PDF, 4.4 Mb - HfH
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Interkantonale Hochschule<br />
für Heilpädagogik<br />
Ausgabe 8 — Frühjahr 2013<br />
heilpädagogik aktuell<br />
Magazin der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik<br />
Unterricht im Kinderspital Zürich: Die Schulische Heilpädagogin und Spitallehrerin Christine Walser lernt mit einer Schülerin. <br />
Thomas Burla (Foto)<br />
Spitalschule – Schule im Ausnahmezustand?<br />
Der Weg vom ersten Lernangebot in einem orthopädischen Institut zur heutigen Spitalschule. Die moderne<br />
Spitalpädagogik hat umfassende Aufgaben zu bewältigen, denn jedes Kind hat Anspruch auf Unterricht.<br />
Thema:<br />
Lernen im Spital<br />
Lehre<br />
An den Schnittstellen<br />
von Medizin und Logopädie 2<br />
Von Sabine Hüttche<br />
Chronisch kranke Kinder 3<br />
Von Christine Walser<br />
Reportage<br />
Im Spital ist die Schule<br />
ein Dürfen, kein Müssen 4<br />
Von Christine Loriol<br />
Masterarbeit<br />
Beim Coping half<br />
vor allem die Familie 6<br />
Von Lars Mohr<br />
Im Interview<br />
Regierungsrätin<br />
Heidi Hanselmann (SG) 7<br />
Von Sabine Hüttche<br />
Aktuelles<br />
Weiterbildung und Agenda 8<br />
Prof. Dr. Susanne Schriber<br />
Drei historische Wurzeln belegen die Vielfalt<br />
der gegenwärtigen Spitalpädagogik. Die<br />
ersten Ansätze zeigten sich in Orbe (VD) im<br />
Jahr 1780.<br />
Vom Orthopädischen Institut zur Schule<br />
in der Rehabilitationsklinik: Mit Stolz dürfen<br />
wir auf den Schweizer Arzt Jean-André<br />
Venel (1740–1791) verweisen, der als erster<br />
Begründer eines «Hospitals für Orthopädie»<br />
gilt. Im Spital waren zwei Lehrer für den Unterricht<br />
zuständig. Die langen Liegezeiten<br />
sollten für Bildung genutzt werden und von<br />
den Leiden «ablenken». Venel gilt damit als<br />
Pionier eines auch die (Heil-)pädagogik umfassenden<br />
ganzheitlichen Rehabilitationskonzeptes.<br />
Dieses Konzept erkennen wir aktuell<br />
im Rehabilitationszentrum für Kinder und<br />
Jugendliche in Affoltern am Albis wieder.<br />
Von der Beobachtungsstation zur Klinikschule:<br />
Bereits 1917 wurde durch Pro Juventute<br />
eine Beobachtungsstation in der Nähe<br />
der psychiatrischen Klinik Burghölzli Zürich<br />
eröffnet als Antwort auf die zunehmende<br />
Zahl hilfsbedürftiger Kinder und Jugendlicher<br />
während der Zeit des ersten Weltkrieges<br />
( Jugendfürsorge). Gleichzeitig wies die<br />
Klinik darauf hin, dass es unangemessen sei,<br />
psychisch beeinträchtigte Kinder und Jugendliche<br />
zusammen mit Erwachsenen zu<br />
behandeln. So wurde 1921 die «Kantonale<br />
Kinderbeobachtungsstation Stephansburg»<br />
in Zürich eröffnet. Leiter war der mit dem<br />
damaligen Heilpädagogischen Seminar Zürich<br />
durch Lehre eng verbundene Kinderpsychiater<br />
Jakob Lutz (1903–1998). Unterdessen<br />
gibt es im Kanton Zürich mehrere Klinikschulen<br />
für Kinder und Jugendliche, die<br />
eine schwere psychische bzw. psychosomatische<br />
Krisensituation erleben.<br />
Von der Erzieherischen Unterhaltung<br />
zur Spitalschule: 1874 nahm in Zürich das<br />
Kinderspital (Eleonorenstiftung) seinen Betrieb<br />
auf. Von Beginn an veranlasste das<br />
«Damen komitee», dass die Kinder wenigstens<br />
einmal pro Woche «erzieherische Unterhaltung»<br />
erhielten. Handarbeiten, Singen<br />
und Geschichten sollten den Kindern in<br />
entbehrungsreichen Zeiten Abwechslung<br />
bringen. Ab 1889 erteilten Lehrpersonen den<br />
Kindern auch Unterricht. Erziehungsrat<br />
Heinrich Näf (1830–1888) persönlich fand<br />
sich dazu im Spital ein. 1959 wird die erste<br />
Lehrstelle geschaffen, weitere folgten. 1978<br />
wird eine Schulleitung bestellt. Dies kann als<br />
Geburtsstunde der eigentlichen Spitalschule<br />
des Kinderspitals Zürich verstanden werden.<br />
Schultypen und Aufgaben<br />
Für alle drei Schultypen, die als Sonderschulen<br />
anerkannt sind, gilt: Spitalschulen decken<br />
sehr wichtige Aufgaben ab. Erstens die Sicherung<br />
des Anschlusses im Schulstoff während<br />
der Hospitalisierungszeiten, zweitens die<br />
Unterstützung bei der Re-Integration in die<br />
Herkunfts-Schulsysteme bzw. die Vermittlung<br />
neuer Schullösungen, drittens die Aufklärungs-<br />
und Beratungsarbeit in den Schulen<br />
und Familien und schliesslich viertens die<br />
Unterstützung im äusseren und inneren<br />
Umgang mit dem Krank-Sein und dem Erleben<br />
der Spitalzeit.<br />
Das sind anspruchsvolle Aufgaben, deren<br />
professionelle Einlösung wir Kindern mit<br />
schweren körperlichen und psychischen<br />
Krankheiten schuldig sind. Es braucht dafür<br />
qualifizierte, auch heilpädagogisch ausgebildete<br />
Lehrpersonen. Ausbildungen für Heilpädagogik<br />
sind dazu aufgerufen, Spitalschulen<br />
in Lehre und Forschung wahrzunehmen.<br />
Die vorliegende Ausgabe «heilpädagogik<br />
aktuell» verdeutlicht: Kinder im Spital sind<br />
im «Ausnahmezustand»; Schule im Spital jedoch<br />
ist Regelfall und dabei auch Gegenstand<br />
der Heilpädagogik.<br />
Prof. Dr. Susanne Schriber leitet an der<br />
Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik<br />
den Bereich Pädagogik bei Körper- und<br />
Mehrfachbehinderungen im Masterstudiengang<br />
Sonderpädagogik, Vertiefungsrichtung<br />
Schulische Heilpädagogik.
2 — Lehre heilpädagogik aktuell — Frühjahr 2013<br />
An den Schnittstellen von<br />
Medizin und Logopädie<br />
Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in den pädagogisch-therapeutischen<br />
Berufen wichtig. Die <strong>HfH</strong> pflegt einen engen Austausch mit Medizinern.<br />
Prof. Dr. Urs Strasser<br />
ist Rektor der Interkantonalen<br />
Hochschule für Heilpädagogik<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser<br />
«Zunahme der Sonderschüler<br />
um 60 bis 100%», schrieben einige<br />
Medien Ende 2012, das heisst<br />
konkret geht es um ein bis zwei<br />
Kinder in einem Schulhaus mit<br />
z. B. sechs Klassen und insgesamt<br />
100 Schülern.<br />
Wie ist diese Entwicklung zu<br />
erklären? Die Regelschule integriert<br />
derzeit viele Schüler, die früher<br />
in Kleinklassen gefördert wurden.<br />
Dies erfordert stoffliche Anpassungen,<br />
Ab sprachen unter den<br />
Lehr personen, vermehrte Beachtung<br />
und zusätzliche Kon takte<br />
zu Eltern und Fachstellen und<br />
bedeutet Mehraufwand. Kleine<br />
Pensen der Fachkräfte führen<br />
zu zahlreichen Schnitt stellen,<br />
erst recht, wenn im Team unterrichtet<br />
wird.<br />
Gerne wird dazu mehr Support<br />
in Anspruch genommen. Man<br />
