misericordia - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern
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<strong>misericordia</strong><br />
Zeitschrift <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong> · 65. Jahrgang · Aug./Sept. 2013 · www.barmherzige.de<br />
Pause machen
Inhalt<br />
Thema: Pause machen<br />
Den Augenblick auskosten 3<br />
Zwischendurch betend pausieren 4<br />
Rekreation bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n 5<br />
Wie WfbM-Beschäftigte ihre Pause verbringen 6<br />
Kiosk, Kantine und Pausenkultur im Krankenhaus 8<br />
Der gesunde Pausensnack 9<br />
Seminar Work-Life-Balance 11<br />
Verhin<strong>der</strong>ungs- und Kurzzeitpflege, Freizeiten 12<br />
Neuer Meditationsraum in Algasing 13<br />
Wie mein Vater Feierabend machte 14<br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Malseneck: Sommerfest und Klosternacht 15<br />
Gremsdorf: Umweltpakt <strong>Bayern</strong> 16<br />
Gremsdorf: Grundstein für neue Werkstatt 16<br />
Algasing: Herbstfest am 31.8./1.9. 17<br />
Reichenbach: Neue För<strong>der</strong>stätte in Tegernheim 17<br />
Reichenbach: Auszeichnung „familienfreundlich“ 18<br />
Regensburg: Frische Farbe in St. Hedwig 19<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />
Begegnung mit Papst Franziskus 20<br />
Frater Fabian Hynes gestorben 20<br />
För<strong>der</strong>ung Obdachlosenhilfe 21<br />
Krankenhaus und Gesundheit<br />
10. Katholischer Krankenhaustag 22<br />
Serie Sport: Klettern 24<br />
Raten und Gewinnen 26<br />
Serie Städte und Orte: Nymphenburg 28<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
neben den kleinen Pausen im Leben<br />
braucht es auch immer die<br />
großen Pausen: Die große Pause<br />
im Verlauf des Tages, das ist die<br />
Ruhe <strong>der</strong> Nacht; die große Pause<br />
im Verlauf <strong>der</strong> Woche, das ist <strong>der</strong><br />
Sonntag. Und schließlich brauchen<br />
wir auch eine Pause im Verlauf<br />
des Jahres, den Urlaub o<strong>der</strong><br />
die Ferien.<br />
Pausen sind notwendig, wenn wir nicht wie eine Maschine<br />
heißlaufen und schließlich im wahrsten Sinne des Wortes<br />
ausbrennen wollen. Ausgebrannte Menschen geben keine<br />
Wärme mehr her, we<strong>der</strong> für sich noch für ihre Mitmenschen.<br />
Für manchen klingt „Pause machen“ nach faulenzen. Dem ist<br />
aber nicht so. Wer Pause macht, tankt Kraft für die nächsten<br />
Aufgaben.<br />
Urlaub bedeutet Zeit für Erlebnisse, Zeit, in <strong>der</strong> wir mit all<br />
unseren Sinnen neue Eindrücke sammeln können. Urlaub heißt<br />
Zeit für Begegnungen und Beziehungspflege. Im Laufe des<br />
Jahres haben wir Bücher geschenkt bekommen, die wir noch<br />
nicht gelesen haben; Urlaubszeit ist Zeit zum Lesen. Wir<br />
sehnen uns danach, in einem arbeitsreichen Jahr die Seele<br />
baumeln zu lassen; Urlaub ist Zeit zur Entspannung, Zeit,<br />
sich einmal so richtig fallen zu lassen und zu erfahren, dass<br />
man von an<strong>der</strong>en getragen wird.<br />
In <strong>der</strong> Bibel kommt das Wort Pause und Urlaub nicht wörtlich<br />
vor. Jesus macht aber seinen Jüngern und den Menschen, die<br />
ihm zuhören, immer wie<strong>der</strong> das Angebot <strong>der</strong> Ruhe. Er lässt<br />
sie Ruhe finden, etwa bei <strong>der</strong> Brotvermehrung o<strong>der</strong> am See<br />
nach einem anstrengenden Tag.<br />
In einem Jahr wie diesem mit einem grauen Winter und verregnetem<br />
Frühjahr sehnen wir uns nach <strong>der</strong> Idylle sommerlichen<br />
Lebens. Es geht dabei um mehr als die äußere Leichtigkeit<br />
von Sommer, Sonne und Urlaub. Wir sehnen uns nach einer<br />
tiefer gehenden Leichtigkeit, wir sind auf <strong>der</strong> Suche nach<br />
Entspannung, wir hoffen auf Erlösung vom belastenden Druck<br />
des Alltags und wir erinnern uns an das Wort Jesu: „Ich werde<br />
euch Ruhe verschaffen, denn mein Joch drückt nicht und meine<br />
Last ist leicht.“ In dieser Ruhe und in diesem Frieden ist<br />
unser Leben dann im tiefsten Sinne leicht. Wir atmen die laue<br />
Abendluft <strong>der</strong> Sommertage, wir lassen unsere Seele baumeln,<br />
die sich in Gottes Gegenwart in einem Schaukelstuhl auf <strong>der</strong><br />
Veranda wiegen darf.<br />
Erholsamen Urlaub und schöne Ferien wünscht Ihr<br />
Das Titelbild mit dem inzwischen verstorbenen<br />
Frater Dagobert Klinger<br />
(rechts) und Frater Silvester Ganghofer<br />
(zweiter von rechts) entstand<br />
im Biergarten des Erholungs- und<br />
Tagungshauses <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in Kostenz.<br />
Frater Eduard Bauer
Thema: Pause machen<br />
3<br />
Den Augenblick auskosten<br />
Passiert Ihnen das auch manchmal? Das<br />
Wochenende naht, die Wettervorhersage<br />
wird täglich verheißungsvoller, <strong>der</strong> lang<br />
ersehnte Urlaub steht vor <strong>der</strong> Tür – und<br />
prompt spürt man ein verräterisches<br />
Kratzen im Hals, da ist eine ordentliche<br />
Erkältung im Anzug, nach dem ersten<br />
Urlaubstag legen Sie sich mit einem<br />
fiebrigen Infekt ins Bett ...<br />
Manchmal signalisiert uns <strong>der</strong> Körper<br />
recht unverhohlen, dass wir nicht ohne<br />
Maß powern, uns nicht grenzenlos für<br />
die Arbeit o<strong>der</strong> sonstige uns wichtige<br />
Projekte verheizen können. Und das<br />
scheint nicht (nur) eine Frage des Alters,<br />
<strong>der</strong> vielleicht heikler werdenden<br />
körperlichen Konstitution zu sein. Eines<br />
<strong>der</strong> beliebtesten journalistischen Themen<br />
des vergangenen Jahres war nicht<br />
zufällig das „Burn-Out-Syndrom“. Und<br />
da scheint <strong>der</strong> zwei-, bestenfalls dreiwöchige<br />
Jahresurlaub keine ausreichende<br />
Gegenmaßnahme zu sein.<br />
„Grüne Oasen“ in den<br />
Tagesablauf einbauen<br />
Es geht darum, einen ausgewogenen<br />
Rhythmus von An- und Entspannung<br />
zu finden, die Erholung, das Abschalten<br />
nicht nur auf maximal einen Tag pro<br />
Woche o<strong>der</strong> den Urlaub zu reduzieren.<br />
Vor Jahren verriet mir ein hochengagierter<br />
Manager, dessen Wochenarbeitszeit<br />
selten unter 70 Stunden lag, wie er mit<br />
dem hohen Druck umgeht: „Ich bemühe<br />
mich, in jeden Tag kleine „grüne Oasen“<br />
einzubauen. Und wenn ich nicht<br />
gelernt hätte, allen Aspekten meines<br />
Lebens – ob Arbeit o<strong>der</strong> Erholung o<strong>der</strong><br />
auch simpler Haus- o<strong>der</strong> Gartenarbeit<br />
gleichermaßen Gewicht und Bedeutung<br />
zu geben, hätte ich vermutlich längst kapituliert.“<br />
wie ein Artikel, den ich schreibe, die<br />
Kaffeepause mit einem Kollegen rangiert<br />
auf gleicher Höhe wie das Interview<br />
für den nächsten Radiobeitrag, <strong>der</strong><br />
Erdbeerkuchen, den ich für den Kaffee<br />
mit Freunden backe, bekommt die gleiche<br />
Aufmerksamkeit wie <strong>der</strong> Beitrag für<br />
die Website eines Auftraggebers.<br />
Scheinbar Nebensächliches<br />
wertschätzen<br />
Banal? Mag sein. Aber meinen Lebensrhythmus<br />
hat es positiv verän<strong>der</strong>t<br />
und auch sehr stressige Arbeitsphasen<br />
werden auf diese Weise immer wie<strong>der</strong><br />
wohltuend aufgelockert und sind lebbarer<br />
geworden.<br />
Und ein weiterer positiver Aspekt: Ich<br />
lerne, auch kleine, scheinbar unbedeutende<br />
Beiträge an<strong>der</strong>er Menschen um<br />
mich herum neu wertzuschätzen. Als<br />
sich neulich eine Freundin, die schon<br />
seit einigen Jahren in Rente und durch<br />
eine chronische Krankheit in ihren Aktivitäten<br />
eingeschränkt ist, beklagte, dass<br />
sie nichts mehr beitrage für die Gesellschaft,<br />
da regte sich in mir vehementer<br />
Protest!<br />
Immer wie<strong>der</strong> gibt sie mir interessante<br />
und bedenkenswerte Rückmeldungen<br />
auf meine journalistischen Beiträge<br />
und erkundigt sich wach und interessiert<br />
nach meinen aktuellen Projekten.<br />
Sie verbringt viel Zeit in Arzt- und<br />
Physiotherapiepraxen, kommt per Mail<br />
und Telefon mit vielen Ratsuchenden in<br />
Kontakt und verbreitet überall große Gelassenheit<br />
und wohltuende Ruhe – wenn<br />
das kein wichtiger und dringend nötiger<br />
Beitrag in unserer Gesellschaft ist!<br />
Vielleicht kann das eine Anregung für<br />
die Sommer- und Urlaubszeit sein – in<br />
Ferienzeiten fällt einem das „Leben genießen“<br />
verständlicherweise leichter. Ich<br />
zumindest habe mir fest vorgenommen,<br />
möglichst viele Augenblicke meines Tages<br />
mit einer Hingabe zu leben, als sei<br />
es <strong>der</strong> einzige Moment, <strong>der</strong> zählt.<br />
Andrea Fleming<br />
Das war ein wirklich guter Rat! Seitdem<br />
bemühe auch ich mich, in meinen Tagesablauf<br />
kleine „Oasen“ einzubauen.<br />
Dafür reicht es manchmal, das, was ich<br />
gerade tue, ganz bewusst, ja mit Hingabe<br />
zu tun, jeden Augenblick „auszukosten“:<br />
Die Zeit, die ich am Frühstückstisch<br />
sitze, bekommt so das gleiche Gewicht<br />
Auch eine „grüne Oase“: Wie wäre es, sich für manche Wege o<strong>der</strong> einfach so mal<br />
zwischendurch auf den Drahtesel zu schwingen?
