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Testbericht Die Kraft der zwei Herzen - Hi-Fi Klubben

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<strong>Testbericht</strong><br />

Standlautsprecher<br />

Dali Mentor 6<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>zwei</strong> <strong>Herzen</strong><br />

bleibenden Eindruck hinterließ. Aber eben<br />

nur einige, <strong>der</strong> augenfälligste Unterschied<br />

besteht natürlich in <strong>der</strong> Tatsache, dass die<br />

Mentor 6 ein Standmodell mit respektablen<br />

einhun<strong>der</strong>t Zentimetern Höhe ist. Obwohl<br />

frei aufgestellte Kompaktlautsprecher mit<br />

den dann dazugehörigen Stän<strong>der</strong>n vergleichbare<br />

Überalles-Höhe erreichen, ergibt sich<br />

Weniger ist mehr, diese Regel gilt<br />

beson<strong>der</strong>s für die Anzahl von Bauteilen<br />

eines hochwertigen Lautsprechers. Damit<br />

alle Parameter harmonieren kann man<br />

entwe<strong>der</strong> gewisse Kompromisse in den<br />

Frequenzextremen in Kauf nehmen o<strong>der</strong><br />

versuchen mehr Chassis miteinan<strong>der</strong> in<br />

Einklang bringen. Mit dem Hybrid-Hochtonmodul<br />

geht Dali traditionell den ambitionierteren<br />

Weg, doch die Mentor 6 setzt<br />

noch eins drauf: Verschmelzen ihre vier<br />

Chassis zu einem Ganzen o<strong>der</strong> bleibt es<br />

diesmal beim hehren Versuch?<br />

<strong>Die</strong> Zutaten <strong>der</strong> Mentor 6 sind Dali-Kennern<br />

