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Karriere in Süddeutschland - Süddeutsche Zeitung

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V2/12 KARRIERE IN SÜDDEUTSCHLAND EINE BEILAGE DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Samstag/Sonntag, 26./27. Oktober 2013, Nr. 248<br />

Der Kampf<br />

um die Besten<br />

In den Südstaaten wetteifern Ballungsgebiete<br />

und ländliche Regionen um junge Talente<br />

VON UWE RITZER<br />

Die K<strong>in</strong>owerbung war e<strong>in</strong> durchschlagender<br />

Erfolg. „Sie hat zu e<strong>in</strong>er Verdreifachung<br />

der Bewerberzahlen<br />

geführt“, sagt Thorsten Schlüter, Personalchef<br />

der Rehau-Gruppe. Das Unternehmen<br />

verarbeitet Polymere, hauptsächlich<br />

hochelastische und damitvielfältig e<strong>in</strong>setzbare<br />

Kunststoffe, zu Produkten für die Automobilbranche,<br />

Industrie und den Bausektor.<br />

Die Rehau AG zählt weltweit 17 000<br />

Mitarbeiter, davon alle<strong>in</strong> 2300 <strong>in</strong> dem oberfränkischen<br />

Städtchen, das so heißt wie<br />

die Firma. Besagte Kommune aber hat e<strong>in</strong><br />

geografisches Problem.<br />

Während die Firma Rehau mit ihren Produkten<br />

<strong>in</strong> der Weltliga spielt, liegt die<br />

10 000 E<strong>in</strong>wohner zählende Stadt Rehau<br />

am äußersten nordöstlichen Zipfel Bayerns,<br />

unweit der Grenze zur Tschechien.<br />

Und damit weit entfernt von allen Ballungszentren.<br />

In die Landeshauptstadt München<br />

s<strong>in</strong>d es von hier aus knapp 300 Kilometer,<br />

selbst nach Nürnberg fährt man mit<br />

dem Auto fast anderthalb Stunden.<br />

Wer so abseits liegt, muss sich e<strong>in</strong>iges<br />

mehr e<strong>in</strong>fallen lassen als die Konkurrenz<br />

<strong>in</strong> den Ballungszentren, um Fachkräfte für<br />

sich zu gew<strong>in</strong>nen und erst recht die Spitzenleute.<br />

„Für uns ist das nicht nur aus geografischen<br />

Gründen e<strong>in</strong>e besondere Herausforderung“,<br />

sagt Rehau-Personalchef<br />

Schlüter. „Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Zulieferer, dessen<br />

Produkte nicht weith<strong>in</strong> sichtbar s<strong>in</strong>d.“<br />

Weil sie <strong>in</strong> Autos und anderen Masch<strong>in</strong>en<br />

verschw<strong>in</strong>den. Also müssen junge Leute<br />

überzeugt werden von dem, was die Firma<br />

entwickelt und baut. Schlüter und se<strong>in</strong>e<br />

Kollegen tun dafür e<strong>in</strong>e ganze Menge.<br />

Auch kle<strong>in</strong>e Städte s<strong>in</strong>d<br />

Standorte für Weltfirmen wie<br />

Schaeffler, Adidas oder Rehau<br />

Zum Beispiel die K<strong>in</strong>ospots, die im Sommer<br />

erstmals liefen und das bundesweit.<br />

Um sich als Arbeitgeber bekannt zu machen,<br />

komb<strong>in</strong>ierte man sie bei Rehau mit<br />

Kampagnen im Internet und auf sozialen<br />

Netzwerken. Darüber h<strong>in</strong>aus ist das Unternehmen<br />

nicht nur an mehreren Hochschulen<br />

präsent, sondern fördert deren Arbeit<br />

und nutzt sie als Plattformen für Market<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> eigener Sache. Rehau lädt Studenten<br />

zu sich e<strong>in</strong> und veranstaltet sogar e<strong>in</strong>e<br />

Weihnachtsparty für junge, aufstrebende<br />

Leute aus der Region – die potenziellen<br />

Fachkräfte von morgen. Das Unternehmen<br />

bietet ihnen Perspektiven. Die Geschäfte<br />

laufen kont<strong>in</strong>uierlich gut, und<br />

trotzdem s<strong>in</strong>d regelmäßig mehr als hundert<br />

Stellen <strong>in</strong> der Rehau-Gruppe unbesetzt.<br />

E<strong>in</strong> Mangel, den viele Unternehmen <strong>in</strong><br />

<strong>Süddeutschland</strong> kennen. Namentlich Bayern<br />

und Baden-Württemberg boomen wie<br />

selten zuvor. Dies belegen alle wichtigen<br />

volkswirtschaftlichen Indikatoren. Beide<br />

Bundesländer weisen seit Jahren stabil die<br />

niedrigste Arbeitslosigkeit auf. Es gibt e<strong>in</strong>ige<br />

Regionen wie das Umland des Audi-<br />

Standorts Ingolstadt, <strong>in</strong> denen seit Jahren<br />

Vollbeschäftigung herrscht.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Plus von mehr als 400 000,<br />

beziehungsweise 220 000 Arbeitsplätzen<br />

wurden <strong>in</strong> den vergangenen zehn Jahren<br />

nirgendwo <strong>in</strong> Deutschland mehr zusätzliche<br />

Stellen geschaffen als <strong>in</strong> Bayern und Baden-Württemberg<br />

– F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise<br />

h<strong>in</strong> oder her. Auch was Patentanmeldungen,<br />

die Aufwendungen für Forschung<br />

und Entwicklung oder den Zuwachs<br />

<strong>in</strong> der Wirtschaftskraft <strong>in</strong>sgesamt<br />

angeht, liegen die beiden Süd-Länder teilweise<br />

mit weitem Abstand vorn. Und im<br />

Moment deutet nichts darauf h<strong>in</strong>, dass den<br />

beiden ökonomischen Lokomotiven die<br />

Kraft ausgehen könnte.<br />

Was nach Segen kl<strong>in</strong>gt, ist für viele Unternehmen<br />

auch mehr oder weniger zugleich<br />

e<strong>in</strong> Fluch. Nicht nur Firmen <strong>in</strong> der<br />

oberfränkischen Prov<strong>in</strong>z wie Rehau kämpfen<br />

um Fachkräfte, die sie <strong>in</strong> bestimmten<br />

Regionen immer schwerer bekommen.<br />

Umgekehrt bedeutet dies jedoch goldene<br />

Zeiten für Bewerber mit entsprechender<br />

Qualifikation. Ihre Aussichten auf gutes<br />

E<strong>in</strong>kommen und <strong>Karriere</strong> s<strong>in</strong>d so gut wie<br />

noch nie. Das gilt längst nicht nur für Techniker.<br />

Die Statistiken der Bundesagentur<br />

für Arbeit weisen beispielsweise auch für<br />

das Gesundheits- und Sozialwesen dauerhaften<br />

Fachkräftebedarf auf.<br />

Das gilt bei Weitem nicht nur für die Ballungszentren<br />

wie München, Stuttgart oder<br />

Nürnberg, wo überproportional viele Konzerne<br />

unterschiedlichster Branchen residieren,<br />

von BMW über Daimler, die GfK,<br />

L<strong>in</strong>de, Munich Re oder Porsche bis h<strong>in</strong> zu<br />

Siemens. Auch am Rande oder abseits der<br />

großen Städte f<strong>in</strong>den sich Weltfirmen: Autozulieferer<br />

wie Bosch mit Sitz <strong>in</strong> Gerl<strong>in</strong>gen<br />

im Landkreis Ludwigsburg, ZF <strong>in</strong><br />

Friedrichshafen am Bodensee oder beispielsweise<br />

Schaeffler <strong>in</strong> Herzogenaurach.<br />

In der 23 000 E<strong>in</strong>wohner zählenden<br />

Stadt residieren mit den Sportartikelherstellern<br />

Adidas und Puma zwei weitere<br />

Weltmarken. Gleich daneben <strong>in</strong> Erlangen<br />

ist <strong>in</strong> den vergangenen Jahren e<strong>in</strong> Weltzentrum<br />

der Mediz<strong>in</strong>technik entstanden, mit<br />

vielen quirligen Start-up-Unternehmen<br />

und soliden Mittelständlern, von denen e<strong>in</strong>ige<br />

<strong>in</strong>zwischen Weltmarktführer s<strong>in</strong>d.<br />

Der Automobilbauer Audi hat se<strong>in</strong>e Zentrale<br />

und se<strong>in</strong>en größten Produktionsstandort<br />

mit knapp 37 000 Beschäftigten<br />

<strong>in</strong> Ingolstadt, e<strong>in</strong>er Stadt mit fast 130 000<br />

