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Hochfrequenztechnik I Ebene Wellen Polarisation EB/ 1<br />

1 Vorbetrachtung<br />

Bevor wir die Wellenausbreitung im freien Raum betrachten, wollen wir noch einmal die Koaxialleitung<br />

analysieren:<br />

Die geführte Leistung einer Koaxialleitung (siehe Abschnitt STR) lässt sich folgendermaÿen beschreiben:<br />

P h = 1 2 < ( U ¡ I £) (1)<br />

Anstelle einer Beschreibung mit Strom- und Spannungsamplituden lässt sich die Leistungsdichte auch<br />

mit Feldkomponenten in Form des Poynting-Vektors ausdrücken:<br />

~S = 1 2<br />

(<br />

~ E ¢ ~ H £) (2)<br />

Die gesamte geführte Leistung erhält man dann mittels einer Integration über den Leitungsquerschnitt<br />

A senkrecht zur Ausbreitungsrichtung z:<br />

∫∫ ( ∫∫<br />

P h = < S)<br />

~ dA ~ = < ( )<br />

S z dA (3)<br />

A<br />

A<br />

Nun wollen wir die Feldkomponenten aus Gl. (LEI 21) und (LEI 22) in einer Koaxialleitung in Gleichung<br />

(3) einsetzen, um einen Ausdruck für die geführte Leistung in Abhängigkeit von der Geometrie der<br />

Leitung zu erhalten:<br />

S z = 1 E r ¡ H £ '<br />

2<br />

⎛ ⎞<br />

( )<br />

= 1 ⎜ U<br />

⎝ ( )<br />

⎟ I<br />

£<br />

⎠ = 1 U ¡ I £<br />

(<br />

2<br />

D<br />

r ¡ ln<br />

2r 2 2r 2 ¡ ln<br />

d<br />

⎛<br />

⎞<br />

D=2<br />

) P h = 1 ∫<br />

< UI £ 1<br />

( ) 2r dr<br />

2 ⎜ 2r 2 D<br />

ln<br />

⎝ d=2<br />

d ⎟<br />

} {{ }<br />

⎠<br />

=1<br />

D<br />

d<br />

)<br />

(4)<br />

Gl. (4) ist damit auch in Übereinstimmung mit Gl. (1). Mit dieser Abschätzung lässt sich erkennen,<br />

dass sich die Leistungsübertragung entlang der Leitung sowohl mit Strom und Spannung als auch mit<br />

elektromagnetischen Feldern beschreiben lässt. Da die Integration über den Querschnitt der Leitung<br />

oensichtlich die gesamte Leistung berücksichtigt, kann man Folgendes feststellen:<br />

ˆ Die geführte Leistung bendet sich ausschlieÿlich im Dielektrikum zwischen Innen- und Auÿenleiter<br />

dies gilt zumindest für eine Skin-Eindringtiefe z 0 d; D<br />

ˆ Innen- und Auÿenleiter übernehmen nur die Führung der elektromagnetischen Welle. Sie tragen<br />

nicht zum Energietransport bei!<br />

ˆ Ohne diese Wellenführung lässt sich die Energie oenbar auch im freien Raum übertragen.<br />

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Hochfrequenztechnik I Ebene Wellen Polarisation EB/ 2<br />

2 Maxwell'sche Gleichungen<br />

Da wir gesehen haben, dass die Leistungsübertragung in einer Leitung mit Hilfe elektromagnetischer<br />

Wellen beschreibbar ist, wollen wir im Folgenden die Eigenschaften solcher Wellen ausgehend von den<br />

Maxwell'schen Gleichungen analysieren.<br />

Durchutungsgesetz: Die Wirbel des magnetischen Feldes ~H werden bestimmt durch die elektrische<br />

Stromdichte ~J einschlieÿlich des Verschiebungsstroms @ D ~ . Dieser Zusammenhang wird durch<br />