zumindest teilweise wohl bekannt und in <strong>der</strong><br />

Tat stimmen einige Konstruktionsmerkmale<br />

dieses Standlautsprechers unter an<strong>der</strong>em<br />

mit <strong>der</strong> kleineren 2,5-Wege-Box Helicon<br />

300 MK 2 überein, die bei uns vor einiger Zeit<br />

Key Facts Magnat Quantum 709<br />

• Standlautsprecher<br />

• 3-Wege-System<br />

• Bi-Wiring-Terminal<br />

• Hybrides Hochtonmodul<br />

• Bändchen-Hochtöner<br />

• Hochglanzlackierte Echtholzfurniere


Standlautsprecher Dali Mentor 6<br />

interessanterweise bei Standlautsprechern<br />

automatisch mehr Bedarf an Argumentationsgeschick<br />

und Überzeugungskraft, um sie<br />

ins Wohnimmer zu bringen. Da findet die<br />

Mentor 6 zum Glück viel leichter als manche<br />

ihrer Artgenossen den Weg in anspruchsvoll<br />

gestaltetes Ambiente, denn sie geht mit den<br />

häufig an ausgewachsenen Lautsprechern<br />

ungeliebten Merkmalen wie einer gewissen<br />

Gehäusebreite und einer gewissen Klobigkeit<br />

<strong>der</strong> Erscheinung sehr mo<strong>der</strong>at um<br />

beziehungsweise spart sich diese ganz. Mit<br />

zwanzig Zentimetern Breite schmeichelt<br />

die Mentor 6 noch dem Schlankheitsideal,<br />

erfahrungsgemäß liegt <strong>der</strong> kritische Toleranzwert<br />

für akzeptable Gehäusebreiten<br />

noch ein Stückchen darüber.<br />

So weit so gut, zumal sich das Gehäuse<br />

wirklich sehen lassen kann. Edle, gepaarte<br />

Echtholzfurniere von <strong>der</strong> Esche o<strong>der</strong> von<br />

<strong>der</strong> Kirsche, seidenmatt mehrfach lackiert,<br />

sorgen zusammen mit den sanft geschwungenen<br />

Formen und gelungenen Proportionen<br />

auch bei Ästheten für Wohlgefallen. <strong>Die</strong><br />

sich nach hinten verjüngende Form <strong>der</strong><br />

schwarzen Bodenplatten trägt zusätzlich<br />

durch die perspektivische Flucht zu einem<br />

dezenten Gesamteindruck des Korpus bei.<br />

Hauptsächlich aus akustischen Erwägungen<br />

sind sowohl die Rückwand als auch die Front<br />

gewölbt, problematische Resonanzen im<br />

Gehäuseinneren in Form stehen<strong>der</strong> Wellen<br />

werden so wirksam verhin<strong>der</strong>t. Zusätzlich<br />

finden sich mehrere Verstrebungen und<br />

Bedämpfungen im Innenraum <strong>der</strong> Mentor<br />

6 um das Hochtonmodul und die Bassreflexkonstruktion<br />

resonanzarm arbeiten zu<br />

lassen und die beachtliche rückwärtig abgestrahlte<br />

Schallenergie <strong>der</strong> <strong>zwei</strong> Tiefmitteltöner<br />

genau kontrolliert zu verwerten.<br />

<strong>Die</strong> Mentor 6 ist das <strong>zwei</strong>tgrößte Modell <strong>der</strong> Mentor-Serie, welche im Dali-Programm<br />

direkt unterhalb <strong>der</strong> Helicon- und Helicon MK 2-Range angesiedelt ist<br />

Über die stabile MDF-Bodenplatte und darin integrierte, höhenverstellbare Spikes wird<br />

die von den Chassis auf das Gehäuse übertragene Energie in den Boden abgeleitet<br />

Zweifaches Doppelpack<br />

<strong>Die</strong> Mentor 6 ist das <strong>zwei</strong>tgrößte Modell<br />

<strong>der</strong> Mentor-Serie, welche im Dali-Programm<br />

direkt unterhalb <strong>der</strong> Helicon- und Helicon<br />

MK 2-Range angesiedelt ist. Insgesamt verfügt<br />

sie über vier Chassis, im Gegensatz zur<br />

vor<strong>der</strong>en Korpuswand ist die aus mehreren,<br />

unter großem Druck verleimten MDF-Schichten<br />

gefertigte Schallwand plan. Während das<br />

aus <strong>zwei</strong> Treibern bestehende Hochtonmodul<br />

als eine bauliche Einheit in die Schallwand<br />

eingelassen ist, sind die <strong>zwei</strong> eng kooperierenden<br />

Tiefmitteltöner separate Sektionen.<br />

Wie gehabt und bestens bewährt stellt <strong>der</strong><br />

dänische Lautsprecherspezialist diese Treiber<br />

selbst her, ihre Membranen weisen die zu<br />

einem <strong>der</strong> Dali-Markenzeichen gewordene,<br />

typische rostrote Färbung auf. <strong>Die</strong>se entsteht<br />

wenn die Papiermembran mit einer speziellen<br />

Flüssigkeit getränkt wird, um die Steifigkeit<br />

des Membranmaterials weiter zu erhöhen.<br />

<strong>Testbericht</strong> av-magazin.de · 04/2008


Standlautsprecher Dali Mentor 6<br />

Hauptsächlich gewinnt die sehr leichte,<br />

hauchdünne Papierschicht ihre Stabilität<br />

jedoch durch die Beimischung feinster<br />

Naturholzspäne, <strong>der</strong>en Anordnung sich im<br />

Fertigungsprozess des Materialmix mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger willkürlich ergibt: Man lässt<br />

hier wohl offenbar geringfügigen Unterschieden<br />

in <strong>der</strong> mikroskopischen Beschaffeneit<br />

des Papiers und <strong>der</strong> Holzspäne sowie<br />

minimalen Viskositätsschwankungen <strong>der</strong><br />

geheimen Tinktur freien Lauf, so dass die<br />

individuellen Texturen <strong>der</strong> festen Materialien<br />

im Endeffekt während des Mischvorgangs<br />

eine jeweils optimale Verteilung <strong>der</strong> Späne<br />

auf <strong>der</strong> Membranfläche hervorbringen.<br />

Dank <strong>der</strong> so erreichten beson<strong>der</strong>s<br />

günstigen Energieverteilung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Membran können auch die von <strong>der</strong><br />

