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Richtlinien zur Organtransplantation gem. § 16 Abs. 1 S. 1 Nrn. 2 u ...

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BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Bekanntmachungen<br />

<strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong><br />

<strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 u. 5 TPG<br />

Der Vorstand der Bundesärztekammer hat in seiner Sitzung vom<br />

13.–14. 12. 2012 auf Empfehlung der Ständigen Kommission <strong>Organtransplantation</strong><br />

beschlossen,<br />

die <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong> <strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1<br />

<strong>Nrn</strong>. 2 und 5 TPG in der Fassung vom 23. 01. 2010 (Dtsch Arztebl<br />

2010; 107[3]: 111), zuletzt geändert am 09. 11. 2012 (Dtsch<br />

Arztebl 2012; 109[45]: 2267–8), zu ändern.<br />

Mit dieser Änderung wird die interdisziplinäre Transplantationskonferenz<br />

in den organbezogenen <strong>Richtlinien</strong>teilen näher geregelt.<br />

Im Folgenden werden die wesentlichen Regelungen jeweils<br />

im Auszug dargestellt. Der gesamte Wortlaut der jeweils geltenden<br />

<strong>Richtlinien</strong> ist abrufbar unter: www.bundesaerztekammer.de/<br />

organtransplantation.<br />

A. Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die<br />

Organvermittlung <strong>zur</strong> Herz und Herz-Lungen-Transplantation<br />

werden wie folgt gefasst:<br />

„ [. . .] III. Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Herz und Herz-<br />

Lungen-Transplantation [. . .]<br />

3.1. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel I.<br />

Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Herzchirurg/Thoraxchirurg,<br />

2. Internist<br />

● und 3. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer Disziplinen<br />

(Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen in Betracht<br />

ein<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater<br />

sowie ein Vertreter der Pflege. [. . .]“<br />

B. Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die<br />

Organvermittlung <strong>zur</strong> Lungentransplantation werden<br />

wie folgt gefasst:<br />

„ [. . .] III. Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Lungentransplantation<br />

[. . .]<br />

3.1. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel I.<br />

Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Herzchirurg/Thoraxchirurg,<br />

2. Internist<br />

● und 3. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer Disziplinen<br />

(Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen in Betracht<br />

ein<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater<br />

sowie ein Vertreter der Pflege. [. . .]“<br />

C. Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die<br />

Organvermittlung <strong>zur</strong> Lebertransplantation werden<br />

wie folgt gefasst:<br />

„ [. . .] III. Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Leber -<br />

transplantation [. . .]<br />

5. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel I.<br />

Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Transplantationschirurg,<br />

2. Internist/Gastroenterologe,<br />

3. Anästhesist/Intensivmediziner<br />

● und 4. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer medizinischer<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen<br />

in Betracht ein<br />

− Nephrologe,<br />

− Onkologe,<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater,<br />

− Radiologe<br />

sowie ein Vertreter der Pflege.<br />

Die allokationsrelevanten Befunde einschließlich der vom Laborarzt<br />

bestätigten Laborwerte müssen von der regelmäßig stattfindenden<br />

interdisziplinären Transplantationskonferenz auf Plausibilität<br />

geprüft und bestätigt werden. [. . .]“<br />

D. Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die<br />

Organvermittlung <strong>zur</strong> Nierentransplantation werden<br />

wie folgt gefasst:<br />

„ [. . .] III. Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Nierentransplantation<br />

[. . .]<br />

3. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel<br />

I. Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören<br />

an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Transplantationschirurg/Urologe,<br />

2. Nephrologe<br />

● und 3. ein Vertreter des ärztlichen Direktors. ►<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 241


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer medizinischer<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen<br />

insbesondere in Betracht ein<br />

− Anästhesist,<br />

− Facharzt mit immunologischen Kenntnissen,<br />

− Laborarzt,<br />

− Neurologe,<br />

− Pathologe,<br />

− Pharmakologe,<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater,<br />

− Radiologe<br />

sowie ein Vertreter der Pflege. [. . .]“<br />

E. Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die<br />

Organvermittlung <strong>zur</strong> Pankreastransplantation werden<br />

wie folgt gefasst:<br />

„ [. . .] III. Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Pankreastransplantation<br />

[. . .]<br />

3. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel I.<br />

Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Transplantationschirurg,<br />

2. Diabetologe/Endokrinologe/Nephrologe<br />

● und 3. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer medizinischer<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen<br />

insbesondere in Betracht ein<br />

− Anästhesist,<br />

− Facharzt mit immunologischen Kenntnissen,<br />

− Laborarzt,<br />

− Neurologe,<br />

− Pathologe,<br />

− Pharmakologe,<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater,<br />

− Radiologe<br />

sowie ein Vertreter der Pflege. [. . .]“<br />

F. Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die<br />

Organvermittlung <strong>zur</strong> Dünndarmtransplantation<br />

werden wie folgt gefasst:<br />

„ [. . .] III. Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Dünndarmtransplantation<br />

[. . .]<br />

3. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel I.<br />

Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Transplantationschirurg,<br />

2. Internist/Gastroenterologe,<br />

3. Anästhesist/Intensivmediziner<br />

● und 4. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer medizinischer<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen<br />

in Betracht ein<br />

− Nephrologe,<br />

− Onkologe,<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater,<br />

− Radiologe<br />

sowie ein Vertreter der Pflege. [. . .]“<br />

G. Die <strong>Richtlinien</strong>änderungen treten einen Monat nach Veröffentlichung<br />

im Deutschen Ärzteblatt in Kraft.<br />

@<br />

Die<br />

vollständigen Druckfassungen dieser Veröffentlichung sind im Internet<br />

abrufbar unter: www.aerzteblatt.de/13241<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Bundesärztekammer, Dezernat VI,<br />

Herbert-Lewin-Platz 1, 10623 Berlin<br />

KASSENÄRZTLICHE BUNDESVEREINIGUNG<br />

Mitteilungen<br />

In seiner 298. Sitzung hat der Bewertungsausschuss <strong>gem</strong>äß <strong>§</strong> 87<br />

<strong>Abs</strong>. 1 Satz 1 SGB V einen Beschluss (schriftliche Beschlussfassung)<br />

<strong>zur</strong> Veröffentlichung der Geschäftsordnung des Bewertungsausschusses<br />

auf der Internetseite des Instituts des Bewertungsausschusses<br />

(www.institut-ba.de) gefasst.<br />

Der Beschlusstext, die entscheidungserheblichen Gründe zu diesem<br />

Beschluss sowie die am <strong>16</strong>. November 2012 in Kraft getretene<br />

Geschäftsordnung sind auf der Internetseite des Instituts des<br />

Bewertungsausschusses unter www.institut-ba.de veröffentlicht.<br />

Vorbehalt:<br />

Die Bekanntmachung erfolgt <strong>gem</strong>äß <strong>§</strong> 87 <strong>Abs</strong>. 6 SGB V unter<br />

dem Vorbehalt der Nichtbeanstandung durch das Bundesministerium<br />

für Gesundheit (BMG).<br />

□<br />

In seiner 299. Sitzung hat der Bewertungsausschuss <strong>gem</strong>äß <strong>§</strong> 87<br />

<strong>Abs</strong>. 1 Satz 1 SGB V einen Beschluss (schriftliche Beschlussfassung)<br />

<strong>zur</strong> Ergänzung der Datenschnittstellen <strong>zur</strong> Übermittlung<br />

von Daten <strong>zur</strong> Bereinigung des morbiditätsbedingten Behandlungsbedarfs<br />

bei Beitritt eines Versicherten zu einem Selektivvertrag<br />

<strong>gem</strong>äß <strong>§</strong><strong>§</strong> 63, 73b, 73c und 140a SGB V an die Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen und an die Verbände der Krankenkassen<br />

auf Landesebene für das Jahr 2013 mit Wirkung zum 1. Januar<br />

2013 gefasst.<br />

Der Beschlusstext sowie die entscheidungserheblichen Gründe<br />

zu diesem Beschluss sind auf der Internetseite des Instituts des<br />

Bewertungsausschusses unter www.institut-ba.de veröffentlicht.<br />

Vorbehalt:<br />

Die Bekanntmachung erfolgt <strong>gem</strong>äß <strong>§</strong> 87 <strong>Abs</strong>. 6 SGB V unter<br />

dem Vorbehalt der Nichtbeanstandung durch das Bundesministerium<br />

für Gesundheit (BMG).<br />

□<br />

A 242 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

BUNDESÄRZTEKAMMER<br />

Bekanntmachungen<br />

<strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong><br />

<strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 u. 5 TPG<br />

Der Vorstand der Bundesärztekammer hat in seiner Sitzung vom<br />

13.–14. 12. 2012 auf Empfehlung der Ständigen Kommission<br />

<strong>Organtransplantation</strong> Folgendes beschlossen:<br />

A. Die <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong> <strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong><br />

<strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 und 5 TPG in der Fassung vom<br />

23. 01. 2010 (Dtsch Arztebl 2010; 107[3]: 111) zuletzt<br />

geändert am 09. 11. 2012 (Dtsch Arztebl 2012; 109[45]:<br />

2267–8) werden wie folgt geändert:<br />

Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die Organvermittlung<br />

<strong>zur</strong> Herz- und Herz-Lungen-Transplantation<br />

werden wie folgt gefasst<br />

„III. Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Herz- und Herz-Lungen-<br />

Transplantation<br />

1. Gründe für die Aufnahme in die Warteliste<br />

Eine Herztransplantation kann medizinisch indiziert sein, wenn<br />

− eine hochgradige Herzschwäche trotz Ausschöpfung aller<br />

anderen Behandlungsoptionen nicht rückbildungsfähig<br />

ist und deshalb mit einer sehr begrenzten Lebenserwartung<br />

und hochgradig eingeschränkten Lebensqualität verbunden<br />

ist und<br />

− durch die Transplantation mit hinreichender Aussicht auf<br />

Erfolg behandelt werden kann.<br />

Die Ätiologie der hochgradigen Herzschwäche ist sehr unterschiedlich,<br />

die Indikation somit differenziert zu definieren.<br />

Für die große Mehrzahl der Patienten liegt eine hochgradige,<br />

irreversible Einschränkung der linksventrikulären systolischen<br />

Pumpfunktion zugrunde. Diese ist zuverlässig zu objektivieren<br />

und zu quantifizieren anhand der<br />

○ Symptomatik Luftnot/Leistungsschwäche bereits<br />

in Ruhe oder bei minimaler Belastung<br />

im alltäglichen Leben, entsprechend<br />

Stadien der Heart Association<br />

(NYHA III-IV);<br />

○ Echokardiographie Kammerdurchmesser, Auswurffraktion;<br />

○ Hämodynamik Auswurffraktion, linksventrikulärer<br />

Füllungsdruck, Herzzeitvolumen,<br />

zentralvenöse Sättigung;<br />

○ Spiroergometrie Sauerstoffsättigung (VO2) max. in<br />

ml/kg/min;<br />

○ Laborwerte Serumnatrium, B-type Natriuretic<br />

Peptide (BNP).<br />

Darüber hinaus stellt sich die Indikation bei anderen Patienten<br />

mit folgenden selteneren Herzerkrankungen, wie z. B.<br />

○ diastolische Herzinsuffizienz (Hypertrophische Kardiomyopathie,<br />

Speicherkrankheiten (z. B. Amyloidose)),<br />

○ rechtsventrikuläre Herzerkrankungen (z. B. Morbus Ebstein),<br />

○ schwere kongenitale (angeborene) Herzerkrankungen,<br />

○ therapierefraktäre Angina pectoris (nach Ausschöpfung<br />

aller anderen Therapieoptionen),<br />

○ therapierefraktäre Rhythmusstörungen (nach Ausschöpfung<br />

aller anderen Therapieoptionen),<br />

○ maligne und benigne Herztumoren,<br />

sowie bei<br />

○ Patienten mit Indikation einer Retransplantation und<br />

○ Patienten mit mechanischen Unterstützungssystemen.<br />

Indikation <strong>zur</strong> Herz-Lungen-Transplantation ist das nicht rückbildungsfähige,<br />

endgültige Herzversagen bei irreversiblen Lungenerkrankungen,<br />

bei denen eine isolierte Herz- oder Lungentransplantation<br />

nicht möglich ist.<br />

2. Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die<br />

Warteliste<br />

Als Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die Warteliste<br />

gelten die im All<strong>gem</strong>einen Teil festgelegten Kriterien (I.4.).<br />

3. Kriterien für die Allokation von Herzen<br />

Die Allokation von Spenderorganen erfolgt für Patienten auf der<br />

Warteliste <strong>zur</strong> Herztransplantation zunächst nach Größe und Blutgruppe<br />

für Patienten auf der Warteliste <strong>zur</strong> Herz-Lungentransplantation<br />

nach Totaler Lungenkapazität (TLC) und Blutgruppe.<br />

3.1. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel I.<br />

Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Herzchirurg/Thoraxchirurg,<br />

2. Internist<br />

● und 3. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer Disziplinen<br />

(Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen in Betracht ein<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater<br />

sowie ein Vertreter der Pflege.<br />

3.2. Dringlichkeitsstufen<br />

Bei allen Patienten muss vor Aufnahme in die Warteliste eine detaillierte<br />

Evaluation erfolgen. Dies gilt auch, wenn im Ausnahmefall<br />

gleichzeitig mit der Aufnahme in die Warteliste die Akzeptanz<br />

der Hochdringlichkeitsstufe (HU) beantragt wird.<br />

3.2.1. Hohe Dringlichkeit (High Urgency – HU)<br />

Bei Patienten auf der Warteliste in akut lebensbedrohlicher Situation<br />

besteht eine besondere Dringlichkeit <strong>zur</strong> Transplantation.<br />

Sie werden daher vorrangig vor allen anderen Patienten trans-<br />

A 1 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

plantiert. Die Zuordnung eines Patienten in diese Dringlichkeitsstufe<br />

muss besonders begründet werden. Empfänger, die diese Kriterien<br />

erfüllen, sind in der Regel bereits auf der Warteliste geführte<br />

Patienten, deren Zustand sich verschlechtert. Dies sind Patienten,<br />

die unter intensivmedizinischen Bedingungen stationär behandelt<br />

werden und nach Ausschöpfung aller alternativen Behandlungsmöglichkeiten<br />

(ausgenommen ventrikuläre Unterstützungssysteme)<br />

trotz hochdosierter Therapie mit Katecholaminen und/oder<br />

Phosphodiesterase-Hemmern nicht rekompensierbar sind und Zeichen<br />

des beginnenden Organversagens aufweisen.<br />

Es handelt sich jedoch nicht um Patienten, die <strong>zur</strong> Beobachtung oder<br />

mit niedrig dosierten Katecholaminen unter intensivmedizinischen<br />

Bedingungen stationär behandelt werden. Bei progredientem Multiorganversagen<br />

wird die HU-Einstufung ausgesetzt und der Patient<br />

ist vom Transplantationszentrum gegenüber der Vermittlungsstelle<br />

als „nicht transplantabel (NT)“ (s. 3.2.3.) umzumelden.<br />

Patienten, bei denen ein ventrikuläres Unterstützungssystem<br />

(VAD) implantiert wird, werden grundsätzlich auf der einheitlichen<br />

Warteliste mit normaler Dringlichkeit geführt. Falls sich<br />

das Krankheitsbild direkt nach der Implantation verschlechtert,<br />

ist eine HU-Anmeldung nicht angezeigt. VAD-Patienten werden<br />

nur dann in die HU-Gruppe eingestuft, wenn sie sich zunächst erholen,<br />

später aber methodenbedingt eine lebensbedrohliche Situation<br />

entsteht. Dabei sollte u. a. zwischen parakorporalen und<br />

intrakorporalen Systemen unterschieden werden.<br />

Bei Patienten <strong>zur</strong> Herz-Lungentransplantation kommen darüber<br />

hinaus noch Patienten in Frage, die aufgrund der Lungenfunktion<br />

beatmet werden müssen oder ein Lungen-Ersatz Verfahren<br />

(z. B. ECMO oder ECLA) zum Einsatz kommt. Falls sich das<br />

Krankheitsbild nach diesen Maßnahmen weiter verschlechtert,<br />

ist eine HU-Meldung nicht mehr angezeigt.<br />

Eine HU-Anmeldung kommt nicht in Betracht bei Patienten nach<br />

herzchirurgischen Eingriffen, nach großem Myokardinfarkt oder<br />

fulminanter Myokarditis, bei denen eine notfallmäßige Entscheidung<br />

gefällt werden muss, da diese Patienten nach bisherigen Ergebnissen<br />

nur eine sehr geringe Aussicht auf eine erfolgreich durchführbare<br />

Transplantation haben. Dies gilt auch im Falle eines Organversagens<br />

nach Herztransplantation, jedenfalls bis eine Stabilisierung<br />

mittels eines Unterstützungssystems erreicht werden kann.<br />

Der HU-Status gilt für die Dauer von 8 Wochen; er muss nach<br />

Ablauf dieser Frist erneut begründet werden.<br />

Bei Wiederaufnahme in den HU-Status aus dem NT- oder<br />

T-Status innerhalb einer Frist von 28 Tagen bleibt die zuvor registrierte<br />

Wartezeit im HU-Status erhalten.<br />

Der HU-Status setzt voraus, dass sich der Patient im Transplantationszentrum<br />

oder einem mit diesem eng kooperierenden,<br />

dieselben medizinischen Therapierichtlinien anwendenden Krankenhaus<br />

befindet, das örtlich so nahe gelegen ist, dass ein Arzt<br />

der transplantierenden Klinik den Patienten mindestens einmal<br />

wöchentlich visitieren kann. Die Visitation ist zu dokumentieren.<br />

Kinder und Jugendliche bis zu einem Alter von <strong>16</strong> Jahren erhalten<br />

den HU-Status unabhängig von den vorgenannten Voraussetzungen.<br />

Dies gilt auch für Jugendliche und Heranwachsende<br />

nach Vollendung des <strong>16</strong>. Lebensjahres, sofern sie sich nachweisbar<br />

noch im Wachstumsalter befinden. Der Nachweis ist durch<br />

das jeweilige Transplantationszentrum zu führen (z. B. durch eine<br />

Röntgenaufnahme der linken Hand) und wird durch zwei unabhängige,<br />

von der Vermittlungsstelle beauftragte Auditoren<br />

überprüft. Bei Uneinigkeit wird ein dritter Auditor hinzugezogen,<br />

dessen Stimme dann entscheidet.<br />

Innerhalb der vorgenannten Patientengruppen werden die Patienten,<br />

bei denen eine stationäre Behandlung wegen des klinischen<br />

Zustands als Folge der Grunderkrankung erforderlich ist,<br />

bei der Allokation bevorzugt berücksichtigt. Es muss stets gewährleistet<br />

sein, dass der Zustand des Patienten durch einen Arzt<br />

des transplantierenden Zentrums mindestens einmal wöchentlich<br />

evaluiert und das Ergebnis dokumentiert wird.<br />

Hochimmunisierte Patienten<br />

Hochimmunisierte Patienten (aktuelle Panel Reactive Antibodies,<br />

PRA > 50%) werden bei der Allokation bevorzugt berücksichtigt.<br />

Dazu werden Spenderherzen, bei welchen zum Zeitpunkt der<br />

Allokation bereits die HLA-Typisierung vorliegt, zunächst solchen<br />

hochimmunisierten Patienten angeboten, die aufgrund der<br />

HLA-Analyse für dieses Organ geeignet erscheinen.<br />

Die dazu notwendigen immunologischen Untersuchungen (z.<br />

B. Crossmatch-Test) erfolgen in jedem Fall entsprechend den<br />

Vorgaben in den <strong>Richtlinien</strong> nach <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 Nr. 4 TPG. Dazu<br />

müssen die Seren der betroffenen Patienten innerhalb<br />

Deutschlands verschickt worden sein.<br />

Blutgruppenidentität und -kompatibilität (A-B-0-System)<br />

Die Verteilung von Spenderorganen richtet sich nach den folgenden<br />

Regeln:<br />

1. Die Allokation erfolgt zunächst Blutgruppen-identisch:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

2. Falls eine Blutgruppen-identische Allokation nicht möglich<br />

ist, erfolgt die Allokation Blutgruppen-kompatibel<br />

wie folgt:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

3. Falls eine Allokation auch nach den Regeln zu Nummer 2<br />

nicht möglich ist, erfolgt die Allokation Blutgruppenkompatibel<br />

wie folgt:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0, B<br />

A, AB<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0, A, B, AB<br />

A, AB<br />

B, AB<br />

AB<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 2


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Bei Kindern unter 2 Jahren ist auch eine blutgruppen-inkompatible<br />

Zuordnung im Rahmen eines standardisierten Zentrumsprotokolls<br />

zulässig, sofern entsprechend niedrige Blutgruppen-Antikörpertiter<br />

nachweisbar sind.<br />

Wartezeit<br />

Auf Grund der besonderen Dringlichkeit wird innerhalb der<br />

Patientengruppe im HU-Status darüber hinaus als Allokationskriterium<br />

nur die Wartezeit in diesem Status berücksichtigt.<br />

3.2.2. Elektiv (transplantabel – T)<br />

Diese Patientengruppe erfüllt die Kriterien <strong>zur</strong> Aufnahme auf die<br />

Warteliste <strong>zur</strong> Herz- bzw. Herz-Lungentransplantation, jedoch<br />

nicht die Kriterien für die hohe Dringlichkeit.<br />

Hochimmunisierte Patienten<br />

Hochimmunisierte Patienten (aktuelle PRA > 50%) werden bei<br />

der Allokation bevorzugt berücksichtigt.<br />

Dazu werden Spenderherzen bzw. Spenderherzen und -lungen,<br />

bei welchen zum Zeitpunkt der Transplantation bereits die<br />

HLA-Typisierung vorliegt, zunächst solchen hochimmunisierten<br />

Patienten angeboten, die aufgrund der HLA-Analyse für dieses<br />

Organ geeignet erscheinen.<br />

Die dazu notwendigen immunologischen Untersuchungen (z.<br />

B. Crossmatch-Test) erfolgen in jedem Fall entsprechend den<br />

Vorgaben in den <strong>Richtlinien</strong> nach <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 Nr. 4 TPG. Dazu<br />

müssen die Seren der betroffenen Patienten innerhalb<br />

Deutschlands verschickt worden sein.<br />

Blutgruppenidentität und -kompatibilität (A-B-0-System)<br />

Die Verteilung von Spenderorganen richtet sich nach den folgenden<br />

Regeln:<br />

1. Die Allokation erfolgt zunächst Blutgruppen-identisch:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

2. Falls eine Blutgruppen-identische Allokation nicht möglich<br />

ist, erfolgt die Allokation Blutgruppen-kompatibel<br />

wie folgt:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

3. Falls eine Allokation auch nach den Regeln zu Nummer 2<br />

nicht möglich ist, erfolgt die Allokation Blutgruppenkompatibel<br />

wie folgt:<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0, B<br />

A, AB<br />

B<br />

AB<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0, A, B, AB<br />

A, AB<br />

B, AB<br />

AB<br />

Bei Kindern unter 2 Jahren ist auch eine blutgruppen-inkompatible<br />

Zuordnung im Rahmen eines standardisierten Zentrumsprotokolls<br />

zulässig, sofern entsprechend niedrige Blutgruppen-Antikörpertiter<br />

nachweisbar sind.<br />

Wartezeit<br />

Darüber hinaus wird in der Patientengruppe im T-Status die Wartezeit<br />

berücksichtigt. Hierzu werden die Tage der Wartezeit im<br />

HU-, T- und NT-Status gewertet, wobei jeder Tag einen Punkt<br />

zählt. Von der Wartezeit im NT-Status werden maximal 30 Tage<br />

berücksichtigt. Das Spenderorgan wird in der Reihenfolge der jeweils<br />

höchsten ermittelten Punktwerte alloziert.<br />

3.2.3. Nicht transplantabel (nicht transplantabel – NT)<br />

Wird ein Patient im HU-Status als NT <strong>gem</strong>eldet, muss nach Wegfall<br />

der passageren Kontraindikation(en) ein neuer Dringlichkeitsantrag<br />

gestellt werden. Wird dieser akzeptiert, ist die Wartezeit<br />

im HU-Status als zusammenhängend zu werten, sofern die<br />

Dauer des NT-Status 28 Tage nicht übersteigt. Die Tage der Wartezeit<br />

im NT-Status bleiben bei der Berechnung der Wartezeit im<br />

HU-Status unberücksichtigt.<br />

3.3. Bevorzugte kombinierte <strong>Organtransplantation</strong><br />

Patienten mit geplanter Herz-Lungen-Transplantation haben in jeder<br />

Dringlichkeitsstufe grundsätzlich Vorrang vor Patienten mit isolierter<br />

Herz- oder isolierter Lungentransplantation. Organe für Patienten<br />

mit geplanter Herz-Lungen-Transplantation werden nicht nach dem<br />

Lung-Allocation-Score (LAS), sondern nach den Regelungen für<br />

die Herz- und Herz-Lungen-Transplantation alloziert.<br />

Andere kombinierte Transplantationen als die <strong>gem</strong>einsame<br />

Übertragung von thorakalen Organen werden wie folgt geregelt:<br />

Unter Berücksichtigung von Indikation und Erfolgsaussicht erfolgt<br />

gegenüber elektiv gelisteten Patienten eine vorrangige Allokation<br />

für Herztransplantationen in Kombination mit anderen<br />

nicht-renalen Organen, wenn diese Kombinationstransplantationen<br />

nach Prüfung durch die Auditgruppe als besonders dringlich<br />

angesehen werden.<br />

3.4. Ermittlung der Allokationsreihenfolge<br />

Das Verfahren der Organvermittlung erfolgt unter Verwendung<br />

eines abgestimmten Allokations-Algorithmus nach den oben beschriebenen<br />

Kriterien. Dabei werden Kinder unter <strong>16</strong> Jahren (s.<br />

3.2.1.), Empfänger einer Herz-Lungen-Transplantation und ggf.<br />

einer anderen Kombinationstransplantation mit nicht-renalen Organen<br />

(s. o.) bevorzugt berücksichtigt.<br />

Somit ergibt sich folgende Allokationsreihenfolge:<br />

1. Gruppe der HU-Patienten (zunächst Patienten für eine<br />

Herz-Lungen-Transplantation, dann Patienten für<br />

eine Herztransplantation);<br />

2. Patienten für eine bevorzugte Kombinationstransplantation<br />

mit anderen nicht-renalen Organen;<br />

A 3 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

3. Gruppe der elektiven Patienten (zunächst Patienten<br />

für eine Herz-Lungen-Transplantation, dann Patienten<br />

für eine Herztransplantation).<br />

3.5. Auditgruppe thorakale Transplantation<br />

Vorbemerkung<br />

Es ist vorgesehen, das bisherige Verfahren der Zuordnung <strong>zur</strong><br />

