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Ornithologischer Jahresbericht<br />

2012<br />

– 40 Jahre Vogelbeobachtung im Nordosten Wiesbadens –<br />

Vom Verschwinden der Arten<br />

– Libellen in unserer Region<br />

– Schwerpunktart 2012: Die Dohle<br />

März 2013<br />

Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.<br />

Arbeitskreis Wiesbaden-Rheingau-Taunus<br />

Edisonstraße 15, 65199 Wiesbaden, www.hgon-wiesbaden.de


Impressum<br />

Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.<br />

Arbeitskreis Wiesbaden-Rheingau-Taunus<br />

Edisonstraße 15, 65199 Wiesbaden, Telefon 0611 46 19 13<br />

ingo.hausch@hgon.de, www.hgon-wiesbaden.de<br />

Titelseite:<br />

Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)<br />

Foto:<br />

Malte Seehausen<br />

Covergestaltung:<br />

Claudia Weinhold, www.zurgoldenenzitrone.com<br />

Redaktion:<br />

Johannes Reufenheuser<br />

Heinz Rosenberg<br />

Jürgen Hübner (Technische Unterstützung)<br />

Bankkonto Arbeitskreis<br />

Naspa Wiesbaden<br />

Konto 0 122 103 831, BLZ 510 500 15


Vorwort<br />

Bei dem vorliegenden Heft handelt es sich<br />

um den ornithologischen Jahresbericht des<br />

Arbeitskreises. Doch der Leser findet als<br />

Titelbild eine Libelle. Das Bild weist auf<br />

<strong>einen</strong> Aufsatz über die Libellen im Gebiet<br />

unseres Arbeitskreises hin. Warum dies?<br />

Die <strong>HGON</strong> sagt mit dem „N“ aus, dass sie<br />

sich auch allgemein mit Naturschutz befasst.<br />

So hat sie in den vergangenen Jahren zwei<br />

Häuser erworben, um aktiven Fledermausschutz<br />

betreiben zu <strong>können</strong>. In den Häusern<br />

haben jeweils mehrere hundert Tiere auf dem<br />

Dachboden ihre Kinderstube, so z.B. in Greifenstein-Allendorf<br />

mehr als 1000 Exemplare<br />

des Großen Mausohr (Myotis myotis).<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Wiederansiedlung<br />

des bis zu 130 cm großen und 20<br />

bis 30 Kilo schweren Bibers. Er galt seit<br />

mehr als 300 Jahren auf dem Gebiet des heutigen<br />

Hessen als ausgerottet. 1987/88 wurden<br />

in den Gewässersystemen von Sinn und Jossa<br />

18 Biber, die aus der ehemaligen DDR<br />

stammten, ausgesetzt. Von dieser Population<br />

ausgehend sind in den vergangenen Jahren<br />

weite Teile Hessens durch den Biber wieder<br />

besiedelt worden. Heute geht man von einer<br />

Gesamtpopulation von 300 Individuen aus.<br />

Tendenz weiter steigend.<br />

2005 gründete sich der Arbeitskreis „Libellen<br />

in Hessen“, der eng mit der <strong>HGON</strong> verbunden<br />

ist. In unserem Arbeitskreis haben<br />

wir mit Malte Seehausen <strong>einen</strong> exzellenten<br />

Kenner der Libellen. Was lag also näher, als<br />

unseren Lesern in diesem Jahr <strong>einen</strong> Einblick<br />

in das Leben unserer heimischen Libellen zu<br />

vermitteln.<br />

2011 haben erstmals Beiträge der Mitglieder<br />

den OJB geprägt. Im vorliegenden Bericht<br />

setzen wir den Weg fort. <strong>Sie</strong> finden sehr persönliche<br />

Beiträge – wir finden das gut. Es<br />

sind neue Schnittstellen entstanden, die noch<br />

nicht passgenau sind – daran müssen wir<br />

arbeiten. Das Layout ist oft nicht regelgerecht<br />

– das müssen <strong>Sie</strong> uns als Laien nachsehen.<br />

Sagen <strong>Sie</strong> uns Ihre Meinung!<br />

FFH-Gebiet „Buchenwälder<br />

nördlich Wiesbaden“ Foto: ©<br />

Johannes Reufenheuser<br />

3


Inhalt<br />

Vorwort………………………………………………………………………………. Seite 3<br />

Libellen in unserer Region ………………………………………………………… Seite 5<br />

40 Jahre Vogelbeobachtung im Nordosten Wiesbadens<br />

Vom Verschwinden der Arten …………………………………………………….. Seite 8<br />

Schwerpunktart 2012: Die Dohle …………………………………………………. Seite 11<br />

Greifvogel – Monitoring 2012 …………………………………………………… .. Seite 12<br />

Baumfalken – Monitoring Lahn-Taunus 2012 ……………………………………Seite 14<br />

Baumfalken – Monitoring südöstlich von Wiesbaden<br />

mit dem Wanderfalken bei Kalle-Albert in Biebrich ……………………………...Seite 15<br />

Eule und Kauz 2012 ……………………………………………………………….. Seite 16<br />

Brutvögel im Schiersteiner Teichgebiet 2012 ..…………………………………..Seite 18<br />

EU-Vogelschutzgebiet „Inselrhein“ ………………………………………………..Seite 20<br />

Bemerkenswerte Beobachtungen 2012<br />

Themenschwerpunkt Gastvögel ………..………………………………………… Seite 23<br />

Besondere Gäste im Arbeitskreisgebiet und drumherum<br />

Aus dem Bericht der Avifaunistischen Kommission Hessen bis 3/2012 ………Seite 26<br />

Ornithologische Kleinstaaterei ……………………………………………………..Seite 29<br />

Ganzjähriges Monitoring der Vögel in Wiesbaden ……………………………… Seite 31<br />

Die besondere Beobachtung ……………………………………………………… Seite 35<br />

Welcher Vogel ist das? ……………………………………………………………..Seite 37<br />

Ein Jahr ornitho.de …………………………………………………………………. Seite 38<br />

Gotthold Ephrahim Lessing und die Sperlinge ………………………………….. Seite 39<br />

Artenliste ……………………………………………………………………………..Seite 40<br />

Der Tipp ………………………………………………………………………………Seite 41<br />

Streuobst – Kulturlandschaft im Niedergang ……………………………………..Seite 42<br />

Welcher Vogel ist das? Die Lösung ……………………………………………….Seite 44<br />

Ausblick ……………………………………………………………………………… Seite 45


Libellen in unserer Region - Aufruf zur Mitarbeit<br />

MALTE SEEHAUSEN (Museum Wiesbaden, Naturhistorische Sammlungen)<br />

malte.seehausen@museum-wiesbaden.de<br />

Über die Libellenfauna Wiesbadens und der<br />

angrenzenden Taunusregion ist erstaunlicherweise<br />

bislang relativ wenig bekannt. In der einzigen<br />

Arbeit neueren Datums nennt JOST (1999)<br />

lediglich 25 Arten, die er hier beobachtet habe.<br />

Inzwischen hat sich die Anzahl der nachgewiesenen<br />

Arten in Wiesbaden und dem Rheingau-<br />

Taunus-Kreis mit 51 mehr als verdoppelt. Dennoch<br />

weist der Datenbestand enorme Lücken<br />

auf: Gerade die häufigeren Arten werden ansch<strong>einen</strong>d<br />

oft nicht weiter beachtet oder gemeldet.<br />

Nur so lassen sich die großen „weißen Flecken“<br />

in Vorder- und Hochtaunus erklären (vgl.<br />

HILL et al. 2011).<br />

Dabei erscheint die geographische und klimatische<br />

Lage Wiesbadens und des Rheingaus<br />

hochinteressant und gerade für wärmeliebende<br />

Arten wie z. B. Kleines Granatauge (Erythromma<br />

viridulum; Abb. 1),<br />

Abb. 2 Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii),<br />

Männchen, Juni 2012, Delkenheim<br />

Libellen lassen sich an nahezu allen Gewässern<br />

der Region beobachten. Vor allem am Rhein<br />

finden sich aufgrund der verbesserten Wasserqualität<br />

wieder Flussjungfern wie die Gemeine<br />

Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus), Kleine<br />

Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus;<br />

Abb. 3) und Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus<br />

cecilia). Auch die<br />

Abb. 1 Kleines Granatauge (Erythromma viridulum),<br />

Paarungsrad, Juli 2012, Delkenheim<br />

Pokaljungfer (Erythromma lindenii), Kleine<br />

Königslibelle (Anax parthenope), Feuerlibelle<br />

(Crocothemis erythraea), Frühe Heidelibelle<br />

Sympetrum fonscolombii; Abb. 2), Südliche<br />

Heidelibelle (Sympetrum meridionale) und Südlicher<br />

Blaupfeil (Orthetrum brunneum) sehr gut<br />

geeignet.<br />

Abb. 3 Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus),<br />

Männchen, 08.07.2011, Schierstein<br />

Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes)<br />

kommt hier vor, wird jedoch fast ausschließlich<br />

durch Funde von Larvenhäuten (Exuvien) an<br />

den sandigen Rheinstränden nachgewiesen (vgl.<br />

HILL et al. 2011). Über das Verhalten und die<br />

Aufenthaltsorte der Imagines am Rhein ist bislang<br />

relativ wenig bekannt. Eine Möglichkeit<br />

zum auffinden dieser, könnten Begehungen von<br />

kniehohen Wiesen und Brachflächen in Rhein-<br />

5


Libellen in unserer Region - Aufruf zur Mitarbeit<br />

MALTE SEEHAUSEN (Museum Wiesbaden, Naturhistorische Sammlungen)<br />

malte.seehausen@museum-wiesbaden.de<br />

nähe (z. B. bei Oestrich-Winkel) von Juli bis<br />

September sein (vgl. STÜBING & HILL 2009).<br />

Weitere typische Fließgewässer-Arten sind<br />

Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) und<br />

Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens).<br />

Letztere ist die deutlich häufigere Art<br />

und unter anderem ebenfalls am Rhein zu beobachten.<br />

Die Blauflügel-Prachtlibelle besiedelt<br />

hingegen eher schattigere, kleine Bäche in den<br />

ansteigenden Lagen Richtung Vorder- und<br />

Hochtaunus.<br />

Auch an den klassischen Stillgewässer-<br />

Biotopen und in deren Umgebung lassen sich<br />

Libellen beobachten. Dies betrifft keineswegs<br />

nur größere Gewässer oder Gewässerkomplexe<br />

wie die Schiersteiner Teiche in Wiesbaden.<br />

Gerade kleine Teiche und Kleinstgewässer<br />

<strong>können</strong> hochinteressant für Libellen sein. Selbst<br />

ein frisch ausgehobener Amphibienteich von 1-<br />

2 m 2 Fläche wird schnell von Arten wie Plattbauch<br />

(Libellula depressa) oder der Kl<strong>einen</strong><br />

Pechlibelle (Ischnura pumilio; Abb. 4)<br />

Die höheren Waldgebiete beinhalten viele<br />

Teiche, die gute Libellen-Biotope darstellen.<br />

Auf den Landkarten sind sicherlich nicht alle<br />

diese Teiche vermerkt, daher wären hier auch<br />

Informationen über Gewässer, vor allem über<br />

solche mit ausgeprägter Schwimmblatt- oder<br />

Röhrichtvegetation in sonniger Lage, sehr hilfreich.<br />

Die Waldlichtungen, Wiesen und Wege sind<br />

ebenfalls gute Möglichkeiten zur Libellenbeobachtung.<br />

<strong>Sie</strong> werden unter anderem von der<br />

Großen Königslibelle (Anax imperator),<br />

Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta) und Großer<br />

Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) als Ruhe-<br />

und Jagdhabitat genutzt (z. B. das Weilburger<br />

Tal in Wiesbaden). Weiterhin werden selbst<br />

die kleinsten Quellbäche von Libellen besiedelt:<br />

Hier lassen sich Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster<br />

bidentata; Abb. 5)<br />

Abb. 5 Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata),<br />

Männchen, 29.05.2011, Wiesbadener Hochtaunus<br />

Abb. 4 Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio), Männchen,<br />

August 2011, Amöneburg<br />

besiedelt. Hingegen sind temporär wasserführende<br />

Tümpel für einige Spezialisten, wie z. B.<br />

die Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus)<br />

notwendig. Gerade diese Art besiedelt überwiegend<br />

kleine, dicht mit Binsen und anderem<br />

Röhricht bewachsene Flächen, die teilweise<br />

nicht mehr als Gewässer erkennbar sind.<br />

und Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster<br />

boltonii) finden. Neueste Nachweise des Verfassers<br />

haben gezeigt, dass beide Arten, und<br />

insbesondere die Gestreifte Quelljungfer, hier<br />

nicht so selten sind, wie bislang vermutet wurde.<br />

Als besondere Highlights konnten vom Verfasser<br />

im Jahr 2012 die Erstnachweise für den<br />

Rheingau-Taunus-Kreis bzw. Wiesbaden für<br />

Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis),<br />

6


Libellen in unserer Region - Aufruf zur Mitarbeit<br />

MALTE SEEHAUSEN (Museum Wiesbaden, Naturhistorische Sammlungen)<br />

malte.seehausen@museum-wiesbaden.de<br />

Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia; Abb.<br />

6)<br />

Abb. Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia), Männchen,<br />

Mai 2012, Rheingaugebirge<br />

und Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coerulescens)<br />

erbracht werden. Letzterer wurde sogar bei der<br />

Eiablage beobachtet, doch sind für eine dauerhafte<br />

Bodenständigkeit Pflegemaßnahmen im<br />

entsprechenden Gebiet unumgänglich. Die beiden<br />

vorerwähnten Moosjungfernarten hielten an<br />

dem neu entdeckten Teich Reviere. Ob es sich<br />

jedoch um bodenständige Vorkommen handelt,<br />

muss in den Folgejahren überprüft werden.<br />

Weitere Vorkommen an kl<strong>einen</strong>, bisher noch<br />

nicht erfassten Waldteichen wären durchaus<br />

denkbar. Hier ist aufgrund der relativ kurzen<br />

Flugzeit eine Nachsuche von Mitte Mai bis Mitte<br />

Juni empfehlenswert.<br />

In allen Biotopen versteht sich ein umsichtiges<br />

Verhalten, um eine Schädigung der Biotope und<br />

Uferstrukturen zu vermeiden, von selbst. Vor<br />

allem in Waldgebieten ist die Begegnung mit<br />

Wildschw<strong>einen</strong>, welche Quellen und Waldteiche<br />

gerne als Suhle und Rückzugsort nutzen, zu<br />

Bedenken.<br />

Der AK Libellen in Hessen bittet um Mithilfe<br />

bei der Erfassung der Taunus-Region und ist<br />

dankbar für alle Beobachtungen von Libellen,<br />

selbst die der Blaugrünen Mosaikjungfer<br />

(Aeshna cyanea) und weiterer Arten die gegebenenfalls<br />

auch an Ihrem Gartenteich zu sehen<br />

sind.<br />

Tipps und Hilfe bei der Bestimmung von Libellen<br />

und deren Larvenhäuten, sowie die Weiterleitung<br />

der Daten bietet der Verfasser an (Kontaktdaten<br />

siehe Überschrift). Gerne <strong>können</strong> <strong>Sie</strong><br />

auch Fotos unbestimmter Libellen mit Fundort<br />

und Aufnahmedatum zur Überprüfung per<br />

Email zusenden.<br />

Weitere Information finden <strong>Sie</strong> in dem jährlich<br />

ersch<strong>einen</strong>den Heft „Libellen in Hessen“, dem<br />

Newsletter des Arbeitskreises (als PDF abonnierbar<br />

beim Verfasser), dem „Atlas der Libellen<br />

Hessens“ (ISBN 978-3-9814181-0-1) oder<br />

im Internet unter www.libellen-hessen.de.<br />

Dank<br />

Ich danke ganz herzlich Ralf Busch für die kritische<br />

Durchsicht des Manuskriptes.<br />

Literatur<br />

HILL, B., H.-J. ROLAND, S. STÜBING & C. GESKE (2011): Atlas der Libellen Hessens. – FENA Wissen, Band 1,<br />

Gießen.<br />

JOST, W. (1999): Libellenfauna rund um Wiesbaden. – Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde 120: 75-81.<br />

STÜBING, S. & B. T. HILL (2009): Artensteckbrief Gomphus flavipes (Charpentier, 1825) - Asiatische Keiljungfer. –<br />

Hessen-Forst, FENA. Online im Internet URL (17.11.2012): www.hessen-forst.de/fena/produkte-angebote/artendocs/Libellen/Artensteckbrief_2009_Asiatische_Keiljungfer_Gomphus_flavipes.pd<br />