Schwingspule ausgehenden, auf die Membran<br />

einwirkenden Kräfte weitreichend<br />

absorbiert werden. Passend zur fe<strong>der</strong>leichten<br />

Membran bildet eine sehr weiche<br />

Gummisicke das Bindeglied zum verwindungssteifen,<br />

resonanzarmen Aluminumdruckgusskorb<br />

des Chassis, angetrieben<br />

von <strong>zwei</strong> kräftigen Ferritmagneten wird<br />

die gut bewegliche Membran so ordentlich<br />

auf Trab gebracht. Ihr Magnetfeld ist in<br />

<strong>der</strong> Tat so stark, dass sie die Eisenteile des<br />

Magnetsystems sättigen. Deshalb weist die<br />

Schwingspule auch in Bewegung eine konstante<br />

Induktivität auf, was seinerseits zu<br />

einem konstanten Impedanzverlauf führt.<br />

Zusätlich fokussiert ein T-förmiges Polstück<br />

den magnetischen Fluss auf den Schwingspulenspalt,<br />

so können dynamische Verzerrungen<br />

nochmals minimiert werden.<br />

<strong>Die</strong>se konstruktiven Merkmale prädestinieren<br />

den Tiefmitteltöner für beson<strong>der</strong>e<br />

Präzision in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe, wohl nicht<br />

zuletzt als Zugeständnis an die schlanke<br />

Silhouette <strong>der</strong> Mentor 6 beträgt <strong>der</strong> Membrandurchmesser<br />

