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2 — Lehre heilpädagogik aktuell — Frühjahr 2013<br />

An den Schnittstellen von<br />

Medizin und Logopädie<br />

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in den pädagogisch-therapeutischen<br />

Berufen wichtig. Die <strong>HfH</strong> pflegt einen engen Austausch mit Medizinern.<br />

Prof. Dr. Urs Strasser<br />

ist Rektor der Interkantonalen<br />

Hochschule für Heilpädagogik<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser<br />

«Zunahme der Sonderschüler<br />

um 60 bis 100%», schrieben einige<br />

Medien Ende 2012, das heisst<br />

konkret geht es um ein bis zwei<br />

Kinder in einem Schulhaus mit<br />

z. B. sechs Klassen und insgesamt<br />

100 Schülern.<br />

Wie ist diese Entwicklung zu<br />

erklären? Die Regelschule integriert<br />

derzeit viele Schüler, die früher<br />

in Kleinklassen gefördert wurden.<br />

Dies erfordert stoffliche Anpassungen,<br />

Ab sprachen unter den<br />

Lehr personen, vermehrte Beachtung<br />

und zusätzliche Kon takte<br />

zu Eltern und Fachstellen und<br />

bedeutet Mehraufwand. Kleine<br />

Pensen der Fachkräfte führen<br />

zu zahlreichen Schnitt stellen,<br />

erst recht, wenn im Team unterrichtet<br />

wird.<br />

Gerne wird dazu mehr Support<br />

in Anspruch genommen. Man<br />

erhält ihn, wenn mehr Schüler als<br />

«behindert» deklariert werden,<br />

obwohl sie nicht voll als solche<br />

gelten.<br />

Der Kanton Zürich wird nun<br />

einen Schulversuch starten: Mit<br />

1,5 Lehrstellen pro Primarklasse<br />

oder Kindergarten, inklusive<br />

Spezialangeboten, Sonderschulung<br />

und auch teilweise Therapie.<br />

Schulische Heilpädagogen und<br />

Heilpädagoginnen können<br />

innerhalb eines Klassenteams eine<br />

Funktion im Regelunterricht<br />

übernehmen und / oder heilpädagogische<br />

Kompetenzen beratend<br />

einbringen. An dem Schul versuch<br />

«Fokus: Starke Lernbeziehungen»<br />

sind inzwischen auch andere<br />

Kantone interessiert.<br />

Wir halten diesen Schritt der<br />

Bildungsdirektion für richtig, und<br />

möchten aber dafür Sorge tragen,<br />

dass Schüler mit Förder bedarf nicht<br />

untergehen und (heil-)pädagogisches<br />

Handeln optimal umgesetzt<br />

werden kann!<br />

Mit herzlichen Grüssen<br />

Urs Strasser<br />

Rektor<br />

Während der Logopädie-Therapie.<br />

Sabine Hüttche<br />

Logopädische Fachpersonen arbeiten mit<br />

Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, sie<br />

führen diagnostische, präventive, fördernde<br />

und therapeutische Massnahmen bezüglich<br />

der Sprachlichkeit, der Stimme und der<br />

Schluckfunktion durch. Je nach Problemstellung<br />

sind unterschiedliche Settings, wie z. B.<br />

Einzeltherapie, integrative Formen oder<br />

Gruppentherapie erforderlich. Kooperation,<br />

Beratung, Dokumentation, Evaluation und<br />

Gutachten spielen eine wichtige Rolle im<br />

Tätigkeitsbereich. Ziel jeder logopädischen<br />

Therapie ist eine ganzheitliche Förderung<br />

der Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Die Logopädie zählt in der Schweiz zum<br />

