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Magazin 05/2013 - Deutsche Bunsen-Gesellschaft für Physikalische ...

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5/<strong>2013</strong><br />

BBPCAX 101 (8) 1083-1196 (1998)<br />

ISSN 1611 – 9479<br />

No. 5 – SEPTEMBER <strong>2013</strong><br />

BUNSENMAGAZIN<br />

Leitartikel<br />

Die Artenvielfalt erhalten S. 209<br />

Aspekte<br />

Subsystem-Quantenchemie <strong>für</strong><br />

die theoretische Spektroskopie S. 212<br />

Geschichtliches<br />

Justus von Liebig und August<br />

Kekulé – Praxis und Theorie der<br />

Chemie im 19. Jahrhundert S. 219<br />

<strong>Bunsen</strong>tagung<br />

Ansprache des 1. Vorsitzenden<br />

bei der <strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong> S. 228


IMPRESSUM<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

Heft 5 Jahrgang 15<br />

Herausgeber:<br />

Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

Marcell Peuckert<br />

Martin Quack<br />

Wolfgang Grünbein<br />

Schriftleiter:<br />

Rolf Schäfer<br />

Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische<br />

und <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Technische Universität Darmstadt<br />

Petersenstr. 20<br />

D-64287 Darmstadt<br />

Tel.: 06151 / 16 27 07 oder 16 24 98<br />

Fax: 06151 / 16 60 24<br />

E-Mail: bunsenmagazin@bunsen.de<br />

Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

Florian Ausfelder<br />

Theodor-Heuss-Allee 25<br />

D-60486 Frankfurt<br />

Tel.: 069 / 75 64 620<br />

Fax: 069 / 75 64 622<br />

E-Mail: ausfelder@bunsen.de<br />

Technische Herstellung:<br />

VMK-Druckerei GmbH<br />

Faberstraße 17<br />

D-67590 Monsheim<br />

Tel.: 06243 / 909 - 110<br />

Fax: 06243 / 909 - 100<br />

E-Mail: info@vmk-druckerei.de


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

LEITARTIKEL<br />

Katharina Al-Shamery<br />

DIE ARTENVIELFALT ERHALTEN<br />

„Riskante Schiefl age“ lautete die<br />

Schlagzeile über einem Interview von<br />

Peter Strohschneider, dem neuen Präsidenten<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />

in seinem ersten größeren<br />

öffentlichen Interview nach seiner<br />

Wahl in der Zeitung „Die Zeit“ in der<br />

Ausgabe vom 13. Juni <strong>2013</strong>. In diesen<br />

zwei Worten sind die derzeitigen<br />

Probleme der deutschen Hochschullandschaft<br />

subsumiert. Strohschneider<br />

verwies damit auf die wachsende Schere des Wissenschaftssystems,<br />

in dem die außeruniversitären Einrichtungen einen<br />

kontinuierlichen Finanzzuwachs seitens des Bundes verbuchen<br />

können, während die Landesetats der Hochschulen stagnieren<br />

und kaum noch steigende Kosten aus Infl ation, wachsenden<br />

Energiekosten und steigenden Personalkosten abdecken können.<br />

Strohschneider formulierte deutlich, wie auch früher schon<br />

Gerhard Ertl in Interviews nach Erhalt des Nobel-Preises, dass<br />

die Universitäten das Herzstück der Wissenschaftslandschaft<br />

sind. Hier werden viele große Ideen geboren und viele Talente<br />

entdeckt, denen später Möglichkeiten zur exzellenten Entfaltung<br />

im internationalen Wettbewerb in den außeruniversitären<br />

Einrichtungen geboten werden.<br />

Drittmittel machen inzwischen einen substantiellen Teil der<br />

Hochschulfi nanzen aus. Größenordnungen von einem Drittel<br />

oder mehr des Universitätsetats sind nicht unüblich. Natürlich<br />

ist das keine Finanzsäule, auf die man sich verlassen kann.<br />

Dennoch steuern die Drittmittelprojekte einen wichtigen Teil<br />

zur Ausbildung unserer Fachkräfte von morgen bei. Aber die<br />

Exzellenzinitiative läuft aus, die Hochschulpaktmittel sind zeitlich<br />

absehbar befristet und die Studiengebühren sind bereits<br />

weggefallen. Der Antragsdruck bei den Drittmittelgebern steigt,<br />

d.h. die Förderquoten sinken kontinuierlich. Viele schöne Ideen<br />

bleiben auf der Strecke. Woher kommt künftig das Geld <strong>für</strong><br />

die notorisch unterfi nanzierten Universitäten? Die allgemeine<br />

wirtschaftliche Lage erfordert neue politische Ideen.<br />

Elitebildung ist ein Zauberwort, das bereits jetzt zur Zersplitterung<br />

der Hochschullandschaft in Gruppen und Grüppchen der<br />

reichen Universitäten sowie eine Positionierung der außeruniversitären<br />

Forschungszentren geführt hat, um möglichst viel<br />

vom verbleibenden Kuchen abzubekommen. Die Bibliometrie<br />

Prof. Dr. Katharina Al-Shamery<br />

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, <strong>Physikalische</strong> Chemie 1<br />

Postfach 2503, D-26111 Oldenburg<br />

Telefon: +49-441-798 3853, Fax: +49-441-798 2809<br />

E-Mail: katharina.al.shamery@uni-oldenburg.de<br />

von Forschungsleistung nimmt dabei einen immer größeren<br />

Raum ein, die den Entscheidungsträgern die Umverteilung vereinfachen<br />

soll. Wohin das führen kann, macht uns unser Nachbarland<br />

Großbritannien vor, das sich von der Thatcher-Ära mit<br />

dem damaligen Anspruch, alle Forschung über die Industrie<br />

fi nanzieren zu lassen, eigentlich gerade erholt hatte. Das permanente<br />

Evaluieren und dominant nach Leistungskriterien erfolgte<br />

Verteilen von Ressourcen hat bereits jetzt dazu geführt,<br />

dass z.B. die klinische Forschung an britischen Universitäten<br />

stark zugunsten der laborbasierten Lebenswissenschaften zurückgegangen<br />

ist, weil man in den laborbasierten Lebenswissenschaften<br />

in Zeitschriften mit wesentlich höheren Impactfaktoren<br />

publizieren kann. Die langfristigen Implikationen, in<br />

diesem Fall <strong>für</strong> das Gesundheitswesen, wären fatal, sollte sich<br />

dieser Trend international fortpfl anzen. Auch in Deutschland<br />

ist bei den einzelnen Wissenschaftlern festzustellen, dass immer<br />

häufi ger die Trendthemen in den Antragsverfahren bedient<br />

werden. Die Landesregierungen denken am liebsten hinter verschlossenen<br />

Türen ohne Einbeziehen der Forscherinnen und<br />

Forscher selber darüber nach, ihre Forschungsgelder in die großen<br />

Themen zu stecken, die von der EU fi nanziert werden um<br />

die Forscher besser <strong>für</strong> die EU-Töpfe zu positionieren. Sollen wir<br />

künftig unsere Gelder <strong>für</strong> die Forschung möglichst nur noch aus<br />

dem EU-Topf speisen, wie es in anderen Ländern, z.B. Spanien<br />

praktisch jetzt schon der Fall ist? Wer aber sagt uns, ob ein Thema<br />

wie z.B. „Graphen“ wirklich das Potenzial hat, alle unsere<br />

Zukunftsprobleme zu lösen?<br />

Ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland lebt von der innovativen<br />

Technologieentwicklung und von seinen klugen Köpfen.<br />

Wenn wir nicht mehr die Vielfalt unserer Hochschullandschaft<br />

erhalten, wenn wir Nischenforschung unterbinden, wo sollen<br />

die neuen Ideen <strong>für</strong> morgen herkommen? Noch etwas sollte<br />

man bedenken: eine zu starke Elitebildung lässt den demographischen<br />

Wandel völlig außer Acht. Wenn man die Gelder nur<br />

noch wenigen Universitäten und dort am liebsten nur in große<br />

Themenfelder gibt und den Rest als reine Ausbildungsorte sieht,<br />

wie soll man da auf die rasante Forschungsentwicklung reagieren<br />

können und den damit einhergehenden Fachkräftebedarf<br />

<strong>für</strong> eine dynamische Technologieentwicklung abdecken? Dabei<br />

auf die Industrie zu hoffen, die ihre Forschung bereits heruntergefahren<br />

hat, ist wohl illusorisch.<br />

Wer, wenn nicht die <strong>für</strong> ihre Forschung brennenden Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler können den Funken der<br />

Begeisterung <strong>für</strong> die neuen Themen von morgen an die Studierenden<br />

weitergeben? Der wissenschaftliche Nachwuchs<br />

bereitet sich in gemischten Teams auf neu entstehende Aufgabenfelder<br />

und damit auch auf einen Beruf in der heutzutage<br />

global und interdisziplinär agierenden Wirtschaft vor. Kleinere<br />

Einheiten lassen sich immer wieder neu zusammensetzen.<br />

209


LEITARTIKEL<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

Dabei entsteht häufi g die größte Kreativität, wenn man neugierig<br />

auf andere Disziplinen ist. Auch der Austausch mit Kollegen<br />

der Geistes- und Sozialwissenschaften ist wichtig, die<br />

über die <strong>Gesellschaft</strong>smodelle von morgen und z.B. mögliche<br />

Implikationen einer sich technologisch wandelnden <strong>Gesellschaft</strong><br />

nachdenken. Und dies darf bitte und kann teilweise<br />

auch nur in den Universitäten passieren. Auch die kleineren<br />

und mittleren Hochschulen, die überwiegend ihre Studierenden<br />

aus der lokalen Region rekrutieren, haben ihren wichtigen<br />

Platz. Gerade dort werden häufi g Erstakademiker ausgebildet,<br />

die es sich nicht leisten können, von zu Hause <strong>für</strong> das Studium<br />

wegzuziehen. Ich bin nicht die erste, aber ich kann abschließend<br />

nur bekräftigen:<br />

Wenn Sie zu denen gehören, die über die Neugestaltung der<br />

Wissenschaftslandschaft nachdenken oder diesen Prozess<br />

beeinfl ussen können: entwickeln Sie Modelle, in denen Sie die<br />

bisher erfolgreiche bunte Artenvielfalt der deutschen Hochschullandschaft<br />

als Überlebensstrategie einer <strong>Gesellschaft</strong> im<br />

demographischen Wandel fördern um den Hochtechnologiestandort<br />

Deutschland im internationalen Wettbewerb zu erhalten!<br />

Bekennen Sie sich zu den Universitäten als Schmelztiegel<br />

der Ideen! Denken Sie daran: zu wenig führt zu Siechtum, zu<br />

viel zur Übersättigung. Auf die Balance kommt es an!<br />

Prof. Dr. Katharina Al-Shamery<br />

210


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Leitartikel<br />

Aspekte<br />

Geschichtliches<br />

<strong>Bunsen</strong>tagung<br />

GDCh<br />

Nachrichten<br />

Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Katharina Al-Shamery<br />

Die Artenvielfalt erhalten 209<br />

Christoph R. Jacob<br />

Subsystem-Quantenchemie <strong>für</strong> die theoretische Spektroskopie 212<br />

Claus Priesner<br />

Justus von Liebig und August Kekulé – Praxis und Theorie der<br />

Chemie im 19. Jahrhundert 219<br />

Marcell Peuckert<br />

Ansprache des 1. Vorsitzenden anlässlich der 112. Hauptversammlung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.<br />

in Karlsruhe, Donnerstag, 9. Mai <strong>2013</strong> 228<br />

Impressionen <strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong> in Karlsruhe 232<br />

Preise/Ehrungen 234<br />

Fritjof Helmchen<br />

Ehrenmitgliedschaft der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

physikalische Chemie, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erwin Neher<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Bert Sakmann 241<br />

Marcell Peuckert<br />

Nernst-Haber-Bodenstein-Preis <strong>2013</strong> Prof. Dr. Hans Jakob Wörner 243<br />

Heinz Kitzerow<br />

Prof. Dr. Horst Stegemeyer: Verleihung der <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze 244<br />

Vorstandsbericht 247<br />

Vermögensrechnung 250<br />

Ergebnisrechnung 252<br />

Bericht über die ordentliche Mitgliederversammlung <strong>2013</strong> 253<br />

Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2014 257<br />

Magnetresonanz-Spektroskopiker tagen am Chiemsee 257<br />

Personalia 259<br />

Veranstaltungen/Events 259<br />

Ausschreibungen 260<br />

Inhalt Heft 5-7 (<strong>2013</strong>) 264<br />

Zum Titelbild<br />

Ein Protein als Beispiel <strong>für</strong> komplexe biomolekulare Systeme, die eine Herausforderung<br />

<strong>für</strong> die theoretische Spektroskopie darstellen. Siehe Artikel von<br />

Christoph R. Jacob Seite 212.<br />

211


ASPEKTE<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

Christoph R. Jacob<br />

SUBSYSTEM-QUANTENCHEMIE FÜR DIE<br />

THEORETISCHE SPEKTROSKOPIE<br />

Ziel der theoretischen Spektroskopie ist es, spektroskopische<br />

Eigenschaften von Molekülen und molekularen Systemen vorherzusagen<br />

[1]. Dies reicht von der Beschreibung von molekularen<br />

Eigenschaften wie Polarisierbarkeiten oder nicht-linearen<br />

optischen Eigenschaften bis zur Berechnung von vollständigen<br />

Spektren, zum Beispiel von Röntgenspektren, elektronischen<br />

Spektren im Bereiche des ultravioletten und sichtbaren Lichts<br />

(UV/Vis-Spektren), Schwingungsspektren oder Elektronenspinresonanz-Spektren<br />

(ESR-Spektren) und Kernspinresonanz-Spektren<br />

(NMR-Spektren).<br />

Die theoretische Spektroskopie kann dabei zahlreiche Informationen<br />

liefern, die aus dem Experiment alleine nicht zugänglich<br />

sind. So lässt sich aus berechneten Spektren eine genaue<br />

Zuordnung der einzelnen spektroskopischen Übergänge<br />

extrahieren. Zum Beispiel erhält man aus der Berechnung von<br />

Schwingungsspektren nicht nur die Schwingungsfrequenzen<br />

und deren Intensitäten, sondern auch die zugehörigen Schwingungsmoden,<br />

das heißt die zugrundeliegenden Auslenkungen<br />

der einzelnen Atome [2]. Ebenso lassen sich elektronische<br />

Anregungen in der Röntgenspektroskopie oder in der UV/Vis-<br />

Spektroskopie mit Änderungen in der elektronischen Struktur<br />

– im einfachsten Fall Übergängen zwischen Einelektronen-Zuständen<br />

(Orbitalen) – in Zusammenhang bringen [3].<br />

Des weiteren lassen sich Spektren nicht nur <strong>für</strong> experimentell<br />

zugängliche Moleküle berechnen, sondern es ist auch möglich,<br />

Modellsysteme zu konstruieren oder in Modellstrukturen einzelne<br />

strukturelle Parameter gezielt zu variieren. Damit lässt<br />

sich zum Beispiel der Zusammenhang zwischen der molekularen<br />

Struktur und spektroskopischen Eigenschaften systematisch<br />

untersuchen. Schließlich ist es auch möglich, Spektren<br />

von bisher unbekannten oder experimentell nur schwer zugänglichen<br />

Molekülen vorherzusagen.<br />

Dr. Christoph R. Jacob<br />

Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie (KIT)<br />

DFG-Centrum <strong>für</strong> Funktionelle Nanostrukturen und<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Wolfgang-Gaede-Str. 1a, 76131 Karlsruhe, Deutschland<br />

E-Mail: christoph.jacob@kit.edu<br />

Für die Berechnung molekularer Spektren ist es in der Regel<br />

nötig, eine quantenmechanische Beschreibung zu verwenden.<br />

Gleichzeitig erfordert die Vorhersage spektroskopischer Eigenschaften<br />

theoretische Methoden, die keine systemspezifi sche<br />

Parametrisierung erfordern und die <strong>für</strong> beliebige molekulare<br />

Systeme anwendbar sind. Die Entwicklung von solchen universell<br />

anwendbaren Methoden ausgehend von der quantenmechanischen<br />

Beschreibung von Molekülen ist das Ziel der<br />

Quantenchemie [4]. Für die theoretische Spektroskopie wird<br />

dann in der Regel eine semiklassische Theorie verwendet, in<br />

welcher die quantenmechanische Beschreibung der Moleküle<br />

mit einer klassischen Behandlung der elektromagnetischen<br />

Strahlung kombiniert wird [5].<br />

Der Ausgangspunkt <strong>für</strong> die quantenmechanische Beschreibung<br />

von Molekülen ist die elektronische Schrödinger-Gleichung,<br />

Ĥ el<br />

Ψ n el = ( ˆT e<br />

+ ˆ V eN<br />

+ ˆ V ee<br />

+ ˆ V NN<br />

)Ψ n el = E n el Ψ n el ,<br />

wobei ˆT e<br />

der Operator der kinetischen Energie der Elektronen<br />

ist und die Operatoren V ˆ<br />

eN<br />

, V ˆ<br />

ee<br />

und V ˆ<br />

NN<br />

jeweils die potentielle<br />

Energie der Elektron-Kern-Anziehung, der Elektron-Elektron-<br />

Abstoßung und der Kern-Kern-Anziehung beschreiben. Zur<br />

näherungsweisen Lösung der elektronischen Schrödingergleichung<br />

hat die Quantenchemie zahlreiche Rechenverfahren<br />

entwickelt. Dabei lassen sich im Wesentlichen zwei Ansätze<br />

unterscheiden: In der Wellenfunktionstheorie (WFT) wird eine<br />

Entwicklung der elektronischen Wellenfunktion in Slater-Determinanten<br />

verwendet [6]. Auf diese Weise lassen sich systematisch<br />

immer genauere Näherungen <strong>für</strong> die elektronische<br />

Energie eines Moleküls sowie <strong>für</strong> dessen molekulare und spektroskopische<br />

Eigenschaften konstruieren. Große Bedeutung<br />

hat hier insbesondere die Coupled-Cluster-Theorie, mit welcher<br />

sich mit dem quantenchemischen Goldstandard CCSD(T) (Coupled-Cluster<br />

mit Einfach-, Zweifach- und störungstheoretischen<br />

Dreifach-Anregungen) oft chemische Genauigkeit – mit Energiefehlern<br />

kleiner als 1 kcal/mol – erreichen lässt. Mit solchen<br />

genauen Wellenfunktionsmethoden lassen sich zur Zeit Moleküle<br />

mit ca. 10-20 Atomen sehr genau beschreiben. Aktuelle<br />

Entwicklungen erlauben es sogar, ähnliche Genauigkeit auch<br />

<strong>für</strong> noch größere Moleküle zu erreichen [7].<br />

Einen anderen Ansatz verfolgt die Dichtefunktionaltheorie<br />

(DFT) [8], in welcher die Berechnung der Wellenfunktion explizit<br />

vermieden wird und stattdessen die Elektronendichte ρ(r)<br />

als fundamentale Größe verwendet wird. Die elektronische<br />

el<br />

Energie E 0<br />

des Grundzustandes wird dann als Funktional der<br />

Elektronendichte ausgedrückt,<br />

E[ρ] = T s<br />

[ρ]+V eN<br />

[ρ]+ J[ρ]+ E xc<br />

[ρ]+V NN .<br />

Dabei ist V eN<br />

[ρ] die Energie der Anziehung zwischen Elektronen<br />

und Atomkernen, J[ρ] ist die klassische Coulomb-Abstoßung<br />

der Elektronen, E xc<br />

[ρ] ist die sogenannte Austausch-Korrela-<br />

212


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

ASPEKTE<br />

tions-Energie und V NN<br />

ist die potentielle Energie der Kern-Kern-<br />

Abstoßung. In der DFT muss nicht die elektronische Wellenfunktion<br />

genähert werden, sondern es werden Näherungen<br />

<strong>für</strong> das Austausch-Korrelations-Funktional E xc<br />

[ρ] konstruiert.<br />

Schließlich ist T s<br />

[ρ] die kinetische Energie eines Referenzsystems<br />

nicht-wechselwirkender Elektronen. Dieser Beitrag lässt<br />

sich nicht direkt aus der Dichte berechnen, sondern erfordert<br />

die Kenntnis der Orbitale dieses Referenzsystems, der sogenannten<br />

Kohn-Sham-(KS)-Orbitale.<br />

Die DFT hat den Vorteil, dass sich mit ihr deutlich größere<br />

molekulare Systeme mit mehr als 100 Atomen routinemässig<br />

beschreiben lassen. Dadurch hat sich die DFT in den vergangenen<br />

Jahren zu einem der wichtigsten “Arbeitstiere” der theoretischen<br />

Spektroskopie entwickelt [9]. Allerdings sind die Fehler<br />

solcher DFT-Berechnungen nur schwer vorhersagbar. Gleichzeitig<br />

ist eine systematische Verbesserung innerhalb der DFT<br />

nicht möglich. Hier<strong>für</strong> werden dann wiederum WFT-Methoden<br />

zur Überprüfung oder Verbesserung der Ergebnisse von DFT-<br />

Berechnungen benötigt.<br />

Es gibt allerdings noch einige Bereiche, welche die aktuell verfügbaren<br />

Methoden der Quantenchemie vor bedeutende Probleme<br />

stellen. Ein Beispiel sind Moleküle mit einer komplizierten<br />

elektronischen Struktur. Diese sind insbesondere in der<br />

Übergangsmetallchemie anzutreffen. Hier sind WFT-Methoden<br />

oft nur bedingt und nur <strong>für</strong> kleine Modellsysteme anwendbar.<br />

Gleichzeitig liefern auch DFT-Berechnungen <strong>für</strong> Übergangsmetallverbindungen<br />

in vielen Fällen große unsystematische Fehler<br />

und oft sogar qualitativ falsche Ergebnisse [10, 11]. Des<br />

weiteren führt die Beschreibung offenschaliger Systeme in der<br />

DFT zu einer Reihe von bisher nur teilweise gelösten grundlegenden<br />

theoretischen Problemen [12].<br />

Im Folgenden soll insbesondere auf die theoretische Spektroskopie<br />

sehr großer molekularer Systeme eingegangen<br />

werden, welche mit konventionellen quantenchemischen<br />

Methoden ebenfalls oft problematisch ist. Solche großen molekularen<br />

Systeme treten im Zusammenhang mit vielen aktuellen<br />

chemischen Fragestellungen auf. Beispiele sind die<br />

spektroskopischen Eigenschaften von Molekülen in Lösung,<br />

die Aufklärung der Struktur und Funktion biomolekularer Systeme<br />

mit spektroskopischen Methoden oder das Design von<br />

Materialen mit besonderen optischen Eigenschaften (siehe<br />

Abbildung 1).<br />

HERAUSFORDERUNGEN FÜR GROßE SYSTEME<br />

Die Beschreibung von solchen großen molekularen Systeme<br />

mit Hunderten oder Tausenden von Atomen stellt immer noch<br />

eine Herausforderung <strong>für</strong> die theoretische Spektroskopie dar.<br />

Mit allen quantenchemischen Methoden steigt die benötigte<br />

Rechenzeit mit der Systemgröße an. Dieser Anstieg ist umso<br />

steiler, je genauer die verwendeten Methoden sind. Dadurch ist<br />

einerseits die Größe der Systeme, <strong>für</strong> die Berechnungen durchgeführt<br />

werden können, beschränkt. Andererseits ist dadurch<br />

<strong>für</strong> große Systeme die Wahl der quantenchemischen Methoden<br />

limitiert. In der Regel lässt sich <strong>für</strong> molekulare Systeme mit<br />

mehr als 100 Atomen nur DFT verwenden und eine Überprüfung<br />

oder systematische Verbesserung der Ergebnisse mit Hilfe<br />

von genaueren WFT-Methoden ist nicht mehr möglich.<br />

Schließlich tritt auch ein weiteres, mindestens ebenso wichtiges<br />

Problem auf. Für große Systeme liefern quantenchemische<br />

Rechnungen eine Vielzahl von Daten. So erhält man zum Beispiel<br />

in DFT-Rechnungen eine sehr große Zahl von Molekül-Orbitalen<br />

oder bei der Berechnung von Schwingungsspektren sehr<br />

viele Schwingungsmoden. Diese tragen in der Regel alle zu den<br />

beobachteten spektroskopischen Eigenschaften bei. Gleichzeitig<br />

liefern quantenchemische Rechnungen ein sehr delokalisiertes<br />

Bild, insbesondere erstrecken sich Molekül-Orbitale oder<br />

auch Schwingungsmoden meist über große Teile des molekularen<br />

Systems. Alle diese Punkte erschweren die Interpretation<br />

der Ergebnisse quantenchemischer Rechnungen <strong>für</strong> große Systeme<br />

erheblich.<br />

Abb. 1: Beispiele <strong>für</strong> große molekulare Systeme, die eine Herausforderung <strong>für</strong> die theoretische Spektroskopie darstellen. (a) Molekül in einer Lösungsmittelumgebung,<br />

(b) ein Protein als Beispiel <strong>für</strong> komplexe biomolekulare Systeme, (c) ein mögliches Metamaterial aus molekularen Bausteinen.<br />

213


ASPEKTE<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

QUANTENCHEMISCHE SUBSYSTEMMETHODEN<br />

Ein Möglichkeit, die aufgeführten Herausforderungen zu adressieren,<br />

sind quantenchemische Subsystemmethoden [13,<br />

14]. Statt einer Beschreibung eines großen molekularen Systems<br />

als eine einzelne Einheit verwenden derartige Methoden<br />

eine Aufteilung in einzelne, miteinander wechselwirkende Teilsysteme.<br />

Die Wahl einer geeigneten Aufteilung in Subsysteme<br />

muss dabei vom Anwender defi niert werde. Meist gibt aber das<br />

zu untersuchende chemische Problem bereits eine intuitive<br />

Aufteilung, zum Beispiel in molekulare Bausteine oder funktionelle<br />

Untereinheiten, vor. Die Verwendung von Subsystemmethoden<br />

bieten eine Reihe von Vorteilen gegenüber konventionellen<br />

quantenchemischen Methoden.<br />

Zunächst erleichtern Subsystemmethoden die Interpretation der<br />

Ergebnisse quantenchemischer Berechnungen. So erhält man<br />

automatisch Eigenschaften von einzelnen Subsystemen sowie<br />

Informationen über die Wechselwirkung zwischen Subsystemen.<br />

Dies führt in der Regel zu einem chemisch intuitiven Bild. Des<br />

weiteren ermöglicht eine Aufteilung in Subsysteme die Anwendung<br />

genauerer quantenchemischen Methoden zumindest <strong>für</strong><br />

einzelne Subsysteme. Da in vielen Fällen die interessanten chemischen<br />

und spektroskopischen Eigenschaften nur auf einen<br />

kleinen Teil eines großen molekularen Systems zurückzuführen<br />

sind, ist eine solche lokale Verbesserbarkeit in vielen Fällen<br />

bereits ausreichend. Schließlich wird mit Subsystemmethoden<br />

eine effi ziente Beschreibung sehr großer Systeme möglich, da<br />

es meist möglich ist, eine lineare Skalierung der benötigten Rechenzeit<br />

mit der Anzahl der Subsysteme zu erreichen.<br />

REKONSTRUKTION EINES SUBSYSTEMBILDES<br />

Zur einfacheren Interpretation von quantenchemischen Berechnungen<br />

an großen molekularen Systemen lässt sich ein<br />

Subsystembild rekonstruieren. Hierbei ist zunächst eine volle<br />

quantenchemische Berechnung nötig. Dadurch erlauben solche<br />

Rekonstruktionsverfahren noch keine Effi zienzsteigerung im<br />

Vergleich zu konventionellen quantenchemischen Methoden.<br />

Dennoch kann gerade die Möglichkeit einer Interpretation im<br />

Rahmen eines rekonstruierten Subsystembildes entscheidend<br />

zum Verständnis der spektroskopischen Eigenschaften großer<br />

molekularer Systeme beitragen. Dies soll hier am Beispiel der<br />

theoretischen Schwingungsspektroskopie erläutert werden.<br />

Für Proteine und Polypeptide ist die Schwingungsspektroskopie<br />

eine vielversprechende Methode zur Aufklärung der Struktur<br />

und Dynamik [15]. Dabei hat die Schwingungsspektroskopie<br />

das Potential, schnelle Prozesse zu beobachten, was mit<br />

Röntgenstrukturaufklärung an Protein-Einkristallen oder NMR-<br />

Spektroskopie wegen der geringen intrinsischen Zeitaufl ösung<br />

nicht möglich ist. Insbesondere lassen sich so Einblicke in die<br />

Dynamik der Proteinfaltung sowie in die Struktur von ungefalteten<br />

Proteinen gewinnen.<br />

Da konventionelle Infrarot- oder Raman-Spektren <strong>für</strong> solche<br />

biomolekularen Systeme meist nur sehr unspezifi sche spektroskopische<br />

Informationen liefern, spielen spezialisierte spektroskopische<br />

Techniken eine wichtige Rolle [2]. Ein Beispiel,<br />

das hier näher diskutiert werden soll ist die Raman optische<br />

Aktivität (ROA), welche die Differenz in der Raman-Streuung zwischen<br />

rechts- und links-zirkular polarisiertem Licht misst [16].<br />

Dadurch erhält man spezifi sche Informationen über die lokale<br />

und globale Chiralität, welche wiederum empfi ndlich mit der<br />

Sekundärstruktur zusammenhängen. Allerdings ist dieser Zusammenhang<br />

zwischen biomolekularer Struktur und den beobachtbaren<br />

ROA-Spektren nur indirekt, so dass <strong>für</strong> eine genauere<br />

Aufklärung quantenchemische Berechnungen nötig sind [17].<br />

Im Rahmen der harmonische Näherung lassen sich Schwingungsspektren<br />

ausgehend von der Hesse-Matrix,<br />

(m)<br />

H iα, jβ<br />

=<br />

1 ⎛ ∂ 2 el<br />

E ⎞<br />

0<br />

m i<br />

m<br />

⎜<br />

j ⎝∂R iα<br />

∂R<br />

⎟<br />

jβ ⎠<br />

R=R 0<br />

,<br />

berechnen, welche die zweiten Ableitungen der elektronischen<br />

el<br />

Energie E 0<br />

nach den Kernkoordinaten R, ausgewertet <strong>für</strong> die<br />

Gleichgewichtsstruktur R 0 , enthält. Dabei bezeichnet R iα die<br />

α-Koordinate und m i die Masse des i-ten Atomkerns. Die Diagonalisierung<br />

dieser Hesse-Matrix liefert die Quadrate der harmonischen<br />

Schwingungsfrequenzen ω 2 p<br />

= (2πν p<br />

) 2 als Eigenwerte,<br />

während die Eigenvektoren Q p die zugehörigen Normalmoden<br />

sind. Die Intensitäten der einzelnen Schwingungsübergänge<br />

lassen sich dann als Ableitung von molekularen Eigenschaftstensoren<br />

nach den Normalmoden berechnen. Im Fall der ROA-<br />

Spektroskopie werden hier<strong>für</strong> die Ableitungen der elektrischen<br />

Dipol-Dipol und Dipol-Quadrupol-Polarisierbarkeitstensoren<br />

sowie des elektrischen Dipol-magnetischen Dipol-Polarisierbarkeitstensors<br />

nach den Normalmoden benötigt [17].<br />

Auch wenn sich solche Rechnungen durch effi ziente Implementierungen<br />

<strong>für</strong> relative große biomolekulare Systeme durchführen<br />

lassen [18,19], so stellt doch die Interpretation der Ergebnisse<br />

ein bedeutendes Problem dar. Einerseits erhält man<br />

<strong>für</strong> solche großen Systeme sehr viele Normalmoden. Diese<br />

werden aber im Experiment nicht einzeln aufgelöst, sondern<br />

es tragen jeweils viele Normalmoden zu den einzelnen Banden<br />

im Schwingungsspektrum bei (siehe Abbildung 2a). Andererseits<br />

sind die einzelnen Normalmoden in der Regel über die<br />

ganze Helix delokalisiert. Dies ist in Abbildung 2b <strong>für</strong> ein Polypetid<br />

aus zwanzig Alanin-Residuen, Ala 20 , in einer α-helikalen<br />

Struktur gezeigt. Ein Vergleich der einzelnen Normalmoden <strong>für</strong><br />

Ala 20 in verschiedenen helikalen Strukturen ist dadurch nicht<br />

möglich, denn die delokalisierten Normalmoden ändern sich<br />

durch die Strukturänderung sehr stark.<br />

Zur Rekonstruktion eines Subsystembildes lassen sich die<br />

delokalisierten Normalmoden in lokale Moden transformieren<br />

[20]. Hier<strong>für</strong> wählt man die Normalmoden Q p sub aus, die zu<br />

einer Bande im Schwingungsspektrum beitragen und wendet<br />

auf diese eine unitäre Transformation an,<br />

sub sub<br />

= ∑ U pq<br />

Q iα,q .<br />

̃Q iα, p<br />

q<br />

Diese unitäre Transformation U kann dann so bestimmt werden,<br />

dass die resultierenden transformierten Moden möglichst<br />

lokal – im Sinne eines entsprechend defi nierten Kriteriums –<br />

214


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

ASPEKTE<br />

a)<br />

b) c)<br />

Abb. 2: (a) Berechnetes ROA-Spektrum <strong>für</strong> Ala 20 in einer α-helikalen Struktur.<br />

Die einzelnen Übergänge sind als grüne Balken dargestellt, das in schwarz<br />

dargestellte Spektrum erhält man durch Anwendung einer Lorentz-Verbreiterung<br />

von 15 cm -1 . Es ist zu erkennen, dass zu jeder Bande im berechneten<br />

Spektrum viele Normalmoden beitragen. (b) Eine delokalisierte Normalmode<br />

und (c) eine lokalisierte Schwingungsmode <strong>für</strong> die Amid-I-Bande bei ca.<br />

1680 cm -1 . Die Auslenkungen der einzelnen Kerne sind jeweils als schwarze<br />

Pfeile dargestellt.<br />

sind. Eine der resultierenden lokalisierten Moden <strong>für</strong> die Amid-I-<br />

Bande in α-helikalem Ala 20 ist in Abbildung 2c gezeigt.<br />

Für Polypeptide erhält man so <strong>für</strong> jede Bande einen Satz von lokalen<br />

Moden, die jeweils auf einer anderen Aminosäure-Einheit<br />

lokalisiert sind, sich ansonsten aber sehr ähnlich sind. Man erhält<br />

also ein Subsystembild, in welchem die einzelnen Residuen<br />

eines Polypeptides die einzelnen Subsysteme bilden. Diese<br />

Subsysteme haben dann durch die regelmässige Struktur der<br />

hier betrachteten Polypeptide sehr ähnliche Eigenschaften. Innerhalb<br />

eines solchen Subsystembildes von Schwingungsspektren<br />

lassen sich die Positionen und die integrierten Intensitäten<br />

der einzelnen Banden durch Eigenschaften der Subsysteme<br />

erklären [20, 21]. Insbesondere lassen sich Schwingungsfrequenzen<br />

und Intensitäten der einzelnen lokalen Moden defi nieren,<br />

welche in direktem Zusammenhang mit denen der beobachtbaren<br />

Banden im Schwingungsspektrum stehen.<br />

Ebenso lassen sich Kopplungen zwischen den lokalen Moden<br />

extrahieren. Diese ergeben sich aus den Nichtdiagonalelementen<br />

der Hessematrix in der Basis der lokalen Moden. Diese<br />

Kopplungen folgen in der Regel einem relativ einfachen Muster<br />

und werden insbesondere durch den Abstand der Aminosäuren,<br />

auf welchen die lokalen Moden lokalisiert sind, bestimmt. Diese<br />

Kopplungen bestimmen die Bandenformen im vollen Schwingungsspektrum.<br />

Dies ist insbesondere <strong>für</strong> die ROA-Spektroskopie<br />

von Bedeutung, da hier sowohl negative als auch positive<br />

Signale auftreten können.<br />

Mit Hilfe eines solchen Subsystembildes unter Verwendung lokaler<br />

Moden lässt sich die Strukturabhängigkeit der ROA-Spektren<br />

von Polypeptiden in Detail analysieren [21, 22]. Ein Beispiel<br />

ist die invertierte Form der Amide-I-Bande in α- und 3 10 -helikalen<br />

Polypeptiden. Diese lässt sich direkt auf die unterschiedliche<br />

Struktur der Kopplungen zwischen den lokalen Amid-I-<br />

Moden zurückführen. Während in der α-helikalen Struktur die<br />

(positive) Kopplungen zwischen benachbarten Aminosäuren<br />

bestimmend ist, ist <strong>für</strong> die 3 10 -helikale Struktur die (negative)<br />