E<strong>in</strong>wohnern. BMW ist außerhalb von München<br />

auch <strong>in</strong> Regensburg, Landshut und<br />

D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g stark vertreten. Letzteres ist e<strong>in</strong>e<br />

Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> Niederbayern, e<strong>in</strong>er Region,<br />

die vor wenigen Jahrzehnten noch zu<br />

den strukturschwächsten gehörte.<br />

Überhaupt war Bayern lange Zeit e<strong>in</strong><br />

Agrarstaat, geprägt von der Landwirtschaft.<br />

Heute ist das Bundesland e<strong>in</strong> Hightech-Standort<br />

von Weltruf. Hier wird<br />

nicht nur produziert, sondern vor allem<br />

auch entwickelt. Bei Rehau etwa, <strong>in</strong> der<br />

E<strong>in</strong>e Sprungschanze braucht e<strong>in</strong>en perfekten Belag: Und diese Beläge werden unter anderem von Rehau gefertigt, e<strong>in</strong>em der<br />

vielen erfolgreichen Unternehmen aus der bayerischen Prov<strong>in</strong>z.<br />

FOTO: ADAM PRETTY/GETTY<br />

gleichnamigen, oberfränkischen Stadt,<br />

wo das Unternehmen 300 se<strong>in</strong>er deutschlandweit<br />

500 Ingenieure beschäftigt,<br />

gleicht das Entwicklungszentrum der Automotive-Sparte<br />

der Lobby e<strong>in</strong>es eleganten<br />

Hotels. Mit Lounge-Sesseln, gemütlichen<br />

Sitzecken und ausgeklügeltem Licht<br />

s<strong>in</strong>d die Übergänge zwischen Entspannungszonen<br />

zu den eigentlichen Büros<br />

und Labors fließend. „Wir zahlen marktübliche<br />

Gehälter“, sagt Personalchef Schlüter.<br />

Soll heißen: Man zahlt gut, aber ke<strong>in</strong>e<br />

„Buschzulagen“, wie Firmen jene Prämien<br />

nennen, mit denen sie Top-Personal aus<br />

den Ballungszentren <strong>in</strong> die Prov<strong>in</strong>z zu locken<br />

versuchen.<br />

Rehau will mit dem locken, was das Unternehmen<br />

macht. Und mit flachen Hierarchien.<br />

„Bei uns können Ingenieure sehr<br />

schnell Verantwortung übernehmen, selbständig<br />

arbeiten und täglich erleben, wie<br />

befriedigend es ist, nicht nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Rädchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Getriebe zu<br />

se<strong>in</strong>“, sagt e<strong>in</strong> Firmensprecher. Ähnliche<br />

Töne s<strong>in</strong>d aus vielen süddeutschen Unternehmen<br />

zu hören.<br />

Zugespitzt formuliert: Der verschärfte<br />

Wettbewerb um die guten Leute führt immer<br />

mehr auch dazu, dass die Unternehmen<br />

nicht nur quantitativ Arbeitsplätze<br />

schaffen, sondern sich auch um deren qualitative<br />

Ausstattung bemühen. Dazu gehören<br />

auch flexible Arbeitszeitmodelle oder<br />

die Kooperation mit K<strong>in</strong>dertagesstätten,<br />

damit Eltern <strong>Karriere</strong> und Familie leichter<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen können. Nicht umsonst<br />

ist auch wesentlicher Bestandteil e<strong>in</strong>er<br />

„Fachkräfte-Allianz“, die man <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

zum Zwecke der langfristigen<br />

Fachkräftesicherung im Ländle<br />

gegründet hat, die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />

und Beruf.<br />

Alles gut<br />

Unternehmen positiv gestimmt<br />

Die Unternehmen <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

und Bayern s<strong>in</strong>d guter Stimmung.<br />

Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie-<br />

und Handelskammern <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

ergab, dass 42 Prozent<br />

der Unternehmen ihre Geschäftslage<br />

besser e<strong>in</strong>schätzen als im Frühjahr.<br />

Zu e<strong>in</strong>er wichtigen Konjunkturstütze<br />

entwickelt sich die Inlandsnachfrage, besonders<br />

der private Wohnungsbau und<br />

der Konsum. Auch der Export bleibt e<strong>in</strong>e<br />

Konjunkturstütze: 40 Prozent der auslandsorientierten<br />

Unternehmen rechnen<br />

mit steigenden Exporten. Die stärksten<br />

Impulse werden von Asien, Nordamerika,<br />

aber auch von Europa erwartet.<br />

E<strong>in</strong>e große Nachfrage nach Fachkräften<br />

gibt es im Südwesten <strong>in</strong> der Informations-<br />

und Telekommunikationstechnologie<br />

(ITK), bei den Ingenieurdienstleistern<br />

sowie <strong>in</strong> der Zeitarbeit. Besonders<br />

optimistisch s<strong>in</strong>d die Betriebe der Branchen<br />

Elektrotechnik und Fahrzeugbau.<br />

In Bayern ist die Stimmung ähnlich<br />

gut. Den Unternehmen aller Branchen<br />

geht es derzeit deutlich besser als im<br />

Frühjahr 2013. Die Aufträge aus dem Inund<br />

Ausland haben kräftig zugelegt.<br />

Selbst aus dem Euro-Raum spüren die<br />

Unternehmen wieder Wachstumsimpulse.<br />

Um das Wachstum zu stemmen, wollen<br />

die Unternehmen mehr Mitarbeiter<br />

e<strong>in</strong>stellen. Das ergab die aktuelle Konjunkturumfrage<br />

des Bayerischen Industrie-<br />

und Handelskammertages (BIHK).<br />

Der BIHK-Konjunktur<strong>in</strong>dex, der Geschäftslage<br />

und Erwartungen der Unternehmen<br />

zusammenfasst, ist von 120 auf<br />

126 Punkte gestiegen. Die Stimmung ist<br />

wieder so gut wie im Frühjahr 2012 – vor<br />

der Zuspitzung der Euro-Schuldenkrise.<br />

Die Unternehmen haben die Prognosen<br />

deutlich angehoben. Dabei rechnet der<br />

Masch<strong>in</strong>enbau mit e<strong>in</strong>em Auftragsplus<br />

im In- und Ausland, die Fahrzeugbauer<br />

setzen auf das Auslandsgeschäft. Den<br />

Dienstleistungsunternehmen geht es<br />

weiter überdurchschnittlich gut. SZ<br />

Mangel<br />

an Fachkräften<br />

Der bayerischen Wirtschaft wird es an<br />

Fachkräften fehlen. Dies zeigt die Auswertung<br />

des IHK-Fachkräftemonitors<br />

Bayern. Demnach stehen bis zum Jahr<br />

2030 etwa 650 000 Fachkräfte weniger<br />

zur Verfügung als jetzt. Das entspricht e<strong>in</strong>em<br />

Rückgang um 15 Prozent. Nicht alle<br />

Branchen trifft es gleichermaßen. Die<br />

größten Probleme kommen auf Dienstleister<br />

zu. Alle<strong>in</strong> bei beratenden und wirtschaftsnahen<br />

Dienstleistern fehlen im<br />

Jahr 2030 etwa 75 000 Fachkräfte. Auch<br />

bei öffentlichen Dienstleistungen, zu denen<br />

Gesundheits- und Pflegeberufe zählen,<br />

wird sich die Schere öffnen. Während<br />

2020 <strong>in</strong> diesem Bereich 52 000<br />

Fachkräfte fehlen, werden es 2030<br />

schon 154 000 se<strong>in</strong>. Auch werden 2030<br />

etwa 370 000 Kaufleute fehlen. Der<br />

Trend zur Akademisierung setzt sich<br />

zwar fort, dennoch wird es 2030 gut<br />

21 000 Akademiker zu wenig geben, <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie Wirtschaftswissenschaftler.<br />

Absolut gesehen fehlt es vor allem an beruflich<br />

Qualifizierten – wie Meistern.<br />

Spezial:<br />

<strong>Karriere</strong> <strong>in</strong> der<br />

Energiewirtschaft<br />

So viel steht fest: Energie wird auf<br />

Jahrzehnte h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>es der wichtigsten<br />

