Gleichungen lösen – Wie mach ich das? - HIB

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11.01.2014 Aufrufe

Gleichungen lösen – Wie mach ich das? Wozu ist das gut? Ein alter Bauer sagt: „Ich habe einige Hühner und Schafe. Gemeinsam sind wir eine fröhliche achtköpfige Familie mit 24 Füßen.“ Können wir herausfinden, wie viele Hühner und Schafe der Bauer besitzt? Wenn wir seinen eigenen Kopf und seine 2 Füße abziehen, bleiben 7 Tiere mit insgesamt 22 Füßen übrig. Hühner haben bekanntlich 2, Schafe 4 Füße. Nun geben wir jedem dieser 7 Tierköpfe 2 Füße zum Stehen, das macht 14 Füße, und uns bleiben noch 22-14 = 8 übrig. Das müssen die fehlenden Vorderbeine der Schafe sein, sie gehören zu 8:2 = 4 Tieren, somit hat der Bauer 4 Schafe. Da insgesamt 7 Tiere da sind, sind 7-4 = 3 Hühner. Muss man jedes Beispiel so 'umständlich' überlegen? Und was tun, wenn die Zahlen nicht so schön im Kopf berechenbar sind? Für diesen Fall hat die Mathematik Tricks erfunden, die das Lösen solcher Aufgaben zur Anwendung einer Folge von einfachen Rechenschritten machen. Allerdings muss man zuerst die gestellte Aufgabe in die 'mathematische Sprache' übersetzen, also den Text der Aufgabe als Zusammenhang zwischen Zahlen formulieren. Für obiges Beispiel könnten wir sagen: H sei die Anzahl der Hühner, sie haben 2H Füße. S sei die Anzahl der Schafe, sie haben 4S Füße. Die Summe von H und S hat der Bauer verraten, die Summe von 2H und 4S ebenfalls. Wir gelangen durch diese zwei Informationen zu zwei Gleichungen H + S = 7 2H + 4S = 22 und die können wir mithilfe einer 'Rechenvorschrift' lösen. Wir finden die Antwort also in 3 Schritten: 1.) Wir übersetzen die Angabe in eine oder mehrere Gleichungen. Das ist Mathematik. Wir erfinden ein Modell, das die gegebenen Informationen in der Sprache von Variablen und Zahlen beschreibt. 2.) Wir lösen die dabei entstandenen Gleichung(en). Das ist eher langweiliges Rechnen, stur nach Vorschrift. Manchen gefällt es trotzdem. Allerdings ist das der Teil, den ein Computer besser kann. 3) Wir geben den errechneten Zahlen eine Bedeutung, indem wir aus ihnen die Antwort auf die gestellte Frage ableiten. Das ist wieder Mathematik. Querverbindung: Wie berechnet die NASA Flugbahnen von Raumschiffen? 1.) Physiker formulieren die auftretenden Kräfte und Gesetze mathematisch. 2.) Mathematiker lösen die Gleichungen und berechnen Ergebnisse 3.) Physiker übersetzen die Lösung zurück in die gesuchten Werte (Abschusswinkel, Brennstoffverbrauch, Flugdauer,...) Das Lösen von Gleichungen ist demnach ein technisches 'Handwerkszeug' der Mathematiker, um rasch und ohne viele Umstände die Lösung von Aufgaben finden zu können. Schau ins Schulbuch – was wird hauptsächlich vom Schüler verlangt? Richtig – das Lösen von Gleichungen. Leider wird viel zu viel Wert auf die reine Rechnerei gelegt und die Fähigkeit des Aufgabenlösens (der spannende Teil und die einzige Rechtfertigung, warum ein Schüler überhaupt Gleichungen lösen können soll) stark vernachlässigt. Auch die neuen 'Kompetenzen' des Schülers erschöpfen sich zumeist in motivationsarmen Rechenübungen. Trotzdem will ich Dir einen umfassenden Überblick geben, welche Techniken man beim Gleichungslösen anwenden kann. HIB Wien --- Gleichungen lösen v0.98 urban 1/2011 S. 1

<strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen – <strong>Wie</strong> <strong>mach</strong> <strong>ich</strong> <strong>das</strong>?<br />

Wozu ist <strong>das</strong> gut?<br />

Ein alter Bauer sagt: „Ich habe einige Hühner und Schafe. Gemeinsam sind wir eine fröhl<strong>ich</strong>e achtköpfige<br />

Familie mit 24 Füßen.“<br />

Können wir herausfinden, wie viele Hühner und Schafe der Bauer besitzt? Wenn wir seinen eigenen Kopf und<br />

seine 2 Füße abziehen, bleiben 7 Tiere mit insgesamt 22 Füßen übrig. Hühner haben bekanntl<strong>ich</strong> 2, Schafe 4<br />

Füße.<br />

Nun geben wir jedem dieser 7 Tierköpfe 2 Füße zum Stehen, <strong>das</strong> <strong>mach</strong>t 14 Füße, und uns bleiben noch<br />

22-14 = 8 übrig. Das müssen die fehlenden Vorderbeine der Schafe sein, sie gehören zu 8:2 = 4 Tieren, somit<br />

hat der Bauer 4 Schafe. Da insgesamt 7 Tiere da sind, sind 7-4 = 3 Hühner.<br />

Muss man jedes Beispiel so 'umständl<strong>ich</strong>' überlegen? Und was tun, wenn die Zahlen n<strong>ich</strong>t so schön im Kopf<br />

berechenbar sind?<br />

Für diesen Fall hat die Mathematik Tricks erfunden, die <strong>das</strong> Lösen solcher Aufgaben zur Anwendung einer<br />

Folge von einfachen Rechenschritten <strong>mach</strong>en. Allerdings muss man zuerst die gestellte Aufgabe in die<br />

'mathematische Sprache' übersetzen, also den Text der Aufgabe als Zusammenhang zwischen Zahlen<br />

formulieren.<br />

Für obiges Beispiel könnten wir sagen: H sei die Anzahl der Hühner, sie haben 2H Füße. S sei die Anzahl der<br />

Schafe, sie haben 4S Füße. Die Summe von H und S hat der Bauer verraten, die Summe von 2H und 4S<br />

ebenfalls. Wir gelangen durch diese zwei Informationen zu zwei <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