4<br />
Thema: Pause machen<br />
Die Theologin Katharina Bommes hat<br />
die Gebetsunterbrechungen des Tages<br />
mit den Seilhaken beim Klettern verglichen.<br />
Wie man beim Klettern in regelmäßigen<br />
Abständen Haken in die Wand<br />
schlägt, so ist es mit dem Beten. Verliert<br />
man den Halt, fällt man nicht so tief,<br />
weil das Seil im Haken gesichert ist. Wie<br />
sich Kletternde mit jedem Haken an die<br />
Wand binden, bindet sich <strong>der</strong> Betende<br />
an Gott. Er kann danach gelassener und<br />
mutiger schwierige Passagen angehen<br />
und meistern, in dem Wissen, nicht tief<br />
fallen zu können. Er ist, wie im Seil an<br />
<strong>der</strong> Wand, gesichert. Der Betende gibt<br />
mit dieser Gebetsstruktur seinem Leben<br />
und Handeln Halt.<br />
Sich nicht verlieren im Trubel<br />
Mit Seil, Haken<br />
und Schokoschnitte<br />
Zwischendurch betend pausieren<br />
„Wie sich Kletternde mit jedem<br />
Haken an die Wand binden, bindet<br />
sich <strong>der</strong> Betende an Gott.“<br />
Durch das Gebet löst er sich von den<br />
vielen Aufgaben und Ablenkungen, die<br />
ihm täglich wi<strong>der</strong>fahren, und kommt zu<br />
sich selbst – und zu Gott. Er verliert sich<br />
nicht im Trubel, son<strong>der</strong>n wird sich seiner<br />
selbst und seiner eigentlichen Aufgaben<br />
bewusst. Durch das Gebet tritt <strong>der</strong><br />
Mensch in Beziehung mit Gott.<br />
Manche Menschen pflegen als kurzes<br />
Gebet das Stoßgebet. Eine Situation, in<br />
<strong>der</strong> sie die Beziehung zu Gott suchen,<br />
weil sie sich Hilfe versprechen und hoffen,<br />
nicht ganz verlassen zu sein. Dies<br />
kommt meist spontan und eben <strong>der</strong> Situation<br />
angepasst. Ähnlich, wie wenn ein<br />
Kletterer abrutscht und versucht, sich<br />
gerade noch festzuhalten, o<strong>der</strong> seine<br />
Hand nach einem rettenden Arm ausstreckt.<br />
Morgens halb zehn in Deutschland…, so<br />
suggeriert eine Werbung, isst man eine<br />
Schokoschnitte. Man macht also mal eine<br />
kleine Pause. Auch die Kirche kennt<br />
diese kleinen Tagesunterbrechungen<br />
und empfiehlt sie nicht nur <strong>Orden</strong>sleuten.<br />
Es geht hier allerdings nicht darum,<br />
sich was Süßes zwischen den großen<br />
Mahlzeiten zu gönnen, son<strong>der</strong>n sich<br />
eine kurze Zeit mit Gott zwischen den<br />
größeren Morgen- und Abendgebeten<br />
zu gönnen.<br />
Sich stärken für Kommendes<br />
Nach uralter Überlieferung pflegten die<br />
Christen kurze private Gebete während<br />
des Tages und somit auch während <strong>der</strong><br />
Arbeit. Mit seiner Liturgiereform betont<br />
das Zweite Vatikanische Konzil drei dieser<br />
sogenannten mittleren Horen (von<br />
lateinisch hora = Stunde). Während <strong>Orden</strong>sleute<br />
und Priester eine o<strong>der</strong> mehrere<br />
Horen beten, ist es den Laien freigestellt,<br />
ob und wie viele Gebetspausen sie sich<br />
gönnen. Zeitlich liegt die erste am Vormittag,<br />
die zweite in <strong>der</strong> Mittagszeit und<br />
die dritte am Nachmittag.<br />
Ähnlich wie Frühstücks- und Mittagspausen<br />
o<strong>der</strong> das Kaffeetrinken am Nachmittag,<br />
stärkt sich <strong>der</strong> Betende für den<br />
restlichen Tag und für die kommenden<br />
Aufgaben. Und er pflegt die Kommunikation<br />
– wie in <strong>der</strong> Pause mit den Kolleginnen<br />
und Kollegen – mit Gott.<br />
Mit dem Gebet <strong>der</strong> mittleren Hore ist<br />
es etwas an<strong>der</strong>s. Der Betende nimmt<br />
sich ganz bewusst Zeit für Gott – wie<br />
beim Haken-Einschlagen. Diese Zeit<br />
schenkt er Gott. Diese Zeit verbringt er<br />
mit Gott. Etwa fünf Minuten dauert sie<br />
und beginnt mit einem Lied. Es folgen<br />
drei Psalmen, ein kurzer Text aus <strong>der</strong><br />
Heiligen Schrift, den man – wenn man<br />
mehr Zeit hat – auch in Stille betrachten<br />
kann. Den Abschluss findet die Hore<br />
mit einem Schlussgebet und dem Segen.<br />
Und <strong>der</strong> Beter kann sich nun – fünf nach<br />
halb zehn – eine süße Schokoschnitte<br />
und das Gespräch mit den Kolleginnen<br />
gönnen.<br />
Frater Thomas Väth
Thema: Pause machen<br />
5<br />
Die Gemeinschaft stärken<br />
Rekreation bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n<br />
Rekreationen zu halten ist eine gute Tradition<br />
bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n.<br />
Sie bedeuten ein brü<strong>der</strong>liches Zusammensein<br />
und schließen sich meist an das<br />
Abendessen an. Die Brü<strong>der</strong> versammeln<br />
sich zur Rekreation an Sonn- und Feiertagen,<br />
bei Namens- und Festtagen <strong>der</strong><br />
Mitbrü<strong>der</strong> o<strong>der</strong> wenn Gäste im Konvent<br />
weilen. Eine Beson<strong>der</strong>heit gibt es bei<br />
Namenstagen <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>soberen, wo sowohl<br />
am Vorabend wie am Tag selbst<br />
eine Rekreation stattfindet. Beim Fest<br />
eines Bru<strong>der</strong>s lassen ihn seine Mitbrü<strong>der</strong><br />
entsprechend hochleben.<br />
Rekreation kommt ursprünglich aus dem<br />
medizinischen Wortschatz und bedeutet<br />
etwa wie<strong>der</strong> gesund werden o<strong>der</strong> sich<br />
erholen. Das brü<strong>der</strong>liche Zusammensein<br />
soll eine Zeit <strong>der</strong> Erholung sein, aber<br />
auch den Gedankenaustausch för<strong>der</strong>n,<br />
<strong>der</strong> die Gemeinschaft stärkt. Es ist eine<br />
Möglichkeit, das im Alltag Erlebte und<br />
Erfahrene mit den Mitbrü<strong>der</strong>n zu teilen<br />
o<strong>der</strong> manchmal auch, in Erinnerungen<br />
zu schwelgen.<br />
Die Rekreation kann ebenso zu gemeinsamem<br />
Spielen genutzt werden, zum<br />
Beispiel Schafkopf o<strong>der</strong> Mensch ärgere<br />
dich nicht, zum Musizieren und Singen<br />
o<strong>der</strong> zum Anschauen eines Films. Der<br />
Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.<br />
Früher konnte bei den Rekreationen sogar<br />
geraucht werden, sodass sich im Rekreationsraum<br />
Rauchschwaden bildeten.<br />
Heute ist das nicht mehr üblich. Außerdem<br />
gab es bei den Mahlzeiten meistens<br />
eine Tischlesung im Schweigen, sodass<br />
die Rekreationen umso mehr zum gemeinsamen<br />
Austausch genutzt wurden.<br />
In unserer Zeit, bei kleinen Konventen<br />
mit wenigen Brü<strong>der</strong>n, sind Rekreationen<br />
zum Beispiel vor und nach Exerzitien<br />
o<strong>der</strong> bei provinzweiten Brü<strong>der</strong>treffen<br />
umso wichtiger.<br />
Damit das Ganze nicht so trocken<br />
bleibt, gibt es zur Rekreation ein Gläschen<br />
Wein o<strong>der</strong> Bier, Knabbereien<br />
und Süßigkeiten, je nach Belieben <strong>der</strong><br />
einzelnen Mitbrü<strong>der</strong>. So wird aus dem<br />
brü<strong>der</strong>lichen Gedankenaustausch ein<br />
gemütliches Beisammensein, das den<br />
einzelnen wie<strong>der</strong> in seinem Bru<strong>der</strong>sein<br />
stärkt.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Brü<strong>der</strong> des Regensburger Konventes beim gemeinsamen Musizieren – von links im Uhrzeigersinn: Frater Thomas Väth, Prior Frater Benedikt<br />
Hau, Frater Robert Wimmer, Frater Seraphim Schorer und Frater Magnus Morhardt
6<br />
Thema: Pause machen<br />
Rasten, essen und reden<br />
Wie Beschäftigte <strong>der</strong> Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen (WfbM) ihre Pausen verbringen<br />
Wir sind zwei Freundinnen, die die<br />
Pause gerne mit „Ratschen“ zusammen<br />
verbringen. Am liebsten sitzen wir wie<br />
gerade eben auf <strong>der</strong> Schaukel in <strong>der</strong> Sonne<br />
und unterhalten uns über alles Mögliche.<br />
Wir reden viel über „Internes“,<br />
also Dinge, die bei uns in <strong>der</strong> Werkstatt<br />
passieren.<br />
Maria Huber und<br />
Annemarie Werner, Algasing<br />
Eigentlich halten wir uns gerne im<br />
Freien auf. Aber wenn es so heiß ist<br />
wie heute, dann sind wir in <strong>der</strong> Pause<br />
auf unserem schattigen Lieblingsplatz<br />
zu finden. Hier auf dem Boden bei <strong>der</strong><br />
Tür weht uns immer ein leichter Wind<br />
um die Nase und das gefällt uns. Die<br />
Gummibären dürfen in <strong>der</strong> Pause nicht<br />
fehlen!<br />
Laura Pickel und<br />
Nadine Wesselak, Algasing<br />
Wir gönnen uns nach dem Mittagessen<br />
eine Tasse Kaffee in <strong>der</strong> Wohngruppe<br />
und genießen die Ruhe. Den Kaffee kochen<br />
wir uns immer selbst. Er gehört zur<br />
Pause einfach dazu.<br />
Hans März und Beatrix Mayer, Algasing<br />
Ohne Worte.<br />
Felix Kirchner, Algasing<br />
Hallo, ich bin <strong>der</strong> Fabian und in meiner<br />
Pause mache ich am liebsten „nix“. Es<br />
sei denn, das neue Intelligenzblatt ist da,<br />
dann blättere ich gerne in ihm herum<br />
und schaue mir die Fotos an.<br />
Fabian Schmitt, Algasing<br />
Meine Freundin und ich gehen in <strong>der</strong><br />
Mittagspause gerne in die Wohngruppe,<br />
wo wir uns einen löslichen Kaffee<br />
kochen, damit wir nachmittags wie<strong>der</strong><br />
frisch an die Arbeit gehen können.<br />
Alexan<strong>der</strong> Richter und<br />
Franziska Friedrich, Algasing<br />
In den Pausen bin ich öfters in meiner<br />
Funktion als Bewohnervertreter gefragt.<br />
Ich soll mir dann einfach Wünsche und
Thema: Pause machen<br />
7<br />
Anregungen <strong>der</strong> Mitbeschäftigten anhören.<br />
Ansonsten ruhe ich mich bei schönem<br />
Wetter auch gerne im Gartenpvillon<br />
<strong>der</strong> Werkstatt aus.<br />
Christian Steger, Gremsdorf<br />
Eine rauchen gehen; Reden mit den an<strong>der</strong>en<br />
Bewohnern; mit dem Handy zum<br />
Beispiel SMS schreiben o<strong>der</strong> telefonieren;<br />
ab und zu mit Markus Huber und<br />
Dominik Winter (Mitarbeiter) über Probleme<br />
reden; Mittag gehe ich spazieren<br />
im Gelände zu den Eseln hinter.<br />
„In <strong>der</strong> Pause essen und trinken wir natürlich,<br />
aber ratschen ist uns auch ganz<br />
wichtig.“<br />
Markus Reiser (links), Reichenbach,<br />
verbringt seine Pause auch immer wie<strong>der</strong><br />
mal gerne mit den Mitarbeitern Liane<br />
Kleber und Stefan Raith.<br />
Josef Reise<strong>der</strong>, Straubing<br />
Nach dem Mittagessen gehe ich gerne<br />
mit meiner Freundin Marissa spazieren.<br />
Wir setzen uns dann meist auf eine<br />
Bank und unterhalten uns. Hin und<br />
wie<strong>der</strong> bleibe ich gerade in <strong>der</strong> Pause<br />
an meinem Arbeitsplatz sitzen, denn da<br />
habe ich, wenn alle an<strong>der</strong>en gegangen<br />
sind, einfach meine Ruhe.<br />
Monika Stickler, Gremsdorf<br />
Ich mache nur jede Stunde Pause!<br />
Maximilian Kaiser, Straubing<br />
Steffi Fuchs, Reichenbach<br />
macht in ihrer Pause immer wie<strong>der</strong> mal<br />
gern ein Puzzle – ohne natürlich essen<br />
und trinken zu vergessen.<br />
◄▬<br />
Eine Zigarette rauchen; mich unterhalten;<br />
Kaffee trinken; Nintendo DS spielen/zocken.<br />
Christian Wagner, Straubing (rechts)<br />
Zigaretten rauchen, mit Freunden reden,<br />
und Kaffee trinken.<br />
Herbert Vierthaler-Resch, Straubing<br />
(links)
8<br />
Thema: Pause machen<br />
Claudia Schinhärl, die Leiterin des Kiosks im Klinikum St. Elisabeth Straubing, erfüllt die Wünsche zweier Krankenpflegschülerinnen<br />
Unter Pfennigfuchsern,<br />
Nichtessern und Mitbringern<br />
Kiosk, Kantine und Pausenkultur im Krankenhaus<br />
Es gibt Menschen, für die ist <strong>der</strong> tägliche<br />
Brötchenkauf eine generalstabsmäßige<br />
Angelegenheit: Bestellung runterrattern,<br />
Fünf-Euro-Schein hinlegen, Wechselgeld<br />
und Tüte schnappen und weg. Drei<br />
Sorten von Kunden treiben den wohlstrukturierten<br />
Einkäufer zur Weißglut:<br />
die Pfennigfuchserin, die 3,78 Euro aus<br />
Prinzip in Münzen von 20 Cent abwärts<br />
zahlt, <strong>der</strong> junge Vater, dessen Söhnchen<br />
mitbestimmen darf, ob er ein weißes<br />
Brötchen o<strong>der</strong> lieber eines mit Körnern<br />
o<strong>der</strong> doch besser beides mag, was „wir<br />
Mami Gutes mitbringen“ und was <strong>der</strong><br />
kleinen Schwester … und schließlich<br />
das Paar Mitte zwanzig, das das gemeinsame<br />
Frühstück mit Freunden für<br />
sich entdeckt hat und dessen Erörterungen<br />
mit „Was meinst Du, Schatzi?“<br />
enden, während das Schatzi gerade unaufschiebbare<br />
Neuigkeiten dem Smartphone<br />
anvertraut.<br />
Die Kunden im Kiosk des Klinikums<br />
St. Elisabeth in Straubing gehören mehrheitlich<br />
zu den generalstabsmäßigen,<br />
aber auch die an<strong>der</strong>en Charaktere treten<br />
vor die Kasse.<br />
Die Kolleginnen in Cafe/Kiosk und Personalcasino<br />
beginnen frühmorgens damit,<br />
Butterbrezen zu streichen, Brötchen zu belegen,<br />