Themen <strong>in</strong> Gesellschaft<br />

und Wirtschaft bleiben. Die <strong>Karriere</strong>chancen<br />

<strong>in</strong> der Energie-Branche<br />

stehen dementsprechend gut,<br />

auch wenn die Jobaussichten <strong>in</strong><br />

den e<strong>in</strong>zelnen Sparten wie W<strong>in</strong>d,<br />

Solar oder Kohle schwanken. Das<br />

Beschäftigungs-Spektrum ist groß:<br />

Es reicht vom Berater für Stadtwerke<br />

über Energiehändler und<br />

IT-Spezialisten bis h<strong>in</strong> zu Fachleuten,<br />

die sich auf den Abbau von<br />

Atomkraftanlagen spezialisiert<br />

haben.<br />

E<strong>in</strong> weites Feld: Die Energiewende<br />

zw<strong>in</strong>gt die großen Energieversorger<br />

zum Umbau. Dies wirkt sich<br />

auf den Arbeitsmarkt aus – <strong>in</strong><br />

vielerlei H<strong>in</strong>sicht. Manche Jobs<br />

werden nur noch selten gesucht,<br />

dafür entstehen neue Arbeitsmöglichkeiten.<br />

Beispielsweise bieten<br />

sich <strong>in</strong> Stadtwerken wieder gute<br />

Entwicklungsmöglichkeiten. E<strong>in</strong><br />

Überblick über den Arbeitsmarkt<br />

<strong>in</strong> der Energiebranche.<br />

Term<strong>in</strong>e<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsterm<strong>in</strong>:<br />

30. November 2013<br />

Anzeigenschluss:<br />

15. November 2013<br />

Druckunterlagenschluss:<br />

22. November 2013<br />

Beratung und Buchung<br />

<strong>Süddeutsche</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Michael Stengl<br />

Telefon (0 89) 21 83-6 80<br />

Telefax (0 89) 21 83-87 19<br />

stellen-anzeigen@sueddeutsche.de<br />

Tollzeit-Jobs für Anspruchsvolle<br />

für Kenner & Könner | für Macher & Manager | für F<strong>in</strong>ance & Controll<strong>in</strong>g<br />

Weitere Informationen unter: www.rosita-blaha.de<br />

Innovation<br />

Die Landeshauptstadt München sucht<br />

für das Referat für Bildung und Sport<br />

zum nächstmöglichen Zeitpunkt<br />

Sachbearbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

Immobilienverwaltung<br />

(Objektverantwortliche)<br />

Das Zentrale Immobilienmanagement (ZIM) des<br />

Referates für Bildung und Sport ist bei der Landeshauptstadt<br />

München die Immobilienverwaltung,<br />

wenn es sich um Schulen, K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen,<br />

Schullandheime und Sportanlagen handelt.<br />

Die Abteilung ZIM ist dabei für die Planung,<br />

die Errichtung, den Unterhalt, die Wartung, die<br />

Bewirtschaftung und Vermarktung von derzeit<br />

etwa 1300 Immobilien auf rund 800 Grundstücken<br />

mit Anschaffungs- und Herstellungskosten<br />

von ca. 4,4 Mrd. Euro verantwortlich. Zu diesem<br />

Aufgabenbereich gehört die Wahrnehmung der<br />

umfassenden Objektverantwortung. Neben dem<br />

üblichen Erhaltungsaufwand der Anlagen s<strong>in</strong>d<br />

Umbauten sowie Sonderprojekte, wie Sporthallensanierungen,<br />

Fachlehrsaalsanierungen usw.<br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem Technischen Dienstleister,<br />

dem Baureferat, zu <strong>in</strong>itiieren und die notwendigen<br />

Verfahren <strong>in</strong>novativ abzuwickeln.<br />

Weitere Details f<strong>in</strong>den<br />

Sie im Internet unter:<br />

www.muenchen.de/stellen<br />

Prädikat für vorbildliche<br />

Gleichstellungspolitik<br />

für Frauen und Männer


Samstag/Sonntag, 26./27. Oktober 2013, Nr. 248 EINE BEILAGE DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG KARRIERE IN SÜDDEUTSCHLAND V2/13<br />

Zwei<br />

und doch<br />

e<strong>in</strong>s<br />

Der Erfolg verb<strong>in</strong>det<br />

Bayern und<br />

Baden-Württemberg.<br />

Doch manchmal trennt die<br />

beiden Länder etwas<br />

VON MAX HÄGLER<br />

Südschiene nennen kluge Fachleute<br />

und Politiker vom Schreibtisch aus<br />

diese Großregion. Aber es gibt Momente,<br />

<strong>in</strong> denen das alles nicht zusammenzupassen<br />

sche<strong>in</strong>t: Wer sich im Auto oder<br />

mit der Eisenbahn stundenlang von München<br />

nach Stuttgart quält und dabei im Radio<br />

zufällig noch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Lästerei e<strong>in</strong>es<br />

konservativen CSU-Politikers hört über<br />

den grün-rot regierten Nachbarn, etwa<br />

über die angeblich so miesen Staatsf<strong>in</strong>anzendort,<br />

der könnte me<strong>in</strong>en: Zwischen Bayern<br />

und Baden-Württemberg liegen Welten.<br />

Politisch, kulturell und geografisch.<br />

Und dieser Satz des bayerischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />

kl<strong>in</strong>gt nach: Horst Seehofer<br />

sprach zum Regierungswechsel im Nachbarland<br />

frech, aber vielleicht auch e<strong>in</strong> wenig<br />

erschreckt von e<strong>in</strong>em nun beg<strong>in</strong>nenden<br />

„Wettbewerb der Systeme“. VfB gegen<br />

FCB, Daimler gegen BMW, Grün-Rot gegen<br />

Schwarz, Kehrwoche gegen Biergarten.<br />

Doch: Ist da nicht auch viel Ähnliches?<br />

Die starken Südländer, heißt es doch,<br />

wenn wieder e<strong>in</strong>mal von der Leistungskraft<br />

Deutschlands die Rede ist. Und jetzt<br />

Systemkampf, geführt auf miesen Verkehrswegen?<br />

Es ist e<strong>in</strong> wenig kompliziert<br />

zwischen dem Südwesten und dem Südosten<br />

Deutschlands, und so sollte man <strong>in</strong> der<br />

Mitte anfangen, um dem Verhältnis auf die<br />

Spur zu kommen. In Ulm, dort wo am anderen<br />

Ufer der Donau Bayern beg<strong>in</strong>nt, arbeitet<br />

Ernst Prost. Er ist Geschäftsführender<br />

Gesellschafter von LiquiMoly. Schmierstoffe,<br />

Motoröle und Fette stellt se<strong>in</strong> Unternehmen<br />

her, eigentlich recht emotionslos –<br />

könnte man me<strong>in</strong>en. Denn dass der Laden<br />

so gut läuft – zuletzt stieg der Jahresumsatz<br />

um 17 Prozent auf 400 Millionen Euro<br />

–, habe vor allem mit der Konstellation zu<br />

tun: „Uns geht es richtig gut – weil wir e<strong>in</strong><br />

württembergisch-schwäbisches Unternehmen<br />

unter bayerischer Leitung s<strong>in</strong>d.“<br />

Mehr als Fußball: Wenn Franck Ribery von Bayern München Mart<strong>in</strong> Hamik vom VfB Stuttgart angreift, stehen auch zwei Systeme auf dem Platz.<br />

Prost ist 1957 tief im Bayerischen zur<br />

Welt gekommen, <strong>in</strong> Altött<strong>in</strong>g, g<strong>in</strong>g im bayerisch-schwäbischen<br />

Friedberg zur Schule<br />

und arbeitet nun eben <strong>in</strong> Baden-Württemberg.<br />

Wenn er redet, wechselt er virtuos<br />

zwischen Schwäbisch und Bairisch. Und<br />

auf dem LiquiMoly-P<strong>in</strong>-up-Kalendern,<br />

die er e<strong>in</strong>st selbst mit Freude fotografierte,<br />

stehen neben schönen Mädchen <strong>in</strong> fe<strong>in</strong>en<br />

schwäbischen Strümpfen und Fässern mit<br />

LiquiMoly-Öl auch mal Kästen mit bayerischem<br />

August<strong>in</strong>er-Bier. Nirgendwo anders<br />

würde er se<strong>in</strong>e Firma, diesen weltweit<br />

aktiven Chemiespezialisten, haben wollen,<br />

sagt Prost: „Ich gehe zur Firma, da ist alles<br />

picobello sauber.“ Und <strong>in</strong> den Werkhallen,<br />

<strong>in</strong> den Labors: E<strong>in</strong>e ebensolche schwäbische<br />

