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Geisterwelt, Verkehr mit der.... - Hexenhort.de

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Johannes Greber<br />

<strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong><br />

Seine Gesetze und sein Zweck<br />

Selbsterlebnisse eines katholischen Geistlichen<br />

<strong>mit</strong> Gottes <strong>Geisterwelt</strong><br />

Einleitung<br />

Diese Leute schmähen alles, was sie nicht kennen.<br />

Judas 1.10.<br />

Gibt es für <strong>de</strong>n Menschen ein Fortleben nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong>? Gibt es ein Jenseits? Gibt es<br />

eine <strong>Geisterwelt</strong>, in die auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschengeist nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennung von seinem Körper<br />

aufgenommen wird? Und wie sollen wir uns das Leben in <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Welt <strong>de</strong>nken?<br />

Welches Schicksal erwartet uns dort?<br />

O<strong><strong>de</strong>r</strong> - ist hinter <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchhofsmauer alles zu En<strong>de</strong>? Wird dort <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Leib auch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist begraben, und bleibt von <strong>de</strong>m Menschen <strong>mit</strong> seinem Hoffen und Zagen, seinen<br />

Mühen und Sorgen, seinen Freu<strong>de</strong>n und Lei<strong>de</strong>n, seinem guten und schlechten Tun nichts<br />

übrig, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Totenschä<strong>de</strong>l o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Hand voll Asche?<br />

Immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> drängen sich diese Fragen in unser Denken ein. In <strong>de</strong>n stillen Stun<strong>de</strong>n<br />

ernster Krankheit legen sie sich schwer auf das mü<strong>de</strong> Menschenherz. An je<strong>de</strong>m<br />

Sterbebett, an <strong>de</strong>m wir stehen, an je<strong>de</strong>m Grabeshügel erheben sie sich und auf je<strong>de</strong>m<br />

Leichenstein sind sie eingemeißelt.<br />

Wer löst uns das große Jenseitsrätsel? Zu wem sollen wir <strong>mit</strong> unserem Zweifel gehen,<br />

um die untrügliche Wahrheit zu erfahren? Sollen wir die Religionen und ihre Diener<br />

fragen? Sie lehren zwar <strong>de</strong>n Jenseitsglauben und das Fortleben <strong>de</strong>s Menschengeistes.<br />

Aber sie versetzen ihrer Lehre dadurch einen schweren Schlag, daß sie das Weiterleben<br />

<strong>de</strong>s Tiergeistes leugnen. Denn wenn das Tier nicht fortlebt, aus welchem beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Grun<strong>de</strong> sollte <strong>de</strong>nn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch weiterleben? Mensch und Tier haben doch dasselbe<br />

Schicksal. Sie wer<strong>de</strong>n in gleicher Weise gezeugt, in gleicher Weise geboren. Freud und


Schmerz, Recht und Unrecht ist bei<strong>de</strong>n gleich beschie<strong>de</strong>n, und auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gleiche. Das bestätigt ja auch die Bibel <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: „Das Schicksal <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen<br />

und das Schicksal <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiere ist ein und dasselbe. Die einen sterben so gut wie die<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Sie haben alle <strong>de</strong>n gleichen O<strong>de</strong>m. Einen Vorzug <strong>de</strong>s Menschen vor <strong>de</strong>n Tieren<br />

gibt es nicht. Alles geht dahin an <strong>de</strong>nselben Ort. Alles ist aus <strong>de</strong>m Staube entstan<strong>de</strong>n,<br />

und alles kehrt zum Staube zurück. Wer weiß <strong>de</strong>nn vom Lebenso<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Menschen, ob<br />

er nach oben emporsteigt o<strong><strong>de</strong>r</strong> vom Lebenso<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Tieres, ob er nach unten zur Er<strong>de</strong><br />

hinabfährt?“ (Pred.3, 19-21)<br />

Dazu kommt, daß die Kirchen in <strong>de</strong>n wichtigsten Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> in<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch stehen. Von ihnen können wir daher eine zuverlässige Antwort nicht<br />

erwarten. Irren<strong>de</strong> Menschen können uns in diesen Dingen überhaupt keine sicheren<br />

Führer sein.<br />

Hier gibt es nur einen Weg zur Wahrheit: Wenn es ein Jenseits und ein jenseitiges<br />

Geisterreich gibt, so kann uns <strong><strong>de</strong>r</strong> Beweis dafür nur dadurch geliefert wer<strong>de</strong>n, daß die<br />

Geister selbst zu uns kommen und uns belehren. Denn nur sie können uns über die<br />

großen Fragen <strong>de</strong>s Weiterlebens Auskunft geben. Solange daher diese Geisterbrücke zu<br />

uns herüber nicht geschlagen wird, solange bleiben wir im Dunkel <strong>de</strong>s Ungewissen und<br />

im Schmerz <strong>de</strong>s nagen<strong>de</strong>n Zweifels.<br />

Aber die Menschheit von heute lacht, wenn einer auch nur von <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit <strong>de</strong>s<br />

<strong>Verkehr</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenwelt spricht. Sie lacht und spottet, wie sie von<br />

jeher über alles gehöhnt hat, was <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Volksmeinung ihrer Zeit im Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch stand.<br />

Als Galilei lehrte, daß die Er<strong>de</strong> sich drehe und die Sonne still stehe, wur<strong>de</strong> er von seinen<br />

Zeitgenossen für geistesgestört gehalten. Die Kirche betrachtete ihn als Ketzer und<br />

schloß ihn aus ihrer Gemeinschaft aus. Er mußte ins Gefängnis wan<strong><strong>de</strong>r</strong>n und konnte<br />

seinen Lei<strong>de</strong>n und Verfolgungen nur dadurch ein En<strong>de</strong> machen, daß er seine Lehre<br />

wi<strong><strong>de</strong>r</strong>rief.<br />

Als man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Aka<strong>de</strong>mie <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaften in Paris das erste Telefon vorführte,<br />

erklärte einer <strong><strong>de</strong>r</strong> angesehensten Professoren dieser Hochschule die Sache für Schwin<strong>de</strong>l<br />

und Bauchrednerkunst.<br />

Allen Verkün<strong><strong>de</strong>r</strong>n einer neuen Wahrheit ist es so ergangen. Sie wur<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

öffentlichen Meinung ihrer Zeit verlacht, geschmäht, <strong>mit</strong> Schmutz beworfen, verbrannt<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> ans Kreuz geschlagen.<br />

So verlacht man auch in unserer Zeit diejenigen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit <strong>de</strong>n Beweis<br />

erbringen wollen, daß es eine <strong>Geisterwelt</strong> gibt, die uns Menschen nicht verschlossen ist,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> wir in Verbindung treten können, wenn wir sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Weise<br />

suchen und die Bedingungen erfüllen, die für eine solche Verbindung bestehen. Denn<br />

nicht bloß in <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Welt herrschen ewig gültige Gesetze, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Welt <strong>de</strong>s Geistes.<br />

Man hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre von <strong>de</strong>m <strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen die Bezeichnung<br />

"Spiritismus" gegeben. Dieses Wort steht heute bei <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Masse in üblem Ruf,


obschon die meisten nicht wissen, was es zu be<strong>de</strong>uten hat. Der "Spiritismus" gilt als<br />

lächerliche Phantasterei überspannter Menschen. Man lacht über die "spiritistischen<br />

Narren". - Diese Leute lästern, was sie nicht kennen. (Jud.1, 10)<br />

Die Kirchen stehen im Kampf gegen <strong>de</strong>n Spiritismus in vor<strong><strong>de</strong>r</strong>ster Linie. Darüber muß<br />

man sich allerdings sehr wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Denn gera<strong>de</strong> die Kirchen lehren, daß sie ihre<br />

religiösen Wahrheiten durch <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> empfangen haben.<br />

Ju<strong>de</strong>ntum und Christentum befin<strong>de</strong>n sich <strong>mit</strong> ihren Urkun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Alten und <strong>de</strong>s Neuen<br />

Testamentes ganz auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Spiritismus. Die Bibel ist das be<strong>de</strong>utendste<br />

spiritistische Buch. Denn ihr Hauptinhalt dreht sich um die Botschaften <strong>de</strong>s Jenseits an<br />

das Diesseits. Wir sehen darin auf Schritt und Tritt die <strong>Geisterwelt</strong> im <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Menschen.<br />

Die Kirchen können also <strong>de</strong>n Geisterverkehr, von <strong>de</strong>m die Bibel berichtet, nicht leugnen,<br />

wenn sie <strong>de</strong>n Ast nicht absägen wollen, auf <strong>de</strong>m sie selbst sitzen. Ihren Kampf gegen<br />

<strong>de</strong>n Spiritismus suchen sie nun da<strong>mit</strong> zu rechtfertigen, daß sie behaupten, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verkehr</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> sei in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel verboten. Denn dort heißt es: Ihr sollt<br />

nicht die Toten befragen.<br />

Was versteht <strong>de</strong>nn die Bibel unter <strong>de</strong>m "Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Toten"? Wo die Bibel von <strong>de</strong>n<br />

"Toten" re<strong>de</strong>t, meint sie nicht die durch <strong>de</strong>n irdischen Tod vom Körper getrennten<br />

Geister, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die geistig Toten. "Tod" ist nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift die Trennung <strong>de</strong>s<br />

Geistes von Gott. Die "Toten" sind also die durch Unglauben und Abfall von Gott<br />

Getrennten. Es sind die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis. Das "Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Toten" ist das Reich<br />

Luzifers, das Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sacher Gottes, das Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Lüge und <strong>de</strong>s Unheils.<br />

Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel gibt es ein Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> "Toten" und ein "Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Leben<strong>de</strong>n". Die<br />

Menschen haben die Möglichkeit, sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n jenseitigen Geistern bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Reiche in<br />

Verbindung zu setzen. Sie können Auskunft holen bei <strong>de</strong>n "geistig Toten" - das ist ein<br />

Befragen <strong>de</strong>s Bösen o<strong><strong>de</strong>r</strong> wie die Bibel es ausdrückt: Ein Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Toten. O<strong><strong>de</strong>r</strong> sie<br />

wen<strong>de</strong>n sich an die "Leben<strong>de</strong>n" <strong>de</strong>s Jenseits - das ist ein Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong><br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> wie die Bibel es nennt: Ein Befragen Gottes.<br />

Ein Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> "Toten" als <strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott abgefallenen <strong>Geisterwelt</strong> wäre die schwerste<br />

Beleidigung Gottes. Es wäre Götzendienst. Denn dieser Bestand ja in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern. Die Totenbeschwörer <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Zeit waren allgemein als solche<br />

bekannt, die wissentlich und vorsätzlich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Mächten <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis - <strong>de</strong>n Dämonen<br />

- in <strong>Verkehr</strong> traten. Daher das strenge Gebot Gottes im Alten Testament, die<br />

"Totenbeschwörer" auszurotten aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitte <strong>de</strong>s Volkes.<br />

Es ist also nur eine ganz bestimmte Art <strong>de</strong>s Geisterverkehrs, die <strong>de</strong>n Menschen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bibel untersagt wird, nämlich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern. Statt <strong>de</strong>ssen soll die<br />

Menschheit die Gemeinschaft <strong>mit</strong> Gott und <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> suchen. Wenn aber<br />

jemand zu euch sagt, ihr müßtet die 'Totenbeschwörer' fragen, so antwortet: Soll nicht<br />

ein Volk bei seinem Gott anfragen? Soll es für die Leben<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n 'Toten' anfragen<br />

(Jes.8, 19)? - Über die kommen<strong>de</strong>n Dinge fraget mich (Jes.45, 11)!


Der Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, Gott zu befragen, kamen die Gottesgläubigen aller Zeiten eifrig nach.<br />

Bei <strong>de</strong>n Israeliten war das Befragen Gottes etwas Alltägliches. Je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> Gott fragen<br />

wollte, ging zu <strong>de</strong>m Offenbarungszelt hinaus (2.Mos. 33, 7). Gott antwortete auf die<br />

mannigfachste Weise. Seine Geisterboten stan<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n gläubigen Menschen in<br />

beständigem <strong>Verkehr</strong>. Sie begegnen uns überall in <strong>de</strong>n Berichten <strong>de</strong>s Alten und <strong>de</strong>s<br />

Neuen Testamentes.<br />

Wenn wir daher als gottestreue Menschen o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenigstens als ehrliche Wahrheitssucher<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung zu kommen suchen, tun wir dadurch nichts<br />

Unrechtes, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n erfüllen ein Gebot Gottes. Es ist ein wichtiges Gebot. Denn die<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> ist <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige Weg, <strong><strong>de</strong>r</strong> zur Wahrheit führt. Einen<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en gibt es nicht.<br />

Darum wer<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Heiligen Schrift die wahrheitssuchen<strong>de</strong>n Menschen nie an<br />

ihre Mitmenschen gewiesen, um die Wahrheit zu erlangen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n immer an Gott und<br />

seine Geister. Auch im Neuen Testament. Christus hatte bei seinem Schei<strong>de</strong>n von dieser<br />

Er<strong>de</strong> seinen Anhängern noch vieles zu sagen, was sie jetzt noch nicht verstan<strong>de</strong>n. Sie<br />

sollten später darüber Aufklärung bekommen, aber nicht durch Menschen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

durch Geister, die er ihnen vom Vater sen<strong>de</strong>n will als Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. Und die<br />

Betätigung dieser Geister sollen sie <strong>mit</strong> ihren menschlichen Sinnen wahrnehmen: Ihr<br />

wer<strong>de</strong>t die Geister Gottes auf- und absteigen sehen (Joh.1, 51).<br />

Das Auf- und Absteigen <strong><strong>de</strong>r</strong> Boten Gottes erlebten die ersten Christen in ihren<br />

Versammlungen. Der Apostel Paulus for<strong><strong>de</strong>r</strong>t darum die Christen auf: „Bemühet euch um<br />

Geister“ (1.Kor.14, 12)!<br />

Es ist eine für das religiöse Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit grundlegen<strong>de</strong> Lehre, daß je<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Wahrheit über die großen Lebens- und Jenseitsfragen bei <strong>de</strong>n Menschen und ihren<br />

Auslegungen suchen soll, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch eine un<strong>mit</strong>telbare Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Geisterreich Gottes als <strong><strong>de</strong>r</strong> Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. So lehrt es Gott im Alten, so lehrt es<br />

Christus im Neuen Testament. So lehren es die Apostel und danach han<strong>de</strong>lte das Volk<br />

Gottes im Alten Bun<strong>de</strong> und die Christen <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te.<br />

In <strong>de</strong>n späteren Zeitläufen hat man diese Grundwahrheiten verwischt. Irren<strong>de</strong> Menschen<br />

traten als Wahrheitskün<strong><strong>de</strong>r</strong> anstelle Gottes und seiner Geisterboten. Das Wort Gottes<br />

wur<strong>de</strong>, um ein Wort <strong>de</strong>s Apostels Paulus zu gebrauchen, zum "Gewerbe". Man erlernte<br />

die Religion durch menschlichen Unterricht, wie je<strong>de</strong> irdische Wissenschaft. Und so ist<br />

es geblieben bis auf <strong>de</strong>n heutigen Tag.<br />

Die geistlichen Führer <strong>de</strong>s Volkes wur<strong>de</strong>n die unumschränkten Herren in allen religiösen<br />

Dingen und gelangten auf diesem Wege auch zu immer größerer weltlicher Macht.<br />

Immer zahlreicher wur<strong>de</strong>n die Menschensatzungen, die man im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion auf<br />

die Schultern <strong><strong>de</strong>r</strong> Gläubigen legte. Die frühere Freiheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes wur<strong>de</strong> in<br />

religiöse Knechtschaft verwan<strong>de</strong>lt. Wer sich wi<strong><strong>de</strong>r</strong>setzte und nach eigener Überzeugung<br />

leben wollte, büßte es <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m To<strong>de</strong>. Das Blut von Millionen ist geflossen im Namen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Religion.


Die echten Urkun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Neuen Testamentes verschwan<strong>de</strong>n. Die angefertigten<br />

Abschriften stimmen in wichtigen Punkten <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ursprünglichen Text nicht überein.<br />

Man griff zum Mittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälschung, um für die im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit eingeführten<br />

Menschenmeinungen und Menschensatzungen Beweisstellen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel zu schaffen.<br />

Es wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte sich hier dasselbe, worüber Gott schon im Alten Bun<strong>de</strong> durch die<br />

Propheten die bittere Klage aussprechen ließ: Wie könnt ihr sagen: Wir sind weise, wir<br />

sind im Besitz <strong>de</strong>s göttlichen Gesetzes? - Jawohl! Zur Lüge hat es <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälschergriffel<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Abschreiber verdreht. Beschämt müssen daher die Weisen dastehen und bestürzt.<br />

Denn sie haben sich selbst gefangen. Sie haben das Wort <strong>de</strong>s Herrn weggeworfen.<br />

Welche Weisheit besitzen sie da noch (Jer.8, 8-9)?<br />

Auch die heutige wissenschaftliche Forschung hat <strong>de</strong>n Nachweis geliefert, daß die<br />

Fälschungen wie eine verheeren<strong>de</strong> Krankheit auf alle Schriftwerke <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Zeit<br />

übergriffen. Die Bibel, die Schriften <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchenväter, die Schriften jüdischer und<br />

heidnischer Schriftsteller wur<strong>de</strong>n gefälscht zugunsten religiöser Meinungen, die zur Zeit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fälscher bestan<strong>de</strong>n.<br />

Das alles geschah außerhalb <strong>de</strong>s Gesichtskreises <strong>de</strong>s gewöhnlichen Volkes. Dieses nahm<br />

unbesehen die sogenannten religiösen "Wahrheiten" und Auslegungen hin, ihm seine<br />

geistlichen Führer darboten und vererbten sie auf Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> und Kin<strong>de</strong>skin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Genauso ist<br />

es ja auch heute. Die Religion ist ein Erbstück, das je<strong><strong>de</strong>r</strong> von seinen Eltern und Lehrern<br />

übernommen hat, ohne sich über <strong>de</strong>n inneren Wahrheitsgehalt ein eigenes Urteil zu<br />

bil<strong>de</strong>n. Dazu wären die meisten auch nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage. Darum wür<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

heute Christ ist, <strong>mit</strong> gleicher Überzeugung die jüdische o<strong><strong>de</strong>r</strong> mohammedanische<br />

Religion bekennen, wenn seine Eltern Ju<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mohammedaner gewesen wären.<br />

So war es nicht in <strong>de</strong>n Zeiten, wo die Menschen <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> in<br />

Verbindung stan<strong>de</strong>n. Da konnten sie fragen: Was ist Wahrheit? - und sie erhielten<br />

Antwort. Darum for<strong><strong>de</strong>r</strong>t auch Paulus die ersten Christen auf, Gott zu fragen, wenn sie in<br />

einem Punkte an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Meinung seien, als er selbst: Und wenn ihr über irgend etwas<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Meinung seid, so wird Gott euch darüber Klarheit geben (Philipper 3, 15).<br />

Ein solcher Hinweis auf <strong>de</strong>n einzigen Weg, zur Wahrheit zu gelangen, wie ihn hier <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

größte christliche Apostel gibt, wäre in <strong>de</strong>n späteren Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ten unmöglich gewesen.<br />

Wenn einer das nicht glaubte, was ihn seine "Kirche" lehrte o<strong><strong>de</strong>r</strong> versucht hätte, nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weise <strong>de</strong>s israelitischen Volkes o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Christen durch "Befragen Gottes" die<br />

Wahrheit zu er<strong>mit</strong>teln, <strong>de</strong>n traf <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchenbann, und oft en<strong>de</strong>te er auf <strong>de</strong>m<br />

Scheiterhaufen. Heute sind zwar die Scheiterhaufen erloschen, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> "Kirche" die<br />

äußere Macht fehlt, sie anzuzün<strong>de</strong>n. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchenbann ist geblieben, und er wür<strong>de</strong><br />

die größten Kirchenväter <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te treffen, wenn sie heute lebten und das<br />

lehrten, was sie damals als Wahrheit <strong>de</strong>m christlichen Volke vortrugen.<br />

Die Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes hat man verschüttet und dadurch <strong>de</strong>n Weg<br />

zur Wahrheit versperrt. Aus Menschenmeinungen und Menschensatzungen hat man<br />

Religionsgebäu<strong>de</strong> errichtet und for<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Menschheit auf, darin Platz zu nehmen.<br />

Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>te von Kirchengemeinschaften wollen Wahrheitsver<strong>mit</strong>tler sein. Die eine


verbrennt, was die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e anbetet, und was von <strong><strong>de</strong>r</strong> einen als lautere Wahrheit verkün<strong>de</strong>t<br />

wird, verdammt die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e als abscheuliche Ketzerei.<br />

Aus diesem Zustand <strong>de</strong>s Irrtums kann die Menschheit nur dadurch befreit wer<strong>de</strong>n, daß<br />

Gott heute wie<strong><strong>de</strong>r</strong> seine Geister als Wahrheitsboten sen<strong>de</strong>t, wie er es in <strong>de</strong>n früheren<br />

Jahrtausen<strong>de</strong>n getan hat.<br />

Nicht die "Toten", nicht das "Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis" sollen wir befragen, noch auch<br />

irren<strong>de</strong> Menschen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Gott. Es ist <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Gott, damals wie heute. Vor ihm gilt<br />

kein Ansehen <strong><strong>de</strong>r</strong> Person. Die Menschen unserer Tage sind ihm so lieb wie die<br />

Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> vergangenen Zeitalter. Und wie er sich damals durch seine Geisterboten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit geoffenbart hat, so auch heute.<br />

Die "Kirchen" wer<strong>de</strong>n freilich diesen Weg zur Wahrheit <strong>mit</strong> allen Mitteln bekämpfen.<br />

Sie müssen es tun; <strong>de</strong>nn sie kämpfen um die eigene Existenz. Sie halten sich selbst für<br />

die unfehlbaren Ver<strong>mit</strong>tler <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. Je<strong>de</strong> hat ihren gekrönten o<strong><strong>de</strong>r</strong> ungekrönten<br />

Papst. Man wür<strong>de</strong> eine Belehrung durch Gottes Boten als eine schädigen<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Bestand<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche gefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Konkurrenz empfin<strong>de</strong>n. Denn es wäre zu befürchten, daß die<br />

von Gottes Geistern verkün<strong>de</strong>ten Wahrheiten <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchen nicht<br />

übereinstimmen.<br />

Die Wahrheit ist ja nur e i n e . Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> hat eine <strong><strong>de</strong>r</strong> vielen Religionsgemeinschaften<br />

die Wahrheit - und alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en sind im Irrtum - o<strong><strong>de</strong>r</strong> k e i n e besitzt die Wahrheit. Am<br />

En<strong>de</strong> gilt von allen Religionen ohne Ausnahme das Wort aus Goethes Faust : In bunten<br />

Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n wenig Klarheit, viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit.<br />

25 Jahre war ich katholischer Priester. Ich hielt meine Religion für die richtige. Es war ja<br />

die Religion meiner Eltern, Lehrer und Seelsorger. Waren die Beweise für ihre<br />

Richtigkeit auch nicht so, daß sie mein Denken befriedigten, so hatte ich doch keinen<br />

Grund, das abzulehnen, was alle meine Religionsgenossen als Wahrheit hinnahmen.<br />

Zu<strong>de</strong>m wäre schon je<strong><strong>de</strong>r</strong> freiwillige Zweifel an einer Glaubenswahrheit nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre<br />

meiner Kirche eine Todsün<strong>de</strong> gewesen.<br />

Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit einer Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> wußte ich nichts. Den<br />

"Spiritismus" kannte ich nur aus Zeitungen. Ich hielt ihn für Trug und Selbsttäuschung.<br />

Da kam <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag, wo ich ungewollt <strong>de</strong>n ersten Schritt auf <strong>de</strong>m Wege zur Verbindung <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> tat. Ich erlebte Dinge, die mein Inneres bis in die tiefsten Tiefen<br />

aufwühlten.<br />

Nach diesem ersten Schritt konnte und durfte ich nicht stehen bleiben. Ich mußte<br />

vorwärts, mußte Klarheit haben. Vorsichtig prüfend ging ich weiter, das Wort <strong>de</strong>s<br />

Apostels Paulus vor Augen: Prüfet alle Geisterkundgebungen und haltet nur an <strong>de</strong>m fest,<br />

was sich als gut erweist (1.Thess.5, 21).<br />

Ich wollte nur das Gute. Ich wollte die Wahrheit. Ich war bereit, sie anzunehmen, selbst<br />

unter <strong>de</strong>n schwersten Opfern. Ich wußte, daß Gott einen aufrichtig und selbstlos<br />

Suchen<strong>de</strong>n nicht im Stiche läßt und daß er nach <strong>de</strong>n Worten Christi einem <strong>de</strong>mütig<br />

Bitten<strong>de</strong>n nicht einen Stein anstatt <strong>de</strong>s Brotes geben wer<strong>de</strong>.


Auch die schweren Folgen meines Schrittes stan<strong>de</strong>n mir klar vor Augen. Meine Stellung<br />

als Geistlicher, meine ganze materielle Existenz, meine irdische Zukunft sah ich<br />

vernichtet, wenn ich weiter ging. Schmähung, Verfolgung und Lei<strong>de</strong>n in übergroßer<br />

Fülle erkannte ich als mein Los. Doch die Wahrheit war mir mehr wert.<br />

Ich fand die Wahrheit auf <strong>de</strong>m eingeschlagenen Wege. Sie machte mich innerlich frei<br />

und froh. Die äußeren Drangsale, die da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>n waren und die bis heute<br />

andauern, können <strong>de</strong>n gewonnenen inneren Frie<strong>de</strong>n nicht stören.<br />

In diesem Buch schil<strong><strong>de</strong>r</strong>e ich nun <strong>de</strong>n Weg, <strong><strong>de</strong>r</strong> mich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung<br />

brachte und mir die Wahrheit enthüllte. Ich schrieb es aus Liebe zu meinen<br />

Mitmenschen, einerlei welcher Religionsgemeinschaft sie angehören o<strong><strong>de</strong>r</strong> welcher<br />

Weltanschauung sie huldigen. Das Buch ist für je<strong>de</strong>n wahrheitssuchen<strong>de</strong>n Menschen. Es<br />

will ein Wegweiser sein für alle, die eine Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> suchen,<br />

um durch sie auf <strong>de</strong>m kürzesten Weg zur Wahrheit und zu Gott zu gelangen. Bücher, die<br />

bei irdischen Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen als "Führer" dienen sollen, sind von jeman<strong>de</strong>m verfaßt, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die Wege selbst gegangen ist, die in <strong>de</strong>m "Führer" beschrieben sind. Solche Bücher sind<br />

nicht für die, welche zu Hause bleiben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n für jene, die das ihnen Unbekannte<br />

kennenlernen wollen. Ein solcher "Führer" will mein Buch sein. Es will <strong>de</strong>n Weg zu <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Brücke weisen, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> uns die Geisterboten <strong>de</strong>s Jenseits begegnen. Wer an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand<br />

dieses Buches zu jener Geisterbrücke schreitet, wird alles das bestätigt fin<strong>de</strong>n, was in<br />

diesem Buch nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegt ist. Ich mute daher nieman<strong>de</strong>m zu, <strong>de</strong>n Inhalt meines Buches<br />

ungeprüft als Wahrheit hinzunehmen. Er wür<strong>de</strong> sonst seine Überzeugung in <strong>de</strong>n<br />

wichtigsten Fragen seines Lebens auf die Aussage eines fehlbaren Menschen stützen.<br />

Das darf nicht sein. Denn meine Behauptung, daß ich die hier nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegten<br />

Wahrheiten nicht aus mir und meinem Denken geschöpft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> jenseitigen guten <strong>Geisterwelt</strong> empfangen habe, könnte ja meinerseits eine<br />

wissentliche Irreführung o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Selbsttäuschung sein.<br />

Ich kann als schwacher, irren<strong><strong>de</strong>r</strong> und sündiger Mensch für mich keine größere<br />

Glaubwürdigkeit beanspruchen, wie je<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e meiner Mitmenschen. Ich verlange<br />

daher nicht, daß man mir blindlings glaubt. Nur eines verlange ich: Daß man die<br />

Wahrheit, die mir zuteil wur<strong>de</strong>, auf <strong>de</strong>mselben Weg nachprüft, auf <strong>de</strong>m ich sie gefun<strong>de</strong>n<br />

habe. Den Weg habe ich genau beschrieben, so daß ihn keiner verfehlen kann. Der<br />

Gelehrte und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ungelehrte, <strong><strong>de</strong>r</strong> Reiche und <strong><strong>de</strong>r</strong> Arme alle können ihn gehen. Sie<br />

bedürfen dazu keiner Vorbildung und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Schulung. Es kostet sie nichts. Nur<br />

eines müssen sie besitzen: Den Willen zur Wahrheit. Sie müssen bereit sein, die<br />

Wahrheit anzunehmen, sobald sie sich ihnen in überzeugen<strong><strong>de</strong>r</strong> Weise darbietet und ihr<br />

Leben danach einzurichten. Wer das nicht will, für <strong>de</strong>n ist dieses Buch nicht<br />

geschrieben. Für ihn gibt es überhaupt keinen Weg, <strong><strong>de</strong>r</strong> zur Wahrheit führt. Denn Gott<br />

offenbart seine Wahrheit nur <strong>de</strong>nen, die guten Willens sind.<br />

Jene, <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wille zur Wahrheit fehlt und die <strong>de</strong>n Weg nicht prüfend gehen wollen,<br />

<strong>de</strong>n ich ihnen zeige, haben aber auch kein Recht, ein Urteil über mein Buch abzugeben.<br />

Denn wenn ein Chemiker <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitwelt verkün<strong>de</strong>t, daß er einen Weg gefun<strong>de</strong>n habe,<br />

durch chemische Verbindungen Gold herzustellen und <strong>de</strong>n Weg zur Goldgewinnung<br />

genau angibt, dann kann vernünftigerweise nur <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige über die Angaben <strong>de</strong>s


Chemikers ein Urteil fällen, <strong><strong>de</strong>r</strong> die von ihm beschriebenen Versuche selbst gemacht und<br />

dabei alles genau befolgt hat, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Chemiker angegeben.<br />

Ich habe die Gewißheit, daß dieses Buch die Wahrheit enthält. Denn ich weiß, wer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ist, <strong>de</strong>m ich Glauben geschenkt habe (2.Tim. 1, 12).<br />

Ich brauche nicht zu befürchten, daß die, welche meinen Weg gehen, irgend etwas<br />

fin<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, was <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m im Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch steht, was ich fand. Alle, die bisher meinen<br />

Rat befolgten und die Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> suchten, haben dasselbe<br />

gefun<strong>de</strong>n wie ich.<br />

Trotz<strong>de</strong>m wird mein Buch zahlreiche und erbitterte Gegner fin<strong>de</strong>n. Nicht so sehr in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

großen Masse <strong>de</strong>s Volkes als vielmehr in jenen Kreisen, <strong>de</strong>nen die Annahme <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit schwere irdische Opfer auferlegen wür<strong>de</strong>. Es sind dies die Geistlichen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

einzelnen Religionsgemeinschaften. Das Religionsbekenntnis, das sie bis jetzt ihren<br />

Gläubigen gepredigt haben, sichert ihnen gleichzeitig ihren Lebensunterhalt. Müssen sie<br />

infolge einer Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit auch eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s<br />

Bekenntnisses eintreten lassen, so hören sie auf, Geistliche ihrer jetzigen<br />

Religionsgemeinschaft zu sein. Sie verlieren das ihnen bisher durch ihr Amt<br />

sichergestellte tägliche Brot. Eine Lebensstellung preisgeben, arm und angefein<strong>de</strong>t einer<br />

unsicheren irdischen Zukunft entgegengehen, ist eines <strong><strong>de</strong>r</strong> größten Opfer, die ein<br />

Mensch bringen kann. Nicht viele bringen es. Lieber verzichten sie auf die Wahrheit.<br />

Darum trat auch das jüdische Priestertum in einen so erbitterten Kampf gegen Christus<br />

und seine Lehre. Es fürchtete für seine Stellung. Es prüfte nicht erst die von Christus<br />

verkün<strong>de</strong>ten Wahrheiten auf ihre Richtigkeit, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n schleu<strong><strong>de</strong>r</strong>te seinen tödlichen Haß<br />

auf <strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm durch seine Lehre das Volk abspenstig zu machen und dadurch <strong>de</strong>n<br />

Einfluß auf die Masse zu rauben drohte. Deswegen mußte er sterben. Und <strong><strong>de</strong>r</strong> Fluch, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erbittertste Gegner <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheitssucher und Wahrheitskün<strong><strong>de</strong>r</strong> zu sein,<br />

lastet bis heute auf <strong>de</strong>m Priestertum aller Religionen. Mit Feuer und Schwert hat es<br />

Millionen Menschen hingemor<strong>de</strong>t unter <strong>de</strong>m äußeren Schein <strong>de</strong>s Kampfes gegen die<br />

Ketzerei; wie ja auch das jüdische Priestertum sich bei Christus hinter die Anklage<br />

versteckte: "Er hat Gott gelästert." Der wahre Grund war jedoch damals sowohl als auch<br />

in <strong>de</strong>n späteren Zeiten die Furcht vor <strong>de</strong>m Verlust o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Einschränkung irdischen<br />

Einflusses, weltlicher Ehren, Ämter und Einkünfte. Gewiß gab es und gibt es<br />

Ausnahmen. Heute vielleicht mehr als früher. Aber diese Niko<strong>de</strong>musseelen können das<br />

To<strong>de</strong>surteil <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen geistlichen Führer gegen die Wahrheit ebensowenig verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

wie es <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Niko<strong>de</strong>mus vermocht hat.<br />

Das heutige Priestertum wird daher nicht bloß mein Buch ablehnen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich wohl<br />

auch weigern, seinen Inhalt auf <strong>de</strong>m Wege, <strong>de</strong>n ihnen das Buch angibt, auf seine<br />

Richtigkeit zu prüfen. Und doch ist es ein Weg, <strong>de</strong>n je<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> gutem Gewissen gehen<br />

kann. O<strong><strong>de</strong>r</strong> ist es vielleicht etwas Verwerfliches, wenn jemand, sei es nun ein Geistlicher<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Laie, sich allein o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu einem privaten Gottesdienst in seinem<br />

Hause hinsetzt, sich dabei durch Gesang und Gebet an Gott wen<strong>de</strong>t und von ihm die<br />

Erfüllung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verheißung Christi erfleht: Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, euren<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n gute Gaben zu geben versteht, wieviel mehr wird euer Vater vom Himmel her


einen heiligen Geist <strong>de</strong>nen geben, die ihn darum bitten (Luk. 11, 13). - Ist es vielleicht<br />

eine Sün<strong>de</strong>, bei einem solchen Gottesdienst die Wahrheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schriften<br />

durchzugehen, <strong>mit</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu besprechen und um die rechte Erkenntnis zu beten? Ist es<br />

Sün<strong>de</strong>, als geistige Gemeinschaft sich bei solchen Gelegenheiten nach Art <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />

Christen die Hän<strong>de</strong> zu reichen und in innerer Sammlung seinen Geist auf das Höhere zu<br />

lenken, irdisches Fehlen bereuend und einan<strong><strong>de</strong>r</strong> verzeihend und Gott um Hilfe und um<br />

<strong>de</strong>n Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit bittend, <strong>de</strong>n Christus ja seinen Anhängern verheißen hat? Gibt es<br />

irgend jemand, <strong><strong>de</strong>r</strong> dies nicht <strong>mit</strong> reinem Gewissen <strong>mit</strong>machen könnte? Weiter verlange<br />

ich nichts. Einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Weg ging auch ich nicht, als mir das zuteil wur<strong>de</strong>, was in<br />

meinem Buch berichtet wird. Es ist mir nichts Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es verliehen wor<strong>de</strong>n. Ich erhielt<br />

nur das, was je<strong><strong>de</strong>r</strong> erhält, <strong><strong>de</strong>r</strong> es aufrichtig sucht. Viele wer<strong>de</strong>n auf diesem Wege<br />

vielleicht noch viel Größeres empfangen als ich.<br />

Daß die Dinge, die uns auf diese Weise ver<strong>mit</strong>telt wer<strong>de</strong>n, so unglaublich erscheinen, ist<br />

kein Grund, <strong>de</strong>n angegebenen Weg nicht zu beschreiten. Denn Gott stellt uns ja<br />

ausdrücklich das Unglaubliche in Aussicht <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten:<br />

Frage mich, und ich will dir antworten und dir große und unglaubliche Dinge kundtun,<br />

von <strong>de</strong>nen du bisher nichts gewußt hast (Jer. 33, 3 ).<br />

Ostern 1932<br />

Der Verfasser


Erster Teil<br />

Persönliche Erlebnisse auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geisterkundgebungen<br />

Mein erster Schritt zur Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong><br />

So sann ich <strong>de</strong>nn nach, dies zu begreifen:<br />

Doch es war zu schwer für mein<br />

Verständnis, bis ich in Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> Gottes kam. Ps. 73, 15-17<br />

Es war im Spätsommer <strong>de</strong>s Jahres 1923. Ich war damals katholischer Pfarrer einer<br />

kleinen Landgemein<strong>de</strong> . Außer<strong>de</strong>m hatte ich einen Hilfsbund zu leiten, <strong>de</strong>ssen Sitz in<br />

einer benachbarten Stadt war. Zweimal in <strong><strong>de</strong>r</strong> Woche fuhr ich zum Büro <strong>de</strong>s<br />

Hilfsbun<strong>de</strong>s, um die Wohlfahrtsarbeiten zu erledigen.<br />

Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zur Prüfung von<br />

Geisterkundgebungen<br />

Dort kam nun eines Tages ein Mann zu mir und fragte mich: "Was halten Sie vom<br />

Spiritismus?" Noch ehe ich etwas erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>n konnte, erzählte er mir von seinen<br />

Erlebnissen. Er pflegte wöchentlich <strong>mit</strong> einem kleinen Kreis zu einer Art Gottesdienst<br />

zusammenzukommen. Man bete, lese in <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift und bespreche das<br />

Gelesene. Unter <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n befin<strong>de</strong> sich auch ein Junge im Alter von 16 bis 17<br />

Jahren. Er gehöre einer einfachen Familie an, besitze nur <strong>mit</strong>telmäßige Schulbildung und


sei Lehrling in einem Privatbetrieb. Bei <strong>de</strong>n Zusammenkünften pflege dieser plötzlich<br />

wie tot vornüber zu fallen, wer<strong>de</strong> aber sofort wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, wie von einer unsichtbaren Kraft,<br />

ruckweise aufgerichtet, sitze da <strong>mit</strong> geschlossenen Augen und erteile <strong>de</strong>n Anwesen <strong>de</strong>n<br />

wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bare Belehrungen. Auch beantworte er die Fragen, die man an ihn stelle. Nur auf<br />

rein materielle Fragen verweigere er die Antwort. Am Schluß seiner Belehrungen falle er<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> vornüber und komme sofort zu sich. Von <strong>de</strong>m, was vorgegangen und was er<br />

gesprochen, wisse er nicht das Geringste. Der Junge sei gesund und frisch. Nach diesen<br />

Vorfällen fühle er keinerlei Unbehagen, keine Kopfschmerzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstiges<br />

Unwohlsein.<br />

Seinen Bericht schloß <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: "Nun wollte ich von Ihnen hören, was<br />

Sie über diese Sache <strong>de</strong>nken. Doch bevor Sie Ihr Urteil abgeben, möchte ich Sie bitten,<br />

selbst an einer solchen Sitzung teilzunehmen, da<strong>mit</strong> Sie sich von <strong>de</strong>n Vorgängen<br />

persönlich überzeugen können. Dabei haben Sie Gelegenheit, selbst Fragen an <strong>de</strong>n<br />

Jungen zu stellen.“<br />

Meine Be<strong>de</strong>nken<br />

Mit großer Aufmerksamkeit hatte ich seinen Ausführungen zugehört. Was sollte ich ihm<br />

darauf erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>n? Vom sogenannten "Spiritismus" wußte und verstand ich nichts. Wohl<br />

hatte ich hier und da in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tagespresse etwas darüber gelesen. Es waren Berichte über<br />

Entlarvungen von Medien und sonstige spiritistische Betrügereien. Also durchaus nichts<br />

Günstiges. Nun sollte ich mich als ernster Mensch und dazu noch als Geistlicher auf<br />

dieses Gebiet begeben und mich <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefahr aussetzen, mich lächerlich zu machen. Das<br />

konnte ich nicht. Zwar reizte mich <strong><strong>de</strong>r</strong> Gedanke, von rein wissenschaftlichem<br />

Standpunkt aus die mir soeben geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten merkwürdigen Vorgänge nachzuprüfen,<br />

wenn ich dies allein für mich in meinem Studierzimmer hätte tun können. Aber in an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Familien gehen und mich <strong>de</strong>m Tagesklatsch preisgeben - das wollte ich nicht.<br />

Offen gestand ich daher jenem Herrn, daß ich auf <strong>de</strong>m Gebiete <strong>de</strong>s "Spiritismus" aus<br />

eigener Erfahrung nicht Bescheid wisse und über das von ihm Erlebte kein Urteil<br />

abgeben könne. Auch trüge ich großes Be<strong>de</strong>nken, seiner Einladung zur Teilnahme an<br />

einer Zusammenkunft <strong><strong>de</strong>r</strong> von ihm erwähnten Art Folge zu leisten. Ich müsse Rücksicht<br />

nehmen auf meinen "schwarzen Rock" und dürfe mich nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefahr aussetzen, in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Öffentlichkeit als "Spiritist" verschrien zu wer<strong>de</strong>n. Denn meine Teilnahme an diesen<br />

Sitzungen wür<strong>de</strong> ohne Zweifel bald überall bekannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Mann ließ jedoch meine Einwän<strong>de</strong> nicht gelten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n entgegnete: "Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich hier um eine sehr wichtige Sache, über die Sie als Geistlicher und im öffentlichen<br />

Leben stehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Mann Bescheid wissen müssen. Wenigstens haben Sie nach meiner<br />

Ansicht die Pflicht, zu prüfen und nach eingehen<strong><strong>de</strong>r</strong> unparteiischer Prüfung sich ein<br />

Urteil darüber zu bil<strong>de</strong>n. Sie wer<strong>de</strong>n wohl noch öfters in Ihrem Leben über diese Dinge<br />

befragt wer<strong>de</strong>n. Und von wem sollen die Laien <strong>de</strong>nn Aufklärung erbitten, wenn nicht<br />

von <strong>de</strong>n geistlichen Führern, zu <strong>de</strong>nen wir das Vertrauen haben, daß sie uns die volle<br />

Wahrheit sagen. Totschweigen lassen sich diese Dinge doch nicht mehr. Auch in<br />

Deutschland nimmt die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> spiritistischen Zirkel von Tag zu Tag zu. Man fin<strong>de</strong>t sie<br />

fast in je<strong>de</strong>m größeren Orte. Ich weiß wohl, daß die Kirchen <strong>de</strong>n Spiritismus als


Schwin<strong>de</strong>l o<strong><strong>de</strong>r</strong> Teufelswerk beiseite schieben möchten. Doch da<strong>mit</strong> wird diese Frage<br />

nicht gelöst.<br />

„Wenn Sie Unannehmlichkeiten befürchten, so ist diese Furcht unbegrün<strong>de</strong>t. Ihre<br />

Teilnahme an unseren Versammlungen wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit nicht bekannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Denn die wenigen Teilnehmer sind Persönlichkeiten, die schweigen können und alles<br />

mei<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, was ihnen Scha<strong>de</strong>n bringen könnte. Also sagen Sie ruhig zu!“<br />

Der Wahrheit dieser Ausführungen konnte ich mich nicht verschließen. Der Mann hatte<br />

Recht. Wenn wir Geistliche, die wir Lehrer und Führer <strong>de</strong>s Volkes sein sollen und sein<br />

wollen, es ablehnen, die Wahrheit über <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Erscheinungen persönlich zu<br />

begrün<strong>de</strong>n, wer sollte es <strong>de</strong>nn tun? Wer könnte ein größeres Interesse an dieser Sache<br />

haben, als gera<strong>de</strong> die Geistlichen aller Konfessionen. Denn wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Spiritismus sich als<br />

Wahrheit erweisen sollte, so ist er für alle Religionsgemeinschaften von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

folgenschwersten Be<strong>de</strong>utung.<br />

Meine Zusage<br />

Nach einigem Zögern erklärte ich mich daher bereit, am kommen<strong>de</strong>n Sonntagabend an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung teilzunehmen.<br />

Während <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Tage waren meine Gedanken immer <strong>mit</strong> dieser Sache<br />

beschäftigt. Halb und halb wur<strong>de</strong> es mir wie<strong><strong>de</strong>r</strong> leid, die Zusage gegeben zu haben. Denn<br />

die Unannehmlichkeiten, die mir daraus erwachsen konnten, erschienen mir immer<br />

größer, je mehr ich darüber nachdachte.<br />

Mit Spannung erwartete ich <strong>de</strong>n Sonntag.<br />

Nach Beendigung <strong>de</strong>s Nach<strong>mit</strong>tagsgottesdienstes fuhr ich zur Stadt. Auf <strong>de</strong>m Büro <strong>de</strong>s<br />

Hilfsbun<strong>de</strong>s wollte ich noch einige dringen<strong>de</strong> Angelegenheiten erledigen, bevor ich zur<br />

Sitzung ging. In meiner Rocktasche trug ich einen Zettel <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Fragen, die ich am<br />

Abend <strong>de</strong>m Jungen vorlegen wollte. Sie konnten nur in längeren Darlegungen<br />

beantwortet wer<strong>de</strong>n. Sie waren aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Religionswissenschaft genommen. Ich selbst war<br />

nicht imstan<strong>de</strong>, sie zu beantworten und wollte bloß feststellen, welche Ausführungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Junge dazu machen wür<strong>de</strong>.<br />

Auf <strong>de</strong>m Büro <strong>de</strong>s Hilfsbun<strong>de</strong>s fand ich einen Brief jenes Herrn vor, <strong><strong>de</strong>r</strong> mich zu <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sitzung eingela<strong>de</strong>n hatte. Darin teilte er mir <strong>mit</strong>, daß die Sitzung nicht bei ihm stattfin<strong>de</strong>,<br />

wie es verabre<strong>de</strong>t war, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnung einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Familie, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Adresse er<br />

mir angab. Es sei so angeordnet wor<strong>de</strong>n.<br />

Diese unerwartete Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung machte mich stutzig. Ich wur<strong>de</strong> mißtrauisch. Sollte etwa<br />

ein Gaukelspiel <strong>mit</strong> mir getrieben wer<strong>de</strong>n? Die Familie, in <strong><strong>de</strong>r</strong> nun die Sitzung


stattfin<strong>de</strong>n sollte, kannte ich nicht, auch nicht <strong>de</strong>m Namen nach. Sollte ich mich in einer<br />

mir ganz frem<strong>de</strong>n Familie peinlichen Verlegenheiten aussetzen? Vielleicht war das<br />

Ganze nur eine Falle, die mir gestellt wer<strong>de</strong>n sollte. Mein Entschluß war gefaßt: "Du<br />

gehst nicht hin."<br />

Da<strong>mit</strong> man nicht vergeblich auf mich wartete, schickte ich <strong>de</strong>m Herrn durch einen Boten<br />

die Mitteilung, daß ich nicht zur Sitzung kommen wür<strong>de</strong>.<br />

Es dauerte nicht lange, da erschien er selbst. Er bat mich, doch <strong>mit</strong>zugehen. Die<br />

Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung sei nicht von ihm getroffen wor<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von einer<br />

Seite, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie Folge leisten müßten. Vielleicht sei <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund darin zu suchen, daß in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Wohnung die Sitzung unauffälliger stattfin<strong>de</strong>n könne, als in seiner eigenen. So<br />

ging ich <strong>de</strong>nn <strong>mit</strong>.<br />

Die erste Sitzung<br />

Es war 7.30 Uhr, als wir ankamen. Ich wur<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie freundlich begrüßt. Ich<br />

merkte, daß man über mein Kommen erfreut war. Da die Sitzung erst um 8 Uhr<br />

beginnen sollte, hatte ich hinreichen<strong>de</strong> Gelegenheit, mich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Jungen zu<br />

unterhalten, <strong><strong>de</strong>r</strong> ebenfalls schon anwesend war. Durch eine Anzahl Fragen suchte ich<br />

seinen wissenschaftlichen Bildungsgrad festzustellen. Ich fand bald, daß er sich in nichts<br />

von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>mit</strong>telmäßigen Jungen seines Alters unterschied.<br />

Um 8 Uhr begann die Sitzung. Wir waren nur wenige Personen. Ich wun<strong><strong>de</strong>r</strong>te mich<br />

darüber, daß keine Dunkelsitzung veranstaltet wur<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n alles hell erleuchtet war.<br />

Ich hatte erwartet, daß solche Sitzungen stets im Dunkeln stattfän<strong>de</strong>n. Man begann <strong>mit</strong><br />

einem kurzen Gebet, das einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> großer Andacht vortrug. Überhaupt<br />

machten die Teilnehmer <strong>de</strong>n Eindruck <strong>de</strong>s Ernstes und innerer Sammlung.<br />

Kaum war das Gebet been<strong>de</strong>t, da fiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge <strong>mit</strong> einem so plötzlichen Ruck und unter<br />

so lautem Ausstoßen <strong>de</strong>s Atems vornüber, daß ich erschrak. Er wäre zu Bo<strong>de</strong>n gestürzt,<br />

wenn die Armlehne <strong>de</strong>s Sessels, in <strong>de</strong>m er saß, ihn nicht gehalten hätte. Es dauerte nur<br />

wenige Sekun<strong>de</strong>n, da wur<strong>de</strong> er wie von einer unsichtbaren Hand ruckweise empor<br />

gerichtet und saß <strong>mit</strong> geschlossenen Augen da. Ich fühlte, wie mein Herz schneller<br />

schlug in gespannter Erwartung <strong><strong>de</strong>r</strong> Dinge, die jetzt kommen wür<strong>de</strong>n.<br />

"Grüß Gott!" begann er und wandte sich sofort an mich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage: "Weshalb bist du<br />

hierher gekommen?" Ich staunte, daß er mich <strong>mit</strong> "Du" anre<strong>de</strong>te. Das wür<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge in<br />

normalem Zustand nie gesagt haben. "Ich bin gekommen als Wahrheitssucher", war<br />

meine Antwort. "Ich hörte von <strong>de</strong>m, was hier vor sich geht und möchte selbst prüfen, ob<br />

es sich dabei um Wahrheit o<strong><strong>de</strong>r</strong> Trug han<strong>de</strong>lt."<br />

"Glaubst du an Gott?" fragte er weiter, fügte jedoch sofort hinzu: "Nun, ich weiß, daß du<br />

an Gott glaubst. Aber eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Frage möchte ich an dich richten: Warum glaubst du<br />

an Gott?"


Diese Frage kam mir so unerwartet, daß ich nicht recht wußte, was ich sagen sollte.<br />

Auch fühlte ich mich verwirrt. In dieser Verwirrung beantwortete ich seine Frage so<br />

mangelhaft, daß ich selbst <strong>mit</strong> meiner Antwort gar nicht zufrie<strong>de</strong>n war.<br />

"Von dir hätte ich eine bessere Antwort erwartet", sagte er ruhig. Wie eine schallen<strong>de</strong><br />

Ohrfeige wirkten diese ta<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Worte auf mich. Ich war gekommen, um das, was hier<br />

vor sich ging, als Schwin<strong>de</strong>l aufzu<strong>de</strong>cken und saß schon nach <strong>de</strong>n ersten Minuten als <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beschämte da.<br />

"Auf die Frage, die du so unbefriedigend beantwortet hast, wollen wir später einmal<br />

zurückkommen", sagte er in sanftem Ton. "Und jetzt bist du an <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe, Fragen an<br />

mich zu stellen. Ich wer<strong>de</strong> sie dir beantworten, soweit ich es darf. Du hast dir ja eine<br />

Reihe von Fragen aufgeschrieben, die du mir vorlegen willst. Nimm <strong>de</strong>n Zettel <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Fragen, <strong>de</strong>n du bei dir trägst!"<br />

Die Anwesen<strong>de</strong>n sahen mich erstaunt an. Denn niemand hatte von diesem Zettel<br />

Kenntnis. Meine erste Frage lautete: "Wie kommt es, daß das Christentum auf die<br />

heutige Menschheit fast keinen Einfluß mehr auszuüben scheint?"<br />

Eine überraschen<strong>de</strong> Kundgebung<br />

Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu überlegen, begann er <strong>mit</strong> seiner<br />

Antwort. Die von <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n während seines Vortrages gestellten Zwischenfragen<br />

und vorgebrachten Einwendungen erledigte er <strong>mit</strong> einer staunenserregen<strong>de</strong>n Einfachheit<br />

und Klarheit. Nach meinen stenographischen Aufzeichnungen machte er folgen<strong>de</strong><br />

Ausführungen:<br />

"Die Lehre Christi ist in <strong>de</strong>n auf euch gekommenen Urkun<strong>de</strong>n nicht mehr in ihrem<br />

ganzen Umfange und auch nicht in ihrer ursprünglichen Reinheit und Klarheit enthalten.<br />

In <strong>de</strong>m, was ihr Neues Testament nennt, sind manche wichtigen Abschnitte<br />

weggelassen. Ja ganze Kapitel wur<strong>de</strong>n daraus entfernt. Was ihr noch besitzt, sind<br />

verstümmelte Abschriften. Die Originale sind euch unbekannt, so daß die<br />

Verstümmelungen <strong>de</strong>s Urtextes nicht aufge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n können. Die dies getan haben,<br />

sind von Gott schwer bestraft wor<strong>de</strong>n."<br />

Da fragte einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n, wer es <strong>de</strong>nn gewesen sei, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich in dieser Weise an<br />

<strong>de</strong>n heiligen Schriften vergriffen habe. "Das zu erfahren, ist nicht eure Sache", war seine<br />

kurze Antwort. "Es muß euch genügen zu wissen, daß es geschehen ist und daß Gott die<br />

Täter bestraft hat. Was nützt es euch, die Namen zu erfahren! Ihr wür<strong>de</strong>t die Kenntnis<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Täter doch nur dazu benützen, um über sie Gericht zu sitzen. Und ihr wißt, daß ihr<br />

über eure Mitmenschen nicht richten sollt. Gott richtet! - das genügt.<br />

Auch ein von <strong>de</strong>m Apostel Paulus an alle Christengemein<strong>de</strong>n geschriebener Brief ist<br />

vernichtet wor<strong>de</strong>n. Darin hatte er die Stellen aus seinen früheren Briefen, die zu<br />

Mißverständnissen Veranlassung gegeben hatten, ausführlich erklärt. Diese<br />

Klarstellungen paßten jedoch nicht zu manchen irrigen Lehren, die sich später in das<br />

Christentum eingeschlichen hatten."


Hier unterbrach ich ihn <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage, wann <strong>de</strong>nn die ersten von <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigen Lehre<br />

abweichen<strong>de</strong>n Meinungen in das Christentum eingedrungen seien.<br />

Er antwortete: "In geringem Maße schon im ersten christlichen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Du weißt<br />

doch, daß schon zur Apostelzeit nicht wenige Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten in <strong>de</strong>n<br />

christlichen Gemein<strong>de</strong>n auftraten. Nachher schlichen sich viele irrige<br />

Menschenmeinungen und Menschensatzungen ein, die <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre Christi nicht<br />

übereinstimmen. Wenn ihr <strong>de</strong>n vollständigen und unverfälschten Text <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre Christi<br />

hättet, wür<strong>de</strong> euch so manche Last von <strong>de</strong>n Schultern genommen sein, die euch von<br />

Menschen im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion und <strong>de</strong>s Christentums aufgebür<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Manche<br />

Lehre, die man euch zu glauben zumutet, obschon sie eurem Verstan<strong>de</strong> unmöglich<br />

erscheint, wür<strong>de</strong> in Wegfall kommen, weil sie als unrichtig erkannt wür<strong>de</strong>, und ihr<br />

könntet aufatmen als freie Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes. So aber fühlen Millionen Menschen, daß<br />

vieles von <strong>de</strong>m, was heute das Christentum lehrt, nicht richtig sein kann. Aus<br />

Gewohnheit behalten sie es zwar äußerlich bei. Aber eine innere Wirkung hat es nicht.<br />

Denn das lebendige Fürwahrhalten fehlt.<br />

Viele behalten das heutige Christentum aber nicht einmal äußerlich bei. Anstatt nun das<br />

Unrichtige daran abzuwerfen, schütteln sie das ganze Christentum samt <strong>de</strong>m<br />

Gottesglauben ab, weil sie meinen, das hänge alles zusammen. Und das ist schlimm.<br />

Doch wird die Zeit kommen, wo die Lehre Christi in ihrer vollen Reinheit und Wahrheit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben wird. Auf welche Weise das geschieht, braucht ihr jetzt<br />

noch nicht zu wissen.<br />

Aber auch das, was von <strong>de</strong>n Urkun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Neuen Testamentes erhalten geblieben ist, hat<br />

an nicht wenigen Stellen Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen erfahren. Die Abschreiber än<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Worte und<br />

Satzteile, ließen an <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Stelle ein Wort aus o<strong><strong>de</strong>r</strong> setzten an einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ein Wort<br />

hinzu, wodurch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn <strong>de</strong>s Satzes entstellt wur<strong>de</strong>, je nach<strong>de</strong>m es zu ihren Zwecken<br />

paßte. Meistens wollten sie für die Glaubensmeinungen ihrer Zeit auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel eine<br />

Beweisstelle schaffen, und sie griffen zu <strong>de</strong>m Mittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälschung. Sie waren sich nicht<br />

immer <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe ihres Unrechtes bewußt. Sie glaubten vielmehr, <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion da<strong>mit</strong><br />

einen Dienst zu erweisen. So wur<strong>de</strong> das Volk in die Irre geführt. Und viele empfin<strong>de</strong>n es<br />

in ihrem tiefsten Inneren, daß sie nicht auf <strong>de</strong>m rechten Wege sind, wenn sie auch nicht<br />

die Möglichkeit haben, Klarheit darüber zu bekommen. Die notwendige Folge davon ist,<br />

daß ein so entwurzeltes Christentum keine fruchtbringen<strong>de</strong> Wirkung mehr ausüben kann.<br />

Denn je<strong><strong>de</strong>r</strong> Zweifel an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit hemmt ihre Wirkung."<br />

"Darf ich dich bitten", sagte ich beklommen, "mir eine Stelle im Neuen Testament zu<br />

nennen, an <strong><strong>de</strong>r</strong> durch Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Weglassung eines Wortes eine sinnentstellen<strong>de</strong><br />

Fälschung vorgenommen wur<strong>de</strong>?"<br />

"Es ist zwar nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> geeignete Zeitpunkt", - erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te er, - "wo ich auf diese<br />

Fälschungen im einzelnen eingehen möchte. Ich wer<strong>de</strong> es später tun, wenn ich euch die<br />

Bibel im Zusammenhang erkläre. Dennoch will ich <strong>de</strong>ine Bitte erfüllen und dir zwei<br />

Stellen angeben: eine Stelle, an <strong><strong>de</strong>r</strong> ein Wort durch ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es ersetzt wur<strong>de</strong>, und eine<br />

Stelle, an <strong><strong>de</strong>r</strong> ein Wort weggelassen wur<strong>de</strong>.


Du kennst <strong>de</strong>n Ausruf <strong>de</strong>s Apostels Thomas nach <strong>de</strong>m Wortlaut eurer heutigen Bibel :<br />

'Mein Herr und mein Gott!' (Joh. 20, 28). - In Wirklichkeit hat er jedoch <strong>de</strong>n Ausdruck<br />

gebraucht, <strong>de</strong>n die Apostel Christus gegenüber stets anwandten: 'Mein Herr und<br />

Meister!' Das Wort 'Meister' hat man später in das Wort 'Gott' umgefälscht. Zu welchem<br />

Zwecke das geschah, wer<strong>de</strong> ich euch bei einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gelegenheit erklären.<br />

Eine Stelle, an <strong><strong>de</strong>r</strong> ein Wort ausgelassen und dadurch <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Sinn geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>,<br />

wird dich ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s interessieren. Du bist katholischer Priester. Du meinst die<br />

Gewalt zu haben, Sün<strong>de</strong>n zu vergeben. Welche Stelle <strong>de</strong>s Neuen Testamentes nimmst du<br />

als Beweis dafür, daß <strong>de</strong>n Priestern eine solche Gewalt übertragen wor<strong>de</strong>n ist?"<br />

Ich führte die Stelle an : "Welchen ihr die Sün<strong>de</strong>n nachlasset, <strong>de</strong>nen sind sie<br />

nachgelassen" (Joh. 20, 23). Er verbesserte mich, in<strong>de</strong>m er die Stelle wörtlich<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gab: "Wenn ihr die Sün<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>er vergebt, wer<strong>de</strong>n sie ihnen vergeben" und fuhr<br />

fort: "Das Wort, was ihr <strong>mit</strong> 'ihnen' übersetzt, heißt im Griechischen auch 'selbst'. Nun<br />

stand vor diesem Wort 'selbst' im Urtext noch das Wort 'euch'. Das, was ihr also heute<br />

<strong>mit</strong> 'ihnen' übersetzt, hieß in Wirklichkeit 'euch selbst'. Die Stelle lautete also im Urtext<br />

wörtlich: 'Wenn ihr die Sün<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>er vergebet, wer<strong>de</strong>n sie euch selbst vergeben.' Du<br />

siehst wohl ein, welche Entstellung <strong>de</strong>s Sinnes durch Weglassen <strong>de</strong>s Wortes 'euch'<br />

entstan<strong>de</strong>n ist. Christus sagt an dieser Stelle nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es, als was er an vielen Stellen<br />

ausgesprochen hat, nämlich: Ihr sollt euren Mitmenschen die Fehler und Sün<strong>de</strong>n, die sie<br />

gegen euch begangen haben, von Herzen vergeben, da<strong>mit</strong> ihr von Gott für eure eigenen<br />

Sün<strong>de</strong>n Verzeihung erlangt . 'Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren<br />

Schuldigern.' (Matth. 6,12) Das Vergeben ist das Schwerste in euerem Leben. Darum<br />

empfanget ihr dazu eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Hilfe Gottes. Christus sagt ja auch an <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />

Stelle: 'Empfanget einen heiligen Geist!' Wenn ihr an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Sün<strong>de</strong>n vergebet, wer<strong>de</strong>n<br />

sie euch selbst vergeben. Wenn ihr sie aber festhaltet, nämlich in eurem Herzen, dann<br />

wer<strong>de</strong>n auch die eurigen festgehalten wer<strong>de</strong>n, nämlich von Gott. - Hast du das<br />

verstan<strong>de</strong>n?"<br />

Ich antwortete sehr nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gedrückt und nach<strong>de</strong>nklich <strong>mit</strong> einem leisen "Ja" und fügte<br />

sofort hinzu: "Dann hat es also nach <strong>de</strong>iner Ansicht keinen Wert, daß ich als Priester das<br />

Sün<strong>de</strong>nbekenntnis an<strong><strong>de</strong>r</strong>er entgegennehme, wenn ich keine Lossprechung erteilen kann?<br />

Ich müßte <strong>de</strong>mnach die ganze Sache dran geben."<br />

"Das brauchst du nicht", erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te er. "Da die <strong>de</strong>iner Kirche angehören<strong>de</strong>n Christen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Meinung sind, sie müßten zur Erlangung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>nvergebung ihre Sün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Priester<br />

beichten, so nimm ruhig das Bekenntnis entgegen, wie <strong>de</strong>in Amt es dir vorschreibt.<br />

Denn es ist ja nichts Böses o<strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott Verbotenes, einem Menschen seine Sün<strong>de</strong>n zu<br />

offenbaren. Aber du sollst nicht glauben, daß du die Sün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Beichtkin<strong><strong>de</strong>r</strong> an Gottes<br />

Stelle vergeben kannst. Deine Aufgabe kann es nur sein, durch Belehrung, Ermahnung,<br />

Zuspruch und innere Aufrichtung die sündige Gesinnung aus <strong>de</strong>m Herzen <strong>de</strong>s<br />

Beichten<strong>de</strong>n zu entfernen, so daß er innerlich umgewan<strong>de</strong>lt nach Hause geht und in<br />

seinem Tun sich als ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Mensch erweist. Ein gewohnheitsmäßiges Beichten und<br />

Lossprechen ist nicht bloß zwecklos, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine Entweihung <strong>de</strong>s Gedankens <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Versöhnung <strong>mit</strong> Gott.


Durch <strong>de</strong>ine Zwischenfragen bin ich von meinem Thema abgeschweift. Ich will nun<br />

da<strong>mit</strong> fortfahren.<br />

Wenn auch manches von <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre Christi in <strong>de</strong>n auf euch gekommenen Abschriften <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

alten Urkun<strong>de</strong>n absichtlich weggelassen, an<strong><strong>de</strong>r</strong>es durch Fälschungen geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />

ist, so bleibt doch noch so vieles Richtige übrig, daß die Menschen durch Befolgung<br />

dieses Richtigen ihrem Gott näher kommen könnten. Doch lei<strong><strong>de</strong>r</strong> vermögen sie das<br />

Richtige vom Falschen nicht zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Die Grundlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre Christi ist nach seinen eigenen Worten: 'Liebe Gott über alles<br />

und <strong>de</strong>inen Nächsten wie dich selbst!' Wer das befolgt, hat das ganze christliche Gesetz<br />

erfüllt. Alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Wahrheiten sind bloß Ergänzungen zu dieser Grundwahrheit und<br />

helfen<strong>de</strong> Richtlinien zu ihrer Ausführung im Leben <strong>de</strong>s einzelnen.<br />

Und nun komme ich zum letzten, nicht min<strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigen Grun<strong>de</strong>, weshalb das<br />

Christentum auf die heutige Menschheit keinen Einfluß mehr auszuüben scheint.<br />

Das Volk sieht bei seinen geistlichen Führern nicht die praktische Befolgung <strong>de</strong>ssen,<br />

was das Christentum lehrt, und was sie selbst predigen. Das gilt von <strong>de</strong>n Geistlichen<br />

aller christlichen Religionen. Es gibt Ausnahmen. Aber sie sind verhältnismäßig selten.<br />

Wo sind die Geistlichen, die ihr neben Christus stellen könntet, ohne daß sie zu erröten<br />

brauchten? Wie viele sind es, die Leid, Armut und Not <strong>mit</strong> ihren Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n und<br />

Schwestern tragen? Ihre Gemein<strong>de</strong><strong>mit</strong>glie<strong><strong>de</strong>r</strong> sind doch ihre Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> und Schwestern.<br />

Dienen sie diesen, wie es die Weisung Christi ist, o<strong><strong>de</strong>r</strong> ist es nicht vielmehr ein<br />

Herrschen und Ausnutzen? Tun sie etwas umsonst? Lassen manche sich nicht sogar<br />

das Beten bezahlen?<br />

Und ihr sonstiger Lebenswan<strong>de</strong>l! Doch darüber will ich jetzt nichts sagen. Über diesen<br />

Punkt möchte ich <strong>mit</strong> dir einmal allein sprechen."<br />

Bei diesen Worten wandte er sich zu mir und fuhr fort: "Du willst morgen zu <strong>de</strong>inen<br />

Angehörigen reisen. Diese Reise ist nicht eilig. Bleibe morgen noch hier und komme<br />

morgen Abend um 7.30 Uhr wie<strong><strong>de</strong>r</strong> hierher. Alsdann re<strong>de</strong>n wir bei<strong>de</strong> allein <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Sage also diesem Jungen, aus <strong>de</strong>m ich spreche, sobald er zu sich kommt, er möge<br />

morgen Abend um 7.30 Uhr hier sein."<br />

Dann machte er Schluß, in<strong>de</strong>m er in einer frem<strong>de</strong>n Sprache betete und die Hän<strong>de</strong> zum<br />

Segen erhob <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: "Seid gesegnet im Namen Gottes! - Grüß Gott!"<br />

Nach diesem Gruß fiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge vornüber wie am Anfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung, öffnete seine<br />

Augen und sah sich verwun<strong><strong>de</strong>r</strong>t um. Es war ihm unverständlich, daß es schon so spät sei.<br />

Von <strong>de</strong>m Vorgefallenen wußte er nichts. Er sagte, es sei ihm so, als habe er lange und<br />

gut geschlafen. Er fühlte sich sehr frisch und wohl.<br />

Als ich ihm sagte, er möge am an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Abend um 7.30 Uhr wie<strong><strong>de</strong>r</strong> hier sein, erklärte er<br />

mir, daß sei ihm nicht möglich. Sie hätten morgen eine dringen<strong>de</strong> Arbeit fertigzustellen,<br />

und es wer<strong>de</strong> sicher 9 Uhr wer<strong>de</strong>n, bis er zu Hause sein könne. Das sei gestern bereits<br />

von seinem Lehrherrn so angeordnet wor<strong>de</strong>n.


Trotz<strong>de</strong>m nahm ich mir vor, meine Reise zu verschieben und am kommen<strong>de</strong>n Abend zu<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> mir angegebenen Zeit wie<strong><strong>de</strong>r</strong> hinzugehen.<br />

Als ich nach Schluß <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung zu meiner Wohnung ging, war es mir, als erwachte ich<br />

aus einem schweren Traum. Der Mond ergoß seinen Silberschein über die Dächer und<br />

die Sterne schauten so ruhig in die klare Nacht. In mir aber schlugen die Flammen<br />

meiner Gedanken bergeshoch empor. Ich fühlte, daß dieses Feuer schon die Balken<br />

umzüngelte, auf <strong>de</strong>nen mein bisheriges Glaubensgebäu<strong>de</strong> ruhte.<br />

Wer sprach die Wahrheit? Die Religion, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Priester ich war, o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Stimme aus<br />

diesem Jungen? O<strong><strong>de</strong>r</strong> war es vielleicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge selbst, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich das alles<br />

zusammenreimte und vor uns eine Komödie aufführte?"<br />

Der Junge aus sich? - Nein, das war ausgeschlossen. Das zu glauben, war mir<br />

unmöglicher, als alle Glaubenssätze <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt zusammengenommen. Nun hatte ich hier<br />

und da etwas gelesen von "Hellsehern", "Unterbewußtsein", "Gedankenübertragung".<br />

Doch auch da<strong>mit</strong> wußte ich für <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Fall nichts anzufangen. So wollte ich<br />

<strong>de</strong>nn ruhig weiter prüfen. Die Sache war mir zu wichtig, als daß ich sie einfach beiseite<br />

schieben konnte. Ein "Zurück" gab es für mich nicht mehr. Ich mußte volle Klarheit<br />

haben. Vielleicht brachte mich die nächste Sitzung schon einen Schritt weiter.<br />

Die Entscheidung<br />

Den Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit habe ich<br />

erwählt, <strong>de</strong>ine Verordnungen mir vor<br />

Augen gestellt. Ps. 119, 30<br />

Belehrung über <strong>de</strong>n biblischen Geisterverkehr<br />

Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht suchte ich während <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Tages durch<br />

angestrengte Arbeit auf <strong>de</strong>m Büro <strong>de</strong>s Hilfsbun<strong>de</strong>s die mich quälen<strong>de</strong>n Gedanken<br />

loszuwer<strong>de</strong>n.<br />

Am Abend war ich kurz vor 7.30 Uhr wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnung, in <strong><strong>de</strong>r</strong> gestern die Sitzung<br />

stattgefun<strong>de</strong>n hatte. Zu meiner Überraschung war auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge schon anwesend. Er<br />

erzählte mir, daß nach<strong>mit</strong>tags um 4 Uhr sein Arbeitgeber gekommen sei <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Eröffnung, er habe es sich an<strong><strong>de</strong>r</strong>s überlegt, und die Arbeit, die heute Abend durch<br />

Überstun<strong>de</strong>n fertiggestellt wer<strong>de</strong>n sollte, verschiebe er auf <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Morgen.<br />

Ich war <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Jungen allein. Als die Uhr 7.30 schlug, fiel er in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise wie<br />

tags zuvor in <strong>de</strong>n mir unerklärlichen Zustand, grüßte wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Gruß "Grüß<br />

Gott!", reichte mir die Hand und sagte: "Ich freue mich, daß du hiergeblieben bist. Denn<br />

ich habe dir vieles zu sagen. Zunächst aber muß ich noch <strong>de</strong>n letzten Punkt meines<br />

gestrigen Vortrages zu En<strong>de</strong> führen. Ich hatte dir ja gesagt, daß ich darüber nur sprechen<br />

wolle, wenn wir bei<strong>de</strong> allein wären."


Und nun begann er, ein Bild <strong>de</strong>s Lebenswan<strong>de</strong>ls eines großen Teiles <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistlichkeit zu<br />

entwerfen. Erschüttert und schmerzlich bewegt hörte ich zu.<br />

Dann aber sagte er <strong>mit</strong> großer Freundlichkeit zu mir: "Nun sprich dich ganz offen und<br />

vertrauensvoll bei mir aus. Denn ich weiß, daß seit gestern in <strong>de</strong>inem Inneren alles<br />

drunter und drüber geht und du dich nicht mehr zurechtfin<strong>de</strong>st."<br />

Mit vor innerer Erregung beben<strong><strong>de</strong>r</strong> Stimme erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te ich: "Du hast Recht. Meine<br />

Gedanken wirbeln durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Ich weiß nicht, was ich von alle<strong>de</strong>m halten soll. Ich<br />

bitte dich, belehre mich über alles und sage mir vor allem, wer du bist und wie es<br />

möglich ist, daß du durch diesen Jungen re<strong>de</strong>st."<br />

"Du hast Recht, daß du mich zunächst fragst, wer ich bin. Denn ihr sollt die Geister, die<br />

zu euch re<strong>de</strong>n, vor allem prüfen, ob sie von Gott sind, da<strong>mit</strong> ihr nicht die Opfer böser<br />

Geister wer<strong>de</strong>t, die euch leiblich und geistig zugrun<strong>de</strong> richten, euch nicht die Wahrheit<br />

sagen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Lüge, und dadurch euren Lebensweg zum Abgrund führen. - Ich<br />

schwöre es dir bei Gott, daß ich ein guter Geist Gottes bin, und zwar einer <strong><strong>de</strong>r</strong> höchsten.<br />

Meinen Namen behalte für dich!"<br />

Nun nannte er seinen Namen.<br />

"Ich bin es, <strong><strong>de</strong>r</strong> dich hierher geführt hat. Ich will dich im Auftrage Gottes belehren, und<br />

du hin wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um lehre <strong>de</strong>ine Mitmenschen!"<br />

Ich wußte nicht, wie mir war und wie mir geschah.<br />

"Jetzt will ich beginnen", fuhr er fort, "dich über das zu belehren, was hier vor sich geht.<br />

Du meinst wohl, es sei etwas ganz Neues und Unerhörtes, was du hier wahrnimmst. Es<br />

ist dies so alt, wie die Menschheit. Von <strong>de</strong>n Tagen <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Menschen bis heute ist die<br />

<strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen in Verbindung getreten. Die gute <strong>Geisterwelt</strong> und freilich<br />

auch die böse. Du hast doch in <strong>de</strong>n alten Urkun<strong>de</strong>n, die ihr „Altes Testament“ nennt, oft<br />

genug gelesen, daß Gott zu <strong>de</strong>n Menschen gesprochen hat. Gott sprach zu Adam, zu<br />

Kain, zu Abraham, Isaak, Jakob, zu Mose und vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Wie <strong>de</strong>nkst du dir das?<br />

Gott ist doch ein Geist. Ein Geist hat aber nicht einen materiellen Mund und materielle<br />

Stimmbän<strong><strong>de</strong>r</strong>, daß er nach Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen re<strong>de</strong>n könnte. Wie also sprach Gott zu<br />

diesen Menschen?"<br />

"Ich weiß es nicht", war meine kurze Antwort.<br />

"Und wie erklärst du dir das Erscheinen <strong><strong>de</strong>r</strong> drei Männer bei Abraham? Dieser wußte,<br />

daß es keine Menschen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Boten Gottes waren. Doch gab er ihnen zu essen und<br />

verhan<strong>de</strong>lte <strong>mit</strong> ihnen über die Vernichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Städte Sodom und Gomorrha. Wie<br />

erklärst du dir diese Vorgänge?"<br />

Ich konnte nichts erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Das alles hatte ich wohl hun<strong><strong>de</strong>r</strong>tmal gelesen und <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schule vorgetragen. Aber wie <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel erwähnte <strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen vor sich ging und zustan<strong>de</strong> kam, davon hatte ich noch nie<br />

etwas gehört und mir auch selbst noch keine Gedanken darüber gemacht.


Er fuhr fort, ein Examen über diese Dinge <strong>mit</strong> mir abzuhalten. Aber auf nichts konnte<br />

ich ihm eine richtige Antwort geben.<br />

"Du weißt, daß ihr Menschen verschie<strong>de</strong>ne Mittel habt, um <strong>de</strong>nen Mitteilungen<br />

zukommen zu lassen, die von euch entfernt sind. Ihr schreibt ihnen Briefe, telefoniert<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> telegrafiert ihnen, und jetzt benutzt ihr sogar die Ätherwellen im Radio. - So hat<br />

auch die durch die Materie von euch getrennte <strong>Geisterwelt</strong> verschie<strong>de</strong>ne Mittel, <strong>mit</strong> euch<br />

in einer euch wahrnehmbaren Weise in Verbindung zu treten.<br />

Aber ihr Menschen von heute <strong>de</strong>nkt über diese Dinge nicht nach. Ihr lest das alles, aber<br />

es bleibt ein totes Lesen.<br />

Nimm die gewaltige Geschichte <strong>de</strong>s Mose! Da fin<strong>de</strong>st du, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Engel <strong>de</strong>s Herrn' aus<br />

<strong>de</strong>m brennen<strong>de</strong>n Dornbusch re<strong>de</strong>t; daß Gott Tag für Tag <strong>de</strong>m Mose Anweisungen gibt,<br />

was er tun soll; daß <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Engel <strong>de</strong>s Herrn' vor <strong>de</strong>m Volke Israel in einer Wolkensäule<br />

herzieht und daraus spricht; daß Moses Gott befragt, sooft er will, und daß Gott ihm<br />

antwortet.<br />

Aber auch das Volk konnte Gott fragen. Es ging in das Offenbarungszelt vor <strong>de</strong>m Lager,<br />

in <strong>de</strong>m Josua, <strong><strong>de</strong>r</strong> Diener <strong>de</strong>s Mose, beständig anwesend sein musste, und das er <strong>de</strong>shalb<br />

nicht verlassen durfte. - Nun <strong>de</strong>nke einmal darüber nach, warum wohl <strong><strong>de</strong>r</strong> junge Josua<br />

immer in <strong>de</strong>m Zelte bleiben mußte! Hing das vielleicht <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Befragen Gottes<br />

zusammen?"<br />

Da schoß mir blitzartig die Antwort durch meine Gedanken, und ich sagte hastig: "Das<br />

war wohl <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Josua so, wie es hier <strong>mit</strong> diesem Jungen ist? Wie du <strong>de</strong>n Körper<br />

dieses Jungen benutzest, um <strong>mit</strong> mir zu re<strong>de</strong>n, so bediente sich damals die <strong>Geisterwelt</strong><br />

<strong>de</strong>s Josua?"<br />

"Du hast es richtig erkannt", sagte er. "Nur mußt du dir merken, daß es in <strong>de</strong>n seltensten<br />

Fällen Gott selbst war, wenn es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel heißt: 'Gott sprach!' Denn Gott spricht in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Regel durch seine Geisterboten.<br />

Auch sollst du nicht meinen, daß die <strong>Geisterwelt</strong> sich stets eines Menschen bedient,<br />

wenn sie zu euch sprechen will. Es gibt viele Mittel für die Geister, sich euch<br />

verständlich zu machen.<br />

So fin<strong>de</strong>st du, daß Gott durch die 'Wolkensäule' sprach. In sehr vielen Fällen wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geistern durch die Gabe <strong>de</strong>s 'Hellsehens' und 'Hellhörens' einzelner<br />

Menschen für diese ermöglicht. Das Sprechen Gottes <strong>mit</strong> Adam und Eva und auch<br />

manchen <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren Zeit vollzog sich auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>s Hellhörens.<br />

Dann gab es noch ein Mittel, <strong>de</strong>ssen man sich bei <strong>de</strong>n Israeliten oft bediente, um Gott zu<br />

fragen. Es war das 'Brustschild' auf <strong>de</strong>m Kleid <strong>de</strong>s Hohenpriesters, das darum auch <strong>de</strong>n<br />

Namen 'Orakelschild' führte. Über <strong>de</strong>n genauen Hergang bei dieser Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragung<br />

Gottes wer<strong>de</strong> ich dich später eingehend belehren.<br />

Aber nicht bloß im Alten Testament fand dieser Geisterverkehr statt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in ebenso<br />

ausge<strong>de</strong>hntem Maße im Neuen Testament. Alle Evangelien und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die


Apostelgeschichte enthalten eine große Anzahl von Berichten über<br />

Geisterkundgebungen. - Christus selbst hatte es ja allen, die gläubig wür<strong>de</strong>n, fest<br />

verheißen, daß er ihnen die Geister Gottes sen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>. Die Vorgänge bei <strong>de</strong>n<br />

gottesdienstlichen Versammlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Christen, die ihr euch heute nicht mehr<br />

erklären könnt, waren nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als ein Kommen und Gehen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong>. Sie<br />

re<strong>de</strong>te durch <strong>de</strong>n einen <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammelten in einer frem<strong>de</strong>n Sprache, durch einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Muttersprache <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n, einem Dritten gab sie die Kraft, Kranke zu heilen<br />

und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en erteilte sie an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gaben, je nach<strong>de</strong>m sich die einzelnen für die<br />

betreffen<strong>de</strong>n Gaben als Werkzeuge in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> eigneten. Das war<br />

damals etwas Alltägliches und wur<strong>de</strong> als etwas Selbstverständliches betrachtet.<br />

Dieser Geisterverkehr hat nicht etwa <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten christlichen Zeit aufgehört, wie man<br />

euch von seiften <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Kirchen' darzutun sucht. Vielmehr soll und wird er zu allen Zeiten<br />

bestehen. Denn es ist <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige Weg, auf <strong>de</strong>m ihr die Wahrheit erlangen könnt.<br />

Das hängt allerdings von <strong>de</strong>n Menschen ab, ob sie <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geistern Gottes in<br />

Verbindung kommen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Auch im Alten Bund gab es Zeiten, in <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen fast ganz aufhörte. Es waren die Zeiten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottentfremdung.<br />

Auch heute sind die Menschen trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> vielen Gotteshäuser, die ihr baut, zu einem sehr<br />

großen Teil von Gott abgekommen und <strong>de</strong>m Bösen verfallen. Wenn die heutige<br />

Menschheit ihrem Gott innerlich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> so nahe kommt, wie dies in manchen Zeiten <strong>de</strong>s<br />

Alten Bun<strong>de</strong>s und in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten christlichen Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war, so wer<strong>de</strong>n sich alle die<br />

euch so wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar erscheinen<strong>de</strong>n Dinge wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ereignen, die euch aus jenen Zeiten<br />

berichtet sind. Denn es ist <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Gott, damals wie heute. Er hat seine Geschöpfe heute<br />

genauso lieb wie damals, und er kennt kein Ansehen <strong><strong>de</strong>r</strong> Person.<br />

Für heute mögen diese allgemeinen Belehrungen genügen. Über die Einzelheiten <strong>de</strong>s<br />

<strong>Verkehr</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong>mit</strong> euch Menschen wirst du im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit genauer unterrichtet<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn du Willens bist, dich belehren zu lassen und die Aufgabe zu übernehmen,<br />

die dir zugedacht ist. Gezwungen wirst du nicht. Du hast <strong>de</strong>inen freien Willen. Du<br />

kannst das Dargebotene annehmen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit Zeugnis geben o<strong><strong>de</strong>r</strong> es ablehnen<br />

und <strong>de</strong>inen bisherigen Weg weitergehen. Bist du bereit, es anzunehmen, so wirst du<br />

wohl große irdische Opfer zu bringen haben. Du wirst Verfolgung lei<strong>de</strong>n müssen um <strong>de</strong>s<br />

Rechten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit willen. Aber <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n wirst du fin<strong>de</strong>n. - Lehnst du aber das<br />

dargebotene Gottesgeschenk ab, so hast du dafür die Verantwortung zu tragen.<br />

Entschei<strong>de</strong> selbst! So - o<strong><strong>de</strong>r</strong> so.<br />

Du sollst nicht blindlings alles hinnehmen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n prüfen sollst du, ob es die Wahrheit<br />

ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob dir ein Gaukelspiel <strong>de</strong>s Bösen vorgemacht wird. Du sollst dich nicht <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

zufrie<strong>de</strong>n geben, was du von mir hörst. Du sollst auch durch eigene Anschauung auf<br />

diesem Gebiet Erfahrungen sammeln, unabhängig von <strong>de</strong>m, was dir hier entgegentritt.<br />

Deshalb möchte ich dich zum Schluß bitten: Suche dir in <strong>de</strong>iner Landpfarre einige<br />

Personen aus, die von <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Dingen noch nichts wissen. Halte <strong>mit</strong> ihnen zu einer<br />

gelegenen Stun<strong>de</strong> wöchentlich die eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zusammenkunft unter Gebet und<br />

Schrifterklärung, so wie es bei <strong>de</strong>n ersten Christen Sitte war. Und dann gib auf alles


genau acht, was sich dabei ereignen wird. So wirst du Gelegenheit haben, das dort<br />

Erlebte <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m zu vergleichen, was du hier siehst und hörst.<br />

Daneben richte es so ein, daß du je<strong>de</strong>n Sonntagabend 8 Uhr hier in diesem Kreise bist,<br />

da<strong>mit</strong> ich <strong>mit</strong> meinen Belehrungen fortfahren kann."<br />

"Ich bin gern bereit", sagte ich, "sonntags hierher zu kommen, sooft es mir möglich sein<br />

wird. Doch kann ich mich nicht dazu entschließen, droben in meiner Landpfarre aus<br />

diesen einfachen Bauersleuten einige Personen für eine solche Zusammenkunft<br />

auszuwählen. Das wür<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m kleinen Dorfe ein ungeheueres Aufsehen erregen,<br />

<strong>de</strong>ssen Folgen nicht abzusehen wären. Zu<strong>de</strong>m wüßte ich auch nicht, wen ich dazu<br />

nehmen könnte."<br />

"Wenn du dich nur dazu entschließen wolltest, dann wür<strong>de</strong> alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e schon gefügt<br />

wer<strong>de</strong>n", entgegnete er auf meine Einwendungen. "Du mußt es nicht. Alles unterliegt<br />

<strong>de</strong>iner freien Willensentscheidung. Aber ich möchte dir doch dazu raten. Und nun will<br />

ich schließen."<br />

Die Hän<strong>de</strong>, wie tags zuvor, zum Segen erhebend, sprach er die Worte: "Gott möge dich<br />

behüten! Er möge dir Kraft geben, seinen Willen auszuführen! Amen. - Grüß Gott!"<br />

Dann sank <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge wie<strong><strong>de</strong>r</strong> vornüber und kam nach wenigen Augenblicken zu sich.<br />

Von allem, was sich zugetragen, wußte er nichts.<br />

Alle natürlichen Erklärungsversuche, die ich heranzog, mußte ich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> als<br />

unzulänglich preisgeben. Sie reichten nicht aus, auch nur einen geringen Teil <strong>de</strong>s<br />

Erlebten verständlich zu machen.<br />

Mein Entschluß<br />

Was mich am meisten, ich möchte sagen <strong>mit</strong> unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehlicher Gewalt innerlich<br />

gefangen nahm, war die ruhige Klarheit und überzeugen<strong>de</strong> Folgerichtigkeit <strong>de</strong>ssen, was<br />

ich hier zum erstenmal hörte. So konnte nur die Wahrheit wirken. Dieser Wirkung<br />

vermochte ich mich nicht zu entziehen, selbst wenn ich es versucht hätte.<br />

So vieles in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel, was ich bis dahin nicht verstan<strong>de</strong>n hatte, war mir jetzt klar.<br />

Zu<strong>de</strong>m stand ich erst am Anfang. Eine vollständige Belehrung über alle<br />

Zusammenhänge war mir in Aussicht gestellt. Ich brauchte nur das Dargebotene<br />

anzunehmen. Noch mehr! Ich sollte mich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m hier gehörten nicht begnügen. Ich<br />

sollte auch aus einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, von dieser unabhängigen Quelle schöpfen, um sicher zu<br />

gehen. Ich sollte <strong>mit</strong> einfachen, unerfahrenen Leuten vom Lan<strong>de</strong>, die vom "Spiritismus"<br />

keine Ahnung hatten, mich zu einer Art Gottesdienst nach <strong>de</strong>m Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />

Christen zusammensetzen, fern von je<strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong>n Beeinflussung - in meiner eigenen<br />

Pfarrei.<br />

Sollte ich das wirklich wagen? Was wür<strong>de</strong>n die Leute sagen? Ich merkte, wie das Gefühl<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenfurcht in mir hoch kam. - Wür<strong>de</strong>n meine eigenen Pfarrkin<strong><strong>de</strong>r</strong> mich nicht


für geistesgestört halten müssen, wenn ich etwa Derartiges unternähme? - Und wenn<br />

meine geistliche Behör<strong>de</strong> davon Kun<strong>de</strong> erhielt, wür<strong>de</strong> es mich nicht meine Stelle kosten?<br />

Ein schwerer Kampf tobte in mir. Nach welcher Seite sollte ich mich entschei<strong>de</strong>n? Denn<br />

daß ich mich jetzt entschei<strong>de</strong>n müsse, fühlte ich. Nie in meinem Leben habe ich <strong>mit</strong><br />

einer solchen Innigkeit zu Gott gebetet, wie in diesen Tagen. Endlich entschloß ich<br />

mich, die gegebenen Weisungen zu befolgen, auch unter <strong>de</strong>n größten persönlichen<br />

Opfern, auch unter Verlust meiner Stellung und meiner wirtschaftlichen Existenz.<br />

So war also die Entscheidung gefallen. Danach wur<strong>de</strong> ich innerlich vollkommen ruhig,<br />

und <strong>mit</strong> großer Zuversicht sah ich <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Dingen entgegen.<br />

Die Bestätigungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit<br />

Erlebnisse in meiner Pfarrei<br />

Ohne Rücksicht auf die drohen<strong>de</strong>n Folgen hatte ich mich entschlossen, in meiner<br />

eigenen Pfarrei einige Leute auszusuchen, um <strong>mit</strong> ihnen Zusammenkünfte zu<br />

veranstalten, wie ich sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> benachbarten Stadt selbst <strong>mit</strong>gemacht hatte. Wen ich<br />

dazu nehmen sollte, wußte ich nicht. Es war mir ja gesagt wor<strong>de</strong>n, es wer<strong>de</strong> alles gefügt,<br />

sobald ich dazu bereit sei. Und so geschah es. Ich brauchte mir die Leute nicht zu<br />

suchen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie wur<strong>de</strong>n mir ohne mein Zutun auf ganz merkwürdige Weise<br />

zugeführt.<br />

In meiner Pfarrei hatte ich eine Kranke, die teilweise gelähmt war. Ich besuchte sie<br />

mehrere male in <strong><strong>de</strong>r</strong> Woche. Eine Schwester von ihr war in meinem Pfarrort verheiratet<br />

und hatte vier Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> im Alter von 20 bis 28 Jahren: Drei Söhne und eine Tochter.<br />

An einem Abend saß ich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranken und unterhielt mich <strong>mit</strong> ihr. Da kam einer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Söhne ihrer Schwester und fragte, ob seine Mutter nicht hier sei. Es wur<strong>de</strong> ihm gesagt,<br />

daß die Mutter dagewesen, aber wie<strong><strong>de</strong>r</strong> fortgegangen sei, um einige Geschäfte zu<br />

besorgen. Sie wer<strong>de</strong> in wenigen Minuten wie<strong><strong>de</strong>r</strong> hierher zurückkommen. Der Junge<br />

setzte sich hin, um auf die Mutter zu warten. Es dauerte nicht lange, da kam die Mutter<br />

und fast gleichzeitig <strong>mit</strong> ihr die bei<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Söhne, die ihren Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> abholen wollten.<br />

Denn sie hatten <strong>mit</strong> Kamera<strong>de</strong>n verabre<strong>de</strong>t, sich an diesem Abend in einer bestimmten<br />

Familie zu treffen. Einige Minuten später trat auch die Tochter ins Zimmer. Sie war<br />

Krankenpflegerin und wollte mich fragen, ob bei einem Kranken Nachtwache nötig sei.<br />

So waren wir also zu sieben Personen zusammen. Plötzlich brachte einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Söhne die<br />

Sprache auf meine Predigt vom letzten Sonntag. Ich hatte darin einen Abschnitt aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bibel angeführt, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihnen gänzlich unbekannt war. Nun erklärte ich <strong>de</strong>n um mich herum<br />

Sitzen<strong>de</strong>n ausführlich jene Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift. Alle hörten <strong>mit</strong> größter


Aufmerksamkeit zu. Als ich geen<strong>de</strong>t hatte, meinte einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Söhne, er wäre froh, wenn er<br />

öfters Gelegenheit hätte, über so manches aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel Aufklärung zu bekommen.<br />

Ich sagte, daß ich gern bereit sei, hier bei ihrer kranken Tante öfters <strong>mit</strong> ihnen<br />

zusammenzukommen und ihnen die Fragen zu beantworten, die sie mir vorlegen<br />

wür<strong>de</strong>n. So hätten sich ja auch die ersten Christen in ihren Häusern versammelt und die<br />

religiösen Dinge zusammen besprochen. Mit Freu<strong>de</strong>n willigten die Anwesen<strong>de</strong>n in<br />

meinen Vorschlag ein, und wir setzten sofort schon die Aben<strong>de</strong> für diese<br />

Zusammenkünfte fest.<br />

An mehreren Aben<strong>de</strong>n waren wir bereits zusammengekommen, ohne daß sich etwas<br />

Außergewöhnliches dabei ereignet hatte. Bei unseren "Sitzungen" begannen wir <strong>mit</strong><br />

Gebet. Dann widmeten wir, uns die Hän<strong>de</strong> reichend, einige Minuten schweigend <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

inneren Sammlung. Es folgte eine Lesung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift und Erklärung und<br />

Besprechung <strong>de</strong>s Gelesenen sowie Beantwortung <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n gestellten<br />

Fragen. Auch überlegten wir zusammen, wie wir <strong>de</strong>n Notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n unserer näheren o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

weiteren Umgebung Hilfe bringen könnten.<br />

Ich wun<strong><strong>de</strong>r</strong>te mich, <strong>mit</strong> welch tiefem Ernst beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die drei Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> die Sache<br />

aufnahmen. Dabei fiel nicht bloß mir, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter etwas Merkwürdiges auf:<br />

Der Gesichtsausdruck <strong><strong>de</strong>r</strong> drei Jungen wur<strong>de</strong> ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er, viel edler und schöner. Selbst<br />

Frem<strong>de</strong>n fiel dies auf. Auch bekannte einer dieser drei, er wisse nicht, was eigentlich in<br />

seinem Inneren vorgehe. Wenn er draußen im Feld bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit sei, mahne ihn eine<br />

innere Stimme ständig daran, Gott zu loben und zu preisen und ihm zu danken. Früher<br />

seien ihm solche Gedanken nie gekommen. Und wenn er jetzt bei seinem jähzornigen<br />

Temperament einmal einer Zornesaufwallung nachgebe, dann falle ihm dies in<br />

<strong>de</strong>mselben Augenblick so schwer auf die Seele, daß er sofort in <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit einhalten<br />

müsse, um Gott für <strong>de</strong>n begangenen Fehler um Vergebung zu bitten. Erst dann könne er<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> froh weiterarbeiten. Früher sei er dutzen<strong>de</strong>mal am Tage in diesen Fehler gefallen,<br />

ohne daß er sich dadurch innerlich beschwert fühlte.<br />

Es war dasselbe, was auch ich an mir erfahren hatte seit <strong>de</strong>m Tage, wo ich die erste<br />

Zusammenkunft in <strong><strong>de</strong>r</strong> benachbarten Stadt <strong>mit</strong>gemacht hatte. Fehler und<br />

Nachlässigkeiten, die ich früher nicht beachtete, brannten wie Feuer in meiner Seele.<br />

In unserer vierten Sitzung hatte ich eine Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel erklärt. Meine Auslegung war<br />

dieselbe, wie sie heute von allen christlichen Bibelauslegern gegeben wird. Eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

kannte ich nicht. Noch war ich <strong>mit</strong> meiner Auslegung nicht zu En<strong>de</strong>, als sich <strong>de</strong>s einen<br />

Jungen eine mir unerklärliche Erregung bemächtigte. Mit merkwürdig glänzen<strong>de</strong>n<br />

Augen sah er mich an, und ich merkte, wie er sich innerlich gegen etwas zu wehren<br />

suchte. Plötzlich wandte er sich an mich, in<strong>de</strong>m ein Zittern durch seine Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> ging, und<br />

sagte: "Ich kann nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s. Ich muß Ihnen <strong>mit</strong>teilen, daß Ihre Erklärung falsch ist. Ich<br />

wer<strong>de</strong> gezwungen, die richtige Auslegung zu sagen."<br />

Und nun sprach er die Sätze, die ihm als Auslegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibelstelle innerlich eingegeben<br />

wur<strong>de</strong>n. Sie waren so klar und einleuchtend, daß we<strong><strong>de</strong>r</strong> bei mir noch bei <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Teilnehmern ein Zweifel an ihrer Richtigkeit möglich war.


Noch hatte wir uns von unserem Staunen nicht erholt, da erklärte <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Junge: "Ich<br />

muß schreiben."<br />

"Was willst du <strong>de</strong>nn schreiben?" fragte ich.<br />

"Ich weiß es nicht. Aber eine unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehliche Gewalt zwingt mich dazu. - Gebt mir<br />

Papier und Bleistift!"<br />

Wir legten ihm bei<strong>de</strong>s hin. Sofort schrieb er <strong>mit</strong> großer Geschwindigkeit eine Seite eines<br />

Folioblattes voll. Ein Buchstabe war an <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en gereiht, ohne daß Wörter und Sätze<br />

voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> getrennt waren. Als Unterschrift stand unter <strong>de</strong>m Geschriebenen das Wort<br />

"Celsior."<br />

Das Schriftstück enthielt eine für uns wichtige Belehrung. Der Junge fragte mich, was<br />

das Wort "Celsior" zu be<strong>de</strong>uten habe. Ich erklärte ihm, daß es ein lateinisches Wort sei<br />

und so viel heiße wie: "Der Höhere" o<strong><strong>de</strong>r</strong> "ein Höherer".<br />

Ich wollte nun von <strong>de</strong>m Jungen wissen, welche Empfindungen er bei <strong>de</strong>m soeben<br />

Erlebten gehabt habe. Er gab mir zu Antwort, daß er nicht die rechten Worte fin<strong>de</strong>, um<br />

das auszudrücken. Er habe unter <strong>de</strong>m Einfluß einer Gewalt gestan<strong>de</strong>n, die so groß war,<br />

daß er nicht wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehen konnte. Er habe sich zwar <strong>mit</strong> allen Kräften zur Wehr gesetzt,<br />

als er mir sagen sollte, daß meine Bibelerklärung falsch sei. Denn er sei<br />

selbstverständlich überzeugt gewesen, daß meine Erklärung richtig war. Aber er sei zum<br />

Sprechen und nachher auch zum Schreiben gezwungen wor<strong>de</strong>n. Es sei ihm dabei<br />

gewesen, als ob ihm die eigenen Gedanken weggenommen und durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e ersetzt<br />

wur<strong>de</strong>n. Er habe gewußt, daß er schrieb. Auch <strong>de</strong>s Inhaltes eines je<strong>de</strong>n Satzes sei er sich<br />

bewußt gewesen, aber nur so lange, als er <strong>de</strong>n Satz aussprach o<strong><strong>de</strong>r</strong> schrieb. War ein Satz<br />

zu En<strong>de</strong>, so habe er keine Erinnerung mehr daran gehabt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong> Satz<br />

habe seinen Geist vollständig ausgefüllt, und er sei gezwungen gewesen, ihn <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Worten auszusprechen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>zuschreiben, die ihm eingegeben wur<strong>de</strong>n. Auf die<br />

Buchstaben, Rechtschreibung, Komma o<strong><strong>de</strong>r</strong> Punkt habe er beim Schreiben nicht achten<br />

können. Am Schluß seiner Bibelauslegung und seiner Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrift habe er von <strong>de</strong>m<br />

Inhalt nichts mehr gewußt, so daß es ihm unmöglich sei, das Gesprochene und<br />

Geschriebene zu wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen.<br />

Wir waren noch daran, das Vorgefallene zu besprechen, als einer seiner bei<strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sagte, er könne an <strong>de</strong>n Zusammenkünften nicht mehr teilnehmen, <strong>de</strong>nn er vermöge<br />

seinen Kopf nicht mehr ruhig zu halten. Er wer<strong>de</strong> ihm gegen seinen Willen hin und her<br />

gedreht. Er versuche sich dagegen zu wehren, aber ohne Erfolg.<br />

Auch ich hatte das Hinundherbewegen seines Kopfes bemerkt. Ebenso seine Mutter.<br />

Diese schaute mich <strong>mit</strong> fragen<strong>de</strong>n Blicken ängstlich an. Ich beruhigte sie und <strong>de</strong>n<br />

Jungen, in<strong>de</strong>m ich ihnen sagte, daß sie keine Angst zu haben brauchten. Denn das, was<br />

wir täten, könne nichts Böses sein. Zwar verstän<strong>de</strong>n wir das noch nicht, was hier vor<br />

sich gehe. Aber es wer<strong>de</strong> uns ohne Zweifel bald klarwer<strong>de</strong>n. Ähnliche Vorkommnisse<br />

hätten sich auch in <strong>de</strong>n Versammlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Christen ereignet. Und ich las ihnen<br />

zum Beweis dafür das Kapitel 14 <strong>de</strong>s ersten Korintherbriefes vor und erklärte es ihnen,<br />

so gut ich es damals konnte.


Mir waren die Vorkommnisse <strong>de</strong>s heutigen Abends ebenso neu wie <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Teilnehmern. Bei <strong>de</strong>m Zusammentreffen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Jungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> benachbarten Stadt hatte<br />

ich ja bloß erlebt, daß ein Geist aus einem vollständig bewußtlosen Menschen sprach.<br />

Daß ein Geist einen Menschen auch bei vollem Bewußtsein als Werkzeug benutzen<br />

konnte, und zwar zum Sprechen und Schreiben, davon hatte auch ich keine Kenntnis.<br />

Vollends unklar war mir, was bei <strong>de</strong>m Jungen vor sich ging, <strong>de</strong>ssen Kopf hin und her<br />

bewegt wur<strong>de</strong>.<br />

Ich war daher froh, daß ich am kommen<strong>de</strong>n Sonntag bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt mir<br />

Aufklärung über diese Dinge erbitten konnte. Dort wur<strong>de</strong> mir gesagt: "Beunruhige dich<br />

nicht, wenn du nicht in allen Punkten sofort volle Klarheit gewinnst. Dafür ist die Sache<br />

für dich viel zu neu, und es fehlen dir für manches die richtigen Begriffe. Aber nach und<br />

nach wird dir alles verständlich wer<strong>de</strong>n. - Bei euren menschlichen Erfindungen und<br />

Ent<strong>de</strong>ckungen geht es ja ähnlich. Zuerst hält man die ent<strong>de</strong>ckte Wahrheit für unmöglich<br />

und <strong>de</strong>n Ent<strong>de</strong>cker für geistig nicht normal. Jahre später wird dieselbe Ent<strong>de</strong>ckung<br />

allgemein anerkannt und als etwas Selbstverständliches betrachtet. - Wer konnte sich vor<br />

hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Jahren einen Begriff von euren jetzigen Flugzeugen machen, vom Telefon o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Telegraf o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar vom Radio? Wenn jemand damals gesagt hätte, es wer<strong>de</strong> eine Zeit<br />

kommen, wo man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft fliegen, nach fernen Orten sprechen und in <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen<br />

Wohnung ein Konzert hören könne, das viele hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Stun<strong>de</strong>n entfernt stattfän<strong>de</strong>, so<br />

hätte man ihn nicht ernst genommen. Und gera<strong>de</strong> eure Gelehrten wür<strong>de</strong>n sich am<br />

meisten gegen diese Möglichkeiten ausgesprochen haben.<br />

Nun wird dir gesagt, und du erlebst es selbst, daß die <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen in<br />

Verbindung treten kann, sobald die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Vorbedingungen erfüllt sind. Die<br />

große Masse glaubt das nicht und hält es für unmöglich, genauso wie sie früher vieles<br />

für unmöglich gehalten hat, was heute Wirklichkeit ist.<br />

Auch eure Gelehrten wollen nicht zugeben, daß die <strong>Geisterwelt</strong> in einer <strong>mit</strong> euren<br />

Sinnen wahrnehmbaren Weise in euer Leben eingreifen kann. Und doch vollziehen sich<br />

Tausen<strong>de</strong> von Ereignissen auch in eurer Zeit, die von <strong>de</strong>n Gelehrten als unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>legliche<br />

Tatsachen festgestellt wer<strong>de</strong>n können, und zwar als Tatsachen, die nur als Eingriffe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> zu erklären sind. Eure Gelehrten suchen jedoch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Ursachen für jene<br />

Geschehnisse und muten euch zu, daß Unvernünftigste und Unglaublichste zu glauben,<br />

um jene Tatsachen 'menschlich' zu erklären, nur da<strong>mit</strong> sie nicht gezwungen sind, eine<br />

<strong>Geisterwelt</strong> und ein Jenseits anzunehmen. Die einen von ihnen tun es, weil sie ein<br />

Fortleben nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> leugnen. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, weil sie noch nicht <strong>de</strong>n Mut aufbringen,<br />

als Wissenschaftler für das Eingreifen von Geistern einzutreten, obschon sie innerlich<br />

davon überzeugt sind. Sie fürchten, daß ihr wissenschaftlicher Name darunter lei<strong>de</strong>n<br />

könnte.<br />

Aber es wird die Zeit kommen, wo auch eure Wissenschaft das Bekenntnis ablegen muß,<br />

daß die <strong>Geisterwelt</strong>, sowohl die gute als auch die böse, in euer Leben und euer Schicksal<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> mannigfachsten Weise sichtbar und fühlbar eingreift.<br />

Du darfst dich daher nicht wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wenn du in <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Zeit nicht für normal<br />

gehalten wirst, sobald du erklärst, du habest <strong>mit</strong> einem Geist gesprochen.


Darüber muß ich allerdings staunen, daß auch eure Religionsgemeinschaften <strong>de</strong>n<br />

Glauben an das Eingreifen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> und ihren <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen für die<br />

heutige Zeit ablehnen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn sie ihn zugeben, die Behauptung aufstellen, daß es nur<br />

die böse <strong>Geisterwelt</strong> sein könne, die sich heute kundtue.<br />

Eine solche Stellungnahme ist ganz töricht. Denn wenn heute keine Geister zu euch<br />

kommen können, dann war es auch in früheren Zeiten nicht möglich. Dann sind auch<br />

alle biblischen Berichte über einen Geisterverkehr in das Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Sage zu verweisen.<br />

O<strong><strong>de</strong>r</strong> sind es bloß böse Geister, die sich heute kundgeben, dann waren es auch früher<br />

bloß böse Geister. Da<strong>mit</strong> wür<strong>de</strong>n alle Religionen, die sich auf das Alte und Neue<br />

Testament grün<strong>de</strong>n, in sich zusammenfallen. Denn sie behaupten doch, durch Geister<br />

ihre religiösen Wahrheiten und Gesetze empfangen zu haben. Waren es jedoch früher<br />

gute Geister, die zu <strong>de</strong>n Menschen kamen, so ist kein Grund auszu<strong>de</strong>nken, weshalb sie<br />

heute nicht mehr kommen sollten. Es ist <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> damals die guten Geister<br />

schickte und <strong><strong>de</strong>r</strong> sie heute schickt. Wie er damals die Menschheit auf <strong>de</strong>n rechten Weg<br />

führen wollte, so auch heute. O<strong><strong>de</strong>r</strong> meint ihr etwa, ihr hättet heute eine Belehrung und<br />

Führung durch die Geister Gottes nicht mehr nötig? Meint ihr vielleicht, ihr seiet bessere<br />

und klügere Menschen als die <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Zeit und im Besitz <strong><strong>de</strong>r</strong> vollen Wahrheit?<br />

Was du in <strong>de</strong>iner Pfarre erlebt hast, ist eine Bestätigung <strong>de</strong>ssen, was du von mir<br />

vernimmst. Du wirst noch viel mehr erleben. Habe keine Angst wegen <strong>de</strong>s einen Jungen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> seinen Kopf nicht mehr ruhig halten kann. An ihm wird gearbeitet, und du sollst <strong>mit</strong><br />

eigenen Augen sehen, auf welche Weise die verschie<strong>de</strong>nen 'Medien' ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Wort 'Medium' be<strong>de</strong>utet 'Werkzeug'. 'Medien' sind also Menschen, die von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> als Werkzeug benutzt wer<strong>de</strong>n, um einen <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenwelt zu<br />

ermöglichen. Auch Tiere können Medien sein. Doch diese lassen wir einstweilen außer<br />

Betracht.<br />

Wenn Menschen als Werkzeuge <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> dienen sollen, bedürfen sie dazu einer<br />

Ausbildung, die durch die <strong>Geisterwelt</strong> erfolgt. Sie ist von kürzerer o<strong><strong>de</strong>r</strong> längerer Dauer,<br />

je nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Verschie<strong>de</strong>nheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Personen und vor allem <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwecke, für die sie<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Über die Arten <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien und die Einzelheiten ihrer Ausbildung wer<strong>de</strong> ich dich<br />

eingehend belehren, sobald die Zeit dafür da ist. Heute sage ich dir darüber nur so viel,<br />

als für dich nötig ist, um die Geschehnisse in <strong>de</strong>n nächsten Sitzungen da oben in <strong>de</strong>iner<br />

Pfarrei zu verstehen.<br />

Dort hast du augenblicklich zwei Arten von 'Medien', die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung begriffen<br />

sind und an <strong>de</strong>nen vonseiten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> gearbeitet wird. Das eine ist ein<br />

sogenanntes 'Inspirationsmedium'. Ihm wer<strong>de</strong>n von einem Geist bestimmte Gedanken<br />

<strong>mit</strong> einer solchen Kraft eingegeben, daß die eigenen Gedanken <strong>de</strong>s Mediums verdrängt<br />

wer<strong>de</strong>n und es ganz unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewalt jenes Geistes steht. Von ihm empfängt es nicht<br />

bloß die Gedanken, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wird von ihm auch gezwungen, sie entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> auszusprechen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>zuschreiben. Dabei behält das Medium sein volles Bewußtsein. - Dein<br />

Inspirationsmedium muß noch weiter ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, da<strong>mit</strong> seine<br />

Aufnahmefähigkeit für die Eingebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> vervollkommnet wird. Es muß


noch manches, was als Hemmnis im Wege steht, aus ihm hinausgeschafft wer<strong>de</strong>n. Was<br />

das ist, verstehst du jetzt noch nicht. Aber später wird es dir klar wer<strong>de</strong>n.<br />

Das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Medium, das noch nicht weiter in Tätigkeit getreten ist, befin<strong>de</strong>t sich im<br />

ersten Stadium <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung. Es ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge, <strong><strong>de</strong>r</strong> seinen Kopf bei <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Sitzung<br />

nicht ruhig halten konnte und dadurch ängstlich wur<strong>de</strong>. Er wird ein 'Sprechmedium'. Der<br />

eigene Geist wird aus seinem Körper verdrängt, und ein frem<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist nimmt von ihm<br />

Besitz und spricht durch ihn. Man nennt diesen Zustand 'Trance'. Er hat eine Menge<br />

Abstufungen, je nach<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s Mediums nur teilweise o<strong><strong>de</strong>r</strong> vollständig von<br />

seinem Körper getrennt ist.<br />

Wie das Lösen <strong>de</strong>s Geistes von <strong>de</strong>m Körper <strong>de</strong>s Mediums vor sich geht, ist für euch<br />

schwer verständlich. Doch ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mal wird es dir ausführlich erklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Ausbildung eines 'Volltrancemediums' o<strong><strong>de</strong>r</strong> 'Tieftrancemediums' ist zwar nicht<br />

schön anzusehen. Aber sie ist notwendig und vollzieht sich nach ewigen Gesetzen.<br />

Da<strong>mit</strong> die Mutter <strong>de</strong>s Mediums beim Anblick <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgänge sich nicht unnötig ängstigt,<br />

ist es am besten, wenn sie einstweilen <strong>de</strong>n Sitzungen fernbleibt.<br />

Die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien ist eine wichtige und heilige Sache. Ihr sollt daher in euren<br />

Sitzungen viel für die Medien beten und Gott um Kraft und Beistand bitten, da<strong>mit</strong> alles<br />

nach Gottes Willen geschieht und die Medien brauchbare Werkzeuge <strong>de</strong>s Guten wer<strong>de</strong>n<br />

und Gott treu bleiben. Diese Mitteilungen waren heute für dich notwendig, da<strong>mit</strong> du die<br />

Vorgänge bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong>de</strong>iner Medien einigermaßen verstehst und dich nicht über<br />

das beunruhigst, was du bei ihnen erlebst."<br />

Was mir über die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Medien meiner Pfarre gesagt wur<strong>de</strong>, bestätigte<br />

sich in allen Punkten. An <strong>de</strong>m Jungen, <strong><strong>de</strong>r</strong> als "Inspirationsmedium" bezeichnet wor<strong>de</strong>n<br />

war, ging die Ausbildung schnell vonstatten. Ihm wur<strong>de</strong>n ausführliche Belehrungen über<br />

die wichtigsten Wahrheiten eingegeben und von ihm nie<strong><strong>de</strong>r</strong>geschrieben. Sie enthielten<br />

etwas für mich ganz Neues und stan<strong>de</strong>n zum größten Teil <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m in Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch, was<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Junge selbst bisher geglaubt und was auch ich als Wahrheit gepredigt hatte. Von<br />

Unterbewußtsein und Gedankenübertragung, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> manche alles Derartige zu erklären<br />

suchen, konnte in diesem Falle also keine Re<strong>de</strong> sein. Gedankenübertragung kam auch<br />

schon <strong>de</strong>swegen nicht in Frage, weil das Inspirationsmedium alle Sachen, die es von<br />

jetzt ab schrieb, nicht in <strong>de</strong>n Sitzungen nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrieb, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu Hause, ohne Beisein<br />

irgend eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Der Junge setzte sich nie aus eigener Entschließung zum Schreiben<br />

hin, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dieselbe unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehliche Gewalt, die ihn das erstemal in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung<br />

gepackt hatte, zwang ihn je<strong>de</strong>smal dazu und bestimmte auch <strong>de</strong>n Augenblick dafür.<br />

Einmal wur<strong>de</strong> er in <strong>de</strong>n frühesten Morgenstun<strong>de</strong>n, als noch an kein Aufstehen zu <strong>de</strong>nken<br />

war, plötzlich geweckt und aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, aufzustehen und sich zum Schreiben<br />

hinzusetzen. Er leistete dieser Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nicht Folge, da er dachte, es sei noch viel zu<br />

früh zum Aufstehen. Da fühlte er, wie er <strong>mit</strong> Gewalt aus <strong>de</strong>m Bett gezogen und auf <strong>de</strong>n<br />

Bo<strong>de</strong>n gelegt wur<strong>de</strong>. Von Angst ergriffen, sprang er auf und setzte sich zum Schreiben<br />

hin. Er schrieb wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bare Ausführungen über "die Erlösung", die in keinem Punkte <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m übereinstimmen, was er als Katholik darüber wußte, aber auch sonst nirgends auch<br />

nur in ähnlicher Weise zu fin<strong>de</strong>n sind. Ebenso schrieb er, <strong><strong>de</strong>r</strong> einfache Landjunge, eine


Abhandlung über die "Heilige Schrift", die vollständig neue Wahrheiten enthält. Nicht<br />

bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhalt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die Satzbildung ist in diesen Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schriften so, daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Junge das nie aus sich hätte fertigbringen können. Er schrieb folgen<strong>de</strong> Abhandlungen in<br />

Prosa: "Die Vergeistigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele", "Die Gna<strong>de</strong> Gottes", "Was hat <strong>de</strong>in Erlöser für<br />

dich getan?", "Frühling, Sommer, Herbst und Winter", "Die Ernte", "Die Nacht", "Flehet<br />

zum Herrn!". "Die Heilige Schrift", "Kin<strong>de</strong>sliebe", "Der Tod <strong>de</strong>s Sterblichen".<br />

Wie alle Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schriften in Prosa nur die Wahrheiten Gottes zum Gegenstand haben, so<br />

auch seine Gedichte: "Der Hel<strong>de</strong>n Ruf", "Die Sprache <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung", "Heil und<br />

Hosanna", "Auf Gottes Wegen", "Gottes Hirt und seine Her<strong>de</strong>", "Der Stärkere", "So<br />

ziehet <strong>de</strong>in Schöpfer".<br />

Die Ausbildung seines Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>s zum Sprechmedium nahm längere Zeit in Anspruch. Der<br />

Anblick <strong><strong>de</strong>r</strong> dabei eintreten<strong>de</strong>n körperlichen Zustän<strong>de</strong> war oft recht beängstigend. Ich<br />

war daher froh, vorher darüber unterrichtet wor<strong>de</strong>n zu sein, sonst hätte ich wohl kaum<br />

<strong>de</strong>n Mut gefun<strong>de</strong>n, bis zum Schluß auszuharren. Die Mutter <strong>de</strong>s Jungen hatte ich<br />

gebeten, bis auf weiteres <strong>de</strong>n Sitzungen fernzubleiben.<br />

Nach<strong>de</strong>m seine Ausbildung vollen<strong>de</strong>t war, fiel er in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise in <strong>de</strong>n sogenannten<br />

"Trance"-Zustand, wie ich dies zuerst bei <strong>de</strong>m Sprechmedium in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt gesehen hatte.<br />

Das Geistwesen, das zum erstenmal durch ihn sprach, kam <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Gruß: "Gott <strong>mit</strong><br />

uns!" Dann schwor es bei Gott, daß es ein guter Geist Gottes sei und nannte seinen<br />

Namen.<br />

Durch diesen Geist wur<strong>de</strong> mir eine Fülle von Weisungen und Belehrungen gegeben, die<br />

alle <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m übereinstimmten, was ich durch das "Inspirationsmedium" meiner Pfarre<br />

und vor allem durch das Medium in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt erfuhr.<br />

Zwei Dinge fielen mir dabei auf: Zunächst konnte ich einen Rangunterschied zwischen<br />

<strong>de</strong>m Geist feststellen, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch das Sprechmedium in meiner Pfarre sprach, und <strong>de</strong>m<br />

Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong>de</strong>s Mediums in <strong><strong>de</strong>r</strong> benachbarten Stadt bediente. Denn manchmal, wenn<br />

ich eine sehr wichtige Frage an <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Medium meiner Pfarre sprechen<strong>de</strong>n Geist<br />

richtete, lehnte er die Beantwortung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Bemerken ab: "Dazu habe ich keinen<br />

Auftrag. Aber frage 'Ihn'!" - Bei <strong>de</strong>m Wort "Ihn" verbeugte er sich tief. Mit "Ihn" meinte<br />

er <strong>de</strong>n Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Jungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt als Medium hatte. Das erstemal, als er mich an<br />

diesen wies, fragte ich, ob er diesen Geist kenne. "Ich kenne ihn", war seine kurze<br />

Antwort. Dabei verneigte er sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um sehr tief. - Es wollte mir zuerst etwas<br />

unverständlich vorkommen, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> aus meinem Bauernjungen sprechen<strong>de</strong> Geist mir<br />

nicht die Fragen ebensogut beantworten dürfe, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Jungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt<br />

als Medium hatte. Letzteren fragte ich daher eines Tages nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Ursache. Er belehrte<br />

mich, daß es in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> ähnlich gehe, wie bei uns Menschen. Wenn ein Bote <strong>mit</strong><br />

einem bestimmten Auftrag zu jemand geschickt wer<strong>de</strong>, dann habe er nur das<br />

auszurichten, was ihm aufgetragen wor<strong>de</strong>n sei. Nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es. So habe er selbst als<br />

Beauftragter Gottes das Recht, mir je<strong>de</strong> Frage zu beantworten, die ich an ihn stelle, wenn<br />

er die Beantwortung für notwendig o<strong><strong>de</strong>r</strong> nützlich halte. Einen so weitgehen<strong>de</strong>n Auftrag<br />

habe jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist nicht, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>m Sprechmedium meiner Pfarre spreche. Dieser


habe daher die Pflicht, mich in allen Fragen, die er nicht beantworten dürfe, an ihn zu<br />

weisen. Denn jener Geist sei ihm untergeordnet.<br />

Noch ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Unterschied fiel mir auf. Aus <strong>de</strong>m Medium in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt re<strong>de</strong>te stets<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Geist, während in das Sprechmedium meiner Pfarre auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Geistwesen<br />

eintraten. Allerdings blieb <strong><strong>de</strong>r</strong> daraus re<strong>de</strong>n<strong>de</strong> hohe Geist immer <strong><strong>de</strong>r</strong> Führer. Er kam stets<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Gruß: "Gott <strong>mit</strong> uns!" und war an seiner zarten Stimme und an <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm<br />

eigentümlichen Ausdrucksweise erkenntlich. Auch kam er bei <strong>de</strong>n Sitzungen in meiner<br />

Pfarre stets als erster.<br />

Eines Tages fragte ich ihn, wie es zu erklären sei, daß durch das Medium in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt<br />

immer nur ein und <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Geist re<strong>de</strong>, während das von ihm benutzte Medium auch<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geistern als Werkzeug diene. Darauf gab er mir folgen<strong>de</strong> Antwort: "Dem Geist,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> durch das Medium in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt spricht, wur<strong>de</strong> zur Erfüllung einer bestimmten<br />

Aufgabe jenes Medium zur alleinigen Benutzung zugeteilt. Darum wer<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Geistwesen bei jenem Medium nicht zugelassen. - Das Medium durch das ich spreche,<br />

ist zwar auch für mich ausgebil<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n, aber es ist Gottes Wille, daß auch noch<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Geister, gute und böse, hohe und nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e, in dieses Medium eintreten und sich<br />

kundgeben. Dadurch soll dir Gelegenheit gegeben wer<strong>de</strong>n, die verschie<strong>de</strong>nen Arten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister kennenzulernen. Aus <strong>de</strong>m, was sie re<strong>de</strong>n und tun, sollst du <strong>de</strong>n Zustand<br />

beurteilen, in <strong>de</strong>m sie sich im Jenseits befin<strong>de</strong>n. Vor allem sollst du einen Begriff<br />

bekommen von <strong>de</strong>m Weg, <strong>de</strong>n die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geister zu gehen haben, bis sie zur<br />

Vollendung gelangen. Ein solch persönliches Erleben <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> durch ihr<br />

Auftreten in <strong>de</strong>n Medien ist für dich von <strong><strong>de</strong>r</strong> größten Wichtigkeit und vermehrt <strong>de</strong>ine<br />

Erkenntnisse auf diesem Gebiet in viel vollkommenerer Weise, als es eine mündliche<br />

Belehrung zu tun vermag. Doch wer<strong>de</strong>n die Geister, die sich durch dieses Medium<br />

kundtun, nicht nach Belieben kommen und gehen. Sie unterstehen einem Kontrollgeist,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> zu bestimmen hat, welche Geister in das Medium eintreten und wie lange sie darin<br />

verweilen dürfen. Bei allen Medien, die als Werkzeuge <strong>de</strong>s Guten dienen, ist eine solche<br />

Kontrolle. Ebenso in allen Versammlungen, in <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterverkehr so vor sich<br />

geht, wie es Gott haben will. Wo diese Kontrolle fehlt, erlebt ihr nichts wirklich Schönes<br />

und Gutes. Denn die guten und hohen Geister fehlen. Sie treten nur dort auf, wo alles<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott bestimmten Ordnung sich vollzieht und ein Geist Gottes Ordnung<br />

hält. Bei <strong>de</strong>n meisten <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen spiritistischen Zusammenkünfte fehlt diese Kontrolle,<br />

und daher sind sie <strong><strong>de</strong>r</strong> Tummelplatz <strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>Geisterwelt</strong>.<br />

Am Anfang wer<strong>de</strong> ich dir vorher sagen, welche Geister in das Medium eintreten und wie<br />

du dich ihnen gegenüber zu verhalten hast. Später wirst du sie selbst unterschei<strong>de</strong>n<br />

können und wirst wissen, was du in je<strong>de</strong>m einzelnen Falle tun sollst."<br />

So geschah es. Sehr groß war die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister, die sich <strong>de</strong>s "Sprechmediums" meiner<br />

Pfarre bedienten. Es kamen hohe Geister, die <strong>mit</strong> Worten <strong>de</strong>s Lobes und Preises Gottes<br />

eintraten, uns wichtige Belehrungen erteilten und dann <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Segen Gottes sich<br />

verabschie<strong>de</strong>ten.<br />

Schwer lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Geister mel<strong>de</strong>ten sich, die oft in erschüttern<strong>de</strong>n Worten um Hilfe<br />

flehten und uns baten, <strong>mit</strong> ihnen zu beten. Manchmal sprachen sie in einer frem<strong>de</strong>n


Sprache, die wir nicht verstan<strong>de</strong>n, und zeigten sich sehr unglücklich darüber, daß sie<br />

sich uns nicht verständlich machen konnten.<br />

Dann kamen nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e Geister, die sich und ihr Schicksal verfluchten und die<br />

schändlichsten Beschimpfungen gegen uns ausstießen und über alles Hohe und Heilige<br />

höhnten. Wenn wir sie auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten, <strong>mit</strong> uns zu Gott zu beten, lehnten sie es unter<br />

Ausdrücken <strong>de</strong>s Spottes o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Hasses ab. Drangen wir darauf, <strong>de</strong>n Namen Gottes<br />

auszusprechen, so traten sie sofort aus <strong>de</strong>m Medium aus.<br />

Sehr zahlreich waren die Geistwesen, die überhaupt nicht wußten, daß sie durch <strong>de</strong>n Tod<br />

von ihrem irdischen Leib getrennt waren. Sie glaubten sich noch auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> zu<br />

befin<strong>de</strong>n und die Beschäftigung zu verrichten, die sie als Menschen hatten. Es waren die<br />

sogenannten "erdgebun<strong>de</strong>nen Geister".<br />

Das Grauenhafteste, was wir erlebten, war das Auftreten <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister von Verbrechern.<br />

Sie sahen sich beständig an <strong>de</strong>m Ort ihrer Taten und erlebten immer von neuem die<br />

Szenen, die sich bei Verübung ihrer Verbrechen abgespielt hatten. Es war wie ein Film,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> sich stets wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte. - Der Geist <strong>de</strong>s Mör<strong><strong>de</strong>r</strong>s war dauernd in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung und<br />

Ausführung <strong>de</strong>s Mor<strong>de</strong>s in allen seinen Einzelheiten, brachte die Gedanken und<br />

Empfindungen jener schrecklichen Stun<strong>de</strong>n in Worten zum Ausdruck, die uns<br />

erschau<strong><strong>de</strong>r</strong>n ließen; er sah sein Opfer vor sich, das ihn ständig anschaute und ihn durch<br />

diesen Blick zur Verzweiflung trieb. Ähnliches wi<strong><strong>de</strong>r</strong>fuhr <strong>de</strong>n Geistern von Wucherern<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstigen Übeltätern, die einst ihre Mitmenschen in Not und Unglück gebracht<br />

hatten. Wohin sie sich wen<strong>de</strong>n mochten, überall stan<strong>de</strong>n die Gestalten ihrer Opfer vor<br />

ihnen. Der Geist <strong>de</strong>s Selbstmör<strong><strong>de</strong>r</strong>s war unaufhörlich in <strong>de</strong>n Gefühlen,<br />

Verzweiflungsausbrüchen und Geschehnissen, die seinen Selbstmord begleitet hatten.<br />

Kein Bühnendarsteller <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt vermag seine Rolle so wahrheitsgetreu zu spielen, wie<br />

diese Geister das Erleben <strong><strong>de</strong>r</strong> dunkelsten Stun<strong>de</strong>n ihres irdischen Daseins durch <strong>de</strong>n<br />

Körper <strong><strong>de</strong>r</strong> in diesen Dingen ganz unerfahrenen, unwissen<strong>de</strong>n und harmlosen Medien<br />

darstellten. Oft zitterten wir bei Ansehen und Anhören <strong>de</strong>ssen, was sich vor unseren<br />

Augen abspielte, an allen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Hier und da stellten sich auch sogenannte "Foppgeister" ein, die uns <strong>mit</strong> ihren Späßen<br />

und Lügen zu belustigen suchten. Da wir ihr Verbleiben ablehnten, mußten sie so<br />

schnell, wie sie gekommen waren, auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> gehen.<br />

Das Auftreten <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nartigen Geister und das, was sich dabei zutrug, hatte seine<br />

tiefe Be<strong>de</strong>utung.<br />

Von <strong>de</strong>n hohen Geistern empfingen wir wertvolle Unterweisungen, manchmal auch<br />

ernste Zurechtweisungen und Ta<strong>de</strong>l, so daß nicht selten bei <strong>de</strong>m einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilnehmer die Tränen kamen. Mehr als einmal wur<strong>de</strong>n die geheimsten Gedanken <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Anwesen<strong>de</strong>n offenbart, jedoch stets so, daß keiner vor <strong>de</strong>n übrigen beschämt wur<strong>de</strong>. Es<br />

ist überhaupt eine Eigentümlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong>, daß sie ihren Ta<strong>de</strong>l und ihre<br />

Zurechtweisungen immer in Formen klei<strong>de</strong>t, die nie verletzen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Hinweis<br />

auf die Verfehlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen stets Worte <strong>de</strong>s Trostes, <strong><strong>de</strong>r</strong> Ermunterung und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Liebe verbin<strong>de</strong>n. Sie brechen nie das geknickte Rohr und löschen <strong>de</strong>n glimmen<strong>de</strong>n


Docht nicht aus. Mit zarten Hän<strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>ln sie die Wun<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Herzen ihrer<br />

Pflegebefohlenen.<br />

Mahnungen und Ratschläge in einer und <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Sache pflegen sie nicht oft zu<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen. Wird das, was sie sagen, nicht befolgt, so machen sie vielleicht noch das<br />

eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mal darauf aufmerksam. Dann nicht mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur in <strong>de</strong>n seltensten<br />

Fällen. Gibt sich jedoch einer Mühe, <strong>de</strong>n Rat o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Mahnung auszuführen, dann<br />

kommen sie immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> darauf zurück und helfen ihm durch Belehrung und liebevolle<br />

Ermunterung so lange, bis er sein Ziel erreicht hat. Wenn jemand nur wirklich guten<br />

Willen zeigt, dann kennt ihre Liebe und ihr Erbarmen auch in <strong>de</strong>n Fällen, wo einer<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aus menschlicher Schwäche strauchelt, keine Grenze. Macht einer jedoch<br />

nicht einmal <strong>de</strong>n Versuch das auszuführen, was ihm einer dieser Gottesboten gesagt, und<br />

er bittet nachher in einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Sache um seinen Rat, dann erfolgt gewöhnlich die<br />

Antwort: "Warum fragst du mich? Du tust ja doch nicht, was ich dir sage."<br />

Aber auch das Auftreten <strong><strong>de</strong>r</strong> niedrigsten Geister gereichte uns zur Belehrung. Nie wer<strong>de</strong><br />

ich jenen Abend vergessen, an <strong>de</strong>m in ein Sprechmedium die Geister von drei<br />

Selbstmör<strong><strong>de</strong>r</strong>n in kurzen Abstän<strong>de</strong>n nacheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> eintraten und wir das Grauenhafteste<br />

erlebten, was Menschen auf diesem Gebiete vor Augen treten kann. Als <strong><strong>de</strong>r</strong> letzte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

drei Geister aus <strong>de</strong>m Medium ausgetreten war und wir noch zitternd dasaßen, kam <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

leiten<strong>de</strong> Geist - auch "Führer" genannt - in das Medium und richtete folgen<strong>de</strong> Worte an<br />

uns: "Es hat seinen tiefen Grund, daß euch das Furchtbare heute Abend gezeigt wor<strong>de</strong>n<br />

ist. Zunächst solltet ihr sehen, wie die 'Ruhe' beschaffen ist, die manche Menschen nach<br />

ihrem irdischen To<strong>de</strong> haben. Ihr pflegt ja am Grabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen so oft zu sagen: 'Nun<br />

hat er Ruhe!' - Heute Abend habt ihr diese 'Ruhe' gesehen. Ihr vermögt gar nicht zu<br />

ermessen, was diese unglücklichen Geister zu erlei<strong>de</strong>n haben, bis sie zur Erkenntnis<br />

ihres Zustan<strong>de</strong>s kommen und sich zu Gott wen<strong>de</strong>n. Ihr durftet die drei Geister nicht<br />

belehren. Sie sind es noch nicht wert. Sie müssen erst durch Lei<strong>de</strong>n reif wer<strong>de</strong>n für eine<br />

solche Belehrung. Heute wäre sie zwecklos gewesen. - Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustand dieser Geister<br />

ist euch noch aus einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Grun<strong>de</strong> gezeigt wor<strong>de</strong>n."<br />

Und nun erhob er in feierlichem Ernst seine Stimme und sagte: "Einer von euch hat sich<br />

heute <strong>mit</strong> Selbstmordgedanken getragen und war schon im Begriff, die Vorbereitungen<br />

dazu zu treffen." Da stieß eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n einen jähen Schrei aus und rief: "Ich bin<br />

es! Ach Gott, ich bin es!" "Ja, du bist es", sagte er nun in sanftem Ton. "Du glaubtest<br />

dich <strong>de</strong>m Schweren, das du nun schon seit vielen Jahren zu tragen hast, durch<br />

Selbstmord entziehen zu können und dadurch Ruhe zu fin<strong>de</strong>n. Heute hast du ja die<br />

'Ruhe' gesehen, die <strong>de</strong>iner in einem solchen Falle harret. Jetzt wirst du wohl für immer<br />

von <strong>de</strong>m Gedanken <strong>de</strong>s Selbstmor<strong>de</strong>s geheilt sein. So war <strong><strong>de</strong>r</strong> heutige Abend für dich<br />

eine große Wohltat."<br />

Mein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Augenmerk richtete ich darauf, ob das, was mir durch die "Medien"<br />

<strong>mit</strong>geteilt o<strong><strong>de</strong>r</strong> vorausgesagt wur<strong>de</strong>, sich bewahrheitete. Denn wenn das, was wir auf<br />

seine Richtigkeit nachprüfen konnten, Wahrheit war, dann hatten wir keinen Grund, an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit <strong>de</strong>ssen zu zweifeln, was sich einer Nachprüfung entzog.


Aus <strong>de</strong>n vielen Feststellungen, die ich bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Angaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister gemacht habe,<br />

möchte ich einige anführen, die geeignet sind, je<strong>de</strong>n Vorurteilslosen zu überzeugen.<br />

Ein Rundgang <strong>mit</strong> einem Medium durch<br />

meine Pfarrkirche.<br />

Eines Tages besuchte mich das Medium aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt in meinem Pfarrhaus. . Wir saßen<br />

zusammen in meinem Arbeitszimmer und unterhielten uns über gleichgültige Dinge.<br />

Meine Haushälterin war in <strong><strong>de</strong>r</strong> Küche beschäftigt und kam ab und zu ins Zimmer. In<br />

einem Augenblick, als wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong> allein waren, fiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge plötzlich in "Trance", und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist wandte sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Worten an mich: "Deine Haushälterin ist<br />

soeben in <strong>de</strong>n Garten gegangen, um dort zu arbeiten. Diese Zeit möchte ich benutzen,<br />

um <strong>mit</strong> dir zu sprechen. Bitte, zeige mir <strong>de</strong>ine Kirche!"<br />

Daß meine Haushälterin in <strong>de</strong>n Garten gegangen war, um darin zu arbeiten, konnte<br />

we<strong><strong>de</strong>r</strong> ich noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge als Mensch wissen. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Garten lag hinter <strong>de</strong>m Pfarrhaus<br />

und man gelangte aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Küche, die an <strong>de</strong>n Garten anstieß, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise in <strong>de</strong>n Garten,<br />

daß man zunächst <strong>de</strong>n hintersten Teil <strong>de</strong>s Hausflurs betrat, aus <strong>de</strong>m dann eine Türe in<br />

<strong>de</strong>n Garten führte. Wir bei<strong>de</strong> saßen in einem Zimmer <strong><strong>de</strong>r</strong> entgegengesetzten Seite und<br />

konnten we<strong><strong>de</strong>r</strong> sehen noch hören, was in Küche und Garten vorging.<br />

Auf die Bitte, ihm die Kirche zu zeigen, stand ich auf. Der Junge folgte mir in seinem<br />

Trancezustand <strong>mit</strong> schwerfälligen Schritten und geschlossenen Augen. Die Kirche lag<br />

dicht neben <strong>de</strong>m Pfarrhaus. Man brauchte nicht über die Straße zu gehen, um<br />

hineinzugelangen. Durch eine Seitentüre konnte man aus <strong>de</strong>m Vorgarten in die Kirche<br />

eintreten. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche angekommen, sagte er: "Der Altar steht ja über einem<br />

Totengerippe, das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> liegt. Auch unter <strong>de</strong>m Fußbo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Schiffes befin<strong>de</strong>t sich<br />

eine Anzahl von Totengerippen. Hier war früher ein Kirchhof."<br />

Ich entgegnete, daß ich davon nichts wisse. Auch hielt ich dies nicht für möglich. Denn<br />

die Kirche stand erhöht und um die Kirche herum war kein Raum für Grabstätten. -<br />

"Erkundige dich bei <strong>de</strong>n ältesten Leuten <strong>de</strong>iner Pfarrei", sagte er, "sie können vielleicht<br />

darüber Aufschluß geben."<br />

Dann wandte er die geschlossenen Augen zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Orgelbühne <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: "Du<br />

weißt, daß ich in rein materiellen Dingen keine Ratschläge zu geben pflege. Aber heute<br />

möchte ich eine Ausnahme machen. Du hast die Orgel angeschafft. Sag <strong>de</strong>inem<br />

Organisten, er möge nach <strong>de</strong>m Orgelspiel je<strong>de</strong>smal die Register wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz in die Orgel<br />

zurückdrücken. Drei Register sind augenblicklich noch halb herausgezogen. Dadurch<br />

setzt sich Staub und Feuchtigkeit in die Orgelpfeifen und beeinträchtigt im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeit die Reinheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Töne. Ein reines, schönes Orgelspiel trägt zur Verschönerung <strong>de</strong>s<br />

Gottesdienstes und dadurch zur Ehre Gottes bei. Darum sage ich dir dies."<br />

Der Spieltisch <strong><strong>de</strong>r</strong> Orgel war verschlossen, so daß man we<strong><strong>de</strong>r</strong> die Tasten noch die<br />

Register sehen konnte, selbst wenn man davor gestan<strong>de</strong>n hätte. Erst recht nicht vom<br />

Altar aus, an <strong>de</strong>m wir uns in diesem Augenblick befan<strong>de</strong>n. Aus dieser Entfernung hätte


wir selbst dann nichts sehen können, wenn die Orgel offen gewesen wäre. Der Schlüssel<br />

zur Orgel hing im Sakristeischrank.<br />

Dann gingen wir zu einem Seitenaltar. Das Altarbild stellt <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s heiligen Josef<br />

dar. Jesus und Maria stehen an seinem Sterbebett. "Diese Darstellung ist nicht richtig",<br />

sagte er, "Jesus war beim To<strong>de</strong> Josefs nicht anwesend."<br />

Nun gingen wir an <strong>de</strong>n einzelnen Kreuzwegstationen vorüber. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Darstellung, in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Veronika das Schweißtuch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Bil<strong>de</strong> <strong>de</strong>s blutigen Antlitzes Jesu zurückerhält,<br />

fragte ich ihn, ob diese Begebenheit bloß Legen<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit sei. "Es ist<br />

Wirklichkeit und keine Legen<strong>de</strong>", war seine Antwort.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreuzigung Christi fragte er mich plötzlich: "Was, glaubst du,<br />

hat bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreuzigung <strong>de</strong>n größten Schmerz verursacht?" Ich erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te: "Die<br />

Annagelung." - "Nein", entgegnete er, "nicht die Annagelung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Durst. Die<br />

Nägel wur<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> einem wuchtigen Schlag von <strong>de</strong>n brutalen Henkersknechten durch<br />

Hän<strong>de</strong> und Füße getrieben und verursachten zunächst eine nicht beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s schmerzliche<br />

Betäubung. So, wie eure Verwun<strong>de</strong>ten im Kriege die schweren Verletzungen durch<br />

Kugel o<strong><strong>de</strong>r</strong> Granatsplitter im ersten Augenblick kaum fühlen. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Durst infolge <strong>de</strong>s<br />

Blutverlustes ist das Furchtbarste, auch bei euren Verwun<strong>de</strong>ten. Er kann <strong>de</strong>n Menschen<br />

wahnsinnig machen. Kein körperlicher Schmerz ist <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Qual <strong>de</strong>s Verdurstens zu<br />

vergleichen."<br />

Beim Weitergehen gelangten wir zu einer Seitenkapelle. Darin war ein altes Marienbild<br />

aus Holz, das in <strong>de</strong>n früheren Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ten in einem Kloster gestan<strong>de</strong>n hatte, <strong>de</strong>ssen<br />

Ruinen sich noch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe befan<strong>de</strong>n. - "Dieses Bild", sagte er, "suchen schon seit<br />

langem die lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geister, die da unten im Tal bei <strong>de</strong>n Ruinen <strong>de</strong>s Klosters gebannt<br />

sind." - Ganz erstaunt fragte ich: "Warum suchen <strong>de</strong>nn jene Geister schon so lange<br />

dieses Marienbild? Es ist hier doch leicht zu fin<strong>de</strong>n. Und zu<strong>de</strong>m, was kann das Bild <strong>de</strong>n<br />

lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geistern nützen?"<br />

"Du verstehst das nicht? Nun, dann will ich es dir erklären. Siehe, die Geister, die zur<br />

Strafe für ihre Taten an irgend einen Ort gebannt sind, dürfen über <strong>de</strong>n für sie<br />

bestimmten 'Bannkreis' nicht hinaus. Aus diesem Grun<strong>de</strong> können auch die in jenes Tal<br />

bei <strong>de</strong>n Klosterruinen gebannten Geister nicht bis zu dieser Kirche gelangen. Sie können<br />

das Marienbild also nur innerhalb ihres Bannkreises suchen. Und da fin<strong>de</strong>n sie es nicht. -<br />

Wenn du weiter fragst, was ihnen das Marienbild <strong>de</strong>nn helfen könne, so ist es richtig,<br />

daß ihnen das Bild selbst keine Hilfe bringen kann. Aber etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es, was <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Bil<strong>de</strong> zusammenhing, brachte ihnen früher Erleichterung. Als nämlich das Bild noch im<br />

Kloster stand, kamen viele Menschen, um vor <strong>de</strong>m Bil<strong>de</strong> zu beten. Bei dieser<br />

Gelegenheit verrichtete man auch Gebete für die 'armen Seelen', wie ihr die lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Geister nennt. Das Gebet kann zwar diesen Geistern nichts von ihrer Schuld und Strafe<br />

wegnehmen . Aber sie vernehmen das Beten, und ihre Gedanken wer<strong>de</strong>n ebenfalls auf<br />

Gott hingelenkt. Dadurch fin<strong>de</strong>n sie eine Erleichterung ihres Zustan<strong>de</strong>s. Seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit<br />

nun, wo das Bild dort weggenommen wur<strong>de</strong>, kommt niemand mehr zum Beten dorthin,<br />

und die Geister vermissen die Wohltat, die ihnen einst das Gebet brachte. Sie wissen,


daß das Beten im Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesenheit <strong>de</strong>s Marienbil<strong>de</strong>s stand. Darum<br />

sind sie darauf aus, das Bild wie<strong><strong>de</strong>r</strong> dorthin zu schaffen ".<br />

Jetzt kamen wir an die Treppe, die zur Orgelbühne führte. Ich hätte nun gar zu gern<br />

gewußt, wie es sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n halb herausgezogenen Orgelregistern verhielt. Aber noch<br />

ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Gedanke beschäftigte mich in diesem Augenblick. Ich legte mir nämlich die<br />

Frage vor, ob er wohl die Orgel spielen könne. Daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge es nicht konnte, wußte ich.<br />

Nur ein Be<strong>de</strong>nken hatte ich: Wird <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong> Geist soviel Gewalt über <strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s<br />

Jungen haben, daß er die Finger und Füße so schnell bewegen kann, wie es ein<br />

Orgelspiel erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t? - Nur zaghaft sprach ich daher die Bitte aus, ob er nicht auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Orgel spielen wolle. "Gern, wenn es dir Freu<strong>de</strong> macht", war seine Antwort. Sofort eilte<br />

ich in die Sakristei und holte von dort <strong>de</strong>n Schlüssel zur Orgel. Wir stiegen die Treppe<br />

zur Orgelbühne hinauf. Ich öffnete <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Schlüssel die Orgel und sah sofort nach <strong>de</strong>n<br />

Registern. Richtig! Da waren drei Register halb herausgezogen. Nochmals bat er mich,<br />

<strong>de</strong>n Organisten darauf hinzuweisen.<br />

Dann setzte er sich an die Orgel, zog Register und begann zu spielen. Zuerst leise und<br />

zart in lieblichen Akkor<strong>de</strong>n. Dann etwas stärker, und je länger er spielte, um so mehr<br />

schwollen die Töne an. Und auf <strong>de</strong>m Höhepunkt <strong>de</strong>s Spieles war es ein Wogen und<br />

Brausen und Stürmen <strong>mit</strong> allen Registern, wie ein Orkan, <strong><strong>de</strong>r</strong> Bäume entwurzelt. Dann<br />

nach und nach ein langsames Abschwellen und zum Schluß ein wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar sanftes und<br />

friedliches Ausklingen. Kein Zweifel, hier saß ein Meister an <strong><strong>de</strong>r</strong> Orgel.<br />

Als er geen<strong>de</strong>t hatte, drückte er alle Register in die Orgel und stand von <strong><strong>de</strong>r</strong> Orgelbank<br />

auf. Ich schloß die Orgel wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu. Da trat er vor mich hin und stellte die Frage an<br />

mich: "Weißt du, was ich soeben auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Orgel gespielt habe?" Ich antwortete <strong>mit</strong><br />

"Nein". - "Dein Leben habe ich gespielt", sagte er ruhig .<br />

Ich sah ihn erstaunt an. Ich konnte mir nicht <strong>de</strong>nken, daß man das Leben eines Menschen<br />

spielen könne. Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, begann er folgen<strong>de</strong> Belehrung:<br />

"Das Leben eines Menschen ist wie ein Gemäl<strong>de</strong>. Man kann malen in Farben, man kann<br />

auch malen in Tönen . Je<strong>de</strong> Farbe stellt einen Ton dar und je<strong><strong>de</strong>r</strong> Ton eine Farbe. Es gibt<br />

Hellseher, die alle Töne in ihren Farben sehen und Harmonie und Disharmonie nicht<br />

durchs Gehör feststellen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch Anschauen <strong><strong>de</strong>r</strong> Tonfarben. Daher kann man<br />

je<strong>de</strong>s Gemäl<strong>de</strong> spielen, als ob man Noten vor sich hätte. Wenigstens die <strong>Geisterwelt</strong><br />

kann dies."<br />

Ich verstand seine Ausführungen nicht. Sie waren mir zu neu.<br />

Schweigend gingen wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong> die Treppe hinunter in das Schiff <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche bis zu <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Türe, durch die wir hereingekommen waren. Hier blieb er <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten stehen: "Ich<br />

will mich jetzt verabschie<strong>de</strong>n. Ich kann nicht mehr <strong>mit</strong> ins Pfarrhaus gehen. Denn <strong>de</strong>ine<br />

Haushälterin ist soeben im Begriff, aus <strong>de</strong>m Garten ins Haus zu kommen, und ich<br />

möchte nicht, daß sie <strong>de</strong>n Jungen im Trancezustand sehe. Ich stelle mich jetzt an diese<br />

Wand. Stütze du <strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s Jungen, da<strong>mit</strong> er nicht zu Bo<strong>de</strong>n fällt, wenn ich aus ihm<br />

austrete."


Ich tat nach seiner Weisung und mußte meine ganze Kraft anstrengen, <strong>de</strong>n beim<br />

Austreten <strong>de</strong>s Geistes vornübersinken<strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s Jungen aufrecht zu halten. Sofort<br />

kam dieser zu sich und war sehr erstaunt, <strong>mit</strong> mir in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche zu sein. Er wußte sich<br />

bloß zu erinnern, daß wir zusammen im Pfarrhaus gesessen. Von <strong>de</strong>m, was sich<br />

inzwischen zugetragen, wußte er nichts. Als ich sagte, daß er so schön Orgel gespielt<br />

habe, schüttelte er ungläubig <strong>de</strong>n Kopf.<br />

In <strong>de</strong>m Augenblick, wo wir die Pfarrhaustüre öffneten, betrat auch meine Haushälterin,<br />

aus <strong>de</strong>m Garten kommend, <strong>de</strong>n hinteren Teil <strong>de</strong>s Hausflurs. Sie hätte also <strong>de</strong>n Jungen in<br />

seinem Trancezustand gesehen, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist, um dies zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, nicht vorher aus<br />

<strong>de</strong>m Medium ausgetreten wäre.<br />

Der Junge selbst, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ich nachher über die einzelnen Geschehnisse sprach, wußte<br />

we<strong><strong>de</strong>r</strong> etwas von <strong>de</strong>n Totengerippen, noch von <strong>de</strong>n Orgelregistern, noch von <strong>de</strong>m Tod<br />

<strong>de</strong>s heiligen Josef, noch von <strong>de</strong>m Schweißtuch <strong><strong>de</strong>r</strong> Veronika, noch von <strong>de</strong>n Schmerzen<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreuzigung, noch von <strong>de</strong>m Marienbild und seiner Geschichte, noch von <strong>de</strong>n bei<br />

<strong>de</strong>n Klosterruinen gebannten Geistern und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung <strong>de</strong>s Gebetes für sie, noch von<br />

Orgelspiel und <strong><strong>de</strong>r</strong> mir im Anschluß daran gegebenen Belehrung.<br />

Noch an <strong>de</strong>mselben Abend stellte ich durch Nachfrage fest, daß dort wo jetzt die Kirche<br />

steht, in ganz alter Zeit sich tatsächlich ein Begräbnisplatz befun<strong>de</strong>n hatte.<br />

Ein Or<strong>de</strong>nsmann als Spiritist<br />

Eine Angabe, die eines Abends durch <strong>de</strong>n Bauernjungen meiner Pfarre als<br />

Sprechmedium gemacht wur<strong>de</strong>, erschien uns ganz unwahrscheinlich. Durch das Medium<br />

war nämlich gesagt wor<strong>de</strong>n, daß auch ein Pater aus <strong>de</strong>m benachbarten<br />

Benediktinerkloster sich an "spiritistischen Sitzungen" beteilige, die in einer nicht weit<br />

entfernten Stadt abgehalten wür<strong>de</strong>n. Wir konnten uns nicht <strong>de</strong>nken, daß ein Mönch in<br />

seinem Or<strong>de</strong>nshabit sich in einen spiritistischen Zirkel setze, da doch gera<strong>de</strong> die<br />

katholische Kirche eine so scharfe Gegnerin <strong>de</strong>s "Spiritismus" ist. Eine Möglichkeit, die<br />

Wahrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Angabe nachzuprüfen, hatten wir nicht. ihre Richtigkeit wur<strong>de</strong> jedoch bald<br />

auf eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Weise bestätigt. Es war nämlich gegen mich eine Anzeige wegen<br />

Teilnahme an spiritistischen Sitzungen bei meiner geistlichen Behör<strong>de</strong> eingereicht<br />

wor<strong>de</strong>n. Es kam eine Kommission, um mich über <strong>de</strong>n Sachverhalt zu vernehmen. Das<br />

Verhör fand in <strong><strong>de</strong>r</strong> benachbarten Benediktinerabtei statt, wohin ich vorgela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />

Bei diesem Verhör gab ich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit gemäß an, daß ich <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Versammlungen<br />

beigewohnt und solche auch in meiner Pfarre veranstaltet hätte. Man hielt mir vor, daß<br />

es <strong>de</strong>n Katholiken von Rom aus verboten sei, sich an spiritistischen Sitzungen zu<br />

beteiligen. Ich erklärte, daß mir ein solches Verbot nicht bekannt sei. Sollte es bestehen,<br />

so sei es mir unverständlich, daß ein Pater <strong>de</strong>s Klosters, in <strong>de</strong>m wir uns augenblicklich<br />

befän<strong>de</strong>n , ebenfalls an <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Sitzungen teilnehme. Ich machte diese Angabe nicht<br />

zu meiner Verteidigung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bloß zu <strong>de</strong>m Zweck, um auf diese Weise feststellen zu


können, ob tatsächlich ein Pater <strong>de</strong>s Klosters an spiritistischen Sitzungen sich beteilige,<br />

wie es durch das Medium behauptet wor<strong>de</strong>n war.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchungskommission bestritt <strong>mit</strong> großer Entrüstung meine<br />

Angabe und betonte, es sei vollständig ausgeschlossen, daß ein Pater in "spiritistische<br />

Zirkel" gehe. Schon sein Or<strong>de</strong>nsgewand mache ihm dies unmöglich. Er müsse daher<br />

meine Behauptung als schwere Verleumdung zurückweisen.<br />

Ruhig entgegnete ich, daß ich jene Tatsache nicht erwähnt hätte, um <strong>de</strong>m Pater o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m<br />

Kloster Unannehmlichkeiten zu machen. Man habe mir dies von an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Seite <strong>mit</strong>geteilt,<br />

und ich möchte diese Gelegenheit benützen, die Wahrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Angabe festzustellen.<br />

Sollte die mir gemachte Mitteilung sich als unwahr herausstellen, so wür<strong>de</strong> ich für eine<br />

Richtigstellung Sorge tragen. Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchungskommission<br />

unterbrach nun mein Verhör und ging, wie ich annahm, zum Abt <strong>de</strong>s Klosters. Nach<br />

einiger Zeit kam er <strong>mit</strong> sehr verlegener Miene zurück und bestätigte die Richtigkeit<br />

meiner Angabe. Als Entschuldigung fügte er hinzu, <strong><strong>de</strong>r</strong> betreffen<strong>de</strong> Pater habe von <strong>de</strong>m<br />

Abt die Erlaubnis erhalten, spiritistische Sitzungen zu besuchen.<br />

So hatte sich also die Angabe <strong>de</strong>s Mediums als richtig erwiesen.<br />

Die Voraussage persönlicher Schicksale geht<br />

in Erfüllung<br />

Im Laufe <strong>de</strong>s gegen mich eingeleiteten Verfahrens folgte Bestätigung auf Bestätigung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> mir in meiner eigenen Angelegenheit durch die Medien gemachten Angaben und<br />

Voraussagen.<br />

Eines Tages erhielt ich eine Vorladung vor <strong>de</strong>n Bischof. Kaum war das Schreiben in<br />

meiner Hand, da erschien plötzlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauernjunge meiner Pfarre, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprechmedium<br />

war, bei mir im Pfarrhause und sagte: "Ich wur<strong>de</strong> gezwungen, zu Ihnen zu gehen. Sie<br />

haben einen Brief von Ihrer bischöflichen Behör<strong>de</strong> erhalten. Sie müssen am ... zum<br />

Bischof kommen." Ich fragte ihn, wieviel Zeilen <strong><strong>de</strong>r</strong> Brief enthalte. Auch das gab er<br />

genau an. Darauf fiel er in <strong>de</strong>n Trancezustand, und <strong><strong>de</strong>r</strong> aus ihm sprechen<strong>de</strong> Geist sprach<br />

mir Mut zu <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: "Du brauchst keine Furcht zu haben. Auf Gott hoffe und<br />

fürchte dich nicht! Was können dir die Menschen tun!" Ich entgegnete, daß ich die durch<br />

<strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> gewonnene Überzeugung auch vor <strong>de</strong>m Bischof<br />

bekennen wer<strong>de</strong>. Infolge<strong>de</strong>ssen wür<strong>de</strong> ich wohl in allernächster Zeit meine Absetzung<br />

als katholischer Pfarrer zu erwarten haben. "Der Bischof wird dich nicht über <strong>de</strong>n<br />

Spiritismus und <strong>de</strong>ine daraus gewonnene Glaubensüberzeugung fragen", entgegnete er.<br />

"Du wirst später auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurlaubung im Frie<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>iner<br />

Religionsgemeinschaft aus <strong>de</strong>iner Pfarrei schei<strong>de</strong>n und nicht auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Absetzung."


Ich konnte mir gar nicht <strong>de</strong>nken, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Bischof mich nichts über die spiritistischen<br />

Versammlungen und die darin vorgetragenen Wahrheiten fragen wür<strong>de</strong>. Und doch<br />

geschah es so, wie es mir durch das Medium gesagt wor<strong>de</strong>n war. Der Bischof las mir das<br />

Verbot <strong><strong>de</strong>r</strong> römischen Kongregation aus <strong>de</strong>m Jahre 1917 vor, wonach Katholiken keine<br />

spiritistischen Versammlungen besuchen durften, ließ mich unterschreiben, daß er mir<br />

das Verbot <strong>mit</strong>geteilt habe und gab mir eine Buße für die bisherige Übertretung <strong>de</strong>s<br />

Verbotes. Auf die spiritistische Sache selbst ging er <strong>mit</strong> keinem Worte ein.<br />

Später mußte ich eine für mich sehr schmerzliche Bestätigung einer durch das Medium<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt gemachten Voraussage erfahren. Es war nämlich in einer Sitzung <strong>mit</strong>geteilt<br />

wor<strong>de</strong>n, daß einer aus <strong>de</strong>m Kreise <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungsteilnehmer jener Stadt mich verraten<br />

wer<strong>de</strong>. Wir hielten keinen von uns eines solchen Verrates fähig. Und doch wur<strong>de</strong> das<br />

unmöglich Erscheinen<strong>de</strong> zur Wirklichkeit. Eine Frau aus unserem Kreise erstattete<br />

gegen mich Anzeige bei <strong><strong>de</strong>r</strong> bischöflichen Behör<strong>de</strong> wegen meiner fortgesetzten<br />

Teilnahme an spiritistischen Sitzungen.<br />

Infolge dieser Anzeige schien meine Absetzung unvermeidlich. Zwar hatte ich meine<br />

Beurlaubung zum Zwecke <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohlfahrtspflege beantragt. Aber sie war in einer so<br />

schroffen Form durch das bischöfliche Generalvikariat abgelehnt wor<strong>de</strong>n, daß nach<br />

menschlichem Ermessen keine Hoffnung mehr bestand, sie zu erreichen. Das Verfahren<br />

gegen mich vor <strong>de</strong>m geistlichen Gericht nahm seinen Fortgang, und es wur<strong>de</strong> Termin<br />

zur Hauptverhandlung gegen mich anberaumt und ich zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptverhandlung gela<strong>de</strong>n.<br />

Nur noch wenige Tage trennten mich von diesem Termin, an <strong>de</strong>m das Urteil meiner<br />

Absetzung ohne Zweifel gefällt wor<strong>de</strong>n wäre. Dennoch vertraute ich auf die mir<br />

gemachte Voraussage, daß ich im Frie<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> meiner Religionsgemeinschaft auf <strong>de</strong>m<br />

Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurlaubung meine Pfarrei verlassen wür<strong>de</strong>. Da erhielt ich noch in letzter<br />

Stun<strong>de</strong> vom geistlichen Gericht ein Telegramm, daß auf Weisung <strong>de</strong>s Bischofs das<br />

Verfahren gegen mich einstweilen eingestellt sei. Bald folgte ein Brief <strong>de</strong>s Bischofs, in<br />

<strong>de</strong>m er die von mir nachgesuchte Beurlaubung genehmigte und anfragte, wann ich meine<br />

Pfarrei zu verlassen wünschte. Ich gab <strong>de</strong>n Tag an, <strong><strong>de</strong>r</strong> mir schon seit langem als Tag<br />

meines Abschie<strong>de</strong>s aus meiner Pfarrei vorausgesagt wor<strong>de</strong>n war: 31. Dezember 1925.<br />

Kundgebung eines Mediums im<br />

Eisenbahnwagen<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Pfingstwoche <strong>de</strong>s Jahres 1924 fuhr ich nach Graz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Steiermark. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Strecke Passau - Wien war ich allein <strong>mit</strong> einem jungen Manne im Eisenbahnabteil. Ich<br />

saß ihm gegenüber und las in einem Buch. Da sah ich, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Kopf <strong>de</strong>s jungen Mannes<br />

sich plötzlich vornüberbeugen, als ob er eingeschlafen sei. Aber in <strong>de</strong>mselben<br />

Augenblick richtete er sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in die Höhe, saß da <strong>mit</strong> geschlossenen Augen, nahm<br />

sein Notizbuch aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tasche und beschrieb darin eine Seite. Dann riß er das Blatt<br />

heraus und gab es mir <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: "Nimm dies und verwahre es! An einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Stelle wird dir gesagt wer<strong>de</strong>n, was es be<strong>de</strong>utet." Ich besah die Schrift, konnte jedoch die<br />

Zeichen nicht verstehen. Dann kam <strong><strong>de</strong>r</strong> junge Mann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu sich. Er wußte nichts<br />

davon, daß er geschrieben hatte; auch nicht, daß er mir das Blatt gegeben und kein Wort


von <strong>de</strong>m, was er mir gesagt. Auch er konnte die Zeichen nicht lesen, die auf <strong>de</strong>m Blatt<br />

stan<strong>de</strong>n.<br />

Nach meiner Rückkehr von Graz in meine Pfarrei trug ich das beschriebene Blatt 14<br />

Tage lang in meiner Tasche. Da kam ich an einem Samstagabend in die Familie meines<br />

Sprechmediums. Der Junge war allein im Zimmer. Nach einigen Augenblicken fiel er in<br />

"Trance" und sagte: "Zeige mir <strong>de</strong>n Zettel, <strong>de</strong>n du bei dir trägst und <strong><strong>de</strong>r</strong> dir auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Reise<br />

nach Graz übergeben wur<strong>de</strong>." Ich gab ihm das Blatt. Er las es und sprach: "Morgen<br />

Nach<strong>mit</strong>tag wird ein Ju<strong>de</strong> zu dir kommen. Die Menschen sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, daß er<br />

krank sei. In Wirklichkeit wird er von einem bösen Geist hart gequält und so im Banne<br />

gehalten, daß er fast kein Wort hervorbringen kann. Sobald er kommt, rufst du diesen<br />

Jungen, durch <strong>de</strong>n ich spreche. Alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e überlasse mir. Du wirst dabei Großes<br />

erleben. Dieser Zettel wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m Schutzgeist <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>n durch jenes Medium bei<br />

<strong>de</strong>iner Reise nach Graz geschrieben. Der Schutzgeist <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>n ist ein verstorbener<br />

Onkel aus Köln. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> böse Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n quält, ist ein verstorbener<br />

Verwandter."<br />

Am an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Nach<strong>mit</strong>tag gegen 4 Uhr schellte jemand an <strong><strong>de</strong>r</strong> Pfarrhaustüre. Ich öffnete<br />

und erschrak bei <strong>de</strong>m Anblick eines Mannes <strong>de</strong>ssen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> sich verzerrten und <strong>de</strong>ssen<br />

Kopf wie in einem beständigen Nervenzucken hin- und herging. Er wollte sprechen,<br />

brachte jedoch kein Wort hervor. Ich faßte ihn an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand und führte ihn in mein<br />

Zimmer. Sofort ließ ich <strong>de</strong>n Jungen rufen. Dieser kam, fiel in Gegenwart <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>n in<br />

Trance, stand auf, streckte seine Hand wie zur Beschwörung gegen <strong>de</strong>n Mann und re<strong>de</strong>te<br />

in einer Sprache, die ich nicht verstand. Der Ju<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> von einer unsichtbaren Gewalt<br />

einige Male hin- und hergeworfen. Dann fühlte er sich frei, begann vor Freu<strong>de</strong> zu<br />

weinen und konnte ohne Stockung re<strong>de</strong>n. Er erzählte mir, daß er genau wisse, was<br />

soeben <strong>mit</strong> ihm vorgegangen sei. Er selbst sei hellsehend und könne die Geister<br />

erkennen, die um ihn seien, sowohl die guten, als auch die bösen. Sein guter Geist sei ein<br />

Onkel aus Köln. Der böse sei ein Verwandter, <strong>de</strong>n er in diesem Leben nicht gekannt<br />

habe. Der böse habe ihn abhalten wollen, zu mir zu gehen, und habe ihm unterwegs die<br />

schändlichsten Schimpf- und Lästerworte in hebräischer Sprache zugerufen. Er nannte<br />

mir einige dieser hebräischen Beschimpfungen. Jetzt hoffe er, für immer von diesem<br />

bösen Begleiter befreit zu sein. Er wisse auch, welcher Geist es gewesen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn heute<br />

befreit habe. Da<strong>mit</strong> nahm er sein Gebetbuch aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tasche und zeigte mir ein<br />

hebräisches Gebet zu einem hohen Himmelsfürsten. Der Ju<strong>de</strong> hatte recht gesehen. Dieser<br />

Geist war es . Während ich noch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>n sprach, fiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um in<br />

Trance und wandte sich zu mir <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: "Was ich dir jetzt sage, hört dieser<br />

Mann da nicht. Ihm wer<strong>de</strong>n die Sinne gehalten, daß er nichts versteht. Was du heute hier<br />

erlebt hast, ist zu <strong>de</strong>iner Belehrung geschehen und auch diesem Manne zur Belehrung .<br />

Er wird nur kurze Zeit vom Bösen befreit bleiben. Der Böse wird bald wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehren und<br />

ihn weiter quälen bis zu seinem To<strong>de</strong>. Das ist sein gerechtes Schicksal. Er hat es<br />

verdient. Zu dir wird er nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kommen. Er wird die Kraft dazu nicht mehr<br />

aufbringen."<br />

Ich fragte nun <strong>de</strong>n Mann, ob er verstan<strong>de</strong>n habe, was soeben gere<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n sei. Er gab<br />

zur Antwort, daß er nichts gehört habe.


Tief erschüttert verabschie<strong>de</strong>te ich mich von diesem armen Menschen. Er kam nicht<br />

mehr wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Zusendung einer wichtigen Schrift von<br />

unbekannter Hand<br />

Oft war ich durch die verschie<strong>de</strong>nen Medien darauf hingewiesen wor<strong>de</strong>n, daß an <strong>de</strong>n<br />

Urkun<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten christlichen Zeit so viele Fälschungen vorgenommen wor<strong>de</strong>n seien.<br />

Ich fragte mich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, ob <strong>de</strong>nn kein wissenschaftliches Werk existiere, das <strong>de</strong>n<br />

Versuch mache, die Fälschungen aufzu<strong>de</strong>cken. Es war mir kein <strong><strong>de</strong>r</strong>artiges Werk<br />

bekannt. Auch konnte mir niemand ein solches angeben. In unseren Sitzungen fragte ich<br />

absichtlich nicht danach. Denn es war mir gesagt wor<strong>de</strong>n, daß mir alles das zugeleitet<br />

wür<strong>de</strong>, was für mich von Nutzen sein könne.<br />

Da wur<strong>de</strong>n mir eines Tages zwei Lieferungen eines Werkes zugeschickt. Sie waren noch<br />

nicht aufgeschnitten. Dabei lag ein Brief von einer Dame, die ich erst einmal in meinem<br />

Leben gesehen hatte. Der Brief lautete:<br />

„Die anliegen<strong>de</strong>n Schriften hat mir vorgestern Frau Dr. H. aus F. für Sie <strong>mit</strong>gegeben. Sie<br />

mußte sie Ihnen plötzlich schicken, ohne sie gelesen zu haben. An ihr vollzieht sich ein<br />

ganz Gewaltiges. Sie sollten baldmöglichst sie aufsuchen." N. N.<br />

Die Frau Dr. H., die mir die Schriften plötzlich schicken mußte, kannte ich we<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

persönlich noch <strong>de</strong>m Namen nach.<br />

In <strong>de</strong>n Schriften, die sie mir schickte und von <strong>de</strong>nen sie selbst nicht wußte, was sie<br />

enthielten, wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachweis geführt, daß eine Schrift <strong>de</strong>s jüdischen Schriftstellers<br />

Flavius Josephus durch christliche Abschreiber zugunsten <strong>de</strong>s Christentums in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gröblichsten Weise gefälscht wor<strong>de</strong>n war. Der Abschreiber hatte aus Flavius Josephus<br />

als einem Verächter Christi einen Verehrer Christi gemacht.<br />

In diesen mir zugeschickten Schriften waren außer<strong>de</strong>m zahlreiche Hinweise auf die<br />

planmäßig vorgenommenen Fälschungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Schriftwerke <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

enthalten , so daß ich darin alles bestätigt fand, was mir durch die in diesen Dingen<br />

vollständig unerfahrenen Medien über diesen Punkt gesagt wor<strong>de</strong>n war. Diese<br />

Feststellung war mir eine große Genugtuung.<br />

Erlebnisse bei meinem Aufenthalt in Amerika<br />

Eine Bestätigung sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> allgemeinen Wahrheit <strong>de</strong>s Geisterverkehrs, als auch<br />

mancher Einzelwahrheiten auf diesem Gebiete erlebte ich bei einem Aufenthalt in<br />

Amerika. Hier ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Spiritismus weit verbreitet unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezeichnung<br />

"Spiritualismus". Überall bestehen sogenannte "Spiritualistische Kirchen". Ich benutzte<br />

nun zunächst die Gelegenheit, die Handhabung <strong>de</strong>s "Spiritismus" in diesen Kirchen<br />

kennenzulernen. Zu diesem Zwecke besuchte ich eine Anzahl spiritistischer<br />

Gottesdienste. Da fand ich lei<strong><strong>de</strong>r</strong> bestätigt, was mir so oft durch die Medien in


Deutschland gesagt wor<strong>de</strong>n war, die mich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> darauf hingewiesen hatten, daß<br />

die guten Geister Gottes überall da fernbleiben, wo es sich bei <strong>de</strong>n Teilnehmern an<br />

spiritistischen Versammlungen mehr um irdische Zwecke handle, als um ein inneres<br />

Fortschreiten auf <strong>de</strong>m Wege zu Gott. Wo die materiellen Gesichtspunkte vorherrschten,<br />

stelle sich die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Geisterwelt</strong> ein. Es fehle dann je<strong>de</strong> Kontrolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister. Solche<br />

Versammlungen seien dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Tummelplatz jener Geistwesen, die sich in <strong>de</strong>n nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Sphären befän<strong>de</strong>n, ohne <strong>de</strong>shalb gera<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>n ausgesprochen bösen Geistern zu<br />

gehören. Meistens seien es verstorbene Angehörige, Freun<strong>de</strong> und Bekannte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Versammlungsteilnehmer, die im Jenseits selbst noch nicht weit fortgeschritten seien<br />

und <strong>de</strong>nen daher die irdischen Anliegen ihrer menschlichen Hinterbliebenen mehr am<br />

Herzen lägen, als <strong><strong>de</strong>r</strong>en geistiges Vorankommen. Solche Versammlungen seien dann<br />

kein Gottesdienst mehr, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eher Auskunftsstellen für rein irdische Fragen und<br />

Anliegen und näherten sich in sehr be<strong>de</strong>nklicher Weise <strong>de</strong>m, was bei <strong>de</strong>m heidnischen<br />

Götzendienst sich abspielte. Denn die Anziehungskraft <strong>de</strong>s heidnischen Götzendienstes<br />

bestehe gera<strong>de</strong> darin, daß die Menschen durch die bei <strong>de</strong>m Götzendienst tätigen Medien<br />

über ihr irdisches Fortkommen und ihre irdische Zukunft Auskunft erhoffen.<br />

Etwas geistig Hohes und Erheben<strong>de</strong>s trat mir in keiner dieser Kirchen entgegen, sosehr<br />

ich mich auch danach sehnte. Meistens war vielmehr das, was ich darin erlebte, von<br />

einer Art, welche die Sache <strong>de</strong>s Spiritismus eher schädigen, als ihr von Nutzen sein<br />

konnte. Auch hatte ich <strong>de</strong>n Eindruck, daß die Besucher wohl nur wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaften,<br />

die sie in ihren irdischen Anliegen zu erhalten hofften, an diesen Zusammenkünften<br />

teilnahmen. Ebenso scheint die Geldfrage bei <strong>de</strong>n Leitern dieser Kirchen keine<br />

untergeordnete Rolle zu spielen. Es wird eine feste Eintrittsgebühr erhoben, die selten<br />

weniger als einen halben Dollar beträgt, so daß <strong>de</strong>m Unbe<strong>mit</strong>telten <strong><strong>de</strong>r</strong> Besuch<br />

unmöglich gemacht ist.<br />

Das alles bestätigte mir die Wahrheit <strong>de</strong>ssen, was mir in Deutschland über <strong>de</strong>n heutigen<br />

Spiritismus, auch wenn er unter äußeren religiösen Formen vor sich geht, so eindringlich<br />

gesagt wor<strong>de</strong>n war. Ich gewann die Überzeugung, daß diese Art <strong>de</strong>s Spiritismus die<br />

Menschheit ihrem Gott nicht viel näher bringen wird. Es ist nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Spiritismus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ersten Christen.<br />

Doch sollte ich in Amerika auch das Hohe <strong>de</strong>s Geisterverkehrs kennenlernen und darin<br />

eine Bestätigung <strong>de</strong>s früher von mir selbst Erlebten erfahren.<br />

Während meines Aufenthaltes in New York wohnte ich bei einer <strong>de</strong>utschen Familie<br />

Niemann, 148 E. 18. Str. - Ich gebe <strong>de</strong>n Namen und die genaue Adresse dieser Familie<br />

<strong>de</strong>shalb an, weil sie bei <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Erlebnissen die Hauptrolle spielt und mir gestattet<br />

hat, ihren Namen zu nennen. Grundsätzlich unterlasse ich es sonst in diesem Buche,<br />

Namen anzuführen, da<strong>mit</strong> niemand infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Veröffentlichung dieser Schrift von<br />

übelwollen<strong>de</strong>n Mitmenschen Unannehmlichkeiten zu erdul<strong>de</strong>n hat.<br />

Mit Herrn Niemann hatte ich nie über Spiritismus gesprochen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihm bloß etwas<br />

von <strong>de</strong>n Erlebnissen in <strong>de</strong>n spiritistischen Kirchen New Yorks <strong>mit</strong>geteilt. Er selbst<br />

gehörte keiner Religionsgemein<strong>de</strong> an. Der Gottesglaube schien bei ihm ausgelöscht zu<br />

sein. Die Vorgänge in <strong>de</strong>n spiritistischen Versammlungen, von <strong>de</strong>nen ich ihm erzählt


hatte, hielt er für Schwin<strong>de</strong>l und Geldmacherei. Doch entschloß er sich eines Abends aus<br />

Neugier<strong>de</strong>, mich in eine solche Kirche zu begleiten. Wie je<strong>de</strong>m in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche<br />

Anwesen<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> auch ihm eine Botschaft erteilt. Das, was ihm da gesagt wur<strong>de</strong>,<br />

erwies sich in allen Teilen als zutreffend, obschon das Medium ihn zum erstenmal sah<br />

und selbstverständlich nicht wußte, wer er war. Dabei wur<strong>de</strong> ihm auch <strong>mit</strong>geteilt, daß er<br />

selbst eine große mediale Veranlagung habe, die er doch weiter ausbil<strong>de</strong>n möge.<br />

Nach Hause zurückgekehrt, fragte mich Herr Niemann, was die Hellseherin <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ausbildung seiner medialen Veranlagung meine. Nun erklärte ich ihm die<br />

Zusammenhänge und erbot mich, <strong>mit</strong> ihm und seiner Frau zusammen das eine o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mal in <strong><strong>de</strong>r</strong> Woche einen kurzen Gottesdienst zu halten. Da<strong>mit</strong> war ja auch mir<br />

von neuem Gelegenheit gegeben, daß in Deutschland Erlebte auf seine Richtigkeit zu<br />

prüfen, an <strong><strong>de</strong>r</strong> ich freilich in keiner Weise mehr zweifelte.<br />

Ich hielt die Gottesdienste in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise, wie ich es früher in meiner Pfarrei in <strong>de</strong>m<br />

kleinen Kreis getan hatte, von <strong>de</strong>m ich bereits berichtet habe. Hier nun, jenseits <strong>de</strong>s<br />

Ozeans, in einer Familie, die <strong>de</strong>n Gottesglauben preisgegeben, aber ehrlichen und<br />

aufrichtigen Willens war, die Wahrheit anzunehmen, sah ich zunächst die Ausbildung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Medien in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise vor sich gehen, wie ich das bei <strong>de</strong>n Medien meiner<br />

früheren Umgebung beobachtet hatte. Es waren also dieselben Gesetze <strong><strong>de</strong>r</strong> medialen<br />

Entwicklung, dort wie hier.<br />

Schon am ersten Abend begann bei Herrn Niemann das mediale Schreiben, bei <strong>de</strong>m er<br />

zwar wußte, daß er schrieb, aber nicht, was er schrieb. Die einzelnen Abschnitte <strong>de</strong>s<br />

Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>geschriebenen zeigten verschie<strong>de</strong>ne Handschriften und waren auch von<br />

verschie<strong>de</strong>nen Namen verstorbener Angehöriger und Freun<strong>de</strong> unterzeichnet, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Herr<br />

Niemann sich erst wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erinnerte, als er ihren Namen auf seiner Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrift an<br />

diesem Abend vor sich sah. Sie teilten ihm <strong>mit</strong>, er sei in <strong>de</strong>m, was er jetzt tue, auf <strong>de</strong>m<br />

rechtem Wege. Er möge darauf fortfahren. Denn wie froh wären sie selbst gewesen,<br />

wenn man ihnen während ihres irdischen Lebens diesen Weg zu Gott gezeigt hätte. Es<br />

gäbe ein Jenseits und einen Gott; und auf ihn möge er vertrauen.<br />

Herr Niemann war sprachlos, als er zu sich kam und das las, was <strong>mit</strong> seiner Hand in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Schriftzügen geschrieben wor<strong>de</strong>n war.<br />

Nachher hielt Herr Niemann in meiner Abwesenheit <strong>de</strong>n Gottesdienst <strong>mit</strong> seiner Frau<br />

allein. Er schrieb wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um, wie das erstemal, worüber sich seine Frau sehr wun<strong><strong>de</strong>r</strong>te.<br />

Denn sie war im Stillen <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, ich hätte ihren Mann hypnotisiert und ihm durch<br />

Gedankenübertragung das eingegeben, was er nie<strong><strong>de</strong>r</strong>geschrieben hat. Nun hatte sie <strong>de</strong>n<br />

Beweis, daß ihre Annahme unrichtig war, weil das mediale Schreiben auch dann in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise vor sich ging, wenn ich nicht zugegen war. Außer<strong>de</strong>m hätte sie sich<br />

schon das erstemal sagen müssen, daß mir die Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstorbenen nicht bekannt<br />

sein konnten, die unter <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrift stan<strong>de</strong>n, und ich daher auch nicht<br />

imstan<strong>de</strong> war, sie auf <strong>de</strong>n Schreiben<strong>de</strong>n zu übertragen. Sie erhielt aber in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />

Sitzung einen noch überzeugen<strong><strong>de</strong>r</strong>en Beweis. Plötzlich wur<strong>de</strong> sie nämlich selbst von<br />

einer unsichtbaren Macht gezwungen, <strong>de</strong>n Bleistift zu ergreifen und zu schreiben,<br />

während ihr die Tränen über die Wangen rannen. Im Gegensatz zu ihrem Manne wußte


sie, was sie schrieb. Es war bei ihr dasselbe, was ich bei <strong>de</strong>m einen Jungen in meiner<br />

Pfarrei erlebt hatte. Wie diesem, so wur<strong>de</strong>n auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Frau Niemann die Gedanken, die<br />

sie nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schreiben sollte, <strong>mit</strong> aller Macht eingegeben. Sie war also ein<br />

"Inspirationsmedium" wie jener Junge. Auch sie war nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, am Schluß ihrer<br />

Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrift das noch einmal wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zugeben, was ihr inspiriert wor<strong>de</strong>n war.<br />

Die Ausbildung dieser bei<strong>de</strong>n Medien ging von Woche zu Woche weiter. Herr Niemann<br />

schrieb noch eine kurze Zeit, dann aber begann seine Ausbildung als "Sprechmedium"<br />

<strong>mit</strong> all <strong>de</strong>n äußeren Erscheinungen, die ich bei <strong>de</strong>m Sprechmedium in meiner früheren<br />

Pfarrei erlebt hatte. Der Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch ihn sprach, kam stets <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Gruß: "Der<br />

Frie<strong>de</strong> Gottes sei <strong>mit</strong> euch!" o<strong><strong>de</strong>r</strong>, wenn er beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Belehrungen erteilen wollte, <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m Gruß: "Gottes Wort sei <strong>mit</strong> euch!"<br />

Der Tod meines Freun<strong>de</strong>s wird vorausgesagt<br />

und tritt ein<br />

Eine Bestätigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit <strong>de</strong>ssen, was durch diesen Geist uns <strong>mit</strong>geteilt wur<strong>de</strong>,<br />

erhielten wir eines Tages in einer uns alle erschüttern<strong>de</strong>n Weise. Ich hatte in<br />

Deutschland einen sehr lieben Freund. Er war ein einfacher Mann aus <strong>de</strong>m Volke und<br />

lebte auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> in einem kleinen Dorfe. Vor meiner Amerikareise hatte ich mich<br />

noch persönlich von ihm verabschie<strong>de</strong>t.<br />

Da wur<strong>de</strong> am 20. Juli 1930 bei einem unserer Gottesdienste durch <strong>de</strong>n aus Herrn<br />

Niemann sprechen<strong>de</strong>n Geist gesagt, daß mein Freund in Deutschland schwer erkrankt sei<br />

und bald sterben wer<strong>de</strong>. Die Botschaft lautete wörtlich: "Dein Freund H.S. ist schwer<br />

erkrankt. Er lei<strong>de</strong>t an einer schleichen<strong>de</strong>n Krankheit. Du wirst ihn auf dieser Er<strong>de</strong> nicht<br />

mehr sehen." - Als ich wegen dieser Worte erschrak und mir die Tränen in die Augen<br />

traten, tröstete er mich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: "Dein Freund ist ein edler Mensch. Bei uns ist er<br />

gut aufgehoben. Wenn du ihm schreiben willst, dann tue es gleich, dann wird ihn <strong>de</strong>in<br />

Brief noch am Leben treffen." - Darauf schien er sich noch einmal zu vergewissern, ob<br />

mein Brief noch rechtzeitig ankäme, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Kopf nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite drehte, als wenn<br />

er <strong>mit</strong> jemand verhan<strong>de</strong>lte und sich erkundigte. Dann wandte er sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um an mich<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: "Ja, <strong><strong>de</strong>r</strong> Brief kommt noch rechtzeitig an. Aber zögere nicht länger<br />

da<strong>mit</strong>!"<br />

Am folgen<strong>de</strong>n Tage schrieb ich einen Brief an meinen Freund und fügte ihm<br />

gewissermaßen zum Abschied mein Bild bei. Von <strong>de</strong>m, was mir über seinen<br />

bevorstehen<strong>de</strong>n Tod gesagt wor<strong>de</strong>n war, schrieb ich selbstverständlich nichts. Ich<br />

drückte im Gegenteil meine Freu<strong>de</strong> aus, ihn bald wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zusehen, und bat ihn, mich bei<br />

meiner Rückreise in Bremen abzuholen.<br />

Am 20. August 1930 erhielt ich von meiner Schwester, die in Deutschland in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe<br />

meines Freun<strong>de</strong>s wohnte, einen Brief, datiert vom 11. August 1930, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n<br />

Worten begann: "Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> muß ich Dir <strong>mit</strong>teilen, daß Dein bester Freund H.S. aus O.<br />

gestorben ist. Wie ich hörte, soll er am Montag noch einen Brief von Dir bekommen<br />

haben <strong>mit</strong> Deinem Bil<strong>de</strong>. Da konnte er Dich noch einmal sehen und Dir Lebewohl


sagen. Er soll sehr geweint haben, da Du ihm geschrieben, er möge Dich, wenn Du<br />

zurückkommst, in Bremen abholen. Jetzt ist er schon in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ewigkeit."<br />

An <strong>de</strong>m Tage, als ich <strong>de</strong>n Brief von meiner Schwester erhielt, hatten wir in unserem<br />

kleinen Kreise einen Gottesdienst. Seit jenem Abend, an <strong>de</strong>m mir <strong><strong>de</strong>r</strong> bevorstehen<strong>de</strong> Tod<br />

meines Freun<strong>de</strong>s angekündigt wor<strong>de</strong>n war, hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> durch Herrn Niemann sich<br />

kundgeben<strong>de</strong> Geist nicht mehr gesprochen. An diesem Abend trat er nun in das Medium<br />

ein und sprach nach <strong>de</strong>m von Frau Niemann aufgenommenen wörtlichen Stenogramm<br />

folgen<strong>de</strong>s: "Gottes Wort sei <strong>mit</strong> euch! Amen! - Daß ich heute durch ihn spreche, ist nur<br />

eine Ausnahme, um <strong>de</strong>ine Bitte zu erfüllen." (Ich hatte nämlich während <strong>de</strong>s Tages still<br />

für mich gebetet, Gott möge mir einige Worte <strong>de</strong>s Trostes sagen lassen.) "Es ist dir ein<br />

Leid wi<strong><strong>de</strong>r</strong>fahren, das du als Mensch sehr schwer nimmst. Doch sei nicht traurig! Ihm<br />

(<strong>de</strong>m verstorbenen Freun<strong>de</strong>) geht es viel, viel besser. Und dir zu Belohnung: Er steht an<br />

<strong>de</strong>iner rechten Seite, dir zugewandt, dir freundlich zulächelnd und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Hand<br />

über <strong>de</strong>inen Kopf streichelnd. Er läßt vielmals grüßen. Du sollst es nicht so schwer<br />

nehmen. Vielleicht später wirst du ihn hören." (Er meinte da<strong>mit</strong>, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstorbene<br />

später vielleicht durch das Medium selbst <strong>mit</strong> mir spreche.) "Noch nicht. - Sein letzter<br />

Kampf war nicht so schwer. Er wollte dich gern noch einmal sehen und sprechen. Das<br />

Erste kann er jetzt (nämlich das Sehen). Das Zweite (nämlich das Sprechen) noch nicht.<br />

- Er starb im Gebet zu Gott. - O ihr armen Menschenkin<strong><strong>de</strong>r</strong>! Es ist hier so schwer für<br />

euch. Doch bleibet treu! Wanket nicht und stolpert nicht, so bleibt die Belohnung nicht<br />

aus. Und viele, <strong>de</strong>nen es hienie<strong>de</strong>n nicht so gut ging wie manch an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, die stehen<br />

drüben viel höher als die, die hier ihre Herrscher waren. Der 'Stoff' macht nicht<br />

glücklich." (Unter Stoff meint <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist das Geld. Das Wort "Geld" spricht er nie aus,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bezeichnet es <strong>mit</strong> "Stoff".) "Also nimm es nicht so schwer! Ach, wenn du ihn<br />

sehen könntest! Daß er sehr hoch ist, kannst du daran erkennen, daß er hier ist. Er hat<br />

noch eine kleine Läuterung, dann ist er in <strong><strong>de</strong>r</strong> elften Sphäre. Er überspringt die zehnte.<br />

Er gehört zu <strong>de</strong>n wenigen Menschen, die rechte Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes sind und waren."<br />

Dann betete <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>mit</strong> aufgehobenen Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Mediums: "Himmlischer Vater, sei<br />

uns gnädig! Neige <strong>de</strong>in Angesicht herab zu uns! Erfülle ihn, <strong><strong>de</strong>r</strong> hier in Trauer und<br />

Schmerz um <strong>de</strong>n verlorenen Freund sitzt <strong>mit</strong> Trost! Gib ihm <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n und die<br />

Heiterkeit, daß er <strong>de</strong>n Schmerz überwin<strong>de</strong>t. Lasse ihn <strong>de</strong>n Abgeschie<strong>de</strong>nen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein<br />

Muster war unter <strong>de</strong>n Menschen, gnädig zu dir kommen! Nimm ihn auf in <strong>de</strong>inen Kreis,<br />

da<strong>mit</strong> er schnell sich entwickelt und Gna<strong>de</strong> und Segen wirkt für die Menschheit. Vater,<br />

<strong>de</strong>n du ausersehen, er kommt zu dir. Laß ihn das Werk vollbringen, für das er dann<br />

ausersehen ist. Sei gnädig, Vater, und segne sie bei<strong>de</strong>! Amen!"<br />

In <strong>de</strong>n darauffolgen<strong>de</strong>n Gottesdiensten schrieb Frau Niemann unter <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen<br />

Einwirkung meines verstorbenen Freun<strong>de</strong>s Dinge, die sie als Mensch nicht wissen<br />

konnte. So wur<strong>de</strong> in einer Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrift auf einen Spaziergang hingewiesen, <strong>de</strong>n ich vor<br />

langen Jahren <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m nun verstorbenen Freun<strong>de</strong> durch ein kleines Hunsrücktal gemacht<br />

hatte. Dabei hatten wir uns über Gott und die großen Jenseitsfragen unterhalten. Ich<br />

selbst erinnerte mich erst wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an diese Begebenheit, als ich sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> medialen<br />

Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrift <strong><strong>de</strong>r</strong> Frau Niemann las. Das Tal war darin <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m richtigen Namen<br />

angegeben, <strong>de</strong>n nur die Leute kennen, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegend <strong>de</strong>s Tales wohnen.


Auch in <strong>de</strong>n Jahren, wo mein Freund noch lebte, erhielt ich durch ihn so gewaltige<br />

Beweise von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit <strong>de</strong>ssen, was mir im <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong>geteilt<br />

wor<strong>de</strong>n war, daß sie allein genügt hätten, mich zu überzeugen. Als ich nämlich infolge<br />

meiner geistigen Erlebnisse meine religiöse Überzeugung von Grund auf än<strong><strong>de</strong>r</strong>n mußte,<br />

dachte ich <strong>mit</strong> tiefem Schmerz daran, daß ich wegen meiner verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten religiösen<br />

Einstellung auch diesen treuen Freund verlieren wür<strong>de</strong>. Denn er war ein guter Katholik.<br />

Als ich nun bei einer Sitzung in Deutschland <strong>de</strong>m sich kundgeben<strong>de</strong>n Geist meine<br />

Befürchtung aussprach, erhielt ich die Antwort: "Deine Furcht, <strong>de</strong>n Freund zu verlieren,<br />

ist unbegrün<strong>de</strong>t. Denn wir selbst wer<strong>de</strong>n ihn belehren, ohne daß du ihm Aufklärung zu<br />

geben brauchst."<br />

Es dauerte nicht lange, da suchte mich mein Freund auf und erzählte mir von <strong>de</strong>n<br />

merkwürdigen Visionen, die er geschaut hatte. Es waren ihm darin eine Reihe<br />

grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheiten gezeigt wor<strong>de</strong>n, die <strong>mit</strong> seinem katholischen Bekenntnis in<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch stan<strong>de</strong>n. So vor allem durch eine Vision auf <strong>de</strong>m Kirchhof die Wahrheit,<br />

daß es auch für die Verdammten einmal eine Amnestie geben und alles wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott<br />

zurückkehren wer<strong>de</strong>. Dann über die verschie<strong>de</strong>nen Schicksale <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verstorbenen. Er erhielt dabei auch die entsprechen<strong>de</strong>n Belehrungen. Auch wur<strong>de</strong> ihm<br />

die Aufgabe gezeigt, die ich persönlich in meinem Leben zu erfüllen hätte. Diese<br />

Erlebnisse, über die man ein eigenes Buch schreiben könnte, wirkten auf ihn so<br />

überzeugend, daß ich mich da<strong>mit</strong> begnügen konnte, ihm einfach die Richtigkeit seiner<br />

Visionen zu bestätigen.<br />

Ägyptische Gräber<br />

Eine Sache, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Be<strong>de</strong>utung ich selbst bis heute noch nicht in vollem Unfang erkennen<br />

kann und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Erfüllung noch nicht eingetreten ist, möchte ich nicht <strong>mit</strong> Stillschweigen<br />

übergehen.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um die Auffindung zweier ägyptischer Königsgräber aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit 5000 v.<br />

Christi Geburt. Es besteht für mich nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> geringste Zweifel, daß die darüber<br />

gemachten Angaben wahr sind; daß die Gräber später aufgefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und alles das<br />

enthalten, was mir durch vier verschie<strong>de</strong>ne Medien darüber <strong>mit</strong>geteilt wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Doch hören wir zunächst, auf welch merkwürdige Weise ich von diesen Gräbern<br />

Kenntnis erhielt.<br />

Es war am 1. Februar 1924. Ich saß nach Schluß <strong><strong>de</strong>r</strong> Bürostun<strong>de</strong>n in meinen Privatbüro<br />

in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>s Hilfsbun<strong>de</strong>s. Da kamen zwei junge Leute im Alter von ungefähr 20<br />

und 28 Jahren zu mir und gaben an, sie seien zu mir geschickt wor<strong>de</strong>n, um mir einen<br />

Dienst zu erweisen. Kaum hatten sie diese Worte ausgesprochen, da fielen bei<strong>de</strong> zu<br />

meiner großen Überraschung gleichzeitig in "Tieftrance". Die Geistwesen, die aus ihnen<br />

sprachen, baten mich um Papier und Bleistift. Ich gab ihnen das Gewünschte. Sie setzen<br />

sich an einen Tisch und begannen zu zeichnen. Als sie nach einer Weile aufhörten, sah<br />

ich, daß je<strong><strong>de</strong>r</strong> von ihnen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe eines ägyptischen Königsgrabes arbeitete<br />

und daß die Zeichnungen <strong>mit</strong> alten, mir unverständlichen Inschriften versehen waren.<br />

Sie sagten, daß sie später wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kommen und die Zeichnungen fortsetzen wollten.