allerdings nur einhun<strong>der</strong>tsechzig<br />

Millimeter - gut, manch Kompaktlautsprecher<br />

wäre froh darüber. <strong>Die</strong> Mentor<br />

6 dagegen darf sich rühmen, <strong>der</strong>er durchaus<br />

leistungsfähiger Langhüber <strong>zwei</strong> zu besitzen.<br />

Beide als Tiefmitteltöner bezeichnete Treiber<br />

arbeiten nicht exakt parallel, teilen sich<br />

jedoch ein recht breites Frequenzspektrum,<br />

so dass die Mentor 6 ein 3,5-Wege-<br />

System darstellt. Über dieses Leistungsvermögen<br />

in unteren Lagen wäre schon<br />

manch Standlautsprecher froh, doch hier<br />

werden die beiden Tiefmitteltöner zusätzlich<br />

von einem Bassreflexkanal mit rückseitiger<br />

Strömungsöffnung unterstützt. Keine Sorge,<br />

nichtsdestotrotz verträgt die Mentor 6<br />

auch praxistaugliche Abstände zur Rückwand<br />

von etwa sechzig Zentimtern ohne<br />

zu dick aufzutragen.<br />

Jonglieren ist einfacher<br />

Das hybride Hochtonmodul ist auf den<br />

ersten Blick als Doppelpack erkennbar,<br />

beide Hochtöner sind in einer gemeinsamen<br />

Gehäuseeinheit verbaut. <strong>Die</strong> hier eingesetzte<br />

Seidenkalotte hat mit achtundzwanig<br />

Millimetern einen etwas größeren Durchmesser<br />

als die in den Dali-Kompaktmodellen<br />

wie beispielsweise <strong>der</strong> Helicon 300<br />

MK 2 verbaute, stimmt ansonsten jedoch<br />

in wesentlichen Konstruktionsmerkmalen<br />

mit diesem bekanntermaßen hochwertigen<br />

Hochtöner überein. Dazu zählen die separate<br />

Kammer des Kalottenhochtöners, welche<br />

mit <strong>Fi</strong>lz bedämpft wird um die Luftströme<br />

in ihrem Inneren zu optimieren sowie die<br />

beiden starken Ferritmagnete, die diese<br />

Membran antreiben.<br />

Oberhalb von zwölf Kilohertz übernimmt<br />

ein magnetostatisches Bändchen die<br />

Hochtonwie<strong>der</strong>gabe, diese Arbeitsteilung hat<br />

gleich mehrere Vorteile, zumindest theoretisch.<br />

Zum einen entlastet das Bändchen<br />

natürlich die Kalotte, die sich folglich weniger<br />

erwärmt und mechanisch präziser den ihr<br />

zugewiesenen Frequenzbereich schallwandeln<br />

kann. Außerdem zählen Bändchen-Hochtöner<br />

zu den masseärmsten und schnellsten Hochtönern<br />

überhaupt und sind in <strong>der</strong> Lage, höhere<br />

Frequenzen abzustrahlen als Kalottensysteme.<br />

Aufgrund dieser Eigenschaften kann das<br />

Hybridsystem über einen sehr weit nach oben<br />

hin ausgedehnten Frequenzbereich linear<br />

arbeiten und hohe Pegel erzeugen. Darüberhinaus<br />

weisen Bändchen-Hochtöner nicht nur<br />

eine phänomenale Impulstreue auf, son<strong>der</strong>n<br />

ebenso eine gering ausgeprägte Bündelungscharakterisitk.<br />

<strong>Die</strong>se breite Schallabstrahlung<br />

sorgt für ein günstiges Verhältnis von<br />

Direktschallverteilung und Raumreflexionen,<br />

in Folge dessen wird die optimale Hörzone,<br />

<strong>der</strong> Sweet Spot, erheblich ausgedehnt und ein<br />

homogenes Klangbild geför<strong>der</strong>t.<br />

Alles für die optimale Transparenz: In<br />

<strong>der</strong> Mentor 6 sorgt die Kombination aus<br />

Kalotte und Bändchen für hervorragende<br />

Hochton-Übertragungseigenschaften<br />

<strong>Testbericht</strong> av-magazin.de · 04/2008


Standlautsprecher Dali Mentor 6<br />

Demgegenüber sind es gerade die herausragenden<br />

Qualitäten des magnetostatischen<br />

Bändchens, die auch Probleme verursachen<br />

können, zumindest theoretisch. <strong>Die</strong><br />

immense Geschwindigkeit <strong>der</strong> mehrfach<br />

