>–</strong>29<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Seit dem Mittelalter wird der „Traum von Innozenz III.“<br />

als ein Hinweis Gottes an den Papst interpretiert, dass<br />

der Weg des Franziskus, Gott und den Menschen in<br />

Armut zu dienen, der richtige Weg für die Kirche sei.<br />

Giottos Gemälde, beinahe hundert Jahre nach dem<br />

Auftreten des Franziskus entstanden, ist in dieser<br />

Tradition zu sehen.<br />

2 Machtgier, Vergabe von hohen Ämtern in der eigenen<br />

Familie (Nepotismus); Verweltlichung des Papsttums<br />

und der Kurie; Geldgier; Verkauf von religiösen Ämtern<br />

(Simonie); Vernachlässigung der geistlichen Pflichten/<br />

Aufgaben; rege Bautätigkeit auf Kosten der Gläubigen<br />

(Ablasshandel diente zur Finanzierung).<br />

3 Bonifaz VIII. behauptet, dass „die geistliche Gewalt<br />

über der weltlichen Gewalt“ stehe. Er verlangt also<br />

die Unterordnung der weltlichen Herrscher und sieht<br />

die Kirche auch als berechtigt, diese zu kontrollieren<br />

(„h<strong>at</strong> die geistliche Gewalt die Pflicht, die weltliche<br />

zur Rechenschaft zu ziehen“).<br />

4 Ähnliche Bauwerke sind z. B. Caernafon Castle (Wales),<br />

Harlech Castle (Wales), Burg Montreal (Jordanien),<br />

Crac des Chevaliers des Johanniterordens (Syrien).<br />

Auffallend ist, dass der Papstpalast in Avignon an eine<br />

Festung erinnert.<br />

Anmerkung: Der Papstpalast gleicht einer wehrhaften<br />

„Trutzburg“. Wissenschaftlich gesehen bezeichnet<br />

der Begriff einen Burgentyp zur Sicherung von Machtansprüchen.<br />

5 Auf der Darstellung sind mehrere Männer zu sehen,<br />

zwei von ihnen nehmen seine Gebeine aus einer<br />

Kiste mit der Aufschrift „Wickliffs bones (die Knochen<br />

von Wiclif) zwei andere werfen Knochen ins Feuer,<br />

in dem schon der Schädel brennt. Ein weiterer Mann<br />

schüttet die Asche Wicliffs (Inschrift: The ashes of Wicliff<br />

cast in the river) in den Fluss. Auf der Kirche im Hintergrund<br />

steht „Lutterworth“, die Szene spielt sich also in<br />

jenem Ort ab, in dem John Wiclif als Priester tätig war<br />

und begraben wurde.<br />

Lösungsvorschlag: Teile der Kirche gingen mit großer<br />

Gewalt gegen die „Abweichler“ vor.<br />

4.2 Martin Luther und die<br />

Ausbreitung der Reform<strong>at</strong>ion<br />

GO! > Seite 31<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Lehre Wiclifs<br />

• 1 Sakrament: Taufe<br />

• Bibel ist einziger Maßstab des Evangeliums<br />

• Jesus Christus ist beim Abendmahl nicht anwesend<br />

• Papst ist der „Antichrist“<br />

• Wallfahrten, Heiligenverehrung, Bilderverehrung und<br />

Reliquienkult sowie die Lehre von der Wandlung von<br />

Brot und Wein in der Messe (Transsubstanti<strong>at</strong>ion) sind<br />

unbiblisch<br />

2 Der Norden Europas (Norwegen, Schweden Finnland<br />

und Dänemark sowie Norddeutschland und<br />

Teile Bayerns) zählte zum lutherischen Gebiet.<br />

Südeuropa (Portugal, Spanien und Italien) war weitgehend<br />

k<strong>at</strong>holisch.<br />

Der Großteil Frankreichs, Deutschlands, Österreichs<br />

und Polens war k<strong>at</strong>holisch geprägt, in einigen Gebieten<br />

gab es außerdem auch AnhängerInnen des Calvinismus<br />

(Deutschland, Ungarn und Polen). Im Osmanischen<br />

Reich bestanden neben dem Islam auch griechischorthodoxe<br />

Gemeinden.<br />

5 Humanismus und Renaissance<br />

5.1 Francesco Petrarca,<br />

der erste Humanist<br />

GO! > Seite 32<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Augustinus ist für Petrarca ein Schriftsteller,<br />

der ihm Zugang zum Wissen der Antike ermöglicht.<br />

Seine Wertschätzung reicht so weit, dass Petrarca die<br />

Schriften Augustinus’ stets bei sich trägt (Quellenstelle:<br />

„… meine Ausgabe von Augustinus, die ich immer bei mir<br />

habe …“) <strong>–</strong> auch bei seiner Besteigung des Mont Ventoux<br />

(Berg in der frz. Provence) <strong>–</strong>, um darin zu lesen. Auch<br />

hier kann ihn die Lektüre des antiken Dichters auf das<br />

Wesentliche hinführen.