Dringlichkeitsstufe HU durch ein anderes Verfahren zu ersetzen,<br />

dessen Voraussetzungen <strong>zur</strong>zeit geprüft werden. Bis auf Weiteres<br />

gelten die folgenden Regelungen:<br />

Aufgabenstellung der Auditgruppe<br />

− HU<br />

Über die Zuordnung <strong>zur</strong> Dringlichkeitsstufe HU entscheidet in<br />

jedem Einzelfall eine Auditgruppe bei der Vermittlungsstelle.<br />

− Kombinierte Herztransplantation (s. auch 3.4.)<br />

Bei Patienten, bei denen eine Herztransplantation in Kombination<br />

mit anderen nicht-renalen Organen vorgesehen ist, wird von<br />

der Vermittlungsstelle auf Antrag des Transplantationszentrums<br />

ein Auditverfahren durchgeführt, um zu klären, ob im Einzelfall<br />

unter Berücksichtigung von Indikation und Erfolgsaussicht eine<br />

vorrangige Allokation vor elektiven Transplantationen angezeigt<br />

ist.<br />

Zusammensetzung der Auditgruppe<br />

Aus jedem <strong>zur</strong> Transplantation thorakaler Organe zugelassenen<br />

Transplantationszentrum in Deutschland können zwei in der<br />

thorakalen <strong>Organtransplantation</strong> erfahrene Ärzte für die Auditgruppe<br />

nominiert werden. Aus dieser Gruppe wird im Rotationsverfahren<br />

ein ständiger Bereitschaftsdienst gebildet. Die jeweils<br />

amtierende Auditgruppe setzt sich aus drei Mitgliedern<br />

zusammen, die in verschiedenen Transplantationszentren tätig<br />

sind, nicht jedoch in dem Zentrum, das von der Allokationsentscheidung<br />

betroffen ist; ihr müssen ein Internist und ein Chirurg<br />

angehören. Hinsichtlich der Zusammensetzung der jeweils<br />

amtierenden Auditgruppe ist gegenüber dem den HU-Status für<br />

einen Patienten beantragenden Zentrum Vertraulichkeit zu<br />

wahren.<br />

Entscheidungen der Auditgruppe<br />

Die Entscheidung der Auditgruppe ist mehrheitlich und unverzüglich<br />

zu treffen. Jedes Votum wird begründet und zusammen<br />

mit der Vermittlungsentscheidung bei der Vermittlungsstelle dokumentiert.<br />

Das Auditverfahren ist nach Eingang der Voten der<br />

Audit-Mitglieder bei der Vermittlungsstelle abgeschlossen.<br />

Im Falle eines positiven Erstvotums für die Dringlichkeitsstufe<br />

HU findet die Reevaluation auf Anmeldung des behandelnden<br />

Zentrums alle 8 Wochen statt. Sie erfolgt in der Regel durch die<br />

zuständigen Ärzte der Vermittlungsstelle.<br />

Die Richtigkeit der im Rahmen des Audit-Prozesses übermittelten<br />

Daten sowie die Einhaltung der medizinischen HU-Kriterien<br />

liegt in der Verantwortung der Ärzte des anmeldenden Transplantationszentrums.<br />

Entscheidungen der Auditgruppe<br />

Die Entscheidung der Auditgruppe ist mehrheitlich und unverzüglich<br />

zu treffen. Jedes Votum wird begründet und zusammen<br />

mit der Vermittlungsentscheidung bei der Vermittlungsstelle dokumentiert.<br />

Das Auditverfahren ist nach Eingang der Voten der<br />

Audit-Mitglieder bei der Vermittlungsstelle abgeschlossen.<br />

Im Falle eines positiven Erstvotums für die Dringlichkeitsstufe<br />

HU findet die Reevaluation auf Anmeldung des behandelnden<br />

Zentrums alle 8 Wochen statt. Sie erfolgt in der Regel durch die<br />

zuständigen Ärzte der Vermittlungsstelle.<br />

Die Richtigkeit der im Rahmen des Audit-Prozesses übermittelten<br />

Daten sowie die Einhaltung der medizinischen HU-Kriterien<br />

liegt in der Verantwortung der Ärzte des anmeldenden Transplantationszentrums.“<br />

B. Die <strong>Richtlinien</strong>änderungen treten einen Monat nach Veröffentlichung<br />

im Deutschen Ärzteblatt in Kraft.<br />

[Hinweis: Der Wortlaut der jeweils geltenden <strong>Richtlinien</strong> ist abrufbar<br />

unter: www.bundesaerztekammer.de/organtransplantation]<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Bundesärztekammer<br />

Dezernat VI<br />

Herbert-Lewin-Platz 1<br />

10623 Berlin<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 4


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

BUNDESÄRZTEKAMMER<br />

Bekanntmachungen<br />

<strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong><br />

<strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 u. 5 TPG<br />

Der Vorstand der Bundesärztekammer hat in seiner Sitzung vom<br />

13.–14. 12. 2012 auf Empfehlung der Ständigen Kommission<br />

<strong>Organtransplantation</strong> Folgendes beschlossen:<br />

A. Die <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong> <strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong><br />

<strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 und 5 TPG in der Fassung vom<br />

23. 01. 2010 (Dtsch Arztebl 2010; 107[3]: 111) zuletzt<br />

geändert am 09. 11. 2012 (Dtsch Arztebl 2012; 109[45]:<br />

2267–8) werden wie folgt geändert:<br />

Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die Organvermittlung<br />

<strong>zur</strong> Lungentransplantation werden wie folgt gefasst<br />

„III.<br />

Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Lungentransplantation<br />

1. Gründe für die Aufnahme in die Warteliste<br />

Eine Lungentransplantation kann medizinisch indiziert sein,<br />

wenn<br />

○<br />

○<br />

eine hochgradiges respiratorisches Versagen trotz Ausschöpfung<br />

aller anderen Behandlungsoptionen nicht<br />

rückbildungsfähig ist, damit mit einer sehr begrenzten<br />

Lebensprognose (geschätzte 5-Jahres-Überlebensrate unter<br />

50%) und/oder hochgradig eingeschränkten Lebensqualität<br />

verbunden ist<br />

und<br />

durch die Transplantation mit hinreichender Aussicht auf<br />

Erfolg behandelt werden kann.<br />

Die Ätiologie des hochgradigen Atemversagens ist sehr unterschiedlich,<br />

die Indikation somit differenziert zu definieren.<br />

Die häufigsten Indikationsgruppen sind die zystische Fibrose<br />

(Mukoviszidose), verschiedene Formen der Lungenfibrose, des<br />

Lungenemphysem und des Lungenhochdrucks (pulmonale Hypertonie).<br />

Für die große Mehrzahl der Patienten liegt eine hochgradige,<br />

irreversible Einschränkung des respiratorischen Systems zugrunde.<br />

Dieses setzt sich zusammen aus den Störungen der<br />

Atemmechanik, des Gasaustausches und des pulmonalen Blutflusses.<br />

Die Störungen sind zuverlässig zu objektivieren und zu<br />

quantifizieren anhand der<br />

○ Symptomatik Belastungseinschränkungen bereits in<br />

Ruhe oder bei minimaler Belastung im<br />

alltäglichen Leben, entsprechend Stadien<br />

der New York Heart Association<br />

(NYHA III-IV), therapierefraktärer<br />

Pneumothorax oder pulmonale Blutungen;<br />

o Lungenfunktion Vitalkapazität (VC), Ein-Sekunden-<br />

Kapazität (FEV1);<br />

○ Blutgase Hypoxämie und/oder Hyperkapnie mit<br />

der Notwendigkeit <strong>zur</strong> Sauerstofftherapie<br />

oder maschinellen Beatmung (invasiv<br />

und nicht-invasiv) oder extrakorporale<br />

Verfahren (z. B. Extrakorporale<br />

Membranoxygenierung, ECMO);<br />

○ Hämodynamik Pulmonalarterieller Druck, Herzzeitvolumen,<br />

zentralvenöse Sättigung, Venendruck;<br />

○ Belastungs- Spiroergometrie (VO2 max. in ml/kg/<br />

untersuchungen min), 6-Minuten-Gehtest.<br />

Darüber hinaus stellt sich die Indikation bei anderen Patienten<br />

mit folgenden seltenen Lungenerkrankungen: z. B. Sarkoidose,<br />

Lymphangioleiomyomatose, Langerhans-Histiozytose und das<br />

Bronchiolitis-obliterans-Syndrom (auch nach vorangegangener<br />

Lungentransplantation).<br />

Ist die terminale Lungenerkrankung mit einer irreversiblen<br />

Herzerkrankung verbunden, so dass eine isolierte Herz- oder<br />

Lungentransplantation nicht möglich ist, kann die Indikation <strong>zur</strong><br />

kombinierten Herz-Lungentransplantation gestellt werden. Die<br />

Allokation erfolgt dann nach den Regelungen für die Herz- und<br />

Herz-Lungen-Transplantation.<br />

2. Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die<br />

Warteliste<br />

Als Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die Warteliste<br />

gelten die im All<strong>gem</strong>einen Teil festgelegten Kriterien (I.4.). Im<br />

Hinblick auf Befunde, Erkrankungen oder Umstände, die das<br />

Operationsrisiko erheblich erhöhen oder den längerfristigen Erfolg<br />

der Transplantation in Frage stellen, gilt:<br />

○ Für die Atemwegskolonisation mit Erregern, die mit einer<br />

Antibiose nicht mehr behandelbar sind (insbesondere<br />

Burkholderia cenocepacia, BCC III), ist eine differenzierte<br />

Betrachtung im Kontext von anderen Risikofaktoren<br />

notwendig.<br />

○ Eine nicht gelöste Suchtproblematik (z. B. Nikotin, Alkohol,<br />

Drogen) ist in der Regel eine Kontraindikation für eine<br />

Lungentransplantation und kann somit ein Grund für<br />

die Ablehnung einer Aufnahme in die Warteliste sein.<br />

○ Kurativ behandelte Tumorerkrankungen mit weniger als<br />

2-jähri<strong>gem</strong> rezidivfreien Intervall (in Risikofällen 5-jähri<strong>gem</strong><br />

rezidivfreien Intervall) sind ebenfalls eine Kontraindikation<br />

für eine Lungentransplantation und somit<br />

ein Grund für die Ablehnung einer Aufnahme in die<br />

Warteliste.<br />

A 1 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

3. Kriterien für die Allokation von Lungen<br />

Da sich für Patienten mit hochgradiger, irreversibler Einschränkung<br />

des respiratorischen Systems die Wahrscheinlichkeit des<br />

Versterbens auf der Warteliste <strong>zur</strong> Lungentransplantation individuell<br />

erheblich unterscheidet und auch präoperative Faktoren das<br />

Ergebnis nach Transplantation beeinflussen, wird das Maß für<br />

Dringlichkeit und Erfolgsaussicht der Transplantation nach dem<br />

Lung-Allocation-Score (LAS) berechnet.<br />

Ein LAS-basiertes Allokationssystem ist für die USA auf<br />

Grundlage der amerikanischen Transplantationsdaten entwickelt<br />

worden und wird seit Mai 2005 angewendet.<br />

Der LAS wird in der Fassung vom 1. Januar 2010* in dieser<br />

Richtlinie übernommen; in der Folge wird die LAS-basierte Allokation<br />

regelmäßig durch die Ständige Kommission <strong>Organtransplantation</strong><br />

überprüft und ggf. an den Stand der Erkenntnisse<br />

der medizinischen Wissenschaft angepasst.<br />

Dazu ist es erforderlich, mit der Umstellung auf die Allokation<br />

nach dem LAS eine Datenbank für Deutschland ein<strong>zur</strong>ichten.<br />

Die Datenbank wird von der Vermittlungsstelle geführt.<br />

Sie erfasst die LAS-Parameter, die Wartelistensterblichkeit,<br />

das Einjahresüberleben sowie definierte Parameter <strong>zur</strong><br />

Weiterentwicklung des Scores (sog. LAS-plus-Score). Mit der<br />

Aufnahme in die Warteliste erfolgt die Erfassung der für den<br />

LAS erforderlichen Parameter der Patienten und die Kalkulation<br />

des Scores durch die Vermittlungsstelle. Die Korrektheit<br />

der übermittelten Daten wird durch ein geeignetes Verfahren<br />

überprüft.<br />

3.1. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel I.<br />

Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Herzchirurg/Thoraxchirurg,<br />

2. Internist<br />

● und 3. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen<br />

in Betracht ein<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater<br />

sowie ein Vertreter der Pflege.<br />

3.2. Berechnung des LAS<br />

Der LAS-Score wird wie folgt berechnet:<br />

1. Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

auf der Warteliste für das folgende Jahr;<br />

2. Berechnung des Wartelistenindex;<br />

3. Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

für das erste Jahr nach Transplantation;<br />

4. Berechnung des Überlebensindex nach Transplantation;<br />

5. Kalkulation des LAS-Rohwertes aus Überlebensvorteil<br />

durch die Transplantation abzüglich Wartelistenindex.<br />

6. Der endgültige LAS errechnet sich durch Normalisierung<br />

des LAS-Rohwertes auf einer Skala von<br />

0 bis 100.<br />

* s. Anlage II<br />

3.3. Zuerkennung eines LAS in Ausnahmefällen<br />

Erfüllt in Ausnahmefällen das gesamte Krankheitsbild (z. B.<br />

Sklerodermie oder Zustand nach Knochenmarkstransplantation)<br />

eines Patienten keine der vorgenannten LAS-Kriterien, begründet<br />

das Transplantationszentrum in einem Antrag an die Vermittlungsstelle,<br />

warum der LAS die Dringlichkeit und Erfolgsaussicht<br />

einer Transplantation bei diesem Patienten und seinem<br />

Krankheitsbild nicht adäquat widerspiegelt. In diesen Ausnahmefällen<br />

beruft die Vermittlungsstelle <strong>zur</strong> Feststellung der<br />

Dringlichkeit und Erfolgsaussicht eine Sachverständigengruppe<br />

ein, um zu klären, welcher LAS zuerkannt wird.<br />

Basierend auf diesen durch die Sachverständigengruppe beurteilten<br />

Ausnahmefällen werden – wenn medizinisch sinnvoll und<br />

aufgrund der Datenlage möglich – Vorschläge <strong>zur</strong> Weiterentwicklung<br />

des LAS erarbeitet, die der Ständigen Kommission <strong>Organtransplantation</strong><br />

(<strong>zur</strong> Ergänzung dieser Richtlinie) vorgelegt<br />

werden.<br />

3.4. Aktualisierung des LAS<br />

Die Transplantationszentren sind verpflichtet, die für den LAS<br />

erforderlichen Parameter der Wartelistenpatienten mindestens<br />

vierteljährlich zu aktualisieren. Eine erhebliche Veränderung des<br />

Gesundheitszustands und damit eine Änderung der Dringlichkeit<br />

der Transplantation erfordert eine unverzügliche Mitteilung der<br />

für die Aktualisierung des Scores durch die Vermittlungsstelle erforderlichen<br />

Daten.<br />

Darüber hinaus sind die Transplantationszentren verpflichtet,<br />

der Vermittlungsstelle die für die Berechnung der Wartelistensterblichkeit,<br />

des Einjahresüberlebens und <strong>zur</strong> Weiterentwicklung<br />

des LAS (vgl. 3.) erforderlichen Daten (s. Anlage I) bei der<br />

Aufnahme auf die Warteliste und während der Wartezeit vierteljährlich<br />

mitzuteilen. Nach der Transplantation wird der Vermittlungsstelle<br />

das Überleben des Empfängers nach 90 Tagen, nach<br />

einem Jahr und dann jährlich von den Transplantationszentren<br />

mitgeteilt.<br />

3.5. Algorithmus für die Lungenallokation<br />

Die Allokation von Spenderorganen erfolgt für alle transplantablen<br />

Patienten zunächst nach Größe und Blutgruppe. Kommen danach<br />

mehrere Patienten als Empfänger in Betracht, wird nach<br />

dem höchsten LAS-Wert alloziert.<br />

3.5.1. Größenkompatibilität<br />

Die Größenkompatibilität wird nach der nach Größe und Geschlecht<br />

geschätzten totalen Lungenkapazität (TLC) von Spenderund<br />

Empfängerlungen ermittelt: Als kompatibel gilt ein Spenderorgan,<br />

welches eine bis zu 10 % geringere oder eine bis zu 20 %<br />

größere TLC aufweist. Liegen besondere anatomische Verhältnisse<br />

(z. B. Thoraxdeformität) des Organempfängers vor, muss die<br />

Empfänger-TLC im Empfängerprofil angepasst werden. Für besonders<br />

kleine Empfänger (TLC < 5 l), bei denen eine Lungenlappen-Transplantation<br />

geplant ist, kann eine deutlich größere Lunge<br />

alloziert werden. (Die Planung von größenreduzierter Transplantation<br />

ist im Empfängerprofil explizit zu erwähnen.)<br />

3.5.2. Blutgruppenidentität und -kompatibilität im<br />

AB0-System<br />

Um eine Benachteiligung von Kandidaten mit seltenen Blutgruppen<br />

(B, AB) zu vermeiden, wurde von einer stringenten blutgruppenidentischen<br />

Allokation abgewichen:<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 2


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Die Verteilung von Spenderorganen richtet sich nach den folgenden<br />

Regeln:<br />

1. Die Allokation erfolgt zunächst nach folgenden Blutgruppenregeln:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

2. Falls eine Allokation nach den Regeln zu Nummer 1 nicht<br />

möglich ist, erfolgt die Allokation Blutgruppen-kompatibel<br />

wie folgt:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

3.6. Kinder und Jugendliche<br />

Der LAS ist nur für Empfänger ab 12 Jahren verifiziert. Daher<br />

erfolgt die Allokation bei Kindern bis 12 Jahren abweichend: für<br />

sie wird ein LAS von 100 angenommen.<br />

Bei Kindern und Jugendlichen bestehen besondere anatomische<br />

Brustkorb- und Lungen-Größenverhältnisse. Um eine Benachteiligung<br />

dieser Patientengruppe zu vermeiden, werden<br />

Transplantate von Spendern unter 18 Jahren nach folgendem<br />

Schema alloziert:<br />

1. Priorität Empfänger<br />

2. Priorität Empfänger<br />

3. Priorität Empfänger<br />

Spenderalter<br />

< 12 Jahre<br />

Empfängeralter<br />

< 12 Jahre<br />

Empfängeralter<br />

12 – 17 Jahre<br />

Empfängeralter<br />

> 18 Jahre<br />

3.7. Kombinierte <strong>Organtransplantation</strong><br />

Patienten mit geplanter Herz-Lungen-Transplantation haben Vorrang<br />

vor Patienten mit isolierter Herz- oder isolierter Lungentransplantation.<br />

Organe für Patienten mit geplanter Herz-Lungen-Transplantation<br />

werden nicht nach Lung-Allocation-Score<br />

(LAS), sondern nach den Regelungen für die Herz- und Herz-<br />

Lungen-Transplantation alloziert.<br />

Für andere kombinierte Lungentransplantationen mit nicht-renalen<br />

Organen beruft die Vermittlungsstelle auf Antrag des<br />

Transplantationszentrums eine Sachverständigengruppe ein, um<br />

zu klären, welcher LAS zuerkannt wird.<br />

0, B<br />

A, AB<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0, A, B, AB<br />

A, AB<br />

B, AB<br />

AB<br />

Spenderalter<br />

12 – 17 Jahre<br />

Empfängeralter<br />

12 – 17 Jahre<br />

Empfängeralter<br />

< 12 Jahre<br />

Empfängeralter<br />

> 18 Jahre<br />

3.8. Behandlung mit extrakorporalen Verfahren<br />

Bei Patienten, die mit einem extrakorporalen Lungenersatzverfahren<br />

therapiert werden müssen, werden bei der Berechnung<br />

des LAS die inspiratorische Sauerstoffkonzentration und der arterielle<br />

pCO2-Wert unmittelbar vor Anschluss an das extrakorporale<br />

Verfahren berücksichtigt und auch bei der Reevaluation/Aktualisierung<br />

weiter angewandt.<br />

3.9. Nicht transplantabel (nicht transplantabel – NT)<br />

Wird ein Patient im NT-Status wieder als transplantabel eingestuft,<br />

ist eine erneute Dateneingabe <strong>zur</strong> Berechnung des LAS<br />

notwendig.<br />

4. Zusammensetzung der Sachverständigengruppe und<br />

Verfahren<br />

Die Sachverständigengruppe besteht aus drei in der Lungentransplantation<br />

erfahrenen Ärzten aus verschiedenen Zentren im Bereich<br />

der Vermittlungsstelle, nicht jedoch aus dem anmeldenden<br />

Zentrum. Die Mitglieder der Sachverständigengruppe werden<br />

von der Vermittlungsstelle <strong>zur</strong> Beurteilung von Ausnahmefällen<br />

benannt (s. <strong>Abs</strong>chnitt 3.3.).<br />

Die Entscheidung der Sachverständigengruppe erfolgt zeitnah<br />

und ist mehrheitlich zu treffen. Jedes Votum wird begründet und<br />

durch die Vermittlungsstelle dokumentiert.<br />

Eine Reevaluation dieser Sonderfälle ist dann erforderlich,<br />

wenn sich der medizinische Zustand des Patienten ändert, der für<br />

die Einschätzung des zuerkannten LAS maßgeblich war, spätestens<br />

jedoch nach 8 Wochen.<br />

Anlage I<br />

Parameter <strong>zur</strong> Berechnung des Lung Allocation Score<br />

(inkl. LAS plus)<br />

I. All<strong>gem</strong>eine Parameter<br />

●Geburtsdatum<br />

● Größe (cm)<br />

● Gewicht (kg)<br />

● Diagnose der Lungenerkrankung<br />

● funktioneller Status (ohne Unterstützung, leichte Unterstützung,<br />

volle Unterstützung)<br />

● Diabetes (unbekannt, insulinabhängig, kein Diabetes, nicht insulinabhängig)<br />

