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Rückmeldungen der SeminarteilnehmrInnen - Aktives Museum ...

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R ü c k m e l d u n g e n<br />

von TeilnehmerInnen des Studienseminars<br />

GHRF Rüsselsheim<br />

am<br />

9. April 2013<br />

zum Thema:<br />

Historisches Lernen in <strong>der</strong> Grundschule<br />

mit <strong>der</strong> Zeitzeugin Lilo Günzler<br />

Lilio Günzler im Gespräch mit Grundschülern,<br />

Juni 2012 Foto: AMS<br />

in <strong>der</strong> Bibliothek des<br />

Aktiven <strong>Museum</strong>s Spiegelgasse<br />

Spiegelgasse 9<br />

65183 Wiesbaden


Zeitzeugengespräch mit Lilo Günzler<br />

Das Thema "Holocaust" was bisher für mich nie ein Thema <strong>der</strong> Grundschule. Bis zum<br />

Zeitzeugengespräch mit Lilo Günzler, das im Rahmen unseres Sachunterrichtsseminars stattfand,<br />

hatte ich nicht einmal darüber nachgedacht, dass man dieses Thema mit Kin<strong>der</strong>n behandeln könnte.<br />

Auch zu Beginn des Zeitzeugengesprächs war ich noch skeptisch. Frau Günzler jedoch vermittelte ein<br />

ganz an<strong>der</strong>es Bild, als ich es erwartet hatte. Sie schil<strong>der</strong>te die Ereignisse aus <strong>der</strong> Sicht des jungen<br />

Mädchens, das sie damals war. Ihre Erzählung war geprägt von Emotionen, insbeson<strong>der</strong>e ihrer<br />

Unsicherheit und Angst und so konnte ich mich sehr gut in ihre Lage hineinversetzen und mit ihr<br />

mitfühlen. Als das Zeitzeugengespräch zu Ende war, hatte ich einen neuen Eindruck vom Holocaust<br />

gewonnen, <strong>der</strong> sich mit keinem Geschichtsunterricht <strong>der</strong> Mittel- und Oberstufe vergleichen ließ.<br />

Nach dem Gespräch habe ich viel darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass man<br />

den Holocaust auch in <strong>der</strong> Grundschule behandeln kann, jedoch aus einer an<strong>der</strong>en Perspektive. Im<br />

Mittelpunkt sollten dabei nicht die geschichtlichen Daten und <strong>der</strong> Krieg stehen und auch würde ich<br />

abschreckende Themen wie die Konzentrationslager nicht ausführlich behandeln. Doch wenn die<br />

Kin<strong>der</strong> einen Eindruck davon gewinnen, welches Unrecht Menschen wie Frau Günzler im<br />

Nationalsozialismus wi<strong>der</strong>fahren ist - wie sie nach und nach ausgegrenzt wurden, wie sie sich dabei<br />

fühlten, welche Sorgen und Ängste das bei ihnen auslöste - dann denke ich, dass ihnen dabei sehr<br />

viele wichtige Werte vermittelt werden. Natürlich ist ein sensibler Umgang mit dem Thema<br />

erfor<strong>der</strong>lich, doch dazu gehört auch Ehrlichkeit, wie Frau Günzler sie zeigte. Die Ereignisse sollten<br />

nicht verharmlost werden und die Fragen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ehrlich beantwortet werden. Ein<br />

Zeitzeugengespräch, wie wir es mit Frau Günzler führten, halte ich für den besten Weg, sich mit dem<br />

Nationalsozialismus auseinan<strong>der</strong>zusetzen. Vielleicht würde das bei den Schülerinnen und Schülern<br />

auch zu mehr Offenheit führen, wenn das Thema in <strong>der</strong> weiterführenden Schule erneut behandelt<br />

wird.