<strong>1500</strong> <strong>–</strong> <strong>Aufbrüche</strong>, <strong>Hoffnungen</strong>, <strong>Ängste</strong><br />

15<br />

5.2 Florenz <strong>–</strong> Zentrum einer neuen<br />

kulturellen Bewegung<br />

GO! > Seite 33<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Die Frage der Moral in der Politik geht weiter zurück<br />

als bis zu Machiavelli. Dass Politik ohne Moral schlechte<br />

Politik ist, zeigt z. B. die Arbeit des Korruptions-<br />

Untersuchungsausschusses 2012 oder der Versuch<br />

der ÖVP, das Problem durch einen „Verhaltenskodex“<br />

zu lösen. Verschiedene Akteure (z. B. große Konzerne)<br />

nehmen Einfluss auf PolitikerInnen (Lobbyismus).<br />

Die Politik der totalitären Regime des 20. Jhs. zeigt,<br />

wohin Politik ohne Moral führen kann.<br />

Hinweis: Zur Pro-Contra-Deb<strong>at</strong>te · GO! 6, S. 44<strong>–</strong>47.<br />

Liter<strong>at</strong>urtipp: Hösle, Vittorio (1997): Moral und Politik,<br />

Grundlagen einer Politischen Ethik für das<br />

21. Jahrhundert. C. H. Beck.<br />

5.3 Die Malerei der<br />

Renaissance in Italien<br />

GO! > Seite 34<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Cimabue: Der Bildausschnitt zeigt den Hl. Franziskus<br />

von Assisi. Er ist mit der braunen Kutte bekleidet, die<br />

für den Franziskaner-Orden typisch wurde. Auffallend<br />

sind der Heiligenschein und die an Jesus erinnernden<br />

Wundmale an den Händen. Er hält eine Bibel, seine<br />

Gesichtsfarbe ist fahl und blass, sein Gesichtsausdruck<br />

wirkt traurig. Die Farben sind dunkel.<br />

Masaccio: Auf dem Bild ist eine Szene aus der Bibel<br />

dargestellt. Der Täufer h<strong>at</strong> einen Heiligenschein.<br />

Die Personen sind teils fast nackt, teils in farbenfroher<br />

Kleidung dargestellt. Die Körper sind sehr n<strong>at</strong>urgetreu<br />

gemalt.<br />

Leonardo: Es handelt sich um eine Darstellung der<br />

Gottesmutter Maria. Ihr Gesicht wirkt sehr jugendlich,<br />

was durch das offene Haar verstärkt wird. Sie ist mit<br />

einem Heiligenschein abgebildet.<br />

Michelangelo: Das Bild zeigt die Erschaffung Adams.<br />

Sein nackter Körper ist n<strong>at</strong>urgetreu dargestellt. Gott ist<br />

mit einem langen grauen Bart und grauen Haaren<br />

abgebildet. Außerdem trägt er eine weiße Robe. Keine<br />

der Personen h<strong>at</strong> einen Heiligenschein.<br />

2 Vasari zufolge gibt es verschiedene Perioden der<br />

„rinascita“ in der Kunst. Der Beginn dieser Strömung<br />

wird mit Cimabue gesetzt und ist durch eine „einfache<br />

Darstellung“ des Menschen gekennzeichnet. Daran<br />

anknüpfend folgt die Phase einer „n<strong>at</strong>urgemäßen<br />

Darstellung“ der Menschen. Als Vertreter ist Masaccio<br />

zu nennen. Seine Bilder haben als erste die räumliche<br />

Tiefe der Perspektive. Künstler wie Leonardo da Vinci<br />

und Michelangelo Buonarroti widmeten sich in<br />

unzähligen Studien besonders der N<strong>at</strong>ur des Menschen.<br />

Ihre Werke stellen Höhepunkte der „rinascita“ dar.<br />

3 Lösungsvorschläge<br />

Das Bild von Masaccio gefällt mir besonders, weil die<br />

Personen n<strong>at</strong>urgetreu dargestellt sind und das Bild<br />

farbenfroh gestaltet ist. Ebenso zeigt sich bei dieser<br />

Malerei die Tiefenwirkung der perspektivischen<br />

Darstellung: Berge und weitere Personen finden im Hintergrund<br />

des Bildes Pl<strong>at</strong>z.<br />

Hinweis: Die SchülerInnen erkennen vermutlich die<br />

dargestellte Szene. Es lassen sich auch verschiedene<br />

Vermutungen zur Szene anstellen (was passiert auf<br />

dem Gemälde, wieso ist das bedeutsam).<br />

Das Bild von Leonardo da Vinci gefällt mir besonders,<br />

da Maria wie eine Königin dargestellt ist, anmutig und<br />

edel. Ebenso wirken die gewählten Farben harmonisch<br />

auf den Betrachter.<br />

Anregung: Die SchülerInnen werden aufgefordert,<br />

verschiedene Mariendarstellungen zu recherchieren<br />

und zu vergleichen.<br />

5.4 Humanismus und Renaissance<br />

im deutschen Sprachraum<br />

GO! > Seite 36<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Erasmus von Rotterdam, weil er bereits in der Frühen<br />

