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Gleichungen lösen – Wie mach ich das? - HIB

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<strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen – <strong>Wie</strong> <strong>mach</strong> <strong>ich</strong> <strong>das</strong>?<br />

Wozu ist <strong>das</strong> gut?<br />

Ein alter Bauer sagt: „Ich habe einige Hühner und Schafe. Gemeinsam sind wir eine fröhl<strong>ich</strong>e achtköpfige<br />

Familie mit 24 Füßen.“<br />

Können wir herausfinden, wie viele Hühner und Schafe der Bauer besitzt? Wenn wir seinen eigenen Kopf und<br />

seine 2 Füße abziehen, bleiben 7 Tiere mit insgesamt 22 Füßen übrig. Hühner haben bekanntl<strong>ich</strong> 2, Schafe 4<br />

Füße.<br />

Nun geben wir jedem dieser 7 Tierköpfe 2 Füße zum Stehen, <strong>das</strong> <strong>mach</strong>t 14 Füße, und uns bleiben noch<br />

22-14 = 8 übrig. Das müssen die fehlenden Vorderbeine der Schafe sein, sie gehören zu 8:2 = 4 Tieren, somit<br />

hat der Bauer 4 Schafe. Da insgesamt 7 Tiere da sind, sind 7-4 = 3 Hühner.<br />

Muss man jedes Beispiel so 'umständl<strong>ich</strong>' überlegen? Und was tun, wenn die Zahlen n<strong>ich</strong>t so schön im Kopf<br />

berechenbar sind?<br />

Für diesen Fall hat die Mathematik Tricks erfunden, die <strong>das</strong> Lösen solcher Aufgaben zur Anwendung einer<br />

Folge von einfachen Rechenschritten <strong>mach</strong>en. Allerdings muss man zuerst die gestellte Aufgabe in die<br />

'mathematische Sprache' übersetzen, also den Text der Aufgabe als Zusammenhang zwischen Zahlen<br />

formulieren.<br />

Für obiges Beispiel könnten wir sagen: H sei die Anzahl der Hühner, sie haben 2H Füße. S sei die Anzahl der<br />

Schafe, sie haben 4S Füße. Die Summe von H und S hat der Bauer verraten, die Summe von 2H und 4S<br />

ebenfalls. Wir gelangen durch diese zwei Informationen zu zwei <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

H + S = 7<br />

2H + 4S = 22<br />

und die können wir mithilfe einer 'Rechenvorschrift' lösen.<br />

Wir finden die Antwort also in 3 Schritten:<br />

1.) Wir übersetzen die Angabe in eine oder mehrere <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>. Das ist Mathematik. Wir erfinden ein<br />

Modell, <strong>das</strong> die gegebenen Informationen in der Sprache von Variablen und Zahlen beschreibt.<br />

2.) Wir lösen die dabei entstandenen Gle<strong>ich</strong>ung(en). Das ist eher langweiliges Rechnen, stur nach Vorschrift.<br />

Manchen gefällt es trotzdem. Allerdings ist <strong>das</strong> der Teil, den ein Computer besser kann.<br />

3) Wir geben den errechneten Zahlen eine Bedeutung, indem wir aus ihnen die Antwort auf die gestellte<br />

Frage ableiten. Das ist wieder Mathematik.<br />

Querverbindung: <strong>Wie</strong> berechnet die NASA Flugbahnen von Raumschiffen?<br />

1.) Physiker formulieren die auftretenden Kräfte und Gesetze mathematisch.<br />

2.) Mathematiker lösen die <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> und berechnen Ergebnisse<br />

3.) Physiker übersetzen die Lösung zurück in die gesuchten Werte (Abschusswinkel, Brennstoffverbrauch,<br />

Flugdauer,...)<br />

Das Lösen von <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> ist demnach ein technisches 'Handwerkszeug' der Mathematiker, um rasch und<br />

ohne viele Umstände die Lösung von Aufgaben finden zu können.<br />

Schau ins Schulbuch – was wird hauptsächl<strong>ich</strong> vom Schüler verlangt? R<strong>ich</strong>tig – <strong>das</strong> Lösen von <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>.<br />

Leider wird viel zu viel Wert auf die reine Rechnerei gelegt und die Fähigkeit des Aufgabenlösens (der<br />

spannende Teil und die einzige Rechtfertigung, warum ein Schüler überhaupt <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen können soll)<br />

stark vernachlässigt. Auch die neuen 'Kompetenzen' des Schülers erschöpfen s<strong>ich</strong> zumeist in motivationsarmen<br />

Rechenübungen.<br />

Trotzdem will <strong>ich</strong> Dir einen umfassenden Überblick geben, welche Techniken man beim Gle<strong>ich</strong>ungslösen<br />

anwenden kann.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 1


Grundprinzip der Mathematiker:<br />

1.) Wir können einfache <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen<br />

2.) Wir lösen komplizierte <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>, indem wir sie auf einfache <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> zurückführen.<br />

<strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> umformen<br />

Eine Gle<strong>ich</strong>ung besteht aus einem Term (auswertbarer mathematischer Ausdruck, man kann für die Variable<br />

eine Zahl einsetzen) links, einem Gle<strong>ich</strong>heitsze<strong>ich</strong>en, sowie einem auswertbaren Ausdruck rechts. Du kannst<br />

Dir <strong>das</strong> wie eine Balkenwaage vorstellen. Ein linkes Gew<strong>ich</strong>t, ein rechtes Gew<strong>ich</strong>t, und <strong>das</strong> Gle<strong>ich</strong>heitsze<strong>ich</strong>en<br />

besagt, <strong>das</strong>s die beiden Seiten gle<strong>ich</strong> schwer sind.<br />

Die Lösung(en) zu finden bedeutet, alle Zahlenwerte zu entdecken, die man für die Variablen rechts und links<br />

einsetzen kann, so<strong>das</strong>s beide Terme den selben Wert ergeben.<br />