Gründlichkeit und dazu e<strong>in</strong> Tüftlergeist.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs: Mit diesen Tugenden alle<strong>in</strong><br />

kommt man auch nicht weit. Die leichte<br />

Hand, das Denken <strong>in</strong> großen Maßstäben,<br />

auch der Blick für das Schöne, das gehe<br />

manchem E<strong>in</strong>heimischen ab auf dieser<br />

Seite der Donau. „Th<strong>in</strong>k big, das sagt man<br />

im Bayerischen viel eher – und das br<strong>in</strong>ge<br />

ich eben e<strong>in</strong>.“ Schnell <strong>in</strong>vestieren, mit Mut,<br />

so wie er das jüngst <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>gefädelt<br />

hat: Auf e<strong>in</strong>igen Automessen dort tritt der<br />

Mittelständler groß auf und sponsort künftig<br />

sogar die ch<strong>in</strong>esischen Tischtennis-<br />

Meisterschaften.<br />

Th<strong>in</strong>k big, das ist das, was der Reisende<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> München tatsächlich verspürt.<br />

In Stuttgart dreht der Geldadel den<br />

Pelz nach <strong>in</strong>nen, <strong>in</strong> München, auf der Maximilianstraße,<br />

wird die teure Pracht offen<br />

zur Schau getragen. In Stuttgart gibt es<br />

nach Geschäftsgesprächen bestenfalls e<strong>in</strong>en<br />

Troll<strong>in</strong>ger zu den ewigen Maultaschen.<br />

In München wird beim Käfer gespeist.<br />

Marita Krauss vom Lehrstuhl für<br />

bayerische und schwäbische Landesgeschichte<br />

an der Universität Augsburg kann<br />

dies alles auch wissenschaftlich begründen.<br />

„Aus der Tradition, den glücklichen<br />

geografischen Umständen und e<strong>in</strong>er erfolgreichen<br />

Wissenschaft und Wirtschaft<br />

ist gewissermaßen e<strong>in</strong> Selbstläufer geworden<br />

– allerd<strong>in</strong>gs gehen die Bayern, zum<strong>in</strong>dest<br />

die Altbayern, damit offensiver um,<br />

vielleicht auch, weil ihnen die Berge etwas<br />

näher s<strong>in</strong>d.“<br />

Prost wendet das praktisch an. Unterwegs<br />

sagt er: „I come from Bavaria!“ – und<br />

FOTO: BONGARTS/GETTY<br />

fasst dann frech Audi, BMW, Daimler und<br />

Porsche als Heimatfirmen zusammen.<br />

Und erwähnt natürlich stets noch den<br />

FC Bayern, den besten Fußballclub Europas.<br />

Da kommt der VfB Stuttgart nicht ran.<br />

Der e<strong>in</strong>stige Agrarstaat hat sich gemacht<br />

und zeigt das allen. Baden-Württemberg<br />

wirbt mit „Wir können alles – außer<br />

Hochdeutsch“. Vor der CSU-Parteizentrale<br />

hängt mitunter selbstbewusst-provokativ<br />

„Bayern macht’s besser“ – wobei das<br />

beim Landeshaushalt auch stimmt: Die<br />

Bayern treiben die Verschuldung zurück<br />

und stellen Lehrer e<strong>in</strong> – im Nachbarland<br />

ist es andersherum. Gut 20 Milliarden Euro<br />

Schulden versus gut 40 Milliarden –<br />

Punktsieg für Weiß-Blau. Und doch: Man<br />

werkelt eng zusammen, wenn auch oft<br />

still. Die irgendwie bayerische Lederhosen-<br />

Mode samt Wurstwaren-Spezialitäten ist<br />

auch am Stuttgarter Wasen angekommen.<br />

Daimler und BMW kooperieren, still zwar,<br />

aber deutlich stärker als nur beim E<strong>in</strong>kauf<br />

von Gurtstraffern, wie Daimler-Chef Dieter<br />

Zetsche letzth<strong>in</strong> im SZ-Interview e<strong>in</strong>gestand.<br />

Ähnlich <strong>in</strong> der Politik. In diesen Tagen,<br />

<strong>in</strong> denen sich das CSU-Kab<strong>in</strong>ett neu<br />

ordnet, kamen Verwaltungsleute nach<br />

Stuttgart und fragten im vom grünen M<strong>in</strong>ister<br />

Alexander Bonde geführten Landwirtschaftsressort<br />

nach, wie Baden-Württemberg<br />

denn das schnelle Internet h<strong>in</strong>bekomme.<br />

Da gibt es <strong>in</strong> Bayern Nachholbedarf.<br />

Auch wenn <strong>in</strong> den Nachrichten gestichelt<br />

wird, haben die Bayern erkannt, dass<br />

diese ungewohnte Regierung bei den Nachbarn<br />

ordentlich regiert. Kretschmann, das<br />

ist e<strong>in</strong> Landesvater vom Format Seehofers<br />

und trotz tiefer ökologischer Überzeugung<br />

mitunter konservativer als der Münchner<br />

Amtskollege. Der Satz mit dem Systemkampf<br />

hat sich wieder verschliffen.<br />

Ob schwarze oder grün-rote<br />

Regierung: „Die Welten liegen<br />

nicht mehr so weit ause<strong>in</strong>ander.“<br />

Vom Wiedererwachen der „Südschiene“,<br />

dieser über Jahrzehnte <strong>in</strong>stitutionalisierten<br />

Zusammenarbeit zwischen dem so<br />

lange CDU-regierten Baden-Württemberg<br />

und dem CSU-Bayern will man im Umfeld<br />

von W<strong>in</strong>fried Kretschmann zwar nicht reden.<br />

Aber: „Das Verhältnis ist ziemlich gut<br />

geworden“, heißt es im grün geführten<br />

Staatsm<strong>in</strong>isterium, wo man süffisant darauf<br />

h<strong>in</strong>weist, dass die jetzt so selbstbewusstenBayern<br />

ja bis 1992 per Länderf<strong>in</strong>anzausgleich<br />

von Stuttgart gepäppelt wurden.<br />

„Die Welten liegen nicht mehr so weit ause<strong>in</strong>ander.“<br />

Ähnlich reden sie <strong>in</strong> der schwarz geführten<br />

Staatskanzlei. Im Großen, bei der Energiewende,<br />

arbeitet man eng zusammen,<br />

will künftig den Stromverbrauch geme<strong>in</strong>sam<br />

koord<strong>in</strong>ieren – durchaus s<strong>in</strong>nvoll: Diese<br />

beiden Länder verbrauchen e<strong>in</strong> Drittel<br />

des deutschen Stroms. Und als jüngst e<strong>in</strong>e<br />

Zusammenarbeit der staatlichen IT-Zentren<br />

vere<strong>in</strong>bart wurde, da sagte e<strong>in</strong> bayerisches<br />

Regierungsmitglied, wie es eben tatsächlich<br />

ist, wenn man Angst und Vorurteil<br />

überwunden hat: „Die südlichen Länder<br />

s<strong>in</strong>d die Innovationszentren Deutschlands!“<br />

Das ist ganz die L<strong>in</strong>ie des bayerischschwäbischen<br />

Unternehmers Prost aus<br />

Ulm: Zwei wundervolle MPs, M<strong>in</strong>isterpräsidenten,<br />

habe er. Wobei er dem e<strong>in</strong>en, dem<br />

bayerischen, dann doch näher ist, zum<strong>in</strong>dest<br />

kulturell: „Wenn das Tagesgeschäft erledigt<br />

ist, fahr’ ich ganz gern wieder heim.“<br />

Nach Bayern. Trotz aller Geme<strong>in</strong>samkeiten.<br />

Auf der anderen Seite des Flusses ist es<br />

ihm auf Dauer doch zu aufgeräumt.<br />

In mehreren Welten zu Hause<br />

Ingenieure bei Munich Re s<strong>in</strong>d immer auch Risikomanager und Unternehmer<br />

Ingenieure s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e begehrte Berufsgruppe.Ihr<br />

