Hessischer Mittelstandsbericht 2004 - HA Hessen Agentur GmbH
Hessischer Mittelstandsbericht 2004 - HA Hessen Agentur GmbH
Hessischer Mittelstandsbericht 2004 - HA Hessen Agentur GmbH
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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
(1) Porträt des hessischen Mittelstands<br />
80<br />
Beschäftigte und Auszubildende in <strong>Hessen</strong> nach Betriebsgrößenklassen<br />
im Jahr 2002<br />
60<br />
Beschäftigte<br />
Auszubildende<br />
Anteil in %<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Kleinstbetriebe<br />
= 250 Beschäftigte
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
Band 1: Porträt des hessischen Mittelstands<br />
Teil A: Forschungs- und<br />
Entwicklungsgesellschaft<br />
<strong>Hessen</strong> mbh (FEH)<br />
Dr. Claus Bauer<br />
Teil B: Hessisches Ministerium für<br />
Wirtschaft, Verkehr und<br />
Landesentwicklung<br />
FEH-Report Nr. 669<br />
Wiesbaden <strong>2004</strong>
Eine Veröffentlichung der<br />
Forschungs- und<br />
Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Postfach 31 07<br />
D-65021 Wiesbaden<br />
Abraham-Lincoln-Straße 38-42<br />
D-65189 Wiesbaden<br />
Telefon 0611 / 774-0<br />
Telefax 0611 / 774-313<br />
E-Mail info@feh-hessen.de<br />
Internet http://www.feh-hessen.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Vorsitzender des Aufsichtsrates:<br />
Joachim B. Lauterbach, Diplom-Volkswirt<br />
Bernd Abeln,<br />
Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr<br />
und Landesentwicklung<br />
Das Gutachten wurde erstellt im Auftrag des<br />
Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
und gefördert mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds.<br />
Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Belegexemplar erbeten.
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
Band 1: Porträt des hessischen Mittelstands<br />
Inhalt<br />
Seite<br />
Vorwort 1<br />
Teil A Porträt des hessischen Mittelstands 6<br />
1 Zielsetzung und Aufbau 6<br />
2 Mittelstandsbegriff 8<br />
3 Datenquellen und methodische Anmerkungen 12<br />
4 Größenstruktur des hessischen Mittelstands 20<br />
5 Selbständige 26<br />
6 Gründungen, Aufgaben und Insolvenzen 29<br />
7 Regionalstruktur des hessischen Mittelstands 36<br />
8 Einzelne Wirtschaftsbereiche 40<br />
8.1 Verarbeitendes Gewerbe 41<br />
8.1.1 Ernährungsgewerbe 44<br />
8.1.2 Chemische Industrie 46<br />
8.1.3 Metallerzeugung, -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen 47<br />
8.1.4 Maschinenbau 49<br />
8.1.5 Elektroindustrie 51<br />
8.1.6 Fahrzeugbau 53<br />
8.2 Baugewerbe 55<br />
8.3 Handel 58<br />
8.3.1 Einzelhandel 60<br />
8.3.2 Großhandel und Handelsvermittlung 61<br />
8.4 Gastgewerbe 65<br />
8.4.1 Beherbergungsgewerbe 68<br />
8.4.2 Gaststättengewerbe 69<br />
8.5 Verkehr und Nachrichtenübermittlung 70<br />
I
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Inhalt<br />
Seite<br />
8.6 Weitere Dienstleistungen 74<br />
8.6.1 Datenverarbeitung und Datenbanken 75<br />
8.6.2 Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen 76<br />
8.6.2.1 Unternehmensberatung, Public-Relations-Beratung, Werbung 80<br />
8.6.2.2 Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung 82<br />
8.6.2.3 Architektur- und Ingenieurbüros 84<br />
8.7 Das hessische Handwerk 86<br />
8.8 Freie Berufe 89<br />
Teil B Aktuelle Lage des hessischen Mittelstands und<br />
Mittelstandsförderung des Hessischen Ministeriums für<br />
Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung 91<br />
1 Hessische KMU und die konjunkturelle Lage im 1. Halbjahr <strong>2004</strong> 91<br />
1.1 Produzierendes Gewerbe 92<br />
1.2 Handel 93<br />
1.3 Gastgewerbe 94<br />
1.4 Weitere verbraucherorientierte Dienstleistungen 94<br />
1.5 Finanzdienstleistungen, Verkehr, Nachrichten 95<br />
1.6 Unternehmensbezogene Dienstleistungen 95<br />
1.7 Handwerk, freie Berufe 96<br />
2 Strukturen in <strong>Hessen</strong>, Schlussfolgerungen für die Mittelstandspolitik 98<br />
2.1 Zunehmende Bedeutung der Dienstleistungswirtschaft 98<br />
2.2 „Industrie“ 99<br />
2.3 Anpassungsdruck im hessischen Handwerk 99<br />
2.4 Finanz- und unternehmensbezogene Dienstleistungen 100<br />
2.5 Handel und weitere verbrauchernahe Dienstleistungen 100<br />
II
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Inhalt<br />
Seite<br />
3 Mittelstandsförderung 101<br />
3.1 Förderung von Existenzgründungen 104<br />
3.1.1 Finanzierungshilfen für Existenzgründungen 105<br />
3.1.2 Bürgschaften, Beteiligungen 106<br />
3.1.3 Gründungsberatung, Coaching 108<br />
3.2 Förderung von Wachstum und Anpassung an sich wandelnde Märkte 109<br />
3.2.1 Finanzierungshilfen, Darlehen 109<br />
3.2.2 Bürgschaften, Beteiligungen 110<br />
3.2.3 Betriebsberatungen 111<br />
3.3 Technologieförderung 112<br />
3.3.1 Schwerpunkte 112<br />
3.3.2 Mitteleinsatz für Technologieförderung 114<br />
3.4 Sonstige Maßnahmen 115<br />
Tabellenverzeichnis 121<br />
Abbildungsverzeichnis 124<br />
Literaturverzeichnis 126<br />
Anhang 127<br />
III
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
IV
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Vorwort<br />
In der Regierungserklärung für diese Legislaturperiode hat die<br />
hessische Landesregierung die Vorlage eines <strong>Mittelstandsbericht</strong>s<br />
angekündigt. Die Berichterstattung wird künftig regelmäßig<br />
erfolgen, wobei die Lage der kleinen und mittleren Unternehmen<br />
der hessischen Wirtschaft alle zwei Jahre dargestellt<br />
und zusätzlich jährlich ein Schwerpunktthema behandelt wird.<br />
Der <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> wird in zwei Teilen vorgelegt:<br />
1. Porträt des hessischen Mittelstandes und<br />
2. Folgen des demografischen Wandels für mittelständische<br />
Unternehmen in <strong>Hessen</strong>.<br />
Mittelständische Unternehmen sind solche, in denen der oder<br />
die Selbständige mitarbeitet und das unternehmerische Risiko<br />
trägt. Kleine und mittlere Unternehmen prägen die hessische<br />
Wirtschaft; sie haben zentrale Bedeutung für Beschäftigung und<br />
Ausbildung, Versorgung, Innovationen und Wirtschaftsleistung:<br />
• 99,7% aller 230.500 hessischen umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen waren<br />
(2001) kleine oder mittlere Unternehmen (nach der EU-Definition bis zu 50 Mio.<br />
Euro Jahresumsatz).<br />
• 155.200 Betriebe in <strong>Hessen</strong> (99,3% aller Arbeitsstätten) beschäftigen bis zu 250<br />
Arbeitnehmer/innen; insgesamt arbeiteten 64,5% aller sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
• 70,6% aller Auszubildenden wurden in mittelständischen Betrieben qualifiziert.<br />
• 37,3% aller Umsätze wurden hier erwirtschaftet.<br />
• 294.000 Selbständige waren in <strong>Hessen</strong> tätig; die Selbständigenquote 2002 lag<br />
bei 10,6%.<br />
• 28,9% dieser Selbständigen waren Frauen, der Anteil von Migranten betrug<br />
9,2%.<br />
Die Erhaltung der Leistungsbereitschaft und der Leistungsfähigkeit der kleinen und<br />
mittleren Unternehmen in <strong>Hessen</strong> hat für die Landesregierung höchste Priorität. Ihre<br />
Mittelstandspolitik zielt daher ab auf<br />
• die Förderung von Selbständigkeit, Eigenverantwortung und Unabhängigkeit,<br />
• ein stabiles Angebot wohnortnaher, differenzierter und qualifizierter Arbeits- und<br />
Ausbildungsplätze,<br />
1
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
• Wettbewerb und Vielfalt im Interesse von Leistungssteigerung, Versorgungssicherheit<br />
und Preisstabilität,<br />
• Mobilisierung von Kreativität, marktnaher Innovationen sowie beschäftigungsund<br />
wachstumsorientierter Zukunftstechnologien,<br />
• eine hohe Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft an strukturelle, regionale oder<br />
sektorale Veränderungen zur Erhaltung des hessischen Wohlstandsniveaus, und<br />
• die Sicherung der beruflichen Aus- und Weiterbildung, denn über 70% aller Auszubildenden<br />
werden in der mittelständischen Wirtschaft qualifiziert.<br />
Das hessische Wirtschaftsleben ist gekennzeichnet von überdurchschnittlicher und<br />
weiterhin zunehmender Tertiarisierung (der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an<br />
der Bruttowertschöpfung beträgt noch 18,1%), wachsende überregionale und internationale<br />
Verflechtung und hohe Professionalisierung. Trotz der Konzentrationstendenzen<br />
in traditionellen Wirtschaftsbereichen wie der Industrie, dem Einzelhandel<br />
oder den Verkehrsdienstleistungen konnten sich mittelständische Unternehmen gegenüber<br />
marktmächtigen Konkurrenten und starkem Wettbewerbsdruck erfolgreich<br />
behaupten. In „jungen“ Märkten für hoch spezialisierte Produkte oder unternehmensnahe<br />
Dienstleistungen entwickelten sich kleine und mittlere Unternehmen ausgesprochen<br />
dynamisch. In diesen Bereichen entsteht ein neuer Kern des hessischen<br />
Mittelstandes.<br />
Zunehmende Bedeutung erlangen die (sehr heterogenen) freien Berufe. Anfang<br />
2003 waren insgesamt rund 58.000 freiberufliche Büros und Praxen in <strong>Hessen</strong> tätig,<br />
von denen inzwischen mehr für Unternehmen als für Verbraucher tätig sind. Die<br />
Landesregierung wird die langfristigen Entwicklungschancen durch Standort- und<br />
Hochschulpolitik und Erleichterung des Zugangs zu überregionalen und internationalen<br />
Märkten unterstützen.<br />
Im hessischen Handwerk als dem typischen Mittelstand ging dagegen die Zahl der<br />
„Betriebe“ auf rund 58.800 (2002) zurück. Das Handwerk steht unter erheblichem<br />
strukturellen Veränderungsdruck. Der harte Wettbewerb mit Industrie und Handel,<br />
die stagnierende Verbrauchernachfrage und illegale Beschäftigung erzwingen Anpassungen.<br />
Entscheidend werden weitere Qualifizierung, verstärkte Orientierung an<br />
überregionalen Märkten, Spezialisierung bei Leistungen für Unternehmen und Kooperation<br />
für private Kunden. Hier bietet sich die Landesregierung als Partner für<br />
zukunftsweisende Lösungen an.<br />
Die meisten kleinen und mittleren Unternehmen arbeiten in Südhessen. Hier liegt<br />
auch die Gründungsintensität deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt<br />
und belegt, dass gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen für mittelständische Un-<br />
2
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
ternehmen wichtiger sind als singuläre Förderprogramme – Wachstumspolitik ist<br />
langfristig die beste Mittelstandspolitik.<br />
Der demografische Wandel wird erhebliche Auswirkungen auf den hessischen Mittelstand<br />
haben.<br />
Bis 2020 dürfte sich die Zahl der Einwohner <strong>Hessen</strong>s (bei gleich bleibender<br />
Reproduktionsrate und unveränderten Wanderungsbewegungen) mit etwa +2 %<br />
insgesamt wenig verändern; allerdings wird die der jüngeren ab- und die der älteren<br />
zunehmen. Die Bevölkerungsentwicklung wird von einer „wandernden Welle“ der<br />
Babyboomer ab Ende der sechziger Jahre durch die Altersgruppen bestimmt: Bei<br />
kaum veränderter Gesamtzahl wird die Bevölkerung in sich älter und die Binnenwanderung<br />
nach Südhessen hält an. In den folgenden Jahren nimmt die „Veralterung“<br />
eher zu, während die Erwerbsbevölkerung kleiner wird. Bei unveränderten<br />
Wanderungen nach und innerhalb von <strong>Hessen</strong> und der unterstellten Reproduktionsrate<br />
liegt die Bevölkerungszahl bis 2050 insgesamt um annähernd 10% unter der<br />
von 2020 - bei anhaltender Ballung in Südhessen und um so stärkerer Abnahme in<br />
einigen mittel- und nordhessischen Landkreisen. ∗<br />
Da alle Menschen, die sich hinter der Vorausschau verbergen, bereits heute<br />
leben, werden die aufgezeichneten Entwicklungen mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten.<br />
Steuerungsmöglichkeiten sind begrenzt.<br />
Die Auswirkungen dieser Veränderungen auf den hessischen Mittelstand werden in<br />
Teil 2 des Berichtes dargestellt, wobei ein Zeithorizont bis 2020 zugrunde gelegt<br />
wird. Dieser Zeitraum erlaubt eine verhältnismäßig zuverlässige Bevölkerungsprognose<br />
u n d eine Vorausschätzung der Wirtschaftsentwicklung durch Fortschreibung<br />
der bisherigen Entwicklungstendenzen. Die Prognosen bis 2050 sind für die Bevölkerungsentwicklung<br />
zwar auch relativ belastbar, die für die Wirtschaftsentwicklung<br />
aber nicht mehr.<br />
Der demografische Wandel lässt erhebliche Auswirkungen auf Selbständigkeit, Zahl<br />
und Vielfalt der Unternehmen erwarten: Mit dem Rückgang des Nachwuchses drohen<br />
die Gründungen abzunehmen, und mit vermehrt ausscheidenden älteren Selbständigen<br />
aus dem aktiveren Wirtschaftleben wird eine reibungslose Unternehmensnachfolge<br />
für den Erhalt von Unternehmen und deren Arbeitsplätze zunehmend<br />
wichtiger. Der erfolgreiche Generationswechsel wird eine der mittelstandspolitischen<br />
Hauptaufgaben.<br />
Auch der Arbeitsmarkt wird bis 2020 durch einen wachsenden Anteil von älteren<br />
Beschäftigten bestimmt, die danach zunehmend aus dem Arbeitsleben ausschei-<br />
∗<br />
Die genannten Veränderungsraten werden von der Projektion der Landesregierung bestätigt, weichen jedoch – aufgrund<br />
eines abweichenden Bezugszeitraums und der Wanderungsprognosen – geringfügig von den Angaben der 10. koordinierten<br />
Bevölkerungsprognose ab. Vgl. hierzu auch „Demographische Rahmendaten zur Landesentwicklung“, HMWVL, I<br />
3, Wiesbaden, Juli <strong>2004</strong>.<br />
3
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
den. Nicht nur für kleine und mittlere Unternehmen werden neue Strategien notwendig,<br />
um den Fachkräftemangel auszugleichen. Die effizientere Nutzung der Lebensarbeitszeit<br />
gehört hierzu oder die Mobilisierung bislang ungenutzter Potenziale, etwa<br />
von Frauen oder Migranten. Für die Leistungsfähigkeit von morgen ist berufliche<br />
Qualifizierung – Aus-, Fort- und Weiterbildung - bereits heute zentraler Schwerpunkt<br />
der hessischen Wirtschaftspolitik.<br />
Wenn bis 2020 die Bevölkerung zahlenmäßig stagniert und in sich altert, wird sich<br />
die Binnennachfrage zwar innerhalb der Konsumgruppen verschieben, aber ohne<br />
bahnbrechende neue Technologien wird sich die Nachfrage nach Konsumgütern<br />
und privaten Dienstleistungen insgesamt nicht wesentlich erhöhen. Die „automatischen“<br />
Wachstumsimpulse einer zunehmenden Bevölkerung gehören der Vergangenheit<br />
an (anders etwa als in den USA). Nachhaltige konjunkturelle Anstöße von<br />
der Binnennachfrage sind nicht zu erwarten.<br />
Für Anbieter von Investitions- und langlebigen Gebrauchsgütern, für industrielle Zulieferer<br />
und unternehmensbezogene Dienstleistungsanbieter bieten sich überregionale<br />
Entwicklungsmöglichkeiten außerhalb von <strong>Hessen</strong>. ∗ Dort wird jedoch höhere<br />
Wettbewerbsintensität herrschen, denn die Konkurrenten unterliegen vergleichbaren<br />
Anpassungszwängen. Dienstleister für Unternehmen sollten rechtzeitig die Chancen<br />
zunehmend offener EU-weiter und internationaler Märkte nutzen. Insgesamt müssen<br />
sich die kleinen und mittleren hessischen Unternehmen, die überwiegend für<br />