H + S = 7<br />

2H + 4S = 22<br />

und die können wir mithilfe einer 'Rechenvorschrift' lösen.<br />

Wir finden die Antwort also in 3 Schritten:<br />

1.) Wir übersetzen die Angabe in eine oder mehrere <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>. Das ist Mathematik. Wir erfinden ein<br />

Modell, <strong>das</strong> die gegebenen Informationen in der Sprache von Variablen und Zahlen beschreibt.<br />

2.) Wir lösen die dabei entstandenen Gle<strong>ich</strong>ung(en). Das ist eher langweiliges Rechnen, stur nach Vorschrift.<br />

Manchen gefällt es trotzdem. Allerdings ist <strong>das</strong> der Teil, den ein Computer besser kann.<br />

3) Wir geben den errechneten Zahlen eine Bedeutung, indem wir aus ihnen die Antwort auf die gestellte<br />

Frage ableiten. Das ist wieder Mathematik.<br />

Querverbindung: <strong>Wie</strong> berechnet die NASA Flugbahnen von Raumschiffen?<br />

1.) Physiker formulieren die auftretenden Kräfte und Gesetze mathematisch.<br />

2.) Mathematiker lösen die <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> und berechnen Ergebnisse<br />

3.) Physiker übersetzen die Lösung zurück in die gesuchten Werte (Abschusswinkel, Brennstoffverbrauch,<br />

Flugdauer,...)<br />

Das Lösen von <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> ist demnach ein technisches 'Handwerkszeug' der Mathematiker, um rasch und<br />

ohne viele Umstände die Lösung von Aufgaben finden zu können.<br />

Schau ins Schulbuch – was wird hauptsächl<strong>ich</strong> vom Schüler verlangt? R<strong>ich</strong>tig – <strong>das</strong> Lösen von <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>.<br />

Leider wird viel zu viel Wert auf die reine Rechnerei gelegt und die Fähigkeit des Aufgabenlösens (der<br />

spannende Teil und die einzige Rechtfertigung, warum ein Schüler überhaupt <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen können soll)<br />

stark vernachlässigt. Auch die neuen 'Kompetenzen' des Schülers erschöpfen s<strong>ich</strong> zumeist in motivationsarmen<br />

Rechenübungen.<br />

Trotzdem will <strong>ich</strong> Dir einen umfassenden Überblick geben, welche Techniken man beim Gle<strong>ich</strong>ungslösen<br />

anwenden kann.<br />

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Grundprinzip der Mathematiker:<br />

1.) Wir können einfache <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen<br />

2.) Wir lösen komplizierte <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>, indem wir sie auf einfache <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> zurückführen.<br />

<strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> umformen<br />

Eine Gle<strong>ich</strong>ung besteht aus einem Term (auswertbarer mathematischer Ausdruck, man kann für die Variable<br />

eine Zahl einsetzen) links, einem Gle<strong>ich</strong>heitsze<strong>ich</strong>en, sowie einem auswertbaren Ausdruck rechts. Du kannst<br />

Dir <strong>das</strong> wie eine Balkenwaage vorstellen. Ein linkes Gew<strong>ich</strong>t, ein rechtes Gew<strong>ich</strong>t, und <strong>das</strong> Gle<strong>ich</strong>heitsze<strong>ich</strong>en<br />

besagt, <strong>das</strong>s die beiden Seiten gle<strong>ich</strong> schwer sind.<br />

Die Lösung(en) zu finden bedeutet, alle Zahlenwerte zu entdecken, die man für die Variablen rechts und links<br />

einsetzen kann, so<strong>das</strong>s beide Terme den selben Wert ergeben.<br />

Was können wir mit <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> tun? Anders formuliert – was dürfen wir mit <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> <strong>mach</strong>en, ohne ihre<br />

Lösungen zu verändern (Äquivalenzumformungen)?<br />

- wir können links und rechts gle<strong>ich</strong>e Gew<strong>ich</strong>tsstücke hinzufügen oder wegnehmen:<br />

L = R<br />

L+a = R+a<br />

L-a = R-a<br />

- wir können rechts und links <strong>das</strong> Gew<strong>ich</strong>t z.B verdoppeln oder halbieren – die Waage ist immer noch im<br />

Gle<strong>ich</strong>gew<strong>ich</strong>t<br />

L = R<br />

L*a = R*a<br />

L/a = R/a (a sollte n<strong>ich</strong>t Null sein)<br />

- gelegentl<strong>ich</strong> möchte man eine Gle<strong>ich</strong>ung auf beiden Seiten quadrieren. Das ist mögl<strong>ich</strong>, doch hat die Sache<br />

einen Haken. Man könnte dadurch zusätzl<strong>ich</strong>e Lösungen erzeugen, die gar n<strong>ich</strong>t Lösung der ursprüngl<strong>ich</strong>en<br />

Gle<strong>ich</strong>ung sind. Ein Beispiel:<br />

x = 3<br />

x 2 = 9<br />

Die erste Gle<strong>ich</strong>ung hat nur die Lösung 3, die zweite hat die Lösungen 3 und -3. Was folgt daraus: Wir müssen<br />

in diesem Fall die Probe <strong>mach</strong>en und in die ursprüngl<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ung einsetzen. Nur die Zahlen, die auch hier<br />

stimmen, sind Lösung.<br />

- Das Umformen von <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> funktioniert mit allen reellen (und sogar komplexen) Zahlen. Die 'Maschine'<br />

des Umformens kann Werte ergeben, die keine Lösungen sind, weil sie n<strong>ich</strong>t zur gestellten Aufgabe passen<br />

(Beispiel: Wir berechnen die Länge einer Quadratseite und erhalten die Werte -2 und 3. Klarerweise ist nur 3<br />

die Lösung). Die Maschine namens <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>lösen hat ja keine Ahnung, was die Bedeutung der beteiligten<br />

Variablen ist. Diese Entscheidung können nur wir treffen, <strong>das</strong> kann der Mensch besser als der Computer.<br />

Eine andere S<strong>ich</strong>tweise der Äquivalenzumformungen:<br />

Warum forme <strong>ich</strong> eine Gle<strong>ich</strong>ung um? Weil die neue Gle<strong>ich</strong>ung einfacher ist als die zuvor, d.h. <strong>ich</strong> kann die<br />