Zeitzeugengespräch am 9.4.2013<br />

Das Zeitzeugengespräch mit Lilo Günzler war für mich sehr interessant, spannend und vor allem<br />

bewegend. Beson<strong>der</strong>s die Art, wie sie erzählt, hat mich sehr beeindruckt. Sie gibt einem das Gefühl<br />

hautnah bei den Geschehnissen in dieser Zeit dabei zu sein. Dies ist auch <strong>der</strong> Grund, warum ich mir<br />

sehr gut vorstellen kann, sie in eine Schule als Zeitzeugin einzuladen. Ihr lebendiger Erzählstil<br />

fesselt sicherlich auch schon Kin<strong>der</strong> im Schulalter. Vor <strong>der</strong> Seminarsitzung war ich hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Behandlung des Themas Holocaust in Grundschulen sehr skeptisch. Ich war <strong>der</strong> Meinung, dass<br />

dieses Thema zu grausam für Kin<strong>der</strong> im Grundschulalter sei. Nach dem Gespräch mit Frau Günzler<br />

und <strong>der</strong> anschließenden Diskussion denke ich, dass ich dieses Thema durchaus in den<br />

Sachunterricht eines 4. Schuljahres mit einbeziehen könnte. Ich würde es allerdings unter einem<br />

Rahmenthema wie „Ausgrenzung“ unterrichten. Das heißt, die Schüler lernen mit An<strong>der</strong>sartigkeit<br />

umzugehen und bilden die Fähigkeit Gedanken, Emotionen und Absichten eines an<strong>der</strong>en Menschen<br />

zu erkennen und zu verstehen. Mit den Zeitzeugen könnte man sicherlich vorher absprechen, dass<br />

beson<strong>der</strong>s auf diese Aspekte eingegangen werden soll.


Das Thema „Holocaust“ in <strong>der</strong> Grundschule – Zeitzeugengespräch mit Lilo<br />

Günzler<br />

Die Begegnung mit Lilo Günzler und die Erfahrungen durch das<br />

Zeitzeugengespräch waren für mich ein beson<strong>der</strong>s wertvolles Erlebnis. Das<br />

Gespräch mit ihr hat mich sehr bewegt und berührt. Es waren unglaublich<br />

interessante, aber auch bestürzende und zutiefst traurige Erlebnisse, die Frau<br />

Günzler in dem Gespräch mit uns teilte.<br />

Nach dieser beson<strong>der</strong>en Erfahrung kann ich mir das bedeutende Thema<br />

„Nationalsozialimus/Holocaust“ und die Methode <strong>der</strong> Zeitzeugenbefragung für<br />

meinen Unterricht in <strong>der</strong> Grundschule noch besser vorstellen. Ich bin <strong>der</strong><br />

Meinung, dass <strong>der</strong> Stellenwert und die Bedeutsamkeit des Themas unverän<strong>der</strong>t<br />

hoch und aktuell sind. Mir als angehende Lehrerin scheint es wichtig dies in<br />

meinem Unterricht <strong>der</strong> Grundschule aufzugreifen und anzugehen. Die Begegnung<br />

mit <strong>der</strong> Zeitzeugin Lilo Günzler hat diese Meinung noch verstärkt. Ich finde es<br />

maßgeblich das Thema beson<strong>der</strong>s sensibel und kindgerecht anzugehen und<br />

aufzubereiten. In diesem Rahmen kann gerade ein Zeitzeugengespräch eine ganz<br />

beson<strong>der</strong>s wertvolle Rolle spielen. Vorallem und gerade in einer Zeit, in <strong>der</strong><br />

Themen und Gegebenheiten wie Ausgrenzung, Ablehnung und letztlich Rassismus<br />

auch für Kin<strong>der</strong> gegenwärtig sind…<br />

R. Reifarth, 09. April 2013


Wiesbaden, den 9.4.2013<br />

Das Thema „Holocaust“ in <strong>der</strong> Grundschule:<br />

Das Thema ist sehr sensibel und sollte auch als solches in <strong>der</strong> Schule behandelt<br />

werden. Voraussetzung hierfür ist ein positives Verhältnis von Lehrenden und<br />

Lernenden. Die Lehrkraft sollte abschätzen können, wann und in welchem Ausmaß<br />

das Thema behandelt werden kann. Hierzu zählt auch, dass die Lehrkraft<br />

abschätzen kann, wann es für die Kin<strong>der</strong> emotional zu viel wird. Bestimmte Inhalte<br />

müssen herausgelassen werden, um Schockerlebnisse zu vermeiden (bspw. das<br />

Zeigen von extremen Bil<strong>der</strong>). Ich würde dieses Thema in <strong>der</strong> Grundschule<br />

behandeln, da es einerseits zu unserer Geschichte gehört und wir als Lehrer(innen)<br />

u.a. den Bildungsauftrag haben, den Kin<strong>der</strong>n die Chance zu geben, aus <strong>der</strong><br />