Kaffee zu brühen, das Mittagessen<br />
zu bereiten, die Snacks für zwischendurch<br />
und vieles mehr.<br />
Vier Pausentypen werden für die Arbeitswelt<br />
beschrieben:<br />
1. Der Nichtesser<br />
2. Der Kantinenfreund: Schnell, günstig<br />
und eigentlich schmeckt`s. Das<br />
Essen kommt fertig auf den Teller,<br />
mit dem Tablett ist es nicht weit zum<br />
Tisch und um den Abwasch muss<br />
man sich auch nicht kümmern. 26<br />
Prozent <strong>der</strong> Deutschen speisen im<br />
betriebseigenen Restaurant.<br />
3. Der Mitbringer: Er hat Nudeln vorgekocht,<br />
Gemüsesticks geschnibbelt<br />
o<strong>der</strong> Brote geschmiert, um<br />
die Brotzeit aus Eigenproduktion<br />
genießen zu können.<br />
Wer an<strong>der</strong>e in ihren Pausen versorgt, muss<br />
auch selbst einmal durchschnaufen: Pause<br />
mit Frischluft im Küchengarten
Thema: Pause machen<br />
9<br />
4. Der Imbiss-Freund: „Abends esse<br />
ich ausgewogener.“<br />
Im allgemeinen Sprachgebrauch wurde<br />
<strong>der</strong> Kiosk im Deutschen seit dem<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>t mit einem kleinen Verkaufsstand<br />
gleichgesetzt, an dem Tabakwaren,<br />
Süßigkeiten, Getränke, Zeitungen<br />
usw. verkauft werden. Folglich<br />
kann man von keinem Kiosk die Preise<br />
und das Sortiment eines Supermarktes<br />
o<strong>der</strong> Discounters erwarten. Die Krankenhauskantine<br />
können in <strong>der</strong> Regel nur<br />
Mitarbeiter und Besucher des Betriebes<br />
besuchen. Wie in vielen an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />
wird das Kantinenessen für<br />
die Mitarbeiter subventioniert; betriebsfremde<br />
Personen müssen meist einen<br />
höheren Essenspreis bezahlen.<br />
Kann man direkt am Arbeitsplatz sinnvoll<br />
eine Pause machen? Wenn man<br />
Lust hat, die Pause mit den Kollegen<br />
zu verbringen, ist wahrscheinlich <strong>der</strong><br />
Pausenraum die richtige Wahl. O<strong>der</strong><br />
man bleibt einfach nach dem Essen noch<br />
ein bisschen in <strong>der</strong> Kantine sitzen. Sommertage<br />
locken ins Freie. Auf jeden Fall<br />
sollte man überlegen, was einem gut tut.<br />
In <strong>der</strong> Pause ist je<strong>der</strong> sein eigener Boss<br />
und hat es selber in <strong>der</strong> Hand, die Zeit<br />
sinnvoll zu nutzen.<br />
Ulrike Silberbauer-Jurgasch<br />
Stilleben aus Kiosk und Cafeteria<br />
Drei o<strong>der</strong> doch<br />
lieber fünf Mahlzeiten?<br />
Der Pausensnack – o<strong>der</strong> wie man sich auch zwischendurch gesund ernährt<br />
Ein Pausensnack ist nicht unbedingt für<br />
jeden Menschen notwendig. Der Mahlzeitenrhythmus<br />
ist sehr individuell und<br />
wird auch von vielen äußeren und inneren<br />
Faktoren beeinflusst. Wie zum<br />
Beispiel durch Stimmung, Gewohnheit,<br />
Nahrungsverfügbarkeit, Alter und vor<br />
allem durch die Arbeitszeit und das Arbeitspensum.<br />
Aus ernährungsphysiologischer Sicht<br />
sind drei ebenso wie fünf Mahlzeiten<br />
geeignet, um sich gesund und ausgewogen<br />
zu ernähren. Zu achten ist vor<br />
allem auf die Lebensmittelauswahl und<br />
eine ausgeglichene Kalorienbilanz, das<br />
heißt: nicht mehr essen, als an Kalorien<br />
verbrannt wird.<br />
Die Kalorienfalle<br />
Wer den ganzen Tag nur am Schreibtisch<br />
sitzt und sich kaum bewegt, <strong>der</strong> kann<br />
schnell in die Kalorienfalle tappen. Für<br />
viele Angestellte gibt es im stressigen<br />
Büroalltag bei <strong>der</strong> Nahrungsauswahl<br />
nur wenig Abwechslung. Die meisten<br />
greifen deshalb zu Schokoriegeln, Keksen,<br />
Bonbons, Fertignahrung o<strong>der</strong> essen<br />
zuviel Obst, was zu einem kurzzeitigen<br />
Anstieg des Blutzuckerspiegels führen<br />
kann, <strong>der</strong> anschließend rapide abfällt,<br />
was wie<strong>der</strong>um Konzentrationsprobleme<br />
verursachen kann.<br />
Fortsetzung auf Seite 10
10<br />
Thema: Pause machen<br />
Fortsetzung von Seite 9<br />
Viel wichtiger als zu essen ist es, zwischen<br />
den Mahlzeiten zu trinken.<br />
Flüs sigkeitsmangel verschlechtert die<br />
Durchblutung und macht müde. Ideale<br />
Flüssigkeitslieferanten sind Leitungswasser,<br />
Mineralwasser und ungesüßte<br />
Tees. Wer konzentriert arbeiten muss,<br />
sollte beispielsweise magnesium- o<strong>der</strong><br />
kalziumreiche Mineralwassersorten<br />
wählen – mindestens zwei Liter täglich,<br />
sofern aus ärztlicher Sicht nichts<br />
dagegen spricht.<br />
Kin<strong>der</strong> sollten auf Zwischenmahlzeiten<br />
und Pausensacks achten, weil<br />
sie geringere Nährstoffreserven als<br />
Erwachsene haben. Gleichzeitig bewegen<br />
sie sich viel und wachsen, wodurch<br />
sie viel Energie benötigen. Ist<br />
die Ernährung einseitig, fehlen Vitamine,<br />
Mineral- und Ballaststoffe sowie<br />
Spurenelemente, merkt man das den<br />
Kin<strong>der</strong>n schnell an: Sie sind zappelig,<br />
unkonzentriert, ermüden schneller und<br />
sind oft krank. Eine ausgewogene Ernährung<br />
gibt Energie und Ausdauer und<br />
för<strong>der</strong>t die geistige Leistungsfähigkeit.<br />
Heißhunger vermeiden<br />
Es gibt keine offizielle wissenschaftliche<br />
Empfehlung, aber eines ist sicher:<br />
weniger als drei Mahlzeiten sollten es<br />
nicht sein. Man sollte auch darauf achten,<br />
Heißhunger zu vermeiden – ob er<br />
dazu drei o<strong>der</strong> mehr Mahlzeiten benötigt,<br />
sollte je<strong>der</strong> für sich ausprobieren.<br />
An einem Krankenhaus-Kiosk gibt es<br />
meist mehrere Möglichkeiten, einen gesunden<br />
vollwertigen Snack zu kaufen:<br />
Vollkornsemmel mit Käse ohne Butter,<br />
aber mit Tomate und Gurke o<strong>der</strong> ein<br />
Müsli mit Joghurt o<strong>der</strong> auch einen Salat<br />
mit Mozzarella. Ein Pausensnack muss<br />
nichts Aufwendiges sein: eine Vollkornsemmel<br />
mit Frischkäse und fettarmem<br />
Belag (Käse o<strong>der</strong> Hähnchen) mit Gurke/Tomate/Paprika<br />
sowie eine kleine<br />
Handvoll Nüsse o<strong>der</strong> auch ein Becher<br />
Buttermilch eignen sich sehr gut.<br />
Monika Bischoff<br />
Zentrum für Ernährungsmedizin und<br />
Prävention (ZEP), Krankenhaus<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> München<br />
Abwechslung heißt auch bei den Zwischenmahlzeiten die Devise; wichtig dabei ist natürlich<br />
auch die ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen.<br />
Herzhafte Kräuter-Schinken-Muffins (12 Stück)<br />
Zutaten:<br />
Fett und etwas Mehl für die Backform, 2 Schalotten, 75 g gekochter Schinken,<br />
2 EL Olivenöl, 1 Bund Petersilie, ½ Bund Thymian, 200 g Vollkornmehl,<br />
2 TL Backpulver, ½ TL Natron, 1 Ei, 150 g Magerquark, 4 EL fettarme Milch,<br />
2 EL geriebener Käse (z.B. Emmentaler), Jodsalz, Pfeffer<br />
Zubereitung:<br />
Backofen auf 180 Grad vorheizen. Muffinform fetten, mit Mehl ausstreuen.<br />
Schalotten schälen und fein hacken, Schinken würfeln. Olivenöl in einer<br />
Pfanne erhitzen, Schalotten und Schinken anbraten. Beiseite stellen und<br />
abkühlen lassen. Kräuter waschen, trocken schleu<strong>der</strong>n und fein hacken.<br />
Mehl mit Backpulver und Natron mischen. Ei, Quark, Milch, geriebenen<br />
Käse verrühren, mit Jodsalz und Pfeffer würzen. Schalotten, Schinken und<br />
gehackte Kräuter hineingeben. Alles kurz mit <strong>der</strong> Mehlmischung verrühren,<br />
Teig in die Muffinform einfüllen (nicht höher als drei Viertel <strong>der</strong> Vertiefung<br />
einfüllen!) und ca. 25 Minuten auf <strong>der</strong> mittleren Schiene backen. Aus dem<br />
Ofen nehmen und 5 Minuten in <strong>der</strong> Form ruhen lassen, dann aus <strong>der</strong> Form<br />
lösen.<br />
Tipp: Wer keine Muffinform hat, kann entsprechende Papierförmchen kaufen.<br />
Davon jeweils zwei ineinan<strong>der</strong> stellen, damit die Form Bestand hat.<br />
(pro Stück: 116 kcal / 486 kJ / 6,3 g Eiweiß / 4,6 g Fett / 12,1 g Kohlenhydrate)
Thema: Pause machen<br />
11<br />
Kurz loslassen – und dann<br />
wie<strong>der</strong> bereit für Neues sein<br />
Zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener<br />
Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> finden Ruhe und<br />
Kraft im Kloster Kostenz<br />
Und da saßen wir – eine bunt gemischte<br />
Gruppe verschiedenen Alters – unter dem<br />
Apfelbaum und lauschten den Worten<br />
einer Fortbildungsteilnehmerin, die eine<br />
eben gesichtete Ameise beschrieb. Dieses<br />
winzige Lebewesen erscheint trotz seiner<br />
Emsigkeit gut organisiert und mit sich<br />
im Einklang. Eine ähnliche Lebensphilosophie<br />
versuchten wir in Kostenz<br />
beim Workshop Work-Life-Balance vom<br />
17. bis 19. Juni wie<strong>der</strong>zufinden.<br />
Kurt Wirsing, unser Referent, gab jedem<br />
dieser drei Fortbildungstage ein an<strong>der</strong>es<br />
Motto. Zur Einführung überdachten wir<br />
unsere Lebensqualität. Mögliche Bereiche<br />
lauteten Körper & Gesundheit,<br />
Arbeit & Leistung, Familie & soziale<br />
Kontakte sowie Sinn & Werte. Je<strong>der</strong><br />
entschied für sich, wo er sich im Moment<br />
sieht und in welche Richtung er<br />
sich in Zukunft bewegen möchte. Wir<br />
lernten, uns wie<strong>der</strong> bewusst wahrzunehmen<br />
mit Hilfe aller Sinne (zum Beispiel<br />
Und weil es <strong>der</strong> Gesundheit<br />
zuträglich ist, beschloss ich,<br />
glücklich zu sein. (Voltaire)<br />
aufmerksames Gehen im Klostergarten,<br />
Aufsuchen einer eigenen Ruheoase in<br />
<strong>der</strong> Natur, Klangschalenmeditation,<br />
Morgengruß).<br />
Der Austausch über Gefühle und Empfindungen<br />
erfolgte täglich unter dem alten<br />
Apfelbaum im weitläufigen Klostergarten.<br />
Hier fanden wir Ruhe, Frieden<br />
und Glückseligkeit. Kurt Wirsing gab<br />
uns Hilfestellungen, aus den täglichen<br />
Stressmomenten herauszufinden. Uns<br />
wurde gezeigt, wie man auf seinen Atem<br />
achtet, und wir wurden ermuntert, unser<br />
Bauchgefühl wie<strong>der</strong> anzunehmen, damit<br />
Körper und Geist im Einklang schwingen<br />
können.<br />
Am Ende des Workshops, <strong>der</strong> ein wertvolles<br />
Geschenk für jeden von uns war,<br />
führte uns Kurt Wirsing durch eine Bildmeditation<br />
an die eigene Vorstellung<br />
eines zukünftigen Lebensmottos heran.<br />
Wir wissen jetzt, wie wir kurz loslassen<br />
können, und sind wie<strong>der</strong> bereit, uns den<br />
beruflichen und privaten Aufgaben in<br />
Harmonie zu stellen. Schon eine einzige<br />
Minute <strong>der</strong> Stille und Besinnung reicht<br />
aus, um innezuhalten, sich nie<strong>der</strong>zulassen,<br />
seinen Körper zu spüren und tief<br />
durchzuatmen.<br />
Doris Kinscher, Isabel Lenk, Birgit Hann<br />
Unter dem Apfelbaum: die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer mit Referent Kurt Wirsing (rechts)
12<br />
Thema: Pause machen<br />
Auszeit<br />
für Angehörige<br />
Kurzzeitpflege, Verhin<strong>der</strong>ungspflege und Ferienfreizeiten bei<br />
den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n Straubing<br />
Pflegende Menschen stehen immer<br />
wie<strong>der</strong> vor dem Problem, dass sie nicht<br />
wissen, wer sich um ihre Angehörigen<br />
kümmert, wenn sie wegen Krankheit<br />
o<strong>der</strong> Urlaub verhin<strong>der</strong>t sind. Die Pflegekassen<br />
zahlen hier eine notwendige<br />
Ersatzpflege. Voraussetzung dafür ist,<br />
dass die pflegebedürftigen Menschen<br />
eine Pflegestufe nachweisen können.<br />
Finanzierung<br />
Bei unter 25-jährigen Menschen besteht<br />
ein Anspruch auf 1550 Euro Kurzzeitpflege<br />
und zusätzlich 1550 Euro Verhin<strong>der</strong>ungspflege<br />
im Jahr. Menschen, die<br />
über 25 Jahre alt sind, können jährlich<br />
1550 Euro Verhin<strong>der</strong>ungspflege in Einrichtungen<br />
<strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe in<br />
Anspruch nehmen. Neben den Kosten,<br />
die von <strong>der</strong> Pflegekasse übernommen<br />
werden, muss zusätzlich ein Eigenanteil<br />
von 30,26 Euro pro Tag gezahlt werden.<br />
Wer eine solche Leistung in Anspruch<br />
nehmen möchte, stellt einen Antrag bei<br />
<strong>der</strong> zuständigen Pflegekasse. In Ausnahmefällen<br />
kann nach „Aufbrauchen“ <strong>der</strong><br />
Leistungen aus <strong>der</strong> Pflegekasse auch<br />
eine Art Verhin<strong>der</strong>ungspflege über Sozialhilfeleistungen<br />
beantragt werden.<br />
Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen Kurzzeitpflege<br />
und Verhin<strong>der</strong>ungspflege?<br />
Bei <strong>der</strong> Kurzzeitpflege werden die pflegebedürftigen<br />
Menschen in einer vollstationären<br />
Einrichtung Tag und Nacht<br />
betreut. Bei <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ungspflege<br />
ist die Betreuungsperson auch, wie bei<br />
<strong>der</strong> Kurzzeitpflege, wegen Urlaub o<strong>der</strong><br />