Lösungen le<strong>ich</strong>ter erkennen. Stört m<strong>ich</strong> auf einer Seite etwas, dann kann <strong>ich</strong> es wegbekommen, indem <strong>ich</strong> auf<br />

der anderen Seite die ENTGEGENGESETZTE Rechenoperation durchführe.<br />

In welcher Reihenfolge? Punktrechnung ist stärker als Str<strong>ich</strong>rechnung, Klammern sind am allerstärksten.<br />

Im Term 4(v+2)-5 kann man zuerst den Fünfer loslösen, erst dann den Vierer von der Klammer trennen, da<br />

die Multiplikation stärker bindet als die Subtraktion. In einer Rechnung:<br />

4(v+2)-5 = 15 | +5 rechts, weil m<strong>ich</strong> -5 links stört<br />

4(v+2) = 20 | :4 jetzt kann <strong>ich</strong> etwas gegen <strong>das</strong> *4 tun<br />

v+2 = 5 | -2 um <strong>das</strong> +2 loszuwerden<br />

v = 3<br />

und aus der letzten Gle<strong>ich</strong>ung lässt s<strong>ich</strong> die Lösung viel le<strong>ich</strong>ter ablesen als aus der ersten.<br />

Im Folgenden kümmere <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t um Wertemengen für die Variablen. Da alle Rechengänge mit reellen<br />

(komplexen) Zahlen klappen, funktionieren sie mit rationalen, ganzen und natürl<strong>ich</strong>en ganz genauso.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 2


Ist jede Gle<strong>ich</strong>ung lösbar?<br />

Nein. Es gibt <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> ohne Lösung, mit einer Lösung, mit zwei, … sogar mit unendl<strong>ich</strong> vielen Lösungen.<br />

Je ein Beispiel<br />

0 = 1 Immer falsch, keine Lösung.<br />

3 = 3 Immer r<strong>ich</strong>tig. Jede mögl<strong>ich</strong>e Zahl ist Lösung.<br />

z = z+1 Keine Zahl ist gle<strong>ich</strong> ihrem Nachfolger – keine Lösung<br />

z = 1-z einzige Lösung ½.<br />

z*z = z Hier kann man 0 einsetzen, aber auch 1. Also zwei Lösungen.<br />

z-1 = -(1-z) Diese Terme sind immer gle<strong>ich</strong>. Jede für z erlaubte Zahl ist<br />

Lösung.<br />

1. Eine lineare Gle<strong>ich</strong>ung<br />

2(a+4) = 17-a<br />

Wir versuchen, alle Teile mit der Variable a nach links (nach rechts ginge genauso) zu bringen, alle reinen<br />

Zahlen auf die andere Seite. Die Klammer links verhindert <strong>das</strong> Sortieren, deshalb lösen wir sie auf.<br />

2(a+4) = 17-a | Klammer auflösen<br />

2a + 8 = 17-a | +a damit die Variable nach links kommt<br />

3a + 8 = 17 | -8 um die Zahlen nach rechts zu sortieren<br />

3a = 9 | :3 um a alleine zu haben<br />

a = 3<br />

2. System von zwei linearen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

Mögl<strong>ich</strong>keit 1 – Einsetzen (Substitution)<br />

I) 2a – b = 5<br />

II) b = -7<br />

Wir können die Information aus der zweiten Gle<strong>ich</strong>ung in die erste einsetzen<br />

I) 2a – (-7) = 5<br />

Diese Gle<strong>ich</strong>ung ist le<strong>ich</strong>t zu lösen, a = -1 .<br />

Ein komplizierteres Beispiel:<br />

I) 2a – b = 5<br />

II) 3a +2b = 18<br />

<strong>Wie</strong> können wir die Information aus einer Gle<strong>ich</strong>ung in die zweite einsetzen? In I) kann man b le<strong>ich</strong>t<br />

ausdrücken<br />

I') 2a – 5 = b<br />

und dieses b kann man in die zweite Zeile einsetzen<br />

3a+2(2a-5) = 18<br />

Und <strong>das</strong> ist eine Gle<strong>ich</strong>ung in einer Variable, die können wir bereits lösen<br />

3a+4a-10 = 18<br />

7a = 28<br />

a = 4<br />

Und b bekommen wir, wenn wir genau die Zeile I'), die wir eingesetzt haben, auswerten. Das a kennen wir ja<br />

bereits.<br />

b = 2a-5 = 2*4-5 = 3<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 3


Mögl<strong>ich</strong>keit 2 – Gle<strong>ich</strong>setzen<br />

I) 2a – b = 5<br />

II) 2a - 2b = 2<br />

Diese Methode zählt zu den 'Tricks', die eher selten anwendbar sind. Wir basteln uns in jeder Zeile den gle<strong>ich</strong>en<br />

Term. Dazu addieren wir etwa in II) ein b, um die linke Seite von I) zu erhalten<br />

I) 2a – b = 5<br />

II) 2a - b = 2 + b<br />

Und wenn die linken Seiten der <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> so offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong> sind, müssen auch die rechten Seiten<br />

übereinstimmen.<br />

5 = 2 + b | -2<br />

3 = b<br />

<strong>das</strong> a finden wir durch Einsetzen in eine der Ausgangsgle<strong>ich</strong>ungen. I) sieht einfacher aus:<br />

I) 2a – b = 5 | b einsetzen<br />

2a – 3 = 5 | +3<br />

2a = 8 | :2<br />

a = 4<br />

Mögl<strong>ich</strong>keit 3 – Eliminieren<br />

I) 3a – b = 9<br />

II) 4a + 3b = 25<br />

Diese Methode funktioniert IMMER und ist nie kompliziert. Die obigen beiden Methoden führen nur in<br />

Spezialfällen rascher ans Ziel.<br />

Hier bilden wir von einer Zeile (oder notfalls von beiden) geeignete Vielfache mit folgendem Ziel: Wir haben<br />

doch zwei <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>. Weil ihre Werte rechts und links gle<strong>ich</strong> sind, dürfen wir sie auch zur anderen<br />

Gle<strong>ich</strong>ung dazuaddieren, ohne die Lösungen zu verändern. Ich multipliziere die erste Zeile mit 3<br />