Neuzeit die Wichtigkeit der Bildung erkannt h<strong>at</strong>te.<br />

Außerdem war er vielgereist und dadurch weltgewandt.<br />

Seine „Spuren“ reichen bis in die Gegenwart<br />

(vgl. Erasmus-Stipendien, die Studierenden ein<br />

Auslandssemester ermöglichen).<br />

2 Mittelalterliche Elemente sind der hintere Teil des<br />

Gebäudes: Wohnburg, Teile der romanischen Schlosskappelle<br />

und der Ringmauer (Außenmauer), zwei<br />

gotische Fenster. Neuzeitlich ist der vordere Teil des<br />

Gebäudes, insbesondere der Turm mit Kuppel.<br />

Linktipp: www.schallaburg.<strong>at</strong>


16 Lösungen <strong>–</strong> Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen<br />

6 Frauen zwischen Akzeptanz und Verfolgung<br />

6.1 „Ob die Weiber Menschen<br />

seyn oder nicht?“<br />

GO! > Seite 37<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Das Bild zeigt eine bürgerliche Eheschließung. Die<br />

Brautleute befinden sich im Wohn-Schlafraum oder<br />

Empfangsraum ihres Wohnhauses in Brügge. Zu dieser<br />

Zeit war es üblich, das Eheversprechen im priv<strong>at</strong>en<br />

Rahmen zu vollziehen. Das Eheversprechen wird<br />

mittels Handschlag besiegelt. Die SchülerInnen<br />

könnten folgende Vermutungen zur dargestellten<br />

Szene äußern: eine schwangere Frau wird von einem<br />

Arzt untersucht; ein Priester segnet eine schwangere<br />

Frau; Mann und Frau werden in ihrem Wohnhaus<br />

dargestellt …<br />

2 Die beiden Personen sind leicht zueinander gewandt.<br />

Der Mann reicht der Dame seine linke Hand, in der<br />

ihre rechte, offene Hand liegt. Das bedeutet, dass sie<br />

gesellschaftlich unter ihm steht und wenig oder<br />

kein Vermögen mit in die Ehe bringt. Die Braut trägt<br />

nicht Weiß <strong>–</strong> das war damals noch nicht Mode.<br />

Der durch das unter der Brust gegürtete Kleid betonte,<br />

vorgewölbte Leib entspricht der Mode und dem Schönheitsideal<br />

der Zeit und weist nicht auf eine Schwangerschaft<br />

hin. Die Brautleute tragen kostbare, mit Pelz<br />

gefütterte und besetzte Kleidung, der Raum ist reich<br />

ausgest<strong>at</strong>tet (Leuchter, Spiegel, Glasfenster, Orientteppich<br />