@t<br />

das Durchutungsgesetz beschrieben:<br />

∮ ∫∫ ( )<br />

~H d~s = ~J + @ D ~ d ~A; (5)<br />

@t<br />

A<br />

A<br />

wobei ~D die dielektrische Verschiebung darstellt. Wenn in Gl. (5) die Fläche A innitesimal klein<br />

wird, lässt sich dieser integrale Zusammenhang auch als Dierentialgleichung ausdrücken (siehe<br />

Abb. 1):<br />

rot ~H = r ¢ ~H = ~J @ ~D<br />

+ (6)<br />

@t<br />

Hierbei bezeichnet r den Nabla-Operator:<br />

⎛ ⎞<br />

@<br />

@x<br />

@<br />

r = ⎜ ⎟<br />

⎝ @y<br />

@<br />

@z<br />

⎠ : (7)<br />

Abb. 1: Durchutungsgesetz.<br />

Induktionsgesetz: Die Wirbel des elektrischen Feldes ~E werden bestimmt durch die Änderung der magnetischen<br />

Flussdichte ~B. Dieser Zusammenhang wird durch das Induktionsgesetz beschrieben<br />

(siehe Abb. 2):<br />

∮<br />

∫∫ ( )<br />

@ B<br />

~E d~s =<br />

~ d ~A (8)<br />

@t<br />

A<br />

Ähnlich wie oben, lässt sich auch dieser integrale Zusammenhang als Dierentialgleichung ausdrücken:<br />

@ ~B<br />

rot ~E = r ¢ ~E =<br />

(9)<br />

@t<br />

A<br />

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Hochfrequenztechnik I Ebene Wellen Polarisation EB/ 3<br />

Abb. 2: Induktionsgesetz.<br />

Feldprobleme der Hochfrequenztechnik lassen sich bereits mit den beiden Maxwell'schen Gleichungen<br />

(5) und (9) (Durchutungs- und Induktionsgesetz) vollständig beschreiben.<br />

Insgesamt gibt es aber vier Maxwell'sche Gleichungen, so dass noch hinzukommen:<br />

Magnetische Flusslinien sind grundsätzlich geschlossen (siehe Abb. 3):<br />

∮<br />

~B d ~F = 0; (10)<br />

F<br />

wobei F die Oberäche eines geschlossenen Volumens beschreibt. Als Dierentialgleichung stellt<br />

sich der Zusammenhang folgendermaÿen dar:<br />

div ~B = r ¡ ~B = 0 (11)<br />

Abb. 3: Magnetische Feldlinien sind immer geschlossen.<br />

Die Linien der dielektrischen Verschiebung beginnen und enden auf Ladungen (siehe Abb. 4):<br />

∮<br />

~D d ~F = Q (12)<br />

F<br />

wobei Q die elektrische Ladung innerhalb des durch F eingeschlossenen Volumens beschreibt.<br />

Als Dierentialgleichung lässt sich der Zusammenhang folgendermaÿen ausdrücken:<br />

div ~D = r ¡ ~D = ; (13)<br />

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Hochfrequenztechnik I Ebene Wellen Polarisation EB/ 4<br />

mit der Raumladungsdichte .<br />

Abb. 4: Linien der dielektrischen Verschiebung.<br />

Bei hochfrequenten Problemen (zeitveränderlichen ~D(t) bzw. ~B(t)) folgen Gl. (11) und (13) automatisch<br />

aus Gl. (5) und (9).<br />

Die Maxwell'schen Gleichungen lassen sich deutlich vereinfachen, wenn man die Feldgröÿen im Frequenzbereich<br />

als Zeigergröÿen darstellt. Nimmt man z.B. für die magnetische Feldstärke ein harmonisches<br />