I') 3*I) 9a – 3b = 27<br />

II) 4a + 3b = 25<br />

Warum hab <strong>ich</strong> <strong>das</strong> getan? Jetzt steht in der ersten Zeile -3b, in der zweiten +3b. Addiere <strong>ich</strong> die beiden Zeilen,<br />

hebt s<strong>ich</strong> b in der Summe weg und es bleibt eine Gle<strong>ich</strong>ung in einer Variablen übrig.<br />

I'+II)<br />

9a +4a = 27 + 25 | vereinfachen<br />

13a = 52 | :13<br />

a = 4<br />

b finden wir wiederum, indem wir in eine Zeile der Angabe (die einfachere) einsetzen.<br />

ODER komplizierter, aber als nette Übung durch Eliminieren von a aus dem ursprüngl<strong>ich</strong>en System<br />

I) 3a – b = 9 | *(-4)<br />

II) 4a + 3b = 25 | *3<br />

I') -12a + 4b = -36<br />

II') 12a + 9b = 75<br />

I'+II') 13b = 39 | :13<br />

b = 3<br />

Diese Technik merken wir uns: durch geschicktes Kombinieren von ZWEI <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> erhalten wir EINE<br />

Gle<strong>ich</strong>ung, aus der eine Variable verschwunden ist.<br />

3. System von drei oder mehr linearen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

Dieser Trick des Eliminierens scheint ausbaufähig. Wenn wir etwa 10 <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> in 10 Variablen haben,<br />

bilden wir ganz geschickt 9 Kombinationen (multiplizieren und zusammenzählen), denen DIE SELBE Variable<br />

fehlt, wodurch wir 9 <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> in 9 Variablen erhalten. Davon bilden wir 8 geschickte Kombinationen, die<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 4


nur mehr 8 Variable aufweisen. Und so fort, bis nur mehr eine Gle<strong>ich</strong>ung in einer Variable vorliegt. Und wenn<br />

wir diese kennen, suchen wir eine Zeile mit zwei Variablen, setzen die eben erhaltene ein und gewinnen den<br />

Wert der zweite. Und diese beiden in eine Zeile mit 3 Variablen eingesetzt, liefert die dritte usw. usw. usw.<br />

Normalerweise benötigt man zur Berechnung von n Variablen n <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>.<br />

I) 3a – b + 2c - 2d = 11<br />

II) 4a + 2b - 2c + d = 19<br />

III) 5a + b + c - d = 24<br />

IV) 3a + 2c + 3d = 19<br />

Die vierte Zeile enthält kein b. Das ist fein (wir sparen uns eine Kombination) – also bilden wir aus den übrigen<br />

Zeilen 2 Kombinationen, bei denen <strong>das</strong> b wegfällt und erhalten ein neues System<br />

I') 2I+II) 10a + 2c - 3d = 41<br />

II') II-2III) -6a - 4c + 3d = -29<br />

III') IV) 3a + 2c + 3d = 19<br />

Was sollen wir jetzt eliminieren – eigentl<strong>ich</strong> egal, aber bei d steht überall 3, wir müssen n<strong>ich</strong>t multiplizieren.<br />

I'') I'+II') 4a - 2c = 12<br />

II'') I'+III) 13a + 4c = 60<br />

Fast fertig – entweder I'') durch 2 teilen, c ausdrücken und in II'') einsetzen, oder wieder eliminieren<br />

2I''+II'') 21a = 84 | :21<br />

a = 4<br />

Die erste Variable ist gefunden. Jetzt setzen wir schrittweise zurück nach oben ein. Übers<strong>ich</strong>t beim<br />

Anschreiben zahlt s<strong>ich</strong> aus!!!<br />

I'') 4*4 - 2c = 12 also c = 2<br />

III') 3*4+2*2+3d = 19 also d = 1<br />

I) I) 3*4 – b + 2*2 - 2*1 = 11, somit b = 3<br />

geht’s noch schlimmer?<br />

Aber klar doch.<br />

Fall 1: Beim Kombinieren von zwei Zeilen entsteht eine falsche Aussage wie etwa 0 = 7.<br />

Das System hat dann keine Lösung.<br />

Fall2; Beim Kombinieren entsteht eine immer wahre Aussage wie 0 = 0. Das bedeutet, <strong>das</strong>s eine der Zeilen<br />

gar keine nützl<strong>ich</strong>e Information enthielt, sondern eine Linearkombination von anderen Zeilen war. Es gibt dann<br />

unendl<strong>ich</strong> viele Lösungen. (Details folgen weiter unten)<br />

Zum Trost: jetzt kanns n<strong>ich</strong>t mehr schlimmer werden.<br />

4. Quadratische <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

4a Babyle<strong>ich</strong>t<br />

w 2 = 9<br />

w ist die Zahl, deren Quadrat 9 ist. Das ist genau die Definition der Quadratwurzel.<br />

Beachte: 9 hat einen einzigen Wert, näml<strong>ich</strong> +3. Wir wissen aber, <strong>das</strong>s beim Quadrieren reeller Zahlen ihr<br />

Vorze<strong>ich</strong>en verschwindet und wir deshalb als zweite Lösung -3 erhalten.<br />

Allgemein: x 2 = A x=± A . Die quadratische Gle<strong>ich</strong>ung hat 2 Lösungen, die Wurzel selbst einen<br />

einzigen Wert.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 5


Das doppelte Vorze<strong>ich</strong>en kommt immer dann, wenn in den reellen Zahlen eine gerade Wurzel (zweite, vierte,<br />

sechste,...) gezogen wird. Die Zahl unter dem Wurzelze<strong>ich</strong>en darf n<strong>ich</strong>t negativ sein. Bei ungeraden Wurzeln ist<br />

3<br />

3<br />

alles einfacher (bijektive Abbildung) 64=4 , −64=−4<br />

In den komplexen Zahlen ist die Sache viel le<strong>ich</strong>ter: für die n-te Wurzel gibt es genau n unterschiedl<strong>ich</strong>e<br />

Lösungen.<br />

4b Kinderle<strong>ich</strong>t<br />

z 2 - 8z + 16 = 9<br />

mir fällt auf, <strong>das</strong>s die linke Seite als Quadrat eines Binoms geschrieben werden kann.<br />