Ich fragte, wer sie seien. Nur <strong><strong>de</strong>r</strong> eine von ihnen konnte die <strong>de</strong>utsche Sprache verstehen<br />

und gab mir in <strong>de</strong>utscher Sprache Antwort. Der zweite re<strong>de</strong>te in einer Sprache, die mir<br />

unbekannt war und die <strong><strong>de</strong>r</strong> erste mir ins Deutsche übersetzte. Er gab folgen<strong>de</strong>n Bericht:<br />

"Wir bei<strong>de</strong>, die wir durch diese Werkzeuge re<strong>de</strong>n und schreiben, waren ägyptische<br />

Fürsten. Unsere Namen sind Arras und Isaris. Ich -Arras- war Fürst <strong>de</strong>s Oberen Nil und<br />

mein Freund Isaris war Fürst <strong>de</strong>s Unteren Nil. Wir behan<strong>de</strong>lten unsere Untertanen gut.<br />

Wir züchtigten unsere Sklaven nicht. Wir ließen unserem Volk seinen freien Willen. Es<br />

war reich, und ausgesprochen Arme gab es in unserem Lan<strong>de</strong> nicht. Dreimal im Jahre<br />

wur<strong>de</strong> geerntet, so daß wir übergenug zum Leben hatten. Überall war Überfluß. Das<br />

Volk hatte alles, was es begehrte. Es feierte die glänzendsten Feste und legte großen<br />

Prunk an <strong>de</strong>n Tag und lebte in <strong>de</strong>n Tag hinein, Gott <strong>de</strong>n Allmächtigen vergessend. Es aß<br />

die Früchte und Körner <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns, die Gott wachsen ließ. Es trank reinstes Wasser, wie<br />

es aus keiner reineren Quelle kommen konnte. Es trank <strong>de</strong>n herrlichsten Wein, <strong>de</strong>n es<br />

überhaupt gab, ohne zu <strong>de</strong>nken, wer das alles geschaffen hätte. Und <strong>de</strong>s Trubels und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Feste wur<strong>de</strong> immer mehr. Und das Volk war nicht mehr zufrie<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Althergebrachten. Da schuf es sich aus Gold und E<strong>de</strong>lsteinen Götter. Es betete diese<br />

gemachten Götzen an und verehrte sie. Ja, es gab unter ihnen solche, die sich um <strong>de</strong>s<br />

Volkes willen für diese Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> hinmor<strong>de</strong>n ließen. „<br />

„Wir sahen <strong>de</strong>m allem ruhig zu und ließen das Volk das alles ausüben, anstatt, wie es<br />

richtig gewesen wäre, es daran zu hin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Im Gegenteil, um die Gunst <strong>de</strong>s Volkes zu<br />

erlangen, haben wir es in seinem götzendienerischen Treiben noch unterstützt. Ich habe<br />

<strong>de</strong>m Götzen Amojo zehn Wagen voll Goldsachen gesandt, da<strong>mit</strong> sein Götzenbild<br />

fertiggestellt wur<strong>de</strong>. Da<strong>mit</strong> wollte ich beim Volke im Ansehen steigen. Auch Isaris hat<br />

zehn Wagen Goldsachen für <strong>de</strong>n Götzen Lachitju gegeben, da<strong>mit</strong> er mehr in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Achtung <strong>de</strong>s Volkes steigen sollte. Wir gingen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze <strong>de</strong>s Volkes zur Einweihung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> und stellten unsere Truppen zum Schutze dieser Götzen auf, anstatt sie<br />

zu vernichten. Vor <strong>de</strong>m Götzenbil<strong>de</strong> war eine Gol<strong>de</strong>ne Schale, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sich Blut eines<br />

neugeborenen Kin<strong>de</strong>s befand. Dieses Blut durfte nicht austrocknen. Es mußte durch<br />

Erneuerung <strong>de</strong>s Blutes dafür Sorge getragen wer<strong>de</strong>n, daß es nicht vertrocknete. Denn<br />

wenn es vertrocknet war, wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Priester, <strong><strong>de</strong>r</strong> dies verschul<strong>de</strong>te, von <strong>de</strong>m<br />

Oberpriester vor <strong>de</strong>m Bildnis <strong>de</strong>s Götzen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Schwerte hingerichtet.“<br />

„Die Sache wur<strong>de</strong> immer toller. Da sandte Gott die Strafe. Sie war furchtbar, aber<br />

gerecht. Er ließ die Quellen versiegen. Er sandte eine Hitze, so daß die Hitzewelle alles<br />

nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlug. Alles verdorrte. Und doch flehte das Volk nicht zu ihm. Wenn es die<br />

Allmacht Gottes erkannt hätte, dann wäre Gott nicht allzu streng <strong>mit</strong> ihm ins Gericht<br />

gegangen. Aber es war niemand da, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu ihm betete. Da sandte Gott die Rache, die<br />

vollständige Vernichtung auf das abtrünnige Volk, das ihn nicht als <strong>de</strong>n Schöpfer<br />

anerkennen wollte. Es konnte zur Erkenntnis <strong>de</strong>s wahren Gottes gelangen. Denn es gab<br />

Stern<strong>de</strong>uter und hohe Gelehrte, welche die Wahrheit verkün<strong>de</strong>ten und das Volk auf das<br />

Strafgericht Gottes vorbereiten sollten, und es auch vorbereiteten. Doch das Volk<br />

verlachte und verspottete sie. Man hörte nicht auf sie, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n schlug sie tot.“<br />

„Da verdunkelte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Himmel. Graue Wolken zogen heran. Schwarz war <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Himmel. Sturm zog herauf. Blitze zuckten hernie<strong><strong>de</strong>r</strong>, welche die Götzen


zerschmetterten, so daß man nicht ein Atom mehr davon fin<strong>de</strong>n konnte. Dann kamen die<br />

Schrecknisse, welche die Menschen vernichteten: Feuer und Schwefel kamen vom<br />

Himmel und verursachten Dämpfe, welche die Luft verpesteten, so daß die Menschen<br />

erstickten. Die Steine <strong><strong>de</strong>r</strong> Paläste stürzten ein und begruben alles unter einem<br />

Schutthaufen. Dann sandte Gott einen gewaltigen Sturm und be<strong>de</strong>ckte alles <strong>mit</strong> gelben,<br />

grauem San<strong>de</strong> in einem Erdbeben. Dies war die Gottesrache für die Beleidigung. Es war<br />

ein Akt <strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit.“<br />

"Als die Vernichtung kam, waren wir bei<strong>de</strong> schon tot. Ich - Arras - starb unter <strong>de</strong>m<br />

Dolch eines Priesters, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach meinem Weib trachtete. Mein Freund Isaris, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ich<br />

Blutsfreundschaft geschlossen und bis zum Lebensen<strong>de</strong> gehalten habe, starb im Kampf<br />

<strong>mit</strong> Zyclov. Er war ein Feldherr und wohnte unter seinem Dach. Er strebte nach Macht,<br />

und nicht <strong>mit</strong> reinem Herzen. Er suchte <strong>de</strong>n Thron seines Herren zu untergraben und<br />

empörte sich gegen ihn und erschlug ihn."<br />

„Unsere Stadt und unsere Gräber sind verschüttet und noch nicht gefun<strong>de</strong>n. Wir lebten<br />

5000 Jahre vor Christi Geburt. Das ganze Reich Ägypten hatte mehrere Fürsten unter<br />

einem Herrscher, <strong>de</strong>n ihr 'Kaiser' nennen wür<strong>de</strong>t. Es waren Bun<strong>de</strong>sfürsten. Zu diesen<br />

gehörten auch wir bei<strong>de</strong>. Nur war Isaris dazu noch Sachwalter <strong>de</strong>s ganzen Reiches; ihr<br />

wür<strong>de</strong>t sagen 'Reichskanzler'. Die Hauptstadt <strong>de</strong>s Reiches war Memph. Die ersten<br />

Familien, die Priester und Heerführer pflegten <strong>de</strong>n König o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fürsten immer aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Familie zu nehmen.“<br />

Auf meiner Frage, welche an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Völker damals existierten, antwortete er:<br />

"Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Halbinsel Arabien zogen die Noma<strong>de</strong>nstämme umher. Es gab ein großes Reich<br />

am Euphrat. Dieses Reich war an <strong><strong>de</strong>r</strong> Mündung <strong>de</strong>s Euphrat und reichte bis zum Ganges.<br />

Dann gab es noch ein Reich, wo später die Mauren wohnten, Spuren von diesem Reich<br />

sind noch auf <strong>de</strong>n alten Karten vorhan<strong>de</strong>n."<br />

Als die Medien zu sich kamen, wun<strong><strong>de</strong>r</strong>ten sie ich über die von ihnen angefertigten<br />

Zeichnungen und wußten nicht, was das alles zu be<strong>de</strong>uten hätte.<br />

Sie kamen im ganzen siebenmal in drei Monaten. Es war mir vorher nie bekannt, wann<br />

sie die Fortsetzung machten.<br />

An einem Morgen, als ich im Begriff stand, aus meinem Pfarrort in die Stadt zum Büro<br />

<strong>de</strong>s Hilfsbun<strong>de</strong>s zu reisen, kam <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauernjunge, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprechmedium war, zu mir ins<br />

Pfarrhaus und sagte, er habe <strong>de</strong>n Auftrag bekommen, mich heute in die Stadt zu<br />

begleiten. Weshalb er <strong>mit</strong>fahren sollte, war ihm nicht bekannt, Ich nahm ihn also <strong>mit</strong>,<br />

weil ich aus Erfahrung wußte, daß es sich stets um etwas Wichtiges han<strong>de</strong>lte, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Junge solche Aufträge erhielt.<br />

An diesem Tage erschienen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um die bei<strong>de</strong>n Medien für die ägyptischen<br />

Zeichnungen. Gleichzeitig <strong>mit</strong> ihnen fiel auch mein Bauernjunge in Trance und saß so<br />

lange schweigend da, während die bei<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ihre Zeichnungen fortsetzten.<br />

Plötzlich stand das meiner Pfarrei angehörige Medium auf und ging zu <strong>de</strong>m einen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeichnen<strong>de</strong>n hin und re<strong>de</strong>te <strong>mit</strong> ihm in einer frem<strong>de</strong>n Sprache. Er schien ihm etwas an


<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeichnung zu erklären. Dann kam er zu mir und bat mich um Radiergummi. Als ich<br />

ihm diesen überreichte, ging er wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Medium. Ich selbst trat nun auch<br />

in <strong>de</strong>ssen Nähe und sah, daß es <strong>de</strong>n Nil gezeichnet hatte. Es nahm <strong>de</strong>n Radiergummi aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong>de</strong>s Jungen und radierte an <strong>de</strong>m Lauf <strong>de</strong>s Nils einen Teil aus und zeichnete ihn<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>s. Ich fragte das in Trance befindliche Medium aus meiner Pfarrei, ob es mir sagen<br />

dürfte, was diese Vorgänge zu be<strong>de</strong>uten hätten. Der daraus sprechen<strong>de</strong> Geist gab mir zur<br />

Antwort, daß er heute die Aufsicht über die bei<strong>de</strong>n zeichnen<strong>de</strong>n Medien habe. Denn es<br />

wer<strong>de</strong> die für die Auffindung <strong><strong>de</strong>r</strong> Königsgräber wichtigste Zeichnung angefertigt,<br />

nämlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Lauf <strong>de</strong>s Nil. Der Geist einer <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n früheren Fürsten hätten durch das<br />

Medium <strong>de</strong>n Nilfluß so gezeichnet, wie er zur damaligen Zeit seinen Lauf genommen.<br />

Heute jedoch sei <strong><strong>de</strong>r</strong> Lauf <strong>de</strong>s Nil infolge einer Versandung an einigen Stellen ein<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er. Es sei gera<strong>de</strong> eine dieser Stellen, von <strong><strong>de</strong>r</strong> aus die Messung <strong><strong>de</strong>r</strong> Entfernung<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n müsse, um die Königsgräber zu fin<strong>de</strong>n. Darum habe er auch heute<br />

morgen <strong>de</strong>n Jungen veranlaßt, <strong>mit</strong> mir in die Stadt zu gehen.<br />

Als die letzte Zeichnung vollen<strong>de</strong>t war, erhielt ich <strong>de</strong>n Auftrag, alle Zeichnungen<br />

durchzupausen und eine Pause versiegelt an einer mir bezeichneten Stelle zu hinterlegen.<br />

Dann wur<strong>de</strong> mir eine Urkun<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m einen <strong><strong>de</strong>r</strong> ägyptischen Fürsten diktiert, die ich<br />

unterschreiben mußte. Sie lautet:<br />

"Im Jahre 1924 erhielt ich Kun<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Existenz zweier Geister, die früher einmal<br />

Fürsten waren. Arras und Isaris - so nennen sie sich. Von eben <strong>de</strong>nselben sind mir<br />

mehrere Zeichnungen und Diktate zugetragen wor<strong>de</strong>n. Dieselben umfassen einen<br />

Bericht über das Schicksal <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Fürsten und ihres Lebens. Mir wur<strong>de</strong> aufgetragen,<br />

in das Land <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n zu ziehen und ihre Gräber zu öffnen und die Überreste <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verschütteten Stätten freizulegen. Diese Materialien sammelte ich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit von 1.<br />

Februar bis 1. Mai 1924."<br />

"Isaris erklärte im Auftrage <strong>de</strong>s Arras und in seinem eigenen Namen: Wir bei<strong>de</strong> haben<br />

euch das kundgetan, was uns aufgetragen wor<strong>de</strong>n ist, euch zu sagen, da<strong>mit</strong> ihr unsere<br />

Grabstätten fin<strong>de</strong>t. Die Durchführung liegt in eurer Hand. Seelisch, geistig habt ihr für<br />

uns bis heute gewirkt. Wir danken euch dafür. Wir bitten euch, dies auch fernerhin zu<br />

tun, und <strong>mit</strong> heutigem Tage verabschie<strong>de</strong>n wir uns von euch. Wir wer<strong>de</strong>n nur noch<br />

einmal kommen. Das wird an <strong>de</strong>m Tage sein, wo die Erfüllung <strong>de</strong>s Vorhergesagten<br />

eintrifft und von euch als tatsächliches, geschichtliches Geschehen nicht bloß geglaubt,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch erkannt wird".<br />

"Betet für uns! Und - Gott zum Gruß!"<br />

"Wenn ihr vor unserem Grabe stehet und ihr die Reste fin<strong>de</strong>t, dann sind wir dort. Hier<br />

ist unsere Aufgabe erfüllt. - Gott zum Gruß - auf Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen!"<br />

Diese Urkun<strong>de</strong> unterzeichnete ich und nahm sie zu <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ägyptischen Akten.<br />

Bei dieser Gelegenheit stellte ich noch manche Fragen, die sich auf die vorliegen<strong>de</strong><br />

Sache bezogen. Als Antwort darauf wur<strong>de</strong> mir folgen<strong>de</strong> Belehrung zuteil:


"Ich kann dir sagen, daß alles aufgezeichnet ist, was auf die Örtlichkeit selbst Bezug<br />

hat, wo die Gräber liegen. Die genauen Angaben können wir euch nur an Ort und Stelle<br />

geben. Es ist jetzt nur die eine Frage: Die Ausführung <strong>de</strong>s Auftrages. Ihr habt die<br />

Gräber nur zu suchen, und ihr fin<strong>de</strong>t sie. Ihr fin<strong>de</strong>t darin verschie<strong>de</strong>ne Kultursachen. Sie<br />

sind schon mehrfach gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n und sind an und für sich nicht so ganz wichtig.<br />

Aber wichtig ist <strong><strong>de</strong>r</strong> ,,Aufruf an das Volk" und die ,,Rolle", in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Gesetze <strong><strong>de</strong>r</strong> ,<br />

'Weißen Magie' über <strong>de</strong>n Geisterverkehr enthalten sind und auch die Heilarten, wie man<br />

Krankheiten heilen kann. Dann sind auch Angaben darin über die Herstellung<br />

verschie<strong>de</strong>ner Erzeugnisse aus Pflanzen, Salzen und <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Stoffen, wo<strong>mit</strong> man<br />

verschie<strong>de</strong>ne Sachen konservieren kann, und auch, wie man aus Pflanzen Stoffe<br />

herstellen kann, die sehr dauerhaft sind. Geld und Gold liegt auch dort, da<strong>mit</strong> ihr alle<br />

eure Auslagen <strong>de</strong>cken könnt und noch mehr."<br />

"Ihr wer<strong>de</strong>t nicht das Schicksal so vieler haben, die bisher solche Gräber öffneten und<br />

getötet wur<strong>de</strong>n. Denn auf je<strong>de</strong>m Grabe steht die Inschrift: 'Diejenigen, welche Hand<br />

anlegen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Antrieb dazu geben, sind verfallen.' - Ihr gehet in Gottes Namen und<br />

nehmet <strong>de</strong>n Grundstich auch in unserem Namen <strong>mit</strong> Gottes Hilfe vor. So wird euch<br />

nichts geschehen."<br />

"Du fragst mich nach <strong>de</strong>n Schriftzeichen auf <strong>de</strong>n Zeichnungen. Die Schriftzeichen sind<br />

verschie<strong>de</strong>n. Denn man hat nicht überall gleich geschrieben. Es ist die Schrift so, wie wir<br />

sie damals geschrieben haben. Ihr könnt die Schrift nicht lesen und nicht schreiben. Ich<br />

könnte euch die Buchstaben diktieren. Aber da<strong>mit</strong> vermöget ihr nichts anzufangen. Denn<br />

ein Buchstabe gilt sowohl für ein Wort als auch für ein Zeichen. Auf unserem Grabe, auf<br />

unserem Palast, auf <strong>de</strong>n Steinen, auf <strong>de</strong>n Säulen, auf <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n ist überall dieselbe<br />

Schrift. Die Gelehrten können sich die Köpfe an diesen Steinen einrennen, die Schrift<br />

wer<strong>de</strong>n sie nicht entziffern können. Vielleicht wird <strong><strong>de</strong>r</strong> eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e sagen, daß die<br />

Schrift, die er bei euch sieht, möglicherweise aus Ägypten ist, weil er einige Zeichen<br />

erkennt. Aber die meisten wer<strong>de</strong>n sagen, ihr hättet euren Verstand verloren. Und sie<br />

wer<strong>de</strong>n euch Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nisse in <strong>de</strong>n Weg legen."<br />

,,Der Großkönig, unter <strong>de</strong>m wir Bun<strong>de</strong>sfürsten waren, hieß ,AM-EL'. Er starb nach uns<br />

bei<strong>de</strong>n. Sein Grab ist noch nicht gefun<strong>de</strong>n."<br />

,,Es sind in ganz Ägypten ungefähr 10.000 Gräber von Königen, Fürsten, und<br />

Vornehmen. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gräber zähle ich nicht. Da könnt ihr sicher sein, daß nicht alles<br />

ent<strong>de</strong>ckt ist."<br />

Später fragte ich in <strong>de</strong>n Sitzungen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Medien meiner Pfarrei nach dieser<br />

ägyptischer Sache. Ich wollte erfahren, um welche Zeit die Gräber aufgefun<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n.<br />

Ich erhielt zu Antwort: ,,Das alles hat noch seine Zeit. Es wer<strong>de</strong>n Weltereignisse<br />

eintreten, wodurch diese Sache reif wird. Heute (1924) ist sie noch unmöglich und<br />

wür<strong>de</strong> aus Grün<strong>de</strong>n, die ihr nicht versteht, das Leben vieler Menschen kosten. Welche<br />

großen Absichten Gott da<strong>mit</strong> verbin<strong>de</strong>t, könnt ihr nicht einmal ahnen. “<br />

Diese ägyptische Sache habe ich <strong>de</strong>shalb in dieser Ausführlichkeit an Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Akten<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben, da<strong>mit</strong> im Augenblick <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfüllung auch hierdurch <strong><strong>de</strong>r</strong> Beweis erbracht<br />

ist, daß alle Einzelheiten genau vorausgesagt wor<strong>de</strong>n sind.


Ich persönlich habe das Empfin<strong>de</strong>n, daß die Auffindung <strong><strong>de</strong>r</strong> hier beschriebenen Gräber<br />

für die heutige Wissenschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> gewaltigste Beweis für die Wahrheit <strong>de</strong>ssen sein soll,<br />

was in diesem Buche enthalten ist. Denn solche Beweise kann auch die<br />

jenseitsfeindlichste Wissenschaft nicht mehr beiseite schieben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n muß sie als<br />

vollwertig anerkennen. - Doch das ist meine rein persönliche Meinung. Näheres über die<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Auffindung <strong><strong>de</strong>r</strong> ägyptischen Gräber ist mir nicht <strong>mit</strong>geteilt wor<strong>de</strong>n. Die<br />

Richtigkeit dieser ägyptischen Sache wur<strong>de</strong> mir auch durch das Medium in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt<br />

bestätigt. Es fügte noch hinzu, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Fürst, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich ,,Arras“ nannte, auch <strong>de</strong>n Namen<br />

,,Hario“ geführt habe.<br />

Beurteilung <strong>de</strong>s Erbebten<br />

Wenn man die bisher angeführten Beispiele, die nur einen ganz kleinen Bruchteil meiner<br />

Erlebnisse auf diesem Gebiet ausmachen, in aller Ruhe über<strong>de</strong>nkt, so wird es je<strong>de</strong>m klar,<br />

daß man <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n üblichen "natürlichen" Erklärungsversuchen keinen Schritt<br />

weiterkommt. Nicht "Suggestion", nicht "Gedankenübertragung", nicht<br />

"Unterbewußtsein" können die Ursachen solcher Erscheinungen sein. We<strong><strong>de</strong>r</strong> die Medien<br />

als Menschen wußten diese Dinge, noch auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Menschen.<br />

Was nie im Bewußtsein eines Menschen war, kann bei ihm auch nie zum<br />

Unterbewußtsein wer<strong>de</strong>n, und Gedanken, die ich selbst nicht habe, kann ich auch nicht<br />

auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>e übertragen.<br />

Die Worte "Suggestion", "Unterbewußtsein", "Gedankenübertragung" sind auf diesem<br />

Gebiet in <strong>de</strong>n meisten Fällen eben nur Worte, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen man recht viel Gelehrtes<br />

auszudrücken glaubt und auch auf diejenigen Eindruck macht, die nicht nachzu<strong>de</strong>nken<br />

pflegen. Aber in Wirklichkeit sind es Worte ohne anwendbare Begriffe. "Wo die<br />

Begriffe fehlen, da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein."<br />

Was die Gedankenübertragung angeht, so habe ich mich oft bemüht, meine Gedanken<br />

auf die Medien sowohl vor ihrem Trancezustand, als auch während <strong>de</strong>sselben <strong>mit</strong> aller<br />

Kraft zu übertragen. Aber in keinem einzigen Falle enthielten ihre darauf folgen<strong>de</strong>n<br />

Kundgebungen auch nur ein Wort von <strong>de</strong>m, was ich an Gedanken auf sie zu übertragen<br />

suchte.<br />

Auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e habe ich veranlaßt, <strong>mit</strong> mir zusammen einen bestimmten Gedanken, <strong>de</strong>n<br />

wir vorher vereinbart hatten, einem Medium für seine Kundgebungen zu suggerieren.<br />

Aber alle diese Versuche blieben ohne <strong>de</strong>n geringsten Erfolg.<br />

Was mir durch die ungelehrten und auf allen Gebieten <strong>de</strong>s Wissens vollständig<br />

unerfahrenen Medien <strong>mit</strong>geteilt wur<strong>de</strong>, übersteigt je<strong>de</strong>s menschliche Wissen von diesen<br />

Dingen.<br />

Hier gibt es bloß eine Erklärung, die unser Denken befriedigt, nämlich: Es sind<br />

außerirdische Geistwesen, die sich dieser Medien als Werkzeuge bedienen, um uns<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Existenz eines Jenseits, von <strong>de</strong>m Dasein eines Gottes und einer <strong>Geisterwelt</strong><br />

zu überzeugen und uns auf <strong>de</strong>n Weg zu Gott zu führen.<br />

Die in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Kapiteln wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegebenen Belehrungen über die "Gesetze <strong>de</strong>s<br />

Geisterverkehrs" und "die großen Fragen <strong>de</strong>s Diesseits und Jenseits" wer<strong>de</strong>n weitere<br />

Beweise dafür in Fülle liefern.


Zweiter Teil<br />

Die Gesetze <strong>de</strong>s <strong>Verkehr</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung<br />

Vorbemerkung


Ich habe erkannt, daß alles, was Gott bestimmt hat, ewige Geltung besitzt.<br />

Man kann da nichts hinzufügen und nichts davon hinwegnehmen. Und das<br />

hat Gott so eingerichtet, daß man Ehrfurcht vor ihm habe. (Prediger 3.14)<br />

Es war mir schon bei <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Berührung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> die Zusage gemacht<br />

wor<strong>de</strong>n, daß ich über die Gesetze belehrt wür<strong>de</strong>, nach <strong>de</strong>nen sich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Welt, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen, vollzieht.<br />

Wür<strong>de</strong> diese Zusage erfüllt, so be<strong>de</strong>utete dies für mich einen neuen, unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>leglichen<br />

Beweis für die Wahrheit <strong>de</strong>ssen, was ich bisher aus dieser Quelle an Belehrungen<br />

empfangen hatte. Ich selbst wußte von jenen Gesetzen nichts. Erst recht war <strong>de</strong>n auf<br />

allen wissenschaftlichen Gebieten unerfahrenen Medien von <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Gesetzen nichts<br />

bekannt, so daß sie aus sich keine Belehrungen darüber erteilen konnten.<br />

Die mir gemachte Zusage wur<strong>de</strong> in viel vollkommenerer Weise gehalten, als ich zu<br />

hoffen gewagt hatte. Der Unterricht, <strong><strong>de</strong>r</strong> mir über die Gesetze <strong>de</strong>s Geisterverkehrs zuteil<br />

wur<strong>de</strong>, war von einer Klarheit und Überzeugungskraft, wie sie nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit<br />

innewohnt. Alle Fragen, die ich stellte, wur<strong>de</strong>n mir ausführlich bis in ihre Einzelheiten<br />

beantwortet. Nie konnte ich auch nur <strong>de</strong>n kleinsten Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch in <strong>de</strong>n Ausführungen<br />

feststellen. Alles griff ineinan<strong><strong>de</strong>r</strong>, wie in einem feinen Uhrwerk. Mein Lehrmeister war<br />

dasselbe Geistwesen, das mir schon bei meinem zweiten Zusammentreffen <strong>mit</strong> ihm<br />

versprochen hatte, mich in alle Wahrheit einzuführen. Es bediente sich dazu als Medium<br />

<strong>de</strong>sselben Jungen wie damals. Da dieser nur <strong>mit</strong>telmäßige Schulbildung besaß, so<br />

bewahrheitete sich auch hierbei das Wort <strong>de</strong>s Apostels Paulus: "Was <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt für töricht<br />

gilt, das hat Gott erwählt, um die Weisen zu beschämen; und was <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt für niedrig<br />

und verächtlich gilt, ja was <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt nichts gilt, das hat Gott erwählt, um das zunichte zu<br />

machen, was in <strong>de</strong>n Augen <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt groß dasteht. Denn kein Sterblicher soll sich seiner<br />

eigenen Leistungen vor Gott rühmen können." (1.Kor.1.27-29.)<br />

Das Gesetz <strong><strong>de</strong>r</strong> „Odkraft“<br />

(Lebenskraft)


Gesetzmäßigkeit<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten Schöpfung Gottes<br />

"Ihr Menschen", so begann <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist seine Belehrungen - "scheint anzunehmen, daß<br />

Gesetzmäßigkeit bloß in <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Welt herrsche. Das ist ein Irrtum. Gott ist ein<br />

Gott <strong><strong>de</strong>r</strong> Ordnung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzmäßigkeit sowohl in <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen, als auch in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geistigen Schöpfung. Er selbst unterwirft sich bei seinem Tun <strong>de</strong>n von ihm geschaffenen<br />

Gesetzen und hebt keines von ihnen auf.<br />

So müssen auch wir Geister die gottgewollten Naturgesetze beobachten, sooft wir <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Welt in Verbindung treten. Das gilt sowohl für die gute, als auch für die<br />

böse <strong>Geisterwelt</strong>.<br />

Ihr pflegt alles ein 'Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>' zu nennen, was ihr <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n euch bekannten Naturgesetzen<br />

nicht in Einklang bringen könnt. Für <strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Kräfte <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geistigen Welt kennt, gibt es keine 'Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>'. Denn alles vollzieht sich nach <strong>de</strong>nselben<br />

unwan<strong>de</strong>lbaren Gesetzen, von <strong>de</strong>nen keines das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e aufhebt o<strong><strong>de</strong>r</strong> abän<strong><strong>de</strong>r</strong>t."<br />

"Wenn du einen Stein <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand in die Höhe hebst, so wird dadurch das Gesetz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

'Schwerkraft' <strong>de</strong>s Steines, wie ihr es nennt, nicht beseitigt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch die stärkere<br />

Kraft <strong>de</strong>iner Hand überwun<strong>de</strong>n. Wür<strong>de</strong> jedoch ein Stein durch eine für euch unsichtbare<br />

Hand emporgehoben, so wäre das in euren Augen ein 'Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>', weil ihr die Kraft<br />

nicht sehet und darum <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht wäret, <strong><strong>de</strong>r</strong> Stein erhebe sich von selbst. Und doch<br />

muß in bei<strong>de</strong>n Fällen eine Kraft vorhan<strong>de</strong>n sein, die das Heben <strong>de</strong>s Steines bewirkt.<br />

Ob ihr die Kraft sehet o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, macht in <strong>de</strong>m Vorgang selbst keinen Unterschied. In<br />

bei<strong>de</strong>n Fällen wird die Schwerkraft <strong>de</strong>s Steines durch eine stärkere Kraft<br />

überwun<strong>de</strong>n.<br />

Selbst Gott kann infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> von seiner Allmacht geschaffenen Gesetze nicht<br />

machen, daß sich ein Stein von selbst erhebt. Wohl hätte er an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gesetze für die<br />

Materie schaffen können. Nach<strong>de</strong>m er aber die jetzt bestehen<strong>de</strong>n Gesetze für alles<br />

irdische Geschehen festgelegt hat, muß auch er bei <strong>de</strong>m Stein, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich erheben soll, eine<br />

Kraft wirksam wer<strong>de</strong>n lassen, die größer ist als die Schwerkraft <strong>de</strong>s Steines. So ist es auf<br />

allen Gebieten.<br />

Es ist auch kein 'Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>', wenn die <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> euch Menschen in wahrnehmbare<br />

Verbindung tritt und <strong>mit</strong> euch spricht. Und wenn ich durch diesen Jungen <strong>mit</strong> dir re<strong>de</strong>,<br />

so geht auch das nach feststehen<strong>de</strong>n Gesetzen vor sich, die ich befolgen muß und die ein<br />

böser Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch diesen Jungen sprechen wollte, in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise befolgen<br />

müßte.<br />

Betrachtet eure Fernsprecheinrichtungen! Wieviel Naturgesetze müssen da erfüllt<br />

wer<strong>de</strong>n, bis ein Gespräch zustan<strong>de</strong> kommt! Es muß ein Kraftstrom vorhan<strong>de</strong>n sein;<br />

Drähte und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Einrichtungen müssen angebracht wer<strong>de</strong>n, die zur Übertragung <strong>de</strong>s<br />

gesprochenen Wortes erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich sind und <strong>de</strong>n Gesetzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Elektrizität und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Akustik entsprechen. Ob nun ein guter Mensch <strong>de</strong>n Sprechapparat benutzt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein<br />

Verbrecher, bei<strong>de</strong> sind <strong>de</strong>nselben Fernsprechgesetzen unterworfen.


Zum Verständnis <strong>de</strong>ssen, was du auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Geisterverkehrs wahrnimmst, ist es<br />

für dich wichtig, die hauptsächlichsten Gesetze kennenzulernen, die beim <strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung in Betracht kommen. Hast du diese begriffen,<br />

dann wird dir das meiste verständlich sein, was dir auf diesem Gebiet begegnet und euch<br />

Menschen bis jetzt so unerklärlich erscheint.<br />

Das Od als geistige Lebenskraft<br />

Geist und Materie können wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verschie<strong>de</strong>nheit ihres Seins nicht un<strong>mit</strong>telbar<br />

aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong> wirken. Auch <strong>de</strong>in eigener Geist ist aus sich allein nicht fähig, ein Glied<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Organ <strong>de</strong>ines Körpers in Tätigkeit zu setzen. Ebensowenig bin ich, <strong><strong>de</strong>r</strong> ich jetzt von<br />

<strong>de</strong>m Körper dieses Jungen Besitz ergriffen habe, aus mir allein imstan<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Körper<br />

aufzurichten, seine Hän<strong>de</strong> zu erheben o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> seinen Sprechwerkzeugen einen Laut<br />

hervorzubringen. Sowohl <strong>de</strong>in eigener Geist, als auch ich bedarf dazu eines<br />

Kraftstromes .<br />

So hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Maschinenführer <strong>de</strong>n Kraftstrom <strong>de</strong>s Dampfes o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elektrizität nötig, um<br />

die Maschine in Gang zu bringen. Fehlt <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraftstrom o<strong><strong>de</strong>r</strong> ist er zu schwach, so steht<br />

die Maschine still.<br />

In unserem Fall ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Maschinist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist. Die Maschine ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper o<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Materie. Soll die Materie vom Geist in Bewegung gesetzt wer<strong>de</strong>n, so ist dazu ein<br />

Kraftstrom nötig.<br />

Die Gelehrten <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Zeit nannten <strong>de</strong>n Kraftstrom im Menschen 'Seele', im Gegensatz<br />

zu 'Geist' und 'Körper'. Sie lehrten daher <strong>mit</strong> Recht, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch aus Geist, Seele und<br />

Körper besteht.<br />

Die Bibel bezeichnet <strong>de</strong>n Kraftstrom o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Lebenskraft als 'O<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Lebens'. Und<br />

Gott hauchte <strong>de</strong>m Menschen <strong>de</strong>n O<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Lebens in die Nase; so wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch zu<br />

einem lebendigen Wesen (1. Mose 2, 7).<br />

Eure heutige Wissenschaft hat <strong>de</strong>m Kraftstrom im Menschen <strong>de</strong>n Namen 'Odkraft'<br />

gegeben.<br />

Die 'Odkraft' o<strong><strong>de</strong>r</strong> Lebenskraft befin<strong>de</strong>t sich in und um alles, was Gott geschaffen hat.<br />

Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch, je<strong>de</strong>s Tier, je<strong>de</strong> Pflanze, je<strong><strong>de</strong>r</strong> Stein, je<strong>de</strong>s Mineral, je<strong>de</strong>s Wasser, je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weltkörper, je<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist und was es sonst noch gibt, hat Odkraft. Sie ist nichts<br />

Materielles, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n etwas Geistiges und stets <strong>mit</strong> einem Geist verbun<strong>de</strong>n. Sie ist die<br />

Lebenskraft <strong>de</strong>s Geistes. Träger <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft ist daher stets <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist. Wo also Leben ist,<br />

ist Od, und wo Od ist, ist Geist. Da nun die Odkraft in und um alles ist, was Gott<br />

geschaffen hat, und stets <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Geist verbun<strong>de</strong>n ist, so folgt daraus, daß in allem<br />

Geschaffenen ein Geist ist.<br />

Das klingt euch unglaublich, und doch ist es die Wahrheit.<br />

Ist ein Geist <strong>mit</strong> einem materiellen Körper verbun<strong>de</strong>n, so besitzt er zunächst die Odkraft,<br />

die für seine eigene Existenz als Geist erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist. Sodann eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Zugabe an Odkraft, um das Leben, <strong>de</strong>n Aufbau und die Betätigung <strong>de</strong>s irdischen


Körpers zu ermöglichen. So bedarf ja auch, um mich eines unvollkommenen irdischen<br />

Gleichnisses zu bedienen, eine Lokomotive einer bestimmten Menge Dampfkraft, um<br />

sich selbst fortbewegen zu können, und einer entsprechen<strong>de</strong>n Zugabe an Dampf, um die<br />

angehängten Wagen <strong>mit</strong>zuziehen. Der an euren Geist angehängte Wagen ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper.<br />

Für ihn benötigt also euer Geist eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zugabe an Odkraft.<br />

Das für <strong>de</strong>n Körper bestimmte Od unterschei<strong>de</strong>t sich jedoch von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Geistes. Denn<br />

alles, was auf Materie wirken soll, muß bis zu einem gewissen Gra<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie<br />

verähnlicht und angepaßt wer<strong>de</strong>n. Daher ist das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Körper nicht so geistig,<br />

wie das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister selbst, die sich in diesen Körpern befin<strong>de</strong>n.<br />

Das körperliche Od hat Ähnlichkeit <strong>mit</strong> euren irdischen Kraftströmen. Sie sind we<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

rein materiell, noch rein geistig. Ihr eigentliches Wesen ist euch unbekannt, wenn ihr<br />

auch ihre Wirkung täglich erfahret.<br />

Für die irdischen Kraftströme habt ihr materielle Leitungsdrähte, um <strong>de</strong>n Strom in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zweckmäßigsten Stärke wirken zu lassen. Ihr habt Maschinen und sonstige<br />

Einrichtungen und Anlagen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Betrieb eine bestimmte Stromstärke erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kraftstrom zu stark, so zerstört er diese Einrichtung. Ist er zu schwach, so kommt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betrieb zum Stillstand.<br />

So wird auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Odstrom bei allen körperlichen Wesen an einem Leitungsdraht durch<br />

<strong>de</strong>n ganzen Körper <strong>mit</strong> all seinen wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren Einrichtungen, die ihr Organe nennt, in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> dafür notwendigen Stärke geführt. Wirkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Strom zu stark auf ein Organ, so kommt<br />

es in Unordnung; ist er zu schwach, so stellt es seine Tätigkeit ein.<br />

Der Leitungsdraht <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft ist das Blut. Wird er zerstört, in<strong>de</strong>m das Blut<br />

verlorengeht o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Zersetzung vernichtet wird, so hört auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Odstrom auf;<br />

genau so, wie bei euren Kraftströmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Strom versagt, wenn die Leitungsdrähte durch<br />

äußere Eingriffe o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Zersetzung beschädigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Weil das Blut <strong><strong>de</strong>r</strong> Odleiter und daher ohne Blut das körperliche Leben nicht möglich ist,<br />

darum wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel das Blut <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Sitz <strong>de</strong>s Lebens' genannt: Das Blut ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitz <strong>de</strong>s<br />

Lebens (5.Mose 12.23).<br />

Das körperliche Od wird nicht vom Geist <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n Körpers erzeugt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>n Nahrungsstoffen gewonnen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper in sich aufnimmt.<br />

Da<strong>mit</strong> du die weiteren Belehrungen über die Odkraft verstehst, muß ich dich über das<br />

Wesen <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie unterrichten.<br />

Die Materie als verdichtetes Od<br />

Hast du dir schon einmal klarzumachen versucht, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebewesen sich<br />

bil<strong>de</strong>t? Betrachte <strong>de</strong>inen eigenen Körper und sein Wachstum! Wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>in Körper<br />

vielleicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise gebil<strong>de</strong>t, daß fertige Materie daran gesetzt wur<strong>de</strong>, so wie ein<br />

Haus entsteht, in<strong>de</strong>m Stein auf Stein gefügt wird? Du wirst von selbst einsehen, daß <strong>de</strong>in<br />

Körper nicht auf diese Weise entstan<strong>de</strong>n ist. Der Körper ist nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als zur<br />

Materie verdichtetes Od. Das gilt von je<strong>de</strong>m Körper, nicht bloß von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s


Menschen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch von <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiere, Pflanzen und Mineralien. Ihr Wachstum<br />

und materielles Entstehen unterliegt <strong>de</strong>nselben Gesetzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Odverdichtung.<br />

Das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen materiellen Wesen stellt eine nach wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren, euch<br />

unbekannten Gesetzen hergestellte Mischung <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen Odkräfte und Odarten<br />

dar. Bei <strong>de</strong>n Menschen ist die Odmischung eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e als bei <strong>de</strong>n Tieren, und bei <strong>de</strong>m<br />

Tier wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflanze und bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflanze an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als bei <strong>de</strong>n Mineralien.<br />

Dieser Unterschied <strong><strong>de</strong>r</strong> Odmischung besteht aber nicht bloß zwischen <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nsten Naturstufen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch zwischen <strong>de</strong>n Einzelwesen <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />

Naturstufe. So ist die Odmischung bei <strong>de</strong>n einzelnen Menschenrassen eine verschie<strong>de</strong>ne.<br />

Der Neger hat eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Odmischung als <strong><strong>de</strong>r</strong> Weiße o<strong><strong>de</strong>r</strong> Indianer. Aber die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

weißen Rasse angehören<strong>de</strong>n Menschen haben nicht alle die gleiche Odmischung. Ebenso<br />

ist es bei <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Rassen. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> einzelne Mensch hat eine ihm eigentümliche<br />

Odmischung. Es gibt also keine zwei Menschen <strong>mit</strong> genau <strong>de</strong>mselben Od. Das gilt in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise von <strong>de</strong>n Tieren, Pflanzen, Mineralien.<br />

Da nun <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufbau <strong>de</strong>s Körpers eines Lebewesens in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verdichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m<br />

Lebewesen eigentümlichen Odmischung besteht, so hat je<strong><strong>de</strong>r</strong> Körper seine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

materielle Eigenart. Fleisch, Knochen, Nägel, Haare und alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zum Körper<br />

gehören<strong>de</strong>n Teile haben bei je<strong>de</strong>m Lebewesen ihre beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Eigentümlichkeit. Sie<br />

beruht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Odmischung, die bei <strong>de</strong>m Einzelwesen zu fin<strong>de</strong>n ist.<br />

Das Wachstum <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebewesen<br />

Es ist für euch ein großes Naturgeheimnis, wie es möglich ist, daß das vergeistigte und<br />

daher für eure Augen nicht sichtbare Od sich zur festen Materie verdichten kann. Daß es<br />

möglich ist, lehrt euch die tägliche Erfahrung, <strong>de</strong>nn ihr sehet, daß euer Leib nicht<br />

dadurch wächst, in<strong>de</strong>m fertige Materie daran geklebt wird. Ihr wißt, daß die Eichel nicht<br />

dadurch zum Eichbaum wird, daß immer mehr Eichenholz dazu getan wird, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n daß<br />

das Wachstum einen im Inneren <strong>de</strong>s Lebewesens sich vollziehen<strong>de</strong>n Prozeß darstellt. Ihr<br />

wißt ferner, daß die von euch aufgenommenen Speisen nicht inwendig an euren Körper<br />

angefügt wer<strong>de</strong>n, und auf diese Weise <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper sein Wachstum vollzieht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n daß<br />

ein euch unbekanntes Etwas in alle Teile und Teilchen <strong>de</strong>s ganzen Körpers strömt, sich<br />

dort zu Fleisch, Knochen, Haaren, Nägel und sonstigen Substanzen verdichtet und durch<br />

diese Verdichtung zur Materie wird.<br />

Das euch unbekannte Etwas ist das 'Od'.<br />

Woher stammt nun das für <strong>de</strong>n Aufbau und die Erhaltung <strong>de</strong>s Körpers aller Lebewesen<br />

notwendige Od? Du kannst das selbst fin<strong>de</strong>n, wenn du darüber nach<strong>de</strong>nkst, was zu<br />

<strong>de</strong>inem körperlichen Leben notwendig ist. Du hast Luft, Wasser, Speisen nötig. Aber<br />

nicht alles, was in <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft, <strong>de</strong>m Wasser und <strong><strong>de</strong>r</strong> Speise enthalten ist, kann <strong>de</strong>in Körper<br />

gebrauchen. Vor allem kann es <strong>de</strong>n einzelnen Teilen <strong>de</strong>ines Körpers nicht in <strong>de</strong>m<br />

Zustand zugeführt wer<strong>de</strong>n, wie es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft, in <strong>de</strong>m Wasser und <strong><strong>de</strong>r</strong> Speise enthalten<br />

ist, nämlich nicht in materiellem Zustand. Denn auch die Luft ist Materie. Es muß


zunächst in eine vergeistigte Form gebracht und als 'Od' in die kleinen und kleinsten<br />

Teilchen <strong>de</strong>s Körpers geleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Umwandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Nährstoffe in Od erfolgt auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Auflösung<br />

in <strong>de</strong>m in eurem Körper vor sich gehen<strong>de</strong>n Verdauungsprozeß.<br />

Die Luft, die ihr einatmet, stellt eine materielle Odmischung dar. Daraus lösen eure<br />

Lungen nur die Odteile auf, <strong><strong>de</strong>r</strong>en euer Körper bedarf. Die nicht brauchbaren Teile<br />

schei<strong>de</strong>n sie durch die Atmung aus.<br />

Das Wasser hat ebenfalls eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Odmischung. das Wasser- Od benötigen die<br />

Körper <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen, Tiere und Pflanzen am meisten. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> menschliche, tierische<br />

und pflanzliche Körper ist zum größten Teil eine Verdichtung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>m Wasser<br />

entnommenen Od. Darum ist auch das Wasser-Od in reichster Menge in <strong>de</strong>n aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tier- und Pflanzenwelt entnommenen Nahrungs<strong>mit</strong>teln enthalten, so daß ihr <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Aufnahme dieser Nahrungs<strong>mit</strong>tel in <strong>de</strong>n meisten Fällen auch <strong>de</strong>n notwendigen Bedarf an<br />

Wasser-Od empfanget. Weil das Od <strong>de</strong>s Wassers bei <strong>de</strong>n Körpern eine so große Rolle<br />

spielt, darum kann dieses Od nicht lange entbehrt wer<strong>de</strong>n. Eure Hungerkünstler können<br />

wochenlang <strong><strong>de</strong>r</strong> festen Speise entsagen, aber ohne Wasseraufnahme wür<strong>de</strong> bei ihnen<br />

bald <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod eintreten. Aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong> gehen Tiere und Pflanzen ein, <strong>de</strong>nen das<br />

Od <strong>de</strong>s Wassers längere Zeit versagt bleibt.<br />

Nun verstehst du auch, daß die Qual <strong>de</strong>s Verdurstens die größte Qual ist, die ein<br />

Lebewesen zu ertragen hat. Sie stellt <strong>de</strong>n schmerzlichsten To<strong>de</strong>skampf dar.<br />

Das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft wird nicht so sehr zum Aufbau <strong>de</strong>s Körpers gebraucht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hauptsache zur Erzeugung <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen Kraftströme, durch welche die Zersetzung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Speisen, ihre Auflösung in Od, die Mischung <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen Odarten und endlich<br />

ihre Verdichtung zur körperlichen Materie bewirkt wird. Alle Auflösungen erfolgen<br />

durch heiße und alle Verdichtungen durch kalte Odströme. Daher könnt ihr nur wenige<br />

Augenblicke ohne das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft leben. Denn wenn dies fehlt, hört je<strong>de</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Odwirkung von selbst auf.<br />

Die Odstrahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Weltkörper<br />

Es bleibt nun noch die Frage zu beantworten, woher <strong>de</strong>nn das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft, im Wasser und<br />

<strong>de</strong>n Nahrungs<strong>mit</strong>teln enthaltene Od stammt?<br />

Es kommt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>. Die Er<strong>de</strong> als Weltkörper hat eine Odmischung und Odstrahlung,<br />

die alle Odarten enthält, welche für die auf ihr befindlichen Lebewesen notwendig sind.<br />

Das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> setzt sich zusammen aus <strong>de</strong>m Od, das sie selbst als Weltkörper besitzt.<br />

Außer<strong>de</strong>m nimmt sie die Odstrahlung all <strong><strong>de</strong>r</strong> Weltkörper, die sich im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong><br />

befin<strong>de</strong>n, in die eigene Odmischung auf. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> dieser Weltkörper hat ein ihm<br />

eigentümliches und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Od, das bei keinem <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Weltkörper in dieser Art<br />

und Mischung zu fin<strong>de</strong>n ist.<br />

Je nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellung jener Weltkörper zu eurer Er<strong>de</strong> ist auch ihre Odstrahlung auf die<br />

Er<strong>de</strong> bald stärker, bald schwächer. Da die Stellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Weltkörper zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> je<strong><strong>de</strong>r</strong>


Sekun<strong>de</strong> wechselt, darum wechseln in <strong>de</strong>mselben Maße auch die Odstrahlungen, die jene<br />

Weltkörper zu eurer Er<strong>de</strong> sen<strong>de</strong>n.<br />

Die Mischung <strong>de</strong>s Od eurer Er<strong>de</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Od <strong><strong>de</strong>r</strong> sie umgeben<strong>de</strong>n Weltkörper ist von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> größten Be<strong>de</strong>utung für das Leben und das Wachstum auf eurer Er<strong>de</strong>.<br />

Du mußt ferner be<strong>de</strong>nken, daß je<strong>de</strong> Odart auch eine ganz eigenartige Kraftwirkung in<br />

sich schließt. In <strong>de</strong>m Maße nun, in <strong>de</strong>m im Augenblick <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt das körperliche Od<br />

<strong>de</strong>s Neugeborenen unter <strong>de</strong>m Einfluß einer einseitig starken Odwirkung eines o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

mehrerer Weltkörper steht, in <strong>de</strong>mselben Maße wird die Odmischung <strong>de</strong>s Neugeborenen<br />

beeinflußt. Sie ist ja im Augenblick <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt gewissermaßen noch ziemlich neutral<br />

und wird nun durch die auf sie einwirken<strong>de</strong> Odstrahlung und Odmischung nach einer<br />

gewissen Richtung für immer festgelegt. - Wenn du in einem Glas eine Mischung<br />

herstellen sollst und du gießt von einem bestimmten Stoff eine große Menge hinein,<br />

dann kannst du von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stoffen um so weniger beimischen. Die ganze Mischung<br />

trägt alsdann in Farbe, Geruch, Geschmack und sonstigen äußeren Merkmalen <strong>de</strong>n<br />

Charakter <strong>de</strong>s Stoffes, <strong>de</strong>n du in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s großer Menge in das Glas getan. Du kannst<br />

auch <strong>de</strong>n zu groß bemessenen Bestandteil nachträglich nicht mehr verringern o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch<br />

Beifügen größerer Mengen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Bestandteile verdünnen. Denn das Glas kann nicht<br />

mehr als voll gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

So ist es auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Odmischung <strong>de</strong>s Neugeborenen. Die Gesamt-Odmenge ist<br />

bestimmt und kann nicht vermehrt wer<strong>de</strong>n. Bil<strong>de</strong>t nun eine gewisse Odart <strong>de</strong>n<br />

Hauptbestandteil <strong>de</strong>s Gesamt-Od, so wird sie für die Gestaltung und das Wachstum <strong>de</strong>n<br />

Neugeborenen für immer maßgebend bleiben. Und da die einzelnen Odarten auch ganz<br />

eigenartige Lebensenergien entwickeln, so wird die Eigenart <strong>de</strong>s Hauptbestandteiles an<br />

Od <strong>de</strong>m Neugeborenen neben einer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gestaltung seines Körpers auch einen<br />

ihm eigentümlichen Charakter in seinem Han<strong>de</strong>ln geben.<br />

Es ist daher kein Aberglaube und auch keine leere Phantasie, daß man aus <strong>de</strong>m<br />

Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt auf die körperliche Eigenart und <strong>de</strong>n Charakter eines Menschen<br />

schließen kann. Der Einfluß <strong><strong>de</strong>r</strong> Odwirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Weltkörper auf euer irdisches Dasein,<br />

eure Lebensenergien, Charaktere und Temperamente ist ein viel größerer, als ihr euch<br />

<strong>de</strong>nkt. Ihr pflegt ja selbst zu sagen: 'Er ist unter einem glücklichen o<strong><strong>de</strong>r</strong> unglücklichen<br />

Stern geboren.' Da<strong>mit</strong> soll die Wirkung ausgedrückt wer<strong>de</strong>n, welche die Odstrahlung<br />

eines Weltkörpers auf die Lebewesen bei ihrer Geburt ausübt.<br />

Das alles steht im Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n großen Fragen <strong>de</strong>s Menschenschicksals, so<br />

daß ich es nicht ganz <strong>mit</strong> Stillschweigen übergehen konnte.<br />

Alle Körper <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Wesen sind also verdichtetes Od, das von <strong><strong>de</strong>r</strong> Odstrahlung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Er<strong>de</strong> und <strong><strong>de</strong>r</strong> sie umgeben<strong>de</strong>n Weltkörper stammt.<br />

Der Verdichtungsprozeß <strong>de</strong>s Od<br />

Den Auflösungs- und Verdichtungsprozeß könnt ihr euch an einem Beispiel in <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur<br />

klarmachen.


Du weißt, daß unter <strong>de</strong>m Einfluß <strong><strong>de</strong>r</strong> Wärme eine für euer Auge meistens nicht sichtbare<br />

Verdunstung <strong><strong>de</strong>r</strong> Feuchtigkeit <strong>de</strong>s Erdbo<strong>de</strong>ns und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewässer erfolgt. In einer<br />

gewissen Höhe über <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> verdichtet sich <strong><strong>de</strong>r</strong> bis dahin unsichtbare Dunst zunächst<br />

zu einem feinen, kaum sichtbaren Schleier. Eine weitere Verdichtung zeigt euch <strong>de</strong>n<br />

feinen Schleier als Wolke. Diese wird unter <strong>de</strong>m Einfluß <strong><strong>de</strong>r</strong> Kälte immer dichter und<br />

fällt schließlich unter einer noch größeren Verdichtung als Wasser o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schnee zur Er<strong>de</strong>.<br />

Wird das Wasser durch einen höheren Kältegrad weiter verdichtet, so wird es Eis und<br />

stellt eine feste Materie dar. Hier hast du die stufenweise Verdichtung eines für eure<br />

Augen nicht sichtbaren, gleichsam vergeistigten Stoffes zur festen Materie, die ihr nicht<br />

bloß sehen und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n greifen könnt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die euch auch eine große<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standskraft entgegensetzt. So ist also die Eis<strong>de</strong>cke eurer Bäche, Teiche und Flüsse<br />

verdichtetes Wasser und von <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Art wie das betreffen<strong>de</strong> Wasser und zeigt auch<br />

<strong>de</strong>ssen Eigentümlichkeiten, und das Wasser ist verdichteter Dunst.<br />

Wie also <strong><strong>de</strong>r</strong> Dunst von <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> aufsteigt, nach und nach zur festen Materie in Form<br />

von Eis wird, sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in Wasser und dann in Dunst auflöst, so geht es <strong>mit</strong> allen<br />

irdischen Körpern. Sie entstehen aus <strong>de</strong>m euren Augen unsichtbaren Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>, das<br />

sich auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>s Wachstums zur Materie verdichtet und nach <strong>de</strong>m irdischen To<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Lebewesens wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu <strong>de</strong>m Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> zurückkehrt. Allen irdischen Wesen gilt<br />

daher das Wort: 'Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> bist du genommen und zur Er<strong>de</strong> kehrst du zurück.' Das ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> beständige Kreislauf bis zu <strong>de</strong>m Tage, an <strong>de</strong>m alle Materie endgültig in Od aufgelöst<br />

und nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu materiellen Körpern verdichtet wird. - Doch darüber wer<strong>de</strong> ich dir<br />

später noch manches zu sagen haben.<br />

Hieraus magst du entnehmen, daß bei je<strong>de</strong>m irdischen Wesen drei Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Od<br />

unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können: - Das Od <strong>de</strong>s Geistes, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Wesen verkörpert ist -<br />

das etwas mehr verdichtete, aber für menschliche Augen nicht sichtbare Od als<br />

körperliche Lebenskraft - und das zur festen Materie gewor<strong>de</strong>ne Od, das ihr Körper<br />

nennt.<br />

Das Od als Lebenskraft <strong>de</strong>s Körpers bleibt, wie dir bereits bekannt, stets <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Od <strong>de</strong>s<br />

Geistes und dadurch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Geist selbst verbun<strong>de</strong>n. Es ist <strong><strong>de</strong>r</strong> körperliche Betriebsstoff<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong>de</strong>s Geistes, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> irdische Kraftstrom <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsstoff in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong>de</strong>s<br />

Maschinisten ist. Wird daher dieser körperliche Betriebsstoff so gemin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, daß er für<br />

die Lebensfähigkeit <strong>de</strong>s Körpers nicht mehr ausreicht, so trennt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist vom<br />

Körper. Es tritt <strong><strong>de</strong>r</strong> irdische Tod ein. So läßt <strong><strong>de</strong>r</strong> Maschinist die Maschine im Stich, die<br />

er wegen Mangel an Strom nicht mehr in Betrieb halten kann.<br />

Sterben die irdischen Körper, so bleibt die Odkraft beim Geist. Denn die irdischen<br />

Körper haben keine selbständige Odkraft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bloß die Geister, die von ihnen Besitz<br />

genommen haben.<br />

Stärkung und Schwächung <strong>de</strong>s Od<br />

Der Geist kann jedoch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm eigenen Odkraft das durch Krankheit geschwächte<br />

Od seines Körpers vermöge seiner Willensenergie stärken, die schlecht arbeiten<strong>de</strong>n<br />

körperlichen Organe in erhöhte Tätigkeit versetzen und dadurch die schädlichen<br />

Bestandteile aus <strong>de</strong>m Körper ausschei<strong>de</strong>n. Dabei muß <strong><strong>de</strong>r</strong> geschwächte Körper


selbstverständlich die Aufnahme schädlicher Speisen mei<strong>de</strong>n und durch gesun<strong>de</strong><br />

Nahrungs<strong>mit</strong>tel die Wirkung <strong>de</strong>s geistigen Od för<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Der Geist wirkt in diesem Falle,<br />

um mich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um eines materiellen Vergleiches zu bedienen, <strong>mit</strong> seiner eigenen<br />

Odkraft wie eine starke Druckpumpe auf das körperliche Od und die Odstromleitung,<br />

nämlich das Blut.<br />

Wie groß die Stärkung sein kann, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist eines Menschen durch die ihm eigene<br />

Odkraft infolge Anspannung seines Willens <strong>de</strong>m Od seines Körpers zuführt, könnt ihr<br />

aus zahlreichen Vorkommnissen ersehen . Oft empfangen Gelähmte, <strong>de</strong>nen eine große<br />

Gefahr droht, durch die auf die Rettung gerichtete Willensenergie <strong>de</strong>s Geistes eine<br />

solche Stärkung <strong><strong>de</strong>r</strong> körperlichen Odkraft, daß die Lähmung weicht und die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wenigstens für kurze Zeit wie<strong><strong>de</strong>r</strong> gebrauchsfähig wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieselbe Wirkung hat eine aufs Höchste gesteigerte Hoffnung auf Heilung. Sie ist<br />

ebenfalls ein Akt <strong>de</strong>s Willens und bringt durch die da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>ne Stärkung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

körperlichen Odkraft manche plötzlichen Heilungen hervor, die ihr als Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> anseht.<br />

Willensenergie, die in Mut, Hoffnung, Vertrauen und Freudigkeit zum Ausdruck kommt,<br />

ist daher das beste Heil<strong>mit</strong>tel. Sie ist aber auch <strong><strong>de</strong>r</strong> beste Schutz gegen anstecken<strong>de</strong><br />

Krankheiten. Das dadurch gestärkte Od <strong>de</strong>s Körpers bil<strong>de</strong>t gewissermaßen einen<br />

Schutzwall, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Eindringen <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheitskeime abhält. Je stärker die<br />

Willensenergie, um so stärker ist auch dieser unsichtbare Panzer.<br />

Willensschwäche, Mutlosigkeit, Angst und Verzagtheit <strong>de</strong>s Geistes bewirken das<br />

Gegenteil. Sie arbeiten wie eine Saugpumpe, die das Od <strong>de</strong>s Körpers samt <strong>de</strong>m Blut aus<br />

<strong>de</strong>m Körper und seinen Organen nach innen zieht, dadurch die Kraft <strong>de</strong>s Körpers<br />

schwächt und <strong>de</strong>n Weg für Ansteckungen freimacht.<br />

Die Heilkraft <strong>de</strong>s Od<br />

Wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist das durch Krankheit gemin<strong><strong>de</strong>r</strong>te Od seines Körpers stärken kann, so ist<br />

eine solche Stärkung auch möglich durch Übertragung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft eines gesun<strong>de</strong>n<br />

Wesens auf ein krankes. Eine <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Odübertragung nennt ihr 'Magnetisieren'. Je<strong>de</strong>s<br />

Lebewesen kann Od auf ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es übertragen. Nicht bloß Menschen auf Menschen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch Menschen auf Tiere, Pflanzen und Mineralien. Ihr könnt Pflanzen durch<br />

Übertragung eures eigenen Od zu schnellerem Wachstum bringen. Ihr könnt Wasser, Öl<br />

und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Dinge magnetisieren, sie gewissermaßen <strong>mit</strong> eurem Od tränken und<br />

dadurch <strong>de</strong>n Kranken, die das Wasser trinken o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Öl gesalbt wer<strong>de</strong>n, eine<br />

raschere Heilung verschaffen.<br />

Der Mensch kann auch das Od von Tieren, Pflanzen und Mineralien zur eigenen Heilung<br />

verwen<strong>de</strong>n. Auf dieser gegenseitigen Odübertragung beruhen die Gesetze <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilkraft<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung Gottes. So strömen auch die Felle mancher leben<strong>de</strong>n Tiere ein<br />

bestimmtes Od aus, das heilkräftig wirkt. Von vielen Pflanzen ist die Heilkraft allgemein<br />

bekannt. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> kennt ihr heute die Heilkräfte <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Pflanzen für die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Krankheiten nicht mehr in <strong>de</strong>m Maße wie die alten Völker. Dasselbe gilt<br />

von <strong>de</strong>n Mineralien. Daß je<strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>de</strong>lstein eine ihm eigentümliche Odkraft besitzt, dünkt


<strong>de</strong>n meisten als Aberglaube. Und doch ist gera<strong>de</strong> das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>de</strong>lsteine von ganz<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Reinheit und Kraft und stärkt das Od <strong>de</strong>sjenigen, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n E<strong>de</strong>lstein trägt.<br />

Dabei muß allerdings vorausgesetzt wer<strong>de</strong>n, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch <strong>de</strong>n E<strong>de</strong>lstein wählt, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu<br />

seinem eigenen Od paßt und nicht<br />

Odkräfte enthält, die <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Odstrahlung wi<strong><strong>de</strong>r</strong>streiten. Ihr habt ja Bücher, die euch<br />

darüber näheren Aufschluß geben, welcher E<strong>de</strong>lstein je nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburtszeit für <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Menschen in Frage kommt.<br />

Sehr wichtig für das Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung ist die Odübertragung von Mensch zu Mensch. -<br />

Ein krankes Kind fühlt sich bald besser, sobald die gesun<strong>de</strong> Mutter es an ihren Körper<br />

schmiegt. Dadurch überträgt sie von ihrem gesun<strong>de</strong>n Od auf das kranke Kind und stärkt<br />

das durch Krankheit geschwächte Od <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s. - Ein gesun<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong><br />

kranken o<strong><strong>de</strong>r</strong> alten Leuten zusammen schläft, teilt ihnen von seiner Odkraft <strong>mit</strong>. Die<br />

kranken o<strong><strong>de</strong>r</strong> alten Bettgenossen wer<strong>de</strong>n dadurch gestärkt, während <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesun<strong>de</strong> durch<br />

beständige Abgabe <strong>de</strong>s Od immer schwächer wird. Daher bekommen Gesun<strong>de</strong>, die<br />

längere Zeit <strong>mit</strong> kranken o<strong><strong>de</strong>r</strong> alten Leuten zusammen schlafen, infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwächung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Odkraft ein krankhaftes Aussehen. Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund, weshalb man Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

nicht <strong>mit</strong> alten Leuten zusammen in <strong>de</strong>mselben Bett schlafen lassen soll.<br />

Die Od-Aura<br />

Das Od durchströmt <strong>de</strong>n irdischen Körper in allen seinen Teilen und strahlt noch ein<br />

Stück darüber hinaus. Die dadurch bewirkte Umstrahlung <strong>de</strong>s irdischen Körpers<br />

bezeichnet eure Wissenschaft <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Namen 'Aura'. Alles Geschaffene hat diese<br />

Odaura. Auch die großen Weltkörper. Was ihr Anziehungskraft <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> nennt, ist die<br />

Kraft <strong><strong>de</strong>r</strong> Odstrahlung, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Reichweite in einem bestimmten Verhältnis zur Größe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erdkugel steht. Dasselbe gilt von allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Weltkörpern. In <strong>de</strong>m ganzen Universum<br />

gibt es keinen Punkt, <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Odstrahlung irgend eines Weltkörpers getroffen<br />

wird.<br />

Die Odaura umstrahlt <strong>de</strong>n materiellen Körper in gleichem Abstand von je<strong>de</strong>m Teilchen<br />

<strong>de</strong>s Körpers. Infolge<strong>de</strong>ssen hat die 'Aura' auch die Gestalt <strong>de</strong>s Körpers, <strong>de</strong>m sie angehört<br />

und <strong>de</strong>n sie umströmt. Man spricht daher auch von <strong>de</strong>m 'Odkörper' o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m<br />

'Astralkörper' o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m 'fluidalen Körper' <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Wesen im Gegensatz zu <strong>de</strong>m<br />

materiellen Körper. Es ist das, was die Bibel <strong>de</strong>n 'geistigen Leib' nennt. Er ist für euer<br />

leibliches Auge nicht sichtbar. Doch sogenannte 'Hellseher', die über die Gabe <strong>de</strong>s<br />

geistigen Schauens verfügen, können die Odstrahlung o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n 'Odkörper' sehen.<br />

Die Odschwingung<br />

Die Quelle <strong>de</strong>s Lebens ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist. Aber die Auswirkung <strong>de</strong>s Lebens und die<br />

Lebensbetätigung erfolgt durch die <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Geist verbun<strong>de</strong>ne Odkraft, die darum auch<br />

Lebenskraft genannt wird. Diese Kraft äußert sich in Schwingungen <strong>de</strong>s Od. Je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ausdruck <strong>de</strong>s geistigen Lebens, je<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdruck <strong>de</strong>s Lebens in <strong><strong>de</strong>r</strong> euch umgeben<strong>de</strong>n<br />

Natur, alle Naturkräfte sind Odschwingungen. Je<strong>de</strong>s Denken und Wollen äußert sich in<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Schwingungen <strong>de</strong>s Od, die durch <strong>de</strong>n Geist als Träger <strong>de</strong>s Od erzeugt<br />

wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>s körperliche Gefühl, je<strong>de</strong>s seelische Empfin<strong>de</strong>n wird durch Schwingungen


<strong>de</strong>s Od hervorgerufen. Alle Töne, Farben, Gerüche, Geschmacks- und<br />

Tastempfindungen entstehen durch ganz bestimmte Odschwingungen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen<br />

Welt sind es die Schwingungen <strong>de</strong>s reinen geistigen Od. In <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung<br />

sind es die Schwingungen <strong>de</strong>s mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> min<strong><strong>de</strong>r</strong> verdichteten Od.<br />

Alles, was ihr an irdischen Erscheinungen vor euch seht, alles Wachsen, Blühen und<br />

Reifen, alle Kraftströme und Strahlungen, Elektrizität, Radio, Ätherwellen, Licht und<br />

Finsternis, alle Stufenleiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Töne, Farben, Gerüche, <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschmacks- und<br />

Tastempfindungen, alle Kraftströme <strong>de</strong>s Universums, die Anziehungskraft <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weltkörper und ihre Bewegungen im Weltenraum alles beruht auf diesen<br />

Odschwingungen. Ein Denker <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Zeit hat gesagt: 'Alles ist im Fließen.' Er hätte<br />

sagen müssen: 'Alles ist im Schwingen.' Den Schwingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> das ganze Universum<br />

durchströmen<strong>de</strong>n und je<strong>de</strong>s Teilchen durchdringen<strong>de</strong>n Odkraft liegt das große göttliche<br />

Geheimnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlen zugrun<strong>de</strong>. Ihr kleinen Menschen wer<strong>de</strong>t nie dieses Geheimnis<br />

ergrün<strong>de</strong>n. Ihr sucht nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheitszahl im Weltengeschehen. Ihr wer<strong>de</strong>t sie nicht<br />

fin<strong>de</strong>n. Zwar habt ihr bereits manche Wahrheiten jenes Zahlengeheimnisses ent<strong>de</strong>ckt. Ihr<br />

wißt die Zahlen <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen euch bekannten Töne. Ihr versucht<br />

auch die <strong>de</strong>n Farben zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Zahlen <strong><strong>de</strong>r</strong> Odschwingungen zu erforschen.<br />

Aber was ist das alles zu <strong>de</strong>m unendlichen Meer von Wahrheiten, das euch verschlossen<br />

ist? Ihr vermöget die sieben Siegel <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung Gottes nicht zu lösen. Ihr könnt nur<br />

staunend und anbetend euer Haupt neigen vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Weisheit und Allmacht <strong>de</strong>s<br />

Allerhöchsten.<br />

Ziehen wir nun aus <strong>de</strong>m wenigen, das ich dir über die Odschwingungen gesagt habe,<br />

einige für unsere Zwecke wichtige Folgerungen.<br />

Zunächst wird es dir einleuchten, daß Harmonie dieser Odschwingungen Schönheit,<br />

Gesundheit, Freu<strong>de</strong>, Frie<strong>de</strong> und Glück be<strong>de</strong>utet; daß aber Disharmonie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schwingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> Häßlichkeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit, <strong>de</strong>s Schmerzes, <strong>de</strong>s<br />

Unglücklichseins sein muß. Wie Disharmonie <strong><strong>de</strong>r</strong> Töne und Farben euer seelisches<br />

Empfin<strong>de</strong>n verletzt und euch seelisch gewissermaßen weh tut, so ist Disharmonie <strong>de</strong>s<br />

geschaffenen Geistes zu seinem Schöpfer dasselbe auf geistigem Gebiet. Denn diese<br />

Disharmonie äußert sich in entsprechen<strong>de</strong>n Schwingungen <strong>de</strong>s geistigen Od. Sie<br />

verursacht eine geistige Häßlichkeit, ein geistiges Kranksein, einen geistigen Unfrie<strong>de</strong>n,<br />

ein geistiges Sichunglücklichfühlen - kurz, einen geistigen Schmerz, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>m Maße<br />

wächst, als die Disharmonie <strong>de</strong>s Geistes Gottes gegenüber zunimmt. Die äußerste<br />

Grenze <strong><strong>de</strong>r</strong> Disharmonie, nämlich die vollständige Gegensätzlichkeit <strong>de</strong>s geschaffenen<br />

Geistes zu seinem Schöpfer, be<strong>de</strong>utet daher auch das höchste Maß <strong>de</strong>s geistigen<br />

Schmerzes und Unglücks; es ist das, was ihr Hölle nennt. Und weil die größte<br />

Disharmonie <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Odschwingungen auch <strong>de</strong>n größten Gegensatz zu Schönheit<br />

und Licht be<strong>de</strong>utet, die ja höchste Harmonie zur Voraussetzung haben, so muß die Hölle<br />

ein Zustand größter Häßlichkeit <strong>de</strong>s geistigen Odleibes und tiefste Finsternis sein. Das<br />

sind auf ewigen Gesetzen beruhen<strong>de</strong> Notwendigkeiten. Nicht Gott wirft euch in die<br />

Hölle, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eure Disharmonie zu allem Schönen und Guten, zu allem geistig<br />

Gesun<strong>de</strong>n und Reinen, zu Licht und Leben. Darum ist die Hölle <strong><strong>de</strong>r</strong> geistige Tod, in <strong>de</strong>n<br />

sich <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige stürzt, <strong>de</strong>ssen geistiges Sein die größte Disharmonie zum göttlichen Sein<br />

darstellt. Disharmonie <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Odschwingungen ist das Tiefensteuer beim


Geistesflug, Harmonie das Höhensteuer. Die Beseitigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Disharmonie aus <strong>de</strong>m<br />

geistigen Sein ist die Lebensaufgabe eines je<strong>de</strong>n Geschöpfes.<br />

Doch wer<strong>de</strong>n die Odschwingungen eines Lebewesens nicht bloß durch die Gedanken<br />

und Stimmungen <strong>de</strong>s eigenen Geistes beeinflußt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch durch die<br />

Odschwingungen eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lebewesens, <strong>de</strong>ssen Odstrahlung es in sich aufnimmt.<br />

Wenn daher sogenannte 'hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Menschen' auf irgen<strong>de</strong>ine Weise <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Odstrahlung eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en in hinreichen<strong>de</strong> Verbindung kommen, dann nehmen sie auch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Empfindungen in sich auf . Auf diesem Gesetz beruht das 'Sich-Einfühlen' in das<br />

Empfin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Charakter, die Gesinnung und das Schicksal eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en.<br />

Alle Odschwingungen eines Lebewesens lassen in <strong>de</strong>m eigenen Odkörper ähnliche<br />

Eindrücke zurück, welche die Schwingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Töne eines Lie<strong>de</strong>s auf die Platte eines<br />

Grammophons ausüben, so daß sie später immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gehör gebracht wer<strong>de</strong>n<br />

können, und zwar nicht bloß als dieselben Töne, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>mselben<br />

Gefühlsausdruck, <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Sänger in das gesungene Lied hinein legte. Darauf beruht auch<br />

das Erinnerungsvermögen. Je tiefer die Eindrücke waren, die auf diese Odplatte<br />

ausgeübt wur<strong>de</strong>n, um so leichter können sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> hervorgeholt wer<strong>de</strong>n.<br />

Derselbe Vorgang, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> phonographischen Platte in materialisierter Form<br />

vollzieht, ist in geistiger Weise beim Nachempfin<strong>de</strong>n von Geschehnissen durch<br />

hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Personen vorhan<strong>de</strong>n, sobald sie <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Odplatte eines<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en in hinreichend starke Verbindung kommen. Dadurch wer<strong>de</strong>n in ihrem eigenen<br />

Od dieselben Schwingungen und infolge<strong>de</strong>ssen auch dieselben Empfindungen erzeugt,<br />

die in jener frem<strong>de</strong>n Odplatte enthalten sind.<br />

Du weißt ja aus <strong>de</strong>m Vorhergegangenen, daß bestimmte Schwingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft<br />

nicht bloß einen bestimmten Ton, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch eine bestimmte Farbe, einen bestimmten<br />

Geruch, einen bestimmten Geschmack und eine bestimmte Tastempfindung erzeugen.<br />

Auch das Gefühl von Wärme und Kälte beruht auf solchen Odschwingungen. Es gibt<br />

Hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, die einen Ton auch als Farbe sehen und die sogar Farben durch das<br />

Tastgefühl feststellen können, in<strong>de</strong>m sie die Verschie<strong>de</strong>nheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Farben an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verschie<strong>de</strong>nheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kälte und Wärmestrahlung erfühlen, die von <strong>de</strong>n Farben ausgeht.<br />

An<strong><strong>de</strong>r</strong>e nehmen die seelischen Gefühle <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Hasses, <strong>de</strong>s Wohlwollens<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Mißgunst, <strong>de</strong>s Mutes o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Furcht, <strong><strong>de</strong>r</strong> Treue o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Treulosigkeit als<br />

Gefühle <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en nicht bloß im eigenen Empfin<strong>de</strong>n wahr, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sogar in<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Farbbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n, so daß sie die Begriffe <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe, Treue, Trauer, Freu<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>s Hasses, Nei<strong>de</strong>s in einem Farbenbild zu malen imstan<strong>de</strong> sind. Das alles beruht auf<br />

<strong>de</strong>n Odschwingungen, von <strong>de</strong>nen jene Empfindungen begleitet sind.<br />

Das Od als Träger <strong>de</strong>s körperlichen Gefühls<br />

Das Od ist daher auch Träger <strong>de</strong>s körperlichen Gefühls. Wenn also das Od aus einem<br />

körperlichen Glied verdrängt wird, so verschwin<strong>de</strong>t daraus auch das Gefühl. Die<br />

Verdrängung <strong>de</strong>s Od aus <strong>de</strong>m Körper o<strong><strong>de</strong>r</strong> Körperteilen kann auf die verschie<strong>de</strong>nste Art<br />

erfolgen. Sie kann durch Schlaganfälle o<strong><strong>de</strong>r</strong> innere Brüche herbeigeführt wer<strong>de</strong>n, welche<br />

das Blut als Odleiter stören. Eine künstliche Verdrängung <strong>de</strong>s Od pflegen eure Ärzte<br />

durch narkotische Mittel zu bewirken. Auch durch übermäßigen Genuß von Alkohol tritt


eine Odverdrängung ein, die sich in einer teilweisen o<strong><strong>de</strong>r</strong> vollständigen Gefühllosigkeit<br />

äußert. Das Gefühl kehrt wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, sobald <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper von jenen Stoffen wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

freigewor<strong>de</strong>n ist.<br />

Umgekehrt ist das Gefühl auch dann noch vorhan<strong>de</strong>n, wenn das materielle Glied eines<br />

Körpers selbst entfernt ist. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkörper eines irdischen Wesens bleibt als Ganzes<br />

bestehen, wenn auch ein Glied <strong>de</strong>s materiellen Leibes weggenommen ist. Bei einem<br />

Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein Bein verloren hat, ist also das Odbein noch vorhan<strong>de</strong>n. Und da das<br />

Od Träger <strong>de</strong>s Gefühls ist, empfin<strong>de</strong>t er nach Verlust <strong>de</strong>s leiblichen Beines noch so, als<br />

ob er es überhaupt nicht verloren hätte. Er fühlt Schmerzen im Knie, <strong>de</strong>n Wa<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ferse, <strong>de</strong>n Zehen eines Beines, das er gar nicht mehr besitzt. Die Wahrheit dieser<br />

Tatsache wer<strong>de</strong>n dir alle Amputierten bestätigen können.<br />

Weil das Od nach Trennung <strong>de</strong>s Geistes vom Körper im irdischen To<strong>de</strong> beim Geist<br />

bleibt und Träger <strong>de</strong>s Gefühls ist, so kann <strong><strong>de</strong>r</strong> vom Körper getrennte Geist dieselben<br />

Empfindungen haben wie ein Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> noch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m materiellen Körper verbun<strong>de</strong>n ist.<br />

Darum sind die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Abgeschie<strong>de</strong>nen genauso lei<strong>de</strong>nsfähig, wie sie es in ihrem<br />

irdischen Leben waren.<br />

Geister von Verstorbenen, die infolge ihres Lebenswan<strong>de</strong>ls in eine nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e (tiefe) Sphäre<br />

gelangen, sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, sie lebten noch als Menschen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>. Das hat<br />

folgen<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong>: Zunächst haben sie noch dieselben Empfindungen, die sie als<br />

Menschen hatten . Ferner sehen sie ihren Odleib als einen materiellen Leib an, weil er<br />

<strong>de</strong>m irdischen Leib nach Form und Gestalt vollkommen gleich ist. Endlich ist die<br />

Erinnerung an ihren irdischen Tod bei ihnen ausgelöscht.<br />

Der Geruch <strong>de</strong>s Od<br />

Das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Lebewesen hat einen bestimmten Geruch.<br />

Da das Od etwas Geistiges ist, so wird auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Odgeruch durch das geistige<br />

Empfindungsvermögen und nicht durch <strong>de</strong>n körperlichen Geruchssinn wahrgenommen.<br />

Der Odgeruch ist bei je<strong>de</strong>m Lebewesen verschie<strong>de</strong>n. So wie es keine zwei Menschen<br />

gibt, die genau dieselbe Gestalt und dieselben Gesichtszüge haben, so gibt es auch keine<br />

zwei Menschen, die dasselbe Od und <strong>de</strong>nselben Odgeruch besitzen. Da je<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist, auch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> körperlose, einen Odkörper hat, so haben auch die körperlosen Geister einen ihnen<br />

eigenen Odgeruch, <strong><strong>de</strong>r</strong> um so unangenehmer wirkt, je tiefer das Geistwesen steht. Darum<br />

wird in <strong>de</strong>n alten Büchern bei <strong>de</strong>n Berichten über das Erscheinen <strong>de</strong>s Teufels erwähnt, er<br />

sei <strong>mit</strong> großem Gestank angekommen.<br />

Das Od wird dadurch, daß es in Gestalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Aura über <strong>de</strong>n Körper hinausströmt, für<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e auch nach seinem Geruch wahrnehmbar. Etwas von <strong>de</strong>m Odgeruch eines Wesens<br />

bleibt an allem haften, was <strong>mit</strong> seiner Odstrahlung in Berührung kommt. An <strong>de</strong>m<br />

Odgeruch erkennt <strong><strong>de</strong>r</strong> Hund die Sachen und die Spur seines Herrn. Der Odgeruch führt<br />

die darauf abgerichteten Polizeihun<strong>de</strong> auf die Spur <strong>de</strong>s Verbrechers. Nur wenn an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Spuren <strong>mit</strong> frischerem Odgeruch die ursprüngliche Spur ver<strong>de</strong>cken, ist eine<br />

Weiterverfolgung <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Spur sehr erschwert o<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz unmöglich.


Jedoch haftet die Odausstrahlung eines Wesens <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ihm eigentümlichen Odgeruch<br />

nicht bloß an <strong><strong>de</strong>r</strong> grobstofflichen Materie, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> das Wesen in Berührung kam, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

auch an <strong><strong>de</strong>r</strong> feinstofflichen, wie zum Beispiel am Äther, durch <strong>de</strong>n ein Wesen seinen<br />

Weg nahm.<br />

So hinterläßt also alles Geschaffene eine Odspur seines Daseins, die <strong>de</strong>n ersten Tag<br />

seines Entstehens <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m letzten Lebenstage verbin<strong>de</strong>t.<br />

Zur Erläuterung wähle ich ein materielles Beispiel. Wenn ein Wagen einen Weg entlang<br />

fährt, <strong>mit</strong> einem feingemahlenen Stoff bela<strong>de</strong>n, und es rinnt durch eine Ritze <strong>de</strong>s<br />

Wagens von diesem Stoff beständig zur Er<strong>de</strong>, so kann man an <strong><strong>de</strong>r</strong> dadurch gebil<strong>de</strong>ten<br />

Spur <strong>de</strong>n Weg verfolgen, <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Wagen genommen hat. Sie ist gleichsam ein Band, das<br />

<strong>de</strong>n Ausgangspunkt und Ankunftspunkt <strong>de</strong>s Wagens <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> verbin<strong>de</strong>t.<br />

Ein solches Band bil<strong>de</strong>t bei je<strong>de</strong>m Geschöpf das auf seinem Daseinsweg ausgestrahlte<br />

Od. An diesem Odband fin<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Zugvogel seine alte Heimat wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und die Schwalbe<br />

dasselbe Dach, an <strong>de</strong>m sie früher ihr Nest gebaut. Diese Tiere haben ein sehr feines<br />

O<strong>de</strong>mpfin<strong>de</strong>n. Ihr nennt es die 'Witterung' <strong>de</strong>s Tieres. Doch ist diese Witterung nur so<br />

lange vorhan<strong>de</strong>n, als das Tier gesund ist. Bei kranken Tieren schwin<strong>de</strong>t infolge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schwächung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft auch das O<strong>de</strong>mpfin<strong>de</strong>n für die eigene o<strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong> Spur. Daher<br />

fin<strong>de</strong>n kranke Zugvögel ihren Heimweg nicht mehr und ein kranker Hund we<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Spur seines Herrn noch die eigene Spur.<br />

Es gibt auch Menschen, die ein sehr feines O<strong>de</strong>mpfin<strong>de</strong>n besitzen, durch das sie schon<br />

auf gewisse Entfernung <strong>de</strong>n Odgeruch eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en wahrnehmen und ihn als angenehm<br />

(sympathisch) o<strong><strong>de</strong>r</strong> abstoßend (antipatisch) empfin<strong>de</strong>n, obschon sie <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n<br />

Menschen noch nie gesehen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonst wie kennen gelernt haben. Die Abneigung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zuneigung 'auf <strong>de</strong>n ersten Blick' ist die Wirkung <strong>de</strong>s gegenseitigen O<strong>de</strong>mpfin<strong>de</strong>ns.<br />

Daher auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Volksausdruck: 'Sie können sich nicht riechen.'<br />

Das Od als Spiegel <strong>de</strong>s Schicksals<br />

Das Od gehört zu <strong>de</strong>m Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>barsten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung Gottes. Durch das Band <strong>de</strong>s Od<br />

bleibt ihr nicht bloß <strong>mit</strong> allem verbun<strong>de</strong>n, wo<strong>mit</strong> ihr in eurem Dasein in Berührung<br />

kamt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es spiegelt auch euer ganzes Dasein wie ein Film wie<strong><strong>de</strong>r</strong>: Alle eure<br />

Erlebnisse, alle eure Taten, alles Gesprochene und Gedachte. Es ist das 'Buch <strong>de</strong>s<br />

Lebens', in <strong>de</strong>m alles eingetragen ist. Es ist die fotografische Platte, die alles festhält und<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gibt. Dieser Film lügt nicht. Da gibt es kein Ableugnen. Nach diesem Film wer<strong>de</strong>t<br />

ihr einst von eurem Schöpfer gerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

In das Od ist bei je<strong>de</strong>m irdischen Wesen auch das für es vorherbestimmte 'Schicksal' von<br />

Anfang an eingezeichnet, und zwar ist es sowohl in <strong>de</strong>m ganzen Odkörper, als auch in<br />

je<strong>de</strong>m einzelnen Teilchen <strong>de</strong>s Od sichtbar. Das Lebensschicksal ist daher auch in <strong>de</strong>n<br />

Odteilchen zu sehen, die sich als Ausstrahlung an allem befin<strong>de</strong>n, wo<strong>mit</strong> das Wesen in<br />

Berührung gekommen ist.


Das Schicksal <strong>de</strong>s Menschen<br />

Es ist nicht alles Schicksal, was ihr in eurem Leben tut o<strong><strong>de</strong>r</strong> erlei<strong>de</strong>t. Das meiste ist das<br />

Ergebnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbestimmung eures freien Willens. Vorherbestimmt ist bloß euer<br />

Lebensweg <strong>mit</strong> gewissen Schicksalsstationen an diesem Wege. Was ihr darauf treibt und<br />

wie ihr euch an <strong>de</strong>n einzelnen Stationen verhaltet, das ist Sache eurer<br />

Willensentscheidung. Dafür tragt ihr die Verantwortung. Euer Leben hat <strong>de</strong>n einzigen<br />

Zweck, daß euer Geist auf <strong>de</strong>m ihm vorgezeichneten Weg höher kommt, näher zu Gott.<br />

Euer Lebensweg ist ein Examensweg. Er ist euch nach Art und Dauer vorherbestimmt.<br />

Daran könnt ihr nichts än<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Die Schicksalsstationen an diesem Weg sind<br />

Zwischenprüfungen. Der irdische Tod bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Abschluß. Ob ihr nun auf <strong>de</strong>m<br />

vorgezeichneten Weg eure Pflicht tut o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, das hängt alles von eurem freien Willen<br />

ab. Wer das Examen besteht, <strong>de</strong>ssen Geist wird im Jenseits weiter fortschreiten bis zum<br />

letzten Ziele, <strong><strong>de</strong>r</strong> Vereinigung <strong>mit</strong> Gott. Wer durchfällt, hat das Examen so oft von<br />

neuem zu machen, bis er besteht. Das Bestehen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchfallen ist nicht Schicksal,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eigenes Verdienst o<strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Schuld.<br />

Die christlichen Religionen erkennen diese Wahrheit nicht. Sie wissen nicht, daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schöpfer es ähnlich macht wie ein Baumeister, <strong><strong>de</strong>r</strong> zuerst <strong>de</strong>n Bauplan zeichnet, nach<br />

<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Bau errichtet wer<strong>de</strong>n soll. Der Plan enthält nicht je<strong>de</strong> Einzelheit <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren<br />

Ausführung <strong>de</strong>s Baues und <strong>de</strong>s dazu verwen<strong>de</strong>ten Materials, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur die äußeren<br />

Linien.<br />

So hat auch Gott für <strong>de</strong>n Lebensbau eines je<strong>de</strong>n Menschen die Hauptlinien festgelegt,<br />

nach <strong>de</strong>nen das Leben sich äußerlich gestaltet. Den inneren Ausbau überläßt er <strong><strong>de</strong>r</strong> freien<br />

Entscheidung <strong>de</strong>s Menschen.<br />

Die Bibel weist euch sehr häufig auf die Vorherbestimmungen <strong>de</strong>s Menschenschicksals<br />

hin. 'Der Mensch kennt ja nicht einmal die für ihn bestimmte Zeit' (Pred.9.12). - 'In<br />

<strong>de</strong>inem Buche stan<strong>de</strong>n eingeschrieben alle Tage, die vorher bestimmt waren, als noch<br />

keiner von ihnen da war' (Ps. 139, 16). - Und im Buch <strong>de</strong>s Predigers heißt es: 'Alles, was<br />

geschieht, ist längst im voraus bestimmt wor<strong>de</strong>n und von vornherein steht fest, wie es<br />

einem Menschen gehen wird, und niemand vermag <strong>de</strong>n zur Rechenschaft zuziehen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

stärker ist als er. Wohl fin<strong>de</strong>t darüber viel Re<strong>de</strong>ns statt. Aber das ist nutzlos. Denn wer<br />

weiß, was <strong>de</strong>m Menschen im Leben gut ist?'. (Pred.6.10-11) - 'In <strong>de</strong>iner Hand steht mein<br />

Schicksal'. (Ps.31.15) - Der Prophet Jeremia spricht die Worte: 'Ich weiß, Herr, daß <strong>de</strong>s<br />

Menschen Schicksal nicht in seiner Hand steht und daß ein Mensch, <strong><strong>de</strong>r</strong> da wan<strong>de</strong>lt,<br />

seinen Gang nicht fest zu richten vermag'. (Jerem.10.23) - 'Eilends kommt das Schicksal<br />

heran, das für sie festgesetzt ist'. (5.Mose 32.35)<br />

Geburt und Tod und die dazwischenliegen<strong>de</strong> Lebensdauer sind Schicksalsbestimmung,<br />

an welcher <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch nichts än<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann. Niemand, auch kein Arzt, kann daher das<br />

Leben eines Menschen retten. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> stirbt in <strong>de</strong>m Augenblick, <strong><strong>de</strong>r</strong> für ihn festgesetzt ist:<br />

'Ebensowenig ist jemand Herr über <strong>de</strong>n Tag seines To<strong>de</strong>s'. (Pred.8.8) - Christus bestätigt<br />

diese Wahrheit in <strong>de</strong>n Worten: 'Wer von euch vermag <strong>mit</strong> allen seinen Sorgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Länge<br />

seiner Lebenszeit auch nur eine Spanne zuzusetzen?' (Matth.6.27). Zu Mose sprach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Herr: 'Sieh, die Zeit ist nahe, daß du sterben mußt' (5. Mose 31, 14). Wie <strong><strong>de</strong>r</strong> irdische


Baumeister nachträglich Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an seinem Bauplan machen kann, so ist es nicht<br />

ausgeschlossen, daß auch Gott ausnahmsweise eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in <strong>de</strong>m Lebensschicksal<br />

irgend eines Menschen eintreten läßt. Nur Er vermag die Lebenszeit zu verlängern o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zu verkürzen. Wie euch ebenfalls die Bibel berichtet, verlängert Er bisweilen die<br />

Lebensjahre bei <strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> Gott treu ist und sich als zuverlässiger Mitarbeiter an <strong>de</strong>m<br />

Rettungsplan Gottes erweist, nach<strong>de</strong>m er die von ihm Abgefallenen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zurückführen<br />

will. Darum läßt er <strong>de</strong>m Hiskia sagen: 'Ich will zu <strong>de</strong>inen Lebenstagen noch fünfzehn<br />

Jahre hinzufügen' (2.Kön.20.6). An<strong><strong>de</strong>r</strong>en verkürzt er die schicksalsmäßig festgesetzte<br />

Lebensdauer, weil sie sowohl die eigene Lebensaufgabe unerfüllt lassen, als auch ihre<br />

Mitmenschen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflichterfüllung Gott gegen über abzubringen suchen. 'Die Männer<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Blutschuld und <strong>de</strong>s Truges wer<strong>de</strong>n ihr Leben nicht auf die Hälfte bringen' (Ps.55,<br />

24). Unter 'Blutschuld' versteht die Bibel nicht das irdische Blutvergießen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das<br />

Töten <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele <strong>de</strong>s Mitmenschen durch Verleitung zum Abfall von Gott. Die Furcht <strong>de</strong>s<br />

Herrn verlängert die Lebenstage, aber die Jahre <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottlosen wer<strong>de</strong>n verkürzt' (Sprüche<br />

10, 27). - Dem Hamanja läßt Gott durch <strong>de</strong>n Propheten Jeremia sagen: 'Noch in diesem<br />

Jahr sollst du sterben, weil du zum Ungehorsam gegen <strong>de</strong>n Herrn aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t hast'<br />

(Jeremia 28, 16). - 'Durch das Blut, das du vergossen hast (durch Verleitung zum Abfall<br />

von Gott), hast du dich <strong>mit</strong> Schuld bela<strong>de</strong>n und durch die Götzen, die du dir angefertigt<br />

hast, bist du unrein gewor<strong>de</strong>n und hast die Tage <strong>de</strong>s Gerichtes herbeigeführt und bist<br />

zum Abschluß <strong>de</strong>iner Jahre gekommen' (Hesek. 22, 4).<br />

Auch <strong>de</strong>n einzelnen Völkern ist ihr Schicksal bestimmt. Ihr versteht das alles nicht, weil<br />

ihr keine rechte Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Ursachen und Zwecke <strong>de</strong>s großen Weltgeschehens<br />

besitzt. Ihr kennt vor allem <strong>de</strong>n Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung nicht und wisset nicht,<br />

in welchem Zusammenhang <strong><strong>de</strong>r</strong> verkörperte Geist <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung Gottes steht.<br />

Darüber wer<strong>de</strong> ich dich später noch eingehen<strong><strong>de</strong>r</strong> unterrichten.<br />

Od und Hellsehen<br />

„Diese Belehrung über die Frage <strong>de</strong>s Schicksals habe ich eingefügt, weil sie in<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft erwähnt wer<strong>de</strong>n mußte, da du sonst nicht das verstehen<br />

kannst, was ich über das 'Hellsehen' in seiner Beziehung zum Od zu sagen habe.<br />

'Hellseher' sind Wesen (Menschen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tiere), <strong><strong>de</strong>r</strong>en Geist sich so viel vom Körper<br />

lösen kann, daß sein Sehen ähnlich ist <strong>de</strong>m Sehen <strong><strong>de</strong>r</strong> vom materiellen Körper<br />

getrennten Geister <strong>de</strong>s Jenseits.<br />

Ein vollständig ausgebil<strong>de</strong>ter 'Hellseher' kann unter gewissen Umstän<strong>de</strong>n auch das in<br />

<strong>de</strong>m Od eingezeichnete Schicksal eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en erkennen. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit sieht<br />

er alles, was sich im Leben <strong>de</strong>sjenigen ereignet hat, <strong>de</strong>ssen Od er schaut. Sowohl das,<br />

was als Schicksalsbestimmung in <strong>de</strong>ssen Leben enthalten ist, als auch das, was an<br />

tatsächlichem Geschehen durch seine freie Willensentscheidung bereits verwirklicht ist.<br />

Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft sieht er jedoch nur das durch das Schicksal Vorherbestimmte, aber<br />

nicht das, was vom freien Willen <strong>de</strong>s Menschen abhängt.<br />

Die Art <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s eines Menschen kann ein Hellseher nur dann vorausschauen, wenn sie<br />

durch das Schicksal festgelegt ist. Denn nicht bei allen gehört die Art <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s zu


ihrem Schicksal, wie überhaupt etwas bei <strong>de</strong>m einen Schicksal sein kann, was bei <strong>de</strong>m<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong> freien Bestimmung unterliegt. Nur die Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s ist bei allen<br />

Schicksal.<br />

Um das 'Hellsehen' auf diesem Gebiete zu ermöglichen, muß <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Hellseher' auf<br />

irgen<strong>de</strong>ine Weise <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Od <strong>de</strong>ssen in Verbindung kommen, um <strong>de</strong>ssen Schicksal es<br />

sich han<strong>de</strong>lt. Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> muß er die Person selber vor sich haben und ihre Odstrahlung auf<br />

sich wirken lassen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> er muß <strong>mit</strong> einem Gegenstand in Berührung kommen, <strong>de</strong>n jene<br />

Person in Besitz hatte und an <strong>de</strong>m infolge<strong>de</strong>ssen etwas von ihrer Odstrahlung haftet.<br />

Auf dieser Odwirkung beruht auch die Fähigkeit <strong>de</strong>s Hellsehers, verschlossene Briefe zu<br />

lesen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenstän<strong>de</strong> zu erkennen, die er <strong>mit</strong> seinem körperlichen Auge nicht<br />

wahrnehmen kann. Je stärker die von <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n Gegenstand ausgehen<strong>de</strong><br />

Odwirkung ist, um so <strong>de</strong>utlicher ist sein Schauen.<br />

Kann sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s Hellsehen<strong>de</strong>n vollständig von seinem Körper lösen und aus <strong>de</strong>m<br />

Körper austreten, so ist er auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, <strong><strong>de</strong>r</strong> Odspur eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu folgen und<br />

festzustellen, wo jener sich augenblicklich befin<strong>de</strong>t.<br />

Doch nicht je<strong>de</strong>s Hellsehen erfolgt aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Odstrahlung. Sehr viele Dinge, die sich<br />

fern von <strong>de</strong>m Hellseher ereignen, wer<strong>de</strong>n von ihm im Augenblick <strong>de</strong>s Geschehens<br />

dadurch geschaut, daß sein aus <strong>de</strong>m Körper ausgetretener Geist bei <strong>de</strong>m Ereignis selbst<br />

anwesend ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> weil ihm, ohne daß sein Geist austritt, von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> das<br />

Geschehnis durch 'Hellhören' <strong>mit</strong>geteilt o<strong><strong>de</strong>r</strong> in einem Bild auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>s<br />

'Hellsehens' gezeigt wird.<br />

Die zukünftigen Schicksale von Einzelpersonen, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>en Odstrahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hellseher<br />

nicht in Verbindung kam, sowie die Zukunft ganzer Län<strong><strong>de</strong>r</strong>, Völker, Städte und sonstiger<br />

Gemeinschaften kann ein Hellseher nur dann schauen, wenn sie ihm durch die<br />

<strong>Geisterwelt</strong> in entsprechen<strong>de</strong>n Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor Augen geführt wer<strong>de</strong>n. Die Gestaltung<br />

solcher Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>, sei es als wahrheitsgetreue Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe <strong>de</strong>s wirklichen Geschehens, sei es<br />

in Form von 'Symbolen', ist für die da<strong>mit</strong> beauftragten Geister nicht schwer.<br />

Das Od benutzen sie als Bildmaterial.<br />

Den Propheten <strong>de</strong>s Alten Bun<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong>n die zukünftigen Schicksale <strong><strong>de</strong>r</strong> Völker und<br />

sonstige Ereignisse meistens in symbolischen Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n gezeigt.“<br />

Die Farbe <strong>de</strong>s Od<br />

„Das Od hat auch Farbe. Sie ist ebenfalls bei je<strong>de</strong>m Wesen verschie<strong>de</strong>n. Sie geht vom<br />

tiefsten Schwarz durch Billionen Farbenschattierungen hindurch bis zum herrlichsten<br />

Weiß. Ihr Menschen könnt euch nicht vorstellen, wie groß die Mannigfaltigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Farben ist. Betrachte einmal im Herbst das Gelb <strong><strong>de</strong>r</strong> Blätter. Unter allen gelb<br />

gewor<strong>de</strong>nen Blättern wirst du keine zwei fin<strong>de</strong>n, die genau dasselbe Gelb haben. Diese<br />

Mannigfaltigkeit fin<strong>de</strong>t sich bei allen Farben.“


Die Gestaltungskraft <strong>de</strong>s Od<br />

Ich habe dir bereits wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt ange<strong>de</strong>utet, worin <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund für die große<br />

Verschie<strong>de</strong>nheit in Geruch und Farbe <strong>de</strong>s Od zu suchen ist. Nämlich in <strong>de</strong>m Geist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lebewesen. Je tiefer ein Geist in seinem Denken und Wollen seinem Gott<br />

gegenübersteht, um so häßlicher ist er als Geist. Denn auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist hat Gestalt. So hat<br />

euer menschlicher Geist die Gestalt <strong>de</strong>s menschlichen Körpers o<strong><strong>de</strong>r</strong> richtiger gesagt:<br />

Euer menschlicher Körper hat die Gestalt eures Geistes; und das Tier die Gestalt <strong>de</strong>s<br />

tierischen Geistes. Der materielle Körper ist nämlich gleichgeformt <strong>de</strong>m Odkörper und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Odkörper ist <strong>de</strong>m Geist vollkommen angepaßt. Mit Hilfe <strong>de</strong>s Od baut ja <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist<br />

<strong>de</strong>n materiellen Körper auf nach seinem eigenen Bild und seiner eigenen Gestaltung.<br />

Eure sogenannten Wissenschaftler wer<strong>de</strong>n dich allerdings verlachen, wenn du sagst, daß<br />

die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie verkörperten Geister die Gestalt ihres Körpers haben. Sie können sich<br />

einen Geist als Gestalt nicht <strong>de</strong>nken. Sie meinen, Gestalt habe bloß das Materielle, das<br />

an Raum und Zeit Gebun<strong>de</strong>ne. Darin irren sie sehr. Die Geister sind nichts Formloses,<br />

wie es in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Schöpfung nichts Formloses gibt. Sie haben Gestalt und Form und<br />

sind trotz<strong>de</strong>m nicht an Raum und Zeit gebun<strong>de</strong>n wie die materiellen Gestalten. - Wie<br />

sollten wir Geister uns <strong>de</strong>nn untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> erkennen, wenn wir keine Gestalt hätten?<br />

Michael unterschei<strong>de</strong>t sich doch von Gabriel und Gabriel von Raphael und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Geistern - um diese biblischen Namen anzuführen. Die Wahrheit ist also, daß alle<br />

Geister eine Gestalt haben, angefangen von Gott und <strong>de</strong>n hohen Geistern Gottes bis<br />

hinunter zu <strong>de</strong>n häßlichsten Mißgestalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe und <strong><strong>de</strong>r</strong> in Materie gehüllten<br />

<strong>Geisterwelt</strong>.<br />

Schönheit ist Harmonie und Häßlichkeit ist Disharmonie. Das ist ein Gesetz, das für die<br />

ganze Schöpfung gilt. Das schönste Antlitz eines Gemäl<strong>de</strong>s kann durch einen<br />

disharmonischen Strich zur häßlichsten Fratze entstellt wer<strong>de</strong>n. So wird auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist<br />

um so häßlicher in seiner Gestaltung, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung seines Antlitzes, je<br />

disharmonischer seine Einstellung seinem Schöpfer gegenüber ist, nach <strong>de</strong>ssen Bild und<br />

Gleichnis er einst geschaffen wur<strong>de</strong>.<br />

Wie das <strong>de</strong>n Geist umgeben<strong>de</strong> Od dieselbe Gestaltung empfängt, die auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist hat,<br />

so nimmt es auch Teil an <strong><strong>de</strong>r</strong> Schönheit und Häßlichkeit in Farbe und Geruch. Darum<br />

erlebt ihr bei <strong>de</strong>n heutigen Materialisationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister, daß die Odstrahlung eines<br />

guten Geistwesens in einem schönen Lichte erglänzt und bei zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Verdichtung<br />

seines Od einen lieblichen Geruch verbreitet, während das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> niedrigen Geistwesen<br />

in Dunkel gehüllt ist und immer einen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Geruch verursacht. Freilich nimmt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch nicht immer diesen Geruch wahr, weil er nur in seltenen Fällen auch <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m körperlichen Geruchssinn empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Das sind Tatsachen, die auch eure Gelehrten wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt festzustellen Gelegenheit haben.<br />

Die Harmonie o<strong><strong>de</strong>r</strong> Disharmonie <strong>de</strong>s Geistes wird durch <strong>de</strong>n Odkörper auch auf <strong>de</strong>n<br />

materiellen Körper übertragen. Darum ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Charakter <strong>de</strong>s Menschen in <strong>de</strong>n Linien <strong>de</strong>s<br />

Körpers, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s im Angesicht ausgeprägt und sogar in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung seiner Glie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zum Ausdruck gebracht. Der Kenner dieses Gesetzes ist daher in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, aus <strong>de</strong>n


Linien und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Körperteile die Eigenschaften <strong>de</strong>s Geistes zu er<strong>mit</strong>teln.<br />

Auch die Haltung <strong>de</strong>s Körpers, <strong><strong>de</strong>r</strong> Gang, die Bewegungen sind Ausdrucksformen <strong>de</strong>s<br />

Geistes. Darum kann man auch an <strong>de</strong>n Schriftzügen eines Menschen seinen Charakter<br />

erkennen. Aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong> wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist eines Abgeschie<strong>de</strong>nen, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch ein<br />

menschliches Medium schreibt, dieselben Schriftzüge machen, die er vor seinem<br />

irdischen To<strong>de</strong> hatte; sie wer<strong>de</strong>n sich erst dann än<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wenn im Jenseits sein Charakter<br />

eine wesentliche Besserung erfahren hat.<br />

Da das Schicksal eines Menschen in <strong>de</strong>m Od wie ein Bauplan eingezeichnet ist und<br />

durch das Od auch auf <strong>de</strong>n materiellen Körper übertragen wird, so ist das Schicksal eines<br />

Wesens auch in <strong>de</strong>n Linien und Zeichen seines Körpers zu sehen. Wer daher diese<br />

Zeichen kennt, wird einen Teil von <strong>de</strong>m wahrnehmen, was ein Hellseher in<br />

vollkommenerer Weise im Od erschaut.<br />

Ich könnte dir ein sehr interessantes Buch über alle diese Zusammenhänge diktieren.<br />

Allein ich habe nicht die Aufgabe, eure menschliche Wissenschaft zu bereichern,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dir bloß so viel darüber <strong>mit</strong>zuteilen, als zum Verständnis <strong>de</strong>s Geisterverkehrs<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung und <strong><strong>de</strong>r</strong> diesem <strong>Verkehr</strong> zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Gesetze<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist.<br />

Die Odströme als Kraftströme<br />

Da das Od etwas Geistiges ist, so hat es <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Geist auch die Eigenschaft gemeinsam,<br />

durch keine Materie gehemmt zu wer<strong>de</strong>n. Wie es <strong>de</strong>n eigenen Körper ohne Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand<br />

durchdringt, so kann es auch je<strong>de</strong> beliebige an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Materie durchdringen, sobald es vom<br />

eigenen Körper gelöst ist. Nichts kann ihm Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand leisten.<br />

Etwas Ähnliches habt ihr bei <strong>de</strong>n sogenannten Röntgenstrahlen, so daß es euch nicht<br />

schwerfallen wird, das Gesagte zu verstehen.<br />

Wie ferner in <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur unter Einwirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wärme und unter Wolkenbildung sich<br />

starke Kraftströme entwickeln, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong>de</strong>s Blitzes sichtbar wer<strong>de</strong>n, so vermag<br />

auch die <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> Hilfe <strong>de</strong>s Od sehr starke Kraftströme zu erzeugen, heiße und<br />

kalte. Ihr sprecht ja auch beim Blitz von heißen Schlägen, unter <strong>de</strong>nen alles schmilzt,<br />

und von kalten Schlägen, die nicht zün<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bloß durch ihren ungeheuren Druck<br />

wirken.<br />

Wärme <strong>de</strong>hnt aus und löst auf - Kälte zieht zusammen und verdichtet. Das ist ein Gesetz,<br />

das nicht bloß in <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Welt Geltung hat, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen<br />

Schöpfung.<br />

Wie ihr <strong>mit</strong> Hilfe großer Hitze Materie in Dampf verwan<strong>de</strong>ln und sogar in einen für das<br />

leibliche Auge unsichtbaren Zustand versetzen könnt, so vermag auch die <strong>Geisterwelt</strong><br />

Materie vollständig aufzulösen. Auch sie bedient sich dazu heißer Kraftströme, durch die<br />

sie die Materie in einen odähnlichen, also vergeistigten Zustand versetzt. Denn alle<br />

Materie ist, wie ich dir bereits erklärt habe, nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als verkörpertes Od, das in<br />

geistiges Od aufgelöst wer<strong>de</strong>n kann. Die in Od verwan<strong>de</strong>lte Materie durchdringt wie


je<strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Od alles Materielle ohne Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand und kann an beliebige Orte gebracht<br />

und dort wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Materie verdichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Auflösen <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie nennt ihr 'Dematerialisieren' und das Verdichten <strong>de</strong>s Od zu<br />

Materie bezeichnet ihr <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Ausdruck 'Materialisieren'.<br />

Während die <strong>Geisterwelt</strong> die Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie durch heiße Starkströme <strong>de</strong>s Od<br />

herbeiführt, verwen<strong>de</strong>t sie zur Verdichtung <strong>de</strong>s Od kalte Ströme entsprechend <strong>de</strong>n<br />

allgemein gültigen Naturgesetzen. Und wie ihr bei Anwendung starker irdischer<br />

Kraftströme große Vorsicht walten lasset, um keinen Scha<strong>de</strong>n zu erlei<strong>de</strong>n, so geht die<br />

<strong>Geisterwelt</strong> bei Anwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraftströme <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Vorsicht zu Werke. Ihr<br />

wen<strong>de</strong>t bei Berührung von Hochspannungsdrähten sogenannte 'Isolatoren' an. Ihr sprecht<br />

von 'Kurzschluß' und ähnlichen Zwischenfällen. Auch bei <strong>de</strong>n Odströmen, die zum<br />

Zwecke <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Dematerialisation' im Beisein von irdischen Lebewesen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />

müssen die Geister dieselbe Vorsicht gebrauchen, da<strong>mit</strong> eine Schädigung dieser Wesen<br />

vermie<strong>de</strong>n und die erstrebte Auflösung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verdichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie erreicht wird.<br />

So kann ein unvorhergesehenes Eingreifen <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer einer spiritistischen Sitzung<br />

in die Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> eine Gefahr für das Medium, das als Kraftquelle dient, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

auch für die Teilnehmer sein und das Gelingen <strong><strong>de</strong>r</strong> Phänomene erschweren o<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz<br />

vereiteln. Denn auch bei dieser Arbeit kann es 'Kurzschluß' geben, wenn nicht<br />

rechtzeitig die notwendigen 'Isolierungen' vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Das klingt euch alles zu menschlich. Aber ich kann dich nicht oft genug darauf<br />

hinweisen, daß alles, was ihr in <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Welt in materieller Form habt, auch in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> in geistiger Form existiert, und zwar ohne je<strong>de</strong> Ausnahme. Es ist für euch<br />

nicht leicht, dies zu verstehen. Denn alle Begriffe eures Denkens sind <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen<br />

Welt entnommen. Und es fällt euch sehr schwer, diese Begriffe auf das Geistige zu<br />

übertragen.<br />

Das Od, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m euer eigener Geist in eurem materiellen Körper arbeitet, hat eine<br />

gewisse Verdichtung nötig, wie ich dir bereits dargetan habe. Denn es muß ein<br />

bestimmter Ausgleich zwischen Geist und Materie geschaffen wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>mselben<br />

Grun<strong>de</strong> muß auch die <strong>Geisterwelt</strong> bei ihrer Arbeit an materiellen Wesen das dazu<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche irdische Od bis zu einem ihrem Zwecke entsprechen<strong>de</strong>n Grad verdichten.<br />

Große Hemmnisse bil<strong>de</strong>n bei solchen Odverdichtungen die Wärme und das Licht. Daß<br />

Wärme dabei hin<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist, wird dir ohne weiteres klar sein. Denn Wärme <strong>de</strong>hnt aus und<br />

löst auf. Daß auch das Licht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Odverdichtung ein Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis bil<strong>de</strong>n kann, vermagst<br />

du wenigstens zu ahnen, wenn ich dich an die Dunkelkammer erinnere, die ihr für die<br />

Entwicklung eurer fotografischen Platten benötigt.<br />

Eine Odverdichtung bei Wärme und hellem Tageslicht ist zwar nicht unmöglich, aber sie<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t eine so große Odmenge, wie sie nur in <strong>de</strong>n allerseltensten Fällen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> zur Verfügung steht, um <strong>de</strong>n Menschen Mitteilungen zu machen. Sonst für<br />

die Schöpfung und zur Ausführung eines beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Auftrages Gottes steht <strong><strong>de</strong>r</strong> guten<br />

<strong>Geisterwelt</strong> die Odkraft in unbeschränkter Menge und Stärke zur Verfügung.


Es ist daher sehr töricht und ein Zeichen eurer großen Unwissenheit in diesen Dingen,<br />

wenn ihr darüber spottet, daß manche spiritistischen Phänomene nur im Dunkeln<br />

gelingen. Auch viele eurer Gelehrten behaupten, die Dunkelheit wer<strong>de</strong> nur <strong>de</strong>swegen<br />

gewählt, da<strong>mit</strong> man die 'spiritistischen Betrügereien' nicht so leicht sehen könne. Mit<br />

<strong>de</strong>mselben Recht müßte man auch von <strong>de</strong>m Fotografen verlangen, daß er seine Platten<br />

bei hellem Tageslicht anstatt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Dunkelkammer entwickelt, und ihn für einen<br />

Betrüger halten, wenn er die Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> fotografischen Platten nur im Dunkeln<br />

fertigbringt. Daß die Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> nach <strong>de</strong>nselben Gesetzen vor sich geht, die<br />

für euer irdisches Han<strong>de</strong>ln gelten, ist lei<strong><strong>de</strong>r</strong> fast allen unbekannt.<br />

Unsichtbare Nahrungszufuhr (Odspeisung)<br />

Auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Auflösung und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verdichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie erfolgt auch die <strong>de</strong>m<br />

leiblichen Auge unsichtbare und eurem menschlichen Verstand so unbegreiflich<br />

erscheinen<strong>de</strong> Nahrungszufuhr, die man 'Odspeisung' nennen könnte.<br />

Es hat nämlich zu allen Zeiten Menschen gegeben, die keine Nahrung zu sich nahmen<br />

und doch am Leben blieben. Bei ihnen wird die Nahrungsaufnahme auf geistigem Wege<br />

bewirkt. Die <strong>Geisterwelt</strong> löst Speise in Od auf und bringt sie in diesem Odzustand in die<br />

Verdauungsorgane. Dort wird die Odspeise zur materiellen Nahrung verdichtet und<br />

verdaut. Darum haben auch jene Personen, von <strong>de</strong>nen ihr meint, sie seien ohne je<strong>de</strong><br />

Nahrung, ganz normale Körperentleerungen, als wenn sie materielle Speise zu sich<br />

nähmen. Diese Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Ernährung tritt bei <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Personen stets im<br />

Zusammenhang <strong>mit</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Wirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> auf. Sie ist nicht Selbstzweck,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein Glied in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kette von Geschehnissen, die einem höheren Zweck dienen<br />

sollen.<br />

Quellen <strong>de</strong>s Od für <strong>de</strong>n Geisterverkehr<br />

Aus <strong>de</strong>m, was ich dir bis jetzt erklärt habe, wirst du von selbst <strong>de</strong>n Schluß ziehen<br />

können, daß eine hinreichen<strong>de</strong> Odkraft die Vorbedingung für je<strong>de</strong> Arbeit ist, die von<br />

geistigen Wesen an irdischen Geschöpfen in einer für eure Sinne wahrnehmbaren Weise<br />

geleistet wird. Die Odkraft ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsstoff in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Schöpfung Gottes, - auch<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Werkstätte <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister.<br />

Nun erhebt sich von selbst die Frage: Woher nehmen die Geistwesen die Odkraft, die sie<br />

für ihren <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n irdischen Geschöpfen benötigen?<br />

Zunächst könntest du auf <strong>de</strong>n Gedanken kommen, es genüge <strong>de</strong>n Geistern, die eigene<br />

Odkraft für ihre Arbeit an <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie. Das ist jedoch nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Denn die<br />

Geistwesen haben ihre Odkraft für die eigenen Lebensfunktionen und ihre in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> zu leisten<strong>de</strong> Arbeit nötig. Vor allem aber ist das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> höheren <strong>Geisterwelt</strong><br />

viel zu fein und rein, als daß es <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s gearteten Od <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Wesen<br />

eine Verbindung eingehen könnte. So habt ja auch ihr manche feinen Stoffe, die ihr nicht<br />

<strong>mit</strong> gröberen Stoffen zu einer einheitlichen Mischung vereinigen könnt.<br />

Daraus folgt, daß die <strong>Geisterwelt</strong> zu ihrer irdischen Arbeit dasjenige Od nehmen muß,<br />

das zu <strong>de</strong>m irdischen Od paßt. Und das fin<strong>de</strong>t sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel bei <strong>de</strong>n irdischen Wesen,


in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Bereich sie ihre Arbeit zu leisten hat. Menschen, Tiere, Pflanzen, Mineralien<br />

sind daher die Odquellen, <strong>de</strong>nen die Geister <strong>de</strong>n erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Betriebsstoff entnehmen.<br />

Diese Lieferanten <strong>de</strong>s Od bezeichnet ihr <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Namen 'Medien'. Irdische Wesen, die<br />

genügend Odkraft abgeben können, wer<strong>de</strong>n 'medial' genannt.<br />

In geringem Maße sind alle materiellen Geschöpfe medial. Denn alle besitzen Odkraft<br />

und vermögen auch etwas davon abzugeben. Aber bei <strong>de</strong>n meisten ist die<br />

Abgabefähigkeit so gering, daß sie als Odquelle für die Betätigung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> nicht<br />

in Frage kommen.<br />

Doch auch die an und für sich ausreichen<strong>de</strong> Odkraft <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Medien' ist in vielen Fällen<br />

nicht sofort verwendbar. Sie muß in allen Fällen, in <strong>de</strong>nen sie <strong><strong>de</strong>r</strong> 'höheren <strong>Geisterwelt</strong>'<br />

als Betriebsstoff dienen soll, vorher gereinigt, gewissermaßen 'filtriert' wer<strong>de</strong>n. Auch bei<br />

euren irdischen Stoffen ist nicht selten eine solche 'Filtrierung' nötig, bevor ihr sie<br />

verwen<strong>de</strong>n könnt.<br />

Die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Geisterwelt</strong> braucht freilich eine Reinigung <strong>de</strong>s Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien nicht<br />

vorzunehmen. Denn je unreiner das Od ist, um so besser paßt es zu <strong>de</strong>m Od dieser<br />

Geister. Darum ist es für sie auch viel leichter, die Medien für ihre Zwecke zu<br />

gebrauchen, und sie kommen da<strong>mit</strong> viel schneller zum Ziel als die hohen Geister.<br />

Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Odverwendung beim Geisterverkehr<br />

Die Belehrungen, die ich dir nun noch über die Verwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft geben möchte,<br />

könntest du eigentlich aus <strong>de</strong>n bisherigen Ausführungen durch folgerichtiges Denken<br />

von selbst fin<strong>de</strong>n.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich nämlich um die Beantwortung <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage: Auf welche Weise verwen<strong>de</strong>t<br />

die <strong>Geisterwelt</strong> das irdische Od für die bei <strong>de</strong>n materiellen Wesen zu leisten<strong>de</strong> Arbeit?<br />

Die beste und kürzeste Antwort auf diese Frage wäre folgen<strong>de</strong>: In <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise, wie<br />

<strong>de</strong>in eigener Geist sich <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>ines Leibes bedienen muß, um sinnlich<br />

wahrnehmbare Betätigungen auszuführen, muß auch <strong><strong>de</strong>r</strong> körperlose Geist in <strong>de</strong>n meisten<br />

Fällen sich materielle Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> schaffen, um <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Betätigungen zu ermöglichen.<br />

Das erreicht er dadurch, daß er seine geistigen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Medien<br />

entnommenen und entsprechend verdichteten Od umklei<strong>de</strong>t.<br />

Wenn <strong>de</strong>in eigener Geist einen materiellen Gegenstand anfassen will, dann kann er das<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>iner materiellen Hand. Deine körperliche Hand ist aber in Wirklichkeit nichts<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als die Hülle <strong><strong>de</strong>r</strong> durch Verdichtung <strong>de</strong>s irdischen Od materialisierten Hand<br />

<strong>de</strong>ines Geistes. Wenn also ein körperloser Geist <strong>de</strong>nselben materiellen Gegenstand<br />

anfassen will, dann muß er seine Geisterhand zuerst durch Verdichtung <strong>de</strong>s ihm zur<br />

Verfügung stehen<strong>de</strong>n irdischen Od materialisieren. Einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Weg gibt es für ihn<br />

nicht. Die Materialisation braucht selbstverständlich nicht so stark zu sein wie die <strong>de</strong>iner<br />

leiblichen Hand. Auch nicht einmal so stark, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> materielle Gegenstand da<strong>mit</strong><br />

angefaßt wer<strong>de</strong>n kann. Reicht das vorhan<strong>de</strong>ne Od zu einer solchen Verdichtung nicht<br />

aus, so kann <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong> Geist <strong>de</strong>n materiellen Gegenstand ebensowenig anfassen wie du<br />

es könntest, wenn dir die leiblichen Arme und Hän<strong>de</strong> abgehauen wären.


Allerdings kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>n materiellen Gegenstand auch ohne Materialisierung seiner<br />

Geisterhand anfassen und fortbewegen, wenn er <strong>de</strong>n Gegenstand zuerst in Od auflöst.<br />

Denn eine in Od verwan<strong>de</strong>lte, also vergeistigte Materie ist für <strong>de</strong>n körperlosen Geist<br />

ohne weiteres zugänglich. Ohne vorherige Auflösung in Od kann aber <strong><strong>de</strong>r</strong> materielle<br />

Gegenstand von <strong>de</strong>m körperlosen Geist nur dann angefaßt wer<strong>de</strong>n, wenn er seine<br />

Geisterhand materialisiert. Denn Gleiches kann nur <strong>mit</strong> Gleichem angefaßt wer<strong>de</strong>n.<br />

Es gibt sehr viele Abstufungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Odverdichtung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Materialisation, angefangen<br />

von <strong>de</strong>n bloß <strong>de</strong>m Auge eines Hellsehers sichtbaren Odverdichtungen bis zu <strong>de</strong>n festen<br />

Materialisationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister, die sich in nichts von einem materiellen Körper<br />

unterschei<strong>de</strong>n . Die Stärke <strong><strong>de</strong>r</strong> Verdichtung ist also von <strong><strong>de</strong>r</strong> Odmenge abhängig, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> für ihre Zwecke zur Verfügung steht.<br />

Gehen wir in <strong>de</strong>n Beispielen weiter. Dein eigener Geist will re<strong>de</strong>n, so daß es <strong>de</strong>ine<br />

Mitmenschen <strong>mit</strong> ihren leiblichen Ohren hören. Was muß er tun? Er muß die materiellen<br />

Sprechwerkzeuge <strong>de</strong>ines Körpers zu Hilfe nehmen. Sonst geht es nicht. Und wenn ein<br />

Geist re<strong>de</strong>n will, <strong><strong>de</strong>r</strong> keinen Körper und darum auch keine körperlichen<br />

Sprechwerkzeuge hat, was muß er tun, um für menschliche Ohren verständliche Laute<br />

hervorzubringen? Er hat dazu zwei Wege: Der eine Weg ist <strong><strong>de</strong>r</strong>, daß er seine eigenen<br />

geistigen Sprechwerkzeuge durch Verdichtung <strong>mit</strong> Hilfe <strong>de</strong>s irdischen Od materialisiert.<br />

Der zweite Weg besteht darin, daß er die geistigen Töne durch das ihm zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong> Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien soweit verdichtet, daß sie für das menschliche Gehör<br />

wahrnehmbar wer<strong>de</strong>n. In diesem Falle benötigt er also nicht die materialisierten<br />

Sprechwerkzeuge, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur das verdichtete Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Töne. Ihr bezeichnet diese Art <strong>de</strong>s<br />

Sprechens <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Ausdruck: 'Direkte Stimmen', die in größerer o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geringerer Stärke vernehmbar wer<strong>de</strong>n, je nach <strong><strong>de</strong>r</strong> größeren o<strong><strong>de</strong>r</strong> geringere Odkraft, die<br />

<strong>de</strong>n Geistern von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien zur Verdichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odtöne zur Verfügung gestellt<br />

wird.<br />

Du bist <strong>de</strong>inen Mitgeschöpfen dadurch sichtbar, daß du einen materiellen Körper hast.<br />

Dein materieller Körper ist aber lediglich die materielle Hülle <strong>de</strong>ines Geistes <strong>mit</strong> allen<br />

seinen Organen. Denn die Organe, die <strong>de</strong>in Körper aufweist, besitzt <strong>de</strong>in Geist in<br />

geistiger Form. Will sich daher ein körperloser Geist so <strong>de</strong>m irdischen Auge zeigen, daß<br />

er in allem als ein irdisches Wesen angesehen wird, so muß er seine geistige Gestalt <strong>mit</strong><br />

allen ihren geistigen Organen <strong>mit</strong> einer materiellen Hülle überklei<strong>de</strong>n, die er durch<br />

Verdichtung <strong>de</strong>s irdischen Od herstellt. Bei einem so materialisierten Geiste kann das<br />

menschliche Auge nichts ent<strong>de</strong>cken, was ihn von einem gewöhnlichen Menschen<br />

unterschei<strong>de</strong>t. Er hat Haut und Knochen, alle äußeren Organe, Fingernägel, Haare,<br />

Zähne; alle inneren Organe, wie Herz und Herzschlag, Blutumlauf und was sich sonst<br />

bei einem normalen irdischen Menschen vorfin<strong>de</strong>t. Eine <strong><strong>de</strong>r</strong>artig vollständige<br />

Materialisation erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t so viel Od, daß ein einzelnes Medium nie so viel abgeben kann.<br />

Es muß daher in einem solchen Falle auch noch von <strong>de</strong>m materiellen Körper <strong>de</strong>s<br />

Mediums Materie aufgelöst und bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Materialisation <strong>de</strong>s Geistes verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Darum verliert ein Medium bei einer <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Geisterverkörperung sehr viel von<br />

seinem körperlichen Gewicht. Doch erhält es bei Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Materialisation wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

alles zurück, was es abgegeben hat.


Ich muß mich darüber wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n, daß eure Gelehrten, die auf diesem Gebiet so viele<br />

Versuche machen, nicht von selbst diese Wahrheiten fin<strong>de</strong>n. Sie erleben doch genug<br />

Phänomene, die ihnen <strong>de</strong>n richtigen Weg zeigen. Sie sehen, wie materialisierte Hän<strong>de</strong><br />

Gegenstän<strong>de</strong> erfassen und fortbewegen. Sie hören 'direkte Stimmen' und beobachten oft<br />

gleichzeitig auch das Odwölkchen, aus <strong>de</strong>m die Stimme vernommen wird. Und wenn sie<br />

manche Erscheinung fotografieren, so fin<strong>de</strong>n sie nachher auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Platte bisweilen etwas<br />

wie einen Kehlkopf geformt, <strong>de</strong>n sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist durch Odmaterialisation zur Erzeugung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Stimme gebil<strong>de</strong>t hatte. Bei Untersuchung vollständiger Geisterverkörperungen<br />

fin<strong>de</strong>n sie alles, was bei einem normalen Menschen vorhan<strong>de</strong>n ist, und trotz<strong>de</strong>m<br />

kommen sie nicht auf die Spur <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit.<br />

Das größte Hemmnis, das <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit im Wege steht, ist die unrichtige<br />

Auffassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriffe 'Geist' und 'Materie'. Wenn einmal die Tatsache erkannt ist, daß<br />

die geistige Schöpfung ihrem Wesen nach dieselbe ist, wie die materielle und daß sich<br />

bei<strong>de</strong> nur durch die Art ihres Seins unterschei<strong>de</strong>n, dann fallen die meisten<br />

Schwierigkeiten für die richtige Erkenntnis auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s <strong>Verkehr</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung von selbst fort. Dann wird man erkennen, daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geschaffene Geist <strong>de</strong>nselben Lebensorganismus in geistiger Form besitzt, <strong>de</strong>n die<br />

irdischen Geschöpfe in materieller Form haben; daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper über die Form <strong>de</strong>s<br />

Geistes gegossen ist und daher in <strong>de</strong>m materiellen Guß nichts enthalten sein kann, was<br />

nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Form vorhan<strong>de</strong>n ist. Man wird einsehen, daß das Jenseits in allem<br />

<strong>de</strong>m Diesseits gleicht, nur <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Unterschied, daß im Diesseits alles materiell und im<br />

Jenseits alles geistig ist.<br />

Gott als die Quelle aller Odkraft<br />

Aber alles Leben sowohl in <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen als auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Welt ist gebun<strong>de</strong>n<br />

an die Odkraft. Sie ist die gewaltigste Kraft <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gott, die Quelle<br />

dieser Kraft, alles umstürzen kann. Mit ihr tut er und seine <strong>Geisterwelt</strong> die größten<br />

'Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>', wie ihr es nennt. Es ist die Kraft, die <strong>de</strong>n Magier zu überirdischen Leistungen<br />

befähigt, in<strong>de</strong>m seine eigenen Odkräfte durch die <strong>Geisterwelt</strong> gesteigert wer<strong>de</strong>n können,<br />

entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> guten o<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen, je nach<strong>de</strong>m er sich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en in Verbindung setzt.<br />

Bei <strong>de</strong>n bösen, also von Gott getrennten Geistern, <strong>de</strong>n Dämonen, ist sie jedoch nur in<br />

ganz bestimmten Grenzen wirksam, während sie von <strong>de</strong>n Geistern Gottes in<br />

ungemessener Stärke zur Auswirkung gebracht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Mit dieser Kraft hat Christus Kranke geheilt und Tote erweckt. Mit dieser Kraft trieb er<br />

die bösen Geister aus <strong>de</strong>n Besessenen aus. Mit Hilfe dieser Odkraft bewirkten die guten<br />

Geister das Wan<strong>de</strong>ln Christi auf <strong>de</strong>n Meereswogen. Mit dieser Kraft brachte die Christus<br />

unterstellte gute <strong>Geisterwelt</strong> auf sein Geheiß die wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bare Brotvermehrung durch<br />

Materialisation <strong>de</strong>s in Odform herbeigebrachten Brotes hervor.<br />

Dieselbe Kraft verhieß Christus allen <strong>de</strong>nen, die gläubig wür<strong>de</strong>n. 'Denen aber, die<br />

Glauben haben, wer<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>zeichen zuteil wer<strong>de</strong>n: Durch meinen Namen<br />

wer<strong>de</strong>n sie böse Geister austreiben, wer<strong>de</strong>n in frem<strong>de</strong>n Sprachen re<strong>de</strong>n, Schlangen <strong>mit</strong><br />

Hän<strong>de</strong>n aufheben, und wenn sie etwas Giftiges trinken, wird es ihnen nicht scha<strong>de</strong>n;


Kranken wer<strong>de</strong>n sie die Hän<strong>de</strong> auflegen und sie wer<strong>de</strong>n gesund wer<strong>de</strong>n.' 'Jene aber<br />

zogen aus und predigten überall; und <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr war <strong>mit</strong> seiner Kraft bei ihnen und<br />

bestätigte ihr Wort durch die Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>zeichen, die dabei geschahen' (Markus 16, 17ff).<br />

Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Glaube an Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht bloß in einem Fürwahrhalten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in einem<br />

unerschütterlichen Gottvertrauen und treuen Erfüllen <strong>de</strong>s göttlichen Willens besteht,<br />

bringt <strong>de</strong>n Menschen in die innigste Verbindung <strong>mit</strong> Gott als <strong><strong>de</strong>r</strong> unendlichen<br />

Kraftquelle. Ein solcher Glaube macht ihm auch die <strong>Geisterwelt</strong> Gottes dienstbar, so daß<br />

er in diesem Glauben alles vermag.<br />

'Alles ist <strong>de</strong>m möglich, <strong><strong>de</strong>r</strong> Glauben hat' (Markus 9, 23).<br />

Bei je<strong>de</strong>m wahrhaft Gottesgläubigen erfüllt sich daher dasselbe, was bei Christus<br />

Wahrheit wur<strong>de</strong>; nämlich: Wenn wir tun, was Gott will, tut Gott auch, was wir wollen.<br />

Die Verwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft bei <strong>de</strong>m<br />

Geisterverkehr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel<br />

Das Od als Flamme o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wolke<br />

Da fuhr <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Odwolke herab<br />

und re<strong>de</strong>te <strong>mit</strong> ihm. Mose 11, 25<br />

Naturgesetze haben allgemeine Gültigkeit. Sie dul<strong>de</strong>n keine Ausnahme. Wenn daher das<br />

Gesetz <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft, das ich dir geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t habe, das Grundgesetz je<strong>de</strong>n Geisterverkehrs<br />

ist, so muß es überall dort zu Anwendung kommen, wo Geister <strong>mit</strong> Menschen in<br />

Verbindung treten.<br />

Da<strong>mit</strong> du siehst, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraftstrom <strong>de</strong>s Od auch bei <strong>de</strong>m in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel erwähnten<br />

<strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen nötig war, möchte ich einige Berichte <strong>de</strong>s<br />

Alten und <strong>de</strong>s Neuen Testamentes <strong>mit</strong> dir durchgehen und sie dir erklären.<br />

Es ist selbstverständlich, daß bei <strong>de</strong>n meisten Geisterkundgebungen, von <strong>de</strong>nen die Bibel<br />

berichtet, bloß die Tatsache <strong>de</strong>s Geisterverkehrs erwähnt wird, während die<br />

Begleiterscheinungen <strong>mit</strong> Stillschweigen übergangen wer<strong>de</strong>n. Aber trotz<strong>de</strong>m sind die<br />

Fälle noch zahlreich genug, in <strong>de</strong>nen die Anwendung <strong>de</strong>s Od ausdrücklich angegeben<br />

wird.<br />

Die erste An<strong>de</strong>utung fin<strong>de</strong>t ihr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong>de</strong>s Abraham: 'Als die Sonne<br />

untergegangen und es ganz finster gewor<strong>de</strong>n war, da war es wie ein rauchen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ofen<br />

und eine Feuerfackel, was zwischen jenen Fleischstücken hindurchfuhr' (1. Mose 15,<br />

17). - Das geschah, während <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr <strong>mit</strong> Abraham re<strong>de</strong>te. Der Odstrom sieht in leicht


verdichtetem Zustand aus wie eine Rauchwolke und leuchtete im Dunkeln rötlichgelb<br />

wie eine Feuerflamme.<br />

Die Geschichte <strong>de</strong>s Mose ist voll von Beispielen, die hierher gehören . 'Da erschien ihm<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Engel <strong>de</strong>s Herrn als eine Feuerflamme, die <strong>mit</strong>ten aus einem Dornbusch<br />

hervorschlug. Als er hinblickte, sah er, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Dornbusch in Feuer brannte, ohne<br />

jedoch vom Feuer verzehrt zu wer<strong>de</strong>n' (2. Mose 3, 20). - Auch hier war es das Od, das<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist benutzte, um <strong>mit</strong> Mose zu re<strong>de</strong>n. Es war also Nacht, als Mose diese<br />

Erscheinung sah. Denn am Tage wür<strong>de</strong> das Od nicht wie eine Flamme ausgesehen<br />

haben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wie ein Wölkchen, das <strong>de</strong>n Dornbusch einhüllte. Das geht auch aus<br />

folgen<strong>de</strong>m Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel hervor: 'Der Herr aber zog vor ihnen her, bei Tage in einer<br />

Wolkensäule, um ihnen <strong>de</strong>n Weg zu zeigen, und nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu<br />

leuchten, da<strong>mit</strong> sie Tag und Nacht wan<strong><strong>de</strong>r</strong>n konnten. Bei Tage wich die Wolkensäule und<br />

nachts die Feuersäule nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze <strong>de</strong>s Zuges' (2. Mose 13, 21 - 22) . - Die<br />

Wolkensäule war nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als die Odwolke. Sie bil<strong>de</strong>te sowohl im Dornbusch als<br />

auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Führung <strong><strong>de</strong>r</strong> Israeliten die Odhülle, die <strong>de</strong>n Engel <strong>de</strong>s Herrn umgab und die<br />

er benötigte, um sich in menschlich wahrnehmbarer Weise kundzutun. Ich habe dir<br />

schon erklärt, daß das Od immer <strong>mit</strong> einem Geist verbun<strong>de</strong>n ist. Ein für sich<br />

unabhängiges, freischweben<strong>de</strong>s Od gibt es nicht. So war es auch bei allen<br />

Kundgebungen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Zeuge das israelitische Volk war.<br />

So oft also im Alten Testament von <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Wolkensäule' die Re<strong>de</strong> ist, steht sie in<br />

Verbindung <strong>mit</strong> irgen<strong>de</strong>iner Betätigung eines Geistes Gottes: 'Da än<strong><strong>de</strong>r</strong>te <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Engel<br />

Gottes', <strong><strong>de</strong>r</strong> bisher vor <strong>de</strong>m Heere <strong><strong>de</strong>r</strong> Israeliten hergezogen war, seine Stellung und trat<br />

hinter sie; infolge<strong>de</strong>ssen ging auch die 'Wolkensäule' vorn vor ihnen weg und trat hinter<br />

sie' (2. Mose 14, 19). - 'Sobald dann Mose in das Zelt getreten war, senkte sich die<br />

'Wolkensäule' herab und nahm ihren Stand am Eingang <strong>de</strong>s Zeltes, solange <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr <strong>mit</strong><br />

Mose re<strong>de</strong>te' (2. Mose 33, 9). - 'Dann berief Mose siebzig Männer aus <strong>de</strong>n Ältesten <strong>de</strong>s<br />

Volkes und ließ sie sich rings um das Zelt aufstellen. Da fuhr <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr in einer Wolke<br />

herab und re<strong>de</strong>te <strong>mit</strong> ihm' (4. Mose 11, 24-25).<br />

Als am Berge Sinai <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr so laut <strong>mit</strong> Mose re<strong>de</strong>n wollte, daß das ganze Volk es hören<br />

könnte, sagte er zu Mose: 'Ich wer<strong>de</strong> diesmal die Wolke noch dichter machen, da<strong>mit</strong> das<br />

ganze Volk es höre, wenn ich <strong>mit</strong> dir re<strong>de</strong> und dir für immer Glauben schenke' (2. Mose<br />

19, 9). - Hier wird ausdrücklich gesagt, daß die Odwolke notwendig war, da<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr<br />

zu <strong>de</strong>n Menschen sprechen konnte. Ferner wird betont, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft erzeugte<br />

Laut um so stärker wird, je dichter das Od ist. Dasselbe erlebt ihr auch bei eurem Radio.<br />

Je stärker <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraftstrom, <strong>de</strong>sto stärker ist die Übertragung <strong>de</strong>s Tones.<br />

Als daher am Berge Sinai <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr sich unter gewaltigem Posaunenschall offenbarte,<br />

mußte auch die Odkraft entsprechend stark sein. Daher heißt es: 'Der Berg Sinai war<br />

ganz in Rauch gehüllt, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr im Feuer auf ihn herabgefahren war; Rauch stieg<br />

vor ihm auf wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Rauch eines Schmelzofens, und <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Berg erbebte. Und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Posaunenschall wur<strong>de</strong> immer gewaltiger. Mose re<strong>de</strong>te und <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr antwortete ihm <strong>mit</strong><br />

lauter Stimme' (2.Mose 19, 18-19).


Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärung <strong>de</strong>s Gesetzes <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft habe ich darauf hingewiesen, daß die<br />

Odverdichtung <strong>mit</strong> Hilfe starker Kraftströme erfolgt.<br />

Die odischen Kraftströme am Sinai<br />

Ebenso die Auflösung <strong>de</strong>s verdichteten Od. Auch die große Odmassen am Berge Sinai<br />

wur<strong>de</strong>n durch solche Starkströme verdichtet. Es war daher <strong>mit</strong> Lebensgefahr verbun<strong>de</strong>n,<br />

in <strong>de</strong>n Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Starkströme zu treten. Darum verbot <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr <strong>de</strong>m Volke, sich <strong>de</strong>m<br />

Berge zu nähern. 'Alle Menschen und Tiere, die das Gebot nicht beachteten, sollten <strong>de</strong>s<br />

To<strong>de</strong>s sein' (2. Mose 19, 12). - Das war nicht eine leere Drohung, um <strong>de</strong>m Volke bloß<br />

Furcht vor Gott einzuflößen, wie ihr es auffaßt. Es war vielmehr eine berechtigte<br />

Warnung vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebensgefahr, die je<strong>de</strong> Berührung <strong>mit</strong> jenen Kraftströmen<br />

naturnotwendig <strong>mit</strong> sich brachte. Wie ihr bei euren irdischen Kraftströmen durch<br />

Warnungstafeln die Menschen auf die Lebensgefahr aufmerksam macht, die <strong>mit</strong> einer<br />

Berührung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochspannungsdrähte verbun<strong>de</strong>n ist, so hatte die <strong>de</strong>m israelitischen<br />

Volke gegebene Warnung <strong>de</strong>nselben Zweck. Erst nach Ausschaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraftströme<br />

durfte das Volk <strong>de</strong>n Berg besteigen. Diesen Zeitpunkt gab <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten<br />

bekannt: 'Erst wenn das Wid<strong><strong>de</strong>r</strong>horn geblasen wird, dürfen sie auf <strong>de</strong>n Berg steigen'<br />

(2. Mose 19, 13). - Nur diejenigen durften vorher in die Odströme ohne Lebensgefahr<br />

eintreten, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr eigens dazu bestimmte, nämlich Mose und Aaron. Bei ihnen<br />

wur<strong>de</strong>n zur Abwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebensgefahr ähnliche 'Isolierungen' vorgenommen, wie ihr<br />

sie bei <strong>de</strong>nen anwen<strong>de</strong>t, die <strong>mit</strong> Kraftströmen in Berührung treten müssen.<br />

Und wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr ferner gebot, daß Menschen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tiere getötet wer<strong>de</strong>n sollten, die<br />

auch nur <strong>de</strong>n Versuch machen wür<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>n rauchen<strong>de</strong>n Berg heranzukommen, so<br />

sollte das nicht eine Strafe für <strong>de</strong>n Ungehorsam sein. Denn zunächst konnte bei <strong>de</strong>n<br />

Tieren die Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ungehorsams nicht in Frage kommen. Es han<strong>de</strong>lte sich bei diesem<br />

Gebot vielmehr darum, unter allen Umstän<strong>de</strong>n eine Unterbrechung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraftströme zu<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Eine solche Unterbrechung wäre jedoch erfolgt, wenn materielle Geschöpfe<br />

unbefugter Weise, das heißt ohne die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Isolierungsmaßnahmen, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Odströmen in Berührung gekommen wären.<br />

Du wun<strong><strong>de</strong>r</strong>st dich über diese Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel berichteten Vorgänge. Sie<br />

scheinen dir wohl allzu irdisch und materiell zu sein. Doch es ist die Wahrheit und für<br />

dich ein neuer Beweis für die Allgemeingültigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott geschaffenen Gesetze,<br />

<strong>de</strong>nen auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfer selbst bei seinen Betätigungen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie sich unterwirft.<br />

Er hebt kein Gesetz auf, nach <strong>de</strong>m Worte <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrift: 'Ich habe erkannt, daß alles, was<br />

Gott bestimmt hat, ewige Geltung besitzt' (Pred. 3, 14).<br />

Nach dieser Erklärung wirst du auch verstehen, weshalb Christus gleich nach seiner<br />

Auferstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Magdalena verbot, ihn zu berühren. Denn die Verkörperung seines<br />

Geistes war erst im Entstehen begriffen, und Magdalena wür<strong>de</strong> durch eine Berührung die<br />

Weiterentwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Materialisation nicht bloß verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die<br />

begonnene wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zunichte gemacht haben. Die Erklärung, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel als Grund für<br />

das Verbot Christi angegeben ist, wur<strong>de</strong> erst später von einem unwissen<strong>de</strong>n Abschreiber<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten hinzugesetzt: 'Denn ich bin noch nicht zum Vater aufgefahren' (Joh. 20,<br />

17).


Daß dies nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund gewesen sein kann, weshalb er <strong><strong>de</strong>r</strong> Magdalena die Berührung<br />

seiner Odverkörperung untersagte, kannst du daraus ersehen, daß Christus später seine<br />

Apostel ausdrücklich auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>te, ihn zu berühren. Damals war er auch noch nicht zum<br />

Vater aufgefahren. Aber seine materielle Verkörperung war vollen<strong>de</strong>t, und darum konnte<br />

eine Berührung we<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>n Körper <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel noch auf das Zustan<strong>de</strong>kommen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Materialisation nachteilig wirken.<br />

Die Odwolke im Neuen Testament<br />

Nehmen wir noch einige Beispiele aus <strong>de</strong>m Neuen Testament. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verklärung auf<br />

Tabor 'kam eine Wolke, die sie beschattete, und eine Stimme rief aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Wolke.' (Matth.<br />

17,5) - Also auch hier war die Odwolke notwendig, um eine für menschliche Ohren<br />

vernehmbare Stimme hervorzubringen. Dieselbe Odwolke wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m Geist <strong>de</strong>s<br />

Mose und <strong>de</strong>s Elia benutzt, um sich <strong>de</strong>n anwesen<strong>de</strong>n drei Aposteln in einem verdichteten<br />

Odkörper sichtbar zu machen.<br />

In einer materialisierten Odgestalt erschien Christus nach seiner Auferstehung. in ihr<br />

stand er vor seinen Jüngern am Himmelfahrtstage. Sie sahen, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkörper vor ihren<br />

Augen sich in eine Odwolke auflöste. und als diese durch eine weitere Auflösung<br />

unsichtbar gewor<strong>de</strong>n, war auch Christus ihren Blicken entschwun<strong>de</strong>n. Die gewöhnliche<br />

Auffassung, als ob Christus durch eine am Himmel befindliche Wolke <strong>de</strong>n Blicken <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Jünger entzogen wor<strong>de</strong>n sei, ist völlig irrig.<br />

Am Pfingstfest erschienen über <strong>de</strong>n Aposteln und <strong>de</strong>nen, die bei ihnen waren, 'Zungen<br />

von Feuer'. Es waren Odflämmchen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Flamme im Dornbusch, die sich auf<br />

die einzelnen nie<strong><strong>de</strong>r</strong>ließen. Auf je<strong>de</strong>n kam ein Geist Gottes in dieser Odhülle und re<strong>de</strong>te<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft aus ihnen, <strong><strong>de</strong>r</strong> eine in dieser, <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e in jener frem<strong>de</strong>n Sprache, und<br />

zwar in so vielen frem<strong>de</strong>n Sprachen, als Nationen unter <strong>de</strong>n Zuhörern vertreten waren.<br />

Aus <strong>de</strong>m Umstand, das die Odzungen wie 'Flämmchen' aussahen, ergibt sich, daß es<br />

Nacht war, als die Geister Gottes herabkamen. Die Ausgießung <strong>de</strong>s Geistes erfolgte<br />

nämlich nach eurer Zeit nachts um 1.30 Uhr.<br />

Daß die böse <strong>Geisterwelt</strong> an dieselben Odgesetze gebun<strong>de</strong>n ist, zeigt dir eine Stelle aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Offenbarung <strong>de</strong>s Johannes: 'Da sah ich einen Stern, <strong><strong>de</strong>r</strong> vom Himmel auf die Er<strong>de</strong><br />

gefallen war. Dem wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlüssel zum Schlund <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterwelt gegeben. Er öffnete<br />

also <strong>de</strong>n Schlund <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterwelt: Da stieg Rauch aus <strong>de</strong>m Schlun<strong>de</strong> auf, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Rauch<br />

eines gewaltigen Ofens, und die Sonne und die Luft wur<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Rauch verfinstert.<br />

Aus <strong>de</strong>m Rauch kamen dann Heuschrecken hervor auf die Er<strong>de</strong>' (Offenb. 9, 1-3). Und<br />

nun wird weiter geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t, wie die bösen Geister auf Befehl Gottes zur Züchtigung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Menschen sich <strong>mit</strong> Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft zu Heuschrecken materialisieren, die aber die<br />

Gesichter von Menschen haben.<br />

Ich führe diese Stelle nur <strong>de</strong>swegen an, weil hier ausdrücklich die 'Odwolken' erwähnt<br />

wer<strong>de</strong>n, die zur Materialisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich waren.


Selbstverständlich hatten alle die zahlreichen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel <strong>mit</strong>geteilten<br />

Geisterverkörperungen und Geisterkundgebungen die entsprechen<strong>de</strong> Odkraft zur<br />

Voraussetzung, wenn sie in <strong>de</strong>n Einzelfällen auch nicht ausdrücklich erwähnt wird.<br />

Die Opfer <strong>de</strong>s Alten Bun<strong>de</strong>s als Odquelle für<br />

das Sprechen Gottes<br />

Die Opfer <strong>de</strong>s Alten Bun<strong>de</strong>s waren die Odquelle für das Sprechen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong><br />

Gottes.<br />

Zu <strong>de</strong>m, was euch in <strong>de</strong>n Schriften <strong>de</strong>s Alten Testamentes unverständlich ist, gehören<br />

vor allem die Opfergesetze <strong><strong>de</strong>r</strong> Israeliten. Ihr sagt euch <strong>mit</strong> Recht: Wie kann Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die Quelle alles Lebens, alles Glückes, alles Guten und Schönen ist, ein Wohlgefallen an<br />

Opfern von Tieren, Pflanzen und Kräutern haben? Wie sollte er sich laben an <strong>de</strong>m Blute<br />

von Opfertieren, an <strong>de</strong>m in Dunst aufgehen<strong>de</strong>n Fett von Stieren, Böcken und Lämmern?<br />

Wie sollte er die Wohlgerüche lieben, die aus Myrrhe, Zimt, Kalmus, Kassia und<br />

Olivenöl bereitet wer<strong>de</strong>n? Wie sollten ihm Gewürzkräuter eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Annehmlichkeit sein? - Und es erscheint euch als eine kindische Spielerei, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

große Gott, <strong>de</strong>n die Himmel nicht zu fassen vermögen, ein kleines irdisches Zelt sich<br />

bauen läßt und dabei je<strong>de</strong> Kleinigkeit selbst anordnet und bestimmt, je<strong>de</strong>n Balken und<br />

je<strong>de</strong>n Riegel, je<strong>de</strong>n Teppich und Vorhang, je<strong>de</strong>s Kleid <strong><strong>de</strong>r</strong> Priester, von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kopfbe<strong>de</strong>ckung bis zu <strong>de</strong>n Unterklei<strong><strong>de</strong>r</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat, sieht das nicht nach menschlicher<br />

Eitelkeit aus, wenn Gott sich die kostbarsten Materialien aussucht: Gold, Silber und die<br />

schönsten E<strong>de</strong>lsteine, so daß die Stiftshütte <strong>mit</strong> ihrer Einrichtung nach eurem Gel<strong>de</strong> ein<br />

ungeheures Vermögen kostete?<br />

Wenn ihr das rein menschlich betrachtet, dann mag euch das alles eines Gottes unwürdig<br />

erscheinen. Aber wenn ihr <strong>de</strong>n Zweck erkennt, <strong>de</strong>n Gott dabei verfolgte, und einsähet,<br />

daß dieser Zweck nur durch das, was euch so unverständlich erscheint, erreicht wer<strong>de</strong>n<br />

konnte, dann wer<strong>de</strong>t ihr auch hierin seine unendliche Weisheit und Liebe bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Die Kenntnis dieses Zweckes ist euch lei<strong><strong>de</strong>r</strong> verborgen, obschon ihn die Heiligen<br />

Schriften ausdrücklich angeben und euch <strong>de</strong>utlich darauf hinweisen. Ihr habt es verlernt,<br />

die Heiligen Urkun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nkend zu lesen. Euer Auge überfliegt ihren Inhalt, wie man ein<br />

irdisches Buch liest. Ihr nehmt das Gelesene in rein menschlicher Auffassung. Euer<br />

irdisch gesinnter Geist vermag das darin enthaltene große Wirken Gottes nicht zu<br />

erkennen. So ist er auch nicht imstan<strong>de</strong>, die wahre Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>ssen zu sehen, was in<br />

<strong>de</strong>n irdischen Formen <strong><strong>de</strong>r</strong> Stiftshütte und <strong><strong>de</strong>r</strong> alttestamentlichen Opfer euch entgegentritt.<br />

Das Offenbarungszelt im Lichte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Odbereitung<br />

Schlage die Bibel auf, und ich will dich zu <strong>de</strong>m Verständnis <strong>de</strong>ssen führen, was über das<br />

Offenbarungszelt und seine Einrichtung, über Opfer und Priestertum darin enthalten ist.


Der einzige Zweck, <strong>de</strong>n alle jene Vorschriften verfolgen, ist in <strong>de</strong>n Worten angegeben:<br />

'Ein regelmäßiges Brandopfer soll bei euch sein von Geschlecht zu Geschlecht vor <strong>de</strong>m<br />

Herrn am Eingang <strong>de</strong>s Offenbarungszeltes, wo ich <strong>mit</strong> euch in <strong>Verkehr</strong> treten wer<strong>de</strong>, um<br />

dort <strong>mit</strong> dir zu re<strong>de</strong>n. Ich will nämlich dort <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Israeliten in <strong>Verkehr</strong> treten' (2. Mose<br />

29, 42-43).<br />

Also <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verkehr</strong> Gottes <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Israeliten war <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige Zweck, <strong>de</strong>n er bei Errichtung<br />

<strong>de</strong>s Offenbarungszeltes und bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Opfer verfolgte.<br />

Du weißt, daß je<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Odkraft bedarf, wenn er <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n materiellen<br />

Geschöpfen in einer für irdische Sinne wahrnehmbaren Weise in Verbindung treten will.<br />

Das ist ein von Gott geschaffenes Gesetz, das für alle geistigen Wesen Geltung hat,<br />

angefangen von Gott als <strong>de</strong>m höchsten Geist bis zu <strong>de</strong>n niedrigsten Geistern <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe.<br />

Wenn also Gott selbst o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Geister Gottes in seinem Auftrag o<strong><strong>de</strong>r</strong> unter seiner<br />

Gutheißung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Israeliten in Verbindung treten und zu ihnen sprechen wollten,<br />

mußten sie das entsprechen<strong>de</strong> Od zur Verfügung haben. Der Beschaffung <strong>de</strong>s reinsten<br />

irdischen Od dienten nun alle Maßnahmen, die Gott durch Mose bei Errichtung <strong>de</strong>s<br />

Offenbarungszeltes und <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Opfer treffen ließ.<br />

Da irdische Wesen die Träger <strong>de</strong>s irdischen Od sind und das menschliche Od eine<br />

wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bare Mischung aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Odarten <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist, darum wur<strong>de</strong> auch<br />

das zum Sprechen Gottes <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Od aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

irdischen Odquellen entnommen: aus Mineralien, Pflanzen, Kräutern, Bäumen und<br />

Tieren. Aber vor allem mußte von vornherein dafür gesorgt wer<strong>de</strong>n, daß das gesammelte<br />

Od nicht dadurch verunreinigt wur<strong>de</strong>, daß in seiner Umgebung befindliche irdische<br />

Materie unreines Od ausstrahlte und in das bereitete reine Od einströmen ließ. Darum<br />

mußte zunächst das Material, aus <strong>de</strong>m das Offenbarungszelt und seine Einrichtung<br />

bestand, ein solches sein, das nur reinstes Od enthielt.<br />

Von <strong>de</strong>n Mineralien sind Gold, Silber und Kupfer Träger <strong><strong>de</strong>r</strong> reinsten mineralischen<br />

Odmischung. Das siehst du auch daran, daß sie keinen Rost annehmen. Denn Rost<br />

entsteht durch Aufnahme von unreinem Od, das zerstörend auf das Od wirkt, in das es<br />

eindringt.<br />

Dasselbe gilt von <strong>de</strong>n Stoffen, die teils zu Kleidungsstücken <strong><strong>de</strong>r</strong> Priester, teils zu<br />

Vorhängen und Teppichen, teils zur Dachbe<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Offenbarungszeltes verwen<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n. Blauer und roter Purpur, Karmesin und Byssus besitzen als Stoffe die reinste<br />

Odmischung. Darum mußte das Schulterkleid <strong>de</strong>s Hohen Priesters, <strong><strong>de</strong>r</strong> ja in die engste<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m durch die Odwolke re<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geiste Gottes trat, aus blauem und<br />

rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus angefertigt und <strong>mit</strong> Gold durchwirkt<br />

sein.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise war das zum Schulterkleid gehörige 'Orakelbrustschild' angefertigt.<br />

Dazu enthielt es zwölf E<strong>de</strong>lsteine, weil sie das wertvollste Od in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s großer<br />

Menge enthalten.


Das Obergewand war ganz aus blauem Purpur und unten am Saum <strong>mit</strong> Granatäpfeln aus<br />

blauem und rotem Purpur und Karmesin und dazwischen <strong>mit</strong> gol<strong>de</strong>nen Glöckchen<br />

versehen. Das alles hatte seine große Be<strong>de</strong>utung.<br />

Die Unterklei<strong><strong>de</strong>r</strong> waren aus Byssus. Die Beinklei<strong><strong>de</strong>r</strong> aus reiner Leinwand. Auch euch ist<br />

bekannt, daß reines Leinen am Körper und auf Betten <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheit beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

zuträglich ist. Das kommt daher, daß dieser Stoff ein eigenartiges und reines Od enthält,<br />

das sich eurem Körper <strong>mit</strong>teilt und dadurch stärkend auf ihn wirkt.<br />

Von allen Holzarten ist das Akazienholz die reinste. Darum durfte nur dieses Holz beim<br />

Offenbarungszelt Verwendung fin<strong>de</strong>n.<br />

Von <strong>de</strong>m alleinigen Gesichtspunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> größten Reinheit <strong>de</strong>s Od aus wur<strong>de</strong>n auch alle<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vorschriften: über Beschaffenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gerätschaften, Vorhänge, Teppiche,<br />

Dachbe<strong>de</strong>ckung getroffen, die du im einzelnen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel nachlesen kannst.<br />

Alles, was ich bis jetzt angeführt habe, diente als Vorsichtsmaßregel, um eine<br />

Verunreinigung <strong>de</strong>s Od zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, das in Gestalt <strong><strong>de</strong>r</strong> über <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> sich<br />

bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Odwolke zum Sprechen Gottes bereitet wur<strong>de</strong>. Aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong><br />

mußten auch die Priester sich Hän<strong>de</strong> und Füße in <strong>de</strong>m am Eingang zum Allerheiligsten<br />

stehen<strong>de</strong>n Wasser waschen, bevor sie an die Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> herantraten.<br />

Die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Opfer<br />

Die Hauptsache war jedoch die Bereitung <strong>de</strong>s Od, das als Odwolke über <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong><br />

zur Erzeugung <strong><strong>de</strong>r</strong> Laute nötig war, in <strong>de</strong>nen Gott zu Mose re<strong>de</strong>te. Es war also nicht ein<br />

Sprechen durch ein Medium, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n als 'direkte Stimme'. Die geistigen Laute wur<strong>de</strong>n<br />

durch das irdische Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Wolke so weit verdichtet, als es erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich war, um sie für<br />

menschliche Ohren hörbar zu machen. Die Bibel sagt: 'Wenn nun Mose in das<br />

Offenbarungszelt hineinging, so hörte er die Stimme zu sich re<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> Deckplatte<br />

her, die sich auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzesla<strong>de</strong> befand, und zwar von <strong>de</strong>m Raume zwischen <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Cherubs her; und so re<strong>de</strong>te er <strong>mit</strong> ihm' (4. Mose 7, 89).<br />

Der Bereitung dieser Odwolke galten die vorgeschriebenen Opfer.<br />

Es ist dir hinreichend bekannt, daß das Blut <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiter <strong>de</strong>s Od im materiellen Körper ist.<br />

Darum ist im Blut das meiste und das am leichtesten lösliche Od enthalten. Deshalb<br />

bil<strong>de</strong>t das Blut für <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> die beste Odquelle. Und nur aus <strong>de</strong>m<br />

Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> Odbeschaffung wur<strong>de</strong> sowohl bei <strong>de</strong>m Götzendienst <strong><strong>de</strong>r</strong> Hei<strong>de</strong>n als auch<br />

beim Gottesdienst <strong><strong>de</strong>r</strong> Ju<strong>de</strong>n Opfertiere geschlachtet. Das Blut wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Altar<br />

gegossen, und einzelne Teile <strong>de</strong>s Fleisches, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s das Fett, die Nieren und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Leberlappen, durch Verbrennung in Od aufgelöst. Denn die genannten Teile sind neben<br />

<strong>de</strong>m Blut am odhaltigsten.<br />

Die Hei<strong>de</strong>n bereiteten durch ihre Götzenopfer das Od zum <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen<br />

<strong>Geisterwelt</strong>. Im Offenbarungszelte Gottes diente die Odbereitung <strong>de</strong>m <strong>Verkehr</strong> Gottes<br />

und seiner hohen Geister <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m israelitischen Volke. Das besagen auch die Worte, die<br />

Gott zu Mose sprach: 'Der Priester soll das Blut an <strong>de</strong>n Altar <strong>de</strong>s Herrn vor <strong>de</strong>m


Eingang <strong>de</strong>s Offenbarungszeltes sprengen und das Fett zu lieblichem Geruch für <strong>de</strong>n<br />

Herrn in Rauch aufgehen lassen. Sie sollen also ihre Schlachttiere hinfort nicht mehr<br />

<strong>de</strong>n bösen Geistern schlachten, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Götzendienst sie jetzt treiben' (3.Mose 17, 6-7).<br />

Da die Odwolke über <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> die reinste Mischung <strong>de</strong>s irdischen Od darstellte,<br />

so durften zunächst nur solche Tiere geschlachtet wer<strong>de</strong>n, die das reinste Od besaßen.<br />

Die sogenannten unreinen Tiere durften nicht als Opfertiere verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Die in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel als 'unrein' angeführten Tiere sind solche, die das tiefststehendste und<br />

unreinste Od von allen <strong>de</strong>n Tieren besitzen, die für <strong>de</strong>n Menschen als Nahrung in Frage<br />

kommen könnten. Aus diesem Grun<strong>de</strong> war auch <strong>de</strong>m Volke <strong><strong>de</strong>r</strong> Genuß <strong>de</strong>s Fleisches<br />

unreiner Tiere verboten. Wegen <strong>de</strong>s darin enthaltenen unreinen Od war es zunächst <strong>de</strong>m<br />

menschlichen Körper schädlich. So wissen ja eure Ärzte, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Genuß von<br />

Schweinefleisch vor allem für die heranwachsen<strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht zu empfehlen ist. Das,<br />

was ihr Skrofulose nennt, wür<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n nicht leicht entstehen können, wenn sie<br />

kein Schweinefleisch zu sich nähmen. Gesund ist das Schweinefleisch auch für<br />

Erwachsene nicht, wenn es einen wesentlichen Bestandteil <strong><strong>de</strong>r</strong> täglichen Nahrung bil<strong>de</strong>t.<br />

Aber noch aus einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Grun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m jüdischen Volke <strong><strong>de</strong>r</strong> Genuß unreiner<br />

Tiere untersagt. Du weißt, daß das unreine Od eines Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong><br />

eine gefährliche Handhabe gibt, in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s nachhaltiger Weise nach <strong><strong>de</strong>r</strong> schlechten<br />

Seite auf ihn einzuwirken. Denn das unreine Od ist das Lebenselement <strong><strong>de</strong>r</strong> tiefen<br />

Geistwesen, und bei wem sie das gleiche Od fin<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m haben sie leichte Arbeit,<br />

nicht bloß seine Gedanken und seine Phantasie zu beeinflussen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die<br />

körperlichen Gefühle zu lei<strong>de</strong>nschaftlicher Wallung zu bringen. Bei einem Menschen<br />

<strong>mit</strong> reinem Od fin<strong>de</strong>t das Böse nicht so leicht Zugang. Die reine Odstrahlung verwehrt<br />

ihm <strong>de</strong>n direkten Zutritt. Es kann eine reine Odstrahlung ebensowenig ertragen wie ein<br />

Augenkranker das Licht. Die Reinheit <strong>de</strong>s Od eines Menschen hängt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Reinheit<br />

seines Geistes ab. Weil die meisten Menschen wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Unreinheit ihres Geistes an<br />

und für sich schon genug unreines Od haben und dadurch <strong>de</strong>m Bösen hinreichen<strong>de</strong><br />

Angriffspunkte geben, so soll dieses unreine Od nicht noch überdies durch Zuführung<br />

weiteren unreinen irdischen Ods infolge unreiner Speisen weiter verschlechtert wer<strong>de</strong>n.<br />

Es waren also sehr wichtige Grün<strong>de</strong>, die Gott zu <strong>de</strong>m Verbot <strong>de</strong>s Genusses unreiner<br />

Tiere veranlaßte. Gera<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeit war <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluß <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Mächte<br />

infolge <strong>de</strong>s überall verbreiteten Götzendienstes beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s groß. Und Gott wollte das als<br />

Träger <strong>de</strong>s Gottesglaubens von ihm erwählte Volk vor diesen schlimmen Einflüssen<br />

nach Möglichkeit behüten.<br />

Aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong> erließ er auch die vielen Vorschriften über alle die Fälle, in<br />

<strong>de</strong>nen die Israeliten <strong>mit</strong> unreinem Od in Verbindung kamen und dadurch als unrein<br />

galten.<br />

Zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Bereitung <strong><strong>de</strong>r</strong> für das Offenbarungszelt erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Odmischung genügte aber<br />

nicht das Od reiner, fehlerloser Tiere. Auch das reinste Od aus <strong>de</strong>m Pflanzen- und<br />

Mineralreich wur<strong>de</strong> dazu verwen<strong>de</strong>t. Das Od von selbstausgeflossener Myrrhe, von<br />

Zimt, Kalmus, Kassia, Roggenbrot, Mehl, Wein und Olivenöl wur<strong>de</strong> gemischt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewürzkräuter: Stakte, Räucherklaue, Galban, reinem Weihrauch und Salz. So


wur<strong>de</strong> es zu einem 'lieblichen Geruch für <strong>de</strong>n Herrn'. Du verstehst infolge meiner<br />

früheren Belehrungen, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdruck 'zum lieblichen Geruch <strong>de</strong>s Herrn' zu be<strong>de</strong>uten<br />

hat. Du weißt, daß das reinste Od auch <strong>de</strong>n lieblichsten Geruch verbreitet.<br />

Die Odmischung für das Offenbarungszelt wur<strong>de</strong> durch die Geister Gottes in jener<br />

Reinheit hergestellt, wie sie <strong><strong>de</strong>r</strong> Reinheit <strong>de</strong>s sich offenbaren<strong>de</strong>n Geistes entsprach. Als<br />

'Chemiker <strong>de</strong>s Jenseits' waren dabei jene Geister tätig, die ihr <strong>mit</strong> 'Cherubinen'<br />

bezeichnet. Darum war ihr Bild sowohl in <strong>de</strong>n gol<strong>de</strong>nen Gestalten über <strong>de</strong>m Deckel <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> als auch in <strong>de</strong>n Figuren <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorhänge und Teppiche dargestellt.<br />

Weil das Od über <strong>de</strong>m Deckel <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> gesammelt und zum Sprechen <strong>de</strong>s Geistes<br />

Gottes verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, mußte auch die Odbereitung in allernächster Nähe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> vor sich gehen. Denn die Odquelle muß bei <strong>de</strong>m Geisterverkehr stets in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nähe <strong>de</strong>s Geistes sein, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihrer bedarf. Darum stan<strong>de</strong>n die Altäre und Tische, auf <strong>de</strong>nen<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Opfer hergerichtet wur<strong>de</strong>n, dicht an <strong>de</strong>m Vorhang, hinter <strong>de</strong>m die<br />

Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> sich befand.<br />

Die Sammlung, das Zusammenhalten und die Verdichtung <strong>de</strong>s Ods wur<strong>de</strong> dadurch<br />

erleichtert, daß die Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> in einem von Teppichen und einem Vorhang<br />

eingeschlossenen Raum sich befand. Auch ihr gebraucht ja, um starke Odsammlungen<br />

und Odverdichtungen zu erzielen, ein sogenanntes 'Kabinett', in <strong>de</strong>m o<strong><strong>de</strong>r</strong> an <strong>de</strong>ssen<br />

Eingang das Medium als Odquelle Platz nimmt. Es sind überall dieselben Gesetze für<br />

<strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen.<br />

Dem Zusammenhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Odwolke diente über <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> auch die Einrichtung,<br />

daß die an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> La<strong>de</strong> angebrachten gol<strong>de</strong>nen Cherubinen ihre Flügel<br />

wie ein Dach über die La<strong>de</strong> breiteten.<br />

Die große Strenge, die in <strong>de</strong>n Vorschriften über das Fernhalten von unreinem Od im<br />

Offenbarungszelt herrscht, hatte auch noch einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Grund. Denn wenn die reinen<br />

und sehr starken Odströme, wie sie in <strong>de</strong>m Offenbarungszelt durch die Geister Gottes<br />

hergestellt wur<strong>de</strong>n, <strong>mit</strong> unreinen Odströmen in Verbindung kamen, wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Träger <strong>de</strong>s<br />

reinen Ods durch diese Starkströme in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise getötet, wie ein Mensch sein<br />

Leben lassen mußte, <strong><strong>de</strong>r</strong> ohne Isolierung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Strom einer irdischen Hochspannung<br />

in Berührung kommt.<br />

Deshalb durfte auch Aaron nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit in das Allerheiligste eintreten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n erst<br />

dann, wenn die Odverdichtung über <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> been<strong>de</strong>t und die dabei verwen<strong>de</strong>ten<br />

Starkströme ausgeschaltet waren. Der Zeitpunkt wur<strong>de</strong> ihm angegeben. Hätte er nicht<br />

darauf geachtet, so wür<strong>de</strong> er ebenso getötet wor<strong>de</strong>n sein, wie seine bei<strong>de</strong>n Söhne ums<br />

Leben kamen, als sie die Vorschriften über die Reinhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odbereitung bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Räucherung übertraten.<br />

Nach dieser Belehrung wer<strong>de</strong>n dir die Opfergesetze und die Einrichtung <strong>de</strong>s<br />

Offenbarungszeltes in einem ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lichte erscheinen, als es bisher <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war.


Allgemeines<br />

Die Medien<br />

Bei vielen Gelegenheiten und auf mancherlei Art<br />

sprach Gott früher zu unseren Vätern durch die<br />

Propheten. Hebräer 1, 1<br />

In <strong>de</strong>n Zeiten, wo die Menschen innerlich Gott suchten, war ihre Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> Gottes eine un<strong>mit</strong>telbare. Die einzelnen besaßen zum großen Teil die<br />

natürlichen Fähigkeiten für diesen Geisterverkehr. Ihr eigener Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf das Hohe<br />

und Göttliche gerichtet war, hatte die Möglichkeit, auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>s 'geistigen Sehens,<br />

Hörens und Empfin<strong>de</strong>ns' die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> entgegenzunehmen. Es was<br />

dasselbe, was ihr heute <strong>mit</strong> 'Hellsehen', 'Hellhören' und 'Hellempfin<strong>de</strong>n' bezeichnet. Man<br />

hatte also keine Zwischenperson nötig, durch welche die jenseitigen Botschaften<br />

über<strong>mit</strong>telt wur<strong>de</strong>n.<br />

Diese Gaben schwan<strong>de</strong>n, als sich die Menschheit von Gott abwandte und ihr Sinnen und<br />

Trachten nur auf das Irdische richtete. Mit <strong>de</strong>m übermäßigen Haschen nach Geld und<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en materiellen Gütern vergaß man Gott. Dadurch wur<strong>de</strong> nicht nur die Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> gelöst, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es schwan<strong>de</strong>n auch jene Gaben, die vorher <strong>de</strong>n<br />

Geisterverkehr ermöglicht hatten. Und heute ist <strong><strong>de</strong>r</strong> größte Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit so weit,<br />

daß er überhaupt nicht mehr an die Möglichkeit einer solchen Verbindung <strong>de</strong>nkt o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

glaubt. Verhältnismäßig wenige gibt es, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Zeit noch jene Gaben<br />

besitzen und nach Art <strong><strong>de</strong>r</strong> früheren gottestreuen Menschen <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt <strong><strong>de</strong>r</strong> guten<br />

Geister im <strong>Verkehr</strong> stehen.<br />

Aber es wird die Zeit kommen, wo es in diesem Punkte wie<strong><strong>de</strong>r</strong> so sein wird wie ehe<strong>de</strong>m,<br />

wo also die einzelnen durch die persönlichen Fähigkeiten <strong>de</strong>s geistigen Sehens und<br />

Hörens <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Jenseits in Verbindung kommen können.<br />

Inzwischen sollen jedoch die Menschen, die noch an Gott glauben, <strong>de</strong>n Geisterverkehr<br />

auf eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Weise haben. Und auch viele, die nicht an Gott glauben, sollen die<br />

Bestätigung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> ihren leiblichen Sinnen wahrnehmen und dadurch<br />

innerlich aufgerüttelt wer<strong>de</strong>n, da<strong>mit</strong> sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum Glauben an Gott, das Jenseits und<br />

das Fortleben nach <strong>de</strong>m irdischen To<strong>de</strong> gelangen.<br />

Deshalb gab Gott <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Menschheit sogenannte 'Medien'. Die Be<strong>de</strong>utung dieser<br />

Bezeichnung ist dir bereits aus <strong>de</strong>m früher Gesagten bekannt. Doch da die richtige<br />

Erkenntnis von <strong>de</strong>m Wesen <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Medien' zu <strong>de</strong>m Wichtigsten auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s<br />

Geisterverkehrs gehört, möchte ich es nicht unterlassen, dir darüber eine umfassen<strong>de</strong>


Belehrung zu geben. Ich beschränke mich dabei auf die menschlichen Medien und sehe<br />

von <strong>de</strong>n Fällen ab, wo auch Tiere als Medien dienen.<br />

'Medien' sind Mittelspersonen o<strong><strong>de</strong>r</strong> menschliche Werkzeuge, <strong><strong>de</strong>r</strong>en sich die <strong>Geisterwelt</strong><br />

bedient, um sich <strong>de</strong>n Menschen kundzutun. Da die Geistwesen zu diesem Zweck die<br />

Odkraft nötig haben, so sind 'Medien' solche Menschen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> als Quelle<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft dienen.<br />

Die Medien geben in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptsache das eigene Od an die sich kundgeben<strong>de</strong>n Geister<br />

ab. Sie sind gleichzeitig aber auch Sammelstellen für das Od, das die Nichtmedien als<br />

Teilnehmer sogenannter spiritistischer Sitzungen abgeben. Wie beim Bau einer<br />

Wasserleitung manchmal viele kleine Quellen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Wasser <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptquelle vereinigt<br />

wer<strong>de</strong>n, um die Leistung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptquelle zu erhöhen, so wird auch die Odleistung eines<br />

Mediums dadurch gesteigert, daß das Medium die schwächeren Odkräfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer<br />

in sich aufsammelt.<br />

Wenn auch alle Menschen Odkraft besitzen, so ist sie doch bei<strong>de</strong>n meisten zu sehr an<br />

<strong>de</strong>n eigenen Körper gebun<strong>de</strong>n und nicht löslich genug. Sie kann daher von <strong>de</strong>n Geistern<br />

nicht in ausreichen<strong><strong>de</strong>r</strong> Stärke verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Menschen, die sich als Medien eignen, sind sehr 'sensitiv'. Das be<strong>de</strong>utet, daß sie infolge<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> leichten Löslichkeit <strong>de</strong>s Od alle Eindrücke viel tiefer empfin<strong>de</strong>n als an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Menschen. Es ist dies nicht etwas Krankhaftes, wie die irdischen Gelehrten meinen.<br />

Auch hat es nichts <strong>mit</strong> Nervosität, Hysterie o<strong><strong>de</strong>r</strong> Willensschwäche zu tun. Im Gegenteil,<br />

die guten Geister können nervöse, willensschwache und kranke Menschen nicht als<br />

'Medien' gebrauchen. Ein gutes Medium hat mehr Willenskraft und Nervenstärke und ist<br />

organisch gesün<strong><strong>de</strong>r</strong> als irgend ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Mensch.<br />

Je nach <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Zwecken, zu <strong>de</strong>nen die <strong>Geisterwelt</strong> die Odkraft eines<br />

Mediums gebraucht, unterschei<strong>de</strong>t man verschie<strong>de</strong>ne Arten <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien.<br />

Tischmedien<br />

1. Wird die Odkraft dazu verwen<strong>de</strong>t, um an einem Tisch Bewegungen durch Heben und<br />

Senken zu bewirken o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Klopflaute <strong>de</strong>s Tisches hervorzurufen, so habt ihr dafür<br />

die Bezeichnung 'Tischmedium'.<br />

Das Heben und Senken o<strong><strong>de</strong>r</strong> Klopfen <strong>de</strong>s Tisches wird als Zeichensprache benutzt, um<br />

Mitteilungen durch die <strong>Geisterwelt</strong> zu erlangen. Es ist dies die niedrigste Art <strong>de</strong>s<br />

Geisterverkehrs. Denn es sind fast ausnahmslos tiefstehen<strong>de</strong> Geister, die sich bei <strong>de</strong>n<br />

Tischsitzungen einstellen. Die höhere <strong>Geisterwelt</strong> wählt diese Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Kundgebungen<br />

nicht. So kommt es, daß bei solchen Zusammenkünften nicht selten von <strong>de</strong>n in Tätigkeit<br />

treten<strong>de</strong>n nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geistwesen grober Unfug getrieben wird, <strong>de</strong>n bisweilen die<br />

anwesen<strong>de</strong>n Teilnehmer durch eigene Schwin<strong>de</strong>leien noch unterstützen. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> kommt<br />

durch das sogenannte 'Tischrücken' <strong>mit</strong> seinen teils lächerlichen, teils lügenhaften<br />

Kundgebungen auch die höhere Art <strong>de</strong>s Geisterverkehrs in Verruf.


Gottsucher und Wahrheitsfreun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n sich daher von dieser Art <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geisterverbindung fernhalten und nur die Wege <strong>de</strong>s Geisterverkehrs wählen, die <strong>de</strong>s<br />

hohen Zieles würdig sind.<br />

Schreibmedien<br />

2. Wer<strong>de</strong>n Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> jenseitigen Wesen durch die Schrift eines Menschen<br />

hervorgebracht, so nennt ihr ihn ein 'Schreibmedium'.<br />

Die Art, wie die Schrift zustan<strong>de</strong> kommt, ist bei <strong>de</strong>n 'Schreibmedien' sehr verschie<strong>de</strong>n.<br />

Dem einen wer<strong>de</strong>n die Gedanken bei vollem persönlichen Bewußtsein eingegeben und<br />

von ihm nie<strong><strong>de</strong>r</strong>geschrieben. Man nennt einen solchen auch 'Inspirationsmedium'. -<br />

Einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en wird die Hand geführt, und gleichzeitig wer<strong>de</strong>n die Worte, welche die<br />

Hand schreibt, seinem Geiste inspiriert. Alles bei vollem Bewußtsein <strong>de</strong>s Mediums. Die<br />

gleichzeitige Inspiration ist bei <strong>de</strong>nen notwendig, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Führung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand zu viel<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand entgegensetzen. - Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e wissen bloß, daß sie schreiben, aber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Inhalt <strong>de</strong>s Geschriebenen ist ihnen unbekannt. - Noch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e schreiben im Zustand<br />

vollständiger Bewußtlosigkeit. Sie wissen also we<strong><strong>de</strong>r</strong>, daß sie schreiben noch was sie<br />

schreiben. Doch kommen nicht selten bei <strong>de</strong>mselben 'Schreibmedium' die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Arten <strong>de</strong>s Schreibens vor.<br />

Wesentlich verschie<strong>de</strong>n von dieser Art <strong>de</strong>s medialen Schreibens ist die sogenannte<br />

'direkte Schrift'. Sie wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise hervorgebracht, daß ein Geistwesen bloß die<br />

Odkraft <strong>de</strong>s Mediums, aber nicht <strong>de</strong>ssen Hand benutzt. Mit <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>m Medium<br />

entnommenen Od materialisiert das Geistwesen die eigene Geisterhand und schreibt<br />

da<strong>mit</strong> auf einen Gegenstand, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Medium nicht in Berührung ist, zum Beispiel<br />

auf eine Tafel auf ein Papier o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstige Dinge. Dazu bedarf es einer be<strong>de</strong>utend<br />

größeren Odmenge als beim Schreiben <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong>de</strong>s Mediums.<br />

Zwei Beispiele von 'direkter Schrift' sind dir aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel bekannt. Die Gesetzestafeln<br />

auf Sinai wur<strong>de</strong>n von Gottes Hand geschrieben, wie in <strong>de</strong>n Büchern <strong>de</strong>s Mose berichtet<br />

wird: 'Diese Tafeln waren von Gott selbst angefertigt, und die Schrift war Gottes Schrift,<br />

in die Tafeln eingegraben' (2. Mose 32, 16).<br />

Als <strong><strong>de</strong>r</strong> König Belsazar bei einem Gastmahl <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Großen seines Reiches aus <strong>de</strong>n<br />

heiligen Gefäßen trank, die sein Vater aus <strong>de</strong>m Tempel zu Jerusalem geraubt hatte, und<br />

dabei seinen Götzen Loblie<strong><strong>de</strong>r</strong> sang, 'da kamen Finger einer Menschenhand zum<br />

Vorschein und schrieben <strong>de</strong>m Kronleuchter gegenüber auf die getünchte Wand <strong>de</strong>s<br />

königlichen Saales, so daß <strong><strong>de</strong>r</strong> König <strong>de</strong>n Rücken <strong><strong>de</strong>r</strong> schreiben<strong>de</strong>n Hand sah'<br />

(Daniel 5, 5).<br />

Anstatt zum Schreiben kann die Hand <strong>de</strong>s Mediums von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> auch zum<br />

Zeichnen und Malen benutzt wer<strong>de</strong>n. In diesem Falle spricht man von 'Zeichen- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Malmedien'. Der Vorgang ist jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe wie beim Schreiben.<br />

Planchettemedien


3. Eine Art Schreibmedien sind auch die sogenannten 'Planchettemedien'. 'Planchette'<br />

nennt man eine Platte aus Holz, Metall o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstigem Stoff, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> die Buchstaben <strong>de</strong>s<br />

Alphabets, Zahlen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zeichen angebracht sind. Die Fläche <strong><strong>de</strong>r</strong> Planchette ist<br />

glatt, da<strong>mit</strong> ein Gegenstand leicht darauf hin- und hergeschoben wer<strong>de</strong>n kann. Das<br />

Medium legt bei vollem Bewußtsein die Hand auf einen leichtbeweglichen Gegenstand,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> einer Spitze o<strong><strong>de</strong>r</strong> einem Zeiger versehen ist und auf <strong><strong>de</strong>r</strong> glatten Platte liegt. Es<br />

wartet dann, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenstand <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Zeiger zu <strong>de</strong>n Buchstaben hinbewegt wird. Die<br />

Spitze <strong>de</strong>s Zeigers zeigt nacheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> die einzelnen Buchstaben an, aus <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Zusammensetzung Worte und Sätze gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Planchettemedium sitzt da <strong>mit</strong> geschlossenen o<strong><strong>de</strong>r</strong> am besten <strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>nen<br />

Augen, da<strong>mit</strong> es selbst die Buchstaben nicht sehen kann, weil sonst die Gefahr besteht,<br />

daß es <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand aus sich nachhilft und so seine eigenen Gedanken<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gibt.<br />

Das Brustschild <strong>de</strong>s Hohen Priesters<br />

Die berühmteste 'Planchette' war im Alten Testament das 'Brustschild' auf <strong>de</strong>m Klei<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Hohen Priesters. Dieser selbst war das Medium.<br />

Das 'Brustschild' wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel nach eurer heutigen Übersetzung 'Orakelschild'<br />

genannt, weil es von <strong>de</strong>n Israeliten zum 'Befragen Gottes' benutzt wur<strong>de</strong>. Es war<br />

quadratförmig und <strong>mit</strong> vier Reihen E<strong>de</strong>lsteinen besetzt. In <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Reihe waren ein<br />

Karneol, ein Topas und ein Smaragd; die zweite Reihe bestand aus einem Rubin, einem<br />

Saphir und einem Jaspis; die dritte Reihe aus einem Hyazinth, einem Achat und einem<br />

Amethyst; die vierte Reihe aus einem Chrysolith, einem Soham und einem Onyx'<br />

(2. Mose 39, 8ff.).<br />

Auf je<strong>de</strong>m E<strong>de</strong>lstein war ein Schriftzeichen eingraviert, entsprechend <strong>de</strong>n Namen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zwölf Stämme Israels. Dadurch bil<strong>de</strong>ten sie eine Art Alphabet. E<strong>de</strong>lsteine waren<br />

<strong>de</strong>swegen gewählt, weil sie eine große Odkraft besitzen und die mediale Kraft <strong>de</strong>s<br />

Hohen Priesters stärkten. Eine breite, glatte Rinne von Gold zog sich zwischen <strong>de</strong>n<br />

E<strong>de</strong>lsteinen hin, ohne Ecken und Kanten.<br />

Dazu gehörte das sogenannte 'Stirnblatt', das heilige Dia<strong>de</strong>m aus Gold, auf <strong>de</strong>m die<br />

Worte eingraviert waren: 'Dem Herrn geweiht'. Es war <strong>mit</strong> einer Schnur von blauem<br />

Purpur an <strong>de</strong>m Kopfbund <strong>de</strong>s Hohen Priesters befestigt. Es bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Gegenstand beim Befragen Gottes und war daher <strong>mit</strong> Recht <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Inschrift versehen:<br />

'Dem Herrn geweiht' (2. Mose 39, 30-31).<br />

Beim 'Befragen Gottes' band <strong><strong>de</strong>r</strong> Hohe Priester das Brustschild an <strong><strong>de</strong>r</strong> unteren Seite vom<br />

Priesterkleid los und brachte es in eine waagrechte Stellung. Dann löste er das 'Stirnblatt'<br />

von seinem Kopfbund und legte es in eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Rinnen zwischen die E<strong>de</strong>lsteine. Dann<br />

hielt er seine Hand über das Brustschild, ohne <strong>mit</strong> ihm o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m darauf liegen<strong>de</strong>n<br />

'Stirnblatt' in Berührung zu kommen. Die sehr starke Odkraft <strong>de</strong>s Hohen Priesters wur<strong>de</strong><br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes benutzt, um das gol<strong>de</strong>ne 'Stirnblatt' in Bewegung zu setzen.<br />

Es glitt durch die gol<strong>de</strong>nen Rinnen und stieß <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinen Öse, durch die es an <strong>de</strong>n


Kopfbund befestigt war, an die E<strong>de</strong>lsteine, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Buchstaben man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihenfolge, in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> sie von <strong>de</strong>m Stirnblatt angezeigt wur<strong>de</strong>n, zu einem Wort zusammensetzte. War durch<br />

Zusammensetzen <strong><strong>de</strong>r</strong> angegebenen Schriftzeichen ein Wort zu En<strong>de</strong>, so glitt das<br />

Stirnblatt an <strong>de</strong>n rechten Rand <strong>de</strong>s Orakelschil<strong>de</strong>s, stieß dort an ein kleines Glöckchen<br />

zum Zeichen, daß das Wort zu En<strong>de</strong> sei. War durch Zusammensetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wörter ein<br />

Satz been<strong>de</strong>t, so glitt das Stirnblatt sowohl an die rechte als auch an die linke Seite <strong>de</strong>s<br />

Orakelschil<strong>de</strong>s und ließ <strong>de</strong>n Ton <strong><strong>de</strong>r</strong> an bei<strong>de</strong>n Seiten befindlichen Glöckchen<br />

hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> erklingen. Dieses Doppelzeichen kündigte an, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Satz zu En<strong>de</strong> sei.<br />

Infolge<strong>de</strong>ssen war je<strong><strong>de</strong>r</strong> Irrtum ausgeschlossen. Es konnte kein Schriftzeichen zum<br />

vorhergehen<strong>de</strong>n Wort gezogen wer<strong>de</strong>n, das zum folgen<strong>de</strong>n Worte gehörte, und kein<br />

Wort zum folgen<strong>de</strong>n Satz gezogen wer<strong>de</strong>n, das zum vorhergehen<strong>de</strong>n Satz gehörte.<br />

Weil durch diese Einrichtung die Antwort Gottes ohne je<strong>de</strong> Möglichkeit eines<br />

Mißverständnisses erfolgte, nannte man das Stirnblatt in Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Glöckchen<br />

als Zeichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit und Klarheit 'die heiligen Lose'. 'Urim und Thumim'<br />

bezeichnet es <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräische Text, was ebenfalls 'Wahrheit und Klarheit' be<strong>de</strong>utet.<br />

Zur Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> israelitischen Könige wur<strong>de</strong> dieses 'Orakelschild' sehr häufig zum 'Befragen<br />

Gottes' gebraucht, wobei die Priester als Medien auftraten. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s David war es, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

in fast allen wichtigen Anliegen durch <strong>de</strong>n Priester Abjathar unter Benutzung <strong>de</strong>s<br />

'Orakelschil<strong>de</strong>s' Gott befragte und die Antworten Gottes entgegennahm.<br />

Sprechmedien (Tieftrancemedien)<br />

4. Die für die Über<strong>mit</strong>tlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit wichtigsten Medien sind die 'Sprechmedien',<br />

sobald sie zu 'Tieftrancemedien' ausgebil<strong>de</strong>t sind. 'Tieftrance' ist bei einem Medium<br />

dann vorhan<strong>de</strong>n, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist aus <strong>de</strong>m Körper vollständig ausgetreten ist. In<br />

diesem Zustand gleicht das Medium einer Leiche, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Unterschied, daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ausgetretene Geist noch durch ein Odband <strong>mit</strong> seinem Körper verbun<strong>de</strong>n bleibt, was bei<br />

einer Leiche nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist. Bei ihr fehlt das Odband. Durch dieses Odband empfängt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Körper <strong>de</strong>s Mediums von <strong>de</strong>m ausgetretenen Geist so viel Lebenskraft, daß die<br />

körperlichen Organe in Tätigkeit gehalten wer<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>m Odband kehrt nachher <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ausgetretene Geist <strong>de</strong>s Mediums wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper zurück.<br />

An Stelle <strong>de</strong>s ausgetretenen Geistes tritt ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Geistwesen in <strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s<br />

Sprechmediums ein und macht <strong>mit</strong> Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprechwerkzeuge <strong>de</strong>s Mediums seine<br />

Mitteilungen. Dabei bedient es sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkräfte, die bei Austritt <strong>de</strong>s Geistes <strong>de</strong>s<br />

Mediums in <strong>de</strong>ssen Körper zurückgeblieben sind.<br />

Ein Tieftrancemedium weiß selbstverständlich nichts von <strong>de</strong>m, was <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong> Geist<br />

gesprochen hat. Wenn es zu sich kommt, in<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Körper<br />

eintritt, ist es ihm, als habe es geschlafen. Ihr sprecht daher von einem 'medialen Schlaf'<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Tieftrance-Medien.<br />

Für diejenigen, zu <strong>de</strong>nen ein frem<strong>de</strong>s Geistwesen durch ein Medium spricht, ist es von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> größten Wichtigkeit zu wissen, was für ein Geist von <strong>de</strong>m Körper <strong>de</strong>s Mediums<br />

Besitz ergriffen hat; ob es ein hoher o<strong><strong>de</strong>r</strong> niedriger, guter o<strong><strong>de</strong>r</strong> böser Geist ist. Darum


ate ich je<strong>de</strong>m Menschen, die Geister zu prüfen, ob sie wahrhaftig von Gott geschickt<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob sie böse sind. Das könnt ihr, wenn ihr sie im Namen Gottes schwören laßt, wer<br />

sie sind und woher sie kommen. Ein guter Geist wird <strong>de</strong>n Schwur leisten, ein böser<br />

nicht. Ist es ein guter Geist, so wird er euch Mitteilungen, Ermahnungen, Belehrungen<br />

und Unterweisungen geben, die zu eurem Besten sind. Ist er jedoch ein böses<br />

Geistwesen, so schickt es fort. Doch vorher gebt ihm die Mahnung, daß es sich zu Gott<br />

wen<strong>de</strong>n und zu Gott beten soll.<br />

Treten in Sprechmedien solche Geistwesen ein, die zwar zu <strong>de</strong>n nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en und schwer<br />

lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geistern gehören, aber guten Willens sind, so sollt ihr sie über ihren Zustand<br />

belehren, sie auf Gott hinweisen und <strong>mit</strong> ihnen beten. Auf diese Weise könnte ihr vielen<br />

'armen Seelen', wie ihr diese Geister zu nennen pflegt, eine große Wohltat erweisen und<br />

sie wer<strong>de</strong>n euch dafür stets dankbar bleiben.<br />

Die Pflicht, die Geister zu prüfen, wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>n ersten Christen von <strong>de</strong>n Aposteln<br />

stets eingeschärft. Je<strong>de</strong> christliche Gemein<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> darüber eingehend belehrt, wie auch<br />

die Menschen <strong>de</strong>s Alten Bun<strong>de</strong>s hierin genau Bescheid wußten.<br />

Apportmedien<br />

5. Die 'Apportmedien' sind meistens ebenfalls Tieftrancemedien'. Ihre Odkraft benutzt<br />

die <strong>Geisterwelt</strong>, um materielle Dinge von außen her in geschlossene Räume zu bringen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> aus geschlossenen Räumen nach auswärts fortzutragen. Der Zustand <strong>de</strong>s<br />

'Tieftrance' ist <strong>de</strong>swegen in <strong>de</strong>n meisten Fällen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, weil die Geister das ganze<br />

körperliche Od <strong>de</strong>s Mediums benötigen, um die 'Apporte' zu ermöglichen. Die<br />

materiellen Gegenstän<strong>de</strong>, die 'apportiert' wer<strong>de</strong>n, müssen nämlich an <strong>de</strong>m einen Ort<br />

aufgelöst und an <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ort wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Materie verdichtet wer<strong>de</strong>n. Es gibt<br />

allerdings auch Medien, die ohne 'Tieftrance' so viel Od abgeben können, daß es zur<br />

Verwirklichung <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Apporte' ausreichend ist, vor allem, wenn mehrere starke Medien<br />

gleichzeitig als Odquellen dienen. Obschon ihr die außeror<strong>de</strong>ntlich hohe Hitze<br />

körperlich nicht fühlen könnt, die durch die Odströme zum Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Materie erzeugt wird, so könnt ihr etwas von <strong><strong>de</strong>r</strong> Hitze doch nachher bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verdichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> apportierten Gegenstän<strong>de</strong> noch wahrnehmen. Ein Beispiel möge<br />

es dir klarmachen. Sogenannte 'Spukgeister' bringen bisweilen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Straße aus Steine,<br />

Sand o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstige Stoffe in geschlossene Räume eines Hauses. Sie können dies nur<br />

dann, wenn ihnen hinreichend Odkraft zur Verfügung steht, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> sie die heißen<br />

Starkströme erzeugen. Da<strong>mit</strong> lösen sie die Materie <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffe auf, bringen die in Od<br />

aufgelöste Materie ins Zimmer und verdichten dort das Od wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur festen Materie.<br />

Doch fühlt <strong><strong>de</strong>r</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verkörperte Stoff sich jetzt heiß an. Denn wenn auch die<br />

Verdichtung durch kalte Kraftströme erfolgte, so bleibt doch von <strong><strong>de</strong>r</strong> sehr großen Hitze<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie noch ein Teil zurück, wie ihr es bei einem glühen<strong>de</strong>n Stahl<br />

wahrnehmt, <strong>de</strong>n man durch Eintauchen in kaltes Wasser abgekühlt hat.<br />

Bisweilen wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien selbst von einem Ort zu einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

transportiert, manchmal sogar auf sehr weite Entfernungen. Ihr Körper wird ebenfalls an<br />

<strong>de</strong>m einen Ort aufgelöst und an <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Materie verdichtet.


Als <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet Habakuk im Alten Bund <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Essen, das er bei sich trug, von einem<br />

Engel Gottes an die Löwengrube zu Daniel gebracht wer<strong>de</strong>n sollte, hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Engel ihn<br />

nicht durch die Luft getragen, wie ihr anzunehmen scheint, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihn <strong>mit</strong> allem, was er<br />

bei sich trug, aufgelöst und an <strong><strong>de</strong>r</strong> Löwengrube wie<strong><strong>de</strong>r</strong> materialisiert. - Dasselbe geschah<br />

<strong>mit</strong> Philippus, von <strong>de</strong>m euch die Apostelgeschichte erzählt. Als er <strong>de</strong>n Kämmerer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Königin Kandace von Äthiopien belehrt und getauft hatte, 'entführte ihn <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s<br />

Herrn nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt Asdod'. (Apg. 8, 26ff.). Der Geist löste <strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s Philippus<br />

auf, so daß er plötzlich aus <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s Kämmerers verschwun<strong>de</strong>n war, und<br />

materialisierte ihn wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt Asdod<br />

Solche Vorgänge sind <strong>de</strong>n Menschen <strong>de</strong>swegen unbegreiflich, weil sie die Kräfte nicht<br />

sehen, die dabei wirksam sind. Die Tatsache <strong><strong>de</strong>r</strong> Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie und auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Körper leben<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen an <strong>de</strong>m einen Ort und ihrer Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verkörperung an einem<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en kann auch heute nicht mehr geleugnet wer<strong>de</strong>n. Denn die Fälle sind zu zahlreich,<br />

in <strong>de</strong>nen die Auflösung und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verkörperung materieller Dinge und Personen<br />

unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>leglich nachgewiesen wor<strong>de</strong>n ist. Die Naturgesetze, nach <strong>de</strong>nen das alles<br />

geschieht, sind dir nach <strong>de</strong>n vorausgegangenen Erklärungen hinreichend verständlich.<br />

Materialisationsmedien<br />

6. Bei <strong>de</strong>n 'Materialisationsmedien' wird die ganze körperliche Odkraft <strong>de</strong>s Mediums<br />

dazu benutzt, um einem o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehreren Geistwesen die Möglichkeit zu geben, sich für<br />

eure leiblichen Augen sichtbar zu machen. Da das ganze Od <strong>de</strong>s Mediums dazu benötigt<br />

wird, muß <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist aus <strong>de</strong>m Medium entfernt wer<strong>de</strong>n. Je nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Menge <strong>de</strong>s zur<br />

Verfügung stehen<strong>de</strong>n Od überklei<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong> Geist da<strong>mit</strong> entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> seine ganze<br />

Gestalt, also sämtliche Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>, o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur das eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Glied, seien es die Augen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> das Gesicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Hän<strong>de</strong>. Soll die Verkörperung so stark sein, daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

betreffen<strong>de</strong> Geist wie ein irdisches Wesen aussieht, dann genügt das Od <strong>de</strong>s Mediums<br />

nicht. Es muß vielmehr auch noch Materie seines Körpers entnommen und in Odform<br />

zur Verkörperung <strong>de</strong>s Geistes verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Ein Medium nimmt daher bei einer<br />

solchen Gelegenheit so viel an Körpergewicht ab, als an Od und Materie für <strong>de</strong>n<br />

frem<strong>de</strong>n Geist abgegeben wird. Die Gewichtsabnahme <strong>de</strong>s Mediums pflegen eure<br />

Gelehrten <strong>mit</strong> automatischen Waagen festzustellen, auf <strong>de</strong>nen sie die Medien vorher<br />

Platz nehmen lassen. Es gibt Fälle, wo 'Materialisationsmedien' in wenigen Minuten bis<br />

zu 80 Pfund an Körpergewicht verlieren. Doch bleibt sowohl das abgegebene Od wie<br />

auch die abgegebene Materie durch das Odband <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Medium verbun<strong>de</strong>n und strömt<br />

nach Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkörperung <strong>de</strong>s Geistes wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s Mediums<br />

zurück. Darum seht ihr, daß die Verkörperungen sich stets in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe <strong>de</strong>s Mediums<br />

bil<strong>de</strong>n. Auch könnt ihr wahrnehmen, wie die Bewegungen <strong>de</strong>s Mediums begleitet sind.<br />

Denn die Verbindung zwischen Medium und materialisiertem Geiste ist eine sehr enge.<br />

Wenn <strong>de</strong>ine Hän<strong>de</strong> und Arme durch straff angezogene Bän<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n eines<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en verbun<strong>de</strong>n sind, und du machst da<strong>mit</strong> Bewegungen, so verursachst du auch<br />

ähnliche Bewegungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hän<strong>de</strong> und Arme <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Solche geistigen Odbän<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bestehen zwischen <strong>de</strong>m materialisierten Geist und <strong>de</strong>m Medium.


Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> engen Verbindung zwischen Medium und materialisiertem Geist erklärt sich<br />

noch eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Erscheinung, die euren Gelehrten ebenfalls unverständlich ist. Sie<br />

haben nämlich festgestellt, daß bei Materialisationen oft verschie<strong>de</strong>nartige Gerüche vor<br />

<strong>de</strong>n Medien ausströmen. Bald sind es Wohlgerüche, bald ist es Gestank o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

unerträglicher Leichengeruch. Diese Gerüche hängen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschaffenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister<br />

ab, die sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Od <strong>de</strong>s Mediums verkörpern. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Odlehre habe ich dir bereits<br />

erklärt, daß das Od im Geruch die Eigenschaft <strong>de</strong>s Geistes annimmt, <strong>de</strong>n es umgibt. Das<br />

<strong>de</strong>m Medium entnommene und von einem Geist zu seiner Materialisation gebrauchte Od<br />

nimmt daher <strong>de</strong>n Geruch an, welcher <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschaffenheit jenes Geistes entspricht. Und<br />

da das verkörperte Od <strong>de</strong>s Geistes <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Medium in engster Verbindung bleibt, so<br />

strömt <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Geiste entsprechen<strong>de</strong> Odgeruch auch auf das Medium über. Dadurch<br />

wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Eindruck erweckt, als ob das Medium die Ursache <strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen<br />

angenehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> unangenehmen Geruches sei. In Wirklichkeit rühren also jene Gerüche<br />

von <strong>de</strong>n Geistern her, die sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Od <strong>de</strong>s Mediums verkörpert haben.<br />

Physikalische Medien<br />

7. Nun gibt es noch eine Art Medien, die für die Menschheit nicht gut ist. Denn ihrer<br />

bedienen sich meistens böse Wesen. Es sind die sogenannten 'physikalischen Medien'.<br />

Die Geister benutzen die Odkraft dieser Medien, um Gegenstän<strong>de</strong> zu bewegen, die sich<br />

im Bereich <strong>de</strong>s Mediums befin<strong>de</strong>n. Tische, Stühle, Gerätschaften aller Art erheben sich<br />

und schweben von einer Stelle zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, Instrumente beginnen zu spielen, eine<br />

Trompete erhebt sich in die Luft und bläst, auf einer daliegen<strong>de</strong>n Trommel erschallen<br />

Schläge, Schellen fliegen durch das Zimmer und läuten, und unzählige ähnliche Dinge<br />

ereignen sich.<br />

Daß gute Geistwesen sich nicht in dieser Weise betätigen, ist natürlich. Denn es ist nicht<br />

Sache <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong>, Erscheinungen hervorzurufen, die nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Befriedigung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

menschlichen Sucht nach außergewöhnlichen Erlebnissen dienen. Das gilt allerdings<br />

auch von manchen Erscheinungen, die bei <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arten von Medien vorkommen.<br />

Allein bei ihnen ist es nicht so regelmäßig <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall wie gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n 'physikalischen<br />

Medien'.<br />

Du fragst mich, welchen Zweck es überhaupt habe, daß die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geister in <strong>de</strong>n<br />

heutigen 'spiritistischen Sitzungen' einen solchen 'Karneval' treiben und treiben dürfen.<br />

Darauf antworte ich dir, daß die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geistwesen dieselbe Freiheit <strong>de</strong>s Willens<br />

haben wie niedrige und böse Menschen. Wie letztere an ihrem Tun und Treiben nicht<br />

gehin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, so wird auch <strong>de</strong>n Geistern ihre Freiheit nicht geschmälert, auch <strong>de</strong>n<br />

bösen Geistern nicht, wenigstens nicht bis zu einer gewissen Grenze. Vollständige<br />

Freiheit haben sie allerdings nicht, sonst wür<strong>de</strong>n sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit noch viel mehr<br />

Unheil anrichten, als sie es jetzt schon tun. Denn das Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit ist, zu Gott zu<br />

gelangen. Und <strong>mit</strong> Rücksicht auf dieses Ziel hat Gott für die Betätigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bösen eine<br />

gewisse Grenze bestimmt. Aber auch selbst <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n heutigen spiritistischen Sitzungen<br />

vorkommen<strong>de</strong> 'Karneval' <strong>de</strong>s Bösen, wie du es nanntest, hat nicht selten doch auch eine<br />

gute Wirkung. Denn in <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Zeit, wo so viele an keinen Gott, kein Jenseits,<br />

keine <strong>Geisterwelt</strong> und kein Fortleben nach <strong>de</strong>m irdischen To<strong>de</strong> glauben wollen, ist es


schon von Nutzen, daß die Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Dinge erleben, da<strong>mit</strong> sie sich darüber<br />

ihre Gedanken machen, in ihrem Unglauben wankend wer<strong>de</strong>n und anfangen, nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit zu suchen. Das gilt in bezug auf alle Vorkommnisse eurer heutigen<br />

spiritistischen Sitzungen, angefangen vom Tischrücken und Tischklopfen bis zu <strong>de</strong>n<br />

physikalischen Phänomenen und zu <strong>de</strong>n Geisterverkörperungen. Wenn die Beteiligung<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Dingen auch bei <strong>de</strong>n meisten aus keinem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Grund erfolgt als um<br />

Sensationen zu erleben, so bleibt bei sehr vielen doch <strong><strong>de</strong>r</strong> Eindruck haften, daß es etwas<br />

Jenseitiges geben muß. Wenn dies auch kein großer Erfolg ist, so ist es doch besser, als<br />

wenn sie überhaupt nicht an das Jenseits erinnert wür<strong>de</strong>n.<br />

Was allerdings <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit not tut, ist eine gründliche Aufklärung über das Wesen<br />

<strong>de</strong>s Geisterverkehrs und über <strong>de</strong>n Weg, auf <strong>de</strong>m man <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> in<br />

Verbindung kommen kann. Und das soll <strong>de</strong>ine Lebensaufgabe sein. Zu diesem Zweck<br />

empfängst du alle diese Belehrungen. Sie sind nicht bloß für dich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n für <strong>de</strong>ine<br />

Mitmenschen bestimmt. Ihnen sollst du als <strong>de</strong>inen Geschwistern diese Wahrheiten<br />

ver<strong>mit</strong>teln. Wird <strong>de</strong>n Menschen gesagt, wie sie die Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten<br />

<strong>Geisterwelt</strong> suchen sollen, dann wird je<strong>de</strong> spiritistische Sitzung zu einem erheben<strong>de</strong>n<br />

Gottesdienst.<br />

Hellsehen, Hellhören, Hellempfin<strong>de</strong>n<br />

8. Eure Gelehrten rechnen zu <strong>de</strong>n Medien auch diejenigen, welche die Gabe <strong>de</strong>s<br />

'Hellsehens' und 'Hellhörens' besitzen. Das ist nicht richtig. Zwar haben die<br />

Hellsehen<strong>de</strong>n, Hellhören<strong>de</strong>n und Hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n mediale Kräfte; aber wirkliche<br />

Medien sind sie nicht. Bei ihnen ist es ja <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> tätig ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> sieht und<br />

hört, während bei <strong>de</strong>n eigentlichen 'Medien' ein frem<strong>de</strong>s Geistwesen wirksam und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

eigene Geist ausgeschaltet ist.<br />

Die Gaben <strong>de</strong>s 'Hellsehens' und 'Hellhörens' befähigen <strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>s Menschen zwar,<br />

die ihn umgehen<strong>de</strong>n Geister zu sehen und zu hören, aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Hellseher ist kein<br />

Werkzeug dieser Geister und gehört <strong>de</strong>shalb nicht zu <strong>de</strong>n 'Medien'. Der Geist <strong>de</strong>s<br />

Hellsehen<strong>de</strong>n, Hellhören<strong>de</strong>n, Hellriechen<strong>de</strong>n, Hellschmecken<strong>de</strong>n, Hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

empfängt diese Fähigkeiten lediglich dadurch, daß er sich von seinem Körper mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

weniger zu lösen imstan<strong>de</strong> ist. Der vom Körper gelöste und teilweise aus <strong>de</strong>m Körper<br />

austreten<strong>de</strong> Geist ist dadurch nicht mehr an die körperlichen Sinne gebun<strong>de</strong>n. Er hat die<br />

Kräfte und Eigenschaften <strong>de</strong>s körperlosen Geistes. Er sieht, hört, empfin<strong>de</strong>t nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Art<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong>de</strong>s Jenseits, je nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollkommenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Loslösung von seinem Körper<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Feinheit <strong>de</strong>s ihn umgeben<strong>de</strong>n Ods. Die Reinheit <strong>de</strong>s Ods spielt bei <strong>de</strong>n<br />

'Hellsehern' eine große Rolle. Denn durch ein unreines Glas kann man nicht <strong>de</strong>utlich<br />

sehen. Aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong> sind auch die Geister <strong>de</strong>s Jenseits, je nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beschaffenheit ihres Odkörpers, in ihren geistigen Fähigkeiten sehr verschie<strong>de</strong>n. Die<br />

einen von ihnen sehen, hören und empfin<strong>de</strong>n, was die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geister nicht<br />

wahrnehmen können. Dasselbe ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall bei <strong>de</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Gaben <strong>de</strong>s Hellsehens,<br />

Hellhörens und Hellempfin<strong>de</strong>ns ausgestatteten Menschen. Auch bei ihnen sind diese<br />

Gaben in zahllosen Abstufungen, von <strong><strong>de</strong>r</strong> unvollkommensten bis zur höchsten Stufe<br />

vorhan<strong>de</strong>n. Die einen empfin<strong>de</strong>n bloß die Nähe <strong><strong>de</strong>r</strong> sie umgeben<strong>de</strong>n Geister und <strong><strong>de</strong>r</strong>en


Einwirkungen auf sie. Aber die Geister selbst sehen und hören sie nicht. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

sehen die Geister, aber hören sie nicht. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e sehen sie und hören auch ihre<br />

Worte und vermögen die einzelnen Geister in ihrem Wesen zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Die vielen Irrtümer, die euren Hellsehern bei ihren Angaben unterlaufen, sind daraus zu<br />

erklären, daß bei <strong>de</strong>n meisten die Gabe sehr unvollkommen vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />

Das Hellsehen fin<strong>de</strong>t ihr oft in <strong>de</strong>n Büchern <strong>de</strong>s Alten und <strong>de</strong>s Neuen Testamentes. Von<br />

<strong>de</strong>m Erzvater Jakob wird berichtet: 'Als Jakob seines Weges zog, begegneten ihm 'Engel<br />

Gottes'. Sobald Jakob sie erblickte, sagte er: Hier ist das Heerlager Gottes'<br />

(1. Mose 32, 1-2).<br />

Als zur Zeit Davids ein Engel Gottes die Pest als Strafgericht über das Volk Israel<br />

verhängte, da sah David diesen Engel. 'Der Engel <strong>de</strong>s Herrn war aber gera<strong>de</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tenne <strong>de</strong>s Jebusiters Arawna angekommen. Als nun David <strong>de</strong>n Engel sah, <strong><strong>de</strong>r</strong> das<br />

Sterben unter <strong>de</strong>m Volke anrichtete, rief er zum Herrn betend aus: Ach, ich bin's ja, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gesündigt hat, und ich habe mich vergangen. Diese Her<strong>de</strong> aber - was hat die<br />

verschul<strong>de</strong>t?' (2. Sam.24, 16ff.).<br />

Der Prophet Elisa hatte die Gabe <strong>de</strong>s Hellsehens. Von ihm erzählt das Buch <strong><strong>de</strong>r</strong> Könige,<br />

daß er hellsehend wahrnahm, wie sein Diener Gehasi <strong>de</strong>m geheilten Hauptmann<br />

Naemann nachlief und sich von ihm unter falschen Vorspiegelungen Geschenke für<br />

Elisa erbat. Als er sie zur persönlichen Verwendung in seinem Hause verborgen hatte<br />

und vor Elisa trat, fragte ihn dieser: 'Woher kommst du Gehasi?' - Er antwortete: 'Ich bin<br />

überhaupt nicht ausgewesen.' Da sagte Elisa zu ihm: 'Bin ich nicht im Geiste <strong>mit</strong> dir<br />

gegangen, als sich jemand von seinem Wagen aus nach dir umwandte? Ist es jetzt an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeit, Geld und Kleidungsstücke anzunehmen und Gärten und Weinberge, Kleinvieh und<br />

Rin<strong><strong>de</strong>r</strong>, Knechte und Mäg<strong>de</strong> dafür zu erwerben?' (2. Könige 5, 20 ff.).<br />

Elisa sah auch das Schicksal <strong>de</strong>s Hasael hellsehend voraus. Darüber berichtet dasselbe<br />

Buch <strong><strong>de</strong>r</strong> Könige: 'Elisa starrte unverwandt vor sich hin und war aufs äußerste entsetzt<br />

und brach dann in Tränen aus. Als Hasael ihn nun fragte: 'Warum weint mein Herr?',<br />

antwortete er: 'Weil ich weiß, wieviel Unheil du <strong>de</strong>n Israeliten zufügen wirst. Ihre festen<br />

Städte wirst du in Brand stecken, ihre jungen Männer <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Schwerte töten, ihr<br />

Säuglinge zerschmettern und ihren schwangeren Frauen <strong>de</strong>n Leib aufschlitzen. Denn<br />

Gott <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr hat dich mir als König über Syrien gezeigt. (2. Könige 8, 11 ff.).<br />

Hellsehend schauten die großen Propheten sowohl die zu ihnen gesandten Geister als<br />

auch die Schicksale <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit, Völker und Einzelpersonen. Sie wur<strong>de</strong>n ihnen von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> meistens in Symbolen kundgetan. Mit <strong>de</strong>m 'Hellsehen' war bei ihnen<br />

auch das 'Hellhören' verbun<strong>de</strong>n. Als Beispiel dafür lies einmal das Buch Daniel nach,<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Stellen, wo von <strong><strong>de</strong>r</strong> Erscheinung <strong>de</strong>s Erzengels Gabriel berichtet wird:<br />

'Während ich noch mein Gebet verrichtete, da kam Gabriel, <strong>de</strong>n ich im ersten Gesicht<br />

gesehen hatte, in Gestalt eines Menschen eilends auf mich zu um die Zeit <strong>de</strong>s<br />

Abendopfers. Er wollte mir Aufklärung geben und re<strong>de</strong>te mich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten an:<br />

'Daniel, jetzt bin ich hergekommen, um dir zum richtigen Verständnis zu helfen. Als du<br />

zu beten begannst, erging ein Gotteswort, und ich bin gekommen, es dir zu verkün<strong>de</strong>n;<br />

<strong>de</strong>nn du bist ein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s geliebter Mann. So achte nun auf das Wort, da<strong>mit</strong> du die


Offenbarung genau verstehst' (Daniel 9, 21 - 23). - 'Am vierundzwanzigsten Tage <strong>de</strong>s<br />

ersten Monats befand ich mich am Ufer <strong>de</strong>s Tigris, und als ich dort meine Augen erhob<br />

und Umschau hielt, sah ich da einen Menschen stehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> in Linnen geklei<strong>de</strong>t war und<br />

um die Hüften einen Gürtel von Uphasgold trug. Sein Leib war wie Chrysolith, sein<br />

Gesicht leuchtete wie Blitzesschein und seine Augen brannten wie Feuerfackeln; seine<br />

Arme und Beine funkelten wie poliertes Erz; und wenn er re<strong>de</strong>te, klang seine Stimme wie<br />

das Tosen einer Volksmenge. - Ich, Daniel, war <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Erscheinung sah,<br />

während die Männer, die bei mir waren, die Erscheinung nicht sahen; doch befiel sie ein<br />

solcher Schrecken, daß sie flohen und sich versteckten. So blieb ich <strong>de</strong>nn allein zurück<br />

und sah diese gewaltige Erscheinung; doch alle Kraft entschwand mir; mein Gesicht<br />

entfärbte sich bis zur Unkenntlichkeit, und ich wur<strong>de</strong> völlig kraftlos. Als er dann laut zu<br />

re<strong>de</strong>n begann und ich <strong>de</strong>n Klang seiner Worte vernahm, sank ich ohnmächtig auf mein<br />

Angesicht zur Er<strong>de</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Da berührte mich eine Hand und half mir, daß ich mich<br />

zitternd auf meine Knie und Hän<strong>de</strong> aufrichtete' (Daniel 10, 4-10).<br />

Diese bei<strong>de</strong>n Stellen aus <strong>de</strong>m Buch Daniel habe ich <strong>de</strong>swegen ausführlich erwähnt, weil<br />

sie für dich sehr lehrreich sind und manche von <strong>de</strong>n Belehrungen, die ich dir bisher<br />

gegeben habe, als richtig bestätigen. Zunächst hast du hier die Tatsache <strong>de</strong>s Hellsehens<br />

und Hellhörens in <strong><strong>de</strong>r</strong> ausgeprägtesten Form. Daniel sieht die Geistergestalt, während<br />

seine Begleiter sie nicht sehen. Aber da die Begleiter ebenfalls 'medial' waren, fühlten<br />

sie die Nähe <strong>de</strong>s Geistes und <strong>de</strong>ssen gewaltige Odkraft, und sie flohen vor Schrecken.<br />

Hier ist die von mir erwähnte Tatsache bestätigt, daß manche Menschen die Geister zwar<br />

nicht sehen und hören können, aber ihre Nähe empfin<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m ist in diesen<br />

Stellen, wie in so vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel, <strong><strong>de</strong>r</strong> Beweis erbracht, daß die Geister<br />

eine Gestalt und geistige Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> haben, ähnlich <strong>de</strong>nen eines Menschen. Endlich fühlte<br />

Daniel eine Hand, die ihn anfaßte und aufrichtete. Es war die Hand Gabriels, die er <strong>mit</strong><br />

Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft <strong>de</strong>s Daniel materialisiert hatte. Denn nur <strong>mit</strong> einer materialisierten<br />

Hand konnte Gabriel einen Menschen aufrichten. Das laute Sprechen <strong>de</strong>s Geistes und die<br />

Verkörperung seiner Hand beanspruchte so viel Odkraft, daß Daniel kraftlos zur Er<strong>de</strong><br />

sank und Gabriel ihn <strong>mit</strong> seiner eigenen geistigen Odkraft stärken mußte. 'Da berührte<br />

mich <strong><strong>de</strong>r</strong>, welcher wie ein Mensch aussah, nochmals und gab mir neue Kraft' (Daniel 10,<br />

18).<br />

Aus <strong>de</strong>m Neuen Testament möchte ich nur das 'Hellsehen' <strong>de</strong>s Apostels Paulus<br />

erwähnen. In Troas sah Paulus nachts plötzlich einen mazedonischen Mann vor sich<br />

stehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Bitte aussprach: 'Komm nach Mazedonien herüber und hilf uns!' (Apg.<br />

16, 9). - In einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Nacht trat <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr zu Paulus und sagte: 'Sei getrost! Denn wie<br />

du für mich in Jerusalem Zeugnis abgelegt hast, so sollst du auch in Rom Zeuge für mich<br />

sein' (Apg. 23, 11). - Bei einer Überfahrt nach Italien sagte Paulus zu <strong>de</strong>n Seeleuten <strong>de</strong>s<br />

Schiffes: 'Ihr Männer, ich sehe voraus, daß unsere Fahrt <strong>mit</strong> Gefahr und großem<br />

Scha<strong>de</strong>n nicht nur für die Ladung und das Schiff, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch für unser Leben<br />

verbun<strong>de</strong>n sein wird' (Apg. 27, 10). - Ich habe dir bereits gesagt, daß das Schauen von<br />

großen Ereignissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft nur möglich ist, wenn die <strong>Geisterwelt</strong> sie <strong>de</strong>m<br />

Hellsehen<strong>de</strong>n in einem<br />

Bil<strong>de</strong> zeigt. Das fin<strong>de</strong>n wir auch in diesem Falle bestätigt. Denn als die<br />

Schiffsmannschaft nicht auf die Mahnung <strong>de</strong>s Paulus hörte und die Fahrt wagte, gerieten


sie in Sturm, mußten einen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Ladung und auch das Schiffsgerät über Bord werfen,<br />

und alle hatten je<strong>de</strong> Hoffnung auf Rettung aufgegeben. Da trat Paulus <strong>mit</strong>ten unter sie<br />

und sagte: 'Ihr Männer! Ihr hättet auf mich hören und nicht von Kreta abfahren sollen,<br />

dann wäre uns dieses Ungemach und dieser Scha<strong>de</strong>n erspart geblieben. Doch, wie die<br />

Dinge jetzt liegen, for<strong><strong>de</strong>r</strong>e ich euch auf, guten Mutes zu sein; <strong>de</strong>nn keiner von euch wird<br />

das Leben verlieren; nur das Schiff ist verloren. Denn in dieser Nacht ist mir ein 'Engel<br />

<strong>de</strong>s Herrn' erschienen, <strong>de</strong>m ich angehöre und <strong>de</strong>m ich auch diene, und hat zu mir gesagt:<br />

'Fürchte dich nicht, Paulus! Du sollst vor <strong>de</strong>n Kaiser treten; und siehe, Gott hat dir das<br />

Leben aller Reisegefährten geschenkt. 'Darum seid guten Mutes, ihr Männer! Denn ich<br />

habe die Zuversicht zu Gott, daß es so kommen wird, wie es mir gezeigt wor<strong>de</strong>n ist. Wir<br />

müssen aber an irgen<strong>de</strong>iner Insel stran<strong>de</strong>n' (Apg. 27, 21ff.).<br />

An die Korinther schreibt Paulus: 'Ich, <strong><strong>de</strong>r</strong> ich leiblich zwar abwesend, aber <strong>mit</strong> meinem<br />

Geist bei euch gegenwärtig bin, habe über diesen Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich so schwer<br />

vergangen hat, bereits Gericht gehalten, als ob ich bei euch wäre' (1. Kor. 5, 3).<br />

Ebenso schreibt er an die Kolosser: 'Wenn ich auch leiblich fern bin, so ist mein Geist<br />

doch bei euch gegenwärtig, und ich sehe <strong>mit</strong> Freu<strong>de</strong>n eure festgeschlossene<br />

Kampfstellung und das feste Bollwerk eures Glaubens' (Kol. 2, 5).<br />

Aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n zuletzt angeführten Stellen geht hervor, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s Paulus austrat<br />

und bei <strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ferne sich vollziehen<strong>de</strong>n Ereignissen anwesend war.<br />

Die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien<br />

Ich will Wasser ausgießen auf das<br />

dürsten<strong>de</strong> Land und Riesenfluten auf<br />

das dürre. Ich will meinen Geist auf<br />

<strong>de</strong>ine Volksgenossen ausgießen und<br />

meinen Segen auf die Sprößlinge.<br />

(Jes. 44, 3)<br />

Der Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> medialen Ausbildung<br />

Was einem bestimmten Zweck dienen soll, muß vorher in entsprechen<strong><strong>de</strong>r</strong> Weise<br />

hergerichtet, zubereitet und angepaßt wer<strong>de</strong>n. Eure Maschinen und Werkzeuge wer<strong>de</strong>n<br />

so konstruiert, wie es <strong><strong>de</strong>r</strong> Zweck erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, <strong>de</strong>m sie dienen sollen.


Die Medien sind Werkzeuge <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong>. Sie sollen die Verbindung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung ermöglichen. Daher müssen sie befähigt wer<strong>de</strong>n, das zu<br />

leisten, was zur Erreichung jenes Zweckes erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist. Das geschieht durch die<br />

Ausbildung ihrer medialen Kräfte.<br />

Die Medien sind in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptsache Kraftquellen, aus <strong>de</strong>nen die Geistwesen <strong>de</strong>n<br />

Betriebsstoff für ihre Arbeit nehmen. Sie liefern die Odkraft.<br />

Um dir die Vorgänge bei Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien möglichst verständlich zu machen,<br />

nehme ich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um ein Gleichnis zu Hilfe. Zum Betrieb eurer Kraftwagen habt ihr<br />

einen Stoff, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>n Erdölquellen genommen wird. Bei Erschließung dieser Quellen<br />

sucht man durch Tiefbohrung zunächst eine solche Menge Erdöl zu gewinnen, daß die<br />

Ausbeute sich lohnt. Aber das aus jenen Quellen fließen<strong>de</strong> Rohöl ist noch nicht<br />

gebrauchsfähig. Es muß zuerst gereinigt und durch verschie<strong>de</strong>ne Filtrierungsmetho<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n mannigfachsten Verwendungszwecken angepaßt wer<strong>de</strong>n.<br />

So muß auch die <strong>Geisterwelt</strong> in erster Linie darauf bedacht sein, eine möglichst große<br />

Odmenge durch die Medien zu erlangen. Das Od ist jedoch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Körper <strong>de</strong>s<br />

Mediums verbun<strong>de</strong>n. Es muß erreicht wer<strong>de</strong>n, daß es sich leicht löst und in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Menge an die <strong>Geisterwelt</strong> abgegeben wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Auch bei euren künstlichen Dünge<strong>mit</strong>teln sprecht ihr von einer Löslichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffe.<br />

Ihr unterschei<strong>de</strong>t einen Gesamtgehalt an Phosphor, Kali, Stickstoff und Kalk und einen<br />

löslichen Teil. Nur <strong><strong>de</strong>r</strong> letztere hat für euch Wert, und nur die Prozentsätze <strong><strong>de</strong>r</strong> löslichen<br />

Stoffe wer<strong>de</strong>n bezahlt.<br />

So hat für die Geister nur das Od einen Wert, das infolge seiner Löslichkeit vom<br />

irdischen Körper an sie abgegeben wer<strong>de</strong>n kann. Je höher die Löslichkeit <strong>de</strong>s Od eines<br />

Mediums ist, um so großer ist die abgabefähige Odmenge. Und um so stärker und<br />

umfangreicher sind auch die Phänomene, die von <strong>de</strong>n Geistwesen hervorgebracht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Wenn ich von <strong>de</strong>m Od spreche, das durch die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien beschafft wird und<br />

das <strong><strong>de</strong>r</strong> sich betätigen<strong>de</strong>n <strong>Geisterwelt</strong> als Betriebsstoff dient, so muß ich eine sehr<br />

wichtige Bemerkung einschalten. Han<strong>de</strong>lt es sich nämlich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Betätigung eines<br />

Geistes um Ausführung eines beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Befehles Gottes, so steht ihm mehr Od zur<br />

Verfügung, als alle irdischen Wesen zusammen besitzen. In diesem Falle steht <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Quelle aller Odkraft, <strong>mit</strong> Gott selbst, in einer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Verbindung und<br />

bekommt aus dieser Quelle so viel Kraft, als er zur Ausführung <strong>de</strong>s göttlichen Befehles<br />

bedarf.<br />

Ergeht zum Beispiel an einen Geist ein Befehl Gottes, euch Belehrungen zu erteilen,<br />

dann erhält er auch das dazu erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Od. Er benutzt in diesem Falle freilich auch<br />

euer Od. Denn die <strong>Geisterwelt</strong> geht <strong>mit</strong> diesem wertvollen Stoff so sparsam um, wie ihr<br />

selbst <strong>mit</strong> sehr wertvollen irdischen Kostbarkeiten es zu halten pflegt. In diesem Falle<br />

unterstützt ihr <strong>mit</strong> eurem Od das <strong>de</strong>m Geiste zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Od und versetzt<br />

ihn dadurch in die Lage, seine Kundgebungen länger auszu<strong>de</strong>hnen, als es von vornherein<br />

vorgesehen war. - So wird, um auf einen irdischen Vorgang vergleichshalber


hinzuweisen, <strong>de</strong>m Kühlwasser eines Kühlturmes nach <strong>de</strong>m Abkühlen doch noch etwas<br />

frisches Wasser hinzugefügt, um die Wirkung zu verbessern und die Wirkungsdauer zu<br />

erhöhen.<br />

Liegt jedoch kein Befehl Gottes vor, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n betätigen sich bei euch die guten Geister<br />

aus eigener freier Entschließung, wenn auch unter Gutheißung Gottes, so sind die<br />

Leistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister von <strong><strong>de</strong>r</strong> Odmenge abhängig, die ihnen aus <strong>de</strong>n irdischen<br />

Odquellen zur Verfügung steht, also von <strong>de</strong>n Medien herrührt.<br />

Die abgabefähige Odmenge ist bei je<strong>de</strong>m Medium verschie<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>m einen reicht sie<br />

bloß zu ganz leichten Arbeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> aus; bei einem zweiten ermöglicht sie<br />

schon viel größere Leistungen; bei einem dritten ist sie so groß, daß das Schwerste<br />

ausgeführt wer<strong>de</strong>n kann, was es auf diesem Gebiet gibt. Dazu gehört die Verkörperung<br />

eines Geistes durch eine so starke Odverdichtung, daß er in einem vollständigen<br />

menschlichen Körper vor euch steht und sich in nichts von einem wirklichen Menschen<br />

unterschei<strong>de</strong>t. In einer solchen Verkörperung erschienen drei Boten Gottes <strong>de</strong>m<br />

Abraham, begleitete <strong><strong>de</strong>r</strong> Erzengel Raphael <strong>de</strong>n jungen Tobias und stand Christus nach<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Auferstehung vor seinen Jüngern.<br />

Lösung und Reinigung <strong>de</strong>s Od<br />

Das körperliche Od möglichst löslich zu machen, ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptsache eine Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Mediums selbst. Es geschieht durch innere Sammlung o<strong><strong>de</strong>r</strong> 'Konzentration', wie ihr es<br />

nennt. Nur solche Menschen können daher gute Medien wer<strong>de</strong>n, die sich geistig zu<br />

sammeln und ihre Gedanken von <strong>de</strong>n materiellen Dingen abzulenken fähig sind. Daher<br />

habt ihr die meisten starken 'Medien' unter <strong>de</strong>n Völkern, bei <strong>de</strong>nen die geistige<br />

Sammlung als religiöse Übung eine große Rolle spielt. Das an Medien reichste Volk<br />

sind die In<strong><strong>de</strong>r</strong>, weil ihre Religion von ihnen verlangt, daß sie sich von Jugend auf einer<br />

täglichen geistigen Sammlung befleißigen. Sie nennen es 'geistige Versenkung', und<br />

viele bringen es darin zu einer großen Vollkommenheit. Da bei <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Sammlung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> menschliche Geist bloß <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ihm eigenen Od tätig ist, ruht unter<strong>de</strong>ssen das<br />

körperliche Od. Es ist zu keinerlei Kraftanstrengung angespannt und kann so leichter frei<br />

wer<strong>de</strong>n für die Benutzung durch die <strong>Geisterwelt</strong>.<br />

Je öfter <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch sich dieser geistigen Sammlung widmet, um so leichter wird es ihm,<br />

die ruhen<strong>de</strong> körperliche Odkraft frei zu machen und durch Ausstrahlung abzugeben. Es<br />

geht dabei, wie bei einem Magneten. Beim ersten Gebrauch ist seine Kraft noch sehr<br />

schwach. Er zieht nicht einmal das kleinste Eisenteilchen an.<br />

Aber je mehr er benutzt wird, um so stärker wird seine Kraft. Schließlich ist sie so groß,<br />

daß sie auch schwere Eisenteile festhält.<br />

So ist es auch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft. Zuerst ist sie bei <strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Medium sehr gering. Je<br />

öfter es sich aber <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Sammlung widmet, um so stärker wird die für <strong>de</strong>n<br />

Geisterverkehr brauchbare Odstrahlung.


Die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien hat also als erstes Ziel, durch geistige Konzentration eine<br />

möglichst starke Odabgabe zu erreichen. Die Menge o<strong><strong>de</strong>r</strong> Stärke <strong>de</strong>s irdischen Ods ist<br />

für alle Geister, die guten sowohl als auch die bösen, gleich wichtig.<br />

Eine zweite Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien ist die Anpassung <strong>de</strong>s Ods <strong>de</strong>s<br />

Mediums an das <strong>de</strong>s arbeiten<strong>de</strong>n Geistes. Es ist Sache <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong>, dies zu erreichen.<br />

Die Anpassung <strong>de</strong>s Ods ist sehr verschie<strong>de</strong>n, je nach<strong>de</strong>m hohe Geister es benutzen<br />

wollen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e Geistwesen. Ein hoher Geist muß das mediale Od reinigen und<br />

verfeinern. Er muß es gewissermaßen filtrieren. Ein nie<strong><strong>de</strong>r</strong>es Geistwesen jedoch braucht<br />

sich dieser Mühe nicht zu unterziehen. Sein eigenes Od ist unrein und paßt sich sehr<br />

leicht ungereinigtem irdischen Od an.<br />

Lösung <strong>de</strong>s eigenen Geistes vom Körper <strong>de</strong>s<br />

Mediums<br />

Bei manchen Medien verfolgt die Ausbildung noch einen dritten Zweck. Soll nämlich<br />

das ganze körperliche Od eines Mediums für die Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />

so ist dies bloß in <strong>de</strong>m Falle möglich, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s Mediums aus <strong>de</strong>m Körper<br />

entfernt ist. Es muß daher eine Lösung <strong>de</strong>s Geistes vom Körper <strong>de</strong>s Mediums erfolgen.<br />

Diese zu bewerkstelligen, ist nicht leicht. Es erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t eine für die <strong>Geisterwelt</strong> mühevolle<br />

und zeitrauben<strong>de</strong> Arbeit. Das Medium macht dabei etwas Ähnliches durch wie ein<br />

Sterben<strong><strong>de</strong>r</strong>. Bei einem Sterben<strong>de</strong>n tritt <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod ja auch durch Lösung <strong>de</strong>s Geistes vom<br />

Körper ein. Über <strong>de</strong>n Unterschied zwischen <strong>de</strong>m Körper eines Mediums, <strong>de</strong>ssen Geist<br />

ausgetreten ist, und einer Leiche habe ich schon bei einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gelegenheit<br />

gesprochen. Du wirst dich erinnern, daß beim Austritt <strong>de</strong>s Geistes eines<br />

'Tieftrancemediums' noch ein Odband <strong>de</strong>n ausgetretenen Geist <strong>mit</strong> seinem Körper<br />

verbin<strong>de</strong>t, während bei einer Leiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod dadurch herbeigeführt wur<strong>de</strong>, daß auch<br />

dieses Odband abriß.<br />

Aus <strong>de</strong>m Gesagten wird dir <strong><strong>de</strong>r</strong> Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien klargewor<strong>de</strong>n sein.<br />

Er besteht in möglichst großer Odabgabe, Reinigung <strong>de</strong>s Ods für die Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

hohen <strong>Geisterwelt</strong> und endlich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lösung <strong>de</strong>s Geistes <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Tieftrancemedien' vom<br />

Körper.<br />

Auch zur Erlangung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gaben <strong>de</strong>s 'Hellsehens' und 'Hellhörens' ist eine Ausbildung<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Auch hier erfolgt eine teilweise Lösung <strong>de</strong>s Geistes vom Körper <strong>de</strong>s<br />

Hellsehers. Auch bei ihm muß das seinen Geist umgeben<strong>de</strong> Od einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Reinigung unterzogen wer<strong>de</strong>n. Doch ist die teilweise Lösung <strong>de</strong>s Geistes zum Zwecke<br />

<strong>de</strong>s Hellsehens wesentlich verschie<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> Lösung <strong>de</strong>s Geistes eines<br />

'Tieftrancemediums'. Beim Hellseher tritt <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist zwar aus, bleibt aber trotz<strong>de</strong>m <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m ganzen körperlichen Od und allen seinen Teilen an <strong>de</strong>n Körper gebun<strong>de</strong>n. Das Od<br />

<strong>de</strong>hnt sich bloß, um mich irdisch auszudrücken, und ermöglicht durch diese Dehnung<br />

<strong>de</strong>n teilweisen Austritt <strong>de</strong>s Geistes. Eine Lösung <strong>de</strong>s körperlichen Ods vom Geiste <strong>de</strong>s<br />

Hellsehers fin<strong>de</strong>t nicht statt.


Beim 'Tieftrancemedium' aber wird das ganze Od <strong>mit</strong> Ausnahme eines Odban<strong>de</strong>s von<br />

seinem Geiste gelöst, <strong><strong>de</strong>r</strong> dadurch frei wird, aus <strong>de</strong>m Körper austreten und, infolge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

großen Dehnbarkeit <strong>de</strong>s Odban<strong>de</strong>s, sich sehr weit von seinem Körper entfernen kann. An<br />

Stelle <strong>de</strong>s ausgetretenen Geistes <strong>de</strong>s Mediums tritt ein frem<strong>de</strong>s Geistwesen in <strong>de</strong>n<br />

Körper ein und macht seine Kundgebungen. Das ist beim Hellseher nicht möglich. Bei<br />

ihm kann ein frem<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>swegen nicht eintreten, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist noch <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m gesamten Od seines Körpers verbun<strong>de</strong>n bleibt und daher für ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Geistwesen<br />

kein Platz frei ist.<br />

Beim Hellseher also ein engstes Verbun<strong>de</strong>nbleiben <strong>de</strong>s eigenen Geistes <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Od<br />

seines Körpers, beim 'Tieftrancemedium' eine fast vollständige Loslösung von seinem<br />

körperlichen Od. Beim Hellseher will <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist sehen und hören. Beim<br />

Tieftrancemedium macht <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s Mediums einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geistwesen Platz, da<strong>mit</strong><br />

es sich durch <strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s Mediums, unter Benutzung <strong>de</strong>s zurückgebliebenen<br />

körperlichen Od, kundgeben kann.<br />

Es gibt jedoch Hellseher, die gleichzeitig 'Trancemedien' sind, sei es nun<br />

'Teiltrancemedien' o<strong><strong>de</strong>r</strong> 'Tieftrancemedien'.<br />

Daß die <strong>Geisterwelt</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zubereitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien eine vielseitige<br />

und schwierige Arbeit zu leisten hat, wirst du verstehen können. Du vermagst dir freilich<br />

keine Vorstellung zu machen, wie kostspielig - um mich menschlich auszudrücken - die<br />

Ausbildung eines Mediums für die <strong>Geisterwelt</strong> ist. Wie viele geistige Kraftströme<br />

müssen dabei verwen<strong>de</strong>t, kostbare geistige Medikamente und sonstige Mittel gebraucht<br />

wer<strong>de</strong>n! Es sind geistige Operationen nötig, die oft viel größer und schwerer sind als die<br />

Operationen, die eure Ärzte an irdischen Körpern vornehmen. Manche Medien haben<br />

innere Fehler, die zuerst geheilt wer<strong>de</strong>n müssen, bevor die Ausbildung zum Medium<br />

ihren Anfang nehmen kann.<br />

Wie eure Ärzte bei ihren Operationen und Heilungen die mannigfachsten Instrumente<br />

und medizinischen Mittel haben, so auch wir. Es ist ja bei uns alles in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise<br />

geistig vorhan<strong>de</strong>n, wie bei euch materiell. Selbstverständlich wer<strong>de</strong>n wir Geister nicht<br />

krank und benötigen keine Operationen und Heilungen. Wir verwen<strong>de</strong>n unsere reichen<br />

Kenntnisse und Mittel nur für die materielle Schöpfung zur Heilung von Menschen und<br />

Tieren und zur Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien zum Zweck <strong>de</strong>s Geisterverkehrs. Wir haben dazu<br />

unsere Spezialisten auf allen Gebieten. Auch auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Medien. Wir haben Chefärzte, Assistenten und Hilfspersonal <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nsten Art.<br />

Wir haben eine große Auswahl an geistigen Instrumenten, geistigen Betäubungs<strong>mit</strong>teln,<br />

Stärkungs<strong>mit</strong>teln und Medizinen.<br />

Das alles kommt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien zur Anwendung. Groß ist daher auch<br />

die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung eines <strong>de</strong>m Guten dienen<strong>de</strong>n Mediums in<br />

Tätigkeit treten. Wie bei <strong>de</strong>nen, die bei einer irdischen Operation <strong>mit</strong>helfen, ein je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen hat, so muß auch von <strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Medien <strong>mit</strong>wirken<strong>de</strong>n Geistern ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> die ihm zugeteilte Arbeit verrichten. Das<br />

alles ist wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar geordnet. Eure in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung begriffenen Medien sind daher


stets in guten Hän<strong>de</strong>n, wenn sie sich <strong>de</strong>n guten Geistern zur Verfügung stellen, das Böse<br />

von sich abweisen und alles <strong>mit</strong> Gott tun.<br />

Es braucht sich <strong>de</strong>shalb auch niemand zu ängstigen, wenn er die Vorgänge bei <strong>de</strong>n<br />

Medien, vor allem <strong>de</strong>n Tieftrancemedien, während <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung sieht. Es geht alles<br />

nach bestimmten Gesetzen, und die guten Geister sind eure besten Freun<strong>de</strong>. Bei ihnen<br />

habt ihr nichts zu befürchten.<br />

Die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien erfolgt am schnellsten in <strong>de</strong>n sogenannten 'spiritistischen<br />

Sitzungen'.<br />

Darum möchte ich, wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Wichtigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> medialen Ausbildung,<br />

ausführlicher schil<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wie diese 'Sitzungen' zu halten sind. Gleichzeitig wer<strong>de</strong> ich dir<br />

die Grün<strong>de</strong> für die Einzelheiten angeben, die dabei beobachtet wer<strong>de</strong>n sollen. Auch<br />

wer<strong>de</strong> ich dir Aufklärung geben über die bei diesen Versammlungen zutage treten<strong>de</strong>n<br />

Vorgänge in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien.<br />

Die „Spiritistische Sitzung“<br />

Haben sich einige Wahrheit und Gott suchen<strong>de</strong> Menschen entschlossen, gemeinsam die<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> zu erlangen, so sollen sie sich zunächst über <strong>de</strong>n<br />

Ort einigen, an <strong>de</strong>m sie regelmäßig zusammenkommen. Es ist ein Raum zu wählen, in<br />

<strong>de</strong>m sie frei von je<strong><strong>de</strong>r</strong> Störung sind. Ihr wollt ja auch bei wichtigen irdischen Arbeiten<br />

nicht gestört sein. Das gilt um so mehr, wenn es sich darum han<strong>de</strong>lt, ein rein geistiges<br />

Band zu knüpfen, das durch irdische Störungen in viel höheren Gra<strong>de</strong>n beeinflußt wird,<br />

als je<strong>de</strong> weltliche Arbeit.<br />

Die beste Zeit für die Zusammenkünfte sind die Abendstun<strong>de</strong>n nach 8 Uhr. Dann ist die<br />

Tagesarbeit <strong>mit</strong> ihren irdischen Sorgen und Gedanken vorbei, und man kann sich in<br />

Ruhe <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Sammlung widmen.<br />

Mehr als zweimal in <strong><strong>de</strong>r</strong> Woche sollen die 'Sitzungen' im allgemeinen nicht stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Der Raum soll vor Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung gut durchlüftet und von Dunst, Tabaksrauch und<br />

schlechter Luft freigemacht wer<strong>de</strong>n. Denn die Odkraft <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer wird durch<br />

verdorbene Luft sehr beeinträchtigt, und die für die <strong>Geisterwelt</strong> so notwendige<br />

Odstrahlung gehemmt.<br />

Zum Zwecke <strong><strong>de</strong>r</strong> Frischhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft stellt man in <strong>de</strong>n Raum eine große Schale <strong>mit</strong><br />

frischem Wasser. Dies saugt die während <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung sich ansammeln<strong>de</strong> verbrauchte<br />

Luft zum Teil auf.<br />

Auf <strong>de</strong>n Tisch, um <strong>de</strong>n sich die Teilnehmer setzen, legt man für je<strong>de</strong>n einige Blätter<br />

Schreibpapier und einen weichen Bleistift.<br />

Kurz vor Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung sollen sich die Anwesen<strong>de</strong>n nicht mehr über materielle<br />

Dinge unterhalten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich sammeln und die Gedanken an das rein Irdische<br />

ausschalten. Es ist ja ein Gottesdienst, <strong>de</strong>n sie beginnen wollen.


Die Plätze, die man das erstemal wählt, soll man auch später bei behalten, weil die<br />

Odströmung, die bei <strong>de</strong>n einzelnen verschie<strong>de</strong>n ist, nach und nach zu einem gewissen<br />

Ausgleich gebracht wer<strong>de</strong>n muß. Aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong> sollen sich die Anwesen<strong>de</strong>n<br />

nach <strong>de</strong>n Geschlechtern so verteilen, daß eine männliche Person neben eine weibliche zu<br />

sitzen kommt. Denn das männlich Od ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptsache positiv, das weibliche<br />

negativ. Bei<strong>de</strong> gleichen sich am besten aus. Doch ist diese Reihenfolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Plätze nicht<br />

unbedingt notwendig, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n be<strong>de</strong>utet bloß eine Erleichterung <strong>de</strong>s Odausgleiches zu<br />

einem wirkungsvollen Odstrom. Eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> einmal gewählten Plätze soll nur<br />

dann vorgenommen wer<strong>de</strong>n, wenn eine diesbezügliche Mitteilung von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> durch ein ausgebil<strong>de</strong>tes o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung begriffenes Medium dies<br />

anordnet.<br />

Ist ein Musikinstrument (Klavier o<strong><strong>de</strong>r</strong> Harmonium) in <strong>de</strong>m Versammlungsraum, so<br />

beginnt man am besten <strong>mit</strong> einem religiösen Lied, das unter Begleitung <strong>de</strong>s<br />

Musikinstrumentes gesungen wird. Als Ersatz dafür dient auch das Abspielen einer<br />

Grammophonplatte <strong>mit</strong> einem religiösen Hymnus o<strong><strong>de</strong>r</strong> einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ernsten Lied. Das<br />

Singen und Spielen eines schönen Lie<strong>de</strong>s trägt Harmonie und Weihe in die Herzen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilnehmer und lenkt ihre Gedanken auf das Höhere. Auch ist es ein kräftiges<br />

Abwehr<strong>mit</strong>tel gegen die Einflüsse <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong>, die sich in die Versammlung<br />

hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nd und störend einzudrängen sucht. Denn das Böse ist Disharmonie und fühlt sich<br />

dort nicht wohl, wo Harmonie guter Gedanken und Gesinnungen in Wort und Lied zum<br />

Ausdruck kommt. Darum wich ja auch nach <strong>de</strong>m Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel <strong><strong>de</strong>r</strong> böse Geist von<br />

Saul, sobald David die Harfe vor Saul spielte und die schönen Gotteslie<strong><strong>de</strong>r</strong> dazu sang.<br />

Nach <strong>de</strong>m Lied spricht einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n ein einfaches, schlichtes Gebet <strong>mit</strong> seinen<br />

eigenen Worten. Sollte er zu schüchtern sein, das Gebet frei vorzutragen, so mag er es<br />

vorher aufschreiben und andächtig vorlesen. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer sollte an die Reihe<br />

kommen, das Gebet zu sprechen.<br />

Nach <strong>de</strong>m Gebet lese einer aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel <strong>de</strong>s Alten o<strong><strong>de</strong>r</strong> Neuen Testamentes einen<br />

Abschnitt vor, und die Anwesen<strong>de</strong>n besprechen das Gelesene. Lied, Lesung und<br />

Besprechung <strong>de</strong>s Gelesenen soll zusammen ungefähr eine halbe Stun<strong>de</strong> dauern.<br />

Ist die Besprechung been<strong>de</strong>t, so reichen sich die Teilnehmer bei möglichst<br />

abgeblen<strong>de</strong>tem Licht die Hän<strong>de</strong>, in<strong>de</strong>m die rechte Hand <strong>de</strong>s einen über die linke Hand<br />

<strong>de</strong>s Nachbarn faßt. Man nennt dies heute 'Kette' bil<strong>de</strong>n. Das ist notwendig, um die<br />

Odkraft <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen zu einem geschlossenen Odstrom zu vereinigen; wie ja auch<br />

Einzeldrähte, durch die ein Strom geleitet wer<strong>de</strong>n soll, zusammengefügt wer<strong>de</strong>n müssen,<br />

wenn man eine Wirkung <strong>de</strong>s Stromes erzielen will. Man darf nie vergessen, daß von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stärke <strong>de</strong>s Odstromes das Wirken <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> in <strong>de</strong>n Sitzungen abhängt. Die<br />

Abblendung <strong>de</strong>s Lichtes ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Odwirkung sehr för<strong><strong>de</strong>r</strong>lich.<br />

Das 'Kettebil<strong>de</strong>n' hat auch eine hohe symbolische Be<strong>de</strong>utung. Denn so, wie die<br />

Anwesen<strong>de</strong>n durch das Hän<strong><strong>de</strong>r</strong>eichen äußerlich zu einer Einheit verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, so<br />

sollen sie auch untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Herz und eine Seele sein. Sie sollen einan<strong><strong>de</strong>r</strong> lieben,<br />

sich gegenseitig helfen, einer <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fehler verzeihen und alles aus <strong>de</strong>m Herzen<br />

entfernen, was die innere Harmonie stören könnte.


Aus <strong>de</strong>n angegebenen Grün<strong>de</strong>n reichten sich auch die ersten Christen in ihren<br />

gottesdienstlichen Versammlungen in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise die Hän<strong>de</strong>. Sie bekun<strong>de</strong>ten da<strong>mit</strong><br />

die Einheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesinnung, erstrebten aber vor allem die Erzeugung eines starken<br />

Odstromes, um die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> zu ermöglichen.<br />

Ungefähr 12 bis 15 Minuten mag die 'Kette' dauern. Während dieser Zeit soll ein je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sich bemühen, gesammelt zu bleiben, alle weltlichen Gedanken abzuwehren und an das<br />

Gute zu <strong>de</strong>nken. Zu diesem Zweck kann er Einkehr in sich selbst halten, über sein<br />

bisheriges Leben, seine Fehler, sein Verhalten gegen Gott und seine Mitmenschen, seine<br />

Unterlassungen <strong>de</strong>s Guten und <strong><strong>de</strong>r</strong>gleichen nach<strong>de</strong>nken, entsprechen<strong>de</strong> Vorsätze fassen,<br />

Gott um Verzeihung und um Kraft bitten, das Böse zu mei<strong>de</strong>n. Er soll Gott danken für<br />

die empfangenen Wohltaten, ihn loben und preisen und in andächtigem Gebet die<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> von ihm erflehen. Alles, was seiner Seele Nutzen<br />

bringen kann, mag er zum Gegenstand seiner Betrachtung und seines Gebetes machen.<br />

Ist die hierfür bestimmte Zeit vorüber, so löst <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung die 'Kette'.<br />

Je<strong><strong>de</strong>r</strong> nimmt nun <strong>de</strong>n vor ihm liegen<strong>de</strong>n Bleistift in die Hand und legt sie leicht auf das<br />

bereitliegen<strong>de</strong> Schreibpapier. Dabei soll er <strong>de</strong>n Willen haben, nicht aus eigenem Antrieb<br />

zu schreiben, doch auch die Hand so lose halten, daß sie je<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegung nachgibt, die<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> ausgehen sollte.<br />

In <strong>de</strong>n ersten Sitzungen ist die zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Odkraft gewöhnlich noch sehr<br />

schwach. Die anwesen<strong>de</strong>n Geister vermögen daher noch keinerlei Wirkung<br />

hervorzubringen. Auch sind die Hemmnisse bei <strong>de</strong>n Teilnehmern noch sehr groß. Es ist<br />

ihnen alles noch zu neu. Die innere Sammlung fällt ihnen schwer, und sie sind zu sehr<br />

auf das gespannt, was etwa kommen könnte. Gera<strong>de</strong> die Spannung ist das größte<br />

Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis für die Odabgabe, worauf ich gleich noch zu sprechen komme. Im übrigen<br />

gleichen die Teilnehmer noch zu sehr einem ungebrauchten Magneten, <strong><strong>de</strong>r</strong> erst durch<br />

öftere Benutzung zur Kraftentfaltung gebracht wer<strong>de</strong>n muß.<br />

Doch kommt es nicht selten vor, daß mancher Teilnehmer in seiner medialen<br />

Entwicklung viel weiter ist, als er selbst wußte. In diesem Falle können sich schon bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Sitzung Einwirkungen von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> zeigen. Vielleicht stellt sich<br />

ein Ziehen o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch ein Steifwer<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand ein, die <strong>de</strong>n Bleistift hält, und sie beginnt<br />

sich zu bewegen. Dieser Einwirkung darf man nicht <strong>de</strong>n geringsten Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand<br />

entgegensetzen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand nachgeben. Zunächst wer<strong>de</strong>n<br />

vielleicht durch einige Sitzungen hindurch nur Striche, Bogen, Kreise o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstige<br />

Schreibübungen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Bleistift von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> ausgeführt, bevor ein<br />

Buchstabe, Wort o<strong><strong>de</strong>r</strong> Satz zustan<strong>de</strong> kommt. Das rührt daher, daß die von <strong>de</strong>n<br />

Anwesen<strong>de</strong>n abgegebene Odkraft noch nicht stark genug ist, vor allem die Odkraft <strong>de</strong>s<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schreibmediums sich noch im Anfangsstadium befin<strong>de</strong>t. Durch die<br />

Schreibübungen wird sie immer mehr gestärkt. Zeigen sich in dieser o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Weise<br />

die ersten Einwirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistwesen, dann wird das große Hemmnis beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

fühlbar, das durch die Spannung <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n entsteht. Sie schauen gewöhnlich<br />

neugierig und <strong>mit</strong> größter Aufmerksamkeit auf das, was sich bei <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Teilnehmer zeigt. Spannen<strong>de</strong> Erwartung hält aber bei je<strong>de</strong>m Menschen die Odkraft<br />

zurück, so wie ein gespannt Horchen<strong><strong>de</strong>r</strong> unwillkürlich auch seinen Atem anhält.


Dadurch wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Odstrom verringert und die Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistwesen erschwert. Denn<br />

auch <strong><strong>de</strong>r</strong> beste Maschinist ist einer Maschine gegenüber hilflos, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraftstrom<br />

abgestellt o<strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>de</strong>utend vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird.<br />

Dieselbe ungünstige Wirkung, wie sie die geistige Spannung auf die Odströmung ausübt,<br />

haben auch die Gefühle <strong><strong>de</strong>r</strong> Furcht, <strong>de</strong>s Schreckens, <strong>de</strong>s Mißtrauens, <strong>de</strong>s Zweifels und<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Gegensätzlichkeit. Wer <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Gefühlen und Empfindungen an<br />

diesen Versammlungen teilnimmt, gibt nicht bloß selbst keine Odkraft ab, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n stört<br />

und unterbricht auch <strong>de</strong>n Odstrom <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Darum fühlen die Medien es sofort,<br />

wenn unter <strong>de</strong>n Teilnehmern sich jemand befin<strong>de</strong>t, <strong><strong>de</strong>r</strong> als ein Fremdkörper<br />

stromausschaltend wirkt. Und sie haben Recht, wenn sie die Entfernung eines solchen<br />

Teilnehmers verlangen, bis er sich innerlich an<strong><strong>de</strong>r</strong>s eingestellt hat.<br />

Sobald daher bei <strong>de</strong>n spiritistischen Zusammenkünften das harmonische<br />

Zusammenklingen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefühle und Gesinnungen fehlt, kann eine einheitliche<br />

Odströmung nicht zustan<strong>de</strong> kommen, und ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg ganz o<strong><strong>de</strong>r</strong> teilweise in Frage<br />

gestellt.<br />

Das ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund, weshalb wissenschaftliche Kommissionen, die <strong>mit</strong> Medien<br />

experimentieren, in vielen Fällen wenig o<strong><strong>de</strong>r</strong> keinen Erfolg haben. Die Medien, die doch<br />

die Kraftquellen für die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistwesen bil<strong>de</strong>n, fühlen sich beängstigt,<br />

eingeschüchtert, <strong>mit</strong> Mißtrauen umgeben. Sie merken auf Schritt und Tritt, wie man sie<br />

<strong>de</strong>s Betruges fähig hält und an die Sache selbst nicht glaubt. Durch solche Gefühle muß<br />

bei <strong>de</strong>n Medien die Kraftabgabe be<strong>de</strong>utend vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, wenn nicht ganz unmöglich<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Das ist ein Naturgesetz, und zwar dasselbe Naturgesetz, <strong>de</strong>m zufolge bei einem von<br />

Angst befallenen das Blut sich aus <strong>de</strong>n Wangen nach innen zieht, so daß er erbleicht.<br />

Das Blut wird nämlich durch das sich nach innen konzentrieren<strong>de</strong> Od ebenfalls nach<br />

<strong>de</strong>m Herzen gezogen. Es folgt nach einem Naturgesetz <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft <strong>de</strong>s Od, weil es <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>s Od im Körper ist.<br />

Wie falsch wird daher auch von eurer Wissenschaft so oft das Versagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien<br />

ge<strong>de</strong>utet! Sie sollte doch einmal gründlich die Hemmnisse studieren, die so manches mal<br />

<strong>de</strong>n Medien als <strong>de</strong>n Kraftquellen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> in <strong>de</strong>n Weg gestellt wer<strong>de</strong>n und zwar<br />

gera<strong>de</strong> von euren Wissenschaftlern, und sie sollte die Hemmnisse beseitigen; dann<br />

wür<strong>de</strong>n auch die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistwesen zur Zufrie<strong>de</strong>nheit ausfallen.<br />

Zwar beteiligt sich die gute <strong>Geisterwelt</strong> nur in <strong>de</strong>n seltensten Fällen an Kundgebungen,<br />

die nicht ausschließlich <strong>de</strong>m Guten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur rein wissenschaftlichen Zwecken o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gar bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> Neugier<strong>de</strong> dienen. Das ist das Gebiet, auf <strong>de</strong>m die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Geisterwelt</strong> sich<br />

<strong>mit</strong> Eifer betätigt und lei<strong><strong>de</strong>r</strong> nur allzu oft nicht geringes Unheil anrichtet.<br />

Es ist <strong>de</strong>n Teilnehmern guter spiritistischer Zusammenkünfte immer von neuem<br />

einzuschärfen, daß sie je<strong>de</strong>n Zweifel und je<strong>de</strong>s Mißtrauen aus ihrem Herzen bannen und<br />

ohne Spannung in Geduld abwarten, was kommen wird.


Wird ein Sitzungsteilnehmer innerlich gedrängt, einen Gedanken, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm eingegeben<br />

wird, nie<strong><strong>de</strong>r</strong>zuschreiben, so soll er es tun. Nach und nach wird er lernen, die inspirierten<br />

Gedanken von <strong>de</strong>n eigenen zu unterschei<strong>de</strong>n. Die von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> eingegebenen<br />

Gedanken drängen sich nämlich, wenn ihr eure eigenen Gedanken auszuschalten sucht,<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> Schärfe auf, und wenn ihr sie ausschlagt, kommen sie immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Fühlt einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n eine gewisse Betäubung <strong>de</strong>s Kopfes o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine auffallen<strong>de</strong><br />

Schwere <strong><strong>de</strong>r</strong> Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>, wird ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> Kopf hin und hergedreht o<strong><strong>de</strong>r</strong> sein Körper von einer<br />

ihm unerklärlichen Bewegung ergriffen, so ist das ein Zeichen, daß die <strong>Geisterwelt</strong> an<br />

ihm arbeitet. Am meisten wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen, die<br />

'Tieftrancemedien' wer<strong>de</strong>n. Das Hin- und Herbewegen, das Auf- und Abzerren <strong>de</strong>s<br />

Körpers hängt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Lösen <strong>de</strong>s Geistes <strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Mediums vom Körper und<br />

<strong>de</strong>m körperlichen Od zusammen. Die <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lösung <strong>de</strong>s Geistes verbun<strong>de</strong>nen<br />

körperlichen Erscheinungen sind oft für <strong>de</strong>n Zuschauer beängstigend. Es ist ja eine Art<br />

To<strong>de</strong>skampf, wenn auch ohne Schmerzen für das Medium. Ein Grund zu irgen<strong>de</strong>iner<br />

Befürchtung besteht jedoch nicht. Es vollzieht sich alles nach bestimmten Gesetzen.<br />

Die schwierigste Zeit für die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung begriffenen Tieftrancemedien ist die Zeit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten 'Halbtrance' o<strong><strong>de</strong>r</strong> 'Teiltrance'. Der eigene Geist ist noch nicht ganz aus<br />

<strong>de</strong>m Körper gelöst und entfernt, und ein frem<strong>de</strong>s Geistwesen benutzt schon <strong>de</strong>n Körper<br />

<strong>de</strong>s Mediums für seine Kundgebungen. Der noch anwesen<strong>de</strong> Geist <strong>de</strong>s Mediums hört die<br />

von <strong>de</strong>m frem<strong>de</strong>n Geist durch das Medium gesprochenen Worte. Das Medium kommt<br />

dadurch leicht zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme, es seien seine eigenen Worte und Gedanken, die zum<br />

Ausdruck gebracht wür<strong>de</strong>n. So kommt es leicht in Gefahr, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache selbst irre zu<br />

wer<strong>de</strong>n und die Kundgebungen als Selbsttäuschung zu betrachten. Auch mischt sich in<br />

diesem Stadium <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist <strong>de</strong>s Mediums leicht in die<br />

Kundgebungen <strong>de</strong>s frem<strong>de</strong>n Geistes ein und ruft dadurch berechtigte Zweifel <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilnehmer hervor.<br />

Es könnte darum auf <strong>de</strong>n ersten Blick scheinen, als ob <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong> Geist besser daran<br />

täte, <strong>mit</strong> seinen Kundgebungen zu warten, bis das Medium ganz ausgebil<strong>de</strong>t sei, da<strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>artige Unannehmlichkeiten vermie<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n. Allein die Grün<strong>de</strong>, die das frem<strong>de</strong><br />

Geistwesen veranlassen, schon bei 'Teiltrance' <strong>de</strong>s Mediums seine Kundgebungen zu<br />

machen, sind so wichtiger Natur, daß es lieber die geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Unzuträglichkeiten in<br />

Kauf nimmt, als daß es die Kundgebungen bis zur vollen Ausbildung <strong>de</strong>s Mediums<br />

verschiebt. Denn gera<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Zeit, wo ein ausgebil<strong>de</strong>tes Medium <strong>de</strong>n<br />

Teilnehmern nicht zur Verfügung steht, sind diese über so viele Punkte zu belehren und<br />

aufzuklären, daß diese Unterweisungen nicht gut auf später verschoben wer<strong>de</strong>n können.<br />

Von <strong>de</strong>n Belehrungen hängt gera<strong>de</strong> am Anfang für die Teilnehmer so viel an innerem<br />

Nutzen ab, daß die unvollkommene Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Kundgebungen als ein viel geringeres Übel<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n muß als das vollständige Unterlassen <strong><strong>de</strong>r</strong> Belehrung.<br />

Die Zeit <strong>de</strong>s Überganges aus <strong>de</strong>m Stadium <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Teiltrance' in das <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Tieftrance' dauert<br />

gewöhnlich nicht allzu lange, wenn das Medium sich Mühe gibt, innerlich<br />

voranzukommen und seine menschlichen Fehler zu verringern. Sobald 'Volltrance'<br />

eintritt, weiß das Medium nichts von <strong>de</strong>m, was das frem<strong>de</strong> Geistwesen spricht o<strong><strong>de</strong>r</strong> tut.


Die größten Hemmnisse und Schwierigkeiten bereitet die böse <strong>Geisterwelt</strong> allen <strong>de</strong>nen,<br />

die im guten Sinne <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Jenseits suchen. Denn das Böse will auch hier,<br />

wie überall, das Gute verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Es läßt kein Mittel unversucht, die Teilnehmer von<br />

dieser Sache abzubringen. Es beginnt da<strong>mit</strong>, ihnen und vor allem <strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Medien<br />

<strong>de</strong>n Gedanken einzugeben, es sei alles Selbsttäuschung, Autosuggestion o<strong><strong>de</strong>r</strong> Hypnose.<br />

Sie möchten sich doch nicht <strong>mit</strong> solchen Dingen befassen, durch die sie sich <strong>de</strong>m Spotte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen aussetzen.<br />

Die Bösen haben schon viel erreicht, wenn sie dadurch bei <strong>de</strong>m einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

ernste Zweifel an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit, Echtheit und Güte <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache wachgerufen haben. Dazu<br />

benutzen sie oft auch die nichtigsten äußeren Vorwän<strong>de</strong>, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s kleine Irrtümer und<br />

Fehler, die überall <strong>mit</strong> unterlaufen, wo schwache Menschen sind.<br />

Bei solchen, die sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung zum 'Hellsehen' befin<strong>de</strong>n, bemüht sich die böse<br />

<strong>Geisterwelt</strong>, sie durch Schreckgestalten, Teufelsfratzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstige Gebil<strong>de</strong><br />

scheußlichster Art in Angst zu versetzen, um sie dadurch dazu zu bringen, auf eine<br />

Fortsetzung ihrer Ausbildung zu verzichten und die Sache aufzugeben.<br />

Natürlicherweise bleiben diejenigen, die sich <strong>de</strong>m niedrigen Spiritismus widmen, von<br />

diesen Anfechtungen verschont. Das ist leicht erklärlich. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> niedrige Spiritismus<br />

ist die Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Bösen, und darum hat das Böse keine Veranlassung, <strong>de</strong>n<br />

Menschen davon zurückzuhalten.<br />

Die Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einwirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bösen ist die Prüfungszeit für die Teilnehmer, vor allem für<br />

die Medien. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> wird in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Weise geprüft und zwar an seiner schwächsten<br />

Stelle. Nur wer die Prüfungen besteht, erhält die medialen Gaben. Wer unterliegt, wird<br />

bald die Sache aufgeben o<strong><strong>de</strong>r</strong> verfällt ganz <strong>de</strong>m Einfluß <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong>. Darum<br />

soll je<strong><strong>de</strong>r</strong> um Beistand und Kraft bitten, da<strong>mit</strong> er <strong>de</strong>n Versuchungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bösen<br />

erfolgreich wi<strong><strong>de</strong>r</strong>steht.<br />

Was die Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungen betrifft, so soll man sie nicht allzusehr aus<strong>de</strong>hnen. Eine<br />

Stun<strong>de</strong> wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel genügen. Sobald die Geister sich durch Medien kundgeben,<br />

wird gewöhnlich von ihnen bestimmt, wann Schluß gemacht wer<strong>de</strong>n soll. Denn Gott ist<br />

ein Gott <strong><strong>de</strong>r</strong> Ordnung, und auch seine Geister sind Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Ordnung. Das tritt in <strong>de</strong>n<br />

Sitzungen, die unter <strong>de</strong>m Schutze Gottes gehalten wer<strong>de</strong>n, in so wun<strong><strong>de</strong>r</strong>barer Weise<br />

auch dadurch in Erscheinung, daß stets ein Kontrollgeist anwesend ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> alles leitet. Er<br />

bestimmt, was die Teilnehmer zur Erleichterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien zu tun<br />

haben; er sagt ihnen, wie sie an ihrem eigenen inneren Vorankommen arbeiten sollen,<br />

welche Fehler sie abzulegen und welche Tugen<strong>de</strong>n sie sich anzueignen haben. Er<br />

bestimmt oft die Lesungen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift zu Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungen, än<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

manchmal auch die Plätze <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer, je nach<strong>de</strong>m es für die Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft<br />

dienlicher ist. Er bestimmt ferner, welche Geister bei <strong>de</strong>n Medien zugelassen wer<strong>de</strong>n,<br />

welcher Art ihre Kundgebung ist und wie lange sie in <strong>de</strong>m Medium bleiben dürfen. Er<br />

läßt auch böse Geister durch die Medien zu, da<strong>mit</strong> die Anwesen<strong>de</strong>n diese Geistwesen in<br />

ihrer Gesinnung und ihrem Tun kennenlernen und daraus die praktische Erfahrung<br />

sammeln, wie sie sich solchen Geistwesen gegenüber zu verhalten haben. Mit Vorliebe<br />

läßt er schwer lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Geister, die ziemlich guten Willens sind, in die Medien eintreten,


um diesen Geistern die Möglichkeit zu geben, von <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n belehrt und auf Gott<br />

hingewiesen zu wer<strong>de</strong>n. Es ist ein großes Werk <strong><strong>de</strong>r</strong> Nächstenliebe, das auf diese Weise<br />

die Teilnehmer an solchen Sitzungen ihren lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geschwistern im Jenseits erweisen<br />

können. Manchmal erklärt <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontrollgeist nachher <strong>de</strong>n Zweck, weshalb die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Geister zugelassen wur<strong>de</strong>n.<br />

Der Kontrollgeist kommt bei je<strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung als erster <strong>mit</strong> einem auf Gott hinweisen<strong>de</strong>n<br />

Gruß. Er ist <strong><strong>de</strong>r</strong> geistige Führer <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer, ermahnt sie, warnt sie, ta<strong>de</strong>lt sie, belehrt<br />

sie. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s eindringlich weist er, sowohl während <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Medien, als auch später darauf hin, daß sie im Glauben an Gott und im Vertrauen auf ihn<br />

stets wachsen und fester wer<strong>de</strong>n müßten.<br />

Je näher <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch innerlich seinem Gott kommt, um so größer ist seine Teilnahme an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott kommen<strong>de</strong>n Kraft. Um so größer und wun<strong><strong>de</strong>r</strong>barer sind aber auch die<br />

Gaben, die er von Gott zum Nutzen seiner Mitmenschen erhält. Darum ist das Ziel einer<br />

je<strong>de</strong>n Sitzung, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes Geister verkehren: 'Näher, mein Gott, zu dir!'<br />

Am Anfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien, wenn die ersten schriftlichen Kundgebungen<br />

aus <strong>de</strong>m Jenseits erfolgen, sind es gewöhnlich eure verstorbenen Angehörigen und<br />

Freun<strong>de</strong>, welche die Erlaubnis erhalten, <strong>mit</strong> euch in Verbindung zu treten, vorausgesetzt,<br />

daß sie selbst im Jenseits auf <strong>de</strong>m Wege zu Gott sind und nicht zu <strong>de</strong>n bösen Geistern<br />

gehören. Auch sie ermahnen euch inständig zum Glauben an Gott und sagen euch immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, daß ihr bei eurem <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n guten Geistern auf <strong>de</strong>m rechten Wege seid.<br />

Sie drücken dabei oft ihr tiefes Bedauern aus, daß sie bei ihren Lebzeiten nicht auf<br />

diesen Weg aufmerksam gemacht wor<strong>de</strong>n sind. Im Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> weiteren Ausbildung<br />

treten die verstorbenen Angehörigen und Freun<strong>de</strong> <strong>mit</strong> ihren Kundgebungen vollständig<br />

zurück und hohe Geistwesen geben sich kund. Die Voraussetzung muß jedoch erfüllt<br />

sein, daß die Teilnehmer innerlich an sich arbeiten und guten Willens sind. Ist bei einem<br />

Teilnehmer <strong><strong>de</strong>r</strong> gute Wille nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht mehr vorhan<strong>de</strong>n und bleiben wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte<br />

Ermahnungen <strong><strong>de</strong>r</strong> guten Geister bei ihm fruchtlos, so wird er auf Anordnung <strong>de</strong>s<br />

'Kontrollgeistes' von <strong>de</strong>n Zusammenkünften ausgeschlossen. Das ist <strong>de</strong>swegen<br />

notwendig, weil er selbst nicht weiterkommt und für die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ein großes Hemmnis<br />

be<strong>de</strong>utet. Denn an ihn heften sich die bösen Geistwesen. Sie folgen ihm in die Sitzungen<br />

und üben ihren schlechten Einfluß in <strong><strong>de</strong>r</strong> mannigfachsten Weise auch auf die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Teilnehmer aus; ferner wird die Odkraft durch die Disharmonie, die er infolge seiner<br />

inneren Einstellung in die Gemeinschaft trägt, nachteilig beeinflußt.<br />

Spiritistische Kirchen<br />

Alle Zusammenkünfte zum Zwecke <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong>, in <strong>de</strong>nen nicht<br />

ein Geist Gottes die Aufsicht führt, gehören nicht zu <strong>de</strong>n gottgewollten. Mögen sie auch<br />

<strong>de</strong>n rein äußerlichen Anstrich eines 'Gottesdienstes' an sich tragen, so ist doch die ganze<br />

Richtung, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterverkehr dann bewegt, nicht die Richtung zu Gott. Es ist<br />

nicht ein Läutern und Höherführen <strong>de</strong>s inneren Menschen. Wo die von Gott gesetzte


'Kontrolle' fehlt, da ist kein Platz für die Geister, die zum Dienst <strong><strong>de</strong>r</strong>er bestimmt sind, die<br />

das Heil erwarten sollen. Das Seelenheil <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer ist <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

spiritistischen Versammlungen.<br />

Wenn daher in so vielen sogenannten 'spiritistischen Kirchen' <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenkünfte auch <strong>mit</strong> Gebet und religiösen Lie<strong><strong>de</strong>r</strong>n umrahmt ist, so ist<br />

doch die Hauptsache <strong>de</strong>ssen, was darin vor sich geht, von <strong>de</strong>m Göttlichen weit entfernt.<br />

Die als Leiter o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter in diesen Kirchen tätigen Personen besitzen gewöhnlich<br />

die Gaben <strong>de</strong>s Hellsehens, Hellhörens und Hellempfin<strong>de</strong>ns. Dadurch ist es ihnen<br />

möglich, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geistern in Verbindung zu kommen, die sich in Begleitung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Versammlungsteilnehmer befin<strong>de</strong>n. Die Odstrahlung dieser Geistwesen kommt in<br />

Fühlung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Odstrahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> medialen Diener und Dienerinnen jener Kirchen. Sie<br />

ver<strong>mit</strong>telt ihnen nicht bloß die Persönlichkeitsbil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> anwesen<strong>de</strong>n Geister und ihr<br />

Verhältnis zu <strong>de</strong>n Personen, in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Begleitung sie sich befin<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ermöglicht<br />

ihnen auch, die Botschaften zu vernehmen, welche die Geistwesen im Interesse ihrer<br />

irdischen Freun<strong>de</strong> kundtun.<br />

Die Erteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterbotschaften, die sich fast nur auf die menschlichen Schicksale<br />

und Sorgen und das materielle Fortkommen beziehen, bil<strong>de</strong>t die Hauptsache bei diesen<br />

kirchlichen Versammlungen. Sie ist auch bei <strong>de</strong>n meisten Teilnehmern <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige<br />

Zweck, weshalb sie kommen. Sie betrachten diese Kirchen als Auskunftsstellen, bei<br />

<strong>de</strong>nen man gegen Entrichtung eines Eintrittsgel<strong>de</strong>s von <strong>de</strong>n Geistern verstorbener<br />

Angehöriger o<strong><strong>de</strong>r</strong> Freun<strong>de</strong> durch Ver<strong>mit</strong>tlung <strong><strong>de</strong>r</strong> hellsehen<strong>de</strong>n Kirchendiener über sein<br />

irdisches Schicksal etwas hören möchte. Darum sind die Leiter jener Kirchen auch<br />

darauf bedacht, daß kein Besucher ohne eine solche 'Botschaft' die Versammlung<br />

verläßt.<br />

Da die Geister Gottes bei so gearteten Zusammenkünften fehlen und infolge<strong>de</strong>ssen auch<br />

keine Kontrolle führen, so hat die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Geisterwelt</strong> freies Spiel. Sind es auch nicht<br />

gera<strong>de</strong> böse Geister, die kommen und gehen, so han<strong>de</strong>lt es sich doch um einen<br />

Geisterverkehr, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Menschen nicht viel seelischen Nutzen bringen kann.<br />

Kommt nun noch dazu, daß in solchen Kirchen 'Hellseher' auftreten, die zugleich<br />

'Teiltrancemedien' sind, dann gleichen diese einem offenen Fenster, durch das die<br />

nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Geisterwelt</strong> nach Belieben einsteigen kann. Es ist ja kein Kontrollgeist da, <strong><strong>de</strong>r</strong> es<br />

ihnen wehrt und Ordnung hält. Und so wirbeln die Geisterkundgebungen in einer Weise<br />

durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong>, die abstoßend wirken muß. Dadurch erlei<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> gute und gottgewollte<br />

Geisterverkehr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> in diesen Dingen meistens ganz unerfahrenen<br />

Menschen nicht geringen Scha<strong>de</strong>n. Denn wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> 'religiösen Aufmachung' jener<br />

kirchlichen Versammlungen wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Eindruck erweckt, als sei das, was da vor sich<br />

geht, <strong><strong>de</strong>r</strong> gottgewollte Spiritismus.<br />

Die Leiter solcher Kirchen tragen daher vor Gott eine schwere Verantwortung für das,<br />

was bei diesen Zusammenkünften geschieht. Sie haben die Pflicht, die ihnen verliehenen<br />

Gaben uneigennützig und ohne menschliche Rücksichten ganz in <strong>de</strong>n Dienst Gottes zu<br />

stellen. Sie müssen um eine 'Geisterkontrolle' beten, die ihnen gern gewährt wird. Ihr<br />

müssen sie dann aber auch in allem Gehorsam leisten. Tun sie dies, dann wer<strong>de</strong>n die


Versammlungen zu einem wirklichen Gottesdienst wer<strong>de</strong>n und zur Erbauung und zum<br />

seelischen Nutzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer gereichen. Denn dann tritt die hohe <strong>Geisterwelt</strong><br />

Gottes in Tätigkeit, und die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geister sind ausgeschaltet.<br />

Wenn die Versammlungen so gehalten wer<strong>de</strong>n, wie ich dich eben belehrt habe, dann<br />

wer<strong>de</strong>n sie euch großen Segen, viel Freu<strong>de</strong> und wahren Herzensfrie<strong>de</strong>n ver<strong>mit</strong>teln.<br />

Je<strong>de</strong> Sitzung wird geschlossen <strong>mit</strong> einem kurzen Dankgebet, das <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungsleiter<br />

spricht und - wo möglich - <strong>mit</strong> einem Lied.<br />

Der spiritistische Einzelgottesdienst<br />

Die Ausbildung eines Mediums und die sonstige Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong><br />

ist aber nicht an solche 'gemeinschaftliche Sitzungen' gebun<strong>de</strong>n. Der einzelne kann auch<br />

für sich allein entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> täglich o<strong><strong>de</strong>r</strong> öfters in <strong><strong>de</strong>r</strong> Woche eine bestimmte Zeit, vielleicht<br />

eine halbe Stun<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch weniger, zur inneren Sammlung verwen<strong>de</strong>n. Er verfährt<br />

dabei in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise, wie ich es dir für die gemeinschaftlichen Sitzungen geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

habe. Er beginnt <strong>mit</strong> einem kurzen Gebet, hält eine Lesung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift und<br />

<strong>de</strong>nkt über das Gelesene nach. Darauf hält er, wie vorhin angegeben, seine Hand <strong>mit</strong><br />

einem Bleistift auf ein vor ihm liegen<strong>de</strong>s Blatt Schreibpapier und verhält sich abwartend<br />

ohne irgendwelche geistige Spannung. Wird er zur Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrift von Gedanken<br />

gedrängt, die <strong>mit</strong> großer Bestimmtheit ihm inspiriert wer<strong>de</strong>n, so schreibe er sie nie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Wird seine Hand durch eine frem<strong>de</strong> Kraft in Bewegung gesetzt, so gebe er nach.<br />

Ist die Zeit vorüber, die er für diesen Privatgottesdienst bestimmt hatte, so schließe er<br />

<strong>mit</strong> Gebet. Er kann versichert sein, daß die gute <strong>Geisterwelt</strong> vom ersten Augenblick an,<br />

wo er ihre Verbindung sucht, bei ihm zu arbeiten beginnt und die Vorbedingungen<br />

schafft, die für dies Verbindung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich sind. Ja, diese Arbeit beginnt schon dann,<br />

wenn ein Mensch in seinen Gedanken sich ernstlich <strong>mit</strong> dieser Sache beschäftigt. Oft<br />

stellt sich bei medial veranlagten Personen ein ihnen unerklärliches Gefühl ein, sobald<br />

sie nur einer ernsten Unterhaltung über die <strong>Geisterwelt</strong> und ihre Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Menschen beiwohnen.<br />

Dieses Gefühl rührt daher, daß die Geister <strong>de</strong>s Jenseits, von <strong>de</strong>nen einige beständig um<br />

euch sind, sie jetzt schon zu beeinflussen beginnen, weil sie infolge ihrer medialen<br />

Veranlagung für die O<strong>de</strong>inwirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> sehr empfänglich sind. Bevor ein<br />

Mensch jedoch etwas von <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit einer Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> weiß,<br />

wäre es zwecklos, wenn die ihn umgeben<strong>de</strong>n Geistwesen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n vorbereiten<strong>de</strong>n<br />

Arbeiten an ihm beginnen wollten. Es wäre nicht bloß zwecklos, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n könnte auch<br />

sehr unangenehme irdische Folgen haben. Denn we<strong><strong>de</strong>r</strong> er noch seine Angehörigen<br />

vermöchten die bei ihm einsetzen<strong>de</strong>n medialen Vorgänge zu verstehen. Man wür<strong>de</strong> ihn<br />

für nervenkrank halten, ihn in ärztliche Behandlung geben o<strong><strong>de</strong>r</strong> in eine Heilanstalt<br />

bringen. Die gute <strong>Geisterwelt</strong> beginnt daher erst dann <strong>mit</strong> ihrer Arbeit, wenn sie<br />

Aussicht auf Erfolg hat, sonst nicht.


In welchem Falle ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Spiritismus<br />

schädlich?<br />

Im Anschluß an diese Belehrungen möchte ich die Frage beantworten, die von vielen <strong>mit</strong><br />

Recht gestellt wird. Sie lautet: 'Scha<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Spiritismus gesundheitlich <strong>de</strong>n Medien o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>de</strong>n Personen, die sich an spiritistischen Sitzungen beteiligen?'<br />

Auf diese Frage antworte ich <strong>mit</strong> 'Nein' - und <strong>mit</strong> 'Ja'. Wenn ihr eine Sitzung, in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister verkehren, <strong>mit</strong> Gott haltet und alles in seinem Namen tut, euch <strong>de</strong>m Schutze<br />

Gottes unterstellt und ihn liebt und stets das Gute wollt, so wird euch diese Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> nie scha<strong>de</strong>n. Ihr wer<strong>de</strong>t im Gegenteil dadurch körperlich und<br />

seelisch gestärkt. Am meisten jedoch die Medien. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlaf, <strong>de</strong>n ihr zur Stärkung<br />

braucht, haben die Medien, die in Tieftrance fallen, während dieser Zeit nicht nötig.<br />

Aber nur, wenn ihr <strong>de</strong>m Guten dient und böse Geister von euch weist. Solange die<br />

Medien im Trancezustand sind, ruht ihr Körper und wird dadurch gekräftigt. Wenn wir<br />

guten Geister auch an ihnen o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch sie arbeiten, so scha<strong>de</strong>t ihnen dies durchaus<br />

nicht. Sie ruhen sich vielmehr, wie gesagt, körperlich aus und fühlen sich nach Schluß<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung wohler als vorher. Die Odkraft, die <strong>de</strong>n Medien und Teilnehmern einer<br />

Sitzung entzogen wird, ersetzt die gute <strong>Geisterwelt</strong> durch frisches Od. Dazu kommt, daß<br />

bei Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien innere Gebrechen <strong>de</strong>s Mediums, die <strong>de</strong>n Trancezustand<br />

erschweren o<strong><strong>de</strong>r</strong> verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, zuerst durch Eingreifen <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> beseitigt<br />

wer<strong>de</strong>n, so daß <strong><strong>de</strong>r</strong> betreffen<strong>de</strong> Mensch nach seiner Ausbildung als 'Tieftrancemedium'<br />

gesün<strong><strong>de</strong>r</strong> ist als vorher.<br />

Der Spiritismus scha<strong>de</strong>t jedoch, wenn ihr Gott dabei außer acht lasset, alles <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Bösen betreibt, euch sogar an <strong>de</strong>m Bösen belustigt und das Gebet vergeßt. So verfallt ihr<br />

nach und nach <strong>de</strong>m Bösen. Das ist nicht bloß <strong>de</strong>swegen so schlimm, weil ihr durch die<br />

bösen Geister vom Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit und rechten Erkenntnis weggelockt wer<strong>de</strong>t,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n weil sie euch auch körperlich schwer schädigen. Denn die Odkraft, die sie euch<br />

entziehen, wird von ihnen nicht mehr ersetzt. Infolge<strong>de</strong>ssen wird vor allem die<br />

Gesundheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien, aber auch die <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer, sehr geschwächt und nach und<br />

nach vollständig zugrun<strong>de</strong> gerichtet. So ist ein Körnchen Wahrheit in <strong>de</strong>m<br />

Volksglauben, daß <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige sein Leben einsetzen müsse, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Teufel ein<br />

Bündnis schließt. Denn seine Odkraft wird durch das Böse nach und nach verbraucht,<br />

und sein irdischer Körper bleibt nicht mehr lebensfähig. Viele Medien, die <strong>de</strong>m nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Spiritismus dienen, erlei<strong>de</strong>n eine geistige und körperliche Zerrüttung. Manche en<strong>de</strong>n im<br />

Irrenhaus o<strong><strong>de</strong>r</strong> begehen Selbstmord.<br />

Gefahren und Schädigungen sind also im Spiritismus nur dort vorhan<strong>de</strong>n, wo man ihn<br />

nicht betreibt, um die göttliche Wahrheit kennenzulernen und innerlich besser zu<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wo man darin bloß seine Neugier<strong>de</strong>, seine Sucht nach<br />

außeror<strong>de</strong>ntlichen Erlebnissen befriedigen, Auskünfte für sein materielles Fortkommen<br />

erhalten o<strong><strong>de</strong>r</strong> rein wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen will.<br />

Warne daher <strong>de</strong>ine Mitmenschen aufs ernstlichste vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnahme an einem<br />

Geisterverkehr, <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht höheren Zwecken dient. Belehre sie über <strong>de</strong>n guten,


gottgewollten Spiritismus. Denn diesen soll je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch betreiben. Er ist für ihn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

einzige Weg zur Wahrheit und <strong><strong>de</strong>r</strong> kürzeste Weg zu Gott.<br />

Auch <strong><strong>de</strong>r</strong>, welcher sich noch nicht zum Gottesglauben durchgerungen hat, soll sich an<br />

<strong>de</strong>m guten Spiritismus beteiligen, sofern er <strong>de</strong>n ehrlichen Willen hat, die Wahrheit<br />

anzunehmen, sobald sie ihm in überzeugen<strong><strong>de</strong>r</strong> Weise geboten wird. Wahrheitssucher <strong>mit</strong><br />

solcher Gesinnung wer<strong>de</strong>n auf diesem Wege die Wahrheit und die Freiheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gottes fin<strong>de</strong>n. Sie wer<strong>de</strong>n erkennen, worin wahre Religion in Wirklichkeit besteht. Von<br />

ihnen gilt das Wort Christi: 'Suchet und ihr wer<strong>de</strong>t fin<strong>de</strong>n!'<br />

Die, welche noch nicht an Gott glauben, sollen doch zu Gott, wenn auch nur<br />

bedingungsweise, beten. Sie mögen das Gebet ihrem augenblicklichen Zustand<br />

anpassen. Folgen<strong>de</strong>s Gebet kann je<strong><strong>de</strong>r</strong> Ungläubige sprechen, wenn er guten Willens und<br />

bereit ist, die Wahrheit anzunehmen:<br />

'O Gott, wenn es wahr ist, daß du existierst, so bitte ich dich von Herzen: Lehre mich<br />

dich erkennen! Zeige mir die Wahrheit und führe mich <strong>de</strong>n rechten Weg! - Amen.'<br />

Er wird sicher erhört wer<strong>de</strong>n. Denn Gott erbarmt sich eines je<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> guten Willen hat.<br />

Welcher religiösen Gemeinschaft einer angehört, ist für die Beteiligung an guten<br />

spiritistischen Zusammenkünften belanglos.<br />

Medien und Medienschulen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel<br />

Allgemeines<br />

Ich habe von euren Söhnen manche als<br />

Propheten und von euren Jünglingen<br />

manche als Gottgeweihte auftreten<br />

lassen. Amos 2, 11<br />

Den Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> Jetztzeit erscheint <strong><strong>de</strong>r</strong> Gedanke an die Möglichkeit <strong>de</strong>s <strong>Verkehr</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenwelt als etwas Frem<strong>de</strong>s und Neues. Das kommt daher, daß ihr<br />

die Bibel nur oberflächlich lest und über ihre Berichte nicht tiefer nach<strong>de</strong>nkt. Sonst<br />

müßtet ihr euch doch bei <strong>de</strong>m, was darin <strong>mit</strong>geteilt wird, einmal die Frage vorlegen:<br />

'Wie geschah das alles? Wie ging das vor sich? Wie habe ich mir das zu <strong>de</strong>nken? Wie<br />

soll ich mir das erklären?'<br />

Wenn schon in <strong>de</strong>n ersten Abschnitten <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel davon die Re<strong>de</strong> ist, daß Gott <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Menschen sprach, daß er <strong>mit</strong> Adam und Eva, <strong>mit</strong> Kain und Abel, <strong>mit</strong> Abraham, Isaak<br />

und Jakob und Mose re<strong>de</strong>te, dann müßtet ihr als <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Menschen wenigstens<br />

versuchen, euch <strong>de</strong>n Hergang klarzumachen. Diejenigen, zu <strong>de</strong>nen die Geister Gottes<br />

damals sprachen, waren doch Menschen wie ihr. Sie hatten ihre Sün<strong>de</strong>n und Fehler wie<br />

ihr. Die Naturgesetze ihres irdischen Daseins waren ebenfalls dieselben wie damals. Und<br />

wenn ihr dann weiterlest, wie ein täglicher <strong>Verkehr</strong> zwischen <strong>de</strong>m israelitischen Volke<br />

und <strong>de</strong>m jenseitigen Geisterreich bestand, wie je<strong><strong>de</strong>r</strong> Gott fragen konnte und Antwort


erhielt, wie die Führer <strong>de</strong>s Volkes nichts unternahmen ohne Anweisung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> guten<br />

<strong>Geisterwelt</strong>, dann muß euch euer gesun<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenverstand sagen: Also ist eine<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> möglich. Und wenn sie möglich ist und Jahrtausen<strong>de</strong><br />

hindurch von <strong>de</strong>n Menschen aufrechterhalten wur<strong>de</strong>, warum sollte dann die Menschheit<br />

von heute diese Verbindung nicht mehr haben können?<br />

Ihr scheint allerdings zu glauben, daß es bloß von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> abhänge, ob sie <strong>mit</strong><br />

euch verkehrt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, und daß sie aus sich allein und nach eigenem Belieben die<br />

Verbindung herbeiführen könne, ohne daß ihr selbst dabei irgendwie <strong>mit</strong>zuwirken hättet.<br />

Ihr <strong>de</strong>nkt euch das wohl so, als ob die Geister je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit zu <strong>de</strong>n Menschen auf Besuch<br />

kommen könnten, und die Menschen brauchten ihnen bloß Zutritt zu gewähren und<br />

hätten lediglich zuzuhören, was ihnen die <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong>teilt. Und da ihr heute von <strong>de</strong>m<br />

Geisterverkehr <strong><strong>de</strong>r</strong> früheren Zeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel eine so große Rolle spielt, nichts mehr<br />

merkt, so ist bei euch die Meinung aufgekommen, das Jenseits habe <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m Diesseits endgültig eingestellt. Das ist ein bedauerlicher Irrtum. Die gute<br />

<strong>Geisterwelt</strong> sehnt sich vielmehr auch heute danach, zu euch zu kommen und ist bereit,<br />

die Brücke zu betreten, die vom Jenseits zum Diesseits führt. Aber ihr selbst müßt die<br />

Brücke bauen helfen. Auch in <strong>de</strong>n früheren Zeiten mußten von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen alle<br />

Vorbedingungen erfüllt wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen<br />

ermöglichten. Die alten Völker kannten diese Vorbedingungen und richteten sich<br />

danach.<br />

Heute meint ihr, wenn ihr die Vorgänge in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel lest, die als Begleiterscheinungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterkundgebungen geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, das sei alles bloß äußere Ausschmückung<br />

und habe <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Geisterverkehr selbst nichts zu tun. Glaubt ihr wirklich, es sei bloß<br />

Spielerei gewesen und überflüssiges, äußeres Getue, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Engel <strong>de</strong>s Herrn aus <strong>de</strong>m<br />

brennen<strong>de</strong>n Dornbusch zu Mose und aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Wolkensäule zu <strong>de</strong>n Israeliten sprach, so<br />

daß er auch ohne diese Odflamme und Odsäule sich hätte verständlich machen können?<br />

Meint ihr vielleicht, Gott habe einen Scherz gemacht, als er zu Mose sagte: 'Ich will die<br />

Wolke noch dichter machen, da<strong>mit</strong> mich das ganze Volk hören kann, wenn ich <strong>mit</strong> dir<br />

spreche' ? - Als ob er die Verstärkung <strong>de</strong>s Schalles seiner Worte auch ohne Verstärkung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Odwolke hätte erreichen können. - O<strong><strong>de</strong>r</strong> seid ihr <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, daß die gewaltige<br />

Wolke, die <strong>de</strong>n Berg Sinai während <strong>de</strong>s Donners und Posaunenschalles einhüllte, bloß<br />

äußere Aufmachung war, so daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Donner und Posaunenschall auch ohne jenes<br />

Gewölk hätte hervorgebracht wer<strong>de</strong>n können? Und wenn David <strong>de</strong>n Priester Abjathar<br />

bittet, das Ephod <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Orakelschild zu bringen, weil er Gott fragen wollte und Gott<br />

ihm antworten sollte, war da das Orakelschild vielleicht auch nur Spielerei? - O<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

waren die Flammen im Dornbusch, Wolkensäule, Orakelschild und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Dinge, die<br />

euch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel bei <strong>de</strong>m <strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen begegnen, nicht<br />

vielmehr die unbedingt notwendigen Leitungsdrähte, durch die das 'Telefongespräch' aus<br />

<strong>de</strong>m Jenseits nach <strong>de</strong>m Diesseits ermöglicht wur<strong>de</strong>?<br />

Sie bil<strong>de</strong>ten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat eine Brücke, über die Gottes Geister zu jenen Menschen kamen.<br />

Ohne diese Brücke wäre ihr Kommen unmöglich gewesen. Das Material, das die<br />

irdischen Geschöpfe dazu lieferten, war die Odkraft, die beim brennen<strong>de</strong>n Dornbusch in<br />

Gestalt einer Flamme, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wolkensäule in Gestalt einer Odwolke allein sichtbar in<br />

Erscheinung trat, wie sie auch bei <strong>de</strong>n vielen Geisterverkörperungen in jenen Zeiten zur


Bildung <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Gestalt <strong>de</strong>s Geistes erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich war. Dieselbe Kraft mußte <strong>de</strong>n<br />

Geistern in hinreichen<strong><strong>de</strong>r</strong> Menge zur Verfügung stehen, die bei <strong>de</strong>m Orakelschild die<br />

Buchstaben anzeigten, aus <strong>de</strong>nen die Sätze gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, welche die Antworten <strong>de</strong>s<br />

Jenseits enthielten.<br />

Wahre und falsche Propheten<br />

Die Quellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft für <strong>de</strong>n Geisterverkehr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel bil<strong>de</strong>ten, genau wie heute,<br />

die 'Medien'. In <strong>de</strong>n Schriften <strong>de</strong>s Alten Testamentes lest ihr so viel von 'Propheten' und<br />

'Prophetenschulen'. Was <strong>de</strong>nkt ihr euch darunter? Glaubt ihr vielleicht, daß man in<br />

Schulen die Prophetengabe erlernen könne, wie man eine weltliche Wissenschaft<br />

erlernt? Nach eurem heutigen Sprachgebrauch versteht ihr ja unter einem 'Propheten'<br />

einen Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Zukunft voraussagen kann. Danach müßtet ihr annehmen, daß<br />

man in <strong>de</strong>n alten 'Prophetenschulen' sich die Fähigkeit erwerben konnte, zukünftige<br />

Dinge vorherzusagen.<br />

Das ist eine falsche Auffassung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Worte 'Prophet' und<br />

'Prophetenschulen' in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel.<br />

Ein 'Prophet' ist ein Mensch, aus <strong>de</strong>m nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />

Geistwesen spricht. In diesem Sinne schreibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Paulus von 'Prophetengeistern'<br />

(1. Kor. 14, 32). - Sind es Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit, die sich durch die 'Propheten'<br />

kundgeben, so nennt man diese 'wahre' o<strong><strong>de</strong>r</strong> 'echte' Propheten. Sind es aber Geister <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lüge, also böse Geister, so hat die Bibel dafür die Bezeichnung 'falsche Propheten'.<br />

Was man in <strong>de</strong>n biblischen Zeiten 'Prophet' nannte, bezeichnet ihr heute als 'Medium'.<br />

Auf <strong>de</strong>n Sprachgebrauch kommt es nicht an, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf die Sache selbst. Alle großen<br />

Persönlichkeiten <strong>de</strong>s Alten und <strong>de</strong>s Neuen Testamentes waren große 'Medien'. Wer<strong>de</strong>n<br />

auch ihre medialen Zustän<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>nen sie ihre Odkraft an die <strong>Geisterwelt</strong> abgaben, nicht<br />

ausführlich in <strong>de</strong>n Heiligen Schriften geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t, so sind sie doch nicht selten in <strong>de</strong>n<br />

Berichten wenigstens ange<strong>de</strong>utet.<br />

Abraham und Mose als Medien<br />

Abraham war Medium. Auf seine Trancezustän<strong>de</strong>, die bei seinem <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Jenseits zum Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Odabgabe eintraten, wird an einer Stelle klar hingewiesen:<br />

'Als nun die Sonne untergehen wollte, da fiel ein tiefer Schlaf auf Abraham und zugleich<br />

stellte sich eine Beängstigung und tiefe Finsternis bei ihm ein ... Als dann die Sonne<br />

untergegangen war und es ganz finster wur<strong>de</strong>, da war es wie ein rauchen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ofen und<br />

wie eine Feuerfackel, was zwischen jenen Fleischstücken hindurchfuhr'<br />

(1. Mose 15, 12 u. 17).<br />

Der tiefe Schlaf war nicht ein natürlicher Schlaf, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das was ihr auch heute<br />

'medialen Schlaf' nennt, in <strong>de</strong>m das Od <strong>de</strong>s Mediums frei wird zum Gebrauch für die<br />

Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong>. Die Beängstigung und tiefe Finsternis, von <strong><strong>de</strong>r</strong> hier die<br />

Re<strong>de</strong> ist und von <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht selten die <strong>de</strong>m Guten dienen<strong>de</strong>n Medien befallen wer<strong>de</strong>n, ist


eine Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong>, die dadurch die Kundgebung <strong><strong>de</strong>r</strong> guten Geister zu<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n sucht. Denn das Angstgefühl hemmt bei je<strong>de</strong>m Medium die Odabgabe und<br />

macht eine Geisterkundgebung unmöglich. Schon vorher hatte das Böse bei Abraham<br />

störend einzugreifen versucht. Abraham hatte nämlich auf Geheiß <strong>de</strong>s Herrn Tiere<br />

geschlachtet und in Stücke zerlegt. Da stürzten 'Raubvögel' auf die Stücke herab, aber<br />

Abraham verscheuchte sie. Das Schlachten <strong><strong>de</strong>r</strong> Opfertiere hatte <strong>de</strong>n Zweck, außer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Odkraft <strong>de</strong>s Abraham noch eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Odquelle zu erschließen, nämlich das Od <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geschlachteten Tiere. Was in <strong>de</strong>m hier vorliegen<strong>de</strong>n Bericht als 'Raubvögel' bezeichnet<br />

wird, waren keine natürlichen Raubvögel. Es waren als Raubvögel materialisierte böse<br />

Geistwesen. Nur in einer Materialisierung war es ihnen möglich, die Fleischstücke fort<br />

zu nehmen. Nun verstehst du auch, worauf es ihnen ankam. Sie wollten zunächst die<br />

durch das Schlachten <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiere erschlossene Odquelle beseitigen, und dann versuchten<br />

sie, die menschliche Odquelle, die Abraham als Medium war, durch Einflößung <strong>de</strong>s<br />

Angstgefühls zu verschütten. Zu <strong>de</strong>m medialen Geschehen wur<strong>de</strong> die Dunkelheit<br />

gewählt, weil bei <strong><strong>de</strong>r</strong> notwendigen Verdichtung <strong>de</strong>s Ods nach <strong>de</strong>n bekannten Gesetzen<br />

Licht und Wärme nachteilig wirken. - Daß das, was hier als 'Rauch' bezeichnet wird, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

feurig leuchtete, das Od war, ist dir bekannt.<br />

Auch Mose war Medium. Er gab das Od ab, das im Dornbusch als Flamme leuchtete. Es<br />

wur<strong>de</strong> verstärkt durch die Odabgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> dicht dabei ruhen<strong>de</strong>n Her<strong>de</strong>, die Mose zu<br />

wei<strong>de</strong>n hatte. Auch hier war es Nachtzeit. Die Odverdichtung erschien in einem<br />

Dornbusch, weil er <strong>mit</strong> seinen vielen Verästelungen gewissermaßen als ein Vorhang<br />

wirkte, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Odmasse zusammenhielt, ähnlich wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorhang <strong>de</strong>s<br />

'Offenbarungszeltes' und das 'Kabinett' in <strong>de</strong>n heutigen spiritistischen Sitzungen. Auch<br />

hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> Dornstrauch selbst Od, das sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Od vereinigte.<br />

Man nannte die 'Medien' in <strong>de</strong>n ältesten Zeiten 'Seher', weil sie außer ihren sonstigen<br />

medialen Fähigkeiten meistens auch die Gabe <strong>de</strong>s 'Hellsehens' besaßen. Erst später kam<br />

die Bezeichnung 'Prophet' auf.<br />

Samuel und seine Medienschule<br />

In allen Orten gab es solche 'Seher' o<strong><strong>de</strong>r</strong> 'Propheten'. Als Saul <strong>mit</strong> seinem Knecht die<br />

entlaufenen Eselinnen seines Vaters suchte und nicht fand, sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> Knecht zu ihm:<br />

'Hier in <strong>de</strong>m Ort wohnt ein 'Seher'. Laß uns zu ihm gehen. Vielleicht gibt er uns<br />

Auskunft.' Und an dieser Stelle fügt <strong><strong>de</strong>r</strong> biblische Bericht erläuternd hinzu: 'Ehe<strong>de</strong>m<br />

gebrauchte man in Israel, wenn man zur Befragung Gottes ging, die Re<strong>de</strong>nsart: Kommt,<br />

laßt uns zum 'Seher' gehen. Denn einen Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong> heutzutage 'Prophet' heißt,<br />

nannte man ehe<strong>de</strong>m 'Seher'' (1. Samuel 9, 6+9). - So kamen Saul und sein Knecht zu<br />

Samuel.<br />

Samuel war nicht bloß selbst 'Medium', son<strong><strong>de</strong>r</strong>n leitete auch die 'Medienschule' in Rama.<br />

Solche Schulen nannte man damals 'Prophetenschulen'.<br />

Als Saul auf seinem Heimweg nach Gibea kam, begegnete ihm eine Schar 'Medien', die<br />

sich im Trancezustand befan<strong>de</strong>n und aus <strong>de</strong>nen Geister das Lob Gottes verkün<strong>de</strong>ten. Da<br />

geriet auch Saul in diesen Zustand und ein Geist kam in ihn.


Eure Bibelübersetzer, die nicht wissen, was dieser Zustand zu be<strong>de</strong>uten hat, sagen: 'Er<br />

geriet in prophetische Begeisterung' - ein Ausdruck, unter <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Leser sich nichts<br />

Rechtes vorstellen kann. Nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist Sauls und <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Medien', die ihm begegneten,<br />

geriet in Begeisterung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gute Geistwesen <strong>de</strong>s Jenseits nahmen von ihnen Besitz.<br />

Die Medien brauchten dabei nicht in <strong>de</strong>m Zustand <strong>de</strong>s 'Tieftrance' zu sein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es<br />

genügte das, was ihr heute 'Teiltrance' o<strong><strong>de</strong>r</strong> 'Halbtrance' nennt.<br />

Ferner berichtet die Bibel, daß David sich zu Samuel nach Rama flüchtete, wo bei<strong>de</strong> im<br />

'Prophetenhaus', also in <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Medienschule', wohnten. Als Saul nun dorthin Boten<br />

schickte, um David zu holen, hielt Samuel gera<strong>de</strong> eine Sitzung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Medien ab. Sie<br />

befan<strong>de</strong>n sich im Trancezustand, als die Boten Sauls eintrafen. Eure Bibelübersetzung<br />

berichtet darüber: 'Als die Boten die Versammlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Propheten sahen, die sich in<br />

'Begeisterung' befan<strong>de</strong>n und Samuel an ihrer Spitze stehend erblickten, kam <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist<br />

Gottes über die Boten Sauls, so daß auch sie in prophetische Begeisterung gerieten. Als<br />

man das <strong>de</strong>m Saul mel<strong>de</strong>te, schickte er an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Boten ab; aber auch diese wur<strong>de</strong>n<br />

verzückt. Und ebenso erging es <strong>de</strong>n Boten, die Saul zum drittenmal sandte. Da ging er<br />

selbst nach Rama. Als er bei <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Zisterne, die sich in Sechu befin<strong>de</strong>t,<br />

angekommen war, fragte er: Wo sind Samuel und David? Man antwortete ihm: Im<br />

Prophetenhaus in Rama. Er ging also von dort zum Prophetenhause nach Rama. Als er<br />

aber noch unterwegs war, kam auch über ihn ein Geist Gottes, und er befand sich<br />

ununterbrochen in 'prophetischer Begeisterung' bis zu seiner Ankunft im Prophetenhaus<br />

in Rama. Da zog auch er seine Oberklei<strong><strong>de</strong>r</strong> aus und war ebenfalls in 'Verzückung' und<br />

lag in bloßen Unterklei<strong><strong>de</strong>r</strong>n während jenes ganzen Tages und <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Nacht da.<br />

Daher pflegt man zu sagen: 'Gehört auch Saul zu <strong>de</strong>n Propheten?' (1. Samuel 19,<br />

18-24).<br />

Manches in diesem Bericht bedarf <strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärung. Der Umstand, daß alle Boten Sauls so<br />

schnell in 'Trance' gerieten, ist da<strong>mit</strong> zu erklären, daß sie sehr medial waren. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

großen und starken Odströmung nun, die in einer Versammlung von ausgebil<strong>de</strong>ten o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung begriffenen Medien vorhan<strong>de</strong>n ist, wie hier in <strong><strong>de</strong>r</strong> Medienschule<br />

Samuels, war es für die <strong>Geisterwelt</strong> nicht schwer, die 'Halbtrance' bei <strong>de</strong>nen<br />

herbeizuführen, die eine mediale Veranlagung hatten.<br />

Saul selbst war Medium. So waren bei ihm nicht frem<strong>de</strong> Odkräfte nötig, um ihn in<br />

Halbtrance zu bringen. Deshalb kam er schon auf <strong>de</strong>m Wege nach Rama in diesen<br />

Zustand.<br />

Daran, daß die Medien in <strong><strong>de</strong>r</strong> Medienschule in Rama in leichten Unterklei<strong><strong>de</strong>r</strong>n dasaßen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitte <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeit dalagen, dürft ihr euch nicht stoßen. Auch heute<br />

nehmen die Medien in möglichst leichter Kleidung an <strong>de</strong>n Sitzungen teil. Denn es muß<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, daß sich bei ihnen eine große Wärme entwickelt, weil die Wärme,<br />

wie du weißt, auf die Odverdichtung ungünstig einwirkt und sie erschwert. Aus diesem<br />

Grund lag auch Saul in seinen Unterklei<strong><strong>de</strong>r</strong>n da. Wenn gesagt ist, daß er einen Tag und<br />

eine Nacht so zugebracht hat, so soll da<strong>mit</strong> nicht ausgedrückt wer<strong>de</strong>n, daß er während<br />

dieser ganzen Zeit in 'Trance' war. Er wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb so lange dort festgehalten, weil es<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> letzte Versuch <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> war, Saul wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu seinem Gott<br />

zurückzuführen. Er war ja infolge seines Ungehorsams von Gott abgefallen. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong>


guten <strong>Geisterwelt</strong> stand er nicht mehr in Verbindung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein böser Geist<br />

beherrschte ihn. Er war ja an diesem Tage nach Rama gekommen, um David<br />

gefangenzunehmen und zu töten. Das alles wur<strong>de</strong> ihm nun als letzter Ruf Gottes durch<br />

die Geister Gottes, die durch die anwesen<strong>de</strong>n Medien sprachen, in <strong>de</strong>n mannigfachsten<br />

Kundgebungen vorgehalten. Samuel selbst bemühte sich, <strong>de</strong>n von ihm gesalbten ersten<br />

König durch eindringliche Mahnung vor <strong>de</strong>m drohen<strong>de</strong>n Ver<strong><strong>de</strong>r</strong>ben zu retten. Denselben<br />

Zweck verfolgte Samuel <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Gottesdiensten, die er im Beisein <strong>de</strong>s<br />

Saul hielt und von <strong>de</strong>nen in eurem biblischen Bericht nichts erwähnt wird. Er wollte das<br />

Herz <strong>de</strong>s Königs rühren und zur Umkehr bewegen.<br />

Die Gefahren für die Medien im Alten Bund<br />

Der Gottesdienst war überhaupt das Wichtigste in <strong>de</strong>n 'Medienschulen'. Die angehen<strong>de</strong>n<br />

Medien o<strong><strong>de</strong>r</strong> 'Prophetenschüler', wie sie damals genannt wur<strong>de</strong>n, sollten in ihrer ganzen<br />

inneren Einstellung <strong>mit</strong> Gott in innige Verbindung gebracht wer<strong>de</strong>n. Unerschütterlicher<br />

Gottesglaube und tiefes Gottvertrauen sollten die Grundlage bil<strong>de</strong>n, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> sich die<br />

medialen Fähigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Schüler entwickelten. So sollten sie befähigt wer<strong>de</strong>n, als<br />

würdige Werkzeuge Gottes und seiner <strong>Geisterwelt</strong> ihren Mitmenschen zu dienen. Denn<br />

die Gefahren, die <strong>de</strong>n Medien damals drohten, waren dieselben wie heute.<br />

Die größte Gefahr bil<strong>de</strong>t, wie es zu allen Zeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist, auch damals die Sucht nach<br />

Ehre und nach Geld. Die Medien stan<strong>de</strong>n in hohem Ansehen. Nicht bloß die weltlichen<br />

Herrscher waren bemüht, sie in großer Zahl um sich zu haben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die<br />

einzelnen wohlhaben<strong>de</strong>n Familien hielten sich ein Medium zum Befragen <strong>de</strong>s Jenseits<br />

und nannten es 'Priester'. Man gab ihnen reiche Geschenke und <strong>de</strong>n gesamten<br />

Lebensunterhalt. Es waren meistens Medien, die ihr heute 'Planchettemedien' nennen<br />

wür<strong>de</strong>t. Sie benutzten zum Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> das 'Orakelschild', eine<br />

Nachbildung <strong>de</strong>s Orakelschil<strong>de</strong>s im Offenbarungszelt.<br />

Das Gesagte wird dir bestätigt durch einen Bericht im Buche <strong><strong>de</strong>r</strong> Richter. Da wird<br />

geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t, wie ein Mann <strong>mit</strong> Namen Micha das <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter entwen<strong>de</strong>te Geld an sie<br />

zurückgab. Diese ließ von einem Teile <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s ein 'geschnitztes und ein gegossenes<br />

Gottesbild' anfertigen, das im Hause Michas aufgestellt wur<strong>de</strong>. Er stellte einen seiner<br />

Söhne an, um ihm dabei als 'Priester' zu dienen. Er gewann aber auch noch einen Leviten<br />

aus Bethlehem zu diesem Zweck und sagte zum: 'Bleibe bei mir und sei mir Vater und<br />

Priester, so will ich dir jährlich zehn Schekel Silber geben und für Kleidung und <strong>de</strong>inen<br />

Lebensunterhalt aufkommen. Als er dann <strong>de</strong>m Levitenleiter zure<strong>de</strong>te, erklärte dieser sich<br />

einverstan<strong>de</strong>n' (Richter 17, 10). - Was in eurer Übersetzung als ein 'geschnitztes und<br />

gegossenes Gottesbild' bezeichnet wird, waren die bei<strong>de</strong>n Teile <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Planchette'.<br />

Es ist menschlich zu verstehen, daß die Medien sich die Gunst <strong><strong>de</strong>r</strong>er zu erhalten suchten,<br />

bei <strong>de</strong>nen sie lebten. Aber darin lag die große Gefahr. In <strong>de</strong>m Bestreben, <strong>de</strong>m Brotherrn<br />

nur Angenehmes zu sagen, schreckten sie bisweilen nicht davor zurück, die ihnen<br />

gewor<strong>de</strong>ne unangenehme Wahrheit zu verheimlichen und die Unwahrheit an ihre Stelle<br />

zu setzen. So wur<strong>de</strong>n sie zu 'Lügenpropheten'. Da<strong>mit</strong> schie<strong>de</strong>n sie aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> aus und wur<strong>de</strong>n Werkzeuge <strong><strong>de</strong>r</strong> Bösen, wenn sie auch zum<br />

Schein noch <strong>de</strong>n Namen Gottes bei ihrer medialen Betätigung im Mun<strong>de</strong> führten.


Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Medien, die im Dienste <strong><strong>de</strong>r</strong> weltlichen Gewalthaber stan<strong>de</strong>n, fielen leicht<br />

dieser Versuchung zum Opfer, wie dir die Geschichte <strong>de</strong>s Königs Ahab zeigt (1. Kön.<br />

22). Dort vereinbarten 400 Medien, <strong>de</strong>m König nur Angenehmes zu sagen. Eine solche<br />

Vereinbarung entsprang ihrer eigenen schlechten Gesinnung. Da<strong>mit</strong> schlossen sie sich<br />

aber auch von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geistern <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit aus und wußten, daß sie<br />

sich zu Werkzeugen von Lügengeistern machten. Sie mußten, daher fürchten, daß sie als<br />

'Lügenpropheten' entlarvt wür<strong>de</strong>n, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> König ein Medium <strong>de</strong>s Guten befragen<br />

wür<strong>de</strong>. Als daher <strong><strong>de</strong>r</strong> König <strong>de</strong>n Propheten Micha, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein Medium <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong><br />

war, zur Befragung kommen ließ, suchten sie ihn durch einen Boten zu überre<strong>de</strong>n,<br />

ebenfalls nur Angenehmes <strong>de</strong>m König zu sagen. Dieser kün<strong>de</strong>te jedoch <strong>de</strong>m König<br />

seinen Untergang, wie es ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist Gottes geoffenbart hatte. Da gab ihm einer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

anwesen<strong>de</strong>n Lügenpropheten eine Backenstreich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: 'Wie, ist etwa <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geist <strong>de</strong>s Herrn von mir gewichen, um <strong>mit</strong> dir zu re<strong>de</strong>n?' - Hier siehst du die ganze<br />

Verworfenheit eines Prophetentums, das aus Ehr- und Geldsucht sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Lüge und <strong>de</strong>m<br />

Betrug hingibt und doch <strong>de</strong>n Schein erweckt, als ob es ein Werkzeug Gottes wäre. Seine<br />

medialen Kundgebungen gehen von Lügengeistern aus. Das weiß jenes Prophetentum.<br />

Und seine schlechte Gesinnung sucht Mittel und Wege, jene Lügen zu ver<strong>de</strong>cken.<br />

Ein solches Medientum mußte unter <strong>de</strong>m Einfluß gottentfrem<strong>de</strong>ter Könige auch zum<br />

Unheil für das ganze Volk wer<strong>de</strong>n, sobald es sich offen auf die Seite <strong>de</strong>s<br />

ausgesprochenen Götzendienstes stellte. 'Propheten <strong>de</strong>s Baal' wur<strong>de</strong>n sie dann genannt.<br />

Ihre Zahl war außeror<strong>de</strong>ntlich groß. Manchmal gab es fast keine Medien <strong>de</strong>s Guten<br />

mehr. So heißt es von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit <strong>de</strong>s Hohen Priesters Eli: 'In <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> junge Samuel<br />

<strong>de</strong>n Dienst <strong>de</strong>s Herrn unter Elis Aufsicht versah, waren Offenbarungen <strong>de</strong>s Herrn in<br />

Israel etwas Seltenes' (1. Sam. 3, 1).<br />

Auf <strong>de</strong>m Berg Karmel stand <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet Elia als einziger 'Prophet Gottes' <strong>de</strong>n 450<br />

Propheten Baals und <strong>de</strong>n 400 Propheten <strong><strong>de</strong>r</strong> Aschera gegenüber.<br />

Daß sich auch in <strong>de</strong>n alten Zeiten die Medien durch irdische Vorteile verleiten ließen,<br />

ihre mediale Gabe zu mißbrauchen, geht aus <strong>de</strong>n Worten hervor, die Gott durch <strong>de</strong>n<br />

Propheten aussprechen ließ: 'So hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr wi<strong><strong>de</strong>r</strong> die Propheten gesprochen, die mein<br />

Volk irreführen, die Glück verkün<strong>de</strong>n, wenn ihre Zähne was zu beißen haben, aber<br />

gegen <strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihnen nichts für ihren Mund gibt, <strong>de</strong>n heiligen Krieg predigen' (Micha 3,<br />

5). - 'Ihre Propheten wahrsagen für Geld, und dabei berufen sie sich auf <strong>de</strong>n Herren'<br />

(Micha 3, 11).<br />

Ihr dürft nicht glauben, daß die Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeit alle Phänomene, die durch<br />

die Medien hervorgebracht wur<strong>de</strong>n, ohne weiteres als echt hinnahmen. Sie waren <strong>de</strong>n<br />

Medien gegenüber genauso mißtrauisch, wie ihr es heute seid. Sie rechneten da<strong>mit</strong>, daß<br />

sie das Opfer von Betrügereien wer<strong>de</strong>n könnten. Sie fesselten die Medien, um sicher zu<br />

sein, daß sie nicht durch Taschenspielerkünste ihnen etwas vorgaukelten. Darum hatten<br />

die privaten Medien, die einen Broterwerb aus <strong><strong>de</strong>r</strong> medialen Gabe machten, in ihren<br />

Häusern geeignete Bin<strong>de</strong>n für Kopf, Hän<strong>de</strong> und Füße bereit. Da<strong>mit</strong> ließen sie sich von<br />

<strong>de</strong>n Besuchern festbin<strong>de</strong>n. Wenn dann doch Erscheinungen erfolgten, die nur von<br />

Geistwesen herrühren konnten und auch tatsächlich herrührten, so machte dies auf die<br />

Anwesen<strong>de</strong>n einen tiefen Eindruck, und sie wur<strong>de</strong>n für diesen Geisterverkehr gewonnen.


Da es aber keine guten Geister waren, die sich solcher Medien als Werkzeuge bedienten,<br />

verfielen die Teilnehmer an <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Veranstaltungen nach und nach <strong>de</strong>m Bösen. Die<br />

Lehren, die ihnen die bösen Geistwesen durch die Medien gaben, drängten sie vom<br />

wahren Gott ab und verleiteten sie zu <strong>de</strong>n schändlichsten Lastern. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s waren es<br />

die weiblichen 'Medien', die großen Zulauf hatten. Gegen sie richtet sich eine Drohung<br />

Gottes bei <strong>de</strong>m Propheten Hesekiel: 'Du aber, Menschensohn, tritt gegen die Töchter<br />

<strong>de</strong>ines Volkes auf, die sich nach eigenem Gutdünken als 'Prophetinnen' gebär<strong>de</strong>n; sprich<br />

dich gegen sie aus und sage: So hat Gott <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr gesprochen: Wehe <strong>de</strong>n Weibern, die<br />

da Bin<strong>de</strong>n zusammennähen für alle Handgelenke und Kapuzen in geeigneter Größe<br />

anfertigen, um Seelen zu fangen; Seelen fangt ihr mir weg. Ihr entheiligt mich bei<br />

meinem Volk um ein paar Hän<strong>de</strong> voll Gerste und um einige Bissen Brot, um Seelen zu<br />

töten, die nicht sterben sollten, in<strong>de</strong>m ihr mein Volk belügt, das gern auf Lügen hört.'<br />

(13, 17 ff.)<br />

Die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien im Altertum<br />

Die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien in <strong>de</strong>n Medienschulen <strong><strong>de</strong>r</strong> biblischen Zeiten wird in<br />

<strong>de</strong>n Urkun<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schriften nicht näher beschrieben. Sie bestand zunächst<br />

darin, daß die mediale Veranlagung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schüler geprüft wur<strong>de</strong>. Schon nach kurzer Zeit<br />

stellte es sich heraus, bei wem diese Veranlagung vorhan<strong>de</strong>n war. Wer sich nicht<br />

eignete, wur<strong>de</strong> entlassen.<br />

Aber auch diejenigen, die eine große mediale Begabung aufwiesen, wur<strong>de</strong>n nur dann als<br />

Schüler behalten, wenn ihre Charaktereigenschaften eine Ausübung <strong>de</strong>s Medienberufes<br />

im Dienste <strong>de</strong>s Guten und Göttlichen verbürgten. Darauf legten die Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> guten<br />

Medienschulen <strong>de</strong>n Hauptwert, während in <strong>de</strong>n Medienschulen <strong><strong>de</strong>r</strong> Götzenpriester nur<br />

die mediale Kraft eines Schülers in Frage kam. Es war damals <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Unterschied in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien vorhan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n ihr in <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Zeit feststellen könnt. Du<br />

selbst hast die Ausbildung einiger Medien <strong>mit</strong> eigenen Augen angesehen. Du hast die<br />

Zusammenkünfte selbst veranlaßt und geleitet, in <strong>de</strong>nen sich die Ausbildung vollzog.<br />

Diese Zusammenkünfte gestaltetest du als Gottesdienste und gabst dir Mühe, dich und<br />

die Teilnehmer Gott näherzubringen. Ihr stelltet euch unter <strong>de</strong>n Schutz Gottes. Mit<br />

Gebet und Lobpreis Gottes habt ihr die Stun<strong>de</strong> begonnen und geschlossen. Das in <strong>de</strong>n<br />

Heiligen Schriften nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegte Wort Gottes war eure Lesung. Ihr strebtet nur nach <strong>de</strong>m<br />

Guten und wolltet, wenn es <strong><strong>de</strong>r</strong> Wille Gottes sein sollte, brauchbare Werkzeuge <strong>de</strong>s<br />

Guten wer<strong>de</strong>n.<br />

Auf diese Weise suchte man auch bei <strong>de</strong>n gottesgläubigen Israeliten die Medien<br />

auszubil<strong>de</strong>n.<br />

Im Gegensatz hierzu müßtest du dir <strong>de</strong>n Betrieb in <strong>de</strong>n meisten <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen<br />

'spiritistischen Sitzungen' ansehen können. Von Gott, einem Lobpreis Gottes ist dabei<br />

meistens nicht die Re<strong>de</strong>. Man kommt zusammen, um etwas Außergewöhnliches und<br />

Nervenerregen<strong>de</strong>s zu erleben. Durch wen es verursacht wird, ob durch gute Geistwesen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch böse, ist nebensächlich. Zu<strong>de</strong>m glauben sehr viele überhaupt nicht daran, daß<br />

die Phänomene eine Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> seien. Man sucht sie 'menschlich' zu<br />

erklären. Da<strong>mit</strong> ist <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige Zweck, <strong>de</strong>n die gute <strong>Geisterwelt</strong> durch ihre Verbindung


<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen erreichen will, nämlich <strong>de</strong>n Menschen seinem Gott näherzubringen,<br />

von vornherein unmöglich gemacht.<br />

Dieser Art waren auch die Zusammenkünfte, in <strong>de</strong>nen die 'Medien Baals' ausgebil<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n. Zwar wußte man damals, daß es sich um <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong><br />

han<strong>de</strong>lte. Aber allen, die sich an <strong>de</strong>m niedrigen Spiritismus beteiligten, war es bloß<br />

darum zu tun, etwas auf diesem Wege zu erleben und zu erfahren, was ihr rein irdisches<br />

Tun und Streben befriedigte. Das jenseitige Schicksal lag ihnen fern, ebenso fern, wie<br />

<strong>de</strong>n meisten Menschen <strong>de</strong>s jetzigen Zeitalters. Daher hatten sie auch kein Interesse<br />

daran, daß die Medien bei ihrer Ausbildung für das Hohe und Göttliche vorbereitet<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Medienschulen <strong><strong>de</strong>r</strong> Götzenpriester wer<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel nicht näher erwähnt, weil die<br />

Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Medien <strong>de</strong>s Baal' sich in <strong>de</strong>n allgemeinen Versammlungen vollzog, die<br />

zum Zwecke <strong>de</strong>s Götzendienstes abgehalten wur<strong>de</strong>n. Zur Erreichung <strong>de</strong>s Schlechten<br />

bedarf es keiner beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ausbildung. Das stellt sich von selbst ein. Denn '<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mensch ist zum Bösen geneigt von Jugend an'. Aber wer das Gute und Gottgewollte<br />

erlangen will, wird es nur nach großen Anstrengungen und schweren Kämpfen<br />

erreichen. Dazu bedarf es einer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vorbereitung. Diese war daher bei <strong>de</strong>n<br />

Medien erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, die sich entschlossen, nur als Werkzeug <strong>de</strong>s Göttlichen dienen zu<br />

wollen. Sie wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n 'Prophetenschulen' ausgebil<strong>de</strong>t, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel erwähnt sind;<br />

sie hatten Gottesmänner, wie einen Samuel, Elia und Elisa als Lehrer und geistliche<br />

Führer.<br />

In <strong>de</strong>n Zeiten, wo große und gottbegna<strong>de</strong>te Männer an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze solcher<br />

'Medienschulen' stan<strong>de</strong>n, wie zu <strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>s Samuel, <strong>de</strong>s Elia und <strong>de</strong>s Elisa, war <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Andrang zu diesen Schulen sehr groß. Denn die gottesgläubigen Familien betrachteten<br />

es als beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Geschenk Gottes, wenn eines ihrer Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> die mediale Gabe besaß und<br />

sie unter Leitung jener Männer ausbil<strong>de</strong>n konnte.<br />

Zur Zeit <strong>de</strong>s Elia und <strong>de</strong>s Elisa gab es in je<strong>de</strong>m größeren Ort eine Medienschule. So in<br />

Rama, Gilgal, Bethel, Jericho und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Orten. Die Prophetenschüler <strong>de</strong>s Elisa waren<br />

so zahlreich, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Raum, in <strong>de</strong>m sie zusammenkamen, nicht mehr ausreichte. Darum<br />

sagten sie eines Tages zu Elisa: 'Sieh doch, <strong><strong>de</strong>r</strong> Raum, wo wir hier beim Unterricht vor<br />

dir sitzen, ist zu eng für uns. Wir wollen daher an <strong>de</strong>n Jordan gehen und ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> von<br />

uns einen Balken holen, da<strong>mit</strong> wir uns dort einen Raum herrichten, wo wir wohnen<br />

können.' Er antwortete: 'Ja, gehet hin!' (2. Könige 6, 1- 2).<br />

Die Medien <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Christen<br />

Im Neuen Testament hatte man bei <strong>de</strong>n Christen keine eigenen Medienschulen. Sie<br />

waren <strong>de</strong>swegen nicht nötig, weil die gottesdienstlichen Versammlungen in einer Weise<br />

abgehalten wur<strong>de</strong>n, daß sie die Tätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> früheren Medienschulen vollkommen<br />

ersetzten. Man reichte sich die Hän<strong>de</strong> beim Beten, um zum Ausdruck zu bringen, daß


alle 'ein Herz und eine Seele' seien, daß die Liebe sie zu einer Gemeinschaft verbin<strong>de</strong>,<br />

und daß sie darum auch als eine Einheit zu Gott beten wollten: Alle zusammen als<br />

Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> eines geistigen Leibes, von einem Geist beseelt, zu einer Hoffnung berufen,<br />

durch <strong>de</strong>nselben Glauben verbun<strong>de</strong>n, flehend zu <strong>de</strong>m einen Gott.<br />

Diese Hän<strong><strong>de</strong>r</strong>eichung hatte für die medial Veranlagten unter <strong>de</strong>n<br />

Versammlungsteilnehmern eine große Be<strong>de</strong>utung. Denn dadurch wur<strong>de</strong> die Odkraft <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Anwesen<strong>de</strong>n zu einem Odstrom vereint. Ihn konnten die Geister Gottes benutzen, um<br />

sowohl durch die ausgebil<strong>de</strong>ten Medien sich kundzutun, als auch die wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Medien<br />

auszubil<strong>de</strong>n. Die medialen Vorgänge waren <strong>de</strong>n ersten Christen von ihrer Hei<strong>de</strong>nzeit her<br />

sehr gut bekannt, so daß sie darüber Bescheid wußten. Sie hatten ja als Hei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

<strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong> gehuldigt, und die natürlichen Gesetze dieses<br />

<strong>Verkehr</strong>s waren ihnen geläufig. Sie wußten, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze heidnische Götzendienst<br />

nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es war, als eine Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Dämonen, die unter <strong>de</strong>nselben<br />

naturgesetzlichen Bedingungen sich vollzog, wie die Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n guten<br />

Geistern.<br />

Darum brauchte auch Paulus die Korinther nicht erst über die Gesetze zu belehren, unter<br />

<strong>de</strong>nen ein Geisterverkehr überhaupt zustan<strong>de</strong> kommt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bloß über die Wirkungen,<br />

welche die guten Geistwesen im Gegensatz zu <strong>de</strong>n bösen bei ihnen hervorbrachten.<br />

Der Apostel Paulus über Geisterverkehr und<br />

Medien<br />

Die Kapitel 12 und 14 <strong>de</strong>s ersten Korintherbriefes enthalten über <strong>de</strong>n guten<br />

Geisterverkehr alles, was ein gläubiger, gottsuchen<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch darüber wissen muß. Nur<br />

versteht ihr heute lei<strong><strong>de</strong>r</strong> die Belehrungen nicht mehr, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel <strong>de</strong>n Korinthern in<br />

jenen Kapiteln gegeben hat. Das kommt vor allem daher, weil ihr euch über <strong>de</strong>n<br />

Geisterverkehr überhaupt in Unkenntnis befin<strong>de</strong>t. Dann tragen eure falschen<br />

Bibelübersetzungen daran einen großen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuld sowie die falschen Erklärungen,<br />

die aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> unrichtigen Übersetzungen <strong>de</strong>n Christen gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wichtigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache möchte ich daher die Kapitel 12 und 14 <strong>de</strong>s ersten<br />

Korintherbriefes <strong>mit</strong> dir durchgehen und dir die richtige Erklärung davon geben.<br />

Nach eurer Übersetzung beginnt das 12. Kapitel <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: 'Inbetreff <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geistesgaben will ich euch, liebe Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, nicht im Unklaren lassen. Ihr wißt von eurer<br />

Hei<strong>de</strong>nzeit her, da waren es die stummen Götzen, zu <strong>de</strong>nen es euch <strong>mit</strong><br />

unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehlicher Gewalt hinzog.'(1. Kor.12, 1-2) - Schon gleich die ersten Worte:<br />

'Inbetreff <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistesgaben' enthalten einen irreführen<strong>de</strong>n Übersetzungsfehler. Sie<br />

können vom Leser nur so aufgefaßt wer<strong>de</strong>n, als handle es sich dabei um Gaben, die <strong>de</strong>m<br />

Geist <strong>de</strong>s Menschen von Gott verliehen wür<strong>de</strong>n. Der euch vorliegen<strong>de</strong> griechische Text<br />

sagt etwas ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>es. Dort heißt es in wörtlicher Übersetzung: 'Über das, was sich auf<br />

<strong>de</strong>n Geisterverkehr bezieht, will ich euch nicht im Unklaren lassen.' Heute wür<strong>de</strong> man<br />

kurz sagen: 'Über <strong>de</strong>n 'Spiritismus' will ich euch nicht im Unklaren lassen.' Auch hieß es<br />

ursprünglich nicht 'stumme Götzen', son<strong><strong>de</strong>r</strong>n 'tote Götter'; <strong>de</strong>nn unter 'toten Göttern'


verstand man allgemein die 'Dämonen' o<strong><strong>de</strong>r</strong> die von Gott getrennten Geister, die immer<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel als 'Tote' bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die richtige Übersetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen angeführten Stelle wäre also folgen<strong>de</strong>: 'Über <strong>de</strong>n<br />

Spiritismus möchte ich euch nicht im Unklaren lassen. Ihr kennt ihn schon aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit,<br />

wo ihr Hei<strong>de</strong>n waret. Damals ginget ihr zu <strong>de</strong>n von Gott abgefallenen Geister, zu <strong>de</strong>nen<br />

ihr euch <strong>mit</strong> unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehlicher Gewalt hingezogen fühltet.'<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n fehlen auch in <strong>de</strong>m griechischen Text, <strong>de</strong>n ihr jetzt habt, zwei Sätze. Sie<br />

lauteten: 'So wur<strong>de</strong>t ihr die Genossen <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister, die Jesus nicht als ihren Herrn<br />

anerkennen. Jetzt aber, wo ihr Christus angehört und seiner Herrschaft unterstellt seid,<br />

steht ihr in Verbindung <strong>mit</strong> heiligen Geistern.' An diese fehlen<strong>de</strong>n Sätze schloß sich<br />

dann Vers 3 an, <strong><strong>de</strong>r</strong> in eurer Übersetzung lautet: 'Deshalb erkläre ich euch, daß niemand,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> durch <strong>de</strong>n Geist Gottes re<strong>de</strong>t, sagen kann: Verflucht sei Christus! Und keiner zu<br />

sagen vermag: Jesus ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr! Außer durch <strong>de</strong>n Heiligen Geist.' (1. Kor.12, 3)<br />

Aber auch in diesem Vers 3 ist wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um ein das Verständnis erschweren<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Übersetzungsfehler. Es heißt nämlich im griechischen Text nicht durch <strong>de</strong>n Geist Gottes<br />

und durch <strong>de</strong>n Heiligen Geist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch einen Geist Gottes und durch einen<br />

heiligen Geist.<br />

Es ist ja nicht Gott selbst, <strong><strong>de</strong>r</strong> in direkter Weise die einzelnen Wirkungen hervorbringt,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es sind die Gott dienen<strong>de</strong>n Geister, die <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft Gottes bei <strong>de</strong>n Geschöpfen<br />

das ausführen, was <strong>de</strong>m Willen Gottes entspricht.<br />

Dadurch das eure Bibelübersetzer an zahllosen Stellen <strong>de</strong>n Ausdruck '<strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige Geist'<br />

gebrauchen, wo im griechischen Text 'ein heiliger Geist' zu lesen ist, haben sie nicht<br />

bloß unrichtige Deutungen <strong><strong>de</strong>r</strong> betreffen<strong>de</strong>n Stellen veranlaßt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem <strong>de</strong>n<br />

Begriff 'Heiliger Geist' <strong><strong>de</strong>r</strong>art verwirrt, daß die falsche Lehre aufkommen konnte, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Heilige Geist sei eine göttliche Person.<br />

Um <strong>de</strong>n richtigen Begriff <strong>de</strong>s Geistes und <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister dir klarzulegen und dadurch auch<br />

das Verständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n genannten Kapitel <strong>de</strong>s ersten Korintherbriefes zu<br />

ermöglichen, wähle ich ein Beispiel aus eurem irdischen Leben: In <strong>de</strong>n Zeiten, wo eure<br />

Könige noch unumschränkte Herrscher waren, galt bei allem, was im Machtbereich <strong>de</strong>s<br />

Königs geschah, nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Wille <strong>de</strong>s Königs. Alle Gesetze und Verordnungen gingen von<br />

ihm aus. In seinem Reiche herrschte nur ein Wille, nur ein Geist: Der Geist und Wille<br />

<strong>de</strong>s Königs. Seine Diener und Beamten vollzogen ihre Amtshandlungen nur in<br />

Abhängigkeit von ihm, nur nach seinem Willen und in seinem Geist. Daraus folgte nun<br />

nicht, daß sie für je<strong>de</strong> Einzeltätigkeit <strong>de</strong>n König um Erlaubnis zu fragen hatten. Denn sie<br />

besaßen ja seine Gesetze und Richtlinien, nach <strong>de</strong>nen sie von selbst wußten, was sie im<br />

Einzelfalle zu tun hatten. Es waren also im Reiche viele, die wirkten, aber eigentlich nur<br />

ein Wirken<strong><strong>de</strong>r</strong>, nämlich <strong><strong>de</strong>r</strong> König.<br />

So ist es auch im Reiche Gottes. Da ist nur ein unbeschränkter Herrscher, <strong>de</strong>ssen Wille<br />

in allem Geschehen maßgebend ist. Es ist Gott - o<strong><strong>de</strong>r</strong>, wie es manchmal in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel<br />

ausgedrückt ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist Gottes o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige Geist. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geister, die auch<br />

Geister Gottes o<strong><strong>de</strong>r</strong> heilige Geister genannt wer<strong>de</strong>n, sind bloß die ausführen<strong>de</strong>n Organe


Gottes, seine Diener und Beamten. Auch sie haben für ihre Tätigkeit Gesetze und<br />

Richtlinien, nach <strong>de</strong>nen sie wirken. Auch sie haben daher nicht für je<strong>de</strong>s Wirken einen<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Auftrag Gottes nötig. Sie alle arbeiten in <strong>de</strong>mselben Geist und in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />

Gesinnung, wie es <strong>de</strong>m Willen und Geist Gottes entspricht. Sie stellen gewissermaßen<br />

einen großen Regierungskörper dar <strong>mit</strong> vielen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die zwar als Einzelwesen<br />

selbständig sind und sich voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> unterschei<strong>de</strong>n, aber als Teile eines Ganzen von<br />

<strong>de</strong>m Geist geleitet wer<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> die <strong>Geisterwelt</strong> als einen Regierungskörper geschaffen<br />

hat und ihr seine Macht und Kraft verleiht. In diesem Sinne sagt Paulus: 'Es gibt zwar<br />

verschie<strong>de</strong>ne Gna<strong>de</strong>ngaben, aber nur einen Geist, und es gibt verschie<strong>de</strong>ne<br />

Dienstleistungen, doch nur einen Herrn. Und es gibt verschie<strong>de</strong>ne Kraftwirkungen, aber<br />

nur einen Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> alles in allen wirkt' (1. Kor.12, 4-6).<br />

Wenn also in <strong>de</strong>n Versammlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Christen von Korinth ein Geist durch ein Medium<br />

in frem<strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache re<strong>de</strong>te, ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Geist durch ein Medium in <strong><strong>de</strong>r</strong> Muttersprache, ein<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Geist ein Medium zum Heilmedium machte und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Geister in an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

Weise wirkten, so taten sie das nicht nach eigenem Gutdünken und in <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Kraft,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nach <strong>de</strong>m Willen und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft <strong>de</strong>s einen Gottes, <strong>de</strong>s höchsten allmächtigen<br />

Geistes.<br />

Auf die Korinther machte es einen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Eindruck und erregte ihr Erstaunen, wenn<br />

ein Geist durch eines ihrer Medien in einer frem<strong>de</strong>n Sprache re<strong>de</strong>te. Darum hegten sie<br />

<strong>de</strong>n lebhaften Wunsch und beteten auch darum, daß möglichst viele solcher Geister sich<br />

kundgeben möchten. Weil dieser Wunsch bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Neugier<strong>de</strong> und<br />

Sensationslust entsprang, wer<strong>de</strong>n sie <strong>de</strong>swegen von Paulus geta<strong>de</strong>lt. Er sagte ihnen, daß<br />

die einzelnen Betätigungen <strong><strong>de</strong>r</strong> zu ihnen kommen<strong>de</strong>n Geister nur <strong>de</strong>n einen Zweck<br />

hätten, zur Erbauung und zum inneren Wachstum <strong><strong>de</strong>r</strong> Christengemein<strong>de</strong> zu dienen und<br />

nicht dazu, rein persönliche Wünsche zu erfüllen. Was könne es ihnen an geistigem<br />

Nutzen bringen, wenn die Geister, die zu ihnen kämen, in frem<strong>de</strong>n Sprachen re<strong>de</strong>ten.<br />

We<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist <strong>de</strong>s Mediums hätte einen Vorteil davon, da er die Worte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

frem<strong>de</strong>n Sprache nicht verstehe, noch auch die übrigen Teilnehmer; <strong>de</strong>nn auch sie<br />

verstän<strong>de</strong>n die fremdsprachigen Re<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Geistes nicht. Sie sollten doch lieber um<br />

Geister beten, die ihnen in ihrer Muttersprache Belehrungen erteilten. Und wenn ein<br />

Geist in einer ihnen unbekannten Sprache zu ihnen re<strong>de</strong>, möchten sie bitten, daß ihnen<br />

diese Sprache in ihre Muttersprache übersetzt wer<strong>de</strong> - was entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> durch <strong>de</strong>nselben<br />

Geist o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Geistwesen erfolgen konnte.<br />

Nun könnte es auffällig erscheinen, daß überhaupt Geister in einer <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n<br />

unbekannten Sprache re<strong>de</strong>ten. Doch auch dies hatte seinen großen Zweck. Es diente als<br />

Beweis für die Echtheit <strong>de</strong>s Geisterverkehrs o<strong><strong>de</strong>r</strong>, wie Paulus <strong>mit</strong> Recht sagt, als Beweis<br />

für die Ungläubigen.<br />

Hier muß ich die Bemerkung einflechten, daß eure Bibelübersetzungen das Re<strong>de</strong>n in<br />

frem<strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache <strong>mit</strong> 'Zungenre<strong>de</strong>n' bezeichnen und die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Muttersprache erteilten<br />

Belehrungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong>mit</strong> 'Prophezeien'.<br />

Paulus billigt durchaus, daß die Korinther eifrig bemüht sind, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> in<br />

Verbindungen zu kommen. Denn er sagt: 'Da ihr euch eifrig um Geister bemüht, so seid


darauf bedacht, <strong><strong>de</strong>r</strong>en eine reiche Fülle zu haben, zur Erbauung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong>' (1. Kor.<br />

14, 12). - Auch diesen Satz haben eure Übersetzer dadurch unverständlich gemacht, daß<br />

sie für 'Geister' <strong>de</strong>n Ausdruck 'Geistesgaben' gesetzt haben. Und doch heißt es an dieser<br />

Stelle ausdrücklich 'Geister' und nicht 'Geistesgaben'.<br />

Zum Schluß seiner Belehrung ermahnt Paulus die Korinther, bei ihrem Geisterverkehr<br />

alles in Ordnung vor sich gehen zu lassen. Denn Gott ist nicht ein Gott <strong><strong>de</strong>r</strong> Unordnung,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Ordnung und <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns. Dieser Ordnung hätten sich auch die Medien zu<br />

fügen. Nicht mehr als zwei o<strong><strong>de</strong>r</strong> drei Medien sollten sich für Geister zur Verfügung<br />

stellen, die in frem<strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache re<strong>de</strong>n und auch nur dann, wenn Geister anwesend seien,<br />

die eine Übersetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong>n Sprache in die Muttersprache <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer<br />

vornehmen könnten. Ist ein solcher nicht da, so soll eine Re<strong>de</strong> in frem<strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache nicht<br />

zugelassen wer<strong>de</strong>n. Auch sollen die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Muttersprache <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer gehaltenen<br />

Ansprachen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister auf zwei bis drei beschränkt bleiben, da<strong>mit</strong> die Zuhörer Zeit<br />

haben, sich über das Gehörte zu unterhalten und ihre Auffassung darüber zum Ausdruck<br />

zu bringen. Paulus drückt letzteres <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten aus: 'Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en sollen ihr Urteil<br />

darüber abgeben.' Hier richtet Paulus an die Korinther dieselbe Mahnung, die ich, wie<br />

dir bekannt, auch bei euren Zusammenkünften so oft ausgesprochen habe. Sowohl ich,<br />

wie auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Geister, die zu euch sprachen, pflegten euch zum Schluß aufzufor<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

das Gehörte <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu besprechen und eure Meinung darüber auszutauschen, also,<br />

wie Paulus sich ausdrückte, das Gesagte zu 'beurteilen'. Denn es kommt nicht so sehr<br />

darauf an, daß ihr möglichst viel auf einmal hört, als vielmehr darauf, daß ihr es richtig<br />

verstan<strong>de</strong>n habt. Wenn ihr euch nun über das unterhaltet, was euch von uns Geistern<br />

gesagt wor<strong>de</strong>n ist, so können wir feststellen, wer es richtig aufgefaßt hat und wer nicht.<br />

Denn die Geister sind während eurer Unterhaltung noch anwesend und hören euch zu.<br />

Ergibt sich nun aus eurer Aussprache, daß eure Auffassung nicht richtig ist, o<strong><strong>de</strong>r</strong> daß<br />

Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten herrschen, so treten wir von neuem in die Medien ein und<br />

klären euch über das auf, was euch unklar geblieben ist.<br />

Wer die Zusammenhänge in <strong>de</strong>n Geisterkundgebungen und das Verhältnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister zu<br />

<strong>de</strong>n Medien nicht durch eigene Erfahrung kennengelernt hat, wird die von Paulus<br />

gegebenen Verhaltungsmaßregeln nicht verstehen. Daher noch eine kurze Erklärung<br />

dazu.<br />

Ihr könnt euch <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten Geister <strong>mit</strong> euch nicht menschlich genug<br />

vorstellen. Sie sind ja eure besten Freun<strong>de</strong> und bei euren gottesdienstlichen<br />

Versammlungen in großer Anzahl vertreten. Es sind meistens Geister, die früher<br />

Menschen waren wie ihr und nun im Jenseits zu Gott sich emporgearbeitet haben. Sie<br />

sind euch als Führer, Berater und Beschützer zugeteilt. Sie haben das sehnlichste<br />

Verlangen, euch schon in diesem irdischen Leben möglichst weit auf <strong>de</strong>m Wege zu Gott<br />

zu bringen, da<strong>mit</strong> ihr bei eurem Schei<strong>de</strong>n von dieser Er<strong>de</strong> in eine möglichst hohe Sphäre<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> gelangt. Eure Geisterfreun<strong>de</strong> sind nicht selten als Menschen Angehörige<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Nationen gewesen und haben <strong><strong>de</strong>r</strong>en Sprache gesprochen. Manche können eure<br />

Muttersprache nicht sprechen. Denn auch die Geister müssen die irdischen Sprachen<br />

erlernen, die ihnen als Menschen unbekannt waren. Aber alle möchten euch doch gerne<br />

etwas Gutes sagen und drängen sich um die Medien, um sie zum Sprechen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schreiben zu benutzen. Da<strong>mit</strong> das alles nun in Ordnung vor sich geht, ist in je<strong><strong>de</strong>r</strong>


Versammlung, die <strong>de</strong>m guten Geisterverkehr gewidmet ist, ein 'Kontrollgeist' anwesend.<br />

Dieser hat zu bestimmen, welche Geister zu Wort kommen sollen und wie lange sie<br />

sprechen dürfen. Er richtet sich bei Zulassung <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Geister auch nach <strong>de</strong>n<br />

Anordnungen und Bestimmungen, welche die Versammlungsteilnehmer selbst getroffen<br />

haben. Setzten sie zum Beispiel fest, daß nicht in einer <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n unbekannten<br />

Sprache gesprochen wer<strong>de</strong>n soll, so läßt <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontrollgeist keinen Geist zu, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich nicht<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Muttersprache <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammelten ausdrücken kann. Auch die Medien haben es in<br />

ihrer Macht, einem Geistwesen <strong>de</strong>n Eintritt in ihren Körper zu versagen. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

'Trancezustand' tritt nur dann ein, wenn die Medien ihren Willen <strong>de</strong>m nicht<br />

entgegensetzen. Darum sagt Paulus, die prophetischen Geister seien <strong>de</strong>n 'Propheten', das<br />

ist <strong>de</strong>n 'Medien', gehorsam.<br />

Eine Stelle in <strong>de</strong>n Unterweisungen <strong>de</strong>s Apostels Paulus ist teils in sich, teils durch die<br />

falsche Übersetzung unklar. Diese Stelle lautet: 'Sooft ihr euch versammelt, hat ein je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

etwas in Bereitschaft: einen Psalm, einen belehren<strong>de</strong>n Vortrag, eine Offenbarung, eine<br />

Zungenre<strong>de</strong>, eine Auslegung; das alles laßt zur Erbauung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> dienen'.(1. Kor.<br />

14, 26)<br />

Zunächst ist die Übersetzung falsch. Sie muß lauten: 'Sooft ihr euch versammelt, erhält<br />

ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> von euch einen Psalm usw.' Das erhält ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> durch die anwesen<strong>de</strong>n Medien.<br />

Ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> hat es nicht schon in Bereitschaft, wenn er kommt, als ob er es schon<br />

<strong>mit</strong>brächte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung tragen die Geister durch die Medien<br />

diese verschie<strong>de</strong>nen Dinge vor: Der eine einen Lobgesang, <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e einen belehren<strong>de</strong>n<br />

Vortrag, ein dritter eine Offenbarung, ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er eine Re<strong>de</strong> in frem<strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache, wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er die Übersetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong>n Sprache in die Muttersprache. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Anwesen<strong>de</strong>n mag aus <strong>de</strong>m Vielen, was ihm an geistiger Kost geboten wird, das<br />

herausnehmen, was für seinen augenblicklichen Seelenzustand am dienlichsten ist. Denn<br />

die ganze Gemein<strong>de</strong> soll erbaut wer<strong>de</strong>n, nicht bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Versammelten. Es wird darum so vielerlei geboten, weil die geistigen Bedürfnisse <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilnehmer so verschie<strong>de</strong>nartig sind. Wer vieles bringt, hat für je<strong>de</strong>n etwas. Der eine,<br />

<strong>de</strong>m etwas beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Gutes für seine Person o<strong><strong>de</strong>r</strong> seine Familie wi<strong><strong>de</strong>r</strong>fahren ist, wird in<br />

einem Lobpreis Gottes, <strong><strong>de</strong>r</strong> von einem Geist durch ein Medium vorgetragen wird, <strong>de</strong>n<br />

rechten Ausdruck seiner augenblicklichen Stimmung fin<strong>de</strong>n. Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er fühlt sich<br />

nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gedrückt und wird durch eine tröstliche Belehrung aufgerichtet. Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er hat<br />

<strong>mit</strong> Zweifeln zu kämpfen, ob das, was da vor sich geht, auch tatsächlich die Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> ist. Er wird von seinen Zweifeln befreit, wenn er ein Medium in einer<br />

frem<strong>de</strong>n Sprache re<strong>de</strong>n hört.<br />

Die Belehrung, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel <strong>de</strong>n Korinthern über die Art <strong>de</strong>s Geisterverkehrs gibt, hat<br />

er nicht aus sich selbst, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er han<strong>de</strong>lt im Auftrag <strong>de</strong>s Herrn. Denn er schließt seine<br />

Mahnung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: 'Wenn sich jemand für einen 'Propheten' o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geistesbegabten hält, so möge er erkennen, daß das, was ich hier schreibe, ein Gebot<br />

<strong>de</strong>s Herrn ist' (1. Kor. 14, 37). - Und er fügt hinzu: 'So lehre ich in allen Gemein<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Heiligen.'


Das Befragen Gottes nach <strong>de</strong>n<br />

Berichten <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift<br />

So hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr gesprochen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige<br />

Israels und sein Bildner: Über die<br />

kommen<strong>de</strong>n Dinge befragt mich! Jes.<br />

45, 11<br />

Gott ist die Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. Wer aus dieser Quelle schöpft, wird die Wahrheit<br />

erlangen und vor Irrtum bewahrt bleiben. Diese Erkenntnis veranlaßte die Gläubigen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

alten Zeit, bei ihrem Suchen nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit <strong>mit</strong> Gott in Verbindung zu kommen. Es<br />

war nicht eine Verbindung auf <strong>de</strong>m Wege innerer Erleuchtung, die ihnen Gewißheit<br />

bringen sollte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie wählten <strong>de</strong>n Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> äußeren, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n menschlichen Sinnen<br />

wahrnehmbaren Mitteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit von Seiten Gottes. Sie befragten Gott durch<br />

menschliche Hilfs<strong>mit</strong>tel und erhielten auf dieselbe Weise die Antwort Gottes.<br />

Das Befragen Gottes war ständiger Brauch <strong>de</strong>s<br />

Gottesvolkes<br />

Sie waren sich bewusst, daß die Gott dienen<strong>de</strong> gute <strong>Geisterwelt</strong> die Ver<strong>mit</strong>tlerin <strong>de</strong>s<br />

göttlichen Willens und <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Kundgebungen ist, und daß ein Befragen Gottes<br />

gleichbe<strong>de</strong>utend war <strong>mit</strong> einem Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistwesen <strong>de</strong>s Reiches Gottes.<br />

Ebenso bekannt war ihnen das Geisterreich <strong>de</strong>s Bösen. Daß man auch <strong>mit</strong> diesem in<br />

Verbindung treten konnte, lehrte sie die tägliche Erfahrung.<br />

Zu allen Zeiten <strong>de</strong>s Alten Bun<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>s ersten Christentums haben die gottsuchen<strong>de</strong>n<br />

Menschen von <strong>de</strong>m Befragen Gottes reichlich Gebrauch gemacht. Die Schriften <strong>de</strong>s<br />

Alten und <strong>de</strong>s Neuen Testamentes sind voll von Berichten, nach <strong>de</strong>nen die<br />

Gottesgläubigen zur Erlangung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit 'Gott befragten' und die durch die Geister<br />

Gottes über<strong>mit</strong>telten Antworten entgegennahmen.<br />

Schlage die Bibel auf und gehe die einzelnen Schriften durch, und du wirst dies bestätigt<br />

fin<strong>de</strong>n.<br />

Schon sehr früh wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel das 'Befragen Gottes' erwähnt. Von Rebekka, <strong><strong>de</strong>r</strong> Frau<br />

Isaaks, wird berichtet, daß sie <strong>de</strong>n Herrn befragte, als sie während ihrer Schwangerschaft<br />

in Sorge war: 'Als sich nun die bei<strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> in ihrem Schoße stießen, sagte sie: Wenn<br />

es so steht, wozu bin ich dann in diesen Zustand gekommen? Und sie ging hin, um <strong>de</strong>n<br />

Herrn zu befragen' (1. Mose 25, 22). - Auf welche Weise die 'Befragung Gottes'<br />

geschah, wird hier nicht berichtet. Auch nicht, auf welchem Wege sie die Antwort<br />

entgegennahm, die ihr zuteil wur<strong>de</strong>. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> einfachen Erzählung geht jedoch hervor,<br />

daß damals ein Befragen Gottes nichts Außergewöhnliches war.


Das Befragen Gottes zur Zeit <strong>de</strong>s Mose, Josua<br />

und David<br />

Nach <strong>de</strong>m Auszug <strong><strong>de</strong>r</strong> Israeliten aus Ägypten kam das Volk täglich zu Mose, da<strong>mit</strong> er in<br />

ihren Anliegen 'Gott befrage': 'Als nun <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwiegervater <strong>de</strong>s Mose sah, was er alles<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Volk zu tun hatte, sagte er: 'Was machst du dir da <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Volk so viel zu<br />

schaffen? Warum sitzest du allein zu Gericht, während das ganze Volk vom Morgen bis<br />

zum Abend vor dir steht?' Mose antwortete seinem Schwiegervater: 'Ja, das Volk kommt<br />

zu mir, um 'Gott zu befragen'. Sooft sie einen Rechtshan<strong>de</strong>l haben, kommen sie zu mir,<br />

da<strong>mit</strong> ich Schiedsrichter zwischen <strong>de</strong>n Parteien sei und ihnen Gottes Rechtssprüche und<br />

Entscheidungen kundtue' (2. Mose 18, 14-16). - Auch hier ist nicht angegeben, wie das<br />

Befragen Gottes vor sich ging. Erst später, als Mose auf Geheiß Gottes das<br />

Offenbarungszelt hergestellt hatte, wer<strong>de</strong>n nähere Angaben darüber gemacht, <strong>mit</strong><br />

welchen Mitteln das 'Befragen Gottes' und die darauf erfolgen<strong>de</strong>n Antworten ermöglicht<br />

wur<strong>de</strong>n: 'Mose aber nahm je<strong>de</strong>smal das Zelt und schlug es für <strong>de</strong>n Herrn außerhalb <strong>de</strong>s<br />

Lagers auf und nannte es 'Offenbarungszelt'. Sooft nun jemand <strong>de</strong>n Herrn befragen<br />

wollte, ging er zu <strong>de</strong>m Offenbarungszelt hinaus, das außerhalb <strong>de</strong>s Lagers lag. Wenn<br />

aber Mose selbst zu <strong>de</strong>m Zelt hinausging, so stan<strong>de</strong>n die Leute auf und traten ein je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an <strong>de</strong>n Eingang seines Zeltes und blickten hinter Mose her, bis er in das<br />

Offenbarungszelt eingetreten war. Sobald dann Mose eingetreten war, senkte sich die<br />

Wolkensäule herab und nahm ihren Stand am Eingang <strong>de</strong>s Zeltes, solange <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr <strong>mit</strong><br />

Mose re<strong>de</strong>te. Wenn nun das Volk die Wolkensäule am Eingang <strong>de</strong>s Zeltes stehen sah,<br />

erhob sich das ganze Volk, und ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> warf sich am Eingang seines Zeltes nie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Der<br />

Herr aber re<strong>de</strong>te <strong>mit</strong> Mose von Angesicht zu Angesicht, wie jemand <strong>mit</strong> seinem Freun<strong>de</strong><br />

re<strong>de</strong>t. Mose kehrte dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in das Lager zurück, während sein Diener Josua, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sohn Nuns, ein junger Mann, das Zelt nicht verließ' (2. Mose 33, 7-11). - Das<br />

Wesentliche an diesem Bericht ist dir bereits aus früheren Erklärungen bekannt. Nun<br />

muß dir auffallen, daß ein Unterschied erkennbar ist zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Art, wie Mose Gott<br />

befragte und <strong><strong>de</strong>r</strong> Art, wie das Volk es tat. Mose erhält bei <strong>de</strong>m hier geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />

feierlichen Befragen Gottes als Vertreter <strong>de</strong>s ganzen Volkes die Antwort <strong>de</strong>s Herrn<br />

durch die Wolkensäule. Aber wenn Leute aus <strong>de</strong>m Volke Gott befragten, erhielten sie<br />

die Antwort Gottes nicht durch die Wolkensäule, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Weise. Sie ist<br />

zwar nicht klar ausgesprochen, aber doch hinreichend ange<strong>de</strong>utet, so daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Kenner<br />

dieser Vorgänge darüber nicht im Unklaren ist. Es heißt nämlich, daß Josua, <strong><strong>de</strong>r</strong> Diener<br />

<strong>de</strong>s Mose, das Offenbarungszelt nicht verlassen durfte. Sein Verbleiben im Zelt mußte<br />

doch einen Grund haben. Es hing <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Befragen Gottes zusammen. Und zwar diente<br />

Josua als Medium für die Leute aus <strong>de</strong>m Volke, die in ihren Privatangelegenheiten Gott<br />

befragen wollten. Es heißt ja ausdrücklich, daß 'je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> Gott befragen wollte, zum<br />

Offenbarungszelt hinausging'. Bestimmte Stun<strong>de</strong>n zum 'Befragen Gottes' waren nicht<br />

angesetzt. Deshalb mußte Josua stets im Zelte anwesend sein und <strong>de</strong>n einzelnen Leuten<br />

aus <strong>de</strong>m Volk als Medium zur Ver<strong>mit</strong>tlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Antworten Gottes zu je<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit zur<br />

Verfügung stehen. Ihn benutzten die Geister Gottes als Werkzeug in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise,<br />

wie sie sich <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Medien bedienen.


Es wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Israeliten feststehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Gebrauch, nichts von Be<strong>de</strong>utung zu<br />

unternehmen, ohne Gott befragt zu haben. Gott hatte ja <strong>de</strong>m Mose verheißen: 'Ich will<br />

dir alles <strong>mit</strong>teilen, was ich <strong>de</strong>n Israeliten durch dich aufzutragen habe' (2. Mose 25). -<br />

'Ich will dort im Offenbarungszelt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Israeliten in <strong>Verkehr</strong> treten' (2. Mose 29, 42 u.<br />

43). - Bei <strong>de</strong>m Befragen Gottes han<strong>de</strong>lte also das Volk ganz nach göttlichem Willen.<br />

Nach Josuas To<strong>de</strong> fragten die Israeliten beim Herrn an: 'Wer von uns soll zuerst gegen<br />

die Kanaanäer hinaufziehen, um <strong>mit</strong> ihnen zu kämpfen?' Der Herr antwortete: 'Juda soll<br />

hinaufziehen. Hier<strong>mit</strong> gebe ich das Land in seine Gewalt' (Richter 1, 1-2).<br />

Als die Daniten sich ein Gebiet zur Ansiedlung suchten, schickten sie fünf Männer, um<br />

das Land zu erforschen. Diese trafen einen Leviten, <strong><strong>de</strong>r</strong> im Hause <strong>de</strong>s Micha als Medium<br />

weilte. 'Da baten sie ihn: 'Befrage doch Gott, da<strong>mit</strong> wir erfahren, ob das Unternehmen,<br />

für das wir jetzt unterwegs sind, glücklichen Erfolg haben wird.' Der Priester gab ihnen<br />

hierauf Bescheid: 'Ziehet getrost hin; euer jetziges Unternehmen ist <strong>de</strong>m Herrn<br />

wohlgefällig'' (Richter 18, 1-7). - An dieser Stelle wird auch ausführlich erzählt, auf<br />

welche Weise das Befragen Gottes vor sich ging. Es wird berichtet, daß Micha sich von<br />

einem Goldschmied ein 'geschnitztes und gegossenes Gottesbild hatte anfertigen lassen'.<br />

Gottesbild' nennen es eure Bibelübersetzer, die nicht wissen, was darunter zu verstehen<br />

ist und sogar meinen, es sei ein 'Götzenbild' gewesen. In Wirklichkeit war es eine<br />

Nachbildung <strong>de</strong>s Orakelschil<strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>m Klei<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Hohen Priesters, das bekanntlich<br />

zum Befragen Gottes diente und davon <strong>de</strong>n Namen 'Orakelschild' führte.<br />

Die Nachahmungen <strong>de</strong>s hohenpriesterlichen Orakelschil<strong>de</strong>s durch das israelitische Volk<br />

dienten <strong>de</strong>m Privatgebrauch zum 'Befragen Gottes'. Es war dasselbe, wie die in euren<br />

spiritistischen Kreisen gebrauchte 'Planchette' und bestand wie diese aus zwei Teilen:<br />

Aus <strong>de</strong>m unteren, unbeweglichen Teil, <strong><strong>de</strong>r</strong> gewöhnlich als Platte gegossen und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Buchstaben <strong>de</strong>s Alphabets und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Zeichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verständigung versehen war - und<br />

einem schön geschnitzten, leichten Holzbrettchen, an <strong>de</strong>m sich eine Spitze als Zeiger<br />

befand. Die gegossene Platte wur<strong>de</strong> entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> auf einen Tisch gelegt o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf einem<br />

festen Sockel o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer Säule befestigt. Sie war glatt poliert, da<strong>mit</strong> das Holzbrettchen<br />

leicht darüber hingleiten konnte. Beim Befragen Gottes wur<strong>de</strong> das Holzbrettchen auf die<br />

polierte Platte gelegt. Das Medium legte seine Hand auf das Holzbrettchen und wartete<br />

ab, ob sie <strong>mit</strong> Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> medialen Odkraft von <strong>de</strong>n Geistwesen zu <strong>de</strong>n Buchstaben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

'Platte' hinbewegt wur<strong>de</strong>. Geschah dies, so zeigte die Spitze <strong>de</strong>s Brettchens die<br />

Buchstaben nacheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> an, die zu Worten und Sätzen zusammengefaßt, die Antwort<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> enthielten. Es war also im wesentlichen dasselbe, wie beim Brustschild<br />

<strong>de</strong>s Hohen Priesters.<br />

Auch darin ahmte man bei <strong>de</strong>n privaten Orakelschil<strong><strong>de</strong>r</strong>n das kostbare 'Brustschild' <strong>de</strong>s<br />

Hohen Priesters nach, daß man die Buchstaben auf E<strong>de</strong>lsteine eingravieren und diese<br />

durch einen Goldschmied in kunstgerechter Arbeit in die gegossene Platte einlegen ließ.<br />

Man gab sehr große Summen dafür aus. Und wie <strong><strong>de</strong>r</strong> hohe Priester beim Befragen Gottes<br />

<strong>mit</strong> einem kostbaren Priestergewan<strong>de</strong> beklei<strong>de</strong>t war, so schaffte man ein ähnliches<br />

Gewand auch für die Privatmedien an, die das Orakelschild bedienten. So tat auch<br />

Micha: 'Er ließ ein kostbares Priestergewand und ein Orakelschild anfertigen und stellte


einen seiner Söhne an, um ihm als Priester zu dienen' (Richter 17, 5). - Auch Gi<strong>de</strong>on<br />

ließ aus <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Midianitern erbeuteten Goldsachen ein 'Orakel' <strong><strong>de</strong>r</strong> eben<br />

geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Art anfertigen und stellte es in seinem Wohnort Ophra auf (Richter 8, 27).<br />

Je<strong><strong>de</strong>r</strong> konnte es zum 'Befragen Gottes' benutzen. Allein bald wur<strong>de</strong> es vom Volke auch<br />

zum 'Befragen <strong>de</strong>s Bösen' gebraucht. 'Ganz Israel trieb da<strong>mit</strong> Abgötterei, so daß es für<br />

Gi<strong>de</strong>on und sein Haus zum Fallstrick wur<strong>de</strong>.' Gi<strong>de</strong>on beabsichtigte da<strong>mit</strong> nur das<br />

'Befragen Gottes', aber das Volk mißbrauchte es, um die 'Toten zu befragen', sich also<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung zu setzen. Und das war Abgötterei.<br />

Doch die Gesetzestreuen unter <strong>de</strong>n Israeliten machten nur im Notfall von <strong>de</strong>m privaten<br />

Befragen Gottes in ihren Familien Gebrauch. Bei wichtigen Dingen zogen sie es doch<br />

vor, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Stelle bei Gott anzufragen, die Gott selbst zur Zeit <strong>de</strong>s Mose bestimmt hatte.<br />

Sie gingen zum 'Offenbarungszelt' und ließen <strong>de</strong>n Hohen Priester durch das Orakelschild<br />

Gott befragen. So machten sich die Israeliten auf <strong>de</strong>n Weg nach Bethel, um Gott zu<br />

befragen, wer von ihnen zuerst zum Kampfe <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Benjaminiten ausziehen solle. Der<br />

Herr antwortete ihnen: 'Juda soll <strong>de</strong>n Anfang machen' (Richter 1, 2).<br />

Als Saul die Philister noch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht verfolgen und gänzlich vernichten wollte und<br />

seine Leute da<strong>mit</strong> einverstan<strong>de</strong>n waren, sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> Priester zu ihm: 'Wir wollen zuerst<br />

hier vor Gott treten. Als nun Saul bei Gott anfragte: 'Soll ich zur Verfolgung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Philister ausziehen? Wirst du sie in die Hand Israels geben?', erteilte ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr an<br />

jenem Tage keine Antwort.'(1. Sam. 14, 36-46). Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn Sauls hatte an diesem<br />

Tage gegen ein Verbot Gottes gehan<strong>de</strong>lt. Gott wollte durch das Versagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Antwort zu<br />

erkennen geben, daß er nur <strong>de</strong>nen antworten will, die seinen Weisungen auch<br />

nachkommen.<br />

David pflegte fast immer durch das 'Orakelschild' Gott zu befragen. Sein Medium war<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Priester Abjathar: 'David gewann neue Kraft durch sein Vertrauen auf <strong>de</strong>n Herrn,<br />

seinen Gott und befahl <strong>de</strong>m Priester Abjathar, <strong>de</strong>m Sohne <strong>de</strong>s Abimelechs: Bringe mir<br />

das 'Ephod' (Orakelschild) her! Als nun Abjathar das Ephod zu David gebracht hatte,<br />

richtete David die Frage an <strong>de</strong>n Herrn: Soll ich diese Räuberschar verfolgen? Wer<strong>de</strong><br />

ich sie einholen? Da erhielt er die Antwort: Ja, verfolge sie, du wirst sie sicher einholen<br />

und die Gefangenen erretten' (1. Sam. 30, 7-8).<br />

Nur von solchen läßt sich Gott befragen, die ihr volles Vertrauen auf ihn setzen und auf<br />

seine Hilfe bauen. Wer sich jedoch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Bösen abgibt und auch von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geistern <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe Hilfe erwartet, <strong>de</strong>n weist Gott zurück. 'Diese Männer haben<br />

ihre Götzen in ihr Herz geschlossen und sie sich als Anstoß zu ihrer Verschuldung vor<br />

die Augen gestellt: Sollte ich mich da von ihnen befragen lassen?' (Hesekiel 14, 3).<br />

Nicht die Menschen <strong>mit</strong> geteiltem Herzen, die heute zu Gott und morgen zu Baal gehen,<br />

die heute die Kirche besuchen und danach die Werke <strong>de</strong>s Bösen vollführen, erhalten von<br />

Gott Antwort, damals nicht und auch heute nicht. Gott hat diese Menschen nach ihrem<br />

wahren Wesen beim Propheten Jesaja gezeichnet: 'Zwar befragen sie mich Tag für Tag<br />

und tragen Verlangen nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Kenntnis meiner Wege; als wäre es ein Volk, das<br />

Gerechtigkeit übt und das Recht seines Gottes nicht verlassen hat, for<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie


wohlverdiente Rechte von mir, erwarten ungeduldig eine Kundgebung Gottes. Warum<br />

fasten wir, sagen sie, und du siehst es nicht? ... Das ist vielmehr das rechte Fasten, wie<br />

ich es liebe, daß man ungerechte Fesseln löst, daß man die Ban<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Knechtschaftjoches sprengt, Vergewaltigte in Freiheit setzt und jegliches Joch zerbricht.<br />

Nicht wahr, wenn du <strong>de</strong>m Hungrigen <strong>de</strong>in Brot brichst und unglückliche Obdachlose in<br />

<strong>de</strong>in Haus nimmst, wenn du einen Nackten siehst, ihn klei<strong>de</strong>st und dich <strong>de</strong>inen<br />

Volksgenossen nicht entziehst: Dann wird <strong>de</strong>in Licht wie das Morgenrot hervorbrechen<br />

und <strong>de</strong>ine Heilung schnelle Fortschritte machen ... wenn du dann fragst, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr<br />

dir antworten' (Jesaja 58, 2-9).<br />

Die Antworten Gottes<br />

Verschie<strong>de</strong>n war die Art, wie Gott seine Kundgebungen <strong>de</strong>n gläubigen Menschen<br />

über<strong>mit</strong>telte, die sich in ihren Anliegen an ihn wandten. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong>de</strong>s Saul wird<br />

erwähnt, auf welche Weise dieser erste König <strong>de</strong>s israelitischen Volkes die Antworten<br />

Gottes empfing, solange er Gott treu blieb. Am Tage vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlacht von Gelboe fragte<br />

Saul, von <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist Gottes wegen seines Ungehorsams gewichen war, bei Gott an:<br />

'Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr gab ihm keine Antwort, we<strong><strong>de</strong>r</strong> durch 'Träume', noch durch<br />

'Orakelschild', noch durch die 'Propheten'' (1. Sam. 28, 6). Also hatte Saul bisher die<br />

Antworten Gottes entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> durch 'Träume' o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch das 'Orakelschild' o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch<br />

'Propheten' erhalten. Das, was eure Bibelübersetzer <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Wort 'Träume' bezeichnen,<br />

ist ein geistiges Schauen, eine Vision, ein Hellsehen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Hellhören, wodurch <strong>de</strong>m<br />

Betreffen<strong>de</strong>n eine Wahrheit <strong>mit</strong>geteilt wird.<br />

Ein solches Schauen kann nur <strong>de</strong>m zuteil wer<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> die mediale Veranlagung dazu hat.<br />

Die <strong>Geisterwelt</strong> muß sich daher bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Mittel für ihre Kundgebungen auch<br />

nach <strong>de</strong>n Aufnahmefähigkeiten <strong>de</strong>sjenigen richten, für <strong>de</strong>n sie bestimmt sind.<br />

Bei <strong>de</strong>m 'Orakelschild' erfolgten die Antworten Gottes unter Mitwirkung eines<br />

Mediums, wie ich dir bereits wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt erklärt habe.<br />

Bei <strong>de</strong>n 'Propheten', die so oft in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel als Überbringer <strong><strong>de</strong>r</strong> Kundgebungen Gottes<br />

auftreten, han<strong>de</strong>lt es sich um 'Sprechmedien', die aber auch nicht selten auf <strong>de</strong>m Wege<br />

<strong>de</strong>s Hellsehens und <strong>de</strong>s Hellhörens die Antworten Gottes in Empfang nahmen und dann<br />

weitergaben.<br />

Wo immer euch in <strong>de</strong>n Heiligen Schriften das 'Befragen Gottes' begegnet, da fin<strong>de</strong>t ihr<br />

die Wahrheit bestätigt, daß Gott <strong>de</strong>n Menschen, die sich vertrauensvoll an ihn wen<strong>de</strong>n<br />

und ihn befragen, seine Antwort auf irgen<strong>de</strong>ine menschlich wahrnehmbare Weise zuteil<br />

wer<strong>de</strong>n läßt.<br />

Das Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> "Toten" im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bibel


Soll nicht ein Volk bei seinem Gott anfragen? Soll es für<br />

die Leben<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n "Toten" anfragen? Jesaja 8, 19<br />

Die Begriffe „Tot“ und „Tote“ nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel<br />

Wenn ihr heute in Wort o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schrift von 'Toten' re<strong>de</strong>t, so meint ihr da<strong>mit</strong> die irdisch<br />

Verstorbenen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Leiber auf <strong>de</strong>n Kirchhöfen ruhen. Eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bezeichnung 'Toten' habt ihr nicht. Ihr versteht unter 'Tod' also bloß die Trennung <strong>de</strong>s<br />

Geistes vom irdischen Körper.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift wird sehr viel von <strong>de</strong>m 'Tod' und <strong>de</strong>n 'Toten' gesprochen. Aber<br />

nur an wenigen Stellen ist unter 'Tod' das irdische Sterben gemeint. Die 'Toten' <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel<br />

sind nicht die aus <strong>de</strong>m irdischen Leben Geschie<strong>de</strong>nen. Wenn die Bibel von 'Tod' spricht,<br />

meint sie nicht die Trennung <strong>de</strong>s Geistes vom Körper, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Trennung <strong>de</strong>s Geistes<br />

von Gott. Mit Gott vereint sein und ihm angehören, ist das 'Leben'. Von Gott getrennt<br />

sein, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Tod'.<br />

Diese Lehre zieht sich durch alle Schriften <strong>de</strong>s Alten und Neuen Testamentes.<br />

Die 'Toten' sind also die von Gott Getrennten, die 'geistig Toten'. Mögen sie nun als<br />

Geister im Jenseits weilen o<strong><strong>de</strong>r</strong> als von Gott abgefallene Menschen durch dieses irdische<br />

Leben gehen.<br />

Schon das erstemal, wo das Wort 'Tod' in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel vorkommt, bezeichnet es die<br />

Trennung von Gott. Als nämlich Gott <strong>de</strong>n ersten Menschen im Paradies <strong>de</strong>n Genuß einer<br />

bestimmten Frucht verbot, setzte er die Drohung hinzu: 'An <strong>de</strong>m Tage, wo ihr davon<br />

esset, wer<strong>de</strong>t ihr <strong>de</strong>s 'To<strong>de</strong>s' sterben' (1. Mose 2, 17). - Es war da<strong>mit</strong> nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> irdische<br />

Tod gemeint, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Trennung von Gott. Die ersten Menschen starben ja auch nicht<br />

leiblich, als sie das Verbot übertreten hatten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n erlitten <strong>de</strong>n geistigen Tod. Durch<br />

ihren Ungehorsam traten sie auf die Seite <strong>de</strong>s Bösen und trennten sich dadurch von Gott.<br />

Als Mose vor seinem irdischen To<strong>de</strong> von seinem Volke Abschied nahm, gab er ihm die<br />

Mahnung: 'Das 'Leben' und <strong>de</strong>n 'Tod' habe ich euch vorgelegt, <strong>de</strong>n Segen und <strong>de</strong>n Fluch.<br />

So wähle <strong>de</strong>nn das 'Leben', in<strong>de</strong>m du <strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>inen Gott, liebst und seinen<br />

Weisungen gehorchst und fest an ihm hältst' (5.Mose 30, 19-20).- Nicht das leibliche<br />

Leben und <strong>de</strong>n leiblichen Tod hat er ihnen vorgelegt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das geistige Leben, das so<br />

lange dauert, als sie fest an Gott halten, und <strong>de</strong>n geistigen Tod, <strong><strong>de</strong>r</strong> sofort eintritt, sobald<br />

sie von Gott ablassen und sich von ihm trennen. 'Wer das Gebot Gottes bewahrt, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bewahrt sein Leben; wer dagegen das Wort Gottes verachtet, wird sterben' (Sprüche 19,<br />

16). - 'Wer mein Wort befolgt, wird <strong>de</strong>n Tod in Ewigkeit nicht sehen' (Joh. 8, 51).<br />

Die Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abfalls von Gott führt also <strong>de</strong>n geistigen Tod herbei. 'Wisset ihr nicht,<br />

daß ihr entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> Knechte <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> seid, was zum To<strong>de</strong> führt, o<strong><strong>de</strong>r</strong> Knechte <strong>de</strong>s<br />

Gehorsams, wodurch ihr zur Gerechtigkeit gelangt?' (Röm. 6, 16). - 'Was für eine<br />

Frucht habt ihr damals, als ihr <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> dientet, aufzuweisen gehabt? Nur solche<br />

Dinge, <strong><strong>de</strong>r</strong>en ihr euch jetzt schämt; <strong>de</strong>nn das En<strong>de</strong> davon ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod. Jetzt dagegen, wo


ihr von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> frei und Knechte Gottes gewor<strong>de</strong>n seid, habt ihr als eure Frucht die<br />

Heiligung und als En<strong><strong>de</strong>r</strong>gebnis ewiges Leben. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Sold, <strong>de</strong>n die Sün<strong>de</strong> zahlt, ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> 'Tod'; die Gna<strong>de</strong>ngabe Gottes ist ewiges Leben' (Römer 6, 21-23).<br />

Nicht je<strong>de</strong> Sün<strong>de</strong> führt zur Trennung von Gott, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur 'die Sün<strong>de</strong>, die zur vollen<br />

Entwicklung gekommen ist, gebiert <strong>de</strong>n 'Tod'' (Jakobus 1, 15). - Nicht das Straucheln<br />

und Fallen <strong>de</strong>s Gottesgläubigen und Gottsuchers führt <strong>de</strong>n geistigen Tod herbei. Denn es<br />

ist ein Straucheln aus menschlicher Schwäche, ein Fallen auf <strong>de</strong>m Wege zu Gott. Aber<br />

sich abwen<strong>de</strong>n von Gott, ihm <strong>de</strong>n Rücken kehren und so leben, als ob es keinen Gott<br />

gäbe - das ist die Sün<strong>de</strong>, die <strong>de</strong>n geistigen Tod gebiert.<br />

Die Toten sind die Fein<strong>de</strong> Gottes. Sie haben sich unter die Herrschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen<br />

Geistermächte begeben. 'Sie haben wie Adam <strong>de</strong>n Bund gebrochen und sind treulos von<br />

mir abgefallen' (Hosea 6, 7). - Sie sind fahnenflüchtig gewor<strong>de</strong>n und dienen <strong>de</strong>m<br />

Fürsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis. Ihn haben sie zu ihrem Gott erwählt. Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn <strong>de</strong>s Wortes<br />

'Abgötterei', das so oft in <strong>de</strong>n Heiligen Schriften vorkommt. 'Ihr ganzes Treiben gestattet<br />

ihnen nicht, zu ihrem Gott zurückzukehren. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Abgötterei wohnt in<br />

ihrem Inneren' (Hosea 5, 4). - Wegen dieser abtrünnigen Gesinnung sind sie nicht reif<br />

zur Rückkehr. 'Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewalt <strong>de</strong>s 'Totenreiches' sollte ich sie befreien, vom To<strong>de</strong> sie<br />

erlösen? - Nein - vielmehr, wo sind <strong>de</strong>ine Seuchen, o Tod? Wo ist <strong>de</strong>ine Pest, o Hölle?'<br />

(Hosea 13, 14). - Pest und Seuchen sind die Strafen, die Gott durch die bösen<br />

Geistermächte über die Abtrünnigen verhängt. Sie müssen zuerst mürbe gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

durch Leid und Jammer, sie müssen elend wer<strong>de</strong>n wie <strong><strong>de</strong>r</strong> verlorene Sohn, bis das<br />

Heimweh nach <strong>de</strong>m Vaterhaus, nach Gott, sie packt und zur Rückkehr treibt.<br />

Der Götzendienst ist ein Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Toten<br />

Es ist natürlich, daß Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> nur das geistige Leben will, die Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

'Toten' als seinen Fein<strong>de</strong>n so streng untersagt. Bei <strong>de</strong>n 'Toten' kann man nichts Gutes<br />

lernen, we<strong><strong>de</strong>r</strong> die Wahrheit noch die Tugend.<br />

Schrecklich waren die Folgen <strong>de</strong>s <strong>Verkehr</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Völker <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen, von Gott<br />

getrennten Geistern auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>s niedrigen Spiritismus, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel stets als<br />

'Götzendienst' bezeichnet wird. Zu allen er<strong>de</strong>nklichen Greueltaten haben die 'Toten'<br />

durch ihre menschlichen Medien das irregeleitete Volk verführt. Es aß nicht bloß das<br />

Opferfleisch, das <strong>de</strong>n Dämonen geweiht war und bekun<strong>de</strong>te da<strong>mit</strong> seine Gemeinschaft<br />

<strong>mit</strong> ihnen; es opferte auch seine Söhne und Töchter <strong>de</strong>n bösen Geistern und trieb bei <strong>de</strong>n<br />

Opfermahlen die schändlichste Unzucht. Zu alle<strong>de</strong>m trieb das Böse diese Menschen an,<br />

nach<strong>de</strong>m sie sich einmal <strong>mit</strong> ihm in Verbindung gesetzt hatten. 'Dann hängten sie sich<br />

an Baal-Peor und aßen Opferfleisch <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Toten''(Ps. 106, 28). - 'Ja, sie opferten ihre<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>n bösen Geistern' (Ps. 106, 37).<br />

In <strong>de</strong>m Buch <strong><strong>de</strong>r</strong> Weisheit wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluß <strong>de</strong>s Götzendienstes <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n Worten<br />

geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t: 'In<strong>de</strong>m sie bald kin<strong><strong>de</strong>r</strong>mör<strong><strong>de</strong>r</strong>ische Weihen (Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>opfer) o<strong><strong>de</strong>r</strong> verborgene<br />

Geheimkulte feiern, bald tolle Gelage nach eigenartigen Gebräuchen veranstalten,<br />

bewahren sie we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Lebenswan<strong>de</strong>l noch die Ehen rein; nein, einer bringt <strong>de</strong>n<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en durch Meuchelmord um o<strong><strong>de</strong>r</strong> kränkt ihn durch Ehebruch. Bei allen ohne


Unterschied herrscht Blutvergießen und Totschlag, Diebstahl und Betrug, Verführung<br />

und Treulosigkeit, Aufruhr und Meineid, Beunruhigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Guten und Undankbarkeit,<br />

Befleckung <strong><strong>de</strong>r</strong> Seelen und unnatürlicher Geschlechtsverkehr, Zerrüttung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehen,<br />

Ehebruch und Unzucht. Denn die Verehrung <strong><strong>de</strong>r</strong> 'toten Götzen' ist alles Unheils Anfang,<br />

Ursache und Ausgang. Denn entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> rasen sie in ihren Lustbarkeiten o<strong><strong>de</strong>r</strong> weissagen<br />

Lügen' (Weisheit 14, 23-28).<br />

Wenn ihr das lest, könntet ihr vielleicht auf <strong>de</strong>n Gedanken kommen, jene Menschen<br />

seien nicht mehr bei gesun<strong>de</strong>n Sinnen gewesen. Doch sie waren so normal wie ihr. Aber<br />

so groß ist die Gewalt <strong>de</strong>s Bösen und so geschickt seine Art, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Wesen zu betören,<br />

daß <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige ihm nicht leicht entrinnt, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm einmal verfallen ist. Die stärkste Waffe<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mächte <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis ist die Mischung von Wahrheit und Lüge.<br />

Denen, die sich <strong>mit</strong> ihnen durch 'Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Toten' in Verbindung setzen, brachten sie<br />

die Überzeugung bei, daß in <strong>de</strong>n Tieren, in Sonne, Mond und Sternen mächtige Geister<br />

verkörpert seien, die große Gewalt über die Menschen hätten und ihnen Glück und<br />

Unglück bereiten könnten. Daß man sie daher verehren müsse, um sich irdisches<br />

Wohlergehen zu sichern und Mißgeschick von sich fernzuhalten. Daß man ferner <strong>mit</strong><br />

ihnen in Verbindung treten könne durch Opfer, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s durch Opfer von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Daß in je<strong>de</strong>m materiellen Wesen Geister verkörpert sind, entsprach <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit;<br />

ebenso daß man <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geistern durch Opfer in Verbindung treten kann. Daß aber jene<br />

<strong>Geisterwelt</strong> mächtige Geister <strong>de</strong>s Gutes seien, die ihren Verehrern Glück brächten, war<br />

die verhängnisvolle Lüge. Hatten aber die bösen Geister einmal ihre Anhänger zu jener<br />

Überzeugung gebracht, dann war es nur mehr ein kleiner Schritt zu <strong>de</strong>n<br />

Menschenopfern. Den Eltern <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, die geopfert wer<strong>de</strong>n sollten, wur<strong>de</strong> verheißen,<br />

daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist ihres Kin<strong>de</strong>s nach <strong>de</strong>ssen To<strong>de</strong> als mächtiger, glückbringen<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist stets<br />

um sie sei; daß aber sowohl sie selbst, als auch ihr Kind Furchtbares erlei<strong>de</strong>n müßten,<br />

wenn sie <strong>de</strong>m Götzen das Opfer verweigerten. So gaben sie <strong>de</strong>nn in ihrem Wahne nach.<br />

Ihr braucht euch darüber nicht zu wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Denn bei <strong>de</strong>m Götzen- dienst und <strong>de</strong>n dazu<br />

veranstalteten Versammlungen trugen die bösen Geister durch ihre Trancemedien diese<br />

Lehren vor und beglaubigten sie durch staunenerregen<strong>de</strong> Dinge, die sich dabei<br />

ereigneten. Nicht selten begannen die Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> selbst zu sprechen. Es waren die<br />

'direkten Stimmen', welche die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> Hilfe <strong>de</strong>s Ods <strong><strong>de</strong>r</strong> dargebrachten<br />

Opfer und <strong><strong>de</strong>r</strong> anwesen<strong>de</strong>n Medien erzeugten.<br />

Gott ließ das zu, weil er auch <strong>de</strong>n Bösen in <strong>de</strong>n ihnen gesetzten Grenzen volle Freiheit<br />

gewährt.<br />

Die Sucht nach irdischem Glück und Wohlergehen war damals wie heute <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund <strong>de</strong>s<br />

Abfalles von Gott. Nur kannte man damals die Vorbedingungen für <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong>, und heute sind diese in Vergessenheit geraten. Infolge<strong>de</strong>ssen zeigte sich<br />

damals <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfall nicht bloß in <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Abkehr von Gott, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

absichtlich herbeigeführten, <strong>mit</strong> menschlichen Sinnen wahrnehmbaren Verbindung <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>Geisterwelt</strong> im spiritistischen Götzendienst. Das Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Toten' war<br />

ein tägliches Bedürfnis für die irdisch Gesinnten, wie das Befragen Gottes zum<br />

ständigen Gottesdienst <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesgläubigen gehörte.