Krankheit verhin<strong>der</strong>t; Betreuungsleis-<br />
tungen können hier auch nur stundenweise<br />
in Anspruch genommen werden.<br />
Schritte zu<br />
mehr Selbständigkeit<br />
In <strong>der</strong> Straubinger Einrichtung <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> für Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ungen gibt es seit vielen Jahren<br />
die Möglichkeit, dass erwachsene Menschen<br />
ohne die Angehörigen, die sie normalerweise<br />
begleiten, einen begrenzten<br />
Zeitraum in <strong>der</strong> Einrichtung im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ungs- o<strong>der</strong> Kurzzeitpflege<br />
betreut werden. Für diese Betreuungsformen<br />
steht in <strong>der</strong> Straubinger Einrichtung<br />
ein Einzelzimmer in einer Wohngruppe<br />
zur Verfügung. Während dieser<br />
Zeit besteht außerdem die Möglichkeit,<br />
die Richard Pampuri-För<strong>der</strong>stätte zu besuchen<br />
o<strong>der</strong> ein Praktikum in <strong>der</strong> Eustachius<br />
Kugler-Werkstatt zu machen.<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen haben<br />
hier die Möglichkeit, gemeinsam mit<br />
Fachkräften Schritte in Richtung noch<br />
mehr Selbstständigkeit zu erproben.<br />
Gleichzeitig können die betreuenden<br />
Personen und Angehörigen Kraft schöpfen<br />
und ausspannen. Betroffene Eltern/<br />
Angehörige sagen, dass es für sie und<br />
ihre Familie ganz wichtig ist, Auszeiten<br />
zu nehmen, um sich dann wie<strong>der</strong> mit<br />
neuem Elan den behin<strong>der</strong>ten Angehörigen<br />
zu widmen. Im Jahr 2012 haben in<br />
Straubing 13 Personen diese Möglichkeit<br />
an rund 150 Tagen genutzt. Anetta<br />
Hummel, die Aufnahmebeauftragte<br />
<strong>der</strong> Einrichtung, berichtet, dass viele<br />
Menschen schon seit mehreren Jahren<br />
kommen.<br />
Eine Woche Ferienfreizeit<br />
Neben <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ungspflege wird zusätzlich<br />
einmal im Jahr für Jugendliche<br />
und Junggebliebene eine Ferienfreizeit<br />
Auch die Offene Behin<strong>der</strong>tenarbeit (OBA)<br />
im Landkreis Cham entlastet Angehörige<br />
(siehe Kasten auf Seite 13), zum Beispiel<br />
Famile Hersina, die sagt: „Wir nutzen gerne<br />
das Betreuungsangebot <strong>der</strong> OBA, weil<br />
wir unser behin<strong>der</strong>tes Kind immer in guten<br />
Händen wissen und auch als Elternpaar<br />
hin und wie<strong>der</strong> Zeit füreinan<strong>der</strong> brauchen.<br />
Auch unsere beiden an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> haben<br />
so einmal die Chance, in den Mittelpunkt<br />
zu rücken.“
Thema: Pause machen<br />
13<br />
angeboten, die eine Woche dauert. Ein<br />
Team organisiert und begleitet dafür<br />
verschiedene Freizeitangebote, wie zum<br />
Beispiel Ausflüge nach Straubing o<strong>der</strong><br />
Umgebung, Besuche von Schwimmbad,<br />
Tierpark, Kino, Snoezelen und noch<br />
vieles mehr. Die Angebote richten sich<br />
nach den Wünschen <strong>der</strong> Teilnehmer und<br />
den Angeboten in <strong>der</strong> Umgebung. In den<br />
letzten Jahren wurde die Ferienfreizeit<br />
von durchschnittlich 10 bis 15 Personen<br />
genutzt. Viele Menschen kommen auch<br />
hier schon mehrere Jahre und haben die<br />
anfängliche stundenweise Betreuung<br />
ausgeweitet o<strong>der</strong> sind direkt auf eine<br />
Wohngruppe gezogen.<br />
Verhin<strong>der</strong>ungspflege und Ferienfreizeit<br />
sind für die Beteiligten eine Möglichkeit,<br />
sich auf ein neues, an<strong>der</strong>es Leben<br />
einzustellen. Anetta Hummel berichtet<br />
von Menschen, die durch die Kurzaufenthalte<br />
ihre Vorbehalte gegenüber<br />
einem Leben in einer Einrichtung abgebaut<br />
haben.<br />
Barbara Eisvogel<br />
Angebote in Algasing, Gremsdorf, Reichenbach<br />
und in <strong>der</strong> Offenen Behin<strong>der</strong>tenarbeit<br />
Auch in den an<strong>der</strong>en Einrichtungen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong> gibt es ähnliche Angebote wie in Straubing. So haben in<br />
Algasing 2012 acht Personen an insgesamt 132 Tagen Verhin<strong>der</strong>ungspflege<br />
bzw. (in einem Fall) Kurzzeitpflege in Anspruch genommen, in Gremsdorf<br />
waren es neun Personen an 135 Tagen. In <strong>der</strong> – größten – Einrichtung Reichenbach<br />
sind sieben Plätze für die Verhin<strong>der</strong>ungspflege vorgesehen; das<br />
Angebot wurde 2012 von 77 Personen an 462 Tagen genutzt.<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Stellung nimmt die Offene Behin<strong>der</strong>tenarbeit (OBA) im<br />
Landkreis Cham ein, <strong>der</strong>en Träger die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Reichenbach<br />
sind. Jeweils in den Sommerferien gibt es ein Kurzzeitpflegangebot <strong>der</strong><br />
OBA mit ca. 15 Plätzen. Die Kurzzeitpflege dauert sieben Tage und findet<br />
im Ferienhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Stamsried statt. Familien können<br />
mit o<strong>der</strong> ohne Übernachtung, je nach Bedarf auch nur einzelne Tage buchen.<br />
2012 nutzten 14 Familien unterschiedliche Buchungszeiten, die Mehrzahl<br />
davon die vollen sieben Tage.<br />
Die OBA bietet pro Jahr außerdem sieben Ferienfreizeiten mit jeweils bis zu<br />
zehn Teilnehmern an. Die Ferienfreizeiten werden im Gebäude <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stätte<br />
Waldmünchen durchgeführt. Außerdem organisiert die OBA pro Jahr<br />
bis zu fünf mehrtägige Urlaubs- und Freizeitmaßnahmen für jeweils bis zu<br />
25 Personen, die in unterschiedlichen Urlaubs- und Ferienhäusern stattfinden.<br />
Neuer Meditationsraum in Algasing<br />
Einfach mal während des Tages innehalten<br />
– das können alle Algasinger Mitarbeiter<br />
und Bewohner im neuen Meditationsraum<br />
<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>teneinrichtung.<br />
Der Raum, dessen Tür zu je<strong>der</strong> Zeit geöffnet<br />
ist, ist in <strong>der</strong> ehemaligen, 2012<br />
renovierten Seitenkapelle <strong>der</strong> Klosterkirche<br />
untergebracht und dem seligen<br />
Eustachius Kugler gewidmet. Er dient<br />
verschiedenen Zwecken, zum Beispiel<br />
zum Meditieren, Willkommenheißen<br />
von Gruppen, Ansprachen, Andachten<br />
und noch vieles an<strong>der</strong>e.<br />
Innenarchitektin Katharina En<strong>der</strong>s konzentrierte<br />
sich bei <strong>der</strong> Konzeption auf das<br />
Wesentliche. Ausstattung und Möblierung<br />
stimmte sie auf die genannten Funktionen<br />
ab. Es wurden schlichte Holzmöbel gefertigt,<br />
die sich je nach Bedarf umstellen<br />
lassen. Im Mittelpunkt hängt ein Bild des<br />
seligen Eustachius Kugler, das sich von<br />
hinten beleuchten lässt. Es sticht allein<br />
schon durch seine anregenden Farben ins<br />
Auge. Ansonsten ist <strong>der</strong> Raum mit zurückhaltenden<br />
sakralen Elementen – Kreuz,<br />
Eustachius-Kugler-Reliquie, Kerze – in<br />
anthrazitfarbenem Metall bzw. auf Metall-<br />
Konsolen ausgestattet.<br />
Die Beleuchtung unterstreicht die Gesamtwirkung.<br />
Sie ist in die abgehängte<br />
Decke integriert, erzeugt verschiedene<br />
Lichtstimmungen und setzt Akzente auf<br />
die einzelnen Elemente des Raumes.<br />
Bea mer, Leinwand und Lautsprecher<br />
ermöglichen mo<strong>der</strong>ne Präsentationen.<br />
Die einheitliche, schlichte Farbgestaltung,<br />
die dem Raum eine ruhige Wärme<br />
gibt, wurde mit Zitaten des seligen Eustachius<br />
Kugler vervollständigt.<br />
Claudia Strasser<br />
Stellvertretende Pastoralratsvorsitzende
14<br />
Thema: Pause machen<br />
Wie mein Vater<br />
Feierabend machte<br />
Hubert Gaisbauer erinnert sich<br />
So war mein Vater: Wenn er Feierabend<br />
machte, das war im Sommer spätestens<br />
beim Gebetläuten, spannte er das letzte<br />
Werkstück aus <strong>der</strong> Hobelbank und strich<br />
mit den gekrümmten Fingern noch einmal<br />
prüfend darüber. Dann ordnete er<br />
das Werkzeug, die Stemmeisen, Reifmesser,<br />
Hobel und Bohrer je nach ihrer<br />
Größe an die dafür vorgesehenen<br />
Plätze. Mit dem Bartwisch fegte er die<br />
Hobelbank sauber, mit dem Besen den<br />
Werkstattboden. Schließlich nahm er die<br />
Kappe vom Kopf, schlug mit ihr übers<br />
Knie und klopfte sich die Späne aus<br />
dem Gewand. So war mein Vater, <strong>der</strong><br />
Wagnermeister, einer <strong>der</strong> letzten dieser<br />
Zunft.<br />
Müde war er am Abend, aber nie erschöpft.<br />
Zufrieden mit <strong>der</strong> Arbeit des<br />
Tages, wenigstens solange er sich um<br />
Aufträge nicht zu sorgen brauchte. Wenn<br />
er sich dann gewaschen hatte und frisch<br />
nach Kernseife roch, war es Zeit für das<br />
gemeinsame Abendessen. Über die Arbeit<br />
und alles, was mit ihr zu tun hatte,<br />
wurde dann nicht mehr gesprochen. Es<br />
hatte wirklich alles „seine Zeit“. So war<br />
mein Vater.<br />
Heute gilt es im Erwerbsleben oft, die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> beruflichen Position<br />
mit dem ständigen Verweis auf Unabkömmlichkeiten<br />
nahezu rund um die<br />
Uhr zu betonen. Abhanden gekommen<br />
scheinen uns die Zufriedenheit mit dem<br />
vollbrachten Werk und das Vertrauen in<br />
den kommenden Tag. Mir fällt eine Zeile<br />
des französischen Schriftstellers Charles<br />
Péguy aus seinem „Mysterium <strong>der</strong> Hoffnung“<br />
ein, in <strong>der</strong> es recht unverblümt<br />
heißt: „Die Menschen, die nicht schlafen,<br />
liebe ich nicht, sagt Gott.“<br />
Heute, im sogenannten Ruhestand, bedauere<br />
ich, wie wir uns „damals“ oft<br />
verschlingen ließen von <strong>der</strong> Arbeit, wie<br />
wir kein Ende und keine Ruhe fanden.<br />
Heute bin ich mir gewiss, dass es auch<br />
an<strong>der</strong>s hätte gehen können und besser,<br />
hätte ich mir an meinem Vater ein Beispiel<br />
genommen.<br />
Man mag einwenden, dass sich Art<br />
und Weise <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit in den<br />
letzten fünfzig Jahren – und so lange<br />
ist mein Vater bereits tot – grundlegend<br />
geän<strong>der</strong>t haben und die verklärte Idylle<br />
des ländlich-handwerklichen Feierabends<br />
einem weitgehend urbanisierten<br />
und entfremdeten Leistungs-, Freizeitund<br />
Medienverhalten weichen musste.<br />
Ich halte dagegen, dass die Bedingungen<br />
einer gelingenden Feierabend-Kultur<br />
heute die gleichen sind wie vor fünfzig<br />
Jahren. Zuerst ein prüfendes Innehalten<br />
im Arbeitsprozess, etwas „gut sein“<br />
lassen können. Wie stolz und beinahe<br />
zärtlich konnte mein Vater doch auf ein<br />
fertiges Wagenrad blicken! Dann Ordnung<br />
machen in den Dingen, die uns<br />
umgeben, und den Abfall beseitigen,<br />
am Arbeitsplatz, im Computer, im Kopf.<br />
Die Feierabend-Fotos auf dieser Seite<br />
befinden sich im Bestand des Bundesarchivs<br />
und zeigen Szenen aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />
1950er Jahre in <strong>der</strong> damaligen DDR.<br />
Wenn ich nach Feierabend o<strong>der</strong> am<br />
Sonntag die Werkstatt des Vaters betrat,<br />
oft sogar heimlich, erschien sie<br />
mir nie leer o<strong>der</strong> im Stillstand, son<strong>der</strong>n<br />
erfüllt von einer eigentümlichen, feierlichen<br />
Ruhe. Es war, als schöpften sogar<br />
Werkbank, Bandsäge und Hobelmaschine<br />
Kraft für einen neuen Tag, für eine<br />
neue Woche. Während <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />
war ich ja ängstlich von ihnen ferngehalten<br />
worden, jetzt, in <strong>der</strong> feiertäglichen<br />
Stille, konnte ich sie in Ruhe bestaunen,<br />
betasten, begreifen.<br />
Deutlichste Trennung zwischen Arbeit<br />
des Tages und Ruhe des Abends ist <strong>der</strong><br />
Akt <strong>der</strong> Reinigung. Wer sich wäscht<br />
o<strong>der</strong> badet, lässt los vom „Schmutz“ <strong>der</strong><br />
Arbeit, von allem, was haften und hängen<br />
geblieben ist. Der Feierabend mit<br />
anschließendem Mahl und stiller Geselligkeit<br />
ist wie ein heiliger Bezirk, <strong>der</strong><br />
ohne gehörige Reinigung nicht betreten<br />
werden will. Das Abendmahl in meiner<br />
Familie war einfach. Dafür blieben wir,<br />
wenn die Teller abgeräumt waren, noch<br />
sitzen um den nusshölzernen Tisch,<br />
vielleicht sogar für ein gemeinsames<br />
Spiel. In dieser kurzen Weile eines Feierabends<br />
war mein Vater wirklich ein<br />
an<strong>der</strong>er. Nicht nur weil er nach frischer<br />
Kernseife roch.<br />
Professor Hubert Gaisbauer arbeitete<br />
jahrzehntelang beim Radiosen<strong>der</strong> Ö1,<br />
zuletzt als Leiter <strong>der</strong> Hauptabteilung<br />
Religion, heute ist er als Publizist<br />
tätig. Der Text entstammt dem vergriffenen<br />
Buch „Tanz <strong>der</strong> Gedanken“.
