Ausgabe 5a | 2013 (PDF 11.0 MB) - LCH
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BILDUNG SCHWEIZ 5 a I <strong>2013</strong> ............................................................<br />
22<br />
Das erste Buch mit neun Monaten<br />
Das Projekt Buchstart will alle in der Schweiz geborenen Kinder ab dem ersten Lebensjahr<br />
in ihrer Sprach entwicklung unterstützen und den Grundstein legen, um ihnen Bücher und Wissen<br />
zugänglich zu machen. Wie Eltern möglichst früh mit ihrem Kleinkind zweckfrei sprechen<br />
können, zeigen Leseanimatorinnen auf.<br />
zum Heft gefalteten Blatt Papier<br />
aus.<br />
Foto: zVg. Gemeindebibliothek Wettingen<br />
Dorothea Schneiter taucht mit Eltern und Kleinkindern in die Welt der Verse, Reime und Bilder ein.<br />
«Itzebitze Fingerspitze, alli Marianne Wydler Versen erleben. Jeden Text, der<br />
Häsli tüend jetzt sitze», spricht<br />
neu dazukommt, hängt sie für<br />
Leseanimatorin Dorothea Was kinderleicht erscheint – die Erwachsenen als Spickzettel<br />
Schneiter vor und hört dabei<br />
einige Eltern flüstern. Erinnern<br />
sie sich wohl an den Kinderreim<br />
aus der eigenen Kindheit?<br />
«Ah, so geht das ja, meine<br />
Mutter sagte mir Verse auf,<br />
aber ich weiss sie nicht mehr»,<br />
vernimmt Dorothea Schneiter.<br />
Bis zu 15 Kinder, die meisten<br />
von der Mutter, einige vom Vater<br />
oder der Grossmutter begleitet,<br />
sitzen in der Bibliothek<br />
im Kreis. Ein Buchstart-Anlass<br />
für Kinder im Alter von 9 bis 24<br />
Monaten und ihre Begleitpersonen<br />
findet statt.<br />
das Vorspielen der Verse –<br />
gleicht einer Choreographie.<br />
Dorothea Schneiter begleitet<br />
die Reime mit dem Cajon, mit<br />
der Gitarre oder mit Handbewegungen.<br />
Erst startet sie mit<br />
einem Vers, zu welchem alle<br />
klatschen und stampfen, anschliessend<br />
führt sie mit dem<br />
Plüschhasen durch die Geschichte<br />
eines Bilderbuchs.<br />
Das Stofftier auf den Knien,<br />
entlockt sie selbst den Schüchterneren<br />
ein Lächeln. Die Rahmengeschichte<br />
lässt sie mit<br />
dazu passenden Reimen und<br />
an einer Leine auf.<br />
Die Eltern sollen während der<br />
halben Stunde ihr Repertoire<br />
um einige Kinderverse erweitern<br />
können. Dazu sagt Dorothea<br />
Schneiter die Verse vor<br />
und die Mütter sprechen sie<br />
zweimal nach. Insgesamt wird<br />
derselbe Vers meistens vierbis<br />
fünfmal wiederholt. Somit<br />
besteht die Gelegenheit, an Ort<br />
und Stelle zu üben.<br />
Damit die Eltern zu Hause auf<br />
die Verse zurückgreifen können,<br />
teilt die Leseanimatorin<br />
die erlernten Zeilen auf einem<br />
Verse neu geschmiedet<br />
Um das Publikum für die Geschichten<br />
und Verse zu begeistern,<br />
sucht Dorothea Schneiter<br />
spannende Büchlein für die Animationsanlässe<br />
aus. Als Bibliothekarin<br />
und Kindergärtnerin<br />
kann sie gleich aus einem doppelten<br />
Fundus schöpfen. Um<br />
Verse auszuwählen, benötigt<br />
sie jedoch viel Zeit. Manchmal<br />
tauscht sie bei einem bestehenden<br />
Kinderreim ein Tier aus.<br />
Wo nötig, ändert sie die Verse<br />
so lange ab, bis diese sprachlich<br />
und inhaltlich stimmen.<br />
Alte Sprüche sind oft nicht<br />
mehr politisch korrekt, etwa<br />
wenn darin das «Negerli» oder<br />
der «schwarze Mann» vorkommt.<br />
Auf zeitgemässe Verse trifft<br />
Dorothea Schneiter in den Büchern<br />
von Silvia Hüsler und<br />
Lorenz Pauli, auch im Internet<br />
wird sie oft fündig. Ihre Verse<br />
vermittelt sie in der Muttersprache.<br />
Gelegentlich flicht sie<br />
Reime in der Standardsprache<br />
ein oder übersetzt Verse aus<br />
einer anderen Sprache. Den<br />
Eltern rät sie jedoch, unbedingt<br />
in der Muttersprache Kinderverse<br />
aufzusagen. Sie selbst<br />
begann vor kurzem, interkulturelle<br />
Buchstart-Anlässe durchzuführen.<br />
Die Mütter reagierten<br />
spontan darauf und freuten<br />
sich über die fremdsprachigen<br />
Kinderreime.<br />
In den kleinen Textbüchlein<br />
gibt sie den Eltern manchmal<br />
ein Bonmot oder eine kurze<br />
Information mit. Wichtiger als<br />
dies ist ihr jedoch, «vorzuleben,