(z – 4) 2 = 9<br />

und nun kann <strong>ich</strong> auf beiden Seiten die Wurzel ziehen. Das +/- stelle <strong>ich</strong> immer auf die Seite der Zahl.<br />

z – 4 = ±3 | +4<br />

z = 4 ± 3<br />

Wir erhalten die zwei Lösungen 4-3 = 1 und 4+3 = 7<br />

4c auch n<strong>ich</strong>t schwer<br />

Wenn n<strong>ich</strong>t wie oben ein vollständiges Quadrat vorliegt, kann man ja eines basteln.<br />

z 2 - 8z = -7<br />

Damit links -8x steht, muss in der Klammer x-4 stehen. Wenn man (x-4) ausquadriert, kommt als dritter<br />

Summand +16 hinzu. Dieser Wert steht n<strong>ich</strong>t in der Angabe, wir ergänzen ihn durch beidseitige Addition<br />

z 2 - 8z + 16 = -7 + 16<br />

(z – 4) 2 = -7 + 16<br />

(z – 4) 2 = 9<br />

und weiter geht’s wie oben.<br />

4d mit Formel<br />

Wenn man n<strong>ich</strong>t tüfteln will, kann man den Gedankengang aus 4c einmal mit Buchstaben durchrechnen und<br />

dann die entstehende Formel auswendig lernen. Die kann man mit etwas Übung so flott anwenden, <strong>das</strong>s man<br />

sie fast immer einsetzt..<br />

W<strong>ich</strong>tig: die Ausgangsgle<strong>ich</strong>ung muss in die Form x 2 + px +q = 0 gebracht werden. Vor dem Quadrat steht ein<br />

Einser (nötigenfalls die Gle<strong>ich</strong>ung dividieren), vor der Variable steht p, die Konstante ist q, rechts steht Null.<br />

x 2 pxq = 0<br />

x 2 2⋅ p 2 ⋅x p 2 2<br />

− p 2 2q = 0<br />

x p 2 2<br />

− p 2 2q = 0<br />

x p 2 2<br />

= p 2 2−q<br />

x p 2 = ± p 2 2−q<br />

x = − p 2 ± p 2 2−q<br />

Wenn unter dem Wurzelze<strong>ich</strong>en eine negative Zahl steht, gibt es keine reelle Lösung. Wenn eine Null steht, gibt<br />

es eine einzige Lösung. Wenn der Ausdruck in der Wurzel (er wird die 'Diskriminante' genannt) positiv ist, gibt<br />

es zwei Lösungen.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 6


Beobachtungen, Satz von Vieta<br />

Schon diesem alten Franzosen ist folgendes aufgefallen: Die Zahl q ist immer <strong>das</strong> Produkt der beiden<br />

Lösungen, <strong>das</strong> p die Summe der Lösungen mit umgekehrtem Vorze<strong>ich</strong>en. Nennen wir die Lösungen x 1 und x 2 .<br />

x 2 + px + q =<br />

x 2 –(x 1 +x 2 )x + x 1 x 2 =<br />

x 2 –x 1 x -x 2 x + x 1 x 2 =<br />

(x-x 1 ).(x-x 2 )<br />

<strong>das</strong> können wir als Produkt von zwei Klammern schreiben<br />

Sehen wir uns die erste und letzte Zeile nochmals an: sie sind durch reine Umformung auseinander entstanden,<br />

also können wir sie zu einer Gle<strong>ich</strong>ung <strong>mach</strong>en.<br />

x 2 + px + q = (x-x 1 ).(x-x 2 )<br />

Die Gle<strong>ich</strong>ung x 2 +px+q=0 ist gle<strong>ich</strong>wertig mit der Gle<strong>ich</strong>ung (x-x 1 ).(x-x 2 )=0. Letztere ist ein<br />

Produkt, <strong>das</strong> Null ergibt. Demnach muss ein Faktor gle<strong>ich</strong> Null sein. Entweder ist x=x 1 , dann ist die erste<br />

Klammer Null, oder x=x 2 , dann ist die zweite Klammer Null.<br />

Angenommen, wir könnten eine Lösung x 1 der Gle<strong>ich</strong>ung x 2 + px +q = 0 erraten, wie finden wir dann die<br />

zweite Lösung? In diesem Fall können wir eine Division versuchen und erhalten aus obiger Zeile<br />

x 2 + px + q = (x-x 1 ).(x-x 2 ) | :(x-x 1 )<br />

(x 2 + px + q):(x-x 1 ) = x-x 2<br />

Ein derartiger Ausdruck (x minus Lösung) wird übrigens Linearfaktor genannt.<br />

Ein Beispiel: Wenn <strong>ich</strong> 3 in die Gle<strong>ich</strong>ung x 2 -7x +12 = 0 einsetze, stimmt sie. 3 ist somit eine Lösung. Wir<br />

finden die zweite Lösung durch Division ('Abspalten') des Linearfaktors x-3<br />

( x 2 -7x +12 ):(x-3) = x-4<br />

-x 2 +3x<br />

-------<br />

∓4x +12<br />

±4x ∓12<br />

-------<br />

0 Rest (<strong>das</strong> MUSS sein)<br />

Die zweite Lösung finden wir, indem wir <strong>das</strong> Divisionsergebnis x-4 gle<strong>ich</strong> Null setzten. Das ist le<strong>ich</strong>t, x=4.<br />

Beachte: Im Linearfaktor steht immer die Lösung mit dem umgekehrten Vorze<strong>ich</strong>en (es wird erst dann 'r<strong>ich</strong>tig'<br />

wenn die Lösung die Seite der Gle<strong>ich</strong>ung wechselt. X-x 1 = 0 wird zu x = x 1 )<br />

5. <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> höheren Grades<br />

Es gibt Formeln für <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> dritten und vierten Grades. Wir werden sie n<strong>ich</strong>t lernen. Für höhere Grade<br />

gibt es gar keine allgemeinen Formeln mehr.<br />

Wir können jedoch den Trick des Linearfaktor-Abspaltens anwenden – vorausgesetzt wir erraten eine Lösung.<br />

Hilfe: Das konstante Glied der Gle<strong>ich</strong>ung ist <strong>das</strong> Produkt aller Lösungen. Wenn vor der höchsten Postenz der<br />

Gle<strong>ich</strong>ung ein Einser steht und alle Koeffizienten ganzzahlig sind, dann gilt: falls es ganzzahlige Lösungen der<br />