gefaltenen, ultraleichten Membran macht es<br />

einsichtigerweise beson<strong>der</strong>s schwierig, den<br />

Lautsprecher insgesamt so zu konstruieren<br />

und abzustimmen, dass die an<strong>der</strong>en Treiber<br />

nicht dem flinken Super-Hochton hinterherstolpern.<br />

Im Falle <strong>der</strong> Mentor 6 gilt es<br />

zudem ja nicht „nur“, die Kalotte und das<br />

Bändchen optimal aufeinan<strong>der</strong> einzustellen<br />

- die beiden Tiefmitteltreiber müssen ja<br />

schließlich auch bruchlos an das hybride<br />

Hochtonmodul anschließen. Vier Chassis mit<br />

drei unterschiedlichen Technologien und ein<br />

Bassreflexsystem zu einem klanglich wirklich<br />

schlüssigen Ganzen zu vereinen, das ist<br />

ein ambitioniertes Vorhaben, im Falle des<br />

Gelingens ein echtes Kunststück.<br />

Mentor o<strong>der</strong> Inquisitor?<br />

Um zu prüfen, ob die Ingenieure von Dali<br />

sich die Lorbeeren für ein solches Kunststück<br />

verdient haben, bedarf es keines<br />

großen Aufhebens im Vorfeld des Hörtests.<br />

Nicht zuletzt wie<strong>der</strong>um dank <strong>der</strong> breiten<br />

Abstrahlcharakteristik des magnetostatischen<br />

Bändchens können die Mentor 6<br />

sowohl annähernd parallel zur Rückwand<br />

als auch auf den Hörplatz eingewinkelt<br />

aufgestellt werden, welche Positionierung<br />

man bevorzugt, ist eher Geschmackssache.<br />

Tonale Unterschiede resultieren aus diesen<br />

Varianten allenfalls im Bereich feinster<br />

Nuancen, gleiches gilt für die Fokussierung<br />

und Plastizität des Klangbildes. Damit ist<br />

auch schon klar, dass ein Entwicklungsziel<br />

aller Dali-Lautsprecher auch bei <strong>der</strong> Mentor<br />

6 erreicht worden ist: Den Zuhörer nicht an<br />

den Hörplatz zu fesseln, jedenfalls nicht weil<br />

es nur dort gut klingt. Auch die <strong>Fi</strong>rmenvorgabe,<br />

eine günstige Positionierung für die<br />

Lautsprecher in unterschiedlichen Räumen<br />

leicht aufzufinden kann für die Mentor 6<br />

als erfüllt betrachtet werden, denn auch<br />

beim Abstand zur Rückwand ist sie nicht<br />

wählerisch. Schließlich fiel die Entscheidung<br />

für eine leichte Einwinkelung auf den Hörplatz<br />

- auch aus optischen<br />

Gründen - und etwa neunzig<br />

Zentimeter Platz sowohl<br />

nach hinten als auch zu den<br />

Seitenwänden. Lohnenswerte<br />

Vorarbeit beschränkt sich<br />

somit auf <strong>zwei</strong> Maßnahmen,<br />

die fast je<strong>der</strong> Lautsprecher<br />

überproportional zum Aufwand<br />

belohnt: Man richte die<br />

Mentor 6 unbedingt mittels<br />

ihrer Spikes in beiden Achsen<br />

parallel zum Boden aus und<br />

ersetze die mitgelieferten<br />

Blechbrücken zwischen ihren<br />

Bi-Wiring-Terminals durch<br />

hochwertige Kabelstücke o<strong>der</strong><br />

ebensolche Adapter falls ein<br />

Single-Wiring-Lautsprecherkabel<br />

angeschlossen wird.<br />

Als digitale Tonquelle<br />

diente die neue CD-Spieler-<br />

Referenz des AV-Magazins<br />

Audionet ART G2, die Elektronik<br />

des Setups bestritten<br />

wechselnd Audionet und<br />

Linn, verkabelt haben wir<br />

duchgehend mit den neuen<br />

Audionet-Verbindungen.<br />

Einen musikalisch<br />

seichten, sehr entspannten<br />

Anfang des Hörparcours<br />

macht das aktuelle Release<br />

Volumen XIV <strong>der</strong> Ibiza-Easy-<br />

Listening-Legende Cafe del<br />

Mar; klanglich durchaus passabel<br />

geraten stellt dieses<br />

Album zwar keine beson<strong>der</strong>s<br />

großen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

große <strong>Hi</strong><strong>Fi</strong>-Anlagen, einzelne<br />