Signal der Kreisfrequenz ! an, kann man das Signal folgendermaÿen in Zeigerdarstellung<br />

schreiben:<br />

( )<br />

~H(t) = < H ~ exp(j!t)<br />

Wie man leicht sieht, ist die Ableitung nach der Zeit in Zeigerdarstellung durch eine einfache Multiplikation<br />

mit j! beschreibbar, wodurch sich die Maxwell'schen Gleichungen vereinfachen:<br />

rot ~H = r ¢ ~H = j!~D + ~J (14)<br />

rot ~E = r ¢ ~E = j!~B (15)<br />

Für ! 6= 0 folgt aus Gl. (14) und (15) unmittelbar auch Gl. (11) und (13), so dass die Maxwell'schen<br />

Gleichungen Gl. (14) und (15) die Basis für die folgende Betrachtung darstellen.<br />

2.1 Materialgleichungen<br />

Im letzten Abschnitt wurden die Feldgröÿen behandelt, als ob sie voneinander unabhängig wären. In<br />

realen Materialien sind jedoch ~H und ~B sowie ~E und ~D meist miteinander in folgender Weise verknüpft:<br />

~D = " 0 " r<br />

~E (16)<br />

~B = 0 r<br />

~H (17)<br />

Hierbei beschreiben " 0 und 0 die Dielektrizitätskonstante und die Permeabilitätskonstante im freien<br />

Raum, die jeweils Naturkonstanten darstellen. " r und r sind dagegen die relative Dielektrizitätskonstante<br />

bzw. die relative Permeabililitätskonstante, die somit Materialeigenschaften beschreiben. Für<br />

Vakuum gilt z.B. " r = r = 1, während das häug für Dielektrika verwendete Polethylen ein " r = 2; 28<br />

und r 1 aufweist.<br />

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Hochfrequenztechnik I Ebene Wellen Polarisation EB/ 5<br />

2.2 Stromdichte<br />

Die Stromdichte ~J kann man in die drei Komponenten Leitungsstromdichte ~J L , Konvektionsstromdichte<br />

~J K und eingeprägte Stromdichte ~J E aufteilen:<br />

Die drei Gröÿen haben die folgende Bedeutung:<br />

~J = ~J L + ~J K + ~J E (18)<br />

ˆ ~J L = ¡ ~E ist die Leitungsstromdichte mit der spezischen Leitfähigkeit des Materials .<br />

ˆ ~J K = ¡ ~v berücksichtigt die Bewegung freier Ladungsträger durch äuÿere Kräfte (z.B. im<br />

Plasma), wobei ~v die Geschwindigkeit beschreibt, mit der sich die Raumladungsdichte bewegt.<br />

ˆ ~J E beschreibt die von auÿen erzwungene Stromdichte, wie sie z.B. bei Antennen vorkommt.<br />

Setzen wir nun Gleichung (18) in die Maxwell'sche Gleichung Gl. (15) ein, so folgt:<br />

Die ersten beiden Terme lassen sich zusammenfassen zu:<br />

mit der komplexen Dielektrizitätskonstanten " = " 0 " r j ! .<br />

r ¢ ~H = j!" 0 " r<br />

~E + ~E + ~J K + ~J E (19)<br />

r ¢ ~H = j!" ¡ ~E + ~J K + ~J E (20)<br />

In ähnlicher Weise kann man auch die andere Maxwell'sche Gleichung mit einer komplexen Materialkonstante<br />

beschreiben:<br />

r ¢ ~E = j! ~H (21)<br />

mit der komplexen Permeabilitätskonstanten = 0 ¡ r<br />

, wobei der Imaginärteil von die magnetischen<br />

Verluste berücksichtigt.<br />

3 Ebene Wellen<br />

Die Gleichungen (20) und (21) beschreiben elektromagenetische Wellen in allgemeiner Weise. Im Folgenden<br />

wollen wir uns jedoch auf die meist zutreende Annahme beschränken, dass keine eingeprägten<br />

Ströme und keine Konvektionsströme vorliegen: ~J E = ~J K = 0.<br />

In diesem Fall vereinfachen sich Gl. (20) und (21) zu:<br />

r ¢ ~H = j!" ~E (22)<br />

r ¢ ~E = j!~H (23)<br />

Die einfachsten Lösungen für die Gl. (22) und (23) erhält man für homogenes, also ortsunabhängiges<br />