Fotos: alle Malte Seehausen<br />

7


40 Jahre Vogelbeobachtung im Nordosten Wiesbadens<br />

Vom Verschwinden seltener Arten<br />

Peter Linhart<br />

Im Sommer 1974 zog ich in eine große<br />

Wohnanlage in Wiesbaden Nordost mit<br />

<strong>Blick</strong> in den unteren Teil des Tennelbachtals.<br />

Meine Arbeitsstätte befand sich in der Deutschen<br />

Klinik für Diagnostik an der Aukammallee.<br />

Die Fenster meines Untersuchungs-<br />

und Arbeitszimmers waren zum<br />

Schilfbiotop des Tales gerichtet. Der Weg<br />

zur Arbeit führte durch den Kurpark, der bis<br />

oberhalb von Sonnenberg bei den verschiedensten<br />

Aktivitäten begangen wurde.<br />

Im Folgenden sollen weitgehend aus dem<br />

Gedächtnis ohne wissenschaftlichen Anspruch<br />

die in diesen Gebieten verschwundenen<br />

Vogelarten aufgezeichnet werden.<br />

Aukammtal<br />

Haubenlerche: 1974 und in den Folgejahren<br />

immer wieder Exemplare auf dem nicht<br />

gepflasterten Klinikparkplatz zu. Seit Bau<br />

eines weiteren Kliniktraktes und Pflastern<br />

Feldschwirl: Mindestens 1 Exemplar von<br />

der Klinik aus zu hören. Verschwinden Ende<br />

der 70er Jahre.<br />

Pirol: Bis Ende der 80er Jahre Rufe. 2012<br />

einige Tage lang Rufe.<br />

Kuckuck: Rufe bis Anfang der 90er Jahre<br />

zu hören.<br />

Nachtigall: „Charaktervogel“ des Tales in<br />

den 70-Jahren. Wohl 5-10 Reviere. Stetiger<br />

Rückgang über die Jahre. 3 Reviere noch<br />

längere Zeit am oberen Ende des Schilfbezirkes.<br />

1 singendes Exemplar noch bis Ende<br />

der 90er Jahre.<br />

Sumpfrohrsänger: Direkt vor der Klinik<br />

nahe der Straße bis etwa 2008 singendes<br />

Männchen. Wahrscheinlich Reviere auch in<br />

anderen Bereichen des Biotops.<br />

Wacholderdrossel: Bis in die 90er Jahre im<br />

Winter Einflug von bis zu 500 Exemplaren<br />

zum Schlafplatz im Schilf.<br />

Grauschnäpper: In den 80er Jahren in einem<br />

Nistkasten an einem Baum am unteren<br />

Ende der zum Thermalbad gehörenden Wiese.<br />

Nach einigen Jahren war der Nistkasten<br />

verschwunden<br />

Gründe für die Veränderung<br />

Neben dem allgem<strong>einen</strong> Rückgang der genannten<br />

Arten sind für das Aukammtal folgende<br />

Gründe zu nennen:<br />

→<br />

Verkleinerung des Biotops<br />

Diese begann schon vor dem Beginn meiner<br />

Arbeit. Der unterste Teil des Tales war durch<br />

das Thermalbad und die angrenzenden großen<br />

Rasenflächen bereits verändert. Im mittleren<br />

Teil unterhalb des Schilfbiotops waren<br />

noch Reste eines Gärtnereibetriebs zu erkennen.<br />

Ein großer Teil des unteren Osthanges<br />

war durch die Deutsche Klinik für Diagnostik<br />

und das Aukammhotel seit Ende der 60er<br />

Jahre verbaut.<br />

Das Gebiet oberhalb des Schilfbiotops (auch<br />

des jetzigen Apothekergartens) wurde noch<br />

landwirtschaftlich, weitgehend als Pferdeweide,<br />

genutzt.<br />

1978 und etwa 1990 erfolgten Erweiterungsbauten<br />

der Deutschen Klinik für Diagnostik<br />

mit weiterer Verkleinerung des Biotops am<br />

Osthang. Auch in den 90er Jahren wurde der<br />

große Komplex der Freseniusklink mit ausgedehnten<br />

Autoparkanlagen am oberen Ende<br />

des Osthanges gebaut. Zwischen den beiden<br />

Kliniken besteht nur noch ein kurzer Abschnitt<br />

des früher weitgehend bewachsenen<br />

Osthanges, ehemals mit Nachtigallenrevieren.<br />

8


→<br />

Veränderung des Biotops<br />

Schon in den 80er Jahren wurde die Bewirtschaftung<br />

des oberen Teils des Tales aufgegeben.<br />

Der Apothekergarten wurde angelegt.<br />

Das Gelände unterhalb des Schilfbiotops<br />

wurde „gepflegt“, die alten Obstbäume freigestellt<br />

und Büsche weitgehend beseitigt.<br />

Der gravierendste Eingriff war das Anlegen<br />

von Wegen, insbesondere zwischen Straße<br />

und Schilfbiotop. Dadurch Beseitigung der<br />

natürlichen Begrenzung des Biotops und des<br />

Sichtschutzes durch die Büsche. Zusätzlich<br />

wurde das Schilfbiotop verkleinert und sogar<br />

noch eine massive Aussichtsplattform hineingebaut.<br />

Während der letzten Jahre weitere<br />

„Entbuschung“ und Schaffung von<br />

„Sichtachsen“ gerade im Bereich wo der<br />

letzte Sumpfrohrsänger zu hören war. Ein<br />

größerer Teil der quer zum Tal stehenden<br />

Pappelreihe wurde gefällt (Sammlungsort<br />

der Wacholderdrosseln vor dem Einfall in<br />

das Schilf.)<br />

→<br />

Zunahme der „Nutzung“ durch Mensch<br />

und Hund<br />

Mit dem Anlegen von Wegen zieht das Biotop<br />

naturgemäß Menschen an. Am Rande<br />

eines Wohngebiets werden natürlich die<br />

Hunde hier ausgeführt. Zumindest auf den<br />

freien Flächen sind sie meist nicht angeleint.<br />

1. Kasten unter o.a. Brücke.<br />

2. Kasten unter Brücke beim Cafè Hahn,<br />

wahrscheinlicher in der Drainageröhre in der<br />

Mauer oberhalb.<br />

3. Kasten unter der Brücke Südende der<br />

Hofwiese.<br />

4. In der Mauer am Beginn der Mühlwiesenstraße.<br />

Seit 2-3 Jahren keine Wasseramsel mehr im<br />

gesamten beschriebenen Bachverlauf mehr<br />

gesichtet.<br />

Gründe<br />

Revier 1: Umbau der Brücke ca. 2006. Beseitigung<br />

des Kastens.<br />

Revier 2: Fällung eines großen Baumes und<br />

Beseitigung von Büschen, so dass „Brutmauer“<br />

völlig freigestellt ist.<br />

Revier 3: „Sanierung“ des Ufers zum Spielplatz<br />

auf Hofwiese durch Einbringung großer<br />

Steine und Beseitigung der Büsche. So<br />

freier Zugang der Kinder zum Bachlauf.<br />

(90er Jahre).<br />

Revier 4: Etwa 2005 Beginn der „Hochwasserverbauung“<br />

des Rambachs in Sonnenberg.<br />

Beseitigung der alten Mauer und Beseitigung<br />

aller Büsche an beiden Ufern. Völlig freigelegter<br />

Bach noch immer nicht beendete Bau<br />

Kurpark/Sonnenberg<br />

Grauspecht: Bis 2004 regelmäßig zu hören.<br />

Verschwinden kann k<strong>einen</strong> Veränderungen<br />

im Biotop zugeordnet werden<br />

(evtl. Fällen der Pappeln im Tennelbachtal).<br />

Wasseramsel: Bis etwa 2005 gab es zwischen<br />

der Brücke Fichtestraße und Mühlwiesenstraße<br />

in Sonnenberg 4 sichere Reviere:<br />

9<br />

Foto: Wasseramsel © Re.Ko / pixelio.de


40 Jahre Vogelbeobachtung im Nordosten Wiesbadens<br />

Vom Verschwinden seltener Arten<br />

Peter Linhart<br />

arbeiten und daher dauernde Unruhe. Wohl<br />

auch deshalb Kasten, der unter Brücke etwa<br />

100 m oberhalb angebracht wurde, nicht belegt.<br />

Weitere Gründe: Entfernung von Büschen<br />

auch in anderen Bereichen das Bachlaufes.<br />

Bau einer großen Altenwohnanlage mit Außenanlage<br />

bis an den Bach heran und Beseitigung<br />

der Büsche dort. Durch Beseitigung<br />

der Büsche an vielen Stellen auch besserer<br />

Zugang für Hunde zum Bachlauf.<br />

Tennelbachtal<br />

Pirol: Bis Ende der 70er Jahre regelmäßige<br />

Rufe.<br />

Nachtigall: Mindestens 1 Reviergesang bis<br />

Ende der 70er Jahre.<br />

Grauspecht: Gleichzeitig mit dem Verschwinden<br />

im Kurpark.<br />

Gartenrotschwanz: Mindestens 1 Revier<br />

bis Ende der 90er Jahre. Im letzten Jahr intensiver<br />

Gesang eines Männchens vom April<br />

bis Juni.<br />

Gartengrasmücke:<br />

2009.<br />

Gründe für das Verschwinden<br />

Letzter Reviergesang<br />

Während der 70er Jahre keine offensichtlichen<br />

Veränderungen des Biotops. Die Verkleinerung<br />

des Biotops, die zum Verschwinden<br />

von Pirol und Nachtigall geführt<br />

hatte, muss wohl schon vorher erfolgt sein,<br />

wohl zum großen Teil durch die von uns<br />

bewohnte Wohnanlage.<br />

Ab den 80er Jahren dann massive Verkleinerung:<br />

Fast vollständige Verbauung der Nordseite<br />

der Richard-Wagnerstraße und Ausdehnung<br />

in die Tiefe der Gärten. 4 Häuser in<br />

den Eichenwald an der Ostseite des Tales<br />

hinein. Bau des Pflegeheims an der Pfitznerstraße<br />

und dadurch auch wie durch das Behindertenheim<br />

und die Altenwohnanlage<br />

zwischen Pfitznerstraße und Honeggerstraße<br />

Unterbindung der Vernetzung zu anderen<br />

Schrebergärten und den Wald. Dasselbe gilt<br />

für den Lebensmittelmarkt an der Richard-<br />

Wagnerstraße. Über das dortige unbebaute<br />

Grundstück bestand Grünverbindung praktisch<br />

bis zum Kurpark).<br />

Beendigung der Beweidung der Streuobstwiese<br />

auf halber Westhanghöhe und ihre<br />

Verwahrlosung in den 90er Jahren. Fällen<br />

alter Pappeln an der Westseite der Tennelbachstraße<br />

im Talgrund.<br />

Persönliches Fazit<br />

Das geschilderte Verschwinden der Arten<br />

liegt im allgem<strong>einen</strong> Trend. Im beschriebenen<br />

Gebiet ist die Verkleinerung der Biotope<br />

offensichtlich. Als zusätzlicher Faktor ist vor<br />

allem die „Nutzung“ durch den Menschen zu<br />

nennen, die natürlich bei weiterer Bebauung<br />

zunimmt.<br />

Dass sich einzelne Arten auch nach massiven<br />

Veränderungen noch hielten, der Pirol 2012<br />

sogar noch einmal erscheint, spricht dafür,<br />

dass es sich um sehr ursprüngliche Biotope<br />

handelte, die wegen der Besiedlung durch<br />

die Vögel seit Urzeiten noch lange gehalten<br />

wurden. Vielleicht ist es trotzdem sinnvoller,<br />

wenn in städtischen Bereichen Verdichtung<br />

erfolgt, als wenn außerhalb noch unberührte<br />

Bereiche versiegelt werden. Den Landverbrauch<br />

halte ich für unser größtes Umweltproblem.<br />

10


Schwerpunktart 2012: Die Dohle<br />

Johannes Reufenheuser<br />

Die <strong>HGON</strong> nahm die Wahl der Dohle zum<br />

le zum Vogel des Jahres 2012 zum Anlass,<br />

den Bestand der Art landesweit<br />

zu erfassen. Fritz Sperling, Claus-Dieter<br />

Röhrig und der Verfasser nahmen sich der Aufgabe<br />

in Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-<br />

Kreis an.<br />

Foto © Johannes Reufenheuser<br />

Als Matthias<br />

Schlote 1996,<br />

damals Mitglied<br />

unseres AK‘s,<br />

den Artbeitrag zur<br />

Avifauna Hessen<br />

verfasste, konnte<br />

er für den AK-<br />

Bereich nur Bruten<br />

vor 1960 angeben.<br />

Schwerpunkt der Verbreitung ist Geisenheim/Rüdesheim,<br />

rheinabwärts endet die Besiedlung<br />

abrupt, rheinaufwärts nimmt die Besiedlung<br />

stetig ab. Vorposten im Osten sind<br />

Delkenheim und Idstein mit jeweils 1 bis 2 BP<br />

(Flehmig, Bender).<br />

• Die Dohle ist ein Vogel der Niederungen.<br />

Außerhalb des Taunusvorlandes und der Idsteiner<br />

Senke und des Limburger Beckens<br />

ist nur 1 BP in Bleidenstadt (St. Peter auf<br />

dem Berg) bekannt (Klaus Weber).<br />

• Die Paare brüten verstreut in den alten Ortskernen<br />

(vgl. Karte). In Rüdesheim wurden<br />

23 BP in 19 Gebäuden gezählt. Kolonien<br />

i.e.S. existieren in der Ruine Scharfenstein<br />

bei Kiedrich mit 28 BP (Arno Opper) und in<br />

Burgschwalbach (EMS) mit 18 BP (Michael<br />

Beensen).<br />

Ein Jahrzehnt später sah es besser aus. Um 2000<br />

herum sind Bruten in Geisenheim, bei Schloss<br />

Vollrads, in Hattenheim, an der Burg Scharfenstein,<br />

im Schlosspark Biebrich und in den Platanen<br />

am Bowling Green (OJB).<br />

Und heute? „Den Dohlenvorkommen im Rheingau-Taunus-Kreis<br />

kommt aufgrund ihrer stellenweise<br />

auffallend hohen Dichte in den Ortslagen<br />

auch landesweit eine große Bedeutung<br />

zu“ (Stefan Stübing). „Vögel in Hessen“ erklärt<br />

die Zusammenhänge: Bis in die 1980er Jahre<br />

sank der Bestand infolge Brutplatzverlusten<br />

durch Gebäudesanierung und durch Nahrungsmangel<br />

wegen Pestizideinsatz auf weniger als<br />

500 BP. Nach den Ermittlungen im Rahmen<br />

ADEBAR werden heute 2.500 bis 3.000 Reviere<br />

geschätzt.<br />

Und so sieht’s bei uns aus:<br />

• Wenige Baumbruten existieren im Schlosspark<br />

Biebrich und in der Grünaue bei Hattenheim<br />

(beide seit 2000 bekannt) sowie bei<br />

Bermbach (Horst Bender) und ca. 2 km entfernt<br />

bei Heftrich 1 BP (Wolfgang Schmall).<br />

Eine Besonderheit ist die große Zahl von Tagesgästen<br />

von der eepsch Seit‘. Allmorgendlich<br />

kommen Binger Vögel in den<br />

Stadtpark Rüdesheim, die Weinberge und ziehen<br />

abends wieder ab (Martin Schlimmermann).<br />

11


Greifvogel - Monitoring 2012<br />

Ingo Hausch<br />

Die Untersuchungsfläche „Wiesbaden-<br />

Taunus“ umfasst die Waldgebiete nördlich<br />

bzw. nordwestlich von Wiesbaden, das Stadtgebiet<br />

von Taunusstein sowie angrenzende<br />

Gemarkungen teilweise (Westgrenze bei Bad<br />

Schwalbach, Ostgrenze bei Engenhahn). <strong>Sie</strong><br />

ist 132 km² groß und besteht aus der Osthälfte<br />

der topografischen Karte TK 5814 „Bad<br />

Schwalbach“ und der Westhälfte der TK 5815<br />

„Wehen“ und wird bearbeitet von Ingo<br />

Hausch, Klaus Hegar und Jürgen Hübner auf<br />

unterschiedlich großen Teilflächen.<br />

Nach dem totalen Zusammenbruch der Mäusepopulation<br />

im Jahr 2011 war im Spätwinter<br />

Anfang 2012 auffallend, dass vor allem im<br />

Wald wieder zahlreiche Mäuse unterwegs<br />

waren. Es zeichnete sich also für die Mäusejäger<br />

eine gute Entwicklung ab, die dann aber<br />

im weiteren Verlauf doch nicht so positiv verlief<br />

wie erwartet. Die Mäusepopulation blieb<br />

offensichtlich nach dem Winter nicht auf dem<br />

ursprünglichen hohen Stand. Es gab wohl<br />