Was können wir mit <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> tun? Anders formuliert – was dürfen wir mit <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> <strong>mach</strong>en, ohne ihre<br />

Lösungen zu verändern (Äquivalenzumformungen)?<br />

- wir können links und rechts gle<strong>ich</strong>e Gew<strong>ich</strong>tsstücke hinzufügen oder wegnehmen:<br />

L = R<br />

L+a = R+a<br />

L-a = R-a<br />

- wir können rechts und links <strong>das</strong> Gew<strong>ich</strong>t z.B verdoppeln oder halbieren – die Waage ist immer noch im<br />

Gle<strong>ich</strong>gew<strong>ich</strong>t<br />

L = R<br />

L*a = R*a<br />

L/a = R/a (a sollte n<strong>ich</strong>t Null sein)<br />

- gelegentl<strong>ich</strong> möchte man eine Gle<strong>ich</strong>ung auf beiden Seiten quadrieren. Das ist mögl<strong>ich</strong>, doch hat die Sache<br />

einen Haken. Man könnte dadurch zusätzl<strong>ich</strong>e Lösungen erzeugen, die gar n<strong>ich</strong>t Lösung der ursprüngl<strong>ich</strong>en<br />

Gle<strong>ich</strong>ung sind. Ein Beispiel:<br />

x = 3<br />

x 2 = 9<br />

Die erste Gle<strong>ich</strong>ung hat nur die Lösung 3, die zweite hat die Lösungen 3 und -3. Was folgt daraus: Wir müssen<br />

in diesem Fall die Probe <strong>mach</strong>en und in die ursprüngl<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ung einsetzen. Nur die Zahlen, die auch hier<br />

stimmen, sind Lösung.<br />

- Das Umformen von <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> funktioniert mit allen reellen (und sogar komplexen) Zahlen. Die 'Maschine'<br />

des Umformens kann Werte ergeben, die keine Lösungen sind, weil sie n<strong>ich</strong>t zur gestellten Aufgabe passen<br />

(Beispiel: Wir berechnen die Länge einer Quadratseite und erhalten die Werte -2 und 3. Klarerweise ist nur 3<br />

die Lösung). Die Maschine namens <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>lösen hat ja keine Ahnung, was die Bedeutung der beteiligten<br />

Variablen ist. Diese Entscheidung können nur wir treffen, <strong>das</strong> kann der Mensch besser als der Computer.<br />

Eine andere S<strong>ich</strong>tweise der Äquivalenzumformungen:<br />

Warum forme <strong>ich</strong> eine Gle<strong>ich</strong>ung um? Weil die neue Gle<strong>ich</strong>ung einfacher ist als die zuvor, d.h. <strong>ich</strong> kann die<br />

Lösungen le<strong>ich</strong>ter erkennen. Stört m<strong>ich</strong> auf einer Seite etwas, dann kann <strong>ich</strong> es wegbekommen, indem <strong>ich</strong> auf<br />

der anderen Seite die ENTGEGENGESETZTE Rechenoperation durchführe.<br />

In welcher Reihenfolge? Punktrechnung ist stärker als Str<strong>ich</strong>rechnung, Klammern sind am allerstärksten.<br />

Im Term 4(v+2)-5 kann man zuerst den Fünfer loslösen, erst dann den Vierer von der Klammer trennen, da<br />

die Multiplikation stärker bindet als die Subtraktion. In einer Rechnung:<br />

4(v+2)-5 = 15 | +5 rechts, weil m<strong>ich</strong> -5 links stört<br />

4(v+2) = 20 | :4 jetzt kann <strong>ich</strong> etwas gegen <strong>das</strong> *4 tun<br />

v+2 = 5 | -2 um <strong>das</strong> +2 loszuwerden<br />

v = 3<br />

und aus der letzten Gle<strong>ich</strong>ung lässt s<strong>ich</strong> die Lösung viel le<strong>ich</strong>ter ablesen als aus der ersten.<br />

Im Folgenden kümmere <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t um Wertemengen für die Variablen. Da alle Rechengänge mit reellen<br />

(komplexen) Zahlen klappen, funktionieren sie mit rationalen, ganzen und natürl<strong>ich</strong>en ganz genauso.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 2


Ist jede Gle<strong>ich</strong>ung lösbar?<br />

Nein. Es gibt <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> ohne Lösung, mit einer Lösung, mit zwei, … sogar mit unendl<strong>ich</strong> vielen Lösungen.<br />

Je ein Beispiel<br />

0 = 1 Immer falsch, keine Lösung.<br />

3 = 3 Immer r<strong>ich</strong>tig. Jede mögl<strong>ich</strong>e Zahl ist Lösung.<br />

z = z+1 Keine Zahl ist gle<strong>ich</strong> ihrem Nachfolger – keine Lösung<br />

z = 1-z einzige Lösung ½.<br />

z*z = z Hier kann man 0 einsetzen, aber auch 1. Also zwei Lösungen.<br />

z-1 = -(1-z) Diese Terme sind immer gle<strong>ich</strong>. Jede für z erlaubte Zahl ist<br />

Lösung.<br />

1. Eine lineare Gle<strong>ich</strong>ung<br />

2(a+4) = 17-a<br />

Wir versuchen, alle Teile mit der Variable a nach links (nach rechts ginge genauso) zu bringen, alle reinen<br />

Zahlen auf die andere Seite. Die Klammer links verhindert <strong>das</strong> Sortieren, deshalb lösen wir sie auf.<br />

2(a+4) = 17-a | Klammer auflösen<br />

2a + 8 = 17-a | +a damit die Variable nach links kommt<br />

3a + 8 = 17 | -8 um die Zahlen nach rechts zu sortieren<br />

3a = 9 | :3 um a alleine zu haben<br />

a = 3<br />

2. System von zwei linearen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

Mögl<strong>ich</strong>keit 1 – Einsetzen (Substitution)<br />

I) 2a – b = 5<br />

II) b = -7<br />

Wir können die Information aus der zweiten Gle<strong>ich</strong>ung in die erste einsetzen<br />