Das, was die 'Toten' durch ihre Medien sagten, schmeichelte <strong>de</strong>n menschlichen<br />

Lei<strong>de</strong>nschaften. Es war nur Angenehmes, was sie von ihnen zu hören bekamen. Von <strong>de</strong>n<br />

guten Medien als Werkzeugen Gottes wollten sie nichts wissen. Was diese ihnen im<br />

Auftrag Gottes <strong>mit</strong>zuteilen hatten, war ihnen zu bitter. 'Ein wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spenstiges Volk,<br />

mißratene Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, die <strong>de</strong>n Weisungen <strong>de</strong>s Herrn nicht gehorchen wollten; die zu <strong>de</strong>n<br />

Sehern sagen: Ihr sollt nicht sehen! Und zu <strong>de</strong>n Propheten Gottes: Ihr sollt uns nicht die<br />

Wahrheit prophezeien! Verkün<strong>de</strong>t uns angenehme Dinge! Prophezeit uns Täuschungen!<br />

Weicht vom richtigen Wege ab, verlaßt <strong>de</strong>n rechten Pfad! Laßt uns <strong>mit</strong> '<strong>de</strong>m Heiligen<br />

Israels' in Ruhe!' (Jesaja 30, 9-11). - Nur angenehme Dinge wollten sie hören, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

für ihr materielles Fortkommen. Auch wollten sie <strong>mit</strong> ganz bestimmten Geistern in<br />

Verbindung kommen, ähnlich wie Saul bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Totenbeschwörerin in Endor das<br />

Erscheinen <strong>de</strong>s Geistes <strong>de</strong>s Samuel wünschte. Gute Geister lassen sich nicht zitieren, wie<br />

es <strong>de</strong>n Launen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Sensation <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen gefällt. Sie kommen aus eigenem<br />

Antrieb <strong>mit</strong> Erlaubnis Gottes o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch in bestimmten Fällen infolge eines<br />

ausdrücklichen Auftrages Gottes. Aber sie kommen bloß zu gottsuchen<strong>de</strong>n Menschen,<br />

um ihnen <strong>de</strong>n Weg zu Gott zu zeigen. Wer von <strong>de</strong>n guten Geistern sich kundgibt, das<br />

haben nicht die Menschen zu bestimmen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das ist Sache <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong><br />

selbst. Auch von <strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>Geisterwelt</strong> kommen durchaus nicht immer diejenigen,<br />

welche die Menschen gern haben möchten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch sie bedürfen einer Erlaubnis zu<br />

ihrer Kundgebung. Allerdings wer<strong>de</strong>n die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geister stets sagen, sie seien<br />

diejenigen, welche man haben wollte, auch wenn sie es nicht sind. Denn es sind Geister<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Lüge, die das Bestreben haben, ihren Anhängern nur das zu sagen, was ihnen gefällt<br />

und was sie wünschen.<br />

Es ist daher auch eine große Torheit, wenn Menschen <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> vereinbaren, daß<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, welcher zuerst stirbt, <strong>de</strong>m Überleben<strong>de</strong>n Mitteilung machen soll, ob es ein<br />

Jenseits gibt. Wer eine solche Vereinbarung trifft, von <strong><strong>de</strong>r</strong>en Erfüllung er seinen<br />

Glauben an ein Fortleben abhängig macht, wird diesen Beweis nie erlangen. Denn<br />

solche Verabredungen beweisen, daß diesen Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesglaube fehlt. Und wer<br />

im Unglauben stirbt, fin<strong>de</strong>t ein solches jenseitiges Schicksal, das ihm eine Kundgebung<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Überleben<strong>de</strong>n nicht ermöglicht. Die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> tiefsten Sphären wissen<br />

nichts, auch nichts mehr von einer solchen Vereinbarung. Und wenn sie es wüßten,<br />

könnten sie sich doch nicht von <strong>de</strong>m Ort entfernen, an <strong>de</strong>n sie durch ihre Schuld gebannt<br />

sind. Wer jedoch gottesgläubig ist, wird ohne solche Vereinbarungen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geistern<br />

seiner Verstorbenen, falls sie ebenfalls gläubig waren, schon während seines irdischen<br />

Lebens in Verbindung kommen, ohne daß er diese Verbindung absichtlich sucht. Auch<br />

hier gilt das Wort Christi: 'Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; das<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e wird euch dazugegeben wer<strong>de</strong>n.' (Matth. 6,33)<br />

Aber das Suchen <strong>de</strong>s Reiches Gottes fehlte bei <strong>de</strong>nen, die sich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

<strong>Geisterwelt</strong> abgaben. Ihrer ganzen Gesinnung nach waren sie keine Gottsucher, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

ausschließlich auf ihr irdisches Wohl bedacht. Darum lehnten sie auch die Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> ab. Denn die Antworten, die sie von <strong>de</strong>n guten Geistern<br />

bekamen, waren für die Ohren <strong><strong>de</strong>r</strong> ihren Lei<strong>de</strong>nschaften frönen<strong>de</strong>n Menschen zu allen<br />

Zeiten hart und bitter. Sie empfan<strong>de</strong>n die Aussprüche Gottes als eine drücken<strong>de</strong> Last. Sie<br />

gingen so weit, daß sie die im Auftrag Gottes ergangenen Mahnungen, Warnungen und


Drohungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Propheten <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m gotteslästerlichen Ausdruck 'Last <strong>de</strong>s Herrn'<br />

bezeichneten. 'Was ist die Last <strong>de</strong>s Herrn?' lautete die übliche Frage, sooft man wissen<br />

wollte, was Gott hatte verkün<strong>de</strong>n lassen. Darum ließ Gott ihnen sagen: 'Wenn aber<br />

dieses Volk o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Prophet o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Priester dich fragen sollte: 'Was ist die Last <strong>de</strong>s<br />

Herrn?', so antworte ihnen: 'Ihr seid die Last <strong>de</strong>s Herrn, und ich will euch abwerfen.'<br />

Der Prophet aber und <strong><strong>de</strong>r</strong> Priester und wer sonst vom Volke noch von <strong><strong>de</strong>r</strong> 'Last <strong>de</strong>s<br />

Herrn' re<strong>de</strong>t, einen solchen Menschen will ich es büßen lassen samt seinem Hause. Ihr<br />

sollt vielmehr zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> und untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> so sagen: 'Was hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr geantwortet?'<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> 'Was hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr verkün<strong>de</strong>t?' Aber <strong>de</strong>n Ausdruck 'Last <strong>de</strong>s Herrn' sollt ihr nicht<br />

mehr gebrauchen, sonst soll einem je<strong>de</strong>n sein eigenes Wort zu Last wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn ihr<br />

wür<strong>de</strong>t die Worte <strong>de</strong>s lebendigen Gottes, <strong>de</strong>s Herrn <strong><strong>de</strong>r</strong> Heerscharen unseres Gottes<br />

verdreht haben' (Jer.23, 33-37).<br />

Wer also zum Volke Gottes gehören wollte, durfte sich nicht <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott<br />

abgefallenen <strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung setzen. Er durfte nicht die 'Toten befragen'. Das<br />

war Hochverrat gegen Gott und Abfall von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. Denn bei <strong>de</strong>n Toten war die<br />

Wahrheit nicht zu fin<strong>de</strong>n. 'Die Toten wissen nichts.' Was sie sagen, ist Lüge und<br />

Täuschung und darauf berechnet, die Gottestreuen in die Tiefe zu ziehen.<br />

Darum richtet Gott die Mahnung an sein Volk: 'Über die kommen<strong>de</strong>n Dinge fragt mich,<br />

meine Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

! Das Werk meiner Hän<strong>de</strong> lasset mir anbefohlen sein' (Jesaja 45, 11). - 'Ich <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr,<br />

<strong>de</strong>in Gott, bin es, <strong><strong>de</strong>r</strong> dich lehrt zu tun, was dir zum Heile dient; <strong><strong>de</strong>r</strong> dich auf <strong>de</strong>m Wege<br />

leitet, <strong>de</strong>n du gehen sollst' (Jesaja 48, 17). - 'Und wenn jemand zu euch sagt: Ihr müßt<br />

die Totenbeschwörer und Geisterkundigen befragen, die da flüstern und murmeln! - so<br />

entgegnet: Soll nicht ein Volk bei seinem Gott anfragen? Soll es für die Leben<strong>de</strong>n bei<br />

<strong>de</strong>n Toten anfragen?' (Jesaja 8, 19). - 'Wie? Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise eurer Väter wollt ihr euch<br />

verunreinigen und <strong>mit</strong> ihren Scheusalen ebenfalls Buhlerei treiben? Ja, durch die<br />

Darbringung eurer Gaben, dadurch, daß ihr eure Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> als Opfer verbrennt,<br />

verunreinigt ihr euch an allen euren Götzen bis auf <strong>de</strong>n heutigen Tag; und da sollte ich<br />

mich von euch befragen lassen. So war ich lebe, ich will mich von euch nicht befragen<br />

lassen!'(Hesek. 20, 30-31)<br />

Die Israeliten hatten das Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> geistig 'Toten' in Ägypten betrieben und waren<br />

dort zum großen Teil <strong>de</strong>m Götzendienst verfallen. Deshalb gehörte das Verbot Gottes,<br />

die Toten zu befragen, zu <strong>de</strong>n ersten Weisungen, die Gott <strong>de</strong>n Israeliten nach <strong>de</strong>m<br />

Auszug aus Ägypten gab: 'Ihr sollt keine Wahrsagerei noch Zauberei treiben!' (3. Mose<br />

19, 26). - 'Wen<strong>de</strong>t euch nicht an die Totenbeschwörer und an die Wahrsager; suchet sie<br />

nicht auf, da<strong>mit</strong> ihr nicht durch sie verunreinigt wer<strong>de</strong>t. Ich bin <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr, euer Gott' (3.<br />

Mose 19, 31). - ' Wenn sich jemand an die Totenbeschwörer und Wahrsager wen<strong>de</strong>t, um<br />

Götzendienst <strong>mit</strong> ihnen zu treiben, so will ich mein Angesicht gegen einen solchen<br />

Menschen kehren und ihn aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitte meines Volkes ausrotten' (3. Mose 20, 6). -<br />

'Wenn ein Mann o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Weib einen Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Totenbeschwörung o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen<br />

Wahrsagergeist in sich hat, so sollen sie unfehlbar <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> bestraft wer<strong>de</strong>n; man<br />

soll sie steinigen. Blutschuld lastet auf ihnen' (3. Mose 20, 27). In diesen Sätzen ist eine<br />

Tatsache enthalten, daß die Totenbeschwörer männlichen und weiblichen Geschlechts


'Medien' waren, aus <strong>de</strong>nen böse Geister sprachen. Diese Medien waren für ihre<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Bösen selbst verantwortlich. Sie hätten das Böse abweisen können,<br />

wenn sie sich gläubig an Gott gewandt hätten und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> in <strong>Verkehr</strong><br />

getreten wären. Ihr Strafe war daher berechtigt. - An<strong><strong>de</strong>r</strong>e traten durch 'Hellsehen' <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bösen <strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung.<br />

Wenn hier von 'Blutschuld' die Re<strong>de</strong> ist, so soll da<strong>mit</strong> nicht das natürliche Blutvergießen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> die körperliche Tötung bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Unter 'Blutschuld' versteht die Bibel die<br />

geistige Tötung, die Trennung <strong>de</strong>s Geistes von Gott. Die Totenbeschwörer lu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb<br />

eine Blutschuld auf sich, weil sie die Menschen, die zu ihnen kamen, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen<br />

Geistern in Verbindung brachten, sie dadurch von Gott trennten und so <strong>de</strong>m geistigen<br />

To<strong>de</strong> überantworteten.<br />

Die Verunreinigung, die sich jene zuziehen, welche <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Totenbeschwörern <strong>Verkehr</strong><br />

unterhalten, besteht nicht in einer leiblichen Besu<strong>de</strong>lung. Es ist vielmehr das schlechte<br />

Od, das sie bei <strong>de</strong>n Totenbeschwörern in sich aufnehmen und das ihr eigenes Od<br />

verunreinigt und es zum Tummelplatz böser Geistwesen macht.<br />

Saul und die Totenbeschwörerin in Endor<br />

Ein Fall von Totenbeschwörung ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel ausführlich geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Er ist in<br />

verschie<strong>de</strong>ner Hinsicht sehr lehrreich. Es ist die Befragung <strong><strong>de</strong>r</strong> Totenbeschwörerin in<br />

Endor durch <strong>de</strong>n König Saul.<br />

Samuel war gestorben. Saul aber hatte alle Totenbeschwörer aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> getrieben.<br />

Da fielen die Philister <strong>mit</strong> großer Heeresmacht in sein Land ein. Als nun Saul das Lager<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Philister erblickte, geriet er in Angst und erschrak im innersten Herzen. Er befragte<br />

daher <strong>de</strong>n Herrn; aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr gab ihm keine Antwort, we<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Hellsehen noch<br />

durch das Orakelschild noch durch die guten Medien. Denn durch seinen Ungehorsam<br />

hatte sich Saul von Gott getrennt. Die Geister Gottes waren von ihm gewichen, und ein<br />

böser Geist hatte Besitz von ihm genommen. Da gab Saul seinen Dienern <strong>de</strong>n Befehl,<br />

eine Frau ausfindig zu machen, die sich auf Totenbeschwörung verstehe. Er wollte zu ihr<br />

gehen und sie befragen. Da ihm die gute <strong>Geisterwelt</strong> keine Kundgebung zuteil wer<strong>de</strong>n<br />

ließ, wollte er es <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen versuchen.<br />

Seine Diener berichteten ihm, daß in Endor eine Frau wohne, die Tote beschwören<br />

könne. Saul machte sich unkenntlich und begab sich zu ihr auf <strong>de</strong>n Weg. Nachts kam er<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Frau an und sagte zu ihr: 'Wahrsage mir durch Totenbeschwörung und laß mir<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterwelt <strong>de</strong>n erscheinen, <strong>de</strong>n ich dir nennen wer<strong>de</strong>.' Die Totenbeschwörerin<br />

wollte nicht, weil sie fürchtete, <strong>de</strong>swegen angezeigt und getötet zu wer<strong>de</strong>n. Doch Saul<br />

beruhigte sie. Da fragte das Weib: 'Wen soll ich dir erscheinen lassen?' Er antwortete:<br />

'Laß mir <strong>de</strong>n Samuel erscheinen.' Als nun die Frau <strong>de</strong>n Samuel erblickte, schrie sie laut<br />

auf und sagte zu Saul: 'Warum hast du mich betrogen? Du bist Saul.' Der König<br />

erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te ihr: 'Fürchte dich nicht! Doch was siehst du?' Die Frau antwortete ihm: 'Ein


übermenschliches Wesen sehe ich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> steigen.' Da fragte er sie: 'Wie sieht es<br />

aus?' Sie antwortete: 'Ein alter Mann steigt herauf, <strong><strong>de</strong>r</strong> in einen Mantel gehüllt ist.' Da<br />

erkannte Saul, daß es Samuel sei; er neigte sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Antlitz zur Er<strong>de</strong> und bezeugte<br />

ihm seine Ehrfurcht. Samuel aber sagte zu Saul: 'Warum störst du mich in meiner Ruhe,<br />

daß du mich heraufkommen läßt?' Saul erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te: 'Ich befin<strong>de</strong> mich in großer Not; <strong>de</strong>nn<br />

die Philister haben Krieg <strong>mit</strong> mir angefangen; Gott aber gibt mir keine Antwort mehr.<br />

Darum habe ich dich rufen lassen, um von dir zu erfahren, was ich tun soll.' Samuel<br />

antwortete: 'Warum fragst du mich <strong>de</strong>nn, da doch <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr dich verlassen hat und <strong>de</strong>in<br />

Feind gewor<strong>de</strong>n ist? Der Herr hat dir nur so getan, wie er dir durch mich hat<br />

ankündigen lassen. Der Herr hat dir das Königtum entrissen und es einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, <strong>de</strong>m<br />

David gegeben. Weil du <strong>de</strong>m Befehl <strong>de</strong>s Herrn nicht gehorcht hast, darum hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr<br />

dich jetzt in diese Lage kommen lassen. Und <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr wird auch die Israeliten zugleich<br />

<strong>mit</strong> dir in die Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Philister fallen lassen. Morgen wirst du <strong>mit</strong>samt <strong>de</strong>inen Söhnen<br />

bei mir sein' (1.Samuel 28, 3-19).<br />

Manches in diesem Bericht bedarf <strong><strong>de</strong>r</strong> Erläuterung, da es für euch schwer verständlich<br />

ist.<br />

Fällt es dir nicht auf, daß Saul beim Anblick <strong>de</strong>s Heeres <strong><strong>de</strong>r</strong> Philister bis in sein Innerstes<br />

erbebte? Das war sonst nicht seine Art. Er war ein tapferer Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> unzählige Kämpfe<br />

<strong>mit</strong> gemacht hatte und <strong>de</strong>m Tod unerschrocken ins Auge sah. Woher also dieses<br />

plötzliche Erbeben? - Hier hast du eine jener merkwürdigen Tatsachen, die ihr oft im<br />

Leben vor euch sehet. Es ist die 'To<strong>de</strong>sahnung', wie ihr es nennt. Das Wort<br />

'To<strong>de</strong>sahnung' ist nicht richtig gewählt. Es müßte 'To<strong>de</strong>sgewißheit' heißen. Beim ersten<br />

Blick auf das Heer <strong><strong>de</strong>r</strong> Philister sagte ihm ein inneres Etwas, daß seine To<strong>de</strong>sstun<strong>de</strong><br />

geschlagen habe. Sie ist ja für einen je<strong>de</strong>n durch sein Schicksal festgelegt. Aber was ist<br />

das für eine innere Stimme, die es <strong>de</strong>m Saul zur Gewißheit wer<strong>de</strong>n ließ, daß <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

beginnen<strong>de</strong>n Kampf sein Tod <strong>mit</strong> absoluter Gewißheit verbun<strong>de</strong>n sei? Was war es, das<br />

so manchem eurer Soldaten im Kriege als innere Stimme zurief: 'Beim nächsten Angriff<br />

fin<strong>de</strong>st du <strong>de</strong>n Tod!' O<strong><strong>de</strong>r</strong>: 'Den heutigen Tag wirst du nicht überleben!' O<strong><strong>de</strong>r</strong>: 'Es ist<br />

<strong>de</strong>in letzter Urlaub, <strong>de</strong>n du hast. Du wirst zu <strong>de</strong>n Deinen nicht mehr zurückkehren!' -<br />

Warum fiel es manchen Soldaten, die doch oft in Urlaub waren, gera<strong>de</strong> das letztemal so<br />

schwer, an die Front zu gehen, von <strong><strong>de</strong>r</strong> sie nicht mehr zurückkehren sollten? - Bei Saul<br />

sowohl als auch bei allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, <strong>de</strong>nen die innere Gewißheit von <strong>de</strong>m nahen To<strong>de</strong><br />

zuteil wur<strong>de</strong>, waren es die Schutzgeister, die auf jene wichtigste Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lebens<br />

aufmerksam machten. Sie sind euch als Führer und Freun<strong>de</strong> beigegeben. Oft in eurem<br />

Leben hat ihre Stimme euch gewarnt, wo euch Gefahr drohte. Sie waren eure<br />

Beschützer. Oft haben sie für rechtzeitige Rettung gesorgt. Aber nun, wo <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

unabän<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Schlußstrich unter das Leben gemacht wird, schütteln diese<br />

Geisterfreun<strong>de</strong> euer ganzes Innere <strong>mit</strong> solcher Gewalt, daß die nahen<strong>de</strong> To<strong>de</strong>sstun<strong>de</strong><br />

euch in die Ohren gellt und ihr es nicht überhören könnt. Sie wird euch zu Gewißheit.<br />

Nicht bei allen dürfen sie es. Bei <strong>de</strong>nen es geschieht, ist es eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gna<strong>de</strong>, da<strong>mit</strong><br />

sie in <strong>de</strong>n ihnen noch verbleiben<strong>de</strong>n Augenblicken <strong>de</strong>n Anschluß an Gott suchen und<br />

sich seine Hilfe für <strong>de</strong>n folgenschweren Schritt ins Jenseits sichern. Auch für Saul war es<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> letzte Ruf <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterboten Gottes, zu <strong>de</strong>m Gott zurückzukehren, <strong>de</strong>m er untreu<br />

gewor<strong>de</strong>n war. Anstatt sich bei seiner To<strong>de</strong>sgewißheit innerlich an Gott zu wen<strong>de</strong>n und


sein Treuegelöbnis <strong>mit</strong> aller Aufrichtigkeit zu erneuern, hat er zunächst bloß äußerlich<br />

durch Medien bei Gott angefragt, um irdische Hilfe von ihm zu erlangen. Eine innere<br />

Verbindung <strong>mit</strong> Gott in Reue über sein bisheriges Verhalten hat er nicht erstrebt. Darum<br />

gab Gott ihm auch auf sein äußeres Anfragen keine Antwort. So ging er <strong>de</strong>nn in seiner<br />

Angst um sein irdisches Leben zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Totenbeschwörerin. Wenn Saul sagte: 'Ich bin in<br />

großer Not', so meinte er da<strong>mit</strong> die To<strong>de</strong>sgewißheit, die auf ihm lastete.<br />

Bei dieser Gelegenheit möchte ich dich auch noch kurz auf die zahlreichen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Arten <strong><strong>de</strong>r</strong> Ankündigung eines nahen<strong>de</strong>n To<strong>de</strong>s aufmerksam machen. Du weißt, daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Volksglaube das Heulen eines Hun<strong>de</strong>s, das Erscheinen eines Vogels, das Weißwer<strong>de</strong>n<br />

von Pflanzen und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Dinge als Vorausverkündung eines To<strong>de</strong>sfalles ansehen.<br />

Das ist kein Aberglaube, wie eure wissenschaftlich so aufgeklärte Zeit meint. Es ist<br />

Wahrheit. Und wenn durch diese Zeichen auch nicht <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige bestimmt angegeben<br />

wird, <strong><strong>de</strong>r</strong> gemeint ist, so sollen es sich alle zu Herzen nehmen, die jene Zeichen kennen<br />

und Einkehr in sich selbst halten. Es ist ein Ruf eurer Geisterfreun<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> euch an Gott<br />

und die Rechenschaft erinnert, die ihr ihm nach <strong>de</strong>m irdischen Schei<strong>de</strong>n ablegen müßt.<br />

Die <strong>Geisterwelt</strong> ist es, die jene Tiere als Werkzeuge benützt und sie das tun läßt, was<br />

euch als Vorbe<strong>de</strong>utung erscheint. Denn ich habe dir oft gesagt, daß auch Tiere als<br />

Medien benutzt wer<strong>de</strong>n können und zwar sowohl von <strong><strong>de</strong>r</strong> guten, als auch von <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen<br />

<strong>Geisterwelt</strong>. Dasselbe gilt von <strong>de</strong>n Pflanzen und Blumen. Doch die <strong>Geisterwelt</strong> wen<strong>de</strong>t<br />

jene Zeichen nur dann an, wenn die Menschen, die sie sehen, auch fähig sind, die<br />

Zeichen zu verstehen. Denn die Geister tun nichts Zweckloses. Das möge über diesen<br />

Punkt genügen.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Totenbeschwörerin in Endor möchte es auffallend erscheinen, daß Samuel<br />

überhaupt erschien. Er gehörte ja nicht zu <strong>de</strong>n 'Toten', also nicht zu <strong>de</strong>n von Gott<br />

Getrennten. Er war keiner von <strong>de</strong>n Geistern <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen die Frau in Endor<br />

bisher in Verbindung stand. Er war ein guter Geist Gottes. Das erkannte die Frau auch an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> übermenschlichen Größe, in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s Samuel erschien. Durch das<br />

Erscheinen <strong>de</strong>s Geistes Samuels vollzog sich an Saul ein Strafgericht Gottes. Saul sollte<br />

sofort für <strong>de</strong>n Frevel büßen, daß er sich an das Böse um Auskunft gewandt hatte. Wäre<br />

anstelle Samuels ein böser Geist erschienen, so wür<strong>de</strong> er ihm nicht die furchtbare<br />

Wahrheit seines Schicksals gesagt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihm eine angenehme Täuschung offenbart<br />

haben. Darum mußte nach <strong>de</strong>m Willen Gottes <strong><strong>de</strong>r</strong> gute Geist Samuels vor die<br />

Hellseherin treten, die zugleich hellhörend war und durch sie <strong>de</strong>m Saul das kundtun, was<br />

ihn am an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Tag erwartete. Daß er heute schon das Furchtbare erfuhr, war das<br />

Schwerste, was ihn treffen konnte: 'Morgen wirst du samt <strong>de</strong>inen Söhnen und einem<br />

großen Teil <strong>de</strong>ines Heeres sterben.' Das be<strong>de</strong>utete für Saul eine To<strong>de</strong>squal, die jetzt<br />

schon begann und sein Inneres bis zur Stun<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfüllung zermalmte. Darum fiel er bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Schreckenskun<strong>de</strong> voll Entsetzen seiner ganzen Länge nach zu Bo<strong>de</strong>n. Was er bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Totenbeschwörerin erfahren wollte, nämlich wie er <strong>de</strong>n Sieg über seine Fein<strong>de</strong> erlangen<br />

könne, das erfuhr er nicht - und das Schreckliche, das er nicht wissen wollte, ward ihm<br />

zur Strafe offenbart. Bei ihm ging in Erfüllung, was Gott durch <strong>de</strong>n Propheten Hesekiel<br />

sagen ließ: 'Wenn irgend jemand aus <strong>de</strong>m Hause Israel und von <strong>de</strong>n Frem<strong>de</strong>n, die in<br />

Israel leben, sich von mir lossagt und seine Götzen in sein Herz schließt und sich als<br />

Anstoß zu seiner Verschuldung vor die Augen stellt und sich trotz<strong>de</strong>m zu einem


Propheten begibt, da<strong>mit</strong> dieser mich für ihn befrage, so will ich, <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr, ihm<br />

persönlich Antwort erteilen, und zwar will ich gegen <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Mann vorgehen<br />

und ihn zu einem warnen<strong>de</strong>n Beispiel und zu einem Sprichwort machen und ihn aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mitte meines Volkes ausrotten, da<strong>mit</strong> ihr erkennt, daß ich <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr bin' (Hesek. 14, 7-8).<br />

Daß die Totenbeschwörerin beim Erscheinen Samuels <strong>de</strong>n Saul erkannte, kam daher,<br />

daß sie hellhörend vom Geist <strong>de</strong>s Samuel <strong>de</strong>n Namen Sauls vernahm.<br />

Wenn ferner Samuel in seiner Kundgebung an Saul verheißt, daß er und seine Söhne<br />

morgen bei ihm seien, so ist das nicht so zu verstehen, als ob Saul und seine Söhne im<br />

Jenseits <strong>mit</strong> Samuel dasselbe Schicksal teilten. Samuel will Saul nur kundtun, daß er und<br />

seine Söhne am an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Tage sterben wür<strong>de</strong>n, und daß Samuel sie bei ihrem Übertritt<br />

ins Jenseits abholen wer<strong>de</strong>. Denn die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Sterben<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n ihnen im<br />

To<strong>de</strong> Vorausgegangenen schon am Sterbebett in Empfang genommen und begrüßt, wenn<br />

sie ihnen im Leben nahegestan<strong>de</strong>n. Von ihnen wer<strong>de</strong>n sie auch belehrt und ermahnt,<br />

bevor sie an <strong>de</strong>n Ort kommen, an <strong>de</strong>n sie gemäß <strong>de</strong>m ihnen zuteil gewor<strong>de</strong>nen Los<br />

hingehören. Das ist ein ebenso selbstverständliches Gesetz <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong>, wie es für<br />

euch eine Selbstverständlichkeit ist, eure Freun<strong>de</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Landung im Hafen eines<br />

frem<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>s abzuholen, wenn ihr selbst schon vorher in diesem Lan<strong>de</strong> angekommen<br />

seid. Deshalb kann doch euer Schicksal in jenem Lan<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m Schicksal eurer<br />

Freun<strong>de</strong> wesentlich verschie<strong>de</strong>n sein.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Totenbeschwörerin in Endor erfolgte die Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n 'Toten' auf <strong>de</strong>m<br />

Wege <strong>de</strong>s Hellsehens und Hellhörens. Sie teilte <strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie befragte, bloß <strong>mit</strong>, was sie<br />

sah o<strong><strong>de</strong>r</strong> hörte. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Totenbeschwörer waren wirkliche Medien und fielen in Trance,<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong> Geist re<strong>de</strong>te selbst durch sie.<br />

Wenn endlich gesagt ist, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist Samuels 'aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> heraufgestiegen sei', so ist<br />

dies nur nach <strong>de</strong>m Augenschein angegeben.<br />

Der Geist bedarf, um sich sichtbar zu machen, einer Odwolke. Das Od entnimmt er <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Odstrahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn umgeben<strong>de</strong>n Menschen. Die Odwolke bil<strong>de</strong>t sich nicht auf einmal,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n entwickelt sich nach und nach, meistens von unten nach oben größer wer<strong>de</strong>nd,<br />

so daß es wie ein Aufsteigen nach oben aussieht. Daß Samuel als alter Mann erschien<br />

und in <strong>de</strong>n Mantel gehüllt war, <strong>de</strong>n er als Mensch zu tragen pflegte, geschah <strong>de</strong>swegen,<br />

da<strong>mit</strong> man seine Persönlichkeit erkennen konnte. Die Geister pflegen sich in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Odgestalt zu zeigen, die alle diejenigen Merkmale trägt, an <strong>de</strong>nen man sie während ihres<br />

irdischen Lebens erkannte. Wie ihr eure materielle Gewandung nach Belieben gestalten<br />

könnt, so vermögen auch die Geister ihrer Odgewandung die Formen zu verleihen, die<br />

ihnen am zweckmäßigsten erscheinen.<br />

Da die Gesetze <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>Geisterwelt</strong> dieselben sind, wie die <strong>de</strong>s<br />

guten Geisterverkehrs, so seht ihr in <strong>de</strong>n Berichten <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift bei <strong>de</strong>m<br />

Befragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Toten dieselben Mittel angegeben, wie beim Befragen Gottes. Hier wie<br />

dort trefft ihr als Träger <strong><strong>de</strong>r</strong> erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Odkraft die Medien, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> als Propheten<br />

<strong>de</strong>s Baal o<strong><strong>de</strong>r</strong> als Propheten Gottes. Hier wie dort wer<strong>de</strong>n zur Verstärkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft<br />

Tieropfer dargebracht und Räucherungen vorgenommen. In bei<strong>de</strong>n Fällen wer<strong>de</strong>n Orte<br />

gewählt, die frei sind von je<strong><strong>de</strong>r</strong> Störung und an <strong>de</strong>nen die schädigen<strong>de</strong>n Wirkungen von


Licht und Wärme auf die Odverdichtung möglichst beseitigt sind. Darum wer<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bibel zugleich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Götzendienst auch die Orte verwünscht, an <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verkehr</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern unterhalten wur<strong>de</strong>. 'Mein Volk befrage sein Stück Holz, und sein<br />

Stab muß ihm die Zukunft kundtun. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Abgötterei hat sie betört, daß sie<br />

ihren Gott verlassen haben und Götzendienst treiben. Auf <strong>de</strong>n Gipfeln <strong><strong>de</strong>r</strong> Berge opfern<br />

sie und lassen Weihrauch aufsteigen auf <strong>de</strong>n Hügeln unter Eichen, Pappeln und<br />

Terebinthen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Schatten ja so lieblich ist' (Hosea 4, 12-13).<br />

Aus allem, was dich die Bibel über die 'Toten' lehrt, magst du ersehen, daß die 'Toten'<br />

die Mächte <strong>de</strong>s Bösen sind. Wer sich diesen Mächten anschließt, trennt sich von Gott<br />

und erlei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n geistigen Tod. 'Groß stand Israel da; als es sich aber durch <strong>de</strong>n<br />

Baalsdienst versündigte, fing es an zu sterben' (Hosea 13, 1).<br />

Nun darf man jedoch nicht meinen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Baalsdienst bestehe bloß darin, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch<br />

sich wirkliche Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> mache und sich absichtlich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong> in<br />

Verbindung setze, wie dies in <strong>de</strong>n alten Zeiten geschah und heute noch beim<br />

Götzendienst verschie<strong>de</strong>ner Völker geschieht. Götzendienst ist vielmehr schon je<strong>de</strong><br />

Gesinnung, die Gott aus <strong>de</strong>m Leben ausschaltet und sich ganz zu <strong>de</strong>m Materiellen<br />

hinwen<strong>de</strong>t und unter <strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>s Bösen das Irdische anstelle Gottes setzt.<br />

Die Menschheit <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Zeiten ist nicht min<strong><strong>de</strong>r</strong> götzendienerisch, wie die Völker,<br />

von <strong>de</strong>nen euch die Bibel berichtet, wenn auch in <strong>de</strong>n Gebieten <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten Kultur<br />

keine Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> von Holz o<strong><strong>de</strong>r</strong> Stein aufgestellt wer<strong>de</strong>n. Aber die Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

stehen in <strong>de</strong>n Herzen. Es ist das Geld, die Ehre und das irdische Wohlergehen. Und<br />

diesen Götzen wer<strong>de</strong>n heute ebenso viele Opfer gebracht, wie vor Jahrtausen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

sichtbaren Götzen. Diesen Götzen wer<strong>de</strong>n, wenn auch in feinerer Weise, heute noch<br />

Millionen von Menschen, Millionen von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n geopfert. Die bösen Geistermächte <strong>de</strong>s<br />

'Totenreiches' führen auch in <strong>de</strong>n heutigen Zeiten die Herrschaft über <strong>de</strong>n weitaus<br />

größten Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit. Und was <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet Micha von <strong>de</strong>n damaligen<br />

Geschlechtern sagt, gilt in <strong>de</strong>mselben Umfang von <strong><strong>de</strong>r</strong> Jetztzeit: 'Ausgestorben sind die<br />

Frommen im Lan<strong>de</strong>, und ehrliche Leute gibt es nicht mehr unter <strong>de</strong>n Menschen. Allesamt<br />

liegen sie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Lauer nach Übeltaten. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> macht auf <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Jagd <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Fangnetz. Auf das Böse gehen ihre Hän<strong>de</strong> aus, es eifrig auszuführen. Der Obere for<strong><strong>de</strong>r</strong>t,<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Richter steht ihm gegen Bezahlung zu Diensten. Der Mächtige spricht das aus,<br />

wonach ihn gelüstet, und dann karten sie es <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> ab. Der Beste unter ihnen ist<br />

wie ein Dornstrauch, <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtschaffenste schlimmer wie eine Dornhecke. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tag, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>ine Späher angekündigt haben, <strong>de</strong>in Strafgericht, kommt heran. Alsdann<br />

verlaßt euch nicht auf <strong>de</strong>n vertrauten Freund! Vor <strong>de</strong>m Weibe, das an <strong>de</strong>inem Busen<br />

liegt, hüte die Pforten <strong>de</strong>ines Mun<strong>de</strong>s! Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn mißachtet <strong>de</strong>n Vater, die Tochter<br />

lehnt sich wi<strong><strong>de</strong>r</strong> die Mutter auf, die Schwiegertochter wi<strong><strong>de</strong>r</strong> die Schwiegermutter. Eines<br />

je<strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong> sind die eigenen Hausgenossen. - Ich aber will nach <strong>de</strong>m Herrn<br />

ausschauen, will harren auf Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> mir hilft: Mein Gott wird mich erhören' (Micha 7,<br />

2-7).<br />

Aber Gott wird sich auch <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Menschheit erbarmen. Er wird es fügen, daß sie<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung kommt und dadurch von <strong>de</strong>n Toten<br />

aufersteht. 'Es wird geschehen, daß ich meine <strong>Geisterwelt</strong> über alles Fleisch ausgieße,


so daß eure Söhne und eure Töchter weissagen, eure Greise Offenbarungen in Visionen<br />

empfangen, eure jungen Leute Gesichte schauen; ja selbst über die Knechte und Mäg<strong>de</strong><br />

wer<strong>de</strong> ich in jenen Tagen meine <strong>Geisterwelt</strong> ausgießen' (Joel 3, 1-2).<br />

Dritter Teil<br />

Der Geisterverkehr im<br />

nachapostolischen Zeitalter<br />

und in <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Zeit


Vorbemerkung<br />

Nach<strong>de</strong>m mir die im zweiten Teil dieses Buches nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegten Belehrungen über die<br />

Gesetze <strong>de</strong>s Geisterverkehrs sowie über die Geisterkundgebungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel erteilt<br />

wor<strong>de</strong>n waren, blieb es mir überlassen, <strong>de</strong>n sonstigen Geisterverkehr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit selbst zu studieren und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m zu vergleichen, was ich durch die<br />

<strong>Geisterwelt</strong> erfahren hatte.<br />

Es wur<strong>de</strong> mir nahegelegt, vor allem das zu prüfen, was in <strong>de</strong>n heutigen spiritistischen<br />

Sitzungen vor sich geht und was die heutige Wissenschaft über "Medien" und ihre<br />

Kundgebungen berichtet.<br />

Gern hätte ich auch aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit die Berichte <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Schriftsteller, sowohl<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> heidnischen, als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen, einer Prüfung unterzogen, soweit sie etwas<br />

über einen <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> enthielten. Dazu hätte ich die Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> alten<br />

griechischen und römischen Philosophen, Dichter und Geschichtsschreiber studieren<br />

müssen. Ich hätte alle Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchenväter und kirchlichen Schriftsteller <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

nachapostolischen Zeit bis tief ins Mittelalter hinein und die Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> Mystiker<br />

durcharbeiten müssen. Auch die zahllosen Berichte über das Leben und Wirken <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

katholischen Heiligen konnte ich dabei nicht außer acht lassen, wenn meine Arbeit<br />

Anspruch auf Vollständigkeit machen wollte. Ferner hätte ich dann das unübersehbare<br />

Material sichten müssen, das <strong><strong>de</strong>r</strong> heutige "Okkultismus" in Büchern und Zeitschriften<br />

nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegt hat.<br />

Auf <strong>de</strong>n ersten Blick mußte ich einsehen, daß eine solche Arbeit ein ganzes<br />

Menschenleben beansprucht hätte.<br />

So entschloß ich mich <strong>de</strong>nn, nur drei Kapitel als Ergänzung diesem Buche beizufügen.<br />

In ihnen wollte ich von mir aus in kurzen Zusammenstellungen zeigen, daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geisterverkehr in <strong><strong>de</strong>r</strong> nachapostolischen Zeit eine allgemein bekannte und anerkannte<br />

Tatsache war, und daß er sich auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Zeit vollzieht, wenn er auch von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

heutigen Menschheit noch nicht anerkannt wird, und zwar nach <strong>de</strong>nselben Gesetzen sich<br />

vollzieht, die in diesem Buche geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t sind und in allen Zeiten dieselben waren und<br />

für alle Zukunft dieselben bleiben wer<strong>de</strong>n.<br />

So entstan<strong>de</strong>n die folgen<strong>de</strong>n Kapitel: "Der Geisterverkehr in <strong><strong>de</strong>r</strong> nachapostolischen<br />

Zeit", "Die Wirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister in <strong>de</strong>m Leben eines evangelischen und eines<br />

katholischen Pfarrers im 19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t", "Der Spiritismus im Lichte <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen<br />

Wissenschaft".


Der Geisterverkehr in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nachapostolischen Zeit<br />

Die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen im<br />

heidnischen Götzendienst<br />

Kommt einmal etwas vor, von <strong>de</strong>m man<br />

sagen möchte: "Siehe, das ist etwas<br />

Neues", so ist es doch längst dagewesen<br />

in <strong>de</strong>n Zeit- räumen, die hinter uns<br />

liegen. Pred.1, 10<br />

Zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt <strong>de</strong>s Hei<strong>de</strong>ntums, in die das Christentum eintrat, und <strong>de</strong>m<br />

Christentum entspann sich ein gewaltiger Kampf. Bei diesem Kampfe auf Leben und<br />

Tod war es die allgemeine Überzeugung <strong><strong>de</strong>r</strong> Christen <strong><strong>de</strong>r</strong> nachapostolischen Zeit, daß<br />

die bösen Geistermächte die wirklichen Beherrscher <strong>de</strong>s ganzen Hei<strong>de</strong>ntums waren, und<br />

daß die weltlichen Machthaber und ihre Untertanen nur die menschlichen Werkzeuge<br />

jener bösen Mächte bil<strong>de</strong>ten. Die Hölle sah ihre bisherige Herrschaft über die<br />

Menschheit durch die <strong>Geisterwelt</strong> <strong>de</strong>s Guten bedroht, die sich im Christentum kundgab.<br />

"Hier galt es einen Kampf <strong>mit</strong> einem höheren Herrn, als <strong>de</strong>m Kaiser in Rom, <strong>mit</strong><br />

stärkeren Gewalten, als seinen Statthaltern und Beamten. Die Macht dieser Gewalten<br />

war schon da, als noch kein römisches Reich existierte. Sie erstreckte sich auch in die<br />

dunklen Provinzen <strong>de</strong>s Reiches, wo römische Verwaltung nur zum Schein bestand. Sie<br />

reichte hinein in die Menschenherzen und ihre Gedanken, die keiner Verwaltung<br />

unterstehen."<br />

"Das Leben <strong>de</strong>s Staates, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen war voll von Beziehungen zu dieser<br />

jenseitigen Welt <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister, welche die Hei<strong>de</strong>n Götter, Heroen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen nannten.<br />

Das Leben <strong>de</strong>s Staates spielte sich unter ihrem Schutze ab. Ein großer Teil öffentlichen<br />

gemeinsamen Han<strong>de</strong>lns <strong>mit</strong> Opfern und Festen galt ihrer Verehrung" (Weinel S. 2 u. 3).<br />

Wenn die Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> auch äußerlich tot waren, so war man überzeugt, daß hinter jenen<br />

Statuen von Stein und Holz wirkliche Geistwesen lebten, die sich kundgaben. Von ihnen<br />

sagt <strong><strong>de</strong>r</strong> Christ und Märtyrer Justin: "Jene Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> tragen Gestalt und Namen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erschienenen schlechten Dämonen." - Diesen Dämonen galt die Verehrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hei<strong>de</strong>n.<br />

"In alten Zeiten sind die Dämonen (in menschlichen Medien) erschienen und haben <strong>mit</strong><br />

Frauen Ehebruch getrieben und Knaben geschän<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>n Menschen Schreckbil<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gezeigt, so daß diejenigen erschraken, welche diese Vorgänge nicht verstan<strong>de</strong>n; sie<br />

nannten sie Götter und gaben ihnen <strong>de</strong>n Namen, <strong>de</strong>n sich ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> Dämon beilegte. Sie<br />

taten es von <strong><strong>de</strong>r</strong> Furcht getrieben, weil sie nicht wußten, daß es böse Dämonen waren"<br />

(Justin 1.5, 2).<br />

Aber nicht bloß in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit waren die bösen Geister wirksam, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die<br />

Christen <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te sahen täglich die Kundgebungen dieser Geister <strong>mit</strong><br />

eigenen Augen.


Da waren zunächst mancherlei Krankheiten, bei <strong>de</strong>nen ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Geist als <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s<br />

Kranken aus <strong>de</strong>n Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n sprach und han<strong>de</strong>lte. Der Wahnsinnige hatte einen<br />

Dämonen in sich. Der Hysterische und Epileptische waren besessen. Das war<br />

allgemeiner Volksglaube bei Ju<strong>de</strong>n, Hei<strong>de</strong>n und Christen.<br />

Diese unsichtbaren Geistwesen sprachen auch aus menschlichen Medien. Der Christ<br />

Tatian schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t ein weibliches Medium <strong>de</strong>s Apollo <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n Worten: "Nach<strong>de</strong>m<br />

sie Wasser getrunken hat, gerät sie in Raserei, und durch Weihrauch kommt sie von<br />

Sinnen, und du meinst, sie sage wahr" (19.p. 86). - Das Rasen ist stets ein Zeichen, daß<br />

ein nie<strong><strong>de</strong>r</strong>es Geistwesen von einem Medium Besitz ergriffen hat. Die hohen Geister<br />

geben sich kund unter <strong>de</strong>n Zeichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ruhe und <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns.<br />

Das Rasen <strong><strong>de</strong>r</strong> Baalspriester nach <strong>de</strong>n Berichten <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel, die rasen<strong>de</strong>n Bewegungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bacchantinnen bei <strong>de</strong>n Götzenfesten <strong><strong>de</strong>r</strong> Römer und Griechen, die tanzen<strong>de</strong>n Derwische<br />

unserer Zeit, sowie die große Zahl ähnlicher Erscheinungen bei <strong>de</strong>n heutigen Medien<br />

sind auf die Einwirkung böser Geistwesen zurückzuführen.<br />

Jene Geistwesen konnten auch von <strong>de</strong>n Hellsehern <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeiten geschaut<br />

wer<strong>de</strong>n. Menschen, welche die Gabe <strong>de</strong>s Hellsehens o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mediale Fähigkeiten<br />

besaßen, durch die sie <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung treten konnten, nannte man<br />

damals "Pneumatiker". Dieses Wort ist abgeleitet von <strong>de</strong>m griechischen Wort "Pneuma",<br />

das Geist be<strong>de</strong>utet. In <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Zeit, die nichts mehr von <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>s<br />

Geisterverkehrs kennt, <strong>de</strong>utet man das Wort "Pneumatiker" als "Geistbegabten" und<br />

erweckt dadurch die Meinung, als sei <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist jener Menschen die Ursache<br />

wun<strong><strong>de</strong>r</strong>barer Wirkungen. In Wirklichkeit waren jedoch die "Pneumatiker" entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

vollständige "Medien" o<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen <strong>mit</strong> einer medialen Veranlagung o<strong><strong>de</strong>r</strong> solche, die<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gabe <strong>de</strong>s Hellsehens und Hellhörens ausgestattet waren. Also nicht bloß jene<br />

waren "Pneumatiker", die <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> Berührung hatten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />

diejenigen, welche <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistwesen in Verbindung stan<strong>de</strong>n. Die Gesetze, nach<br />

<strong>de</strong>nen sich diese Verbindung vollzog, waren ja in bei<strong>de</strong>n Fällen dieselben.<br />

"Die Dämonen wer<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>n Menschen sichtbar, in<strong>de</strong>m sie sich ihnen zeigen, da<strong>mit</strong><br />

man glauben soll, sie seien etwas Rechtes". - "Leicht und oft wer<strong>de</strong>n ihre luft- und<br />

feuerartigen Körper allerdings nur von <strong>de</strong>n 'Pneumatikern' gesehen; aber die Tatsache,<br />

daß man sie sieht und häufig sieht, steht fest", sagt Tatian (Or. 15 p. 70).<br />

Die hier erwähnten luft- und feuerartigen Körper <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen sind die Odkörper. Alle<br />

Geister besitzen sie. Nur ist ihr Aussehen bei <strong>de</strong>n einzelnen Geistwesen verschie<strong>de</strong>n, je<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Sphäre, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist befin<strong>de</strong>t.<br />

Das Re<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Auch re<strong>de</strong>ten die Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> selbst und wirkten Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>. Das konnten auch die<br />

Christen nicht leugnen, da diese Tatsache allgemein bekannt war. Gera<strong>de</strong> hieraus leiteten<br />

die Hei<strong>de</strong>n ihre Überzeugung ab, daß die Götzen, die sie verehrten, lebendige<br />

Geistwesen waren, die über eine große Kraft verfügten. Sie sagen: "Aus welchem


Grun<strong>de</strong> vollbringen einige Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>wirkungen, wenn es nicht Götter sind, für die<br />

wir Bildsäulen errichten? Es ist doch nicht wahrscheinlich, daß die leblosen<br />

unbeweglichen Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> selbst Kraft entwickeln können, ohne daß sie einer bewegt?" - Der<br />

Christ Athenagoras entgegnet: "Daß in einzelnen Plätzen und Städten und Völkern im<br />

Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>wirkungen geschehen, leugnen auch wir Christen nicht. Nur<br />

halten wir sie nicht für Götter" (Athenagoras leg. 23 p. 116). - Von einer Bildsäule eines<br />

gewissen Neryllinus in Troas erzählt er: "Man glaubt, daß sie wahrsage und Kranke<br />

heile. Die Einwohner von Troas opfern ihr daher und schmücken sie <strong>mit</strong> Gold und<br />

bekränzen sie. Ebenso soll in Parion von <strong>de</strong>n Bildsäulen <strong>de</strong>s Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> und <strong>de</strong>s Proteus<br />

die eine weissagen; <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en aber, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong>, feiert man auf Staatskosten<br />

Opfer und Feste, wie einem Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> erhören kann." Athenagoras leugnet diese<br />

Wirkungen nicht. Nur sagt er, daß diejenigen, die sie vollbringen, böse Geister seien.<br />

"So erlebte und erfuhr man die Wirkungen und in ihnen <strong>de</strong>n Beweis für die Existenz<br />

einer geheimnisvollen Welt geistiger Wesen hinter <strong>de</strong>n Dingen dieser Welt - geistiger<br />

Wesen, die mächtiger, wissen<strong><strong>de</strong>r</strong>, aber auch ruchloser waren, als die Menschen. Hinter<br />

und über <strong>de</strong>m römischen Reich erhob sich das Reich <strong>de</strong>ssen, welcher <strong><strong>de</strong>r</strong> wahre Herr <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Welt war, <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeus, <strong><strong>de</strong>r</strong> Teufel. Und gera<strong>de</strong> in diesem Römerreich, <strong>de</strong>ssen führen<strong>de</strong><br />

Kreise <strong>de</strong>m Christentum so heftigen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand entgegensetzten, schien jenes<br />

Geisterreich sich sein mächtigstes Bollwerk geschaffen zu haben" (Weinel, S. 12).<br />

Mit Entsetzen erfuhren die Christen am eigenen Leibe die Wirkung <strong>de</strong>s unsichtbaren<br />

Machthabers <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt und seiner Werkzeuge.<br />

Und was war <strong><strong>de</strong>r</strong> Zweck <strong>de</strong>s Teufels und seiner Dämonen <strong>mit</strong> all seinem Anstürmen<br />

gegen die Christen? Er wollte sie fortlocken von Gott in <strong>de</strong>n Irrtum <strong><strong>de</strong>r</strong> Vielgötterei. Er<br />

wollte sie fortschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>n von ihrem geistigen Leben und in <strong>de</strong>n geistigen Tod stürzen.<br />

"Denn nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es erstreben die sogenannten Dämonen, als die Menschen<br />

wegzuführen von ihrem Gott und Schöpfer und seinem Erstgeborenen, <strong>de</strong>m Christus,<br />

und die, welche sich über das Irdische nicht zu erheben vermochten, haben sie an<br />

irdische, von Menschen gemachte Dinge gebun<strong>de</strong>n (Bildsäulen) und tun es noch" (Justin<br />

1, 58). - "Die Dämonen haben dies dadurch erreicht, daß sie durch Erfindung von<br />

Mythen und Mysterien <strong>de</strong>n Heilsplan Gottes <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit nachgeäfft haben. Sie<br />

haben <strong>de</strong>nen, die nach Gottesgemeinschaft trachteten, durch ihre Gebil<strong>de</strong> einen<br />

angenehmen, aber seelenver<strong><strong>de</strong>r</strong>ben<strong>de</strong>n Ersatz <strong><strong>de</strong>r</strong> wahren Offenbarung geschaffen"<br />

(Justin 1, 56).<br />

Die bei <strong>de</strong>n Götzenfesten durch die Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> re<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n bösen Geister erzeugten die<br />

für menschliche Ohren vernehmbare Stimme dadurch, daß sie das ihnen zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong> Od zur Bildung <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten "direkten Stimme" verwen<strong>de</strong>ten. Es war in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tat eine Nachahmung <strong>de</strong>s Sprechens Gottes durch die Odwolke über <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> im<br />

Offenbarungszelt. Denn dies erfolgte ebenfalls als "direkte Stimme", wie es in meinen<br />

früheren Darlegungen ausführlich klargelegt ist. Und wie bei <strong>de</strong>m Sprechen Gottes die<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Odwolke durch das Od <strong>de</strong>s Opferblutes und die Räucherungen beschafft<br />

wur<strong>de</strong>, so war auch das Blut <strong><strong>de</strong>r</strong> heidnischen Götzenopfer und die dabei vorgenommene<br />

Räucherung die Odquelle für die "direkten Stimmen" <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister.


Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Gefahr, die <strong>de</strong>n Christen ständig durch <strong>de</strong>n Teufel und sein Heer drohte,<br />

war die Furcht vor diesen finsteren Mächten weit verbreitet. Es waren nicht Schatten und<br />

Phantasiegebil<strong>de</strong>, um die es sich han<strong>de</strong>lte, wie es <strong>de</strong>n meisten mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Menschen<br />

erscheint, auch nicht <strong>mit</strong> Zähigkeit festgehaltene, unbewiesene Glaubenssätze, wie sie<br />

die heute leben<strong>de</strong>n Christen in ihren Religionen haben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die bösen Geister waren<br />

erlebte, täglich sich kundgeben<strong>de</strong> Gewalten, welche auf Schritt und Tritt geheimnisvoll,<br />

aber machtvoll wirkend ins Leben eingriffen (Weinel, S. 24).<br />

Wir müssen uns einen Christen vorstellen, wie ihn in <strong>de</strong>m Hause, in <strong>de</strong>m er lebt, die<br />

Laren und Penaten (Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> und Götzen) von <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n anstarren; wie auf <strong>de</strong>n Straßen<br />

und Plätzen die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> ihm zu drohen scheinen; wie er an <strong>de</strong>n Tempeln vorübergeht, wo<br />

in <strong>de</strong>m dunklen Haus hinter <strong>de</strong>n hellen Säulenreihen die geheimnisvollen Gewalten ihr<br />

Wesen treiben, Scharen von Menschen zu sich ziehend. Unter diesen Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n gab es<br />

viele, <strong><strong>de</strong>r</strong>en scheußliche Gestalt <strong>mit</strong> ihrer wun<strong><strong>de</strong>r</strong>sam grotesken Mischung von<br />

Menschen- und Tierleibern abstieß und doch <strong>de</strong>njenigen <strong>mit</strong> Grausen erfüllte, <strong><strong>de</strong>r</strong> hinter<br />

ihnen eine persönliche Geistermacht lebendig und wirksam wußte. Weit gefährlicher<br />

aber waren die Dämonen, wenn sie <strong>de</strong>m zart schimmern<strong>de</strong>n Marmor Leben einhauchten,<br />

wenn die schönheitsfrohen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> griechischen Götter und Göttinnen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sinnverlocken<strong>de</strong> Zauber wur<strong>de</strong>n, durch <strong>de</strong>n die Teufel die Menschen knechteten. Der<br />

Christ erkannte <strong>mit</strong> Entsetzen, daß all diese lebensvolle Schönheit Gott gestohlen war,<br />

um sie zur Sün<strong>de</strong> zu gebrauchen; daß alle Majestät, welche die Göttergestalten umfloß,<br />

ein Raub an Gottes Herrlichkeit und an seiner Herrschaft über die Menschenherzen war.<br />

Und wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Christ dann bei Familienfeiern, bei <strong>de</strong>n Festen <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt und <strong><strong>de</strong>r</strong> Provinz<br />

voll Grauen die ungeheure Macht <strong>de</strong>s Abfalls von Gott erfuhr; wenn er sah, wie bei<br />

solchen Festen die schlimmsten Schandtaten <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen und Heroen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Bühne<br />

sich abspielten, wie die Lei<strong>de</strong>nschaften <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen und Götter Habgier, Haß,<br />

Rachgier und Sinnenliebe, und was ihnen folgt: Krieg, Mord und Ehebruch, vor <strong>de</strong>n<br />

Augen von alt und jung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Reifen wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Unreifen, in verführerischem Zauber sich<br />

entfalten: Dann zog ein Schauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Verachtung und <strong>de</strong>s Hasses gegen diejenigen durch<br />

sein Herz, welche die Seelen <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen durch ihre Gaukeleien und Schreckbil<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

von <strong>de</strong>m wahren Gott und seiner ewigen Güte und Reinheit weggelockt hatten."<br />

"Glücklich <strong><strong>de</strong>r</strong> Christ, <strong><strong>de</strong>r</strong> nur diese Empfindungen kannte. Aber wenn sich die<br />

Schönheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> und <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen, wenn sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinnenreiz <strong><strong>de</strong>r</strong> Schauspiele ihm<br />

ins Herz schlich, wenn bei <strong>de</strong>n Kämpfen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gladiatoren die im Menschen<br />

schlummern<strong>de</strong> Blutgier auch in ihm erwachte, dann hörte er <strong>mit</strong> Schrecken und<br />

Entsetzen dieselben finsteren Mächte aus <strong>de</strong>n Regungen seines eigenen Trieblebens bald<br />

in süßem Schmeicheln, bald in wil<strong>de</strong>m Locken zu sich re<strong>de</strong>n. Er glaubte sie nicht bloß<br />

zu hören. Je mehr er auf sich achtete, je mehr er sich versenkte in das Erleben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong>, je mehr er ein 'Pneumatiker' wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>sto klarer und öfter hörte er diese<br />

Stimmen, ja er sah die Gestalten <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister leiblich und erlebte körperlich ihre<br />

peinigen<strong>de</strong> Gegenwart."<br />

"Und blieb er seinem Gotte treu, so wartete auf ihn vielleicht das Schlimmste. In einer<br />

Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfolgung entfalteten Satan und seine Geister ihre höchste Macht. Mit<br />

Abscheu und bangem Entsetzen erfuhr er dann die Grausamkeit dieser wildgewaltigen


Fein<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Qualen seiner Freun<strong>de</strong>, o<strong><strong>de</strong>r</strong> er erlebte sie in <strong>de</strong>n peinigen<strong>de</strong>n Schmerzen,<br />

die seinen eigenen gefolterten Leib zerrissen." (Weinel, S.24 u.25).<br />

Das Wirken <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes<br />

Was für eine Kraft war es nun, welche die Christen befähigte, die bösen Geistermächte<br />

zu überwin<strong>de</strong>n? Die Christen selbst antworten uns: Es ist ein heiliger Geist, ein Geist<br />

Gottes, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie wirkt. Die Geister Gottes kamen zu ihnen in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise, wie sie zu<br />

<strong>de</strong>n ersten christlichen Gemein<strong>de</strong>n kamen. So sagt Justin von <strong>de</strong>n Christen seiner Zeit:<br />

"Sie empfangen Gaben, ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> nach Würdigkeit, erleuchtet durch <strong>de</strong>n Namen dieses<br />

Christus. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> eine empfängt einen Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsicht, <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e einen Geist <strong>de</strong>s<br />

Rates, <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e einen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft, <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e einen Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung, <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e einen<br />

Geist <strong>de</strong>s Vorherwissens, dieser einen Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre, jener einen Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Furcht<br />

Gottes" (Justin, Dial. 39 p. 132). - "Bei uns kann man Frauen und Männer sehen, welche<br />

Gna<strong>de</strong>ngaben von einem Geist Gottes haben" (Justin, Dial. 88 p. 318).<br />

In seinem Gespräch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>n Tryphon sagt Justin: "Bei uns sind noch bis jetzt<br />

prophetische Gaben vorhan<strong>de</strong>n, woraus ihr erkennen könnt, daß das, was vor alten<br />

Zeiten in eurem Geschlecht war, jetzt zu uns kam. Und wie auch falsche Propheten zu<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit lebten, da die heiligen Propheten bei euch auftraten, so gibt es auch jetzt bei uns<br />

falsche Lehrer" (Justin, Dial. 82 p. 296).<br />

Gegen diejenigen, welche die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion<br />

verweisen wollten, tritt Irenaeus auf. Er spricht <strong>de</strong>n Standpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen christlichen<br />

Kirche <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeit aus, wenn er gegen die Religionsgemeinschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Aloger<br />

sagt: "Sie machen die Gabe <strong>de</strong>s Geistes zunichte, welche in <strong><strong>de</strong>r</strong> Endzeit nach <strong>de</strong>m<br />

Willen <strong>de</strong>s Vaters über das ganze Menschengeschlecht ausgegossen ist. Sie wollen jene<br />

Form <strong>de</strong>s Evangeliums nicht zulassen, welche im Johannes-Evangelium dargestellt ist,<br />

wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr versprochen hat, die <strong>Geisterwelt</strong> zu sen<strong>de</strong>n. Und sie verwerfen sowohl das<br />

Evangelium, als auch <strong>de</strong>n prophetischen Geist."<br />

Wenn Irenaeus <strong>de</strong>n Ausdruck "Endzeit" gebraucht, so meinten die Christen da<strong>mit</strong> die<br />

Zeit vom Erscheinen Christi an bis zum Welten<strong>de</strong>. Unter "prophetischem Geist"<br />

verstan<strong>de</strong>n die Christen einen Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch ein menschliches Medium die Wahrheiten<br />

Gottes verkün<strong>de</strong>te, wie dies in <strong>de</strong>n ersten christlichen Gemein<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war. Nach<br />

<strong>de</strong>m alt-christlichen Grundsatz konnte man die Wahrheit nur dort lernen, wo Geister<br />

Gottes sich kundgaben. Dieser Grundsatz wur<strong>de</strong> in die Formel geklei<strong>de</strong>t: "Wo die<br />

Gna<strong>de</strong>ngaben Gottes bestehen, dort muß man die Wahrheit lernen."<br />

Da die Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> unter <strong>de</strong>nselben Gesetzen und<br />

Vorbedingungen sich vollzog und noch vollzieht, wie die <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern, so<br />

sind die Kundgebungen bei<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong>en äußerlich gleichartig. Nur aus <strong>de</strong>m Inhalt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kundgebungen und <strong>de</strong>m Benehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistwesen in <strong>de</strong>n menschlichen Medien<br />

kann man erkennen, ob sie von guten o<strong><strong>de</strong>r</strong> bösen, hohen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geistwesen<br />

stammen. Aber die Kundgebungen selbst betrachtete damals sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Ju<strong>de</strong> wie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hei<strong>de</strong> und <strong><strong>de</strong>r</strong> Christ, <strong><strong>de</strong>r</strong> katholische Christ sowohl wie <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht-katholische, in<br />

gleicher Weise als Wirkungen unsichtbarer Geistwesen.


"Erblickt ein Christ in einer Vision einen Engel o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Dämon, Christus o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />

Teufel, hat ein Hei<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Gnostiker eine Vision, so ist nicht, wie für manche<br />

mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Theologen, bei einem Ju<strong>de</strong>n Selbsttäuschung, was bei einem Christen wahres<br />

Erleben ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in je<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> angegebenen Fälle sind für jene Zeit übermenschliche,<br />

unsichtbare Geistwesen in Erscheinung getreten. Und das Erlebnis kann sich je<strong>de</strong>smal<br />

ganz in <strong><strong>de</strong>r</strong> gleichen Form abspielen" (Weinel, S. 64).<br />

"Die Wirkungen <strong>de</strong>s heiligen Geistes und <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen sind aber nicht nur im<br />

allgemeinen gleichartige Vorgänge, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Vorgang kann bald als Wirkung<br />

<strong>de</strong>s guten, bald als Wirkung <strong>de</strong>s bösen Geistes beurteilt wer<strong>de</strong>n, je nach <strong>de</strong>m<br />

dogmatischen Standpunkt (Glaubensstandpunkt) <strong>de</strong>s Verfassers. Was <strong><strong>de</strong>r</strong> Gnostiker<br />

(eine christliche Sekte) für gute, heilige Geistwirkung hält, beurteilt <strong><strong>de</strong>r</strong> katholische<br />

Christ als Blendwerk <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen und umgekehrt" (Weinel, S. 64).<br />

"Wo die pneumatischen Vorgänge auf <strong>de</strong>mselben seelisch-leiblichen Gebiet auftreten, ist<br />

es höchst auffallend, wie gleichartig sie in allen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ten gewesen sind. Der<br />

<strong>mit</strong>telalterliche mönchische Mystiker, <strong><strong>de</strong>r</strong> Quäker im protestantischen England, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

hugenottische Inspirierte, <strong><strong>de</strong>r</strong> Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>arzt <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts, erlebt und tut dann ganz<br />

dasselbe, wie die Pneumatiker <strong><strong>de</strong>r</strong> wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kirche" (Weinel, S. 65).<br />

"Innerhalb <strong>de</strong>s Gebietes <strong><strong>de</strong>r</strong> pneumatischen (medialen) Erscheinungen gibt es nach<br />

christlicher Überzeugung keine neutrale Wirkung. Der Geist, welcher wirkt, ist entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ein böser o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein guter" (Weinel, S. 67).<br />

Trancezustän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Medien<br />

Die Art und Weise, wie die Geister in <strong>de</strong>n nachapostolischen Zeiten sich kundgaben, ist<br />

dieselbe, wie sie in <strong>de</strong>n früheren Kapiteln dieses Buches über die Medien dargelegt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Die Geister bedienten sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien zum Sprechen. Es gab sowohl<br />

"Teiltrancemedien", bei <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist alles hört, was das frem<strong>de</strong> Geistwesen<br />

durch das Medium spricht, als auch "Tieftrancemedien", bei <strong>de</strong>nen ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Geist<br />

re<strong>de</strong>te, während das Medium selbst in vollständig bewußtlosem Zustand sich befand. Ein<br />

Medium, das in Teiltrance sprach, schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t seinen eigenen Zustand <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n<br />

Worten: "Stets empfand ich dabei eine außeror<strong>de</strong>ntliche Erhebung zu Gott, bei welchem<br />

ich daher beteuere, daß ich we<strong><strong>de</strong>r</strong> durch irgend jemand bestochen o<strong><strong>de</strong>r</strong> verleitet, noch<br />

durch eine weltliche Rücksicht bewogen bin, durchaus keine an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Worte als solche<br />

zu sprechen, welche <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Engel Gottes selbst bil<strong>de</strong>t, in<strong>de</strong>m er sich meiner<br />

Organe bedient. Ihm allein überlasse ich daher in meinen Ekstasen die Lenkung meiner<br />

Zunge, in<strong>de</strong>m ich mich nur bestrebe, meinen Geist auf Gott zu richten und die Worte zu<br />

merken, welche mein Mund ausspricht. Ich weiß, daß alsdann eine höhere und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Macht durch mich spricht. Ich <strong>de</strong>nke darüber nicht nach und weiß vorher nicht, was ich<br />

re<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>. Meine Worte kommen mir daher wie die Re<strong>de</strong> eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en vor, aber sie<br />

lassen einen tiefen Eindruck in meinem Geist zurück" (Weinel, S.77 u. 78).


Oft auch betet ein Geist unter Benutzung eines Mediums in Teiltrance. Ein Beispiel <strong>de</strong>s<br />

"Betens im Geist" berichtet höchst anschaulich das Martyrium <strong>de</strong>s Polykarp. Hier ist<br />

auch das große Ergriffensein treffend geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Polykarp begibt sich aus <strong>de</strong>m<br />

Obergemach <strong>de</strong>s Hauses, wohin man ihn geflüchtet hatte, zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Truppenabteilung<br />

hinunter, befiehlt, <strong>de</strong>n Soldaten zu essen vorzusetzen, und bittet sie dann um eine Stun<strong>de</strong><br />

Verzug für ein ungestörtes Gebet. "Als sie es ihm gestatteten, trat er hin und betete, voll<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gna<strong>de</strong> Gottes (im Geiste) so sehr, daß er zwei Stun<strong>de</strong>n lang nicht schweigen konnte<br />

und alle Zuhörer erschraken, viele es aber bereuten, daß sie gekommen waren zu einem<br />

solch gottbegna<strong>de</strong>ten Greis, um ihn festzunehmen." Er konnte nicht schweigen. Denn<br />

nicht er selbst re<strong>de</strong>te, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es sprach aus ihm und ließ ihn nicht zum<br />

Schweigen kommen. Dabei vernimmt er nichts von <strong>de</strong>m, was um ihn vorgeht. Er ist<br />

unempfindlich gegen die Müdigkeit, die <strong>de</strong>m alten Manne doch sonst das Stehen<br />

unmöglich gemacht hätte. Alle Anwesen<strong>de</strong>n sahen, daß Polykarp nicht selbst sprach,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n daß ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er aus ihm re<strong>de</strong>te. Eine solche Wahrnehmung hat für <strong>de</strong>n<br />

Zuschauer immer etwas Schreckhaftes, wie überhaupt in allen Fällen, wo die jenseitige<br />

<strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> Menschen in sinnlich wahrnehmbarer Weise in Berührung kommt, vor<br />

allem, wenn es das erstemal ist, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch so etwas erlebt.<br />

Solch ein Beter, wie Polykarp, war ohne Zweifel <strong><strong>de</strong>r</strong> schwäbische Pfarrer Blumhardt, bei<br />

<strong>de</strong>ssen Gebet die Kranken die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit von sich weichen fühlten (Weinel,<br />

S. 83).<br />

Das Stadium <strong><strong>de</strong>r</strong> "Tieftrance" o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> eigentlichen "Ekstase" war sehr oft bei <strong>de</strong>n<br />

Medien <strong><strong>de</strong>r</strong> Montanisten vorhan<strong>de</strong>n. Von Montanus erzählt sein Gegner Eusebius, es sei<br />

ihm berichtet wor<strong>de</strong>n, "Montanus, ein Neugetaufter, habe, von unmäßigem Ehrgeiz<br />

getrieben, <strong>de</strong>m bösen Feind Einlaß in sein Inneres gewährt. Er sei von einem Geist<br />

erfüllt wor<strong>de</strong>n und habe plötzlich, in Besessenheit und Ekstase geraten, in einem<br />

Erregungszustand zu re<strong>de</strong>n und fremdartige Worte auszustoßen begonnen. Auch zwei<br />

von ihm erweckte Frauen hätten gesprochen "in bewußtlosem Zustan<strong>de</strong> und ganz<br />

plötzlich und fremdartig, ähnlich wie Montanus, von <strong>de</strong>mselben bösen Geist erfüllt."<br />

Der Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus Montanus re<strong>de</strong>t, erklärt diesen medialen Zustand <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n<br />

Worten: "Siehe, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch ist wie ein Lyra (Musikinstrument), und ich fliege hinzu<br />

wie ein Plektrum (durch das auf das Musikinstrument geschlagen wur<strong>de</strong>)."<br />

Da<strong>mit</strong> gibt dieser Geist in <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigen Weise das Verhältnis an, in <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

aus einem Medium spricht, zu <strong>de</strong>m Medium steht. Das Medium ist bloß Werkzeug in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hand <strong>de</strong>s Geistes. Es ist das Klavier und <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong> Geist ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Klavierspieler. So ist es<br />

bei allen echten Medien ohne Ausnahme.<br />

Das abfällige Urteil, das bei Eusebius über die Geistwirkungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> montanistischen<br />

Religionsgemeinschaft, die doch auch eine christliche war, in <strong>de</strong>n oben angeführten<br />

Sätzen gefällt wird, ist das Urteil eines religiösen Gegners. Und bekanntlich sind<br />

Religionskämpfe stets die erbittertsten, bei <strong>de</strong>nen die Gegner von <strong>de</strong>n Waffen <strong><strong>de</strong>r</strong> Lüge<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verleumdung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Entstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit zu allen Zeiten <strong>de</strong>n<br />

ausgiebigsten Gebrauch gemacht haben. Daß bei <strong>de</strong>n Montanisten die<br />

Geisterkundgebungen nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Art gewesen sein können, wie die katholischen


Gegner sie hinstellen, geht schon allein aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache hervor, daß Tertullian, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gelehrteste und ernsteste Kirchenlehrer <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeit, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen<br />

Religionsgemeinschaft zu <strong><strong>de</strong>r</strong> montanistischen übergetreten ist. Wer die Werke dieses<br />

Kirchenlehrers kennt, <strong>de</strong>m ist es ohne weiteres klar, daß die bei <strong>de</strong>n Montanisten zutage<br />

getretenen Geistwirkungen etwas Ernstes und Heiliges gewesen sein müssen, sonst hätte<br />

sich dieser Mann ihnen nicht angeschlossen.<br />

Da die Geistwirkungen bei <strong>de</strong>n Montanisten unter <strong>de</strong>n Christen sehr viel Aufsehen<br />

erregten und <strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen christlichen Religionsgemeinschaft, die man die katholische<br />

nannte, dadurch großen Abbruch taten, stellte man plötzlich von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen<br />

katholischen Kirchenleiter <strong>de</strong>n Grundsatz auf, daß ein wahres Werkzeug Gottes nicht in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ekstase, also nicht in Tieftrance spreche. Und doch war es allgemein bekannt, daß zu<br />

allen Zeiten zahlreiche Menschen als Werkzeuge Gottes in Ekstase gesprochen hatten.<br />

So sagt <strong><strong>de</strong>r</strong> katholische Athenagoras aus <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Zeit: "Die Propheten haben in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bewußtlosigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ekstase, in<strong>de</strong>m sie ein göttlicher Geist in Tätigkeit versetzte, das<br />

ausgesprochen, was ihnen eingeflößt wur<strong>de</strong>, wobei sie ein heiliger Geist benutzte, wie<br />

ein Flötenspieler seine Flöte bläst" (Athenag.leg. p. 42). Und an einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stelle sagt<br />

er, <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist habe die "Sprachorgane <strong><strong>de</strong>r</strong> Propheten wie Instrumente in Bewegung<br />

gesetzt." In <strong><strong>de</strong>r</strong> justinischen Coh. ad. Graec. heißt es: "Das göttliche, aus <strong>de</strong>m Himmel<br />

herabkommen<strong>de</strong> Plektrum hat die gerechten Männer wie ein Instrument, eine Zither o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lyra, benutzt." Auch Justin und Theophilus gebrauchen dieselben Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>. Es ist also das<br />

nämliche, was <strong><strong>de</strong>r</strong> aus Montanus sprechen<strong>de</strong> Geist gesagt hatte. Im Montanismus war<br />

die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterkundgebungen dieselbe, wie bei <strong>de</strong>n ersten christlichen Gemein<strong>de</strong>n.<br />

Die Unterscheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister<br />

Das Buch: "Der Hirte <strong>de</strong>s Hermas", ein durch und durch spiritistisches Buch, genoss in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> nachapostolischen Zeit ein so großes Ansehen, daß man es an die Heilige Schrift<br />

anreihte. Darin wird auch ausführlich erklärt, wie man die Sprechmedien <strong><strong>de</strong>r</strong> guten<br />

Geister von <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen unterschei<strong>de</strong>n könne. Aus seinen Ausführungen geht <strong>mit</strong><br />

voller Deutlichkeit hervor, daß man an <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong>de</strong>s Sprechens "<strong>de</strong>n Geist von oben"<br />

und <strong>de</strong>n irdischen Geist nicht zu unterschei<strong>de</strong>n vermag. Außer an <strong>de</strong>m Inhalt <strong>de</strong>s<br />

Gesprochenen sind nach Hermas folgen<strong>de</strong> Kennzeichen für ein Sprechen guter Geister<br />

durch ein Medium maßgebend: "Kein Geist, von Gott gegeben, läßt sich befragen." Er<br />

lässt sich also nicht als Orakel menschlicher Neugier<strong>de</strong> benutzen. Selbstverständlich darf<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch in <strong>de</strong>n Dingen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> sich kundgeben<strong>de</strong> Geist vorgetragen hat, auch Fragen<br />

an <strong>de</strong>n Geist richten, sobald er die Kundgebung nicht verstan<strong>de</strong>n hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Punkt daraus unklar geblieben ist. Die gute <strong>Geisterwelt</strong> verlangt in einem<br />

solchen Falle sogar, daß die Zuhörer solche Fragen stellen. Er teilt ja seine Belehrungen,<br />

Anweisungen und Ermahnungen zum Besten <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> und hat daher <strong>de</strong>n<br />

sehnlichsten Wunsch, daß seine Worte richtig verstan<strong>de</strong>n und aufgefasst wer<strong>de</strong>n. Darum<br />

will er auch, daß man nötigenfalls Fragen stellt. Oft for<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Geister sogar die<br />

Anwesen<strong>de</strong>n auf, Fragen zu stellen, selbst solche, die <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m soeben Kundgegebenen in<br />

keinem Zusammenhang stehen. Das geschieht in <strong>de</strong>n Fällen, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist weiß, daß<br />

einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n eine Frage stellen möchte, die sich allerdings nie auf rein<br />

materielle Dinge beziehen darf. Ein zweites Kennzeichen für die Anwesenheit eines


guten Geistes in einem Medium ist: "Nicht Menschen können bestimmen, ob und wann<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist spricht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er spricht nur dann, wann Gott es will, daß er re<strong>de</strong>." Es ist<br />

daher bei <strong>de</strong>m guten Geisterverkehr nicht möglich, ein Medium in Trance zu versetzen,<br />

da<strong>mit</strong> eine Geisterkundgebung erfolgen soll. Sie erfolgt, wann sie erfolgen soll.<br />

Menschen können sie nicht herbeiführen. Wohl können Menschen durch Beschaffung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Odkraft die Vorbedingungen für eine Geisterkundgebung<br />

sicherstellen. Ob aber eine solche Kundgebung erfolgt, hängt nicht von ihnen ab.<br />

Den Vorgang selbst <strong>de</strong>utet Hermas <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten an: "Der Engel <strong>de</strong>s prophetischen<br />

Geistes, <strong><strong>de</strong>r</strong> bei ihm wohnt, füllt <strong>de</strong>n Menschen, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch, erfüllt <strong>mit</strong> einem<br />

heiligen Geiste, spricht zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong>, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr will."<br />

Von <strong>de</strong>n montanistischen Medien als Tieftrancemedien wird <strong><strong>de</strong>r</strong> bei allein<br />

Tieftrancemedien eintreten<strong>de</strong> Zustand <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten ange<strong>de</strong>utet. "Sie beugen das<br />

Antlitz zur Er<strong>de</strong>." Es scheint hier<strong>mit</strong> auf <strong>de</strong>n Eintritt <strong><strong>de</strong>r</strong> Tieftrance angespielt zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Denn bei <strong>de</strong>m Austritt <strong>de</strong>s eigenen Geistes <strong>de</strong>s Mediums fällt <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper<br />

vornüber und wird erst von <strong>de</strong>m eintreten<strong>de</strong>n frem<strong>de</strong>n Geist wie<strong><strong>de</strong>r</strong> emporgerichtet. Das<br />

Austreten o<strong><strong>de</strong>r</strong> Weggehen <strong>de</strong>s Geistes <strong>de</strong>s Mediums ist in <strong>de</strong>m Worte "Ekstase" genau<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben. Denn "Ekstase" heißt "Austritt". Nach <strong>de</strong>m Eintritt <strong>de</strong>s frem<strong>de</strong>n Geistes<br />

gehen die Kundgebungen in aller Ruhe vor sich, wenn das Geistwesen ein gutes ist. Hat<br />

jedoch ein böser Geist von <strong>de</strong>m Medium Besitz ergriffen, so treten sehr häufig Zustän<strong>de</strong><br />

ein, die selbst auf <strong>de</strong>n in diesen Dingen Unerfahrenen <strong>de</strong>n Eindruck dämonischer<br />

Besessenheit machen. "Rasen ist ein Werk <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen" sagt <strong><strong>de</strong>r</strong> Christ Tatian.<br />

Das Hellsehen und Hellhören <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen<br />

Medien<br />

Auch das Hellsehen, Hellhören und Hellempfin<strong>de</strong>n, wozu auch die Empfindungen <strong>de</strong>s<br />

Geschmacks- und Geruchssinns gehören, ist eine häufige Erscheinung bei <strong>de</strong>n Christen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te.<br />

In <strong>de</strong>m Buch <strong>de</strong>s Hermas nimmt das Hellsehen und Hellhören einen großen Raum ein.<br />

Denn das meiste nimmt Hermas hellsehend und hellhörend wahr. Eine weibliche Gestalt,<br />

die er sieht und hört, erklärt ihm die jenseitigen Wahrheiten. Sie ist seine Führerin, wie<br />

es bei <strong>de</strong>m hellsehen<strong>de</strong>n Dante die Beatrice war. Denn auch Dante hat die Hauptsache<br />

<strong>de</strong>ssen, was er in seiner "Göttlichen Komödie" nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrieb, hellsehend geschaut.<br />

Der Märtyrer Polykarp schaut hellsehend sein To<strong>de</strong>sschicksal. Auf <strong>de</strong>m Landgut, wohin<br />

er entflohen war, weilte er <strong>mit</strong> einigen wenigen und tat "Tag und Nacht" nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es,<br />

als daß er betete für alle und die Gemein<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Welt, wie er es zu tun pflegte.<br />

Und als er betete, hatte er ein Gesicht, drei Tage, bevor er gefangengenommen wur<strong>de</strong>: Er<br />

sah sein Kopfkissen im Feuer verbrennen. Da drehte er sich um und sagte zu <strong>de</strong>nen, die<br />

bei ihm wahren. "Es ist von Gott bestimmt, daß ich lebend verbrannt wer<strong>de</strong>n soll."


Am häufigsten ist bei <strong>de</strong>n hellsehen<strong>de</strong>n Gottesgläubigen das Schauen jenseitiger<br />

Gestalten und Gefil<strong>de</strong>, überhaupt ein Schauen <strong>de</strong>s Geisterreiches als eine Welt gleich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

irdischen, nur geistig anstatt materiell.<br />

Dass auch heidnische Hellseher <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Visionen hatten, ist selbstverständlich. Denn<br />

das Hellsehen ist eine Gabe <strong>de</strong>s menschlichen Geistes infolge einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Gestaltung <strong>de</strong>s seinen Geist umgeben<strong>de</strong>n Ods, so daß er ähnlich sieht, wie ein<br />

körperloser Geist. Das, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Hellseher schaut, ist als Bild ebenso wahr, wie die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Welt, die unser körperliches Auge schaut. Die <strong>Geisterwelt</strong> kann diese<br />

Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> nach Belieben vor <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s Hellsehers entstehen lassen. Das Od ist das<br />

Material, aus <strong>de</strong>m sie geformt wer<strong>de</strong>n. Es kommt nur auf die innere Einstellung <strong>de</strong>s<br />

Hellsehers an, ob die gute o<strong><strong>de</strong>r</strong> die böse <strong>Geisterwelt</strong> bei seinem Schauen jenseitiger<br />

Dinge tätig ist. Bei <strong>de</strong>m Hellsehen, das sich auf Diesseitiges bezieht und von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Odstrahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Geschöpfe abhängig ist, spielt die innere Gesinnung <strong>de</strong>s<br />

Hellsehers keine Rolle. Darum konnten die heidnischen Hellseher diesseitige Schicksale<br />

ebenso gut schauen, wie christliche, wenn die Christen ihnen auch vorwarfen, daß auch<br />

dies von <strong>de</strong>n Dämonen bei jenen bewirkt wer<strong>de</strong>.<br />

Die Urkun<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten christlichen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te sind voll von solchen Tatsachen <strong>de</strong>s<br />

Hellsehens und Hellhörens. Als Polykarp in Smyrna als Märtyrer starb, hörte Irenaeus,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> sich gera<strong>de</strong> in Rom aufhielt, eine Stimme wie eine Trompete, welche sagte:<br />

"Polykarp ist Blutzeuge gewor<strong>de</strong>n."<br />

Was das mediale Schreiben betrifft, so behaupten viele <strong><strong>de</strong>r</strong> führen<strong>de</strong>n christlichen<br />

Männer jener Zeit, bei ihren Schreiben von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> inspiriert wor<strong>de</strong>n zu sein.<br />

Die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Medien<br />

Die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien in <strong><strong>de</strong>r</strong> nachapostolischen Zeit war dieselbe, wie bei <strong>de</strong>n<br />

Medien <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Christengemein<strong>de</strong>n. Sie erfolgte bei <strong>de</strong>n gottesdienstlichen<br />

Versammlungen. Nach Hermas tritt <strong><strong>de</strong>r</strong> pneumatische Zustand eines Propheten ein unter<br />

allgemeinem Gebet <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong>. Die Gemein<strong>de</strong> betete, in<strong>de</strong>m sich alle Anwesen<strong>de</strong>n<br />

als Sinnbild <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit die Hän<strong>de</strong> reichten. Der dadurch erzeugte geschlossene Odstrom<br />

lieferte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> das Material zur Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien und zu ihren<br />

Kundgebungen durch die fertigen Medien. - Wer die Ausbildung von Medien selbst sah,<br />

<strong>de</strong>m sind die aus jenen Zeiten berichteten medialen Vorgänge vollkommen klar. Denn es<br />

sind dieselben wie heute.<br />

Wenn Eusebius berichtet, daß die Kirche es nicht gestattete, sich zum Propheten machen<br />

zu lassen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich selbst dazu zu machen, so sind auch diese Vorgänge für <strong>de</strong>n Kenner<br />

sehr verständlich. Denn ebenso gut wie ein Mensch in <strong>de</strong>n gottesdienstlichen<br />

Versammlungen zum Medium wer<strong>de</strong>n konnte, so war dies auch möglich, wenn sich ein<br />

medial Veranlagter <strong>mit</strong> einigen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu einem Privatgottesdienst vereinigte o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch<br />

für sich allein zu geistigen Sammlung hinsetzte. Nur <strong><strong>de</strong>r</strong> eine Unterschied war<br />

vorhan<strong>de</strong>n, daß die Ausbildung eines Mediums in einer größeren harmonischen<br />

Versammlung schneller vor sich ging, als im Beisein von nur wenigen o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar bei<br />

vollständigem Alleinsein <strong>de</strong>s Mediums. Denn die konzentrierte Odkraft einer großen


Versammlung ermöglicht die Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> an <strong>de</strong>n Medien in viel wirksamerer<br />

Weise, als die be<strong>de</strong>utend schwächere Odkraft einiger weniger o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Odkraft eines<br />

Alleinstehen<strong>de</strong>n. Aber nach und nach wird die Odkraft auch bei <strong>de</strong>m einzelnen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich<br />

innerlich zu sammeln versteht, so stark, daß seine Ausbildung als Medium, wenn auch in<br />

längerer Zeit, erfolgen kann.<br />

Die spätere „Kirche“ verbietet <strong>de</strong>n<br />

Geisterverkehr<br />

Das Verbot <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren christlichen, besser gesagt katholischen Kirche, sich selbst zu<br />

einem Medium auszubil<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> Hilfe an<strong><strong>de</strong>r</strong>er dies zu erreichen, stammt aus einer<br />

Zeit, wo die Geisteinwirkungen auch in <strong>de</strong>n gottesdienstlichen Versammlungen<br />

aufgehört hatten, weil die Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche diese Dinge <strong>mit</strong> Gewalt unterdrückten.<br />

Der Grund hierfür war damals <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe, <strong><strong>de</strong>r</strong> heute bei <strong>de</strong>n christlichen Kirchen vorliegt,<br />

wenn sie sich gegen <strong>de</strong>n Spiritismus feindselig verhalten. Die Leiter einer zur<br />

geschlossenen weltlichen Organisation gewor<strong>de</strong>nen Kirche können die Konkurrenz einer<br />

<strong>Geisterwelt</strong> nicht gebrauchen.<br />

Schon zur Zeit <strong>de</strong>s Irenaeus war die alte Kirche zu einem festen irdischen Gefüge<br />

gewor<strong>de</strong>n. Das geistliche Beamtentum regierte die Gläubigen. Die Bischöfe wur<strong>de</strong>n<br />

nicht mehr von <strong>de</strong>n sich kundgeben<strong>de</strong>n Geistern Gottes bestimmt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von<br />

Menschen ernannt o<strong><strong>de</strong>r</strong> gewählt. Auch begnügten sie sich nicht mehr <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> dienen<strong>de</strong>n<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s Episkopos <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Christen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n betrachteten sich als Träger <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

überlieferten Glaubenswahrheiten und als <strong><strong>de</strong>r</strong>en rechtmäßige Ausleger. Wo aber<br />

Menschen, die nicht von einem Geiste Gottes dazu ausgewählt wer<strong>de</strong>n, Hand an das<br />

Heilige legen, da folgt die Entweihung auf <strong>de</strong>m Fuße. Dasselbe gilt von <strong>de</strong>n späteren<br />

"Presbytern", im Gegensatz zu <strong>de</strong>n "Presbytern" <strong><strong>de</strong>r</strong> apostolischen Zeit.<br />

Wenn man auch rein religionsgeschichtlich <strong>de</strong>n Unterschied zwischen <strong>de</strong>m<br />

Urchristentum und <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren "katholischen Kirche" in wenigen Worten kennzeichnen<br />

soll, so muss man sagen: "Im Urchristentum hatten die Geister Gottes alles zu sagen und<br />

die Menschen nichts. In <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren katholischen Kirche hatten die Menschen alles zu<br />

sagen und die Geister Gottes nichts."<br />

Die Wirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister im Leben<br />

eines evangelischen und eines<br />

katholischen Pfarrers im<br />

19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts


Die Erlebnisse <strong>de</strong>s evangelischen Pfarrers<br />

Blumhardt<br />

Über Johann Christoph Blumhardt, einen <strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>de</strong>utendsten Pfarrer <strong><strong>de</strong>r</strong> evangelischen<br />

Kirche Deutschlands im 19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t, <strong><strong>de</strong>r</strong> von 1805 bis 1880 lebte, hat Friedrich<br />

Zün<strong>de</strong>l eine Lebensbeschreibung verfasst. (Friedrich Zün<strong>de</strong>l: Johann Christoph<br />

Blumhardt. Ein Lebensbild. Brunnen-Verlag, Gießen 1926. - Die im vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Kapitel angeführten Tatsachen habe ich diesem Buche entnommen und die<br />

Seitenangaben beziehen sich auf dieses Buch. - Der Verfasser)<br />

Darin nimmt die Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> im Leben und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Seelsorge Blumhardts einen breiten Raum ein. Die berichteten Tatsachen sind <strong>de</strong>shalb<br />

für das Verständnis <strong>de</strong>s Geisterverkehrs in <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Zeit von so großer Wichtigkeit,<br />

weil an <strong><strong>de</strong>r</strong> Echtheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kundgebungen nicht im geringsten gezweifelt wer<strong>de</strong>n kann und<br />

weil die Geschehnisse dieselben sind, wie sie zu allen Zeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit erfolgten.<br />

Blumhardt hat seine Berührung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> in einer Denkschrift an seine<br />

Kirchenbehör<strong>de</strong> wahrheitsgetreu geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t, nichts hinzugesetzt und nichts<br />

weggelassen. Das beweist das Vorwort, das er seiner Denkschrift beifügte:<br />

"In<strong>de</strong>m ich <strong>mit</strong>folgen<strong>de</strong>n Aufsatz meiner Kirchenbehör<strong>de</strong> übergebe, fühle ich mich zu<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärung gedrungen, daß ich mich noch gegen nieman<strong>de</strong>n so kühn und<br />

unumwun<strong>de</strong>n über meine Erfahrungen ausgesprochen habe ... War daher bei weitem das<br />

meiste bisher Geheimnis geblieben, das ich in meiner Brust bis ins Grab unenthüllt<br />

bewahren konnte, so stand es mir völlig frei, für diesen Aufsatz beliebige Auswahl zu<br />

treffen; und es wäre mir eine Kleinigkeit gewesen, eine Darstellung zu geben, die sich<br />

ohne allen Anstoß von je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann hätte lesen lassen können. Das konnte ich aber nicht<br />

über mich bringen; und obwohl ich fast bei je<strong>de</strong>m Abschnitt zittern wollte, ob es nicht<br />

übereilt und unvorsichtig wäre, alles so bar heraus zu sagen, so lautete es doch immer in<br />

mir: Heraus da<strong>mit</strong>!"<br />

"So sei es <strong>de</strong>nn gesagt; und ich tue es auf <strong>de</strong>n Namen Jesu, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sieger ist. Eben hier<br />

ehrlich und offen zu sein, achtete ich nicht nur als Schuldigkeit gegen meine<br />

hochverehrte Kirchenbehör<strong>de</strong>, welche alles Recht zu einer Offenheit um mich verdient<br />

hat, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch gegen meinen Herrn Jesum, <strong>de</strong>ssen Sache allein es ist, die ich zu<br />

verfechten hatte. In<strong>de</strong>m ich aber hier zum ersten Male ohne je<strong>de</strong>n Rückhalt mich<br />

ausspreche, liegt mir freilich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunsch nahe, es möchten diese Mitteilungen mehr als<br />

Privat<strong>mit</strong>teilungen angesehen wer<strong>de</strong>n, als lege ein vertrauter Freund seine Geheimnisse<br />

in <strong>de</strong>n Schoß seiner Freun<strong>de</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>."<br />

"Eine zweite Bitte möchte auch verzeihlich sein: Es mögen die verehrten Leser öfters<br />

das Ganze lesen, ehe sie ein Urteil fällen. In<strong>de</strong>ssen vertraue ich <strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Herzen in<br />

seiner Gewalt hat und wie auch die Urteile ausfallen mögen, so bleibt mir die<br />

Beruhigung, ohne Hehl die Wahrheit gesprochen zu haben und obendrein die felsenfeste<br />

Gewissheit: 'Jesus ist Sieger!'"


Eine weitere Beleuchtung seiner Denkschrift gibt Blumhardt in einer<br />

Verteidigungsschrift gegen einen Dr. <strong>de</strong> Valenti in folgen<strong>de</strong>n Worten:<br />

"Ich hätte können freilich, möchte man sagen, klüger sein und in meinem Bericht das,<br />

was man mir als <strong>de</strong>n ungemessensten Eigendünkel auslegen konnte, füglich weglassen,<br />

weil man ja längst gewohnt ist, Geschichten von dämonischen Erscheinungen,<br />

namentlich von Somnambulen, ohne einen vernünftigen Ausgang sich schließen zu<br />

sehen. Aber ich habe das alles wohl gefühlt und man glaube ja nicht, daß ich in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Dummheit allzu ehrlich gewesen sei. Wenn ich berichten musste, und dazu war ich<br />

beauftragt, so wollte ich nicht gegen die Wahrheit es so darstellen, als ob eben da einmal<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eine dämonische Charlaterie o<strong><strong>de</strong>r</strong> Son<strong><strong>de</strong>r</strong>barkeit vorgekommen sei, wie man sie<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten schon so oft gehört und gesehen hat. Ich hätte mich geschämt,<br />

in die Reihe <strong><strong>de</strong>r</strong> abenteuerlichen Son<strong><strong>de</strong>r</strong>linge mich einreihen zu lassen, welche so häufig<br />

nur ein irriges Spiel <strong>mit</strong> Erscheinungen und Ereignissen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Welt treiben;<br />

ich stand in <strong><strong>de</strong>r</strong> Furcht Gottes bei jener Sache, und wenn letztere ein viel ernsteres<br />

Gewand bekam, als alle Geschichten ähnlicher Art sonst haben, so musste ich eben das<br />

schon zu meiner Selbstrechtfertigung meiner Behör<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich machen. Schrieb ich<br />

einmal etwas, so musste ich alles schreiben, und so sagte ich offen und ohne Vorbehalt<br />

heraus, wie ich han<strong>de</strong>lte und dachte; so konnte ich auch um so getroster je<strong>de</strong>s Resultat<br />

erwarten, und war ich etwa verkehrt o<strong><strong>de</strong>r</strong> im Irrtum o<strong><strong>de</strong>r</strong> im Eigendünkel, so sollte das<br />

meine Behör<strong>de</strong> wissen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu beurteilen imstan<strong>de</strong> sein. Denn ich will einmal nicht in<br />

einem stummen Eigensinn mich verrammeln, wie es allerdings in gegenwärtiger Zeit<br />

manche falsche Richtungen und dämonische Geistlichkeiten tun, da die Betrogenen im<br />

Verborgenen mancherlei ausbrüten und nieman<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht schon ganz ihnen angehört,<br />

in ihre Heimlichkeiten hineinschauen lassen. Meine Sache sollte ans Licht und im Lichte<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n - aber wohlgemerkt, nur als eine Art Beichtgeheimnis gegenüber meiner<br />

Behör<strong>de</strong>. Dieser wollte ich es sagen und vorerst sonst nieman<strong>de</strong>m. Ich habe auch Wort<br />

gehalten."<br />

In seiner Pfarrei hatte Blumhardt eine arme Familie Dittus. Sie bestand aus fünf<br />

Geschwistern: Drei Schwestern und zwei Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Die eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwestern hieß<br />

Gottliebin und war 25 Jahre alt. Im Frühjahr 1840 waren die Geschwister in das<br />

Erdgeschoss eines ärmlichen Hauses in Möttlingen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Pfarrei Blumhardts, eingezogen.<br />

Schon bald glaubte Gottliebin Dittus unerklärliche Vorgänge bei sich zu verspüren. Es<br />

kam ihr vor, als sähe und höre sie manches Unheimliche im Hause. Gleich am ersten<br />

Tage, wo sie das Haus bezogen hatten, hatte Gottliebin beim Tischgebet einen Anfall<br />

bekommen, bei <strong>de</strong>m sie bewusstlos zu Bo<strong>de</strong>n fiel. Oft hörte man ein immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehren<strong>de</strong>s Gepolter und Geschlürfe in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kammer, Stube und Küche. Das setzte<br />

sowohl die Geschwister Dittus, als auch die im oberen Stock wohnen<strong>de</strong>n Hausleute in<br />

Schrecken. Aber keiner hatte <strong>de</strong>n Mut, etwas zu sagen. Gottliebin fühlte, wie ihr nachts<br />

die Hän<strong>de</strong> gewaltsam übereinan<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegt wur<strong>de</strong>n. Sie sah Gestalten und Lichter.<br />

Pfarrer Blumhardt hörte nur hier und da von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache und schenkte ihr keine<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Dieser Spuk hatte schon über zwei Jahre gedauert, da wur<strong>de</strong> Blumhardt durch<br />

Verwandte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottliebin auf <strong>de</strong>n jammervollen Zustand <strong>de</strong>s Mädchens aufmerksam


gemacht und um Hilfe gebeten. Das Gepolter war inzwischen in <strong>de</strong>m Hause so furchtbar<br />

gewor<strong>de</strong>n, daß man es weit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachbarschaft hörte, gera<strong>de</strong> als wären<br />

Handwerksleute in <strong>de</strong>m Hause beschäftigt. Gottliebin sah beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s häufig die Gestalt<br />

eines zwei Jahre vorher gestorbenen Weibes aus Möttlingen <strong>mit</strong> einem toten Kind auf<br />

<strong>de</strong>n Armen. Dieses Weib, <strong>de</strong>ssen Namen Gottliebin zuerst nicht nannte, stand immer an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Stelle vor ihrem Bette, bewegte sich zuweilen zu ihr hin und wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte oft<br />

die Worte: "Ich will Ruhe haben" o<strong><strong>de</strong>r</strong>; "Gib mir Papier, so komme ich nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong>!"<br />

Blumhardt ordnete nun an, daß eine Freundin bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottliebin schlafen solle, um ihre<br />

Gedanken von <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Dingen abzulenken. Aber auch sie hörte nachts das Gepolter.<br />

Bei<strong>de</strong> sahen ein Licht aufflackern. Sie gingen <strong>de</strong>m Lichtschein nach und fan<strong>de</strong>n unter<br />

einem Brett einen rußigen Bogen Papier. Das darauf Geschriebene war unleserlich.<br />

Daneben lagen drei Kronentaler und etliche Papiere, die innwending ebenfalls <strong>mit</strong> Ruß<br />

überzogen waren.<br />

Von da an war es ruhig im Hause. Blumhardt glaubte schon, daß die<br />

Gespenstergeschichte da<strong>mit</strong> ihr En<strong>de</strong> erreicht hätte.<br />

Allein nach 14 Tagen fing das Gepolter von neuem an und nahm von Tag zu Tag zu. Der<br />

Arzt Dr. Späth, <strong>de</strong>m Gottliebin alles anvertraute, blieb <strong>mit</strong> einigen Personen zweimal in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Stube über Nacht. Was er da erlebte, übertraf alle seine Erwartungen. Das Aufsehen,<br />

das diese Sache machte, zog immer weitere Kreise, und viele Neugierige von nah und<br />

fern stellten sich ein, wie immer, wenn es sich darum han<strong>de</strong>lt, gera<strong>de</strong> auf diesem Gebiet<br />

eine Sensation zu erleben.<br />

Da entschloss sich Blumhardt, <strong>de</strong>m Skandal ein En<strong>de</strong> zu machen und zu diesem Zweck<br />

etwas Durchgreifen<strong>de</strong>s zu tun. Mit sechs <strong><strong>de</strong>r</strong> ernstesten und vertrauenswürdigsten<br />

Männer seiner Pfarrei wollte er die Vorgänge prüfen. Mit ihnen zusammen ging er an<br />

einem Abend zu <strong>de</strong>m Hause. Er selbst blieb in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stube, um Gottliebin zu beobachten.<br />

Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en verteilten sich je zwei und zwei in und um das Haus. An diesem Abend<br />

wur<strong>de</strong>n nun diese sieben Männer Zeugen davon, daß innerhalb dreier Stun<strong>de</strong>n 25<br />

Schläge auf eine gewisse Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Kammer erfolgten, die so gewaltig waren, daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

leere Stuhl dort aufsprang, die Fenster klirrten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verputz von <strong><strong>de</strong>r</strong> Ober<strong>de</strong>cke<br />

herunterfiel. Die Bewohner <strong>de</strong>s ganzen Ortes vernahmen ebenfalls diese furchtbaren<br />

Schläge, die sich draußen anhörten wie ein Neujahrsschießen.<br />

Als Gottliebin, die wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um jenes Weib <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m toten Kind auf <strong>de</strong>n Armen sah, an<br />

Blumhardt die Frage richtete, ob sie ihm <strong>de</strong>n Namen nennen solle, lehnte dies Blumhardt<br />

entschie<strong>de</strong>n ab.<br />

Am folgen<strong>de</strong>n Tag wur<strong>de</strong> Blumhardt <strong>mit</strong>geteilt, Gottliebin liege in tiefer Ohnmacht und<br />

sei <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> nahe. Er eilte hin und fand sie ganz starr auf <strong>de</strong>m Bette liegen, die äußere<br />

Haut an Kopf und Armen glühend und zitternd, sonst <strong>de</strong>m Anschein nach am Ersticken.<br />

Die Stube war gedrängt voll Menschen, und ein Arzt von einem Nachbarorte, <strong><strong>de</strong>r</strong> eben<br />

im Dorfe war, versuchte sie zum Leben zu bringen, ging jedoch kopfschüttelnd und<br />

ratlos weg. Nach einer halben Stun<strong>de</strong> erwachte sie. Blumhardt vernahm von ihr, daß sie<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> die Gestalt <strong>de</strong>s Weibes <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m toten Kin<strong>de</strong> gesehen habe, aber sofort bewusstlos<br />

umgefallen sei.


Nun brachte er das Mädchen aus <strong>de</strong>m Hause weg und ließ es bei einer zuverlässigen<br />

Familie Wohnung nehmen. Dort durfte niemand, nicht einmal ihre Geschwister, sie<br />

besuchen.<br />

Seine inneren Empfindungen schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t Blumhardt <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n Worten: "Ein<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Grauen hatte ich vor Erscheinungen <strong>de</strong>s Somnambulismus, die so häufig ein<br />

ärgerliches Aufsehen erregen und so wenig Gutes bisher gestiftet haben. Und da<br />

immerhin ein geheimnisvolles und gefährliches Feld sich hier eröffnete, so konnte ich<br />

nicht umhin, in meinen einsamen Gebeten die Sache <strong>de</strong>m Herrn zu empfehlen, ihn<br />

bittend, doch ja vor allen Torheiten und Verirrungen, in welche man verwickelt wer<strong>de</strong>n<br />

könnte, mich und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e zu bewahren. Tiefbekümmert waren wir, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Teufel noch<br />

so viel Macht haben sollte, und daß solche von niemand erkannte Satansnetze über die<br />

Menschheit sollten ausgebreitet sein. Unser herzliches Mitleid betraf nicht bloß die arme<br />

Person, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Jammer wir vor uns sahen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wir jammerten und seufzten vor Gott<br />

über die Millionen, die von Gott abgewichen, in die heimlichen Ban<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Zauberei<br />

verstrickt wer<strong>de</strong>n. Wir beteten, daß Gott doch wenigstens in diesem Falle uns Sieg geben<br />

und Satan unter unsere Füße treten wolle."<br />

Aber auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Wohnung, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sich jetzt Gottliebin befand, begann die<br />

Sache von neuem. Gottliebin verfiel, sobald man etwas an Gepolter und Schlägen<br />

vernahm, sofort in heftige Zuckungen. Diese wur<strong>de</strong>n immer stärker und andauern<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Eines Tages, als die Krämpfe so heftig wur<strong>de</strong>n, daß die Bettstelle auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong> ging,<br />

sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> anwesen<strong>de</strong> Arzt Dr. Späth unter Tränen: "Man sollte meinen, es sei gar kein<br />

Seelsorger im Orte, daß man die Kranke so liegen läßt. Das ist nichts Natürliches."<br />

Blumhardt ließ sich diese Worte <strong>de</strong>s Arztes zu Herzen gehen und besuchte Gottliebin<br />

häufiger. Als er einmal <strong>mit</strong> Dr. Späth zusammen bei ihr war, zitterte ihr ganzer Leib,<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong> Muskel am Kopf und an <strong>de</strong>n Armen war in glühen<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegung, wiewohl sie<br />

sonst starr und steif dalag. Dabei floss häufig Schaum aus ihrem Mun<strong>de</strong>. So lag sie<br />

schon mehrere Stun<strong>de</strong>n da. Der Arzt, <strong><strong>de</strong>r</strong> noch nie etwas Ähnliches erlebt hatte, schien<br />

ratlos zu sein. Da erwachte sie plötzlich, konnte sich aufrichten, Wasser trinken, und<br />

kaum konnte man glauben, daß sie die nämliche Person sei.<br />

Mit je<strong>de</strong>m Tag wur<strong>de</strong> es Blumhardt klarer, daß hier etwas Dämonisches im Spiele sei.<br />

Wie auf eine innere Eingebung hin trat er nun eines Tages bei einer solchen Gelegenheit<br />

auf die Kranke zu, faltete ihre vom Starrkrampf befallenen Hän<strong>de</strong> <strong>mit</strong> Gewalt zum<br />

Gebete, rief ihr in ihrem bewusstlosen Zustan<strong>de</strong> ihren Namen laut ins Ohr und sprach:<br />

"Lege die Hän<strong>de</strong> zusammen und bete: Herr Jesu, hilf mir! Wir haben lange genug<br />

gesehen, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Teufel tut; nun wollen wir auch sehen, was Jesus vermag." Nach<br />

wenigen Augenblicken erwachte sie, sprach betend die Worte nach, und alle Krämpfe<br />

hörten auf, zum großen Erstaunen <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n.<br />

Das war für Blumhardt, wie er selbst bekennt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Wen<strong>de</strong>punkt seines Lebens. Darauf<br />

hatte die Kranke mehrere Stun<strong>de</strong>n Ruhe. Da aber wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holten sich die Krämpfe in noch<br />

viel schlimmerer Weise. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um ließ Blumhardt sie die Bitte aussprechen: Herr Jesu,<br />

hilf mir! Und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ließen die Krämpfe augenblicklich nach.


Später, als Blumhardt sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> besuchte, stellten sich neue Zustän<strong>de</strong> bei ihr ein. Die<br />

Kranke gebär<strong>de</strong>te sich wütend gegen ihn, versuchte ihn zu schlagen jedoch ohne ihn zu<br />

berühren. Endlich schlug sie die Hän<strong>de</strong> aufs Bett nie<strong><strong>de</strong>r</strong>, wobei es <strong>de</strong>n Anschein hatte,<br />

als ob eine geistige Macht durch die Fingerspitzen ausströmte. So ging es noch eine Zeit<br />

weiter, dann trat Ruhe ein.<br />

Aber auch diese war nur von kurzer Dauer. Bald hörte man wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Klopfen wie <strong>mit</strong><br />

Fingern um sie her, dann bekam sie plötzlich einen Schlag auf die Brust und sank<br />

zurück. Auch sah sie die weibliche Gestalt wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, die sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> vorigen Wohnung<br />

gesehen. Diesmal nannte Gottliebin <strong>de</strong>m Pfarrer <strong>de</strong>n Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestalt. Es war eine vor<br />

einigen Jahren gestorbene Witwe, die Blumhardt aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Seelsorge noch in guter<br />

Erinnerung hatte. Sie hatte bei ihren Lebzeiten ein gedrücktes Wesen, suchte Frie<strong>de</strong>n<br />

und fand ihn nicht.<br />

Da betete Blumhardt laut und erwähnte <strong>de</strong>n Namen Jesus. Sogleich rollte Gottliebin die<br />

Augen, schlug die Hän<strong>de</strong> auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>, und eine Stimme ließ sich hören, die man sofort<br />

für eine frem<strong>de</strong> halten musste, nicht wegen <strong>de</strong>s Klanges, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wegen <strong>de</strong>s Ausdrucks<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Haltung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Re<strong>de</strong>. Es rief: "Den Namen kann ich nicht hören." Alle<br />

Anwesen<strong>de</strong>n erschau<strong><strong>de</strong>r</strong>ten. Blumhardt schreibt: "Ich hatte noch nie etwas <strong><strong>de</strong>r</strong>art gehört<br />

und wandte mich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stille zu Gott, er möge mir Weisheit und Vorsicht schenken.<br />

Endlich fragte ich: 'Hast du keine Ruhe im Grabe?' Es antwortete: 'Nein.' - 'Warum<br />

nicht?' Antwort: 'Das ist meiner Taten Lohn. Ich habe zwei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> gemor<strong>de</strong>t und im<br />

Acker begraben.' - 'Weißt du <strong>de</strong>nn jetzt keine Hilfe mehr? Kannst du nicht beten?'<br />

Antwort: 'Beten kann ich nicht.' - 'Kennst du Jesum, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>n vergibt?' Antwort: 'Den<br />

Namen kann ich nicht hören.' - 'Bist du allein?' Antwort: 'Nein.' - 'Wer ist <strong>de</strong>nn bei dir?'<br />

Die Stimme antwortete zögernd, dann rasch herausfahrend: 'Der Allerärgste.' - Die<br />

Re<strong>de</strong>n<strong>de</strong> klagte sich sodann <strong><strong>de</strong>r</strong> Zauberei an, um <strong><strong>de</strong>r</strong>entwillen sie <strong>de</strong>s Teufels Gebun<strong>de</strong>ne<br />

sei. Schon siebenmal sei sie ausgefahren, jetzt aber gehe sie nicht mehr. Ich fragte sie, ob<br />

ich für sie beten dürfe, was sie erst nach einigem Be<strong>de</strong>nken gestattete. Ich gab ihr zu<br />

verstehen, daß sie im Leibe <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottliebin nicht bleiben dürfe. Sie schien wehmütig zu<br />

flehen, dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> trotzig zu wer<strong>de</strong>n. Ich aber gebot ihr auszufahren, worauf Gottliebin<br />

die Hän<strong>de</strong> stark aufs Bett nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlug. Dann war sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> frei."<br />

Einige Tage später wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte sich die Besessenheit. Bald war es, als führen in<br />

bestimmter Zahl Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>te von Dämonen aus, wobei sich das Gesicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Person je<strong>de</strong>s<br />

Mal verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te und eine neue drohen<strong>de</strong> Miene gegen Blumhardt einnahm. Auch<br />

bekamen die Männer, die Blumhardt stets <strong>mit</strong>nahm, manche Stöße und Faustschläge,<br />

ohne daß sie sahen, wer ihnen diese versetzte. Blumhardt selbst durften die Dämonen,<br />

wie sie sagten, nichts tun. Gottliebin raufte sich die Haare, schlug sich die Brust, warf<br />

<strong>de</strong>n Kopf an die Wand und suchte auf allerlei Weise sich zu verletzen. Es war, als ob die<br />

Szenen immer schrecklicher wür<strong>de</strong>n und als ob Blumhardts Einwirkung die Sache nur<br />

verschlimmerte. "Was ich", sagte er, "in Geist und Gemüt damals ausgestan<strong>de</strong>n habe,<br />

lässt sich nicht in Worten beschreiben."<br />

"Mein Drang, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache ein En<strong>de</strong> zu machen, wur<strong>de</strong> immer größer. Obwohl ich je<strong>de</strong>s<br />

Mal befriedigt schei<strong>de</strong>n konnte, da ich fühlte, daß die dämonische Macht sich fügen<br />

müsse, und da die Person je<strong>de</strong>s Mal vollkommen recht war, so schien die finstere Macht


sich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu verstärken und mich zuletzt in ein großes Labyrinth verstricken zu<br />

wollen, mir und meiner amtlichen Wirksamkeit zum Scha<strong>de</strong>n und Ver<strong><strong>de</strong>r</strong>ben. Alle<br />

Freun<strong>de</strong> rieten mir, zurückzutreten. Aber ich musste <strong>mit</strong> Schrecken daran <strong>de</strong>nken, was<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Person wer<strong>de</strong>n könnte, wenn ich meine Hand von ihr abzöge, und wie sehr ich<br />

von je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann, wenn es übel erginge, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Verursacher dastehen müsse. Ich fühlte<br />

mich in einem Netze, aus <strong>de</strong>m ich mich ohne Gefahr für mich und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e unmöglich<br />

durch bloßes Abtreten wie<strong><strong>de</strong>r</strong> herauswin<strong>de</strong>n konnte. Zu<strong>de</strong>m schämte ich mich vor mir<br />

und meinem Heilan<strong>de</strong>, zu <strong>de</strong>m ich so viel betete und <strong>de</strong>m ich so viel anvertraute und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

mir so viele Beweise seiner Hilfe gab - ich gestehe es offen -, <strong>de</strong>m Teufel nachzugeben.<br />

'Wer ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr?' musste ich mich oft fragen. Und im Vertrauen auf <strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr ist,<br />

hieß es in mir immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>: Vorwärts! Es muss zu einem guten Ziele führen, wenn es<br />

auch in die tiefste Tiefe hinuntergeht, es sei <strong>de</strong>nn, daß es nicht wahr wäre, daß Jesus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schlange <strong>de</strong>n Kopf zertreten habe."<br />

Die Zustän<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>nen es war, als führen Dämonen aus, steigerten sich. Zugleich traten<br />

aber an<strong><strong>de</strong>r</strong>e unheimliche Erscheinungen ein, die sich sogar körperlich fühlbar machten.<br />

So fühlte sich Gottliebin in einer Nacht und im Schlafe von einer brennen<strong>de</strong>n Hand am<br />

Halse gefasst, die alsbald große Brandwun<strong>de</strong>n zurückließ. Bis die Tante, die im gleichen<br />

Zimmer schlief, das Licht anzün<strong>de</strong>te, waren bereits gefüllte Brandblasen um <strong>de</strong>n ganzen<br />

Hals herum entstan<strong>de</strong>n. Der Arzt, <strong><strong>de</strong>r</strong> am folgen<strong>de</strong>n Morgen kam, konnte sich nicht<br />

genug darüber wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Auch sonst bekam sie bei Tage und bei Nacht Stöße auf die<br />

Seite o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>n Kopf, o<strong><strong>de</strong>r</strong> es fasste sie an <strong>de</strong>n Füßen, daß sie plötzlich auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Straße<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Treppe, o<strong><strong>de</strong>r</strong> wo es sonst war, hinstürzte, so daß sie Beulen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Schä<strong>de</strong>n davontrug.<br />

Am 25. Juni 1842, als Blumhardt zu einem Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>fest musste, vernahm er bei seiner<br />

Rückkehr, Gottliebin sei nahezu wahnsinnig. Er ging zu ihr, und es schien ihr bald<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> gut zu gehen. Nach<strong>mit</strong>tags aber nahmen die Ereignisse eine außeror<strong>de</strong>ntliche<br />

Gestalt an. Die Kranke wur<strong>de</strong> so angegriffen, daß sie wie tot dalag; es wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte sich<br />

nun jener Eindruck vom Ausfahren von Dämonen in einer Weise, die das bisher Erlebte<br />

weit hinter sich ließ und <strong>de</strong>n Eindruck eines Sieges von ungeahnter Aus<strong>de</strong>hnung bei<br />

Blumhardt erweckte. Es kam auch mehrere Wochen lang nichts mehr vor, und Gottliebin<br />

konnte gehen, wohin sie wollte.<br />

Da kam die Kranke eines Tages blass und entstellt zu ihm, um ihm etwas zu klagen, was<br />

sie bisher aus Schüchternheit vor ihm verborgen hatte. Sie erzählte ihm von einem<br />

Lei<strong>de</strong>n, das sie an einem je<strong>de</strong>n Mittwoch und Freitag befalle und das <strong>mit</strong> so<br />

schmerzlichen und starken Blutungen verbun<strong>de</strong>n sei, daß diese Plage, wenn sie nicht<br />

aufhöre, ihr Tod sein müsse. Ihre Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen über an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>mit</strong> diesem Lei<strong>de</strong>n<br />

verbun<strong>de</strong>ne Erlebnisse entziehen sich je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitteilung und waren <strong><strong>de</strong>r</strong>art, daß Blumhardt<br />

hier die allerschauerlichsten Phantasien <strong>de</strong>s Volksaberglaubens verwirklicht sehen<br />

musste. "Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>hand", schreibt Blumhardt, "brauchte ich or<strong>de</strong>ntlich Zeit dazu, mich zu<br />

sammeln, um zu <strong><strong>de</strong>r</strong> traurigen Überzeugung zu kommen, daß die Finsternis so viele<br />

Macht über die Menschen solle bekommen haben. Mein nächster Gedanke war: 'Jetzt<br />

bist du fertig, jetzt geht's in die Zauberei und Hexerei hinein; und was willst du gegen<br />

diese machen!' Wenn ich aber das jammern<strong>de</strong> Mädchen ansah, so schau<strong><strong>de</strong>r</strong>te es mich vor<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Existenz jener Finsternis und vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Unmöglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Hilfe. Es


fiel mir ein, daß es Leute gebe, <strong>de</strong>nen man geheimnisvolle Künste zur Abwehr von<br />

allerlei dämonischen Übeln zuschrieb und sympathische Mittel, welchen immer<br />

unbedingt Hohe und Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e huldigen. Sollte ich etwa nach <strong><strong>de</strong>r</strong>gleichen Dingen mich<br />

umsehen? Das hieße, wie ich längst überzeugt war, Teufel <strong>mit</strong> Teufel vertreiben."<br />

"Soll gläubiges Gebet nicht auch wi<strong><strong>de</strong>r</strong> obige Satansmacht, worin sie nun bestehen<br />

möge, etwas auszurichten vermögen? Was sollen wir arme Menschlein machen, wenn<br />

hier nicht direkte Hilfe von oben zu erflehen ist? Gibt es eine Zauberei und Hexerei, ist<br />

es da nicht Sün<strong>de</strong>, sie unangetastet ihr Spiel treiben zu lassen, wenn eine Gelegenheit<br />

sich zeigt, ihr <strong>mit</strong> Ernst die Spitze zu bieten?"<br />

Blumhardt rief daher <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranken zu: "Wir beten, sei es, was wolle, wir probieren es.<br />

Wir verspielen wenigstens nichts <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Gebet. Und auf Gebetserhörung weist uns die<br />

Schrift auf fast je<strong><strong>de</strong>r</strong> Seite; <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr wird tun, was er verheißt!"<br />

Blumhardt besuchte die Kranke am folgen<strong>de</strong>n Tage. Es wur<strong>de</strong> ein für ihn und die bei<br />

ihm waren, unvergesslicher Tag. Nach mehrmonatlicher Dürre zog an diesem Abend<br />

zum erstenmal ein Gewitter herauf. Gottliebin war von einer wahren Wut befallen, sich<br />

das Leben zu nehmen. Sie raste durch die Stuben und begehrte wild ein Messer. Dann<br />

lief sie auf <strong>de</strong>n Speicher, sprang auf das Gesims <strong>de</strong>s Fensterla<strong>de</strong>ns hinauf und stand<br />

bereits außerhalb <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ns in freier Luft, nur noch <strong>mit</strong> einer Hand nach innen sich<br />

haltend, als <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Blitzstrahl <strong>de</strong>s nahen<strong>de</strong>n Gewitters ihr ins Auge fiel, sie<br />

aufschreckte und sie aufweckte. Sie kam zur Besinnung und rief: "Um Gottes willen, das<br />

will ich nicht." Der lichte Augenblick aber verschwand wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, und im wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehren<strong>de</strong>n<br />

Delirium erfasste sie einen Strick und band ihn künstlich um das Gebälke <strong>mit</strong> einer<br />

Schleife, die sich leicht zusammenzog. Schon hatte sie <strong>de</strong>n Kopf beinahe ganz<br />

hineingezwängt, als ein zweiter Blitzstrahl durch das Fenster ihr Auge traf, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie wie<br />

vorhin wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Besinnung brachte. Ein Tränenstrom floss am folgen<strong>de</strong>n Morgen aus<br />

ihren Augen, als sie <strong>de</strong>n Strick an <strong>de</strong>m Balken erblickte, <strong>de</strong>n sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> besten<br />

Besinnung so künstlich umzuwin<strong>de</strong>n nicht imstan<strong>de</strong> gewesen wäre.<br />

Am gleichen Tage, abends um 8 Uhr, wur<strong>de</strong> Blumhardt gerufen, und er fand sie ganz im<br />

Blute schwimmend. Ihre sonstigen furchtbaren Bedrängnisse seien <strong>mit</strong> Stillschweigen<br />

übergangen. Blumhardt fing an, <strong>mit</strong> Ernst zu beten, nach<strong>de</strong>m er ohne viel Erfolg einige<br />

Trostworte gesprochen, während draußen <strong><strong>de</strong>r</strong> Donner rollte. Das wirkte nach einer<br />

Viertelstun<strong>de</strong> so entschei<strong>de</strong>nd, daß alles weg war. Bald kam sie ganz zu sich, und<br />

Blumhardt entfernte sich auf einige Augenblicke, bis sie ganz umgeklei<strong>de</strong>t war.<br />

Die Kranke bekam unvermutet einen neuen Anfall, gera<strong>de</strong> wie sonst, wenn Dämonisches<br />

sie überfiel. Da aber brach plötzlich <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Zorn und Unmut <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen los, und es<br />

wur<strong>de</strong>n eine Menge Äußerungen folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Art vernommen, meist <strong>mit</strong> heulen<strong><strong>de</strong>r</strong> und<br />

wehklagen<strong><strong>de</strong>r</strong> Stimme: "Jetzt ist alles verspielt, jetzt ist alles verraten, du verstörst uns<br />

ganz; <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Bund geht auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>; alles ist aus, alles kommt in Verwirrung; du bist<br />

schuld daran <strong>mit</strong> <strong>de</strong>inem ewigen Beten; du vertreibst uns doch noch. Wehe, wehe, alles<br />

ist verspielt; unser sind 1067 und <strong><strong>de</strong>r</strong>er, die noch leben, sind auch viele, aber die sollte<br />

man warnen; o weh ihnen, wehe, sie sind verloren, Gott verschworen, ewig verloren."<br />

Das Gebrüll <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen, die zucken<strong>de</strong>n Blitze, die rollen<strong>de</strong>n Donner, das Plätschern


<strong><strong>de</strong>r</strong> Regengüsse, <strong><strong>de</strong>r</strong> Ernst <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n, die Gebete von meiner Seite, auf welche die<br />

Dämonen in oben beschriebener Weise ausfuhren - das alles bil<strong>de</strong>te eine Szene, die sich<br />

kaum jemand auf eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit entsprechen<strong>de</strong> Weise wird vorstellen können."<br />

Blieb auch diese Plage nun völlig aus, so traten doch bald immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Erscheinungen dämonischer Art auf. Doch zeigte sich unter <strong>de</strong>n sich jetzt kundgeben<strong>de</strong>n<br />

Dämonen ein Unterschied. Die einen waren trotzig, voll Hass gegen Blumhardt,<br />

sprachen oft Worte aus, die wert gewesen wären, aufgezeichnet zu wer<strong>de</strong>n. Sie hatten<br />

ein Grauen vor <strong>de</strong>m Abgrund, <strong>de</strong>m sie jetzt sich nahe fühlten und sagten unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em:<br />

"Du bist unser ärgster Feind; wir sind aber auch <strong>de</strong>ine Fein<strong>de</strong>; dürften wir, wie wir<br />

wollten! O, wenn doch kein Gott im Himmel wäre!" Daneben schrieben sie doch alle<br />

Schuld ihres Ver<strong><strong>de</strong>r</strong>bens sich selber zu. Schauerlich war das Benehmen eines Dämonen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> früher im Hause <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottliebin von ihr gesehen wor<strong>de</strong>n war und jetzt als Meineidiger<br />

sich zu erkennen gab. Er verzog das Gesicht, hob starr drei Finger in die Höhe,<br />

schau<strong><strong>de</strong>r</strong>te plötzlich zusammen und stöhnte. Solche Szenen, <strong>de</strong>nen Blumhardt gern mehr<br />

Zuschauer gegönnt hätte, kamen viele vor. Die meisten Dämonen jedoch, die sich vom<br />

August 1842 bis Februar 1843 und später kundgaben, gehörten zu <strong>de</strong>nen, die <strong>mit</strong><br />

heißester Begier<strong>de</strong> nach Befreiung aus <strong>de</strong>n Ban<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Satans schmachteten. Es kamen<br />

dabei auch die verschie<strong>de</strong>nsten Sprachen zum Ausdruck, aber die meisten waren keine<br />

europäischen Sprachen. Son<strong><strong>de</strong>r</strong>bar und <strong>mit</strong>unter komisch anzuhören waren in einzelnen<br />

Fällen die Versuche solcher Dämonen, <strong>de</strong>utsch zu re<strong>de</strong>n, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auch, wenn sie<br />

Begriffe, <strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>de</strong>utschen Ausdruck sie nicht wussten, zu umschreiben sich bemühten.<br />

Dazwischen hinein ließen sich Worte vernehmen, die Blumhardt keiner <strong><strong>de</strong>r</strong> genannten<br />

Arten von Dämonen zuschreiben konnte. Denn sie klangen als aus einer höheren Region<br />

stammend. Es waren Worte <strong><strong>de</strong>r</strong> Belehrung und <strong>de</strong>s Hinweises auf Gott, die teils <strong>de</strong>n<br />

Anwesen<strong>de</strong>n galten, teils an die Dämonen selbst gerichtet waren, um sie auf ihr<br />

gottfeindliches Treiben aufmerksam zu machen.<br />

Blumhardt wusste lange nicht, wie er sich <strong>de</strong>n einzelnen Arten von Geistern gegenüber<br />

zu verhalten hatte, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gegen die schwer lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geistwesen, die ihn um Hilfe<br />

anflehten. "Ich gab lange Zeit ihren Re<strong>de</strong>n kein Gehör", sagte Blumhardt, "und kam oft<br />

in großes Gedränge, wenn ich <strong>de</strong>n schmerzvollen Ausdruck im Gesicht, die flehentlich<br />

emporgehobenen Hän<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n heftigen Tränenstrom sah, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus ihren Augen floss<br />

und dabei Worte <strong><strong>de</strong>r</strong> Verzweiflung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst und die Bitte hörte, die einen Stein<br />

hätte erweichen sollen. So sehr ich mich daher sträubte, auf irgen<strong>de</strong>ine Erlösungsmanier<br />

einzugehen, weil ich für die Nüchternheit meines evangelischen Glaubens fürchtete, so<br />

konnte ich doch zuletzt nicht umhin, eine Probe zu machen, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s da diese<br />

Dämonen we<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Drohung noch durch Anmahnungen sich zum Weichen bringen<br />

ließen. Der erste Dämon, bei <strong>de</strong>m ich es wagte, war jenes Weib, durch das die ganze<br />

Sache in Gang gekommen schien. Sie zeigte sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottliebin und rief fest<br />

und entschie<strong>de</strong>n, sie wolle <strong>de</strong>s Heilands und nicht <strong>de</strong>s Teufels sein. Dann sagte sie,<br />

wieviel durch die bisherigen Kämpfe in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wor<strong>de</strong>n sei. Mein<br />

Glück aber sei es gewesen, daß ich allein beim Worte Gottes und <strong>de</strong>m Gebet geblieben<br />

sei. Wenn ich zu geheimnisvoll wirken<strong>de</strong>n Mitteln meine Zuflucht genommen hätte, wie<br />

sie vielfältig unter <strong>de</strong>n Leuten üblich seien und auf welche es die Dämonen auch bei mir<br />

angelegt hätte, so wäre ich verloren gewesen. Das sagte sie, be<strong>de</strong>utungsvoll <strong>de</strong>n Finger


erhebend und schloss <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: 'Das war ein fürchterlicher Kampf, <strong>de</strong>n du<br />

unternommen hast.' Dann flehte sie dringend, ich möchte für sie beten, daß sie vollends<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewalt <strong>de</strong>s Teufels befreit wür<strong>de</strong>."<br />

Blumhardt sah von Tag zu Tag mehr ein, daß bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kundgebung <strong><strong>de</strong>r</strong> lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n, aber<br />

gutgesinnten Geister eine göttliche Leitung waltete. Es kam dabei auch keinerlei Unruhe<br />

vor. Doch scheinen ihm die wirklichen Zusammenhänge verborgen geblieben zu sein,<br />

nach <strong>de</strong>nen sich das alles abspielte.<br />

Nur ein sehr interessanter Fall soll nach <strong>de</strong>m Bericht Blumhardts hier noch erwähnt sein.<br />

Einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister bat darum, daß ihm ein Aufenthalt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche gewährt wer<strong>de</strong>n<br />

möge. Blumhardt gab ihm zur Antwort: "Du siehst, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr es ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> dir <strong>de</strong>n Weg<br />

zeigt, und daß es also nicht auf mich ankommt. Gehe hin, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr dich hingehen<br />

heißt." Dann fuhr <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist fort: "Dürfte ich nicht in Ihr Haus gehen?" Diese Bitte<br />

überraschte Blumhardt, und an Frau und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>nkend, war er nicht geneigt, die Bitte<br />

zu gewähren. Doch er besann sich und sagte: "Nun <strong>de</strong>nn, wenn du niemand beunruhigst<br />

und Jesus es dir erlaubt, mag es geschehen." Da kam eine Stimme aus <strong>de</strong>m Mun<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kranken, die rief: "Nicht unter Dach! Gott ist ein Richter <strong><strong>de</strong>r</strong> Witwen und Waisen!" Der<br />

Geist fing an zu weinen und bat, wenigstens in <strong>de</strong>n Garten Blumhardts gehen zu dürfen,<br />

was ihm jetzt von <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Kontrolle gestattet zu wer<strong>de</strong>n schien. Es war so, als ob<br />

durch diesen Geist bei seinen Lebzeiten als Mensch Witwen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Waisen um ihr Obdach<br />

gekommen seien.<br />

Die Erlebnisse, die Blumhardt in seiner Denkschrift weiter <strong>mit</strong>teilte, sind in seiner<br />

Lebensbeschreibung von Zün<strong>de</strong>l absichtlich weggelassen. Zün<strong>de</strong>l begrün<strong>de</strong>t es da<strong>mit</strong>,<br />

daß er meint, Fernstehen<strong>de</strong>n könnten die schauerlichen und qualvollen Kunststücke <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Finsternis, die da zutage traten, <strong>de</strong>n Eindruck <strong><strong>de</strong>r</strong> großen göttlichen Hilfe zu überragen<br />

und zu beeinträchtigen scheinen, die Blumhardt dabei erlebte. Es wäre jedoch sicherlich<br />

besser gewesen, wenn Zün<strong>de</strong>l alles berichtet hätte. Denn die Wahrheit braucht nie das<br />

Tageslicht zu scheuen.<br />

Bei <strong>de</strong>m, was Zün<strong>de</strong>l nicht erwähnte, han<strong>de</strong>lt es sich um die Macht <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister,<br />

materielle Substanz in geistige Substanz zu verwan<strong>de</strong>ln, sie in diesem Zustand an an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Plätze, z.B. in einen menschlichen Körper zu bringen und sie dort wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur festen<br />

Substanz zu verdichten. Die Gesetze einer solchen "Dematerialisierung" und<br />

"Materialisierung" sind bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Odlehre in diesem Buch eingehend besprochen wor<strong>de</strong>n.<br />

Blumhardt bezeichnete diese Vorgänge <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m volkstümlichen Ausdruck "Zauberei".<br />

Doch hören wir jetzt <strong>de</strong>n Bericht Blumhardts selbst. Er sagt: "Soviel Unbegreifliches<br />

und Unerhörtes im Bisherigen auch schon erzählt wor<strong>de</strong>n ist, so habe ich das Ärgste<br />

noch vor mir. Ich bleibe bei meiner Ehrlichkeit und fahre fort, das <strong>mit</strong>zuteilen, was mir<br />

noch in Erinnerung ist und bin überzeugt, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr auch bei dieser Darstellung seine<br />

Hand über mir haben wird. Ihm zur Ehre, als <strong>de</strong>m Sieger über alle finsteren Kräfte, alles<br />

zu erzählen, ist auch meine einzige Rücksicht."<br />

"Mit <strong>de</strong>m 8. Februar 1843 begann eine neue Epoche in <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheitsgeschichte. Denn<br />

von jetzt an kamen noch schlimmere Erscheinungen und Wirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verschie<strong>de</strong>nartigsten Zauberei zu meiner Beobachtung. Schauerlich war es für mich,


wahrzunehmen, daß alles, was bisher zu <strong>de</strong>m lächerlichsten Volksaberglauben gerechnet<br />

wur<strong>de</strong>, als wirkliches Geschehen vor meine Augen trat. Unzählige Dinge wur<strong>de</strong>n in die<br />

Gottliebin hinein gezaubert, um sie zu töten. Es fing <strong>mit</strong> Erbrechen von Sand und<br />

kleinen Glasstücken an. Dann kamen allerlei Eisenstücke, namentlich alte und<br />

verbogene Bretternägel zum Vorschein. Einmal fielen nach langem Würgen <strong>de</strong>s<br />

Mädchens vor meinen Augen nacheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zwölf solcher Nägel in das vorgehaltene<br />

Wachbecken. Ferner Schuhschnallen von verschie<strong>de</strong>ner Größe und Gestalt, oft so groß,<br />

daß man kaum begriff, wie sie durch <strong>de</strong>n Hals hindurchkommen konnten. Auch ein<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s großes und breites Eisenstück, bei welchem ihr <strong><strong>de</strong>r</strong> Atem ausging, so daß sie<br />

mehrere Minuten wie tot dalag. Außer<strong>de</strong>m kamen in unzähligen Mengen Steckna<strong>de</strong>ln,<br />

Nähna<strong>de</strong>ln und Stücke von Strickna<strong>de</strong>ln heraus, oft einzeln, oft auch in Massen, <strong>mit</strong><br />

Papier und Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>n zusammengebun<strong>de</strong>n. Es sah öfters aus, als ob Strickna<strong>de</strong>ln quer durch<br />

<strong>de</strong>n Kopf gezogen wären, von einem Ohr bis zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Einmal kamen mehrere<br />

fingerlange Stücke zum Ohr heraus; ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>mal konnte ich es unter Handauflegung<br />

fühlen und hören, wie Na<strong>de</strong>ln im Kopf zerbrachen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich drehten und<br />

zusammengebogen wur<strong>de</strong>n. Die einen wahren stählerne Na<strong>de</strong>ln, die langsam in<br />

kleineren Stücken sich gegen <strong>de</strong>n Schlund hinbewegten und zum Mun<strong>de</strong> herauskamen;<br />

die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en waren von Eisen und ließen sich biegen und fan<strong>de</strong>n, drei- bis viermal<br />

gebogen, doch ganz, ihren Ausweg durch <strong>de</strong>n Mund. Auch aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nase zog ich viele<br />

Steckna<strong>de</strong>ln hervor. Einmal kamen 15 solcher Na<strong>de</strong>ln auf einmal und <strong>mit</strong> solcher<br />

Heftigkeit zur Nase heraus, daß alle in <strong><strong>de</strong>r</strong> vorgehaltenen Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottliebin stecken<br />

blieben. Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>mal klagte sie über Kopfschmerzen, und als ich ihr die Hand auflegte,<br />

sah ich überall weiße Punkte vorschimmern. Es waren zwölf Steckna<strong>de</strong>ln, die bis zur<br />

Hälfte noch im Kopfe steckten und einzeln von mir herausgezogen wur<strong>de</strong>n, wobei sie<br />

je<strong>de</strong>s Mal durch ein Zucken die Schmerzen kundgab. Nähna<strong>de</strong>ln zog ich ferner aus allen<br />

Teilen <strong>de</strong>s oberen und unteren Kiefers hervor. Sie fühlte dabei zuerst unerhörte<br />

Zahnschmerzen. Man konnte lange nichts sehen, bis man endlich die Spitzen fühlte. Nur<br />

unter großer Anstrengung konnte ich sie herausziehen. Zwei alte, fingerlange und<br />

verbogene Drahtstücke zeigten sich sogar in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunge, und es kostete Zeit und Mühe,<br />

bis sie völlig herausgenommen waren. Ferner waren um <strong>de</strong>n ganzen Leib unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut<br />

zwei lange, vielfach verbogene Drahtstücke eingewun<strong>de</strong>n. Ich brauchte zusammen <strong>mit</strong><br />

meiner Frau wohl eine Stun<strong>de</strong> dazu, bis sie ganz entfernt waren. Mehr als einmal fiel sie<br />

dabei, wie dies überhaupt oft <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war, in Ohnmacht. Es kamen aus allen Teilen <strong>de</strong>s<br />

Oberleibes ganze und halbe Strickna<strong>de</strong>ln so häufig hervor, daß ich <strong><strong>de</strong>r</strong>en Zahl wohl auf<br />

30 schätzen darf. Sie kamen teils quer, teils senkrecht heraus und manchmal <strong>mit</strong>ten aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Herzgrube. Wenn die Na<strong>de</strong>ln oft schon zur Hälfte heraus waren, hatte ich doch noch<br />

eine halbe Stun<strong>de</strong> <strong>mit</strong> aller Kraft zu ziehen, um sie ganz zu entfernen. Auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Dinge, Na<strong>de</strong>ln verschie<strong>de</strong>ner Art, große Glasstücke, Steinchen und einmal ein langes<br />

Eisenstück kamen aus <strong>de</strong>m Oberleib."<br />

"Ich kann es wahrlich niemand übel nehmen, <strong><strong>de</strong>r</strong> misstrauisch gegen meine Mitteilungen<br />

wird; <strong>de</strong>nn es geht zu sehr über alles Denken und Begreifen. Aber bei diesen<br />

Beobachtungen, die fast ein ganzes Jahr dauerten, hatte ich immer mehrere Zeugen. Ich<br />

musste schon <strong>de</strong>swegen streng darauf halten, solche Zeugen bei mir zu haben, um üblen<br />

Gerüchten vorzubeugen. Ich kann daher kühn und frei diese Sachen erzählen, da ich<br />

völlig sicher bin, daß nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> geringste Betrug obwaltete noch obwalten konnte. So oft


ich sie in jener Zeit besuchte, gerufen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ungerufen, regte sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> etwas und<br />

arbeitete sich aus irgend einem Teile <strong>de</strong>s Leibes hervor. Der Schmerz war je<strong>de</strong>s Mal<br />

fürchterlich und fast immer so, daß sie mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger die Besinnung verlor. Sie<br />

sagte: 'Das mache ich nicht durch, das ist mein Tod!'"<br />

"Alle diese Gegenstän<strong>de</strong> konnten bloß unter Gebet aus ihr entfernt wer<strong>de</strong>n. Wenn sie zu<br />

klagen anfing, daß sie irgendwo Schmerzen fühle, so brauchte ich ihr nur unter Gebet<br />

die Hand aufzulegen, und sie fühlte alsbald, daß die Sache sich bewegte o<strong><strong>de</strong>r</strong> drehte und<br />

einen Ausgang suchte. Durch die äußere Haut ging es am schwersten, und man fühlte es<br />

oft lange, wie sich von innen heraus etwas vordrückte. Blut floss nie; auch wur<strong>de</strong> keine<br />

Wun<strong>de</strong> verursacht. Höchstens konnte man noch eine Weile die Stelle erkennen, aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sich etwas herausgearbeitet hatte. Doch das war nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall, wenn die Entfernung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gegenstän<strong>de</strong> unter Gebet vorgenommen wur<strong>de</strong>. Bisweilen jedoch schnitt sie sich in<br />

meiner Abwesenheit, von Schmerz überwältigt, <strong>mit</strong> einem Messer die Haut auf, und<br />

diese Wun<strong>de</strong>n waren fast nicht mehr zu heilen."<br />

"Auch lebendige Tiere kamen aus ihrem Mun<strong>de</strong>: Heuschrecken, Fle<strong><strong>de</strong>r</strong>mäuse, Frösche<br />

und einmal eine Natter. Die Natter verursachte ihr nachher eine Wun<strong>de</strong> am Halse und<br />

stach sie so heftig in <strong>de</strong>n Fuß, daß das Bluten fast nicht aufhören wollte."<br />

"Ich kann diese Seite <strong>de</strong>s Kampfes nicht schließen, ohne wenigstens noch einen Fall <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

schau<strong><strong>de</strong>r</strong>haftesten Art zu erzählen. Zu Anfang Dezember 1843 hatte Gottliebin ein<br />

Nasenbluten, das gar nicht aufhören wollte. Wenn sie eine Schüssel voll Blut verloren<br />

hatte, fing es von neuem an. Es ist unbegreiflich, wie sie bei einem so ungeheuren<br />

Blutverlust überhaupt noch am Leben bleiben konnte. Auffallend war, daß das Blut<br />

zugleich einen sehr scharfen Geruch hatte und immer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s schwarz aussah. Eines<br />

Tages, als ich von einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ort heimkehrte, kam mir jemand entgegengelaufen<br />

und sagte, ich möchte doch schnell zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottliebin kommen. Ich eilte und sah überall<br />

die Leute voll Schrecken zum Fenster herausschauen und hörte sie rufen: 'Herr Pfarrer,<br />

es tut Not!' Ich trat in die Stube <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottliebin. Aber ein ersticken<strong><strong>de</strong>r</strong> Blutdunst wollte<br />

mich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> heraustreiben. Sie saß in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinen Stube, hatte vor sich einen<br />

Kübel, <strong><strong>de</strong>r</strong> wohl zur Hälfte <strong>mit</strong> Blut und Wasser gefüllt war. Durch die ganze Länge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stube vor ihr und hinter ihr floss eine breite Blutlache. Sie selbst war über und über so<br />

<strong>mit</strong> Blut be<strong>de</strong>ckt, daß man die Klei<strong><strong>de</strong>r</strong> kaum mehr erkannte. Das Blut rieselte lebhaft aus<br />

bei<strong>de</strong>n Ohren, aus bei<strong>de</strong>n Augen, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nase und spru<strong>de</strong>lte sogar oben auf <strong>de</strong>m Kopf<br />

in die Höhe. Es war das Grässlichste, das ich je gesehen habe. Im Augenblick war ich<br />

ratlos. Doch fasste ich mich. Ein kurzes und tiefes Gebet brachte vorerst das Bluten zum<br />

Stillstand. Dann ließ ich ihr das Gesicht waschen, das nicht mehr zu erkennen war,<br />

ebenso <strong>de</strong>n Kopf. Darauf befühlte ich eine Stelle <strong>de</strong>s Kopfes, an <strong><strong>de</strong>r</strong> sich etwas befin<strong>de</strong>n<br />

sollte. Oberhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Stirne gewahrte ich einen kleinen, aber verbogenen Nagel, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich<br />

empor bohrte. Am Hinterkopf drehte und arbeitete sich innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut etwas weiter<br />

herab. Endlich kam ein verbogener Bretternagel zum Vorschein. Das Bluten hatte von<br />

nun an ein En<strong>de</strong>, und am Abend fühlte sie sich ziemlich wohl und gestärkt."<br />

"Gottliebin konnte sich aus früherer Zeit gut erinnern, daß sie bisweilen auf das Essen<br />

einer Suppe o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Speisen sogleich etwas Eigentümliches im Hals o<strong><strong>de</strong>r</strong> Leib<br />

gefühlt habe. Einmal warf sie Überbleibsel von einem solchen essen einem Huhn vor,


das augenblicklich rasend umherlief und nach einer Weile wie erstickend tot umsank.<br />

Sie öffnete Kopf und Hals <strong>de</strong>s Huhnes, und da steckten zu ihrem Schrecken eine Menge<br />

Schuhnägel. Wie aber konnten solche Sachen in <strong>de</strong>n Kopf und Leib kommen? Gottliebin<br />

erzählte, daß sie nachts öfters die Geister von Personen aller Arten und Stän<strong>de</strong> zu sich<br />

ans Bett kommen sah. Diese hätten ihr entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> etwas wie Brot in <strong>de</strong>n Mund gereicht<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Stellen ihres Leibes berührt. Alsbald habe sie Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in sich<br />

gefühlt, und nachher seien dann die Gegenstän<strong>de</strong> aus ihr hervorgekommen. Jener<br />

Bretternagel und <strong><strong>de</strong>r</strong> kleine Nagel, die das heftige Bluten verursachten, wur<strong>de</strong>n ihr<br />

abends <strong>mit</strong>ten auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Straße von einem Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> einen geistlichen Ornat trug und dort<br />

wartete, auf eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Weise in <strong>de</strong>n Kopf geschafft, wobei sie nicht <strong>de</strong>n geringsten<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand leisten konnte; und bald darauf fing das Bluten an. Eines Nachts traten drei<br />

Männer als Geister vor sie, die in einem Glas eine giftige Essenz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand hielten. Sie<br />

konnte sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um nicht bewegen. Der eine öffnete ihren Mund, <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e hielt sie<br />

am Kopf und <strong><strong>de</strong>r</strong> dritte wollte ihr die Flüssigkeit eingießen. Doch gelang es ihm nur, ihr<br />

ein wenig davon in <strong>de</strong>n Mund zu schütten. Um sie zu ersticken, wur<strong>de</strong> ihr nun wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mund geschlossen und zugehalten. Der Dampf <strong><strong>de</strong>r</strong> Flüssigkeit ging jedoch durch die<br />

Nase heraus. Sie war nur imstan<strong>de</strong>, während dies geschah, ein kurzes Gebet zu seufzen.<br />

Als die Männer merkten, daß sie nichts ausrichteten, schütteten sie ihr <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s<br />

Glases über <strong>de</strong>n Kopf und entfernten sich. Am Morgen war die Nachthaube <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gottliebin von einem gelblichen, hässlich riechen<strong>de</strong>n Stoffe zerfressen und ließ sich<br />

leicht zerbröckeln. Einmal, als sie in ihrer Kammer schlief, hatte sie abends ihren Rock<br />

an die Kammertüre gehängt. Die Schwester, die <strong>mit</strong> ihr in <strong>de</strong>mselben Bette lag, wusste<br />

genau, was in <strong><strong>de</strong>r</strong> Rocktasche war, und daß Gottliebin nicht aus <strong>de</strong>m Bette aufstand.<br />

Gottliebin aber sah <strong>de</strong>s Nachts eine Gestalt zu ihrem Rock gehen, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tasche ein<br />

blechernes Geldbüchschen, wie es die Bauersleute haben, nebst an<strong><strong>de</strong>r</strong>em herausnehmen<br />

und dann vor sie hintreten. Am an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Morgen wur<strong>de</strong>n von ihr unter heftigem Würgen<br />

Geldstücke und das Büchschen erbrochen."<br />

"Endlich, als diese Erscheinungen unerschöpflich zu wer<strong>de</strong>n drohten, raffte ich meine<br />

ganze innerliche Kraft im Gebet zusammen und flehte zu Gott, er möge, da er die Kraft<br />

sei, die alles aus nichts gemacht habe, nun diese Gegenstän<strong>de</strong> in nichts verwan<strong>de</strong>ln,<br />

da<strong>mit</strong> die Kunst <strong>de</strong>s Teufels gänzlich zunichte wer<strong>de</strong>. Diese Art war mein Kämpfen<br />

mehrere Tage lang, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr, <strong><strong>de</strong>r</strong> verheißen hat: 'Alles, was ihr in meinem Namen<br />

bitten wer<strong>de</strong>t, das will ich euch geben', hat Wort gehalten. Es gelang."<br />

Aber auch diesem vermeintlichen En<strong>de</strong> folgten nun noch einmal entsetzliche<br />

Krankheitserscheinungen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottliebin, die absichtlich auf ihren Tod zu zielen<br />

schienen. Als sie einmal sich selbst in unglaublich furchtbarer Weise verwun<strong>de</strong>t hatte,<br />

wur<strong>de</strong>n die Wun<strong>de</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong> wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar geheilt. Aber plötzlich brachen sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf,<br />

und eine Freundin kam in größter Bestürzung zu Blumhardt <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Meldung, je<strong>de</strong><br />

Minute könne <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod eintreten. "Da stürzte ich", erzählt Blumhardt, "in meinem<br />

Zimmer auf die Knie nie<strong><strong>de</strong>r</strong> und re<strong>de</strong>te kühne Worte. Diesmal wollte ich, so stark war<br />

ich gewor<strong>de</strong>n, im Augenblick <strong>de</strong>m Teufel nicht einmal die Ehre antun, selbst<br />

hinzugehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ließ durch die Freundin sagen: 'Gottliebin soll sich selbst<br />

aufmachen und zu mir kommen. Sie könne es im Glauben.' Es stand nicht lange an, so<br />

kam sie die Treppe herauf. Wie es aber mir dabei wur<strong>de</strong>, kann mir niemand nachfühlen."


Den Schluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte erzählt Blumhardt <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n Worten: "Es schien sich<br />

alles, was nur je früher vorgekommen war, noch einmal zusammenzudrängen. Das<br />

Misslichste war, daß sich in diesen Tagen die finsteren Einwirkungen auch auf <strong>de</strong>n<br />

halbblin<strong>de</strong>n Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> und eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Schwester Katharina aus<strong>de</strong>hnten, und ich also <strong>mit</strong><br />

dreien zugleich <strong>de</strong>n verzweifelten Kampf durchzumachen hatte, wobei <strong>de</strong>utlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

innere Zusammenhang zwischen diesen dreien zu erkennen war. Den Verlauf <strong>de</strong>s<br />

einzelnen kann ich nicht mehr genau erzählen. Es war viel zu mannigfaltig, als daß ich<br />

es im Gedächtnis hätte behalten können. Aber Tage waren es, wie ich keine mehr zu<br />

erleben hoffte. Denn es war soweit gekommen, daß ich sozusagen alles aufs Spiel zu<br />

setzen wagen musste, wie wenn es hieße 'siegen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sterben'. So groß übrigens auch<br />

meine Anstrengung war, so fühlbar war mir ein göttlicher Schutz. Der Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> war am<br />

schnellsten wie<strong><strong>de</strong>r</strong> frei, und zwar so, daß er sogleich tätige Hilfe im Nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

leisten konnte. Die Hauptsache kam aber diesmal nicht an Gottliebin, welche im letzen<br />

Akt nach vorausgegangenen Kämpfen gleichfalls völlig frei zu sein schien, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n an<br />

ihre Schwester Katharina, die früher nicht das min<strong>de</strong>ste <strong><strong>de</strong>r</strong>art erfahren hatte, nun aber so<br />

rasend wur<strong>de</strong>, daß sie nur <strong>mit</strong> Mühe festgehalten wer<strong>de</strong>n konnte. Sie drohte, mich in<br />

tausend Stücke zu zerreißen, und ich durfte es nicht wagen, ihr nahe zu treten. Sie<br />

machte unaufhörlich Versuche <strong>mit</strong> eigener Hand, wie sie sagte, sich <strong>de</strong>n Leib<br />

aufzureißen o<strong><strong>de</strong>r</strong> lauerte listig umher, als wollte sie etwas Grässliches an <strong>de</strong>nen, die sie<br />

hielten, verüben. Dabei rasselte und plärrte sie so fürchterlich, daß man Tausen<strong>de</strong> von<br />

Lästermäulern sich in ihr vereinigt <strong>de</strong>nken konnte. Am auffallendsten war, daß sie ganz<br />

bei Besinnung blieb, in<strong>de</strong>m man <strong>mit</strong> ihr re<strong>de</strong>n konnte, sie auch bei scharfen<br />

Ermahnungen sagte, sie könne nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s re<strong>de</strong>n und han<strong>de</strong>ln. Man möchte sie nur recht<br />

festhalten, da<strong>mit</strong> nichts durch sie geschehe. Auch nachher hatte sie noch von allem,<br />

selbst von <strong>de</strong>n grässlichsten Mordversuchen, bestimmte Erinnerungen, und diese wirkten<br />

so nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlagend auf sie, daß ich mich mehrere Tage ihrer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s annehmen<br />

musste, bis nach fleißigem und ernstlichem Beten ihr die Erinnerungen allmählich<br />

schwan<strong>de</strong>n. Daneben ließ sich <strong>de</strong>nnoch <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämon aus ihr ebenso bestimmt vernehmen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> sich diesmal nicht als einen abgeschie<strong>de</strong>ner Menschengeist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n als einen<br />

vornehmen Satansengel ausgab, als das oberste Haupt aller Zauberei. Er behauptete, daß<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>m, daß er in <strong>de</strong>n Abgrund fahren müsse, <strong><strong>de</strong>r</strong> Zauberei <strong><strong>de</strong>r</strong> To<strong>de</strong>sstoß gegeben<br />

wer<strong>de</strong>, an <strong>de</strong>m sie allmählich verbluten müsse."<br />

"Plötzlich gegen 12 Uhr um Mitternacht dröhnte aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Kehle <strong>de</strong>s Mädchens zu<br />

mehreren Malen, ja wohl eine Viertelstun<strong>de</strong> andauernd, nur ein Schrei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verzweiflung<br />

<strong>mit</strong> einer erschüttern<strong>de</strong>n Stärke, als müsste das Haus zusammenstürzen.<br />

Grausenerregen<strong><strong>de</strong>r</strong>es lässt sich nicht <strong>de</strong>nken. Und es konnte nicht fehlen, daß die Hälfte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewohner <strong>de</strong>s Ortes nicht ohne beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Schrecken Kenntnis von <strong>de</strong>m Kampfe<br />

bekam. Dabei befiel Katharina ein so starkes Zittern, daß es war, als wollten sich alle<br />

ihre Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> abschütteln. Unter Äußerung von Angst und Verzweiflung<br />

mischten sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> dämonischen Stimme ein riesenhafter Trotz, eine Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

gegen Gott, ein Zeichen zu tun, da<strong>mit</strong> er nicht so gemein wie an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Sün<strong><strong>de</strong>r</strong> seine Rolle<br />

nie<strong><strong>de</strong>r</strong>legen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gewissermaßen unter Ehren in die Hölle fahren müsse. Solch<br />

schauerliches Gemisch von Bosheit, Verzweiflung, Trotz und Hochmut ist wohl<br />

schwerlich je irgendwo erblickt wor<strong>de</strong>n. Endlich kam <strong><strong>de</strong>r</strong> ergreifendste Augenblick,<br />

welchen unmöglich jemand genügend sich vorstellen kann, <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht Augen- und


Ohrenzeuge war. Um 2 Uhr morgens brüllte <strong><strong>de</strong>r</strong> angebliche Satansengel, wobei das<br />

Mädchen <strong>de</strong>n Kopf und Oberleib über die Lehne <strong>de</strong>s Stuhles zurückbog, <strong>mit</strong> einer<br />

Stimme, die man kaum bei einer menschlichen Kehle für möglich halten sollte, die<br />

Worte heraus 'Jesus ist Sieger! - Jesus ist Sieger!' Worte, die, soweit sie ertönten, auch<br />

verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n und auf viele Personen einen unauslöschlichen Eindruck machten.<br />

Nun schien die Macht und Kraft <strong>de</strong>s Dämons <strong>mit</strong> je<strong>de</strong>m Augenblick mehr gebrochen zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Er wur<strong>de</strong> immer stiller und ruhiger, konnte immer weniger Bewegungen<br />

machen und verschwand zuletzt ganz unmerklich, wie das Lebenslicht eines Sterben<strong>de</strong>n<br />

erlischt, jedoch erst gegen 8 Uhr morgens."<br />

Da<strong>mit</strong> war <strong><strong>de</strong>r</strong> zweijährige Kampf zu En<strong>de</strong>.<br />

Was Blumhardt erlebt hatte, waren die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen und nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

<strong>Geisterwelt</strong> durch menschliche Medien. Es war an und für sich nichts Neues. Nur für ihn<br />

war es neu. Hätte er sich dieser in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewalt <strong>de</strong>s Bösen befindlichen Medien nicht<br />

angenommen, so wür<strong>de</strong> es ihnen ergangen sein, wie es täglich so vielen ergeht, die man<br />

in vollständiger Unkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgänge sich selbst überlässt. Sie wären entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> im<br />

Irrenhaus gelan<strong>de</strong>t o<strong><strong>de</strong>r</strong> hätten durch Selbstmord ihrem Leben ein En<strong>de</strong> gemacht. Die<br />

Insassen <strong><strong>de</strong>r</strong> Irrenanstalten sind zum großen Teil die Opfer <strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>Geisterwelt</strong>.<br />

Und dieselben unheimlichen Mächte sind oft auch bei <strong>de</strong>n Selbstmör<strong><strong>de</strong>r</strong>n tätig.<br />

Gottliebin Dittus war "Tieftrancemedium". Auf welche Weise sie sich dazu entwickelte,<br />

dafür fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Angaben <strong>de</strong>s Blumhardt keine Anhaltspunkte. Es ist<br />

wahrscheinlich, daß sie <strong>mit</strong> ihren an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geschwistern zusammen das sogenannte<br />

"Tischrücken" betrieben hatte, und daß ihre angeborene Medialität auf diesem Wege<br />

immer stärker sich entfaltete.<br />

Die Bewusstlosigkeit trat dann bei ihr ein, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist von <strong>de</strong>n frem<strong>de</strong>n<br />

Geistwesen aus ihr verdrängt wur<strong>de</strong> und jene Geistwesen von ihr Besitz ergriffen. Beim<br />

Austritt <strong>de</strong>s eigenen Geistes fiel sie wie tot hin und wur<strong>de</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgerichtet durch <strong>de</strong>n<br />

Geist eines Dämons, <strong><strong>de</strong>r</strong> in ihren Körper eingetreten war und seine Kundgebungen<br />

machte.<br />

Die starken Klopftöne wur<strong>de</strong>n durch das Od erzeugt, das Gottliebin infolge ihrer starken<br />

Medialität an die <strong>Geisterwelt</strong> abgab und wo<strong>mit</strong> diese die dröhnen<strong>de</strong>n Schläge hervorrief,<br />

die <strong>de</strong>n Beobachtern so unerklärlich vorkamen. die Schläge wur<strong>de</strong>n um so lauter, je<br />

größer die Odkraft war, die sich bei <strong>de</strong>m Medium ansammelte. Die Odkraft <strong>de</strong>s<br />

Mediums wur<strong>de</strong> durch die Odmenge verstärkt, welche die anwesen<strong>de</strong>n Menschen<br />

ausstrahlten. Da auch Blumhardt, ohne es zu wissen, über be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> mediale Kräfte<br />

verfügte, so waren die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> durch das Medium in seiner<br />

Gegenwart stärker als in seiner Abwesenheit. Auch die Materialisationen und<br />

Lichterscheinungen wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Dämonen <strong>mit</strong> Hilfe <strong>de</strong>s medialen Ods <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gottliebin hervorgebracht.<br />

Ihr Schwester Katharina war kein Tieftrancemedium, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bei ihr stellte sich bloß<br />

Teiltrance ein. Infolge<strong>de</strong>ssen war ihr Geist nicht ganz aus <strong>de</strong>m Körper verdrängt,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n hörte alles, was <strong><strong>de</strong>r</strong> frem<strong>de</strong> Geist durch sie re<strong>de</strong>te, und sie konnte sich daher


aller Vorgänge nachher erinnern, wenn sie auch nicht imstan<strong>de</strong> war, die Kundgebungen<br />

selbst zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, da sie sich ganz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewalt <strong>de</strong>s frem<strong>de</strong>n Geistwesens befand.<br />

Blumhardt lernte nach und nach die einzelnen Arten <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister unterschei<strong>de</strong>n. Vor<br />

allem wur<strong>de</strong> ihm die wichtige Tatsache zur Gewissheit, daß bei <strong>de</strong>m Erscheinen höherer<br />

Geister und schwer lei<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Geistwesen, die aber guten Willens sind, eine göttliche<br />

Kontrolle herrscht, so daß alles in schönster Ordnung vor sich geht. Diese Kontrolle<br />

bestimmt, welche Geister zugelassen wer<strong>de</strong>n. Darum leisteten diese von <strong><strong>de</strong>r</strong> höheren<br />

Kontrolle zugelassenen lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geister auch keinen Gehorsam, als Blumhardt sie<br />

anfangs ohne Hilfe fortschicken wollte. Sie waren ja auf höhere Anordnung in das<br />

Medium eingetreten, um durch Blumhardt belehrt und auf Gott hingewiesen zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Sie hatten daher ein Recht auf diese Belehrung, und es war Pflicht Blumhardts, ihren<br />

Bitten zu willfahren. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> hat Blumhardt erst spät diese Pflicht erkannt.<br />

Das Lehrreiche an diesen Vorgängen war für Blumhardt die unleugbare Tatsache, daß es<br />

einen <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> gibt. Die Geschehnisse, die sich vor seinen Augen<br />

abspielten, waren keine Sinnestäuschungen und können von niemand in das Reich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fabel verwiesen wer<strong>de</strong>n. Denn sie spielten sich in voller Öffentlichkeit ab, und eine<br />

große Zahl von Augen- und Ohrenzeugen konnte sie bestätigen.<br />

Die Wirklichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschehnisse war auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund, weshalb die Kirchenbehör<strong>de</strong><br />

Blumhardt ersuchte, eine Denkschrift über die Vorgänge an sie einzureichen.<br />

Blumhardt sah bloß die unleugbaren Tatsachen vor sich und lernte erst nach und nach<br />

einige Zusammenhänge auf diesem Gebiete kennen. Die ewigen Gesetze, nach <strong>de</strong>nen die<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> vor sich geht, scheinen ihm bis zu seinem To<strong>de</strong><br />

unbekannt geblieben zu sein. Darum erkannte er auch nicht <strong>de</strong>n Weg, auf <strong>de</strong>m sowohl<br />

das israelitische Volk, als auch die ersten Christen zur Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten<br />

<strong>Geisterwelt</strong> gelangten. Das Sprechen <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen und schwer lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geister durch<br />

menschliche Medien hat er in erschüttern<strong><strong>de</strong>r</strong> Weise erlebt. Aber die wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren<br />

Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> hohen Geister Gottes durch Sprechmedien blieben ihm versagt. Auch<br />

das hat seinen tiefen Grund. Denn alles Geschehen hat seine Zeit. Sicherlich waren die<br />

Zeitverhältnisse, in <strong>de</strong>nen Blumhardt lebte, zu einer <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen absichtlich<br />

herbeigeführten Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> nicht geeignet. Sicherlich wür<strong>de</strong><br />

Blumhardt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Einstellung seiner Kirche zu solchen Dingen sein ganzes Wirken und<br />

seine Stellung gefähr<strong>de</strong>t haben. Hatte er ja schon Anfeindungen von seiner<br />

Kirchenbehör<strong>de</strong> genug auszustehen, als nachher sich die guten Geistwirkungen bei ihm<br />

und seinen Pfarrangehörigen zeigten, auf die ich gleich zu sprechen komme. Ein Mehr<br />

auf diesem Gebiete, wie es ein Abhalten guter spiritistischer Zusammenkünfte gewesen<br />

wäre, wür<strong>de</strong> ohne Zweifel das schärfste Vorgehen <strong><strong>de</strong>r</strong> evangelischen Kirchenleiter gegen<br />

Blumhardt veranlasst haben. Auch die <strong>Geisterwelt</strong> Gottes passt ihr Wirken <strong>de</strong>n<br />

Umstän<strong>de</strong>n an, die ihnen in <strong>de</strong>n Zeitverhältnissen entgegentreten.<br />

Hatte Blumhardt die Ausgießung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis auf die Menschheit an<br />

einigen Beispielen in erschrecken<strong><strong>de</strong>r</strong> Weise gesehen und persönlich erlebt, so sollte er<br />

aber auch in noch wun<strong><strong>de</strong>r</strong>barerer Form die Ausgießung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes an sich und


seiner Gemein<strong>de</strong> erfahren. Sie erinnerte an die Ausgießung <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Geister in <strong>de</strong>n<br />

ersten christlichen Zeiten.<br />

Die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Buße und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesinnungsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung waren das erste Geschenk von oben,<br />

das Blumhardt nach treu überstan<strong>de</strong>nem Kampfe gegen die bösen Mächte für seine<br />

ganze Pfarrei und die Umgebung empfing. Nach und nach kamen alle und bekannten,<br />

von einer unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehlichen inneren Gewalt genötigt, die Sün<strong>de</strong>n ihres Lebens.<br />

Blumhardt wur<strong>de</strong> innerlich von einem Geiste Gottes eingegeben, wem er die Vergebung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>n verkün<strong>de</strong>n solle. Es war also nicht ein gewöhnliches Beichten und<br />

Lossprechen, wie es in <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche Sitte ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine Reinigung von<br />

Sün<strong>de</strong>n infolge einer Offenbarung eines Geistes Gottes. Darum war <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlspruch<br />

Blumhardts von da an: "Bitten wir und hoffen wir auf eine neue Ausgießung <strong>de</strong>s<br />

Heiligen Geistes."<br />

Auch kam <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung auf Blumhardt. Durch seine Handauflegung, sein<br />

Gebet, seine Nähe wur<strong>de</strong>n die schwersten Krankheiten geheilt. Dabei zeigte es sich, daß<br />

die meisten chronischen Krankheiten die Wirkung böser Geistermächte sind, wie dies ja<br />

auch die Bibel lehrt. Wichen diese Mächte von <strong>de</strong>n Kranken, so trat auch die Heilung<br />

unverzüglich ein. Das Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bare dieses Geschehens möge man in <strong>de</strong>m Buche Zün<strong>de</strong>ls<br />

nachlesen.<br />

Ich schließe diese Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen und <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> im<br />

Leben Blumhardts <strong>mit</strong> seinen Worten in einem seiner Briefe:<br />

"Wenn etwa einer untersuchen möchte, ob alles, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr bei mir tut, persönlich sei<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich nachahmen lasse, so muss ich gestehen, daß infolge meiner Kämpfe mir<br />

allerdings etwas Persönliches gewor<strong>de</strong>n ist, daß nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong> so plötzlich auch haben<br />

kann. In<strong>de</strong>ssen ist meine Überzeugung, daß es allgemeiner wer<strong>de</strong>n muss, und daß man<br />

überhaupt um die Erneuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglichen Kräfte in <strong><strong>de</strong>r</strong>en ganzem Umfang bitten<br />

darf. Bei mir wird eigentlich vor<strong><strong>de</strong>r</strong>hand nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Beweis geliefert, daß man diese Bitte<br />

tun darf. Aber ehe gleichsam <strong><strong>de</strong>r</strong> Himmel sich auftut, wird es nicht, und es ist eine<br />

falsche Meinung, als ob man nur wie<strong><strong>de</strong>r</strong> glauben dürfte, um sogleich alles wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu<br />

haben, was die apostolische Zeit hatte. Nein, die Kräfte sind in Wahrheit wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zurückgenommen wor<strong>de</strong>n und können nur langsam wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erlangt wer<strong>de</strong>n. Der<br />

Unglaube und Abfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Christenheit von mehr als einem Jahrtausend hatte eine<br />

Ungna<strong>de</strong> von seiten <strong>de</strong>s Herrn zufolge, wie auch einen Überschwang <strong><strong>de</strong>r</strong> satanischen<br />

Kräfte. Darum können wir nicht so ohne weiteres wie<strong><strong>de</strong>r</strong> anfangen; versuchen wir es, so<br />

stoßen wir bald auf eine durchbrochene Mauer. Sie sehen daraus, wie verschie<strong>de</strong>n ich<br />

von <strong>de</strong>n Irwingianern bin, die, <strong>de</strong>n jetzigen Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> Christenheit übersehend, alles<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>haben wollen. Das erste, was not tut, ist eine neue Bekehrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Christenheit,<br />

jedoch von völligerer Art, als man es im kleinen sieht. Dass dies wer<strong>de</strong>, muss ernstlicher<br />

gekämpft, biblischer gepredigt, dringlicher gebetet wer<strong>de</strong>n. Wird ein Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Buße<br />

ausgegossen im großen, wie ich es im kleinen an meiner Gemein<strong>de</strong> erfahren habe, da<br />

sich dann sogleich die ersten Spuren <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistesgaben offenbarten, so gibt sich eins ums<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, bis allerdings eine apostolische Zeit wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehrt, neben welcher sich dann<br />

freilich <strong><strong>de</strong>r</strong> eigentliche Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>christ aufmachen wird."


Diese Ausführungen Blumhardts sind etwas unklar und nur zum Teil richtig. Die<br />

Wahrheit ist folgen<strong>de</strong>: Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch, ob Christ o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtchrist, kann <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten<br />

<strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung kommen, wenn er sie im Ernste will und sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise<br />

sucht, wie es in diesem Buche geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t ist. Was je<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>m guten Geisterverkehr<br />

empfängt, ist eine Belehrung über <strong>de</strong>n wahren Weg, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott führt. Es ist die Predigt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit, die ihm zuteil wird. Ob dann noch weitere Kräfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes bei<br />

ihm in Wirksamkeit treten, hängt bei je<strong>de</strong>m davon ab, ob er sein Leben nach <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm<br />

<strong>mit</strong>geteilten Wahrheit gestaltet und in welchem Maße er es tut. Wer bloß die Predigt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> entgegennimmt, sich aber nicht danach richtet, <strong><strong>de</strong>r</strong> erhält<br />

keine weiteren Geschenke von oben. Er verliert vielmehr auch noch die Verbindung <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>n guten Geistern, die ihm zuerst zuteil gewor<strong>de</strong>n war, in<strong>de</strong>m sich keine guten Geister<br />

mehr kundgeben. Wer jedoch die Wahrheit in sich aufnimmt und sein Inneres danach<br />

umzugestalten sich bemüht, bei <strong>de</strong>m machen sich auch die Geisterkräfte bemerkbar, die<br />

wir bei <strong>de</strong>n ersten Christen fin<strong>de</strong>n, und zwar so, wie es seiner Lebensaufgabe entspricht.<br />

Denn auch bei <strong>de</strong>n ersten Christen hatte nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong> die gleichen Gaben. Auch waren die<br />

einzelnen Gaben nicht dazu bestimmt, daß <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie besaß, bloß für sich Nutzen<br />

davon haben sollte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n da<strong>mit</strong> sie zum allgemeinen Wohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtheit dienten.<br />

Diese Tatsache wird ja auch von <strong>de</strong>m Apostel Paulus stets so scharf betont. Auch heute<br />

wird <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinsten Gemein<strong>de</strong> gottesgläubiger und gottsuchen<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen dasselbe von<br />

Gottes Geistern gewährt, was die ersten Christen empfingen. Voraussetzung ist bloß, daß<br />

man <strong>mit</strong> allen Kräften nach <strong>de</strong>m Guten strebt und die Einflüsse <strong>de</strong>s Bösen von sich<br />

abwehrt. Ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreis, <strong><strong>de</strong>r</strong> dies tut, ein großer o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein kleiner ist, wird niemals für die<br />

Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes maßgebend sein.<br />

Die Erlebnisse <strong>de</strong>s katholischen Pfarrers<br />

Vianney<br />

Ein ähnliches Bild von <strong>de</strong>n Wirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen und guten <strong>Geisterwelt</strong>, wie wir es bei<br />

<strong>de</strong>m evangelischen Pfarrer Blumhardt sahen, tritt uns bei <strong>de</strong>m katholischen Pfarrer<br />

Vianney von Ars entgegen.<br />

Johannes Baptista Maria Vianney lebte von 1786 bis 1840. Seine Lebenszeit fällt also<br />

noch zu einem großen Teil in die <strong>de</strong>s Pfarrers Blumhardt. Während Blumhardt in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>de</strong>utschen Pfarrei Möttlingen seine segensreiche Wirksamkeit entfaltete, lebte und<br />

wirkte Vianney in <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinen Gemein<strong>de</strong> Ars in Frankreich. Wegen seiner geringen<br />

Begabung konnte Vianney nur unter großen Anstrengungen seine Weihe zum Priester<br />

erreichen.<br />

Schon als Kind gab sich Vianney täglich <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Sammlung im Gebet hin. Diese<br />

innere Konzentration übte er, ähnlich wie Blumhardt, sein ganzes Leben. Sie brachte bei<br />

ihm die medialen Gaben zur Entfaltung, welche die Vorbedingung für die Wirkungen<br />

sind, die von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> auf die Menschen ausgeübt wer<strong>de</strong>n. Dasselbe gilt von<br />

Blumhardt.<br />

Während <strong><strong>de</strong>r</strong> evangelische Pfarrer Blumhardt zuerst die dämonischen Kundgebungen<br />

durch das Medium Gottliebin Dittus in seiner Pfarrei erlebte und nachher erst die


Wirkungen sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> guten, als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong> an seiner eigenen Person<br />

erfuhr, war <strong><strong>de</strong>r</strong> Pfarrer von Ars allein die Persönlichkeit, an <strong><strong>de</strong>r</strong> die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister sich zeigten. Bei an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Personen seiner Umgebung o<strong><strong>de</strong>r</strong> seiner Pfarrei<br />

machten sich <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Wirkungen nicht bemerkbar.<br />

Im übrigen sind die Geschehnisse bei bei<strong>de</strong>n dieselben. Sowohl Blumhardt, als auch<br />

Vianney erlebten die Betätigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise. Auch die Wirkungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> guten Geister waren bei bei<strong>de</strong>n dieselben. Bei<strong>de</strong> empfingen einen Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilkraft<br />

in sehr hohem Maße. Bei<strong>de</strong> hatten die Gabe <strong>de</strong>s Hellsehens in Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft. Bei<strong>de</strong> konnten <strong>de</strong>n inneren Zustand eines Menschen hellsehend<br />

wahrnehmen. Über die Pfarreien bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Seelsorger wur<strong>de</strong> in wun<strong><strong>de</strong>r</strong>barer Weise <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Bekehrung ausgegossen, die sich nach und nach auf weite Kreise <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

entfernteren Bezirke erstreckte. Zu bei<strong>de</strong>n pilgerten die durch ein sün<strong>de</strong>nbela<strong>de</strong>nes<br />

Leben gequälten Menschen zu vielen Tausen<strong>de</strong>n, um ihre Vergehen zu bekennen und die<br />

Zusicherung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verzeihung Gottes zu erlangen. Bei<strong>de</strong> wussten durch eine innere<br />

Erleuchtung, wem sie die Zusicherung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verzeihung geben konnten. Die<br />

Übereinstimmung in all diesen Dingen erstreckt sich bei diesen bei<strong>de</strong>n Männern bis in<br />

die kleinsten Einzelheiten, so daß man das Walten einer göttlichen Gesetzmäßigkeit<br />

daraus erkennen kann. Auch die dämonischen Kundgebungen erfolgten bei bei<strong>de</strong>n nach<br />

<strong>de</strong>nselben geistigen Gesetzen.<br />

Doch lassen wir nun die Tatsachen aus <strong>de</strong>m Leben Vianneys selbst re<strong>de</strong>n.<br />

Beginnen wir <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Dämonischen, das sich bei Vianney kundgab. In <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lebensbeschreibung wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Teil, <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n dämonischen Einflüssen han<strong>de</strong>lt, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Worten eingeleitet: "Doch möge hier zunächst ein Wort für diejenigen gesagt sein, die<br />

versucht sind, in dieser Hinsicht zu zweifeln o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Lesung <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Seiten zu<br />

lächeln. Sie wer<strong>de</strong>n nicht die ersten sein, die das tun. Ja, sie wer<strong>de</strong>n nicht einmal etwas<br />

in dieser Beziehung <strong>de</strong>nken o<strong><strong>de</strong>r</strong> aussprechen, was nicht schon vor ihnen zu Lebzeiten<br />

Vianneys die Welt gedacht o<strong><strong>de</strong>r</strong> gesagt hat und was nicht <strong>mit</strong> noch größerem Nachdruck<br />

als die Weltleute, die Geistlichkeit damals ausgesprochen hat. Kaum hatte nämlich das<br />

Gerücht, <strong><strong>de</strong>r</strong> Pfarrer von Ars wer<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Teufeln heimgesucht, sich zu verbreiten<br />

begonnen, als ein großes Gelächter in allen umliegen<strong>de</strong>n Pfarrhäusern anhob. Alsbald<br />

setzten die 'guten' Mitbrü<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Pfarrer von Ars auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>, daß er ein großer<br />

Träumer sei, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein krankes Gehirn habe; daß ferner die Hölle, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> seine Dämonen<br />

kämen, ganz einfach <strong><strong>de</strong>r</strong> Fleischtopf sei, in welchem er seine Kartoffeln verschimmeln<br />

lasse. 'Mein lieber Pfarrer', sagten sie ihm, 'leben Sie wie je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann; nähren Sie sich<br />

besser, dann wird Ihr Kopf wie<strong><strong>de</strong>r</strong> gesund, und Sie wer<strong>de</strong>n sehen, wie die Teufel<br />

verschwin<strong>de</strong>n.'"<br />

Vianney lebte nämlich sehr beschei<strong>de</strong>n und fast nur von Kartoffeln, die er sich am ersten<br />

Wochentage für die ganze Woche kochte und dann kalt aß, die nicht selten am En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Woche schimmlig gewor<strong>de</strong>n waren.<br />

"Weit davon entfernt, jener schwache Geist zu sein, <strong><strong>de</strong>r</strong> solchen Hirngespinsten zum<br />

Opfer fällt, wie es sich seine Amtsbrü<strong><strong>de</strong>r</strong> eingere<strong>de</strong>t hatten, war Pfarrer Vianney von<br />

Natur aus so wenig leichtgläubig, daß er selbst zuerst nicht annehmen wollte, es seien


Teufel, die ihn quälten. Erst dann, als er vergebens nach einer Erklärung für die<br />

seltsamen Geräusche gesucht hatte, die ihn immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> während <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht störten,<br />

begriff er ihre Herkunft und Art."<br />

"Eines Tages hörte er heftig gegen seine Haustüre stoßen. Er öffnete das Fenster und<br />

fragte: 'Wer ist da?' Niemand antwortete ihm. Als das Geräusch sich an seiner<br />

Treppentüre wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte, stellte er dieselbe Frage. Abermals blieb er ohne Antwort. Da<br />

ihm damals prächtige Gewän<strong><strong>de</strong>r</strong> für seine Kirche geschenkt wor<strong>de</strong>n waren, die er im<br />

Pfarrhause aufbewahrte, so dachte er, es hätten Diebe bei ihm einzubrechen versucht. Er<br />

hielt es für gut, Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Deshalb bat er einige mutige Männer,<br />

Wache zu stehen. Sie kamen <strong>de</strong>nn auch während mehrerer Nächte und hörten <strong>de</strong>nselben<br />

Lärm. Doch ent<strong>de</strong>ckten sie nichts. Man passte im Glockenturm auf, in<strong>de</strong>ssen gleichfalls<br />

ohne Erfolg. Man hörte heftige Stöße, ohne etwas zu sehen. Die Wächter waren sehr<br />

erschrocken. Selbst <strong>de</strong>m Pfarrer wur<strong>de</strong> recht bange. Eines Nachts im Winter, als er<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> starke Schläge gegen die Türe vernommen hatte, sprang er eilends aus <strong>de</strong>m Bett,<br />

stieg in <strong>de</strong>n Hof hinab, in<strong>de</strong>m er überzeugt war, daß die Übeltäter, wenn es sich um<br />

solche han<strong>de</strong>lte, ihre Spur im frischgefallenen Schnee zurückgelassen hätten, und daß<br />

man sie so endlich fassen könne. Aber er sah nieman<strong>de</strong>n, hörte nichts mehr und<br />

bemerkte auch keine Fußspur im Schnee. Da nun zweifelte er nicht mehr, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Satan<br />

ihn verfolgen wollte."<br />

"Von <strong>de</strong>m Tage an, wo er überzeugt war, daß die nächtlichen Ruhestörer Dämonen<br />

seien, hatte er viel weniger Angst."<br />

"In<strong>de</strong>ssen richteten sich die Hauptabsichten <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen zweifellos darauf, seine<br />

seelsorgerliche Tätigkeit min<strong><strong>de</strong>r</strong> fruchtbar zu machen, in<strong>de</strong>m sie seinem überanstrengten<br />

Leibe die nötige Nachtruhe raubten. Alles schien bei diesen Plagen gar trefflich darauf<br />

eingerichtet zu sein, daß ihm das Schlafen ganz unmöglich gemacht wür<strong>de</strong>. Meistens<br />

vernahm Vianney eines von jenen eintönigen Geräuschen, die mehr als alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, wie<br />

man weiß, zur Schlaflosigkeit veranlassen. Bald war es ein Geräusch, wie wenn ein<br />

Balken durchgesägt o<strong><strong>de</strong>r</strong> durchgebohrt wür<strong>de</strong>. Bald schien es, als ob man eine Reihe<br />

Nägel einklopfe. Es kam ihm auch vor, als ob Regimenter Soldaten an seiner Tür<br />

vorbeizogen; als ob eine Schafher<strong>de</strong> über seinem Haupt dahintrampelte; als ob ein Pferd<br />

über seine Fliesen galoppierte; als ob jemand auf seinem Tisch trommelte; als ob man in<br />

seiner Nähe Eisenreifen um ein Faß festschlage; als ob alle Wagen von Lyon über seine<br />

Diele rollten; als ob eine lärmen<strong>de</strong> Versammlung in unbekannter Sprache in seinem<br />

Hofraum sich unterhalte. Diese letzte Plage dauerte mehrere Nächte hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Ein<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mal hörte er seine Türe öffnen und sich in barscher Weise bei seinem<br />

Familiennamen anre<strong>de</strong>n. Dann hatte er eine Fülle von spöttischen Grobheiten zu<br />

ertragen, unter <strong>de</strong>nen am häufigsten die Bezeichnung 'Kartoffelfresser' vorkam. Ferner<br />

wur<strong>de</strong>n seine Möbel hin- und herbewegt. Es wur<strong>de</strong> an seinen Vorhängen <strong>mit</strong> solcher<br />

Wucht gerissen, daß er darüber verwun<strong><strong>de</strong>r</strong>t war, sie am an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Morgen noch heil zu<br />

fin<strong>de</strong>n" (S. 66-70).<br />

Groß waren auch die inneren Anfechtungen, die er von seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Bösen zu erdul<strong>de</strong>n<br />

hatte und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen sie ihn zur Verzweiflung zu treiben suchten. Bei Blumhardt treffen<br />

wir dieselben Erscheinungen. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> sind die in seiner Denkschrift enthaltenen


dämonischen Einwirkungen, soweit sie seine Person angingen, absichtlich in seiner<br />

Lebensbeschreibung unterdrückt wor<strong>de</strong>n, wie ich dies bereits früher erwähnte.<br />

Sowohl bei Blumhardt, als auch bei Vianney hatten jene dämonischen Machenschaften<br />

<strong>de</strong>n einzigen Zweck, das Wirken dieser Männer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Führung ihrer Mitmenschen zu<br />

Gott ganz zu vernichten o<strong><strong>de</strong>r</strong> doch zu beschränken. Darum suchten sie Blumhardt in das<br />

ihm unbekannte Gebiet <strong>de</strong>s Dämonischen durch die Gottliebin Dittus zu verstricken und<br />

ihn, als ihnen das nicht gelungen war, nachher durch äußere und innere Anfechtungen zu<br />

verwirren und mutlos zu machen. Bei Vianney hatten sie es zunächst auf die Einflößung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mutlosigkeit und Verzweiflung abgesehen und benutzten dazu als Werkzeuge die<br />

katholischen Geistlichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachbarbezirke, die einen solchen Feldzug <strong><strong>de</strong>r</strong> gemeinsten<br />

Verleumdung und Verdächtigung gegen <strong>de</strong>n armen Pfarrer von Ars eröffneten und zehn<br />

Jahre lang durchführten, daß je<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e einem solchen Kampfe hätte erliegen müssen.<br />

Als dies nicht zum Ziele führte, versuchten es die Dämonen <strong>mit</strong> einer Schwächung<br />

seiner Gesundheit durch Entziehung <strong>de</strong>s Schlafes. Von diesem Versuch ließen sie<br />

während seines ganzen Lebens nicht ab. Erst in seinen letzten Lebensjahren scheint er<br />

nachts nicht mehr belästigt wor<strong>de</strong>n zu sein. Noch ähnlicher wie im Punkte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

dämonischen Erlebnisse sind sich bei<strong>de</strong> Männer in <strong>de</strong>m, was ihnen an Göttlichem von<br />

seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> guten Geister zuteil wur<strong>de</strong>. Hier haben sie alles gemeinsam.<br />

Bei<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n die hohen Gottesgaben erst zuteil, als sie ihre schweren Prüfungen im<br />

Kampfe <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Mächten und <strong><strong>de</strong>r</strong>en menschlichen Werkzeugen bestan<strong>de</strong>n hatten.<br />

Diesen Kampf hat je<strong><strong>de</strong>r</strong> zu bestehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> als Werkzeug Gottes zum Heile seiner<br />

Mitmenschen arbeiten und die zu diesem Zwecke erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Gotteskräfte erlangen<br />

will. Auch Christus musste diesen Kampf bestehen. Auch seine öffentliche Tätigkeit <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>n Beweisen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotteskraft, die in ihm wirksam war, begann erst, als er 40 Tage und<br />

40 Nächte das Dämonische und seine furchtbaren Wirkungen an sich erfahren hatte und<br />

dagegen standhaft geblieben war. Der Knecht ist nicht über <strong>de</strong>m Meister.<br />

Die Bekehrungen infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgießung eines Geistes <strong><strong>de</strong>r</strong> Buße als innere Umkehr<br />

hatten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pfarrei Blumhardts <strong>de</strong>nselben Verlauf, wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pfarrei Vianneys. Und<br />

aus bei<strong>de</strong>n Pfarreien erstreckten sie sich in gleicher Weise nach und nach bis in die<br />

entferntesten Gegen<strong>de</strong>n Die erste Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Buße ist in <strong>de</strong>n Herzen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Menschen ein inneres Erschrecken über die Sün<strong>de</strong>n und Vergehen <strong>de</strong>s vergangenen<br />

Lebens und über die dadurch herbeigeführte Gottesferne. Dieses innere Erschrecken<br />

über sich bei einem vom Geiste <strong><strong>de</strong>r</strong> Buße berührten Menschen ist so groß, daß er keine<br />

Ruhe mehr fin<strong>de</strong>t, bis er sein Inneres einem gottestreuen Menschen offenbart und <strong>de</strong>ssen<br />

Urteil gehört hat. Eine unsichtbare Gewalt treibt sie unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehlich, bis sie die<br />

Gottesnähe in ihrem Herzen fühlen und die darin enthaltene Gewissheit haben, daß ihre<br />

Sün<strong>de</strong>n vergeben sind. ein solches Gefühl <strong>de</strong>s Glückes strömt dann in ihr Herz, daß es<br />

keine menschlichen Worte gibt, ein solches Glück zu beschreiben. Man möge in <strong>de</strong>n<br />

Lebensbeschreibungen dieser bei<strong>de</strong>n Männer nachlesen, was die Bekehrten innerlich<br />

empfun<strong>de</strong>n haben.<br />

Die Seelen, die seiner Hilfe nicht bedurften, erkannte Vianney auf <strong>de</strong>n ersten Blick. Er<br />

bat sie freundlich, seine Zeit nicht zu beanspruchen, und zu manchem sagte er: "Gehen<br />

Sie ruhig heim, Sie haben mich nicht nötig."


Die kranken Seelen zu heilen, die <strong>mit</strong> sich selbst nicht fertig wer<strong>de</strong>n konnten, war das<br />

Hauptziel <strong>de</strong>s Pfarrers von Ars. Die Heilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper war in seinen Augen viel<br />

nebensächlicher.<br />

Vielen gab Vianney Auskunft über das jenseitige Los ihrer Verstorbenen, sobald dies für<br />

ihr eigenes Seelenheil nützlich erschien. Aber auch in die Zukunft schaute er hellsehend.<br />

Man kann sagen, daß so, wie zu seinen Lebzeiten über nichts so viel gesprochen wur<strong>de</strong>,<br />

als über seine Kämpfe <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern, alle Welt nach seinem To<strong>de</strong> von seinen<br />

Voraussagungen zu re<strong>de</strong>n anfing. Seine Vorhersagen betrafen fast immer nur das Wohl<br />

<strong>de</strong>s einzelnen und nicht das öffentliche Wohl. Manchen Bekehrten sagte er ihren nahen<br />

Tod voraus. In an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fällen benachrichtigte er dritte Personen von <strong>de</strong>m<br />

bevorstehen<strong>de</strong>n To<strong>de</strong> eines ihrer Angehörigen, da<strong>mit</strong> sie sich bereithalten möchten.<br />

Auch sah er im Geiste ferne Ereignisse, welche die Personen angingen, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen er<br />

gera<strong>de</strong> sprach. Als er eines Tages einen Mann in <strong><strong>de</strong>r</strong> auf ihn warten<strong>de</strong>n Menge erblickte,<br />

sagte er zu ihm: "Kehren Sie schnell nach Lyon zurück, Ihr Haus steht in Flammen!"<br />

Und so war es. Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mal schickte Vianney eine Bäuerin, die eben ihr<br />

Sün<strong>de</strong>nbekenntnis abgelegt hatte, schleunigst heim, <strong>de</strong>nn eine Schlange sei in ihr Haus<br />

gekrochen. Die Frau eilte in ihr Haus zurück und durchsuchte es nach allen Richtungen,<br />

fand aber nichts. Schließlich kam sie auf <strong>de</strong>n Gedanken, auch ihren Strohsack zu<br />

schütteln, <strong>de</strong>n sie zum Auslüften in die Sonne gelegt hatte. Sie sah aus <strong>de</strong>mselben eine<br />

Schlange hervorkriechen. Einem jungen Mädchen, das er in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche stehen sah, sagte<br />

er, sie möge ohne Säumen heimkehren, <strong>de</strong>nn sie wer<strong>de</strong> dort dringend erwartet. Als sie<br />

nach Hause kam, fand sie ihre bisher vollständig gesun<strong>de</strong> Schwester tot daliegen. - Es<br />

kam eine Frau nach Ars zur Beichte, die sich von einem "Zauberer" eine Flasche <strong>mit</strong><br />

einem angeblichen Wun<strong><strong>de</strong>r</strong><strong>mit</strong>tel hatte geben lassen. Als Vianney ihr Sün<strong>de</strong>nbekenntnis<br />

gehört hatte, bemerkte er ihr: "Sie sagen mir ja nichts von <strong><strong>de</strong>r</strong> Flasche, die sie in einem<br />

Gebüsch vor Ars versteckt haben."<br />

Noch häufiger zeigte sich bei ihm das Schauen <strong><strong>de</strong>r</strong> innersten Gedanken und Gefühle<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er. Diese Gabe trat regelmäßig hervor, sobald es sich um beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s schwierige<br />

Bekehrungen han<strong>de</strong>lte. Fast täglich ereigneten es sich, daß er seinen Beichtstuhl verließ<br />

und gera<strong>de</strong> jene Personen, die am eiligsten o<strong><strong>de</strong>r</strong> am unglücklichsten waren, zu sich<br />

heranwinkte, da<strong>mit</strong> sie zuerst an die Reihe kamen.<br />

Es kamen auch solche, die seine Gabe auf die Probe stellen wollten. Mit großer<br />

Beschämung gingen sie von dannen. Einer bekannte ihm schlimme Sün<strong>de</strong>n, die er sich<br />

erdichtet hatte. Vianney hörte ihn ruhig an und sagte dann: "Sie haben in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat viel<br />

schwere Schuld auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele; aber das Böse, das Sie in Wirklichkeit getan haben,<br />

besteht nicht in jenen Sün<strong>de</strong>n, die Sie mir soeben erzählt haben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es sind<br />

folgen<strong>de</strong> Sün<strong>de</strong>n", und nun offenbarte Vianney zur großen Bestürzung <strong>de</strong>s Betrügers alle<br />

Schandtaten seiner Vergangenheit.<br />

Vianney heilte, beriet, tröstete und bekehrte aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Ferne diejenigen, die nicht<br />

persönlich zu ihm kommen konnten und darum Ver<strong>mit</strong>tler o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Briefe schickten.<br />

Alle bisher geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Einzelzüge im Bil<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bei Vianney wirken<strong>de</strong>n Kräfte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> fin<strong>de</strong>n sich in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Art und in <strong>de</strong>mselben Umfang, und man kann


sagen, bis in die kleinsten Linien genau bei Blumhardt. Und es ist schwer, festzustellen,<br />

bei wem von bei<strong>de</strong>n die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Tausen<strong>de</strong>n, die zu ihnen strömten und die wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren<br />

Wirkungen jener Kräfte an sich erfuhren, größer war, ob bei Vianney o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei<br />

Blumhardt.<br />

Auch das ereignete sich bei bei<strong>de</strong>n, was man eine wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bare Brotvermehrung nennen<br />

könnte. Bei Blumhardt kam es vor, daß bei <strong>de</strong>m großen Andrang <strong><strong>de</strong>r</strong> Frem<strong>de</strong>n, die von<br />

<strong>de</strong>n Pfarrkin<strong><strong>de</strong>r</strong>n Blumhardts gastlich aufgenommen und beherbergt wur<strong>de</strong>n, sich<br />

Mangel an Nahrung einstellte. Aber ein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Segen waltete bei diesen Speisungen.<br />

Eine Familie, die nicht genug hatte 14 Personen zu sättigen, machte <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Speise<br />

42 Personen satt, und es blieb noch Speise übrig. Von Vianney wird ein noch<br />

augenscheinlicheres Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> berichtet, für das seine ganze Pfarrei Zeuge wur<strong>de</strong>. Er hatte<br />

ein Heim für arme Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Eines Tages waren alle Nahrungs<strong>mit</strong>tel ausgegangen. Auf<br />

<strong>de</strong>m Speicher lagen nur noch einige Handvoll Brotfrucht. Schon hatte er sich schweren<br />

Herzens entschlossen, die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> zu entlassen. Er betete zu Gott noch einmal um Hilfe.<br />

Als er nun auf <strong>de</strong>n Speicher kam, war er hoch <strong>mit</strong> Korn angefüllt. Die ganze Pfarrei stieg<br />

auf <strong>de</strong>n Speicher, um das Korn zu sehen. Dieses Ereignis machte in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Gegend<br />

ein großes Aufsehen. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Bischof kam später und ließ sich zeigen, wie hoch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Speicher angefüllt war.<br />

Wenn wir nun diese bei<strong>de</strong>n Männer als Werkzeuge Gottes nebeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> stellen, dann<br />

muss uns etwas sehr Wichtiges dabei auffallen. Wir haben hier zwei Männer, <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

kirchliches Glaubensbekenntnis wesentlich verschie<strong>de</strong>n ist. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Seite steht ein<br />

katholischer Pfarrer als Anhänger von Heiligen- und Reliquienverehrung, <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Krankenheilungen auf die heilige Philomena zurückführte; ein Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Messe<br />

feierte und die Beichte als notwendiges Sakrament <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>nvergebung betrachtet, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an die Gegenwart Christi im Altarssakrament glaubt und an allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lehren seiner<br />

Kirche festhält - und auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite <strong><strong>de</strong>r</strong> evangelische Pfarrer Blumhardt als<br />

schroffer Gegner <strong>de</strong>s Glaubensbekenntnisses eines Vianney. Er lehnt Heiligen- und<br />

Reliquienverehrung, Messe und Altarssakrament, katholische Beichte und katholische<br />

Sün<strong>de</strong>nvergebung, Papsttum und alles, was da<strong>mit</strong> zusammenhängt, als nicht von Gott<br />

gewollt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aus menschlichen Irrtümern herrührend, <strong>mit</strong> aller Entschie<strong>de</strong>nheit ab.<br />

Und doch sind bei<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand Gottes ebenbürtige Werkzeuge <strong><strong>de</strong>r</strong> Befreiung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Menschheit von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> und Satan und ihrer Führung zum Vaterhaus Gottes. Bei<strong>de</strong><br />

erhalten die höchsten Gaben, die Christus seinen Gläubigen verheißen hat, trotz ihrer<br />

Gegensätzlichkeit im kirchlichen Glaubensbekenntnis.<br />

In einem Punkte stimmen bei<strong>de</strong> überein: In <strong>de</strong>m tiefen Gottesglauben und in <strong>de</strong>m darin<br />

verankerten unerschütterlichen Gottvertrauen sowie in <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Liebe zu Gott und <strong>de</strong>n<br />

Menschen. Vor Gott ist also das sonstige kirchliche Glaubensbekenntnis eines Menschen<br />

von keiner Be<strong>de</strong>utung. Er betrachtet es bloß als ein äußeres Kleid, das man <strong>de</strong>n<br />

Menschen umgehängt hat, das jedoch die geistige Persönlichkeit nicht beeinflusst, wenn<br />

in ihr Gottesglaube und Gottesliebe wirksam sind. Er lässt <strong>de</strong>n Menschen dieses Kleid,<br />

das aus <strong>de</strong>n Flicken menschlicher Irrtümer zusammengenäht ist, solange es die Aufgabe<br />

nicht verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, die er <strong>de</strong>m Menschen zugeteilt.


Wenn man nun fragen wollte, weshalb die gute <strong>Geisterwelt</strong> jene Männer nicht über die<br />

Irrtümer in ihren religiösen Anschauungen aufgeklärt und ihnen die Wahrheit ver<strong>mit</strong>telt<br />

habe, so ist die Antwort darauf nicht schwer.<br />

Zunächst war eine solche Belehrung nicht notwendig, weil die konfessionellen Irrtümer<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit nicht im Wege stan<strong>de</strong>n, zu <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong> von Gott berufen waren. Sie sollten die<br />

Menschen ihrer näheren und ferneren Umgebung zur Einkehr in sich und zur Rückkehr<br />

zu Gott bewegen. Dem stand we<strong><strong>de</strong>r</strong> das katholische noch das evangelische<br />

Glaubensbekenntnis im Wege.<br />

Vor allem aber konnte eine Aufklärung über religiöse Irrtümer <strong>de</strong>shalb von seiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> nicht erfolgen, weil sie sowohl einem Blumhardt, als auch einem Vianney<br />

die Erfüllung ihrer Aufgaben unmöglich gemacht hätte. So hätte <strong><strong>de</strong>r</strong> evangelische<br />

Pfarrer Blumhardt infolge neuer Wahrheitserkenntnisse auch eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in seiner<br />

Lehre vornehmen müssen. Da<strong>mit</strong> wür<strong>de</strong> er sich außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> evangelischen Kirche<br />

gestellt und dadurch sowohl sein Amt, als auch seinen Wirkungskreis verloren haben.<br />

Das gilt in noch höherem Maße von <strong>de</strong>m katholischen Pfarrer Vianney. Wäre seine<br />

Glaubenseinstellung auch nur in einem Punkte von <strong><strong>de</strong>r</strong> seiner Kirche abgewichen, so<br />

wäre er in ganz kurzer Zeit für immer erledigt.<br />

Unter Katholiken konnte an <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Rettung von Seelen nur arbeiten, <strong><strong>de</strong>r</strong> in das<br />

Gewand <strong>de</strong>s katholischen Bekenntnisses geklei<strong>de</strong>t war, wie Blumhardt nur als Mann <strong>de</strong>s<br />

evangelischen Glaubens unter seinen Glaubensgenossen Aussicht auf Erfolg hatte.<br />

Ohnedies wur<strong>de</strong> das Wirken bei<strong><strong>de</strong>r</strong> schon über die Maßen von ihren Amtsbrü<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

angefein<strong>de</strong>t, trotz<strong>de</strong>m je<strong><strong>de</strong>r</strong> seiner Kirche treu ergeben war. Welche Kämpfe wür<strong>de</strong>n erst<br />

gegen sie eingesetzt haben, wenn sie in <strong>de</strong>m einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Punkte von <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre<br />

ihrer Kirche abgewichen wären?<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei Vianney kannten die Angriffe seiner Amtsbrü<strong><strong>de</strong>r</strong> keine Grenzen. Wie<br />

schon vorher ange<strong>de</strong>utet, wur<strong>de</strong> er zehn Jahre hindurch von ihnen maßlos verfolgt,<br />

bekrittelt, geschmäht, verdächtigt, verleum<strong>de</strong>t und selbst <strong>mit</strong> äußerster Gewalt bedroht.<br />

Als die katholische Geistlichkeit seiner näheren und ferneren Umgebung sah, wie ihre<br />

Pfarrkin<strong><strong>de</strong>r</strong> ebenfalls zu Vianney eilten und mehr auf <strong>de</strong>ssen Urteil gaben, als auf das <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

eigenen Geistlichen, kamen die Regungen <strong>de</strong>s Nei<strong>de</strong>s und <strong><strong>de</strong>r</strong> Eifersucht. Sie nannten<br />

ihn <strong>de</strong>n unwissen<strong>de</strong>n Priester, <strong><strong>de</strong>r</strong> nur <strong>mit</strong> Mühe ein wenig Latein gelernt habe und<br />

beinahe aus <strong>de</strong>m Priesterseminar zurückgeschickt wor<strong>de</strong>n wäre. Vor allem die<br />

Begeisterung, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> die Leute von <strong>de</strong>m Pfarrer von Ars sprachen, brachte <strong>de</strong>n Hass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geistlichen zum Überlaufen. Man verleum<strong>de</strong>te ihn in <strong><strong>de</strong>r</strong> schändlichsten Weise.<br />

Die Pfarrer verboten ihren Pfarrkin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, nach Ars zur Beichte zu gehen und drohten<br />

ihnen im Falle, daß sie doch hingingen, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Ausschluss von <strong>de</strong>n Sakramenten und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verweigerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lossprechung, selbst in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sterbestun<strong>de</strong>. Sonntag für Sonntag<br />

schmähten sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanzel herab gegen <strong>de</strong>n Pfarrer von Ars. Vianney sagte später<br />

einmal: "Man ließ das Evangelium auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanzel in Ruhe und statt <strong>de</strong>ssen predigte man<br />

gegen <strong>de</strong>n armen Pfarrer von Ars." Während die einen über seine Unwissenheit<br />

spotteten, verdächtigten die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en seinen Lebenswan<strong>de</strong>l. Briefe ohne Unterschrift<br />

liefen in großer Zahl bei ihm ein, in <strong>de</strong>nen man ihm die größten Gemeinheiten in <strong>de</strong>n


ekelhaftesten Ausdrücken vorwarf. Auch suchte die Geistlichkeit das Volk gegen ihn<br />

aufzuhetzen. Wenn er morgens seine Haustür öffnete, fand er daran Zettel geklebt, auf<br />

<strong>de</strong>nen man ihn anklagte, die Nacht in <strong>de</strong>n unsittlichsten Ausschweifungen verbracht zu<br />

haben.<br />

Hier wie auch bei Blumhardt wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte sich dasselbe, was die jüdische Geistlichkeit<br />

gegen Christus ins Werk setzte. "Was sollen wir tun? Seht, das ganze Volk läuft ihm<br />

nach, diesem Weintrinker und Gesellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong><strong>de</strong>r</strong> und <strong><strong>de</strong>r</strong> Dirnen." (Matth. 11,19) Das<br />

Wort von <strong>de</strong>m "geistlichen Neid" und die Wahrheit, daß ein Geistlicher seinem<br />

Mitgeistlichen ein Teufel ist, bestätigte sich auch bei diesen bei<strong>de</strong>n Geistlichen.<br />

Wenn die Angriffe <strong><strong>de</strong>r</strong> Amtsbrü<strong><strong>de</strong>r</strong> gegen Blumhardt auch nicht das Maß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gemeinheit erreichten, wie es bei Vianney <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war, so hat doch auch er sehr viel<br />

Leid und Verfolgung von ihnen zu erdul<strong>de</strong>n gehabt.<br />

Entbrannte bei diesen bei<strong>de</strong>n Männern trotz ihrer kirchlichen Glaubenstreue ein solcher<br />

Kampf auf Leben und Tod, was wür<strong>de</strong> da erst geschehen sein, wenn man ihnen ein<br />

Abweichen von <strong><strong>de</strong>r</strong> kirchlichen Lehre hätte nachweisen können?<br />

Gott und seine <strong>Geisterwelt</strong> richten sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl und Zubereitung ihrer<br />

Werkzeuge auch nach <strong>de</strong>n Zeitverhältnissen und <strong><strong>de</strong>r</strong> religiösen Atmosphäre, die in <strong>de</strong>n<br />

Kreisen herrscht, in <strong>de</strong>nen sie wirken sollen. Alle menschlichen Ansichten und Irrtümer<br />

lässt die <strong>Geisterwelt</strong> Gottes unberührt, solange sie nicht ein ernstliches Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis für die<br />

Erreichung <strong>de</strong>s von ihr gesteckten Zieles bil<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>n irrigen Ansichten in<br />

Glaubenssachen wur<strong>de</strong> bei Vianney durch die sich kundgeben<strong>de</strong>n guten Geister keine<br />

einzige hinweggeräumt, weil sie <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe, die er zu erfüllen hatte, nicht im Wege<br />

stan<strong>de</strong>n. Nur als er in seiner falschen Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> körperlichen Bußübungen, die er<br />

als Gott beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wohlgefällig betrachtete, seinen Körper <strong>mit</strong> solchen Bußübungen<br />

quälen wollte, griff die <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> einer Belehrung ein. Nun musste sie es, da eine<br />

Schwächung seiner Körperkraft auch geringere Leistungen in seiner Wirksamkeit zur<br />

notwendigen Folge gehabt hätte. Durch eine gebieterische Stimme, die er hellhörend<br />

wahrnahm, wur<strong>de</strong> er an seine wahre Aufgabe erinnert. Vianney selbst sagt darüber: "Ich<br />

weiß nicht, ob es wirklich eine Stimme war, die ich hörte, o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob ich es geträumt habe;<br />

aber wie <strong>de</strong>m auch sein mag, ich erwachte davon. Diese Stimme sagte mir, es sei Gott<br />

wohlgefälliger, die Seele eines einzigen Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu retten, als alle möglichen Opfer zu<br />

bringen. Damals hatte ich mir nämlich Bußübungen zu meiner eigenen Heiligung<br />

vorgenommen."<br />

Vianney, <strong><strong>de</strong>r</strong> katholische Pfarrer von Ars, wur<strong>de</strong> von seiner Kirche heiliggesprochen.<br />

Wenn Menschen einen Menschen überhaupt heilig sprechen könnten, dann müsste <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

evangelische Pfarrer Blumhardt ebenfalls heiliggesprochen wer<strong>de</strong>n. Denn er stand in<br />

seiner Gesinnung, seiner Wirksamkeit und <strong>de</strong>n staunenerregen<strong>de</strong>n Gaben von oben<br />

seinem katholischen Amtsbru<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht nach.<br />

Das Lebensbild dieser bei<strong>de</strong>n Männer zeigt, daß die guten und die bösen Geisterkräfte<br />

auch heute noch in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise bei <strong>de</strong>n Menschen wirksam sind, wie zu allen<br />

früheren Zeiten, und daß sie nach <strong>de</strong>n gleichen Gesetzen sich vollziehen.