Kopplung zwischen den Residuen, welche intramolekulare<br />

Wasserstoffbrücken miteinander ausbilden, entscheidend. Dadurch<br />

lassen sich die unterschiedlichen ROA-Bandenformen<br />

direkt auf die Änderung der Sekundärstruktur zurückführen.<br />

Durch eine solche Analyse lässt sich gleichzeitig die Auswirkung<br />

der Fehler in den quantenchemischen Rechnungen auf die berechneten<br />

Spektren besser einschätzen. Außerdem wird es<br />

möglich, aus Berechnungen <strong>für</strong> Modellstrukturen allgemeine<br />

Regeln zu extrahieren. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist<br />

die Parametrisierung vereinfachter Modelle basierend auf lokalen<br />

Moden [23]. Dies ist insbesondere <strong>für</strong> die ROA-Spektroskopie<br />

von entscheidender Bedeutung, da dort bisher noch keine<br />

einfachen Regeln zur Interpretation experimenteller Spektren<br />

existieren.<br />

FROZEN-DENSITY EMBEDDING<br />

Der bisher am Beispiel der Schwingungsspektroskopie diskutierte<br />

Ansatz der Rekonstruktion eines Subsystembildes erlaubt<br />

ein Interpretation der Ergebnisse quantenchemischer Berechnungen<br />

an komplexen molekularen Systemen. Da aber als<br />

Ausgangspunkt eine volle quantenchemische Rechnung benötigt<br />

wird, lassen sich die weiteren oben erwähnten Vorteile von<br />

Subsystemmethoden, die effi zientere Berechnung großer Systeme<br />

sowie die Möglichkeit zur systematischen Verbesserung<br />

<strong>für</strong> einzelne Subsysteme, mit Rekonstruktionsmethoden nicht<br />

realisieren. Hier<strong>für</strong> ist es nötig, von Beginn an eine Subsystembeschreibung<br />

zu verwenden.<br />

Eine Möglichkeit zur Entwicklung solcher quantenchemischen<br />

Subsystemmethoden bietet Subsystem-DFT [24,25]. Hier<strong>für</strong><br />

wird die Elektronendichte ρ tot<br />

(r) des Gesamtsystems in die<br />

Elektronendichten von Teilsystemen aufgeteilt,<br />

ρ tot<br />

(r) = ρ I<br />

(r)+ ρ II<br />

(r).<br />

215


ASPEKTE<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

Der Einfachheit halber werden hier nur zwei Subsysteme betrachtet,<br />

eine Verallgemeinerung auf eine beliebige Zahl von<br />

Subsystemen ist aber ebenfalls möglich. Eine solche Aufteilung<br />

der Elektronendichte in Subsysteme ist in Abbildung 3 <strong>für</strong><br />

ein von Wasser umgebenes Farbstoffmolekül gezeigt. Für eine<br />

gegebene Elektronendichte ρ II<br />

(r) der Umgebung lässt sich die<br />

Elektronendichte ρ I<br />

(r) des aktiven Subsystems im Rahmen<br />

der DFT durch Berücksichtigung eines zusätzlichen Einbettungspotentials<br />

[26],<br />

v emb eff<br />

[ρ I<br />

, ρ II<br />

](r) = v (II) nuc<br />

(r)+<br />

∫ ρ II<br />

( r ′)<br />

| r − r ′ |<br />

d 3 r ′ +<br />

δE xc<br />

nadd [ρ I<br />

, ρ II<br />

]<br />

+ δT nadd s<br />

[ρ I<br />

, ρ II<br />

],<br />

δρ I<br />

(r) δρ I<br />

(r)<br />

bestimmen. Dieses Einbettungspotential enthält sowohl das<br />

klassische elektrostatische Potential der Umgebung, bestehend<br />

aus dem Coulomb-Potential v (II) nuc<br />

(r) der Atomkerne in der<br />

Umgebung sowie dem Coulomb-Potential der Elektronendichte<br />

ρ II<br />

(r), als auch zwei zusätzliche, nichtklassische Beiträge.<br />

Diese beschreiben die Beiträge der nicht-additiven Austausch-<br />

Korrelations-Energie<br />

E nadd xc<br />

[ρ I<br />

, ρ II<br />

] = E xc<br />

[ρ I<br />

+ ρ II<br />

]− E xc<br />

[ρ I<br />

]− E xc<br />

[ρ II<br />

]<br />

und der nicht-additiven kinetischen Energie<br />

T s nadd [ρ I<br />

, ρ II<br />

] = T s<br />

[ρ I<br />

+ ρ II<br />

]−T s<br />

[ρ I<br />

]−T s<br />

[ρ II<br />

].<br />

Während sich der erste dieser Beiträge im Rahmen der üblichen<br />

Näherungen der DFT aus den Elektronendichten der Subsysteme<br />

berechnen lässt, ist dies <strong>für</strong> den Beitrag der nicht-additiven<br />

kinetischen Energie nicht möglich. Dieser erfordert die Kenntnis<br />

der KS-Orbitale des Gesamtsystems, deren Berechnung in Subsystem-DFT<br />

vermieden werden soll. Für diesen Beitrag müssen<br />

daher zusätzliche Näherungen eingeführt werden. Für schwach<br />

wechselwirkende Subsysteme haben sich dabei bereits relative<br />

einfache Näherungen als ausreichend erwiesen [27].<br />

Ausgehend von einer solchen Subsystem-Formulierung der DFT<br />

lassen sich verschiedene Rechenmethoden entwickeln. Einerseits<br />

ist es möglich, die Elektronendichten aller Subsysteme zu<br />

optimieren. Hier<strong>für</strong> werden die Rolle von eingefrorenem und<br />

Abb. 3: Aufteilung der Elektronendichte in Subsystem-DFT am Beispiel eines<br />

Farbstoffmoleküls umgeben von Wasser. Für eine gegebene Elektronendichte<br />

ρ II (r) (links, dargestellt als blaue Isodichtefläche) der Umgebung wird die<br />

Elektronendichte ρ I (r) des aktiven Subsystems (rechts, dargestellt als grüne<br />

Isodichtefläche) bestimmt.<br />

aktiven Subsystem iterativ miteinander vertauscht (sogenannte<br />

freeze-and-thaw-Iterationen). Auf diese Weise erhält man<br />

eine effi ziente Alternative zu vollen DFT-Rechnungen, welche im<br />

Grenzfall des exakten Funktionals <strong>für</strong> die nicht-additive kinetische<br />

Energie äquivalente Ergebnisse liefert. Dies lässt sich, in<br />

Kombination mit einer Erweiterung von Subsystem-DFT zur Beschreibung<br />

kovalenter Bindungen zwischen Subsystemen [28],<br />

<strong>für</strong> effi ziente quantenchemische Rechnungen an Proteinen verwenden<br />

[29].<br />

Andererseits kann <strong>für</strong> die eingefrorenen Umgebung auch eine<br />

genäherte Elektronendichte verwendet werden und es wird<br />

dann nur die Elektronendichte des aktiven Subsystems bestimmt.<br />

In diesem Fall erhält man das DFT-in-DFT Einbettungsverfahren<br />

Frozen-Density Embedding (FDE) [26], mit welchem<br />

eine fokussierte Beschreibung eines interessanten Teils von<br />

großen molekularen Systemen möglich ist.<br />

Solche Einbettungsverfahren sind insbesondere <strong>für</strong> die theoretische<br />

Spektroskopie interessant [30]. Auch in großen molekularen<br />

Systemen sind spektroskopische Eigenschaften oft<br />

lokal. Beispiele sind lokale elektronische Anregungen in der<br />

Röntgen- oder der UV/Vis-Spektroskopie sowie chemische Verschiebungen<br />

in der NMR-Spektroskopie. Das FDE-Verfahren<br />

erlaubt es, sich bei der Berechnung von solchen lokalen spektroskopischen<br />

Eigenschaften auf das entscheidende Subsystem<br />

zu konzentrieren, wobei gleichzeitig eine quantenchemische<br />

Beschreibung der Umgebung beibehalten wird.<br />

Eine wichtige Anwendung ist die Beschreibung von Lösungsmitteleffekten<br />

auf lokale elektronische Anregungen [30]. Hier<strong>für</strong><br />

wird die Berechnung der Anregungsenergien <strong>für</strong> ein großes molekulares<br />

System, bestehend aus einem solvatisierten Molekül<br />

sowie einer ausreichenden Zahl von Lösungsmittelmolekülen,<br />

benötigt. Das FDE-Verfahren erlaubt es dabei, die Berechnung<br />

der Anregungsenergien mit zeitabhängiger DFT (TD-DFT) auf<br />

ein aktive Subsystem, in diesem Fall das solvatisierte Molekül,<br />

zu beschränken [31]. Gleichzeitig wird es durch die dabei erzielten<br />

Effi zienzsteigerung möglich, auch eine große Anzahl von<br />

Strukturen zu betrachten. Letzteres ist nötig, um die Dynamik<br />

des Lösungsmittels zu berücksichtigen.<br />

Auf diese Weise erlaubt es das FDE-Verfahren, Lösungsmitteleffekte<br />

effi zient und zugleich mit kontrollierbaren Näherungen<br />

<strong>für</strong> die Beschreibung der Umgebung zu modellieren. Dies wurde<br />

bisher unter anderem <strong>für</strong> lokale elektronische Anregungen<br />

[31, 32] als auch <strong>für</strong> NMR-Parameter [33] angewendet. Dabei<br />

wurden jeweils zwischen 100 und 400 verschiedene Lösungsmittelstrukturen<br />

verwendet, die mit Molekulardynamik-Simulationen<br />

erzeugt wurden. Für jede dieser Strukturen lassen sich<br />

dann in der Berechnung der lokalen spektroskopischen Eigenschaften<br />

Umgebungen mit bis zu 1000 Atomen berücksichtigen.<br />

Für die gefrorene Umgebungen in diesen FDE-Berechnungen<br />

wird dabei eine genäherte Elektronendichte verwendet.<br />

Eine sehr einfache, aber in vielen Fällen bereits ausreichende<br />

Näherung lässt sich durch Addition der Elektronendichten der<br />

isolierten Lösungsmittelmoleküle konstruieren.<br />

Im Vergleich zu einfacheren Kontinuumsmodellen [34] <strong>für</strong> die<br />

Beschreibung von Lösungsmitteleffekten hat das FDE-Verfah-<br />

216


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

ASPEKTE<br />

ren den Vorteil, dass auch spezifi sche Wechselwirkungen wie<br />

Wasserstoffbrückenbindungen beschrieben werden können.<br />

Im Gegensatz zu quantenmechanischen/molekularmechanischen<br />

(QM/MM) Hybrid-Verfahren [35], die eine atomistische,<br />

aber klassische Beschreibung der Umgebung verwenden, erfordert<br />

das FDE-Verfahren keine systemspezifi sche Parametrisierung.<br />

Das FDE-Verfahren lässt sich auch <strong>für</strong> die Beschreibung<br />

anderer Umgebungen verwenden. Von besonderem<br />

Interesse sind in diesem Zusammenhang unter anderem Proteinumgebungen<br />

von Chromophoren in biomolekularen Systemen<br />

[36]. Des weiteren lässt sich FDE bzw. Subsystem-DFT zur<br />

Berechnung exzitonischer Kopplungen zwischen Chromophoren<br />

erweitern [37].<br />

Die bisher beschriebene Verwendung des FDE-Verfahrens als<br />

DFT-in-DFT-Einbettungsmethode erlaubt die effi ziente Berechnung<br />

lokaler spektroskopischer Eigenschaften. In vielen Fällen<br />

liefert DFT <strong>für</strong> das aktive Subsystem aber keine ausreichende<br />

Genauigkeit. So ist zum Beispiel bekannt, dass TD-DFT <strong>für</strong> bestimmte<br />

elektronische Anregungen qualitativ falsche Ergebnisse<br />

liefert. Um in solchen Fällen die Berechnung der spektroskopischen<br />

Eigenschaften systematisch zu verbessern, lässt sich<br />

das FDE-Verfahren zu einer WFT-in-DFT-Einbettungsmethode<br />

erweitern [38, 30]. Dies ist ausgehend vom Subsystem-DFT-<br />

Formalismus besonders einfach möglich, da das auftretende<br />

Einbettungspotential nur von den Elektronendichten der Subsysteme<br />

abhängt. Diese Elektronendichten lassen sich dabei<br />

auch aus WFT-Berechnungen erhalten.<br />

In der einfachsten Variante wird dabei das FDE-Einbettungspotential<br />

in einer DFT-in-DFT-Berechnung bestimmt und als<br />

zusätzliches Einelektronenpotential in einer WFT-Berechnung<br />

<strong>für</strong> das aktive Subsystem verwendet [39]. Dabei wird angenommen,<br />

dass die Elektronendichte des Grundzustandes<br />

bereits mit DFT korrekt beschrieben wird. Dieser Ansatz ist<br />

daher insbesondere <strong>für</strong> die Beschreibung lokaler elektronischer<br />

Anregungen geeignet. Verbesserte WFT-in-DFT-Einbettungsverfahren<br />

lassen sich ebenfalls entwickeln [40, 41]. Ein<br />

Anwendungsbeispiel ist die Beschreibung der elektronischen<br />

Anregungen von Actinoid-Spezies eingebettet in ionische Festkörper.<br />

So lässt sich das Anregungsspektrum von NpO 2 2+ als<br />

Fehlstelle in Cs 2 UO 2 Cl 4 mit relativistischer Fock-Space-Coupled-Cluster-Theorie<br />

berechnen (siehe Abbildung 4) [39].<br />

Schließlich lassen sich <strong>für</strong> WFT-in-DFT-Einbettungsverfahren<br />

auch die in DFT-in-DFT-Berechnungen nötigen Näherungen <strong>für</strong><br />

die nicht-additive kinetische Energie vermeiden [42-44]. In diesem<br />

Fall ist die WFT-Berechnung <strong>für</strong> das aktive Subsystem der<br />

Schritt, der den größten Rechenaufwand erfordert. Deshalb ist<br />

es möglich, das exakte Einbettungspotential aus einer DFT-Berechnung<br />

<strong>für</strong> das gesamte System zu rekonstruieren [45]. Die<br />

dabei auftretenden numerischen Probleme lassen sich durch<br />

neue Ansätze zur eindeutigen Potential-Rekonstruktion vermeiden<br />

[46]. Damit wird es jetzt möglich, WFT und DFT nahtlos<br />

miteinander zu koppeln. Die einzige verbleibende Näherung ist<br />

dann die Beschreibung der Wechselwirkung zwischen aktivem<br />

Subsystem und Umgebung mit DFT.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Die theoretische Spektroskopie großer molekularer Systeme<br />

stellt immer noch eine Herausforderung dar. Subsystemmethoden<br />

bieten hier eine Reihe von Vorteilen im Vergleich zu konventionellen<br />

quantenchemischen Methoden. Zunächst bieten<br />

quantenchemische Subsystemmethoden eine elegante Möglichkeit,<br />

eine lineare Skalierung mit der Anzahl der Subsysteme<br />

- und damit auch mit der Größe des Systems - zu erreichen. So<br />

lassen sich zum Beispiel mit Subsystem-DFT quantenchemische<br />

Berechnungen <strong>für</strong> ganze Proteine effi zient durchführen.<br />

Des weiteren können ausgehend von Subsystem-DFT Einbettungsverfahren<br />

entwickelt werden. In Form von DFT-in-DFT-<br />

Einbettungsverfahren erlauben diese es, sich zur Berechnung<br />

von lokalen spektroskopischen Eigenschaften auf das entscheidende<br />

Subsystem zu beschränken. Ebenso wird mit WFTin-DFT-Einbettungsmethoden<br />

eine lokale Verbesserung der<br />

Berechnungen <strong>für</strong> ausgewählte Subsysteme möglich.<br />

Schließlich erlauben Subsystemmethoden in der Regel eine<br />

einfachere Interpretation der Ergebnisse quantenchemischer<br />

Berechnungen, da sie direkt Eigenschaften von Subsystemen<br />

sowie Informationen über deren Wechselwirkungen liefern. In<br />

Fällen, in denen die Verwendung von Subsystemverfahren von<br />

Beginn an nicht trivial ist, wie zum Beispiel der Berechnung<br />

von Schwingungsspektren von biomolekularen Systemen,<br />

lässt sich zur Interpretation der Ergebnisse ein Subsystembild<br />

rekonstruieren. Ausgehend davon ist dann wiederum die Entwicklung<br />

vereinfachter Modelle möglich.<br />

Abb. 4: Aufteilung in Subsysteme <strong>für</strong> die Berechnung der elektronischen Anregungsenergien<br />

von Actinoid-Spezies in Festkörperumgebungen (schwarz:<br />

U/Np, rot: O, grün: Cl, violett: Cs) mit WFT-in-DFT-Einbettungsverfahren. Das<br />

aktive Subsystem (NpO 2<br />

2+<br />

oder NpO 2 Cl 4 2- ) lässt sich mit genauen WFT-Methoden,<br />

in diesem Fall relativistischer Fock-Space-Coupled-Cluster-Theorie,<br />

beschreiben. Für die Festkörperumgebung wird eine genäherte DFT-Elektronendichte<br />

verwendet.<br />

217


ASPEKTE<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

REFERENZEN<br />

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[32] J. Neugebauer, Ch. R. Jacob, T. A. Wesolowski, E. J. Baerends, J.<br />

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218


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

GESCHICHTLICHES<br />

Claus Priesner<br />

JUSTUS VON LIEBIG UND AUGUST KEKULÉ –<br />

PRAXIS UND THEORIE DER CHEMIE<br />

IM 19. JAHRHUNDERT<br />

EINFÜHRUNG<br />

VOM TUNICHTGUT ZUM PRAECEPTOR CHEMIAE –<br />

AUS DEM WERDEGANG JUSTUS LIEBIGS<br />

Justus von Liebig und August Kekulé zählen zu den bedeutendsten<br />

deutschen Chemikern des 19. Jahrhunderts. Beide verbindet Mit der folgenden Skizze wird der Lebensweg Liebigs keinesfalls<br />

adäquat beschrieben; vielmehr sollen lediglich einige<br />

über den Umstand eines gemeinsamen Geburtsortes hinaus<br />

auch ein Lehrer-Schüler-Verhältnis. Liebig war es, der Kekulé <strong>für</strong> wichtige Stationen seines Werdegangs genannt, nicht aber seine<br />

jeweiligen wissenschaftlichen Arbeiten diskutiert werden. 2<br />

die Chemie begeistern konnte und das internationale Netz von<br />

Liebigschülern erleichterte Kekulé später die wissenschaftliche<br />

Karriere und bot ihm ein inspirierendes geistiges Umfeld. Aus den<br />

Studienjahren Kekulés existiert ein bemerkenswertes Dokument, Ein holpriger Start<br />

das die Beziehung von Lehrer und Schüler illustriert, nämlich die<br />

Mitschrift zu Liebigs Experimentalvorlesung. Im Folgenden sollen Justus Liebig – das „von“ erhielt er erst mit der Erhebung in den<br />

einige Aspekte der Biographien beider Forscher geschildert und Adelsstand durch König Max II. von Bayern im Jahr 1845 – kam<br />

miteinander in Beziehung gesetzt werden. Die Grundzüge der Liebigschen<br />

Denkweise und das andersgeartete Interesse Kekulés Georg Liebig (1775-1850) und dessen Ehefrau Marie Caroline<br />

am 12. Mai 1803 in Darmstadt zur Welt. Seine Eltern, Johann<br />

an der Chemie sollen dargelegt und Kekulés Weg zu organischen (1781-1855), betrieben eine Drogen- und Materialienhandlung,<br />

Strukturchemie soll nachgezeichnet werden. Schließlich möchte zu der auch ein kleines chemisches Labor gehörte. Vor der Entstehung<br />

einer chemischen Industrie wurden Chemikalien aller<br />

ich das Vorlesungsbuch Liebigs sowie Kekulés Mitschrift in Auszügen<br />

vorstellen und in ihrer unterschiedlichen Prägung vergleichen.<br />

Alles zusammen ergibt ein plastisches Bild des Chemie-<br />

handelten nicht nur mit diversen Stoffen, sondern produzierten<br />

Art in handwerksähnlichen Betrieben erzeugt und Liebigs Eltern<br />

studiums um die Mitte des 19. Jahrhunderts und der Leistungen auch etliche Chemikalien selbst. Liebig scheint schon als Kind<br />

Liebigs wie Kekulés <strong>für</strong> die organische Chemie. 1 vom elterlichen Labor fasziniert gewesen zu sein, weniger allerdings<br />

vom Darmstädter Gymnasium, das er seit April 1811 besuchte.<br />

Seine Leistungen ließen jedenfalls zu wünschen übrig<br />

und er verließ die Schule 1818 vorzeitig und ohne Abschluss. Er<br />

ging nun bei einem Apotheker in Heppenheim in die Lehre, der<br />

sich aber schon nach 10 Monaten von ihm trennte. Angeblich<br />

habe der Lehrling nämlich in seiner Dachkammer eine Explosion<br />

herbeigeführt und zwar bei Versuchen mit Knallsäure. Diese<br />

Angabe stammt von einem der vielen namhaften Schüler Liebigs,<br />

dem später als Anatom und Physiologe sowie durch politische<br />

Streitschriften hervorgetretenen Karl Vogt (1817-95). Ob<br />

sie zutrifft, ist nicht sicher, denn vielleicht trennte sich auch der<br />

junge Liebig von dem Apotheker, das ist nicht näher bekannt.<br />

Jedenfalls trieb Liebig nun kurze Zeit private Studien und las<br />

Prof. Dr. rer. nat. Claus Priesner<br />

Historisches Seminar der LMU<br />

Wissenschaftsgeschichte<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1, 8<strong>05</strong>39 München<br />

E-Mail: priesner@ndb.badw-muenchen.de<br />

Bild 1: Liebig im Jahr 1871, zwei<br />

Jahre vor seinem Tod. Photographie<br />

von Franz Hanfstaengl.<br />

Aus: Krätz/Priesner,Liebigs Experimentalvorlesung<br />

1 Die folgenden Ausführungen stützen sich in weiten Teilen auf: O. P. Krätz<br />

u. C. Priesner (Hg.), Liebigs Experimentalvorlesung. Vorlesungsbuch und<br />

Kekulés Mitschrift, herausgegeben und kommentiert von O. P. Kätz und<br />

C. Priesner, 1983.<br />

2 Zur Biographie Liebigs siehe: R. Pummerer, in: Geist u. Gestalt, Biographische<br />

Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften<br />

Bd. II, 1959, S. 133-53; F. L. Holmes, in: Dictionary of Scientifi c Biography Bd.<br />

VIII, 1980, S. 329-50; C. Priesner, in: Neue <strong>Deutsche</strong> Biographie Bd. XIV, 1985,<br />

S. 497-501. Bezüglich Einzelabhandlungen siehe die dort genannte Literatur.<br />

219


GESCHICHTLICHES<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

chemische und alchemische Werke aus der Darmstädter Hofbibliothek,<br />

darunter auch Texte des Erforschers des Antimons,<br />

des berühmt-berüchtigten Alchemisten, der sich „Basilius Valentinus“<br />

nannte und in Wahrheit Johann Thölde hieß. 3<br />

Ende 1819 – also mit 17 Jahren - begann Liebig dann schließlich<br />

das Studium der Chemie an der Universität Bonn, die man damals<br />

auch ohne Schulabschluss besuchen konnte. Sein akademischer<br />

Lehrer war Carl Wilhelm Gottlob Kastner (1783-1857),<br />

zu dieser Zeit einer der bekanntesten Chemiker Deutschlands. 4<br />

Hier nun hatte Liebig Erfolg. Er wurde der Lieblingsschüler Kastners<br />

und folgte diesem 1821 nach Erlangen, wohin Kastner berufen<br />

worden war und bis zu seinem Lebensende blieb.<br />

Liebig betrieb zwar seine chemischen Studien sehr eifrig, fand<br />

aber daneben auch Zeit, sich politisch zu betätigen. Er stand<br />

den progressiven Kräften nahe, die auf eine nationale Einigung<br />

Deutschlands und die Beseitigung der feudalen Kleinstaaterei<br />

hinarbeiteten und war auch Mitglied einer verbotenen Burschenschaft<br />

– was nicht schwer war, da die meisten Burschenschaften<br />

verboten waren. Immerhin leben wir in der auch als Biedermeier<br />

bekannten Periode politischer Restauration nach den Napoleonischen<br />

Kriegen und dem Wiener Kongress. Jedenfalls beteiligte<br />

sich Liebig an Demonstrationen und wurde am 26. Januar 1822<br />

zu einem dreitägigen Arrest im Karzer (dem universitätseigenen<br />

Kerker) verurteilt weil er „in der Silvesternacht bei dem vor dem<br />

Gasthaus zum Lämmle stattgehabten Unfug besonders tätig<br />

war, an beleidigenden Äußerungen gegen obrigkeitliche Personen<br />

vorzüglich [gemeint ist: in besonderem Maße] theilgenommen,<br />

auch dem Polizeiwächter Schramm, ja sogar dem Herrn<br />

Rechtsrath Heim die Hüte vom Kopf gestoßen habe.“ 5 Es blieb<br />

aber nicht bei solchen relativ harmlosen Scharmützeln. Bald<br />

darauf kam es nämlich bei einer weiteren Demonstration zum<br />

Einsatz von Infanterie und sogar Kavallerie und Liebig musste<br />

Erlangen mehr oder minder fl uchtartig verlassen. Er kehrte nach<br />

Darmstadt zurück und erhielt aufgrund der Fürsprache Kastners<br />

ein Reisestipendium des Großherzogs Ludwig I. von Hessen-<br />

Darmstadt (1753-1830) zur Fortsetzung seines Studiums in Paris,<br />

wohin er im November 1822 übersiedelte.<br />

Aus heutiger Sicht klingt dies alles geradezu märchenhaft. Ein<br />

junger Tunichtgut ohne Schulabschluss wird trotzdem Chemiestudent,<br />

macht sich durch gefährliche politische Umtriebe, die<br />

gegen die bestehende Fürstenherrschaft gerichtet sind, so unbeliebt,<br />

dass er aus seiner Universitätsstadt fl iehen muss – und<br />

erhält zum Trost durch den Einsatz seines Professors ein Stipendium,<br />

um an einer der besten Universitäten des Auslands weiterstudieren<br />

zu können, und zwar ausgerechnet von einem jener<br />

Fürsten, die er mit seinen Aktivitäten bekämpfte. Ich denke, die<br />

Leser werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass eine solche<br />

Karriere heut völlig undenkbar wäre – und daher vielleicht auch<br />

schon das eine oder andere potentielle Genie unbemerkt blieb.<br />

Liebigs Pariser Studienzeit<br />

Liebig erlebte in Paris eine ganz andere Art, die Chemie zu verstehen<br />

und zu lehren, als bei Kastner. Er studierte bei Joseph<br />

Louis Gay-Lussac (1778-1850), Pierre Louis Dulong (1875-<br />

1838) und Louis Jaques Thénard (1777-1857), durchweg Vertreter<br />

der neuen antiphlogistischen Chemie, die von Antoine<br />

Laurent Lavoisier (1743-94) begründet worden war.<br />

Die Pariser Studienzeit hat Liebig maßgeblich geprägt und<br />

dazu geführt, dass er seinen Lehrer und Förderer Kastner später<br />

ziemlich abfällig beurteilte, worauf gleich noch einzugehen<br />

ist. Liebig setzte in Paris seine Untersuchungen über die Knallsäure<br />

und deren Salze, die Fulminate, die er evtl. schon bei<br />

seiner Apothekerlehre begonnen hatte, fort. Am 28. Juli 1823<br />

referierte sein Lehrer Gay-Lussac in einer Sitzung der Pariser<br />

Akademie der Wissenschaften über diese Arbeiten, bei denen<br />

es beiden gelungen war, die Knallsäure zu isolieren, als Säure<br />

zu identifi zieren und sie wieder in ihr Silber- bzw. Quecksilbersalz<br />

zu überführen. Eine solche Arbeit wäre auch mit heutigen<br />

Mitteln keineswegs einfach zu bewerkstelligen, in der damaligen<br />

Zeit war es experimentell absolut herausragend. Der<br />

Vortrag Gay-Lussacs wurde <strong>für</strong> Liebigs weiteren Lebensweg<br />

bestimmend. Der Grund da<strong>für</strong> war die Anwesenheit Alexander<br />

von Humboldts, der als Naturforscher eine Popularität genoss<br />

wie sie später vielleicht nur noch Einstein erlangte.<br />

Professor in Gießen und München<br />

Humboldt empfahl Großherzog Ludwig I., Liebig eine Professur<br />

zu übertragen. Dieser kam dem Wunsch Humboldts nach und<br />

sorgte da<strong>für</strong>, dass Liebig 1824, also mit 21 Jahren, Extraordinarius<br />

an der Universität Gießen wurde, wohlgemerkt gegen den<br />

Widerstand der dortigen Professoren. Bereits ein Jahr später<br />

avanciert Liebig zu Ordinarius. Damit auch alles seine akademische<br />

Ordnung hatte, war Liebig von Kastner am 21. Juni 1823 „in<br />

absentia“ promoviert worden – auch dies ist heute wohl kaum<br />

möglich. Das Thema der Dissertation lautete: „Über das Verhältnis<br />

der Mineralchemie zur Pfl anzenchemie“. In Gießen richtete<br />

sich Liebig in einer ehemaligen Kaserne unter sehr schwierigen<br />

äußeren Umständen ein Forschungs- und Unterrichtslaboratorium<br />

ein und begann seine Tätigkeit als akademischer Lehrer<br />

und Forscher, die ihn zu außerordentlichen Erfolgen führen sollte.<br />

Mit seinen Arbeiten zur Theorie der organischen Chemie, vor<br />

allem aber mit seiner Düngerlehre („Die organische Chemie in<br />

ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“, 1840) und seinen<br />

„Chemischen Briefen“, die die „Augsburger Allgemeine Zeitung“<br />

seit 1842 druckte, wurde Liebig zum bekanntesten und<br />

einfl ussreichsten Chemiker Deutschlands. 1852 verließ Liebig<br />

Gießen und ging nach München, 1854 erfolgte seine Erhebung<br />

in den erblichen Freiherrenstand durch den bayerischen König<br />

Max II. (1811-64).<br />

1860 wurde er zum Präsidenten der Bayerischen Akademie<br />

der Wissenschaften gewählt. Am 18. April 1873 verstarb Liebig<br />

3 C. Priesner, Johann Thölde und die Schriften des Basilius Valentinus, in:<br />

Ch. Meinel (Hg.), Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte.<br />

Wolfenbütteler Forschungen Bd. 32, 1986, S. 107-19;<br />

ders., Johann Thölde und seine Kunstfi gur Basilius Valentinus. In: H.-H.<br />

Walter (Hg.), Johann Thölde, Alchemist, Salinist, Schriftsteller und Bergbeamter<br />

in Bad Frankenhausen, 2011, S. 65-74.<br />

4 Zu Kastner siehe: O. P. Krätz, in: Neue <strong>Deutsche</strong> Biographie Bd. XI, 1977,<br />

S. 324.<br />

5 Krätz, Priesner, Vorlesungsbuch (Fußnote 1), S. 6.<br />

220


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

GESCHICHTLICHES<br />

in München und ruht seither auf dem Alten Südlichen Friedhof.<br />

Soweit in aller Kürze Liebigs Werdegang, der bestimmt zu den<br />

außergewöhnlichen Lebensläufen – zumindest <strong>für</strong> einen Naturwissenschaftler<br />

– zählt.<br />

LIEBIG UND DIE ROMANTISCHE CHEMIE<br />

Wie schon erwähnt, äußerte sich Liebig später abfällig über<br />

Kastner, wiewohl er ihm viel verdankte. Der Grund da<strong>für</strong> lag in<br />

der wissenschaftlichen Ausrichtung Kastners, der ein Vertreter<br />

der „Romantischen Chemie“ war. Dieser Terminus leitet sich<br />

von der „Romantischen Naturphilosophie“ ab, deren philosophischer<br />

Hauptvertreter Friedrich Wilhelm Joseph Schelling<br />

(1775-1854) war und der auch Goethe nahestand. 6 Diese spezifi<br />

sch deutsche Denkrichtung fasste die Natur als Forschungsgegenstand<br />

nicht nach einem rein rational-logischen Konzept<br />

auf, sondern versuchte, die moderne Sichtweise mit der hergebrachten,<br />

eher metaphysischen Naturauffassung zu verbinden.<br />

Ihre Vertreter dachten, wie die Alchemisten vor ihnen, in<br />

Analogien, suchten nach verborgenen strukturellen Verbindungen<br />

anscheinend voneinander unabhängiger Phänomene, und<br />

bemühten sich darum, die Natur nicht allein reduktionistischanalytisch,<br />

sondern auch deduktiv-synthetisch (gemeint als<br />

Gegensatz zu analytisch) zu erfassen.<br />

Theorie und Erklärung war in Deutschland so gut wie unbekannt,<br />

denn man verstand darunter nicht etwas „Erfahrenes“, sondern<br />

immer etwas, was der Mensch dazu tun müsse und mache [...]<br />

Der französische Vortrag hat schon durch die Sprache in der Behandlung<br />

wissenschaftlicher Gegenstände eine in andern Sprachen<br />

sehr schwer erreichbare logische Klarheit [...]. Was in den<br />

französischen Vorträgen am meisten auf mich wirkte, war die<br />

innere Wahrheit derselben und die sorgfältige Vermeidung allen<br />

Scheins in den Erklärungen, es war der vollständigste Gegensatz<br />

der deutschen Vorträge, in welchen durch das Überwiegen<br />

des deduktiven Verfahrens die ganze wissenschaftliche Lehre<br />

ihre feste Zimmerung verloren hatte.“ 8<br />

Dieses Denken lernte Liebig bei Kastner kennen und es dürfte<br />

ihm durchaus entsprochen haben, bis er in Paris die viel<br />

stärker im modernen Sinne ausgerichtete Naturauffassung<br />

der französischen Schule kennenlernte. Liebig schrieb 1840<br />

in seinem berühmten Aufsatz „Über den Zustand der Chemie<br />

in Preußen“ folgendes dazu:<br />

„Ich selbst brachte einen Theil meiner Studienzeit auf einer<br />

Universität [Erlangen] zu, wo der größte Philosoph und Metaphysiker<br />

des Jahrhunderts [gemeint ist Friedrich Wilhelm Joseph<br />

von Schelling (1775-1854). Er lehrte 1820-26 in Erlangen.]<br />

zu Bewunderung und Nachahmung hinriß. Wer konnte<br />

sich damals vor Ansteckung sichern? Auch ich habe diese an<br />

Ideen und Worten so reiche, an wahrem Wissen und gediegenen<br />

Studien so arme Periode durchlebt, sie hat mich um zwei<br />

kostbare Jahre meines Lebens gebracht. Ich kann den Schrecken<br />

und das Entsetzen nicht schildern, als ich aus diesem<br />

Taumel zum Bewußtsein erwachte.“ 7<br />

Das sind recht harte Worte, die sich überdies gar nicht direkt<br />

auf Kastner beziehen und dessen chemische Arbeiten unbedeutender<br />

erscheinen lassen, als sie tatsächlich sind. Ganz<br />

anders schilderte Liebig in seinen autobiographischen Notizen<br />

seinen Aufenthalt in Frankeich. Geradezu hymnisch schreibt er:<br />

„Die Vorträge von Gay-Lussac, Thénard, Dulong usw. in der Sorbonne<br />

hatten <strong>für</strong> mich einen unbeschreiblichen Reiz. Die Einführung<br />

der astronomischen oder mathematischen Methode in<br />

der Chemie, welche jede Aufgabe womöglich in eine Gleichung<br />

verwandelt und bei jeder gleichförmigen Aufeinanderfolge zweier<br />

Erscheinungen einen ganz bestimmten kausalen Zusammenhang<br />

annimmt, welcher, nachdem er aufgesucht und aufgefunden<br />

ist, „Erklärung“ oder „Theorie“ hieß, hatte die französischen<br />

Chemiker zu ihren großen Entdeckungen geführt. Diese Art von<br />

Abb. 2: Altersporträt von Gay-Lussac aus dem Besitz LIebigs<br />

Zur Frage, ob die Romantische Chemie, wie von Liebig angenommen,<br />

tatsächlich von so negativem Einfl uss auf die<br />

Entwicklung der deutschen Chemie war, ließe sich Manches<br />

sagen. Zwar war deren Herangehensweise an die Natur eine<br />

andere als die der französischen Chemiker, indes führt der analytische<br />

Ansatz tendenziell zu einer zu isolierten Betrachtungsweise<br />

einzelner Phänomene. Wie wir heute wissen, ist auch in<br />

den Naturwissenschaften die Erforschung von ganzen Systemen<br />

(z. B. Ökosystemen) in ihrem Zusammenhang erforderlich.<br />

Dies entspricht – mutatis mutandis – der Vorgehensweise der<br />

Romantischen Chemiker. Jedenfalls passte das Thema von Lie-<br />

6<br />

Siehe dazu: O. P. Krätz, Goethe und die Naturwissenschaften, 1992.<br />

7 J. Liebig, Der Zustand der Chemie in Preußen, in: Annalen der Chemie und<br />

Pharmazie 43, 1840, S. 134. Zitiert nach Krätz/Priesner (Fußnote 1), S. 7.<br />

8 J. v. Liebig, Bruchstücke zu einer Autobiographie, mitgeteilt von Dr. Georg<br />

von Liebig, in: Berichte der <strong>Deutsche</strong>n Chemischen <strong>Gesellschaft</strong> XXIII,<br />