…), die Brautleute besitzen ein Haustier (Hund).<br />

Der Hund ist ein Symbol für eheliche Treue, die<br />

Schuhe sind ein Indiz dafür, dass der Mann für den<br />

Wohlstand im Hause sorgt.<br />

3 Keine Musterlösung möglich.<br />

4 Anmerkung: Weiterführende Inform<strong>at</strong>ionen und<br />

Arbeitsanregungen finden Sie auch unter<br />

www.kunst-rs-bayern.de/user<strong>files</strong>/arnolfinihochzeit.<br />

pdf (April 2013).<br />

6.2 Frauenbilder ab der Wende<br />

zur Neuzeit<br />

GO! > Seite 39<br />

Fénelon (Quellentext S. 39)<br />

Erlernen der Wissenschaften<br />

Ausüben der Pflichten einer Hausfrau, Eheg<strong>at</strong>tin<br />

und Mutter<br />

Anmerkung: Arbeit mit Textquellen<br />

· GO! 5, Seite 140<strong>–</strong>142<br />

2 Die Buchmalerei zeigt Frauen beim Aufbau einer Stadt.<br />

Sowohl handwerkliche (Bau einer Ziegelmauer) als<br />

auch geistige (Aneignung von Wissen mittels Büchern)<br />

und „klassisch weibliche“ Tätigkeiten (z. B. Handarbeiten)<br />

werden dargestellt.<br />

Zum Text Fénelons gibt es große Widersprüche:<br />

Während Fénelon überzeugt ist, Frauen seien für<br />

geistige und handwerkliche Tätigkeiten nicht geeignet,<br />

zeigt die Buchmalerei Frauen bei ebensolchen Arbeiten.<br />

3 Lösungsvorschlag: In den Führungsetagen der Politik,<br />

aber auch in den Vorstandsgremien der Wirtschaft,<br />

sind nach wie vor rel<strong>at</strong>iv wenige Frauen vertreten.<br />

Auch die Unterscheidung zwischen „typischen Männerberufen“<br />

(Ingenieur, Bauarbeiter, Pilot, Mechaniker …)<br />

und „typischen Frauenberufen“ (Erzieherin, Lehrerin,<br />

Kindergartenpädagogin, Krankenpflegerin) ist noch<br />

nicht überholt, vgl. auch die aktuelle Aufteilung der<br />

Lehrberufe nach Geschlecht:<br />

Lehrberufe Mädchen<br />

Einzelhandelskauffrau 25,2 %<br />

Bürokauffrau 12,2 %<br />

Friseurin/Stylistin 10,5 %<br />

Metalltechnik 1,8 %<br />

Elektrotechnik, Metalltechnik<br />

Lehrberufe Burschen<br />

Metalltechnik 14,1 %<br />

Elektrotechnik 10,6 %<br />

Kfz-Technik 9,3 %<br />

Einzelhandelskaufmann 5,8 %<br />

Anteil an den weiblichen<br />

Lehrlingen gesamt<br />

keine Angabe<br />

Bürokaufmann 1,5 %<br />

Anteil an den männlichen<br />

Lehrlingen gesamt<br />

Quelle: http://wko.<strong>at</strong>/st<strong>at</strong>istik/Extranet/Lehrling/inhalt.htm,<br />

Stand Dezember 2011 (April 2013)<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Tätigkeiten/Pflichten eines Mädchens/einer Frau nach:<br />

Paulus (Quellentext S. 37)<br />

bei Versammlungen schweigen<br />

sich den Männern unterordnen<br />

bei Fragen männlichen R<strong>at</strong> einholen<br />

de Pizan (Quellentext S. 38)<br />

Besuch der Schule<br />

Allerdings wird versucht, die überkommenen Rollenbilder<br />

aufzubrechen. Durch Aktionen wie „FIT“ (Frauen in die<br />

Technik), „Girls day“ oder „Boys day“ sollen Mädchen und<br />

Burschen für geschlechtsuntypische Berufe begeistert<br />

werden.<br />

Linktipps (Stand April 2013): www.girlsday.<strong>at</strong> sowie<br />

www.boysday.<strong>at</strong> und www.fitwien.<strong>at</strong>


<strong>1500</strong> <strong>–</strong> <strong>Aufbrüche</strong>, <strong>Hoffnungen</strong>, <strong>Ängste</strong><br />

17<br />

7 Hexenverfolgungen <strong>–</strong> irr<strong>at</strong>ionale <strong>Ängste</strong><br />

in einer Umbruchszeit<br />

7.1 Erklärungsversuche für die<br />

Hexenverfolgungen<br />

GO! > Seite 41<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Zusammenfassung<br />

Volksglaube = heidnische Vorstellungen in der Bevölkerung;<br />

Glaube an die Existenz von „nachtfahrenden“<br />

Frauen, die durch die Luft fliegen oder sich in Tiere<br />

verwandeln; Belege: Sagen<br />

Theologische Vorstellungen = christliche Vorstellungen<br />

von Dämonen, gemäß denen Dämonen mit Menschen<br />

in Form eines Succubus oder Incubus in Kontakt treten;<br />

Glaube an Teufelsbund und Schadenszauber,<br />

Gleichsetzung der Hexen mit Ketzerinnen<br />

Glaubensgegensätze, wirtschaftliche/soziale Krise =<br />

Glaubensspaltung (Reform<strong>at</strong>ion); = Preissteigerung bzw.<br />

Teuerung bei Brot und Wein (Kleine Eiszeit); = Auflösung<br />

der gesellschaftlichen Ordnung sowie Sozialneid<br />

und Sündenbockstimmung (Dreißigjähriger Krieg)<br />

P<strong>at</strong>riarch<strong>at</strong> = Ausrottung frauenzentrierter<br />

Strömungen, um die Vorherrschaft der Männer<br />

endgültig durchzusetzen<br />

Anmerkung: Pro-Contra-Diskussion<br />

· GO! 6, Seite 44 <strong>–</strong> 47<br />

2 Die Hexen sind in beiden Fällen weiblich. Die Hexe von<br />

S. 40 wird beim Kuhmelken aus einer Axt dargestellt,<br />

zwei andere Frauen schauen ihr dabei zu. Sie trägt keine<br />

Schuhe, jedoch ein Kleid und eine Kopfbedeckung.<br />

Die Hexe auf Seite 42 ist nackt und reitet mit dem<br />

Teufel auf einem Pferd, er führt sie von der Stadt fort,<br />

die sie im Abschied möglicherweise noch verwünscht/<br />

verhext oder wohin sie zurück möchte.<br />

Anmerkung: Arbeit mit historischen Bildquellen<br />

· GO! 5, Seite 40<strong>–</strong>43<br />

3 siehe Frage 1<br />

4 K<strong>at</strong>astrophen, Krankheiten und Kriege lösten bei den<br />

Menschen <strong>Ängste</strong> aus. 1618 bis 1648 wütete der Dreißigjährige<br />

