Auflösung der Präparandenschule Kronach - Bezirk Oberfranken
Auflösung der Präparandenschule Kronach - Bezirk Oberfranken
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es wenigstens sechs Neueintritte. Eine auffällige<br />
gegenläufige Entwicklung ist erst für das<br />
Schuljahr 1901/02 zu verzeichnen, als es<br />
plötzlich 16 Neueintritte gab. Es liegt die Vermutung<br />
nahe, dass – eine drohende Schließung<br />
<strong>der</strong> Anstalt vor Augen – seitens <strong>der</strong><br />
Stadtführung und <strong>der</strong> Distriktschulinspektion<br />
eine gezielte Kampagne für den Eintritt in<br />
die <strong>Präparandenschule</strong> stattgefunden hatte,<br />
denn dass von den 16 Neueintritten allein<br />
neun aus <strong>der</strong> Stadt <strong>Kronach</strong> kamen, konnte<br />
kein Zufall sein. Vermutlich hatte man in <strong>der</strong><br />
Realschule für einen Eintritt in die <strong>Präparandenschule</strong><br />
geworben. Auch im kommenden<br />
Jahr sah das Verhältnis noch ähnlich aus,<br />
als von den 20 Neulingen immerhin wie<strong>der</strong>um<br />
acht aus <strong>Kronach</strong> kamen. Im Schuljahr<br />
1903/04 normalisierte sich das Ganze wie<strong>der</strong>.<br />
Nun kamen von 18 Erstkursisten lediglich<br />
zwei aus <strong>Kronach</strong>. Dagegen ist von diesem<br />
Schuljahr an eine extreme Streuung <strong>der</strong> Herkunftsorte<br />
augenfällig. Offenbar wurden in<br />
den Folgejahren aus überbelegten Nachbarschulen<br />
verstärkt Schüler nach <strong>Kronach</strong><br />
verwiesen. Damit war <strong>der</strong> Fortbestand <strong>der</strong><br />
Schule zunächst gesichert. Die Zahl <strong>der</strong> Neueintritte<br />
stabilisierte sich nun wie<strong>der</strong> bei etwa<br />
20 Schülern. Zum Schuljahr 1907/08 wurde<br />
deswegen sogar eine weitere Präparandenlehrerstelle<br />
für <strong>Kronach</strong> bewilligt. 78<br />
<strong>Auflösung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Präparandenschule</strong><br />
<strong>Kronach</strong><br />
Mit dem Beginn des Ersten<br />
Weltkrieges kam es sehr<br />
schnell an vielen Schulen<br />
zu einem zunehmenden<br />
Lehrermangel, da sich<br />
zahlreiche Lehrkräfte freiwillig zum Kriegsdienst<br />
meldeten. Auch an <strong>der</strong> <strong>Kronach</strong>er<br />
<strong>Präparandenschule</strong> hatten die von <strong>der</strong><br />
Obrigkeit in den Jahrzehnten seit <strong>der</strong> Reichsgründung<br />
forcierten Bemühungen um eine<br />
78: Jahresbericht <strong>der</strong> Kgl. <strong>Präparandenschule</strong> <strong>Kronach</strong>. Schuljahr 1907/08. Bamberg<br />
1908, S. 20.<br />
79: Jahresbericht <strong>der</strong> K. <strong>Präparandenschule</strong> <strong>Kronach</strong>. Schuljahr 1914/15. <strong>Kronach</strong><br />
1915, S. 23f.<br />
80: Ebenda, S. 30-33.<br />
81: Ebenda, S. 33f.<br />
82: Ebenda, S. 30.<br />
III<br />
KRONACH ALS BAYERISCHE LANDSTADT<br />
Steigerung des Nationalgefühls, die sich in<br />
vielen Bereichen des schulischen Lebens<br />
ablesen lassen, ihre Wirkungen gezeitigt.<br />
Schon zu Beginn des Schuljahres 1914/15<br />
kam es zu einem Engpass bei <strong>der</strong> Aufstellung<br />
des Stundenplanes, da Realschullehrer<br />
Dr. Adolf Wetzlar sich aufgrund des Lehrermangels<br />
an <strong>der</strong> Realschule nicht mehr imstande<br />
sah, den Französischunterricht an <strong>der</strong><br />
<strong>Präparandenschule</strong> wie bisher vollständig zu<br />
übernehmen. Außerdem erhielt am 20. November<br />
1914 Präparandenlehrer Christian<br />
Kopp seine Einberufung. Er, <strong>der</strong> zum Schuljahr<br />
1909/10 aus Deggendorf nach <strong>Kronach</strong><br />
gekommen war, hatte sich freiwillig zum Eintritte<br />
in das Heer und zwar zu einer bislang<br />
unbekannten Waffengattung: dem Schneeschuh-<br />
Bataillon in München gemeldet. 79<br />
Der Weltkrieg war in diesem letzten Schuljahr<br />
an <strong>der</strong> <strong>Kronach</strong>er <strong>Präparandenschule</strong><br />
vom ersten Tag an allgegenwärtig. In einem<br />
„Krieg und Schule“ überschriebenen Beitrag<br />
im Jahresbericht 1914/15 schil<strong>der</strong>t Präparandenhauptlehrer<br />
Ludwig Veit eindrucksvoll<br />
die Auswirkungen des Krieges auf den schulischen<br />
Alltag. So wurde offenbar ständig an<br />
den Schicksalen <strong>der</strong> im Krieg befindlichen<br />
ehemaligen Schüler sowie von Familienangehörigen<br />
<strong>der</strong> Schüler Anteil genommen.<br />
Über wichtige Kriegsereignisse unterrichteten<br />
die Lehrer ihre Schüler möglichst zeitnah. In<br />
jedem Klassenzimmer hing eine Kriegskarte,<br />
auf <strong>der</strong> eifrig die Fähnchen in Richtung<br />
Osten und Westen gerückt wurden, sobald<br />
eine neue Siegesbotschaft eintraf.<br />
Allerdings gedachte man auch <strong>der</strong> Opfer,<br />
die <strong>der</strong> Krieg mehr und mehr for<strong>der</strong>te. Der<br />
zitierte Beitrag enthält eine Auflistung aller<br />
Kriegsmeldungen, die ehemalige Schüler <strong>der</strong><br />
Schule betreffen. 80 Darunter waren bereits<br />
sechs Kriegstote bis zum Ende des Schuljahres.<br />
81 Eine beson<strong>der</strong>e Vorbereitung für den<br />
späteren Kriegseinsatz wurde den <strong>Kronach</strong>er<br />
Schülern mit <strong>der</strong> Gründung einer Jugendwehr<br />
am 18. Oktober 1914 eröffnet, <strong>der</strong> auch<br />
sämtliche Schüler <strong>der</strong> III. Klasse sowie zwei<br />
<strong>der</strong> II. Klasse angehörten. 82<br />
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