1890, S. 785-816. Zitiert nach Krätz/Priesner (Fußnote 1), S. 7 f.<br />

221


GESCHICHTLICHES<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

bigs Dissertation, das sicher von Kastner vorgegeben worden<br />

war, genau in sein späteres Forschungsprogramm. Es ging hierbei<br />

nämlich um das Verhältnis von Chemie und belebter Materie,<br />

seien dies Pfl anzen oder Tiere. 9<br />

Die Auseinandersetzung mit der Romantik hatte <strong>für</strong> den jungen<br />

Liebig durchaus auch schmerzliche und beunruhigende Züge.<br />

Wie schon gesagt, war er gegen den Willen der Universität berufen<br />

worden. Das Unglück wollte es, dass der Lehrstuhlinhaber<br />

Wilhelm Zimmermann ein ausgeprägter Romantiker war und<br />

die Chemie mehr in ästhetischer als in praktischer Hinsicht betrachtete.<br />

Es gelang Liebig mühelos, Zimmermann die Hörer zu<br />

entziehen, worauf dieser seinem Leben am 19. Juli 1825 in der<br />

Lahn ein Ende setzte. Liebig wurde sein Nachfolger. Man darf<br />

als sicher annehmen, dass das traurige Schicksal Zimmermanns<br />

und der dabei <strong>für</strong> ihn selbst erzielte Vorteil, Liebig nicht ganz<br />

ungerührt gelassen haben wird. Vielleicht hängt Liebigs spätere<br />

schroffe Ablehnung der Romantischen Chemie auch mit der<br />

emotionalen Belastung zusammen, die Zimmermanns Selbstmord<br />

<strong>für</strong> ihn dargestellt haben muss.<br />

Liebigs Freund – aber auch gelegentlicher Kontrahent – Jean-Baptiste<br />

Dumas (1800-84), an der Sorbonne der Nachfolger Gay-Lussacs,<br />

beschrieb diesen Sachverhalt verallgemeinernd in folgendem<br />

eingängigen Satz: „Denn um aus drei oder vier Elementen diese<br />

Unzahl verschiedener Verbindungen hervorzubringen [...] hat die<br />

Natur einen Weg eingeschlagen, ebenso einfach wie unerwartet:<br />

sie hat mit diesen Elementen Verbindungen erzeugt, die selbst<br />

wieder alle Eigenschaften der Elemente besitzen“ 11 In dieser Form<br />

hat sich die Radikaltheorie etwa zwei Jahrzehnte lang gehalten.<br />

DIE RADIKALTHEORIE<br />

Auf Liebigs Arbeiten auf dem Gebiet der Elementaranalyse und<br />

der Düngerlehre kann ich nicht näher eingehen, aber seinen<br />

Beitrag zur Theorie der organischen Chemie möchte ich kurz<br />

erläutern, da hier Bezüge zu den Arbeiten Kekulés bestehen.<br />

Generell war Liebig – im Unterschied zu Kekulé – ein mehr<br />

an praktischen als an theoretischen Fragen interessierter<br />

Forscher. Dies zeigte sich beispielsweise in seiner Haltung<br />

zu der Frage der Existenz von Atomen, wo er da<strong>für</strong> plädierte,<br />

sich mit den Äquivalentgewichten zu begnügen. Er sah in der<br />

Atomtheorie nicht mehr als ein nützliches Modell, da er richtig<br />

erkannte, dass es mit den Mitteln seiner Epoche nicht möglich<br />

sein würde, das Vorhandensein von Atomen experimentell zu<br />

beweisen. 10 Die Organische Chemie hatte zu Liebigs Zeit das<br />

Problem, nicht erklären zu können, weshalb die Chemie des<br />

Kohlenstoffs so sehr von derjenigen anderer Elemente abwich.<br />

Eng damit verbunden war die ungelöste Frage, wie die erstaunliche<br />

Vielzahl organischer Verbindungen zu ordnen sein könnte.<br />

Zusammen mit seinem Freund Friedrich Wöhler (1800-82)<br />

entwickelte er 1832 die sog. Radikaltheorie. Danach sollten<br />

Gruppen von Kohlenstoffatomen eine ähnliche Rolle wie die<br />

Atome der Metalle einnehmen, also mit unterschiedlichen Liganden<br />

Verbindungen eingehen, ohne sich dabei strukturell zu<br />

verändern.<br />

Von dieser Arbeit sagte Wöhler später, dass sie einen Weg „in<br />

dem dunklen Wald der organischen Chemie“ eröffnet habe.<br />

Zuvor wusste man über die Gesetzmäßigkeiten im Aufbau organisch-chemischer<br />

Verbindungen so gut wie nichts. Liebig und<br />

Wöhler fanden, dass man das Öl der bitteren Mandeln in Benzoesäure,<br />

in Benzoylchlorid, in Benzamid und Benzoesäureester<br />

überführen könne, wobei ein Grundbestandteil der Benzoylverbindungen<br />

durch die Reaktionen hindurch erhalten blieb, das<br />

von ihnen so genannte „Benzoylradikal“. Der Ausdruck „Radikal“<br />

ist hier nicht im heutigen Sinne zu verstehen, sondern als Herleitung<br />

vom lat. „radix“, die Wurzel.<br />

Abb. 3: Kartonentwurf eines Gemäldes des Malers Wilhelm von Kaulbach.<br />

Das Gemälde war vermutlich als Fresko geplant ist aber entweder nicht ausgeführt<br />

worden oder aber verschollen. Liebig ist dargestellt als Herrscher<br />

der Chemie. In der rechten Hand hält er seinen berühmten Fünf-Kugel-Apparat<br />

zur organischen Elementaranalyse, mit der linken weist er auf einen Destillierapparat<br />

mit Liebigkühler. Links unterhalb ist sein langjähriger Freund<br />

und Weggefährte Wöhler zu sehen (mit Feder), am linken Bildrand sitzend<br />

Carl Friedrich Gauß. Entnommen: Krätz/Priesner S. 15<br />

LIEBIG ALS PUBLIZIST<br />

Liebig trat nicht nur als Autor hervor, sondern auch als Publizist.<br />

Zusammen mit dem Apotheker Emanuel Merck (1794-<br />

1855) gründete er 1832 die „Annalen der Chemie“, als deren<br />

Mitherausgeber und verantwortlicher Redakteur er fungierte<br />

9 Die Dissertation trug den Titel „Über das Verhältnis der Mineralchemie<br />

zur Pfl anzenchemie“. Wir würden heute sagen, „über das Verhältnis von<br />

anorganischer zu organischer Chemie“. Siehe dazu auch R. Löw, Pfl anzenchemie<br />

zwischen Lavoisier und Liebig, 1979.<br />

10 Siehe dazu auch C. Priesner, Zur Entwicklung der Atom- und Moleküldefi -<br />

nition in der Chemie im 19. Jh., in: Ch. Schönbeck (Hg.), Atomvorstellungen<br />

im 19. Jahrhundert, 1982, S. 7-35.<br />

11 Note sur l‘ètat actuel de la chimie organique par MM Dumas et Liebig, in:<br />

Comptes rendus V, 1837, S. 567. Zitiert nach Krätz/Priesner (Fußnote 1),<br />

S. 14.<br />

222


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

GESCHICHTLICHES<br />

(seit 1873 erscheint auch der Name Liebigs im Titel des Journals).<br />

Seine eben erwähnte ablehnende Haltung zur Beschäftigung<br />

mit der Atomtheorie kommt in einem Brief an seinen<br />

Mitredakteur Friedrich Mohr 12 zum Ausdruck, wo er zu einem<br />

Artikel des Chemieprofessors Thomas Thomson (1773-1852)<br />

aus Glasgow, der darin <strong>für</strong> die Atomhypothese John Daltons<br />

eintrat, folgendes bemerkte:<br />

„Was Thomsons Atomgewichte betrifft, so weiß ich nicht ob man<br />

es drucken soll. Niemand bekümmert sich bei uns um so fl ache<br />

Arbeiten. Seine Abhandlung ist der letzte Schrei eines sterbenden<br />

Projektemachers, warum ihm die Agonie noch härter machen.<br />

Sie sehen, wie zahm ich hinsichtlich polemischer Artikel bin, sie<br />

bringen die Leute auf und dienen uns zum Amüsement.“ 13<br />

Dies war kein Einzelfall, Liebig betrachtete sich nicht nur als<br />

Publizist, sondern auch als eine Art Schiedsrichter, und er<br />

konnte sehr ungehalten werden, wenn ihm jemand in die Quere<br />

kam. So beendete er Mohrs Mitwirkung bei den Annalen,<br />

nachdem dieser es gewagt hatte, in einem Artikel eine von Liebigs<br />

Radikaltheorie abweichende Meinung zu äußern.<br />

,,Ich achte und ehre die Meinung eines jeden, und wenn ich<br />

nicht Grund habe, ihnen entgegen zu treten, so lasse ich sie<br />

unangefochten. Seit 5 Jahren bemühe ich mich unter Aufbietung<br />

aller meiner Kräfte, um einer Ansicht über die Constitution<br />

der organischen Körper einen Sieg über eine andere zu<br />

verschaffen, die ich <strong>für</strong> eine bloße Confusion halte. Ueberall<br />

und an allen Orten haben meine Gründe Eingang gefunden.<br />

Sie haben allein das ganze wieder auf den schwankenden Fuß<br />

gestellt, wo die Sache früher stand, in dem Journal, das bis<br />

jetzt die Hauptstütze dieser Ansicht war. Zwischen uns beyden<br />

konnte dies einen Gegenstand der Diskussion abgeben,<br />

denn an und <strong>für</strong> sich ist das, was sie sagten, die Meinung einer<br />

Person, als Berichterstatter sind Sie aber Organ des Journals,<br />

und Sie müßten Ihre Kraft mit meiner vereinigen, anstatt sie<br />

gegen mich zu wenden. Daß dies zu einer Trennung führen<br />

mußte, konnten Sie sich nicht verhehlen, wenn ich nicht meine<br />

Selbstständigkeit aufgeben wollte. Lassen Sie uns darüber<br />

nicht mehr sprechen, ich wünsche damit unsere freundlichen<br />

Verhältnisse nicht gestört zu sehen.“ 14<br />

Und in der Tat blieb er mit Mohr befreundet: Liebig trennte<br />

Berufl ich-Fachliches und Privates scharf voneinander.<br />

DIE ENTSTEHUNG DES VORLESUNGSBUCHES<br />

Damit soll diese knappe Skizze der Person und des Wirkens<br />

von Liebig beendet werden und ein Aspekt betrachtet werden,<br />

der in den meisten Biographien keine oder kaum eine Rolle<br />

spielt, der aber als Quelle sehr aufschlussreich ist, nämlich<br />

das sog. Vorlesungsbuch. Liebig heiratete anno 1826 in Darmstadt<br />

Henriette Moldenhauer (1807-81), die Tochter des großherzoglichen<br />

Hofkammerrates Wilhelm Moldenhauer.<br />

Dabei handelte es sich um eine sehr vorteilhafte Partie <strong>für</strong> Liebig,<br />

da seine Gattin einer Familie entstammte, die zur feinen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> gehörte; die Position eines Hofkammerrates ist<br />

etwa der eines heutigen Staatsministers vergleichbar. Zudem<br />

Abb. 4: Henriette von Liebig, geb. Moldenhauer<br />

Abb. 5: Photographie Georg von Liebigs<br />

aus dem Jahr 1863.<br />

war die Ehe offenbar recht glücklich und aus ihr gingen fünf<br />

Kinder hervor. Zu seinem ältesten Sohn Georg (1827-1903),<br />

der auch seinen Adelstitel erbte, hatte Liebig ein besonders<br />

enges und vertrauensvolles Verhältnis.<br />

Georg besuchte in Gießen die Schule und begann dort ein Medizinstudium,<br />

das er allerdings bald abbrach um in London,<br />

seiner Neigung gemäß, Geologie zu studieren, was aber den<br />

Widerspruch des Vaters hervorrief, der auf einem Medizinstudium<br />

bestand. Im Wintersemester 1849/50 kam Georg diesem<br />

Wunsch seines Vaters nach und setzte das begonnene<br />

Medizinstudium in Berlin fort. Nach einer unglücklich verlaufenen<br />

Liebesaffäre kehrte Georg 1853 nach Gießen zurück und<br />

wurde an der dortigen Universität zum Dr. med. promoviert.<br />

Anschließend ging er sogleich erneut nach London, legte dort<br />

eine Zusatzprüfung vor dem College of Surgeons ab und trat<br />

als Regimentsarzt in die Dienste der „British East India Company“.<br />

Während aller seiner Aufenthalte in England, Berlin oder<br />

Indien pfl egte er einen ausführlichen Briefwechsel mit seinen<br />

Eltern, die ihn in jeder Weise unterstützten. Georg diente an<br />

verschiedenen Orten Indiens und wurde Anfang 1856 an das<br />

in Kalkutta (heute Kolkata) neu gegründete „Presidency College“<br />

als Professor <strong>für</strong> Physiologie und Naturgeschichte berufen.<br />

Für seine dortige Lehrtätigkeit war das „Vorlesungsbuch“<br />

gedacht, das sein Vater mit beträchtlichem fi nanziellem Aufwand<br />

herstellen ließ. Es enthält die von Liebig in seiner großen<br />

Vorlesung gezeigten Experimente nebst sehr fein ausgeführten<br />

erläuternden Federzeichnungen. Es ist unklar, ob sein Sohn<br />

das Buch praktisch verwendet hat, jedenfalls ist es in einem<br />

12 Karl Friedrich Mohr (1806-79) war Chemiker und Pharmazeut. Er studierte<br />

u. a, bei Leopold Gmelin (1788-1853) in Heidelberg, wo er 1832 promoviert<br />

wurde. Er war danach in der väterlichen Mohrenapotheke in Koblenz<br />

tätig, die er seit 1841 leitete. Von 1867 bis zu seinem Tod war Mohr Professor<br />

der Chemie an der Universität Bonn. Mohr erfand die nach ihm benannte<br />

Titrationsmethode; außerdem entwickelte er einige Laborapparaturen<br />

wie z. B. die Quetschhahnbürette und die „Mohr-Westphalsche Waage“ und<br />

erfand den Korkbohrer und die Meßpipette.<br />

13 Brief Liebigs an Mohr vom 14.12.1836. Sondersammlungen des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Museum Nr. 1045. Entnommen: Krätz/Priesner (Fußnote 1) S. 14.<br />

14 Brief Liebigs an Mohr vom 24.1 1838. Sondersammlungen des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Museum Nr. 1073. Entnommen: Krätz/Priesner (Fußnote 1) S. 17.<br />

223


GESCHICHTLICHES<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

ganz hervorragenden Erhaltungszustand und befi ndet sich<br />

heute in der Bayerischen Staatsbibliothek München. Das von<br />

Liebig selbst verwendete und als Vorlage benutzte Vorlesungsbuch<br />

ist dagegen nicht erhalten geblieben. Das Buch gibt einen<br />

sehr detaillierten Einblick in den Aufbau und den Ablauf<br />

von Liebigs Gießener Hauptvorlesung. Georg v. Liebig kehrte<br />

übrigens einige Jahre später nach Deutschland zurück und<br />

wurde – dank der Vermittlungsbemühungen seines Vaters –<br />

Gerichts- und Badearzt in Reichenhall.<br />

Vor längerer Zeit hatte ich die Gelegenheit, dieses Dokument<br />

der Chemiegeschichte zu studieren und zusammen mit Otto<br />

Paul Krätz eine kommentierte Edition desselben herauszugeben.<br />

Bestandteil dieser Edition ist auch die Mitschrift dieser<br />

Vorlesung durch August Kekulé.<br />

Das Vorlesungsbuch enthält nicht den Text von Liebigs Vorlesung,<br />

sondern ist eine Sammlung von Anweisungen <strong>für</strong> den Vorlesungsassistenten,<br />

welche Experimente vorzubereiten, welche<br />

Chemikalien und Geräte bereitzustellen sind. Diese Angaben<br />

sind ohne Kommentar nicht ganz einfach zu verstehen, bilden<br />

aber die von Liebig vorgetragenen Inhalte indirekt recht deutlich<br />

ab. Auch Kekulés Mitschrift ist keine Wiedergabe des Liebigschen<br />

Vortrags, sondern stellt eine selbständig erarbeitete<br />

Darstellung nach Kekulés Verständnis dar. In gewisser Weise<br />

handelt es sich um ein Einführungslehrbuch der Chemie, das<br />

auf der Vorlesung Liebigs basiert, aber von Kekulé verfasst ist.<br />

Ich möchte beide Texte exemplarisch vorstellen. Die vorliegende<br />

Fassung des Vorlesungsbuches entstand 1855, die Mitschrift<br />

Kekulés stammt von 1848; es ist davon auszugehen, dass die<br />

Vorlesung zur Zeit der Mitschrift in ähnlicher Weise abgehalten<br />

wurde als im Vorlesungsbuch angegeben.<br />

AUSZUG AUS LIEBIGS VORLESUNGSBUCH<br />

Das Vorlesungsbuch enthält 80 Vorlesungen zur anorganischen<br />

Chemie, 9 Vorlesungen zur organischen Chemie und 24<br />

sogenannte Wintervorlesungen, die sich ebenfalls mit organischer<br />

Chemie befassen. Die vorhandenen Angaben zu den<br />

beiden letzteren Vorlesungsreihen umfassen lediglich 36 Seiten,<br />

sind also sehr knapp im Vergleich zu den anorganischen<br />

Lektionen, die 245 Seiten ausmachen. Kekulés Mitschrift umfasst<br />

alleine die anorganischen Vorlesungen und folgt in ihrer<br />

Anordnung auch nur eingeschränkt der Reihenfolge im Vorlesungsbuch.<br />

Dies spricht da<strong>für</strong>, dass Kekulé die Niederschrift<br />

erst nach Ende der Vorlesung erstellt hat. Auszugsweise soll<br />

hier die 25. Vorlesung, die den Kohlenstoff als Element und<br />

die Kohlenwasserstoffe zum Thema hat, vorgestellt werden. 15<br />

Der Vorlesungsassistent sollte folgende Präparate von Kohlenwasserstoffen<br />

aufstellen: „Paraffi n, Naphthalin, Steinöl, Kautschuköl,<br />

Terpenthinöl, Holztheer, Oel des oelbildenden Gases,<br />

bituminöses Schieferöl, Chlorkohlenstoff.“ Mit „Steinöl“ ist Mineralöl<br />

gemeint, ebenso mit „bituminösem Schieferöl“, Kautschuköl<br />

und Holztheer sind Pyrolyseprodukte von Kautschuk 16<br />

bzw. Holz; das „Öl des ölbildenden Gases“ ist Ethylenchlorid<br />

(die Gruppe der Olefi ne leitet ihren Namen von diesem Öl des<br />

ölbildenden Gases ab) und Chlorkohlenstoff ist Tetrachlorkohlenstoff.<br />

Zudem sollten „Drahtgefl echte, Davy’s Sicherungslampe,<br />

Spiralen von Draht“ sowie „Kohlen“ und „Koaks“ (Koks)<br />

bereitgestellt werden. Während der Vorlesung wurden mehrere<br />

Experimente vorgeführt; dazu benötigt wurden ein „Gasometer<br />

mit oelbildendem Gas“, ein „Apparat zur Zerlegung des oelbildenden<br />

Gases durch Hitze“ Fig. 66 17 , zwei Flaschen mit Sumpfgas<br />

[Methan], ein „Apparat zur Zersetzung des Wassers durch<br />

Kohle 18 (Pt-Draht, um die Flamme sichtbarer zu machen) Fig.<br />

67, ferner ein „Apparat zur Bereitung von oelbildendem Gas<br />

und Sumpfgas 19 aus Oel Fig. 68. Der Flintenlauf wird mit haselnußgroßen<br />

Stücken Koaks oder auch Holzkohle gefüllt. Als Oel<br />

wird gewöhnliches Rüböl genommen“. 20 Ein weiterer „Apparat“<br />

diente zur Synthese von Ölgas, d. h. Ethylen aus „ Weingeist<br />

durch Einwirkung von concentr.[ierter] Schwefelsäure Fig. 69.<br />

Das beste Verhältniß ist 7 Th.[eile] SO 3 HO [H 2 SO 4 ] und 1 Th.<br />

Alkohol u. Sand (nach Wöhler). 21 Die Retorte wird zu ¼ gefüllt<br />

und das entwickelte Gas durch Kalkmilch oder Kali[lauge] geleitet“.<br />

Einige weitere Versuchsanordnungen betrafen die trockene<br />

Destillation von Steinkohlen (Fig. 70) 22 , die Sublimation<br />

von Naphthalin, die „Zerlegung von Kalilauge durch Kohlenpulver“<br />

23 und die Synthese von Ethylenchlorid aus Ethylen und<br />

Chlor unter Einwirkung von Sonnenlicht sowie die Bereitung<br />

von Methan aus Natriumacetat und Natriumhydroxid.<br />

Aus diesen knappen Angaben lässt sich schließen, dass die<br />

Reaktionen von Kohlenstoff mit Wasser und die Bildung bzw.<br />

Zerlegung einfacher Kohlenwasserstoffe einschließlich der Pyrolyse<br />

von Steinkohle gezeigt werden sollte. Mir ist nicht bekannt,<br />

wie lange die Vorlesung dauerte; sollte sie ebenfalls 45<br />

Minuten gedauert haben, wie heute üblich, war das ein sehr<br />

ambitioniertes Versuchsprogramm.<br />

15<br />

Krätz/Priesner, Vorlesungsbuch (Fußnote 1), S. 146 f.<br />

16<br />

Zu Kautschuköl siehe B. Kerl, F. Stohmann, Encyclopädisches Handbuch<br />

der Technischen Chemie, 3. Aufl age, Bd. III, 1876, Sp. 1656. Danach ergibt<br />

Kautschuk bei der trockenen Destillation drei unterschiedlich hoch siedende<br />

Fraktionen. Als „Kautschuköl“ wurden später auch Aufl ösungen von<br />

Kautschuk in Mineralöl bezeichnet, was hier aber nicht gemeint sein kann.<br />

17<br />

In der gezeigten Apparatur wird Ethylen in einem wahrscheinlich mit<br />

Porzellanstückchen gefüllten Rohr erhitzt und dabei in Wasserstoff und<br />

Kohlenstoff zerlegt<br />

18<br />

In diesem Apparat wird die Erzeuging von Wassergas im Labormaßstab<br />

vorgeführt. Kohlenstoff und Wasserdampf reagieren unter Luftausschluss<br />

bei genügend hoher Temperatur (> 1000 o C) zu CO und H 2 ; bei niedrigerer<br />

Temperatur (< 830 o C) verläuft die Reaktion weiter unter Bildung von CO 2 .<br />

19<br />

Sumpfgas ist Methan, CH 4 .<br />

20<br />

Hier handelt es sich ebenfalls um eine Hochtemperaturpyrolyse, bei der<br />

hauptsächlich CH 4 und C 2 H 4 entstehen.<br />

21<br />

Die Reaktion verläuft nach der Gleichung CH 3 -CH 2 -OH C 2 H 4 + H 2 0. Die<br />

Schwefelsäure wirkt hierbei als wasserentziehendes Mittel über Schwefelsäureethylester<br />

(CH 3 CH 2 -OSO 3 H) alsZwischenstufe. Bei dieser Umsetzung<br />

ist zu beachten, dass das Verhältnis von Alkohol und Schwefelsäure bei<br />

etwa 1:7 liegt, andernfalls bildet sich Diethylether nach der Williamson-<br />

Synthese. Siehe dazu auch: C. Priesner, Spiritus Aethereus - Formation of<br />

Ether and Theories on Etherifi cation from Valerius Cordus to Alexander Williamson,<br />

in: Ambix XXXIII, 1986, S. 129-151.<br />

22 Dieser Apparat ist der einfachste Typ eines Kokserzeugers. In den in<br />

das Gasableitungsrohr eingearbeiteten Kugeln scheiden sich fl üssige Verkokungsprodukte<br />

ab.<br />

23<br />

Eine Reaktion von Kaliumhydroxid mit Kohlenstoff konnte nicht ermittelt<br />

werden. Auch Kekulés Mitschrift enthält keinen Aufschluss, was mit diesem<br />

Versuch gezeigt werden sollte.<br />

224


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

GESCHICHTLICHES<br />

Abb. 6/7: Die Seiten 38 und 39 des Vorlesungsbuches. Die fein ausgeführten Zeichnungen und der Text waren <strong>für</strong> den Vorlesungsassistenten bestimmt und<br />

geben an, was an Präparaten herzurichten war und wie die Apparate aufzubauen waren.<br />

DIE AUSARBEITUNG KEKULÉS<br />

Kekulés Darstellung des Inhalts der Vorlesung ist dreieinhalb<br />

Druckseiten lang und macht die Vorlesung inhaltlich erst nachvollziehbar.<br />

24 „Der Kohlenstoff ist ein Bestandtheil aller Pfl anzen<br />

und Thierstoffe, er fi ndet sich in der Luft und im Schooße<br />

der Erde abgelagert als Braunkohle, Steinkohle und Anthracit:<br />

ganz rein als Graphit und krystallisiert als Diamant.“ Mit diesen<br />

Worten beginnt Kekulés Text. Er erläutert die Eigenschaften<br />

von Diamant, besonders seine Härte und seine Brennbarkeit<br />

bei hohen Temperaturen. Die Fakten sind mit einer hübschen<br />

Anekdote gewürzt:<br />

„1751 kam zu Franz I. ein Aventurier der behauptete, er könne<br />

kleine Diamanten zusammenschmelzen. Franz gab ihm <strong>für</strong><br />

6000 fl . Diamanten, die er in einem Tiegel sehr großer Hitze<br />

aussetzte, wodurch sie [sich] verfl üchtigten; man glaubte ihm<br />

dies nicht und erhenkte ihn als Dieb.“ 25<br />

Es wird auf Antoine Laurent Lavoisier verwiesen, der erstmals<br />

experimentell nachwies, dass ein Diamant in reinem Sauerstoff<br />

verbrennen könne und dass dabei Kohlensäure gebildet<br />

werde. Interessant ist auch der Hinweis, Isaac Newton habe<br />

die Brennbarkeit des Diamants schon behauptet, weil dieser<br />

ein hohes Lichtbrechungsvermögen aufweise und Newton beobachtet<br />

habe, „daß brennbare Körper die Lichtstrahlen mehr<br />

brechen als andere [Stoffe]“. Vielfache Bemühungen, Diamanten<br />

synthetisch herzustellen, seien bislang gescheitert.<br />

Nach einigen Ausführungen zum Aschengehalt tierischer und<br />

pfl anzlicher Stoffe und dem Adsorptionsvermögen von Holzoder<br />

Tierkohle kommt Kekulé zum Brennwert von Kohlenstoff<br />

und Wasserstoff. Er gibt an, dass ein Gramm Kohlenstoff 7858<br />

Gramm Wasser um ein Grad Celsius erwärmen könne, ein<br />

Gramm Wasserstoff dagegen 34792 Gramm Wasser. Daraus<br />

lasse sich leicht der Brennwert organischer Stoffe ermitteln, da<br />

diese hauptsächlich aus diesen beiden Elementen bestünden.<br />

Ein Pfund „ganz trockenes Holz“ enthalte genug Brennwert um<br />

35 Pfund Wasser von 0 o C zum Sieden zu bringen, dieselbe Quantität<br />

Steinkohle könne 60 Pfund, ein Pfund Koks (damals „Koaks“<br />

geschrieben) sogar 65 Pfund Wasser auf 100 o C erhitzen.<br />

Mit Wasserstoff bilde Kohlenstoff „eine Reihe von Verbindungen,<br />

die meist fl üßig sind“. Zwei davon aber seien gasförmig,<br />

„die eine bildet mit Chlor ein Oel und heißt deshalb oelbildendes<br />

Gas; die andre heißt Sumpfgas, weil sie im schlammigen<br />

Boden der Sümpfe oft vorkommt, oder Grubengas, weil sie<br />

sich häufi g in Bergwerken bildet“. Die Elementaranalyse nach<br />

24<br />

Krätz/Priesner, Vorlesungsbuch (siehe Fußnote 1), S. 390-93.<br />

25 Mit Franz I. ist Kaiser Franz Stephan von Lothringen (1708-65) gemeint,<br />

der Gemahl von Kaiserin Maria Theresia. Ein Aventurier ist ein Abenteurer;<br />

das Wort kann aber auch einen wagemutigen Kaufmann oder Unternehmer<br />

bezeichnen. Die Abkürzung „fl.“ steht <strong>für</strong> die alte Währungseinheit<br />

Gulden. 6000 Gulden waren eine enorme Summe, nach heutigem Wert<br />

mindestens 60.000 Euro.<br />

225


GESCHICHTLICHES<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

Liebig ergab <strong>für</strong> Ethylen einen Wert von 85,7 Gewichtsteilen<br />

Kohlenstoff und 14,3 Gewichtsteilen Wasserstoff, das Methan<br />

bestand zu 75% aus Kohlenstoff und zu 25% aus Wasserstoff.<br />

Die Ursache der gefährlichen Schlagwetter in Kohlegruben<br />

wird erklärt und die Sicherheitslampe von Humphry Davy<br />

(1778-1829) vorgestellt. 26<br />

„Das oelbildende Gas erhält man bei der Destillation von Steinkohlen<br />

in beträchtlicher Menge, aber mit Sumpfgas vermischt;<br />

bei allzugroßem Erhitzen erhält man bloß Sumpfgas, das oft<br />

mit Schwefelwasserstoffgas und Ammoniakgas gemengt ist,<br />

die beide sehr übel riechen.“ Das Ethylen erlangte als „Leuchtgas“<br />

während des 19. Jahrhunderts eine enorme Bedeutung,<br />

da es die Industrieproduktion durch Erleuchten der Fabrikhallen<br />

erheblich erhöhte. Vorher hatte man wegen der Kostspieligkeit<br />

und geringen Leuchtkraft von Kerzen oder Öllampen nur während<br />

der hellen Tagesstunden produzieren können. Zudem war<br />

Leuchtgas eine Art Abfallprodukt der Koksbereitung, die wiederum<br />

<strong>für</strong> die Stahlindustrie unverzichtbar war. Ein großes Problem<br />

bei der praktischen Nutzung des Leuchtgases waren die übelriechenden<br />

und giftigen Beimengungen, deren Beseitigung sehr<br />

schwierig war und die hier nur ansatzweise mittels Durchleiten<br />

durch Kalkmilch erfolgte. 27 Zur Darstellung von Ethylenchlorid<br />

schreibt Kekulé: „Das oelbildende Gas verdichtet in gleichem<br />

Volum mit dem Cl [Chor] zu einem farblosen aetherischen Oel,<br />

das einen gar nicht unangenehmen Geruch hat.“ Neben einer<br />

Reihe weiterer Angaben zum Vorlesungsthema, die hier nicht<br />

behandelt werden können, ist ein Hinweis von Interesse, der<br />

sich auf das Phänomen der Isomerie bezieht: „Eine Menge Öle,<br />

z. B. Terpentinöl, schwarzes Pfefferöl etc. haben alle, obgleich<br />

sonst von ganz verschiedener Beschaffenheit, gleiche Bestandtheile<br />

C und H, die in gleicher Menge verbunden sind: C 10 H 8 .“ 28<br />

Ganz unterschiedlich in Charakter und Intention, ergänzen sich<br />

Vorlesungsbuch und Mitschrift zu einem geschlossenen Ganzen.<br />

Neben dem Wert, den jede der beiden Geschichtsquellen<br />

<strong>für</strong> sich allein darstellt, ergibt sich durch ihre Bezogenheit aufeinander<br />

ein zusätzlicher Zugang zu jener Zeit, den das jeweils<br />

einzelne Dokument nicht eröffnen könnte.<br />

August Kekulé wurde am 7. September 1829 in Darmstadt geboren,<br />

war also etwa 26 Jahre jünger als Liebig. 29 Obwohl sein<br />

Name in der Schreibweise „Kekulé“ eine Verbindung zu Frankreich<br />

vermuten lässt, entstammt die Familie altem böhmischem<br />

Adel. Die Kekule von Stradonič waren in Stradonice, einem Ort<br />

nordöstlich von Prag, begütert und konnten ihren Stammbaum<br />

bis uns 14. Jh. zurückverfolgen. Ein Zweig der Familie emigrierte<br />

während des 30jährigen Krieges nach Deutschland und wurde<br />

im 18. Jh. in Darmstadt dauerhaft ansässig. Kekulés Vater, der<br />

Oberkriegsrat Ludwig Karl Emil Kekule fügte seinem Namen das<br />

akzentuierte Schluss-„e“ hinzu, offenbar aus Sympathie <strong>für</strong> Napoleon<br />

und den Beitritt Hessen-<br />

Darmstadts zum Rheinbund.<br />

Bei der Nobilitierung Kekulés<br />

im Jahr 1895 wurde der Akzent<br />

wieder entfernt. Da Kekulé<br />

schon im folgenden Jahr<br />

– am 13.7.1896 – verstarb,<br />

ist es aber korrekt ihn mit der<br />

akzentuierten Namensform zu<br />

schreiben, weil er diese nahezu<br />

sein ganzes Leben verwendet<br />

hat. Die Erhebung in den<br />

Adelsstand war übrigens – anders<br />

als bei Liebig – nicht seinen<br />

wissenschaftlichen Leistungen<br />

geschuldet, sondern<br />

Abb. 8: Photographie von August<br />

Kekulé in jüngeren Jahren<br />

den genealogischen Recherchen seines Sohnes Stephan, der die<br />

altadelige Abstammung der Familie belegen konnte, wodurch die<br />

Aufnahme ins Adelsregister veranlasst wurde.<br />

Ursprünglich wollte Kekulé, der schon auf dem Darmstädter<br />

Gymnasium – anders als Liebig – durch gute Leistungen aufgefallen<br />

war, Architektur studieren und immatrikulierte sich in<br />

Gießen <strong>für</strong> dieses Fach. Aus allgemeinem naturwissenschaftlichem<br />