I) 2a – (-7) = 5<br />

Diese Gle<strong>ich</strong>ung ist le<strong>ich</strong>t zu lösen, a = -1 .<br />

Ein komplizierteres Beispiel:<br />

I) 2a – b = 5<br />

II) 3a +2b = 18<br />

<strong>Wie</strong> können wir die Information aus einer Gle<strong>ich</strong>ung in die zweite einsetzen? In I) kann man b le<strong>ich</strong>t<br />

ausdrücken<br />

I') 2a – 5 = b<br />

und dieses b kann man in die zweite Zeile einsetzen<br />

3a+2(2a-5) = 18<br />

Und <strong>das</strong> ist eine Gle<strong>ich</strong>ung in einer Variable, die können wir bereits lösen<br />

3a+4a-10 = 18<br />

7a = 28<br />

a = 4<br />

Und b bekommen wir, wenn wir genau die Zeile I'), die wir eingesetzt haben, auswerten. Das a kennen wir ja<br />

bereits.<br />

b = 2a-5 = 2*4-5 = 3<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 3


Mögl<strong>ich</strong>keit 2 – Gle<strong>ich</strong>setzen<br />

I) 2a – b = 5<br />

II) 2a - 2b = 2<br />

Diese Methode zählt zu den 'Tricks', die eher selten anwendbar sind. Wir basteln uns in jeder Zeile den gle<strong>ich</strong>en<br />

Term. Dazu addieren wir etwa in II) ein b, um die linke Seite von I) zu erhalten<br />

I) 2a – b = 5<br />

II) 2a - b = 2 + b<br />

Und wenn die linken Seiten der <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> so offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong> sind, müssen auch die rechten Seiten<br />

übereinstimmen.<br />

5 = 2 + b | -2<br />

3 = b<br />

<strong>das</strong> a finden wir durch Einsetzen in eine der Ausgangsgle<strong>ich</strong>ungen. I) sieht einfacher aus:<br />

I) 2a – b = 5 | b einsetzen<br />

2a – 3 = 5 | +3<br />

2a = 8 | :2<br />

a = 4<br />

Mögl<strong>ich</strong>keit 3 – Eliminieren<br />

I) 3a – b = 9<br />

II) 4a + 3b = 25<br />

Diese Methode funktioniert IMMER und ist nie kompliziert. Die obigen beiden Methoden führen nur in<br />

Spezialfällen rascher ans Ziel.<br />

Hier bilden wir von einer Zeile (oder notfalls von beiden) geeignete Vielfache mit folgendem Ziel: Wir haben<br />

doch zwei <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>. Weil ihre Werte rechts und links gle<strong>ich</strong> sind, dürfen wir sie auch zur anderen<br />

Gle<strong>ich</strong>ung dazuaddieren, ohne die Lösungen zu verändern. Ich multipliziere die erste Zeile mit 3<br />

I') 3*I) 9a – 3b = 27<br />

II) 4a + 3b = 25<br />

Warum hab <strong>ich</strong> <strong>das</strong> getan? Jetzt steht in der ersten Zeile -3b, in der zweiten +3b. Addiere <strong>ich</strong> die beiden Zeilen,<br />

hebt s<strong>ich</strong> b in der Summe weg und es bleibt eine Gle<strong>ich</strong>ung in einer Variablen übrig.<br />

I'+II)<br />

9a +4a = 27 + 25 | vereinfachen<br />

13a = 52 | :13<br />

a = 4<br />

b finden wir wiederum, indem wir in eine Zeile der Angabe (die einfachere) einsetzen.<br />

ODER komplizierter, aber als nette Übung durch Eliminieren von a aus dem ursprüngl<strong>ich</strong>en System<br />

I) 3a – b = 9 | *(-4)<br />

II) 4a + 3b = 25 | *3<br />

I') -12a + 4b = -36<br />

II') 12a + 9b = 75<br />

I'+II') 13b = 39 | :13<br />

b = 3<br />

Diese Technik merken wir uns: durch geschicktes Kombinieren von ZWEI <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> erhalten wir EINE<br />

Gle<strong>ich</strong>ung, aus der eine Variable verschwunden ist.<br />

3. System von drei oder mehr linearen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

Dieser Trick des Eliminierens scheint ausbaufähig. Wenn wir etwa 10 <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> in 10 Variablen haben,<br />

bilden wir ganz geschickt 9 Kombinationen (multiplizieren und zusammenzählen), denen DIE SELBE Variable<br />

fehlt, wodurch wir 9 <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> in 9 Variablen erhalten. Davon bilden wir 8 geschickte Kombinationen, die<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 4


nur mehr 8 Variable aufweisen. Und so fort, bis nur mehr eine Gle<strong>ich</strong>ung in einer Variable vorliegt. Und wenn<br />

wir diese kennen, suchen wir eine Zeile mit zwei Variablen, setzen die eben erhaltene ein und gewinnen den<br />

Wert der zweite. Und diese beiden in eine Zeile mit 3 Variablen eingesetzt, liefert die dritte usw. usw. usw.<br />

Normalerweise benötigt man zur Berechnung von n Variablen n <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>.<br />

I) 3a – b + 2c - 2d = 11<br />

II) 4a + 2b - 2c + d = 19<br />

III) 5a + b + c - d = 24<br />

IV) 3a + 2c + 3d = 19<br />

Die vierte Zeile enthält kein b. Das ist fein (wir sparen uns eine Kombination) – also bilden wir aus den übrigen<br />

Zeilen 2 Kombinationen, bei denen <strong>das</strong> b wegfällt und erhalten ein neues System<br />