erhält ihn, wenn mehr Schüler als<br />
«behindert» deklariert werden,<br />
obwohl sie nicht voll als solche<br />
gelten.<br />
Der Kanton Zürich wird nun<br />
einen Schulversuch starten: Mit<br />
1,5 Lehrstellen pro Primarklasse<br />
oder Kindergarten, inklusive<br />
Spezialangeboten, Sonderschulung<br />
und auch teilweise Therapie.<br />
Schulische Heilpädagogen und<br />
Heilpädagoginnen können<br />
innerhalb eines Klassenteams eine<br />
Funktion im Regelunterricht<br />
übernehmen und / oder heilpädagogische<br />
Kompetenzen beratend<br />
einbringen. An dem Schul versuch<br />
«Fokus: Starke Lernbeziehungen»<br />
sind inzwischen auch andere<br />
Kantone interessiert.<br />
Wir halten diesen Schritt der<br />
Bildungsdirektion für richtig, und<br />
möchten aber dafür Sorge tragen,<br />
dass Schüler mit Förder bedarf nicht<br />
untergehen und (heil-)pädagogisches<br />
Handeln optimal umgesetzt<br />
werden kann!<br />
Mit herzlichen Grüssen<br />
Urs Strasser<br />
Rektor<br />
Während der Logopädie-Therapie.<br />
Sabine Hüttche<br />
Logopädische Fachpersonen arbeiten mit<br />
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, sie<br />
führen diagnostische, präventive, fördernde<br />
und therapeutische Massnahmen bezüglich<br />
der Sprachlichkeit, der Stimme und der<br />
Schluckfunktion durch. Je nach Problemstellung<br />
sind unterschiedliche Settings, wie z. B.<br />
Einzeltherapie, integrative Formen oder<br />
Gruppentherapie erforderlich. Kooperation,<br />
Beratung, Dokumentation, Evaluation und<br />
Gutachten spielen eine wichtige Rolle im<br />
Tätigkeitsbereich. Ziel jeder logopädischen<br />
Therapie ist eine ganzheitliche Förderung<br />
der Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Die Logopädie zählt in der Schweiz zum<br />
Bildungssystem, arbeitet aber eng mit Professionen<br />
des Gesundheitswesens zusammen.<br />
Neben Pädagogik, Psychologie, Sprachwissenschaften,<br />
Rechtskunde und Wissenschaftsmethodologie<br />
ist daher Medizin ein<br />
sehr wichtiger Ausbildungsbereich im Studium<br />
an der Interkantonalen Hochschule für<br />
Heilpädagogik.<br />
Prävention als wichtiges Tätigkeitsfeld<br />
Die Logopädie befindet sich im Umbruch.<br />
Die <strong>HfH</strong>-Dozenten Jürgen Steiner und<br />
Wolfgang G. Braun beschreiben die Prävention<br />
als eines der interessantesten neuen<br />
Aufgabenfelder: «Als Massnahme unterstützt<br />
die Logopädie zeitlich befristet Menschen in<br />
ihrer sprachlich-stimmlichen Entwicklung,<br />
bearbeitet Risiken und Probleme und sensibilisiert<br />
sowie aktiviert Ressourcen und<br />
Schutzfaktoren.» (W. Braun und J. Steiner,<br />
2012, Prävention und Gesundheitsförderung<br />
in der Sprachentwicklung, München: Reinhardt-Verlag,<br />
S. 17).<br />
Angehende Logopädinnen lernen an der<br />
<strong>HfH</strong> in verschiedenen Modulen die Risiken<br />
der Gesamt- und der Sprachentwicklung<br />
kennen. Im Modul «Medizin» erwerben sie<br />
grundlegende Kenntnisse zur Funktion und<br />
zum Zusammenspiel von Organen und Organsystemen<br />
sowie ein Grundverständnis für<br />
Pathologie und medizinische Fachausdrücke.<br />
Aspekte der Sprachlichkeit werden in den<br />
Gesamtkontext Gesundheit, dem Zusammenspiel<br />
von individuellen und kontextbedingten<br />
Risiko- und Schutzfaktoren, gestellt.<br />
Die Ausbildung an der <strong>HfH</strong> ist dabei<br />
eng mit medizinischen Institutionen wie z. B.<br />
dem Kinderspital und dem Universitätsspital<br />
Zürich vernetzt. Dozierende der <strong>HfH</strong> strukturieren<br />
Praktika gemeinsam mit Ärzten und<br />
Kolleginnen in der Logopädie.<br />
PD Dr. med. Oskar Jenni, Leiter der Entwicklungspädiatrie<br />
des Kinderspitals Zürich,<br />
engagiert sich auch als Lehrbeauftragter an<br />
der <strong>HfH</strong>. Im Modul «Prävention» vermittelt<br />
er mit Kollegen aus anderen Professionen<br />
präventiv-logopädische Massnahmen bei<br />
Logopädie und<br />
Prävention<br />
An der Tagung am 20. September<br />
2013 positioniert sich die Logopädie<br />
als kompetente Anbieterin und<br />
Partnerin in der Frühförderung.<br />
Informationen sind ab Ende März<br />
unter hfh.ch/tagungen zu finden.<br />
Empfehlenswert bei Fragen<br />
zur Prävention ist auch die Website:<br />
www.logopaedieundpraeventionhfh.ch.<br />
Das genannte Buch mit DVD<br />
aus dem Reinhardt-Verlag enthält<br />
Checklisten, Links und Literaturempfehlungen.<br />
Vor kurzem ist die DVD<br />
«Logopädie in der Klasse» in der<br />
<strong>HfH</strong>-Reihe erschienen, sie ist über<br />
www.hfh.ch/shop erhältlich.<br />
Thomas Burla (Foto)<br />
Risiken in der frühen Kindheit und der gesamten<br />
Lebensspanne. Noch spezialisierter<br />
wird Prävention im Modul «Logopädie im<br />
Frühbereich» bearbeitet. Frühförderung ist<br />
ein wichtiges Anliegen der Sonderpädagogikkonzepte<br />
der Kantone. Die <strong>HfH</strong> setzt<br />
diesen wichtigen Auftrag in der Ausbildung<br />
und Forschung um.<br />
Verhältnis Pädiatrie und Logopädie<br />
PD Dr. med. Oskar Jenni betont die grosse<br />
Bedeutung der Zusammenarbeit von Logopäden<br />
und Kinderärztinnen. Risiken, Verzögerungen<br />
oder Störungen im Spracherwerb<br />
beobachtet der Kinderarzt in regulären Vorsorgeuntersuchungen.<br />
Gegebenenfalls wird<br />
er den Rat der Logopädin einholen, die eine<br />
differenzierte Abklärung und Elternberatung<br />
vornimmt. Gemeinsam entscheiden dann<br />
Arzt und Logopädin, ob eine Therapie indiziert<br />
ist. Der richtige Zeitpunkt ist dabei wesentlich:<br />
Frühe Erfassung und frühe Massnahmen<br />
verhindern Fehlentwicklungen.<br />
«Früh Chancen nutzen – Logopädie bei<br />
Kindern im Vorschulbereich» ist auch der<br />
Titel einer wichtigen Tagung im September<br />
2013 in Zürich. Die Veranstaltung wird von<br />
der <strong>HfH</strong> in Kooperation mit dem Kinderspital<br />
Zürich geplant und durchgeführt.<br />
Hilda Geissmann, Mitorganisatorin und Leiterin<br />
der Abteilung Logopädie-Pädaudiologie<br />
am Kinderspital Zürich, ist der Meinung,<br />
dass Kinder gerade in einem frühen Alter vor<br />
Schulbeginn von einer guten Zusammenarbeit<br />
zwischen Entwicklungspädiatern, Kinderärztinnen,<br />
Erziehern, Logopädinnen und<br />
Eltern profitieren und sich so ungünstige<br />
Entwicklungen verhindern lassen: «Es ist ein<br />
wichtiges Ziel der Tagung, neben neuen Erkenntnissen<br />
zu Diagnostik und Therapie<br />
auch die Kooperation und den Austausch<br />
zwischen Professionen des Bildungs- und<br />
des Gesundheitssystems zu fördern.»