● Beatmung (keine, CPAP, BiPAP, kontinuierlich invasiv, intermittierend<br />

invasiv)<br />

● Sauerstoffbedarf (kein, in Ruhe, nur nächtlich, nur bei Belastung)<br />

● Sauerstoffbedarf (l/min oder %)<br />

● forcierte Vitalkapazität (% Soll)<br />

● systolischer Pulmonalisdruck (mmHg)<br />

● mittlerer Pulmonalisdruck (mmHg)<br />

● mittlerer Lungenkapillarenverschlussdruck (mmHg)<br />

● aktueller Kohlendioxid-Partialdruck (mmHg)<br />

● maximaler Kohlendioxid-Partialdruck (mmHg)<br />

● minimaler Kohlendioxid-Partialdruck (mmHg)<br />

● Kohlendioxid-Partialdruck, Anstieg (%)<br />

● 6-Minuten-Gehtest (m)<br />

● Sauerstoffsättigung am Belastungsende (%)<br />

● Kreatinin (mg/dl)<br />

● glomeruläre Filtrationsrate < 40 ml/min ja / nein<br />

A 3 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

● Bilirubin (µmol/l)<br />

● Koagulopathie (INR > 2, Thrombozyten < 50 Tsd/µl) ja / nein<br />

● i. v. Prostanoide ja / nein<br />

● Pneumothorax mit Drainage ja / nein<br />

● Kombiniertes Transplantationsverfahren ja/nein<br />

● extrakorporale Unterstützung (kein, interventional lung assist,<br />

ECMO)<br />

II. Diagnose der Lungenerkrankung<br />

● Allergische bronchopulmonale Aspergillose<br />

● Alpha-1-Antitrypsin Mangel<br />

● Alveolarproteinose<br />

● Amyloidose<br />

● ARDS<br />

● BOOP / organisierende Pneumonie<br />

● Bronchiektasie<br />

● Bronchoalveoläres Karzinom<br />

● Bronchopulmonale Dysplasie<br />

● Karzinoid Tumor<br />

● Chronische Pneumonitis des Kindesalters<br />

● variabler Immundefekt<br />

● kongenitale Malformation<br />

● konstriktive Bronchiolitis<br />

● COPD/Lungenemphysem<br />

● CREST Syndrom – Pulmonale Hypertension<br />

● CREST Syndrom – Restriktive Verlaufsform<br />

● Zystische Fibrose (Mukoviszidose)<br />

● Ehlers-Danlos Syndrom<br />

● Eisenmenger Syndrom mit Vorhofseptum Defekt<br />

● Eisenmenger Syndrom mit multipler kongenitaler Anomalie<br />

● Eisenmenger Syndrom mit anderer Erkrankung<br />

● Eisenmenger Syndrom mit persistierendem Ductus arteriosus<br />

● Eisenmenger Syndrom mit Ventrikelseptumdefekt<br />

● Eosinophiles Granulom<br />

● Fibrocavitäre Lungenerkrankung<br />

● Fibrosierende Mediastinitis<br />

● Graft versus Host Erkrankung (GvHD)<br />

● Granulomatöse Lungenerkrankung<br />

● Hermansky Pudlak Syndrom<br />

● Hypersensitivitäts Pneumonitis/Exogen allergische Alveolitis<br />

● Hypogammaglobulinämie<br />

● Idiopathische Lungenfibrose<br />

● Inhalationstrauma / Verbrennung<br />

● Kartagener Syndrom<br />

● Lungenretransplantation/Transplantatversagen bei <strong>Abs</strong>toßung<br />

● Lungenretransplantation/Transplantatversagen Unspezifisch<br />

● Lungenretransplantation/Transplantatversagen Obliterative<br />

Bronchiolitis<br />

● Lungenretransplantation/Transplantatversagen obstruktive<br />

Verlaufsform<br />

● Lungenretransplantation/Transplantatversagen andere<br />

● Lungenretransplantation/Transplantatversagen Primäres<br />

Transplantatversagen<br />

● Lungenretransplantation/restriktives Transplantatversagen<br />

● Lupus erythematodes, systemischer<br />

● Lymphangioleiomyomatose<br />

● Lymphatische Interstitielle Pneumonitis<br />

● Gemischte Bindegewebserkrankung (Mixed connective tissue<br />

disease)<br />

● Obliterative Bronchiolitis (nicht Z.n. Lungentransplantation)<br />

● obstruktive Lungenerkrankung, chronische<br />

● Berufserkrankung<br />

● Paraneoplastische pemphigusassoziierte Lungenerkrankung<br />

● Polymyositis<br />

● Portopulmonale Hypertension<br />

● Primäre Ziliäre Dyskinesie<br />

● idiopathische pulmonale Hypertension<br />

● Idiopathic pulmonale Hämosiderose<br />

● Andere fibrosierende Lungenerkrankung<br />

● Pulmonale hyalinisierende Granulome<br />

● Pulmonale Telangiektasie – pulmonale Hypertension<br />

● Pulmonale Telangiektasie, restriktive<br />

● Pulmonale Thromboembolie disease<br />

● Pulmonal Vaskuläre Erkrankung<br />

● Pulmonale venoocclusive Erkrankung<br />

● Pulmonalstenose<br />

● rheumatoide Erkrankung<br />

● Hypoplastische Lungenerkrankung<br />

● Sarkoidose<br />

● Schwachman-Diamond Syndrom<br />

● Sklerodermie – Pulmonale Hypertension<br />

● Sklerodermie, restriktive Verlaufsform<br />

● Sekundäre Pulmonale Hypertension<br />

● Silikose<br />

● Sjögren Syndrom<br />

● Surfactantprotein B Mangel<br />

● Teratom<br />

● Chronisch thrombembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH)<br />

● Tuberöse Sklerose<br />

● M. Wegener – Bronchiektasie<br />

● M. Wegener<br />

Anhang II<br />

Eine Anleitung <strong>zur</strong> Berechnung des Lung Allocation Score<br />

Im Rahmen des in den USA verwendeten Lungenvergabemodells<br />

werden den Kandidaten für eine Lungentransplantation anhand<br />

eines Punktesystems, dem so genannten Lung Allocation<br />

Score, Prioritäten zugeordnet.<br />

Was ist der Lung Allocation Score?<br />

Der Lung Allocation Score (LAS) dient dazu, die Kandidaten auf<br />

einer Warteliste mittels einer Kombination aus den Parametern<br />

Wartelisten-Dringlichkeitsstufe und Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

nach der Transplantation zu priorisieren. In diesem Zusammenhang<br />

wird die Wartelisten-Dringlichkeitsstufe danach definiert,<br />

was mit einem Kandidaten voraussichtlich (d.h. in Anbetracht<br />

der jeweiligen Kenndaten) innerhalb des nächsten Jahres<br />

passiert, wenn er oder sie kein Transplantat erhält. Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

nach der Transplantation wird danach definiert,<br />

was mit einem Kandidaten voraussichtlich (d.h. in Anbetracht<br />

der jeweiligen Kenndaten) innerhalb des ersten Jahres<br />

nach der Transplantation passiert, wenn er oder sie ein Transplantat<br />

erhält.<br />

Wie wird die LAS-Berechnung durchgeführt?<br />

Die Berechnung des LAS umfasst die folgenden Schritte:<br />

1. Berechnung der Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

während der nächsten Jahre<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 4


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

2. Berechnung des Wartelisten-Dringlichkeitswertes<br />

3. Berechnung der Posttransplantations-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

im ersten Jahr nach der Transplantation<br />

4. Berechnung des Posttransplantations-Überlebenswertes<br />

5. Berechnung des primären Zuteilungswertes<br />

6. Angleichung des primären Zuteilungswertes, um LAS zu<br />

ermitteln.<br />

Die einzelnen Schritte werden im Folgenden näher erläutert.<br />

Wie wird der LAS berechnet?<br />

Um das Verfahren zu veranschaulichen, haben wir den LAS für<br />

einen hypothetischen Kandidaten ermittelt.<br />

Die nachfolgende Beschreibung der Berechnung des LAS basiert<br />

auf der Annahme, dass alle Kenndaten bekannt sind. Mit<br />

Ausnahme einiger Schlüsseldaten (z.B. Alter und Diagnose)<br />

kann der LAS auch bei fehlenden Kenndaten berechnet werden.<br />

Fehlt ein Kennwert, wie z. B. Kreatinin-Wert oder BMI, wird ein<br />

Standardwert verwendet. Bei einigen Kenndaten ist der angenommene<br />

Standardwert gleich dem Normalwert des fraglichen<br />

Kennwertes; bei anderen Kenndaten ist der Standardwert der ungünstigste<br />

Wert des fraglichen Kennwertes. Ein Normalwert ist<br />

ein Wert, der bei einer in Bezug auf den fraglichen Kennwert gesunden<br />

Person <strong>gem</strong>essen würde. Der ungünstigste Wert ist der<br />

Wert in Bezug auf den fraglichen Kennwert, welcher den niedrigsten<br />

LAS ergibt. Generell ist der ungünstigste Wert der in Bezug<br />

auf den fraglichen Kennwert mögliche Minimal- oder Maximalwert.<br />

HINWEISE:<br />

● Die Parameter-Schätzwerte und Überlebensraten sind<br />

auf 6 Stellen hinter dem Komma gerundet. Die gerundeten<br />

Werte dienen lediglich der Veranschaulichung. Die in<br />

der eigentlichen Berechnung des LAS verwendeten Parameter-Schätzwerte<br />

und Überlebenswahrscheinlichkeiten<br />

haben bis zu <strong>16</strong> Stellen hinter dem Komma. Der geschätzte<br />

LAS <strong>gem</strong>äß Berechnung nach den in diesem Dokument<br />

beschriebenen Methoden kommt dem auf Basis<br />

des tatsächlichen Allokationsalgorithmus ermittelten<br />

LAS nahe, ist jedoch nicht mit diesem identisch. Kandidaten,<br />

die z. Z. auf einer Lungen-Warteliste stehen, sollten<br />

ihr Transplantationszentrum um die Übermittlung<br />

ihres LAS bitten.<br />

● Die hier verwendeten Parameter-Schätzwerte und Base -<br />

line-Überlebenswahr-scheinlichkeiten datieren vom 7. Januar<br />

2009. Die für die Berechnung verwendeten Kenndaten<br />

oder Schätzungen werden zwar zukünftig möglicherweise<br />

geändert, dies hat jedoch keinen Einfluss auf die<br />

grundsätzliche LAS-Berechnungsmethode.<br />

Schrittweise Berechnung des LAS<br />

Schritt 1.<br />

Berechnung der erwarteten Warteliste-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

während des nächsten Jahres<br />

wobei<br />

S WL,i<br />

(t)<br />

S WL,i<br />

(t) = S WL,0<br />

(t) eβ 1 X 1i +β 2 X 2i +…+β p X pi<br />

die erwartete Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

zum Zeitpunkt t für Kandidat i ist;<br />

S WL,0<br />

(t) Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit zum<br />

Zeitpunkt t;<br />

d.h., die Überlebenswahrscheinlichkeit für einen<br />

Kandidaten, bei dem alle Kenndaten gleich den<br />

Baseline-Werten (Anhang 1) sind;<br />

β 1<br />

, β 2<br />

, ... β p<br />

sind die Parameter-Schätzwerte aus dem Wartelistenmodell<br />

(Tabelle 1)<br />

X ji<br />

ist der Wert des Kennwerts j für Kandidat i (j = 1,<br />

2, ..., p)<br />

i = 1, 2, ..., N ist die Kandidatenkennziffer<br />

In diesem Schritt wird die Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

zu jedem Zeitpunkt (S WL,0<br />

(t)) gegen die Kenndaten des Kandidaten<br />

abgeglichen, um die erwartete Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

des Kandidaten S WL,i<br />

(t) zu ermitteln. Die ermittelte<br />

Überlebenswahrscheinlichkeit kann höher oder niedriger<br />

als die Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeit sein. Hier ein hypothetisches<br />

Beispiel, in dem die erwartete Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

für Kandidat i niedriger als die Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

ist.<br />

Abbildung 1<br />

Um die erwartete Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit eines<br />

Kandidaten während des nächsten Jahres zu berechnen, sind<br />

drei Schritte erforderlich:<br />

(i) Summe aus dem Produkt der Parameter-Schätzwerte<br />

und Kennwerte für Kandidat i: β1X1i + β<br />

2X2i +...+ βpXpi (zu β-Werten, siehe Tabelle 1.)<br />

(ii) Summe in den Exponenten erheben:<br />

(iii)<br />

e β1X1i+β2X2i+…+βpXpi<br />

Den Exponenten auf die Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

zu allen Zeitpunkten im<br />

nächsten Jahr anwenden:<br />

S WL,0<br />

(t) eβ1X1i+β2X2i+…+βqXqi<br />

(zu Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeitswerten,<br />

siehe Anhang 1.)<br />

Tabelle 1. Parameter-Schätzwerte für Wartelistenmodell<br />

(siehe folgende Seite)<br />

Berechnung des Wartelisten-Dringlichkeitswertes<br />

Der Wartelisten-Dringlichkeitswert (WL i<br />

) wird als der Flächeninhalt<br />

unterhalb der Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeits-Kurve<br />

während des nächsten Jahres auf der Warteliste<br />

definiert. Anders ausgedrückt ist es die Anzahl der Tage,<br />

die ein Kandidat mit einer spezifischen Kenndatenmenge<br />

während des nächsten Jahres auf der Warteliste wahrscheinlich<br />

überlebt.<br />

Da die Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeit, S WL,0<br />

(t), auf<br />

Informationen basiert, die auf täglicher (nicht stündlicher)<br />

Grundlage gewonnen werden (z.B. täglich überlebende oder verstorbene<br />

Patienten), bleibt die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

A 5 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Tabelle 1: Parameter-Schätzwerte für Wartelistenmodell<br />

Kennwert (X)<br />

Alter bei Angebot für Diagnose-Gruppen A,B,C (Jahre)<br />

Alter bei Angebot für Diagnose-Gruppe D (Jahre)<br />

Body-Mass-Index (BMI) (kg/m 2 )<br />

Diabetes (ungeachtet Insulin-Abhängigkeit)<br />

Funktionaler Status<br />

Benötigt ein gewisses Maß an Hilfe bei Alltagsaktivitäten<br />

Benötigt Hilfe bei allen Alltagsaktivitäten<br />

FVC (Prognose in %)<br />

Systolischer PA-Druck bei Diagnose-Gr. A, C und D (mmHg)<br />

O2-Bedarf bei Ruhe für Diagnose-Gruppe A und D (l/min)<br />

O2-Bedarf bei Ruhe für Diagnose-Gruppe B (l/min)<br />

O2-Bedarf bei Ruhe für Diagnose-Gruppe C (l/min)<br />

6-minütiges Gehen, Distanz < 150 Fuß<br />

Kontinuierliche mechanische Beatmung<br />

pCO2* (aus arteriellem oder Kapillarblut) – 40 mmHg<br />

Erhöhung von pCO2 von 15% oder mehr in einem Zeitraum von 6 Monaten<br />

Diagnose-Gruppe**<br />

Gruppe B<br />

Gruppe C<br />

Gruppe D<br />

Detaillierte Diagnose<br />

Bronchiektasie<br />

Eisenmenger-Syndrom<br />

Lymphangioleiomyomatosis<br />

Bronchiolitis obliterans (keine Retransplantation)<br />

Pulmonale Fibrose, sonstige<br />

Sarkoidose und PA, mittlerer Wert > 30 mmHg<br />

Sarkoidose und PA, mittlerer Wert < 30 mmHg<br />

Baseline-Wert<br />

0 Jahre<br />

0 Jahre<br />

0 kg/m2<br />

keine Diabetes<br />

Benötigt keine Hilfe bei Alltagsaktivitäten<br />

Benötigt keine Hilfe bei Alltagsaktivitäten<br />

0%<br />

0 mmHg<br />

0 l/min<br />

0 l/min<br />

0 l/min<br />

Distanz > 150 ft<br />

Nicht unter kontinuierlicher mechanischer Beatmung<br />

40 mmHg<br />

Keine Änderung oder Änderung von weniger als 15%<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

β<br />

0,015097<br />

0,021223<br />

–0,051781<br />

0,158821<br />

0,182250<br />

0,115024<br />

–0,019675<br />

0,015889<br />

0,187599<br />

0,040766<br />

0,125568<br />

0,330752<br />

1,213804<br />

0,005448<br />

0,076370<br />

2,376700<br />

0,943377<br />

0,996936<br />

0,157212<br />

–0,627866<br />

–0,197434<br />

–0,256480<br />

–0,265233<br />

–0,707346<br />

0,455348<br />

* Falls pCO 2 aus venösem Blut ermittelt, 6 subtrahieren, um arteriellen Wert zu erhalten.<br />

** Diagnose-Gruppen sind wie folgt definiert:<br />

Gruppe A = Obstruktives Lungenleiden (z.B. Emphysem)<br />

Gruppe B = Lungengefäßleiden (z.B. primärer Pulmonalhypertonus)<br />

Gruppe C = Zystofibrose oder Immunmangelsyndrom<br />

Gruppe D = Restriktives Lungenleiden (z.B. idiopathische pulmonale Fibrose)<br />

über den Tag gesehen unverändert. Dies ergibt eine „Kurve“, die<br />

in Wirklichkeit aus vielen einzelnen Stufen besteht. So ist auch<br />

die Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeits-Kurve des Kandidaten,<br />

S WL,i<br />

(t), eine Stufenfunktion, allerdings mit verschieden<br />

hohen Stufen (siehe Abbildung 1).<br />

Abbildung 2<br />

Im Beispiel kann der Flächeninhalt unter der Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeits-Kurve,<br />

S WL,0<br />

(t) als Summe der Flächen<br />

der Rechtecke berechnet werden, wobei die Breite = 1 Tag und<br />

die Höhe = Überlebenswahrscheinlichkeit an diesem Tag ist.<br />

Die Höhe der Rechtecke ändert sich je nach Kenndatensatz eines<br />

bestimmten Kandidaten: SWL,0(t) wird durch Berücksichtigung<br />

der Kenndaten des Kandidaten zu S WL,i<br />

(t). Für Tag 0 bis 1<br />

ist die Höhe des Rechtecks bei Kandidat i S WL,i<br />

(0), für Tag 1 bis 2<br />

ist die Höhe S WL,i<br />

(1), usw. Die Breite der Rechtecke bleibt bei allen<br />

Kandidaten gleich: 1 Tag.<br />

Der Wartelisten-Dringlichkeitswert (WL i<br />

), der Flächeninhalt unterhalb<br />

der Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeits-Kurve für<br />

das nächste Jahr, kann mathematisch wie folgt ausgedrückt werden:<br />

365 365<br />

WL i<br />

= ∑ Höhe k * Breite k = ∑ S WL,i<br />

(k – 1) * 1 Tag, für Kandidat i<br />

k=1 k=1<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 6


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Theoretisch kann WL i<br />

zwischen 0 Tagen (wenn die erwartete<br />

Überlebenswahrscheinlichkeit an Tag 1 = 0 ist) und 365 Tagen<br />

(wenn die erwartete Überlebenswahrscheinlichkeit 100 % während<br />

des gesamten nächsten Jahres auf der Warteliste ist) liegen.<br />

Doch das sind die Extremfälle; die meisten Kandidaten haben einen<br />

WLi -Wert, der größer als 0, aber kleiner als 365 Tage ist.<br />

Schritt 2.<br />

Berechnung der erwarteten Posttransplantations-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

im ersten Jahr nach der Transplantation<br />

STX,0(t) die Baseline-Posttransplantations-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

zum Zeitpunkt t,<br />

d.h., die Überlebenswahrscheinlichkeit für einen<br />

Kandidaten, bei dem alle Kenndaten gleich den<br />

Baseline-Werten (Anhang 2) sind;<br />

α 1<br />

, α 2<br />

, ... α q<br />

sind die Parameter-Schätzwerte aus dem Posttransplantationsmodell<br />

(Tabelle 2)<br />

Y ji<br />

ist der Wert des Kennwerts j für Kandidat i (j = 1,<br />

2, ..., q)<br />

i = 1, 2, ..., N ist die Kandidatenkennziffer<br />

wobei<br />

S TX,i<br />

(t)<br />

S TX,i<br />

(t) = S TX,0<br />

(t) eα1Y1i+α2Y2i+…+αqYqi<br />

die erwartete Posttransplantations-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

zum Zeitpunkt t für Kandidat<br />

i ist;<br />

Dies ist die gleiche Berechnung, die wir in Schritt 1 durchgeführt<br />

haben, doch diesmal gelten die Kenndaten, Parameter-<br />

Schätzwerte und Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeit nicht<br />

für die Wartezeit, sondern für den Zeitraum nach der Transplantation.<br />

Tabelle 2. Parameter-Schätzwerte für Posttransplantationsmodell<br />

Kennwert (Y)<br />

Alter bei Transplantation (Jahre)<br />

Kreatinin-Wert bei Transplantation (mg/dl)<br />

Funktionaler Status: Benötigt keine oder ein gewisses Maß an Hilfe bei Alltagsaktivitäten<br />

FVC für Gruppe B und D (Prognose %)<br />

PCW Mittel ≥ 20 mmHg für Diagnose-Gruppe D<br />

Kontinuierliche mechanische Beatmung bei Transplantation<br />

Diagnose-Gruppe*<br />

Gruppe B<br />

Gruppe C<br />

Gruppe D<br />

Detaillierte Diagnose<br />

Bronchiektasie<br />

Eisenmenger-Syndrom<br />

Lymphangioleiomyomatosis<br />

Bronchiolitis obliterans (keine Retransplantation)<br />

Pulmonale Fibrose, sonstige<br />

Sarkoidose und PA, mittlerer Wert > 30 mmHg<br />

Sarkoidose und PA, mittlerer Wert < 30 mmHg<br />

Baseline-Wert<br />

0 Jahre<br />

0 mg/dl<br />

Benötigt Hilfe bei allen Alltagsaktivitäten<br />

0%<br />

< 20 mmHg<br />

Nicht unter kontinuierlicher mechanischer Beatmung<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

Gruppe A<br />

a<br />

0,003510<br />

0,061986<br />

–0,488525<br />

–0,002751<br />

0,033046<br />

0,312846<br />

0,623207<br />

0,008514<br />

0,413173<br />

0,0561<strong>16</strong><br />

0,393526<br />

–0,624209<br />

–0,443786<br />

0,172243<br />

–0,122351<br />

–0,0<strong>16</strong>505<br />

* Diagnose-Gruppen sind wie folgt definiert:<br />

Gruppe A = Obstruktives Lungenleiden (z.B. Emphysem)<br />

Gruppe B = Lungengefäßleiden (z.B. primärer Pulmonalhypertonus)<br />

Gruppe C = Zystofibrose oder Immunmangelsyndrom<br />

Gruppe D = Restriktives Lungenleiden (z.B. idiopathische pulmonale Fibrose)<br />

Wie bei der Berechnung der Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

in Schritt 1 erfordert auch die Berechnung der erwarteten Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

nach der Transplantation 3 separate Schritte:<br />

(i)<br />

Summe aus dem Produkt der Parameter-Schätzwerte<br />

und Kennwerte für Kandidat i: α 1<br />

Y 1i<br />

+<br />

α 2<br />

Y 2i<br />

+...+ α q<br />

Y qi<br />

(zu α-Werten, siehe Tabelle 2.)<br />

(ii) Summe in den Exponenten erheben:<br />

e α 1 Y 1i +α 2 Y 2i +…+α q Y qi<br />

(iii)<br />

Den Exponenten auf die Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

zu allen Zeitpunkten im<br />

nächsten Jahr anwenden:<br />

S TX,0<br />

(t) eα1Y1i+α2Y2i+…+αqYqi<br />

(zu Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeiten,<br />

siehe Anhang 2)<br />

A 7 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Schritt 3.<br />

Berechnung des Posttransplantations-Überlebenswertes<br />

Die Logik dieser Berechnung entspricht derjenigen der Wartelistenseite.<br />

Der Posttransplantations-Überlebenswert für Kandidat i<br />

(PTi) ist der Flächeninhalt unterhalb der Posttransplantations-<br />

Überlebenswahrscheinlichkeits-Kurve für das erste Jahr. Er kann<br />

durch Addierung der Flächen der Rechtecke der Höhe von<br />

STX,i(t) und der Breite von 1 Tag berechnet werden.<br />

Deshalb wird wie folgt angeglichen:<br />

LAS i<br />

= 100* [Primärwert i<br />

– Minimum]<br />

Bereich<br />

= 100* [Primärwert i<br />

– (-730)]<br />

1095<br />

= 100* [Primärwert i<br />

+ 730]<br />

1095<br />

365 365<br />

PT i<br />

= ∑ Höhe k * Breite k = ∑ S TX,i<br />

(k – 1) * 1 Tag, für Kandidat i<br />

k=1 k=1<br />

Wie bei WL i<br />

reicht das theoretische Spektrum des PT i<br />

von 0 Tagen<br />

bis 365 Tage, wobei die meisten Kandidaten einen Wert irgendwo<br />

dazwischen erzielen.<br />

Beispiel<br />

Angenommen, der Kandidat Z hat den folgenden Satz von<br />

Kenndaten:<br />

Kennwert<br />

Wert für Kandidat Z<br />

(m) 2<br />

Zunächst den Exponenten berechnen: β 1<br />

X 1z<br />

+ β 2<br />

X 2z<br />

+ ... + β p<br />

X pz<br />

Diagnose<br />

Emphysem (Gruppe A)<br />

Schritt 4.<br />

Alter<br />

51 Jahre<br />

Berechnung des primären Zuteilungswertes<br />

Größe<br />

5 ft. 8 in. (1,727 m)<br />

BMI = Gewicht (kg)/Größe<br />

= 0,84 kg/(1,727 m) 2<br />

Der Transplantat-Nutzwert für Kandidat i (Nutzwerti) ist:<br />

Gewicht<br />

<strong>16</strong>5 lbs (74,84 kg)<br />

= 25,092799 kg/m 2<br />

a)<br />

Nutzwert i<br />

= PT i<br />

– WL i<br />

Diabetes<br />

kein Diabetiker<br />

= erwartete Überlebenstage während des 1. Jahres<br />

nach der Transplantation – erwartete Über-<br />

alltäglichen Aktivitäten<br />

Funktionaler Status Benötigt keine Hilfe bei<br />

lebenstage während zusätzlichen Jahres auf der<br />

(AA)<br />

Warteliste<br />

FVC (Prognose in %) 50%<br />

= zusätzliche Überlebenstage mit Transplantat<br />

Systolischer PA-Druck 40 mmHg<br />

verglichen mit keinem Transplantat<br />

Der primäre Zuteilungswert für Kandidat i (Primärwert i<br />

) ist:<br />

PCW-Druck<br />

10 mmHg<br />

Primärwert i<br />

= Nutzwert i<br />

– WL i<br />

O2-Bedarf bei Ruhe 2 l/min<br />

= PT i<br />

– 2*WL i<br />

Sechsminütige<br />

800 ft<br />

Da sich sowohl WL i<br />

als auch PT i<br />

zwischen 0 und 365 bewegen, Gehdistanz<br />

reicht der Primärwert von -730 bis 365.<br />

Kontinuierliche<br />

Nicht unter kontinuier -<br />

Schritt 5.<br />

mechanische<br />

licher mechanischer<br />

Beatmung<br />

Beatmung<br />

Angleichung des primären Zuteilungswertes, um LAS zu ermitteln<br />

pCO 2<br />

52 mmHg<br />

Um einen Endwert zwischen 0 und 100 zu ermitteln, muss der Erhöhung bei<br />

30%<br />

pCO<br />

Primärwert angeglichen werden.<br />

2 (%)<br />

Nach der Angleichung sollte der Primärwert von –730 einem LAS<br />

von 0 und ein Primärwert von 365 einem LAS von 100 entsprechen.<br />

Kreatinin<br />

1,0 mg/dl<br />

Beispiel – Schritt 1.<br />

Berechnung der Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

S WL,Z<br />

(t) = S WL,0<br />

(t) eβ1X1i+β2X2i+…+βpXpi<br />

Kennwert<br />

Wert für<br />

Kandidat Z<br />

(X pz † )<br />

β p<br />

ß p<br />

*X pz<br />

Alter bei Angebot für Diagnose-Gruppen A,B,C (Jahre)<br />

51<br />

0,015097<br />

0,769947<br />

Alter bei Angebot für Diagnose-Gruppe D (Jahre)<br />

0<br />

0,021223<br />

0<br />

BMI (kg/m 2 )<br />

25,092799<br />

–0,051781<br />

–1,29933<br />

Diabetes (ungeachtet einer Insulin-Abhängigkeit)<br />

0<br />

0,158821<br />

0<br />

Funktionaler<br />

Status<br />

Benötigt ein gewisses Maß an Hilfe bei AA<br />

Benötigt Hilfe bei allen AA<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 8