Gle<strong>ich</strong>ung gibt, sind diese Teiler des konstanten Gliedes.<br />

Beispiel: x 3 -x 2 +x-6 = 0<br />

Das konstante Glied ist 6, wir probieren nur (in der Reihenfolge von einfach bis kompliziert) die Teiler von 6<br />

durch: 1, -1, 2, -2, 3, -3, 6, -6.<br />

Hier haben wir schon mit +2 Glück. Wir notieren die erste Lösung x 1 = 2 und dividieren die linke<br />

Gle<strong>ich</strong>ungsseite durch den zugehörigen Linearfaktor (x-2). Das ergibt einen quadratischen Ausdruck, dessen<br />

zugehörige Gle<strong>ich</strong>ung wir bereits lösen können (oder wir hoffen auf weitere ganzzahlige Lösungen, raten<br />

weiter und dividieren wiederum).<br />

Gle<strong>ich</strong>ung x 3 – x 2 - 5x + 6 = 0<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 7


probieren: x=1 1 -1 -5 +6 = 1, n<strong>ich</strong>t Null, +1 ist keine Lösung<br />

probieren: x=-1 -1 -1 +5 +6 = 9, n<strong>ich</strong>t Null, -1 ist keine Lösung<br />

probieren: x=2 8 -4 -10+6 = 0, JUHUU! 2 ist eine Lösung<br />

<strong>ich</strong> notiere die erste gefundene Lösung x 1 = 2<br />

jetzt spalte <strong>ich</strong> den zu dieser Lösung gehörigen Linearfaktor (x-2) ab.<br />

x 3 – x 2 - 5x – 6 : (x-2) = x 2 + x - 3<br />

∓x 3 ± 2x 2<br />

---------------<br />

x 2 -5x<br />

∓x 2 ±2x<br />

-------<br />

-3x + 6<br />

±3x ∓ 6<br />

------<br />

0 Rest, <strong>das</strong> passt<br />

Jetzt müssen wir uns nur mehr um eine quadratische Gle<strong>ich</strong>ung kümmern und sind einen Schritt näher an der<br />

Lösung der Aufgabe, wir haben den Grad um eins verringert.<br />

x 2 + x – 3 = 0<br />

x 2,3 =− 1 2 ± 1 2 23<br />

Da wenden wir die Formel an.<br />

x 2,3 =− 1 2 ± 13 4<br />

x 2 = −1−13 , x<br />

2<br />

3 = −113<br />

2<br />

Somit haben wir alle drei Lösungen gefunden, mehr kann es bei einer Gle<strong>ich</strong>ung dritten Grades auch n<strong>ich</strong>t<br />

geben.<br />

Spezialfall:<br />

<strong>Wie</strong> könnten wir folgende Gle<strong>ich</strong>ung lösen:<br />

x 6 + 7x 3 - 8 = 0<br />

Eine Gle<strong>ich</strong>ung sechsten Grades, doch kommen nur wenige Hochzahlen vor. x 5 ,x 4 ,x 2 ,x 1 fehlen, nur die<br />

Exponenten 6, 3 und 0 treten auf. Idee: <strong>das</strong> sind lauter Vielfache von 3: 2*3, 1*3, 0*3. Ich könnte die gegebene<br />

Gle<strong>ich</strong>ung so schreiben:<br />

(x 3 ) 2 + 7x 3 - 8 = 0<br />

Das sieht aus wie eine quadratische Gle<strong>ich</strong>ung, nur n<strong>ich</strong>t nach x, sondern nach x 3 aufzulösen. Am besten<br />

erfinden wir eine neue Variable, <strong>ich</strong> will sie T nennen (jede andere Beze<strong>ich</strong>nung wäre auch mögl<strong>ich</strong>). Es<br />

entsteht ein Gle<strong>ich</strong>ungssystem. (Wir erfinden eine zusätzl<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ungszeile, deren Substitution die<br />

ursprüngl<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ung ergibt)<br />

I) T = x 3<br />

II) T 2 + 7T - 8 = 0<br />

Die zweite Gle<strong>ich</strong>ung lässt s<strong>ich</strong> sofort lösen (Formel oder Vieta im Kopf)<br />

T 1 = 1 , T 2 = -8<br />

Und nun setzen wir in die erste Zeile ein:<br />

x 1<br />

3<br />

= T 1 = 1 , x 2<br />

3<br />

= T 2 = -8<br />

Diese dritten Wurzeln können wir berechnen: x 1 = 1, x 2 = -2 und damit ist die Gle<strong>ich</strong>ung (in den reellen<br />

Zahlen) gelöst.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 8


Weiteres Beispiel:<br />

x 4 - 5x 2 - 36 = 0<br />

(x 2 ) 2 - 5x 2 - 36 = 0 | Z = x 2 substituieren<br />

Z 2 - 5Z - 36 = 0 | quadrat<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ung für Z lösen<br />

Z 1 = 9 , Z 2 = -4 | x 2 = Z rückgängig <strong>mach</strong>en<br />

2 2<br />

x 1 = Z 1 = 9 , x 2 = Z 2 = -9<br />

Hier ist die Wurzel für x 1 berechenbar. Wir gewinnen zwei Lösungen für die ursprüngl<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ung, näml<strong>ich</strong><br />

3 und -3. In den reellen Zahlen gibt es keine weiteren Lösungen, da es aus -9 keine Quadratwurzel gibt. In den<br />

komplexen Zahlen kämen noch die dritte und vierte Lösung 3i und -3i dazu.<br />

6. Wurzelgle<strong>ich</strong>ungen<br />

Was tun, wenn in der zu lösenden Gle<strong>ich</strong>ung Wurzeln auftauchen? Erstens: n<strong>ich</strong>t verzagen, zweitens: was hilft<br />

gegen Wurzeln? Potenzieren.<br />

x−2 = 4 hoch 2<br />

x−2 = 16<br />

x = 18<br />

Zur Kontrolle setzen wir ein: die Wurzel aus 18-2 ist tatsächl<strong>ich</strong>4.<br />

Aber Achtung:<br />

x−2 = 2x−1<br />

x−2 = 2x−1<br />

−1=x<br />

quadrieren<br />

Ist dieses errechnete -1 die Lösung? Setzen wir in die Angabe ein. Die linke Seite der Gle<strong>ich</strong>ung wird dann<br />