Der Spiritismus im Lichte <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen<br />

Wissenschaft<br />

Vorbemerkung<br />

Vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, als ich die Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> kennen lernte, hatte ich keine<br />

Kenntnis von <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit einer solchen Verbindung. We<strong><strong>de</strong>r</strong> Bücher noch<br />

Zeitschriften hatte ich gelesen, die sich da<strong>mit</strong> beschäftigten. Auch während <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ich durch meine Führer aus <strong>de</strong>m Jenseits die in diesem Buch nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegten<br />

Belehrungen empfing, kam ich we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en spiritistischen Kreisen in Berührung,<br />

noch nahm ich spiritistische Literatur zur Hand. Als Geistlicher widmete ich mein<br />

ganzes Interesse <strong>de</strong>n Wahrheiten, die mir Woche für Woche durch die Medien zuteil<br />

wur<strong>de</strong>n und vor allem mein religiöses Denken von Grund auf än<strong><strong>de</strong>r</strong>ten. Mein Studium<br />

galt <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift. Ich wollte sehen, ob die mein bisheriges Glaubensgebäu<strong>de</strong><br />

umstürzen<strong>de</strong>n neuen Wahrheiten <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Lehren <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel übereinstimmten. die Heilige<br />

Schrift galt mir als Prüfstein. Auch die <strong>Geisterwelt</strong> mahnte mich ständig, die neuen<br />

Lehren <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel zu vergleichen. In <strong>de</strong>n gottesdienstlichen Versammlungen<br />

nahm <strong><strong>de</strong>r</strong> sich offenbaren<strong>de</strong> Geist ebenfalls stets die Bibel und erklärte ihren Inhalt.<br />

Als ich jedoch das neue Wahrheitsbild nach einer gewissen Zeit in mich aufgenommen<br />

hatte und es bei mir zur festen Überzeugung gewor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> ich aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, die<br />

spiritistischen Phänomene <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Zeit kennen zu lernen. Dadurch sollte ich<br />

Gelegenheit haben, jene Erscheinungen an Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> mir <strong>mit</strong>geteilten Gesetze zu prüfen<br />

und zu erklären. Wenn ich etwas fin<strong>de</strong>n sollte, was ich nicht verstand, brauchte ich bloß<br />

in meinen Sitzungen zu fragen, und die gewünschte Aufklärung wur<strong>de</strong> mir zuteil.<br />

Von vornherein stand es bei mir fest, daß ich nur solche Phänomene einer Prüfung<br />

unterziehen wür<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Echtheit einwandfrei feststand.<br />

Da lernte ich Anfang <strong>de</strong>s Jahres 1928 eine wissenschaftliche Zeitschrift kennen, die<br />

unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeit be<strong>de</strong>uten<strong><strong>de</strong>r</strong> Professoren fast aller Län<strong><strong>de</strong>r</strong> herausgegeben wird und<br />

solche Erscheinungen behan<strong>de</strong>lt, die <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bisher bekannten Naturgesetzen nicht<br />

erklärt wer<strong>de</strong>n können. Die Zeitschrift führte <strong>de</strong>n Titel: "Zeitschrift für<br />

Parapsychologie". Das Wort "Parapsychologie" be<strong>de</strong>utet die Lehre von <strong>de</strong>m, was über<br />

die gewöhnlichen Gesetze <strong>de</strong>s Seelenlebens hinausgeht.<br />

Die ersten Jahrgänge 1926 und 1927 dieser Zeitschrift machte ich zum Gegenstand<br />

meiner vergleichen<strong>de</strong>n Studien. Das darin berichtete Tatsachenmaterial ist in einer<br />

Weise als echt erwiesen, daß man keinen Grund fin<strong>de</strong>t, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Echtheit zu zweifeln. Es<br />

umfasst alle Erscheinungen, die auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Geisterverkehrs vorkommen. Es<br />

wer<strong>de</strong>n darin allerdings bloß die Tatsachen angegeben. Wie sie zu erklären sind, darüber<br />

gehen die Meinungen weit auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Von einer <strong>Geisterwelt</strong> als Träger jener<br />

Phänomene will die heutige Wissenschaft nichts wissen, und nur schüchtern erwähnt


hier und da <strong><strong>de</strong>r</strong> eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelehrten die Möglichkeit einer Einwirkung von<br />

Seiten geistiger Wesen. Statt <strong>de</strong>ssen legt man sich Erklärungen zurecht, die <strong>de</strong>m Denken<br />

eines normalen Menschen als unvernünftig erscheinen müssen.<br />

Da die "Medien" <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> als Kraftquellen für die Hervorbringung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verschie<strong>de</strong>nen Phänomene dienen, so gruppiere ich in <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Darstellung die<br />

heute zutage treten<strong>de</strong>n medialen Erscheinungen um Medien, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> genannten<br />

Zeitschrift besprochen wer<strong>de</strong>n. die Tatsachen entnehme ich dieser Zeitschrift, und die<br />

richtige Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Vorgänge gebe ich am Schluss eines je<strong>de</strong>n<br />

Abschnittes.<br />

Das Medium Kluski in Warschau<br />

Das Medium Kluski in Warschau. (Zeitschrift für Parapsychologie, Jahrgang 1926, S.<br />

5-22.) F.W. Pawlowski, Professor <strong><strong>de</strong>r</strong> Anatomie an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Michigan, USA,<br />

erstattet einen ausführlichen Bericht über seine Erlebnisse <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Medium Kluski in<br />

Warschau. Er schreibt:<br />

"Die Phänomene, welche ich bei Kluski erlebte, waren ganz außeror<strong>de</strong>ntlich und<br />

übersteigen alles, was ich bisher darüber gelesen und gehört hatte.<br />

Die gewöhnlichen Vorarbeiten vor Beginn einer Sitzung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Medium Kluski<br />

bestan<strong>de</strong>n darin, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuchsraum und die darin vorhan<strong>de</strong>nen Gegenstän<strong>de</strong> einer<br />

genauen Untersuchung unterzogen wur<strong>de</strong>n. Fenster und Türen wur<strong>de</strong>n verschlossen und<br />

versiegelt und <strong>mit</strong> Wachspapierstreifen verklebt, auf die von <strong>de</strong>n Teilnehmern geheime<br />

Zeichen und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Unterschrift angebracht wur<strong>de</strong>n. Auf Wunsch und wenn keine<br />

Damen im Zirkel anwesend waren, saß das Medium nackt da.<br />

Sobald alle Teilnehmer ihre Plätze um <strong>de</strong>n Tisch eingenommen und die Kette gebil<strong>de</strong>t<br />

hatten, fiel das Medium fast augenblicklich in tiefe Trance. Die Phänomene setzten dann<br />

meistens sofort ein. Die Kette wur<strong>de</strong> durch gegenseitiges Einhaken <strong>de</strong>s kleinen Fingers<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Nachbarn gebil<strong>de</strong>t. Dadurch waren die Teilnehmer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, <strong>de</strong>n übrigen<br />

Teil ihrer Hand frei bewegen zu können, also zu schreiben, zu fühlen und zu betasten,<br />

ohne <strong>de</strong>n Kontakt zu unterbrechen.<br />

Die Sitzungen fan<strong>de</strong>n entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> bei vollkommener Dunkelheit o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Beleuchtung <strong>mit</strong><br />

Rotlichtlampe statt. In bei<strong>de</strong>n Fällen lagen Leuchtplatten auf <strong>de</strong>m Tisch bereit. Diese<br />

Leuchtplatten haben die Größe eines Quadratfußes und sind aus leichten Holzplatten <strong>mit</strong><br />

Handhaben, etwa wie wir sie an Toilettenspiegeln fin<strong>de</strong>n, hergestellt. Auf einer Seite<br />

sind sie <strong>mit</strong> einer Leuchtmasse bestrichen.<br />

Es ist für die Teilnehmer oft nicht nötig, das Weißlicht im Raume auszuschalten. Denn<br />

sobald das Medium in Trance zu fallen beginnt, verlöscht das Weißlicht von selbst, und<br />

das Rotlicht wird eingeschaltet. Ständige Sitzungsteilnehmer erzählen, daß die Aus- und<br />

Einschaltung <strong>de</strong>s Lichtes langsam und stufenweise sich vollzieht.<br />

Die Kundgebungen bei <strong>de</strong>m Medium Kluski


Durch persönliche Erfahrung und durch Informationen aus erster Hand, durch<br />

vollkommen ehrenhafte Beobachter kann ich feststellen, daß durch das Medium Kluski<br />

folgen<strong>de</strong> Phänomene hervorgebracht wer<strong>de</strong>n:<br />

Klopftöne o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schläge, die sehr charakteristisch sind und etwas ganz Eigenartiges<br />

darstellen. Ich hörte sie oftmals und habe mir das an ihnen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Auffallen<strong>de</strong> sofort<br />

notiert, ohne von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en darauf aufmerksam gemacht wor<strong>de</strong>n zu sein. Ich konnte<br />

<strong>de</strong>utlich hören o<strong><strong>de</strong>r</strong> noch besser fühlen, daß sie nicht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche <strong>de</strong>s Tisches<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Mauer erzeugt wur<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong>selben. Ich verweile hier länger;<br />

<strong>de</strong>nn ich machte verschie<strong>de</strong>ne Versuche, die von Kluski hervorgebrachten Klopflaute<br />

nachzuahmen. Es gelang mir aber absolut nicht, <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Kluski Sitzungen erzeugten<br />

Ton <strong><strong>de</strong>r</strong> Schläge zu erhalten.<br />

Levitationen (Freischweben <strong>de</strong>s menschlichen Körpers) sah ich selbst nicht. Aber ich<br />

hörte, daß sie in Kluskis Zirkel oftmals stattfin<strong>de</strong>n. Nicht nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Tisch wur<strong>de</strong><br />

umgestürzt und gehoben, auch das Medium sowie einer o<strong><strong>de</strong>r</strong> einige <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer<br />

wur<strong>de</strong>n mehrere Fuß hoch über <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n erhoben.<br />

Kluskis Spezialität ist die Erzeugung teilweiser, meistens aber vollkommen<br />

ausgebil<strong>de</strong>ter Erscheinungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Phantome. Die teilweisen Materialisationen sind in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrzahl Köpfe. diese Materialisationen erscheinen fast plötzlich über o<strong><strong>de</strong>r</strong> hinter<br />

<strong>de</strong>m Medium o<strong><strong>de</strong>r</strong> noch öfter hinter o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwischen Sitzungsteilnehmern, die sich<br />

entfernt vom Medium befin<strong>de</strong>n. Nach einigen heftigen und <strong>de</strong>utlich hörbaren Schlägen<br />

auf <strong>de</strong>n Tisch o<strong><strong>de</strong>r</strong> an <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n erscheinen leuchten<strong>de</strong> Sterne o<strong><strong>de</strong>r</strong> Funken, die sich<br />

über <strong>de</strong>n Tisch erheben und sich gegen die Zimmer<strong>de</strong>cke bewegen. Die bläulichen<br />

Lichtfunken schwanken zwischen Erbsen- und Haselnussgröße und erreichen an Zahl oft<br />

das Dutzend. Sie bewegen sich alle zugleich <strong>mit</strong> ziemlicher Schnelligkeit über <strong>de</strong>n<br />

Plätzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungsteilnehmer nach allen Richtungen hin, formen sich zu schwärmen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Paaren. Manche verschwin<strong>de</strong>n, einige kommen paarweise herab bis in die Nähe<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungsteilnehmer. Wenn sie im abstand von ungefähr 16 Zoll von mir sich<br />

befan<strong>de</strong>n, sah ich zu meinem großen Erstaunen, daß es menschliche Augenpaare waren,<br />

die mich ansahen. In wenigen Minuten formte sich aus einem solchen Augenpaar ein<br />

vollkommen ausgebil<strong>de</strong>ter menschlicher Kopf, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch eine ebenfalls materialisierte<br />

Hand <strong>mit</strong> leuchten<strong><strong>de</strong>r</strong> Innenfläche sehr gut beleuchtet wur<strong>de</strong>. Die Hand erhob sich über<br />

<strong>de</strong>n Kopf, um ihn von allen Seiten zu beleuchten und ihn <strong>de</strong>m Beschauer zu zeigen.<br />

Dabei sahen die Augen die Sitzungsteilnehmer <strong>mit</strong> festen Blicken an, und das Gesicht<br />

hatte einen freundlichen, lächeln<strong>de</strong>n Ausdruck. Ich sah eine Anzahl solcher Köpfe,<br />

manchmal zwei zu gleicher Zeit, die wie Luftballons von einem <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer zum<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en flogen und auf die Bitte: 'Komm doch zu mir her!' von einem weit entfernten<br />

Punkte auf <strong>de</strong>m kürzesten Wege zu <strong>de</strong>m Bittsteller hinflogen, oft quer über <strong>de</strong>n Tisch<br />

und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> größten Schnelligkeit, wie Sternschnuppen.<br />

)Unsichtbare, jedoch durch Tritte, Krachen <strong>de</strong>s Fußbo<strong>de</strong>ns hörbare Phantome stellten<br />

sich ein, <strong><strong>de</strong>r</strong>en leben<strong>de</strong>, sanfte Hän<strong>de</strong> und Finger mich im Gesicht, an <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n und<br />

am ganzen Körper berührten. Das Gefühl, von einer leben<strong>de</strong>n menschlichen Hand<br />

berührt zu wer<strong>de</strong>n, war unverkennbar <strong>de</strong>utlich. Diese unsichtbaren Phantome bringen<br />

auf Wunsch aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Teilen <strong>de</strong>s Sitzungsraumes Gegenstän<strong>de</strong> herbei,


machen aber trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Dunkelheit nie einen Fehlgriff, stoßen nirgends an und berühren<br />

keinen <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer, wenn sie schwere Gegenstän<strong>de</strong>, wie eine 30 Pfund schwere<br />

Bronzebüste o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n <strong>mit</strong> geschmolzenem Paraffin gefüllten Eisentopf im Gewicht von<br />

12 kg hinstellen.<br />

Bei Rotlicht sichtbare Erscheinungen traten auf. Diese Phantome nahmen meistens die<br />

auf <strong>de</strong>m Tische liegen<strong>de</strong> Leuchtplatte, <strong>de</strong>n dunklen Teil gegen die Teilnehmer gekehrt,<br />

zur Hand und beleuchteten sich selbst, in<strong>de</strong>m sie von einem Teilnehmer zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

gingen und je<strong>de</strong>m Gelegenheit gaben, sie ganz nahe zu betrachten. Das von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Leuchtplatte ausgehen<strong>de</strong> Licht war so gut, daß man die Poren und Erhebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Phantom-Angesichter und <strong><strong>de</strong>r</strong> Hän<strong>de</strong> sehen konnte. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Nase eines alten Mannes<br />

konnte ich <strong>de</strong>utlich die Zeichnung <strong><strong>de</strong>r</strong> gekrümmten feinen Ä<strong><strong>de</strong>r</strong>chen erkennen.<br />

Desgleichen konnte ich genau die Stoffart <strong><strong>de</strong>r</strong> die Phantome beklei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gewebe<br />

wahrnehmen. Ich sah die Erscheinungen in so großer Nähe, daß ich ihren Atem hören<br />

konnte und auf meinem Gesichte ihren Hauch verspürte.<br />

Das Eindrucksvollste und Überzeugendste an diesen Erscheinungen, wenn sie auf uns<br />

zukamen, waren die Augen und Gesichter und <strong><strong>de</strong>r</strong>en lebhafter Ausdruck. Auf Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sitzungsteilnehmer hin wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesichtsausdruck ganz <strong><strong>de</strong>r</strong> Antwort entsprechend, und<br />

ein liebenswürdiges Lächeln umspielte ihre Lippen.<br />

Von Tierphantomen zeigen sich meistens Eichhörnchen, Hun<strong>de</strong> und Katzen. Bei einer<br />

Gelegenheit kam ein Löwe und ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>mal ein großer Vogel, ein Falke o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein<br />

Bussard. Ich selbst sah die zwei zuerst erwähnten Erscheinungen. Sie betrugen sich ganz<br />

ihrer Natur entsprechend. Das Eichhörnchen hüpfte ganz natürlich auf <strong>de</strong>m Tische<br />

umher. Der Hund lief schweifwe<strong>de</strong>lnd um <strong>de</strong>n Tisch, sprang auf <strong>de</strong>n Schoß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilnehmer und leckte ihr Gesicht. Kurzum, er betrug sich nach je<strong><strong>de</strong>r</strong> Hinsicht so, wie<br />

ein erzogener Hund sich gebär<strong>de</strong>t. Der Löwe benahm sich, wie mir berichtet wur<strong>de</strong>,<br />

bedrohlicher; er schlug <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Schweife und streifte dabei die Möbel. Die erschreckten<br />

Sitzungsteilnehmer waren unfähig, dieses Tier zu kontrollieren. Sie brachen die Sitzung<br />

ab, in<strong>de</strong>m sie das Medium weckten. - Der Bussard flog umher, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Flügeln an <strong>de</strong>n<br />

Wän<strong>de</strong>n und an <strong><strong>de</strong>r</strong> Decke anschlagend. Als er sich endlich auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Schulter <strong>de</strong>s<br />

Mediums nie<strong><strong>de</strong>r</strong>ließ, wur<strong>de</strong> er <strong>mit</strong> Blitzlicht fotografiert, da ein gebrauchsfertiger<br />

Apparat vor <strong>de</strong>m Medium stand.<br />

Zu <strong><strong>de</strong>r</strong> eben erwähnten Kategorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Phantome gehört auch die seltsame Erscheinung<br />

eines Wesens, das die Zirkelteilnehmer als <strong>de</strong>n Pithecanthropos bezeichnen. Er ist<br />

nämlich ein häufiger Gast <strong><strong>de</strong>r</strong> Kluskischen Sitzungen. Da er nur bei vollkommener<br />

Dunkelheit erscheint, ist es schwer, ihn näher zu untersuchen. Er hat das Aussehen eines<br />

behaarten Mannes o<strong><strong>de</strong>r</strong> eines großen Affen. Sein Gesicht ist behaart, seine Stirn ziemlich<br />

hoch; er hat lange, starke Arme und benimmt sich sehr rauh und stürmisch gegen die<br />

Sitzungsteilnehmer. Er versucht ihre Hän<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesichter zu streicheln, und meistens<br />

macht er dadurch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung ein En<strong>de</strong>, o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Teilnehmer wer<strong>de</strong>n dazu gezwungen,<br />

weil man ihn nicht kontrollieren kann. Ich sah o<strong><strong>de</strong>r</strong> vielmehr fühlte ihn nur einmal, als er<br />

sich an mir rieb. Ich nahm dabei einen ganz seltsamen Geruch wahr, <strong>de</strong>n ich im<br />

Augenblick nicht <strong>de</strong>finieren konnten, <strong>de</strong>n mir aber einige an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Phantom<br />

mehr vertraute Sitzungsteilnehmer als <strong>de</strong>n eines nassen Hun<strong>de</strong>s bezeichneten. Bei dieser<br />

Gelegenheit ging er hinter mir vorbei und zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Dame neben mir, welche die Hand <strong>de</strong>s


Mediums hielt. Er durchbrach die Kette und unterbrach da<strong>mit</strong> die Sitzung, daß er die<br />

Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Dame ergriff und sie gegen sein Gesicht rieb. Dies erschreckte die Dame so<br />

sehr, daß sie laut aufschrie.<br />

Viele Erscheinungen haben leuchten<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong>, das heißt, die Innenfläche ist leuchtend.<br />

Das weiße, leicht grünliche Licht ist so stark, daß, wenn die Phantome die Hän<strong>de</strong> über<br />

Kopf und Gesicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gestalt halten o<strong><strong>de</strong>r</strong> gleiten lassen, je<strong>de</strong> Einzelheit so <strong>de</strong>utlich<br />

erkennbar ist, wie wenn man Leuchtplatten verwen<strong>de</strong>t. So beleuchten sie sich selbst, um<br />

<strong>de</strong>n Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, sie genau betrachten zu können. Sie richten<br />

aber auch ihre leuchten<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>, vielmehr Handflächen gegen die Teilnehmer, so daß<br />

diese selbst beleuchtet sind und von ihnen betrachtet zu wer<strong>de</strong>n scheinen. Bei einer<br />

solchen Gelegenheit konnte ich <strong>de</strong>utlich wahrnehmen, daß das Licht nicht vollkommen<br />

gleich beständig war, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n immer vibrierend die verschie<strong>de</strong>nste Lichtstärke zeigte,<br />

obschon die Beleuchtung <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Handfläche immer die gleiche blieb. Ich konnte<br />

auch glänzen<strong><strong>de</strong>r</strong>e Funken o<strong><strong>de</strong>r</strong> Strahlen sehen, die im Zickzack o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf verschie<strong>de</strong>nen<br />

Bahnen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Handwurzel zu <strong>de</strong>n Fingerspitzen fluktuierten. Zugleich entströmte <strong>de</strong>n<br />

leuchten<strong>de</strong>n Handflächen starker Ozongeruch.<br />

Eine <strong><strong>de</strong>r</strong> seltensten, wohl aber eine <strong><strong>de</strong>r</strong> höchsten Typen ist das Phantom eines alten<br />

Mannes, das vollkommen selbst leuchtet. - Ich habe es nur zweimal gesehen. Die<br />

Erscheinung gleicht einer Leuchtsäule. Man sieht sie, wie ich hörte, oft im Kluski-<br />

Zirkel. Das von ihr ausgehen<strong>de</strong> Licht ist so intensiv, daß nicht nur alle<br />

Sitzungsteilnehmer, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch alle, sowohl nahe, als auch entfernte Gegenstän<strong>de</strong>, im<br />

Sitzungsraum beleuchtet wer<strong>de</strong>n. Die Innenseite <strong><strong>de</strong>r</strong> Hän<strong>de</strong> und die Herzgegend waren,<br />

als ich die Erscheinung selbst sah, stärker leuchtend, als die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Körperstellen. Das<br />

Phantom tauchte ziemlich entfernt von uns in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitte <strong>de</strong>s Zimmers auf. Der Tisch, um<br />

<strong>de</strong>n wir saßen, stand in einer Ecke <strong>de</strong>s Raumes und das Medium saß ganz genau in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ecke selbst. Der alte Mann trug eine hohe, konische Kopfbe<strong>de</strong>ckung und war <strong>mit</strong> einem<br />

langen Gewand beklei<strong>de</strong>t, das in tiefen Falten an ihm herabhing. Er kam <strong>mit</strong><br />

majestätischen Schritten auf uns zu, und sein Gewand bewegte sich beim Schreiten. Mit<br />

<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n machte er triangulären Figuren gleichen<strong>de</strong> Bewegungen. Zugleich sprach er<br />

<strong>mit</strong> tiefer, feierlicher Stimme. Er blieb ungefähr zehn Sekun<strong>de</strong>n hinter meinem Rücken<br />

stehen, bewegte die leuchten<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong> über uns und verschwand. Mit ihm kam eine<br />

große Welle ozonhaltiger Luft, so daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Raum noch lange nach Schluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung<br />

davon erfüllt war. Das Phantom ist ein sehr alter Mann <strong>mit</strong> einem grauen Bart. Seine<br />

Sprache war ziemlich guttural und für uns alle unverständlich, obwohl die<br />

Zirkelteilnehmer wohl an zwölf verschie<strong>de</strong>ne Sprachen beherrschten. Diese Sprache<br />

konnte aber bisher noch von niemand festgestellt wer<strong>de</strong>n, ebenso wenig wie man bis<br />

jetzt herausbringen konnte, wer das Phantom ist. Im Zirkel wird er <strong><strong>de</strong>r</strong> 'assyrische<br />

Priester' genannt, was ganz zu <strong><strong>de</strong>r</strong> äußeren Erscheinung passt.<br />

Von <strong>de</strong>n Phantomen wur<strong>de</strong>n Paraffinformen gemacht. Sobald sie <strong>de</strong>n <strong>mit</strong> flüssigem<br />

Paraffin gefüllten Eisentopf auf <strong>de</strong>m Tische wahrnahmen, gingen sie <strong>mit</strong> sichtlichem<br />

Vergnügen daran und machten auf Wunsch Formen von ganz speziellen und<br />

komplizierten Stellungen. Sie tauchten ihre Hän<strong>de</strong> in das Paraffin und ließen die<br />

handschuhartigen Formen auf <strong>de</strong>n Tisch fallen. Wenn die Phantomhand selbstleuchtend<br />

ist, so sieht man sie im flüssigen Paraffin plätschern, wie ein Goldfisch im Aquarium.


Die Handschuhe wer<strong>de</strong>n ziemlich unsorgfältig von <strong>de</strong>n Phantomen abgelegt. Bei einer<br />

Gelegenheit fiel ein Paar davon vom Tisch herab auf meinen Schoß und von da zu<br />

Bo<strong>de</strong>n. Ich machte die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Teilnehmer darauf aufmerksam und bat sie, ihre Füße<br />

nicht zu bewegen, da<strong>mit</strong> die Formen nicht beschädigt wür<strong>de</strong>n. Ein Teilnehmer bat das<br />

Phantom, die Formen zu holen und auf <strong>de</strong>n Tisch zu legen, was sofort geschah. Dabei<br />

wur<strong>de</strong> mein Fußknöchel fest angefasst und mein Bein beiseite geschoben, da<strong>mit</strong> mehr<br />

Platz wür<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Tische, wo sich 14 Beine befan<strong>de</strong>n. Das Phantom brauchte eine<br />

halbe bis eine dreiviertel Minute zur Herstellung einer Form. als ich versuchte, dies<br />

selbst zu machen, dauerte es mehrere Minuten, bis das Paraffin so weit abgekühlte war,<br />

und auch dann war es unmöglich, <strong>de</strong>n Handschuh, ohne ihn zu zerbrechen, von <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand<br />

zu streifen; ja, ich konnte es nicht einmal <strong>mit</strong> einem einzigen Finger, <strong><strong>de</strong>r</strong> bis zum<br />

zweiten Glie<strong>de</strong> in Paraffin getaucht war, fertigbringen. Als ich das Paraffin von <strong>de</strong>m<br />

Gipsabguss durch Eintauchen in heißes Wasser ablöste, bemerkte ich eine Anzahl von<br />

Haaren, die im Wasser schwammen. Es waren gewöhnliche Haare, von <strong><strong>de</strong>r</strong> Art, wie sie<br />

auf Handrücken und dritten Fingerglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n vorkommen. Da ich vollkommen sicher war,<br />

ganz reines Wasser und eine weiße Porzellanschüssel beim Versuch verwen<strong>de</strong>t zu<br />

haben, war ich durch diese Ent<strong>de</strong>ckung sehr überrascht. Ich betrachtete also nochmals<br />

die bisher gemachten Abgüsse und bemerkte bei einem davon durch die dünne<br />

Paraffinschicht einige Haare o<strong><strong>de</strong>r</strong> Haarflaume, die sich im Paraffin befan<strong>de</strong>n. Ich erlebte<br />

in dieser Sache einen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bemerkenswerten Fall. Bei einem Abguss sind die<br />

Finger zur Faust geballt, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Daumen schaut zwischen <strong>de</strong>m Zeige- und Mittelfinger<br />

hervor. Bei <strong>de</strong>m hier in Betracht kommen<strong>de</strong>n Versuch wur<strong>de</strong> das Phantom gebeten,<br />

etwas ganz Kompliziertes, Eigenartiges und schwierig Nachzuahmen<strong>de</strong>s zu zeigen. Man<br />

ließ <strong><strong>de</strong>r</strong> Erscheinung jedoch ganz frei, zu machen, was sie wolle. Sie schien eine Weile<br />

nachzu<strong>de</strong>nken, um etwas ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Geeignetes zu fin<strong>de</strong>n. Sie tauchte dann die<br />

ausgestreckte Hand in das Paraffin und faltete erst dann die Finger. Bevor ich diese<br />

Form <strong>mit</strong> Gips ausfüllte, konnte ich im Inneren mehrere unregelmäßig geformte<br />

Paraffinteile sehen, die sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhlung <strong>de</strong>s Handschuhes <strong><strong>de</strong>r</strong> Innenseite ausbreiteten<br />

und gewisse Punkte stützten. Sie entsprachen <strong>de</strong>n gekrümmten Vertiefungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Fingern.<br />

Ich sah nur wenige Apporte von kleinen Gegenstän<strong>de</strong>n. Es wur<strong>de</strong> mir aber gesagt, daß<br />

auch ziemlich schwere Gegenstän<strong>de</strong> aus entfernten Räumen ins Sitzungszimmer<br />

gebracht wor<strong>de</strong>n seien. Das seltsamste Phänomen dieser Art war, als Kluski selbst aus<br />

<strong>de</strong>m verschlossenen und versiegelten Sitzungsraum verschwand. Die erstaunten<br />

Zirkelteilnehmer fan<strong>de</strong>n ihn in einem ziemlich entfernten Raume <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnung ruhig<br />

schlafend.<br />

Ich stellte ein beträchtliches Sinken <strong><strong>de</strong>r</strong> Temperatur im Sitzungszimmer fest. Ich und<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Sitzungsteilnehmer fühlten <strong>de</strong>utliche Kälteschauer gegen En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ein,<br />

eineinhalb bis zwei Stun<strong>de</strong>n dauern<strong>de</strong>n Sitzungen. Die im Raume befindlichen<br />

Thermometer zeigten gegen En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungen ein Sinken von sechs bis acht<br />

Zentigra<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Temperatur an. dies geht gegen die gewöhnliche Erfahrung, da die<br />

Temperatur in einem Raume, <strong><strong>de</strong>r</strong> noch dazu gänzlich verschlossen ist und in <strong>de</strong>m sich<br />

sieben Personen längere Zeit aufhalten, gewöhnlich steigt, zumal <strong><strong>de</strong>r</strong> in Frage<br />

kommen<strong>de</strong> Raum nur mäßig groß war.


Beim Erscheinen <strong><strong>de</strong>r</strong> Phantome sah ich etwas wie einen leuchten<strong>de</strong>n Rauch o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nebel,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> über <strong>de</strong>m Kopfe <strong>de</strong>s Mediums wie eine kleine Wolke lag. Die Wolke ging seitwärts,<br />

und in wenigen Sekun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> daraus ein menschlicher Kopf. O<strong><strong>de</strong>r</strong> sie breitete sich<br />

senkrecht aus, und es wur<strong>de</strong> aus ihr eine ganze menschliche Erscheinung, die sofort<br />

anfing, herumzugehen.<br />

Das Überraschendste und Interessanteste an <strong>de</strong>n Erscheinungen, sozusagen das<br />

Wichtigste für mich daran war das vollkommen menschliche Betragen <strong><strong>de</strong>r</strong>selben. Sie<br />

benahmen sich wie Teilnehmer an einer Gesellschaft. Bei ihrem Rundgang um <strong>de</strong>n Tisch<br />

begrüßten sie die mehr familiären Teilnehmer <strong>mit</strong> einem Lächeln <strong>de</strong>s Erkennens,<br />

während sie neue Personen aufmerksam betrachteten. Der neugierige Ausdruck in ihren<br />

Augen ist schwer zu beschreiben. Ich konnte aus ihren Bemühungen, unsere Blicke,<br />

unser Lächeln, unsere Fragen und Antworten zu verstehen und aus ihren Handlungen<br />

entnehmen, daß es ihnen sehr darum zu tun war, uns davon zu überzeugen, daß sie<br />

wirkliche Wesenheiten und keine Illusionen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Halluzinationen sind.<br />

Auch sind die Erscheinungen nicht immer normaler Größe. Gegen En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung,<br />

wenn das Medium bis zu einem gewissen Gra<strong>de</strong> erschöpft ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn es schon vor <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sitzung weniger gut disponiert war, haben die Phantome nicht die volle Größe, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

nur zwei Drittel o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur die Hälfte davon. Als ich einmal ein solches Phantom das<br />

erstemal sah, glaubte ich, es sei ein Kind; aber bei näherer Betrachtung sah ich an <strong>de</strong>m<br />

faltenreichen Gesicht, daß es eine alte Frau o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein alter Mann war, nur unter<br />

Normalgröße.<br />

"Der Zirkelleiter pflegte dann zu sagen: 'Wir wollen <strong>de</strong>m Medium helfen.' Er fing dann<br />

an, im Takt zu klopfen, wobei alle Teilnehmer tief und gleichmäßig atmeten. Die<br />

Wirkung war wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar. Die verkleinerte Phantomgestalt wuchs und erreichte in<br />

wenigen Sekun<strong>de</strong>n ihre volle Größe.<br />

Die bei Kluski sich zeigen<strong>de</strong>n Phantome gehören verschie<strong>de</strong>nen Nationen an und<br />

sprechen gewöhnlich ihre Muttersprache. Dessen ungeachtet, verstehen sie die in je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sprache an sie gerichteten Worte sehr gut. Sie scheinen die Gabe zu haben, in <strong>de</strong>n<br />

Seelen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er zu lesen. Denn es ist nicht nötig, einen Wunsch o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine bestimmte<br />

Frage auszusprechen. Der Gedanke allein genügt schon, um ausgeführt zu wer<strong>de</strong>n. Man<br />

braucht nur zu <strong>de</strong>nken, daß das Phantom dies o<strong><strong>de</strong>r</strong> jenes tun soll, so wird es ausgeführt<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Ausführung verweigert. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat, einige von ihnen weigern sich manchmal,<br />

gewisse Dinge zu tun, o<strong><strong>de</strong>r</strong> sie erklären, daß sie es gar nicht machen können o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht<br />

zu dieser Stun<strong>de</strong>, o<strong><strong>de</strong>r</strong> sie versprechen, es bei einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gelegenheit zu tun o<strong><strong>de</strong>r</strong> es<br />

zu versuchen.<br />

Nicht alle Erscheinungen können sprechen. Viele ziehen es vor, sich durch Klopfen zu<br />

verständigen, was sehr langweilig und zeitraubend ist, weil man immer <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Alphabet von vorne buchstabieren muss.<br />

Die Stimmen sind vollkommen <strong>de</strong>utlich und von normaler Tonstärke. Sie hören sich an,<br />

wie ein lautes Flüstern.


Der beim Sprechen die Gesichter beleben<strong>de</strong> Ausdruck ist sehr überzeugend. Bei einer<br />

Gelegenheit konnte ich <strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>n Ausdruck <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwartung im Gesicht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erscheinung eines Türken wahrnehmen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich vor mir verneigte und sagte: 'Chokyash<br />

Lehistan'. Als er bemerkte, daß ich ihn nicht verstand, wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte er freundlich lächelnd<br />

dieselben Worte. Nicht wissend, was er wollte, aber aus einem Sympathiegefühl für<br />

seine ritterliche Nation heraus sagte ich zu ihm: 'Vive la Turquie!' (Es lebe die Türkei.)<br />

Man konnte <strong>de</strong>utlich sehen, wie erfreut er darüber war. Er lächelte, seine Augen<br />

strahlten, er kreuzte die Arme, verbeugte sich und verschwand. Ich notierte mir seine<br />

Worte in <strong>de</strong>n vernommenen Lauten auf meinem Notizblock. Am nächsten Tag ließ ich<br />

sie mir von einem Sprachenkenner übersetzen und fand, daß es heißt: 'Es lebe Polen!'"<br />

Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kundgebungen<br />

Das, was Professor Pawlowski als persönliche Erlebnisse bei <strong>de</strong>m Medium Kluski<br />

berichtet, bestätigt in allen Punkten das, was mir über die Gesetze <strong>de</strong>s Geisterverkehrs<br />

<strong>mit</strong>geteilt wor<strong>de</strong>n war und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong>de</strong>m Abschnitt über die Odkraft dargelegt ist.<br />

Bei allem, was in <strong>de</strong>n Sitzungen <strong>de</strong>s Kluski vor sich geht, ist das Medium als <strong>de</strong>nken<strong>de</strong><br />

und han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Persönlichkeit nicht im geringsten beteiligt. Es ist einzig und allein die<br />

Kraftquelle, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> die sich kundgeben<strong>de</strong>n Geister das Od für die Kundgebungen<br />

entnehmen. Kann das Medium nicht viel Od abgeben, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> weil es körperlich nicht<br />

wohl ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> weil es durch vorhergegangene Odabgabe schon sehr geschwächt ist, dann<br />

sind die Phänomene entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> sehr unvollkommen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz unmöglich.<br />

Das Od sah Professor Pawlowski als einen leuchten<strong>de</strong>n Rauch o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wolke o<strong><strong>de</strong>r</strong> als<br />

Funken und Flämmchen. Darin sah er Augenpaare, dann ganze Gesichter, die sich in<br />

<strong>de</strong>m Maße <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft zu ganzen Gestalten entwickelten.<br />

Es ist dasselbe, was wir in <strong>de</strong>n Berichten <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel über <strong>de</strong>n brennen<strong>de</strong>n Dornbusch, die<br />

Wolken- und Feuersäule <strong><strong>de</strong>r</strong> Israeliten, die Wolke in <strong>de</strong>m Offenbarungszelte, die Wolke<br />

auf Tabor und die Odflämmchen am Pfingstfest fin<strong>de</strong>n. Das alles stand auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel<br />

stets in Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kundgebung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong>, wie dies in <strong>de</strong>n früheren<br />

Kapiteln eingehend nachgewiesen wur<strong>de</strong>.<br />

Wenn in <strong>de</strong>m vorstehen<strong>de</strong>n Bericht erwähnt wird, daß die kleinen<br />

Geisterverkörperungen sich zu normaler Größe entfalteten, sobald die<br />

Sitzungsteilnehmer im Takt tief und gleichmäßig atmeten, so ist dies nach <strong>de</strong>m Gesagten<br />

etwas Selbstverständliches. Denn nicht bloß das Medium gibt Odkraft an die <strong>Geisterwelt</strong><br />

ab, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n alle Sitzungsteilnehmer, <strong><strong>de</strong>r</strong> eine mehr, <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e weniger, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wenn<br />

sie schon öfters an solchen Sitzungen teilgenommen haben. Sie sind gewissermaßen<br />

Hilfsmedien für das Hauptmedium. Nun wird aber die Odabgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer durch<br />

ein gleichmäßiges tiefes Atmen be<strong>de</strong>utend verstärkt. Darum spielt die Kunst <strong>de</strong>s Atmens<br />

bei <strong>de</strong>n Fakiren und ihren medialen Darbietungen eine so große Rolle.<br />

Dass gegen En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungen eine Temperaturabnahme festgestellt wur<strong>de</strong>, anstatt<br />

einer zu erwarten<strong>de</strong>n Temperaturerhöhung, hat ebenfalls seinen natürlichen Grund. Es<br />

ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Odlehre gesagt wor<strong>de</strong>n, daß nur ein verdichtetes Od für menschliche Sinne


wahrnehmbar wird, und dass die Geister nur <strong>mit</strong> einem verdichteten Od auf Materie<br />

wirken können. Ferner wur<strong>de</strong> dargetan, daß zur Verdichtung <strong>de</strong>s Ods kalte Kraftströme<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m allgemein gültigen Naturgesetz, daß Kälte verdichtet. Diese<br />

kalten Ströme müssen gegen En<strong>de</strong> einer Sitzung in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Stärke zur Anwendung<br />

kommen, weil die Wärmeentwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> anwesen<strong>de</strong>n Personen auf die Odverdichtung<br />

schädlich wirkt. Die kalten Kraftströme haben ein Sinken <strong><strong>de</strong>r</strong> Temperatur zur Folge.<br />

Professor Pawlowski wun<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich über das menschliche Auftreten <strong><strong>de</strong>r</strong> verkörperten<br />

Geister, in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Augen und Antlitz er schauen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Gestalt er fühlen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Atem und<br />

Herzschlag er hören und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Stimme er vernehmen konnte. Wenn man sich jedoch die<br />

früher <strong>mit</strong>geteilte Wahrheit vor Augen hält, daß die Geister dieselben Persönlichkeiten<br />

sind, die sie als Menschen waren, daß sie als Geister dieselben Organe besitzen wie wir,<br />

nur daß sie bei ihnen geistig und bei uns materialisiert sind, so verstehen wir es<br />

vollkommen, daß bei <strong>de</strong>n Geisterverkörperungen das materialisierte Geisterherz für<br />

unser Ohr vernehmlich schlägt und wir <strong>de</strong>n Atem hören, <strong>de</strong>n die materialisierten Lungen<br />

<strong>de</strong>s Geistwesens genauso bewirken, wie er von unseren Lungen bewirkt wird.<br />

Demnach sind auch die erscheinen<strong>de</strong>n Einzelglie<strong><strong>de</strong>r</strong> nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es, als die<br />

Verkörperung <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n geistigen Glie<strong>de</strong>s. Die Hän<strong>de</strong>, die sich in die<br />

Paraffinmasse tauchten, bis das Paraffin erkaltete, waren die materialisierten Hän<strong>de</strong><br />

eines Geistes und hatten dieselbe Eigenart, die sie besaßen, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist noch im<br />

irdischen Körper lebte. Darum sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Daumenabdruck o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Fingerabdrücke einer<br />

materialisierten Geisterhand genau dieselben, wie die Abdrücke, die sie als<br />

Menschenhand hatte. Darum erscheinen aber auch alle sonstigen Eigentümlichkeiten, die<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist früher als Mensch besaß, in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, wenn er sich als Geist<br />

ver<strong>mit</strong>tels <strong>de</strong>s verdichteten Ods eines Mediums materialisiert. Es erscheinen also auch<br />

die Härchen auf <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n und Fingern wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, wenn er als Mensch solche an<br />

<strong>de</strong>nselben Stellen hatte. Dass in <strong>de</strong>m erkalteten Paraffin nachher von diesen Härchen<br />

einige gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n, ist also ganz natürlich. Denn auch beim Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong> seine<br />

<strong>mit</strong> Härchen besetzten Finger in heißes Paraffin taucht, wird man nachher einige von<br />

ihnen im Paraffin fin<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m sie sich abgelöst haben.<br />

Hier muss jedoch eine sehr wichtige Bemerkung angefügt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Eigentümlichkeiten, welche die Geister früher an ihrem irdischen Körper hatten,<br />

behalten sie nur so lange als Geister <strong>de</strong>s Jenseits, als sie geistig so tief bleiben, wie sie<br />

als Menschen waren. Bessern sie sich jedoch im Jenseits, so wird auch ihre geistige<br />

Gestalt schöner und edler, und die Mängel und Gebrechen ihrer irdischen Gestalt<br />

schwin<strong>de</strong>n. Aber auch die Geister, die im Jenseits infolge ihrer Besserung eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e,<br />

schönere Gestalt erlangt haben, pflegen bei Materialisationen in spiritistischen Sitzungen<br />

<strong>de</strong>nnoch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestalt zu erscheinen, die sie als Mensch hatten, in<strong>de</strong>m sie diese<br />

künstlich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> herstellen. Das tun sie nur dann, wenn sie unter <strong>de</strong>n<br />

Sitzungsteilnehmern Verwandte o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bekannte haben, <strong>de</strong>nen sie sich zu erkennen geben<br />

wollen. Dadurch wollen sie sich ihnen gegenüber ausweisen, daß sie dieselben sind, die<br />

früher als Menschen unter ihnen gelebt haben.<br />

Die Paraffinformen, von <strong>de</strong>nen Professor Pawlowski spricht, konnten die Geister nur<br />

dadurch herstellen, daß sie ihre materialisierte Hand in die flüssige Paraffinmasse


tauchten und nach Erkalten <strong>de</strong>s Paraffins die Hand wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz o<strong><strong>de</strong>r</strong> teilweise<br />

<strong>de</strong>materialisierten o<strong><strong>de</strong>r</strong> auflösten. Um die Hand aus <strong>de</strong>n Paraffinformen zu ziehen, ohne<br />

sie zu beschädigen, genügte eine teilweise Dematerialisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterhand, also ein<br />

Dünnerwer<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> und eine kleine Verkürzung <strong><strong>de</strong>r</strong>selben. Auch brauchte die<br />

Materialisierung im Augenblick <strong>de</strong>s Paraffinba<strong>de</strong>s nur die Dichtigkeit eines dicken<br />

Nebels zu haben, um <strong>de</strong>m flüssigen Paraffin die Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand zu geben. Mit einer<br />

solchen Verdichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odgestalt vermag <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist sogar noch durch feste Materie<br />

hindurchzugehen. Die bloß bis zur Dichtigkeit <strong>de</strong>s Nebels verdichtete Geisterhand kann<br />

also aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Paraffinhand heraustreten und die Paraffinmaske ablegen, ohne daß eine<br />

Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> materialisierten Geisterhand erfolgt. Der beobachten<strong>de</strong> Zuschauer nimmt<br />

daher in diesem Falle eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> materialisierten Geisterhand nicht wahr.<br />

Es sind für <strong>de</strong>n Geist also drei Möglichkeiten gegeben, diese Paraffinformen<br />

herzustellen und abzulegen. Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> bedient sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist einer festen Materialisation<br />

seiner Hand und löst sie nachher wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz auf. O<strong><strong>de</strong>r</strong> er löst die feste Materialisation<br />

bloß teilweise durch entsprechen<strong>de</strong>s Verdünnen und Verkürzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand auf, o<strong><strong>de</strong>r</strong> er<br />

nimmt bloß eine Verdichtung <strong>de</strong>s Ods bis zur Dichtigkeit eines dicken Nebels und kann<br />

dann ohne Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand sowohl die Paraffinformen bil<strong>de</strong>n, als sie auch ohne<br />

Beschädigung ablegen. In diesem Falle tritt die Geisterhand durch das erkaltete Paraffin<br />

hindurch ohne Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand nach außen, fasst dann die Form von außen an und legt sie<br />

auf <strong>de</strong>n Tisch.<br />

Wenn Professor Pawlowski meint, die Geister gingen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Formen sehr unvorsichtig<br />

um und hätten sie in einem Falle sogar auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n fallen lassen, während er doch<br />

sonst ihre große Freundlichkeit und Zuvorkommenheit lobt, so ist ihm dabei etwas sehr<br />

Wichtiges unbekannt. Er weiß nicht, daß es nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Macht <strong>de</strong>s Geistes steht, seine<br />

materialisierte Hand eine beliebig lange Zeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Materialisation zu erhalten. Er ist<br />

darin ganz von <strong>de</strong>m ihm zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Od und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verdichtung <strong>de</strong>s Ods<br />

abhängig. Nun löst aber Wärme das Od auf. Infolge<strong>de</strong>ssen hebt auch das heiße o<strong><strong>de</strong>r</strong> sehr<br />

warme Paraffin die Materialisation <strong><strong>de</strong>r</strong> eingetauchten Geisterhand sehr schnell auf, und<br />

die Odverdichtung ist beim Herausnehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Paraffinformen in vielen Fällen nicht<br />

mehr stark genug, um es <strong>de</strong>m Geist zu ermöglichen, die Form vorsichtig hinzulegen. Sie<br />

fällt hin, nicht aus Mangel an Vorsicht von Seiten <strong>de</strong>s Geistwesens, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aus Mangel<br />

an Odkraft und ungenügen<strong><strong>de</strong>r</strong> Odverdichtung.<br />

Dass nicht bloß Geister von Menschen sich materialisieren, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch Geister von<br />

Tieren, wird uns dann verständlich, wenn wir wissen, daß beim To<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tieres <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tiergeist sich in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise vom irdischen Körper trennt, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschengeist<br />

beim To<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen. Ein Unterschied zwischen einem Tiergeist und einem<br />

Menschengeist besteht bloß in <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung, aber nicht im Wesen <strong>de</strong>s<br />

Geistes selbst. Im Tiere sind nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e Geister verkörpert, im Menschen solche, die in<br />

ihrem Aufstieg schon höher gekommen sind.<br />

Dass im Kluskischen Zirkel Tiergeister materialisiert wur<strong>de</strong>n, ist ein Beweis dafür, daß<br />

es überhaupt die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Geisterwelt</strong> ist, die in jenem Zirkel die Herrschaft führt, wenn<br />

auch hier und da bessere Geister, wie zum Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> "syrische Priester",<br />

zwischendurch erscheinen. Es sind dies gewöhnlich die Schutzgeister <strong>de</strong>s Mediums, die,


soviel in ihrer Macht steht, die Einflüsse <strong>de</strong>s Bösen zu schwächen suchen. Viel können<br />

sie dabei nicht ausrichten, wenn nicht das Medium und die Teilnehmer durch freie<br />

Willensentscheidung nur die Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Hohen und Guten anstreben und alles<br />

Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e ablehnen. Den größten Scha<strong>de</strong>n aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

<strong>Geisterwelt</strong> hat das Medium selbst, nicht bloß seelisch, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch körperlich. Die mir<br />

erteilte Belehrung enthält <strong>de</strong>n Hinweis, daß das Böse die Odkraft, die es <strong>de</strong>m Medium<br />

entzieht, nicht mehr ersetzt. Daher berichtet Professor Pawlowski von <strong>de</strong>m Medium<br />

Kluski, es sei nach je<strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung vollkommen ermattet und müsse öfters noch, bevor es<br />

das Bewusstsein erlangt habe, zu Bett gebracht wer<strong>de</strong>n, wo es manchmal erst nach<br />

mehreren Stun<strong>de</strong>n erwache. Darum ziehe es auch das Medium vor, nur alle vierzehn<br />

Tage eine Sitzung zu halten, da es zu sehr angestrengt wer<strong>de</strong>.<br />

Das Böse, das durch die Schuld und innere Einstellung <strong>de</strong>s Mediums und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilnehmer einmal in solche Versammlungen hineingezogen wur<strong>de</strong> und seine<br />

Leistungen von <strong>de</strong>n Versammelten anerkannt und beifällig aufgenommen sieht, weicht<br />

nachher nicht mehr. Es treibt, was es selbst will und nicht, was die Teilnehmer wollen,<br />

treibt mehr als einmal <strong>de</strong>n reinsten Unfug und verursacht nicht selten<br />

schreckenerregen<strong>de</strong> Szenen, <strong>de</strong>nen nur durch Aufhebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung ein En<strong>de</strong> bereitet<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Hier gilt das Wort: "Die ich rief, die Geister werd' ich nun nicht los." Vor<br />

allem wird die Gesundheit <strong>de</strong>s Mediums nach und nach untergraben. Daher versagen so<br />

viele starke Medien nach einer gewissen Zeit vollständig, da ihnen bei <strong>de</strong>n Sitzungen<br />

durch die nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e und böse <strong>Geisterwelt</strong> so viel Odkraft entzogen, aber nicht mehr ersetzt<br />

wird. Ist die Odkraft <strong>de</strong>s Mediums geschwun<strong>de</strong>n, so hören auch die Phänomene auf. Und<br />

dann kommt eine neue Gefahr, <strong><strong>de</strong>r</strong> manche Medien zum Opfer fallen. Sie, die bisher als<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Medien gefeiert wur<strong>de</strong>n, haben nicht die Demut und Wahrheitsliebe, <strong>de</strong>n<br />

Verlust <strong><strong>de</strong>r</strong> medialen Kraft offen einzugestehen und suchen die fehlen<strong>de</strong> Kraft durch<br />

betrügerische Tricks zu ver<strong>de</strong>cken, bis sie dabei entlarvt wer<strong>de</strong>n. Solche Entlarvungen<br />

dienen dann <strong>de</strong>n Unwissen<strong>de</strong>n dazu, die ganze Sache <strong>de</strong>s Geisterverkehrs als Betrug und<br />

Schwin<strong>de</strong>l zu betrachten. Es la<strong>de</strong>n daher auch nach dieser Hinsicht alle diejenigen eine<br />

große Verantwortung auf sich, die bei Abhaltung spiritistischer Zusammenkünfte nicht<br />

von vornherein dafür sorgen, daß alles nur <strong>mit</strong> Gott geschieht und das Böse<br />

ausgeschaltet wird. Wird eine Versammlung als Gottesdienst betrachtet und gehandhabt,<br />

so sind die Teilnehmer je<strong><strong>de</strong>r</strong> Furcht vor dämonischem Wirken enthoben. Das Gute führt<br />

die Kontrolle, und es wird nur das zugelassen, was nach <strong>de</strong>m Willen Gottes ist. Es kann<br />

daher auch an dieser Stelle nicht ernstlich genug vor <strong>de</strong>n spiritistischen Sitzungen<br />

gewarnt wer<strong>de</strong>n, die nur aus Sensationslust o<strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlicher Neugier, aber nicht<br />

aus <strong>de</strong>m Bestreben abgehalten wer<strong>de</strong>n, durch die Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong><br />

Gott näher zu kommen.<br />

Durch die Feststellung <strong>de</strong>s Professors Pawlowski, daß bei <strong>de</strong>n höheren Geistern <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Odgeruch ein sehr angenehmer und sehr lieblicher war, während er bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verkörperung <strong>de</strong>s großen Affen <strong>de</strong>n abstoßen<strong>de</strong>n Geruch wie bei einem nassen Hund<br />

wahrnahm, wird das über <strong>de</strong>n Odgeruch früher Gesagte vollauf bestätigt. Professor<br />

Pawlowski schließt seinen Bericht <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n Sätzen:<br />

"Es ist für je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann unmöglich, diese Phänomene zu verneinen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu verwerfen. Und<br />

es ist unmöglich, sie <strong>mit</strong> Taschenspielertricks zu erklären. Ich erkenne vollkommen an,


daß es für die Mehrzahl schwer ist, sie zu glauben; daß es schwer ist die Möglichkeit zu<br />

begreifen, daß innerhalb weniger Minuten leben<strong>de</strong> menschliche Wesen sich zeigen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Knochen man durch das Fleisch betasten kann, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Herzschlag zu hören und zu<br />

fühlen ist ... Ich erkenne an, daß dies alles außer unserem Fassungsvermögen liegt. Wir<br />

sind durch die Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Wissenschaft verdorben. Wir können nur an das<br />

Natürliche glauben, das in so großer Schönheit zu uns kommt, wir können aber an das<br />

Geheimnis <strong>de</strong>s universellen Lebens, an das vor uns so sehr gehütete göttliche Geheimnis<br />

nicht mehr glauben. Dies anzunehmen wür<strong>de</strong> unseren ganzen Standpunkt sowohl <strong>de</strong>m<br />

Leben, als auch <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> gegenüber von Grund aus verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n, als auch <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Philosophie und Wissenschaften.<br />

Die offizielle Wissenschaft wird das große bereits heute vorliegen<strong>de</strong><br />

Experimentalmaterial anerkennen und ihre Hand zur Feststellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit leihen,<br />

ohne Rücksicht auf jene Moralisten, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Anerkennung <strong><strong>de</strong>r</strong> psychischen<br />

Phänomene eine Gefahr für Moral und Religion erblicken. Intellektuelle Feigheit ist<br />

mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger entschuldbar bei <strong>de</strong>n Moralisten, <strong><strong>de</strong>r</strong>en kleinliche Denkungsart sich<br />

mehr <strong>mit</strong> vergänglichen, für die Allgemeinheit vorübergehen<strong>de</strong>n Dingen beschäftigt. Ein<br />

Gelehrter, ein Wahrheitssuchen<strong><strong>de</strong>r</strong> darf diesen Standpunkt nicht einnehmen. Wahrheit<br />

wird am En<strong>de</strong> alles bewältigen und beherrschen; man braucht sie aber we<strong><strong>de</strong>r</strong> zu fürchten<br />

noch zu verkleinern."<br />

Das brasilianische Medium Mirabelli<br />

Carlos Mirabelli, das brasilianische Medium. (Zeitschrift für Parapsychologie, Jahrgang<br />

1927, S. 450-462.) Im Jahre 1927 erschien in Santos (Brasilien) ein Werk unter <strong>de</strong>m<br />

Titel: "O Medium Mirabelli". Es enthält einen Bericht von 74 Seiten über die<br />

Phänomene, die bei einem Medium Mirabelli festgestellt wur<strong>de</strong>n. Die Erscheinungen<br />

spielten sich sämtlich bei Tageslicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> doch hellem künstlichem Licht ab. Manchmal<br />

waren bis zu 60 Zeugen dabei anwesend, die <strong>de</strong>n ersten wissenschaftlichen und<br />

gesellschaftlichen Kreisen Brasiliens angehörten.<br />

Da die Berichte das Unglaublichste enthalten, was je auf diesem Gebiet erlebt wor<strong>de</strong>n<br />

ist, so hat sich die Schriftleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> "Zeitschrift für Parapsychologie" an das<br />

brasilianische Konsulat in München gewandt und ihm die Frage vorgelegt, ob die in <strong>de</strong>m<br />

Buch "O Medium Mirabelli" angeführten Persönlichkeiten, die jene Erscheinungen als<br />

echt bezeugen, <strong>de</strong>m Konsul durch ihr Ansehen und ihren Ruf bekannt seien. Der Konsul<br />

bejahte die Frage unbedingt und fügte noch hinzu, daß ihm 14 <strong><strong>de</strong>r</strong> angeführten Zeugen<br />

persönlich bekannt seien, darunter <strong><strong>de</strong>r</strong> gegenwärtige Präsi<strong>de</strong>nt <strong><strong>de</strong>r</strong> Republik, <strong><strong>de</strong>r</strong> als<br />

Vorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong> eines Schiedsgerichtes über das Medium Mirabelli tätig gewesen war.<br />

Dann <strong><strong>de</strong>r</strong> im aktiven Dienst befindliche Staatssekretär Reynaldo Porchat, <strong><strong>de</strong>r</strong> Senator<br />

Muniz Sodre und <strong><strong>de</strong>r</strong> Professor <strong><strong>de</strong>r</strong> Medizin Olegario <strong>de</strong> Moura von <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Sao<br />

Paulo. Der Konsul erklärte, wenn auch nur diese vier Männer, die nicht nur große<br />

Gelehrte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch erprobte Charaktere seien, sich für eine Sache einsetzten, so hätte<br />

er nicht das Recht, ihren Wahrnehmungen einen Zweifel entgegenzusetzen.<br />

Das Medium Mirabelli wur<strong>de</strong> von 557 Zeugen beobachtet. Unter diesen befan<strong>de</strong>n sich<br />

452 Brasilianer und 105 Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>. Es waren 2 Universitätsprofessoren, 72 Ärzte, 18


Apotheker, 12 Ingenieure, 36 Rechtsanwälte, 8 Übersetzer, 3 Landwirte, 22 Zahnärzte, 5<br />

Chemiker, 20 Literaten, 89 Staatsmänner, 25 Offiziere, 52 Börsianer, 128 Kaufleute, 9<br />

Industrielle, 18 Journalisten, und 32 gehörten verschie<strong>de</strong>nen Berufen an. Auch viele<br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> geistlicher Or<strong>de</strong>n wohnten <strong>de</strong>n Sitzungen bei.<br />

Mirabelli ist ein Universalmedium. Seine Odkraft reicht für alle Phänomene aus, die es<br />

im Geisterverkehr gibt.<br />

Mirabelli als Sprech- und Schreibmedium<br />

Er ist Sprechmedium. Im Trancezustand spricht er außer <strong><strong>de</strong>r</strong> Muttersprache und<br />

verschie<strong>de</strong>nen einheimischen Dialekten folgen<strong>de</strong> Sprachen: Deutsch, Französisch,<br />

Holländisch, Englisch, 4 italienische Dialekte, Tschechisch, Arabisch, Japanisch,<br />

Russisch, Spanisch, Türkisch, Hebräisch, Albanisch, afrikanische Dialekte, Latein,<br />

Chinesisch, Neugriechisch, Polnisch, syrioägyptische Dialekte und Altgriechisch. Er<br />

versteht in normalem Zustand nur seine Muttersprache. Er hält im Trancezustand<br />

Vorträge über Dinge, von <strong>de</strong>nen er als Mensch nichts weiß. Seine Vorträge umfassen das<br />

Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> Medizin, <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtswissenschaft, <strong><strong>de</strong>r</strong> Soziologie, <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalökonomie, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Politik, <strong><strong>de</strong>r</strong> Astronomie, <strong><strong>de</strong>r</strong> Philosophie, <strong><strong>de</strong>r</strong> Logik, <strong><strong>de</strong>r</strong> Musikwissenschaft, <strong>de</strong>s<br />

Spiritismus und Okkultismus, <strong><strong>de</strong>r</strong> Literatur.<br />

Das Medium selbst gibt an, daß alles, was im Trancezustand von ihm gesprochen wird,<br />

nicht von ihm selbst stamme, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es seien Geister, die aus ihm sprächen, und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Namen es angibt. Es nennt sie seine geistigen Führer.<br />

Mirabelli ist auch Schreibmedium. Es schrieb bisher im Trancezustand in 28<br />

verschie<strong>de</strong>nen Sprachen und zwar <strong>mit</strong> einer Schnelligkeit, die kein Schreiber im<br />

normalen Zustand erreichen kann. So schrieb es in 15 Minuten 5 Seiten Polnisch über<br />

das Thema: "Das wie<strong><strong>de</strong>r</strong>erstan<strong>de</strong>ne Polen". In 20 Minuten 9 Seiten Tschechisch über:<br />

"Die Unabhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tschechoslowakei". In 12 Minuten 4 Seiten Hebräisch über:<br />

"Die Verleumdung". In 20 Minuten Deutsch über: "Groß<strong>de</strong>utschland, seine<br />

Zertrümmerung und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>erstehung". In 40 Minuten 25 Seiten Persisch über: "Die<br />

Unhaltbarkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Kaiserreiche". In 15 Minuten 4 Seiten Lateinisch über: "Die<br />

großen Übersetzungen". In 12 Minuten 5 Seiten Japanisch über: "Der Russisch-<br />

Japanische Krieg". In 22 Minuten 15 Seiten Syrisch über: "Allah und seine Propheten".<br />

In 15 Minuten 8 Seiten Chinesisch über: "Buddhistische Apologie". In 15 Minuten 8<br />

Seiten Syrioägyptisch über: "Die Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzgebung". In 32 Minuten 3<br />

Seiten Hieroglyphen, die bis jetzt noch nicht entziffert wer<strong>de</strong>n konnten, und so weiter.<br />

Beim medialen Schreiben Mirabellis wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n ihn kontrollieren<strong>de</strong>n Gelehrten<br />

folgen<strong>de</strong> Vorsichtsmaßregel angewandt. Das Medium wur<strong>de</strong> von zwei Teilnehmern in<br />

<strong>de</strong>n Sitzungssaal geleitet und dort einer peinlichen Untersuchung seines Körpers und<br />

seiner Klei<strong><strong>de</strong>r</strong> unterworfen. Auf einen kleinen Tisch, <strong><strong>de</strong>r</strong> we<strong><strong>de</strong>r</strong> Schubla<strong>de</strong>n noch Fächer<br />

hatte, wur<strong>de</strong> Papier und Bleistift gelegt. Mirabelli, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich vor solchen Sitzungen in<br />

starker Erregung befin<strong>de</strong>t, nimmt bei hellem Licht auf einem Stuhl Platz. Kontrolleure<br />

und Teilnehmer bil<strong>de</strong>n um ihn einen Kreis und verfolgen genau alle seine Bewegungen.<br />

Der Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung bittet um Ruhe, bis sich <strong><strong>de</strong>r</strong> geistige Führer <strong>de</strong>s Mediums mel<strong>de</strong>t.


Das Medium in höchster Ekstase fleht <strong>mit</strong> lauter Stimme um göttlichen Beistand und<br />

stimmt dann im Trancezustand einen religiösen Hymnus an. Die Hand ergreift einen<br />

Bleistift, schleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t ihn wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt von sich, ergreift ihn wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und kommt dann in ein<br />

fieberhaftes Schreiben. Der Bleistift eilt ohne Unterbrechung blitzschnell über das<br />

Papier. Während <strong>de</strong>s Schreibens hebt Mirabelli <strong>de</strong>n Blick empor, seufzt auf, ohne daß<br />

sich die Schnelligkeit <strong>de</strong>s Schreibens min<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Dann wen<strong>de</strong>t das Medium <strong>mit</strong> strahlen<br />

<strong>de</strong>m Antlitz seine Augen nach oben, wo es seinen geistigen Führer zu sehen behauptet,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ihm beim Schreiben die Hand führt, und spricht liebevoll <strong>mit</strong> ihm. Der neben <strong>de</strong>m<br />

Medium stehen<strong>de</strong> Sekretär nimmt die beschriebenen Blätter weg und ordnet sie.<br />

Nun än<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich manchmal <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustand <strong>de</strong>s Mediums, geht von Ekstase in Apathie über<br />

und wird wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er: Mirabelli scheint seiner Sinne nicht mehr mächtig. Er lacht,<br />

weint, singt, ruft irgendwelche Namen, antwortet auf Fragen, dreht und win<strong>de</strong>t sich wie<br />

ein Seiltänzer, spuckt rücksichtslos um sich, nimmt unzüchtige Stellungen ein, versucht<br />

sich <strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>l einzurennen, Chemikalien zu trinken, schäumt und schlägt um sich.<br />

Dann tritt Beruhigung ein, und die Sitzung kann geschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die eben geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Vorgänge bedürfen zunächst einer Erklärung. Der<br />

Erregungszustand, in <strong>de</strong>m sich das Medium vor Beginn einer solchen Sitzung befin<strong>de</strong>t,<br />

rührt daher, daß es von einer großen Anzahl von Geistwesen umgeben ist, die es stark<br />

umdrängen, gute und böse. Diese wissen, daß jetzt das Schreiben beginnen soll. Sie<br />

drängen sich <strong>mit</strong> Gewalt heran, um <strong>de</strong>m Medium die Hand zu führen. Es entspinnt sich<br />

ein Kampf zwischen <strong>de</strong>n guten und bösen Geistwesen. Diesen Kampf zeigt das<br />

Ergreifen, Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>wegschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>ergreifen <strong>de</strong>s Bleistifts. Bekommt das Böse<br />

für einige Minuten die Oberhand, dann benutzt es <strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s Mediums zur<br />

Vollführung <strong><strong>de</strong>r</strong> oben geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Hässlichkeiten in Wort und Tat. Das Böse ist darauf<br />

aus, die <strong>de</strong>m Guten dienen<strong>de</strong>n Medien körperlich und moralisch zu vernichten. Mirabelli<br />

bemüht sich, nur die gute <strong>Geisterwelt</strong> in seine Nähe zu ziehen und ihr als Werkzeug zu<br />

dienen. Das beweist sein Beten um göttlichen Beistand. Aber daß er sich auch zu<br />

solchen Sitzungen hergibt, die nur <strong>de</strong>m wissenschaftlichen Interesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer und<br />

bei manchem je<strong>de</strong>nfalls auch bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> Sensationslust dienen, ist ein Fehler von ihm, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>de</strong>n bösen Geistwesen große Macht über ihn verleiht. Wür<strong>de</strong> er sich ausschließlich an<br />

gottesdienstlichen Versammlungen beteiligen und so seine mediale Fähigkeit nur <strong>de</strong>m<br />

Guten widmen, so hätten die bösen Mächte keinerlei Gewalt über ihn, und solche<br />

gemeine und niedrige Szenen, wie die geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten, wür<strong>de</strong>n nie vorkommen. Auch<br />

wür<strong>de</strong> ihm seine mediale Kraft erhalten bleiben, während zu befürchten ist, daß sie nach<br />

und nach schwin<strong>de</strong>n wird, wenn er sich weiter als Medium für irdische Zwecke<br />

verwen<strong>de</strong>n lässt. Denn die Schwächung seiner Odkraft durch die Bösen wird auf die<br />

Dauer so groß wer<strong>de</strong>n, daß er sowohl als Medium vollständig versagen, als auch seine<br />

körperliche Gesundheit ganz einbüßen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu noch Schlimmeren getrieben wird.<br />

Welche Gewalt die bösen Geistermächte bisweilen auch <strong>de</strong>n guten Geistern gegenüber<br />

entfalten, um sie an ihrem Vorhaben zu hin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, zeigen uns die Berichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel. Als<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> hohe Geist Gabriel zu Daniel geschickt wur<strong>de</strong>, um ihm die Zukunft zu enthüllen,<br />

suchte <strong><strong>de</strong>r</strong> böse Geist, <strong>de</strong>m die Herrschaft über das götzendienerische Perserreich<br />

übertragen war, ihn daran zu hin<strong><strong>de</strong>r</strong>n und kämpfte <strong>mit</strong> ihm 21 Tage, bis Fürst Michael


<strong>de</strong>m Erzengel Gabriel zu Hilfe kam und ihn von <strong>de</strong>m Ansturm <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Mächte befreite<br />

(Daniel 10, 13).<br />

Mirabelli als physikalisches Medium<br />

Mirabelli ist physikalisches Medium. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Apotheke Assis, Rue 15 <strong>de</strong> Novembro Nr. 9<br />

in Sao Paulo flogen in Anwesenheit <strong>de</strong>s Mediums plötzlich die Scheiben aus <strong>de</strong>n<br />

Auslagekästen. Ein in <strong>de</strong>n Gelenken beweglicher Totenkopf kam aus <strong>de</strong>m Laboratorium,<br />

blieb schwebend in <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft, klappte die Kinnla<strong>de</strong>n auf und zu, warf verschie<strong>de</strong>ne<br />

Gegenstän<strong>de</strong> durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong>, flog hin und her und fiel endlich zu Bo<strong>de</strong>n, ohne zu<br />

zerbrechen.<br />

In einer an einem Nationalfeiertag abgehaltenen Versammlung, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> das Medium und<br />

viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Personen anwesend waren, hörten diese sowohl wie auch Anwesen<strong>de</strong> und<br />

Leute aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachbarschaft Trommelwirbel und Trompetenblasen im Marschtempo.<br />

Gleichzeitig schlugen Gläser und Flaschen, die sich in <strong>de</strong>m Saal befan<strong>de</strong>n, ohne<br />

menschliche Berührung aneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> und brachten Töne von vollen<strong>de</strong>ter Harmonie<br />

hervor, welche <strong>mit</strong> bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>ungswürdiger musikalischer Technik einen Militärmarsch<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gaben.<br />

Mirabelli spielte Billard, ohne das Queue zu berühren. Dieses spielte für sich selbst. Ein<br />

Totenkopf bewegte die Kiefer; ein ihm aufgesetzter Hut hob sich, als ob er zum Gruß<br />

gelüftet wür<strong>de</strong>.<br />

Alle diese Tatsachen sind von einwandfreien Zeugen beglaubigt. Die Originalschrift<br />

betont ausdrücklich, daß zweifelhafte Phänomene von vornherein aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Veröffentlichung herausgelassen wur<strong>de</strong>n.<br />

In einer Sitzung in Sao Vicente, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> eine größere Anzahl von Teilnehmern anwesend<br />

war, im Beisein <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehrengäste Dr. Mario Alvin und Dr. Annibal <strong>de</strong>s Meneses, ereignete<br />

sich folgen<strong>de</strong>s: Mirabelli saß auf einem Stuhl und wur<strong>de</strong> von allen Anwesen<strong>de</strong>n scharf<br />

beobachtet. Plötzlich bewegte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Sessel und verschob sich samt <strong>de</strong>m Medium von<br />

seinem Platz, und zwar, wie dies ausdrücklich festgestellt wur<strong>de</strong>, ohne Nachhilfe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beine Mirabellis. Dieser wandte seine Augen zum Himmel, breitete die Arme aus und<br />

schien verzückt. Nach einigen Minuten stillen Gebetes machte <strong><strong>de</strong>r</strong> Stuhl wie<strong><strong>de</strong>r</strong> einen<br />

heftigen Ruck und hob sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Medium immer höher in die Luft, schwebte hin und<br />

her und erreichte endlich eine Höhe von zwei Metern vom Fußbo<strong>de</strong>n. Die Anwesen<strong>de</strong>n<br />

nahmen sofort eine Nachprüfung <strong>de</strong>s Sitzungszimmers vor. Die Erhebung (Levitation)<br />

dauerte ausgezählte 120 Sekun<strong>de</strong>n. Die Kontrolleure begleiteten <strong>de</strong>n ohne Stützpunkt in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Luft schweben<strong>de</strong>n Stuhl. Dieser bewegte sich in einer bestimmten Richtung fort und<br />

war schließlich 2, 30 Meter von seinem ursprünglichen Platz entfernt und senkte sich<br />

dann langsam zu Bo<strong>de</strong>n. Das Medium war unter<strong>de</strong>ssen in Trance und sprach <strong>mit</strong><br />

verschie<strong>de</strong>nen Geistwesen. Nach <strong>de</strong>m Erwachen erinnerte sich Mirabelli an nichts.<br />

Wie bereits in <strong>de</strong>m Kapitel über die "Medien" gesagt wor<strong>de</strong>n ist, sind die physikalischen<br />

Phänomene in <strong>de</strong>n meisten Fällen eine Wirkung niedriger, wenn auch nicht immer böser<br />

Geistwesen. Gute Geister geben sich zu solchen Experimenten, wie sie in <strong>de</strong>m vorigen


Abschnitt als physikalische Phänomene Mirabellis angeführt wur<strong>de</strong>n, im allgemeinen<br />

nicht her. Ausnahmsweise beteiligten sie sich an <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Dingen, wenn da<strong>mit</strong> ein<br />

gottgewollter Zweck verbun<strong>de</strong>n ist, zum Beispiel einem gottsuchen<strong>de</strong>n Menschen ein<br />

Beweis von <strong><strong>de</strong>r</strong> Existenz jenseitiger Geistwesen erbracht wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Mirabelli als Apportmedium<br />

Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnung Pinto <strong>de</strong> Queiros in Sao Paulo wur<strong>de</strong> nach vorheriger Ankündigung<br />

ein Revolver, <strong><strong>de</strong>r</strong> in einem Koffer eingeschlossen war, in die Wohnung <strong>de</strong>s Herrn<br />

Watson apportiert. Ferner wur<strong>de</strong> bei hellem Tageslicht aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnung <strong>de</strong>s Herrn<br />

Watson ein Bild in das Büro einer Versicherungsgesellschaft apportiert. Es war eine<br />

Entfernung von mehreren Kilometern. Dort fiel es krachend zu Bo<strong>de</strong>n und erregte ein<br />

ungeheures Aufsehen.<br />

Mirabelli befand sich <strong>mit</strong> verschie<strong>de</strong>nen Personen auf <strong>de</strong>m Bahnhof da Luz und war im<br />

Begriff, sich nach Santos einzuschiffen, als er plötzlich nicht mehr zu sehen war. Etwa<br />

15 Minuten später wur<strong>de</strong> aus Sao Vicente, einer 90 Kilometer von da Luz entfernten<br />

Stadt telefoniert, und es stellte sich heraus, daß das Medium genau zwei Minuten nach<br />

seinem Verschwin<strong>de</strong>n aus Sao Paulo in Sao Vicente anwesend war.<br />

Gelegentlich einer Sitzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchungskommission zu Ehren <strong>de</strong>s Dr. Enrico <strong>de</strong><br />

Goes, in Anwesenheit vieler Gelehrter, verschwand Mirabelli aus <strong>de</strong>m Sitzungsraum,<br />

ohne seine Fesseln gelöst zu haben und ohne eine Plombe an Fenstern und Türen zu<br />

verletzen. Man fand das Medium in einem Nebenzimmer auf einem Sofa liegend, noch<br />

in Trance eine religiöse Hymne singend.<br />

Diese sogenannten "Apporte" gehören in das Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> Dematerialisierung und<br />

Rematerialisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie. Sie wird an <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Stelle aufgelöst und in Odform<br />

verwan<strong>de</strong>lt, in diesem Zustand durch Wän<strong>de</strong> und verschlossene Türen transportiert und<br />

an einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ort wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur festen Materie verdichtet. Die Bibel enthält mehrere<br />

Beispiele <strong>de</strong>sselben Vorganges. Der Prophet Habakuk, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus weiter Ferne an die<br />

Löwengrube zu Daniel gebracht wur<strong>de</strong>. Der Jünger Philippus, <strong><strong>de</strong>r</strong> an einer Stelle<br />

plötzlich verschwand und in <strong>de</strong>mselben Augenblick in einer weit entlegenen Stadt war,<br />

sowie die Befreiung <strong>de</strong>s Petrus aus <strong>de</strong>m Gefängnis bei verschlossenen Kerkertüren. -<br />

Das alles ist nach <strong>de</strong>nselben Gesetzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Auflösung und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verdichtung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Materie vor sich gegangen, wie bei <strong>de</strong>m Medium Mirabelli.<br />

Mirabelli als Materialisationsmedium<br />

Das Gewaltigste, was an Geisterverkörperungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Zeit erfolgte, sind die<br />

Materialisationen, die sich bei <strong>de</strong>m Medium Mirabelli abspielten.<br />

Es war in einer Sitzung im Laboratorium <strong><strong>de</strong>r</strong> Studienkommission in Santos unter <strong>de</strong>m<br />

Vorsitz <strong><strong>de</strong>r</strong> Herren Dr. Estanislau <strong>de</strong> Camargo, Alberto Riveira und J.F. Schmid.<br />

Anwesend waren zahlreiche angesehene Persönlichkeiten. Es vor<strong>mit</strong>tags 9 Uhr. Der<br />

Versuchsraum war 10 mal 11 Meter groß. Er lag im Erdgeschoss. Die Straßenfenster<br />

waren durch eiserne Riegel abgeschlossen. Der Fußbo<strong>de</strong>n bestand aus schmalen


Brettern, die eines nach <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en darauf untersucht wur<strong>de</strong>n, ob sie nicht für<br />

betrügerische Manipulationen zugerichtet seien. Es wur<strong>de</strong> alles in Ordnung befun<strong>de</strong>n<br />

und festgestellt, daß man nur dann ins Zimmer dringen könne, wenn man die dicken<br />

Mauern o<strong><strong>de</strong>r</strong> die in Stein eingelassenen Türen einrennen wür<strong>de</strong>.<br />

Mirabelli saß auf einem Stuhl. Er erbleichte, als Zeichen, daß Tieftrance eintrat. Seine<br />

Augen wur<strong>de</strong>n herausgetrieben und er wand sich, als ob ihn jemand an <strong><strong>de</strong>r</strong> Gurgel<br />

drosselte. Starker Schweißausbruch trat auf. Plötzlich hörte man von einem Tisch <strong>de</strong>s<br />

Saales her drei Schläge, und eine kindliche Stimme rief: "Papa!" - Doktor Ganymed <strong>de</strong><br />

Souza, einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n, erklärte tief ergriffen, er erkenne die Stimme seines<br />

Töchterchens, das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptstadt an <strong><strong>de</strong>r</strong> Grippe gestorben war. Während alle in<br />

höchster Spannung warteten, erblickte man endlich an <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite <strong>de</strong>s Mediums die Gestalt<br />

eines Mädchens. Der Vater, kaum mehr seiner Sinne mächtig, tritt aus <strong>de</strong>m Kreis, ruft<br />

seine Tochter an, geht zu ihr hin und schließt sie in die Arme. Unter Schluchzen<br />

versichert Dr. <strong>de</strong> Souza immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, daß er seine Tochter umarme, und daß das Kleid,<br />

welches die Erscheinung trage, dasselbe Kleid sei, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m man sein Kind in das Grab<br />

gelegt hätte.<br />

Während dieses Vorganges lag Mirabelli wie im To<strong>de</strong>skampf. Er war<br />

zusammengekauert, wachsfarben, <strong>mit</strong> vollkommener Muskelerschlaffung, schwacher<br />

und pfeifen<strong><strong>de</strong>r</strong> Atmung. Der Puls war kaum zu fühlen.<br />

Coronel Octavio Viana erhob sich, um sich ebenfalls von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erscheinung zu überzeugen. Auch er nahm die Kleine in die Arme, fühlte ihr <strong>de</strong>n Puls,<br />

schaute ihr in die tiefen unergründlichen Augen, stellte Fragen an sie, die sie <strong>mit</strong><br />

monotoner, trauriger Stimme, aber sinngemäß beantwortete. Viana bestätigte ebenfalls<br />

die Echtheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Erscheinung. Dr. <strong>de</strong> Souza frischte Kindheitserinnerungen seiner<br />

Tochter auf und erhielt verständnisvolle Antworten. Die Erscheinung wur<strong>de</strong> fotografiert.<br />

Ein Bild davon ist <strong>de</strong>m Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchungskommission beigegeben.<br />

Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> fotografischen Aufnahme begann das Kind im Raume zu schweben. Es erhob<br />

sich in die Luft und tummelte sich wie ein Fisch in seinem Element. Die Teilnehmer<br />

waren aufgestan<strong>de</strong>n und gingen hinter <strong><strong>de</strong>r</strong> Erscheinung her, die <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand leicht<br />

erreichbar war. Das Medium machte <strong>mit</strong> seinen Unterarmen die Bewegungen <strong>de</strong>s<br />

schweben<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>s gleichzeitig <strong>mit</strong>. Nach<strong>de</strong>m das Mädchen noch einige Sekun<strong>de</strong>n in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Luft schwebend gesehen wor<strong>de</strong>n war, verschwand es plötzlich. Es hatte sich 36<br />

Minuten bei Tageslicht unter einwandfreien Bedingungen einer Versammlung gebil<strong>de</strong>ter<br />

Männer gezeigt, welche bezeugen, daß sie ein ausgebil<strong>de</strong>tes menschliches Wesen vor<br />

sich hatten.<br />

Dr. Ganymed <strong>de</strong> Souza verlor sein Kind zum zweitenmal - so tief hatte ihn das Erlebnis<br />

ergriffen. - Das Protokoll diese Vorganges ist von zehn Doktoren <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft, die<br />

dabei anwesend waren, zur Beglaubigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Richtigkeit unterschrieben.<br />

Nach<strong>de</strong>m das Medium die ungeheure Nervenanspannung <strong>de</strong>s eben geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />

Phänomens überwun<strong>de</strong>n hatte, blieb es noch lange zitternd und erschöpft. Es war noch<br />

nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Kräften, da kam aus einem Schrank, in <strong>de</strong>m sich ein für Studienzwecke<br />

bestimmter Totenschä<strong>de</strong>l befand, heftige Schläge. Der Totenschä<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> von einer


unsichtbaren Kraft wütend hin- und hergeschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t, als ob er sein Gefängnis sprengen<br />

wollte. Ein Teilnehmer näherte sich <strong>de</strong>m Schrank, um ihn zu öffnen. Aber <strong>de</strong>ssen Türen<br />

sprangen plötzlich von selbst auf. Der Totenschä<strong>de</strong>l kam heraus und stieg unter<br />

gräulichem Zähneklappern in die Luft. Dr. Ganymed <strong>de</strong> Souza wun<strong><strong>de</strong>r</strong>te sich im Stillen,<br />

daß nicht auch das zum Kopf gehörige Skelett sich zeige. Wie zur Antwort bil<strong>de</strong>ten sich<br />

sofort <strong><strong>de</strong>r</strong> Halswirbel, dann Brustkorb und Arme, die Wirbelsäule, Beckenknochen, die<br />

Beine und schließlich die Füße <strong>mit</strong> allen Knochen. Das Medium, an bei<strong>de</strong>n Armen<br />

gehalten, stößt eine Menge schaumigen Speichel aus und schlägt auf seinem Stuhl<br />

wütend gegen sich selbst. Alle Schlaga<strong><strong>de</strong>r</strong>n scheinen gestaut und pochen heftig.<br />

Mirabelli verbreitet einen starken Leichengeruch, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Anwesen<strong>de</strong>n in hohem Maße<br />

belästigt und das Zimmer <strong><strong>de</strong>r</strong>art verpestet, daß selbst frische Luft ihn nicht vertreibt. Das<br />

Skelett stellt sich auf die Beine und schickt sich an, <strong>mit</strong> unsicheren, großen Schritten<br />

durch das Zimmer zu gehen. Scheint es zu stürzen, so bringt es sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ins<br />

Gleichgewicht. Dr. Ganymed <strong>de</strong> Souza sucht sich durch Berührung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Echtheit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erscheinung zu überzeugen. Er beklopft die harten schmierigen Knochen, empfin<strong>de</strong>t<br />

einen Nervenschlag und kehrt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an seinen Platz zurück. Das Medium krümmt und<br />

win<strong>de</strong>t sich auf seinem Stuhl und ist nur <strong>mit</strong> Mühe festzuhalten. Das Skelett setzt seinen<br />

unheimlichen Rundgang fort. Die Teilnehmer, angeregt durch das Beispiel <strong>de</strong>s Dr.<br />

Ganymed <strong>de</strong> Souza, über win<strong>de</strong>n ihren Abscheu, erheben sich einer nach <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

und berühren diese düstere Verkörperung <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>s Nichts. Alle sind<br />

erschüttert. Der Leichengeruch bleibt bestehen. Das Skelett beginnt langsam, in<br />

ausgezählten Minuten, sich aufzulösen, anfangend bei <strong>de</strong>n Füßen, bis schließlich nur<br />

mehr <strong><strong>de</strong>r</strong> Schä<strong>de</strong>l in <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft schwebt, <strong><strong>de</strong>r</strong> nun nicht mehr <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Kinnla<strong>de</strong>n klappert,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf <strong>de</strong>n Tisch fällt und dort liegen bleibt.<br />

Alles das geschah um 9.45 Uhr vor<strong>mit</strong>tags bei strahlen<strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne unter einer fast<br />

polizeimäßigen Kontrolle in Gegenwart vieler gebil<strong>de</strong>ter Persönlichkeiten und währte 22<br />

ausgezählte Minuten.<br />

Während die Anwesen<strong>de</strong>n noch das vorhergehen<strong>de</strong> Erlebnis besprachen, geriet das<br />

Medium wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in einen Erregungszustand und behauptete, im Zimmer die Gestalt <strong>de</strong>s<br />

Bischofs Dr. Jose <strong>de</strong> Camargo Barros zu sehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> beim Schiffbruch <strong><strong>de</strong>r</strong> "Syrio" ums<br />

Leben gekommen war. Die Unterhaltung wur<strong>de</strong> schnell abgebrochen und Mirabelli unter<br />

die vorschriftsmäßige Kontrolle genommen, welche die Herren Ataliba <strong>de</strong> Aranha und<br />

Odassio Sampaio übernahmen. Süßer Rosenduft erfüllte das Zimmer. Das Medium fiel<br />

in Trance.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Zirkels wur<strong>de</strong> plötzlich ein feiner leichter Nebel gesehen, auf <strong>de</strong>n sich alle<br />

Augen richteten. Der Nebel teilte und verdichtete sich, glänzte wie eine gol<strong>de</strong>ne Wolke,<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> sich langsam in ausgezählten Minuten eine Gestalt ablöste, die lächelnd, das<br />

bischöfliche Barett auf <strong>de</strong>m Haupte, angetan <strong>mit</strong> allen Insignien seiner Wür<strong>de</strong>, sich vom<br />

Stuhl erhob und <strong>mit</strong> lauter, allen vernehmbarer Stimme seinen Namen: Dr. Jose <strong>de</strong><br />

Camargo Barros nannte. Die Anwesen<strong>de</strong>n vergewisserten sich, daß sie keiner Täuschung<br />

zum Opfer fielen. Dr. Ganymed <strong>de</strong> Souza erhob sich, näherte sich furchtlos <strong>mit</strong><br />

mehreren Schritten <strong><strong>de</strong>r</strong> Erscheinung und blieb ihr gegenüber stehen. Diese sagte nichts,<br />

lächelte <strong>de</strong>m Forscher zu, <strong><strong>de</strong>r</strong> nun ganz an sie herantrat, sie berührte, sie gründlich<br />

abklopfte, gegen die Zähne schlug, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Finger <strong>de</strong>n Gaumen prüfte, um das


Vorhan<strong>de</strong>nsein von Speichel festzustellen. Er horchte Herz und Atmung ab, legte sein<br />

Ohr auf <strong>de</strong>n Bauch <strong>de</strong>s Bischofs, um sich von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Eingewei<strong>de</strong> zu<br />

überzeugen, untersuchte Nägel und Augäpfel, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Blutä<strong><strong>de</strong>r</strong>chen er noch beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

prüfte und kehrte auf seinen Platz zurück. Kein Zweifel - es war ein Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> hier<br />

weilte.<br />

Die übrigen Beobachter folgten <strong>de</strong>m Beispiel <strong>de</strong>s Dr. Ganymed <strong>de</strong> Souza, und allen<br />

zeigte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> geheimnisvolle Gast gleich gefällig. Alle überzeugten sich, daß kein<br />

frivoles Spiel <strong>mit</strong> ihnen getrieben wur<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n daß tatsächlich ein menschliches<br />

Wesen <strong>mit</strong> menschlichen Organen vor ihnen stand. Der Bischof unterhielt sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Anwesen<strong>de</strong>n in reinem, gewähltem Portugiesisch. Zum Schluss sagte er: "Nun geben Sie<br />

wohl acht, wie ich verschwin<strong>de</strong>!" Er begab sich zu <strong>de</strong>m Stuhl <strong>de</strong>s Mediums, welches in<br />

Tieftrance lag. Die Teilnehmer verfolgten gespannt je<strong>de</strong> einzelne Bewegung, da<strong>mit</strong><br />

ihnen nicht das Interessanteste <strong>de</strong>s Phänomens, nämlich die Dematerialisierung,<br />

entginge.<br />

Bei <strong>de</strong>m immer noch in Trance befindlichen Medium angelangt, beugte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Bischof<br />

über Mirabelli, legte ihm die Hän<strong>de</strong> auf und betrachtete ihn eine Weile schweigend. Die<br />

Anwesen<strong>de</strong>n bil<strong>de</strong>ten um die bei<strong>de</strong>n einen Kreis. Der materialisierte Körper <strong>de</strong>s<br />

Bischofs zuckte mehrmals heftig zusammen, begann zu schwin<strong>de</strong>n und wur<strong>de</strong> immer<br />

kleiner. Das Medium, in kaltem Schweiß geba<strong>de</strong>t, röchelte laut. Die Erscheinung<br />

verkürzte sich auf etwa 30 Zentimeter und verschwand dann <strong>mit</strong> einer Plötzlichkeit, die<br />

nicht zu beschreiben ist. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erfüllte starker, süßer Rosenduft <strong>de</strong>n Raum. Mirabelli<br />

kam langsam zu sich. Die Nachuntersuchung ergab keine natürliche Erklärung <strong>de</strong>s<br />

Vorgefallenen.<br />

In Santos, <strong>de</strong>m Sitz <strong><strong>de</strong>r</strong> Aka<strong>de</strong>mie, wur<strong>de</strong> um 15.30 Uhr eine Nach<strong>mit</strong>tagssitzung<br />

gehalten. Die Ergebnisse dieser Sitzung sind durch 60 Unterschriften bestätigt.<br />

Nach<strong>de</strong>m zuerst die Gestalt einer <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n plau<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n Frau erschienen und<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verschwun<strong>de</strong>n war, hob sich nach wenigen Minuten eine Glocke in die Luft und<br />

läutete <strong>mit</strong> silberhellem Ton. Mirabelli erwachte aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Trance und behauptete, neben<br />

<strong>de</strong>m Tisch eine ehrfurchtgebieten<strong>de</strong> Gestalt zu sehen, die in weißes Linnen geklei<strong>de</strong>t und<br />

von einer glänzen<strong>de</strong>n Aura umgeben sei. Die Glocke in <strong><strong>de</strong>r</strong> Luft läutete unaufhörlich.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne abseits sitzen<strong>de</strong> Anwesen<strong>de</strong> erhoben sich und näherten sich <strong>de</strong>m<br />

eigentlichen Zirkel, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die Untersuchungskommission gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Nun<br />

vernahm man einen Lärm, als ob jemand <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Absätzen hart auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n auftrete.<br />

Da verkün<strong>de</strong>ten die Herren Oberst Soares und Dr. Octavio Moreira Cavalcanti die<br />

Anwesenheit <strong>de</strong>s verstorbenen Dr. Bezerra <strong>de</strong> Meneses, <strong><strong>de</strong>r</strong> als hervorragen<strong><strong>de</strong>r</strong> Kliniker<br />

in aller An<strong>de</strong>nken stand. Die Erscheinung wandte sich zu <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n, sprach <strong>mit</strong><br />

ihnen über seine Person und bestätigte ihnen seine Gegenwart. Die Sprache und die<br />

bestimmte Art <strong>de</strong>s Auftretens machte auf alle einen tiefen Eindruck. Das Megaphon trug<br />

seine Stimme durch <strong>de</strong>n ganzen Raum. Es gelangen verschie<strong>de</strong>ne fotografische<br />

Aufnahmen.<br />

Die Herren Dr. Assumpcion und Dr. Mendonca näherten sich nun <strong><strong>de</strong>r</strong> verhüllten Gestalt<br />

und unterwarfen sie einer eingehen<strong>de</strong>n Untersuchung, welche 15 Minuten dauerte und


<strong>de</strong>n Beweis lieferte, daß es sich um eine <strong>mit</strong> allen natürlichen Organen versehene,<br />

anatomisch genau gebaute menschliche Gestalt handle. Hierfür bürgen die anwesen<strong>de</strong>n<br />

Gelehrten <strong>mit</strong> ihren Namen.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Geisterverkörperung <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n die Hand gedrückt hatte, kündigte<br />

sie ihr Verschwin<strong>de</strong>n an. Sie schwebte wie ein Flugzeug durch die Luft. Zuerst<br />

verschwan<strong>de</strong>n die Füße, dann die Beine, schließlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterleib. Nur Brust, Arme und<br />

Kopf waren noch sichtbar. Dr. Archime<strong>de</strong>s Mendonca, <strong><strong>de</strong>r</strong> wie die übrigen Anwesen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n Vorgang <strong>mit</strong> heftiger Spannung verfolgt hatte, näherte sich <strong>de</strong>m noch vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Rumpf <strong><strong>de</strong>r</strong> Materialisation und griff danach. Da fiel er wie leblos zu Bo<strong>de</strong>n, während das<br />

Gebil<strong>de</strong> völlig verschwand. Dr. Mendoncas kam im Nebenzimmer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu sich. Er<br />

behauptete, eine klebrige Masse zwischen <strong>de</strong>n Fingern gefühlt zu haben, ehe ihm die<br />

Sinne schwan<strong>de</strong>n.<br />

Mirabelli befand sich nach <strong>de</strong>m Erwachen in einem Zustand starker Erschöpfung. Seine<br />

Fesseln erwiesen sich als unversehrt. Ebenso die Plomben <strong><strong>de</strong>r</strong> Türen und Fenster.<br />

Der Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchungskommission enthält 34 Abbildungen, von <strong>de</strong>nen die<br />

ersten drei die Versuchsbedingungen, die Verschnürung Mirabellis, sowie die<br />

Überwachung durch die Kommission darstellten. Außeror<strong>de</strong>ntlich merkwürdig ist die<br />

Aufnahme, bei welcher Mirabelli in weißem Kostüm sich <strong>mit</strong>ten in <strong>de</strong>m<br />

vierzehnköpfigen Untersuchungsko<strong>mit</strong>ee befin<strong>de</strong>t. Seine Unterarme sind<br />

<strong>de</strong>materialisiert. Links sieht man nichts und rechts nur einen leichten Schatten an <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Stelle. Bei <strong>de</strong>n meisten befin<strong>de</strong>t sich die materialisierte Gestalt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Medium<br />

zusammen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Platte. In einzelnen Fällen sitzt die Verkörperung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Medium<br />

und <strong>de</strong>n Versuchleitern um <strong>de</strong>n Tisch, und man könnte glauben, es handle sich um eine<br />

lebendige Person, die zu <strong>de</strong>m Kreise <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission gehöre.<br />

Die Schriftleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitschrift für Parapsychologie sagt <strong>mit</strong> Recht: "Man hat<br />

gegenüber einer so umfassen<strong>de</strong>n Zeugenschaft und einer so gründlich geführten<br />

Untersuchung nicht das Recht, dieses neue, gewaltige Dokument für die Echtheit<br />

mediumistischer Erscheinungen einfach zu ignorieren."<br />

Die Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgänge<br />

Wenn wir <strong>de</strong>n Bericht über die bei <strong>de</strong>m Medium Mirabelli aufgetretenen Phänomene an<br />

Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> in diesem Buch nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegten Odgesetze durchgehen, so wird uns alles<br />

verständlich wer<strong>de</strong>n. Alles geschieht nach unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Gesetzen, mögen nun die<br />

Erscheinungen in Europa o<strong><strong>de</strong>r</strong> in Amerika o<strong><strong>de</strong>r</strong> in einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Erdteil vor sich gehen,<br />

mögen sie aus <strong><strong>de</strong>r</strong> alten o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> neueren Zeit berichtet wer<strong>de</strong>n. Das Erscheinen <strong><strong>de</strong>r</strong> drei<br />

Männer bei Abraham, die Materialisation <strong>de</strong>s Engels Raphael bei Tobias, die<br />

Verkörperung Christi nach seiner Auferstehung und unzählige an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Geisterverkörperungen kamen nach <strong>de</strong>nselben Gesetzen zustan<strong>de</strong>, wie die hier<br />

geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Materialisationen bei Mirabelli. Der einzige Unterschied zwischen <strong>de</strong>n<br />

erstgenannten Verkörperungen und <strong>de</strong>nen bei Mirabelli ist <strong><strong>de</strong>r</strong>, daß uns bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verkörperung <strong><strong>de</strong>r</strong> hohen Geister Gottes die Odquelle für die Materialisation nicht<br />

angegeben ist, während bei <strong>de</strong>n in Brasilien erfolgten Geisterverkörperungen Mirabelli


als Medium die Hauptodquelle bil<strong>de</strong>te und von <strong>de</strong>n Sitzungsteilnehmern die meisten<br />

je<strong>de</strong>nfalls so medial veranlagt waren, daß sie als Hilfsmedien ohne Trancezustand Od<br />

abgaben. An an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Stelle ist auf die wichtige Tatsache hingewiesen wor<strong>de</strong>n, daß die<br />

hohen Geister, wenn sie im Auftrag Gottes <strong>de</strong>n Menschen Kundgebungen ver<strong>mit</strong>teln<br />

sollen, das erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Od in unbegrenztem Maße zur Verfügung gestellt bekommen,<br />

so daß sie auf menschliche Medien nicht angewiesen sind. Aber die Gesetze ihrer<br />

Kundgebungen sind dieselben.<br />

Das Sprechen und Schreiben Mirabellis in <strong>de</strong>n vielen frem<strong>de</strong>n Sprachen und über die<br />

mannigfachsten Themata geschieht durch die verschie<strong>de</strong>nen Geistwesen, die sich <strong>de</strong>s<br />

Mirabelli bloß als Werkzeug bedienen. Die Apporte kommen dadurch zustan<strong>de</strong>, daß die<br />

<strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft <strong>de</strong>s Mediums die Kraftströme erzeugt, die zur<br />

Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie und zu ihrer Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verdichtung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich sind. Die<br />

Materialisierung und Dematerialisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister erfolgen unter Anwendung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Kraftströme und unter Verwendung <strong>de</strong>s Ods und <strong><strong>de</strong>r</strong> körperlichen Materie <strong>de</strong>s<br />

Mediums. In <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Auszug <strong>de</strong>s brasilianischen Berichtes ist lei<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht<br />

erwähnt, wie groß <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewichtsverlust <strong>de</strong>s Mediums während <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geisterverkörperungen gewesen ist. Die betäuben<strong>de</strong>n Schläge, welche diejenigen<br />

erlitten, die das in Auflösung begriffene Phantom berührten, kamen von <strong>de</strong>n odischen<br />

Kraftströmen her, welche die Auflösung bewirkten. Dieselbe Einwirkung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kraftströme wür<strong>de</strong>n diejenigen an sich erfahren haben, die <strong>de</strong>n Versuch gemacht hätten,<br />

die sich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verkörperungen zu berühren. Bei vollen<strong>de</strong>ter Materialisation sind die<br />

Ströme ausgeschaltet, und ihre Berührung hat keinerlei nachteilige Folgen.<br />

Dass bei <strong>de</strong>n materialisierten Geistwesen alle Organe <strong>de</strong>s menschlichen Körpers<br />

vorhan<strong>de</strong>n waren, ist darin begrün<strong>de</strong>t, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist diese Organe geistig besitzt. Er<br />

braucht sie <strong>mit</strong> Hilfe <strong>de</strong>s menschlichen Ods bloß entsprechend zu verdichten, um sie in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Form eines menschlichen Leibes sichtbar zu machen. Derselbe Vorgang<br />

vollzog sich ja bei Mirabelli selbst, als er aus <strong>de</strong>m Sitzungsraum durch verschlossene<br />

Türen hindurch verschwand und nachher in einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Zimmer lag. Das<br />

Verschwin<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m verschlossenen Raum war nur möglich, in<strong>de</strong>m sein materieller<br />

Körper in einen Odkörper aufgelöst wur<strong>de</strong>. Dieser Odkörper wur<strong>de</strong> dann in <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Zimmer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum festen Körper materialisiert in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise und nach <strong>de</strong>nselben<br />

Gesetzen, wie bei <strong>de</strong>n materialisierten Geistern die Verkörperung vor sich ging.<br />

Der liebliche Duft <strong>de</strong>s Ods <strong><strong>de</strong>r</strong> hohen Geister im Gegensatz zu <strong>de</strong>m Leichengeruch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

materialisierten tiefen Geister ist durch das, was in <strong><strong>de</strong>r</strong> Odlehre über <strong>de</strong>n Odgeruch<br />

gesagt wur<strong>de</strong>, hinreichend klar.<br />

Das Hellsehen an einem Sterbebett<br />

(Zeitschrift für Parapsychologie, Jahrgang 1927, S. 475-476.) Ein Mann aus San<br />

Francisco teilt <strong>mit</strong>, was er am Sterbebett seiner Frau fünf Stun<strong>de</strong>n lang geschaut hat.<br />

Folgen<strong>de</strong>s ist sein Bericht:<br />

"War ich einer Sinnestäuschung unterworfen o<strong><strong>de</strong>r</strong> plötzlich hellsehend gewor<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />

letzten fünf Stun<strong>de</strong>n, die un<strong>mit</strong>telbar <strong>de</strong>m Schei<strong>de</strong>n meiner Frau vorausgingen, das ist


für mich heute eine Streitfrage, <strong><strong>de</strong>r</strong>en befriedigen<strong>de</strong> Lösung mir wohl niemals zuteil<br />

wird.<br />

Ehe ich zur Erzählung <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinen Begebenheit schreite, möchte ich zu Nutzen und<br />

Frommen <strong>de</strong>s Lesers unbedingt vorausschicken, daß für mich we<strong><strong>de</strong>r</strong> alkoholische<br />

Getränke noch Kokain o<strong><strong>de</strong>r</strong> Morphium in Betracht kommen. Auch bin ich keineswegs<br />

nervös o<strong><strong>de</strong>r</strong> phantastisch. Vielmehr gelte ich als kaltblütig, ruhig und besonnen und<br />

stehe alle<strong>de</strong>m ungläubig gegenüber, was man <strong>mit</strong> Spiritismus bezeichnet.<br />

Allen meinen Freun<strong>de</strong>n ist bekannt, daß meine Frau am Freitag, <strong>de</strong>m 23. Mai 1902, ein<br />

Viertel vor 12 Uhr nachts von hinnen schied. Um sie herum versammelt waren einige<br />

meiner vertrautesten Freun<strong>de</strong>, wie auch <strong><strong>de</strong>r</strong> behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Arzt <strong>mit</strong> zwei geprüften<br />

Krankenpflegerinnen. Die rechte Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranken in <strong><strong>de</strong>r</strong> meinigen haltend, saß ich an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Seite <strong>de</strong>s Krankenbettes. So vergingen zwei Stun<strong>de</strong>n, und noch keine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung war<br />

eingetreten. Der Diener lud zum Essen ein. Aber niemand war geneigt, dieser<br />

Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu einer Stärkung nachzukommen. Gegen 6.30 Uhr for<strong><strong>de</strong>r</strong>te ich doch<br />

dringend die Anwesen<strong>de</strong>n auf, sich zum Essen zu begeben, da man ja nicht wissen<br />

könne, wie lange sich die Nachtwache noch hinziehen könne. Sie verließen <strong>de</strong>nn alle das<br />

Zimmer.<br />

Eine viertel Stun<strong>de</strong> später sah ich unwillkürlich einmal nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Türe und bemerkte, wie<br />

drei getrennte, aber <strong>de</strong>utliche Wolken- schichten in das Zimmer hineingeweht wur<strong>de</strong>n.<br />

Je<strong>de</strong> Wolke schien eine Aus<strong>de</strong>hnung von etwa vier Fuß in <strong><strong>de</strong>r</strong> Länge zu haben, sechs bis<br />

acht Zoll in <strong><strong>de</strong>r</strong> Breite, und die unterste war zwei Fuß von <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n entfernt. Die<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en schienen in Zwischenräumen von etwa sechs Zoll sich zu bewegen.<br />

Mein erster Gedanke war nun, daß einige Freun<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Schlafzimmer stän<strong>de</strong>n,<br />

Zigarren rauchend, und die Rauchwolken drängen ins Zimmer ein. In diesem Gedanken<br />

sprang ich auf, um ihnen meine Ungehaltenheit kundzugeben. aber da stand niemand an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Türe, noch war jemand auf <strong>de</strong>m Gang o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Nebenzimmern zu sehen.<br />

Erstaunen überkam mich, und ich sah nach <strong>de</strong>n Wolken. Diese näherten sich leise <strong>de</strong>m<br />

Bette, bis sie dasselbe vollständig eingehüllt hatten. Als ich dann in <strong>de</strong>n Nebel<br />

hineinstarrte, gewahrte ich zu Häupten meines im Sterben liegen<strong>de</strong>n Weibes eine<br />

weibliche Gestalt, etwa drei Fuß groß, durchsichtig, <strong>de</strong>nnoch wie ein lichter Schein von<br />

leuchten<strong>de</strong>m Gold, eine Frauengestalt, so erhaben von Anblick, daß mir die Worte<br />

fehlen, sie genauer zu beschreiben. Eingehüllt in ein griechisches Gewand <strong>mit</strong> langen,<br />

lose herabwallen<strong>de</strong>n Ärmeln. Auf ihrem Haupt eine strahlen<strong>de</strong> Krone. So stand die<br />

Gestalt in ihrem vollen Glanze und ihrer Schönheit unbewegt da, ihre Hän<strong>de</strong> über meine<br />

Frau erhoben. Sie schien ihr gleichsam ein Willkommen zu bieten <strong>mit</strong> heiterer, stiller<br />

Miene, wür<strong>de</strong>voll Ruhe und Frie<strong>de</strong>n ausstrahlend. Zwei an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gestalten in Weiß<br />

knieten an <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite meines Weibes und lehnten sich anscheinend an sie an. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Gestalten schwebten über <strong>de</strong>m Bett, mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger <strong>de</strong>utlich.<br />

Über meiner Frau, in<strong>de</strong>ssen durch ein Band <strong>mit</strong> ihr verbun<strong>de</strong>n, schwebte eine<br />

unbeklei<strong>de</strong>te, weiße Gestalt, anscheinend ihr Odkörper. Zeitweise verhielt sich die so<br />

verbun<strong>de</strong>ne Person vollständig ruhig. Dann aber schrumpfte sie in sich zusammen, bis<br />

sie nicht größer als 18 Zoll war. Der Odkörper war vollständig, Arme und Beine, alles


vollständig. Während <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkörper so an Gestalt abnahm, wandte er sich öfter hin und<br />

her, schlug <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Armen und Beinen um sich, vermutlich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Absicht, sich<br />

freizumachen und zu entkommen. Er wand sich so lange hin und her, bis er entkräftet zu<br />

sein schien. Dann wur<strong>de</strong> er ruhig, nahm wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an Größe zu, um das nämliche Spiel von<br />

neuem beginnen zu lassen.<br />

Diese Vision, o<strong><strong>de</strong>r</strong> was es auch sein mochte, habe ich andauernd während <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen<br />

fünf Stun<strong>de</strong>n gehabt, die <strong>de</strong>m Schei<strong>de</strong>n meiner Frau vorausgingen. Unterbrechungen,<br />

zum Beispiel, wenn ich <strong>mit</strong> meinen Freun<strong>de</strong>n sprach, meine Augen schloss und <strong>de</strong>n<br />

Kopf abwandte, vermochten das Blendwerk nicht im min<strong>de</strong>sten zu beeinflussen. Denn<br />

sobald ich meinen Blick wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf das Sterbebett richtete, war auch die<br />

Geistererscheinung zu sehen. diese ganzen fünf Stun<strong>de</strong>n hindurch hatte ich ein seltsames<br />

Gefühl <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedrückung. Eine schwere Last lag auf meinem Kopf und meinen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Meine Augen waren schwer und voll Schlaf. Und während dieser Zeit waren die<br />

Empfindungen so seltsam, die Erscheinungen so beständig und lebhaft, daß ich glaubte,<br />

<strong>de</strong>n Verstand zu verlieren. Und mehr als einmal sagte ich zu <strong>de</strong>m behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Arzt:<br />

'Herr Doktor, ich verliere meinen Verstand.'<br />

Endlich trat <strong><strong>de</strong>r</strong> verhängnisvolle Augenblick ein. Ein Keuchen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkörper wand sich<br />

hin und her; mein Weib hörte auf zu atmen. Es hatte <strong>de</strong>n Anschein, als sei sie nun tot.<br />

Einige Augenblicke später jedoch begann sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu atmen, zweimal - und dann war<br />

es still. Mit ihrem letzten Atemzug war das Verbindungsband plötzlich abgerissen und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Odkörper verschwun<strong>de</strong>n. Die Wolken und die Geistergestalten verschwan<strong>de</strong>n<br />

ebenfalls augenblicklich. Und seltsam, das ganze schwere Gefühl, das auf mir gelastet<br />

hatte, war <strong>mit</strong> einem Male von mir gewichen. Ich war mir selbst wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben,<br />

kaltblütig, ruhig und besonnen und von <strong>de</strong>m Augenblick <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s an befähigt, alle<br />

Anordnungen inbetreff <strong>de</strong>s irdischen Körpers und seiner Bestattung zur letzten Ruhe zu<br />

treffen.<br />

Ich muss es nunmehr meinen Lesern überlassen, darüber zu urteilen, ob ich einer<br />

Sinnestäuschung unterworfen war infolge <strong>de</strong>s Grams, <strong>de</strong>s Herzelei<strong>de</strong>s und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ermattung, o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob nicht doch ein Schimmer jener geistigen Welt mir ihrer Schönheit,<br />

Glückseligkeit, Ruhe und Frie<strong>de</strong>n meinen sterblichen Augen vergönnt war."<br />

Die Erklärung<br />

Die hier geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Erlebnisse am Sterbebett waren keine Sinnestäuschung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Wirklichkeit. Das Schauen <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Gestalten durch <strong>de</strong>n Ehegatten <strong><strong>de</strong>r</strong> Sterben<strong>de</strong>n<br />

hing von zwei Vorbedingungen ab: Zunächst mußte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gatte die mediale Veranlagung<br />

zum Hellsehen haben, wenn diese auch noch unvollkommen bei ihm ausgebil<strong>de</strong>t war.<br />

Ferner musste soviel Od im Zimmer vorhan<strong>de</strong>n sein, daß die Geistwesen ihre Gestalten<br />

da<strong>mit</strong> sichtbar machen konnten.<br />

Als Odquelle kam vor allem die Sterben<strong>de</strong> selbst in Betracht. Im Sterben löst sich ja das<br />

Od vom Körper. Aber auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehegatte <strong><strong>de</strong>r</strong> Sterben<strong>de</strong>n gab wegen seiner medialen<br />

Veranlagung Odkraft ab


Das Gefühl <strong>de</strong>s Druckes, <strong><strong>de</strong>r</strong> Schläfrigkeit und Müdigkeit, das während jener Stun<strong>de</strong>n<br />

auf ihm lastete, rührt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Odabgabe her und schwand darum wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, als nach <strong>de</strong>m<br />

Aufhören <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistererscheinung das von ihm abgegebene Od wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in seinen Körper<br />

zurückströmte.<br />

Auch hier war das Od in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form von Odwolken sichtbar, die das ganze Sterbebett<br />

einhüllten. Aus ihnen bil<strong>de</strong>ten sich dann die Gestalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistwesen. Dass er nicht alle<br />

über <strong>de</strong>m Bett schweben<strong>de</strong>n Geistwesen <strong>de</strong>utlich sehen konnte, kam daher, daß die<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Odmenge nicht ausreichte, um sämtliche anwesen<strong>de</strong>n Geister gleich <strong>de</strong>utlich<br />

in Erscheinung treten zu lassen.<br />

Bei je<strong>de</strong>m Sterben<strong>de</strong>n sind Geister <strong>de</strong>s Jenseits anwesend. Meistens sind es verstorbene<br />

Angehörige und Freun<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m jene Geister, die als Schützer und Führer bei seinen<br />

Lebzeiten um ihn waren.<br />

Viele Sterben<strong>de</strong> nehmen diese Geister ebenfalls hellsehend wahr. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sterben<strong>de</strong>n ist in <strong>de</strong>n letzten Stun<strong>de</strong>n ja schon teilweise vom Körper gelöst und daher zu<br />

einem geistigen Schauen befähigt. Er erkennt die Gestalten <strong><strong>de</strong>r</strong> vor ihm Verstorbenen,<br />

die bei seinem Sterben anwesend sind und nennt sie <strong>mit</strong> Namen.<br />

Diese Geister haben nicht bloß die Aufgabe, <strong>de</strong>n Sterben<strong>de</strong>n ins Jenseits abzuholen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie sind auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Lösung <strong>de</strong>s Geistes vom Körper <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> tätig.<br />

Überall, wo eine Anzahl Geister zu einem bestimmten Zweck erscheinen, haben sie<br />

einen Führer, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihnen übergeordnet ist.<br />

In unserem Falle war <strong><strong>de</strong>r</strong> Führergeist jene herrliche Frauengestalt, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehegatte über<br />

<strong>de</strong>m Bette seines sterben<strong>de</strong>n Weibes schweben sah. Sie leitete die Arbeit, welche die ihr<br />

unterstellten Geistwesen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sterben<strong>de</strong>n zu verrichten hatten.<br />

Was <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann als weiße, nackte Gestalt über <strong>de</strong>m Körper seines sterben<strong>de</strong>n Weibes sich<br />

auf- und abbewegen sah, war <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkörper <strong><strong>de</strong>r</strong> Sterben<strong>de</strong>n. Das Hin- und Herwin<strong>de</strong>n<br />

dieser Odgestalt, die in allem das Abbild <strong><strong>de</strong>r</strong> Sterben<strong>de</strong>n war, ist durch die Anstrengung<br />

bedingt, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sterben<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hülle <strong>de</strong>s Odkörpers machen musste, um<br />

das Odband durchzureißen, das ihn noch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m materiellen Körper verband, als sich<br />

schon <strong><strong>de</strong>r</strong> übrige Odkörper gelöst hatte. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehegatte sah dieses Band <strong>de</strong>utlich. Das<br />

Odband hat naturgemäß eine große Festigkeit und kann nicht leicht durchgerissen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Fälle <strong>de</strong>s Hellsehens<br />

(Zeitschrift für Parapsychologie, Jahrgang 1926, S. 22-25.) In einem Artikel <strong><strong>de</strong>r</strong> eben<br />

genannten Zeitschrift bespricht Professor Dr. Österreich einige Fälle von Hellsehen, die<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> in Mexiko leben<strong>de</strong> Arzt Pagenstecher bei einer Patientin Maria Reyes <strong>de</strong> Z.<br />

festgestellt hat und die auch von <strong>de</strong>m Amerikaner Prince einer Nachprüfung unterzogen<br />

und bestätigt wur<strong>de</strong>n. Professor Österreich schreibt darüber: "Die Phänomene, welche<br />

Pagenstecher und Prince studierten, waren vor allem Hellsehen und Psychometrie. Die<br />

nach dieser Richtung angestellten Versuche wirken durchaus überzeugend. Nur aus


ihrem frappanten Charakter ist es auch verständlich, daß Pagenstecher, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

materialistischen Schule hervorgegangen ist, von <strong>de</strong>m Vorhan<strong>de</strong>nsein solcher<br />

Phänomene durch die eigene Beobachtung überzeugt wur<strong>de</strong>. Er hat dann eines Tages in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> mexikanischen Ärztegesellschaft von seinen Erfahrungen berichtet. Seine Kollegen<br />

schüttelten <strong>de</strong>n Kopf, und mancher begann wohl an seiner geistigen Gesundheit zu<br />

zweifeln. Es wur<strong>de</strong> in<strong>de</strong>ssen eine Kommission gebil<strong>de</strong>t. Deren Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> haben dann<br />

die Feststellungen Pagenstechers als zutreffend anerkannt."<br />

Welches sind nun die Tatsachen, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> hellsehen<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> besser gesagt,<br />

hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Maria Reyes <strong>de</strong> Z. festgestellt wur<strong>de</strong>n?<br />

Sie hatte in einem gewissen Zustand dieselben Empfindungen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> ihr<br />

gegenübersitzen<strong>de</strong> Pagenstecher hatte. Es war ihr dann, als ob sie in seinem Organismus<br />

stecke. Doch war dies nur dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall, wenn Pagenstecher nicht weiter als drei Meter<br />

von ihr entfernt saß o<strong><strong>de</strong>r</strong> stand.<br />

Sie schaute dabei eine farbige Strahlung und ein leuchten<strong>de</strong>s Band, das sie <strong>mit</strong><br />

Pagenstecher verband.<br />

Bei einem ihr gereichten Meteorstein hatte sie das Empfin<strong>de</strong>n, bald durch kältere, bald<br />

durch wärmere Regionen <strong>de</strong>s Weltenraumes zu fliegen und in ungemessene Tiefen zu<br />

fallen.<br />

Ein Brief wur<strong>de</strong> ihr in die Hand gegeben. Sie wusste nicht, wer <strong><strong>de</strong>r</strong> Briefschreiber war.<br />

Aber sie empfand, sah und schil<strong><strong>de</strong>r</strong>te die Ereignisse beim Untergang eines Schiffes und<br />

beschrieb die Persönlichkeit <strong>de</strong>s Briefschreibers, als ob sie ihm auf <strong>de</strong>m untergehen<strong>de</strong>n<br />

Schiffe gegenüberstän<strong>de</strong>. Auch hatte sie das Empfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Versinkens und<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>emportauchens aus <strong>de</strong>m Meer. Der Brief war als Flaschenpost im Meer<br />

aufgefischt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Erklärung<br />

Die Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> hier angegebenen Vorgänge ist in <strong>de</strong>m enthalten, was in <strong>de</strong>m Kapitel<br />

über das Gesetz <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft gesagt wur<strong>de</strong>:<br />

Das Od ist nicht bloß Träger <strong>de</strong>s körperlichen Gefühls, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch alles seelischen<br />

Empfin<strong>de</strong>ns. Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist eines Lebewesens <strong><strong>de</strong>r</strong> Träger <strong><strong>de</strong>r</strong> Odkraft ist, so äußern sich<br />

alle Gedanken und Gefühle <strong>de</strong>s Geistes in entsprechen<strong>de</strong>n Schwingungen <strong>de</strong>s Ods. Doch<br />

wer<strong>de</strong>n die Odschwingungen eines Lebewesens nicht bloß durch die Gedanken und<br />

Stimmungen <strong>de</strong>s eigenen Geistes beeinflusst, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch durch die Odschwingungen<br />

eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lebewesens, <strong>de</strong>ssen Odstrahlung es in sich aufnimmt. Wenn daher<br />

sogenannte "hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>" Menschen auf irgen<strong>de</strong>ine Weise <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Odstrahlung<br />

eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en in hinreichen<strong>de</strong> Verbindung kommen, dann nehmen sie auch die<br />

Empfindungen <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en in sich auf. Auf diesem Gesetz beruht das "Sich Einfühlen"<br />

in die Gefühle, <strong>de</strong>n Charakter, die Gesinnung und das Schicksal eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en.<br />

Wenn also die "hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>" Dame die Empfindungen Pagenstechers nachfühlte,<br />

als ob sie sich in <strong>de</strong>m Organismus Pagenstechers befän<strong>de</strong>, so war die Odstrahlung


Pagenstechers die Ver<strong>mit</strong>tlerin dieser Gefühle. Die Odstrahlung hatte bei Pagenstecher<br />

nur eine Reichweite von drei Meter. Bei einer größeren Entfernung war sie nicht mehr<br />

stark genug, die Odschwingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> "hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n" Dame zu beeinflussen. Die<br />

hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Personen befin<strong>de</strong>n sich in solchen Fällen in einem teiltranceähnlichen<br />

Zustand, in <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist sich etwas vom Körper löst.<br />

Das farbige Odband, das die Dame zwischen sich und Pagenstecher sah, war <strong>de</strong>ssen auf<br />

sie übergehen<strong>de</strong> Odstrahlung. Dass je<strong>de</strong> Odstrahlung Farbe besitzt, ist ebenfalls in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Odlehre dargetan. Denn auch die Farbe beruht auf Odschwingungen, wie die Töne, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geruch, <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschmack, das Tastgefühl und alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Äußerungen <strong>de</strong>s Lebens,<br />

<strong>de</strong>ssen Träger stets <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist ist. Alles dies steht <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> in engstem<br />

Zusammenhang.<br />

Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Meteor ist ein Lebewesen, wie sich in allem, was existiert ein Geist befin<strong>de</strong>t.<br />

Darum hat auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Meteor die ihm eigene Odschwingungen, die bei seinem Flug durch<br />

<strong>de</strong>n Weltenraum durch die Odstrahlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> im Weltenraum befindlichen Weltkörper<br />

beeinflusst wur<strong>de</strong>, ebenso durch das Fallen in ungemessene Tiefen. Alle<br />

Odschwingungen eines Lebewesens lassen in <strong>de</strong>m Od dieselben Eindrücke zurück,<br />

welche die Schwingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Töne eines Sängers auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Platte eines Grammophons<br />

ausüben, so daß sie nachher immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gehör gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Derselbe Vorgang, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> phonographischen Platte in mehr materialisierter<br />

Form vollzieht, ist in geistiger Weise beim Nachempfin<strong>de</strong>n von Geschehnissen durch<br />

hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Personen vorhan<strong>de</strong>n, sobald sie <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Platte <strong>de</strong>s Ods eines<br />

Lebewesens in hinreichend starke Verbindung kommen und dadurch in ihrem eigenen<br />

Od dieselben Schwingungen und da<strong>mit</strong> auch dieselben Empfindungen erzeugt wer<strong>de</strong>n,<br />

die in jener Odplatte enthalten sind.<br />

Da<strong>mit</strong> ist auch das Schauen <strong>de</strong>s Schicksals und <strong><strong>de</strong>r</strong> Persönlichkeit jenes Briefschreibers<br />

auf <strong>de</strong>m untergehen<strong>de</strong>n Schiff durch das hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Medium Pagenstechers<br />

erklärt. Nur muss noch erläuternd hinzugefügt wer<strong>de</strong>n, daß jene geistige Odplatte nicht<br />

bloß einer phonographischen Platte gleicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gleichzeitig auch eine fotografische<br />

Platte darstellt. Dass also durch sie nicht bloß Empfindungen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben wer<strong>de</strong>n,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch das Persönlichkeitsbild <strong>de</strong>ssen, von <strong>de</strong>m die Odstrahlung herrührt. Denn<br />

auch das Bild beruht auf Schwingungen <strong>de</strong>s Ods. So suchen die neueren Erfindungen es<br />

ja auch zu ermöglichen, daß die Persönlichkeitsbil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen, die <strong>de</strong>n<br />

Fernsprechapparat benutzen, gleichzeitig sichtbar gemacht wer<strong>de</strong>n. Auch dies beruht auf<br />

<strong>de</strong>n Odschwingungen, die bei <strong>de</strong>n irdischen Vorgängen in mehr materieller Verdichtung<br />

sich vollziehen und bei <strong>de</strong>n geistigen Vorgängen in geistiger Form.<br />

Bei Pagenstecher und seinem hellempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Medium wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Versuchen eine<br />

Gewichtsabnahme festgestellt von durchschnittlich 100 Gramm. Auch das ist leicht<br />

erklärlich. Denn je<strong>de</strong> Abgabe von Od ist <strong>mit</strong> einem Gewichtsverlust verbun<strong>de</strong>n. Bei<br />

Pagenstecher rührte die Gewichtsabnahme daher, daß er eine größere Odmenge auf sein<br />

Medium ausstrahlte. Und das Medium selbst erlitt einen entsprechen<strong>de</strong>n Odverlust<br />

dadurch, daß es die empfangenen O<strong>de</strong>indrücke geistig verarbeitete und gestaltete. Je<strong>de</strong><br />

Arbeit, auch die geistige, ist <strong>mit</strong> einem bestimmten Odverbrauch verbun<strong>de</strong>n. So haben


wir ja auch bei Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe <strong>de</strong>s Inhaltes einer phonographischen Platte einen gewissen<br />

Kraftstrom nötig, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Platte in eine hinreichend geschwin<strong>de</strong> Bewegung setzt, um das<br />

Tonbild zu erzeugen.<br />

Eine solche, <strong>mit</strong> Gewichtsverlust verbun<strong>de</strong>ne Odabgabe, ist bei je<strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen<br />

Arbeit festzustellen. Wer sich vor einer Arbeit wiegt und nach vollen<strong>de</strong>ter Arbeit<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um sein Gewicht feststellt, wird eine größere o<strong><strong>de</strong>r</strong> geringere Gewichtsabnahme<br />

fin<strong>de</strong>n, je nach <strong><strong>de</strong>r</strong> größeren o<strong><strong>de</strong>r</strong> geringeren Anstrengung bei <strong><strong>de</strong>r</strong> körperlichen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geistigen Arbeit, auch wenn während <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit keinerlei Körperentleerungen<br />

stattgefun<strong>de</strong>n haben. Auch die Magnetopathen, die durch Magnetisieren eines Kranken<br />

von ihrem Od abgeben, erlei<strong>de</strong>n dadurch entsprechen<strong>de</strong> Gewichtsverluste.<br />

Die Erklärung aller Erscheinungen <strong>de</strong>s Hellempfin<strong>de</strong>ns ist in <strong>de</strong>m Gesagten enthalten,<br />

mögen sie auch in noch so verschie<strong>de</strong>nartiger Weise zutage treten.


Vierter Teil<br />

Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> guten Geister über<br />

die Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion


Vorbemerkung<br />

Sie wer<strong>de</strong>n alle von Gott<br />

unterwiesen sein. (Joh. 6, 45)<br />

Die Belehrung über die Gesetze <strong>de</strong>s Geisterverkehrs <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung und<br />

alles, was ich selbst bei diesem <strong>Verkehr</strong> erlebte, verbreiteten so viel Licht über die mir<br />

bisher unverständlichen Geschehnisse, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel berichtet sind, daß alle<br />

Unklarheit schwand. Außer<strong>de</strong>m setzten sie mich instand, auch die Dinge zu verstehen,<br />

die ich später durch mündliche und gedruckte Berichte über Vorkommnisse<br />

außergewöhnlicher Natur kennen lernte.<br />

Was mich jedoch innerlich am meisten beschäftigte, waren die großen religiösen Fragen.<br />

Über sie wollte ich vor allem Gewissheit haben. Ich war Geistlicher und hatte mein<br />

Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> religiösen Belehrung meiner Glaubensgenossen gewidmet. Da war es<br />

natürlich, daß ich mich in erster Linie danach sehnte, Gewissheit darüber zu bekommen,<br />

ob auch alles Wahrheit war, was ich bisher in meiner Religion glaubte und lehrte, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ob es Glaubenssätze in meiner Kirche gab, die von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit abwichen.<br />

Dass die Abweichungen so zahlreich und be<strong>de</strong>utend wären, wie es sich nach und nach zu<br />

meiner großen Überraschung ergab, konnte ich nicht ahnen. Doch war ich von<br />

vornherein darauf gefasst.<br />

In späteren Jahren las ich, daß beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die katholische Kirche und die ihr<br />

angehören<strong>de</strong>n Schriftsteller in ihren Schriften über "Spiritismus" vor <strong>de</strong>m sogenannten<br />

"Offenbarungsspiritismus" dringend warnten. Also, gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m, was <strong><strong>de</strong>r</strong> ernste<br />

Wahrheitssucher in erster Linie erstrebt. Denn wer, wie ich, die spiritistischen<br />

Zusammenkünfte nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Christen als wirkliche Gottesdienste abhielt,<br />

<strong>de</strong>m war es nicht darum zu tun, möglichst interessante spiritistische Phänomene zu<br />

erzielen, wie dies in <strong>de</strong>n gewöhnlichen okkulten Sitzungen erstrebt wird, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ich<br />

wollte <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>selben guten <strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung kommen, welche die Menschheit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> biblischen Zeiten belehrte hatte. Von ihr hoffte ich die Wahrheit über die wichtigsten<br />

Lebensfragen <strong>de</strong>s Menschen zu erfahren. Ich wollte von ihr über die Zusammenhänge<br />

von Diesseits und Jenseits belehrt wer<strong>de</strong>n. Alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e war mir Nebensache.<br />

Dass die "Kirchen" vor einem solchen Spiritismus, wie er von mir betrieben wur<strong>de</strong>, als<br />

von einem "Offenbarungsspiritismus" dringend warnten, fand ich allerdings von ihrem<br />

Standpunkt aus selbstverständlich. Denn sobald man die Möglichkeit zugibt, daß die<br />

Menschen von Gottes Geistern auch heute noch durch direkte Kundgebungen in alle<br />

Wahrheit eingeführt wer<strong>de</strong>n können, beginnen die Fundamente <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchen zu wanken.<br />

Die Kirchen <strong>mit</strong> ihren sich wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen<strong>de</strong>n Glaubensbekenntnissen kommen dann in<br />

Gefahr, ihre Gläubigen zu verlieren. Denn die Menschen sind dann bei ihrem Suchen<br />

nach Wahrheit nicht mehr auf ihre Religionsdiener angewiesen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n besitzen in <strong>de</strong>m<br />

<strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes <strong>de</strong>nselben direkten Weg zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit,<br />

<strong>de</strong>n die Menschheit <strong><strong>de</strong>r</strong> biblischen Zeiten besaß.


Der Selbsterhaltungstrieb ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund, weshalb die Religionsdiener <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchen<br />

Gegner <strong>de</strong>s Spiritismus im allgemeinen und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>de</strong>s sogenannten<br />

"Offenbarungsspiritismus" sind. Es ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Kampf, <strong>de</strong>n ein Hero<strong>de</strong>s um seine<br />

Königsherrschaft zu führen beschloss, als er Kun<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m neugeborenen König <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ju<strong>de</strong>n erhielt.<br />

Dieser Kampf <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchen gegen <strong>de</strong>n gottgewollten Geisterverkehr wird jedoch ebenso<br />

vergeblich sein, wie es <strong><strong>de</strong>r</strong> Kampf <strong>de</strong>s Hero<strong>de</strong>s gegen <strong>de</strong>n Gottgesandten war. Die<br />

Wahrheit, daß die gute <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen in Verbindung treten und ihnen<br />

die großen und wichtigen Fragen <strong>de</strong>s Jenseits unabhängig von Kirchen und<br />

Kirchendienern beantworten kann, wird ihren Siegeslauf durch die Menschheit nehmen.<br />

Und von <strong>de</strong>n Kirchen wird es auch einmal heißen: "Die sind tot, die <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong> nach<br />

<strong>de</strong>m Leben strebten" (Matth. 2, 20).<br />

Was von <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Kirchen <strong>de</strong>m unwissen<strong>de</strong>n Volke vorgetragen wird, ist nicht<br />

die Wahrheit. Ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s lauten die Antworten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes auf die Fragen<br />

über Gott, die Schöpfung Gottes und ihr Schicksal, über die Erlösung, über Christus,<br />

sein Leben und sein Werk, über Kirche und Sakrament, über Himmel und Hölle und<br />

über das Entstehen und letzte Ziel alles Geschaffenen.<br />

Gottes Persönlichkeit<br />

Gott<br />

Kannst du <strong>de</strong>n Urgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottheit<br />

erreichen o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Unendlichkeit <strong>de</strong>s<br />

Allmächtigen ergrün<strong>de</strong>n? (Hiob 11, 7)<br />

Du willst, daß ich dich über Gott belehren soll. Aber was soll ich dir sagen, das du<br />

begreifen könntest? Du verstehst ja nicht einmal das niedrigste Sein, das dich umgibt,<br />

verstehst <strong>de</strong>in eigenes Sein nicht. Du kannst das kleinste Steinchen am Wege und <strong>de</strong>n<br />

geringsten Wurm auf <strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> nicht begreifen. Es fehlt dir je<strong>de</strong>s Verständnis für die<br />

armseligste Materie, die <strong>de</strong>in Auge sieht - und da sollte ich dir das höchste Sein erklären,<br />

das rein Geistige <strong>de</strong>inem Verständnis näher bringen?<br />

Das ist unmöglich. Dafür fehlen dir alle Begriffe, die zur Aufnahme dieser höchsten<br />

Wahrheiten nötig sind. ‘Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> vergängliche Leib beschwert die Seele, und die<br />

irdische Behausung belastet <strong>de</strong>n <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n Geist. Kaum erratet ihr, was auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong><br />

ist, und nur <strong>mit</strong> Mühe machet ihr ausfindig, was handgreiflich vor euch liegt! Wer aber<br />

hat die himmlischen Dinge ergrün<strong>de</strong>t?’ (Weisheit 9, 15-16).<br />

Nur eins kann je<strong><strong>de</strong>r</strong> von euch durch vernünftiges Denken fin<strong>de</strong>n: Dass es etwas geben<br />

muss, das die Ursache alles Geschaffenen ist. Wie keine Uhr <strong>de</strong>nkbar ist ohne<br />

Uhrmacher, so ist auch die wun<strong><strong>de</strong>r</strong>barste und genaueste Uhr, die es gibt, nämlich die<br />

Weltenuhr, nicht <strong>de</strong>nkbar ohne einen großen Meister, <strong><strong>de</strong>r</strong> diese Weltenuhr <strong>mit</strong> ihren


Billionen und abermals Billionen Rä<strong><strong>de</strong>r</strong>n gemacht hat, die alle genau ineinan<strong><strong>de</strong>r</strong> passen<br />

und ineinan<strong><strong>de</strong>r</strong> greifen und so pünktlich gehen, daß ihr schon heute ausrechnen könnt,<br />

wie nach Tausen<strong>de</strong>n von Jahren die einzelnen Rä<strong><strong>de</strong>r</strong> dieser Uhr zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> stehen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Den für ein Menschengehirn unaus<strong>de</strong>nklich großen Schöpfer <strong><strong>de</strong>r</strong> Weltenuhr nennt ihr<br />

‘Gott’. Dass also ein Gott existieren muss, kann je<strong><strong>de</strong>r</strong> erkennen, und nur die Toren<br />

sprechen in ihren Herzen: ‘Es gibt keinen Gott’ (Psalm 14, 1).<br />

Aber das Wesen Gottes kann ich dir nicht klarmachen und auch nicht die Ursache für<br />

das göttliche Sein angeben. Wollte ich es versuchen, so wäre es dasselbe, als wenn du<br />

einem vierjährigen Kin<strong>de</strong> die Berechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sternenbahn klarmachen wolltest. Dem<br />

Kin<strong>de</strong> wür<strong>de</strong> ja je<strong>de</strong>s Verständnis für die astronomische und mathematische<br />

Wissenschaft <strong>mit</strong> ihren Grundsätzen, Formeln und Gleichungen fehlen. Und wenn sogar<br />

eure berühmtesten Astronomen viele Jahre gebraucht haben, um die Berechnung einer<br />

einzigen Sternenbahn fertigzustellen, so wür<strong>de</strong>st du einen Menschen, <strong>de</strong>m alle Begriffe<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft fehlen, ins Irrenhaus bringen, sobald du versuchen wolltest, ihm das<br />

für ihn Unbegreifliche beizubringen. So wür<strong>de</strong>st auch du irrsinnig, wenn ich <strong>de</strong>in<br />

Denken <strong>mit</strong> Begriffen füllen wollte, die dir ganz unfassbar wären und von <strong>de</strong>inem<br />

Verstand nicht verarbeitet wer<strong>de</strong>n könnten. Auch du musst sagen: ‘Zu wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar ist<br />

solches Wissen für mich, zu hoch, ich vermag es nicht zu begreifen’ (Ps. 139, 6).<br />

Außer <strong>de</strong>m, was du schon über Gott weißt, kann ich dir also nicht viel mehr sagen. Dein<br />

eigenes Denken zeigt dir Gott als einen wollen<strong>de</strong>n, schaffen<strong>de</strong>n und alles weise<br />

ordnen<strong>de</strong>n höchsten Geist, zeigt dir seine Allmacht, Weisheit und Größe, soweit sie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

menschlichen Vernunft zugänglich ist. Aus <strong>de</strong>n Heiligen Schriften erfährst du Näheres<br />

über seine Weltregierung, seine Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>werke, seine Liebe und sein Erbarmen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Geschöpfen. Ich kann dir die Wahrheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schriften über Gott nur näher<br />

erklären und dich auf falsche Auffassungen aufmerksam machen, die in <strong>de</strong>n Lehren<br />

eurer Religionen über Gott und seine Eigenschaften enthalten sind.<br />

Dass Gott ein Geist ist, darin stimmen die Religionen überein, gemäß <strong>de</strong>n Worten<br />

Christi: ‘Gott ist Geist, und die ihn anbeten, sollen ihn im Geist und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit<br />

anbeten’ (Joh. 4, 24). Aber darin stimmen sie nicht überein, daß dieser höchste Geist<br />

eine Gestalt hat. Viele meinen, Gestalt sei bloß bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie zu fin<strong>de</strong>n, aber nicht<br />

beim Geist. Das ist ein Irrtum. Das Materielle ist ein Abbild <strong>de</strong>s Geistigen. Und wie alles<br />

Materielle Form und Gestalt hat, so auch alles Geistige, also auch Gott. Es gibt<br />

überhaupt nichts Formloses, we<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen noch in <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Welt.<br />

Schönheit ist Formvollendung, auch im Reiche <strong>de</strong>s Geistes. Gott ist die vollen<strong>de</strong>tste<br />

Schönheit und daher auch die vollen<strong>de</strong>tste Gestalt. Gott als selbständiges, <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>s und<br />

wollen<strong>de</strong>s Wesen ist Persönlichkeit. Es gibt aber keine Persönlichkeit, kein ‘Ich’ ohne<br />

Form und Gestalt. Gott unterschei<strong>de</strong>t sich als höchster Geist von allen geschaffenen<br />

Geistern. Eine Unterscheidung ist aber nur da möglich, wo Merkmale <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Unterscheidung vorhan<strong>de</strong>n sind. Und Merkmale sind nur dort, wo sich Form und Gestalt<br />

fin<strong>de</strong>t.


Weil Gott Gestalt hat, kann er von <strong>de</strong>n Geistern geschaut wer<strong>de</strong>n. Alle, die zu ihm<br />

kommen, wer<strong>de</strong>n ihn sehen, wie er ist, von Angesicht zu Angesicht. Darum bat Mose<br />

Gott, doch in eigener Person <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Volke Israel zu ziehen. ‘Wenn du nicht in Person<br />

<strong>mit</strong>ziehst, so lass uns lieber nicht von hier wegziehen. ’ Da antwortete <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr: ‘Auch<br />

diese Bitte will ich dir erfüllen’(2. Mose 33, 15+17). Weiter bat Mose: ‘Lass mich doch<br />

<strong>de</strong>in Angesicht schauen!’ Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr antwortete: ‘Mein Angesicht kannst du nicht<br />

sehen. Denn ein Mensch, <strong><strong>de</strong>r</strong> mich schaut, bleibt nicht am Leben’ (2. Mose 33, 18+20).<br />

Gott hat also Gestalt und Angesicht. Wenn er auch nicht von Menschen geschaut wer<strong>de</strong>n<br />

kann, so doch vom Geiste.<br />

Gottes Allgegenwart<br />

Weil Gott Persönlichkeit ist und Gestalt hat, ist er nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise allgegenwärtig, wie<br />

ihr das auffasst. Wohl sind ihm alle Dinge und alles Geschehen gegenwärtig durch die<br />

von ihm ausgehen<strong>de</strong> Kraft; <strong>de</strong>nn alles, was existiert, verdankt sein Dasein, Bestehen und<br />

Wirken nur <strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott ausgehen<strong>de</strong>n Lebenskraft: ‘In ihm leben wir, bewegen wir uns<br />

und sind wir. ’ Durch seine Kraft ist er <strong>mit</strong> allem Bestehen<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n. Nichts kann<br />

sich seinem Einfluss entziehen.<br />

Aber als geistige Persönlichkeit ist er nicht überall. Darum betet ihr ja auch: ‘Vater<br />

unser, <strong><strong>de</strong>r</strong> du bist in <strong>de</strong>m Himmel. ’ - ‘Vom Himmel blickt <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr herab, sieht alle<br />

Menschenkin<strong><strong>de</strong>r</strong>; von <strong><strong>de</strong>r</strong> Stätte, da er thront, überschaut er alle Bewohner <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>, er,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> allen ihr Herz gebil<strong>de</strong>t, <strong><strong>de</strong>r</strong> acht hat auf all ihr Tun’ (Ps. 33, 13-15). - ‘Der Herr<br />

schaut aus <strong>de</strong>m Himmel nach <strong>de</strong>n Menschenkin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, zu sehen, ob da sei ein<br />

Verständiger, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach Gott frage’ (Ps. 53, 3). - Und von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnung Gottes heißt es:<br />

‘Ein Strom ist da; seine Bäche erfreuen die Gottesstadt, die heilige Wohnung <strong>de</strong>s<br />

Höchsten. Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken’ (Ps. 46, 5-6).<br />

Was euch die Heilige Schrift an so vielen Stellen über Gott sagt, ist nicht bloß Bild und<br />

Gleichnis, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Wahrheit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Unterschied, daß das, was ihr materiell unter <strong>de</strong>m<br />

Gesagten versteht, bei Gott geistig ist. Es gibt einen Thron Gottes und eine Wohnung<br />

Gottes. Gott kann sich in Person zu <strong>de</strong>n einzelnen Teilen <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung begeben. Es ist<br />

Wahrheit, wenn es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel heißt: ‘Als Gott dann seine Unterredung <strong>mit</strong> Abraham<br />

been<strong>de</strong>t hatte, fuhr er zum Himmel empor von Abraham weg’(1. Mose 17, 22). Du<br />

kennst ja die vielen Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel, in <strong>de</strong>nen vom Kommen und Gehen Gottes die<br />

Re<strong>de</strong> ist.<br />

Das Wissen Gottes<br />

Wie wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar die Weltregierung Gottes eingerichtet ist, vermag ich dir nicht einmal<br />

anzu<strong>de</strong>uten. Es geht über die Grenze eures Denkens weit hinaus. So könnt ihr euch kein<br />

Bild davon machen, daß bei allen Lebewesen Geister Gottes als Wächter stehen und<br />

über alles Geschehen Bericht erstatten. Darum kann nichts geschehen ohne Wissen<br />

Gottes. Ihr nennt Gott daher <strong>de</strong>n Allwissen<strong>de</strong>n. Und ihr habt Recht.


Nur in einem Punkt geht ihr bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Allwissenheit Gottes wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu weit, aus Furcht, ihr<br />

wür<strong>de</strong>t sonst Gott etwas von seiner Größe rauben. Ihr lehrt nämlich, daß Gott auch<br />

diejenigen freien Entscheidungen <strong>de</strong>s Menschen wisse, die noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft angehören.<br />

Da seid ihr falsch unterrichtet; Gott weiß alles Tatsächliche. Er weiß das Vergangene<br />

und das Gegenwärtige. Er weiß je<strong>de</strong>n Gedanken. Von <strong>de</strong>m Zukünftigen weiß er die<br />

Schicksale, die er selbst für die Geschöpfe festgelegt hat. Aber er weiß nicht das, was in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft von <strong><strong>de</strong>r</strong> freien Willensentscheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> geschaffenen Wesen abhängt. Er<br />

weiß nicht im voraus, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> freie Wille <strong>de</strong>s Geschöpfes in diesem o<strong><strong>de</strong>r</strong> jenem Falle<br />

sich entschei<strong>de</strong>n wird. Darum prüft er ja auch die Geschöpfe.<br />

Eine Prüfung wäre aber überflüssig und zwecklos, wenn Gott ohne Prüfung schon das<br />

Resultat <strong><strong>de</strong>r</strong> Prüfung bekannt wäre. Gott aber tut nichts Zweckloses. Auch wäre das<br />

Vorherwissen Gottes bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> zukünftigen freien Entscheidungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschöpfe<br />

nur auf Grund von Gesetzen möglich, die eine Notwendigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> zukünftigen<br />

Entscheidung in sich schließen und dadurch die Freiheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Willensentscheidung<br />

aufheben wür<strong>de</strong>n. Es ist ein Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch in sich, daß etwas freigewollt und doch<br />

zugleich notwendig eintreten soll. Es wür<strong>de</strong> notwendig eintreten, wenn Gott es als<br />

Tatsache vorausgewusst hätte. Denn auch das Wissen Gottes unterliegt, wie je<strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Wissen, ewigen Gesetzen. Für Gott ist aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong> 2 mal 2 gleich 4, wie für<br />

je<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geist. Ein Wissen, also auch ein Vorauswissen, für das es keinen<br />

Anhaltspunkt gibt, existiert nicht. Auch nicht bei Gott. Denn auch beim Wissen Gottes<br />

gilt <strong><strong>de</strong>r</strong> Satz: ‘Nichts ohne Ursache. ’<br />

Wenn für die freigewollten zukünftigen Entscheidungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschöpfe ein absolut<br />

sicheres Vorauswissen Gottes bestün<strong>de</strong>, dann müsste ein Grund für dieses Wissen<br />

vorhan<strong>de</strong>n sein. Dieser Grund könnte nur <strong><strong>de</strong>r</strong> sein, daß Gott von sich aus die zukünftige<br />

freie Entscheidung <strong>de</strong>s Geschöpfes <strong>mit</strong> einer solchen Notwendigkeit herbeiführt, daß sie<br />

nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s ausfallen kann. Da<strong>mit</strong> wäre aber die Freiheit <strong>de</strong>s Geschöpfes aufgehoben.<br />

Das Nichtwissen <strong><strong>de</strong>r</strong> freien zukünftigen Entscheidungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschöpfe ist nicht ein<br />

Mangel in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollkommenheit Gottes, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine notwendige Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiheit <strong>de</strong>s<br />

Willens, <strong>de</strong>s höchsten Geschenkes, das Gott seinen Geschöpfen geben konnte. Wie Gott<br />

so vieles <strong>de</strong>swegen nicht kann, weil es ein Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch in sich wäre, wie er zum<br />

Beispiel nicht machen kann, daß 2 mal 2 gleich 5 ist, so kann er auch kein <strong>mit</strong> Freiheit<br />

begabtes Geschöpf schaffen, <strong>de</strong>ssen freie Willensentscheidungen von Gott <strong>mit</strong> absoluter<br />

Gewissheit vorausgewusst wer<strong>de</strong>n, die also <strong>mit</strong> irgen<strong>de</strong>iner Notwendigkeit erfolgen<br />

müssten. Denn Freiheit und Notwendigkeit einer Entscheidung sind innere<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche. Und absolute Sicherheit eines Ereignisses ist stets <strong>mit</strong> einer absoluten<br />

Notwendigkeit <strong>de</strong>s Geschehens verbun<strong>de</strong>n. Diese Wahrheit können eure<br />

Religionsgelehrten nicht umstoßen, mögen sie auch noch so viele Bücher schreiben, die<br />

das Gegenteil lehren.<br />

Es sind alles Trugschlüsse, durch die sie die Mitmenschen irreführen. Es ist ein großer<br />

Trugschluss, wenn sie sagen, für Gott sei alles Gegenwart; für ihn gebe es keine<br />

Zukunft, und alles Zukünftige, auch die freigewollten Taten <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschöpfe, seien ihm<br />

jetzt schon als Tatsachen gegenwärtig. Und daher wisse er sie.


So wenig, wie für euch ein Haus, das erst in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft gebaut wer<strong>de</strong>n soll, jetzt schon<br />

steht, ebenso wenig ist für Gott das zukünftige Geschehen jetzt schon Tatsache. Zu<strong>de</strong>m<br />

liegt es ja gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> freien Entscheidungen, daß es fraglich ist, ob die<br />

dadurch herbeizuführen<strong>de</strong>n Geschehnisse überhaupt erfolgen und wie sie erfolgen.<br />

Du weißt, daß ich dir hierin, wie in allem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, die Wahrheit sage. Du hast die<br />

zahlreichsten Beweise bekommen, daß ich ein Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit bin, <strong><strong>de</strong>r</strong> dich belehrt.<br />

Ich habe es dir geschworen bei <strong>de</strong>m Allerhöchsten, <strong>de</strong>m wahrhaftigen Gott. Ich<br />

verkleinere durch diese Wahrheit <strong>de</strong>s Nichtvorauswissens <strong><strong>de</strong>r</strong> freien Entscheidungen<br />

nicht die Größe Gottes. Aber ihr verunehrt Gott durch die gegenteilige Lehre, durch die<br />

ihr <strong>de</strong>n Menschen einen abschrecken<strong>de</strong>n Begriff von Gott vor Augen stellt.<br />

Denn groß ist die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen, die gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>swegen das Dasein Gottes leugnen,<br />

weil sie es nicht fassen können, daß ein Gott Geschöpfe ins Dasein rufen sollte, von<br />

<strong>de</strong>nen er <strong>mit</strong> absoluter Sicherheit weiß, daß sie ewig unglücklich wer<strong>de</strong>n. Ihr lehrt ja,<br />

wenn auch <strong>mit</strong> Unrecht, daß die Verdammten ewig verdammt bleiben. Nach eurer Lehre<br />

sollte also Gott Millionen Wesen geschaffen haben, von <strong>de</strong>nen er <strong>mit</strong> unabän<strong><strong>de</strong>r</strong>licher<br />

Sicherheit wusste, daß sie ewig verdammt wür<strong>de</strong>n.<br />

Ein solcher Gott wäre kein Gott, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein Ungeheuer. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> verkommenste<br />

irdische Vater wür<strong>de</strong> sein Kind nicht dorthin sen<strong>de</strong>n, wo eine nie en<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Qual <strong>mit</strong><br />

absoluter Sicherheit seiner harret. Und was für einen irdischen Vaterbegriff eine<br />

Ungeheuerlichkeit be<strong>de</strong>utet, das sollte im Begriffe Gottes, <strong>de</strong>s unendlich gütigen Vaters,<br />

Wahrheit sein!?<br />

Lies doch die Heiligen Schriften! Sie lehren dich, daß Gott gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>swegen die<br />

Prüfungen schickt, um durch das Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen in diesen Prüfungen<br />

festzustellen, nach welchen Richtungen sie sich entschei<strong>de</strong>n. ‘Der Herr, euer Gott, will<br />

euch nur auf die Probe stellen, um sich zu überzeugen, ob ihr <strong>de</strong>n Herrn, euren Gott von<br />

ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt’ (5. Mose 13, 4).<br />

Als Gott manche Völkerschaften nicht in die Hand <strong>de</strong>s Josua fallen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie weiter<br />

bestehen ließ, wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund angegeben, weshalb er dies tat. Es heißt<br />

dort: ‘Folgen<strong>de</strong>s sind die Völkerschaften, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr weiter bestehen ließ, um durch sie<br />

die Israeliten auf die Probe zu stellen, nämlich die, welche die sämtlichen Kämpfe um<br />

Kanaan nicht <strong>mit</strong>gemacht hatten: ‘Die fünf Fürsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Philister, alle Kanaanäer, die<br />

Sidonier, die Hewiter... Durch diese wollte er nämlich Israel auf die Probe stellen, um zu<br />

erfahren, ob sie <strong>de</strong>n Geboten <strong>de</strong>s Herrn gehorchen wür<strong>de</strong>n, die er ihren Vätern durch<br />

Mose zur Pflicht gemacht hatte’ (Richter 3, 1-4). Von <strong>de</strong>m gottestreuen König Hiskia<br />

heißt es: ‘Bei Gelegenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandtschaft, welche die Fürsten von Babylon an ihn<br />

geschickt hatten, um Erkundigungen wegen <strong>de</strong>s Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>s einzuziehen, das im Lan<strong>de</strong><br />

geschehen war, verließ ihn Gott, um ihn auf die Probe zu stellen, da<strong>mit</strong> er seine<br />

Gesinnung völlig kennenlernte’ (2. Chronik 32, 31). In <strong>de</strong>n Psalmen heißt es: ‘Seine<br />

Augen halten Umschau, seine Wimpern prüfen die Menschenkin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Es prüft <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr<br />

<strong>de</strong>n Gerechten und <strong>de</strong>n Gottlosen, und wer Gewalt liebt, <strong>de</strong>n haßt sein Herz’ (Psalm 11,<br />

4-5). - Und in <strong>de</strong>n Sprüchen: ‘Der Schmelztiegel ist für das Silber und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ofen für das<br />

Gold; aber <strong><strong>de</strong>r</strong> die Herzen prüft, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr’ (Sprüche 17, 3). Beim Propheten Jesaja


heißt es: ‘Wisse wohl: ich habe dich geläutert, aber nicht als Silber erfun<strong>de</strong>n; ich habe<br />

dich geprüft im Glutofen <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns’(Jes. 48, 10).<br />

Das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel erwähnte Schicksal <strong>de</strong>s Hiob ist ja nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als eine Probe, durch<br />

die Gott erfahren wollte, wie sich dieser gerechte Mensch im schwersten Leid ihm<br />

gegenüber verhalten wür<strong>de</strong>. Alle Prüfungen, <strong>de</strong>nen die Menschen von Gott unterworfen<br />

wer<strong>de</strong>n, wären ja ein Komödienspiel, wenn Gott im voraus wüsste, wie die Prüfungen<br />

ausgingen.<br />

Dass Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Geist seiner Geschöpfe bis in die tiefsten Tiefen kennt, in vielen<br />

Fällen aus dieser Kenntnis heraus weiß, wie ihre frei Entscheidung <strong>mit</strong> höchster<br />

Wahrscheinlichkeit ausfallen wird, ist klar. Dieses Wissen haben auch wir Geister in<br />

großem Umfang. Selbst ihr Menschen seid imstan<strong>de</strong>, wenn ihr <strong>de</strong>n Charakter eines<br />

Mitmenschen kennt, <strong>mit</strong> einer gewissen Bestimmtheit vorauszusagen, wie er sich in<br />

diesem o<strong><strong>de</strong>r</strong> jenem Falle verhalten und entschei<strong>de</strong>n wird. Es ist dies alles aber bloß ein<br />

Mutmaßen. Doch darum han<strong>de</strong>lt es sich hier nicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um eine unfehlbare<br />

Sicherheit im Vorauswissen einer Entscheidung, die vom freien Willen abhängt.<br />

Und dieses unfehlbare Wissen besitzt kein Geist. Auch Gott nicht. Darum wusste auch<br />

Gott nicht im voraus, ob von <strong>de</strong>n geschaffenen Geistern einige o<strong><strong>de</strong>r</strong> viele zum Abfall<br />

kämen und selbstverständlich auch nicht, welche von diesen Geistern abfallen wür<strong>de</strong>n.<br />

Er kannte bloß die Möglichkeit <strong>de</strong>s Abfalls, die ja in <strong>de</strong>m freien Willen von selbst<br />

gegeben war.<br />

Hätte Gott <strong>mit</strong> Sicherheit vorausgewusst, wie ihr lehrt, daß von ihm ins Dasein gerufene<br />

Geschöpfe unter Missbrauch ihrer Freiheit von ihm abfallen wür<strong>de</strong>n, so wür<strong>de</strong> er diese<br />

überhaupt nicht geschaffen haben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur solche, von <strong>de</strong>nen er vorauswusste, daß<br />

sie ihm treu blieben.<br />

Weitere Irrtümer <strong><strong>de</strong>r</strong> Religionen über Gott<br />

Noch zwei an<strong><strong>de</strong>r</strong>e große Irrtümer eurer Religion über <strong>de</strong>n Gottesbegriff will ich hier nur<br />

kurz an<strong>de</strong>uten, weil eine ausführliche Belehrung darüber bei einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gelegenheit<br />

gegeben wird.<br />

Ihr lehrt einen Gott in drei Personen. Ihr behauptet also, daß es drei Geister gibt, von<br />

<strong>de</strong>nen je<strong><strong>de</strong>r</strong> wahrer Gott sei und die zusammen doch nur einen Gott ausmachten. Das ist<br />

menschlicher Wahn und die größte Torheit. Es gibt keine Dreifaltigkeit und keine<br />

Dreieinigkeit in <strong>de</strong>m Sinne, wie ihr es lehrt.<br />

Gott ist nur eine einzige Persönlichkeit. Nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater ist Gott. Alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en heiligen<br />

Geister sind Geschöpfe Gottes. Keiner von ihnen ist <strong>de</strong>m Vater gleich.<br />

Ferner lehrt ihr einen ewig strafen<strong>de</strong>n Gott. Ihr lehrt eine ewige Hölle. Die Hölle ist<br />

nicht ewig. Gott ist die Liebe. Er verstößt kein Geschöpf für immer. Alle, die durch<br />

eigene Schuld von ihm abgewichen sind, kehren auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu ihm zurück. Das ist die<br />

Wahrheit, für die ich ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>mal <strong>de</strong>n Beweis liefern wer<strong>de</strong>.


Die Schöpfung Gottes und ihr Schicksal<br />

Die geistige Schöpfung<br />

Du hast alles nach Maß, Zahl und<br />

Gewicht geordnet. Denn <strong>de</strong>ine<br />

gewaltige Macht zu betätigen, steht dir<br />

alle Zeit zu Gebote.<br />

(Weisheit 11, 20-21)<br />

Gott ist Geist und alles was er erschafft, ist Geist. Nach seinem Bil<strong>de</strong> rief er geistige<br />

Wesen ins Dasein in einer so unermesslichen Menge, daß ihr keine irdischen Zahlen<br />

habt, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen ihr sie auch nur annähernd ausdrücken könntet.<br />

Auf welche Weise <strong><strong>de</strong>r</strong> unendlich große und allmächtige Gott die <strong>Geisterwelt</strong> schuf, kann<br />

dir als Mensch nicht klargemacht wer<strong>de</strong>n. Das zu wissen, ist für <strong>de</strong>n Menschen auch<br />

nicht notwendig und von keiner Be<strong>de</strong>utung für sein Seelenheil. Es genügt, die<br />

Zusammenhänge kennen zu lernen, in <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung Gottes<br />

steht. Daraus kann er ersehen, weshalb er auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist und welche Aufgaben er in<br />

seinem irdischen Dasein zu erfüllen hat. Dazu sollen meine Belehrungen über die<br />

Schöpfung Gottes dienen.<br />

Gott schuf die <strong>Geisterwelt</strong> nicht auf einmal. Gott ist <strong><strong>de</strong>r</strong> große Bildner, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach<br />

unendlich weisen Gesetzen aus <strong>de</strong>m Kleinen das Große, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit die Vielheit, aus<br />

<strong>de</strong>m Samenkörnchen <strong>de</strong>n Baum <strong>mit</strong> Billionen Samenkörnchen als Keime neuer Bäume<br />

schafft; <strong><strong>de</strong>r</strong> die Familie nicht dadurch bil<strong>de</strong>t, daß er Eltern und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> gleichzeitig ins<br />

Dasein ruft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n daß er ein Elternpaar erschafft und ihm die Zeugungskraft verleiht,<br />

so daß nach und nach durch Geburt von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Familie wächst und aus dieser<br />

Familie neue Familien bis ins Unbegrenzte entstehen können.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise ging Gott bei seiner geistigen Schöpfung vor. Alle Gesetze, die ihr in<br />

<strong>de</strong>n irdischen Welten sehet, sind in <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Welt ebenso vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt habe ich dich <strong>mit</strong> allem Nachdruck auf diese Tatsache hingewiesen und<br />

muss es immer von neuem betonen, weil es die Wahrheitsgrundlage für alles Wissen<br />

über das Jenseits ist, ob ihr sie nun annehmt o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> spöttischem Lächeln als<br />

unglaublich von euch weist.<br />

So wer<strong>de</strong>t ihr wohl ungläubig <strong>de</strong>n Kopf schütteln, wenn ich sage, daß das in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen<br />

irdischen Natur und bei allen Lebewesen vorhan<strong>de</strong>ne Gesetz <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbindung <strong>de</strong>s<br />

Männlichen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Weiblichen auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Schöpfung in <strong>de</strong>mselben Umfang<br />

gilt und gelten muss. Denn die Materie ist ja bloß eine Verkörperung <strong>de</strong>s Geistigen, also<br />

bloß ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Zustand <strong>de</strong>s Geistes, <strong><strong>de</strong>r</strong> die geistigen Gesetze nicht aufhebt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

sie bloß in einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie angepassten Weise wirksam wer<strong>de</strong>n lässt.


Wie es daher in <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Schöpfung männliche und weibliche Wesen aller<br />

Gattungen gibt, so gibt es auch männliche und weibliche Geister in <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen<br />

Schöpfung. Die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> männlichen Geister ist dieselbe, wie die <strong><strong>de</strong>r</strong> weiblichen. Je<strong>de</strong>m<br />

männlichen Geist ist ein weiblicher Geist nach Gottes Gesetz zugeteilt. Bei<strong>de</strong> passen<br />

vollkommen zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> und fin<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> gegenseitigen Ergänzung und in ihrem treuen<br />

Zusammenarbeiten an <strong><strong>de</strong>r</strong> ihnen von Gott gegebenen Aufgabe ihr höchstes, persönliches<br />

Glück.<br />

Solche füreinan<strong><strong>de</strong>r</strong> geschaffene Geisterpaare nennt man ‘Duale’. Das be<strong>de</strong>utet soviel<br />

wie: ‘Zwei, die zusammengehören’. Das sind die Ehen, die im Himmel geschlossen<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Von diesem Gesetz <strong><strong>de</strong>r</strong> paarweisen Verbindung <strong>de</strong>s Männlichen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Weiblichen ist<br />

bloß Gott ausgenommen. Dieses Gesetz gilt also auch von <strong>de</strong>m als erstes Geschöpf<br />

Gottes ins Dasein getretenen ‘Sohn Gottes’, <strong>de</strong>n ihr ‘Christus’ nennt.<br />

Von allen geschaffenen Geistern gilt das Wort <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel: ‘Mann und Weib erschuf er<br />

sie’ und das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Wort: ‘Wachset und mehret euch!’<br />

Christus ist <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste Geist, <strong>de</strong>n Gott in seiner Allmacht schaffen konnte. Er ist in<br />

allem sein vollkommenstes Ebenbild, soweit ein geschaffener Geist die Vollkommenheit<br />

<strong>de</strong>s Schöpfers besitzen kann. Darum nennt ihn Paulus <strong>mit</strong> Recht ‘ein Ebenbild <strong>de</strong>s<br />

unsichtbaren Gottes und <strong>de</strong>n Erstling <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Schöpfung’ (Kol. 1, 15).<br />

Christus ist also nicht Gott, wie viele heute lehren, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> als Erster geschaffene<br />

‘Sohn Gottes’, sein höchstes und vollkommenstes Geschöpf.<br />

Nach Christus traten noch sechs Geister ins Dasein, die ebenfalls ‘Söhne Gottes’ genannt<br />

wer<strong>de</strong>n, die aber ihr Sein <strong>de</strong>m himmlischen Leibe nach <strong>de</strong>m erstgeschaffenen Sohn<br />

Gottes verdanken und diesem an Größe, Macht und Herrlichkeit nicht gleichkommen.<br />

Der zweite ‘Sohn Gottes’ war <strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong>de</strong>n ihr <strong>mit</strong> ‘Luzifer’ bezeichnet: Der Lichtträger,<br />

nach Christus <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste <strong><strong>de</strong>r</strong> geschaffenen Geister, <strong><strong>de</strong>r</strong> später von Gott abfiel. Ein<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er <strong><strong>de</strong>r</strong> sieben ‘Söhne Gottes’ tritt euch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong>de</strong>s Tobias entgegen. Dort<br />

gibt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> als Mensch verkörperte hohe Geist <strong>de</strong>s Himmels, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n jungen Tobias<br />

begleitet hatte, <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie <strong>de</strong>s Tobias <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten zu erkennen: ‘Ich bin Raphael,<br />

einer <strong><strong>de</strong>r</strong> sieben Söhne Gottes’ (Tobias 12, 15).<br />

Die ganze, außer <strong>de</strong>m erstgeschaffenen Sohne Gottes ins Dasein getretene <strong>Geisterwelt</strong><br />

ist nicht eine direkte Schöpfung Gottes, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Sohn, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vom<br />

erstgeschaffenen Sohn auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> fortschreiten<strong>de</strong>n geistigen Zeugung ins Leben<br />

getreten. Darum schreibt Paulus in seinem Brief an die Kolosser: ‘Durch Christus ist<br />

alles geschaffen wor<strong>de</strong>n, was im Himmel und auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist, das Sichtbare und das<br />

Unsichtbare, Throne wie Herrschaften, Mächte und Gewalten: Alles ist durch ihn und zu<br />

einer Gemeinschaft <strong>mit</strong> ihm geschaffen wor<strong>de</strong>n, und er steht über allem und alles hat in<br />

ihm die Quelle seines Bestehens. ’ (Kol. 1, 16-17)<br />

Wie das ganze irdische Menschengeschlecht die Quelle seines leiblichen Bestehens in<br />

<strong>de</strong>m ersten Menschen hat, so hat die ganze <strong>Geisterwelt</strong> <strong>de</strong>n Grund ihres leiblichen


Daseins in Christus. Wie die Menschen vom ersten menschlichen Stammvater nur ihren<br />

materiellen Leib durch viele Generationen hindurch überkommen haben, ihr Geist<br />

jedoch je<strong>de</strong>s Mal ohne Mitwirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugen<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Körper vereinigt wird, so<br />

haben auch die himmlischen Wesen ihren himmlischen Leib <strong>de</strong>m Erstling <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

himmlischen Schöpfung, <strong>de</strong>m ersten Gottessohn zu verdanken, während ihr Geist, als<br />

von Gott kommend, je<strong>de</strong>s Mal von Gott aus <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m himmlischen Körper vereinigt<br />

ward.<br />

Die Unterscheidung zwischen ‘himmlischen Leibern’ und ‘irdischen Leiber’ ist dir ja<br />

aus meinen früheren Erklärungen verständlich. Bei <strong>de</strong>n jenseitigen Wesen ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Leib in<br />

geistiger Form vorhan<strong>de</strong>n. Darüber belehrt euch Paulus in seinem ersten Brief an die<br />

Korinther: ‘Es gibt himmlische Leiber und irdische Leiber; aber an<strong><strong>de</strong>r</strong>s ist die äußere<br />

Erscheinung <strong><strong>de</strong>r</strong> himmlischen, an<strong><strong>de</strong>r</strong>s die <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Leiber ... So gut es einen<br />

materiellen Leib gibt, gibt es auch einen geistigen. ’ (15, 40-44)<br />

Der Geist empfängt in <strong>de</strong>m, was man ‘Odleib’ nennt, seine Gestaltung. Der Geist selbst<br />

ist ein Funke Gottes, <strong><strong>de</strong>r</strong> je nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Hülle leuchtet, <strong><strong>de</strong>r</strong> er einverleibt wird. Es ist dies<br />

zwar nur ein Bild; aber an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als in unvollkommenen Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann euch Menschen das<br />

Geistige nicht verständlich gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie ihr in <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Schöpfung die mannigfachsten Gattungen und Arten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lebewesen habt, höhere und nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e, aber je<strong>de</strong> Gattung und Art in sich und in bezug auf<br />

die von ihr zu erfüllen<strong>de</strong> Aufgabe etwas Vollkommenes ist, so waren auch die Geister,<br />

die Gott in <strong>de</strong>n himmlischen Leibern zu Einzelwesen gestaltete, in einer herrlichen<br />

Vielheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gattungen und Arten vorhan<strong>de</strong>n. Ihr selbst unterschei<strong>de</strong>t ja nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Cherubinen, Seraphinen, Erzengel, Engel, Herrschaften, Mächte und<br />

Fürstentümer.<br />

Die Einheit <strong><strong>de</strong>r</strong> geschaffenen Geister<br />

Die durch Christus und zu einer Gemeinschaft <strong>mit</strong> ihm geschaffene <strong>Geisterwelt</strong> war zu<br />

einem wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren lebendigen Organismus vereinigt, in <strong>de</strong>m alle Geister die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

einer geistigen Gemeinschaft waren, verschie<strong>de</strong>n in ihrer Art und Vollkommenheit.<br />

So wie die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> eines irdischen Leibes trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Verschie<strong>de</strong>nheit ihrer Gestaltung und<br />

ihrer Aufgaben doch zusammen ein organisches Ganzes bil<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>m kein Glied<br />

überflüssig und kein Glied für sich selbst da ist, so bil<strong>de</strong>te auch die Geisterschöpfung<br />

einen geistigen Leib <strong>mit</strong> Christus als Haupt und <strong><strong>de</strong>r</strong> übrigen <strong>Geisterwelt</strong> als Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

In einem wohlgeordneten irdischen Reich bil<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> König als Haupt <strong><strong>de</strong>r</strong> Nation<br />

zusammen <strong>mit</strong> seinen Ministern, seinen höheren und unteren Beamten und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gesamtheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Untertanen eine einzige große Familie, in <strong><strong>de</strong>r</strong> alle an <strong>de</strong>m Wohl <strong>de</strong>s<br />

Ganzen arbeiten und wo vom Wohl <strong>de</strong>s Ganzen auch das Wohl <strong>de</strong>s Einzelnen abhängt.<br />

So auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Geisterfamilie.


Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist hatte die ihm eigene Aufgabe, hohe o<strong><strong>de</strong>r</strong> min<strong><strong>de</strong>r</strong> hohe, aber alle waren zu<br />

einer großen, herrlichen Einheit zusammengefasst, in welcher kein Geist überflüssig war<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelne Geist nicht für sich wirkte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zusammen an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren Aufgabe, welche die Schöpfung Gottes zu erfüllen hatte.<br />

Sie sollte teilnehmen am Wirken Gottes und infolge<strong>de</strong>ssen an all <strong>de</strong>m Glück und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schönheit <strong>de</strong>ssen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie ins Dasein gerufen, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrlichkeit Gottes und Christi, als<br />

<strong>de</strong>m von Gott bestimmten König.<br />

Darum kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Paulus in seinen Briefen immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf ‘das Geheimnis<br />

<strong>de</strong>s Leibes Christi’ zu sprechen. ‘Wie wir an einem Leibe viele Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> besitzen, die<br />

Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> aber nicht alle dieselbe Verrichtung haben, so bil<strong>de</strong>n wir viele alle zusammen<br />

einen Leib in Christus. Im Verhältnis zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> aber sind wir Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>, doch so, daß wir<br />

Gaben besitzen, die nach <strong><strong>de</strong>r</strong> uns verliehenen Gna<strong>de</strong> verschie<strong>de</strong>n sind’ (Römer 12, 4-6).<br />

- ‘Dass wir in allem zunehmen in ihm, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Haupt ist, Christus; in ihm ist <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze<br />

Leib zusammengefügt und vereint durch jegliches Band <strong><strong>de</strong>r</strong> Mithilfe nach <strong><strong>de</strong>r</strong> einem<br />

jeglichen Glie<strong>de</strong> zugemessenen Wirksamkeit, und dadurch erhält er sein Wachstum’<br />

(Epheser 4, 15-16). - ‘Christus ist das Haupt, von welchem <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Leib, durch Band<br />

und Fuge zusammengehalten und vereint, Wachstum hat zum Ge<strong>de</strong>ihen in Gott’ (Kol. 2,<br />

19).<br />

Diese große Gemeinschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister nennt Paulus auch ‘Kirche’. ‘Christus ist das<br />

Haupt <strong>de</strong>s Leibes - <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Kirche’’ (Kol. 1, 18). - ‘Gott hat alles geordnet unter seine Füße<br />

und ihn gesetzt zum Haupt über die gesamte ‘Kirche’, welche sein Leib ist und die Fülle<br />

<strong>de</strong>ssen, <strong><strong>de</strong>r</strong> alles in allem erfüllt’ (Epheser 1, 22-23).<br />

Die ‘Kirche’ ist also die Gemeinschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> gottestreuen Geister unter <strong>de</strong>m Königtum<br />

Christi. Das Wort ‘Kirche’ be<strong>de</strong>utet ‘Herrschaft <strong>de</strong>s Herrn’. Wer sich dieser Herrschaft<br />

und dadurch Gott unterstellt, gehört zur ‘Kirche’. Der richtige Begriff ‘Kirche’ hat also<br />

<strong>mit</strong> euren irdischen Kirchen und religiösen Gemeinschaften nichts gemein. Das alles ist<br />

Menschenwerk, aus menschlichen Irrungen entstan<strong>de</strong>n und vergänglich, wie alles<br />

Menschliche.<br />

Der Abfall eines Teils <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong><br />

Das, was Paulus als <strong>de</strong>n ‘geistigen Leib Christi’ schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t, war bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterschöpfung<br />

vollkommene Wirklichkeit. Alle Geistwesen, die ins Dasein traten, waren Geister <strong>de</strong>s<br />

großen Geisterorganismus und Christus als <strong>de</strong>m Haupte untergeordnet. Sie unterstan<strong>de</strong>n<br />

keinem Zwang. Sie hatten ihre volle Freiheit. Was sie taten, geschah aus freier<br />

Entscheidung ihres Willens. Alle waren Christus als ihrem König und Statthalter Gottes<br />

und dadurch Gott selbst in Treue zugetan. Ein inniges Band <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe umschlang diese<br />

große Geisterfamilie. Das Regieren Christi als Beauftragter Gottes war nicht ein<br />

Thronen als Herrscher, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vielmehr ein Geleiten in brü<strong><strong>de</strong>r</strong>lichem Schutze. Es war<br />

die schützen<strong>de</strong> Hand <strong>de</strong>s Stärkeren über <strong>de</strong>n Schwächeren.<br />

Der freie Wille, <strong><strong>de</strong>r</strong> als höchstes Geschenk <strong>de</strong>s Schöpfers <strong>de</strong>n Geistern zuteil gewor<strong>de</strong>n<br />

war, gab ihnen freilich auch die Möglichkeit, sich <strong>de</strong>n Anordnungen ihres von Gott


gesetzten Königs zu wi<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen. Von allen geschaffenen Geistern - außer <strong>de</strong>m ersten<br />

Sohne Gottes - gilt das Wort <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift: ‘Seinen Dienern kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfer<br />

nicht trauen und seinen Engeln legt er Mängel zur Last’(Hiob 4, 18) - und das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Wort: ‘Be<strong>de</strong>nke doch: Selbst seinen heiligen Engeln kann er nicht trauen, und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Himmel ist nicht rein in seinen Augen’ (Hiob 15, 15).<br />

Und doch sind es heilige Geister, solange sie die Herrschaft Gottes und Christi über sich<br />

anerkennen und sich nicht durch Abfall von <strong>de</strong>m Reiche Gottes trennen.<br />

Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> kam die Trennung eines großen Teiles <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> von <strong>de</strong>m Reiche Gottes<br />

durch Auflehnung gegen das Königtum Christi. Es war nicht, wie ihr lehrt, eine direkte<br />

Auflehnung gegen Gott selbst, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gegen <strong>de</strong>n von ihm eingesetzten Statthalter.<br />

Es war die erste Revolution. Ihr könnt euch die Vorgänge nicht menschlich genug<br />

vorstellen. Sie waren dieselben, wie sie bei euren irdischen Revolutionen eintreten. Denn<br />

auch bei euren Revolutionen sind es ja nicht die materiellen Körper <strong><strong>de</strong>r</strong> Revolutionäre,<br />

welche die Pläne zum Aufstand schmie<strong>de</strong>n und zur Ausführung zu bringen suchen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Menschen. Und wenn ihr das Entstehen und <strong>de</strong>n<br />

Verlauf menschlicher Revolutionen in ihren Einzelheiten verfolgt, dann habt ihr auch ein<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit sehr nahekommen<strong>de</strong>s Bild von <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Revolution im Geisterreich<br />

Gottes.<br />

Alle Revolutionen wer<strong>de</strong>n von langer Hand vorbereitet. Sie entstehen nicht plötzlich. Sie<br />

gehen von einem Rä<strong>de</strong>lsführer aus, <strong><strong>de</strong>r</strong> eine möglichst große Anzahl Gleichgesinnter auf<br />

seine Seite bringt, sie in seine Pläne einweiht und ihnen für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s Gelingens hohe<br />

Ämter und Machtstellungen als Belohnung in Aussicht stellt. Die in <strong>de</strong>n Plan<br />

Eingeweihten bearbeiten, zuerst in vorsichtiger Weise, dann immer offener die große<br />

Masse <strong>de</strong>s Volkes, ohne die eine Revolution nicht möglich ist.<br />

Diese Masse <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten Mitläufer, die bei <strong>de</strong>n irdischen Revolutionen toben und<br />

schreien, wissen gewöhnlich gar nicht, worum es sich eigentlich han<strong>de</strong>lt. Sie laufen <strong>mit</strong>,<br />

weil auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>mit</strong>laufen; sie schreien, weil auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e schreien.<br />

Sie sind daher auch bei weitem nicht so schuldig, wie die Rä<strong>de</strong>lsführer, die ihren Plan in<br />

seiner ganzen Tragweite reiflich überlegt und in allen Teilen gründlich vorbereitet<br />

haben. Sie wissen genau, was sie wollen. Darum trifft sie auch nach euren menschlichen<br />

Gesetzen die schwerste Strafe, während die Masse <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitläufer viel mil<strong><strong>de</strong>r</strong> beurteilt und<br />

behan<strong>de</strong>lt wird.<br />

Der Rä<strong>de</strong>lsführer bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Revolution im Geisterreich Gottes war Luzifer, <strong><strong>de</strong>r</strong> zweite<br />

Sohn <strong>de</strong>s Allerhöchsten, <strong><strong>de</strong>r</strong> Lichtträger, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach Christus höchste und schönste Geist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung Gottes. Und was wollte er? - Er wollte höher hinaus. Er wollte als erster<br />

regieren und nicht als zweiter unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Leitung eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en stehen. Er wollte an die<br />

Stelle Christi treten und an seiner statt König sein. Er wollte <strong>de</strong>n Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> stürzen.<br />

Dieser Plan kam auch bei ihm nicht plötzlich. Er reifte nur nach und nach in ihm heran,<br />

bis er als fester Entschluss und dadurch als vollen<strong>de</strong>te Sün<strong>de</strong> diesen hohen Geist<br />

befleckte. Gott griff nicht ein, um die Auflehnung im Keime zu ersticken und <strong>mit</strong>


Gewalt zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wie er es gekonnt hätte. Er lässt <strong>de</strong>m freien Willen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschöpfe<br />

seinen Weg, wie er ja auch bei euch Menschen nicht eingreift, sobald ihr Frevel plant<br />

und eure Vorbereitungen zur Ausführung trefft.<br />

Er ließ Luzifer und seine Miträ<strong>de</strong>lsführer ruhig arbeiten und hin<strong><strong>de</strong>r</strong>te sie nicht in ihren<br />

Bemühungen, sowohl hohe, leiten<strong>de</strong> Geister zu betören, als auch die Massen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mitläufer durch Versprechungen zu verlocken. Es war die große Probe, auf die Gott die<br />

ganze geschaffene <strong>Geisterwelt</strong> stellen wollte. Mit freiem Willen sollte sie sich<br />

entschei<strong>de</strong>n, ob sie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite Christi als <strong>de</strong>m von ihm eingesetzten rechtmäßigen<br />

König bleiben o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Luzifer übertreten wollte.<br />

Zu <strong>de</strong>n Mitläufern, die sich in allen Geisterstufen in größerer Anzahl vorfan<strong>de</strong>n, gehörte<br />

auch ein Geisterfürst, <strong><strong>de</strong>r</strong> in eurer Bibel als Mensch <strong>de</strong>n Namen Adam führt. Solche<br />

Geisterfürsten gab es unzählige im Geisterreich Gottes. Große Geisterscharen waren <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Fürsten unterstellt. Auch bei Adam war dies <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Viele dieser Fürsten<br />

halfen als Miträ<strong>de</strong>lsführer <strong>de</strong>m Luzifer die Revolution vorbereiten. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e, darunter<br />

auch Adam, gehörten <strong>mit</strong> mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger großen Scharen ihrer Untergebenen zu <strong>de</strong>n<br />

Mitläufern.<br />

Da kam die Stun<strong>de</strong>, wo Luzifer und sein Anhang stark genug zu sein glaubten, die<br />

Herrschaft im Reiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister an sich zu reißen, zumal auch ein großer Teil <strong>de</strong>s<br />

Streitheeres Michaels <strong>mit</strong> ihm gemeinsame Sache machte. Auch bei euren irdischen<br />

Revolutionen legt man <strong>de</strong>n größten Wert darauf, das Heer für die revolutionären I<strong>de</strong>en<br />

zu gewinnen. Das war auch Luzifer in großem Umfang gelungen. Ein solches Streitheer<br />

war gewissermaßen als stehen<strong>de</strong>s Heer von vornherein von Gott vorgesehen für <strong>de</strong>n Fall,<br />

daß es einmal benötigt wür<strong>de</strong>. So habt ihr ein stehen<strong>de</strong>s Heer, um für <strong>de</strong>n Fall<br />

irgen<strong>de</strong>iner drohen<strong>de</strong>n Gefahr gerüstet zu sein.<br />

Die Strafe für die Abgefallenen<br />

Als nun <strong><strong>de</strong>r</strong> Kampf begann und sich die Scheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister für o<strong><strong>de</strong>r</strong> gegen Christus<br />

vollzogen hatte, griff Gott ein. Die Prüfung war vorüber. Der innere und äußere Abfall<br />

war vollen<strong>de</strong>te Tatsache. Nun folgte die Strafe. Fürst Michael erhielt <strong>de</strong>n Befehl, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

treugebliebenen Legionen seines Streitheeres die Rebellen zu stürzen. Mit Gottes Kraft<br />

ausgerüstet, führte er <strong>de</strong>n Befehl aus.<br />

Furchtbar war das Schicksal, das zunächst <strong>de</strong>n einstigen Lichtträger und die <strong>mit</strong> ihm<br />

vereinten Miträ<strong>de</strong>lsführer traf. Sie wur<strong>de</strong>n in die tiefsten Sphären <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung<br />

verwiesen, von <strong><strong>de</strong>r</strong>en Finsternis und ihren Schrecken ihr euch auch nicht ein<br />

annähern<strong>de</strong>s Bild machen könnt. Auch vermag ich dir nicht zu erklären, wie diese Tiefen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis aufzufassen sind nach <strong>de</strong>m wirklichen Begriff <strong>de</strong>s Seins. Das gilt ja auch<br />

von eurer irdischen Finsternis. Ihr erfahret zwar, daß dort Finsternis eintritt, wo das<br />

Licht vollständig schwin<strong>de</strong>t. Und je mehr das Licht schwin<strong>de</strong>t, um so größer ist die<br />

Finsternis. Sie entsteht also durch Entziehung <strong>de</strong>s Lichtes. Aber worin sie besteht, dafür<br />

fehlen euch die Begriffe.


Ferner wisst ihr ebenfalls aus Erfahrung, daß alle Farben zusammengemischt das Weiß<br />

ergeben, und daß im Lichtstrahl alle Farben enthalten sind; daß ferner das Schwarz<br />

nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als das Fehlen aller Farben ist. Übertrage diese eure menschliche<br />

Erfahrung auf <strong>de</strong>n Ausschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> gefallenen <strong>Geisterwelt</strong> aus <strong>de</strong>m Bereich jeglichen<br />

Lichtes und dadurch auch jeglicher Farbe, und du ahnst, wie undurchdringlich diese<br />

Finsternis sein muss, wenn du auch nicht weißt, was die Finsternis ihrem Begriff nach<br />

ist.<br />

Die Heiligen Schriften kommen öfters auf diesen Geisterkampf und <strong>de</strong>n Sturz <strong><strong>de</strong>r</strong> Bösen<br />

zu sprechen. Christus selbst sagt: ‘Ich sah <strong>de</strong>n Satan wie einen Blitz aus <strong>de</strong>m Himmel<br />

herabgestürzt’ (Luk. 10, 18). - Und <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Johannes sah in einer Vision <strong>de</strong>n Kampf<br />

Michaels und seiner Legionen gegen Luzifer. ‘Es erhob sich dann ein Kampf im<br />

Himmel. Michael und seine Engel kämpften <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Drachen, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Drache und seine<br />

Engel setzten sich zur Wehr. Doch gewannen sie <strong>de</strong>n Sieg nicht, und ihres Bleibens war<br />

nicht länger im Himmel’ (Offenb. 12, 7-8). - Petrus schreibt: ‘Gott hat nicht einmal<br />

gegen gefallene Engel Schonung geübt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie in die Unterwelt hinabgestoßen,<br />

hinein in die Höhlen <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis, wo sie so lange festgehalten wer<strong>de</strong>n, bis sie sich<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott wen<strong>de</strong>n’ (2. Petrus 2, 4).<br />

Die Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterschöpfung und <strong>de</strong>s Abfalles eines Teiles <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> war<br />

in ähnlicher Weise, wie ich sie hier wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben, auch als erster Bericht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Urbibel<br />

enthalten. Später wur<strong>de</strong> er daraus entfernt.<br />

Bei <strong>de</strong>m Abfall eines großen Teiles <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> erhebt sich für euch Menschen <strong>mit</strong><br />

Recht die Frage: Wie war es <strong>de</strong>nn überhaupt möglich, daß hohe und glückliche Geister<br />

Gottes fallen konnten? Der Grund ist bei jenen Geistern <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe gewesen, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch bei<br />

eurem Geist so oft als Ursache eurer Fehltritte zu fin<strong>de</strong>n ist: Das Streben nach Mehr.<br />

Wer viel hat, möchte immer noch mehr haben. Und wessen Macht groß ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> möchte<br />

sie noch gesteigert sehen, selbst auf die Gefahr hin, <strong>mit</strong> einem Schlage alles zu verlieren.<br />

Seht ihr das nicht bei <strong>de</strong>n Großen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit und bei <strong>de</strong>n Kleinen<br />

im täglichen Leben?<br />

Mit ergreifen<strong>de</strong>n Worten schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t Hesekiel im Auftrag Gottes in einem Klagelied auf<br />

<strong>de</strong>n König von Tyrus <strong>de</strong>n Grund seines Abfalles als Geist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> großen<br />

Geisterrevolution unter Luzifer: ‘Der du das Bild <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollkommenheit warst, voll von<br />

Weisheit und vollkommen an Schönheit. In E<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Garten Gottes, befan<strong>de</strong>st du dich.<br />

Allerlei E<strong>de</strong>lsteine be<strong>de</strong>ckten <strong>de</strong>ine Gewandung: Karneol, Topas, und Jaspis, Chrysolith,<br />

Beryll und Onyx, Saphir, Rubin und Smaragd. Aus Gold waren <strong>de</strong>ine Einfassungen und<br />

Verzierungen an dir gearbeitet; am Tage <strong>de</strong>iner Erschaffung wur<strong>de</strong>n sie bereitet. Du<br />

warst ein gesalbter Cherub, <strong><strong>de</strong>r</strong> da schirmt; ich hatte dich dazu bestellt. Auf <strong>de</strong>m<br />

heiligen Gottesberge weiltest du, in<strong>mit</strong>ten feuriger Steine wan<strong>de</strong>ltest du. Unsträflich<br />

warst du in all <strong>de</strong>inem Tun vom Tage <strong>de</strong>iner Erschaffung an, bis Verschuldung an dir<br />

gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>. Infolge <strong>de</strong>ines regen <strong>Verkehr</strong>s (<strong>mit</strong> Luzifer) füllte sich <strong>de</strong>in Inneres <strong>mit</strong><br />

Frevel. Und als du dich versündigt hattest, trieb ich dich vom Gottesberge weg und<br />

verstieß dich, du schirmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Cherub, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> feurigen Steine. Dein Sinn war<br />

hochfahrend gewor<strong>de</strong>n infolge <strong>de</strong>iner Schönheit, und du hattest <strong>de</strong>ine Weisheit außer


acht gelassen um <strong>de</strong>ines Glanzes willen. Darum stürzte ich dich auf die Er<strong>de</strong> hinab ...<br />

Infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Menge <strong>de</strong>iner Verschuldungen durch die Untreue <strong>de</strong>ines Tuns hast du <strong>de</strong>ine<br />

Heiligtümer entweiht. Darum habe ich ein Feuer aus <strong>de</strong>iner Mitte hervorgehen lassen,<br />

das dich verzehrt hat und habe dich zum Staub auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> gemacht vor <strong>de</strong>n Augen<br />

aller, die dich sahen. Ein En<strong>de</strong> <strong>mit</strong> Schrecken hast du genommen und bist dahin für<br />

unabsehbare Zeiten’ (Hesek. 28, 11-19).<br />

‘Dein Sinn war hochfahrend gewor<strong>de</strong>n’ - <strong>mit</strong> diesen Worten ist die Ursache <strong>de</strong>s Abfalles<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> am Richtigsten wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben. Das ‘Ich will nicht dienen, ich will<br />

herrschen’ hat <strong>de</strong>n Sturz herbeigeführt.<br />

Das Paradies als geistige Sphäre<br />

Und was geschah <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitläufer? Sie waren ja bei weitem nicht so<br />

schuldig, wie die Schar <strong><strong>de</strong>r</strong> Rä<strong>de</strong>lsführer. Gott straft nur nach <strong>de</strong>m Maße <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuld. Es<br />

wäre daher Unrecht gewesen, wenn Gott sie zusammen <strong>mit</strong> Luzifer in dieselbe Tiefe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Finsternis geworfen hätte.<br />

Gott verfuhr <strong>mit</strong> ihnen sehr gnädig. Eine verhältnismäßig geringe Strafe legte er ihnen<br />

auf. Er schloss sie zwar aus <strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen Herrlichkeit aus, versetzte sie aber in eine<br />

Sphäre, die ihr für <strong>de</strong>n Himmel ansehen wür<strong>de</strong>t, wenn ihr sie sehen könntet. Sie ist zwar<br />

nicht in Vergleich zu setzen <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrlichkeit, welche die Mitläufer vorher im Reiche<br />

Gottes besaßen, aber doch so, daß ihr <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s Paradieses da<strong>mit</strong> verbin<strong>de</strong>t. Denn<br />

die Sphäre, in die sie versetzt wur<strong>de</strong>n, ist das Paradies eurer Bibel.<br />

Es war also nicht auf dieser Er<strong>de</strong>, wie ihr es auslegt. Denn eine materielle Welt gab es<br />

damals noch nicht. Die biblische Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Paradieses als eines schönen Gartens<br />

<strong>mit</strong> Flüssen, Bäumen, Blumen und Früchten hat euch veranlasst, es auf eure Er<strong>de</strong> zu<br />

verlegen. Ihr wisst nichts davon, daß es auch in <strong>de</strong>n jenseitigen Sphären alles das in<br />

geistiger Form gibt, was ihr auf eurer Er<strong>de</strong> in materieller Form vor euch seht. Dort gibt<br />

es Gestalten, Wohnungen, Flüsse, Bäume, Sträucher, Blumen, Früchte, Speise und<br />

Trank, Gold und E<strong>de</strong>lsteine, Berge und Täler, Musik und Gesang, Wohlgerüche, Farben<br />

und Töne.<br />

An vielen Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift fin<strong>de</strong>st du meine Angaben bestätigt. Darin wird<br />

euch die Stadt Gottes geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>mit</strong> ihren Mauern und Toren, <strong>de</strong>n Wassern, die da<br />

fließen, und <strong>de</strong>n Blumen, die da blühen, und all <strong>de</strong>n Kostbarkeiten, die das Herz erfreuen<br />

können. Ihr meint, daß sei bloß bildlich zu verstehen. Es ist kein Bild, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Wirklichkeit.<br />

Hat nicht Christus selbst gesagt: ‘In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wenn<br />

es nicht so wäre, wür<strong>de</strong> ich es euch nicht gesagt haben. Denn ich gehe hin, euch eine<br />

Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe,<br />

dann komme ich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und will euch zu mir nehmen, da<strong>mit</strong> da, wo ich bin, auch ihr<br />

seid’ (Joh. 14, 2-3)? Hat ferner Christus nicht gesagt: ‘Ich wer<strong>de</strong> von nun an von <strong>de</strong>m<br />

Erzeugnis <strong>de</strong>s Weinstockes nicht mehr trinken, bis zu jenem Tage, an <strong>de</strong>m ich es neu<br />

trinke im Reiche meines Vaters’(Markus 14, 25)? - Und hatte nicht schon im Alten


Bun<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Engel Raphael zu Tobias gesagt: ‘Ich genieße eine unsichtbare Speise und<br />

einen Trank, <strong>de</strong>n Menschen nicht sehen können’ (Tobias 12, 19)? - Ist ferner nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s abgefallenen Cherub beim Propheten Hesekiel ausdrücklich seine<br />

herrliche Geistergewandung erwähnt, besetzt <strong>mit</strong> E<strong>de</strong>lsteinen und <strong>mit</strong> Gold verziert, in<br />

die jener hohe Geist vor seinem Sturz geklei<strong>de</strong>t war? Habe ich dich nicht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre<br />

über das Od eingehend darüber unterrichtet, daß je<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist einen Odleib als geistigen<br />

Leib besitzt, und daß die irdischen Leiber nur eine Verdichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odleiber sind?<br />

Die vollkommenste Form <strong>de</strong>s Ods ist also nicht die zur Materie verdichtete, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die<br />

geistige. Nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> materielle Leib ist <strong><strong>de</strong>r</strong> schönste, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> geistige. Nicht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

materielle E<strong>de</strong>lstein ist <strong><strong>de</strong>r</strong> prachtvollste, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> geistige. Nicht das materielle Gold<br />

das wertvollste, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das geistige. Denn Gold und E<strong>de</strong>lsteine sind sowohl in<br />

materieller, als auch in geistiger Form nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar zubereitetes Od, das<br />

in <strong>de</strong>m einen Falle in verdichtetem, im an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Falle in unverdichtetem Zustand sich<br />

befin<strong>de</strong>t.<br />

Das mag euch schwer verständlich erscheinen, weil ihr in euren Begriffen ganz auf das<br />

Materielle eingestellt seid. Von geistigen Zustän<strong>de</strong>n habt ihr keine Vorstellung. Auch hat<br />

man euch von Jugend auf nicht darüber belehrt. Die Hellseher jedoch, die <strong>mit</strong> geistigen<br />

Augen das Geistige schauen können, verstehen das Gesagte vollkommen. Sie verstehen<br />

auch die Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Paradieses <strong>mit</strong> seinen Bäumen, Pflanzen, Früchte und Flüssen<br />

als eine geistige Sphäre. Auch was du im Traume erlebst, siehst und hörst, nimmst du<br />

nicht in materieller Weise war, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n alles dies steht in geistiger Form und Gestaltung<br />

vor <strong>de</strong>m Träumen<strong>de</strong>n.<br />

Die Prüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister im Paradies<br />

In diese geistige Sphäre <strong>de</strong>s Paradieses wur<strong>de</strong>n also die Mitläufer <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterrevolution<br />

versetzt. Aber nicht bloß zur Strafe, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch zur erneuten Prüfung. Es war ein Akt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit und Güte Gottes, daß er diesen Geistern nochmals Gelegenheit gab,<br />

ihren aus Schwäche begangenen Fehltritt durch Bestehen einer Probe wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gutzumachen.<br />

Sie waren Mitläufer, und ihre Sün<strong>de</strong> war nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Bosheit ihrer Gesinnung entsprungen.<br />

Sie war in schwacher Stun<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Verführer in sie hineingetragen wor<strong>de</strong>n.<br />

Äußerlich hatten sie die Lossagung vom Königtum Christi <strong>mit</strong>gemacht. Aber ihrer<br />

Gesinnung nach waren sie halb auf seiten Christi und halb auf seiten Luzifers, wie das ja<br />

auch heute noch bei so vielen Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist. Sie hinkten gewissermaßen nach<br />

zwei Seiten. Die Gerechtigkeit Gottes aber verlangte eine endgültige Stellungnahme<br />

auch in ihrer Gesinnung.<br />

Er versetzte sie daher <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verweisung in die Paradiessphäre in eine ‘neutrale Zone’.<br />

Hier sollten sie sich entschei<strong>de</strong>n. Die Entscheidung wäre ihnen nun nicht schwer<br />

gefallen, wenn sie noch dieselben geistigen Fähigkeiten in <strong>de</strong>m vollen Maße besessen<br />

hätten, wie sie ihnen vorher im Reiche Gottes beschie<strong>de</strong>n gewesen. Das war jedoch nicht<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Denn, wie ich dir in <strong><strong>de</strong>r</strong> Odlehre <strong>mit</strong>teilte, hat je<strong>de</strong> Gegensätzlichkeit eines<br />

Geistes zu Gott auch eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s geistigen Odleibes zur Folge. Dieser wird


getrübt, verliert die reine geistige Gestaltung und erhält eine größere Verdichtung. Diese<br />

schwächt nicht nur die Erkenntnis, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nimmt <strong>de</strong>m Geist vor allem die Erinnerung<br />

an das frühere Dasein.<br />

Daher konnten sich die Geister in <strong><strong>de</strong>r</strong> Paradiessphäre nicht mehr <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrlichkeit<br />

erinnern, die sie vor ihrem Abfall im Reiche Gottes besaßen. Sonst wäre ja auch eine<br />

Prüfung dieser Geister im Paradies unmöglich gewesen. Denn eine Rückerinnerung an<br />

<strong>de</strong>n früheren Zustand <strong>de</strong>s Glückes und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergleich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m jetzigen hätte sie keine<br />

Sekun<strong>de</strong> schwanken lassen, für wen sie sich entschei<strong>de</strong>n wollten. Aber we<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

verlorene Herrlichkeit, noch <strong><strong>de</strong>r</strong> erfolgte Geisterkampf, noch ihr eigener Abfall bei<br />

diesem Kampf war ihnen bekannt. Sie kannten bloß ihr jetziges Dasein, so wie ihr<br />

Menschen auch bloß euer jetziges Leben kennt und keine Rückerinnerung mehr an eure<br />

früheren Daseinsstufen habt, so daß die meisten Menschen glauben, sie seien bei ihrer<br />

jetzigen menschlichen Geburt zum ersten Mal ins Leben getreten. We<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>m<br />

früheren Weilen bei Gott, noch von <strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n irdischen Verkörperungen<br />

ihres Geistes wissen sie etwas. Nur bei Wenigen besteht noch eine dunkle Ahnung, daß<br />

sie schon früher einmal gelebt haben.<br />

Die Prüfung, welche die Geister im Paradies zu bestehen hatten, bestand darin, daß Gott<br />

ihnen etwas verbot, was sie nicht begreifen konnten. Die Bibel stellt diese Verbot dar<br />

unter <strong>de</strong>m Bil<strong>de</strong> einer verbotenen Frucht. Das Verbot galt für alle Mitläufer, die wie<br />

Adam gefallen und <strong>mit</strong> ihm in <strong><strong>de</strong>r</strong> gleichen Sphäre weilten und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>mselben Odleib<br />

umklei<strong>de</strong>t waren. Um diese Geister bemühten sich nun sowohl die gottestreuen Scharen<br />

<strong>de</strong>s Himmels, als auch die finsteren Mächte <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe; die ersteren suchten sie zur<br />

Standhaftigkeit und zur Einhaltung <strong>de</strong>s göttlichen Verbotes zu bewegen; die letzteren<br />

scheuten keine Mühe, ihnen durch die verlockendsten Vorspiegelungen die Mißachtung<br />

jenes Verbotes als das Beste erscheinen zu lassen.<br />

Es war <strong><strong>de</strong>r</strong> Kampf, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch heute noch um je<strong>de</strong>n Menschen tobt. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Seite die<br />

Einflüsterungen <strong>de</strong>s Bösen, das zum Übertreten <strong>de</strong>s göttlichen Gesetzes reizt und die<br />

Sün<strong>de</strong> als vorteilhaft erscheinen lässt. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite die innere Stimme <strong>de</strong>s<br />

Guten, die warnt und mahnt, <strong>de</strong>m Bösen nicht nachzugeben. Der Mensch selbst hat zu<br />

entschei<strong>de</strong>n, wem er folgen will.<br />

Die Entscheidung und ihre Folgen<br />

Und wenn ihr in eurem menschlichen Leben die große Masse <strong>de</strong>s Volkes für eure<br />

Zwecke gewinnen wollt, dann sucht ihr zuerst vor allem diejenigen Persönlichkeiten auf<br />

eure Seite zu bringen, die beim Volke im Ansehen stehen und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Urteil und Tun für<br />

die breite Masse ausschlaggebend zu sein pflegt. So geschah es auch bei <strong>de</strong>n Scharen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sphäre <strong>de</strong>s Paradieses. Unter ihnen ragte Adam, <strong><strong>de</strong>r</strong> ehemalige hohe Himmelsfürst,<br />

infolge seiner großen geistigen Fähigkeiten beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s hervor. Es war daher natürlich,<br />

daß seine Stellungnahme zu <strong>de</strong>m Verbot Gottes auch für die übrigen Geister <strong>de</strong>s<br />

Paradieses ausschlaggebend wer<strong>de</strong>n konnte. Darum machte sich das Böse in erster Linie<br />

an ihn heran, um ihn zu Fall zu bringen. Es bediente sich dazu <strong>de</strong>s weiblichen Geistes,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Adam als Dual beigegeben war und <strong>de</strong>n eure Bibel ‘Eva’ nennt. Eva fiel <strong>de</strong>n


Verlockungen <strong>de</strong>s Bösen zum Opfer und brachte auch Adam zum Abfall. Diesem<br />

Beispiel folgten nun alle die Geisterscharen, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sphäre <strong>de</strong>s Paradieses weilten.<br />

Durch diesen zweiten Fall in Sün<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n Adam und die übrigen Mitläufer das<br />

Eigentum <strong>de</strong>s Bösen und stan<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> Luzifer auf fast gleicher Stufe. Aus <strong>de</strong>n Sphären<br />

<strong>de</strong>s Paradieses sanken sie in die Tiefen <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis hinab.<br />

Luzifer war nunmehr auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Fürst dieser Geister. In seinem Reich war er<br />

selbstständiger Herrscher. Zwar unterstand auch er <strong><strong>de</strong>r</strong> Macht Gottes und konnte<br />

insofern nicht tun, was er wollte, aber die Ausübung seiner Herrscherrechte über<br />

diejenigen, die freiwillig seine Untertanen gewor<strong>de</strong>n waren, schmälerte Gott ihm nicht.<br />

Es war eine furchtbare Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit Gottes, daß Luzifer diejenigen als sein<br />

Eigentum behalten durfte, die zu ihm übergetreten waren. Für sie gab es also kein<br />

Entrinnen mehr. Selbst wenn ihnen nachträglich ihr Abfall zum Bösen leid tat, so<br />

konnten sie nicht mehr zurück. Sie hatten sich <strong>de</strong>m Herrscher <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle für immer<br />

verschrieben.<br />

Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuldbrief, auf <strong>de</strong>n Paulus in seinen Briefen zu sprechen kommt, und von<br />

<strong>de</strong>m er sagt, daß er ein ‘unübersteigliches Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis’ für die Rettung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefallenen<br />

be<strong>de</strong>utet. In euren irdischen Staaten ist es ja nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s. Ist einer Untertan eines<br />

Reiches gewor<strong>de</strong>n, so hat er sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung dieses Lan<strong>de</strong>s zu fügen. Ohne ihre<br />

Erlaubnis kann er das Land nicht verlassen. Und ist es <strong>mit</strong> einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Reich im<br />

Kriegszustand, so wird die Erlaubnis zum Übertritt zum Feind nie gegeben. So auch im<br />

Reiche Luzifers. Es ist beständig im Kriegszustan<strong>de</strong> gegen das Reich Gottes. Darum war<br />

es ausgeschlossen, daß Luzifer einem seiner Untertanen je die Erlaubnis geben wür<strong>de</strong>,<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum Reiche Gottes zurückzukehren. Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Beispiel. Wer freiwillig in die<br />

Frem<strong>de</strong>nlegion eintritt, wird darin festgehalten. Er mag seinen Eintritt nachträglich<br />

tausendmal bereuen, er mag weinen und weheklagen über das, was er dort durchmachen<br />

muss - es hilft ihm nichts. Er untersteht dort einem harten Regiment, das kein Erbarmen<br />

kennt. Er muss bleiben. Und sucht er zu fliehen, so wird er von <strong>de</strong>n Legionären<br />

eingeholt und zurückgebracht, und sein Los wird noch furchtbarer. Es führt keine<br />

Brücke hinüber zu <strong>de</strong>m Vaterland und <strong><strong>de</strong>r</strong> Heimat, die er durch eigene Schuld verlassen<br />

hat.<br />

Eine solche Frem<strong>de</strong>nlegion ist Satans Reich. Wer bei ihm eintrat, konnte nicht mehr<br />

zurück. Es gab keine Brücke, die über die abgrundtiefe Kluft führte, die sich zwischen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Frem<strong>de</strong>nlegion <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis und <strong>de</strong>m Reiche Gottes aufgetan hatte. Diese Brücke<br />

wur<strong>de</strong> erst später durch die Erlösung Christi gebaut. Darum lässt Christus in <strong>de</strong>m<br />

Gleichnis von <strong>de</strong>m reichen Prasser und <strong>de</strong>m armen Lazarus dieselbe Wahrheit durch <strong>de</strong>n<br />

Mund Abrahams aussprechen: ‘Und zu alle<strong>de</strong>m ist zwischen uns und euch eine große<br />

Kluft festgelegt, da<strong>mit</strong> die, welche von uns zu euch hinüberwollen, es nicht können und<br />

man auch von dort nicht zu uns herüberkommen kann’ (Lukas 16, 26).<br />

Ein drittes Beispiel. Betrachte das Schicksal eines Soldaten, <strong><strong>de</strong>r</strong> im Kriege sein eigenes<br />

Heer verlässt und zum Fein<strong>de</strong> übergeht. Er mag nachher seine Fahnenflucht bitter<br />

bereuen und sich noch so sehr in sein Vaterland zurückzusehen - <strong><strong>de</strong>r</strong> Feind gibt ihn nicht<br />

frei.