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Kennwert<br />

FVC (Prognose in %)<br />

Systolischer PA-Druck bei Diagnose-Gruppe A, C, und D (mmHg)<br />

O 2 -Bedarf bei Ruhe für Diagnose-Gruppe A und D (l/min)<br />

O 2 -Bedarf bei Ruhe für Diagnose-Gruppe B (l/min)<br />

O 2 -Bedarf bei Ruhe für Diagnose-Gruppe C (l/min)<br />

6-minütige Gehdistanz < 150 Fuß<br />

Kontinuierliche mechanische Beatmung<br />

pCO 2 – 40 mmHg<br />

Erhöhung bei pCO 2 > 15%<br />

Diagnose-Gruppe<br />

Detaillierte<br />

Diagnose<br />

GESAMT<br />

Gruppe B<br />

Gruppe C<br />

Gruppe D<br />

Bronchiektasie<br />

Eisenmenger-Syndrom<br />

Lymphangioleiomyomatosis<br />

Bronchiolitis obliterans (keine Retransplantation)<br />

Pulmonale Fibrose, sonstige<br />

Sarkoidose und PA, mittlerer Wert > 30 mmHg<br />

Sarkoidose und PA, mittlerer Wert < 30 mmHg<br />

Wert für<br />

Kandidat Z<br />

(X pz † )<br />

50<br />

40<br />

2<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

12<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

β p<br />

–0,019675<br />

0,015889<br />

0,187599<br />

0,040766<br />

0,125568<br />

0,330752<br />

1,213804<br />

0,005448<br />

0,076370<br />

2,376700<br />

0,943377<br />

0,996936<br />

0,157212<br />

–0,627866<br />

–0,197434<br />

–0,256480<br />

–0,265233<br />

–0,707346<br />

0<br />

0,455348<br />

β 1 X 1z + β 2 X 2z +...+ β p X pz =<br />

ß p<br />

*X pz<br />

–0,98375<br />

0,63556<br />

0,375198<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0,065376<br />

0,076370<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

–0,360629<br />

Hinweis: Ist der Kennwert dichotom (z.B. ja/nein) und bei dem Kandidaten nicht zutreffend, ist der Wert von X gleich 0. Weist der Kandidat den Kennwert auf, ist X = 1.<br />

b) Den Exponenten erheben:<br />

e ß 1 X 1i +ß 2 X 2i +…+ß p X pi<br />

= e –0,360629 = 0,697238<br />

7<br />

8<br />

0,995472<br />

0,994889<br />

0,996073<br />

0,995567<br />

c) Berechnung der Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

zu jedem Zeitpunkt für Kandidat Z<br />

(Baseline-Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit aus<br />

Anhang 1 entnommen)<br />

9<br />

10<br />

...<br />

364<br />

∑S WL = WL<br />

0,994101<br />

0,993705<br />

...<br />

0,902917<br />

346,265635 Tage<br />

0,994884<br />

0,994540<br />

...<br />

0,915264<br />

351,804123 Tage<br />

Zeit (Tage) = t<br />

0<br />

Baseline-Wartelisten<br />

-Überlebens -<br />

wahrscheinlichkeit =<br />

S WL,O<br />

(t)<br />

1<br />

S WL,Z<br />

(t) = S WL,O<br />

(t) 0,867006<br />

1<br />

Beispiel – Schritt 2.<br />

Berechnung des Wartelisten-Dringlichkeitsmaßes:<br />

0<br />

1<br />

2<br />

0,999468<br />

0,998841<br />

0,998204<br />

0,999539<br />

0,998995<br />

0,998443<br />

365<br />

WL Z<br />

= ∑ S WL,Z<br />

(k – 1) * 1 Tag = 351,804123 Tage<br />

k-1<br />

3<br />

4<br />

5<br />

0,997649<br />

0,996712<br />

0,996239<br />

0,997961<br />

0,997149<br />

0,996738<br />

Beispiel – Schritt 3.<br />

Berechnung der Posttransplantations-Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

im ersten Jahr nach der Transplantation:<br />

6<br />

0,995858<br />

0,996408<br />

S TX,Z<br />

(t) = S TX,0<br />

(t) eα1Y1z+α2Y2z+…+αqYqz<br />

A 9 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

a) Zunächst den Exponenten berechnen: α 1<br />

Y 1Z<br />

+ α 2<br />

Y 2Z<br />

+ ... + α q<br />

Y qz<br />

Kennwert<br />

Alter bei Transplantation (Jahre)<br />

Kreatinin-Wert bei Transplantation (mg/dl)<br />

Benötigt keine oder ein gewisses Maß an Hilfe bei AA<br />

FVC für Gruppe B und D (Prognose %)<br />

PCW Mittel >20 mmHg für Diagnose-Gruppe D<br />

Kontinuierliche mechanische Beatmung<br />

Diagnose-Gruppe<br />

Detaillierte<br />

Diagnose<br />

GESAMT<br />

Gruppe B<br />

Gruppe C<br />

Gruppe D<br />

Bronchiektasie<br />

Eisenmenger-Syndrom<br />

Lymphangioleiomyomatosis<br />

Bronchiolitis obliterans (keine Retransplantation)<br />

Pulmonale Fibrose, sonstige<br />

Sarkoidose und PA, mittlerer Wert > 30 mmHg<br />

Sarkoidose und PA, mittlerer Wert < 30 mmHg<br />

Wert für<br />

Kandidat Z<br />

(Y qz † )<br />

0,003510<br />

0,061986<br />

–0,488525<br />

–0,002751<br />

0,033046<br />

0,312846<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

α q<br />

0,179010<br />

0,061986<br />

–0,488525<br />

0<br />

–0,0<strong>16</strong>505<br />

β 1 X 1z + β 2 X 2z +...+ β p X pz =<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0,623207<br />

0,008514<br />

0,413173<br />

0,0561<strong>16</strong><br />

0,393526<br />

–0,624209<br />

–0,443786<br />

0,172243<br />

–0,122351<br />

α p<br />

*Y qz<br />

0,769947<br />

0<br />

–1,29933<br />

0<br />

–0,98375<br />

0,63556<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

–0,360629<br />

†Hinweis: Ist der Kennwert dichotom (z.B. ja/nein) und bei dem Kandidaten nicht zutreffend, ist der Wert von Y gleich 0. Weist der Kandidat den Kennwert auf, ist Y = 1.<br />

b) Den Exponenten erheben:<br />

e α 1 Y 1i +α 2 Y 2i +…+α q Y qi<br />

= e –0,247529 = 0,780728<br />

c) Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit nach<br />

der Transplantation zu jedem Zeitpunkt für Kandidat Z<br />

(Baseline-Überlebenswahrscheinlichkeit nach der Transplantation<br />

aus Anhang 2 entnommen.) Beispiel – Schritt 4.<br />

Berechnung des Posttransplantations-Überlebenswertes:<br />

Zeit (Tage) = t<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Baseline-Wartelisten<br />

-Überlebens -<br />

wahrscheinlichkeit =<br />

S TX,O<br />

(t)<br />

1<br />

0,994709<br />

0,988348<br />

0,985519<br />

0,983042<br />

0,980918<br />

0,979148<br />

0,978439<br />

0,977022<br />

0,974540<br />

0,972058<br />

0,970283<br />

S TX,Z<br />

(t) = S TX,O<br />

(t) 0,780728<br />

1<br />

0,995867<br />

0,990891<br />

0,988676<br />

0,986736<br />

0,985071<br />

0,983683<br />

0,983127<br />

0,982015<br />

0,980067<br />

0,978117<br />

0,995867<br />

365<br />

PT i<br />

= ∑ S TX,i<br />

(k – 1) * 1 Tag = 327,238539 Tage<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 10<br />

...<br />

364<br />

∑S TX = PT<br />

k-1<br />

Beispiel – Schritt 5.<br />

Berechnung des primären Zuteilungswertes:<br />

Primärwert i = PTi – 2*WLi<br />

= 327,238539 – 2*351,804123<br />

= –376,369707<br />

Beispiel – Schritt 6.<br />

Angleichung des primären Zuteilungswertes,<br />

um LAS zu ermitteln:<br />

LAS = 100*[Primärwert i<br />

+ 730]<br />

1095<br />

...<br />

0,802510<br />

346,265635 Tage<br />

= 100* [−37,369707 + 730]<br />

1095<br />

= 32,295004<br />

...<br />

0,842174<br />

351,804123 Tage


A 11 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013<br />

Anhang 1<br />

Baseline-Wartelisten-Überlebenswahrscheinlichkeit (WLÜLW)<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

<strong>16</strong><br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

WLÜLW<br />

1,000000<br />

0,999468<br />

0,998841<br />

0,998204<br />

0,997649<br />

0,996712<br />

0,996239<br />

0,995858<br />

0,995472<br />

0,994889<br />

0,994101<br />

0,993705<br />

0,993106<br />

0,992502<br />

0,992194<br />

0,991783<br />

0,991368<br />

0,990846<br />

0,990530<br />

0,990424<br />

0,990001<br />

0,989788<br />

0,989573<br />

0,989357<br />

0,989140<br />

0,989031<br />

0,988596<br />

0,988269<br />

0,988<strong>16</strong>0<br />

0,987721<br />

0,987390<br />

0,987059<br />

0,986615<br />

0,986390<br />

0,986052<br />

0,985713<br />

0,985487<br />

0,985147<br />

0,985033<br />

0,984692<br />

0,984236<br />

0,983893<br />

0,983433<br />

0,982972<br />

0,982972<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

65<br />

66<br />

67<br />

68<br />

69<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

77<br />

78<br />

79<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

88<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

96<br />

97<br />

98<br />

99<br />

100<br />

101<br />

102<br />

103<br />

104<br />

105<br />

WLÜLW<br />

0,978241<br />

0,977998<br />

0,977876<br />

0,977387<br />

0,977264<br />

0,977019<br />

0,976896<br />

0,976649<br />

0,976152<br />

0,976152<br />

0,976027<br />

0,975529<br />

0,975154<br />

0,975028<br />

0,974652<br />

0,974526<br />

0,974274<br />

0,974020<br />

0,973893<br />

0,973765<br />

0,973765<br />

0,973637<br />

0,973509<br />

0,973123<br />

0,972866<br />

0,972737<br />

0,972349<br />

0,972349<br />

0,972219<br />

0,972089<br />

0,971568<br />

0,971306<br />

0,971044<br />

0,971044<br />

0,971044<br />

0,970781<br />

0,970517<br />

0,970119<br />

0,969854<br />

0,969587<br />

0,969454<br />

0,969454<br />

0,969186<br />

0,9689<strong>16</strong><br />

0,968512<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

123<br />

124<br />

125<br />

126<br />

127<br />

128<br />

129<br />

130<br />

131<br />

132<br />

133<br />

134<br />

135<br />

136<br />

137<br />

138<br />

139<br />

140<br />

141<br />

142<br />

143<br />

144<br />

145<br />

146<br />

147<br />

148<br />

149<br />

150<br />

151<br />

152<br />

153<br />

154<br />

155<br />

156<br />

157<br />

158<br />

159<br />

<strong>16</strong>0<br />

<strong>16</strong>1<br />

<strong>16</strong>2<br />

<strong>16</strong>3<br />

<strong>16</strong>4<br />

<strong>16</strong>5<br />

<strong>16</strong>6<br />

<strong>16</strong>7<br />

WLÜLW<br />

0,964647<br />

0,964084<br />

0,963943<br />

0,963520<br />

0,963378<br />

0,963237<br />

0,963237<br />

0,962810<br />

0,962667<br />

0,962382<br />

0,961522<br />

0,961522<br />

0,960946<br />

0,960801<br />

0,960512<br />

0,960222<br />

0,959929<br />

0,959783<br />

0,959490<br />

0,958903<br />

0,958606<br />

0,958606<br />

0,958309<br />

0,958<strong>16</strong>1<br />

0,957862<br />

0,957563<br />

0,957412<br />

0,957110<br />

0,956807<br />

0,956503<br />

0,956199<br />

0,955741<br />

0,955434<br />

0,955127<br />

0,954973<br />

0,954665<br />

0,954355<br />

0,954355<br />

0,953888<br />

0,953107<br />

0,952950<br />

0,952950<br />

0,952480<br />

0,952480<br />

0,952323<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

185<br />

186<br />

187<br />

188<br />

189<br />

190<br />

191<br />

192<br />

193<br />

194<br />

195<br />

196<br />

197<br />

198<br />

199<br />

200<br />

201<br />

202<br />

203<br />

204<br />

205<br />

206<br />

207<br />

208<br />

209<br />

210<br />

211<br />

212<br />

213<br />

214<br />

215<br />

2<strong>16</strong><br />

217<br />

218<br />

219<br />

220<br />

221<br />

222<br />

223<br />

224<br />

225<br />

226<br />

227<br />

228<br />

229<br />

WLÜLW<br />

0,949266<br />

0,948939<br />

0,948446<br />

0,9481<strong>16</strong><br />

0,947785<br />

0,947785<br />

0,947287<br />

0,947120<br />

0,946787<br />

0,946619<br />

0,946117<br />

0,946117<br />

0,945612<br />

0,944937<br />

0,944937<br />

0,944768<br />

0,944768<br />

0,944599<br />

0,944091<br />

0,943751<br />

0,943581<br />

0,943241<br />

0,942729<br />

0,942559<br />

0,942388<br />

0,942217<br />

0,941705<br />

0,941533<br />

0,941190<br />

0,940675<br />

0,940158<br />

0,939469<br />

0,939123<br />

0,938777<br />

0,938082<br />

0,938082<br />

0,937908<br />

0,937384<br />

0,937209<br />

0,937209<br />

0,937033<br />

0,936505<br />

0,936505<br />

0,936328<br />

0,935796<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

247<br />

248<br />

249<br />

250<br />

251<br />

252<br />

253<br />

254<br />

255<br />

256<br />

257<br />

258<br />

259<br />

260<br />

261<br />

262<br />

263<br />

264<br />

265<br />

266<br />

267<br />

268<br />

269<br />

270<br />

271<br />

272<br />

273<br />

274<br />

275<br />

276<br />

277<br />

278<br />

279<br />

280<br />

281<br />

282<br />

283<br />

284<br />

285<br />

286<br />

287<br />

288<br />

289<br />

290<br />

291<br />

WLÜLW<br />

0,931258<br />

0,931258<br />

0,931258<br />

0,931073<br />

0,930701<br />

0,930515<br />

0,930515<br />

0,930515<br />

0,930328<br />

0,929579<br />

0,929391<br />

0,928825<br />

0,928258<br />

0,928068<br />

0,927497<br />

0,927115<br />

0,927115<br />

0,927115<br />

0,927115<br />

0,927115<br />

0,926923<br />

0,926923<br />

0,926731<br />

0,926538<br />

0,926345<br />

0,926345<br />

0,926151<br />

0,925569<br />

0,925180<br />

0,924402<br />

0,924207<br />

0,924012<br />

0,923620<br />

0,923424<br />

0,923031<br />

0,922638<br />

0,922440<br />

0,922045<br />

0,922045<br />

0,921846<br />

0,921250<br />

0,921250<br />

0,921050<br />

0,921050<br />

0,921050<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

309<br />

310<br />

311<br />

312<br />

313<br />

314<br />

315<br />

3<strong>16</strong><br />

317<br />

318<br />

319<br />

320<br />

321<br />

322<br />

323<br />

324<br />

325<br />

326<br />

327<br />

328<br />

329<br />

330<br />

331<br />

332<br />

333<br />

334<br />

335<br />

336<br />

337<br />

338<br />

339<br />

340<br />

341<br />

342<br />

343<br />

344<br />

345<br />

346<br />

347<br />

348<br />

349<br />

350<br />

351<br />

352<br />

353<br />

WLÜLW<br />

0,9<strong>16</strong>383<br />

0,9<strong>16</strong>383<br />

0,915969<br />

0,915969<br />

0,915762<br />

0,915762<br />

0,915762<br />

0,915762<br />

0,915553<br />

0,915343<br />

0,914924<br />

0,914924<br />

0,914924<br />

0,914924<br />

0,914502<br />

0,914502<br />

0,913655<br />

0,913442<br />

0,913017<br />

0,912378<br />

0,911521<br />

0,911521<br />

0,911090<br />

0,910657<br />

0,910223<br />

0,909790<br />

0,909790<br />

0,909135<br />

0,908479<br />

0,908260<br />

0,908041<br />

0,907600<br />

0,907<strong>16</strong>0<br />

0,906939<br />

0,906939<br />

0,906717<br />

0,906052<br />

0,905607<br />

0,905607<br />

0,905607<br />

0,905385<br />

0,905385<br />

0,905385<br />

0,905<strong>16</strong>2<br />

0,904938<br />

BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER


Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 12<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51<br />

52<br />

53<br />

54<br />

55<br />

56<br />

57<br />

58<br />

59<br />

60<br />

WLÜLW<br />

0,982044<br />

0,981928<br />

0,98<strong>16</strong>95<br />

0,981461<br />

0,981109<br />

0,980991<br />

0,980638<br />

0,980638<br />

0,980638<br />

0,980520<br />

0,980<strong>16</strong>5<br />

0,979569<br />

0,979329<br />

0,979209<br />

0,979089<br />

0,978726<br />

0,978363<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

106<br />

107<br />

108<br />

109<br />

110<br />

111<br />

112<br />

113<br />

114<br />

115<br />

1<strong>16</strong><br />

117<br />

118<br />

119<br />

120<br />

121<br />

122<br />

WLÜLW<br />

0,968106<br />

0,967835<br />

0,967699<br />

0,967562<br />

0,967425<br />

0,967151<br />

0,967151<br />

0,967014<br />

0,967014<br />

0,966738<br />

0,966461<br />

0,966322<br />

0,966183<br />

0,965905<br />

0,965068<br />

0,964928<br />

0,964647<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

<strong>16</strong>8<br />

<strong>16</strong>9<br />

170<br />

171<br />

172<br />

173<br />

174<br />

175<br />

176<br />

177<br />

178<br />

179<br />

180<br />

181<br />

182<br />

183<br />

184<br />

WLÜLW<br />

0,951847<br />

0,951847<br />

0,951847<br />

0,95<strong>16</strong>88<br />

0,951369<br />

0,951209<br />

0,951049<br />

0,951049<br />

0,950566<br />

0,950405<br />

0,950244<br />

0,950244<br />

0,950244<br />

0,950244<br />

0,950081<br />

0,949755<br />

0,949266<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

230<br />

231<br />

232<br />

233<br />

234<br />

235<br />

236<br />

237<br />

238<br />

239<br />

240<br />

241<br />

242<br />

243<br />

244<br />

245<br />

246<br />

WLÜLW<br />

0,935618<br />

0,935618<br />

0,935440<br />

0,935261<br />

0,934541<br />

0,934181<br />

0,934181<br />

0,934000<br />

0,933456<br />

0,933092<br />

0,932728<br />

0,932728<br />

0,932545<br />

0,932362<br />

0,932178<br />

0,931995<br />

0,93<strong>16</strong>27<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

292<br />

293<br />

294<br />

295<br />

296<br />

297<br />

298<br />

299<br />

300<br />

301<br />

302<br />

303<br />

304<br />

305<br />

306<br />

307<br />

308<br />

WLÜLW<br />

0,920850<br />

0,920247<br />

0,919845<br />

0,919845<br />

0,919643<br />

0,919643<br />

0,918834<br />

0,918631<br />

0,918428<br />

0,918224<br />

0,918224<br />

0,918021<br />

0,917612<br />

0,917203<br />

0,917203<br />

0,9<strong>16</strong>588<br />

0,9<strong>16</strong>583<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

354<br />

355<br />

356<br />

357<br />

358<br />

359<br />

360<br />

361<br />

362<br />

363<br />

364<br />

WLÜLW<br />

0,904715<br />

0,904268<br />

0,904268<br />

0,904044<br />

0,904044<br />

0,904044<br />

0,903594<br />

0,903594<br />

0,903369<br />

0,903143<br />

0,902917<br />

Anhang 2<br />

Baseline-Posttransplantations-Überlebenswahrscheinlichkeit (TXÜLW)<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