auch Unterschiede zwischen Wald und Offenland.<br />

Mäusebussard: Es gab mit 83 Brutnachweisen<br />

ein gut über dem Durchschnitt liegendes<br />

Ergebnis (langjähriges Mittel 73,5 Bp; 2011<br />

nur 32 Bruten!). Gerechnet ab 1984 und bezogen<br />

auf die auf Messtischblattgröße reduzierte<br />

kleinere Untersuchungsfläche sind in diesem<br />

Zeitraum immerhin 2141 Bussard-Bruten<br />

durch „unsere Hände“ gegangen. (Insgesamt<br />

sind es noch mehr, da die Anfänge schon 1978<br />

lagen und die Fläche früher größer war.) In<br />

diesem Jahr wurden die Mb-Brutnachweise<br />

noch einmal möglichst umfassend ermittelt,<br />

allerdings die Jungenzahl nicht mehr in allen<br />

Fällen kontrolliert. Da die Erfassung beim Mb<br />

aufgrund der möglichen hohen Brutdichte<br />

(Höchstzahl bis zu 111 Bp) zu viel Zeit in<br />

Anspruch nimmt und - nach unserer vorangegangenen<br />

jahrzehntelangen Erfassung dieser<br />

Art – kaum neue Erkenntnisse zu erwarten<br />

sind, werden wir künftig den Mäusebussard<br />

nicht mehr gezielt erfassen, sondern nur als<br />

„Nebenprodukt“ im Rahmen allgemeiner<br />

Horstkontrollen mit registrieren.<br />

Für die Brutnachweise 2012 bleibt festzuhalten:<br />

3 Bp erfolglos, 7 Bp mit nur 1Juv, 22 Bp<br />

mit jeweils 2 Juv., 5 Bp mit 3 Juv. Weitere 34<br />

Bp waren erfolgreich, die Jungenzahl wurde<br />

aber nicht ermittelt. Bei 9 Bp wurde nur der<br />

Nachweis der Brut festgestellt ohne weitere<br />

Kontrollen des Bruterfolges. Zusätzlich zu den<br />

Brutnachweisen bestand noch für 6 weitere<br />

Reviere zumindest Brutverdacht, einige andere<br />

Paare waren in ihrem Brutrevier anwesend,<br />

ohne zu brüten oder waren früh gescheitert.<br />

Habicht: Für ihn war 2012 ein schlechtes Jahr<br />

– aus welchen Gründen auch immer. Es gab<br />

nur 5 Brutnachweise. Eine Brut wurde aufgegeben<br />

(evtl. Verlust kleiner Juv bei kaltem und<br />

nassem Wetter?). Zwei Paare hatten je 3 Juv,<br />

ein Paar sogar 4 Juv, was recht selten ist. Bei<br />

dem fünften Paar ist das Ergebnis der Brut<br />

unbekannt geblieben. Ein Bp im Raum Engenhahn<br />

brütete außerhalb des Untersuchungsgebietes,<br />

wie sich nachträglich aus entsprechenden<br />

Meldungen mit Fotobelegen<br />

ergab. Mindestens vier langjährig besetzte<br />

Reviere blieben 2012 verwaist.<br />

Sperber: Hier ist mit 19 Paaren der Brutbestand<br />

fast genau so schwach wie im Vorjahr<br />

(18 Bp). Auch wenn man davon ausgeht, dass<br />

einzelne Paare übersehen werden, steht auf<br />

jeden Fall fest, dass mehrere Stammreviere<br />

unbesetzt blieben. Andererseits gibt es auch<br />

positive Überraschungen wie ein Neufund und<br />

zwei Wiederbesetzungen nach vielen Jahren<br />

„Leerstand“. Von den 19 gefundenen Bruten<br />

war eine erfolglos, zweimal gab es nur 2 Juv,<br />

sechsmal 3 Juv, einmal 5 Juv. Bei 9 Bruten<br />

ließ sich die genaue Jungenzahl nicht feststellen.<br />

Drei Bruten lagen außerhalb der Kontrollfläche:<br />

Im Kohlheck, der Stadtsperber Klarenthal<br />

und ein weiterer Neufund an der Auto-<br />

12


ahn bei Idstein, wo die Brut leider gescheitert<br />

ist.<br />

Rotmilan: Es gab 6 Brutnachweise, eine Brut<br />

blieb erfolglos. Mindestens 8 Juv flogen aus,<br />

vermutlich aber 10 (eine Brut erst nach dem<br />

Ausfliegen gefunden, aber auch dort waren es<br />

wohl 2 Juv). Am Brutplatz in der Nähe vom<br />

Hofgut Adamstal waren im Frühjahr wieder 2<br />

Vögel anwesend, es kam aber dort nicht zur<br />

Brut. Später wurde nur noch 1 Ind. beobachtet<br />

(Umzug oder Partnerverlust?).<br />

Schwarzmilan: Kein Brutnachweis auf der<br />

Kontrollfläche.<br />

Wespenbussard: Wegen zeitweise länger<br />

anhaltender kalter und nasser Witterung war<br />

es offensichtlich für den Wespenbussard ein<br />

sehr schlechtes Jahr. Man konnte im Lauf des<br />

Sommers auch so gut wie keine Wespen feststellen.<br />

Bezüglich der Revierbesetzung und<br />

etwaiger Brutergebnisse lassen sich für 2012<br />

kaum sichere Aussagen treffen. Eine Brut<br />

wurde von Klaus Hegar im Bereich Dambachtal<br />

mit 2 Juv festgestellt. Die beiden Juv sind<br />

offenbar sehr spät ausgeflogen und hielten<br />

sich bis Mitte September im Gebiet auf, auch<br />

noch nachdem die Altvögel wohl längst abgezogen<br />

waren (Fotos; anhaltende Bettelrufe).<br />

Drei weitere Paare haben zumindest ein Revier<br />

besetzt, wobei in zwei Fällen nachträglich<br />

auch die vermutlichen Horste gefunden wurden<br />

(nördlich von Watzhahn und nördlich vom<br />

Hof Georgenthal). Mehrfach wurde wieder ein<br />

Paar westlich Bleidenstadt im Bereich Hähncheskopf<br />

beobachtet ohne dass bisher der genaue<br />

Brutplatz lokalisiert werden konnte. Für<br />

das „Traditionspaar“ bei Wingsbach konnten<br />

2012 keine Hinweise gefunden werden, eine<br />

etwaige Brut an einem Ausweichplatz kann<br />

aber nicht ausgeschlossen werden Entsprechendes<br />

gilt für eine Brut im Bereich Bleidenstädter<br />

Kopf. Das Paar bei Engenhahn hat<br />

vermutlich in einer Lärche außerhalb des UG<br />

gebrütet, allerdings bleibt unklar, ob die Brut<br />

Erfolg hatte.<br />

Turmfalke: Der Tf wurde auf der überwiegenden<br />

Fläche des UG aus Zeitmangel nicht<br />

erfasst. Angaben zu einzelnen festgestellten<br />

Brutpaaren machen deshalb bezüglich der<br />

<strong>Sie</strong>dlungsdichte k<strong>einen</strong> Sinn. Nach Aussage<br />

von Horst Bender hatten die Turmfalken im<br />

Untersuchungsgebiet Idstein ein sehr gutes<br />

Brutjahr. Die Ernährungslage entwickelte sich<br />

im Offenland im Verlauf des Jahres offensichtlich<br />

besser als im Wald. Als Anhaltspunkt:<br />

Die auf unserer Fläche seit 1984 festgestellten<br />

Brutpaarzahlen schwanken zwischen<br />

dem Minimum von 5 bis zum Maximum<br />

von 28! Durch den hohen Waldanteil der<br />

Fläche von 61% sind die Brutmöglichkeiten<br />

für den Tf ohnehin begrenzter als auf anderen<br />

Flächen.<br />

Baumfalke: Wie im Vorjahr waren zwar wieder<br />

in vier Revieren Baumfalken anwesend,<br />

aber die Lage vor Ort stellte sich 2012 völlig<br />

anders dar. Bei Wingsbach, wo 2011 gleich 2<br />

Paare gebrütet hatten, war nur 1 Paar übrig<br />

geblieben, das auch noch ohne Bruterfolg<br />

blieb (Nichtbrüter oder früh gescheitert).<br />

Westlich Bleidenstadt gab es dafür erfreulicherweise<br />

3 Juv (2011 ohne Erfolg). Umgekehrt<br />

war es in dem Revier nördlich Steckenroth:<br />

Von dem mit 3 Juv im Vorjahr erfolgreichen<br />

Paar war 2012 nur ein Einzelvogel übrig,<br />

der vergeblich versuchte, <strong>einen</strong> Brutplatz zu<br />

behaupten. Dafür gab es bei Eschenhahn eine<br />

erfolgreiche Neuansiedlung, wenn auch nur<br />

mit 1 Juv. Der Vergleich mit 2011 zeigt sehr<br />

anschaulich, wie unterschiedlich von Jahr zu<br />

Jahr Ansiedlungsorte und Bruterfolg sein <strong>können</strong><br />

(obwohl er als standorttreu gilt), was die<br />

Suche äußerst schwierig, aber auch spannend<br />

macht.<br />

Wanderfalke: Das einzige Paar im Untersuchungsgebiet<br />

war 2012 wieder erfolglos.<br />

13


Baumfalken - Monitoring Lahn-Taunus 2012<br />

Ingo Hausch<br />

Das Untersuchungsgebiet (UG) umfasst –<br />

nach Verkleinerung - jetzt ca. 950 km², so wie<br />

zuletzt im OJB 2011 beschrieben.<br />

Es wurden insgesamt 50 Reviere kontrolliert.<br />

Es handelt sich dabei um Gebiete, in denen in<br />

der Vergangenheit bereits Bf-Bruten stattgefunden<br />

haben (einschließlich möglicher Ausweichbiotope),<br />

sowie einige zusätzliche potentielle<br />

Brutplätze. Im Frühjahr (Ende April/Mai)<br />

wird zunächst kontrolliert, ob die Bf<br />

wieder in ihre Brutgebiete zurückgekehrt<br />

sind, was oft schwierig ist, weil die Falken<br />

sich zu dieser Zeit äußerst unauffällig verhalten.<br />

Ab Mitte Juli werden die Reviere erneut<br />

aufgesucht, um die Paare zu bestätigen und<br />

festzustellen, ob und wo genau tatsächlich<br />

Bruten stattfinden. Ab Mitte August lassen<br />

sich die gerade ausfliegenden Juv am besten<br />

erfassen. Im August und in der ersten Septemberhälfte<br />

<strong>können</strong> außerdem im Wege der<br />

Nachsuche leichter zusätzlich Bruten gefunden<br />

werden, die bisher unentdeckt geblieben<br />

waren (z.B. wegen Umzug oder Neuansiedlung),<br />

weil es zu dieser Zeit in den Bf-<br />

Revieren auffälliger zugeht (verstärkte Lautäußerungen<br />

durch Bettel- und Alarmrufe;<br />

Flugaktivitäten der Jungvögel; Luftkämpfe<br />

mit anderen Greifvögeln zur Revierverteidigung).<br />

Für jedes Revier sind im Regelfall<br />

mindestens drei bis fünf Kontrollgänge erforderlich,<br />

wobei meist ein längerer Aufenthalt<br />

vor Ort (und viel Geduld!) erforderlich ist.<br />

2012 konnten 25 sichere Brutnachweise erbracht<br />

werden mit 20 erfolgreichen und 5<br />

erfolglosen Bruten. Es flogen mind. 45 Juv<br />

aus. Ein weiteres Paar hat wahrscheinlich<br />

(erfolglos) gebrütet. 3 Reviere waren von<br />

Nichtbrüterpaaren besetzt. In 4 weiteren Revieren<br />

war jeweils ein Bf-Paar nur im Frühjahr<br />

anwesend und später nicht mehr aufzufinden,<br />

während in 3 Fällen Paare auch später<br />

in Erscheinung traten, ohne dass deren Status<br />

geklärt werden konnte. In 7 Revieren waren<br />

nur Einzelvögel zu beobachten und schließlich<br />

verbleiben 7 Reviere, in denen überhaupt<br />

keine Bf festzustellen waren.<br />

Obwohl nur in etwa der Hälfte aller kontrollierten<br />

Reviere gebrütet wurde, war der Bruterfolg<br />

höher als im Vorjahr, vor allem hatten<br />

9 Paare immerhin jeweils 3 Juv.<br />

Es gibt immer wieder Grund zur Frage, warum<br />

ein so hoher Anteil von Revieren ohne<br />

Bruterfolg bleibt. Dabei zeigt sich, dass bestimmte<br />

Stammreviere <strong>einen</strong> hohen Fortpflanzungsbeitrag<br />

leisten, da dort fast regelmäßig<br />

erfolgreich gebrütet wird. Offenbar<br />

handelt es sich um Optimalreviere mit leistungsfähigen<br />

Revierinhabern. Andere Reviere<br />

sind dagegen nur gelegentlich oder ausnahmsweise<br />

besetzt bzw. erfolgreich, manche<br />

offenbar auch zeitweilig verwaist (z. B. wenn<br />

beide Altvögel umgekommen sind). Wenn<br />

Bruten unbemerkt scheitern, ist von dem Paar<br />

meist nichts mehr zu sehen. Das Revier erscheint<br />

dann ebenfalls unbesetzt. 2012 waren<br />

die Wetterbedingungen in der Nestlingszeit<br />

äußerst ungünstig (Juli oft kalt, windig und<br />

nass). Wieweit Brutverluste darauf zurückzuführen<br />

sind, kann nur spekuliert werden.<br />

Manche Bruten schließlich werden auch einfach<br />

übersehen.<br />

Bei der <strong>Sie</strong>dlungsdichte mit rund 3 Bp/100<br />

km² werden hier nur die Paare berücksichtigt<br />

mit dem Status „Sichere Brut“, „Wahrscheinliche<br />

Brut“ und „Nichtbrüter (Revierpaare)“.<br />

Die tatsächliche <strong>Sie</strong>dlungsdichte ist also eigentlich<br />

höher, weil die in zusätzlichen Revieren<br />

(zeitweilig) anwesenden, im Status<br />

aber unklaren Vögel außen vor bleiben.<br />

Flächenbearbeitung durch Ingo Hausch mit<br />

ergänzenden Angaben von Wolfgang Schmall<br />

und Klaus Weber †.<br />

14


Baumfalken -Monitoring südöstlich von Wiesbaden<br />

mit den Wanderfalken bei Kalle-Albert in Biebrich<br />

Klaus † & Edith Weber<br />

Trotz seiner Erkrankung hat Klaus Weber (†)<br />

zusammen mit seiner Frau Edith ein letztes<br />

Mal die Baumfalken auf seiner Kontrollfläche<br />

im Osten Wiesbadens kartiert und die<br />

Ergebnisse seiner Beobachtungen akribisch<br />

aufgeschrieben. Die Brutplätze wurden bis<br />

zu 12 mal aufgesucht, um das Brutgeschehen<br />

möglichst lückenlos zu dokumentieren.<br />

Der Aufwand wurde belohnt: wie schon in<br />

2002 konnte in vier der fünf Teilflächen je<br />

eine erfolgreiche Brut festgestellt werden,<br />

mit zusammen 9 Juv.<br />

MAINZ<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Kontrollfläche mit Teilflächen A-E<br />

D<br />

E<br />

Die Wanderfalken am Kalle-Schornstein<br />

haben ebenfalls wieder erfolgreich gebrütet<br />

und Anfang Juni 3 Junge zum Ausfliegen<br />

gebracht.<br />

Ziegelstein-Außenröhre<br />

Ø oben 5m<br />

Ø unten 10m<br />

GFK -<br />

Innenröhre<br />

Ø 3m<br />

Foto: www.bing.com/maps<br />

Podest<br />

Nistkasten<br />

Anflugrost in<br />

112m Höhe<br />

Horizontalschnitt - Schornstein<br />

Zusammenstellung der Brutergebnisse<br />

Jahr A B C D E Juv.<br />

1996 A C0 C2 B n.k. 2<br />

1997 - C2 C2 1 Ind. n.k. 4<br />

1998 - C3 C3 - C2 8<br />

1999 - C2 A C2 C3 7<br />

2000 C3 C0 C3 1 Ind. C2 8<br />

2001 A C3 C3 1 Ind. C3 9<br />

2002 C2 C1 - C3 C2 8<br />

2003 1 Ind. C1 - A C3 4<br />

2004 - C3 - B C2 5<br />

2005 C2 C3 - - - 5<br />

2006 C2 A - C2 - 4<br />

2007 C2 1 Ind. C1 B - 3<br />

2008 - 1 Ind. C2 C1 C3 6<br />

2009 - - C2 C3 C2 7<br />

2010 C2+C1 - B C1 C4 8<br />

2011 C1 - C2 - C2 5<br />

2012 C1 - C3 C2 C3 9<br />

Juv. 16 18 23 14 31 102<br />

Legende<br />

A<br />

Nichtbrüter<br />

B<br />

wahrscheinliche Brutpaare<br />

C (Anzahl Juv.) sichere Brutpaare<br />

Ind.<br />

Individuum<br />

n.k.<br />

nicht kontrolliert<br />

15


Eule und Kauz 2012<br />

Nach Aufzeichnungen von Bernd Flehmig – zusammengestellt von Johannes Reufenheuser<br />

