Magazin 05/2013 - Deutsche Bunsen-Gesellschaft für Physikalische ...
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5/<strong>2013</strong><br />
BBPCAX 101 (8) 1083-1196 (1998)<br />
ISSN 1611 – 9479<br />
No. 5 – SEPTEMBER <strong>2013</strong><br />
BUNSENMAGAZIN<br />
Leitartikel<br />
Die Artenvielfalt erhalten S. 209<br />
Aspekte<br />
Subsystem-Quantenchemie <strong>für</strong><br />
die theoretische Spektroskopie S. 212<br />
Geschichtliches<br />
Justus von Liebig und August<br />
Kekulé – Praxis und Theorie der<br />
Chemie im 19. Jahrhundert S. 219<br />
<strong>Bunsen</strong>tagung<br />
Ansprache des 1. Vorsitzenden<br />
bei der <strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong> S. 228
IMPRESSUM<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Heft 5 Jahrgang 15<br />
Herausgeber:<br />
Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
Marcell Peuckert<br />
Martin Quack<br />
Wolfgang Grünbein<br />
Schriftleiter:<br />
Rolf Schäfer<br />
Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische<br />
und <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
Technische Universität Darmstadt<br />
Petersenstr. 20<br />
D-64287 Darmstadt<br />
Tel.: 06151 / 16 27 07 oder 16 24 98<br />
Fax: 06151 / 16 60 24<br />
E-Mail: bunsenmagazin@bunsen.de<br />
Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
Florian Ausfelder<br />
Theodor-Heuss-Allee 25<br />
D-60486 Frankfurt<br />
Tel.: 069 / 75 64 620<br />
Fax: 069 / 75 64 622<br />
E-Mail: ausfelder@bunsen.de<br />
Technische Herstellung:<br />
VMK-Druckerei GmbH<br />
Faberstraße 17<br />
D-67590 Monsheim<br />
Tel.: 06243 / 909 - 110<br />
Fax: 06243 / 909 - 100<br />
E-Mail: info@vmk-druckerei.de
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
LEITARTIKEL<br />
Katharina Al-Shamery<br />
DIE ARTENVIELFALT ERHALTEN<br />
„Riskante Schiefl age“ lautete die<br />
Schlagzeile über einem Interview von<br />
Peter Strohschneider, dem neuen Präsidenten<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />
in seinem ersten größeren<br />
öffentlichen Interview nach seiner<br />
Wahl in der Zeitung „Die Zeit“ in der<br />
Ausgabe vom 13. Juni <strong>2013</strong>. In diesen<br />
zwei Worten sind die derzeitigen<br />
Probleme der deutschen Hochschullandschaft<br />
subsumiert. Strohschneider<br />
verwies damit auf die wachsende Schere des Wissenschaftssystems,<br />
in dem die außeruniversitären Einrichtungen einen<br />
kontinuierlichen Finanzzuwachs seitens des Bundes verbuchen<br />
können, während die Landesetats der Hochschulen stagnieren<br />
und kaum noch steigende Kosten aus Infl ation, wachsenden<br />
Energiekosten und steigenden Personalkosten abdecken können.<br />
Strohschneider formulierte deutlich, wie auch früher schon<br />
Gerhard Ertl in Interviews nach Erhalt des Nobel-Preises, dass<br />
die Universitäten das Herzstück der Wissenschaftslandschaft<br />
sind. Hier werden viele große Ideen geboren und viele Talente<br />
entdeckt, denen später Möglichkeiten zur exzellenten Entfaltung<br />
im internationalen Wettbewerb in den außeruniversitären<br />
Einrichtungen geboten werden.<br />
Drittmittel machen inzwischen einen substantiellen Teil der<br />
Hochschulfi nanzen aus. Größenordnungen von einem Drittel<br />
oder mehr des Universitätsetats sind nicht unüblich. Natürlich<br />
ist das keine Finanzsäule, auf die man sich verlassen kann.<br />
Dennoch steuern die Drittmittelprojekte einen wichtigen Teil<br />
zur Ausbildung unserer Fachkräfte von morgen bei. Aber die<br />
Exzellenzinitiative läuft aus, die Hochschulpaktmittel sind zeitlich<br />
absehbar befristet und die Studiengebühren sind bereits<br />
weggefallen. Der Antragsdruck bei den Drittmittelgebern steigt,<br />
d.h. die Förderquoten sinken kontinuierlich. Viele schöne Ideen<br />
bleiben auf der Strecke. Woher kommt künftig das Geld <strong>für</strong><br />
die notorisch unterfi nanzierten Universitäten? Die allgemeine<br />
wirtschaftliche Lage erfordert neue politische Ideen.<br />
Elitebildung ist ein Zauberwort, das bereits jetzt zur Zersplitterung<br />
der Hochschullandschaft in Gruppen und Grüppchen der<br />
reichen Universitäten sowie eine Positionierung der außeruniversitären<br />
Forschungszentren geführt hat, um möglichst viel<br />
vom verbleibenden Kuchen abzubekommen. Die Bibliometrie<br />
Prof. Dr. Katharina Al-Shamery<br />
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, <strong>Physikalische</strong> Chemie 1<br />
Postfach 2503, D-26111 Oldenburg<br />
Telefon: +49-441-798 3853, Fax: +49-441-798 2809<br />
E-Mail: katharina.al.shamery@uni-oldenburg.de<br />
von Forschungsleistung nimmt dabei einen immer größeren<br />
Raum ein, die den Entscheidungsträgern die Umverteilung vereinfachen<br />
soll. Wohin das führen kann, macht uns unser Nachbarland<br />
Großbritannien vor, das sich von der Thatcher-Ära mit<br />
dem damaligen Anspruch, alle Forschung über die Industrie<br />
fi nanzieren zu lassen, eigentlich gerade erholt hatte. Das permanente<br />
Evaluieren und dominant nach Leistungskriterien erfolgte<br />
Verteilen von Ressourcen hat bereits jetzt dazu geführt,<br />
dass z.B. die klinische Forschung an britischen Universitäten<br />
stark zugunsten der laborbasierten Lebenswissenschaften zurückgegangen<br />
ist, weil man in den laborbasierten Lebenswissenschaften<br />
in Zeitschriften mit wesentlich höheren Impactfaktoren<br />
publizieren kann. Die langfristigen Implikationen, in<br />
diesem Fall <strong>für</strong> das Gesundheitswesen, wären fatal, sollte sich<br />
dieser Trend international fortpfl anzen. Auch in Deutschland<br />
ist bei den einzelnen Wissenschaftlern festzustellen, dass immer<br />
häufi ger die Trendthemen in den Antragsverfahren bedient<br />
werden. Die Landesregierungen denken am liebsten hinter verschlossenen<br />
Türen ohne Einbeziehen der Forscherinnen und<br />
Forscher selber darüber nach, ihre Forschungsgelder in die großen<br />
Themen zu stecken, die von der EU fi nanziert werden um<br />
die Forscher besser <strong>für</strong> die EU-Töpfe zu positionieren. Sollen wir<br />
künftig unsere Gelder <strong>für</strong> die Forschung möglichst nur noch aus<br />
dem EU-Topf speisen, wie es in anderen Ländern, z.B. Spanien<br />
praktisch jetzt schon der Fall ist? Wer aber sagt uns, ob ein Thema<br />
wie z.B. „Graphen“ wirklich das Potenzial hat, alle unsere<br />
Zukunftsprobleme zu lösen?<br />
Ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland lebt von der innovativen<br />
Technologieentwicklung und von seinen klugen Köpfen.<br />
Wenn wir nicht mehr die Vielfalt unserer Hochschullandschaft<br />
erhalten, wenn wir Nischenforschung unterbinden, wo sollen<br />
die neuen Ideen <strong>für</strong> morgen herkommen? Noch etwas sollte<br />
man bedenken: eine zu starke Elitebildung lässt den demographischen<br />
Wandel völlig außer Acht. Wenn man die Gelder nur<br />
noch wenigen Universitäten und dort am liebsten nur in große<br />
Themenfelder gibt und den Rest als reine Ausbildungsorte sieht,<br />
wie soll man da auf die rasante Forschungsentwicklung reagieren<br />
können und den damit einhergehenden Fachkräftebedarf<br />
<strong>für</strong> eine dynamische Technologieentwicklung abdecken? Dabei<br />
auf die Industrie zu hoffen, die ihre Forschung bereits heruntergefahren<br />
hat, ist wohl illusorisch.<br />
Wer, wenn nicht die <strong>für</strong> ihre Forschung brennenden Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler können den Funken der<br />
Begeisterung <strong>für</strong> die neuen Themen von morgen an die Studierenden<br />
weitergeben? Der wissenschaftliche Nachwuchs<br />
bereitet sich in gemischten Teams auf neu entstehende Aufgabenfelder<br />
und damit auch auf einen Beruf in der heutzutage<br />
global und interdisziplinär agierenden Wirtschaft vor. Kleinere<br />
Einheiten lassen sich immer wieder neu zusammensetzen.<br />
209
LEITARTIKEL<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
Dabei entsteht häufi g die größte Kreativität, wenn man neugierig<br />
auf andere Disziplinen ist. Auch der Austausch mit Kollegen<br />
der Geistes- und Sozialwissenschaften ist wichtig, die<br />
über die <strong>Gesellschaft</strong>smodelle von morgen und z.B. mögliche<br />
Implikationen einer sich technologisch wandelnden <strong>Gesellschaft</strong><br />
nachdenken. Und dies darf bitte und kann teilweise<br />
auch nur in den Universitäten passieren. Auch die kleineren<br />
und mittleren Hochschulen, die überwiegend ihre Studierenden<br />
aus der lokalen Region rekrutieren, haben ihren wichtigen<br />
Platz. Gerade dort werden häufi g Erstakademiker ausgebildet,<br />
die es sich nicht leisten können, von zu Hause <strong>für</strong> das Studium<br />
wegzuziehen. Ich bin nicht die erste, aber ich kann abschließend<br />
nur bekräftigen:<br />
Wenn Sie zu denen gehören, die über die Neugestaltung der<br />
Wissenschaftslandschaft nachdenken oder diesen Prozess<br />
beeinfl ussen können: entwickeln Sie Modelle, in denen Sie die<br />
bisher erfolgreiche bunte Artenvielfalt der deutschen Hochschullandschaft<br />
als Überlebensstrategie einer <strong>Gesellschaft</strong> im<br />
demographischen Wandel fördern um den Hochtechnologiestandort<br />
Deutschland im internationalen Wettbewerb zu erhalten!<br />
Bekennen Sie sich zu den Universitäten als Schmelztiegel<br />
der Ideen! Denken Sie daran: zu wenig führt zu Siechtum, zu<br />
viel zur Übersättigung. Auf die Balance kommt es an!<br />
Prof. Dr. Katharina Al-Shamery<br />
210
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Leitartikel<br />
Aspekte<br />
Geschichtliches<br />
<strong>Bunsen</strong>tagung<br />
GDCh<br />
Nachrichten<br />
Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
Katharina Al-Shamery<br />
Die Artenvielfalt erhalten 209<br />
Christoph R. Jacob<br />
Subsystem-Quantenchemie <strong>für</strong> die theoretische Spektroskopie 212<br />
Claus Priesner<br />
Justus von Liebig und August Kekulé – Praxis und Theorie der<br />
Chemie im 19. Jahrhundert 219<br />
Marcell Peuckert<br />
Ansprache des 1. Vorsitzenden anlässlich der 112. Hauptversammlung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.<br />
in Karlsruhe, Donnerstag, 9. Mai <strong>2013</strong> 228<br />
Impressionen <strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong> in Karlsruhe 232<br />
Preise/Ehrungen 234<br />
Fritjof Helmchen<br />
Ehrenmitgliedschaft der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
physikalische Chemie, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erwin Neher<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Bert Sakmann 241<br />
Marcell Peuckert<br />
Nernst-Haber-Bodenstein-Preis <strong>2013</strong> Prof. Dr. Hans Jakob Wörner 243<br />
Heinz Kitzerow<br />
Prof. Dr. Horst Stegemeyer: Verleihung der <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze 244<br />
Vorstandsbericht 247<br />
Vermögensrechnung 250<br />
Ergebnisrechnung 252<br />
Bericht über die ordentliche Mitgliederversammlung <strong>2013</strong> 253<br />
Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2014 257<br />
Magnetresonanz-Spektroskopiker tagen am Chiemsee 257<br />
Personalia 259<br />
Veranstaltungen/Events 259<br />
Ausschreibungen 260<br />
Inhalt Heft 5-7 (<strong>2013</strong>) 264<br />
Zum Titelbild<br />
Ein Protein als Beispiel <strong>für</strong> komplexe biomolekulare Systeme, die eine Herausforderung<br />
<strong>für</strong> die theoretische Spektroskopie darstellen. Siehe Artikel von<br />
Christoph R. Jacob Seite 212.<br />
211
ASPEKTE<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
Christoph R. Jacob<br />
SUBSYSTEM-QUANTENCHEMIE FÜR DIE<br />
THEORETISCHE SPEKTROSKOPIE<br />
Ziel der theoretischen Spektroskopie ist es, spektroskopische<br />
Eigenschaften von Molekülen und molekularen Systemen vorherzusagen<br />
[1]. Dies reicht von der Beschreibung von molekularen<br />
Eigenschaften wie Polarisierbarkeiten oder nicht-linearen<br />
optischen Eigenschaften bis zur Berechnung von vollständigen<br />
Spektren, zum Beispiel von Röntgenspektren, elektronischen<br />
Spektren im Bereiche des ultravioletten und sichtbaren Lichts<br />
(UV/Vis-Spektren), Schwingungsspektren oder Elektronenspinresonanz-Spektren<br />
(ESR-Spektren) und Kernspinresonanz-Spektren<br />
(NMR-Spektren).<br />
Die theoretische Spektroskopie kann dabei zahlreiche Informationen<br />
liefern, die aus dem Experiment alleine nicht zugänglich<br />
sind. So lässt sich aus berechneten Spektren eine genaue<br />
Zuordnung der einzelnen spektroskopischen Übergänge<br />
extrahieren. Zum Beispiel erhält man aus der Berechnung von<br />
Schwingungsspektren nicht nur die Schwingungsfrequenzen<br />
und deren Intensitäten, sondern auch die zugehörigen Schwingungsmoden,<br />
das heißt die zugrundeliegenden Auslenkungen<br />
der einzelnen Atome [2]. Ebenso lassen sich elektronische<br />
Anregungen in der Röntgenspektroskopie oder in der UV/Vis-<br />
Spektroskopie mit Änderungen in der elektronischen Struktur<br />
– im einfachsten Fall Übergängen zwischen Einelektronen-Zuständen<br />
(Orbitalen) – in Zusammenhang bringen [3].<br />
Des weiteren lassen sich Spektren nicht nur <strong>für</strong> experimentell<br />
zugängliche Moleküle berechnen, sondern es ist auch möglich,<br />
Modellsysteme zu konstruieren oder in Modellstrukturen einzelne<br />
strukturelle Parameter gezielt zu variieren. Damit lässt<br />
sich zum Beispiel der Zusammenhang zwischen der molekularen<br />
Struktur und spektroskopischen Eigenschaften systematisch<br />
untersuchen. Schließlich ist es auch möglich, Spektren<br />
von bisher unbekannten oder experimentell nur schwer zugänglichen<br />
Molekülen vorherzusagen.<br />
Dr. Christoph R. Jacob<br />
Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie (KIT)<br />
DFG-Centrum <strong>für</strong> Funktionelle Nanostrukturen und<br />
Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
Wolfgang-Gaede-Str. 1a, 76131 Karlsruhe, Deutschland<br />
E-Mail: christoph.jacob@kit.edu<br />
Für die Berechnung molekularer Spektren ist es in der Regel<br />
nötig, eine quantenmechanische Beschreibung zu verwenden.<br />
Gleichzeitig erfordert die Vorhersage spektroskopischer Eigenschaften<br />
theoretische Methoden, die keine systemspezifi sche<br />
Parametrisierung erfordern und die <strong>für</strong> beliebige molekulare<br />
Systeme anwendbar sind. Die Entwicklung von solchen universell<br />
anwendbaren Methoden ausgehend von der quantenmechanischen<br />
Beschreibung von Molekülen ist das Ziel der<br />
Quantenchemie [4]. Für die theoretische Spektroskopie wird<br />
dann in der Regel eine semiklassische Theorie verwendet, in<br />
welcher die quantenmechanische Beschreibung der Moleküle<br />
mit einer klassischen Behandlung der elektromagnetischen<br />
Strahlung kombiniert wird [5].<br />
Der Ausgangspunkt <strong>für</strong> die quantenmechanische Beschreibung<br />
von Molekülen ist die elektronische Schrödinger-Gleichung,<br />
Ĥ el<br />
Ψ n el = ( ˆT e<br />
+ ˆ V eN<br />
+ ˆ V ee<br />
+ ˆ V NN<br />
)Ψ n el = E n el Ψ n el ,<br />
wobei ˆT e<br />
der Operator der kinetischen Energie der Elektronen<br />
ist und die Operatoren V ˆ<br />
eN<br />
, V ˆ<br />
ee<br />
und V ˆ<br />
NN<br />
jeweils die potentielle<br />
Energie der Elektron-Kern-Anziehung, der Elektron-Elektron-<br />
Abstoßung und der Kern-Kern-Anziehung beschreiben. Zur<br />
näherungsweisen Lösung der elektronischen Schrödingergleichung<br />
hat die Quantenchemie zahlreiche Rechenverfahren<br />
entwickelt. Dabei lassen sich im Wesentlichen zwei Ansätze<br />
unterscheiden: In der Wellenfunktionstheorie (WFT) wird eine<br />
Entwicklung der elektronischen Wellenfunktion in Slater-Determinanten<br />
verwendet [6]. Auf diese Weise lassen sich systematisch<br />
immer genauere Näherungen <strong>für</strong> die elektronische<br />
Energie eines Moleküls sowie <strong>für</strong> dessen molekulare und spektroskopische<br />
Eigenschaften konstruieren. Große Bedeutung<br />
hat hier insbesondere die Coupled-Cluster-Theorie, mit welcher<br />
sich mit dem quantenchemischen Goldstandard CCSD(T) (Coupled-Cluster<br />
mit Einfach-, Zweifach- und störungstheoretischen<br />
Dreifach-Anregungen) oft chemische Genauigkeit – mit Energiefehlern<br />
kleiner als 1 kcal/mol – erreichen lässt. Mit solchen<br />
genauen Wellenfunktionsmethoden lassen sich zur Zeit Moleküle<br />
mit ca. 10-20 Atomen sehr genau beschreiben. Aktuelle<br />
Entwicklungen erlauben es sogar, ähnliche Genauigkeit auch<br />
<strong>für</strong> noch größere Moleküle zu erreichen [7].<br />
Einen anderen Ansatz verfolgt die Dichtefunktionaltheorie<br />
(DFT) [8], in welcher die Berechnung der Wellenfunktion explizit<br />
vermieden wird und stattdessen die Elektronendichte ρ(r)<br />
als fundamentale Größe verwendet wird. Die elektronische<br />
el<br />
Energie E 0<br />
des Grundzustandes wird dann als Funktional der<br />
Elektronendichte ausgedrückt,<br />
E[ρ] = T s<br />
[ρ]+V eN<br />
[ρ]+ J[ρ]+ E xc<br />
[ρ]+V NN .<br />
Dabei ist V eN<br />
[ρ] die Energie der Anziehung zwischen Elektronen<br />
und Atomkernen, J[ρ] ist die klassische Coulomb-Abstoßung<br />
der Elektronen, E xc<br />
[ρ] ist die sogenannte Austausch-Korrela-<br />
212
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
ASPEKTE<br />
tions-Energie und V NN<br />
ist die potentielle Energie der Kern-Kern-<br />
Abstoßung. In der DFT muss nicht die elektronische Wellenfunktion<br />
genähert werden, sondern es werden Näherungen<br />
<strong>für</strong> das Austausch-Korrelations-Funktional E xc<br />
[ρ] konstruiert.<br />
Schließlich ist T s<br />
[ρ] die kinetische Energie eines Referenzsystems<br />
nicht-wechselwirkender Elektronen. Dieser Beitrag lässt<br />
sich nicht direkt aus der Dichte berechnen, sondern erfordert<br />
die Kenntnis der Orbitale dieses Referenzsystems, der sogenannten<br />
Kohn-Sham-(KS)-Orbitale.<br />
Die DFT hat den Vorteil, dass sich mit ihr deutlich größere<br />
molekulare Systeme mit mehr als 100 Atomen routinemässig<br />
beschreiben lassen. Dadurch hat sich die DFT in den vergangenen<br />
Jahren zu einem der wichtigsten “Arbeitstiere” der theoretischen<br />
Spektroskopie entwickelt [9]. Allerdings sind die Fehler<br />
solcher DFT-Berechnungen nur schwer vorhersagbar. Gleichzeitig<br />
ist eine systematische Verbesserung innerhalb der DFT<br />
nicht möglich. Hier<strong>für</strong> werden dann wiederum WFT-Methoden<br />
zur Überprüfung oder Verbesserung der Ergebnisse von DFT-<br />
Berechnungen benötigt.<br />
Es gibt allerdings noch einige Bereiche, welche die aktuell verfügbaren<br />
Methoden der Quantenchemie vor bedeutende Probleme<br />
stellen. Ein Beispiel sind Moleküle mit einer komplizierten<br />
elektronischen Struktur. Diese sind insbesondere in der<br />
Übergangsmetallchemie anzutreffen. Hier sind WFT-Methoden<br />
oft nur bedingt und nur <strong>für</strong> kleine Modellsysteme anwendbar.<br />
Gleichzeitig liefern auch DFT-Berechnungen <strong>für</strong> Übergangsmetallverbindungen<br />
in vielen Fällen große unsystematische Fehler<br />
und oft sogar qualitativ falsche Ergebnisse [10, 11]. Des<br />
weiteren führt die Beschreibung offenschaliger Systeme in der<br />
DFT zu einer Reihe von bisher nur teilweise gelösten grundlegenden<br />
theoretischen Problemen [12].<br />
Im Folgenden soll insbesondere auf die theoretische Spektroskopie<br />
sehr großer molekularer Systeme eingegangen<br />
werden, welche mit konventionellen quantenchemischen<br />
Methoden ebenfalls oft problematisch ist. Solche großen molekularen<br />
Systeme treten im Zusammenhang mit vielen aktuellen<br />
chemischen Fragestellungen auf. Beispiele sind die<br />
spektroskopischen Eigenschaften von Molekülen in Lösung,<br />
die Aufklärung der Struktur und Funktion biomolekularer Systeme<br />
mit spektroskopischen Methoden oder das Design von<br />
Materialen mit besonderen optischen Eigenschaften (siehe<br />
Abbildung 1).<br />
HERAUSFORDERUNGEN FÜR GROßE SYSTEME<br />
Die Beschreibung von solchen großen molekularen Systeme<br />
mit Hunderten oder Tausenden von Atomen stellt immer noch<br />
eine Herausforderung <strong>für</strong> die theoretische Spektroskopie dar.<br />
Mit allen quantenchemischen Methoden steigt die benötigte<br />
Rechenzeit mit der Systemgröße an. Dieser Anstieg ist umso<br />
steiler, je genauer die verwendeten Methoden sind. Dadurch ist<br />
einerseits die Größe der Systeme, <strong>für</strong> die Berechnungen durchgeführt<br />
werden können, beschränkt. Andererseits ist dadurch<br />
<strong>für</strong> große Systeme die Wahl der quantenchemischen Methoden<br />
limitiert. In der Regel lässt sich <strong>für</strong> molekulare Systeme mit<br />
mehr als 100 Atomen nur DFT verwenden und eine Überprüfung<br />
oder systematische Verbesserung der Ergebnisse mit Hilfe<br />
von genaueren WFT-Methoden ist nicht mehr möglich.<br />
Schließlich tritt auch ein weiteres, mindestens ebenso wichtiges<br />
Problem auf. Für große Systeme liefern quantenchemische<br />
Rechnungen eine Vielzahl von Daten. So erhält man zum Beispiel<br />
in DFT-Rechnungen eine sehr große Zahl von Molekül-Orbitalen<br />
oder bei der Berechnung von Schwingungsspektren sehr<br />
viele Schwingungsmoden. Diese tragen in der Regel alle zu den<br />
beobachteten spektroskopischen Eigenschaften bei. Gleichzeitig<br />
liefern quantenchemische Rechnungen ein sehr delokalisiertes<br />
Bild, insbesondere erstrecken sich Molekül-Orbitale oder<br />
auch Schwingungsmoden meist über große Teile des molekularen<br />
Systems. Alle diese Punkte erschweren die Interpretation<br />
der Ergebnisse quantenchemischer Rechnungen <strong>für</strong> große Systeme<br />
erheblich.<br />
Abb. 1: Beispiele <strong>für</strong> große molekulare Systeme, die eine Herausforderung <strong>für</strong> die theoretische Spektroskopie darstellen. (a) Molekül in einer Lösungsmittelumgebung,<br />
(b) ein Protein als Beispiel <strong>für</strong> komplexe biomolekulare Systeme, (c) ein mögliches Metamaterial aus molekularen Bausteinen.<br />
213
ASPEKTE<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
QUANTENCHEMISCHE SUBSYSTEMMETHODEN<br />
Ein Möglichkeit, die aufgeführten Herausforderungen zu adressieren,<br />
sind quantenchemische Subsystemmethoden [13,<br />
14]. Statt einer Beschreibung eines großen molekularen Systems<br />
als eine einzelne Einheit verwenden derartige Methoden<br />
eine Aufteilung in einzelne, miteinander wechselwirkende Teilsysteme.<br />
Die Wahl einer geeigneten Aufteilung in Subsysteme<br />
muss dabei vom Anwender defi niert werde. Meist gibt aber das<br />
zu untersuchende chemische Problem bereits eine intuitive<br />
Aufteilung, zum Beispiel in molekulare Bausteine oder funktionelle<br />
Untereinheiten, vor. Die Verwendung von Subsystemmethoden<br />
bieten eine Reihe von Vorteilen gegenüber konventionellen<br />
quantenchemischen Methoden.<br />
Zunächst erleichtern Subsystemmethoden die Interpretation der<br />
Ergebnisse quantenchemischer Berechnungen. So erhält man<br />
automatisch Eigenschaften von einzelnen Subsystemen sowie<br />
Informationen über die Wechselwirkung zwischen Subsystemen.<br />
Dies führt in der Regel zu einem chemisch intuitiven Bild. Des<br />
weiteren ermöglicht eine Aufteilung in Subsysteme die Anwendung<br />
genauerer quantenchemischen Methoden zumindest <strong>für</strong><br />
einzelne Subsysteme. Da in vielen Fällen die interessanten chemischen<br />
und spektroskopischen Eigenschaften nur auf einen<br />
kleinen Teil eines großen molekularen Systems zurückzuführen<br />
sind, ist eine solche lokale Verbesserbarkeit in vielen Fällen<br />
bereits ausreichend. Schließlich wird mit Subsystemmethoden<br />
eine effi ziente Beschreibung sehr großer Systeme möglich, da<br />
es meist möglich ist, eine lineare Skalierung der benötigten Rechenzeit<br />
mit der Anzahl der Subsysteme zu erreichen.<br />
REKONSTRUKTION EINES SUBSYSTEMBILDES<br />
Zur einfacheren Interpretation von quantenchemischen Berechnungen<br />
an großen molekularen Systemen lässt sich ein<br />
Subsystembild rekonstruieren. Hierbei ist zunächst eine volle<br />
quantenchemische Berechnung nötig. Dadurch erlauben solche<br />
Rekonstruktionsverfahren noch keine Effi zienzsteigerung im<br />
Vergleich zu konventionellen quantenchemischen Methoden.<br />
Dennoch kann gerade die Möglichkeit einer Interpretation im<br />
Rahmen eines rekonstruierten Subsystembildes entscheidend<br />
zum Verständnis der spektroskopischen Eigenschaften großer<br />
molekularer Systeme beitragen. Dies soll hier am Beispiel der<br />
theoretischen Schwingungsspektroskopie erläutert werden.<br />
Für Proteine und Polypeptide ist die Schwingungsspektroskopie<br />
eine vielversprechende Methode zur Aufklärung der Struktur<br />
und Dynamik [15]. Dabei hat die Schwingungsspektroskopie<br />
das Potential, schnelle Prozesse zu beobachten, was mit<br />
Röntgenstrukturaufklärung an Protein-Einkristallen oder NMR-<br />
Spektroskopie wegen der geringen intrinsischen Zeitaufl ösung<br />
nicht möglich ist. Insbesondere lassen sich so Einblicke in die<br />
Dynamik der Proteinfaltung sowie in die Struktur von ungefalteten<br />
Proteinen gewinnen.<br />
Da konventionelle Infrarot- oder Raman-Spektren <strong>für</strong> solche<br />
biomolekularen Systeme meist nur sehr unspezifi sche spektroskopische<br />
Informationen liefern, spielen spezialisierte spektroskopische<br />
Techniken eine wichtige Rolle [2]. Ein Beispiel,<br />
das hier näher diskutiert werden soll ist die Raman optische<br />
Aktivität (ROA), welche die Differenz in der Raman-Streuung zwischen<br />
rechts- und links-zirkular polarisiertem Licht misst [16].<br />
Dadurch erhält man spezifi sche Informationen über die lokale<br />
und globale Chiralität, welche wiederum empfi ndlich mit der<br />
Sekundärstruktur zusammenhängen. Allerdings ist dieser Zusammenhang<br />
zwischen biomolekularer Struktur und den beobachtbaren<br />
ROA-Spektren nur indirekt, so dass <strong>für</strong> eine genauere<br />
Aufklärung quantenchemische Berechnungen nötig sind [17].<br />
Im Rahmen der harmonische Näherung lassen sich Schwingungsspektren<br />
ausgehend von der Hesse-Matrix,<br />
(m)<br />
H iα, jβ<br />
=<br />
1 ⎛ ∂ 2 el<br />
E ⎞<br />
0<br />
m i<br />
m<br />
⎜<br />
j ⎝∂R iα<br />
∂R<br />
⎟<br />
jβ ⎠<br />
R=R 0<br />
,<br />
berechnen, welche die zweiten Ableitungen der elektronischen<br />
el<br />
Energie E 0<br />
nach den Kernkoordinaten R, ausgewertet <strong>für</strong> die<br />
Gleichgewichtsstruktur R 0 , enthält. Dabei bezeichnet R iα die<br />
α-Koordinate und m i die Masse des i-ten Atomkerns. Die Diagonalisierung<br />
dieser Hesse-Matrix liefert die Quadrate der harmonischen<br />
Schwingungsfrequenzen ω 2 p<br />
= (2πν p<br />
) 2 als Eigenwerte,<br />
während die Eigenvektoren Q p die zugehörigen Normalmoden<br />
sind. Die Intensitäten der einzelnen Schwingungsübergänge<br />
lassen sich dann als Ableitung von molekularen Eigenschaftstensoren<br />
nach den Normalmoden berechnen. Im Fall der ROA-<br />
Spektroskopie werden hier<strong>für</strong> die Ableitungen der elektrischen<br />
Dipol-Dipol und Dipol-Quadrupol-Polarisierbarkeitstensoren<br />
sowie des elektrischen Dipol-magnetischen Dipol-Polarisierbarkeitstensors<br />
nach den Normalmoden benötigt [17].<br />
Auch wenn sich solche Rechnungen durch effi ziente Implementierungen<br />
<strong>für</strong> relative große biomolekulare Systeme durchführen<br />
lassen [18,19], so stellt doch die Interpretation der Ergebnisse<br />
ein bedeutendes Problem dar. Einerseits erhält man<br />
<strong>für</strong> solche großen Systeme sehr viele Normalmoden. Diese<br />
werden aber im Experiment nicht einzeln aufgelöst, sondern<br />
es tragen jeweils viele Normalmoden zu den einzelnen Banden<br />
im Schwingungsspektrum bei (siehe Abbildung 2a). Andererseits<br />
sind die einzelnen Normalmoden in der Regel über die<br />
ganze Helix delokalisiert. Dies ist in Abbildung 2b <strong>für</strong> ein Polypetid<br />
aus zwanzig Alanin-Residuen, Ala 20 , in einer α-helikalen<br />
Struktur gezeigt. Ein Vergleich der einzelnen Normalmoden <strong>für</strong><br />
Ala 20 in verschiedenen helikalen Strukturen ist dadurch nicht<br />
möglich, denn die delokalisierten Normalmoden ändern sich<br />
durch die Strukturänderung sehr stark.<br />
Zur Rekonstruktion eines Subsystembildes lassen sich die<br />
delokalisierten Normalmoden in lokale Moden transformieren<br />
[20]. Hier<strong>für</strong> wählt man die Normalmoden Q p sub aus, die zu<br />
einer Bande im Schwingungsspektrum beitragen und wendet<br />
auf diese eine unitäre Transformation an,<br />
sub sub<br />
= ∑ U pq<br />
Q iα,q .<br />
̃Q iα, p<br />
q<br />
Diese unitäre Transformation U kann dann so bestimmt werden,<br />
dass die resultierenden transformierten Moden möglichst<br />
lokal – im Sinne eines entsprechend defi nierten Kriteriums –<br />
214
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
ASPEKTE<br />
a)<br />
b) c)<br />
Abb. 2: (a) Berechnetes ROA-Spektrum <strong>für</strong> Ala 20 in einer α-helikalen Struktur.<br />
Die einzelnen Übergänge sind als grüne Balken dargestellt, das in schwarz<br />
dargestellte Spektrum erhält man durch Anwendung einer Lorentz-Verbreiterung<br />
von 15 cm -1 . Es ist zu erkennen, dass zu jeder Bande im berechneten<br />
Spektrum viele Normalmoden beitragen. (b) Eine delokalisierte Normalmode<br />
und (c) eine lokalisierte Schwingungsmode <strong>für</strong> die Amid-I-Bande bei ca.<br />
1680 cm -1 . Die Auslenkungen der einzelnen Kerne sind jeweils als schwarze<br />
Pfeile dargestellt.<br />
sind. Eine der resultierenden lokalisierten Moden <strong>für</strong> die Amid-I-<br />
Bande in α-helikalem Ala 20 ist in Abbildung 2c gezeigt.<br />
Für Polypeptide erhält man so <strong>für</strong> jede Bande einen Satz von lokalen<br />
Moden, die jeweils auf einer anderen Aminosäure-Einheit<br />
lokalisiert sind, sich ansonsten aber sehr ähnlich sind. Man erhält<br />
also ein Subsystembild, in welchem die einzelnen Residuen<br />
eines Polypeptides die einzelnen Subsysteme bilden. Diese<br />
Subsysteme haben dann durch die regelmässige Struktur der<br />
hier betrachteten Polypeptide sehr ähnliche Eigenschaften. Innerhalb<br />
eines solchen Subsystembildes von Schwingungsspektren<br />
lassen sich die Positionen und die integrierten Intensitäten<br />
der einzelnen Banden durch Eigenschaften der Subsysteme<br />
erklären [20, 21]. Insbesondere lassen sich Schwingungsfrequenzen<br />
und Intensitäten der einzelnen lokalen Moden defi nieren,<br />
welche in direktem Zusammenhang mit denen der beobachtbaren<br />
Banden im Schwingungsspektrum stehen.<br />
Ebenso lassen sich Kopplungen zwischen den lokalen Moden<br />
extrahieren. Diese ergeben sich aus den Nichtdiagonalelementen<br />
der Hessematrix in der Basis der lokalen Moden. Diese<br />
Kopplungen folgen in der Regel einem relativ einfachen Muster<br />
und werden insbesondere durch den Abstand der Aminosäuren,<br />
auf welchen die lokalen Moden lokalisiert sind, bestimmt. Diese<br />