<strong>16</strong><br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

TXÜLW<br />

1,000000<br />

0,994709<br />

0,988348<br />

0,985519<br />

0,983042<br />

0,980918<br />

0,979148<br />

0,978439<br />

0,977022<br />

0,974540<br />

0,972058<br />

0,970283<br />

0,968508<br />

0,966377<br />

0,964244<br />

0,963889<br />

0,961756<br />

0,961756<br />

0,959621<br />

0,958197<br />

0,957486<br />

0,956417<br />

0,954992<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

65<br />

66<br />

67<br />

68<br />

69<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

77<br />

78<br />

79<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

TXÜLW<br />

0,917466<br />

0,9<strong>16</strong>392<br />

0,915318<br />

0,914244<br />

0,913528<br />

0,912812<br />

0,911738<br />

0,911380<br />

0,911022<br />

0,909590<br />

0,908874<br />

0,907800<br />

0,907084<br />

0,906726<br />

0,906011<br />

0,905653<br />

0,905653<br />

0,905295<br />

0,904579<br />

0,903147<br />

0,903147<br />

0,902430<br />

0,901714<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

123<br />

124<br />

125<br />

126<br />

127<br />

128<br />

129<br />

130<br />

131<br />

132<br />

133<br />

134<br />

135<br />

136<br />

137<br />

138<br />

139<br />

140<br />

141<br />

142<br />

143<br />

144<br />

145<br />

TXÜLW<br />

0,887385<br />

0,887027<br />

0,886310<br />

0,885952<br />

0,885952<br />

0,885593<br />

0,885235<br />

0,885235<br />

0,885235<br />

0,885235<br />

0,883802<br />

0,883086<br />

0,883086<br />

0,883086<br />

0,882012<br />

0,882012<br />

0,88<strong>16</strong>54<br />

0,881295<br />

0,879862<br />

0,879862<br />

0,879504<br />

0,879146<br />

0,878071<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

185<br />

186<br />

187<br />

188<br />

189<br />

190<br />

191<br />

192<br />

193<br />

194<br />

195<br />

196<br />

197<br />

198<br />

199<br />

200<br />

201<br />

202<br />

203<br />

204<br />

205<br />

206<br />

207<br />

TXÜLW<br />

0,861943<br />

0,860510<br />

0,860510<br />

0,860510<br />

0,860152<br />

0,860152<br />

0,859077<br />

0,858361<br />

0,857286<br />

0,856928<br />

0,856928<br />

0,856928<br />

0,856928<br />

0,855853<br />

0,855853<br />

0,855853<br />

0,855495<br />

0,854420<br />

0,854420<br />

0,854420<br />

0,854061<br />

0,853703<br />

0,853345<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

247<br />

248<br />

249<br />

250<br />

251<br />

252<br />

253<br />

254<br />

255<br />

256<br />

257<br />

258<br />

259<br />

260<br />

261<br />

262<br />

263<br />

264<br />

265<br />

266<br />

267<br />

268<br />

269<br />

TXÜLW<br />

0,841525<br />

0,841525<br />

0,841525<br />

0,841<strong>16</strong>6<br />

0,840808<br />

0,840808<br />

0,840450<br />

0,840450<br />

0,839733<br />

0,839017<br />

0,839017<br />

0,839017<br />

0,837941<br />

0,837225<br />

0,836866<br />

0,836508<br />

0,836149<br />

0,835433<br />

0,835074<br />

0,835074<br />

0,835074<br />

0,8347<strong>16</strong><br />

0,834358<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

309<br />

310<br />

311<br />

312<br />

313<br />

314<br />

315<br />

3<strong>16</strong><br />

317<br />

318<br />

319<br />

320<br />

321<br />

322<br />

323<br />

324<br />

325<br />

326<br />

327<br />

328<br />

329<br />

330<br />

331<br />

TXÜLW<br />

0,820030<br />

0,820030<br />

0,819672<br />

0,819315<br />

0,819315<br />

0,819315<br />

0,818957<br />

0,818241<br />

0,817883<br />

0,817526<br />

0,817526<br />

0,8<strong>16</strong>095<br />

0,815380<br />

0,815022<br />

0,815022<br />

0,815022<br />

0,814664<br />

0,813591<br />

0,812876<br />

0,812<strong>16</strong>0<br />

0,812<strong>16</strong>0<br />

0,811803<br />

0,811803<br />

BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER


A 13 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013<br />

B. Die <strong>Richtlinien</strong>änderungen treten einen Monat nach Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt in Kraft.<br />

[Hinweis: Der Wortlaut der jeweils geltenden <strong>Richtlinien</strong> ist abrufbar unter: www.bundesaerztekammer.de/organtransplantation]<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Bundesärztekammer<br />

Dezernat VI, Herbert-Lewin-Platz 1, 10623 Berlin<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51<br />

52<br />

53<br />

54<br />

55<br />

56<br />

57<br />

58<br />

59<br />

60<br />

TXÜLW<br />

0,953923<br />

0,953567<br />

0,951428<br />

0,949288<br />

0,947148<br />

0,946435<br />

0,945364<br />

0,943579<br />

0,942150<br />

0,941079<br />

0,940365<br />

0,938936<br />

0,938221<br />

0,937149<br />

0,936792<br />

0,936434<br />

0,934647<br />

0,933931<br />

0,932143<br />

0,930712<br />

0,929996<br />

0,929281<br />

0,928207<br />

0,927849<br />

0,926060<br />

0,925702<br />

0,925702<br />

0,924628<br />

0,924628<br />

0,924270<br />

0,922121<br />

0,921763<br />

0,920688<br />

0,920330<br />

0,919614<br />

0,918898<br />

0,918898<br />

0,918540<br />

0,918540<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

88<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

96<br />

97<br />

98<br />

99<br />

100<br />

101<br />

102<br />

103<br />

104<br />

105<br />

106<br />

107<br />

108<br />

109<br />

110<br />

111<br />

112<br />

113<br />

114<br />

115<br />

1<strong>16</strong><br />

117<br />

118<br />

119<br />

120<br />

121<br />

122<br />

TXÜLW<br />

0,900998<br />

0,900998<br />

0,900640<br />

0,899924<br />

0,899566<br />

0,899208<br />

0,899208<br />

0,898850<br />

0,898492<br />

0,898133<br />

0,898133<br />

0,897059<br />

0,897059<br />

0,896700<br />

0,895625<br />

0,894908<br />

0,894192<br />

0,893833<br />

0,893833<br />

0,893475<br />

0,893117<br />

0,893117<br />

0,892758<br />

0,892042<br />

0,892042<br />

0,890967<br />

0,890250<br />

0,890250<br />

0,890250<br />

0,890250<br />

0,890250<br />

0,889892<br />

0,889892<br />

0,889892<br />

0,889534<br />

0,888817<br />

0,888101<br />

0,888101<br />

0,887385<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

146<br />

147<br />

148<br />

149<br />

150<br />

151<br />

152<br />

153<br />

154<br />

155<br />

156<br />

157<br />

158<br />

159<br />

<strong>16</strong>0<br />

<strong>16</strong>1<br />

<strong>16</strong>2<br />

<strong>16</strong>3<br />

<strong>16</strong>4<br />

<strong>16</strong>5<br />

<strong>16</strong>6<br />

<strong>16</strong>7<br />

<strong>16</strong>8<br />

<strong>16</strong>9<br />

170<br />

171<br />

172<br />

173<br />

174<br />

175<br />

176<br />

177<br />

178<br />

179<br />

180<br />

181<br />

182<br />

183<br />

184<br />

TXÜLW<br />

0,878071<br />

0,877713<br />

0,876638<br />

0,876279<br />

0,876279<br />

0,875921<br />

0,875562<br />

0,874846<br />

0,874128<br />

0,873411<br />

0,873411<br />

0,872694<br />

0,871977<br />

0,871977<br />

0,871260<br />

0,871260<br />

0,870184<br />

0,869467<br />

0,869109<br />

0,868750<br />

0,868750<br />

0,868392<br />

0,868033<br />

0,867317<br />

0,867317<br />

0,867317<br />

0,866600<br />

0,866600<br />

0,866600<br />

0,866241<br />

0,865883<br />

0,864450<br />

0,864450<br />

0,863733<br />

0,863017<br />

0,863017<br />

0,862659<br />

0,861943<br />

0,861943<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

208<br />

209<br />

210<br />

211<br />

212<br />

213<br />

214<br />

215<br />

2<strong>16</strong><br />

217<br />

218<br />

219<br />

220<br />

221<br />

222<br />

223<br />

224<br />

225<br />

226<br />

227<br />

228<br />

229<br />

230<br />

231<br />

232<br />

233<br />

234<br />

235<br />

236<br />

237<br />

238<br />

239<br />

240<br />

241<br />

242<br />

243<br />

244<br />

245<br />

246<br />

TXÜLW<br />

0,853345<br />

0,852628<br />

0,852628<br />

0,851912<br />

0,850837<br />

0,850837<br />

0,850479<br />

0,849763<br />

0,849763<br />

0,849763<br />

0,849763<br />

0,849047<br />

0,849047<br />

0,848689<br />

0,848689<br />

0,848330<br />

0,847614<br />

0,846898<br />

0,846540<br />

0,846181<br />

0,846181<br />

0,846181<br />

0,846181<br />

0,846181<br />

0,846181<br />

0,845107<br />

0,845107<br />

0,845107<br />

0,844749<br />

0,844391<br />

0,844032<br />

0,844032<br />

0,844032<br />

0,843674<br />

0,843674<br />

0,8433<strong>16</strong><br />

0,842958<br />

0,842241<br />

0,841525<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

270<br />

271<br />

272<br />

273<br />

274<br />

275<br />

276<br />

277<br />

278<br />

279<br />

280<br />

281<br />

282<br />

283<br />

284<br />

285<br />

286<br />

287<br />

288<br />

289<br />

290<br />

291<br />

292<br />

293<br />

294<br />

295<br />

296<br />

297<br />

298<br />

299<br />

300<br />

301<br />

302<br />

303<br />

304<br />

305<br />

306<br />

307<br />

308<br />

TXÜLW<br />

0,833999<br />

0,833999<br />

0,833282<br />

0,832924<br />

0,832924<br />

0,831849<br />

0,831849<br />

0,831490<br />

0,830774<br />

0,830415<br />

0,830415<br />

0,830057<br />

0,829699<br />

0,829341<br />

0,828625<br />

0,828266<br />

0,827908<br />

0,827550<br />

0,827550<br />

0,827550<br />

0,826475<br />

0,826475<br />

0,826475<br />

0,826117<br />

0,825759<br />

0,825401<br />

0,825401<br />

0,824684<br />

0,824684<br />

0,823610<br />

0,823610<br />

0,823610<br />

0,822894<br />

0,822894<br />

0,822536<br />

0,822178<br />

0,821820<br />

0,821104<br />

0,820746<br />

Zeit<br />

(Tage)<br />

332<br />

333<br />

334<br />

335<br />

336<br />

337<br />

338<br />

339<br />

340<br />

341<br />

342<br />

343<br />

344<br />

345<br />

346<br />

347<br />

348<br />

349<br />

350<br />

351<br />

352<br />

353<br />

354<br />

355<br />

356<br />

357<br />

358<br />

359<br />

360<br />

361<br />

362<br />

363<br />

364<br />

TXÜLW<br />

0,811445<br />

0,811087<br />

0,811087<br />

0,810729<br />

0,810729<br />

0,810014<br />

0,809299<br />

0,809299<br />

0,808942<br />

0,808942<br />

0,808942<br />

0,808584<br />

0,808584<br />

0,807869<br />

0,807869<br />

0,807869<br />

0,807512<br />

0,807512<br />

0,807512<br />

0,807512<br />

0,807512<br />

0,807155<br />

0,806440<br />

0,806440<br />

0,805368<br />

0,804654<br />

0,804654<br />

0,804654<br />

0,804296<br />

0,802867<br />

0,802867<br />

0,802867<br />

0,802510<br />

BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

BUNDESÄRZTEKAMMER<br />

Bekanntmachungen<br />

<strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong><br />

<strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 u. 5 TPG<br />

Der Vorstand der Bundesärztekammer hat in seiner Sitzung vom<br />

13.–14. 12. 2012 auf Empfehlung der Ständigen Kommission<br />

<strong>Organtransplantation</strong> Folgendes beschlossen:<br />

A. Die <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong> <strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong><br />

<strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 und 5 TPG in der Fassung vom<br />

23. 01. 2010 (Dtsch Arztebl 2010; 107[3]: 111) zuletzt<br />

geändert am 09. 11. 2012 (Dtsch Arztebl 2012; 109[45]:<br />

2267–8) werden wie folgt geändert:<br />

Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die Organvermittlung<br />

<strong>zur</strong> Lebertransplantation werden wie folgt gefasst<br />

„III.<br />

Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Lebertransplantation<br />

1. Gründe für die Aufnahme in die Warteliste<br />

Eine Lebertransplantation kann angezeigt sein bei nicht rückbildungsfähiger,<br />

fortschreitender, das Leben des Patienten gefährdender<br />

Lebererkrankung, wenn keine akzeptable Behandlungsalternative<br />

besteht und keine Kontraindikationen für eine Transplantation<br />

vorliegen. Daneben kommen als Indikation für eine<br />

Lebertransplantation auch solche genetischen Erkrankungen in<br />

Frage, bei denen der genetische Defekt wesentlich in der Leber<br />

lokalisiert ist und dieser durch eine Transplantation korrigiert<br />

werden kann.<br />

Patienten können in die Warteliste <strong>zur</strong> Lebertransplantation<br />

aufgenommen werden, wenn die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

und/oder die Lebensqualität mit Transplantation größer ist als<br />

ohne. Die häufigsten Indikationsgruppen sind Leberzirrhose,<br />

Krebserkrankungen der Leber, genetische und metabolische Erkrankungen,<br />

cholestatische Lebererkrankungen und akutes Leberversagen.<br />

2. Einschränkungen der Aufnahme in die Warteliste<br />

2.1. Alkoholinduzierte Zirrhose<br />

Bei Patienten mit alkoholinduzierter Zirrhose erfolgt die Aufnahme<br />

in die Warteliste erst dann, wenn der Patient für mindestens<br />

sechs Monate völlige Alkoholabstinenz eingehalten hat.<br />

2.2. Bösartige Erkrankungen<br />

Bei Patienten mit bösartigen Erkrankungen muss vor der Aufnahme<br />

in die Warteliste sowie durch regelmäßige Kontrollen<br />

während der Wartezeit extrahepatisches Tumorwachstum ausgeschlossen<br />

sein.<br />

Patienten in fortgeschrittenen Stadien bösartiger Erkrankungen<br />

sollen nur im Rahmen von kontrollierten Studien (z. B. <strong>zur</strong><br />

Prüfung adjuvanter Therapiemaßnahmen) transplantiert werden.<br />

Im Übrigen wird auf die Studienklausel (s. All<strong>gem</strong>eine Grundsätze<br />

für die Aufnahme in die Warteliste <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong>,<br />

Punkt 10) verwiesen.<br />

2.3. Metabolische/genetische Erkrankungen<br />

Patienten mit metabolischen / genetischen Erkrankungen können<br />

in die Warteliste aufgenommen werden, wenn die Folgen des Defekts<br />

unmittelbar zu irreversiblen Schäden zu führen beginnen<br />

oder wenn abzusehen ist, dass ein weiteres Abwarten solche Folgen<br />

für den Patienten in nächster Zukunft unabwendbar mit sich<br />

bringen würde.<br />

2.4. Akutes Leberversagen<br />

Bei Patienten mit akutem Leberversagen kann die Indikation <strong>zur</strong><br />

Transplantation gestellt werden, wenn die hierfür entwickelten<br />

Prognosekriterien die Notwendigkeit einer solchen Transplantation<br />

anzeigen.<br />

Danach werden Patienten mit an Sicherheit grenzender<br />

Wahrscheinlichkeit eine Transplantation benötigen, wenn<br />

folgende Befunde erhoben werden (King´s College-Kriterien):<br />

Prothrombinzeit > 100 sec (= Quick < 7 % bzw. INR > 6,7)<br />

oder mindestens drei der Folgenden:<br />

■ ungünstige Ätiologie,<br />

− kryptogene Hepatitis,<br />

− Halothan-Hepatitis,<br />

− Medikamententoxizität,<br />

■ Ikterus mehr als 7 Tage vor Enzephalopathie,<br />

■ Alter < 10 Jahre oder > 40 Jahre,<br />

■ Prothrombinzeit > 50 sec (= Quick < 15 % bzw.<br />

INR > 4),<br />

■ Serum Bilirubin > 300 mmol/l.<br />

Spezialkriterien für die Paracetamolintoxikation:<br />

■ arterieller pH < 7,3<br />

■ oder alle drei Folgenden:<br />

− Prothrombinzeit > 100 sec (= Quick < 7 %<br />

bzw. INR > 6,7),<br />

− Kreatinin > 300 mmol/l,<br />

− Enzephalopathie Grad 3 oder 4.<br />

Bei Empfängern mit viraler Hepatitis soll die Transplantationsindikation<br />

unter den folgenden Bedingungen gestellt werden (Clichy-Kriterien):<br />

■ Enzephalopathie Grad 3 und 4<br />

und<br />

■ Faktor V < 20 % bei Empfängern < 30 Jahre<br />

oder<br />

■ Faktor V < 30 % bei Empfängern > 30 Jahre.<br />

A 1 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

3. Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die<br />

Warteliste<br />

Als Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die Warteliste<br />

gelten die im All<strong>gem</strong>einten Teil genannten Kriterien.<br />

4. Beurteilung der Dringlichkeit einer Transplantation<br />

Ein Maß für die Dringlichkeit einer Transplantation ist der<br />

MELD-Score (MELD = Model for Endstage Liver Disease). Der<br />

MELD-Score ermöglicht eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit<br />

für Patienten im Endstadium einer Lebererkrankung, innerhalb<br />

von drei Monaten zu versterben.<br />

Für die meisten Patienten kann der MELD-Score aus den Laborwerten<br />

von Serumkreatinin, Serumbilirubin und Prothrombinzeit<br />

(International Normalized Ratio, INR) berechnet werden.<br />

Dies ist der berechnete MELD-Score, der sogenannte labMELD<br />

(s. 5.2.2.1.).<br />

Für einen kleinen Teil der Patienten wird die Dringlichkeit der<br />

Transplantation durch den labMELD nicht adäquat ausgedrückt.<br />

Diesen Patienten wird auf Antrag ein MELD-Score zugewiesen,<br />

der sogenannte matchMELD. Der matchMELD entspricht einem<br />

MELD-Score, wie er sich hin sichtlich Dringlichkeit und Erfolgsaussicht<br />

für vergleichbare Patienten mit anderen Lebererkrankungen<br />

berechnet (s. 5.2.2.2.).<br />

Entsprechend wird für einen Patienten bei Aufnahme in die<br />

Warteliste der labMELD berechnet oder auf Antrag ein match-<br />

MELD zugewiesen.<br />

5. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel I.<br />

Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Transplantationschirurg,<br />

2. Internist/Gastroenterologe,<br />

3. Anästhesist/Intensivmediziner<br />

● und 4. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer medizinischer<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen<br />

in Betracht ein<br />

− Nephrologe,<br />

− Onkologe,<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater,<br />

− Radiologe<br />

sowie ein Vertreter der Pflege.<br />

Die allokationsrelevanten Befunde einschließlich der vom Laborarzt<br />

bestätigten Laborwerte müssen von der regelmäßig stattfindenden<br />

interdisziplinären Transplantationskonferenz auf Plausibilität<br />

geprüft und bestätigt werden.<br />

6. Kriterien für die Allokation von Lebern<br />

6.1. Blutgruppenidentität und -kompatibilität<br />

(A-B-0-System)<br />

Voraussetzung für die <strong>Organtransplantation</strong> ist die Blutgruppenkompatibilität<br />

zwischen Spender und Empfänger. Um aber eine<br />

gleichmäßige und zeitgerechte Verteilung zu gewährleisten, erfolgt<br />

die Allokation nach den folgenden Regeln. In jeder Dringlichkeitsstufe<br />

wird der zu transplantierende Empfänger zunächst<br />

nach der Blutgruppenidentität ausgewählt. Sofern kein blutgruppenidentischer<br />

Empfänger vermittelt werden kann, gilt Blutgruppenkompatibilität.<br />

6.1.1. Organspender < 46 kg<br />

6.1.1.1. Dringlichkeitsstufe HU, Erwachsene<br />

Spender Blutgruppe<br />

6.1.1.2. Dringlichkeitsstufe HU, Kinder<br />

6.1.1.3. kombinierte <strong>Organtransplantation</strong>, Erwachsene und<br />

Kinder<br />

6.1.1.4. MELD-Score ≥ 30, s. 5.2.2.<br />

6.1.1.5. MELD-Score < 30, s. 5.2.2.<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

Spender Blutgruppe<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

Spender Blutgruppe<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

Spender Blutgruppe<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A und AB<br />

B und AB<br />

AB<br />

B und 0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A und AB<br />

B und AB<br />

AB<br />

A, B, AB und 0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A und AB<br />

B und AB<br />

AB<br />

A, B, AB und 0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A und AB<br />

B und AB<br />

AB<br />

B und 0<br />

Spender Blutgruppe<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A und AB<br />

B und AB<br />

AB<br />

0<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 2


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

6.1.1.6. Kinder<br />

6.1.3. Zweiter Teil der Leber bei Leberteiltransplantation,<br />

Erwachsene und Kinder<br />

Spender Blutgruppe<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A (AB)**<br />

B (AB)**<br />

AB<br />

0 (A, B, AB)**<br />

** In jeder Dringlichkeitsstufe erfolgt die Auswahl zu transplantierender Empfänger<br />

zunächst nach der Blutgruppenidentität. Sofern kein blutgruppenidentischer<br />

Empfänger vermittelt werden kann, gilt Blutgruppenkompatibilität.<br />

Spender Blutgruppe<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A und AB<br />

B und AB<br />

AB<br />

A, B, AB und 0<br />

6.1.2. Organspender ≥ 46 kg, Erwachsene und Kinder<br />

6.2. Dringlichkeitsstufen<br />

6.1.2.1. Dringlichkeitsstufe HU<br />

Spender Blutgruppe Empfänger Blutgruppe<br />

A<br />

A und AB<br />

B<br />

B und AB<br />

AB<br />

AB<br />

0<br />

B und 0<br />

6.1.2.2. kombinierte <strong>Organtransplantation</strong><br />

6.2.1. Dringlichkeitsstufe High Urgency (HU)<br />

Bei Patienten in akut lebensbedrohlicher Situation (High Urgency,<br />

HU) droht ohne Transplantation der Tod in wenigen Tagen.<br />

Sie werden daher vorrangig vor allen anderen Patienten bei der<br />

Organzuteilung berücksichtigt.<br />

Indikationen für eine Zuerkennung des HU-Status können<br />

sein: akutes Leberversagen, akutes Transplantatversagen innerhalb<br />

von 14 Tagen nach Transplantation, akute Dekompensation<br />

bei Morbus Wilson und Budd-Chiari-Syndrom, lebensbedrohliches<br />

Lebertrauma und anhepatischer Zustand als Folge eines<br />

akuten Leberversagens mit toxischem Lebersyndrom.<br />

Innerhalb der HU-Patienten erfolgt die Organverteilung nach der<br />

Wartezeit innerhalb der Dringlichkeitsstufe HU.<br />

Spender Blutgruppe<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

6.1.2.3. MELD-Score ≥ 30<br />

Spender Blutgruppe<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

6.1.2.4. MELD-Score < 30<br />

Spender Blutgruppe<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A und AB<br />

B und AB<br />

AB<br />

A, B, AB und 0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A und AB<br />

B und AB<br />

AB<br />

B und 0<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

A und AB<br />

B und AB<br />

AB<br />

0<br />

6.2.2. Elektive Allokation bei erwachsenen Empfängern<br />

(≥ <strong>16</strong> Jahre)<br />

In der Gruppe der elektiven Patienten wird grundsätzlich nach<br />

Dringlichkeit der Transplantation alloziert. Maß für die Dringlichkeit<br />

der Transplantation ist der MELD-Score (MELD = Model<br />

for Endstage Liver Disease). Der MELD-Score ermöglicht<br />

eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit für Patienten im Endstadium<br />

einer Lebererkrankung, innerhalb von drei Monaten zu<br />

versterben.<br />

Tabelle 1:<br />

Eckpunkte der MELD-Score-Äquivalente<br />

MELD-Score<br />

6<br />

10<br />

15<br />

20<br />

22<br />

24<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

3-Monats-Mortalität<br />

1 %<br />

2 %<br />

5 %<br />

11 %<br />

15 %<br />

21 %<br />

28 %<br />

32 %<br />

37 %<br />

43 %<br />

49 %<br />

55 %<br />

A 3 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

MELD-Score<br />

32<br />

33<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

6.2.2.1. Berechneter MELD-Score (labMELD)<br />

Der MELD-Score wird berechnet aus den Laborwerten von<br />

Serumkreatinin (in mg/dl), Serumbilirubin (in mg/dl) und<br />

Prothrombinzeit (International Normalized Ratio, INR). Laborwerte,<br />

die niedriger als 1,0 liegen, werden zum Zweck der Berechnung<br />

auf 1,0 gesetzt. Der maximale Serum-Kreatininwert<br />

wird auf 4,0 mg/dl begrenzt (d. h. für Patienten mit einem Kreatininwert<br />

> 4,0 mg/dl wird der Kreatininwert auf 4,0 mg/dl festgesetzt).<br />

Ebenso wird der Kreatininwert bei Dialysepatienten zum<br />

Zweck der Bestimmung des MELD-Scores auf 4 mg/dl festgesetzt.<br />

Der MELD-Score wird wie folgt berechnet:<br />

3-Monats-Mortalität<br />

61 %<br />

68 %<br />

80 %<br />

85 %<br />

90 %<br />

93 %<br />

96 %<br />

98 %<br />

99 %<br />

100 %<br />

10 {0,957 x Log e<br />

(Kreatinin mg/dl)<br />

+ 0,378 x Log e<br />

(Bilirubin mg/dl)<br />

+ 1,120 x Log e<br />

(INR) + 0,643}<br />

Der so errechnete Wert wird auf ganze Zahlen gerundet und auf<br />

maximal 40 begrenzt.<br />

Für die Aktualisierung der Berechnung des MELD-Scores<br />

gelten die folgenden Regeln:<br />

Tabelle 2:<br />

Aktualisierungen von Dringlichkeitsstufen und Laborwerten<br />

Dringlichkeitsstufe<br />

HU<br />

MELD > 25<br />

MELD ≤ 24, > 18<br />

MELD ≤ 18, ≥ 11<br />

MELD ≤ 10, > 0<br />

Rezertifizierung<br />

nach 7 Tagen<br />

Rezertifizierung<br />

nach 7 Tagen<br />

Rezertifizierung<br />

nach 1 Monat<br />

Rezertifizierung<br />

nach 3 Monaten<br />

Rezertifizierung<br />

nach 12 Monaten<br />

Laborwerte<br />

nicht älter als 48 h<br />

Laborwerte<br />

nicht älter als 48 h<br />

Laborwerte<br />

nicht älter als 7 Tage<br />

Laborwerte<br />

nicht älter als 14 Tage<br />

Laborwerte<br />

nicht älter als 30 Tage<br />

Erfolgt innerhalb der angegebenen Fristen keine Rezertifizierung,<br />

wird der MELD-Score durch die Vermittlungsstelle auf den<br />

Wert 6 <strong>zur</strong>ückgestuft.<br />

6.2.2.2. Zugewiesener MELD-Score (matchMELD)<br />

In Ausnahmefällen wird die Dringlichkeit der Transplantation<br />

durch den labMELD nicht adäquat ausgedrückt. Auf<br />

Antrag des Transplantationszentrums wird diesen Patienten<br />

ein MELD-Score zugewiesen, der sogenannte matchMELD.<br />

Der matchMELD entspricht einem MELD-Score, wie er<br />

sich hinsichtlich Dringlichkeit und Erfolgsaussicht für<br />

vergleichbare Patienten mit anderen Lebererkrankungen<br />

berechnet.<br />

Erfüllt die Erkrankung eines Patienten die in Tabelle 3<br />

spezifizierten Standardkriterien, weist ihm der medizinische<br />

Dienst der Vermittlungsstelle den zugehörigen matchMELD<br />

zu.<br />

Tabelle 3:<br />

matchMELD-Standardkriterien (Standard Exceptions)<br />

Erkrankung<br />

Kriterien<br />

Initialer matchMELD<br />

− entsprechend einer<br />

3-Monats-Mortalität<br />

von:<br />

Höherstufung des<br />

matchMELD in<br />

3-Monats-Schritten –<br />

entsprechend einer<br />

Zunahme der 3-Monats-Mortalität<br />

von:<br />

Hepatozelluläres Karzinom<br />

(HCC)<br />

matchMELD-Kriterien:<br />

Patient hat einen Tumor zwischen 2 und 5 cm bzw. bis zu 3 Tumoren kleiner als 3<br />

cm Größe, ist frei von extrahepatischen Metastasen und makrovaskulär invasivem<br />

