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Naturwaldreservate in Hessen Naturwaldreservate - Hessen-Forst

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<strong>Naturwaldreservate</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

Seit 1988 gibt es <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Naturwaldreservate</strong><br />

(NWR). Es s<strong>in</strong>d Wälder, <strong>in</strong> denen früher Holz e<strong>in</strong>geschlagen<br />

wurde, die aber nach der Ausweisung zu<br />

<strong>Naturwaldreservate</strong>n vollständig der Natur überlassen<br />

bleiben. <strong>Naturwaldreservate</strong> s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e Sonderflächen<br />

mit besonders seltenen oder gefährdeten Pflanzen<br />

und Tieren. In ihnen sollen die für <strong>Hessen</strong> typischen<br />

Waldgesellschaften repräsentiert werden. Heute<br />

bestehen 31 <strong>Naturwaldreservate</strong>, die über alle<br />

hessischen Wuchsgebiete verteilt s<strong>in</strong>d und damit<br />

beispielhaft für alle Höhenstufen, Böden, Geste<strong>in</strong>e<br />

und regionalen Klimagebiete des Landes s<strong>in</strong>d. In den<br />

NWR f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e Holznutzung mehr statt. Aber auch<br />

alle anderen Nutzungen, wie z. B. das Beernten von<br />

Saatgut oder das Pilzesammeln s<strong>in</strong>d ausgeschlossen.<br />

Nur die Jagd muss vorerst beibehalten werden, damit<br />

sich <strong>in</strong> den NWR ke<strong>in</strong>e überhöhten Wildbestände<br />

ausbilden.<br />

Ziel des NWR-Programmes ist es, die natürlichen<br />

Abläufe ungestört zuzulassen und die vollständige<br />

Entwicklung von Wäldern bis h<strong>in</strong> zur Zerfallsphase mit<br />

dem Alterstod der Bäume zu beobachten. Der ehemals<br />

durch menschliche Bewirtschaftung geprägte Wald<br />

wird sich so langsam <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>es Naturwaldes<br />

entwickeln. Es entstehen die Urwälder von morgen.<br />

Funktionen der <strong>Naturwaldreservate</strong> und<br />

Ziele der NWR-Forschung<br />

• Erforschung sich selbst entwickelnder<br />

Waldökosysteme<br />

• Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher<br />

Waldgesellschaften<br />

• Forschungsgebiete zur Verbesserung naturnaher<br />

Waldbauverfahren<br />

• Maßstab für Naturnähe<br />

(z. B. für die Regulierung von E<strong>in</strong>griffen)<br />

• Anschauungsobjekte für Umweltbildung und<br />

Naturerlebnis<br />

Die Urwald-Idee<br />

Heute gibt es <strong>in</strong> Deutschland ke<strong>in</strong>e Urwälder mehr. Das<br />

Anwachsen der Bevölkerung führte bereits im Mittelalter<br />

zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Landnutzung. Nach und nach wurden<br />

selbst die siedlungsfernen Bereiche zu Kulturzwecken<br />

wie Waldweide oder Brennholzproduktion genutzt.<br />

Aber schon im 19. Jahrhundert hat man sich Gedanken<br />

zur Schaffung von Naturreservaten gemacht.<br />

Erste Schutzgebiete wurden im Böhmerwald<br />

(Kubany-Urwald, Zof<strong>in</strong>ski-Urwald) und Frankreich<br />

(Fonta<strong>in</strong>ebleau) errichtet. In Deutschland begann die<br />

Urwaldbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts mit<br />

den Forderungen des süddeutschen Vegetationsgeografen<br />

Robert Gradmann nach der E<strong>in</strong>richtung<br />

von Naturdenkmälern. Daraufh<strong>in</strong> entstanden auch<br />

die ersten <strong>Naturwaldreservate</strong> <strong>in</strong> heutigem S<strong>in</strong>ne. Es<br />

waren im Schwarzwald der „Wilde See / Hornisgr<strong>in</strong>de“<br />

und im Bayerischen Wald das „Höllbachgspreng“.<br />

Beide Gebiete bestehen bis heute. Erst später (1934)<br />

griff Herbert Hesmer am Waldbau<strong>in</strong>stitut <strong>in</strong> Eberswalde<br />

diese Idee wieder auf und konnte zusammen mit Kurt<br />

Hueck von der Reichsstelle für Naturschutz gezielt<br />

Naturwaldzellen <strong>in</strong> Deutschland ausweisen. Nach<br />

dem Krieg wurden <strong>in</strong> der DDR <strong>in</strong> den 50er und 60er<br />

Jahren systematisch Naturwaldzellen e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Erstmals spielte auch die Wissenschaft e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle, denn die Gebiete sollten „Freilandlaboratorien“<br />

se<strong>in</strong> und der angewandten Waldforschung dienen.<br />

Das europäische Naturschutzjahr 1970 setzte <strong>in</strong> der<br />

Bundesrepublik neue Impulse für die Naturwald-Idee. In<br />

fast allen Bundesländern entstanden <strong>in</strong> den Folgejahren<br />

systematisch ausgewiesene <strong>Naturwaldreservate</strong>.<br />

<strong>Hessen</strong> schloss sich relativ spät (1988) mit e<strong>in</strong>em<br />

eigenen Naturwaldprogramm an, führte aber mit dem<br />

Vergleichsflächenpr<strong>in</strong>zip (Totalreservat + Vergleichsfläche)<br />

und der konsequenten zoologischen Inventur<br />

neue Forschungsansätze e<strong>in</strong>, die <strong>in</strong>zwischen nationaler<br />

Standard s<strong>in</strong>d. Heute gibt es <strong>in</strong> Deutschland etwa 824<br />

<strong>Naturwaldreservate</strong> mit e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von rund<br />

30.600 Hektar.<br />

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