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
15<br />
Malseneck: Gutes Wetter<br />
und buntes Programm beim<br />
Sommerfest<br />
Petrus hatte es wie<strong>der</strong> gut gemeint:<br />
Ohne Regen und bei zunehmendem<br />
Sonnenschein wurde am 30. Juni beim<br />
Sommerfest in Schloß Malseneck bei<br />
Kraiburg wie<strong>der</strong> ausgiebig gefeiert. Etwa<br />
1500 Besucher vergnügten sich beim<br />
Showtanz <strong>der</strong> Kraiburger Narrengilde<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Aufführung <strong>der</strong> integrativen<br />
Theatergruppe „Moment mal, bitte!“.<br />
Wie früher im Wilden Westen getanzt<br />
wurde, zeigten die Line-Dancer aus<br />
Waldkraiburg. Hüpfburg, Pfer<strong>der</strong>eiten<br />
und die Vorstellungen des Clowns<br />
und Zauberers „Hermano“ begeisterten<br />
die Kin<strong>der</strong>. Mit selbstgebackenen Kuchen,<br />
Steckerlfisch und Schmankerl<br />
vom Holzkohlegrill und vielfältigen<br />
Getränken, war für das leibliche Wohl<br />
bestens gesorgt.<br />
Bei den Führungen durch das Wohnheim<br />
und die För<strong>der</strong>stätte konnten sich<br />
die Besucher einen Eindruck vom Leben<br />
und Wohnen <strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
in Malseneck verschaffen. Auch<br />
Provinzial Frater Emerich Steigerwald,<br />
Provinzsekretär Frater Eduard Bauer,<br />
<strong>der</strong> Algasinger Prior Frater Bernhard<br />
Bin<strong>der</strong> und weitere Brü<strong>der</strong> waren nach<br />
Malseneck gekommen. Einige von ihnen<br />
freuten sich über die <strong>Orden</strong>sverleihung<br />
durch die Kraiburger Narrengilde.<br />
Rudolf Siegmund<br />
Die Showeinlage <strong>der</strong> Kraiburger Narrengilde<br />
(Foto oben) und die Präsentation <strong>der</strong><br />
integrativen Theatergruppe „Moment mal,<br />
bitte!“ waren zwei Highlights.<br />
Klosternacht in Malseneck am 21. September<br />
Filmvorführung, Gespräch mit <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong>n, Vorstellung<br />
des Granatapfels, Märchen-Puppenspiel,<br />
Meditation, Gottesdienst – das sind nur einige <strong>der</strong><br />
geplanten Programmpunkte für die Klosternacht<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am 21. September in<br />
Schloss Malseneck. Beginn ist um 16.30 Uhr. Einer<br />
<strong>der</strong> Höhepunkte wird sicher die Lichterprozession<br />
sein, bei <strong>der</strong> um 21 Uhr eine Figur des heiligen<br />
Johannes von Gott von <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stätte zur Hauskapelle<br />
überführt wird, wo sie ihren endgültigen<br />
Platz finden soll. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche wird auch<br />
das Lagerfeuer mit Musik und Würstchen-Grillen<br />
anlocken – hungrig wird von <strong>der</strong> Klosternacht sicher<br />
niemand nach Hause gehen.
16<br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Gremsdorf:<br />
In Sachen Umwelt spitze<br />
Die Einrichtung <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
Gremsdorf hat sich für die Teilnahme<br />
am Umweltpakt <strong>Bayern</strong> beworben<br />
und erfüllt durch die Einführung eines<br />
Umweltmanagementsystems und weitere<br />
Maßnahmen die Voraussetzungen<br />
dafür. Der Regierungspräsident von<br />
Mittelfranken, Dr. Thomas Bauer, überreichte<br />
die Urkunde bei einer kleinen<br />
Feierstunde in <strong>der</strong> Gremsdorfer Einrichtung<br />
und nahm sich im Anschluss daran<br />
noch Zeit für den Meinungsaustausch<br />
und eine Führung durch die Einrichtung.<br />
Seit vielen Jahren wird in Gremsdorf<br />
in weitreichende Maßnahmen des Umwelt-<br />
und Klimaschutzes investiert. Einige<br />
Beispiele dafür sind <strong>der</strong> komplette<br />
Austausch <strong>der</strong> Leuchtmittel in Energiesparlampen,<br />
die Substitution von Gefahrstoffen<br />
in allen Bereichen o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Einsatz von wassersparenden Wasserhähnen.<br />
In Küche und Wäscherei wurden<br />
neue und effizientere Geräte angeschafft,<br />
für die Heizungssysteme kamen<br />
neue Brenner und Kessel zum Einsatz,<br />
und Hocheffizienzpumpen senken den<br />
Energieverbrauch. In <strong>der</strong> momentan im<br />
Bau befindlichen neuen Werkstatt (siehe<br />
unten) wurde eine Wärmepumpe installiert,<br />
wodurch das Gebäude zukünftig<br />
mithilfe von Wasserwärme beheizt<br />
werden kann. Für den Bau des neuen<br />
Wohnheims ist dies ebenfalls angedacht.<br />
Mithilfe <strong>der</strong> seit 2003 bestehenden und<br />
ständig erweiterten Photovoltaikanlagen<br />
wurden im letzen Jahr 324.916 Kilowattstunden<br />
erwirtschaftet.<br />
Mit Urkunde: (von links) Geschäftsführer<br />
Günther Allinger, Regierungspräsident<br />
Dr. Thomas Bauer und Bewohnervertreter<br />
Siegfried Dötzer<br />
Für diese beson<strong>der</strong>en Leistungen darf<br />
die Gremsdorfer Einrichtung jetzt offiziell<br />
das Logo zum Umweltpakt <strong>Bayern</strong><br />
führen und öffentlichkeitswirksam<br />
verwenden.<br />
Katrin Heinz-Karg<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> Gremsdorf<br />
legen Grundstein für neue Werkstatt<br />
Am 19. Juni 2013 wurde bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n Gremsdorf <strong>der</strong> Grundstein<br />
für einen neuen Werkstattbau gelegt,<br />
in dem 70 weitere Arbeitsstellen<br />
für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung bereitstehen<br />
werden. Nach Grußworten<br />
von Geschäftsführer Günther Allinger,<br />
Bürgermeister Waldemar Kleetz und<br />
dem fe<strong>der</strong>führenden Architekten Albert<br />
Kastner wurde eine Zeitkapsel in<br />
Form einer Holzkiste präsentiert, in die<br />
verschiedene Utensilien zur Erinnerung<br />
gepackt wurden: Tageszeitungen, Euromünzen,<br />
Flyer, Baupläne, gute Wünsche<br />
und ein Hufeisen.<br />
Mit dem Wunsch „Arbeit ist ein elementares<br />
Menschenrecht; dies wollen<br />
Nadja Dölfel, die Zweite Vorsitzende des<br />
Gremsdorfer Werkstattrates, schlägt einen<br />
Nagel in die „Zeitkapsel“, hinter ihr steht<br />
Werkstattleiter Detlev Troll.<br />
wir auch in unserer Einrichtung durch<br />
geeignete Arbeitsplätze für unsere Beschäftigten<br />
gewährleisten“ schlug Günther<br />
Allinger den ersten <strong>der</strong> vier Nägel<br />
in die Kiste. Darauf folgte Werkstattleiter<br />
Detlev Troll mit den Worten „Im<br />
Sinne <strong>der</strong> Inklusion wollen wir für alle<br />
Beschäftigten einen individuell abgestimmten<br />
Arbeitsplatz schaffen.“<br />
„Die Mitarbeiter und Beschäftigten sollen<br />
Bedingungen vorfinden, die dem gemeinsamen<br />
Arbeiten optimal abgestimmte<br />
Voraussetzungen bieten,“ wünschte sich<br />
<strong>der</strong> Technische Leiter <strong>der</strong> Einrichtung,<br />
Eric Nagl, und das Anliegen <strong>der</strong> Zweiten<br />
Vorsitzenden des Werkstattrates Nadja<br />
Dölfel ist „eine gute Zusammenarbeit<br />
zwischen Beschäftigten und Mitarbeitern“.<br />
Anschließend wurde die verschlossene<br />
Zeitkapsel von Polier Robert<br />
Klein in ein Stück Mauer versenkt und<br />
von Dekan Kilian Kemmer gesegnet.<br />
Katrin Heinz-Karg
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
17<br />
Auf geht‘s zum Herbstfest<br />
in Algasing mit viel Prominenz<br />
Am 31. August und 1. September feiert<br />
die Behin<strong>der</strong>teneinrichtung in Algasing<br />
ihr traditionelles Herbstfest. Anlässlich<br />
des Festjahres werden viele prominente<br />
Gäste erwartet.<br />
Nach dem Tanzabend am Samstag mit<br />
<strong>der</strong> Band „Silberblitz“ eröffnet am<br />
Sonntag um 10 Uhr ein Gottesdienst<br />
mit Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger<br />
das große Festprogramm. Ab<br />
11 Uhr gibt es Mittagstisch mit Musik<br />
von <strong>der</strong> Holzland Blaskapelle. Für<br />
die ganze Familie ist etwas geboten,<br />
Kutschfahrten, Wurfbude, Angelspiel,<br />
Hüpfburg, Bungee-Trampolin und eine<br />
Kletterscheibe. Das Duo Perplex wird<br />
mit clownesken Einlagen begeistern.<br />
Auch das Klick-Klack-Puppentheater<br />
konnte gewonnen werden.<br />
Ein absolutes Highlight wird um 14 Uhr<br />
eine Benefiz-Fußballaktion sein. Zunächst<br />
tragen die Algasinger Kickers ein<br />
Lokal<strong>der</strong>by gegen die Stiftung Attl aus.<br />
Wenn alles klappt, macht anschließend<br />
Generalprior Pater Jesús Etayo aus Rom<br />
den Anstoß zum Spiel des „FC Sternstunden“<br />
vom Bayerischen Rundfunk<br />
Das Herbstfest ist auch ein Fest <strong>der</strong> Begegnung<br />
zwischen Bewohnern und Gästen.<br />
Wir gratulieren<br />
zum 70. Geburtstag<br />
am 18. September<br />
Frater Alfons M. Höring,<br />
Frankfurt am Main<br />
gegen ein hochkarätig besetztes Algasinger<br />
Ehrenteam. Auch Generalrat<br />
Frater Rudolf Knopp hat sein Kommen<br />
zugesagt und wird hoffentlich die Algasinger<br />
Mannschaft verstärken. Bei <strong>der</strong><br />
Sternstunden-Mannschaft sind unter<br />
an<strong>der</strong>em Kabarettist Michael Altinger<br />
und die Sechziger-Legende Karsten<br />
Wettberg im Gespräch. Bei einer Versteigerung<br />
gibt es die Gelegenheit, einen<br />
handsignierten Fußball zu ergattern. Der<br />
Erlös kommt <strong>der</strong> Algasinger Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />
zugute.<br />
Susanne Grundner<br />
Neue För<strong>der</strong>stätte in Tegernheim<br />
Tegernheim, Landkreis Regensburg. In<br />
<strong>der</strong> Von-Heyden-Straße 14 tut sich was:<br />
Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Reichenbach<br />
eröffnen dort zum 2. September<br />
eine neue För<strong>der</strong>stätte. Menschen mit<br />
schweren Behin<strong>der</strong>ungen werden tagsüber<br />
begleitet, ihre Interessen und Fähigkeiten<br />
individuell weiterentwickelt.<br />
„Uns ist <strong>der</strong> Einzelne mit seinen speziellen<br />
Fähigkeiten und Bedürfnissen<br />
wichtig. Wir wollen Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ung eine Teilhabe am Leben<br />
in <strong>der</strong> Gemeinschaft und zugleich eine<br />
angemessene Beschäftigung ermöglichen“,<br />
erklärt Michael Kiefl, Leiter <strong>der</strong><br />
Außenstellen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
Reichenbach. Mit dem neuen Mietobjekt<br />
schlägt man zwei Fliegen mit einer<br />
Klappe: Zum einen verkürzen sich die<br />
Jour fix mit Michael Kiefl, Leiter <strong>der</strong><br />
Außenstellen, und Bernhard Röckl, Technischer<br />
Leiter, Barmherzige Brü<strong>der</strong> Reichenbach<br />
Fahrtwege <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stätten-Beschäftigten,<br />
die bislang mit dem Fahrdienst<br />
aus Regensburg und Umgebung nach<br />
Reichenbach pendelten. Zum an<strong>der</strong>en<br />
hat man eine adäquate Übergangslösung,<br />
bis <strong>der</strong> geplante För<strong>der</strong>stätten-<br />
Neubau in Schwabelweis fertig ist –<br />
anvisiert ist das für 2015/2016.<br />
Viel Platz hat man in jedem Fall: Es<br />
stehen Gruppenräume, Wasserklangbett,<br />
Lichterraum, Werkraum, Pflegeraum<br />
und kleine Büros zur Verfügung. Starten<br />
wird die För<strong>der</strong>stätte mit zwei För<strong>der</strong>gruppen.<br />
„Aktuell haben sich schon 14<br />
Personen für einen Beschäftigungs platz<br />
in Tegernheim entschieden“, verdeutlicht<br />
Außenstellenleiter Kiefl. Weitere<br />
Infos unter 09464/10-211.<br />
Michaela Matejka
18<br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Sommerstimmung in Reichenbach – Kin<strong>der</strong> und Eltern sind gleichermaßen froh über das flexible Kin<strong>der</strong>haus St. Paulus.<br />
Flexibel und familienfreundlich<br />
Auszeichnung für Barmherzige Brü<strong>der</strong> Reichenbach<br />
Familie und Beruf unter einen Hut<br />
bringen. Das ist heute ein wichtiges<br />
Kriterium, wenn sich Fachkräfte für<br />
einen Arbeitgeber entscheiden. Im<br />
SIEgER-Wettbewerb 2013 ging es genau<br />
darum: flexible Arbeitszeiten und<br />
Familienfreundlichkeit von kleinen,<br />
mittleren und großen Unternehmen <strong>der</strong><br />
Ober pfalz standen auf dem Prüfstand.<br />
Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Reichenbach<br />
lagen mit OSRAM Opto Semiconductors<br />
GmbH Regensburg und <strong>der</strong> Universität<br />