Abnehmer in der Wirtschaft arbeiten, darauf vorbereiten, dass ihre Zukunft mehr<br />
noch als heute von führender High-Tech-Produktion, von hoch qualifizierten Dienstleistungen<br />
und von ihren Markterfolgen auch außerhalb <strong>Hessen</strong>s bestimmt werden.<br />
Die Veränderungen finden nicht von heute auf morgen statt. Die Zeit bis 2020 ist,<br />
wenn man so will, eine Vorbereitungsphase für die danach bis 2050 sich beschleunigenden<br />
demografischen Veränderungen mit dann abnehmender Bevölkerung. Der<br />
hessische Mittelstand dürfte seine Zukunft in diesem Szenario bis 2020 unter Berücksichtigung<br />
seiner Anpassungsfähigkeit und der hessischen Standortqualitäten<br />
durchaus bewältigen können.<br />
Mehr als bisher kommt es jedoch darauf an,<br />
• unternehmerischen Gründergeist zu mobilisieren,<br />
• die Entfaltungschancen kleiner und mittlerer Unternehmen nicht zu beeinträchtigen,<br />
• das innovative Potenzial im Mittelstand zu aktivieren und dessen Zugang zu<br />
neuen Technologien zu erleichtern,<br />
∗<br />
Die Marktverflechtungen des hessischen Mittelstandes werden im Bericht 2005 dargestellt.<br />
4
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
• die Qualität der Leistungserstellung sowie die Qualifikation von Unternehmensführung<br />
und Mitarbeitern auch weiterhin zu steigern,<br />
• kleine und mittlere Unternehmen zu befähigen, verstärkt überregionale Marktchancen<br />
zu nutzen und<br />
• den Bestand leistungsfähiger wirtschaftlicher Einheiten bei Generationswechsel<br />
zu erhalten.<br />
Mit diesem Bericht will die Landesregierung Selbständige in kleinen und mittleren<br />
Unternehmen sowie Gründer und Gründerinnen ermutigen, sich auf die absehbaren<br />
Veränderungen einzustellen. Denn: Wandel bedeutet immer auch neue Chancen.<br />
Dr. Alois Rhiel<br />
<strong>Hessischer</strong> Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
5
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
A<br />
Porträt des hessischen Mittelstands<br />
1 Zielsetzung und Aufbau<br />
Die mittelständischen Unternehmen sind in <strong>Hessen</strong> wie auch in Deutschland eine<br />
tragende Säule der Wirtschaft. Der Mittelstand ist von elementarer Bedeutung für<br />
Wachstum, Beschäftigung und Ausbildung sowie Flexibilität und Innovation. So sind<br />
in <strong>Hessen</strong> – gemäß der Größenabgrenzung der neuen EU-Definition – mehr als<br />
99 % der Unternehmen dem Mittelstand zuzuordnen. Etwa zwei Drittel aller hessischen<br />
Beschäftigten und mehr als zwei Drittel der hessischen Auszubildenden arbeiten<br />
in einem mittelständischen Betrieb.<br />
Der Mittelstand steht daher zu Recht im Zentrum der Wirtschaftspolitik sowohl auf<br />
Landes- als auch auf Bundesebene. Eine regelmäßige Berichterstattung ist nicht zuletzt<br />
angesichts der ausgeprägten Vielfalt mittelständischer Unternehmenstypen aus<br />
unterschiedlichen Größenklassen und Wirtschaftsbereichen (Industrie, Handwerk,<br />
Handel, Dienstleistungen und Freie Berufe) eine wesentliche Voraussetzung, um die<br />
Situation und sich abzeichnende Entwicklungstendenzen innerhalb der mittelständischen<br />
Wirtschaft zu beurteilen. So lassen sich Chancen und Risiken frühzeitig erkennen,<br />
entsprechende Maßnahmen von den Unternehmen selbst einleiten sowie<br />
von Seiten der Politik die notwendigen Rahmenbedingungen zielgerichtet und effizient<br />
setzen.<br />
Vor diesem Hintergrund hat das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und<br />
Landesentwicklung die Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH<br />
(FEH) beauftragt, den hessischen <strong>Mittelstandsbericht</strong> zu erstellen, der die hierfür relevanten<br />
Informationen bereitstellen soll. Der hessische <strong>Mittelstandsbericht</strong> soll zukünftig<br />
in jährlichem Turnus erscheinen.<br />
Der <strong>Mittelstandsbericht</strong> besteht zum einen aus einem alle zwei Jahre aktualisierten<br />
Porträt des hessischen Mittelstands, in dem eine Auswertung, Aufbereitung und<br />
Kommentierung der statistischen Informationen über den hessischen Mittelstand –<br />
in der Größenabgrenzung der neuen EU-Definition – vorgenommen wird.<br />
Zum anderen enthält der <strong>Mittelstandsbericht</strong> ein jährlich wechselndes Schwerpunktthema,<br />
das wichtige mittelstandsrelevante Themen aufgreift und vor dem Hintergrund<br />
der spezifisch hessischen Gegebenheiten analysiert. Das Schwerpunktthema<br />
des <strong>Mittelstandsbericht</strong>s <strong>2004</strong> behandelt die Folgen des demografischen Wandels<br />
für mittelständische Unternehmen in <strong>Hessen</strong> (vgl. Band 2).<br />
6
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Dieser vorliegende Teil des <strong>Mittelstandsbericht</strong>s zeichnet ein datengestütztes Porträt<br />
des hessischen Mittelstands, welches wesentliche Informationen über Bedeutung<br />
und Struktur des Mittelstands in <strong>Hessen</strong> – auch im Vergleich zu den entsprechenden<br />
Werten auf Bundesebene – zur Verfügung stellen soll. Zu diesem Zweck<br />
werden z.B. folgende Fragen untersucht:<br />
– Welchen Beitrag leistet der Mittelstand in <strong>Hessen</strong> und Deutschland zu Beschäftigung<br />
und Ausbildung?<br />
– Wie stark sind Mittelstand und Großunternehmen in einzelnen Wirtschaftsbereichen<br />
ausgeprägt?<br />
– Wie groß ist die Bedeutung des Mittelstands in den hessischen Kreisen?<br />
Hierbei wird großer Wert darauf gelegt, dass ein möglichst enger Mittelstandsbezug<br />
gewahrt bleibt. Deshalb wurden speziell für den vorliegenden Bericht Sonderauswertungen<br />
und -aufbereitungen verschiedener Statistiken mit dem Ziel vorgenommen,<br />
die neueste Mittelstandsdefinition der EU möglichst genau – insoweit dies die<br />
zur Verfügung stehenden Daten erlauben – abzubilden. Es wurden nur in wenigen<br />
Ausnahmen abweichend abgegrenzte Daten ergänzend hinzugezogen, um die<br />
Stringenz der Darstellung nicht zu „verwässern".<br />
Einführend wird der der Berichterstattung zu Grunde liegende Mittelstandsbegriff der<br />
EU sowie seine Operationalisierung erläutert. Es schließen sich im nächsten Kapitel<br />
wichtige methodische Anmerkungen an, die nicht zuletzt angesichts der Vielfalt der<br />
genutzten Datenquellen Fehlinterpretationen der dargestellten Ergebnisse vorbeugen<br />
sollen. 1 Mit der Analyse der Bedeutung des hessischen Mittelstands für Beschäftigung<br />
und Ausbildung, des Mittelstandsanteils an der Gesamtzahl der Unternehmen<br />
und Betriebe sowie des Beitrags der Mittelständler zum Gesamtumsatz aller<br />
hessischen Unternehmen beginnt der Hauptteil. Diese Kenngrößen werden den<br />
entsprechenden Vergleichswerten auf Bundesebene gegenübergestellt, um vertiefende<br />
Erkenntnisse über die spezifische Ausprägung des Mittelstands in <strong>Hessen</strong> zu<br />
gewinnen. In engem Zusammenhang mit dem Mittelstand sind Selbständigkeit und<br />
Gründungsgeschehen zu sehen, die anschließend thematisiert werden. Die Regionalstruktur,<br />
d.h. die Fragestellung, inwieweit der Mittelstand in den verschiedenen<br />
hessischen Kreisen und kreisfreien Städten unterschiedlich stark ausgeprägt ist, ist<br />
Gegenstand des darauf folgenden Kapitels. Zum Abschluss wird überblicksartig die<br />
Bedeutung des hessischen Mittelstands in ausgewählten Wirtschaftsbereichen dargestellt.<br />
Ein Tabellenanhang enthält ergänzendes Datenmaterial.<br />
Der hessische <strong>Mittelstandsbericht</strong> wurde gefördert aus Mitteln des Europäischen<br />
Sozialfonds.<br />
1 Diese beiden grundlegenden Kapitel fallen im vorliegenden ersten <strong>Mittelstandsbericht</strong> naturgemäß vergleichsweise umfangreich<br />
aus und können in den zukünftigen <strong>Mittelstandsbericht</strong>en – mit Verweis auf den ersten Bericht – knapper gefasst<br />
werden.<br />
7
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
2 Mittelstandsbegriff<br />
Der Begriff „Mittelstand" ist eine deutsche Besonderheit. In den meisten anderen<br />
Staaten ist die Bezeichnung „kleine und mittlere Unternehmen" üblich. Unabhängig<br />
von der Benennung wird als Mittelstand in der Regel ein mit Hilfe von Schwellenwerten<br />
für die Unternehmensgröße statistisch definierter Ausschnitt der Wirtschaft verstanden.<br />
Über dieses quantitative Merkmal hinaus sind allerdings zudem qualitative<br />
Aspekte wesensbestimmend. 2<br />
Die beiden wichtigsten qualitativen Aspekte sind:<br />
– enge (persönliche) Bindung zwischen Unternehmer und Unternehmen, die<br />
sich typischerweise in der Einheit von Eigentum und Unternehmensleitung<br />
äußert,<br />
– völlige oder doch zumindest weitgehende Konzernunabhängigkeit.<br />
Tabelle 1 stellt die Mittelstandsdefinition der EU 3 – oder genauer gesagt: die Definition<br />
„der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen" – vor,<br />
die zu Jahresbeginn 2005 in Kraft treten wird. 4 Drei wesentliche Kriterien müssen<br />
gleichzeitig erfüllt sein, damit ein Unternehmen als mittelständisch bzw. als Kleinstunternehmen,<br />
kleines Unternehmen oder mittleres Unternehmen gilt. Bei dem Finanzkriterium<br />
hat das Unternehmen die Auswahl zwischen Umsatz und Bilanzsumme.<br />
Hiermit soll den Unterschieden zwischen einzelnen Branchen Rechnung getragen<br />
werden (z.B. Handel). Das qualitative Kriterium der engen (persönlichen) Bindung<br />
zwischen Unternehmer und Unternehmen spielt für die Definition der EU keine<br />
Rolle.<br />
2 Vgl. hierzu ausführlich Günterberg, B.; Wolter, H.-J. (2002), S. 1ff.<br />
3 Vgl. ausführlich zur Definition der EU Amtsblatt der Europäischen Union, L 124/36, 20.05.2003.<br />
4 Die zur Zeit noch gültige Definition der EU aus dem Jahr 1996 zeichnet sich durch erheblich niedrigere Schwellenwerte<br />
für Umsatz bzw. Bilanzsumme aus.<br />
8
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle 1: Mittelstandsdefinition der EU<br />
Kriterium Beschäftigung Finanzen 1 Konzernunabhängigkeit<br />
Unternehmensgröße Anzahl der Mitarbeiter Umsatz Bilanzsumme<br />
Zugehörigkeit zu anderen<br />
Unternehmen<br />
Mittelstand<br />
Kleinst Bis 9 Bis 2 Mill. Euro Bis 2 Mill. Euro<br />
Klein 10 bis 49<br />
Mittel 50 bis 249<br />
2 Mill. bis 10 Mill.<br />
Euro<br />
10 Mill. bis 50 Mill.<br />
Euro<br />
2 Mill. bis 10 Mill.<br />
Euro<br />
10 Mill. bis 43 Mill.<br />
Euro<br />
Das Unternehmen darf nicht zu 25 %<br />
oder mehr des Kapitals oder der<br />
Stimmanteile im Besitz von einem<br />
oder mehreren weiteren Unternehmen<br />
gemeinsam sein, die die<br />
Mittelstandsdefinition nicht erfüllen.<br />
Großunternehmen - 250 und mehr<br />
50 Mill. Euro und<br />
mehr<br />
43 Mill. Euro und<br />
mehr<br />
-<br />
1<br />
Hiervon ist fakultativ ein Kriterium zu erfüllen.<br />
Quelle: Amtsblatt der Europäischen Union, L 124/36, 20.05.2003<br />
In Deutschland ist in der <strong>Mittelstandsbericht</strong>erstattung und -forschung nach wie vor<br />
auch die Definition des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) anzutreffen<br />
(vgl. Tabelle 2), in die beide oben genannten qualitativen Aspekte keinen Eingang<br />
gefunden haben.<br />
Tabelle 2: Mittelstandsdefinition des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM)<br />
Unternehmensgröße Anzahl der Beschäftigten Umsatz<br />
Mittelstand<br />
Klein Bis 9 Bis 1 Mill. Euro<br />
Mittel 10 bis 499 1 Mill bis 50 Mill. Euro<br />
Großunternehmen - 500 und mehr 50 Mill Euro und mehr<br />
Quelle: Günterberg, B.; Wolter, H.-J. (2002), S. 20.<br />
Die EU-Definition unterscheidet sich von der des IfM vor allem in zwei Punkten:<br />
– die Obergrenze des Mittelstands wird bei einer erheblich kleineren Mitarbeiterzahl<br />
gezogen (250 statt 500 Personen),<br />
– die Konzernunabhängigkeit wird explizit formuliert, quantifiziert und zudem<br />
noch mit vielen weiteren – nicht in der Tabelle angeführten – Bestimmungen<br />
weiter konkretisiert.<br />
9
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Es handelt es sich also beim Mittelstand – da dies bisweilen verwechselt wird, soll<br />
an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen werden – nicht um bestimmte<br />
Wirtschaftszweige, sondern um einen im Wesentlichen durch die Unternehmensgröße<br />
abgegrenzten Ausschnitt der Wirtschaft. Die typisch mittelständischen<br />
Bereiche Handwerk und Freie Berufe sind statistisch kein eigenständiger Bestandteil<br />
der Wirtschaftsgliederung der Volkswirtschaft (vgl. Tabelle 3), sondern<br />
werden vielmehr je nach Tätigkeitsschwerpunkt den unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen<br />
zugeordnet.<br />
Tabelle 3: Wirtschaftsgliederung (WZ 93)<br />
Land- und Forstwirtschaft; Fischerei<br />
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe<br />
Baugewerbe<br />
Handel, Gastgewerbe, Verkehr<br />
Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleister<br />
Öffentliche und private Dienstleister<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt.<br />
So sind Handwerker beispielsweise im Produzierenden Gewerbe tätig (z.B. Karosserie-<br />
und Fahrzeugbauer), sehr häufig dem Baugewerbe zuzuordnen (Maurer,<br />
Zimmerer, Maler und Lackierer usw.) und z.B. als Frisöre auch im Dienstleistungssektor<br />
vertreten. Freiberufler sind insbesondere dem Dienstleistungssektor zuzurechnen<br />
(z.B. Heilberufe sowie rechts- und steuerberatende Freie Berufe), aber<br />
auch zahlreich im Produzierenden Gewerbe (Ingenieure, Sachverständige, freiberufliche<br />
Chemiker usw.) und Baugewerbe (z.B. Architekten und Bauingenieure) tätig.<br />
Obwohl große Teile des Handwerks und der Freien Berufe somit im vorliegenden<br />
<strong>Mittelstandsbericht</strong> in den einzelnen Kapiteln zu den entsprechenden Wirtschaftsbereichen<br />
bereits implizit enthalten sind, werden ihnen im Interesse einer geschlossenen<br />
Darstellung zusätzlich eigenständige Kapitel gewidmet. 5<br />
Im Textteil des vorliegenden Porträts des hessischen Mittelstands wird ausschließlich<br />
auf den Mittelstand in der Abgrenzung der EU Bezug genommen, was bei der<br />
Interpretation der Ergebnisse – vor allem im Vergleich mit älteren Untersuchungen<br />
zum hessischen Mittelstand oder zum Teil mit <strong>Mittelstandsbericht</strong>en anderer Bundesländer<br />
– zu beachten ist. Dies geschieht aus der Überzeugung, dass sich im Zu-<br />
5 Vgl. Kapitel 8.7 und 8.8.<br />
10
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
ge der Internationalisierung und insbesondere der politischen und wirtschaftlichen<br />
Integration der EU die Mittelstandsdefinition der EU weiter durchsetzen wird. Außerdem<br />
eröffnet sich somit prinzipiell die Möglichkeit, die jeweilige Bedeutung des Mittelstands<br />
in <strong>Hessen</strong> und in anderen europäischen Staaten zu vergleichen. Auch<br />
kommt der Schwellenwert von 250 Beschäftigten dem „intuitiven" Verständnis des<br />
Lesers von einem mittelständischen Unternehmen zweifellos näher als die Grenze<br />
von 500 Beschäftigten. Schließlich orientieren sich auch die öffentlichen Förderprogramme<br />
an dieser Abgrenzung.<br />
Es ist allerdings nicht möglich, die in der EU-Definition enthaltene Konzernunabhängigkeit<br />