", . Setzt man beide Gleichungen ineinander ein, ergibt sich:<br />

r ¢ r ¢ ~E + ! 2 " ~E = 0 (24)<br />

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Hochfrequenztechnik I Ebene Wellen Polarisation EB/ 6<br />

Mit der folgenden Identität aus der Vektoranalysis<br />

r ¢ r ¢ ~E =<br />

( )<br />

r r ¡ ~E<br />

} {{ }<br />

=0 wegen r¡ ~ E=0<br />

¡~E<br />

ergibt sich die Wellengleichung für die elektrische Feldstärke:<br />

¡~E + ! 2 "~E = 0 (25)<br />

Hierbei beschreibt ¡ den Laplace-Operator, der deniert ist als ¡ ^= @2<br />

@x 2 + @2<br />

@y 2 + @2<br />

für jede kartesische<br />

@z 2<br />

Komponente von ~E.<br />

Analog kann man die Wellengleichung auch für die magnetische Feldstärke herleiten<br />

¡~H + ! 2 "~H = 0 (26)<br />

Ein einfaches Beispiel für eine Lösung von Gl. (25) ist die ebene Welle:<br />

(<br />

~E = ~E 0 ¡ exp<br />

)<br />

j~k ¡ ~r = ~E 0 ¡ ( exp j(k x x + k y y + k z z ) ) (27)<br />

Hierbei beschreibt ~r den Ortsvektor<br />

⎛ ⎞<br />

x<br />

~r = ⎜y<br />

⎟<br />

⎝ ⎠<br />

z<br />

(28)<br />

und ~k den Wellenvektor<br />

⎛ ⎞<br />

k x<br />

~k = ⎜k ⎝ y ⎟<br />

⎠ ; (29)<br />

k z<br />

in dessen Richtung sich die ebene Welle in Gleichung (27) ausbreitet.<br />

Gl. (27) löst Gl. (25) mit:<br />

( ) 2<br />

~ k = k 2 x + k 2 y + k 2 z = !2 " (30)<br />

Obige Gl. (27) beschreibt eine ebene Welle, da Flächen mit konstanter Phase ' = ~k ¡ ~r Ebenen<br />

darstellen. Diese Phasenächen stehen senkrecht auf ~k und damit senkrecht zur Ausbreitungsrichtung.<br />

Weiterhin führt Gl. (27) in Gl. (23) eingesetzt auf:<br />

~H =<br />

~k ¢ ~E<br />

(<br />

! = ~H 0 ¡ exp<br />

j~k ¡ ~r<br />

)<br />

mit ~H 0 =<br />

~k ¢ ~E 0<br />

!<br />

(31)<br />

Analog folgt aus Gl. (22):<br />

~E =<br />

~k ¢ ~H<br />

Aus den Gleichungen (31) und (32) folgt, dass ~E, ~H und ~k bei ebenen Wellen jeweils senkrecht<br />

aufeinander stehen.<br />

!"<br />

(32)<br />

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Hochfrequenztechnik I Ebene Wellen Polarisation EB/ 7<br />

4 Polarisation<br />

Wir wollen im Folgenden eine sich in z-Richtung ausbreitende ebene Welle betrachten und deren Eigenschaften<br />

genauer analysieren. Bei Ausbreitung in z-Richtung besitzt der Wellenvektor ~k ausschlieÿlich<br />

eine z-Komponente, so dass man schreiben kann:<br />

j~k = ~e z<br />

mit ~e z Einheitsvektor in z-Richtung<br />

Mit dieser Schreibweise ergibt sich für die in z-Richtung ausbreitende ebene Welle:<br />