Wachstum (entsprechend den „Mailand-Kriterien“).<br />

15 %<br />

+10 %<br />

Diagnose des HCC:<br />

1. Durch Biopsie oder<br />

2. AFP > 400 ng/ml und ein positiver Befund mit Hypervaskularisation mit Hilfe eines<br />

bildgebenden Verfahrens (Spiral-CT, MRT, Angiographie) oder<br />

3. zwei positive Befunde mit Hypervaskularisation mit Hilfe zweier verschiedener<br />

bildgebender Verfahren (Spiral-CT, MRT, Angiographie). Zwei verschiedene<br />

Techniken müssen verwendet worden sein.<br />

Zusätzlich:<br />

1. Patienten müssen (auch) zum Zeitpunkt der Höherstufung in 3-Monats-Schritten<br />

die Mailand-Kriterien erfüllen.<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 4


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Erkrankung<br />

Kriterien<br />

Initialer matchMELD<br />

− entsprechend einer<br />

3-Monats-Mortalität<br />

von:<br />

Höherstufung des<br />

matchMELD in<br />

3-Monats-Schritten –<br />

entsprechend einer<br />

Zunahme der 3-Monats-Mortalität<br />

von:<br />

2. Patienten, die im Verlauf nachweisbar die o. g. matchMELD-Kriterien aufwiesen,<br />

jedoch zum Zeitpunkt der Anfrage durch Behandlung nur noch eine Läsion < 2<br />

cm oder keine Läsion mehr aufweisen, erfüllen ebenfalls die matchMELD-Kriterien<br />

für das hepatozelluläre Karzinom (HCC).<br />

Besteht bei einem Patienten ein HCC mit Läsionen, die nicht durchgehend (sondern<br />

z. B. erst durch Downstaging) die Mailand-Kriterien erfüllen, sind auch die Standardkriterien<br />

nicht erfüllt.<br />

Nichtmetastasierendes<br />

Hepatoblastom<br />

matchMELD-Kriterien:<br />

1. Patient ist < <strong>16</strong> J. alt;<br />

2. Durch Leberbiopsie bewiesenes, nicht-metastasierendes Hepatoblastom;<br />

3. Patient ist ein geeigneter Lebertransplantationskandidat<br />

MELD 30<br />

falls nach 30 Tagen<br />

kein Organ vermittelt<br />

werden konnte,<br />

Zuerkennung des<br />

HU-Status<br />

Adulte polyzystische<br />

Degeneration der Leber<br />

(APDL)<br />

matchMELD-Kriterien (mindestens 1):<br />

1. Aszites oder Varizenblutungen;<br />

2. Budd-Chiari-like-Syndrom mit hepatovenöser Ausflussbehinderung durch Zysten<br />

(CT/MRT, Venographie);<br />

3. Eingeschränkte Möglichkeit <strong>zur</strong> Zystenfenestrierung wg. Aszites;<br />

4. Hochgradige Malnutrition (verminderter Armumfang beim nichtdominanten Arm:<br />

Männer: < 23,8 cm, Frauen: < 23,1 cm);<br />

5. Dialyseabhängigkeit in Kombination mit einem Kriterium 1–4 (ggf. kombinierte<br />

Leber-Nieren-Transplantation);<br />

6. Kreatinin-Clearance 20–30 ml/min in Kombination mit einem Kriterium 1–5 (ggf.<br />

kombinierte Leber-Nieren-Transplantation).<br />

10 %<br />

+ 10 %<br />

Primäre Hyperoxalurie<br />

Typ 1 (PH1)<br />

AGT-Defizit-Nachweis in Leberbiopsie in allen Fällen.<br />

Anmeldung <strong>zur</strong> präemptiven Lebertransplantation ohne signifikanten Nierenschaden.<br />

10 %<br />

+ 10 %<br />

Anmeldung <strong>zur</strong> kombinierten Leber-Nieren-Transplantation ohne terminale<br />

Niereninsuffizienz.<br />

10 %<br />

+ 10 %<br />

Patienten ≥ 1 Jahr und Anmeldung <strong>zur</strong> kombinierten Leber-Nieren-Transplantation<br />

mit terminaler Niereninsuffizienz und Nierenersatztherapie.<br />

15 %<br />

+ 10 %<br />

Persistierende Dysfunktion<br />

(auch „small<br />

for size“ Leber) mit Indikation<br />

<strong>zur</strong> Re-transplantation<br />

Feststellung der Retransplantationsindikation durch das Zentrum. Die Indikation<br />

kann bis zu 3 Monate nach Transplantation gestellt werden.<br />

Zudem müssen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein:<br />

1. Bilirubin ≥ 10 mg/dl;<br />

2. INR ≥ 1,5;<br />

3. Aszites;<br />

4. Ischemic Type Biliary Lesions, ITBL (Gallengangsischämie).<br />

Summe aus<br />

3-Monats-Letalität<br />

<strong>gem</strong>äß<br />

labMELD<br />

und 20 %<br />

3-Monats-Letalität<br />

Anpassung des<br />

labMELDs nach<br />

Laborwerten jederzeit<br />

möglich<br />

Zystische Fibrose<br />

(Mukoviszidose)<br />

Lebertransplantation bei FEV1 > 40 %,<br />

sonst kombinierte Leber-Lungen-Transplantation<br />

10 %<br />

+ 10 %<br />

Familiäre<br />

Amyloidotische Polyneuropathie<br />

(FAP)<br />

matchMELD-Kriterien (Erfüllung von 1 und 2 und mindestens 1 Kriterium aus 3–5):<br />

1. Biopsie mit Nachweis von Amyloidablagerung in einem Organ;<br />

2. Nachweis einer TTR-Genmutation (DNA-Analyse oder Massenspectrometrie<br />

(Val30Met vs. Non-Val30Met)).<br />

15 %<br />

+ 10 %<br />

Zusätzlich:<br />

3. Neurologische Symptomatik bzw. modifizierter Polyneuropathy Disability (PND)<br />

Score von < IIIb;<br />

4. Modifizierter BMI (mBMI) > 700 (mBMI = {Gewicht [kg]/Länge [m] 2 }*S-Albumin<br />

[g/L]);<br />

5. Bei geplanter, alleiniger Lebertransplantation: Ausschluss einer klinisch apparenten<br />

kardialen Funktionsstörung und/oder keine lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen<br />

und/oder keine Kardiomyopathie mit einer EF < 40 % ± NYHA II Symptome.<br />

Bei Vorliegen einer Herzbeteiligung und linksventrikulärer Wanddicke > 12 mm sollte<br />

eine kombinierte Herz-Leber-Transplantation erwogen werden.<br />

Die FAP-Leber sollte, wenn möglich, <strong>zur</strong> Domino-Lebertransplantation verwendet<br />

werden.<br />

Hepatopulmonales<br />

Syndrom<br />

Kriterien (alle Kriterien müssen erfüllt sein):<br />

1. PaO 2 < 60 mmHg (im Sitzen bei Raumluft);<br />

2. Keine weitere pulmonale Pathologie;<br />

3. Nachweis intrapulmonaler Shunts und Ausschluss intrakardialer Shunts durch<br />

Kontrast-Echokardiographie;<br />

4. Nachgewiesene Lebererkrankung.<br />

15 %<br />

+ 10 %<br />

A 5 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Erkrankung<br />

Portopulmonale<br />

Hypertension<br />

Harnstoffzyklusdefekte<br />

Morbus Osler<br />

Hepatisches Hämangioendotheliom<br />

Biliäre Sepsis/<br />

Sekundär skleriosierende<br />

Cholangitis<br />

(SSC) 19<br />

Primär sclerosierende<br />

Cholangitis (PSC) 19<br />

Cholangiokarzinom<br />

Kriterien<br />

Kriterien (alle Kriterien müssen erfüllt sein):<br />

1. Mittlerer Pulmonalarteriendruck (mPAP) 25–35 mmHg (mit oder ohne Therapie);<br />

2. Pulmonaler Gefäßwiderstand ≥ 240 dyn/sec;<br />

3. Pumonalkapillarer Wedgedruck ≤ 15 mmHg;<br />

4. Die genannten Messwerte müssen mittels Rechtsherzkatheter erhoben worden sein;<br />

5. Nachgewiesene Lebererkrankung.<br />

matchMELD-Kriterien:<br />

1. Patient ist < <strong>16</strong> J. alt;<br />

2. Bewiesene Harnstoffzyklus-Abweichung oder organische Azidämie;<br />

3. Patient ist ein geeigneter Lebertransplantationskandidat.<br />

Kriterien (alle Kriterien müssen erfüllt sein):<br />

1. Symptomatische Leberbeteiligung (Shunts, <strong>Abs</strong>zesse, destruierende Cholangitis,<br />

Lebernekrose);<br />

2. Vorliegen eines hyperdynamischen Herzkreislaufsyndroms mit Herzinsuffizienz<br />

durch Shunts;<br />

3. Fachgutachten eines Kardiologen, aus dem hervorgeht, dass das hyperdynamische<br />

Herzkreislaufsyndrom vordringlich Leber-bedingt ist (und somit die Lebertransplantation<br />

kurativ ist).<br />

akutes ischämisches Leberversagen im Rahmen eines Morbus Osler<br />

Die folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:<br />

1. Histopathologischer Nachweis eines nur wenig zellreichen Tumors mit Faktor-VIII<br />

Expression auf den Gefäßendothelien.<br />

2. Antrag frühestens ein Jahr nach Aufnahme auf die Warteliste <strong>zur</strong> Lebertransplantation<br />

möglich.<br />

Die biliäre Sepsis ist nur durch Lebertransplantation sanierbar.<br />

Zusätzlich müssen folgende Kriterien erfüllt sein:<br />

1. Mindestens zwei spontan auftretende, septische Episoden in 6 Monaten (nicht interventionell<br />

verursacht, nicht interventionell sanierbar);<br />

2. Septikämie trotz antibiotischer Therapie.<br />

Anmerkung: eingeschlossen sind auch Komplikationen der Lebertransplantation wie<br />

ITBL, Ischämie/Gefäßthrombose, Gallengangsnekrose, diffuser Gallengangsschaden,<br />

vanishing bile duct syndrome.<br />

Sicherung der Diagnose durch ERCP oder MRCP.<br />

Zusätzlich müssen mindestens zwei der nachfolgenden Kriterien erfüllt sein:<br />

1. Mindestens zwei spontan auftretende, klinische Sepsis-Episoden in 6 Monaten<br />

(nicht interventionell verursacht, nicht interventionell oder antibiotisch sanierbar);<br />

2. Entwicklung von dokumentierten dominanten Stenosen der Gallenwege;<br />

3. Body Maß Index-Reduktion > 10 % in 12 Monaten.<br />

Kriterien:<br />

1. Biliäre Strikturen in Cholangiographie und Biopsie bzw. Zytologie mit Nachweis<br />

einer Neoplasie (Aneuploidie gilt als Neoplasie);<br />

2. Tumor technisch bzw. auf Grund der Lebererkrankung nicht resezierbar;<br />

3. Läsion (CT/MRT) < 3 cm im Durchmesser;<br />

4. Keine intra- oder extrahepatischen Metastasen im CT/MRT (Thorax, Abdomen),<br />

keine Beteiligung regionaler Lymphknoten (Ausschluss in Laparotomie);<br />

5. Die Transplantation sollte im Rahmen einer prospektiven Studie erfolgen.<br />

Allokation bei Kindern und Jugendlichen unter <strong>16</strong> Jahren siehe 1.4.<br />

Initialer matchMELD<br />

− entsprechend einer<br />

3-Monats-Mortalität<br />

von:<br />

25 %<br />

MELD 30<br />

15 %<br />

MELD 40<br />

15 %<br />

Summe aus<br />

3-Monats-Letalität<br />

<strong>gem</strong>äß<br />

labMELD<br />

und 30 %<br />

3-Monats-Letalität<br />

15 %<br />

10 %<br />

Höherstufung des<br />

matchMELD in<br />

3-Monats-Schritten –<br />

entsprechend einer<br />

Zunahme der 3-Monats-Mortalität<br />

von:<br />

+ 10 %<br />

falls nach 30 Tagen<br />

kein Organ vermittelt<br />

werden konnte,<br />

Zuerkennung des<br />

HU-Status<br />

+ 10 %<br />

+ 10 %<br />

Anpassung des<br />

labMELDs nach<br />

Laborwerten jederzeit<br />

möglich<br />

+ 10 %<br />

+ 10 %<br />

19<br />

Änderung der <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> Lebertransplantation durch BÄK-Vorstandsbeschluss vom 15. – <strong>16</strong>.12.2011. Inkrafttreten: 12.03.2012<br />

Erfüllt in Ausnahmefällen die Erkrankung eines Patienten keine<br />

der in Tabelle 3 spezifizierten Standardkriterien, begründet das<br />

Transplantationszentrum in einem Antrag an die Vermittlungsstelle,<br />

warum der labMELD die Dringlichkeit einer Transplantation<br />

bei diesem Patienten und seinem Krankheitsbild nicht adäquat<br />

widerspiegelt (sog. Non Standard Exception). Von der Vermittlungsstelle<br />

wird daraufhin ein Auditverfahren durchgeführt,<br />

um zu klären, ob ein vom labMELD abweichender matchMELD<br />

zuerkannt werden kann. Wird der Antrag von der Auditgruppe<br />

akzeptiert, erhält der Patient einen initialen matchMELD, der einer<br />

3-Monats-Letalität von 15% entspricht. Dieser wird in 3-Monats-Schritten<br />

entsprechend einer Zunahme der 3-Monats-Letalität<br />

von 10% erhöht.<br />

Basierend auf diesen durch die Auditgruppe beurteilten Ausnahmefällen<br />

(Non Standard Exceptions) werden – wenn medizinisch<br />

sinnvoll und aufgrund der Datenlage möglich – neue Vorschläge für<br />

Standardkriterien erarbeitet, die der Ständigen Kommission <strong>Organtransplantation</strong><br />

(<strong>zur</strong> Ergänzung dieser Richtlinie) vorgelegt werden.<br />

Darüber hinaus werden alle Standardkriterien regelmäßig<br />

durch die Ständige Kommission <strong>Organtransplantation</strong> überprüft<br />

und ggf. an den jeweiligen Stand der medizinischen Wissenschaft<br />

angepasst.<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 6


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Hat ein Patient nach Zuweisung eines matchMELD zu einem<br />

späteren Zeitpunkt einen höheren labMELD, so wird dieser höhere<br />

MELD Score bei der Allokation berücksichtigt.<br />

Die Höherstufung des matchMELD erfolgt nach Überprüfung<br />

in 3-Monats-Schritten.<br />

Die Allokation erfolgt bei erwachsenen Patienten nach dem<br />

MELD Score in absteigender Reihenfolge, so dass Patienten mit<br />

dem höchsten Sterblichkeitsrisiko auf der Warteliste und damit<br />

der höchsten Dringlichkeit die höchste Priorität besitzen.<br />

6.3. Konservierungszeit/Wartezeit<br />

Die sofortige und adäquate Funktionsaufnahme der transplantierten<br />

Leber ist für den Verlauf und den Erfolg nach Transplantation entscheidend.<br />

Neben spenderbedingten Faktoren (z. B. Alter, Verfettung,<br />

Intensivverlauf) ist ganz besonders die Dauer der Konservierung<br />

(kalte Ischämiezeit) für die Frühfunktion von Bedeutung. Eine<br />

möglichst kurze kalte Ischämiezeit ist daher anzustreben und bei der<br />

Organallokation zu berücksichtigen. Es ist anzunehmen, dass durch<br />

die Nutzung der Informations- und Organisationsstrukturen in den<br />

gebildeten Organentnahmenregionen die Ischämiezeiten verkürzt<br />

werden können. Deshalb wird bei Patienten mit gleichem MELD-<br />

Score der regionale Empfänger bevorzugt. Danach erfolgt die Allokation<br />

nach Wartezeit. Hierzu werden die zusammenhängenden Tage<br />

der Wartezeit mit diesem und ggf. einem unmittelbar vorausgehenden,<br />

höheren MELD-Score berücksichtigt. Ist auch diese Wartezeit<br />

identisch, erfolgt die Allokation nach der Gesamtwartezeit.<br />

6.4. Lebertransplantation bei Kindern und Jugendlichen<br />

(unter <strong>16</strong> Jahren)<br />

Bei Kindern und Jugendlichen unter <strong>16</strong> Jahren muss die Wartezeit<br />

möglichst kurz gehalten werden. Wegen der problematischen Größenverhältnisse<br />

sollen zunächst alle Organe von Spendern unter 46<br />

kg Körpergewicht primär für die Lebertransplantation von Kindern<br />

und Jugendlichen unter <strong>16</strong> Jahren vermittelt werden.<br />

Dazu erfolgt die Allokation mit Hilfe eines matchMELD-Scores<br />

in absteigender Reihenfolge, sodass eine Transplantation nach Möglichkeit<br />

innerhalb von drei Monaten durchgeführt werden kann.<br />

Hierzu wird der initiale matchMELD einer 3-Monats-Mortalität von<br />

15 % entsprechend festgesetzt. Sind Kinder und Jugendliche unter<br />

<strong>16</strong> Jahren nach drei Monaten auf der Warteliste noch nicht transplantiert,<br />

wird der matchMELD entsprechend einer Zunahme der<br />

3-Monats-Mortalität um 10 % erhöht. Hat ein Kind oder ein Jugendlicher<br />

unter <strong>16</strong> Jahren einen höheren labMELD als den nach den<br />

vorgenannten Regeln festgesetzten matchMELD, so wird dieser höhere<br />

labMELD-Score bei der Allokation berücksichtigt.<br />

6.4.1. Kinder (unter 12 Jahren)<br />

Bei Kindern unter 12 Jahren erfolgt die Allokation mit Hilfe eines<br />

matchMELD, sodass eine Transplantation nach Möglichkeit innerhalb<br />

von drei Monaten durchgeführt werden kann. Hierzu wird der<br />

initiale matchMELD einer 3-Monats-Mortalität von 35 % entsprechend<br />

festgesetzt. Sind Kinder unter 12 Jahren nach drei Monaten<br />

auf der Warteliste noch nicht transplantiert, wird der matchMELD<br />

entsprechend einer Zunahme der 3-Monats-Mortalität um 15 % erhöht.<br />

Hat ein Kind unter 12 Jahren einen höheren labMELD als der<br />

nach den vorgenannten Regeln festgesetzte matchMELD, so wird<br />

dieser höhere labMELD-Score bei der Allokation berücksichtigt.<br />

6.4.2. Jugendliche (über 12 Jahre und unter <strong>16</strong> Jahren)<br />

Bei Jugendlichen erfolgt die Allokation nach dem labMELD.<br />

6.5. Bevorzugte kombinierte <strong>Organtransplantation</strong><br />

Unter Berücksichtigung von Indikation und Erfolgsaussicht erfolgt<br />

eine vorrangige Allokation für Lebertransplantationen in<br />

Kombination mit anderen nicht-renalen Organen, wenn diese<br />

Kombinationen nach Prüfung durch die Auditgruppe als besonders<br />

dringlich angesehen werden. Somit ergibt sich folgende Allokationsreihenfolge:<br />

Gruppe der HU-Patienten > Patienten für<br />

eine bevorzugte kombinierte <strong>Organtransplantation</strong> > Gruppe der<br />

elektiven Patienten.<br />

6.6. Leberteiltransplantation 19<br />

Bei geeigneten Spenderlebern kann im Interesse der Versorgung<br />

von zwei Patienten mit einem Transplantat die Möglichkeit der<br />

Organteilung (Lebersplit) erwogen werden. Dieses Verfahren<br />

wird derzeit vor allem bei Kindern, jedoch auch bei Erwachsenen<br />

angewendet.<br />

Erhält ein Patient von der Vermittlungsstelle ein sich aus der<br />

Warteliste ergebendes postmortales Leberangebot, so wird die<br />

Leber zu Zwecken der Transplantation geteilt, sofern es für eine<br />

Durchführung der Transplantation medizinisch erforderlich ist.<br />

Die Leber kann darüber hinaus geteilt werden, sofern die Erfolgsaussichten<br />

der Transplantation für diesen Patienten nicht<br />

unvertretbar beeinträchtigt werden. Die Teilung der Leber sollte<br />

nach Möglichkeit von den zuständigen Ärzten des explantierenden<br />

Zentrums und den zuständigen Ärzten des implantierenden<br />

Zentrums <strong>gem</strong>einsam durchgeführt werden.<br />

Eine Ischämiezeit von weniger als 12 Stunden für die Teillebertransplantate<br />

ist anzustreben.<br />

Die für die Allokation von Teillebern erforderlichen Angaben<br />

(Segmentverteilung und Ablaufzeiten) meldet das teilende Zentrum<br />

unmittelbar an die Vermittlungsstelle.<br />

Wegen der speziellen medizinischen Bedingungen bei Empfängern<br />

einer Teilleber gelten die folgenden Allokationsregeln.<br />

6.6.1. Asymmetrischer Lebersplit<br />

Im Falle eines asymmetrischen Lebersplits, d. h. bei der Teilung<br />

in einen linkslateralen Lappen (Segmente 2 und 3) und einen erweiterten<br />

rechten Lappen (anatomisch rechter Leberlappen plus<br />

Segment 4 (Segmente 4 bis 8)), handelt es sich bei dem erweiterten<br />

rechten Lappen in der Regel nicht um ein Organ mit eingeschränkter<br />

Vermittelbarkeit.<br />

6.6.1.1. Primäre Zuteilung für ein Kind als Empfänger<br />

Bei geplanter Teilung primär für ein Kind als Empfänger des<br />

linkslateralen Lappens soll der verbleibende erweiterte rechte<br />

Leberlappen nur solchen Transplantationszentren für diejenigen<br />

Patienten angeboten werden, die nach dem Zentrums- und<br />

dem Patientenprofil für die Transplantation eines erweiterten<br />

rechten Leberlappens in Betracht kommen. Im Übrigen erfolgt<br />

die Vermittlung nach den all<strong>gem</strong>einen Regeln für das jeweilige<br />

Organ.<br />

6.6.1.2. Primäre Zuteilung für einen erwachsenen Empfänger<br />

Bei geplanter Teilung primär für einen Erwachsenen als Empfänger<br />

des erweiterten rechten Leberlappens sind für die konsekutive<br />

Zuteilung des verbleibenden linkslateralen Lappens die Regeln<br />

des beschleunigten Vermittlungsverfahrens zu beachten.<br />

19 Änderung der <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> Lebertransplantation durch BÄK-Vorstandsbeschluss vom<br />

15.–<strong>16</strong>. 12. 2011. Inkrafttreten: 12. 03. 2012<br />

A 7 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

6.6.2. Symmetrischer Lebersplit<br />

Bei geplanter Teilung einer primär entsprechend den <strong>Richtlinien</strong><br />