Wissen ist aber beileibe nicht nur gefragt,<br />

wenn es um neue Techniken und<br />

Konstruktionen geht. Das Fachwissen erfahrener<br />

Ingenieure nehmen auch Arbeitgeber<br />

wie der Rückversicherer Munich Re<br />

gerne <strong>in</strong> Anspruch. Bei dem Konzern arbeiten<br />

weltweit nur etwa 150 Ingenieure. Ohne<br />

ihre Expertise würde der Konzern aber<br />

wohl so manches Großprojekt nicht begleiten<br />

können. Ob es um den Bau neuer W<strong>in</strong>dparks<br />

im Meer oder um Solarkraftwerke <strong>in</strong><br />

der Wüste geht – bei der Absicherung und<br />

Schadenabwicklung technischer Risiken<br />

spielen Ingenieure e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Um<br />

geeignete Fachkräfte zu bekommen, bietet<br />

Munich Re für Ingenieure seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

e<strong>in</strong>e zweijährige Ausbildung zum Risikoprüfer<br />

(Underwriter) oder Schadenmanager<br />

(Claims Manager) an.<br />

Das Programm „Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Pool“ richtet<br />

sich an Ingenieure, die schon fünf oder<br />

mehr Jahre Berufserfahrung mitbr<strong>in</strong>gen –<br />

vorzugsweise im Bereich Masch<strong>in</strong>enbau,<br />

Elektrotechnik, Chemie-/Verfahrenstechnik,<br />

Anlagen-/Kraftwerks- oder Tiefbau.<br />

Die Aufgaben, die auf die Programmteilnehmer<br />

warten, s<strong>in</strong>d nicht leicht. So werden<br />

die Ingenieure bei Munich Re von Anfang<br />

an mit Projekten betraut und verantworten<br />

Budgets <strong>in</strong> Millionenhöhe.<br />

Bei Auslandse<strong>in</strong>sätzen, Fortbildungen<br />

und im Austausch mit erfahrenen Kollegen<br />

lernen die Ingenieure, etwa Risiken oder<br />

Schäden großer Bauprojekte zu identifizieren<br />

und zu bewerten sowie entsprechende<br />

Versicherungsangebote zu erstellen. „Um<br />

bei Großprojekten die Übersicht zu haben,<br />

braucht es fundamentales Ingenieurwissen,<br />

risiko- und versicherungstechnisches<br />

sowie betriebswirtschaftliches Verständnis“,<br />

sagt Stephan Lämmle, Referatsleiter<br />

für Kraftwerkstechnik beim Rückversicherer<br />

Munich Re.<br />

Derzeit gehe etwa e<strong>in</strong> Solarturmkraftwerk<br />

<strong>in</strong> der kalifornischen Wüste <strong>in</strong> den<br />

Testbetrieb, berichtet Lämmle. Die Höhe<br />

des Solarturms entspreche der des Kölner<br />

Doms – e<strong>in</strong> Pilotprojekt. Ohne große Versicherungsgesellschaften<br />

wie Munich Re kämen<br />

solche Projekte gar nicht zustande,<br />

glaubt Lämmle. Die Risiken wären für die<br />

Bauträger viel zu hoch, um sie alle<strong>in</strong>e stemmen<br />

zu können. Für die Versicherer, die daran<br />

verdienen, e<strong>in</strong>en möglichen Ausfall abzusichern,<br />

ist es jedoch wichtig, die möglichen<br />

Gefahren richtig e<strong>in</strong>zuordnen.<br />

Wird das Projekt gel<strong>in</strong>gen? Welche Störfaktoren<br />

gibt es? Was passiert, wenn es zu<br />

e<strong>in</strong>er Betriebsunterbrechung kommt? Die<br />

Ingenieure bei Munich Re müssen alle möglichen<br />

Gefahren, Naturkatastrophen und<br />

sogenannte Worst-Case-Szenarien durchspielen,<br />

um mögliche Schäden richtig e<strong>in</strong>schätzen<br />

zu können. Wer sich mit erneuerbaren<br />

Energien auskennt, hat bei Munich<br />

Re Vorteile. Bewerber sollten analytisch<br />

denken können, ihr Wissen aber auch auf<br />

neue Bereiche und Technologien übertragen<br />

können, sagt Lämmle. Denn oftmals<br />

müssten die Ingenieure auch Risiken noch<br />

unerprobter Technologien bewerten oder<br />

wie im Falle desSolarturms<strong>in</strong> der kalifornischen<br />

Wüste Pilotprojekte begleiten, die es<br />

<strong>in</strong> der Weise zuvor noch nie gab.<br />

S<strong>in</strong>gapur, Madrid, London –<br />

viele reizt die Aussicht<br />

auf die Auslandsaufenthalte<br />

Das Risiko kle<strong>in</strong>halten: Ingenieure begleiten Bauprojekte für Rückversicherer.<br />

IMAGO<br />

Trotz der schwierigen Aufgaben s<strong>in</strong>d die<br />

Ingenieursstellen bei Munich Re begehrt.<br />

Mehrere Hundert Bewerber kommen auf<br />

die nur sechs bis acht zu besetzenden Stellen<br />

je Programm. Bewerbungen können jederzeit<br />

e<strong>in</strong>gereicht werden. Die meisten<br />

Chancen gebe es bei e<strong>in</strong>er Neuausschreibung.<br />

Erwünscht s<strong>in</strong>d auch Bewerbungen<br />

von Ingenieur<strong>in</strong>nen. Im derzeit noch laufenden<br />

Programm seien beispielsweise<br />

zwei Frauen dabei.<br />

S<strong>in</strong>gapur, Madrid, London – viele der Bewerber<br />

reizt die Aussicht auf zahlreiche<br />

Auslandsaufenthalte und e<strong>in</strong> äußerst abwechslungsreiches<br />

Programm. Die Bereitschaft<br />

zu e<strong>in</strong>er mehrjährigen Auslandstätigkeit<br />

werde zwar von Munich Re gewünscht.<br />

Auslandse<strong>in</strong>sätze seien aber ke<strong>in</strong>e<br />

Pflicht, sagt Lämmle. Die Ausbildung<br />

selbst läuft nach e<strong>in</strong>em Rotationspr<strong>in</strong>zip.<br />

Die ersten sechs Monate bleiben die Ingenieure<br />

<strong>in</strong> der Stammabteilung von Munich<br />

Re. Danach wechseln sie alle drei Monate<br />

die Abteilung. Während der gesamten Ausbildung<br />

betreut sie e<strong>in</strong> Mentor, der laut<br />

Lämmle auch versucht, auf Standortwünsche<br />

und Urlaubspläne der Ingenieure e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Von Anfang an erhalten die Ingenieure<br />

e<strong>in</strong>en festen Arbeitsvertrag und e<strong>in</strong><br />

Gehalt, das – entsprechend ihrer Vorerfahrung<br />

– mit den üblichen Tarifen <strong>in</strong> der Industrie<br />

vergleichbar sei oder sogar darüber<br />

liege.<br />

„Die Ausbildung ist e<strong>in</strong> gelungenes Angebot,<br />

das Unternehmen rasch kennenzulernen<br />

und dabei viele Kontakte zu knüpfen“,<br />

sagt Wolfgang Voelcker, der am Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

Pool teilgenommen hat und als Risikoprüfer<br />

im Bereich Energie bei Munich<br />

Re arbeitet. Anfangs sei die Arbeit für ihn e<strong>in</strong>e<br />

Umstellung gewesen. Ingenieure s<strong>in</strong>d<br />

das Baustellenleben gewohnt und weniger<br />

die enge Zusammenarbeit mit Juristen,Versicherungsmathematikern<br />

und Betriebswirtschaftlern.<br />

„Ingenieure br<strong>in</strong>gen die<br />

D<strong>in</strong>ge oft schneller auf den Punkt“, me<strong>in</strong>t<br />

Voelcker. Wichtig sei aber, dass man offen<br />

und kommunikativ sei. Ingenieure hätten<br />

bei Munich Re gute Aufstiegschancen. Als<br />

Exot werde man nicht betrachtet. „Man<br />

wird von den anderen Kollegen geschätzt“,<br />

sagt Voelcker.<br />

Auch Verhandlungsgeschick ist gefragt.<br />

„Die Ingenieure müssen auf Baustellen gegenüber<br />

Kunden professionell auftreten<br />

können“, sagt Lämmle. Gerade im Gespräch<br />

mit F<strong>in</strong>anzexperten könnten noch<br />

unerfahrene Ingenieure bei Verhandlungen<br />

leicht aus dem Konzept gebracht werden,<br />

me<strong>in</strong>t Voelcker. E<strong>in</strong>e mehrjährige Berufserfahrung<br />

sei daher schon e<strong>in</strong>e gute<br />

Grundlage. Wer <strong>in</strong> Sachen Kommunikation<br />

Nachholbedarf habe, könne dies aber auch<br />

noch auf Sem<strong>in</strong>aren lernen.<br />

Die Ingenieure bei Munich Re müssen<br />

oft schnell Entscheidungen treffen können.<br />

„E<strong>in</strong>e Herausforderung besteht dar<strong>in</strong>,<br />

auf der Baustelle zuerkennen, wo es Probleme<br />

geben könnte. Das gibt auch Punkte<br />

beim Kunden“, erklärt Voelcker. Lämmle<br />

ergänzt: „Die Verantwortung der Ingenieure<br />

bei Munich Re ist sehr hoch. Das Niveau<br />

ist durchaus vergleichbar mit dem Geschäftsführer<br />

e<strong>in</strong>es mittelständischen Unternehmens.“<br />

Die Ingenieure bei Munich Re s<strong>in</strong>d wie<br />

Grenzgänger – immer <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Welten zu Hause. „Man ist nicht mehr so<br />

tief im Ingenieurwissen dr<strong>in</strong>. Nach e<strong>in</strong> paar<br />