Kopplungen bestimmen die Bandenformen im vollen Schwingungsspektrum.<br />
Dies ist insbesondere <strong>für</strong> die ROA-Spektroskopie<br />
von Bedeutung, da hier sowohl negative als auch positive<br />
Signale auftreten können.<br />
Mit Hilfe eines solchen Subsystembildes unter Verwendung lokaler<br />
Moden lässt sich die Strukturabhängigkeit der ROA-Spektren<br />
von Polypeptiden in Detail analysieren [21, 22]. Ein Beispiel<br />
ist die invertierte Form der Amide-I-Bande in α- und 3 10 -helikalen<br />
Polypeptiden. Diese lässt sich direkt auf die unterschiedliche<br />
Struktur der Kopplungen zwischen den lokalen Amid-I-<br />
Moden zurückführen. Während in der α-helikalen Struktur die<br />
(positive) Kopplungen zwischen benachbarten Aminosäuren<br />
bestimmend ist, ist <strong>für</strong> die 3 10 -helikale Struktur die (negative)<br />
Kopplung zwischen den Residuen, welche intramolekulare<br />
Wasserstoffbrücken miteinander ausbilden, entscheidend. Dadurch<br />
lassen sich die unterschiedlichen ROA-Bandenformen<br />
direkt auf die Änderung der Sekundärstruktur zurückführen.<br />
Durch eine solche Analyse lässt sich gleichzeitig die Auswirkung<br />
der Fehler in den quantenchemischen Rechnungen auf die berechneten<br />
Spektren besser einschätzen. Außerdem wird es<br />
möglich, aus Berechnungen <strong>für</strong> Modellstrukturen allgemeine<br />
Regeln zu extrahieren. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist<br />
die Parametrisierung vereinfachter Modelle basierend auf lokalen<br />
Moden [23]. Dies ist insbesondere <strong>für</strong> die ROA-Spektroskopie<br />
von entscheidender Bedeutung, da dort bisher noch keine<br />
einfachen Regeln zur Interpretation experimenteller Spektren<br />
existieren.<br />
FROZEN-DENSITY EMBEDDING<br />
Der bisher am Beispiel der Schwingungsspektroskopie diskutierte<br />
Ansatz der Rekonstruktion eines Subsystembildes erlaubt<br />
ein Interpretation der Ergebnisse quantenchemischer Berechnungen<br />
an komplexen molekularen Systemen. Da aber als<br />
Ausgangspunkt eine volle quantenchemische Rechnung benötigt<br />
wird, lassen sich die weiteren oben erwähnten Vorteile von<br />
Subsystemmethoden, die effi zientere Berechnung großer Systeme<br />
sowie die Möglichkeit zur systematischen Verbesserung<br />
<strong>für</strong> einzelne Subsysteme, mit Rekonstruktionsmethoden nicht<br />
realisieren. Hier<strong>für</strong> ist es nötig, von Beginn an eine Subsystembeschreibung<br />
zu verwenden.<br />
Eine Möglichkeit zur Entwicklung solcher quantenchemischen<br />
Subsystemmethoden bietet Subsystem-DFT [24,25]. Hier<strong>für</strong><br />
wird die Elektronendichte ρ tot<br />
(r) des Gesamtsystems in die<br />
Elektronendichten von Teilsystemen aufgeteilt,<br />
ρ tot<br />
(r) = ρ I<br />
(r)+ ρ II<br />
(r).<br />
215
ASPEKTE<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
Der Einfachheit halber werden hier nur zwei Subsysteme betrachtet,<br />
eine Verallgemeinerung auf eine beliebige Zahl von<br />
Subsystemen ist aber ebenfalls möglich. Eine solche Aufteilung<br />
der Elektronendichte in Subsysteme ist in Abbildung 3 <strong>für</strong><br />
ein von Wasser umgebenes Farbstoffmolekül gezeigt. Für eine<br />
gegebene Elektronendichte ρ II<br />
(r) der Umgebung lässt sich die<br />
Elektronendichte ρ I<br />
(r) des aktiven Subsystems im Rahmen<br />
der DFT durch Berücksichtigung eines zusätzlichen Einbettungspotentials<br />
[26],<br />
v emb eff<br />
[ρ I<br />
, ρ II<br />
](r) = v (II) nuc<br />
(r)+<br />
∫ ρ II<br />
( r ′)<br />
| r − r ′ |<br />
d 3 r ′ +<br />
δE xc<br />
nadd [ρ I<br />
, ρ II<br />
]<br />
+ δT nadd s<br />
[ρ I<br />
, ρ II<br />
],<br />
δρ I<br />
(r) δρ I<br />
(r)<br />
bestimmen. Dieses Einbettungspotential enthält sowohl das<br />
klassische elektrostatische Potential der Umgebung, bestehend<br />
aus dem Coulomb-Potential v (II) nuc<br />
(r) der Atomkerne in der<br />
Umgebung sowie dem Coulomb-Potential der Elektronendichte<br />
ρ II<br />
(r), als auch zwei zusätzliche, nichtklassische Beiträge.<br />
Diese beschreiben die Beiträge der nicht-additiven Austausch-<br />
Korrelations-Energie<br />
E nadd xc<br />
[ρ I<br />
, ρ II<br />
] = E xc<br />
[ρ I<br />
+ ρ II<br />
]− E xc<br />
[ρ I<br />
]− E xc<br />
[ρ II<br />
]<br />
und der nicht-additiven kinetischen Energie<br />
T s nadd [ρ I<br />
, ρ II<br />
] = T s<br />
[ρ I<br />
+ ρ II<br />
]−T s<br />
[ρ I<br />
]−T s<br />
[ρ II<br />
].<br />
Während sich der erste dieser Beiträge im Rahmen der üblichen<br />
Näherungen der DFT aus den Elektronendichten der Subsysteme<br />
berechnen lässt, ist dies <strong>für</strong> den Beitrag der nicht-additiven<br />
kinetischen Energie nicht möglich. Dieser erfordert die Kenntnis<br />
der KS-Orbitale des Gesamtsystems, deren Berechnung in Subsystem-DFT<br />
vermieden werden soll. Für diesen Beitrag müssen<br />
daher zusätzliche Näherungen eingeführt werden. Für schwach<br />
wechselwirkende Subsysteme haben sich dabei bereits relative<br />
einfache Näherungen als ausreichend erwiesen [27].<br />
Ausgehend von einer solchen Subsystem-Formulierung der DFT<br />
lassen sich verschiedene Rechenmethoden entwickeln. Einerseits<br />
ist es möglich, die Elektronendichten aller Subsysteme zu<br />
optimieren. Hier<strong>für</strong> werden die Rolle von eingefrorenem und<br />
Abb. 3: Aufteilung der Elektronendichte in Subsystem-DFT am Beispiel eines<br />
Farbstoffmoleküls umgeben von Wasser. Für eine gegebene Elektronendichte<br />
ρ II (r) (links, dargestellt als blaue Isodichtefläche) der Umgebung wird die<br />
Elektronendichte ρ I (r) des aktiven Subsystems (rechts, dargestellt als grüne<br />
Isodichtefläche) bestimmt.<br />
aktiven Subsystem iterativ miteinander vertauscht (sogenannte<br />
freeze-and-thaw-Iterationen). Auf diese Weise erhält man<br />
eine effi ziente Alternative zu vollen DFT-Rechnungen, welche im<br />
Grenzfall des exakten Funktionals <strong>für</strong> die nicht-additive kinetische<br />
Energie äquivalente Ergebnisse liefert. Dies lässt sich, in<br />
Kombination mit einer Erweiterung von Subsystem-DFT zur Beschreibung<br />
kovalenter Bindungen zwischen Subsystemen [28],<br />
<strong>für</strong> effi ziente quantenchemische Rechnungen an Proteinen verwenden<br />
[29].<br />
Andererseits kann <strong>für</strong> die eingefrorenen Umgebung auch eine<br />
genäherte Elektronendichte verwendet werden und es wird<br />
dann nur die Elektronendichte des aktiven Subsystems bestimmt.<br />
In diesem Fall erhält man das DFT-in-DFT Einbettungsverfahren<br />
Frozen-Density Embedding (FDE) [26], mit welchem<br />
eine fokussierte Beschreibung eines interessanten Teils von<br />
großen molekularen Systemen möglich ist.<br />
Solche Einbettungsverfahren sind insbesondere <strong>für</strong> die theoretische<br />
Spektroskopie interessant [30]. Auch in großen molekularen<br />
Systemen sind spektroskopische Eigenschaften oft<br />
lokal. Beispiele sind lokale elektronische Anregungen in der<br />
Röntgen- oder der UV/Vis-Spektroskopie sowie chemische Verschiebungen<br />
in der NMR-Spektroskopie. Das FDE-Verfahren<br />
erlaubt es, sich bei der Berechnung von solchen lokalen spektroskopischen<br />
Eigenschaften auf das entscheidende Subsystem<br />
zu konzentrieren, wobei gleichzeitig eine quantenchemische<br />
Beschreibung der Umgebung beibehalten wird.<br />
Eine wichtige Anwendung ist die Beschreibung von Lösungsmitteleffekten<br />
auf lokale elektronische Anregungen [30]. Hier<strong>für</strong><br />
wird die Berechnung der Anregungsenergien <strong>für</strong> ein großes molekulares<br />
System, bestehend aus einem solvatisierten Molekül<br />
sowie einer ausreichenden Zahl von Lösungsmittelmolekülen,<br />
benötigt. Das FDE-Verfahren erlaubt es dabei, die Berechnung<br />
der Anregungsenergien mit zeitabhängiger DFT (TD-DFT) auf<br />
ein aktive Subsystem, in diesem Fall das solvatisierte Molekül,<br />
zu beschränken [31]. Gleichzeitig wird es durch die dabei erzielten<br />
Effi zienzsteigerung möglich, auch eine große Anzahl von<br />
Strukturen zu betrachten. Letzteres ist nötig, um die Dynamik<br />
des Lösungsmittels zu berücksichtigen.<br />
Auf diese Weise erlaubt es das FDE-Verfahren, Lösungsmitteleffekte<br />
effi zient und zugleich mit kontrollierbaren Näherungen<br />
<strong>für</strong> die Beschreibung der Umgebung zu modellieren. Dies wurde<br />
bisher unter anderem <strong>für</strong> lokale elektronische Anregungen<br />
[31, 32] als auch <strong>für</strong> NMR-Parameter [33] angewendet. Dabei<br />
wurden jeweils zwischen 100 und 400 verschiedene Lösungsmittelstrukturen<br />
verwendet, die mit Molekulardynamik-Simulationen<br />
erzeugt wurden. Für jede dieser Strukturen lassen sich<br />
dann in der Berechnung der lokalen spektroskopischen Eigenschaften<br />
Umgebungen mit bis zu 1000 Atomen berücksichtigen.<br />
Für die gefrorene Umgebungen in diesen FDE-Berechnungen<br />
wird dabei eine genäherte Elektronendichte verwendet.<br />
Eine sehr einfache, aber in vielen Fällen bereits ausreichende<br />
Näherung lässt sich durch Addition der Elektronendichten der<br />
isolierten Lösungsmittelmoleküle konstruieren.<br />
Im Vergleich zu einfacheren Kontinuumsmodellen [34] <strong>für</strong> die<br />
Beschreibung von Lösungsmitteleffekten hat das FDE-Verfah-<br />
216
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
ASPEKTE<br />
ren den Vorteil, dass auch spezifi sche Wechselwirkungen wie<br />
Wasserstoffbrückenbindungen beschrieben werden können.<br />
Im Gegensatz zu quantenmechanischen/molekularmechanischen<br />
(QM/MM) Hybrid-Verfahren [35], die eine atomistische,<br />
aber klassische Beschreibung der Umgebung verwenden, erfordert<br />
das FDE-Verfahren keine systemspezifi sche Parametrisierung.<br />
Das FDE-Verfahren lässt sich auch <strong>für</strong> die Beschreibung<br />
anderer Umgebungen verwenden. Von besonderem<br />
Interesse sind in diesem Zusammenhang unter anderem Proteinumgebungen<br />
von Chromophoren in biomolekularen Systemen<br />
[36]. Des weiteren lässt sich FDE bzw. Subsystem-DFT zur<br />
Berechnung exzitonischer Kopplungen zwischen Chromophoren<br />
erweitern [37].<br />
Die bisher beschriebene Verwendung des FDE-Verfahrens als<br />
DFT-in-DFT-Einbettungsmethode erlaubt die effi ziente Berechnung<br />
lokaler spektroskopischer Eigenschaften. In vielen Fällen<br />
liefert DFT <strong>für</strong> das aktive Subsystem aber keine ausreichende<br />
Genauigkeit. So ist zum Beispiel bekannt, dass TD-DFT <strong>für</strong> bestimmte<br />
elektronische Anregungen qualitativ falsche Ergebnisse<br />
liefert. Um in solchen Fällen die Berechnung der spektroskopischen<br />
Eigenschaften systematisch zu verbessern, lässt sich<br />
das FDE-Verfahren zu einer WFT-in-DFT-Einbettungsmethode<br />
erweitern [38, 30]. Dies ist ausgehend vom Subsystem-DFT-<br />
Formalismus besonders einfach möglich, da das auftretende<br />
Einbettungspotential nur von den Elektronendichten der Subsysteme<br />
abhängt. Diese Elektronendichten lassen sich dabei<br />
auch aus WFT-Berechnungen erhalten.<br />
In der einfachsten Variante wird dabei das FDE-Einbettungspotential<br />
in einer DFT-in-DFT-Berechnung bestimmt und als<br />
zusätzliches Einelektronenpotential in einer WFT-Berechnung<br />
<strong>für</strong> das aktive Subsystem verwendet [39]. Dabei wird angenommen,<br />
dass die Elektronendichte des Grundzustandes<br />
bereits mit DFT korrekt beschrieben wird. Dieser Ansatz ist<br />
daher insbesondere <strong>für</strong> die Beschreibung lokaler elektronischer<br />
Anregungen geeignet. Verbesserte WFT-in-DFT-Einbettungsverfahren<br />
lassen sich ebenfalls entwickeln [40, 41]. Ein<br />
Anwendungsbeispiel ist die Beschreibung der elektronischen<br />
Anregungen von Actinoid-Spezies eingebettet in ionische Festkörper.<br />
So lässt sich das Anregungsspektrum von NpO 2 2+ als<br />
Fehlstelle in Cs 2 UO 2 Cl 4 mit relativistischer Fock-Space-Coupled-Cluster-Theorie<br />
berechnen (siehe Abbildung 4) [39].<br />
Schließlich lassen sich <strong>für</strong> WFT-in-DFT-Einbettungsverfahren<br />
auch die in DFT-in-DFT-Berechnungen nötigen Näherungen <strong>für</strong><br />
die nicht-additive kinetische Energie vermeiden [42-44]. In diesem<br />
Fall ist die WFT-Berechnung <strong>für</strong> das aktive Subsystem der<br />
Schritt, der den größten Rechenaufwand erfordert. Deshalb ist<br />
es möglich, das exakte Einbettungspotential aus einer DFT-Berechnung<br />
<strong>für</strong> das gesamte System zu rekonstruieren [45]. Die<br />
dabei auftretenden numerischen Probleme lassen sich durch<br />
neue Ansätze zur eindeutigen Potential-Rekonstruktion vermeiden<br />
[46]. Damit wird es jetzt möglich, WFT und DFT nahtlos<br />
miteinander zu koppeln. Die einzige verbleibende Näherung ist<br />
dann die Beschreibung der Wechselwirkung zwischen aktivem<br />
Subsystem und Umgebung mit DFT.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Die theoretische Spektroskopie großer molekularer Systeme<br />
stellt immer noch eine Herausforderung dar. Subsystemmethoden<br />
bieten hier eine Reihe von Vorteilen im Vergleich zu konventionellen<br />
quantenchemischen Methoden. Zunächst bieten<br />
quantenchemische Subsystemmethoden eine elegante Möglichkeit,<br />
eine lineare Skalierung mit der Anzahl der Subsysteme<br />
- und damit auch mit der Größe des Systems - zu erreichen. So<br />
lassen sich zum Beispiel mit Subsystem-DFT quantenchemische<br />
Berechnungen <strong>für</strong> ganze Proteine effi zient durchführen.<br />
Des weiteren können ausgehend von Subsystem-DFT Einbettungsverfahren<br />
entwickelt werden. In Form von DFT-in-DFT-<br />
Einbettungsverfahren erlauben diese es, sich zur Berechnung<br />
von lokalen spektroskopischen Eigenschaften auf das entscheidende<br />
Subsystem zu beschränken. Ebenso wird mit WFTin-DFT-Einbettungsmethoden<br />
eine lokale Verbesserung der<br />
Berechnungen <strong>für</strong> ausgewählte Subsysteme möglich.<br />
Schließlich erlauben Subsystemmethoden in der Regel eine<br />
einfachere Interpretation der Ergebnisse quantenchemischer<br />
Berechnungen, da sie direkt Eigenschaften von Subsystemen<br />
sowie Informationen über deren Wechselwirkungen liefern. In<br />
Fällen, in denen die Verwendung von Subsystemverfahren von<br />
Beginn an nicht trivial ist, wie zum Beispiel der Berechnung<br />
von Schwingungsspektren von biomolekularen Systemen,<br />
lässt sich zur Interpretation der Ergebnisse ein Subsystembild<br />
rekonstruieren. Ausgehend davon ist dann wiederum die Entwicklung<br />
vereinfachter Modelle möglich.<br />
Abb. 4: Aufteilung in Subsysteme <strong>für</strong> die Berechnung der elektronischen Anregungsenergien<br />
von Actinoid-Spezies in Festkörperumgebungen (schwarz:<br />
U/Np, rot: O, grün: Cl, violett: Cs) mit WFT-in-DFT-Einbettungsverfahren. Das<br />
aktive Subsystem (NpO 2<br />
2+<br />
oder NpO 2 Cl 4 2- ) lässt sich mit genauen WFT-Methoden,<br />
in diesem Fall relativistischer Fock-Space-Coupled-Cluster-Theorie,<br />
beschreiben. Für die Festkörperumgebung wird eine genäherte DFT-Elektronendichte<br />
verwendet.<br />
217
ASPEKTE<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
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218
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
GESCHICHTLICHES<br />
Claus Priesner<br />
JUSTUS VON LIEBIG UND AUGUST KEKULÉ –<br />
PRAXIS UND THEORIE DER CHEMIE<br />
IM 19. JAHRHUNDERT<br />
EINFÜHRUNG<br />
VOM TUNICHTGUT ZUM PRAECEPTOR CHEMIAE –<br />
AUS DEM WERDEGANG JUSTUS LIEBIGS<br />
Justus von Liebig und August Kekulé zählen zu den bedeutendsten<br />
deutschen Chemikern des 19. Jahrhunderts. Beide verbindet Mit der folgenden Skizze wird der Lebensweg Liebigs keinesfalls<br />
adäquat beschrieben; vielmehr sollen lediglich einige<br />
über den Umstand eines gemeinsamen Geburtsortes hinaus<br />
auch ein Lehrer-Schüler-Verhältnis. Liebig war es, der Kekulé <strong>für</strong> wichtige Stationen seines Werdegangs genannt, nicht aber seine<br />
jeweiligen wissenschaftlichen Arbeiten diskutiert werden. 2<br />
die Chemie begeistern konnte und das internationale Netz von<br />
Liebigschülern erleichterte Kekulé später die wissenschaftliche<br />
Karriere und bot ihm ein inspirierendes geistiges Umfeld. Aus den<br />
Studienjahren Kekulés existiert ein bemerkenswertes Dokument, Ein holpriger Start<br />
das die Beziehung von Lehrer und Schüler illustriert, nämlich die<br />
Mitschrift zu Liebigs Experimentalvorlesung. Im Folgenden sollen Justus Liebig – das „von“ erhielt er erst mit der Erhebung in den<br />
einige Aspekte der Biographien beider Forscher geschildert und Adelsstand durch König Max II. von Bayern im Jahr 1845 – kam<br />
miteinander in Beziehung gesetzt werden. Die Grundzüge der Liebigschen<br />
Denkweise und das andersgeartete Interesse Kekulés Georg Liebig (1775-1850) und dessen Ehefrau Marie Caroline<br />
am 12. Mai 1803 in Darmstadt zur Welt. Seine Eltern, Johann<br />
an der Chemie sollen dargelegt und Kekulés Weg zu organischen (1781-1855), betrieben eine Drogen- und Materialienhandlung,<br />
Strukturchemie soll nachgezeichnet werden. Schließlich möchte zu der auch ein kleines chemisches Labor gehörte. Vor der Entstehung<br />
einer chemischen Industrie wurden Chemikalien aller<br />
ich das Vorlesungsbuch Liebigs sowie Kekulés Mitschrift in Auszügen<br />
vorstellen und in ihrer unterschiedlichen Prägung vergleichen.<br />
Alles zusammen ergibt ein plastisches Bild des Chemie-<br />
handelten nicht nur mit diversen Stoffen, sondern produzierten<br />
Art in handwerksähnlichen Betrieben erzeugt und Liebigs Eltern<br />
studiums um die Mitte des 19. Jahrhunderts und der Leistungen auch etliche Chemikalien selbst. Liebig scheint schon als Kind<br />
Liebigs wie Kekulés <strong>für</strong> die organische Chemie. 1 vom elterlichen Labor fasziniert gewesen zu sein, weniger allerdings<br />
vom Darmstädter Gymnasium, das er seit April 1811 besuchte.<br />
Seine Leistungen ließen jedenfalls zu wünschen übrig<br />
und er verließ die Schule 1818 vorzeitig und ohne Abschluss. Er<br />
ging nun bei einem Apotheker in Heppenheim in die Lehre, der<br />
sich aber schon nach 10 Monaten von ihm trennte. Angeblich<br />
habe der Lehrling nämlich in seiner Dachkammer eine Explosion<br />
herbeigeführt und zwar bei Versuchen mit Knallsäure. Diese<br />
Angabe stammt von einem der vielen namhaften Schüler Liebigs,<br />
dem später als Anatom und Physiologe sowie durch politische<br />
Streitschriften hervorgetretenen Karl Vogt (1817-95). Ob<br />
sie zutrifft, ist nicht sicher, denn vielleicht trennte sich auch der<br />
junge Liebig von dem Apotheker, das ist nicht näher bekannt.<br />
Jedenfalls trieb Liebig nun kurze Zeit private Studien und las<br />
Prof. Dr. rer. nat. Claus Priesner<br />
Historisches Seminar der LMU<br />
Wissenschaftsgeschichte<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1, 8<strong>05</strong>39 München<br />
E-Mail: priesner@ndb.badw-muenchen.de<br />
Bild 1: Liebig im Jahr 1871, zwei<br />
Jahre vor seinem Tod. Photographie<br />
von Franz Hanfstaengl.<br />
Aus: Krätz/Priesner,Liebigs Experimentalvorlesung<br />
1 Die folgenden Ausführungen stützen sich in weiten Teilen auf: O. P. Krätz<br />
u. C. Priesner (Hg.), Liebigs Experimentalvorlesung. Vorlesungsbuch und<br />
Kekulés Mitschrift, herausgegeben und kommentiert von O. P. Kätz und<br />
C. Priesner, 1983.<br />
2 Zur Biographie Liebigs siehe: R. Pummerer, in: Geist u. Gestalt, Biographische<br />
Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften<br />
Bd. II, 1959, S. 133-53; F. L. Holmes, in: Dictionary of Scientifi c Biography Bd.<br />
VIII, 1980, S. 329-50; C. Priesner, in: Neue <strong>Deutsche</strong> Biographie Bd. XIV, 1985,<br />
S. 497-501. Bezüglich Einzelabhandlungen siehe die dort genannte Literatur.<br />
219
GESCHICHTLICHES<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
chemische und alchemische Werke aus der Darmstädter Hofbibliothek,<br />
darunter auch Texte des Erforschers des Antimons,<br />
des berühmt-berüchtigten Alchemisten, der sich „Basilius Valentinus“<br />
nannte und in Wahrheit Johann Thölde hieß. 3<br />
Ende 1819 – also mit 17 Jahren - begann Liebig dann schließlich<br />
das Studium der Chemie an der Universität Bonn, die man damals<br />
auch ohne Schulabschluss besuchen konnte. Sein akademischer<br />
Lehrer war Carl Wilhelm Gottlob Kastner (1783-1857),<br />
zu dieser Zeit einer der bekanntesten Chemiker Deutschlands. 4<br />
Hier nun hatte Liebig Erfolg. Er wurde der Lieblingsschüler Kastners<br />
und folgte diesem 1821 nach Erlangen, wohin Kastner berufen<br />
worden war und bis zu seinem Lebensende blieb.<br />
Liebig betrieb zwar seine chemischen Studien sehr eifrig, fand<br />
aber daneben auch Zeit, sich politisch zu betätigen. Er stand<br />
den progressiven Kräften nahe, die auf eine nationale Einigung<br />
Deutschlands und die Beseitigung der feudalen Kleinstaaterei<br />
hinarbeiteten und war auch Mitglied einer verbotenen Burschenschaft<br />
– was nicht schwer war, da die meisten Burschenschaften<br />
verboten waren. Immerhin leben wir in der auch als Biedermeier<br />
bekannten Periode politischer Restauration nach den Napoleonischen<br />
Kriegen und dem Wiener Kongress. Jedenfalls beteiligte<br />
sich Liebig an Demonstrationen und wurde am 26. Januar 1822<br />
zu einem dreitägigen Arrest im Karzer (dem universitätseigenen<br />
Kerker) verurteilt weil er „in der Silvesternacht bei dem vor dem<br />
Gasthaus zum Lämmle stattgehabten Unfug besonders tätig<br />
war, an beleidigenden Äußerungen gegen obrigkeitliche Personen<br />
vorzüglich [gemeint ist: in besonderem Maße] theilgenommen,<br />
auch dem Polizeiwächter Schramm, ja sogar dem Herrn<br />
Rechtsrath Heim die Hüte vom Kopf gestoßen habe.“ 5 Es blieb<br />
aber nicht bei solchen relativ harmlosen Scharmützeln. Bald<br />
darauf kam es nämlich bei einer weiteren Demonstration zum<br />
Einsatz von Infanterie und sogar Kavallerie und Liebig musste<br />
Erlangen mehr oder minder fl uchtartig verlassen. Er kehrte nach<br />
Darmstadt zurück und erhielt aufgrund der Fürsprache Kastners<br />
ein Reisestipendium des Großherzogs Ludwig I. von Hessen-<br />
Darmstadt (1753-1830) zur Fortsetzung seines Studiums in Paris,<br />
wohin er im November 1822 übersiedelte.<br />
Aus heutiger Sicht klingt dies alles geradezu märchenhaft. Ein<br />
junger Tunichtgut ohne Schulabschluss wird trotzdem Chemiestudent,<br />
macht sich durch gefährliche politische Umtriebe, die<br />
gegen die bestehende Fürstenherrschaft gerichtet sind, so unbeliebt,<br />
dass er aus seiner Universitätsstadt fl iehen muss – und<br />
erhält zum Trost durch den Einsatz seines Professors ein Stipendium,<br />
um an einer der besten Universitäten des Auslands weiterstudieren<br />
zu können, und zwar ausgerechnet von einem jener<br />
Fürsten, die er mit seinen Aktivitäten bekämpfte. Ich denke, die<br />
Leser werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass eine solche<br />
Karriere heut völlig undenkbar wäre – und daher vielleicht auch<br />
schon das eine oder andere potentielle Genie unbemerkt blieb.<br />
Liebigs Pariser Studienzeit<br />
Liebig erlebte in Paris eine ganz andere Art, die Chemie zu verstehen<br />
und zu lehren, als bei Kastner. Er studierte bei Joseph<br />
Louis Gay-Lussac (1778-1850), Pierre Louis Dulong (1875-<br />
1838) und Louis Jaques Thénard (1777-1857), durchweg Vertreter<br />
der neuen antiphlogistischen Chemie, die von Antoine<br />
Laurent Lavoisier (1743-94) begründet worden war.<br />
Die Pariser Studienzeit hat Liebig maßgeblich geprägt und<br />
dazu geführt, dass er seinen Lehrer und Förderer Kastner später<br />
ziemlich abfällig beurteilte, worauf gleich noch einzugehen<br />
ist. Liebig setzte in Paris seine Untersuchungen über die Knallsäure<br />
und deren Salze, die Fulminate, die er evtl. schon bei<br />
seiner Apothekerlehre begonnen hatte, fort. Am 28. Juli 1823<br />
referierte sein Lehrer Gay-Lussac in einer Sitzung der Pariser<br />
Akademie der Wissenschaften über diese Arbeiten, bei denen<br />
es beiden gelungen war, die Knallsäure zu isolieren, als Säure<br />
zu identifi zieren und sie wieder in ihr Silber- bzw. Quecksilbersalz<br />
zu überführen. Eine solche Arbeit wäre auch mit heutigen<br />
Mitteln keineswegs einfach zu bewerkstelligen, in der damaligen<br />
Zeit war es experimentell absolut herausragend. Der<br />
Vortrag Gay-Lussacs wurde <strong>für</strong> Liebigs weiteren Lebensweg<br />
bestimmend. Der Grund da<strong>für</strong> war die Anwesenheit Alexander<br />
von Humboldts, der als Naturforscher eine Popularität genoss<br />
wie sie später vielleicht nur noch Einstein erlangte.<br />
Professor in Gießen und München<br />
Humboldt empfahl Großherzog Ludwig I., Liebig eine Professur<br />
zu übertragen. Dieser kam dem Wunsch Humboldts nach und<br />
sorgte da<strong>für</strong>, dass Liebig 1824, also mit 21 Jahren, Extraordinarius<br />
an der Universität Gießen wurde, wohlgemerkt gegen den<br />
Widerstand der dortigen Professoren. Bereits ein Jahr später<br />
avanciert Liebig zu Ordinarius. Damit auch alles seine akademische<br />
Ordnung hatte, war Liebig von Kastner am 21. Juni 1823 „in<br />
absentia“ promoviert worden – auch dies ist heute wohl kaum<br />
möglich. Das Thema der Dissertation lautete: „Über das Verhältnis<br />
der Mineralchemie zur Pfl anzenchemie“. In Gießen richtete<br />
sich Liebig in einer ehemaligen Kaserne unter sehr schwierigen<br />
äußeren Umständen ein Forschungs- und Unterrichtslaboratorium<br />
ein und begann seine Tätigkeit als akademischer Lehrer<br />
und Forscher, die ihn zu außerordentlichen Erfolgen führen sollte.<br />
Mit seinen Arbeiten zur Theorie der organischen Chemie, vor<br />
allem aber mit seiner Düngerlehre („Die organische Chemie in<br />
ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“, 1840) und seinen<br />
„Chemischen Briefen“, die die „Augsburger Allgemeine Zeitung“<br />
seit 1842 druckte, wurde Liebig zum bekanntesten und<br />
einfl ussreichsten Chemiker Deutschlands. 1852 verließ Liebig<br />
Gießen und ging nach München, 1854 erfolgte seine Erhebung<br />
in den erblichen Freiherrenstand durch den bayerischen König<br />
Max II. (1811-64).<br />
1860 wurde er zum Präsidenten der Bayerischen Akademie<br />
der Wissenschaften gewählt. Am 18. April 1873 verstarb Liebig<br />
3 C. Priesner, Johann Thölde und die Schriften des Basilius Valentinus, in:<br />
Ch. Meinel (Hg.), Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte.<br />
Wolfenbütteler Forschungen Bd. 32, 1986, S. 107-19;<br />
ders., Johann Thölde und seine Kunstfi gur Basilius Valentinus. In: H.-H.<br />
Walter (Hg.), Johann Thölde, Alchemist, Salinist, Schriftsteller und Bergbeamter<br />
in Bad Frankenhausen, 2011, S. 65-74.<br />
4 Zu Kastner siehe: O. P. Krätz, in: Neue <strong>Deutsche</strong> Biographie Bd. XI, 1977,<br />
S. 324.<br />
5 Krätz, Priesner, Vorlesungsbuch (Fußnote 1), S. 6.<br />
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DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
GESCHICHTLICHES<br />
in München und ruht seither auf dem Alten Südlichen Friedhof.<br />
Soweit in aller Kürze Liebigs Werdegang, der bestimmt zu den<br />
außergewöhnlichen Lebensläufen – zumindest <strong>für</strong> einen Naturwissenschaftler<br />
– zählt.<br />
LIEBIG UND DIE ROMANTISCHE CHEMIE<br />
Wie schon erwähnt, äußerte sich Liebig später abfällig über<br />
Kastner, wiewohl er ihm viel verdankte. Der Grund da<strong>für</strong> lag in<br />
der wissenschaftlichen Ausrichtung Kastners, der ein Vertreter<br />
der „Romantischen Chemie“ war. Dieser Terminus leitet sich<br />
von der „Romantischen Naturphilosophie“ ab, deren philosophischer<br />
Hauptvertreter Friedrich Wilhelm Joseph Schelling<br />
(1775-1854) war und der auch Goethe nahestand. 6 Diese spezifi<br />
sch deutsche Denkrichtung fasste die Natur als Forschungsgegenstand<br />
nicht nach einem rein rational-logischen Konzept<br />
auf, sondern versuchte, die moderne Sichtweise mit der hergebrachten,<br />
eher metaphysischen Naturauffassung zu verbinden.<br />
Ihre Vertreter dachten, wie die Alchemisten vor ihnen, in<br />
Analogien, suchten nach verborgenen strukturellen Verbindungen<br />
anscheinend voneinander unabhängiger Phänomene, und<br />
bemühten sich darum, die Natur nicht allein reduktionistischanalytisch,<br />
sondern auch deduktiv-synthetisch (gemeint als<br />
Gegensatz zu analytisch) zu erfassen.<br />
Theorie und Erklärung war in Deutschland so gut wie unbekannt,<br />
denn man verstand darunter nicht etwas „Erfahrenes“, sondern<br />
immer etwas, was der Mensch dazu tun müsse und mache [...]<br />
Der französische Vortrag hat schon durch die Sprache in der Behandlung<br />
wissenschaftlicher Gegenstände eine in andern Sprachen<br />
sehr schwer erreichbare logische Klarheit [...]. Was in den<br />
französischen Vorträgen am meisten auf mich wirkte, war die<br />
innere Wahrheit derselben und die sorgfältige Vermeidung allen<br />
Scheins in den Erklärungen, es war der vollständigste Gegensatz<br />
der deutschen Vorträge, in welchen durch das Überwiegen<br />
des deduktiven Verfahrens die ganze wissenschaftliche Lehre<br />
ihre feste Zimmerung verloren hatte.“ 8<br />
Dieses Denken lernte Liebig bei Kastner kennen und es dürfte<br />
ihm durchaus entsprochen haben, bis er in Paris die viel<br />
stärker im modernen Sinne ausgerichtete Naturauffassung<br />
der französischen Schule kennenlernte. Liebig schrieb 1840<br />
in seinem berühmten Aufsatz „Über den Zustand der Chemie<br />
in Preußen“ folgendes dazu:<br />
„Ich selbst brachte einen Theil meiner Studienzeit auf einer<br />
Universität [Erlangen] zu, wo der größte Philosoph und Metaphysiker<br />
des Jahrhunderts [gemeint ist Friedrich Wilhelm Joseph<br />
von Schelling (1775-1854). Er lehrte 1820-26 in Erlangen.]<br />
zu Bewunderung und Nachahmung hinriß. Wer konnte<br />
sich damals vor Ansteckung sichern? Auch ich habe diese an<br />
Ideen und Worten so reiche, an wahrem Wissen und gediegenen<br />
Studien so arme Periode durchlebt, sie hat mich um zwei<br />
kostbare Jahre meines Lebens gebracht. Ich kann den Schrecken<br />
und das Entsetzen nicht schildern, als ich aus diesem<br />
Taumel zum Bewußtsein erwachte.“ 7<br />
Das sind recht harte Worte, die sich überdies gar nicht direkt<br />
auf Kastner beziehen und dessen chemische Arbeiten unbedeutender<br />
erscheinen lassen, als sie tatsächlich sind. Ganz<br />
anders schilderte Liebig in seinen autobiographischen Notizen<br />
seinen Aufenthalt in Frankeich. Geradezu hymnisch schreibt er:<br />
„Die Vorträge von Gay-Lussac, Thénard, Dulong usw. in der Sorbonne<br />
hatten <strong>für</strong> mich einen unbeschreiblichen Reiz. Die Einführung<br />
der astronomischen oder mathematischen Methode in<br />
der Chemie, welche jede Aufgabe womöglich in eine Gleichung<br />
verwandelt und bei jeder gleichförmigen Aufeinanderfolge zweier<br />
Erscheinungen einen ganz bestimmten kausalen Zusammenhang<br />
annimmt, welcher, nachdem er aufgesucht und aufgefunden<br />