heilpädagogik aktuell — Frühjahr 2013 Lehre — 3<br />
Neue <strong>HfH</strong>-<br />
Publikationen<br />
Für Fachpersonen, die sich mit<br />
integrierenden Schulungsformen befassen,<br />
hat die <strong>HfH</strong> neue Materialien<br />
auf den Markt gebracht:<br />
Im Spitalkindergarten des Kinderspitals Zürich: Puppenspiel zur Verarbeitung von Spitalerlebnissen. <br />
Thomas Burla (Foto)<br />
Christine Walser<br />
Chronisch kranke Kinder<br />
Die steigende Anzahl von betroffenen Kindern und Jugendlichen<br />
stellt die Schweizer Bildungslandschaft vor neue Herausforderungen.<br />
Sind chronische Krankheiten auch ein Thema für die Heilpädagogik?<br />
«Bist Du wirklich eine richtige Lehrerin?»,<br />
fragt die achtjährige Patientin im Spitalbett<br />
ungläubig. Der Zweifel ist berechtigt, denn<br />
welche Lehrerin kommt ans Bett der Patientin<br />
für die Schulstunde, die zudem noch von<br />
einer Blutentnahme und einer ärztlichen<br />
Visite unterbrochen und von einer Ultraschall-Untersuchung<br />
abgelöst wird? Welche<br />
«richtige» Lehrerin lässt es zu, dass ein Schüler<br />
während der Schulstunde einschläft, weil<br />
er sich beim Vorlesen einer Geschichte trotz<br />
der Schmerzen endlich entspannen kann?<br />
Pädagogik bei Krankheit ist nicht nur für<br />
die kleinen Patienten und Patientinnen etwas<br />
Exotisches. Auch in der Bildungslandschaft<br />
Schweiz wird wenig wahrgenommen, dass<br />
die steigende Anzahl der chronisch oder<br />
schwer kranken oder verletzten Kinder und<br />
Jugendlichen eine neue Herausforderung<br />
darstellt. Aufgrund von Statistiken geht man<br />
heute von rund 12 bis 15 % aller Schulkinder<br />
aus. Dank Spitzenmedizin überleben viele<br />
Kinder, die früher gestorben wären, sie führen<br />
ein Leben mit gesundheitlichen Einschränkungen.<br />
Oft sieht man die Erkrankung<br />
nicht auf den ersten Blick und vergisst, was<br />
diese Kinder während gesundheitlich stabileren<br />
Phasen alles leisten. Sie müssen nicht<br />
nur verpasste Lern-, sondern auch Lebenszeit<br />
aufholen.<br />
Ausbildungsmöglichkeiten<br />
In den Spitalschulen (in somatischen Kinderspitälern)<br />
und Klinikschulen (in kinder- und<br />
jugendpsychiatrischen und -psychosomatischen<br />
Kliniken) arbeiten zunehmend Primarund<br />
Sekundarlehrpersonen mit heilpädagogischem<br />
Master-Abschluss. Das krankenpädagogische<br />
Fachwissen eignen sie sich am<br />
Arbeitsort an, denn an den meisten Ausbildungsinstitutionen<br />
sind chronische Krankheiten<br />
(noch) kein Thema. Die Interkantonale<br />
Hochschule für Heilpädagogik bietet allerdings<br />
im Studiengang Sonderpädagogik<br />
innerhalb des Moduls «Pädagogik für Körper-<br />
Gesetzgebung<br />
unzureichend<br />
Seit der Einführung des Neuen<br />
Finanzausgleichs und der Fallpauschalen<br />
ist die Finanzierung vieler<br />
Spital schulen schwieriger geworden,<br />
der Handlungsbedarf ist allerdings<br />
erkannt. Viele kürzere Schulabsenzen<br />
aufzufangen, ist fast unmöglich, da<br />
Nachhilfe im Zuge der integrativen<br />
Förderung meist abgeschafft worden<br />
ist. Einzelunterricht wird mangels<br />
gesetzlicher Regelungen in den<br />
Kantonen sehr unterschiedlich und<br />
willkürlich umgesetzt. Manchmal<br />
stellen auch der Schulweg oder<br />
fehlende Lifte in Schulhäusern<br />
unüberwindbare Hindernisse dar.<br />
und Mehrfachbehinderte» eine Lehrveranstaltung<br />
zu diesem Thema an. In diesem<br />
Modul lernen alle Studierenden der Schulischen<br />
Heilpädagogik und der Heilpädagogischen<br />
Früherziehung grundlegende Aspekte<br />
von Körper- und Mehrfachbehinderungen,<br />
chronischen Krankheiten und deren Auswirkungen<br />
auf die Entwicklung und das Lernen<br />
sowie Unterstützungsformen und -angebote<br />
im schulischen Kontext kennen.<br />
Nicht alle chronisch kranken Schülerinnen<br />
und Schüler haben einen besonderen<br />
Förderbedarf, aber die Krankheit oder<br />
Komor biditäten können dazu führen. Viele<br />
dieser Kinder sind entwicklungsverzögert,<br />
weisen Sekundärfolgen der Krankheit, der<br />
chronischen Stressbelastung und / oder Nebenwirkungen<br />
der Behandlungen auf, wie<br />
beispielsweise Konzentrations- und Angststörungen,<br />
motorische und psychische Auffälligkeiten,<br />
verminderte Handlungsperformance<br />
und Lernschwierigkeiten. Zahlreiche<br />
Schulabsenzen hinterlassen bei den Lerninhalten<br />
Lücken, die von Regellehrpersonen<br />
nicht mehr überblickt und aufgefangen werden<br />
können. In den Niederlanden entstanden<br />
vor einigen Jahren Kompetenzzentren<br />
für chronisch oder schwer kranke oder verunfallte<br />
Kinder und Jugendliche. Die dort<br />
angestellten Lehrpersonen unterrichten<br />
nicht nur, sondern gewährleisten auch eine<br />
langfristige Begleitung und Beratung der Betroffenen<br />
und ihrer Herkunftsschulen.<br />
Beratung und Information<br />
Die Spitalschule des Kinderspitals Zürich hat<br />
ebenfalls einen Beratungsbedarf erkannt und<br />
führt seit über zehn Jahren Informationsnachmittage<br />
für Lehrpersonen von krebsund<br />
nierenkranken Schülerinnen und Schülern<br />
durch. Gut informierte Lehrpersonen<br />
der Herkunftsschule und Mitschülerinnen<br />
und -schüler bewahren die chronisch Kranken<br />
vor Ausgrenzung wegen ihrer verminderten<br />
Grösse und ihres veränderten Aussehens<br />
aufgrund von Narben und Nebenwirkungen<br />
der Behandlungen.<br />
«Du bist doch keine richtige Lehrerin«,<br />
ist das Fazit der achtjährigen Schülerin nach<br />
einigen Tagen Schulunterricht im Krankenzimmer,<br />
«denn Du bist nicht so streng.» Diese<br />
Aussage erstaunt, denn Spitallehrer und Spitallehrerinnen<br />
verlangen viel. In einer Stunde<br />
müssen – wenn es der Gesundheitszustand<br />
erlaubt – faktisch die Hauptfächer eines<br />
Schultages aufgearbeitet werden. Selbstverständlich<br />
wird aber auf eine perfekte Passung<br />
der Lerninhalte geachtet und auf den Ressourcen<br />
der Schüler und Schülerinnen aufgebaut,<br />
damit sie positive Erfahrungen<br />
machen und trotz dieser verunsichernden<br />
Situation ihre Selbstwirksamkeitserwartung<br />
stärken können. Die Spitalschule schlägt<br />
damit eine Brücke zur Normalität.<br />
Die Schulische Heilpädagogin Christine<br />
Walser ist Lehrerin an der Spitalschule der<br />
Universitätskinderkliniken am Kinderspital<br />
Zürich und Lehrbeauftragte an der <strong>HfH</strong>. Bei<br />
«Hospital Organisation of Pedagogues in<br />
Europe» (www.hospitalteachers.eu) wirkt sie<br />
als Landesvertreterin der Schweiz mit.<br />
Ergebnisse eines <strong>HfH</strong>-Forschungsprojektes<br />
werden im Buch «Emotionales<br />
Erleben im Unterricht und<br />
schulbezogene Selbstbilder» präsentiert.<br />
Im Mittelpunkt stehen vergleichende<br />
Analysen von Lernenden<br />
in integrativen und separativen<br />
Schulformen. Neben bilanzierenden<br />
Selbst berichten zu emotionalen, sozialen<br />
und motivationalen Merkmalen<br />
werden erstmals vergleichende<br />
Resultate zum momentanen Befinden<br />
von Schülerinnen und Schülern<br />
aufgezeigt, die mittels der Experience<br />
Sampling Method im Unterricht erhoben<br />
wurden. Die Ergebnisse zeichnen<br />
ein differenziertes Bild vom aktuellen<br />
Erleben im Unterrichts alltag<br />
und von schulbezogenen Selbstbildern<br />
mit neuartigen Befunden.<br />
Das Buch von Martin Venetz, Rupert<br />
Tarnutzer, Carmen Zurbriggen und<br />
Waltraud Sempert ist unter Neuerscheinungen<br />
auf www.hfh.ch/shop<br />
für CHF 35 erhältlich.<br />
Die DVD «Logopädie in der Klasse –<br />
Möglichkeiten und Grenzen» von<br />
Steff Aellig und Susanne Kempe Preti<br />
gibt einen lebendigen Einblick in die<br />
Organisation und die Umsetzung<br />
von logopädischen Projekten im<br />
Schulalltag. Der Film basiert auf<br />
Inter views mit Fachpersonen und<br />
liefert einen wertvollen Diskussionsbeitrag<br />
zum Thema Logopädie und<br />
Integrative Schulung. Von der Praxis<br />
ausgehend eignet sich das Filmmaterial<br />
sehr gut für die Weiterbildung<br />
und Schulentwicklung. Die DVD<br />
kann ab sofort für CHF 25 über<br />
www.hfh.ch/shop bestellt werden.