Jahren ist es nicht so e<strong>in</strong>fach, zum Beispiel<br />

wieder als Konstruktions<strong>in</strong>genieur <strong>in</strong> die<br />

Industrie zu wechseln“, gibt Lämmle zu bedenken.<br />

Dafür eröffneten sich aber auch<br />

neue Berufschancen, etwa im Bereich Risikomanagement.<br />

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V2/14 KARRIERE IN SÜDDEUTSCHLAND EINE BEILAGE DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Samstag/Sonntag, 26./27. Oktober 2013, Nr. 248<br />

„Glänzende Aussichten“<br />

Die Akademisierung der Pflege schafft neue <strong>Karriere</strong>n<br />

In der Gesundheitsbranche gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl verschiedener Berufe, vom Bio<strong>in</strong>formatiker bis zur Pflegekraft.<br />

Denken auf zwei verschiedene Arten<br />

Christopher Previti arbeitet als Bio<strong>in</strong>formatiker am Deutschen Krebsforschungszentrum <strong>in</strong> Heidelberg.<br />

Grundvoraussetzungen für den Beruf: e<strong>in</strong> wacher Geist und Kenntnisse <strong>in</strong> Computersprachen<br />

VON PETER POGUNTKE<br />

Zwei Wochen benötigt e<strong>in</strong>er der Spezialrechner<br />

des Deutschen Krebsforschungszentrums<br />

(DKFZ) <strong>in</strong> Heidelberg,<br />

um e<strong>in</strong> menschliches Genom zu entschlüsseln.<br />

14 dieser rund um die Uhr arbeitenden<br />

Rechner stehen im Bereich der sieben<br />

DKFZ-Bio<strong>in</strong>formatiker. Ihre Aufgabe<br />

ist es, die Unmenge von Daten, die sich aus<br />

diesen Prozessen ergeben, zu analysieren<br />

und Schlüsse daraus zu ziehen, die für die<br />

mediz<strong>in</strong>ische Forschung wertvoll s<strong>in</strong>d.<br />

„Wir verstehen uns deshalb auch nicht als<br />

re<strong>in</strong>e Wissenschaftler“, erklärt Christopher<br />

Previti, „sondern auch als Service für<br />

das Krebsforschungszentrum.“ E<strong>in</strong> Service,<br />

dessen Bedeutung für das Zentrum<br />

sich schon an der Investitionshöhe ablesen<br />

lässt, denn e<strong>in</strong> Rechner kostet immerh<strong>in</strong><br />

mehr als 750 000 Euro.<br />

Was den Kern der Tätigkeit des 36 Jahre<br />

alten Familienvaters und se<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

und Kollegen im DKFZ ausmacht, ist<br />

am besten an e<strong>in</strong>em Beispiel zu sehen. Patienten<br />

mit unheilbarer Krebserkrankung<br />

haben zwar – so tragisch und bedauerlich<br />

dies ist – selbst ke<strong>in</strong>e therapeutische Chance<br />

mehr, aber oftmals kann ihr Fall dazu<br />

dienen, neue Erkenntnisse über ihre<br />

Krankheit zu gew<strong>in</strong>nen und daraus neue<br />

Strategien der Behandlung zu entwickeln.<br />

Die wesentlichen Fragen bei dieser Analyse:<br />

Hat e<strong>in</strong>e Veränderung der jeweiligen<br />

Krebsart ihren Zustand verursacht oder<br />

s<strong>in</strong>d Kennzeichen <strong>in</strong> ihrem Genom erkennbar,<br />

die darauf schließen lassen, dass gerade<br />

sie speziell von dieser Krebsart gefährdet<br />

s<strong>in</strong>d? E<strong>in</strong>e zweifelsfreie schnelle Antwort<br />

auf diese Fragen geben zu können, gehört<br />

noch zu den Fernzielen der Bio<strong>in</strong>formatik.<br />

Konkrete Anhaltspunkte liefern<br />

aber kann sie bereits. Notwendig dazu ist<br />

das Verfahren der sogenannten Genom-<br />

Entschlüsselung, bei dem das Genom, die<br />

Gesamtheit der vererbbaren Information<br />

e<strong>in</strong>es Lebewesens, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Fragmente<br />

sequenziert (zerlegt und entschlüsselt)<br />

wird. Durch 30-fache Abgleiche der Fragmente<br />

sollen Fehler <strong>in</strong> diesem Stadium<br />

von vornhere<strong>in</strong> ausgeschlossen werden.<br />

Sichtbar gemacht werden die Fragmente<br />

dann jeweils durch e<strong>in</strong>e mehrzeilige Formel<br />

auf dem Bildschirm des Computers,<br />

bei der die vier Buchstaben am Beg<strong>in</strong>n der<br />

letzten Zeile entscheidend s<strong>in</strong>d. Ke<strong>in</strong>e Erkenntnisse<br />

ergeben sich, wenn darunter<br />

der Buchstabe „N“ vorkommt.<br />

Dokumentation ist<br />

e<strong>in</strong>e der Grundlagen<br />

für Bio<strong>in</strong>formatik<br />

„N steht für neutral, und je mehr davon<br />

vorkommen, desto schlechter ist es“, erläutert<br />

Previti und es wird nun sehr deutlich,<br />

warum er betont, dass Bio<strong>in</strong>formatiker<br />

über e<strong>in</strong> „hohes Maß an Phantasie und Abstraktionsvermögen“<br />

verfügen sollten. Bis<br />

zu 180 Millionen Sequenzen werden auf<br />

diese Weise festgestellt und alle werden sie<br />

– selbstverständlich wieder mithilfe der<br />

Hochleistungsrechner – mit dem ursprünglichen<br />

Referenz-Genom verglichen,<br />

von dem die Untersuchung ausg<strong>in</strong>g.<br />

Anschließend werden „100-Basen-Sequenzen“<br />

überlappend auf die Gene aufgetragen.<br />

An Übere<strong>in</strong>stimmungen beziehungsweise<br />

Nichtübere<strong>in</strong>stimmungen <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich lässt sich dann bereits erkennen,<br />

ob Gendefekte vorliegen, krebserregende<br />

Substanzen Schäden angerichtet haben<br />

oder sonstige H<strong>in</strong>weise auf das Vorhandense<strong>in</strong><br />

der jeweiligen Erkrankung vorliegen.<br />

Seit zehn Jahren gibt es die Diszipl<strong>in</strong> Bio<strong>in</strong>formatik<br />

bisher als eigenes Studienfach<br />

<strong>in</strong> Deutschland – gemessen an e<strong>in</strong>er kurzlebigen<br />