darzustellen. Eine derartige Prüfung ist nur im Einzelfall durchführbar (z.B.<br />
um zu klären, ob ein bestimmtes Unternehmen an Förderprogrammen für kleine und<br />
mittlere Unternehmen partizipieren darf), aber nicht für die Gesamtheit der Unternehmen,<br />
da die amtliche Statistik Unternehmensverflechtungen nicht abbildet.<br />
Der Tabellenanhang enthält darüber hinaus ergänzendes Datenmaterial, aus dem<br />
der Mittelstand sowohl in der Größenabgrenzung des IfM als auch der EU hervorgeht.<br />
11
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
3 Datenquellen und methodische Anmerkungen<br />
Für den vorliegenden Teil des Hessischen <strong>Mittelstandsbericht</strong>s wurde eine Vielzahl<br />
unterschiedlicher Datenquellen – weitestgehend aus der amtlichen Statistik, um die<br />
Kontinuität der <strong>Mittelstandsbericht</strong>erstattung zu gewährleisten – herangezogen. Bei<br />
einem Großteil der Angaben handelt es sich um Datenmaterial, welches speziell für<br />
den hessischen <strong>Mittelstandsbericht</strong> mittels Sonderauswertungen und -aufbereitungen<br />
gewonnen wurde, d.h. um Daten, die nicht oder nicht in dieser Form<br />
Bestandteil der Veröffentlichungen der amtlichen Statistik sind. Nachfolgend sind die<br />
wesentlichen methodischen Anmerkungen zu den verwendeten Statistiken zusammengestellt<br />
6 und es wird zudem erläutert, wie bestehende Datenrestriktionen behandelt<br />
wurden.<br />
Die wichtigsten verwendeten Datenquellen für das Porträt des hessischen Mittelstands<br />
sind die Umsatzsteuerstatistik, die Beschäftigtenstatistik und der Mikrozensus.<br />
Aus der Umsatzsteuerstatistik stammt die Unternehmensgrößenstruktur<br />
nach Umsatzsteuerklassen, die Beschäftigtenstatistik liefert Angaben über die Zahl<br />
der Betriebe, Beschäftigten und Auszubildenden nach Beschäftigtengrößenklassen.<br />
Die Anzahl der Selbständigen – sowie die zur Berechnung der Selbständigenquote<br />
benötigten Erwerbstätigen – sind dem Mikrozensus entnommen. Der Umsatzsteuerstatistik<br />
liegt das Unternehmenskonzept zu Grunde, die Beschäftigtenstatistik hingegen<br />
stellt auf Betriebe ab und der Mikrozensus schließlich auf (natürliche) Personen<br />
in Verbindung mit dem Wohnortprinzip. Diese unterschiedlichen Erfassungskonzepte<br />
und deren Konsequenzen für die Erfassung der Wirtschaft im Allgemeinen<br />
und des Mittelstands im Speziellen veranschaulicht Abbildung 1. Über die unterschiedlichen<br />
Erfassungskonzepte hinausgehende Anmerkungen schließen sich –<br />
nach Statistiken getrennt – an.<br />
6 Vgl. zu einer umfassenden Darstellung die methodischen Anmerkungen in den entsprechenden Veröffentlichungen der<br />
amtlichen Statistik.<br />
12
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 1: Erfassung der Unternehmen, Betriebe und Selbständigen in der amtlichen<br />
Statistik<br />
<strong>Hessen</strong> <strong>Hessen</strong> anderes Bundesland<br />
Selbständige Selbständige Selbständige<br />
Unternehmen Unternehmen Unternehmen<br />
Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb<br />
Betrieb<br />
Betrieb<br />
Quelle: Eigene Darstellung.<br />
Im linken Drittel der Abbildung 1 ist der einfachste Fall dargestellt: Ein Selbständiger<br />
führt ein Unternehmen, welches lediglich aus einem Betrieb besteht. Der Selbständige<br />
wie auch das Unternehmen bzw. der Betrieb sind in <strong>Hessen</strong> ansässig. Ein großer<br />
Teil der hessischen Unternehmen sind derartige Einbetriebsunternehmen. Als<br />
Paradebeispiel hierfür sind mittelständische Handwerksunternehmen zu nennen.<br />
Beschäftigt der Selbständige keine sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, handelt<br />
es sich um ein so genanntes „Ein-Mann“- bzw. „Ein-Frau“-Unternehmen. Diese<br />
beiden Fälle – Selbständiger ohne sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bzw.<br />
Einbetriebsunternehmen – sind bzgl. der Erfassung in der amtlichen Statistik weitgehend<br />
unproblematisch, d.h. sie werden im Wesentlichen adäquat abgebildet.<br />
13
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Komplizierter stellt sich die Erfassung dar, wenn ein Unternehmen aus mehreren<br />
Betrieben besteht und/ oder das Unternehmen sich auch auf andere Bundesländer<br />
erstreckt. Derartige Beispiele sind auf der rechten Seite der Abbildung 1 dargestellt.<br />
So wird ein Selbständiger, der z.B. in Bayern wohnt, dessen Unternehmen aber in<br />
<strong>Hessen</strong> seinen Sitz hat, auf Grund des Wohnortprinzips nicht zu den hessischen<br />
Selbständigen gezählt – und umgekehrt. Das Unternehmensprinzip der Umsatzsteuerstatistik<br />
bedingt, dass die Umsätze sämtlicher zum Unternehmen gehörigen<br />
Betriebe dem Unternehmenssitz zugerechnet werden. Folglich enthalten die Angaben<br />
für <strong>Hessen</strong> auch nicht in <strong>Hessen</strong> erwirtschaftete Umsätze bzw. in <strong>Hessen</strong> erwirtschaftete<br />
Umsätze werden zum Teil in anderen Bundesländern ausgewiesen. In<br />
der Beschäftigungsstatistik werden gemäß dem Betriebskonzept die einzelnen Betriebe<br />
nach ihrem Standort getrennt erfasst – unabhängig davon, ob diese zu Einoder<br />
Mehrbetriebsunternehmen gehören und auch unabhängig davon, ob das Unternehmen<br />
seinen Sitz in <strong>Hessen</strong> hat oder nicht. Deshalb ist die Betriebsstruktur<br />
(Beschäftigtenstatistik) nur eingeschränkt mit der Unternehmensstruktur (Umsatzsteuerstatistik)<br />
vergleichbar. Dies gilt insbesondere für stark filialisierte Wirtschaftsbereiche<br />
wie den Einzelhandel, da die Beschäftigtenzahl in den einzelnen Betrieben<br />
der großen Handelsunternehmen meist unterhalb der Großbetriebsgrenze von 250<br />
Beschäftigten liegt, so dass diese dem Mittelstand zugeordnet werden.<br />
Bei der Interpretation der in den Kapiteln 4 ff. präsentierten Ergebnisse sind diese<br />
Einschränkungen der Aussagekraft zu berücksichtigen. Für zukünftige Hessische<br />
<strong>Mittelstandsbericht</strong>e ist mit dem so genannten Unternehmensregister eine Verbesserung<br />
der Datenbasis zu erwarten. 7<br />
• Umsatzsteuerstatistik<br />
Datenquelle für die Unternehmensstruktur nach Umsatzgrößenklassen ist die Umsatzsteuerstatistik,<br />
in der all die Steuerpflichtigen (Unternehmen) erfasst sind, deren Lieferungen<br />
und Leistungen (Umsätze) im Berichtsjahr über 16.617 Euro betragen. Nicht erfasst<br />
werden u.a. viele Freiberufler im Bereich der Humanmedizin, Teile der Land- und<br />
Forstwirtschaft sowie die konzernabhängigen Unternehmen, für die die Muttergesellschaft<br />
im Rahmen der so genannten Organschaft die Versteuerung übernimmt. Auf<br />
Grund dieser teilweisen Untererfassung wird die Zahl der in der Umsatzsteuer ausgewiesenen<br />
Unternehmen bisweilen als eine Untergrenze für die „wahre" Unternehmensanzahl<br />
interpretiert. Mit Ausnahme der Organschaft werden Unternehmensverflechtungen in der<br />
Umsatzsteuerstatistik nicht abgebildet.<br />
7 Vgl. die Ausführungen zum Unternehmensregister am Ende dieses Kapitels.<br />
14
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Mit der Euro-Einführung zum 01.01.2002 wurde bei der Umsatzsteuerstatistik ab dem Berichtsjahr<br />
2000 die Währungsumstellung vollzogen und zugleich die Größenklasseneinteilung<br />
verändert. Ein Vergleich der ab dem Berichtsjahr 2000 geltenden Größenklassen in<br />
Euro mit denen in DM ist daher nicht möglich.<br />
Ungeachtet dieser Einschränkungen stellt die Umsatzsteuerstatistik relativ zeitnah in tiefer<br />
wirtschaftssystematischer Gliederung für alle Wirtschaftsbereiche Angaben zur Verfügung.<br />
8 Stellenweise stößt die für den <strong>Mittelstandsbericht</strong> zusätzlich zwingend erforderliche<br />
Differenzierung nach Größenklassen allerdings an ihre Grenzen, da in der Kategorie<br />
der Großunternehmen eine zu geringe Klassenbesetzung die Veröffentlichung der Werte<br />
auf Grund der Geheimhaltungspflicht von Einzelangaben nicht erlaubt und zusätzlich eine<br />
Sperrung in anderen Größenklassen vorgenommen werden muss, um die Rückrechnung<br />
zu verhindern. Deshalb musste die ursprünglich intendierte Gliederungstiefe zum Teil reduziert<br />
werden und insbesondere in den Tabellen im Anhang sind einige Angaben gesperrt.<br />
• Beschäftigtenstatistik<br />
Die Anzahl der Betriebe, Beschäftigten und Auszubildenden – jeweils differenziert nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – in tiefer wirtschaftssystematischer Gliederung und für alle<br />
Wirtschaftsbereiche liefert zeitnah die Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit<br />
(vormals Bundesanstalt für Arbeit). Da die Statistik auf die Sozialversicherungspflicht abstellt,<br />
werden Selbständige, Beamte und mithelfende Familienangehörige nicht erfasst.<br />
Ebenfalls nicht erfasst werden somit Betriebe, die keine sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
haben (sämtliche „Ein-Mann-" und „Ein-Frau"-Unternehmen) und nebenberuflich<br />
ausgeübte Tätigkeiten.<br />
Der nach Beschäftigtengrößenklassen gegliederte Vergleich von Betriebszahlen, Beschäftigung<br />
und Anzahl der Auszubildenden im Zeitablauf im vorliegenden Teil des <strong>Mittelstandsbericht</strong>s<br />
bezieht sich auf die Zusammensetzung der jeweiligen Größenklasse<br />
zum jeweiligen Zeitpunkt. Es werden also keine Betriebskohorten betrachtet, 9 d.h. eine<br />
gewisse Verzerrung der Ergebnisse durch „Auf- und Absteiger“ – dies sind Betriebe, die<br />
durch Beschäftigungszunahme oder -abnahme die Größenklasse wechseln – kann nicht<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Wie bei der Umsatzsteuer mussten auch bei der Beschäftigtenstatistik in einigen Fällen<br />
aus Gründen der Geheimhaltung Angaben gesperrt werden. Die erforderliche Differenzierung<br />
nach Größenklassen gemäß der Mittelstandsdefinition der EU ist erst ab dem Be-<br />
8 Aus diesem Grund wurde darauf verzichtet, ergänzend z.B. Statistiken speziell für das Produzierende Gewerbe zu nutzen,<br />
denen abweichende Erfassungskonzepte zu Grunde liegen.<br />
9 Diese – wesentlich komplexere Betrachtungsweise – ist im Rahmen einer Analyse der Beschäftigungseffekte des Mittelstands<br />
auf der Basis des so genannten Job-Turnover-Ansatzes denkbar.<br />
15
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
richtsjahr 1999 möglich. Alle Angaben beziehen sich auf den 30.06. des jeweiligen Berichtsjahres.<br />
• Mikrozensus<br />
Die dargestellten Daten zur Selbständigkeit – sowie die zur Berechnung der Selbständigenquote<br />
benötigten Erwerbstätigen – beruhen auf dem Mikrozensus. Unter Selbständigen<br />
werden Personen, die ein Unternehmen oder eine Arbeitsstätte als Eigentümer, Miteigentümer,<br />
Pächter oder selbständiger Handwerker leiten sowie freiberuflich Tätige verstanden.<br />
Im Gegensatz zur Umsatzsteuerstatistik, die die Unternehmensanzahl wegen<br />
teilweiser Nichterfassung unterschätzt, kann die Anzahl der Selbständigen auf Grund einer<br />
gewissen „Übererfassung" – z.B. werden alle Gesellschafter einer <strong>GmbH</strong> als Selbständige<br />
erfasst – als eine Art Obergrenze der Unternehmensanzahl interpretiert werden.<br />
Die Erfassung auf Stichprobenbasis bedingt, dass einer differenzierten Auswertung nach<br />
einzelnen Wirtschaftsbereichen enge Grenzen gesetzt sind, da auf Grund zu geringer<br />
Klassenbesetzung der Standardfehler so groß wird, dass eine Ausweisung der Ergebnisse<br />
nicht sinnvoll ist. Deshalb muss bei etlichen Wirtschaftszweigen auf die Angaben über<br />
die Zahl der Selbständigen verzichtet werden. Die Ergebnisse vor 1996 sind durch eine<br />
Umstellung der Wirtschaftszweigsystematik nicht mit denen der Vorjahre vergleichbar.<br />
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung<br />
Die Bedeutung der näher dargestellten Wirtschaftsbereiche in Kapitel 8 wird an Hand der<br />
realen Bruttowertschöpfung sowie der Zahl der Erwerbstätigen aufgezeigt. Quelle dieser<br />
Daten ist die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR). Die aktuellsten vorliegenden<br />
Daten in annähernd der erforderlichen Gliederungstiefe liegen für die Erwerbstätigen für<br />
das Jahr 2002, für die reale Bruttowertschöpfung für das Jahr 2001 vor. Die Zahl der Erwerbstätigen<br />
aus der VGR ist nicht direkt mit den Angaben über die Erwerbstätigkeit aus<br />
dem Mikrozensus vergleichbar.<br />
• Handwerksstatistik<br />
Die letzten amtlichen Daten über die Größenstruktur des Handwerks liefert die Handwerkszählung<br />
aus dem Jahr 1995. Ergänzend wird auf Daten des Zentralverbands des<br />
Deutschen Handwerks bzw. der Arbeitsgemeinschaft <strong>Hessischer</strong> Handwerkskammern<br />
zurückgegriffen. Deren Angaben über Umsatz und Anzahl der Beschäftigten des Handwerks<br />
beruhen zum Teil auf Fortschreibungen auf Basis der erwähnten Handwerkszählung,<br />
zum Teil auf eigenen Schätzungen. Die übrigen Strukturdaten (Betriebe nach Gewerbegruppen,<br />
Auszubildende etc.) erheben die Handwerkskammern selbst. Die Daten<br />
sind nach der zum Zeitpunkt der Erhebung gültigen Handwerksordnung in Vollhandwerke<br />
(Meisterbrief erforderlich) und handwerksähnliche Gewerbe (kein Meisterbrief erforderlich)<br />
gegliedert. Zu beachten ist, dass der Handwerkszählung das Unternehmenskonzept,<br />
16
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
den Angaben der Handwerkskammern das Betriebskonzept zu Grunde liegt. Eine direkte<br />
Vergleichbarkeit ist somit nicht gegeben. Bei beiden Datenquellen sind die Inhaber der<br />
Handwerksbetriebe in den Beschäftigtenzahlen enthalten.<br />
• Freie Berufe<br />
Da die Freien Berufe in der Umsatzsteuerstatistik nur lückenhaft und Selbständige in der<br />
Beschäftigtenstatistik überhaupt nicht erfasst werden, wird Datenmaterial des Instituts für<br />
Freie Berufe Nürnberg herangezogen. Das Institut wertet Daten von einzelnen Berufsorganisationen<br />
und amtlichen Statistiken aus und führt ergänzend eigene Erhebungen<br />
und Schätzungen durch. Nichtsdestotrotz ist die Datenlage über die Freien Berufe nicht<br />
zufrieden stellend. Dies gilt vor allem für die ungeregelten Freien Berufe, aber – z.B. auf<br />
Grund unterschiedlicher Kammererfassung – in geringerem Maße auch für die geregelten<br />
Freien Berufe.<br />
• Gewerbeanzeigenstatistik<br />
Die Gewerbeanzeigenstatistik ist die am häufigsten genutzte Datenquelle, um Aufschlüsse<br />
über Gründungen und Stilllegungen zu gewinnen. Diesbezüglich ist die Gewerbeanzeigenstatistik<br />
allerdings mit gravierenden Mängeln behaftet. 10 So sind z.B. auskunftspflichtig<br />
die Gewerbetreibenden gemäß § 6 der Gewerbeordnung, die Gewerbeanmeldungen<br />
(u.a. bei Neuerrichtungen), Abmeldungen (u.a. bei Betriebsaufgabe) und ferner<br />
Ummeldungen abgeben müssen. Hieraus ergibt sich eine nicht unerhebliche Einschränkung<br />
der Aussagekraft der Gewerbeanzeigenstatistik für das Gründungsgeschehen, da<br />
die Freien Berufe sowie die Urproduktion (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Gartenund<br />
Weinbau sowie Bergbau) nicht in die Gewerbeordnung eingeschlossen und damit<br />