ist, „Erklärung“ oder „Theorie“ hieß, hatte die französischen<br />
Chemiker zu ihren großen Entdeckungen geführt. Diese Art von<br />
Abb. 2: Altersporträt von Gay-Lussac aus dem Besitz LIebigs<br />
Zur Frage, ob die Romantische Chemie, wie von Liebig angenommen,<br />
tatsächlich von so negativem Einfl uss auf die<br />
Entwicklung der deutschen Chemie war, ließe sich Manches<br />
sagen. Zwar war deren Herangehensweise an die Natur eine<br />
andere als die der französischen Chemiker, indes führt der analytische<br />
Ansatz tendenziell zu einer zu isolierten Betrachtungsweise<br />
einzelner Phänomene. Wie wir heute wissen, ist auch in<br />
den Naturwissenschaften die Erforschung von ganzen Systemen<br />
(z. B. Ökosystemen) in ihrem Zusammenhang erforderlich.<br />
Dies entspricht – mutatis mutandis – der Vorgehensweise der<br />
Romantischen Chemiker. Jedenfalls passte das Thema von Lie-<br />
6<br />
Siehe dazu: O. P. Krätz, Goethe und die Naturwissenschaften, 1992.<br />
7 J. Liebig, Der Zustand der Chemie in Preußen, in: Annalen der Chemie und<br />
Pharmazie 43, 1840, S. 134. Zitiert nach Krätz/Priesner (Fußnote 1), S. 7.<br />
8 J. v. Liebig, Bruchstücke zu einer Autobiographie, mitgeteilt von Dr. Georg<br />
von Liebig, in: Berichte der <strong>Deutsche</strong>n Chemischen <strong>Gesellschaft</strong> XXIII,<br />
1890, S. 785-816. Zitiert nach Krätz/Priesner (Fußnote 1), S. 7 f.<br />
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GESCHICHTLICHES<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
bigs Dissertation, das sicher von Kastner vorgegeben worden<br />
war, genau in sein späteres Forschungsprogramm. Es ging hierbei<br />
nämlich um das Verhältnis von Chemie und belebter Materie,<br />
seien dies Pfl anzen oder Tiere. 9<br />
Die Auseinandersetzung mit der Romantik hatte <strong>für</strong> den jungen<br />
Liebig durchaus auch schmerzliche und beunruhigende Züge.<br />
Wie schon gesagt, war er gegen den Willen der Universität berufen<br />
worden. Das Unglück wollte es, dass der Lehrstuhlinhaber<br />
Wilhelm Zimmermann ein ausgeprägter Romantiker war und<br />
die Chemie mehr in ästhetischer als in praktischer Hinsicht betrachtete.<br />
Es gelang Liebig mühelos, Zimmermann die Hörer zu<br />
entziehen, worauf dieser seinem Leben am 19. Juli 1825 in der<br />
Lahn ein Ende setzte. Liebig wurde sein Nachfolger. Man darf<br />
als sicher annehmen, dass das traurige Schicksal Zimmermanns<br />
und der dabei <strong>für</strong> ihn selbst erzielte Vorteil, Liebig nicht ganz<br />
ungerührt gelassen haben wird. Vielleicht hängt Liebigs spätere<br />
schroffe Ablehnung der Romantischen Chemie auch mit der<br />
emotionalen Belastung zusammen, die Zimmermanns Selbstmord<br />
<strong>für</strong> ihn dargestellt haben muss.<br />
Liebigs Freund – aber auch gelegentlicher Kontrahent – Jean-Baptiste<br />
Dumas (1800-84), an der Sorbonne der Nachfolger Gay-Lussacs,<br />
beschrieb diesen Sachverhalt verallgemeinernd in folgendem<br />
eingängigen Satz: „Denn um aus drei oder vier Elementen diese<br />
Unzahl verschiedener Verbindungen hervorzubringen [...] hat die<br />
Natur einen Weg eingeschlagen, ebenso einfach wie unerwartet:<br />
sie hat mit diesen Elementen Verbindungen erzeugt, die selbst<br />
wieder alle Eigenschaften der Elemente besitzen“ 11 In dieser Form<br />
hat sich die Radikaltheorie etwa zwei Jahrzehnte lang gehalten.<br />
DIE RADIKALTHEORIE<br />
Auf Liebigs Arbeiten auf dem Gebiet der Elementaranalyse und<br />
der Düngerlehre kann ich nicht näher eingehen, aber seinen<br />
Beitrag zur Theorie der organischen Chemie möchte ich kurz<br />
erläutern, da hier Bezüge zu den Arbeiten Kekulés bestehen.<br />
Generell war Liebig – im Unterschied zu Kekulé – ein mehr<br />
an praktischen als an theoretischen Fragen interessierter<br />
Forscher. Dies zeigte sich beispielsweise in seiner Haltung<br />
zu der Frage der Existenz von Atomen, wo er da<strong>für</strong> plädierte,<br />
sich mit den Äquivalentgewichten zu begnügen. Er sah in der<br />
Atomtheorie nicht mehr als ein nützliches Modell, da er richtig<br />
erkannte, dass es mit den Mitteln seiner Epoche nicht möglich<br />
sein würde, das Vorhandensein von Atomen experimentell zu<br />
beweisen. 10 Die Organische Chemie hatte zu Liebigs Zeit das<br />
Problem, nicht erklären zu können, weshalb die Chemie des<br />
Kohlenstoffs so sehr von derjenigen anderer Elemente abwich.<br />
Eng damit verbunden war die ungelöste Frage, wie die erstaunliche<br />
Vielzahl organischer Verbindungen zu ordnen sein könnte.<br />
Zusammen mit seinem Freund Friedrich Wöhler (1800-82)<br />
entwickelte er 1832 die sog. Radikaltheorie. Danach sollten<br />
Gruppen von Kohlenstoffatomen eine ähnliche Rolle wie die<br />
Atome der Metalle einnehmen, also mit unterschiedlichen Liganden<br />
Verbindungen eingehen, ohne sich dabei strukturell zu<br />
verändern.<br />
Von dieser Arbeit sagte Wöhler später, dass sie einen Weg „in<br />
dem dunklen Wald der organischen Chemie“ eröffnet habe.<br />
Zuvor wusste man über die Gesetzmäßigkeiten im Aufbau organisch-chemischer<br />
Verbindungen so gut wie nichts. Liebig und<br />
Wöhler fanden, dass man das Öl der bitteren Mandeln in Benzoesäure,<br />
in Benzoylchlorid, in Benzamid und Benzoesäureester<br />
überführen könne, wobei ein Grundbestandteil der Benzoylverbindungen<br />
durch die Reaktionen hindurch erhalten blieb, das<br />
von ihnen so genannte „Benzoylradikal“. Der Ausdruck „Radikal“<br />
ist hier nicht im heutigen Sinne zu verstehen, sondern als Herleitung<br />
vom lat. „radix“, die Wurzel.<br />
Abb. 3: Kartonentwurf eines Gemäldes des Malers Wilhelm von Kaulbach.<br />
Das Gemälde war vermutlich als Fresko geplant ist aber entweder nicht ausgeführt<br />
worden oder aber verschollen. Liebig ist dargestellt als Herrscher<br />
der Chemie. In der rechten Hand hält er seinen berühmten Fünf-Kugel-Apparat<br />
zur organischen Elementaranalyse, mit der linken weist er auf einen Destillierapparat<br />
mit Liebigkühler. Links unterhalb ist sein langjähriger Freund<br />
und Weggefährte Wöhler zu sehen (mit Feder), am linken Bildrand sitzend<br />
Carl Friedrich Gauß. Entnommen: Krätz/Priesner S. 15<br />
LIEBIG ALS PUBLIZIST<br />
Liebig trat nicht nur als Autor hervor, sondern auch als Publizist.<br />
Zusammen mit dem Apotheker Emanuel Merck (1794-<br />
1855) gründete er 1832 die „Annalen der Chemie“, als deren<br />
Mitherausgeber und verantwortlicher Redakteur er fungierte<br />
9 Die Dissertation trug den Titel „Über das Verhältnis der Mineralchemie<br />
zur Pfl anzenchemie“. Wir würden heute sagen, „über das Verhältnis von<br />
anorganischer zu organischer Chemie“. Siehe dazu auch R. Löw, Pfl anzenchemie<br />
zwischen Lavoisier und Liebig, 1979.<br />
10 Siehe dazu auch C. Priesner, Zur Entwicklung der Atom- und Moleküldefi -<br />
nition in der Chemie im 19. Jh., in: Ch. Schönbeck (Hg.), Atomvorstellungen<br />
im 19. Jahrhundert, 1982, S. 7-35.<br />
11 Note sur l‘ètat actuel de la chimie organique par MM Dumas et Liebig, in:<br />
Comptes rendus V, 1837, S. 567. Zitiert nach Krätz/Priesner (Fußnote 1),<br />
S. 14.<br />
222
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
GESCHICHTLICHES<br />
(seit 1873 erscheint auch der Name Liebigs im Titel des Journals).<br />
Seine eben erwähnte ablehnende Haltung zur Beschäftigung<br />
mit der Atomtheorie kommt in einem Brief an seinen<br />
Mitredakteur Friedrich Mohr 12 zum Ausdruck, wo er zu einem<br />
Artikel des Chemieprofessors Thomas Thomson (1773-1852)<br />
aus Glasgow, der darin <strong>für</strong> die Atomhypothese John Daltons<br />
eintrat, folgendes bemerkte:<br />
„Was Thomsons Atomgewichte betrifft, so weiß ich nicht ob man<br />
es drucken soll. Niemand bekümmert sich bei uns um so fl ache<br />
Arbeiten. Seine Abhandlung ist der letzte Schrei eines sterbenden<br />
Projektemachers, warum ihm die Agonie noch härter machen.<br />
Sie sehen, wie zahm ich hinsichtlich polemischer Artikel bin, sie<br />
bringen die Leute auf und dienen uns zum Amüsement.“ 13<br />
Dies war kein Einzelfall, Liebig betrachtete sich nicht nur als<br />
Publizist, sondern auch als eine Art Schiedsrichter, und er<br />
konnte sehr ungehalten werden, wenn ihm jemand in die Quere<br />
kam. So beendete er Mohrs Mitwirkung bei den Annalen,<br />
nachdem dieser es gewagt hatte, in einem Artikel eine von Liebigs<br />
Radikaltheorie abweichende Meinung zu äußern.<br />
,,Ich achte und ehre die Meinung eines jeden, und wenn ich<br />
nicht Grund habe, ihnen entgegen zu treten, so lasse ich sie<br />
unangefochten. Seit 5 Jahren bemühe ich mich unter Aufbietung<br />
aller meiner Kräfte, um einer Ansicht über die Constitution<br />
der organischen Körper einen Sieg über eine andere zu<br />
verschaffen, die ich <strong>für</strong> eine bloße Confusion halte. Ueberall<br />
und an allen Orten haben meine Gründe Eingang gefunden.<br />
Sie haben allein das ganze wieder auf den schwankenden Fuß<br />
gestellt, wo die Sache früher stand, in dem Journal, das bis<br />
jetzt die Hauptstütze dieser Ansicht war. Zwischen uns beyden<br />
konnte dies einen Gegenstand der Diskussion abgeben,<br />
denn an und <strong>für</strong> sich ist das, was sie sagten, die Meinung einer<br />
Person, als Berichterstatter sind Sie aber Organ des Journals,<br />
und Sie müßten Ihre Kraft mit meiner vereinigen, anstatt sie<br />
gegen mich zu wenden. Daß dies zu einer Trennung führen<br />
mußte, konnten Sie sich nicht verhehlen, wenn ich nicht meine<br />
Selbstständigkeit aufgeben wollte. Lassen Sie uns darüber<br />
nicht mehr sprechen, ich wünsche damit unsere freundlichen<br />
Verhältnisse nicht gestört zu sehen.“ 14<br />
Und in der Tat blieb er mit Mohr befreundet: Liebig trennte<br />
Berufl ich-Fachliches und Privates scharf voneinander.<br />
DIE ENTSTEHUNG DES VORLESUNGSBUCHES<br />
Damit soll diese knappe Skizze der Person und des Wirkens<br />
von Liebig beendet werden und ein Aspekt betrachtet werden,<br />
der in den meisten Biographien keine oder kaum eine Rolle<br />
spielt, der aber als Quelle sehr aufschlussreich ist, nämlich<br />
das sog. Vorlesungsbuch. Liebig heiratete anno 1826 in Darmstadt<br />
Henriette Moldenhauer (1807-81), die Tochter des großherzoglichen<br />
Hofkammerrates Wilhelm Moldenhauer.<br />
Dabei handelte es sich um eine sehr vorteilhafte Partie <strong>für</strong> Liebig,<br />
da seine Gattin einer Familie entstammte, die zur feinen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> gehörte; die Position eines Hofkammerrates ist<br />
etwa der eines heutigen Staatsministers vergleichbar. Zudem<br />
Abb. 4: Henriette von Liebig, geb. Moldenhauer<br />
Abb. 5: Photographie Georg von Liebigs<br />
aus dem Jahr 1863.<br />
war die Ehe offenbar recht glücklich und aus ihr gingen fünf<br />
Kinder hervor. Zu seinem ältesten Sohn Georg (1827-1903),<br />
der auch seinen Adelstitel erbte, hatte Liebig ein besonders<br />
enges und vertrauensvolles Verhältnis.<br />
Georg besuchte in Gießen die Schule und begann dort ein Medizinstudium,<br />
das er allerdings bald abbrach um in London,<br />
seiner Neigung gemäß, Geologie zu studieren, was aber den<br />
Widerspruch des Vaters hervorrief, der auf einem Medizinstudium<br />
bestand. Im Wintersemester 1849/50 kam Georg diesem<br />
Wunsch seines Vaters nach und setzte das begonnene<br />
Medizinstudium in Berlin fort. Nach einer unglücklich verlaufenen<br />
Liebesaffäre kehrte Georg 1853 nach Gießen zurück und<br />
wurde an der dortigen Universität zum Dr. med. promoviert.<br />
Anschließend ging er sogleich erneut nach London, legte dort<br />
eine Zusatzprüfung vor dem College of Surgeons ab und trat<br />
als Regimentsarzt in die Dienste der „British East India Company“.<br />
Während aller seiner Aufenthalte in England, Berlin oder<br />
Indien pfl egte er einen ausführlichen Briefwechsel mit seinen<br />
Eltern, die ihn in jeder Weise unterstützten. Georg diente an<br />
verschiedenen Orten Indiens und wurde Anfang 1856 an das<br />
in Kalkutta (heute Kolkata) neu gegründete „Presidency College“<br />
als Professor <strong>für</strong> Physiologie und Naturgeschichte berufen.<br />
Für seine dortige Lehrtätigkeit war das „Vorlesungsbuch“<br />
gedacht, das sein Vater mit beträchtlichem fi nanziellem Aufwand<br />
herstellen ließ. Es enthält die von Liebig in seiner großen<br />
Vorlesung gezeigten Experimente nebst sehr fein ausgeführten<br />
erläuternden Federzeichnungen. Es ist unklar, ob sein Sohn<br />
das Buch praktisch verwendet hat, jedenfalls ist es in einem<br />
12 Karl Friedrich Mohr (1806-79) war Chemiker und Pharmazeut. Er studierte<br />
u. a, bei Leopold Gmelin (1788-1853) in Heidelberg, wo er 1832 promoviert<br />
wurde. Er war danach in der väterlichen Mohrenapotheke in Koblenz<br />
tätig, die er seit 1841 leitete. Von 1867 bis zu seinem Tod war Mohr Professor<br />
der Chemie an der Universität Bonn. Mohr erfand die nach ihm benannte<br />
Titrationsmethode; außerdem entwickelte er einige Laborapparaturen<br />
wie z. B. die Quetschhahnbürette und die „Mohr-Westphalsche Waage“ und<br />
erfand den Korkbohrer und die Meßpipette.<br />
13 Brief Liebigs an Mohr vom 14.12.1836. Sondersammlungen des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Museum Nr. 1045. Entnommen: Krätz/Priesner (Fußnote 1) S. 14.<br />
14 Brief Liebigs an Mohr vom 24.1 1838. Sondersammlungen des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Museum Nr. 1073. Entnommen: Krätz/Priesner (Fußnote 1) S. 17.<br />
223
GESCHICHTLICHES<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
ganz hervorragenden Erhaltungszustand und befi ndet sich<br />
heute in der Bayerischen Staatsbibliothek München. Das von<br />
Liebig selbst verwendete und als Vorlage benutzte Vorlesungsbuch<br />
ist dagegen nicht erhalten geblieben. Das Buch gibt einen<br />
sehr detaillierten Einblick in den Aufbau und den Ablauf<br />
von Liebigs Gießener Hauptvorlesung. Georg v. Liebig kehrte<br />
übrigens einige Jahre später nach Deutschland zurück und<br />
wurde – dank der Vermittlungsbemühungen seines Vaters –<br />
Gerichts- und Badearzt in Reichenhall.<br />
Vor längerer Zeit hatte ich die Gelegenheit, dieses Dokument<br />
der Chemiegeschichte zu studieren und zusammen mit Otto<br />
Paul Krätz eine kommentierte Edition desselben herauszugeben.<br />
Bestandteil dieser Edition ist auch die Mitschrift dieser<br />
Vorlesung durch August Kekulé.<br />
Das Vorlesungsbuch enthält nicht den Text von Liebigs Vorlesung,<br />
sondern ist eine Sammlung von Anweisungen <strong>für</strong> den Vorlesungsassistenten,<br />
welche Experimente vorzubereiten, welche<br />
Chemikalien und Geräte bereitzustellen sind. Diese Angaben<br />
sind ohne Kommentar nicht ganz einfach zu verstehen, bilden<br />
aber die von Liebig vorgetragenen Inhalte indirekt recht deutlich<br />
ab. Auch Kekulés Mitschrift ist keine Wiedergabe des Liebigschen<br />
Vortrags, sondern stellt eine selbständig erarbeitete<br />
Darstellung nach Kekulés Verständnis dar. In gewisser Weise<br />
handelt es sich um ein Einführungslehrbuch der Chemie, das<br />
auf der Vorlesung Liebigs basiert, aber von Kekulé verfasst ist.<br />
Ich möchte beide Texte exemplarisch vorstellen. Die vorliegende<br />
Fassung des Vorlesungsbuches entstand 1855, die Mitschrift<br />
Kekulés stammt von 1848; es ist davon auszugehen, dass die<br />
Vorlesung zur Zeit der Mitschrift in ähnlicher Weise abgehalten<br />
wurde als im Vorlesungsbuch angegeben.<br />
AUSZUG AUS LIEBIGS VORLESUNGSBUCH<br />
Das Vorlesungsbuch enthält 80 Vorlesungen zur anorganischen<br />
Chemie, 9 Vorlesungen zur organischen Chemie und 24<br />
sogenannte Wintervorlesungen, die sich ebenfalls mit organischer<br />
Chemie befassen. Die vorhandenen Angaben zu den<br />
beiden letzteren Vorlesungsreihen umfassen lediglich 36 Seiten,<br />
sind also sehr knapp im Vergleich zu den anorganischen<br />
Lektionen, die 245 Seiten ausmachen. Kekulés Mitschrift umfasst<br />
alleine die anorganischen Vorlesungen und folgt in ihrer<br />
Anordnung auch nur eingeschränkt der Reihenfolge im Vorlesungsbuch.<br />
Dies spricht da<strong>für</strong>, dass Kekulé die Niederschrift<br />
erst nach Ende der Vorlesung erstellt hat. Auszugsweise soll<br />
hier die 25. Vorlesung, die den Kohlenstoff als Element und<br />
die Kohlenwasserstoffe zum Thema hat, vorgestellt werden. 15<br />
Der Vorlesungsassistent sollte folgende Präparate von Kohlenwasserstoffen<br />
aufstellen: „Paraffi n, Naphthalin, Steinöl, Kautschuköl,<br />
Terpenthinöl, Holztheer, Oel des oelbildenden Gases,<br />
bituminöses Schieferöl, Chlorkohlenstoff.“ Mit „Steinöl“ ist Mineralöl<br />
gemeint, ebenso mit „bituminösem Schieferöl“, Kautschuköl<br />
und Holztheer sind Pyrolyseprodukte von Kautschuk 16<br />
bzw. Holz; das „Öl des ölbildenden Gases“ ist Ethylenchlorid<br />
(die Gruppe der Olefi ne leitet ihren Namen von diesem Öl des<br />
ölbildenden Gases ab) und Chlorkohlenstoff ist Tetrachlorkohlenstoff.<br />
Zudem sollten „Drahtgefl echte, Davy’s Sicherungslampe,<br />
Spiralen von Draht“ sowie „Kohlen“ und „Koaks“ (Koks)<br />
bereitgestellt werden. Während der Vorlesung wurden mehrere<br />
Experimente vorgeführt; dazu benötigt wurden ein „Gasometer<br />
mit oelbildendem Gas“, ein „Apparat zur Zerlegung des oelbildenden<br />
Gases durch Hitze“ Fig. 66 17 , zwei Flaschen mit Sumpfgas<br />
[Methan], ein „Apparat zur Zersetzung des Wassers durch<br />
Kohle 18 (Pt-Draht, um die Flamme sichtbarer zu machen) Fig.<br />
67, ferner ein „Apparat zur Bereitung von oelbildendem Gas<br />
und Sumpfgas 19 aus Oel Fig. 68. Der Flintenlauf wird mit haselnußgroßen<br />
Stücken Koaks oder auch Holzkohle gefüllt. Als Oel<br />
wird gewöhnliches Rüböl genommen“. 20 Ein weiterer „Apparat“<br />
diente zur Synthese von Ölgas, d. h. Ethylen aus „ Weingeist<br />
durch Einwirkung von concentr.[ierter] Schwefelsäure Fig. 69.<br />
Das beste Verhältniß ist 7 Th.[eile] SO 3 HO [H 2 SO 4 ] und 1 Th.<br />
Alkohol u. Sand (nach Wöhler). 21 Die Retorte wird zu ¼ gefüllt<br />
und das entwickelte Gas durch Kalkmilch oder Kali[lauge] geleitet“.<br />
Einige weitere Versuchsanordnungen betrafen die trockene<br />
Destillation von Steinkohlen (Fig. 70) 22 , die Sublimation<br />
von Naphthalin, die „Zerlegung von Kalilauge durch Kohlenpulver“<br />
23 und die Synthese von Ethylenchlorid aus Ethylen und<br />
Chlor unter Einwirkung von Sonnenlicht sowie die Bereitung<br />
von Methan aus Natriumacetat und Natriumhydroxid.<br />
Aus diesen knappen Angaben lässt sich schließen, dass die<br />
Reaktionen von Kohlenstoff mit Wasser und die Bildung bzw.<br />
Zerlegung einfacher Kohlenwasserstoffe einschließlich der Pyrolyse<br />
von Steinkohle gezeigt werden sollte. Mir ist nicht bekannt,<br />
wie lange die Vorlesung dauerte; sollte sie ebenfalls 45<br />
Minuten gedauert haben, wie heute üblich, war das ein sehr<br />
ambitioniertes Versuchsprogramm.<br />
15<br />
Krätz/Priesner, Vorlesungsbuch (Fußnote 1), S. 146 f.<br />
16<br />
Zu Kautschuköl siehe B. Kerl, F. Stohmann, Encyclopädisches Handbuch<br />
der Technischen Chemie, 3. Aufl age, Bd. III, 1876, Sp. 1656. Danach ergibt<br />
Kautschuk bei der trockenen Destillation drei unterschiedlich hoch siedende<br />
Fraktionen. Als „Kautschuköl“ wurden später auch Aufl ösungen von<br />
Kautschuk in Mineralöl bezeichnet, was hier aber nicht gemeint sein kann.<br />
17<br />
In der gezeigten Apparatur wird Ethylen in einem wahrscheinlich mit<br />
Porzellanstückchen gefüllten Rohr erhitzt und dabei in Wasserstoff und<br />
Kohlenstoff zerlegt<br />
18<br />
In diesem Apparat wird die Erzeuging von Wassergas im Labormaßstab<br />
vorgeführt. Kohlenstoff und Wasserdampf reagieren unter Luftausschluss<br />
bei genügend hoher Temperatur (> 1000 o C) zu CO und H 2 ; bei niedrigerer<br />
Temperatur (< 830 o C) verläuft die Reaktion weiter unter Bildung von CO 2 .<br />
19<br />
Sumpfgas ist Methan, CH 4 .<br />
20<br />
Hier handelt es sich ebenfalls um eine Hochtemperaturpyrolyse, bei der<br />
hauptsächlich CH 4 und C 2 H 4 entstehen.<br />
21<br />
Die Reaktion verläuft nach der Gleichung CH 3 -CH 2 -OH C 2 H 4 + H 2 0. Die<br />
Schwefelsäure wirkt hierbei als wasserentziehendes Mittel über Schwefelsäureethylester<br />
(CH 3 CH 2 -OSO 3 H) alsZwischenstufe. Bei dieser Umsetzung<br />
ist zu beachten, dass das Verhältnis von Alkohol und Schwefelsäure bei<br />
etwa 1:7 liegt, andernfalls bildet sich Diethylether nach der Williamson-<br />
Synthese. Siehe dazu auch: C. Priesner, Spiritus Aethereus - Formation of<br />
Ether and Theories on Etherifi cation from Valerius Cordus to Alexander Williamson,<br />
in: Ambix XXXIII, 1986, S. 129-151.<br />
22 Dieser Apparat ist der einfachste Typ eines Kokserzeugers. In den in<br />
das Gasableitungsrohr eingearbeiteten Kugeln scheiden sich fl üssige Verkokungsprodukte<br />
ab.<br />
23<br />
Eine Reaktion von Kaliumhydroxid mit Kohlenstoff konnte nicht ermittelt<br />
werden. Auch Kekulés Mitschrift enthält keinen Aufschluss, was mit diesem<br />
Versuch gezeigt werden sollte.<br />
224
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
GESCHICHTLICHES<br />
Abb. 6/7: Die Seiten 38 und 39 des Vorlesungsbuches. Die fein ausgeführten Zeichnungen und der Text waren <strong>für</strong> den Vorlesungsassistenten bestimmt und<br />
geben an, was an Präparaten herzurichten war und wie die Apparate aufzubauen waren.<br />
DIE AUSARBEITUNG KEKULÉS<br />
Kekulés Darstellung des Inhalts der Vorlesung ist dreieinhalb<br />
Druckseiten lang und macht die Vorlesung inhaltlich erst nachvollziehbar.<br />
24 „Der Kohlenstoff ist ein Bestandtheil aller Pfl anzen<br />
und Thierstoffe, er fi ndet sich in der Luft und im Schooße<br />
der Erde abgelagert als Braunkohle, Steinkohle und Anthracit:<br />
ganz rein als Graphit und krystallisiert als Diamant.“ Mit diesen<br />
Worten beginnt Kekulés Text. Er erläutert die Eigenschaften<br />
von Diamant, besonders seine Härte und seine Brennbarkeit<br />
bei hohen Temperaturen. Die Fakten sind mit einer hübschen<br />
Anekdote gewürzt:<br />
„1751 kam zu Franz I. ein Aventurier der behauptete, er könne<br />
kleine Diamanten zusammenschmelzen. Franz gab ihm <strong>für</strong><br />
6000 fl . Diamanten, die er in einem Tiegel sehr großer Hitze<br />
aussetzte, wodurch sie [sich] verfl üchtigten; man glaubte ihm<br />
dies nicht und erhenkte ihn als Dieb.“ 25<br />
Es wird auf Antoine Laurent Lavoisier verwiesen, der erstmals<br />
experimentell nachwies, dass ein Diamant in reinem Sauerstoff<br />
verbrennen könne und dass dabei Kohlensäure gebildet<br />
werde. Interessant ist auch der Hinweis, Isaac Newton habe<br />
die Brennbarkeit des Diamants schon behauptet, weil dieser<br />
ein hohes Lichtbrechungsvermögen aufweise und Newton beobachtet<br />
habe, „daß brennbare Körper die Lichtstrahlen mehr<br />
brechen als andere [Stoffe]“. Vielfache Bemühungen, Diamanten<br />
synthetisch herzustellen, seien bislang gescheitert.<br />
Nach einigen Ausführungen zum Aschengehalt tierischer und<br />
pfl anzlicher Stoffe und dem Adsorptionsvermögen von Holzoder<br />
Tierkohle kommt Kekulé zum Brennwert von Kohlenstoff<br />
und Wasserstoff. Er gibt an, dass ein Gramm Kohlenstoff 7858<br />
Gramm Wasser um ein Grad Celsius erwärmen könne, ein<br />
Gramm Wasserstoff dagegen 34792 Gramm Wasser. Daraus<br />
lasse sich leicht der Brennwert organischer Stoffe ermitteln, da<br />
diese hauptsächlich aus diesen beiden Elementen bestünden.<br />
Ein Pfund „ganz trockenes Holz“ enthalte genug Brennwert um<br />
35 Pfund Wasser von 0 o C zum Sieden zu bringen, dieselbe Quantität<br />
Steinkohle könne 60 Pfund, ein Pfund Koks (damals „Koaks“<br />
geschrieben) sogar 65 Pfund Wasser auf 100 o C erhitzen.<br />
Mit Wasserstoff bilde Kohlenstoff „eine Reihe von Verbindungen,<br />
die meist fl üßig sind“. Zwei davon aber seien gasförmig,<br />
„die eine bildet mit Chlor ein Oel und heißt deshalb oelbildendes<br />
Gas; die andre heißt Sumpfgas, weil sie im schlammigen<br />
Boden der Sümpfe oft vorkommt, oder Grubengas, weil sie<br />
sich häufi g in Bergwerken bildet“. Die Elementaranalyse nach<br />
24<br />
Krätz/Priesner, Vorlesungsbuch (siehe Fußnote 1), S. 390-93.<br />
25 Mit Franz I. ist Kaiser Franz Stephan von Lothringen (1708-65) gemeint,<br />
der Gemahl von Kaiserin Maria Theresia. Ein Aventurier ist ein Abenteurer;<br />
das Wort kann aber auch einen wagemutigen Kaufmann oder Unternehmer<br />
bezeichnen. Die Abkürzung „fl.“ steht <strong>für</strong> die alte Währungseinheit<br />
Gulden. 6000 Gulden waren eine enorme Summe, nach heutigem Wert<br />
mindestens 60.000 Euro.<br />
225
GESCHICHTLICHES<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
Liebig ergab <strong>für</strong> Ethylen einen Wert von 85,7 Gewichtsteilen<br />
Kohlenstoff und 14,3 Gewichtsteilen Wasserstoff, das Methan<br />
bestand zu 75% aus Kohlenstoff und zu 25% aus Wasserstoff.<br />
Die Ursache der gefährlichen Schlagwetter in Kohlegruben<br />
wird erklärt und die Sicherheitslampe von Humphry Davy<br />
(1778-1829) vorgestellt. 26<br />
„Das oelbildende Gas erhält man bei der Destillation von Steinkohlen<br />
in beträchtlicher Menge, aber mit Sumpfgas vermischt;<br />
bei allzugroßem Erhitzen erhält man bloß Sumpfgas, das oft<br />
mit Schwefelwasserstoffgas und Ammoniakgas gemengt ist,<br />
die beide sehr übel riechen.“ Das Ethylen erlangte als „Leuchtgas“<br />
während des 19. Jahrhunderts eine enorme Bedeutung,<br />
da es die Industrieproduktion durch Erleuchten der Fabrikhallen<br />
erheblich erhöhte. Vorher hatte man wegen der Kostspieligkeit<br />
und geringen Leuchtkraft von Kerzen oder Öllampen nur während<br />
der hellen Tagesstunden produzieren können. Zudem war<br />
Leuchtgas eine Art Abfallprodukt der Koksbereitung, die wiederum<br />
<strong>für</strong> die Stahlindustrie unverzichtbar war. Ein großes Problem<br />
bei der praktischen Nutzung des Leuchtgases waren die übelriechenden<br />
und giftigen Beimengungen, deren Beseitigung sehr<br />
schwierig war und die hier nur ansatzweise mittels Durchleiten<br />
durch Kalkmilch erfolgte. 27 Zur Darstellung von Ethylenchlorid<br />
schreibt Kekulé: „Das oelbildende Gas verdichtet in gleichem<br />
Volum mit dem Cl [Chor] zu einem farblosen aetherischen Oel,<br />
das einen gar nicht unangenehmen Geruch hat.“ Neben einer<br />
Reihe weiterer Angaben zum Vorlesungsthema, die hier nicht<br />
behandelt werden können, ist ein Hinweis von Interesse, der<br />
sich auf das Phänomen der Isomerie bezieht: „Eine Menge Öle,<br />
z. B. Terpentinöl, schwarzes Pfefferöl etc. haben alle, obgleich<br />
sonst von ganz verschiedener Beschaffenheit, gleiche Bestandtheile<br />
C und H, die in gleicher Menge verbunden sind: C 10 H 8 .“ 28<br />
Ganz unterschiedlich in Charakter und Intention, ergänzen sich<br />
Vorlesungsbuch und Mitschrift zu einem geschlossenen Ganzen.<br />
Neben dem Wert, den jede der beiden Geschichtsquellen<br />
<strong>für</strong> sich allein darstellt, ergibt sich durch ihre Bezogenheit aufeinander<br />
ein zusätzlicher Zugang zu jener Zeit, den das jeweils<br />
einzelne Dokument nicht eröffnen könnte.<br />
August Kekulé wurde am 7. September 1829 in Darmstadt geboren,<br />
war also etwa 26 Jahre jünger als Liebig. 29 Obwohl sein<br />
Name in der Schreibweise „Kekulé“ eine Verbindung zu Frankreich<br />
vermuten lässt, entstammt die Familie altem böhmischem<br />
Adel. Die Kekule von Stradonič waren in Stradonice, einem Ort<br />
nordöstlich von Prag, begütert und konnten ihren Stammbaum<br />
bis uns 14. Jh. zurückverfolgen. Ein Zweig der Familie emigrierte<br />
während des 30jährigen Krieges nach Deutschland und wurde<br />
im 18. Jh. in Darmstadt dauerhaft ansässig. Kekulés Vater, der<br />
Oberkriegsrat Ludwig Karl Emil Kekule fügte seinem Namen das<br />
akzentuierte Schluss-„e“ hinzu, offenbar aus Sympathie <strong>für</strong> Napoleon<br />
und den Beitritt Hessen-<br />
Darmstadts zum Rheinbund.<br />
Bei der Nobilitierung Kekulés<br />
im Jahr 1895 wurde der Akzent<br />
wieder entfernt. Da Kekulé<br />
schon im folgenden Jahr<br />
– am 13.7.1896 – verstarb,<br />
ist es aber korrekt ihn mit der<br />
akzentuierten Namensform zu<br />
schreiben, weil er diese nahezu<br />
sein ganzes Leben verwendet<br />
hat. Die Erhebung in den<br />
Adelsstand war übrigens – anders<br />
als bei Liebig – nicht seinen<br />
wissenschaftlichen Leistungen<br />
geschuldet, sondern<br />
Abb. 8: Photographie von August<br />
Kekulé in jüngeren Jahren<br />
den genealogischen Recherchen seines Sohnes Stephan, der die<br />
altadelige Abstammung der Familie belegen konnte, wodurch die<br />
Aufnahme ins Adelsregister veranlasst wurde.<br />
Ursprünglich wollte Kekulé, der schon auf dem Darmstädter<br />
Gymnasium – anders als Liebig – durch gute Leistungen aufgefallen<br />
war, Architektur studieren und immatrikulierte sich in<br />
Gießen <strong>für</strong> dieses Fach. Aus allgemeinem naturwissenschaftlichem<br />
Interesse hörte er aber auch Liebigs Vorlesung, die ihn<br />
bewog, Chemiker anstatt Architekt zu werden. Über seinen Weg<br />
zur Chemie und die Rolle Liebigs dabei berichtete Kekulé anlässlich<br />
des sogenannten „Benzol-Festes“ am 11. März 1890<br />
im großen Saal des Berliner Rathauses. Die Feier war von der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Chemischen <strong>Gesellschaft</strong> ausgerichtet worden und<br />
sollte das 25jährige Jubiläum der Formulierung der Benzolformel<br />
durch Kekulé, den Begründer der aromatischen Strukturchemie<br />
ehren. Folgen wir also der Rede Kekulés:<br />
„Liebig‘s Vorlesungen verführten mich zur Chemie und ich beschloss<br />
umzusatteln. Da meine Verwandten mir Bedenkzeit auferlegten,<br />
verbrachte ich ein Semester auf dem Polytechnikum<br />
in Darmstadt. […] Erst jetzt durfte ich, unter Will‘s und Liebig‘s<br />
Leitung, mich mit meiner lieben Chemie beschäftigen.“ 30<br />
KEKULÉ UND LIEBIG<br />
Die Verbindung Kekulés mit Liebig endet nicht mit der Tatsache,<br />
dass er bei Liebig eine Vorlesung hörte. Sein wissenschaftlicher<br />
Werdegang, ja seine Entscheidung, überhaupt<br />
Chemiker zu werden, wurden von Liebig in vielfacher Weise<br />
geprägt oder mitbestimmt.<br />
26<br />
Aufgrund einer Explosion im Bergwerk von Felling on Tyne am 25. Mai<br />
1812, bei der 90 Bergleute den Tod fanden, entwickelte Davy 1816/16<br />
seine Sicherheitslampe.<br />
27<br />
Siehe dazu C. Priesner, Wilhelm August Lampadius und die Entwicklung<br />
der Gasbeleuchtung. Risiken und Erwartungen bei der Einführung einer<br />
neuen chemischen Technologie, in: H.-H. Walter (Hg.), W. A. Lampadius<br />
– Chemiker, Erfi nder, Fachschriftsteller und Hüttenmann, (Tagungsband)<br />
erscheint voraussichtlich <strong>2013</strong>.<br />
28 1823 war Liebig bei seinen Arbeiten über die Salze der Knallsäure darauf<br />
aufmerksam geworden, dass diese dieselbe Bruttoformel besitzen wie<br />
die Salze der Cyansäure. 1828 überführte Friedrich Wöhler (1800-1882)<br />
Ammoniumcyanat in den isomeren Harnstoff, was als erste Synthese einer<br />
organischen Verbindung aus anorganischen Stoffen galt. 1830 führte Jöns<br />