4 — Reportage<br />
Im Spital ist die Schule<br />
Vom Recht auf Schule und der grossen Befriedigung der Lehrpersonen beim Unterrichten<br />
von kranken Kindern – eine Reportage im Kinderspital Zürich: im Rehabilitationszentrum,<br />
auf der Psychosomatisch-Psychiatrischen Therapiestation und im Akutspital.<br />
Christine Loriol (Text)<br />
Thomas Burla (Fotos)<br />
Drei Kinder sind an diesem Morgen da. Jedes<br />
sitzt an einem Pult, zusammen mit einer<br />
Frau, und arbeitet. Es ist ruhig, auch wenn<br />
gesprochen wird. Es sind zwei Schulzimmer,<br />
getrennt durch eine Faltwand, die an diesem<br />
Morgen offen steht: hell, freundlich, das übliche<br />
Interieur. Schulmaterial, Arbeiten von<br />
Kindern, ein Schreibtisch mit Computer für<br />
die Lehrerin. Das Aussergewöhnliche zeigt<br />
sich an der Pinnwand neben der Türe: Dort<br />
hängt der Stundenplan der aktuellen Woche.<br />
Ein Stundenplan pro Kind! Und darin stehen<br />
nicht nur Schulstunden, sondern auch Physiotherapie,<br />
Ergotherapie, Logopädie, Gehtraining,<br />
Sporttherapie, Neuropsychologie<br />
usw. – je nach dem.<br />
Das eine ist das Schulzimmer von Anita<br />
Dutler. Sie ist Klassenlehrerin Unterstufe im<br />
Rehabilitationszentrum des Kinderspitals<br />
Zürich in Affoltern am Albis, Primarlehrerin,<br />
Schulische Heilpädagogin (SHP) und seit<br />
16 Jahren hier tätig. Wie später ihre Kolleginnen<br />
im Akutspital und in der Psychosomatisch-Psychiatrischen<br />
Therapiestation sagt sie,<br />
für diese Art Lehrberuf sei eine Zusatzausbildung<br />
als Schulische Heilpädagogin von grossem<br />
Vorteil. Und wie ausnahmslos alle Kolleginnen<br />
betont sie, wie gross die Zufriedenheit<br />
bei dieser Art Arbeit mit den Kindern sei,<br />
getragen von einem starken Gefühl von Sinn.<br />
Grosse Wertschätzung der Schule<br />
Rund 50 Kinder und Jugendliche werden im<br />
Rehabilitationszentrum von Lehrpersonen,<br />
pädagogischen Mitarbeiterinnen und Praktikantinnen<br />
schulisch betreut. Als Teil des<br />
Rehabilitationsprogrammes wird der Schulunterricht<br />
individuell mit den verschiedenen<br />
Therapien abgestimmt. Deshalb werden von<br />
den Disponentinnen der Institution wöchentlich<br />
um 4’000 Termine für die unterschiedlichen<br />
Rehabilitationsaktivitäten der<br />
Schülerinnen und Schüler geplant.<br />
Unterrichtet werden Kinder bereits im<br />
Vorschulalter (bis Vierjährige in der heilpädagogischen<br />
Früherziehung), im Schulalter im<br />
Kindergarten und auf Unter-, Mittel- und<br />
Oberstufenniveau sowie in zwei heilpädagogischen<br />
Förderklassen. Alle Kinder haben<br />
einen individuell abgestimmten Förderplan,<br />
und es finden Absprachen mit der Herkunftsschule<br />
statt. Schulleiter Richard Kissling:<br />
«Auch Kinder im Spital oder in einem<br />
Rehabilitationsprozess haben ein Recht auf<br />
Schule.» Für sie kann die Schule auch das<br />
Highlight des Tages sein, eine Struktur, die<br />
sie trägt und die etwas Normalität in den<br />
Spitalalltag bringt. «Dann sind sie Schülerinnen<br />
und Schüler – und nicht primär Patienten»,<br />
sagt Richard Kissling. «Die Schule ist<br />
ein Ort, an dem es darum geht, was sie (noch)<br />
können und wie sie eigene Ressourcen zum<br />
Wiederaufbau von Fehlendem oder zu Kompensationsstrategien<br />
nutzen können.» Und<br />
die Schule ist auch der Ort, «an dem der<br />
Schmerz einmal Pause macht.»<br />
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
ist intensiv, die Wertschätzung der Schule im<br />
Rehabilitationszentrum sehr gross. «Wir haben<br />
Zugang zu allen Informationen und stehen<br />
in ständigem Austausch», sagt Klassenlehrerin<br />
Anita Dutler. Dies mache einen Teil<br />
ihrer beruflichen Zufriedenheit aus, «und<br />
In der Schule im Rehabilitationszentrum des Kinderspitals Zürich in Affoltern am Albis: Schüler mit Klassenlehrerin Anita Dutler.<br />
natürlich der Erfolg der Kinder! Man darf<br />
nicht vergessen, wie sehr die Kinder auch<br />
psychisch herausgefordert sind. Wenn ein<br />
Kind nach einem Unfall nicht mehr sprechen<br />
kann und fast daran verzweifelt, weil es<br />
weiss, dass es das einmal konnte, dann ist es<br />
schön und befreiend, wenn so ein Kind dann<br />
zum ersten Mal mit wenigen Sätzen wieder<br />
eine Geschichte erzählt!»<br />
Die Kinder bleiben zwischen ein paar<br />
Wochen und mehreren Monaten im Rehabilitationszentrum.<br />
Anita Dutler: «Wir wissen,<br />
dass sie wieder gehen und freuen uns mit<br />
ihnen. Aber manchmal ist es auch gar nicht<br />
so einfach, ein Kind wieder ziehen zu lassen.<br />
Sie wachsen uns schon auch ans Herz.»<br />
Heilpädagogik in der Psychosomatik<br />
Während die Schule im Rehabilitationszentrum<br />
Affoltern am Albis aussieht wie eine<br />
normale Schule, erinnert die Psychosomatisch-Psychiatrische<br />
Therapiestation des<br />
Kinderspitals in der Stadt Zürich im Baustil<br />
ein bisschen an ein Ferienlagerhaus: ein von<br />
aussen schlichtes Gebäude, zweigeschossig,<br />
das einen Innenhof formt bzw. umfängt. Es<br />
hat diese freundliche, farbige, leichte Ausstrahlung,<br />
die man von Häusern aus Nordeuropa<br />
kennt und auch diese gescheite Funktionalität:<br />
im Parterre sind die Schulzimmer,<br />
Therapieräume und Büros, in der oberen<br />
Etage ist der Wohnbereich mit persönlichen<br />
Zimmern und Gemeinschaftsräumen.<br />
Aufgenommen werden hier Kinder und<br />
Jugendliche, die an komplexen, oft langdauernden<br />
pyschosomatischen Störungen<br />
(insbesondere Anorexie und Bulimie) oder<br />
anderen Krankheitsbildern leiden, welche<br />
«Die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit<br />
ist intensiv.»<br />
Anita Dutler, Lehrerin<br />
Unterstufe und SHP,<br />
Rehabilitationszentrum Affoltern<br />
durch ambulante Behandlungen nicht gebessert<br />
werden konnten. Durch den regelmässigen<br />
Austausch von psychiatrischen, psychologischen,<br />
heilpädagogischen und medizinischen<br />
Perspektiven soll eine ganzheitliche<br />
Diagnostik und Therapie erreicht<br />
werden.<br />
Monika Kudelski ist Primarlehrerin und<br />
Schulische Heilpädagogin. Sie unterrichtet<br />
seit 22 Jahren in der Psychosomatisch-<br />
Psychia trischen Therapiestation: «Und ich<br />
lerne immer noch jeden Tag hinzu! Ich freue<br />
mich immer noch.» Drei Lehrpersonen stehen<br />
zur Verfügung: ein weiterer Primarlehrer<br />
und Heilpädagoge sowie ein Oberstufenlehrer.<br />
In zwei Schulzimmern unterrichten sie<br />
alle Schulniveaus in Gruppen von sechs bis<br />
sieben Kindern mit jeweils individuellem<br />
Arbeitsplan. «Flexibel ist bei uns das grosse<br />
Wort», sagt Monika Kudelski, «das prägt unsere<br />
Arbeit.» Am Morgen stehen immer vier<br />
Lektionen Schulunterricht auf dem Programm,<br />
an dem alle teilnehmen. Am Nachmittag<br />
finden verschiedene Gruppenarbeiten<br />
statt: von Gespräch über Entspannung bis zu<br />
Kunst-Ausdruck, Ergotherapie und Psychomotoriktherapie.<br />
Die Kinder und Jugendlichen<br />
– von Mittelstufe bis Gymnasium –<br />
sind im Durchschnitt drei Monate lang hier.<br />
«Wir versuchen einerseits, ihnen den Anschluss<br />
an ihre Stammschule nach der Rückkehr<br />
zu ermöglichen. Und das gelingt meistens.<br />
Andererseits hat die Schule hier ganz<br />
klar einen therapeutischen Auftrag.»<br />
Das heisst etwa: Alltagskonfrontation,<br />
Tagesstruktur, aber auch interdisziplinäre<br />
Information und genaue Beobachtung. Es<br />
geht u. a. auch um Schulangst, jegliche Arten<br />
von Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten<br />
und somatoforme Störungen, d. h.<br />
körperliche Symptome, die anhaltend oder
heilpädagogik aktuell — Frühjahr 2013<br />
ein Dürfen, kein Müssen<br />
Kinderspital zur Dialyse kommen, wie der<br />
Zweitklässler, den Christine Walser an diesem<br />
Morgen mit ihrem Schulmobil besucht<br />
und über dessen Gesicht ein Strahlen geht,<br />
sobald er die Lehrerin in der Türe erblickt.<br />