Bernd Flehmig ist unser Eulenvater.<br />

Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Osten<br />

Wiesbadens und angrenzenden Gebieten des<br />

Main-Taunus-Kreises und des Hochtaunuskreises.<br />

Demgegenüber sind unsere Kenntnisse<br />

über Eulenvorkommen, insbesondere<br />

in den westlichen Bereichen des Rheingau-<br />

Taunus-Kreises, gering. Wünschenswert<br />

wäre, dass sich Beobachter für die weißen<br />

Flecken fänden.<br />

Bernd Flehmig und sein Team haben über<br />

die Jahre zahlreiche Nisthilfen für den Steinkauz,<br />

die Schleiereule und den Raufußkauz<br />

angebracht. Damit haben sie die Voraussetzungen<br />

geschaffen insbesondere für den guten<br />

Bestand des Steinkauzes.<br />

Schleiereule: „Der schneearme Winter und<br />

das gute Nahrungsangebot waren aber den<br />

Schleiereulen willkommen. In den drei von<br />

mir betreuten Kreisen gab es insgesamt 20<br />

Bruten, davon 4 mit 8 Jungen“, berichtet<br />

Bernd Flehmig. Insgesamt flogen 96 Jungen<br />

aus.<br />

Bernd Flehmig der stolze „Eulenvater“ mit einer juv.<br />

Schleiereule.<br />

Zwei Bereiche, in denen seit Jahren immer<br />

wieder Raufußkäuze festgestellt wurden,<br />

sind die „Kalte Herberge“ im Rheingaugebirge<br />

und der „Großer Lindenkopf“ bei<br />

Oberjosbach. Während in den 7 Nistkästen<br />

im Bereich „Kalte Herberge“ keine Brutspuren<br />

festgestellt wurden, konnte Gunnar Trost<br />

am „Großen Lindenkopf“ zwei eben flügge<br />

Jungen beringen. Es ist nicht auszuschließen,<br />

dass weitere Junge schon ausgeflogen waren.<br />

Lange Jahre bekannt sind die Brutplätze in<br />

den Kirchen von Bierstadt, Igstadt und<br />

Kloppenheim. In der Bierstadter Kirche erblickten<br />

2 Junge das Licht der Welt. Den<br />

größten Erfolg hatte das Paar in Igstadt: Es<br />

machte eine Zweitbrut und zog 9 Junge auf.<br />

In Kloppenheim erbrachte die erste Brut 7<br />

Junge. Eine Zweitbrut mit 9 Eiern wurde<br />

aufgegeben. Alle Schleiereulen wurden beringt.<br />

Im Raum Idstein brüteten 5 Paare, 2 davon<br />

mit Zeitbruten, im westlichen MTK 8 BP.<br />

Raufußkauz: Im Gegensatz zum Offenland<br />

war die Mäusepopulation im Wald schwach.<br />

Das stellte auch Ingo Hausch aufgrund seiner<br />

Beobachtungen am Mäusebussard fest.<br />

16<br />

Gunnar Trost mit den zwei eben flüggen Raufüßen<br />

Bekannt ist nur noch eine weitere Brut am<br />

Altkönig mit 4 Jungen.<br />

Steinkauz: Bernd Flehmig schreibt: „Wir<br />

<strong>können</strong> wieder einmal auf ein gutes Steinkauzjahr<br />

zurückblicken. Im Feld und auf den<br />

Wiesen gab es gebietsweise sehr viele Mäuse.<br />

Ich zählte Ende Mai in einer Niströhre in


Breckenheim 15 deponierte Mäuse!!! Eigentlich<br />

hat ja der Schnee zum Wärmen gefehlt,<br />

aber die Natur überrascht uns immer wieder<br />

aufs Neue.“<br />

Im Kontrollgebiet brüteten 98 Paare (9 BP<br />

mehr als 2011), die kontrollierte Gesamtjungenzahl<br />

betrug 276 (75 mehr als 2011). Der<br />

gemittelte Bruterfolg lag mit 2,8 Jungen pro<br />

Paar über der von M. Exo errechnete Mindestreproduktionsrate<br />

von 2,35 Jungen/BP.<br />

Neben dem Hotspot im „Ländchen“ gibt es<br />

12 Paare im Raum Niederhausen/Idstein, u.a.<br />

die einzige in einer Naturhöhle. Die 9 erfolgreich<br />

brütenden Paare zogen 37 Junge auf<br />

und brachten es damit sogar auf 3,1 Junge/BP.<br />

Ein Paar hatte 7 Junge.<br />

Die Nisthöhlen im Raum Breithardt wurden<br />

2012 nicht kontrolliert.<br />

Waldohreule: Für die Waldohreule liegen<br />

nur wenige Meldungen vor. Offensichtlich<br />

wird nach ihr zu wenig geschaut. Im Frühjahr,<br />

wenn die Bäume noch nicht belaubt<br />

sind, sollten alle Krähennester genau mit<br />

dem Glas abgesucht werden. Die Eule nutzt<br />

diese Nester gerne für ihre eigene Brut. Fast<br />

immer schauen die zwei „Ohren“ aus dem<br />

Nest, wenn ein<br />

Vogel dort sitzt.<br />

Es gibt Meldungen für Freudenberg, Naurod<br />

und Delkenheim; mindestens 6 Junge sind<br />

geschlüpft. Acht Meldungen gibt es für den<br />

RTK mit mind. 17 Jungvögel (meist nur verhört).<br />

Für den MTK wurden 13 BP gemeldet.<br />

Uhu: Das Wiesbadener Paar hatte mindestens<br />

3, wenn nicht 4 Junge. Klaus Hegar und<br />

Heinz Rosenberg haben mehrfach Jungtiere<br />

gesehen und gehört.<br />

Im RTK kam es zu einer Neuansiedlung; das<br />

BP hatte 3 Jungen. Ein weiteres Paar hatte 4<br />

Junge, bei zwei Paaren ist der Ausgang der<br />

Brutzeit unklar. Im MTK waren zwei BP mit<br />

2 bzw. 4 Jungen<br />

erfolgreich.<br />

Steinkäuze nach<br />

der Beringung<br />

Alle Fotos: © Bernd<br />

Flehmig<br />

17


Brutvögel im Schiersteiner Teichgebiet 2012<br />

Zusammengestellt von Fritz Sperling<br />

Das Schiersteiner Teichgebiet wird einmal wöchentlich von einem Beobachter des Arbeitskreises<br />

begangen. Alle Vogelarten werden notiert und die Arten von Feuchtgebieten werden<br />

gezählt.<br />

Beobachter:<br />

Dr. H.-J. Böhr (hjbö)<br />

M. Bücker (mbü)<br />

I. Hausch (iha)<br />

K. Hegar (khe)<br />

J. Reufenheuser (jre)<br />

C.-D. Röhrig (cdrö)<br />

H. Rosenberg (hro)<br />

F. Sperling (fsp)<br />

Der Bericht konzentriert sich auf die Brutvögel im Teichgebiet, außer den häufigen und sehr<br />

häufigen Arten<br />

Höckerschwan<br />

Nilgans<br />

Stockente<br />

Haubentaucher<br />

Weißstorch<br />

Rohrweihe<br />

Schwarzmilan<br />

Mäusebussard<br />

Brutversuch 04.04. auf Damm Becken 1, cdrö.<br />

1 Brutnachweis im Mai 1,1+1 von fsp, khe und cdrö.<br />

Regelmäßig gemeldet, im Mittel 7, max. im März 31 Ind. von iha.<br />

Brutplätze konnten nicht lokalisiert werden, aber Mitte Juli<br />

beobachtete cdrö 15 Pulli.<br />

Drei Bruten nachgewiesen.<br />

Becken 1 Nord: 11.07. 1+1 von cdrö.<br />

Becken 1 Süd: Bis Mitte November in Becken 2 Süd mehrfach 2<br />

juv beobachtet. Die Beobachtung von Klaus Hegar weist darauf<br />

hin, dass eine Schachtelbrut stattgefunden hat.<br />

Becken 3 Süd:<br />

Brutversuch von Mai bis Juni, khe.<br />

Die Erfassung wurde von der „Storchengemeinschaft“ durchgeführt<br />

und ergab 18 Brutpaare mit 48 Jungvögeln (Pulli).<br />

Wiederholt beobachtet von April bis August, max. im Juni und<br />

August 1,1 von khe und cdrö.<br />

Verhalten deutet auf Brutverdacht hin, der aber nicht bestätigt<br />

werden konnte.<br />

Mind. 4 Bruten, davon:<br />

27.06. 2 Brutversuche, khe<br />

24.07. 2 erfolgreiche Bruten 1+2 und 2+2, iha.<br />

Horst 22.05 mit 2 Jungvögeln von cdrö.<br />

18


Turmfalke<br />

Teichhuhn<br />

Regelmäßig festgestellt, im Mittel 1Ind., max. im April 4 Ind. von<br />

cdrö. Keine sichere Brutbeobachtung.<br />

Oft beobachtet, im Mittel 2 Ind. max. 4 im November von iha.<br />

Kein sicherer Hinweis auf Brut, aber zu vermuten<br />

Blässhuhn Mindestens 9 Bruten, geschätzt 12,<br />

Becken 1: 2 Bruten<br />

Becken 2: 1 Brut<br />

Becken 3: keine Brut<br />

Lagune: 3 Bruten<br />

Libellenteich: 2 Bruten<br />

Storchenteich: 1 Brut<br />

Halsbandsittich<br />

Grünspecht<br />

Neuntöter<br />

Sumpfrohrsänger<br />

Teichrohrsänger<br />

Drosselrohrsänger<br />

Bachstelze<br />

Rohrammer<br />

Regelmäßig gemeldet, im Mittel 8 Ind., max. 40 im November von<br />

khe.<br />

27.06 3 im Jugendkleid von khe.<br />

Der für das Gebiet typische Specht. Regelmäßig festgestellt, im<br />

Mittel 2 Ind., max. 4 in verschiedenen Monaten.<br />

12.06. 1 Jugendkleid, khe.<br />

11.06 drei Reviere, iha, Wiesen Ost, Becken 2 Nord,<br />

Becken 3 Nord.<br />

24.07. 1+2 und 0+2 von iha.<br />

Brutverdacht - Regelmäßig festgestellt, von Mai bis Juni, im Mittel<br />

3, max. im Mai 5 mbü.<br />

Häufigster Rohrsänger. Regelmäßig von April bis August, im Mittel<br />

13, max. im Mai 34 cdrö, Zahl der Brutreviere geschätzt 40.<br />

Regelmäßig beobachtet von Mai bis Juli, im Mittel 2, max. im<br />

Mai 3 mbü. 2-3 Reviere.<br />

Regelmäßig von März bis Dezember, im Mittel 4 Ind., max. im<br />

Juli 18 von hjbö.<br />

24.07 2+4 von iha.<br />

Brutverdacht - Regelmäßig gemeldet, im Mittel 4 Ind., max. im<br />

März 20 Ind. von hjbö.<br />

19


EU-Vogelschutzgebiet „Inselrhein“<br />

Wasservogelzählung 2012/13 und weitere Beobachtungen<br />

Zusammengestellt von Jürgen Hübner<br />

An den offiziellen Wasservogelzählungen (WVZ) beteiligt haben sich in der Saison 2012-<br />

2013 die AK-Mitglieder H.-J.Böhr, C.Dreesmann, I.Hausch, J.Hübner, F.Sperling, P.Linhart,<br />

J.Reufenheuser, H.Rosenberg, V.Zeisberger, sowie A.Opper und B.Weisbrod<br />

Das EU-Vogelschutzgebiet „Inselrhein“<br />

erstreckt sich von der Mainmündung bis<br />

zur Landesgrenze bei Lorch. Die Zählstelle<br />

11 der offiziellen Wasservogelzählung<br />

umfasst den Rheinabschnitt von Erbach bis<br />

Rüdesheim rechts- und linksrheinisch. Die<br />

Angaben zur WVZ beziehen sich nur auf<br />

die offiziellen Zähltermine. In der tabellarischen<br />

Aufstellung sind nur die regelmäßig<br />

auftretenden Arten aufgeführt. Die<br />

Anzahlen stellen jeweils den höchsten Tageswert<br />

einer Saison im angegebenen Monat<br />

dar. Der höchste Wert einer Datenreihe<br />

ist gelb unterlegt.<br />

In der aktuellen Saison gab es den vierten<br />

Winter in Folge mit einer strengen Kälteperiode.<br />

Die andernorts daraus resultierenden<br />

Bestandsveränderungen im Vergleich<br />

zu milderen Wintern waren auf unserer<br />

Zählstelle weniger deutlich fest zu-stellen.<br />

Bei der erneut hohen Zahl an Gänsesägern<br />

dürfte es sich jedoch um Kälteflüchtlinge<br />

gehandelt haben, die aus ihren nördlich<br />

von Hessen gelegenen Rastgebieten auf<br />

weiter südlich gelegene eisfreie Flussabschnitte<br />

ausgewichen sind.<br />

Die Zahl der Schellenten hat sich noch<br />

einmal erhöht, bleibt aber unter dem<br />

2005/06 erfassten Maximum (279).<br />

Die Wasserstände des Rheins an den Zählterminen<br />

lagen alle im Bereich eines normalen<br />

bis leicht erhöhten Pegels, somit gab<br />

es keine Effekte aus Extremständen wie<br />

im Vorjahr.<br />

Als Besonderheit konnte ein Sterntaucher<br />

und eine Rohrdommel beobachtet werden<br />

(beide Dez.).<br />

Bei der Zählung im Oktober fiel eine einzelne<br />

kleine Möwe auf, die vor der Ilmenaue<br />

bei Gaulsheim flach über dem Wasser<br />

jagte, dabei auf und ab schwenkte, als finge<br />

sie Insekten aus der Luft. Zweifel bei<br />

der Bestimmung im Feld ließen sich nachträglich<br />

schnell klären: es handelte sich um<br />

eine Zwergmöwe im 2. Winter.<br />

Bei der Märzzählung überflog ein einzelner<br />

Kranich die Mariannenaue in Richtung<br />

NW.<br />

Weitere Arten mit sporadischem Vorkommen<br />

an den WVZ-Terminen (jeweils Maximalwerte):<br />

Löffelente 10 Weißstorch 3<br />

Blässgans 39 Flussregenpfeifer 1<br />

Silberreiher 7 Bachstelze 1<br />

Weitere Beobachtungen von Gastvögeln<br />

im gesamten VSG außerhalb der offiziellen<br />

WVZ:<br />

Schwarzschwan (Nachkommen von Gefangenschaftsflüchtlingen;<br />

einzelne Bruten<br />

in Hessen); Jan, Juni, Sept; Ingelheim,<br />

Oestrich-Winkel; 5 x 1 Ind.<br />

Singschwan; 13. Feb; Rüdesheim; 1 Ind.<br />

Weißwangengans (Nachkommen von<br />

Gefangenschaftsflüchtlingen; einzelne<br />

Bruten in Hessen);<br />

Jun; Mittelheimer Bucht; 1 Ind., seit 2009<br />

mit Grau- x Streifengans verpaart; führen 1<br />

Juv.;<br />

Mrz, Apr, Sep, Dez; Ingelheim/Heidefahrt,<br />

1 bzw. 2 Ind.<br />

Saatgans; 13. Feb, Rüdesheim, 36 Ind.<br />

Brandgans; 19.Jul; Klemensgrund; 2 Ind.<br />

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Rostgans (Nachkommen von Gefangenschaftsflüchtlingen,<br />

einzelne Bruten in S-<br />

Hessen); 30. Mrz - 25. Mai // 14. Nov;<br />

Biebrich/Schierstein, 8 x 1 Ind.<br />

Knäkente; 17. Mrz - 11. Apr; Schiersteiner<br />

TG, Ingelheim, Bingen; 5 x 1 – 4 Ind.<br />

Kolbenente; 09. Feb, 18.Mrz; Rüdesheim,<br />

Kastel; 1 Ind<br />

Bergente; 09. + 13. Feb, 17. + 29. Nov;<br />

Bingen/Rüdesheim, Eltville; 2 bzw. 4 Ind.,<br />

bis auf ein Ind. wf<br />

Ohrentaucher; 06. + 10. Feb; Rüdesheim,<br />

Ingelheim; 1 bzw. 2 Ind.<br />

Schwarzhalstaucher; 30.Jan; Amöneburg;<br />

1 Ind.<br />

Kormoran (ssp. Carbo); 23. Dez; Bingen;<br />

1 Ind. 1. Kj<br />

Rohrdommel; Jan + Dez; Schiersteiner<br />

TG, Bingen; 1 bzw. 2 Ind.<br />

Austernfischer; 26. Mrz – 15. Mai; Bingen/Ingelheim,<br />

1x Biebrich; 7 Beob; bis<br />

auf die letzte zu zweit!<br />

Im Raum Neuwied hat der A. wieder gebrütet<br />

(1 Juv. am 24.07.)<br />

Zwergmöwe; 13. Okt; Bingen; 1 Ind.<br />

Schwarzkopfmöwe; 19. Jul; Klemensgrund;<br />

1 Ind. 3. Kj<br />

Mantelmöwe; 11. Feb. + 14. Apr; Bingen/Rüdesheim;<br />

1 Ad.<br />

Heringsmöwe; ganzjährig; Inselrhein; 1<br />

bzw. 2 Ind.; 8 Beob.; die Kolonie auf dem<br />

Posthof Frankfurt ist auf über 30 Vögel<br />

angewachsen; 11 Nester.<br />

Foto: © Heinz Rosenberg<br />

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EU-Vogelschutzgebiet „Inselrhein“<br />

Wasservogelzählung 2012/13 und weitere Beobachtungen<br />

Zusammengestellt von Jürgen Hübner<br />

WVZ - Zählstelle 11 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2011/2012 2012/2013<br />

Schwimmvögel<br />

Höckerschwan 142 Nov 132 Nov 99 Nov 158 Nov 138 Oct<br />

Singschwan 0 6 Jan 2 Mrz 0 0<br />

Schnatterente 59 Jan 34 Mrz 31 Jan 118 Nov 63 Dez<br />

Pfeifente 15 Jan 78 Feb 29 Jan 44 Jan 32 Nov<br />

Krickente 25 Dez 54 Mrz 21 Mrz 57 Dez 59 Feb<br />

Stockente 835 Jan 1009 Jan 630 Okt 1587 Feb 671 Dez<br />

Stockente, fehlfarben nicht erfasst nicht erfasst 26 Jan 20 Nov 30 Dez<br />

Tafelente 158 Jan 156 Feb 128 Jan 233 Feb 169 Dez<br />

Reiherente 769 Jan 481 Feb 377 Feb 789 Feb 377 Jan<br />

Schellente 171 Feb 170 Feb 176 Feb 133 Feb 179 Feb<br />

Zwergsäger 7 Jan 16 Feb 14 Jan 32 Feb 10 Feb<br />

Gänsesäger 12 Jan 14 Jan 25 Feb 127 Feb 110 Feb<br />

Zwergtaucher 21 Jan 21 Nov 28 Okt 35 Dez 18 Feb<br />

Haubentaucher 30 Jan 29 Feb 7 Feb 61 Feb 12 Feb<br />

Kormoran 91 Feb 127 Okt 135 Mrz 433 Okt 167 Mrz<br />

Teichhuhn 20 Jan 2 Mrz 2 Okt 3 Dez 3 Feb<br />

Blässhuhn 966 Jan 440 Feb 323 Feb 778 Feb 210 Dez<br />

Gänse<br />

Kanadagans 45 Jan 21 Mrz 51 Mrz 63 Nov 106 Feb<br />

Weißwangengans 1 Dez 0 4 Mrz 2 Mrz 0<br />

Graugans 771 Feb 920 Feb 866 Dez 1160 Feb 1213 Jan<br />

Nilgans 33 Feb 47 Okt 53 Feb 104 Nov 80 Jan<br />

Feuchtgebietsarten<br />

Graureiher 28 Nov 31 Okt 24 Okt 86 Nov 62 Feb<br />

Lachmöwe 575 Jan 805 Jan 1160 Feb 756 Jan 1145 Feb<br />

Sturmmöwe 11 Jan 17 Feb 122 Feb 4 Feb 84 Mrz<br />

Silbermöwe 3 Feb 2 Jan 0 3 Mrz 7 Okt<br />

Mittelmeermöwe 6 Jan 30 Okt 16 Nov 11 Nov 15 Feb<br />

Steppenmöwe 0 1 Nov 1 Mrz 1 Feb 0<br />

Silber-, Mittelmeer- oder<br />

Steppenmöwe<br />

in UGM<br />

enthalten<br />

in UGM<br />

enthalten<br />

in UGM<br />

enthalten<br />

50 Mrz 14 Jan<br />

Unbestimmte Großmöwe 32 Jan 27 Feb 30 Feb 0 4 Dez<br />

Heringsmöwe 2 Jan 0 0 0 0<br />

Eisvogel 6 Dez 2 Nov 4 Okt 14 Dez 4 Dez<br />

Gebirgsstelze 1 Mrz 2 Okt 2 Okt 1 Dez 2 Mrz<br />

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Bemerkenswerte Beobachtungen 2012<br />