Jakob Berzelius (12779-1848) den Begriff „Isomerie“ ein.<br />
29 Zur Biographie Kekulés siehe R. Anschütz, August Kekulé, 2 Bde., 1929;<br />
G. Ronge in Neue <strong>Deutsche</strong> Biographie XI, 1977, S. 414-24; J. Gillis, in:<br />
Dictionary of Scientifi c Biography, Bd. VII, 1980, S. 279-83; C. Priesner,<br />
in: Lexikon bedeutender Naturwissenschaftler, Bd. II, 2004, S. 299-301.<br />
30<br />
Krätz/Priesner, Vorlesungsbuch (Fußnote 1), S. 365.<br />
226
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
GESCHICHTLICHES<br />
Kekulé absolvierte zunächst analytische und präparative Lehrgänge<br />
unter Liebigs Mitarbeitern Theodor Fleitmann (1828-<br />
1904) und Heinrich Will (1812-90). Eine Experimentalarbeit<br />
„Über die Amyloxydschwefelsäure und einige ihrer Salze“ 31<br />
erledigte er zur vollen Zufriedenheit Wills; sie wurde zur Grundlage<br />
der Promotion Kekulés zwei Jahre später. Die Möglichkeit,<br />
durch einen Hochschulwechsel den Gesichtskreis zu erweitern,<br />
bot sich durch Kekulés Halbbruder Karl (1821-91), der ihm einen<br />
einjährigen Auslandsaufenthalt fi nanzierte. Liebig riet zu<br />
Paris, der Sprachkenntnisse wegen. Chemie werde Kekulé dort<br />
nämlich nicht viel lernen – eine der wenigen falschen Prognosen<br />
des Meisters. In Paris hörte Kekulé bei Dumas und schloß<br />
Freundschaft mit Adolphe Wurtz (1817-84), der 1842 bei Liebig<br />
gehört hatte. Kekulé hatte auf der Anreise bereits Gerhardts<br />
Schrift „Introduction á l‘étude de la chimie par le Système unitaire“<br />
(1848) studiert. Diese neue „Typenlehre“ war Gerhardts<br />
Entwurf einer umfassenden Klassifi kation der gesamten organischen<br />
Verbindungen. Gerhardt fasste alle chemischen Verbindungen<br />
als Derivate von vier anorganischen Stammkörpern<br />
auf, nämlich H 2 O, HCl, NH 3 und H 2 . Die organischen Verbindungen<br />
erhält man durch Austausch von Wasserstoffatomen der<br />
Stammkörper durch organische Reste, zum Beispiel gehört<br />
Ethanol C 2 H 5 -OH zum Wassertypus, Methan H-CH 3 zum Wasserstofftypus.<br />
Dieses Konzept wurde von Alexander Williamson<br />
(1824-1904) vervollständigt. Die Typentheorie ersetzte die Radikaltheorie<br />
und ebnete den Weg zur Strukturtheorie Kekulés. 32<br />
Kekulé kehrte im April 1852 nach Darmstadt zurück, erwarb<br />
im Laufe des Sommersemesters den „doctor philosophiae“ in<br />
Gießen und nahm anschließend eine Tätigkeit als Privatassistent<br />
bei dem Schweizer Liebigschüler Adolf von Planta (1820-<br />
95) an. Ende 1853 siedelte Kekulé nach London über, und<br />
wurde – wiederum durch Liebigs Vermittlung – Privatassistent<br />
von John Stenhouse (1809-80), Professor am Bartholomew‘s<br />
Hospital. Durch seinen einstigen Studiengenossen, den Liebigschüler<br />
Reinhold Hoffmann, jetzt Assistent bei Alexander Williamson,<br />
ebenfalls Liebigschüler und Professor der Chemie am<br />
University College in London, fand Kekulé Zugang zu einer um<br />
Williamson gescharten Gruppe etwa altersgleicher englischer<br />
und deutscher Chemiker, die sich intensiv mit Konstitutionsfragen<br />
beschäftigten. Anders als Gerhardt, der betonte, dass<br />
seine Typenformeln nicht den inneren Aufbau des Moleküls<br />
ausdrückten, gab Williamson diesen Formeln einen konstitutionellen<br />
Sinn als Abbilder der Atomanordnung.<br />
Kekulé entwickelte bereits in London den Gedanken, dass das<br />
Grundprinzip der organischen Verbindungen in der Vierwertigkeit<br />
des Kohlenstoffs und in dessen Fähigkeit, Ketten zu bilden, bestehen<br />
könnte. 1855 kehrte Kekulé nach Deutschland zurück. In<br />
Heidelberg erfolgte im März 1856 unter <strong>Bunsen</strong> seine Habilitation,<br />
allerdings erhielt er keine Anstellung. Man darf die Habilitation<br />
bei <strong>Bunsen</strong> nicht mit heutigen Usancen vergleichen. <strong>Bunsen</strong><br />
verlangte weder eine schriftliche Arbeit, noch wurde ein genau<br />
strukturierter Prüfungsablauf vorgegeben. <strong>Bunsen</strong> entschied vielmehr,<br />
dass ein Kandidat, in diesem Fall Kekulé, reif <strong>für</strong> die Würde<br />
eines Privatdozenten sei. Am ehesten entspricht dies der heute<br />
noch gelegentlich üblichen Kumulativhabilitation. Ähnlich verfuhr<br />
<strong>Bunsen</strong> auch bei Dissertationen. Mit seiner Abhandlung „Über<br />
die Constitution und die Metamorphose der chemischen Verbindungen<br />
und über die chemische Natur des Kohlenstoffs“ verließ<br />
Kekulé im Jahr 1858 endgültig die Typentheorie und legte den<br />
Grundstock <strong>für</strong> die Strukturchemie. Das Kohlenstoffatom war<br />
vierwertig und konnte sich entweder mit anderen Atomen oder<br />
mit weiteren Kohlenstoffatomen verbinden. Damit war eine Erklärung<br />
<strong>für</strong> die Vielzahl organischer Verbindungen gefunden. Unbedingt<br />
zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die Freundschaft<br />
Kekulés mit Emil Erlenmeyer (1825-1909), der 1862 die<br />
Idee von Kohlestoffdoppel- und -dreifachbindungen entwickelte<br />
und <strong>für</strong> Ethylen und Acetylen postulierte. Damit war ein wichtiger<br />
Schritt auf dem Weg zur Benzolformel Kekulés getan, die er<br />
schließlich 1865 aufstellte. Unter Schwierigkeiten und mit erneuter<br />
fi nanzieller Unterstützung seines Halbbruders Karl überbrückte<br />
Kekulé die Zeit bis 1858, wo er einen Ruf an die Universität<br />
Gent erhielt, was seine Finanzlage und seine Arbeitsbedingungen<br />
wesentlich verbesserte. 1867 wurde er an die Universität Bonn<br />
berufen, wo er bis zu seinem Tod am 13. 7. 1896 blieb.<br />
KURZES FAZIT<br />
Die beiden in Darmstadt geborenen Chemiker Liebig und Kekulé<br />
waren von ihrem persönlichen Charakter und auch ihrer Wissenschaftsauffassung<br />
sehr verschieden. Für Liebig war die Chemie<br />
nicht so sehr eine bestimmte Form des Erkenntnisgewinns über<br />
die Natur, sondern in hohem Maße ein Weg zur Verbesserung<br />
der Lebensbedingungen der Menschen durch Erforschung der<br />
chemischen Grundlagen von Ernährung und Landwirtschaft.<br />
Theorien, etwa die Radikaltheorie, betrachtete er als Instrumente<br />
zur besseren Handhabung von Fakten, nicht als zutreffende<br />
Aussagen über reale Gegebenheiten. Liebig betrachtete sich<br />
selbst auch als einen Kämpfer <strong>für</strong> die Wahrheit; was wahr war,<br />
bestimmte er und er konnte recht ungehalten werden, wenn jemand<br />
anderer Ansicht war. Besonders kennzeichnend <strong>für</strong> Liebigs<br />
wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung ist, dass er durch seine<br />
Neugliederrung des Chemiestudiums und die Einführung von Laborpraktika<br />
nach festem Programm einen enormen Einfl uss auf<br />
die Entwicklung vieler jüngerer Chemiker – nicht nur in Deutschland<br />
– hatte. Seine durch das Vorlesungsbuch teilweise dokumentierte<br />
Vorlesung wirkte ebenfalls stilbildend. Dadurch entwickelte<br />
sich ein internationales Netz von Liebigschülern, die sich<br />
gegenseitig unterstützten und sich untereinander intensiv austauschten.<br />
August Kekulé entspricht bereits mehr dem modernen<br />
Chemiker. Er betrieb die Chemie in erster Linie als Wissenschaft<br />
per se, glaubte sich nicht im Besitz endgültiger Urteilskraft bezüglich<br />
der Ansichten von Kollegen und fasste Theorien nicht nur als<br />
pragmatische Hilfsmittel, sondern als – zwar falsifi zierbare, aber<br />
gerade dadurch die Wirklichkeit abbildende – Modelle der Natur<br />
auf. Sein Werdegang ist ohne die durch Liebig geschaffene Struktur<br />
von Lehre, Forschung und internationaler Verfl echtung seiner<br />
Studenten nicht denkbar. Kekulés Vorlesungsmitschrift vermittelt<br />
als maßgebliche Ergänzung des Vorlesungsbuches zusammen<br />
mit seinem wissenschaftlichen Werdegang einen bemerkenswerten<br />
Zugang zur Chemiegeschichte des 19. Jahrhunderts.<br />
31 In: Annalen der Chemie und Pharmazie 75, 1850, S. 275-93.<br />
32<br />
Zu der recht verwickelten Geschichte dieser Theorien siehe C. Priesner,<br />
Spiritus Aethereus - Formation of Ether and Theories on Etherifi cation from<br />
Valerius Cordus to Alexander Williamson, in: Ambix XXXIII, 1986, S. 129-151<br />
227
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
ANSPRACHE DES 1. VORSITZENDEN<br />
ANLÄSSLICH DER 112. HAUPTVERSAMMLUNG<br />
DER DEUTSCHEN BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
FÜR PHYSIKALISCHE CHEMIE E.V.<br />
IN KARLSRUHE, DONNERSTAG, 9. MAI <strong>2013</strong><br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder und Freunde<br />
der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, liebe Gäste! Dear international participants<br />
and guests!<br />
Ich möchte Sie im Namen des Vorstandes unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />
sehr herzlich in Karlsruhe begrüßen und es ist mir eine<br />
besondere Freude und Ehre, die <strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong> offi ziell<br />
eröffnen zu dürfen.<br />
Das ADUK-Quartett hat mit den ersten 3 Sätzen aus „Fünf Stücke<br />
<strong>für</strong> Streichquartett“ von Erwin Schulhoff unserer Tagung<br />
einen schönen musikalischen Auftakt gegeben, wo<strong>für</strong> ich mich<br />
sehr herzlich bei den Musikern bedanken möchte!<br />
Ebenso danke ich Herrn Prof. Dr. Manfred Kappes als Leiter<br />
der lokalen Tagungsorganisation, Herrn Dr. Frank Mentrup,<br />
Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Herrn Prof. Dr. Horst<br />
Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, und Herrn<br />
Prof. Dr. Eberhard Umbach, Präsident des Karlsruher Instituts<br />
<strong>für</strong> Technologie (KIT), <strong>für</strong> die freundlichen Grußworte.<br />
Ich freue mich, dass so viele Freunde der <strong>Physikalische</strong>n Chemie<br />
zur diesjährigen <strong>Bunsen</strong>tagung gekommen sind – trotz<br />
des langen Wochenendes und des Feiertags. Ich hoffe daher,<br />
dass sich <strong>für</strong> Sie alle der Einsatz lohnt und dass Sie hier bei der<br />
<strong>Bunsen</strong>tagung wieder ein spannendes Forum fi nden, bei dem<br />
Sie Ihre Ergebnisse vorstellen und diskutieren können, neue<br />
Resultate aus anderen Arbeitsgruppen erfahren, alte Kontakte<br />
vertiefen und neue knüpfen können.<br />
Besonders möchte ich unsere Ehrenmitglieder begrüßen. Es<br />
ist mir eine besondere Freude, dass die Herren Prof. Dr. Helmut<br />
Baumgärtl, Prof. Dr. Jürgen Troe und Prof. Dr. Heinz Georg<br />
Wagner teilnehmen können und ich möchte sie an dieser Stelle<br />
Dr. Marcell Peuckert<br />
Thermal Conversion Compound Industriepark Höchst GmbH<br />
Industriepark Höchst, Gebäude C 526<br />
65926 Frankfurt am Main<br />
Telefon: +49 69 3<strong>05</strong>-21616, Telefax: +49 69 3<strong>05</strong>-9821616<br />
E-Mail: marcell.peuckert@infraserv.com<br />
ebenfalls willkommen heißen. Unsere Ehrenmitglieder und Nobelpreisträger<br />
Prof. Dr. Manfred Eigen und Prof. Dr. Gerhard Ertl<br />
können dieses Jahr nicht bei uns sein, lassen aber ihre besten<br />
Grüße und Wünsche ausrichten. Sie alle fühlen sich der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> seit vielen Jahren eng verbunden.<br />
From the Royal Society of Chemistry I would like to welcome<br />
Prof. Dr. Mike Ashfold who later on is going to give the scientifi<br />
c opening lecture, and Dr. Heather Montgomery, the Deputy<br />
Editor of PCCP and Faraday Discussions, who represents our<br />
international journal PCCP.<br />
Die <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Deutsche</strong>r Chemiker ist vertreten durch ihre<br />
Präsidentin Frau Prof. Dr. Barbara Albert, die <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft<br />
durch Frau Dr. Kowol-Santen. Ihnen allen<br />
danke ich <strong>für</strong> ihr Kommen und begrüße Sie recht herzlich.<br />
Herr Prof. Dr. Umbach hat uns in seiner Grußadresse bereits<br />
die Bedeutung des KIT Karlsruher Instituts <strong>für</strong> Technology und<br />
seine <strong>Physikalische</strong> Chemie ins Bewusstsein gerufen. In der<br />
Tat blickt die Chemie in Karlsruhe auf eine lange fruchtbare<br />
Tradition zurück. In diesem Jahr jährt sich zum 200. Mal der<br />
Geburtstag von Karl Weltzien, ordentlicher Professor an der<br />
Polytechnischen Schule Karlsruhe, der Vorfahrin des heutigen<br />
KIT. In seine Zeit fällt der Bau des neuen Chemielaboratoriums<br />
von 1851, welches dann als Vorbild <strong>für</strong> den Bau des <strong>Bunsen</strong>-<br />
Laboratoriums in Heidelberg diente. Schließlich vermelden<br />
die Annalen, dass Karl Weltzien zusammen mit August Kekulé<br />
1860 hier in Karlsruhe den historisch gesehen ersten Weltkongress<br />
der Chemiker organisiert hat – mit damals 140 Teilnehmern<br />
[Nachr. Chem. 61 (<strong>2013</strong>) S. 16].<br />
Heute, 153 Jahre später, begrüßen wir über 620 Teilnehmer<br />
aus aller Welt, wir werden fast 200, genau 193 Vorträge in bis<br />
zu 7 Parallelsitzungen in den kommenden 2 Tagen präsentiert<br />
bekommen und 250 Poster aufgeteilt in 9 verschiedene Themengruppen<br />
lesen und diskutieren können.<br />
Die Ansprüche und Herausforderungen bei der Organisation<br />
einer solch großen und inzwischen wirklich internationalen Tagung<br />
sind immens. Daher gebührt unser Dank all denen, die<br />
228
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
diese Tagung hier in Karlsruhe so engagiert und erfolgreich<br />
vorbereitet haben – stellvertretend möchte ich die Kollegen<br />
Prof. Dr. Manfred Kappes (KIT), Prof. Dr. Willem Klopper (KIT),<br />
Prof. Dr. Manfred Wilhelm (KIT), Prof. Dr. Wolfgang Domcke<br />
(TU München) und Prof. Dr. Jürgen Gauß (Univ. Mainz) <strong>für</strong> das<br />
Programmkomitee nennen, die diesen Dank den vielen Studierenden<br />
und weiteren Helfern bitte weiterleiten mögen. Danken<br />
möchte ich auch unserem Geschäftsführer, Herrn Dr. Florian<br />
Ausfelder und seinem Frankfurter Team, Frau Erika Wöhler und<br />
Frau Daniela Sabolo, <strong>für</strong> ihre unermüdliche Unterstützung.<br />
Nicht vergessen möchte ich, denn am Ende geht es auch<br />
hier wie überall um das liebe Geld, die fi nanzielle Unterstützung<br />
dieser <strong>Bunsen</strong>tagung durch das KIT Karlsruher Institut<br />
<strong>für</strong> Technologie, den Fonds der Chemischen Industrie, den<br />
DFG-Transregio Sonderforschungsbereich 88 3MET/ Kaiserslautern/Karlsruhe<br />
sowie die Unternehmen PREVAC sp. Z o.o./<br />
Rogów(PL), die Bayer AG, Evonik, PCCP Physical Chemistry<br />
Chemical Physics/Cambridge(UK), Thermo Fisher Scientifi c/<br />
Dreieich, Umicore/Olsen(B) und MaTeK Material-Technologie<br />
& Kristalle/Jülich. Herzlichen Dank!<br />
Schließlich darf ich noch ca. 20 Aussteller mit Ihren Ständen,<br />
zu deren Besuch ich Sie einladen möchte, hier begrüßen.<br />
Den wichtigsten Beitrag zu unserer <strong>Bunsen</strong>tagung allerdings<br />
liefern Sie, die Teilnehmer und Mitglieder der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
mit Ihren wissenschaftlichen Beiträgen.<br />
Ich möchte Sie nun kurz in das diesjährige Programm der Tagung<br />
einführen. Das Hauptthema der Tagung in diesem Jahr lautet:<br />
„Theory meets Spectroscopy”<br />
Neben dem Hauptthema werden aber auch alle anderen Bereiche<br />
der <strong>Physikalische</strong>n Chemie abgedeckt. Ich hoffe, dass<br />
somit sehr viele Gelegenheiten <strong>für</strong> einen intensiven Austausch<br />
quer über alle Spezialisierungen hinweg bestehen werden und<br />
wir eine spannende Tagung erleben werden.<br />
Nunmehr schon zum 6. Mal haben wir die Eröffnung auf den Donnerstagabend<br />
verlegt, um dem wissenschaftlichem Programm,<br />
der Diskussion und den Postern so viel Platz wie möglich einzuräumen.<br />
Im Anschluss an die feierliche Eröffnung wird uns Herr Prof.<br />
Mike Ashfold von der University of Bristol/UK das Hauptthema der<br />
diesjährigen Tagung in seinem Festvortrag über einen „Vergleich<br />
der Dynamik molekularer Photofragmentierungsprozesse in der<br />
Gas- und Flüssigphase“ – „Comparing molecular photofragmentation<br />
dynamics in the gas and liquid phases“ näher bringen.<br />
Da Sie alle das Tagungsprogramms wahrscheinlich bereits gut<br />
kennen und sich Ihren eigenen Fahrplan <strong>für</strong> die nächsten Tage<br />
zusammengestellt haben, möchte ich nur kurz auf die 4 jeweils<br />
zu Beginn der Vormittags- und Nachmittagssitzungen hier im<br />
Audimax stattfi ndenden Plenarvorträge hinweisen; mit Beginn<br />
hier morgen früh um 8:30 Uhr.<br />
Ergänzt werden diese durch 13 zusätzliche F ortschrittsberichte<br />
(Full Lectures), die einen umfassenden Überblick über Teilgebiete<br />
geben. Das Special Symposium „Electrochemical Interfaces“<br />
und das Karriereforum, das bereits heute Vormittag stattfand,<br />
runden das Programm ab.<br />
Besonders freue ich mich, dass es uns in diesem Jahr wieder<br />
gelungen ist, Vortragsbeiträge aus der industriellen Anwendung<br />
der <strong>Physikalische</strong>n Chemie zu bekommen. Herr Prof. Dr.<br />
Manfred Wilhelm (KIT) hat dank seiner guten Kontakte es geschafft,<br />
dass wir morgen eine ganztägige Session mit spannenden<br />
Beiträgen aus der Industrie hören werden. Diese Vorträge<br />
zeigen die vielfältigen Anwendungsbereiche der <strong>Physikalische</strong>n<br />
Chemie in der industriellen Praxis auf; sie reichen vom Einsatz<br />
analytischer, spektroskopischer Methoden über Polymerchemie<br />
und Katalyse hin bis zur Lebensmitteltechnologie.<br />
Eine wichtige Aufgabe der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> ist es, jungen<br />
Leuten eine Plattform <strong>für</strong> den wissenschaftlichen Austausch zu<br />
bieten. Junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind<br />
bei der <strong>Bunsen</strong>tagung oft diejenigen, die vortragen, oder noch<br />
häufi ger diejenigen, die Poster über Ihre Arbeit vorstellen. Damit<br />
Ihre Poster noch sichtbarer werden, gibt es wie in den vergangenen<br />
Jahren die von PCCP gestifteten Posterpreise und „Hot<br />
Topics“-Posterauszeichnungen, die in der Abschlussveranstaltung<br />
überreicht werden. Es werden aus jeder Themengruppe<br />
mindestens einen Preis und insgesamt sogar 16 Preise vergeben<br />
werden. Alle Preisträger werden dort mit zwei prägnanten,<br />
aussagekräftigen Folien Ihre Arbeiten vorstellen. Kommen Sie<br />
also alle zur Abschlussveranstaltung am Samstag!<br />
Die <strong>Bunsen</strong>tagung ist etwas Besonderes! Nicht nur dass es<br />
gelingt, jedes Jahr trotz Feiertag, Brückentag und Samstag so<br />
zahlreiche Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu motivieren. Sie<br />
ist auch die jährliche Zusammenkunft der Mitglieder der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> physikalische Chemie. Dadurch bekommt<br />
diese Tagung auch eine persönliche, familiäre Note jenseits<br />
des wissenschaftlichen Programms.<br />
Nun, zahlreiche neue <strong>Bunsen</strong>-Mitglieder, Preise, Auszeichnungen,<br />
7 Parallel-Sessions und eine Steigerung der Zahl der Tagungsteilnehmer<br />
um ca. 7% im Vergleich zum Vorjahr sollten<br />
nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Umfeld <strong>für</strong> wissenschaftliche<br />
<strong>Gesellschaft</strong>en generell und damit auch <strong>für</strong> die<br />
DBG in den vergangenen Jahren zunehmend schwieriger geworden<br />
ist. Ich möchte nur 3 Problemfelder nennen:<br />
1. Soziale Netzwerke entstehen dank neuer Medien schneller,<br />
sind fl exibler als früher und haben geringe Barrieren. Dem<br />
klassischen „Verein“ haftet leicht etwas behäbig Altertümliches<br />
an – halt etwas <strong>für</strong> die „alten Herrschaften“. So ist die<br />
Mitgliedschaft in der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Studenten der<br />
<strong>Physikalische</strong>n Chemie anders als früher heute nicht mehr<br />
selbstverständlich.<br />
2. Das aktuell niedrige Zinsniveau von aller bestenfalls 1%, ich<br />
erinnere an die Ausführungen unseres Schatzmeisters Prof.<br />
Dr. Grünbein in der Mitgliederversammlung, schränkt die<br />
fi nanziellen Möglichkeiten einer jeden Stiftung hinsichtlich<br />
Preisen und Stipendien erheblich ein.<br />
3. Schließlich ist einhergehend mit den Umstrukturierungen in<br />
der chemischen Industrie, speziell strukturelle Änderungen<br />
in der industriellen Forschung, eine generelle Distanzierung<br />
zwischen Industriefi rmen und akademischen Verbänden zu<br />
registrieren. Jüngste öffentliche Diskussionen über die Un-<br />
229
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
abhängigkeit von Forschung und Lehre in Deutschland [z.B.<br />
„Gekaufte Wissenschaft?”, ZDF-Frontal 21 am 9.4.<strong>2013</strong>]<br />
tragen – das ist meine ganz persönliche Wahrnehmung –<br />
unnötigerweise zu einer Vertiefung der Kluft zwischen industria<br />
und academia bei.<br />
Kleine Unternehmungen in Krisensituationen suchen oft ihr<br />
Glück in Fusionen oder werden von größeren Firmen einfach<br />
übernommen. Über kurz oder lang stellt man jedoch fest, dass<br />
<strong>für</strong> das einzelne, operative Geschäftsfeld nichts besser geworden<br />
ist, wenn man nicht die Ursachen der Probleme selber angegangen<br />
hat. Wir brauchen keine scheinbaren Patentlösungen,<br />
sondern wir müssen die Positionierung der DBG grundsätzlich<br />
überdenken – und dann daraus Lösungen ableiten.<br />
Mitgliederstruktur der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
Vor diesem Hintergrund haben wir im 1. Quartal <strong>2013</strong> eine umfangreiche<br />
Mitgliederbefragung durchgeführt, an der sich bis<br />
heute knapp 40 % der befragten Mitglieder beteiligt haben. Die<br />
hohe Rücklaufquote und vor allem die zahlreichen ausformulierten<br />
Stellungnahmen in den Textfeldern dokumentieren das große<br />
Interesse der Mitglieder an ihrem Verein. Wir werden in einem der<br />
kommenden <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>e ausführlich darüber berichten.<br />
Parallel zur Umfrage haben sich im März in Frankfurt im<br />
DECHEMA-Haus 12 Kolleginnen und Kollegen aus Hochschule<br />
und Industrie zusammen gefunden, um in einem ganztägigen<br />
Strategie-Workshop über die Zukunft der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
zu diskutieren. Da<strong>für</strong>, dass sie sich die Zeit genommen haben,<br />
und vor allem <strong>für</strong> ihr Engagement danke ich ganz herzlich.<br />
Lassen Sie mich erste Erkenntnisse und Resultate aus Umfrage<br />
und Workshop kurz zusammenfassen. Die aus meiner<br />
Sicht 3 Kernthemen und Herausforderungen „Mitgliedschaft<br />
– Finanzmittel – Verhältnis zur Industrie“ <strong>für</strong> unser gemeinsames<br />
Ziel, die Attraktivität der DBG zu erhalten und vor allem zu<br />
steigern, hatte ich bereits genannt.<br />
Betrachten wir einmal die DBG im Sinne eines Prozesses, so sind<br />
die Angebote, Dienstleistungen oder im industriellen Jargon der<br />
Output, die „Produkte“ des DBG-Prozesses. Und wir, die Mitglieder,<br />
sind dann die „Kunden“. Wer sind also die Mitglieder und<br />
was sind ihre Erwartungen bezüglich der „Produkte“ der DBG?<br />
Den zahlenmäßig größten Anteil machen die persönlichen und<br />
studentischen Mitglieder aus. Mitgliedschaften von Firmen und<br />
Instituten sind von ihrer Bedeutung und Multiplikatorenfunktion<br />
her nicht zu unterschätzen, aber rein zahlenmäßig vernachlässigbar.<br />
10% Studenten auf der einen Seite und 20% Pensionäre<br />
auf der anderen Seite, widerlegen auch das Bild einer rückwärtsgewandten<br />
Seniorenorganisation. Über 2/3 aller Mitglieder<br />
stehen mitten im berufl ichen Leben, und zwar an Universitäten,<br />
sonstigen Forschungseinrichtungen oder in der Industrie.<br />
Die Zuordnung zu Berufsgruppen ergibt sich indirekt aus der<br />
Umfrage. Nur etwas mehr als die Hälfte haben eine Doppelmitgliedschaft<br />
in der GDCh, dann folgen schon DPG, DECHEMA,<br />
DGM und DGMK. Eine Aussage „in der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
sind nur Chemiker“ ist damit sicherlich falsch.<br />
Aber was sind die Erwartungen unserer Kunden? Einige Stichworte<br />
aus dem Brainstorming in unserem Workshop sortiert<br />
Doppelmitgliedschaften der DBG-Mitglieder in Prozent<br />
nach Zielgruppen habe ich ohne eine Rangfolge in den Charts<br />
zusammengefasst:<br />
Erwartungen von Studenten an die DBG:<br />
• Kontakte (zu anderen Studenten, Professoren, Industrie)<br />
• <strong>Bunsen</strong>tagung (<strong>für</strong> eigenen Beitrag, als Informations- &<br />
Kontaktplattform)<br />
• Feedback (durch wissenschaftliche Anerkennung)<br />
• Industriekontakte (<strong>für</strong> Berufsperspektiven)<br />
• Vergünstigungen<br />
Erwartungen von Pensionären an die DBG:<br />
• Kontakte zur <strong>Physikalische</strong>n Chemie pfl egen (durch <strong>Bunsen</strong>tagung)<br />
• Nostalgie (Identitätsstiftung, alte Freundschaften pfl egen)<br />
• Eigenes altes Feld weiterverfolgen (Wertschätzung, Information)<br />
• Vergünstigungen (z.B. Lebensmitgliedschaft)<br />
Erwartungen von Hochschulmitarbeitern an die DBG:<br />
• Information über aktuelle Forschung (z.B. auf Tagungen)<br />
• Trendberichte (z.B. im <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>)<br />
• Lehre (Information zur Methodik, Austausch zur Curriculumsentwicklung)<br />
• Politische Interessenvertretung (bei DFG etc.)<br />
• Nachwuchsförderung<br />
• Kontakte und Vernetzung in die Industrie<br />
230
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
Erwartungen der Industriemitarbeiter an die DBG:<br />
• Information über Cutting-edge Forschung<br />
• Neue Trends in der Forschung erfahren<br />
• Kontakte zu Instituten (zwangloser Austausch, interdisziplinäre<br />
Plattform)<br />
• Themen und Beiträge mit Industrierelevanz (in <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>,<br />
<strong>Bunsen</strong>tagung, <strong>Bunsen</strong>-Diskussionstagung)<br />
• Internationale Ausrichtung<br />
Auffällig und überraschend ist die Parallelität in den Antworten<br />
aus Hochschule und Industrie. Eine Bewertung des aktuellen<br />
Erfüllungsgrades der geäußerten Erwartungen zeigt auf, wo<br />
wir heute schon gut sind – aber auch die Performance Gaps.<br />
Die Auswertung der Fragebögen der Mitgliederumfrage werden<br />
sicher noch detailliertere Antworten liefern, weisen aber nach<br />
der ersten Sichtung schon heute in die gleiche Richtung.<br />
Besonders positiv bewertet wurden die Tagungsangebote der<br />
DBG. Dies gibt mir Gelegenheit noch einmal den Veranstaltern<br />
der Manfred-Eigen-Nachwuchswissenschaftlergespräche in Jena<br />
ganz herzlich zu danken und gleichzeitig auf die nächsten drei<br />
Veranstaltungen in Potsdam, Frankfurt und Ulm hinzuweisen.<br />
Sehr gute Noten erhielt auch unser <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>. Das gibt<br />
mir Gelegenheit, an dieser Stelle mich ganz herzlich bei Herrn<br />
Prof. Dr. Schäfer <strong>für</strong> seine hervorragende Arbeit zu bedanken.<br />
Not always automatically associated with the <strong>Bunsen</strong> Society<br />
is our international scientifi c journal PCCP. Though it´s an integral<br />
part of our society and a vital link to the Royal Society<br />
of Chemistry. May I ask you to consider especially the themed<br />
issue “Theory meets Spectroscopy” with articles on the main<br />
topic of this <strong>Bunsen</strong>tagung. The issue is available at the exhibition<br />
stand of PCCP outside the conference room.<br />
Weitere Standbeine der DBG sind die Arbeitsgruppen und<br />
Kommissionen der DBG. Seit einigen Jahren fest etabliert<br />
im Donnerstagsprogramm der <strong>Bunsen</strong>tagung ist die AG Karriereforum.<br />
Diesmal im Mittelpunkt stand das Thema „Anträge,<br />
Stipendien, Nachwuchsgruppe – Fördermöglichkeiten <strong>für</strong><br />
Nachwuchswissenschaftler“. Mein Dank gilt Herrn Dr. Dominik<br />
Samuelis <strong>für</strong> die gute Vorbereitung und Durchführung.<br />
Einiges kann sofort umgesetzt werden, wie z.B. die eben schon<br />
erwähnte Lebensmitgliedschaft <strong>für</strong> Pensionäre. Anderes wird<br />
mehr Aufwand und noch einiges mehr an kreativen Ideen und<br />
Engagement <strong>für</strong> eine konkrete Umsetzung erfordern. Dies wird in<br />
den Kommissionen, dem Ständigen Ausschuss und im Vorstand<br />
geschehen müssen. Wir stehen erst am Anfang! Aber so kann<br />
sich die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> auch stetig weiter entwickeln.<br />
Bleibt die grundsätzliche Frage nach dem Selbstverständnis<br />
der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> und ihrer Mitglieder. Die lapidare<br />
Feststellung „jeder Physikochemiker ist <strong>Bunsen</strong>-Mitglied!“ ist<br />
sicher auch heute noch richtig und gültig. In einer Zeit stetigen<br />
Wandels reicht sie aber <strong>für</strong> eine wirkliche Identifi kation wohl<br />
allein nicht mehr aus. Ich hoffe, dass ich Ihnen aber zeigen<br />
konnte und die nächsten 2 Tage Ihnen noch zeigen werden,<br />
dass die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> eine Menge zu bieten hat und<br />
als Netzwerk zwischen ihren Mitgliedern mit den Kernkompetenzen<br />
der <strong>Physikalische</strong>n Chemie, nämlich „Interdisziplinarität,<br />
Kompetenz in Funktionen und Methoden sowie Innovation“<br />
attraktiv und weiter gefragt ist. Dies sind <strong>für</strong> mich die<br />
eigentlichen Argumente <strong>für</strong> eine Mitgliedschaft. Machen Sie<br />
also mit, bringen Sie sich ein!<br />
Mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an die beiden<br />
Nobelpreisträger Prof. Dr. Erwin Neher und Prof. Dr. Bert Sakmann<br />
hat die Eröffnungsfeier der 112. <strong>Bunsen</strong>tagung ihren<br />
festlichen Höhepunkt erreicht.<br />
Zum Abschluss hören wir nun noch vom ADUK-Quartett die<br />
letzten beiden Sätze aus den „Fünf Stücken <strong>für</strong> Streichquartett“<br />
von Erwin Schulhoff (1894-1942). Nach dem musikalischen<br />
Beitrag und einer kurzen Pause beginnt dann das wissenschaftliche<br />
Programm mit dem Eröffnungsvortrag von Prof.<br />
Dr. Mike Ashfold.<br />
Ich wünsche Ihnen, uns allen zwei interessante Tagungstage<br />
mit spannenden Erkenntnissen, guten Gesprächen und neuen<br />
Kontakten.<br />
I wish all of us two exciting conference days, with new insights,<br />
good discussions and the opportunity for interesting new contacts.<br />
Kommen wir jetzt aber zurück auf jene Erwartungen, bei denen<br />
Handlungsbedarf identifi ziert wurde. Ich habe mal versucht,<br />
die vorläufi gen Resultate unseres Strategie-Workshops<br />
auf einige wenige Maßnahmenpakete zur reduzieren:<br />
Handlungsbedarf und Aufgaben:<br />
• „Informelle Treffen“, Plattform <strong>für</strong> Studenten entwickeln<br />
• Ansprechpartner aus der Industrie bzgl. Berufsperspektiven<br />
fi nden<br />
• Austausch über Curriculumsentwicklung PC schaffen<br />
• Disziplinenstruktur der <strong>Physikalische</strong>n Chemie neu aufstellen<br />
und erweitern<br />