Mit dem Schulmobil zur Dialyse<br />
Während ein Maschinenturm sein Blut<br />
wäscht, setzt sich die Lehrerin zu ihm. Schon<br />
nach wenigen Minuten nehmen die beiden<br />
nicht mehr wahr, was um sie herum passiert.<br />
Sie rechnen. Das Lehren und das Lernen<br />
scheinen genau gleich viel Freude zu machen.<br />
Im Nu ist die Stunde vorbei. Frau<br />
Walser muss weiter.<br />
«Dieses Kind braucht den Unterricht<br />
nicht zuletzt, um den Anschluss nicht zu verpassen.<br />
Er kommt aus der Zentralschweiz<br />
nach Zürich zur Dialyse, zweimal pro Woche<br />
«Flexibel ist<br />
bei uns das<br />
grosse Wort!»<br />
Monika Kudelski, Lehrerin und SHP,<br />
Psychosomatisch-Psychiatrische<br />
Therapiestation<br />
wiederholt auftreten und für die keine ausreichenden<br />
Erklärungen gefunden werden<br />
können. «Es ist alles wichtig im Austausch<br />
mit den therapeutischen und medizinischen<br />
Fachleuten.» Ein Leitsatz heisst: «Die Lehrpersonen<br />
sehen und denken therapeutisch,<br />
handeln jedoch stets als Schulpädagogen.»<br />
Der Unterricht soll der «Begegnung mit der<br />
Realität dienen» und die Kinder durchaus<br />
auch ablenken vom dauernden Kreisen um<br />
ihre Probleme. Diesen Aspekt bestätigen<br />
auch die beiden Schülerinnen, denen Monika<br />
Kudelski den Auftrag gegeben hat, der Besucherin<br />
das Haus zu zeigen: «Ich bin froh um<br />
den Unterricht», sagt die eine. «Es gibt mir<br />
viel, einen normalen Alltag zu haben.»<br />
Wieder Schüler sein, nicht Patient<br />
Der Schulalltag kann in sehr aussergewöhnlichen<br />
Situationen in einer einzelnen Stunde<br />
Platz finden. Und dann ist er nicht weniger<br />
wichtig, ganz im Gegenteil. Im Kinderspital<br />
der Universitätskliniken Zürich erwartet<br />
Christine Walser die Besucherin in der<br />
Spitalschule. Diese besteht aus einem Schulzimmer<br />
mit zwei Pulten, einem Werkraum,<br />
einem Kindergartenraum und Arbeitsplätzen<br />
für die Lehrpersonen. Christine Walser ist<br />
Primarlehrerin und Schulische Heilpädagogin.<br />
Sie hat zum Arbeiten nicht nur ein Schulzimmer,<br />
sondern auch ein Schulmobil: ein<br />
Schulmobil im Akutspital. Unterricht auf der Psychosomatisch-Psychiatrischen Station mit Monika Kudelski.<br />
Spital- und<br />
Klinikschulen<br />
Das Akutspital in Zürich-Hottingen,<br />
das Rehabilitationszentrum Affoltern<br />
am Albis und die Psychiatrisch-<br />
Psychosomatische Therapiestation<br />
in Zürich bilden die drei Behandlungsbereiche<br />
des Kinderspitals<br />
Zürich. Die zum universitären<br />
Kinderspital gehörende Spitalschule<br />
unterrichtet stationär untergebrachte<br />
Kinder in diesen drei Bereichen.<br />
Das Kinderspital Zürich ist das<br />
grösste Zentrum für Pädiatrie und<br />
Kinderchirurgie in der Schweiz.<br />
Es beschäftigt rund 2’000 Mitarbeitende,<br />
bietet gut 200 Betten und<br />
betreut jährlich knapp 7’000<br />
stationäre und rund 80’000 ambulante<br />
Patienten. Im Auftrag der<br />
Universität bildet es Ärzte und<br />
Pflegende in Kinderheilkunde und<br />
Kinderchirurgie aus. Die Trägerschaft<br />
des Kinderspitals Zürich ist die seit<br />
1868 bestehende Eleonorenstiftung,<br />
eine private, gemeinnützige<br />
Stiftung. Im Stiftungsrat sind auch<br />
Delegierte des Regierungsrats<br />
des Kantons Zürich und des Zürcher<br />
Stadtrats vertreten.<br />
zur Bibliothek und zur Materialsammlung<br />
umfunktioniertes «Servier-Wägeli», bestückt<br />
mit Farbstiften, Lineal, Aufgabensammlungen,<br />
Lernspielen und Arbeitsblättern.<br />
«Mobile Kinder kommen ins Schulzimmer<br />
zum Unterricht, wenn es irgendwie geht<br />
auch in kleinen Gruppen», erklärt Christine<br />
Walser. Einerseits könne die Schule und das<br />
Lehrteam so die knappen Ressourcen besser<br />
nutzen, andererseits sei es wichtig für die<br />
Kinder, «auch wieder einmal Schülerin oder<br />
Schüler zu sein, nicht immer Patient». Zu den<br />
anderen Kindern kommt eine Lehrerin mit<br />
ihrem Schulmobil oder der Werklehrer mit<br />
seinen Plastikboxen, in denen das speziell<br />
gereinigte Material zweifach in Säcke verpackt<br />
ist. Kinder, die im Akutspital unterrichtet<br />
werden, haben eine Krankheit, die akute<br />
Behandlung(en) verlangt – auch wenn das in<br />
gewissen Fällen Wochen, Monate oder ein<br />
Jahr dauern kann: vor oder nach schweren<br />
Operationen, Herzpatienten, Kinder mit<br />
Verbrennungen oder mit Komplikationen<br />
nach Operationen, Kinder mit Infektionen<br />
oder Krebs, Kinder in Isolierzimmern, deren<br />
Immunsystem beispielsweise vor einer Knochenmark-Transplantation<br />
«heruntergefahren»<br />
wird und die dann eben ihre Schulsachen<br />
in gereinigten Boxen bekommen.<br />
Oder Kinder, die auf eine Niere warten<br />
und in dieser Zeit mehrmals pro Woche ins<br />
und wartet seit einem halben Jahr auf eine<br />
Niere. In dieser Zeit hätte er einfach zu viele<br />
Absenzen und müsste ohne Spitalunterricht<br />
vermutlich eine Klasse wiederholen.»<br />
Christine Walser und ihre Kolleginnen<br />
im Kinderspital haben fast alle eine Zusatzausbildung<br />
als Schulische Heilpädagogin.<br />
«Das setzt sich je länger je mehr durch. Die<br />
Förderdiagnostik und Förderplanung muss<br />
man aus dem Ärmel schütteln können. Man<br />
muss ein Kind sehr schnell richtig einschätzen<br />
können. Die Kinder sind in einer so verunsichernden<br />
Situation, dass man ihr Niveau<br />
sofort treffen muss. Man darf sie nicht unterfordern,<br />
sonst haben sie das Gefühl: ‹Jetzt<br />
denken alle, mein Kopf ist auch nicht mehr<br />
gut›. Und wenn man sie in so einer Situation<br />
überfordert, ist das ein Riesenstress.»<br />
Wenn das Ende nicht mehr weit ist<br />
Und was ist, wenn das Ende nicht mehr weit<br />
ist? Die Schule weist ja immer auch in die<br />
Zukunft. Was, wenn ein Kind nicht mehr viel<br />
Zukunft vor sich hat und den baldigen Tod<br />
vor Augen? Geht es zur Schule bis zum<br />
Schluss? Anita Dutler hat damit Erfahrung:<br />
«Ein todkrankes Kind geht solange zur Schule,<br />
wie es mag und Freude daran hat. Und es<br />
kann sehr lange Freude daran haben. Als wir<br />
noch externe Schüler hatten, kam ein Junge<br />
täglich im Taxi zur Schule, denn die Schule<br />
war Teil seines Lebens. Er ging gerne zur<br />
Schule, bis einen Monat vor seinem Tod. Es<br />
gab für ihn keinen Grund, weshalb er nicht<br />
hätte kommen sollen. Die Schule weist nicht<br />
nur in die Zukunft, sie ist für das Kind auch<br />
Gegenwart – und damit Lebensqualität.»<br />
Oder, wie Christine Walser es formulierte:<br />
«Wir wollen den Kindern auch positive Spitalerlebnisse<br />
ermöglichen. Schule kann<br />
manchmal auch ein Wunschprogramm sein.»<br />
Christine Loriol ist Journalistin und Texterin<br />
und lebt in Zürich und Berlin.
6 — Masterarbeit heilpädagogik aktuell — Frühjahr 2013<br />
Beim Coping<br />
half vor allem die Familie<br />
Welche Möglichkeiten der Bewältigung finden Kinder und Jugendliche mit einer<br />
Krebserkrankung? Ergebnisse einer Masterarbeit aus heilpädagogischer Perspektive.<br />
Ein Junge (acht Jahre alt) zeichnet zwei Raumschiffe, die mit der Erde kämpfen.<br />
Der Junge ist in dem kleinen Raumschiff, das abstürzt.<br />
Ein Junge (zehn Jahre alt) malt im Sommer Bäume ohne Laub und Erde, die nicht grünt.<br />
Als er den schwierigsten Teil seiner inneren Auseinandersetzung hinter sich hat,<br />
zeichnet er im Winter ein Bild, das zeigt, dass er jetzt an Kontakten interessiert ist<br />
und sich dem Leben wieder neu zuwendet.<br />
Quelle: Ursula Haupt (2003). Körperbehinderte Kinder verstehen lernen (3. Aufl.). Düsseldorf: Verlag selbstbestimmtes Leben, Seite 3 und Seite 186.<br />
Dr. Lars Mohr<br />
Jedes Jahr erkranken in der Schweiz bis zu<br />
250 Kinder und Jugendliche an Krebs. Für<br />
das Alter von 0 bis 14 Jahren zählt das Schweizer<br />
Kinderkrebsregister 1’941 Diagnosen im<br />
Zeitraum von 2002 bis 2011 (siehe «annual<br />