Interesse hörte er aber auch Liebigs Vorlesung, die ihn<br />

bewog, Chemiker anstatt Architekt zu werden. Über seinen Weg<br />

zur Chemie und die Rolle Liebigs dabei berichtete Kekulé anlässlich<br />

des sogenannten „Benzol-Festes“ am 11. März 1890<br />

im großen Saal des Berliner Rathauses. Die Feier war von der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Chemischen <strong>Gesellschaft</strong> ausgerichtet worden und<br />

sollte das 25jährige Jubiläum der Formulierung der Benzolformel<br />

durch Kekulé, den Begründer der aromatischen Strukturchemie<br />

ehren. Folgen wir also der Rede Kekulés:<br />

„Liebig‘s Vorlesungen verführten mich zur Chemie und ich beschloss<br />

umzusatteln. Da meine Verwandten mir Bedenkzeit auferlegten,<br />

verbrachte ich ein Semester auf dem Polytechnikum<br />

in Darmstadt. […] Erst jetzt durfte ich, unter Will‘s und Liebig‘s<br />

Leitung, mich mit meiner lieben Chemie beschäftigen.“ 30<br />

KEKULÉ UND LIEBIG<br />

Die Verbindung Kekulés mit Liebig endet nicht mit der Tatsache,<br />

dass er bei Liebig eine Vorlesung hörte. Sein wissenschaftlicher<br />

Werdegang, ja seine Entscheidung, überhaupt<br />

Chemiker zu werden, wurden von Liebig in vielfacher Weise<br />

geprägt oder mitbestimmt.<br />

26<br />

Aufgrund einer Explosion im Bergwerk von Felling on Tyne am 25. Mai<br />

1812, bei der 90 Bergleute den Tod fanden, entwickelte Davy 1816/16<br />

seine Sicherheitslampe.<br />

27<br />

Siehe dazu C. Priesner, Wilhelm August Lampadius und die Entwicklung<br />

der Gasbeleuchtung. Risiken und Erwartungen bei der Einführung einer<br />

neuen chemischen Technologie, in: H.-H. Walter (Hg.), W. A. Lampadius<br />

– Chemiker, Erfi nder, Fachschriftsteller und Hüttenmann, (Tagungsband)<br />

erscheint voraussichtlich <strong>2013</strong>.<br />

28 1823 war Liebig bei seinen Arbeiten über die Salze der Knallsäure darauf<br />

aufmerksam geworden, dass diese dieselbe Bruttoformel besitzen wie<br />

die Salze der Cyansäure. 1828 überführte Friedrich Wöhler (1800-1882)<br />

Ammoniumcyanat in den isomeren Harnstoff, was als erste Synthese einer<br />

organischen Verbindung aus anorganischen Stoffen galt. 1830 führte Jöns<br />

Jakob Berzelius (12779-1848) den Begriff „Isomerie“ ein.<br />

29 Zur Biographie Kekulés siehe R. Anschütz, August Kekulé, 2 Bde., 1929;<br />

G. Ronge in Neue <strong>Deutsche</strong> Biographie XI, 1977, S. 414-24; J. Gillis, in:<br />

Dictionary of Scientifi c Biography, Bd. VII, 1980, S. 279-83; C. Priesner,<br />

in: Lexikon bedeutender Naturwissenschaftler, Bd. II, 2004, S. 299-301.<br />

30<br />

Krätz/Priesner, Vorlesungsbuch (Fußnote 1), S. 365.<br />

226


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

GESCHICHTLICHES<br />

Kekulé absolvierte zunächst analytische und präparative Lehrgänge<br />

unter Liebigs Mitarbeitern Theodor Fleitmann (1828-<br />

1904) und Heinrich Will (1812-90). Eine Experimentalarbeit<br />

„Über die Amyloxydschwefelsäure und einige ihrer Salze“ 31<br />

erledigte er zur vollen Zufriedenheit Wills; sie wurde zur Grundlage<br />

der Promotion Kekulés zwei Jahre später. Die Möglichkeit,<br />

durch einen Hochschulwechsel den Gesichtskreis zu erweitern,<br />

bot sich durch Kekulés Halbbruder Karl (1821-91), der ihm einen<br />

einjährigen Auslandsaufenthalt fi nanzierte. Liebig riet zu<br />

Paris, der Sprachkenntnisse wegen. Chemie werde Kekulé dort<br />

nämlich nicht viel lernen – eine der wenigen falschen Prognosen<br />

des Meisters. In Paris hörte Kekulé bei Dumas und schloß<br />

Freundschaft mit Adolphe Wurtz (1817-84), der 1842 bei Liebig<br />

gehört hatte. Kekulé hatte auf der Anreise bereits Gerhardts<br />

Schrift „Introduction á l‘étude de la chimie par le Système unitaire“<br />

(1848) studiert. Diese neue „Typenlehre“ war Gerhardts<br />

Entwurf einer umfassenden Klassifi kation der gesamten organischen<br />

Verbindungen. Gerhardt fasste alle chemischen Verbindungen<br />

als Derivate von vier anorganischen Stammkörpern<br />

auf, nämlich H 2 O, HCl, NH 3 und H 2 . Die organischen Verbindungen<br />

erhält man durch Austausch von Wasserstoffatomen der<br />

Stammkörper durch organische Reste, zum Beispiel gehört<br />

Ethanol C 2 H 5 -OH zum Wassertypus, Methan H-CH 3 zum Wasserstofftypus.<br />

Dieses Konzept wurde von Alexander Williamson<br />

(1824-1904) vervollständigt. Die Typentheorie ersetzte die Radikaltheorie<br />

und ebnete den Weg zur Strukturtheorie Kekulés. 32<br />

Kekulé kehrte im April 1852 nach Darmstadt zurück, erwarb<br />

im Laufe des Sommersemesters den „doctor philosophiae“ in<br />

Gießen und nahm anschließend eine Tätigkeit als Privatassistent<br />

bei dem Schweizer Liebigschüler Adolf von Planta (1820-<br />

95) an. Ende 1853 siedelte Kekulé nach London über, und<br />

wurde – wiederum durch Liebigs Vermittlung – Privatassistent<br />

von John Stenhouse (1809-80), Professor am Bartholomew‘s<br />

Hospital. Durch seinen einstigen Studiengenossen, den Liebigschüler<br />

Reinhold Hoffmann, jetzt Assistent bei Alexander Williamson,<br />

ebenfalls Liebigschüler und Professor der Chemie am<br />

University College in London, fand Kekulé Zugang zu einer um<br />

Williamson gescharten Gruppe etwa altersgleicher englischer<br />

und deutscher Chemiker, die sich intensiv mit Konstitutionsfragen<br />

beschäftigten. Anders als Gerhardt, der betonte, dass<br />

seine Typenformeln nicht den inneren Aufbau des Moleküls<br />

ausdrückten, gab Williamson diesen Formeln einen konstitutionellen<br />

Sinn als Abbilder der Atomanordnung.<br />

Kekulé entwickelte bereits in London den Gedanken, dass das<br />

Grundprinzip der organischen Verbindungen in der Vierwertigkeit<br />

des Kohlenstoffs und in dessen Fähigkeit, Ketten zu bilden, bestehen<br />

könnte. 1855 kehrte Kekulé nach Deutschland zurück. In<br />

Heidelberg erfolgte im März 1856 unter <strong>Bunsen</strong> seine Habilitation,<br />

allerdings erhielt er keine Anstellung. Man darf die Habilitation<br />

bei <strong>Bunsen</strong> nicht mit heutigen Usancen vergleichen. <strong>Bunsen</strong><br />

verlangte weder eine schriftliche Arbeit, noch wurde ein genau<br />

strukturierter Prüfungsablauf vorgegeben. <strong>Bunsen</strong> entschied vielmehr,<br />

dass ein Kandidat, in diesem Fall Kekulé, reif <strong>für</strong> die Würde<br />

eines Privatdozenten sei. Am ehesten entspricht dies der heute<br />

noch gelegentlich üblichen Kumulativhabilitation. Ähnlich verfuhr<br />

<strong>Bunsen</strong> auch bei Dissertationen. Mit seiner Abhandlung „Über<br />

die Constitution und die Metamorphose der chemischen Verbindungen<br />

und über die chemische Natur des Kohlenstoffs“ verließ<br />

Kekulé im Jahr 1858 endgültig die Typentheorie und legte den<br />

Grundstock <strong>für</strong> die Strukturchemie. Das Kohlenstoffatom war<br />

vierwertig und konnte sich entweder mit anderen Atomen oder<br />

mit weiteren Kohlenstoffatomen verbinden. Damit war eine Erklärung<br />

<strong>für</strong> die Vielzahl organischer Verbindungen gefunden. Unbedingt<br />

zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die Freundschaft<br />

Kekulés mit Emil Erlenmeyer (1825-1909), der 1862 die<br />

Idee von Kohlestoffdoppel- und -dreifachbindungen entwickelte<br />

und <strong>für</strong> Ethylen und Acetylen postulierte. Damit war ein wichtiger<br />

Schritt auf dem Weg zur Benzolformel Kekulés getan, die er<br />

schließlich 1865 aufstellte. Unter Schwierigkeiten und mit erneuter<br />

fi nanzieller Unterstützung seines Halbbruders Karl überbrückte<br />

Kekulé die Zeit bis 1858, wo er einen Ruf an die Universität<br />

Gent erhielt, was seine Finanzlage und seine Arbeitsbedingungen<br />

wesentlich verbesserte. 1867 wurde er an die Universität Bonn<br />

berufen, wo er bis zu seinem Tod am 13. 7. 1896 blieb.<br />

KURZES FAZIT<br />

Die beiden in Darmstadt geborenen Chemiker Liebig und Kekulé<br />

waren von ihrem persönlichen Charakter und auch ihrer Wissenschaftsauffassung<br />

sehr verschieden. Für Liebig war die Chemie<br />

nicht so sehr eine bestimmte Form des Erkenntnisgewinns über<br />

die Natur, sondern in hohem Maße ein Weg zur Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen der Menschen durch Erforschung der<br />

chemischen Grundlagen von Ernährung und Landwirtschaft.<br />

Theorien, etwa die Radikaltheorie, betrachtete er als Instrumente<br />

zur besseren Handhabung von Fakten, nicht als zutreffende<br />

Aussagen über reale Gegebenheiten. Liebig betrachtete sich<br />

selbst auch als einen Kämpfer <strong>für</strong> die Wahrheit; was wahr war,<br />

bestimmte er und er konnte recht ungehalten werden, wenn jemand<br />

anderer Ansicht war. Besonders kennzeichnend <strong>für</strong> Liebigs<br />

wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung ist, dass er durch seine<br />

Neugliederrung des Chemiestudiums und die Einführung von Laborpraktika<br />

nach festem Programm einen enormen Einfl uss auf<br />

die Entwicklung vieler jüngerer Chemiker – nicht nur in Deutschland<br />

– hatte. Seine durch das Vorlesungsbuch teilweise dokumentierte<br />

Vorlesung wirkte ebenfalls stilbildend. Dadurch entwickelte<br />

sich ein internationales Netz von Liebigschülern, die sich<br />

gegenseitig unterstützten und sich untereinander intensiv austauschten.<br />

August Kekulé entspricht bereits mehr dem modernen<br />

Chemiker. Er betrieb die Chemie in erster Linie als Wissenschaft<br />

per se, glaubte sich nicht im Besitz endgültiger Urteilskraft bezüglich<br />

der Ansichten von Kollegen und fasste Theorien nicht nur als<br />

pragmatische Hilfsmittel, sondern als – zwar falsifi zierbare, aber<br />

gerade dadurch die Wirklichkeit abbildende – Modelle der Natur<br />

auf. Sein Werdegang ist ohne die durch Liebig geschaffene Struktur<br />

von Lehre, Forschung und internationaler Verfl echtung seiner<br />

Studenten nicht denkbar. Kekulés Vorlesungsmitschrift vermittelt<br />

als maßgebliche Ergänzung des Vorlesungsbuches zusammen<br />

mit seinem wissenschaftlichen Werdegang einen bemerkenswerten<br />

Zugang zur Chemiegeschichte des 19. Jahrhunderts.<br />

31 In: Annalen der Chemie und Pharmazie 75, 1850, S. 275-93.<br />

32<br />

Zu der recht verwickelten Geschichte dieser Theorien siehe C. Priesner,<br />

Spiritus Aethereus - Formation of Ether and Theories on Etherifi cation from<br />

Valerius Cordus to Alexander Williamson, in: Ambix XXXIII, 1986, S. 129-151<br />

227


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

ANSPRACHE DES 1. VORSITZENDEN<br />

ANLÄSSLICH DER 112. HAUPTVERSAMMLUNG<br />

DER DEUTSCHEN BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

FÜR PHYSIKALISCHE CHEMIE E.V.<br />

IN KARLSRUHE, DONNERSTAG, 9. MAI <strong>2013</strong><br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder und Freunde<br />

der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, liebe Gäste! Dear international participants<br />

and guests!<br />

Ich möchte Sie im Namen des Vorstandes unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />

sehr herzlich in Karlsruhe begrüßen und es ist mir eine<br />

besondere Freude und Ehre, die <strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong> offi ziell<br />

eröffnen zu dürfen.<br />

Das ADUK-Quartett hat mit den ersten 3 Sätzen aus „Fünf Stücke<br />

<strong>für</strong> Streichquartett“ von Erwin Schulhoff unserer Tagung<br />

einen schönen musikalischen Auftakt gegeben, wo<strong>für</strong> ich mich<br />

sehr herzlich bei den Musikern bedanken möchte!<br />

Ebenso danke ich Herrn Prof. Dr. Manfred Kappes als Leiter<br />

der lokalen Tagungsorganisation, Herrn Dr. Frank Mentrup,<br />

Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Herrn Prof. Dr. Horst<br />

Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, und Herrn<br />

Prof. Dr. Eberhard Umbach, Präsident des Karlsruher Instituts<br />

<strong>für</strong> Technologie (KIT), <strong>für</strong> die freundlichen Grußworte.<br />

Ich freue mich, dass so viele Freunde der <strong>Physikalische</strong>n Chemie<br />

zur diesjährigen <strong>Bunsen</strong>tagung gekommen sind – trotz<br />

des langen Wochenendes und des Feiertags. Ich hoffe daher,<br />

dass sich <strong>für</strong> Sie alle der Einsatz lohnt und dass Sie hier bei der<br />

<strong>Bunsen</strong>tagung wieder ein spannendes Forum fi nden, bei dem<br />

Sie Ihre Ergebnisse vorstellen und diskutieren können, neue<br />

Resultate aus anderen Arbeitsgruppen erfahren, alte Kontakte<br />

vertiefen und neue knüpfen können.<br />

Besonders möchte ich unsere Ehrenmitglieder begrüßen. Es<br />

ist mir eine besondere Freude, dass die Herren Prof. Dr. Helmut<br />

Baumgärtl, Prof. Dr. Jürgen Troe und Prof. Dr. Heinz Georg<br />

Wagner teilnehmen können und ich möchte sie an dieser Stelle<br />

Dr. Marcell Peuckert<br />

Thermal Conversion Compound Industriepark Höchst GmbH<br />

Industriepark Höchst, Gebäude C 526<br />

65926 Frankfurt am Main<br />

Telefon: +49 69 3<strong>05</strong>-21616, Telefax: +49 69 3<strong>05</strong>-9821616<br />

E-Mail: marcell.peuckert@infraserv.com<br />

ebenfalls willkommen heißen. Unsere Ehrenmitglieder und Nobelpreisträger<br />

Prof. Dr. Manfred Eigen und Prof. Dr. Gerhard Ertl<br />

können dieses Jahr nicht bei uns sein, lassen aber ihre besten<br />

Grüße und Wünsche ausrichten. Sie alle fühlen sich der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> seit vielen Jahren eng verbunden.<br />

From the Royal Society of Chemistry I would like to welcome<br />

Prof. Dr. Mike Ashfold who later on is going to give the scientifi<br />

c opening lecture, and Dr. Heather Montgomery, the Deputy<br />

Editor of PCCP and Faraday Discussions, who represents our<br />

international journal PCCP.<br />

Die <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Deutsche</strong>r Chemiker ist vertreten durch ihre<br />

Präsidentin Frau Prof. Dr. Barbara Albert, die <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft<br />

durch Frau Dr. Kowol-Santen. Ihnen allen<br />

danke ich <strong>für</strong> ihr Kommen und begrüße Sie recht herzlich.<br />

Herr Prof. Dr. Umbach hat uns in seiner Grußadresse bereits<br />

die Bedeutung des KIT Karlsruher Instituts <strong>für</strong> Technology und<br />

seine <strong>Physikalische</strong> Chemie ins Bewusstsein gerufen. In der<br />

Tat blickt die Chemie in Karlsruhe auf eine lange fruchtbare<br />

Tradition zurück. In diesem Jahr jährt sich zum 200. Mal der<br />

Geburtstag von Karl Weltzien, ordentlicher Professor an der<br />

Polytechnischen Schule Karlsruhe, der Vorfahrin des heutigen<br />

KIT. In seine Zeit fällt der Bau des neuen Chemielaboratoriums<br />

von 1851, welches dann als Vorbild <strong>für</strong> den Bau des <strong>Bunsen</strong>-<br />

Laboratoriums in Heidelberg diente. Schließlich vermelden<br />

die Annalen, dass Karl Weltzien zusammen mit August Kekulé<br />

1860 hier in Karlsruhe den historisch gesehen ersten Weltkongress<br />

der Chemiker organisiert hat – mit damals 140 Teilnehmern<br />

[Nachr. Chem. 61 (<strong>2013</strong>) S. 16].<br />

Heute, 153 Jahre später, begrüßen wir über 620 Teilnehmer<br />

aus aller Welt, wir werden fast 200, genau 193 Vorträge in bis<br />

zu 7 Parallelsitzungen in den kommenden 2 Tagen präsentiert<br />

bekommen und 250 Poster aufgeteilt in 9 verschiedene Themengruppen<br />

lesen und diskutieren können.<br />

Die Ansprüche und Herausforderungen bei der Organisation<br />

einer solch großen und inzwischen wirklich internationalen Tagung<br />

sind immens. Daher gebührt unser Dank all denen, die<br />

228


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

diese Tagung hier in Karlsruhe so engagiert und erfolgreich<br />

vorbereitet haben – stellvertretend möchte ich die Kollegen<br />

Prof. Dr. Manfred Kappes (KIT), Prof. Dr. Willem Klopper (KIT),<br />

Prof. Dr. Manfred Wilhelm (KIT), Prof. Dr. Wolfgang Domcke<br />

(TU München) und Prof. Dr. Jürgen Gauß (Univ. Mainz) <strong>für</strong> das<br />

Programmkomitee nennen, die diesen Dank den vielen Studierenden<br />

und weiteren Helfern bitte weiterleiten mögen. Danken<br />

möchte ich auch unserem Geschäftsführer, Herrn Dr. Florian<br />

Ausfelder und seinem Frankfurter Team, Frau Erika Wöhler und<br />

Frau Daniela Sabolo, <strong>für</strong> ihre unermüdliche Unterstützung.<br />

Nicht vergessen möchte ich, denn am Ende geht es auch<br />

hier wie überall um das liebe Geld, die fi nanzielle Unterstützung<br />

dieser <strong>Bunsen</strong>tagung durch das KIT Karlsruher Institut<br />

<strong>für</strong> Technologie, den Fonds der Chemischen Industrie, den<br />

DFG-Transregio Sonderforschungsbereich 88 3MET/ Kaiserslautern/Karlsruhe<br />

sowie die Unternehmen PREVAC sp. Z o.o./<br />

Rogów(PL), die Bayer AG, Evonik, PCCP Physical Chemistry<br />

Chemical Physics/Cambridge(UK), Thermo Fisher Scientifi c/<br />

Dreieich, Umicore/Olsen(B) und MaTeK Material-Technologie<br />

& Kristalle/Jülich. Herzlichen Dank!<br />

Schließlich darf ich noch ca. 20 Aussteller mit Ihren Ständen,<br />

zu deren Besuch ich Sie einladen möchte, hier begrüßen.<br />

Den wichtigsten Beitrag zu unserer <strong>Bunsen</strong>tagung allerdings<br />

liefern Sie, die Teilnehmer und Mitglieder der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

mit Ihren wissenschaftlichen Beiträgen.<br />

Ich möchte Sie nun kurz in das diesjährige Programm der Tagung<br />

einführen. Das Hauptthema der Tagung in diesem Jahr lautet:<br />

„Theory meets Spectroscopy”<br />

Neben dem Hauptthema werden aber auch alle anderen Bereiche<br />

der <strong>Physikalische</strong>n Chemie abgedeckt. Ich hoffe, dass<br />

somit sehr viele Gelegenheiten <strong>für</strong> einen intensiven Austausch<br />

quer über alle Spezialisierungen hinweg bestehen werden und<br />

wir eine spannende Tagung erleben werden.<br />

Nunmehr schon zum 6. Mal haben wir die Eröffnung auf den Donnerstagabend<br />

verlegt, um dem wissenschaftlichem Programm,<br />

der Diskussion und den Postern so viel Platz wie möglich einzuräumen.<br />

Im Anschluss an die feierliche Eröffnung wird uns Herr Prof.<br />

Mike Ashfold von der University of Bristol/UK das Hauptthema der<br />

diesjährigen Tagung in seinem Festvortrag über einen „Vergleich<br />

der Dynamik molekularer Photofragmentierungsprozesse in der<br />

Gas- und Flüssigphase“ – „Comparing molecular photofragmentation<br />

dynamics in the gas and liquid phases“ näher bringen.<br />

Da Sie alle das Tagungsprogramms wahrscheinlich bereits gut<br />

kennen und sich Ihren eigenen Fahrplan <strong>für</strong> die nächsten Tage<br />

zusammengestellt haben, möchte ich nur kurz auf die 4 jeweils<br />

zu Beginn der Vormittags- und Nachmittagssitzungen hier im<br />

Audimax stattfi ndenden Plenarvorträge hinweisen; mit Beginn<br />

hier morgen früh um 8:30 Uhr.<br />

Ergänzt werden diese durch 13 zusätzliche F ortschrittsberichte<br />

(Full Lectures), die einen umfassenden Überblick über Teilgebiete<br />

geben. Das Special Symposium „Electrochemical Interfaces“<br />

und das Karriereforum, das bereits heute Vormittag stattfand,<br />

runden das Programm ab.<br />

Besonders freue ich mich, dass es uns in diesem Jahr wieder<br />

gelungen ist, Vortragsbeiträge aus der industriellen Anwendung<br />

der <strong>Physikalische</strong>n Chemie zu bekommen. Herr Prof. Dr.<br />

Manfred Wilhelm (KIT) hat dank seiner guten Kontakte es geschafft,<br />

dass wir morgen eine ganztägige Session mit spannenden<br />

Beiträgen aus der Industrie hören werden. Diese Vorträge<br />

zeigen die vielfältigen Anwendungsbereiche der <strong>Physikalische</strong>n<br />

Chemie in der industriellen Praxis auf; sie reichen vom Einsatz<br />

analytischer, spektroskopischer Methoden über Polymerchemie<br />

und Katalyse hin bis zur Lebensmitteltechnologie.<br />

Eine wichtige Aufgabe der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> ist es, jungen<br />

Leuten eine Plattform <strong>für</strong> den wissenschaftlichen Austausch zu<br />

bieten. Junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind<br />

bei der <strong>Bunsen</strong>tagung oft diejenigen, die vortragen, oder noch<br />

häufi ger diejenigen, die Poster über Ihre Arbeit vorstellen. Damit<br />

Ihre Poster noch sichtbarer werden, gibt es wie in den vergangenen<br />

Jahren die von PCCP gestifteten Posterpreise und „Hot<br />

Topics“-Posterauszeichnungen, die in der Abschlussveranstaltung<br />

überreicht werden. Es werden aus jeder Themengruppe<br />

mindestens einen Preis und insgesamt sogar 16 Preise vergeben<br />

werden. Alle Preisträger werden dort mit zwei prägnanten,<br />

aussagekräftigen Folien Ihre Arbeiten vorstellen. Kommen Sie<br />

also alle zur Abschlussveranstaltung am Samstag!<br />

Die <strong>Bunsen</strong>tagung ist etwas Besonderes! Nicht nur dass es<br />

gelingt, jedes Jahr trotz Feiertag, Brückentag und Samstag so<br />

zahlreiche Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu motivieren. Sie<br />

ist auch die jährliche Zusammenkunft der Mitglieder der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> physikalische Chemie. Dadurch bekommt<br />

diese Tagung auch eine persönliche, familiäre Note jenseits<br />

des wissenschaftlichen Programms.<br />

Nun, zahlreiche neue <strong>Bunsen</strong>-Mitglieder, Preise, Auszeichnungen,<br />

7 Parallel-Sessions und eine Steigerung der Zahl der Tagungsteilnehmer<br />

um ca. 7% im Vergleich zum Vorjahr sollten<br />

nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Umfeld <strong>für</strong> wissenschaftliche<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en generell und damit auch <strong>für</strong> die<br />

DBG in den vergangenen Jahren zunehmend schwieriger geworden<br />

ist. Ich möchte nur 3 Problemfelder nennen:<br />

1. Soziale Netzwerke entstehen dank neuer Medien schneller,<br />

sind fl exibler als früher und haben geringe Barrieren. Dem<br />

klassischen „Verein“ haftet leicht etwas behäbig Altertümliches<br />

an – halt etwas <strong>für</strong> die „alten Herrschaften“. So ist die<br />

Mitgliedschaft in der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Studenten der<br />

<strong>Physikalische</strong>n Chemie anders als früher heute nicht mehr<br />

selbstverständlich.<br />

2. Das aktuell niedrige Zinsniveau von aller bestenfalls 1%, ich<br />

erinnere an die Ausführungen unseres Schatzmeisters Prof.<br />

Dr. Grünbein in der Mitgliederversammlung, schränkt die<br />

fi nanziellen Möglichkeiten einer jeden Stiftung hinsichtlich<br />

Preisen und Stipendien erheblich ein.<br />

3. Schließlich ist einhergehend mit den Umstrukturierungen in<br />

der chemischen Industrie, speziell strukturelle Änderungen<br />

in der industriellen Forschung, eine generelle Distanzierung<br />

zwischen Industriefi rmen und akademischen Verbänden zu<br />

registrieren. Jüngste öffentliche Diskussionen über die Un-<br />

229


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

abhängigkeit von Forschung und Lehre in Deutschland [z.B.<br />

„Gekaufte Wissenschaft?”, ZDF-Frontal 21 am 9.4.<strong>2013</strong>]<br />

tragen – das ist meine ganz persönliche Wahrnehmung –<br />

unnötigerweise zu einer Vertiefung der Kluft zwischen industria<br />

und academia bei.<br />

Kleine Unternehmungen in Krisensituationen suchen oft ihr<br />

Glück in Fusionen oder werden von größeren Firmen einfach<br />

übernommen. Über kurz oder lang stellt man jedoch fest, dass<br />

<strong>für</strong> das einzelne, operative Geschäftsfeld nichts besser geworden<br />

ist, wenn man nicht die Ursachen der Probleme selber angegangen<br />

hat. Wir brauchen keine scheinbaren Patentlösungen,<br />

sondern wir müssen die Positionierung der DBG grundsätzlich<br />

überdenken – und dann daraus Lösungen ableiten.<br />

Mitgliederstruktur der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

Vor diesem Hintergrund haben wir im 1. Quartal <strong>2013</strong> eine umfangreiche<br />

Mitgliederbefragung durchgeführt, an der sich bis<br />

heute knapp 40 % der befragten Mitglieder beteiligt haben. Die<br />

hohe Rücklaufquote und vor allem die zahlreichen ausformulierten<br />

Stellungnahmen in den Textfeldern dokumentieren das große<br />

Interesse der Mitglieder an ihrem Verein. Wir werden in einem der<br />

kommenden <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>e ausführlich darüber berichten.<br />

Parallel zur Umfrage haben sich im März in Frankfurt im<br />

DECHEMA-Haus 12 Kolleginnen und Kollegen aus Hochschule<br />

und Industrie zusammen gefunden, um in einem ganztägigen<br />

Strategie-Workshop über die Zukunft der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

zu diskutieren. Da<strong>für</strong>, dass sie sich die Zeit genommen haben,<br />

und vor allem <strong>für</strong> ihr Engagement danke ich ganz herzlich.<br />

Lassen Sie mich erste Erkenntnisse und Resultate aus Umfrage<br />

und Workshop kurz zusammenfassen. Die aus meiner<br />

Sicht 3 Kernthemen und Herausforderungen „Mitgliedschaft<br />

– Finanzmittel – Verhältnis zur Industrie“ <strong>für</strong> unser gemeinsames<br />

Ziel, die Attraktivität der DBG zu erhalten und vor allem zu<br />

steigern, hatte ich bereits genannt.<br />

Betrachten wir einmal die DBG im Sinne eines Prozesses, so sind<br />

die Angebote, Dienstleistungen oder im industriellen Jargon der<br />

Output, die „Produkte“ des DBG-Prozesses. Und wir, die Mitglieder,<br />

sind dann die „Kunden“. Wer sind also die Mitglieder und<br />

was sind ihre Erwartungen bezüglich der „Produkte“ der DBG?<br />

Den zahlenmäßig größten Anteil machen die persönlichen und<br />

studentischen Mitglieder aus. Mitgliedschaften von Firmen und<br />

Instituten sind von ihrer Bedeutung und Multiplikatorenfunktion<br />

her nicht zu unterschätzen, aber rein zahlenmäßig vernachlässigbar.<br />

10% Studenten auf der einen Seite und 20% Pensionäre<br />

auf der anderen Seite, widerlegen auch das Bild einer rückwärtsgewandten<br />

Seniorenorganisation. Über 2/3 aller Mitglieder<br />

stehen mitten im berufl ichen Leben, und zwar an Universitäten,<br />

sonstigen Forschungseinrichtungen oder in der Industrie.<br />

Die Zuordnung zu Berufsgruppen ergibt sich indirekt aus der<br />

Umfrage. Nur etwas mehr als die Hälfte haben eine Doppelmitgliedschaft<br />

in der GDCh, dann folgen schon DPG, DECHEMA,<br />

DGM und DGMK. Eine Aussage „in der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

sind nur Chemiker“ ist damit sicherlich falsch.<br />

Aber was sind die Erwartungen unserer Kunden? Einige Stichworte<br />

aus dem Brainstorming in unserem Workshop sortiert<br />

Doppelmitgliedschaften der DBG-Mitglieder in Prozent<br />

nach Zielgruppen habe ich ohne eine Rangfolge in den Charts<br />

zusammengefasst:<br />

Erwartungen von Studenten an die DBG:<br />

• Kontakte (zu anderen Studenten, Professoren, Industrie)<br />

• <strong>Bunsen</strong>tagung (<strong>für</strong> eigenen Beitrag, als Informations- &<br />

Kontaktplattform)<br />

• Feedback (durch wissenschaftliche Anerkennung)<br />

• Industriekontakte (<strong>für</strong> Berufsperspektiven)<br />

• Vergünstigungen<br />

Erwartungen von Pensionären an die DBG:<br />

• Kontakte zur <strong>Physikalische</strong>n Chemie pfl egen (durch <strong>Bunsen</strong>tagung)<br />

• Nostalgie (Identitätsstiftung, alte Freundschaften pfl egen)<br />

• Eigenes altes Feld weiterverfolgen (Wertschätzung, Information)<br />

• Vergünstigungen (z.B. Lebensmitgliedschaft)<br />

Erwartungen von Hochschulmitarbeitern an die DBG:<br />

• Information über aktuelle Forschung (z.B. auf Tagungen)<br />

• Trendberichte (z.B. im <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>)<br />

• Lehre (Information zur Methodik, Austausch zur Curriculumsentwicklung)<br />

• Politische Interessenvertretung (bei DFG etc.)<br />

• Nachwuchsförderung<br />

• Kontakte und Vernetzung in die Industrie<br />

230


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Erwartungen der Industriemitarbeiter an die DBG:<br />

• Information über Cutting-edge Forschung<br />

• Neue Trends in der Forschung erfahren<br />

• Kontakte zu Instituten (zwangloser Austausch, interdisziplinäre<br />

Plattform)<br />

• Themen und Beiträge mit Industrierelevanz (in <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>,<br />

<strong>Bunsen</strong>tagung, <strong>Bunsen</strong>-Diskussionstagung)<br />

• Internationale Ausrichtung<br />

Auffällig und überraschend ist die Parallelität in den Antworten<br />

aus Hochschule und Industrie. Eine Bewertung des aktuellen<br />

Erfüllungsgrades der geäußerten Erwartungen zeigt auf, wo<br />

wir heute schon gut sind – aber auch die Performance Gaps.<br />

Die Auswertung der Fragebögen der Mitgliederumfrage werden<br />

sicher noch detailliertere Antworten liefern, weisen aber nach<br />

der ersten Sichtung schon heute in die gleiche Richtung.<br />

Besonders positiv bewertet wurden die Tagungsangebote der<br />

DBG. Dies gibt mir Gelegenheit noch einmal den Veranstaltern<br />

der Manfred-Eigen-Nachwuchswissenschaftlergespräche in Jena<br />

ganz herzlich zu danken und gleichzeitig auf die nächsten drei<br />

Veranstaltungen in Potsdam, Frankfurt und Ulm hinzuweisen.<br />

Sehr gute Noten erhielt auch unser <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>. Das gibt<br />

mir Gelegenheit, an dieser Stelle mich ganz herzlich bei Herrn<br />

Prof. Dr. Schäfer <strong>für</strong> seine hervorragende Arbeit zu bedanken.<br />

Not always automatically associated with the <strong>Bunsen</strong> Society<br />

is our international scientifi c journal PCCP. Though it´s an integral<br />

part of our society and a vital link to the Royal Society<br />

of Chemistry. May I ask you to consider especially the themed<br />

issue “Theory meets Spectroscopy” with articles on the main<br />

topic of this <strong>Bunsen</strong>tagung. The issue is available at the exhibition<br />

stand of PCCP outside the conference room.<br />

Weitere Standbeine der DBG sind die Arbeitsgruppen und<br />

Kommissionen der DBG. Seit einigen Jahren fest etabliert<br />

im Donnerstagsprogramm der <strong>Bunsen</strong>tagung ist die AG Karriereforum.<br />

Diesmal im Mittelpunkt stand das Thema „Anträge,<br />

Stipendien, Nachwuchsgruppe – Fördermöglichkeiten <strong>für</strong><br />

Nachwuchswissenschaftler“. Mein Dank gilt Herrn Dr. Dominik<br />

Samuelis <strong>für</strong> die gute Vorbereitung und Durchführung.<br />

Einiges kann sofort umgesetzt werden, wie z.B. die eben schon<br />

erwähnte Lebensmitgliedschaft <strong>für</strong> Pensionäre. Anderes wird<br />

mehr Aufwand und noch einiges mehr an kreativen Ideen und<br />

Engagement <strong>für</strong> eine konkrete Umsetzung erfordern. Dies wird in<br />

den Kommissionen, dem Ständigen Ausschuss und im Vorstand<br />

geschehen müssen. Wir stehen erst am Anfang! Aber so kann<br />

sich die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> auch stetig weiter entwickeln.<br />