• Tagungsangebote <strong>für</strong> den Kontakt zwischen Hochschule<br />
und Industrie schaffen<br />
• Vergünstigungen anbieten<br />
231
Impressionen<br />
<strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong>
Fotos:<br />
Irina Westermann,<br />
Holger Halberstadt
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
POSTERPREISE DER BUNSENTAGUNG <strong>2013</strong><br />
245 Poster präsentierten einen wesentlichen Teil der <strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong> in Karlsruhe. Die Poster wurden durch ein Gutachtergremium<br />
hinsichtlich der Qualität der wissenschaftlichen Ergebnisse, der Qualität der Aussagekraft der Präsentation und der<br />
Originalität der Arbeit beurteilt. Vergeben wurden acht Posterpreise und acht „Hot Topics“ Poster.<br />
Foto: Holger Halberstadt, Karlsruhe<br />
Posterpreise<br />
P 1.10<br />
Efficient calculation of high-order coupling terms in the manymode<br />
expansion of potential energy surfaces<br />
Patrick Meier 1 , Greg Bellchambers 2 , Julian Klepp 1 , Frederick<br />
Manby 2 , Guntram Rauhut 1<br />
1<br />
Institute of Theoretical Chemistry, University of Stuttgart,<br />
Pfaffenwaldring 55, Stuttgart D-7<strong>05</strong>69<br />
2 Centre for Computational Chemistry, School of Chemistry,<br />
University of Bristol, Bristol BS8 1TS, United Kingdom<br />
2D potential energy surface along normal coordinates.<br />
Multidimensional potential energy surfaces (PES) are an important<br />
prerequisite for the determination of accurate molecular<br />
properties, like vibrational frequencies. To accelerate the<br />
demanding task of calculating the PES, the newly implemented<br />
reference geometry Harris-Foulkes (RGHF) method is used for<br />
the determination of high-order coupling terms. In the RGHF<br />
method the electron density of a reference geometry is calculated<br />
by density functional theory and is subsequently localized<br />
to the atoms. The fragmented density can be used within<br />
the RGHF method for a distorted geometry. The RGHF calculations<br />
are up to 13 times faster than a corresponding PBE<br />
calculation. Systematic benchmark calculations for vibrational<br />
frequencies obtained from vibrational confi guration interaction<br />
(VCI) theory have been performed for a test suite of 28 molecules.<br />
We thank the Konrad-Adenauer-Stiftung and the <strong>Deutsche</strong><br />
Forschungsgemeinschaft for fi nancial support.<br />
[1] P. Meier, G. Bellchambers, J. Klepp, F. Manby, G. Rauhut, Phys.<br />
Chem. Chem. Phys., <strong>2013</strong>, 15, 10233-10240<br />
234
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
P 2.03<br />
Challenging cellular mechanics – interfering with membranecytoskeleton<br />
attachment sites leads to substantial changes<br />
in membrane tension<br />
Bastian Rouven Brückner, Anna Pietuch, Andreas Janshoff<br />
Georg August University of Göttingen, Institute of Physical Chemistry,<br />
Tammannstr. 6, 37077 Göttingen, Germany.<br />
This study describes a mechanical model to map elastic properties<br />
of epithelial cells. In contrast to the commonly used contact<br />
model devised by Hertz, we used an approach relying on<br />
a modifi ed liquid droplet model[1] that takes the architecture<br />
of the apical membrane into account. Force spectroscopy comprising<br />
indentation and tether pulling experiments was applied<br />
to map the membrane’s in-plane tension as a set-point for<br />
regulation and the available surface area at the same location.<br />
Evidence for the validity of our model is given by obtaining the<br />
same mechanical properties mainly independent from the geometry<br />
of the indenter. Thereby, we can show how cells quickly<br />
adapt to a mechanically challenging situation as experienced<br />
during migration, cell division or exposure to osmotic stress[2].<br />
We found substantial changes in membrane tension and area<br />
compressibility modulus due to interfering with membranecytoskeleton<br />
attachment sites.<br />
Model of the apical cap of epithelial cells limited by cell-cell contacts with<br />
the relevant shape parameters and representative force distance cycle.<br />
Trace curve (black) and retrace curve (blue) are used to determine the mechanical<br />
properties such as tension t 0 , apparent area compressibility modulus<br />
K ~ A and tension t t from the force plateau F tether .<br />
[1] S. Sen, S. Subramanian, D. E. Discher, Biophys. J. 20<strong>05</strong>, 89,<br />
3203-3213.<br />
[2] A. Pietuch, B. R. Brückner, A. Janshoff, BBA Mol. Cell Res. <strong>2013</strong><br />
1833, 712-722.<br />
P 5.06<br />
Chemical Imaging of Supersonic Expansions<br />
Julia Zischang, Martin A. Suhm<br />
Georg-August-Universität Göttingen,<br />
Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
Tammannstr. 6, 37077 Göttingen, Germany.<br />
A novel setup for chemical imaging of supersonic slit nozzle<br />
expansions was developed in order to track the dynamics of<br />
intermolecular interactions. The combination of rapid scan<br />
FTIR spectroscopy and a focal plane array HgCdTe detector allows<br />
for spatially resolved imaging of the 2D expansions. Data<br />
acquisition times in the range of seconds or minutes, a high radiation<br />
throughput as well as the relatively low substance consumption<br />
and good data reproducibility make the technique attractive,<br />
even though it does not achieve the spatial resolution<br />
of Raman mapping methods. Applying this imaging technique<br />
to pulsed and continuous helium expansions seeded with nitrous<br />
oxide, spatially resolved information about density evolutions,<br />
rotational bands widths, temperatures, clustering and<br />
shock wave patterns can be derived.<br />
N 2 O in He<br />
3 integral / cm -1<br />
0<br />
2<br />
4<br />
y / mm<br />
Continuous expansion of N 2 O in He (nozzle exit on the left hand side). The<br />
expansion structure is visualized by integration over the whole ν 3 vibrational<br />
band region.<br />
6<br />
8<br />
8<br />
6<br />
4<br />
x / mm<br />
0<br />
2<br />
235
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
P 8.09<br />
Vertical Photoionization of Liquid-to-Supercritical Ammonia:<br />
Thermal Effects on the Valence-to-Conduction Band Gap<br />
Janus Urbanek, Jörg Lindner, Peter Vöhringer<br />
Institut <strong>für</strong> Theoretische und <strong>Physikalische</strong> Chemie,<br />
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität,<br />
Wegelerstr. 12, 53115 Bonn, Germany<br />
Solvated electrons produced by femtosecond multi-photon excitation<br />
of neat liquids provide sensitive probes for the electronic<br />
properties of the solvent. We presented a Monte-Carlo analysis<br />
of the geminate recombination dynamics of solvated electrons in<br />
fl uid ammonia to determine their average thermalization distance,<br />
‹r 0 › from the ionization hole, NH 3 + . The comparison between simulations<br />
and experimental data revealed that ‹r 0 › decreases strongly<br />
with both increasing temperature, T, and decreasing density, ρ,<br />
from 3.2 nm in the cryogenic fl uid down to roughly 0.5 nm in the<br />
dilute supercritical phase. These changes of ‹r 0 › are well attributed<br />
to thermally induced energy level shifts for the valence-to-conduction<br />
band gap. At constant excitation energy of 9.3 eV the excess<br />
energy initially imparted on the ejected electron is gradually decreased<br />
as gas-like conditions are progressively approached.<br />
Left: Comparison between the experimental pump-induced optical density,<br />
ΔOD of the solvated electron created by 266-nm two-photon ionization of<br />
fluid ammonia (open circles) and the corresponding Monte Carlo simulation<br />
(solid line) of the survival probability, Ω(t). Right: Mean thermalization distance<br />
of the solvated electron as a function of the solvent density.<br />
[1] J. Urbanek, A. Dahmen, J. Torres-Alacan, P. Königshoven, J. Lindner,<br />
and P. Vöhringer, J. Phys. Chem. B 2012, 116, 2223-2233.<br />
[2] J. Urbanek, and P. Vöhringer, J. Phys. Chem. B <strong>2013</strong>, 117,<br />
8844-8854.<br />
P 6.12<br />
Ab initio Berechnungen zur photokatalytischen Wasserspaltung<br />
an Titandioxid<br />
Jan Mitschker, Thorsten Klüner<br />
Theoretische Chemie, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg<br />
Carl-von-Ossietzky-Str. 9-11, D-26129 Oldenburg<br />
Die Gewinnung von Wasserstoff durch Spaltung von Wasser unter<br />
Verwendung von Sonnenlicht stellt einen ökologisch reizvollen<br />
Weg zu erneuerbaren Energien dar. In unserer Arbeitsgruppe<br />
versuchen wir, diesen Prozess auf einer Titandioxidoberfl äche<br />
im Rahmen von quantenchemischen und quantendynamischen<br />
Studien im Detail zu verstehen. Die Oberfl äche wird durch einen<br />
in ein Punktladungsfeld eingebetteten Cluster beschrieben.<br />
Mit modernen ab initio Verfahren wie CASSCF, CASPT2 und<br />
CCSD können so Potentialhyperfl ächen <strong>für</strong> den elektronischen<br />
Grundzustand und ausgewählte angeregte Zustände, die aus<br />
der Einstrahlung von Licht resultieren, berechnet werden. Diese<br />
werden in quantendynamischen Studien genutzt, um die Kernbewegung<br />
zu simulieren und dabei insbesondere auch Quanteneffekte<br />
zu berücksichtigen.<br />
energy / eV<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1.5<br />
2.0<br />
distance from 2.5<br />
substrate surface / Å<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
3.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0<br />
O−H bond distance / Å<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Schnitt durch die 5D-Potentialfläche von Wasser auf Rutil. Gezeigt sind der<br />
elektronische Grundzustand und ein angeregter Zustand sowie der eingesetzte<br />
Cluster.<br />
236
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
P 7.03<br />
Synthesis and spectroscopy of carbon nanowalls and fewlayer<br />
graphene sheets with deposited metal nanoparticles<br />
Michael Höltig, Alf Mews<br />
Institute for Physical Chemistry, University of Hamburg<br />
Grindelallee 117, 20146 Hamburg, Germany<br />
Carbon nanowalls (CNWs) and few-layer graphene- (FLG-)<br />
sheets are oriented nanoscopic graphitic structures, which can<br />
be grown directly on surfaces by plasma enhanced chemical<br />
vapor deposition (PECVD) methods. The resulting structures are<br />
promising candidates for electrical applications such as fuel<br />
cells, supercapacitors and lithium-ion batteries. Here we show<br />
how FLG-sheets have been directly grown on a conductive substrate<br />
(glass with 50 nm gold layer, 4 cm²) at temperatures of<br />
650 - 700 °C. In a next step metal nanoparticles have been<br />
electrodeposited on these carbon nanomaterials via a high voltage<br />
electrodeposition method. This method allows a metal deposition<br />
with a high yield and also to control the density of metal<br />
particles on the nanoscopic carbon surface. Here we choose<br />
silver and palladium as model structures. Silver was chosen for<br />
the investigation of surface enhancement effect of Raman signals<br />
from the FLG-structures and palladium as catalyst for fuel<br />
cell applications. For the Pd-FLG-composites we found promising<br />
catalytic activity and high cycle stability for ethanol oxidation<br />
in alkaline solution as measured with cyclic voltammetry.<br />
Figure a shows a SEM image of a FLG-sheet with Pd-nanoparticles after cyclic<br />
voltammetry measurements. Figure b shows the corresponding Raman<br />
spectrum (λ exc. = 532 nm) which displays a narrow 2D-mode at ν ~ = 2690 cm -1<br />
(FWHM < 40 cm -1 ).<br />
HOT TOPICS POSTER<br />
P 1.51<br />
Structure revision of Plakotenin<br />
Angela Bihlmeier, Wim Klopper<br />
Institute of Physical Chemistry and Center for Functional<br />
Nanostructures, Karlsruhe Institute of Technology (KIT),<br />
Kaiserstr. 12, 76131 Karlsruhe, Germany<br />
Plakotenin, a natural product of marine origin, signifi cantly reduces<br />
proliferation of rheumatoid synovial fi broblasts and shows<br />
moderate general cytotoxicity. Based on the recently achieved<br />
total synthesis of Plakotenin via an intramolecular Diels-Alder<br />
reaction, we were able to show with density functional theory<br />
calculations of the transition states that the previously proposed<br />
structure of natural Plakotenin could only have been formed via<br />
an energetically high lying transition state, which is very unlikely.<br />
Instead, the structure of Plakotenin corresponds to the product<br />
formed via the lowest transition state. This was proven conclusively<br />
by comparison of experimental and theoretical optical<br />
rotation, circular dichroism and two-dimensional nuclear Overhauser<br />
enhancement spectra. The simulated nuclear Overhauser<br />
enhancement spectra suggest that the misassignment of the<br />
1 H chemical shifts of two methyl groups has led to the wrong<br />
structure prediction.<br />
Calculated CD spectra of the previously proposed (bottom) and the revised<br />
structure (top) of Plakotenin.<br />
237
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
P 1.52<br />
Photoinduced electron transfer in donor–acceptor compounds:<br />
from small oligomers to polymers<br />
Florian Kanal 1 , Stefan Ruetzel 1 , Han Lu 2 , Christoph Lambert 2 ,<br />
Tobias Brixner 1 ,<br />
1 Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> und Theoretische Chemie,<br />
2<br />
Institut <strong>für</strong> Organische Chemie, Universität Würzburg,<br />
Am Hubland, 97074 Würzburg, Germany<br />
Mixed-valence donor (D)–acceptor (A) compounds exhibit an intervalence<br />
charge transfer (IVCT) upon optical excitation and are<br />
thus interesting model systems for studying charge transport.<br />
We carried out NIR-pump–VIS-probe femtosecond transient absorption<br />
experiments on four oligomers of different donor–acceptor<br />
patterns (DA, DAD, ADA, (DA) 2 ). The back electron transfer<br />
rate strongly depends on the solvent polarity and the number<br />
of electron-donating groups attached to the particular donor<br />
moieties. By adding single D- or A-units to the constituting D–A<br />
structure, we unraveled the back electron transfer process in a<br />
confi ned length scale and could compare it with a recent study<br />
on a D–A polymer with more relaxation pathways [1]. To fi gure<br />
out the length at which the charge transfer properties change<br />
from fi nite-structure-like to polymer-like, future experiments will<br />
focus on intermediate chain lengths.<br />
Schematic of the photoinduced electron-transfer processes in a monomeric<br />
and a polymeric donor–acceptor compound and exemplary transient-absorption<br />
data.<br />
[1] D. Reitzenstein, T. Quast, F. Kanal, M. Kullmann, S. Ruetzel, M.<br />
S. Hammer, C. Deibel, V. Dyakonov, T. Brixner, and C. Lambert,<br />
Chem. Mater. 2010, 22, 6641–6655.<br />
P 5.08<br />
Entwicklung und Anwendung explizit korrelierter Multireferenz-Methoden<br />
Robin Haunschild 1 , Debashis Mukherjee 2 und Wim Klopper 1<br />
1<br />
Institute of Physical Chemistry, Theoretical Chemistry Group,<br />
Karlsruhe Institute of Technology, KIT Campus South,<br />
Fritz-Haber-Weg 2, 76131 Karlsruhe, Germany<br />
2 Raman Center for Atomic, Molecular and Optical Sciences<br />
Indian Association for the Cultivation of Science<br />
Jadavpur, Kolkata 700032, India<br />
Explizit korrelierte Methoden (<strong>für</strong> Coupled-Cluster und störungstheoretische<br />
Näherungen) sind in der Quantenchemie etabliert<br />
<strong>für</strong> Fälle, in denen nur eine Modellfunktion zur qualitativ korrekten<br />
Beschreibung der Referenz wellen funktion benötigt wird. Im<br />
Rahmen unserer Forschungsarbeiten werden diese Methoden<br />
<strong>für</strong> mehrere Modellfunktionen entwickelt und angewendet. Damit<br />
lässt sich die Basissatzkonvergenz um zwei oder mehr Kardinalzahlen<br />
verbessern. Im Rahmen der Störungstheorie geschieht<br />
dies mit entweder einer universellen (Mk-MRPT2+F12)<br />
oder einer gekoppelten Variante (Mk-MRPT2-F12). Mit einer<br />
schnelleren Konvergenz der Korrelationsenergie zum Basissatzlimit<br />
werden Ungenauigkeiten in der CASSCF-Energie bestimmend.<br />
Da<strong>für</strong> wird eine Korrektur entwickelt, die der CABS-<br />
Singles-Energie sehr ähnlich ist.<br />
Explizit korrelierte Methoden sind nötig, um Ergebnisse mit chemischer Genauigkeit<br />
und vertretbarem Rechenaufwand zu erreichen: J. Chem. Phys.,<br />
<strong>2013</strong>, 138, 211101, “Top 20 Most Read” im Juni <strong>2013</strong><br />
238
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
P 8.21<br />
Ultrafast reversible switching dynamics and solvation shell<br />
rearrangements of a photo-switchable catalyst tracked from<br />
femto- to nanoseconds.<br />
Manuel Pescher 1 , Luuk van Wilderen 1 , Susanne Gruetzner 2 ,<br />
Stefan Hecht 2 , Jens Bredenbeck 1 ,<br />
1<br />
Institut <strong>für</strong> Biophysik, Goethe-Universität / Frankfurt am Main,<br />
Max von Laue-Straße 1, D-60438 Frankfurt<br />
2<br />
Institut <strong>für</strong> Chemie, Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Brook-Taylor-Str. 2, 12489 Berlin<br />
Temporal and spatial control of chemical processes is a longstanding<br />
challenge. Azokat, an azobenzene-based ultrafast<br />
photo-switchable catalyst, developed by Stoll et al. [1] is under<br />
study. We observe ultrafast isomerisation of Azokat and solvation<br />
shell rearrangements of added hydrogen-bonding partners<br />
(alcohol, which binds to azokat’s active site). We fi nd that the<br />
catalyst’s isomerisation and the appearance of free alcohol occur<br />
simultaneously, showing that isomerization generates suffi<br />
cient force to expel the bound molecule from the active site.<br />
Subsequently, we observe a rearrangement of the hydrogen<br />
bond network of the surrounding alcohol. Our work shows that<br />
Azokat can indeed serve as an ultrafast trigger of chemical processes.<br />
The detailed understanding of the Azokat prototype helps<br />
to improve the design of novel ultrafast switchable catalysts.<br />
Azokat’s catalytically active cis-form (on the left) can reversibly be switched<br />
to its inactive trans-form (on the right). The active site, an amine providing a<br />
free electron pair (grey area), can only form a hydrogen bond to an alcohol in<br />
the cis-state. Upon 450 nm illumination, we directly observe the appearance<br />
of free alcohol concomitant with isomerisation of the azobenzene moiety.<br />
[1] R. S. Stoll, M. V. Peters, A. Kuhn, S. Heiles, R. Goddard, M. Bühl,<br />
C. Thiele, and S. Hecht, J. Am. Chem. Soc., 2009, 131, 357–67.<br />
P 5.27<br />
Ion selectivity of biological and synthetic nanopores by molecular<br />
dynamics simulations and 3D integral equation theory.<br />
Leonhard M. Henkes, Florian Mrugalla, Roland Frach, Stefan<br />
M. Kast<br />
<strong>Physikalische</strong> Chemie III, TU Dortmund,<br />
Otto-Hahn-Str. 6, D-44227 Dortmund, Germany<br />
Understanding fundamental structure-selectivity relationships<br />
in natural protein ion channels and synthetic nanopores is a<br />
yet unresolved question with large implications for the design<br />
of nanodevices with special conduction properties. A computational<br />
approach to the design problem has the advantage that<br />
control parameters can be systematically varied. We show that<br />
the combination of nonequilibrium molecular dynamics simulations<br />
under the infl uence of an external fi eld in conjunction<br />
with 3D RISM (reference interaction site model) integral equation<br />
theory provides consistent data in order to characterize<br />
conductance properties and relevant chemical features that<br />
govern selectivity [1]. We demonstrate results of the integrated<br />
approach for a recently described synthetic nanopore that is<br />
supposed to mimic biological K + selective ion channels [2]. The<br />
results can be used to resolve open problems associated with<br />
the interpretation of experimental data.<br />
3D RISM calculation results of the isolated synthetic pore in 1M aqueous<br />
KCl solution. Left: isosurfaces for Cl - distribution functions (purple) at g =<br />
1.1 and g = 1.6; right: axial concentration profile for various solvent sites<br />
(purple: Cl - , green: K + , red: water-O, blue: water-H).<br />
[1] S. M. Kast, T. Kloss, S. Tayefeh, G. Thiel, J. Gen. Physiol., 2011,<br />
138, 371–373.<br />
[2] X. Zhou et al., Nature Commun., 2012, 3, 949.<br />
239
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
P 7.<strong>05</strong><br />
Auswirkungen der Gold-Nanopartikel-Morphologie auf die<br />
Anordnung in 2 D & 3 D Superstrukturen<br />
Danny Haubold 1 , Lydia Liebscher 1 , Stephen G. Hickey 1 , Paul<br />
Simon 2 , Igor Baburin 1 , Alexander Eychmüller 1<br />
1<br />
<strong>Physikalische</strong> Chemie, TU Dresden,<br />
Bergstraße 66b, 01062 Dresden<br />
2<br />
Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Chemische Physik fester Stoffe,<br />
Nöthnitzer Str. 40, 01187 Dresden<br />
Aufgrund ihrer größenabhängigen Eigenschaften sind Nanopartikel<br />
(NP) <strong>für</strong> den Einsatz als designbare Funktionsmaterialien<br />
von großem Interesse. Daher wurden sowohl PbS- als<br />
auch Au-NP mittels Selbstassemblierung zu dreidimensionalen<br />
Mesokristallen (3 D) (Abb. 1) angeordnet, wobei signifi k ante<br />
Unterschiede in den resultierenden Anordnungen festgestellt<br />
wurden. Während PbS-NP hochsymmetrische Kristalle bis zu<br />
Größen von 350 μm ausbilden, weisen Au-Superstrukturen<br />
Defekte auf und sind nur 25 μm groß. In Untersuchungen<br />
des Assemblierungsprozesses wurde die innere Ordnung der<br />
Superstrukturen durch einzelne Schichten (2 D) und den primären<br />
Baueinheiten (0 D) approximiert. Dabei wurde gezeigt,<br />
dass durch die Multidomänenstruktur der Au-NP, im Vergleich<br />
zu den einkristallinen PbS-NP, Defekte in der Ausrichtung der<br />
Baueinheiten in den Schichten auftreten. Diese strukturinduzierten<br />
Defekte im 2 D fi nden sich auch in der Morphologie der<br />
3 D Strukturen und beeinfl ussen das Wachstum.<br />
Abb. 1: Sternförmige Superstruktur aus Gold-NP mit einer Größe von 25 μm<br />
und einer Vielzahl an Defekten.<br />
P 9.03<br />
Microcalorimetric study on the mechanism of electrochemical<br />
deposition and dissolution of silver<br />
Katrin R. Bickel, Rolf Schuster<br />
Physical Chemistry of Condensed Matter Division,<br />
Institute of Physical Chemistry,<br />
Karlsruhe Institute of Technology (KIT), Germany<br />
Fritz-Haber-Weg 2, 76131 Karlsruhe<br />
Despite its commercial use for over 150 years, the mechanism<br />
of silver electrodeposition from cyanide-containing electrolytes is<br />
still not fully understood 1 . We studied this process with the help<br />
of electrochemical microcalorimetry, which allows the determination<br />
of entropy changes during electrochemical processes from<br />
temperature changes at the electrode. Upon deposition from solutions<br />
with low cyanide concentrations, we observed warming of<br />
the electrode during the fi rst few milliseconds, and cooling afterwards,<br />
which indicates a two-step process with an entropy loss<br />
at the beginning and an entropy increase afterwards. From the<br />
temperature transients we corroborate that both, the deposition<br />
and dissolution of silver from solutions with low cyanide concentrations<br />
proceed via a neutral [AgCN]-species.<br />
Potential-, current- and temperature transients during the pulsed electrochemical<br />
deposition of silver from a dicyanoargentate solution (0.<strong>05</strong> mM<br />
KAg(CN) 2 , pH 11).<br />
[1] W. Vielstich, H. Gerischer, Z. Phys. Chem. 1955, 4, 10;<br />
H. Baltruschat, W. Vielstich, J. Electroanal. Chem. Interfacial.<br />
Electrochem. 1983, 154, 141.<br />
240
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
EHRENMITGLIEDSCHAFT DER DEUTSCHEN<br />
BUNSEN-GESELLSCHAFT FÜR PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />
PROF. DR. DR. H.C. MULT. ERWIN NEHER<br />
PROF. DR. DR. H.C. MULT. BERT SAKMANN<br />
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr verehrte Damen und Herren<br />
Lieber Herr Neher, lieber Herr Sakmann<br />
Es ist mir eine große Freude und besondere Ehre diese Laudatio<br />
aus Anlass der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie an<br />
Sie halten zu dürfen. Ich begrüße Sie sehr herzlich zusammen<br />
mit Ihnen, Frau Neher, und ich bitte Sie, Herr Sakmann, Ihrer<br />
Frau ebenfalls die allerbesten Grüße auszurichten. Ich freue<br />
mich zudem mit Prof. Heinz-Georg Wagner, Prof. Helmut Baumgärtel,<br />
und Prof. Jürgen Troe weitere Ehrenmitglieder der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
hier begrüßen zu dürfen. Die Ehrenmitglieder<br />
Prof. Manfred Eigen und Prof. Gerhard Ertl sind heute, wie Sie<br />
bereits gehört haben, leider verhindert.<br />
Wenn ich heutzutage die Grundlagen der zellulären Erregbarkeit<br />
lehre, beginne ich mit der Erklärung des Ruhemembranpotenzials<br />
mit Hilfe der Nernst’schen Gleichung. Walter Nernst war,<br />
wie bereits erwähnt, Mitbegründer der Vorläufergesellschaft der<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> und wurde im Jahre 1912 Ehrenmitglied.<br />
Nach Einführung des Aktionspotenzials und der Experimente<br />
von Hodgkin und Huxley zur Aufklärung seiner biophysikalischen<br />
Grundlagen, folgt dann in meiner Vorlesung sofort der Hinweis<br />
auf die Arbeiten von Neher und Sakmann. Ich führe sie dabei<br />
manchmal etwas augenzwinkernd als ‘Kanalarbeiter’ ein, überleitend<br />
zum großen Thema der ‘Ionenkanäle’ als molekularer<br />
Basis zellulärer Erregung und Kommunikation. Ich denke, diese<br />
Einreihung in die großen Meilensteine der Geschichte der Erforschung<br />
der Bioelektrizität unterstreicht bereits die herausragende<br />
Bedeutung der Arbeiten von Erwin Neher und Bert Sakmann.<br />
Die erstmalige direkte elektrische Messung der diskreten, ‘gequantelten’<br />
Ionenströme durch kleinste molekulare Schalter mit<br />
Hilfe der patch-clamp Technik war ein wissenschaftlicher Durchbruch,<br />
wie er nur selten gelingt, der Beginn einer neuen Ära und<br />
eine Leistung, <strong>für</strong> die Erwin Neher und Bert Sakmann 1991 der<br />
Nobelpreis <strong>für</strong> Medizin und Physiologie verliehen wurde. Doch<br />
das wissenschaftliche Wirken von Erwin Neher und Bert Sakmann<br />
geht <strong>für</strong> mich auch weit über die Entwicklung und Anwendung<br />
der patch-clamp Technik hinaus, wie meine folgenden Ausführungen<br />
hoffentlich verdeutlichen werden. Beide haben breite<br />
Forschungsfelder wesentlich beeinfl usst und tun es immer noch,<br />
sie haben sich sehr stark <strong>für</strong> den wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
und den internationalen Austausch eingesetzt, und beide haben<br />
mit ihrer Begeisterung <strong>für</strong> die Forschung und durch die Klarheit<br />
ihrer wissenschaftlichen Herangehensweise nachfolgende Generationen<br />
von Forschern entscheidend geprägt.<br />
Lassen Sie mich die Werdegänge der Laureaten kurz zusammenfassen<br />
und insbesondere auf deren Verfl echtung hinweisen.<br />
Beide wurden in Süddeutschland geboren, Erwin Neher am 20.<br />
März 1944 im oberbayerischen Landsberg an der Lech, Bert<br />
Sakmann am 12. Juni 1942 im schwäbischen Stuttgart. Schon<br />
bei der Herkunft zeigt sich also eine spannende Mischung aus<br />
relativer Nähe aber auch gewisser Unterschiedlichkeit, die sich<br />
im späteren parallelen Lebensweg immer wieder fi ndet. Beide interessieren<br />
sich als junge Männer <strong>für</strong> Biophysik und Kybernetik<br />
und schlagen zunächst ganz unterschiedliche Studienrichtungen<br />
ein: Erwin Neher absolviert ein Studium der Physik in München<br />
und in Madison, Wisconsin, während Bert Sakmann Medizin an<br />
den Universitäten Tübingen, Freiburg, Berlin, Paris und München<br />
studiert. Ende der 1960er Jahre lernen sich beide in München<br />
im Labor von Dieter Lux am Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Psychiatrie<br />
während ihrer Doktorarbeiten kennen und beginnen gemeinsame<br />
Forschungsideen zu entwickeln. Prägende Stationen im Aus-<br />
Marcell Peuckert überreicht Erwin Neher (links) und Bert Sakmann (rechts) die Ernennungsurkunde zum Ehrenmitglied der DBG.<br />
241
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
land sind dann <strong>für</strong> Bert Sakmann das Labor von Sir Bernard Katz<br />
am University College London und <strong>für</strong> Erwin Neher ein Aufenthalt<br />
an der Yale University. Ihre Wege fi nden sich in Göttingen wieder<br />
zusammen, wo die beiden jungen Wissenschaftler – durch<br />
Otto Creutzfeld gefördert – Forschungsgruppen am Max-Planck-<br />
Institut <strong>für</strong> biophysikalische Chemie aufbauen. Mitte der 1970er<br />
Jahre gelingt gemeinsam der Durchbruch bei Messungen von<br />
Einzelkanalströmen durch Acetylcholin-Rezeptoren an der neuromuskulären<br />
Endplatte mit Hilfe der neuentwickelten patch-clamp<br />
Technik. Bei dieser Methode wird eine dünn ausgezogene Glaspipettenspitze<br />
sanft auf die Zellmembran aufgesetzt und diese angesaugt,<br />
so dass im eng umschlossenen ‹Membranfl ecken› – bei<br />
einem sehr hohem Abdichtwiderstand nach außen – elektrische<br />
Ströme im Picoampere-Bereich aufgelöst werden können. Die<br />
patch-clamp Technik wird von Neher und Sakmann bis Anfang<br />
der 1980er Jahre perfektioniert und verbreitet sich schnell als<br />
Methode zur Charakterisierung verschiedenster Ionenkanaltypen.<br />
Sie erlaubt die Untersuchung pharmakologischer Wirkmechanismen<br />
und – lange vor der ersten atomaren Strukturaufklärung<br />
von Membranproteinen – bahnbrechende Untersuchungen<br />
zur Struktur-Funktionsbeziehung mit Hilfe systematischer Gensequenzveränderungen.<br />
Die große Bedeutung dieses Fortschritts<br />
zeigt sich insbesondere bei den Erkenntnissen zu sogenannten<br />
‹Ionenkanalkrankheiten›, also Krankheitsbildern, die inzwischen<br />
auf Störungen bestimmter Ionenkanäle zurückgeführt werden<br />
können. Die patch-clamp Technik hat sich mittlerweile auf vielfältigste,<br />
teils unerwartete Art und Weise weiterentwickelt und wird<br />
seit langem täglich auf der ganzen Welt sowohl <strong>für</strong> molekulare als<br />
auch <strong>für</strong> zelluläre Untersuchungen angewendet.<br />
Bevor wir im Werdegang fortfahren, erlauben Sie mir die Zwischenfrage:<br />
Worin mag das Geheimnis der so erfolgreichen Zusammenarbeit<br />
von Erwin Neher und Bert Sakmann liegen? Ein<br />
Aspekt scheint mir die hervorragende beiderseitige Ergänzung zu<br />
sein. Zur Veranschaulichung möchte ich ein Bild aus dem Bereich<br />
des Tennis verwenden. Peter Fleming, der zusammen mit John<br />
McEnroe viele Jahre eines der erfolgreichsten Doppel im Tennis<br />
bildete, beschrieb deren Erfolgsgeheimnis so: «He was left, I was<br />