report 2011–2012», S. 22 f., www.kinderkrebsregister.ch).<br />
Jede der Diagnosen ist ein<br />
Schicksalsschlag für die Patienten wie für<br />
ihre Familien. Zwar sind die Heilungschancen<br />
im Kindes- und Jugendalter grösser als<br />
bei Erwachsenen, dennoch handelt es sich<br />
um sehr ernste Erkrankungen. Von den Betroffenen<br />
und den Angehörigen verlangen<br />
sie alle Kräfte. Wie geht man damit um? Wie<br />
lässt sich die Krankheit in psychischer<br />
Hinsicht bewältigen? Wie verläuft ein Coping<br />
– so der englische Fachbegriff für Bewältigung<br />
– und was kann eine pädagogische<br />
Begleitung tun?<br />
Mit diesen Themen haben sich Christine<br />
Fluri und Franziska Flury während ihres Studiums<br />
eingehend auseinander gesetzt. Sie<br />
absolvierten von 2006 bis 2009 den Masterstudiengang<br />
«Sonderpädagogik mit Vertiefungsrichtung<br />
Schulische Heilpädagogik»<br />
(SHP) an der <strong>HfH</strong>. Gemeinsam verfassten sie<br />
ihre Abschlussarbeit über «Coping bei Krebserkrankungen<br />
im Kindes- und Jugendalter».<br />
Interviews mit Betroffenen<br />
Ausführlich kommen in der Masterarbeit<br />
Betroffene zu Wort. Aus forschungsethischen<br />
Gründen befragten die Autorinnen jedoch<br />
keine Kinder mit akuter Erkrankung, sondern<br />
retrospektiv junge Erwachsene. Entsprechend<br />
formulierten sie die Fragestellung:<br />
«Wie beschreiben und beurteilen junge<br />
Erwachsene in der Rückschau ihr Coping mit<br />
ihrer Krebserkrankung im Kindes- und<br />
Jugend alter? Welche pädagogischen Konsequenzen<br />
lassen sich daraus ziehen?» Fluri<br />
und Flury führten Leitfadeninterviews mit<br />
fünf Frauen, eine sechste beantwortete die<br />
Fragen schriftlich. Die Diagnose «Krebs» erhielten<br />
die Auskunftspersonen im Alter zwischen<br />
elf und 16 Jahren. Den Kontakt zu<br />
ihnen ermöglichte vor allem die Selbsthilfegruppe<br />
Childhood Cancer Survivors Switzerland<br />
(www.survivors.ch).<br />
Für die Auswertung der Befragung<br />
stützten sich Fluri und Flury hauptsächlich<br />
auf das Analysemodell kritischer Lebensereignisse<br />
von Sigrun-Heide Filipp, Psychologie-Professorin<br />
an der Universität Trier.<br />
Anschaulich arbeiten die Autorinnen heraus,<br />
Masterarbeit<br />
C. Fluri und F. Flury absolvierten das<br />
SHP-Studium mit dem Schwerpunkt<br />
«Pädagogik für Körper- und Mehrfachbehinderte»<br />
bzw. «Pädagogik für<br />
Menschen mit geistiger Behinderung».<br />
Heute arbeiten die Fachpersonen<br />
in der Integration: C. Fluri auf der<br />
Primarschulstufe in verschiedenen<br />
Gemeinden für das Zentrum für<br />
körper- und sinnesbehinderte Kinder<br />
und Jugendliche Solothurn, und<br />
F. Flury in einem Kindergarten in<br />
Langendorf SO. Die Masterarbeit ist<br />
verfügbar über htp://biblio.uzh.ch.<br />
dass der Umgang ihrer Gesprächspartnerinnen<br />
mit der Erkrankung und deren Behandlung<br />
stets individuell geprägt ist.<br />
Eine der Frauen schildert etwa, wie sie<br />
angesichts der schmerzhaften Therapie ausfällig<br />
reagierte. Sie habe zuweilen «geflucht<br />
und […] ausgeschlagen». Anders klingt es bei<br />
einer zweiten Gesprächspartnerin. Sie beschreibt<br />
sich nach aussen als widerstandslos:<br />
«Ich sagte immer nur ja, war mit allem einverstanden.»<br />
Stattdessen berichtet sie von<br />
starken psychischen Folgen wie depressiven<br />
Gefühlen, sozialem Rückzug, Schlafschwierigkeiten<br />
und Angst.<br />
Neben den Unterschieden im Coping-<br />
Verhalten zeigt die Arbeit von Fluri und Flury<br />
durchaus Gemeinsamkeiten in den Coping-<br />
Themen, d. h. in den Herausforderungen, vor<br />
denen die Betroffenen stehen. So äussern alle<br />
Frauen, dass ihren Krebs-Diagnosen eine<br />
Zeit der Fehleinschätzungen und teilweise<br />
der Unterstellungen vorausging. Zum körperlichen<br />
Unbehagen kam somit das Gefühl<br />
hinzu, nicht ernst genommen zu werden.<br />
Eine der Interviewten erzählt: «Ich hatte ja,<br />
seit ich sieben war, immer Kopfschmerzen<br />
und keiner wusste warum. Es hiess immer:<br />
Simulant, der nicht in die Schule will.» Übereinstimmend<br />
nennen die Befragten als wichtige<br />
Coping-Themen zudem: den Haarausfall<br />
während der Therapie, den grossen Einfluss<br />
wechselnder Gesundheitszustände oder das<br />
Finden von Ausdrucksmöglichkeiten für die<br />
eigenen Gefühle wie zum Beispiel Malen,<br />
Anlegen von Fotoalben oder Tagebuch-<br />
Schreiben.<br />
Die Bedeutung von Familie und Schule<br />
In den sozialen Beziehungen erlangt die Familie<br />
höchste Bedeutung: Mutter, Vater, Geschwister,<br />
nahe Verwandte. «Das beschreiben<br />
auch diejenigen Befragten, welche zum<br />
Zeitpunkt der Diagnose am Anfang der Pubertät<br />
und damit eigentlich in einer Phase der<br />
Ablösung standen», betonen Fluri und Flury.<br />
Als wesentlich geringer beurteilen die Interviewpartnerinnen<br />
die Relevanz der Schule.<br />
Dennoch lassen sich aus ihren Aussagen zumindest<br />
drei Hinweise gewinnen: Erstens<br />
haben die Befragten die Krankenbesuche<br />
ihrer Lehrpersonen geschätzt, aber nur,<br />
wenn sie diese als authentisch erlebten. Das<br />
heisst: mit ehrlichem Interesse an ihrer Person<br />
und einer gewissen Unbeklommenheit<br />
gegenüber der Erkrankung. Zweitens sollte<br />
die Regel-Schule dafür sorgen, dass die Lehrpersonen<br />
im Spital über den Lernstand des<br />
Kindes genau Bescheid wissen. Drittens gilt<br />
es, die Wiederaufnahme des Kindes in die<br />
«alte» Schule nach dessen Bedürfnissen zu<br />
gestalten, zum Beispiel – sofern gewünscht –<br />
die Klasse über den Verlauf der Krankheit<br />
und der Genesung vorab zu informieren.<br />
Dies hilft, bei der Rückkehr nicht immer<br />
dieselben Fragen beantworten zu müssen.<br />
Und schliesslich ist eine pädagogische Einsicht<br />
festzuhalten, die Christine Fluri und<br />
Franziska Flury in die Worte fassen: «Nachvollziehbar<br />
scheint uns, dass die Schule auch<br />
aus Sicht der Eltern an Gewicht verlieren<br />
kann, wenn das eigene Kind schwer krank<br />
im Spital liegt.»<br />
Dr. Lars Mohr ist an der Interkantonalen<br />
Hochschule für Heilpädagogik im Masterstudiengang<br />
Sonderpädagogik in der Lehre tätig.
heilpädagogik aktuell — Frühjahr 2013 Interview — 7<br />
«Spitalschulen sind<br />
sehr wert- und bedeutungsvoll»<br />
Regierungsrätin Heidi Hanselmann, Vorsteherin des Gesundheitsdepartementes,<br />
beantwortet Fragen zur Spitalpädagogik am Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen.<br />
Sabine Hüttche (Interview)<br />
Das Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen<br />
ist ein wichtiger Eckpfeiler in der Grundund<br />
Notfallversorgung der vier Kantone SG,<br />
TG, AI, AR und des Fürstentums Liechtenstein.<br />
Der Leistungsauftrag verpflichtet das<br />
Spital, Kinder und Jugendliche in der Phase<br />
ihrer Krankheit zu betreuen und auf dem<br />
Weg zum Gesundwerden zu begleiten.<br />
Regierungsrätin Heidi Hanselmann gibt<br />
Auskunft über das Angebot der Spitalpädagogik.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie persönlich<br />
mit Spitalschulen?<br />
Das Angebot ist aus meiner Sicht sehr wertund<br />
bedeutungsvoll. Es stellt sicher, dass<br />
Kinder, die länger im Spital bleiben müssen,<br />
nicht auch noch eine massive Benachteiligung<br />
in Bezug auf die schulischen Anforderungen<br />
oder Lernnachholbedarf bewältigen<br />
müssen. Zudem bringt dieses Angebot etwas<br />
Normalität in den Spitalalltag und auch Abwechslung.<br />
Wie viele Kinder und Jugendliche nutzen<br />
das Angebot der Spitalschule derzeit?<br />
Von der Abteilung Spitalpädagogik des Ostschweizer<br />
Kinderspitals werden aktuell 30<br />
Jugendliche schulisch begleitet. In der Abteilung<br />
Onkologie / Hämatologie sind derzeit<br />
fünf, in der Chirurgie zwei, in der Psychosomatik<br />
/ Medizin elf, in der Psychosomatischen<br />
Therapiestation «Romerhuus» neun und im<br />