Regensburg in <strong>der</strong> Kategorie „große<br />
Unternehmen“ (über 500 Mitarbeiter)<br />
ganz vorn.<br />
„Wir haben uns zunächst mit einem<br />
Fragebogen beworben und kamen dann<br />
von bayernweit 111 Bewerbern in die<br />
engere Wahl für die Oberpfalz“, erläutert<br />
Geschäftsführer Roland Böck. Und<br />
dann kamen die Juroren. Vor Ort wurde<br />
besichtigt und begutachtet, dazu Umsetzung<br />
und Realisierung überprüft.<br />
Vor allem die Kin<strong>der</strong>betreuung wird bei<br />
den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n Reichenbach<br />
beson<strong>der</strong>s herausgestellt: Bereits 1991<br />
entstand das Katholische Kin<strong>der</strong>haus<br />
St. Paulus Reichenbach auf Initiative <strong>der</strong><br />
Einrichtung; die Öffnungszeiten für die<br />
Kin<strong>der</strong>betreuung und die Arbeitszeiten<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
sollten aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt werden,<br />
um den Bedürfnissen von Müttern und<br />
Vätern entgegenzukommen. „Wir sind<br />
in <strong>der</strong> Trägerschaft <strong>der</strong> Katholischen<br />
Kirchenstiftung Wal<strong>der</strong>bach und kooperieren<br />
sehr eng mit <strong>der</strong> Einrichtung<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>“, erklärt Kin<strong>der</strong>hausleiterin<br />
Monika Kulzer.<br />
Von 6 bis 17 Uhr ist geöffnet, sodass<br />
<strong>der</strong> „Frühdienst“ mit den Kin<strong>der</strong>n in<br />
die Einrichtung kommen kann. Inzwischen<br />
können Kin<strong>der</strong> ab sechs Monaten<br />
bis <strong>der</strong>zeit neun Jahren betreut werden.<br />
„Die Vielfalt unserer Einrichtung erfreut<br />
sich steigen<strong>der</strong> Beliebtheit“, so Kulzer.<br />
In unterschiedlichen Stundenmodellen<br />
werden heute knapp 100 Kin<strong>der</strong> betreut,<br />
davon über ein Drittel Mitarbeiterkin<strong>der</strong>.<br />
Michaela Matejka
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
19<br />
Frische Farbgestaltung<br />
für Frauenklinik St. Hedwig<br />
Durch eine grundlegende Sanierung strahlen die neugestalteten Räume <strong>der</strong> Frauen- und Geburtsklinik St. Hedwig<br />
Frische, Ruhe und Harmonie aus. So können Frauen nach <strong>der</strong> Entbindung in einer Wohlfühl-Atmosphäre wie<strong>der</strong> zu<br />
Kräften kommen.<br />
Holzfarbene Fußböden mit Eichenoptik,<br />
Wände in warmen Farben, großformatige<br />
ruhige Landschaftsbil<strong>der</strong> – die<br />
neugestalteten Gänge und Flure <strong>der</strong><br />
Frauen- und Geburtshilfestation <strong>der</strong> Klinik<br />
St. Hedwig lassen die Patientinnen<br />
eher an einen Wellness-Bereich als an<br />
ein Krankenhaus denken. Frauen, die in<br />
den letzten Tagen zur Geburt in die Hedwigsklinik<br />
gekommen waren, zeigten<br />
positive Reaktionen über die aktuell<br />
abgeschlossenen Umbaumaßnahmen.<br />
Ihr Tenor reichte vom „echt schicken<br />
Krankenhaus“ bis hin zur „gelungenen<br />
Neugestaltung“.<br />
Sanierung<br />
weiterer Bereiche geplant<br />
Die Klinik St. Hedwig plant außerdem<br />
die Renovierung weiterer Bereiche.<br />
Während die Sanierung <strong>der</strong> Frauenund<br />
Kin<strong>der</strong>stationen, <strong>der</strong> Tagesklinik<br />
und <strong>der</strong> Pädiatrischen Poliklinik schon<br />
abgeschlossen ist, steht in den nächsten<br />
Monaten <strong>der</strong> Umbau <strong>der</strong> Eingangshalle<br />
im Vor<strong>der</strong>grund. Für die neue Innengestaltung<br />
hat die Hedwigsklinik mit Susanna<br />
Leiser eine bekannte Münchner<br />
Raum- und Farbdesignerin beauftragt.<br />
Großformatige Farbflächen aus einer<br />
Farbpalette von Brombeer, Sand, Meerblau<br />
o<strong>der</strong> Goldocker reihen sich in den<br />
Fluren und in den Patientenzimmern<br />
aneinan<strong>der</strong>. Alle zwölf für die Klinik<br />
St. Hedwig entwickelten Farben gehören<br />
in den Farbklang <strong>der</strong> bunten Erdund<br />
Naturfarben und sind wie in einem<br />
Malbaukasten beliebig kombinierbar<br />
entwickelt worden. „Ich habe ein Zusammenspiel<br />
aus aktiven und passiven<br />
Farben gewählt. Dieser Wechsel ist<br />
wichtig für die Regeneration <strong>der</strong> Patientinnen<br />
und das Wohlbefinden <strong>der</strong> kleinen<br />
Neugeborenen“, erklärt die Farbdesignerin<br />
Susanna Leiser. „Im Gegensatz<br />
zu monotonen Farbgestaltungen, die<br />
beim Betrachter Stress erzeugen, unterstützen<br />
ausgewogene Farbbil<strong>der</strong> die<br />
Gesundheit.“<br />
Neben <strong>der</strong> stilvollen Umsetzung musste<br />
die Münchner Designerin natürlich auch<br />
die beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen eines<br />
Krankenhauses, zum Beispiel bezüglich<br />
<strong>der</strong> Hygiene, berücksichtigten. Der Klinik<br />
St. Hedwig war bei <strong>der</strong> Raumkonzeption<br />
wichtig, dass sich die Frauen<br />
im Haus sicher und geborgen fühlen.<br />
Mit den Natur- und Erdfarben liegt die<br />
Hedwigsklinik genau im Farb trend <strong>der</strong><br />
nächsten Jahre. Außerdem wird diesen<br />
Farben eine positive Wirkung zugesprochen,<br />
da sie Wärme, Herzlichkeit,<br />
Harmonie und Energie ausstrahlen. „Damit<br />
vermitteln die Farben genau unsere<br />
Werte, die wir auch durch unsere tägliche<br />
Arbeit unseren Patientinnen zugute<br />
kommen lassen möchten“, so Krankenhaus-Geschäftsführerin<br />
Sabine Beiser.<br />
Wandbil<strong>der</strong><br />
mit Wassermotiven<br />
Die Wandbil<strong>der</strong> mit Landschaften aus<br />
aller Welt ergänzen das neue Raumkonzept.<br />
„Hier habe ich zum größten Teil<br />
Wassermotive gewählt, da auch diese<br />
einen regenerativen Charakter haben<br />
und die Wohlfühl-Atmosphäre unterstützen“,<br />
erläutert Susanna Leiser die<br />
Bildauswahl.<br />
Svenja Uihlein
20<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />
Freundlicher Händedruck: Papst Franziskus begrüßt Frater Rudolf Knopp, den Generalrat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> aus <strong>Bayern</strong><br />
Begegnung mit Papst Franziskus<br />
Am 24. Juni, dem Gedenktag von Johannes<br />
dem Täufer, hatten Generalprior<br />
Pater Jesús Etayo und die Generalräte<br />
Frater Rudolf Knopp und Frater Giampietro<br />
Luzzato die Möglichkeit, mit<br />
Papst Franziskus in St. Marta im Vatikan<br />
einen Gottesdienst zu feiern. Anschließend<br />
kam es zu einer persönlichen Begegnung<br />
mit dem Papst, bei <strong>der</strong> Pater<br />
Jesús den Heiligen Vater auf die Tiberinsel<br />
einlud. Franziskus sagte spontan zu<br />
und nun hoffen die Brü<strong>der</strong>, dass sich<br />
diese Zusage auch bald realisieren lässt.<br />
www.ohsjd.org<br />
Frater Fabian Hynes gestorben<br />
Am 24. Juni ist Frater Fabian Hynes aus<br />
<strong>der</strong> Provinz Ozeanien (ehemals Australische<br />
Provinz) im Alter von 85 Jahren<br />
gestorben. Frater Fabian hat von 1956<br />
bis 2006, also 50 Jahre lang, die Vatikanapotheke<br />
geleitet und sie in dieser<br />
Zeit nach Kräften weiterentwickelt.<br />
Heute sind in <strong>der</strong> Apotheke, die auch<br />
die Päpste mit Medikamenten versorgt,<br />
rund 50 Personen beschäftigt,<br />
Frater Fabian wurde am 23. November<br />
1927 in Sydney geboren. 1948 promovierte<br />
er an <strong>der</strong> Universität von Sydney<br />
zum Doktor <strong>der</strong> Pharmazie. Danach<br />
entschloss er sich zum Eintritt bei den<br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n. Beim Generalkapitel<br />
1970 wurde er zum zweiten Generalrat<br />
und beim Generalkapitel 1976<br />
zum ersten Generalrat gewählt. In seiner<br />
langen „römischen“ Zeit entdeckte<br />
Frater Fabian die Liebe zur Malerei<br />
und nahm mit seinen Werken auch an<br />
mehreren Ausstellungen teil. Seine bevorzugten<br />
Motive waren Stillleben und<br />
Landschaften.<br />
Quelle: www.ohsjd.org
Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit / Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />
21<br />
EU för<strong>der</strong>t Obdachlosenprojekt des <strong>Orden</strong>s<br />
Die Europäische Union hat ein vom<br />
Europabüro des <strong>Orden</strong>s eingereichtes<br />
Projekt zur wirksameren Gestaltung <strong>der</strong><br />
Obdachlosenhilfe in Europa genehmigt.<br />
Im Rahmen des Grundtvig-Programms<br />
(Lebenslanges Lernen) wird es mehr als<br />
70 Personen aus dem <strong>Orden</strong> (Brü<strong>der</strong>n,<br />
Mitarbeitern und Ehrenamtlichen) ermöglichen,<br />
in den kommenden zwei<br />
Jahren an einer Reihe von Austauschund<br />
Lerntreffen in verschiedenen europäischen<br />
Län<strong>der</strong>n teilzunehmen. Dabei<br />
geht es darum, wie die Obdachlosendienste<br />
künftig besser auf die „neuen<br />
Armutsformen“ reagieren können. Die<br />
beteiligten Zentren sollen Handlungsleitlinien<br />
empfehlen, wie den neuen<br />
Bedürfnissen begegnet werden kann.<br />
Tatsächlich handelt es sich dabei heute<br />
nicht mehr nur um die „klassischen“<br />
Obdachlosen, son<strong>der</strong>n immer mehr auch<br />
um Menschen, denen die Mittel zum<br />
Überleben fehlen.<br />
d’hérebergemt et de réinsertion sociale<br />
Forbin“ in Marseille (Frankreich) und<br />
das Obdachlosenzentrum „Casa Olallo“<br />
in London (England). Die Austauschund<br />
Lernplattform erhält im Rahmen<br />
des Grundtvig-Programms rund 100.000<br />
Euro.<br />
Am 6. September werden sich die Verantwortlichen<br />
aus allen europäischen<br />
Obdachlosendiensten unter <strong>der</strong> Regie<br />
des Brüsseler <strong>Orden</strong>sbüros zu ihrem<br />
zweiten Treffen in Madrid einfinden.<br />
Quelle: www.ohsjd.org<br />
Die vier beteiligten Dienste des <strong>Orden</strong>s<br />
sind das Obdachlosenzentrum „Sant<br />
Joan de Deu Serveis Socials“ in Barcelona<br />
(Spanien), das Obdachlosenheim<br />
„S. Riccardo Pampuri“ in Brescia (Italien),<br />
das Obdachlosenheim „Centre<br />
Es sind nicht mehr nur die „klassischen“ Wohnungslosen wie hier in Paris, <strong>der</strong>er sich die<br />
Projekte des <strong>Orden</strong>s für obdachlose Menschen annehmen.<br />
Info-Heft „Einfach<br />
wählen gehen“<br />
(KNA) Erläuterungen zur Landtagswahl in <strong>Bayern</strong> gibt ein Infoheft<br />
unter dem Titel „Einfach wählen gehen“. Die Neuauflage<br />
<strong>der</strong> Broschüre erkläre alle nötigen Schritte zur Wahl in Wort<br />
und Bild, sagte die Behin<strong>der</strong>tenbeauftragte <strong>der</strong> Bay erischen<br />
Staatsregierung, Irmgard Badura, am 12. Juli in München.<br />
Um komplexe Themen zu verstehen, benötigten Menschen<br />
mit Lernschwierigkeiten leicht verständliche Informationen.<br />
Deshalb sei bei <strong>der</strong> Überarbeitung des Hefts darauf geachtet<br />
worden, keine Fremdwörter zu verwenden und die Sachverhalte<br />
in kurzen, klaren Sätzen zu erläutern.<br />
Hinweis:<br />
Die Broschüre kann kostenlos bestellt werden beim Büro<br />
<strong>der</strong> Bayerischen Behin<strong>der</strong>tenbeauftragten,<br />
Winzerer Str. 9, 80797 München o<strong>der</strong> unter <strong>der</strong> E-Mail-<br />
Adresse behin<strong>der</strong>tenbeauftragte@stmas.bayern.de<br />
Aktion Mensch: Mehr<br />
Online-Informationen<br />
Bonn (KNA) Die Aktion Mensch weitet ihr Informationsangebot<br />
zu Behin<strong>der</strong>ungen aus. In einem neu überarbeiteten<br />
Online-Familienratgeber (www.familienratgeber.de) könnten<br />
die Nutzer künftig nachlesen, welche finanziellen Leistungen<br />
es etwa bei Schwerbehin<strong>der</strong>ungen gebe und wie es gelinge,<br />
ein selbstbestimmtes Leben zu führen, teilte die Organisation<br />
am 10. Juli in Bonn mit. Für Jugendliche gebe es ab sofort<br />
eine eigene Rubrik zur Unterstützung bei <strong>der</strong> Lebensplanung.<br />
Laut Aktion Mensch wüssten die meisten Deutschen nicht,<br />
wohin sie sich im Fall einer plötzlichen Behin<strong>der</strong>ung, etwa<br />
durch einen Unfall, wenden könnten.<br />
Der Familienratgeber ist nach Angaben <strong>der</strong> Sozialorganisation<br />
ein unabhängiger Online-Ratgeber und liefert neben Informationen<br />
auch Adressen von Beratungsstellen. Die Adressdatenbank<br />
umfasst rund 25.000 regionale Anlaufstellen.