right. I hit hard, he had touch. I was tall, he was short. We worked<br />
so well together”. Obwohl ich nicht weiss, ob es je ein Tennisdoppel<br />
Neher-Sakmann gab, nehme ich an, dass die komplementären<br />
Ausbildungen, die sich ergänzenden Fähigkeiten, Stärken und<br />
Persönlichkeiten, bei gemeinsamen Interessen und Zielen, <strong>für</strong><br />
den Erfolg des Doppels Neher-Sakmann mitentscheidend waren.<br />
Bald folgten <strong>für</strong> das Doppel viele gemeinsame Preise, allen voran<br />
der Nernst-Haber-Bodenstein-Preis der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, der<br />
ihnen bereits 1977 zusammen verliehen wurde, sowie der Feldberg<br />
Award, der Spencer Award, und der Leibniz Preis der DFG,<br />
um nur einige frühe Ehrungen vor dem Nobelpreis zu nennen.<br />
Die frühe Anerkennung befl ügelte den Werdegang der beiden<br />
Laureaten, die Mitte der 1980er Jahre als Direktoren am Göttinger<br />
Max-Planck-Institut <strong>für</strong> biophysikalische Chemie und<br />
als Universitätsprofessoren berufen wurden. Erwin Neher ist<br />
bis heute dem Göttinger Institut treu geblieben, während Bert<br />
Sakmann 1988 in das molekularbiologisch geprägte Heidelberg<br />
an das Max-Planck-Institut <strong>für</strong> medizinische Forschung<br />
wechselte, wo er bis 2008 die Abteilung Zellphysiologie leitete.<br />
Anschließend ging er zurück nach München, nur um kurz<br />
danach als Emeritus mit jugendlicher Vitalität die zusätzliche<br />
Herausforderung anzunehmen, das neue Max-Planck-Institut<br />
Florida als wissenschaftlicher Direktor in Schwung zu bringen.<br />
Auch nach dem Nobelpreis stand <strong>für</strong> Erwin Neher und Bert Sakmann<br />
immer die Forschung im Mittelpunkt. Sie haben sich verschiedenen<br />
zentralen Forschungsfeldern in der Physiologie und<br />
den Neurowissenschaften gewidmet, thematisch teils in unterschiedlichen,<br />
teils in überlappenden Bereichen. Das Hauptinteresse<br />
galt dabei weiterhin den elementaren biophysikalischen und<br />
physiologischen Prozessen, so etwa der gequantelten Transmitterausschüttung<br />
bei der Exozytose und an Synapsen, die im Neher<br />
Labor durch Messung der diskreten Membrankapazitätserhöhungen<br />
bei Vesikelfusion direkt beobachtbar wurde. Die Erforschung<br />
einer Riesensynapse im Hirnstamm (erschrecken Sie nicht, sie ist<br />
nur 10 Mikrometer groß), entwickelte sich in den 1990er Jahren<br />
zu einem sehr fruchtbaren gemeinsamen Forschungsfeld, das im<br />
freundschaftlichen Wettbewerb vorangebracht wurde. Bert Sakmann<br />
wandte sich zudem den noch größeren Skalen zu, insbesondere<br />
der Signalverarbeitung in einzelnen Nervenzellen, den<br />
Grundbausteinen neuronaler Schaltkreise, und in jüngster Zeit<br />
der exakten Charakterisierung der aus mehreren zehntausend<br />
Zellen bestehenden kortikalen Kolumnen in der Hirnrinde, wiederum<br />
als funktionelle Einheiten im größeren Ganzen.<br />
Neben den herausragenden Forschungsleistungen, <strong>für</strong> die Erwin<br />
Neher und Bert Sakmann eine Vielzahl von Preisen, Ehrenmitgliedschaften,<br />
und Ehrendoktorwürden erhalten haben, möchte<br />
ich abschließend noch zwei Aspekte hervorheben. Beide Laureaten<br />
haben sich immer als Lehrer, Mentoren, und Förderer junger<br />
Wissenschaftler verstanden und verantwortlich gefühlt und viele<br />
der Schüler sind inzwischen über die ganze Welt verteilt und versuchen<br />
die Begeisterung ihrer Lehrer weiterzutragen. Mein ganz<br />
persönlicher Dank gilt Ihnen, lieber Herr Sakmann und Herr Neher,<br />
<strong>für</strong> die gemeinsame Betreuung meiner Doktorarbeit und <strong>für</strong> die<br />
spätere fantastische Möglichkeit in der Heidelberger Sakmann<br />
Abteilung eine Forschungsgruppe mit vollster Unterstützung und<br />
allen Freiheiten aufbauen zu dürfen. Viele andere Nachwuchswissenschaftler<br />
haben ähnliche Unterstützung erfahren und erfahren<br />
sie noch, so etwa auch im von Erwin Neher mitgegründetem ‘European<br />
Neuroscience Institute’ in Göttingen. Schließlich ist beiden<br />
der internationale Austausch zwischen Wissenschaftlern stets besonders<br />
am Herzen gelegen, <strong>für</strong> Bert Sakmann insbesondere die<br />
Förderung der deutsch-israelischen Wissenschaftskooperation<br />
durch seine Stiftung. Und beide pfl egen weiterhin viele intensive<br />
wissenschaftliche Kontakte in der ganzen Welt.<br />
Sehr verehrte Damen und Herren, Sie ahnen, dass ich Ihnen nur<br />
Ausschnitte aus dem gewaltigen Lebenswerk der beiden Laureaten<br />
aufzeigen konnte. Ihre herausragenden und vielfältigen Verdienste<br />
erfahren mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie heute<br />
eine besondere, äußerst verdiente, und würdige Auszeichnung.<br />
Lieber Herr Neher, lieber Herr Sakmann, ich gratuliere Ihnen<br />
sehr herzlich zu dieser Ehrung!<br />
Fritjof Helmchen<br />
Prof. Dr. Fritjof Helmchen<br />
Institut <strong>für</strong> Hirnforschung<br />
Universität Zürich<br />
E-Mail: helmchen@hifo.uzh.ch<br />
242
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
NERNST-HABER-BODENSTEIN-PREIS <strong>2013</strong><br />
PROF. DR. HANS JAKOB WÖRNER<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie<br />
verleiht jährlich den Nernst-Haber-Bodenstein-Preis an junge<br />
Nachwuchswissenschaftler <strong>für</strong> herausragende Leistungen im<br />
Bereich der <strong>Physikalische</strong>n Chemie.<br />
Der Preis erinnert an die großen Wissenschaftlerpersönlichkeiten<br />
Max Bodenstein, Fritz Haber und Walter Nernst.<br />
Im Jahr <strong>2013</strong> geht der Preis an Herrn Hans Jakob Wörner vom<br />
Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der ETH Zürich in Würdigung<br />
seiner herausragenden experimentellen Arbeiten zur<br />
Beobachtung der zeitabhängigen Quantendynamik der Elektronenbewegung<br />
in Molekülen auf der Subfemtosekunden-<br />
Zeitskala.<br />
Herr Professor Hans Jakob Wörner hat an der Ecole Polytechnique<br />
Fédérale de Lausanne und an der ETH Zürich Chemie<br />
studiert – (Diplom dort 2003) – und bei Frédéric Merkt im Jahre<br />
2007 mit einer Arbeit über hochaufl ösende Spektroskopie<br />
kleiner organischer Ionen im Hinblick auf Nicht-Born-Oppenheimer-Effekte<br />
den Doktorgrad der ETH Zürich erworben. Nach<br />
einem kurzen Postdoktorandenaufenthalt in 2007 am Laboratoire<br />
Aimé Cotton, Orsay (Paris) bei Christian Jungen ging er <strong>für</strong><br />
3 Jahre (2007 – 2010) als Postdoktorand an das Joint Laboratory<br />
for Attosecond Science zu Paul Corkum, wo er mit grundlegenden<br />
experimentellen Arbeiten zur Attosekundendynamik<br />
der Elektronenbewegung in Molekülen begann.<br />
Vor den Arbeiten von Hans Jakob Wörner in Ottawa bei Corkum<br />
und später in Zürich gab es keine experimentellen Studien zur<br />
Beobachtung der zeitabhängigen Quantendynamik der Elektronenbewegung<br />
in Molekülen auf der Subfemtosekunden-Zeitskala.<br />
Durch die Arbeiten von Hans Jakob Wörner wurden erstmals<br />
solche Studien ermöglicht und Hans Jakob Wörner hat<br />
sich in diesem Gebiet als Pionier dieser experimentellen Untersuchungen<br />
ausgezeichnet. Er hat ganz entscheidend beigetragen<br />
zur Beobachtung chemischer Reaktionen auf der Subfemtosekunden-Zeitskala,<br />
die neue Horizonte der chemischen<br />
Reaktionsdynamik erschließen. Auch seine Untersuchung der<br />
zeitabhängigen Quantendynamik der konischen Überschneidung<br />
in NO 2 ist von grundlegender Bedeutung. In den neuesten,<br />
sehr bemerkenswerten Arbeiten aus den Untersuchungen<br />
seiner Gruppe in Zürich hat er die Valenzelektronendynamik<br />
untersucht sowie die zeitabhängige Spektroskopie und Dynamik<br />
an räumlich ausgerichteten OCS-Molekülen.<br />
Bei all seinen Arbeiten wird auch klar, dass er neben den außerordentlichen<br />
experimentellen Leistungen auch ein tiefes theoretisches<br />
Verständnis hat.<br />
Im jungen Alter von 32 Jahren hat er schon ein wissenschaftliches<br />
Werk von über 40 Publikationen höchster Qualität vorzuweisen<br />
und mehrere Ehrungen sowie kürzlich einen ERC Starting<br />
Grant erhalten.<br />
Die Arbeiten von Hans Jakob Wörner erschließen wissenschaftliches<br />
Neuland und eröffnen zahlreiche Möglichkeiten <strong>für</strong> grundlegende<br />
Untersuchungen chemischer Reaktionen auf der Attobis<br />
Femtosekunden-Zeitskala.<br />
Der 1. Vorsi tzende Marcell Peuckert<br />
<strong>für</strong> den Vorstand der DBG und das NHB-Preiskuratorium<br />
Im Jahre 2010 erhielt er eine Förderprofessur des Schweizerischen<br />
Nationalfonds und ist seither als Assistenzprofessor am<br />
Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der ETH Zürich tätig. Er<br />
hat dort in kurzer Zeit sehr erfolgreich eine Arbeitsgruppe zum<br />
Studium der Attosekundenkinetik aufgebaut.<br />
Schon in seinen frühen Arbeiten in seiner Dissertation bei<br />
Frédéric Merkt hat Hans Jakob Wörner herausragende Beiträge<br />
auf dem Gebiet der höchst aufl ösenden Spektroskopie von Ionen<br />
wie dem Cyclopentadienyl-Kation und dem Methankation<br />
und seinen Isotopomeren geleistet. Während seiner Postdoktorandenzeit<br />
hat er sich dann das weitere, völlig neue Gebiet der<br />
Attosekundenkinetik erschlossen.<br />
Hans Jakob Wörner (links) wird von Marcell Peuckert mit dem Nernst-Haber-Bodenstein-Preis<br />
ausgezeichnet.<br />
243
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
PROF. DR. HORST STEGEMEYER:<br />
VERLEIHUNG DER BUNSEN-DENKMÜNZE<br />
Zur Eröffnung der <strong>Bunsen</strong>tagung am 9. Mai <strong>2013</strong>, wurde Herr<br />
Prof. Dr. Horst Stegemeyer mit der <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze ausgezeichnet<br />
(Bild 1). In den Statuten zu dieser hohen Auszeichnung,<br />
die nur alle drei Jahre vergeben wird, heißt es: „Zum Andenken<br />
an Robert <strong>Bunsen</strong> und zur Förderung der Ziele der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> hat Henry von Böttinger im Jahre 1907<br />
eine <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze gestiftet. Die Denkmünze wird … an<br />
solche Persönlichkeiten verliehen, welche die Ziele der physikalischen<br />
Chemie durch wissenschaftliche oder praktische Leistungen<br />
in hervorragender Weise gefördert haben.“<br />
Welches sind die Ziele der <strong>Physikalische</strong>n Chemie? Möglichst<br />
viele Drittmittel einwerben? Gute Noten bei der Evaluation der<br />
Vorlesungen durch Studierende? Schaffung von Studiengängen,<br />
die alle weltweit denselben Arbeitsaufwand („Workload“)<br />
erfordern – ungeachtet der Studieninhalte? Um befristete Prämien<br />
zur Aufbesserung eines niedrigen Grundgehalts wetteifern?<br />
Oder den größten Hirsch-Index erzielen?<br />
Bei der Zielsuche mag uns ein Visionär weiterhelfen, dessen Ansichten<br />
hierzu mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht aus der Ideenschmiede<br />
eines Medien- und Unterhaltungskonzerns stammen:<br />
Dr. Walther Nernst hielt im Jahre 1896 eine Festrede mit dem<br />
Titel „Die Ziele der <strong>Physikalische</strong>n Chemie“ [1]. Der spätere Nobel-Preisträger<br />
und Empfänger der <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze (1914)<br />
war einer der Gründer der <strong>Deutsche</strong>n Elektrochemischen <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
aus der die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> hervorging. Worin<br />
sah Nernst die Ziele der <strong>Physikalische</strong>n Chemie?<br />
Nernst begann seine Rede mit einem Rückblick: Nach einer<br />
langen Ära der Naturphilosophie (in der es keine Trennung zwischen<br />
den Naturwissenschaften und der Philosophie gab) hätten<br />
Chemie und Physik in der Zeit zwischen ca. 1835 und ca. 1885<br />
jeweils einen rasanten Aufschwung erlebt und sich dabei methodisch<br />
und inhaltlich voneinander entfernt. Am Ende des 19. Jahrhunderts<br />
sieht Nernst aber die Chance einer „Wiedervereinigung“<br />
der beiden Disziplinen, denn es sei trotz der Fülle neuer Beobachtungen<br />
und Methoden schließlich gelungen, „Naturgesetze zu<br />
fi nden, die es dem forschenden Geiste ermöglichen, ein riesiges<br />
Material von Thatsachen in wenigen Worten oder Formeln zusammenzufassen“.<br />
Aus dieser Bilanz leitet er folgende Ziele ab:<br />
1. Diplomatie: Der physikalischen Chemie falle (vor dem Hintergrund<br />
der proklamierten „Wiedervereinigung“) die diplomatische<br />
Vermittlung zwischen Chemie und Physik zu.<br />
2. Interdisziplinäre Forschung: Nernst sieht „ein grosses Feld<br />
… brach liegen, nämlich alles das, was nur durch gleichzeitige<br />
Anwendung von beiden [physikalischen und chemischen]<br />
Arbeitsmethoden zu behandeln ist.“ Als Beispiel erwähnt<br />
Nernst „die Elektrochemie; ihren Gesetzen nachzuspüren<br />
ist eine unserer wichtigsten Aufgaben“.<br />
3. Bündelung des Wissens: „Der Verfasser eines Lehrbuches<br />
kann …heute mit wenigen Worten an der Hand allgemeiner<br />
Theoreme dasselbe erbringen, was früher nur durch seitenlange<br />
Beispiele und mühsam zusammengesuchtes Beobachtungsmaterial<br />
klar gemacht werden konnte.“<br />
4. Allgemeinbildungsauftrag: Die physikalische Chemie hat<br />
nach Nernst daran mitzuwirken, dass die Grundzüge einer<br />
„durch das gemeinschaftliche Wirken von Physik und Chemie<br />
geschaffenen Naturanschauung“ … „immer mehr Gemeingut<br />
der gebildeten Menschheit werden.“<br />
Bild 1: Prof. Horst Stegemeyer (rechts) und der Erste Vorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie Dr. Marcell Peuckert<br />
bei der Überreichung der <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze am 9. Mai <strong>2013</strong> in Karlsruhe.<br />
Der Preisträger, Prof. Stegemeyer, hat diese bereits von Nernst<br />
formulierten Ziele in vorbildlicher Weise gefördert. Nach dem<br />
Chemiestudium und der Promotion in Hannover, seiner Habilitation<br />
und ersten Professur an der TU Berlin und einer Gastprofessur<br />
am Weizmann Institute of Science (Rehovot, Israel)<br />
wurde er 1974 auf den Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie an<br />
der Gesamthochschule Paderborn berufen und hat als einer der<br />
ersten Professoren an dieser im Jahr 1972 gegründeten Hochschule<br />
(Bild 2) den Aufbau, die Planung und die Ausstattung<br />
des Fachbereichs Chemie wesentlich mitgestaltet. Während<br />
das Konzept der Gesamthochschule – einer Kombination von<br />
Fachhochschule und Universität – von einigen Zeitgenosse n<br />
recht skeptisch beurteilt wurde, hat sich Herr Stegemeyer stets<br />
als selbstbewusster Botschafter des Hochschulstandorts Paderborn<br />
verstanden und durch die hohe Qualität seiner Absolventen<br />
und das international angesehene Niveau seiner Forschung zum<br />
244
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
gungsverhalten, sowie das<br />
Wachstum fl üssiger Einkristalle<br />
(Bild 3). Diese fl üssigen<br />
Tropfen sind nicht kugelförmig,<br />
sondern bilden Facetten, die festen Kristallen ähneln und<br />
Rückschlüsse auf die Symmetrie (Raumgruppe) der Struktur<br />
erlauben. Stegemeyer und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
haben sich also gewissermaßen mit einer Kristallographie<br />
von Flüssigkeiten beschäftigt und wesentliche Beiträge<br />
zur Strukturaufklärung Blauer Phasen geleistet.<br />
Bild 2: Bau der Gesamthochschule Paderborn im Jahre 1974 (Archiv der Universität<br />
Paderborn, Foto von Horst Stegemeyer).<br />
Ansehen der Hochschule beigetragen, die sich dann im Jahre<br />
1980 zur „Universität-Gesamthochschule“ und im Jahre 2003<br />
zur Universität Paderborn entwickelte. Heute hat sich durch die<br />
Bachelor- und Master-Studiengänge ein leicht modifi ziertes Gesamthochschulkonzept<br />
in ganz Deutschland durchgesetzt. Seine<br />
diplomatischen Fähigkeiten bewies Herr Stegemeyer auch in der<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> (1983-1986 im Ständigen Ausschuss der<br />
DBG) und international als Repräsentant im Vorstand der International<br />
Liquid Crystal Society (1984-1995). Auf seiner Initiative<br />
basiert auch die Gründung einer entsprechenden nationalen<br />
Interessenvertretung, der <strong>Deutsche</strong>n Flüssigkristallgesellschaft<br />
(DFKG), einer Arbeitsgemeinschaft in der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Herr Stegemeyer ist ein international bekannter Experte <strong>für</strong><br />
Flüssigkristalle. Der Erforschung der ungewöhnlichen elektrooptischen<br />
Eigenschaften dieser Substanzen im 20. Jahrhundert<br />
mag eine ähnlich hohe Bedeutung zukommen wie der<br />
Elektrochemie im 19. Jahrhundert: In den zurückliegenden<br />
Jahren wurden fast alle Bildschirme, die früher auf Kathodenstrahlröhren<br />
beruhten, durch Flachbildschirme auf der Basis<br />
von Flüssigkristallen ersetzt. Vorübergehend verzeichnete die<br />
Produktion von Flachbildschirmen einen jährlichen Zuwachs<br />
des Umsatzes von über 100%. Wie Nernst hat sich Herr Stegemeyer<br />
zwar mit einem industrienahen Thema beschäftigt,<br />
aber stets die akademisch interessanten Fragestellungen der<br />
Untersuchung technischer Details vorgezogen. Seine am häufi<br />
gsten rezipierten Arbeiten behandeln induziert cholesterische<br />
Flüssigkristalle (1978), ferroelektrische Flüssigkristalle mit einer<br />
induzierten Helixstruktur (1980), die Orientierung von Flüssigkristallen<br />
mittels monomolekularer Schichten (1981), Blaue<br />
Phasen (1986) und freistehende smektische Filme (1993). Ein<br />
akademisch und ästhetisch<br />
besonders schönes Gebiet<br />
bildet die Untersuchung Blauer<br />
Phasen. Diese Phasen zeigen<br />
aufgrund einer helikalen<br />
Überstruktur mit kubischer<br />
Symmetrie Braggsches Beu-<br />
Bild 3: Flüssige Einkristalle Blauer<br />
Phasen (Archiv der Universität Paderborn,<br />
Foto von Horst Stegemeyer und<br />
seinen Mitarbeitern).<br />
In einem stark expandierenden Feld sind die Bündelung des<br />
Wissens und das Herausarbeiten der wesentlichen Aspekte<br />
besonders wichtig. Hierzu hat Herr Stegemeyer unter anderem<br />
durch zwei Bücher einen wesentlichen Beitrag geleistet.<br />
In ihnen ist das Wichtigste über Flüssigkristalle allgemein [2]<br />
bzw. über lyotrope Flüssigkristalle [3] in sehr kompakter Form<br />
zusammengefasst. Sein Buch „Liquid Crystals“ [2] empfehle<br />
ich regelmäßig Studierenden, die beginnen, sich mit Flüssigkristallen<br />
zu beschäftigen.<br />
Nernsts Aufruf, zur Allgemeinbildung beizutragen, hat Herr<br />
Stegemeyer bereits während seiner Paderborner Zeit durch populärwissenschaftliche<br />
Vorträge entsprochen. Seit seiner Emeritierung<br />
hat er sich besonders intensiv der Geschichte der Flüssigkristallforschung<br />
gewidmet. Sein gemeinsam mit englischen<br />
Kollegen herausgegebenes Buch „Crystals That Flow“ [4] stellt<br />
anhand eines sorgfältigen Quellenstudiums die frühe Entwicklung<br />
dieses Forschungsgebiets seit dem Ende des 19. Jahrhunderts<br />
und die Entwicklungen zu Beginn des 20 Jahrhunderts<br />
dar. Eine gemeinsam mit Dr. Ludwig Pohl geschaffene Ausstellung<br />
[5] beschreibt auf sehr anschauliche Weise die Entwicklung<br />
von der Entdeckung der Flüssigkristalle bis zu modernen<br />
Bildschirmen. Die Ausstellungsstücke sind hervorragend ausgewählt<br />
und umfassen sogar einige Raritäten. Eine Besichtigung<br />
der Ausstellung im Physikgebäude (Gebäude 30.22) des Karlsruher<br />
Instituts <strong>für</strong> Technologie ist sehr zu empfehlen.<br />
Zusammenfassend ehrt die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> mit Herrn<br />
Stegemeyer eine Persönlichkeit, die zu jedem der bereits von<br />
Nernst formulierten Ziele einen besonders wertvollen Beitrag<br />
geleistet hat. Ich gratuliere zu dieser Ehrung.<br />
LITERATUR<br />
Heinz Kitzerow,<br />
Universität Paderborn<br />
[1] Dr. Walther Nernst: „Die Ziele der <strong>Physikalische</strong>n Chemie. Festrede<br />
gehalten am 2. Juni 1896 zur Einweihung des Instituts <strong>für</strong><br />
physikalische Chemie und Elektrochemie der Georgia Augusta<br />
zu Göttingen“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1896.<br />
[2] Horst Stegemeyer (Ed.): „Liquid Crystals“, Steinkopff Verlag,<br />
Darmstadt, 1994.<br />
[3] Horst Stegemeyer (Ed.): „Lyotrope Flüssigkristalle“, Steinkopff<br />
Verlag, Darmstadt, 1999.<br />
[4] Timothy J. Sluckin, David A. Dunmur und Horst Stegemeyer:<br />
„Crystals That Flow: Classic Papers from the History of Liquid<br />
Crystals“, Taylor & Francis, London, 2004<br />
[5] Horst Stegemeyer und Ludwig Pohl: “Von der Karotte zum<br />
Flachbildschirm: Eine Ausstellung zur Geschichte der Flüssigkristall-Forschung<br />
vom 19. Jahrhundert bis heute” [http://wwwe.uni-magdeburg.de/liquidcr/history.shtml].<br />
245
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.<br />
Mitgliederverwaltung:<br />
Theodor-Heuss-Allee 25 Fax: 069/7564-622<br />
60486 Frankfurt am Main E-Mail: woehler@bunsen.de<br />
ANTRAG AUF MITGLIEDSCHAFT (Bitte in Druckbuchstaben ausfüllen)<br />
in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie<br />
Jahresbeitrag<br />
persönliches, studentisches Mitglied - Erhalt von Mitgliederinformation und <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> nur elektronisch<br />
(bitte Studienbescheinigung beifügen) 0,- €<br />
persönliches, studentisches Mitglied - Erhalt von Mitgliederinformation und <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> gedruckt durch Postversand<br />
(bitte Studienbescheinigung beifügen) 30,- €<br />
persönliches Jungmitglied (bis zu 3 Jahren nach Studienabschluss) 75,- €<br />
persönliches Doppelmitglied mit Mitglied in der DECHEMA, DPG, GDCh (Mitglieds-Nr.:) _________________________ 90,- €<br />
persönliches, ordentliches Mitglied 120,- €<br />
nichtpersönliches Mitglied (Institute, Bibliotheken, Firmen usw.) 580,- €<br />
AG <strong>Bunsen</strong>-Karriereforum (Höchstalter 40 Jahre - Mitgliedschaft in der DBG erforderlich) 0,- €<br />
*********************************<br />
in der <strong>Deutsche</strong>n Flüssigkristall-<strong>Gesellschaft</strong> (DFKG)<br />
persönliches, studentisches Mitglied (bitte Studienbescheinigung beifügen) 0,- €<br />
persönliches, ordentliches Mitglied 25,- €<br />
institutionelle Mitglieder 150,- €<br />
in der AG Theoretische Chemie<br />
persönliches, ordentliches Mitglied 13,- €<br />
geworben von: _________________________________________________<br />
Mitglieds-Nr.: _____________________________<br />
Daten zur Person<br />
Frau Herr <br />
Name ______________________________________ Vorname _________________________<br />
Geburtsdatum _______________________________ Geburtsort _________________________<br />
Titel _______________________<br />
Land (LKZ) _________________<br />
Privatanschrift<br />
___________________________________________ ___<br />
___________________________________________ ___<br />
___________________________________________ ___<br />
Straße ______________________________________ ___<br />
Postfach ________________________________________<br />
PLZ _____ Ort _____________________ Land ________<br />
Universitäts- bzw. Dienstanschrift<br />
Firma _______________________________________________________<br />
____________________________________________________________<br />
____________________________________________________________<br />
Straße ______________________________________________________<br />
Postfach_____________________________________________________<br />
PLZ _______ Ort ________________________________ Land _________<br />
Kommunikationsdaten privat<br />
Tel.:(__________) ____________________________<br />
Fax (__________) ____________________________<br />
E-Mail ______________________________________<br />
Kommunikationsdaten dienstlich<br />
Tel.: (___________) __________________________________<br />
Fax: (___________) __________________________________<br />
E-Mail _____________________________________________<br />
Bitte senden Sie die Mitteilungen und Zeitschrift(en) an meine Privatanschrift Dienstanschrift<br />
Datenschutz<br />
Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten zu Zwecken der Mitgliederverwaltung und Mitgliederbetreuung<br />
elektronisch gespeichert und verarbeitet werden.<br />
Aufnahme in das Mitgliederverzeichnis<br />
Ich bin mit der Aufnahme meines Geburtsdatums und meiner Adress- und Kommunikationsdaten in gedruckte Mitgliederverzeichnisse der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie einverstanden.<br />
ja nein<br />
Ich bin mit der Aufnahme meines Geburtsdatums und meiner Adress- und Kommunikationsdaten in Onlinemitgliederverzeichnisse der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie einverstanden.<br />
ja nein<br />
Studium /Ausbildung<br />
Studienfach/Ausbildung _____________________ Studien-/Ausbildungsbeginn (tt.mm.jj) ___________ Abschluss (tt.mm.jj)___________<br />
Promotion (tt.mm.jj) _____________<br />
Berufseintritt (tt.mm.jj) ________<br />
Bestehende Doppelmitgliedschaften<br />
_______________________________________________________________________________________________________________<br />
Ort/Datum _______________________<br />
Unterschrift _________________________________________________<br />
246
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
Vorstandsbericht<br />
<strong>für</strong> die ordentliche Mitgliederversammlung<br />
anlässlich der 112. Hauptversammlung der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.<br />
am 9. Mai <strong>2013</strong> in Karlsruhe, KIT, Hörsaal CRIEGEE<br />
(abgeschlossen am 3. Mai <strong>2013</strong>)<br />
Tagesordnung laut Satzung <strong>für</strong> die Mitgliederversammlung der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />
am Donnerstag, 9. Mai <strong>2013</strong>, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie<br />
(KIT).<br />
1. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr<br />
2. Bericht des Schatzmeisters über den Jahresabschluss und<br />
über das laufende Geschäftsjahr<br />
3. Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung<br />
4. Bericht über das europäische Journal PCCP<br />
5. Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />
6. Festsetzung des Jahresbeitrages<br />
7. Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />
8. Beschluss über eingegangene Anträge<br />
9. Verschiedenes<br />
TODESFÄLLE<br />
Im Jahr 2012 und in den ersten Monaten dieses Jahres hat die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> durch den Tod folgende Mitglieder verloren:<br />
Prof. Dr. Klaus-Dieter Asmus<br />
(verstorben am 7.10.2012)<br />
Dr. Friedrich G. K. Baucke<br />
(verstorben am 4.3.<strong>2013</strong>)<br />
Dr. Walter Endriß<br />
(verstorben am 20.1.<strong>2013</strong>)<br />
Prof. Dr. Dr.-Ing. E.h. Heinz Harnisch<br />
(verstorben am 26.2.<strong>2013</strong>)<br />
Dr. Elisabeth Hopp, Hannover<br />
(verstorben im Februar 2012)<br />
Prof. Dr. Hartwig Kelm<br />
(verstorben im Dezember 2012)<br />
Prof. Dr. Rolf Kruse<br />
(verstorben am 16.1.<strong>2013</strong>)<br />
Prof. Dr. Hans Kuhn<br />
(verstorben am 25.11.2012)<br />
Dr. Michael Mitzlaff, Bad Homburg<br />
(verstorben im August 2012)<br />
Dr. Manfred Morgner<br />
(verstorben am 15.1.<strong>2013</strong>)<br />
Dr. Hansjörg Paetow<br />
(verstorben am 31.3.<strong>2013</strong>)<br />
Prof. Dr. Gernot Renger<br />
(verstorben am 12.1.<strong>2013</strong>)<br />
Prof. Dr. Hideto Sotobayashi<br />
(verstorben am 28.12.2011)<br />
(Tod erst 7.8.12 mitgeteilt)<br />
Prof. Dr. Hans. Strehlow<br />
(verstorben am 18.11.2012)<br />
Prof. Dr. Frank Willig, Berlin<br />
(verstorben am 24.02.2012)<br />
MITGLIEDERSTAND<br />
ZUM 31. DEZEMBER 2011: 1.439<br />
ZUM 31. DEZEMBER 2012: 1.393<br />
EHRUNGEN (2012)<br />
Anlässlich des 65. Geburtstages wurden im <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> Glückwunschadressen<br />
veröffentlicht von:<br />
Prof. Dr. Christoph Bräuchle, 12. März<br />
Prof. Dr. Günter Grampp, 11. November<br />
Prof. Dr. Michael Grunze, 11. Juni<br />
VORSTAND UND STÄNDIGER AUSSCHUSS<br />
Gemäß den Beschlüssen der Mitgliederversammlung anlässlich der<br />
111. Hauptversammlung in Leipzig haben Vorstand und Ständiger<br />
Ausschuss ab 1. Januar <strong>2013</strong> folgende Zusammensetzung:<br />
247
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
VORSTAND<br />
Erster Vorsitzender:<br />
Dr. Marcell Peuckert<br />
Infraserv GmbH & Co. Höchst KG<br />
T2C Industriepark Höchst, C 526<br />
65926 Frankfurt<br />
Zweiter Vorsitzender:<br />
Prof. Dr. Martin Quack,<br />
ETH Zürich, Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie,<br />
Wolfgang-Pauli-Str. 10, 8093 Zürich/CH<br />
Schatzmeister:<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein,<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />
STÄNDIGER AUSSCHUSS<br />
Prof. Dr. Matthias Ballauff, Helmholtz-Zentrum Berlin <strong>für</strong> Materialien<br />
und Energie GmbH, F-I2 Soft Matter and Functional Materials, Hahn-<br />
Meitner-Platz 1, 14109 Berlin<br />
Prof. Dr. Michael Dröscher, Hetkerbruch 34, 46286 Dorsten<br />
Dr. Holger Egger, Bayer Technology Services GmbH, Process Technology,<br />
Bldg. E41, 51368 Leverkusen<br />
Prof. Dr. Markus Gerhards, TU Kaiserslautern, <strong>Physikalische</strong> und Theoretische<br />
Chemie, Geb. 52, Erwin-Schrödinger-Str., 67663 Kaiserslautern<br />
Dr. Klaus Griesar, Merck KGaA, Technology Office, HPC: C010/102,<br />
Frankfurter Str. 250, 64293 Darmstadt<br />
Prof. Dr. Wolfgang Kautek, Universität Wien, Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie, Währingerstr. 42, 1090 Wien/A<br />
Prof. Dr. Katharina Kohse-Höinghaus, Universität Bielefeld, Fakultät<br />
<strong>für</strong> Chemie <strong>Physikalische</strong> Chemie I, Universitätsstr. 25, 33615 Bielefeld<br />
Dr. Johanna Kowol-Santen, <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft, Chemie<br />
und Verfahrenstechnik, Kennedyallee 40, 53175 Bonn<br />
Dr.-Ing. Egbert S. J. Lox, Umicore AG & Co. KG, Kasteelstraat 7, 2250<br />
Olen/B<br />
Prof. Dr. Markus Reiher, ETH Zürich, Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie, HCI G229, Wolfgang-Pauli-Str. 10, 8093 Zürich/CH<br />
Dr. Jens Rieger, BASF SE,GKS / R - G201, 67<strong>05</strong>6 Ludwigshafen<br />
Prof. Dr. Monika Schönhoff, Westfälische Wilhelms-Universität, Institut<br />
<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Corrensstr. 30-36, 48149 Münster<br />
Prof. Dr. Martin Suhm, Georg-August-Universität Göttingen, Institut<br />
<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Tammannstr. 6, 37077 Göttingen<br />
Prof. Dr. Wolfgang von Rybinski, <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> physikalische Chemie e.V., Theodor-Heuss-Allee 25, 60486<br />
Frankfurt<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Dr. Florian Ausfelder, <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische<br />
Chemie e.V., Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />
PREISKURATORIUM<br />
NERNST-HABER-BODENSTEIN PREIS<br />
Erster Vorsitzender und Zweiter Vorsitzender<br />