~E = ~E 0 ¡ exp( z ) mit =<br />

√<br />

! 2 "<br />

Man erkennt, dass dann, wenn das Argument der Exponentialfunktion rein imaginär wird, sich eine<br />

ungedämpfte Wellenausbreitung ergibt. Das Argument der Exponentialfunktion wird rein imaginär,<br />

wenn und " positiv und reell sind.<br />

Da der Wellenvektor ~k in z-Richtung zeigt, liegen ~E und ~H in der xy-Ebene und stehen dort senkrecht<br />

aufeinander. Dieser Sachverhalt lässt sich folgendermaÿen beschreiben:<br />

⎛ ⎞<br />

~E = ⎝ a x<br />

⎠ E 0 exp( z ) (33)<br />

a y<br />

⎛<br />

~H = ⎝<br />

a y<br />

a x<br />

⎞<br />

⎠ H 0 exp( z ) mit H 0 = E 0<br />

Z F<br />

(34)<br />

√<br />

Hierbei steht Z F = =" für den Feldwellenwiderstand, der das Verhältnis zwischen elektrischer und<br />

magnetischer Feldstärke beschreibt. Im freien Raum ist der Feldwellenwiderstand rein reell:<br />

∣ √<br />

∣∣∣Freiraum 0<br />

Z F = Z F 0 = = 120 (35)<br />

" 0<br />

Anmerkung: Streng genommen gilt der Zahlenwert in Gl. (35) nur, wenn für die Lichtgeschwindigkeit<br />

c 0 = 3 ¡ 10 8 m zugrunde gelegt wird. Exakt gilt Z s F 0 = p 0<br />

0<br />

=<br />

" 0<br />

0 ¡ c 0 mit 0 = 4 ¡ 10 7 Vs<br />

Am<br />

Lichtgeschwindigkeit im Vakuum c 0 = 299792458<br />

⎛ ⎞<br />

m . s<br />

Der Jones-Vektor ⎝ a x<br />

⎠ ist ein Einheitsvektor der Länge 1 ) j a x j 2 + j a y j 2 = 1.<br />

a y<br />

Er beschreibt den Polarisationszustand der Welle.<br />

und der<br />

4.1 Polarisationszustände im Zeitbereich<br />

Im Folgenden wollen wir einige spezielle Polarisationszustände und ihren zeitlichen Verlauf betrachten.<br />

Dabei wollen wir aus Vereinfachungsgründen von der Annahme ausgehen, dass eine ungedämpfte<br />

Wellenausbreitung mit = j mit rein reell vorliegt. Dann ergibt sich folgender zeitlicher Verlauf:<br />

⎛<br />

~E(z; t) = E 0<br />

⎝ < ( a x exp( jz ) ⎞<br />

) exp(j!t)<br />

(<br />

) ⎠ (36)<br />

< a y exp( jz ) exp(j!t)<br />

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Hochfrequenztechnik I Ebene Wellen Polarisation EB/ 8<br />

Wenn wir in Gl. (36) a x und a y<br />

nach Betrag und Phase schreiben:<br />

ergibt sich:<br />

a x = ja x j exp(j' x ) (37)<br />

a y = ja y j exp(j' y ); (38)<br />

⎛<br />

⎞<br />

~E(z; t) = E 0<br />

⎝ ja xj cos[!t z + ' x ]<br />

⎠ : (39)<br />

ja y j cos[!t z + ' y ]<br />

Der elektrische Feldvektor in Gl. (36) bzw. Gl. (39) bewegt sich in Abhängigkeit von (!t z ) auf<br />

einer Ellipse, weshalb man im Allgemeinen auch von einem elliptischen Polarisationszustand spricht.<br />

Spezialfälle stellen die lineare bzw. die zirkulare Polarisation dar, die in Folgenden detaillierter betrachtet<br />

werden sollen.<br />

4.2 Lineare Polarisation<br />

Für ' x = ' y bewegt sich der Feldvektor ~E(z; t) in Gl. (39) auf einer Linie, so dass man dann von<br />

linearer Polarisation spricht. Ohne Einschränkung der Allgemeinheit lässt sich dann ' x = ' y = 0 und<br />

ja x j = cos ' sowie ja y j = sin ' setzen, so dass dann aus Gl. (39) folgt:<br />