22<br />
Krankenhaus und Gesundheit<br />
Mehrwert kommt aus <strong>der</strong><br />
christlichen Orientierung<br />
10. Katholischer Krankenhaustag in Regensburg<br />
„Katholische Krankenhäuser in <strong>Bayern</strong>: Mehrwert für die Gesellschaft“ – unter diesem Motto fand am 3. Juli im<br />
Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg <strong>der</strong> 10. Katholische Krankenhaustag statt. Schwester Irmgard<br />
Stallhofer (Klinikum Dritter <strong>Orden</strong>, München), die Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbandes in <strong>Bayern</strong>,<br />
konnte dazu mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vorwiegend aus den Führungsetagen <strong>der</strong> kirchlichen<br />
Kliniken, begrüßen.<br />
Der Wissenschaftsautor Stefan Klein<br />
zeigte den Tagungsteilnehmern, worin<br />
<strong>der</strong> Mehrwert eines katholischen Krankenhauses<br />
unter an<strong>der</strong>em bestehen<br />
könnte: Wer regelmäßig seine Aufmerksamkeit<br />
trainiere, könne letztendlich<br />
auch mehr Mitgefühl für die Patienten<br />
aufbringen. „Nur wenn wir gegenwärtig<br />
sind, können wir für an<strong>der</strong>e da sein,<br />
sind wir menschlich.“ Mit einer kleinen<br />
Übung illustrierte Klein eindrucksvoll,<br />
wie leicht wir in die Falle <strong>der</strong> „Unaufmerksamkeits-Blindheit“<br />
tappen: Die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten<br />
in einem kleinen Film mitzählen, wie oft<br />
die weiß gekleideten Spieler den Ball<br />
abgeben. Alle Zuschauer konzentrierten<br />
Referent Dr. Stefan Klein<br />
sich auf das Zählen – nur eine Handvoll<br />
nahm die als Gorilla verkleidete Figur<br />
wahr, die gut sichtbar durch die Szene<br />
lief. Beim nochmaligen Abspielen des<br />
Films war es für die meisten kaum zu<br />
verstehen, dass sie den „Gorilla“ übersehen<br />
hatten, aber die Aufmerksamkeit<br />
war eben woan<strong>der</strong>s.<br />
Überfor<strong>der</strong>ung und Stress<br />
verhin<strong>der</strong>n Aufmerksamkeit<br />
Was verhin<strong>der</strong>t Aufmerksamkeit? Laut<br />
Stefan Klein sind dies vor allem Über-<br />
Von links: Mo<strong>der</strong>atorin Schwester Veronika Häusler vom Vincentinum in Augsburg, Gastgeber Dr. Andreas Kestler, Geschäftsführer des<br />
Krankenhauses Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg, Elisabeth Huber, Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbandes in <strong>Bayern</strong>,<br />
Staatsminister Dr. Marcel Huber, Siegfried Hasenbein, Geschäftsführer <strong>der</strong> Bayerischen Krankenhausgesellschaft, und Schwester<br />
Irmgard Stallhofer vom Klinikum Dritter <strong>Orden</strong> in München, Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbandes in <strong>Bayern</strong>
Krankenhaus und Gesundheit<br />
23<br />
Der Krankenhaustag fand im Hörsaal des Krankenhauses Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg statt.<br />
for<strong>der</strong>ung – Stichwort: Reizüberflutung<br />
– und Stress. Stress sei allerdings nicht,<br />
wie vielfach angenommen, eine Folge<br />
von Zeitdruck, son<strong>der</strong>n „wir haben keine<br />
Zeit, weil wir unter einer Stressreaktion<br />
stehen“. Stress sei eher eine Folge<br />
<strong>der</strong> Angst, die Kontrolle zu verlieren.<br />
Deshalb sei Stress auch in unteren Hierarchie-Ebenen<br />
häufiger anzutreffen als<br />
an <strong>der</strong> Spitze.<br />
So gesehen dürfte ein Minister eigentlich<br />
wenig unter Stress leiden. Und tatsächlich<br />
hatte <strong>der</strong> bayerische Gesundheitsminister<br />
Marcel Huber zuvor bei<br />
seinem Referat auch einen relativ entspannten<br />
Eindruck gemacht. Der Minister<br />
hob hervor, wie sehr sich die Bayerische<br />
Staatsregierung für die Belange<br />
<strong>der</strong> Krankenhäuser einsetze, was unter<br />
an<strong>der</strong>em auch dazu geführt habe, dass<br />
nun für 2013/14 ein „Rettungsring“ für<br />
die Krankenhäuser von bundesweit 1,1<br />
Milliarden Euro (<strong>Bayern</strong>: 165 Millionen<br />
Euro) zur Verfügung stehe. Der Minister<br />
for<strong>der</strong>te die Krankenhäuser auf, ihre<br />
Investitionsmaßnahmen so schnell wie<br />
möglich umzusetzen, „solange ´s Geld<br />
da ist“.<br />
Minister propagiert Nutzung<br />
neuer Technologien<br />
Ulf Friesl stellte die Münchner Straßenambulanz<br />
vor.<br />
Mit Nachdruck sprach sich Huber für die<br />
Nutzung <strong>der</strong> neuen Informationstechnologien<br />
im Gesundheitsbereich aus: zum<br />
einen für die elektronische Gesundheitskarte,<br />
um einrichtungs- und ebenenübergreifend<br />
Patientendaten weitergeben zu<br />
können, zum an<strong>der</strong>en für die flächendeckende<br />
Anwendung <strong>der</strong> sogenannten<br />
Telemedizin. <strong>Bayern</strong> för<strong>der</strong>e außerdem<br />
die in <strong>der</strong> Zukunft beson<strong>der</strong>s wichtigen<br />
Bereiche <strong>der</strong> Altersmedizin sowie die<br />
Hospiz- und Palliativversorgung.<br />
Einen Lacherfolg erzielte <strong>der</strong> Staatsminister<br />
mit seiner Formulierung, katholische<br />
Krankenhäuser würden „nicht<br />
nur Patienten, son<strong>der</strong>n Menschen“<br />
behandeln. Wie Huber wies auch Siegfried<br />
Hasenbein, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
Bayerischen Krankenhausgesellschaft<br />
in seinem Grußwort auf die Bedeutung<br />
des „christlichen Wertefundaments“ für<br />
die katholischen Krankenhäuser hin.<br />
Und <strong>der</strong> Regensburger Caritasdirektor<br />
Dr. Roland Batz betonte in seiner Predigt<br />
beim nachmittäglichen Festgottesdienst,<br />
diakonisches o<strong>der</strong> karitatives<br />
Handeln sei eine zentrale Aufgabe<br />
<strong>der</strong> katholischen Kirche; neben dem<br />
Gotteshaus sei für sie immer auch das<br />
Krankenhaus notwendig. Er for<strong>der</strong>te in<br />
diesem Zusammenhang, „das Licht auf<br />
den Leuchter“ zu stellen.<br />
Genau das, nämlich auf die Stärken<br />
christlicher Kliniken aufmerksam zu<br />
machen, hatte sich auch <strong>der</strong> Katholische<br />
Krankenhausverband Deutschland<br />
(KKVD) auf die Fahnen geschrieben,<br />
als er 2012 unter dem Motto „Initiativ<br />
für mehr Gesundheit“ den KKVD-Sozialpreis<br />
auslobte. Elisabeth Caruana von<br />
<strong>der</strong> Pressestelle des KKVD erläuterte in<br />
Regensburg das Konzept <strong>der</strong> Initiative,<br />
an <strong>der</strong> sich 61 Projekte beteiligt haben.<br />
Über diese stimmten rund 40.000 Internet-Nutzer<br />
ab, Sieger wurde ein För<strong>der</strong>projekt<br />
für junge Menschen in Recklinghausen.<br />
Vier Projekte aus <strong>Bayern</strong> wurden<br />
beim Krankenhaustag vorgestellt;<br />
unter an<strong>der</strong>em präsentierten Ulf Friesl,<br />
pflegerischer Leiter <strong>der</strong> Notaufnahme<br />
am Münchner Krankenhaus Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong>, die Münchner Straßenambulanz<br />
und Dr. Heribert Stau<strong>der</strong> die<br />
Zusammenarbeit des Krankenhauses<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg mit<br />
Selbsthilfegruppen.<br />
js
24<br />
Krankenhaus und Gesundheit<br />
Serie Sport<br />
Sabine Kopp im Einsatz<br />
Wer wird denn gleich<br />
die Wand hoch gehen?<br />
Immer mehr Menschen entdecken den Klettersport für sich<br />
Klettern ist in. Das war an<strong>der</strong>s, als ich<br />
vor fast 20 Jahren mit diesem Sport begonnen<br />
habe. Zufälligerweise habe ich<br />
Leute kennengelernt, die dieses damals<br />
noch eher seltene Hobby in meiner Heimat<br />
im Bayerischen Wald praktizierten.<br />
Für einen Ausflug auf den Kaitersberg<br />
war ich leicht zu begeistern. Dort gibt es<br />
auf 1000 Metern Höhe bis zu 25 Meter<br />
hohe Felswände in rauem Granit-Gneis,<br />
die mit Bohrhaken abgesichert sind.<br />
Und dort bin ich zum ersten Mal mit<br />
dem Klettern in Kontakt gekommen.<br />
Schnell war mir klar, dass dieser Sport<br />
für mich perfekt ist. Von Anfang an hatte<br />
ich einfach total Spaß, ich war draußen<br />
und in guter Gesellschaft. Meine Begeisterung<br />
ist nach wie vor ungebrochen.<br />
Verschiedene Varianten<br />
ausprobiert<br />
Seither habe ich verschiedene Varianten<br />
des Kletterns ausprobiert. Alpinklettern<br />
in Mehrseillängen-Routen,<br />
Hallenklettern, meistens Sportklettern<br />
im Klettergarten und in letzter Zeit vor<br />
allem Boul<strong>der</strong>n. Das erst seit kurzem<br />
populäre Boul<strong>der</strong>n meint das Klettern<br />
in Absprunghöhe, ohne Seil, man legt<br />
dabei meist eine Boul<strong>der</strong>matte, ein so<br />
genanntes „Crashpad“, unter schwierige<br />
Stellen, um sich bei einem Sturz vor Verletzungen<br />
zu schützen. Beim Seilklettern<br />
unterscheidet man zwischen Klettern<br />
im Vorstieg und Klettern im Nachstieg<br />
(„Toprope“, mit Seilsicherung von<br />
oben). Für einen richtigen Kletterer zählt<br />
nur <strong>der</strong> Vorstieg, weil er auch die Sturzgefahr<br />
mit einschließt.<br />
Seit es in meiner Heimat eine Boul<strong>der</strong>halle<br />
gibt, klettere ich das ganze Jahr<br />
über regelmäßig. Draußen mehr, im<br />
Winter in <strong>der</strong> Halle weniger, aber immer<br />
mehrmals die Woche. Am liebsten<br />
an irgendwelchen Felsblöcken in meiner<br />
Umgebung und auf meinem Hausberg,
Krankenhaus und Gesundheit / In eigener Sache<br />
25<br />
dem Kaitersberg. Oft gehe ich nur mit<br />
dem Pad los, beim Boul<strong>der</strong>n ist man unabhängiger,<br />
man braucht keinen Partner<br />
zum Sichern und oft ist man allein, denn<br />
Boul<strong>der</strong>n ist nicht so beliebt wie Seilklettern,<br />
weil es schwieriger ist.<br />
Eine Strategie zurechtlegen<br />
Klettern beansprucht Körper und Geist,<br />
das gefällt mir. Denn es gilt auch, seine<br />
Angst zu beherrschen und Angst<br />
gehört für mich dazu. Sie verleiht mir<br />
Konzentration und bewahrt mich vor<br />
gefährlichen Situationen. Außerdem ist<br />
es beim Klettern und vor allem beim<br />
Boul<strong>der</strong>n oft wichtig, sich vor dem<br />
Abheben vom Boden eine Strategie<br />
zurechtzulegen. Auch Fortschritte sind<br />
mir wichtig, über eine gekletterte o<strong>der</strong><br />
geboul<strong>der</strong>te VIII freue ich mich riesig.<br />
In Deutschland ist zur Bewertung von<br />
Freikletterrouten eine nach oben offene<br />
Skala gebräuchlich, die im Augenblick<br />
von I (leicht) bis XI+/XII- (von wenigen<br />
Profis erreichter Grad) reicht.<br />
Reisen gehört natürlich auch zu einem<br />
Kletterleben. Mit meinen Freunden habe<br />
ich verschiedene Kletter- und Boul<strong>der</strong>gebiete,<br />
vor allem in Europa, besucht.<br />
Meine Lieblingsgebiete sind das tschechische<br />
Petrohrad, das Tessin, das Val<br />
Daone und das untere Ennstal in Oberösterreich.<br />
Einmal im Jahr unternehme<br />
ich zusammen mit einem Kollegen und<br />
einer Gruppe interessierter Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendlicher des Kin<strong>der</strong>heims Kostenz<br />
einen Kletterausflug zum Kaitersberg,<br />
bei dem je<strong>der</strong>, am Seil gesichert, einfache<br />
Routen versuchen kann.<br />
Sabine Kopp<br />
Kin<strong>der</strong>heim Kostenz<br />
Servus, Pfiat<br />
Gott und auf<br />
Wie<strong>der</strong>sehen<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
Aus medizinischer Sicht<br />
Aus medizinischer Sicht ist Klettern eine Sportart, bei <strong>der</strong> Kraft, Beweglichkeit<br />
und Konzentration trainiert werden. Sportklettern ist leicht zu erlernen<br />
und gilt als sicherer als Fußball o<strong>der</strong> Skifahren. Man kann rasch Fortschritte<br />
erzielen, wodurch Klettern immer attraktiver geworden ist, auch für Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche. Relativ kurze, jedoch sehr intensive Belastungen kennzeichnen<br />
das Sportklettern. Die Leistung wird vor allem durch die Fingerkraft<br />
und die Kraftausdauer <strong>der</strong> Unterarme bestimmt. Klettern ist gleichsam eine<br />
natürliche Bewegung, die von klein auf spielerisch erlernt wird.<br />
Allerdings kann es beim Klettern zu spezifischen Sportverletzungen kommen.<br />
Finger- und Handläsionen stehen dabei im Vor<strong>der</strong>grund. Kapsel-Bandverletzungen<br />
<strong>der</strong> Fingergelenke, Sehnen- und Ringbandverletzungen sind<br />
am häufigsten. Aufgrund <strong>der</strong> guten (Seil-) Absicherungen sind Verletzungen<br />
durch Stürze eher selten, sie führen dann aber meist zu Verletzungen <strong>der</strong><br />
unteren Extremität, einerseits durch Felskontakt beim Sturz o<strong>der</strong> durch den<br />
Aufprall auf dem Boden. Schwere Verletzungen und Polytraumata sind<br />
vergleichsweise selten (unter einem Prozent). Es kann bei Sportkletterern<br />
auch zu chronischen Verletzungen kommen, dazu gehören beispielsweise<br />
Sehnenscheiden- und Sehnenansatzentzündungen. Auch Schulterprobleme<br />
o<strong>der</strong> Arthrosen <strong>der</strong> Fingergelenke und Handwurzeln können vorkommen.<br />
Empfehlenswert zur Vorbeugung von Verletzungen sind: ein altersgemäßes<br />
Training (Kin<strong>der</strong> und Jugendliche sollten nicht am sogenannten Campusboard<br />
trainieren), Auf- und Abwärmen, vor allem <strong>der</strong> Fingergelenke, Ausgleichstraining<br />
zur Verbesserung vernachlässigter Muskelgruppen, Vermeidung<br />
monotoner Trainingsbelastungen, Dehnübungen. Schwimmen und<br />
Haltungsgymnastik sind gute Ausgleichssportarten für Kletterer.<br />
Prof. Dr. Werner Plötz<br />
Ärztlicher Direktor, Chefarzt Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong> München<br />
da ich Ende August meine Tätigkeit bei<br />
den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n beende und<br />
es vermutlich nicht mehr schaffen werde,<br />
mich persönlich bei so Vielen zu verabschieden,<br />
nutze ich diesen Weg und<br />
schreibe einen letzten Beitrag für die <strong>misericordia</strong>.<br />
Ich nehme zahlreiche schöne<br />
Erfahrungen aus den sechs Jahren mit<br />
und bin sehr dankbar für die vielen bereichernden<br />
Begegnungen, von denen<br />
ich mich mit einem weinenden Auge<br />
verabschiede. Da ich auch in meiner<br />
neuen Aufgabe mit den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n zusammenarbeiten werde,<br />
freue ich mich, dass ich mit so manchen<br />
Kollegen weiterhin Kontakt halten kann.<br />
Ich wünsche Ihnen alles Gute und weiterhin<br />
viel Freude an Ihren Aufgaben.<br />
Hospizversorgung<br />
Kerstin Laumer<br />
In Berlin ist am 4. Juli erstmals ein Forum<br />
Palliativ- und Hospizversorgung<br />
in Deutschland zusammengetreten.<br />
Vertreter von Krankenkassen und Hospizeinrichtungen<br />
wollen unter Leitung<br />
des Bundesgesundheitsministeriums<br />
die Versorgung sterbenskranker und<br />
sterben<strong>der</strong> Menschen in Deutschland<br />
verbessern.