Bleibt die grundsätzliche Frage nach dem Selbstverständnis<br />

der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> und ihrer Mitglieder. Die lapidare<br />

Feststellung „jeder Physikochemiker ist <strong>Bunsen</strong>-Mitglied!“ ist<br />

sicher auch heute noch richtig und gültig. In einer Zeit stetigen<br />

Wandels reicht sie aber <strong>für</strong> eine wirkliche Identifi kation wohl<br />

allein nicht mehr aus. Ich hoffe, dass ich Ihnen aber zeigen<br />

konnte und die nächsten 2 Tage Ihnen noch zeigen werden,<br />

dass die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> eine Menge zu bieten hat und<br />

als Netzwerk zwischen ihren Mitgliedern mit den Kernkompetenzen<br />

der <strong>Physikalische</strong>n Chemie, nämlich „Interdisziplinarität,<br />

Kompetenz in Funktionen und Methoden sowie Innovation“<br />

attraktiv und weiter gefragt ist. Dies sind <strong>für</strong> mich die<br />

eigentlichen Argumente <strong>für</strong> eine Mitgliedschaft. Machen Sie<br />

also mit, bringen Sie sich ein!<br />

Mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an die beiden<br />

Nobelpreisträger Prof. Dr. Erwin Neher und Prof. Dr. Bert Sakmann<br />

hat die Eröffnungsfeier der 112. <strong>Bunsen</strong>tagung ihren<br />

festlichen Höhepunkt erreicht.<br />

Zum Abschluss hören wir nun noch vom ADUK-Quartett die<br />

letzten beiden Sätze aus den „Fünf Stücken <strong>für</strong> Streichquartett“<br />

von Erwin Schulhoff (1894-1942). Nach dem musikalischen<br />

Beitrag und einer kurzen Pause beginnt dann das wissenschaftliche<br />

Programm mit dem Eröffnungsvortrag von Prof.<br />

Dr. Mike Ashfold.<br />

Ich wünsche Ihnen, uns allen zwei interessante Tagungstage<br />

mit spannenden Erkenntnissen, guten Gesprächen und neuen<br />

Kontakten.<br />

I wish all of us two exciting conference days, with new insights,<br />

good discussions and the opportunity for interesting new contacts.<br />

Kommen wir jetzt aber zurück auf jene Erwartungen, bei denen<br />

Handlungsbedarf identifi ziert wurde. Ich habe mal versucht,<br />

die vorläufi gen Resultate unseres Strategie-Workshops<br />

auf einige wenige Maßnahmenpakete zur reduzieren:<br />

Handlungsbedarf und Aufgaben:<br />

• „Informelle Treffen“, Plattform <strong>für</strong> Studenten entwickeln<br />

• Ansprechpartner aus der Industrie bzgl. Berufsperspektiven<br />

fi nden<br />

• Austausch über Curriculumsentwicklung PC schaffen<br />

• Disziplinenstruktur der <strong>Physikalische</strong>n Chemie neu aufstellen<br />

und erweitern<br />

• Tagungsangebote <strong>für</strong> den Kontakt zwischen Hochschule<br />

und Industrie schaffen<br />

• Vergünstigungen anbieten<br />

231


Impressionen<br />

<strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong>


Fotos:<br />

Irina Westermann,<br />

Holger Halberstadt


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

POSTERPREISE DER BUNSENTAGUNG <strong>2013</strong><br />

245 Poster präsentierten einen wesentlichen Teil der <strong>Bunsen</strong>tagung <strong>2013</strong> in Karlsruhe. Die Poster wurden durch ein Gutachtergremium<br />

hinsichtlich der Qualität der wissenschaftlichen Ergebnisse, der Qualität der Aussagekraft der Präsentation und der<br />

Originalität der Arbeit beurteilt. Vergeben wurden acht Posterpreise und acht „Hot Topics“ Poster.<br />

Foto: Holger Halberstadt, Karlsruhe<br />

Posterpreise<br />

P 1.10<br />

Efficient calculation of high-order coupling terms in the manymode<br />

expansion of potential energy surfaces<br />

Patrick Meier 1 , Greg Bellchambers 2 , Julian Klepp 1 , Frederick<br />

Manby 2 , Guntram Rauhut 1<br />

1<br />

Institute of Theoretical Chemistry, University of Stuttgart,<br />

Pfaffenwaldring 55, Stuttgart D-7<strong>05</strong>69<br />

2 Centre for Computational Chemistry, School of Chemistry,<br />

University of Bristol, Bristol BS8 1TS, United Kingdom<br />

2D potential energy surface along normal coordinates.<br />

Multidimensional potential energy surfaces (PES) are an important<br />

prerequisite for the determination of accurate molecular<br />

properties, like vibrational frequencies. To accelerate the<br />

demanding task of calculating the PES, the newly implemented<br />

reference geometry Harris-Foulkes (RGHF) method is used for<br />

the determination of high-order coupling terms. In the RGHF<br />

method the electron density of a reference geometry is calculated<br />

by density functional theory and is subsequently localized<br />

to the atoms. The fragmented density can be used within<br />

the RGHF method for a distorted geometry. The RGHF calculations<br />

are up to 13 times faster than a corresponding PBE<br />

calculation. Systematic benchmark calculations for vibrational<br />

frequencies obtained from vibrational confi guration interaction<br />

(VCI) theory have been performed for a test suite of 28 molecules.<br />

We thank the Konrad-Adenauer-Stiftung and the <strong>Deutsche</strong><br />

Forschungsgemeinschaft for fi nancial support.<br />

[1] P. Meier, G. Bellchambers, J. Klepp, F. Manby, G. Rauhut, Phys.<br />

Chem. Chem. Phys., <strong>2013</strong>, 15, 10233-10240<br />

234


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

P 2.03<br />

Challenging cellular mechanics – interfering with membranecytoskeleton<br />

attachment sites leads to substantial changes<br />

in membrane tension<br />

Bastian Rouven Brückner, Anna Pietuch, Andreas Janshoff<br />

Georg August University of Göttingen, Institute of Physical Chemistry,<br />

Tammannstr. 6, 37077 Göttingen, Germany.<br />

This study describes a mechanical model to map elastic properties<br />

of epithelial cells. In contrast to the commonly used contact<br />

model devised by Hertz, we used an approach relying on<br />

a modifi ed liquid droplet model[1] that takes the architecture<br />

of the apical membrane into account. Force spectroscopy comprising<br />

indentation and tether pulling experiments was applied<br />

to map the membrane’s in-plane tension as a set-point for<br />

regulation and the available surface area at the same location.<br />

Evidence for the validity of our model is given by obtaining the<br />

same mechanical properties mainly independent from the geometry<br />

of the indenter. Thereby, we can show how cells quickly<br />

adapt to a mechanically challenging situation as experienced<br />

during migration, cell division or exposure to osmotic stress[2].<br />

We found substantial changes in membrane tension and area<br />

compressibility modulus due to interfering with membranecytoskeleton<br />

attachment sites.<br />

Model of the apical cap of epithelial cells limited by cell-cell contacts with<br />

the relevant shape parameters and representative force distance cycle.<br />

Trace curve (black) and retrace curve (blue) are used to determine the mechanical<br />

properties such as tension t 0 , apparent area compressibility modulus<br />

K ~ A and tension t t from the force plateau F tether .<br />

[1] S. Sen, S. Subramanian, D. E. Discher, Biophys. J. 20<strong>05</strong>, 89,<br />

3203-3213.<br />

[2] A. Pietuch, B. R. Brückner, A. Janshoff, BBA Mol. Cell Res. <strong>2013</strong><br />

1833, 712-722.<br />

P 5.06<br />

Chemical Imaging of Supersonic Expansions<br />

Julia Zischang, Martin A. Suhm<br />

Georg-August-Universität Göttingen,<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Tammannstr. 6, 37077 Göttingen, Germany.<br />

A novel setup for chemical imaging of supersonic slit nozzle<br />

expansions was developed in order to track the dynamics of<br />

intermolecular interactions. The combination of rapid scan<br />

FTIR spectroscopy and a focal plane array HgCdTe detector allows<br />

for spatially resolved imaging of the 2D expansions. Data<br />

acquisition times in the range of seconds or minutes, a high radiation<br />

throughput as well as the relatively low substance consumption<br />

and good data reproducibility make the technique attractive,<br />

even though it does not achieve the spatial resolution<br />

of Raman mapping methods. Applying this imaging technique<br />

to pulsed and continuous helium expansions seeded with nitrous<br />

oxide, spatially resolved information about density evolutions,<br />

rotational bands widths, temperatures, clustering and<br />

shock wave patterns can be derived.<br />

N 2 O in He<br />

3 integral / cm -1<br />

0<br />

2<br />

4<br />

y / mm<br />

Continuous expansion of N 2 O in He (nozzle exit on the left hand side). The<br />

expansion structure is visualized by integration over the whole ν 3 vibrational<br />

band region.<br />

6<br />

8<br />

8<br />

6<br />

4<br />

x / mm<br />

0<br />

2<br />

235


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

P 8.09<br />

Vertical Photoionization of Liquid-to-Supercritical Ammonia:<br />

Thermal Effects on the Valence-to-Conduction Band Gap<br />

Janus Urbanek, Jörg Lindner, Peter Vöhringer<br />

Institut <strong>für</strong> Theoretische und <strong>Physikalische</strong> Chemie,<br />

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität,<br />

Wegelerstr. 12, 53115 Bonn, Germany<br />

Solvated electrons produced by femtosecond multi-photon excitation<br />

of neat liquids provide sensitive probes for the electronic<br />

properties of the solvent. We presented a Monte-Carlo analysis<br />

of the geminate recombination dynamics of solvated electrons in<br />

fl uid ammonia to determine their average thermalization distance,<br />

‹r 0 › from the ionization hole, NH 3 + . The comparison between simulations<br />

and experimental data revealed that ‹r 0 › decreases strongly<br />

with both increasing temperature, T, and decreasing density, ρ,<br />

from 3.2 nm in the cryogenic fl uid down to roughly 0.5 nm in the<br />

dilute supercritical phase. These changes of ‹r 0 › are well attributed<br />

to thermally induced energy level shifts for the valence-to-conduction<br />

band gap. At constant excitation energy of 9.3 eV the excess<br />

energy initially imparted on the ejected electron is gradually decreased<br />

as gas-like conditions are progressively approached.<br />

Left: Comparison between the experimental pump-induced optical density,<br />

ΔOD of the solvated electron created by 266-nm two-photon ionization of<br />

fluid ammonia (open circles) and the corresponding Monte Carlo simulation<br />

(solid line) of the survival probability, Ω(t). Right: Mean thermalization distance<br />

of the solvated electron as a function of the solvent density.<br />

[1] J. Urbanek, A. Dahmen, J. Torres-Alacan, P. Königshoven, J. Lindner,<br />

and P. Vöhringer, J. Phys. Chem. B 2012, 116, 2223-2233.<br />

[2] J. Urbanek, and P. Vöhringer, J. Phys. Chem. B <strong>2013</strong>, 117,<br />

8844-8854.<br />

P 6.12<br />

Ab initio Berechnungen zur photokatalytischen Wasserspaltung<br />

an Titandioxid<br />

Jan Mitschker, Thorsten Klüner<br />

Theoretische Chemie, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg<br />

Carl-von-Ossietzky-Str. 9-11, D-26129 Oldenburg<br />

Die Gewinnung von Wasserstoff durch Spaltung von Wasser unter<br />

Verwendung von Sonnenlicht stellt einen ökologisch reizvollen<br />

Weg zu erneuerbaren Energien dar. In unserer Arbeitsgruppe<br />

versuchen wir, diesen Prozess auf einer Titandioxidoberfl äche<br />

im Rahmen von quantenchemischen und quantendynamischen<br />

Studien im Detail zu verstehen. Die Oberfl äche wird durch einen<br />

in ein Punktladungsfeld eingebetteten Cluster beschrieben.<br />

Mit modernen ab initio Verfahren wie CASSCF, CASPT2 und<br />

CCSD können so Potentialhyperfl ächen <strong>für</strong> den elektronischen<br />

Grundzustand und ausgewählte angeregte Zustände, die aus<br />

der Einstrahlung von Licht resultieren, berechnet werden. Diese<br />

werden in quantendynamischen Studien genutzt, um die Kernbewegung<br />

zu simulieren und dabei insbesondere auch Quanteneffekte<br />

zu berücksichtigen.<br />

energy / eV<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1.5<br />

2.0<br />

distance from 2.5<br />

substrate surface / Å<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

3.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0<br />

O−H bond distance / Å<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Schnitt durch die 5D-Potentialfläche von Wasser auf Rutil. Gezeigt sind der<br />

elektronische Grundzustand und ein angeregter Zustand sowie der eingesetzte<br />

Cluster.<br />

236


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

P 7.03<br />

Synthesis and spectroscopy of carbon nanowalls and fewlayer<br />

graphene sheets with deposited metal nanoparticles<br />

Michael Höltig, Alf Mews<br />

Institute for Physical Chemistry, University of Hamburg<br />

Grindelallee 117, 20146 Hamburg, Germany<br />

Carbon nanowalls (CNWs) and few-layer graphene- (FLG-)<br />

sheets are oriented nanoscopic graphitic structures, which can<br />

be grown directly on surfaces by plasma enhanced chemical<br />

vapor deposition (PECVD) methods. The resulting structures are<br />

promising candidates for electrical applications such as fuel<br />

cells, supercapacitors and lithium-ion batteries. Here we show<br />

how FLG-sheets have been directly grown on a conductive substrate<br />

(glass with 50 nm gold layer, 4 cm²) at temperatures of<br />

650 - 700 °C. In a next step metal nanoparticles have been<br />

electrodeposited on these carbon nanomaterials via a high voltage<br />

electrodeposition method. This method allows a metal deposition<br />

with a high yield and also to control the density of metal<br />

particles on the nanoscopic carbon surface. Here we choose<br />

silver and palladium as model structures. Silver was chosen for<br />

the investigation of surface enhancement effect of Raman signals<br />

from the FLG-structures and palladium as catalyst for fuel<br />

cell applications. For the Pd-FLG-composites we found promising<br />

catalytic activity and high cycle stability for ethanol oxidation<br />

in alkaline solution as measured with cyclic voltammetry.<br />

Figure a shows a SEM image of a FLG-sheet with Pd-nanoparticles after cyclic<br />

voltammetry measurements. Figure b shows the corresponding Raman<br />

spectrum (λ exc. = 532 nm) which displays a narrow 2D-mode at ν ~ = 2690 cm -1<br />

(FWHM < 40 cm -1 ).<br />

HOT TOPICS POSTER<br />

P 1.51<br />

Structure revision of Plakotenin<br />

Angela Bihlmeier, Wim Klopper<br />

Institute of Physical Chemistry and Center for Functional<br />

Nanostructures, Karlsruhe Institute of Technology (KIT),<br />

Kaiserstr. 12, 76131 Karlsruhe, Germany<br />

Plakotenin, a natural product of marine origin, signifi cantly reduces<br />

proliferation of rheumatoid synovial fi broblasts and shows<br />

moderate general cytotoxicity. Based on the recently achieved<br />

total synthesis of Plakotenin via an intramolecular Diels-Alder<br />

reaction, we were able to show with density functional theory<br />

calculations of the transition states that the previously proposed<br />

structure of natural Plakotenin could only have been formed via<br />

an energetically high lying transition state, which is very unlikely.<br />

Instead, the structure of Plakotenin corresponds to the product<br />

formed via the lowest transition state. This was proven conclusively<br />

by comparison of experimental and theoretical optical<br />

rotation, circular dichroism and two-dimensional nuclear Overhauser<br />

enhancement spectra. The simulated nuclear Overhauser<br />

enhancement spectra suggest that the misassignment of the<br />

1 H chemical shifts of two methyl groups has led to the wrong<br />

structure prediction.<br />

Calculated CD spectra of the previously proposed (bottom) and the revised<br />

structure (top) of Plakotenin.<br />

237


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

P 1.52<br />

Photoinduced electron transfer in donor–acceptor compounds:<br />

from small oligomers to polymers<br />

Florian Kanal 1 , Stefan Ruetzel 1 , Han Lu 2 , Christoph Lambert 2 ,<br />

Tobias Brixner 1 ,<br />

1 Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> und Theoretische Chemie,<br />

2<br />

Institut <strong>für</strong> Organische Chemie, Universität Würzburg,<br />

Am Hubland, 97074 Würzburg, Germany<br />

Mixed-valence donor (D)–acceptor (A) compounds exhibit an intervalence<br />

charge transfer (IVCT) upon optical excitation and are<br />

thus interesting model systems for studying charge transport.<br />

We carried out NIR-pump–VIS-probe femtosecond transient absorption<br />

experiments on four oligomers of different donor–acceptor<br />

patterns (DA, DAD, ADA, (DA) 2 ). The back electron transfer<br />

rate strongly depends on the solvent polarity and the number<br />

of electron-donating groups attached to the particular donor<br />

moieties. By adding single D- or A-units to the constituting D–A<br />

structure, we unraveled the back electron transfer process in a<br />

confi ned length scale and could compare it with a recent study<br />

on a D–A polymer with more relaxation pathways [1]. To fi gure<br />

out the length at which the charge transfer properties change<br />

from fi nite-structure-like to polymer-like, future experiments will<br />

focus on intermediate chain lengths.<br />

Schematic of the photoinduced electron-transfer processes in a monomeric<br />

and a polymeric donor–acceptor compound and exemplary transient-absorption<br />

data.<br />

[1] D. Reitzenstein, T. Quast, F. Kanal, M. Kullmann, S. Ruetzel, M.<br />

S. Hammer, C. Deibel, V. Dyakonov, T. Brixner, and C. Lambert,<br />

Chem. Mater. 2010, 22, 6641–6655.<br />

P 5.08<br />

Entwicklung und Anwendung explizit korrelierter Multireferenz-Methoden<br />

Robin Haunschild 1 , Debashis Mukherjee 2 und Wim Klopper 1<br />

1<br />

Institute of Physical Chemistry, Theoretical Chemistry Group,<br />

Karlsruhe Institute of Technology, KIT Campus South,<br />

Fritz-Haber-Weg 2, 76131 Karlsruhe, Germany<br />

2 Raman Center for Atomic, Molecular and Optical Sciences<br />

Indian Association for the Cultivation of Science<br />

Jadavpur, Kolkata 700032, India<br />

Explizit korrelierte Methoden (<strong>für</strong> Coupled-Cluster und störungstheoretische<br />

Näherungen) sind in der Quantenchemie etabliert<br />

<strong>für</strong> Fälle, in denen nur eine Modellfunktion zur qualitativ korrekten<br />

Beschreibung der Referenz wellen funktion benötigt wird. Im<br />

Rahmen unserer Forschungsarbeiten werden diese Methoden<br />

<strong>für</strong> mehrere Modellfunktionen entwickelt und angewendet. Damit<br />

lässt sich die Basissatzkonvergenz um zwei oder mehr Kardinalzahlen<br />

verbessern. Im Rahmen der Störungstheorie geschieht<br />

dies mit entweder einer universellen (Mk-MRPT2+F12)<br />

oder einer gekoppelten Variante (Mk-MRPT2-F12). Mit einer<br />

schnelleren Konvergenz der Korrelationsenergie zum Basissatzlimit<br />

werden Ungenauigkeiten in der CASSCF-Energie bestimmend.<br />

Da<strong>für</strong> wird eine Korrektur entwickelt, die der CABS-<br />

Singles-Energie sehr ähnlich ist.<br />

Explizit korrelierte Methoden sind nötig, um Ergebnisse mit chemischer Genauigkeit<br />

und vertretbarem Rechenaufwand zu erreichen: J. Chem. Phys.,<br />

<strong>2013</strong>, 138, 211101, “Top 20 Most Read” im Juni <strong>2013</strong><br />

238


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

P 8.21<br />

Ultrafast reversible switching dynamics and solvation shell<br />

rearrangements of a photo-switchable catalyst tracked from<br />

femto- to nanoseconds.<br />

Manuel Pescher 1 , Luuk van Wilderen 1 , Susanne Gruetzner 2 ,<br />

Stefan Hecht 2 , Jens Bredenbeck 1 ,<br />

1<br />

Institut <strong>für</strong> Biophysik, Goethe-Universität / Frankfurt am Main,<br />

Max von Laue-Straße 1, D-60438 Frankfurt<br />

2<br />

Institut <strong>für</strong> Chemie, Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Brook-Taylor-Str. 2, 12489 Berlin<br />

Temporal and spatial control of chemical processes is a longstanding<br />

challenge. Azokat, an azobenzene-based ultrafast<br />

photo-switchable catalyst, developed by Stoll et al. [1] is under<br />

study. We observe ultrafast isomerisation of Azokat and solvation<br />

shell rearrangements of added hydrogen-bonding partners<br />

(alcohol, which binds to azokat’s active site). We fi nd that the<br />

catalyst’s isomerisation and the appearance of free alcohol occur<br />

simultaneously, showing that isomerization generates suffi<br />

cient force to expel the bound molecule from the active site.<br />

Subsequently, we observe a rearrangement of the hydrogen<br />

bond network of the surrounding alcohol. Our work shows that<br />

Azokat can indeed serve as an ultrafast trigger of chemical processes.<br />

The detailed understanding of the Azokat prototype helps<br />

to improve the design of novel ultrafast switchable catalysts.<br />

Azokat’s catalytically active cis-form (on the left) can reversibly be switched<br />

to its inactive trans-form (on the right). The active site, an amine providing a<br />

free electron pair (grey area), can only form a hydrogen bond to an alcohol in<br />

the cis-state. Upon 450 nm illumination, we directly observe the appearance<br />

of free alcohol concomitant with isomerisation of the azobenzene moiety.<br />

[1] R. S. Stoll, M. V. Peters, A. Kuhn, S. Heiles, R. Goddard, M. Bühl,<br />

C. Thiele, and S. Hecht, J. Am. Chem. Soc., 2009, 131, 357–67.<br />

P 5.27<br />

Ion selectivity of biological and synthetic nanopores by molecular<br />

dynamics simulations and 3D integral equation theory.<br />

Leonhard M. Henkes, Florian Mrugalla, Roland Frach, Stefan<br />

M. Kast<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie III, TU Dortmund,<br />

Otto-Hahn-Str. 6, D-44227 Dortmund, Germany<br />

Understanding fundamental structure-selectivity relationships<br />

in natural protein ion channels and synthetic nanopores is a<br />

yet unresolved question with large implications for the design<br />

of nanodevices with special conduction properties. A computational<br />

approach to the design problem has the advantage that<br />

control parameters can be systematically varied. We show that<br />

the combination of nonequilibrium molecular dynamics simulations<br />

under the infl uence of an external fi eld in conjunction<br />

with 3D RISM (reference interaction site model) integral equation<br />

theory provides consistent data in order to characterize<br />

conductance properties and relevant chemical features that<br />

govern selectivity [1]. We demonstrate results of the integrated<br />

approach for a recently described synthetic nanopore that is<br />

supposed to mimic biological K + selective ion channels [2]. The<br />

results can be used to resolve open problems associated with<br />

the interpretation of experimental data.<br />

3D RISM calculation results of the isolated synthetic pore in 1M aqueous<br />

KCl solution. Left: isosurfaces for Cl - distribution functions (purple) at g =<br />

1.1 and g = 1.6; right: axial concentration profile for various solvent sites<br />

(purple: Cl - , green: K + , red: water-O, blue: water-H).<br />

[1] S. M. Kast, T. Kloss, S. Tayefeh, G. Thiel, J. Gen. Physiol., 2011,<br />

138, 371–373.<br />

[2] X. Zhou et al., Nature Commun., 2012, 3, 949.<br />

239


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

P 7.<strong>05</strong><br />

Auswirkungen der Gold-Nanopartikel-Morphologie auf die<br />

Anordnung in 2 D & 3 D Superstrukturen<br />

Danny Haubold 1 , Lydia Liebscher 1 , Stephen G. Hickey 1 , Paul<br />

Simon 2 , Igor Baburin 1 , Alexander Eychmüller 1<br />

1<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, TU Dresden,<br />

Bergstraße 66b, 01062 Dresden<br />

2<br />

Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Chemische Physik fester Stoffe,<br />

Nöthnitzer Str. 40, 01187 Dresden<br />

Aufgrund ihrer größenabhängigen Eigenschaften sind Nanopartikel<br />

(NP) <strong>für</strong> den Einsatz als designbare Funktionsmaterialien<br />

von großem Interesse. Daher wurden sowohl PbS- als<br />

auch Au-NP mittels Selbstassemblierung zu dreidimensionalen<br />

Mesokristallen (3 D) (Abb. 1) angeordnet, wobei signifi k ante<br />

Unterschiede in den resultierenden Anordnungen festgestellt<br />

wurden. Während PbS-NP hochsymmetrische Kristalle bis zu<br />

Größen von 350 μm ausbilden, weisen Au-Superstrukturen<br />

Defekte auf und sind nur 25 μm groß. In Untersuchungen<br />

des Assemblierungsprozesses wurde die innere Ordnung der<br />

Superstrukturen durch einzelne Schichten (2 D) und den primären<br />

Baueinheiten (0 D) approximiert. Dabei wurde gezeigt,<br />

dass durch die Multidomänenstruktur der Au-NP, im Vergleich<br />

zu den einkristallinen PbS-NP, Defekte in der Ausrichtung der<br />

Baueinheiten in den Schichten auftreten. Diese strukturinduzierten<br />

Defekte im 2 D fi nden sich auch in der Morphologie der<br />

3 D Strukturen und beeinfl ussen das Wachstum.<br />

Abb. 1: Sternförmige Superstruktur aus Gold-NP mit einer Größe von 25 μm<br />

und einer Vielzahl an Defekten.<br />

P 9.03<br />

Microcalorimetric study on the mechanism of electrochemical<br />

deposition and dissolution of silver<br />

Katrin R. Bickel, Rolf Schuster<br />

Physical Chemistry of Condensed Matter Division,<br />

Institute of Physical Chemistry,<br />

Karlsruhe Institute of Technology (KIT), Germany<br />

Fritz-Haber-Weg 2, 76131 Karlsruhe<br />

Despite its commercial use for over 150 years, the mechanism<br />

of silver electrodeposition from cyanide-containing electrolytes is<br />

still not fully understood 1 . We studied this process with the help<br />

of electrochemical microcalorimetry, which allows the determination<br />

of entropy changes during electrochemical processes from<br />

temperature changes at the electrode. Upon deposition from solutions<br />

with low cyanide concentrations, we observed warming of<br />

the electrode during the fi rst few milliseconds, and cooling afterwards,<br />

which indicates a two-step process with an entropy loss<br />

at the beginning and an entropy increase afterwards. From the<br />

temperature transients we corroborate that both, the deposition<br />

and dissolution of silver from solutions with low cyanide concentrations<br />

proceed via a neutral [AgCN]-species.<br />

Potential-, current- and temperature transients during the pulsed electrochemical<br />

deposition of silver from a dicyanoargentate solution (0.<strong>05</strong> mM<br />

KAg(CN) 2 , pH 11).<br />

[1] W. Vielstich, H. Gerischer, Z. Phys. Chem. 1955, 4, 10;<br />

H. Baltruschat, W. Vielstich, J. Electroanal. Chem. Interfacial.<br />

Electrochem. 1983, 154, 141.<br />

240


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

EHRENMITGLIEDSCHAFT DER DEUTSCHEN<br />

BUNSEN-GESELLSCHAFT FÜR PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />

PROF. DR. DR. H.C. MULT. ERWIN NEHER<br />

PROF. DR. DR. H.C. MULT. BERT SAKMANN<br />

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr verehrte Damen und Herren<br />

Lieber Herr Neher, lieber Herr Sakmann<br />

Es ist mir eine große Freude und besondere Ehre diese Laudatio<br />

aus Anlass der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie an<br />

Sie halten zu dürfen. Ich begrüße Sie sehr herzlich zusammen<br />

mit Ihnen, Frau Neher, und ich bitte Sie, Herr Sakmann, Ihrer<br />

Frau ebenfalls die allerbesten Grüße auszurichten. Ich freue<br />

mich zudem mit Prof. Heinz-Georg Wagner, Prof. Helmut Baumgärtel,<br />

und Prof. Jürgen Troe weitere Ehrenmitglieder der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

hier begrüßen zu dürfen. Die Ehrenmitglieder<br />

Prof. Manfred Eigen und Prof. Gerhard Ertl sind heute, wie Sie<br />

bereits gehört haben, leider verhindert.<br />

Wenn ich heutzutage die Grundlagen der zellulären Erregbarkeit<br />

lehre, beginne ich mit der Erklärung des Ruhemembranpotenzials<br />

mit Hilfe der Nernst’schen Gleichung. Walter Nernst war,<br />

wie bereits erwähnt, Mitbegründer der Vorläufergesellschaft der<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> und wurde im Jahre 1912 Ehrenmitglied.<br />

Nach Einführung des Aktionspotenzials und der Experimente<br />

von Hodgkin und Huxley zur Aufklärung seiner biophysikalischen<br />

Grundlagen, folgt dann in meiner Vorlesung sofort der Hinweis<br />

auf die Arbeiten von Neher und Sakmann. Ich führe sie dabei<br />

manchmal etwas augenzwinkernd als ‘Kanalarbeiter’ ein, überleitend<br />

zum großen Thema der ‘Ionenkanäle’ als molekularer<br />

Basis zellulärer Erregung und Kommunikation. Ich denke, diese<br />

Einreihung in die großen Meilensteine der Geschichte der Erforschung<br />

der Bioelektrizität unterstreicht bereits die herausragende<br />

Bedeutung der Arbeiten von Erwin Neher und Bert Sakmann.<br />

Die erstmalige direkte elektrische Messung der diskreten, ‘gequantelten’<br />

Ionenströme durch kleinste molekulare Schalter mit<br />

Hilfe der patch-clamp Technik war ein wissenschaftlicher Durchbruch,<br />

wie er nur selten gelingt, der Beginn einer neuen Ära und<br />

eine Leistung, <strong>für</strong> die Erwin Neher und Bert Sakmann 1991 der<br />

Nobelpreis <strong>für</strong> Medizin und Physiologie verliehen wurde. Doch<br />

das wissenschaftliche Wirken von Erwin Neher und Bert Sakmann<br />

geht <strong>für</strong> mich auch weit über die Entwicklung und Anwendung<br />

der patch-clamp Technik hinaus, wie meine folgenden Ausführungen<br />

hoffentlich verdeutlichen werden. Beide haben breite<br />

Forschungsfelder wesentlich beeinfl usst und tun es immer noch,<br />

sie haben sich sehr stark <strong>für</strong> den wissenschaftlichen Nachwuchs<br />

und den internationalen Austausch eingesetzt, und beide haben<br />

mit ihrer Begeisterung <strong>für</strong> die Forschung und durch die Klarheit<br />

ihrer wissenschaftlichen Herangehensweise nachfolgende Generationen<br />

von Forschern entscheidend geprägt.<br />

Lassen Sie mich die Werdegänge der Laureaten kurz zusammenfassen<br />

und insbesondere auf deren Verfl echtung hinweisen.<br />

Beide wurden in Süddeutschland geboren, Erwin Neher am 20.<br />

März 1944 im oberbayerischen Landsberg an der Lech, Bert<br />

Sakmann am 12. Juni 1942 im schwäbischen Stuttgart. Schon<br />

bei der Herkunft zeigt sich also eine spannende Mischung aus<br />

relativer Nähe aber auch gewisser Unterschiedlichkeit, die sich<br />

im späteren parallelen Lebensweg immer wieder fi ndet. Beide interessieren<br />

sich als junge Männer <strong>für</strong> Biophysik und Kybernetik<br />

und schlagen zunächst ganz unterschiedliche Studienrichtungen<br />

ein: Erwin Neher absolviert ein Studium der Physik in München<br />

und in Madison, Wisconsin, während Bert Sakmann Medizin an<br />

den Universitäten Tübingen, Freiburg, Berlin, Paris und München<br />

studiert. Ende der 1960er Jahre lernen sich beide in München<br />

im Labor von Dieter Lux am Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Psychiatrie<br />

während ihrer Doktorarbeiten kennen und beginnen gemeinsame<br />

Forschungsideen zu entwickeln. Prägende Stationen im Aus-<br />

Marcell Peuckert überreicht Erwin Neher (links) und Bert Sakmann (rechts) die Ernennungsurkunde zum Ehrenmitglied der DBG.<br />

241


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

land sind dann <strong>für</strong> Bert Sakmann das Labor von Sir Bernard Katz<br />

am University College London und <strong>für</strong> Erwin Neher ein Aufenthalt<br />

an der Yale University. Ihre Wege fi nden sich in Göttingen wieder<br />

zusammen, wo die beiden jungen Wissenschaftler – durch<br />

Otto Creutzfeld gefördert – Forschungsgruppen am Max-Planck-<br />

Institut <strong>für</strong> biophysikalische Chemie aufbauen. Mitte der 1970er<br />

Jahre gelingt gemeinsam der Durchbruch bei Messungen von<br />

Einzelkanalströmen durch Acetylcholin-Rezeptoren an der neuromuskulären<br />

Endplatte mit Hilfe der neuentwickelten patch-clamp<br />

Technik. Bei dieser Methode wird eine dünn ausgezogene Glaspipettenspitze<br />

sanft auf die Zellmembran aufgesetzt und diese angesaugt,<br />

so dass im eng umschlossenen ‹Membranfl ecken› – bei<br />

einem sehr hohem Abdichtwiderstand nach außen – elektrische<br />

Ströme im Picoampere-Bereich aufgelöst werden können. Die<br />

patch-clamp Technik wird von Neher und Sakmann bis Anfang<br />

der 1980er Jahre perfektioniert und verbreitet sich schnell als<br />

Methode zur Charakterisierung verschiedenster Ionenkanaltypen.<br />

Sie erlaubt die Untersuchung pharmakologischer Wirkmechanismen<br />

und – lange vor der ersten atomaren Strukturaufklärung<br />

von Membranproteinen – bahnbrechende Untersuchungen<br />

zur Struktur-Funktionsbeziehung mit Hilfe systematischer Gensequenzveränderungen.<br />