Tracks for<strong>der</strong>n den Lautsprechern<br />

allerdings doch<br />

einiges Tieftonvermögen ab.<br />

So auch ein Remix des Klassikers „Carma“<br />

von Michael Hornstein, das außerdem mit<br />

recht laut abgemischten Saxophonsoli einen<br />

ersten Eindruck darüber vermitteln kann,<br />

In puncto Verarbeitung ist die Dali Mentor 6 mustergültig.<br />

Kaum verständlich sind deshalb die Klangqualitäteinschränkenden<br />

Brücken des Bi-Wiring-Terminals, die<br />

unbedingt ersetzt werden müssen<br />

<strong>Testbericht</strong> av-magazin.de · 04/2008


Standlautsprecher Dali Mentor 6<br />

ob das Hochtonmodul <strong>der</strong> Mentor 6 die<br />

Prägnanz besitzt die es verspricht o<strong>der</strong><br />

wohlmöglich gar zu viel des Guten präsentiert.<br />

<strong>Die</strong> synthetischen Bassläufe und<br />

Rhythmussequenzen zeigen sofort auf, wie<br />

viel Potential die Mentor 6 im Frequenzkeller<br />

aufzubieten hat, sie schiebt die tiefen Töne<br />

voluminös, druckvoll und mit <strong>der</strong> gebotenen<br />

Authorität in den Hörraum. Im Vergleich<br />

zu sehr vielen Lautsprechen hebt sich die<br />

Wie<strong>der</strong>gabe des Hochtonbereichs ebenfalls<br />

mit den ersten Noten durch außergewöhnliches<br />

Auflösungsvermögen und Durchsetzungskraft<br />

ab, das Saxophon bläst dem<br />

Zuhörer eindringlich mit <strong>der</strong> für dieses<br />

Instrument charakteristischen Mischung aus<br />

Wärme und Rauigkeit entgegen. Selbst bei<br />

dieser durchschnittlichen Pop-Produktion<br />

arbeitet die Mentor 6 Details deutlicher<br />

heraus als viele ihrer Konkurrentinnen,<br />

sie scheint einzelne elektronische Sounds<br />

zu pointieren ohne sie allerdings aus dem<br />

Zusammenhang zu reißen.<br />

Bis dato wirkt die klangliche Abstimmung<br />

<strong>der</strong> Dali tatsächlich sehr gelungen,<br />

sowohl das Leistungsvermögen des Tiefton-<br />

Duos als auch die ausgezeichnete Auflösung<br />

des Hybrid-Hochtonmoduls treten nicht<br />

in unpassen<strong>der</strong> Weise aus dem Klangbild<br />

hervor, wirken nicht wie omnipräsente<br />

Fremdkörper, son<strong>der</strong>n wie selbstverständliche<br />

Aspekte des Ganzen. Gerade mit<br />

Blick auf den Verbund von Kalotte und<br />

Hochton-Bändchen stellt sich die Frage,<br />

warum dieser Lautsprecher „Mentor“ heißt,<br />

denn in diesem Konzept steckt mehr als<br />

genug Darstellungsvermögen mit weniger<br />

schmeichelnden Aufnahmen eher inquisitorisch<br />

denn befürwortend umzugehen.<br />

<strong>Die</strong>sbezügliche Befürchtungen erweisen<br />

sich allerdings schnell als unangebracht,<br />

die Mentor 6 gewinnt sogar einem mäßig<br />

produzierten, im Hochton unsauber und<br />

überpräsent klingenden Titel wie Madonnas<br />

„Hung Up“ seine Schokoladenseiten<br />

ab: Klar, die Abba-Samples klingen wie<br />

sie nun einmal immer klingen: nervig.<br />

<strong>Die</strong> Dali legt jedoch keinen <strong>Fi</strong>nger in diese<br />

Wunde, sie vollführt vielmehr einen imposanten<br />

Spagat zwischen immenser Strahlkraft<br />

und Integrität. <strong>Die</strong> Tieftonpassagen in<br />

<strong>der</strong> Mitte dieses Titels hört man allerdings<br />

nicht alle Tage mit solcher Wucht...<br />

Zeit, die Mentor 6 wirklich zu for<strong>der</strong>n;<br />

mit einem neuen Album einer wirklich<br />

wun<strong>der</strong>vollen Jazz-Stimme: Lizz Wright. Auf<br />

„The Orchard“ verweben sich Miss Wrights<br />

Statt einfach nur ins Gehäuse geklebt, ist <strong>der</strong> Bassreflextunnel <strong>der</strong><br />