Vergangenheit zu lernen. Diesbezüglich könnte das Thema ein Anreiz sein, um<br />

Ausgrenzung innerhalb <strong>der</strong> Klasse o<strong>der</strong> Schule zu vermeiden.<br />

Die Begegnung mit Lilo Günzler hat bewirkt, dass ...<br />

...ich immer noch davon überzeugt bin, das Thema in <strong>der</strong> Grundschule zu<br />

behandeln. Jedoch habe ich gemerkt, dass Erzählungen und Bil<strong>der</strong> sehr bedrückend<br />

auf einen wirken können. Frau Lilo Günzler hat es jedoch geschafft, diese<br />

Angespanntheit und Betroffenheit zu lockern, indem sie mit einer freundlichen und<br />

liebenswerten Art und Weise von ihrer Geschichte erzählt hat. Diese Erfahrung<br />

nehme ich gerne mit in meine Arbeit mit den Kin<strong>der</strong>n. Der Druck, den die Kin<strong>der</strong> auf<br />

sich bei diesem Thema spüren werden, sollte durch Entspannungsphasen wie z.B.<br />

durch vielseitige Gespräche und die Formulierungen von Ängsten und Wünschen,<br />

gelin<strong>der</strong>t werden. Weiterhin kann ich mir gut vorstellen ein Zeitzeugengespräch, wie<br />

das mit Lilo Günzler, in den Unterricht zu integrieren. Wichtig ist hierbei, dass<br />

<strong>der</strong>jenige / diejenige aus Sicht <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> erzählt, um den Lernenden eine<br />

Perspektivenübernahme zu ermöglichen.


Das Thema „Holocaust“ in <strong>der</strong> Grundschule<br />

Die Begegnung mit Lilo Günzler hat bewirkt, dass …<br />

- ich viele Informationen erhalten habe<br />

o zu den Lebensbedingungen <strong>der</strong> Juden<br />

o wie wenig die Kin<strong>der</strong> damals von <strong>der</strong> Situation wussten<br />

o von <strong>der</strong> Not und den Gefahren, die die Juden erdulden mussten<br />

- ich sehr berührt worden bin<br />

o durch die „Ich-Form“<br />

o durch die vielen unbeantworteten Fragen <strong>der</strong> jungen Lilo<br />

o durch die Erzählung aus Sicht des kleinen Kindes und ihren Gefühlen,<br />

die sie damals hatte und auch heute noch beschreiben kann<br />

o durch von mir aufgekommene Fragen, wie es wohl mit vielen Personen<br />

weitergegangen ist und ob auch sie diese Zeit überlebt haben<br />

- ich mir die Methode <strong>der</strong> Zeitzeugenbefragung in meinem Unterricht vorstellen kann,<br />

o wenn auch erst in <strong>der</strong> vierten Klasse<br />

o allerdings als Abschluss <strong>der</strong> Einheit, vorher die behutsame Einführung durch<br />

Bil<strong>der</strong>bücher (z.B. Papa Weidt) sowie auch gerne die „Spurensuche“ in<br />

Wiesbaden<br />

- ich mir die Behandlung dieses Themas in meiner Klasse vorstellen kann,<br />

o da die Kin<strong>der</strong> bereits viele Vorerfahrungen mitbringen<br />

o da die Kin<strong>der</strong> sicher bereits viele Fragen dazu haben und Raum brauchen um<br />

diese auch stellen zu können<br />

o da sich im Alter von 10-12 Jahren prägt, wie die Kin<strong>der</strong> zu diesem Thema<br />