von der Anzeigepflicht befreit sind. Weitere Ausnahmen betreffen z.B. Versicherungsunternehmen,<br />
Unterrichtswesen und Kindererziehung gegen Entgelt. Zudem handelt es sich<br />
bei den Gewerbeanzeigen um reine Rechtsakte, d.h. es nicht bekannt, inwieweit es bei<br />
einem angemeldeten Gewerbe überhaupt zur Aufnahme einer wirtschaftlichen Tätigkeit<br />
kommt. Auch unterbleiben Gewerbeabmeldungen zum Teil einfach. Die Zahl der An-, abund<br />
-ummeldungen kann somit die Gründungen und Aufgaben nur unzulänglich abbilden.<br />
An Versuchen, die Aussagekraft der Gewerbeanzeigenstatistik zu erhöhen, mangelt es<br />
nicht: So unterscheidet das Statistische Bundesamt – näherungsweise – die „echten<br />
Neuerrichtungen" (Betriebsgründungen) sowie die „Stilllegungen eines echten Betriebes"<br />
(Betriebsaufgaben) von denen der Kleingewerbetreibenden (bei denen häufig Scheingründungen<br />
z.B. zur Erlangung einer METRO-Einkaufsberechtigung vermutet werden).<br />
Es wird also eine Differenzierung nach der wirtschaftlichen Bedeutung vorgenommen, die<br />
ab 1997 vorliegt. Auch das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) ermittelt auf Basis<br />
der Gewerbeanzeigenstatistik Schätzungen für die Unternehmens- und Existenzgrün-<br />
17
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
dungen sowie die Unternehmensliquidationen und Aufgaben. Inwieweit derartige Berechnungen<br />
das „wahre“ Gründungsgeschehen zumindest annähernd wiedergeben, ist allerdings<br />
schwer zu beurteilen – zumal die oben genannten Mängel der Gewerbeanzeigenstatistik<br />
nur abgemildert, aber nicht aufgehoben werden.<br />
Auch andere Datenquellen können nur sehr beschränkt zur Erhellung des Gründungsgeschehens<br />
beitragen. So erfassen z.B. die Industrie- und Handelskammern sowie die<br />
Handwerkskammern und die Verbände der Freien Berufe auf Grund der unterschiedlichen<br />
Mitgliedschaftsregeln nicht alle Existenzgründer. 11 Eine Verbesserung der Datenlage<br />
wird von der Änderung der Gewerbeordnung zum 01.01.2003 erwartet, nach der die<br />
Gewerbeanzeigen ausdrücklich auch der Nutzung für statistische Auswertungen dienen<br />
sollen. 12 So wird es künftig u.a. möglich sein, Existenzgründungen (primäre Gründungen)<br />
präziser von so genannten derivativen Gründungen (Aufspaltung, Abspaltung, Verschmelzung)<br />
zu unterscheiden. Es liegen allerdings noch keine Daten in dieser neuen<br />
Abgrenzung vor. Auch nach der Änderung bleibt allerdings der gravierende Mangel, dass<br />
es nicht nachvollziehbar ist, inwieweit nach einer Gewerbeanmeldung eine wirtschaftliche<br />
Tätigkeit aufgenommen wurde, bestehen.<br />
So bleibt als Fazit festzuhalten, dass die Angaben über das Gründungsgeschehen in<br />
<strong>Hessen</strong> – und nicht nur dort – unzureichend sind. Auf Grund dieser unbefriedigenden Informationsbasis<br />
hat die Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
ein Pilotprojekt über die Unternehmensgründungen in <strong>Hessen</strong> durchgeführt. Mit dem Ziel,<br />
das Gründungsgeschehen im Zeitablauf zu verfolgen, hat die FEH mit dem Aufbau einer<br />
eigenen FEH-Gründungsdatenbank begonnen. 13 Die zu Grunde liegende Datenbasis ist<br />
die Unternehmensdatenbank MARKUS, konzipiert und gepflegt in Zusammenarbeit zwischen<br />
der Bureau van Dijk Electronic Publishing <strong>GmbH</strong> und dem Verband der Vereine<br />
Creditreform, Neuss – die größte deutsche Kreditauskunftei.<br />
In MARKUS werden rechtlich selbständige Unternehmen erfasst, die nach ihrem Hauptsitz<br />
regional zugeordnet sind. Die Datenbank enthält eine Reihe von unternehmensspezifischen<br />
Individualdaten, die bei der Untersuchung des Gründungsgeschehens von großem<br />
Nutzen sind. So sind neben dem Gründungsjahr des Unternehmens z.B. auch Informationen<br />
über die Wirtschaftsbranche, die Zahl der Beschäftigten, den Umsatz u.v.m.<br />
zu finden. MARKUS umfasst mehr als 840.000 Unternehmen in Deutschland, davon über<br />
70.000 in <strong>Hessen</strong>. Dies ist jedoch nur eine Teilmenge aller bestehenden Unternehmen,<br />
da auf Grund bestimmter Aufnahmekriterien MARKUS praktisch nur wirtschaftsaktive und<br />
kreditwürdige Unternehmen mit Handelsregistereintrag enthält. Diese Datenquelle ist<br />
10 Vgl. ausführlich über die Gewerbeanzeigenstatistik zur Abbildung des Gründungsgeschehens Leiner, R. (2003), S. 103-<br />
127.<br />
11 Vgl. ausführlich zu weiteren Datenquellen Fritsch, M.; Grotz, R. (2003).<br />
12 Vgl. Angele, J. (2003), S. 189-190.<br />
13 Vgl. Dimitrova, G. (<strong>2004</strong>).<br />
18
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
deshalb ausschließlich für Wirtschafts- und Regionalstrukturvergleiche und nicht für die<br />
Abschätzung der absoluten Anzahl der Gründungen geeignet.<br />
• Insolvenzstatistik<br />
Die Insolvenzstatistik liefert Angaben über Insolvenzen – und nur über Insolvenzen, d.h.<br />
nicht etwa über das „stille“ Ausscheiden. Mit der am 01.01.1999 in Kraft getretenen neuen<br />
Insolvenzordnung gilt in ganz Deutschland wieder ein einheitliches Insolvenzrecht, so<br />
dass ein Vergleich der Insolvenzen in <strong>Hessen</strong> mit den entsprechenden Werten auf Bundesebene<br />
möglich ist. Erfasst werden getrennt die Unternehmensinsolvenzen sowie die<br />
Insolvenzen übriger Schuldner (u.a. Verbraucher). Die Vergleichbarkeit der Angaben<br />
nach der neuen Insolvenzstatistik und der Angaben vor 1999 ist nur sehr eingeschränkt<br />
gegeben, weshalb sich die Darstellung im <strong>Mittelstandsbericht</strong> auf den Zeitraum ab 1999<br />
beschränkt. Zudem ist ein Vergleich der Jahre 2001 und 2002 nur wenig sinnvoll, da zum<br />
01.12.2001 das Insolvenzrecht erneut novelliert wurde (Stundung der Verfahrenskosten<br />
für mittellose natürliche Personen, vereinfachtes Insolvenzverfahren für ehemals Selbständige,<br />
geändertes Verfahren für Kleingewerbetreibende). Durch diese Änderungen ist<br />
auch eine Differenzierung der Insolvenzen (z.B. nach eröffneten bzw. mangels Masse<br />
abgewiesenen Verfahren) beeinträchtigt. Zusammenfassend ist festzustellen, dass zurzeit<br />
Aussagen über die Insolvenzen und vor allem deren Entwicklung im Zeitablauf nur<br />
sehr eingeschränkt möglich sind.<br />
• Unternehmensregister<br />
Die EU verpflichtete im Jahr 1993 alle Mitgliedsstaaten zum Aufbau und zur Pflege von<br />
Unternehmensregistern. 14 Es sind – mit wenigen Ausnahmen – Angaben zu allen Unternehmen,<br />
deren wirtschaftliche Tätigkeit zum Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen beiträgt,<br />
zu allen rechtlichen Einheiten, die für sie verantwortlich sind, und zu allen örtlichen<br />
Einheiten, die von ihnen abhängen, in Registern zu erfassen. Das Unternehmensregister<br />
enthält u.a. Daten zur Art der wirtschaftlichen Tätigkeit, zur Zahl der Beschäftigten und<br />
zum Umsatz. Daten aus dem Unternehmensregister in der erforderlichen Gliederungstiefe<br />
standen für den vorliegenden <strong>Mittelstandsbericht</strong> noch nicht zur Verfügung. Die Nutzung<br />
des Unternehmensregisters für zukünftige Hessische <strong>Mittelstandsbericht</strong>e verspricht<br />
eine merkliche Verbesserung der Datenbasis. Diese dürfte insbesondere darin<br />
bestehen, dass Beschäftigtenangaben in tiefer wirtschaftlicher Gliederung auf Unternehmensebene<br />
– und nicht wie bisher nur auf Betriebsebene – zur Verfügung stehen.<br />
14 Vgl. hierzu ausführlich Hagenkort, S. (2002), S. 51ff.<br />
19
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
4 Größenstruktur des hessischen Mittelstands<br />
Im Jahr 2001 gab es in <strong>Hessen</strong> 230.549 Unternehmen, die nach dem Umsatzkriterium<br />
– weniger als 50 Mill. Euro Jahresumsatz – dem Mittelstand zuzurechnen sind<br />
(99,7 %). Diesen stehen lediglich 766 Großunternehmen (0,3 %) gegenüber (vgl.<br />
Abbildung 2). Innerhalb des Mittelstands stellen die so genannten Kleinstunternehmen<br />
die überwältigende Mehrheit. Diese Struktur entspricht in frappanter Weise den<br />
Vergleichswerten auf Bundesebene, Abweichungen ergeben sich erst auf der zweiten<br />
Nachkommastelle.<br />
Abbildung 2: Unternehmen nach Umsatzgrößenklassen im Jahr 2001<br />
100<br />
94,3 94,3<br />
99,7<br />
99,7<br />
Anteil in %<br />
80<br />
60<br />
40<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
20<br />
0<br />
4,4<br />
4,4<br />
1,0<br />
1,0<br />
0,3<br />
0,3<br />
Kleinst-unternehmen<br />
< 2 Mill. Umsatz<br />
Kleine Unternehmen<br />
2 Mill. bis < 10 Mill.<br />
Mittlere Unternehmen<br />
10 Mill. bis < 50 Mill.<br />
Mittlelstand insgesamt Großunternehmen >= 50<br />
Mill. Umsatz<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der FEH.<br />
Werden hingegen die Umsätze insgesamt betrachtet (vgl. Abbildung 3), so zeigt<br />
sich, dass der überwiegende Teil der von hessischen Unternehmen erzielten Umsätze<br />
auf die Großunternehmen konzentriert ist. Lediglich 37,3 % des Gesamtumsatzes<br />
der hessischen Unternehmen – dies entspricht einem Umsatz in Höhe von<br />
144 Mrd. Euro – wurden im Jahr 2001 vom Mittelstand erwirtschaftet, wobei auf die<br />
Kleinstunternehmen innerhalb des Mittelstands mit 13,6 % der größte Anteil entfällt.<br />
Es dominieren die Großunternehmen: Diese erzielten 62,7 % (bzw. 242 Mrd. Euro)<br />
aller Umsätze. Ein mittelständisches Unternehmen in <strong>Hessen</strong> erzielt durchschnittlich<br />
625.000 Euro Jahresumsatz, ein Großunternehmen 316 Mill. Euro. Der Vergleich<br />
mit Deutschland insgesamt (42,1 %) zeigt, dass auf Bundesebene der Mittelstand<br />
beim Indikator Umsatz eine etwas größere Rolle spielt als in <strong>Hessen</strong>. Dieser Unter-<br />
20
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
schied könnte auch durch die Vielzahl der in <strong>Hessen</strong> ansässigen Unternehmenszentralen<br />
begründet sein, denn auch an Standorten außerhalb <strong>Hessen</strong>s getätigte<br />
Umsätze werden dem Unternehmenssitz zugerechnet. 15<br />
Abbildung 3: Umsätze nach Umsatzgrößenklassen im Jahr 2001<br />
80<br />
60<br />
<strong>Hessen</strong><br />
62,7<br />
57,9<br />
Deutschland<br />
Anteil in %<br />
40<br />
37,3<br />
42,1<br />
20<br />
13,6<br />
15,6<br />
10,8<br />
12,3<br />
12,9<br />
14,2<br />
0<br />
Kleinst-unternehmen<br />
< 2 Mill. Umsatz<br />
Kleine Unternehmen<br />
2 Mill. bis < 10 Mill.<br />
Mittlere Unternehmen<br />
10 Mill. bis < 50 Mill.<br />
Mittlelstand insgesamt Großunternehmen >= 50<br />
Mill. Umsatz<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der FEH<br />
Beim nachfolgenden Wechsel der Betrachtungsebene von Unternehmen zu Betrieben<br />
ist zu beachten 16 , dass viele Unternehmen (insbesondere Großunternehmen)<br />
aus mehreren Betrieben bestehen, die für sich betrachtet zum Teil weniger als 250<br />
Mitarbeiter beschäftigen. Zudem werden nur Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten erfasst. Eine Vergleichbarkeit zwischen Unternehmens-<br />
und Umsatzstruktur auf der einen und Betriebs-, Beschäftigungs- sowie<br />
Ausbildungsstruktur auf der anderen Seite ist somit nur eingeschränkt gegeben.<br />
99,3 % bzw. absolut gesehen 155.239 der hessischen Betriebe mit mindestens einem<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren im Jahr 2002 dem Mittelstand<br />
zuzuordnen, wovon auf die Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten<br />
80,5 % der hessischen Betriebe entfielen (vgl. Abbildung 4). Denen stehen lediglich<br />
1.100 Großbetriebe, d.h. überwiegend Teile von Großunternehmen, gegenüber. Wie<br />
die Unternehmensstruktur – differenziert nach Umsatzgrößenklassen – weicht auch<br />
die Betriebsstruktur in <strong>Hessen</strong> – differenziert nach Beschäftigtengrößenklassen –<br />
nur geringfügig vom Bundesdurchschnitt ab.<br />
15 Vgl. hierzu genauer die methodischen Anmerkungen in Kapitel 3.<br />
16 Vgl. hierzu genauer die methodischen Anmerkungen in Kapitel 3.<br />
21
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Abbildung 4: Betriebe nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2002<br />
100<br />
99,3<br />
99,4<br />
80<br />
80,5<br />
80,4<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Anteil in %<br />
60<br />
40<br />
20<br />
15,1<br />
15,5<br />
0<br />
3,7<br />
3,5<br />
0,7<br />
0,6<br />
Kleinstbetriebe<br />
= 250 Beschäftigte<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Im Jahr 2002 arbeiteten in den hessischen mittelständischen Betrieben 1.413.368<br />
Beschäftigte. Dies entspricht einem Anteil von 64,5 % an der hessischen Gesamtbeschäftigung,<br />
wie aus Abbildung 5 hervorgeht.<br />
Abbildung 5: Beschäftigte nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2002<br />
80<br />
<strong>Hessen</strong><br />
64,5<br />
68,3<br />
60<br />
Deutschland<br />
Anteil in %<br />
40<br />
20<br />
16,7<br />
18,1<br />
21,5<br />
23,8<br />
26,3<br />
26,4<br />
35,5<br />
31,7<br />
0<br />
Kleinstbetriebe<br />
= 250 Beschäftigte<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
22
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
In den Großbetrieben <strong>Hessen</strong>s sind hingegen „nur" 779.184 Personen beschäftigt<br />
(35,5 %). Auf Bundesebene ist die Bedeutung des Mittelstands als Arbeitgeber stärker<br />
ausgeprägt – 68,3 % der Beschäftigten in Deutschland sind bei einem mittelständischen<br />
Betrieb tätig.<br />
Noch bedeutender als für die Beschäftigung im Allgemeinen ist der Mittelstand speziell<br />
für die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen (vgl. Abbildung 6). So wurden im<br />
hessischen Mittelstand im Jahr 2002 72.791 Auszubildende beschäftigt. Damit hatten<br />
70,6 % (Deutschland: 72,4 %) der hessischen Auszubildenden einen Ausbildungsplatz<br />
in einem mittelständischen Betrieb gefunden. Dieser Wert liegt deutlich<br />
über dem bereits oben genannten Anteil von 64,5 % (Deutschland: 68,3 %) des Mittelstands<br />
an der Gesamtbeschäftigung. Der Mittelstand engagiert sich folglich überdurchschnittlich<br />
stark in der Ausbildung, was insbesondere für die Kleinstbetriebe<br />
zutrifft. Anders ausgedrückt: Die Großbetriebe bieten insgesamt nicht nur absolut,<br />
sondern auch im Verhältnis zu ihrer Beschäftigtenzahl weniger Ausbildungsplätze<br />
als der Mittelstand.<br />
Abbildung 6: Auszubildende nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2002<br />
80<br />
<strong>Hessen</strong><br />
70,6<br />
72,4<br />
60<br />
Deutschland<br />
Anteil in %<br />
40<br />
24,0<br />
25,9<br />
22,9<br />
23,4 23,2<br />
23,6<br />
29,4<br />
27,6<br />
20<br />
0<br />
Kleinstbetriebe<br />
= 250 Beschäftigte<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Abschließend soll ein Blick auf die jüngere Entwicklung der Größenstruktur der hessischen<br />
Wirtschaft geworfen werden. Hierzu liegen allerdings nur für Betriebe, Beschäftigte<br />
und Auszubildende ausreichend Daten vor, die zumindest einen Betrachtungszeitraum<br />
von vier Jahren abdecken. Wie bereits in den methodischen Anmer-<br />
23
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
kungen erläutert, 17 handelt es sich nicht um eine Kohortenbetrachtung; d.h. evtl.<br />
