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Stufenfasern (STU) - TU Berlin

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Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/1<br />

<strong>Stufenfasern</strong> (<strong>S<strong>TU</strong></strong>)<br />

In diesem Kapitel wird die Wellenausbreitung in <strong>Stufenfasern</strong> behandelt. Es wird die Feldberechnung<br />

in der Stufenfaser und die chromatische Dispersion erläutert.<br />

Die einfachste Form eines Lichtwellenleiters besteht aus einem lichtführenden Faserkern mit der Brechzahl<br />

n 1 und einem Fasermantel mit der Brechzahl n 2 < n 1 , wobei der Unterschied im Prozentbereich<br />

oder sogar darunter liegt. Der Faserkerndurchmesser liegt typischerweise in der Gröÿenordnung<br />

2a 10 100µm und der Durchmesser von Kern und Mantel bei D 125µm.<br />

<br />

Abbildung 1: Schematische Darstellung einer Stufenfaser<br />

Die Stufenfaser weist folgendes Brechzahlprol auf<br />

n(r) =<br />

⎧<br />

⎪⎨ n 1<br />

⎪⎩<br />

für r a<br />

n 2 für a < r D 2<br />

1 sei nun der Winkel der eingekoppelten Welle zur Faserachse und 1 der Winkel, unter dem die Welle<br />

aus dem freien Raum (n 0 = 1) in die Faser eingekoppelt wird. Die Welle wird dann im Kern geführt,<br />

wenn 1 < 1g ist. Es gilt<br />

Mit dem Brechungsgesetz von Snellius folgt<br />

sin( 1g ) = √ 1 cos 2 ( 1g ) = 1 n 1<br />

√<br />

n 2 1 n 2 2 (2)<br />

sin( 1g ) = n 1 sin( 1g ) = √ n 2 1 n 2 2 = A N (3)<br />

A N wird als numerische Apertur bezeichnet und gibt den maximalen Winkel 1 an, für den die Welle<br />

nur im Kern geführt wird. Ein typischer Wert ist A N = 0; 2, was auf einen maximalen Einfallswinkel<br />

1g = 11; 5 führt.<br />

(1)<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> Prof. Dr.-Ing. K. Petermann


Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/2<br />

1 Feldberechnung in der Stufenfaser<br />

Da die Strahlenbetrachtung die Wellenausbreitung nur für ! 0 ausreichend beschreibt, stellt sich die<br />

Frage nach der Berechnung des Feldes in der Stufenfaser. Dazu werden die sogenannten Eigenwellen<br />

bestimmt, die dadurch gegeben sind, dass sich eine bestimmte transversale Feldverteilung ~E(x; y)<br />

unverändert in z-Richtung mit der Ausbreitungskonstanten ausbreitet. Die Brechzahl sei unabhängig<br />

von z. Der Feldansatz ist dann<br />

~E(x; y; z) = ~E(x; y) exp( j z) (4)<br />

Zunächst soll die Gröÿenordnung von abgeschätzt werden. Aus der Strahlenbetrachtung in Abb. 1<br />

folgt<br />

= k 0 n 1 cos( 1 ) (5)<br />

Für die geführte Welle ist 0 < 1 < 1g , daher ist<br />

k 0 n 2 < < k 0 n 1 (6)<br />

Für die kartesischen Feldkomponenten E x und E y gilt die Wellengleichung sowohl im Kern als auch<br />

im Mantel.<br />

4E x;y + k 2 0n 2 i E x;y = 0 (7)<br />

mit i = 1; 2. Es folgt aus Gl. (4)<br />

@ 2 E x;y<br />

@z 2 = 2 E x;y (8)<br />

und damit erhält man aus Gl. (7) die Wellengleichung<br />

4 t E x;y + ( k 2 0n 2 i 2) E x;y = 0 (9)<br />

mit dem transversalen Laplace-Operator 4 t = @x @2 + 2 @y @2 .<br />

Im folgenden setzen wir einen schwach führenden Wellenleiter 2 mit<br />

n 1 n 2<br />

n 1<br />

1 (10)<br />

voraus, so dass gilt:<br />

und damit<br />

Daraus folgt<br />

jk 2 0n 2 i 2 j 2 mit = k 0 n ef f und n 2 < n ef f < n 1 (11)<br />

∣ ∣∣∣∣<br />

@<br />

j4 t j 2 (12)<br />

∣<br />

∣ ∣∣∣∣ @x ∣ ; @<br />

@y<br />

∣ (13)<br />

Die Felder der ausbreitungsfähigen Wellen ergeben sich aus Gl. (7) unter Beachtung der Randbedingungen.<br />