Mentor 6 ordentlich verschraubt<br />

facettenreiche Gesangparts mit dem überschaubaren<br />

Instrumentarium <strong>der</strong> kleinen Jazz-<br />

Besetzung zu einem Bild mit wenigen dominanten<br />

Farbtönen, das seine Ausdrucksstärke<br />

durch diese Reduktion und feinste Variationen<br />

gewinnt. Beson<strong>der</strong>s beim Titel „Hey Mann“<br />

lässt Lizz Wright dazu ihrem außergewöhnlichen<br />

stimmlichen Kolorationsvermögen freien<br />

Lauf, die Mentor 6 lässt dabei über keinen<br />

Atemzug und keine Vibration im Ungewissen.<br />

<strong>Testbericht</strong> av-magazin.de · 04/2008


Standlautsprecher Dali Mentor 6<br />

Spannung und Detailreichtum <strong>der</strong> Aufnahme<br />

werden hautnah und intensiv transportiert,<br />

die Dimension und Stabilität <strong>der</strong> räumlichen<br />

Abbildung gelingt hervorragend. Einzig die<br />

letzte Konsequenz ultraknorriger Bässe<br />

ist nicht unbedingt ihre Sache, die Dali<br />

zeichnet in Nuancen lieber ein klein wenig<br />

weicher statt mit akademischer Askese bei<br />

vielen Einspielungen letztlich zu ernüchtern.<br />

Keine Missverständnisse: <strong>Die</strong> Mentor 6 ist<br />

beileibe keine Soundbox, im Rahmen ihrer<br />

grundsätzlich neutralen, sehr ausgewogenen<br />

Abstimmung haucht sie den Mittellagen und<br />

dem Grundton augenzwinkernd einen Tick<br />

Wärme ein und verwöhnt mit fantastischer<br />

Atmosphäre ohne in den Bereich <strong>der</strong> Dichtung<br />

abzugleiten - als wolle sie dem Zuhörer<br />

sagen: Dir ist es so doch auch lieber, o<strong>der</strong><br />

etwa nicht? Eine wahre Mentorin eben...<br />

Merkmale<br />

Standlautsprecher, 3,5-Wege-System,<br />

Bassreflex, Bi-Wiring-Terminal, Hybrides<br />

Hochtonmodul, Bändchen-Hochtöner, seidenmatt<br />

lackierte Echtholzfurniere<br />

Klartext<br />

Beste Verarbeitung und anspruchsvolle,<br />

schmeichelnde Optik sind bei Dali Sebstverständlichkeiten,<br />

die auch die Mentor 6<br />

auszeichnen. Genauso familientypisch ist<br />

ihre hohe Praxistauglichkeit hinsichtlich<br />

Aufstellung und Schallverteilung im Raum.<br />

Klanglich kann man ebenfalls nur ein großes<br />

Kompliment machen: <strong>Die</strong> Mentor 6<br />

jongliert mit ihren vier sehr unterschiedlichen<br />

Chassis-Systemen virtuos, nutzt das<br />

Beste <strong>der</strong> jeweiligen Technologien und fügt<br />

es zu einem klanglich beeindruckenden<br />

Spiel zusammen. Sofern eine angemessene<br />

Basis für Wohlwollen besteht, entscheidet<br />

die Dali Mentor 6 dabei im Zweifel stets<br />

für die Produktion beziehungsweise das<br />

Hörvergnügen und macht so ihrem Namen<br />

alle Ehre. Dennoch ist ihre Fähigkeit die<br />

Realität unterschiedlicher Einspielungen<br />

darzustellen in dieser Preisklasse weit überdurchschnittlich,<br />

die Mentor 6 empfiehlt<br />

sich nachdrücklich all jenen, die Analyse und<br />

Spaß auf hohem Qualitätsniveau vereint zu<br />

schätzen wissen.<br />

Autor: Marius Donadello<br />

Fotos: Jürgen Immes<br />

Technische Daten und Ausstattung<br />

Vertrieb:<br />

Hersteller:<br />

Dali Deutschland<br />

Modell: Mentor 6<br />

Paarpreis:<br />

Typ:<br />

Garantie:<br />

Lieferumfang:<br />

Ausführungen:<br />

Prinzip:<br />

Beson<strong>der</strong>heiten:<br />

Dali A/S, NØrager / Dänemark<br />

2.998 Euro<br />

Standlautsprecher<br />

5 Jahre<br />

Spikeset, Frontbespannungen, Bedieungsanleitung,<br />

Garantiekarte<br />

hochglanzlackierte Echtholzfurniere Kirschbaum,<br />

Esche schwarz, seidenmatt lackiert schwarz, weiß<br />

3,5-Wege, passiv, Bassreflex<br />

Hybrides Hochtonmodul mit Seidenkalotte und<br />

magnetostatischem Bändchen<br />

Chassisbestückung: 1 x 17x45mm-Bändchen-HT, 1 x 28mm-HT-Kalotte, 2<br />

x 165mm-TMT<br />

Trennfrequenzen:<br />

Bassreflex-Tuningfrequenz:<br />

Frequenzumfang:<br />

Wirkungsgrad:<br />

Nennimpedanz (1 kHz):<br />

Empfohlene Verstärkerleistung:<br />

Abmessungen (B x H x T):<br />

Gewicht:<br />

Klang<br />

Ausstattung<br />

Verarbeitung<br />

Klasse<br />

<strong>Hi</strong>gh End<br />

sehr gut<br />

Preis<br />

800 Hz / 3,4 kHz / 12 kHz<br />

37 Hz<br />

36 Hz - 34 kHz<br />

89,5 dB/W/m (1 kHz)<br />

6 Ohm<br />

40-200 W (8 Ohm)<br />

20 x 100,3 x 39 Zentimeter<br />

22,2 Kg (Stück)<br />

Dali Mentor 6<br />

Dali Deutschland<br />

www.dali.dk/de<br />

Gewichtung: Klang 60%<br />

Ausstattung 20%, Verarbeitung 20%<br />

0 % 100 %<br />

sehr gut<br />

sehr gut<br />

überragend<br />

2. 998 /Paar<br />

Preis/Leistung Dali Mentor 6<br />

sehr gut<br />

<strong>Testbericht</strong> av-magazin.de · 04/2008

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