Krieg in Mitteleuropa. Pestepidemien brachen<br />

aus. Die Temper<strong>at</strong>uren sanken während der Kleinen<br />

Eiszeit, was sich auf die Ernten und damit die<br />

Versorgungslage neg<strong>at</strong>iv auswirkte. Prediger aller<br />

Konfessionen sahen in den „großen und schrecklichen<br />

Zeichen am Himmel“ (z. B. Meteoriteneinschläge,<br />

partielle Sonnenfinsternis von 1664) eine Strafe Gottes<br />

für die sündige Menschheit. Viele Menschen sahen in<br />

Schadenszaubern die Ursache der Probleme, die „Hexen“<br />

wurden zu „Sündenböcken“ für Unheil gemacht.<br />

5 Reform<strong>at</strong>ion, Gegenreform<strong>at</strong>ion, Dreißigjähriger Krieg.<br />

Anmerkung: siehe auch · GO! 6, Seite 62<strong>–</strong>67<br />

7.2 Der „Hexenhammer“,<br />

Hexenprozesse<br />

GO! > Seite 43<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Geistliche Würdenträger: haben Handlungsspielraum,<br />

Hexenvorstellungen zu unterstützen oder abzulehnen,<br />

erheben Anklage vor Gericht, bezichtigen vor allem<br />

Frauen der Hexerei<br />

Adelige Würdenträger: erheben Anklage vor Gericht<br />

Einfache Leute: sind häufig UrheberInnen von<br />

Denunzi<strong>at</strong>ionen, Drängen die MachthaberInnen<br />

zum Handeln, werden häufig selbst Opfer der<br />

Inquisition<br />

2 Die Beschuldigten wurden von dem Theologen und<br />

Arzt Johann Merwais vor Gericht verteidigt. Dieser<br />

plädierte darauf, die Beschuldigten freizulassen, zumal<br />

der Prozess nicht rechtmäßig geführt werde. (Der<br />

Inquisitor führte den Prozess nach seinem Ermessen<br />

und stellte unter anderem Fragen zur Sexualität der<br />

beschuldigten Frauen.) Zusätzlich erklärten sich auch<br />

Menschen aus der Bevölkerung bereit, für die angeklagten<br />

Frauen zu bürgen.<br />

Der ortsansässige Bischof zweifelte an Kramers<br />

Überzeugungen und forderte ihn auf, das Bistum<br />

zu verlassen.<br />

Liter<strong>at</strong>urtipps: Rabanser, Hansjörg (2006): Hexenwahn.<br />

Schicksale und Hintergründe. Die Tiroler Hexenprozesse.<br />

Haymon; Riebe, Brigitte (2008): Die Hexe<br />

und der Herzog. Diana.<br />

3 Hexenhammer (l<strong>at</strong>. Malleus Maleficarum): Werk zur<br />

Rechtfertigung der Hexenverfolgung, verfasst vom<br />

Dominikaner Heinrich Kramer, erste Veröffentlichung<br />

im Jahr 1486, erschien bis ins 17. Jh. in 29 Auflagen;<br />

Ritualmord: aus religiösen (kultischen) Gründen<br />

vollzogene Tötung (Opferung) eines Menschen;<br />

Denunzi<strong>at</strong>ion: Behauptung, jemand hätte eine Straft<strong>at</strong><br />