Nun habe ich dich in meinen Belehrungen bis zu <strong>de</strong>m Punkte geführt, wo sich zwei<br />

Reiche in unüberbrückbarem Gegensatz zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> befin<strong>de</strong>n. Das Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott<br />

Getrennten o<strong><strong>de</strong>r</strong> das ‘Totenreich’ - und das Reich Gottes. Das Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis gegen<br />

das Reich <strong>de</strong>s Lichtes. Das Königtum Luzifers gegen das Königtum Christi. Hier Luzifer<br />

- dort Christus. Aber Gott liebt alle seine Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, auch die vom Vaterhaus durch eigene<br />

Schuld getrennten. Und wie er sie geschaffen hatte durch die Ver<strong>mit</strong>tlung seines Sohnes<br />

und sie als geistige Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Leibe Christi eingepflanzt hatte, so wollte er die<br />

abgetrennten Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m geistigen Leibe seines Sohnes vereinigen -<br />

‘jene nämlich, die nicht in ihrem Abfall verbleiben, sollen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eingepfropft wer<strong>de</strong>n;<br />

Gott hat ja die Macht, sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> einzupfropfen’ (Römer 11, 23).<br />

Doch das Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einpflanzen <strong><strong>de</strong>r</strong> abgerissenen Zweige in <strong>de</strong>n Baum <strong>de</strong>s Lebens, das<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einverleiben <strong><strong>de</strong>r</strong> abgefallenen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n lebensspen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Organismus <strong>de</strong>s<br />

Leibes Christi konnte nur durch freie Willensentscheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> getrennten Geister<br />

erfolgen. Gott hatte ihnen freien Willen gegeben. Mit freiem Willen waren die einen als<br />

Rä<strong>de</strong>lsführer, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en als Mitläufer bei <strong>de</strong>m Geisterkampf in die Reihen <strong><strong>de</strong>r</strong> Empörer<br />

getreten. Die Mitläufer waren bei <strong><strong>de</strong>r</strong> erneuten Prüfung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sphäre <strong>de</strong>s Paradieses <strong>mit</strong><br />

freiem Willen zum zweitenmale gefallen. Sie sollten sich auch <strong>mit</strong> freiem Willen wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erheben und ins Vaterhaus zurückkehren.<br />

Doch das schien unmöglich. Zunächst musste eine Rückkehr Luzifers und seiner<br />

Miträ<strong>de</strong>lsführer als ausgeschlossen gelten. Denn gestürzter Hochmut verwan<strong>de</strong>lt sich in<br />

verstockte Bosheit, die lieber unglücklich bleibt, als daß sie sich ver<strong>de</strong>mütigt. Die als<br />

einstige Mitläufer verführten Geisterscharen unterschie<strong>de</strong>n sich zwar in ihrer Gesinnung<br />

auch jetzt noch wesentlich von ihren Beherrschern, aber sie sahen keine Hoffnung auf<br />

Rettung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe. Und wo die Hoffnung auf Rettung fehlt, da fehlt auch je<strong><strong>de</strong>r</strong> Wille,<br />

sie herbeizuführen. Und wo dieser Wille fehlt, da wird auch nichts unternommen, was<br />

<strong>de</strong>n Weg zur Rettung anbahnen könnte.<br />

Aber auch selbst wenn sie <strong>de</strong>n Willen zur Rückkehr gehabt hätten, so lag ein<br />

unübersteigbares Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis in <strong>de</strong>m Herrscherrecht Luzifers über diese Geister, das auch<br />

Gott ihm nicht schmälern durfte, weil er es ihm eingeräumt hatte. ‘Doch Gottes Wege<br />

sind wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar und seine Weisheit kennt die Mittel, die zum Ziele führen: ‘Du verfährst<br />

schonungslos gegen alles, weil es <strong>de</strong>in Eigentum ist, o Herr, du Freund alles Lebens.<br />

Denn <strong>de</strong>in unvergänglicher Geist ist in allem’ (Weisheit 11, 26 - 12, 1). Nach <strong>de</strong>m<br />

Abfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister legte daher Gott <strong>de</strong>n Plan fest, nach <strong>de</strong>m er die von ihm Getrennten<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zurückführen wollte.<br />

Der Erlösungsplan ist das große Geheimnis, das <strong>de</strong>m Apostel Paulus und <strong>de</strong>n übrigen<br />

Aposteln durch Geister, die Christus ihnen sandte, <strong>mit</strong>geteilt wur<strong>de</strong>. Aber auch die<br />

Apostel wagten nicht, <strong>de</strong>n ersten Christengemein<strong>de</strong>n die ganz Wahrheit dieses<br />

Heilsplanes Gottes zu offenbaren. Denn das meiste darin war ihnen unfassbar. Auch bei<br />

ihnen musste es daher <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n christlichen Gottesdiensten durch die Medien re<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Geistern Gottes überlassen bleiben, sie nach und nach in die ganze Wahrheit<br />

einzuführen.


Dies geschah auf dieselbe Weise, wie ich dich jetzt über die Wahrheiten unterrichte.<br />

Auch dir wird es fürs erste nicht leicht sein, die ganze Wahrheit über <strong>de</strong>n Rettungsplan<br />

Gottes zu erfassen. Ihr könnt, wie Paulus wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt <strong>de</strong>n ersten Christen schreibt, feste<br />

Speisen nicht vertragen. Man darf euch nur Milch verabreichen, wie unmündigen<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Die Wahrheit in ihrer ganzen Größe und ihrem ganzen Umfang ist die feste<br />

Speise <strong>de</strong>s Geistes, die nur von <strong>de</strong>n im Geiste Erstarkten vertragen wer<strong>de</strong>n kann. Eine<br />

leichtverständliche Auslese von Wahrheiten ist die Milch, die man <strong>de</strong>nen gibt, die noch<br />

Säuglinge im Leben <strong>de</strong>s Glaubens und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit sind. Nicht Milch gebe ich dir in<br />

meinen folgen<strong>de</strong>n Belehrungen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n feste Speise, wie ja auch unter <strong>de</strong>m bisher<br />

Mitgeteilten schon manche feste Speise vorhan<strong>de</strong>n ist. Ich begnüge mich nicht da<strong>mit</strong>, dir<br />

die Kenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit in <strong>de</strong>n großen Jenseitsfragen zu ver<strong>mit</strong>teln. Du sollst vielmehr<br />

auch eine Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> ursächlichen Zusammenhänge <strong><strong>de</strong>r</strong> Einzelwahrheiten aus<br />

meinen Belehrungen sammeln. Denn nur die Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Ursachen <strong>de</strong>s Geschehens<br />

befriedigt <strong>de</strong>n Geist.<br />

Der Erlösungsplan Gottes<br />

Was wir vortragen, ist Weisheit bei <strong>de</strong>n<br />

Gereiften, doch nicht Weisheit dieser<br />

Welt. Wir tragen Gottes<br />

geheimnisvolle, verborgene Weisheit<br />

vor, die Gott vor aller Zeit zu unserer<br />

Verherrlichung vorherbestimmt hat.<br />

Die Besserungsstufen zum Aufstieg <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gefallenen Geister<br />

(1. Kor. 2, 6-7)<br />

Nach <strong>de</strong>m Abfall eines großen Teiles <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> legte Gott <strong>de</strong>n Plan fest, nach <strong>de</strong>m<br />

er die in die Tiefe gesunkenen unglücklichen Wesen retten und zu seinem Reiche wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zurückführen wollte.<br />

Sein Erbarmen galt zunächst <strong>de</strong>n weniger Schuldigen. Das waren die unermesslichen<br />

Scharen, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> erneuten Prüfung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sphäre <strong>de</strong>s Paradieses die Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

endgültigen Abfalles begangen hatten. Erst wenn sie Rettung gefun<strong>de</strong>n hatten, sollten<br />

ihre Verführer - Luzifer und seine Miträ<strong>de</strong>lsführer - zur Rückkehr ins Vaterhaus Gottes<br />

gelangen.<br />

Gott ist gerecht. Bei <strong>de</strong>n Verführten lag die Sün<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwachheit vor, bei <strong>de</strong>n<br />

Verführern die Sün<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bosheit. Wie die Sün<strong>de</strong> wesentlich verschie<strong>de</strong>n war, so auch<br />

die Strafe und <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe.<br />

Der erste Schritt zur Rettung bestand darin, daß Gott Besserungssphären schuf und zwar<br />

stufenweise, nach euch unbegreiflichen Gesetzen, wie sie nur die Weisheit Gottes zu<br />

ersinnen vermag. Auf diese Stufen <strong>de</strong>s Emporsteigens <strong><strong>de</strong>r</strong> gefallenen Geister aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tiefe <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis hinauf zu Gott, weist Paulus in seinem Brief an die Epheser hin,


in<strong>de</strong>m er von Entwicklungsstufen spricht, die Gott angeordnet habe, um seinen<br />

Ratschluss auszuführen, nach <strong>de</strong>m er alles wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Sohne vereinigen wolle.<br />

An dieser Stelle gebraucht <strong><strong>de</strong>r</strong> Urtext das Bild von <strong>de</strong>m Bau eines Hauses <strong>mit</strong> seinen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Stockwerken. Nimm dieses Bild geistig, dann wird dir die Lehre von <strong>de</strong>n<br />

‘Besserungssphären’ <strong><strong>de</strong>r</strong> gefallenen Geister leichter verständlich sein.<br />

Das, was ihr ‘Hölle’ nennt, ist die tiefste Stufe, in welche alle gefallenen Geister kamen.<br />

Aber auch die Hölle enthält eine Anzahl Besserungssphären, durch die ein Geist, durch<br />

Besserung seiner Gesinnung, sich emporarbeiten kann, bis zur ersten <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen<br />

Sphären. Diese beginnen <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Stufe <strong><strong>de</strong>r</strong> niedrigsten Tiere und fin<strong>de</strong>t ihre<br />

Fortentwicklung in <strong>de</strong>n Stufen <strong><strong>de</strong>r</strong> Steine, <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflanzen, Kräuter, Blumen, <strong><strong>de</strong>r</strong> höheren<br />

Tiere und erlangen ihren Abschluss in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stufe <strong>de</strong>s höchsten Tieres, <strong>de</strong>m ihr <strong>de</strong>n Namen<br />

‘Mensch’ gegeben habt.<br />

Diese irdischen Stufen existieren nicht bloß auf eurer Er<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Weltkörpern. Es gibt also viele Parallelstufen zu <strong>de</strong>nen eurer Er<strong>de</strong>. Auch sind die<br />

irdischen Stufen nicht bloß in <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Gestaltung vorhan<strong>de</strong>n, wie ihr sie in <strong>de</strong>m<br />

Tierreich, Pflanzenreich und Mineralreich vor euch seht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in einer<br />

entsprechen<strong>de</strong>n geistigen Gestaltung, so, dass es auch ein geistiges Tierreich,<br />

Pflanzenreich und Mineralreich <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nsten Gattungen und Arten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lebewesen gibt, die in diesen Reichen in ähnliche Odleiber gehüllt sind, wie ihr sie auf<br />

dieser Er<strong>de</strong> in materiellen Leibern erblickt.<br />

In diese geistigen Parallelsphären <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Stufen treten die nach <strong>de</strong>m irdischen<br />

To<strong>de</strong> vom materiellen Körper getrennten Geister wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein und bleiben darin, bis sie in<br />

einer neuen irdischen Geburt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verkörpert wer<strong>de</strong>n. Bessert sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist nicht, so<br />

wird er in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Stufe so oft wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verkörpert, bis er reif ist, für die Verkörperung in<br />

einer höheren Stufe.<br />

Je<strong>de</strong> einzelne <strong><strong>de</strong>r</strong> Besserungsstufen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t zu <strong><strong>de</strong>r</strong> darin vorgesehenen leiblichen<br />

Gestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister ein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Eingreifen Gottes. Es bestand darin, dass er die<br />

Odgestalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterpaare in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form dieser Stufe verkörperte und ihnen die<br />

Fähigkeit verlieh, durch Zeugung <strong>de</strong>n Leib dieser Stufe fortzupflanzen. Doch die Geister<br />

selbst wer<strong>de</strong>n nach feststehen<strong>de</strong>n Gesetzen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> <strong>de</strong>n gezeugten Körpern<br />

einverleibt.<br />

Ihr Menschen könnt freilich das ‘Wie’ all dieser Vorgänge nicht verstehen, wie ihr ja<br />

auch von <strong>de</strong>m ganzen Naturgeschehen, das euch umgibt und das ihr täglich <strong>mit</strong> eigenen<br />

Augen seht, in Wirklichkeit nichts begreift.<br />

Eure Wissenschaft beschäftigt sich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Abstammung, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Abstammung <strong>de</strong>s Menschen vom Affen. Eine körperliche Abstammung einer höheren<br />

Stufe von einer nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en besteht nicht. Pflanzen erzeugen keine Tiere und nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e Tiere<br />

keine höheren. Je<strong>de</strong> Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebewesen erzeugt ihre eigene Art. Aber in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Art gibt es<br />

viele Rassen. Die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nsten Rassen ein und <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Art sind<br />

untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zeugungsfähig.


Der Mensch gehört zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Affen. Er bil<strong>de</strong>t die höchste Rasse dieser Art. Man<br />

kann daher <strong>mit</strong> Recht sagen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Affe <strong><strong>de</strong>r</strong> niedrigste Mensch, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

e<strong>de</strong>lste Affe ist. Der Mensch ist also das höchste Tier <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>. Aber er stammt<br />

körperlich nicht vom Affen ab, wiewohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Affe in <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Entwicklung ihm am<br />

nächsten steht.<br />

Der Geist <strong>de</strong>s Menschen war, bevor er zum erstenmal in einem menschlichen Leib<br />

verkörpert wur<strong>de</strong>, in einem Tierleibe. Es ist daher <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Naturstufen in stets vollkommenerer Gestaltung emporsteigt.<br />

Die Naturstufen selbst erfahren in ihrem materiellen Sein keine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung. Sie sind<br />

heute, wie sie vor Tausen<strong>de</strong>n von Jahren waren. Nur sind im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeiten manche<br />

Arten <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Stufen ausgestorben, weil keine Geister mehr darin verkörpert<br />

wur<strong>de</strong>n. Gott schuf dafür an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, höhere Arten, in <strong>de</strong>nen diejenigen Geister verkörpert<br />

wer<strong>de</strong>n, für welche die ausgestorbenen Arten früher bestimmt gewesen. Die<br />

ausgestorbenen Arten waren Zwischenstationen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufwärtsentwicklung. Als sie<br />

wegfielen und an ihre Stelle höhere Arten traten, mussten die betreffen<strong>de</strong>n Geister länger<br />

warten, bis sie in die höheren Arten einrückten, die anstelle <strong><strong>de</strong>r</strong> ausgestorbenen getreten<br />

waren.<br />

So fin<strong>de</strong>t ihr noch heute körperliche Überreste ausgestorbener Arten <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflanzen- und<br />

Tierwelt <strong><strong>de</strong>r</strong> früheren Zeitperio<strong>de</strong>n.<br />

Ein Zurücksinken eines Geistes aus einer höheren Besserungsstufe in eine tiefere gibt es<br />

nicht. Wohl ein Stillstehen in <strong><strong>de</strong>r</strong> selben Stufe.<br />

Wie ich dir bereits gesagt habe, muss ein Geistwesen, das bei seinem irdischen To<strong>de</strong> in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> betreffen<strong>de</strong>n Stufe seiner Verkörperung nicht weitergekommen ist, so oft in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Stufe wie<strong><strong>de</strong>r</strong>-verkörpert wer<strong>de</strong>n, bis es für die nächst höhere Stufe reif ist. Das<br />

gilt auch vom Menschen. Hat sich sein Geist im irdischen Leben auf <strong>de</strong>m Wege zu Gott<br />

nicht vervollkommnet, so wird er wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch. Je<strong>de</strong>s Leben ist ein Examen. Wer<br />

durchfällt, muss es so oft machen, bis er es besteht. Das sind göttliche Gesetze, die für<br />

die ganze Schöpfung gleichmäßig Geltung haben. Bei Gott gibt es keine Willkür.<br />

Wenn ich dir sagte, dass es ein Zurücksinken eines Geistes in eine tiefere Stufe nicht<br />

gibt, so hat das darin seinen Grund, dass ein Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> in einem Punkt schlechter wird,<br />

als er vorher war, dafür in einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Punkt sich bessert, und so ein Ausgleich<br />

geschaffen wird. Auch hierin waltet ein göttliches Gesetz.<br />

Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeiträume, die vom Augenblick <strong>de</strong>s Geisterfalles bis zu <strong>de</strong>m Tage<br />

verflossen sind, an <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> erste gefallene Geist reif war, als Mensch verkörpert zu<br />

wer<strong>de</strong>n, könnt ihr euch keine Vorstellung machen. ‘Bei Gott sind tausend Jahre wie ein<br />

Tag’ (2. Petrus 3, 8)<br />

Von allen diesen Wahrheiten weiß das heutige Christentum nichts. Sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong>streben<br />

auch <strong>de</strong>inem bisherigen Denken. Aber sollte ich dir <strong>de</strong>swegen die Wahrheit<br />

vorenthalten, weil sie dir unglaublich erscheint und <strong>de</strong>ine Mitmenschen darüber lachen<br />

wer<strong>de</strong>n? Du hast ja Gelegenheit, bei <strong>de</strong>n Geisterkundgebungen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten


spiritistischen Gottesdiensten nach diesen Wahrheiten zu fragen, und du wirst sehen,<br />

dass sie dir überall bestätigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der gefälschte Schöpfungsbericht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel<br />

Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> sind die wichtigen Lehren, die ich dir soeben vorgetragen habe, auch aus <strong>de</strong>m<br />

biblischen Schöpfungsbericht beseitigt wor<strong>de</strong>n. Er enthält fast nichts mehr davon. Er<br />

weiß nichts von <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterschöpfung Gottes, nichts von <strong>de</strong>m Kampf <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister und<br />

ihrem Abfall, nichts von <strong>de</strong>n Besserungssphären und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odleiber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gefallenen in <strong>de</strong>n einzelnen Stufen, nichts von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkörperung <strong><strong>de</strong>r</strong> Odleiber zur<br />

irdischen Materie. Wo eure Bibel von <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Schöpfung erzählt, stellt sie es so<br />

dar, als ob diese eine neue und vollkommen selbständige Schöpfung sei, die <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geisterverkörperung und <strong>de</strong>m Abfall eines Teiles <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> in keinerlei<br />

Verbindung stehe.<br />

Die Urbibel enthielt alle diese Wahrheiten. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren Gestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen<br />

Schrift war die Macht <strong>de</strong>s Bösen am Werk, die Zusammenhänge in <strong>de</strong>m Erlösungsplan<br />

Gottes <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Kenntnis zu entziehen. Der Menschheit sollte die tröstliche<br />

Wahrheit vorenthalten wer<strong>de</strong>n, dass alles wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott kommt. ‘Denn Gott will, dass<br />

alle gerettet wer<strong>de</strong>n und zur Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit gelangen’ (1. Tim. 2, 4 ). Alles<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott zu führen, ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung.<br />

Den Herrschermächten <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis war freilich viel mehr gedient <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Lehren <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hoffnungslosigkeit und Verzagtheit, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre von einer ‘ewigen Hölle’, über die ja<br />

einer eurer Dichter die furchtbaren Worte geschrieben hat: ‘Ihr, die ihr hier eintretet,<br />

lasset alle Hoffnung fahren!’<br />

Diese Worte klangen <strong>de</strong>m Herrscher <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle viel angenehmer, als die Lehre von <strong>de</strong>m<br />

erbarmen<strong>de</strong>n Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> zwar in seiner Gerechtigkeit zürnt und straft, aber nicht ewig am<br />

Zürnen und Strafen bleibt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n allen seinen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verzeiht und sie heim<br />

ruft. Mit <strong>de</strong>m bloß zur Einflößung von Furcht dienen<strong>de</strong>n Schreck<strong>mit</strong>tel <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘ewigen<br />

Höllenstrafen’ hat man <strong>de</strong>n wahren Gottesbegriff geschän<strong>de</strong>t. Man hat da<strong>mit</strong> auch die<br />

Ausführung <strong>de</strong>s Rettungsplanes jenes Gottes erschwert, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n sün<strong>de</strong>n- und<br />

leidbela<strong>de</strong>nen Menschen das Wort <strong><strong>de</strong>r</strong> allerbarmen<strong>de</strong>n Liebe hat zurufen lassen: ‘Wenn<br />

auch eine Mutter ihres Kin<strong>de</strong>s vergessen könnte, so wer<strong>de</strong> ich doch <strong>de</strong>iner nie<br />

vergessen’ (Jes. 49, 15).<br />

Manchen Abschnitten eurer Bibel ist es ergangen, wie <strong>de</strong>n Gemäl<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Meister,<br />

die auf <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n eurer alten Kirchen angebracht waren. Später kamen die<br />

sogenannten ‘Kirchenmaler’ und haben ihre alltäglichen Figuren darüber gestrichen.<br />

Und wenn ihr heute die später aufgetragene Tünche vorsichtig von diesen Wän<strong>de</strong>n<br />

abwascht, dann kommt das alte Gemäl<strong>de</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum Vorschein, und ihr steht<br />

bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>nd vor <strong>de</strong>m Kunstwerk <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Meister. So ist auch das Bild <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit,<br />

das die ursprüngliche Bibel enthielt, später entstellt wor<strong>de</strong>n. Irren<strong>de</strong> Menschen schoben<br />

die biblischen Berichte zurecht. Was sie nicht verstan<strong>de</strong>n, ließen sie weg o<strong><strong>de</strong>r</strong> versahen<br />

es <strong>mit</strong> falschen Erklärungen. Die nach ihnen kamen, ‘verbesserten’ von neuem daran,<br />

machten Zusätze, nahmen Streichungen vor. So wur<strong>de</strong> nicht bloß die Wahrheit


verdrängt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es schlichen sich manche Dinge in die Bibel ein, die geeignet sind,<br />

das Wort Gottes lächerlich zu machen. Ein menschlicher Dichter hat das Wort geprägt:<br />

‘Bücher haben ihre Schicksale’. Ja, lei<strong><strong>de</strong>r</strong> hat auch die Bibel ihre Schicksale gehabt. Es<br />

ist vieles daraus verschwun<strong>de</strong>n, was hineingehört, und manches hineingesetzt wor<strong>de</strong>n,<br />

was nicht darin sein dürfte, weil es <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht.<br />

Wenn einige ‘Kirchen’ diese Tatsachen nicht zugeben wollen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die euch<br />

vorliegen<strong>de</strong> Bibel als ‘unverfälscht’ ansehen, so nützen sie da<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache Gottes nicht.<br />

Sie fügen ihr nur Scha<strong>de</strong>n zu. Denn auch <strong><strong>de</strong>r</strong> weniger Gebil<strong>de</strong>te muss beim<br />

aufmerksamen Lesen <strong><strong>de</strong>r</strong> heiligen Schriften, vor allem <strong>de</strong>s Schöpfungsberichtes, zu <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erkenntnis kommen, dass so manches darin Mitgeteilte nicht richtig sein kann.<br />

Über die im Alten Testament vorgekommenen Fälschungen beklagt sich Gott durch <strong>de</strong>n<br />

Propheten Jeremia: ‘Wie könnt ihr sagen: Wir sind weise; wir sind im Besitz <strong>de</strong>s<br />

göttlichen Gesetzes? Jawohl, zur Lüge hat es <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälschergriffel <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschreiber<br />

verdreht. Beschämt müssen daher die Weisen dastehen und bestürzt. Denn sie haben<br />

sich selbst gefangen. Sie haben das Wort <strong>de</strong>s Herrn weggeworfen. Welcherlei Weisheit<br />

besitzen sie da noch?’ (Jer. 8, 8-9).<br />

An an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> heiligen Schriften hat die Wahrheit dadurch Scha<strong>de</strong>n gelitten,<br />

dass eure Übersetzer Wörter und Ausdrücke <strong>de</strong>s Urtextes so falsch wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben<br />

haben, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> richtige Sinn nicht mehr zu erkennen ist.<br />

In <strong>de</strong>m Gesagten fin<strong>de</strong>st du <strong>de</strong>n Grund für die große Verwirrung und Entstellung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit, die in <strong>de</strong>m biblischen Schöpfungsbericht enthalten ist, wie er heute vorliegt.<br />

Nur aus ganz vereinzelten Angaben dringt noch ein schwacher Schimmer <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit<br />

durch. So sind darin zwar einige Entwicklungsperio<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung<br />

ange<strong>de</strong>utet; sie stimmen jedoch we<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahl, noch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihenfolge <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wirklichkeit überein.<br />

Die Wahrheit über die Erschaffung <strong>de</strong>s ersten Menschenpaares<br />

Dasselbe gilt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Erschaffung <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Menschen. Hier ist die Erschaffung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkörperung <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Geister im materiellen Menschenleib<br />

durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> geworfen.<br />

Im ersten Kapitel <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel wird <strong>mit</strong>geteilt, dass Gott die Menschen als seine letzte<br />

Schöpfung ins Dasein rief. Er<strong>de</strong>, Pflanzen und Tiere waren schon da. Dann heißt es:<br />

‘Nun schuf Gott <strong>de</strong>n Menschen nach seinem Bil<strong>de</strong>, nach <strong>de</strong>m Bil<strong>de</strong> Gottes schuf er ihn;<br />

als Mann und Weib erschuf er sie. Gott segnete sie dann und sprach: Seid fruchtbar und<br />

mehret euch!’ (1. Mose 1, 27+28).<br />

Richtig ist, dass Gott die bei<strong>de</strong>n Geister, die als erste zu Menschen verkörpert wur<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>n Namen ‘Adam’ und ‘Eva’ führten, einst vor ihrem Abfalle nach seinem Bild<br />

geschaffen hatte. Richtig ist, dass er sie als männlichen und weiblichen Geist ins Dasein<br />

gerufen und ihnen <strong>de</strong>n Segen zur Fortpflanzung gegeben hatte. Aber das war nicht nach<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Erschaffung <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>, Pflanzen und Tiere geschehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bezieht sich auf ihre<br />

Schöpfung als Geister. Wenn Gott etwas nach seinem Bil<strong>de</strong> schafft, dann kann es nur


Geist sein. Denn Gott ist Geist und nur Geist, also nicht Materie. Und was er nach<br />

seinem Bil<strong>de</strong> schafft, ist ebenfalls nur Geist und nicht teils Geist und teils Materie, wie<br />

die irdischen Menschen.<br />

In <strong>de</strong>n weiteren Einzelheiten <strong>de</strong>s biblischen Berichtes über die Erschaffung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Menschen fin<strong>de</strong>n sich noch größere Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche. Denn einige Zeilen weiter wird<br />

gesagt, dass Gott <strong>de</strong>n Menschen gebil<strong>de</strong>t und zwar bloß einen männlichen Menschen,<br />

und das zu einer Zeit, als sonst noch nichts Leben<strong>de</strong>s auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> war, während nach<br />

<strong>de</strong>m ersten Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch nach allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lebewesen erschaffen sein soll. Nach<br />

<strong>de</strong>m zweiten Bericht soll also Gott <strong>de</strong>n Menschen auf die kahle Er<strong>de</strong> verpflanzt haben.<br />

Erst danach soll Gott einen Garten in E<strong>de</strong>n geschaffen haben, in <strong>de</strong>n er <strong>de</strong>n Menschen<br />

brachte. Und dann erst sollen in diesem ‘Paradiese’, wie ihr <strong>de</strong>n Garten nennt, allerlei<br />

Bäume <strong>mit</strong> wohlschmecken<strong>de</strong>n Früchten hervorgewachsen sein. Dem Menschen soll er<br />

dann <strong>de</strong>n Auftrag erteilt haben, diesen Garten zu bebauen und zu behüten. Man kann<br />

sich gar nicht <strong>de</strong>nken, vor wem <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch <strong>de</strong>n Garten zu behüten hatte. Es war ja nach<br />

<strong>de</strong>mselben Bericht sonst nichts auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>. So viele Sätze, so viele Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche!<br />

Stelle nun diesem unverständlichen Bild das dir über<strong>mit</strong>telte Wahrheitsbild gegenüber!<br />

Da siehst du das Paradies als jene geistige Sphäre, in die Gott nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterrevolution<br />

die weniger schuldigen Mitläufer zur Strafe und erneuten Prüfung verwies. Hier stand<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> geistige Baum <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntnis <strong>de</strong>s Guten und <strong>de</strong>s Bösen. Es war nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als<br />

das Gebot Gottes, das er ihnen zur Prüfung für diese Sphäre gegeben hatte, und <strong>de</strong>ssen<br />

Tragweite sie nicht erkannten. An <strong><strong>de</strong>r</strong> Beobachtung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtbeobachtung dieses<br />

Gebotes o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verbotes sollte es sich zeigen, ob die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Paradiesessphäre gewillt<br />

waren, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf die Seite Gottes zu treten o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich Luzifer endgültig anzuschließen.<br />

Bestan<strong>de</strong>n sie die Prüfung durch Gehorsam gegen Gott, so wur<strong>de</strong> das Gebot für sie zum<br />

Baume <strong>de</strong>s Lebens in <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrlichkeit Gottes. Übertraten sie jedoch das Verbot, so<br />

wur<strong>de</strong> es zum Baum <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s. Dann wur<strong>de</strong>n sie auch aus diesem Paradies hinab in die<br />

Sphären Luzifers geschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Das war dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag <strong><strong>de</strong>r</strong> vollständigen Trennung von<br />

Gott. Es war <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag, an <strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>s geistigen ‘To<strong>de</strong>s’ starben. ‘An <strong>de</strong>m Tage, da ihr<br />

davon esset, müsst ihr <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s sterben’ (1. Mose 2, 17).<br />

Jetzt verstehst du auch, warum Adam das Paradies hüten sollte. Sich und die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

behüten, vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Einwilligung in die Verlockungen zur Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ungehorsams gegen<br />

Gott. Jetzt ist dir auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Hinweis <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel klar, dass nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> treulos<br />

gewor<strong>de</strong>nen Geister aus <strong>de</strong>m Paradiese ihre Rückkehr dorthin durch Cherube <strong>mit</strong><br />

flammen<strong>de</strong>n Schwertern verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>. Denn die Entscheidung war gefallen. Sie<br />

hatten <strong>de</strong>m Machthaber <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe Gehorsam geleistet. Die Sphären <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis<br />

wur<strong>de</strong>n nun ihr Los. Sie hatten kein Anrecht mehr auf die Gefil<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Paradieses, die<br />

ihnen so lange versagt bleiben, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag kommt, wo die gefallenen Geister auf <strong>de</strong>m<br />

Rückweg zu Gott diese Geistersphäre <strong>de</strong>s Glückes als Vorstufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Sphäre <strong>de</strong>s Himmels<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erreicht haben. Dann dürfen sie <strong>de</strong>n geistigen Garten E<strong>de</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong> betreten, um<br />

aus ihm zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrlichkeit emporzusteigen, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> sie einst durch eigene Schuld<br />

ausgestoßen wur<strong>de</strong>n.<br />

Es ist daher das Gegenteil von <strong>de</strong>m wahr, was Gott in höhnischer Weise nach <strong>de</strong>m<br />

Bericht eurer Bibel gesagt haben soll. Er soll nämlich in <strong>de</strong>m Augenblicke, wo


unermessliche Scharen seiner Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> in das namenlose Unglück <strong><strong>de</strong>r</strong> vollständigen<br />

Trennung vom Reiche Gottes gestoßen wur<strong>de</strong>n, die Worte gesprochen haben: ‘Der<br />

Mensch ist ja nun gewor<strong>de</strong>n, wie unsereiner, so dass er weiß, was gut und böse ist. Nun<br />

aber soll er nicht auch noch seine Hand ausstrecken und Früchte vom Baume <strong>de</strong>s<br />

Lebens nehmen und sie essen und unsterblich wer<strong>de</strong>n’ (1. Mose 3, 22).<br />

So spricht ein Teufel, aber nicht ein unendlich gütiger Gott. Und in Wirklichkeit sind es<br />

die Worte, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen Satan die verführten Geister verhöhnte. Gottes Wille ist es ja, dass<br />

sie ihre Hand nach <strong>de</strong>m Baume <strong>de</strong>s Lebens auch nach ihrem Falle ausstrecken im<br />

Gehorsam gegen Gott und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr zu ihm.<br />

Aber die Mächte <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe wollen es jenen Geistern, <strong>de</strong>nen zuerst das Erbarmen Gottes<br />

durch Schaffung <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Besserungssphären’ zuteil wur<strong>de</strong>, für alle Zukunft wehren, die<br />

Hand nach <strong>de</strong>m Baume <strong>de</strong>s Lebens auszustrecken und zu Gott zurückzukehren. Wenn es<br />

nach <strong>de</strong>m Willen Luzifers gegangen wäre, wür<strong>de</strong>n jene Stufen <strong>de</strong>s geistigen Aufstieges<br />

nie geschaffen wor<strong>de</strong>n sein und auch eine materielle Welt wäre nie entstan<strong>de</strong>n. Er hätte<br />

dann seine Gewaltherrschaft über jene Geister ungeschwächt ausüben können, ohne<br />

befürchten zu müssen, einen von ihnen zu verlieren.<br />

Auch zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Art, wie in eurer Bibel die Erschaffung <strong>de</strong>s ersten menschlichen Weibes<br />

dargestellt wird, muss ich Stellung nehmen.<br />

In <strong>de</strong>m biblischen Bericht heißt es, dass Gott <strong>de</strong>m einsamen ersten Mann eine Gehilfin<br />

geben wollte. Darum habe er aus Er<strong>de</strong> alle Tiere <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s und alle Vögel <strong>de</strong>s Himmels<br />

gebil<strong>de</strong>t und sie <strong>de</strong>m Manne zugeführt, da<strong>mit</strong> er sich aus diesen eine Frau aussuche.<br />

Aber es habe sich keine geeignete darunter befun<strong>de</strong>n. Um diesem Übelstand abzuhelfen,<br />

habe Gott <strong>de</strong>n Mann in einen tiefen Schlaf fallen lassen, eine Rippe aus seiner Seite<br />

genommen und die dadurch entstan<strong>de</strong>ne Lücke <strong>mit</strong> Fleisch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ausgefüllt. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rippe habe er einen weiblichen Menschen gebil<strong>de</strong>t und ihn <strong>de</strong>m Manne als sein Weib<br />

zugeführt.<br />

Du weißt, dass diese Darstellung zum Gegenstand <strong>de</strong>s Hohnes, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei <strong>de</strong>n<br />

Gegnern <strong>de</strong>s Gottesglaubens gewor<strong>de</strong>n ist. Es ist schmerzlich, die Schöpfungstat Gottes<br />

so entstellt und <strong>de</strong>m Gespötte <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen preisgegeben zu sehen. Auch hier hat das<br />

Böse durch seine menschlichen Werkzeuge das Bild <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit zur abstoßen<strong>de</strong>n<br />

Fratze verzerrt, da<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff eines allmächtigen und allweisen Gottes ins<br />

Lächerliche gezogen wer<strong>de</strong>n sollte. Denn etwas <strong><strong>de</strong>r</strong> Lächerlichkeit preisgeben, heißt die<br />

tödlichste Waffe zu seiner Vernichtung schmie<strong>de</strong>n.<br />

Gott verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t solche Entstellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit nicht, wie er überhaupt nicht<br />

eingreift, wenn Menschen Böses tun wollen. Die Wahrheitssucher und Gottesgläubigen<br />

hatten ja stets ein Mittel, auch bei <strong>de</strong>n gefälschten Heiligen Schriften das Wahre von<br />

<strong>de</strong>m Falschen zu unterschei<strong>de</strong>n. Es stand ihnen die Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten<br />

<strong>Geisterwelt</strong> offen, wo sie die Wahrheit je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit erfahren konnten.<br />

Welches ist nun <strong><strong>de</strong>r</strong> wahrheitsgetreue Hergang bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Erschaffung <strong>de</strong>s ersten irdischen<br />

Menschenpaares? Adam war <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> reif wur<strong>de</strong>, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> höheren Tierwelt in<br />

eine menschliche Verkörperung einzutreten. Diese ging aber nicht so vor sich, wie ihr es


euch nach <strong><strong>de</strong>r</strong> unrichtigen Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel <strong>de</strong>nkt. Gott bil<strong>de</strong>te nicht einen Mann<br />

aus Lehm und blies ihm <strong>de</strong>n O<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Lebens in die Nase und machte ihn so zu einem<br />

Menschen. Vielmehr erfolgte die Verkörperung <strong>de</strong>s ersten Menschengeistes nach<br />

<strong>de</strong>nselben Gesetzen, wie sie auch heute noch bei Geisterverkörperungen zur Anwendung<br />

kommen.<br />

Über die Materialisationen von Geistern habe ich dich hinreichend belehrt. Du weißt,<br />

dass man heute dazu das Od von sogenannten ‘Materialisationsmedien’ benötigt, <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m die Gestalt <strong>de</strong>s Geistes materiell verdichtet wird.<br />

Dasselbe Gesetz wandte Gott bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkörperung <strong>de</strong>s ersten Menschengeistes an. Nun<br />

gab es damals noch kein menschliches Materialisationsmedium, <strong>de</strong>ssen Od er hätte<br />

verwen<strong>de</strong>n können. Daher nahm er das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> und zwar eine solche Odmischung,<br />

wie sie <strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>s menschlichen Körpers entsprach. Es war dieselbe Odmischung,<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> sich auch heute die Körper <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>s Wachstums bil<strong>de</strong>n.<br />

Schon Paulus sagt: ‘Gott gibt je<strong><strong>de</strong>r</strong> Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebewesen einen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Leib. Nicht<br />

alles Fleisch hat dieselbe Beschaffenheit. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s ist das Fleisch bei Menschen, an<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

bei vierfüßigen Tieren, an<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei Vögeln, an<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei Fischen’ (1. Kor. 15, 38-39). Die<br />

Zubereitung <strong>de</strong>s Od zur Verkörperung <strong>de</strong>s ersten Menschen erfolgte durch die<br />

<strong>Geisterwelt</strong> Gottes.<br />

Der Leib <strong>de</strong>s ersten Menschen, <strong>de</strong>n ihr ‘Adam’ nennt, ist also tatsächlich ‘von <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>’<br />

genommen, wenn auch in an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Form, als ihr bisher annahmt. Es wur<strong>de</strong> nicht ein<br />

Mann aus Lehm gebil<strong>de</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die geistigen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> jenes Geistwesens wur<strong>de</strong>n <strong>mit</strong><br />

Hilfe <strong>de</strong>s verdichteten Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> <strong>mit</strong> einer materiellen Hülle umgeben. Und jener so<br />

gebil<strong>de</strong>te Leib Adams löste sich später bei seinem To<strong>de</strong> auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in das Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong><br />

auf. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong>de</strong>s Od war er von <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> genommen und in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Form kehrte er<br />

auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Er<strong>de</strong> zurück. Das ist das Gesetz für alle materiellen Wesen.<br />

Der auf diese Weise ins Dasein getretene erste männliche Mensch war nun <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige in<br />

seiner Art. Er war, wie eure Bibel <strong>mit</strong> Recht sagt, einsam. Nur die Pflanzen- und<br />

Tierwelt hatte er um sich. Er sehnte sich nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Stun<strong>de</strong>, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> nächste Geist sich zur<br />

Reife für eine menschliche Verkörperung durchgerungen hätte. Er hielt Umschau unter<br />

<strong>de</strong>n ihn umgeben<strong>de</strong>n höheren Tieren, ob bei <strong><strong>de</strong>r</strong>en To<strong>de</strong> Gott nicht vielleicht <strong>de</strong>n einen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Tiergeist als würdig befin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, ebenfalls Mensch zu wer<strong>de</strong>n. Ein<br />

Anklang hieran liegt in eurem biblischen Bericht, dass Gott <strong>de</strong>m ersten Menschen alle<br />

Tiere zugeführt habe, da<strong>mit</strong> er sich unter ihnen nach einer Gefährtin umsehe.<br />

Da endlich kam <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag, wo wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Geist die Stufe <strong>de</strong>s Menschen erreicht hatte.<br />

Diesmal war es ein weiblicher Geist. Es war jener Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> als Gefährtin Adams im<br />

Reiche Gottes und dann auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Paradiesessphäre war und zuerst ungehorsam wur<strong>de</strong><br />

und Adam zum gleichen Ungehorsam verführt hatte.<br />

Die Schuld dieses Geistes war größer und infolge<strong>de</strong>ssen auch die Strafe. Der Aufstieg<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe dauerte daher länger und er erreichte nicht gleichzeitig, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

männlichen Dualgeist die Höhe <strong>de</strong>s irdischen Menschendaseins.


Die Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkörperung dieses weiblichen Geistes zum materiellen<br />

Menschen, wie sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Bibel enthalten ist, lässt die Wahrheit <strong>de</strong>s wirklichen<br />

Herganges ein wenig durchschimmern.<br />

Die Verkörperung <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Eva’, wie eure Bibel das erste Weib nennt, nahm <strong>de</strong>n Verlauf,<br />

<strong>de</strong>n alle Materialisationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister haben. Bei Eva brauchte Gott nicht mehr das Od<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> zu nehmen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er hatte ein ‘Materialisationsmedium’ zur Verfügung. Es<br />

war Adam. Dass er außeror<strong>de</strong>ntliche mediale Kräfte besaß, ist aus <strong>de</strong>m Umstand<br />

erklärlich, dass die <strong>Geisterwelt</strong> seinen Körper materialisiert hatte und <strong>mit</strong> ihm auf<br />

medialem Wege beständig in Verbindung stand.<br />

Wie auch heute eine Geisterverkörperung nur dann möglich ist, wenn das<br />

Materialisationsmedium sich in ‘Tieftrance’ befin<strong>de</strong>t, so auch damals. Den Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

‘Tieftrance’ bei Adam schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Bibel <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: ‘Gott ließ einen tiefen Schlaf<br />

auf Adam fallen’ (1. Mose 2, 21). Es war <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘mediale Schlaf’, bei <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s<br />

Adam aus <strong>de</strong>m Körper austrat. Und wie auch heute bei einer vollständigen<br />

Materialisation eines Geistes das Od <strong>de</strong>s Materialisationsmediums nicht ausreicht,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch noch Materie <strong>de</strong>s Mediums aufgelöst wer<strong>de</strong>n muss, so löste die<br />

<strong>Geisterwelt</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Materialisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Eva auch noch körperliche Materie <strong>de</strong>s Adam in<br />

Od auf und verwandte sie zur Bildung <strong>de</strong>s Leibes <strong><strong>de</strong>r</strong> Eva. Dieser Vorgang hat die<br />

Veranlassung gegeben zu <strong>de</strong>m Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wegnahme einer Rippe <strong>de</strong>s<br />

Adam: ‘Als Adam eingeschlafen war, nahm Gott eine von <strong>de</strong>ssen Rippen und gestaltete<br />

sie zu einem Weibe’ (1. Mose 2, 21-22).<br />

Bei <strong>de</strong>n sonstigen Geisterverkörperungen dauert die Materialisation bloß eine bestimmte<br />

Zeit. Dann löst sie sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf, und das Medium erhält alles wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zurück, was es<br />

an Od und körperlicher Materie hatte abgeben müssen. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Eva musste jedoch die<br />

Verkörperung eine dauern<strong>de</strong> sein. Darum konnte Adam als Medium we<strong><strong>de</strong>r</strong> das<br />

abgegebene Od, noch <strong>de</strong>n in Odform abgegebenen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> körperlichen Materie<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>erhalten. So musste ihm die <strong>Geisterwelt</strong> dafür Ersatz liefern. Diesen beschaffte sie<br />

aus <strong>de</strong>m Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> auf dieselbe Weise, wie sie zuerst <strong>de</strong>n Leib <strong>de</strong>s Adam gebil<strong>de</strong>t<br />

hatte. Darauf weist die Bibel <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n euch bisher so unverständlichen Worten hin: ‘Er<br />

verschloss die Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> weggenommenen Rippe wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> Fleisch. ’<br />

Die Fortpflanzung <strong>de</strong>s Menschengeschlechts<br />

So war das erste Menschenpaar geschaffen. Von ihm sollte auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung<br />

das ganze Menschengeschlecht abstammen.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Zeugung wird bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> Keim für <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s materiellen Leibes<br />

<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>s übertragen. Der Geist wird nach euch unbekannten Gesetzen erst<br />

wenige Augenblicke vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>skörper vereinigt. Das Leben <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>s im Mutterkörper rührt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter her. Das Blut <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter durchflutet <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>skörper und setzt die Organe in Bewegung, sobald sie einigermaßen<br />

gebrauchsfähig entwickelt sind. Das ist gewöhnlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall im fünften Monat <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

menschlichen Schwangerschaft. Die Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> kindlichen Organe im Mutterleib ist<br />

<strong>de</strong>shalb notwendig, da<strong>mit</strong> diese sich frühzeitig an ihre Tätigkeit gewöhnen. Sie rührt also<br />

nicht von <strong>de</strong>m eigenen Geist <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s her, <strong><strong>de</strong>r</strong> erst später einverleibt wird, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n


von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter. Es ist hier ähnlich wie bei einer Maschine, die fertiggestellt und<br />

zusammengesetzt ist. Sie wird zunächst durch äußeren Antrieb in Gang gebracht, bevor<br />

sie <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> für sie bestimmten Kraft versehen wird, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> sie später zu arbeiten hat. Sie<br />

muss sich also zuerst einlaufen, bevor sie in Betrieb genommen wird. So ist es auch <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>n Körpern <strong><strong>de</strong>r</strong> wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n irdischen Wesen.<br />

Gottes Allmacht und Weisheit zeigt sich <strong>de</strong>m <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n Menschengeist nirgends<br />

erhabener als gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>m großen Naturgeheimnis <strong>de</strong>s Wer<strong>de</strong>ns eines neuen<br />

Menschen. Das gilt selbstverständlich in <strong>de</strong>mselben Maße auch von <strong><strong>de</strong>r</strong> Fortpflanzung in<br />

<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Naturstufen. Überall sind es gefallene Geister, die <strong>de</strong>n durch Zeugung<br />

gebil<strong>de</strong>ten materiellen Körpern einverleibt wer<strong>de</strong>n nach so weisen Gesetzen Gottes, dass<br />

euer Menschenverstand dieses göttliche Geheimnis nicht begreifen könnte, auch wenn<br />

ich es klarzumachen versuchen wollte.<br />

Adam und sein Weib bekamen Söhne und Töchter (1. Mose 5, 4). Die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> nahmen<br />

ihre Schwestern zu Frauen. Wenn daher in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel berichtet wird, dass Kain nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ermordung Abels in ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Land flüchtete und dort sein Weib ‘erkannte’, so heißt<br />

das nicht, er habe dort erst sein Weib kennen gelernt, als ob es noch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Menschen<br />

gegeben hätte, die nicht von Adam und Eva abstammten. Das Wort ‘erkennen’ besagt<br />

nach <strong>de</strong>m hebräischen Sprachgebrauch: Geschlechtsverkehr haben. Es heißt von Kain:<br />

‘Und Kain erkannte sein Weib; die ward schwanger und gebar <strong>de</strong>n Henoch’ (1. Mose 4,<br />

17). Auch bei Adam wer<strong>de</strong>n dieselben Worte gebraucht: ‘Und Adam erkannte sein Weib<br />

Eva, und sie ward schwanger und gebar <strong>de</strong>n Kain’ (1. Mose 4, 1).<br />

Von <strong>de</strong>m ersten Menschenpaar stammt also die ganze Menschheit ab. Sie bil<strong>de</strong>te die<br />

höchste irdische Besserungsstufe im Aufstieg <strong><strong>de</strong>r</strong> gefallenen Geister. Hier war die<br />

Grenze <strong>de</strong>s Herrschaftsbereiches Luzifers. Über diese Grenze konnte vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung<br />

kein gefallener Geist hinaus. Denn keiner konnte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrschaft Luzifers entziehen,<br />

weil er <strong>de</strong>ssen rechtmäßiger Untertan war und Luzifer selbst bei <strong>de</strong>n gefallenen Geistern,<br />

die in Reue wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zurück ins Reich Gottes wollten, auf seine Herrscherrechte nicht<br />

verzichtete. Zu diesem Verzicht musste er erst durch einen Erlöser gezwungen wer<strong>de</strong>n.<br />

Bevor dieser Erlöser kam, mussten alle Menschengeister in <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschensphäre bleiben,<br />

sei es als materiell verkörperte Menschen, sei es als Geister in einer geistigen Sphäre, die<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe <strong>de</strong>s irdischen Menschen entsprach. Darüber hinaus war die große Kluft, die das<br />

Reich Luzifers von <strong>de</strong>m Reiche Gottes trennte. Sie konnte nur durch einen Sieg über<br />

Luzifer überbrückt wer<strong>de</strong>n. Über <strong>de</strong>n Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung und ihren Verlauf wer<strong>de</strong> ich<br />

dich später ausführlich belehren.<br />

War die Erlösung erfolgt, dann hatte Gott die Schaffung von ‘Geistersphären’<br />

vorgesehen, in <strong>de</strong>nen die Menschengeister nach <strong>de</strong>m irdischen To<strong>de</strong> bis zur Sphäre <strong>de</strong>s<br />

Himmels nach und nach aufsteigen konnten. Sie vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung zu schaffen, war<br />

<strong>de</strong>swegen zwecklos, weil ja keiner <strong><strong>de</strong>r</strong> gefallenen Geister zu diesen Sphären aufsteigen<br />

und durch sie in <strong>de</strong>n Himmel gelangen konnte.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich dich auf eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e sehr wichtige Wahrheit<br />

aufmerksam machen. Es gab nämlich vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung sehr viele Menschen, in <strong>de</strong>nen<br />

nicht ein gefallener Geist verkörpert war, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Geister <strong>de</strong>s Himmels, <strong>de</strong>nen Gott die


Erlaubnis gegeben, durch menschliche Geburt Mensch zu wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Menschen behilflich zu sein, zum wahren Gottesglauben zu gelangen und dadurch reif<br />

für die Erlösung zu wer<strong>de</strong>n. Solche menschgewor<strong>de</strong>nen Geister <strong>de</strong>s Himmels waren z.B.<br />

Henoch, Abraham, Isaak, Jakob, Mose, Josua, Kaleb, die meisten <strong><strong>de</strong>r</strong> Propheten, Maria,<br />

die Mutter Jesu, und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Namen in <strong>de</strong>n Urkun<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schriften<br />

nicht enthalten sind. Diese Geister kehrten nach ihrem menschlichen To<strong>de</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum<br />

Reiche Gottes zurück. Sie unterstan<strong>de</strong>n ja nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrschaft Luzifers, da sie <strong>de</strong>n<br />

Abfall vom Reiche Gottes nicht <strong>mit</strong>gemacht hatten.<br />

Die nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung geschaffenen<br />

Geistersphären<br />

Was nun die im Erlösungsplan Gottes vorgesehenen ‘Geistersphären’ betrifft, in <strong>de</strong>nen<br />

nach erfolgter Erlösung die Menschengeister zu Gott aufsteigen sollten, so gibt es <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

dreizehn. Ich brauche dir die einzelnen nicht näher zu schil<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Was du als Mensch<br />

davon verstehen kannst, hast du persönlich durch Kundgebungen von Geistern aus<br />

diesen Sphären erfahren, die in großer Zahl dir zur Belehrung in <strong>de</strong>n Medien erfolgten.<br />

Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Art, wie diese Geister auftraten, und aus <strong>de</strong>n Worten, die sie sprachen, konntest<br />

du erkennen, welches das Los jener Geister in <strong>de</strong>n einzelnen Sphären ist und wie es in<br />

<strong>de</strong>n Sphären selbst aussieht.<br />

Du hast jene schwer lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Menschengeister kennen gelernt, die nach ihrem<br />

irdischen To<strong>de</strong> in die tiefsten <strong><strong>de</strong>r</strong> dreizehn Geistersphären gekommen waren. Bei ihnen<br />

sahst du das Wort Christi bewahrheitet: ‘Werfet ihn in die äußerste Finsternis, wo<br />

Heulen und Zähneknirschen sein wird. ’ Auch das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Wort <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel wur<strong>de</strong> dir bei<br />

ihnen klar: ‘Die Toten wissen nichts. ’ Diese infolge ihres Unglaubens als Menschen<br />

<strong>de</strong>m geistigen To<strong>de</strong> an heimgefallenen, von Gott getrennten Geistwesen, wussten nichts.<br />

Sie wussten we<strong><strong>de</strong>r</strong>, wer sie als Mensch gewesen waren, noch wo sie früher gelebt, noch<br />

wo sie sich jetzt befan<strong>de</strong>n, noch was das Schreckliche zu be<strong>de</strong>uten hatte, das sie in dieser<br />

Finsternis erlebten und das sie so unglücklich machte.<br />

Du konntest beobachten, wie bei <strong>de</strong>n Geistern in <strong>de</strong>n aufsteigen<strong>de</strong>n Sphären auch die<br />

Erkenntnis entsprechend größer wur<strong>de</strong> und die Gegensätzlichkeit zu Gott immer<br />

geringer. Auch die Farbenwirkungen <strong>de</strong>s Lichtes konntest du aus <strong>de</strong>n Kundgebungen<br />

bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Sphären erkennen. Die Farben dieser Sphären bewegen sich<br />

vom tiefsten Schwarz in <strong><strong>de</strong>r</strong> untersten Stufe durch alle Farben hindurch bis zum<br />

strahlendsten Weiß in <strong><strong>de</strong>r</strong> obersten Sphäre. In <strong><strong>de</strong>r</strong> dreizehnten Sphäre ist ein so<br />

blen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Weiß, dass ein irdisches Auge es nicht ertragen könnte. Es ist die Sphäre <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

reinen Geister Gottes. Es ist das, was ihr ‘Himmel’ nennt.<br />

Aus <strong>de</strong>m, was du <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geistern aus <strong>de</strong>n untersten Sphären erlebt hast, wirst du<br />

ersehen haben, wie schwer es für diese Geistwesen ist, sich aus ihrem beklagenswerten<br />

Zustand emporzuarbeiten. Denn ein Aufstieg in jenen Geistersphären ist für sie nur dann<br />

möglich, wenn sie sich zu Gott wen<strong>de</strong>n. Nun hast du aber selbst erfahren, ein wie großer<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand <strong>de</strong>m Gottesgedanken gera<strong>de</strong> von diesen Geistern entgegengesetzt wird. Für<br />

sie ist es daher eine große Gna<strong>de</strong> Gottes, wenn sie möglichst bald wie<strong><strong>de</strong>r</strong> von neuem


Mensch wer<strong>de</strong>n. Denn als Menschen können sie durch das, was sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung<br />

Gottes sehen, sowie infolge eigenen Nach<strong>de</strong>nkens o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch frem<strong>de</strong> Belehrung und das<br />

Beispiel an<strong><strong>de</strong>r</strong>er leichter zum Gottesglauben kommen, als in jenen tiefen Geistersphären.<br />

Die meisten Menschengeister müssen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt zur Er<strong>de</strong> zurück. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschluss<br />

ihres diesseitigen Lebens ist immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein ungünstiger und führt sie in die tiefsten<br />

Geistersphären zurück, anstatt sie für die höheren Stufen <strong>de</strong>s Jenseits reif zu machen.<br />

Betrachte dir das Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> meisten Menschen! Ist nicht ihr ganzes Sinnen und Trachten<br />

auf das Irdische eingestellt? Wie viele <strong>de</strong>nken überhaupt an Gott und glauben fest an ihn<br />

und tun das Gute? Seit<strong>de</strong>m die bösen Mächte das Geld unter die Menschen gebracht,<br />

haben sie ein Mittel, durch das sie eine unumschränkte Herrschaft über <strong>de</strong>n größten Teil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit ausüben. Die Zeit, welche die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> tieferen Sphären im Jenseits<br />

zubringen müssen, bis sie als Menschen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>verkörpert wer<strong>de</strong>n, ist bei je<strong>de</strong>m Geist<br />

verschie<strong>de</strong>n. Sie richtet sich auch nach <strong>de</strong>m, was <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelne als Strafe für sein letztes<br />

irdisches Leben zu verbüßen hat. Gott ist gerecht, und je<strong>de</strong>s Vergehen erheischt seine<br />

Sühne. Doch Gott ist auch gütig und straft nie so hart, als seine Geschöpfe es verdienen.<br />

Die Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister, aus <strong>de</strong>nen du die Kenntnis jener dreizehn<br />

Geistersphären erlangtest, traten dir in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Medien entgegen. Das wur<strong>de</strong><br />

so gefügt. Es sollte dir als Beweis <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit dienen. Denn wenn du die Angaben über<br />

jene Sphären durch die Ver<strong>mit</strong>tlung ein und <strong>de</strong>sselben Mediums erhalten hättest, dann<br />

wür<strong>de</strong> dir vielleicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Gedanke gekommen sein, diese Kundgebungen rührten aus <strong>de</strong>m<br />

Unterbewusstsein <strong>de</strong>s Mediums her. Eure heutige Wissenschaft hat ja das Wort<br />

‘Unterbewusstsein’ gleich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand, wenn sie etwas auf diesem Gebiete erklären<br />

soll, was sie rein menschlich nicht erklären kann, aber auch nicht als Wirkung von<br />

Geistern erklären möchte.<br />

Die Befreiung <strong><strong>de</strong>r</strong> gefallenen Geister<br />

durch einen Erlöser<br />

Die Schaffung <strong><strong>de</strong>r</strong> dreizehn Geistersphären war <strong><strong>de</strong>r</strong> letzte Teil in <strong>de</strong>m Erlösungsplan<br />

Gottes. Vorher musste eine noch viel schwerere Aufgabe gelöst wer<strong>de</strong>n. Denn was<br />

nützten die Besserungsstufen von <strong><strong>de</strong>r</strong> tiefsten Sphäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle hinauf zu <strong><strong>de</strong>r</strong> obersten<br />

irdischen Stufe - <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Menschen; was nützen die vorgesehenen dreizehn<br />

Geistersphären zum weiteren Aufstieg bis zur Höhe Gottes, wenn Luzifer keinen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

einst zu ihm übergetretenen Geister freigab, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n stets das ihm von Gott eingeräumte<br />

Herrscherrecht über sie geltend machte?!<br />

Wer aber sollte Satan zwingen, auf seine Rechte wenigstens <strong>de</strong>nen gegenüber zu<br />

verzichten, die in Reue zu Gott zurück wollten? Gewiss, Gott hätte ihn zwingen können.<br />

Aber seine Gerechtigkeit hatte ihm jenes Recht verliehen, und darum verbot es dieselbe<br />

Gerechtigkeit, es ihm zu schmälern.<br />

Nur ein Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich in <strong>de</strong>n Herrschaftsbereich <strong>de</strong>s Fürsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis begab und<br />

so<strong>mit</strong> alle Drangsale seiner Gewaltherrschaft auf sich nahm, hatte das Recht, <strong>de</strong>n Kampf<br />

gegen ihn aufzunehmen. So ist es ja auch bei euch internationales Recht, dass ein von


seinen Machthabern unterdrücktes und gequältes Volk sich selbst gegen seine Peiniger<br />

erhebt und ihr Joch abzuschütteln sucht.<br />

Doch durfte ein solcher Geist nicht durch Abfall von Gott Untertan Luzifers wer<strong>de</strong>n.<br />

Denn sonst wäre er ihm rettungslos verfallen gewesen.<br />

Es musste ein Geist <strong>de</strong>s Himmels sein, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschwerdung nur<br />

äußerlich in <strong>de</strong>n Herrschaftsbereich Satans trat. Denn alles, was in <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie<br />

verkörpert ist, untersteht <strong>de</strong>m Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Mächte. Darum hat das Böse über alle<br />

irdischen Wesen eine so große Gewalt, selbst wenn sie <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesinnung nach nicht <strong>de</strong>m<br />

Bösen angehören. Auch die gottestreuesten Menschen erfahren täglich die Macht <strong>de</strong>s<br />

Bösen an sich und straucheln oft unter seinem Einfluss.<br />

Darum war es für <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>s Himmels ein großes Wagnis. Er war ja<br />

nach seiner menschlichen Geburt ein Mensch, wie alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen. Er hatte keine<br />

Erinnerung an sein früheres Dasein als Geist <strong>de</strong>s Himmels. Er wusste also nicht, wer er<br />

war, kannte auch zunächst nicht die Aufgabe, die er durch seine Menschwerdung zu<br />

lösen hatte und wur<strong>de</strong> zum Bösen und vom Bösen versucht, wie alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen.<br />

Gott gab ihm auch nicht mehr geistige Hilfe, wie je<strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Das hätte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gerechtigkeit Gottes wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprochen. Die größere Hilfe Gottes, die dieser<br />

menschwer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Himmelsgeist zur Lösung seiner Aufgabe nötig hatte, musste er sich<br />

dadurch verdienen, dass er <strong>de</strong>n an ihn herantreten<strong>de</strong>n Angriffen <strong>de</strong>s Bösen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand.<br />

In <strong>de</strong>m Maße, wie er in <strong>de</strong>n großen Versuchungen zum Bösen festblieb, empfing er<br />

immer größere Hilfe Gottes. Das ist bei allen Menschen so. Aber in <strong>de</strong>m gleichen Maße,<br />

wie die Hilfe Gottes bei ihm zunahm, durfte auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite auch das Böse seine<br />

Angriffe gegen ihn verstärken. Denn Gott lässt niemand über seine Kräfte versuchen.<br />

Das Kind darf vom Bösen nicht so schwer angefallen wer<strong>de</strong>n, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwachsene. Man<br />

darf keinem eine Zentnerlast auf die Schultern legen, wenn seine Kräfte bloß für einen<br />

halben Zentner ausreichen.<br />

So durfte auch jener menschwer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Geist <strong>de</strong>s Himmels als Kind nicht so schwer vom<br />

Bösen angefochten wer<strong>de</strong>n, wie in seinen reiferen Jahren. Und erst, wenn er die<br />

Erkenntnis gewonnen hatte, wer er war und welchen Zweck seine Menschwerdung hatte,<br />

wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle gestattet, <strong>mit</strong> allen Macht<strong>mit</strong>teln gegen ihn anzugehen. Dann begann<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vernichtungskampf. Es war also für jenen Geist als Mensch ein Verteidigungskampf<br />

gegen das Böse, das ihn zum Abfall von Gott zu bringen suchte. Es musste ein Kampf<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> für <strong>de</strong>n menschgewor<strong>de</strong>nen Himmelsgeist, sofern er bis zum Schluss<br />

standhaft blieb, <strong>mit</strong> einem martervollen irdischen Tod en<strong>de</strong>te. Denn es ist die ständige<br />

Kampfart <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Mächte, dass sie die Festung, die sie <strong>mit</strong> kleineren und <strong>mit</strong>tleren<br />

Geschützen nicht nie<strong><strong>de</strong>r</strong>kämpfen können, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m schwersten Kaliber irdischer Qualen<br />

zur Übergabe zu zwingen suchen. Dafür fin<strong>de</strong>n sie unter <strong>de</strong>n Menschen stets Werkzeuge<br />

und Helfershelfer genug.<br />

Blieb jener Geist trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> größten Qualen, die ihm als Mensch von seiften <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Höllenmächte und ihrer menschlichen Werkzeuge seelisch und körperlich angetan<br />

wur<strong>de</strong>n, bis zum letzten Atemzuge standhaft und seinem Gotte treu, dann hatte er sich<br />

durch diesen Verteidigungskampf gegen das Böse die größte Hilfe und Kraft Gottes


verdient, die ein Geist erlangen kann. Mit dieser Gotteskraft ausgerüstet, konnte er nach<br />

seinem irdischen To<strong>de</strong> als Geist gegen die Hölle im Angriffskampf vorgehen, gegen die<br />

er als Mensch bloß im Verteidigungskampf hatte stehen können. Sein Sieg über Luzifer<br />

war ihm dann gewiss. Denn die Kampflegionen <strong>de</strong>s Himmels stan<strong>de</strong>n ihm zur<br />

Verfügung.<br />

Das musste ein Kampf wer<strong>de</strong>n, wie er einst im Himmel tobte, als Michael <strong>mit</strong> seinen<br />

Legionen Luzifer und seinen Anhang stürzte.<br />

Er sollte sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle abspielen, in die <strong><strong>de</strong>r</strong> himmlische Erlösungsgeist hinabstieg,<br />

um Luzifer in seinem eigenen Reich zu überwältigen. Dieser sollte nicht seiner<br />

Herrschaft über die abgefallenen Geister beraubt und zur vollständigen Ohnmacht<br />

verurteilt wer<strong>de</strong>n. Der Sieger sollte bloß seine bisherigen Herrscherrechte beschränken.<br />

Denn bis jetzt übte Luzifer seine Gewaltherrschaft nicht bloß über die aus, die ihm <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gesinnung nach noch immer angehörten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in gleicher Weise auch über die,<br />

welche zwar einst durch eigene Verschuldung zu ihm übergetreten waren, aber ihren<br />

Schritt bereuten und aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Frem<strong>de</strong>nlegion Satans wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Heimat Gottes wollten.<br />

Satan sollte nun durch <strong>de</strong>n Sieg jenes hohen Himmelsgeistes gezwungen wer<strong>de</strong>n, die<br />

reuigen Geister aus seiner Gewalt zu entlassen. Wohl behielt er das Recht, nach wie vor<br />

alle Mittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Verführung gegen diese anzuwen<strong>de</strong>n, um sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> umzustimmen und<br />

an sich zu fesseln. Aber er sollte nicht mehr das Recht haben, sie <strong>mit</strong> Gewalt unter sein<br />

Szepter zu beugen, wie er das bisher getan hatte. Er musste gewissermaßen seine<br />

Grenzposten an <strong><strong>de</strong>r</strong> nun durch <strong>de</strong>n Erlöser gebauten Brücke zum Reiche Gottes<br />

zurückziehen, da<strong>mit</strong> sie keinen Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> in sein früheres Vaterland zurückgehen wollte,<br />

<strong>mit</strong> Gewalt daran hin<strong><strong>de</strong>r</strong>n konnten.<br />

Wür<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Fürst <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis in diese Beschränkung seiner Rechte einwilligen - und als<br />

Besiegter musste er einwilligen - und war sie als Frie<strong>de</strong>nsbedingung festgelegt, dann<br />

musste er sie auch halten, <strong>de</strong>nn Gott war <strong><strong>de</strong>r</strong> allmächtige und gerechte Hüter dieses<br />

Frie<strong>de</strong>nsvertrages. Seiner Macht untersteht auch die Hölle. Gegen seinen Arm ist sie<br />

ohnmächtig.<br />

Die Folgen eines solchen Frie<strong>de</strong>nsvertrages mussten auf die Dauer für Luzifer und sein<br />

Reich verhängnisvoll wer<strong>de</strong>n. Denn auf diese Weise wur<strong>de</strong>n ihm nach und nach alle<br />

seine Untertanen entzogen, und zum Schluss hatte er das Schicksal eines Feldherrn,<br />

<strong>de</strong>ssen sämtliche Mannschaften zum Fein<strong>de</strong> übergegangen sind. Ihm bleibt dann nichts<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>es übrig, als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntnis seiner Ohnmacht sich ebenfalls zu unterwerfen.<br />

So wür<strong>de</strong> dann später auch Luzifer, nach<strong>de</strong>m alle von ihm gegangen, seine Ohnmacht<br />

Gott gegenüber einsehen und als letzter freiwillig seine Unterwerfung anbieten.<br />

Das wäre dann nach <strong>de</strong>m Heilsplan Gottes <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag, wo es keine Trennung von Gott, also<br />

keinen ‘Tod’ mehr gibt. Das wäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag, wo alle einst vom Baume <strong>de</strong>s Lebens<br />

abgerissenen Zweige wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eingepfropft sind, <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag, wo keine Klage und kein<br />

Kummer mehr ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag, wo Gott abwischen wird alle Tränen, die in so großer Zahl<br />

von <strong>de</strong>n abgeirrten Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf <strong>de</strong>m langen Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennung geweint wor<strong>de</strong>n sind. Es<br />

wäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag, an <strong>de</strong>m das Reich Gottes wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>mselben Umfang erstrahlen wird,


wie es vor <strong>de</strong>m Abfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister gewesen. Dann wür<strong>de</strong>n die zurückgekehrten Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gottes die Plätze im Vaterhaus wie<strong><strong>de</strong>r</strong> einnehmen, die sie einst innegehabt.<br />

Und auch Luzifer, <strong><strong>de</strong>r</strong> als letzter <strong>mit</strong> übergroßer Reue im Herzen über die vom Sieger<br />

gebaute Brücke geht, wür<strong>de</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> herrliche Lichtträger sein an <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite Christi,<br />

seines königlichen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>s, <strong>de</strong>ssen Liebe und weise Regierung er einst schnö<strong>de</strong><br />

verkannt. Und es wür<strong>de</strong> ein Freu<strong>de</strong>njubel durch das Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Himmel schallen.<br />

Diesen Erlösungsplan offenbarte Gott nach <strong>de</strong>m Sturz Luzifers und seines Anhangs bloß<br />

seinem erstgeschaffenen Sohne und einigen <strong><strong>de</strong>r</strong> höchsten Himmelsfürsten. Einer von<br />

ihnen sollte sich freiwillig bereit erklären, zur gegebenen Zeit die gefahrvolle Aufgabe<br />

zu übernehmen, <strong>de</strong>n Fürsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis zu besiegen auf <strong>de</strong>m Wege über die<br />

Menschwerdung. Alle wussten, was eine Menschwerdung für sie be<strong>de</strong>utete. Sie wussten,<br />

dass sie als Mensch Gefahr liefen, von <strong>de</strong>m Fein<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n sie besiegen wollten, selbst<br />

überwun<strong>de</strong>n zu wer<strong>de</strong>n und dass in diesem Falle die erstrebte Erlösung nicht stattfin<strong>de</strong>n<br />

konnte. Ferner war ihnen bekannt, daß eine Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lage <strong>de</strong>s ersten Geistes, <strong><strong>de</strong>r</strong> als Erlöser<br />

zur Er<strong>de</strong> ging, die Sendung eines zweiten notwendig machte und dass dies so lange<br />

fortgehen müsse, bis die Erlösung gelang. - Je<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> hohen Himmelsgeister erklärte sich<br />

<strong>mit</strong> Freu<strong>de</strong>n bereit, <strong>de</strong>n Versuch zu wagen.<br />

Doch Christus, <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste geschaffene Geist und von Gott bestellte König <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong>, bat als erster um die Erlaubnis, diese Aufgabe zu übernehmen. Ihm hatte ja<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kampf Luzifers bei <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Geisterrevolution gegolten. Wegen ihm war die<br />

große Spaltung erfolgt. Wegen ihm hatte sich die unüberbrückbare Kluft zwischen <strong>de</strong>m<br />

Reiche Gottes und <strong>de</strong>m Reiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis aufgetan. Er wollte daher auch die Brücke<br />

über diese Kluft bauen, da<strong>mit</strong> alle in die Irre gegangenen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

heimkehren konnten. Gott gab seine Einwilligung in die Menschwerdung seines Sohnes.<br />

Sie sollte dann erfolgen, wenn die gefallenen Geister in ihrem Aufstieg durch die<br />

Besserungssphären bis zur letzten irdischen Stufe, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Menschen, wenigstens zu<br />

einem gewissen Teil sich emporgearbeitet hätten und als Menschen sich nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rückkehr zu Gott sehnen wür<strong>de</strong>n. Allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geistern <strong>de</strong>s Gottesreiches, wie auch<br />

<strong>de</strong>n Mächten <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis, blieb <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilsplan Gottes verborgen. Das geschah, da<strong>mit</strong><br />

die Hölle ihn nicht durchkreuzen konnte. Hätten die bösen Mächte gewusst, was das<br />

eigentliche Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschwerdung <strong>de</strong>s Sohnes Gottes war, hätten sie gewusst, dass<br />

sein leidvoller Kampf gegen die Angriffe <strong>de</strong>s Bösen und sein qualvoller Tod die<br />

notwendige Voraussetzung für seinen Sieg als Geist über Luzifer sei, dann wür<strong>de</strong>n sie<br />

ihn überhaupt nicht versucht haben. Sie hätten einen Kreuzestod <strong>mit</strong> allen Mitteln<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, anstatt ihn <strong>mit</strong> allen Kräften herbeizuführen.<br />

Erst nach <strong>de</strong>m Erlösungsto<strong>de</strong> Christi war die Zeit gekommen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Schöpfung <strong>de</strong>n<br />

Erlösungsplan Gottes in seiner unbegreiflichen Größe zu offenbaren. Jetzt konnte sein<br />

Bekanntwer<strong>de</strong>n keinen Scha<strong>de</strong>n mehr anrichten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur Gutes wirken. Der Rohbau<br />

<strong>de</strong>s Rettungswerkes war fertiggestellt und konnte nicht mehr zerstört wer<strong>de</strong>n. Seine<br />

innere Vollendung wur<strong>de</strong> durch die Bekanntgabe nur beschleunigt. Diese Vollendung<br />

bestand ja darin, daß die von Gott einst abgewichenen Geister über die vom Erlöser<br />

geschlagene Brücke zur alten Heimat zurückkehrten.


Das, was aus <strong>de</strong>m Heilsplan Gottes als Hoffnungsanker für die Menschheit bekannt<br />

gegeben wer<strong>de</strong>n durfte, war in <strong><strong>de</strong>r</strong> Urbibel enthalten. Es waren die Wahrheiten über die<br />

Geisterschöpfung, <strong>de</strong>n Geisterkampf, <strong>de</strong>n Abfall, die Schaffung <strong><strong>de</strong>r</strong> Besserungssphären<br />

zum Zwecke <strong>de</strong>s allmählichen Aufstieges aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe sowie das Kommen eines großen<br />

Gottgesandten als Befreier. Mit Ausnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Ankündigung <strong>de</strong>s kommen<strong>de</strong>n Messias<br />

ist im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeiten das alles aus <strong>de</strong>n Heiligen Schriften <strong>de</strong>s Alten Testamentes<br />

entfernt wor<strong>de</strong>n. Die Menschheit verstand jene Wahrheiten nicht mehr. Und was sie<br />

nicht versteht, pflegt sie als Torheit zu betrachten und aus ihrem Gedächtnis<br />

auszulöschen.<br />

So war es auch zur Zeit Christi. Was über die Alltagsdinge hinausging o<strong><strong>de</strong>r</strong> im<br />

Gegensatz zu <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>n Vätern ererbten Religionsbekenntnis stand, konnte man<br />

damals <strong>de</strong>n Menschen ebenso wenig beibringen, wie man es heute kann. Darum ging<br />

auch Christus auf jene Wahrheiten nicht näher ein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n beschränkte seine Lehre auf<br />

die Verkündigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit über Gott, die Erfüllung <strong>de</strong>s göttlichen Willens und<br />

seine eigene Sendung vom Vater. Alles Übrige überließ er <strong>de</strong>n Geistern <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit,<br />

die er <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit schicken wollte.<br />

Aber auch dann noch, als die <strong>Geisterwelt</strong> Gottes als Lehrmeisterin auftrat, waren es nur<br />

die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit Fortgeschrittenen, die <strong>de</strong>n Heilsplan Gottes erfassten.<br />

Für die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en war er eine schwer verdauliche Kost, die sie nicht vertragen konnten.<br />

Selbst manche Christen hielten <strong>de</strong>n Apostel Paulus, als er darüber predigte, für<br />

wahnsinnig (2. Kor. 5, 13). Und als Paulus vor <strong>de</strong>m König Agrippa im Beisein <strong>de</strong>s<br />

Statthalters Festus über die ihm zuteilgewor<strong>de</strong>nen Offenbarungen sprach, da rief Festus<br />

<strong>mit</strong> lauter Stimme aus: ‘Paulus, du bist von Sinnen, das viele Studieren bringt dich um<br />

<strong>de</strong>n Verstand!’ (Apg. 26, 24).<br />

Auch dir wird man sagen, wenn du meine Belehrungen zur Kenntnis <strong>de</strong>iner<br />

Mitmenschen bringst, das seien lächerliche Phantasien und du habest <strong>de</strong>inen Verstand<br />

verloren. Es ist zu allen Zeiten das Los <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit gewesen, als Unwahrheit und<br />

Torheit angesehen zu wer<strong>de</strong>n, während an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits offenkundige Unwahrheiten in <strong>de</strong>n<br />

Jenseitsanschauungen gedankenlos als Wahrheit hingenommen, allgemein gepredigt und<br />

zu Glaubensbekenntnissen erhoben wer<strong>de</strong>n.<br />

Was ich dir über <strong>de</strong>n Heilsplan Gottes <strong>mit</strong>geteilt habe, wirst du in allen Einzelheiten<br />

bestätigt fin<strong>de</strong>n, wenn ich dir später die ganze Lehre Christi im Zusammenhang<br />

vortrage, wie sie teils von Christus selbst, teils von <strong>de</strong>n Geistern <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit durch die<br />

Apostel und Medien <strong>de</strong>n Gläubigen verkün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n ist. Alsdann wer<strong>de</strong>n wir auch<br />

einen für dich und <strong>de</strong>ine Mitmenschen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s lehrreichen Vergleich anstellen<br />

zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> wirklichen Lehre Christi und <strong>de</strong>m heutigen Christentum.<br />

Christus - sein Werk und sein Leben<br />

Für uns Christen gibt es nur einen Gott,<br />

<strong>de</strong>n Vater, von <strong>de</strong>m alle Dinge sind und


Die Christusfrage in meinem Leben<br />

für <strong>de</strong>n wir geschaffen sind; und nur<br />

einen Herrn, Jesus Christus, durch<br />

<strong>de</strong>ssen Ver<strong>mit</strong>tlung alle Dinge sind und<br />

<strong>de</strong>m wir verdanken, dass wir sind.<br />

(1. Kor. 8, 6)<br />

Was dünkt euch von Christus? - Diese Frage stand in Flammenschrift über meinem<br />

Leben von <strong>de</strong>m Tage an, an <strong>de</strong>m ich mich entschlossen hatte, Priester zu wer<strong>de</strong>n. Ich<br />

sollte ja nicht bloß die Lehre Christi meinen Glaubensgenossen verkün<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />

die Wahrheit über die Person Christi, sein Leben und sein Werk.<br />

Wer war Christus? - Wer war er, bevor er Mensch wur<strong>de</strong>? Was war er als Mensch? -<br />

War er Gott o<strong><strong>de</strong>r</strong> bloß ein Sohn Gottes? War er nach seiner menschlichen Geburt ein<br />

Mensch wie wir - innerlich und äußerlich? Wur<strong>de</strong> er gezeugt und geboren wie alle<br />

Menschen? Musste er sich als Kind Kenntnisse erwerben wie alle Menschenkin<strong><strong>de</strong>r</strong>?<br />

Musste auch er nach und nach zur Erkenntnis eines Gottes kommen und sich über Gottes<br />

Wesen und Willen klar wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>mselben Wege, <strong>de</strong>n alle Menschen gehen müssen,<br />

wenn sie zur Erkenntnis Gottes gelangen wollen? Musste auch er die Versuchungen <strong>de</strong>s<br />

Bösen <strong>mit</strong> all <strong>de</strong>n folgenschweren Entscheidungen erleben, die wir Menschen täglich an<br />

uns erfahren? Konnte er, wie je<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mensch, diesen Versuchungen auch<br />

unterliegen? Konnte auch er durch die Macht <strong>de</strong>s Bösen zum Abfall von Gott gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n wie Millionen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Menschen? Und wenn er die Menschen erlösen sollte -<br />

worin bestand dann diese Erlösung? Wie waren alle diese Zusammenhänge zu erklären?<br />

Als ich daher in <strong>de</strong>n spiritistischen Gottesdiensten die Gewissheit erlangt hatte, dass<br />

Geister Gottes durch die Medien re<strong>de</strong>ten, wie in <strong>de</strong>n ersten christlichen Gemein<strong>de</strong>n, da<br />

war es vor allem die „Christus-Frage“, über die ich eine eingehen<strong>de</strong> Belehrung erbat. Sie<br />

wur<strong>de</strong> mir bis in alle Einzelheiten gegeben. Sie war das für mein religiöses Leben<br />

Wertvollste.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n gebe ich die Wahrheiten wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, wie sie mir über Christus, sein Leben<br />

und sein Erlösungswerk <strong>mit</strong>geteilt wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Christus als Führer<br />

<strong>de</strong>s ersten Menschengeschlechts<br />

Also sprach <strong><strong>de</strong>r</strong> mich belehren<strong>de</strong> Geist: Du willst Klarheit haben über die Person Christi,<br />

über seine Menschwerdung, sein menschliches Leben, Lei<strong>de</strong>n und Sterben und über die<br />

Zusammenhänge <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung.<br />

Einen kleinen Teil dieser Fragen habe ich dir bereits beantwortet, als ich dich über die<br />

Schöpfung Gottes und ihr Schicksal sowie über <strong>de</strong>n Erlösungsplan Gottes belehrte.


Damals ist dir gesagt wor<strong>de</strong>n, dass Christus <strong><strong>de</strong>r</strong> erste und höchste von Gott geschaffene<br />

Geist ist, die einzige direkte Schöpfung Gottes; daß durch Christus die übrige<br />

<strong>Geisterwelt</strong> ins Dasein trat, die <strong>mit</strong> ihm zusammen eine große geistige Gemeinschaft<br />

bil<strong>de</strong>te - ein geistiges Königreich, an <strong>de</strong>ssen Spitze nach <strong>de</strong>m Willen Gottes Christus als<br />

König stand. Christus war also in diesem Reich gewissermaßen <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellvertreter Gottes.<br />

Er selbst war nicht Gott. Er war bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Sohn Gottes. Seine Macht und Größe und<br />

sein Königtum hatte er von Gott empfangen. Er war bloß ein Geschöpf Gottes und daher<br />

nicht ewig wie Gott. Gegen das Königtum Christi richtete sich die Geisterrevolution<br />

unter Luzifer. Nach <strong>de</strong>m Abfall eines Teiles <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> und <strong>de</strong>ssen Sturz in die<br />

Sphären <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe erbot sich Christus, die Abgefallenen nach <strong>de</strong>m von Gott festgelegten<br />

Erlösungsplan wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum Reiche Gottes zurückzuführen.<br />

Das Erlösungswerk Christi begann sofort nach <strong>de</strong>m Abfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterscharen. Christus<br />

war es, <strong><strong>de</strong>r</strong> die von Gott vorgesehenen Besserungsstufen schuf, über die ich dich bei<br />

meiner Belehrung über <strong>de</strong>n Erlösungsplan Gottes ausführlich unterrichtete. Dadurch<br />

wur<strong>de</strong> Christus <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfer <strong>de</strong>s ganzen materiellen Universums, das die Stufenleiter für<br />

die gefallenen Geister aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe zur Höhe <strong>de</strong>s Gottesreiches bil<strong>de</strong>t.<br />

Als nun Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe in ihrer Aufwärtsentwicklung bis zur Stufe <strong>de</strong>s Menschen<br />

gelangt waren, da wur<strong>de</strong> Christus <strong><strong>de</strong>r</strong> Führer <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit von <strong>de</strong>n ersten<br />

Menschentagen an. Er suchte die zum Bösen geneigte Gesinnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit zu<br />

Gott hinzulenken. Aber auch die Herrschermächte <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle boten alles auf, dieselbe<br />

Menschheit weiter in ihrem Banne zu behalten. So entspann sich <strong><strong>de</strong>r</strong> gewaltige Kampf<br />

zwischen Christus und Luzifers Reich um die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit verkörperten Geister,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Hauptinhalt <strong>de</strong>ssen bil<strong>de</strong>t, was euch in <strong>de</strong>n Schriften <strong>de</strong>s Alten Testamentes<br />

überliefert ist.<br />

Bei diesem Kampf wur<strong>de</strong> Christus von <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm unterstellten guten <strong>Geisterwelt</strong><br />

unterstützt. Viele dieser Geister erboten sich freiwillig, selbst Mensch zu wer<strong>de</strong>n, um<br />

durch Verkündigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit und das Beispiel eines gottgefälligen Lebens die<br />

Menschen zum Guten zu führen.<br />

Henoch war ein solcher Geist <strong>de</strong>s Himmels, <strong>de</strong>m gestattet wur<strong>de</strong>, als Mensch zur Er<strong>de</strong><br />

zu gehen. Er belehrte seine Zeitgenossen über <strong>de</strong>n wahren Gott und <strong>de</strong>n rechten Weg zur<br />

Gotteserkenntnis, vor allem auch über <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> er<br />

ja selbst in täglicher Verbindung stand. Denn die Menschen waren damals fast alle <strong>de</strong>m<br />

<strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern verfallen und wur<strong>de</strong>n durch sie zum schändlichsten<br />

Götzendienst und zu allen Lastern verführt.<br />

Doch <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg seines Wirkens war nicht von langer Dauer. Die Macht <strong>de</strong>s Bösen war<br />

so gewaltig, dass unter <strong>de</strong>n Völkern jener Zeit Gräuel verübt wur<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>nen ihr<br />

heute keine Vorstellung mehr habt. Die höchsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Höllengeister benutzten die<br />

menschlichen Tieftrancemedien nicht bloß zum Sprechen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch, um <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Körpern Zeugungen vorzunehmen. Denn ebenso gut wie <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist <strong>de</strong>s Mediums<br />

<strong>mit</strong> seinem menschlichen Körper zeugungsfähig ist, kann auch ein frem<strong>de</strong>s Geistwesen<br />

in ein Tieftrancemedium eintreten und eine Zeugung bewirken. Und das verkommene<br />

weibliche Geschlecht jener Zeit rechnete es sich zur Ehre an, bei <strong>de</strong>n Götzendiensten in


dieser Weise missbraucht zu wer<strong>de</strong>n. Das bestätigt euch die Bibel, in<strong>de</strong>m sie berichtet,<br />

dass sich die Gottessöhne zu <strong>de</strong>n Menschentöchtern gesellten und diese ihnen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gebaren (1. Mose 6, 4). - Was hier <strong>mit</strong> ‘Gottessöhnen’ bezeichnet wird, sind die einst als<br />

Rä<strong>de</strong>lsführer von Gott abgefallenen, führen<strong>de</strong>n Geister <strong>de</strong>s Himmels. Es sind dieselben<br />

Geister, von <strong>de</strong>nen es bei Hiob heißt: ‘Nun begab es sich eines Tages, daß die<br />

‘Gottessöhne’ kamen, um sich Gott <strong>de</strong>m Herrn vorzustellen, und unter ihnen erschien<br />

auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Satan’ (Hiob 1, 6). - Auch hier waren es bloß die abgefallenen Gottessöhne.<br />

Satan war ja <strong><strong>de</strong>r</strong> zweite <strong><strong>de</strong>r</strong> Söhne Gottes. Diese Gottessöhne als Beherrscher <strong>de</strong>s<br />

Reiches <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis können nicht schalten wie sie wollen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n unterstehen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Herrschergewalt Gottes und wer<strong>de</strong>n von ihm bisweilen zur Verantwortung gezogen.<br />

Christus als Führer <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Sintflut<br />

Die Beeinflussung einer solchen, <strong>de</strong>m Bösen ganz verfallenen Menschheit durch<br />

Christus und seine gute <strong>Geisterwelt</strong> war fruchtlos. Es musste darum das damalige<br />

Menschengeschlecht vernichtet und durch eine neue Menschheit ersetzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Vernichtung kam in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sintflut, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> bloß eine Familie gerettet wur<strong>de</strong>, da<strong>mit</strong> sie die<br />

Stammfamilie einer besseren Menschheit wür<strong>de</strong>. Es war die Familie <strong>de</strong>s Noah.<br />

Allein schon bald nach <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Flut erhob auch bei <strong>de</strong>n Nachkommen Noahs das<br />

Böse wie<strong><strong>de</strong>r</strong> sein Haupt. Das seht ihr bei <strong>de</strong>n Städten Sodom und Gomorrha und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Familie <strong>de</strong>s Lot. Und je weiter die Menschen sich verbreiteten, um so größer wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teufeldienst in Form <strong>de</strong>s Götzendienstes und <strong>de</strong>s Lasters.<br />

Um nun trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> furchtbaren Gewalt <strong>de</strong>s Bösen über die Menschheit doch sein Ziel zu<br />

erreichen, suchte Christus lange vor seiner Menschwerdung wenigstens einen kleinen<br />

Bruchteil <strong>de</strong>s Menschengeschlechts für die Sache Gottes zu gewinnen. Dieser Bruchteil<br />

sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Träger <strong>de</strong>s Gottesglaubens und <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösungshoffnung für die späteren<br />

Geschlechter wer<strong>de</strong>n. Er sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Sauerteig sein, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m nach und nach die große<br />

Masse <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit durchsäuert wür<strong>de</strong>. Er sollte das Senfkorn sein, das zum großen<br />

Baume <strong>de</strong>s wahren Gottesglaubens und Gottsuchens emporwachsen und im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Jahrtausen<strong>de</strong> die Menschen unter seinen Zweigen sammeln sollte. War dieser Baum<br />

einmal zu einer gewissen Entwicklung gekommen, dann war die ‘Fülle <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit’<br />

erschienen, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlöser zur Erfüllung <strong>de</strong>s letzten Teiles seines Erlösungswerkes als<br />

‘Menschensohn’ zur Er<strong>de</strong> stieg. Dann lohnte es sich für ihn, die Brücke zu bauen, über<br />

die <strong><strong>de</strong>r</strong> gottestreue Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschengeister aus <strong>de</strong>m Reiche Luzifers hinübergehen<br />

konnte nach <strong>de</strong>m Reich Gottes. Auch ihr baut ja keine Brücke, bevor genügend Leute da<br />

sind, die hinübergehen wollen.<br />

Israel als Träger <strong>de</strong>s Gottesglaubens<br />

Als Sauerteig und Senfkorn <strong>de</strong>s Gottesglaubens und <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösungshoffnung wur<strong>de</strong><br />

Abraham erwählt. Er war <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann <strong><strong>de</strong>r</strong> starken Gottestreue. Christus trat <strong>mit</strong> ihm in<br />

Verbindung, bald selbst, bald durch seine Geister. Denn auch Abraham war ein


menschgewor<strong>de</strong>ner Geist <strong>de</strong>s Himmels. Die Gottestreue Abrahams wur<strong>de</strong> auf eine sehr<br />

schwere Probe gestellt. Denn je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong>de</strong>m Gott etwas sehr Großes anvertrauen will, wird<br />

vorher einer Belastungsprobe unterzogen.<br />

Wenn ihr eine Eisenbahnbrücke baut, über die Güter- und Personenzüge fahren sollen,<br />

so prüft ihr zunächst ihre Tragfähigkeit, bevor ihr sie in Betrieb nehmt. Wird sie als zu<br />

schwach befun<strong>de</strong>n, so bringt ihr Verstärkungen an. Ergeben aber auch diese nicht die<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Tragfähigkeit, so ist die Brücke unbrauchbar, und ihr müsst eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

bauen. - So macht es Gott auch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen, die wichtige Aufgaben für das Reich<br />

Gottes erfüllen sollen. Erweisen sie sich bei <strong>de</strong>n Belastungsproben als ungeeignet und<br />

sind auch alle Verstärkungsmaßnahmen erfolglos, dann wer<strong>de</strong>n sie als unbrauchbar<br />

beiseite geschoben und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e für jene Aufgaben ausgewählt. Oft sind viele an und für<br />

sich für die großen Zwecke Gottes brauchbar. Aber wegen selbstverschul<strong>de</strong>ter Fehler,<br />

die sie nicht ablegen, müssen sie ausgeschaltet wer<strong>de</strong>n. Denn wegen dieses Mangels<br />

reicht ihre Tragfähigkeit nicht aus. - Viele sind berufen, aber nur wenige sind<br />

auserwählt.<br />

Wie gewaltig war die Belastungsprobe, <strong><strong>de</strong>r</strong> Abraham bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Opferung seines Sohnes<br />

unterworfen wur<strong>de</strong>! Wer Vater o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter, Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwester, Sohn o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tochter<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Freund mehr liebt als Gott, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Gaben und Aufgaben Gottes nicht wert.<br />

Abraham bestand die schwere Prüfung und empfing dafür die Verheißung Gottes:<br />

‘Dafür, dass du so gehan<strong>de</strong>lt und mir <strong>de</strong>inen einzigen Sohn nicht vorenthalten hast, will<br />

ich dich reichlich segnen und <strong>de</strong>ine Nachkommenschaft zahlreich wer<strong>de</strong>n lassen, wie die<br />

Sterne <strong>de</strong>s Himmels und wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Sand am Ufer <strong>de</strong>s Meeres ... und durch <strong>de</strong>ine<br />

Nachkommenschaft sollen alle Völker <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> gesegnet wer<strong>de</strong>n’ (1. Mose 22,<br />

16-17+18). Die ihm hier verheißene Nachkommenschaft war keine leibliche. Sie hätte ja<br />

nicht alle Völker <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> umfassen können und wäre nicht so zahlreich wie die Sterne<br />

<strong>de</strong>s Himmels und <strong><strong>de</strong>r</strong> Sand am Meere. Gott übertreibt nicht. Was er sagt, ist stets die<br />

volle Wahrheit. Die Nachkommenschaft Abrahams war eine geistige. Sie sollte die<br />

ganze gefallene <strong>Geisterwelt</strong> umfassen, in<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesglaube und die Gottestreue<br />

Abrahams sich nach und nach auf alle von Gott Abgewichenen aus<strong>de</strong>hnen sollte. Für<br />

Abraham wäre es wahrlich kein Segen gewesen, wenn von ihm leiblich viele Menschen<br />

abstammten, die <strong>de</strong>m Bösen verfielen, wie ja tatsächlich später ganze Generationen, die<br />

Abraham zum Stammvater hatten, <strong>de</strong>m wahren Gottesglauben <strong>de</strong>n Rücken kehrten und<br />

<strong>de</strong>m Götzendienst huldigten.<br />

Die zweite menschliche Nachkommenschaft Abrahams, Jakob und seine Söhne, wur<strong>de</strong><br />

nach Ägypten geführt. Dort sollte sie sich in <strong>de</strong>m fruchtbaren Län<strong><strong>de</strong>r</strong>strich Gosen zu<br />

einem großen Volk entwickeln und abgeschlossen von <strong>de</strong>n götzendienerischen<br />

Einwohnern Ägyptens Träger <strong>de</strong>s wahren Gottesglaubens bleiben.<br />

Aber irdischer Wohlstand bil<strong>de</strong>t für <strong>de</strong>n Menschen auf die Dauer stets eine große Gefahr<br />

für ihre Gottestreue. Darum ließ Gott es zu, dass das Volk <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer, wie die<br />

Nachkommen Abrahams genannt wur<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>n Pharaonen hart bedrückt und in<br />

schwerer Knechtschaft gehalten wur<strong>de</strong>.


Nicht Gott hat <strong>de</strong>n Pharao zu dieser Maßnahme veranlasst, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die bösen<br />

Geistermächte. Denn diese hatten erkannt, dass das Volk <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer <strong>mit</strong> seinem wahren<br />

Gottesglauben ein für die gottfeindliche <strong>Geisterwelt</strong> gefährliches Werkzeug in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand<br />

Christi war. Darum sollte es <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernichtung anheimfallen. Und als diese nicht durch<br />

harten Frondienst erreicht wer<strong>de</strong>n konnte, trieben die dämonischen Mächte die<br />

Pharaonen dazu, das Volk <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer auf <strong>de</strong>m einfachsten, aber sichersten Wege<br />

auszurotten. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> männliche Nachwuchs dieses Volkes sollte getötet wer<strong>de</strong>n. Als<br />

Begründung für dieses Vorgehen hatten die Höllenmächte <strong>de</strong>m ägyptischen König <strong>de</strong>n<br />

Gedanken eingegeben, das in seinem Lan<strong>de</strong> wohnen<strong>de</strong> und schon äußerst stark<br />

gewor<strong>de</strong>ne Volk <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer könnte durch ein Bündnis <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong>n Ägyptens <strong>de</strong>m<br />

Pharaonenreich gefährlich wer<strong>de</strong>n. Das Böse weiß die Menschen, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auch die<br />

menschlichen Herrscher, an ihrer schwächsten Stelle zu fassen. Die schwächste Stelle<br />

bei einem König ist stets die Furcht um seinen Thron. So fiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Pharao diesen<br />

Einflüsterungen <strong>de</strong>s Bösen zum Opfer und begann <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Tötung <strong><strong>de</strong>r</strong> neugeborenen<br />

männlichen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer. So hätte innerhalb einer nicht allzu langen Zeitperio<strong>de</strong><br />

nach <strong>de</strong>m Plane Pharaos alles Männliche <strong>de</strong>s hebräischen Volkes aussterben müssen.<br />

Das weibliche Geschlecht wäre dann als Frauen und Sklavinnen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ägypter unter <strong>de</strong>m<br />

Volke <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s aufgegangen und auch <strong>de</strong>m Götzendienst anheim gefallen. So wäre<br />

<strong>de</strong>nn alle bisherige Arbeit Christi und seiner <strong>Geisterwelt</strong>, einen menschlichen Träger <strong>de</strong>s<br />

wahren Gottesglaubens zu sichern, <strong>mit</strong> einem Schlage vernichtet gewesen.<br />

Aber das Böse war auch hier, wie so oft in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung und im Menschenleben, die<br />

Kraft, die das Übel will, aber das Gute schaffen hilft. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitpunkt, wo ein Volk<br />

durch Tötung seiner Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> von seiften eines Herrschers zur höchsten Verzweiflung<br />

getrieben wird, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> günstigste, um dieses Volk zum Verlassen <strong>de</strong>s Ortes ihrer Qual zu<br />

veranlassen. Und aus einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, viel wichtigeren Grun<strong>de</strong> war es die höchste Zeit,<br />

dass das Volk <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Pharaonen weggeführt wur<strong>de</strong>. Es war<br />

nämlich im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> 400 Jahre seines dortigen Aufenthaltes nach und nach immer mehr<br />

in Fühlung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ägyptischen Götzendienst gekommen, und nicht wenige machten<br />

bereits diesen Götzendienst <strong>mit</strong>. Dieser ungeheuren Gefahr für <strong>de</strong>n Gottesglauben <strong>de</strong>s<br />

hebräischen Volkes konnte nur durch Auszug aus <strong>de</strong>m ägyptischen Lan<strong>de</strong> vorgebeugt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dazu war jetzt <strong><strong>de</strong>r</strong> geeignetste Augenblick gekommen. Denn die Tötung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> machte <strong>de</strong>n Hebräern je<strong>de</strong>s längere Verweilen in Ägypten zur Hölle.<br />

Zur Wegführung eines so zahlreichen und an und für sich schwer zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Volkes bedurfte es eines großen menschlichen Führers. Christus wählte dazu einen<br />

seiner hohen Himmelsgeister und ließ in als Mensch geboren wer<strong>de</strong>n. - Es war Mose.<br />

Als Sohn hebräischer Eltern wur<strong>de</strong> er durch die Tochter Pharaos vom To<strong>de</strong> errettet. Sie<br />

ließ ihn in allen Wissenschaften <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeit unterrichten, so dass er auch als<br />

Mensch das Können besaß, das er als Führer eines großen Volkes benötigte.<br />

Als er zum Manne herangewachsen war, trat Christus im brennen<strong>de</strong>n Dornbusch <strong>mit</strong> ihm<br />

in Verbindung und berief ihn zum Führer <strong>de</strong>s ‘Volkes Gottes’. Mose hatte zunächst zwei<br />

Aufgaben zu erfüllen. Die eine war die, sich <strong>de</strong>m geknechteten Volke <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer<br />

gegenüber als Gesandten Gottes auszuweisen, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Auftrag hatte, es aus Ägypten<br />

wegzuführen. Die zweite bestand darin, dass er <strong>de</strong>n Pharao dahin brachte, die Hebräer<br />

aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> ziehen zu lassen. Zu diesen bei<strong>de</strong>n Aufgaben rüstete ihn Christus <strong>mit</strong>


übermenschlichen Kräften aus. Aber auch die bösen Geister, die ihre Vernichtungspläne<br />

durchkreuzt sahen, erschienen <strong>mit</strong> ihrer gesamten Macht auf <strong>de</strong>m Kampfplatz und<br />

bedienten sich <strong><strong>de</strong>r</strong> ägyptischen Zauberer als ihre Werkzeuge.<br />

Nun entspann sich <strong><strong>de</strong>r</strong> größte Geisterkampf, <strong><strong>de</strong>r</strong> je auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ausgefochten wur<strong>de</strong>. Auf<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Seite stand Christus <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> und Mose als seinem sichtbaren<br />

Werkzeug. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite die Hölle <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n ägyptischen Zauberern als<br />

Helfershelfer. Mose vollführte <strong>mit</strong> Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes, die ihm unsichtbar zugeteilt<br />

waren, die größten Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>taten, die bis auf Christus gewirkt wor<strong>de</strong>n sind. Dadurch<br />

wollte er sowohl das Volk <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer, als auch <strong>de</strong>n Pharao von seiner göttlichen<br />

Sendung überzeugen. Das Volk Gottes sollte durch die vor seinen Augen sich<br />

abspielen<strong>de</strong>n Geschehnisse bestimmt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Mose als Führer Folge zu leisten.<br />

Pharao sollte bewogen wer<strong>de</strong>n, das Volk ziehen zu lassen.<br />

Aber die bösen Geistermächte wirkten durch die Zauberer am Anfang ähnliche Wun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wie Mose, da<strong>mit</strong> das Volk und <strong><strong>de</strong>r</strong> Pharao <strong>de</strong>m Mose keinen Glauben schenkten. Doch<br />

erlahmte bald die Macht <strong>de</strong>s Bösen, und die Zauberer mussten selbst bekennen: ‘Hier ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Finger Gottes. ’ Nie haben solch gewaltige Geistermaterialisationen stattgefun<strong>de</strong>n<br />

wie bei diesem Kampfe. Bei Mose verwan<strong>de</strong>lte sich ein guter Geist unter Auflösung <strong>de</strong>s<br />

Stabes in eine Schlange. Bei <strong>de</strong>n Zauberern geschah das gleiche von seiften <strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Geistwesen. Bei Mose wird das Wasser durch Gottes Geister in Blut verwan<strong>de</strong>lt. Die<br />

Zauberer taten dasselbe <strong>mit</strong> Hilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Höllenmächte. Gott ließ die Bösen ihre Macht bis<br />

zum Äußersten ihres Könnens ausüben, um so Gelegenheit zu haben, seine Allmacht in<br />

ihrer ganzen Fülle zu zeigen und dadurch vor allem <strong>de</strong>n Glauben <strong><strong>de</strong>r</strong> Israeliten zu<br />

festigen. Denn in diesem Kampf han<strong>de</strong>lte es sich um Sein und Nichtsein <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer als<br />

Volk Gottes. Israel war <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstgeborene <strong>de</strong>s Gottesglaubens. Fiel er <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle zum<br />

Opfer, dann dauerte es lange, bis in <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Volk als Träger <strong>de</strong>s<br />

Gottesglaubens herangewachsen war. Christus, <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstgeborene Gottes, kämpft <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Erstgeborenen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle um <strong>de</strong>n erstgeborenen irdischen Träger <strong>de</strong>s Gottesglaubens und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösungshoffnung. Christus blieb Sieger. Gottes Strafengel schlug die gesamte<br />

männliche Erstgeburt Ägyptens. Das brachte die Entscheidung. Furcht fiel auf Pharao<br />

und sein Volk, und er entließ auf Drängen <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Untertanen die Hebräer aus <strong>de</strong>m<br />

Lan<strong>de</strong>. Christus zog in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wolkensäule vor Israel her und re<strong>de</strong>te daraus zu Mose. Er<br />

schützte das Volk Gottes gegen die nachdrängen<strong>de</strong>n Ägypter. Die gute <strong>Geisterwelt</strong> teilte<br />

das Meer und türmte die Wogen. Das Volk vertraute auf <strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die Wolkensäule<br />

sprach und ging furchtlos zwischen <strong>de</strong>n Wogen durch. Es empfing die erste Taufe auf<br />

Christus im gläubigen Vertrauen auf <strong>de</strong>n ‘Engel <strong>de</strong>s Herrn’; <strong>de</strong>nn dieser war Christus.<br />

Gott und Christus führten Israel durch die Wüste, ließen ihm durch die <strong>Geisterwelt</strong><br />

Wasser aus <strong>de</strong>m Felsen strömen und das Manna bereiten. Darum schreibt Paulus <strong>mit</strong><br />

Recht: ‘Ich will euch nicht im Unklaren darüber lassen, dass unsere Väter alle unter<br />

<strong>de</strong>m Schutze <strong><strong>de</strong>r</strong> Wolke gewesen und alle durch das Meer gegangen sind und alle die<br />

Taufe auf Mose in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wolke und im Meer empfangen haben, auch alle dieselbe Speise<br />

gegessen und <strong>de</strong>nselben geistigen Trank getrunken haben. Sie tranken nämlich aus<br />

einem geistigen Felsen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie begleitete. Und dieser Fels war Christus’ (1. Kor. 10,<br />

1-4).


Gott und Christus, sowie die gute <strong>Geisterwelt</strong> gaben <strong>de</strong>m Volke in allem die<br />

notwendigen Unterweisungen und Belehrungen. Gott selbst gab die Gesetzgebung auf<br />

<strong>de</strong>m Berge Sinai.<br />

Der Aufenthalt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste war nötig zur Erprobung <strong>de</strong>s Volkes. Es sollte sich zeigen,<br />

ob sein Gottesglaube und sein Gottvertrauen stark genug war, die Gefahren zu bestehen,<br />

die ihm von <strong>de</strong>n götzendienerischen Bewohnern <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s drohten, das sie später in<br />

Besitz nehmen sollten. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesglaube dieses Volkes durfte nicht mehr<br />

vernichtet wer<strong>de</strong>n, da sonst alle bisherige Arbeit umsonst gewesen wäre.<br />

Noch eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gefahr für die Gottestreue musste beseitigt wer<strong>de</strong>n. Das war die Sucht<br />

nach irdischen Gütern und die übermäßige Anhänglichkeit an das Materielle, die stets<br />

<strong>de</strong>n Menschen in die Arme <strong>de</strong>s Bösen treibt.<br />

Christus ergriff alle Maßnahmen, die zur Beseitigung o<strong><strong>de</strong>r</strong> doch Vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung dieser<br />

Gefahren erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich waren. Er ließ das von ihm erwählte Volk in dieser Hinsicht eine<br />

Radikalkur durchmachen. Er führte eine Gesetzgebung ein, nach <strong><strong>de</strong>r</strong> die Israeliten - wie<br />

das Volk <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer später genannt wur<strong>de</strong> - von allem Besitztum <strong>de</strong>n Zehnten<br />

entrichten mussten. Ferner hatten sie die Erstlinge von allem abzuliefern o<strong><strong>de</strong>r</strong> gegen eine<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Abgabe einzulösen. Außer<strong>de</strong>m mussten sie zahlreiche Opfer von Tieren und<br />

Früchten als Brandopfer, Speiseopfer, Frie<strong>de</strong>nsopfer, Sündopfer und Schuldopfer<br />

darbringen und dabei nur Fehlerloses abliefern. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ernte durften sie nicht alles<br />

abernten und auch keine Nachlese halten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mussten das Übrigbleiben<strong>de</strong> <strong>de</strong>n<br />

Armen und Fremdlingen überlassen. Im siebenten Jahr durften sie kein Feld bestellen. In<br />

je<strong>de</strong>m fünfzigsten Jahre musste je<strong>de</strong>m sein früheres Eigentum wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zurückgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n. Endlich sah das Gesetz das Zinsverbot vor, das <strong>de</strong>n Wucher von vornherein<br />

unmöglich machte.<br />

Wur<strong>de</strong>n diese Satzungen vom Volke Israel gehalten, dann war die Gefahr nicht allzu<br />

groß, dass es sein Herz übermäßig an Hab und Gut hängte und aus Liebe zum Mammon<br />

Gott die Treue brach. Aber die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gefahr, die <strong>de</strong>m Gottesglauben drohte, war viel<br />

größer. Es war <strong><strong>de</strong>r</strong> Götzendienst <strong><strong>de</strong>r</strong> Völker, die sie in <strong>de</strong>m sogenannten ‘Gelobten<br />

Lan<strong>de</strong>’ antreffen sollten. Er war <strong>de</strong>swegen so gefährlich, weil er, wie je<strong><strong>de</strong>r</strong> Götzendienst,<br />

in einer menschlich wahrnehmbaren Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong> bestand. Für<br />

<strong>de</strong>n Menschen ist das Geisterreich etwas Geheimnisvolles. Und das Geheimnisvolle übt<br />

auf je<strong>de</strong>n eine unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehliche Gewalt aus. Die größte Aufmerksamkeit schenkt ihr <strong>de</strong>n<br />

Erzählungen von Geistergeschichten. Und wo etwas Geheimnisvolles und Geisterhaftes<br />

wirklich o<strong><strong>de</strong>r</strong> vermeintlich vor sich geht, da strömt alles hin.<br />

So fühlten sich auch die Israeliten schon früher zu <strong>de</strong>n geheimnisvollen Vorgängen <strong>de</strong>s<br />

Götzendienstes <strong><strong>de</strong>r</strong> Ägypter hingezogen. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Paulus bezeugt <strong>de</strong>n<br />

Korinthern dasselbe <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: ‘Ihr wisst ja von eurer Hei<strong>de</strong>nzeit her, da waren es<br />

die toten Götzen, zu <strong>de</strong>nen es euch <strong>mit</strong> unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehlicher Gewalt hinzog’ (1. Kor. 12, 2).<br />

- Dass es sich dabei nicht um das bloße Anschauen von Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n han<strong>de</strong>ln konnte,<br />

wer<strong>de</strong>t ihr als <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Menschen euch wohl selbst sagen können. Toter Stein und Holz<br />

konnte die Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeiten ebenso wenig fesseln, wie die <strong><strong>de</strong>r</strong> Jetztzeit.<br />

Das Anziehen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Götzendienstes bestand in <strong>de</strong>m wirklichen <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en


<strong>Geisterwelt</strong>. Dass Geister durch die Götzenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> und menschliche Medien sprachen und<br />

sonstige staunenserregen<strong>de</strong> Dinge vollbrachten, das war es, was die Menschen anzog.<br />

Hier wur<strong>de</strong> ihnen so viel Geheimnisvolles gesagt. Hier erhielten sie die Antworten auf<br />

die Fragen nach ihrem materiellen Fortkommen. Hier bekamen sie vermeintlichen<br />

Aufschluss über ihre Zukunft, die ja je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch so gern wissen möchte. Dazu wur<strong>de</strong><br />

ihnen so vieles <strong>mit</strong>geteilt, was ihren menschlichen Lei<strong>de</strong>nschaften schmeichelte. Hier<br />

wur<strong>de</strong> das Laster zur Tugend und die Tugend zum Laster gestempelt. Wer einmal<br />

diesem Geisterverkehr verfallen war, <strong><strong>de</strong>r</strong> konnte nicht leicht mehr davon ablassen.<br />

Durch zwei Maßnahmen suchte Christus als Führer <strong>de</strong>s Gottesvolkes seine<br />

Schutzbefohlenen vor <strong>de</strong>m Abfall zum Götzendienst zu schützen. Die eine Maßnahme<br />

bestand darin, dass er ihnen als Ersatz für <strong>de</strong>n verbotenen <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen<br />

<strong>Geisterwelt</strong> <strong>de</strong>n guten Geisterverkehr ver<strong>mit</strong>telte. Er gab ihnen das Offenbarungszelt,<br />

das Orakelschild und die guten Medien, die euch unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezeichnung ‘Propheten’<br />

bekannt sind. Darüber habe ich dir ja bereits in meinen früheren Darlegungen<br />

ausführliche Belehrungen gegeben<br />

Die zweite Maßnahme bestand in <strong>de</strong>m Gebot <strong>de</strong>s Herrn, bestimmte Völkerschaften, in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Land die Israeliten einziehen sollten, vollständig zu vernichten. Es waren <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

sechs, die <strong><strong>de</strong>r</strong>art <strong>de</strong>m Götzendienst und seinen Lastern verfallen waren, dass ihre<br />

Bekehrung zum Gottesglauben ausgeschlossen erschien. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits aber unterlag es<br />

keinem Zweifel, dass sie in kurzer Zeit das bei ihnen wohnen<strong>de</strong> israelitische Volk<br />

ebenfalls zum Abfall von Gott verführt haben wür<strong>de</strong>n.<br />

Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausrottung dieser Völker zeihen viele von euch <strong>de</strong>n ‘Alttestamentischen<br />

Gott’ <strong><strong>de</strong>r</strong> Grausamkeit. Sie meinen, die Schreiber <strong>de</strong>s Alten Testamentes hätten sich<br />

noch nicht zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe <strong>de</strong>s Gottesbegriffes Christi aufschwingen können, sonst wür<strong>de</strong>n<br />

sie nicht ein so grausames Vorgehen als von Gott angeordnet bezeichnet haben. Da<br />

befin<strong>de</strong>t ihr euch in einem Irrtum. Es war <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Christus, <strong><strong>de</strong>r</strong> sowohl <strong>de</strong>n<br />

Gottesbegriff <strong>de</strong>s Neuen Testamentes predigte, als auch die Vernichtung jener<br />

götzendienerischen Völker anordnete. In <strong>de</strong>m einen wie in <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Falle steht<br />

Christus als Retter da. Dadurch, dass er jene Völker vertilgen ließ, bewahrte er sie vor<br />

einem noch tieferen Versinken in Unglauben und Laster. Er gab ihnen vielmehr die<br />

Gelegenheit, sich in einem neuen Dasein aus ihrer Tiefe heraufzuarbeiten. Hier lag<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Grund vor, <strong><strong>de</strong>r</strong> vor Zeiten die Vernichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Menschheit durch die<br />

Flut und die Zerstörung <strong><strong>de</strong>r</strong> Städte Sodom und Gomorrha herbeigeführt hatte.<br />

Dazu kam noch <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigere Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> Erhaltung <strong>de</strong>s Gottesglaubens bei <strong>de</strong>m Volke<br />

Gottes. Ihr Menschen pflegt in einem Kriege je<strong>de</strong>n zu erschießen, <strong><strong>de</strong>r</strong> eure Soldaten zur<br />

Fahnenflucht verleiten sucht. Das fin<strong>de</strong>t ihr selbstverständlich. Sollte nun Gott nicht<br />

dasselbe Recht zustehen, diejenigen töten zu lassen, die sein Volk, das er als Träger <strong>de</strong>s<br />

Gottesglaubens ausgewählt hatte, zur Fahnenflucht verleiten und zum Abfall an die<br />

Mächte <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis verführen wollten. Ferner sollte <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Gottesvolke die Stun<strong>de</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Menschheit vorbereitet wer<strong>de</strong>n. Sollte sich Christus diese<br />

ohnehin so schwere Vorbereitung von <strong>de</strong>nen zunichte machen lassen, die Gottes Fein<strong>de</strong><br />

und Werkzeuge Luzifers waren? Was ihr Menschen <strong>mit</strong> einmal so zartfühlend wer<strong>de</strong>t,<br />

wenn die Weisheit und Gerechtigkeit Gottes <strong>de</strong>m Bösen vollständig und hoffnungslos


verfallene Menschen vertilgen lässt, da<strong>mit</strong> sie nicht noch Millionen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Menschen<br />

unglücklich machen und da<strong>mit</strong> sie selbst als Geister wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>n Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Rettung<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. Und dazu ist es Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> dies tut, <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr über Leben und Tod, <strong><strong>de</strong>r</strong> in<br />

übergroßer Langmut <strong>mit</strong> diesen Völkerschaften Erbarmen geübt, obschon sie alles, was<br />

für <strong>de</strong>n Herrn ein Gräuel war, bei ihrem Götzendienst verübt und sogar ihre Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ihren<br />

Götzen zu Ehren verbrannt haben (5. Mose 12, 31).<br />

Gegen an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Völkerschaften sollten die Israeliten menschlich verfahren. ‘Wenn du<br />

gegen eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Stadt heranziehst, um sie zu belagern, so sollst du sie zu einem<br />

friedlichen Abkommen auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>n. ’ (5. Mose 20, 10). - Nicht einmal einen Obstbaum<br />

durften sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Belagerung einer Stadt beschädigen. Ihre Belagerungsgeräte mussten<br />

sie von <strong>de</strong>m Holz solcher Bäume herstellen, die keine essbaren Früchte tragen.<br />

Einen Vorgeschmack von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefährlichkeit <strong>de</strong>s Götzendienstes für sein Volk hatte<br />

Mose zuerst bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte vom gol<strong>de</strong>nen Kalb bekommen. Aber auch bald nachher,<br />

als sie sich <strong>de</strong>m Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong> Moabiter näherten: ‘Als die Israeliten sich in Sittim<br />

nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelassen hatten, fingen sie an, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Moabiterinnen Unzucht zu treiben. Diese<br />

lu<strong>de</strong>n sie nämlich zu <strong>de</strong>n Opferfesten ihrer Götzen ein, und das israelitische Volk nahm<br />

an ihren Opfermahlen teil und betete ihre Götter an’ (4. Mose 25, 1-2). - Die hier<br />

erwähnte Unzucht gehörte zum Götzendienst und wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Dämonen durch <strong>de</strong>n<br />

Mund ihrer Medien von <strong>de</strong>n Teilnehmern als etwas <strong>de</strong>n Göttern Wohlgefälliges verlangt.<br />

Sie bil<strong>de</strong>ten einen Bestandteil <strong>de</strong>s Götzendienstes, wie bei allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en heidnischen<br />

Völkern.<br />

Mit dieser Waffe <strong>de</strong>s Götzendienstes und <strong><strong>de</strong>r</strong> da<strong>mit</strong> notwendig verbun<strong>de</strong>nen Laster<br />

fügten die bösen Geistermächte in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Zeiten auch <strong>de</strong>m Volke Gottes und<br />

dadurch <strong>de</strong>m Vorbereitungswerk <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung schweren Scha<strong>de</strong>n zu. Fast ganze<br />

Generationen <strong>de</strong>s von Gott erwählten Volkes fielen nachher vom wahren Gottesglauben<br />

ab. Um sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zurückzuführen, verhängte Gott furchtbare Strafgerichte über sie.<br />

Auch sandte Christus ihnen die Propheten, um sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> für das Gute zu gewinnen. Die<br />

Propheten waren Medien <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong>, und es wur<strong>de</strong> ihnen nicht leicht, gegen<br />

<strong>de</strong>n Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> dämonischen Medien - <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Propheten <strong>de</strong>s Baal’ - anzukämpfen. Es<br />

waren Geister <strong>de</strong>s Himmels, die in <strong>de</strong>n Propheten Gottes verkörpert waren, wenn sie<br />

auch als Menschen <strong>de</strong>m Bösen ebenso ausgesetzt blieben, wie die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen.<br />

Durch ihr Eingreifen wur<strong>de</strong> wenigstens erreicht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Glaube an <strong>de</strong>n wahren Gott<br />

und <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Erlöser nicht ganz aus <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren Menschheit ausgetilgt wur<strong>de</strong>.<br />

Endlich war <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitpunkt da, wo ein großer Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit wenigstens in ihrem<br />

Sehnen nach Rettung reif war, die Erlösungstat Christi im Glauben entgegenzunehmen<br />

und über die Brücke zu gehen, die Christus über <strong>de</strong>n Abgrund zwischen <strong>de</strong>m Reiche <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tiefe und <strong>de</strong>m Reiche Gottes schlagen sollte. Unzählige Menschengeister stan<strong>de</strong>n schon<br />

zum Übergang bereit. Nun war die Fülle <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit angebrochen, die nach <strong>de</strong>m<br />

Erlösungsplan Gottes für das Erscheinen <strong>de</strong>s Erlösers vorgesehen war. Kurz, bevor<br />

Christus selbst Mensch wur<strong>de</strong>, sandte er einen Herold, <strong><strong>de</strong>r</strong> seine Ankunft vorbereiten<br />

und ankündigen sollte. Er war wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um ein Geist <strong>de</strong>s Himmels. Es war Elia - also<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> einst in schwerer Zeit <strong>de</strong>s allgemeinen Götzendienstes im Auftrag<br />

Christi zur Er<strong>de</strong> gegangen war und <strong>de</strong>n Kampf gegen die Werkzeuge <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Mächte


<strong>mit</strong> Erfolg aufgenommen hatte. Nach<strong>de</strong>m er seine Aufgabe vollen<strong>de</strong>t, war er wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur<br />

Höhe gegangen, ohne <strong>de</strong>n irdischen Tod gekostet zu haben. Nun wur<strong>de</strong> er als Vorläufer<br />

Christi zum zweitenmal Mensch, wur<strong>de</strong> als Sohn <strong>de</strong>s Zacharias geboren und führte <strong>de</strong>n<br />

Namen - ‘Johannes’.<br />

Noch war Johannes nicht geboren, da wur<strong>de</strong> auch schon die Menschwerdung <strong>de</strong>s<br />

Gesalbten Gottes verkün<strong>de</strong>t. Der Erzengel Gabriel, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Zacharias die Kun<strong>de</strong> von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt <strong>de</strong>s Johannes als <strong>de</strong>s Vorläufers Christi überbracht hatte, wur<strong>de</strong> auch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Botschaft von <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschwerdung <strong>de</strong>s Erlösers betraut.<br />

Er wur<strong>de</strong> zu einer Jungfrau in Nazareth gesandt, die Maria hieß. Sie war zur Mutter <strong>de</strong>s<br />

Erlösers ausersehen.<br />

Die menschliche Geburt Jesu<br />

Zeugung und Geburt vollziehen sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung Gottes nach unabän<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen<br />

Gesetzen. Die Verbindung männlichen und weiblichen Samens ist zur Zeugung überall<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Eine Ausnahme von diesem Gesetz gibt es nicht. Eine menschliche<br />

Zeugung kann daher nur zustan<strong>de</strong> kommen, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Same eines männlichen Menschen<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>m eines weiblichen sich vereinigt. Es kann infolge<strong>de</strong>ssen kein körperloser Geist,<br />

sei es nun ein Geist <strong>de</strong>s Himmels o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle, ohne Benutzung eines<br />

menschlichen Körpers <strong>mit</strong> menschlichem Samen die Zeugung eines Menschen<br />

vornehmen.<br />

Den Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung Christi fasst ihr nun so auf, als ob ein Geist <strong>de</strong>s<br />

Himmels ohne Benutzung eines männlichen Menschenkörpers und männlichen Samens<br />

im Schoße einer menschlichen Jungfrau <strong>de</strong>n Lebenskeim <strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>skörpers<br />

geschaffen habe. Diese Auffassung ist unrichtig und gibt zahllosen Menschen, gläubigen<br />

sowohl als ungläubigen, <strong>mit</strong> Recht Veranlassung, diese Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschwerdung <strong>de</strong>s<br />

Sohnes Gottes zu leugnen o<strong><strong>de</strong>r</strong> doch zu bezweifeln. Hier liegt das Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bare und<br />

Außergewöhnliche, aber doch <strong>de</strong>n Naturgesetzen Entsprechen<strong>de</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sinnigen<br />

und darum Unglaublichen nahe zusammen.<br />

Ich will dir auch hierin die volle Wahrheit <strong>mit</strong>teilen, da ich weiß, dass du sie verstehen<br />

wirst.<br />

Ist aus einem Tieftrancemedium <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist ausgetreten und hat ein frem<strong>de</strong>s<br />

Geistwesen von <strong>de</strong>m Körper <strong>de</strong>s Mediums Besitz ergriffen, so vermag es die Organe <strong>de</strong>s<br />

Körpers in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise zu gebrauchen, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Geist. Infolge<strong>de</strong>ssen ist ein in<br />

<strong>de</strong>m Körper eines männlichen Mediums befindlicher frem<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist, sei es nun ein guter<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein böser, auch fähig, <strong>mit</strong> einer weiblichen Person eine Zeugung vorzunehmen.<br />

Habe ich dich nicht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Götzendienstes <strong><strong>de</strong>r</strong> vorsintflutlichen Zeit<br />

ausdrücklich auf <strong>de</strong>n Geschlechtsverkehr aufmerksam gemacht, <strong>de</strong>n die bösen Geister<br />

durch männliche Medien <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Töchtern <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen unterhielten und <strong>mit</strong> ihnen<br />

nach <strong>de</strong>m Zeugnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> zeugten? Was nun die bösen Geister durch<br />

menschliche Medien vermögen, sollte das <strong>de</strong>n guten Geistern nicht ebenso möglich<br />

sein? Wenn die abgefallenen ‘Gottessöhne’ durch männliche Medien Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n das


Dasein geben konnten zum Ver<strong><strong>de</strong>r</strong>ben <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit, sollten dann treugebliebene<br />

Gottessöhne zur Rettung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit nicht dasselbe tun können? Jetzt wird dir die<br />

menschliche Zeugung Christi ohne weitere Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung klar sein. Das<br />

menschliche Medium war Josef, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Maria verlobt war. Schon oft hatten Geister<br />

Gottes durch Josef als Medium zu Maria über die kommen<strong>de</strong> Erlösung gesprochen.<br />

Solche Geisterkundgebungen waren ihr also nichts Ungewöhnliches, wie überhaupt das<br />

jüdische Volk über <strong>de</strong>n <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> gut Bescheid wusste. Das siehst du<br />

aus <strong>de</strong>m Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel über die Erscheinung <strong>de</strong>s Engels bei Zacharias.<br />

’Als Zacharias aus <strong>de</strong>m Heiligtum heraustrat und nicht mehr re<strong>de</strong>n konnte, da merkte<br />

das Volk, daß er die Erscheinung eines Boten Gottes gehabt hatte’ (Lukas 1, 22).<br />

Maria erschrak daher auch nicht, als eines Tages ein Geist in Josef als Medium eintrat<br />

und ihr eine Botschaft brachte. Nur über die Anre<strong>de</strong>, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist an sie richtete, wur<strong>de</strong><br />

sie bestürzt. Er nannte sie die Gesegnete unter <strong>de</strong>n Frauen. Da<strong>mit</strong> <strong>de</strong>utete er ihr an, daß<br />

sie Mutter wer<strong>de</strong>n sollte. Sie konnte nicht begreifen, wie er das meinte, da sie ja<br />

keinerlei Geschlechtsverkehr gehabt hatte und daher auch nicht Mutter wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Nun wur<strong>de</strong> ihr zur Aufklärung <strong>mit</strong>geteilt, dass ein heiliger Geist auf sie kommen und die<br />

Kraft eines sehr Hohen sie überschatten wer<strong>de</strong>. Darum solle auch das Heilige, das aus<br />

ihr geboren wür<strong>de</strong>, ein Sohn Gottes genannt wer<strong>de</strong>n. Der Geist erklärte ihr noch näher,<br />

wie das geschehen wür<strong>de</strong>, was jedoch eure Bibel nicht berichtet. Er sagte ihr, daß sofort,<br />

nach<strong>de</strong>m er aus <strong>de</strong>m Körper <strong>de</strong>s Mediums ausgetreten sei, ein sehr hoher Geist <strong>de</strong>s<br />

Himmels in das Medium eintreten wer<strong>de</strong> und daß sie durch ihn nach <strong>de</strong>m allgemein<br />

gültigen Zeugungsgesetz Mutter wür<strong>de</strong>. Maria erklärte daraufhin ihre Zustimmung.<br />

Nach Austritt Gabriels aus <strong>de</strong>m Medium trat, noch bevor Josef aus <strong>de</strong>m medialen Schlaf<br />

erwachte, Christus selbst in seinen Körper ein, und Maria wur<strong>de</strong> durch ihn Mutter nach<br />

<strong>de</strong>mselben Naturgesetz, nach <strong>de</strong>m alle menschlichen Mütter guter Hoffnung wer<strong>de</strong>n.<br />

Und wenige Augenblicke vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s trat <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist Christi in <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>skörper, also um dieselbe Zeit, wo bei allen Müttern durch Eintritt eines Geistes in<br />

<strong>de</strong>n kindlichen Organismus die Menschwerdung eines Geistes sich vollzieht.<br />

Diese Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung Christi war <strong>de</strong>n ersten Christen bekannt. Sie wur<strong>de</strong> ihnen auf<br />

dieselbe Weise <strong>mit</strong>geteilt, wie ich sie dir <strong>mit</strong>teile. Sie wussten also, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> menschliche<br />

Leib Christi durch Christus selbst als Geist unter Benutzung <strong>de</strong>s Josef als Medium<br />

gezeugt wor<strong>de</strong>n ist, dass also <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach <strong>de</strong>n Worten Gabriels auf Maria<br />

kommen sollte, Christus selbst war. Denn er wollte alles, was er zur Vollbringung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erlösung für erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich hielt, selbst vollbringen. Er hatte die schwere<br />

Vorbereitungsarbeit für die Erlösung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit vom ersten Tage an selbst in die<br />

Hand genommen. Er hatte das Gottesvolk als Träger <strong>de</strong>s Gottesglaubens sich auserwählt,<br />

es geführt, belehrt, gemahnt, gewarnt, gestraft. Er hatte hohe Geister <strong>de</strong>s Himmels als<br />

Propheten gesandt. Nun war sein letztes Vorbereitungswerk die Zeugung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

menschlichen Hülle, in die er nach wenigen Monaten im Mutterschoße eintreten wollte,<br />

um durch menschliche Geburt als Mensch unter Menschen zu wan<strong>de</strong>ln.<br />

Nach<strong>de</strong>m Josef aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tieftrance erwacht war, teilte ihm Maria sofort das Geschehene<br />

<strong>mit</strong>. Es war eine sehr schwere Probe, auf die Josef sich gestellt sah. Sollte er <strong>de</strong>n<br />

Angaben seiner Verlobten Glauben schenken? Ein furchtbarer innerer Kampf begann.<br />

Josef war ja ein Mensch wie alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen. Das Böse trat jetzt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n


schwersten Angriffen an ihn heran. Die Höllenmächte hatten jetzt nur das eine Ziel im<br />

Auge, Josef an Maria irre wer<strong>de</strong>n zu lassen, da<strong>mit</strong> er sie verstoße. Denn nach <strong>de</strong>m<br />

jüdischen Gesetze musste eine Jungfrau, die verlobt war, <strong>de</strong>n Steinigungstod erlei<strong>de</strong>n,<br />

sobald sie sich <strong>mit</strong> einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en verging. Das Böse hämmerte nun <strong>de</strong>m Josef <strong>de</strong>n<br />

Gedanken ein, dass Maria sich <strong>mit</strong> einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en eingelassen hätte und nun die Ausre<strong>de</strong><br />

gebrauche, ein Geist Gottes habe Josef in seinem medialen Zustand zur Zeugung<br />

benutzt. Alles, was euch Menschen an Misstrauen, Eifersucht und Bitterkeit über<br />

erlittene Enttäuschung eingegeben wer<strong>de</strong>n kann, das haben die bösen Mächte <strong>de</strong>m Josef<br />

eingeflößt. Sie setzten ihm in furchtbarer Weise zu. Diese Belastungsprobe schien zu<br />

schwer für ihn zu sein. Halb und halb neigte er dazu, seine Verlobte heimlich zu<br />

entlassen. Eine heimliche Entlassung sollte es <strong>de</strong>shalb sein, weil er seiner Sache nicht<br />

sicher war und als gerechter Mensch nicht ohne vollen Beweis <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuld jemand in <strong>de</strong>n<br />

Tod bringen wollte. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits konnte er bei diesem nagen<strong>de</strong>n Zweifel an ihrer Treue<br />

seine Verlobte auch nicht ehelichen. Maria sagte ihm bloß, dass Gott ihn sicherlich auf<br />

irgen<strong>de</strong>ine Weise über die Wahrheit aufklären wer<strong>de</strong>. Auch sie litt unter <strong>de</strong>n Zweifeln<br />

ihres Verlobten unsagbar. Da, noch in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Nacht, stand ein Bote Gottes vor <strong>de</strong>m<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gabe <strong>de</strong>s Hellsehens ausgestatteten Josef und klärte ihn über alles auf. Da<strong>mit</strong><br />

war <strong><strong>de</strong>r</strong> Kampf zu En<strong>de</strong>.<br />

Ich weiß, dass euch kleinen Menschen diese Wahrheit - und es ist die Wahrheit - viel zu<br />

menschlich erscheint und zu sehr <strong>de</strong>n Naturgesetzen entsprechend. Sie ist euch nicht<br />

wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar und geheimnisvoll genug. Die menschliche Zeugung erscheint vielen als<br />

etwas Niedriges, und sie möchten Gott gewissermaßen einen Vorwurf daraus machen,<br />

daß er so etwas überhaupt in seine Schöpfung eingeführt hat. Gott ist euch nicht keusch<br />

genug. - O, ihr elen<strong>de</strong>n Menschen, die ihr die herrlichsten Gesetze <strong><strong>de</strong>r</strong> Allmacht und<br />

Weisheit Gottes, wie sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung, <strong>de</strong>m Wer<strong>de</strong>n und <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt eines Kin<strong>de</strong>s<br />

hervortreten, so min<strong><strong>de</strong>r</strong>wertig beurteilt! Christus, <strong>de</strong>m höchsten geschaffenen Geist, war<br />

es nicht zu min<strong><strong>de</strong>r</strong>wertig, nach <strong>de</strong>n ewig gültigen Gesetzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung seine<br />

menschliche Hülle zu bil<strong>de</strong>n, um unter euch wohnen, lei<strong>de</strong>n und sterben zu können.<br />

Wenn euch die Wahrheit seiner menschlichen Zeugung nicht wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar genug ist, ihm<br />

ist alles das wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar, was nach <strong>de</strong>n heiligen Gesetzen seines himmlischen Vaters<br />

geschieht, von <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Prediger sagt: ‘Ich habe erkannt, dass alles, was Gott bestimmt<br />

hat, ewige Geltung besitzt. Man kann da nichts hinzufügen und nichts davon<br />

hinwegnehmen. Und das hat Gott so eingerichtet, da<strong>mit</strong> man Ehrfurcht vor ihm habe’<br />

(Pred. 3, 14). - Diese Ehrfurcht besitzt ihr lei<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Darum klügelt ihr euch<br />

Erklärungen für das Menschwer<strong>de</strong>n Christi aus, die wegen ihrer angeblichen<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>barkeit voll von Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchen sind und <strong>de</strong>n Ungläubigen berechtigten Anlass<br />

geben, über diesen ersten Schritt Christi zur Menschwerdung zu höhnen.<br />

Wäre die Menschwerdung Christi nicht nach <strong>de</strong>n Gesetzen <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Zeugung<br />

erfolgt, dann hätte Paulus nicht sagen können: ‘Christus ist uns in allem gleich<br />

gewor<strong>de</strong>n.’ Denn dann wäre er in <strong>de</strong>m Punkte <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung von euch Menschen<br />

wesentlich verschie<strong>de</strong>n. Sein Körper wäre nicht aus menschlichem Samen entstan<strong>de</strong>n.<br />

Aber Paulus hat Recht. Christus ist euch in allem gleich gewor<strong>de</strong>n, auch in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Entstehung seiner menschlichen Hülle aus menschlichem Samen.


Die Mutter Jesu<br />

Nun komme ich, auf <strong>de</strong>inen Wunsch, auf einige Lehren <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche zu<br />

sprechen, die hierher gehören. Du warst ja Priester dieser Kirche. Es ist daher<br />

verständlich, daß es dir beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s am Herzen liegt, zu vernehmen, was von ihren Lehren<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit entspricht und was Irrtum ist.<br />

Die katholische Kirche lehrt, dass die Mutter Jesu ohne ‘Erbsün<strong>de</strong>’ gewesen sei. Das ist<br />

richtig. Aber es ist nicht aus <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> richtig, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>ine bisherige Kirche dafür<br />

angibt. Auch in Maria war, wie in so manchen Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> früheren Zeiten, die eine<br />

große Aufgabe Gottes zu erfüllen hatte, ein Geist <strong>de</strong>s Himmels verkörpert. So war es bei<br />

Henoch, Abraham, Mose, Elia und <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, die ich dir bereits genannt habe. So war<br />

es bei Johannes, <strong>de</strong>m Vorläufer Christi, in <strong>de</strong>m Elia wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Er<strong>de</strong> gekommen war. In<br />

Maria war also keiner <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister, die einst von Gott abgefallen waren, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein Gott<br />

treu gebliebener Geist. Die Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abfalls, die alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en irdischen Wesen belastet,<br />

hatte sie nicht auf sich. Von dieser ‘Erbsün<strong>de</strong>’ war sie frei.<br />

Aber ganz unrichtig ist die Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche, dass Maria als Mensch frei<br />

von je<strong><strong>de</strong>r</strong>, auch <strong><strong>de</strong>r</strong> geringsten Sün<strong>de</strong> gewesen sei. Kein Mensch ist ohne das, was ihr<br />

menschliche Sün<strong>de</strong>n nennt und das nichts gemein hat <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>, von <strong><strong>de</strong>r</strong> Christus<br />

die Welt erlösen sollte - nämlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abfalls von Gott. Dies ist die eigentliche<br />

Sün<strong>de</strong>. Alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e ist ein menschliches Straucheln, von <strong>de</strong>m auch Maria nicht frei war.<br />

Trotz<strong>de</strong>m blieb sie ihrem Gott treu, wie ja auch Mose, jener hohe Geist <strong>de</strong>s Himmels,<br />

Gott treu blieb, obschon er mehr als einmal als Mensch zum Straucheln kam und zur<br />

Strafe dafür nicht in das gelobte Land einziehen durfte.<br />

Auch darin irrt die katholische Kirche, dass Maria nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt<br />

Jesu noch Jungfrau gewesen sein soll. Ebenso wenig wie je<strong>de</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Jungfrau nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Empfängnis und nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt eines Kin<strong>de</strong>s noch Jungfrau ist, ebenso wenig war es<br />

Maria. Nur bevor sie Christus empfing war sie Jungfrau. Der Erlöser sollte nicht von<br />

einer Mutter geboren wer<strong>de</strong>n, die vorher schon einmal geboren o<strong><strong>de</strong>r</strong> empfangen hatte.<br />

Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn <strong><strong>de</strong>r</strong> Worte bei Matthäus: ‘Siehe, die ‘Jungfrau’ wird empfangen und<br />

einen Sohn gebären. ’<br />

Die Geschwister Jesu<br />

Es steht auch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit im Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch, wenn die katholische Kirche behauptet,<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt Jesu habe Maria keine Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr geboren. Aus welchem Grun<strong>de</strong><br />

sollte sie <strong>de</strong>nn nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt ihres Erstgeborenen auf ihre Mutterrechte und Josef auf<br />

seine Vater- und Gattenrechte verzichten? Die nach Christus geborenen Geschwister<br />

beeinträchtigten doch in keiner Weise we<strong><strong>de</strong>r</strong> die Persönlichkeit Christi, noch sein Leben,<br />

noch seine Lehre o<strong><strong>de</strong>r</strong> sein Werk.<br />

Wenn in <strong>de</strong>n Urkun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Neuen Testamentes an verschie<strong>de</strong>nen Stellen von Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

und Schwestern Jesu die Re<strong>de</strong> ist, so sind seine leiblichen Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> und Schwestern da<strong>mit</strong><br />

gemeint und keine ‘Verwandte’, wie die Katholiken krampfhaft zu beweisen sich


emühen. Wären es ‘Verwandte’ Christi gewesen, so hieße es nicht ‘Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>’ und<br />

‘Schwestern’, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ‘Verwandte’. O<strong><strong>de</strong>r</strong> meint ihr, die damalige Sprache habe kein<br />

Wort gehabt, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m sie die Bezeichnung ‘Verwandte’ hätte ausdrücken können? Das<br />

wer<strong>de</strong>t ihr doch wohl im Ernst nicht behaupten wollen. Denn in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong>de</strong>s<br />

zwölfjährigen Jesu im Tempel wird ja <strong>mit</strong>geteilt, dass seine Eltern ihn suchten bei <strong>de</strong>n<br />

‘Verwandten’ und Bekannten. Also hier, wo es sich um wirkliche ‘Verwandte’ han<strong>de</strong>lte,<br />

gebraucht auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Evangelist das Wort ‘Verwandte’. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Evangelist nun<br />

später schreibt: ‘Es trafen seine Mutter und seine Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> bei ihm ein’ (Lukas 8, 19),<br />

dann will er sicher nicht sagen, dass diese Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> bloß ‘Verwandte’ gewesen seien, die<br />

<strong>mit</strong> seiner Mutter kamen. Und die Leute, die Jesus die Ankunft seiner Mutter und Brü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

mel<strong>de</strong>ten, sagten ebenfalls: ‘Deine Mutter und <strong>de</strong>ine ‘Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>’ stehen draußen und<br />

wünschen dich zu sprechen. ’ Und Matthäus und Markus berichten ebenfalls, dass seine<br />

‘Mutter’ und ‘Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>’ zum ihm kamen. Sollten alle drei Evangelisten das Wort ‘Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>’<br />

gebraucht haben, wo es ‘Verwandte’ heißen soll, wiewohl sie doch das Wort Verwandte<br />

hätte gebrauchen können und müssen? Es ist töricht, so etwas anzunehmen. Ferner<br />

berichtet Matthäus über das Auftreten Jesu in seiner Vaterstadt Nazareth: ‘Als er in seine<br />

Vaterstadt gekommen war, machte er in <strong>de</strong>m dortigen Betsaale durch seine Lehre<br />

solchen Eindruck auf sie, daß sie in Staunen gerieten und fragten: ‘Woher hat dieser<br />

solche Weisheit und Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>kraft? Ist dieser nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn <strong>de</strong>s Zimmermannes? Heißt<br />

seine Mutter nicht Maria und seine Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas?<br />

Leben nicht auch seine Schwestern alle hier bei uns? Woher hat er <strong>de</strong>nn dies alles?’<br />

(Matth. 13, 54-56). - Kann irgen<strong>de</strong>iner <strong>mit</strong> gesun<strong>de</strong>m Menschenverstand behaupten, in<br />

dieser Aufzählung von Vater, Mutter, Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Schwestern Jesu handle es sich bloß<br />

um Verwandte? So wie hier <strong><strong>de</strong>r</strong> wirkliche Vater und die wirkliche Mutter Jesu gemeint<br />

ist, so sind auch die wirklichen Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> und Schwestern Jesu gemeint. Und was könnte<br />

die Aufzählung von ‘Verwandten’ hier überhaupt bezwecken? Die Bewohner von<br />

Nazareth staunten über die Lehre und Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> Jesu. Und da fragten sie, wie auch ihr in<br />

ähnlichen Fällen manchmal fragt: Von wem hat er <strong>de</strong>nn das alles? Sein Vater <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zimmermann, ist doch ein einfacher Mann. Seine Mutter, die Maria, ist eine einfache,<br />

schlichte Frau, und auch an seinen Geschwistern ist nichts Auffallen<strong>de</strong>s zu bemerken.<br />

Denn seine Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> Jakobus und <strong><strong>de</strong>r</strong> Josef und <strong><strong>de</strong>r</strong> Simon und <strong><strong>de</strong>r</strong> Judas, verkehren<br />

doch täglich <strong>mit</strong> uns. Aber an ihnen haben wir bisher nichts Außergewöhnliches<br />

bemerkt. Auch seine Schwestern, die alle hier in unserem Orte sind, unterschei<strong>de</strong>n sich<br />

ebenfalls in nichts von <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en weiblichen Bewohnern von Nazareth. Wie kommt<br />

nun <strong><strong>de</strong>r</strong> Jesus als einziger von allen seinen Geschwistern zu <strong><strong>de</strong>r</strong> wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren<br />

Veranlagung? Hier sagen zu wollen, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezeichnung ‘Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>’ und ‘Schwestern’<br />

Jesu seien hier bloß ‘Verwandte’ gemeint, ist so töricht, dass niemand eine solche<br />

Behauptung aufstellen kann, wenn er sich nicht durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Grün<strong>de</strong> dazu gezwungen<br />

fühlt. Aber hier siehst du, wie es geht, wenn man eine Unwahrheit durch eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

schützen muss. Die katholische Kirche hat die wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sinnige Lehre aufgestellt, dass<br />

Maria trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt Jesu Jungfrau geblieben sei. Dann durfte sie selbstverständlich<br />

erst recht nicht noch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> haben. Nun berichtet aber die Bibel an vielen Stellen<br />

von Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Schwestern Jesu. Da dies aber <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre von <strong><strong>de</strong>r</strong> immerwähren<strong>de</strong>n<br />

Jungfrauschaft Marias in Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch steht, so müssen die tatsächlich vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> und Schwestern Jesu zu ‘Verwandten’ gestempelt wer<strong>de</strong>n. Denn sonst wäre


sowohl das Dogma von <strong><strong>de</strong>r</strong> immerwähren<strong>de</strong>n Jungfrauschaft Marias, als auch das<br />

Dogma von <strong><strong>de</strong>r</strong> Unfehlbarkeit <strong>de</strong>s Papsttums hinfällig.<br />

Die Kindheit Jesu<br />

Die Geburt Jesu verlief bei Mutter und Kind wie je<strong>de</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e menschliche Geburt. Das<br />

neugeborene Kind wur<strong>de</strong> genährt, gepflegt und später <strong><strong>de</strong>r</strong> Muttermilch entwöhnt wie<br />

je<strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Kind.<br />

Die Engelbotschaft an die Hirten, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Begrüßung <strong>de</strong>s erschienenen Retters <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Menschen, die Darstellung Jesu im Tempel und das Erscheinen <strong><strong>de</strong>r</strong> Magier aus <strong>de</strong>m<br />

Morgenlan<strong>de</strong> verlief so, wie es eure neutestamentliche Bibel berichtet. Die Magier<br />

waren Werkzeuge Gottes <strong>mit</strong> großen medialen Gaben. Sie waren in ihrer Heimat Kün<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>de</strong>s wahren Gottesglaubens und durch ihren <strong>Verkehr</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> in<br />

manche Heilswahrheiten eingeweiht wor<strong>de</strong>n. Durch dieselbe <strong>Geisterwelt</strong>, die <strong>de</strong>n Hirten<br />

die Geburt <strong>de</strong>s Heilan<strong>de</strong>s verkün<strong>de</strong>t hat, empfingen auch sie die Nachricht von <strong>de</strong>m<br />

freudigen Ereignis.<br />

Schon vorher war es ihnen durch Boten Gottes als nahe bevorstehend angezeigt wor<strong>de</strong>n.<br />

Sie wur<strong>de</strong>n nun aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, sich auf <strong>de</strong>n Weg zu machen, um das Kind zu fin<strong>de</strong>n, in<br />

<strong>de</strong>m Gottes Sohn Mensch gewor<strong>de</strong>n war. Der Ort selbst wur<strong>de</strong> ihnen nicht genannt. Es<br />

wur<strong>de</strong> ihnen bloß gesagt, dass ein Lichtschein vor ihnen hergehen wer<strong>de</strong>, um ihnen <strong>de</strong>n<br />

Weg zu zeigen. Nicht bloß die Magier, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n je<strong><strong>de</strong>r</strong> sah diesen Lichtschein, <strong><strong>de</strong>r</strong> wie ein<br />

strahlen<strong><strong>de</strong>r</strong> Stern aussah und vor ihnen herzog. Durch ihn wur<strong>de</strong>n die Magier auf<br />

dieselbe Weise geführt, wie einst Mose und das israelitische Volk durch die<br />

Wolkensäule. Sie kamen zunächst nach Jerusalem zu Hero<strong>de</strong>s. Das war Fügung Gottes.<br />

Dadurch sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> irdische Fürst die Geburt <strong>de</strong>s Weltenkönigs erfahren, da<strong>mit</strong> das durch<br />

<strong>de</strong>n Propheten vorherverkün<strong>de</strong>te Schicksal <strong><strong>de</strong>r</strong> bethlehe<strong>mit</strong>ischen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> seine Erfüllung<br />

fand. Auch hier war es das Eingreifen <strong><strong>de</strong>r</strong> christusfeindlichen Geistermächte, die durch<br />

Einflößung <strong><strong>de</strong>r</strong> Furcht um <strong>de</strong>n Thron <strong>de</strong>n irdischen Fürsten veranlassten, <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>mord zu begehen, um <strong>de</strong>n neugeborenen Lehrer <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit zu vernichten.<br />

Die Ankunft <strong><strong>de</strong>r</strong> Magier in Bethlehem erfolgte nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Darstellung Jesu im Tempel.<br />

Die Eltern <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s waren <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong> von Jerusalem wie<strong><strong>de</strong>r</strong> nach Bethlehem<br />

gegangen. Dort wollten sie noch einige Zeit bleiben und dann nach Nazareth<br />

zurückkehren. Während ihres Aufenthaltes in Bethlehem erschienen die Magier.<br />

Nach<strong>de</strong>m diese ihre Rückreise angetreten hatten, rüsteten sich auch die Eltern <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>s zur Heimkehr. Da erhielt Josef durch einen Boten Gottes die Weisung, <strong>mit</strong><br />

Mutter und Kind nach Ägypten zu fliehen. Denn Hero<strong>de</strong>s, <strong><strong>de</strong>r</strong> schon auf die erste<br />

Nachricht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt <strong>de</strong>s neuen Königs <strong><strong>de</strong>r</strong> Ju<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Entschluss gefasst hatte, ihn<br />

aus <strong>de</strong>m Wege zu räumen, stand un<strong>mit</strong>telbar vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausführung <strong>de</strong>s Vorhabens.<br />

Nach<strong>de</strong>m das Jesuskind <strong>de</strong>m Säuglingsalter entwachsen war, gestalteten sich seine<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>jahre wie die an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Es lernte gehen und sprechen und spielte, wie es<br />

auch sonst bei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist. Es beging kindliche Fehler in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise, wie<br />

ihr sie bei allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n erlebt. Der Knabe kam in die Jahre <strong>de</strong>s Erwachens <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vernunft. Da in ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste <strong><strong>de</strong>r</strong> geschaffenen Geister verkörpert war, hatte er auch


eine hohe menschliche Begabung. Aber trotz<strong>de</strong>m musste er anfangen zu lernen, wie<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong>, auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Begabteste anfangen muss. Er kam als Kind zur Erkenntnis eines Gottes<br />

auf dieselbe Weise wie du dazu kamst, nämlich zunächst durch Belehrung von seiften<br />

seiner Eltern und Lehrer. Er hörte die Predigten über Gott in <strong>de</strong>m Betsaal seines<br />

Heimatstädtchens. Er besprach sich über das Gehörte <strong>mit</strong> seinen Eltern und Lehrern und<br />

ließ sich von ihnen Aufklärung über das geben, was er nicht verstan<strong>de</strong>n hatte o<strong><strong>de</strong>r</strong> was<br />

ihm nicht richtig zu sein schien.<br />

Die menschlichen Schwächen Jesu<br />

Auch die Versuchung zum Bösen trat an <strong>de</strong>n Knaben heran, wie an alle Menschenkin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stärke, wie es <strong><strong>de</strong>r</strong> kindlichen Kraft entsprach. Er überwand in einer seinem<br />

Alter entsprechen<strong>de</strong>n Erkenntnis <strong>de</strong>s Bösen die Versuchungen zur Sün<strong>de</strong>. Doch auch er<br />

strauchelte und beging Fehler aus menschlicher Schwäche, wie sie auch das beste Kind<br />

begeht. Mit je<strong><strong>de</strong>r</strong> Überwindung einer Versuchung zum Bösen erhielt <strong><strong>de</strong>r</strong> Knabe von Gott<br />

eine Vermehrung seiner inneren Kraft und Erkenntnis <strong>de</strong>s Geistes. Aber in <strong>de</strong>m Maße, in<br />

<strong>de</strong>m die innere Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standsfähigkeit bei ihm wuchs, durften auch die bösen Mächte ihre<br />

Angriffe gegen ihn verstärken. So ist es auch bei je<strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen. Bei <strong>de</strong>m<br />

Jesusknaben wur<strong>de</strong> also auch hierin keine Ausnahme gemacht. Denn es ist ein für die<br />

Menschheit allgemein gültiges Gesetz, dass ein Mensch <strong>mit</strong> je<strong>de</strong>m neuen Sieg über das<br />

Böse eine größere Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standskraft gegen die Sün<strong>de</strong> erlangt, dass aber auch <strong>de</strong>m Bösen<br />

gestattet wird, <strong>mit</strong> entsprechend größerer Gewalt gegen ihn vorzugehen, so dass das<br />

ganze Leben eines gottestreuen Menschen ein beständiger Kampf gegen die<br />

gottfeindlichen Mächte be<strong>de</strong>utet. ‘Ein Kriegsleben ist <strong>de</strong>s Menschen Leben auf dieser<br />

Er<strong>de</strong>. ’<br />

Einen großen inneren Kampf verursachten <strong>de</strong>m Jesusknaben bei zunehmen<strong>de</strong>m Alter die<br />

vielen Irrtümer in <strong><strong>de</strong>r</strong> jüdischen Religion als <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion seiner Eltern. Es waren alle<br />

jene Irrtümer, die im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit von <strong><strong>de</strong>r</strong> jüdischen Kirche als Menschensatzungen<br />

und angebliche Ergänzungen <strong>de</strong>s Gesetzes Gottes eingeführt wor<strong>de</strong>n waren. Als er<br />

soweit war, dass er selbst die Urkun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Alten Testamentes lesen und verstehen<br />

konnte, empfand er die Auslegungen, die von <strong>de</strong>n jüdischen Gesetzeslehrern über so<br />

manche Bibelstelle gegeben wur<strong>de</strong>n, als unrichtig. Und wenn er in seinem kindlichen<br />

Freimut seine Überzeugung seinen Eltern o<strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrern gegenüber zum Ausdruck<br />

brachte, erhielt er manch harten Verweis. Diese im Gegensatz zu <strong><strong>de</strong>r</strong> jüdischen<br />

Kirchenlehre stehen<strong>de</strong> Überzeugung <strong>de</strong>s Knaben war es, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwölfjährige im<br />

Tempel zu Jerusalem <strong>de</strong>n Priestern zu <strong><strong>de</strong>r</strong>en größtem Erstaunen vortrug, ihnen darüber<br />

Fragen vorlegte und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Fragen nach seiner eigenen Erkenntnis beantwortete.<br />

Gewiss, er war in dieser Beziehung das, was ihr ein ‘Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>kind’ nennt. Ihr habt<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>kin<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Gebieten menschlichen Könnens. Dieser Knabe<br />

war ein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>kind in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilswahrheiten Gottes. Aber er war Mensch<br />

wie alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen. Er wusste zunächst nicht, wer er war und welche Aufgabe er<br />

als Mensch zu erfüllen hatte.<br />

Aber schon in <strong>de</strong>n ersten Jahren <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernunft hatten sich große mediale Gaben bei<br />

diesem Knaben zu entwickeln begonnen. Es waren die Gaben <strong>de</strong>s Hellsehens und


Hellhörens, die, <strong>mit</strong> kleinen Anfängen beginnend, nach und nach zur höchsten<br />

Vollkommenheit sich steigerten. Sie befähigten ihn, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> in Verbindung<br />

zu treten, die Geister hellsehend zu schauen und ihre Worte hellhörend zu vernehmen.<br />

Es war nichts Neues, was <strong>de</strong>m heranwachsen<strong>de</strong>n Jüngling <strong>mit</strong> dieser Gabe verliehen<br />

wur<strong>de</strong>. Viele Menschen vor ihm besaßen sie. Nur wur<strong>de</strong> sie bei diesem Gottgesandten<br />

zum höchsten Gra<strong>de</strong> entwickelt, <strong><strong>de</strong>r</strong> bei Menschen überhaupt möglich ist. Durch seine<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes wur<strong>de</strong> er während seines Er<strong>de</strong>nlebens über alles<br />

unterrichtet, was zur Erfüllung seiner Aufgabe für ihn zu wissen notwendig war. Denn<br />

als Mensch wusste er von alle<strong>de</strong>m ebenso wenig wie an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Menschen. Eine<br />

Rückerinnerung an sein früheres Dasein als höchster Geist Gottes besaß er nicht, weil<br />

je<strong>de</strong> Verkörperung eines Geistes in einem materiellen Leibe die Rückerinnerung<br />

auslöscht.<br />

Was also Christus während seines menschlichen Lebens lehrte, hatte er aus diesem<br />

Geisterverkehr empfangen, wie auch Mose alles, was er <strong>de</strong>m Volke <strong>mit</strong>teilte, vorher im<br />

Offenbarungszelte durch Befragen Gottes erfahren hatte.<br />

So wuchs <strong><strong>de</strong>r</strong> Knabe zum Jüngling und Manne heran. Mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter nahmen<br />

auch seine Erkenntnisse zu, nicht bloß die Erkenntnisse, wie sie je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch <strong>mit</strong><br />

zunehmen<strong>de</strong>m Alter gewinnt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch vor allem die Erkenntnisse, die ihm durch<br />

die Geister Gottes ver<strong>mit</strong>telt wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>mselben Maße ging auch sein Wachstum im<br />

Guten voran, was eure Bibel in <strong>de</strong>n Worten ausdrückt: ‘Er nahm zu an Alter und<br />

Weisheit und Wohlgefallen vor Gott und <strong>de</strong>n Menschen’ (Lukas 2, 52).<br />

Es war ein wirkliches Zunehmen und nicht bloß ein äußeres An<strong>de</strong>ntaglegen, wie <strong>de</strong>ine<br />

bisherige Religion behauptet. Christus war als Mensch nicht von vornherein<br />

vollkommen, da kein Geist im Menschenkörper vollkommen sein kann. Denn die<br />

Materie ist in sich etwas Unvollkommenes und Niedriges. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> rein und<br />

vollkommen in die materielle Hülle kommt, muss sich als Mensch nach und nach in<br />

beständigem Kampfe gegen das ihn nie<strong><strong>de</strong>r</strong>ziehen<strong>de</strong> Böse zur Vollkommenheit<br />

durchringen. Mit je<strong>de</strong>m Menschenleib sind menschliche Schwächen und<br />

Unvollkommenheiten <strong>de</strong>s darin verkörperten Geistes verbun<strong>de</strong>n, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

vollkommenste Geist zu ringen hat und von <strong>de</strong>nen er sich, solange er Mensch ist, nie<br />

ganz befreien kann. Es gehört dies eben zur Natur <strong>de</strong>s Menschen. Auch Christus machte<br />

darin keine Ausnahme. Er hatte <strong>mit</strong> diesen Unvollkommenheiten bis zu seinem letzten<br />

Atemzuge zu kämpfen und unterlag mehr als einmal <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Schwäche im<br />

Kampfe gegen das Böse. Im Garten Gethsemane wur<strong>de</strong> dieser große Überwin<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s<br />

Bösen doch als Mensch schwach und unvollkommen, als er betete, <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater möge <strong>de</strong>n<br />

Kelch <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns an ihm vorübergehen lassen; wenn er auch hinzufügte: ‘Doch nicht<br />

mein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>in Wille geschehe!’ Er wusste, dass es <strong><strong>de</strong>r</strong> Wille <strong>de</strong>s Vaters war, dass er<br />

diese Lei<strong>de</strong>n erdul<strong>de</strong>n sollte. Hier spricht also <strong><strong>de</strong>r</strong> schwache, unvollkommene Mensch,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> infolge seiner Menschennatur vor einem qualvollen Tod erbebt und sich gegen ihn<br />

sträubt. Der Vollkommene wür<strong>de</strong> gesagt haben: ‘Vater, gib mir soviel Lei<strong>de</strong>n als du<br />

willst und für gut fin<strong>de</strong>st. Ich nehme sie gern auf mich. ’ Er wür<strong>de</strong> nicht gesagt haben:<br />

‘Nimm sie weg!’ - Und <strong><strong>de</strong>r</strong> schwache Mensch sprach am Kreuze aus ihm, als er sich bei<br />

Gott <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten beklagte: ‘Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?’<br />

Diese Klage hätte ein in allen Stücken vollkommener Mensch nicht ausgesprochen. Aber


einen so vollkommenen Menschen gibt es nicht. Da müsste <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch aufhören,<br />

Mensch zu sein und <strong><strong>de</strong>r</strong> Leib aufhören, Materie zu sein.<br />

Paulus hat diese Wahrheit in seinem Brief an die Hebräer in Worten wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben, die<br />

<strong>de</strong>njenigen sehr unangenehm klingen, die Christus als Gott bekennen und daher je<strong>de</strong><br />

Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Abfalls von Gott bei Christus leugnen. Er schreibt:<br />

‘Christus hat in <strong>de</strong>n Tagen seines Er<strong>de</strong>nlebens Bitten und Flehen <strong>mit</strong> lautem Geschrei<br />

und Tränen vor <strong>de</strong>n gebracht, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn vom ‘To<strong>de</strong>’ zu retten vermochte. Und er hat auch<br />

Erhörung gefun<strong>de</strong>n und ist von <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst befreit wor<strong>de</strong>n. ’ (Hebr. 5, 7).<br />

In diesen Worten fin<strong>de</strong>st du alles, was ich dir vorhin gesagt habe, bis ins einzelne<br />

bestätigt.<br />

Ich wies dich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärung <strong>de</strong>s Heilsplanes Gottes auf die sehr wichtige Tatsache<br />

hin, dass auch <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste geschaffene Geist sich durch eine Menschwerdung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefahr<br />

aussetze, vom Bösen besiegt und zum Abfall von Gott verleitet zu wer<strong>de</strong>n. Diese Gefahr<br />

bedrohte auch Christus. Er erkannte sie in ihrer ganzen Größe. Mehr als einmal war er<br />

nahe daran, <strong>de</strong>n Angriffen Satans zu erliegen. Darauf weist Paulus in <strong>de</strong>n vorgenannten<br />

Worten seines Briefes hin, wenn er sagt, dass Christus zu Gott unter Tränen geschrieen<br />

habe, ihn doch von <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> zu erretten. Dass nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> leibliche Tod da<strong>mit</strong> gemeint<br />

war, geht daraus hervor, dass Paulus ausdrücklich sagt, Gott habe das Gebet Christi<br />

erhört. Er hat ihn also vor <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> bewahrt, vor <strong>de</strong>m Christus so große Angst<br />

empfand. Hat ihn Gott vor <strong>de</strong>m irdischen To<strong>de</strong> und <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen To<strong>de</strong>sangst bewahrt?<br />

Im Gegenteil. Den Kelch <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen To<strong>de</strong>sangst und <strong>de</strong>s irdischen To<strong>de</strong>s hat Gott ihn<br />

bis zur Neige leeren lassen. Es muss also ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Tod gewesen sein, von <strong>de</strong>m<br />

Christus auf sein Flehen errettet wur<strong>de</strong>. Du weißt, dass das Wort ‘Tod’ an fast allen<br />

Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel und vor allem in <strong>de</strong>n Briefen <strong>de</strong>s Paulus <strong>de</strong>n ‘geistigen Tod’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />

Abfall von Gott bezeichnet. Vor diesem Abfall zitterte Christus schon zu einer Zeit, wo<br />

er von einem Kreuzestod noch nichts wusste. So furchtbar hat ihm Satan zugesetzt. Eure<br />

Bibel weiß nichts von <strong>de</strong>m täglichen Ringen Christi <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Höllenmächten, die alles<br />

aufboten, ihn mürbe zu machen und dadurch zum Abfall von Gott zu bringen. Dass er<br />

unter Tränen zu Gott aufschrie und ihn um Hilfe anflehte, wenn Satan <strong>mit</strong> seiner ganzen<br />

Hor<strong>de</strong> an ihm war und er vor Angst zitterte, er möchte <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle auf die Dauer nicht<br />

wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehen können - daran möget ihr erkennen, dass die Möglichkeit eines Abfalls von<br />

Gott auch bei Christus gegeben war. Denn wäre bei ihm keine Möglichkeit eines Abfalls<br />

vorhan<strong>de</strong>n gewesen, dann brauchte er nicht vor <strong>de</strong>m Angriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle zu zittern und<br />

noch weniger unter gewaltigem Schrei und unter Tränen Gott um Rettung anzuflehen.<br />

Und Satan, <strong><strong>de</strong>r</strong> ja genau wusste, wen er in Christus vor sich hatte, wäre nicht so dumm<br />

gewesen, seine ganzen Macht<strong>mit</strong>tel gegen ihn ins Feld zu führen, wenn er keine<br />

Aussicht gehabt hätte, ihn zu besiegen. Darum richten sich seine Angriffe nie gegen Gott<br />

selbst, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur gegen die Geschöpfe Gottes. Und wenn Luzifer als zweithöchster <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geschaffenen Geister von Gott abfiel, warum sollte nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> erste dieser Geister<br />

ebenfalls abfallen können, vor allem jetzt, wo er als schwacher Mensch <strong>de</strong>n<br />

Höllenmächten gegenüberstand. Satan weiß genau, was er tut, und er unternimmt nichts<br />

Aussichtloses.


Auch die Wahrheit, dass Christus menschliche Fehler und Schwächen beging, hat Paulus<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> angegebenen Stelle zum Ausdruck gebracht. Denn er sagt, Christus habe, wiewohl<br />

er Gottes Sohn war, doch aus <strong>de</strong>m, was er durchzumachen hatte, Gehorsam gelernt. Also<br />

auch Christus musste als Mensch Gehorsam lernen. Auch er hat nicht immer <strong>de</strong>n inneren<br />

und äußeren Anregungen zum Guten Folge geleistet. Aber die Strafe, die auch er als<br />

Mensch für <strong>de</strong>n kleinsten aus Schwachheit begangenen Ungehorsam bekam, hat ihn<br />

nach und nach Gehorsam gelehrt, und so ist er zur Vollendung gekommen und zwar<br />

durch <strong>de</strong>n größten Akt <strong>de</strong>s Gehorsams - seinen Tod am Kreuze. Das ist ja das Große und<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bare an Christus, dass er, obschon er <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn Gottes war, doch als Mensch <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>nselben Schwachheiten und Unvollkommenheiten zu kämpfen hatte, die auch die<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen haben, und dass er trotz<strong>de</strong>m gegen die Macht <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle standhielt. Er<br />

hat die schlimmsten Angriffe <strong>de</strong>s Bösen an sich erfahren müssen als einer, <strong><strong>de</strong>r</strong> besiegt<br />

wer<strong>de</strong>n konnte und vor Angst, er möchte besiegt wer<strong>de</strong>, zu Gott im Gebet schrie. Darum<br />

weiß er auch aus eigener Erfahrung, wie es euch schwachen Menschen zumute ist. ‘Wir<br />

haben ja nicht einen Hohenpriester, <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht Mitgefühl <strong>mit</strong> unseren Schwachheiten<br />

haben könnte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n einen solchen, <strong><strong>de</strong>r</strong> in allen Stücken ebenso versucht wor<strong>de</strong>n ist<br />

nur ohne die Sün<strong>de</strong>’ (Hebr. 4, 15). Mit ‘Sün<strong>de</strong>’ ist hier nicht das menschliche Straucheln<br />

aus Schwachheit gemeint, von <strong>de</strong>m kein Mensch frei ist und von <strong>de</strong>m auch Christus<br />

nicht frei war, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n unter ‘Sün<strong>de</strong>’ ist die Verfehlung zu verstehen, die uns von Gott<br />

trennt. Es ist die Sün<strong>de</strong>, die <strong>de</strong>n Tod gebiert infolge <strong>de</strong>s Abfalls von Gott. Christus<br />

gehörte nie zu <strong>de</strong>n von Gott Abgefallenen und ließ sich auch nicht als Mensch von Gott<br />

trennen. ‘Die Sün<strong>de</strong> zum Tod’, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Johannes sie nennt, beging er nicht.<br />

Sonst ist er <strong>de</strong>n Menschen in allem gleich gewor<strong>de</strong>n, auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen<br />

Schwachheit und im menschlichen Straucheln. Denn die Schwachheit zeigt sich im<br />

Straucheln. Wer nie strauchelt, ist auch nie schwach.<br />

Jesu erste Erkenntnis seiner Gottessohnschaft<br />

Der Zeitpunkt, an <strong>de</strong>m Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Täufer öffentlich als Bußprediger auftrat, sollte<br />

auch für Christus von entschei<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Wichtigkeit wer<strong>de</strong>n. Denn bis dahin wusste er<br />

noch nicht, dass er <strong><strong>de</strong>r</strong> verheißene Messias war. Als er jedoch Johannes aufsuchte und<br />

dieser ihn <strong><strong>de</strong>r</strong> Volksmenge als das Lamm Gottes vorstellte, das die Sün<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt<br />

hinwegnehmen solle, da erkannte er, wer er war und erhielt sofort auch von Gott selbst<br />

die Bestätigung: ‘Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich mein Wohlgefallen. ’<br />

Jetzt war <strong><strong>de</strong>r</strong> Augenblick gekommen, wo auch die <strong>Geisterwelt</strong> Gottes Christus über seine<br />

Lebensaufgabe aufklärte. Es wur<strong>de</strong> ihm gesagt, dass er <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste <strong><strong>de</strong>r</strong> geschaffenen<br />

Geister, <strong><strong>de</strong>r</strong> erstgeborene Sohn Gottes sei. Er wur<strong>de</strong> belehrt, dass er die Wahrheiten<br />

Gottes zu verkün<strong>de</strong>n habe, dass er gegenüber <strong>de</strong>n Angriffen Satans standhaft bleiben<br />

müsse, dass Satan in seinem Kampfe gegen ihn bis zum Äußersten gehen und ihn in <strong>de</strong>n<br />

Kreuzestod hineintreiben wer<strong>de</strong>, wie es von <strong>de</strong>n Propheten vorausgesagt wor<strong>de</strong>n war.<br />

Worin jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong> endgültige Sieg über Satan bestand, erfuhr Christus erst, als sein Geist<br />

sich im Kreuzestod vom irdischen Leib getrennt hatte.<br />

Die Hölle erkannte Christus als <strong>de</strong>n Sohn und Gesandten Gottes, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Menschheit<br />

durch seine Lehre zu Gott führen und für die Wahrheit zu sterben bereit sein solle. Der


wirkliche Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Kreuzestod Christi und einem Sieg über die<br />

Hölle war auch Satan nicht bekannt. Hätte er die Wahrheit darüber gewusst, so wür<strong>de</strong> er<br />

Christus we<strong><strong>de</strong>r</strong> versucht, noch seinen Tod herbeigeführt haben. So aber wollte er<br />

Christus, <strong>de</strong>n er bloß als einen Kün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit erkannte, möglichst bald<br />

unschädlich machen. Sofern es ihm nicht gelang, Christus zum Abfall von Gott zu<br />

bringen, hoffte er seiner Wirksamkeit als Wahrheitskün<strong><strong>de</strong>r</strong> dadurch ein En<strong>de</strong> machen zu<br />

können, dass er ihm das schimpfliche Los eines Kreuzesto<strong>de</strong>s bereitete. Satan rechnete<br />

da<strong>mit</strong>, dass die Lehre eines ‘Gehängten’ bei <strong>de</strong>n Menschen schnell abgetan sei. Denn<br />

diese mussten erwarten, dass ein Gottessohn, als <strong>de</strong>n sich Christus ausgab, soviel Macht<br />

von Gott erhalten wer<strong>de</strong>, dass er einen schmählichen Tod von seiften seiner Fein<strong>de</strong><br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n könne. War er dazu nicht imstan<strong>de</strong>, dann war <strong>mit</strong> seinem To<strong>de</strong> auch seine<br />

Lehre gerichtet. Das war die Berechnung, die Satan sich gemacht hatte.<br />

Die Prüfung Jesu in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste<br />

Christus wusste jetzt also, wer er war und welche große Aufgabe er zu vollbringen hatte.<br />

Doch ehe er <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausführung begann, hatte auch er die Belastungsprobe zu bestehen,<br />

wie alle bisherigen Werkzeuge Gottes sie hatten bestehen müssen. Er musste zeigen, ob<br />

er seiner wichtigen und folgenschweren Aufgabe gewachsen war. Darum führte ihn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geist Gottes in die Wüste.<br />

Hier hatte er einen furchtbaren Ansturm <strong><strong>de</strong>r</strong> Höllenmächte auszuhalten. Niemand stand<br />

ihm dabei helfend und stützend zur Seite. Kein Wort menschlichen Trostes von seiften<br />

einer Mutter o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschwister o<strong><strong>de</strong>r</strong> eines Freun<strong>de</strong>s erreichte ihn hier. Und doch<br />

sehnt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch gera<strong>de</strong> in schweren Seelenkämpfen nach einem <strong>mit</strong>fühlen<strong>de</strong>n,<br />

<strong>mit</strong>tragen<strong>de</strong>n und stützen<strong>de</strong>n Menschenherzen. Das alles war ihm in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste versagt.<br />

Wil<strong>de</strong> Tiere umheulten ihn, und die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle stan<strong>de</strong>n vor seinem hellsehen<strong>de</strong>n<br />

Auge. Unaufhaltsam kamen und gingen sie. Er hörte ihre Lockungen, Versprechungen,<br />

Drohungen. Zu allem, wozu Menschen versucht wer<strong>de</strong>n können, wur<strong>de</strong> dieser<br />

Menschensohn bis zum äußersten versucht. Satan hat ja seine Spezialisten auf allen<br />

Gebieten <strong>de</strong>s Bösen. Es kamen die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Verzagtheit und <strong>de</strong>s Kleinmuts, die<br />

Geister <strong>de</strong>s Zweifels, die ihm <strong>de</strong>n Glauben an seine Gottessohnschaft und an seine<br />

gottgegebene Aufgabe rauben und ihn zur Verzweiflung an sich selbst bringen wollten.<br />

Es kamen die Geister <strong>de</strong>s Hasses und suchten ihm Erbitterung gegen einen Gott<br />

einzuflößen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn hier in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste einem solchen Jammer preisgab. Es kamen die<br />

Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebensfreu<strong>de</strong>, die ihm <strong>de</strong>n Gegensatz zwischen dieser schaurigen Wüste und<br />

<strong>de</strong>m menschlichen Wohlleben in Freu<strong>de</strong> und Lust in <strong>de</strong>n verlockendsten Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

vorführten. Aber alle kamen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestalt von Engeln <strong>de</strong>s Lichtes und gaben sich als<br />

seine Freun<strong>de</strong> aus.<br />

Diese Verführungsspezialisten hatten ihre Rollen gut verteilt. Die Geister <strong>de</strong>s Zweifels<br />

waren die mächtigsten und erschienen immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>m Plan. Wie konnte <strong>de</strong>nn ein<br />

Gott seinen erstgeborenen Sohn in eine solche Wüste schicken, <strong>de</strong>m Hunger preisgeben<br />

und diesen Seelenqualen aussetzen? War am En<strong>de</strong> doch alles, was er von vermeintlichen


guten Geistern gehört, war <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausspruch <strong>de</strong>s Täufers, war die Gottesstimme am Jordan<br />

nicht eine einzige große Täuschung o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Kundgebung <strong>de</strong>s Bösen? War die<br />

Gottessohnschaft infolge<strong>de</strong>ssen nicht ein großer Wahn, <strong>de</strong>m er zum Opfer gefallen war?<br />

Um diesen Punkt drehte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptangriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle. Die Überzeugung von seiner<br />

Gottessohnschaft sollte in diesem Menschensohn vernichtet wer<strong>de</strong>n. War das erreicht,<br />

dann hatte Satan gewonnenes Spiel. Denn wer an seiner Aufgabe irre wird, wirft sie von<br />

selbst fort.<br />

Vierzig Tage und vierzig Nächte dauerte das Kesseltreiben <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle. Und ihr Opfer war<br />

ihr schutz- und hilflos preisgegeben, zitternd an allen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor seelischen<br />

Aufregungen vor körperlichem Elend infolge Hungers und Schlaflosigkeit. Es fehlte hier<br />

ja je<strong>de</strong> Nahrung. Er fastete, aber nicht freiwillig, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n weil nichts Essbares vorhan<strong>de</strong>n<br />

war. Nichts als Sand und Steine, soweit man schaute.<br />

Aber alle Spezialisten <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle mühten sich vergeblich ab, diesen fiebern<strong>de</strong>n Jesus von<br />

Nazareth zu Fall zu bringen, obschon er sich vor körperlicher Schwäche, Hunger und<br />

Durst nicht mehr aufrecht halten konnte. Immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> schrie er unter Tränen zu seinem<br />

Vater um Hilfe, da<strong>mit</strong> er ihn vor <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abfalls bewahren und ihm die Kraft<br />

geben möge, <strong>de</strong>m Ansturm <strong>de</strong>s Bösen bis zum siegreichen En<strong>de</strong> standzuhalten.<br />

Da, am letzten Tage, als alle Höllenmächte <strong>mit</strong> ihren Verführungskünsten <strong>de</strong>m gequälten<br />

Opfer gegenüber versagt hatten, kam er selbst - er, <strong><strong>de</strong>r</strong> Fürst <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis. In manchen<br />

Dingen ist er Spezialist. Vor allem ist er <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist höllischer Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>taten. Als solcher<br />

steht er vor <strong>de</strong>m vor Hunger zittern<strong>de</strong>n Jesus und spricht: ‘Du meinst, du seiest ein Sohn<br />

Gottes? Wenn du das bist, dann brauchst du keinen Hunger zu lei<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n du kannst<br />

diese Steine zu Brot machen. Aber du kannst es nicht, du Irregeführter und musst hier<br />

wegen dieses Wahns <strong>de</strong>s Hungerto<strong>de</strong>s sterben. Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> kannst du nicht wirken und hast<br />

noch keine gewirkt und wirst auch keine wirken. Und doch bil<strong>de</strong>st du dir ein, du seiest<br />

ein Sohn Gottes. Siehe mich an, ich bin ein Sohn Gottes, aber von jenem Gott<br />

weggegangen, <strong><strong>de</strong>r</strong> in seiner Grausamkeit dich hier so elend wer<strong>de</strong>n lässt. Ich kann<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> wirken. Diese Kraft kann mir jener Gott nicht nehmen. Ich kann aus diesen<br />

Steinen Brot machen. Ich will dir zu essen geben. Du wirst sehen, ich kann es. Sag dich<br />

los von <strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> dich hier verhungern lässt! Tritt zu mir, und die schönsten Speisen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Er<strong>de</strong> stehen dir zur Verfügung. ’<br />

‘Weiche Satan, ich mag <strong>de</strong>in Brot nicht und möchte auch keines, wenn ich es aus diesen<br />

Steinen bereiten könnte. Ich warte auf das Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>wort, das aus <strong>de</strong>m Mun<strong>de</strong> Gottes<br />

kommt. Das Wort wird kommen zur rechten Stun<strong>de</strong> und mir Speise verschaffen, und ich<br />

wer<strong>de</strong> am Leben bleiben. ’<br />

Aber so leicht lässt Satan sich nicht abweisen. ‘Gut!’ spricht er, ‘wenn du keine Wun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

in meinem Beisein wirken und von mir kein Brot haben willst, das ich dir bloß aus<br />

Mitleid angeboten habe, dann kannst du ja einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Weg wählen, um dich zu<br />

überzeugen, ob du ein Sohn Gottes bist. Denn dass du kein Sohn Gottes bist, dafür<br />

möchte ich dir <strong>de</strong>n Beweis erbringen. Von dieser Selbsttäuschung möchte ich dich<br />

befreien. Siehe, hier ist die Zinne <strong>de</strong>s Tempels. Ich will dich dorthin bringen, da<strong>mit</strong> du<br />

dich hinabstürzest. Denn <strong>de</strong>n Gottessöhnen ist ja versprochen wor<strong>de</strong>n, dass sie in


solchen Fällen von Engelshän<strong>de</strong>n getragen wer<strong>de</strong>n. Also mache <strong>de</strong>n Versuch! Dass ich<br />

dir dabei nicht helfen wer<strong>de</strong>, weißt du. Denn ich will dir ja gera<strong>de</strong> beweisen, dass du<br />

nicht zu <strong>de</strong>n Gottessöhnen gehörst. Und ich bin sicher, dass du bei diesem Sturz<br />

zerschmettert liegen bleiben wirst. Aber versuchen sollst du es. Auch Gott kann nicht<br />

verlangen, dass du blindlings an <strong>de</strong>ine Gottessohnschaft glauben sollst. Auf eine Probe<br />

musst du doch wohl <strong>de</strong>ine angebliche Gottessohnschaft stellen, wenn du nicht je<strong>de</strong>s<br />

vernünftige Denken preisgeben willst. Kommst du heil unten an, so will auch ich an dich<br />

glauben. Fin<strong>de</strong>st du aber <strong>de</strong>n Tod dabei, dann kannst du froh sein, lieber sofort von <strong>de</strong>m<br />

ganzen Trug, <strong>de</strong>n man dir vorgegaukelt, durch <strong>de</strong>n Tod befreit zu wer<strong>de</strong>n, als dass du<br />

<strong>de</strong>in ganzes Leben einem solchen Irrwahn opferst, um zum Schluss enttäuscht und von<br />

<strong>de</strong>n Menschen verflucht zugrun<strong>de</strong> zu gehen. ’ Alle Kraft zusammennehmend, gibt ihm<br />

das schon seit vielen Wochen gequälte Opfer die Antwort: ‘Meinen Gott versuche ich<br />

nicht. Nicht auf diese Art will ich mich als <strong>de</strong>n Sohn Gottes erweisen. Meinem Vater<br />

überlasse ich es, wie er mich als seinen Sohn bezeugt. Er wird <strong>de</strong>n Beweis erbringen,<br />

und du wirst <strong>de</strong>n Beweis an dir selbst erfahren. ’<br />

Vor dieser Sprache wich Luzifer, <strong><strong>de</strong>r</strong> zweite, aber gefallene Sohn Gottes, vor seinem<br />

ältesten, aber gottestreuen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> für einige Augenblicke zurück. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kunst seiner<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>kraft konnte er nichts ausrichten, weil sein Opfer von ihm kein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> annahm<br />

und auch nicht zur Vermessenheit bestimmt wer<strong>de</strong>n konnte, selbst ein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> wirken zu<br />

wollen.<br />

Aber Satan gab seine Hoffnung noch nicht auf. Er hatte noch ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Lock<strong>mit</strong>tel, <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m er bisher stets glänzen<strong>de</strong> Erfolge erzielte: Die Welt war sein. Alles Materielle<br />

untersteht seiner Herrschaft. Er konnte die Reiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> geben, wem er wollte. Ob er<br />

ein Reich <strong>de</strong>m Babylonier Nebukadnezar gab o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Römer Tiberius o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m<br />

Nazarener Jesus - er hatte es zu bestimmen. Alle, <strong>de</strong>nen er sie bisher gegeben hatte,<br />

waren seine Vasallen gewesen und hatten getan, was er ihnen befahl. Und wie in einem<br />

Film zogen die irdischen Reiche in all ihrer verlocken<strong>de</strong>n Pracht vor <strong>de</strong>m<br />

fieberglühen<strong>de</strong>n Auge <strong>de</strong>s Menschensohnes vorüber: ‘Siehe, das alles will ich dir geben.<br />

Willst du alles haben, es ist <strong>de</strong>in. Willst du nur das eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e davon haben, wähle<br />

es dir aus; du sollst es besitzen. Aber mich musst du als Oberherrn über dich anerkennen.<br />

In diesen Reichen, die du gesehen, bin ich <strong><strong>de</strong>r</strong> erste und will <strong><strong>de</strong>r</strong> erste bleiben. Aber du<br />

sollst <strong><strong>de</strong>r</strong> zweite sein. ’<br />

‘Weiche, Satan! - Ich erkenne nur einen als meinen Oberherrn an - meinen Gott!’<br />

Satan hatte <strong>de</strong>n Kampf verloren. Er glaubte sicher, ihn gewinnen zu können, als er sein<br />

Opfer in <strong>de</strong>n verflossenen Tagen so oft zum Vater schreien hörte und seine Angst sah.<br />

Und da waren doch nur Luzifers Untergebene an <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit. Jetzt war er selbst<br />

gekommen, um die, wie er glaubte, sturmreife Festung zu nehmen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hunger als starker Bun<strong>de</strong>sgenosse eingestellt hatte. Doch er hatte sich getäuscht. Mit<br />

geistigen Waffen und menschlichen Lockungen war diesem Menschensohn nicht<br />

beizukommen.<br />

Doch ein Kampf<strong>mit</strong>tel blieb ihm noch, vor <strong>de</strong>m alle Menschen erbeben und willfährig<br />

wer<strong>de</strong>n. Es war das Kampf<strong>mit</strong>tel irdischer Leibesqualen. Die schärfsten wollte er


hervorholen. Menschliche Henkersknechte hatte er ja genug in seinem Dienst: Gelehrte<br />

und Ungelehrte, Könige und Landpfleger, geistliche und weltliche Machthaber. Es<br />

musste gelingen. Die beste Gelegenheit zur Ausführung wür<strong>de</strong> er schon fin<strong>de</strong>n. Darum<br />

sagt eure Bibel: ‘Als <strong><strong>de</strong>r</strong> Teufel so <strong>mit</strong> allen Versuchungen zu En<strong>de</strong> war, ließ er von ihm<br />

ab bis zu einer gelegenen Zeit.’ (Lukas 4, 13).<br />

Die furchtbaren Anstürme <strong>de</strong>s Bösen auf Jesus in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste hatte Paulus vor allem im<br />

Auge, als er schrieb, dass Christus unter lautem Schrei und unter Tränen <strong>de</strong>n um Hilfe<br />

angefleht habe, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn vom To<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abfalls erretten konnte.<br />

Du siehst, Gott verschenkt seine wertvollen Gaben nicht. Sie müssen unter harten<br />

Proben errungen wer<strong>de</strong>n. Auch Christus musste sich als Mensch die Kraft bitter<br />

verdienen, die er für seine gewaltige Aufgabe nötig hatte. Ihm wur<strong>de</strong> nichts in <strong>de</strong>n<br />

Schoß geworfen. Aber je<strong>de</strong>smal, wenn er siegreich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Bösen gerungen hatte, kam<br />

die Gotteskraft als Lohn über ihn. Der Himmel tat sich auf und Gottes Geister umgaben<br />

ihn. So geschah es auch nach <strong>de</strong>m Kampfe in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste. ‘Engel kamen und leisteten ihm<br />

Dienste’ (Matth. 4, 11). Sie verschafften ihm auch das irdische Brot, das er vierzig Tage<br />

hatte entbehren müssen. Jetzt, wo die Steine durch die Geister Gottes in Brot verwan<strong>de</strong>lt<br />

wur<strong>de</strong>n, nahm er es <strong>mit</strong> Dank gegen Gott an. Er hatte es zurückweisen müssen, als es<br />

ihm unter Satans Einfluss gereicht wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Die Aufgabe Jesu<br />

Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten siegreich bestan<strong>de</strong>nen Probe trat Jesus sein öffentliches Lehramt an. Er<br />

sammelte einige arme, schlichte, aber für die Wahrheit empfängliche Männer um sich,<br />

die euch unter <strong>de</strong>m Namen ‘Apostel’ bekannt sind. Diese wollte er tiefer in das<br />

Verständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung einführen. Doch bald stellte sich heraus, dass auch sie<br />

schwache Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ihrer Zeit und nicht stark genug waren, mehr als bloß einen Bruchteil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit zu tragen.<br />

Zunächst hatte Jesus sich sowohl seinen Jüngern, als auch <strong>de</strong>m Volke gegenüber als <strong>de</strong>n<br />

Gottgesandten zu erweisen. Er musste ihnen sagen, wer er sei und was er wolle und<br />

seine Aussage durch die Kraft <strong>de</strong>sjenigen beweisen, als <strong>de</strong>ssen Gesandten er sich<br />

ausgab.<br />

So war es ja auch bei Mose, <strong>de</strong>ssen Aufgabe in allen Teilen ein genaues Abbild <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Aufgabe <strong>de</strong>s kommen<strong>de</strong>n Christus war. Auf ihn wies Mose auch ausdrücklich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Worten hin: ‘Einen Propheten wie mich wird Gott <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr aus eurer Mitte erwecken’<br />

(5. Mose 18, 18). - Mose sollte als Gottgesandter ein einzelnes Volk aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Knechtschaft in das Gelobte Land führen. Die Geknechteten waren die Israeliten. Ihre<br />

Peiniger waren die Ägypter unter Pharao. Die Geknechteten, die Christus von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Knechtschaft befreien sollte, waren alle zum Abfall von Gott verführten Geister. Ihre<br />

Beherrscher waren die Mächte <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle unter Luzifer. Mose konnte seine Aufgabe nur<br />

lösen, wenn ihm zwei Dinge gelangen: Zuerst mussten die Geknechteten bereit sein, das<br />

Land <strong><strong>de</strong>r</strong> Knechtschaft zu verlassen und sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Führung <strong>de</strong>s Mose anzuvertrauen. Hatte<br />

Mose dies erreicht, dann blieb ihm ein zweites, viel Schwereres zu tun übrig. Er musste<br />

die Ägypter unter ihrem König Pharao zwingen, das bis dahin geknechtete Volk Israel


aus Ägypten wegziehen zu lassen. Denn dass Pharao und sein Volk nicht freiwillig auf<br />

die billigen Fronknechte und Sklavinnen verzichtete, war selbstverständlich.<br />

So hing auch die Erlösung durch Christus von zwei Dingen ab: Zuerst musste auch er die<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Knechtschaft <strong>de</strong>s Bösen schmachten<strong>de</strong>n Geister, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stufe <strong>de</strong>s Menschen<br />

verkörpert waren, dahin bringen, dass sie bereit waren, <strong>de</strong>m Bösen zu entsagen. Dann<br />

aber blieb noch als schwierigste Aufgabe, die Herrschermächte <strong>de</strong>s Bösen unter Luzifer<br />

zu zwingen, diejenigen freizugeben, die zu Gott wollten.<br />

Diese bei<strong>de</strong>n Aufgaben waren sowohl bei Mose, als auch bei Christus scharf<br />

voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> getrennt.<br />

Mose hatte, was seine eigene Person betraf, vor allem dafür zu sorgen, dass er <strong>de</strong>m<br />

Pharao gegenüber stark blieb, nicht nachgab und sich von ihm we<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Drohungen<br />

noch durch Lockungen von seiner gottgegebenen Aufgabe abbringen ließ und <strong>de</strong>n<br />

Rettungsplan Gottes nicht durch eigene Schuld zunichte machte. Das Volk Israel hatte<br />

das Seine zu tun und sich zum Auszug bereit zu erklären und bereitzuhalten. Gott war es,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> dann <strong>de</strong>n endgültigen Sieg über Pharao verlieh und die Befreiung <strong>de</strong>s Volkes Israel<br />

zur vollen<strong>de</strong>ten Tatsache machte. Auf welche Weise Gott diesen Sieg verlieh, danach<br />

hatte we<strong><strong>de</strong>r</strong> Mose, noch das Volk zu fragen. Das war allein Gottes Sache.<br />

So auch bei Christus. Auch für ihn war es wertlos, <strong>de</strong>m Volk darüber Mitteilung zu<br />

machen, auf welche Weise die Erlösung erfolgen sollte. Er hatte es bloß darüber zu<br />

belehren, dass die Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Befreiung nahe sei, dass es sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Befreiung würdig machen<br />

solle und dass er selbst <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige sei, <strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott als Retter zu ihm gesandt wor<strong>de</strong>n war.<br />

Christus hatte für seine Person dafür zu sorgen, dass er nicht <strong>de</strong>n Machthabern <strong>de</strong>s<br />

Bösen unterlag, die kein Mittel unversucht ließen, ihn zum Abfall von Gott und dadurch<br />

auch von seiner göttlichen Aufgabe zu bringen. Christus musste wie Mose auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Hut<br />

sein, von <strong>de</strong>m nicht besiegt zu wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n er besiegen wollte. Blieb er in seiner<br />

Verteidigungsstellung gegen die Angriffe <strong>de</strong>s Bösen fest, dann war es Gottes Sache, zu<br />

bestimmen, wie er <strong>de</strong>n Sieg über Satan auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Offensive errang. Es war ja klar, dass<br />

Christus nicht als Mensch gegen die Geister zum Angriff vorgehen konnte. Menschen<br />

haben bloß die Möglichkeit, sich gegen <strong>de</strong>n Ansturm <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Mächte zu wehren, wenn<br />

diese durch Einflüsterungen, Verlockungen, Einjagen von Furcht o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch durch<br />

Erscheinungen, sowie menschliche Helfershelfer sie zum Bösen zu verleiten suchen.<br />

Zum Angriff konnte Christus daher bloß als Geist nach seinem irdischen To<strong>de</strong> gegen<br />

Satan vorgehen. Dann erst konnte es heißen: ‘Abgestiegen zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle. ’<br />

Ich habe dir gesagt, dass Christus als Mensch Satan gegenüber hätte unterliegen können.<br />

Dann hätte <strong><strong>de</strong>r</strong> Fürst <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterwelt auch diesen ersten Sohn Gottes zu seinem Vasallen<br />

gemacht. In diesem Falle hätte Gott einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong> höchsten Himmelsfürsten Mensch<br />

wer<strong>de</strong>n lassen, um das Werk <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung zu vollbringen, das <strong>de</strong>m ersten Sohn Gottes<br />

wegen seiner Schwachheit als Mensch misslungen war.<br />

Du schau<strong><strong>de</strong>r</strong>st bei <strong>de</strong>m Gedanken, dass Christus <strong>de</strong>n Angriffen Satans hätte unterliegen<br />

können. Und doch ist es so. Ihr wisst ja gar nicht die unermessliche Liebe eures<br />

himmlischen Vaters zu schätzen, <strong><strong>de</strong>r</strong> seinen eingeborenen Sohn nicht schonte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n


sich aus Liebe zu euch <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefahr aussetzte, auch ihn zu verlieren, wie er <strong>de</strong>n zweiten<br />

Sohn verloren hatte. Und ihr vermögt euch auch nicht das Furchtbare <strong>de</strong>s Kampfes<br />

vorzustellen, <strong>de</strong>n Christus euretwegen gegen die ganze Hölle zu bestehen hatte, wenn er<br />

euch erlösen wollte. Bei euch genügt schon einer <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinsten Teufel, um euch in<br />

wenigen Augenblicken zum Abfall von Gott zu bringen. Er braucht euch bloß eine<br />

Handvoll Geld, eine menschliche Ehre o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Sinnesgenuss hinzuhalten, und er hat<br />

<strong>de</strong>n Sieg errungen. - Aber auf Christus, euren ältesten Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>, stürzte sich die ganze<br />

Hölle, an ihrer Spitze Luzifer selbst. Und das nicht bloß einmal und für wenige<br />

Augenblicke, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n immer und immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, ein ganzes Menschenleben hindurch.<br />

Sturmkolonne auf Sturmkolonne <strong><strong>de</strong>r</strong> finsteren Mächte ging Tag für Tag gegen diesen<br />

Menschensohn vor, und schließlich nahmen sie als Sturmwaffe die größte menschliche<br />

Marter, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Gequälte am Kreuze verblutete - zwar als Mensch getötet, aber nicht zum<br />

Abfall von Gott gebracht. Satan hatte an ihm nichts ausrichten können. Und doch war<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>, gegen <strong>de</strong>n die ganze Höllenmacht in dieser Weise anstürmte, ein Mensch wie ihr,<br />

euch in allem gleich.<br />

Das ist das wahre Bild <strong>de</strong>s Erlösers, und so sollte sein Erlösungswerk verlaufen.<br />

Wie es für Mose das erste war, sich <strong>de</strong>n Israeliten als Gesandten Gottes und als von Gott<br />

bestellten Retter vorzustellen und als solchen durch Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>werke zu erweisen, so war<br />

es auch Christus zunächst <strong>de</strong>m Volke schuldig, zu sagen, wer er sei und welche Aufgabe<br />

er zu erfüllen habe. Auch er musste seine Sendung als Erlöser durch Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>werke<br />

beglaubigen.<br />

Christus nicht Gott, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Gesandter Gottes<br />

Wer war Christus und als was bezeichnete er sich selbst? - ‘Ich bin Christus, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn<br />

<strong>de</strong>s lebendigen Gottes. ’ - Das ist sein Zeugnis von sich selbst. Und dieses Zeugnis<br />

stellte ihm auch Gott aus: ‘Dieser ist mein geliebter Sohn, an <strong>de</strong>m ich Wohlgefallen<br />

habe. ’ - Christus war also <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn Gottes, und nur das wollte er sein. Er war nicht<br />

Gott. Niemals sagte er: ‘Ich bin Gott. ’ Niemals behauptete er, Gott in irgend einem<br />

Punkte gleich zu sein. Er wird nicht mü<strong>de</strong>, immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu betonen, dass er nichts aus<br />

sich selbst vermöge, nichts aus sich selbst re<strong>de</strong>, keine wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren Werke aus sich<br />

selbst vollbringen könne. Der Vater ist es, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn beauftragt hat. Der Vater ist es, von<br />

<strong>de</strong>m er alle Wahrheit empfangen hat. Der Vater ist es, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm die Kraft gibt, Kranke zu<br />

heilen und Tote zu erwecken. Alles tut er so, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater es will, und zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Stun<strong>de</strong>,<br />

die <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater dazu bestimmt hat.<br />

Wie ein Statthalter nur im Namen und Auftrag <strong>de</strong>s Herrschers, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn als Statthalter<br />

eingesetzt hat, seine Machtbefugnisse ausübt und nur in <strong>de</strong>n Grenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> empfangenen<br />

Machtbefugnisse han<strong>de</strong>ln darf, so auch Christus. Und wenn ein Herrscher seinem<br />

Statthalter alle Macht überträgt, die er selbst als Herrscher besitzt, so hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Statthalter<br />

doch nichts aus sich. Er ist nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrscher, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von diesem in allem abhängig.<br />

Er kann von ihm je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit seines Postens enthoben wer<strong>de</strong>n. So war Josef <strong><strong>de</strong>r</strong> Statthalter<br />

<strong>de</strong>s Pharao. Er hatte von ihm unbeschränkte Macht zur Rettung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s erhalten.<br />

Pharao hatte ihm als Zeichen <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm übertragenen königlichen Gewalt seinen Siegelring<br />

überreicht und in königliche Gewän<strong><strong>de</strong>r</strong> geklei<strong>de</strong>t. Mit <strong>de</strong>m Siegelring hatte Josef seine


Urkun<strong>de</strong>n als königliche Urkun<strong>de</strong>n zu kennzeichnen. In seiner Gewandung glich er <strong>de</strong>m<br />

Pharao. Aber er war nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> oberste Herrscher. Der war Pharao und blieb es. Josef war<br />

bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> vom ägyptischen Herrscher ernannte, wenn auch <strong>mit</strong> voller Königsgewalt<br />

ausgestattete Statthalter. Er hatte die volle Königsgewalt nicht aus sich. Er hatte sie<br />

bekommen durch freien Entschluss <strong>de</strong>s Königs. Dieser konnte sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> nach Belieben<br />

beschränken o<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz entziehen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sie auf einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en übertragen.<br />

Hier hast du in <strong><strong>de</strong>r</strong> einfachsten und klarsten Weise ein Bild von Christus in seinem<br />

Verhältnis zu Gott. Gott ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr und Schöpfer aller Dinge. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr und<br />

Schöpfer <strong>de</strong>s Sohnes Gottes. Gott ist aus sich ewig, allmächtig und allwissend. Der Sohn<br />

nicht. Der Vater hat <strong>de</strong>m Sohn die Statthalterschaft über die Schöpfung übertragen und<br />

ihn vor allem zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung gesalbt. Aber aus sich hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn nichts,<br />

we<strong><strong>de</strong>r</strong> das Dasein, noch sein Amt als Statthalter, noch irgen<strong>de</strong>ine Kraft. Alles hat ihm<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vater gegeben. Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn im Himmel auch in gottähnliche Gewän<strong><strong>de</strong>r</strong> geklei<strong>de</strong>t,<br />

und tritt er <strong>mit</strong> göttlichen Machtbefugnissen auf, so ist er doch ebenso wenig Gott, wie<br />

Josef <strong><strong>de</strong>r</strong> Pharao war.<br />

Diese Wahrheit ist in <strong>de</strong>n Heiligen Schriften so klar enthalten, dass man sich darüber<br />

wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n muss, wie Menschen dazu kommen konnten, Christus zum ‘Gott’ zu machen,<br />

während <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater und Gebieter alles Geschaffenen feierlich schwört: ‘Ich allein bin<br />

Gott und sonst keiner. ’<br />

Die christlichen Religionen, die Christus als Gott bekennen und ihn <strong>de</strong>m Vater in allem<br />

gleichstellen, wagen selbst nicht zu behaupten, dass Christus gesagt habe, er sei ‘Gott’.<br />

Aber sie folgern es zunächst daraus, dass er sich ‘Sohn Gottes’ nannte. Sie urteilen, wie<br />

die Hohen Priester, Schriftgelehrten und Pharisäer geurteilt haben, von <strong>de</strong>nen es in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bibel heißt: ‘Sie trachteten ihm um so mehr nach <strong>de</strong>m Leben, weil er nicht nur <strong>de</strong>n<br />

Sabbat brach, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in einem einzigartigen Sinne Gott seinen Vater nannte und<br />

sich da<strong>mit</strong> Gott gleichstellte’ (Joh. 5, 18).<br />

Gegen <strong>de</strong>n Vorwurf, dass er in einem einzigartigen Sinne Gott seinen Vater nannte,<br />

wehrte sich Christus nicht. Denn er war in einem Sinne ein ‘Sohn Gottes’, wie kein<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Gottessöhne’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes. Er war nicht bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste <strong><strong>de</strong>r</strong> von<br />

Gott geschaffenen Geister, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch seinem himmlischen<br />

Leibe nach von Gott ins Dasein gerufen wor<strong>de</strong>n ist. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Söhne Gottes hatten<br />

bloß ihrem Geiste nach von Gott ihr Dasein erhalten, während ihre himmlischen Leiber<br />

<strong>de</strong>m erstgeschaffenen Sohne ihr Entstehen verdankten. Christus war also nicht bloß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

‘Erstgeborene’ Gottes, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach seinem ganzen Sein eine<br />

direkte Schöpfung Gottes war. Er war <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige in seiner Art. Er war <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

‘Eingeborene’ <strong>de</strong>s Vaters. Auch noch aus einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Grun<strong>de</strong> war er in einzigartigem<br />

Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn Gottes. Ihm allein hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater die Statthalterschaft über die<br />

Schöpfung übertragen. Er hatte ihm dieselbe Stellung in seinem Reiche eingeräumt, die<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Pharao <strong>de</strong>m ägyptischen Josef im Reiche Ägypten verliehen hatte. Also darin hatten<br />

die Ju<strong>de</strong>n Recht: Christus nannte sich in einer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Be<strong>de</strong>utung einen Sohn Gottes.<br />

Er war <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn Gottes. Aber wogegen sich Christus bis aufs äußerste wehrte, war die<br />

Behauptung seiner jüdischen Fein<strong>de</strong>, er stelle sich Gott gleich. Er beteuerte immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, dass er keinerlei Macht von sich selbst habe und aus sich selbst nicht das


Geringste tun könne. Wenn einer aus sich selbst nichts kann, dann ist da<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>legliche Beweis erbracht, dass er nicht Gott sein kann. Soviel folgerichtiges<br />

Denken mussten auch die Hohen Priester und Schriftgelehrten besitzen. Und sie<br />

begriffen es auch sehr gut, was Jesus unter ‘Sohn Gottes’ verstand. Aber nach außen<br />

wollten sie es nicht verstehen. Sie suchten ja einen Grund, ihn zu töten. Und da konnten<br />

sie keinen besseren fin<strong>de</strong>n, als wenn sie behaupteten, Christus mache sich zum Gott,<br />

in<strong>de</strong>m er sich Sohn Gottes nenne. Diesen Scheingrund durften sie um keinen Preis mehr<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand geben. Darum war auch je<strong>de</strong> Belehrung von seiften Christi zwecklos.<br />

Es ist wahr, Christus hatte alle Macht im Himmel und auf Er<strong>de</strong>n. Aber er hatte sie<br />

ebenso wenig von sich selbst, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> ägyptische Josef alle Macht über Ägypten aus sich<br />

hatte. Wie Josef nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Pharao war, so war Christus auch nicht Gott.<br />

Nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater ist Gott und sonst keiner. Der Vater hat alle Macht und sonst niemand.<br />

Der Vater kann diese Macht nach seinem Gutdünken auf irgen<strong>de</strong>inen geschaffenen Geist<br />

übertragen, in<strong>de</strong>m er in diesem und durch diesen wirkt. Gott hätte daher die Macht, die<br />

er Christus verlieh, einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en geschaffenen Geiste geben können. Es musste nicht<br />

sein erstgeborener Sohn sein. Und die großen Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>, die Christus wirkte, konnte auch<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mensch wirken, wenn ihm Gott die Kraft dazu gab. Christus sagt ja selbst,<br />

dass nicht bloß er das alles wirken könne, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch je<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, sobald er gläubig<br />

wer<strong>de</strong>. ‘Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch tun, ja er wird noch<br />

größere als diese vollbringen’ (Joh. 14, 12). - An Christus glauben heißt an Gott<br />

glauben, aber nicht etwa, weil Christus selbst Gott ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n weil er die Lehre Gottes<br />

verkün<strong>de</strong>t. ‘Ich habe nicht von mir aus gere<strong>de</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater selbst, <strong><strong>de</strong>r</strong> mich<br />

gesandt hat, <strong><strong>de</strong>r</strong> hat mir aufgetragen, was ich sagen und was ich lehren soll’ (Joh. 12,<br />

49).<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Vater und Christus herrscht die große Einheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe. Je<strong>de</strong>s Geschöpf<br />

Gottes kann zu dieser Einheit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Vater gelangen. Sie erbittet ja Christus von Gott<br />

auch für seine Jünger. ‘Sie sollen eins sein, wie wir eins sind: Ich in ihnen und du in mir,<br />

auf dass sie voll ausgestaltet wer<strong>de</strong>n zu einer Einheit <strong>mit</strong> uns’ (Joh. 17, 22-23).<br />

Du siehst, wie töricht es ist, wenn <strong>de</strong>ine bisherige Kirche zum Beweis für die Gottheit<br />

Christi sich auf <strong>de</strong>n Satz beruft: ‘Ich und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater sind eins’, wo doch dieselbe Einheit,<br />

die <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Vater hat, auch <strong>de</strong>n Gläubigen zuteil wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Wenn du dir die Aussprüche Christi zusammenstellst, in <strong>de</strong>nen er sein Verhältnis zu<br />

seinem Vater darlegt, so wirst du erkennen, wie frevelhaft es ist, Christus als Gott zu<br />

bezeichnen, ihn als <strong>de</strong>n Geben<strong>de</strong>n hinzustellen, wo er bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> Empfangen<strong>de</strong> ist und<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en bloß das geben kann, was er selbst von Gott erhalten hat. - Die große<br />

Gotteslästerung, welche die Ju<strong>de</strong>n Christus vorwarfen, in<strong>de</strong>m sie fälschlich behaupteten,<br />

er mache sich Gott gleich, begehen heute diejenigen, die Christus zum Gott machen,<br />

während Christus selbst die Gottgleichheit so weit von sich wies.<br />

Die Lehre Christi über seine eigene Person, über <strong>de</strong>n Ursprung seiner Lehre und die<br />

Macht und Kraft, die er besitzt, war also die, dass er alles und je<strong>de</strong>s vom Vater erhalten<br />

hat. Aus sich hat er nichts. Er ist nicht Gott.