−1−2=−3 , und die Wurzel aus einer negativen Zahl ist in R n<strong>ich</strong>t mögl<strong>ich</strong> – die gegebene Gle<strong>ich</strong>ung<br />

hat folgl<strong>ich</strong> KEINE LÖSUNG!<br />

Wir haben weiter oben schon festgestellt: Potenzieren ist KEINE Äquivalenzumformung, wir müssen die<br />

errechneten Zahlen zur Kontrolle in die Angabe einsetzen. Nur die Werte, für die alle Bestandteile der<br />

Gle<strong>ich</strong>ung sinnvoll sind und die diese Gle<strong>ich</strong>ung erfüllen, sind Lösung.<br />

7. Vektorgle<strong>ich</strong>ungen<br />

Diese <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> sind sehr einfach zu lösen. Vektorgle<strong>ich</strong>ungen gelten immer koordinatenweise, wir können<br />

in einzelne Zeilen auftrennen und gewinnen ein normales lineares Gle<strong>ich</strong>ungssystem.<br />

x−3 k<br />

<br />

y2 k = 2⋅ 2<br />

<br />

−5<br />

4 k<br />

Dies entspr<strong>ich</strong>t einem Gle<strong>ich</strong>ungssystem in 3 Variablen:<br />

x – 3k = 4<br />

y + 2k = -10<br />

4 = 2k<br />

Und lineare Gle<strong>ich</strong>ungssysteme sind uns bereits vertraut.<br />

8. Systeme mit quadratischen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

Ein Spezialfall kommt bei den Aufgaben zu Kreisen und Kegelschnitten vor.<br />

k: x 2 + y 2 -4x +3y = 20<br />

g: 3x – y = 5<br />

-------------------<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 9


Hier drücken wir in der einfacheren Gle<strong>ich</strong>ung (die zweite) eine Variable aus und setzen sie in die andere<br />

Gle<strong>ich</strong>ung ein.<br />

g: y = 3x-5<br />

in k: x 2 + (3x-5) 2 -4x +3(3x-5) = 20<br />

und schon haben wir eine einfache quadratische Gle<strong>ich</strong>ung vorliegen. Lösen, x (falls es eins/zwei gibt) in g<br />

einsetzen, fertig.<br />

Oder:<br />

k1: x 2 + y 2 - 4x +3y = 20<br />

k2: x 2 + y 2 + 3x – y = 5<br />

--------------------<br />

Wir können die lästigen Quadrate verschwinden lassen, wenn wir einfach die Differenz der Zeilen bilden.<br />

k1: x 2 + y 2 - 4x +3y = 20<br />

k2: x 2 + y 2 + 3x – y = 5<br />

--------------------<br />

k2-k1: 7x -4y = -15<br />

Wenn wir diese Gle<strong>ich</strong>ung mit einer der beiden gegebenen (<strong>ich</strong> wähle immer die einfachere...) kombinieren,<br />

erhalten wir den ersten Fall. Also auch n<strong>ich</strong>t weiter kompliziert...<br />

Strategie:<br />

- bei gle<strong>ich</strong>artigen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> empfiehlt s<strong>ich</strong> Eliminieren<br />

- bei unterschiedl<strong>ich</strong>en Typen funktioniert <strong>das</strong> Substituieren: Variable ausdrücken und in andere<br />

<strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> einsetzen (speziell bei Parameterdarstellungen der Vektorrechnung)<br />

9. Überbestimmte Systeme<br />

Was tun, wenn wir mehr <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> haben, als Variable? Wir lassen vorerst einfach überflüssige Zeilen weg.<br />

1.) Das verkleinerte System ist lösbar – wir testen diese Lösungen mit den weggelassenen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>. Nur<br />

wenn sie ebenfalls r<strong>ich</strong>tig sind, gelten die Lösungen. Sonst: keine Lösung<br />

2.) Beim Lösungsvorgang fallen Zeilen weg, sie ergeben etwa 0 = 0 beim Eliminieren. In diesem Fall ersetzen<br />

wir eine der soeben als 'überflüssig' erkannten <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> durch eine weggelassene und arbeiten weiter.<br />

10. Unterbestimmte Systeme<br />

Löse <strong>das</strong> System<br />

x – 2y = 5<br />

x - y - z = 4<br />

---------------<br />

Hier fehlt offenbar eine Gle<strong>ich</strong>ung. Das bedeutet aber einen Freiheitsgrad, den wir durch eine neue Variable<br />

beschreiben, gerne wird sie t genannt, sie kann jede reelle Zahl annehmen. Setzen wir sie etwa für z ein. In der<br />

weiteren Rechnung sehen wir t wie eine Zahl an.<br />

x – 2y = 5<br />

x - y - t = 4<br />

---------------<br />

x – 2y = 5<br />

x - y = 4 + t<br />

----------------<br />

Das sieht aus wie 2 <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> in 2 Variablen x und y wir eliminieren einfach drauf los!<br />

-I) -x + 2y = -5<br />

II) x - y = 4 + t<br />

----------------<br />

II-I) y = -1+ t<br />

und eingesetzt in II)<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 10


x - y = 4 + t<br />

x - (-1+t) = 4 + t<br />

x + 1 - t = 4 + t<br />

x = 3 -2t<br />

Wir erhalten die Lösungen als<br />

x = 3 -2t<br />

y = -1+ t<br />

z = t , tεR<br />

oder hübscher angeschrieben<br />

x <br />

y = 3<br />

<br />

−1 t⋅ −2<br />

<br />

1 , t R<br />

z 0 1<br />

11. Exponentialgle<strong>ich</strong>ungen<br />

Dieser Gle<strong>ich</strong>ungstyp ist von ganz anderer Struktur – hier steht die gesuchte Variable im Exponenten!<br />

- elementar (algebraisch)<br />

3 x−2 = 81<br />

wir können die rechte Seite ebenfalls als Dreierpotenz schreiben 3 x−2 = 3 4 .<br />

Nun haben wir zwei Potenzen, die gle<strong>ich</strong> sind. Da sie die gle<strong>ich</strong>e Basis 3 besitzen, müssen die Exponenten<br />

gle<strong>ich</strong> sein. Daher ist x-2 = 4 und die Lösung lautet x=6.<br />

- mit dem Taschenrechner<br />

3 x =10<br />

Hier besteht keine Chance, rechts und links auf die gle<strong>ich</strong>e Basis zu kommen. Gibt es eine Mögl<strong>ich</strong>keit, den<br />