oder Dienstpflichtverletzung begangen, gerichtet an<br />

eine Behörde oder sonstige sta<strong>at</strong>liche Stelle, oft anonym<br />

und aus unehrenhaften Beweggründen;<br />

Carolina (Constitutio Criminalis Carolina, CCC):<br />

„Peinliche Halsgerichtsordnung“, Strafrechtsbuch,<br />

das Ende Juli 1532 nach über dreißigjährigem<br />

Vorlauf von den Reichsständen auf dem Reichstag<br />

zu Regensburg verabschiedet wurde.<br />

Anmerkung: · GO! 6, Seite 188<strong>–</strong>191 (Lexikon)<br />

4 Lösungsvorschlag:<br />

Menschen, die „anders“ (aufgrund ihrer Herkunft,<br />

ihres Glaubens, ihrer Einstellung und Ansichten<br />

zu verschiedenen Gegebenheiten) sind, werden häufiger


18 Lösungen <strong>–</strong> Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen<br />

ausgegrenzt, da die Mehrheitsbevölkerung mit dieser<br />

„Andersartigkeit“ nicht zurechtkommt. Auch in<br />

der Schule kann es zu Ausgrenzungen (eventuell sogar<br />

Mobbing) kommen.<br />

<strong>Ängste</strong> in der Gesellschaft: vor Arbeitslosigkeit, vor<br />

Kriminalität, vor wirtschaftlichem/sozialem Abstieg,<br />

vor Krankheiten usw.<br />

Ein Sündenbock ist jemand, der für „Unheil“ verantwortlich<br />

gemacht wird. Folgende Gruppen bzw. Einzelpersonen<br />

werden oftmals zum Sündenbock gemacht:<br />

AusländerInnen, AsylwerberInnen, n<strong>at</strong>ionale oder<br />

religiöse Minderheiten, Menschen, die in der Öffentlichkeit<br />

stehen (z. B. PolitikerInnen), bestimmte Berufsgruppen<br />

(Polizisten und Polizistinnen, LehrerInnen).<br />

Methode: Streit ist die Kunst der Demokr<strong>at</strong>ie:<br />

die Pro-Contra-Deb<strong>at</strong>te<br />

GO! > Seite 44 <strong>–</strong>47<br />

Zur Bedeutung der vorgestellten<br />

Methode<br />

Die Fähigkeit, zu einer vorgegebenen Fragstellung persönliche<br />

Standpunkte zu vertreten und sich eine Meinung und<br />

schließlich ein Urteil zu bilden, ist eine wichtige Kernkompetenz<br />

zur Förderung des eigenständigen, kritischen<br />

Denkens. Im Zentrum der Überlegungen steht nicht allein<br />

der Wissenszuwachs der SchülerInnen durch die persönliche<br />

und intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen<br />

Themen, sondern auch der Erwerb und die Festigung<br />

jener Kompetenzen, die notwendig sind, um einem Gegenüber<br />

den eigenen Standpunkt zu erläutern, die eigene Position<br />

zu vertreten und ein Gegenüber möglichst auch vom<br />

eigenen Standpunkt zu überzeugen.<br />

Die Pro-Contra-Deb<strong>at</strong>te ist eine hoch formalisierte, an<br />

strengen Regeln orientierte Methode für den Politikunterricht,<br />

die vor allem einen Beitrag zur r<strong>at</strong>ionalen politischen<br />

Urteilsbildung leisten soll. […] In der Deb<strong>at</strong>te<br />

geht es darum, unterschiedliche Positionen klar herauszu<br />

arbeiten, gegensätzliche Meinungen zu äußern,<br />

zu vertreten und zu begründen, sie vergleichend gegenüberzustellen<br />

und durch eine Abstimmung eine formale<br />

Entscheidung herbeizuführen. Sie h<strong>at</strong> einen eindeutigen<br />

Zweck: Es geht darum, Mehrheiten für altern<strong>at</strong>ive Vorschläge<br />

oder Positionen zu gewinnen. Insofern eignet<br />

sich diese Methode auch in besonderer Weise für politisches<br />

Lernen. Zwar sollte in der Deb<strong>at</strong>te das „bessere“<br />

Argument ausschlaggebend sein, aber auch instrumentell-str<strong>at</strong>egisches<br />

Denken und taktische Überlegungen<br />

sind legitime Mittel. Nach: Massing, P.: Pro-Contra-Deb<strong>at</strong>te. In:<br />

Mickel, W.: (1999): Handbuch zur politischen Bildung, S. 403<strong>–</strong>407.<br />

GO! > Seite 47<br />

Lösungsvorschläge für die Anwendungsaufgaben<br />

1 PRO Entdeckungsfahrt:<br />

• Gewürze und andere Waren erwerben<br />

• Zugang zu Gold und anderen Edelmetallen<br />

• Ausweitung des Machtbereichs<br />

• Verbreitung des Christentums<br />

• Entdeckung fremder Kulturen<br />

CONTRA Entdeckungsfahrt:<br />

• Reise ins Ungewisse<br />

• Angst vor Gefahren, Krankheit, Tod<br />

• Angst vor finanziellen Verlusten (Schiffe kosten<br />

sehr viel, ungewisser Ausgang)<br />

2 PRO Versklavung:<br />

• von N<strong>at</strong>ur aus Sklaven und Barbaren<br />

• Kannibalen<br />

• opfern selbst Menschen<br />

• (billige) Arbeitskräfte<br />

• keine Christen, verehren Götzen<br />

• Arbeitserleichterung<br />

• Ausübung von Macht<br />

• Verfügungsgewalt über indigene Bevölkerung<br />

demonstrieren<br />

CONTRA Versklavung:<br />

• Gewalt gegen hilflose Menschen<br />

• auch die Indigenen sind Menschen nach dem<br />

Ebenbild Gottes<br />

• Christentum verbietet Ausbeutung und Versklavung<br />

• Indigene sollen bekehrt, nicht ausgebeutet werden<br />

Anmerkung: Vgl. dazu auch S. 21 (Disput von<br />

Valladolid).<br />

3 PRO Klonen:<br />

• Schaffung des „perfekten“ Menschen auf Bestellung<br />

• Kinderwunsch für alle erfüllbar<br />

• Beseitigung von Erbkrankheiten<br />

CONTRA Klonen:<br />

• Verlust der Einzigartigkeit/Individualität<br />

• Verlust von kultureller Tradition<br />

• keine Selbstentfaltung mehr möglich<br />

• gefährliche Technik<br />

Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ion: Zur Arbeit mit Rollenspielen vgl. Dehne,<br />

Brigitte: Wie komme ich zum Rollenspiel? Ein Bericht<br />

aus der zweiten Ausbildungsphase. In: Geschichte lernen 4,<br />

1991, Heft 23, S. 62 <strong>–</strong> 65.