Die Feldkomponenten E z , H z und E ' , H ' sind stetig für r = a, wobei a der Kernradius<br />

ist (Abb. 2).<br />

∣<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> Prof. Dr.-Ing. K. Petermann


O<br />

H<br />

<br />

N<br />

Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/3<br />

1.1 Feldkomponenten der Eigenwellen einer schwach führenden Stufenfaser<br />

. = I A H <br />

= J A <br />

=<br />

=<br />

. = I A H <br />

A H <br />

- <br />

0<br />

<br />

-<br />

<br />

0<br />

<br />

=<br />

=<br />

Abbildung 2: Randbedingungen der Stufenfaser<br />

Nehmen wir an, Gl. (9) sei für E x und E y gelöst. Es stellt sich dann die Frage nach der Gröÿe der<br />

anderen Feldkomponenten. Aus der Maxwell'schen Gleichung r ~E = j! ~H folgt<br />

H z =<br />

(<br />

1 @Ey<br />

j! 0 @x<br />

Aus der Maxwell'schen Gleichung r ~H = j!" 0 n 2 i<br />

1<br />

E x =<br />

j!" 0 ni<br />

2<br />

E y =<br />

1<br />

j!" 0 n 2 i<br />

@E x<br />

@y<br />

)<br />

~E ergibt sich für E x und E y :<br />

( )<br />

@Hz<br />

@y + jH y<br />

(<br />

@Hz<br />

@x<br />

jH x<br />

)<br />

Damit lassen sich ganz allgemein aus bekanntem E x , E y und H z aus Gl. (14) H x und H y bestimmen.<br />

Wird nun eine schwach führende Faser angenommen (siehe Gl. (13)), lassen sich @H z =@y und<br />

@H z =@x in Gl. (15) und Gl. (16) vernachlässigen und man kann H x und H y ausdrücken als<br />

Für E z ergibt sich<br />

E z =<br />

1<br />

j!" 0 n 2 i<br />

(<br />

@Hy<br />

@x<br />

(14)<br />

(15)<br />

(16)<br />

H x !" 0n 2 i<br />

E y (17)<br />

H y !" 0n 2 i<br />

E x (18)<br />

)<br />

@H x<br />

@y<br />

1<br />

(<br />

@Ex<br />

j @x<br />

Damit ist gezeigt, dass sich alle sechs Feldkomponenten aus der Kenntnis von E x und E y ableiten<br />

lassen. Bei schwach führender Faser lässt sich dabei n i näherungsweise durch n 1 ersetzen.<br />

@E y<br />

@y<br />

)<br />

(19)<br />

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Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/4<br />

1.2 Stetigkeit der tangentialen Feldkomponenten<br />

Die tangentialen Feldkomponenten der Faser E ' , H ' , E z und H z müssen bei r = a stetig ineinander<br />

übergehen. Für E ' und H ' gilt<br />

E ' = E y cos(') E x sin(') (20)<br />

H ' = H y cos(') H x sin(') (21)<br />

Aus den Gl. (17), Gl. (18), Gl. (20) und Gl. (21) folgt mit n i n 1 , dass E x und E y stetig sein<br />

müssen (bei r = a), wenn E ' und H ' stetig sein sollen. Da diese Stetigkeit für alle ' gelten soll,<br />

müssen auch @E x<br />

@' und @E y<br />

@' für r = a stetig sein.<br />

Wie schon oben in Gl. (14) und Gl. (19) gezeigt, lassen sich E z und H z aus E x und E y bestimmen,<br />

wobei dort E x und E y nach x bzw. y abgeleitet werden. Die Ableitungen @x @ und @y @ lauten in<br />