Nicht alles hat ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater übertragen. Gewisse Dinge hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater sich selbst<br />

vorbehalten. Zu <strong>de</strong>n Söhnen <strong>de</strong>s Zebedäus sagte Christus: ‘Den Platz zu meiner Rechten<br />

und Linken habe nicht ich zu vergeben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er wird <strong>de</strong>nen zuteil, für die er von<br />

meinem Vater bestimmt ist’ (Matth. 20, 23).<br />

Auch <strong>de</strong>n Tag <strong>de</strong>s allgemeinen Gerichtes weiß <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn nicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater.<br />

‘Von jenem Tage aber und von <strong><strong>de</strong>r</strong> Stun<strong>de</strong> hat niemand Kenntnis, auch die Engel im<br />

Himmel nicht, auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn nicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ganz allein mein Vater’ (Matth. 24, 36).<br />

Christus hatte von Gott auch nicht die Erlaubnis bekommen, die Marter <strong>de</strong>s<br />

Kreuzesto<strong>de</strong>s von sich abzuwen<strong>de</strong>n. Darum wur<strong>de</strong> er im Garten Gethsemane nicht<br />

erhört, als er <strong>de</strong>n Vater bat, diesen Lei<strong>de</strong>nskelch an ihm vorübergehen zu lassen.<br />

Christus in <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung seiner Umgebung<br />

Sowohl die Angehörigen Jesu, als auch die Apostel und das gläubige Volk erkannten in<br />

ihm bloß <strong>de</strong>n ‘Propheten’ - <strong>de</strong>n ‘Gottesgesandten’. Dass einer <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Söhne Gottes’ in ihm<br />

Mensch gewor<strong>de</strong>n war, wusste wohl seine Mutter aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkündigung <strong>de</strong>s Engels vor<br />

seiner Geburt. Aber sie wusste auch, dass er ein Mensch war <strong>mit</strong> menschlichen<br />

Schwächen. Sie war <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Art seines öffentlichen Auftretens und seiner<br />

Lehrverkündigung nicht einverstan<strong>de</strong>n. Sie wusste wohl, dass seine<br />

Glaubensüberzeugung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> jüdischen Religion wesentlich abwich. Aber<br />

dass er das alles jetzt <strong>de</strong>m Volke öffentlich predigte, das drückte sie schwer. Sie hatte<br />

sich seine Aufgabe ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s gedacht. Und als sie hörte, dass Jesus in seinen<br />

Predigten so scharfe Worte gegen die geistlichen Führer <strong>de</strong>s jüdischen Volkes<br />

gebrauchte und so manches in ihrer althergebrachten Religion in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit als<br />

unrichtig bezeichnete, da suchte sie das im Verein <strong>mit</strong> ihren an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Söhnen zu<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Sie wollte ihn zur Rückkehr in sein Elternhaus zwingen. Dadurch glaubte sie<br />

<strong>de</strong>n Anstoß beseitigen zu können, <strong>de</strong>n sein Vorgehen bei <strong>de</strong>n Priestern, Schriftgelehrten<br />

und Pharisäern erregt hatte. ’Als seine Angehörigen es hörten, machten sie sich auf, um<br />

sich seiner zu bemächtigen. Denn sie sagten, er sei von Sinnen gekommen’ (Mark. 3,<br />

21). - ‘Denn nicht einmal seine Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> glaubten an ihn’ (Joh. 7, 5).<br />

Dass seine Mutter und seine Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> diese Einstellung gegenüber seinem öffentlichen<br />

Auftreten hatten, ist menschlich verständlich. Sie hielten die Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> jüdischen Kirche<br />

für die richtige. Darin waren sie von Jugend auf erzogen. Ihre Vorfahren hatten in dieser<br />

Religion gelebt und waren darin gestorben. Und nun sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> eigene Sohn und Bru<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

öffentlich predigen, dass diese Religion in vielen Punkten im Irrtum sei. Das war für<br />

diese einfachen, unerfahrenen Leute unerträglich. Das, was ihre Geistlichkeit ihnen<br />

sagte, war für sie maßgebend. Doch war auch Menschenfurcht dabei im Spiele. Man<br />

zeigte <strong>mit</strong> Fingern auf sie als die Angehörigen eines Mannes, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Religion seiner<br />

Väter angriff. Von <strong>de</strong>m Synagogenvorsteher ihres Ortes mussten sie oft Vorhaltungen<br />

<strong>de</strong>swegen über sich ergehen lassen. Auch eine geschäftliche Schädigung mussten sie<br />

befürchten. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s hart aber traf sie die Nachricht, dass die oberste Kirchenleitung<br />

Jesus in <strong>de</strong>n Bann getan habe und alle, die ihm anhingen und als <strong>de</strong>n Messias bekannten,<br />

ebenfalls <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Banne bedrohe. ‘Sie hatten schon abgemacht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>, welcher Jesus<br />

als <strong>de</strong>n Messias bekenne, in <strong>de</strong>n Bann getan wür<strong>de</strong>’ (Joh. 9, 22). Die jüdische


Geistlichkeit warnte das Volk vor Jesus und seiner Lehre. Reichlichen Gebrauch machte<br />

sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> Waffe <strong><strong>de</strong>r</strong> Verleumdung. Sie nannte ihn einen ‘falschen Propheten’, einen<br />

‘vom Teufel Besessenen’, einen ‘Volksaufwiegler’, einen ‘Weinsäufer’ und ‘sittlich<br />

Verkommenen’, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong>mit</strong> Dirnen abgebe und bei <strong>de</strong>n öffentlichen Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu Gast<br />

sei. Kein Mittel war ihr zu schlecht, um <strong>de</strong>njenigen unschädlich zu machen, von <strong>de</strong>m sie<br />

ihren Einfluss auf das Volk bedroht sah. Sie konnte nicht dul<strong>de</strong>n, dass die große Masse<br />

<strong>de</strong>s Volkes etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als religiöse Wahrheit annahm, als was sie selbst vortrug. Ihr<br />

hatte sich das Volk zu fügen. Was sie nicht glaubte, durfte auch das Volk nicht glauben,<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Fluch traf es. ‘Ist <strong>de</strong>nn irgen<strong>de</strong>in Mitglied <strong>de</strong>s Hohen Rates o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Pharisäer<br />

zum Glauben an ihn gekommen? Nein, nur dies gemeine Volk, das vom Gesetz nichts<br />

weiß - verflucht sei es!’ (Joh. 7, 48-49).<br />

Es ist das alte Lied, das die Geistlichkeit aller Religionen stets anzustimmen pflegt,<br />

wenn sie ihren Einfluss auf das Volk durch irgen<strong>de</strong>inen Wahrheitskün<strong><strong>de</strong>r</strong> bedroht sieht.<br />

Auch du wirst diese Melodie noch reichlicher kennen lernen wie bisher, sobald du die<br />

Wahrheiten veröffentlicht hast, die du von mir empfingst. Da wirst du sehen, dass sich<br />

das alles wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt, was sich damals abspielte. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Knecht ist ja nicht über <strong>de</strong>n<br />

Meister. Man wird dich einen abgefallenen Priester, einen falschen Propheten, einen<br />

Irrsinnigen, einen vom Teufel Besessenen, einen verkommenen Menschen nennen. Auch<br />

<strong>de</strong>ine Angehörigen wer<strong>de</strong>n dir Vorwürfe machen. Sie wer<strong>de</strong>n dir sagen, du hättest alles<br />

beim alten lassen sollen, und was an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geistlichen gut genug war, hätte auch dir<br />

genügen können. Doch fürchte dich nicht! Hoffe auf Gott! Was können dir die<br />

Menschen tun? Aber auch vielen wirst du durch Ver<strong>mit</strong>tlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit die größte<br />

Wohltat erweisen. Auch manche Geistliche, die <strong>de</strong>in Buch lesen, wer<strong>de</strong>n zu <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Überzeugung kommen, dass es die Wahrheit enthält, wenn sie es auch nicht offen<br />

einzugestehen wagen. So war es auch zur Zeit Christi. ‘Es glaubten sogar von <strong>de</strong>n<br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>s Hohen Rates viele an ihn, wagten aber um <strong><strong>de</strong>r</strong> Pharisäer willen nicht, es<br />

offen zu bekennen, um nicht in <strong>de</strong>n Bann getan zu wer<strong>de</strong>n. Denn an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehre bei <strong>de</strong>n<br />

Menschen lag ihnen mehr, als an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehre bei Gott’ (Joh. 12, 42-43).<br />

Auch die Apostel wur<strong>de</strong>n mehr als einmal irre an ihrem Meister. Auch sie hatten sich<br />

<strong>de</strong>n Messias an<strong><strong>de</strong>r</strong>s gedacht. Dass in Jesus von Nazareth <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Sohn Gottes’ zur Er<strong>de</strong><br />

gekommen sei, wussten auch sie nicht, bis es ihnen eines Tages durch das Bekenntnis<br />

<strong>de</strong>s Petrus zum Bewusstsein kam: ‘Du bist Christus, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn <strong>de</strong>s lebendigen Gottes’<br />

(Matth. 16, 16). - Diese Überzeugung hatte jedoch Petrus nicht aus <strong>de</strong>n Worten und<br />

Taten Christi, noch aus <strong>de</strong>m eigenen Denken heraus gewonnen. Sie war ihm durch eine<br />

Offenbarung Gottes eingegeben wor<strong>de</strong>n: ‘Nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mein himmlischer Vater’ (Matth. 16, 17).<br />

Die Verbindung Christi <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong><br />

Über <strong>de</strong>n Weg, auf <strong>de</strong>m Christus die Offenbarungen Gottes zuflossen, habe ich dir<br />

bereits einige An<strong>de</strong>utungen gegeben. Doch möchte ich noch näher darauf eingehen, weil


es zum vollen Verständnis <strong>de</strong>s Lebens und Wirkens Christi erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist. Dabei wirst<br />

du erkennen, dass auch in diesem Punkte bei Christus nichts vollständig Neues und nie<br />

Dagewesenes in Erscheinung trat.<br />

Du brauchst dir bloß zu vergegenwärtigen, auf welche Weise Gott früher seinen<br />

Werkzeugen die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Offenbarungen und Aufträge zukommen ließ. Wie<br />

machte er es bei Abraham, Isaak und Jakob? Wie bei Mose und Josua? Wie bei <strong>de</strong>n<br />

Richtern, Königen und Propheten? Wie bei Zacharias, Maria und Josef? Nun, auf<br />

dieselbe Weise vollzog sich alles auch bei Christus. Hierin hatte er also vor <strong>de</strong>n<br />

bisherigen Gesandten und Werkzeugen Gottes nichts voraus. Gott ließ <strong>mit</strong> ihm, wie <strong>mit</strong><br />

allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, seine <strong>Geisterwelt</strong> in <strong>Verkehr</strong> treten und durch sie alles ver<strong>mit</strong>teln, <strong>de</strong>ssen<br />

Christus zur Erfüllung seiner Aufgabe bedurfte.<br />

Die Vorbedingungen für eine Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> waren bei ihm dieselben,<br />

wie bei je<strong>de</strong>m Menschen, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Geister in <strong>Verkehr</strong> treten. Dass seine mediale<br />

Veranlagung eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s große war, ist natürlich. Denn bei ihm han<strong>de</strong>lte es sich um<br />

<strong>de</strong>n höchsten und reinsten <strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott geschaffenen Geister in menschlicher<br />

Verkörperung. Die innere Sammlung und geistige Versenkung, von <strong><strong>de</strong>r</strong> ich dir bei <strong>de</strong>n<br />

Belehrungen über die Ausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien sprach, war bei Christus in einem Gra<strong>de</strong><br />

vorhan<strong>de</strong>n, wie sie in dieser Stärke noch von keinem Menschen erreicht wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Auch hatte niemals ein menschliches Medium die Reinheit <strong>de</strong>s körperlichen Od, wie<br />

Christus sie besaß. Bei ihm waren daher die Vorbedingungen für eine Verbindung <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>n Geistern Gottes in einem Umfange gegeben, wie sie von keinem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen<br />

je erreicht wer<strong>de</strong>n können.<br />

Christus hatte die größte Aufgabe für das Reich Gottes zu lösen, die je einem Menschen<br />

zugeteilt war. Daher musste Gott ihm auch die Geister in reicher Fülle zusen<strong>de</strong>n, nicht<br />

bloß reich an Zahl, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch an Kraft und Fähigkeit.<br />

Zu ihm traten die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Stärke, um ihm neue Kraft zu verleihen, wenn er die eigene<br />

Kraft im Kampfe gegen die bösen Mächte erschöpft hatte. Oft waren in ihrer Begleitung<br />

Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Freu<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Seelenfrie<strong>de</strong>ns. Dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> traten<br />

Kampfengel <strong><strong>de</strong>r</strong> Legion Michaels an seine Seite, wenn Satan seine Legionen aufbot, um<br />

Jesus zu Fall zu bringen und die Gewalt seines Angriffes je<strong>de</strong> menschliche<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standsfähigkeit zu übersteigen drohte. Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit und <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntnis<br />

traten bei ihm in Tätigkeit, wenn er über die Lehren unterrichtet wer<strong>de</strong>n sollte, die er als<br />

Wort Gottes <strong>de</strong>m Volke zu verkün<strong>de</strong>n hatte o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn er selbst über persönliche Fragen<br />

und Aufgaben Aufklärung erhalten sollte. Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Weisheit zeigten ihm <strong>de</strong>n rechten<br />

Weg zur Ausführung seiner Einzelaufgaben. Aber auch nur dann, wenn er die eigenen<br />

Geisteskräfte bis zum äußersten angespannt hatte, ohne das Rechte zu fin<strong>de</strong>n. Auch bei<br />

ihm galt, was bei je<strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen gilt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!<br />

Gebrauche zuerst <strong>de</strong>ine eigenen Kräfte, um zum guten Ziele zu kommen, und wenn<br />

diese nicht ausreichen, dann erst greift Gott <strong>mit</strong> Hilfe seiner <strong>Geisterwelt</strong> ein. Gott wirft<br />

das Gute und <strong>de</strong>n Sieg <strong>de</strong>s Guten nieman<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n Schoß. Er verlangt, dass je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zunächst seine persönlichen Kräfte voll ausnutzt. Auch von Christus verlangt er dies.


Han<strong>de</strong>lte es sich um die Heilung von Kranken, dann waren es die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilkraft,<br />

die in seinen Dienst traten, sofern die ihm eigene natürliche Heilkraft nicht ausreichte,<br />

das kranke Od <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n gesund zu machen. Seine überaus große persönliche<br />

Heilkraft war in sehr vielen Krankheitsfällen stark genug, die Heilung herbeizuführen,<br />

ohne dass Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung in Tätigkeit zu treten brauchten.<br />

Doch heilte Christus nicht alle, die geheilt sein wollten. Bei manchen ist die Krankheit<br />

eine Strafe Gottes, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke eine kürzere o<strong><strong>de</strong>r</strong> längere Zeit zu tragen hat. Durch<br />

die Gabe <strong>de</strong>s Hellsehens o<strong><strong>de</strong>r</strong> Hellempfin<strong>de</strong>ns erkannte Christus in je<strong>de</strong>m Falle, ob eine<br />

Heilung erfolgen sollte o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Auch war <strong><strong>de</strong>r</strong> Glaube an Gott und Christus als <strong>de</strong>n<br />

Gottgesandten die Vorbedingung jeglicher Heilung.<br />

Auch blieben nicht alle geheilt. Manche fielen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in ihr früheres Lei<strong>de</strong>n zurück,<br />

sobald sie <strong>de</strong>m Glauben an Gott und Christus wie<strong><strong>de</strong>r</strong> untreu wur<strong>de</strong>n. Denn die<br />

Heilungen sollten ja in erster Linie eine Beglaubigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit sein, die Christus<br />

verkündigte.<br />

Bei <strong>de</strong>n durch Christus gewirkten ‘Totenerweckungen’ muss ich dir etwas sagen, was<br />

dich wohl sehr überraschen wird. Bei allen sogenannten ‘Totenerweckungen’, sowohl<br />

bei <strong>de</strong>n im Alten Testament erwähnten, als auch bei <strong>de</strong>n von Christus gewirkten,<br />

han<strong>de</strong>lte es sich nicht um Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Geist bereits ins Jenseits hinübergetreten<br />

war. Ein wirklich Toter kann aus <strong>de</strong>m Jenseits in das Diesseits nicht mehr zurückkehren.<br />

Sein Geist kann nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>m Körper Besitz ergreifen, <strong>de</strong>n er durch <strong>de</strong>n<br />

irdischen Tod verlassen hat. Das ist ein göttliches Gesetz, von <strong>de</strong>m es keine Ausnahme<br />

gibt. Sobald sich ein Geist im Jenseits befin<strong>de</strong>t, ist seine irdische Laufbahn endgültig<br />

abgeschlossen. Sein diesseitiges Schicksal ist unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>ruflich entschie<strong>de</strong>n. Ein Mensch<br />

kann er alsdann nur wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>m Wege einer neuen Geburt wer<strong>de</strong>n.<br />

In allen Fällen, in <strong>de</strong>nen Christus Menschen zum Leben erweckte, han<strong>de</strong>lte es sich um<br />

solche, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Geist zwar vom Körper gelöst war, aber noch durch ein ganz schwaches<br />

Odband <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m materiellen Leib verbun<strong>de</strong>n blieb. Dieses Odband war so schwach, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ausgetretene Geist we<strong><strong>de</strong>r</strong> aus eigener Kraft, noch durch menschliche<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>belebungs<strong>mit</strong>tel hätte in <strong>de</strong>n Körper zurückkehren können und infolge<strong>de</strong>ssen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wirkliche Tod durch Zerreißen <strong>de</strong>s Odban<strong>de</strong>s bald hätte eintreten müssen. Bei Lazarus<br />

war dieses Odband so schwach, dass nicht einmal soviel Lebenskraft <strong>de</strong>m Körper<br />

zugeführt wer<strong>de</strong>n konnte, als notwendig war, um <strong>de</strong>n Verwesungsprozeß zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

We<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwesungsgeruch, noch die sogenannten Totenflecken an <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiche sind<br />

also untrügliche Zeichen <strong>de</strong>s wirklichen To<strong>de</strong>s.<br />

Dass es sich bei <strong>de</strong>n Totenerweckungen nur um Scheintote han<strong>de</strong>lte, <strong>de</strong>utet Christus klar<br />

an, als er die Tochter <strong>de</strong>s Jairus ins Leben zurückrief: ‘Das Mädchen ist nicht tot,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n schläft nur’ (Matth. 9, 24). - Ihr erklärt diese Worte als Scherz. Solche Scherze<br />

machte Christus nicht, wenn es sich darum han<strong>de</strong>lte, die Beweise für seine göttliche<br />

Sendung <strong>de</strong>m Volke zu erbringen. Auch bei Lazarus weist er seine Apostel darauf hin,<br />

dass es sich bei ihm nicht um einen wirklichen Tod han<strong>de</strong>lte. Denn als er von seiner<br />

Krankheit vernahm, sagte er zu ihnen: ‘Der Zweck dieser Krankheit ist nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie dient zur Verherrlichung Gottes’ (Joh. 11, 4). - Und als Lazarus nach


menschlichem Ermessen tot war, sagte Jesus wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um: ‘Unser Freund Lazarus ist<br />

eingeschlummert und ich gehe hin, ihn aufzuwecken. ’ Als aber seine Apostel ihn nicht<br />

recht verstan<strong>de</strong>n und es auch zwecklos erschien, längere Erklärungen darüber<br />

abzugeben, die sie doch nicht begriffen hätten, da sagte er: ‘Lazarus ist tot. ’ Da<strong>mit</strong><br />

gebrauchte er zwar nicht die richtige Bezeichnung <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s, in <strong>de</strong>m sich Lazarus<br />

befand; aber es war die einzige, durch die er sich verständlich machen konnte. Denn in<br />

diesem Augenblick lag Lazarus bereits im Grabe und wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Menschen zu <strong>de</strong>n<br />

Toten gerechnet. Wäre es <strong><strong>de</strong>r</strong> wirkliche Tod gewesen, dann hätte Christus nicht einige<br />

Tage vorher sagen können, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit <strong>de</strong>s Lazarus nicht sein Tod sei.<br />

Auch hätte er nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Grablegung nicht die Worte gebrauchen dürfen: ‘Unser Freund<br />

ist eingeschlummert. ’ In bei<strong>de</strong>n Fällen sprach Christus die Wahrheit, da es sich<br />

tatsächlich nicht um <strong>de</strong>n wirklichen Tod han<strong>de</strong>lte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um einen ‘Scheintod’.<br />

Aber <strong>de</strong>swegen ist die Tat <strong><strong>de</strong>r</strong> Auferweckung um nichts verkleinert. Denn sie konnte<br />

nicht durch menschliche Kräfte herbeigeführt wer<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur durch die Kraft<br />

Gottes. So war es bei allen Totenerweckungen Christi. Menschenkräfte versagten hier<br />

vollständig. Die Geister Gottes griffen ein. Sie vollen<strong>de</strong>ten alles, was <strong>de</strong>n Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>eintritt<br />

<strong>de</strong>s Geistes in <strong>de</strong>n Körper ermöglichte. Christus nahm die Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong><br />

hellsehend wahr, und auf sein Wort trat dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s Scheintoten wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in seinen<br />

Körper zurück und <strong><strong>de</strong>r</strong> Scheintote wachte auf.<br />

Ihr Menschen <strong>de</strong>nkt nicht daran, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Wirkungen nach gottgegeben<br />

Gesetzen vollziehen. Das gilt nicht nur von <strong>de</strong>n Totenerweckungen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von allen<br />

wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren Taten Jesu. Als er Wasser in Wein verwan<strong>de</strong>lte, war es ebenfalls die<br />

<strong>Geisterwelt</strong> Gottes, die dies vollführte. Darum konnte auch Christus diese Verwandlung<br />

nicht in <strong>de</strong>m Augenblick vornehmen, als seine Mutter es wünschte. Seine Stun<strong>de</strong> war<br />

<strong>de</strong>swegen noch nicht gekommen, weil die dazu erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong><br />

noch nicht been<strong>de</strong>t war. Auch die Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t Zeit. Weil ihr diese<br />

Vorgänge nicht versteht, darum ist euch auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn mancher Worte nicht klar, die<br />

euch die Bibel berichtet, und ihr übersetzt sie <strong>de</strong>swegen falsch in eure Sprachen. So<br />

enthält auch <strong><strong>de</strong>r</strong> biblische Bericht über die Auferweckung <strong>de</strong>s Lazarus einen Satz in<br />

eurer Übersetzung, <strong><strong>de</strong>r</strong> euch ganz unverständlich sein muss. Er lautet: ‘Als nun Jesus<br />

sah, wie Maria weinte und wie auch die Ju<strong>de</strong>n laut weinten, die <strong>mit</strong> ihr gekommen<br />

waren, fühlte er sich im Geiste entrüstet und erregte sich’(Joh. 11, 33). An<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

übersetzten: ‘Er ergrimmte. ’ Warum sollte <strong>de</strong>nn Christus ergrimmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> entrüstet sein,<br />

wenn er Schwestern und Freun<strong>de</strong> eines Toten weinen sieht? - Nein, es heißt: ‘Ein<br />

Schauer befiel seinen Geist und er fühlte sich erschüttert. ’ Denn wenn Geister an euch<br />

herantreten und ihre starke Odstrahlung auf euch wirken lassen, dann fühlt ihr einen<br />

Schauer euch durchrieseln, so dass ihr euch schüttelt. Es ist ein wohltuen<strong><strong>de</strong>r</strong> Schauer,<br />

wenn es gute Geistwesen sind, die auf euch einwirken und ein unangenehmes Gefühl,<br />

wenn die Einwirkung von einem niedrigen Geistwesen herrührt. Ein solcher Schauer<br />

rann auch durch Christus. Es waren die gewaltigen Odstrahlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister, die ihn<br />

umgaben und die ihm die Kraft zuströmten, die er als Schlußstein <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterarbeit<br />

durch seinen lauten Ruf: ‘Lazarus, komm heraus!’ auf <strong>de</strong>n Scheintoten wirken ließ.<br />

Solche ‘Totenerweckungen’ konnte Christus nur dann vornehmen, wenn er durch die<br />

Boten Gottes erfahren hatte, dass es <strong><strong>de</strong>r</strong> Wille Gottes sei. Denn alle Zeichen <strong><strong>de</strong>r</strong>


Krafterweise Gottes erfolgen nur dann, wenn sie zur Verbreitung <strong>de</strong>s Reiches Gottes<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Bestätigung seines Gesandten und seiner Lehre in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Weise dienlich<br />

waren.<br />

Christus sprach in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit nie über seine Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong><br />

Gottes. Nur wenn er sie erwähnen musste, tat er es. So sagte er zu <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n, die ihm<br />

vorwarfen, dass er durch das Böse die Geister aus <strong>de</strong>n Besessenen austreibe, er treibe die<br />

bösen Geister durch einen Geist Gottes aus. ‘Wenn ich aber die bösen Geister durch<br />

einen Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes schon zu euch gekommen’<br />

(Matth. 12, 28).<br />

Mit <strong>de</strong>m höchsten Gra<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Hellsehens, wie es Jesus eigen war, hing auch die Gabe<br />

zusammen, <strong>de</strong>n geistigen Zustand eines Menschen zu erkennen und <strong>de</strong>ssen Gedanken zu<br />

sehen. Es gab zu allen Zeiten Menschen, die eine ähnliche Gabe besaßen. Eure Zeit<br />

versteht das nicht und weiß vor allem nicht, dass es sich auch hierbei um ewig gültige<br />

Gesetze han<strong>de</strong>lt, nach <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Erscheinungen auftreten.<br />

Auch bei Christus vollzog sich alles nach diesen Gesetzen. Ihnen trug er auch dadurch<br />

Rechnung, dass er Ort und Stun<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Geisterverkehr so wählte, dass die<br />

Vorbedingungen dafür möglichst günstig waren. Er, <strong><strong>de</strong>r</strong> seine Anhänger auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>te, das<br />

stille Kämmerlein zum Gebete aufzusuchen, ging selbst auf belaubte Höhen in <strong>de</strong>n<br />

kühlen Abend- und Nachtstun<strong>de</strong>n. Denn Licht und Wärme und <strong><strong>de</strong>r</strong> Lärm <strong>de</strong>s Tages sind<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> für <strong>de</strong>n Geisterverkehr notwendigen Odgestaltung sehr nachteilig. Darum wählte er<br />

die Einsamkeit <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gartens und das Dunkel und die Kühle <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht.<br />

Auch alles, was Christus von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft voraussagte, wusste er nur aus seiner<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geisterboten seines Vaters.<br />

Die früheren Gottgesandten<br />

und die <strong>Geisterwelt</strong><br />

Ihr pflegtet bisher die Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> und Weissagungen Jesu als Beweis für seine Gottheit<br />

anzusehen. Dabei begingt ihr einen großen Trugschluss. Ihr verwechselt <strong>de</strong>n Wirken<strong>de</strong>n<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Werkzeug. Der Wirken<strong>de</strong> ist Gott. Das sichtbare Werkzeug seines Wirkens<br />

kann je<strong>de</strong>s Wesen sein, während die unsichtbaren Werkzeuge die <strong>de</strong>m Betreffen<strong>de</strong>n<br />

Wesen beigegebenen Geister Gottes sind. Wenn ihr nur ein wenig nach<strong>de</strong>nken wür<strong>de</strong>t,<br />

so müsstet ihr dies von selbst fin<strong>de</strong>n. Wenn du über die ‘Gottheit Christi’ predigtest und<br />

sie <strong>mit</strong> seinen Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Weissagungen zu beweisen suchtest, kam dir da nicht in <strong>de</strong>n<br />

Sinn, einmal einen Vergleich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n früheren Gottgesandten anzustellen? Haben diese<br />

nicht ähnliche Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>zeichen gewirkt, wie Christus? Waren die Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Mose <strong>de</strong>nn<br />

geringer, als die Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> Jesu? War die Verwandlung <strong>de</strong>s Stabes in eine Schlange, <strong>de</strong>s<br />

Wassers in Blut, die Tötung <strong><strong>de</strong>r</strong> ägyptischen Erstgeburt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchgang durch das Rote<br />

Meer, das Hervorbringen von Trinkwasser durch einen Schlag seines Stabes und viele<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zeichen <strong>de</strong>s Mose etwas Geringeres, als die durch Jesus bewirkte Verwandlung<br />

<strong>de</strong>s Wassers in Wein, das Wan<strong>de</strong>ln auf <strong>de</strong>m Meere und die Stillung <strong>de</strong>s Meeressturmes?<br />

Dann müsstet ihr ja auch Mose als Gott ansehen, wenn ihr in <strong>de</strong>m, was Jesus tat, einen


Beweis für seine Gottheit erkennen wollt. Und wur<strong>de</strong>n nicht durch viele Menschen, die<br />

Werkzeuge Gottes waren, Kranke geheilt und ‘Tote’ erweckt? Dann mussten auch sie<br />

alle Gott gewesen sein. Dann waren Josua, Elia, Elisa und die übrigen großen Propheten<br />

Gottes ebenfalls Gott. Dann waren auch die Apostel Gott, da sie ja dieselben<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>zeichen wirkten, wie Christus und gemäß seinen Worten noch Größeres wirken<br />

sollten, als er selbst. Ihr könnt keine Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> Jesu angeben, die nicht in gleicher o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ähnlicher Weise von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen als Gesandten Gottes gewirkt wor<strong>de</strong>n sind. Ihr<br />

verkennt vollständig <strong>de</strong>n Zweck, <strong>de</strong>n die Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>werke nach <strong>de</strong>n Absichten Gottes bei<br />

seinen Gesandten haben. Ihr be<strong>de</strong>nkt zu wenig, dass Gott seine Werkzeuge durch solche<br />

außergewöhnliche Taten beglaubigen muss, bevor er von <strong>de</strong>n Menschen verlangen kann,<br />

dass sie jene Werkzeuge als von Gott beauftragt anerkennen. Alle Gesandten Gottes<br />

haben bei Erfüllung ihres Auftrages von <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit Schweres zu erdul<strong>de</strong>n gehabt.<br />

Alle hatten einen bitteren Lei<strong>de</strong>nsweg zu gehen. Sie waren die Gefäße, in <strong>de</strong>nen Gottes<br />

Licht und Wahrheit leuchtete. Aber die im Banne <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis liegen<strong>de</strong>n Menschen<br />

konnten das Licht nicht vertragen. Es schien ihnen zu hell in ihre von Sün<strong>de</strong>n kranken<br />

Augen. Sie wandten sich von <strong>de</strong>m Lichte ab und suchten die menschlichen Gefäße zu<br />

vernichten, die als Leuchter für das Licht Gottes dienten. So war es zu allen Zeiten. So<br />

ist es auch heute und so wird es so lange bleiben, als es sün<strong>de</strong>nkranke Menschenaugen<br />

gibt, die es schmerzt, wenn ihnen das Licht <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit vorgehalten wird. Die bösen<br />

Mächte und die von ihnen geknechteten Menschen hassen das Licht und die Lichtträger<br />

und bieten ihre ganze Kraft zum Vernichtungskampfe gegen sie auf.<br />

Die Lei<strong>de</strong>n Jesu in seiner Be<strong>de</strong>utung<br />

für die Erlösung<br />

Wie furchtbar musste daher vor allem auch das Wüten sein, das gegen <strong>de</strong>n größten<br />

Lichtträger, <strong><strong>de</strong>r</strong> je zur Er<strong>de</strong> kam, von seiften <strong>de</strong>s Bösen einsetzte, um ihn unschädlich zu<br />

machen! Wie bitter musste <strong><strong>de</strong>r</strong> Lei<strong>de</strong>nsweg wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Christus zu gehen hatte!<br />

Das, was Christus innerlich unter <strong>de</strong>n Anfechtungen <strong>de</strong>s Bösen zu erdul<strong>de</strong>n hatte, entzog<br />

sich <strong>de</strong>n Augen <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen. Darum berichtet auch die Bibel nichts darüber. Sie bringt<br />

bloß die so wenig sagen<strong>de</strong> Erzählung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuchung Jesu in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste. Und doch<br />

waren diese Angriffe Satans so furchtbar, dass alle früheren Gottgesandten zum Abfall<br />

von Gott gebracht wor<strong>de</strong>n wären, wenn Gott <strong>de</strong>n Höllenmächten gestattet hätte, <strong>mit</strong><br />

solcher Stärke gegen sie vorzugehen, wie er es ihnen bei Jesus erlaubte.<br />

Aber auch die körperlichen Lei<strong>de</strong>n, die er bis zu seinem letzten Atemzug am Kreuze zu<br />

erdul<strong>de</strong>n hatte, waren <strong><strong>de</strong>r</strong>art, dass ihnen die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gottgesandten, vor allem in<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n gleichzeitigen Seelenqualen, nicht hätten standhalten können. Für<br />

Christus hatte sein Lei<strong>de</strong>nsweg allerdings eine wesentlich höhere Be<strong>de</strong>utung, als für die<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Propheten Gottes. Für diese war <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Abschluss ihres Menschenlebens ihre<br />

Aufgabe erfüllt, wenn sie Gott treu blieben. Für Christus war sein menschliches Lei<strong>de</strong>n<br />

jedoch bloß die Erfüllung eines Teiles seiner Aufgabe. Den Hauptteil dieser Aufgabe<br />

hatte er nach seinem irdischen To<strong>de</strong> als Geist durch einen Sieg über die Mächte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Finsternis zu lösen. Der Kreuzestod war bloß die Vorbedingung für diesen Sieg. Zwar


nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreuzestod als solcher, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das Ertragen <strong>de</strong>s Kreuzesto<strong>de</strong>s, ohne dadurch<br />

zum Abfall von Gott gebracht zu wer<strong>de</strong>n. Christus hätte ja, schon am Kreuze hängend,<br />

noch im letzten Augenblick an Gott verzweifeln und <strong>de</strong>m Bösen verfallen können. Dann<br />

wäre er zwar auch am Kreuze gestorben, aber als ein von Satan Besiegter und von Gott<br />

Abgefallener. Bis dahin stand er in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verteidigung gegen das furchtbare Trommelfeuer<br />

höllischer Angriffe. Wäre Christus diesen Angriffen erlegen, dann wäre alles zu En<strong>de</strong><br />

gewesen. Der Erlösungsversuch war gescheitert und Christus war <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefangene <strong>de</strong>s<br />

Fürsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis.<br />

Konnte jedoch Christus we<strong><strong>de</strong>r</strong> durch die seelischen Anfechtungen noch durch die<br />

furchtbarsten körperlichen Lei<strong>de</strong>n als Mensch von <strong>de</strong>n Höllenmächten nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gekämpft<br />

wer<strong>de</strong>n, dann begann im Augenblick <strong>de</strong>s irdischen To<strong>de</strong>s Jesu <strong><strong>de</strong>r</strong> zweite Teil <strong>de</strong>s<br />

Befreiungskampfes. Er, <strong><strong>de</strong>r</strong> als Mensch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verteidigung gegen die Höllenmächte<br />

stand, ging nun als Geist zum Angriff gegen sie vor, um <strong>de</strong>n endgültigen Sieg über sie<br />

zu erringen. Er stieg zum Entscheidungskampf in die Hölle hinab. ‘Abgestiegen zu <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hölle!’<br />

Christi letzte Lei<strong>de</strong>nsstun<strong>de</strong>n<br />

Doch möchte ich zunächst noch bei <strong>de</strong>m ersten Teil dieses wichtigsten Kampfes, <strong><strong>de</strong>r</strong> je<br />

ausgefochten wur<strong>de</strong>, etwas länger verweilen. Ich möchte <strong>mit</strong> dir die menschlichen<br />

Lei<strong>de</strong>nsstun<strong>de</strong>n Christi durchgehen, die ihr die ‘Passion’ nennt. Ihr Menschen würdigt ja<br />

viel zu wenig das unsagbare Lei<strong>de</strong>n, das dieser gottgesandte Kreuzträger zu eurer<br />

Rettung erdul<strong>de</strong>n musste.<br />

Am Abend vor seinem To<strong>de</strong> befand er sich <strong>mit</strong> seinen Jüngern im Abendmahlssaale.<br />

Das Ostermahl, das er <strong>mit</strong> ihnen hielt, war zugleich sein Abschiedsmahl. Aber wer<br />

vermag <strong>de</strong>n Seelenschmerz zu ermessen und nachzuempfin<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn hier<br />

durchzitterte! - Er wusste durch die Geisterboten Gottes, dass bereits alle<br />

Vorbereitungen zu seiner Gefangennahme und beschleunigten Hinrichtung getroffen<br />

waren. Er wusste, dass einer seiner Jünger Verhandlungen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Hohen Priestern<br />

geführt und sich gegen einen Verräterlohn von 30 Silberlingen bereiterklärt hatte, ihnen<br />

seinen Meister in die Hän<strong>de</strong> zu liefern. Und dieser Verräter lag in diesem Augenblick<br />

<strong>mit</strong> ihm an <strong>de</strong>mselben Tisch. Sie saßen nämlich nicht, wie ihr annehmt und eure Bil<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

es darstellen, an einem langen Tisch, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n lagen auf Tierfellen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Köpfe zu einem<br />

Ruhepolster erhöht waren, zu je drei an kleinen niedrigen Tischchen, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m einen Arm<br />

sich auf das Polster stützend und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Speisen essend, die vor ihnen<br />

stan<strong>de</strong>n. Mit Christus zusammen an <strong>de</strong>mselben Tischchen lagen Johannes und Judas:<br />

Johannes zu seiner Linken <strong>mit</strong> seinem Haupt nahe an <strong><strong>de</strong>r</strong> Brust <strong>de</strong>s Meisters, an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite Judas. Dieser wagte nicht, seine Augen zum Meister zu erheben und<br />

sehnte sich nach <strong>de</strong>m Augenblick, wo er unauffällig <strong>de</strong>n Saal verlassen konnte.<br />

Wie schnitt es <strong>de</strong>m Meister ins Herz, diesen seinen Jünger als Verräter vor sich zu sehen,<br />

<strong>de</strong>ssen furchtbaren Tod er vorauswusste. ‘Es wäre ihm besser, wenn er nicht geboren<br />

wäre. ’- Jesu Augen füllten sich <strong>mit</strong> Tränen, als er ihn immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> anschauen musste.<br />

Sein Herz hing <strong>mit</strong> Liebe auch an diesem verlorenen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>. Vor seinem Geist stieg das<br />

Bild auf, das schon nach wenigen Stun<strong>de</strong>n Wirklichkeit wer<strong>de</strong>n sollte: Judas in


Erkenntnis seiner Freveltat <strong>mit</strong> Verzweiflung im Herzen und einem Strick in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand<br />

vor <strong>de</strong>m Baume stehend, an <strong>de</strong>m er sich erhängte, und neben ihm Luzifer, um <strong>de</strong>n Geist<br />

<strong>de</strong>s von ihm Verführten <strong>mit</strong> sich in die Tiefe zu nehmen. - Der Meister schüttelte sich<br />

vor Entsetzen bei diesem Bil<strong>de</strong>.<br />

Und die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Apostel? Wer<strong>de</strong>n sie ihm in seinen schweren Marterstun<strong>de</strong>n tröstend<br />

und helfend zur Seite stehen? Er sah <strong>de</strong>n Schicksalsfilm <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten zwölf Stun<strong>de</strong>n sich<br />

vor seinem geistigen Auge abrollen. Er sah sie alle von ihm fliehen aus Angst für das<br />

eigene Leben, sah einen Petrus in To<strong>de</strong>sangst zitternd vor einer Türhüterin stehen und<br />

die Zugehörigkeit zu seinem Meister unter einem Eidschwur ableugnen. Er sah die<br />

Teufel sich schon an <strong><strong>de</strong>r</strong> Tür <strong>de</strong>s Abendmahlsaales drängen, um seine Jünger beim<br />

Verlassen <strong>de</strong>s Saales in Empfang zu nehmen und sie in dieser Nacht an ihrem Meister<br />

irre wer<strong>de</strong>n zu lassen, da<strong>mit</strong> sie <strong>de</strong>m für <strong>de</strong>n Tod Bestimmten keine Stütze sein und ihm<br />

keinen Beistand leisten könnten. - ‘Satan hat verlangt, euch sieben zu dürfen wie <strong>de</strong>n<br />

Weizen. ’ Warum hatte Satan dies verlangt? - Jetzt erst hatte er durch eine Offenbarung<br />

Gottes erfahren, was bei diesem Entscheidungskampfe für ihn auf <strong>de</strong>m Spiele stand. Die<br />

Gerechtigkeit Gottes war es Luzifer schuldig, ihn nicht länger darüber im unklaren zu<br />

lassen, dass es sich in <strong>de</strong>m nun beginnen<strong>de</strong>n Kampfe zwischen ihm und Christus um die<br />

Herrscherrechte <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle über die gefallenen Geister handle. Gott offenbarte ihm, dass<br />

Christus, falls er in <strong>de</strong>m nun beginnen<strong>de</strong>n To<strong>de</strong>slei<strong>de</strong>n standhaft bliebe, nachher als<br />

Geist im Verein <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n himmlischen Legionen gegen die Hölle zum Angriff schreiten,<br />

ihn - <strong>de</strong>n Fürsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle - besiegen und ihm einen wesentlichen Teil seiner<br />

Herrscherrechte entziehen wer<strong>de</strong>. Satan erbebte bei dieser Kun<strong>de</strong>. Nun verlangte er von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Gerechtigkeit Gottes, die ihm einst das unbeschränkte Recht über die<br />

gefallenen Geister eingeräumt hatte, für <strong>de</strong>n Entscheidungskampf vollständige<br />

Neutralität von seiften Gottes. Gott sollte seine Hand von Jesus wegziehen und ihm auch<br />

keine menschliche Hilfe gewähren, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle in allem freie Hand<br />

lassen. Wür<strong>de</strong> Gott dieser For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nachgeben, so hoffte Luzifer bei Anspannung aller<br />

seiner Kräfte diesen Jesus von Nazareth im letzten Augenblick doch noch mürbe machen<br />

und zur Verzweiflung treiben zu können.<br />

Gott erfüllte das Verlangen Satans <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> einzigen Ausnahme, dass er sich eine<br />

Stärkung <strong><strong>de</strong>r</strong> rein körperlichen Lebenskraft Jesu vorbehielt. Denn ohne diese Stärkung<br />

wäre Christus schon im Garten Gethsemane gestorben, und sein Lei<strong>de</strong>nsweg hätte sich<br />

nicht vollen<strong>de</strong>n können.<br />

Alles seelische und körperliche Leid <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> sollte nach <strong>de</strong>m Verlangen Luzifers auf<br />

wenige Stun<strong>de</strong>n zusammengedrängt über <strong>de</strong>m Haupte seines Gegners<br />

zusammenschlagen und gleichzeitig die Hölle <strong>mit</strong> ihrer ganzen Macht auf ihn und seine<br />

Getreuen eindringen dürfen. So sollte <strong>de</strong>m Alleinstehen<strong>de</strong>n, vom eigenen Jünger<br />

Verratenen, von <strong>de</strong>n übrigen im Stich Gelassenen und ohne Hilfe Gottes <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle<br />

Preisgegebenen das En<strong>de</strong> eines Judas bereitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Schon jetzt, als Jesus nach <strong>de</strong>m Weggang <strong>de</strong>s Judas Brot und Wein als Sinnbild seines<br />

Sterbens <strong>de</strong>n Aposteln darreichte und die Abschiedsworte an sie richtete, da blutete sein<br />

Herz aus tausend Wun<strong>de</strong>n. Er war Mensch, wie ihr und hatte auch in dieser und <strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n vor an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen nichts voraus. Im Gegenteil, ihm fehlte


überdies noch alles das, was sonst <strong>de</strong>n Menschen in ihren Lei<strong>de</strong>nsstun<strong>de</strong>n als Quelle <strong>de</strong>s<br />

Trostes und <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Aufrichtung zu dienen pflegt.<br />

Nun geht er in die dunkle Nacht hinaus zum Garten Gethsemane. Die Nacht ist keines<br />

Menschen Freund, vor allem keines leidgequälten. Die Jünger, an <strong>de</strong>nen schon die bösen<br />

Geistermächte am Arbeiten sind, gehen in banger Erwartung <strong><strong>de</strong>r</strong> Dinge, die da kommen<br />

sollen, schweigend neben ihm her. Auch er schweigt unter <strong>de</strong>m Drucke tiefster<br />

Seelenqual.<br />

Im Garten, an <strong><strong>de</strong>r</strong> einsamen Stelle, die er sich für sein Gebet um Stärke auswählt, wartet<br />

schon Luzifer <strong>mit</strong> seinen stärksten Höllenmächten, um <strong>de</strong>n Kommen<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> vereinten<br />

Kräften seelisch nie<strong><strong>de</strong>r</strong>zuringen. Jetzt ist ja die Stun<strong>de</strong>, die Gott <strong>de</strong>m Fürsten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Finsternis zugebilligt hat.<br />

Menschliche Worte vermögen das nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zugeben, was die Hölle in dieser einen<br />

Stun<strong>de</strong> an Schrecknissen über ihr Opfer ausgegossen hat. Wie einst <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Luzifer bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Versuchung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste diesem Menschensohn alle Reiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt in ihrer<br />

Herrlichkeit zeigte, um ihn da<strong>mit</strong> zum Abfall zu verlocken, so führt er ihm jetzt zu<br />

<strong>de</strong>mselben Zwecke das Furchtbarste und Hässlichste vor Augen, das es in dieser<br />

Menschheit gibt. Er lässt die Gott lästern<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m Bösen verfallene Menschheit in<br />

allen Einzelbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>s Unglaubens und Lasters an seinen Augen vorüberziehen. Bild<br />

folgt auf Bild... grauenhaft! Dann zeigt er Jesus die angeblichen ‘Früchte’ seiner<br />

vieljährigen Tätigkeit unter <strong>de</strong>m jüdischen Volke als <strong>de</strong>m Volke Gottes, zeigt<br />

hohnlachend auf seine Jünger, von <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> eine als Verräter <strong>mit</strong> einer Hor<strong>de</strong> im Anzug<br />

ist, während die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en nicht weit von ihm liegen und schlafen und in dieser qualvollen<br />

Stun<strong>de</strong> kein liebes Wort für ihren Meister fin<strong>de</strong>n und nicht eine Stun<strong>de</strong> <strong>mit</strong> ihm wach<br />

bleiben können. ‘Und für eine solche Menschheit willst du zur Besiegelung <strong>de</strong>iner Lehre<br />

sterben?’, hört er Luzifer höhnen. ‘Für diese Menschheit, die <strong>de</strong>inen Vater verlästert und<br />

dich als einen Narren verhöhnen wird, wenn du <strong>de</strong>in Leben für solche Verbrecher<br />

hingibst. - Und wie wirst du sterben?’ Und nun dreht er <strong>de</strong>n Lei<strong>de</strong>nsfilm vor <strong>de</strong>m<br />

hellsehen<strong>de</strong>n Auge seines an allen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n zittern<strong>de</strong>n Opfers: die Gefangennahme, die<br />

Flucht <strong><strong>de</strong>r</strong> Jünger, die Verleugnung <strong>de</strong>s Petrus, das blutdürstige Geheul jenes Volkes,<br />

das ihm noch vor wenigen Tagen das Hosanna zugerufen, das To<strong>de</strong>surteil, die<br />

Geißelung, die furchtbaren Misshandlungen, die Dornenkrönung, <strong>de</strong>n Kreuzweg, die<br />

Kreuzigung alles in <strong>de</strong>n schauerlichsten Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n, nur um ihn zu einem seelischen<br />

Zusammenbruch und zur Verzweiflung zu bringen. Und gleichzeitig hämmerten die<br />

Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Trostlosigkeit und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verzweiflung die entsetzlichsten Gedanken in <strong>de</strong>n<br />

Geist dieses von allen Verlassenen. Seine Pulse rasten, sein ganzer Leib erzitterte im<br />

höchsten Fieberschauer, das Herz drohte zu zerspringen. To<strong>de</strong>sangst befiel ihn, und <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m Angstschweiß wur<strong>de</strong>n auch Blutstropfen durch die Poren hindurchgepresst und<br />

rannen zur Er<strong>de</strong>. Die Jünger schliefen, während sich das Furchtbare bei ihrem Meister<br />

abspielte.<br />

Die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lei<strong>de</strong>nsgeschichte Jesu hat eure Bibel in wenigen Strichen gezeichnet, die<br />

euch das wirkliche Erleben <strong>de</strong>ssen nicht nahe bringt, was an seelischen und körperlichen<br />

Martern <strong>de</strong>m Erlöser bereitet wor<strong>de</strong>n ist. Auch sind manche <strong><strong>de</strong>r</strong> schlimmsten Qualen in<br />

eurer Bibel überhaupt nicht erwähnt. So sind die entsetzlichen Stun<strong>de</strong>n <strong>mit</strong>


Stillschweigen übergangen, die Jesus in <strong>de</strong>n unterirdischen Kellern <strong><strong>de</strong>r</strong> Statthalterei hat<br />

zubringen müssen. In diese nassen, von <strong>de</strong>n abscheulichsten Tieren wimmeln<strong>de</strong>n<br />

dumpfen Verlies hatten die Soldaten Jesus nach seiner Geißelung, Dornenkrönung und<br />

Verhöhnung geschleppt, nach<strong>de</strong>m sie vorher die zahllosen tiefen Wun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>n<br />

Geißelhieben zerfetzten Leibes voll Salz gestreut und ihm die Hän<strong>de</strong> gebun<strong>de</strong>n hatten,<br />

da<strong>mit</strong> er sich nicht durch Entfernung <strong>de</strong>s Salzes eine Lin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> unmenschlichen<br />

Qualen verschaffen konnte.<br />

Nie hat ein Mensch eine solche Marter zu erdul<strong>de</strong>n gehabt, wie dieser menschgewor<strong>de</strong>ne<br />

Gottessohn. Die Hölle hat durch ihre irdischen Werkzeuge bei ihm das Äußerste<br />

versucht, weil sie ihn als <strong>de</strong>n größten Gegner erkannte, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf die Er<strong>de</strong> kommen konnte.<br />

Aber das, was sie ihm an leiblichen Schmerzen bereitete, kam <strong>de</strong>m nicht gleich, was er<br />

an seelischen Lei<strong>de</strong>n zu tragen hatte. Und zwar lasteten die körperlichen und seelischen<br />

Qualen gleichzeitig auf ihm. Dazu fehlten ihm bis zum letzten Augenblick je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

menschliche Trost und, was noch schlimmer war, auch je<strong>de</strong> göttliche Hilfe. Gott zog<br />

seine stärken<strong>de</strong> Hand von ihm weg und überließ ihn hilflos <strong>de</strong>n Mächten <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle. Der<br />

Schrei <strong>de</strong>s am Kreuze <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> Ringen<strong>de</strong>n: ‘Mein Gott, mein Gott, warum hast du<br />

mich verlassen?’ verrät die ganze Größe <strong>de</strong>ssen, was er im Augenblick höchster<br />

irdischer Qual an tiefster innerer Verlassenheit zu erdul<strong>de</strong>n hatte. Satan sollte nicht<br />

sagen können, er habe diesen Menschen <strong>de</strong>shalb nicht zu besiegen vermocht, weil ihm<br />

von an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Seite zu viel Hilfe zuteil gewor<strong>de</strong>n sei. Er sollte bekennen müssen, dass er<br />

einen sich selbst überlassenen Menschen trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> größten geistigen und leiblichen<br />

Folterqualen, die er ihm bereitete, nicht zum Abfall von Gott hatte bewegen können.<br />

Die Mutter Jesu bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreuzigung nicht<br />

anwesend<br />

Es ist unrichtig, wenn eure Bibel berichtet, dass unter <strong>de</strong>m Kreuze die Mutter Jesu <strong>mit</strong><br />

Johannes gestan<strong>de</strong>n habe. Auch dieser äußere Trost war ihm versagt. Von allen, die ihn<br />

am meisten liebten, war keiner bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreuzigung anwesend. Sie hätten <strong>de</strong>n Anblick<br />

nicht ertragen können. O<strong><strong>de</strong>r</strong> wo wäre eine menschliche Mutter, die zusehen könnte, wie<br />

ihr Kind ans Kreuz genagelt wird. Und dazu soll nach eurer Annahme Maria unter <strong>de</strong>m<br />

Kreuze sogar gestan<strong>de</strong>n haben. Wäre sie dort gewesen, so hätte sie sicherlich nicht<br />

gestan<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wäre ohnmächtig zusammengebrochen.<br />

Darum ist es auch unrichtig, dass Jesus vom Kreuze herab zu seiner Mutter und zu<br />

Johannes die Worte gesprochen haben soll: ‘Mutter, siehe <strong>de</strong>inen Sohn - Sohn, siehe<br />

<strong>de</strong>ine Mutter!’ - Wohl hat er ähnliche Worte an seine Mutter und an Johannes gerichtet,<br />

als er nach <strong>de</strong>m von Pilatus verkün<strong>de</strong>ten To<strong>de</strong>surteil aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Statthalterei heraustrat und<br />

seine Mutter und Johannes im tiefsten Seelenschmerz sich an ihn klammerten, bis die<br />

Soldaten sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> von ihm wegrissen. Zur Gerichtssitzung waren Mutter und Jünger<br />

gekommen. Die Mutter hatte immer noch auf einen günstigen Ausgang gehofft. Sie<br />

musste immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an das Opfer Abrahams <strong>de</strong>nken, <strong>de</strong>ssen Sohn Gott auch noch im<br />

letzten Augenblick, als schon das Schlachtmesser gezogen war, vor <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> bewahrte.<br />

Auch bei euch bleibt keine Mutter von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gerichtssitzung fern, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> es sich um


Leben und Tod <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s han<strong>de</strong>lt. Aber auch keine Mutter geht <strong>mit</strong> auf <strong>de</strong>n Richtplatz,<br />

um zu sehen, wie ihr Kind hingerichtet wird. Der Anblick seiner vor Schmerz und<br />

Entsetzen taumeln<strong>de</strong>n Mutter schnitt Jesus tief in die Seele. Er wollte sie <strong><strong>de</strong>r</strong> Qual, das<br />

Lei<strong>de</strong>n ihres Sohnes <strong>mit</strong> anzusehen, nicht länger aussetzen. Darum bat er Johannes, sie<br />

<strong>mit</strong> sich in sein Haus zu nehmen, bis alles vorüber sei, und er re<strong>de</strong>te seiner Mutter<br />

liebevoll zu, <strong>mit</strong> Johannes zu gehen und Gott um Stärke in dieser schweren Stun<strong>de</strong> zu<br />

bitten. Denn was jetzt <strong>mit</strong> ihm geschehe, sei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wille seines himmlischen Vaters. Sie<br />

wer<strong>de</strong> ihn nach drei Tagen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>sehen.<br />

Johannes kam <strong>de</strong>m Wunsche <strong>de</strong>s Meisters nach und brachte diese <strong>mit</strong> tausend<br />

Schmerzensschwertern durchbohrte Mutter, die sich nur <strong>mit</strong> äußerster Kraftanstrengung<br />

aufrecht halten konnte, in seine Wohnung. Er nahm sie nicht von dieser Stun<strong>de</strong> an zu<br />

sich, wie eure Übersetzung lautet, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er nahm sie aus dieser qualvollen Stun<strong>de</strong><br />

heraus <strong>mit</strong> sich in sein Haus. Dorthin kamen nach und nach alle Getreuen Jesu. Später,<br />

als man annehmen konnte, dass die Kreuzigung vorüber sei, gingen einige, darunter auch<br />

Maria Magdalena, an einen Platz, von wo aus sie die Kreuzigungsstätte sehen konnten<br />

und berichteten nachher <strong>de</strong>n Tod Jesu.<br />

Die Mutter Jesu blieb bei Johannes nur so lange, als sie in Jerusalem weilte. Nachher<br />

ging sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> nach Nazareth. Dort waren ja ihre an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> und dort hatte sie ihr<br />

Heim. Selbstverständlich ging sie oft nach Jerusalem zu <strong>de</strong>n Aposteln, solange diese dort<br />

wohnten, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu Johannes.<br />

Kein Hervorkommen von Toten aus <strong>de</strong>n<br />

Gräbern am Karfreitag<br />

Wie Christus während seines Lebens durch die Kraft Gottes als Gottgesandter bestätigt<br />

wur<strong>de</strong>, so auch in seinem To<strong>de</strong>. Die Sonne verfinsterte sich drei Stun<strong>de</strong>n lang. Es war<br />

keine natürliche Finsternis, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine durch Gottes Kraft bewirkte. Und in <strong>de</strong>m<br />

Augenblick, wo Christus seinen Geist aufgab, zerriss <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorhang <strong>de</strong>s Tempels von<br />

oben bis unten zum Zeichen, dass die Schei<strong>de</strong>wand zwischen <strong>de</strong>m Reiche Gottes und<br />

<strong>de</strong>m Reiche Satans durch <strong>de</strong>n Tod Jesu gefallen sei. - Die Er<strong>de</strong> erbebte und die Felsen<br />

zersprangen. Aber was eure Bibel im Matthäus-Evangelium berichtet, dass nämlich die<br />

Toten aus <strong>de</strong>n Gräbern gekommen und vielen in Jerusalem erschienen seien, ist eine<br />

Fälschung eines ursprünglich richtigen Textes. Dieser lautete: ‘Da zerriss <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorhang<br />

im Tempel von oben bis unten in zwei Stücke, die Er<strong>de</strong> erbebte, die Felsen zersprangen,<br />

die Gräber wur<strong>de</strong>n auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>gerissen und viele Leichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entschlafenen wur<strong>de</strong>n<br />

herausgeschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Viele, die aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt herausgekommen waren, konnten die<br />

Leichen dort liegen sehen. ’ In diesem richtigen Text wird also <strong><strong>de</strong>r</strong> ganz natürliche<br />

Vorgang berichtet, dass durch die Erdstöße die in die Felsen gehauenen Grabkammern<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>gerissen und die Leichen an die Oberfläche geschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>n. Da nun<br />

viel Volk zu <strong>de</strong>m Schauspiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreuzigung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt herausgeströmt war, konnten<br />

diejenigen, die an <strong>de</strong>n auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>gesprengten Grabstätten vorbeikamen, die<br />

herausgeschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Leichname dort liegen sehen.


Hier hast du wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eines von <strong>de</strong>n zahlreichen Beispielen, wie man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit<br />

die Heiligen Urkun<strong>de</strong>n aus ganz bestimmten Absichten fälschte. Man hatte die falsche<br />

Lehre aufgestellt, dass auch die irdischen Leiber <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen später wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

auferstehen wür<strong>de</strong>n. Um für diese Lehre in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel eine Beweisstelle zu schaffen, hat<br />

man außer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stellen auch diese Bibelstelle gefälscht, in<strong>de</strong>m man folgen<strong>de</strong><br />

Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an <strong>de</strong>m richtigen Text vornahm: Anstatt <strong><strong>de</strong>r</strong> Worte: ‘Die Leichen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Entschlafenen wur<strong>de</strong>n herausgeschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t’ setzte man die Worte: ‘Die Leiber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

entschlafenen Heiligen wur<strong>de</strong>n auferweckt. ’ Das Wort ‘Heilige’ musste man schon<br />

<strong>de</strong>shalb hinzufügen, weil man nicht sagen durfte, dass auch die Leiber unheilig<br />

Verstorbener beim To<strong>de</strong> Christi auferweckt wur<strong>de</strong>n. - Aber eine noch größere<br />

Schwierigkeit hatte man bei dieser Fälschung zu überwin<strong>de</strong>n. Es wäre nämlich nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche nicht möglich, dass Leiber von Verstorbenen auferstehen konnten,<br />

noch bevor Christus auferstan<strong>de</strong>n war. Denn Christus stand ja als erster von <strong>de</strong>n Toten<br />

auf. Darum setzte man hinzu: ‘Sie kamen nach <strong>de</strong>ssen Auferstehung in die Heilige Stadt<br />

und erschienen vielen. ’ Die Fälscher haben sich dabei nicht überlegt, dass vorher<br />

ausdrücklich gesagt war, dass die Leiber <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstorbenen schon am Karfreitag<br />

auferstan<strong>de</strong>n sind, also drei Tage vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Auferstehung Christi. Dabei spielt es keine<br />

Rolle, ob sie am Karfreitag o<strong><strong>de</strong>r</strong> am Ostersonntag <strong>de</strong>n Leuten in Jerusalem erschienen<br />

sein sollen. Und dann - wo haben sich <strong>de</strong>nn diese schon am Karfreitag angeblich<br />

auferstan<strong>de</strong>nen Leiber während <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten Tage aufgehalten? Und wo sind sie nach<br />

<strong>de</strong>m Ostersonntag hingegangen? Sind sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in die Gräber zurückgekehrt o<strong><strong>de</strong>r</strong> was<br />

ist aus ihnen gewor<strong>de</strong>n? - Es ist merkwürdig, dass <strong>de</strong>n drei an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Evangelisten nichts<br />

von dieser Auferstehung von Leibern <strong><strong>de</strong>r</strong> Toten am Karfreitag bekannt ist. Aber auch<br />

Matthäus hat in Wirklichkeit nichts <strong><strong>de</strong>r</strong>gleichen berichtet, wie du aus meinen<br />

Richtigstellungen ersiehst.<br />

Christi Abstieg in die Hölle und sein Sieg<br />

Christus war tot. Sein Geist hatte sich im irdischen Sterben von <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Hülle<br />

getrennt. Als Mensch war er allen Angriffen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle gegenüber standhaft geblieben.<br />

So<strong>mit</strong> hatte er <strong>de</strong>n ersten und wichtigsten Teil seiner Messias-Aufgabe gelöst. Er war<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle nicht besiegt wor<strong>de</strong>n. Da<strong>mit</strong> war er selbst aber noch nicht Sieger über <strong>de</strong>n<br />

Feind, <strong>de</strong>m er standgehalten hatte. Denn wenn zwei <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> kämpfen und <strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />

wehrt alle Angriffe <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ab, dann ist er da<strong>mit</strong> noch nicht Sieger. Um <strong>de</strong>n Sieg zu<br />

erlangen, muss er <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en angreifen und ihn nie<strong><strong>de</strong>r</strong>ringen, so dass jener sich für<br />

besiegt erklärt.<br />

So war es auch bei Christus. Als Mensch hatte er alle Angriffe seines gewaltigen<br />

Gegners abgeschlagen. Das war alles, was er als Mensch tun konnte. Jetzt aber, wo er<br />

frei war vom irdischen Körper, konnte er als Geist auch zum Angriff gegen seinen<br />

Feind, <strong>de</strong>n Fürsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis, vorgehen. Er stieg hinab zur Hölle im Vertrauen auf<br />

die alles überwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kraft Gottes, die er sich durch seine Standhaftigkeit in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gottestreue als Mensch verdient hatte. Gott sandte ihm nun die himmlischen<br />

Heerscharen als Kampfgenossen. Es begann ein Ringen, das <strong>de</strong>mjenigen ähnlich war,<br />

das sich damals abspielte, als Luzifer <strong>mit</strong> seinem Anhang gegen die himmlischen<br />

Legionen am Tage <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Revolution im Geisterreiche Gottes kämpfte. Der jetzige


Kampf spielte sich im Reiche Satans ab. Es war sowohl ein Einzelkampf zwischen<br />

Christus und Luzifer, als auch ein Massenkampf zwischen <strong>de</strong>n himmlischen Legionen<br />

und <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis. Dieses gewaltige Ringen pflanzte sich fort bis in die tiefsten<br />

Sphären <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle, wohin Luzifer und sein Anhang zurückweichen musste. Da, als die<br />

Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lage <strong><strong>de</strong>r</strong> Höllenmächte nicht mehr zweifelhaft war, traten auch viele von <strong>de</strong>nen,<br />

die bisher ihre Vasallen waren, aber ihren Abfall von Gott bereuten, auf die Seite <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

himmlischen Heerscharen und kämpften <strong>mit</strong> diesen zusammen gegen ihre bisherigen<br />

Unterdrücker. Und die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Überläufer wuchs von Sekun<strong>de</strong> zu Sekun<strong>de</strong>.<br />

Als Luzifer sah, dass alles verloren war, flehte er um Schonung. Er, <strong><strong>de</strong>r</strong> einst bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Versuchung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste <strong>de</strong>m Gottessohne die Reiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt angeboten hatte, stand<br />

jetzt bebend vor <strong>de</strong>mjenigen, <strong>de</strong>m er damals <strong>de</strong>n Glauben an die Gottessohnschaft<br />

rauben wollte. Jetzt zitterte er bei <strong>de</strong>m Gedanken, dieser Jesus von Nazareth wer<strong>de</strong> ihm<br />

die ganze Herrschaft entziehen, und es sei jetzt <strong><strong>de</strong>r</strong> Augenblick gekommen, wo er <strong>mit</strong><br />

seinem Anhang in die Tiefe <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis eingeschlossen wür<strong>de</strong>. Denn die Weissagung<br />

war ihm bekannt, wonach eine Zeit kommen wer<strong>de</strong>, da er als Fürst <strong>de</strong>s Totenreiches <strong>mit</strong><br />

seinen Höllenmächten in die Tiefe geschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t, zur vollständigen Ohnmacht verdammt<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrschaft über die gefallenen Geschöpfe Gottes beraubt wür<strong>de</strong>.<br />

Christus eröffnete ihm jedoch, dass ihm seine Herrscherrechte nicht ganz entzogen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bloß auf die beschränkt wür<strong>de</strong>n, die ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesinnung nach angehörten. Aber<br />

die, welche aus seinem Reiche zu Gott zurückwollten, müsse er freigeben. Er dürfe sie<br />

nicht mehr als seine Untertanen betrachten. Wohl stehe es ihm frei, sie durch Betörung<br />

und Verführung an sich zu fesseln, aber nicht mehr <strong>mit</strong> Gewalt wie bisher.<br />

Satan willigte ein - musste einwilligen. Er hatte viel härtere Bedingungen erwartet. Die<br />

Urkun<strong>de</strong> seiner Herrscherrechte, die ihm Gott einst ausgestellt, wur<strong>de</strong> so geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, wie<br />

Christus als Sieger es wollte. Und Gott, in <strong>de</strong>ssen Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sieger die Abmachungen<br />

<strong>mit</strong> Luzifer traf, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> gerechte und allmächtige Hüter, <strong><strong>de</strong>r</strong> die genaue Einhaltung dieses<br />

Frie<strong>de</strong>nsvertrages garantiert. Seiner Macht ist ja alles unterworfen. Auch die Hölle.<br />

Seinen Befehlen müssen auch die gehorchen, die ihm feindlich gegenüberstehen.<br />

Da<strong>mit</strong> war das große Rettungswerk <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung zum Abschluss gebracht. Der<br />

Erlösungsplan Gottes hatte in seinen wesentlichen Teilen die Verwirklichung gefun<strong>de</strong>n.<br />

Die zwischen <strong>de</strong>m Reiche <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis und <strong>de</strong>m Reiche Gottes gähnen<strong>de</strong> Kluft war<br />

überbrückt. Je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> von jetzt an aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Frem<strong>de</strong>nlegion Satans nach <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Heimat<br />

Gottes zurückkehren wollte, konnte über diese Brücke gehen. Kein Wächter <strong>de</strong>s<br />

Höllenreiches durfte ihm das Überschreiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzen verwehren. Umjubelt von<br />

seinem Geisterheer, zog Christus aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Resi<strong>de</strong>nz Satans hinauf in die Sphäre <strong>de</strong>s<br />

einstigen Paradieses. Und die Cherubinen, die seither die Paradiesessphäre bewacht<br />

hatten, senkten ihre flammen<strong>de</strong>n Schwerter zum Willkommensgruß vor Christus, ihrem<br />

König und Herrn und seinem siegreichen Geisterheer. Hier im Paradies blieben sie bis<br />

zu <strong>de</strong>m Tage, wo Christus an ihrer Spitze in die Himmelsgefil<strong>de</strong> einzog.<br />

Doch während dieser Zeit waren we<strong><strong>de</strong>r</strong> Christus noch seine Geisterschar untätig. Es galt,<br />

schon von hier aus <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Schöpfung Gottes <strong>de</strong>n Sieg <strong>de</strong>s Erlösers zu verkün<strong>de</strong>n<br />

und alle, die guten Willens waren, zur Heimkehr zu mahnen. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die ungeheure


Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n unteren Geistersphären lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geister wur<strong>de</strong>n aufgesucht, belehrt,<br />

ermuntert, getröstet und angespornt, sich nun aufzuraffen, um <strong>de</strong>n von Christus<br />

eröffneten Weg zum Vaterhaus zu betreten. Christus selbst leitete die Belehrung dieser<br />

zahllosen Geschwister, da<strong>mit</strong> schon jetzt möglichst viele <strong>de</strong>n Heimweg fän<strong>de</strong>n. Darauf<br />

weist Petrus in seinem Brief <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten hin: ‘Als Geist ist Christus hingegangen<br />

und hat <strong>de</strong>n Geistern im Gefängnis die Botschaft gebracht, solchen, die einst<br />

ungehorsam gewesen, als Gottes Langmut geduldig zuwartete in <strong>de</strong>n Tagen Noahs,<br />

während die Arche hergestellt wur<strong>de</strong>’ (1. Petrus 3, 19-20).<br />

Christus erschien in menschlicher Materialisation <strong>de</strong>nen, die ihm als Menschen am<br />

nächsten gestan<strong>de</strong>n und viel Leid <strong>mit</strong> ihm und um ihn getragen hatten: Seiner Mutter,<br />

seinen Aposteln und Freun<strong>de</strong>n.<br />

Da kam <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag, an <strong>de</strong>m Christus zu <strong><strong>de</strong>r</strong> im Paradies seiner harren<strong>de</strong>n Geisterschar<br />

aufstieg, nach<strong>de</strong>m er sich von seinen irdischen Freun<strong>de</strong>n verabschie<strong>de</strong>t und ihnen seine<br />

Aufträge erteilt hatte. Es war <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag seiner Himmelfahrt. Als Sieger zog er an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Spitze eines großen Geisterheeres in das Reich Gottes ein.<br />

Der Rückweg <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösten zu Gott<br />

Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Erlösungstat Christi bleibt es nunmehr <strong>de</strong>n von Gott abgefallenen<br />

Geschöpfen überlassen, ob sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung Gebrauch machen wollen. Die<br />

Gefangenenlager Satans sind durch <strong>de</strong>n Sieg Christi geöffnet. Die Gefangenen können<br />

nach ihrer Heimat gehen. Ob sie es tun o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, das hängt von ihnen selbst ab.<br />

Christus hat die Brücke zur Heimat gebaut. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Freie Wille <strong>de</strong>s einzelnen muss die<br />

Heimkehr bewerkstelligen. Er darf die Mühen nicht scheuen, die <strong>mit</strong> Zurücklegung <strong>de</strong>s<br />

Heimweges verbun<strong>de</strong>n sind. Was haben es sich eure Gefangenen im Weltkrieg nach<br />

Frie<strong>de</strong>nsschluss kosten lassen, um zur Heimat zu gelangen! Aus <strong>de</strong>n fernsten Steppen<br />

Sibiriens wan<strong><strong>de</strong>r</strong>ten sie <strong>mit</strong> bluten<strong>de</strong>n Füßen Woche um Woche, um die Grenzen ihres<br />

Vaterlan<strong>de</strong>s zu erreichen.<br />

So müssen auch die Gefangenen Satans sich aufmachen, um <strong>de</strong>n Weg zu fin<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> zur<br />

Heimat Gottes führt. Christus steht ihnen in <strong>de</strong>n Strapazen <strong><strong>de</strong>r</strong> Heimkehr durch seine<br />

<strong>Geisterwelt</strong> hilfreich zur Seite. Seine Boten zeigen ihnen <strong>de</strong>n Weg, stärken, ermuntern,<br />

trösten sie, richten sie immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf, wenn die Heimkehren<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Weg<br />

ermatten und straucheln. Nur dürfen sie nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong> umkehren in die Knechtschaft <strong>de</strong>s<br />

Fein<strong>de</strong>s durch Abfall von Gott, sonst dauert es um so länger, bis sie von neuem zu <strong>de</strong>m<br />

Entschluss kommen: ‘Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen!’ Doch für<br />

je<strong>de</strong>n wird einmal <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag kommen, wo er seinen Hunger nach Glück und Frie<strong>de</strong>n nicht<br />

mehr an <strong>de</strong>n Trögen <strong>de</strong>s Bösen stillen kann, und er wird endgültig <strong>de</strong>n Heimweg<br />

antreten.<br />

Die einen brauchen zu diesem Weg nur ein einziges Menschenleben. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e quälen sich<br />

Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>te, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Tausen<strong>de</strong> von Jahren fern von Gott auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach <strong>de</strong>m<br />

Gol<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Glückes in <strong>de</strong>n Falschmünzerstätten <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis, von <strong>de</strong>n Irrlichtern Satans<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Irre in die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e gelockt. Es ist ihre eigene Schuld, dass sie öfters von


neuem Mensch wer<strong>de</strong>n müssen und so spät <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>s Lichtes fin<strong>de</strong>n, gebaut von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Liebe Gottes und seines Sohnes, <strong>de</strong>s großen Retters <strong><strong>de</strong>r</strong> gefallenen Schöpfung.<br />

Die Lehre Christi und das heutige<br />

Christentum<br />

Die <strong>Geisterwelt</strong> Gottes als Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit<br />

Sehet zu, dass euch niemand gefangen<br />

nehme durch die sogenannte<br />

Wissenschaft, sowie durch die törichten<br />

und irreführen<strong>de</strong>n Lehren, die sich auf<br />

menschliche Überlieferungen stützen<br />

und von <strong>de</strong>n bösen, die Welt<br />

beherrschen<strong>de</strong>n Geistermächten<br />

herrühren, aber <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre Christi<br />

nichts gemein haben. (Kolosser 2, 8)<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten spiritistischen Sitzung, die ich <strong>mit</strong>machte, hatte ich an <strong>de</strong>n durch das<br />

Medium sprechen<strong>de</strong>n Geist die Frage gestellt: Wie kommt es, dass die Lehre Christi auf<br />

das heutige Christentum keinen Einfluss mehr auszuüben scheint? - Es wur<strong>de</strong> mir<br />

geantwortet, dass wir heute die Lehre Christi nicht mehr in ihrer ursprünglichen Reinheit<br />

und Klarheit besäßen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dass sich im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit viele menschliche Irrtümer in<br />

das Christentum eingeschlichen hätten. Später wur<strong>de</strong> mir darüber eine eingehen<strong>de</strong><br />

Belehrung zuteil, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die wirkliche Lehre Christi in Vergleich gestellt wur<strong>de</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Glaubensbekenntnissen <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen christlichen Kirchen, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

katholischen Religion, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Priester ich war.<br />

Diese Belehrung lautete: Wo ist das Wasser eines Baches am reinsten und klarsten? An<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Quelle o<strong><strong>de</strong>r</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> Mündung? - Sicherlich an <strong><strong>de</strong>r</strong> Quelle. Fließt jedoch das<br />

Quellwasser als Bächlein weiter, dann verliert es seine Frische, verliert auch seine<br />

Reinheit und Klarheit. Trübe Wässerlein von rechts und links vermischen sich <strong>mit</strong> ihm<br />

in seinem Lauf. Die Abwässer menschlicher Behausungen nimmt es in sich auf, <strong>de</strong>n<br />

Schmutz von Menschen und Tieren und menschlichen Betrieben. Und wer dann seinen<br />

Durst daran stillen will, <strong>de</strong>m ist es keine Erquickung mehr. Nur <strong>mit</strong> Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>willen trinkt er<br />

es in <strong><strong>de</strong>r</strong> äußersten Not, wo ihm kein Quellwasser zur Verfügung steht.<br />

So geht es auch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Quelle geschöpft, ist sie für <strong>de</strong>n<br />

Menschengeist ein erfrischen<strong><strong>de</strong>r</strong>, stärken<strong><strong>de</strong>r</strong> Trank, <strong><strong>de</strong>r</strong> neues Leben spen<strong>de</strong>t. Aber aus<br />

<strong>de</strong>m Bach geschöpft, <strong><strong>de</strong>r</strong> schon eine weite Strecke durch die Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung menschlicher<br />

Irrtümer und irdischer Lei<strong>de</strong>nschaften hindurchgeflossen ist, hat sie ihre Reinheit und<br />

Frische verloren. Von <strong>de</strong>n Beimischungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Unwahrheit und <strong>de</strong>s Irrtums hat sie einen


üblen Geschmack bekommen. Von <strong>de</strong>m durstigen Wahrheitssucher wird sie nur <strong>mit</strong><br />

innerem Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>streben getrunken. Er schöpft nur dann aus diesem trüben Bach, wenn<br />

ihm das Quellwasser <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit versagt bleibt.<br />

Auch die Lehre Christi hatte das Schicksal <strong>de</strong>s Quellwassers, das als Bächlein durch<br />

irdische Behausungen fließt. Auch sie wur<strong>de</strong> bei ihrem Lauf durch die Menschheit<br />

verunreinigt. Das Böse im Menschen und die ihn umgeben<strong>de</strong>n bösen Mächte haben die<br />

reine Lehre Christi so getrübt und ungenießbar gemacht, dass sie ihre lebensspen<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Kraft verloren hat.<br />

Die Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit ist Gott. Zu dieser Quelle kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch als irdisches Wesen<br />

nicht hinaufsteigen. Er ist auf die Wasserträger <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit angewiesen, die aus jener<br />

Quelle schöpfen. Es sind die Geisterboten Gottes. Nur sie haben Zutritt zu dieser Quelle.<br />

Nur sie besitzen die reinen Gefäße, in <strong>de</strong>nen sie die Wahrheit frisch und ungetrübt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Menschheit überbringen können.<br />

Der erste und größte Ver<strong>mit</strong>tler <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit war Christus als Geist in <strong>de</strong>n Zeiten vor<br />

seiner Menschwerdung. Er war es, <strong><strong>de</strong>r</strong> teils selbst, teils durch die ihm unterstellte<br />

<strong>Geisterwelt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Menschheit <strong>de</strong>n Trunk <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit reichte. Daher <strong><strong>de</strong>r</strong> rege<br />

Geisterverkehr bei <strong><strong>de</strong>r</strong> ermatteten und kranken Welt <strong>de</strong>s Alten Bun<strong>de</strong>s. Daher das Aufund<br />

Absteigen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit im Anfang <strong>de</strong>s Neuen Bun<strong>de</strong>s, die immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> das Wasser <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesquelle schöpften und es im Auftrage<br />

Christi <strong>de</strong>n wahrheitsdurstigen Menschenseelen spen<strong>de</strong>ten. Es ist daher eine<br />

grundlegen<strong>de</strong> Lehre <strong>de</strong>s wahren Christentums, dass nicht Menschen aus sich<br />

Wahrheitskün<strong><strong>de</strong>r</strong> sein können. Menschen können dabei nur als Werkzeuge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Geisterwelt</strong> Gottes dienen.<br />

Auch Christus konnte als Mensch von sich aus nicht zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit<br />

emporsteigen. Als Mensch wusste er von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit aus sich nicht mehr, als die<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen. Sein Wissen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, wo er als erstgeschaffener Geist bei Gott<br />

weilte, war durch seine Menschwerdung infolge seiner Einhüllung in <strong>de</strong>n materiellen<br />

Leib ebenso erloschen, wie es bei allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen erloschen ist, obschon auch<br />

sie einst als Geister Gottes beim Vater weilten. Die Eigenschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie, die<br />

Rückerinnerung an das frühere Dasein auszutilgen, wirkte bei <strong>de</strong>m menschgewor<strong>de</strong>nen<br />

Christus in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise, wie bei je<strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> als Mensch verkörpert<br />

wird. Daher war auch Christus nach seiner Menschwerdung auf die Geisterboten<br />

angewiesen, die ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater sandte. Das bestätigte er <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: ‘Ihr wer<strong>de</strong>t die<br />

Boten Gottes über <strong>de</strong>m Menschensohn auf- und absteigen sehen’ (Joh. 1, 51).<br />

Er war nur ein Gesandter Gottes und hatte in diesem Punkte vor <strong>de</strong>n bisherigen<br />

Gottgesandten nichts voraus. Denn auch diese waren von <strong>de</strong>n Geistern Gottes belehrt<br />

wor<strong>de</strong>n. Ein Henoch, ein Abraham, ein Mose, alle Propheten <strong>de</strong>s Alten Bun<strong>de</strong>s haben<br />

nicht von sich aus gere<strong>de</strong>t. Von allen gilt das Wort <strong>de</strong>s Petrus: ‘Von einem heiligen<br />

Geiste geleitet haben diese Männer von Gott aus gere<strong>de</strong>t. ’ Ein Geist Gottes gab ihnen<br />

ein, was sie re<strong>de</strong>n sollten.<br />

Christus selbst weist immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> darauf hin, dass er nicht aus sich re<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur<br />

das ausspreche, was er von seinem Vater gehört habe. Der Vater gab ihm die


notwendigen Belehrungen durch seine Geisterboten, die beständig über <strong>de</strong>m<br />

Menschensohn auf- und abstiegen. ‘Ihr wer<strong>de</strong>t erkennen, dass ich nichts von mir selbst<br />

tue, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n so re<strong>de</strong>, wie mein Vater mich gelehrt hat’ (Joh. 8, 28). - ‘Was ich von ihm<br />

gehört habe, re<strong>de</strong> ich zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt’ (Joh. 8, 26).<br />

Aus <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Christus schöpfte, sollten alle diejenigen<br />

immer von neuem schöpfen, die seine Lehre weitertrugen. Also zunächst seine Apostel.<br />

Sie sollten das von Christus Vernommene nicht einfach nach eigener Auffassung<br />

weitergeben. Denn bei Menschen schleichen sich leicht Missverständnisse ein, wenn sie<br />

das wie<strong><strong>de</strong>r</strong>geben sollen, was ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er gesagt hat. Wenn Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t dasselbe vortragen<br />

hören, so wird je<strong><strong>de</strong>r</strong> dieser Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t nachher bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe <strong>de</strong>s Gehörten in diesem<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> jenem Punkte etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es vorbringen, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Vortragen<strong>de</strong> gesagt o<strong><strong>de</strong>r</strong> gemeint<br />

hat. Darum sollten auch die Apostel über das, was sie aus <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Re<strong>de</strong> Christi<br />

vernommen hatten, von <strong>de</strong>n Geistern <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit von neuem unterrichtet wer<strong>de</strong>n,<br />

da<strong>mit</strong> sich ja kein Irrtum infolge falscher Auffassung einschleichen könne. Sie sollten<br />

durch Gottes Geister sowohl eine Bestätigung <strong><strong>de</strong>r</strong> von Christus vorgetragenen Lehre<br />

erhalten, als auch in neue Wahrheiten eingeführt wer<strong>de</strong>n, die ihnen Christus hatte<br />

vorenthalten müssen, weil sie entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> nach <strong>de</strong>m Heilsplan Gottes vor <strong>de</strong>m<br />

Erlösungstod noch nicht verkündigt wer<strong>de</strong>n durften, o<strong><strong>de</strong>r</strong> weil die Apostel für diese<br />

Wahrheiten noch nicht reif waren und sie daher nicht verstan<strong>de</strong>n hätten.<br />

Die Richtigkeit dieser Darlegungen fin<strong>de</strong>st du in <strong>de</strong>n Worten Christi selbst bestätigt:<br />

‘Ich will <strong>de</strong>n Vater bitten, dass er euch einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Beistand sen<strong>de</strong>n möge, da<strong>mit</strong> er<br />

für immer bei euch bleibe, die <strong>Geisterwelt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit’ (Joh. 14, 16). - ‘Ich hätte euch<br />

noch viel zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jene <strong>Geisterwelt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit gekommen ist, dann wird sie euch in die ganze Wahrheit einführen’ (Joh 16,<br />

12-13). - ‘Der Beistand aber, die heilige <strong>Geisterwelt</strong>, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater in meinem Namen<br />

sen<strong>de</strong>n wird, sie wird euch über alles Weitere belehren und euch an alles das erinnern,<br />

was ich euch gesagt habe’ (Joh. 14, 26).<br />

Nach diesen Worten hatten also die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit eine doppelte Aufgabe.<br />

Zunächst sollten sie die Gläubigen an das erinnern, was Christus als Mensch sie gelehrt<br />

hatte. Sie sollten es als Wahrheit bestätigen. Dann aber hatten sie die von Christus<br />

begonnene Belehrung fortzusetzen und ihnen auch die Wahrheiten zu verkün<strong>de</strong>n, die<br />

Christus aus <strong>de</strong>n vorhin angeführten Grün<strong>de</strong>n absichtlich übergangen hatte. Ferner<br />

sollten die Geister Gottes für immer bei ihnen bleiben. Denn die Gefahr <strong>de</strong>s Irrtums war<br />

wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Macht <strong>de</strong>s Bösen und <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Schwäche eine beständige. Es sollten<br />

also die später Leben<strong>de</strong>n nicht auf die religiösen Überlieferungen ihrer Vorfahren<br />

angewiesen sein. Denn solche menschlichen Überlieferungen boten ihnen keine Gewähr<br />

für die Wahrheit. Sie hätten daraus nicht erkennen können, was davon aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheitsquelle Gottes und was aus menschlichem Irrtum stammte.<br />

So kamen <strong>de</strong>nn gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> Verheißung Christi nach seinem irdischen To<strong>de</strong> beständig die<br />

Boten Gottes als Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. Auf sie berufen sich stets die Apostel, wenn sie<br />

von <strong>de</strong>n Menschen Glauben für ihre Lehre for<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei Paulus fin<strong>de</strong>t ihr<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Hinweis auf diese Wahrheitsboten. ‘Meine Re<strong>de</strong> und meine Predigt<br />

erfolgte nicht <strong>mit</strong> eindrucksvollen Weisheitsworten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>mit</strong> Erweis eines Geistes


Gottes und <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft Gottes. Denn euer Glaube sollte nicht auf Menschenweisheit,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf Gottes Kraft gegrün<strong>de</strong>t sein... . Uns aber hat Gott dies durch seinen Geist<br />

geoffenbart ... Wir haben nicht einen Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt empfangen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n einen Geist,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott stammt. Wir re<strong>de</strong>n nicht <strong>mit</strong> Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>mit</strong> solchen, wie ein Geist Gottes sie lehrt, in<strong>de</strong>m wir geistgewirkten Inhalt <strong>mit</strong><br />

geistgewirkter Sprache verbin<strong>de</strong>n. Ein weltlich gesinnter Mensch nimmt freilich nichts<br />

an, was von einem Geiste Gottes kommt. Es gilt ihm als Torheit. Er ist nicht imstan<strong>de</strong>, es<br />

zu verstehen, weil es geistig beurteilt wer<strong>de</strong>n muss’ (1. Kor. 2, 4-5+ 10 + 12-14). - ‘Ihr<br />

seid ein Brief Christi, <strong><strong>de</strong>r</strong> von uns als seinen Dienern angefertigt ist, geschrieben nicht<br />

<strong>mit</strong> Tinte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>mit</strong> einem Geist <strong>de</strong>s lebendigen Gottes’ (2. Kor. 3, 3). - ‘Ich weise<br />

euch darauf hin, liebe Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, dass die von mir verkün<strong>de</strong>te Lehre nicht Menschenwerk<br />

ist. Ich habe sie ja auch von keinem Menschen empfangen und durch keinen Unterricht<br />

gelernt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch eine Offenbarung Jesu Christi’ (Gal. 1, 11-12).<br />

Aber nicht nur die Apostel empfingen ihre Lehre von Geistern Gottes, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die<br />

‘Medien’, die allenthalben in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n angetroffen wur<strong>de</strong>n. Man nannte sie, wie<br />

du weißt, ‘Propheten’. Paulus schreibt, dass die Geheimnisse Christi jetzt ’seinen<br />

heiligen Aposteln und Propheten durch einen Geist Gottes geoffenbart wor<strong>de</strong>n sind’<br />

(Eph. 3, 5).<br />

Durch diese Medien als Werkzeuge <strong><strong>de</strong>r</strong> guten Geister konnten die Gläubigen je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit<br />

Gewissheit erlangen, ob eine Lehre richtig und wie sie aufzufassen sei. Darum schreibt<br />

Paulus an die Philipper: ‘Wenn ihr über irgend etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Meinung seid, so wird<br />

Gott euch darüber Klarheit geben’ (Phil. 3, 15). Sie konnten Gott in ihren<br />

gottesdienstlichen Versammlungen befragen und erhielten die Antwort durch die Geister<br />

Gottes, die durch die Medien sprachen.<br />

Petrus sagt sowohl von <strong>de</strong>n früheren Propheten, als auch von <strong>de</strong>njenigen, die zu seiner<br />

Zeit die Heilsbotschaft verkündigten, dass sie ‘in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft eines vom Himmel gesandten<br />

heiligen Geistes gepredigt haben’ (1. Petrus 1, 12) und fügt in einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Brief<br />

hinzu: ‘Denn noch niemals ist eine Weissagung durch menschlichen Willen<br />

zustan<strong>de</strong>gekommen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von einem heiligen Geiste geleitet, haben die Menschen<br />

von Gott gere<strong>de</strong>t’ (2. Petrus 1, 21).<br />

Das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel so oft gebrauchte Wort ‘Weissagung’ be<strong>de</strong>utet nicht, wie ihr meint, das<br />

Vorhersagen eines zukünftigen Ereignisses, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n je<strong>de</strong>s Sprechen eines Geistes Gottes<br />

durch ein menschliches Medium.<br />

Im Alten Bun<strong>de</strong> for<strong><strong>de</strong>r</strong>t Gott die Menschen auf, bei ihm die Wahrheit zu suchen: ‘Fragt<br />

mich!’ - und er gab sie ihnen durch seine Geisterboten. Christus empfing als Mensch<br />

nach seinem eigenen Geständnis die Wahrheit von Geistern Gottes. Er verspricht seinen<br />

Aposteln die Einführung in alle Wahrheit durch Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. Die Apostel<br />

bezeugen, dass diese Verheißung Christi bei ihnen in Erfüllung gegangen ist, dass sie<br />

also ihre Lehre von Gottes Geistern empfangen haben.


Das heutige Christentum besitzt diese Quelle<br />

nicht mehr<br />

Und woher schöpft das heutige Christentum die Wahrheit? Können die christlichen<br />

Prediger <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen Religionsgemeinschaften auch von sich sagen, ein Geist<br />

Gottes re<strong>de</strong> aus ihnen? Können sie <strong>mit</strong> Paulus bekennen, sie hätten ihre Lehre nicht von<br />

Menschen empfangen und nicht durch menschlichen Unterricht erworben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch<br />

eine Offenbarung Christi? - Nein, das können sie nicht. Sie sind Angestellte ihrer<br />

Kirchen. Die Religion dieser Kirchen haben sie in einem menschlichen Unterricht<br />

erlernt, in Schulen, Seminaren, Universitäten. Menschenweisheit, Professorenweisheit<br />

<strong>mit</strong> allen ihren Irrtümern haben sie in sich aufgenommen und predigen sie ihren<br />

Gläubigen.<br />

Von Geistern als Boten Gottes und Kün<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit wissen sie nichts. Es gilt<br />

ihnen, wie Paulus sagt, als Torheit, dass auch heute noch eine Lehre von einem Geiste<br />

Gottes kommen sollte. Das ist nach ihrer Ansicht in <strong>de</strong>n jetzigen Zeiten nicht mehr<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Das war, wie sie meinen, wohl früher nötig, als die Menschheit angeblich<br />

noch viel unwissen<strong><strong>de</strong>r</strong> war, als in eurem aufgeklärten Zeitalter.<br />

Ein Mann wie Mose musste sich noch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Geisterreich Gottes in Verbindung setzen<br />

und ‘Gott befragen’, um die Wahrheit zu erfahren. Die großen Propheten mussten es,<br />

Christus musste es, sowie die Apostel. Aber heute gilt das alles als veraltet, als überlebt.<br />

Ihr seid ja in euren Wissenschaften so weit fortgeschritten, ihr könnt alle lesen und<br />

schreiben und habt Millionen Bücher. Aus ihnen schöpft ihr. Und dazu habt ihr ja so<br />

viele gelehrte Theologen, Doktoren und Professoren. Diese müssen doch wohl wissen,<br />

was Wahrheit ist. In Wirklichkeit haben gera<strong>de</strong> diese Doktoren und Professoren <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

‘heiligen Theologie’ jene Lehren eingeführt, vor <strong>de</strong>nen Paulus <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten warnt:<br />

‘Sehet zu, dass euch niemand gefangen nehme durch die Wissenschaft und eitle<br />

Täuschung, die sich auf menschliche Überlieferung, auf die Geistermächte <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt<br />

grün<strong>de</strong>t, aber <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre Christi nichts zu tun hat’ (Kol. 2, 8) . - ‘Sie möchten als<br />

Gelehrte angesehen wer<strong>de</strong>n; aber sie besitzen nicht das geringste Verständnis für die<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> von ihnen gebrauchten Ausdrücke noch für die Dinge selbst, über die sie<br />

so zuversichtliche Behauptungen aufstellen’ (1. Tim. 1, 7). - ‘Das sind die Leute, die<br />

Parteiungen verursachen, bloße Sinnesmenschen, die einen heiligen Geist nicht erhalten<br />

haben’ (Jud. 19).<br />

Die <strong>Geisterwelt</strong> Gottes ist in <strong>de</strong>n christlichen Kirchen schon seit langem ausgeschaltet.<br />

Die Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchen haben <strong>de</strong>n heiligen Geist ausgelöscht. Wo aber die Geister Gottes<br />

haben weichen müssen, da stellen sich an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Geistermächte ein, von <strong>de</strong>nen Paulus an<br />

Timotheus schreibt: ‘Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten manche<br />

vom rechten Glauben abfallen wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m sie sich irreführen<strong>de</strong>n Geistern und<br />

Lehren zuwen<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>n Dämonen stammen’ (1. Tim. 4, 1).<br />

Anstelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong>de</strong>s Guten wur<strong>de</strong>n die Mächte <strong>de</strong>s Bösen wirksam. Diese haben ja<br />

das größte Interesse daran, die Wahrheit zu verdunkeln und in ihr Gegenteil zu<br />

verkehren. Sie benutzen alle Schwächen <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen dazu, um zu ihrem Ziele zu


kommen. Menschliche Eitelkeit und irdischen Gelehrtenstolz, menschlichen Hunger<br />

nach Macht, Ehre, Geld und Wohlleben. Das alles dient ihnen dazu, die Wahrheiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weisheit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe und <strong>de</strong>s Erbarmens Gottes zu verfälschen und daraus Fesseln zu<br />

schmie<strong>de</strong>n, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen die Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchen das arme, unerfahrene Volk ketten und sich<br />

dienstbar machen.<br />

Die Wurzel alles Bösen ist die Habsucht - die Liebe zum Geld. Auch in euren<br />

christlichen Kirchen spielt das Geld eine große Rolle. Satan hat gewusst, was er tat, als<br />

er das Geld als Lock<strong>mit</strong>tel auch in die Religionen hineinwarf. Er wusste, dass er da<strong>mit</strong><br />

die geistlichen Führer am festesten an <strong>de</strong>n Irrtum bin<strong>de</strong>n konnte. Er wusste, dass keiner<br />

von ihnen so leicht seine gutbezahlte Lebensstellung als Religionsdiener einer Kirche<br />

aufgeben wer<strong>de</strong>, selbst wenn er das Irrige <strong><strong>de</strong>r</strong> von ihm gepredigten Lehre einmal<br />

einsehen sollte.<br />

Die Folgen davon sind die Irrtümer<br />

So drangen <strong>de</strong>nn seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, wo man auf die Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes als<br />

<strong>de</strong>n einzigen Weg zur Wahrheit verzichtete, die mannigfachsten und folgenschwersten<br />

Irrtümer in das Christentum ein. Von Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t zu Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong> es schlimmer.<br />

Eine Wahrheit nach <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en wur<strong>de</strong> vom Irrtum verseucht und ungenießbar gemacht.<br />

Und was war die Folge? Heute steht ihr vor einem hun<strong><strong>de</strong>r</strong>tfältig gespaltenen<br />

Christentum, vor zahllosen Religionsgemeinschaften, die alle etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als<br />

Wahrheit verkün<strong>de</strong>n und von <strong>de</strong>nen je<strong>de</strong> ihr Glaubensbekenntnis als die wahre Lehre<br />

Christi ausgibt. Und da wun<strong><strong>de</strong>r</strong>t ihr euch, dass ein so verfälschtes und zerrissenes<br />

Christentum keinen Einfluss mehr auf die Menschheit ausübt? Gebt <strong>de</strong>m Volk das<br />

Christentum <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Christen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>! Nehmt die geistigen Lasten von seinen<br />

Schultern, die ihr durch eure Menschensatzungen aus Herrschsucht darauf gelegt habt,<br />

und setzt die Menschheit wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Wahrheitsboten Gottes - und ihr<br />

wer<strong>de</strong>t staunen, welche Wirkung das echte Christentum auch auf die heutige Menschheit<br />

auszuüben imstan<strong>de</strong> ist.<br />

Es gibt kein unfehlbares Papsttum als<br />

Wahrheitsquelle<br />

Die katholische Kirche sucht die Zersplitterung in so viele christliche ‘Sekten’, wie sie<br />

es nennt, da<strong>mit</strong> zu erklären, dass alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en christlichen Gemeinschaften von ihr als<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> allein wahren und seligmachen<strong>de</strong>n Kirche abgewichen seien. Aber ich wer<strong>de</strong> dir<br />

zeigen, dass auch die katholische Kirche von <strong>de</strong>m Christentum Christi und <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel<br />

fast nichts mehr besitzt.<br />

Sie hat es allerdings verstan<strong>de</strong>n, für die im ersten Christentum wirken<strong>de</strong>n Geister Gottes<br />

einen menschlichen Ersatz zu schaffen. Sie führte ein ‘unfehlbares Papsttum’ ein. Das<br />

war die einfachste Lösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheitsfrage. Nun war Christus <strong><strong>de</strong>r</strong> Mühe enthoben,<br />

die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit zu <strong>de</strong>n irren<strong>de</strong>n Menschen zu sen<strong>de</strong>n, wie er es verheißen hatte.<br />

Auch brauchte er sein Versprechen, dass er selbst bei seinen Gläubigen alle Tage bis


zum En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt bleiben wer<strong>de</strong>, nicht mehr zu erfüllen. Denn es war ja ein<br />

‘Stellvertreter Christi’ auf Er<strong>de</strong>n. Wo ein Stellvertreter ist, braucht <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht zu<br />

erscheinen, <strong><strong>de</strong>r</strong> vertreten wird.<br />

Durch die Lehre von einem unfehlbaren Stellvertreter Christi auf Er<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> die<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Wahrheiten ganz in die Hän<strong>de</strong> irren<strong><strong>de</strong>r</strong> und sündiger<br />

Menschen gelegt unter Ausschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheitsboten Gottes. So war <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen<br />

Willkür und irdischen Machtgelüsten Tür und Tor geöffnet.<br />

Zwar erklärt ihr, dass auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Papstwahl <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Heilige Geist’ <strong>mit</strong>wirke. Aber ihr<br />

könnt keinen einzigen Fall angeben, in <strong>de</strong>m ein Papst durch einen Geist Gottes für sein<br />

Amt bestimmt wor<strong>de</strong>n wäre. O<strong><strong>de</strong>r</strong> hat je ein Geist Gottes bei <strong>de</strong>n Papstwahlen durch<br />

einen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wähler als Werkzeug Gottes angegeben, wer Papst wer<strong>de</strong>n solle, wie es die<br />

Geister Gottes in <strong>de</strong>n ersten christlichen Gemein<strong>de</strong>n durch die Medien taten, wenn einer<br />

als Ältester o<strong><strong>de</strong>r</strong> als Bischof bestellt wer<strong>de</strong>n sollte?<br />

Schaue dir in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong>de</strong>s Papsttums die Vorgänge bei <strong>de</strong>n Papstwahlen an. Ging<br />

es dabei oft nicht recht teuflisch zu? Hat man nicht sogar Waffengewalt angewen<strong>de</strong>t, um<br />

Anhängern und Günstlingen gewisser Familien die Tiara aufs Haupt zu setzen? War<br />

nicht eine Reihe von Päpsten in ihrem Tun und in ihrer ganzen Lebensführung eher ein<br />

Werkzeug <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle, als ein ‘Stellvertreter Christi’?<br />

Doch, um diesen Einwand zu beseitigen, seid ihr auf eine merkwürdige Erklärung<br />

verfallen. Ihr unterschei<strong>de</strong>t zwischen <strong>de</strong>m Papst als Mensch und <strong>de</strong>m Papst als<br />

‘Stellvertreter Christi’. Ihr behauptet, dass auch <strong><strong>de</strong>r</strong> schlechteste Mensch, sobald er Papst<br />

sei, Christi Stelle vertrete und die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Unfehlbarkeit besitze. Also ein Werkzeug<br />

Satans und gleichzeitig Christi Stellvertreter! Ist das nicht die größte Lästerung, die ihr<br />

Christus und Gott zufügen könnt? Wür<strong>de</strong> irgend ein Mensch seinen größten Feind auch<br />

nur für eine Stun<strong>de</strong> zu seinem Stellvertreter machen? Gewiss nicht. Und Gott und<br />

Christus sollten das tun? Gott sollte die hohen Gaben seiner Heilsordnung einem Diener<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle anvertrauen?<br />

Euer gesun<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenverstand muss euch sagen, dass dies unmöglich ist. Die Geister<br />

Gottes kommen <strong>mit</strong> ihren Gaben nur zu <strong>de</strong>m gottestreuen Menschen und verbleiben nur<br />

so lange bei ihm, als seine Treue währt. Das siehst du in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong>de</strong>s Königs Saul.<br />

Solange dieser begna<strong>de</strong>te König Gott gehorsam war, stand er täglich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong><br />

Gottes in Verbindung und konnte ‘Gott befragen’, wenn er in irgend einem Punkte nicht<br />

die Wahrheit erkannte, und er erhielt stets die Antwort Gottes durch die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit. Als er aber Gott die Treue brach, hörte in <strong>de</strong>mselben Augenblicke <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verkehr</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes auf. Auf seine Fragen, die er an Gott richtete, erhielt er keine<br />

Antwort mehr. Anstatt <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterboten Gottes nahmen die bösen Geister von ihm<br />

Besitz. Alle hohen Gaben waren ihm genommen.<br />

Ein schlechter Mensch kann nie und nimmer Träger heiliger Gaben Gottes sein - auch<br />

kein schlechter Papst. Also besaßen wenigstens die schlechten Päpste niemals die Gabe<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Unfehlbarkeit. Da ihr aber bei keinem Papste, wie überhaupt bei keinem Menschen,<br />

die Gewissheit habt, ob er innerlich ein Freund o<strong><strong>de</strong>r</strong> Feind Gottes ist, so könnt ihr auch<br />

niemals wissen, ob die Lehre eines Papstes Wahrheit o<strong><strong>de</strong>r</strong> Irrtum ist.


Also nur Gott wählt sich die Menschen aus, zu <strong>de</strong>nen er die Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit sen<strong>de</strong>t.<br />

Nicht menschliche Wahl kann einen Menschen zum Träger <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheiten Gottes<br />

machen. Nicht einmal Christus wählte sich seine Apostel nach seinem eigenen<br />

Gutdünken aus. Denn die Apostelgeschichte sagt euch ausdrücklich, dass er sie ‘kraft<br />

eines heiligen Geistes’ erwählt habe (Apg. 1, 2).<br />

Daraus folgt, dass Gott erst recht nicht an ein menschliches Amt, wie es das Papsttum<br />

ist, die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Unfehlbarkeit knüpfen kann. Ganz irrig sind daher auch die<br />

Auslegungen, die ihr manchen Stellen <strong>de</strong>s Neuen Testamentes gebt, um die Lehre von<br />

<strong>de</strong>m unfehlbaren Papsttum zu beweisen.<br />

Ihr weist auf die Worte Christi an Petrus hin: ‘Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will<br />

ich meine Kirche bauen, und die Pforten <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle sollen sie nicht überwältigen. Auch<br />

will ich dir die Schlüssel <strong>de</strong>s Himmelreiches geben; und was du auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> bin<strong>de</strong>st,<br />

das wird auch im Himmel gebun<strong>de</strong>n sein; und was du auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> lösest, das wird auch<br />

im Himmel gelöst sein’ (Matth. 16, 18-19).<br />

Aus diesen Worten schließt ihr, dass Petrus als Mensch das Fundament <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche<br />

Christi gewesen sei; dass er als Leiter dieser Kirche in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkündigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit<br />

nicht irren könne und dass er die Bin<strong>de</strong>- und Lösegewalt über die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche<br />

empfangen habe. Nun sei das Amt <strong>de</strong>s Petrus auf seine Nachfolger übergegangen. Diese<br />

Nachfolger aber seien die römischen Päpste. Infolge<strong>de</strong>ssen hätten auch sie dieselben<br />

Gaben und Gewalten, die ein Petrus besaß.<br />

Dies alles sind große Trugschlüsse. Nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch Petrus wur<strong>de</strong> von Christus als <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fels bezeichnet, auf <strong>de</strong>m er seine Kirche bauen wolle. Nur <strong>de</strong>m Glauben <strong>de</strong>s Petrus gab<br />

er diese Verheißung. Der Petrusglaube an Christus als <strong>de</strong>n von Gott gesandten Messias<br />

ist das Dauern<strong>de</strong>, Unvergängliche und von <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle nicht zu Überwältigen<strong>de</strong> - nicht die<br />

Person <strong>de</strong>s Petrus.<br />

Diesen Petrus hatte die Hölle schon bald nachher überwältigt, als er Christus unter einem<br />

Eidschwur dreimal verleugnete. Gera<strong>de</strong> Petrus zeigt, wie wenig Gott auf einen<br />

Menschen sich verlassen und dass er auf Menschen keine Heilsordnung aufbauen kann.<br />

Das hieße auf Sand bauen. Nur eines ist unwan<strong>de</strong>lbar: Die Wahrheit und <strong><strong>de</strong>r</strong> Glaube an<br />

die von Gottes Geistern über<strong>mit</strong>telte Wahrheit.<br />

Auch Petrus hatte die Wahrheit, dass Christus <strong><strong>de</strong>r</strong> Messias sei, von Boten Gottes<br />

empfangen. Denn Christus sagte zu ihm: ‘Nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mein Vater im Himmel. ’ Und weil Petrus diese Wahrheit von Geistern Gottes<br />

empfangen hatte, glaubte er sie. Mit diesem Glauben stand er auf unerschütterlichem<br />

Felsgrund. Denn die <strong>Geisterwelt</strong> Gottes lügt nicht. Und je<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, <strong><strong>de</strong>r</strong> so tut, wie<br />

Petrus getan, steht auf <strong>de</strong>mselben Felsen, auf <strong>de</strong>m Petrus <strong>mit</strong> seinem Glauben stand.<br />

Wer die Wahrheit Gottes aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheitsboten Gottes entgegenzunehmen<br />

und daran zu glauben bereit ist, gehört zur Kirche Christi. Sie ist daher eine geistige<br />

Kirche. Sie kennt keine äußere Zugehörigkeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedschaft einer<br />

irdischen Kirchenorganisation. Sie kennt keine Priester und Bischöfe <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Machtvollkommenheiten, wie sie die Geistlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche für sich in


Anspruch nimmt. Sie kennt keinen unfehlbaren Papst. Christus hat keinen Stellvertreter<br />

auf Er<strong>de</strong>n. Zur Kirche Christi gehören Menschen aus allen Religionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt.<br />

Diese geistige Kirche Christi kann nie vom Bösen überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Denn sie ist die<br />

Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit, und die Wahrheit ist unüberwindlich. Ihre Wahrheitsboten sind<br />

nicht Menschen nicht Päpste, Bischöfe und Priester - son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Geister Gottes.<br />

Die ‘Schlüssel <strong>de</strong>s Himmelreiches’, die Christus <strong>de</strong>m Petrus wegen seines Glaubens zu<br />

übergeben versprach, sind die Wahrheiten Gottes. Mit ihnen sollte er bin<strong>de</strong>n und lösen,<br />

in<strong>de</strong>m er die Schlüssel <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit an die im Irrtum Befangenen weiterreichte. Wer die<br />

Schlüssel nicht annahm, in<strong>de</strong>m er sich durch Unglauben <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit wi<strong><strong>de</strong>r</strong>setzte,<br />

wur<strong>de</strong> noch fester an seinen Irrtum gebun<strong>de</strong>n. Wer jedoch willig nach <strong>de</strong>m dargereichten<br />

Schlüssel griff, <strong>de</strong>ssen Fesseln <strong>de</strong>s Irrtums wur<strong>de</strong>n gelöst.<br />

Das Gebun<strong>de</strong>n- und Gelöstwer<strong>de</strong>n hatte seine Wirkung sowohl für das irdische, als<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s für das jenseitige Leben. Dasselbe Bild von <strong>de</strong>n ‘Schlüsseln <strong>de</strong>s<br />

Himmelreiches’ wen<strong>de</strong>t Christus bei <strong>de</strong>n geistlichen Führern <strong>de</strong>s damaligen jüdischen<br />

Volkes an. Diese hatten durch ihre falsche Lehre <strong>de</strong>m Volke <strong>de</strong>n verkehrten Schlüssel<br />

gegeben, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m man die Tür <strong>de</strong>s Reiches Gottes nicht öffnen konnte. Und <strong>de</strong>n<br />

richtigen Schlüssel, <strong>de</strong>n ein Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Täufer und Christus selbst ihm anbot und <strong>de</strong>n<br />

das Volk auch anzunehmen bereit war, riss die jüdische Geistlichkeit ihm aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand.<br />

Darum rief Christus aus: ‘Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr<br />

schließt das Himmelreich vor <strong>de</strong>n Menschen zu. Ihr selbst geht ja nicht hinein; aber ihr<br />

lasst auch die nicht hinein, die hineingehen möchten’ (Matth. 23, 13).<br />

Die Worte: ‘Wei<strong>de</strong> meine Lämmer, wei<strong>de</strong> meine Schafe!’, die Christus nach seiner<br />

Auferstehung an Petrus richtete, <strong>de</strong>utet ihr ebenfalls als eine Bevorzugung <strong>de</strong>s Petrus.<br />

Doch <strong>mit</strong> Unrecht. Petrus hatte seinen Meister unter Eidschwüren dreimal öffentlich<br />

verleugnet. Nach menschlichem Ermessen musste man annehmen, dass Christus <strong>de</strong>n<br />

ungetreuen Jünger entlassen und ihm das Apostelamt entziehen wür<strong>de</strong>. Auch Petrus<br />

selbst war überzeugt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Meister ihn verstoßen wer<strong>de</strong> gemäß seinen eigenen<br />

Worten: ‘Wer mich vor <strong>de</strong>n Menschen verleugnet, <strong>de</strong>n wer<strong>de</strong> ich auch vor meinem<br />

himmlischen Vater verleugnen.’ (Matth. 10,33) - Ihr Menschen wür<strong>de</strong>t es je<strong>de</strong>nfalls<br />

unter ähnlichen Umstän<strong>de</strong>n getan haben. - Aber Christus hatte Erbarmen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

reuigen Petrus. Er stellte ihn wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n übrigen Aposteln gleich und übertrug auch ihm<br />

das Hirtenamt. Auch er sollte gleich seinen bisherigen Mitaposteln, trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> begangenen<br />

Untreue, seine Mitmenschen auf die Wei<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit führen. Seine dreimalige<br />

Frage: ‘Petrus, liebst du mich?’ sollte <strong>de</strong>n tiefgefallenen Petrus an die dreimalige<br />

Verleugnung erinnern und ihm zum Bewusstsein bringen, wie groß die Güte Gottes<br />

gegen ihn war, die trotz allem Vorgefallenen ihn doch als Verkün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Reiches Gottes<br />

und als Werkzeug <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes beibehalten wollte.<br />

Du siehst, wie irrig die Auslegungen <strong><strong>de</strong>r</strong> angeführten Bibelstellen durch <strong>de</strong>ine bisherige<br />

Kirche sind und dass sie daraus keinen Beweis für eine bevorzugte Stellung <strong>de</strong>s Petrus<br />

und die Unfehlbarkeit <strong>de</strong>s römischen Papstes ableiten kann. Die Hölle hat diese Kirche<br />

längst überwun<strong>de</strong>n, und das Böse ist auch die Urheberin <strong><strong>de</strong>r</strong> Unfehlbarkeitslehre. Denn<br />

da die meisten Lehren dieser Kirche große Irrtümer sind, ist die Hölle bemüht, jene


Irrtümer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit möglichst lange zu erhalten. Das erreicht sie am besten <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m Macht<strong>mit</strong>tel <strong><strong>de</strong>r</strong> Unfehlbarkeit. Die Kirche kann ja die Irrtümer nicht mehr<br />

rückgängig machen, weil sie dieselben unter <strong>de</strong>m Siegel <strong><strong>de</strong>r</strong> Unfehlbarkeit lehrt. Sie<br />

aufzugeben hieße sich selbst vernichten. In eurer Papstlehre häuft sich Unwahrheit auf<br />

Unwahrheit.<br />

So ist es auch eine geschichtliche Unwahrheit, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> römische Bischof ein direkter<br />

Nachfolger <strong>de</strong>s Petrus im Apostelamt sei. Denn die Bischöfe <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />

Christengemein<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n we<strong><strong>de</strong>r</strong> von einem Apostel, noch durch eine menschliche<br />

Wahl für ihr Amt bestimmt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur durch die sich kundgeben<strong>de</strong>n Geister Gottes.<br />

Und wenn in einzelnen Fällen ein Apostel o<strong><strong>de</strong>r</strong> Apostelschüler einen als Bischof in sein<br />

Amt einführte, so tat er es erst dann, wenn ein Geist Gottes jenen als Bischof bestimmt<br />

hatte.<br />

Außer<strong>de</strong>m hatte ja kein Bischof vor einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en einen Vorzug und kein Apostel eine<br />

höhere Gewalt, als seine Mitapostel. ‘Mir ist es gleichgültig’, sagt Paulus, ‘wie groß das<br />

Ansehen <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel war. Denn Gott nimmt auf das Ansehen eines Menschen keine<br />

Rücksicht’ (Gal. 2, 6). - Und an <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Stelle schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t er, wie er einmal <strong>de</strong>m Apostel<br />

Petrus <strong>mit</strong> aller Schärfe entgegengetreten sei und ihm vor <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Gemein<strong>de</strong><br />

vorgehalten habe, dass er nicht in Übereinstimmung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit <strong>de</strong>s Evangeliums<br />

wandle.<br />

Wenn es genügt hätte, dass Gott <strong>de</strong>m Apostel Petrus als <strong>de</strong>m ersten unfehlbaren Papst<br />

die Heilswahrheiten offenbarte, dann brauchten die Geister Gottes erst recht nicht zu <strong>de</strong>n<br />

ersten Christengemein<strong>de</strong>n zu kommen. Sie besaßen ja dann in Petrus eine unfehlbare<br />

Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. Und warum wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>nn Paulus nicht zu Petrus geschickt, um von<br />

ihm die Wahrheit zu empfangen? Er war doch in seiner nächsten Nähe. Warum wur<strong>de</strong><br />

er, anstatt <strong>de</strong>ssen gemäß seinen eigenen Worten von Christus selbst belehrt?<br />

Die Einzelwahrheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre Christi möchte ich dir nun in ihren Hauptzügen vor<br />

Augen führen. Ich will sie dabei in Vergleich stellen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Lehren <strong>de</strong>s heutigen<br />

Christentums, vor allem <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Lehren, die du bisher als Priester <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen<br />

Kirche gepredigt hast. So erfülle ich einen von dir längst gehegten Wunsch. Da<strong>mit</strong> ist<br />

dann auch je<strong>de</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, von <strong><strong>de</strong>r</strong> wahren Lehre Christi abweichen<strong>de</strong> Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> übrigen<br />

christlichen Kirchen als irrig dargetan.<br />

Es gibt keinen dreipersönlichen Gott<br />

Christus lehrte einen einpersönlichen Gott, <strong>de</strong>n Schöpfer <strong>de</strong>s Himmels und <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>. Er<br />

kennt keinen Gott in drei Personen, wie es die katholische Kirche und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e christliche<br />

Kirchen lehren. Nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater ist Gott. Kein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er ist ihm gleich, we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn,<br />

noch das, was ihr ‘Heiliger Geist’ nennt.<br />

Nach seiner Auferstehung sagte Christus: ‘Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem<br />

Vater, zu meinem Gott und eurem Gott’ (Joh. 20, 17).<br />

Nach <strong>de</strong>n Worten Christi steht <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater über allem. ‘Mein Vater, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Schafe mir<br />

gegeben hat, ist größer als alles, und niemand vermag sie <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong>de</strong>s Vaters zu


entreißen’ (Joh. 10, 29). Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater größer als alles ist, dann gibt es nichts, was ihm<br />

gleichkommt. Dann ist er auch größer als <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn. Das bestätigt Christus <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Worten: ‘Der Vater ist größer als ich’ (Joh. 14, 28). - Auch nennt er <strong>de</strong>n Vater <strong>de</strong>n<br />

allein Guten. Wenn einer Jesus <strong>mit</strong> ‘guter Meister’ anre<strong>de</strong>te, pflegte er zu sagen:<br />

‘Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut, als Gott allein’ (Lk. 18, 19).<br />

Weil Gott über allem steht, darum kann er auch Macht geben, wem er will. Alle Macht<br />

hat er <strong>de</strong>m Sohne verliehen. ‘Du hast <strong>de</strong>m Sohn die Macht über alles Fleisch verliehen,<br />

da<strong>mit</strong> er allem, was du ihm gegeben hast, ewiges Leben verleihe’ (Joh. 17, 2). Dass<br />

Christus nicht Gott ist, habe ich dir in ausführlicher Weise an Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift<br />

dargetan, als ich dich über sein Leben und sein Werk belehrte. Auch nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Apostel ist bloß <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater Gott und nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn. Denn Paulus schreibt: ‘Wir wissen,<br />

dass es keinen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gott gibt als <strong>de</strong>n einen. Denn mag es auch sogenannte Götter,<br />

sei es im Himmel, sei es auf Er<strong>de</strong>n, geben - es gibt ja viele solcher Götter und viele<br />

Herren -, so gibt es für uns Christen doch nur einen Gott, <strong>de</strong>n Vater, von <strong>de</strong>m alle Dinge<br />

sind und für <strong>de</strong>n wir geschaffen sind. ’ (1. Kor. 8, 4-6).<br />

Ferner nennt Paulus <strong>de</strong>n Vater ‘<strong>de</strong>n Gott Christi’. ‘Der Gott unseres Herrn Jesus<br />

Christus wolle euch einen Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Weisheit geben’ (Eph. 1, 17). - Nach ihm wird die<br />

Erscheinung Jesu Christi herbeigeführt ‘durch <strong>de</strong>n allein Gewaltigen, <strong><strong>de</strong>r</strong> allein<br />

Unsterblichkeit besitzt, <strong><strong>de</strong>r</strong> da wohnt in unzugänglichem Lichte’ (1. Tim. 6, 15-16).<br />

Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater allein Unsterblichkeit besitzt, dann besitzt sie <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn nicht. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vater <strong><strong>de</strong>r</strong> allein Gewaltige ist, dann ist es nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn. Dann besitzt <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn aus sich<br />

keine Allmacht. Also ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn nicht Gott, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er ist das, als was er sich selbst<br />

bezeichnet und als was ihn die Apostel einstimmig ausgeben - er ist <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Sohn Gottes’,<br />

geringer als <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater, ein Geschöpf <strong>de</strong>s Vaters.<br />

Die ganze Bibel, sowohl <strong>de</strong>s Alten als auch <strong>de</strong>s Neuen Testamentes, kennt nur einen<br />

Gott in einer Person. Der Vater ist Gott und zwar <strong><strong>de</strong>r</strong> alleinige Gott. Keiner <strong><strong>de</strong>r</strong> Söhne<br />

Gottes, we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstgeborene noch die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Söhne Gottes, sind Gott.<br />

Weil ihr Christus zum Gott macht, habt ihr die unüberwindlichen Schwierigkeiten, die<br />

Persönlichkeit, das Leben, Lei<strong>de</strong>n und Sterben Jesu zu verstehen. Es hin<strong><strong>de</strong>r</strong>t euch, seine<br />

so klare Lehre über seine Stellung zum Vater als das zu nehmen, was sie in Wirklichkeit<br />

ist: Nämlich als die Stellung eines Geschöpfes Gottes, wenn auch <strong>de</strong>s höchsten<br />

Geschöpfes, zu seinem Schöpfer. Zu welch törichten Erfindungen müssen doch eure<br />

Theologen ihre Zuflucht nehmen, um die unleugbaren Tatsachen im Leben Jesu und<br />

seine eigenen Worte in Einklang zu bringen <strong>mit</strong> seiner angeblichen Gottheit. Sie<br />

konstruieren sich die Person Jesu in <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise zusammen, dass sie sagen, in <strong>de</strong>m<br />

Menschen Christus seien zwei Geister gewesen: Der göttliche Geist und ein<br />

menschlicher Geist. Daher habe Christus zweierlei Willen und zweierlei Wissen gehabt:<br />

Einen göttlichen und einen menschlichen Willen, ein göttliches und ein menschliches<br />

Wissen. Trotz<strong>de</strong>m seien die bei<strong>de</strong>n Geister nur eine Persönlichkeit. - Das alles sind<br />

Wahngebil<strong>de</strong>. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist ist eine selbständige Persönlichkeit, und selbst Gott kann nicht<br />

zwei Geister zu einer Persönlichkeit verschmelzen, wie er auch nicht zwei Menschen zu


einem Menschen verschmelzen kann. Er kann es trotz seiner Allmacht nicht, weil es in<br />

sich ein Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch ist, dass zwei gleich eins sein soll.<br />

Euer gesun<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenverstand muss euch sagen, dass Christus, wenn er Gott gewesen<br />

wäre, am Kreuze nicht hätte ausrufen können: ‘Mein Gott, warum hast du mich<br />

verlassen?’ Gott kann sich doch nicht selbst verlassen. Und wenn es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen<br />

Schrift heißt, durch die Kraft <strong>de</strong>s Vaters sei Christus von <strong>de</strong>n Toten erweckt wor<strong>de</strong>n,<br />

weshalb war <strong>de</strong>nn die Kraft <strong>de</strong>s Vaters dazu nötig, wenn Christus selbst Gott war? Nach<br />

seinem irdischen To<strong>de</strong> hatte er doch alles Menschliche abgelegt und war nur noch Gott<br />

und als solcher <strong>de</strong>m Vater in allem gleich, wie ihr lehrt. Er hatte also dieselbe Kraft wie<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vater. Warum <strong>de</strong>nn die Kraft von einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en benötigen, wenn man sie selbst<br />

besitzt? Das sind doch unlösliche Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche.<br />

Wie könnt ihr es ferner erklären, dass Christus nicht ein einziges Mal sagt: ‘Ich bin Gott<br />

- <strong>de</strong>m Vater in allem gleich. ’ Er hat doch an zahllosen Stellen über sein Verhältnis zu<br />

Gott gesprochen, und er sollte nicht ein einziges Mal die Wahrheit gesagt haben,<br />

nämlich dass er selbst Gott sei. Aber er nennt sich bloß <strong>de</strong>n ‘Sohn Gottes’ und beteuert,<br />

dass er in allem vom Vater abhängig sei. Er erklärt feierlich: ‘Darin besteht das ewige<br />

Leben, dass sie dich, <strong>de</strong>n allein wahren Gott, erkennen und <strong>de</strong>n du gesandt hast, Jesus<br />

Christus. ’<br />

Er ist nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesandte Gottes - aber nicht Gott. Paulus nennt ihn <strong>de</strong>n ‘Erstling <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schöpfung’. Er ist also von Gott geschaffen und so<strong>mit</strong> ein Geschöpf Gottes und ebenso<br />

wenig Gott, wie alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geschöpfe Gott sind.<br />

Bibelfälschungen<br />

Weil man keinen Anhaltspunkt für die falsche Lehre, dass Christus Gott sei, im Neuen<br />

Testament fin<strong>de</strong>n konnte, verlegte man sich auf das Mittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälschung mehrerer<br />

Bibelstellen, um so Beweisstellen für die Gottheit Christi zu schaffen. Einige davon will<br />

ich dir anführen. Im Briefe an die Römer schreibt Paulus: ‘Gern wollte ich selbst aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gemeinschaft <strong>mit</strong> Christus ausgestoßen sein, wenn ich dadurch meine Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, meine<br />

Stammesverwandten nach <strong>de</strong>m Fleische retten könnte: Sie sind ja Israeliten, <strong>de</strong>nen die<br />

Annahme zum Gottesvolk und die Herrlichkeit, die Bündnisse und die Gesetzgebung, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gottesdienst und die Verheißungen zuteil gewor<strong>de</strong>n sind; <strong>de</strong>nen die Erzväter angehören<br />

und aus <strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> Messias leiblich hervorgegangen ist. Der über allem walten<strong>de</strong><br />

Gott sei dafür gepriesen in Ewigkeit. Amen. ’ (Röm. 9, 3-5)<br />

Aus innigem Dank dafür, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Messias als Mensch aus <strong>de</strong>mselben Volke<br />

hervorgegangen ist, <strong>de</strong>m er selbst angehört, spricht hier Paulus einen Lobpreis Gottes<br />

aus, wie er das öfters in seinen Briefen tut. Nun hat man diese Stelle zu einer Fälschung<br />

benutzt, in<strong>de</strong>m man übersetzte: ‘... aus <strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> Messias leiblich hervorgegangen<br />

ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> da ist <strong><strong>de</strong>r</strong> über allem walten<strong>de</strong> Gott, gepriesen in Ewigkeit. ’<br />

Durch diese Fälschung hat man <strong>de</strong>n Messias zum Gott gestempelt. Eine ähnliche<br />

Fälschung nahm man vor bei folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Stelle in <strong>de</strong>m Brief <strong>de</strong>s Paulus an Titus: ‘Dabei<br />

sollen wir auf unser seliges Hoffnungsgut und auf die Erscheinung <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrlichkeit


unseres großen Gottes und auf die unseres Heilan<strong>de</strong>s Christus Jesus warten. ’ (Tit. 2,<br />

13)<br />

Hier spricht Paulus von <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrlichkeit <strong>de</strong>s großen Gottes, zu <strong><strong>de</strong>r</strong> zu gelangen das Ziel<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen materiellen Schöpfung ist und von <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrlichkeit unseres Heilan<strong>de</strong>s<br />

Christus Jesus, durch die wir in die Herrlichkeit Gottes eingeführt wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>n<br />

Worten Christi: ‘Niemand kommt zum Vater außer durch mich. ’ Paulus unterschei<strong>de</strong>t<br />

also hier die Herrlichkeit <strong>de</strong>s Vaters von <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrlichkeit Christi. Diese Stelle hat man<br />

nun in die falsche Fassung gebracht: ‘Dabei sollen wir auf unser seliges Hoffnungsgut<br />

und auf die Erscheinung unseres großen Gottes und Heilan<strong>de</strong>s Christus Jesus warten. ’<br />

Durch diese Übersetzung soll bei <strong>de</strong>m Leser <strong><strong>de</strong>r</strong> Eindruck erweckt wer<strong>de</strong>n, als sei<br />

Christus <strong><strong>de</strong>r</strong> große Gott, auf <strong>de</strong>ssen Herrlichkeit wir warten sollen.<br />

Solche Fälschungen wer<strong>de</strong>n freilich <strong>de</strong>mjenigen sofort zum Bewusstsein kommen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Briefen <strong>de</strong>s Apostels Paulus vertraut ist. Denn er weiß, wie scharf dieser Apostel<br />

in allen seinen Schreiben die Person Christi von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person Gottes unterschei<strong>de</strong>t; wie er<br />

<strong>de</strong>n Vater <strong>de</strong>n ‘Gott Christi’ nennt und Christus bloß als <strong>de</strong>n vom Vater bestimmten<br />

‘Herrn’ bezeichnet; wie er lehrt, dass Gott alle Fein<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Sohn unterwerfen wer<strong>de</strong>, und<br />

zwar als letzten Feind <strong>de</strong>n To<strong>de</strong>sfürsten Luzifer selbst; daß aber dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn auch sich<br />

selbst <strong>de</strong>m unterwerfen wer<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm alles unterworfen habe, da<strong>mit</strong> Gott alles in allen<br />

sei (1. Kor. 15, 27-28). - Sein Gruß lautet stets: ‘Gna<strong>de</strong> sei <strong>mit</strong> euch und Frie<strong>de</strong>n von<br />

Gott, unserem Vater und vom Herrn Jesus Christus. ’ Er sagt nie: ‘Und von Gott <strong>de</strong>m<br />

Sohn.’<br />

Wenn daher aus irgen<strong>de</strong>iner Stelle eurer jetzigen Bibel etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es herausgelesen wird<br />

als die Wahrheit, dass nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater Gott ist, dann ist entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> die Übersetzung in eure<br />

Sprachen falsch o<strong><strong>de</strong>r</strong> es liegt schon eine Fälschung <strong>de</strong>s griechischen Textes vor, aus <strong>de</strong>m<br />

eure Übersetzungen angefertigt sind. Manchmal liegt sowohl eine Fälschung <strong>de</strong>s<br />

griechischen Textes, als auch eine falsche Übersetzung in eure Sprache bei ein und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Stelle vor.<br />

Eine solche hast du im Briefe <strong>de</strong>s Paulus an die Philipper, die nach eurer heutigen<br />

Übersetzung lautet: ‘Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus es war. Obwohl dieser<br />

in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an’ (Phil. 2, 5-6).<br />

Der richtige Text lautet: ‘Dieselbe Gesinnung sei in euch allen, wie sie in Christus Jesus<br />

war; <strong>de</strong>nn wiewohl er in seiner äußeren Gestalt wie ein Gott aussah, hat er es doch nicht<br />

als eine Selbstberaubung angesehen, sich vor Gott zu <strong>de</strong>mütigen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er hat sich<br />

entäußert und die äußere Gestalt eines Sklaven angenommen. ’ Dass Christus in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gestaltung seines himmlischen Leibes als Geist wie ein Gott aussah, ist die Wahrheit,<br />

und alle Geister, die ihn zum erstenmal sehen, meinen Gott zu sehen - so herrlich hat<br />

Gott seinen Erstgeborenen ausgestattet. Die grobe Fälschung in diesem Text besteht<br />

darin, dass anstatt <strong><strong>de</strong>r</strong> Worte: ‘... sich vor Gott zu <strong>de</strong>mütigen’ die Worte eingeschoben<br />

wur<strong>de</strong>n: ‘Gott gleich zu sein. ’<br />

Da soeben <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdruck gebraucht wur<strong>de</strong>: ‘Wie ein Gott aussehen’, so möchte ich hier<br />

die Stelle aus <strong>de</strong>m Anfang <strong>de</strong>s Johannes-Evangeliums anschließen, die ihr ebenfalls als


Beweis für die Gottheit Christi anführt: ‘Im Anfang war das Wort und das Wort war bei<br />

Gott und Gott war das Wort. ’<br />

Zunächst heißt es nicht: Gott war das Wort, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ‘ein Gott’ war das Wort.<br />

Hier gebraucht Johannes die Bezeichnung ‘ein Gott’, wie sie im Sprachgebrauch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

damaligen Zeit für diejenigen angewandt wur<strong>de</strong>, die beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Werkzeuge Gottes waren<br />

und als Gesandte Gottes <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m allein wahren Gott in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Verbindung stan<strong>de</strong>n.<br />

Denselben Sprachgebrauch wandte einst Gott bei Mose, <strong>de</strong>m großen Gottgesandten und<br />

Vorbild Christi an, in<strong>de</strong>m er zu Mose sagte: ‘Aaron soll für dich zum Volke re<strong>de</strong>n; er<br />

soll <strong>de</strong>in Mund sein - und du sollst sein ‘Gott’ sein’ (2. Mose 4, 16).<br />

Dasselbe bestätigt Christus <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n gegenüber, die ihm vorwarfen, er mache sich Gott<br />

gleich, weil er sich als ‘Sohn Gottes’ bezeichnete. Er fragte sie: ‘Steht nicht in eurem<br />

Gesetz geschrieben: Ich habe gesagt: ihr seid Götter? Wenn nun die Schrift die Männer,<br />

an die ein Auftrag Gottes erging, ‘Götter’ genannt hat, wie könnt ihr da mir, <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vater geweiht und in die Welt gesandt hat, Gotteslästerung vorwerfen, weil ich gesagt<br />

habe: Ich bin Gottes Sohn?’<br />

Christus sagt also in diesen Worten: ‘Wie könnt ihr behaupten, ich mache mich Gott<br />

gleich, in<strong>de</strong>m ich mich als Sohn Gottes ausgebe? Selbst wenn ich mich ‘einen Gott’<br />

genannt hätte, wäre dies keine Gotteslästerung. Denn diejenigen, die bisher als Gesandte<br />

Gottes auftraten, wur<strong>de</strong>n ‘Götter’ genannt, weil sie Aufträge Gottes zu verkün<strong>de</strong>n hatten.<br />

Um wie viel mehr könnte ich mich daher ‘einen Gott’ nennen, da mir die höchste<br />

Aufgabe übertragen ist, die je einem Gesandten Gottes zuteil wur<strong>de</strong>. Aber ich vermei<strong>de</strong><br />

absichtlich die Bezeichnung ‘Gott’, um keine falsche Deutung dieses Wortes zu<br />

veranlassen und nenne mich <strong>de</strong>n ‘Sohn Gottes’, <strong><strong>de</strong>r</strong> ich auch in Wirklichkeit bin.’<br />

Ebenso schreibt Paulus: ‘mag es auch sogenannte ‘Götter’, sei es im Himmel, sei es auf<br />

Er<strong>de</strong>n, geben - es gibt ja viele solcher Götter und viele Herren -, so gibt es doch für uns<br />

Christen nur einen Gott, <strong>de</strong>n Vater ... und nur einen Herrn, Jesus Christus’ (1. Kor. 8,<br />

5-6).<br />

Paulus möchte also <strong>de</strong>n Ausdruck ‘Gott’ bei <strong>de</strong>n Christen nicht mehr in <strong>de</strong>m<br />

uneigentlichen Sinn gebraucht wissen, in <strong>de</strong>m er bisher auch auf Geschöpfe Gottes<br />

angewandt wur<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie sollen die Bezeichnung ‘Gott’ nur dann gebrauchen, wenn<br />

sie <strong>de</strong>n einen wahren Gott, ‘<strong>de</strong>n Vater’ da<strong>mit</strong> meinen und niemand als ‘Herrn’<br />

bezeichnen außer Jesus Christus. Also auch Jesus Christus durften sie nicht als ‘Gott’<br />

bezeichnen.<br />

Eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Fälschung fin<strong>de</strong>t sich im Briefe <strong>de</strong>s Johannes. Die Stelle lautet in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

richtigen Fassung: ‘Wir wissen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht<br />

verliehen hat, um <strong>de</strong>n Wahrhaftigen zu erkennen. Und wir stehen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemeinschaft<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Wahrhaftigen, in<strong>de</strong>m wir in Gemeinschaft <strong>mit</strong> seinem Sohne sind. Dieser ist<br />

wahrhaftig und ewiges Leben.’ (1. Joh. 5, 20).<br />

Hier hat man außer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fehlern vor allem das Wort ‘Gott’ im letzten Satz<br />

hinzugefügt, so dass dieser lautet: ‘Dieser ist <strong><strong>de</strong>r</strong> wahrhaftige Gott und ewiges Leben. ’


Johannes lehrt hier dasselbe, was Christus und die Apostel an so vielen Stellen<br />

ausgesprochen haben, nämlich: Gott ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrhaftige. Aber auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn ist<br />

wahrhaftig. Denn er spricht die Worte Gottes. Er lehrt ja bloß das, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater ihm<br />

aufgetragen hat. Er ist also in allem, was er verkündigt, ebenso wahrhaftig wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater<br />

selbst. Diejenigen, die daher in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemeinschaft <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Sohne stehen, sind dadurch<br />

auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemeinschaft <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m wahrhaftigen Gott. Und da Gott seinem Sohn ewiges<br />

Leben verliehen hat, so ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn für alle, die in Gemeinschaft <strong>mit</strong> ihm sind, ebenfalls<br />

ewiges Leben.<br />

Als Hauptbeweisstelle für die Lehre, dass in Gott drei Personen seien, die zusammen nur<br />

einen Gott ausmachen sollen, dient jene große Fälschung im Briefe <strong>de</strong>s Apostels<br />

Johannes, <strong><strong>de</strong>r</strong>en richtiger Text lautet: ‘So sind es also drei, die Zeugnis ablegen: Der<br />

Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei stimmen in ihrem Zeugnis überein’ (1.<br />

Joh. 5, 7-8).<br />

Die Fälscher haben hier <strong>de</strong>n Satz hinzugefügt: ‘Und drei sind im Himmel, die Zeugnis<br />

geben: Der Vater, Das Wort und <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist, und diese drei sind eins. ’ Dass dieser ganze<br />

letzte Satz eine erfun<strong>de</strong>ne Einschiebung ist, wissen auch eure katholischen Theologen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m ist sie immer noch in <strong>de</strong>n katholischen Bibelausgaben enthalten, während<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e christliche Kirchen sie daraus entfernt haben.<br />

Außer dieser Fälschung habt ihr im ganzen Neuen Testament auch nicht einmal einen<br />

scheinbaren Anhaltspunkt für die Lehre, dass das, was ihr ‘Heiliger Geist’ nennt,<br />

gleicher Gott <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Vater sein soll. Was das Neue Testament <strong>mit</strong> ‘Heiliger Geist’<br />

bezeichnet, be<strong>de</strong>utet die Gesamtheit <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong>. Gott ist ein heiliger Geist. Er<br />

ist <strong><strong>de</strong>r</strong> höchste und heiligste aller Geister. Der Sohn Gottes ist ein heiliger Geist. Er ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> höchste und heiligste <strong><strong>de</strong>r</strong> geschaffenen Geister. Die hohen Himmelsfürsten, ein<br />

Michael, ein Gabriel, ein Raphael und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e sind heilige Geister. Alle<br />

Heerscharen Gottes sind heilige Geister. Auch Luzifer war vor seinem Abfall ein<br />

heiliger Geist. Alle Menschen und die ganze materielle Schöpfung waren einmal heilige<br />

Geister.<br />

Das große Missverständnis, das durch die Bezeichnung ‘<strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige Geist’<br />

hervorgerufen wur<strong>de</strong>, rührt von <strong>de</strong>n falschen Übersetzungen <strong>de</strong>s griechischen Textes <strong>de</strong>s<br />

Neuen Testamentes her. Wo dort ‘ein’ heiliger Geist zu lesen ist, haben eure Übersetzer<br />

unbegreiflicher Weise ‘<strong><strong>de</strong>r</strong>’ Heilige Geist geschrieben. Man muss sich <strong>de</strong>shalb darüber<br />

wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n, weil die Übersetzer doch Männer waren, welche die griechische Sprache<br />

beherrschten und genau wussten, wie streng gera<strong>de</strong> diese Sprache im Gebrauch <strong>de</strong>s<br />

bestimmten und <strong>de</strong>s unbestimmten Geschlechtswortes ist.<br />

Du hast ja früher während <strong>de</strong>iner Studien die griechische Sprache gelernt, in <strong><strong>de</strong>r</strong> das<br />

Neue Testament euch abschriftlich überliefert ist. Soviel wirst du von dieser Sprache<br />

wohl noch verstehen, dass du an Hand <strong>de</strong>s griechischen Neuen Testamentes meine<br />

Behauptung nachprüfen kannst.<br />

Ich will nur einige Stellen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> überaus großen Anzahl herausgreifen. Ich nehme das<br />

Evangelium <strong>de</strong>s Matthäus. Da heißt es gleich in <strong>de</strong>n ersten Kapiteln von Maria, dass sie<br />

von ‘einem’ heiligen Geist guter Hoffnung war, nicht von ‘<strong>de</strong>m’ Heiligen Geist. Und


einige Zeilen weiter: Das von ihr zu erwarten<strong>de</strong> Kind stammt von ‘einem’ heiligen Geist<br />

- nicht von ‘<strong>de</strong>m’ Heiligen Geist, als ob es bloß einen einzigen heiligen Geist gäbe.<br />

Wenn du das Evangelium <strong>de</strong>s Lukas nachschlägst, so wirst du dasselbe fin<strong>de</strong>n. Auch<br />

hier heißt es: ‘Ein’ heiliger Geist wird auf dich kommen und die Kraft ‘eines’ sehr<br />

Hohen wird dich überschatten - und nicht, wie eure Übersetzung lautet: ‘Der’ Heilige<br />

Geist wird über dich kommen und die Kraft ‘<strong>de</strong>s Allerhöchsten’ dich überschatten. Es<br />

war nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Allerhöchste, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie überschattete, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n einer von <strong>de</strong>n höchsten<br />

Geistern Gottes.<br />

Ebenso heißt es schon vorher von <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt <strong>de</strong>s Johannes: Mit ‘einem’ heiligen Geist<br />

wird er von Geburt an erfüllt sein. Und nachher von Elisabeth: Sie wur<strong>de</strong> <strong>mit</strong> ‘einem’<br />

heiligen Geist erfüllt. Ebenso bei Zacharias: Er wur<strong>de</strong> <strong>mit</strong> ‘einem’ heiligen Geist erfüllt.<br />

Christus sagt: ‘Wenn ich aber die bösen Geister durch ‘einen’ Geist Gottes austreibe...<br />

’(Matth. 12, 28). Und Johannes, <strong><strong>de</strong>r</strong> Täufer erklärt: ‘Der nach mir kommt, wird euch <strong>mit</strong><br />

‘einem’ heiligen Geist taufen’ (Mark. 1, 8).<br />

Die Apostelgeschichte sagt in <strong>de</strong>n ersten Zeilen von Jesus, dass er sich die Apostel kraft<br />

‘eines’ heiligen Geistes erwählt hat und schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t, wie am Pfingstfest ‘ein’ heiliger Geist<br />

auf je<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n kam und sie erfüllt wur<strong>de</strong>n von ‘einem’ heiligen Geist.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärung <strong>de</strong>s 12. und 14. Kapitels <strong>de</strong>s 1. Korintherbriefes habe ich dich bereits<br />

auf diesen verhängnisvollen Übersetzungsfehler aufmerksam gemacht, durch <strong>de</strong>n in<br />

euch die Meinung erweckt wird, es gäbe bloß einen einzigen heiligen Geist, und dieser<br />

sei eine göttliche Person, eines Wesens <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Vater, wie ja auch <strong>de</strong>ine bisherige<br />

Kirche lehrt. An allen Stellen, an <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> griechische Text ‘ein’ heiliger Geist o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

‘ein’ Geist sagt, haben eure Übersetzer ‘<strong><strong>de</strong>r</strong>’ Heilige Geist o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‘<strong><strong>de</strong>r</strong>’ Geist geschrieben.<br />

Wenn es in <strong>de</strong>n griechischen Bibelurkun<strong>de</strong>n ‘ein’ Geist heißt, dann ist einer von vielen<br />

gemeint. Ihr begeht daher einen sinnentstellen<strong>de</strong>n Fehler, wenn ihr ‘<strong><strong>de</strong>r</strong>’ Heilige Geist<br />

dafür setzt. Es gibt in jenen Urkun<strong>de</strong>n allerdings auch Stellen, in <strong>de</strong>nen es ‘<strong><strong>de</strong>r</strong>’ Heilige<br />

Geist o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‘<strong><strong>de</strong>r</strong>’ Geist heißt. In diesen Stellen be<strong>de</strong>utet es entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Geist im<br />

Gegensatz zur Materie, wie in <strong>de</strong>m Satz: ‘Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist<br />

schwach’, o<strong><strong>de</strong>r</strong> es be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>n Geist Gottes, also Gott selbst o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine bestimmte Art<br />

von Geistern, wie: Der Geist <strong>de</strong>s Lichtes, <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis, <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit, <strong>de</strong>s Trostes.<br />

Da<strong>mit</strong> soll nicht gesagt wer<strong>de</strong>n, dass es bloß einen einzigen Geist <strong>de</strong>s Lichtes, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Finsternis, <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit, <strong>de</strong>s Trostes, <strong><strong>de</strong>r</strong> Stärke gibt. Hier steht die Einzahl anstelle <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mehrzahl. Es ist dieselbe Ausdrucksweise, wie ihr sie auch in <strong>de</strong>n heutigen Sprachen<br />

habt. Auch ihr sagt zu <strong>de</strong>m Kranken: ‘Ich will dir ‘<strong>de</strong>n’ Arzt holen. ’ Ihr wollt da<strong>mit</strong><br />

gewiss nicht zum Ausdruck bringen, dass es bloß eine einzigen Arzt gäbe. So sagt ihr<br />

auch: ‘Der’ Bauersmann hatte dieses Jahr eine gute Ernte und meint da<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n ganzen<br />

Bauernstand. So wen<strong>de</strong>t ihr die Bezeichnung: ‘Der’ Handwerker, ‘<strong><strong>de</strong>r</strong>’ Jurist, ‘<strong><strong>de</strong>r</strong>’<br />

Künstler, ‘<strong><strong>de</strong>r</strong>’ Theologe an, wenn ihr alle Handwerker, Juristen, Künstler, Theologen<br />

meint.


Wenn also Christus sagt: Ich wer<strong>de</strong> euch ‘<strong>de</strong>n’ Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit sen<strong>de</strong>n, so meint er<br />

‘die’ Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit. Denn du weißt bereits, dass die Geister Gottes gemäß ihren<br />

Aufgaben nach Berufen eingeteilt sind. Es gibt Geister <strong>de</strong>s Schutzes, Geister <strong>de</strong>s<br />

Kampfes, Geister <strong>de</strong>s Trostes, Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Stärke, Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Weisheit und zahllose<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arten.<br />

Ein Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit hat ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Aufgaben und daher auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Fähigkeiten als<br />

ein Geist aus <strong>de</strong>n Legionen Michaels. Ein Geist <strong>de</strong>s Kampfheeres kann nicht die<br />

Aufgabe eines Geistes <strong>de</strong>s Trostes o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Weisheit o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit übernehmen.<br />

Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Geist hat seinen bestimmten Beruf und die zur Ausübung dieses Berufes<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Gaben und Kräfte.<br />

Auch Luzifer hat seine Geisterscharen nach beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Aufgaben geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Auch er<br />

hat sein Kampfheer, seine Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Lüge, <strong><strong>de</strong>r</strong> Trostlosigkeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Habsucht, <strong>de</strong>s<br />

Stolzes, <strong>de</strong>s Nei<strong>de</strong>s, <strong><strong>de</strong>r</strong> Rache, <strong><strong>de</strong>r</strong> Unzucht und je<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Schlechtigkeit.<br />

Die einzelnen Arten sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> guten als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister sind Spezialisten in<br />

ihrem Fach und wissen die, an <strong>de</strong>nen sie arbeiten, für das Gute o<strong><strong>de</strong>r</strong> das Schlechte ihres<br />

Spezialfaches reif zu machen.<br />

Du siehst, wie die Lehre von <strong>de</strong>m dreipersönlichen Gott nicht nur <strong>de</strong>m gesun<strong>de</strong>n Denken<br />

wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift keinerlei Stütze hat. Wenn nun auch<br />

nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater Gott ist, während <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn und die übrigen Geister seine Geschöpfe sind,<br />

so besteht doch zwischen Vater, Sohn und <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> eine innige<br />

Zusammengehörigkeit und Einheit. Es ist die Einheit <strong>de</strong>s Wollens und Wirkens. Was <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vater will, das will auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn und das wollen auch die <strong>de</strong>m Sohne unterstellten<br />

Geisterscharen. Gott ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr und Eigentümer <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen geistigen und materiellen<br />

Schöpfung. Ihm gehört alles. Dem Sohn hat er die Leitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung übertragen in<br />

ähnlicher Weise, wie nicht selten eure irdischen Fabrikherren <strong>de</strong>m ältesten Sohne die<br />

Leitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Fabrik übertragen und ihm das gesamte Fabrikpersonal unterstellen. In<br />

einem solchen Falle empfängt <strong><strong>de</strong>r</strong> betreffen<strong>de</strong> Sohn die Anweisungen und Aufträge von<br />

seinem Vater und ist von ihm in allem abhängig. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater ist und bleibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr<br />

und Eigentümer <strong><strong>de</strong>r</strong> Fabrik und <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn kann in <strong><strong>de</strong>r</strong> Leitung <strong>de</strong>s gesamten Betriebes<br />

nur nach <strong>de</strong>n Anweisungen han<strong>de</strong>ln, die er von seinem Vater erhalten hat. Aber <strong>de</strong>n<br />

Angestellten und Arbeitern <strong>de</strong>s Betriebes gegenüber ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Herr’, <strong>de</strong>ssen<br />

Anordnungen sie Folge zu leisten haben. Und alle Wünsche, die sie <strong>de</strong>m Vater als <strong>de</strong>m<br />

Fabrikeigentümer vortragen möchten, haben sie durch <strong>de</strong>n Sohn als <strong>de</strong>n Beauftragten<br />

und Stellvertreter <strong>de</strong>s Fabrikeigentümers an diesen gelangen zu lassen.<br />

Übertrage dieses menschliche Beispiel auf das Verhältnis zwischen Gott und <strong>de</strong>m Sohne<br />

Gottes, und alle Aussprüche Christi über seine Stellung zu Gott, seinem Vater, wer<strong>de</strong>n<br />

dir klar wer<strong>de</strong>n. Alle Macht, <strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohn als Stellvertreter <strong>de</strong>s Vaters zur Leitung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schöpfung Gottes bedarf, hat er vom Vater erhalten. Er hat sie nicht aus sich. Alles ist<br />

<strong>de</strong>m Sohne unterstellt, aber nur auf Anordnung <strong>de</strong>s Vaters. Alles, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schöpfung als seinem Eigentum wirken will, wirkt er durch <strong>de</strong>n von ihm dazu<br />

beauftragten Sohn, und alles, was zu <strong>de</strong>m Vater gelangen soll, kann nur durch <strong>de</strong>n Sohn


zu ihm kommen. Daher <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausspruch Christi: ‘Niemand kommt zum Vater, außer<br />

durch mich. ’<br />

Der Sohn nimmt die Aufträge Gottes entgegen. Die er nicht selbst auszuführen hat, gibt<br />

er an diejenigen Geister weiter, die kraft ihres beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Berufes dafür in Frage<br />

kommen. Diese vollziehen sie im direkten Auftrage <strong>de</strong>s Sohnes und im indirekten<br />

Auftrage <strong>de</strong>s Vaters. Das ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn <strong><strong>de</strong>r</strong> Worte, die Christus bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Aussendung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel gebrauchte und die in eurer Bibel nicht ganz genau wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben sind. Er<br />

sagte: ‘Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen <strong>de</strong>s Vaters und <strong>de</strong>s<br />

Sohnes, in einem heiligen Geiste’ (Matth. 28, 19).<br />

Den Auftrag, <strong>de</strong>n Christus <strong>de</strong>n Aposteln gab, hatte er vom Vater erhalten. Darum<br />

han<strong>de</strong>lten die Apostel bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausführung <strong>de</strong>s Auftrages indirekt im Namen <strong>de</strong>s Vaters.<br />

Da sie ihn aber direkt durch <strong>de</strong>n Sohn erhalten hatten, geschah die Ausführung im<br />

Namen <strong>de</strong>s Sohnes. Weil die Ausführung aber nur möglich war, wenn ein Geist Gottes<br />

ihnen durch seine Kraft dabei half, so geschah sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft eines heiligen Geistes<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‘in einem heiligen Geiste’.<br />

Die heiligen Geister, die sie dabei benötigten, wur<strong>de</strong>n ihnen von Christus selbst<br />

zugewiesen. Auf sie berufen sich daher auch immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> die Apostel bei ihrer<br />

Lehrverkündigung und betonen, dass sie die Wahrheiten empfangen hätten durch<br />

Zuteilung eines heiligen Geistes.<br />

So ist es auch bei allen euren gottgewollten Werken. Ihr tut sie in Erfüllung <strong>de</strong>s Willens<br />

Gottes - also im Namen <strong>de</strong>s Vaters: Der Wille Gottes ist kundgetan durch <strong>de</strong>n Sohn, so<br />

dass ihr auch han<strong>de</strong>lt im Namen <strong>de</strong>s Sohnes, und die Kraft, die ihr dazu benötigt,<br />

empfangt ihr durch einen heiligen Geist. Ihr tut also das Werk in einem heiligen Geiste.<br />

Alles kommt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott<br />

Über die Schöpfung Gottes und ihr Schicksal enthält das Neue Testament nicht viel. Die<br />

Wahrheiten über die Geisterschöpfung, <strong>de</strong>n Abfall eines Teiles <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> unter <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Führung Luzifers, über die von Gott geschaffenen Besserungsstufen, auf <strong>de</strong>nen die<br />

abgefallenen Geister wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott zurückgeführt wer<strong>de</strong>n, über die Einhüllung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister in die Materie waren für die damaligen Zeiten ebenso schwer verständlich, wie<br />

sie es für eure jetzige Zeit sind.<br />

Auch in <strong>de</strong>n Briefen <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel fin<strong>de</strong>t ihr nicht viel davon. Denn dieser Wahrheitsstoff<br />

eignete sich sehr schlecht für eine briefliche Belehrung. Er konnte nur im mündlichen<br />

Vortrag <strong>de</strong>m Verständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Gläubigen nähergebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Doch Paulus <strong>de</strong>utet an verschie<strong>de</strong>nen Stellen seiner Briefe diese Wahrheiten wenigstens<br />

an. Ihr versteht seine Ausführungen nicht, weil sie eurer religiösen Anschauung fremd<br />

gewor<strong>de</strong>n sind. So schreibt er in seinem Brief an die Römer: ‘Das sehnsüchtige<br />

Verlangen <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Schöpfung wartet auf das Abstreifen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hülle als Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes.<br />

Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Vergänglichkeit ist die Schöpfung unterworfen wor<strong>de</strong>n, nicht auf<br />

eigenen Wunsch hin, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf Veranlassung <strong>de</strong>ssen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihre Unterwerfung bewirkt<br />

hat, wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung auf Rettung, weil ja auch die Schöpfung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Knechtschaft


<strong>de</strong>s Ver<strong><strong>de</strong>r</strong>bens erlöst und dadurch zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiheit gelangen wird, die in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Herrlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes besteht. Wir wissen ja, dass bis jetzt die ganze Schöpfung<br />

überall seufzt und <strong>mit</strong> Schmerzen einer Neugeburt harrt. Und nicht sie allein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

auch wir selbst, die wir doch <strong>de</strong>n Geist als Erstlingsgabe bereits besitzen, seufzen<br />

gleichfalls in unserem Inneren nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Kindschaft, in<strong>de</strong>m wir auf die Auflösung unseres<br />

Leibes warten. ’ (Röm. 8, 19-23)<br />

Du kennst infolge meiner Belehrung die Zusammenhänge, von <strong>de</strong>nen hier die Re<strong>de</strong> ist.<br />

Paulus sagt, dass die ganze Schöpfung <strong>mit</strong> Sehnsucht auf das Abstreifen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hülle<br />

wartet. Es warten also darauf die Steine, die Pflanzen, die Kräuter, die Blumen, die<br />

Tiere, die Menschen. Ein sehnsüchtiges Warten ist nur möglich in einem Wesen, in <strong>de</strong>m<br />

ein Geist verkörpert ist. Es sind daher in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Schöpfung Geister in die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Arten <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie eingehüllt. Es sind die einst abtrünnig gewor<strong>de</strong>nen<br />

Geister, die zuerst als gehorsame Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes und heilige Geister in Glanz und<br />

Herrlichkeit dastan<strong>de</strong>n, dann aber ungehorsame Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> wur<strong>de</strong>n und sich dadurch <strong>de</strong>n<br />

Ausschluss aus <strong>de</strong>m Vaterhaus Gottes zuzogen.<br />

Aber Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes sind sie heute noch, wenn auch verstoßene Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Sie sehnen sich<br />

nach <strong>de</strong>m Vaterhaus zurück und ringen danach, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> frei zu wer<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

materiellen Hülle, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> sie umgeben wur<strong>de</strong>n, so wie das Kind in <strong>de</strong>n Geburtswehen<br />

danach ringt, frei zu wer<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> Hülle <strong>de</strong>s Mutterschoßes. Jene Geister haben sich<br />

nicht aus eigener Entschließung diese Hülle bereitet, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Gott war es, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie ihnen<br />

aus Erbarmen gab, um sie durch Läuterung und Prüfung zu retten. Alle materiellen<br />

Wesen sehnen sich nach dieser Rettung, wenn sie auch nicht <strong>de</strong>n Weg und das Ziel<br />

dieser Rettung kennen und wünschen <strong>de</strong>n Tag herbei, wo ihnen die materielle Hülle<br />

nach erfolgter Läuterung zu Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n Gottes wie<strong><strong>de</strong>r</strong> weggenommen wird.<br />

Diese Sehnsucht haben vor allem die gottesgläubigen Menschen. Denn wenn sie auch<br />

schon, wie dies bei <strong>de</strong>n ersten Christen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Geisterboten <strong>de</strong>s<br />

himmlischen Vaterhauses in täglicher Verbindung stehen und in ihnen bereits die<br />

Erstlingsgabe und <strong>de</strong>n Vorgeschmack <strong>de</strong>s Gottesreiches empfangen haben, so sind sie<br />

doch dieses Reiches so lange nicht teilhaftig, als sie noch im materiellen Leibe leben.<br />

Die Aufwärtsentwicklung in <strong>de</strong>n Naturstufen <strong>de</strong>utet Paulus in seinem Brief an die<br />

Epheser <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten an: ‘Dahin ging nämlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Ratschluss Gottes, <strong>de</strong>ssen<br />

Ausführung er sich vorgenommen hatte, sobald die Zeit zum Vollmaß <strong><strong>de</strong>r</strong> von ihm<br />

geordneten Entwicklung gelangt wäre: Er wollte in Christus als <strong>de</strong>m Haupte alles<br />

einheitlich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zusammenfassen, was im Himmel und auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist’ (Eph. 1, 9-10).<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> sind aber nicht bloß die Menschen. Sie bil<strong>de</strong>n nur einen ganz geringen<br />

Bruchteil <strong>de</strong>ssen, was auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> existiert. Wenn nun Gott alles, was auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist,<br />

<strong>mit</strong> Christus als <strong>de</strong>m Haupte vereinigen will, so folgt daraus, daß in allem Geister sind,<br />

die in <strong><strong>de</strong>r</strong> von Gott geordneten Entwicklung immer höher steigen, bis sie als reine<br />

Geister in die große Gemeinschaft <strong>mit</strong> Christus eingeglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie einst vor<br />

ihrem Abfall angehört haben.<br />

Daß es im Heilsplan Gottes liegt, alles wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott zurückzuführen und zwar nicht<br />

bloß die Menschen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die ganze übrige Schöpfung, sagt Paulus im


Römerbrief: ‘Ich will euch nämlich, meine Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, über dies Geheimnis nicht in<br />

Unkenntnis lassen, da<strong>mit</strong> ihr nicht in vermeintlicher Klugheit eigene Ansichten hegt:<br />

Verstockung ist über einen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Israeliten gekommen bis zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, da die Hei<strong>de</strong>n<br />

vollzählig in das Reich Gottes eingegangen sein wer<strong>de</strong>n. Alsdann wird ganz Israel<br />

gerettet wer<strong>de</strong>n ... Denn Gott hat alles wegen <strong>de</strong>s Ungehorsams eingeschlossen, weil er<br />

Erbarmen an allem üben will. ’ (Röm. 11, 25-26 + 32)<br />

Ich habe diese Stelle so wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben, wie sie richtig ist. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> letzte Satz in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Übersetzung, die du vor dir hast, so lautet: ‘Denn Gott hat die ganze Menschheit in<br />

Ungehorsam fallen lassen, um Erbarmen an allen zu üben’, so hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzer darin<br />

zwei Fehler gemacht: Er hat zunächst geschrieben ‘die ganze Menschheit’, obschon im<br />

griechischen Text ‘alles’ steht. Ferner hat er übersetzt: ‘In Ungehorsam fallen lassen’,<br />

während es heißt: ‘Er hat alles im Hinblick auf <strong>de</strong>n Ungehorsam eingeschlossen. ’ Er hat<br />

nämlich alles eingeschlossen in die materielle Hülle, die <strong>de</strong>n einzelnen Besserungsstufen<br />

entspricht. Gott verschließt niemand in Ungehorsam. Er will im Gegenteil, dass alle zum<br />

Gehorsam zurückkehren, die einst wegen ihres Ungehorsams aus <strong>de</strong>m Reiche Gottes<br />

ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n mussten.<br />

Das Israel <strong><strong>de</strong>r</strong> früheren Jahrtausen<strong>de</strong> waren diejenigen, <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> reine Gottesglaube<br />

über<strong>mit</strong>telt wor<strong>de</strong>n war. Es sollte diesen Gottesglauben auf die Mitwelt übertragen und<br />

so als Sauerteig <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit wirken. Nach treuer Erfüllung dieser Aufgabe wäre es<br />

nach erfolgter Erlösung als erstes in das vom Erlöser erschlossene Reich Gottes<br />

eingegangen. Dieser Aufgabe hat sich jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong> größte Teil Israels unwürdig gemacht.<br />

Darum wird das Heil zuerst <strong>de</strong>n Nicht-Israeliten zuteil, also <strong>de</strong>njenigen, die früher nichts<br />

von Gott wussten. Und erst wenn alle Nicht-Israeliten zu Gott gelangt sind, wer<strong>de</strong>n<br />

diejenigen gerettet wer<strong>de</strong>n, die früher <strong>de</strong>n Gottesglaube besaßen, aber nicht danach<br />

lebten. ‘Die Ersten wer<strong>de</strong>n die Letzten sein. ’ Aber alles ohne Ausnahme wird gerettet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Über <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>s Rettungswerkes Gottes macht <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Paulus kurze, aber klare<br />

Angaben in seinem ersten Brief an die Korinther: ‘Wie durch Adams Schuld alle starben,<br />

so wer<strong>de</strong>n umgekehrt durch Christi Verdienst alle wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um zum Leben kommen, und<br />

zwar ein je<strong><strong>de</strong>r</strong>, wann die Reihe an ihn kommt: Als Erstling Christus. Hierauf die, welche<br />

Christus angehören bei seiner Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kunft. Darauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Rest, wenn er Gott, <strong>de</strong>m Vater,<br />

das Reich übergibt, sobald er je<strong>de</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Herrschaft und je<strong>de</strong> Macht zum Aufhören<br />

gebracht hat. Er muss ja als König herrschen, bis er Gott alle Fein<strong>de</strong> unter die Füße<br />

gelegt hat. Der letzte Feind, <strong><strong>de</strong>r</strong> vernichtet wird, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Tod’. Denn alles hat er ihm<br />

unter die Füße gelegt. Wenn er aber aussprechen wird: ‘Alles ist unterworfen!’, so wird<br />

doch selbstverständlich <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige ausgenommen sein, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Sohne alles unterworfen<br />

hat (nämlich Gott). Wenn ihm (Gott) aber alles unterworfen ist, dann wird sich auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sohn selbst <strong>de</strong>m unterwerfen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm alles unterworfen hat, da<strong>mit</strong> Gott alles in allem<br />

sei. ’ (1. Kor. 15, 22-28)<br />

Also alles wird wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott kommen, was von Gott getrennt und als geistig ‘tot’ <strong>de</strong>m<br />

Fürsten <strong>de</strong>s geistigen To<strong>de</strong>s unterworfen war. Christus wird alles zu Gott zurückführen.<br />

Er war <strong><strong>de</strong>r</strong> erste, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle, <strong>de</strong>m Reiche <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>sfürsten, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> herauskam,<br />

nach<strong>de</strong>m er dorthin zum Kampfe <strong>mit</strong> Luzifer hinabgestiegen war und ihn besiegt hatte.


Das war die erste Auferstehung von <strong>de</strong>n geistig Toten. Nach und nach wer<strong>de</strong>n alle<br />

geistig Toten folgen, in<strong>de</strong>m sie zur Erkenntnis und Liebe Gottes gelangen, je<strong><strong>de</strong>r</strong>, wann<br />

er an <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe ist. Die Reihenfolge hängt von <strong>de</strong>n geistig Toten selbst ab. Wer sich<br />

beeilt und sich Mühe gibt, Gott zu suchen und nach <strong>de</strong>m Willen Gottes zu leben, kommt<br />

eher an die Reihe, als <strong><strong>de</strong>r</strong>, welcher an seine Rückkehr überhaupt nicht <strong>de</strong>nkt o<strong><strong>de</strong>r</strong> sie sehr<br />

nachlässig und langsam betreibt. Alles hängt von seinem freien Willen ab. Wer in <strong>de</strong>n<br />

Examina immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> durchfällt, wird erst spät zum Ziele gelangen. So ist es in eurem<br />

menschlichen Leben, so ist es auch im jenseitigen. - Der letzte, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott kommt, ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> To<strong>de</strong>sfürst selbst - Luzifer. Paulus nennt ihn <strong>de</strong>n ‘Tod’. Er ist ja die Ursache allen<br />

Abfalles vom Reiche Gottes und dadurch <strong>de</strong>s geistigen To<strong>de</strong>s. Er ist <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Mör<strong><strong>de</strong>r</strong> von<br />

Anbeginn’, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n geistigen Tod aller von Gott Getrennten verschul<strong>de</strong>t hat und<br />

Millionen Jahre hindurch alles aufbot, die Rückkehr seiner Untertanen zum Reiche <strong>de</strong>s<br />

Lebens in Gott zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Er ist daher die verkörperte Trennung von Gott - <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verkörperte Tod. Wenn es daher in <strong><strong>de</strong>r</strong> Offenbarung <strong>de</strong>s Johannes heißt: ‘Der Tod gab<br />

seine Toten heraus’ (Offenb. 20, 13), so heißt das nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als: ‘Der To<strong>de</strong>sfürst<br />

Luzifer musste die geistig Toten, die seinem Reiche angehörten, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> herausgeben. ’<br />

Wenn ich dir sagte, dass die Reihenfolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr von <strong>de</strong>m freien Willen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gefallenen Geister abhänge, so muss ich in diesem Punkte eine einzige Einschränkung<br />

machen: Nämlich Luzifer allein kann nicht eher wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott kommen, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> letzte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> von ihm Verführten das Ziel - Gott - erreicht hat. Er kann es nicht, auch wenn er es<br />

infolge einer Gesinnungsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu erstreben suchte. Auch darf er, selbst wenn ihm<br />

eine bessere Erkenntnis früher käme, keinen <strong><strong>de</strong>r</strong> gefallenen Geister zur Besserung<br />

antreiben o<strong><strong>de</strong>r</strong> ihm zur rechten Erkenntnis verhelfen, um dadurch selbst schneller zu<br />

Gott zu gelangen. Das ist das gerechte Schicksal, das auf ihm als <strong>de</strong>m einstigen<br />

Rä<strong>de</strong>lsführer lastet und das er nicht zu än<strong><strong>de</strong>r</strong>n vermag.<br />

Die Rettung aller von Gott Abgefallenen - auch Luzifers - ist die große<br />

Freu<strong>de</strong>nbotschaft, die nicht bloß in <strong>de</strong>n Briefen <strong>de</strong>s Apostels Paulus verkün<strong>de</strong>t wird,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die auch <strong>de</strong>n Propheten <strong>de</strong>s Alten Bun<strong>de</strong>s in ihren Visionen gezeigt wur<strong>de</strong>. Es<br />

ist die Freu<strong>de</strong>nbotschaft, auf welche die Offenbarung <strong>de</strong>s Johannes <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten<br />

hinweist: ‘In <strong>de</strong>n Tagen, wo die Stimme <strong>de</strong>s siebten Engels erschallt, sobald er sich<br />

anschickt, in die Posaune zu stoßen, dann ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> geheime Ratschluss Gottes zum<br />

Abschluss gekommen, wie er ihn seinen Knechten, <strong>de</strong>n Propheten, als Freu<strong>de</strong>nbotschaft<br />

<strong>mit</strong>geteilt hat’ (Offenb. 10, 7).<br />

Es gibt keine ewige Hölle<br />

Wenn es wahr wäre, dass die Hölle ewig ist, wie ihr es heute lehrt, worin sollte dann am<br />

En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Tage die ‘Freu<strong>de</strong>nbotschaft’ bestehen, die Gott als Abschluss seines<br />

Heilsplanes in Aussicht stellt? Ein Abschluss <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ewigen Verdammnis zahlloser<br />

Geister wäre wahrlich kein Tag <strong><strong>de</strong>r</strong> Freu<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein Tag <strong>de</strong>s Entsetzens für die ganze<br />

Schöpfung Gottes.<br />

Wo bliebe da die Wahrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung aller, auf die Paulus so oft und so eindringlich<br />

hinweist? Wo bliebe die Wahrheit <strong>de</strong>s Wortes, das Gott beim Propheten Jesaja<br />

geschworen hat: Daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag komme, wo je<strong>de</strong>s Knie sich beugen und ihm je<strong>de</strong> Zunge


schwören soll, und wo alle zu ihm kommen, auch die, welche ihm feindselig wi<strong><strong>de</strong>r</strong>strebt<br />

hatten? Wo bliebe da die Erfüllung all <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellen, die ich dir vorhin angeführt habe?<br />

Alle Fein<strong>de</strong> Gottes wer<strong>de</strong>n durch Christus <strong>de</strong>m Vater zu Füßen gelegt, nicht <strong>mit</strong> Gewalt,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch erbarmen<strong>de</strong> Liebe, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch ein Luzifer auf die Dauer nicht wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehen<br />

kann.<br />

Gott zwingt keinen gefallenen Geist <strong>mit</strong> Gewalt vor seine Füße. Wenn er das wollte,<br />

dann brauchte er nicht so lange zu warten. Das hätte er schon längst tun können. Unter<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Allmacht Gottes steht die Hölle von jeher. Wenn die Hölle sich einst vor Gott<br />

ver<strong>de</strong>mütigt, dann geschieht es <strong>mit</strong> freiem Willen in reumütiger Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gerechtigkeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe und Langmut Gottes.<br />

An <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre von einer ‘ewigen Hölle’, welche die ersten Christen nicht kannten, haltet<br />

ihr <strong>mit</strong> erstaunlicher Zähigkeit fest. Auf dieses Schreck<strong>mit</strong>tel scheint ihr nicht verzichten<br />

zu wollen. Glaubt ihr <strong>de</strong>nn, <strong>mit</strong> einer grausamen Unwahrheit bei <strong>de</strong>n armen Menschen<br />

mehr erreichen zu können, als <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Wahrheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe und <strong>de</strong>s Erbarmens? Und<br />

welche Anstrengungen ihr macht, um jene unwahre Lehre zu begrün<strong>de</strong>n! Ihr sagt, dass<br />

eine sogenannte ‘Todsün<strong>de</strong>’ eine ewige Strafe zur Folge haben müsse. Denn ein<br />

Todsün<strong>de</strong> sei eine unendliche Beleidigung Gottes. Das sind irrige und selbsterfun<strong>de</strong>ne<br />

Begriffe. Ein Geschöpf kann Gott nicht unendlich beleidigen und daher auch keine<br />

unendliche Bestrafung für sein Vergehen verdienen. Je tiefer <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige steht, <strong><strong>de</strong>r</strong> dich<br />

beleidigt, um so geringfügiger siehst du die Beleidigung an. Aber was ist ein armseliges<br />

Geschöpf seinem Schöpfer gegenüber? Ein Stäubchen. Eure Beleidigung reicht an Gott<br />

überhaupt nicht heran. Ihr fügt ihm nichts Böses zu, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n euch selbst.<br />

Und dann, wenn eine Todsün<strong>de</strong> eine unendliche Beleidigung Gottes wäre, dann könnte<br />

sie ja auch in eurem irdischen Leben nicht mehr vergeben wer<strong>de</strong>n. Wenn sie aber nach<br />

eurer Lehre <strong>de</strong>n irdischen Menschen vergeben wer<strong>de</strong>n kann, warum sollte sie <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>n<br />

Geistern <strong>de</strong>s Jenseits nicht vergeben wer<strong>de</strong>n. Es sind doch dieselben Geister, ob sie nun<br />

in einem materiellen Körper sich befin<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob sie <strong>de</strong>n Körper im irdischen To<strong>de</strong><br />

verlassen haben. Es ist dasselbe ‘Ich’ im Diesseits und im Jenseits <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nselben<br />

geistigen Fähigkeiten. Im Jenseits ist daher <strong>de</strong>m Geiste dieselbe Gesinnungsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

möglich, wie im irdischen Leben.<br />

Man beruft sich auf die Bibel, um <strong>de</strong>n Beweis für die Ewigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Höllenstrafen zu<br />

erbringen. Man klammert sich an das Wort ‘ewig’, das in euren Übersetzungen <strong>de</strong>s<br />

Neuen Testamentes in Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n jenseitigen Strafen gebraucht wird. Aber wie<br />

lautet <strong>de</strong>nn das Wort, das ihr <strong>mit</strong> ‘ewig’ übersetzt habt, im griechischen Urtext? Denn<br />

nicht auf eure Übersetzungen kommt es an, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Wortes, das im<br />

Urtext steht.<br />

Nun fin<strong>de</strong>st du aber an allen Stellen, an <strong>de</strong>nen eure <strong>de</strong>utschen Bibelübersetzungen das<br />

Wort ‘Ewigkeit’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‘ewig’ gebrauchen, im griechischen Text das Wort ‘Äon’. Auch<br />

ihr sprecht unter Benutzung <strong>de</strong>sselben Wortes von ‘Äonen’. Ihr wollt da<strong>mit</strong> große<br />

Zeiträume bezeichnen. Auch im Griechischen be<strong>de</strong>utet das Wort ‘Äon’ niemals<br />

‘Ewigkeit’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s ‘Ewigen’. Auch dort hat es nur die Be<strong>de</strong>utung eines<br />

Zeitraumes von unbestimmter Dauer. Das Altertum war ein ‘Äon’, das Mittelalter war


ein ‘Äon’, die Neuzeit ist ein ‘Äon’. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Anschauung <strong><strong>de</strong>r</strong> Römer war ein ‘Äon’ ein<br />

Zeitraum von hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Jahren.<br />

Ein ‘Äon’ ist also eine Zeitdauer, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Grenzen bald weiter auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>-, bald näher<br />

zusammenliegen. Sogar ein Menschenalter wird manchmal <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Wort ‘Äon’<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben. Aber niemals kann da<strong>mit</strong> eine nie en<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zeitperio<strong>de</strong> ausgedrückt<br />

wer<strong>de</strong>n. Du darfst daher das Wort ‘Äon’ nie <strong>mit</strong> Ewigkeit und das davon abgeleitete<br />

Eigenschaftswort nie <strong>mit</strong> ‘ewig’ übersetzen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n musst dafür die Bezeichnung ‘Zeit’<br />

und ‘zeitlich’ gebrauchen.<br />

Nun möchte ich dich zunächst auf die merkwürdige Tatsache aufmerksam machen, dass<br />

eure Übersetzer an zahlreichen Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel das Wort ‘Äon’ und das davon<br />

abgeleitete Eigenschaftswort in richtiger Weise <strong>mit</strong> ‘Zeit’ und ‘zeitlich’ wie<strong><strong>de</strong>r</strong>geben,<br />

weil das Wort ‘ewig’ an jenen Stellen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sinnig wäre. Nur dort, wo von einer<br />

jenseitigen Strafe die Re<strong>de</strong> ist, gebrauchen sie das Wort ‘ewig’. Man merkt <strong>de</strong>utlich,<br />

dass sie da unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Religionen stehen, die eine Ewigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Höllenstrafe lehren.<br />

Greifen wir nun einige von <strong>de</strong>n zahlreichen Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel heraus, wo das Wort ‘Äon’<br />

<strong>mit</strong> ‘Zeit’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‘zeitlich’ übersetzt wer<strong>de</strong>n muss. So heißt es von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> wi<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />

Geist, dass sie we<strong><strong>de</strong>r</strong> in diesem noch in <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ‘Äon’ vergeben wer<strong>de</strong>, also we<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

in diesem Zeitalter noch <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> we<strong><strong>de</strong>r</strong> in diesem Leben, noch in <strong>de</strong>m<br />

kommen<strong>de</strong>n. Man könnte ja nicht übersetzen: Sie wird we<strong><strong>de</strong>r</strong> in dieser Ewigkeit noch in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> zukünftigen vergeben wer<strong>de</strong>n. Denn es gibt keine zwei Ewigkeiten.<br />

Bei <strong>de</strong>m Gleichnis von <strong>de</strong>m Sämann wird gesagt, dass bei einigen <strong><strong>de</strong>r</strong> Same erstickt wird<br />

durch die Sorgen dieses ‘Äon’, was ihr richtig übersetzt <strong>mit</strong> ‘zeitlichen Sorgen’. Von<br />

<strong>de</strong>m Begriff ‘ewig’ kann auch hier nicht die Re<strong>de</strong> sein.<br />

In <strong>de</strong>m Gleichnis von <strong>de</strong>m Unkraut unter <strong>de</strong>m Weizen sagt Christus, dass die Ernte das<br />

En<strong>de</strong> dieses ‘Äon’ sei, also das En<strong>de</strong> dieser Zeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> dieser Welt. Auch hier kann es<br />

nicht ‘Ewigkeit’ heißen. An dieser Stelle kommt das Wort ‘Äon’ noch zweimal in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Be<strong>de</strong>utung von zeitlich vor.<br />

Ich nehme noch einige Stellen aus <strong>de</strong>n Briefen <strong>de</strong>s Apostels Paulus. ‘Gestaltet eure<br />

Lebensführung nicht nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise <strong>de</strong>s jetzigen ‘Äon’ (<strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Zeit). ’ - ‘Was wir<br />

vortragen, ist nicht die Weisheit dieses ‘Äon’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Machthaber dieses ‘Äon’,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n verborgene Weisheit, die Gott vor allen ‘Äonen’ vorherbestimmt hat. ’<br />

Aus diesen Stellen, die noch durch eine große Anzahl ähnlicher Stellen vermehrt wer<strong>de</strong>n<br />

könnten, magst du ersehen, dass das Wort ‘Äon’ nicht die ‘Ewigkeit’ be<strong>de</strong>utet, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

einen begrenzten Zeitabschnitt.<br />

Nun steht dasselbe Wort ‘Äon’ an <strong>de</strong>n Stellen, wo von einer jenseitigen Strafe die Re<strong>de</strong><br />

ist. Wer gibt euch daher das Recht, dasselbe Wort, das ihr an zahlreichen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stellen<br />

<strong>mit</strong> ‘Zeit’ und ‘zeitlich’ übersetzt, gera<strong>de</strong> dort <strong>mit</strong> ‘ewig’ wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zugeben, wo es sich um<br />

die Höllenstrafe han<strong>de</strong>lt? Man sollte fast meinen, ihr hättet eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Freu<strong>de</strong> an<br />

einer ewigen Hölle.


Christus sagt nach eurer Übersetzung: ‘Es ist besser für dich, verstümmelt und lahm zum<br />

Leben einzugehen, als dass du zwei Hän<strong>de</strong> und zwei Füße habest und in das ‘ewige’<br />

Feuer geworfen wer<strong>de</strong>st. ’<br />

Was hier <strong>mit</strong> ‘ewigem’ Feuer bezeichnet wird, ist auch bloß ein Feuer, das einen ‘Äon’<br />

hindurch dauert, also zeitlich ist. Und merkwürdiger Weise stand im Urtext an dieser<br />

Stelle nicht einmal das Wort ‘Äon’, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ist hineingefälscht wor<strong>de</strong>n. Denn im Urtext<br />

heißt es: ‘In das Feuer <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle’ und nicht: ‘In das ewige Feuer’.<br />

Auch an an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stellen hat man nachträglich ähnliche Fälschungen begangen. So heißt<br />

es in euren jetzigen Übersetzungen: ‘Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ‘ewige’<br />

Feuer!’, während es im richtigen Text heißt: ‘Weichet von mir, ihr Verfluchten, in die<br />

äußerste Finsternis!’<br />

Ich <strong>de</strong>nke, dich durch meine Darlegungen davon überzeugt zu haben, dass ihr für eure<br />

grausame und unwahre Lehre von einer ‘ewigen’ Hölle in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel keinen Anhaltspunkt<br />

fin<strong>de</strong>n könnt. Wie lange die Strafe für die einzelnen Geister dauert, hängt vor allem von<br />

<strong>de</strong>n Geistern selbst ab. Je länger sie bei ihrem Abfall verharren, um so länger dauert die<br />

Trennung und die Strafe <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennung. Selbst Gott weiß nicht, wann die einzelnen<br />

Geister zu ihm zurückkehren, da die Rückkehr von <strong><strong>de</strong>r</strong> freien Entscheidung <strong>de</strong>s Geistes<br />

abhängt; und ich habe dir ja gesagt, dass die zukünftigen freien Entscheidungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister selbst <strong>de</strong>m Vorauswissen Gottes entzogen ist.<br />

Auch das, was ihr in falscher Übersetzung ‘ewiges Leben’ nennt, in<strong>de</strong>m ihr auch hier<br />

das Wort ‘Äon’ <strong>mit</strong> ‘ewig’ wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gebt, ist bloß ein Leben in <strong>de</strong>n zukünftigen ‘Äonen’<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n zukünftigen Zeiten. Wie lange dieses Leben bei Gott für euch dauern wird,<br />

hängt von euch selbst ab. Wenn ihr Gott stets treu bleibt, dann wird jenes Leben endlos,<br />

also tatsächlich ‘ewig’ sein. Aber wer weiß, ob später nicht noch einmal ein Abfall <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister von Gott erfolgen wird, an <strong>de</strong>m ihr euch beteiligt, wie ihr euch an <strong>de</strong>m ersten<br />

Abfall unter Luzifer beteiligt habt. Denn die Freiheit <strong>de</strong>s Willens ist bei <strong>de</strong>n Geistern <strong>de</strong>s<br />

Himmels dieselbe wie damals, und die Möglichkeit <strong>de</strong>s Missbrauches <strong><strong>de</strong>r</strong> Willensfreiheit<br />

ebenso vorhan<strong>de</strong>n, wie vor <strong>de</strong>m ersten Abfall. Ob ein solcher Abfall wie<strong><strong>de</strong>r</strong> einmal<br />

kommen wird, weiß auch Gott nicht, aus <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n ich dir bereits angegeben<br />

habe.<br />

Ihr könnt also ebenso wenig von einer ‘ewigen Belohnung’ sprechen, wie von einer<br />

‘ewigen Bestrafung’. Wenn nun in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel von einem ‘Feuer’ <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle gesprochen<br />

wird, so soll da<strong>mit</strong> ein Sinnbild <strong>de</strong>s übergroßen Schmerzes <strong><strong>de</strong>r</strong>er gegeben wer<strong>de</strong>n,<br />

welche die Strafen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle zu erdul<strong>de</strong>n haben. Auch ihr sprecht von einem brennen<strong>de</strong>n<br />

Schmerz, ohne dass ihr wirkliches Feuer darunter versteht.<br />

Die Qualen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle sind so groß, dass ihr euch keine menschliche Vorstellung davon<br />

machen könnt. Christus sagt: ‘Die Verdammten wer<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> Feuer gesalzen. ’ So wie das<br />

Salz alles durchdringt, so durchströmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Schmerz jene Geister. Aber Christus fügt an<br />

dieser Stelle hinzu: ‘Das Salz ist etwas Gutes. ’ So ist auch die Qual <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister im<br />

Hinblick auf ihre Rettung in Wirklichkeit etwas Gutes, wenn sie sich auch noch so<br />

grausam ansieht und von <strong>de</strong>n Menschen nicht verstan<strong>de</strong>n wird, da sie ihnen nicht im<br />

Einklang <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Barmherzigkeit eines Gottes zu stehen scheint.