Themenschwerpunkt Gastvögel<br />

Zusammengestellt von Johannes Reufenheuser und Heinz Rosenberg<br />

Viele Jahre waren die „Ornithologischen<br />

Beobachtungen“ unser OJB. Es war die papierne<br />

Dokumentation der Beobachtungen<br />

eines Jahres. Ziel war, <strong>einen</strong> Überblick über<br />

das Vorkommen seltenerer Arten zu geben.<br />

Das Bemerkenswerte musste der Leser rauspicken.<br />

Ab 2010 veränderten sich Gesicht und Inhalt.<br />

In diesem Jahr hat die Redaktion für<br />

den Leser gepickt. Beschränkt haben wir uns<br />

dabei auf die Gastvögel.<br />

Die Beobachter werden nicht mehr angegeben.<br />

Die Daten stammen aus „ornitho.de“<br />

und stehen jedem offen.<br />

Hinweis zu den Gebietsbezeichnungen:<br />

Delkenheim Delkenheimer Kiesgrube<br />

und Mechtildshausen<br />

Schiersteiner TG Teichgebiet<br />

Mortkaute NSG bei Bingen<br />

Datum Gebiet Anzahl Bemerkung<br />

Graukopfkasarka<br />

26. Okt Delkenheim 0,1<br />

Pfau<br />

Okt Kohlheck 1,0 Herkunft nicht bekannt.<br />

Fischadler<br />

03. Apr - 30. Mai Rüdesheim, Delkenheim,<br />

Neuhof<br />

02. - 17. Sept Schierstein, Mariannenaue,<br />

Huppert<br />

1 3 Beob.<br />

1 bzw. 2 3 Beob.<br />

Rohrweihe<br />

04. Apr - 03. Aug Schiersteiner TG sowie<br />

Steinheimer Hof<br />

und Biebrich<br />

23. Mrz – 23. Sep Delkenheim sowie<br />

Dyckerhoffbruch<br />

1,1 7 Beob. Das Paar ging mehrmals<br />

an gleicher Stelle im Schilf nieder.<br />

12 Beob. Ad. Männchen hielt sich<br />

durchgehend auf; ein Weibchen<br />

wurde 3x gesehen. Im Mai 2x ein<br />

vorjähriges Männchen.<br />

23. Mrz + 03. Apr<br />

25. + 27. Aug<br />

Merlin<br />

Rüdesheim, Hinterlandswald,<br />

Idstein,<br />

Bierstadt<br />

einzelne<br />

11. Jan + 20. Nov Delkenheim 1<br />

Würgfalke<br />

23


Datum Gebiet Anzahl Bemerkung<br />

13. Mrz Delkenheim 1 Mit Glockengeschüh.<br />

Goldregenpfeifer<br />

28. Okt Idstein 1 Rastet auf Wintergetreide<br />

Kiebitz<br />

25. Feb - 28. Apr +<br />

04. Sep - 07. Nov<br />

Wiesbaden-SO sowie<br />

1x Rhein bei Biebrich<br />

meist bis<br />

6, 1 x 41<br />

9 Beob.<br />

03. Jul Hettenhain 1 Fliegt spielerisch mit juv. Turmfalken<br />

Sandregenpfeifer<br />

01. Mrz Delkenheim 1<br />

Großer Brachvogel<br />

28. Dez Bingen 13<br />

Zwergschnepfe<br />

14.Nov Delkenheim 1<br />

Grünschenkel<br />

22. Aug Eltviller Stillwasser 1<br />

Trauerseeschwalbe<br />

05. Mai + 22. Aug Delkenheim, Mariannenaue<br />

1<br />

Sumpfohreule<br />

25. Mai +<br />

01. April<br />

Bienenfresser<br />

Erbenheim<br />

Frauenstein<br />

1<br />

27. Aug Schiersteiner TG 1 Hoch jagend<br />

Raubwürger<br />

16. Jan + 13. Febr Born, Fischbach 1 Der R. von Born war seit November<br />

anwesend (Klaus Weber † mdl.)<br />

07. + 21. Nov, 01. Dez Burg Hohenstein,<br />

Fischbach, Waldems<br />

1<br />

Schilfrohrsänger<br />

24. Apr Schiersteiner TG 1<br />

24


Datum Gebiet Anzahl Bemerkung<br />

Seidenschwanz<br />

08. + 29. Dez Schierstein, Wehen 3 bzw. 1<br />

Brachpieper<br />

15. Aug Kostheim 1<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AKH<br />

Avifaunistische Kommission Hessen<br />

MHB<br />

Methodenstandards zur Erfassung<br />

der Brutvögel Deutschlands („Methodenhandbuch“)<br />

AviHe Avifauna für Hessen MTB Messtischblatt<br />

BN Brutnachweis (ornitho = C) NW Nachweis<br />

BP Brutpaar OJH Ornithologischer Jahresbericht<br />

Hessen<br />

BPl Brutplatz PK Prachtkleid<br />

BV Brutverdacht (ornitho = B) RP Revierpaar<br />

BZB Brutzeitbeobachtung (ornitho = A) SK Schlichtkleid<br />

dj diesjährig sM Singendes Männchen<br />

DSK Deutsche Seltenheitskommission So Übersommerer<br />

DZ, dz Durchzügler, durchziehend vj vorjährig<br />

EB Erstbeobachtung VSG Vogelschutzgebiet (nach EU-Recht)<br />

EG Erstgesang WB Winterbeobachtung (1.11. – 28.2.)<br />

Entw. Bestandsentwicklung wf weibchenfarben<br />

LB Letztbeobachtung ZB Zugbeobachtung<br />

max. 4<br />

Höchste Zahl an Individuen bei<br />

einer Beobachtung<br />

1,1+2 1 Paar mit 2 Jungen<br />

25


Besondere Gäste im Arbeitskreisgebiet und drumherum<br />

Aus dem Bericht der Avifaunistischen Kommission Hessen bis 3/2012<br />

Zusammengestellt von Heinz Rosenberg und Johannes Reufenheuser<br />

Zwergschwan<br />

• 16.01.2010: 1 im 1er W. „Platte“ bei<br />

Stockstadt/Rhein GG; J. Turk, T. Langenberg,<br />

W. Mayer; #10038 Fotos<br />

Kormoran Unterart carbo<br />

• 18.02.2012: 1 PK Rhein bei „Schuster<br />

Wörth“/Riedstadt GG; M. Seehausen;<br />

#12018<br />

Ringelgans<br />

• 23.01.2010: 1 ad. bernicla Feldflur bei<br />

Limburg LM; J. Herzer: #10036 Fotos<br />

• 29.12.2010: 1 ad. zw. Geinsheim und Trebur<br />

GG; T. Langenberg, A. Schneider;<br />

#12037 Fotos<br />

Waldsaatgans<br />

• 20.01.2011: 3 Ind. Wächterstadt zwischen<br />

Leeheim und Geinsheim GG; M. Seehausen;<br />

#11052 Foto<br />

Kurzschnabelgans<br />

• 22.01.2011: 3 ad. Äcker südl. Wiesbaden<br />

Airbase WI; M. Seehausen; #11107 Fotos<br />

• 29.01.2011: 1 K2 Hessisches Ried östl.<br />

Nierstein GG; M.Seehausen; #11108 Fotos<br />

• 30.01./13.02.2011: 1 1er W. südl. Hessenaue<br />

GG; M. Schöbinger, B. Schöbinger;<br />

#11109 vermutlich identisch mit #11108<br />

• 12.03.2011: 3 Ex. Teiche Hochheim MTK<br />

bzw. WI; M. Seehausen; #11111, vermutlich<br />

identisch mit #11107<br />

• 26.04.2011: 1 Ex. Anglerteiche bei Geinsheim/Hessisches<br />

Ried GG; M. Seehausen;<br />

#11112<br />

Zwerggans<br />

• 22.01. – 14.03.2011: 1 – 3 ad. Hessisches<br />

Ried bei Plattenhof und Geinsheim GG; B.<br />

Fischer, E.-L. Achenbach, F. Klöpfer, W.<br />

Mayer, M. Seehausen, P. Erlemann,<br />

H.Zettl u.a.; #11187; Fotos<br />

26<br />

Nachtreiher<br />

• 24.05.2010: 1 ad. und 1 imm. NSG Kühkopf-Knoblochsaue,<br />

Schlappeswörth GG;<br />

M. Fischer, K. König; #10058<br />

• 15.06.2010: 1 Ind. NSG Bruchwiesen bei<br />

Büttelborn GG; T. Langenberg, A. Schneider;<br />

#12042d<br />

• 18.06.2010: 1 Ind. NSG Bruchwiesen bei<br />

Büttelborn GG; T. Langenberg, A. Schneider;<br />

#12042e<br />

• 20.06.2010: 1 Ind. NSG Bruchwiesen bei<br />

Büttelborn GG; T. Langenberg, A. Schneider;<br />

#12042f<br />

Purpurreiher<br />

• 07.08.2011: 1 K1 Hessisches Ried zw.<br />

Trebur und Hessenaue GG; M. Seehausen;<br />

#11132; Foto<br />

Seidenreiher<br />

• 06.07.2011: 2 ad. Mittelheimer Bucht O-<br />

estrich-Winkel RÜD; J. Reufenheuser, C.-<br />

D. Röhrig; #11145; Foto; wahrscheinlich<br />

identisch mit #11146<br />

• 08.07.2011: 2 ad. Rhein bei Niederwalluf<br />

RÜD; M. Seehausen; #11146; Fotos;<br />

wahrscheinlich identisch mit #11145<br />

• 20.08.2011: 1 Ex. Hessisches Ried sw.<br />

Trebur GG; M. Seehausen; #11150; Foto<br />

Gänsegeier<br />

• 04.07.2010: 11 imm. Oberursel HG; P.<br />

Kühn; #10140; Foto<br />

• 04.07.2010: 3 Ind. Eppstein MTK; J. Baurmeister,<br />

F. Jordt; #11186


Raufußbussard<br />

• 13.02.2010: 1,0 NSG Riedwiesen Wächterstadt<br />

bei Riedstadt-Leeheim GG; T. Langenberg,<br />

A. Schneider; #12039<br />

• 14.02. – 21.02.2010: 0,1 NSG Kühkopf-<br />

Knoblochsaue GG; T. Langenberg, A.<br />

Schneider; #12039 Fotos<br />

• 23.02.2010: 1,0 zwischen Riedstadt-<br />

Leeheim und Wolfskehlen GG; T. Langenberg,<br />

A. Schneider; #12039<br />

• – 08.01.2011: 1 Ind. Kiessee Weilerhof,<br />

Riedstadt-Wolfskehlen GG; T.Langenberg,<br />

A. Schneider; #12039<br />

• 08.01.2011: 0,1 ad. + 1 1er W. Wiesbaden-<br />

Erbenheim WI; M. Seehausen; #11027<br />

• 08.01.2011: 5 Ind., davon mind. 1 m. und<br />

2 w. NSG Riedwiesen von Wächterstadt<br />

bei Riedstadt-Leeheim GG; am 09.01. hier<br />

noch 4 Ind., 16.01. noch 3 Ind., 22.01.<br />

noch 2 Ind.; T. Langenberg, A. Schneider;<br />

#12039; Fotos<br />

• 23. – 24.01.2011: 1 K2 Hessisches Ried<br />

bei Plattenhof GG; B. Fischer; #11189; Foto,<br />

evtl. identisch mit #12039<br />

• 23.01. – 06.02.2011: 1 K2 NSG Michelried<br />

GG; T. Langenberg, A. Schneider;<br />

#12039 Fotos, evtl. identisch mit #11189<br />

• 27.02.2011: 1 Ind. Kiessee Fuchsloch zwischen<br />

Riedstadt-Leeheim und Geinsheim<br />

GG; T. Langenberg, A. Schneider; #12039<br />

Zwergsumpfhuhn<br />

• 11.06.2010: 0,2 Kreis Groß-Gerau GG; S.<br />

Koschkar, F. Klöpfer, T. Sacher; #DAK<br />

2011-0019; Fotos und Tonaufnahmen<br />

• 22.06.2010: 0,8 Kreis Groß-Gerau GG; S.<br />

Stübing, F. Klöpfer, S. Koschkar u.a.;<br />

#11225; Tonaufnahmen<br />

Graubruststrandläufer<br />

• 06.05.2010: 1 Ind. Löhnberg-Selters,<br />

Lahnaltarm LM; C. Lambrix, R. Busch, J.<br />

Heckmann; #10057; Fotos<br />

Heringsmöwe<br />

• 28.06.2011: 1 1er S. Assmannshausen/Klemensgrund<br />

RÜD; J. Reufenheuser,<br />

I. Hausch; #12050<br />

• 28.06.2011: 1 3er S. Lorchhausen RÜD; J.<br />

Reufenheuser, I. Hausch; #12051a<br />

• 02.07.2011: 1 ad/subad. Budenheim/Niederwalluf<br />

MZ/RÜD; J. Reufenheuser;<br />

#12052a<br />

Kleines Sumpfhuhn<br />

• 28.04. – 02.05.2011: 0,1 K2 Schiersteiner<br />

Teiche WI; W. Heuser, M. Seehausen;<br />

#11079 Fotos<br />

Kleines Sumpfhuhn (Foto © Malte Seehausen)<br />

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Besondere Gäste im Arbeitskreisgebiet und drumherum<br />

Aus dem Bericht der Avifaunistischen Kommission Hessen bis 3/2012<br />

Zusammengestellt von Heinz Rosenberg und Johannes Reufenheuser<br />

Weißköpfige Schwanzmeise Aegithalos c.<br />

caudatus<br />

• 15.01.2011: 6 Ind. Äcker bei Teiche<br />

Hochheim/Wiesbaden WI; M. Seehausen;<br />

#12021 a<br />

• 22.01.2011: 11 Ind. Wiesbaden, Airbase<br />

WI; M. Seehausen; #12021 b<br />

• 26.03.2011: 1 Ind. Wiesbaden, Kalkofen<br />

bzw. Dyckerhoffbruch-Nord WI; evtl.<br />

mit einem intermediären Ind. verpaart;<br />

M. Seehausen; #12021 c Fotos<br />

Berghänfling<br />

• 03.02.2012: 1,0 + 2 wf. Wiesbaden,<br />

Dyckerhoffbruch WI; M. Seehausen;<br />

#12023<br />

Zaunammer<br />

• 03.04. – 24.06.2010: 1 Bp. Weinberge bei<br />

Rüdesheim RÜD; M. Fehlow, B. Meise,<br />

S.Wagner u.a.; #10082; Foto<br />

• Brutzeit 2011: mind. 5 Bp. Weinberg ö.<br />

Rüdesheim RÜD; H. Rosenberg, H.-<br />

P.Goerlich, T. Seibel u.a.; #11201; Fotos;<br />

(nur 1 Bp. in Dokumentation)<br />

Weißköpfige Schwanzmeise (Foto © Malte Seehausen)<br />

Man beachte die scharfe Grenze zwischen Weiß und Schwarz<br />

im Nacken!<br />

Hybrid Raben- x Nebelkrähe<br />

• 22.01.2011: 1 Ex. Deponie Wicker MTK;<br />

M Seehausen; #11133<br />

• 05.09.2011: 1 ad. Wiesbaden, Klarenthal<br />

WI; J. Reufenheuser; #11134; Fotos<br />

Hybrid Raben- x Nebelkrähe (Foto © Johannes Reufenheuser<br />

28


Ornithologische Kleinstaaterei<br />

Johannes Reufenheuser<br />

Hallo Herr Stübing,<br />

im Januar 1976 hatten wir am Inselrhein ein ornithologisches Großereignis. Avifauna: "Hierbei<br />

haben einige Beobachter das Tier als Eistaucher, andere wiederum als Gelbschnabeltaucher<br />

bestimmt." Kreuzigers (Anm.: Artbearbeiter) messerscharfer Schluss: "... kann die Beobachtung<br />

nicht als erster hessischer Nachweis eines Gelbschnabeltauchers eingestuft werden."<br />

Als ich das las, reizte mich der Gedanke, es auch zu versuchen. Anhängt ein Scann<br />

meiner Beobachtungsnotiz. Mit dieser Form will ich die Authentität belegen. Leider habe ich<br />

die Mitbeobachter nicht notiert; sie dürften bis Willi Bauer gereicht haben.<br />

(Reufenheuser, 25.07.2012)<br />

Hallo Herr Reufenheuser,<br />

… Besonders interessant ist der Fall des möglichen Gelbschnabeltauchers, da es immer noch<br />

der einzige für Hessen wäre. Ihre Beschreibung der Schnabelfarbe deutet sehr auf die Art, die<br />

Hinweise zur Färbung lese ich eher als "relativ dunkel" im Kopf- und Halsbereich, was für<br />

Eistaucher spräche. Bei der langen Anwesenheit gibt es sicher noch mehr Aufzeichnungen<br />

und vielleicht sogar Fotos (und wenn sie noch so schlecht wären) - vielleicht <strong>können</strong> <strong>Sie</strong> versuchen,<br />

bei den damaligen Mitbeobachtern und möglichen weiteren Beobachtern nach weiteren<br />

Hinweisen zu fahnden, um den Fall nach nunmehr fast 40 Jahren zu klären. Das wäre eine<br />

tolle Sache!<br />

(Stefan Stübing, 26.07.2012)<br />

Hallo Vogelgucker,<br />

wollt Ihr ein "?" in der hessischen Ornithologie eliminieren helfen? Dann lest bitte mein Mail<br />

an Stefan Stübing und seine Antwort. Und als Erinnerungsstütze ein Auszug aus der<br />

