Kompass - September | Oktober 2013 (PDF/1.013 KB) - Knappschaft ...
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lickpunkt<br />
des Antragstellers Widerspruch bei<br />
der Beklagten eingelegt, eine solche<br />
Bemühung könne jedoch nur im<br />
Rahmen eines richtigen Klageverfahrens<br />
gegenüber der Beklagten geltend<br />
gemacht werden.<br />
Eine fiktive Terminsgebühr sei nicht<br />
entstanden, da eine mündliche Verhandlung<br />
im Rahmen des Eilverfahrens<br />
nicht vorgesehen sei und deshalb auch<br />
eine Terminsgebühr nicht entstehen<br />
konnte.<br />
Eine Abwandlung der vorliegenden<br />
Fallgestaltung ist interessant zu diskutieren:<br />
Wenn der Sozialleistungsträger statt<br />
der letztlich gerichtlich festgelegten<br />
Kosten in Höhe von 160,65 Euro bereits<br />
den anerkannten Betrag in Höhe von<br />
345,10 Euro an die Anwältin erstattet<br />
hätte, stellt sich die Frage, wie weiter<br />
zu verfahren gewesen wäre.<br />
In der täglichen Praxis kommt es vor,<br />
dass sich die Anwälte weigern, den<br />
überzahlten Betrag zurückzuerstatten.<br />
Oder die Anwälte antworten auf<br />
entsprechende Anschreiben nicht. In<br />
diesen Fällen ist zu fragen, wie weiter<br />
vorgegangen werden soll.<br />
Zum einen kann der Versicherte selbst<br />
nochmals aufgefordert werden, die<br />
überzahlten Kosten zurückzuerstatten.<br />
Ist auch dieser Weg erfolglos,<br />
wäre daran zu denken, die Rechtsanwaltskammer<br />
zwecks Hilfestellung<br />
in Anspruch zu nehmen. Sollte auch<br />
dieses Vorgehen keinen Erfolg haben,<br />
wäre es eine Überlegung, die Forderung<br />
gegenüber dem Versicherten vor<br />
den Gerichten der Zivilgerichtsbarkeit<br />
durchzusetzen.<br />
Fall 3: Höhe der fiktiven Terminsgebühr<br />
bei angenommenem<br />
Anerkenntnis<br />
Ist ein Rechtsstreit durch Annahme<br />
eines Anerkenntnisses im schriftlichen<br />
Verfahren erledigt worden, steht<br />
dem Anwalt in der Regel eine fiktive<br />
Terminsgebühr nach Nr. 3106 VV RVG<br />
zu. Durch diese Regelung soll verhindert<br />
werden, dass gerichtliche Termine<br />
allein zur Wahrung des Gebührenanspruchs<br />
stattfinden müssen. Sie bietet<br />
einen Anreiz für den Rechtsanwalt<br />
auf die Durchführung des Termins<br />
zu verzichten. Die Anwendung der<br />
Grundsätze des § 14 RVG auf die<br />
fiktive Terminsgebühr nach Nr. 3106<br />
VV RVG ist allerdings mit dem Problem<br />
behaftet, dass ein Termin tatsächlich<br />
nicht stattgefunden hat und dessen<br />
Schwierigkeit und Aufwand für den<br />
Prozessbevollmächtigten damit nicht<br />
bewertet werden können.<br />
In der Rechtsprechung hat sich mittlerweile<br />
durchgesetzt, dass sich in diesen<br />
Fällen die Höhe der Terminsgebühr<br />
nicht (automatisch) an den Kriterien<br />
der Verfahrensgebühr bemisst, sondern<br />
dass auch bei der Bemessung der<br />
fiktiven Terminsgebühr alle Kriterien<br />
des § 14 RVG in die Abwägung einzubeziehen<br />
sind.<br />
Es wird die Auffassung vertreten, dass<br />
bei der Bemessung der Terminsgebühr<br />
auf den hypothetischen Aufwand<br />
abzustellen ist, der bei Durchführung<br />
eines Termins im konkreten Verfahrensstadium<br />
voraussichtlich entstanden<br />
wäre. Es ist eine fiktive Vergleichsbetrachtung<br />
vorzunehmen, in welcher<br />
Höhe ein Gebührenanspruch voraussichtlich<br />
entstanden wäre, wenn ein<br />
Termin stattgefunden hätte.<br />
Bei Annahme eines bereits schriftlich<br />
abgegebenen Anerkenntnisses gilt<br />
Folgendes:<br />
In einem abschließenden Termin wäre<br />
nur noch die Erklärung abzugeben<br />
gewesen, dass das Anerkenntnis<br />
angenommen wird. Eine Erörterung<br />
des Sachverhalts wäre nicht erforderlich<br />
gewesen. Ein besonderer Aufwand<br />
beziehungsweise eine besondere<br />
Schwierigkeit ist für den Rechtsanwalt<br />
in Bezug auf den fiktiven Termin somit<br />
nicht zu erkennen, so dass der Umfang<br />
und die Schwierigkeit der anwaltlichen<br />
Tätigkeit als weit unterdurchschnittlich<br />
einzustufen sind.<br />
Fußend auf den bisher veröffentlichten<br />
Kostenbeschlüssen ist bei dem zuvor<br />
genannten Sachverhalt einen Betrag<br />
von 100 Euro (halbe Mittelgebühr der<br />
Nr. 3106 VV RVG) als angemessene<br />
fiktive Terminsgebühr anzusetzen<br />
(vergleiche Beschluss des Schleswig-<br />
Holsteinischen LSG vom 10. <strong>September</strong><br />
2009 - L 1 B 158/09 SK -, Beschluss<br />
des Bayerischen LSG vom 07. Februar<br />
2011 - L 15 SF 57/09 B -, Beschluss des<br />
SG Augsburg vom 28. Juli 2006 - S 13 R<br />
4325/04 Ko -, Beschluss des SG Hannover<br />
vom 28. Juli 2010 - S 27 SB 195/09<br />
- und Beschluss des SG Lüneburg vom<br />
15. April 2010 – S 12 SF 238/09 E ).<br />
Michael Strasdeit<br />
<strong>KB</strong>S/Abteilung IX.2<br />
Leistungs-und beitragsrechtliche<br />
Streitverfahren nach dem SGG<br />
Wasserstraße 215<br />
44799 Bochum<br />
Teil II erscheint in der Ausgabe <strong>Kompass</strong><br />
November/Dezember <strong>2013</strong>.<br />
14 I <strong>Kompass</strong> 9-10 <strong>2013</strong>