I') 2I+II) 10a + 2c - 3d = 41<br />

II') II-2III) -6a - 4c + 3d = -29<br />

III') IV) 3a + 2c + 3d = 19<br />

Was sollen wir jetzt eliminieren – eigentl<strong>ich</strong> egal, aber bei d steht überall 3, wir müssen n<strong>ich</strong>t multiplizieren.<br />

I'') I'+II') 4a - 2c = 12<br />

II'') I'+III) 13a + 4c = 60<br />

Fast fertig – entweder I'') durch 2 teilen, c ausdrücken und in II'') einsetzen, oder wieder eliminieren<br />

2I''+II'') 21a = 84 | :21<br />

a = 4<br />

Die erste Variable ist gefunden. Jetzt setzen wir schrittweise zurück nach oben ein. Übers<strong>ich</strong>t beim<br />

Anschreiben zahlt s<strong>ich</strong> aus!!!<br />

I'') 4*4 - 2c = 12 also c = 2<br />

III') 3*4+2*2+3d = 19 also d = 1<br />

I) I) 3*4 – b + 2*2 - 2*1 = 11, somit b = 3<br />

geht’s noch schlimmer?<br />

Aber klar doch.<br />

Fall 1: Beim Kombinieren von zwei Zeilen entsteht eine falsche Aussage wie etwa 0 = 7.<br />

Das System hat dann keine Lösung.<br />

Fall2; Beim Kombinieren entsteht eine immer wahre Aussage wie 0 = 0. Das bedeutet, <strong>das</strong>s eine der Zeilen<br />

gar keine nützl<strong>ich</strong>e Information enthielt, sondern eine Linearkombination von anderen Zeilen war. Es gibt dann<br />

unendl<strong>ich</strong> viele Lösungen. (Details folgen weiter unten)<br />

Zum Trost: jetzt kanns n<strong>ich</strong>t mehr schlimmer werden.<br />

4. Quadratische <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

4a Babyle<strong>ich</strong>t<br />

w 2 = 9<br />

w ist die Zahl, deren Quadrat 9 ist. Das ist genau die Definition der Quadratwurzel.<br />

Beachte: 9 hat einen einzigen Wert, näml<strong>ich</strong> +3. Wir wissen aber, <strong>das</strong>s beim Quadrieren reeller Zahlen ihr<br />

Vorze<strong>ich</strong>en verschwindet und wir deshalb als zweite Lösung -3 erhalten.<br />

Allgemein: x 2 = A x=± A . Die quadratische Gle<strong>ich</strong>ung hat 2 Lösungen, die Wurzel selbst einen<br />

einzigen Wert.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 5


Das doppelte Vorze<strong>ich</strong>en kommt immer dann, wenn in den reellen Zahlen eine gerade Wurzel (zweite, vierte,<br />

sechste,...) gezogen wird. Die Zahl unter dem Wurzelze<strong>ich</strong>en darf n<strong>ich</strong>t negativ sein. Bei ungeraden Wurzeln ist<br />

3<br />

3<br />

alles einfacher (bijektive Abbildung) 64=4 , −64=−4<br />

In den komplexen Zahlen ist die Sache viel le<strong>ich</strong>ter: für die n-te Wurzel gibt es genau n unterschiedl<strong>ich</strong>e<br />

Lösungen.<br />

4b Kinderle<strong>ich</strong>t<br />

z 2 - 8z + 16 = 9<br />

mir fällt auf, <strong>das</strong>s die linke Seite als Quadrat eines Binoms geschrieben werden kann.<br />

(z – 4) 2 = 9<br />

und nun kann <strong>ich</strong> auf beiden Seiten die Wurzel ziehen. Das +/- stelle <strong>ich</strong> immer auf die Seite der Zahl.<br />

z – 4 = ±3 | +4<br />

z = 4 ± 3<br />

Wir erhalten die zwei Lösungen 4-3 = 1 und 4+3 = 7<br />

4c auch n<strong>ich</strong>t schwer<br />

Wenn n<strong>ich</strong>t wie oben ein vollständiges Quadrat vorliegt, kann man ja eines basteln.<br />

z 2 - 8z = -7<br />

Damit links -8x steht, muss in der Klammer x-4 stehen. Wenn man (x-4) ausquadriert, kommt als dritter<br />

Summand +16 hinzu. Dieser Wert steht n<strong>ich</strong>t in der Angabe, wir ergänzen ihn durch beidseitige Addition<br />

z 2 - 8z + 16 = -7 + 16<br />

(z – 4) 2 = -7 + 16<br />

(z – 4) 2 = 9<br />

und weiter geht’s wie oben.<br />

4d mit Formel<br />

Wenn man n<strong>ich</strong>t tüfteln will, kann man den Gedankengang aus 4c einmal mit Buchstaben durchrechnen und<br />

dann die entstehende Formel auswendig lernen. Die kann man mit etwas Übung so flott anwenden, <strong>das</strong>s man<br />

sie fast immer einsetzt..<br />

W<strong>ich</strong>tig: die Ausgangsgle<strong>ich</strong>ung muss in die Form x 2 + px +q = 0 gebracht werden. Vor dem Quadrat steht ein<br />

Einser (nötigenfalls die Gle<strong>ich</strong>ung dividieren), vor der Variable steht p, die Konstante ist q, rechts steht Null.<br />

x 2 pxq = 0<br />

x 2 2⋅ p 2 ⋅x p 2 2<br />

− p 2 2q = 0<br />

x p 2 2<br />

− p 2 2q = 0<br />

x p 2 2<br />

= p 2 2−q<br />

x p 2 = ± p 2 2−q<br />

x = − p 2 ± p 2 2−q<br />

Wenn unter dem Wurzelze<strong>ich</strong>en eine negative Zahl steht, gibt es keine reelle Lösung. Wenn eine Null steht, gibt<br />

es eine einzige Lösung. Wenn der Ausdruck in der Wurzel (er wird die 'Diskriminante' genannt) positiv ist, gibt<br />

es zwei Lösungen.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 6


Beobachtungen, Satz von Vieta<br />

Schon diesem alten Franzosen ist folgendes aufgefallen: Die Zahl q ist immer <strong>das</strong> Produkt der beiden<br />