⎛ ⎞<br />

~E(z; t) = E 0<br />

⎝ cos '<br />

sin '<br />

⎠ cos(!t z ) (40)<br />

Der elektrische Feldvektor liegt in der xy-Ebene auf einer Geraden (siehe Abb. 5) im Winkel ' zur<br />

x-Achse.<br />

Abb. 5: Elektrischer Feldvektor bei linearer Polarisation.<br />

4.3 Zirkulare Polarisation<br />

Bei zirkularer Polarisation beschreibt der Vektor der elektrischen Feldstärke einen Kreis. Dabei weisen<br />

die x- und y-Komponenten des Jones-Vektors jeweils die gleiche Länge von ja x j = ja y j = 1= p 2 auf<br />

und sind um =2 zueinander phasenverschoben, d. h. beispielsweise:<br />

a x = 1<br />

p<br />

2<br />

und a ¦j<br />

y = p<br />

2<br />

(41)<br />

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Mit Gl. (36) und (39) kann man dann den zeitlichen Verlauf folgendermaÿen beschreiben:<br />

~E(z; t) = E 0<br />

1<br />

p<br />

2<br />

⎛<br />

⎞<br />

cos(!t z )<br />

⎝<br />

§ sin(!t z )<br />

⎠ (42)<br />

Das Vorzeichen der y-Komponente bzw. die Phasenverschiebung von =2 oder +=2 bestimmt, ob<br />

es sich um rechtszirkulare oder linkszirkulare Polarisation handelt:<br />

rechtszirkular:<br />

In Ausbreitungsrichtung gesehen dreht sich ~E bei konstantem Ort z in Uhrzeigerrichtung. Dieser<br />

Polarisationszustand entspricht Gl. (42) mit positivem Vorzeichen (+) bzw. negativem Vorzeichen<br />

in Gl. (41).<br />

linkszirkular:<br />

In Ausbreitungsrichtung gesehen dreht sich ~E bei konstantem Ort z entgegengesetzt zum Uhrzeiger.<br />

Dieser Polarisationszustand entspricht Gl. (42) mit negativem Vorzeichen ( ) bzw. positivem<br />

Vorzeichen in Gl. (41).<br />

Abb. 6 zeigt beispielhaft den Verlauf des elektrischen Feldvektors bei linkszirkularer Polarisation.<br />

Abb. 6: Elektrischer Feldvektor bei linkszirkularer Polarisation.<br />

4.4 Poincaré-Kugel<br />

Alle möglichen Polarisationszustände lassen sich sehr elegant auf der sog. Poincaré-Kugel (Poincaré<br />

französischer Mathematiker) darstellen, wie Abb. 7 zeigt. Die Pole repräsentieren dabei die linksbzw.<br />

rechtszirkulare Polarisation, während sich die linearen Polarisationszustände auf dem Äquator<br />

benden. Ansonsten handelt es sich um elliptische Polarisationszustände.<br />

Alternativ zum Jones-Vektor in Gl. (33) wird der Polarisationszustand häug auch durch die Stokes-<br />

Parameter beschrieben. Wenn man wie in Abb. 8 die Poincaré-Kugel mit einem kartesischen Koordinatensystem<br />

versieht, ergeben sich die Stokes-Parameter S 1 , S 2 , S 3 als die jeweiligen Achsenabschnitte<br />

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eines Polarisationszustands P auf der Poincaré-Kugel Zusätzlich zu S 1 , S 2 , S 3 gibt es noch einen vierten<br />

Stokes-Parameter S 0 , der die Intensität der Welle beschreibt. Wenn man S 0 = 1 setzt (Normierung),<br />

ergibt sich folgender Zusammenhang zwischen den Stokes-Parametern und dem Jones-Vektor:<br />