Schlupfhuus des Kinderschutzzentrums drei<br />
Kinder und Jugendliche. Alle Schülerinnen<br />
und Schüler, deren Gesundheitszustand es<br />
ermöglicht, besuchen das Lernatelier. Die<br />
onkologischen Patientinnen und Patienten<br />
werden auf der Station unterrichtet.<br />
Wie steht es um die Schul- bzw. Bildungspflicht<br />
während eines Spitalaufenthaltes?<br />
In Spitälern bzw. Kliniken bestehen schulische<br />
Angebote für hospitalisierte Kinder.<br />
Damit sollen die Ausfälle im Unterricht am<br />
schulrechtlichen Aufenthaltsort überbrückt<br />
werden. Diese sogenannten Spitalschulen<br />
oder Klinikschulen sind in Organisation und<br />
Unterricht frei auf die Befindlichkeit der Kinder<br />
ausgerichtet. Sie gelten weder als Sondernoch<br />
als Privatschulen, sondern als öffentliche<br />
bzw. im öffentlichen Auftrag geführte<br />
schulische Angebote. Die Gemeinden, welche<br />
für die Beschulung der Kinder grundsätzlich<br />
verantwortlich sind, entschädigen<br />
die Trägerschaften der Kliniken für den Aufwand,<br />
so legt es das Schulrecht der Volksschule<br />
im Kanton St. Gallen fest.<br />
Welche spitalpädagogischen Angebote<br />
stehen den Betroffenen zur Verfügung?<br />
Das Angebot des Lernateliers umfasst Projektunterricht,<br />
Individualunterricht, Werken<br />
und Spielen und den Hort. Das pädagogische<br />
Angebot wird individuell auf die Bedürfnisse<br />
der Patientinnen und Patienten ausgerichtet,<br />
es reicht von der Ermöglichung einer «positiven<br />
Lernerfahrung» bis zur Unterstützung<br />
in der Vorbereitung, z. B. auf eine Aufnahmeprüfung<br />
an der Kantonsschule.<br />
Welche beruflichen Qualifikationen<br />
haben die Mitarbeitenden? Gibt es<br />
Regierungsrätin Heidi Hanselmann, Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen.<br />
Heilpädagoginnen, Logopäden oder<br />
Psychomotoriktherapeuten bei Ihnen?<br />
Das Team des Lernateliers setzt sich aus einer<br />
Kindergartenlehrperson, einem Primarlehrer,<br />
drei Oberstufenlehrpersonen, einer Heilpädagogin<br />
und einer Praktikantin zusammen.<br />
Logopädie und andere therapeutische<br />
Disziplinen werden im Kinderspital angeboten,<br />
gehören aber nicht zur Abteilung Spitalpädagogik.<br />
Welche Massnahmen liegen Ihnen<br />
besonders am Herzen?<br />
An erster Stelle steht das Wohlbefinden des<br />
Kindes und des Jugendlichen. Da sein zu<br />
können, ohne dass die Krankheit oder<br />
schwierige Situation im Zentrum steht. Das<br />
Lernatelier soll ein Ort sein, wo «Normalität»<br />
stattfindet: soziale Kontakte, Motivation und<br />
Spass, Arbeit und Kreativität, Regeln und<br />
Pflichten. Bei der Zielsetzung für den Aufenthalt<br />
im Lernatelier setzen wir stark auf die<br />
Partizipation der Jugendlichen, um die Eigenverantwortung<br />
zu unterstützen. Die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit ist ein wichtiges<br />
Qualitätsstandbein.<br />
Wie wird der Austritt vorbereitet?<br />
Die Lehrpersonen des Lernateliers stehen im<br />
Kontakt mit den Klassenlehrpersonen der<br />
Schülerinnen und Schüler. Nach einem längeren<br />
Aufenthalt ab ca. zwei Monaten wird<br />
der schrittweise Einstieg mit den interdisziplinären<br />
Teams geplant. Für die Kinder und<br />
Jugendlichen der Station für Onkologie / Hämatologie<br />
wird im Anschluss an den Spitalaufenthalt<br />
die Heimbeschulung eingerichtet<br />
und danach die Rückkehr in die Klasse vorbereitet.<br />
(Foto: privat)<br />
Was machen Sie im Kanton St. Gallen<br />
anders als andere Kantone? Und warum?<br />
Speziell ist im Ostschweizer Kinderspitals<br />
sicherlich, dass die Kinder und Jugendlichen<br />
nicht auf den Zimmern unterrichtet werden,<br />
sondern sich im Lernatelier zum gemeinsamen<br />
Lernen, Arbeiten und Spielen treffen.<br />
Das hängt damit zusammen, dass das Kinderspital<br />
über eine grosse psychosomatische<br />
Station und eine Therapiestation verfügt, wo<br />
Kinder und Jugendliche oftmals über Monate<br />
leben. Für sie ist das Lernatelier ein wichtiger<br />
Teil der Tagesstruktur.<br />
Welchen Bezug haben Sie zur Interkantonalen<br />
Hochschule für Heilpädagogik?<br />
Welche Rolle spielen die Ausbildungen<br />
Sonderpädagogik, Logopädie und<br />
Psychomotoriktherapie für Sie?<br />
Als ehemalige Studentin der <strong>HfH</strong> weiss ich<br />
nicht nur aus Büchern, was diese Ausbildungen<br />
für die optimale Betreuung von Kindern<br />
und Jugendlichen zu leisten vermögen, sondern<br />
bin auch durch mein Erfahrungswissen<br />
– 13jährige logopädische Tätigkeit am<br />
Zentrumsspital mit Leitungsfunktion – davon<br />
überzeugt, dass Kliniken genügend<br />
Praktikumsstellen für diese wertvollen Kompetenzen<br />
anbieten müssen.<br />
Heidi Hanselmann ist seit 2004 Vorsteherin<br />
des Gesundheitsdepartementes des Kantons<br />
SG. Davor leitete die Lehrerin und Logopädin<br />
(Abschluss 1992 am Heilpädagogischen<br />
Seminar Zürich, heute <strong>HfH</strong>) die Abteilung<br />
Logopädie am Kantonsspital St. Gallen.<br />
Sabine Hüttche ist Mitarbeiterin<br />
im Rektorat der <strong>HfH</strong> und zuständig für<br />
die Hochschulkommunikation.<br />
Netzwerke<br />
Viele Fachpersonen<br />
engagieren sich für die Rechte<br />
von kranken Kindern.<br />
Seit 1961 bildeten sich in vielen europäischen<br />
Ländern Selbsthilfegruppen,<br />
die sich für kindgerechte und<br />
familienorientierte Aufenthaltsbedingungen<br />
von Kindern im Spital<br />
einsetzten. Der Schweizer Verein<br />
«Kind+Spital» wurde 1978 gegründet.<br />
Er setzt sich für die Rechte von Kindern<br />
und Jugendlichen im Gesundheitswesen<br />
ein und ist politisch und<br />
konfessionell neutral. Mitglieder sind<br />
engagierte Eltern, Kinderärzte und<br />
-ärztinnen, pädiatrische Pflegefachkräfte,<br />
Pädagoginnen, Psychologen<br />
und weitere Personen, denen die<br />
Gesundheit und das Wohl von Kindern<br />
ein Anliegen ist. Im Jahr 1993<br />
folgte die Gründung eines europäischen<br />
Dachverbands EACH (European<br />
Association for Sick Children in<br />
Hospital).<br />
1988 schlossen sich auch die<br />
Lehrpersonen an Spitalschulen im<br />
europäischen Verband HOPE (Hospital<br />
Organisation of Pedagogues in<br />
Europe) zusammen. Die im Jahr 2000<br />
in Barcelona von ihnen verabschiedete<br />
Charta umfasst zehn Grundsätze.<br />
An erster Stelle steht: «Jedes kranke<br />
Kind und jeder Jugendliche hat das<br />
Recht auf Unterricht im Krankenhaus<br />
oder zu Hause». Die im Jahr 2009 im<br />
Schweizer Nationalrat von Chantal<br />
Galladé (SP) eingereichte parlamentarische<br />
Initiative «Bildung für chronisch<br />
kranke Kinder» zur Schaffung<br />
gesetzlicher Bestimmungen betreffend<br />
Bildung von chronisch kranken<br />
Kindern und zur Regelung der Finanzierung<br />
von Spitalschulen in Zentrumsspitälern<br />
wurde von Christine<br />
Walser (HOPE) und von Spitaldirektoren,<br />
Hochschulvertretern sowie<br />
Elternvereinigungen unterstützt.<br />
www.kindundspital.ch<br />
www.each-for-sick-children.org<br />
www.hospitalteachers.eu<br />
Didaktisches<br />
Zentrum<br />
an der <strong>HfH</strong><br />
Neue Materialien.<br />
Ideenbörse.<br />
Veranstaltungen.<br />
Das Didaktische Zentrum<br />
bietet ein Forum für aktuelle<br />
Konzepte, Innova tionen<br />
und Gedankenaustausch im<br />
heil pädagogischen Bereich.<br />
Mehr Infos und Newsletter<br />
unter www.hfh.ch<br />
Interkantonale Hochschule<br />
für Heilpädagogik<br />
Schaffhauserstrasse 239<br />
8050 Zürich<br />
www.hfh.ch
8 — Aktuelles heilpädagogik aktuell — Frühjahr 2013<br />
Weiterbildung<br />
Agenda<br />
Impressum<br />
Zusatzausbildungen<br />
September 2013<br />
— CAS Musik und Gestaltung in der Heilpädagogik<br />
(Kurs 03)<br />
— CAS Logopädie bei Kindern mit geistiger<br />
Behinderung (Kurs 04)<br />
— CAS Autismus-Spektrum-Störung (ASS)<br />
im Kindes- und Jugendalter: Grundlagen,<br />