26<br />
Rätsel<br />
Pflanze des Monats gesucht<br />
Bitte schicken Sie eine Postkarte o<strong>der</strong><br />
eine E-Mail mit dem Lösungswort des<br />
unten stehenden Kreuzworträtsels und<br />
Ihrer Adresse an<br />
Die Lösung aus dem letzten Heft:<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Postfach 20 03 62<br />
80003 München<br />
bzw. an redakteur@barmherzige.de<br />
Zu gewinnen gibt es eine nette Überraschung<br />
im Wert von bis zu 25 Euro, die<br />
einen Bezug zu <strong>der</strong> gesuchten Pflanze<br />
hat.<br />
Einsendeschluss: 11. September 2013.<br />
Zweite Chance: Bei <strong>der</strong> Jahresziehung<br />
wird unter allen richtigen Einsendungen<br />
des Jahrgangs 2013 ein Wochenende für<br />
zwei Personen im Kneippianum, Bad<br />
Wörishofen, mit verschiedenen Anwendungen/Angeboten<br />
ausgelost.<br />
Gewonnen hat<br />
Josef Schmidt, Schönbrunn<br />
Wir gratulieren!<br />
Eine Beschreibung des Meerrettichs<br />
finden Sie auf Seite 27!<br />
Den Gewinner hat <strong>der</strong> Barmherzige Bru<strong>der</strong> Frater Adelmar Schmid gezogen. Er<br />
ist 1929 in <strong>der</strong> Nähe von Kaufbeuren geboren und seit mehr als fünfzig Jahren bei<br />
den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n. Er war Prior in verschiedenen Einrichtungen – mehrere<br />
Jahre im Krankenhaus St. Wolfgang in Neuburg – und ist jetzt seit 2002 im Konvent<br />
St. Augustin Neuburg. Er kümmert sich um das Refektorium und übernimmt<br />
zuverlässig den Mesnerdienst. Auch betreut er den Garten und versorgt die Blumen<br />
in <strong>der</strong> großzügigen Gartenanlage.
Rätsel<br />
27<br />
Pflanze des Monats<br />
Meerrettich<br />
Ab September bis in den Februar hinein<br />
werden die Wurzeln des Meerrettich,<br />
auch Fleischkraut, Kren, Pfer<strong>der</strong>ettich,<br />
Waldrettich genannt, geerntet. Er ist<br />
vor allem im bayerischen Raum ein<br />
beliebtes Nahrungsmittel. Die Pflanze<br />
wächst bevorzugt auf sandigen feuchten<br />
Böden. Die kräftige bis 1,50 Meter hohe<br />
Pflanze ist ursprünglich in Südeuropa<br />
beheimatet. Blütezeit ist von Mai bis<br />
Juli.<br />
Meerrettich wurde bereits in <strong>der</strong> Antike<br />
als Heilpflanze verwendet. Vom<br />
Mittelalter bis in die Neuzeit spielte<br />
er als Heilmittel und Nahrungsmittel<br />
eine wichtige Rolle. Hildegard von<br />
Bingen (ca. 1098-1197) setzt ihn bei<br />
Brust- und Bauchschmerzen ein. Beschwerden<br />
<strong>der</strong> Verdauung, Blähungen,<br />
hartnäckiger Husten, auch Natternbisse<br />
und Pilzvergiftungen waren weitere gängige<br />
Einsatzgebiete. Für Entzündungen<br />
des Mund- und Rachenraumes wurden<br />
Gurgellösungen, für die Mundfäule auch<br />
gepulverter Meerrettich eingesetzt. Mit<br />
Meerrettichsaft wurde in Form einer<br />
mehrtägigen Kur versucht, die „versehrte<br />
Lung“ zu heilen. Der größte Teil <strong>der</strong><br />
tradierten Anwendungsgebiete hat sich<br />
in <strong>der</strong> Volksheilkunde bis in die heutige<br />
Zeit erhalten.<br />
Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe<br />
des Meerrettichs sind Senfölglykoside,<br />
die Glucosinolate. Diese sind<br />
geruchlos und nur in frischer Zubereitung<br />
wirksam. Außerdem sind Ascorbinsäure,<br />
Vitamin B1, Flavonoide und<br />
Kaliumsalze enthalten.<br />
Aufgrund des scharfen Geschmackes<br />
kommt es zu einer Anregung von Magensaft<br />
und Gallensäure und einer appetitanregenden<br />
Wirkung. Nachgewiesen<br />
wurde ferner eine direkt krampflösende<br />
Wirkung auf glatte Muskulatur <strong>der</strong> inneren<br />
Organe. Die Senföle wirken auf<br />
Bakterien und bestimmte Pilze (Candida<br />
albicans) keimhemmend. Ein Effekt<br />
ist auch bei Viren gegeben. Äußerlich<br />
angewendet wirkt Meerrettich durchblutungsför<strong>der</strong>nd.<br />
Der Meerrettich eignet sich zur Behandlung<br />
bakterieller Harnwegsinfekte. Als<br />
weitere Indikation kann aufgrund <strong>der</strong><br />
antibiotischen und antiviralen Wirkung<br />
noch <strong>der</strong> Katarrh <strong>der</strong> Luftwege genannt<br />
werden. Ein bewährtes Hausmittel dabei<br />
ist Meerrettichsirup: Frischen Meerrettich<br />
feingerieben und lagenweise<br />
mit Honig in ein Glas füllen, nach 24<br />
Stunden abpressen und in ein kleines<br />
Fläschchen füllen; kühl aufbewahren;<br />
innerhalb einer Woche aufbrauchen.<br />
Äußerlich verwendet kann Meerrettich<br />
aufgrund seiner durchblutungsför<strong>der</strong>nden<br />
Wirkung bei Muskelschmerzen,<br />
Gicht und rheumatischen Beschwerden<br />
eingesetzt werden. In Form eines Breiumschlags<br />
wird Meerrettich bei Kopfschmerzen<br />
in den Nacken, bei Nebenhöhlenentzündungen<br />
auf die Nasennebenhöhlen<br />
sowie bei Zahnschmerzen<br />
auf die Wange gelegt.<br />
Siegfried Bäumler<br />
Oberarzt im Kneippianum<br />
Bad Wörishofen<br />
Impressum<br />
Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />
Südliches Schloßrondell 5<br />
80638 München<br />
Postfach 200362, 80003 München<br />
Telefon: 089/1793-100<br />
Telefax: 089/1793-120<br />
E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />
Internet: www.barmherzige.de<br />
Redaktion:<br />
Frater Eduard Bauer (verantwortlich)<br />
koordinator@barmherzige.de<br />
Johann Singhartinger<br />
redakteur@barmherzige.de<br />
Kerstin Laumer<br />
kerstin.laumer@barmherzige.de<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Redaktion <strong>der</strong> Hauszeitschriften: Die Misericordia<br />
erscheint zum Teil mit den Hauszeitschriften<br />
unserer Einrichtungen, die für <strong>der</strong>en<br />
Inhalt selbst verantwortlich sind.<br />
Grund-Layout: Astrid Riege - grafica<br />
Fotos: altrofoto.de (2, 4, 19), Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> Reichenbach (17 unten, 18 oben),<br />
Andreas Bückert (12), Bundesarchiv (14), Catholic<br />
Weekly (20 unten), Günter Ducke (25),<br />
Barbara Eisvogel (7 Straubing), Michaela<br />
Engl (7 Reichenbach), Fotolia (10), Dagmar<br />
Friedel (6 Algasing), Ursel Haaf (3), Katrin<br />
Heinz-Karg (16), Sabine Kopp (24), Luftbildverlag<br />
Hans Bertram (28 oben), Osservatore<br />
Romano (20 oben), Hans Rupp (17 oben),<br />
Johannes Salomon (6-7 Gremsdorf), Rudolf<br />
Siegmund (15), Ulrike Silberbauer-Jurgasch<br />
(8-9), Johann Singhartinger (22-23), Simone<br />
Stiedl (Titel, 5, 15 unten klein), Claudia Strasser<br />
(13), Karl Werner (11), Wikimedia commons<br />
/Anna Reg (27), Wikimedia commons /<br />
Dierk Schaefer (21), Stephan Zinsmeister (26).<br />
Verlag: Johann von Gott Verlag<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Bayerische Hypo- und Vereinsbank<br />
Konto Nr. 3 960 071 831<br />
Bankleitzahl 700 202 70<br />
Druck: Marquardt<br />
Prinzenweg 11 a, 93047 Regensburg<br />
Erscheint zehn Mal jährlich.<br />
Jahresabonnement: 15,00 Euro
28<br />
· Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />
Das Münchner Krankenhaus<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong>, dahinter das<br />
Schloss Nymphenburg aus <strong>der</strong><br />
Vogelperspektive<br />
Als König Ludwig I. im Jahr 1835 den<br />
<strong>Orden</strong> <strong>der</strong> „Englischen Fräulein“ nach<br />
Nymphenburg berief, entstand eine<br />
bis heute bestehende, vorbildliche Bildungsstätte.<br />
Die Gemeinde Nymphenburg entwickelte<br />
sich nur langsam, zuerst nach<br />
Süden in Richtung Hirschgarten, dann<br />
nach Osten in Richtung Neuhausen.<br />
Viele Schlossbedienstete und Arbeiter<br />
<strong>der</strong> Porzellanmanufaktur wohnten hier.<br />
Nach und nach entstanden Häuser und<br />
Villen für ein großbürgerliches und adeliges<br />
Publikum.<br />
Serie Städte und Orte<br />
Nymphenburg - das<br />
„königliche Dorf“<br />
Im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t ist <strong>der</strong> Ort „Kemnaten“<br />
erstmals genannt, ein Dorf mit zehn<br />
Bauernhöfen. Als Kurfürst Ferdinand<br />
Maria 1663 ein Wochenbettgeschenk<br />
für seine Frau Henriette Adelaide benötigte,<br />
kaufte er den Ort komplett mit<br />
allen Wiesen, Fel<strong>der</strong>n und Äckern. Die<br />
Kurfürstin ließ dort den Mittelbau des<br />
Schlosses errichten und gab ihm den Namen<br />
„Borgo delle Ninfe“. Damit wurde<br />
aus „Kemnaten“ <strong>der</strong> jetzige Name<br />
„Nymphenburg“. Bis ins 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
hinein vergrößerten die bayerischen<br />
Kurfürsten und ab 1806 die Könige<br />
das Schloss, bis es die größte barocke<br />
Schlossanlage in Deutschland wurde.<br />
Im Jahr 1761 wurde die Porzellanmanufaktur<br />
von <strong>der</strong> Au nach Nymphenburg<br />
verlegt. Deren Produkte verschafften<br />
dem Ort zusätzliche weltweite Bekanntheit.<br />
Seit 1890 war Nymphenburg das Vergnügungsviertel<br />
Münchens, als <strong>der</strong><br />
„Volksgarten Nymphenburg“, neben<br />
dem Romanplatz gelegen, eröffnet wurde.<br />
Das war das größte Vergnügungsetablissement<br />
im Deutschen Reich.<br />
Zwei weitere solche Einrichtungen waren<br />
<strong>der</strong> „Kurgarten“ in <strong>der</strong> De-la-Paz-<br />
Straße und <strong>der</strong> „Controlor“ im südlichen<br />
Schlossrondell, aus dem im Jahr 1917<br />
das Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
entstand.<br />
Schon 1899 war Nymphenburg zusammen<br />
mit dem Ortsteil Gern nach München<br />
eingemeindet worden. Mit dem<br />
Botanischen Garten erhielt Nymphenburg<br />
im Jahr 1914 eine weitere Attraktion.<br />
Bis heute hat sich dieses einst „königliche<br />
Dorf“ sein ruhiges, vornehmes<br />
Ambiente erhalten, weshalb Nymphenburg<br />
zu den teuersten Wohngegenden<br />
Münchens zählt.<br />
Franz Schröther<br />
Geschichtswerkstatt Neuhausen e.V.<br />
Ansichtskarte des „Controlor“ (ca. 1908), wo 1917 das Krankenhaus<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> entstand; heute sind in dem Gebäude<br />
Konferenzräume und <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>konvent untergebracht.<br />
Ansichtskarte vom „Volksgarten“ (ca. 1900); links ist <strong>der</strong><br />
Schlosskanal zu sehen, die Dampftrambahn fährt auf <strong>der</strong> Notburgastraße;<br />
etwa auf <strong>der</strong>en Höhe steht heute die Christkönigskirche.