Zylinderkoordinaten<br />

Eingesetzt in Gl. (14) und Gl. (19) folgt<br />

E z = 1<br />

j<br />

H z =<br />

(<br />

cos(') @E x<br />

@r<br />

(<br />

1<br />

cos(') @E y<br />

j! 0 @r<br />

@<br />

@x = cos(') @ 1<br />

@r r sin(') @<br />

@'<br />

@<br />

@y = sin(') @ @r + 1 r cos(') @<br />

@'<br />

1<br />

r sin(')@E x<br />

@' + sin(')@E y<br />

@r<br />

1<br />

r sin(')@E y<br />

@'<br />

sin(') @E x<br />

@r<br />

+ 1 )<br />

r cos(')@E y<br />

@'<br />

)<br />

1<br />

r cos(')@E x<br />

@'<br />

Da @E x<br />

@' und @E y<br />

@' für r = a aufgrund der Stetigkeit von E ' und H ' stetig sein müssen, folgt aus Gl.<br />

(24) und Gl. (25), dass zusätzlich @E x<br />

@r und @E y<br />

@r für r = a stetig sein müssen.<br />

Die Bedingung der Stetigkeit von E ' , H ' , E z und H z lässt sich damit durch die Forderung nach<br />

@E<br />

Stetigkeit von E x , E y , x<br />

@r und @E y<br />

@r ersetzen.<br />

1.3 Linear polarisierte LP-Wellen<br />

Da E x und E y bei schwach führenden Fasern durch die Wellengleichung (9) und durch die Randbedingungen<br />

für r = a nicht miteinander verkoppelt sind, lassen sich Eigenwellen nden, bei denen<br />

beispielsweise E y = 0 gesetzt ist. Diese Eigenwellen werden als linear polarisierte LP-Wellen bezeichnet<br />

mit z.B.<br />

E x = (r; ') exp( jz) (26)<br />

und<br />

(r; ') =<br />

⎧<br />

⎨<br />

⎩<br />

für r a<br />

1(r; ')<br />

2(r; ') für r > a :<br />

(22)<br />

(23)<br />

(24)<br />

(25)<br />

(27)<br />

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Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/5<br />

Aus der Wellengleichung (9) wird damit die skalare Wellengleichung<br />

4 t i + ( k 2 0n 2 i 2) i = 0 (28)<br />

mit i = 1; 2 und den Randbedingungen<br />

@ 1<br />

1j r=a = 2 j r=a (29)<br />

j r=a = @ 2<br />

j r=a : (30)<br />

@r @r<br />

Zunächst werden folgende Normierungen eingeführt:<br />

Faserparameter: V = k 0 a √ n 2 1 n 2 2 = k 0 aA N (31)<br />

2<br />

k<br />

n<br />

Normierte Ausbreitungskonstante: 2 ( ) k0<br />

0<br />

B =<br />

2 n 2 ( )<br />

<br />

n1 2 n2<br />

=<br />

k0<br />

+ n 2 k 0<br />

n 2<br />

p (32)<br />

(n 1 n 2 )(n 1 + n 2 ) n 1 n 2<br />

Kernparameter: u = V 1 B = a √<br />

p k0n 2 1 2 2 (33)<br />

Mantelparameter: v = V B = a √ 2 k0n 2 2 (34)<br />

Setzt man diese Normierungen in Gl. (28) ein, so erhält man<br />

Lösungen dieser Dierentialgleichungen sind<br />

a 2 4 t 1 + u 2 1 = 0 für r a (35)<br />

a 2 4 t 2 v 2 2 = 0 für r a (36)<br />

1(r; ') = A 1 J l<br />

(<br />

r u a<br />

2(r; ') = A 2 K l<br />

(<br />

r v a<br />

) { }<br />

cos(l ')<br />

sin(l ')<br />

) { }<br />

cos(l ')<br />

sin(l ')<br />

Dabei ist J l eine Besselfunktion und K l eine modizierte Hankelfunktion ganzzahliger Ordnung. Für<br />

niedrige Ordnungen sind sie in Abb. 3 und 4 dargestellt. Ihre Ableitungen nach dem Argument lauten<br />

dJ l (x)<br />

dx<br />

dK l (x)<br />

dx<br />

Damit folgt aus Gl. (29) und Gl. (30)<br />

= J 0 l (x) = J l+1 (x) + l x J l(x) = J l 1 (x)<br />

= K 0 l(x) = K l+1 (x) + l x K l(x) = K l 1 (x)<br />

(37)<br />

(38)<br />

l<br />

x J l(x) (39)<br />

l<br />

x K l(x) (40)<br />

A 1 J l (u) = A 2 K l (v) (41)<br />

A 1<br />

u<br />

a J0 l (u) = A 2<br />

v<br />

a K0 l(v) (42)<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> Prof. Dr.-Ing. K. Petermann


Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/6<br />

Abbildung 3: Besselfunktionen ganzzahliger Ordnung<br />

Abbildung 4: Modizierte Bessel- und Hankelfunktionen 0. und 1. Ordnung<br />

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Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/7<br />

Dividiert man nun beide Gleichungen durcheinander, so erhält man die charakteristische Gleichung zur<br />

Bestimmung der Ausbreitungskonstanten (u und v enthalten nur als Unbekannte).<br />

Mit Gl. (39) und Gl. (40) folgt<br />

u J0 l (u)<br />

J l (u)<br />

u J l+1 (u)<br />

J l (u)<br />

= v K 0 l (v)<br />

K l (v)<br />

+ v K l+1(v)<br />

K l (v)<br />

(43)<br />

= 0 (44)<br />

mit V 2 = u 2 + v 2 .<br />

Für vorgegebenes V und vorgegebene Umfangsordnung l kann die Ausbreitungskonstante aus Gl.<br />

(44) numerisch bestimmt werden. Die Gleichung hat im allgemeinen mehrere Lösungen, die mit p =<br />

1; 2; 3::: nummeriert werden. p bezeichnet dabei die Anzahl der Feldextrema in radialer Richtung. Daher<br />

wird die Bezeichnung LP lp -Welle mit der Umfangsordnung l und der radialen Ordnung p gewählt.<br />

(Feldverteilungen einiger LP l p-Wellen sind in Abb. 5 dargestellt.)<br />

Mit vorgegebener Dimensionierung (a; ; n 1 ; n 2 ) folgt V , damit kann aus Gl. (44) u und v bestimmt<br />

werden. Daraus ergibt sich mit Gl. (33) und Gl. (34) und mit Gl. (37) und Gl. (38) auch die<br />

Feldverteilung (r; '). Die Lösung von Gl. (44) ist in Abb. 6 dargestellt. Sie zeigt die normierte<br />

Phasenkonstante B ( vergl. Gl. (32)) als Funktion von V .<br />

1.4 Einwelligkeitsbereich<br />

In Abb. 6 kann man sehen, dass nur die LP 01 -Welle für beliebig kleine V ( V Frequenz) ausbreitungsfähig<br />

ist. Diese Welle wird auch als Grundwelle (fundamental mode) bezeichnet.<br />

Die charakteristische Gleichung der LP 01 -Welle lautet gemäÿ Gl. (44):<br />

u J 1 (u)<br />

J 0 (u)<br />

v K 1 (v)<br />

K 0 (v)<br />

= 0 (45)<br />

Diese Gleichung führt zu Lösungen auch für beliebig kleine V . Dabei breitet sich die Welle dann<br />

allerdings im wesentlichen im Fasermantel aus, da B 0, woraus folgt, dass k 0 n 2 . Sie ist damit<br />

schlecht geführt. Für eine bessere Führung sollte V schon etwas gröÿer sein, z.B. V > 1; 5.<br />

Für einen Faserparameter 1; 5 < V < 2; 5 wird Gl. (45) näherungsweise gelöst durch:<br />

v = 1; 1428V 0; 996 (46)<br />

Im Einwelligkeitsbereich darf die LP 11 -Welle (vergl. Abb. 6) nicht ausbreitungsfähig sein. Die charakteristische<br />

Gleichung der LP 11 -Welle folgt aus Gl. (43) mit l = 1 zu:<br />

u J 0 (u)<br />

J 1 (u)<br />

+ v K 0(v)<br />

K 1 (v)<br />

= 0 (47)<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> Prof. Dr.-Ing. K. Petermann


Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/8<br />

Abbildung 5: Feldverteilungen einiger LP-Moden. Von oben: LP 01 , LP 11 , LP 25 und LP 73 (aus: Voges/Petermann,<br />

Handbuch Optische Kommunikationstechnik)<br />

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Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/9<br />

Abbildung 6: Normierte Phasenkonstante B von LP lp -Wellen in schwach führenden <strong>Stufenfasern</strong> (aus:<br />