<strong>zur</strong> Organvermittlung allozierten Leber durch einen symmetrischen<br />

Lebersplit, d. h. bei der Teilung der Leber in den anatomisch<br />

rechten (Segmente 5 bis 8) und den anatomisch linken Leberlappen<br />

(Segmente 2 bis 4), sind für die konsekutive Zuteilung<br />

des jeweils verbleibenden Lebersplits die Regeln des beschleunigten<br />

Vermittlungsverfahrens zu beachten.<br />

7. Verfahrensweise bei der Organvermittlung<br />

Die Regeln der Organallokation der vermittlungspflichtigen Leber-Spenderorgane<br />

sind regelmäßig auf ihre Validität zu überprüfen.<br />

Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Qualitätssicherung<br />

ist jährlich zu klären, ob die Entwicklung der medizinischen<br />

Wissenschaft eine Änderung der Kriterien oder ihrer Gewichtung<br />

erforderlich macht. Dazu berichtet die Vermittlungsstelle<br />

der Ständigen Kommission <strong>Organtransplantation</strong> jährlich, insbesondere<br />

auch zu den in anderen Ländern über Auditverfahren<br />

vermittelten Organen für sogenannte Non-Standard-Exceptions.<br />

Die Transplantationszentren sind verpflichtet, der Vermittlungsstelle<br />

die dafür notwendigen Daten zu übermitteln.<br />

8. Expertengruppe Lebertransplantation (Auditgruppe)<br />

8.1. Aufgaben der Auditgruppe und Verfahren<br />

8.1.1. HU-Verfahren<br />

Ein Patient, der <strong>zur</strong> dringlichen Transplantation (Dringlichkeitsstufe<br />

HU) an<strong>gem</strong>eldet wird, muss sich in dem anmeldenden<br />

Transplantationszentrum in stationärer Behandlung befinden.<br />

Die Einstufung in die Dringlichkeitsstufe HU trifft der medizinische<br />

Dienst der Vermittlungsstelle. In Ausnahmefällen führt die<br />

Vermittlungsstelle <strong>zur</strong> Feststellung der Dringlichkeit ein Auditverfahren<br />

durch.<br />

8.1.2. Kombinierte Lebertransplantation<br />

Bei Patienten, bei denen eine Lebertransplantation in Kombination<br />

mit anderen nicht-renalen Organen vorgesehen ist, wird von der<br />

Vermittlungsstelle auf Antrag des Transplantationszentrums ein<br />

Auditverfahren durchgeführt, um zu klären, ob im Einzelfall unter<br />

Berücksichtigung von Indikation und Erfolgsaussicht eine vorrangige<br />

Allokation vor elektiven Transplantationen angezeigt ist.<br />

8.1.3. Zuweisung eines matchMELD bei Nichtvorliegen<br />

von Standardkriterien (Non Standard Exceptions)<br />

Für Patienten mit Krankheitsbildern, deren Dringlichkeit der Transplantation<br />

durch den labMELD nicht adäquat ausgedrückt wird und<br />

für die (noch) keine Standardkriterien festgelegt wurden, wird von<br />

der Vermittlungsstelle ein Auditverfahren durchgeführt, um zu klären,<br />

ob eine Non Standard Exception besteht (s. 6.2.2.2.).<br />

8.2. Zusammensetzung der Auditgruppe und Verfahren 19<br />

Die Auditgruppe besteht aus drei in der Lebertransplantation erfahrenen<br />

Ärzten aus verschiedenen Zentren im Vermittlungsbereich<br />

der Vermittlungsstelle, nicht jedoch aus dem anmeldenden<br />

Zentrum. Die Mitglieder der Auditgruppe werden von der Vermittlungsstelle<br />

benannt.<br />

19 Änderung der <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> Lebertransplantation durch BÄK-Vorstandsbeschluss vom<br />

15.–<strong>16</strong>. 12. 2011. Inkrafttreten: 12. 03. 2012<br />

Die Entscheidung der Auditgruppe ist mehrheitlich zu treffen<br />

und erfolgt im Falle des HU-Verfahrens unverzüglich und für die<br />

anderen Auditverfahren zeitnah unter Beachtung der medizinischen<br />

Dringlichkeit. Jedes Votum wird begründet und bei der<br />

Vermittlungsstelle dokumentiert.<br />

Die Reevaluation erfolgt auf Veranlassung des anmeldenden<br />

Zentrums für die Dringlichkeitsstufe HU nach 14 Tagen und für<br />

Standard und Non Standard Exceptions nach 3 Monaten.<br />

8.3. Evaluation<br />

Die Auditverfahren sollen von der Vermittlungsstelle fortlaufend<br />

gesondert dokumentiert und evaluiert werden. Darüber ist der<br />

Ständigen Kommission <strong>Organtransplantation</strong> regelmäßig, jedenfalls<br />

jährlich zu berichten, um ggf. neue Erkenntnisse zeitnah in<br />

die Richtlinie einzuarbeiten.<br />

Die Transplantationszentren sind verpflichtet, der Vermittlungsstelle<br />

die für die Evaluation der Audits notwendigen Daten<br />

zu übermitteln.<br />

9. Allokation von eingeschränkt vermittelbaren Organen<br />

9.1. Kriterien für die Einschränkung der Vermittelbarkeit<br />

Es gelten die im All<strong>gem</strong>einen Teil genannten Kriterien für die Einschränkung<br />

der Vermittelbarkeit (II. 3.2.). Daneben bestehen für<br />

die Lebertransplantation spezifizierte erweiterte Spenderkriterien.<br />

Dies sind alternativ:<br />

– Alter des Spenders > 65 Jahre,<br />

– Intensivtherapie einschließlich Beatmung des<br />

Spenders > 7 Tage,<br />

– Adipositas des Spenders mit BMI > 30,<br />

– Fettleber (histologisch gesichert) > 40 %,<br />

– S-Natrium > <strong>16</strong>5 mmol/l (letzter Wert vor der<br />

Spendermeldung),<br />

– SGOT oder SGPT > 3 x normal (letzter Wert vor<br />

der Spendermeldung) oder<br />

– S-Bilirubin > 3 mg/dl (letzter Wert vor der Spendermeldung).<br />

Im Einzelfall muss es der Einschätzung der an der Organentnahme<br />

beteiligten Ärzte überlassen bleiben, ob erweiterte Spenderkriterien<br />

vorliegen. Dies gilt insbesondere auch, wenn im Laufe<br />

des Vermittlungsverfahrens oder des Organspendeprozesses gravierende<br />

Beeinträchtigungen, zum Beispiel der Kreislaufstabilität<br />

des Spenders, auftreten, die eine beschleunigte Organentnahme,<br />

Allokation und Transplantation notwendig machen.<br />

9.2. Evaluation<br />

Die Verfahrensevaluation für die Leberallokation von eingeschränkt<br />

vermittelbaren Organen soll jährlich vorgenommen werden.“<br />

B. Die <strong>Richtlinien</strong>änderungen treten einen Monat nach<br />

Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt in Kraft.<br />

[Hinweis: Der Wortlaut der jeweils geltenden <strong>Richtlinien</strong> ist abrufbar<br />

unter: www.bundesaerztekammer.de/organtransplantation]<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Bundesärztekammer<br />

Dezernat VI<br />

Herbert-Lewin-Platz 1<br />

10623 Berlin<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 8


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

BUNDESÄRZTEKAMMER<br />

Bekanntmachungen<br />

<strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong><br />

<strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 u. 5 TPG<br />

Der Vorstand der Bundesärztekammer hat in seiner Sitzung vom<br />

13.–14. 12. 2012 auf Empfehlung der Ständigen Kommission<br />

<strong>Organtransplantation</strong> Folgendes beschlossen:<br />

A. Die <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong> <strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong><br />

<strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 und 5 TPG in der Fassung vom<br />

23. 01. 2010 (Dtsch Arztebl 2010; 107[3]: 111) zuletzt<br />

geändert am 09. 11. 2012 (Dtsch Arztebl 2012; 109[45]:<br />

2267–8) werden wie folgt geändert:<br />

Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die Organvermittlung<br />

<strong>zur</strong> Nierentransplantation werden wie folgt gefasst<br />

„III.<br />

Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Nierentransplantation<br />

1. Gründe für die Aufnahme in die Warteliste<br />

Indikation <strong>zur</strong> Nierentransplantation ist das nicht rückbildungsfähige,<br />

terminale Nierenversagen, das <strong>zur</strong> Erhaltung des<br />

Lebens eine Dialysebehandlung erforderlich macht oder in<br />

Kürze erforderlich machen wird. Letzteres gilt vor allem bei<br />

Kindern, geplanter Lebendspende und chronischem Transplantatversagen<br />

nach bereits erfolgter Transplantation. Eine Dialysebehandlung<br />

ist in Kürze erforderlich, wenn bereits technische<br />

Vorbereitungen für eine Dialysebehandlung (z. B. Anlegen<br />

eines Shunts) getroffen werden müssen.<br />

2. Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die<br />

Warteliste<br />

Als Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die Warteliste<br />

gelten die im All<strong>gem</strong>einen Teil genannten Kriterien.<br />

3. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel<br />

I. Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Transplantationschirurg/Urologe,<br />

2. Nephrologe<br />

● und 3. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer medizinischer<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen<br />

insbesondere in Betracht ein<br />

− Anästhesist,<br />

− Facharzt mit immunologischen Kenntnissen,<br />

− Laborarzt,<br />

− Neurologe,<br />

− Pathologe,<br />

− Pharmakologe,<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater,<br />

− Radiologe<br />

sowie ein Vertreter der Pflege.<br />

4. Kriterien für die Allokation von Nieren<br />

4.1. Blutgruppenkompatibilität (A-B-0-System)<br />

Voraussetzung für die <strong>Organtransplantation</strong> ist die Blutgruppenkompatibilität<br />

zwischen Spender und Empfänger. Um eine<br />

gleichmäßige Verteilung der Spenderorgane zu gewährleisten,<br />

erfolgt die Allokation nach den folgenden Regeln:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

Für hochimmunisierte Patienten, die in das Acceptable Mismatch<br />

(AM)-Programm aufgenommen wurden (s. 4.6.), gelten die folgenden<br />

Blutgruppenregeln:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Für Nierentransplantationen im Rahmen von Multiorgantransplantationen<br />

gelten die Blutgruppenregeln des führenden nichtrenalen<br />

Organs (Rangfolge: thorakale Organe, Leber, Pankreas,<br />

Dünndarm).<br />

4.2. Grad der Übereinstimmung der HLA-Merkmale<br />

Im Hinblick auf den langfristigen Transplantationserfolg ist eine<br />

möglichst weitgehende Übereinstimmung der HLA-Merkmale<br />

anzustreben.<br />

Berücksichtigt und in einer Punktzahl ausgedrückt wird bei der<br />

Organzuteilung die Summe der „Mismatches“ (Nicht-Übereinstimmungen)<br />

der Antigene des HLA-A-, HLA-B- und HLA-DR-Locus<br />

bzw. die Anzahl der zwischen Spender und Empfänger übereinstimmenden<br />

HLA-Antigene. Die Punktzahl wird wie folgt berechnet:<br />

400 × [1– (Σ broad HLA-A, -B, split HLA-DR Mismatches / 6)]<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0, A, B, AB<br />

A, AB<br />

B, AB<br />

AB<br />

A 1 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Anzahl der HLA-A, -B, -DR Mismatches<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Patienten mit vollständiger Übereinstimmung der HLA-Typisierung<br />

im HLA-A-, HLA-B- und HLA-DR-Locus zwischen<br />

Spender und Empfänger (0-Mismatch-Allokation) erhalten<br />

bevorzugt vor allen anderen Patienten ein Organangebot mit<br />

Ausnahme der hochimmunisierten Patienten im Acceptable<br />

Mismatch-Programm (AM-Programm) (s. 4.6.). Handelt es<br />

sich bei dem Spender um einen bzgl. der berücksichtigten<br />

HLA-Antigene homozygoten Spender, erfolgt die Zuteilung<br />

bevorzugt an bzgl. der berücksichtigen HLA-Antigene homozygote<br />

Empfänger. Darüber hinaus ergibt sich die Reihenfolge<br />

innerhalb der Gruppe 0-Mismatch-Allokation aus der Wartezeit.<br />

4.3. Mismatch-Wahrscheinlichkeit<br />

Die Mismatch-Wahrscheinlichkeit (Mismatch Probability<br />

(MMP)) bezeichnet die errechnete Wahrscheinlichkeit, ein weitgehend<br />

in den HLA-Merkmalen übereinstimmendes Organ (maximal<br />

ein Mismatch) angeboten zu bekommen. Grundlage für<br />

die Berechnung ist die Verteilung der HLA-Merkmale in der Bevölkerung<br />

unter Berücksichtigung der Blutgruppen-Allokationsregeln.<br />

Basierend auf der berechneten Mismatch-Wahrscheinlichkeit<br />

wird ein Punktwert zwischen 0 und 100 Punkten zugeteilt<br />

und wie folgt berechnet:<br />

MMP=100 × (1-(AB0-match Häufigkeit × (1-(%PRA /100)) ×<br />

(MMP0 + MMP1))) 1000<br />

MMP0 = (a1+a2) 2 * (b1+b2) 2 * (dr1+dr2) 2<br />

Punkte<br />

(0-Mismatch-Allokation)<br />

333.33<br />

266.67<br />

200.00<br />

133.33<br />

66.67<br />

0.00<br />

MMP1 = MMP0 x<br />

((((2*(a1+a2)*(1 – a1 – a2)) – a1 2 – a2 2<br />

+ Σ (all HLA-A Ag Häufigkeiten 2 )) / ((a1+a2) 2 ))<br />

+ (((2*(b1+b2)*(1 – b1 – b2)) – b1 2 – b2 2<br />

+ Σ (all HLA-B Ag Häufigkeiten2)) / ((b1+b2) 2 ))<br />

+ (((2*(dr1+dr2)*(1 – dr1 – dr2) ) – dr1 2 – dr2 2<br />

+Σ (all HLA-DR Ag Häufigkeiten 2 )) / ((dr1+dr2) 2 )))<br />

Parameter<br />

a1<br />

a2<br />

b1<br />

b2<br />

dr1<br />

dr2<br />

Häufigkeit von<br />

1 st HLA-A Antigen<br />

2 nd HLA-A Antigen<br />

1 st HLA-B Antigen<br />

2 nd HLA-B Antigen<br />

1 st HLA-DR Antigen<br />

2 nd HLA-DR Antigen<br />

4.4. Wartezeit<br />

Die Wartezeit beginnt mit dem ersten Tag der Dialyse (Hämound<br />

Peritonealdialyse). Sie ist ein Dringlichkeitsfaktor bei der<br />

Organallokation, weil die Dauer der Dialyse bei dem nicht rückbildungsfähigen<br />

Nierenversagen mit einer Lebensverkürzung<br />

einhergeht. Die Wartezeit wird in Tagen berechnet und in einer<br />

Punktzahl ausgedrückt. Die Punktzahl wird wie folgt berechnet:<br />

Punkte pro Jahr: 33 (d.h. pro Tag Wartezeit: 0.091)<br />

Bei Retransplantationen beginnt die Wartezeit mit dem Tag der<br />

ersten Dialyse nach Verlust des Transplantates. Tritt der Transplantatverlust<br />

innerhalb von 90 Tagen nach der Transplantation<br />

auf, wird die Transplantation nicht berücksichtigt und die Wartezeit<br />

zählt weiter.<br />

4.5. Ischämiezeit<br />

Eine sofortige und adäquate Funktionsaufnahme des Transplantats<br />

ist ein entscheidender Vorteil für einen langfristigen Transplantationserfolg.<br />

Daher ist eine möglichst kurze Ischämiezeit<br />

anzustreben und bei der Organallokation zu berücksichtigen. Anzustreben<br />

ist, dass die Niere innerhalb von 12 bis 24 Stunden<br />

nach der Entnahme transplantiert ist.<br />

Hierzu erhält der Empfänger folgende Zusatzpunkte:<br />

Spender aus einem anderen ET-Land:<br />

0 Punkte<br />

Spender aus Deutschland:<br />

100 Punkte<br />

Spender innerhalb derselben Organentnahmeregion<br />

zusätzlich:<br />

200 Punkte<br />

Die Informations- und Organisationsstrukturen in den gebildeten<br />

Organentnahmeregionen (DSO-Regionen) sollen <strong>zur</strong> Verkürzung<br />

der Ischämiezeiten genutzt werden. Die Niere soll nach Ankunft<br />

im Transplantationszentrum unverzüglich implantiert werden.<br />

Das Ergebnis ist zu dokumentieren und innerhalb von zwei Jahren<br />

im Rahmen der Qualitätssicherung zu überprüfen.<br />

4.6. Hochimmunisierte Patienten<br />

Hochimmunisierte Patienten werden im Rahmen des Acceptable<br />

Mismatch-Programms (AM-Programm) wegen ihrer sonst sehr<br />

viel schlechteren Chancen für die Zuteilung eines Spenderorgans<br />

bevorzugt berücksichtigt. Diese Patienten erhalten ein Organangebot<br />

vor allen anderen Patienten. In diesem Programm gelten<br />

besondere Blutgruppenregelungen (s. 4.1.).<br />

4.7. Hohe Dringlichkeit (High Urgency – HU)<br />

In Einzelfällen, in denen eine lebensbedrohliche Situation vorliegt<br />

bzw. absehbar ist, besteht eine besondere Dringlichkeit <strong>zur</strong><br />

Transplantation, die eine vorrangige Organzuteilung rechtfertigt.<br />

Unter diese Regelung fallen insbesondere Patienten, die<br />

keine weitere Shuntmöglichkeit oder die Möglichkeit <strong>zur</strong><br />

Bauchfelldialyse haben, sowie solche, die eine Suizidalität aufweisen,<br />

die durch einen Psychiater attestiert wurde. Darüber hinaus<br />

besteht eine besondere Dringlichkeit <strong>zur</strong> Nierentransplantation<br />

nach vorausgegangener Pankreastransplantation mit<br />

Drainage des Pankreassekretes in die Blase, wenn es bei funktionierendem<br />

Pankreastransplantat zu einem Ausfall der Nierenfunktion<br />

kommt.<br />

Diese Einzelfälle müssen besonders begründet und durch zwei<br />

unabhängige, von der Vermittlungsstelle beauftragte Auditoren<br />

überprüft werden. Bei Uneinigkeit wird ein dritter Auditor hinzugezogen,<br />

dessen Stimme dann entscheidet. Damit diese Patienten<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 2


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

nach Möglichkeit innerhalb von sechs Wochen transplantiert<br />

werden können, erhalten die Patienten 500 Zusatzpunkte.<br />

Die Vermittlungsstelle berichtet über diese Fälle regelmäßig<br />

der Ständigen Kommission <strong>Organtransplantation</strong> der Bundesärztekammer.<br />

4.8. Nierentransplantation bei Kindern, Jugendlichen und<br />

Heranwachsenden<br />

Kinder und Jugendliche sind wegen der erheblichen Auswirkungen<br />

eines irreversiblen Nierenversagens auf ihre Gesundheits- und Entwicklungschancen<br />

besonders zu berücksichtigen. Deshalb erhalten<br />

Kinder und Jugendliche, die vor Vollendung des <strong>16</strong>. Lebensjahres in<br />

die Warteliste aufgenommen wurden oder dialysepflichtig geworden<br />

sind, pädiatrische Zusatzpunkte. Diese bestehen aus 100 Zusatzpunkten<br />

sowie einer Verdoppelung der für die Übereinstimmung der<br />

HLA-Merkmale vergebenen Punkte. Die pädiatrischen Zusatzpunkte<br />

entfallen, wenn die Dialysepflichtigkeit bei diesen Patienten erst<br />

nach Vollendung des 17. Lebensjahres eintritt.<br />

Jugendliche und Heranwachsende, die nach Vollendung des<br />

<strong>16</strong>. Lebensjahres in die Warteliste aufgenommen wurden oder<br />

dialysepflichtig geworden sind, erhalten ebenfalls diese pädiatrischen<br />

Zusatzpunkte, sofern sie sich nachweisbar noch im Wachstumsalter<br />

befinden. Der Nachweis ist durch das jeweilige Transplantationszentrum<br />

zu führen (z.B. durch eine Röntgenaufnahme<br />

der linken Hand) und wird durch zwei unabhängige, von der Vermittlungsstelle<br />

beauftragte Auditoren überprüft. Bei Uneinigkeit<br />

wird ein dritter Auditor hinzugezogen, dessen Stimme dann entscheidet.<br />

Die pädiatrischen Zusatzpunkte entfallen, wenn die<br />

Dialysepflichtigkeit bei diesen Patienten später als ein Jahr nach<br />

der Aufnahme auf die Warteliste eintritt.<br />

Bei Eintritt der Dialysepflichtigkeit nach diesem Zeitpunkt erhalten<br />

diese Patienten erneut die pädiatrischen Zusatzpunkte, sofern<br />

sie sich nach den oben genannten Kriterien noch im Wachstumsalter<br />

befinden.<br />

4.9. Ermittlung der Allokationsreihenfolge (für die Nierenallokation)<br />

Für die Bestimmung der Allokationsreihenfolge wird für alle<br />

transplantablen, <strong>gem</strong>äß den Blutgruppenregeln (s. 4.1.) und dem<br />

zentrums- und patienten-spezifischen Spenderprofil geeigneten<br />

Patienten auf der Warteliste ein Gesamtpunktwert aus der Summe<br />

der Punktwerte der unter 4.2. bis 4.8. genannten Allokationskriterien<br />

gebildet. Die Allokationsreihenfolge ergibt sich aus der<br />

absteigenden Reihenfolge des so berechneten Gesamtpunktwertes.<br />

Werden beide Nieren eines Spenders <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong><br />

vermittelt, wählt das Transplantationszentrum des höher gelisteten<br />

Patienten, ob dieser Patient die linke oder die rechte<br />

Spenderniere erhalten soll.<br />

Im Falle eines Spenders, der jünger als <strong>16</strong> Jahre alt ist, werden<br />

Empfänger mit pädiatrischem Status direkt nach Patienten mit<br />

vollständiger Übereinstimmung der HLA-Typisierung im<br />

HLA-A, HLA-B und HLA-DR-Locus zwischen Spender und<br />

Empfänger (0-Mismatch-Allokation) gelistet. Die Rangfolge unter<br />

diesen Empfängern ergibt sich aus dem oben angegebenen<br />

Gesamtpunktwert.<br />

4.10. Sonderregelung für Spender und Empfänger, die jeweils<br />

älter als 65 Jahre sind<br />

Bei Spendern und Empfängern über 65 Jahren lassen sich spezielle<br />

medizinische Bedingungen nachweisen, die eine Nierentransplantation<br />

innerhalb dieser Altersgruppe nahelegen. Die<br />

Erfolgsaussicht solcher Nierentransplantationen ist in besonderem<br />

Maße davon abhängig, dass der Ischämieschaden bei Nieren<br />

von Spendern über 65 Jahren durch eine wesentliche Verkürzung<br />

der Konservierungszeit möglichst gering gehalten<br />

wird. Demgegenüber hat die Übereinstimmung der HLA-Merkmale<br />

von Spender und Empfänger für die längerfristige Erfolgsaussicht<br />

auf Grund der absehbar kürzeren Lebenserwartung<br />

der Empfänger eine geringere Bedeutung. Daher gilt im<br />

Rahmen der patientenbezogenen bundesweiten Allokation auf<br />

der Grundlage einer einheitlichen Warteliste für die Allokation<br />

von Nieren von Spendern über 65 Jahren an Patienten über<br />

65 Jahre folgende Sonderregelung:<br />

Die Übereinstimmung der HLA-Merkmale zwischen Spender<br />

und Empfänger wird in diesem Fall nicht berücksichtigt.<br />

Das innerhalb des Bereichs eines DSO-Organisationsschwerpunkts<br />

(Untereinheiten der DSO-Organentnahmeregionen,<br />

die aus dem Bereich eines oder mehrerer Transplantationszentren<br />

bestehen) entnommene Organ eines Spenders über<br />

65 Jahren ist von der Vermittlungsstelle zuerst demjenigen Patienten<br />

über 65 Jahren zuzuordnen, der auf den Wartelisten eines<br />

der Transplantationszentren im Bereich dieses DSO-Organisationsschwerpunkts<br />

steht, diesem Programm zugestimmt hat<br />

und bei der Allokation die höchste Punktzahl für die Wartezeit<br />

erzielt.<br />

Findet sich innerhalb des Bereichs dieses DSO-Organisationsschwerpunkts<br />

kein geeigneter Empfänger, ist das Allokationsverfahren<br />

auf alle Patienten über 65 Jahren auf den Wartelisten<br />

der Transplantationszentren in der betreffenden Organentnahmeregion<br />

auszudehnen. Findet sich auch hier kein geeigneter<br />

Empfänger, ist die Allokation nach den vorstehend in<br />

den <strong>Abs</strong>chnitten 4.1. bis 4.8. aufgeführten Kriterien durchzuführen.<br />