S 1 = ja x j 2 ja y j 2 (43)<br />

S 2 = 2ja x jja y j cos(' y ' x ) (44)<br />

S 3 = 2ja x jja y j sin(' y ' x ) (45)<br />

Breitengrad<br />

beschreibt<br />

Achsenverhältnis<br />

Linkszirkular<br />

Obere Hemisphäre<br />

links-elliptisch<br />

Äquator:<br />

lin.Pol.<br />

45° Lineare<br />

Polarisation<br />

Rechtszirkular<br />

Längengrad<br />

beschreibt den<br />

Verkippungswinkel<br />

Abb. 7: Beispiele für Polarisationszustände auf der Poincaré-Kugel.<br />

4.5 Lineare Doppelbrechung<br />

Eine zirkulare Polarisation lässt sich beispielsweise aus linearer Polarisation gewinnen, indem man zwischen<br />

der x- und y-Feldkomponente eine Phasenverschiebung von einführt. Das erreicht man nach<br />

2<br />

Durchgang durch ein doppelbrechendes Medium. Wir betrachten ein Material mit linearer Doppelbrechung<br />

und x; y als Hauptachsen d.h. die x- und y-Polarisation haben unterschiedliche Phasenkonstanten<br />

x und y mit<br />

y = x + ¡: (46)<br />

Aus Gl. (33) folgt dann sinngemäÿ:<br />

⎛<br />

~E(z ) = E 0<br />

⎝ a x (z = 0) ¡ exp( j xz )<br />

a y (z = 0) ¡ exp( j y z )<br />

⎞ ⎛<br />

⎞<br />

⎠ = E0 ⎝ a x (z = 0)<br />

a y (z = 0) ¡ exp( j¡z )<br />

⎠ exp( jx z ) (47)<br />

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S 3<br />

S 2<br />

L<br />

P<br />

-45°<br />

V<br />

H<br />

+45°<br />

S 1<br />

R<br />

Abb. 8: Stokes-Parameter auf der Poincaré-Kugel.<br />

Gehen wir nun bei z = 0 von einer linearen Doppelbrechung mit ' = 45 aus, erhalten wir für den<br />

Jones-Vektor vor dem doppelbrechenden Material (z = 0, vgl. Gl. (40)):<br />

a x (z = 0) = a y (z = 0) = 1<br />

p2 :<br />

Nach der Ausbreitung durch das doppelbrechende Material erhalten wir an der Stelle z:<br />

a x (z ) = p<br />

1<br />

2 ; a y (z ) = p2 1<br />

exp( j¡z )<br />

1. Bei einer Phasenverschiebung um =2 erhalten wir rechtszirkulare Polarisation:<br />

¡ ¡ z = 2<br />

(entspricht 4 -Platte in der Optik) ) a y = j<br />

p<br />

2<br />

2. Bei einer Phasenverschiebung um spiegelt sich der Polarisationszustand an der x-Achse, da<br />

die y-Komponente nun das umgekehrte Vorzeichen aufweist:<br />

¡ ¡ z = (entspricht 2 -Platte in der Optik) ) a y = 1<br />

p<br />

2<br />

3. Bei einer Phasenverschiebung um 3=2 (entspricht =2) erhalten wir linkszirkulare Polarisation:<br />

¡ ¡ z 3 = ) a y = p<br />

j<br />

2<br />

2<br />

4. Bei einer Phasenverschiebung um 2 erhalten wir wieder den ursprünglichen Polarisationszustand:<br />

¡ ¡ z = 2 ) a y = p<br />

1<br />

2<br />

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Diese Transformation des Polarisationszustands lässt sich mit Hilfe der Poicaré-Kugel einfach veranschaulichen,<br />

indem man zunächst die beiden Eigenzustände des doppelbrechenden Mediums auf der<br />

Poincaré-Kugel markiert (für das obige Beispiel wäre das die x- bzw. y-Polarisation oder in Abb. 8<br />

die Punkte H und V ). Diese beiden Eigen-Polarisationszustände denieren eine Drehachse, um die der<br />

Eingangspolarisationszustand (im obigen Beispiel lineare Polarisation mit ' = 45 ) um den Winkel<br />

¡ ¡ z auf der Poincaré-Kugel gedreht wird.<br />

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