stehen und daher das übermittelte Wissen von damals vielleicht vor einer<br />

rechtsradikalen Prägung schützen kann<br />

- meine Einstellung zur Vermittlung dieses Themas noch verstärkt wird,<br />

o beson<strong>der</strong>s durch ihre authentische Art<br />

o da sie sich noch an so viele Details erinnern konnte<br />

o da auch zwischendurch immer Fragen an sie gestellt werden konnten<br />

o da ihre Erzählung kindgerecht aufbereitet worden ist und Kin<strong>der</strong> sich dadurch<br />

bestimmt gut in die kleine Lilo hineinversetzen können


Reflexion des Zeitzeuginnengesprächs mit Lilo Günzler<br />

Das Thema „Holocaust“ in <strong>der</strong> Grundschule<br />

Ich halte es für sehr wichtig, den „Holocaust“ bereits in <strong>der</strong> Grundschule zu thematisieren, da Kin<strong>der</strong><br />

noch offener und an das Thema herangehen. Kin<strong>der</strong> haben keine Hemmungen, ihre Fragen zu stellen<br />

und erwarten ehrliche Antworten. Zwischen acht und zehn Jahren entwickeln sie ihre eigenen<br />

Meinungen und Einstellungen, hier müssen bereits entstandenen Vorurteilen und Fehlvorstellungen<br />

entgegengewirkt und neuen vorgebeugt werden. Denn im Jugendalter haben sich Vorurteile und<br />

Einstellungen bereits gefestigt und sind schwerer wie<strong>der</strong> abzubauen. Anhand des Themas lassen sich<br />

zudem die sozialen Kompetenzen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> stärken, indem Inhalte wie Empathieempfinden,<br />

Zivilcourage o<strong>der</strong> Diskriminierung thematisiert werden.<br />

Die Begegnung mit Lilo Günzler hat bewirkt, dass…<br />

ich noch stärker davon überzeugt bin, wie wichtig die Thematisierung des Themas bereits in <strong>der</strong><br />

Grundschule ist. Ein Zeitzeugengespräch ermöglicht dabei einen direkten Zugang zu den Kin<strong>der</strong>n, da<br />

es persönlich ist und starke Emotionen hervorruft. Solange es noch möglich ist, sollte eine solche<br />

Unterrichtseinheit mit einer Zeitzeugenbefragung verbunden sein.


Das Thema „Holocaust“ in <strong>der</strong> Grundschule<br />

„Die Begegnung mit Lilo Günzler hat bewirkt, dass ich mich in die damalige Zeit zurückversetzen<br />

konnte. Erst durch ihre Geschichte wurde mir klar, wie es war, als jüdisches Kind in unter dem<br />

Nationalsozialismus zu leben. Ihre Ausführungen waren sehr ausführlich und detailliert beschrieben,<br />

sodass die einzelnen Ausschnitte aus ihrem damaligen Leben sehr berührend für mich waren.<br />

Mehrere Male musste ich mit meinen Gefühlen kämpfen, um nicht in Tränen auszubrechen. Ich fand<br />

es toll, wie sie trotz ihrer schwierigen Situation die Menschen, die ihr halfen aus einer sehr kindlichen<br />

Perspektive beschrieb. Dies sorgte in mir für kurze hoffnungsvolle Momente. Hätte es mehrere<br />

Menschen wie die Bäckersfrau o<strong>der</strong> den Rektor gegeben, hätte dies vielleicht an<strong>der</strong>en Menschen das<br />

Leben gerettet. Hier würde ich ansetzen, um mit Grundschulkin<strong>der</strong>n zu sprechen.“<br />

Vera Jungmann


Zeitzeugenbefragung mit Lilo Günzler<br />

Das Thema „Holocaust“ ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Die Frage ob dieses Thema in <strong>der</strong><br />

Grundschule behandelt werden sollte spaltete bereits in den Universitätstagen die Gemüter in<br />

den Seminaren. Sowohl Studenten als auch Dozenten waren sich stets sicher, dass es durchaus<br />

sinnvoll ist es so früh in <strong>der</strong> Schullaufbahn <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler zum Thema zu<br />

machen. An<strong>der</strong>erseits hatten nahezu alle, große Probleme in <strong>der</strong> Frage, ob sie sich eine<br />

Durchführung in <strong>der</strong> eigenen Klasse zutrauen würden. Genau hier liegt auch die große<br />