<strong>1500</strong> <strong>–</strong> <strong>Aufbrüche</strong>, <strong>Hoffnungen</strong>, <strong>Ängste</strong><br />

19<br />

8 Veränderungen machen Angst und geben Hoffnung<br />

Transfereinheit zum Abschluss<br />

von Kapitel 1<br />

GO! > Seite 48<strong>–</strong>49<br />

Ziel dieses Abschnittes ist die Verknüpfung der historischen<br />

Beispiele zur Globalisierung mit korrespondierenden<br />

Phänomenen in der Gegenwart. Die SchülerInnen werden<br />

dazu angeregt, die Einsichten und Fertigkeiten, die sie<br />

durch die Erarbeitung des Kapitels erworben haben, direkt<br />

auf die heutige Situ<strong>at</strong>ion zu übertragen.<br />

Unter dem Motto „Veränderungen machen Angst und<br />

geben Hoffnung“ beschäftigt sich der Transferabschnitt<br />

einerseits mit <strong>Ängste</strong>n heutiger BürgerInnen bezüglich der<br />

massiven Veränderungen der Lebenswelten durch Globalisierung<br />

und Europäisierung, andererseits mit den neuen<br />

Chancen, die sich z. B. durch EU-Bildungsprogamme wie<br />

„Comenius“ und „Erasmus“ für Jugendliche ergeben.<br />

8.1 Neues beunruhigt und bedroht<br />

GO! > Seite 48<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Die Schlagzeilen betreffen die Lebenswelt der Menschen.<br />

Inform<strong>at</strong>ionen über steigende Arbeitslosigkeit,<br />

Arbeitsverlust durch die Globalisierung, Terroranschläge,<br />

Umweltverschmutzung oder neue persönliche<br />

Herausforderungen lösen daher oft Skepsis oder<br />

Angst aus.<br />

2 Folgende <strong>Ängste</strong> könnten SchülerInnen nennen:<br />

(Cyber-)Mobbing, häusliche Gewalt, (sexueller)<br />

Missbrauch, Tod (Verlust nahestehender Personen),<br />

schlechte Noten in der Schule, unheilbare Krankheiten<br />

usw.<br />

8.2 Positive Erwartungen:<br />

die EU-Bildungsprogramme<br />

Comenius und Erasmus<br />

GO! > Seite 49<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 EU-Erweiterung, wirtschaftliche Vorteile: einheitlicher<br />

Markt für Investitionen und Handel; Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen<br />

EU-Erweiterung, andere Vorteile: Gewährleistung/<br />

Schaffung von Stabilität; Schutz für Minderheiten;<br />

Achtung der Menschenrechte; Lösung von grenzüberschreitenden<br />

Problemen (z. B. Kriminalität, Umweltverschmutzung,<br />

Drogenhandel, illegale Einwanderung)<br />

Euro, wirtschaftliche Vorteile: stabilere Währung;<br />

niedrigere Infl<strong>at</strong>ionsr<strong>at</strong>e; niedrigere Zinsen;<br />