Patienten werden in dieses Programm nur aufgenommen,<br />

wenn sie sich nach Aufklärung durch das Transplantationszentrum<br />

dafür ausdrücklich entschieden haben. Diese Entscheidung<br />

ist jederzeit widerruflich. Die Teilnahme an diesem Programm<br />

schließt die Teilnahme am normalen Verteilungsverfahren und<br />

die Vergabe im Rahmen der 0-Mismatch-Allokation aus. Die<br />

Wartezeit bleibt bei jedem Wechsel erhalten.<br />

5. Kombinierte Leber-Nieren-Transplantation<br />

Patienten, die in die Warteliste für eine Leber-Nieren-Transplantation<br />

aufgenommen wurden, können simultan oder sequentiell<br />

transplantiert werden. Patienten mit Hepatorenalem<br />

Syndrom sollten sequentiell transplantiert werden. Für eine<br />

sequentielle Transplantation erhalten die gelisteten Patienten<br />

nach erfolgreicher alleiniger Lebertransplantation 500 Zusatzpunkte<br />

im Zeitraum von Tag 90 bis Tag 360, sofern sie eine<br />

glomeruläre Filtrationsrate (GFR) von < 15 ml/min aufweisen.<br />

6. Kombinierte Nieren-Pankreastransplantation<br />

Die Pankreastransplantation erfolgt überwiegend kombiniert mit<br />

einer Nierentransplantation vom gleichen Spender bei Patienten<br />

mit Diabetes mellitus und fortgeschrittener bzw. terminaler Niereninsuffizienz.<br />

a) Gründe für die Aufnahme in die Warteliste<br />

Die Aufnahme in die Warteliste <strong>zur</strong> Pankreastransplantation richtet<br />

sich nach den in der Richtlinie <strong>zur</strong> Pankreastransplantation<br />

A 3 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

genannten Kriterien. Zugleich müssen die Kriterien für die Aufnahme<br />

auf die Warteliste <strong>zur</strong> Nierentransplantation erfüllt sein.<br />

b) Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die<br />

Warteliste <strong>zur</strong> kombinierten Nieren-Pankreastransplantation<br />

Kontraindikationen gegen eine Nieren-Pankreastransplantation<br />

sind die für die Nierentransplantation genannten.<br />

c) Allokationsregeln für die kombinierte Nieren-Pankreastransplantation<br />

Die Allokation folgt den Regeln in der Richtlinie <strong>zur</strong> Pankreastransplantation.“<br />

B. Die <strong>Richtlinien</strong>änderungen treten einen Monat nach Veröffentlichung<br />

im Deutschen Ärzteblatt in Kraft.<br />

[Hinweis: Der Wortlaut der jeweils geltenden <strong>Richtlinien</strong> ist abrufbar<br />

unter: www.bundesaerztekammer.de/organtransplantation]<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Bundesärztekammer<br />

Dezernat VI<br />

Herbert-Lewin-Platz 1<br />

10623 Berlin<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 4


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

BUNDESÄRZTEKAMMER<br />

Bekanntmachungen<br />

<strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong><br />

<strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 u. 5 TPG<br />

Der Vorstand der Bundesärztekammer hat in seiner Sitzung vom<br />

13.–14. 12. 2012 auf Empfehlung der Ständigen Kommission<br />

<strong>Organtransplantation</strong> Folgendes beschlossen:<br />

A. Die <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong> <strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong><br />

<strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 und 5 TPG in der Fassung vom<br />

23. 01. 2010 (Dtsch Arztebl 2010; 107[3]: 111) zuletzt<br />

geändert am 09. 11. 2012 (Dtsch Arztebl 2012; 109[45]:<br />

2267–8) werden wie folgt geändert:<br />

Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die Organvermittlung<br />

<strong>zur</strong> Pankreas werden wie folgt gefasst<br />

„III.<br />

Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Pankreastransplantation<br />

1. Gründe für die Aufnahme in die Warteliste<br />

Indikationen <strong>zur</strong> Pankreastransplantation sind ein Diabetes mellitus<br />

mit nachgewiesenen Antikörpern gegen GAD und/oder ICA<br />

und/oder IA-2 oder ein nach Stimulation C-Peptid-negativer Diabetes<br />

mellitus bei Patienten mit (prae)terminaler Niereninsuffizienz.<br />

Ohne Niereninsuffizienz können bedrohliche diabetische<br />

Spätfolgen wie das Syndrom der unbemerkten schweren Hypoglykämie<br />

oder exzessiver Insulinbedarf eine Indikation <strong>zur</strong> isolierten<br />

Pankreastransplantation darstellen.<br />

Über die mögliche Aufnahme in die Warteliste nach anderen<br />

als den vorgenannten Indikationen entscheidet in jedem Einzelfall<br />

eine Auditgruppe bei der Vermittlungsstelle.<br />

2. Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die<br />

Warteliste<br />

Als Gründe für die Ablehnung der Aufnahme in die Warteliste<br />

gelten die im All<strong>gem</strong>einen Teil genannten Kriterien. Allerdings<br />

sind zusätzliche Erkrankungen und Risiken stärker – und den Besonderheiten<br />

bei Diabeteskranken angepasst – zu gewichten.<br />

Folglich sind bei der Entscheidung über die Aufnahme in die<br />

Warteliste für eine Pankreastransplantation insbesondere die<br />

Ausprägung der Diabetes-Spätfolgen an anderen Organen und<br />

die längerfristigen Erfolgsaussichten zu berücksichtigen.<br />

3. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel I.<br />

Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Transplantationschirurg,<br />

2. Diabetologe/Endokrinologe/Nephrologe<br />

● und 3. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer medizinischer<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen<br />

insbesondere in Betracht ein<br />

− Anästhesist,<br />

− Facharzt mit immunologischen Kenntnissen,<br />

− Laborarzt,<br />

− Neurologe,<br />

− Pathologe,<br />

− Pharmakologe,<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater,<br />

− Radiologe<br />

sowie ein Vertreter der Pflege.<br />

4. Kriterien für die Allokation von Pankreata<br />

Bei allen Patienten muss vor Aufnahme in die Warteliste eine detaillierte<br />

Befunderhebung erfolgen. Dies gilt auch, wenn im Ausnahmefall<br />

gleichzeitig mit der Aufnahme in die Warteliste die<br />

Akzeptanz der besonderen Dringlichkeit (Special Urgency, SU)<br />

beantragt wird.<br />

4.1. Immunologische Voraussetzungen<br />

Voraussetzung für die Durchführung einer Pankreastransplantation<br />

ist der Ausschluss spenderspezifischer zytotoxischer Antikörper<br />

durch eine Kreuzprobe („Cross-Match“) <strong>gem</strong>äß den Vorgaben<br />

der <strong>Richtlinien</strong> nach <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 Nr. 4 TPG.<br />

4.2. Besondere Dringlichkeit (Special Urgency – SU)<br />

Eine besondere Dringlichkeit besteht<br />

● für eine frühe Retransplantation nach Versagen des<br />

Ersttransplantats innerhalb von 14 Tagen,<br />

● für das Syndrom der unbemerkten schweren Hypoglykämie<br />

(Hypoglycemia unawareness) oder der ausgefallenen<br />

Hypoglykämiegegenregulation.<br />

Diese Verlaufsformen sind in hohem Maße und akut<br />

lebensbedrohend. Patienten, die nachgewiesenermaßen<br />

an einem Syndrom der unbemerkten schweren<br />

Hypoglykämie oder der ausgefallenen Hypoglykämiegegenregulation<br />

leiden, werden bevorzugt transplantiert.<br />

Voraussetzungen für die Diagnosestellung<br />

sind<br />

– zwei oder mehr ärztlich behandlungsbedürftige<br />

schwere hypoglykämische Episoden innerhalb eines<br />

Jahres,<br />

– eine bestätigte unbemerkte schwere Hypoglykämie<br />

(Hypoglycemia unawareness) oder<br />

– eine fehlende oder un<strong>zur</strong>eichende Hypoglykämiegegenreaktion<br />

im hypoglykämischen Clamp-<br />

Test.<br />

A 1 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

Über die mögliche Aufnahme in die Warteliste als Fall besonderer<br />

Dringlichkeit entscheidet in jedem Einzelfall eine Auditgruppe<br />

bei der Vermittlungsstelle.<br />

4.2.1. Hochimmunisierte Patienten<br />

Hochimmunisierte Patienten (PRA > 85% in mindestens zwei<br />

Bestimmungen) werden im Rahmen des Acceptable Mismatch-<br />

Programms (AM-Programm) bei der Allokation bevorzugt berücksichtigt.<br />

Dazu werden Spenderpankreata, für die zum Zeitpunkt<br />

der Allokation bereits die HLA-Typisierung vorliegt, zunächst<br />

für solche hochimmunisierten Patienten angeboten, die<br />

aufgrund der HLA-Analyse für dieses Organ geeignet erscheinen.<br />

Die dazu notwendigen immunologischen Untersuchungen<br />

(z. B. Crossmatch-Test) erfolgen entsprechend den <strong>Richtlinien</strong><br />

nach <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 Nr. 4 TPG.<br />

4.2.2. Blutgruppenidentität und -kompatibilität (A-B-0-System)<br />

Die Verteilung von Spenderorganen richtet sich nach den folgenden<br />

Regeln:<br />

1. Die Allokation erfolgt zunächst Blutgruppen-identisch:<br />

aufgrund der HLA-Analyse für dieses Organ geeignet erscheinen.<br />

Die dazu notwendigen immunologischen Untersuchungen<br />

(z. B. Crossmatch-Test) erfolgen entsprechend den <strong>Richtlinien</strong><br />

nach <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 Nr. 4 TPG.<br />

4.3.2. Blutgruppenidentität und -kompatibilität (A-B-0-System)<br />

Die Verteilung von Spenderorganen richtet sich nach den folgenden<br />

Regeln:<br />

1. Die Allokation erfolgt zunächst Blutgruppen-identisch:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

2. Falls eine Blutgruppen-identische Allokation nicht möglich<br />

ist, wird Blutgruppen-kompatibel wie folgt alloziert:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0, A, B, AB<br />

A, AB<br />

B, AB<br />

AB<br />

2. Falls eine Blutgruppen-identische Allokation nicht möglich<br />

ist, wird Blutgruppen-kompatibel wie folgt alloziert:<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0, A, B, AB<br />

A, AB<br />

B, AB<br />

AB<br />

4.2.3. Wartezeit<br />

Auf Grund der besonderen Dringlichkeit wird innerhalb der Patientengruppe<br />

im SU-Status darüber hinaus nur die Wartezeit in<br />

diesem Status berücksichtigt.<br />

4.3. Elektiv (transplantabel – T)<br />

Diese Patientengruppe erfüllt die Kriterien <strong>zur</strong> Aufnahme in die<br />

Warteliste <strong>zur</strong> Pankreastransplantation, jedoch nicht die Kriterien<br />

für die besondere Dringlichkeit.<br />

4.3.1. Hochimmunisierte Patienten<br />

Hochimmunisierte Patienten (PRA > 85% in mindestens zwei<br />

Bestimmungen) werden im Rahmen des Acceptable Mismatch-<br />

Programms (AM-Programm) bei der Allokation bevorzugt berücksichtigt.<br />

Dazu werden Spenderpankreata, für die zum Zeitpunkt<br />

der Allokation bereits die HLA-Typisierung vorliegt, zunächst<br />

für solche hochimmunisierten Patienten angeboten, die<br />

4.3.3. Wartezeit<br />

Als Wartezeit zählt die Zeit seit Aufnahme in die Warteliste. Die<br />

Wartezeit wird in Tagen berechnet und in einer Punktzahl ausgedrückt.<br />

Die Punktzahl wird wie folgt berechnet:<br />

1 Punkt pro Tag Wartezeit<br />

4.3.4. Ischämiezeit<br />

Zur Verkürzung der Ischämiezeit sollen die Informations- und<br />

Organisationsstrukturen primär innerhalb einer Region genutzt<br />

werden. Entsprechend erhalten Patienten, die in die Warteliste eines<br />

Zentrums der Region, in der die Entnahme des Organs stattfindet,<br />

aufgenommen sind, bei der Allokation dieses Organs Zusatzpunkte,<br />

die wie folgt berechnet werden:<br />

Wartezeitpunkte × 0,67<br />

4.4. Ermittlung der Allokationsreihenfolge<br />

Aus den vorgenannten Kriterien ergibt sich folgende Allokationsreihenfolge:<br />

1. Gruppe der hochimmunisierten Patienten im SU-Status,<br />

Blutgruppenidentität;<br />

2. Gruppe der hochimmunisierten Patienten im SU-Status,<br />

Blutgruppenkompatibilität;<br />

3. Gruppe der Patienten im SU-Status, Blutgruppenidentität;<br />

4. Gruppe der Patienten im SU-Status, Blutgruppenkompatibilität;<br />

5. Gruppe der hochimmunisierten Patienten im T-Status,<br />

Blutgruppenidentität;<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 2


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

6. Gruppe der hochimmunisierten Patienten im T-Status,<br />

Blutgruppenkompatibilität;<br />

7. Gruppe der Patienten im T-Status, Blutgruppenidentität;<br />

8. Gruppe der Patienten im T-Status, Blutgruppenkompatibilität.<br />

Innerhalb der vorgenannten Gruppen erfolgt die Allokation nach<br />

der jeweils höchsten Punktzahl.<br />

5. Auditgruppe Pankreastransplantation<br />

Die Auditgruppe besteht aus drei in der Pankreastransplantation<br />

erfahrenen Ärzten aus verschiedenen Zentren im Vermittlungsbereich<br />

der Vermittlungsstelle, nicht jedoch aus dem anmeldenden<br />

Zentrum. Die Mitglieder der Auditgruppe werden von der<br />

Vermittlungsstelle benannt.<br />

Die Entscheidung der Auditgruppe ist mehrheitlich zu treffen.<br />

Sie erfolgt im Falle des SU-Verfahrens unverzüglich und für die<br />

anderen Auditverfahren zeitnah unter Beachtung der medizinischen<br />

Dringlichkeit. Jedes Votum wird begründet und bei der<br />

Vermittlungsstelle dokumentiert.<br />

Die Reevaluation erfolgt auf Veranlassung des anmeldenden<br />

Zentrums für die Dringlichkeitsstufe SU nach 3 Monaten.<br />

6. Kombinierte Nieren-Pankreastransplantation<br />

Die Pankreastransplantation erfolgt überwiegend kombiniert mit einer<br />

Nierentransplantation vom selben Spender bei Patienten mit Diabetes<br />

mellitus und fortgeschrittener bzw. terminaler Niereninsuffizienz.<br />

a) Gründe für die Aufnahme in die Warteliste<br />

Die Aufnahme in die Warteliste <strong>zur</strong> Pankreastransplantation richtet<br />

sich nach den in der Richtlinie <strong>zur</strong> Pankreastransplantation<br />

genannten Kriterien. Zugleich müssen die Kriterien für die Aufnahme<br />

auf die Warteliste <strong>zur</strong> Nierentransplantation erfüllt sein.<br />

b) Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die<br />

Warteliste <strong>zur</strong> kombinierten Nieren-Pankreastransplantation<br />

Kontraindikationen gegen eine Nieren-Pankreastransplantation<br />

sind die für die Nierentransplantation genannten.<br />

c) Allokationsregeln für die kombinierte Nieren-Pankreastransplantation<br />

Die Allokation folgt den Regeln in der Richtlinie <strong>zur</strong> Pankreastransplantation.<br />

7. Besondere Regelungen für die Allokation von eingeschränkt<br />

vermittelbaren Organen<br />

Als eingeschränkt vermittelbar gelten u. a. Pankreata<br />

● von Organspendern, die älter als 50 Jahre sind oder<br />

● von Organspendern, deren Körpermasseindex<br />

(BMI = Körpergewicht (kg) ÷ Körpergröße (m)²) > 30<br />

beträgt oder<br />

● die nicht nach dem Standardverfahren vermittelbar<br />

sind.<br />

Sie werden nach dem beschleunigten Vermittlungsverfahren vermittelt<br />

(s. Allg. Teil II. 3.3.2.).<br />

Kommt im Zuge des beschleunigten Vermittlungsverfahrens<br />

das Empfängerzentrum nach Eintreffen des Organs und<br />

Prüfung seiner Eignung <strong>zur</strong> Transplantation zu der Einschätzung,<br />

das Pankreas nicht vaskularisiert transplantieren zu<br />

können, wird das Organ, sofern das Zentrum nicht über ein assoziiertes<br />

Pankreasinselprogramm verfügt, durch die Vermittlungsstelle<br />

einem Zentrum mit assoziiertem Pankreasinselprogramm<br />

angeboten. Kommt dieses Zentrum nach Eintreffen<br />

des Organs und neuerlicher Prüfung seiner Eignung <strong>zur</strong><br />

Transplantation zu der Einschätzung, das Pankreas nicht vaskularisiert<br />

transplantieren zu können, kann das Organ dem assoziierten<br />

Pankreasinselprogramm zugeführt werden*. Dazu<br />

informieren Zentren mit assoziiertem Pankreasinselprogramm<br />

die Vermittlungsstelle über potentielle Patienten für eine Pankreasinseltransplantation.<br />

Die Zentren sind in jedem Fall verpflichtet, den Verbleib eingeschränkt<br />

vermittelbarer Organe gegenüber der Vermittlungsstelle<br />

zu dokumentieren.“<br />

B. Die <strong>Richtlinien</strong>änderungen treten einen Monat nach Veröffentlichung<br />

im Deutschen Ärzteblatt in Kraft.<br />

[Hinweis: Der Wortlaut der jeweils geltenden <strong>Richtlinien</strong> ist abrufbar<br />

unter: www.bundesaerztekammer.de/organtransplantation]<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Bundesärztekammer<br />

Dezernat VI<br />

Herbert-Lewin-Platz 1<br />

10623 Berlin<br />

A 3 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

BUNDESÄRZTEKAMMER<br />

Bekanntmachungen<br />

<strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong><br />

<strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong> <strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 u. 5 TPG<br />

Der Vorstand der Bundesärztekammer hat in seiner Sitzung vom<br />

13.–14. 12. 2012 auf Empfehlung der Ständigen Kommission<br />

<strong>Organtransplantation</strong> Folgendes beschlossen:<br />

A. Die <strong>Richtlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Organtransplantation</strong> <strong>gem</strong>. <strong>§</strong> <strong>16</strong><br />

<strong>Abs</strong>. 1 S. 1 <strong>Nrn</strong>. 2 und 5 TPG in der Fassung vom<br />

23. 01. 2010 (Dtsch Arztebl 2010; 107[3]: A 111) zuletzt<br />

geändert am 09. 11. 2012 (Dtsch Arztebl 2012; 109[45]:<br />

2267–8) werden wie folgt geändert:<br />

Die <strong>Richtlinien</strong> für die Wartelistenführung und die Organvermittlung<br />

<strong>zur</strong> Dünndarmtransplantation werden wie folgt<br />

gefasst<br />

„III. Besondere Regelungen <strong>zur</strong> Dünndarmtransplantation<br />

1. Gründe für die Aufnahme in die Warteliste<br />

Die Indikation <strong>zur</strong> Dünndarmtransplantation ist derzeit eine lebenslange<br />

Totale Parenterale Ernährung (TPE), bedingt durch<br />

a) Kurzdarmsyndrom,<br />

b) funktionelle Störungen,<br />

c) semimaligne Tumore (z. B. Desmoid) oder<br />

d) Strahlenenteritis bei Rezidivfreiheit von mehr als 5 Jahren.<br />

2. Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die Warteliste<br />

Als Gründe für die Ablehnung einer Aufnahme in die Warteliste<br />

gelten die im All<strong>gem</strong>einen Teil genannten Kriterien.<br />

3. Zusammensetzung der interdisziplinären Transplantationskonferenz<br />

Der interdisziplinären Transplantationskonferenz nach Kapitel<br />

I. Ziff. 5 des All<strong>gem</strong>einen Teils dieser <strong>Richtlinien</strong> gehören<br />

an:<br />

● als Vertreter der beteiligten operativen und konservativen<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) ein<br />

1. Transplantationschirurg,<br />

2. Internist/Gastroenterologe,<br />

3. Anästhesist/Intensivmediziner<br />

● und 4. ein Vertreter des ärztlichen Direktors.<br />

Der Transplantationskonferenz können Vertreter weiterer medizinischer<br />

Disziplinen (Leiter oder Vertreter) angehören. Es kommen<br />

in Betracht ein<br />

− Nephrologe,<br />

− Onkologe,<br />

− Psychosomatiker/Psychotherapeut/Psychiater,<br />

− Radiologe<br />

sowie ein Vertreter der Pflege.<br />

4. Kriterien für die Allokation von Dünndärmen<br />

4.1. Blutgruppenkompatibilität (A-B-0-System)<br />

Voraussetzung für die <strong>Organtransplantation</strong> ist die Blutgruppenkompatibilität<br />

zwischen Spender und Empfänger.<br />

Spender Blutgruppe<br />

0<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

Empfänger Blutgruppe<br />

0, A, B, AB<br />

A, AB<br />

B, AB<br />

AB<br />

4.2. Zytotoxische Antikörper<br />

Werden beim Empfänger spenderspezifische zytotoxische Antikörper<br />

festgestellt, ist eine Kreuzprobe („Cross-Match“) durchzuführen.<br />

Ein positiver Befund stellt eine Kontraindikation dar.<br />

4.3. Wartezeit<br />

Die Wartezeit ist ein bedeutsamer Faktor für die Prognose. Auf<br />

Grund der erhöhten Infektionsgefahr, Sterblichkeit und der fortschreitenden<br />

Verschlechterung des Gesamtzustandes, stellt diese<br />

somit einen besonderen Dringlichkeitsfaktor dar. Wird der Patient<br />

nach einer NT-Klassifikation wieder transplantabel, ist die<br />

vor der NT-Listung bereits registrierte Wartezeit an<strong>zur</strong>echnen.<br />

Die insgesamt zu berücksichtigende Wartezeit ist derzeit auf<br />

12 Monate zu begrenzen. Die Wartezeit wird in Tagen berechnet.<br />

4.4. Ischämiezeit<br />

Eine sofortige und adäquate Funktionsaufnahme des Transplantats<br />

ist ein entscheidender Vorteil für einen langfristigen Transplantationserfolg.<br />

Daher ist eine möglichst kurze Ischämiezeit<br />

anzustreben und bei der Organallokation zu berücksichtigen.<br />

Da derzeit die operative Technik der Dünndarmentnahme<br />

noch nicht in allen Regionen ausreichend geübt und Standards<br />

vereinbart worden sind, muss dem Empfängerzentrum die Möglichkeit<br />

eingeräumt werden, die Entnahme des Dünndarms selbst<br />

durchzuführen. Der Zeitpunkt der Entnahme ist mit dem jeweiligen<br />

Zentrum abzustimmen.<br />

4.5. Übereinstimmung der HLA-Merkmale<br />

Anders als bei Nierentransplantationen spielt die HLA-Kompatibilität<br />

für das Ergebnis der Dünndarmtransplantation derzeit keine<br />

Rolle. Ob eine Änderung notwendig wird, muss an dem jeweiligen<br />

aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft <strong>gem</strong>essen<br />

und entschieden werden.<br />

A 1 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013


BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER<br />

4.6. Dünndarmtransplantation bei Kindern<br />

Bei Kindern im Wachstumsalter muss die Wartezeit möglichst<br />

kurz gehalten werden. Unter Berücksichtigung von Indikation<br />

und Erfolgsaussicht erfolgt eine vorrangige Allokation für die<br />

kombinierte Leber-Dünndarm-Transplantation, da Kinder bei<br />

diesem Krankheitsbild oft eine Zirrhose entwickeln (vgl. 4.7.).<br />

Wegen der problematischen Größenverhältnisse sollen zunächst<br />

alle Organspender unter 45 kg Körpergewicht für die<br />

Dünndarmtransplantation vermittelt werden.<br />

4.7. Kombinierte <strong>Organtransplantation</strong><br />

Unter Berücksichtigung von Indikation und Erfolgsaussicht erfolgt<br />

eine vorrangige Allokation für Dünndarmtransplantationen<br />

in Kombination mit anderen Organen (z. B. Leber), wenn diese<br />

Kombinationen nach Prüfung durch das Audit-Komitee für das<br />

andere Organ als sinnvoll und dringlich angesehen werden.“<br />

B. Die <strong>Richtlinien</strong>änderungen treten einen Monat nach Veröffentlichung<br />

im Deutschen Ärzteblatt in Kraft.<br />

[Hinweis: Der Wortlaut der jeweils geltenden <strong>Richtlinien</strong> ist abrufbar<br />

unter: www.bundesaerztekammer.de/organtransplantation]<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Bundesärztekammer<br />

Dezernat VI<br />

Herbert-Lewin-Platz 1<br />

10623 Berlin<br />

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 6 | 8. Februar 2013 A 2

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