Folz'schen Artenliste:<br />

Gelbschnabeltaucher – Gavia adamsii<br />

Ausnahmeerscheinung. 1 Jungvogel im Winter 1975/76,<br />

mindestens von 09. –25.01.1976 bei Bingen –Gaulsheim<br />

(M. Jönck, H.–P. Goerlich, I. Hausch, W. Heuser, H. Waldmann<br />

u.a.; Fotobeleg vorhanden).<br />

(Reufenheuser, 26.07.2012)<br />

29


Ornithologische Kleinstaaterei<br />

Johannes Reufenheuser<br />

Hallo zusammen,<br />

manche Fragezeichen halten sich lange, aber ich dachte, dieses sei längst eliminiert. Die Fotos<br />

vom m. E. zweifelsfreien Gelbschnabeltaucher aus Winter 75/76 wurden von H. Waldmann<br />

im Januar 1976 gemacht und eins davon wurde farbig abgedruckt in *Jönck, M. & H.-G. Folz<br />

(2003): Der Gelbschnabeltaucher /Gavia adamsii/ in Rheinland-Pfalz.- Fauna und Flora in<br />

Rheinland-Pfalz, Beiheft 30: 195-198. Landau*. Ich schick mal zwei der Aufnahmen mit.<br />

(H-G Folz, 26.07.2012)<br />

Hallo zusammen,<br />

Hans-Georg, vielen Dank für die prompte und abschließende Antwort, damit ist der Fall ja<br />

mehr als eindeutig geklärt. Die Publikation ist uns offensichtlich untergegangen (bei mir hatte<br />

der Jungvogel kurz zuvor die Erinnerung dominiert).<br />

(Stefan Stübing, 29.07.2012)<br />

Hallo Herr Reufenheuser,<br />

die Geschichte geht noch weiter. Ich selber habe<br />

den Vogel damals als Jugendlicher mehrmals gesehen,<br />

aber nur in RLP. Bestimmt aber hatte ihn<br />

damals mein Vater, Peter Jönck. Mir war damals<br />

die Bedeutung dieser Beobachtung nicht bewusst.<br />

Er hatte damals auch eine recht genaue Beschreibung<br />

erstellt. Nach meinem Wohnortswechsel nach<br />

Mülheim-Kärlich lernte den hiesigen "Altmeister<br />

der Vogelbeobachtung" Herrn <strong>Sie</strong>gfried Jamrowski<br />

kennen. Bei einem beiläufigen Gespräch<br />

erwähnte er die Beobachtung eines Gelbschnabeleistauchers<br />

(so hieß die Art damals) im Januar<br />

1976 bei Bingen-Gaulsheim. Als er dann noch<br />

mitteilte er habe ein Foto von diesem Gelbschnabeltaucher<br />

wurde ich nun hellhörig. Freundlicher Weise überließ er mir <strong>einen</strong> farbigen Ausdruck, den H-<br />

G. Folz und ich für unseren Artikel verwendeten. Einen Originalabzug besitze ich nicht. Herr Jamrowski hatte<br />

das Foto von Herrn Waldmann der wohl als Kameramann beim ZDF gearbeitet hat. Aus all diesen Beschreibungen<br />

und dem Foto hatte ich eine Meldung angefertigt und bei der DSK eingereicht. Die Meldung<br />

wurde auch als ausreichend dokumentiert anerkannt. (P.Barthel briefl.) …<br />

Man darf die Beobachterliste durchaus um die Herrn <strong>Sie</strong>gfried Jamrowski und Peter Jönck verlängern. Es sind<br />

ansch<strong>einen</strong>d die Einzigsten, neben Herrn Waldmann, die was Substantielles zur Bestimmung beigetragen haben.<br />