Die große Bedeutung dieses Fortschritts<br />

zeigt sich insbesondere bei den Erkenntnissen zu sogenannten<br />

‹Ionenkanalkrankheiten›, also Krankheitsbildern, die inzwischen<br />

auf Störungen bestimmter Ionenkanäle zurückgeführt werden<br />

können. Die patch-clamp Technik hat sich mittlerweile auf vielfältigste,<br />

teils unerwartete Art und Weise weiterentwickelt und wird<br />

seit langem täglich auf der ganzen Welt sowohl <strong>für</strong> molekulare als<br />

auch <strong>für</strong> zelluläre Untersuchungen angewendet.<br />

Bevor wir im Werdegang fortfahren, erlauben Sie mir die Zwischenfrage:<br />

Worin mag das Geheimnis der so erfolgreichen Zusammenarbeit<br />

von Erwin Neher und Bert Sakmann liegen? Ein<br />

Aspekt scheint mir die hervorragende beiderseitige Ergänzung zu<br />

sein. Zur Veranschaulichung möchte ich ein Bild aus dem Bereich<br />

des Tennis verwenden. Peter Fleming, der zusammen mit John<br />

McEnroe viele Jahre eines der erfolgreichsten Doppel im Tennis<br />

bildete, beschrieb deren Erfolgsgeheimnis so: «He was left, I was<br />

right. I hit hard, he had touch. I was tall, he was short. We worked<br />

so well together”. Obwohl ich nicht weiss, ob es je ein Tennisdoppel<br />

Neher-Sakmann gab, nehme ich an, dass die komplementären<br />

Ausbildungen, die sich ergänzenden Fähigkeiten, Stärken und<br />

Persönlichkeiten, bei gemeinsamen Interessen und Zielen, <strong>für</strong><br />

den Erfolg des Doppels Neher-Sakmann mitentscheidend waren.<br />

Bald folgten <strong>für</strong> das Doppel viele gemeinsame Preise, allen voran<br />

der Nernst-Haber-Bodenstein-Preis der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, der<br />

ihnen bereits 1977 zusammen verliehen wurde, sowie der Feldberg<br />

Award, der Spencer Award, und der Leibniz Preis der DFG,<br />

um nur einige frühe Ehrungen vor dem Nobelpreis zu nennen.<br />

Die frühe Anerkennung befl ügelte den Werdegang der beiden<br />

Laureaten, die Mitte der 1980er Jahre als Direktoren am Göttinger<br />

Max-Planck-Institut <strong>für</strong> biophysikalische Chemie und<br />

als Universitätsprofessoren berufen wurden. Erwin Neher ist<br />

bis heute dem Göttinger Institut treu geblieben, während Bert<br />

Sakmann 1988 in das molekularbiologisch geprägte Heidelberg<br />

an das Max-Planck-Institut <strong>für</strong> medizinische Forschung<br />

wechselte, wo er bis 2008 die Abteilung Zellphysiologie leitete.<br />

Anschließend ging er zurück nach München, nur um kurz<br />

danach als Emeritus mit jugendlicher Vitalität die zusätzliche<br />

Herausforderung anzunehmen, das neue Max-Planck-Institut<br />

Florida als wissenschaftlicher Direktor in Schwung zu bringen.<br />

Auch nach dem Nobelpreis stand <strong>für</strong> Erwin Neher und Bert Sakmann<br />

immer die Forschung im Mittelpunkt. Sie haben sich verschiedenen<br />

zentralen Forschungsfeldern in der Physiologie und<br />

den Neurowissenschaften gewidmet, thematisch teils in unterschiedlichen,<br />

teils in überlappenden Bereichen. Das Hauptinteresse<br />

galt dabei weiterhin den elementaren biophysikalischen und<br />

physiologischen Prozessen, so etwa der gequantelten Transmitterausschüttung<br />

bei der Exozytose und an Synapsen, die im Neher<br />

Labor durch Messung der diskreten Membrankapazitätserhöhungen<br />

bei Vesikelfusion direkt beobachtbar wurde. Die Erforschung<br />

einer Riesensynapse im Hirnstamm (erschrecken Sie nicht, sie ist<br />

nur 10 Mikrometer groß), entwickelte sich in den 1990er Jahren<br />

zu einem sehr fruchtbaren gemeinsamen Forschungsfeld, das im<br />

freundschaftlichen Wettbewerb vorangebracht wurde. Bert Sakmann<br />

wandte sich zudem den noch größeren Skalen zu, insbesondere<br />

der Signalverarbeitung in einzelnen Nervenzellen, den<br />

Grundbausteinen neuronaler Schaltkreise, und in jüngster Zeit<br />

der exakten Charakterisierung der aus mehreren zehntausend<br />

Zellen bestehenden kortikalen Kolumnen in der Hirnrinde, wiederum<br />

als funktionelle Einheiten im größeren Ganzen.<br />

Neben den herausragenden Forschungsleistungen, <strong>für</strong> die Erwin<br />

Neher und Bert Sakmann eine Vielzahl von Preisen, Ehrenmitgliedschaften,<br />

und Ehrendoktorwürden erhalten haben, möchte<br />

ich abschließend noch zwei Aspekte hervorheben. Beide Laureaten<br />

haben sich immer als Lehrer, Mentoren, und Förderer junger<br />

Wissenschaftler verstanden und verantwortlich gefühlt und viele<br />

der Schüler sind inzwischen über die ganze Welt verteilt und versuchen<br />

die Begeisterung ihrer Lehrer weiterzutragen. Mein ganz<br />

persönlicher Dank gilt Ihnen, lieber Herr Sakmann und Herr Neher,<br />

<strong>für</strong> die gemeinsame Betreuung meiner Doktorarbeit und <strong>für</strong> die<br />

spätere fantastische Möglichkeit in der Heidelberger Sakmann<br />

Abteilung eine Forschungsgruppe mit vollster Unterstützung und<br />

allen Freiheiten aufbauen zu dürfen. Viele andere Nachwuchswissenschaftler<br />

haben ähnliche Unterstützung erfahren und erfahren<br />

sie noch, so etwa auch im von Erwin Neher mitgegründetem ‘European<br />

Neuroscience Institute’ in Göttingen. Schließlich ist beiden<br />

der internationale Austausch zwischen Wissenschaftlern stets besonders<br />

am Herzen gelegen, <strong>für</strong> Bert Sakmann insbesondere die<br />

Förderung der deutsch-israelischen Wissenschaftskooperation<br />

durch seine Stiftung. Und beide pfl egen weiterhin viele intensive<br />

wissenschaftliche Kontakte in der ganzen Welt.<br />

Sehr verehrte Damen und Herren, Sie ahnen, dass ich Ihnen nur<br />

Ausschnitte aus dem gewaltigen Lebenswerk der beiden Laureaten<br />

aufzeigen konnte. Ihre herausragenden und vielfältigen Verdienste<br />

erfahren mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie heute<br />

eine besondere, äußerst verdiente, und würdige Auszeichnung.<br />

Lieber Herr Neher, lieber Herr Sakmann, ich gratuliere Ihnen<br />

sehr herzlich zu dieser Ehrung!<br />

Fritjof Helmchen<br />

Prof. Dr. Fritjof Helmchen<br />

Institut <strong>für</strong> Hirnforschung<br />

Universität Zürich<br />

E-Mail: helmchen@hifo.uzh.ch<br />

242


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

NERNST-HABER-BODENSTEIN-PREIS <strong>2013</strong><br />

PROF. DR. HANS JAKOB WÖRNER<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie<br />

verleiht jährlich den Nernst-Haber-Bodenstein-Preis an junge<br />

Nachwuchswissenschaftler <strong>für</strong> herausragende Leistungen im<br />

Bereich der <strong>Physikalische</strong>n Chemie.<br />

Der Preis erinnert an die großen Wissenschaftlerpersönlichkeiten<br />

Max Bodenstein, Fritz Haber und Walter Nernst.<br />

Im Jahr <strong>2013</strong> geht der Preis an Herrn Hans Jakob Wörner vom<br />

Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der ETH Zürich in Würdigung<br />

seiner herausragenden experimentellen Arbeiten zur<br />

Beobachtung der zeitabhängigen Quantendynamik der Elektronenbewegung<br />

in Molekülen auf der Subfemtosekunden-<br />

Zeitskala.<br />

Herr Professor Hans Jakob Wörner hat an der Ecole Polytechnique<br />

Fédérale de Lausanne und an der ETH Zürich Chemie<br />

studiert – (Diplom dort 2003) – und bei Frédéric Merkt im Jahre<br />

2007 mit einer Arbeit über hochaufl ösende Spektroskopie<br />

kleiner organischer Ionen im Hinblick auf Nicht-Born-Oppenheimer-Effekte<br />

den Doktorgrad der ETH Zürich erworben. Nach<br />

einem kurzen Postdoktorandenaufenthalt in 2007 am Laboratoire<br />

Aimé Cotton, Orsay (Paris) bei Christian Jungen ging er <strong>für</strong><br />

3 Jahre (2007 – 2010) als Postdoktorand an das Joint Laboratory<br />

for Attosecond Science zu Paul Corkum, wo er mit grundlegenden<br />

experimentellen Arbeiten zur Attosekundendynamik<br />

der Elektronenbewegung in Molekülen begann.<br />

Vor den Arbeiten von Hans Jakob Wörner in Ottawa bei Corkum<br />

und später in Zürich gab es keine experimentellen Studien zur<br />

Beobachtung der zeitabhängigen Quantendynamik der Elektronenbewegung<br />

in Molekülen auf der Subfemtosekunden-Zeitskala.<br />

Durch die Arbeiten von Hans Jakob Wörner wurden erstmals<br />

solche Studien ermöglicht und Hans Jakob Wörner hat<br />

sich in diesem Gebiet als Pionier dieser experimentellen Untersuchungen<br />

ausgezeichnet. Er hat ganz entscheidend beigetragen<br />

zur Beobachtung chemischer Reaktionen auf der Subfemtosekunden-Zeitskala,<br />

die neue Horizonte der chemischen<br />

Reaktionsdynamik erschließen. Auch seine Untersuchung der<br />

zeitabhängigen Quantendynamik der konischen Überschneidung<br />

in NO 2 ist von grundlegender Bedeutung. In den neuesten,<br />

sehr bemerkenswerten Arbeiten aus den Untersuchungen<br />

seiner Gruppe in Zürich hat er die Valenzelektronendynamik<br />

untersucht sowie die zeitabhängige Spektroskopie und Dynamik<br />

an räumlich ausgerichteten OCS-Molekülen.<br />

Bei all seinen Arbeiten wird auch klar, dass er neben den außerordentlichen<br />

experimentellen Leistungen auch ein tiefes theoretisches<br />

Verständnis hat.<br />

Im jungen Alter von 32 Jahren hat er schon ein wissenschaftliches<br />

Werk von über 40 Publikationen höchster Qualität vorzuweisen<br />

und mehrere Ehrungen sowie kürzlich einen ERC Starting<br />

Grant erhalten.<br />

Die Arbeiten von Hans Jakob Wörner erschließen wissenschaftliches<br />

Neuland und eröffnen zahlreiche Möglichkeiten <strong>für</strong> grundlegende<br />

Untersuchungen chemischer Reaktionen auf der Attobis<br />

Femtosekunden-Zeitskala.<br />

Der 1. Vorsi tzende Marcell Peuckert<br />

<strong>für</strong> den Vorstand der DBG und das NHB-Preiskuratorium<br />

Im Jahre 2010 erhielt er eine Förderprofessur des Schweizerischen<br />

Nationalfonds und ist seither als Assistenzprofessor am<br />

Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der ETH Zürich tätig. Er<br />

hat dort in kurzer Zeit sehr erfolgreich eine Arbeitsgruppe zum<br />

Studium der Attosekundenkinetik aufgebaut.<br />

Schon in seinen frühen Arbeiten in seiner Dissertation bei<br />

Frédéric Merkt hat Hans Jakob Wörner herausragende Beiträge<br />

auf dem Gebiet der höchst aufl ösenden Spektroskopie von Ionen<br />

wie dem Cyclopentadienyl-Kation und dem Methankation<br />

und seinen Isotopomeren geleistet. Während seiner Postdoktorandenzeit<br />

hat er sich dann das weitere, völlig neue Gebiet der<br />

Attosekundenkinetik erschlossen.<br />

Hans Jakob Wörner (links) wird von Marcell Peuckert mit dem Nernst-Haber-Bodenstein-Preis<br />

ausgezeichnet.<br />

243


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

PROF. DR. HORST STEGEMEYER:<br />

VERLEIHUNG DER BUNSEN-DENKMÜNZE<br />

Zur Eröffnung der <strong>Bunsen</strong>tagung am 9. Mai <strong>2013</strong>, wurde Herr<br />

Prof. Dr. Horst Stegemeyer mit der <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze ausgezeichnet<br />

(Bild 1). In den Statuten zu dieser hohen Auszeichnung,<br />

die nur alle drei Jahre vergeben wird, heißt es: „Zum Andenken<br />

an Robert <strong>Bunsen</strong> und zur Förderung der Ziele der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> hat Henry von Böttinger im Jahre 1907<br />

eine <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze gestiftet. Die Denkmünze wird … an<br />

solche Persönlichkeiten verliehen, welche die Ziele der physikalischen<br />

Chemie durch wissenschaftliche oder praktische Leistungen<br />

in hervorragender Weise gefördert haben.“<br />

Welches sind die Ziele der <strong>Physikalische</strong>n Chemie? Möglichst<br />

viele Drittmittel einwerben? Gute Noten bei der Evaluation der<br />

Vorlesungen durch Studierende? Schaffung von Studiengängen,<br />

die alle weltweit denselben Arbeitsaufwand („Workload“)<br />

erfordern – ungeachtet der Studieninhalte? Um befristete Prämien<br />

zur Aufbesserung eines niedrigen Grundgehalts wetteifern?<br />

Oder den größten Hirsch-Index erzielen?<br />

Bei der Zielsuche mag uns ein Visionär weiterhelfen, dessen Ansichten<br />

hierzu mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht aus der Ideenschmiede<br />

eines Medien- und Unterhaltungskonzerns stammen:<br />

Dr. Walther Nernst hielt im Jahre 1896 eine Festrede mit dem<br />

Titel „Die Ziele der <strong>Physikalische</strong>n Chemie“ [1]. Der spätere Nobel-Preisträger<br />

und Empfänger der <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze (1914)<br />

war einer der Gründer der <strong>Deutsche</strong>n Elektrochemischen <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

aus der die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> hervorging. Worin<br />

sah Nernst die Ziele der <strong>Physikalische</strong>n Chemie?<br />

Nernst begann seine Rede mit einem Rückblick: Nach einer<br />

langen Ära der Naturphilosophie (in der es keine Trennung zwischen<br />

den Naturwissenschaften und der Philosophie gab) hätten<br />

Chemie und Physik in der Zeit zwischen ca. 1835 und ca. 1885<br />

jeweils einen rasanten Aufschwung erlebt und sich dabei methodisch<br />

und inhaltlich voneinander entfernt. Am Ende des 19. Jahrhunderts<br />

sieht Nernst aber die Chance einer „Wiedervereinigung“<br />

der beiden Disziplinen, denn es sei trotz der Fülle neuer Beobachtungen<br />

und Methoden schließlich gelungen, „Naturgesetze zu<br />

fi nden, die es dem forschenden Geiste ermöglichen, ein riesiges<br />

Material von Thatsachen in wenigen Worten oder Formeln zusammenzufassen“.<br />

Aus dieser Bilanz leitet er folgende Ziele ab:<br />

1. Diplomatie: Der physikalischen Chemie falle (vor dem Hintergrund<br />

der proklamierten „Wiedervereinigung“) die diplomatische<br />

Vermittlung zwischen Chemie und Physik zu.<br />

2. Interdisziplinäre Forschung: Nernst sieht „ein grosses Feld<br />

… brach liegen, nämlich alles das, was nur durch gleichzeitige<br />

Anwendung von beiden [physikalischen und chemischen]<br />

Arbeitsmethoden zu behandeln ist.“ Als Beispiel erwähnt<br />

Nernst „die Elektrochemie; ihren Gesetzen nachzuspüren<br />

ist eine unserer wichtigsten Aufgaben“.<br />

3. Bündelung des Wissens: „Der Verfasser eines Lehrbuches<br />

kann …heute mit wenigen Worten an der Hand allgemeiner<br />

Theoreme dasselbe erbringen, was früher nur durch seitenlange<br />

Beispiele und mühsam zusammengesuchtes Beobachtungsmaterial<br />

klar gemacht werden konnte.“<br />

4. Allgemeinbildungsauftrag: Die physikalische Chemie hat<br />

nach Nernst daran mitzuwirken, dass die Grundzüge einer<br />

„durch das gemeinschaftliche Wirken von Physik und Chemie<br />

geschaffenen Naturanschauung“ … „immer mehr Gemeingut<br />

der gebildeten Menschheit werden.“<br />

Bild 1: Prof. Horst Stegemeyer (rechts) und der Erste Vorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie Dr. Marcell Peuckert<br />

bei der Überreichung der <strong>Bunsen</strong>-Denkmünze am 9. Mai <strong>2013</strong> in Karlsruhe.<br />

Der Preisträger, Prof. Stegemeyer, hat diese bereits von Nernst<br />

formulierten Ziele in vorbildlicher Weise gefördert. Nach dem<br />

Chemiestudium und der Promotion in Hannover, seiner Habilitation<br />

und ersten Professur an der TU Berlin und einer Gastprofessur<br />

am Weizmann Institute of Science (Rehovot, Israel)<br />

wurde er 1974 auf den Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie an<br />

der Gesamthochschule Paderborn berufen und hat als einer der<br />

ersten Professoren an dieser im Jahr 1972 gegründeten Hochschule<br />

(Bild 2) den Aufbau, die Planung und die Ausstattung<br />

des Fachbereichs Chemie wesentlich mitgestaltet. Während<br />

das Konzept der Gesamthochschule – einer Kombination von<br />

Fachhochschule und Universität – von einigen Zeitgenosse n<br />

recht skeptisch beurteilt wurde, hat sich Herr Stegemeyer stets<br />

als selbstbewusster Botschafter des Hochschulstandorts Paderborn<br />

verstanden und durch die hohe Qualität seiner Absolventen<br />

und das international angesehene Niveau seiner Forschung zum<br />

244


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

gungsverhalten, sowie das<br />

Wachstum fl üssiger Einkristalle<br />

(Bild 3). Diese fl üssigen<br />

Tropfen sind nicht kugelförmig,<br />

sondern bilden Facetten, die festen Kristallen ähneln und<br />

Rückschlüsse auf die Symmetrie (Raumgruppe) der Struktur<br />

erlauben. Stegemeyer und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

haben sich also gewissermaßen mit einer Kristallographie<br />

von Flüssigkeiten beschäftigt und wesentliche Beiträge<br />

zur Strukturaufklärung Blauer Phasen geleistet.<br />

Bild 2: Bau der Gesamthochschule Paderborn im Jahre 1974 (Archiv der Universität<br />

Paderborn, Foto von Horst Stegemeyer).<br />

Ansehen der Hochschule beigetragen, die sich dann im Jahre<br />

1980 zur „Universität-Gesamthochschule“ und im Jahre 2003<br />

zur Universität Paderborn entwickelte. Heute hat sich durch die<br />

Bachelor- und Master-Studiengänge ein leicht modifi ziertes Gesamthochschulkonzept<br />

in ganz Deutschland durchgesetzt. Seine<br />

diplomatischen Fähigkeiten bewies Herr Stegemeyer auch in der<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> (1983-1986 im Ständigen Ausschuss der<br />

DBG) und international als Repräsentant im Vorstand der International<br />

Liquid Crystal Society (1984-1995). Auf seiner Initiative<br />

basiert auch die Gründung einer entsprechenden nationalen<br />

Interessenvertretung, der <strong>Deutsche</strong>n Flüssigkristallgesellschaft<br />

(DFKG), einer Arbeitsgemeinschaft in der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Herr Stegemeyer ist ein international bekannter Experte <strong>für</strong><br />

Flüssigkristalle. Der Erforschung der ungewöhnlichen elektrooptischen<br />

Eigenschaften dieser Substanzen im 20. Jahrhundert<br />

mag eine ähnlich hohe Bedeutung zukommen wie der<br />

Elektrochemie im 19. Jahrhundert: In den zurückliegenden<br />

Jahren wurden fast alle Bildschirme, die früher auf Kathodenstrahlröhren<br />

beruhten, durch Flachbildschirme auf der Basis<br />

von Flüssigkristallen ersetzt. Vorübergehend verzeichnete die<br />

Produktion von Flachbildschirmen einen jährlichen Zuwachs<br />

des Umsatzes von über 100%. Wie Nernst hat sich Herr Stegemeyer<br />

zwar mit einem industrienahen Thema beschäftigt,<br />

aber stets die akademisch interessanten Fragestellungen der<br />

Untersuchung technischer Details vorgezogen. Seine am häufi<br />

gsten rezipierten Arbeiten behandeln induziert cholesterische<br />

Flüssigkristalle (1978), ferroelektrische Flüssigkristalle mit einer<br />

induzierten Helixstruktur (1980), die Orientierung von Flüssigkristallen<br />

mittels monomolekularer Schichten (1981), Blaue<br />

Phasen (1986) und freistehende smektische Filme (1993). Ein<br />

akademisch und ästhetisch<br />

besonders schönes Gebiet<br />

bildet die Untersuchung Blauer<br />

Phasen. Diese Phasen zeigen<br />

aufgrund einer helikalen<br />

Überstruktur mit kubischer<br />

Symmetrie Braggsches Beu-<br />

Bild 3: Flüssige Einkristalle Blauer<br />

Phasen (Archiv der Universität Paderborn,<br />

Foto von Horst Stegemeyer und<br />

seinen Mitarbeitern).<br />

In einem stark expandierenden Feld sind die Bündelung des<br />

Wissens und das Herausarbeiten der wesentlichen Aspekte<br />

besonders wichtig. Hierzu hat Herr Stegemeyer unter anderem<br />

durch zwei Bücher einen wesentlichen Beitrag geleistet.<br />

In ihnen ist das Wichtigste über Flüssigkristalle allgemein [2]<br />

bzw. über lyotrope Flüssigkristalle [3] in sehr kompakter Form<br />

zusammengefasst. Sein Buch „Liquid Crystals“ [2] empfehle<br />

ich regelmäßig Studierenden, die beginnen, sich mit Flüssigkristallen<br />

zu beschäftigen.<br />

Nernsts Aufruf, zur Allgemeinbildung beizutragen, hat Herr<br />

Stegemeyer bereits während seiner Paderborner Zeit durch populärwissenschaftliche<br />

Vorträge entsprochen. Seit seiner Emeritierung<br />

hat er sich besonders intensiv der Geschichte der Flüssigkristallforschung<br />

gewidmet. Sein gemeinsam mit englischen<br />

Kollegen herausgegebenes Buch „Crystals That Flow“ [4] stellt<br />

anhand eines sorgfältigen Quellenstudiums die frühe Entwicklung<br />

dieses Forschungsgebiets seit dem Ende des 19. Jahrhunderts<br />

und die Entwicklungen zu Beginn des 20 Jahrhunderts<br />

dar. Eine gemeinsam mit Dr. Ludwig Pohl geschaffene Ausstellung<br />

[5] beschreibt auf sehr anschauliche Weise die Entwicklung<br />

von der Entdeckung der Flüssigkristalle bis zu modernen<br />

Bildschirmen. Die Ausstellungsstücke sind hervorragend ausgewählt<br />

und umfassen sogar einige Raritäten. Eine Besichtigung<br />

der Ausstellung im Physikgebäude (Gebäude 30.22) des Karlsruher<br />

Instituts <strong>für</strong> Technologie ist sehr zu empfehlen.<br />

Zusammenfassend ehrt die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> mit Herrn<br />

Stegemeyer eine Persönlichkeit, die zu jedem der bereits von<br />

Nernst formulierten Ziele einen besonders wertvollen Beitrag<br />

geleistet hat. Ich gratuliere zu dieser Ehrung.<br />

LITERATUR<br />

Heinz Kitzerow,<br />

Universität Paderborn<br />

[1] Dr. Walther Nernst: „Die Ziele der <strong>Physikalische</strong>n Chemie. Festrede<br />

gehalten am 2. Juni 1896 zur Einweihung des Instituts <strong>für</strong><br />

physikalische Chemie und Elektrochemie der Georgia Augusta<br />

zu Göttingen“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1896.<br />

[2] Horst Stegemeyer (Ed.): „Liquid Crystals“, Steinkopff Verlag,<br />

Darmstadt, 1994.<br />

[3] Horst Stegemeyer (Ed.): „Lyotrope Flüssigkristalle“, Steinkopff<br />

Verlag, Darmstadt, 1999.<br />

[4] Timothy J. Sluckin, David A. Dunmur und Horst Stegemeyer:<br />

„Crystals That Flow: Classic Papers from the History of Liquid<br />

Crystals“, Taylor & Francis, London, 2004<br />

[5] Horst Stegemeyer und Ludwig Pohl: “Von der Karotte zum<br />

Flachbildschirm: Eine Ausstellung zur Geschichte der Flüssigkristall-Forschung<br />

vom 19. Jahrhundert bis heute” [http://wwwe.uni-magdeburg.de/liquidcr/history.shtml].<br />

245


<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.<br />

Mitgliederverwaltung:<br />

Theodor-Heuss-Allee 25 Fax: 069/7564-622<br />

60486 Frankfurt am Main E-Mail: woehler@bunsen.de<br />

ANTRAG AUF MITGLIEDSCHAFT (Bitte in Druckbuchstaben ausfüllen)<br />

in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie<br />

Jahresbeitrag<br />

persönliches, studentisches Mitglied - Erhalt von Mitgliederinformation und <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> nur elektronisch<br />

(bitte Studienbescheinigung beifügen) 0,- €<br />

persönliches, studentisches Mitglied - Erhalt von Mitgliederinformation und <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> gedruckt durch Postversand<br />

(bitte Studienbescheinigung beifügen) 30,- €<br />

persönliches Jungmitglied (bis zu 3 Jahren nach Studienabschluss) 75,- €<br />

persönliches Doppelmitglied mit Mitglied in der DECHEMA, DPG, GDCh (Mitglieds-Nr.:) _________________________ 90,- €<br />

persönliches, ordentliches Mitglied 120,- €<br />

nichtpersönliches Mitglied (Institute, Bibliotheken, Firmen usw.) 580,- €<br />

AG <strong>Bunsen</strong>-Karriereforum (Höchstalter 40 Jahre - Mitgliedschaft in der DBG erforderlich) 0,- €<br />

*********************************<br />

in der <strong>Deutsche</strong>n Flüssigkristall-<strong>Gesellschaft</strong> (DFKG)<br />

persönliches, studentisches Mitglied (bitte Studienbescheinigung beifügen) 0,- €<br />

persönliches, ordentliches Mitglied 25,- €<br />

institutionelle Mitglieder 150,- €<br />

in der AG Theoretische Chemie<br />

persönliches, ordentliches Mitglied 13,- €<br />

geworben von: _________________________________________________<br />

Mitglieds-Nr.: _____________________________<br />

Daten zur Person<br />

Frau Herr <br />

Name ______________________________________ Vorname _________________________<br />

Geburtsdatum _______________________________ Geburtsort _________________________<br />

Titel _______________________<br />

Land (LKZ) _________________<br />

Privatanschrift<br />

___________________________________________ ___<br />

___________________________________________ ___<br />

___________________________________________ ___<br />

Straße ______________________________________ ___<br />

Postfach ________________________________________<br />

PLZ _____ Ort _____________________ Land ________<br />

Universitäts- bzw. Dienstanschrift<br />

Firma _______________________________________________________<br />

____________________________________________________________<br />

____________________________________________________________<br />

Straße ______________________________________________________<br />

Postfach_____________________________________________________<br />

PLZ _______ Ort ________________________________ Land _________<br />

Kommunikationsdaten privat<br />

Tel.:(__________) ____________________________<br />

Fax (__________) ____________________________<br />

E-Mail ______________________________________<br />

Kommunikationsdaten dienstlich<br />

Tel.: (___________) __________________________________<br />

Fax: (___________) __________________________________<br />

E-Mail _____________________________________________<br />

Bitte senden Sie die Mitteilungen und Zeitschrift(en) an meine Privatanschrift Dienstanschrift<br />

Datenschutz<br />

Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten zu Zwecken der Mitgliederverwaltung und Mitgliederbetreuung<br />

elektronisch gespeichert und verarbeitet werden.<br />

Aufnahme in das Mitgliederverzeichnis<br />

Ich bin mit der Aufnahme meines Geburtsdatums und meiner Adress- und Kommunikationsdaten in gedruckte Mitgliederverzeichnisse der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie einverstanden.<br />

ja nein<br />

Ich bin mit der Aufnahme meines Geburtsdatums und meiner Adress- und Kommunikationsdaten in Onlinemitgliederverzeichnisse der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie einverstanden.<br />

ja nein<br />

Studium /Ausbildung<br />

Studienfach/Ausbildung _____________________ Studien-/Ausbildungsbeginn (tt.mm.jj) ___________ Abschluss (tt.mm.jj)___________<br />

Promotion (tt.mm.jj) _____________<br />

Berufseintritt (tt.mm.jj) ________<br />

Bestehende Doppelmitgliedschaften<br />

_______________________________________________________________________________________________________________<br />

Ort/Datum _______________________<br />

Unterschrift _________________________________________________<br />

246


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Vorstandsbericht<br />

<strong>für</strong> die ordentliche Mitgliederversammlung<br />

anlässlich der 112. Hauptversammlung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.<br />

am 9. Mai <strong>2013</strong> in Karlsruhe, KIT, Hörsaal CRIEGEE<br />

(abgeschlossen am 3. Mai <strong>2013</strong>)<br />

Tagesordnung laut Satzung <strong>für</strong> die Mitgliederversammlung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />

am Donnerstag, 9. Mai <strong>2013</strong>, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie<br />

(KIT).<br />

1. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr<br />

2. Bericht des Schatzmeisters über den Jahresabschluss und<br />

über das laufende Geschäftsjahr<br />

3. Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung<br />

4. Bericht über das europäische Journal PCCP<br />

5. Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />

6. Festsetzung des Jahresbeitrages<br />

7. Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />

8. Beschluss über eingegangene Anträge<br />

9. Verschiedenes<br />

TODESFÄLLE<br />

Im Jahr 2012 und in den ersten Monaten dieses Jahres hat die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> durch den Tod folgende Mitglieder verloren:<br />

Prof. Dr. Klaus-Dieter Asmus<br />

(verstorben am 7.10.2012)<br />

Dr. Friedrich G. K. Baucke<br />

(verstorben am 4.3.<strong>2013</strong>)<br />

Dr. Walter Endriß<br />

(verstorben am 20.1.<strong>2013</strong>)<br />

Prof. Dr. Dr.-Ing. E.h. Heinz Harnisch<br />

(verstorben am 26.2.<strong>2013</strong>)<br />

Dr. Elisabeth Hopp, Hannover<br />

(verstorben im Februar 2012)<br />

Prof. Dr. Hartwig Kelm<br />

(verstorben im Dezember 2012)<br />

Prof. Dr. Rolf Kruse<br />

(verstorben am 16.1.<strong>2013</strong>)<br />

Prof. Dr. Hans Kuhn<br />

(verstorben am 25.11.2012)<br />

Dr. Michael Mitzlaff, Bad Homburg<br />

(verstorben im August 2012)<br />

Dr. Manfred Morgner<br />

(verstorben am 15.1.<strong>2013</strong>)<br />

Dr. Hansjörg Paetow<br />

(verstorben am 31.3.<strong>2013</strong>)<br />

Prof. Dr. Gernot Renger<br />

(verstorben am 12.1.<strong>2013</strong>)<br />

Prof. Dr. Hideto Sotobayashi<br />

(verstorben am 28.12.2011)<br />

(Tod erst 7.8.12 mitgeteilt)<br />

Prof. Dr. Hans. Strehlow<br />

(verstorben am 18.11.2012)<br />

Prof. Dr. Frank Willig, Berlin<br />

(verstorben am 24.02.2012)<br />

MITGLIEDERSTAND<br />

ZUM 31. DEZEMBER 2011: 1.439<br />

ZUM 31. DEZEMBER 2012: 1.393<br />

EHRUNGEN (2012)<br />

Anlässlich des 65. Geburtstages wurden im <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> Glückwunschadressen<br />

veröffentlicht von:<br />

Prof. Dr. Christoph Bräuchle, 12. März<br />

Prof. Dr. Günter Grampp, 11. November<br />

Prof. Dr. Michael Grunze, 11. Juni<br />

VORSTAND UND STÄNDIGER AUSSCHUSS<br />

Gemäß den Beschlüssen der Mitgliederversammlung anlässlich der<br />

111. Hauptversammlung in Leipzig haben Vorstand und Ständiger<br />

Ausschuss ab 1. Januar <strong>2013</strong> folgende Zusammensetzung:<br />

247


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

VORSTAND<br />

Erster Vorsitzender:<br />

Dr. Marcell Peuckert<br />

Infraserv GmbH & Co. Höchst KG<br />

T2C Industriepark Höchst, C 526<br />

65926 Frankfurt<br />

Zweiter Vorsitzender:<br />

Prof. Dr. Martin Quack,<br />

ETH Zürich, Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie,<br />

Wolfgang-Pauli-Str. 10, 8093 Zürich/CH<br />

Schatzmeister:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein,<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />

STÄNDIGER AUSSCHUSS<br />

Prof. Dr. Matthias Ballauff, Helmholtz-Zentrum Berlin <strong>für</strong> Materialien<br />

und Energie GmbH, F-I2 Soft Matter and Functional Materials, Hahn-<br />

Meitner-Platz 1, 14109 Berlin<br />

Prof. Dr. Michael Dröscher, Hetkerbruch 34, 46286 Dorsten<br />

Dr. Holger Egger, Bayer Technology Services GmbH, Process Technology,<br />

Bldg. E41, 51368 Leverkusen<br />

Prof. Dr. Markus Gerhards, TU Kaiserslautern, <strong>Physikalische</strong> und Theoretische<br />

Chemie, Geb. 52, Erwin-Schrödinger-Str., 67663 Kaiserslautern<br />

Dr. Klaus Griesar, Merck KGaA, Technology Office, HPC: C010/102,<br />

Frankfurter Str. 250, 64293 Darmstadt<br />

Prof. Dr. Wolfgang Kautek, Universität Wien, Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, Währingerstr. 42, 1090 Wien/A<br />

Prof. Dr. Katharina Kohse-Höinghaus, Universität Bielefeld, Fakultät<br />

<strong>für</strong> Chemie <strong>Physikalische</strong> Chemie I, Universitätsstr. 25, 33615 Bielefeld<br />

Dr. Johanna Kowol-Santen, <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft, Chemie<br />

und Verfahrenstechnik, Kennedyallee 40, 53175 Bonn<br />

Dr.-Ing. Egbert S. J. Lox, Umicore AG & Co. KG, Kasteelstraat 7, 2250<br />

Olen/B<br />

Prof. Dr. Markus Reiher, ETH Zürich, Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, HCI G229, Wolfgang-Pauli-Str. 10, 8093 Zürich/CH<br />

Dr. Jens Rieger, BASF SE,GKS / R - G201, 67<strong>05</strong>6 Ludwigshafen<br />

Prof. Dr. Monika Schönhoff, Westfälische Wilhelms-Universität, Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Corrensstr. 30-36, 48149 Münster<br />

Prof. Dr. Martin Suhm, Georg-August-Universität Göttingen, Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Tammannstr. 6, 37077 Göttingen<br />

Prof. Dr. Wolfgang von Rybinski, <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> physikalische Chemie e.V., Theodor-Heuss-Allee 25, 60486<br />

Frankfurt<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Dr. Florian Ausfelder, <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische<br />

Chemie e.V., Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />

PREISKURATORIUM<br />

NERNST-HABER-BODENSTEIN PREIS<br />

Erster Vorsitzender und Zweiter Vorsitzender<br />

Weitere Mitglieder im Kuratorium:<br />

Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg,<br />

Fakultät V, Institut <strong>für</strong> Reine- und Angewandte Chemie, <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, Carl-von-Ossietzky-Str. 9-11, 26129 Oldenburg<br />

Prof. Dr. Klaus Meerholz, Universität zu Köln, Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, Luxemburger Str. 116, 50939 Köln<br />

Prof. Dr. Eckart Rühl, Freie Universität Berlin, <strong>Physikalische</strong> Theoretische<br />

Chemie, Chemie und Biochemie - Biologie, Chemie und<br />

Pharmazie, Takustr. 3, 14195 Berlin<br />

Prof. Dr. Horst Weller, Universität Hamburg<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Grindelallee 117, 20146 Hamburg<br />

PREISKURATORIUM VAN’T HOFF<br />

Erster Vorsitzender<br />

Weitere Mitglieder im Kuratorium:<br />

Prof. Dr. Dr.h.c. Gerhard Ertl, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-<strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Faradayweg 4-6, 14195 Berlin<br />