Verzerrungen durch Betriebe, die auf Grund von Wachstum oder Schrumpfung die<br />
Größenklasse wechseln, müssen in Kauf genommen werden.<br />
Abbildung 7: Veränderung nach Beschäftigungsgrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe –<br />
von 1999 bis 2002<br />
6<br />
Veränderung in %<br />
3<br />
0<br />
-3<br />
-6<br />
2,7<br />
3,2 3,3<br />
1,2<br />
0,9<br />
0,3 0,5<br />
1,2<br />
-1,2<br />
-1,3<br />
-3,0<br />
-4,6<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Die im Untersuchungszeitraum wesentlich dynamischere Beschäftigungsentwicklung<br />
in <strong>Hessen</strong> als in Deutschland insgesamt wurde sowohl von mittelständischen<br />
Betrieben (+3,2 %) als auch von den Großbetrieben (+3,3 %) gleichermaßen getragen,<br />
wie Abbildung 7 veranschaulicht. Auch die Anzahl der Betriebe entwickelte sich<br />
in <strong>Hessen</strong> lebhafter als auf Bundesebene, wobei die Großbetriebe (+2,7 %) stärker<br />
zulegen konnten als der Mittelstand (+1,2 %). Hingegen hat die Zahl der Auszubildenden<br />
abgenommen und der Rückgang fällt in <strong>Hessen</strong> stärker aus als im Bundesdurchschnitt.<br />
Insbesondere in den mittelständischen Betrieben <strong>Hessen</strong>s war deren<br />
Anzahl deutlich rückläufig (-4,6 % bzw. etwa 3.500 Auszubildende), in den Großbetrieben<br />
fiel der Rückgang mit 1,3 % (etwa 500 Auszubildende) vergleichsweise moderat<br />
aus. Dieser Rückgang insbesondere in den mittelständischen Betrieben <strong>Hessen</strong>s<br />
ist vor dem Hintergrund der bereits ausgeführten bedeutenden Rolle des Mittelstands<br />
für die Ausbildung als eine Entwicklung zu sehen, die unbedingt beachtet<br />
werden sollte. Tabelle 4 zeigt zudem auf, dass sich der Abbau sowohl in den<br />
17 Vgl. hierzu genauer die methodischen Anmerkungen in Kapitel 3.<br />
24
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Kleinstbetrieben als auch in den kleinen und mittleren Betrieben gleichermaßen<br />
vollzogen hat.<br />
Tabelle 4: Entwicklung nach Beschäftigtengrößenklassen – innerhalb des Mittelstands –<br />
von 1999 bis 2002<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Kleinst Kleine Mittlere Kleinst Kleine Mittlere<br />
Veränderung 1999-2002 in %<br />
Betriebe 0,8 2,5 5,2 -1,4 -0,9 2,0<br />
Beschäftigte 1,0 2,6 5,2 -1,4 -0,6 2,2<br />
Auszubildende -4,5 -5,2 -4,1 -4,4 -5,5 1,2<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
25
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
5 Selbständige<br />
Selbständige sind ein konstituierender Bestandteil des Mittelstands. Viele der heute<br />
in <strong>Hessen</strong> bestehenden Unternehmen sind darauf zurückzuführen, dass Personen<br />
den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und ein Unternehmen gegründet haben.<br />
Nahezu alle Selbständigen sind dem Mittelstand zuzurechnen. 18<br />
Die Anzahl der Selbständigen belief sich im Jahr 2002 in <strong>Hessen</strong> auf etwa 294.000<br />
Personen (vgl. Tabelle 5). Damit gingen 18.000 bzw. 6,4 % hessische Erwerbstätige<br />
mehr als noch im Jahr 1996 einer selbständigen Tätigkeit nach. Der Rückgang im<br />
Jahr 2002 sowie der Vergleich mit der dynamischeren Entwicklung in der ersten<br />
Hälfte der 1990er Jahre könnte allerdings ein Hinweis darauf sein, dass der Höhepunkt<br />
der Entwicklung überschritten ist. Allerdings ist auch die anhaltend schlechte<br />
Wirtschaftslage, die z.B. den Schritt in die Selbständigkeit erschwert, zu bedenken.<br />
Langfristig ist als Bestimmungsgröße der Anzahl der Selbständigen verstärkt die<br />
demografische Entwicklung zu berücksichtigen, da das Erwerbspersonenpotenzial<br />
zurückgeht. 19<br />
Tabelle 5: Entwicklung der Selbständigenzahlen in <strong>Hessen</strong> und Deutschland von 1996 bis 2002<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Insgesamt<br />
darunter:<br />
Insgesamt<br />
darunter:<br />
Jahr<br />
Frauen Ausländer o. Beschäftigte Frauen Ausländer o. Beschäftigte<br />
in Tsd.<br />
in Tsd.<br />
Anteil in %<br />
Anteil in %<br />
1996 276 27,7 10,2 50,6 3409 26,9 7,4 48,1<br />
1997 286 29,9 8,7 52,1 3529 27,2 7,1 49,6<br />
1998 287 29,4 8,2 51,8 3594 27,4 7,0 49,8<br />
1999 283 30,1 9,2 52,4 3594 27,6 7,3 49,7<br />
2000 292 29,0 9,0 51,9 3643 27,8 7,1 50,6<br />
2001 301 29,3 9,9 51,6 3632 27,9 7,1 50,1<br />
2002 294 28,9 9,2 53,8 3654 28,1 7,5 50,8<br />
Veränderung 1996 / 2002<br />
in % in Prozentpunkten<br />
in %<br />
in Prozentpunkten<br />
6,4 1,2 -1,0 3,2 7,2 1,2 0,1 2,7<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt (Mikrozensus), Hessisches Statistisches Landesamt (Mikrozensus),<br />
Berechnungen der FEH.<br />
18 Als eine der wenigen Ausnahmen sind aktive oder geschäftsführende Gesellschafter von Großunternehmen zu nennen.<br />
19 Diese Fragestellung wird im Rahmen des Schwerpunktthemas im zweiten Teil des <strong>Mittelstandsbericht</strong>s ausführlich behandelt.<br />
26
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Der Frauenanteil beläuft sich auf 28,9 %, damit sind 85.000 der hessischen Selbständigen<br />
weiblich. Auch viele ausländische Mitbürger gehen einer selbständigen<br />
Tätigkeit nach. Diese stellten im Jahr 2002 9,2 % der Selbständigen in <strong>Hessen</strong> (etwa<br />
27.000) Personen. Zum Vergleich: Der Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung<br />
in <strong>Hessen</strong> beträgt 51,0 %; 11,6 % der hessischen Bevölkerung sind Ausländer.<br />
Mehr als die Hälfte – genauer gesagt 53,8 % – der Selbständigen sind „Ein-Mann"-<br />
bzw. „Ein-Frau"-Unternehmen, d.h. beschäftigen keine Mitarbeiter. Dieser Anteil ist<br />
in <strong>Hessen</strong> wie auch in Deutschland (2002: 50,8 %) im Untersuchungszeitraum tendenziell<br />
angestiegen.<br />
Wird die Entwicklung der Selbständigkeit und deren Struktur in <strong>Hessen</strong> und<br />
Deutschland anhand der jeweiligen Veränderungsraten von 1996 bis 2002 gegenübergestellt,<br />
so zeigen sich keine wesentlichen Abweichungen, sondern die bestehen<br />
Strukturunterschiede werden fortgeschrieben. Neben der bereits genannten<br />
größeren Bedeutung der Selbständigen ohne Beschäftigte in <strong>Hessen</strong> sind der höhere<br />
Frauenanteil sowie der deutlich höhere Beitrag der Ausländer zur Anzahl der<br />
Selbständigen zu nennen.<br />
Die absolute Anzahl der Selbständigen ist allerdings zudem vor dem Hintergrund<br />
der Erwerbstätigkeit insgesamt zu sehen. Dies führt zur so genannten Selbständigenquote,<br />
die Auskunft darüber gibt, wie hoch der Anteil der Erwerbstätigen ist, der<br />
einer selbständigen Tätigkeit nachgeht. Diese Quote wird in der Regel als Indikator<br />
für das Ausmaß der „unternehmerischen Mobilisierung" einer Volkswirtschaft verstanden.<br />
20<br />
In Abbildung 8 ist die Entwicklung der Selbständigenquoten im Vergleich <strong>Hessen</strong>s<br />
mit Deutschland dargestellt. Die hessische Selbständigenquote lag im Jahr 2002 bei<br />
10,6 % und damit über den gesamten Untersuchungszeitraum etwas höher als in<br />
Deutschland insgesamt (10,0 %). Dies könnte auf eine höhere Bereitschaft hessischer<br />
Erwerbstätiger hinweisen, eine selbständige Tätigkeit aufzunehmen. Die höhere<br />
Selbständigenquote könnte allerdings auch in der Wirtschaftsstruktur begründet<br />
liegen. So bieten sich speziell im Dienstleistungssektor, der in <strong>Hessen</strong> im Bundesvergleich<br />
überproportional stark ausgeprägt ist, vielfältige Möglichkeiten, eine<br />
selbständige Existenz aufzubauen. Die entsprechende Quote für die in <strong>Hessen</strong> lebenden<br />
Ausländer ist geringer als die hessische Selbständigenquote insgesamt, lediglich<br />
8,7 % der erwerbstätigen Ausländer sind als Selbständige tätig. Auch die geschlechtsspezifischen<br />
hessischen Selbständigenquoten liegen über dem Bundesdurchschnitt,<br />
Diese zeigen nach wie vor eine erhebliche Diskrepanz (Männer:<br />
20 Mit diesem Verständnis wird allerdings keine Aussage darüber getroffen, ob eine hohe Selbständigenquote erstrebenswert<br />
ist. Bei internationalen Vergleichen von Selbständigenquoten ist zu beachten, dass z.B. die hohen Selbständigenquoten<br />
in Entwicklungsländern nicht Ausdruck einer hohen unternehmerischen Mobilisierung, sondern vielmehr einer im<br />
internationalen Maßstab rückständigen Wirtschaft sind.<br />
27
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
13,5 %, Frauen: 6,9 %). Eine Annäherung im Untersuchungszeitraum ist nicht festzustellen,<br />
eher das Gegenteil: Im Vergleich zur Selbständigenquote der Männer<br />
sinkt die Quote für Frauen seit 1997 tendenziell.<br />
Abbildung 8: Entwicklung der Selbständigenquoten in <strong>Hessen</strong> und Deutschland von 1996<br />
bis 2002<br />
14<br />
Männer<br />
13<br />
12<br />
11<br />
insgesamt<br />
in %<br />
10<br />
Ausländer<br />
9<br />
8<br />
Frauen<br />
7<br />
6<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt (Mikrozensus), Hessisches Statistisches Landesamt (Mikrozensus),<br />
Berechnungen der FEH.<br />
28
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
6 Gründungen, Aufgaben und Insolvenzen<br />
Unternehmensgründungen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zu Wirtschaftswachstum,<br />
Beschäftigung, Belebung des Wettbewerbs und zur Bewältigung der<br />
Herausforderungen, die sich aus dem Strukturwandel ergeben. Gründungen stehen<br />
naturgemäß auch Marktaustritte gegenüber (z.B. durch Aufgabe der Geschäftstätigkeit<br />
oder auch durch Insolvenz), so dass die aus volkswirtschaftlicher Sicht interessierende<br />
Kennziffer in der Regel der Saldo aus beiden Größen ist. Wie in den methodischen<br />
Anmerkungen bereits ausführlich erläutert 21 , liegen über das Gründungsgeschehen<br />
in <strong>Hessen</strong> wie auch in Deutschland insgesamt allerdings keine<br />
verlässlichen Angaben vor.<br />
Die auf der Gewerbeanzeigenstatistik basierenden Angaben in Abbildung 9 können<br />
deshalb nur einen sehr groben Eindruck von der Gründungstätigkeit liefern. Deutlich<br />
zeigt sich die hohe interne Dynamik, d.h. die Vielzahl der Gewerbeanmeldungen wie<br />
auch -abmeldungen. Deren Anzahl ist in <strong>Hessen</strong> im Untersuchungszeitraum allerdings<br />
tendenziell rückläufig: Überstiegen die Anmeldungen im Jahr 1997 die Abmeldungen<br />
noch um mehr als 8.000, so standen im Jahr 2002 Gewerbeanmeldungen in<br />
Höhe von etwa 61.000 Gewerbeabmeldungen im Umfang von knapp 56.000 gegenüber,<br />
so dass sich der „Gründungssaldo" auf reichlich 5.000 verringerte. Wird eine<br />
Differenzierung nach der wirtschaftlichen Bedeutung vorgenommen, d.h. werden<br />
näherungsweise die „echten Neuerrichtungen" (bzw. Betriebsgründungen) sowie die<br />
„Stilllegungen eines echten Betriebes" (bzw. Betriebsaufgaben) von denen der<br />
Kleingewerbetreibenden unterschieden, so ergibt sich folgendes Bild: Zwischen<br />
1997 und 2002 entwickelte sich der Saldo von Betriebsgründungen und -aufgaben<br />
ebenfalls negativ und belief sich im Jahr 2002 auf etwa 2.500, weniger als halb so<br />
hoch wie noch fünf Jahre zuvor.<br />
21 Vgl. Kapitel 3.<br />
29
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Abbildung 9: Entwicklung der Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen sowie der Betriebsgründungen<br />
und -aufgaben in <strong>Hessen</strong> von 1997 bis 2002<br />
70.000<br />
50.000<br />
30.000<br />
10.000<br />
10.000<br />
30.000<br />
50.000<br />
70.000<br />
67.552<br />
8.245<br />
61.113<br />
5.050<br />
14.347<br />
5.148<br />
2.547<br />
13.818<br />
9.297 11.271<br />
59.307 55.965<br />
1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
10.000<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
0<br />
2.000<br />
4.000<br />
6.000<br />
8.000<br />
10.000<br />
Saldo<br />
Gewerbeanmeldungen insgesamt<br />
Gewerbeabmeldungen insgesamt<br />
Saldo Gewerbean- minus -abmeldungen<br />
darunter Betriebsgründungen<br />
darunter Betriebsaufgaben<br />
Saldo Betriebsgründungen minus -aufgaben<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der FEH.<br />
Das Entwicklungsmuster auf Bundesebene verläuft im betrachteten Zeitraum sehr<br />
ähnlich. Abweichend sind im Bundesdurchschnitt allerdings die Betriebsgründungen<br />
stärker rückläufig und zugleich steigt die Anzahl der Betriebsaufgaben schneller als<br />
in <strong>Hessen</strong>, so dass der entsprechende Saldo – also die Veränderung des Betriebsbestands<br />
– für <strong>Hessen</strong> verhältnismäßig höher ausfällt als für Deutschland insgesamt.<br />
Um die unbefriedigende Informationsbasis über Gründungen zu verbessern, wurde<br />
im Rahmen eines Pilotprojektes der Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft<br />
<strong>Hessen</strong> mbH (FEH) das Gründungsgeschehen auf Basis der Unternehmensdatenbank<br />
MARKUS untersucht. 22 Diese Datenquelle ist allerdings nicht für eine Abschätzung<br />
der absoluten Anzahl der Gründungen geeignet, das Pilotprojekt ermöglicht<br />
jedoch Strukturvergleiche, die nachfolgend auszugsweise vorgestellt werden.<br />
Die Auswertung ergab, dass <strong>Hessen</strong> im Bundesländervergleich ein durchaus aktives<br />
Gründungsgeschehen aufweist. Um den unterschiedlichen Potenzialen der<br />
Bundesländer Rechnung zu tragen, wurde bei der Untersuchung eine Gründungs-<br />
22 Vgl. hierzu ausführlich Dimitrova, G. (<strong>2004</strong>). Vgl. zu den methodischen Anmerkungen Kapitel 3.<br />
30
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
quote als Indikator für die Gründungsintensität berechnet. Dabei kam der so genannte<br />
Arbeitsmarktansatz 23 zur Anwendung, bei dem die Gründungsfälle durch die<br />
Anzahl der potenziellen Gründer dividiert werden. Als Gründerpotenzial wird die Bevölkerung<br />
im erwerbsfähigen Alter, d.h. zwischen 15 und 65 Jahre (Erwerbsfähige)<br />
herangezogen. Abbildung 10 gibt eine Rangliste der Bundesländer – bezogen auf<br />
die prozentualen Abweichungen der jeweiligen Gründungsintensität vom Bundesdurchschnitt<br />
– wieder. <strong>Hessen</strong> belegt mit einer Gründungsintensität, die um knapp<br />
12 % über dem gesamtdeutschen Wert liegt, nach Bayern den zweiten Platz unter<br />
den Flächenländern. Mit einer Gründungsintensität, die um mehr als 94 %<br />
über dem Durchschnitt liegt, befindet sich Hamburg an der Spitze, gefolgt mit deutlichem<br />
Abstand von den anderen Stadtstaaten Bremen und Berlin. Die herausragende<br />
Stellung Hamburgs könnte auf die einzigartige Kombination aus der wirtschaftsstarken<br />
Hansestadt, die als Standort besonders anziehend ist, und einem relativ<br />
schwachen Umland zurückzuführen sein. Die neuen Bundesländer sind am Ende<br />
der Rangliste zu finden.<br />
Abbildung 10: Gründungsintensität in den Bundesländern nach dem Arbeitsmarktansatz:<br />
Abweichung vom Bundesdurchschnitt im Jahr 2000<br />
Hamburg<br />
Bremen<br />
Berlin<br />
Bayern<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Baden-Württemberg<br />
Niedersachsen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Brandenburg<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sachsen<br />
Thüringen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