Lösungen, <strong>das</strong> p die Summe der Lösungen mit umgekehrtem Vorze<strong>ich</strong>en. Nennen wir die Lösungen x 1 und x 2 .<br />

x 2 + px + q =<br />

x 2 –(x 1 +x 2 )x + x 1 x 2 =<br />

x 2 –x 1 x -x 2 x + x 1 x 2 =<br />

(x-x 1 ).(x-x 2 )<br />

<strong>das</strong> können wir als Produkt von zwei Klammern schreiben<br />

Sehen wir uns die erste und letzte Zeile nochmals an: sie sind durch reine Umformung auseinander entstanden,<br />

also können wir sie zu einer Gle<strong>ich</strong>ung <strong>mach</strong>en.<br />

x 2 + px + q = (x-x 1 ).(x-x 2 )<br />

Die Gle<strong>ich</strong>ung x 2 +px+q=0 ist gle<strong>ich</strong>wertig mit der Gle<strong>ich</strong>ung (x-x 1 ).(x-x 2 )=0. Letztere ist ein<br />

Produkt, <strong>das</strong> Null ergibt. Demnach muss ein Faktor gle<strong>ich</strong> Null sein. Entweder ist x=x 1 , dann ist die erste<br />

Klammer Null, oder x=x 2 , dann ist die zweite Klammer Null.<br />

Angenommen, wir könnten eine Lösung x 1 der Gle<strong>ich</strong>ung x 2 + px +q = 0 erraten, wie finden wir dann die<br />

zweite Lösung? In diesem Fall können wir eine Division versuchen und erhalten aus obiger Zeile<br />

x 2 + px + q = (x-x 1 ).(x-x 2 ) | :(x-x 1 )<br />

(x 2 + px + q):(x-x 1 ) = x-x 2<br />

Ein derartiger Ausdruck (x minus Lösung) wird übrigens Linearfaktor genannt.<br />

Ein Beispiel: Wenn <strong>ich</strong> 3 in die Gle<strong>ich</strong>ung x 2 -7x +12 = 0 einsetze, stimmt sie. 3 ist somit eine Lösung. Wir<br />

finden die zweite Lösung durch Division ('Abspalten') des Linearfaktors x-3<br />

( x 2 -7x +12 ):(x-3) = x-4<br />

-x 2 +3x<br />

-------<br />

∓4x +12<br />

±4x ∓12<br />

-------<br />

0 Rest (<strong>das</strong> MUSS sein)<br />

Die zweite Lösung finden wir, indem wir <strong>das</strong> Divisionsergebnis x-4 gle<strong>ich</strong> Null setzten. Das ist le<strong>ich</strong>t, x=4.<br />

Beachte: Im Linearfaktor steht immer die Lösung mit dem umgekehrten Vorze<strong>ich</strong>en (es wird erst dann 'r<strong>ich</strong>tig'<br />

wenn die Lösung die Seite der Gle<strong>ich</strong>ung wechselt. X-x 1 = 0 wird zu x = x 1 )<br />

5. <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> höheren Grades<br />

Es gibt Formeln für <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> dritten und vierten Grades. Wir werden sie n<strong>ich</strong>t lernen. Für höhere Grade<br />

gibt es gar keine allgemeinen Formeln mehr.<br />

Wir können jedoch den Trick des Linearfaktor-Abspaltens anwenden – vorausgesetzt wir erraten eine Lösung.<br />

Hilfe: Das konstante Glied der Gle<strong>ich</strong>ung ist <strong>das</strong> Produkt aller Lösungen. Wenn vor der höchsten Postenz der<br />

Gle<strong>ich</strong>ung ein Einser steht und alle Koeffizienten ganzzahlig sind, dann gilt: falls es ganzzahlige Lösungen der<br />

Gle<strong>ich</strong>ung gibt, sind diese Teiler des konstanten Gliedes.<br />

Beispiel: x 3 -x 2 +x-6 = 0<br />

Das konstante Glied ist 6, wir probieren nur (in der Reihenfolge von einfach bis kompliziert) die Teiler von 6<br />

durch: 1, -1, 2, -2, 3, -3, 6, -6.<br />

Hier haben wir schon mit +2 Glück. Wir notieren die erste Lösung x 1 = 2 und dividieren die linke<br />

Gle<strong>ich</strong>ungsseite durch den zugehörigen Linearfaktor (x-2). Das ergibt einen quadratischen Ausdruck, dessen<br />

zugehörige Gle<strong>ich</strong>ung wir bereits lösen können (oder wir hoffen auf weitere ganzzahlige Lösungen, raten<br />

weiter und dividieren wiederum).<br />

Gle<strong>ich</strong>ung x 3 – x 2 - 5x + 6 = 0<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 7


probieren: x=1 1 -1 -5 +6 = 1, n<strong>ich</strong>t Null, +1 ist keine Lösung<br />

probieren: x=-1 -1 -1 +5 +6 = 9, n<strong>ich</strong>t Null, -1 ist keine Lösung<br />

probieren: x=2 8 -4 -10+6 = 0, JUHUU! 2 ist eine Lösung<br />

<strong>ich</strong> notiere die erste gefundene Lösung x 1 = 2<br />

jetzt spalte <strong>ich</strong> den zu dieser Lösung gehörigen Linearfaktor (x-2) ab.<br />

x 3 – x 2 - 5x – 6 : (x-2) = x 2 + x - 3<br />

∓x 3 ± 2x 2<br />

---------------<br />

x 2 -5x<br />

∓x 2 ±2x<br />

-------<br />

-3x + 6<br />

±3x ∓ 6<br />

------<br />

0 Rest, <strong>das</strong> passt<br />

Jetzt müssen wir uns nur mehr um eine quadratische Gle<strong>ich</strong>ung kümmern und sind einen Schritt näher an der<br />