Voges/Petermann, Handbuch Optische Kommunikationstechnik)<br />

Die Grenze der Ausbreitungsfähigkeit der LP 11 -Welle ist erreicht, wenn für den Mantelparameter gilt:<br />

v = 0 Mit dieser Bedingung kann aus Gl. (47) der Kernparameter u c bestimmt werden.<br />

u c J 0 (u c )<br />

J 1 (u c )<br />

= 0 ) J 0 (u c ) = 0 (48)<br />

Der Kernparameter u c entspricht also der ersten Nullstelle der Besselfunktion J 0 (x). Daraus ergibt<br />

sich ein Kernparameter von u c (LP 11 ) = 2; 405. Mit V = p u 2 + v 2 folgt daraus V c = 2; 405. Das<br />

bedeutet, dass für einen Faserparameter V < 2; 405 eine einmodige Faser vorliegt ( allerdings ist die<br />

dann verbleibende LP 01 -Welle noch in 2 Polarisationen ( E x und E y ) ausbreitungsfähig). Normalerweise<br />

wird ein Faserparameter V > 1; 5 gewählt, da die Welle sonst zu schwach auf den Faserkern<br />

konzentriert ist.<br />

Als Beispiel sei eine Faser folgendermaÿen dimensioniert:<br />

Faserdurchmesser: 2a = 8µm<br />

Relative Brechzahldierenz: = n 1 n 2<br />

= 310<br />

n 3<br />

1<br />

Numerische Apertur: A N = 0; 116<br />

Faserparameter:<br />

V = 2; 9 µm <br />

Mit dieser Faser wäre ein einwelliger Betrieb also für Wellenlängen 1; 2µm < < 1; 9µm möglich.<br />

(r) des Grundmodes wird häug durch eine Gauÿverteilung angenähert:<br />

( )<br />

r 2<br />

(r) = A 0 exp<br />

w 2 : (49)<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> Prof. Dr.-Ing. K. Petermann


Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/10<br />

w entspricht hierbei dem Fleckradius.<br />

Bei einer Stufenfaser mit V > 1; 2 ist w a 0; 65 + 1;619<br />

V<br />

+ 2;879<br />

3=2 V . Mit steigendem V nimmt also der<br />

Fleckradius ab. Dies entspricht einer zunehmenden Konzentration 6<br />

des Feldes auf den Faserkern.<br />

2 Chromatische Dispersion<br />

Auch bei einer einwelligen Faser ist zu berücksichtigen, dass die Gruppenlaufzeit der LP 01 -Welle wellenlängenabhängig<br />

ist (chromatische Dispersion), was die Übertragungseigenschaften beeinusst. Die<br />

Gruppenlaufzeit der Grundwelle pro Länge ist:<br />

= d<br />

d!<br />

Die Ausbreitungskonstante kann mit Gl. (32) ausgedrückt werden als<br />

(50)<br />

= k 0 (B(n 1 n 2 ) + n 2 ) (51)<br />

) = d(k 0(B(n 1 n 2 ) + n 2 ))<br />

d!<br />

Zur Vereinfachung wird die Annahme getroen, dass die Abhängigkeit der Brechzahlen n 1 und n 2 von<br />

! gleich ist:<br />

dn 1<br />

d! = dn 2<br />

d!<br />

) d(n 1 n 2 )<br />

d!<br />

) dA d ( √<br />

n 2<br />

N<br />

d! = 1 n2<br />

(52)<br />

(53)<br />

= 0 (54)<br />

0 (55)<br />

d!<br />

Dadurch vereinfacht sich die Gleichung der Laufzeit Gl. (52) zu:<br />

= (n 1 n 2 ) d(k 0B)<br />

d! + d(k 0n 2 )<br />

= n 1 n 2<br />

<br />

d! c<br />

)<br />

d(V B)<br />

dV<br />

Die chromatische Dispersion ist die Ableitung der Laufzeit nach der Wellenlänge:<br />

d<br />

d = n 1 n 2<br />

c V d2 (V B)<br />

dV 2<br />

} {{ }<br />

D W<br />

^=Wellenleiterdispersion<br />

+ 1 c N 2 (56)<br />

<br />

d2 n 2<br />

(57)<br />

}<br />

c<br />

{{<br />

d 2 }<br />

D M<br />

^=Materialdispersion<br />

Die chromatische Dispersion besteht damit im wesentlichen aus zwei Anteilen (Abb. 7)<br />

1. der Wellenleiterdispersion D W und<br />

2. der Materialdispersion D M .<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> Prof. Dr.-Ing. K. Petermann


Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/11<br />

Abbildung 7: Wellenleiterdispersion D W und Materialdispersion D M einer Standard-Einmodenfaser<br />

(aus: Voges/Petermann, Handbuch Optische Kommunikationstechnik)<br />

Während die Materialdispersion bereits im Kapitel GRU ausführlich behandelt wurde, ergibt sich die<br />

Wellenleiterdispersion im wesentlichen aus der Krümmung der B(V )-Charakteristik. Zur Veranschaulichung<br />

sind in Abb. 8 die normierte Phasenkonstante B, der Term d(V B)=dV , sowie der Term<br />

V d 2 (V B)=dV 2 als Funktion von V für die LP 01 -Welle einer Stufenfaser dargestellt.<br />

Für einwellige Fasern mit Faserparameter V < 2; 4 ist V d 2 (V B)=dV 2 positiv und damit die Wellenleiterdispersion<br />

negativ. Bei Wellenlängen von > 1; 3µm wird die Materialdispersion D M positiv.<br />

Dies kann dafür genutzt werden, die Faser so zu dimensionieren, dass die Nullstelle der Gesamtdispersion<br />

zu Wellenlängen > 1; 3µm verschoben wird. Insbesondere kann die Nullstelle der gesamten<br />

chromatischen Dispersion zu 1; 55µm verschoben werden, wo die minimale Dämpfung erzielt<br />

wird.<br />

Beispiele:<br />

1. Standard-Einmodenfaser<br />

Eine Standard-Einmodenfaser hat beispielsweise die folgenden Dimensionierungen: a = 4µm,<br />

= n 1 n 2<br />

n 1<br />

= 310 3 , bzw. n 1 n 2 = 4; 510 3 . Damit ergibt sich bei einer Wellenlänge<br />

= 1; 55µm ein V = 1; 88 und damit gemäÿ Abb. 8 ein V d 2 (V B)=dV 2 = 0; 58, woraus sich<br />

aus Gl. (57) eine Wellenleiterdispersion D W = 5; 6 kmnm ps ergibt, was nur zu einer teilweisen<br />

Kompensation der Materialdispersion führt. Zur Illustration zeigt Abb. 7 für eine solche Faser<br />

die einzelnen Anteile der chromatischen Dispersion.<br />

2. Dispersionsverschobene Einmodenfaser<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> Prof. Dr.-Ing. K. Petermann


Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/12<br />

Abbildung 8: Dispersionsgröÿen der LP 01 -Grundwelle bei schwach führenden <strong>Stufenfasern</strong> (aus: Voges/Petermann,<br />

Handbuch Optische Kommunikationstechnik)<br />

Durch Variation der Faserparameter lassen sich auch höhere Wellenleiterdispersionswerte erzielen,<br />

um z.B. die Materialdispersion D M = 20 kmnm ps bei = 1; 55µm vollständig zu kompensieren<br />

oder sogar zu überkompensieren (z.B. für eine sogenannte dispersionskompensierende Faser).<br />

Gemäÿ Gl. (57) lassen sich höhere Werte der Wellenleiterdispersion für gröÿere Brechzahlunterschiede<br />

sowie kleinere V -Werte erreichen. So erhält man beispielsweise für eine Faserdimensionierung<br />

mit a = 2; 4µm, = n 1 n 2<br />

n 1<br />

= 510 3 , bzw. n 1 n 2 = 7; 510 3 bei = 1; 55µm ein<br />

V = 1; 46 und V d 2 (V B)=dV 2 = 1; 13, so dass sich dann eine betragsmäÿig deutlich gröÿere<br />

Wellenleiterdispersion von D W = 18; 2 kmnm ps ergibt, mit der sich die Materialdispersion bei<br />

= 1; 55µm im wesentlichen kompensieren lässt. Um bei den erforderlichen kleinen V -Werten<br />

noch eine verbesserte Wellenführung zu erreichen, wird dabei häug der eigentlich lichtführende<br />

Faserkern noch von einem Brechzahl-Ring umgeben, wie schematisch in Abb. 9 dargestellt ist.<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> Prof. Dr.-Ing. K. Petermann


Einführung in die optische Nachrichtentechnik<br />

<strong>S<strong>TU</strong></strong>/13<br />

= H<br />

Abbildung 9: Schematische Darstellung des Brechzahlprols für eine dispersionsverschobene Faser<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> Prof. Dr.-Ing. K. Petermann

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