Interventionen und Perspektiven (Kurs 05)<br />
— CARE-Index: Analyse früher Interaktionen<br />
zwischen Kind und Bezugsperson (Kurs 07)<br />
November 2013<br />
— CAS Gerontologie in der Sozial- und<br />
Heilpädagogik (Kurs 06)<br />
Ausgewählte<br />
Weiterbildungskurse<br />
April 2013<br />
— Onlinekurs Neurowissenschaften und<br />
Heilpädagogik (Kurs 77)<br />
— Kommunikation, Lesen, Schreiben bei<br />
Kindern mit schweren Körperbehinderungen<br />
(Kurs 16)<br />
— Wahrnehmungsstörungen im Schulalter:<br />
Erscheinungsbilder, Interpretation, Förderung<br />
(Kurs 43)<br />
— Workshop «Alltagspflege» eines Menschen<br />
mit Mehrfachbehinderung in der Institution<br />
oder zu Hause (Kurs 58)<br />
— Wie weiter nach der Schule? Eine<br />
praxis nahe Einführung in die Berufs(wahl)<br />
vorbereitung auf der Oberstufe (Kurs 60)<br />
— Berufswahlprozesse gestalten für Jugendliche<br />
mit einer Sehschädigung (Kurs 61)<br />
Mai 2013<br />
— Übergang Schule – Berufsausbildung<br />
für Jugendliche mit Lern-, Körper- und Mehrfachbehinderungen<br />
(Kurs 62)<br />
— Integration von Kindern mit besonderen<br />
Voraussetzungen im Religionsunterricht<br />
(Kurs 29)<br />
— Kommunikationsanbahnung bei schwerer<br />
körperlicher Behinderung (Kurs 62)<br />
— Wahrnehmung der Welt und Aufbau<br />
von Vorstellungen (Kurs 42)<br />
— Workshop «Wenn bei Menschen mit<br />
einer Mehrfachbehinderung auch das Sehen<br />
beeinträchtigt ist!» (Kurs 55)<br />
— Förderung des räumlichen Vorstellungsvermögens<br />
bei Kindern mit motorischen<br />
Erfahrungsdefiziten (Kurs 54)<br />
— Beratungskompetenzen erwerben und<br />
erweitern (Kurs 40)<br />
— Ressourcenorientiertes Selbstmanagement<br />
für den Berufsalltag (Kurs 30)<br />
— Gemeinsam geht’s besser? Im Team<br />
leiten als Geschäfts-Leitung, Co-Leitung,<br />
Leitungs-Team (Kurs 74)<br />
Juni 2013<br />
— Entwicklungsförderung im Dialog: Systemische<br />
Bewegungstherapie im Praxisfeld der<br />
Heilpädagogischen Früherziehung (Kurs 69)<br />
— Grundlagen der Audiologie und Audiometrie<br />
(Kurs 41)<br />
— Frühförderung von Kindern mit<br />
Down-Syndrom (Kurs 67)<br />
— Förderung von Jugendlichen mit Down-<br />
Syndrom im Schulalter (Kurs 64)<br />
— Einsatz von Bewegung für Stimme und<br />
Sprechen bei Kindern und Jugendlichen mit<br />
Hör- und Sprechbeeinträchtigung (Kurs 17)<br />
— ADHS im Vorschul- und frühen<br />
Schulalter (Kurs 48)<br />
— Networking und Fundraising (Kurs 73)<br />
— Workshop «Routinen, die weiterbringen<br />
… ?» Ritualisiertes Handeln in der<br />
Begleitung von Menschen mit Mehrfachbehinderung<br />
(Kurs 56)<br />
August 2013<br />
— Grundkurs Basale Stimulation®<br />
in Heil pädagogik und Therapie (Kurs 21)<br />
— Trauma und seine Bedeutung im<br />
Schul alltag (Kurs 28)<br />
September 2013<br />
— Geschichte der Logopädie in Zürich –<br />
eine Stadtwanderung (Kurs 12)<br />
— Perspektiven Psychomotorischer<br />
Präven tion (Kurs 18)<br />
Anmeldung<br />
Kursdaten, Detailprogramme, die Anmeldung<br />
– sowie alle weiteren Kurse – finden Sie unter<br />
www.hfh.ch/weiterbildung.<br />
Weiterbildungsprogramm 2013<br />
Bestellungen des Weiterbildungsprogramms<br />
2013 bitte an <strong>HfH</strong>, Bereich Weiterbildung und<br />
Zusatzausbildungen, per Email: wfd@hfh.ch<br />
oder Telefon: 044 317 11 81.<br />
Studieninformation am 17. April 2013<br />
Informationstag zu<br />
Bachelorstudiengängen<br />
Dozierende der <strong>HfH</strong> informieren über das<br />
Studium der Logopädie, Psychomotoriktherapie<br />
und des Gebärdensprach dolmetschens.<br />
Von 15.00 bis 17.00 Uhr.<br />
Ringvorlesung am 18. April 2013<br />
Erblindung im jungen Erwachsenenalter<br />
– Krise, Herausforderung, Chance?<br />
Es referieren Prof. Dr. Ursula Hofer (<strong>HfH</strong>)<br />
und Alexander Wyssmann, Lehrer und Musiker.<br />
Beginn: 18.00 Uhr.<br />
Studieninformation am 15. Mai 2013<br />
Informationstag<br />
Masterstudiengang Sonderpädagogik<br />
Dozierende der <strong>HfH</strong> informieren über<br />
das Studium der Sonderpädagogik mit den<br />
Vertiefungsrichtungen Schulische Heilpädagogik<br />
und Heilpädagogische Früherziehung.<br />
Von 15.00 bis 17.00 Uhr.<br />
Kinder-Uni am 5. Juni 2013<br />
«Darf ich mich vorstellen?<br />
Orion, Blindenführhund!»<br />
Mit Sybille Brütsch-Prévôt. Beginn: 14.00 Uhr.<br />
Anmeldung erforderlich, Eintritt frei. Weitere<br />
Termine der Kinder-Uni unter www.hfh.ch.<br />
Tagung am 28. Juni 2013<br />
Selbstbestimmt leben:<br />
Zukunftsplanung im Lebenslauf<br />
Die Zukunftsplanung ist ein wesentliches Element<br />
zur Förderung der Selbstbestimmung von<br />
Personen mit Behinderung. Die Tagung stellt<br />
Konzepte und Forschungsergebnisse vor.<br />
Tagung am 20. September 2013<br />
Früh Chancen nutzen: Logopädie bei<br />
Kindern im Vorschulbereich<br />
Die <strong>HfH</strong>-Tagung in Kooperation mit dem<br />
Kinderspital Zürich positioniert die Logopädie<br />
als wichtige Anbieterin und Partnerin im<br />
Arbeitsfeld der Frühförderung.<br />
Tagung am 9. November 2013<br />
Fit für die Berufslehre!<br />
An der Tagung werden innovative Ansätze<br />
zur Berufswahlvorbereitung für Jugendliche<br />
mit Behinderung sowie aktuelle Trends<br />
in der Berufsbildungslandschaft aufgezeigt.<br />
heilpädagogik aktuell<br />
Magazin der Interkantonalen Hochschule<br />
für Heilpädagogik Zürich, ISSN 2235-0055<br />
10’000 Exemplare<br />
Auflage<br />
Erscheinungsweise<br />
Jeweils März, Juni und November<br />
Herausgeber<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik<br />
Schaffhauserstrasse 239<br />
Postfach 5850<br />
CH-8050 Zürich<br />
Telefon +41 (0)44 317 11 11<br />
Telefax +41 (0)44 317 11 10<br />
www.hfh.ch<br />
Verantwortlich<br />
Prof. Dr. Urs Strasser<br />
Irene Forster<br />
Konzept<br />
Redaktion<br />
Sabine Hüttche (Redaktionsleitung),<br />
Christine Loriol, Dr. Lars Mohr<br />
Autorinnen dieser Ausgabe<br />
Prof. Dr. Susanne Schriber, Christine Walser<br />
Gestaltung<br />
Bodara GmbH, www.bodara.ch<br />
Fotografie<br />
Thomas Burla, www.thomasburla.ch (S. 1–5),<br />
Zodiac Pictures Ltd. (S. 8)<br />
Druck<br />
Peter Gehring AG, Winterthur<br />
www.petergehring.ch<br />
Hinweis<br />
Wegen der besseren Lesbarkeit verwenden wir<br />
geschlechtsneutrale Bezeichnungen oder<br />
abwechselnd die weibliche und männliche Form.<br />
Abonnement<br />
Haben Sie schon ein Abo von «heilpädagogik<br />
aktuell»? Falls nicht, bestellen Sie es kostenlos<br />
über www.hfh.ch oder redaktion@hfh.ch.<br />
Die nächste Ausgabe von «heilpädagogik aktuell»<br />
erscheint im Juni 2013.<br />
DVD-Tipp:<br />
«Stationspiraten»<br />
Sie heissen Jonas, Michi, Benji, Kevin und Sascha, sind zwischen zehn<br />
und 18 Jahren alt und teilen sich auf der onkologischen Station eines<br />
Spitals das Zimmer. Vier von ihnen haben Krebs, der fünfte wartet auf<br />
seine Diagnose. Während andere Jugendliche feiern und die erste<br />
Liebe erleben, müssen sie sich mit Diagnosen und Behandlungsmethoden<br />
befassen. Trotzdem sind die «Stationspiraten» auch und vor<br />
allem Kinder. Jeder reagiert anders auf die schwierige Situation. Obwohl<br />
Benjis Bein schmerzt, hält er die Station bei Laune mit lockeren<br />
Sprüchen. Michi wartet auf seine Beinprothese und hat den ehrgeizigen<br />
Plan, bald wieder auf dem Fussballplatz zu stehen, und Kevin<br />
spürt dank Laura vom siebten Stock Schmetterlinge im Bauch.<br />
Gemeinsam lachen sie der schwierigen Krankheit ins Gesicht.<br />
Grund lage für das Drehbuch war das autobiografische, spanische<br />
Theaterstück «Los Pelones». Mit den «Stationspiraten» hat der Schweizer<br />
Erstlingsregisseur Michael Schaerer im Jahr 2010 den Publikumspreis<br />
beim Zürich Film Festival gewonnen.<br />
2010 (CH), 93 Minuten, ab sechs Jahre, Schweizerdeutsch mit<br />
Untertiteln, Regie: Michael Schaerer, Infos auf www.stationspiraten.ch.<br />
DVD erhältlich unter anderem bei exlibris für CHF 14.90.