Lösung der Aufgabe, wir haben den Grad um eins verringert.<br />

x 2 + x – 3 = 0<br />

x 2,3 =− 1 2 ± 1 2 23<br />

Da wenden wir die Formel an.<br />

x 2,3 =− 1 2 ± 13 4<br />

x 2 = −1−13 , x<br />

2<br />

3 = −113<br />

2<br />

Somit haben wir alle drei Lösungen gefunden, mehr kann es bei einer Gle<strong>ich</strong>ung dritten Grades auch n<strong>ich</strong>t<br />

geben.<br />

Spezialfall:<br />

<strong>Wie</strong> könnten wir folgende Gle<strong>ich</strong>ung lösen:<br />

x 6 + 7x 3 - 8 = 0<br />

Eine Gle<strong>ich</strong>ung sechsten Grades, doch kommen nur wenige Hochzahlen vor. x 5 ,x 4 ,x 2 ,x 1 fehlen, nur die<br />

Exponenten 6, 3 und 0 treten auf. Idee: <strong>das</strong> sind lauter Vielfache von 3: 2*3, 1*3, 0*3. Ich könnte die gegebene<br />

Gle<strong>ich</strong>ung so schreiben:<br />

(x 3 ) 2 + 7x 3 - 8 = 0<br />

Das sieht aus wie eine quadratische Gle<strong>ich</strong>ung, nur n<strong>ich</strong>t nach x, sondern nach x 3 aufzulösen. Am besten<br />

erfinden wir eine neue Variable, <strong>ich</strong> will sie T nennen (jede andere Beze<strong>ich</strong>nung wäre auch mögl<strong>ich</strong>). Es<br />

entsteht ein Gle<strong>ich</strong>ungssystem. (Wir erfinden eine zusätzl<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ungszeile, deren Substitution die<br />

ursprüngl<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ung ergibt)<br />

I) T = x 3<br />

II) T 2 + 7T - 8 = 0<br />

Die zweite Gle<strong>ich</strong>ung lässt s<strong>ich</strong> sofort lösen (Formel oder Vieta im Kopf)<br />

T 1 = 1 , T 2 = -8<br />

Und nun setzen wir in die erste Zeile ein:<br />

x 1<br />

3<br />

= T 1 = 1 , x 2<br />

3<br />

= T 2 = -8<br />

Diese dritten Wurzeln können wir berechnen: x 1 = 1, x 2 = -2 und damit ist die Gle<strong>ich</strong>ung (in den reellen<br />

Zahlen) gelöst.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 8


Weiteres Beispiel:<br />

x 4 - 5x 2 - 36 = 0<br />

(x 2 ) 2 - 5x 2 - 36 = 0 | Z = x 2 substituieren<br />

Z 2 - 5Z - 36 = 0 | quadrat<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ung für Z lösen<br />

Z 1 = 9 , Z 2 = -4 | x 2 = Z rückgängig <strong>mach</strong>en<br />

2 2<br />

x 1 = Z 1 = 9 , x 2 = Z 2 = -9<br />

Hier ist die Wurzel für x 1 berechenbar. Wir gewinnen zwei Lösungen für die ursprüngl<strong>ich</strong>e Gle<strong>ich</strong>ung, näml<strong>ich</strong><br />

3 und -3. In den reellen Zahlen gibt es keine weiteren Lösungen, da es aus -9 keine Quadratwurzel gibt. In den<br />

komplexen Zahlen kämen noch die dritte und vierte Lösung 3i und -3i dazu.<br />

6. Wurzelgle<strong>ich</strong>ungen<br />

Was tun, wenn in der zu lösenden Gle<strong>ich</strong>ung Wurzeln auftauchen? Erstens: n<strong>ich</strong>t verzagen, zweitens: was hilft<br />

gegen Wurzeln? Potenzieren.<br />

x−2 = 4 hoch 2<br />

x−2 = 16<br />

x = 18<br />

Zur Kontrolle setzen wir ein: die Wurzel aus 18-2 ist tatsächl<strong>ich</strong>4.<br />

Aber Achtung:<br />

x−2 = 2x−1<br />

x−2 = 2x−1<br />

−1=x<br />

quadrieren<br />

Ist dieses errechnete -1 die Lösung? Setzen wir in die Angabe ein. Die linke Seite der Gle<strong>ich</strong>ung wird dann<br />

−1−2=−3 , und die Wurzel aus einer negativen Zahl ist in R n<strong>ich</strong>t mögl<strong>ich</strong> – die gegebene Gle<strong>ich</strong>ung<br />

hat folgl<strong>ich</strong> KEINE LÖSUNG!<br />

Wir haben weiter oben schon festgestellt: Potenzieren ist KEINE Äquivalenzumformung, wir müssen die<br />

errechneten Zahlen zur Kontrolle in die Angabe einsetzen. Nur die Werte, für die alle Bestandteile der<br />

Gle<strong>ich</strong>ung sinnvoll sind und die diese Gle<strong>ich</strong>ung erfüllen, sind Lösung.<br />