Prof. Dr. Regine von Klitzing, Technische Universität Berlin, Sekr. TC9,<br />

Stranski-Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> und Technische Chemie,<br />

Straße des 17. Juni 124, 10623 Berlin<br />

Prof. Dr. Manfred Kappes, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie II, Campus Süd, Kaiserstr. 12,<br />

76131 Karlsruhe<br />

Prof. Dr. Joachim Maier, Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Festkörperforschung,<br />

Chemie 1, Heisenbergstr. 1, 7<strong>05</strong>69 Stuttgart<br />

Prof. Dr. Joachim Sauer, Humboldt-Universität Berlin, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />

Unter den Linden 6, 10117 Berlin<br />

THEMENKOMMISSION<br />

Prof. Dr. Matthias Ballauff, Helmholtz-Zentrum Berlin <strong>für</strong> Materialien<br />

und Energie GmbH, F-I2 Soft Matter and Functional Materials, Hahn-<br />

Meitner-Platz 1, 14109 Berlin (Vorsitz)<br />

248


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Prof. Dr. Götz Eckold, Georg-August-Universität Göttingen, Institut <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Tammannstr. 6, 37077 Göttingen<br />

Dr. Christoph Eisenhardt, Roche Diagnostics GmbH, DCRDX...6164,<br />

Sandhofer Str. 116, 683<strong>05</strong> Mannheim<br />

Prof. Dr. Manfred Kappes, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie II, Campus Süd, Kaiserstr. 12,<br />

76131 Karlsruhe<br />

Prof. Dr. Willem M. Klopper, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Lehrstuhl <strong>für</strong> Theoretische Chemie,<br />

76128 Karlsruhe<br />

Dr. Johanna Kowol-Santen, <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft, Chemie<br />

und Verfahrenstechnik, Kennedyallee 40, 53175 Bonn<br />

Prof. Dr. Martin Muhler, Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl <strong>für</strong> Technische<br />

Chemie, Fakultät <strong>für</strong> Chemie, Universitätsstr. 150, 44801<br />

Bochum<br />

Prof. Dr. Florian Müller-Plathe, Technische Universität Darmstadt,<br />

Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische und <strong>Physikalische</strong> Chemie, Petersenstr.<br />

20, 64287 Darmstadt<br />

Dr. Bernd Reck, BASF SE, GMD - B001, 67<strong>05</strong>6 Ludwigshafen<br />

Prof. Dr. Karl-Michael Weitzel, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich<br />

Chemie, <strong>Physikalische</strong> Chemie, Hans-Meerwein-Straße, 35032<br />

Marburg<br />

UNTERRICHTSKOMMISSION<br />

Prof. Dr. Marcus Bäumer, Universität Bremen, Institut <strong>für</strong> Angewandte<br />

und <strong>Physikalische</strong> Chemie, Postfach 330440, 28334 Bremen<br />

Prof. Dr. Gerd Buntkowsky, TU Darmstadt, <strong>Physikalische</strong> Chemie III,<br />

Petersenstr. 20, 64287 Darmstadt<br />

Prof. Dr. Alexander Eychmüller, Technische Universität Dresden,<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Bergstr. 66B, 01062 Dresden<br />

Prof. Dr. Andreas Heuer, Westfälische Wilhelms-Universität, Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Corrensstr. 30-36, 48149 Münster<br />

Prof. Dr. Regine von Klitzing, Technische Universität Berlin, Sekr. TC9,<br />

Stranski-Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> und Technische Chemie,<br />

Straße des 17. Juni 124, 10623 Berlin<br />

Prof. Dr. rer. nat. habil. Jörg Kreßler, Martin-Luther-Universität Halle-<br />

Wittenberg, Naturwissenschaftliche Fakultät, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />

Hoher Weg 7, 06120 Halle<br />

Prof. Dr. Cosima Stubenrauch, Universität Stuttgart, Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, Pfaffenwaldring 55, 7<strong>05</strong>69 Stuttgart<br />

Prof. Dr. Joachim Wagner, Universität Rostock, Institut <strong>für</strong> Chemie -<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Dr.-Lorenz-Weg 1, 18<strong>05</strong>9 Rostock<br />

ARBEITSGEMEINSCHAFTEN<br />

AG <strong>Bunsen</strong>-Karriereforum<br />

GeCats<br />

AG Theoretische Chemie (AGTC)<br />

<strong>Deutsche</strong> Flüssigkristall-<strong>Gesellschaft</strong> (DFKG)<br />

BUNSEN-MAGAZIN<br />

Herausgeber: Der Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

physikalische Chemie e. V.<br />

Schriftleitung: Prof. Dr. Rolf Schäfer, Technische Universität Darmstadt,<br />

Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische und <strong>Physikalische</strong> Chemie.<br />

Petersenstr. 20, 64287 Darmstadt<br />

PCCP<br />

Ownership Board<br />

Prof. Dr. Bernd Brutschy, Kantstr. 5A, 60439 Frankfurt<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein, <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

physikalische Chemie, Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />

MITGLIEDSBEITRÄGE<br />

Der Beitrag <strong>für</strong> das Jahr 2012 betrug <strong>für</strong> persönliche Mitglieder<br />

120,- € (bzw. 90,- € bei Doppelmitgliedschaft in DECHEMA,<br />

DPG und GDCh), <strong>für</strong> Mitglieder bis zu drei Jahren nach Studienabschluss<br />

75,- €, <strong>für</strong> Studenten 30,- €, <strong>für</strong> nicht-persönliche<br />

Mitglieder (Institute, Firmen) 580,- €.<br />

ABRECHNUNG<br />

Der nachstehend veröffentlichte Jahresabschluss <strong>für</strong> das Rechnungsjahr<br />

2012 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Prof. Dr. K. Schwantag - Dr. P. Kraushaar GmbH, Frankfurt sowie von<br />

den ehrenamtlichen Rechnungsprüfern, Prof. Dr. Bernhard Brutschy,<br />

Frankfurt und Prof. Dr. Christian Hess, Darmstadt, geprüft und in Ordnung<br />

befunden.<br />

Prof. Dr. Christian Ochsenfeld, LMU München, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />

Theoretische Chemie, Butenandtstr. 7C, 81377 München<br />

PD Dr. Wolfgang Schärtl, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Jakob-Welder-Weg 11, 55128 Mainz<br />

249


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

Vermögensrechnung zum 31. Dezember 2012<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V., Frankfurt am Main<br />

A K T I V A<br />

31.12.2012 31.12.2011<br />

EUR<br />

EUR<br />

A. Anlagevermögen<br />

I. Sachanlagen<br />

Betriebs- und Geschäftsausstattungen<br />

4.403,72 4.537,25<br />

II.<br />

4.403,72 4.537,25<br />

Finanzanlagen<br />

1. Beteiligungen 0,51 0,51<br />

2. Wertpapiere des Anlagevermögens 403.323,36 502.875,92<br />

403.323,87 502.876,43<br />

407.727,59 507.413,68<br />

B. Umlaufvermögen<br />

I. Sonstige Vermögensgegenstände 20.210,86 56.897,31<br />

II. Guthaben bei Kreditinstituten 855.125,33 652.372,06<br />

875.336,19 709.269,37<br />

C. Rechnungsabgrenzungsposten 2.398,78 2.867,45<br />

1.285.462,56 1.219.550,50<br />

250


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Vermögensrechnung zum 31. Dezember 2012<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V., Frankfurt am Main<br />

P A S S I V A<br />

31.12.2012 31.12.2011<br />

EUR<br />

EUR<br />

A. Eigenkapital<br />

Rücklagen<br />

1. Freie Rücklagen gem. §58 Nr. 7a AO 198.114,79 184.796,94<br />

2. Zweckgebundene Rücklagen 202.149,95 143.030,95<br />

400.264,74 327.827,89<br />

B. Unselbständige Stiftungen 844.381,73 852.336,43<br />

C. Rückstellungen<br />

1. Pensionsrückstellungen 16.510,04 18.352,76<br />

2. Sonstige Rückstellungen 5.712,00 5.712,00<br />

22.222,04 24.064,76<br />

D. Verbindlichkeiten<br />

Sonstige Verbindlichkeiten 12.294,<strong>05</strong> 15.321,42<br />

12.294,<strong>05</strong> 15.321,42<br />

E. Rechnungsabgrenzungsposten 6.300,00 0,00<br />

1.285.462,56 1.219.550,50<br />

251


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

Ergebnisrechnung<br />

<strong>für</strong> die Zeit vom 01.01.2012 bis 31.12.2012<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V., Frankfurt am Main<br />

2012 2011<br />

EUR<br />

EUR<br />

1. Ideeller Bereich<br />

Erträge<br />

Mitgliedsbeiträge 140.121,00 121.513,00<br />

Spenden 3.280,00 3.713,35<br />

Sonstige 919,50 11.738,70<br />

144.320,50 136.965,<strong>05</strong><br />

Aufwendungen<br />

Honorare und Personalkosten 53.363,38 53.291,09<br />

Reisekosten, Sitzungen 3.304,57 6.847,69<br />

Stipendien 3.175,00 4.500,00<br />

Büro- und Verwaltungskosten 19.265,99 21.789,57<br />

Rechts- und Beratungskosten 5.712,00 5.712,00<br />

Porto- und Telefonkosten 7.363,70 9.646,18<br />

Abschreibungen auf Umlaufvermögen 2.861,00 1.969,00<br />

Ehrungen 32.509,86 15.278,35<br />

Abschreibungen auf Anlagevermögen 1.192,63 1.110,39<br />

Druckkosten 38.750,92 74.264,49<br />

Übrige Aufwendungen 1.139,06 836,09<br />

168.638,11 195.244,85<br />

Ergebnis ideeller Bereich -24.317,61 -58.279,80<br />

2. Vermögensverwaltung<br />

Erträge 66.177,94 76.029,09<br />

Aufwendungen 1.334,43 3.910,14<br />

Ergebnis Vermögensverwaltung 64.843,51 72.118,95<br />

3. Steuerbegünstigte Zweckbetriebe<br />

Erträge 53.822,42 56.000,83<br />

Aufwendungen 26.159,36 47.165,94<br />

Ergebnis steuerbegünstigte Zweckbetriebe 27.663,06 8.834,89<br />

4. Wirtschaftliche Geschäftsbetriebe<br />

Erträge 30.706,00 34.232,31<br />

Aufwendungen 34.412,81 25.446,15<br />

Ergebnis wirtschaftliche Geschäftsbetriebe -3.706,81 8.786,16<br />

5. Ergebnis vor Verwendung 64.482,15 31.460,20<br />

6. Entnahme aus Rücklagen<br />

aus der freien Rücklage gem. § 58 Nr. 7a AO 0,00 429,66<br />

aus unselbständigen Stiftungen 35.790,65 30.599,60<br />

35.790,65 31.029,26<br />

7. Zuführung zu Rücklagen<br />

zur freien Rücklage gem. § 58 Nr. 7a AO -13.317,85 -14.968,59<br />

zur zweckgebundenen Rücklage -59.119,00 -6.238,20<br />

zu unselbständigen Stiftungen -27.835,95 -41.282,67<br />

-100.272,80 -62.489,46<br />

8. Ergebnis nach Verwendung 0,00 0,00<br />

252


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Bericht<br />

über die ordentliche Mitgliederversammlung<br />

anlässlich der 112. Hauptversammlung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V.<br />

am 9. Mai <strong>2013</strong> in Karlsruhe (KIT, Hörsaal CRIEGEE)<br />

Tagesordnung<br />

1. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr<br />

2. Bericht des Schatzmeisters über den Jahresabschluss und<br />

über das laufende Geschäftsjahr<br />

3. Entlastung des Vorstandes<br />

4. Bericht über das europäische Journal PCCP<br />

5. Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />

6. Festsetzung des Jahresbeitrages<br />

7. Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />

8. Beschluss über eingegangene Anträge<br />

9. Verschiedenes<br />

Beginn:<br />

Ende:<br />

Teilnehmer:<br />

15:00 Uhr<br />

15:50 Uhr<br />

58 Mitglieder<br />

Für das Protokoll: Dr. Florian Ausfelder (Frankfurt)<br />

Der 1. Vorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

physikalische Chemie (DBG), Dr. Marcell Peuckert (Frankfurt),<br />

begrüßte die Teilnehmer, dankte seinem Vorgänger, Prof. Dr.<br />

Martin Quack (Zürich), dem Schatzmeister, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang<br />

Grünbein (Frankfurt), und leitete die Versammlung. Die<br />

Mitgliederversammlung wurde im „<strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> Heft 5/12,<br />

Seite 215“, ordnungsgemäß angekündigt und damit gemäß<br />

§10.7 beschlussfähig.<br />

Als Nachtrag zum schriftlichen Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

2012 beschließt die Mitgliederversammlung die<br />

Feststellung der Jahresrechnung 2011 ohne Enthaltungen<br />

oder Gegenstimmen.<br />

TOP 1: Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr<br />

Allen Anwesenden lag der am 3. Mai <strong>2013</strong> abgeschlossene<br />

Bericht des Vorstandes in schriftlicher Form vor. Darin werden<br />

aufgeführt:<br />

• Mitgliederstand<br />

• Todesfälle seit der letzten Mitgliederversammlung<br />

• Glückwunschadressen zum 65. Geburtstag (im <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

veröffentlicht)<br />

• Zusammensetzung des Vorstandes und des Ständigen Ausschusses<br />

im Jahr 2012<br />

• Mitglieder der Preiskuratorien Nernst-Haber-Bodenstein Preis<br />

und van’t Hoff Preis, der Themen- und der Unterrichtskommission<br />

• Redaktion <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong> und PCCP Ownership Board<br />

• Geschäftsführung<br />

• Mitgliedsbeiträge<br />

• Einnahmen- und Ausgabenrechnung sowie Vermögensübersicht<br />

<strong>für</strong> 2012<br />

Die Mitgliederversammlung gedachte der verstorbenen Mitglieder<br />

in einer Schweigeminute.<br />

Der Erste Vorsitzende Herr Dr. Marcell Peuckert berichtete über<br />

die Zahl neuer Mitglieder in der <strong>Gesellschaft</strong>. Die Altersverteilung<br />

weist eine Spitze in der Altersgruppe der 40-60 jährigen<br />

auf. Ein erheblicher Teil der Mitglieder der DBG sind Doppelmitglieder<br />

in befreundeten <strong>Gesellschaft</strong>en.<br />

Besonders hob er die Entwicklung des <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>s in den<br />

vergangenen Jahren hervor, das zu einem wesentlichen Organ<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> von und <strong>für</strong> die Mitglieder geworden ist. Hier galt<br />

sein besonderer Dank der Darmstädter Redaktion, dem Schriftführer<br />

des <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>s, Herrn Professor Rolf Schäfer und<br />

Frau Lebershausen <strong>für</strong> ihre intensive und erfolgreiche Arbeit.<br />

Weiterhin berichtete er über die erfolgreich abgeschlossene <strong>Bunsen</strong>tagung<br />

in Leipzig im vergangenen Jahr, die stattgefundenen<br />

Konferenzen, die Manfred-Eigen-Nachwuchswissenschaftlergespräche<br />

und die Tagungen, die zusammen mit anderen <strong>Gesellschaft</strong>en<br />

durchgeführt wurden. Die Teilnehmerzahlen der diesjährigen<br />

<strong>Bunsen</strong>tagung liegen über den Anmeldungen des letzten<br />

Jahres und lassen zusammen mit dem Special Symposium „Electrochemical<br />

Interfaces“, dem Industriesymposium und dem Karriereforum<br />

zu dem Thema „Anträge, Stipendien, Nachwuchsgruppe<br />

- Fördermöglichkeiten <strong>für</strong> Nachwuchswissenschaftler“,<br />

vorbereitet von Dr. Dominik Samuelis, eine erfolgreiche Tagung<br />

erwarten. Für Vorbereitung und Organisation der <strong>Bunsen</strong>tagung<br />

dankte er Herrn Professor Manfred Kappes (KIT) stellvertretend<br />

<strong>für</strong> das gesamte Organisationsteam in Karlsruhe und der vorbereitenden<br />

Unterstützung durch das Team in Frankfurt, Herrn Dr.<br />

Florian Ausfelder, Frau Daniela Sabolo und Frau Erika Wöhler.<br />

Überleitend zu dem Bericht des Schatzmeisters, erläuterte Dr.<br />

Peuckert die Einnahmen- und Ausgabenstruktur der <strong>Bunsen</strong>-<br />

<strong>Gesellschaft</strong>.<br />

TOP 2: Bericht des Schatzmeisters<br />

Nach der Begrüßung der Ehrenmitglieder, Prof. Dr. Drs. h.c. Jürgen<br />

Troe und Prof. Dr. Drs. h.c. Heinz-Georg Wagner, begann<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein seinen Bericht mit einer Vorbemerkung<br />

zur Finanzkrise und der Geldpolitik der EZB, die<br />

sich auch auf die fi nanzielle Situation der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

253


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

und ihre Stiftungen auswirkt. So führt die Senkung der Zinsen<br />

bei Wertpapieren und Anleihen zu niedrigeren Erträgen und<br />

sinkenden Einnahmen. Der Vorstand der DBG muss mit dem<br />

anvertrauten Kapital sichere Erträge erwirtschaften, um die<br />

Projekte zu sichern. Eine der Maßnahmen, um die vier Säulen<br />

Mitgliedsbeiträge – Veranstaltungen – Lizenzen aus Druckwerken<br />

– Spenden, auf die sich die Finanzierung der <strong>Gesellschaft</strong><br />

stützt, zu sichern, ist die Anpassung der Vergabe von Auszeichnungen<br />

an die Ertragssituation. Eine weitere Maßnahme ist<br />

die bereits 2012 erfolgte Erhöhung der Mitgliedsbeiträge. Weitere<br />

müssen wohl noch folgen.<br />

Die stetig sinkende Mitgliederzahl (2012 um 3,2 %) zwingt zum<br />

Nachdenken. Professor Grünbein appellierte an die Anwesenden:<br />

„Hier möchte ich an Sie alle als Multiplikatoren appellieren,<br />

Werbung <strong>für</strong> die DBG in Ihrem Umfeld zu betreiben. Unser<br />

Fach, die <strong>Physikalische</strong> Chemie, nimmt an der Hochschule<br />

einen breiten Raum ein und erfährt in der Industrie eine wertschöpfende<br />

Bedeutung. Dies sollte sich auch in der Mitgliederzahl<br />

äußern.“<br />

Es folgte der Bericht über die Einnahmen- und Ausgabenrechnung<br />

2012, die Vermögensübersicht 2012 sowie die jeweiligen<br />

Vergleichszahlen aus dem Vorjahr, die den Anwesenden<br />

gemeinsam mit dem Bericht des Vorstandes vorlagen.<br />

I. Ideeller Bereich<br />

Die Einnahmen <strong>für</strong> 2012 sind gegenüber dem Vorjahr um<br />

5,4 % gestiegen, die Ausgaben liegen ca. 13,6 % unter den<br />

Ausgaben des Vorjahres.<br />

II. Vermögensverwaltung<br />

Aus der Vermögensverwaltung fl oss der <strong>Gesellschaft</strong> 2012 im<br />

Saldo ein Überschuss in Höhe von rund 64.900 € zu, der unter<br />

dem des Vorjahres lag.<br />

III. Einnahmen und Ausgaben von Zweckbetrieben und wirtschaftlichen<br />

Geschäftsbetrieben<br />

In der Abrechnung wird wie in den Vorjahren zwischen wissenschaftlichen<br />

Tagungen und anderen Veranstaltungen, darunter<br />

die prinzipiell umsatzsteuerpfl ichtigen Rahmenprogramme,<br />

unterschieden. Diese beiden Bereiche werden als „Steuerfreie<br />

Zweckbetriebe” bzw. „Steuerpfl ichtige wirtschaftliche Geschäftsbetriebe”<br />

bezeichnet.<br />

IV. Das Vereinsergebnis ermittelt sich aus den Ergebnissen<br />

- Ideeller Bereich<br />

- Vermögensverwaltung<br />

- Steuerbegünstigter Zweckbetrieb und<br />

- Steuerpfl ichtiger wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb<br />

und schloss mit einem Guthaben von rund 64.000 € ab.<br />

V. Vermögensübersicht zum 31.12.2012<br />

Die Finanzanlagen der DBG beliefen sich zum Stichtag 31.12.2012<br />

auf rund 1.285.000 €, im Vorjahr auf ca. 1.219.000 € bezogen<br />

auf die Anschaffungswerte.<br />

Neben Aktien sind im Depot der DBG auch festverzinsliche<br />

Wertpapiere, die bisher alle zu ihren Nennwerten bilanziert wurden<br />

und werden. Zum Abschlussstichtag 31. Dezember 2012<br />

liegt der Buchwert zweier Wertpapiere über dem Kurswert zum<br />

31. Dezember 2012. Dies betrifft Namensaktien der E.ON SE<br />

(Kenn-Nr.: ENAG99) die mit einem Buchwert in Höhe von TEUR<br />

9,7 um TEUR 2,4 über dem Kurswert zum 31. Dezember 2012<br />

in Höhe TEUR 7,3 liegen sowie das unter der Bezeichnung “Commerzbank-Global-Firms-Anleihe<br />

Serie 1 A“ (Kenn-Nr.: DR9SD2)<br />

geführte Wertpapier, bei dem der Buchwert von TEUR 88,9 den<br />

Kurswert zum 31. Dezember 2012 um TEUR 36,9 übersteigt.“<br />

Auf diese Risiken wurde bereits bei Mitgliederversammlungen<br />

in den letzten Jahren pauschal hingewiesen. In beiden Fällen<br />

geht der Vorstand derzeit nicht von einer dauerhaften Wertminderung<br />

aus. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein verwies jedoch auf<br />

das weiterhin bestehende Risiko.<br />

Bei den Passiva konnten die freie und die zweckgebundene<br />

Rücklage gestärkt werden.<br />

Zugewiesen wurde den unselbständigen Stiftungen 24.885,95 €.<br />

Ein Drittel des verbleibenden Überschusses in Höhe 39.957,56 €<br />

wurde der freien Rücklage zugeführt. Aufgrund der Zuführung aus<br />

Spenden und Zustiftungen in Höhe von insgesamt 2.950,00 €<br />

und Entnahmen in Höhe von 35.790,65 € ergibt sich eine Verminderung<br />

des Vermögens der unselbständigen Stiftungen um<br />

7.954,70 €.<br />

254


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Die sieben unselbständigen Stiftungen betreffende Kapitalausstattung<br />

setzt sich wie folgt zusammen (Angaben in T€):<br />

2011 2012<br />

- von Böttinger-Stiftung 34,9 35,7<br />

- Robert-<strong>Bunsen</strong>-Stiftung 287,3 291,2<br />

- Bonhoeffer-Eucken-Scheibe-Vorlesung 92,2 93,8<br />

- Leo-Gans-Cassella-Stiftung 76,7 78,1<br />

- Hellmann-Fonds 54,1 54,7<br />

- van’t Hoff Stiftung 285,7 269,8<br />

- Alfred-Saupe- Stiftung 21,1 21,0<br />

Summe: 852,3 844,3<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein schloss seinen Bericht mit dem<br />

den Worten „Für das Jahr <strong>2013</strong> beabsichtigen wir, die eingeschlagene<br />

Linie der zielgerichteten Ausgaben und der Sparsam-<br />

TOP 3: Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung<br />

Der Antrag auf Entlastung wurde von Prof. Dr. Drs. h.c. Jürgen<br />

Troe (Göttingen) gestellt und einstimmig ohne Gegenstimmen<br />

bei Enthaltung der Vorstandsmitglieder und des Geschäftsführers<br />

angenommen. Damit sind Vorstand und Geschäftsführung<br />

entlastet.<br />

TOP 4: Bericht über das europäische Journal PCCP<br />

Das wissenschaftliche Journal Physical Chemistry Chemical<br />

Physics (PCCP) wird von insgesamt 18 chemisch-wissenschaftlichen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en getragen. Dr Heather Montgomery (Cambridge)<br />

berichtete, dass der wissenschaftliche Erfolg ausgezeichnet<br />

ist. Im Editorial Board ist die <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> durch Prof.<br />

Dr. Frank Neese (MPI Mülheim an der Ruhr) vertreten. Wie bereits<br />

bei vorherigen <strong>Bunsen</strong>tagungen wurden von PCCP auch <strong>für</strong><br />

die <strong>Bunsen</strong>tagung in Karlsruhe wieder ein Themed Issue aufgelegt<br />

und Posterpreise in Höhe von 750 € zur Verfügung gestellt.<br />

keit weiter zu verfolgen. Wir erwarten daher keine Ausweitung<br />

des aktuellen Kostenrahmens, sehen aber auch leider keine<br />

Möglichkeiten der weiteren Einnahmenerhöhung. Als Aufgabe<br />

haben wir uns <strong>für</strong> das laufende Jahr vorgenommen, alle Ausgaben<br />

auf satzungsgemäße Erfordernisse zu überprüfen und entsprechend<br />

anzupassen“ und dem Hinweis auf die Unterstützung<br />

der Vorbereitungen der Berichtsprüfung durch die DECHEMA<br />

und die Prüfung selbst durch die Prof. Dr. K. Schwantag - Dr. P.<br />

Kraushaar GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Frankfurt,<br />

die den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt hat.<br />

Die Unterlagen wurden den ehrenamtlichen Rechnungsprüfern,<br />

Prof. Dr. Bernhard Brutschy (Frankfurt) und Prof. Dr. Christian<br />

Hess (Darmstadt) zur Verfügung gestellt, die die Ordnungsmäßigkeit<br />

bestätigten. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein dankte<br />

diesen Herren ebenso wie Dr. Florian Ausfelder und Frau Erika<br />

Wöhler <strong>für</strong> die verantwortungsvolle und sparsame Geschäftsführung.<br />

Seinen Dank richtete er ebenfalls an die DECHEMA<br />

und ihre Vertreter und an PCCP.<br />

Beschluss zur Rechnungslegung:<br />

Die Feststellung der Jahresrechnung 2012 gem. § 10,3 der<br />

Satzung der DBG erfolgte einstimmig ohne Gegenstimmen bei<br />

Enthaltung des Vorstandes.<br />

TOP 5: Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />

Alle Wahlen gelten <strong>für</strong> die Amtsperiode 1.1.2014 bis 31.12.2015.<br />

Zur Wiederwahl <strong>für</strong> zwei weitere Jahre standen an:<br />

Prof. Dr. Monika Schönhoff, Münster<br />

Zur Neuwahl in den Ständigen Ausschuss wurden der Mitgliederversammlung<br />

folgende Kandidaten durch den Ständigen<br />

Ausschuss vorgeschlagen:<br />

Prof. Dr. Jürgen Fleig, Wien<br />

Prof. Dr. Ruth Signorell, Zürich<br />

Dr. Thorsten Ochs, Stuttgart<br />

Dr. Ulrich Ott, Sulzbach<br />

Die Zustimmung aller Kandidatinnen und Kandidaten liegt vor.<br />

Sie wurden alle einstimmig in offener Abstimmung <strong>für</strong> Wiederwahl<br />

oder Neuwahl ohne Gegenstimme unter Enthaltung der<br />

zur Wahl stehenden Person gewählt.<br />

TOP 6: Festsetzung des Jahresbeitrages<br />

Die Höhe der Mitgliedsbeiträge wird <strong>für</strong> 2014 beibehalten.<br />

255


BUNSENTAGUNG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

TOP 7: Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />

Die Orte <strong>für</strong> die <strong>Bunsen</strong>tagungen 2014 (Hamburg) und 2015<br />

(Bochum) waren bereits in der Mitgliederversammlung am 17.<br />

Mai 2012 in Leipzig beschlossen worden. Für die Jahre nach<br />

2015 liegen noch keine Nominierungen vor.<br />

TOP 8: Beschluss über eingegangene Anträge<br />

Der Mitgliederversammlung lag ein gemeinsamer Antrag des<br />

Vorstandes und des Ständigen Ausschusses zur Änderung der<br />

Satzung der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> in den Paragrafen 2, 4 und<br />

6 (termingerecht über Veröffentlichung im <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

1/<strong>2013</strong> den Mitgliedern zugegangen) vor.<br />

Die Anpassung betrifft folgende Bereiche:<br />

• Straffung der Abschnitte §2.6.d (Auszeichnungen) und §2.6.f<br />

(Kommissionen)<br />

• Anpassung der Zahlungs- und Mahnfristen §4.3, §4.8 und<br />

§4.9<br />

• Beitragsbefreiung <strong>für</strong> studentische Mitglieder mit elektronischem<br />

Bezug des <strong>Bunsen</strong>-<strong>Magazin</strong>s (§4.6) und Etablierung<br />

des Status eines fördernden Mitglieds (§4.7 neu)<br />

• Umstrukturierung des zeitlichen Verlaufs der Funktionen<br />

des Ersten und Zweiten Vorsitzenden (§6.2 und §6.4)<br />

• sowie damit verbundene Änderungen der Nummerierung<br />

der betroffenen Abschnitte in der Satzung<br />

Eine detaillierte Darstellung der Satzungsänderung liegt als<br />

Anlage 1 dem Protokoll bei.<br />

Die beantragte Satzungsänderung wurde durch die Mitgliederversammlung<br />

ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen angenommen.<br />

Die geänderte Satzung liegt als Anlage 2 dem Protokoll bei.<br />

Im Anschluss wählte die Mitgliederversammlung gemäß geänderter<br />

Satzung<br />

Herrn Prof. Dr. Joachim Sauer (Berlin)<br />

ohne Gegenstimmen bei Enthaltung des Kandidaten zum Zweiten<br />

Vorsitzenden <strong>für</strong> die Amtszeit 1.1.2014 – 31.12.2014. Ab<br />

2015 übernimmt Herr Prof. Sauer das Amt des 1. Vorsitzenden.<br />

Der Mitgliedsbeitrag beträgt drei oder mehr Jahres-Regelmitgliedsbeiträge<br />

(3 x 120 Euro). Ab vier Jahresregel-Mitgliedsbeiträgen<br />

kann das Fördernde Mitglied alle Veranstaltungen der<br />

DBG gebührenfrei besuchen.<br />

Antrag eines Mitglieds (Eingang: 20.3.<strong>2013</strong>):<br />

Einführung eines um 70% ermäßigten Mitgliedsbeitrags <strong>für</strong><br />

Pensionierte bzw. Rentner.<br />

Begründung:<br />

Pensionäre und Rentner haben nur noch 70 % ihres früheren<br />

Nettogehalts. Ein beträchtlicher Teil (z.B. Miete, Versicherungen)<br />

ist festgezurrt. Das engt den fi nanziellen Spielraum um<br />

deutlich mehr als 70 % ein. Die Beibehaltung des 100 % Beitrags<br />

trifft unsere Gruppe h art.<br />

Der Antrag auf Einführung eines reduzierten Beitrags <strong>für</strong> Rentner<br />

wurde bei 11 Enthaltungen und 1 Gegenstimme abgelehnt.<br />

Der 1. Vorsitzende wies auf den weitergehenden Bericht in der<br />

Rede des Ersten Vorsitzenden zur Eröffnung der <strong>Bunsen</strong>tagung<br />

im Anschluss an die Mitgliederversammlung hin, dankte allen<br />

Mitgliedern und schloss die Versammlung um 15:50 Uhr.<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />

Erster Vorsitzender<br />

Dr. Marcell Peuckert<br />

Frankfurt am Main, den 27. Mai <strong>2013</strong><br />

Geschäftsführer<br />

Dr. Florian Ausfelder<br />

Die nächste Mitgliederversammlung fi ndet am 29. Mai 2014<br />

in Hamburg statt.<br />

TOP 9: Verschiedenes<br />

Die Mitgliederversammlung folgte den Anträgen des Vorstandes<br />

und des Ständigen Ausschusses und beschloss die Einführung<br />

von:<br />

a.o. Förderndes Mitglied auf Lebenszeit<br />

Ab Vollendung des 58. Lebensjahres 1.800 Euro<br />

Ab Vollendung des 60. Lebensjahres 1.500 Euro<br />

Ab Vollendung des 63. Lebensjahres 1.200 Euro<br />

Ab Vollendung des 65. Lebensjahres 1.100 Euro<br />

Ab Vollendung des 68. Lebensjahres 1.000 Euro<br />

und<br />

Möglichkeit der Fördernden Mitgliedschaft mit erhöhtem<br />

Jahresbeitrag<br />

256


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG/GDCh<br />

Einladung zur<br />

DBG-Mitgliederversammlung<br />

gemäß § 10 der DBG-Satzung <strong>für</strong><br />

Donnerstag, 29. Mai 2014, 15.00 Uhr<br />

Die Mitgliederversammlung fi ndet an der Universität Hamburg, 20146 Hamburg, statt.<br />

Tagesordnung<br />

1. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene<br />

Geschäftsjahr<br />

2. Feststellung der Jahresrechnung, Bericht des<br />

Schatzmeisters über den Jahresabschluss und<br />

über das laufende Geschäftsjahr<br />

3. Entlastung des Vorstandes<br />

4. Satzungsänderung<br />

5. Bericht über das europäische Journal PCCP<br />

6. Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />

7. Festsetzung des Jahresbeitrages<br />

8. Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />

9. Beschluss über eingegangene Anträge<br />

10. Verschiedenes<br />

Anträge aus der Mitgliedschaft (TOP 8) senden Sie bitte<br />

mit entsprechender Begründung bis spätestens<br />

30. April 2014<br />

an<br />

Erika Wöhler (woehler@bunsen.de),<br />

DBG-Geschäftsstelle,<br />

Theodor-Heuss-Allee 25,<br />

60486 Frankfurt am Main.<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

physikalische Chemie e. V.<br />

Der Erste Vorsitzende<br />

Marcell Peuckert<br />

MAGNETRESONANZ-SPEKTROSKOPIKER<br />

TAGEN AM CHIEMSEE<br />

Die 35. Tagung der GDCh Fachgruppe Magnetische Resonanzspektroskopie<br />

wird gemeinsam mit den Fachgruppen aus Italien<br />

(Gruppo Italiano Discussione Risonanze Magnetiche) und Slovenien<br />

(Slovenian NMR Center) auf Frauenchiemsee veranstaltet.<br />

Zusammen mit der direkt anschließenden Tagung des DFG<br />

Schwerpunktprogrammes SPP 1601 zur EPR Spektroskopie<br />

bietet dies vom 9. bis 14. September <strong>für</strong> Spezialisten der Magnetresonanz-Spektroskopie<br />

die Gelegenheit zum fachlichen<br />

Austausch. Dabei deckt die Tagung die gesamte Anwendungsbandbreite<br />

sowohl der NMR- als auch der EPR-Spektroskopie<br />

ab. Neben den Schwerpunktthemen Biochemie, Strukturbiologie,<br />

Bildgebung (Imaging), Chemie und Materialwissenschaften<br />

steht auch der Bereich Pharmaforschung und Lebensmittel auf<br />

dem Programm. Hier werden interessante Beiträge rund um<br />

die Einsatzmöglichkeiten der NMR <strong>für</strong> die Alzheimerforschung,<br />

die Vermeidung lebensgefährlichen Nierenversagens oder den<br />

Nahrungsmittelsektor präsentiert.<br />

Mit Alzheimer, einer der heimtückischsten Krankheiten und<br />

aufgrund des demographischen Wandels einer zunehmenden<br />

Herausforderung <strong>für</strong> die Gesundheitssysteme, beschäftigt sich<br />

der Beitrag von Professor Dr. Hans Robert Kalbitzer, Universität<br />

Regensburg. Er zeigt, wie NMR-Methoden genutzt werden<br />

können, um die <strong>für</strong> Alzheimer-Erkrankungen typische Bildung<br />

von Amyloid-Fibrillen – Fasern abnorm veränderter, unlöslicher<br />

Proteine – zu untersuchen. So können Erkenntnisse über deren<br />

Entstehung gewonnen werden, was einen Ansatz zur Bekämpfung<br />

der Erkrankung verspricht; denn die Ablagerung solcher<br />

Fibrillen im Gehirn gilt als eine der Ursachen <strong>für</strong> Alzheimer.<br />