Fragestellung für mich. Welche Inhalte, in welcher Tiefe mit welcher Methodik?<br />

Aus meiner Sicht wäre es auch damals bei mir wichtig gewesen, es früher in <strong>der</strong> Schule<br />

besser zu behandeln. Ich verspüre stets extremes Unwohlsein bei diesem Thema. Dies hat<br />

mitunter damit zu tun, dass mein Großvater, welcher inzwischen 96 Jahre alt ist, immer<br />

dieselben Geschichten vom Krieg erzählt hat ohne, dass er auf Fragen von meiner Familie<br />

einging. Er hat angeblich nie etwas von den extremen Gräueltaten mitbekommen, son<strong>der</strong>n<br />

erzählte nur von dem fehlerhaften Verhalten <strong>der</strong> russischen Befreiungswelle.<br />

In <strong>der</strong> Schule war es ähnlich. Wir bekamen Geschichtsbücher mit Texten und Zahlen<br />

vorgesetzt ohne Fragen nach Emotionen, Schicksalen o<strong>der</strong> verschiedene Sichten zu stellen.<br />

Mit <strong>der</strong> Vorbereitung von Zahlen und Fakten besuchten wir dann auf zwei Klassenfahrten<br />

Konzentrationslager. Zum einen Dachau und zum an<strong>der</strong>en Theresienstadt. Es erfolgte keine<br />

Vor- o<strong>der</strong> Nachbereitung. Diese Besuche waren die „pädagogisch wertvollen“ Tätigkeiten auf<br />

den Klassenfahrten. Ich merke sehr deutlich, dass bei meinen Umgang mit dem Thema viele<br />

Barrieren aufgebaut wurden. Dies bedeutet nicht, dass ich mich vor dem Thema verschließe.<br />

Ich habe privat Museen besucht und viele Bücher gelesen, aber es fällt mir sehr schwer über<br />

dieses Thema zu sprechen o<strong>der</strong> mich mit an<strong>der</strong>en auszutauschen.<br />

Ich bin mir sicher, dass mir eine Herangehensweise, wie die Zeitzeugenbefragung mit Frau<br />

Günzler in frühen Jahren neue Möglichkeiten und Zugänge verschafft hätten. Frau Günzler<br />

hat eine sehr lebendige, lebensnahe und auch spannende Geschichte erzählt. Die Sicht eines<br />

Kindes, ermöglichte es, das Schicksal nachzuvollziehen ohne Wertungen wie „die Guten“ und<br />

„die Bösen“. Kin<strong>der</strong> können, so glaube ich, die Geschichte sehr gut nachvollziehen, da Frau<br />

Günzler die Kin<strong>der</strong>perspektive schil<strong>der</strong>t. Erst durch Hintergrundwissen um die einzelnen<br />

Bedeutungen <strong>der</strong> Aspekte, die sie in <strong>der</strong> Geschichte erläutert, kann Unbehagen aufkommen.<br />

Schülerinnen und Schüler fragen unbefangen und erhalten so einen Zugang zu den<br />

Erzählungen. Eine tolle und wichtige Möglichkeit wie ich finde.


Ich habe vor, mich weiterhin mit dem Thema zu beschäftigen und hoffe, dass ich als<br />

Grundschullehrer den Mut finde, das Thema auch mit meinen Schülerinnen und Schülern zu<br />

behandeln. Es braucht viel Erfahrung, Sicherheit und Vertrautheit mit den Kin<strong>der</strong>n um sich<br />

dem Thema adäquat anzunehmen. Lei<strong>der</strong> sehe ich das Problem, dass die tolle Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Zeitzeugenbefragung in einigen Jahren nicht mehr bestehen wird und so ein wun<strong>der</strong>barer<br />

Zugang weggefällt.