Ich hoffe ich konnte Ihnen ein Stück weiterhelfen. …<br />

Grus grus (heute nochmals zwei Züge)<br />

(Mathias Joenck, 20.03.2013 – angeschrieben auf der Suche nach dem ©)<br />

Mit ornitho wäre das nicht passiert!<br />

30


Ganzjähriges Monitoring der Vögel in Wiesbaden<br />

Fritz Sperling<br />

Ganzjähriges Monitoring in Hessen<br />

Seit 2004 wird in Hessen ein ‚Ganzjähriges<br />

Monitoring‘ der Vogelwelt durchgeführt. Die<br />

Methode ist denkbar einfach: Jeder Mitarbeiter<br />

zählt einmal pro Dekade (also vom 1. –<br />

10., 11. – 20. und 21. bis Ende eines jeden<br />

Monats) an einem selbst gewählten Punkt<br />

fünf Minuten lang alle sicht- und hörbaren<br />

Vögel. Dafür bietet sich eine Stelle an, wie<br />

der eigene Garten, die Arbeitsstelle oder das<br />

Lieblingsbeobachtungsgebiet. Die Zählungen<br />

werden an mehreren aufeinanderfolgenden<br />

Jahren und zu ähnlichen Tageszeiten durchgeführt.<br />

In Hessen werden mehr als 200 Zählpunkte<br />

betreut, woraus sich eine einmalige, systematische<br />

Datengrundlage ergibt, die für die Beantwortung<br />

einer Vielzahl von Fragen genutzt<br />

werden kann. Zum Beispiel kann so<br />

ermittelt werden, wie sich ein milder Winter<br />

auf Vogelarten auswirkt, wie auf Rotkehlchen<br />

und Zaunkönig, oder auf die Teilzieher<br />

wie Zilpzalp und Mönchsgrasmücke, die bei<br />

uns immer häufiger zu überwintern versuchen.<br />

Ohne die fünfminütigen Zählungen<br />

könnte man nur <strong>einen</strong> Eindruck wiedergeben,<br />

dass mehr Mönchsgrasmücken überwintern,<br />

aber mit dem ‚Ganzjähriges Monitoring‘<br />

<strong>können</strong> diese Beobachtungen mit Zahlen<br />

belegt werden.<br />

Auch die Auswirkungen anderer Witterungsphänomene,<br />

wie das kühle Frühjahr 2006<br />

wodurch sich die Ankunft des Neuntöters<br />

stark verzögerte und die in der Folge deutlich<br />

verringerten Bruterfolge verzeichnet wurden,<br />

<strong>können</strong> belegt werden.<br />

Neben dem wissenschaftlichen Gewinn,<br />

bringt es den Beobachtern auch einfach Spaß<br />

zu beobachten, wie sich die Vogelarten im<br />

Laufe eines Jahres an einem Ort verändern.<br />

In Wiesbaden beteiligen sich 4 Mitglieder<br />

des Arbeitskreises am ‚Ganzjähriges Monitoring‘<br />

in 6 verschiedenen Lebensräumen der<br />

Stadt. Manche Gebiete werden mit ein oder<br />

mehreren Zählpunkten betreut.<br />

1. GM Ringkirche 1 Punkt<br />

Johannes Reufenheuser<br />

2. GM Tennelbachtal 1 Punkt<br />

Peter Linhart<br />

3. GM Schloss Freudenberg 4 Punkte<br />

Fritz Sperling<br />

4. GM Kloppenheim 5 Punkte<br />

Heinz Rosenberg<br />

5. GM Wäschbachtal 3 Punkte<br />

Heinz Rosenberg<br />

6. GM Hohe Wurzel 7 Punkte<br />

Johannes Reufenheuser<br />

Ziel der Auswertung<br />

Mit dieser Auswertung wollen wir k<strong>einen</strong><br />

wissenschaftlichen Bericht über die Entwicklung<br />

der Vogelwelt vorstellen, sondern zeigen,<br />

welche Vogelarten wir entdecken, wenn<br />

wir in einem Gebiet beobachten. Es ist sozusagen<br />

ein Spaziergang durch 6 verschiedene<br />

Stadtgebiete, von der Innenstadt Ringkirche,<br />

zu Gartenstadtbereichen und Kleingärten im<br />

Tennelbachtal, zu Parkanlagen bei Schloss<br />

Freudenberg, zu Streuobstwiesen bei Kloppenheim,<br />

landwirtschaftlichen Flächen im<br />

Wäschbachtal und einem Waldgebiet auf<br />

der Hohen Wurzel.<br />

Für die Auswertung in diesem Bericht, hat<br />

jeder Zähler <strong>einen</strong> typischen Zählpunkt seines<br />

Gebietes ausgewählt. Die Daten von drei<br />

Jahren wurden zusammengefasst, wobei in<br />

den meisten Fällen die Jahre 2009, 2010 und<br />

2011 gewählt wurden.<br />

Die folgenden Gebiete mit den Lebensräumen,<br />

die mindestens 80% der Fläche bedecken,<br />

wurden ausgewählt:<br />

Ganzjähriges Monitoring in Wiesbaden<br />

31<br />

1. Ringkirche: City<br />

2. Tennelbachtal: Gartenstadt,<br />

Kleingärten<br />

3. Schloss Freudenberg: Grünanlagen


Ganzjähriges Monitoring der Vögel in Wiesbaden<br />

Fritz Sperling<br />

4. Kloppenheim: Streuobst<br />

5. Wäschbachtal: Halboffene<br />

Agrarlandschaft und Wie<br />

sen/Weiden<br />

6. Hohe Wurzel: Fichtenforst<br />

Die häufigsten Vogelarten<br />

Jeder Beobachter hat etwa 100 Beobachtungen<br />

zu 5 Minuten an jedem Punkt gezählt.<br />

Insgesamt wurden über 7600 Vögel gezählt<br />

von 83 Vogelarten. Dabei war die Anzahl der<br />

Vögel, die in den einzelnen Lebensräumen<br />

beobachtet wurden, relativ gleich hoch. <strong>Sie</strong><br />

schwankt zwischen 1650 Vögeln bei Schloss<br />

Freudenberg und 1150 Vögeln an der Ringkirche.<br />

Nur der Nadelforst an<br />

der Hohen Wurzel fällt mit 600<br />

Individuen deutlich ab. Mit den<br />

Vogelarten verhält es sich ähnlich.<br />

In 5 Lebensräumen wurden<br />

37 (Hohe Wurzel) bis 47 Arten<br />

(Kloppenheim) beobachtet. Die<br />

Innenstadt fällt deutlich heraus<br />

mit nur 18 Arten.<br />

Die Ringeltaube wurde am häufigsten<br />

beobachtet, was auch an<br />

ihrer Größe und dem typische<br />

„duh-duu, doo-dooo…du“-Ruf<br />

liegt. Amsel und Kohlmeise<br />

folgen auf Platz 2 und 3. Etwas<br />

überraschend sind die Stare auf<br />

Platz 4 und die Wacholderdros<br />

sel auf Platz 5. Beide Vogelarten treten im<br />

Herbst oft in großen Schwärmen auf und<br />

beeinflussen so die Zählung. Bei der<br />

Wacholderdrossel war es eine Beobachtung<br />

in Kloppenheim von Heinz Rosenberg mit<br />

200 Drosseln, die diese Art zur 5. häufigsten<br />

werden ließ. Von den 82 Vogelarten wurden<br />

Häufigkeit gesamt<br />

Gesamt<br />

Ringkirche<br />

Tennelbachtal<br />

Schloss Freudenberg<br />

Ringeltaube 1 1116 336 225 274 86 156 39<br />

Amsel 2 888 66 281 269 106 119 47<br />

Kohlmeise 3 809 78 164 122 204 185 56<br />

13 Arten nur 1mal beobachtet.<br />

Kloppenheim<br />

Wäschbachtal<br />

Star 4 660 15 11 254 375 5<br />

Wacholderdrossel<br />

5 440 14 2 337 87<br />

Rabenkrähe 6 414 95 32 47 41 199<br />

Mauersegler 7 252 228 13 11<br />

Buchfink 8 235 19 17 104 21 1 73<br />

Blaumeise 9 229 25 106 51 16 18 13<br />

Grünfink 10 206 26 125 50 3 2<br />

Summe 1-82 7635 1144 1537 1649 1434 1266 605<br />

Artenzahl 82 18 41 39 41 47 37<br />

Hohe Wurzel<br />

32


Die häufigsten Vogelarten bis zu 50%<br />

In der Tabelle 2 werden die häufigsten<br />

Vogelarten je Gebiet aufgelistet und<br />

addiert, bis etwa 50% der Individuen erreicht<br />

sind. Es stellt sich heraus, dass 4<br />

Arten genügen um die 50%-Marke zu<br />

erreichen. In Kloppenheim sind es sogar<br />

nur 2 Arten der Star und die Wacholderdrossel.<br />

.<br />

Gesamt<br />

Ringkirche<br />

Tennelbachtal<br />

15% 29% 33% 17% 43%<br />

Hohe<br />

Wurzel<br />

Amsel 26% 18% 33% 52% 17%<br />

37% 44% 56% 30% 9%<br />

Star 45% 48% 26%<br />

Erläuterung:<br />

Häufigste Art<br />

2. häufigste Art<br />

3. häufigste Art<br />

4. häufigste Art<br />

5. häufigste Art<br />

51% 50%<br />

58% 16%<br />

49%<br />

Buchfink 34%<br />

Schloss<br />

Freudenberg<br />

Kloppenheim<br />

Wäschbachtal<br />

Ringeltaube<br />

Kohlmeise<br />

Wacholderdrossel<br />

Rabenkrähe<br />

Mauersegler<br />

Fichtenkreuzschnabel<br />

Mehlschwalbe<br />

53%<br />

21%<br />

Die typischsten Vogelarten der verschiedenen<br />

Lebensräume<br />

In Tabelle 3 sind die typischen Vogelarten<br />

der verschiedenen Lebensräume aufgeführt.<br />

Dabei wurden die Vogelarten herausgesucht<br />

und rot hervorgehoben, die zu etwa 70% in<br />

nur einem Lebensraum beobachtet wurden.<br />

Dabei wurden die Arten berücksichtig, die<br />

mindestens 20-mal beobachtet wurden. De<br />

Die Innenstadt bei der Ringkirche weist 4<br />

typische Arten auf, von denen 2 Arten nur<br />

dort beobachtet wurden und der Mauersegler<br />

besonders typisch ist. Das zeigt deutlich, dass<br />

dieser Lebensraum – Felsbiotop – sich von<br />

allen anderen wesentlich unterscheidet. Der<br />

Fichtenkreuzschnabel ist der häufigste und<br />

typischeste Vogel auf der Hohen Wurzel, der<br />

nur von Johannes Reufenheuser beobachtet<br />

wurde und sonst von keinem anderen Beobachter.<br />

Die Mehlschwalbe, die 5 häufigste<br />

Art im Tennelbachtal, hat nur Peter Linhart<br />

nachgewiesen, in keinem anderen Lebensraum<br />

wurde sie beobachtet. Typisch für Gartenstädte<br />

und Kleingärten ist die Mehlschwalbe<br />

nicht, aber etwa 200 m entfernt, in<br />

der Honeggerstraße, befindet sich eine der<br />

letzten Mehlschwalbenkolonien von Wiesbaden.<br />

Von dort aus besuchen die Schwalben<br />

das Tal regelmäßig bei ihren Nahrungsflügen.<br />

Der Gartenrotschwanz ist die letzte berücksichtigte<br />

Art, die bei der Häufigkeit an<br />

38. Stelle steht.<br />

33


Ganzjähriges Monitoring der Vögel in Wiesbaden<br />

Fritz Sperling<br />

Häufigkeit<br />

Gesamt<br />

Ringkirche<br />

City<br />

Tennelbachtal<br />

Gartenstädte,<br />

Kleingärten<br />

Schloss Freudenberg<br />

Grünanlagen<br />

Kloppenheim<br />

Streuobst<br />

Wäschbachtal<br />

Halboffene<br />

Agrarland.,<br />

Wiesen/ Weiden<br />

Hohe Wurzel<br />

überw. Fichtenforst<br />

Wacholderdrossel 5 3% 0% 77% 20%<br />

Mauersegler 7 90% 5% 4%<br />

Kleiber 13 3% 81% 3% 8% 4%<br />

Fichtenkreuzschnabel 14 100%<br />

Mehlschwalbe 16 100%<br />

Goldammer 22 4% 69% 25% 1%<br />

Türkentaube 23 100%<br />

Straßentaube 26 100%<br />

Feldlerche 27 4% 96%<br />

Hausrotschwanz 28 89% 7% 2% 2%<br />

Fitis 29 2% 7% 2% 89%<br />

Kernbeißer 33 21% 74% 3% 3%<br />

Erlenzeisig 34 70% 30%<br />

Nachtigall 37 25% 75%<br />

Gartenrotschwanz 38 90% 5% 5%<br />

Vorkommen des Buchfinks im Jahresverlauf<br />

Der Buchfink wurde 235 mal gezählt. Er ist<br />

die 8-häufigste Art und wurde in allen Lebensräumen<br />

beobachtet. Die Männchen des<br />

Buchfinks bleiben bei uns, während die<br />

Weibchen weg ziehen. Die Grafik stellt sein<br />

Vorkommen im Laufe des Jahres dar. Ab<br />

Februar wird er häufig beobachtet, was auf<br />

seine Gesangsaktivitäten auch auf dem Zug<br />

zurückzuführen ist. Nach Juni wird der Buchfink<br />

nur noch selten beobachtet. Im Septem<br />

ber ist das Minimum erreicht. Obwohl es<br />

wegen der Jungvögel viel mehr Buchfinken<br />

gibt. <strong>Sie</strong> verhalten sich aufgrund der Mauser<br />

sehr unauffällig. Erst im Herbst werden sie<br />

wieder häufiger beobachtet, das liegt vor<br />

allem an den umherstreifen Jungvögeln. Man<br />

erkennt auch, dass der Buchfink nur in zwei<br />

Lebensräumen häufig ist, im Wald auf der<br />

Hohen Wurzel und im Park von Schloss<br />

Freudenberg.<br />

Buchfink<br />

Ringkirche<br />

Tennelbachtal<br />

Schloß Freudenberg<br />

Kloppenheim<br />

Wäschbachtal<br />

Hohe Wurzel<br />

34


Die besondere Beobachtung<br />

Nach einer Idee von Edith und Klaus † Weber<br />

Wanderfalk attackiert Arbeiten am Fernsehturm<br />

Hohe Wurzel<br />

25. Mai 2012 Edith und Klaus † Weber<br />

Während Arbeiten auf den Plattformen des<br />

Fernsehturms Hohe Wurzel wurde u.a. ein<br />

dunkler Gegenstand (ca. 1x2m) hochgezogen.<br />

Wir konnten mit optimaler Optik von<br />

unserer Terrasse beobachten, wie ein Wanderfalke<br />

die Arbeiten und auch den hochgezogenen<br />

Gegenstand heftig attackierte.<br />

Am darauf folgenden Tag war ich unter dem<br />

Fernsehturm. Außer verwehten Taubenfedern<br />

und Kotklecksen war kein Wanderfalke<br />

zu beobachten.<br />

Anschließend habe ich 1 ½ Stunde im Wambacher<br />

Steinbruch verdeckt angesessen und<br />

auch keine Wanderfalken festgestellt.<br />

Wir konnten Uhurufe im Steinbruch in der<br />

Dämmerung in 2011 und 2012 notieren.<br />

Auch heftiges Attackieren von etwas nicht<br />

Foto: © Klaus Weber<br />

sichtbarem durch 2 Wanderfalken haben wir<br />

im Steinbruch beobachtet. Die Zusammenhänge<br />

sind offen geblieben.<br />

Schleiereulen in der ev. Kirche Bremthal<br />

03.07.2012 Bernd Flehmig<br />

Ende der achtziger Jahre wurden im Turm<br />

der Kirche von Erwin Pleines und Alois Benedikt<br />

zwei baugleiche Schleiereulen-<br />

Brutkästen eingebaut. Die Kästen befinden<br />

sich auf gleicher Ebene und liegen etwa 3 bis<br />

4 Meter auseinander. Der Einflug von Kasten<br />

1 zeigt nach Süden, der von Kasten 2 nach<br />

Osten.<br />

Anfangs waren die Kästen von Turmfalken<br />

besetzt. Die erste Schleiereulenbrut fand<br />

1991 statt. In den Folgejahren waren die<br />

Kästen, bis auf wenige Ausnahmen, regelmäßig<br />

von Turmfalken und Schleiereule besetzt.<br />

Meistens brütete der Falke in einem<br />

35<br />

Kasten und die Eule im anderen. Oft gab es<br />

Zweitbruten von der Schleiereule.<br />

Aber niemals besetzte eine Art beide Kästen<br />

gleichzeitig.<br />

Am Abend des 3.Juli 2012 bestiegen Alois<br />

Benedikt und Bernd Flehmig den Turm, um<br />

die jungen Schleiereulen zu beringen, die<br />

Alois einige Wochen zuvor in einem Kasten<br />

festgestellt hat.<br />

Dann gab es eine große Überraschung!!!


Die besondere Beobachtung<br />

Nach einer Idee von Edith und Klaus † Weber<br />

In beiden Kästen fanden wir jeweils 5 etwa 3<br />

bis 4 Wochen alte junge Schleiereulen vor.<br />

<strong>Sie</strong> saßen jeweils auf einer dicken Schicht<br />

flachgedrückter Holzreiser. Was war geschehen?<br />

Schon Ende März beobachtete Alois<br />

wie Dohlen in beide Kästen Nistmaterial<br />

eintrugen. Anfang Mai wurden keine Dohlen<br />

mehr gesehen und Turmfalken waren bis<br />

Mitte Mai ständig anwesend. Zu diesem<br />

Zeitpunkt müssen die Schleiereulen beide<br />

Kästen übernommen und mit dem Gelege<br />

begonnen haben. Unklar bleibt, ob 2 Paare<br />

zur Brut schritten, oder ob nur 2 verschiedene<br />

Weibchen mit einem Männchen gebrütet<br />

haben, was wahrscheinlicher ist. Diese Konfiguration<br />

ist schon durch Ablesen beringter<br />

Altvögel nachgewiesen worden.<br />

Nahrungsaufnahme von Jungstaren<br />

15. Juli 2012 Edith und Klaus † Weber<br />

Um die Mittagszeit waren wir zur Baumfalkenkartierung<br />

im Raum Diedenbergen/Marxheim<br />

(Umspannwerk) unterwegs.<br />

Durch den Starkregen in der letzten Zeit<br />

waren die landwirtschaftlichen Fahrspuren<br />

innerhalb der Weizenfelder sehr feucht.<br />

Beim entlang Gehen auf einem Feldweg<br />

konnten wir mind. 400 (Vierhundert) Stare,<br />

Jahrgang 2012, bei der Nahrungs-<br />

aufnahme in diesen Furchen der niedergedrückten,<br />

kurz vor der Reife stehenden<br />

Weizenähren bei der Nahrungsaufnahme<br />

beobachten. Der Schwarm flog durch unsere<br />

Störung in die Hecken des Umspannwerkes,<br />

um nach unserem Weitergehen wieder<br />

in die Furchen einzufallen.<br />

Baumfalk gerettet!<br />

27.08.2012 Klaus † Weber und Horst Vogt<br />

Fotos: © Pascal Müller<br />

Dank unserer Falkenfreunde und den Mitarbeitern<br />

der RWE hat er überlebt!<br />

36


Welcher Vogel ist das?<br />

Johannes Reufenheuser<br />

Möwe am<br />

04.10.2012 im<br />

Schiersteiner Hafen<br />

Fotos: Johannes<br />

Reufenheuser<br />

Beschreibung: Kopf<br />

weiß (auf den Fotos<br />

scheint die Augengegend<br />

leicht verdunkelt).<br />

Auge dunkel.<br />

Markante Strichelung<br />

des Hinterhalses,<br />

in den Brustseiten<br />

auslaufend.<br />

Oberseite adult (auf<br />

den Fotos eine zarte<br />

Zeichnung der<br />

Schirmfedern), Unterseite<br />

Handflügel<br />

dunkel, keine Spiegel<br />

gesehen. Schwanz weiß mit Resten der Subterminalbinde (lückig, einzelne dunkle Federn,<br />

mittlere weiß). Schnabel nicht hakig, sondern Spitze lang auslaufend, ohne auffallendes Gonisseck,<br />

"hell" mit ausgedehnter dunkler Subterminalbinde. Beine grünlichgelb.<br />

37


Ein Jahr ornitho.de<br />

Johannes Reufenheuser<br />

„Was wir tun, tun wir auf fachlicher<br />

Grundlage. Das Fundament ist die Begeisterung<br />

für die Vogelwelt. Davon zeugen<br />

auch weit über 500 angemeldete Nutzer von<br />

ornitho.de, dem vogelkundlichen<br />

Beobachtungsportal der avifaunistischen<br />

Fachverbände. Hier liegt Hessen bei der<br />

Zahl der angemeldeten Beobachter und den<br />

eingehenden Beobachtungen ganz weit vorn.<br />

Das ist wichtig, denn es versetzt uns in die<br />

Lage, Phänomene in Verbreitung, Bestand<br />

und Phänologie rascher zu bemerken und<br />

darauf zu reagieren.“<br />

(Oliver Conz, Vorsitzender der <strong>HGON</strong>, im<br />

Rundschreiben zum Jahreswechsel<br />

2012/2013)<br />

Die Gleichung ist einfach: Mehr Melder →<br />

höhere Dichte → bessere Datenlage. Aus<br />

„Zufallsbeobachtungen“ wird eine Bild.<br />

Und wie sieht das in unserem AK aus? 2011<br />

hatten wir 4.852 Meldungen in natis – 18.528<br />

waren es 2012 mit ornitho! Der Zugewinn an<br />

Datenmaterial ist beeindruckend - aber nur<br />

Durchschnitt. Die Wetterau brachte es auf<br />

46.955 Meldungen! Der DDA spricht von<br />

einer neuen Dimension.<br />

Vieles ist jedoch nur Masse! Unsere<br />

Kenntnis von den unauffälligen Arten hat<br />

sich nicht verbessert.<br />

Mittelspechts wurden gemeldet<br />

97 davon in der Brutzeit<br />

67 davon mit BzCode.<br />

Fazit: In Sekundenschnelle listet ornitho die<br />

67 Meldungen mit ihrem BzCode auf. Bei<br />

den restlichen 30 Meldungen wissen wir<br />

nicht mal, ob sie im potentiellen Bruthabitat<br />

gesehen wurde.<br />

Beispiel zur Lokalisierung:<br />

Immer wieder werden Brutgebüsche des<br />

Neuntöters gerodet, sogar im Rahmen von<br />

Pflegemaßnahmen in Natura 2000-Gebieten.<br />

Die Jahresplanung der Forstämtern und der<br />

Landwirtschaftsverwaltung wird uns vorgestellt.<br />

Kartierte Brutplätze versetzen uns in<br />

die Lage, Empfehlungen zu geben. Datenlage:<br />

62 Beobachtungen des Neuntöters<br />

wurden gemeldet<br />

15 davon mit „exakter Lokalisierung“.<br />

Fazit: Bei ¾ der Meldungen <strong>können</strong> wir nur<br />

raten, wo das Brutgebüsch stehen könnte.<br />

Ein Beispiel:<br />

Neuntöter-Beobachtung Hang Lindenbachtal,<br />

Kloppenheim<br />

Ornitho stellt in einer anderen Hinsicht<br />

tatsächlich eine neue Dimension dar:<br />

Tagesaktuell, Voreinstellungen filtern aus,<br />

was uns interessiert, mit Datenbankabfragen<br />

lassen sich schnell Fragen klären,<br />

Erkenntnisse gewinnen.<br />

Das Lob von Oliver Conz drückt auch den<br />

Anspruch an die Meldungen aus. Erfüllen<br />

wir den Anspruch?<br />

Beispiel zum Brutzeitcode:<br />

170 Beobachtungen des<br />

38<br />

Die Karte wurde mit der Google Earth-<br />

Funktion in ornitho erstellt. Dies ist<br />

zumindest derzeit nur mit eigenen Daten<br />

möglich.


Gotthold Ephrahim Lessing und die Sperlinge<br />

Eine Idee von Fritz Sperling<br />

G. E. Lessing ist als Dichter der Aufklärung<br />

bekannt, aber nicht als Ornithologe. In s<strong>einen</strong><br />

Fabeln hat er jedoch über Vögel berichtet,<br />

über die Nachtigall, den Habicht, den<br />

Adler, die Gans, die Schwalbe, um nur einige<br />

zu nennen. Wenn man die Fabel „Die<br />

Sperlinge“ liest, könnte man m<strong>einen</strong>, er hätte<br />

die Wohnungsnot der Spatzen, bedingt durch<br />

die Gebäudesanierung, schon vor 250 Jahren<br />

vorausgeahnt.<br />

Gotthold Ephraim Lessing, Fabeln<br />

Die Sperlinge<br />

Eine alte Kirche, welche den Sperlingen unzählige<br />

Nester gab, ward ausgebessert. Als<br />

sie nun in ihrem neuen Glanze dastand, kamen<br />

die Sperlinge wieder, ihre alten Wohnungen<br />

zu suchen. Allein sie fanden sie alle<br />

vermauert. Zu was, schrien sie, taugt denn<br />

nun das große Gebäude? Kommt, verlasst<br />

den unbrauchbaren Steinhaufen!<br />

Foto: © Heinz Rosenberg<br />

39


Brutvögel im Rheingau-Taunus-Kreis und in Wiesbaden<br />

Höckerschwan Cygnus olor Pirol Oriolus oriolus<br />

Kanadagans Branta canadensis Neuntöter Lanius collurio<br />

Graugans Anser anser Elster Pica pica<br />

Weißwangengans Branta leucopsis Eichelhäher Garrulus glandarius<br />

Nilgans Alopochen aegyptiaca Dohle Coloeus monedula<br />

Stockente Anas platyrhynchos Saatkrähe Corvus frugilegus<br />

Reiherente Aythya fuligula Rabenkrähe Corvus corone corone<br />

Wachtel Coturnix coturnix Kolkrabe Corvus corax<br />

Jagdfasan Phasianus colchicus Beutelmeise (noch?) Remiz pendulinus<br />

Rebhuhn Perdix perdix Blaumeise Parus caeruleus<br />

Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis Kohlmeise Parus major<br />

Haubentaucher Podiceps cristatus Haubenmeise Parus cristatus<br />

Kormoran Phalacrocorax carbo Tannenmeise Parus ater<br />

Graureiher Ardea cinerea Sumpfmeise Parus palustris<br />

Schwarzstorch Ciconia nigra Weidenmeise Parus montanus<br />

Weißstorch Ciconia ciconia Heidelerche Lullula arborea<br />

Wespenbussard Pernis apivorus Feldlerche Alauda arvensis<br />

Habicht Accipiter gentilis Uferschwalbe Riparia riparia<br />

Sperber Accipiter nisus Rauchschwalbe Hirundo rustica<br />

Rotmilan Milvus milvus Mehlschwalbe Delichon urbicum<br />

Schwarzmilan Milvus migrans Schwanzmeise Aegithalos c. europaeus<br />

Mäusebussard Buteo buteo Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix<br />

Baumfalke Falco subbuteo Fitis Phylloscopus trochilus<br />

Wanderfalke Falco peregrinus Zilpzalp Phylloscopus collybita<br />

Turmfalke Falco tinnunculus Feldschwirl Locustella naevia<br />

Wasserralle Rallus aquaticus Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris<br />

Flussregenpfeifer Charadrius dubius Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus<br />

Waldschnepfe Scolopax rusticola Drosselrohrsänger A. arundinaceus<br />

Mittelmeermöwe Larus michahellis Gelbspötter Hippolais icterina<br />

Straßentaube Columba livia f. domestica Orpheusspötter Hippolais polyglotta<br />

Hohltaube Columba oenas Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla<br />

Ringeltaube Columba palumbus Gartengrasmücke Sylvia borin<br />

Türkentaube Streptopelia decaocto Klappergrasmücke Sylvia curruca<br />

Turteltaube Streptopelia turtur Dorngrasmücke Sylvia communis<br />

Halsbandsittich Psittacula krameri Wintergoldhähnchen Regulus regulus<br />

Alexandersittich Psittacula eupatria Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla<br />

Kuckuck Cuculus canorus Kleiber Sitta europaea<br />

Schleiereule Tyto alba Waldbaumläufer Certhia familiaris<br />

Raufußkauz Aegolius funereus Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla<br />

Steinkauz Athene noctua Zaunkönig Troglodytes troglodytes<br />

Waldohreule Asio otus Star Sturnus vulgaris<br />

Uhu Bubo bubo Misteldrossel Turdus viscivorus<br />

Waldkauz Strix aluco Amsel Turdus merula<br />

Mauersegler Apus apus Wacholderdrossel Turdus pilaris<br />

Eisvogel Alcedo atthis Singdrossel Turdus philomelos<br />

Wendehals Jynx torquilla Grauschnäpper Muscicapa striata<br />

Grauspecht Picus canus Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca<br />

Grünspecht Picus viridis Braunkehlchen Saxicola rubetra<br />

Schwarzspecht Dryocopus martius Schwarzkehlchen Saxicola rubicola<br />

Buntspecht Dendrocopos major Rotkehlchen Erithacus rubecula<br />

Mittelspecht Dendrocopos medius Nachtigall Luscinia megarhynchos<br />

Kleinspecht Dryobates minor Blaukehlchen Nw. 2002 Luscinia svecica<br />

Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros Girlitz Serinus serinus<br />

Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus Fichtenkreuzschnabel Loxia curvirostra<br />

40 Fett = regelmäßig/alljährlich Nw = Letzter Nachweis


Steinschmätzer Oenanthe oenanthe Grünfink Carduelis chloris<br />

Heckenbraunelle Prunella modularis Stieglitz Carduelis carduelis<br />

Haussperling Passer domesticus Erlenzeisig Carduelis spinus<br />

Feldsperling Passer montanus Bluthänfling Carduelis cannabina<br />

Baumpieper Anthus trivialis Alpenbirkenzeisig Carduelis flammea cabaret<br />

Gebirgsstelze Motacilla cinerea Grauammer Emberiza calandra<br />

Wiesenschafstelze Motacilla flava Goldammer Emberiza citrinella<br />

Bachstelze Motacilla alba Zaunammer Emberiza cirlus<br />

Buchfink Fringilla coelebs Zippammer Emberiza cia<br />

Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes Rohrammer Emberiza schoeniclus<br />