7. Vektorgle<strong>ich</strong>ungen<br />

Diese <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> sind sehr einfach zu lösen. Vektorgle<strong>ich</strong>ungen gelten immer koordinatenweise, wir können<br />

in einzelne Zeilen auftrennen und gewinnen ein normales lineares Gle<strong>ich</strong>ungssystem.<br />

x−3 k<br />

<br />

y2 k = 2⋅ 2<br />

<br />

−5<br />

4 k<br />

Dies entspr<strong>ich</strong>t einem Gle<strong>ich</strong>ungssystem in 3 Variablen:<br />

x – 3k = 4<br />

y + 2k = -10<br />

4 = 2k<br />

Und lineare Gle<strong>ich</strong>ungssysteme sind uns bereits vertraut.<br />

8. Systeme mit quadratischen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong><br />

Ein Spezialfall kommt bei den Aufgaben zu Kreisen und Kegelschnitten vor.<br />

k: x 2 + y 2 -4x +3y = 20<br />

g: 3x – y = 5<br />

-------------------<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 9


Hier drücken wir in der einfacheren Gle<strong>ich</strong>ung (die zweite) eine Variable aus und setzen sie in die andere<br />

Gle<strong>ich</strong>ung ein.<br />

g: y = 3x-5<br />

in k: x 2 + (3x-5) 2 -4x +3(3x-5) = 20<br />

und schon haben wir eine einfache quadratische Gle<strong>ich</strong>ung vorliegen. Lösen, x (falls es eins/zwei gibt) in g<br />

einsetzen, fertig.<br />

Oder:<br />

k1: x 2 + y 2 - 4x +3y = 20<br />

k2: x 2 + y 2 + 3x – y = 5<br />

--------------------<br />

Wir können die lästigen Quadrate verschwinden lassen, wenn wir einfach die Differenz der Zeilen bilden.<br />

k1: x 2 + y 2 - 4x +3y = 20<br />

k2: x 2 + y 2 + 3x – y = 5<br />

--------------------<br />

k2-k1: 7x -4y = -15<br />

Wenn wir diese Gle<strong>ich</strong>ung mit einer der beiden gegebenen (<strong>ich</strong> wähle immer die einfachere...) kombinieren,<br />

erhalten wir den ersten Fall. Also auch n<strong>ich</strong>t weiter kompliziert...<br />

Strategie:<br />

- bei gle<strong>ich</strong>artigen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> empfiehlt s<strong>ich</strong> Eliminieren<br />

- bei unterschiedl<strong>ich</strong>en Typen funktioniert <strong>das</strong> Substituieren: Variable ausdrücken und in andere<br />

<strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> einsetzen (speziell bei Parameterdarstellungen der Vektorrechnung)<br />

9. Überbestimmte Systeme<br />

Was tun, wenn wir mehr <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> haben, als Variable? Wir lassen vorerst einfach überflüssige Zeilen weg.<br />

1.) Das verkleinerte System ist lösbar – wir testen diese Lösungen mit den weggelassenen <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong>. Nur<br />

wenn sie ebenfalls r<strong>ich</strong>tig sind, gelten die Lösungen. Sonst: keine Lösung<br />

2.) Beim Lösungsvorgang fallen Zeilen weg, sie ergeben etwa 0 = 0 beim Eliminieren. In diesem Fall ersetzen<br />

wir eine der soeben als 'überflüssig' erkannten <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> durch eine weggelassene und arbeiten weiter.<br />

10. Unterbestimmte Systeme<br />

Löse <strong>das</strong> System<br />

x – 2y = 5<br />

x - y - z = 4<br />

---------------<br />

Hier fehlt offenbar eine Gle<strong>ich</strong>ung. Das bedeutet aber einen Freiheitsgrad, den wir durch eine neue Variable<br />

beschreiben, gerne wird sie t genannt, sie kann jede reelle Zahl annehmen. Setzen wir sie etwa für z ein. In der<br />

weiteren Rechnung sehen wir t wie eine Zahl an.<br />

x – 2y = 5<br />

x - y - t = 4<br />

---------------<br />

x – 2y = 5<br />

x - y = 4 + t<br />

----------------<br />

Das sieht aus wie 2 <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> in 2 Variablen x und y wir eliminieren einfach drauf los!<br />

-I) -x + 2y = -5<br />

II) x - y = 4 + t<br />

----------------<br />

II-I) y = -1+ t<br />

und eingesetzt in II)<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 10


x - y = 4 + t<br />

x - (-1+t) = 4 + t<br />

x + 1 - t = 4 + t<br />

x = 3 -2t<br />

Wir erhalten die Lösungen als<br />

x = 3 -2t<br />

y = -1+ t<br />

z = t , tεR<br />

oder hübscher angeschrieben<br />

x <br />

y = 3<br />

<br />

−1 t⋅ −2<br />

<br />

1 , t R<br />

z 0 1<br />

11. Exponentialgle<strong>ich</strong>ungen<br />

Dieser Gle<strong>ich</strong>ungstyp ist von ganz anderer Struktur – hier steht die gesuchte Variable im Exponenten!<br />

- elementar (algebraisch)<br />

3 x−2 = 81<br />

wir können die rechte Seite ebenfalls als Dreierpotenz schreiben 3 x−2 = 3 4 .<br />

Nun haben wir zwei Potenzen, die gle<strong>ich</strong> sind. Da sie die gle<strong>ich</strong>e Basis 3 besitzen, müssen die Exponenten<br />

gle<strong>ich</strong> sein. Daher ist x-2 = 4 und die Lösung lautet x=6.<br />

- mit dem Taschenrechner<br />

3 x =10<br />

Hier besteht keine Chance, rechts und links auf die gle<strong>ich</strong>e Basis zu kommen. Gibt es eine Mögl<strong>ich</strong>keit, den<br />

Exponenten 'nach unten' zu bekommen? Ja, <strong>das</strong> kann der Logarithmus.<br />

a z =b ⇔ z= logb a<br />

weil b=a log b a<br />

und damit lautet die Gle<strong>ich</strong>ung a z =a log b a<br />

Weil im Beispiel die Basis 3 lautet, muss der Dreier-Logarithmus gewählt werden. Wir können so denken:<br />