Bildungssystem, arbeitet aber eng mit Professionen<br />

des Gesundheitswesens zusammen.<br />

Neben Pädagogik, Psychologie, Sprachwissenschaften,<br />

Rechtskunde und Wissenschaftsmethodologie<br />

ist daher Medizin ein<br />

sehr wichtiger Ausbildungsbereich im Studium<br />

an der Interkantonalen Hochschule für<br />

Heilpädagogik.<br />

Prävention als wichtiges Tätigkeitsfeld<br />

Die Logopädie befindet sich im Umbruch.<br />

Die <strong>HfH</strong>-Dozenten Jürgen Steiner und<br />

Wolfgang G. Braun beschreiben die Prävention<br />

als eines der interessantesten neuen<br />

Aufgabenfelder: «Als Massnahme unterstützt<br />

die Logopädie zeitlich befristet Menschen in<br />

ihrer sprachlich-stimmlichen Entwicklung,<br />

bearbeitet Risiken und Probleme und sensibilisiert<br />

sowie aktiviert Ressourcen und<br />

Schutzfaktoren.» (W. Braun und J. Steiner,<br />

2012, Prävention und Gesundheitsförderung<br />

in der Sprachentwicklung, München: Reinhardt-Verlag,<br />

S. 17).<br />

Angehende Logopädinnen lernen an der<br />

<strong>HfH</strong> in verschiedenen Modulen die Risiken<br />

der Gesamt- und der Sprachentwicklung<br />

kennen. Im Modul «Medizin» erwerben sie<br />

grundlegende Kenntnisse zur Funktion und<br />

zum Zusammenspiel von Organen und Organsystemen<br />

sowie ein Grundverständnis für<br />

Pathologie und medizinische Fachausdrücke.<br />

Aspekte der Sprachlichkeit werden in den<br />

Gesamtkontext Gesundheit, dem Zusammenspiel<br />

von individuellen und kontextbedingten<br />

Risiko- und Schutzfaktoren, gestellt.<br />

Die Ausbildung an der <strong>HfH</strong> ist dabei<br />

eng mit medizinischen Institutionen wie z. B.<br />

dem Kinderspital und dem Universitätsspital<br />

Zürich vernetzt. Dozierende der <strong>HfH</strong> strukturieren<br />

Praktika gemeinsam mit Ärzten und<br />

Kolleginnen in der Logopädie.<br />

PD Dr. med. Oskar Jenni, Leiter der Entwicklungspädiatrie<br />

des Kinderspitals Zürich,<br />

engagiert sich auch als Lehrbeauftragter an<br />

der <strong>HfH</strong>. Im Modul «Prävention» vermittelt<br />

er mit Kollegen aus anderen Professionen<br />

präventiv-logopädische Massnahmen bei<br />

Logopädie und<br />

Prävention<br />

An der Tagung am 20. September<br />

2013 positioniert sich die Logopädie<br />

als kompetente Anbieterin und<br />

Partnerin in der Frühförderung.<br />

Informationen sind ab Ende März<br />

unter hfh.ch/tagungen zu finden.<br />

Empfehlenswert bei Fragen<br />

zur Prävention ist auch die Website:<br />

www.logopaedieundpraeventionhfh.ch.<br />

Das genannte Buch mit DVD<br />

aus dem Reinhardt-Verlag enthält<br />

Checklisten, Links und Literaturempfehlungen.<br />

Vor kurzem ist die DVD<br />

«Logopädie in der Klasse» in der<br />

<strong>HfH</strong>-Reihe erschienen, sie ist über<br />

www.hfh.ch/shop erhältlich.<br />

Thomas Burla (Foto)<br />

Risiken in der frühen Kindheit und der gesamten<br />

Lebensspanne. Noch spezialisierter<br />

wird Prävention im Modul «Logopädie im<br />

Frühbereich» bearbeitet. Frühförderung ist<br />

ein wichtiges Anliegen der Sonderpädagogikkonzepte<br />

der Kantone. Die <strong>HfH</strong> setzt<br />

diesen wichtigen Auftrag in der Ausbildung<br />

und Forschung um.<br />

Verhältnis Pädiatrie und Logopädie<br />

PD Dr. med. Oskar Jenni betont die grosse<br />

Bedeutung der Zusammenarbeit von Logopäden<br />

und Kinderärztinnen. Risiken, Verzögerungen<br />

oder Störungen im Spracherwerb<br />

beobachtet der Kinderarzt in regulären Vorsorgeuntersuchungen.<br />

Gegebenenfalls wird<br />

er den Rat der Logopädin einholen, die eine<br />

differenzierte Abklärung und Elternberatung<br />

vornimmt. Gemeinsam entscheiden dann<br />

Arzt und Logopädin, ob eine Therapie indiziert<br />

ist. Der richtige Zeitpunkt ist dabei wesentlich:<br />

Frühe Erfassung und frühe Massnahmen<br />

verhindern Fehlentwicklungen.<br />

«Früh Chancen nutzen – Logopädie bei<br />

Kindern im Vorschulbereich» ist auch der<br />

Titel einer wichtigen Tagung im September<br />

2013 in Zürich. Die Veranstaltung wird von<br />

der <strong>HfH</strong> in Kooperation mit dem Kinderspital<br />

Zürich geplant und durchgeführt.<br />

Hilda Geissmann, Mitorganisatorin und Leiterin<br />

der Abteilung Logopädie-Pädaudiologie<br />

am Kinderspital Zürich, ist der Meinung,<br />

dass Kinder gerade in einem frühen Alter vor<br />

Schulbeginn von einer guten Zusammenarbeit<br />

zwischen Entwicklungspädiatern, Kinderärztinnen,<br />

Erziehern, Logopädinnen und<br />

Eltern profitieren und sich so ungünstige<br />

Entwicklungen verhindern lassen: «Es ist ein<br />

wichtiges Ziel der Tagung, neben neuen Erkenntnissen<br />

zu Diagnostik und Therapie<br />

auch die Kooperation und den Austausch<br />

zwischen Professionen des Bildungs- und<br />

des Gesundheitssystems zu fördern.»

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