Das Thema „Holocaust“ in <strong>der</strong> Grundschule<br />

Das Thema Holocaust in <strong>der</strong> Grundschule ist für mich im Moment kein Thema.<br />

Für meine Sachunterrichtsklasse sehe ich mich nicht in <strong>der</strong> Lage, das Thema<br />

didaktisch so zu reduzieren, dass die Schülerinnen und Schüler meiner 3. Klasse das<br />

Thema verstehen. Zum einen liegt das an meiner geringen Erfahrung im Lehrerberuf<br />

und zum zweiten an <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Klasse.<br />

Generell denke ich jedoch, dass eine 4. Klasse mit entsprechenden<br />

Voraussetzungen von einem Vorhaben, beispielsweise mit dem Schwerpunkt<br />

Ausgrenzung profitieren könnte.<br />

Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft hingegen, mit wenigen Kin<strong>der</strong>n, die aus<br />

eigenem Interesse das Projekt besuchen, kann ich mir das Thema Holocaust sehr<br />

gut vorstellen.<br />

Das Projekt in <strong>der</strong> Friedrich-Ludwig-Jahn-Schule in Wiesbaden hat gezeigt, dass<br />

Kin<strong>der</strong> Interesse an dem Thema haben. Die Reaktionen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> waren eindeutig.<br />

Mit <strong>der</strong> Erfahrung aus einem solchen Vorhaben könnte das Thema für den<br />

Sachunterricht weiter entwickelt werden.<br />

Die Begegnung mit Lilo Günzler<br />

Das Zeitzeugengespräch als Methode des historischen Lernens hätte nicht besser<br />

erklärt werden können.<br />

Frau Günzler hat in ihrer Erzählung eine Beschreibung <strong>der</strong> damaligen Zeit sowie <strong>der</strong><br />

eigenen Welt gegeben, die einen wirklichen Einblick gegeben hat. Man konnte<br />

empathisch mitempfinden und konnte chronologisch die historischen Ereignisse nach<br />

verfolgen.<br />

Beson<strong>der</strong>s bedeutend ist für mich die Tatsache, dass Frau Günzler ihre Erlebnisse<br />

im Zweiten Weltkrieg zum Anlass nimmt, aufzuklären und das in einer ganz<br />

liebenswerten und unverbitterten Weise. Obwohl ich mich selbst sehr ausführlich mit<br />

dem Thema beschäftigt habe, weil ich den gleichen „Status“ wie Frau Günzler habe,<br />

habe ich insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die Nachkriegszeit neue Sichtweisen kennen<br />

gelernt.


1. Das Thema „Holocaust“ in <strong>der</strong> Grundschule<br />

- ist vorstellbar und machbar<br />

- braucht viel Fingerspitzengefühl bei <strong>der</strong> Vorbereitung und Durchführung<br />

- muss auf die Lerngruppe angepasst werden<br />

- darf nicht zum „Horror/Schreckensthema“ werden<br />

- es sollte darauf geachtet werden, dass Judentum nicht gleich Holocaust<br />

bedeutet Zugang auch über Religion, Tradition und jüdisches Leben im<br />

Allgemeinen nicht vernachlässigen<br />

- Lehrperson muss sich selbst mit dem Thema auseinan<strong>der</strong>setzten und „wohl“<br />

fühlen. Keine Scheu haben vor Fragen! (auch vor den eigenen!)<br />

- beson<strong>der</strong>s für GS-Kin<strong>der</strong> wichtig: Es kann auch ein Happy-End geben (wie<br />

bei Fr. Günzler)<br />

- kann sehr gut an die Geschichte des eigenen Wohnorts gekoppelt werden:<br />

Lebensweltbezug<br />

2. Die Begegnung mit Lilo Günzler hat bewirkt, dass…<br />

- ich mir gewünscht habe, selbst ein solches Zeitzeugengespräch in <strong>der</strong><br />

Schule gehabt zu haben<br />

- Sie hat durch ihre „spritzige“ Erzählweise einen sehr guten Eindruck <strong>der</strong> Zeit<br />

vermittelt – Einfühlungsvermögen<br />

- beson<strong>der</strong>s für Kin<strong>der</strong> wichtig: die Positiven Merkmale hervorheben<br />

- Geschichte ein Gesicht erhält<br />

- das auditive und visuelle eines solchen Gesprächs bleibt länger im Kopf, als<br />

das bloße Lesen eines literarischen Textes (v.a. für Kin<strong>der</strong> wichtig)<br />

- ein solches Gespräch sehr viel mehr Emotionalität hervorruft als das Lesen

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