Und doch ist es nur die Liebe Gottes, die auch in <strong>de</strong>n Qualen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle spricht. Wenn<br />

eine Mutter ihr Kind <strong>de</strong>m Messer <strong>de</strong>s Arztes hinhält, da<strong>mit</strong> er es durch eine schmerzliche<br />

Operation von einer tödlichen Wun<strong>de</strong> heilen soll, dann ist es die Mutterliebe, die sie<br />

dazu antreibt. Sie muss dieses schmerzliche Mittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung wählen, weil es kein<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>es gibt.<br />

So wird auch die Gesinnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe nur durch die Qual geläutert, die sie zu<br />

erdul<strong>de</strong>n haben. Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mittel gibt es nicht. Aber für alle, auch die Verstocktesten,<br />

wird die Stun<strong>de</strong> kommen, wo sie als unglücklich gewor<strong>de</strong>ne Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> infolge ihrer Qual<br />

sich aufmachen und heim zum Vater gehen.<br />

Der Ursprung <strong>de</strong>s Menschengeistes<br />

und die Erbsün<strong>de</strong><br />

Weil das heutige Christentum das große Weltgeschehen nicht versteht, ist es in <strong>de</strong>n<br />

wichtigsten Jenseitsfragen so ratlos. Darum kann es we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>s<br />

Menschengeistes, noch die auf <strong>de</strong>m Menschengeist lasten<strong>de</strong> Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abfalles von<br />

Gott, noch <strong>de</strong>n Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> materiellen Schöpfung erklären. In allen diesen Fragen stellt<br />

es völlig irrige Lehren auf.<br />

Wenn man von <strong>de</strong>n heutigen christlichen Religionen über <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>s<br />

Menschengeistes Aufschluss erbittet, so geben sie euch zur Antwort: ‘Der<br />

Menschengeist wird im Augenblick <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Zeugung von Gott geschaffen. Er<br />

ist jedoch <strong>mit</strong> einer Sün<strong>de</strong> belastet, <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten ‘Erbsün<strong>de</strong>’, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> irdische<br />

Stammvater Adam in einem irdischen Paradies gesündigt hat und diese Sün<strong>de</strong> auf alle<br />

seine Nachkommen übergeht.<br />

Sie be<strong>de</strong>nken nicht das Törichte einer solchen Lehre. Sie erwägen nicht, dass alles, was<br />

Gott schafft, rein und ohne Fehl aus seiner Hand hervorgeht, und daß die Befleckung<br />

eines Geistes nur durch persönliches Verschul<strong>de</strong>n erfolgen kann; daß daher auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Menschengeist, wenn er bei <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Zeugung von Gott geschaffen wür<strong>de</strong>,<br />

ganz rein und unbefleckt wäre.<br />

Von einer ‘Erbsün<strong>de</strong>’ könnte in diesem Falle keine Re<strong>de</strong> sein. Denn wie sollten die<br />

Nachkommen Adams <strong>de</strong>swegen von Gott <strong>mit</strong> einer Knechtschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> und einem<br />

Ausschluss vom Reiche Gottes bestraft wer<strong>de</strong>n, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Stammvater gesündigt hat?<br />

Von <strong>de</strong>mselben Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> gesagt hat: ‘Ein je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> tut, soll sterben; aber ein<br />

Sohn soll die Schuld <strong>de</strong>s Vaters nicht <strong>mit</strong>tragen’ (Hes. 18, 20).<br />

Demnach können die Nachkommen Adams nicht wegen <strong>de</strong>s Abfalles ihres Stammvaters<br />

von Gott bestraft wer<strong>de</strong>n, wenn sie nicht selbst diesen Abfall <strong>mit</strong>gemacht haben.<br />

Tatsächlich sind sie, wie ich dich bereits belehrt habe, persönlich abtrünnig gewor<strong>de</strong>n,<br />

in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>m Beispiel Adams als Geist folgten und sich gleich ihm <strong>de</strong>n Ausschluss aus<br />

Gottes Reich <strong>mit</strong> all seinen furchtbaren Folgen durch eigenes Verschul<strong>de</strong>n zuzogen.<br />

Es ist also richtig, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschengeist von <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt an eine Sün<strong>de</strong> auf sich hat, die<br />

ihr ‘Erbsün<strong>de</strong>’ nennt. Aber unrichtig ist eure Lehre, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong>de</strong>s Menschen erst bei


<strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Zeugung ins Leben tritt und eine Sün<strong>de</strong> auf sich habe, ohne persönlich<br />

gesündigt zu haben. Wie wollt ihr ferner bei eurer falschen Lehre über <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>s<br />

Menschengeistes das Leid in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt erklären? Sollte Gott Geschöpfe zum Lei<strong>de</strong>n ins<br />

Leben rufen und unter Qualen sterben lassen, ohne dass sie persönlich etwas Unrechtes<br />

begangen haben? Betrachte die Millionen von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die jährlich in größter Qual ihre<br />

Seele aushauchen! Wo<strong>mit</strong> haben sie das verdient? Haben sie etwa in ihrem jetzigen<br />

Dasein Gott beleidigt, dass er sie so schwer bestraft? Sie konnten ja noch gar nicht<br />

sündigen; sie konnten gut und böse nicht unterschei<strong>de</strong>n. Und doch sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> unendlich<br />

gütige und gerechte Gott unschuldige Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> quälen? Wo bliebe da seine Güte und vor<br />

allem, wo bliebe seine Gerechtigkeit? So grausam und ungerecht ist nicht einmal <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

brutalste irdische Vater, dass er sich an einem harmlosen Kind vergreift, das ihm nichts<br />

zulei<strong>de</strong> getan hat. Und Gott sollte das tun? Ihr mögt alle er<strong>de</strong>nklichen Ausflüchte<br />

suchen, um dies zu erklären, es gelingt euch nicht, die grausame Ungerechtigkeit<br />

wegzudiskutieren, die in <strong>de</strong>m Schicksal dieser Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> läge. - Das gilt von <strong>de</strong>m<br />

Menschenschicksal überhaupt. - Aber wenn ihr wisst, dass euer Geist schuldbela<strong>de</strong>n aus<br />

einem früheren Dasein in das jetzige tritt, dann sind alle Schicksalsrätsel <strong>mit</strong> einem<br />

Schlage gelöst. Dann steht euch sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> große Abfall von Gott vor Augen, <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geist <strong>de</strong>s Menschen einst begangen, als auch etwaige frühere Menschenleben, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mensch <strong>mit</strong> Freveln belastet hat, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Strafe und Sühne das jetzige Leben bedrücken.<br />

Wenn ihr das be<strong>de</strong>nkt, dann wird euch nicht mehr die Frage auf die Lippen kommen, die<br />

ihr so oft in <strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n tiefen Lei<strong>de</strong>s auszusprechen pflegt: ‘Wo<strong>mit</strong> habe ich das<br />

verdient?’ Wenn Gott euch auf diese Frage euer ganzes vergangenes Dasein in einem<br />

Bil<strong>de</strong> vor Augen stellen wollte, dann wür<strong>de</strong>t ihr vor Grauen verstummen.<br />

Auch so vieles aus <strong>de</strong>n biblischen Schriften wür<strong>de</strong> euch verständlich sein, was euch bis<br />

jetzt dunkel geblieben ist. So wür<strong>de</strong>t ihr <strong>de</strong>n scheinbaren Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch von selbst lösen<br />

können, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Alten Testamentes enthalten ist, in<strong>de</strong>m es einmal heißt:<br />

‘Ein Sohn soll die Schuld <strong>de</strong>s Vaters nicht <strong>mit</strong>tragen’ und ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>s Mal: ‘Ich will die<br />

Sün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Väter an <strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n strafen bis ins dritte o<strong><strong>de</strong>r</strong> vierte Glied’.<br />

Wenn Gott die Sün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Väter an <strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n straft, so geschieht es nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weise, dass er unschuldige Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> für das Vergehen <strong>de</strong>s Vaters lei<strong>de</strong>n lässt. Das wäre<br />

ein Unrecht. Vielmehr verkörpert er in <strong>de</strong>ssen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n solche Geister, die von sich aus<br />

ein schweres Schicksal verdient haben, aber infolge dieses Schicksals auch für ihren<br />

Vater eine sichtbare Strafe sein sollen. Und da ein Vater seine Nachkommen höchstens<br />

bis ins dritte o<strong><strong>de</strong>r</strong> vierte Glied erlebt, so kann diese Strafe für ihn bis ins vierte Glied<br />

dauern.<br />

Wie erklärtest du ferner bisher bei <strong>de</strong>iner bisherigen Lehre von <strong><strong>de</strong>r</strong> Erschaffung <strong>de</strong>s<br />

Menschengeistes im Augenblick <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung <strong>de</strong>n Satz <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel: ‘Gott kann auch aus<br />

diesen Steinen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Abrahams erwecken. ’?<br />

Du sagst vielleicht, dass Gott in seiner Allmacht aus <strong>de</strong>n Steinen Menschen erschaffen<br />

könne. Aber solche Menschen wären doch keine Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Abrahams. Denn Menschen<br />

können nur auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Abrahams wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m sie durch ihre<br />

menschlichen Vorfahren von Abraham abstammen. Wie aber können Steine auf <strong>de</strong>m


Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Abrahams wer<strong>de</strong>n? Mit all eurer theologischen Weisheit<br />

vermöget ihr das nicht zu erklären.<br />

Wenn du aber weißt, daß in <strong>de</strong>n Steinen, wie überhaupt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie, Geister<br />

verkörpert sind, dann ist die Erklärung von selbst gegeben. Dann begreifst du, daß Gott<br />

die in <strong>de</strong>n Steinen verkörperten Geister ihrer Hülle entklei<strong>de</strong>n und sie <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>sleibern<br />

einverleiben kann, die auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeugung im Schoße <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachkommenschaft<br />

Abrahams ins Dasein treten. Dasselbe gilt von <strong>de</strong>n Worten Christi: ‘Ich sage euch: Wenn<br />

diese schwiegen, wür<strong>de</strong>n die Steine schreien’ (Lukas 19, 40). Steine können<br />

selbstverständlich nur dann schreien, wenn ein Geist in ihnen lebt.<br />

Der Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong><br />

Wie ihr eine ganz falsche Lehre von <strong><strong>de</strong>r</strong> Erbsün<strong>de</strong> aufgestellt habt, so ist auch eure<br />

Auffassung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> überhaupt eine verkehrte.<br />

Die Bibel unterschei<strong>de</strong>t zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> als ‘Abfall von Gott’ und <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>n als<br />

menschliches Straucheln <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesgläubigen. In <strong>de</strong>m ersten Brief <strong>de</strong>s Apostels<br />

Johannes steht eine Stelle, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Erklärung euch große Schwierigkeiten bereitet. Sie<br />

lautet: ‘Wenn jemand seinen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> sündigen sieht, und es ist keine Sün<strong>de</strong> zum To<strong>de</strong>, so<br />

soll er für ihn beten und ihm so Lebenskraft geben, nämlich <strong>de</strong>nen, die keine Sün<strong>de</strong> zum<br />

To<strong>de</strong> begehen. Es gibt auch eine Sün<strong>de</strong> zum To<strong>de</strong>. Wenn jemand eine solche begeht,<br />

sage ich nicht, dass man für ihn beten soll. Je<strong>de</strong>s Unrecht ist eine Sün<strong>de</strong>. Aber nicht je<strong>de</strong><br />

Sün<strong>de</strong> führt zum To<strong>de</strong>’ (1. Joh. 5, 16-17).<br />

Hier macht also Johannes einen Unterschied zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>, die zum To<strong>de</strong> führt<br />

und <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>n, die nicht zum To<strong>de</strong> führen. Und - was euch in <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Apostels<br />

am unverständlichsten klingt - ihr braucht für einen, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Sün<strong>de</strong> zum To<strong>de</strong> begeht,<br />

nicht einmal zu beten.<br />

Den Sinn dieser Worte kann ich dir am besten an einem Beispiel klarmachen. Die<br />

Soldaten haben bei ihrem Eintritt zum Militär einen Fahneneid zu leisten. Dadurch<br />

wer<strong>de</strong>n sie Soldaten ihres Vaterlan<strong>de</strong>s. Nun kommen ja auch bei <strong>de</strong>n Soldaten Fehler<br />

vor, für die sie nach <strong>de</strong>n militärischen Gesetzen bestraft wer<strong>de</strong>n, ohne dass sie dadurch<br />

aufhören, Soldaten ihres Vaterlan<strong>de</strong>s zu sein. Aber eine Soldatensün<strong>de</strong> gibt es, durch die<br />

einer aufhört, Soldat seines Vaterlan<strong>de</strong>s zu sein und auf <strong><strong>de</strong>r</strong> die To<strong>de</strong>sstrafe ruht. Es ist<br />

dies die Fahnenflucht durch Übergehen zum Fein<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vaterlan<strong>de</strong>s. Dadurch wird er tot<br />

für die eigene Heimat. Es ist militärisch ‘die Sün<strong>de</strong> zum To<strong>de</strong>’. Und wenn die Mutter<br />

eines solchen Deserteurs bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung ihres Lan<strong>de</strong>s um Gna<strong>de</strong> für ihren<br />

fahnenflüchtigen Sohn bitten wür<strong>de</strong>, so wäre dies zwecklos. Denn er untersteht ja nicht<br />

mehr <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewalt <strong>de</strong>s eigenen Staates, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n hat sich unter die Herrschaft eines<br />

feindlichen Staates begeben und ist jetzt <strong>de</strong>ssen Gesetzen unterworfen. Dieser Staat lässt<br />

ihn nicht mehr frei, selbst wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Fahnenflüchtige zurückwollte. Aber er will ja auch<br />

gar nicht zur alten Heimat zurückkehren.<br />

Die an die heimatliche Regierung gerichteten Gna<strong>de</strong>ngesuche <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter sind also<br />

vollkommen zwecklos. Wen<strong>de</strong> dieses Beispiel auf eure Stellung zu Gott an. Als


gottesgläubige Menschen seid ihr Untertanen <strong>de</strong>s Reiches Gottes. Wenn ihr auch als<br />

schwache Er<strong>de</strong>npilger täglich kleinere o<strong><strong>de</strong>r</strong> größere Fehler begeht, so sind das Sün<strong>de</strong>n,<br />

für die ihr zwar von Gott bestraft wer<strong>de</strong>t, durch die ihr jedoch nicht aufhört, Untertanen<br />

<strong>de</strong>s Reiches Gottes zu sein. Kehrt ihr aber Gott <strong>de</strong>n Rücken durch Unglauben,<br />

Gottesleugnung o<strong><strong>de</strong>r</strong> in<strong>de</strong>m ihr lebt, als ob es keinen Gott gäbe, so ist das die Sün<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fahnenflucht. Es ist die Sün<strong>de</strong>, durch die ihr euch vom Reiche Gottes trennt und in das<br />

Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen, gottfeindlichen Mächte übergeht. Ihr gebt <strong>de</strong>n Gehorsam gegen Gott<br />

vollständig auf, wie ja ein Deserteur durch die Fahnenflucht sich <strong>de</strong>m Gehorsam gegen<br />

seinen Lan<strong>de</strong>sherrn entzieht. Ihr seid tot für das Reich Gottes. Ihr habt ‘die Sün<strong>de</strong> zum<br />

To<strong>de</strong>’ begangen.<br />

Was sollte also das Gebet eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en für einen solchen Überläufer für Nutzen haben?<br />

Jener will ja von Gott nichts wissen und nicht zu ihm zurückkehren. Gott müsste ihn also<br />

auf euer Gebet hin zwingen, zurückzukehren. Das kann Gott nicht, weil er je<strong>de</strong>m freien<br />

Willen gegeben hat und niemals in die freien Entscheidungen eines Geschöpfes <strong>mit</strong><br />

Zwang eingreift. Sein Heil muss je<strong><strong>de</strong>r</strong> aus freier Entschließung wirken.<br />

Die Auferstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Toten ist keine<br />

Auferstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiber<br />

Die erste Fahnenflucht wur<strong>de</strong> begangen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Geisterrevolution unter Luzifer.<br />

Das war die erste ‘Sün<strong>de</strong> zum To<strong>de</strong>’. Die Auferstehung von <strong>de</strong>n Toten besteht also<br />

darin, dass die im Reiche <strong><strong>de</strong>r</strong> geistig Toten weilen<strong>de</strong>n Geister sich in Reue wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum<br />

Reiche Gottes erheben. Sie kehren als frühere Deserteure wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in die alte Heimat<br />

zurück.<br />

Dass sie zurückkehren können und von <strong>de</strong>m Fürsten <strong>de</strong>s gottfeindlichen Reiches -<br />

Luzifer - nicht mehr <strong>mit</strong> Gewalt festgehalten wer<strong>de</strong>n, haben sie <strong>de</strong>m Erlöser zu<br />

verdanken. Dieser hat durch seinen Sieg über <strong>de</strong>n Fürsten <strong>de</strong>s Totenreiches die Freigabe<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>er erzwungen, die ihren Abfall bereuen und zu Gott zurückkehren möchten. Er selbst<br />

war <strong><strong>de</strong>r</strong> erste, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu <strong>de</strong>n Toten <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle hinabgestiegen war, ohne selbst zu <strong>de</strong>n von<br />

Gott Abgefallenen zu gehören. Er war auch <strong><strong>de</strong>r</strong> erste, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle zum Himmel<br />

aufstieg. Vorher war dies keinem Geiste <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe möglich. Wer einmal in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle<br />

war, konnte nicht mehr zur Höhe.<br />

Die Rückkehr Christi aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle war die erste ‘Auferstehung von <strong>de</strong>n Toten’. Darauf<br />

weist Paulus so oft in seinen Briefen hin. So schreibt er an die Epheser: ‘Dass Christus<br />

aber auferstan<strong>de</strong>n ist, welchen Sinn hat es als <strong>de</strong>n, dass er zuerst auch hinabgestiegen<br />

war an die Plätze, die tiefer als die Er<strong>de</strong> sind’ (Eph. 4, 9). - Er meint da<strong>mit</strong> die<br />

Höllensphären. Sie sind, wie ich dich bei einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gelegenheit belehrt habe, tiefer<br />

als die irdischen.<br />

Und an die Kolosser schreibt er: ‘Nach<strong>de</strong>m er die Mächte und Gewalten überwun<strong>de</strong>n<br />

hatte, triumphierte er über sie. ’ (Kol. 2, 15) Es sind Höllenmächte, gegen die er nach<br />

seinem Abstieg in die Hölle im Verein <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n himmlischen Legionen kämpfte und die


er überwand, und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Fürsten - Luzifer - er durch seinen Sieg zwang, diejenigen<br />

herauszugeben, die nicht mehr länger Untertanen <strong>de</strong>s Totenreiches sein wollten.<br />

Darauf weist Paulus in seinem Brief an die Kolosser hin <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: ‘Weil ihr zu<br />

Christus gehört, seid ihr auch <strong>mit</strong> ihm auferweckt wor<strong>de</strong>n ... Auch euch, die ihr einst tot<br />

waret, hat Gott zusammen <strong>mit</strong> ihm lebendig gemacht’ (Kol. 2, 12-13).<br />

Die Kolosser, an die Paulus schreibt, waren einst auch geistig tot und Untertanen<br />

Luzifers. Aber später kamen sie zum Glauben an Christus und das Reich Gottes. Durch<br />

diesen Glauben gehörten sie Christus an und wur<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> ihm <strong>de</strong>s Reiches Gottes<br />

teilhaftig. Wenn es hier von Christus heißt, dass Gott ihn lebendig gemacht habe, so ist<br />

das nicht so zu verstehen, als sei Christus auch geistig tot gewesen. Aber er war im<br />

Reiche <strong><strong>de</strong>r</strong> geistig Toten und äußerlich vom Reiche Gottes getrennt. Also <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung<br />

nach war Christus in diesen Höllensphären einem geistig Toten gleich, wenn er auch<br />

selbst nicht geistig tot war. Gott machte ihn insofern wie<strong><strong>de</strong>r</strong> lebendig, als er ihm die<br />

Kraft zum Siege über die Mächte <strong>de</strong>s Totenreiches verlieh und ihn dadurch in das Reich<br />

<strong>de</strong>s himmlischen Lebens zurückführte.<br />

‘Die Auferstehung von <strong>de</strong>n Toten’ hat also nicht das Geringste <strong>mit</strong> einer<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>erweckung <strong><strong>de</strong>r</strong> irdischen Leiber zu tun. Eine ‘Auferstehung <strong>de</strong>s Fleisches’, wie es<br />

in <strong>de</strong>n christlichen Glaubensbekenntnissen heißt, gibt es nicht. Darin stand in <strong>de</strong>n ersten<br />

christlichen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ten auch nicht die ‘Auferstehung <strong>de</strong>s Fleisches’, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

‘Auferstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Toten’. Dieser Ausdruck be<strong>de</strong>utet nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als die tröstliche<br />

Wahrheit, dass alle geistig Toten, einschließlich Luzifer, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Gott zurückkehren<br />

wür<strong>de</strong>n.<br />

Später hat man diese Worte geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, als man die falsche Lehre einführte, dass die<br />

irdischen Leiber <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstorbenen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> lebendig wür<strong>de</strong>n, während doch Paulus die<br />

richtige Lehre in <strong>de</strong>n Worten wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gibt: ‘Es wird gesät ein natürlicher Leib, auferweckt<br />

ein geistiger Leib’ (1. Kor. 15, 44).<br />

Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> irdische Leib Christi wur<strong>de</strong> nicht auferweckt. Er war wie alle materiellen<br />

Menschenleiber aus <strong>de</strong>m Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> entstan<strong>de</strong>n und kehrte wie diese auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur<br />

Er<strong>de</strong> zurück. Nur dass er nicht auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwesung in das irdische Od<br />

aufgelöst wur<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch eine Dematerialisierung von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong>.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Leichnam Christi, war auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Leib eines Henoch und eines<br />

Elia in Od aufgelöst wor<strong>de</strong>n. Aus Od <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> ist je<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenleib entstan<strong>de</strong>n; in Od<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> löst sich auch je<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenleib wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf. Von diesem Gesetz gibt es keine<br />

Ausnahme. Die Christen von heute <strong>de</strong>nken sich unter ‘Auferstehung von <strong>de</strong>n Toten’ eine<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>herstellung <strong>de</strong>s irdischen Leibes. Und die Auferstehung Christi am Ostersonntag<br />

ist ihnen die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>vereinigung seines Geistes <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Körper, <strong><strong>de</strong>r</strong> drei Tage im Grabe<br />

gelegen hatte. Das alles sind große Irrtümer. Denn die Auferstehung Christi von <strong>de</strong>n<br />

Toten ist - um dies noch einmal zu wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen - nur seine Rückkehr aus <strong>de</strong>m Reiche<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> geistig Toten, eine Rückkehr aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle, in die er als Geist hinabgestiegen war.<br />

Das apostolische Glaubensbekenntnis drückt das richtig in <strong>de</strong>n Worten aus:<br />

‘Abgestiegen zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle, am dritten Tage wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auferstan<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Toten’. Klarer


wür<strong>de</strong>n die Worte lauten: ‘Abgestiegen zu <strong>de</strong>n Toten, am dritten Tage wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zurückgekehrt von <strong>de</strong>n Toten. ’<br />

Die Bezeichnung ‘Auferstehung von <strong>de</strong>n Toten’ wirkt <strong>de</strong>shalb so verwirrend auf euch,<br />

weil ihr bei <strong>de</strong>m Worte ‘Tod’ nur an das irdische Sterben und bei <strong>de</strong>m Worte ‘Tote’ nur<br />

an Leichen, Gräber und Kirchhöfe zu <strong>de</strong>nken gewohnt seid. Ihr beachtet nicht <strong>de</strong>n<br />

Sprachgebrauch <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel, wonach das Wort ‘Tod’ die Trennung von Gott bezeichnet<br />

und unter ‘Toten’ die von Gott Getrennten zu verstehen sind.<br />

Viel haben zu diesem Missverständnis auch die falschen Übersetzungen einzelner<br />

Bibelstellen beigetragen. So die Stelle im Buch Hiob: ‘Ich weiß, daß mein Erlöser lebt<br />

und als letzter auf dieser Er<strong>de</strong> auftreten wird; und danach wer<strong>de</strong> ich, mag auch meine<br />

Haut so ganz zerfetzt und ich ohne mein Fleisch sein, meinen Gott schauen. ’ (Hiob 19,<br />

25-26). Diese Worte hat man in ihr Gegenteil verdreht und geschrieben: ‘Ich weiß, dass<br />

mein Erlöser lebt und er wird mich hernach aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> aufwecken und ich wer<strong>de</strong><br />

danach <strong>mit</strong> dieser meiner Haut umgeben wer<strong>de</strong>n und in meinem Fleische Gott schauen. ’<br />

Eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Fälschung habe ich dir bereits früher erklärt. Es ist die Stelle im Matthäus-<br />

Evangelium, wo berichtet wird, dass beim To<strong>de</strong> Jesu Tote aus <strong>de</strong>n Gräbern<br />

hervorgekommen seien, während es in Wirklichkeit hieß, dass durch das Erdbeben<br />

Leichen aus <strong>de</strong>n Gräbern herausgeschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>n. Hierher gehört ferner eine Stelle<br />

<strong>de</strong>s Johannes-Evangeliums: ‘Die Stun<strong>de</strong> kommt, ja sie ist schon jetzt da, in <strong><strong>de</strong>r</strong> alle, die<br />

in <strong>de</strong>n Gräbern sind, die Stimme <strong>de</strong>s Sohnes Gottes hören wer<strong>de</strong>n. ’ (Joh. 5, 28)<br />

Was hier <strong>mit</strong> ‘Gräber’ bezeichnet wird, ist dasselbe, was Petrus in seinem Brief<br />

‘Gefängnis’ nennt, in<strong>de</strong>m er schreibt: ‘Im Geist ist Christus hingegangen und hat <strong>de</strong>n<br />

Geistern im ‘Gefängnis’ die Botschaft gebracht’ (1. Petrus 3, 19). - Und an <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Stelle: ‘Gott hat die gefallenen Engel in die Unterwelt hinabgestoßen, hinein in die<br />

‘Höhlen’ <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis’ (2. Petrus 2, 4).<br />

Dass in <strong><strong>de</strong>r</strong> vorhin angeführten Stelle bei Johannes nicht die Gräber auf <strong>de</strong>m Kirchhof<br />

gemeint sein können, geht schon daraus hervor, dass Christus sagt, die Stun<strong>de</strong> sei jetzt<br />

schon da, wo die Toten in <strong>de</strong>n Gräbern seine Stimme hören wür<strong>de</strong>n. Also hätten damals<br />

bereits die Leiber <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstorbenen aus <strong>de</strong>n Gräbern kommen müssen. Doch Christus<br />

meint <strong>mit</strong> jenen Worten die ‘geistig Toten’ in <strong>de</strong>n Gefängnissen Satans, die er durch<br />

seinen bevorstehen<strong>de</strong>n Abstieg zur Hölle befreien wollte, soweit sie auf die Stimme <strong>de</strong>s<br />

Erlösers hören wür<strong>de</strong>n.<br />

Auch die Tatsache, dass Christus nach seinem irdischen To<strong>de</strong> seinen Getreuen in einer<br />

materiellen Gestalt erschienen ist, hat zu <strong><strong>de</strong>r</strong> falschen Auffassung geführt, er habe seinen<br />

früheren menschlichen Leib wie<strong><strong>de</strong>r</strong> angenommen. In Wirklichkeit machte er sich in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Weise sichtbar, wie sich stets die Geister sichtbar machen, nämlich durch<br />

Materialisation ihres geistigen Leibes.<br />

Haben nicht viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Geister vor Christus das getan? Kamen nicht eines Tages drei<br />

Geister in vollkommen menschlicher Gestalt zu Abraham und aßen <strong>mit</strong> ihm in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />

Weise, wie Christus nach seinem To<strong>de</strong> <strong>mit</strong> seinen Jüngern gegessen hat? Und hat <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erzengel Raphael nicht viele Wochen hindurch <strong>de</strong>n jungen Tobias in einer menschlichen


Gestalt begleitet, <strong>mit</strong> ihm gegessen und getrunken, so dass dieser ihn für einen<br />

gewöhnlichen Menschen hielt? War es da also etwas Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es, dass Christus sich<br />

nach seinem To<strong>de</strong> seinen Jüngern zeigte und <strong>mit</strong> ihnen sprach, aß und trank? Solche<br />

Materialisationen von Geistern erlebt ihr auch heute noch. Auch böse Geister können<br />

sich in dieser Weise verkörpern.<br />

Der wahre Sinn <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Auferstehung von <strong>de</strong>n Toten’ wur<strong>de</strong> erst nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Himmelfahrt<br />

Christi durch die Geister Gottes <strong>de</strong>n Aposteln und Gläubigen klargemacht. Denn sooft<br />

Christus während seines irdischen Lebens <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Aposteln über seine ‘Auferstehung<br />

von <strong>de</strong>n Toten’ sprach, verstan<strong>de</strong>n sie nicht, was er da<strong>mit</strong> meinte. ‘Sie sprachen<br />

untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> darüber, was wohl <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Auferstehung von <strong>de</strong>n Toten gemeint sei’<br />

(Mark. 9, 10).<br />

Über die Ansicht <strong><strong>de</strong>r</strong> religiösen Führer <strong>de</strong>s jüdischen Volkes <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeit<br />

bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Auferstehung von <strong>de</strong>n Toten’ berichtet die Apostelgeschichte: ‘Die<br />

Sadduzäer behaupten, es gäbe keine Auferstehung, auch keine Engel und keine Geister,<br />

während die Pharisäer bei<strong>de</strong>s annehmen’ (Apg. 23, 8).<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Taufe<br />

Zu einer Rückkehr aus <strong>de</strong>m Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> geistig Toten zum Reiche Gottes bedarf niemand<br />

irgendwelche menschliche Einrichtungen, keine äußeren Kirchenorganisationen, keine<br />

Priester, wie sie die heutigen Religionen, vor allem die katholische, aufweisen. Der von<br />

Gott Abgeirrte kann sich je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit innerlich <strong>mit</strong> Gott, seinem Vater, in Verbindung<br />

setzen und erhält von ihm ohne menschliche Zwischeninstanzen Verzeihung und Kraft<br />

zu einem Leben nach <strong>de</strong>m Willen Gottes.<br />

Deine bisherige Kirche lehrt im Gegensatz hierzu die Notwendigkeit sogenannter<br />

‘Sakramente’ als Mittel zur Erlangung <strong>de</strong>s Heiles. Und da diese Sakramente nur von<br />

Priestern gespen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können, die von <strong>de</strong>n Bischöfen geweiht sind, so besitzt die<br />

katholische Kirche in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sakramentenlehre das stärkste Macht<strong>mit</strong>tel, die Gläubigen an<br />

ihre Kirchenorganisation zu fesseln. Denn ohne das Dazwischentreten eines Priesters ist<br />

es nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre dieser Kirche nicht möglich, zu Gott zu gelangen.<br />

Es wird dir beim Lesen <strong>de</strong>s Neuen Testamentes auffallen, dass in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre Christi und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel auch nicht ein einziges Wort enthalten ist, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ihr die Sakramentenlehre<br />

begrün<strong>de</strong>n könntet. Eure Sakramente in <strong><strong>de</strong>r</strong> von euch gelehrten Be<strong>de</strong>utung sind<br />

menschliche Erfindungen, wie ich dir jetzt zeigen wer<strong>de</strong>.<br />

Als erstes und notwendigstes Sakrament gilt euch die Wassertaufe. Ihr behauptet, dass<br />

die Taufe aus sich, also ohne Zutun <strong>de</strong>s Täuflings, aus einem Fein<strong>de</strong> Gottes ein Kind<br />

Gottes mache, in<strong>de</strong>m sie sowohl die sogenannte Erbsün<strong>de</strong>, als auch alle persönlichen


Sün<strong>de</strong>n tilge. Darum tauft ihr auch die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, die nicht einmal wissen, dass sie die<br />

Taufe empfangen.<br />

Das sind ganz irrige Vorstellungen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Taufe. Denn in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />

christlichen Zeit war die Taufe nichts weiter als die Vornahme einer äußeren Handlung<br />

zum Zeichen einer inneren Gesinnung. Durch die Taufe wur<strong>de</strong> also nichts Neues<br />

bewirkt, wie ihr lehrt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bloß das nach außen kundgetan, was an innerer<br />

Gesinnung im Täufling vorhan<strong>de</strong>n war. So war die Taufe <strong>de</strong>s Johannes für diejenigen,<br />

die sie annahmen, ein in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit abgelegtes Zeugnis dafür, dass sie <strong>de</strong>n<br />

Worten <strong>de</strong>s großen Bußpredigers Glauben schenkten und von ihrem bisherigen<br />

schlechten Lebenswan<strong>de</strong>l ablassen wollten. Dass diese Taufe öffentlich gespen<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>, war das Wesentliche. Alle sollten sehen können, wer die Taufe empfing.<br />

Du könntest nun <strong>de</strong>nken, ein äußeres Zeichen für eine innere Gesinnung sei nicht<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Aber ihr Menschen täuscht euch selbst so oft über eure wirkliche<br />

Gesinnung und wer<strong>de</strong>t euch erst dann vollkommen darüber klar, wenn ihr sie äußerlich<br />

vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit an <strong>de</strong>n Tag legen sollt. Da zeigt es sich dann nicht selten, dass das<br />

vermeintliche Gute in euch doch nicht so groß ist, als ihr im Stillen geglaubt hattet.<br />

Unter <strong>de</strong>nen, die zu Johannes kamen und seine Predigt hörten, befan<strong>de</strong>n sich auch viele,<br />

die eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ihrer Gesinnung in sich zu verspüren meinten. Als sie aber die Taufe<br />

als äußeres Bekenntnis dieser Gesinnungsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung vor allem Volke empfangen sollten,<br />

da schreckten sie zurück. Es kam die Menschenfurcht, und sie war stärker als das Gute<br />

in ihnen. Sie fürchteten das Gespött ihrer Mitmenschen, vor allem <strong><strong>de</strong>r</strong> jüdischen<br />

Geistlichkeit, die ja Johannes nicht als einen Gesandten Gottes anerkannte.<br />

Aus Menschenfurcht lehnten sie also die Taufe ab. Wäre daher dieses äußere Zeichen<br />

nicht gewesen, vor <strong>de</strong>ssen Annahme o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ablehnung sie gestellt wur<strong>de</strong>n, so wäre es<br />

ihnen nie zum Bewusstsein gekommen, dass sie tatsächlich nicht reif für das Reich<br />

Gottes waren. Denn wer sich aus menschlichen Rücksichten scheut, für das, was er als<br />

wahr und recht erkannt hat, auch öffentlich einzutreten und alle irdischen Folgen eines<br />

solchen Bekenntnisses auf sich zu nehmen, auf <strong>de</strong>n ist kein Verlass. Er ist nicht<br />

brauchbar für die Sache Gottes; <strong>de</strong>nn das Irdische steht ihm höher. Aus <strong>de</strong>mselben<br />

Grun<strong>de</strong> ließ sich auch Christus von Johannes taufen. Auch er wollte öffentlich<br />

bekun<strong>de</strong>n, dass er für die von Johannes gepredigte Wahrheit eintrete.<br />

Johannes wählte als äußeres Zeichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Anerkenntnis seiner Lehre und <strong>de</strong>s Willens zur<br />

Lebensbesserung die Taufe in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong>de</strong>s Untertauchens in Wasser. Er hätte auch ein<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Zeichen wählen können. aber das Untertauchen in Wasser war das schönste<br />

Sinnbild <strong>de</strong>ssen, was er <strong>mit</strong> seiner Predigt bezweckte. Er lehrte die Reinigung von Sün<strong>de</strong><br />

durch Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen schlechten Gesinnung. So wie nun <strong><strong>de</strong>r</strong> Getaufte durch<br />

Untertauchen äußerlich von Schmutz gereinigt wur<strong>de</strong> und gewissermaßen als ein neuer<br />

Mensch aus <strong>de</strong>m Wasser stieg, so sollte ihn die Annahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit innerlich<br />

reinigen und befähigen, als ein neuer Mensch ein Leben <strong>de</strong>s Gehorsams gegen Gott zu<br />

führen.<br />

Aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinnbildlichkeit hat auch Christus die Wassertaufe als<br />

äußeres Zeichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme seiner Lehre beibehalten. Was die öffentliche Taufe als


Bekenntnis zum Christentum für die Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten christlichen Zeiten an äußeren<br />

Folgen hatte, davon vermöget ihr euch heute keine rechte Vorstellung mehr zu machen.<br />

Die zum Christentum übertreten<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n setzten sich <strong>de</strong>m Hass, <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfolgung und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> wirtschaftlichen Schädigung ihrer früheren Glaubensgenossen, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

jüdischen Geistlichkeit aus. Man beschimpfte sie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Straße, schleppte sie ins<br />

Gefängnis, steinigte sie. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong>de</strong>s Paulus und <strong>de</strong>s Stephanus kannst du<br />

ersehen, <strong>mit</strong> welchem Fanatismus das damalige Ju<strong>de</strong>ntum die Ju<strong>de</strong>nchristen verfolgte.<br />

Ebenso schlimm waren die Christenverfolgungen durch das Hei<strong>de</strong>ntum. Die heidnische<br />

Religion war Staatsreligion. Die Verehrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Götter, die Götzenfeste und Götzenopfer<br />

waren durch Staatsgesetze vorgeschrieben. Es wur<strong>de</strong> als eines <strong><strong>de</strong>r</strong> größten Verbrechen<br />

gegen <strong>de</strong>n Staat und <strong>de</strong>n Herrscher betrachtet, sich von <strong><strong>de</strong>r</strong> Götterverehrung und <strong>de</strong>n<br />

Opferfesten fernzuhalten. Darauf ruhte To<strong>de</strong>sstrafe und Einziehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Güter. Nun aber<br />

konnte ein Christ sich selbstverständlich nicht mehr an <strong>de</strong>n Götterfesten und<br />

Opfermahlzeiten beteiligen. Wur<strong>de</strong> er angezeigt, so musste er sich auf das Schlimmste<br />

gefasst machen. Die Schrecknisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Christenverfolgungen durch das Hei<strong>de</strong>ntum sind<br />

dir ja bekannt. Tod und Einziehung ihrer Güter waren das Los vieler Christen. Wie viele<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen sogenannten Christen wür<strong>de</strong>n wohl bereit sein, eine Taufe zu empfangen,<br />

die <strong>mit</strong> solchen Folgen für Leben und Eigentum verbun<strong>de</strong>n wäre?<br />

Doch wer nicht <strong>de</strong>n Mut hat, unter solchen Opfern seinen Glauben zu bekennen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ist<br />

kein wahrer Christ. Die Taufe gab also <strong>de</strong>m Getauften nichts Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es an inneren<br />

Gna<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n war bloß das Zeichen, dass er bereit war, alle Folgen eines solchen<br />

öffentlichen Bekenntnisses auf sich zu nehmen. Was folgt nun daraus?<br />

Vor allem, dass die Taufe von unmündigen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n wertlos ist. Sie können ja we<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Wahrheit erkennen noch ein Bekenntnis dafür ablegen. Darum haben die Christen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ersten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te nie Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Taufe gespen<strong>de</strong>t. Deshalb gebot auch Christus<br />

seinen Aposteln, zuerst zu lehren und dann erst die zu taufen, die zur Annahme <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit bereit waren. Ferner folgt daraus, wie irrig die Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Kirchen<br />

ist, die da behaupten, die Taufe reinige ein Kind von <strong><strong>de</strong>r</strong> Erbsün<strong>de</strong> und die ohne Taufe<br />

sterben<strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> gingen für immer <strong>de</strong>s Reiches Gottes verlustig.<br />

Eine Reinigung von Sün<strong>de</strong>n kann nur durch Abwendung <strong>de</strong>s Willens vom Bösen<br />

erfolgen und nicht durch irgen<strong>de</strong>ine äußere Handlung. Paulus berichtet von einigen<br />

Christen seiner Zeit, dass sie sich für diejenigen taufen ließen, die bereits gestorben<br />

waren. Das war christlicher Übereifer von Neulingen im Glauben. Niemand kann sich<br />

für einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en taufen lassen. Sein Heil hat je<strong><strong>de</strong>r</strong> selbst zu wirken. Da gibt es keine<br />

Stellvertretung. Jene Christen meinten es gut. Sie wollten da<strong>mit</strong> bekun<strong>de</strong>n, dass ihre<br />

Verstorbenen, wenn sie noch am Leben wären, ebenfalls die Lehre Christi angenommen<br />

und als äußeres Bekenntnis die Taufe empfangen hätten. Aus Liebe zu ihren<br />

Verstorbenen taten sie es.<br />

Die Sendung <strong>de</strong>s Geistes (Firmung)<br />

Als zweites Sakrament führt <strong>de</strong>ine Kirche die ‘Firmung’ an. Der Bischof legt beim<br />

Spen<strong>de</strong>n dieses ‘Sakramentes’ <strong>de</strong>m Firmling die Hand auf, salbt ihn und betet über ihn.


Diese äußeren Handlungen sollen nun bewirken, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Heilige Geist’ über <strong>de</strong>n<br />

Gefirmten kommt, wie er am Pfingstfest über die Apostel kam.<br />

Es ist richtig, dass Christus verheißen hat, nach seiner Auferstehung Geister vom Vater<br />

zu <strong>de</strong>n Gläubigen zu sen<strong>de</strong>n. Aber diese Ausgießung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes hatte er nicht an<br />

äußere Zeremonien eines Bischofs geknüpft. Die Boten Gottes sollten zu allen kommen,<br />

die innerlich würdig waren, sie zu empfangen. Und wenn in <strong>de</strong>m Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Apostelgeschichte auch eine Handauflegung in Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgießung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geister Gottes erwähnt wird, so waren diese Zusammenhänge doch ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, als ihr<br />

heute annehmt.<br />

Den Getauften o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Neubekehrten wur<strong>de</strong> von seiften <strong><strong>de</strong>r</strong> Presbyter die Hand<br />

aufgelegt zum Zeichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufnahme in die Gemein<strong>de</strong>. Da die Presbyter eine große<br />

mediale Kraft besaßen, so wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n medial veranlagten Täuflingen die Odkraft<br />

durch die Handauflegung so gestärkt, dass nicht selten Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes<br />

durch sie erfolgten. Es brauchte dazu kein eigentlicher Trancezustand bei ihnen<br />

einzutreten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Einwirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> war oft dieselbe, wie du sie bei <strong>de</strong>n<br />

sogenannten ‘Inspirationsmedien’ kennen gelernt hast. Die unter dieser Einwirkung<br />

Stehen<strong>de</strong>n sprachen Worte <strong>de</strong>s Gebetes o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Lobpreises Gottes, was euch aus <strong>de</strong>n<br />

ersten christlichen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ten als ‘Beten im Geiste’ bekannt ist. Auch waren es oft<br />

Worte <strong><strong>de</strong>r</strong> Ermahnung und Belehrung, durch welche die Umstehen<strong>de</strong>n tief erschüttert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Ferner wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>nen, die eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Aufgabe in <strong>de</strong>n christlichen Gemein<strong>de</strong>n zu<br />

erfüllen hatten, die Handauflegung vorgenommen, um dadurch zu bekun<strong>de</strong>n, dass sie als<br />

Werkzeuge Gottes zu gelten hatten, nach<strong>de</strong>m sie von Geisterboten Gottes als solche<br />

bestimmt wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Wenn daher <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus ermahnt, nieman<strong>de</strong>m<br />

übereilt die Handauflegung zu erteilen, so meint er da<strong>mit</strong> zweierlei: Einmal sollte er<br />

keinem zur Ausbildung als Medium behilflich sein, <strong>de</strong>n er nicht vorher nach seiner<br />

inneren Gesinnung und Standhaftigkeit im Glauben erprobt hatte, da<strong>mit</strong> nicht die Gefahr<br />

bestand, dass das Medium nachher <strong>de</strong>m Bösen verfiel und dadurch großen Scha<strong>de</strong>n in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> anrichtete. Ferner sollte er bei keinem die Handauflegung zum Zeichen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> öffentlichen Anerkennung als Werkzeug für eine bestimmte Aufgabe vornehmen,<br />

wenn nicht ein Geist Gottes ihn ausdrücklich für diese Aufgabe benannt hatte.<br />

Einer, <strong>de</strong>m bloß die Heilkraft zuteil gewor<strong>de</strong>n war, durfte nur zur Krankenheilung<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n und nicht etwa für das Lehramt. Denn dazu war er we<strong><strong>de</strong>r</strong> berufen<br />

noch befähigt.<br />

‘Sind etwa alle Apostel?’, fragt Paulus im Korintherbrief. ‘Sind alle geistliche Redner?<br />

Sind alle Lehrer? Besitzen etwa alle Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>kräfte? Haben etwa alle die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Heilung? Re<strong>de</strong>n etwa alle in frem<strong>de</strong>n Sprachen? Können alle die frem<strong>de</strong>n Sprachen in<br />

die Muttersprache übertragen?’ (1. Kor. 12, 29-30).<br />

Und wenn Paulus an <strong>de</strong>nselben Timotheus die Mahnung richtet, die Gna<strong>de</strong>ngabe Gottes,<br />

die ihm durch seine Handauflegung zuerkannt wor<strong>de</strong>n sei, zu heller Flamme anzufachen,


so meint er die Gabe <strong>de</strong>s Lehramtes. Timotheus war von Paulus auf Weisung eines<br />

Geistes Gottes durch Handauflegung als Lehrer <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilswahrheiten feierlich anerkannt<br />

und ausgesandt wor<strong>de</strong>n. Aber er wur<strong>de</strong> kleinmütig und verzagt wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> großen<br />

Schwierigkeiten, die ihm bei Ausübung seines Lehramtes begegneten.<br />

Wenn du das Wirken <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten christlichen Zeit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m vergleichst, was<br />

ihr heute darüber lehrt, dann wirst du fin<strong>de</strong>n, wie weit ihr auch in diesem Punkte von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit abgeirrt seid. Gottes Geist lässt sich nicht von Menschen durch äußere<br />

Handlungen nach menschlichem Belieben austeilen. Er kommt zu <strong>de</strong>nen, die sich ihn<br />

innerlich verdienen und nach ihm sehnliches Verlangen tragen, ohne Bischof und<br />

bischöfliche Salbung. Der Geist Gottes weht, wo er will und nicht, wo die Menschen<br />

wollen, dass er wehen soll.<br />

Vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlösung durch Christus war über die ganze Menschheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis<br />

ausgegossen. Furchtbar waren die Wirkungen, welche die bösen Mächte auf die<br />

Menschen ausübten. Das erkennst du an <strong>de</strong>n vielen Fällen von Besessenheit, die in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bibel bei <strong>de</strong>n Heilungen Christi erwähnt wer<strong>de</strong>n. An<strong><strong>de</strong>r</strong>en fügten die bösen Geister<br />

schwere körperliche Schä<strong>de</strong>n zu. Ihr lest in <strong>de</strong>n Evangelien von solchen, die infolge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Einwirkung eines bösen Geistes stumm, taubstumm, blind, fallsüchtig waren.<br />

Bald war es ein einzelner <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich auf sein Opfer stürzte, bald war es<br />

ein ganzes Heer. ‘Unsere Zahl ist Legion’ bekannte einer dieser Geister. Wenn auch die<br />

Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen die Macht <strong>de</strong>s Bösen nicht in so offenkundiger Weise an sich<br />

erfuhren, wie die von <strong>de</strong>n bösen Geistern körperlich Gequälten, so war doch das Böse<br />

auch bei ihnen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise übermächtig, dass es die Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit und <strong>de</strong>s<br />

Guten verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>te und die Herzen verstockte. Auch die Erlösung hat an diesem Einfluss<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister auf die, welche durch ihren Unglauben <strong>de</strong>m Bösen freiwillig verfallen<br />

blieben, nichts geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Auf die, welche <strong>de</strong>m Satan <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesinnung nach angehören, übt<br />

er auch jetzt noch seine Macht in <strong>de</strong>mselben Umfange aus, wie vorher.<br />

Auch ihr habt heute viele Besessene. Ihr nennt sie Irrsinnige, die in allen Fällen, wo kein<br />

Fehler <strong>de</strong>s Gehirns vorliegt, zu <strong>de</strong>n Besessenen gehören. Bei <strong>de</strong>nen, die zum Glauben an<br />

Gott und zum Gehorsam gegen ihn zurückkehren, ist die Macht <strong>de</strong>s Bösen seit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erlösung gebrochen. Freilich haben auch sie immer noch zu kämpfen und bedürfen, wie<br />

Paulus sagt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Waffenrüstung Gottes, da<strong>mit</strong> sie gegen die listigen Angriffe <strong>de</strong>s Teufels<br />

festbleiben. ‘Denn sie haben nicht <strong>mit</strong> Wesen von Fleisch und Blut zu kämpfen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n außerirdischen Mächten und Gewalten, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Herrschern <strong><strong>de</strong>r</strong> Finsternis, <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m Heer <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister im Universum’ (Eph. 6, 12).<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abendmahls<br />

Das dritte Sakrament <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche führt die Bezeichnung ‘Sakrament <strong>de</strong>s<br />

Altares’. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e christliche Kirchen nennen es ‘Abendmahl’. Paulus nennt es ‘Des<br />

Herrn Mahl’. Auch daraus hat man im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te etwas ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />

gemacht, als es nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Absicht Christi sein sollte.


Opfermahle waren bei <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n und Hei<strong>de</strong>n gottesdienstliche Gebräuche. Sie bil<strong>de</strong>ten<br />

einen wesentlichen Teil ihres Gottesdienstes. Sie schlachteten an geweihter Stätte Tiere,<br />

gossen das Tierblut vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottheit aus, verbrannten Teile <strong>de</strong>s Opferfleisches zur Ehre<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottheit und aßen das übrige in Form eines gemeinschaftlichen Mahles. Doch nicht<br />

bloß Tiere opferten sie, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch Früchte, Brot, Öl und Wein und ähnliche Dinge.<br />

Auch davon wur<strong>de</strong> ein Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottheit zu Ehren vernichtet und <strong><strong>de</strong>r</strong> Rest bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Opfermahlzeit verzehrt.<br />

Was vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottheit verbrannt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ausgegossen wur<strong>de</strong>, diente, wie du weißt, zur<br />

Bereitung <strong>de</strong>s Kraftstromes für die Geisterkundgebungen. Aber auch das, was von <strong>de</strong>n<br />

Verehrern <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottheit verzehrt wur<strong>de</strong>, galt als geweiht und durch die Gottheit geheiligt.<br />

Das Essen und Trinken <strong><strong>de</strong>r</strong> Opferreste war das Sinnbild <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Gemeinschaft <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottheit selbst. So wie die geweihten Speisen und Getränke durch Aufnahme in <strong>de</strong>n<br />

Körper <strong>de</strong>s Genießen<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> diesem eins wur<strong>de</strong>n, so sollten die Teilnehmer an <strong>de</strong>m<br />

Opfermahl auch in Geist und Gesinnung eins wer<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottheit und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Willen<br />

vollziehen.<br />

Diese Be<strong>de</strong>utung hatten die Opfermahle sowohl bei <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n, als auch bei <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n.<br />

Das Passahmahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Ju<strong>de</strong>n am Abend vor <strong>de</strong>m Auszug aus Ägypten war das Sinnbild<br />

dafür, dass sie <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Gott in Gemeinschaft bleiben wollten, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich ihnen durch Mose<br />

als Retter kundgetan hatte. Seinen Weisungen wollten sie in Zukunft gehorchen. Das<br />

Passahmahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Israeliten war also das Sinnbild ihrer Rettung durch Gott aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Knechtschaft Ägyptens unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Führung <strong>de</strong>s Mose als <strong>de</strong>s Gesandten Gottes.<br />

Christus war <strong><strong>de</strong>r</strong> durch Mose vorbe<strong>de</strong>utete und vorherverkün<strong>de</strong>te große Gottesgesandte,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> die Menschheit aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Knechtschaft Satans, <strong>de</strong>s höllischen Pharao, herausführen<br />

sollte. Am Vorabend <strong>de</strong>s Tages, an <strong>de</strong>m er die Befreiung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit durch sein<br />

Sterben und seinen Sieg über die Hölle verwirklichen sollte, feierte er <strong>mit</strong> seinen<br />

Getreuen dasselbe Mahl, das einst Mose am Abend vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Befreiung <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>nvolkes<br />

gefeiert hatte. Zweierlei wollte er ihnen <strong>mit</strong> diesem Mahl versinnbildlichen: Seinen<br />

Abschied im leiblichen To<strong>de</strong> - und sein beständiges Vereintbleiben <strong>mit</strong> ihnen <strong>de</strong>m<br />

Geiste nach.<br />

Als sinnbildliche Zeichen wählte er Brot und Wein. Er nahm eine Scheibe Brot, brach<br />

sie in Stücke und reichte sie seinen Jüngern zum Genusse <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: ‘Nehmet hin<br />

und esset; das ist das Sinnbild meines Leibes, <strong><strong>de</strong>r</strong> für euch in <strong>de</strong>n Tod gegeben wird. Tut<br />

dies zum An<strong>de</strong>nken an mich!’<br />

So wie er jetzt die Brotscheibe in Stücke brach, so wur<strong>de</strong> am folgen<strong>de</strong>n Tage sein<br />

irdischer Leib im To<strong>de</strong> gebrochen und vom Leben getrennt.<br />

Ebenso nahm er <strong>de</strong>n Kelch <strong>mit</strong> Wein, ließ je<strong>de</strong>n daraus trinken in<strong>de</strong>m er sprach: ‘Dieser<br />

Kelch ist das Sinnbild <strong>de</strong>s Neuen Bun<strong>de</strong>s in meinem Blute, das für euch vergossen wird.<br />

Sooft ihr ihn trinkt, <strong>de</strong>nkt an mich!’ So wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Wein beim Genuss aus <strong>de</strong>m Kelche<br />

floss, so floss am Sterbetag Christi sein Blut aus seinem Körper.


Aber in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptsache war dieses Mahl das Sinnbild <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Gemeinschaft, in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Christus trotz seiner irdischen Trennung <strong>mit</strong> seinen Getreuen bleiben wollte. So wie das<br />

unter die Jünger verteilte Brot vorher nur eine einzige Brotscheibe war und die einzelnen<br />

Schlucke Wein vorher im Kelche eine Einheit bil<strong>de</strong>ten, so sollten die Jünger sowohl <strong>mit</strong><br />

Christus, als auch untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> im Geist und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe eins sein.<br />

Um dieses Einssein hat Christus so innig und ergreifend an diesem Abend gebetet. Sie<br />

sollten die Liebe zu ihrem Meister in ihren Herzen bewahren und dadurch <strong>mit</strong> ihm<br />

verbun<strong>de</strong>n bleiben zu einem geistigen Leibe: Christus ist das Haupt und sie die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Daran sollten die Jünger von nun an <strong>de</strong>nken, sooft sie zusammenkamen, um zum<br />

An<strong>de</strong>nken an ihn das Mahl zu wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen, das er als Abschiedsmahl <strong>mit</strong> ihnen gefeiert<br />

hatte. Sie sollten nicht vergessen, dass es ein Mahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe war, das ihr Herr und<br />

Meister am Abend vor seinem irdischen Schei<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> ihnen gehalten hatte; daß nur<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>jenige an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung dieses Mahles teilnehmen darf, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch das Band <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Liebe <strong>mit</strong> Gott und <strong>de</strong>n Menschen verbun<strong>de</strong>n ist.<br />

Wer diese Liebe nicht im Herzen trägt, kann nicht das Gedächtnismahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe<br />

empfangen. Wer beim Empfang dieses Mahles Hass, Feindschaft, Groll, Neid und<br />

sonstige Sün<strong>de</strong>n gegen die Nächstenliebe in seinem Inneren hegt, wür<strong>de</strong> dadurch die<br />

größte Heuchelei begehen. Es wäre die schwerste Beleidigung <strong>de</strong>ssen, <strong><strong>de</strong>r</strong> dieses Mahl<br />

als Gedächtnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe eingesetzt hat. Darum hat ein je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> dieses Mahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe<br />

empfangen will, sich vorher zu prüfen, ob er die Liebe zu Gott und <strong>de</strong>m Nächsten<br />

besitzt, da sonst das Mahl eine Verhöhnung Christi wäre. Das ist die wahre Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Abendmahls Christi und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung dieses Mahles zum An<strong>de</strong>nken an ihn.<br />

Und was hat man im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te aus diesem Mahle gemacht? Man hat die<br />

Lehre aufgebracht, Christus habe durch die Worte, die er bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Überreichung <strong>de</strong>s<br />

Brotes und <strong>de</strong>s Kelches gesprochen, das Brot in seinen wirklichen Leib und <strong>de</strong>n Wein in<br />

sein wirkliches Blut verwan<strong>de</strong>lt. Brot und Wein seien daher nicht bloß Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gewesen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das Brot sei zu Christi lebendigen Leib und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wein zu seinem<br />

lebendigen Blut gewor<strong>de</strong>n. Zwar könne man diese Verwandlung äußerlich nicht<br />

wahrnehmen. Und diese Verwandlung fin<strong>de</strong> auch heute noch je<strong>de</strong>smal statt, sobald <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Priester die Worte Christi über Brot und Wein spreche.<br />

Es ist diese Lehre wohl das Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sinnigste, was je <strong>de</strong>m Menschengeiste zu glauben<br />

zugemutet wor<strong>de</strong>n ist. Nach dieser Lehre wäre also beim letzten Abendmahle im Saale<br />

zu Jerusalem die Person Christi in ein und <strong>de</strong>mselben Augenblick dreiundzwanzigmal<br />

anwesend gewesen. Sie saß in menschlicher Gestalt vor <strong>de</strong>n Aposteln; je<strong>de</strong>s Stück Brot,<br />

das die elf Jünger aßen, war dieselbe lebendige Person Christi und je<strong><strong>de</strong>r</strong> Schluck Wein,<br />

<strong>de</strong>n die elf tranken, war wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um Christus <strong>mit</strong> Leib und Seele, <strong>mit</strong> Fleisch und Blut.<br />

Es ist unbegreiflich, wie Menschen einen solchen Wahn aufbringen können. Kein<br />

Mensch und kein Geist kann sich selbst vervielfältigen. Auch Gott nicht. Niemand -<br />

auch Gott nicht - kann als Persönlichkeit gleichzeitig an mehreren Orten sein. Niemand<br />

kann sich in etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>s verwan<strong>de</strong>ln und gleichzeitig das bleiben, was er ist. Christus<br />

konnte sich nicht selbst essen. Denn da Christus auch selbst von <strong>de</strong>m Brote aß, das er<br />

seinen Jüngern darreichte, so verzehrte er sich nach eurer Lehre selbst. Ich fin<strong>de</strong> keinen


Ausdruck in eurer Sprache, um diese Lehre als Ausfluss höchster menschlicher<br />

Verblendung zu brandmarken.<br />

Dazu lehrt ihr, dass die Priester täglich diese Verwandlung von neuem vornehmen.<br />

Wenn sie über Brot und Wein die Worte sprechen: ‘Dies ist mein Leib - dies ist mein<br />

Blut!’, sollen alle Brotteile und Weintropfen in die Person Christi verwan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eure Priester nehmen da<strong>mit</strong> eine Macht für sich in Anspruch, die selbst Gott nicht hat,<br />

weil auch er das in sich Unmögliche nicht möglich machen kann.<br />

Ihr mögt noch so oft beteuern, das sei ein unbegreifliches Geheimnis und mögt es das<br />

Geheimnis <strong>de</strong>s Glaubens nennen, das än<strong><strong>de</strong>r</strong>t an <strong><strong>de</strong>r</strong> Unwahrheit dieser Lehre nichts. Mit<br />

<strong>de</strong>m Worte ‘Geheimnis’ kann man je<strong>de</strong>n menschlichen Wahn ver<strong>de</strong>cken. Worte fin<strong>de</strong>t<br />

man immer, auch wenn man sich unter <strong>de</strong>n Worten nichts Vernünftiges <strong>de</strong>nken kann.<br />

Über eins muss ich mich bei dieser Lehre beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n: Ihr lest doch die Bibel. Ist<br />

euch dabei <strong>de</strong>nn nicht aufgefallen, dass in <strong>de</strong>m ganzen Neuen Testament auch nicht die<br />

geringste Spur eurer wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sinnigen Lehre enthalten ist? Wenn bei <strong>de</strong>m Abendmahl <strong>de</strong>s<br />

Herrn Brot und Wein in <strong>de</strong>n wahrhaftigen Christus verwan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n wäre, dann<br />

wür<strong>de</strong>n die Apostel nicht mü<strong>de</strong> gewor<strong>de</strong>n sein, auf dieses unbegreifliche Geschehen<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> hinzuweisen. Sowohl die Evangelien hätten über dieses Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> aller<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> ausführlich berichtet, als auch die Apostel hätten in ihren Briefen die ersten<br />

Christen immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf dieses Gedächtnismahl hinweisen müssen.<br />

Aber nirgends wird etwas davon erwähnt. Der Apostel Johannes, <strong><strong>de</strong>r</strong> beim Abendmahl<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite seines Meisters ruhte und als erster von ihm einen Bissen jenes gesegneten<br />

Brotes empfing, erzählt in seinem Evangelium überhaupt nichts von <strong><strong>de</strong>r</strong> Darreichung <strong>de</strong>s<br />

Brotes und Weines durch Christus. Er erzählt die Fußwaschung. Er erzählt <strong>de</strong>n Verrat<br />

<strong>de</strong>s Judas. Und er sollte über dieses unbegreiflichste und gewaltigste Geschehen im<br />

Leben Jesu verschwiegen haben?<br />

Die Apostel erwähnen in ihren Briefen nichts vom Abendmahl. Die Apostelgeschichte<br />

teilt bloß <strong>mit</strong>, dass die ersten Christen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemeinschaft,<br />

am Brotbrechen und am Gebet festhielten. Also hier wird die Feier <strong>de</strong>s Abendmahls als<br />

ein ‘Brotbrechen’ erwähnt und nicht als das, was ihr heute daraus gemacht habt. Sie<br />

brachen das Brot als Sinnbild <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s Christi und <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe, die sie in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gemeinschaft <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> und <strong>mit</strong> Christus bestätigten. Es war Brot, was sie brachen<br />

und aßen. Aber bei <strong>de</strong>m Genuss dieses Brotes waren sie <strong>mit</strong> ihren Gedanken und<br />

Gebeten bei <strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihnen verheißen hatte: ‘Wo auch nur zwei o<strong><strong>de</strong>r</strong> drei in meinem<br />

Namen versammelt sind, da bin ich <strong>mit</strong>ten unter ihnen. ’ Der Genuss <strong>de</strong>s Brotes und <strong>de</strong>s<br />

Weines war für sie ein heiliges Sinnbild ihrer geistigen Vereinigung <strong>mit</strong> ihrem Erlöser.<br />

Der Apostel Paulus, <strong><strong>de</strong>r</strong> eine große Anzahl von Briefen an die Gemein<strong>de</strong>n geschrieben<br />

hat, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige, <strong><strong>de</strong>r</strong> in seinem ersten Brief an die Korinther das Abendmahl erwähnt.<br />

Aber auch er wür<strong>de</strong> darüber nichts gesagt haben, wenn er nicht durch die äußeren<br />

Umstän<strong>de</strong> dazu gezwungen gewesen wäre. Man hat ihm nämlich <strong>mit</strong>geteilt, dass es in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> korinthischen Gemein<strong>de</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Abendmahlsfeier sehr schlimm zuging. Die ersten<br />

Christen gestalteten die Abendmahlsfeier zu einer vollständigen Mahlzeit, wie dies ja


auch bei <strong>de</strong>m Abendmahl Christi in Jerusalem <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war. Denn bevor Christus <strong>de</strong>n<br />

Jüngern Brot und Wein zum Gedächtnis reichte, hatte er <strong>mit</strong> ihnen das Osterlamm nebst<br />

allem Dazugehörigen gegessen und Wein dazu getrunken. So aßen nun auch die ersten<br />

Christen bei ihren Abendmahlsfeiern zuerst Fleischgerichte <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Zutaten. Auch sie tranken dazu Wein. Und erst zum Schluss dieser Mahlzeit brachen sie<br />

Brot und tranken aus einem gemeinschaftlichen Kelch Wein zum Gedächtnis Christi.<br />

Auch diese Christen waren schwache Menschen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nselben Fehlern wie ihr. Das<br />

zeigte sich lei<strong><strong>de</strong>r</strong> auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Abendmahlsfeier in Korinth. Sie wur<strong>de</strong> in Privathäusern<br />

abgehalten. Nun war <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigentümer <strong>de</strong>s Hauses, in <strong>de</strong>m die Feier stattfand, nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lage, die Mahlzeit für alle Teilnehmer zu stellen. Denn die ersten Christen waren meist<br />

arme Leute. Darum musste sich je<strong><strong>de</strong>r</strong> sein Essen und seinen Wein für die gewöhnliche<br />

Mahlzeit, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Abendmahlsfeier vorausging, selbst <strong>mit</strong>bringen. Nun kam es vor, dass<br />

die Armen nur ein kärgliches Essen bei sich hatten o<strong><strong>de</strong>r</strong> überhaupt nichts aßen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

sich bloß am Schluss an <strong><strong>de</strong>r</strong> eigentlichen Abendmahlsfeier beteiligten. Dabei mussten sie<br />

oft zusehen, wie die Bessergestellten ihr reichliches Mahl verzehrten und Wein dazu<br />

tranken und bisweilen im Weingenuss die Grenzen <strong>de</strong>s Erlaubten überschritten und sich<br />

betranken.<br />

Solche Zustän<strong>de</strong> konnten natürlich nicht gedul<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n; nicht bloß <strong>de</strong>swegen, weil die<br />

dabeisitzen<strong>de</strong>n Armen Anstoß daran nahmen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem, weil sie <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Geist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Abendmahlsfeier unvereinbar waren.<br />

Als daher Paulus gehört hatte, dass sich Vorfälle dieser Art in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> zu Korinth<br />

ereigneten, griff er ein und machte <strong>de</strong>n Korinthern darüber scharfe Vorhaltungen. Dabei<br />

musste er notgedrungen auch über <strong>de</strong>n eigentlichen Sinn <strong>de</strong>s Abendmahls zu ihnen<br />

sprechen.<br />

Zunächst ta<strong>de</strong>lte er sie wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorkommnisse bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Abendmahlsfeier. ‘Wenn ihr an<br />

<strong>de</strong>mselben Ort zusammenkommt, so heiße ich das, was ihr tut, nicht das Herrenmahl<br />

feiern. Denn ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> nimmt zuvor seine eigene Mahlzeit zu sich, und dabei lei<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

eine Hunger und <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e betrinkt sich. Habt ihr <strong>de</strong>nn nicht eure eigenen Häuser, wo<br />

ihr essen und trinken könnt? O<strong><strong>de</strong>r</strong> meint ihr, ihr brauchtet keine Rücksicht zu nehmen<br />

auf die Gemein<strong>de</strong> Gottes und ihr dürftet die Unbe<strong>mit</strong>telten beschämen? Was soll ich zu<br />

solchen Dingen sagen? Soll ich euch etwa loben? In diesem Punkte gewiss nicht’ (1.<br />

Kor. 11, 20-22).<br />

Und nun weist er sie auf die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abendmahls hin. Er brauchte ihnen nicht<br />

viel darüber zu erklären. Denn er hatte sie schon früher mündlich darüber belehrt. Er<br />

führt ihnen die von Christus beim ersten Abendmahl gesprochenen Worte an und fasst<br />

ihre Be<strong>de</strong>utung in <strong>de</strong>n Worten zusammen: ‘Sooft ihr das Brot esset und <strong>de</strong>n Kelch<br />

trinket, verkündigt ihr <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s Herrn, bis er kommt. ’<br />

Das Abendmahl ist also ein Essen <strong>de</strong>s Brotes und ein Trinken <strong>de</strong>s Kelches als Sinnbild<br />

<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s Christi, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus Liebe zu <strong>de</strong>n gefallenen Geistern sein Leben hingab. Wer<br />

daher bei einer Feier zum Gedächtnis Christi die Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Leibes und Blutes <strong>de</strong>s<br />

Erlösers in einer so unwürdigen Weise behan<strong>de</strong>lt, wie dies manche Christen in Korinth<br />

taten, <strong><strong>de</strong>r</strong> versündigt sich nicht bloß an diesen Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n an Christus selbst.


Denn wer die Feier zu Ehren eines Herrschers schän<strong>de</strong>t, <strong><strong>de</strong>r</strong> verunehrt <strong>de</strong>n Herrscher<br />

selbst und wird wegen Majestätsbeleidigung bestraft. ‘Wer daher in unwürdiger Weise<br />

das Brot isst und <strong>de</strong>n Kelch <strong>de</strong>s Herrn trinkt, <strong><strong>de</strong>r</strong> versündigt sich am Leibe und Blute <strong>de</strong>s<br />

Herrn. ’<br />

Darum soll niemand Brot und Wein als Sinnbild <strong>de</strong>s Leibes und <strong>de</strong>s Blutes Christi<br />

genießen, <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht vorher bei sich festgestellt hat, ob seine Gesinnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesinnung<br />

<strong>de</strong>s Erlösers ähnlich ist. ‘Je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann prüfe sich also selbst und esse dann erst von <strong>de</strong>m<br />

Brote und trinke aus <strong>de</strong>m Kelche; <strong>de</strong>nn wer da isst und trinkt, <strong><strong>de</strong>r</strong> zieht sich selbst durch<br />

sein Essen und Trinken ein göttliches Strafgericht zu, wenn er <strong>de</strong>n Leib <strong>de</strong>s Herrn nicht<br />

gebührend würdigt. ’<br />

Wer Brot und Wein als Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> größten und heiligsten Liebestat <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung<br />

als etwas Gleichgültiges und Gewöhnliches behan<strong>de</strong>lt, sie in Trunkenheit und unter<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ärgernis erregen<strong>de</strong>n Begleitumstän<strong>de</strong>n genießt, <strong><strong>de</strong>r</strong> muss von Gott bestraft<br />

wer<strong>de</strong>n. Denn nicht einmal ihr Menschen lasst es euch gefallen, dass jemand ein<br />

An<strong>de</strong>nken, das ihr ihm gabt, in entehren<strong><strong>de</strong>r</strong> Weise behan<strong>de</strong>lt.<br />

Zu dieser entehren<strong>de</strong>n Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s und <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe Christi<br />

gehört vor allem auch die unwürdige innere Verfassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer am Abendmahl.<br />

Wo ein Gedächtnismahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe gefeiert wird, da darf nicht das Gegenteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe in<br />

<strong>de</strong>n Herzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n zu fin<strong>de</strong>n sein. Mit Streitsucht, Feindschaft, Bitterkeit und<br />

ähnlichen Sün<strong>de</strong>n gegen die Nächstenliebe im Herzen kann man nicht das Mahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Liebe genießen.<br />

Auch hierin hatten die Korinther schwer gefehlt. Denn Paulus gibt als ersten Grund,<br />

weshalb die Abendmahlsfeier ihnen keinen Segen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur geistigen Scha<strong>de</strong>n<br />

bringe, <strong>de</strong>n Umstand an, dass Spaltungen und Streitigkeiten bei ihnen herrschten, sie<br />

sich also gegen die Nächstenliebe verfehlten. Wo die Abendmahlsfeier äußerlich und<br />

innerlich in so unwürdiger Weise gehalten wur<strong>de</strong> wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> von Korinth, da<br />

brauchte man sich nicht darüber zu wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n, dass die Teilnehmer nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s<br />

Apostels ‘schwach und krank’ waren und bei manchen von ihnen schon das Schlimmste,<br />

nämlich <strong><strong>de</strong>r</strong> geistige Schlaf <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichgültigkeit gegen Gott eingetreten war.<br />

Wie du siehst, weiß Paulus nichts davon, dass Brot und Wein etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es sein sollen,<br />

als Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Leibes und Blutes Christi. Wäre das Brot nicht mehr Brot, wie ihr<br />

lehrt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Christus selbst, dann wür<strong>de</strong> Paulus es <strong>mit</strong> aller Deutlichkeit gesagt haben.<br />

Was wür<strong>de</strong> dieser feurige Christusjünger wohl für Worte gegen die Korinther gebraucht<br />

haben, wenn das Brot <strong>de</strong>s Abendmahls Christus selbst wäre.<br />

Schon vorher hatte Paulus in <strong>de</strong>mselben Briefe bei Besprechung <strong><strong>de</strong>r</strong> Götzenopfer das<br />

Abendmahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Christen erwähnt. Er stellt dort einen Vergleich an zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilnahme an <strong>de</strong>n Opfermahlen zu Ehren <strong><strong>de</strong>r</strong> Götzen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnahme am Abendmahl<br />

zu Ehren Christi.<br />

Der Sinn seiner Worte ist folgen<strong><strong>de</strong>r</strong>: Die Hei<strong>de</strong>n setzen sich durch <strong>de</strong>n Genuss <strong>de</strong>s<br />

Götzenfleisches in Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern. Das Opferfleisch als solches ist<br />

nichts Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es. Es ist Fleisch und bleibt Fleisch, wie je<strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Fleisch. Aber die


Gesinnung, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Hei<strong>de</strong>n das Fleisch opfern und genießen, ist es, durch die sie in<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern treten.<br />

Die Christen setzen sich durch <strong>de</strong>n Genuss von Brot und Wein in Verbindung <strong>mit</strong><br />

Christus. Brot und Wein wer<strong>de</strong>n dadurch in sich nichts Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bleiben<br />

Brot und Wein. Nur die Gesinnung, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sie das gesegnete Brot und <strong>de</strong>n gesegneten<br />

Wein genießen, ist es, durch die sie in Verbindung <strong>mit</strong> Christus kommen.<br />

Darum darf kein Christ an <strong>de</strong>n Opfermahlen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hei<strong>de</strong>n teilnehmen, weil er sich durch<br />

eine solche Teilnahme in Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern setzen wür<strong>de</strong>. ‘Ihr könnt<br />

nicht zugleich <strong>de</strong>n Kelch <strong>de</strong>s Herrn und <strong>de</strong>n Kelch <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister trinken; ihr könnt<br />

nicht zugleich am Tisch <strong>de</strong>s Herrn und am Tisch <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Geister Gäste sein’ (1. Kor.<br />

10, 21).<br />

Ebenso wenig, wie das Opferfleisch <strong><strong>de</strong>r</strong> Hei<strong>de</strong>n in böse Geister verwan<strong>de</strong>lt wird, ebenso<br />

wenig wird bei <strong>de</strong>n Christen Brot und Wein in Christus verwan<strong>de</strong>lt. In bei<strong>de</strong>n Fällen<br />

wird allerdings eine Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> hergestellt, - bei <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n eine<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n bösen Geistern unter <strong>de</strong>m Sinnbild <strong>de</strong>s Opferfleisches und <strong>de</strong>s<br />

Opferweines; bei <strong>de</strong>n Christen eine Verbindung <strong>mit</strong> Christus unter <strong>de</strong>m Sinnbild von<br />

Brot und Wein.<br />

Wie ferner bei <strong>de</strong>n Opfermahlen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hei<strong>de</strong>n die Teilnehmer nicht bloß <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m einen<br />

bösen Geiste in Gemeinschaft traten, zu <strong>de</strong>ssen Ehren das Opfermahl gehalten wur<strong>de</strong>,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtheit <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen <strong>Geisterwelt</strong>, die ja ein einheitliches Ganzes bil<strong>de</strong>t,<br />

so traten auch die Christen durch <strong>de</strong>n Genuss von Brot und Wein nicht bloß <strong>mit</strong> Christus<br />

als einem Einzelgeist in Verbindung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>mit</strong> allen Geistern <strong>de</strong>s Reiches Gottes,<br />

<strong>de</strong>ssen König Christus ist.<br />

Paulus gebraucht zur Bezeichnung dieser großen Gemeinschaft <strong>de</strong>n Ausdruck ‘Leib <strong>de</strong>s<br />

Herrn’. Christus ist das Haupt, und die ganze geschaffene <strong>Geisterwelt</strong> <strong>de</strong>s Guten<br />

einschließlich <strong><strong>de</strong>r</strong> gottesgläubigen Menschen sind die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> dieses geistigen Leibes.<br />

Wer also <strong>mit</strong> Christus in Gemeinschaft steht, <strong><strong>de</strong>r</strong> hat auch Gemeinschaft <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n Christi. Diese Gemeinschaft wird beim Abendmahl beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s durch das eine<br />

Brot versinnbildlicht. So wie das genossene Brot vorher ein Ganzes war, so sollen die<br />

vielen, unter die es verteilt wur<strong>de</strong>, eins sein durch das Band <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe: ‘Weil es ein<br />

einziges Brot ist, sind auch wir trotz unserer Vielheit ein einziger Leib: Denn wir alle<br />

teilen uns in das einzige Brot’ (1. Kor. 10, 17).<br />

Das Bild, dass alle, die Christus angehören, <strong>mit</strong> ihm einen geistigen Leib bil<strong>de</strong>n, braucht<br />

Paulus sehr häufig in seinen Briefen. Es ist dasselbe, was ihr in eurem<br />

Glaubensbekenntnis <strong>mit</strong> ‘Gemeinschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen’ bezeichnet.<br />

Um eure falsche Lehre von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwandlung <strong>de</strong>s Brotes und Weines in die Person<br />

Christi aufrecht zu halten, versteift ihr euch zunächst auf die von Christus angeblich<br />

gebrauchten Worte: ‘Das ist mein Leib - das ist mein Blut. ’ Ihr betont, dass es heißt ‘ist’<br />

und nicht ‘be<strong>de</strong>utet’. Aber woher wisst ihr, dass Christus in seiner Sprache ein Wort<br />

gebraucht hat, das eurem ‘ist’ entspricht? Ihr kennt ja die von Christus in <strong><strong>de</strong>r</strong>


aramäischen Sprache gebrauchten Worte gar nicht und besitzt auch <strong>de</strong>n ursprünglichen<br />

griechischen Text <strong>de</strong>s Neuen Testamentes nicht mehr.<br />

In Wirklichkeit hat Christus beim Abendmahl keine Worte gebraucht, die etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />

be<strong>de</strong>uten als <strong>de</strong>n Hinweis auf Brot und Wein als Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong> seines am folgen<strong>de</strong>n Tage<br />

eintreten<strong>de</strong>n To<strong>de</strong>s als Erlösungstat für die Rettung <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt.<br />

Doch wir wollen einmal annehmen, er habe tatsächlich gesagt: ‘Das ist mein Leib - das<br />

ist mein Blut!’, so weiß doch wohl je<strong><strong>de</strong>r</strong> Bibelkenner, dass Christus nur in Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

gesprochen hat, wie er selbst <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten bestätigt: ‘Dies habe ich euch in<br />

sinnbildlichen Re<strong>de</strong>n verkün<strong>de</strong>t. Aber es kommt die Zeit, wo ich nicht mehr in Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu<br />

euch re<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>’ (Joh. 16, 25).<br />

Und wann sprach er diese Worte? Wie du dich überzeugen kannst, gera<strong>de</strong> beim letzten<br />

Abendmahl, wenige Stun<strong>de</strong>n vor seinem To<strong>de</strong>. Als Mensch re<strong>de</strong>te er alles in<br />

Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n. ‘Dies alles re<strong>de</strong>te Jesus in Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n zum Volke und ohne Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

re<strong>de</strong>te er nichts’ (Matth. 13, 34)<br />

Auch am Abend <strong>de</strong>s Abschie<strong>de</strong>s von seinen Jüngern re<strong>de</strong>te er nicht bloß von Brot und<br />

Wein als Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n seines To<strong>de</strong>s, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Sinnbild zeigte er das<br />

Lebensverhältnis zwischen ihm und seinen Jünger: ‘Ich bin <strong><strong>de</strong>r</strong> Weinstock und ihr seid<br />

die Reben’ (Joh. 15, 5).<br />

Wenn ihr nun Brot und Wein nicht als Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong> gelten lassen wollt, dann dürft ihr auch<br />

nicht die Worte vom Weinstock und <strong>de</strong>n Reben sinnbildlich nehmen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n müsst<br />

sagen: ‘Dadurch, dass Christus die Worte sprach: Ich bin <strong><strong>de</strong>r</strong> Weinstock und ihr seid die<br />

Reben’ wur<strong>de</strong> Christus in einen Weinstock und seine Jünger in Reben verwan<strong>de</strong>lt. ’<br />

Denn es ist in bei<strong>de</strong>n Fällen dieselbe Ausdrucksweise, und die eine Verwandlung ist<br />

nicht schwieriger als die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e; nämlich bei<strong>de</strong> wären gleich möglich.<br />

Es ist begreiflich, dass die katholische Kirche alles nur von ferne Verwendbare aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bibel zusammensucht, um ihre ungeheuerliche Lehre zu stützen. So nimmt sie auch<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Sinnbil<strong><strong>de</strong>r</strong> in ihrer wörtlichen Be<strong>de</strong>utung, wo Christus sich das ‘Brot’ nennt, das<br />

vom Himmel gekommen ist, und auch, wo er sagt, dass sein Fleisch wahrhaftig eine<br />

Speise und sein Blut wahrhaftig ein Trank sei.<br />

Das alles ist geistig zu verstehen, was ja auch Christus selbst immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> betonte.<br />

‘Der Geist ist es, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Leben schafft, das Fleisch hilft dazu nichts. Die Worte, die ich<br />

zu euch gere<strong>de</strong>t habe, sind Geist und sind Leben’ (Joh. 6, 63).<br />

Er sagt von sich, dass es seine ‘Speise’ sei, <strong>de</strong>n Willen seines himmlischen Vaters zu<br />

erfüllen. Der Samariterin am Jakobsbrunnen versprach er ‘Wasser’ zu geben, das zum<br />

ewigen Leben fließe. Das alles sind sinnbildliche Ausdrücke, die nie im wörtlichen<br />

Sinne genommen wer<strong>de</strong>n dürfen, da sonst die größten Torheiten zum Vorschein kämen.<br />

Christus ist nicht ein wirklicher Weinstock und seine Jünger sind keine wirklichen<br />

Reben. Das Abendmahlsbrot ist nicht sein wirklicher Leib und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wein nicht sein<br />

wirkliches Blut. Alles ist geistig und sinnbildlich zu verstehen. Und so verstan<strong>de</strong>n es<br />

auch die Apostel und alle Christen <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te.


Der Gottesdienst, <strong>de</strong>ssen Mittelpunkt die angebliche Verwandlung von Brot und Wein in<br />

die Person Christi ist, wird von <strong>de</strong>n Katholiken ‘Messe’ genannt. Man bezeichnet sie<br />

auch als die Erneuerung <strong>de</strong>s Kreuzesto<strong>de</strong>s Christi. Es gibt keine Erneuerung <strong>de</strong>s<br />

Kreuzesto<strong>de</strong>s Christi - auch keine unblutige. Wie ihr euch wohl eine unblutige<br />

Erneuerung <strong>de</strong>s Kreuzesto<strong>de</strong>s <strong>de</strong>nkt? Nun, in Wirklichkeit <strong>de</strong>nkt ihr euch überhaupt<br />

nichts dabei, weil sich nichts Vernünftiges darunter <strong>de</strong>nken lässt. Die Messe ist<br />

entstan<strong>de</strong>n durch eine Erweiterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gebete <strong><strong>de</strong>r</strong> Abendmahlsfeier <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />

christlichen Zeit. Sie hat jedoch im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te alles eingebüßt, was das<br />

Abendmahl zu einem Gemeinschaftsmahl und einem Gedächtnismahl <strong>de</strong>s Herrn machte.<br />

So enthält also die sogenannte Messe an Gutem weiter nichts als eine Reihe von<br />

Gebeten, die je<strong><strong>de</strong>r</strong> für sich ebenso gut in seinem Kämmerlein beten kann. Er bedarf dazu<br />

keines Priesters. Das große Vertrauen <strong>de</strong>s katholischen Volkes auf die Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bezahlten Messen ist daher lei<strong><strong>de</strong>r</strong> eine große Selbsttäuschung.<br />

Gebt <strong>de</strong>m Volke die Abendmahlsfeier <strong><strong>de</strong>r</strong> apostolischen Zeit wie<strong><strong>de</strong>r</strong>! Denn diese Feier<br />

ist eine heilige und segenbringen<strong>de</strong> Handlung. Ihr sollt sie recht oft halten. Dafür eignen<br />

sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Voraben<strong>de</strong> eurer hohen Feste o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Tage <strong><strong>de</strong>r</strong> Feste selbst. Auch an<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Tagen, die für euch von Be<strong>de</strong>utung sind, mögt ihr euch zu einer solchen Feier<br />

zusammenfin<strong>de</strong>n.<br />

Ihr könnt dies ohne frem<strong>de</strong> Hilfe, in eurer eigenen Familie. Ihr braucht dazu keine<br />

sogenannten ‘Priester’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstige Religionsdiener und keine Kirchen. Es wird sich in<br />

je<strong>de</strong>m Kreis von Gläubigen jemand fin<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> es versteht, die Abendmahlsfeier in<br />

würdiger Weise vorzunehmen.<br />

Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wichtigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache möchte ich dir <strong>de</strong>n Verlauf einer solchen Feier kurz<br />

schil<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Als Brot nehmt ihr am besten ungesäuertes Brot, in eurer Sprache ‘Matzen’<br />

genannt. Mit Rotwein o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Weißwein füllt ihr einen Glas- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kristallbecher.<br />

Bei<strong>de</strong>s stellt ihr auf einen weißge<strong>de</strong>ckten Tisch. Das Gefäß <strong>mit</strong> Wein <strong>de</strong>ckt ihr bis zum<br />

Gebrauche zu, da<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wein durch nichts verunreinigt wird. Ebenso kann man das<br />

Brot <strong>mit</strong> einem reinen Tüchlein über<strong>de</strong>cken. Außer<strong>de</strong>m mögt ihr nach <strong>de</strong>m Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ersten Christen ein einfaches Kreuz ohne Christuskörper auf <strong>de</strong>n Tisch stellen. Hinter<br />

das Kreuz sieben Kerzen, und zwar so, dass die <strong>mit</strong>tlere Kerze dicht hinter das Kreuz zu<br />

stehen kommt.<br />

Wenn ihr zur festgesetzten Stun<strong>de</strong> versammelt seid, beginnt ihr <strong>mit</strong> einem zu dieser<br />

Feier passen<strong>de</strong>n Lied. Dann betet <strong><strong>de</strong>r</strong>, welcher die Feier leitet, ein Gebet <strong>mit</strong> seinen<br />

eigenen Worten und liest dann <strong>de</strong>n einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Psalm, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich für diese Stun<strong>de</strong><br />

eignet. Auch kann er aus mehreren Psalmen diejenigen Verse auswählen, die er für<br />

passend fin<strong>de</strong>t. Darauf folgt eine entsprechen<strong>de</strong> Lesung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift. Sollte<br />

einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n befähigt sein, eine kurze Ansprache zu halten, so wird dies von<br />

Nutzen sein. Darauf verbringen die Teilnehmer einige Minuten in stiller Sammlung,<br />

in<strong>de</strong>m sie ihre Sün<strong>de</strong>n und Fehler über<strong>de</strong>nken und in wahrer Reue Gott um Verzeihung<br />

bitten. Dann betet <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlungsleiter o<strong><strong>de</strong>r</strong> alle zusammen <strong>de</strong>n Psalm: ‘Aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tiefe rufe ich zu dir’.


Nach Beendigung dieses Bußpsalms tritt <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiter an <strong>de</strong>n Tisch und betet <strong>mit</strong><br />

selbstgewählten Worten, dass Gott Brot und Wein segnen möge, da<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>en Genuss<br />

allen Teilnehmern zum Heile gereiche. Darauf bricht er je<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n ein<br />

Stück von <strong><strong>de</strong>r</strong> Brotscheibe ab und reicht es <strong>de</strong>m einzelnen hin <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: ‘Nehmet<br />

hin und esset! Das ist das Sinnbild <strong>de</strong>s Leibes Christi, unseres Erlösers, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu unserer<br />

Rettung am Kreuze gestorben ist. ’ Das spricht er nur einmal langsam, während er das<br />

Brot herumreicht, das die Teilnehmer in die Hand nehmen und sofort essen. Als letzter<br />

nimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Austeiler selbst ein Stück und isst es.<br />

Ebenso reicht er im Anschluss daran <strong>de</strong>n Kelch herum <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten: ‘Trinket alle<br />

daraus! Das ist das Sinnbild <strong>de</strong>s Blutes unseres Herrn Jesu Christi, das einst geflossen ist<br />

zur Vergebung unserer Sün<strong>de</strong>n. ’ Zuletzt trinkt er selbst aus <strong>de</strong>m Kelche. Dann spricht er<br />

ein Dankgebet. Ein Lied schließt die Feier.<br />

Ist ein Tieftrancemedium anwesend, so wird <strong><strong>de</strong>r</strong> aus ihm sprechen<strong>de</strong> Geist die Leitung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Feier übernehmen und das Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche veranlassen. Es ist durchaus nicht verboten,<br />

im Anschluss an das Abendmahl eine irdische Feier <strong>mit</strong> einem Mahle zu veranstalten<br />

und in recht froher Stimmung zusammenzubleiben. Denn ihr sollt frohe Menschen sein<br />

und die innere Freu<strong>de</strong> auch äußerlich an <strong>de</strong>n Tag legen. Ihr sollt nicht bloß die geistigen<br />

Gaben Gottes, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die irdischen <strong>mit</strong> Dank gegen Gott in Freu<strong>de</strong> und Frohsinn<br />

genießen, ohne die Grenzen <strong>de</strong>s Erlaubten dabei zu überschreiten.<br />

Buße - Beichte - Lossprechung<br />

Die katholische Kirche hat ein Sakrament <strong><strong>de</strong>r</strong> Buße. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre <strong>de</strong>s Neuen<br />

Testamentes be<strong>de</strong>utet ‘Buße’ eine ‘Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesinnung’. Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Täufer<br />

predigte Buße zur Vergebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>n. Und von Christus heißt es: ‘Von dieser Zeit<br />

an begann Jesus die Heilsbotschaft <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten zu verkün<strong>de</strong>n: Tuet Buße, <strong>de</strong>nn das<br />

Himmelreich ist nahe herbeigekommen!’ (Matth. 4, 17).<br />

Die Worte ‘Tuet Buße!’ lauten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel nach wörtlicher Übersetzung: ‘Än<strong><strong>de</strong>r</strong>t eure<br />

Gesinnung!’ Buße ist also eine geistige Umkehr vom Bösen zum Guten und zu Gott.<br />

Wer das Böse, das er bis dahin getan hat, nicht mehr tut, und das Gute, das er bis dahin<br />

unterlassen, zu tun beginnt, bei <strong>de</strong>m ist eine Gesinnungsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung eingetreten. Er gehört<br />

zu <strong>de</strong>nen, die Buße tun.<br />

Die Katholiken verbin<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Sakrament <strong><strong>de</strong>r</strong> Buße einen viel weiteren Begriff. Es<br />

genügt ihnen nicht eine Umkehr <strong>de</strong>s Menschen in Gesinnung und Tat; die katholische<br />

Kirche for<strong><strong>de</strong>r</strong>t vielmehr als unerlässliche Bedingung für eine solche Umkehr und für<br />

eine Versöhnung <strong>mit</strong> Gott das Bekenntnis aller einzelnen schweren Sün<strong>de</strong>n vor<br />

einem katholischen Priester. Nur dieser hat nach ihrer Lehre die Macht, an Gottes Statt<br />

die Sün<strong>de</strong>n zu vergeben. Ohne priesterliche Lossprechung gibt es für sie keine<br />

Sün<strong>de</strong>nvergebung. Dadurch bin<strong>de</strong>t sie die Gläubigen fest an das Priestertum und die<br />

kirchliche Organisation. Mit diesem geistigen Macht<strong>mit</strong>tel übt sie eine absolute<br />

Herrschaft über die Seelen aus.


‘Niemand kann Sün<strong>de</strong>n vergeben, als Gott allein. ’ Mit diesem Ausspruch hatten die<br />

Schriftgelehrten Christus gegenüber recht. Kein Mensch und kein Priester kann eine<br />

Lossprechung erteilen. Auch Christus konnte es nicht.<br />

Wohl kann Gott einem Menschen als Werkzeug Gottes in einem bestimmten Fall einen<br />

Auftrag geben, einem Sün<strong><strong>de</strong>r</strong> zu sagen, dass Gott ihm seine Sün<strong>de</strong>n verziehen habe.<br />

Einen solchen Auftrag gab Gott <strong>de</strong>m Propheten Nathan. Er sandte ihn zu David, um ihm<br />

<strong>mit</strong>zuteilen, dass er ihm die Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ehebruches und Mor<strong>de</strong>s vergeben habe.<br />

Ebenso hatte Christus in <strong>de</strong>n einzelnen Fällen, in <strong>de</strong>nen er Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Vergebung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sün<strong>de</strong>n <strong>mit</strong>teilte, einen speziellen Auftrag Gottes erhalten. Er verkün<strong>de</strong>te die<br />

Sün<strong>de</strong>nvergebung nicht aus sich und nach eigenem Ermessen. Er verkün<strong>de</strong>te sie nur<br />

<strong>de</strong>nen, die ihm Gott durch seine Geisterboten als <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergebung würdig bezeichnet<br />

hatte. Das bestätigt Christus, in<strong>de</strong>m er seinen Gegnern ausdrücklich sagt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater habe<br />

ihm <strong>de</strong>n Auftrag dazu erteilt. Nicht einen Auftrag für alle Fälle nach <strong>de</strong>m Belieben<br />

Christi, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in je<strong>de</strong>m einzelnen Fall.<br />

Der katholische Priester behauptet nun, von seinem Bischof die Gewalt bekommen zu<br />

haben, nach eigenem menschlichen Ermessen <strong>de</strong>n Gläubigen die Lossprechung zu<br />

erteilen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu versagen.<br />

Aber wie will er <strong>de</strong>nn wissen, ob Gott <strong>de</strong>m einen die Sün<strong>de</strong>n vergeben hat und <strong>de</strong>m<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en nicht? O<strong><strong>de</strong>r</strong> seid ihr so töricht, zu glauben, Gott vergebe <strong>de</strong>swegen einem<br />

Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>, weil ein Priester ihm die Lossprechung erteilt, und versage einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die<br />

Verzeihung, weil ein Priester sie ihm versagt hat? O<strong><strong>de</strong>r</strong> überbringen <strong>de</strong>m katholischen<br />

Priester, wie beim Propheten Nathan und bei Christus, Geisterboten <strong>de</strong>n Auftrag, in <strong>de</strong>m<br />

einen Falle die Sün<strong>de</strong>n zu vergeben und in <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Falle nicht? O<strong><strong>de</strong>r</strong> hat er sonst<br />

eine überirdische Gabe, dies zu erkennen? Kann er in <strong>de</strong>n Herzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Beichtkin<strong><strong>de</strong>r</strong> lesen,<br />

ob Gott ihnen die Sün<strong>de</strong>n vergeben hat?<br />

Die katholischen Priester müssen gestehen, dass sie nichts <strong><strong>de</strong>r</strong>gleichen besitzen. Wie<br />

können sie <strong>de</strong>nn an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>mit</strong>teilen, dass Gott ihnen die Sün<strong>de</strong>n vergebe, wenn sie nicht<br />

<strong>de</strong>n geringsten Anhaltspunkt dafür haben, ob ihre Mitteilung auf Wahrheit beruht? Der<br />

Priester vermag we<strong><strong>de</strong>r</strong> in das Herz <strong>de</strong>s Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu schauen, noch <strong>de</strong>n Willen Gottes zu<br />

erkennen. Und wenn ihr sagt, die Lossprechung gelte bloß für <strong>de</strong>n Fall, dass das<br />

Beichtkind seine Sün<strong>de</strong>n wahrhaft bereue und <strong>de</strong>n ernstlichen Willen habe, sich zu<br />

bessern, so besteht das Törichte <strong><strong>de</strong>r</strong> priesterlichen Lossprechung eben darin, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Priester in keinem Falle weiß, ob jene Bedingung bei <strong>de</strong>m Beichtkind erfüllt ist. Er kann<br />

also in keinem Falle sagen: ‘Ich spreche dich los von <strong>de</strong>inen Sün<strong>de</strong>n. ’ Er kann<br />

höchstens sagen: ‘Gott möge dich lossprechen von <strong>de</strong>inen Sün<strong>de</strong>n!’ Um einen solchen<br />

Wunsch <strong>de</strong>m Sün<strong><strong>de</strong>r</strong> gegenüber auszusprechen, braucht man nicht Priester zu sein. Das<br />

kann je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch. Es ist eben bloß ein Wunsch ohne je<strong>de</strong> Wirkung. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Priester<br />

sagt ausdrücklich: ‘Ich spreche dich los von <strong>de</strong>inen Sün<strong>de</strong>n. ’<br />

Da<strong>mit</strong> spricht er ein richterliches Urteil aus, von <strong>de</strong>m er in keinem Falle weiß, ob es vor<br />

Gott Rechtskraft besitzt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Was wür<strong>de</strong>t ihr von einem irdischen Richter sagen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Urteile ohne je<strong>de</strong> Rechtskraft verkün<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>? Nicht wahr, das wäre eine


lächerliche Komödie. Dasselbe ist die katholische Sün<strong>de</strong>nvergebung durch einen<br />

Priester, wie dir <strong>de</strong>in gesun<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenverstand sagen muss.<br />

Die Wahrheit ist die: Wer seine Sün<strong>de</strong>n aufrichtig bereut und sich zu Gott wen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>m<br />

vergibt Gott, einerlei ob ein Priester ihm vergeben hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Und wer nicht bereut,<br />

<strong>de</strong>m wird von Gott keine Vergebung zuteil, wenn ihm die Priester auch noch so oft die<br />

Lossprechung erteilen. Eure Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>nvergebung durch Priester ist daher eine<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> großen menschlichen Irrungen, die sich im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit in das Christentum<br />

eingeschlichen haben.<br />

Zum Beweis dafür, dass die katholischen Priester die Gewalt haben, die Lossprechung<br />

von Sün<strong>de</strong>n zu erteilen, beruft sich die katholische Kirche auf eine gefälschte<br />

Bibelstelle. Auf diese Fälschung habe ich dich bereits in meinem ersten<br />

Zusammentreffen <strong>mit</strong> dir hingewiesen. Es ist die Stelle: ‘Wenn ihr an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Sün<strong>de</strong>n<br />

vergebet, so wer<strong>de</strong>n sie ihnen vergeben. Wenn ihr sie behaltet, so wer<strong>de</strong>n sie ihnen<br />

behalten’ (Joh. 20, 23).<br />

Du weißt bereits, dass im griechischen Text ein einziges Wörtchen in dieser Stelle<br />

ausgelassen und dadurch <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Sinn entstellt ist. Anstatt <strong>de</strong>s Wortes ‘ihnen’ stand im<br />

Urtext ‘euch selbst’. Die Stelle heißt also richtig: ‘Wenn ihr an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Sün<strong>de</strong>n<br />

vergebet, so wer<strong>de</strong>n sie euch selbst vergeben. Wenn ihr sie behaltet (o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht vergebt),<br />

dann wer<strong>de</strong>n sie euch selbst behalten (o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht vergeben). ’<br />

In diesen Worten verkün<strong>de</strong>t Christus dieselbe Lehre, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bitte <strong>de</strong>s Vaterunsers<br />

enthalten ist: ‘Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern’<br />

(Matth.6, 9) und die er im direkten Anschluss an das Vaterunser in <strong>de</strong>n Worten<br />

ausgesprochen hat: ‘Denn wenn ihr <strong>de</strong>n Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird<br />

euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber <strong>de</strong>n Menschen nicht vergebt,<br />

so wird euch euer himmlischer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben’ (Matth. 6,<br />

14). Weil eine Gewalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>nvergebung, wie sie die katholische Kirche für sich in<br />

Anspruch nimmt nicht besteht und nicht bestehen kann, ist sie auch niemals in <strong>de</strong>n ersten<br />

christlichen Zeiten gelehrt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ausgeübt wor<strong>de</strong>n.<br />

Deshalb wur<strong>de</strong> früher von <strong>de</strong>n Christen auch nie ein Sün<strong>de</strong>nbekenntnis vor einem<br />

Priester verlangt. Die Menschen <strong>de</strong>s ersten Christentums wur<strong>de</strong>n aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t,<br />

entsprechend <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre Christi, einan<strong><strong>de</strong>r</strong> die Sün<strong>de</strong>n zu bekennen; nämlich die Sün<strong>de</strong>n,<br />

die sie gegeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> begangen hatten. Sie sollten das Unrecht, das sie ihren<br />

Mitmenschen zugefügt hatten, diesen eingestehen und dadurch die Versöhnung<br />

herbeiführen.<br />

Dies ist ja auch <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige und schnellste Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Aussöhnung. Wenn dich jemand<br />

beleidigt hat und er kommt zu dir und gesteht sein Unrecht ein, dann reichst du ihm gern<br />

die Hand zur Versöhnung. Dazu for<strong><strong>de</strong>r</strong>t ja auch Christus <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Worten auf: ‘Wenn du<br />

<strong>de</strong>ine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass <strong>de</strong>in Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> etwas wi<strong><strong>de</strong>r</strong> dich<br />

habe, so las <strong>de</strong>ine Gabe dort vor <strong>de</strong>m Altare und geh zunächst hin und versöhne dich <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>inem Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>. Alsdann komm wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und opfere <strong>de</strong>ine Gabe’ (Matth. 5, 23-24).


Wäre zur Sün<strong>de</strong>nvergebung das Bekenntnis vor einem Priester und <strong>de</strong>ssen Lossprechung<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, dann wür<strong>de</strong>n Christus und die Apostel es nicht unterlassen haben, immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> darauf hinzuweisen. Denn es wäre das Wichtigste <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen christlichen Lehre<br />

gewesen, weil ja ohne Sün<strong>de</strong>nvergebung niemand in das Reich Gottes eingehen kann.<br />

Aber we<strong><strong>de</strong>r</strong> Christus noch die Apostel kennen die Beichte vor einem Priester o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Lossprechung. Beichte und priesterliche Lossprechung sind Menschensatzungen, die<br />

<strong>de</strong>m Gläubigen <strong>de</strong>n Weg zu Gott nicht erleichtern, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n be<strong>de</strong>utend erschweren,<br />

in<strong>de</strong>m sie ihn in falsche Sicherheit wiegen. Er beichtet und empfängt die Lossprechung<br />

<strong>de</strong>s Priesters und meint nun, da<strong>mit</strong> sei zwischen ihm und Gott wie<strong><strong>de</strong>r</strong> alles in Ordnung.<br />

Da<strong>mit</strong> wird er das Opfer einer großen Täuschung. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Irrtum in <strong>de</strong>n Heilswahrheiten<br />

ist <strong>mit</strong> einem Irrweg zu vergleichen, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>er <strong>de</strong>m Ziel nicht näher bringt,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vom Ziele immer weiter entfernt.<br />

Bußübungen -Ehelosigkeit<br />

In <strong>de</strong>iner bisherigen Religion spielen auch die sogenannten äußeren ‘Bußübungen’<br />

keine geringe Rolle. Sie schreibt Enthaltung von gewissen Speisen an bestimmten Tagen<br />

vor, ordnet Fasttage an, hält körperliche Kasteiungen für einen höheren Grad <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vollkommenheit, empfiehlt Wallfahrten und for<strong><strong>de</strong>r</strong>t von ihren Priestern und<br />

Or<strong>de</strong>nsleuten als eine höhere Stufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollkommenheit das ehelose Leben.<br />

Alle diese Dinge haben <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m rechten Bußbegriff und einer inneren Vollkommenheit<br />

nichts zu tun.<br />

Christus hat nie freiwillig gefastet o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich kasteit. Als er in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste fastete, war es<br />

ein Zwang, <strong>de</strong>m er sich nicht entziehen konnte. Denn in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste gab es nichts<br />

Essbares. Darum wer<strong>de</strong>t ihr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Briefen <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel kein Wort<br />

fin<strong>de</strong>n, durch das die Menschen zur Enthaltung von Speisen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu leiblichen<br />

Kasteiungen aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n. Im Gegenteil, <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Dinge wer<strong>de</strong>n als wertlos<br />

bezeichnet. So sagt Paulus <strong>de</strong>n Korinthern: ‘Der Genuss o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtgenus von Speise<br />

wird für unsere Stellung zu Gott nicht maßgebend sein’ (1. Kor. 8, 8).<br />

Und an die Kolosser schreibt er: ‘Wenn ihr <strong>mit</strong> Christus <strong>de</strong>n Geistermächten <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt<br />

abgestorben seid, warum lasst ihr euch, als ob ihr noch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt lebtet, Satzungen<br />

aufbür<strong>de</strong>n, wie: Fasse dies nicht an, iß jenes nicht, rühre dies nicht an. Alles <strong><strong>de</strong>r</strong>artige<br />

ist doch dazu da, dass es durch <strong>de</strong>n Verbrauch <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernichtung anheimfalle. Solche<br />

Satzungen sind Menschengebote und Menschenlehren, die zwar im Ruf beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

Weisheit infolge einer selbstgemachten Frömmigkeit und äußerlicher Demut und<br />

Kasteiung <strong>de</strong>s Leibes stehen, aber ohne wirklichen Wert sind und nur zur vollen<br />

Befriedigung <strong>de</strong>s Fleisches dienen’ (Kol. 2, 20-23).<br />

Alle <strong>de</strong>n Menschen auferlegte äußeren Satzungen in <strong>de</strong>n christlichen Religionen<br />

stammen nicht von Christus, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wie Paulus an Timotheus schreibt, ‘von <strong>de</strong>nen, die<br />

vom wahren Glauben abgefallen sind, in<strong>de</strong>m sie sich irreführen<strong>de</strong>n Geistern und Lehren<br />

zuwen<strong>de</strong>n, die von Dämonen stammen, verführt durch das heuchlerische Gebaren von<br />

Lügenlehrern, die ein Brandmal <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuld im eigenen Gewissen tragen. Es sind die


Leute, die das Heiraten verbieten und Enthaltsamkeit von Speisen verlangen, die doch<br />

dazu geschaffen sind, dass die Gläubigen und alle, welche die Wahrheit voll erkannt<br />

haben, sie <strong>mit</strong> Danksagung genießen. Denn alles von Gott Geschaffene ist gut, und<br />

nichts ist verwerflich, was man <strong>mit</strong> Danksagung hinnimmt; es wird ja durch Gottes Wort<br />

und durch Gebet geheiligt’ (1. Tim. 4, 1-5).<br />

Armut –Keuschheit als Ehelosigkeit –<br />

Gehorsam gegen menschliche Obere als<br />

„Vollkommenheitsi<strong>de</strong>ale“<br />

Die katholische Kirche gehört auch zu <strong>de</strong>nen, die so großen Wert auf die Enthaltsamkeit<br />

von Speisen an gewissen Tagen legt. Sie ordnet eine einmalige Sättigung durch ihre<br />

Fastengebote an. Ihren Priestern und Or<strong>de</strong>nsleuten verbietet sie das Heiraten und erklärt<br />

<strong>de</strong>n Or<strong>de</strong>nsstand als <strong>de</strong>n vollkommensten Stand. Auch sie hat sich Lehren zugewandt,<br />

die von <strong>de</strong>n Dämonen stammen. Das alles sind Menschensatzungen, die nach <strong>de</strong>n<br />

Worten <strong>de</strong>s Apostels zwar im Ruf beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Weisheit infolge einer selbstgewählten<br />

Frömmigkeit und äußerlicher Demut und Kasteiung <strong>de</strong>s Leibes stehen, aber ohne<br />

wirklichen Wert sind. Sie haben keinen Wert für das Seelenheil <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen, und<br />

darum hat keine Kirche das Recht, solche Satzungen ihren Gläubigen aufzuzwingen und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Übertretung als ‘schwere Sün<strong>de</strong>n’ zu brandmarken.<br />

Zwar sagt <strong>de</strong>ine Kirche bezüglich ihres Gebotes <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehelosigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Priester und<br />

Or<strong>de</strong>nsleute, dass sie niemand dazu zwinge. Denn sie nötige keinen, Priester zu wer<strong>de</strong>n<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Or<strong>de</strong>nsstand einzutreten.<br />

Gewiss, sie zwingt keinen dazu, Priester, Mönch o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nonne zu wer<strong>de</strong>n. Aber wenn<br />

einer es als seinen Beruf erkannt zu haben glaubt, als Priester Verkün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Heilswahrheiten zu wer<strong>de</strong>n, so zwingt sie ihn zur Ehelosigkeit und stellt ihn vor die<br />

Wahl, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m erkannten Beruf zu entsagen o<strong><strong>de</strong>r</strong> die nicht von Gott gewollte,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch Kirchensatzung gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>te Ehelosigkeit zu wählen. Er steht also unter<br />

<strong>de</strong>m größten geistigen Zwang, <strong>de</strong>n man auf einen Menschen ausüben kann.<br />

Und wenn die Kirche auch niemand äußerlich zwingt, in einem religiösen Or<strong>de</strong>n<br />

einzutreten und infolge<strong>de</strong>ssen ehelos zu leben, so übt sie doch <strong>de</strong>n größten seelischen<br />

Druck dadurch aus, dass sie das Or<strong>de</strong>nsleben als das I<strong>de</strong>al <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollkommenheit hinstellt.<br />

Gera<strong>de</strong> die besten Menschen betrachten es als ihre Pflicht, das I<strong>de</strong>al <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vollkommenheit zu erreichen. Da ihnen dies jedoch fälschlich als eheloses Or<strong>de</strong>nsleben<br />

hingestellt wird, so fühlen sie sich in ihrem Streben nach Vollkommenheit <strong>de</strong>m<br />

unabwendbaren Zwang unterworfen, ehelos zu bleiben.<br />

Man sage nicht, Gott gebe <strong>de</strong>mjenigen die Kraft zur unverletzten Ehelosigkeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />

Beruf zum Priester- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Or<strong>de</strong>nsstand in sich fühle. Das ist eine große Selbsttäuschung.<br />

Gott gibt bloß die Kraft zur Erfüllung <strong>de</strong>ssen, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Wille Gottes ist, aber nicht zu<br />

<strong>de</strong>m, was Menschen in selbstgewählter äußerer sogenannter Frömmigkeit sich o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en gegen Gottes Willen auferlegen. Das Gute und Vollkommene ist stets nur das,


was <strong>de</strong>m Willen Gottes entspricht und vom Menschen in je<strong>de</strong>m Augenblick frei gewollt<br />

ist.<br />

Nie jedoch ist etwas gut o<strong><strong>de</strong>r</strong> vollkommen, was unter irgen<strong>de</strong>inem äußeren Zwang<br />

geschieht o<strong><strong>de</strong>r</strong> was vielleicht beim ersten Schritt frei gewollt, nachher aber als äußerer<br />

Zwang bis zum Lebensen<strong>de</strong> weitergetragen wer<strong>de</strong>n muss. Nicht einmal Gott übt auf<br />

irgend einen Menschen einen Zwang aus, seinen Willen zu erfüllen. Und da sollte eine<br />

Kirche im Namen Gottes einem Menschen die Freiheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbestimmung rauben<br />

dürfen, die Gott selbst nie antastet?<br />

Das Böse herrscht stets durch Zwang und Knechtung, das Gute durch Freiheit. Nur das<br />

Böse hat die Knechtschaft in die Religion hineingetragen. Die Sucht, über an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

schrankenlos gebieten zu können, hat die Unterdrückung <strong><strong>de</strong>r</strong> persönlichen Freiheit unter<br />

<strong>de</strong>m Deckmantel höherer Vollkommenheit in die katholische Kirche eingeführt. Das<br />

ehelose Priestertum sowie das Or<strong>de</strong>nsleben <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Gelüb<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Armut, <strong><strong>de</strong>r</strong> Keuschheit<br />

als Ehelosigkeit und <strong>de</strong>s vollkommenen Gehorsams gegen die geistlichen Oberen sind<br />

die stärksten äußeren Macht<strong>mit</strong>tel <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Religion zur Festigung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kirchlichen Organisation.<br />

We<strong><strong>de</strong>r</strong> Christus noch die Apostel wissen etwas von einem Priestertum, wie es die<br />

katholische Kirche hat; sie kennen keine geistlichen Or<strong>de</strong>n. Sie haben nichts <strong><strong>de</strong>r</strong>gleichen<br />

gelehrt o<strong><strong>de</strong>r</strong> eingesetzt. Sie kennen kein Gelüb<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Armut und <strong><strong>de</strong>r</strong> Keuschheit als<br />

Ehelosigkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar <strong>de</strong>s vollkommenen Gehorsams unter einem geistlichen Oberen als<br />

Vollkommenheitsi<strong>de</strong>ale.<br />

Sie kennen keine freiwillige Armut im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche. Sie grün<strong>de</strong>ten<br />

keine Or<strong>de</strong>nsgemeinschaften und lehrten auch nicht, solche zu grün<strong>de</strong>n, da<strong>mit</strong> Menschen<br />

bei ihnen eintreten und ihr Vermögen ihnen zur Verfügung stellen sollten.<br />

Sind <strong>de</strong>nn die Or<strong>de</strong>nsleute wirklich arm? Sind sie nicht vielmehr für ihr ganzes Leben<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong> Nahrungssorge enthoben? Ist nicht täglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Tisch für sie ge<strong>de</strong>ckt? Und das<br />

nennt ihr Armut? Wenn alle Menschen so viel hätten, dann gäbe es keine Armen mehr.<br />

Und wenn eine solche Armut zum I<strong>de</strong>al <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollkommenheit gehört, weshalb sind <strong>de</strong>nn<br />

so viele Klöster so reich an irdischen Gütern? Wenn die Armut das I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>s einzelnen<br />

sein soll, dann muss sie auch das I<strong>de</strong>al <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemeinschaft sein. Und warum übt <strong>de</strong>nn euer<br />

Priestertum, das die freiwillige Armut als einen <strong><strong>de</strong>r</strong> höchsten Gra<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollkommenheit<br />

predigt, nicht selbst diese Armut? Ein Prediger <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>als muss doch wohl dieses I<strong>de</strong>al<br />

zuerst an sich selbst verwirklichen. O<strong><strong>de</strong>r</strong> ist vielleicht euer Priestertum arm? Ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Papst arm? Sind die Bischöfe arm? Sind die Priester arm? Wenn es allen Menschen<br />

irdisch so gut ginge wie diesen Predigern <strong>de</strong>s Armutsi<strong>de</strong>als, dann gäbe es nirgends mehr<br />

Armut.<br />

Ihr beruft euch auf die Worte Christi an <strong>de</strong>n reichen Jüngling, um zu beweisen, dass<br />

freiwillige Armut zur Vollkommenheit gehöre. Doch ihr gebt diesen Worten eine ganz<br />

unrichtige Deutung. Wenn Christus zu <strong>de</strong>m Jüngling sagt: ‘Willst du vollkommen sein,<br />

so gehe hin und verkaufe alles, was du hast und gib das Geld <strong>de</strong>n Armen; so wirst du<br />

einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!’, so galt diese<br />

Mahnung bloß diesem Jüngling. Denn er hatte sein Herz an Geld und Gut gehängt. Das


wur<strong>de</strong> ihm zum Fallstrick und verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>te seinen Eintritt in das Reich Gottes. Als <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Jüngling wegen dieser Mahnung Christus <strong>de</strong>n Rücken wandte, sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> Meister zu<br />

seinen Jüngern: ‘Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, wie schwer ist es doch für Menschen, die sich auf Geld und Gut<br />

verlassen, in das Reich Gottes einzugehen. ’<br />

Nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> viele irdische Güter besitzt, ist im Sinne Christi reich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur <strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

welcher sein Herz an <strong>de</strong>n Mammon hängt und ihn zu seinem Gott macht. Abraham,<br />

Isaak, Jakob, Hiob, David waren sehr reich an materiellen Dingen. Und doch gehören sie<br />

nicht zu <strong>de</strong>n Reichen, die Christus meint. Ihr Reichtum war ihnen kein Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis auf<br />

<strong>de</strong>m Wege zu Gott. Ihnen wür<strong>de</strong> Christus nie gesagt haben, dass sie alles verkaufen<br />

sollten, um vollkommen zu wer<strong>de</strong>n. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s war es bei <strong>de</strong>m reichen Jüngling. Ihn hielt<br />

seine Anhänglichkeit an sein Besitztum ab, <strong>de</strong>m Rufe Gottes zu folgen. Lieber<br />

verzichtete er auf das Reich Gottes, als auf sein Vermögen.<br />

Bei allen Menschen fin<strong>de</strong>n sich Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nisse, wenn es sich darum han<strong>de</strong>lt, Gott näher zu<br />

kommen. Sie sind so verschie<strong>de</strong>n, wie die Menschen selbst. Ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> hat das Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis<br />

zu beseitigen, das ihm im Wege steht. Das ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn <strong><strong>de</strong>r</strong> Worte Christi: ‘Wenn<br />

<strong>de</strong>in Auge dich ärgert, so reiß es aus und wirf es von dir. ’ Wenn irgend etwas in <strong>de</strong>inem<br />

Leben dir hin<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist, <strong>de</strong>n Willen Gottes zu erfüllen, und wäre es dir so lieb, wie <strong>de</strong>in<br />

Auge, so trenne dich davon. Bei <strong>de</strong>m reichen Jüngling war sein Reichtum das Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis.<br />

Darum musste er sich davon trennen, in<strong>de</strong>m er alles verkaufte und <strong>de</strong>n Erlös <strong>de</strong>n Armen<br />

gab. Ist jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong> Reichtum für jemand kein Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis in seinem Aufstieg zu Gott, so<br />

hat er auch keine Veranlassung, auf Hab und Gut zu verzichten. Und wenn alle ihr<br />

Besitztum verkaufen müssten, um vollkommen zu sein, dann dürfte niemand Güter<br />

erwerben. Denn wenn das Behalten von Geld und Gut bei je<strong>de</strong>m gegen die<br />

Vollkommenheit wäre, dann wür<strong>de</strong> auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwerb irdischen Vermögens gegen die<br />

Vollkommenheit verstoßen. Dann dürften erst recht nicht die Kirchen und Klöster Güter<br />

erwerben und besitzen.<br />

Auch Christus war vor seinem öffentlichen Auftreten nicht arm. Er besaß mehrere<br />

Häuser, die er sich durch fleißige Arbeit erworben hatte. Er verkaufte sie vor Beginn<br />

seiner Lehrtätigkeit und gab <strong>de</strong>n Erlös <strong>de</strong>njenigen seiner Freun<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>nen er während<br />

seines öffentlichen Wirkens Wohnung nahm. Wenn er infolge<strong>de</strong>ssen während seiner<br />

Lehrtätigkeit auch keinerlei Eigentum mehr besaß, so brauchte er doch bei niemand zu<br />

betteln.<br />

Auch die vollkommene Keuschheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehelosigkeit gilt <strong>de</strong>iner bisherigen<br />

Kirche als I<strong>de</strong>al <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollkommenheit. Die vollkommene Keuschheit soll und kann je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

üben. Aber sie hat <strong>mit</strong> Ehelosigkeit nichts zu tun. Denn die Ehe ist nichts Unkeusches.<br />

Verheiratete können sehr keusch und Unverheiratete sehr unkeusch sein, auch wenn sie<br />

Priester o<strong><strong>de</strong>r</strong> Or<strong>de</strong>nsleute sind. Die wahre Keuschheit besteht lediglich in <strong>de</strong>m rechten<br />

Maßhalten in <strong>de</strong>n Dingen, die <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Naturgesetz <strong>de</strong>s Geschlechtslebens<br />

zusammenhängen. Wie Mäßigkeit im Essen und Trinken nicht darin beruht, dass man<br />

Hunger und Durst gewaltsam unterdrückt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n darin, dass man bei Aufnahme von<br />

Speise und Trank die Grenzen <strong>de</strong>s Erlaubten nicht überschreitet, so ist es auch beim<br />

Geschlechtsleben. Der Geschlechtstrieb ist als Naturgesetz vom Schöpfer in alles<br />

Geschaffene hineingelegt. Und was Gott geschaffen hat, ist gut und soll von Menschen


nicht gewaltsam unterdrückt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in <strong>de</strong>n von Gott bestimmten Grenzen gebraucht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Gesetz <strong><strong>de</strong>r</strong> Fortpflanzung gilt für je<strong>de</strong>n Menschen. Die Familiengründung ist ein<br />

Auftrag Gottes, <strong>de</strong>m sich niemand ungestraft entziehen darf. Denn die irdische Zeugung<br />

ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg, auf <strong>de</strong>m die von Gott abgewichenen Geister in <strong>de</strong>n einzelnen Naturstufen<br />

höher steigen sollen, um zur Vollendung zu gelangen. Es ist eine Fügung <strong><strong>de</strong>r</strong> Weisheit<br />

Gottes, dass diejenigen <strong><strong>de</strong>r</strong> gefallenen Geister, die sich bis zu einer bestimmten irdischen<br />

Stufe emporgearbeitet haben, auf <strong>de</strong>m Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Fortpflanzung ihren Geschwistern aus<br />

<strong>de</strong>n tieferen Naturstufen zu höheren hinauf helfen.<br />

Wenn irdische Geschwister zusammen in eine Grube stürzen, so reicht <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige von<br />

ihnen, <strong><strong>de</strong>r</strong> zuerst in <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe ist, <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Hand, da<strong>mit</strong> auch sie aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Grube<br />

befreit wer<strong>de</strong>n. Das ist Geschwisterpflicht.<br />

Von diesem Gesichtspunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Weisheit und <strong>de</strong>s Erbarmens Gottes sollt ihr das Gesetz<br />

<strong>de</strong>s Geschlechtslebens betrachten. Gott hat <strong>de</strong>n Geschlechtstrieb <strong>de</strong>shalb so stark<br />

gestaltet, weil die Fortpflanzung ein Teil <strong>de</strong>s Erlösungsplanes Gottes ist und die<br />

Geschöpfe sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflicht, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausführung dieses Planes <strong>mit</strong>zuwirken, nicht so leicht<br />

sollten entziehen können. Es ist daher klar, dass es sich hierbei um eine Pflicht han<strong>de</strong>lt,<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong>en Erfüllung nur die schwerwiegendsten Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Menschen befreien können.<br />

Darum ist das Gelüb<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehelosigkeit ein schwerer Verstoß gegen <strong>de</strong>n Willen Gottes.<br />

We<strong><strong>de</strong>r</strong> die katholischen Priester noch die Or<strong>de</strong>nsleute haben vor Gott einen<br />

hinreichen<strong>de</strong>n Grund, ehelos zu bleiben.<br />

Ich weiß, dass man zur Rechtfertigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehelosigkeit das siebente Kapitel <strong>de</strong>s ersten<br />

Korintherbriefes anführt. Paulus gibt darin verschie<strong>de</strong>ne Grün<strong>de</strong> an, weshalb es besser<br />

sei, ehelos zu bleiben. Er erteilt <strong>de</strong>n Rat, dass nur <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige heiraten solle, <strong>de</strong>m die<br />

Ehelosigkeit zur Gefahr wer<strong>de</strong>.<br />

Diese Ansicht <strong>de</strong>s Apostels war falsch. Er hatte auch keinerlei Auftrag Christi, eine<br />

solche Lehre zu verkün<strong>de</strong>n. Dessen war sich Paulus auch vollkommen bewusst. Es wird<br />

dir nämlich beim Lesen <strong>de</strong>s siebenten Kapitels <strong>de</strong>s ersten Korintherbriefes etwas<br />

auffallen, was du sonst nie in <strong>de</strong>n Briefen dieses Apostels fin<strong>de</strong>st: Nämlich die immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehren<strong>de</strong> Betonung, dass es bloß die eigene Meinung sei, die er <strong>de</strong>n Korinthern in<br />

Betreff <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehelosigkeit <strong>mit</strong>teilte, und dass er nicht im Auftrag Christi re<strong>de</strong>. Daher das<br />

stets wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehren<strong>de</strong>: ‘Sage ich. ’ - ‘Den unverheirateten Männer und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>de</strong>n<br />

Witwen sage ich. ’ - ‘Den Verheirateten gebiete nicht ich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr. ’ - ‘Den<br />

übrigen aber sage ich, nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr. ’- ‘In Betreff <strong><strong>de</strong>r</strong> unverheirateten Mädchen habe<br />

ich kein ausdrückliches Gebot <strong>de</strong>s Herrn, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n spreche nur meine Meinung aus. ’ -<br />

Und zum Schluss <strong>de</strong>s Kapitels betont er nochmals: ‘Das ist meine Ansicht!’<br />

Seine Ansicht war falsch, wenn er auch hinzufügte, er glaube doch auch, einen Geist<br />

Gottes zu besitzen.<br />

Paulus selbst war ehelos. Seine Ehelosigkeit fand nach seiner Ansicht ihren<br />

hinreichen<strong>de</strong>n Grund darin, dass er bei seiner über weite Gebiete sich erstrecken<strong>de</strong>n<br />

Lehrtätigkeit viel und lange auf Reisen sein musste. Hätte er Familie gehabt, so wären


ihm solche Reisen unmöglich gemacht wor<strong>de</strong>n. Er hätte Frau und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht<br />

<strong>mit</strong>nehmen, aber auch nicht Monate und Jahre lang allein lassen können. Seine eigene<br />

Ehelosigkeit machte ihn in diesem Punkte einseitig und zum Fanatiker. Wo Menschen<br />

sind, fin<strong>de</strong>t ihr auch immer menschliche Fehler. Auch bei <strong>de</strong>n Aposteln müsst ihr diese<br />

in Kauf nehmen.<br />

Über seine falsche Ansicht in Betreff <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehelosigkeit wur<strong>de</strong> Paulus nachher von<br />

Christus belehrt. Er musste sie in einem an alle Gemein<strong>de</strong>n gerichteten Brief richtig<br />

stellen. Von diesem Brief, in <strong>de</strong>m auch eine Reihe an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Stellen seiner früheren<br />

Schreiben, die zu Missverständnissen Anlass gegeben hatten, aufgeklärt wur<strong>de</strong>, habe ich<br />

dir bereits am ersten Abend Mitteilung gemacht. Ich sagte dir, dass dieser Brief später<br />

vernichtet wur<strong>de</strong>, weil die darin enthaltenen Klarstellungen und Berichtigungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

späteren Kirche und ihrer Lehre nicht passten.<br />

Wie sehr Paulus infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Belehrung und Zurechtweisung seines Meisters seine<br />

Meinung über die Ehelosigkeit än<strong><strong>de</strong>r</strong>te, könnt ihr aus seinen Schreiben an Timotheus<br />

und Titus ersehen. Er, <strong><strong>de</strong>r</strong> an die Korinther geschrieben hatte, dass er wünsche, sie wären<br />

alle ehelos wie er selbst, dul<strong>de</strong>t nicht, dass ein Eheloser o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Ehelose irgen<strong>de</strong>ine<br />

Stellung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> beklei<strong>de</strong>te. Nach seinem Brief an die Korinther hätte man<br />

doch erwarten müssen, dass er im Gemein<strong>de</strong>dienst gera<strong>de</strong> die Ehelosen bevorzugen<br />

wür<strong>de</strong>. Aber nein, alle mussten verheiratet sein. ‘So muss <strong>de</strong>nn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bischof eines Weibes<br />

Mann sein ... einer, <strong><strong>de</strong>r</strong> seinem Hause gut vorsteht, in<strong>de</strong>m er seine Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> im Gehorsam<br />

hält <strong>mit</strong> aller Wür<strong>de</strong>; <strong>de</strong>nn wenn einer seinem eigenen Hause nicht vorzustehen weiß,<br />

wie sollte er für die Gemein<strong>de</strong> Gottes sorgen können. ’ - ‘Ebenso müssen auch die<br />

Gehilfen ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> eines Weibes Mann sein und die Leitung ihrer Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> und ihres<br />

eigenen Hauses gut versehen’ (1. Tim. 3, 2+4-5+12). - Auch an Titus richtete er dieselbe<br />

Mahnung, dass er keinen Unverheirateten als Ältesten in einer Gemein<strong>de</strong> anstellen solle,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur solche, die eines Weibes Mann seien und gläubige Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> hätten (Tit. 1,<br />

5-6).<br />

Während er in seinem Brief an die Korinther <strong>de</strong>n Witwen gesagt hatte, er wünsche, dass<br />

sie ehelos blieben, schreibt er an Timotheus: ‘Es ist mein Wille, daß jüngere Witwen<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> heiraten, Mütter wer<strong>de</strong>n und ihrem Haushalt vorstehen’ (1. Tim. 5, 14).<br />

Wenn Paulus das ‘eines Weibes Mann’ so scharf betont, so heißt das nicht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mann nicht zum zweiten Male verheiratet sein dürfe. Denn wenn er <strong>de</strong>n Witwen eine<br />

zweite Heirat anrät, wie er es in seinem Schreiben an Timotheus tut, so steht sicherlich<br />

<strong>de</strong>m Witwer dasselbe Recht zu. Jener Ausdruck ‘eines Weibes Mann’ hat folgen<strong>de</strong>n<br />

Grund: Manche von <strong>de</strong>n heidnischen Männer, die zum Christentum übertraten, hatten<br />

vorher neben <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Frau auch noch Nebenfrauen. Und das war öffentlich bekannt.<br />

Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Unzuträglichkeiten, die daraus entstehen konnten, dul<strong>de</strong>te Paulus nicht, dass<br />

solche Männer im Gemein<strong>de</strong>dienst verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Er wollte dafür nur verheiratete<br />

Männer haben, die sich bei Christen und Nichtchristen eines guten Rufes erfreuten. Das<br />

schreibt er ja auch ausdrücklich an Timotheus: ‘Er muß sich auch bei <strong>de</strong>n Nichtchristen<br />

eines guten Rufes erfreuen, da<strong>mit</strong> er nicht in übles Gere<strong>de</strong> komme und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlinge <strong>de</strong>s<br />

Verleum<strong><strong>de</strong>r</strong>s verfalle’ (1. Tim. 3, 7).


Ein Jahrtausend hindurch war die Ehe, die Paulus <strong>de</strong>n Ältesten, Bischöfen und<br />

Mitarbeitern seiner Zeit zur Pflicht machte, auch <strong>de</strong>n katholischen Priestern gestattet. Es<br />

war nicht ein höherer Gesichtspunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Papsttum veranlasste, <strong>de</strong>n<br />

Geistlichen die Ehelosigkeit aufzuzwingen. Ein solcher war überhaupt nicht <strong>de</strong>nkbar,<br />

sonst wür<strong>de</strong> er schon in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten christlichen Kirche zur Vorschrift <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehelosigkeit<br />

geführt haben. Ausschlaggebend dafür war später nur ein rein weltlicher Gesichtspunkt,<br />

nämlich die Verstärkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Macht <strong>de</strong>s Papsttums. Denn ein von allen<br />

Familienbeziehungen losgelöster Geistlicher ist ein viel willfährigeres Werkzeug <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kirchlichen Organisation, als ein Priester, <strong><strong>de</strong>r</strong> an Frau und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine seelische und<br />

auch materielle Unterstützung hat. Dazu bestand die Wahrscheinlichkeit, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ehelose Priester sein Vermögen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche vermachte. Die Gefahren <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehelosigkeit,<br />

die einen Apostel Paulus veranlassten, ehelose Mitarbeiter im Dienste <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion<br />

abzulehnen, sind zu allen Zeiten dieselben. Sie waren damals nicht größer als heute. Der<br />

Vorwand größerer Sittenreinheit und Hingabe an die Sache Gottes bei einem ehelosen<br />

Priestertum ist eben bloß ein Vorwand, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich seither als trügerisch erwiesen hat.<br />

Was von <strong>de</strong>m Gelüb<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> vollständigen Armut und <strong><strong>de</strong>r</strong> steten Keuschheit als<br />

Ehelosigkeit gilt, das gilt in gleichem Maße von <strong>de</strong>m Gelüb<strong>de</strong> <strong>de</strong>s vollkommenen<br />

Gehorsams gegen menschliche Obere. Auch dies ist gegen Gottes Willen und bloß eine<br />

Erfindung menschlicher Herrschsucht.<br />

Gott hat je<strong>de</strong>m Geist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung als höchste Gabe die Willensfreiheit geschenkt.<br />

Diese Freiheit <strong><strong>de</strong>r</strong> persönlichen Entscheidung bei allem, was er tut o<strong><strong>de</strong>r</strong> unterlässt,<br />

beschränkt Gott bei niemand. Es ist auch nicht sein Wille, dass sie von menschlicher<br />

Seite beschränkt wird. Denn je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch ist für das, was er tut, in je<strong>de</strong>m Augenblick<br />

seines Lebens persönlich verantwortlich.<br />

Die Verantwortung kann ihm niemand abnehmen. Er kann sich Gott gegenüber niemals<br />

darauf berufen, dass er seinen Willen und die persönliche Entscheidung einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Willen untergeordnet habe. Sobald daher ein Mensch zur Reife <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernunft gelangt ist,<br />

darf er niemals seinen Willen in blin<strong>de</strong>m Gehorsam <strong>de</strong>m Willen eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Menschen unterstellen, we<strong><strong>de</strong>r</strong> einer weltlichen noch einer geistlichen Obrigkeit. Blin<strong>de</strong>n<br />

Gehorsam soll man bloß Gott gegenüber leisten. Wenn es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel heißt: ‘Gehorsam<br />

ist besser als Opfer’, so beziehen sich diese Worte nur auf <strong>de</strong>n Gehorsam gegen Gott,<br />

aber niemals auf <strong>de</strong>n Gehorsam gegen Menschen.<br />

Zwar berufen sich die menschlichen Oberen, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die geistlichen, so gerne auf<br />

dieses Bibelwort, um blin<strong>de</strong>n Gehorsam von ihren Untergebenen zu erlangen. Auch hat<br />

man die falsche Lehre aufgestellt, dass ein blin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gehorsam gegenüber einem<br />

geistlichen Oberen <strong>de</strong>n Gehorchen<strong>de</strong>n von je<strong><strong>de</strong>r</strong> persönlichen Verantwortung in <strong>de</strong>n<br />

Dingen befreie, die er im Gehorsam vollführe. Nur eine Sün<strong>de</strong> dürfe er nicht im<br />

Gehorsam begehen.<br />

Das ist ein großer Irrtum. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch ist nicht bloß für das Böse, das er tut,<br />

persönlich verantwortlich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ebenso sehr für das, was er an Gutem unterlässt. Ja,<br />

die Unterlassung <strong>de</strong>s Guten kann oft eine viel größere Sün<strong>de</strong> sein, als das Begehen einer<br />

sündhaften Tat.


Wenn ein geistlicher Oberer einem Untergebenen befiehlt, einen Diebstahl zu begehen,<br />

so darf nach eurer Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Untergebene nicht gehorchen. Verbietet er ihm jedoch z. B.<br />

einem Mitmenschen, <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Untergebene Hilfe bringen könnte, zu helfen, so müsste<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Untergebene die Hilfe unterlassen. Und doch wäre diese Unterlassung in <strong>de</strong>n Augen<br />

Gottes vielleicht eine viel größere Sün<strong>de</strong>, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Diebstahl. Der Untergebene könnte<br />

sich im letzteren Falle Gott gegenüber nicht darauf berufen, dass er wegen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gehorsamspflicht gegen seinen Oberen das Gute nicht hätte tun können, zu <strong>de</strong>m ihn das<br />

eigene Gewissen drängte. Er muss vielmehr unter allen Umstän<strong>de</strong>n seinem Gewissen<br />

Folge leisten. Das Gewissen eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en kann nie das eigene Gewissen ersetzen.<br />

Je<strong>de</strong>m Menschen gibt Gott seine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Aufgabe. Diese muss er erfüllen und darf<br />

sich nicht durch menschliche Befehle und Satzungen daran hin<strong><strong>de</strong>r</strong>n lassen. Daraus folgt,<br />

dass niemand seinen Willen <strong>de</strong>m Willen eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en durch ein Gelüb<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Gehorsams unterstellen darf. Das Gelüb<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gehorsams, das eure Priester und<br />

Or<strong>de</strong>nsleute ablegen, ist daher wi<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes Willen.<br />

Auch <strong>de</strong>n weltlichen Machthabern gegenüber kommt bloß ein Gehorsam in Frage, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sich auf diejenigen weltlichen Gesetze erstreckt, die <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Gesetze Gottes nicht in<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch stehen. Ihr beruft euch auf die Worte <strong>de</strong>s Apostels Paulus am Anfang <strong>de</strong>s<br />

13. Kapitels <strong>de</strong>s Römerbriefes, um die Pflicht <strong>de</strong>s Gehorsams gegen menschliche<br />

Obrigkeiten zu begrün<strong>de</strong>n. Ihr habt aber <strong>de</strong>n Sinn dieser Worte gar nicht verstan<strong>de</strong>n und<br />

sie vollständig falsch in eure Sprache übersetzt. Denn Paulus spricht darin überhaupt<br />

nicht von menschlichen Mächten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von <strong>de</strong>n geistigen, die Gott einem je<strong>de</strong>n<br />

zuteilt. Je<strong>de</strong>m Menschen sind Geister Gottes zu seiner Leitung und Führung beigegeben,<br />

<strong>de</strong>m einen in größerer, <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en in geringerer Anzahl. Das hängt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Aufgabe ab, die ein Mensch nach <strong>de</strong>m Willen Gottes zu erfüllen hat. Diese Geister<br />

Gottes haben nicht bloß <strong>de</strong>n Auftrag, euch zu beschützen, innerlich zu ermahnen, zu<br />

warnen, zu belehren, zum Guten anzuspornen. Sie haben auch das Recht, euch zu<br />

bestrafen. Sie führen das Strafschwert Gottes. Denn die Strafen, die Gott verhängt,<br />

vollzieht er durch seine Geister. Das ist dir ja aus vielen Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel bekannt.<br />

Nun möchte ich dir die Worte <strong>de</strong>s Apostels Paulus in <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigen Übersetzung <strong>mit</strong>teilen<br />

: ‘Je<strong>de</strong> Seele sei <strong>de</strong>n Geistermächten untertan, unter <strong><strong>de</strong>r</strong>en Leitung sie steht. Denn es gibt<br />

keine gottgewollten Geistermächte außer <strong>de</strong>nen, die von Gott dafür bestimmt sind. Wer<br />

sich also dieser Geistermacht wi<strong><strong>de</strong>r</strong>setzt, stellt sich <strong>de</strong>m Willen Gottes entgegen. Und<br />

die sich wi<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen, ziehen sich dadurch ein Strafurteil zu. Denn diese Mächte sind<br />

nicht Gegenstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Furcht für die, die das Gute tun, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bloß für die, welche das<br />

Böse vollführen. Willst du also eine solche Macht nicht zu fürchten brauchen, so tue das<br />

Gute; dann wirst du von ihr Lob empfangen. Denn sie ist dir als eine Dienerin Gottes für<br />

das Gute zugeteilt. Wenn du aber das Böse tust, dann hast du Grund zur Furcht. Sie trägt<br />

das Strafschwert nicht umsonst. Denn sie ist auch eine Dienerin Gottes, die <strong>de</strong>m<br />

göttlichen Zorn zu Recht verschafft bei <strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Böse tut. Darum muss man ihr<br />

Gehorsam leisten, nicht bloß aus Furcht vor <strong>de</strong>m göttlichen Zorn, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimme<br />

<strong>de</strong>s Gewissens folgend. Darum bringt auch die euch auferlegten geistigen Opfer! Denn<br />

jene Mächte sind Beauftragte Gottes, die zu diesem Zwecke beständig bei euch<br />

ausharren. Tuet allen gegenüber eure Schuldigkeit! For<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> eine Opfer von euch, so<br />

bringet sie; for<strong><strong>de</strong>r</strong>t er die Ausführung eines Werkes, so führt es aus; flößt er euch Furcht


vor etwas ein, so fürchtet euch davor; zeigt er euch etwas als wertvoll, so haltet es dafür!<br />

Bleibt keinem gegenüber in irgen<strong>de</strong>inem Punkte im Rückstan<strong>de</strong>. Ihr tut in allem eure<br />

Schuldigkeit, wenn ihr einan<strong><strong>de</strong>r</strong> liebt. Denn wer <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en liebt, hat das ganze Gesetz<br />

erfüllt. ’<br />

Wie konntet ihr nun diese Worte auf die weltlichen Herrscher beziehen? Glaubt ihr <strong>de</strong>nn<br />

im Ernst, dass je<strong>de</strong> menschliche Obrigkeit von Gott eingesetzt wird? Waren etwa die<br />

zahllosen Könige und Fürsten, die bis jetzt lebten und in so vielen Fällen Werkzeuge <strong>de</strong>s<br />

Bösen waren, von ‘Gottes Gna<strong>de</strong>n’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht vielmehr von ‘Teufels Gna<strong>de</strong>n’? Konnte<br />

man auf die, welche die größten Grausamkeiten, Ungerechtigkeiten und<br />

Unterdrückungen gegen das arme Volk begingen, die Worte aus <strong><strong>de</strong>r</strong> oben angeführten<br />

Stelle anwen<strong>de</strong>n: ‘Sie sind Gottes Diener zu eurem Besten’? Ihr Menschen verschafft<br />

<strong>de</strong>n weltlichen und geistlichen Machthabern ihre Stellung aufgrund von<br />

Menschensatzungen - nicht Gott. Ein Geist Gottes ist we<strong><strong>de</strong>r</strong> bei euren Fürstenkrönungen,<br />

noch bei <strong>de</strong>n Papst- und Bischofswahlen tätig.<br />

Wenn ihr in eurer Übersetzung <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Textes von ‘Steuern und Abgaben’<br />

sprecht und darum meint, es handle sich um irdische Herrscher, <strong>de</strong>nen ihr diese<br />

entrichten sollt, so vergesst ihr, dass es auch geistige Abgaben gibt, die ihr Gott schul<strong>de</strong>t.<br />

Es sind dies die Früchte <strong>de</strong>s Geistes. So wie die jährlichen Abgaben eines Baumes in<br />

seinen Früchten besteht, so sollt auch ihr als Abgaben für Gott die Früchte bringen,<br />

welche die euch beigegebenen Geister Gottes in unablässiger Tätigkeit in euch zur Reife<br />

bringen wollen.<br />

Wie du siehst, sind die Vollkommenheitsi<strong>de</strong>ale <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche - freiwillige<br />

Armut in Or<strong>de</strong>nsgemeinschaften, Keuschheit als Ehelosigkeit und blin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gehorsam<br />

gegen geistliche Obere - in Wirklichkeit große Irrtümer, von <strong>de</strong>nen das erste<br />

Christentum nichts wusste.<br />

Ablass<br />

Im Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre <strong>de</strong>iner bisherigen Kirche über Buße und<br />

Sün<strong>de</strong>nvergebung muss ich noch eine sehr son<strong><strong>de</strong>r</strong>bare Lehre dieser Kirche erwähnen. Es<br />

ist die Lehre vom Ablass. Sie ist ein Anhängsel <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>nvergebung.<br />

Denn wenn eine Kirche Sün<strong>de</strong>n vergeben kann, warum sollte sie nicht auch<br />

Sün<strong>de</strong>nstrafen erlassen können. Sie beansprucht da<strong>mit</strong> also ein Begnadigungsrecht. Aber<br />

wie nur Gott Sün<strong>de</strong>n vergeben kann, so kann auch nur Gott begnadigen.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s merkwürdig ist die Erklärung, welche die katholische Kirche für ihr<br />

Begnadigungsrecht gibt. Sie spricht von einem ‘Kirchenschatz’, <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n<br />

überschießen<strong>de</strong>n Verdiensten Christi und <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen angefüllt sein soll. Und von<br />

diesen Verdiensten nimmt sie nun in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong>de</strong>s Ablasses einen Teil zum Ausgleich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> fehlen<strong>de</strong>n Verdienste reuiger Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong>en Sün<strong>de</strong>nstrafen entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz


o<strong><strong>de</strong>r</strong> teilweise erlassen wer<strong>de</strong>n. Ein gänzlicher Erlass geschieht nach ihrer Lehre durch<br />

einen vollkommenen Ablass und ein teilweiser durch einen unvollkommenen.<br />

Diese Lehre vom Ablass ist aus verschie<strong>de</strong>nen Grün<strong>de</strong>n wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sinnig. Zunächst kann kein<br />

Geschöpf Gottes mehr leisten, als es Gott schuldig ist, we<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Geist, noch ein<br />

Mensch. Vor Gott, von <strong>de</strong>m es heißt, dass nicht einmal <strong><strong>de</strong>r</strong> Himmel rein ist in seinen<br />

Augen, ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> vollkommenste Geist nur ein Knecht, <strong><strong>de</strong>r</strong> bloß seine Schuldigkeit<br />

tut, auch wenn er das Höchste leistet, was in seiner Macht steht. Überschüssige<br />

Verdienste gibt es bei ihm nicht.<br />

Auch Christus hatte bei <strong>de</strong>m, was er vollbrachte, nicht mehr geleistet, als er sollte. Hätte<br />

er weniger getan, so wür<strong>de</strong> er seine hohe Aufgabe nicht erfüllt haben. Er wäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Hölle<br />

unterlegen und von Gott abgefallen. Mehr als <strong>de</strong>n Willen Gottes kann niemand tun. Und<br />

wenn er ihn erfüllt, dann tut er bloß seine Pflicht und Schuldigkeit. Er kann davon an<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, die ihre Schuldigkeit nicht tun, auch nicht das geringste abgeben. Sein Heil hat<br />

ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> selbst zu wirken.<br />

Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> zweite Grund, weshalb die Zuwendung <strong>de</strong>s Verdienstes <strong>de</strong>s einen an einen<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en unmöglich ist. Was nach euren menschlichen Gesetzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit nicht<br />

angängig ist, gilt in <strong>de</strong>mselben Maße von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit Gottes. Wie eure<br />

menschlichen Richter niemals einem Verletzer <strong>de</strong>s Gesetzes <strong>de</strong>swegen seine Strafe<br />

ermäßigen, weil an<strong><strong>de</strong>r</strong>e das Gesetz treu beachten, so wird auch einem Sün<strong><strong>de</strong>r</strong> nie<br />

<strong>de</strong>swegen etwas von seiner Strafe geschenkt, weil an<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Gebote Gottes hielten. Wo<br />

bliebe sonst seine Gerechtigkeit?<br />

Und wie <strong>de</strong>nkt ihr euch eigentlich einen solchen Kirchenschatz <strong><strong>de</strong>r</strong> überschießen<strong>de</strong>n<br />

Verdienste an<strong><strong>de</strong>r</strong>er? Meint ihr vielleicht, das geistige Leben in Gott könne in einer<br />

Schatzkammer aufgespeichert wer<strong>de</strong>n, wie eure irdischen Kirchenschätze, so dass es je<br />

nach Bedarf für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e hervorgeholt wer<strong>de</strong>n könne? Wie unvernünftig ihr Menschen<br />

doch so oft in eurem Denken seid. Und wie über alle Maßen töricht ist in <strong>de</strong>iner<br />

bisherigen Kirche die Handhabung <strong>de</strong>s Ablasses.<br />

Könnt ihr als vernünftige Menschen es für möglich halten, dass ein Nachlass von<br />

Sün<strong>de</strong>nstrafen an lächerliche äußerliche Bedingungen geknüpft ist? Solltest du<br />

<strong>de</strong>swegen, weil du ein Gebet an einem gesegneten Rosenkranz verrichtest, ein Nachlass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Strafe erlangen, aber nicht dann, wenn du ohne einen Rosenkranz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand zu<br />

Gott betest? Solltest du einen vollkommenen Nachlass aller <strong>de</strong>iner Sün<strong>de</strong>nstrafen<br />

erhalten, weil du an einem bestimmten Tage und in einer bestimmten Kirche ein<br />

bestimmtes Gebet verrichtest - und dieses Nachlasses verlustig gehen, wenn du dasselbe<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar ein besseres Gebet in <strong>de</strong>inem Kämmerlein betest? Sollten dir <strong>de</strong>swegen in<br />

<strong>de</strong>iner To<strong>de</strong>sstun<strong>de</strong> alle Sün<strong>de</strong>nstrafen erlassen wer<strong>de</strong>n, weil du ein gesegnetes<br />

Sterbekreuz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand hast o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein geweihtes Skapulier trägst, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m <strong>de</strong>ine Kirche<br />

einen sogenannten vollkommenen Ablass verbun<strong>de</strong>n hat? Glaubst du wirklich, dass<br />

Sterbekreuz und Skapulier dich retten können, wenn du ohne diese Dinge <strong>de</strong>m<br />

Strafgericht Gottes anheim fielest? Kannst du wirklich glauben, dass <strong>mit</strong> bestimmten<br />

Gebeten, Besuch von Wallfahrtsorten und ähnlichen Dingen ein Strafnachlass verbun<strong>de</strong>n<br />

ist, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>ine Kirche nach Belieben bestimmen und abstufen kann? Ist es nicht vielmehr


eine Lästerung <strong>de</strong>s großen und heiligen Gottes, seine Erweise <strong>de</strong>s Erbarmens und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Liebe als an solche Lächerlichkeiten geknüpft zu betrachten?<br />

Nicht Menschen, nicht Päpste und Bischöfe können Nachlass von Sün<strong>de</strong>nstrafen<br />

erteilen; Gott allein ist <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> je<strong>de</strong>m vergilt nach seinen Werken.<br />

Die innere Umkehr <strong>de</strong>s Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu Gott und seine Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe sind Maßstäbe, die<br />

Gott bei seinem Verzeihen und Begnadigen anwen<strong>de</strong>t. Wer sich in Reue zu Gott wen<strong>de</strong>t,<br />

erhält Verzeihung seiner Sün<strong>de</strong>n; und wenn er sich Mühe gibt, die Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe zu<br />

vollbringen, in<strong>de</strong>m er seinen Mitmenschen verzeiht und ihnen nach Kräften hilft, dann<br />

wer<strong>de</strong>n ihm auch die für die Sün<strong>de</strong>n verdienten Strafen erlassen.<br />

Darum sagt Christus bei Maria Magdalena: ‘Ihr wird viel vergeben, weil sie viel geliebt<br />

hat; und wem weniger vergeben wird, <strong><strong>de</strong>r</strong> hat auch weniger geliebt’. Hier ist<br />

selbstverständlich nicht die Geschlechtsliebe gemeint, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Gottes- und<br />

Nächstenliebe.<br />

Wer viel Liebe seinen Mitmenschen erweist, <strong>de</strong>m wird auf <strong>de</strong>m Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Begnadigung<br />

auch viel von <strong><strong>de</strong>r</strong> für seine Sün<strong>de</strong>n verdienten Strafe erlassen. Auf die Waagschale<br />

wer<strong>de</strong>n die Sün<strong>de</strong>nstrafen gelegt und auf die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> Nächstenliebe. Soviel<br />

wie die Schale <strong><strong>de</strong>r</strong> Strafen schwerer wiegt als die Schale <strong><strong>de</strong>r</strong> Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe, soviel hat<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong><strong>de</strong>r</strong> abzubüßen. Wem also wenig an Strafe erlassen wird, <strong><strong>de</strong>r</strong> hat auch wenige<br />

Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe aufzuweisen.<br />

Maria Magdalena hatte viel gesündigt. Aber sie war auch stets hilfsbereit, wenn es galt,<br />

<strong>de</strong>n Notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n und unschuldig Verfolgten beizuspringen. Darum wur<strong>de</strong> ihr, nach<strong>de</strong>m<br />

sie sich von ihrem Sün<strong>de</strong>nleben abgewen<strong>de</strong>t hatte, eine sehr weitgehen<strong>de</strong> Begnadigung<br />

zuteil.<br />

Nun spricht allerdings Christus von einer Sün<strong>de</strong>, die we<strong><strong>de</strong>r</strong> in diesem noch im an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Leben vergeben wird. Das Wort ‘vergeben’ hat auch hier, wie an so vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel, die Be<strong>de</strong>utung ‘begnadigen’. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>, die Christus meint, gibt es<br />

keine Begnadigung. Die Strafe dafür muss ganz abgebüßt, <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘letzte Heller bezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n. ’ Diese Sün<strong>de</strong> hat er in folgen<strong>de</strong>n Worten angegeben: ‘Je<strong>de</strong> Sün<strong>de</strong> und<br />

Lästerung wird <strong>de</strong>n Menschen vergeben wer<strong>de</strong>n; aber die Lästerung <strong>de</strong>s Geistes wird<br />

nicht vergeben wer<strong>de</strong>n. Und wenn jemand ein Wort wi<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Menschensohn sagt, wird<br />

es ihm vergeben wer<strong>de</strong>n; wer aber etwas wi<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n heiligen Geist sagt, <strong>de</strong>m wird es<br />

we<strong><strong>de</strong>r</strong> in dieser Welt noch in <strong><strong>de</strong>r</strong> zukünftigen vergeben wer<strong>de</strong>n’ (Matth. 12, 31-32).<br />

Wer die Wirkung <strong>de</strong>s Geistes Gottes kennen gelernt, wessen Seele durchstrahlt wor<strong>de</strong>n<br />

ist von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit, die Gottes Geister unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraftwirkung Gottes ihm <strong>mit</strong>geteilt,<br />

und wer trotz<strong>de</strong>m aus irdischen Rücksichten die Wahrheit ablehnt, <strong><strong>de</strong>r</strong> begeht die Sün<strong>de</strong><br />

wi<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Geist, für <strong><strong>de</strong>r</strong>en Strafe es keine Begnadigung gibt.<br />

Der Grund für die Ablehnung einer Begnadigung liegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur dieser Sün<strong>de</strong>. Denn<br />

wenn die höchsten Beweise <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit, die Gottes Geister liefern können, einen<br />

Menschen nicht zur Annahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit bewegen, obschon er in seinem Inneren die<br />

Wahrheit als Wahrheit erkennt und fühlt, welches an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mittel gibt es <strong>de</strong>nn da noch,


ihn zur Annahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit zu bringen? Da bleibt nur noch eins: Er muss durch<br />

vollständige Abbüßung <strong><strong>de</strong>r</strong> schweren Strafe für diese Sün<strong>de</strong> zuerst innerlich mürbe<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n. Er muss elend und hungrig wer<strong>de</strong>n, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> verlorene Sohn. Erst dann<br />

wird er reif dafür, dass ihm von Gott nach einmal die Wahrheit angeboten wird.<br />

Das jüdische Priestertum, die Pharisäer und Schriftgelehrten begingen diese Sün<strong>de</strong> wi<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>de</strong>n Geist. Sie hörten die Lehre Christi und sahen täglich <strong>mit</strong> eigenen Augen die<br />

Bestätigung seiner Lehre durch die Kraftwirkungen <strong>de</strong>s Geistes Gottes, durch die er die<br />

Kranken heilte, Tote erweckte und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>taten vollbrachte. Größere Beweise<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit konnten nicht gegeben wer<strong>de</strong>n. Aber trotz<strong>de</strong>m nahmen seine Gegner die<br />

Wahrheit nicht an. Sie lästerten vielmehr die Geister Gottes, die in Christus wirkten,<br />

in<strong>de</strong>m sie dieselben als ‘Teufel’ erklärten.<br />

So wür<strong>de</strong>st auch du die Sün<strong>de</strong> wi<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Geist begehen, wenn du nach <strong>de</strong>n empfangenen<br />

überwältigen<strong>de</strong>n Beweisen <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong> die dir geschenkten Wahrheiten aus<br />

Menschenfurcht o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Grün<strong>de</strong>n von dir weisen wür<strong>de</strong>st.<br />

Heiligenverehrung<br />

Bei allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Sün<strong>de</strong>n macht Gott von <strong>de</strong>m Mittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Begnadigung einen viel<br />

reicheren Gebrauch, als die Menschen es verdienen, soweit sie nur <strong>de</strong>n guten Willen<br />

aufbringen und sich Mühe geben, sich zum Guten zu wen<strong>de</strong>n. Alle Menschen und<br />

sündigen Geister sind auf diese Begnadigung angewiesen. Denn kein Mensch ist<br />

sün<strong>de</strong>nlos und tritt unbefleckt aus diesem Leben ins Jenseits. Es gibt darum auch keine<br />

menschlichen ‘Heiligen’ in <strong>de</strong>m Sinne, wie <strong>de</strong>ine bisherige Kirche es lehrt.<br />

Die katholische Kirche versteht unter einem ‘Heiligen’ etwas ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>es, als das<br />

Urchristentum darunter verstan<strong>de</strong>n hat. Die Apostel gebrauchen in ihren Briefen sehr<br />

häufig das Wort ‘Heilige’. Sie meinen da<strong>mit</strong> je<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Lehre Christi als göttliche<br />

Wahrheit annimmt und sich bemüht, sein Leben nach dieser Lehre einzurichten. Darum<br />

re<strong>de</strong>n sie die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Christengemein<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> ‘Heilige’ an. Sie wollen da<strong>mit</strong> nicht<br />

zum Ausdruck bringen, dass die ersten Christen keine Sün<strong>de</strong>n begingen. Sie ta<strong>de</strong>ln sie<br />

vielmehr in fast je<strong>de</strong>m Brief wegen ihrer täglichen Sün<strong>de</strong>n und menschlichen<br />

Verirrungen. Sie wussten, dass kein Mensch ohne Sün<strong>de</strong> ist. ‘Wenn wir behaupten,<br />

keine Sün<strong>de</strong>n zu haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns’,<br />

sagt <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Johannes .<br />

Deine Kirche ist in diesem Punkte an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Ansicht. Sie behauptet, dass diejenigen, die<br />

sie als ‘Heilige’ verehrt, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> ihr ganzes Leben sün<strong>de</strong>nfrei gewesen seien, wie die<br />

Mutter Jesu, o<strong><strong>de</strong>r</strong> dass sie doch von <strong>de</strong>m Tage ihrer Bekehrung an keine Sün<strong>de</strong>n mehr<br />

begingen. Sie lehrt, dass diese ‘Heiligen’ bei ihrem irdischen To<strong>de</strong> sofort zur<br />

Anschauung Gottes gelangt seien und dass Gott ihre Heiligkeit durch Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> bestätigt<br />

habe. Sie nimmt ferner für sich die Macht in Anspruch, unfehlbar erklären zu können, ob<br />

jemand als ‘Heiliger’ zu verehren sei. Die Heiligkeit liegt in <strong>de</strong>m Willen und in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gesinnung eines Menschen.


Da kein Mensch, auch kein Papst, die Gesinnung eines Menschen erkennen und<br />

unfehlbar beurteilen kann, so bedarf es keines weiteren Beweises, dass eine<br />

Heiligsprechung durch Menschen nie <strong>de</strong>n Anspruch auf Wahrheit erheben kann. Gott<br />

allein spricht heilig, sonst niemand. Nur Gott kennt das Menschenherz. Von keinem<br />

könnt ihr sagen, ob er <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Hasses Gottes würdig ist. Es ist eine ungeheure<br />

menschliche Überhebung, <strong>mit</strong> Unfehlbarkeit sagen zu wollen, dass dieser o<strong><strong>de</strong>r</strong> jener<br />

Mensch bei Gott ist.<br />

Denn neben <strong><strong>de</strong>r</strong> wahren Heiligkeit gibt es auch die Scheinheiligkeit, und oft sind bei<strong>de</strong><br />

nicht voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu unterschei<strong>de</strong>n. Und was die angeblichen Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> betrifft, die Gott<br />

durch die Heiligen gewirkt haben soll, so ist zunächst eine große Zahl davon in das<br />

Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> Dichtung zu verweisen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e euch wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar erscheinen<strong>de</strong> Vorgänge in<br />

ihrem Leben beruhten auf verschie<strong>de</strong>nen medialen Gaben, durch die sie in Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> stan<strong>de</strong>n, ohne dass ihr heute angeben könnt, ob es die gute o<strong><strong>de</strong>r</strong> böse<br />

<strong>Geisterwelt</strong> war, die sich bei ihnen kundgab.<br />

Die Zauberer zur Zeit <strong>de</strong>s Mose in Ägypten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Magier Simon in Samaria, <strong>de</strong>n seine<br />

Zeitgenossen die ‘große Kraft Gottes’ nannten, haben mehr sogenannte Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> gewirkt,<br />

als irgen<strong>de</strong>in Heiliger <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche. Und doch war es das Böse, das in ihnen<br />

wirksam war, wenn auch unter <strong>de</strong>m Deckmantel <strong>de</strong>s Guten.<br />

Gott hat kein Interesse daran, euch durch Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>zeichen kundzutun, wer heilig ist.<br />

Denn er will keine Heiligenverehrung, keine Verehrung von Reliquien <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen,<br />

keine Wallfahrten zum Grabe eines Heiligen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu sonstigen Heiligtümern. Denn das<br />

alles ist feiner Götzendienst.<br />

Warum wollte Satan <strong>de</strong>n Leichnam <strong>de</strong>s Mose haben? Er wollte ihn <strong>de</strong>m israelitischen<br />

Volke zu <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Verehrung übergeben, die ihr <strong>de</strong>n Überresten eurer ‘Heiligen’<br />

erweist. Und warum hat Michael <strong>mit</strong> Satan gerungen, ihm <strong>de</strong>n Leichnam <strong>de</strong>s Mose zu<br />

entreißen? Aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong>, aus <strong>de</strong>m ihr auch heute keine Heiligen- und<br />

Reliquienverehrung und keine Wallfahrten haben sollt. Das israelitische Volk wür<strong>de</strong><br />

dadurch einen großen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehre Gott entzogen und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiche <strong>de</strong>s Mose einen<br />

ähnlichen Kult getrieben haben, wie ihr ihn heute <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Überresten eurer Heiligen<br />

treibt. Wenn ihr auch sagt, ihr verehrtet in <strong>de</strong>n Heiligen Gott selbst, so ist das bloß<br />

Schein. In Wirklichkeit setzt das katholische Volk auf die Heiligen, ihre Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>, Statuen<br />

und Reliquien einen großen Teil <strong>de</strong>s Vertrauens, das es nur auf Gott setzen sollte. Mit<br />

<strong>de</strong>mselben Rechte hätte Gott ja auch die Leiche <strong>de</strong>s Mose <strong>de</strong>n Israeliten überlassen<br />

können.<br />

Die ersten christlichen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te kannten keine Heiligenverehrung, auch keine<br />

Marienverehrung, die in <strong>de</strong>iner Kirche, wie du selbst wohl feststellen konntest, mehr<br />

gepflegt wird, als die Verehrung Gottes. Das ‘Gegrüßet seist du, Maria’ wird viel mehr<br />

gebetet, als das ‘Vaterunser’. Denk an euer Rosenkranzgebet, das ja <strong><strong>de</strong>r</strong> Gebetsersatz bei<br />

allen Gelegenheiten ist.<br />

Christus, die Apostel und die ersten Christen kannten nur eine Verehrung Gottes und<br />

keine Verehrung von Geistern <strong>de</strong>s Reiches Gottes. Auch sie hatten damals Menschen,<br />

die nach menschlicher Ansicht als große ‘Heilige’ gestorben waren: Einen Johannes <strong>de</strong>n


Täufer, von <strong>de</strong>m Christus sagt, er sei <strong><strong>de</strong>r</strong> größte, <strong><strong>de</strong>r</strong> je vom Weibe geboren, einen<br />

Stephanus, <strong><strong>de</strong>r</strong> als Märtyrer starb, einen Apostel Jakobus, um nur einige von <strong>de</strong>nen zu<br />

nennen, die in <strong>de</strong>n biblischen Zeiten starben. aber es fiel <strong>de</strong>n Aposteln nie ein, diese als<br />

Heilige auch nur zu erwähnen, geschweige <strong>de</strong>nn, sie <strong>mit</strong> einer gottesdienstlichen<br />

Verehrung zu umgeben, wie dies heute geschieht.<br />

Auch Maria wird nie von <strong>de</strong>n Aposteln erwähnt. Die ganze Heiligenverehrung ist eine<br />

menschliche Erfindung viel späterer Zeiten. Der Apostel Paulus spricht sich gegen die<br />

aus, die sich in Verehrung von ‘Engeln’ gefallen. Unter ‘Engel’ versteht er alle bei Gott<br />

weilen<strong>de</strong>n Geister, also dasselbe, was ihr <strong>mit</strong> ‘Heilige’ bezeichnet.<br />

Alle von Gott geschaffenen heiligen Geister haben das, was sie besitzen, nicht aus sich<br />

und können von sich aus nicht das Geringste <strong>de</strong>n Menschen geben. Alles kommt von<br />

Gott. Darum sei auch Gott allein die Ehre! Das ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund, weshalb die guten<br />

Geister Gottes, die sich euch kundtun, je<strong>de</strong>smal <strong>de</strong>n Dank ablehnen, <strong>de</strong>n ihr ihnen<br />

aussprecht. Stets, wenn du dich bei ihnen bedanken wolltest, erhieltest du die Antwort:<br />

‘Danke Gott!’<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankensalbung<br />

(Letzte Ölung)<br />

Ihr habt in <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche ein Sakrament, das ihr ‘Letzte Ölung’ nennt. Auch<br />

im ersten Christentum hatte man eine Salbung <strong>mit</strong> Öl bei Kranken. Doch hatte sie eine<br />

ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Be<strong>de</strong>utung, als ihr heute <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Letzten Ölung’ verbin<strong>de</strong>t. Ihr wen<strong>de</strong>t die<br />

Krankensalbung nur in lebensgefährlichen Krankheiten an und bezweckt da<strong>mit</strong> vor<br />

allem eine Vergebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kranken. Nebenbei auch eine Besserung seines<br />

Krankheitszustan<strong>de</strong>s. Bei <strong>de</strong>n ersten Christen jedoch wur<strong>de</strong> die Krankensalbung als<br />

körperliches Heil<strong>mit</strong>tel angewandt, <strong>de</strong>ssen Wirksamkeit davon abhing, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke<br />

die Sün<strong>de</strong> aus seinem Herzen tilgte.<br />

Im Briefe <strong>de</strong>s Apostels Jakobus heißt es: ‘Ist einer unter euch krank, so lasse er die<br />

Ältesten <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> zu sich rufen; diese sollen über ihn beten, nach<strong>de</strong>m sie ihn im<br />

Namen <strong>de</strong>s Herrn <strong>mit</strong> Öl gesalbt haben; dann wird das gläubige Gebet <strong>de</strong>n Ermatteten<br />

retten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr ihn aufrichten, und wenn er Sün<strong>de</strong>n begangen hat, wird ihm<br />

Vergebung zuteil wer<strong>de</strong>n. Bekennet also einan<strong><strong>de</strong>r</strong> die Sün<strong>de</strong>n und betet für einan<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

da<strong>mit</strong> ihr geheilt wer<strong>de</strong>t; das inständige Gebet eines Gerechten hat große Kraft’<br />

(Jakobus 5, 14-16).<br />

Die sogenannten ‘Ältesten’ <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten christlichen Gemein<strong>de</strong>n waren begna<strong>de</strong>te Männer.<br />

Sie hatten die Heilkraft, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Besuch <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranken eine ihrer wichtigsten Aufgaben<br />

war. Durch die Salbung <strong>mit</strong> Öl übertrugen sie unter Gebet die Heilkraft auf <strong>de</strong>n durch<br />

Krankheit Geschwächten. Durch das Gebet setzt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch in innige Verbindung<br />

<strong>mit</strong> Gott als <strong><strong>de</strong>r</strong> Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilkraft. Und je inniger diese Verbindung ist, um so größer<br />

ist die Kraft, die <strong>de</strong>m Beten<strong>de</strong>n aus dieser Kraftquelle zuströmt.


Nun weißt du aus <strong>de</strong>n Heilungen Christi, dass manche Krankheiten eine Strafe für<br />

Sün<strong>de</strong>n sind, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>n gegen die Nächstenliebe. Darum sagte Christus<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu <strong>de</strong>n Geheilten: ‘Sündige nicht mehr, da<strong>mit</strong> dir nicht Schlimmeres<br />

wi<strong><strong>de</strong>r</strong>fahre. ’ Darum musste zuerst die Sün<strong>de</strong> als Ursache <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit entfernt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das geschah dadurch, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke <strong>de</strong>n gegen seine Mitmenschen begangenen<br />

Fehltritt <strong>de</strong>mjenigen bekannte, gegen <strong>de</strong>n er gefehlt hatte. Er ließ ihn, wenn möglich, zu<br />

diesem Zweck an das Krankenbett rufen, und es erfolgte die Aussöhnung. Darum mahnt<br />

ja auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Jakobus: ‘Bekennet also einan<strong><strong>de</strong>r</strong> eure Sün<strong>de</strong>n, da<strong>mit</strong> ihr geheilt<br />

wer<strong>de</strong>t. ’ Nicht einem beliebigen Menschen sollten sie ihre Sün<strong>de</strong>n bekennen, auch nicht<br />

einem Priester, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>m, gegen <strong>de</strong>n sie gefehlt hatten. War die Aussöhnung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Beleidigten erfolgt, dann vergab auch Gott <strong>de</strong>m Kranken seine Sün<strong>de</strong>, und seine<br />

Krankheit schwand durch die Heilkraft <strong>de</strong>s Ältesten, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie unter Gebet und Ölsalbung<br />

auf <strong>de</strong>n kranken Körper übertrug.<br />

In <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Apostels ist die erhabenste Krankenheilung beschrieben, die es für<br />

einen Menschen geben kann. Es war eine Krankenheilung, die Leib und Seele <strong>de</strong>s<br />

Kranken gesund machte.<br />

Und was habt ihr heute aus dieser Krankensalbung und Krankenheilung gemacht? Nach<br />

eurer Lehre muss das Öl von einem Bischof geweiht sein. Nur ein von einem Bischof<br />

geweihter Priester kann die Salbung <strong>mit</strong> diesem Öl vornehmen, in<strong>de</strong>m er dabei ein ihm<br />

vorgeschriebenes Gebet spricht. Und da meint ihr, dass eine solche Salbung die<br />

Verzeihung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kranken herbeiführe. Ihr spen<strong>de</strong>t diese Salbung sogar einem<br />

Bewusstlosen und meint, selbst in diesem Zustand bewirke sie die Vergebung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sün<strong>de</strong>n.<br />

Euer gesun<strong>de</strong>s Denken müsste euch doch sagen, dass eine solche Ölsalbung auf <strong>de</strong>n<br />

Seelenzustand <strong>de</strong>s Bewusstlosen keine Wirkung ausüben kann. Auch bei <strong>de</strong>n ersten<br />

Christen bewirkte nicht die Salbung die Sün<strong>de</strong>nvergebung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die vorher erfolgte<br />

Sün<strong>de</strong>nvergebung räumte das Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung hinweg, so dass nun die<br />

Heilsalbung ihre Wirkung bei <strong>de</strong>m Kranken betätigen konnte.<br />

Da bei eurer heutigen Krankensalbung in <strong>de</strong>n meisten Fällen all die Vorbedingungen<br />

fehlen, die in <strong>de</strong>n ersten Christengemein<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>n waren, so ist die sogenannte<br />

‘Letzte Ölung’ in <strong>de</strong>n meisten Fällen eine rein äußerliche Zeremonie ohne jegliche<br />

innere Wirkung.<br />

Das Priestertum <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Christenund<br />

das heutige<br />

f) Auch eine ‘Priesterweihe’ gab es im Urchristentum nicht. Das Wort ‘Priester’ ist<br />

entstan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m griechischen Wort ‘Presbyter’ <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Kirche. Es be<strong>de</strong>utet<br />

‘Ältester’. Es sind da<strong>mit</strong> jedoch nicht Älteste <strong>de</strong>n Jahren nach gemeint, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die<br />

innerlich Reifsten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache Gottes. Von ihnen galt das Wort aus <strong>de</strong>m Buche <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weisheit: ‘Nicht das lang dauern<strong>de</strong> Alter ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehre wert und es wird nicht die Zahl


<strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre gemessen; nein, das wahre graue Haar ist für die Menschen die Einsicht und<br />

das wahre Greisenalter ein fleckenloses Leben. ’ (Weish. 4, 8-9)<br />

Darum wur<strong>de</strong>n die Presbyter <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten christlichen Kirchen nicht von Menschen für ihre<br />

Aufgaben ausgewählt, da Menschen die innere Würdigkeit eines Mitmenschen nicht<br />

beurteilen können. Sie wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n gottesdienstlichen Versammlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Christen<br />

durch die sich kundgeben<strong>de</strong>n Geister Gottes als diejenigen bezeichnet, die Gott für seine<br />

Zwecke bestimmt hatte. Von <strong>de</strong>n Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Gemein<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n sie durch<br />

Handauflegung in feierlicher Weise als die anerkannt, die im Auftrage Gottes ihres<br />

Amtes walteten.<br />

Und worin bestand ihre Tätigkeit? Hatten sie vielleicht größere geistige Befugnisse als<br />

gewöhnliche Christen? Hatten sie geistliche Vollmachten, die sie <strong>de</strong>n Mitchristen<br />

gegenüber ausübten, so dass diese in ihrem Verhältnis zu Gott und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlangung <strong>de</strong>s<br />

Heils von ihnen abhängig gewesen wären?<br />

Nichts von alle<strong>de</strong>m. Man kannte damals kein Priestertum, wie ihr es heute habt. Damals<br />

gab es keine Priester <strong>mit</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er geistlicher Gewalt, die nur sie hätten ausüben<br />

können. Es gab keine Priester, die sogenannte Sakramente spen<strong>de</strong>ten, Sün<strong>de</strong>n vergaben<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e geistigen Gna<strong>de</strong>n ver<strong>mit</strong>telten. Es gab kein Bischöfe, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e zu Priestern<br />

weihten und ihnen geistige Vollmachten übertrugen.<br />

Das Amt eines ‘Ältesten’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Presbyters’ umfasste eine ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Tätigkeit. Wo<br />

Menschen sich zu einem bestimmten Zweck vereinigen und zusammenkommen, da<br />

muss ein Leiter sein, <strong><strong>de</strong>r</strong> die äußere Ordnung aufrecht hält und dafür sorgt, dass alles so<br />

gehandhabt wird, wie es zur Erreichung <strong>de</strong>s gesteckten Zieles erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist. So war es<br />

auch bei <strong>de</strong>n ersten Christen. Sie kamen zusammen zum Gottesdienst, zur Feier <strong>de</strong>s<br />

Abendmahls, zur gegenseitigen Erbauung und Stärkung im Glauben. Da war es<br />

notwendig, dass jemand da war, <strong><strong>de</strong>r</strong> diese Versammlungen anberaumte, sie vorbereitete,<br />

die Stun<strong>de</strong> festsetzte, das ganze leitete und dafür Sorge trug, dass alles in schöner<br />

Ordnung und Eintracht verlief. Denn Gott ist ein Gott <strong><strong>de</strong>r</strong> Ordnung in seiner ganzen<br />

Schöpfung.<br />

Wie er in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Führer und Leiter bestimmt hat, welche die Ausführung seiner<br />

Anordnungen zu überwachen haben, so will er auch, dass es in <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen<br />

Heilsordnung Leiter gibt, die alles so einrichten, dass die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilsgemeinschaft<br />

möglichst großen geistigen Nutzen ernten. Diese Aufgabe hatten die Presbyter. Sie<br />

sorgten zunächst für die äußere Ordnung. Sie bestimmten, in welchem Hause die<br />

gottesdienstlichen Versammlungen abgehalten wur<strong>de</strong>n, sorgten dafür, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Raum<br />

entsprechend eingerichtet und <strong>mit</strong> allem Notwendigen versehen wur<strong>de</strong>; sie setzten die<br />

Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenkünfte fest und sahen überall nach <strong>de</strong>m Rechten.<br />

Aber in <strong>de</strong>m inneren Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> erwuchsen ihnen noch wichtigere Aufgaben.<br />

In <strong>de</strong>n Gottesdiensten wur<strong>de</strong> durch die sich kundgeben<strong>de</strong>n Geister vieles angeordnet,<br />

was für das geistige Fortkommen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> von Wichtigkeit war. Der Presbyter<br />

hatte nun dafür zu sorgen, dass jene Anordnungen und Aufträge pünktlich und<br />

gewissenhaft ausgeführt wur<strong>de</strong>n.


Da die wahre Religion eine Religion <strong><strong>de</strong>r</strong> tätigen Nächstenliebe ist, so wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n<br />

Christen ein großer Wert auf die Hilfe gelegt, die <strong>de</strong>n wahrhaft Hilfsbedürftigen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gemein<strong>de</strong> gewährt wer<strong>de</strong>n sollte. Da war es <strong><strong>de</strong>r</strong> Presbyter, <strong><strong>de</strong>r</strong> in ständiger Fühlung <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>n Familien seiner Gemein<strong>de</strong> blieb und <strong>mit</strong> ihnen alles besprach, was sie leiblich und<br />

seelisch bedrückte. Er war <strong><strong>de</strong>r</strong> treueste Freund aller. Alle hatten <strong>de</strong>swegen ein<br />

unbegrenztes Vertrauen zu ihm, weil er von <strong>de</strong>n Geisterboten Gottes als <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige<br />

bestimmt wor<strong>de</strong>n war, <strong><strong>de</strong>r</strong> Freud und Leid <strong>mit</strong> ihnen teilen sollte und <strong>de</strong>m sie alles<br />

anvertrauen konnten.<br />

Infolge seiner Erwählung durch die <strong>Geisterwelt</strong> besaß er auch die Gottesgabe, ihnen stets<br />

das für sie Beste in Rat und Tat zu gewähren. Er stellte fest, wo Hilfe not tat, besuchte<br />

die Kranken und menschlich Verlassenen, Witwen und Waisen und trug dafür Sorge,<br />

dass von <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en christlichen Familien die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Hilfe geleistet wur<strong>de</strong>.<br />

Die ersten Christen brachten zu <strong>de</strong>n Versammlungen sehr viele materielle Gaben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verschie<strong>de</strong>nen Art <strong>mit</strong> und übergaben sie <strong>de</strong>m Ältesten, da<strong>mit</strong> er sie an die Notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

austeile. Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Älteste auch die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung hatte und so ein großer Helfer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kranken war, so war es natürlich, dass er sich durch seine Tätigkeit auch rein<br />

menschlich die Liebe und Zuneigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitchristen erwarb.<br />

Aus <strong>de</strong>m großen Vertrauen heraus, das alle zu ihm hatten, sprachen sich die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gemein<strong>de</strong> auch über das bei ihm aus, was sie an geistigen Bedrängnissen zu tragen<br />

hatten, bekannten ihm dabei auch manche Fehltritte und baten ihn um seinen Rat. Er<br />

richtete sie auf, tröstete und ermunterte sie, betete <strong>mit</strong> ihnen und war allen ein geistiger<br />

Vater und wahrer Hirte.<br />

Die ersten Christengemein<strong>de</strong>n bestan<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachbarschaften. Eine gewisse<br />

Anzahl von Familien, die in einem gewissen Umkreis wohnten, bil<strong>de</strong>ten eine Gemein<strong>de</strong>.<br />

Sehr groß durfte sie nicht sein, da sonst <strong><strong>de</strong>r</strong> beschränkte Raum eines Privathauses ihre<br />

Zusammenkünfte nicht hätte fassen können. Darum war die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong>n an<br />

einem größeren Orte o<strong><strong>de</strong>r</strong> in einem größeren Bezirk oft recht groß. Je<strong>de</strong> von ihnen hatte<br />

ihren eigenen Presbyter.<br />

Nun kam es häufig vor, dass in <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Gemein<strong>de</strong> fast nur materiell besser gestellte<br />

Familien waren, während eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gemein<strong>de</strong> fast nur hilfsbedürftige Familien<br />

umfasste. Und da gera<strong>de</strong> die wohlhaben<strong>de</strong>n Familien <strong>mit</strong> ihrem irdischen Vermögen<br />

recht viel Gutes tun wollten aber in <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Gemein<strong>de</strong> keine Gelegenheit dazu<br />

hatten, so stellte sich bald folgen<strong>de</strong> Notwendigkeit heraus: Es musste eine Verbindung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Gemein<strong>de</strong>n <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise hergestellt wer<strong>de</strong>n, dass einer<br />

bestimmt wur<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Presbytern <strong>de</strong>s ganzen Bezirkes in Verbindung zu<br />

setzen hatte. Bei ihnen sollte er feststellen, wie groß die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Hilfsbedürftigen war<br />

und welche Hilfs<strong>mit</strong>tel im ganzen zur Verfügung stan<strong>de</strong>n. So konnte ein Ausgleich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gaben und Hilfeleistungen in die Wege geleitet wer<strong>de</strong>n. Denn die Presbyter führten ein<br />

genaues Verzeichnis sowohl über die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Armen, als auch über <strong>de</strong>n Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> zur<br />

Verfügung stehen<strong>de</strong>n Hilfs<strong>mit</strong>tel ihrer Gemein<strong>de</strong>.<br />

Derjenige nun, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Ausgleich und die Verteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mittel und Hilfeleistungen <strong>de</strong>s<br />

gesamten Bezirkes auf die einzelnen Gemein<strong>de</strong>n dieses Bezirkes vornahm, nannte man


‘Episcopos’, woraus euer heutiges Wort ‘Bischof’ entstand. Es be<strong>de</strong>utet:<br />

‘Aufsichtführen<strong><strong>de</strong>r</strong>. Er hatte <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Einzelgemein<strong>de</strong>n nichts zu tun. Seine<br />

Aufgabe bestand darin, dass er <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Presbytern seines Bezirkes zusammenkam, <strong>mit</strong><br />

ihnen die Zusammenarbeit auf <strong>de</strong>m Gebiete <strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Hilfe besprach und<br />

organisierte und die Hilfs<strong>mit</strong>tel an die einzelnen Presbyter zur weiteren Verteilung<br />

überbringen ließ.<br />

Dass bei solchen Besprechungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Presbyter <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ‘Episcopos’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bischof auch<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e wichtige Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Seelsorge behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n, ergab sich von selbst. Der<br />

Bischof wur<strong>de</strong>, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Presbyter, nicht von Menschen gewählt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch<br />

Kundgebungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes bestimmt. Sein Einfluss auf das Leben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

christlichen Gemein<strong>de</strong>n war naturgemäß ein sehr großer. Aber es war ein Einfluss, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

aus seiner inneren Würdigkeit und seinem vorbildlichen Leben entsprang. Darum wur<strong>de</strong><br />

er in allen wichtigen Fragen um sein Urteil gebeten. Auch die <strong>Geisterwelt</strong> wies die<br />

Presbyter in allen die Gesamtheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Christengemein<strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Fragen an <strong>de</strong>n<br />

Bischof ihres Bezirkes. Und dieser wur<strong>de</strong> von Gottes Geist belehrt, was er tun solle.<br />

Wie jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluss, <strong>de</strong>n ihr Menschen auf eure Mitmenschen erlangt, von euch so<br />

leicht missbraucht wird, so geschah es auch später in <strong>de</strong>n christlichen Gemein<strong>de</strong>n. Es<br />

kam die Zeit, wo die Geister Gottes aus <strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Kirche ausgeschaltet wur<strong>de</strong>n.<br />

Nun wur<strong>de</strong>n die Presbyter und Bischöfe nicht mehr von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> bestimmt,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von einflussreichen Menschen. Herrschsucht und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e menschliche<br />

Untugen<strong>de</strong>n schlichen sich ein. Denn wo die Geister Gottes fehlen, da wirken an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Geister, die nicht das Heil <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit wollen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihr Ver<strong><strong>de</strong>r</strong>ben. Das Gute<br />

herrscht durch Freiheit - das Böse durch Zwang. Die Urkirche, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Geister Gottes<br />

das Szepter führten, war eine Kirche <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes. Die spätere Kirche,<br />

welche die Geister Gottes ausschaltete, wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> bösen Mächte, die<br />

in ihr wirksam wur<strong>de</strong>n, eine Kirche <strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Knechtschaft, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Leiter sich<br />

Gewalten anmaßten, die gegen <strong>de</strong>n Willen Gottes verstießen und infolge dieser<br />

Gewalten <strong>de</strong>n Gläubigen <strong>de</strong>n direkten Weg zu Gott versperrten.<br />

So ist es bis heute in <strong><strong>de</strong>r</strong> katholischen Kirche geblieben. Die Katholiken sind fest an die<br />

Rockschöße <strong>de</strong>s katholischen Priestertums gebun<strong>de</strong>n. Denn ohne Inanspruchnahme<br />

dieses Priestertums gibt es nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre dieser Kirche keine Sün<strong>de</strong>nvergebung, kein<br />

Kommen <strong>de</strong>s Geistes Gottes, kein Abendmahl <strong>de</strong>s Herrn, keine Krankensalbung und<br />

keine gültige Ehe. Letztere hat sie ebenfalls zu einem Sakrament gestempelt, über das<br />

ich dir nach meinen vorhergehen<strong>de</strong>n Darlegungen über die Ehe nichts weiter mehr zu<br />

sagen habe.<br />

Wenn Christus heute wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf die Er<strong>de</strong> käme, wür<strong>de</strong> er noch einmal die Klage<br />

aussprechen müssen: ‘Mich erbarmet <strong>de</strong>s Volkes!’<br />

Sollen die jetzigen christlichen Kirchen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Träger <strong><strong>de</strong>r</strong> wahren Lehre Christi wer<strong>de</strong>n,<br />

dann müssen sie zurückkehren zum Gottesdienst <strong><strong>de</strong>r</strong> Urkirche. Es ist freilich keine<br />

Hoffnung, dass eine Rückkehr zum Christentum Christi von seiften <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

heutigen christlichen Kirchen angebahnt wird. Sie muss vom Volke ausgehen. Das Volk,<br />

<strong>de</strong>m so viele Menschensatzungen im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion aufgebür<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, muss


wie<strong><strong>de</strong>r</strong> lernen, auf dieselbe Weise seinen Gott zu suchen und <strong>de</strong>ssen Willen zu erfüllen,<br />

wie es die ersten Christen unter Anleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister Gottes getan haben. Denn auch<br />

heute gilt noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Satz, <strong>de</strong>n die christliche Urkirche sich zur Richtschnur nahm:<br />

,,Wo die Geister Gottes sind, da ist die Wahrheit!”<br />

Schluß<br />

Gegen alles, was <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Althergebrachten nicht übereinstimmt, pflegen wir uns<br />

ablehnend zu verhalten. Das liegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur <strong>de</strong>s Menschen. Die Gewohnheit ist die<br />

stärkste Macht sowohl im Leben <strong>de</strong>s einzelnen als auch im Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Völker. Darum<br />

hängt <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch so fest an <strong>de</strong>n Sitten und Gebräuchen, die er von seinen Eltern<br />

überkommen und von Jugend auf geübt hat.<br />

In verstärktem Maße gilt das von <strong>de</strong>n Dingen, die <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion <strong>de</strong>s Elternhauses<br />

zusammenhängen. Was Vater und Mutter <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong> als etwas Heiliges und Göttliches<br />

darstellt, was sie selbst als religiöse Pflicht geübt und <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong> als gleiche Pflicht ins<br />

Herz gelegt, ist nicht leicht ganz daraus zu tilgen. Und wenn sich auch die meisten im<br />

Praktischen Leben danach richten, so gilt es doch als etwas Altehrwürdiges, vor <strong>de</strong>m<br />

man eine gewisse Scheu empfin<strong>de</strong>t und das man wenigstens äußerlich nicht ganz<br />

aufgeben möchte. Ein Begräbnis nach althergebrachter Weise möchte man immerhin<br />

noch haben, wenn man auch nicht nach <strong>de</strong>m Glauben <strong><strong>de</strong>r</strong> Väter gelebt hat. Man meint,<br />

das <strong><strong>de</strong>r</strong> Familien- und Glaubenstradition schuldig zu sein. Alle sind von Kindheit an so<br />

in die bunte Farbenmischung <strong>de</strong>s religiösen Denkens und Empfin<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>s Elternhauses<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Glaubensgenossen eingetaucht wor<strong>de</strong>n, dass immer noch etwas davon haften<br />

bleibt, wenn sie auch noch so oft in <strong>de</strong>m Wasser <strong>de</strong>s unreligiösen Alltagslebens<br />

gewaschen wor<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />

Diese Macht <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewohnheit ist <strong><strong>de</strong>r</strong> größte Feind <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit auf allen Gebieten,<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auf <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion. Sie hält <strong>de</strong>n Menschen nicht bloß ab, selbst nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrheit u suchen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n treibt ihn auch instinktiv dazu, ohne weitere Prüfung alles<br />

von sich zu weisen, was im Gegensatz zu seiner bisherigen Meinung steht.<br />

Dagegen gibt es bloß ein Mittel: Es ist das Selbsterleben <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit.<br />

Auch mir erging es ähnlich bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheiten, die in diesem Buch enthalten<br />

sind.<br />

Dass es einen Gott und eine <strong>Geisterwelt</strong> gibt, lehrte mich meine Religion. Davon war ich<br />

daher auch völlig überzeugt. Dass aber eine <strong>mit</strong> menschlichen Sinnen wahrnehmbare<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> hergestellt wer<strong>de</strong>n könne, das verstieß gegen die Lehre<br />

meiner Kirche. Darum hielt ich diese Annahme für Torheit. Als ich daher eines Tages<br />

gezwungen war, Dinge zu prüfen, die angeblich Geisterkundgebungen sein sollten, war<br />

ich in meinem Inneren überzeugt, dass es mir ein leichtes sein wer<strong>de</strong>, die ganze Sache<br />

als Schwin<strong>de</strong>l zu entlarven. Dabei war ich mir freilich bewusst, dass eine solche Prüfung<br />

nur dann eine einwandfreie sein könne, wenn sie nach <strong>de</strong>nselben wissenschaftlichen<br />

Grundsätzen vorgenommen wür<strong>de</strong>, die wir auf allen Gebieten anwen<strong>de</strong>n müssen, um die<br />

Wahrheit zu er<strong>mit</strong>teln. Es sind dies die Gesetze von Ursache und Wirkung. Sie sind


allgemein gültig und erlei<strong>de</strong>n keine Ausnahme. Denn eine bestimmte Wirkung ohne eine<br />

entsprechen<strong>de</strong> Ursache ist auf keinem Gebiet <strong>de</strong>nkbar. So muss dort, wo Gedanken klar<br />

und <strong>de</strong>utlich ausgesprochen wer<strong>de</strong>n, auch ein Träger dieser Gedanken – ein <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>s<br />

´Ich´ sein. Wer<strong>de</strong>n nun durch irgend einen Menschen Gedanken zum Ausdruck gebracht,<br />

die er selbst nicht kennt und nie gekannt hat, spricht und schreibt er in frem<strong>de</strong>n<br />

Sprachen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Laute er bisher nie vernommen, dann kann das eigene ´Ich´ eines<br />

solchen Menschen nicht die Ursache solcher Wirkungen sein. Das gilt umso mehr, wenn<br />

dieses Sprechen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schreiben in einem Zustand vollständiger Bewusstlosigkeit erfolgt.<br />

Es wi<strong><strong>de</strong>r</strong>streitet je<strong>de</strong>m gesun<strong>de</strong>n Denken, dass ein vollständig Bewusstloser überhaupt<br />

einen klar durchdachten, die schwierigsten Dinge behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n stun<strong>de</strong>nlangen Vortrag<br />

halten, die gestellten Fragen und Zwischenfragen eingehend beantworten und erläutern<br />

kann. Noch viel weniger kann ein bewusstloser eine Sprache sprechen o<strong><strong>de</strong>r</strong> schreiben,<br />

die er nie gehört o<strong><strong>de</strong>r</strong> gelernt hat. Hier kann nicht das eigene Ich <strong>de</strong>s bewusstlosen<br />

Menschen als Träger solcher Kundgebungen angenommen wer<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es muss in<br />

solchen Fällen ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n Wesen sein, das sich <strong>de</strong>s Körpers <strong>de</strong>s<br />

bewusstlosen Menschen zum Sprechen und Schreiben bedient. Auch nach <strong>de</strong>n<br />

Grundsätzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Exakten Wissenschaft müssen wir diese Schlussfolgerung ziehen.<br />

Wenn dann ferner diese unserem Auge unsichtbaren <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n Wesen uns immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> beteuern, dass sie körperlose Geister seien und wenn sie uns die Gesetze genau<br />

angeben, nach <strong>de</strong>nen es ihnen möglich sei, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen in Verbindung zu treten,<br />

dann haben wir ja ein Mittel, die Richtigkeit ihrer Angaben zu prüfen. Wir brauchen<br />

bloß die Bedingungen zu erfüllen, welche die <strong>Geisterwelt</strong> für ihre Verbindung <strong>mit</strong> uns<br />

nötig zu haben behauptet. Stellt es sich dann heraus, dass bei Beobachtung jener Gesetze<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterverkehr tatsächlich zustan<strong>de</strong> kommt und zwar überall und in je<strong>de</strong>m Falle,<br />

dann ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geisterverkehr eine Wahrheit, die ebenso unleugbar ist, wie die Tatsache,<br />

dass unter Anwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetze <strong>de</strong>s Radios uns Mitteilungen aus weiter Ferne<br />

ver<strong>mit</strong>telt wer<strong>de</strong>n. Die Gesetzmäßigkeit ist in bei<strong>de</strong>n Fällen dieselbe. Die Gesetze für die<br />

Übertragung sind nicht heute erst geschaffen wor<strong>de</strong>n. Sie sind so alt, wir das Universum.<br />

Nur hat man erst heute Kenntnis davon bekommen. So sind auch die Gesetze <strong>de</strong>s<br />

<strong>Verkehr</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Menschen immer dagewesen. Man hat sie nicht einmal<br />

in unserer Zeit ent<strong>de</strong>ckt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Menschen aller Völker und Zeiten kannten sie und<br />

traten aufgrund dieser Gesetze in Verbindung <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Jenseits.<br />

Bei meinen eigenen Erlebnissen auf diesem Gebiet, wie bei <strong>de</strong>n Erlebnissen von tausend<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, darunter auch viele wissenschaftliche Forscher, han<strong>de</strong>lt es sich nicht um<br />

Illusionen, Halluzinationen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstige Sinnestäuschungen. Es sind objektive<br />

Geschehnisse. Ich selbst habe das auf diesem Gebiet <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m nüchternsten Sinn<br />

betrachtet und geprüft. Ich besitze keinerlei mediale Gaben, bin we<strong><strong>de</strong>r</strong> hellsehend o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

hellhörend noch irgendwie sensitiv. Ich kenne nichts von Trancezustän<strong>de</strong>n von mir. Mit<br />

einer sehr guten Gesundheit und starken Nerven ausgerüstet, habe ich jene Dinge<br />

beobachtet in einem Alter von 50 Jahren, nach<strong>de</strong>m ich als katholischer Geistlicher in<br />

fünfundzwanzigjähriger Seelsorge die Höhen und Tiefen <strong>de</strong>s Menschenlebens kennen<br />

gelernt hatte. Die Erscheinungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hysterie, <strong><strong>de</strong>r</strong> Nervenüberreizung, <strong>de</strong>s Irrsinns, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Epilepsie und ähnliche Zustän<strong>de</strong> waren mir in zahllosen Fällen vor Augen getreten und<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Seelsorge alltägliche Vorkommnisse. Was ich aber bei <strong>de</strong>m in diesem Buch


geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Geisterverkehr vor mir sah, war etwas ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>es. Es hatte nicht die<br />

entfernteste Ähnlichkeit <strong>mit</strong> anormalen Vorgängen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Seelenlebens.<br />

Dass ich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m tiefsten Ernst und <strong><strong>de</strong>r</strong> größten Gewissenhaftigkeit jene Dinge prüfte,<br />

dazu wur<strong>de</strong> ich schon durch die Erwägung gezwungen, dass für mich dabei alles auf<br />

<strong>de</strong>m Spiel stand. Als Geistlicher hatte ich eine Lebensstellung, die mich für immer je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

materiellen Sorge enthob. Dass keiner eine solche Stellung ohne die schwerwiegendsten<br />

Grün<strong>de</strong> aufgibt, und <strong>mit</strong>tellos wird, bedarf keines weiteren Beweises. Aber ich musste<br />

sie aufgeben, wenn sich das als Wahrheit erwies, was ich in <strong><strong>de</strong>r</strong> angeblichen Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> erlebte. Denn das was mir dort gesagt wur<strong>de</strong>, stand <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m in<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch, was ich als katholischer Geistlicher meinen Glaubensgenossen zu predigen<br />

und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Seelsorge zu betätigen hatte. Beruhten die Mitteilungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> auf<br />

Wahrheit, dann musste ich auf meine Stellung als katholischer Geistlicher verzichten.<br />

Noch ein Wort <strong><strong>de</strong>r</strong> Belehrung möchte ich an <strong>de</strong>n Leser dieses Buches richten. Ich<br />

möchte ihm die Frage beantworten, ob eine Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes, wie<br />

ich in diesem Buche geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t ist, von je<strong>de</strong>m angestrebt wer<strong>de</strong>n muss. Die Antwort<br />

lautet: Nein. – Denn wer an Gott glaubt, auf ihn vertraut und tut, was er als <strong>de</strong>n Willen<br />

Gottes erkennt, <strong><strong>de</strong>r</strong> wird zu Gott gelangen. Er bedarf dazu keiner für ihn wahrnehmbaren<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes. Wer aber im Zweifel ist über das Dasein eines<br />

Gottes, wer Klarheit haben will, ob die Lehren seiner Kirche richtig o<strong><strong>de</strong>r</strong> falsch sind, wer<br />

Aufklärung sucht über die großen Diesseits- und Jenseitsfragen, <strong>de</strong>m bleibt nur <strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />

Weg zur Wahrheit: Die Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> guten <strong>Geisterwelt</strong>.<br />

In seiner Stellung zu Gott und Jenseits zu einer festen Überzeugung zu kommen, ist<br />

Pflicht eines je<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Apostels Paulus: „Ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> möge nach seiner<br />

eigenen Denkweise zu einer festen Überzeugung kommen. Hast du eine feste<br />

Überzeugung gewonnen, so halte sie für dich selbst fest vor <strong>de</strong>m Angesicht Gottes.<br />

Denn alles, was nicht aus Überzeugung geschieht, ist Sün<strong>de</strong>.“ (Röm. 14.23.)<br />

Für <strong>de</strong>n ehrlichen Wahrheitssucher ist die Wahrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Schatz, von <strong>de</strong>m Christus in<br />

einem Gleichnis sagt: „Das Himmelreich ist einem Schatze gleich, <strong><strong>de</strong>r</strong> in einem Acker<br />

vergraben war. Den fand ein Mann; er ging vor Freu<strong>de</strong> hin und verkaufte alles, was er<br />

hatte, und kaufte jenen Acker.“ (Matth. 13.44.)<br />

Begleitwort<br />

Dieses Werk übergeben wir hier<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n Gottes <strong>de</strong>s Allmächtigen und<br />

seinem Sohne Jesus Christus<br />

Die Belehrung, wie sie Johannes Greber in <strong>de</strong>n zwanziger Jahren von einem hohen Geist<br />

empfing, sollte auf <strong>de</strong>ssen Geheiß seinen Mitmenschen weitergegeben wer<strong>de</strong>n. Mit<br />

dieser vorliegen<strong>de</strong>n 2. Ausgabe wird <strong>de</strong>m Anliegen <strong>de</strong>s Hochengels und Grebers erneut<br />

entsprochen.


Die hier vorliegen<strong>de</strong> Ausgabe ist eine Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>herstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglichen<br />

Textfassung J. Grebers. Sie war dringendst geboten, da ab <strong><strong>de</strong>r</strong> 5. Auflage im Vergleich<br />

zur 1. und 2. Neunundneuzig(!) Textverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen enthalten sind. Ein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>, dass<br />

vergleichsweise in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel weniger Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sind als im Greberbuch, was Zeit und<br />

Umfang betrifft. Von diesen 99 Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sind 9 geringfügig, aber 39 sehr ernst, weil<br />

letztere Satzverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen ergeben, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s durch drei sehr schwerwie<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Satzverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen. Von letzteren wur<strong>de</strong>n zwei ab Auflage 1987 rückgängig gemacht,<br />

aber neun Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen hinzugefügt (Weglassung einer wichtigen Bibelstelle).<br />

Das ‚Greberbuch’ ein Grundlagenwerk<br />

Es enthält erfassbare Wahrheitslehren Gottes, wen<strong>de</strong>t sich an das innere Ohr <strong>de</strong>s<br />

Wahrheitssuchers, getreu <strong><strong>de</strong>r</strong> Verheißung Christi: „Wer aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit ist, hört meine<br />

Stimme.“ Es führt uns zurück zum ursprünglichen Chrsitentum, zur Lehre Christi und<br />

seiner Apostel, zurück zu <strong>de</strong>n herrlichen Segnungen <strong>de</strong>s Urchristentums, das spiritistisch<br />

war. Es zeigt da<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Weg zur Verbindung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geisterwelt</strong> Gottes <strong>de</strong>s<br />

Allmächtigen, die je<strong>de</strong>m offen steht, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich ernstlichst übt, absolut eine Gottes- und<br />

Wahrheitsliebe zu erreichen.<br />

Es for<strong><strong>de</strong>r</strong>t wohl kritische Reformen, nicht aber einen Kirchenaustritt. (Siehe z. B. Seiten<br />

181 – 183, man beachte aber die Seiten 6 – 9, siehe ebenso S. 300!) Man wird auf<br />

Aussagen stoßen, die zu bisherigen „christlichen Lehren“ in auffallen<strong>de</strong>m Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch<br />

stehen; mancher Leser wird sich dabei bestätigt fühlen, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mögen gründlich prüfen,<br />

das beste haltet fest’ – 1. Thess. 5.21; Eph. 5.10. Christi Botschaft war: „Ich sen<strong>de</strong> euch<br />

einen heiligen Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> wird euch in die ganze Wahrheit führen.“ Bei Johannes Greber<br />

war dies <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Um zu einem gerechten Urteil zu gelangen, muß man das Buch<br />

kennen! Bitten Sie Gott, bevor Sie <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Lesen beginnen, dass Er Sie leite und Ihnen<br />

beistehe, Seine Wahrheiten zu erfassen. Wer <strong>de</strong>nnoch Anstoß an diesem Buch nimmt –<br />

nun, für <strong>de</strong>n ist es eben ungeeignet.<br />

Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungswünsche und Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Auch an uns wur<strong>de</strong>n Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungswünsche herangetragen, meist <strong>mit</strong>tels „Guter<br />

Ratschläge“. Gewünscht waren Textverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, „erleutern<strong>de</strong> Kommentare“, ja<br />

sogar „Entschärfungswünsche“(!), die die Weglassung bestimmter Teile, so <strong>de</strong>s 3. Teils.<br />

(Siehe aber Johannes Grebers Begründung auf S. 175 siehe auch Matth. 16.23!) Sie<br />

reichen von nur feineren Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungswünschen bis zu „es ist unverantwortlich, das<br />

Greberbuch zu verbreiten“. Wäre solches im Sinne <strong>de</strong>s hohen Geistes und im Sinne<br />

Grebers?? – Wer wird wohl durch das Buch so gestört?<br />

Die von <strong>de</strong>m Hochengel ab <strong><strong>de</strong>r</strong> 2. Auflage wie<strong><strong>de</strong>r</strong>hergestellte Duallehre von <strong>de</strong>n Seiten<br />

221 und 222 war ohne je<strong>de</strong>n Hinweis auf Veranlassung einer geistigen Loge ab Aufl.<br />

1977 rückgängig gemacht wor<strong>de</strong>n, obwohl seine Aussagen auch durch die hohe<br />

Hermetik gestützt wer<strong>de</strong>n. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> 10. Auflage (1987), erneut ohne je<strong>de</strong>n Hinweis,<br />

wur<strong>de</strong> die Textfassung Grebers gedruckt, jedoch <strong>mit</strong> folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und unter<br />

vollständiger Weglassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibelstelle Sirach 33


Das Buch ist bestellbar unter:<br />

Oskar Bareuther, Blumenstraße 67, Postfach 471, D-73033 Göppingen.

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