257


GDCh<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

Weitere Informationen zur Veranstaltung unter<br />

www.fgmr<strong>2013</strong>.de.<br />

SPITZENFORSCHER VOR ORT<br />

Die Insel Frauenchiemsee bildet die Kulisse <strong>für</strong> das 35 th FGMR Discussion<br />

Meeting and Joint Conference. © tourismus.prien.de, Christina Senega<br />

Helena U. Zacharias, Doktorandin an der Universität Regensburg,<br />

trägt in Frauenwörth zur NMR-Analyse humaner Körperfl<br />

üssigkeiten vor, womit es möglich wird frühzeitig ein akutes<br />

Nierenversagen (ANV) im Nachgang herzchirurgischer Eingriffe<br />

zu entdecken. ANV stellt <strong>für</strong> viele Patienten, beispielsweise im<br />

Zuge einer Bypass-Operation, ein Risiko mit hoher Sterblichkeitsrate<br />

dar. Zacharias untersuchte NMR-spektroskopisch Urin und<br />

Plasma-Bestandteile von 106 Patienten zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten der Operation. Mittels metabolomischer, also stoffwechselbezogener,<br />

„Fingerabdrücke“ in den Proben gelang es<br />

der Wissenschaftlerin, ANV mit mehr als 80 Prozent Genauigkeit<br />

bei schweren Fällen vorherzusagen. Auf diese Weise könnten<br />

künftig neue Biomarker identifi ziert und neue Einsichten in die<br />

Pathomechanismen von Krankheitsbildern gewonnen werden.<br />

Mit den Einsatzmöglichkeiten der NMR-Spektroskopie im Lebensmittelsektor<br />

beschäftigen sich die Beiträge von Professor<br />

Dr. Luisa Mannina, Universität Rom, und Dr. Roberto Consonni,<br />

Institute for Macromolecular Studies des Italian National Research<br />

Council. In Ihren Beiträgen zeigen die Wissenschaftler,<br />

wie man NMR-spektroskopische Verfahren nutzen kann, um<br />

beispielsweise die geographische Herkunft, die landwirtschaftliche<br />

Bearbeitung oder die Qualität von Nahrungsmitteln zu beurteilen.<br />

Derartige Informationen gewinnen in Zeiten von Lebensmittelskandalen<br />

und gefälschten Bio-Produkten zunehmend an<br />

Bedeutung und bieten so dem Konsumenten eine gesteigerte<br />

Sicherheit.<br />

Traditionell werden auf der Tagung auch die Ernst-Awards verliehen.<br />

Benannt nach dem Schweizer Chemie-Nobelpreisträger<br />

von 1991, Professor Dr. Richard R. Ernst, werden damit Studierende<br />

und Doktoranden <strong>für</strong> eine herausragende Publikation<br />

geehrt, die Neues zur Methodik der NMR, ihrem theoretischen<br />

Verständnis oder innovativen Anwendungen beschreibt und sich<br />

durch Kreativität und Originalität auszeichnet. Ernst wird die<br />

Preise persönlich an die zu Ehrenden überreichen.<br />

Auf Frauenchiemsee tragen zahlreiche international anerkannte<br />

Spitzenforscher vor. Mit den Professoren Dr.<br />

Christian Griesinger und Dr. Jörg Wachtrup präsentieren<br />

gleich zwei Träger des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises<br />

ihre aktuellen Arbeiten. Griesinger, Direktor am MPI <strong>für</strong><br />

biophysikalische Chemie, Göttingen, erhielt die Auszeichnung<br />

bereits 1998, sein Kollege Wachtrup, Universität<br />

Stuttgart, wurde 2012 <strong>für</strong> seine Arbeiten an der Schnittstelle<br />

zwischen Festkörperphysik und Quantenoptik mit<br />

dem 2,5 Mio. Euro dotierten Preis der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />

geehrt. Weitere Koryphäen bei der<br />

Tagung sind Professor Dr. Gerhard Wagner, Harvard Medical<br />

School, Boston/USA, der über NMR-Methodenentwicklung<br />

und Strukturbiologie vortragen wird, und Professor<br />

Dr. Kevin M. Brindle, Cancer Research UK Cambridge<br />

Institute, der weltweit <strong>für</strong> seine MRI-Forschung anerkannt<br />

ist und über die Untersuchung von Krebs-Metabolismen<br />

berichten wird.<br />

SCHWERPUNKT MATERIALWISSENSCHAFTEN<br />

Festkörper-NMR und tragbare NMR-Geräte <strong>für</strong> den mobilen<br />

Einsatz stehen im Zentrum der materialwissenschaftlichen<br />

Beiträge in Frauenwörth.<br />

Professor Dr. Gregor Mali vom National Institute of Chemistry,<br />

Ljubljana, Slovenien, zeigt in seinem Vortrag die<br />

Möglichkeiten der Festkörper-NMR zur Untersuchung<br />

von Zeolith-ähnlichen porösen Materialen und Metallorganischen<br />

Gerüstverbindungen (metal-organic frameworks,<br />

MOFs), einer weiteren Stoffklasse poröser Verbindungen.<br />

Beide zeigen vielversprechende Eigenschaften<br />

<strong>für</strong> Anwendungen in der Katalyse, bei Trennverfahren, in<br />

Ionentauschern, als Gas- oder Wärmespeicher bis hin<br />

zum Wirkstofftransport im medizinischen Bereich. Wie<br />

Festkörper-NMR <strong>für</strong> die Untersuchung und Charakterisierung<br />

von vielversprechenden Materialien genutzt werden<br />

können, zeigen auch der Beitrag von Herbert Hoffmann,<br />

TU Dresden, der chirale MOFs untersucht hat, und der<br />

Vortrag von Dr. Michael Ryan Hansen, Universität Aarhus<br />

und MPI <strong>für</strong> Polymerforschung, Mainz, der diese Technologie<br />

<strong>für</strong> die Untersuchung von Polymer-Fulleren einsetzt.<br />

Mit den Anwendungsmöglichkeiten kompakter NMR-<br />

Geräte <strong>für</strong> die Echtzeitspektroskopie unter der Abzugshaube<br />

beschäftigt sich der Beitrag von Professor Dr.<br />

Bernhard Blümich, RWTH Aachen, und wie tragbare<br />

NMR-Geräte eingesetzt werden können, um Kulturgüter<br />

wie Gemälde oder Monumente zu untersuchen, zeigt Dr.<br />

Noemi Proietti, Consiglio Nazionale delle Ricerche, Rom.<br />

258


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

NACHRICHTEN<br />

EHRUNGEN/PREISE/<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Freund, Fritz-Haber-Institut<br />

der Max-Planck-<strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Abteilung Chemische Physik, Mitglied der<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, erhält <strong>2013</strong> folgende<br />

Auszeichnung: Bernstein Lecturer<br />

<strong>2013</strong>-14, Department of Chemistry, University<br />

of Wisconsin-Madison, USA. Außerdem<br />

wurde er zum korrespondierenden<br />

Mitglied der Sektion Chemische Wissenschaften<br />

sowie zum Ehrenmitglied der<br />

Hungarian Academy of Sciences gewählt.<br />

Dr. Swetlana Schauermann, Fritz-Haber-<br />

Institut der MPG, Mitglied der <strong>Bunsen</strong>-<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, erhält einen ERC Starting<br />

Grant des Europäischen Forschungsrates.<br />

Dr. Melanie Schnell, Fritz-Haber-Institut<br />

der MPG, Abteilung Molekülphysik, Berlin,<br />

Mitglied der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, erhielt<br />

den gemeinsam von der Universität<br />

Oldenburg und der ewe-Stiftung vergebenen<br />

Helene-Lange-Preis <strong>2013</strong>.<br />

Prof. Dr. Drs. h.c. H. Schwarz, Technische<br />

Universität Berlin, Mitglied der <strong>Bunsen</strong>-<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, erhielt ein Ehrendoktorat<br />

der Akademie der Wissenschaften zu<br />

Moldova.<br />

GEBURTSTAGE IM<br />

SEPTEMBER <strong>2013</strong><br />

Eberhard Riedle, Prof. Dr.,<br />

München,<br />

60. Geburtstag am 06.09.<br />

Ronald Imbihl, Prof. Dr.,<br />

Hannover,<br />

60. Geburtstag am 07.09.<br />

Manfred Martin, Prof. Dr.,<br />

Aachen,<br />

60. Geburtstag am 25.09.<br />

Karl-Heinz Mix, Dr.,<br />

Langenfeld,<br />

60. Geburtstag am 26.09.<br />

Dieter Schuch, Prof. Dr.,<br />

Frankfurt,<br />

60. Geburtstag am 28.09.<br />

Heinz Böhlig, Dr.,<br />

Leipzig,<br />

70. Geburtstag am 22.09.<br />

Karlheinz Hoyermann, Prof. Dr.,<br />

Göttingen,<br />

75. Geburtstag am 30.09.<br />

Werner Kutzelnigg, Prof. Dr.,<br />

Bochum,<br />

80. Geburtstag am 10.09.<br />

Hermann Eggenschwiller, Dr.,<br />

Bad Vilbel,<br />

85. Geburtstag am 11.09.<br />

Heinz Georg Wagner,<br />

Prof. Dr. Dr. h.c., Dr. E.h.,<br />

Göttingen,<br />

85. Geburtstag am 20.09.<br />

GEBURTSTAGE IM<br />

OKTOBER <strong>2013</strong><br />

Reiner Große, Dr.,<br />

Dortmund,<br />

65. Geburtstag am 02.10.<br />

Rasmus Fehrmann, Prof.,<br />

Kongens Lyngby/DK,<br />

65. Geburtstag am 21.10.<br />

Jörg Kärger, Prof. Dr.,<br />

Leipzig,<br />

70. Geburtstag am 03.10.<br />

Georg Ilgenfritz, Prof. Dr.,<br />

Köln,<br />

75. Geburtstag am 01.10.<br />

Friedemann Schneider, Prof. Dr.,<br />

Frankfurt,<br />

80. Geburtstag am 23.10.<br />

GEBURTSTAGE IM<br />

NOVEMBER <strong>2013</strong><br />

Thomas Wolff, Prof. Dr.,<br />

Dresden,<br />

65. Geburtstag am 19.11.<br />

Eugen Illenberger, Prof. Dr.,<br />

Berlin,<br />

70. Geburtstag am 01.11.<br />

Frank Schmidt, Dr.,<br />

Bruchköbel,<br />

70. Geburtstag am 09.11.<br />

Hans Jürgen Neusser,<br />

Prof. Dr. Dr., Vaterstetten,<br />

70. Geburtstag am 20.11.<br />

Klaus Christmann, Prof. Dr.,<br />

Berlin,<br />

70. Geburtstag am 21.11.<br />

Paul Roth, Prof. Dr.-Ing.,<br />

Duisburg,<br />

75. Geburtstag am 13.11.<br />

Gerhard Findenegg, Prof. Dr.,<br />

Berlin,<br />

75. Geburtstag am 16.11.<br />

Günter Marx, Prof. Dr. rer. nat. habil.,<br />

Kranichfeld,<br />

75. Geburtstag am 23.11.<br />

Bernt Krebs, Prof. Dr. Dr. h.c.,<br />

Münster,<br />

75. Geburtstag am 26.11.<br />

Eberhard Pilz, Dr.,<br />

Marl,<br />

80. Geburtstag am 17.11.<br />

NEUANMELDUNGEN<br />

ZUR MITGLIEDSCHAFT<br />

Dr. Robin Haunschild,<br />

Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie,<br />

Fritz-Haber-Weg 2,<br />

76131 Karlsruhe<br />

VERANSTALTUNGEN/EVENTS<br />

Tagungen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>Bunsen</strong>tagung 2014<br />

Physical Chemistry on the Nanometer<br />

Scale<br />

29-31 May 2014, Hamburg<br />

Organization: Jochen Küpper, Alf Mews,<br />

Horst Weller (Hamburg), Andreas Janshoff<br />

(Göttingen), Klaus Meerholz (Köln)<br />

<strong>Bunsen</strong>tagung 2015<br />

Solvation science<br />

14-16 May 2015, Bochum<br />

Organization: Domink Marx; Martina<br />

Havenith, Karina Morgenstern, Martin<br />

Muhler (Bochum)<br />

Information: http://www.bunsen.de/<br />

bunsentagung<strong>2013</strong>.html<br />

259


NACHRICHTEN<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

<strong>Bunsen</strong> Discussion Meeting<br />

Gas Phase Model Systems for Catalysis<br />

– GPMC<br />

Gasphasen-Modellsysteme <strong>für</strong> die<br />

Katalyse<br />

7-9 April 2014, Ulm<br />

Organization: Thorsten M. Bernhardt<br />

Information: https://www.uni-ulm.de/<br />

nawi/gpmc.html<br />

WEITERE VERANSTALTUNGEN<br />

Leopoldina Symposium Spectroscopy<br />

and Molecular Dynamics at the Limit<br />

11-13 September <strong>2013</strong>, ETH Zurich<br />

Organization: J. Troe (Göttingen), F. Merkt<br />

(ETH Zurich), G. Seyfang (ETH Zurich), U.<br />

Hollenstein (ETH Zurich)<br />

Information: http://leopoldina.ethz.ch/<br />

leopoldina<strong>2013</strong>/index.php/contact<br />

Email: leopoldina<strong>2013</strong>@ethz.ch<br />

44. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Medizinische Physik (DGMP)<br />

<strong>2013</strong><br />

18.–21. September.<strong>2013</strong>, Universität zu<br />

Köln<br />

Information: http://www.dgmp-kongress.de<br />

46th Biennial Meeting of the German<br />

Colloid Society<br />

“Morphological Transformations and<br />

Responses in Colloidal Systems”<br />

23.-25. September <strong>2013</strong>, Paderborn,<br />

Germany<br />

Information: http://www.chemie.uni-paderborn.de/kolloid<strong>2013</strong><br />

Polymer Interphases in Research and<br />

Technology<br />

30. September – 2. October <strong>2013</strong>,<br />

DECHEMA-Haus Frankfurt<br />

Information: polymer-interphases@theo.<br />

chemie.tu-darmstadt.de<br />

8th Workshop Ellipsometry<br />

10-12 March 2014, Dresden<br />

Information: http://www.ipfdd.de/wse2014<br />

International Conference<br />

Modern Physical Chemistry for Advanced<br />

Materials<br />

Devoted to the 150th anniversary of foundation<br />

the Physico-Chemical Department<br />

and delivering the fi rst course in physical<br />

chemistry by Professor Nikolai Beketov<br />

26.-30. Juni 2014, Kharkiv, Ukraine<br />

Information: www-chemo.univer.kharkov.<br />

ua/beketov2014<br />

VERSCHIEDENES<br />

Jobvector career days<br />

10.10.<strong>2013</strong> jobvector career day in<br />

Hannover<br />

14.12.<strong>2013</strong> jobvector career day in<br />

Düsseldorf<br />

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Themen Job und Karriere <strong>für</strong> Naturwissenschaftler,<br />

Ingenieure und Techniker.<br />

Weitere Informationen: http://www.jobvector.com<br />

AUSSCHREIBUNGEN<br />

Theodor-Förster-Gedächtnisvorlesung<br />

Die <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Deutsche</strong>r Chemiker, vertreten durch den Vorstand der<br />

Fachgruppe Photochemie und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische<br />

Chemie schreiben gemeinsam die Verleihung der Theodor-Förster-<br />

Gedächtnisvorlesung aus. Dieser Preis ist <strong>für</strong> hervorragende Arbeiten auf<br />

dem Gebiet der Photochemie vorgesehen. Vorschläge <strong>für</strong> zu Ehrende können<br />

aus dem Gesamtgebiet der Photochemie erfolgen. Die bisherigen Preisträger<br />

waren George Porter, London, Albert Weller, Göttingen, Zbigniew R. Grabowski,<br />

Warschau, Fritz P. Schäfer, Göttingen, Jan W. Verhoeven, Amsterdam, Waldemar<br />

Adam, Würzburg, Dietmar Möbius, Göttingen, Frans Carl DeSchryver,<br />

Leuven, Kurt Schaffner, Mülheim, Jakob Wirz, Basel, Nicholas J. Turro, New<br />

York, Gion Calzaferri, Bern, Masahiro Irie, Tokyo, Miguel A. Miranda, Valencia,<br />

Juan Cesar (Tito) Scaiano, Ottawa.<br />

Über die Zuerkennung der Auszeichnung entscheidet ein Gremium, das aus<br />

Vertretern der GDCh-Fachgruppe Photochemie und der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsen</strong>-<br />

<strong>Gesellschaft</strong> besteht. Der Geehrte sollte in der Regel vier Vorträge halten,<br />

wobei der erste dieser Vorträge im Rahmen der Jahrestagung der Fachgruppe<br />

Photochemie gehalten wird, die vom 29. September bis 1. Oktober 2014 in<br />

Köln stattfi ndet.<br />

Neue Kandidatenvorschläge mit einer schriftlichen Begründung werden bis<br />

spätestens 31. Dezember <strong>2013</strong> erbeten an:<br />

GDCh-Geschäftsstelle<br />

Ulrike Bechler<br />

Varrentrappstr. 40-42<br />

60486 Frankfurt am Main<br />

u.bechler@gdch.de<br />

260


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

NACHRICHTEN<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />

seeks nominations of candidates for the<br />

NERNST-HABER-BODENSTEIN PRIZE 2014<br />

dedicated to the memory of Max Bodenstein, Fritz Haber and Walther Nernst. The prize will be awarded at the opening<br />

ceremony of the 113 th General Assembly of the German <strong>Bunsen</strong>-Society for physical Chemistry on Thursday, 29 th of May<br />

2014 in Hamburg, Germany.<br />

The prize will be awarded to a distinguished junior scientist (of up to 40 years of age) for outstanding scientifi c achievements<br />

in the physical chemistry. Suitable candidates of international visibility in their research fi eld will be evaluated by<br />

a high level expert selection panel with respect to the scientifi c quality, originality and independence of their research.<br />

Candidates should come from a German-speaking region of Europe or work there at the time of their nomination.<br />

Nominations from established scientists in the area of physical chemistry should include a short CV of the candidate, an<br />

overview of the candidate’s scientifi c achievements, a list of the candidate’s publications, and a supporting statement.<br />

Nominations should be submitted by 1 st of October <strong>2013</strong> to<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />

Erika Wöhler<br />

Theodor-Heuss-Allee 25<br />

60486 Frankfurt am Main, Germany<br />

The German <strong>Bunsen</strong> Society for pyhsical Chemistry (<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.) and<br />

the Ewald Wicke-Foundation (Ewald Wicke-Stiftung) are seeking nominations to award the<br />

dedicated to the memory of Ewald Wicke.<br />

EWALD WICKE-PRIZE 2014<br />

The prize will be awarded at the 113 th General Assembly of the German <strong>Bunsen</strong>-Society for physical Chemistry on Thursday,<br />

29 th of May 2014 in Hamburg, Germany.<br />

The award will be made to a distinguished junior scientist (of up to 35 years of age) for outstanding scientifi c achievements<br />

in the area of applied physical chemistry. Suitable candidates will be evaluated with respect to the scientifi c quality and<br />

originality of their research. Candidates should come from a German speaking region in Europe or work there at the time<br />

of their nomination.<br />

Nominations from established scientists in the area of physical chemistry should include a short CV of the candidate, an<br />

overview of the candidate’s scientifi c achievements and publications, and a supporting statement.<br />

Nominations should be submitted by 1 st of October <strong>2013</strong> to<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />

Erika Wöhler<br />

Theodor-Heuss-Allee 25<br />

60486 Frankfurt am Main<br />

Germany<br />

261


NACHRICHTEN<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

Ars legendi-Fakultätenpreise<br />

Mathematik und Naturwissenschaften<br />

Der Ars legeni-Fakultätenpreis wird <strong>für</strong> herausragende, innovative und beispielgebende Leistungen in Lehre, Beratung<br />

und Betreuung verliehen. Er wird jährlich in den Kategorien Biowissenschaften, Chemie, Mathematik und Physik vergeben<br />

und ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Er wird gemeinsam durch den Stifterverband <strong>für</strong> die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft, die<br />

<strong>Deutsche</strong> Mathematiker-Vereinigung, die <strong>Deutsche</strong> <strong>Physikalische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, die <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Deutsche</strong>r Chemiker und<br />

der Verband <strong>für</strong> Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin in Deutschland ausgeschrieben.<br />

Bewerbungsschluss ist der 6. Dezember <strong>2013</strong>.<br />

Weitere Informationen unter: www.stifterverband.de/ars-legendi-mn<br />

Ansprechpartner: Dr. Georg Düchs, DPG, E-Mail: duechs@dpg-physik.de<br />

Ausschreibung <strong>für</strong> die<br />

Mitarbeit als Fachexperte/Fachexpertin der DBG<br />

in dem Arbeitskreis „Chemische Energieforschung“<br />

Der Arbeitskreis „Chemische Energieforschung“ wird von DBG, DECHEMA, DGMK, GDCh, VDI-GVC und VCI gemeinsam getragen.<br />

Dem Arbeitskreis gehört je ein Mitglied der Geschäftsstelle der beteiligten Organisationen sowie mindestens ein Fachexperte/Fachexpertin<br />

jeder Organisation an. Der Arbeitskreis wird gegenwärtig von Herrn Prof. Dr. Ferdi Schüth geleitet.<br />

Die Aufgabe des Arbeitskreises besteht darin, den Beitrag der Chemie und chemischer Technologien im Bereich Energie<br />

herauszuarbeiten und zu kommunizieren. Zu diesem Zweck werden Positionspapiere erarbeitet und das gemeinsame<br />

Energiekolloquium organisiert, das 1x jährlich in Frankfurt am Main stattfi ndet. Der Arbeitskreis tagt mindestens 2x im<br />

Jahr. Die aktive Mitarbeit an der Erstellung der Positionspapiere wird vorausgesetzt. Die Bewerbung steht allen persönlichen<br />

Mitgliedern der DBG offen. Die Berufung erfolgt durch den Vorstand der DBG ab 1.1.2014 <strong>für</strong> eine Dauer von 2<br />

Jahren. Eine Wiederberufung ist möglich.<br />

Weitere Informationen über den Arbeitskreis sind über die Webseite http://www.energie-und-chemie.de/ erhältlich.<br />

Bitte richten Sie Ihre Bewerbung mit einem aussagekräftigen Motivationsschreiben, Ihrem Lebenslauf sowie einer Liste<br />

einschlägiger Publikationen bis spätestens zum 1. Oktober <strong>2013</strong> an:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />

z.H. Erika Wöhler<br />

Theodor-Heuss-Allee 25<br />

60486 Frankfurt am Main<br />

262


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

NACHRICHTEN<br />

Ausschreibung <strong>für</strong> Kandidaten und Kandidatinnen zur<br />

Mitarbeit in der Unterrichtskommission der DBG<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> physikalische Chemie e.V. sucht geeignete Kandidaten und Kandidatinnen <strong>für</strong> die<br />

Mitarbeit in der Unterrichtskommission ab November <strong>2013</strong>.<br />

Die Unterrichtskommission nimmt im Auftrag des Ständigen Ausschusses der DBG die Aufgabe wahr, die Ausbildung in<br />

physikalischer Chemie an den wissenschaftlichen Hochschulen im Umfang und Qualität zu sichern und zu fördern.<br />

Insbesondere wird erwartet, dass sich die Unterrichtskommission der Erarbeitung eines Curriculums <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

<strong>für</strong> den Bachelor-Studiengang Chemie widmet.<br />

Für die Besetzung mehrerer freiwerdender Stellen in der Unterrichtskommission <strong>für</strong> den Zeitraum 2014/15 (Wiederberufung<br />

möglich) werden geeignete Kandidaten und Kandidatinnen gesucht. Die Bewerbung steht allen persönlichen<br />

Mitgliedern der DBG offen. Über die Berufung in die Unterrichtskommission entscheidet der Ständige Ausschuss.<br />

Bitte richten Sie Ihre Bewerbung mit einem aussagekräftigen Motivationsschreiben, Ihrem Lebenslauf sowie einer Liste<br />

einschlägiger Publikationen bis spätestens zum 1. Oktober <strong>2013</strong> an:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> physikalische Chemie e. V.<br />

z.H. Erika Wöhler<br />

Theodor-Heuss-Allee 25<br />

60486 Frankfurt am Main<br />

WAS MACHT EIGENTLICH DIE ...<br />

UNTERRICHTSKOMMISSION?<br />

Die Aufgabe der Unterrichtskommission ist die gegenseitige<br />

Information, Abstimmung und Weiterentwicklung der <strong>Physikalische</strong>n<br />

Chemie in der Lehre. Dies führt sie, wenn opportun, in<br />

Abstimmung mit den entsprechenden Gremien anderer Fachgesellschaften<br />

durch. Hierzu gehört die Entwicklung eines Fächerkanons<br />

und Mindestanforderung im Bereich der <strong>Physikalische</strong>n<br />

Chemie <strong>für</strong> Bachelor- und Masterstudiengänge. Weiterhin erarbeitet<br />

sie Vorschläge <strong>für</strong> die Positionierung der <strong>Bunsen</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />

zu hochschulpolitischen Fragenstellungen. Ursprünglich<br />

war das Gremium mit Vertretern verschiedener Bundesländer<br />

sowie Vertretern aus der Schweiz und Österreich besetzt. Diese<br />

regionale Struktur hat in der gegenwärtigen Hochschullandschaft<br />

an Bedeutung verloren. Für eine Mitarbeit in der Unterrichtskommission<br />

können sich alle im Bereich der Lehre interessierten<br />

DBG-Mitglieder bewerben (siehe beiliegende Ausschreibung). Es<br />

wird ein regional ausgewogenes Verhältnis, die Beteiligung von<br />

Jungwissenschaftlern/-innen sowie mindestens ein Industrievertreter<br />

und Studierender in der Kommission, angestrebt. Die<br />

Mitglieder der Unterrichtskommission werden vom Ständigen<br />

Ausschuss <strong>für</strong> zwei Jahre mit der Möglichkeit einer zweimaligen<br />

Verlängerung berufen. Die Unterrichtskommission wählt ihren<br />

eigenen Vorsitzenden und berichtet dem Ständigen Ausschuss.<br />

263


ZEITSCHRIFT FÜR<br />

PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 15. JAHRGANG · 5/<strong>2013</strong><br />

INHALT HEFT 5-7 (<strong>2013</strong>)<br />

J. Mitzel, F. Arena, T. Walter, M. Stefener, R. Hempelmann<br />

Direct Methanol Fuel Cell – Alternative Materials<br />

and Catalyst Preparation 497<br />

J. Bao, D. D. Macdonald<br />

Growth Kinetics of the Anodic Oxide Film on Platinum<br />

under Potentiodynamic Polarization Conditions 541<br />

K. Stöwe, C. Dogan, F. Welsch, W. F. Maier<br />

High-Throughput Optical Screening of Electrocatalysts<br />

for Fuel Cell Applications – Review and Present<br />

Developments 561<br />

M. L. Di Vona, P. Knauth<br />

Sulfonated Aromatic Polymers as Proton-Conducting<br />

Solid Electrolytes for Fuel Cells: a Short Review 595<br />

F. Arena, J. Mitzel, R. Hempelmann<br />

Electrocatalyst – Membrane Interface and Fuel Cell<br />

Performance with Sulfonated PolyEtherEtherKetone<br />

as Ionomer 615<br />

Review Article<br />

P. Desclaux, M. Rzepka, U. Stimming, R. Hempelmann<br />

Actual State of Technology in Direct Carbon Fuel Cells 627<br />

R. Chen, V. Trieu, B. Schley, H. Natter, J. Kintrup, A. Bulan,<br />

R. Weber, R. Hempelmann<br />

Anodic Electrocatalytic Coatings for Electrolytic<br />

Chlorine Production: A Review 651<br />

V. Urbanova, G.-W. Kohring, T. Klein, Z. Wang, O. Mert,<br />

M. Emrullahoglu, K. Buran, A. S. Demir, M. Etienne,<br />

A. Walcarius<br />

Sol-gel Approaches for Elaboration of Polyol<br />

Dehydrogenase-Based Bioelectrodes 667<br />

U. M. Viswanathan, T. Burkholz, C. Jacob<br />

Electrochemistry at the Edge of Reason:<br />

Chalcogen-Based Redox Systems in Biochemistry<br />

and Drug Design 691<br />

B. Koeppe, E. T. J. Nibbering, P. M. Tolstoy<br />

NMR and FT-IR Studies on the Association of Derivatives<br />

of Thymidine, Adenosine, and 6-N-Methyl-Adenosine<br />

in Aprotic Solvents 723<br />

D. Maggioni, T. Beringhelli, G. D’Alfonso, M. C. Malatesta,<br />

P. Mercandelli, D. Donghi<br />

Competition between Hydrogen Bonds and Lewis Acid-Base<br />

Interactions in the Equilibria between Bis(pentafl uorophenyl)borinic<br />

Acid and Pyridine: Insights from NMR,<br />

Diffractometric and Computational Studies 751<br />

A. O. Borissova, K. A. Lyssenko, A. A. Gurinov, I. G. Shenderovich<br />

Energy Analysis of Competing Non-Covalent Interaction<br />

in 1:1 and 1:2 Adducts of Collidine with Benzoic Acids<br />

by Means of X-Ray Diffraction 775<br />

E. M. Basílio Janke, K. Weisz<br />

A TT Dinucleotide with a Nonionic Silyl Backbone:<br />

Impact on Conformation and H-Bond Mediated Base<br />

Pairing as Studied by Low-Temperature NMR 791<br />

T. Oi, H. Morimoto<br />

Oxygen and Hydrogen Isotopic Preference in Hydration<br />

Spheres of Chloride and Sulfate Ions 807<br />

J. E. Del Bene, I. Alkorta, G. Sánchez-Sanz, J. Elguero<br />

Ab Initio Study of Cooperative Effects in Complexes<br />

X:HBO:Z, with X, Z=LiH, HNC, HF, HCN, HCl, ClF, and HBO:<br />

Structures, Binding Energies, and Spin-Spin Coupling<br />

Constants across Intermolecular Bonds 821<br />

L. Infantes, M. A. García, C. López, R. M. Claramunt, J. Elguero<br />

The Structure and Dynamic Properties of<br />

1H-Pyrazole-4-Carboxylic Acids in the Solid State 841<br />

Y. Rozhkova, A. A. Gurinov, P. M. Tolstoy, G. S. Denisov,<br />

I. G. Shenderovich, V. I. Korotkov<br />

Acridine – a Promising Fluorescence Probe of Non-Covalent<br />

Molecular Interactions 857<br />

O. A. Filippov, V. A. Kirkina, N. V. Belkova, S. Stoccoro,<br />

A. Zucca, G. M. Babakhina, L. M. Epstein, E. S. Shubina<br />

First Example of Hydrogen Bonding to Platinum Hydride 869<br />

Z. Huesges, K. Christmann<br />

Interaction of Hydrogen with a Cobalt(0001) Surface 881<br />

A. Grünberg, T. Gutmann, N. Rothermel, Y. Xu, H. Breitzke,<br />

G. Buntkowsky<br />

Immobilization and Characterization of RuCl 2 (PPh 3 ) 3<br />

Mesoporous Silica SBA-3 901<br />

A. Filarowski, P. E. Hansen<br />

Secondary Isotope Effects on 13 C and 15 N Chemical<br />

Shifts of Schiff Bases Revisited 917<br />

E. A. Nasibulov, A. N. Pravdivtsev, A. V. Yurkovskaya,<br />

N. N. Lukzen, H.-M. Vieth, K. L. Ivanov<br />

Analysis of Nutation Patterns in Fourier-Transform NMR<br />

of Non-Thermally Polarized Multispin Systems 929<br />

H. Baumgärtel, H. W. Zimmermann<br />

The Structure of Supercooled Water and the Mechanism<br />

of Homogeneous Nucleation of Ice I h 955<br />

M. V. Sigalov, N. Kalish, B. Carmeli, D. Pines, E. Pines<br />

Probing Small Protonated Water Clusters in Acetonitrile<br />

Solutions by 1 HNMR 983<br />

P. Fita, P. Ciąćka, I. Czerski, M. Pietraszkiewicz,<br />

C. Radzewicz, J. Waluk<br />

Double Hydrogen Transfer in Low Symmetry Porphycenes 1009<br />

S. Belz, O. Deeb, L. González, T. Grohmann, D. Kinzel, M.<br />

Leibscher, J. Manz, R. Obaid, M. Oppel, G. D. Xavier, S. Zilberg<br />

Nuclear Spin Selective Torsional States:<br />

Implications of Molecular Symmetry 1021<br />

264


An der Fakultät <strong>für</strong> Naturwissenschaften ist am Institut<br />

<strong>für</strong> Elektrochemie baldmöglichst eine unbefristete<br />

W3-Professur <strong>für</strong> Elektrochemie<br />

(ohne Leitungsfunktion)<br />

zu besetzen.<br />

Gesucht wird eine Persönlichkeit mit herausragenden<br />

Forschungsleistungen, die auf einem modernen Gebiet<br />

der experimentellen Elektrochemie arbeitet und so den<br />

fakultätsübergreifenden Schwerpunkt Energiewandlung<br />

und -speicherung weiter stärken wird, insbesondere im<br />

Bereich Photoelektrochemie. Von dem Stelleninhaber/<br />

der Stelleninhaberin wird eine ausgeprägte Bereitschaft<br />

zur interdisziplinären Zusammenarbeit erwartet.<br />

In der Lehre soll das Gesamtgebiet der <strong>Physikalische</strong>n<br />

Chemie abgedeckt werden, daneben soll sich der/die<br />

zukünftige Stelleninhaber/in auch an der Lehre in den<br />

Studiengängen die von der Chemie getragen werden,<br />

der Nebenfachausbildung und am Lehrexport beteiligen.<br />

Erwartet wird die aktive Mitwirkung in der akademischen<br />

Selbstverwaltung.<br />

Einstellungsvoraussetzungen sind ein abgeschlossenes<br />

Hochschulstudium, pädagogische Eignung, Promotion<br />

und zusätzliche wissenschaftliche Leistungen (§ 47 LHG).<br />

Die Universität Ulm strebt eine Erhöhung des Anteils<br />

von Frauen in Forschung und Lehre an und bittet deshalb<br />

qualifizierte Wissenschaftlerinnen nachdrücklich um<br />

ihre Bewerbung. Die Universität ist als familiengerechte<br />

Hochschule zertifiziert und unterstützt ein Dual Career<br />

Programm.<br />

Bewerbungen mit Lebenslauf, Zeugniskopien, eine Darstellung<br />

des wissenschaftlichen Werdegangs und der<br />

Lehrtätigkeiten, einer Publikationsliste mit Anlage von<br />

bis zu drei Sonderdrucken, einer Auflistung der eingeworbenen<br />

Drittmittel, Kurzbeschreibung der laufenden<br />

Vorhaben und einem wissenschaftlichen Konzept sind<br />

bis zum 30. September <strong>2013</strong> an den Dekan der Fakultät<br />

<strong>für</strong> Naturwissenschaften, Albert-Einstein-Allee 11,<br />

D-89081 Ulm, einzusenden. Bitte geben Sie<br />

auf dem Briefumschlag die Kennziffer 67 an.<br />

Schwerbehinderte werden bei<br />

entsprechender Eignung vorrangig<br />

eingestellt.<br />

Zertifikat seit 2008<br />

audit familiengerechte<br />

hochschule

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