Zeit vielleicht e<strong>in</strong>e lang ersche<strong>in</strong>ende<br />

Episode, aber „es dauerte doch etwas,<br />

bis sich die Bio<strong>in</strong>formatik als Wissenschaft<br />

etabliert hatte“, wie Previti me<strong>in</strong>t. Von daher<br />

nimmt es auch nicht Wunder, dass der<br />

promovierte Biologe „auf e<strong>in</strong>igen Umwegen“<br />

zu se<strong>in</strong>er jetzigen Berufung kam, der<br />

er jetzt seit elf Jahren nachgeht. Nach mehreren<br />

Jahren im Labor und Auslandsaufenthalten<br />

<strong>in</strong> Spanien und Norwegen kam er zurück<br />

ans DKFZ <strong>in</strong> Heidelberg, wo er bereits<br />

als wissenschaftliche Hilfskraft se<strong>in</strong>e ersten<br />

Schritte <strong>in</strong> der Forschung getan hatte.<br />

In diesen Jahren arbeitete er häufig auf<br />

dem Gebiet der Dokumentation – e<strong>in</strong>e passende<br />

Grundlage für se<strong>in</strong>e jetzige Arbeit.<br />

Was ist nun der besondere Reiz beim Beruf<br />

des Bio<strong>in</strong>formatikers? Previti muss<br />

nicht lange überlegen: „Man muss auf zwei<br />

verschiedene Arten denken können, als<br />

Biologe und als Informatiker.“ Dass hier<br />

zwei Wissenschaften zu e<strong>in</strong>em neuen Beruf<br />

verknüpft wurden, die nicht von Haus<br />

DKFZ – das Vorzeige<strong>in</strong>stitut<br />

Das aus 90 Abteilungen bestehende DKFZ<br />

wurde 1964 gegründet und gehört seit 2001<br />

der Helmholtz-Geme<strong>in</strong>schaft Deutscher Forschungszentren<br />

e.V. an. Zum DKFZ gehört<br />

das 2003 gegründete Nationale Centrum für<br />

Tumorerkrankungen NCT. 2008 erhielt der<br />

dort tätige Professor Harald zur Hausen den<br />

Nobelpreis für Mediz<strong>in</strong>. 2012 kam es unter<br />

dem Dach des DKFZ zur Gründung des Deutschen<br />

Konsortiums für Translationale Krebsforschung<br />

(DKTK). Derzeit beschäftigt das<br />

DKFZ 2490 Mitarbeiter, unter ihnen 765 Wissenschaftler,<br />

etwa 300 Doktoranden, 150<br />

Hilfskräfte, Praktikanten und Diplomanden,<br />

mehr als 100 Auszubildende sowie mehr als<br />

1000 Mitarbeiter <strong>in</strong> der wissenschaftlichtechnischen<br />

Infrastruktur sowie <strong>in</strong> Adm<strong>in</strong>istration,<br />

Management und Basisbetrieb. 2011<br />

lag das Gesamtbudget bei 183 Millionen Euro<br />

(alle Angaben nach DKFZ).<br />

PPO<br />

FOTO: THOMAS PETER/REUTERS<br />

aus zue<strong>in</strong>andergehörten, geht ja schon aus<br />

dem Namen des Berufes hervor.<br />

Der Bedarf an Bio<strong>in</strong>formatikern ist nach<br />

den Kenntnissen des Heidelberger Forschers<br />

groß, die Anzahl von Bewerbern ger<strong>in</strong>g<br />

– e<strong>in</strong> Zeichen dafür, dass nicht viele<br />

Menschen die Eigenschaften mitbr<strong>in</strong>gen,<br />

die Christopher Previti als Voraussetzungen<br />

def<strong>in</strong>iert. Die Zukunftsaussichten des<br />

Berufes beurteilt Previti als sehr optimistisch.Von<br />

Jahr zu Jahr steige die Zahl der diagnostischen<br />

Möglichkeiten <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong>,<br />

umso größer werde demzufolge der Bedarf<br />

an soliden Biodaten, die Grundlagen<br />

dafür lieferten. Nicht immer mag der Anlass<br />

für diesen Bedarf positiv ersche<strong>in</strong>en.<br />

Previti weist dabei auf die <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren sprunghaft gestiegene Zahl<br />

von Hautkrebsfällen h<strong>in</strong> – e<strong>in</strong>en der aktuellen<br />

Schwerpunkte der Forschung.<br />

Auch die derzeit stark im Kommen begriffene<br />

Telemediz<strong>in</strong> hat e<strong>in</strong>e Schnittstelle<br />

zur Bio<strong>in</strong>formatik. Bei der Telemediz<strong>in</strong>,<br />

die vor allem im Rettungsdienst e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird, werden Daten wie Elektrokardiogramme,<br />

bei Bedarf aber auch komplette<br />

Krankengeschichten, per Funk an die Kl<strong>in</strong>ik<br />

übertragen, um e<strong>in</strong>en Arzt gewissermaßen<br />

„elektronisch“ h<strong>in</strong>zuzuziehen. Angesichts<br />

der schw<strong>in</strong>denden Zahl vonHausärzten<br />

und damit auch Notärzten auf dem flachen<br />

Land wäre dies e<strong>in</strong>e ausgewählte Methode<br />

der Zukunft, um der älter und kränker<br />

werdenden Bevölkerung auch weiterh<strong>in</strong><br />

flächendeckend helfen zu können. Weitere<br />

Anwendungsgebiete der Bio<strong>in</strong>formatik<br />

s<strong>in</strong>d die Analyse bestimmter Prote<strong>in</strong>e,<br />

die über chemische Verfahren an Sequenzengebunden<br />

werden können sowie Datenauswertung<br />

„<strong>in</strong> mannigfaltigster Art“, wie<br />

Previti betont. Denjenigen, die sich für diesen<br />

Beruf <strong>in</strong>teressieren, hat er mehrere Ratschläge<br />

mit auf den Weg zu geben: „E<strong>in</strong>en<br />

wachen Geist, der sich selber immer wieder<br />

h<strong>in</strong>terfragen kann, Kenntnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

bis zwei Computersprachen und Aufenthalte<br />

im Ausland – die s<strong>in</strong>d unersetzlich.“<br />

Begonnen hat Jürgen Härle<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e <strong>Karriere</strong><br />

als Zivi und mit e<strong>in</strong>er Pflegeausbildung.<br />

Heute ist er Dr. rer. cur. –Doktor der Pflegewissenschaft,e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong> Deutschlandnoch relativ<br />

jungen akademischen Diszipl<strong>in</strong>. Seit<br />

2012 ist Härle<strong>in</strong> Professor an der Fakultät<br />

für Gesundheit und Pflege der Evangelischen<br />

Hochschule Nürnberg (EVHN). Se<strong>in</strong><br />

Ziel: Pflege soll durch Professionalisierung<br />

und Akademisierung verbessert und für<br />

Berufsanfänger attraktiver und auch lukrativer<br />

werden.<br />

SZ: Herr Professor Härle<strong>in</strong>, ist Pflege<br />

und Gesundheit nur etwas für sogenannte<br />

Gutmenschen?<br />

Jürgen Härle<strong>in</strong>: Ich glaube, dass es bisher<br />

<strong>in</strong> Deutschland so gewesen ist. Das System<br />

mit den Gutmenschen hat funktioniert.<br />

Aber ich befürchte, dass wir Schiffbruch erleiden<br />

werden, wenn wir weiter nur auf die<br />

Gutmenschen bauen. Die Berufse<strong>in</strong>steiger<br />

haben nach wie vor e<strong>in</strong>e hohe soziale Motivation,<br />

aber sie s<strong>in</strong>d deutlich pragmatischer<br />

und werden nur zu guten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und mit attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten<br />

im Beruf bleiben.<br />

Wenn wir nur darauf vertrauen, dass wir<br />

Hilfskräfte aus dem Ausland holen, egal<br />

mit welcher Qualifizierung, dann könnte<br />

das System kippen. Es gibt Pflegeheime,<br />

da spricht nur noch die Hälfte der Belegschaft<br />

Deutsch. Die Frage ist doch: Welche<br />

Gesundheitsversorgung will sich die Gesellschaft<br />

künftig leisten?<br />

Nach wie vor endet für viele die Berufswahl<br />

Alten- oder Krankenpfleger <strong>in</strong> der<br />

Sackgasse. Lässt sich das System attraktiver<br />

und durchlässiger machen?<br />

Genau da setzen wir an der EVHN an. E<strong>in</strong><br />

Pflegestudium und die Weiterqualifizierung<br />

der bereits <strong>in</strong> der Pflege Tätigen s<strong>in</strong>d<br />

unverzichtbare Bauste<strong>in</strong>e, um die Attraktivität<br />

der Arbeit zu erhalten und zu steigern<br />

und schließlich auch, um <strong>Karriere</strong>perspektiven<br />

zu entwickeln.<br />

Wor<strong>in</strong> unterscheiden sich die Studiengänge?<br />

Die EVHN bietet vier Bachelor-Abschlüsse<br />

an: Der Studiengang Gesundheits- und<br />

Pflegemanagement qualifiziert für Leitungs-<br />

und Querschnittsaufgaben im Gesundheitswesen;<br />

die Gesundheits- und<br />

Pflegepädagogik bildet Mitarbeiter für<br />

künftige Bildungsaufgaben im Gesundheitswesen<br />

aus; das Studium Pflege Dual<br />

setzt sich aus e<strong>in</strong>er dreijährigen Pflegeausbildung<br />

plus e<strong>in</strong>em akademischen Hochschulstudium<br />

der Pflege zusammen; und<br />

schließlich bieten wir noch das Studium<br />

Health, Angewandte Pflegewissenschaften,<br />

an. Die beiden letztgenannten Studiengänge<br />

sollen Pflegeakademiker ausbilden,<br />

die weiter „am Bett“ arbeiten. Sie können<br />

pflegefachliche Führungs- und Entwicklungsaufgaben<br />

übernehmen.<br />

Fürchten Sie nicht, dass diese Gruppe<br />

nach dem Studium dem Krankenbett<br />

den Rücken kehrt und so den Personalmangel<br />

<strong>in</strong> der Branche noch verschärft?<br />

Überraschenderweise ist das Gegenteil der<br />

Fall. Viele Mitarbeiter sagen: „Wir wollen<br />

<strong>in</strong> der Pflege bleiben, aber wir wollen uns<br />

weiterentwickeln.“ Die Absolventen erfahren<br />

anschließend e<strong>in</strong>e höhere Anerkennung<br />

im Beruf. Und: Mit dem Bachelor-Abschluss<br />

s<strong>in</strong>d wir noch nicht am Ende. In Österreich,<br />

der Schweiz und den Niederlanden<br />

haben viele Kollegen e<strong>in</strong>en Master-Abschluss<br />

<strong>in</strong> Pflege. Wenn man <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />

oder Heimen Fachverantwortung übernehmen<br />

will, wird e<strong>in</strong> Bachelor oder Master<br />

mit kl<strong>in</strong>ischer Ausrichtung vorausgesetzt.<br />

Werden Ärzte es akzeptieren, mit Pflegeprofis<br />

auf Augenhöhe zu arbeiten?<br />

Es ist e<strong>in</strong>e deutsche Besonderheit, dass e<strong>in</strong>ige<br />

der ärztlichen Kollegen da Vorbehalte<br />

haben. In den Nachbarländern hat man da<br />

schon sehr gute Erfahrungen gemacht. In<br />

der Schweiz gibt es <strong>in</strong> jeder Abteilung je e<strong>in</strong>e<br />

ärztliche und e<strong>in</strong>e pflegerische Fachverantwortung.<br />

Es gibt rational ke<strong>in</strong>en<br />

Grund, die Versorgung nur dem ärztlichen<br />

Ratschluss zu überlassen. Deutschland ist<br />

e<strong>in</strong>es der reichsten Länder der Welt, es ist<br />

nicht so, dass wir uns e<strong>in</strong>e gute pflegerische<br />

Infrastruktur nicht leisten könnten.<br />

Was muss geschehen, dass junge Leute<br />

sagen, das ist der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er vielversprechenden<br />

<strong>Karriere</strong>?<br />

Wir haben <strong>in</strong> Nürnberg jedes Jahr 50 Studienanfänger<br />

bei Pflege Dual, wir haben ke<strong>in</strong>e<br />

Probleme, junge Leute zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Wirkt sich die Akademisierung des Pflegewesens<br />

auch auf die Gehälter aus?<br />

Das Tarifsystem ist noch nicht geregelt. Es<br />

gibt E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Bayern, die besser<br />

vergüten, aber derzeit wird das noch e<strong>in</strong>zeln<br />

vere<strong>in</strong>bart. Ich gehe davon aus, dass<br />

mittelfristig professionell Pflegende mit<br />

akademischem Abschluss tariflich besser<br />

gestellt werden. Der Wandel hat begonnen.<br />

„Die Mehrheit unserer<br />

Absolventen f<strong>in</strong>det gleich<br />

e<strong>in</strong>e adäquate Stelle.“<br />

Wie s<strong>in</strong>d die Berufsaussichten?<br />

Die Aussichten s<strong>in</strong>d glänzend. Sie f<strong>in</strong>den<br />

Positionen im mittleren Management von<br />

Kl<strong>in</strong>iken, <strong>in</strong> der ambulanten Pflege, <strong>in</strong> Pflegeheimen,<br />

<strong>in</strong> der Gesundheitspflege, <strong>in</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen.<br />

Die Mehrheit f<strong>in</strong>det<br />

gleich e<strong>in</strong>e adäquate Stelle, sei es auf unserer<br />

jährlichen Jobmesse Akademika, oder<br />

<strong>in</strong> den Praktika. Die Hochschule ist mit<br />

zahlreichen Kl<strong>in</strong>iken, ambulanten Diensten,<br />

Pflegeheimen und Gesundheitsdienstleistern<br />

vernetzt. Das Anfangsgehalt ist<br />

nicht so schlecht, auch wenn es im Moment<br />

noch so ist, dass der Pflegesektor<br />

schlechter gestellt wird als Positionen <strong>in</strong><br />

Wirtschaft und Technik. Aber aufgrund<br />

der demografischen Entwicklung wird die<br />

Gesellschaft nicht umh<strong>in</strong>können, die Pflege<br />

mehr anzuerkennen – auch f<strong>in</strong>anziell.<br />

Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen müssen sich <strong>in</strong><br />

Deutschland zum Positiven entwickeln.<br />

Was stimmt Sie hoffnungsvoll, dass dies<br />

auch geschehen wird?<br />

Die Akademisierung der Pflege schreitet<br />

voran, mehr als 40 Hochschulen <strong>in</strong><br />

Deutschland bieten Pflegestudiengänge<br />

an. Das ist ke<strong>in</strong> Nischenfach mehr, es ist <strong>in</strong><br />

der Mitte der Gesellschaft angekommen.<br />

Wird Deutschland auf Pflegekräfte aus<br />

dem Ausland angewiesen bleiben?<br />

Ich denke, es ist offensichtlich: Es wird weiterh<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Personalmix mit unterschiedlichen<br />

Qualifikationen geben – das ist s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Abstufungen müssen se<strong>in</strong>. Beim Hausbau<br />

muss ja auch nicht jeder e<strong>in</strong> Ingenieur<br />

se<strong>in</strong> – aber e<strong>in</strong>er sollte schon dabei se<strong>in</strong>, damit<br />

das Gebäude nicht e<strong>in</strong>stürzt.<br />

INTERVIEW: INGRID BRUNNER<br />

„Pflegen kann jeder?“ –<br />

Mit diesem Klischee will<br />

Jürgen Härle<strong>in</strong>, Professor<br />

für Pflegewissenschaft<br />

an der Evangelischen<br />

Hochschule Nürnberg,<br />

aufräumen. Er macht<br />

sich stark für e<strong>in</strong>e<br />

Akademisierung der<br />

Pflege. FOTO: OH<br />

<strong>Karriere</strong> <strong>in</strong> <strong>Süddeutschland</strong><br />

Verantwortlich: Werner Schmidt<br />

Redaktion: Ingrid Brunner, Johanna Pfund<br />

Anzeigen: Jürgen Maukner<br />

Komm<br />

zu uns!<br />

Stuttgart ist mit mehr als 18.000 Mitarbeitern der viertgrößte<br />

Arbeitgeber der Region. Besonders wichtig ist uns die Betreuung<br />

von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen. Für unsere mehr als 185 Tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

suchen wir pädagogische Fachkräfte für Säugl<strong>in</strong>ge<br />

und K<strong>in</strong>der bis 14 Jahren als<br />

Erzieher/-<strong>in</strong>nen<br />

für städtische Kitas <strong>in</strong> unbefristeter Anstellung.<br />

Als Fachkraft gestalten Sie den pädagogischen Rahmen für K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche. Das ist kreativ, spannend und herausfordernd. Unser<br />

Konzept „ E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Kita“ bietet dabei e<strong>in</strong>en zukunfts- und praxisorientierten<br />

Leitfaden für Ihre Arbeit.<br />

Was wir bieten:<br />

Abwechslungsreiche Arbeitsplätze und die Möglichkeit eigenverantwortlich<br />

tätig zu werden. Wir fördern Sie mit Fortbildungen und Praxisberatungen.<br />

Sie haben die Möglichkeit Ihren E<strong>in</strong>satzort mit auszuwählen.<br />

Ihre Bezahlung richtet sich nach dem TVöD.<br />

Wen wir suchen (m/w):<br />

Erzieher, K<strong>in</strong>derpfleger, K<strong>in</strong>dheitspädagogen, Sozialpädagogen, Sozialarbeiter,<br />

Erziehungswissenschaftler, Grund-, Haupt- und Sonderschullehrer,<br />

Heilpädagogen, Heilerziehungspfleger, Physio-, Arbeits- und Ergotherapeuten,<br />

Krankengymnasten, K<strong>in</strong>derkrankenpfleger, Hebammen,<br />

Logopäden, Haus- und Familienpfleger und Dorfhelfer.<br />

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70, 71, 72, 73, 74 und<br />

89<br />

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Bewerbungen richten Sie bitte an das Jugendamt der Landeshauptstadt<br />

Stuttgart, Personalstelle, Wilhelmstr. 3, 70182 Stuttgart.<br />

Die Checkliste für Bewerbungen und weitere Infos f<strong>in</strong>den Sie<br />

unter www.stuttgart.de/komm-zu-uns

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