-40 -20 0 20 40 60 80 100<br />
in %<br />
Quelle: MARKUS, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der FEH.<br />
23 Vgl. Audretsch, D.; Fritsch, M. (1994).<br />
31
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Wird die sektorale Verteilung der Gründungen in <strong>Hessen</strong> betrachtet, zeigt sich ein<br />
Gründungsgeschehen, das deutlich vom Dienstleistungssektor geprägt wird –<br />
81,1 % aller im Jahr 2000 neu gegründeten Unternehmen wurden als Dienstleistungsunternehmen<br />
klassifiziert (vgl. Tabelle 6). Dabei zeigt sich eine ausgesprochene<br />
Konzentration auf den Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung,<br />
unternehmensbezogene Dienstleistungen – 41,7 % aller Gründungen haben in diesem<br />
besonders dynamischen Wirtschaftsbereich stattgefunden. Hier besteht auch<br />
die größte Abweichung bei der Branchenverteilung des Gründungsgeschehens zwischen<br />
<strong>Hessen</strong> und Deutschland – die Differenz beträgt mehr als 3 Prozentpunkte zu<br />
Gunsten <strong>Hessen</strong>s.<br />
Tabelle 6: Branchenstruktur der Gründungen in <strong>Hessen</strong> und Deutschland im Jahr 2000<br />
Wirtschaftsbereich<br />
Quelle: MARKUS, Berechnungen der FEH.<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Anteil in %<br />
Deutschland<br />
Verarbeitendes Gewerbe 7,8 9,7<br />
Baugewerbe 9,7 11,5<br />
Handel 23,5 22,9<br />
Gastgewerbe 1,7 2,1<br />
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 3,8 3,7<br />
Kredit- und Versicherungsgewerbe 2,6 2,8<br />
Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung, Erbringung von Dienstleistungen<br />
überwiegend für Unternehmen<br />
41,7 38,6<br />
Öffentliche und private Dienstleistungen 7,8 7,3<br />
Sonstige Bereiche (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau und Gewinnung von<br />
Steinen und Erden, Energie- und Wasserversorgung)<br />
1,4 1,4<br />
Insgesamt 100,0 100,0<br />
Auf den Handel – der Handel umfasst den Einzelhandel (einschließlich Kraftfahrzeughandel,<br />
Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern,<br />
Tankstellen) sowie den Großhandel und die Handelsvermittlung – entfallen<br />
weitere 23,5 % der Gründungen, womit dieser Bereich an zweiter Stelle in <strong>Hessen</strong><br />
steht. Der Unterschied zu Deutschland ist dabei eher vernachlässigbar. Der dritte<br />
Platz wird vom Bausektor mit 9,7 % aller Gründungen besetzt. Verglichen mit dem<br />
Bundesdurchschnitt ist eine relativ große Differenz von knapp 2 Prozentpunkten<br />
festzustellen. Dabei dürfte das Deutschlandergebnis stark von einem besonders aktiven<br />
Gründungsgeschehen im ostdeutschen Bausektor beeinflusst werden. 24<br />
In Anbetracht des großen Gewichts des Verarbeitenden Gewerbes sowohl in <strong>Hessen</strong><br />
als auch in Deutschland gemessen an der realen Bruttowertschöpfung (18,1 %<br />
24 Dieser Befund der Pilotuntersuchung wirkt mit Blick auf die außerordentlich schlechte Konjunkturentwicklung im ostdeutschen<br />
Bausektor seit 1995 etwas überraschend. Die hohe Anzahl an Neugründungen könnte allerdings auf eine schlechte<br />
Überlebensrate bzw. hohe Fluktuation im Baugewerbe hindeuten. Dafür sprechen auch die überdurchschnittlich hohen<br />
Insolvenzzahlen des Sektors in Ostdeutschland.<br />
32
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
der hessischen und 21,2 % der deutschen Bruttowertschöpfung wurden im Jahr<br />
2000 im Verarbeitenden Gewerbe erwirtschaftet), sind die entsprechenden Anteile<br />
der Neugründungen im Verarbeitenden Gewerbe als relativ niedrig einzuschätzen.<br />
Ähnliches gilt für die Bereiche Kredit- und Versicherungsgewerbe sowie Verkehr<br />
und Nachrichtenübermittlung. Dies dürfte u.a. auf relativ hohe Eintrittsbarrieren für<br />
diese drei Wirtschaftsbereiche, wie z.B. ein hohes Startkapital und rechtliche Mindestanforderungen<br />
zurückzuführen sein.<br />
Innerhalb <strong>Hessen</strong>s liegt eine wirtschaftliche Konzentration auf Südhessen vor. Ein<br />
sehr ähnliches Bild ergibt sich, wenn nicht der Unternehmensbestand, sondern die<br />
Anzahl der Unternehmensgründungen zu Grunde gelegt wird. In Abbildung 11 sind<br />
die prozentualen Abweichungen der Gründungsintensitäten vom <strong>Hessen</strong>durchschnitt<br />
für die einzelnen Kreise im Jahr 2000 dargestellt. An Hand des abgebildeten<br />
regionalen Musters wird die ausgeprägte Konzentration des Gründungsgeschehens<br />
auf die Städte und die Umlandkreise in Südhessen deutlich. Die Dominanz der Stadt<br />
Frankfurt, die eine positive Abweichung von der durchschnittlichen Gründungsintensität<br />
in <strong>Hessen</strong> von mehr als 86 % aufweist, ist dabei klar erkennbar. Auch die kreisfreien<br />
Städte Wiesbaden und Darmstadt sowie die Umlandkreise LK Offenbach,<br />
Main-Taunus Kreis und Hochtaunuskreis zeichnen sich durch ein überdurchschnittlich<br />
intensives Gründungsgeschehen aus. Die Landkreise mit der geringsten Gründungsintensität<br />
sind Marburg-Biedenkopf und Kassel sowie Schwalm-Eder-Kreis<br />
und Vogelsbergkreis. Die Gründungsintensität des Letzteren fällt um etwa 58 %<br />
kleiner als der <strong>Hessen</strong>durchschnitt aus. Damit ist der Vogelsbergkreis der Kreis mit<br />
der niedrigsten Gründungsintensität in <strong>Hessen</strong>.<br />
33
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Abbildung 11: Gründungsintensität in den hessischen Kreisen nach dem Arbeitsmarktansatz:<br />
Abweichung vom <strong>Hessen</strong>durchschnitt im Jahr 2000<br />
LK Kassel<br />
Kassel,<br />
Stadt<br />
LK Waldeck-<br />
Frankenberg<br />
LK Marburg-Biedenkopf<br />
Schwalm-<br />
Eder-Kreis<br />
Werra-Meißner-<br />
Kreis<br />
LK Hersfeld-<br />
Rotenburg<br />
Lahn-Dill-<br />
Kreis<br />
LK Gießen<br />
Vogelsbergkreis<br />
LK Fulda<br />
LK Limburg-<br />
Weilburg<br />
Rheingau-Taunus-<br />
Kreis<br />
Main-<br />
Wiesbaden, Taunus-<br />
Stadt Kreis<br />
Hochtaunuskreis<br />
Frankfurt<br />
am Main,<br />
Stadt<br />
Wetteraukreis<br />
LK Offenbach<br />
Main-Kinzig-<br />
Kreis<br />
LK Groß-<br />
Gerau<br />
Darmstadt,<br />
Stadt LK Darmstadt-<br />
Dieburg<br />
LK Bergstraße<br />
Odenwald-<br />
kreis<br />
< -22 %<br />
-22 % bis 15 %<br />
15 % bis 52 %<br />
> 52 %<br />
Quelle: MARKUS, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der FEH.<br />
Im engen Zusammenhang mit Unternehmensgründungen und -aufgaben sind die<br />
Insolvenzen zu sehen, die u.a. als ein Indikator für die konjunkturelle Lage und der<br />
Auswirkungen struktureller Veränderungen in einzelnen Branchen (z.B. auf Grund<br />
von Überkapazitäten) interpretiert werden können. Seit dem 01.01.1999 gilt in ganz<br />
Deutschland ein einheitliches Insolvenzrecht, mit dem alle Fälle von Zahlungsunfähigkeit<br />
und Überschuldung von juristischen und natürlichen Personen geregelt wer-<br />
34
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
den können. 25 Die Kürze des Betrachtungszeitraums, der zudem durch eine erneute<br />
Novellierung der Insolvenzordnung zum 01.12.2001 gekennzeichnet ist, erschwert<br />
eine Interpretation der in Tabelle 7 angegeben Daten allerdings beträchtlich.<br />
Tabelle 7: Entwicklung der Insolvenzen in <strong>Hessen</strong> und Deutschland von 1999 bis 2003<br />
davon:<br />
Jahr<br />
Insgesamt<br />
Unternehmen<br />
Verbraucher<br />
natürliche Personen als Gesellschafter,<br />
ehemals Selbständige, Nachlässe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
1999 2.406 1.864 171 371<br />
2000 2.824 1.835 698 291<br />
2001 3.221 2.001 873 347<br />
2002 5.123 2.231 1.202 1.690<br />
2003 6.478 2.337 2.080 2.061<br />
Deutschland<br />
1999 34.038 26.476 3.357 4.205<br />
2000 42.259 28.235 10.479 3.545<br />
2001 49.326 32.278 13.277 3.771<br />
2002 84.427 37.759 21.441 25.227<br />
2003 100.723 39.320 33.609 27.794<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der FEH.<br />
Im Jahr 2003 verzeichnete <strong>Hessen</strong> insgesamt 6.478 Insolvenzen, wovon allerdings<br />
nur ein Teil – nämlich 2.337 – Unternehmensinsolvenzen waren. Des Weiteren wurden<br />
2.080 Verbraucherinsolvenzen angemeldet. 2.061 weitere Fälle betrafen die Insolvenz<br />
von natürlichen Personen als Gesellschafter, von ehemals Selbständigen<br />
und ferner von Nachlässen. Ein erheblicher Teil dieser Insolvenzen steht ebenfalls<br />
direkt oder indirekt mit einer vormaligen wirtschaftlichen Betätigung in Verbindung<br />
und sollte deshalb bei der Beobachtung des Insolvenzgeschehens im Unternehmenssektor<br />
mit berücksichtigt werden.<br />
Die Unternehmensinsolvenzen haben im Zeitablauf in <strong>Hessen</strong> wie auch in Deutschland<br />
insgesamt zugenommen, eine Folge der zunehmend angespannten wirtschaftlichen<br />
Situation und zunehmender Dynamik innerhalb des Unternehmensbestands.<br />
Der sprunghafte Anstieg der Insolvenzen insgesamt in <strong>Hessen</strong> und auch auf Bundesebene<br />
insbesondere von 2001 auf 2002 ist allerdings nicht etwa auf eine erhebliche<br />
Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage zurückzuführen, sondern<br />
wesentlich auf zwei Gesetzesänderungen: Diese haben zum einen für ehemals<br />
Selbständige das Insolvenzverfahren vereinfacht und zum anderen können mittellose<br />
natürliche Personen die Verfahrenskosten gestundet bekommen.<br />
25 Vgl. hierzu ausführlich die methodischen Anmerkungen in Kapitel 3.<br />
35
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
7 Regionalstruktur des hessischen Mittelstands<br />
Die Bedeutung des Mittelstands – sei es gemessen an der Anzahl der Unternehmen<br />
oder Betriebe, die dem Mittelstand zuzuordnen sind, oder anhand des Beitrags, den<br />
der Mittelstand zum Umsatz und zur Beschäftigung leistet – ist nicht in allen Kreisen<br />
und kreisfreien Städten <strong>Hessen</strong>s gleichmäßig ausgeprägt. Neben der im Zentrum<br />
der Untersuchung stehenden Größenstruktur tragen weitere Bestimmungsfaktoren,<br />
wie z.B. die sektorale Wirtschaftsstruktur des Kreises, die Ausstattung mit Standortfaktoren<br />
und die individuelle Ertragskraft der Unternehmen zur räumlichen Differenzierung<br />
bei.<br />
Wie ist nun die Regionalstruktur des Mittelstands in <strong>Hessen</strong> charakterisiert, d.h.<br />
welche Kreise oder kreisfreien Städte weisen z.B. den kleinsten bzw. größten Mittelstandsanteil<br />
auf (vgl. Tabelle 8)? Bezüglich des Anteils der Unternehmen, die<br />
dem Mittelstand zuzurechnen sind, ist der LK Limburg-Weilburg der hessische<br />
Kreis, der am mittelständischsten strukturiert ist: 99,9 % der Unternehmen dieses<br />
Landkreises sind Mittelständler. Insgesamt gesehen sind die regionalen Unterschiede<br />
nur gering ausgeprägt, wie die Gegenüberstellung mit dem Main-Taunus-Kreis<br />
(99,3 %), also mit dem Kreis, in dem die Großunternehmen den größten Anteil stellen,<br />
zeigt. Kleinstunternehmen sind am stärksten im Odenwaldkreis vertreten<br />
(96,2 %) und am geringsten wiederum im Main-Taunus-Kreis (93,2 %).<br />
Wenn auch der Anteil der Großunternehmen respektive des Mittelstands von Kreis<br />
zu Kreis nur geringfügig differiert, so sind die Abweichungen in der regionalen Umsatzverteilung<br />
auf die einzelnen Unternehmensgrößenklassen erheblich. Die größte<br />
Bedeutung – gemessen am Umsatzanteil – kommt dem Mittelstand im LK Limburg-<br />
Weilburg zu, in welchem die mittelständischen Unternehmen 90,8 % des Gesamtumsatzes<br />
des Kreises erwirtschaften. Im LK Groß-Gerau hingegen wird mit 17,3 %<br />
der geringste Wert aller hessischen Kreise und kreisfreien Städte erreicht – die in<br />
Rüsselsheim ansässige Adam Opel AG ist der Grund. Die Kleinstunternehmen im<br />
LK Groß-Gerau tragen lediglich 5,7 % zum Umsatz des Kreises bei, der LK Kassel<br />
weist diesbezüglich mit 41,7 % den höchsten Anteil in <strong>Hessen</strong> auf. Zu beachten ist<br />
hierbei, dass die Umsätze des Volkswagenwerks in Baunatal gemäß dem Unternehmensprinzip<br />
der Umsatzsteuerstatistik nicht dem LK Kassel zugerechnet werden,<br />
sondern dem Stammsitz in Wolfsburg. Großunternehmen mit mehreren Betrieben<br />
können die Regionalstruktur der Umsätze somit erheblich verzerren, weshalb<br />
von einer kartografischen Darstellung abgesehen wird.<br />
36
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Einen wesentlich engeren Regionalbezug weisen die nach dem Betriebskonzept<br />
abgegrenzten Angaben über die Anzahl der Betriebe, der Beschäftigten und der<br />
Auszubildenden auf. 26 Wird anstelle der Unternehmensanzahl die Zahl der Betriebe<br />
als Unterscheidungsmerkmal herangezogen (vgl. Tabelle 8), so fallen die Abweichungen<br />
zwischen den einzelnen Landkreisen etwas größer aus als bei der Betrachtung<br />
der Unternehmen. Den größten Anteil mittelständischer Betriebe weist der<br />
LK Kassel mit 99,8 % auf, den kleinsten Anteil die Stadt Frankfurt (98,6 %). Die<br />
Kleinstbetriebe sind am stärksten im Rheingau-Taunus-Kreis (84,9 %) anzutreffen,<br />
am geringsten ist deren Anteil im LK Fulda (76,8 %).<br />
Tabelle 8: Größte und kleinste Mittelstandsanteile in den hessischen Kreisen<br />
Nachfolgende Kreise stellen innerhalb <strong>Hessen</strong>s die größten bzw. kleinsten Anteile (in %)<br />
in den Größenklassen Kleinst, Kleine, Mittlere und Mittelstand<br />
- im Bezug auf:<br />
a) die Gesamtzahl der Unternehmen des Kreises (2001)<br />
Kleinstunternehmen Kleine Unternehmen Mittlere Unternehmen Mittelstand<br />
Größter Anteil Odenwaldkreis 96,2 LK Fulda 5,6 LK Hersfeld-Rotenburg 1,5 LK Limburg-Weilburg 99,9<br />
Kleinster Anteil Main-Taunus-Kreis 93,2 Rheingau-Taunus 3,1 Odenwaldkreis 0,4 Main-Taunus-Kreis 99,3<br />
b) den Gesamtumsatz der Unternehmen des Kreises (2001)<br />
Kleinstunternehmen Kleine Unternehmen Mittlere Unternehmen Mittelstand<br />
Größter Anteil LK Kassel 41,7 Werra-Meißner 27,3 LK Limburg-Weilburg 29,8 LK Limburg-Weilburg 90,8<br />
Kleinster Anteil LK Groß-Gerau 5,7 LK Gießen 4,6 LK Groß-Gerau 7,0 LK Groß-Gerau 17,3<br />
c) die Gesamtzahl der Betriebe des Kreises (2002)<br />
Kleinstbetriebe<br />
Kleine Betriebe Mittlere Betriebe Mittelstand<br />
Größter Anteil Rheingau-Taunus 84,9 LK Fulda 18,0 Kassel 5,2 LK Kassel 99,8<br />
Kleinster Anteil LK Fulda 76,8 Rheingau-Taunus 12,0 Odenwaldkreis 2,3 Frankfurt 98,6<br />
d) die Gesamtzahl der Beschäftigten des Kreises (2002)<br />
Kleinstbetriebe Kleine Betriebe<br />
Mittlere Betriebe<br />
Mittelstand<br />
Größter Anteil Rheingau-Taunus 26,7 LK Bergstraße 32,0 Vogelsbergkreis 33,2 LK Limburg-Weilburg 87,6<br />
Kleinster Anteil Frankfurt 9,7 Frankfurt 14,0 Frankfurt 21,7 Frankfurt 45,4<br />
Lesebeispiel: Den größten Anteil an Kleinstunternehmen aller hessischen Kreise weist der Odenwaldkreis mit einem Anteil von 96,2% auf.<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
26 Vgl. zum Unterschied zwischen Unternehmens- und Betriebskonzept die methodischen Anmerkungen in Kapitel 3.<br />
37
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Der Beschäftigungsbeitrag des Mittelstands insgesamt sowie der einzelnen Größenklassen<br />
Kleinst-, kleine und mittlere Betriebe (vgl. Tabelle 8 und Abbildung 12)<br />