3 x = 10 | 3 log auf beiden Seiten anwenden<br />

x =<br />

3log10<br />

Leider können die meisten Taschenrechner diesen Logarithmus n<strong>ich</strong>t berechnen. Sie beherrschen nur den<br />

natürl<strong>ich</strong>en Logarithmus zur Basis e und den dekadischen zur Basis 10. Das kann uns aber n<strong>ich</strong>t erschüttern,<br />

da wir wissen, wie man einen Basiswechsel durchführt. Um einen Logarithmus zur Basis a auf den natürl<strong>ich</strong>en<br />

zurückzuführen, erinnert man s<strong>ich</strong> an<br />

log x<br />

a<br />

= ln x<br />

ln a<br />

weil a = e ln a , x = a log x a<br />

= e ln a log x a<br />

ln a⋅ alog x<br />

= e<br />

und x = e ln x<br />

in unserem Beispiel lautet die Rechnung demnach ln(10)/ln(3), und <strong>das</strong> ergibt 2.096 als Lösung.<br />

Noch ein Beispiel (Wahrscheinl<strong>ich</strong>keitsrechnung)<br />

0.99 n = 0.2 | 0.99 log auf beiden Seiten anwenden<br />

n =<br />

0.99<br />

log 0.2 | log umwandeln<br />

ln 0.2<br />

n =<br />

ln 0.99 ≃ 160.14<br />

Probe durchführen hilft gegen Uns<strong>ich</strong>erheit. 0.99 hoch 160.14 ist tatsächl<strong>ich</strong> fast 0.2<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 11


Und wie geht <strong>das</strong> mit dem Computer?<br />

Ich zeige Dir die nötigen Anweisungen für <strong>das</strong> Programm Maxima. Es ist ein bewährtes Hilfsmittel für höhere<br />

Mathematik, auch an der Uni im Einsatz, für Windows, Mac, Linux verfügbar. Außerdem gratis im Internet zu<br />

bekommen. Für Windows ist die Version wxMaxima bestens geeignet: http://wxmaxima.sf.net<br />

2(a+4) = 17-a<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

solve([2*(a+4) = 17-a], [a]);<br />

[a=3]<br />

3a – b + 2c - 2d = 11<br />

4a + 2b - 2c + d = 19<br />

5a + b + c - d = 24<br />

3a + 2c + 3d = 19<br />

Eingabe linsolve([3*a-b+2*c-2*d = 11, 4*a+2*b-2*c+d = 19,<br />

5*a+b+c-d = 24, 3*a+2*c+3*d = 19], [a,b,c,d]);<br />

Ausgabe<br />

[a=4,b=3,c=2,d=1]<br />

x 2 - 8x = -7<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

solve([x^2 - 8*x = -7], [x]);<br />

[x=1,x=7]<br />

x 3 – x 2 - 5x + 6 = 0<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

solve([x^3-x^2-5*x+6 = 0], [x]);<br />

[x=-(sqrt(13)+1)/2,x=(sqrt(13)-1)/2,x=2]<br />

x 4 - 5x 2 - 36 = 0<br />

Eingabe solve([x^4 - 5*x^2 - 36 = 0], [x]);<br />

Ausgabe [x=-2*%i,x=2*%i,x=-3,x=3]<br />

x 6 + 7x 3 - 8 = 0<br />

Eingabe solve([x^6 + 7*x^3 - 8 = 0], [x]);<br />

Ausgabe<br />

[x=1-sqrt(3)*%i,<br />

x=sqrt(3)*%i+1,<br />

x=-2,<br />

x=(sqrt(3)*%i-1)/2,<br />

x=-(sqrt(3)*%i+1)/2,<br />

x=1]<br />

Maxima kennt s<strong>ich</strong> auch mit komplexen Zahlen (imaginäre Einheit %i) aus. Falls die Lösung nur in den reellen<br />

Zahlen gefragt ist, gelten klarerweise nur 2 der komplexen Lösungen.<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 12


x 2 - y 2 - 14x +3y = 20<br />

x 2 + y 2 + 3x – y = 5<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

algsys([x^2-y^2-14*x+3*y = 20, x^2+y^2+3*x-y = 5], [x,y]);<br />

[[x=-1.352179836512262,y=3.234620418848168],<br />

[x=-1.968135593220339,y=-2.198304813689429],<br />

[x=0.93211261436947*%i+7.160157792648686,y=1.481842169806749-<br />

8.221527419775349*%i],<br />

[x=7.160157792648686-0.93211261436947*%i,y=8.221527419775352*%i+<br />

1.481842169806746]]<br />

x – 2y = 5<br />

x - y - z = 4<br />

Eingabe<br />

linsolve([x-2*y = 5, x-y-z = 4], [x,y,z]);<br />

Ausgabe [x=2*%r1+3,y=%r1-1,z=%r1]<br />

%r1 steht für einen Freiheitsgrad, d.h. Einen freien Parameter<br />

x−2 = 4<br />

Eingabe<br />

Ausgabe<br />

solve([(x-2)^(1/2) = 4], [x]);<br />

[x=18]<br />

Nun noch die 'unlösbare' Gle<strong>ich</strong>ung:<br />

4 x−2 = 4 2x−1<br />

Eingabe<br />

solve([4*sqrt(x-2) = 4*sqrt(2*x-1)], [x]);<br />

Ausgabe [sqrt(2*x-1)=sqrt(x-2)]<br />

Das Programm zeigt die bestmögl<strong>ich</strong> vereinfachte Gle<strong>ich</strong>ung. Weiter geht es in den reellen Zahlen n<strong>ich</strong>t korrekt<br />

zu rechnen.<br />

Du siehst: <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> zu lösen ist auch für Computer ein Kinderspiel....<br />

<strong>HIB</strong> <strong>Wie</strong>n --- <strong>Gle<strong>ich</strong>ungen</strong> lösen v0.98 urban 1/2011 S. 13

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