Weitere Mitglieder im Kuratorium:<br />
Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg,<br />
Fakultät V, Institut <strong>für</strong> Reine- und Angewandte Chemie, <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie, Carl-von-Ossietzky-Str. 9-11, 26129 Oldenburg<br />
Prof. Dr. Klaus Meerholz, Universität zu Köln, Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie, Luxemburger Str. 116, 50939 Köln<br />
Prof. Dr. Eckart Rühl, Freie Universität Berlin, <strong>Physikalische</strong> Theoretische<br />
Chemie, Chemie und Biochemie - Biologie, Chemie und<br />
Pharmazie, Takustr. 3, 14195 Berlin<br />
Prof. Dr. Horst Weller, Universität Hamburg<br />
Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Grindelallee 117, 20146 Hamburg<br />
PREISKURATORIUM VAN’T HOFF<br />
Erster Vorsitzender<br />
Weitere Mitglieder im Kuratorium:<br />
Prof. Dr. Dr.h.c. Gerhard Ertl, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-<strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Faradayweg 4-6, 14195 Berlin<br />
Prof. Dr. Regine von Klitzing, Technische Universität Berlin, Sekr. TC9,<br />
Stranski-Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> und Technische Chemie,<br />
Straße des 17. Juni 124, 10623 Berlin<br />
Prof. Dr. Manfred Kappes, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />
Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie II, Campus Süd, Kaiserstr. 12,<br />
76131 Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Joachim Maier, Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Festkörperforschung,<br />
Chemie 1, Heisenbergstr. 1, 7<strong>05</strong>69 Stuttgart<br />
Prof. Dr. Joachim Sauer, Humboldt-Universität Berlin, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />
Unter den Linden 6, 10117 Berlin<br />
THEMENKOMMISSION<br />
Prof. Dr. Matthias Ballauff, Helmholtz-Zentrum Berlin <strong>für</strong> Materialien<br />
und Energie GmbH, F-I2 Soft Matter and Functional Materials, Hahn-<br />
Meitner-Platz 1, 14109 Berlin (Vorsitz)<br />
248
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
Prof. Dr. Götz Eckold, Georg-August-Universität Göttingen, Institut <strong>für</strong><br />
<strong>Physikalische</strong> Chemie, Tammannstr. 6, 37077 Göttingen<br />
Dr. Christoph Eisenhardt, Roche Diagnostics GmbH, DCRDX...6164,<br />
Sandhofer Str. 116, 683<strong>05</strong> Mannheim<br />
Prof. Dr. Manfred Kappes, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />
Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie II, Campus Süd, Kaiserstr. 12,<br />
76131 Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Willem M. Klopper, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />
Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Lehrstuhl <strong>für</strong> Theoretische Chemie,<br />
76128 Karlsruhe<br />
Dr. Johanna Kowol-Santen, <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft, Chemie<br />
und Verfahrenstechnik, Kennedyallee 40, 53175 Bonn<br />
Prof. Dr. Martin Muhler, Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl <strong>für</strong> Technische<br />
Chemie, Fakultät <strong>für</strong> Chemie, Universitätsstr. 150, 44801<br />
Bochum<br />
Prof. Dr. Florian Müller-Plathe, Technische Universität Darmstadt,<br />
Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische und <strong>Physikalische</strong> Chemie, Petersenstr.<br />
20, 64287 Darmstadt<br />
Dr. Bernd Reck, BASF SE, GMD - B001, 67<strong>05</strong>6 Ludwigshafen<br />
Prof. Dr. Karl-Michael Weitzel, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich<br />
Chemie, <strong>Physikalische</strong> Chemie, Hans-Meerwein-Straße, 35032<br />
Marburg<br />
UNTERRICHTSKOMMISSION<br />
Prof. Dr. Marcus Bäumer, Universität Bremen, Institut <strong>für</strong> Angewandte<br />
und <strong>Physikalische</strong> Chemie, Postfach 330440, 28334 Bremen<br />
Prof. Dr. Gerd Buntkowsky, TU Darmstadt, <strong>Physikalische</strong> Chemie III,<br />
Petersenstr. 20, 64287 Darmstadt<br />
Prof. Dr. Alexander Eychmüller, Technische Universität Dresden,<br />
<strong>Physikalische</strong> Chemie, Bergstr. 66B, 01062 Dresden<br />
Prof. Dr. Andreas Heuer, Westfälische Wilhelms-Universität, Institut<br />
<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Corrensstr. 30-36, 48149 Münster<br />
Prof. Dr. Regine von Klitzing, Technische Universität Berlin, Sekr. TC9,<br />
Stranski-Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> und Technische Chemie,<br />
Straße des 17. Juni 124, 10623 Berlin<br />
Prof. Dr. rer. nat. habil. Jörg Kreßler, Martin-Luther-Universität Halle-<br />
Wittenberg, Naturwissenschaftliche Fakultät, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />
Hoher Weg 7, 06120 Halle<br />
Prof. Dr. Cosima Stubenrauch, Universität Stuttgart, Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie, Pfaffenwaldring 55, 7<strong>05</strong>69 Stuttgart<br />
Prof. Dr. Joachim Wagner, Universität Rostock, Institut <strong>für</strong> Chemie -<br />
<strong>Physikalische</strong> Chemie, Dr.-Lorenz-Weg 1, 18<strong>05</strong>9 Rostock<br />
ARBEITSGEMEINSCHAFTEN<br />
AG <strong>Bunsen</strong>-Karriereforum<br />
GeCats<br />
AG Theoretische Chemie (AGTC)<br />
<strong>Deutsche</strong> Flüssigkristall-<strong>Gesellschaft</strong> (DFKG)<br />
BUNSEN-MAGAZIN<br />
Herausgeber: Der Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
physikalische Chemie e. V.<br />
Schriftleitung: Prof. Dr. Rolf Schäfer, Technische Universität Darmstadt,<br />
Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische und <strong>Physikalische</strong> Chemie.<br />
Petersenstr. 20, 64287 Darmstadt<br />
PCCP<br />
Ownership Board<br />
Prof. Dr. Bernd Brutschy, Kantstr. 5A, 60439 Frankfurt<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein, <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
physikalische Chemie, Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />
MITGLIEDSBEITRÄGE<br />
Der Beitrag <strong>für</strong> das Jahr 2012 betrug <strong>für</strong> persönliche Mitglieder<br />
120,- € (bzw. 90,- € bei Doppelmitgliedschaft in DECHEMA,<br />
DPG und GDCh), <strong>für</strong> Mitglieder bis zu drei Jahren nach Studienabschluss<br />
75,- €, <strong>für</strong> Studenten 30,- €, <strong>für</strong> nicht-persönliche<br />
Mitglieder (Institute, Firmen) 580,- €.<br />
ABRECHNUNG<br />
Der nachstehend veröffentlichte Jahresabschluss <strong>für</strong> das Rechnungsjahr<br />
2012 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Prof. Dr. K. Schwantag - Dr. P. Kraushaar GmbH, Frankfurt sowie von<br />
den ehrenamtlichen Rechnungsprüfern, Prof. Dr. Bernhard Brutschy,<br />
Frankfurt und Prof. Dr. Christian Hess, Darmstadt, geprüft und in Ordnung<br />
befunden.<br />
Prof. Dr. Christian Ochsenfeld, LMU München, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />
Theoretische Chemie, Butenandtstr. 7C, 81377 München<br />
PD Dr. Wolfgang Schärtl, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut<br />
<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Jakob-Welder-Weg 11, 55128 Mainz<br />
249
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
Vermögensrechnung zum 31. Dezember 2012<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V., Frankfurt am Main<br />
A K T I V A<br />
31.12.2012 31.12.2011<br />
EUR<br />
EUR<br />
A. Anlagevermögen<br />
I. Sachanlagen<br />
Betriebs- und Geschäftsausstattungen<br />
4.403,72 4.537,25<br />
II.<br />
4.403,72 4.537,25<br />
Finanzanlagen<br />
1. Beteiligungen 0,51 0,51<br />
2. Wertpapiere des Anlagevermögens 403.323,36 502.875,92<br />
403.323,87 502.876,43<br />
407.727,59 507.413,68<br />
B. Umlaufvermögen<br />
I. Sonstige Vermögensgegenstände 20.210,86 56.897,31<br />
II. Guthaben bei Kreditinstituten 855.125,33 652.372,06<br />
875.336,19 709.269,37<br />
C. Rechnungsabgrenzungsposten 2.398,78 2.867,45<br />
1.285.462,56 1.219.550,50<br />
250
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
Vermögensrechnung zum 31. Dezember 2012<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V., Frankfurt am Main<br />
P A S S I V A<br />
31.12.2012 31.12.2011<br />
EUR<br />
EUR<br />
A. Eigenkapital<br />
Rücklagen<br />
1. Freie Rücklagen gem. §58 Nr. 7a AO 198.114,79 184.796,94<br />
2. Zweckgebundene Rücklagen 202.149,95 143.030,95<br />
400.264,74 327.827,89<br />
B. Unselbständige Stiftungen 844.381,73 852.336,43<br />
C. Rückstellungen<br />
1. Pensionsrückstellungen 16.510,04 18.352,76<br />
2. Sonstige Rückstellungen 5.712,00 5.712,00<br />
22.222,04 24.064,76<br />
D. Verbindlichkeiten<br />
Sonstige Verbindlichkeiten 12.294,<strong>05</strong> 15.321,42<br />
12.294,<strong>05</strong> 15.321,42<br />
E. Rechnungsabgrenzungsposten 6.300,00 0,00<br />
1.285.462,56 1.219.550,50<br />
251
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
Ergebnisrechnung<br />
<strong>für</strong> die Zeit vom 01.01.2012 bis 31.12.2012<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V., Frankfurt am Main<br />
2012 2011<br />
EUR<br />
EUR<br />
1. Ideeller Bereich<br />
Erträge<br />
Mitgliedsbeiträge 140.121,00 121.513,00<br />
Spenden 3.280,00 3.713,35<br />
Sonstige 919,50 11.738,70<br />
144.320,50 136.965,<strong>05</strong><br />
Aufwendungen<br />
Honorare und Personalkosten 53.363,38 53.291,09<br />
Reisekosten, Sitzungen 3.304,57 6.847,69<br />
Stipendien 3.175,00 4.500,00<br />
Büro- und Verwaltungskosten 19.265,99 21.789,57<br />
Rechts- und Beratungskosten 5.712,00 5.712,00<br />
Porto- und Telefonkosten 7.363,70 9.646,18<br />
Abschreibungen auf Umlaufvermögen 2.861,00 1.969,00<br />
Ehrungen 32.509,86 15.278,35<br />
Abschreibungen auf Anlagevermögen 1.192,63 1.110,39<br />
Druckkosten 38.750,92 74.264,49<br />
Übrige Aufwendungen 1.139,06 836,09<br />
168.638,11 195.244,85<br />
Ergebnis ideeller Bereich -24.317,61 -58.279,80<br />
2. Vermögensverwaltung<br />
Erträge 66.177,94 76.029,09<br />
Aufwendungen 1.334,43 3.910,14<br />
Ergebnis Vermögensverwaltung 64.843,51 72.118,95<br />
3. Steuerbegünstigte Zweckbetriebe<br />
Erträge 53.822,42 56.000,83<br />
Aufwendungen 26.159,36 47.165,94<br />
Ergebnis steuerbegünstigte Zweckbetriebe 27.663,06 8.834,89<br />
4. Wirtschaftliche Geschäftsbetriebe<br />
Erträge 30.706,00 34.232,31<br />
Aufwendungen 34.412,81 25.446,15<br />
Ergebnis wirtschaftliche Geschäftsbetriebe -3.706,81 8.786,16<br />
5. Ergebnis vor Verwendung 64.482,15 31.460,20<br />
6. Entnahme aus Rücklagen<br />
aus der freien Rücklage gem. § 58 Nr. 7a AO 0,00 429,66<br />
aus unselbständigen Stiftungen 35.790,65 30.599,60<br />
35.790,65 31.029,26<br />
7. Zuführung zu Rücklagen<br />
zur freien Rücklage gem. § 58 Nr. 7a AO -13.317,85 -14.968,59<br />
zur zweckgebundenen Rücklage -59.119,00 -6.238,20<br />
zu unselbständigen Stiftungen -27.835,95 -41.282,67<br />
-100.272,80 -62.489,46<br />
8. Ergebnis nach Verwendung 0,00 0,00<br />
252
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
Bericht<br />
über die ordentliche Mitgliederversammlung<br />
anlässlich der 112. Hauptversammlung der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.<br />
am 9. Mai <strong>2013</strong> in Karlsruhe (KIT, Hörsaal CRIEGEE)<br />
Tagesordnung<br />
1. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr<br />
2. Bericht des Schatzmeisters über den Jahresabschluss und<br />
über das laufende Geschäftsjahr<br />
3. Entlastung des Vorstandes<br />
4. Bericht über das europäische Journal PCCP<br />
5. Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />
6. Festsetzung des Jahresbeitrages<br />
7. Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />
8. Beschluss über eingegangene Anträge<br />
9. Verschiedenes<br />
Beginn:<br />
Ende:<br />
Teilnehmer:<br />
15:00 Uhr<br />
15:50 Uhr<br />
58 Mitglieder<br />
Für das Protokoll: Dr. Florian Ausfelder (Frankfurt)<br />
Der 1. Vorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
physikalische Chemie (DBG), Dr. Marcell Peuckert (Frankfurt),<br />
begrüßte die Teilnehmer, dankte seinem Vorgänger, Prof. Dr.<br />
Martin Quack (Zürich), dem Schatzmeister, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang<br />
Grünbein (Frankfurt), und leitete die Versammlung. Die<br />
Mitgliederversammlung wurde im „<strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> Heft 5/12,<br />
Seite 215“, ordnungsgemäß angekündigt und damit gemäß<br />
§10.7 beschlussfähig.<br />
Als Nachtrag zum schriftlichen Protokoll der Mitgliederversammlung<br />
2012 beschließt die Mitgliederversammlung die<br />
Feststellung der Jahresrechnung 2011 ohne Enthaltungen<br />
oder Gegenstimmen.<br />
TOP 1: Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr<br />
Allen Anwesenden lag der am 3. Mai <strong>2013</strong> abgeschlossene<br />
Bericht des Vorstandes in schriftlicher Form vor. Darin werden<br />
aufgeführt:<br />
• Mitgliederstand<br />
• Todesfälle seit der letzten Mitgliederversammlung<br />
• Glückwunschadressen zum 65. Geburtstag (im <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
veröffentlicht)<br />
• Zusammensetzung des Vorstandes und des Ständigen Ausschusses<br />
im Jahr 2012<br />
• Mitglieder der Preiskuratorien Nernst-Haber-Bodenstein Preis<br />
und van’t Hoff Preis, der Themen- und der Unterrichtskommission<br />
• Redaktion <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> und PCCP Ownership Board<br />
• Geschäftsführung<br />
• Mitgliedsbeiträge<br />
• Einnahmen- und Ausgabenrechnung sowie Vermögensübersicht<br />
<strong>für</strong> 2012<br />
Die Mitgliederversammlung gedachte der verstorbenen Mitglieder<br />
in einer Schweigeminute.<br />
Der Erste Vorsitzende Herr Dr. Marcell Peuckert berichtete über<br />
die Zahl neuer Mitglieder in der <strong>Gesellschaft</strong>. Die Altersverteilung<br />
weist eine Spitze in der Altersgruppe der 40-60 jährigen<br />
auf. Ein erheblicher Teil der Mitglieder der DBG sind Doppelmitglieder<br />
in befreundeten <strong>Gesellschaft</strong>en.<br />
Besonders hob er die Entwicklung des <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>s in den<br />
vergangenen Jahren hervor, das zu einem wesentlichen Organ<br />
der <strong>Gesellschaft</strong> von und <strong>für</strong> die Mitglieder geworden ist. Hier galt<br />
sein besonderer Dank der Darmstädter Redaktion, dem Schriftführer<br />
des <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>s, Herrn Professor Rolf Schäfer und<br />
Frau Lebershausen <strong>für</strong> ihre intensive und erfolgreiche Arbeit.<br />
Weiterhin berichtete er über die erfolgreich abgeschlossene <strong>Bunsen</strong>tagung<br />
in Leipzig im vergangenen Jahr, die stattgefundenen<br />
Konferenzen, die Manfred-Eigen-Nachwuchswissenschaftlergespräche<br />
und die Tagungen, die zusammen mit anderen <strong>Gesellschaft</strong>en<br />
durchgeführt wurden. Die Teilnehmerzahlen der diesjährigen<br />
<strong>Bunsen</strong>tagung liegen über den Anmeldungen des letzten<br />
Jahres und lassen zusammen mit dem Special Symposium „Electrochemical<br />
Interfaces“, dem Industriesymposium und dem Karriereforum<br />
zu dem Thema „Anträge, Stipendien, Nachwuchsgruppe<br />
- Fördermöglichkeiten <strong>für</strong> Nachwuchswissenschaftler“,<br />
vorbereitet von Dr. Dominik Samuelis, eine erfolgreiche Tagung<br />
erwarten. Für Vorbereitung und Organisation der <strong>Bunsen</strong>tagung<br />
dankte er Herrn Professor Manfred Kappes (KIT) stellvertretend<br />
<strong>für</strong> das gesamte Organisationsteam in Karlsruhe und der vorbereitenden<br />
Unterstützung durch das Team in Frankfurt, Herrn Dr.<br />
Florian Ausfelder, Frau Daniela Sabolo und Frau Erika Wöhler.<br />
Überleitend zu dem Bericht des Schatzmeisters, erläuterte Dr.<br />
Peuckert die Einnahmen- und Ausgabenstruktur der <strong>Bunsen</strong>-<br />
<strong>Gesellschaft</strong>.<br />
TOP 2: Bericht des Schatzmeisters<br />
Nach der Begrüßung der Ehrenmitglieder, Prof. Dr. Drs. h.c. Jürgen<br />
Troe und Prof. Dr. Drs. h.c. Heinz-Georg Wagner, begann<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein seinen Bericht mit einer Vorbemerkung<br />
zur Finanzkrise und der Geldpolitik der EZB, die<br />
sich auch auf die fi nanzielle Situation der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
253
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
und ihre Stiftungen auswirkt. So führt die Senkung der Zinsen<br />
bei Wertpapieren und Anleihen zu niedrigeren Erträgen und<br />
sinkenden Einnahmen. Der Vorstand der DBG muss mit dem<br />
anvertrauten Kapital sichere Erträge erwirtschaften, um die<br />
Projekte zu sichern. Eine der Maßnahmen, um die vier Säulen<br />
Mitgliedsbeiträge – Veranstaltungen – Lizenzen aus Druckwerken<br />
– Spenden, auf die sich die Finanzierung der <strong>Gesellschaft</strong><br />
stützt, zu sichern, ist die Anpassung der Vergabe von Auszeichnungen<br />
an die Ertragssituation. Eine weitere Maßnahme ist<br />
die bereits 2012 erfolgte Erhöhung der Mitgliedsbeiträge. Weitere<br />
müssen wohl noch folgen.<br />
Die stetig sinkende Mitgliederzahl (2012 um 3,2 %) zwingt zum<br />
Nachdenken. Professor Grünbein appellierte an die Anwesenden:<br />
„Hier möchte ich an Sie alle als Multiplikatoren appellieren,<br />
Werbung <strong>für</strong> die DBG in Ihrem Umfeld zu betreiben. Unser<br />
Fach, die <strong>Physikalische</strong> Chemie, nimmt an der Hochschule<br />
einen breiten Raum ein und erfährt in der Industrie eine wertschöpfende<br />
Bedeutung. Dies sollte sich auch in der Mitgliederzahl<br />
äußern.“<br />
Es folgte der Bericht über die Einnahmen- und Ausgabenrechnung<br />
2012, die Vermögensübersicht 2012 sowie die jeweiligen<br />
Vergleichszahlen aus dem Vorjahr, die den Anwesenden<br />
gemeinsam mit dem Bericht des Vorstandes vorlagen.<br />
I. Ideeller Bereich<br />
Die Einnahmen <strong>für</strong> 2012 sind gegenüber dem Vorjahr um<br />
5,4 % gestiegen, die Ausgaben liegen ca. 13,6 % unter den<br />
Ausgaben des Vorjahres.<br />
II. Vermögensverwaltung<br />
Aus der Vermögensverwaltung fl oss der <strong>Gesellschaft</strong> 2012 im<br />
Saldo ein Überschuss in Höhe von rund 64.900 € zu, der unter<br />
dem des Vorjahres lag.<br />
III. Einnahmen und Ausgaben von Zweckbetrieben und wirtschaftlichen<br />
Geschäftsbetrieben<br />
In der Abrechnung wird wie in den Vorjahren zwischen wissenschaftlichen<br />
Tagungen und anderen Veranstaltungen, darunter<br />
die prinzipiell umsatzsteuerpfl ichtigen Rahmenprogramme,<br />
unterschieden. Diese beiden Bereiche werden als „Steuerfreie<br />
Zweckbetriebe” bzw. „Steuerpfl ichtige wirtschaftliche Geschäftsbetriebe”<br />
bezeichnet.<br />
IV. Das Vereinsergebnis ermittelt sich aus den Ergebnissen<br />
- Ideeller Bereich<br />
- Vermögensverwaltung<br />
- Steuerbegünstigter Zweckbetrieb und<br />
- Steuerpfl ichtiger wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb<br />
und schloss mit einem Guthaben von rund 64.000 € ab.<br />
V. Vermögensübersicht zum 31.12.2012<br />
Die Finanzanlagen der DBG beliefen sich zum Stichtag 31.12.2012<br />
auf rund 1.285.000 €, im Vorjahr auf ca. 1.219.000 € bezogen<br />
auf die Anschaffungswerte.<br />
Neben Aktien sind im Depot der DBG auch festverzinsliche<br />
Wertpapiere, die bisher alle zu ihren Nennwerten bilanziert wurden<br />
und werden. Zum Abschlussstichtag 31. Dezember 2012<br />
liegt der Buchwert zweier Wertpapiere über dem Kurswert zum<br />
31. Dezember 2012. Dies betrifft Namensaktien der E.ON SE<br />
(Kenn-Nr.: ENAG99) die mit einem Buchwert in Höhe von TEUR<br />
9,7 um TEUR 2,4 über dem Kurswert zum 31. Dezember 2012<br />
in Höhe TEUR 7,3 liegen sowie das unter der Bezeichnung “Commerzbank-Global-Firms-Anleihe<br />
Serie 1 A“ (Kenn-Nr.: DR9SD2)<br />
geführte Wertpapier, bei dem der Buchwert von TEUR 88,9 den<br />
Kurswert zum 31. Dezember 2012 um TEUR 36,9 übersteigt.“<br />
Auf diese Risiken wurde bereits bei Mitgliederversammlungen<br />
in den letzten Jahren pauschal hingewiesen. In beiden Fällen<br />
geht der Vorstand derzeit nicht von einer dauerhaften Wertminderung<br />
aus. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein verwies jedoch auf<br />
das weiterhin bestehende Risiko.<br />
Bei den Passiva konnten die freie und die zweckgebundene<br />
Rücklage gestärkt werden.<br />
Zugewiesen wurde den unselbständigen Stiftungen 24.885,95 €.<br />
Ein Drittel des verbleibenden Überschusses in Höhe 39.957,56 €<br />
wurde der freien Rücklage zugeführt. Aufgrund der Zuführung aus<br />
Spenden und Zustiftungen in Höhe von insgesamt 2.950,00 €<br />
und Entnahmen in Höhe von 35.790,65 € ergibt sich eine Verminderung<br />
des Vermögens der unselbständigen Stiftungen um<br />
7.954,70 €.<br />
254
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG<br />
Die sieben unselbständigen Stiftungen betreffende Kapitalausstattung<br />
setzt sich wie folgt zusammen (Angaben in T€):<br />
2011 2012<br />
- von Böttinger-Stiftung 34,9 35,7<br />
- Robert-<strong>Bunsen</strong>-Stiftung 287,3 291,2<br />
- Bonhoeffer-Eucken-Scheibe-Vorlesung 92,2 93,8<br />
- Leo-Gans-Cassella-Stiftung 76,7 78,1<br />
- Hellmann-Fonds 54,1 54,7<br />
- van’t Hoff Stiftung 285,7 269,8<br />
- Alfred-Saupe- Stiftung 21,1 21,0<br />
Summe: 852,3 844,3<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein schloss seinen Bericht mit dem<br />
den Worten „Für das Jahr <strong>2013</strong> beabsichtigen wir, die eingeschlagene<br />
Linie der zielgerichteten Ausgaben und der Sparsam-<br />
TOP 3: Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung<br />
Der Antrag auf Entlastung wurde von Prof. Dr. Drs. h.c. Jürgen<br />
Troe (Göttingen) gestellt und einstimmig ohne Gegenstimmen<br />
bei Enthaltung der Vorstandsmitglieder und des Geschäftsführers<br />
angenommen. Damit sind Vorstand und Geschäftsführung<br />
entlastet.<br />
TOP 4: Bericht über das europäische Journal PCCP<br />
Das wissenschaftliche Journal Physical Chemistry Chemical<br />
Physics (PCCP) wird von insgesamt 18 chemisch-wissenschaftlichen<br />
<strong>Gesellschaft</strong>en getragen. Dr Heather Montgomery (Cambridge)<br />
berichtete, dass der wissenschaftliche Erfolg ausgezeichnet<br />
ist. Im Editorial Board ist die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> durch Prof.<br />
Dr. Frank Neese (MPI Mülheim an der Ruhr) vertreten. Wie bereits<br />
bei vorherigen <strong>Bunsen</strong>tagungen wurden von PCCP auch <strong>für</strong><br />
die <strong>Bunsen</strong>tagung in Karlsruhe wieder ein Themed Issue aufgelegt<br />
und Posterpreise in Höhe von 750 € zur Verfügung gestellt.<br />
keit weiter zu verfolgen. Wir erwarten daher keine Ausweitung<br />
des aktuellen Kostenrahmens, sehen aber auch leider keine<br />
Möglichkeiten der weiteren Einnahmenerhöhung. Als Aufgabe<br />
haben wir uns <strong>für</strong> das laufende Jahr vorgenommen, alle Ausgaben<br />
auf satzungsgemäße Erfordernisse zu überprüfen und entsprechend<br />
anzupassen“ und dem Hinweis auf die Unterstützung<br />
der Vorbereitungen der Berichtsprüfung durch die DECHEMA<br />
und die Prüfung selbst durch die Prof. Dr. K. Schwantag - Dr. P.<br />
Kraushaar GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Frankfurt,<br />
die den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt hat.<br />
Die Unterlagen wurden den ehrenamtlichen Rechnungsprüfern,<br />
Prof. Dr. Bernhard Brutschy (Frankfurt) und Prof. Dr. Christian<br />
Hess (Darmstadt) zur Verfügung gestellt, die die Ordnungsmäßigkeit<br />
bestätigten. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein dankte<br />
diesen Herren ebenso wie Dr. Florian Ausfelder und Frau Erika<br />
Wöhler <strong>für</strong> die verantwortungsvolle und sparsame Geschäftsführung.<br />
Seinen Dank richtete er ebenfalls an die DECHEMA<br />
und ihre Vertreter und an PCCP.<br />
Beschluss zur Rechnungslegung:<br />
Die Feststellung der Jahresrechnung 2012 gem. § 10,3 der<br />
Satzung der DBG erfolgte einstimmig ohne Gegenstimmen bei<br />
Enthaltung des Vorstandes.<br />
TOP 5: Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />
Alle Wahlen gelten <strong>für</strong> die Amtsperiode 1.1.2014 bis 31.12.2015.<br />
Zur Wiederwahl <strong>für</strong> zwei weitere Jahre standen an:<br />
Prof. Dr. Monika Schönhoff, Münster<br />
Zur Neuwahl in den Ständigen Ausschuss wurden der Mitgliederversammlung<br />
folgende Kandidaten durch den Ständigen<br />
Ausschuss vorgeschlagen:<br />
Prof. Dr. Jürgen Fleig, Wien<br />
Prof. Dr. Ruth Signorell, Zürich<br />
Dr. Thorsten Ochs, Stuttgart<br />
Dr. Ulrich Ott, Sulzbach<br />
Die Zustimmung aller Kandidatinnen und Kandidaten liegt vor.<br />
Sie wurden alle einstimmig in offener Abstimmung <strong>für</strong> Wiederwahl<br />
oder Neuwahl ohne Gegenstimme unter Enthaltung der<br />
zur Wahl stehenden Person gewählt.<br />
TOP 6: Festsetzung des Jahresbeitrages<br />
Die Höhe der Mitgliedsbeiträge wird <strong>für</strong> 2014 beibehalten.<br />
255
BUNSENTAGUNG<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
TOP 7: Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />
Die Orte <strong>für</strong> die <strong>Bunsen</strong>tagungen 2014 (Hamburg) und 2015<br />
(Bochum) waren bereits in der Mitgliederversammlung am 17.<br />
Mai 2012 in Leipzig beschlossen worden. Für die Jahre nach<br />
2015 liegen noch keine Nominierungen vor.<br />
TOP 8: Beschluss über eingegangene Anträge<br />
Der Mitgliederversammlung lag ein gemeinsamer Antrag des<br />
Vorstandes und des Ständigen Ausschusses zur Änderung der<br />
Satzung der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> in den Paragrafen 2, 4 und<br />
6 (termingerecht über Veröffentlichung im <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
1/<strong>2013</strong> den Mitgliedern zugegangen) vor.<br />
Die Anpassung betrifft folgende Bereiche:<br />
• Straffung der Abschnitte §2.6.d (Auszeichnungen) und §2.6.f<br />
(Kommissionen)<br />
• Anpassung der Zahlungs- und Mahnfristen §4.3, §4.8 und<br />
§4.9<br />
• Beitragsbefreiung <strong>für</strong> studentische Mitglieder mit elektronischem<br />
Bezug des <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>s (§4.6) und Etablierung<br />
des Status eines fördernden Mitglieds (§4.7 neu)<br />
• Umstrukturierung des zeitlichen Verlaufs der Funktionen<br />
des Ersten und Zweiten Vorsitzenden (§6.2 und §6.4)<br />
• sowie damit verbundene Änderungen der Nummerierung<br />
der betroffenen Abschnitte in der Satzung<br />
Eine detaillierte Darstellung der Satzungsänderung liegt als<br />
Anlage 1 dem Protokoll bei.<br />
Die beantragte Satzungsänderung wurde durch die Mitgliederversammlung<br />
ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen angenommen.<br />
Die geänderte Satzung liegt als Anlage 2 dem Protokoll bei.<br />
Im Anschluss wählte die Mitgliederversammlung gemäß geänderter<br />
Satzung<br />
Herrn Prof. Dr. Joachim Sauer (Berlin)<br />
ohne Gegenstimmen bei Enthaltung des Kandidaten zum Zweiten<br />
Vorsitzenden <strong>für</strong> die Amtszeit 1.1.2014 – 31.12.2014. Ab<br />
2015 übernimmt Herr Prof. Sauer das Amt des 1. Vorsitzenden.<br />
Der Mitgliedsbeitrag beträgt drei oder mehr Jahres-Regelmitgliedsbeiträge<br />
(3 x 120 Euro). Ab vier Jahresregel-Mitgliedsbeiträgen<br />
kann das Fördernde Mitglied alle Veranstaltungen der<br />
DBG gebührenfrei besuchen.<br />
Antrag eines Mitglieds (Eingang: 20.3.<strong>2013</strong>):<br />
Einführung eines um 70% ermäßigten Mitgliedsbeitrags <strong>für</strong><br />
Pensionierte bzw. Rentner.<br />
Begründung:<br />
Pensionäre und Rentner haben nur noch 70 % ihres früheren<br />
Nettogehalts. Ein beträchtlicher Teil (z.B. Miete, Versicherungen)<br />
ist festgezurrt. Das engt den fi nanziellen Spielraum um<br />
deutlich mehr als 70 % ein. Die Beibehaltung des 100 % Beitrags<br />
trifft unsere Gruppe h art.<br />
Der Antrag auf Einführung eines reduzierten Beitrags <strong>für</strong> Rentner<br />
wurde bei 11 Enthaltungen und 1 Gegenstimme abgelehnt.<br />
Der 1. Vorsitzende wies auf den weitergehenden Bericht in der<br />
Rede des Ersten Vorsitzenden zur Eröffnung der <strong>Bunsen</strong>tagung<br />
im Anschluss an die Mitgliederversammlung hin, dankte allen<br />
Mitgliedern und schloss die Versammlung um 15:50 Uhr.<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />
Erster Vorsitzender<br />
Dr. Marcell Peuckert<br />
Frankfurt am Main, den 27. Mai <strong>2013</strong><br />
Geschäftsführer<br />
Dr. Florian Ausfelder<br />
Die nächste Mitgliederversammlung fi ndet am 29. Mai 2014<br />
in Hamburg statt.<br />
TOP 9: Verschiedenes<br />
Die Mitgliederversammlung folgte den Anträgen des Vorstandes<br />
und des Ständigen Ausschusses und beschloss die Einführung<br />
von:<br />
a.o. Förderndes Mitglied auf Lebenszeit<br />
Ab Vollendung des 58. Lebensjahres 1.800 Euro<br />
Ab Vollendung des 60. Lebensjahres 1.500 Euro<br />
Ab Vollendung des 63. Lebensjahres 1.200 Euro<br />
Ab Vollendung des 65. Lebensjahres 1.100 Euro<br />
Ab Vollendung des 68. Lebensjahres 1.000 Euro<br />
und<br />
Möglichkeit der Fördernden Mitgliedschaft mit erhöhtem<br />
Jahresbeitrag<br />
256
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BUNSENTAGUNG/GDCh<br />
Einladung zur<br />
DBG-Mitgliederversammlung<br />
gemäß § 10 der DBG-Satzung <strong>für</strong><br />
Donnerstag, 29. Mai 2014, 15.00 Uhr<br />
Die Mitgliederversammlung fi ndet an der Universität Hamburg, 20146 Hamburg, statt.<br />
Tagesordnung<br />
1. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene<br />
Geschäftsjahr<br />
2. Feststellung der Jahresrechnung, Bericht des<br />
Schatzmeisters über den Jahresabschluss und<br />
über das laufende Geschäftsjahr<br />
3. Entlastung des Vorstandes<br />
4. Satzungsänderung<br />
5. Bericht über das europäische Journal PCCP<br />
6. Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />
7. Festsetzung des Jahresbeitrages<br />
8. Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />
9. Beschluss über eingegangene Anträge<br />
10. Verschiedenes<br />
Anträge aus der Mitgliedschaft (TOP 8) senden Sie bitte<br />
mit entsprechender Begründung bis spätestens<br />
30. April 2014<br />
an<br />
Erika Wöhler (woehler@bunsen.de),<br />
DBG-Geschäftsstelle,<br />
Theodor-Heuss-Allee 25,<br />
60486 Frankfurt am Main.<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
physikalische Chemie e. V.<br />
Der Erste Vorsitzende<br />
Marcell Peuckert<br />
MAGNETRESONANZ-SPEKTROSKOPIKER<br />
TAGEN AM CHIEMSEE<br />
Die 35. Tagung der GDCh Fachgruppe Magnetische Resonanzspektroskopie<br />
wird gemeinsam mit den Fachgruppen aus Italien<br />
(Gruppo Italiano Discussione Risonanze Magnetiche) und Slovenien<br />
(Slovenian NMR Center) auf Frauenchiemsee veranstaltet.<br />
Zusammen mit der direkt anschließenden Tagung des DFG<br />
Schwerpunktprogrammes SPP 1601 zur EPR Spektroskopie<br />
bietet dies vom 9. bis 14. September <strong>für</strong> Spezialisten der Magnetresonanz-Spektroskopie<br />
die Gelegenheit zum fachlichen<br />
Austausch. Dabei deckt die Tagung die gesamte Anwendungsbandbreite<br />
sowohl der NMR- als auch der EPR-Spektroskopie<br />
ab. Neben den Schwerpunktthemen Biochemie, Strukturbiologie,<br />
Bildgebung (Imaging), Chemie und Materialwissenschaften<br />
steht auch der Bereich Pharmaforschung und Lebensmittel auf<br />