ist regional deutlich weniger unterschiedlich ausgeprägt als die bereits betrachteten<br />
Umsatzanteile. Dies ist wesentlich darauf zurückzuführen, dass große Unternehmen<br />
in der Regel mehrere Betriebe an verschiedenen Orten unterhalten – das Extrembeispiel<br />
stellt der weitgehend flächendeckend anbietende Einzelhandel dar –, was<br />
im Vergleich zu den Umsatzgrößen, die dem Unternehmenssitz zugerechnet werden,<br />
dekonzentrierend wirkt. Dennoch sind einige nicht unerhebliche Abweichungen<br />
festzustellen: Wiederum ist der RB Darmstadt der Regierungsbezirk, der am geringsten<br />
mittelständisch geprägt ist. Dennoch sind immerhin 60,9 % der Beschäftigten<br />
dort in einem mittelständischen Betrieb tätig. Die entsprechenden Vergleichswerte<br />
für den RB Gießen (72,1 %) und den RB Kassel (71,5 %) liegen deutlich höher.<br />
Die größte Beschäftigungswirkung kommt den mittelständischen Betrieben im<br />
Kreis Limburg-Weilburg zu, wo 87,6 % der Beschäftigten in einem mittelständischen<br />
Betrieb arbeiten. Den geringsten Anteil verzeichnet Frankfurt: Doch selbst in Frankfurt,<br />
einer Großstadt, die unmittelbar mit bedeutenden Arbeitgebern wie den Großbanken,<br />
dem Flughafen und Chemieunternehmen assoziiert wird, tragen die mittelständischen<br />
Betriebe immerhin noch 45,4 % und selbst die Kleinstbetriebe noch<br />
9,6 % zur Gesamtbeschäftigung bei.<br />
38
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 12: Beschäftigungsanteile (in %) der jeweiligen Betriebsgrößenklassen an der Gesamtbeschäftigung<br />
in den Kreisen, kreisfreien Städten und Regierungsbezirken <strong>Hessen</strong>s<br />
im Jahr 2002<br />
LK Kassel<br />
Kassel<br />
LK Waldeck-Frankenberg<br />
Werra-Meißner-Kreis<br />
Schw alm-Eder-Kreis<br />
LK Hersfeld-Rotenburg<br />
LK Marburg-Biedenkopf<br />
Lahn-Dill-Kreis<br />
Vogelsbergkreis<br />
LK Gießen<br />
LK Fulda<br />
LK Limburg-Weilburg<br />
Wetteraukreis<br />
Hochtaunuskreis<br />
Main-Kinzig-Kreis<br />
Rheingau-Taunus-Kreis<br />
Main-Taunus-Kreis<br />
Frankfurt am Main<br />
Wiesbaden<br />
110<br />
55<br />
11<br />
Kleinstbetriebe<br />
Kleinbetriebe<br />
Mittlere Betriebe<br />
Großbetriebe<br />
LK Groß-Gerau<br />
Darmstadt<br />
LK Bergstraße<br />
Offenbach am Main<br />
LK Offenbach<br />
LK Darmstadt-Dieburg<br />
Odenw aldkreis<br />
RB Kassel<br />
RB Gießen<br />
RB Darmstadt<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
39
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
8 Einzelne Wirtschaftsbereiche<br />
In diesem Kapitel wird überblicksartig die Bedeutung und Entwicklung des hessischen<br />
Mittelstands – auch im Vergleich zu den Großunternehmen und zum Bundesdurchschnitt<br />
– in ausgewählten Wirtschaftsbereichen dargestellt. Hierzu werden<br />
Basisinformationen über die Größenstruktur der hessischen Wirtschaft soweit möglich<br />
in der Größenabgrenzung der neuen Mittelstandsdefinition der EU kurz kommentiert.<br />
Die Auswahl der Wirtschaftsbereiche orientiert sich dabei u.a. an der Bedeutung<br />
des Wirtschaftszweigs insgesamt als auch an der des Mittelstands, muss<br />
aber auch der Datenlage Rechnung tragen. Die Gliederung des Kapitels ist an die<br />
Wirtschaftszweigsystematik WZ 93 angelehnt.<br />
Sowohl Deutschland insgesamt als noch mehr <strong>Hessen</strong> sind „reife“ Volkswirtschaften<br />
– in dem Sinne, dass die Tertiärisierung der Wirtschaft bereits weit vorangeschritten<br />
ist. In <strong>Hessen</strong> arbeiten mittlerweile 73,4 % der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor<br />
und dieser trägt 75,9 % zur Bruttowertschöpfung <strong>Hessen</strong>s bei (vgl. Tabelle<br />
9). Die entsprechenden Vergleichswerte für Deutschland liegen mit 69,7 % bzw.<br />
70,4 % merklich niedriger. Die Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigen ist im Durchschnitt<br />
im Dienstleistungssektor also höher als im Produzierenden Gewerbe (einschließlich<br />
Bau). Dem Produzierenden Gewerbe (einschließlich Bau) kommt im<br />
Bundesdurchschnitt sowohl für die Bruttowertschöpfung als auch für die Erwerbstätigen<br />
(28,3 % bzw. 27,9 %) eine größere Bedeutung als in <strong>Hessen</strong> (23,5 % bzw.<br />
25,0 %) zu. Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei sind in <strong>Hessen</strong> wie auch in<br />
Deutschland insgesamt von untergeordneter Bedeutung, so dass auf deren Darstellung<br />
im <strong>Mittelstandsbericht</strong> verzichtet wird.<br />
Tabelle 9: Sektorale Wirtschaftsstruktur in <strong>Hessen</strong> und Deutschland<br />
Erwerbstätige<br />
(2002)<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der FEH.<br />
Erwerbstätige<br />
(2002)<br />
Bruttowertschöpfung*<br />
(2001)<br />
Bruttowertschöpfung*<br />
(2001)<br />
Anteil in %<br />
Land- und Forstwirtschaft; Fischerei 1,6 0,6 2,4 1,3<br />
Produzierendes Gewerbe (einschließlich Bau) 25,0 23,5 27,9 28,3<br />
Dienstleistungsbereiche 73,4 75,9 69,7 70,4<br />
Alle Wirtschaftsbereiche 100,0 100,0 100,0 100,0<br />
* in Preisen von 1995<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
40
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Insofern Daten in der erforderlichen Gliederungstiefe verfügbar sind, wird in Ergänzung<br />
zu den mittelstandspezifischen Angaben über Unternehmen, Umsatz, Betriebe,<br />
Beschäftigte und Auszubildende die Zahl der Selbständigen ausgewiesen sowie<br />
die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der nachfolgend vorgestellten Wirtschaftsbereiche<br />
an Hand der Bruttowertschöpfung und der Erwerbstätigen verdeutlicht.<br />
8.1 Verarbeitendes Gewerbe<br />
Der Beitrag des Verarbeitenden Gewerbes zur gesamten Wirtschaftsleistung <strong>Hessen</strong>s<br />
– gemessen an der realen Bruttowertschöpfung – belief sich im Jahr 2001 auf<br />
17,4 % und war damit deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt (21,0 %). Das<br />
Verarbeitende Gewerbe umfasst 586.400 Erwerbstätige (2002) und stellt damit<br />
19,4 % der hessischen Erwerbstätigen insgesamt (Deutschland: 20,6 %).<br />
Tabelle 10: Das mittelständische Verarbeitende Gewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Verarbeitendes<br />
Gewerbe<br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil bzw. Selbständigenquote in %<br />
Verarbeitendes<br />
Gewerbe<br />
Unternehmen 22.234 215 99,0 99,7 98,9 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 29.652 87.389 25,3 37,3 27,9 42,1<br />
Betriebe 16.883 334 98,1 99,3 98,0 99,4<br />
Beschäftigte 2002 250.009 257.675 49,2 64,5 51,4 68,3<br />
Auszubildende 12.042 8.348 59,1 70,6 60,4 72,4<br />
Selbständige 2002 27.400<br />
4,3 10,6 4,3 10,0<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Das Verarbeitende Gewerbe ist stärker von Großunternehmen bzw. -betrieben geprägt<br />
als die hessische Wirtschaft insgesamt, wie aus Tabelle 10 hervorgeht. Alle<br />
aufgeführten Kenngrößen liegen für das Verarbeitende Gewerbe unterhalb der entsprechenden<br />
Mittelstandsanteile für die Gesamtwirtschaft. Besonders stark ist die<br />
Abweichung bei den Beschäftigtenzahlen, bei denen sich der Mittelstandsanteil<br />
„nur“ auf 49,2 % summiert (Gesamtwirtschaft: 64,5 %). Die 22.234 Mittelständler erzielten<br />
im Jahr 2001 einen Umsatz in Höhe von 29,7 Mrd. Euro, was einem Anteil<br />
von 25,3 % am Gesamtumsatz im Verarbeitenden Gewerbe entspricht. Der Beitrag<br />
der mittelständischen Betriebe zur Beschäftigung und Ausbildung ist hingegen erheblich:<br />
250.009 Beschäftigte arbeiteten im Jahr 2002 in den Kleinst-, kleinen und<br />
mittleren Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes und damit nur unwesentlich weniger<br />
Beschäftigte als in den Großbetrieben (257.675). Die Anzahl der Auszubildenden<br />
im Mittelstand (12.042) übersteigt die in den Großbetrieben (8.348) deutlich.<br />
Der Vergleich mit der Größenstruktur des Verarbeitenden Gewerbes auf Bundesebene<br />
zeigt nur geringfügige Unterschiede.<br />
41
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
27.400 Personen sind in <strong>Hessen</strong> im Verarbeitenden Gewerbe als Selbständige tätig,<br />
was einer Selbständigenquote von 4,3 % – wie auch im Bundesdurchschnitt – entspricht.<br />
Diese Quote ist weniger als halb so hoch wie die Selbständigenquote für die<br />
hessische Wirtschaft insgesamt (10,6 %), d.h. das Verarbeitende Gewerbe bietet<br />
insbesondere im Vergleich zu Handel und Gastgewerbe wenig Möglichkeiten, sich<br />
eine selbständige Existenz aufzubauen. 27<br />
Aus Abbildung 13, die die Struktur des mittelständischen Verarbeitenden Gewerbes<br />
differenziert nach den drei Umsatz- bzw. Beschäftigtengrößenklassen darstellt, geht<br />
hervor, dass Kleinstunternehmen (87,3 %) bzw. Kleinstbetriebe (68,8 %) den mit<br />
Abstand größten Teil des Mittelstands stellen. Deren Bedeutung innerhalb des Verarbeitenden<br />
Gewerbes ist allerdings merklich geringer als in der hessischen Wirtschaft<br />
insgesamt, wo sich die entsprechenden Vergleichswerte auf 94,3 % bzw.<br />
80,5 % belaufen. 28 Im Gegenzug kommt den kleinen und mittleren Unternehmen mit<br />
8,8 % (Gesamtwirtschaft: 4,4 %) bzw. 3,0 % (Gesamtwirtschaft: 1,0 %) ein erheblich<br />
höherer Stellenwert zu, d.h. das Verarbeitende Gewerbe ist durch einen überdurchschnittlich<br />
hohen Anteil „größerer“ Mittelständler gekennzeichnet. Hinsichtlich des<br />
Beitrags zur Ausbildung sind einmal mehr die Kleinstbetriebe hervorzuheben: Diese<br />
erwirtschaften zwar lediglich 5,9 % des Gesamtumsatzes und dort sind nur 7,8 %<br />
der Beschäftigten tätig – deren „Ausbildungsleistung“ ist allerdings mehr als doppelt<br />
so hoch (16,3 %).<br />
Abbildung 13: Größenstruktur des mittelständischen Verarbeitenden Gewerbes in <strong>Hessen</strong><br />
Unternehmen (2001)<br />
87,3<br />
8,8<br />
3,0<br />
Umsatz (2001)<br />
5,9<br />
7,4<br />
12,1<br />
Betriebe (2002)<br />
68,8<br />
22,0<br />
7,2<br />
Beschäftigte (2002)<br />
7,8<br />
15,3<br />
26,0<br />
Auszubildende (2002)<br />
16,3<br />
19,9<br />
22,8<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
27 Vgl. zu Handel und Gastgewerbe die Kapitel 8.3 und 8.4<br />
28 Vgl. Kapitel 4.<br />
42
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Sowohl die Betriebsanzahl als auch die Beschäftigung waren im hessischen Verarbeitenden<br />
Gewerbe im Jahr 2002 geringer als noch zu Beginn des Untersuchungszeitraums<br />
1999, wenn auch die Rückgänge bei den Mittelständlern mit 5,9 % bzw.<br />
1,9 % verhaltener ausfielen als bei den Großbetrieben, bei denen sich die Zahl der<br />
Betriebe um 7,0 % und die Beschäftigung um 5,4 % verringerte (vgl. Abbildung 14).<br />
Bei den Auszubildenden ähnelt das Bild dem der Gesamtwirtschaft: Die Zahl der<br />
Auszubildenden im mittelständischen Verarbeitenden Gewerbe ist um 3,8 % geringer,<br />
die Großbetrieben beschäftigen 1,9 % mehr Auszubildende als noch im Jahr<br />
1999.<br />
Abbildung 14: Veränderung des Verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
Veränderung in %<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
6,7<br />
1,9<br />
0,6<br />
-0,4<br />
-1,0<br />
-1,9<br />
-2,4<br />
-5,0<br />
-3,8<br />
-5,9<br />
-5,4<br />
-7,0<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Der Rückgang der Betriebszahlen sowie der Abbau von Arbeits- und Ausbildungsplätzen<br />
im hessischen Verarbeitenden Gewerbe vollzog sich ausschließlich bei den<br />
Kleinst- und kleinen Betrieben, während die mittleren Betriebe eine positive Entwicklung<br />
verzeichneten, wie aus Tabelle 11 hervorgeht. Dies gilt im Wesentlichen auch<br />
für das mittelständische Verarbeitende Gewerbe auf Bundesebene.<br />
43
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle 11: Veränderung des Verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– innerhalb des Mittelstands – von 1999 bis 2002<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Kleinst Kleine Mittlere Kleinst Kleine Mittlere<br />
Veränderung 1999-2002 in %<br />
Betriebe -6,8 -5,2 1,1 -5,6 -5,0 0,0<br />
Beschäftigte -7,2 -4,6 1,6 -6,2 -4,1 -0,2<br />
Auszubildende -16,8 -7,1 12,2 -11,4 -3,8 9,3<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Nachfolgend werden die sechs größten Wirtschaftsbereiche des hessischen Verarbeitenden<br />
Gewerbes – gemessen am Umsatz – einzeln dargestellt.<br />
8.1.1 Ernährungsgewerbe<br />
64.400 Erwerbstätige zählte das hessische Ernährungsgewerbe 29 im Jahr 2002.<br />
Dies entspricht einem Anteil von 2,1 % an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen<br />
(Deutschland: 2,4 %). Auf das Ernährungsgewerbe entfielen im Jahr 2001 1,4 % der<br />
gesamten (realen) Bruttowertschöpfung (Deutschland: 1,6 %).<br />
Tabelle 12: Das mittelständische Ernährungsgewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Ernährungsgewerbe<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Das Ernährungsgewerbe ist von allen untersuchten Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden<br />
Gewerbes der Bereich, der am ausgeprägtesten mittelständisch strukturiert<br />
ist: So waren 75,2 % (bzw. 32.736 Personen) aller Beschäftigten der Branche<br />
bei mittelständischen Betrieben tätig und der Mittelstand bildete fast alle Auszubil-<br />
Ernährungsgewerbe<br />
Unternehmen 4.025 24 1 99,4 99,7 98,9 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 3.234 8.457 27,7 37,3 29,7 42,1<br />
Betriebe 3.162 19 1 99,4 99,3 99,0 99,4<br />
Beschäftigte 2002 32.736 10.783 75,2 64,5 72,5 68,3<br />
Auszubildende 2.482 172 93,5 70,6 87,9 72,4<br />
1 Auf Grund der abweichenden Berichtsjahre und der unterschiedlichen Erfassungskonzepte von Umsatzsteuer- und Beschäftigtenstatistik<br />
(z.B. regionale Zuordnung) ist es möglich, dass die Zahl der Großunternehmen die der Großbetriebe übersteigt.<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
29 Einschließlich Tabakverarbeitung.<br />
44
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
denden der Branche (93,5 % bzw. 2.482 Auszubildende) aus (vgl. Tabelle 12). Die<br />
4.025 mittelständischen Unternehmen im hessischen Ernährungsgewerbe erzielten<br />
ein Umsatz von 3,2 Mrd. Euro und damit 27,7 % des Gesamtumsatzes der Branche.<br />
Abbildung 15: Veränderung des Ernährungsgewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
5<br />
0,7<br />
2,1<br />
0<br />
-0,1<br />
Veränderung in %<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
-11,2<br />
-13,6<br />
-10,0<br />
-2,4<br />
-8,2<br />
-4,5<br />
-15,5<br />
-13,1<br />
-14,4<br />
-20<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Das hessische Ernährungsgewerbe hat sich – gemessen an den drei Kenngrößen<br />
Betriebszahlen, Beschäftigte und Auszubildende – im Untersuchungszeitraum<br />
schlecht entwickelt, wie Abbildung 15 veranschaulicht. Sowohl die Anzahl der mittelständischen<br />
Betriebe (-11,2 %) als auch der Großbetriebe (-13,6 %) ist deutlich<br />
zurückgegangen und auch die Zahl der Auszubildenden hat im Mittelstand (-15,5 %)<br />
und bei den Großbetrieben (-13,1 %) des hessischen Ernährungsgewerbes stark<br />
abgenommen. Bei der Beschäftigungsentwicklung schneiden die mittelständischen<br />
