Auflösung der Präparandenschule Kronach - Bezirk Oberfranken
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III<br />
KRONACH ALS BAYERISCHE LANDSTADT<br />
378<br />
Aus dem<br />
schulischen Alltag<br />
ERÖFFNUNG IM JAHR 1880<br />
Mit einem Festgottesdienst<br />
in <strong>der</strong> Klosterkirche am<br />
1. Oktober 1880 fand wie<br />
geplant die feierliche Eröffnung<br />
<strong>der</strong> <strong>Präparandenschule</strong><br />
<strong>Kronach</strong> statt. Musikalisch umrahmt<br />
wurde <strong>der</strong> Gottesdienst von den Präparandenschülern<br />
unter <strong>der</strong> Leitung von Präparandenlehrer<br />
Grasser mit einer Messe von<br />
Johann Gustav Eduard Stehle (1839–1915)<br />
– eine im übrigen bemerkenswerte Musikauswahl,<br />
wenn man bedenkt, dass <strong>der</strong> St. Gallener<br />
Domkapellmeister Stehle damals zu<br />
jenen Reformern des Cäcilianismus gehörte,<br />
die Elemente des Zeitstils auch bei ihrem<br />
kirchenmusikalischen Schaffen pflegten. 24<br />
Einer weltlichen Feierstunde im festlich<br />
geschmückten Musiksaal schloss sich ein<br />
gemeinsamer Rundgang durch die Anstalt<br />
an. Laut Jahresbericht von 1880/81 verfügte<br />
die Schule über drei Lehrzimmer, jeweils<br />
einen Musiksaal, einen Zeichensaal, ein Konferenzzimmer,<br />
ein Lesezimmer, fünf Übungszimmer,<br />
zwei Repositenzimmer sowie eine<br />
Lehrer- und eine Hausmeisterwohnung. 46<br />
Schüler nahmen im ersten <strong>Kronach</strong>er Präparandenschuljahr<br />
am 2. Oktober 1880 den<br />
Unterricht auf, und zwar 17 im I. Kurs, 14 im<br />
II. Kurs und 15 im III. Kurs.<br />
PROTESTANTISCHE UND<br />
JÜDISCHE SCHÜLER<br />
Im ersten Kurs fanden auch drei Protestanten<br />
Aufnahme, was während<br />
<strong>der</strong> Staffelsteiner Jahre offenbar nie<br />
stattgefunden hatte. 25 Protestanten aus<br />
dem Einzugsgebiet <strong>der</strong> Schule hätten<br />
normalerweise die <strong>Präparandenschule</strong> in<br />
Kulmbach besuchen müssen, doch ange-<br />
24: Zu Stehle vgl. MGG Bd. 12. Kassel u. a. 1965, Sp. 1222.<br />
25: Jahresbericht <strong>der</strong> k. bayr. Lehrerbildungsanstalten von <strong>Oberfranken</strong> 1880/81.<br />
Bayreuth 1881, S. 34f.<br />
26: StAB, K 3 D IIa, Nr. 1025, fol. 194r., 255r–261v.<br />
sichts freier Kapazitäten in <strong>Kronach</strong> erteilte<br />
das Ministerium eine Ausnahmegenehmigung,<br />
die in den folgenden Jahren mehrmals<br />
wie<strong>der</strong>holt wurde. Dem für den protestantischen<br />
Religionsunterricht zugeteilten Pfarrer<br />
gelang es, ab dem folgenden Schuljahr<br />
1881/82 eine finanzielle Gleichstellung mit<br />
seinem katholischen Kollegen zu erreichen. 26<br />
Mit <strong>der</strong> Zulassung von Protestanten regulierte<br />
man in den Folgejahren wie<strong>der</strong>holt die<br />
mangelnde Frequentierung. Die Schülerzahlen<br />
in <strong>Kronach</strong> sanken nämlich bis Mitte <strong>der</strong><br />
1880er Jahre rasch auf unter 30. Dennoch<br />
wurde zum Schuljahr 1883/84 – offenbar<br />
auch auf Betreiben des katholischen Dechantpfarrers<br />
und Distriktschulinspektors<br />
Melchior Ott – kein protestantischer Schüler<br />
neu aufgenommen. 27 Im Februar 1886 unternahm<br />
<strong>der</strong> protestantische Pfarrer Philipp<br />
Nürnberger einen Vorstoß, um die Wie<strong>der</strong>zulassung<br />
von Protestanten zu erreichen. Er<br />
verwies in seinem Schreiben an das Innenministerium<br />
auf die 12 600 Protestanten in<br />
zehn Ortschaften im näheren Umkreis von<br />
<strong>Kronach</strong>. Beim nunmehrigen Distriktschulinspektor<br />
und Dechantpfarrer Franz Wendler<br />
– Ott war im Dezember 1884 verstorben –<br />
fand er zwar Unterstützung, das Ministerium<br />
allerdings lehnte für das Schuljahr 1886/87<br />
mit dem Verweis auf überzählige protestantische<br />
Schulpraktikanten in Ober- und Mittelfranken<br />
die Aufnahme weiterer Schüler protestantischer<br />
Konfession in die <strong>Präparandenschule</strong><br />
<strong>Kronach</strong> ab. 28 Erst mit dem Schuljahr<br />
1901/02 durften wie<strong>der</strong> protestantische Schüler<br />
die <strong>Kronach</strong>er Schule besuchen. Zum<br />
Schuljahr 1903/04 hob das Ministerium<br />
diesen Beschluss erneut auf. Lediglich zwei<br />
Schüler erhielten aufgrund beson<strong>der</strong>er Verhältnisse<br />
Dispens. 29 Danach kam es offenbar zu<br />
keinen weiteren Ausnahmegenehmigungen,<br />
so dass bis zur <strong>Auflösung</strong> <strong>der</strong> <strong>Präparandenschule</strong><br />
in <strong>Kronach</strong> nur noch Katholiken zugelassen<br />
wurden.<br />
Jüdische Schüler wurden im gesamten Zeitraum<br />
lediglich zwei aufgenommen, und<br />
zwar im Schuljahr 1888/89 und 1893/94. Es<br />
27: StAB, K 3 D IIa, Nr. 1026, fol. 36r–39r.<br />
28: Ebd., fol. 1r.<br />
29: Jahresbericht <strong>der</strong> k. bayr. Lehrerbildungsanstalten von <strong>Oberfranken</strong> 1903/04.<br />
Bamberg 1904, S. 14.