Gimpel<br />

Pyrrhula pyrrhula<br />

Gastvögel ….<br />

Baustelle! Der Platz reicht nicht …Kriterien? …Zeitraum? …<br />

Der praktische Tipp<br />

von Klaus † & Edith Weber<br />

Wie sagt doch das Sprichwort?<br />

„Durch Schaden wird man klug„<br />

Nachdem uns auf den Kanarischen Inseln entweder<br />

in einer Telefonzelle oder einer Bäckerei ein<br />

Swarovksi-Fernglas abhanden gekommen war, war<br />

es fast unmöglich, mit kaum Kenntnissen der<br />

spanischen Sprache, von der örtlichen Polizei eine<br />

Hilfe in irgendeiner Form zu erhalten, um den<br />

Verlust zu melden.<br />

Unsere Empfehlung: Von wertvollen Gegenständen<br />

ein Foto anzufertigen, um bei der Polizei oder auch<br />

im Versicherungsfall den Besitz dokumentieren zu<br />

<strong>können</strong>.<br />

41


Streuobst - Kulturlandschaft im Niedergang<br />

Heinz Rosenberg<br />

Was war?<br />

Bis vor 30 - 20 Jahren war der ländliche<br />

Raum im Westen und Osten von Wiesbaden<br />

geprägt von Streuobstwiesen. Geschaffen<br />

von Generationen von Landwirten. Überwiegend<br />

wurden Kirsch- und Apfelbäume<br />

gepflanzt und über viele Jahrzehnte gepflegt<br />

und gehegt. Eine zugegebener Maßen schwere<br />

Arbeit, der Erhalt der Bäume, aber auch<br />

die Ernte. Die Bäume haben, beginnend bei<br />

160 cm Stammhöhe eine mächtige Krone.<br />

Zur Ernte müssen lange Leitern angelegt und<br />

die Ernter in große Höhen hinaufklettern. Es<br />

ging nicht immer ohne Sturz verbunden mit<br />

Arm- und Beinbrüchen ab.<br />

Die Obstbauern suchten neue Wege um weiterhin<br />

Obst zu erzeugen. Dazu wollten und<br />

haben sie auch die Felder der Streuobstwiesen<br />

in niedrigstämmige Obstanlagen umgewandelt.<br />

Dies war schon durch das Hessische<br />

Naturschutzgesetz und ist heute auch<br />

durch das Bundesnaturschutzgesetz verboten.<br />

Man bedarf dazu einer Genehmigung der<br />

Unteren Naturschutzbehörde. Diese Genehmigungen<br />

werden in den seltensten Fällen<br />

eingeholt. Die Untere Naturschutzbehörde in<br />

Wiesbaden hat im März 2013 bei einem<br />

Ortstermin in Frauenstein im Beisein des<br />

Umweltdezernenten symbolisch die weiße<br />

Fahne gehisst weil sie aufgrund der schlechten<br />

Personallage ihrer Kontrollaufgabe nicht<br />

mehr nachkommen kann.<br />

Aber nicht nur die Umwandlung von Hochstämmen<br />

in niedrigstämmige Bäume werden<br />

die Streuobstwiesen entwertet. Auch der<br />

Verbraucher hat andere Ansprüche an das<br />

Obst. Der Apfel muss makellos aussehen,<br />

durch Wachs glänzen und in Größe und Farbe<br />

der EU-Norm entsprechen.<br />

Baum im Streuobstgebiet Foto: © Heinz Rosenberg<br />

Was ist!<br />

42<br />

Ein weiteres Kriterium ist, dass viele alte<br />

Landwirte ihre Bäume nicht mehr pflegen<br />

weil sie selbst die Arbeit nicht mehr erledigen<br />

<strong>können</strong> und weil für das Obst kaum ein<br />

Ertrag mehr erzielt werden kann, der den<br />

Aufwand ausgleicht. Nachfolger im Betrieb<br />

haben ebenfalls kaum noch Interesse am<br />

Obstanbau auf traditionellen Streuobstwiesen.<br />

Deshalb brechen viele Streuobstbestände<br />

zusammen.<br />

Was werden wird<br />

Die Folgen der Situation wird sein, dass der<br />

Lebensraum für viele Tierarten verloren gehen<br />

wird. Wenn nicht versucht wird die<br />

Streuobstbestände durch die Städte und Gemeinden<br />

-nicht nur in Wiesbaden- zu erhalten,<br />

werden Steinkauz, Wendehals, Gartenrotschwanz,<br />

Kleinspecht und viele andere<br />

mehr dort k<strong>einen</strong> Lebensraum mehr haben.<br />

Auch Fledermäuse werden ihre Schlaf- und<br />

Bruthöhlen verlieren.


Nicht nur Tiere, auch Pflanzen wie Wiesensalbei,<br />

großer und kleiner Klapperkopf,<br />

echtes Mädesüß und bunte Kronwicke von<br />

denen wiederum Insekten wie Bienen und<br />

Schmetterlinge leben werden verschwinden<br />

und in der Folge auch diese Tiere.<br />

Streuobstwiesen sind bundesweit und auch<br />

für unseren Naturraum als „stark gefährdet“<br />

eingestuft (RIEKEN et al 1994).<br />

Es bleibt also zu hoffen, dass Wege gefunden<br />

werden diese so landschaftsprägenden<br />

Baumlandschaften zu erhalten. Wir von der<br />

<strong>HGON</strong> sollten dabei mittun.<br />

Zusammenbrechender Baumbestand<br />

Foto: © Heinz Rosenberg<br />

Frauenstein 10.12.2012<br />

Foto: © Johannes Reufenheuser<br />

43


Welcher Vogel ist das? – Die Lösung<br />

Johannes Reufenheuser<br />

Wer nicht weiß, welcher Vogel das ist,<br />

ist nicht allein.<br />

Ich war mir sicher - dieses markante<br />

Nackenband! Wäre da nicht ein Haken<br />

gewesen: Es war zu früh für die<br />

Steppenmöwe. In ornitho gab es Anfang<br />

Oktober nur eine Meldung aus dem<br />

Südwesten. Ich legte den Fund Stefan Stübing<br />

vor als „Steppenmöwe 3. Winter mit ?".<br />

Stefan Stübings Antwort:<br />

„Im vorliegenden Fall ist die Altersbestimmung<br />

schon mal richtig, danach wird es<br />

schwierig. Die Beinlänge ist m.E. etwas, die<br />

Flügellänge deutlich zu kurz für eine klassische<br />

Steppenmöwe. Allerdings zeigt das Flugfoto,<br />

dass die äußere Handschwinge noch<br />

geschoben wird, so dass der Flügel noch länger<br />

wird. Die Färbung mit Nackenband und<br />

Kopfzeichnung passt gut auf Steppen-, auch<br />

die Beinfarbe (die bei Mittelmeermöwe in<br />

dem Alter schon gelblich sein sollte), der<br />

Mantel ist ziemlich dunkel. Fazit: Steppenmöwe<br />

ist am wahrscheinlichsten, aber typisch<br />

ist der Vogel auch wieder nicht.“<br />

Er legte sie auch Ingo Rösler vor:<br />

„Spontan fallen mir zu dem Vogel auch nur<br />

???? ein. Haltung, Statur und Kopf passen<br />

viel besser auf MMM als SPM, aber dieses<br />

Nackenband ist eigentlich klassisch SPM.<br />

Mantelfärbung finde ich ohne Vergleich<br />

schwierig. Mit dem der Schnabelfärbung ist<br />

der Vogel hinten dran, Beine sind zwar untypisch<br />

MMM aber für mich nicht undenkbar ...<br />

Wenn ich eine K3 SPMxMMM basteln sollte,<br />

könnte ich mir so was vorstellen.“<br />

Ein dritter Spezialist wollte sich nicht festlegen.<br />

Fazit Stübing: „Also eine Möwe, die man besser<br />

offenlassen sollte. Allerdings spricht es für<br />

<strong>Sie</strong>, dass <strong>Sie</strong> ihn so gut dokumentiert haben.<br />

Für eine korrekte Bestimmung fehlen leider<br />

einfach grundsätzlich die Erfahrung, wie weit<br />

die Variation reichen kann und wie sich Hybriden<br />

bestimmen lassen.“<br />

Wie war die Welt in Ordnung als es nur die<br />

Silbermöwe gab!<br />

Die wahre SPM:<br />

07.12.2010 Schiersteiner Hafen<br />

Foto: Johannes Reufenheuser<br />

Stefan Stübing:<br />

„Weißer Kopf (Anm.: Zu dieser<br />

Jahreszeit) schließt argentatus<br />

aus, die fleischfarbenen Beine und<br />

sehr hellen Flügelspitzen mit großem<br />

Weiß-/geringem Schwarzanteil<br />

schließen michahellis aus und<br />

passen perfekt zur Spm. Dunkles<br />

Auge typisch.“<br />

44


Ausblick 2013<br />

Johannes Reufenheuser, Heinz Rosenberg<br />

Ausweisung von Naturschutzgebieten<br />

Das Hessische Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz<br />

gibt den Unteren Naturschutzbehörden<br />

gem. § 12 Abs. 2 Nr. 3<br />

die Möglichkeit Naturschutzgebiete bis zu<br />

einer Größe von 5 ha im Einvernehmen mit<br />

der Oberen Naturschutzbehörde (Regierungspräsident)<br />

auszuweisen. Sowohl uns,<br />

dem <strong>HGON</strong>-AK Wiesbaden, der Botanischen<br />

Vereinigung für Naturschutz in Hessen,<br />

dem NABU, Kreisverband Wiesbaden<br />

als auch dem BUND, Kreisverband Wiesbaden<br />

sind viele Flächen in Wiesbaden bekannt,<br />

die dringend unter Naturschutz gestellt<br />

werden sollten. Deshalb haben sich aus<br />

den vier Verbänden Mitglieder zusammengesetzt<br />

und geprüft, für welche Gebiete man<br />

als Erstes Anträge stellen sollte. Folgende<br />

Gebiete wurden ausgewählt: „Aussicht“ in<br />

Bierstadt, „Leierkopf“ in Frauenstein,<br />

„Scheuerling“ in Breckenheim und „Heide“<br />

und „Hintere Heide“ in Kostheim.<br />

Scheuerling Foto: © Johannes Reufenheuser<br />

Auf die Gründe soll hier nicht weiter eingegangen<br />

werden. Die vier eingehend begründeten<br />

Anträge sind vom 12. Januar 2013 und<br />

wurden im Beisein je eines Vertreters der<br />

Verbände dem Umweltdezernenten der Stadt<br />

Wiesbaden, Herr Bürgermeister Arno Goßmann,<br />

übergeben. Damit die Untere Naturschutzbehörde<br />

nicht mit allen vier Verbänden<br />

Gespräche führen muss, hat sich Johannes<br />

Reufenheuser, der an der Erarbeitung der<br />

Anträge wesentlichen Anteil hat, für die antragstellenden<br />

Verbände als Ansprechpartner<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Aussicht Foto: © Richard Abt<br />

Wir mussten uns ein gestehen, dass die Datenlage<br />

über die Gebiete aktueller sein könnte.<br />

Wir rufen die Leser auf, sich an der<br />

Sammlung weiterer Daten, gleich ob<br />

faunistisch oder floristisch, zu beteiligen.<br />

Das Antragsmaterial stellen wir gern zur<br />

Verfügung.<br />

44


Ausblick 2013<br />

Johannes Reufenheuser, Heinz Rosenberg<br />

Delkenheimer Kiesgrube<br />

Vor zwei Jahren konnte die Stadt Wiesbaden<br />

endlich die lange nicht mehr betriebenen<br />

Flächen der Kiesgrube Delkenheim erwerben.<br />

Vielfältige Nutzungen waren in den<br />

vergangenen Jahren angedacht worden. Sogar<br />

ein großer Campingplatz war dabei. Verständlich,<br />

denn die Gesamtfläche ist in den<br />

vergangenen Jahren mit Gehölzen bewachsen<br />

und hat in ihrer Mitte <strong>einen</strong> großen und<br />

eine kl<strong>einen</strong> See. Doch die Stadt Wiesbaden<br />

will dieses Gelände der Natur zurückgeben.<br />

Es ist und bleibt eingezäunt, soll aber für<br />

Führungen zur Verfügung stehen.<br />

Beim Umweltamt ist eine Arbeitsgruppe<br />

eingerichtet worden, die das Amt bei der<br />

Umgestaltung aus der jeweiligen Fachsicht<br />

beraten soll. Dabei ist ein Imker, der Jagdpächter,<br />

Vertreter eines Angelvereins und<br />

einige andere mehr. Die Belange der Ornithologie<br />

werden von unserem Arbeitskreis<br />

durch Bernd Flehmig und Heinz Rosenberg,<br />

die der Odonatologie durch Malte Seehausen<br />

vertreten.<br />

45<br />

Zurzeit plant das Büro für Angewandte<br />

Landschaftökologie B. Hilgendorf im Auftrag<br />

des Umweltamts die Umgestaltung der<br />

Gesamtfläche. Als erste Maßnahmen wurden<br />

im Herbst/Winter 2011/12 und 2012/13 alle<br />

für den Bereich untypische Bäume und Gehölze<br />

entfernt. Das gesamte Gebiet wurde<br />

gemulcht um Äsungsflächen für die Gänse<br />

(Graugans, Kanadagans und Nilgans) zu<br />

schaffen. Es wurden Mulden zum Auffangen<br />

von Regenwasser geschaffen um Kröten<br />

Laichgewässer anzubieten. Große Kiesflächen<br />

sind freigeräumt worden um Rast- und<br />

vielleicht auch Brutplätze für Flussregenpfeifer<br />

und Steinschmätzer zu schaffen. Noch in<br />

diesem Frühjahr soll eine Wand am großen<br />

See gestellt werden um dann mit geführten<br />

Gruppen die Wasservögel ungestört beobachten<br />

zu <strong>können</strong>. Am Westrand des großen<br />

Sees sollen im nächsten oder übernächsten<br />

Jahr Schlenken entstehen, die keine Verbindung<br />

zu dem See haben sollen, aber den<br />

Wasservögeln Ruheräume bieten. Im Herbst<br />

wollen Bernd Flehmig und Heinz Rosenberg<br />

mit der UNB 1 oder 2 Brutwände für den<br />

Eisvogel aufstellen. Erste Kontakte zur Beratung<br />

durch die Vogelschutzwarte Frankfurt<br />

am Main sind aufgenommen.<br />

Das ganze Projekt „Delkenheimer Kiesgrube“<br />

ist auf 10 Jahre angelegt. Es wird also<br />

dauern, bis alles so oder so ähnlich sein wird<br />

wie es die entstehende Planung vorsieht.<br />

Grundsatz dabei ist, der Natur Möglichkeiten<br />

zu schaffen, die sie selbst ergreifen kann.<br />

Eingriffe sollen nur jetzt am Anfang stattfinden<br />

und später auf ein Minimum reduziert<br />

werden.<br />

Aufruf zur aktiven Mitarbeit<br />

Wer immer dieses Heft liest ist aufgerufen,<br />

sich aktiv in die Naturschutzarbeit einzubringen.<br />

Wie der geneigte Leser aus allen<br />

Beiträgen feststellen kann, ist unser Arbeitskreis<br />

vielfältig tätig. Doch ist es nur ein kleiner<br />

Kreis unserer Mitglieder, der mittut. Es<br />

könnten viele mehr sein. Auch Nichtmitglieder<br />

sind herzlich willkommen. Wir nehmen<br />

alle gerne mit zur Feldornithologie. Oder<br />

kommen sie zur unseren regelmäßigen Arbeitskreistreffs<br />

immer am 2. Donnerstag im<br />

Monat um 19:30 Uhr im Sitzungssaal der<br />

Ortsverwaltung Wiesbaden-Bierstadt, Poststr.<br />

11a. Aber auch von zu Hause <strong>können</strong> sie<br />

mitarbeiten indem sie alle Vogelbeobachtungen,<br />

die sie machen bei www.ornitho.de eintragen.<br />

Je breiter das Spektrum dort ist, je<br />

aussagefähiger ist das Medium.<br />

Nochmals: MACHEN SIE MIT!!


Delkenheim Kiesgrube – Sommer Bild: Heinz Rosenberg<br />

Delkenheim Kiesgrube – Winter Bild: Heinz Rosenberg


Veranstaltungen<br />

Arbeitskreistrefen<br />

11. 4. 2013 65191 Wiesbaden-Bierstadt<br />

Do 19:30 Ortsverwaltung WI-Bierstadt, Poststraße 11a<br />

Frühling im NSG Mönchbruch<br />

bei Mörfelden<br />

28. 4. 2013 Leitung: Prof. H.-P. Goerlich und Ingo Hausch<br />

So 7:00 Hauptbahnhof Wiesbaden-Ostseite mit<br />

PKW<br />

7:30 vor Ort Parkplatz an B 486 (Schlösschen)<br />

Arbeitskreistrefen<br />

16. 5. 2013 65191 Wiesbaden-Bierstadt<br />

Do 19:30 Ortsverwaltung WI-Bierstadt, Poststr. 11a<br />

Arbeitskreistrefen<br />

10. 6. 2013 65191 Wiesbaden-Bierstadt<br />

11. 7. 2013 65191 Wiesbaden-Bierstadt<br />

12. 9. 2013 65191 Wiesbaden-Bierstadt<br />

10. 10. 2013 65191 Wiesbaden-Bierstadt<br />

14. 11. 2013 65191 Wiesbaden-Bierstadt<br />

Do 19:30<br />

Ortsverwaltung, Poststraße 11a<br />

Arbeitskreistrefen<br />

12.12. 2013 Trefpunkt erfragen 0611-461913<br />

Do 19:30<br />

Vogelstimmenwanderung durch das<br />

Wäschbachtal Igstadt – Erbenheim<br />

12. 5. 2013 Leitung:<br />

Heinz Rosenberg und Prof. H.-P. Goerlich<br />

So 7:50 ESWE – Bus-Linie 23 „Am Wiesenhang“<br />

in Igstadt<br />

Bienenfresser bei Ingelheim<br />

20. 5. 2013 Pingsten<br />

Mo 9:00 Prof. H.-P. Goerlich und Ingo Hausch<br />

Hauptbahnhof Wiesbaden-Ostseite mit<br />

PKW<br />

9:30 vor Ort, Sandgrube: Ingelheimer Str. nach<br />

Großwinternheim<br />

Anmeldung erforderlich: 0611 461913<br />

Vogelwelt im Wasserwerk Schierstein<br />

26. 5. 2013 Leitung: Ingo Hausch und Heinz Rosenberg<br />

So 8:00 Haupteingang, Söhnleinstraße 42,<br />

Wiesbaden-Schierstein,<br />

Anmeldung erforderlich: 0611 461913<br />

Zipp- und Zaunammern in den Weinbergen<br />

bei Rüdesheim<br />

2. 6. 2013 Leitung: Prof. H.-P. Goerlich und Ingo Hausch<br />

So 9:00 Rüdesheim Bahnhofsvorplatz<br />

Plegearbeiten im Wasserwerk<br />

Termine erfragen:<br />

Januar bis März & September bis Dezember<br />

9:00 bis Trefpunkt: Tor Haupteingang Wasserwerk<br />

13:00 Söhnleinstraße 42, WI-Schierstein<br />

Kontakt: Ingo Hausch – 0611-461 913

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