Exponenten 'nach unten' zu bekommen? Ja, <strong>das</strong> kann der Logarithmus.<br />

a z =b ⇔ z= logb a<br />

weil b=a log b a<br />

und damit lautet die Gle<strong>ich</strong>ung a z =a log b a<br />

Weil im Beispiel die Basis 3 lautet, muss der Dreier-Logarithmus gewählt werden. Wir können so denken:<br />

3 x = 10 | 3 log auf beiden Seiten anwenden<br />

x =<br />

3log10<br />

Leider können die meisten Taschenrechner diesen Logarithmus n<strong>ich</strong>t berechnen. Sie beherrschen nur den<br />

natürl<strong>ich</strong>en Logarithmus zur Basis e und den dekadischen zur Basis 10. Das kann uns aber n<strong>ich</strong>t erschüttern,<br />

da wir wissen, wie man einen Basiswechsel durchführt. Um einen Logarithmus zur Basis a auf den natürl<strong>ich</strong>en<br />

zurückzuführen, erinnert man s<strong>ich</strong> an<br />

log x<br />

a<br />

= ln x<br />

ln a<br />

weil a = e ln a , x = a log x a<br />

= e ln a log x a<br />

ln a⋅ alog x<br />

= e<br />

und x = e ln x<br />

in unserem Beispiel lautet die Rechnung demnach ln(10)/ln(3), und <strong>das</strong> ergibt 2.096 als Lösung.<br />

Noch ein Beispiel (Wahrscheinl<strong>ich</strong>keitsrechnung)<br />

0.99 n = 0.2 | 0.99 log auf beiden Seiten anwenden<br />

n =<br />

0.99<br />

log 0.2 | log umwandeln<br />

ln 0.2<br />

n =<br />

ln 0.99 ≃ 160.14<br />

Probe durchführen hilft gegen Uns<strong>ich</strong>erheit. 0.99 hoch 160.14 ist tatsächl<strong>ich</strong> fast 0.2<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 11


Und wie geht <strong>das</strong> mit dem Computer?<br />

Ich zeige Dir die nötigen Anweisungen für <strong>das</strong> Programm Maxima. Es ist ein bewährtes Hilfsmittel für höhere<br />

Mathematik, auch an der Uni im Einsatz, für Windows, Mac, Linux verfügbar. Außerdem gratis im Internet zu<br />

bekommen. Für Windows ist die Version wxMaxima bestens geeignet: http://wxmaxima.sf.net<br />

2(a+4) = 17-a<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

solve([2*(a+4) = 17-a], [a]);<br />

[a=3]<br />

3a – b + 2c - 2d = 11<br />

4a + 2b - 2c + d = 19<br />

5a + b + c - d = 24<br />

3a + 2c + 3d = 19<br />

Eingabe linsolve([3*a-b+2*c-2*d = 11, 4*a+2*b-2*c+d = 19,<br />

5*a+b+c-d = 24, 3*a+2*c+3*d = 19], [a,b,c,d]);<br />

Ausgabe<br />

[a=4,b=3,c=2,d=1]<br />

x 2 - 8x = -7<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

solve([x^2 - 8*x = -7], [x]);<br />

[x=1,x=7]<br />

x 3 – x 2 - 5x + 6 = 0<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

solve([x^3-x^2-5*x+6 = 0], [x]);<br />

[x=-(sqrt(13)+1)/2,x=(sqrt(13)-1)/2,x=2]<br />

x 4 - 5x 2 - 36 = 0<br />

Eingabe solve([x^4 - 5*x^2 - 36 = 0], [x]);<br />

Ausgabe [x=-2*%i,x=2*%i,x=-3,x=3]<br />

x 6 + 7x 3 - 8 = 0<br />

Eingabe solve([x^6 + 7*x^3 - 8 = 0], [x]);<br />

Ausgabe<br />

[x=1-sqrt(3)*%i,<br />

x=sqrt(3)*%i+1,<br />

x=-2,<br />

x=(sqrt(3)*%i-1)/2,<br />

x=-(sqrt(3)*%i+1)/2,<br />

x=1]<br />

Maxima kennt s<strong>ich</strong> auch mit komplexen Zahlen (imaginäre Einheit %i) aus. Falls die Lösung nur in den reellen<br />

Zahlen gefragt ist, gelten klarerweise nur 2 der komplexen Lösungen.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 12


x 2 - y 2 - 14x +3y = 20<br />

x 2 + y 2 + 3x – y = 5<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

algsys([x^2-y^2-14*x+3*y = 20, x^2+y^2+3*x-y = 5], [x,y]);<br />

[[x=-1.352179836512262,y=3.234620418848168],<br />

[x=-1.968135593220339,y=-2.198304813689429],<br />

[x=0.93211261436947*%i+7.160157792648686,y=1.481842169806749-<br />

8.221527419775349*%i],<br />

[x=7.160157792648686-0.93211261436947*%i,y=8.221527419775352*%i+<br />

1.481842169806746]]<br />

x – 2y = 5<br />

x - y - z = 4<br />

Eingabe<br />

linsolve([x-2*y = 5, x-y-z = 4], [x,y,z]);<br />

Ausgabe [x=2*%r1+3,y=%r1-1,z=%r1]<br />

%r1 steht für einen Freiheitsgrad, d.h. Einen freien Parameter<br />

x−2 = 4<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

solve([(x-2)^(1/2) = 4], [x]);<br />

[x=18]<br />

Nun noch die 'unlösbare' Gle<strong>ich</strong>ung:<br />

4 x−2 = 4 2x−1<br />

Eingabe<br />

solve([4*sqrt(x-2) = 4*sqrt(2*x-1)], [x]);<br />

Ausgabe [sqrt(2*x-1)=sqrt(x-2)]<br />

Das Programm zeigt die bestmögl<strong>ich</strong> vereinfachte Gle<strong>ich</strong>ung. Weiter geht es in den reellen Zahlen n<strong>ich</strong>t korrekt<br />

zu rechnen.<br />

Du siehst: <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> zu lösen ist auch für Computer ein Kinderspiel....<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 13

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