dem Programm. Hier werden interessante Beiträge rund um<br />
die Einsatzmöglichkeiten der NMR <strong>für</strong> die Alzheimerforschung,<br />
die Vermeidung lebensgefährlichen Nierenversagens oder den<br />
Nahrungsmittelsektor präsentiert.<br />
Mit Alzheimer, einer der heimtückischsten Krankheiten und<br />
aufgrund des demographischen Wandels einer zunehmenden<br />
Herausforderung <strong>für</strong> die Gesundheitssysteme, beschäftigt sich<br />
der Beitrag von Professor Dr. Hans Robert Kalbitzer, Universität<br />
Regensburg. Er zeigt, wie NMR-Methoden genutzt werden<br />
können, um die <strong>für</strong> Alzheimer-Erkrankungen typische Bildung<br />
von Amyloid-Fibrillen – Fasern abnorm veränderter, unlöslicher<br />
Proteine – zu untersuchen. So können Erkenntnisse über deren<br />
Entstehung gewonnen werden, was einen Ansatz zur Bekämpfung<br />
der Erkrankung verspricht; denn die Ablagerung solcher<br />
Fibrillen im Gehirn gilt als eine der Ursachen <strong>für</strong> Alzheimer.<br />
257
GDCh<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
Weitere Informationen zur Veranstaltung unter<br />
www.fgmr<strong>2013</strong>.de.<br />
SPITZENFORSCHER VOR ORT<br />
Die Insel Frauenchiemsee bildet die Kulisse <strong>für</strong> das 35 th FGMR Discussion<br />
Meeting and Joint Conference. © tourismus.prien.de, Christina Senega<br />
Helena U. Zacharias, Doktorandin an der Universität Regensburg,<br />
trägt in Frauenwörth zur NMR-Analyse humaner Körperfl<br />
üssigkeiten vor, womit es möglich wird frühzeitig ein akutes<br />
Nierenversagen (ANV) im Nachgang herzchirurgischer Eingriffe<br />
zu entdecken. ANV stellt <strong>für</strong> viele Patienten, beispielsweise im<br />
Zuge einer Bypass-Operation, ein Risiko mit hoher Sterblichkeitsrate<br />
dar. Zacharias untersuchte NMR-spektroskopisch Urin und<br />
Plasma-Bestandteile von 106 Patienten zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten der Operation. Mittels metabolomischer, also stoffwechselbezogener,<br />
„Fingerabdrücke“ in den Proben gelang es<br />
der Wissenschaftlerin, ANV mit mehr als 80 Prozent Genauigkeit<br />
bei schweren Fällen vorherzusagen. Auf diese Weise könnten<br />
künftig neue Biomarker identifi ziert und neue Einsichten in die<br />
Pathomechanismen von Krankheitsbildern gewonnen werden.<br />
Mit den Einsatzmöglichkeiten der NMR-Spektroskopie im Lebensmittelsektor<br />
beschäftigen sich die Beiträge von Professor<br />
Dr. Luisa Mannina, Universität Rom, und Dr. Roberto Consonni,<br />
Institute for Macromolecular Studies des Italian National Research<br />
Council. In Ihren Beiträgen zeigen die Wissenschaftler,<br />
wie man NMR-spektroskopische Verfahren nutzen kann, um<br />
beispielsweise die geographische Herkunft, die landwirtschaftliche<br />
Bearbeitung oder die Qualität von Nahrungsmitteln zu beurteilen.<br />
Derartige Informationen gewinnen in Zeiten von Lebensmittelskandalen<br />
und gefälschten Bio-Produkten zunehmend an<br />
Bedeutung und bieten so dem Konsumenten eine gesteigerte<br />
Sicherheit.<br />
Traditionell werden auf der Tagung auch die Ernst-Awards verliehen.<br />
Benannt nach dem Schweizer Chemie-Nobelpreisträger<br />
von 1991, Professor Dr. Richard R. Ernst, werden damit Studierende<br />
und Doktoranden <strong>für</strong> eine herausragende Publikation<br />
geehrt, die Neues zur Methodik der NMR, ihrem theoretischen<br />
Verständnis oder innovativen Anwendungen beschreibt und sich<br />
durch Kreativität und Originalität auszeichnet. Ernst wird die<br />
Preise persönlich an die zu Ehrenden überreichen.<br />
Auf Frauenchiemsee tragen zahlreiche international anerkannte<br />
Spitzenforscher vor. Mit den Professoren Dr.<br />
Christian Griesinger und Dr. Jörg Wachtrup präsentieren<br />
gleich zwei Träger des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises<br />
ihre aktuellen Arbeiten. Griesinger, Direktor am MPI <strong>für</strong><br />
biophysikalische Chemie, Göttingen, erhielt die Auszeichnung<br />
bereits 1998, sein Kollege Wachtrup, Universität<br />
Stuttgart, wurde 2012 <strong>für</strong> seine Arbeiten an der Schnittstelle<br />
zwischen Festkörperphysik und Quantenoptik mit<br />
dem 2,5 Mio. Euro dotierten Preis der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />
geehrt. Weitere Koryphäen bei der<br />
Tagung sind Professor Dr. Gerhard Wagner, Harvard Medical<br />
School, Boston/USA, der über NMR-Methodenentwicklung<br />
und Strukturbiologie vortragen wird, und Professor<br />
Dr. Kevin M. Brindle, Cancer Research UK Cambridge<br />
Institute, der weltweit <strong>für</strong> seine MRI-Forschung anerkannt<br />
ist und über die Untersuchung von Krebs-Metabolismen<br />
berichten wird.<br />
SCHWERPUNKT MATERIALWISSENSCHAFTEN<br />
Festkörper-NMR und tragbare NMR-Geräte <strong>für</strong> den mobilen<br />
Einsatz stehen im Zentrum der materialwissenschaftlichen<br />
Beiträge in Frauenwörth.<br />
Professor Dr. Gregor Mali vom National Institute of Chemistry,<br />
Ljubljana, Slovenien, zeigt in seinem Vortrag die<br />
Möglichkeiten der Festkörper-NMR zur Untersuchung<br />
von Zeolith-ähnlichen porösen Materialen und Metallorganischen<br />
Gerüstverbindungen (metal-organic frameworks,<br />
MOFs), einer weiteren Stoffklasse poröser Verbindungen.<br />
Beide zeigen vielversprechende Eigenschaften<br />
<strong>für</strong> Anwendungen in der Katalyse, bei Trennverfahren, in<br />
Ionentauschern, als Gas- oder Wärmespeicher bis hin<br />
zum Wirkstofftransport im medizinischen Bereich. Wie<br />
Festkörper-NMR <strong>für</strong> die Untersuchung und Charakterisierung<br />
von vielversprechenden Materialien genutzt werden<br />
können, zeigen auch der Beitrag von Herbert Hoffmann,<br />
TU Dresden, der chirale MOFs untersucht hat, und der<br />
Vortrag von Dr. Michael Ryan Hansen, Universität Aarhus<br />
und MPI <strong>für</strong> Polymerforschung, Mainz, der diese Technologie<br />
<strong>für</strong> die Untersuchung von Polymer-Fulleren einsetzt.<br />
Mit den Anwendungsmöglichkeiten kompakter NMR-<br />
Geräte <strong>für</strong> die Echtzeitspektroskopie unter der Abzugshaube<br />
beschäftigt sich der Beitrag von Professor Dr.<br />
Bernhard Blümich, RWTH Aachen, und wie tragbare<br />
NMR-Geräte eingesetzt werden können, um Kulturgüter<br />
wie Gemälde oder Monumente zu untersuchen, zeigt Dr.<br />
Noemi Proietti, Consiglio Nazionale delle Ricerche, Rom.<br />
258
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
NACHRICHTEN<br />
EHRUNGEN/PREISE/<br />
AUSZEICHNUNGEN<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Freund, Fritz-Haber-Institut<br />
der Max-Planck-<strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Abteilung Chemische Physik, Mitglied der<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, erhält <strong>2013</strong> folgende<br />
Auszeichnung: Bernstein Lecturer<br />
<strong>2013</strong>-14, Department of Chemistry, University<br />
of Wisconsin-Madison, USA. Außerdem<br />
wurde er zum korrespondierenden<br />
Mitglied der Sektion Chemische Wissenschaften<br />
sowie zum Ehrenmitglied der<br />
Hungarian Academy of Sciences gewählt.<br />
Dr. Swetlana Schauermann, Fritz-Haber-<br />
Institut der MPG, Mitglied der <strong>Bunsen</strong>-<br />
<strong>Gesellschaft</strong>, erhält einen ERC Starting<br />
Grant des Europäischen Forschungsrates.<br />
Dr. Melanie Schnell, Fritz-Haber-Institut<br />
der MPG, Abteilung Molekülphysik, Berlin,<br />
Mitglied der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, erhielt<br />
den gemeinsam von der Universität<br />
Oldenburg und der ewe-Stiftung vergebenen<br />
Helene-Lange-Preis <strong>2013</strong>.<br />
Prof. Dr. Drs. h.c. H. Schwarz, Technische<br />
Universität Berlin, Mitglied der <strong>Bunsen</strong>-<br />
<strong>Gesellschaft</strong>, erhielt ein Ehrendoktorat<br />
der Akademie der Wissenschaften zu<br />
Moldova.<br />
GEBURTSTAGE IM<br />
SEPTEMBER <strong>2013</strong><br />
Eberhard Riedle, Prof. Dr.,<br />
München,<br />
60. Geburtstag am 06.09.<br />
Ronald Imbihl, Prof. Dr.,<br />
Hannover,<br />
60. Geburtstag am 07.09.<br />
Manfred Martin, Prof. Dr.,<br />
Aachen,<br />
60. Geburtstag am 25.09.<br />
Karl-Heinz Mix, Dr.,<br />
Langenfeld,<br />
60. Geburtstag am 26.09.<br />
Dieter Schuch, Prof. Dr.,<br />
Frankfurt,<br />
60. Geburtstag am 28.09.<br />
Heinz Böhlig, Dr.,<br />
Leipzig,<br />
70. Geburtstag am 22.09.<br />
Karlheinz Hoyermann, Prof. Dr.,<br />
Göttingen,<br />
75. Geburtstag am 30.09.<br />
Werner Kutzelnigg, Prof. Dr.,<br />
Bochum,<br />
80. Geburtstag am 10.09.<br />
Hermann Eggenschwiller, Dr.,<br />
Bad Vilbel,<br />
85. Geburtstag am 11.09.<br />
Heinz Georg Wagner,<br />
Prof. Dr. Dr. h.c., Dr. E.h.,<br />
Göttingen,<br />
85. Geburtstag am 20.09.<br />
GEBURTSTAGE IM<br />
OKTOBER <strong>2013</strong><br />
Reiner Große, Dr.,<br />
Dortmund,<br />
65. Geburtstag am 02.10.<br />
Rasmus Fehrmann, Prof.,<br />
Kongens Lyngby/DK,<br />
65. Geburtstag am 21.10.<br />
Jörg Kärger, Prof. Dr.,<br />
Leipzig,<br />
70. Geburtstag am 03.10.<br />
Georg Ilgenfritz, Prof. Dr.,<br />
Köln,<br />
75. Geburtstag am 01.10.<br />
Friedemann Schneider, Prof. Dr.,<br />
Frankfurt,<br />
80. Geburtstag am 23.10.<br />
GEBURTSTAGE IM<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong><br />
Thomas Wolff, Prof. Dr.,<br />
Dresden,<br />
65. Geburtstag am 19.11.<br />
Eugen Illenberger, Prof. Dr.,<br />
Berlin,<br />
70. Geburtstag am 01.11.<br />
Frank Schmidt, Dr.,<br />
Bruchköbel,<br />
70. Geburtstag am 09.11.<br />
Hans Jürgen Neusser,<br />
Prof. Dr. Dr., Vaterstetten,<br />
70. Geburtstag am 20.11.<br />
Klaus Christmann, Prof. Dr.,<br />
Berlin,<br />
70. Geburtstag am 21.11.<br />
Paul Roth, Prof. Dr.-Ing.,<br />
Duisburg,<br />
75. Geburtstag am 13.11.<br />
Gerhard Findenegg, Prof. Dr.,<br />
Berlin,<br />
75. Geburtstag am 16.11.<br />
Günter Marx, Prof. Dr. rer. nat. habil.,<br />
Kranichfeld,<br />
75. Geburtstag am 23.11.<br />
Bernt Krebs, Prof. Dr. Dr. h.c.,<br />
Münster,<br />
75. Geburtstag am 26.11.<br />
Eberhard Pilz, Dr.,<br />
Marl,<br />
80. Geburtstag am 17.11.<br />
NEUANMELDUNGEN<br />
ZUR MITGLIEDSCHAFT<br />
Dr. Robin Haunschild,<br />
Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />
<strong>Physikalische</strong> Chemie,<br />
Fritz-Haber-Weg 2,<br />
76131 Karlsruhe<br />
VERANSTALTUNGEN/EVENTS<br />
Tagungen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>Bunsen</strong>tagung 2014<br />
Physical Chemistry on the Nanometer<br />
Scale<br />
29-31 May 2014, Hamburg<br />
Organization: Jochen Küpper, Alf Mews,<br />
Horst Weller (Hamburg), Andreas Janshoff<br />
(Göttingen), Klaus Meerholz (Köln)<br />
<strong>Bunsen</strong>tagung 2015<br />
Solvation science<br />
14-16 May 2015, Bochum<br />
Organization: Domink Marx; Martina<br />
Havenith, Karina Morgenstern, Martin<br />
Muhler (Bochum)<br />
Information: http://www.bunsen.de/<br />
bunsentagung<strong>2013</strong>.html<br />
259
NACHRICHTEN<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
<strong>Bunsen</strong> Discussion Meeting<br />
Gas Phase Model Systems for Catalysis<br />
– GPMC<br />
Gasphasen-Modellsysteme <strong>für</strong> die<br />
Katalyse<br />
7-9 April 2014, Ulm<br />
Organization: Thorsten M. Bernhardt<br />
Information: https://www.uni-ulm.de/<br />
nawi/gpmc.html<br />
WEITERE VERANSTALTUNGEN<br />
Leopoldina Symposium Spectroscopy<br />
and Molecular Dynamics at the Limit<br />
11-13 September <strong>2013</strong>, ETH Zurich<br />
Organization: J. Troe (Göttingen), F. Merkt<br />
(ETH Zurich), G. Seyfang (ETH Zurich), U.<br />
Hollenstein (ETH Zurich)<br />
Information: http://leopoldina.ethz.ch/<br />
leopoldina<strong>2013</strong>/index.php/contact<br />
Email: leopoldina<strong>2013</strong>@ethz.ch<br />
44. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Medizinische Physik (DGMP)<br />
<strong>2013</strong><br />
18.–21. September.<strong>2013</strong>, Universität zu<br />
Köln<br />
Information: http://www.dgmp-kongress.de<br />
46th Biennial Meeting of the German<br />
Colloid Society<br />
“Morphological Transformations and<br />
Responses in Colloidal Systems”<br />
23.-25. September <strong>2013</strong>, Paderborn,<br />
Germany<br />
Information: http://www.chemie.uni-paderborn.de/kolloid<strong>2013</strong><br />
Polymer Interphases in Research and<br />
Technology<br />
30. September – 2. October <strong>2013</strong>,<br />
DECHEMA-Haus Frankfurt<br />
Information: polymer-interphases@theo.<br />
chemie.tu-darmstadt.de<br />
8th Workshop Ellipsometry<br />
10-12 March 2014, Dresden<br />
Information: http://www.ipfdd.de/wse2014<br />
International Conference<br />
Modern Physical Chemistry for Advanced<br />
Materials<br />
Devoted to the 150th anniversary of foundation<br />
the Physico-Chemical Department<br />
and delivering the fi rst course in physical<br />
chemistry by Professor Nikolai Beketov<br />
26.-30. Juni 2014, Kharkiv, Ukraine<br />
Information: www-chemo.univer.kharkov.<br />
ua/beketov2014<br />
VERSCHIEDENES<br />
Jobvector career days<br />
10.10.<strong>2013</strong> jobvector career day in<br />
Hannover<br />
14.12.<strong>2013</strong> jobvector career day in<br />
Düsseldorf<br />
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AUSSCHREIBUNGEN<br />
Theodor-Förster-Gedächtnisvorlesung<br />
Die <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Deutsche</strong>r Chemiker, vertreten durch den Vorstand der<br />
Fachgruppe Photochemie und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische<br />
Chemie schreiben gemeinsam die Verleihung der Theodor-Förster-<br />
Gedächtnisvorlesung aus. Dieser Preis ist <strong>für</strong> hervorragende Arbeiten auf<br />
dem Gebiet der Photochemie vorgesehen. Vorschläge <strong>für</strong> zu Ehrende können<br />
aus dem Gesamtgebiet der Photochemie erfolgen. Die bisherigen Preisträger<br />
waren George Porter, London, Albert Weller, Göttingen, Zbigniew R. Grabowski,<br />
Warschau, Fritz P. Schäfer, Göttingen, Jan W. Verhoeven, Amsterdam, Waldemar<br />
Adam, Würzburg, Dietmar Möbius, Göttingen, Frans Carl DeSchryver,<br />
Leuven, Kurt Schaffner, Mülheim, Jakob Wirz, Basel, Nicholas J. Turro, New<br />
York, Gion Calzaferri, Bern, Masahiro Irie, Tokyo, Miguel A. Miranda, Valencia,<br />
Juan Cesar (Tito) Scaiano, Ottawa.<br />
Über die Zuerkennung der Auszeichnung entscheidet ein Gremium, das aus<br />
Vertretern der GDCh-Fachgruppe Photochemie und der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<br />
<strong>Gesellschaft</strong> besteht. Der Geehrte sollte in der Regel vier Vorträge halten,<br />
wobei der erste dieser Vorträge im Rahmen der Jahrestagung der Fachgruppe<br />
Photochemie gehalten wird, die vom 29. September bis 1. Oktober 2014 in<br />
Köln stattfi ndet.<br />
Neue Kandidatenvorschläge mit einer schriftlichen Begründung werden bis<br />
spätestens 31. Dezember <strong>2013</strong> erbeten an:<br />
GDCh-Geschäftsstelle<br />
Ulrike Bechler<br />
Varrentrappstr. 40-42<br />
60486 Frankfurt am Main<br />
u.bechler@gdch.de<br />
260
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
NACHRICHTEN<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />
seeks nominations of candidates for the<br />
NERNST-HABER-BODENSTEIN PRIZE 2014<br />
dedicated to the memory of Max Bodenstein, Fritz Haber and Walther Nernst. The prize will be awarded at the opening<br />
ceremony of the 113 th General Assembly of the German <strong>Bunsen</strong>-Society for physical Chemistry on Thursday, 29 th of May<br />
2014 in Hamburg, Germany.<br />
The prize will be awarded to a distinguished junior scientist (of up to 40 years of age) for outstanding scientifi c achievements<br />
in the physical chemistry. Suitable candidates of international visibility in their research fi eld will be evaluated by<br />
a high level expert selection panel with respect to the scientifi c quality, originality and independence of their research.<br />
Candidates should come from a German-speaking region of Europe or work there at the time of their nomination.<br />
Nominations from established scientists in the area of physical chemistry should include a short CV of the candidate, an<br />
overview of the candidate’s scientifi c achievements, a list of the candidate’s publications, and a supporting statement.<br />
Nominations should be submitted by 1 st of October <strong>2013</strong> to<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />
Erika Wöhler<br />
Theodor-Heuss-Allee 25<br />
60486 Frankfurt am Main, Germany<br />
The German <strong>Bunsen</strong> Society for pyhsical Chemistry (<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.) and<br />
the Ewald Wicke-Foundation (Ewald Wicke-Stiftung) are seeking nominations to award the<br />
dedicated to the memory of Ewald Wicke.<br />
EWALD WICKE-PRIZE 2014<br />
The prize will be awarded at the 113 th General Assembly of the German <strong>Bunsen</strong>-Society for physical Chemistry on Thursday,<br />
29 th of May 2014 in Hamburg, Germany.<br />
The award will be made to a distinguished junior scientist (of up to 35 years of age) for outstanding scientifi c achievements<br />
in the area of applied physical chemistry. Suitable candidates will be evaluated with respect to the scientifi c quality and<br />
originality of their research. Candidates should come from a German speaking region in Europe or work there at the time<br />
of their nomination.<br />
Nominations from established scientists in the area of physical chemistry should include a short CV of the candidate, an<br />
overview of the candidate’s scientifi c achievements and publications, and a supporting statement.<br />
Nominations should be submitted by 1 st of October <strong>2013</strong> to<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />
Erika Wöhler<br />
Theodor-Heuss-Allee 25<br />
60486 Frankfurt am Main<br />
Germany<br />
261
NACHRICHTEN<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
Ars legendi-Fakultätenpreise<br />
Mathematik und Naturwissenschaften<br />
Der Ars legeni-Fakultätenpreis wird <strong>für</strong> herausragende, innovative und beispielgebende Leistungen in Lehre, Beratung<br />
und Betreuung verliehen. Er wird jährlich in den Kategorien Biowissenschaften, Chemie, Mathematik und Physik vergeben<br />
und ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Er wird gemeinsam durch den Stifterverband <strong>für</strong> die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft, die<br />
<strong>Deutsche</strong> Mathematiker-Vereinigung, die <strong>Deutsche</strong> <strong>Physikalische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, die <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Deutsche</strong>r Chemiker und<br />
der Verband <strong>für</strong> Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin in Deutschland ausgeschrieben.<br />
Bewerbungsschluss ist der 6. Dezember <strong>2013</strong>.<br />
Weitere Informationen unter: www.stifterverband.de/ars-legendi-mn<br />
Ansprechpartner: Dr. Georg Düchs, DPG, E-Mail: duechs@dpg-physik.de<br />
Ausschreibung <strong>für</strong> die<br />
Mitarbeit als Fachexperte/Fachexpertin der DBG<br />
in dem Arbeitskreis „Chemische Energieforschung“<br />
Der Arbeitskreis „Chemische Energieforschung“ wird von DBG, DECHEMA, DGMK, GDCh, VDI-GVC und VCI gemeinsam getragen.<br />
Dem Arbeitskreis gehört je ein Mitglied der Geschäftsstelle der beteiligten Organisationen sowie mindestens ein Fachexperte/Fachexpertin<br />
jeder Organisation an. Der Arbeitskreis wird gegenwärtig von Herrn Prof. Dr. Ferdi Schüth geleitet.<br />
Die Aufgabe des Arbeitskreises besteht darin, den Beitrag der Chemie und chemischer Technologien im Bereich Energie<br />
herauszuarbeiten und zu kommunizieren. Zu diesem Zweck werden Positionspapiere erarbeitet und das gemeinsame<br />
Energiekolloquium organisiert, das 1x jährlich in Frankfurt am Main stattfi ndet. Der Arbeitskreis tagt mindestens 2x im<br />
Jahr. Die aktive Mitarbeit an der Erstellung der Positionspapiere wird vorausgesetzt. Die Bewerbung steht allen persönlichen<br />
Mitgliedern der DBG offen. Die Berufung erfolgt durch den Vorstand der DBG ab 1.1.2014 <strong>für</strong> eine Dauer von 2<br />
Jahren. Eine Wiederberufung ist möglich.<br />
Weitere Informationen über den Arbeitskreis sind über die Webseite http://www.energie-und-chemie.de/ erhältlich.<br />
Bitte richten Sie Ihre Bewerbung mit einem aussagekräftigen Motivationsschreiben, Ihrem Lebenslauf sowie einer Liste<br />
einschlägiger Publikationen bis spätestens zum 1. Oktober <strong>2013</strong> an:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />
z.H. Erika Wöhler<br />
Theodor-Heuss-Allee 25<br />
60486 Frankfurt am Main<br />
262
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
NACHRICHTEN<br />
Ausschreibung <strong>für</strong> Kandidaten und Kandidatinnen zur<br />
Mitarbeit in der Unterrichtskommission der DBG<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V. sucht geeignete Kandidaten und Kandidatinnen <strong>für</strong> die<br />
Mitarbeit in der Unterrichtskommission ab November <strong>2013</strong>.<br />
Die Unterrichtskommission nimmt im Auftrag des Ständigen Ausschusses der DBG die Aufgabe wahr, die Ausbildung in<br />
physikalischer Chemie an den wissenschaftlichen Hochschulen im Umfang und Qualität zu sichern und zu fördern.<br />
Insbesondere wird erwartet, dass sich die Unterrichtskommission der Erarbeitung eines Curriculums <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
<strong>für</strong> den Bachelor-Studiengang Chemie widmet.<br />
Für die Besetzung mehrerer freiwerdender Stellen in der Unterrichtskommission <strong>für</strong> den Zeitraum 2014/15 (Wiederberufung<br />
möglich) werden geeignete Kandidaten und Kandidatinnen gesucht. Die Bewerbung steht allen persönlichen<br />
Mitgliedern der DBG offen. Über die Berufung in die Unterrichtskommission entscheidet der Ständige Ausschuss.<br />
Bitte richten Sie Ihre Bewerbung mit einem aussagekräftigen Motivationsschreiben, Ihrem Lebenslauf sowie einer Liste<br />
einschlägiger Publikationen bis spätestens zum 1. Oktober <strong>2013</strong> an:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />
z.H. Erika Wöhler<br />
Theodor-Heuss-Allee 25<br />
60486 Frankfurt am Main<br />
WAS MACHT EIGENTLICH DIE ...<br />
UNTERRICHTSKOMMISSION?<br />
Die Aufgabe der Unterrichtskommission ist die gegenseitige<br />
Information, Abstimmung und Weiterentwicklung der <strong>Physikalische</strong>n<br />
Chemie in der Lehre. Dies führt sie, wenn opportun, in<br />
Abstimmung mit den entsprechenden Gremien anderer Fachgesellschaften<br />
durch. Hierzu gehört die Entwicklung eines Fächerkanons<br />
und Mindestanforderung im Bereich der <strong>Physikalische</strong>n<br />
Chemie <strong>für</strong> Bachelor- und Masterstudiengänge. Weiterhin erarbeitet<br />
sie Vorschläge <strong>für</strong> die Positionierung der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
zu hochschulpolitischen Fragenstellungen. Ursprünglich<br />
war das Gremium mit Vertretern verschiedener Bundesländer<br />
sowie Vertretern aus der Schweiz und Österreich besetzt. Diese<br />
regionale Struktur hat in der gegenwärtigen Hochschullandschaft<br />
an Bedeutung verloren. Für eine Mitarbeit in der Unterrichtskommission<br />
können sich alle im Bereich der Lehre interessierten<br />
DBG-Mitglieder bewerben (siehe beiliegende Ausschreibung). Es<br />
wird ein regional ausgewogenes Verhältnis, die Beteiligung von<br />
Jungwissenschaftlern/-innen sowie mindestens ein Industrievertreter<br />
und Studierender in der Kommission, angestrebt. Die<br />
Mitglieder der Unterrichtskommission werden vom Ständigen<br />
Ausschuss <strong>für</strong> zwei Jahre mit der Möglichkeit einer zweimaligen<br />
Verlängerung berufen. Die Unterrichtskommission wählt ihren<br />
eigenen Vorsitzenden und berichtet dem Ständigen Ausschuss.<br />
263
ZEITSCHRIFT FÜR<br />
PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />
INHALT HEFT 5-7 (<strong>2013</strong>)<br />
J. Mitzel, F. Arena, T. Walter, M. Stefener, R. Hempelmann<br />
Direct Methanol Fuel Cell – Alternative Materials<br />
and Catalyst Preparation 497<br />
J. Bao, D. D. Macdonald<br />
Growth Kinetics of the Anodic Oxide Film on Platinum<br />
under Potentiodynamic Polarization Conditions 541<br />
K. Stöwe, C. Dogan, F. Welsch, W. F. Maier<br />
High-Throughput Optical Screening of Electrocatalysts<br />
for Fuel Cell Applications – Review and Present<br />
Developments 561<br />
M. L. Di Vona, P. Knauth<br />
Sulfonated Aromatic Polymers as Proton-Conducting<br />
Solid Electrolytes for Fuel Cells: a Short Review 595<br />
F. Arena, J. Mitzel, R. Hempelmann<br />
Electrocatalyst – Membrane Interface and Fuel Cell<br />
Performance with Sulfonated PolyEtherEtherKetone<br />
as Ionomer 615<br />
Review Article<br />
P. Desclaux, M. Rzepka, U. Stimming, R. Hempelmann<br />
Actual State of Technology in Direct Carbon Fuel Cells 627<br />
R. Chen, V. Trieu, B. Schley, H. Natter, J. Kintrup, A. Bulan,<br />
R. Weber, R. Hempelmann<br />
Anodic Electrocatalytic Coatings for Electrolytic<br />
Chlorine Production: A Review 651<br />
V. Urbanova, G.-W. Kohring, T. Klein, Z. Wang, O. Mert,<br />
M. Emrullahoglu, K. Buran, A. S. Demir, M. Etienne,<br />
A. Walcarius<br />
Sol-gel Approaches for Elaboration of Polyol<br />
Dehydrogenase-Based Bioelectrodes 667<br />
U. M. Viswanathan, T. Burkholz, C. Jacob<br />
Electrochemistry at the Edge of Reason:<br />
Chalcogen-Based Redox Systems in Biochemistry<br />
and Drug Design 691<br />
B. Koeppe, E. T. J. Nibbering, P. M. Tolstoy<br />
NMR and FT-IR Studies on the Association of Derivatives<br />
of Thymidine, Adenosine, and 6-N-Methyl-Adenosine<br />
in Aprotic Solvents 723<br />
D. Maggioni, T. Beringhelli, G. D’Alfonso, M. C. Malatesta,<br />
P. Mercandelli, D. Donghi<br />
Competition between Hydrogen Bonds and Lewis Acid-Base<br />
Interactions in the Equilibria between Bis(pentafl uorophenyl)borinic<br />
Acid and Pyridine: Insights from NMR,<br />
Diffractometric and Computational Studies 751<br />
A. O. Borissova, K. A. Lyssenko, A. A. Gurinov, I. G. Shenderovich<br />
Energy Analysis of Competing Non-Covalent Interaction<br />
in 1:1 and 1:2 Adducts of Collidine with Benzoic Acids<br />
by Means of X-Ray Diffraction 775<br />
E. M. Basílio Janke, K. Weisz<br />
A TT Dinucleotide with a Nonionic Silyl Backbone:<br />
Impact on Conformation and H-Bond Mediated Base<br />
Pairing as Studied by Low-Temperature NMR 791<br />
T. Oi, H. Morimoto<br />
Oxygen and Hydrogen Isotopic Preference in Hydration<br />
Spheres of Chloride and Sulfate Ions 807<br />
J. E. Del Bene, I. Alkorta, G. Sánchez-Sanz, J. Elguero<br />
Ab Initio Study of Cooperative Effects in Complexes<br />
X:HBO:Z, with X, Z=LiH, HNC, HF, HCN, HCl, ClF, and HBO:<br />
Structures, Binding Energies, and Spin-Spin Coupling<br />
Constants across Intermolecular Bonds 821<br />
L. Infantes, M. A. García, C. López, R. M. Claramunt, J. Elguero<br />
The Structure and Dynamic Properties of<br />
1H-Pyrazole-4-Carboxylic Acids in the Solid State 841<br />
Y. Rozhkova, A. A. Gurinov, P. M. Tolstoy, G. S. Denisov,<br />
I. G. Shenderovich, V. I. Korotkov<br />
Acridine – a Promising Fluorescence Probe of Non-Covalent<br />
Molecular Interactions 857<br />
O. A. Filippov, V. A. Kirkina, N. V. Belkova, S. Stoccoro,<br />
A. Zucca, G. M. Babakhina, L. M. Epstein, E. S. Shubina<br />
First Example of Hydrogen Bonding to Platinum Hydride 869<br />
Z. Huesges, K. Christmann<br />
Interaction of Hydrogen with a Cobalt(0001) Surface 881<br />
A. Grünberg, T. Gutmann, N. Rothermel, Y. Xu, H. Breitzke,<br />
G. Buntkowsky<br />
Immobilization and Characterization of RuCl 2 (PPh 3 ) 3<br />
Mesoporous Silica SBA-3 901<br />
A. Filarowski, P. E. Hansen<br />
Secondary Isotope Effects on 13 C and 15 N Chemical<br />
Shifts of Schiff Bases Revisited 917<br />
E. A. Nasibulov, A. N. Pravdivtsev, A. V. Yurkovskaya,<br />
N. N. Lukzen, H.-M. Vieth, K. L. Ivanov<br />
Analysis of Nutation Patterns in Fourier-Transform NMR<br />
of Non-Thermally Polarized Multispin Systems 929<br />
H. Baumgärtel, H. W. Zimmermann<br />
The Structure of Supercooled Water and the Mechanism<br />
of Homogeneous Nucleation of Ice I h 955<br />
M. V. Sigalov, N. Kalish, B. Carmeli, D. Pines, E. Pines<br />
Probing Small Protonated Water Clusters in Acetonitrile<br />
Solutions by 1 HNMR 983<br />
P. Fita, P. Ciąćka, I. Czerski, M. Pietraszkiewicz,<br />
C. Radzewicz, J. Waluk<br />
Double Hydrogen Transfer in Low Symmetry Porphycenes 1009<br />
S. Belz, O. Deeb, L. González, T. Grohmann, D. Kinzel, M.<br />
Leibscher, J. Manz, R. Obaid, M. Oppel, G. D. Xavier, S. Zilberg<br />
Nuclear Spin Selective Torsional States:<br />
Implications of Molecular Symmetry 1021<br />
264
An der Fakultät <strong>für</strong> Naturwissenschaften ist am Institut<br />
<strong>für</strong> Elektrochemie baldmöglichst eine unbefristete<br />
W3-Professur <strong>für</strong> Elektrochemie<br />
(ohne Leitungsfunktion)<br />
zu besetzen.<br />
Gesucht wird eine Persönlichkeit mit herausragenden<br />
Forschungsleistungen, die auf einem modernen Gebiet<br />
der experimentellen Elektrochemie arbeitet und so den<br />
fakultätsübergreifenden Schwerpunkt Energiewandlung<br />
und -speicherung weiter stärken wird, insbesondere im<br />
Bereich Photoelektrochemie. Von dem Stelleninhaber/<br />
der Stelleninhaberin wird eine ausgeprägte Bereitschaft<br />
zur interdisziplinären Zusammenarbeit erwartet.<br />
In der Lehre soll das Gesamtgebiet der <strong>Physikalische</strong>n<br />
Chemie abgedeckt werden, daneben soll sich der/die<br />
zukünftige Stelleninhaber/in auch an der Lehre in den<br />
Studiengängen die von der Chemie getragen werden,<br />
der Nebenfachausbildung und am Lehrexport beteiligen.<br />
Erwartet wird die aktive Mitwirkung in der akademischen<br />
Selbstverwaltung.<br />
Einstellungsvoraussetzungen sind ein abgeschlossenes<br />
Hochschulstudium, pädagogische Eignung, Promotion<br />
und zusätzliche wissenschaftliche Leistungen (§ 47 LHG).<br />
Die Universität Ulm strebt eine Erhöhung des Anteils<br />
von Frauen in Forschung und Lehre an und bittet deshalb<br />
qualifizierte Wissenschaftlerinnen nachdrücklich um<br />
ihre Bewerbung. Die Universität ist als familiengerechte<br />
Hochschule zertifiziert und unterstützt ein Dual Career<br />
Programm.<br />
Bewerbungen mit Lebenslauf, Zeugniskopien, eine Darstellung<br />
des wissenschaftlichen Werdegangs und der<br />
Lehrtätigkeiten, einer Publikationsliste mit Anlage von<br />
bis zu drei Sonderdrucken, einer Auflistung der eingeworbenen<br />
Drittmittel, Kurzbeschreibung der laufenden<br />
Vorhaben und einem wissenschaftlichen Konzept sind<br />
bis zum 30. September <strong>2013</strong> an den Dekan der Fakultät<br />
<strong>für</strong> Naturwissenschaften, Albert-Einstein-Allee 11,<br />
D-89081 Ulm, einzusenden. Bitte geben Sie<br />
auf dem Briefumschlag die Kennziffer 67 an.<br />
Schwerbehinderte werden bei<br />
entsprechender Eignung vorrangig<br />
eingestellt.<br />
Zertifikat seit 2008<br />
audit familiengerechte<br />
hochschule