Preistransparenz; Wegfall der Wechselgebühren;<br />

stärker integrierte Finanzmärkte; leistungsfähigere<br />

Wirtschaft; gesündere öffentliche Finanzen; stärkere<br />

Stimme der EU in der Weltwirtschaft; Erleichterung<br />

für den intern<strong>at</strong>ionalen Handel; konkretes Zeichen<br />

europäischer Identität<br />

Euro, persönliche Vorteile: keine Währungsumrechnung<br />

in EU-Sta<strong>at</strong>en; kein Währungswechsel<br />

Europäische Integr<strong>at</strong>ion, wirtschaftliche Vorteile:<br />

Zollabbau; Markterweiterung; mehr Arbeitsplätze;<br />

gemeinsame Forschung<br />

Europäische Integr<strong>at</strong>ion, gesellschaftliche Vorteile:<br />

Freizügigkeit; höherer Lebensstandard<br />

Europäische Integr<strong>at</strong>ion, politische Vorteile:<br />

Friedenssicherung; größerer Einfluss gegenüber<br />

den Weltmächten (USA, RUS, JPN)<br />

Europäische Integr<strong>at</strong>ion, rechtliche Vorteile:<br />

Verwirklichung/Achtung der Menschenrechte<br />

2 Das COMENIUS-Programm ist ein 1995 eingerichtetes<br />

EU-Programm mit dem Ziel, die Zusammenarbeit<br />

von Schulen innerhalb der Europäischen Union sowie<br />

die Mobilität von Schülerinnen und Schülern sowie<br />

Lehrerinnen und Lehrern zu fördern. Es ist seit 2007<br />

Teil des EU-Programms für lebenslanges Lernen.<br />

LehrerInnen arbeiten gemeinsam mit Jugendlichen<br />

an Projekten und sind mit Partnerin¬nen und Partnern<br />

an drei bis vier europäischen Schulen vernetzt, können<br />

diese besuchen und Inform<strong>at</strong>ionen austauschen.<br />

Linktipp: www.meinhardinum.<strong>at</strong>/comenius.htm<br />

Infotipp Schulbesuch im Ausland:<br />

In Tirol haben SchülerInnen die Möglichkeit, eine<br />

Schule im Ausland zu besuchen. Zudem bekommen<br />

sie auch Gelegenheit, im Ausland zu arbeiten oder<br />

zu lernen.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen unter: www.mei-infoeck.<strong>at</strong>/<br />

[Suchbegriffe: Schulbesuch Ausland]<br />

3 Seit Einführung der Erasmus-Aufenthalte im Jahr<br />

1987/88 ist die Anzahl der Programm-TeilnehmerInnen<br />

fast stetig gestiegen. In Österreich nahmen erstmals<br />

1992/93 Personen an einem Austauschprogramm teil.<br />

Die Zahl der Erasmus-Studierenden stieg ab Mitte<br />

der 90er Jahre sprunghaft an. Im Jahr 2007/08<br />

nutzten mehr als 180 000 Personen europaweit und<br />

ca. 4 500 ÖsterreicherInnen die Möglichkeit eines<br />

Erasmus-Aufenthaltes.<br />

Anmerkung: Arbeit mit St<strong>at</strong>istiken · GO! 6, Seite 93<strong>–</strong> 96<br />

Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ion: Die Zahlen auf der linken Seite<br />

der Grafik beziehen sich auf die Anzahl der<br />

Erasmus-Teilnehmenden in Europa. Die Zahlen<br />

auf der rechten Seite der St<strong>at</strong>istik geben Auskunft<br />

über jene in Österreich.


20 Lösungen <strong>–</strong> Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen<br />

4 Internet-Recherche, mögliche Ergebnisse:<br />

Projekt Medienwahrheit<br />

Ausgangslage/Ziel: Bewusstsein dafür entwickeln, dass<br />

in den Medien nicht die Wirklichkeit abgebildet wird,<br />

sondern ein Bild der Wirklichkeit, das nicht voraussetzungslos<br />

ist und interpretiert werden muss.<br />

Projektstart: 06. 11. 2009 (Kick-off)<br />

Vorgehensweise: vergleichende Analyse von Fernsehnach<br />

richten <strong>–</strong> Drei Mon<strong>at</strong>e lang haben die beteiligten<br />

Schülerinnen und Schüler festgehalten und ausgetauscht,<br />

welche Meldungen für sie relevant und wichtig<br />

waren. Das gesammelte D<strong>at</strong>enm<strong>at</strong>erial wurde von den<br />

Schülerinnen und Schülern ausgewertet.<br />

Endprodukt: Bericht über die Qualität der Berichterst<strong>at</strong>tung<br />

unter www.borg-mittersill.salzburg.<strong>at</strong>/<br />

PointOfView/2009-10/Medienanalysen/<br />

Ph27b_07.-20.12.09.pdf (April 2013)<br />

Projekt Totalitarismus<br />

Ausgangslage/Ziel: fächerübergreifendes intern<strong>at</strong>ional<br />

angelegtes Projekt; r<strong>at</strong>ionale und emotionale<br />

Begegnung von antidemokr<strong>at</strong>ischen, autoritären<br />

und populistischen Tendenzen, Sichtbarmachen<br />

der zerstörerischen Wirkung des Totalitarismus<br />

Projektstart: Schuljahr 2005/06<br />

Vorgehensweise: Inform<strong>at</strong>ionsaustausch mit am<br />

Projekt beteiligten Partnerschulen zur Them<strong>at</strong>ik<br />

Endprodukt: Dokument<strong>at</strong>ion zum Projekt bestellbar<br />

unter sekretari<strong>at</strong>@borg-mittersill.salzburg.<strong>at</strong><br />

Projekt LeGeL<br />

Ausgangslage/Ziel: Sensibilisierung für/Intensivierung<br />

von Wahrnehmungsprozessen<br />

Projektstart: Schuljahr 2004/05<br />

Vorgehensweise: Unter dem Motto „Sinne fördern <strong>–</strong><br />

Sinn finden <strong>–</strong> Bewusst-Sein“ wird der Begriff „Ästhetik“<br />

in seiner ursprünglichen Bedeutung von Wahrnehmung<br />

ganzjährig im UF Bildnerischer Erziehung und<br />

phasenweise fächerübergreifend in weiteren sieben<br />

Unterrichtsgegenständen behandelt.<br />

Endprodukt: Website www.wahrnehmung.edu.tc<br />

(April 2013)

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