Betriebe (-2,4 %) allerdings weniger schlecht ab als die Großbetriebe (-8,2 %). Auf<br />
Grund des erheblichen Beschäftigungsrückgangs bei den Großbetrieben dürfte die<br />
negative Entwicklung im Mittelstand allerdings unterzeichnet sein, da durch Arbeitsplatzabbau<br />
womöglich Großbetriebe zu Mittelständlern wurden. Dennoch lässt der<br />
starke Rückgang der mittelständischen Betriebe in Verbindung mit dem nur moderaten<br />
Beschäftigungsabbau vermuten, dass sich der seit Jahren zu beobachtende<br />
Konzentrationsprozess im Ernährungsgewerbe auch im Untersuchungszeitraum<br />
fortgesetzt hat.<br />
45
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
8.1.2 Chemische Industrie<br />
Die Zahl der Erwerbstätigen in der hessischen Chemischen Industrie belief sich im<br />
Jahr 2002 auf 69.000 Personen, was einem Anteil von 2,3 % an der Zahl aller Erwerbstätigen<br />
<strong>Hessen</strong>s entspricht, während der Vergleichswert auf Bundesebene lediglich<br />
1,4 % beträgt. Auch der Beitrag der Branche zur hessischen Wirtschaftsleistung<br />
– gemessen an der realen Bruttowertschöpfung im Jahr 2001 – fällt mit 3,6 %<br />
höher als im Bundesdurchschnitt (2,2 %) aus.<br />
Tabelle 13: Die mittelständische Chemische Industrie <strong>Hessen</strong>s im Überblick<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Großunternehmen<br />
bzw. Chemische<br />
Chemische<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Gesamtwirtschaft<br />
-betriebe Industrie<br />
Industrie<br />
Unternehmen 421 31 93,1 99,7 94,4 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 1.653 17.115 8,8 37,3 12,7 42,1<br />
Betriebe 347 41 89,4 99,3 92,4 99,4<br />
Beschäftigte 2002 12.995 40.421 24,3 64,5 29,1 68,3<br />
Auszubildende 235 1.372 14,6 70,6 20,9 72,4<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
In der Chemischen Industrie dominieren die Großunternehmen bzw. -betriebe: Die<br />
Mittelstandsanteile aller in Tabelle 13 angeführten Kenngrößen bleiben in der Chemischen<br />
Industrie erheblich hinter den Vergleichswerten für die hessische Gesamtwirtschaft<br />
zurück. Zudem ist in <strong>Hessen</strong> die Branchenkonzentration deutlich höher<br />
als im Bundesdurchschnitt. Ein Strukturmerkmal der Chemischen Industrie auch in<br />
<strong>Hessen</strong> ist die geringe Anzahl der Unternehmen insgesamt, da vor allem Kleinstanbieter,<br />
die in den meisten anderen Branchen zahlreich vertreten sind, fehlen. Die<br />
hohe Kapitalintensität, sowie Skalen- und Verbundvorteile der Großbetriebe prägen<br />
das Bild der Branche. So zählt der Mittelstand lediglich 421 Unternehmen, die einen<br />
Anteil von nur 8,8 % bzw. 1,7 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes der Branche erreichen.<br />
Diesen stehen 31 Großunternehmen gegenüber, die 91,2 % der Umsätze auf<br />
sich vereinen. Entsprechend dieser Größenstruktur ist auch der Beitrag des Mittelstands<br />
zur Ausbildung mit 14,6 % bzw. 235 Auszubildenden und zur Beschäftigung<br />
mit 24,3 % bzw. 12.995 Beschäftigten relativ gering.<br />
46
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 16: Veränderung der Chemischen Industrie nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
30<br />
20<br />
13,6<br />
21,1<br />
17,5<br />
Veränderung in %<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
2,1<br />
-0,4<br />
-0,6<br />
-5,9<br />
4,0<br />
-0,5<br />
-2,6 -3,2<br />
-20<br />
-14,6<br />
-30<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Die mittelständischen Betriebe der Chemischen Industrie in <strong>Hessen</strong> verzeichneten<br />
im Untersuchungszeitraum von 1999 bis 2002 allerdings eine bessere Entwicklung<br />
als die Großbetriebe, wie aus Abbildung 16 hervorgeht: So steht einer Zunahme der<br />
Betriebszahlen um 2,1 % im Mittelstand eine Abnahme bei den Großbetrieben um<br />
14,6 %, und einem Beschäftigungsanstieg von 13,6 % im Mittelstand ein Arbeitsplatzabbau<br />
bei den Großbetrieben in Höhe von 5,9 % gegenüber. Die Zahl der Ausbildungsplätze<br />
in der Chemischen Industrie hat hingegen – entgegen dem Trend in<br />
der hessischen Wirtschaft insgesamt – zugenommen; der Zuwachs ist jedoch vor<br />
dem Hintergrund der geringen absoluten Anzahl zu relativieren.<br />
8.1.3 Metallerzeugung, -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen<br />
Im Wirtschaftsbereich „Metallerzeugung, -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen“<br />
arbeiteten im Jahr 2002 in <strong>Hessen</strong> 76.600 Erwerbstätige, d.h. 2,5 % aller<br />
hessischen Erwerbstätigen (Deutschland: 3,1 %). 2,0 % der realen Bruttowertschöpfung<br />
<strong>Hessen</strong>s im Jahr 2001 wurden in diesem Bereich erwirtschaftet<br />
(Deutschland: 2,8 %).<br />
47
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle 14: Der Mittelstand in der Metallerzeugung, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen in<br />
<strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Metallerzg., -bearb.,<br />
H. v. Metallerzeugn.<br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Metallerzg., -bearb.,<br />
H. v. Metallerzeugn.<br />
Unternehmen 3.476 20 99,4 99,7 99,3 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 4.595 5.795 44,2 37,3 44,3 42,1<br />
Betriebe 2.911 42 98,6 99,3 98,5 99,4<br />
Beschäftigte 2002 41.077 27.426 60,0 64,5 62,3 68,3<br />
Auszubildende 2.178 1.088 66,7 70,6 68,7 72,4<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Insbesondere der größere Teilbereich dieses Wirtschaftszweigs, die Herstellung von<br />
Metallerzeugnissen, ist ein klassischer Schwerpunkt mittelständischen Unternehmertums<br />
und durch eine Vielzahl von Handwerksbetrieben geprägt, während in der<br />
Metallerzeugung und -bearbeitung deutlich weniger, tendenziell größere Unternehmen<br />
tätig sind. Die 3.476 Mittelständler der Branche erwirtschafteten im Jahr 2001<br />
einen Umsatz von 4,6 Mrd. Euro und vereinten damit 44,2 % des Gesamtumsatzes<br />
dieses Segments der hessischen Wirtschaft auf sich (vgl. Tabelle 14). 41.077 Beschäftigte<br />
– darunter 2.178 Auszubildende – zählte der hessische Mittelstand in der<br />
Metallerzeugung, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen und war<br />
damit Arbeitgeber für 60,0 % der Beschäftigten und 66,7 % der Auszubildenden der<br />
Branche.<br />
Sowohl die Zahl der Betriebe als auch der Beschäftigten und Auszubildenden lag im<br />
Wirtschaftsbereich Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen<br />
im Jahr 2002 deutlich unter dem Niveau von 1999, wie Abbildung 17<br />
zeigt. Der Mittelstand schnitt vergleichsweise besser ab die Großbetriebe: So steht<br />
einer Abnahme der Betriebszahlen im Mittelstand um 3,6 % ein Rückgang bei den<br />
Großbetrieben um 8,7 % gegenüber. Der moderate Beschäftigungsabbau im Mittelstand<br />
in Höhe von 3,2 % sowie die minimale Zunahme der Zahl der Auszubildenden<br />
dürften allerdings verzerrt sein, da es durch den erheblichen Beschäftigungsrückgang<br />
in der Gruppe der Großbetriebe wahrscheinlich ist, dass der eine oder andere<br />
Großbetrieb zum Mittelständler „geschrumpft“ ist.<br />
48
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 17: Veränderung des Bereichs Metallerzeugung, -bearbeitung und Herstellung von<br />
Metallerzeugnissen nach Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und<br />
Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
10<br />
7,7<br />
7,9<br />
Veränderung in %<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
-3,6<br />
-8,7<br />
-2,0<br />
2,6<br />
-3,2<br />
-2,0<br />
-1,2<br />
0,4<br />
-15<br />
-20<br />
-14,6<br />
-14,4<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
8.1.4 Maschinenbau<br />
Der Beitrag des hessischen Maschinenbaus zur gesamten Wirtschaftsleistung <strong>Hessen</strong>s<br />
– gemessen an der realen Bruttowertschöpfung im Jahr 2001 – beläuft sich auf<br />
2,3 % (Deutschland: 3,0 %). 71.600 Erwerbstätige umfasste die Branche in <strong>Hessen</strong><br />
im Jahr 2002 und stellte damit 2,4 % der Erwerbstätigen insgesamt (Deutschland:<br />
2,9 %).<br />
Tabelle 15: Der mittelständische Maschinenbau <strong>Hessen</strong>s im Überblick<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Maschinenbau Gesamtwirtschaft Maschinenbau Gesamtwirtschaft<br />
-betriebe<br />
Unternehmen 1.694 26 98,5 99,7 98,2 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 3.678 11.641 24,0 37,3 35,0 42,1<br />
Betriebe 1.541 48 97,0 99,3 96,6 99,4<br />
Beschäftigte 2002 35.883 27.399 56,7 64,5 49,7 68,3<br />
Auszubildende 1.701 1.020 62,5 70,6 53,2 72,4<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
49
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Der Maschinenbau gilt klassisch als mittelständisch strukturierte Branche. So beschäftigt<br />
der Maschinenbau in <strong>Hessen</strong> 35.883 Personen (2002) und damit erheblich<br />
mehr Beschäftigte als die Großbetriebe der Branche (vgl. Tabelle 15). Auch die Zahl<br />
der Auszubildenden übersteigt im Mittelstand mit 1.701 Personen die der Auszubildenden<br />
in den Großbetrieben (1.020) deutlich. Die 1.694 mittelständischen Unternehmen<br />
erzielen einen Umsatz von 3,7 Mrd. Euro. Damit entfallen 24,0 % des Umsatzes<br />
der Branchen auf die Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen. Der Maschinenbau<br />
in <strong>Hessen</strong> ist zudem deutlich mittelständischer strukturiert ist als im<br />
Bundesdurchschnitt. Der mittelständische Charakter der Branche wird besonders<br />
deutlich, wenn die Rolle der mittleren Unternehmen, d.h. der größten Unternehmen<br />
des Mittelstands, aufgezeigt wird (vgl. Abbildung 18).<br />
Abbildung 18: Größenstruktur des mittelständischen Maschinenbaus in <strong>Hessen</strong><br />
Unternehmen (2001)<br />
77,1<br />
15,4<br />
6,0<br />
Umsatz (2001)<br />
3,7<br />
7,3<br />
13,0<br />
Betriebe (2002)<br />
54,8<br />
28,9<br />
13,3<br />
Beschäftigte (2002)<br />
4,9<br />
15,6<br />
36,2<br />
Auszubildende (2002)<br />
6,8<br />
17,8<br />
37,9<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
So stellen – im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe insgesamt – diese „großen<br />
Mittelständler“ mit 6,0 % einen doppelt so hohen Anteil der Unternehmen und auch<br />
der Beschäftigungsbeitrag liegt mit 36,2 % erheblich über dem Durchschnitt des<br />
Verarbeitenden Gewerbes (26,0 %). Dies gilt ebenfalls für den Beitrag zur Ausbildung<br />
(37,9 % gegenüber 22,8 %).<br />
Im Bundesdurchschnitt wies der Maschinenbau im Untersuchungszeitraum eine positivere<br />
Entwicklung als in <strong>Hessen</strong> auf (vgl. Abbildung 19). Die gilt weniger für den<br />
Mittelstand insgesamt, als für die Großbetriebe: Sowohl deren Anzahl (-7,7 %), als<br />
auch die der Beschäftigten (-5,7 %) und der Auszubildenden (-7,4 %) ist in <strong>Hessen</strong><br />
50
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
erheblich zurückgegangen, während auf Bundesebene Zuwachsraten zu verzeichnen<br />
waren.<br />
Abbildung 19: Veränderung des Maschinenbaus nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
20<br />
Veränderung in %<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
15,0<br />
12,6<br />
9,2<br />
1,6<br />
1,1 1,6<br />
-1,9<br />
-1,1<br />
-1,9<br />
-7,7<br />
-5,7<br />
-7,4<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
8.1.5 Elektroindustrie<br />
In der hessischen Elektroindustrie – bzw. genauer gesagt im Wirtschaftsbereich<br />
„Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten; Elektrotechnik“ – waren<br />
im Jahr 2002 79.300 Erwerbstätige beschäftigt. Die Elektroindustrie ist damit der<br />
größte Arbeitgeber im Verarbeitenden Gewerbe <strong>Hessen</strong>s, der Anteil der Elektroindustrie<br />
an der Zahl der Erwerbstätigen insgesamt beläuft sich auf 2,6 % (Deutschland:<br />
2,7 %). Die Branche erwirtschaftete 2,4 % der gesamten Wirtschaftsleistung<br />
<strong>Hessen</strong>s (gemessen an der realen Bruttowertschöpfung des Jahres 2001), der entsprechende<br />
Vergleichswert für Deutschland ist 3,0 %.<br />
51
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle 16: Die mittelständische Elektroindustrie <strong>Hessen</strong>s im Überblick<br />
Die Größenstruktur der hessischen Elektroindustrie ist weitestgehend mit der des<br />
Verarbeitenden Gewerbes insgesamt vergleichbar. In diesem Sinne kann die Elektroindustrie<br />
als repräsentativ für die Bedeutung des Mittelstands im Verarbeitenden<br />
Gewerbe <strong>Hessen</strong>s insgesamt gesehen werden. Die Anzahl der großen Marktakteure<br />
(35 Unternehmen) ist ähnlich gering wie in der Chemischen Industrie, diesen stehen<br />
in der Elektroindustrie allerdings eine ungleich größere Anzahl mittelständischer<br />
Unternehmen gegenüber (vgl. Tabelle 16). Diese 4.660 mittelständischen Unternehmen<br />
erwirtschafteten 4,7 Mrd. Euro Umsatz (31,2 % des Gesamtumsatzes der<br />
Branche des Jahres 2001). Der Mittelstand der hessischen Elektrotechnik beschäftigt<br />
40.736 Personen (Jahr 2002) und ist damit als Arbeitgeber ebenso bedeutend<br />
wie die Großbetriebe (40.894).<br />
Die hessische Elektroindustrie ist neben der Chemischen Industrie die einzige der<br />
untersuchten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes, in der die Anzahl der mittelständischen<br />
Betrieben zwischen 1999 und 2002 gestiegen ist und zwar um 1,1 %<br />
(vgl. Abbildung 20). Die Elektroindustrie baute auch ihre Belegschaft erheblich aus,<br />
wobei wiederum die mittelständischen Unternehmen mehr Beschäftigte einstellten<br />
(+9,9 %) als die Großbetriebe (+2,7 %). Entgegen dem Trend im Verarbeitenden<br />
Gewerbe wurden im Mittelstand auch 8,8 % mehr Auszubildende ausgebildet, in<br />
den Großbetrieben stieg deren Anzahl sogar um 17,4 %. Die mittelständische Elektroindustrie<br />
<strong>Hessen</strong>s entwickelte sich insgesamt gesehen positiver als im Bundesdurchschnitt.<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Großunternehmen<br />
bzw. Elektro-<br />
Elektro-<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Gesamtwirtschaft<br />
-betriebe technik<br />
technik<br />
Unternehmen 3.090 35 98,9 99,7 98,8 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 4.660 10.267 31,2 37,3 27,3 42,1<br />
Betriebe 2.328 65 97,3 99,3 97,5 99,4<br />
Beschäftigte 2002 40.736 40.894 49,9 64,5 43,7 68,3<br />
Auszubildende 1.636 1.268 56,3 70,6 52,8 72,4<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
52
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 20: Veränderung der Elektroindustrie nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
20<br />
17,4<br />
Veränderung in %<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1,1 1,6 0,8<br />
9,9<br />
2,7<br />
6,0<br />
4,0<br />
8,8<br />
3,6<br />
10,9<br />
-5<br />
-1,5<br />
-10<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
8.1.6 Fahrzeugbau<br />
Im Jahr 2002 hatten 70.600 Erwerbstätige ihren Arbeitsplatz im hessischen Fahrzeugbau.<br />
Dies entspricht einem Anteil von 2,3 % an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen<br />
(Bundesdurchschnitt: 2,5 %). Gemessen an der realen Bruttowertschöpfung<br />
des Jahres 2001 leistete der hessische Fahrzeugbau einen Beitrag in Höhe von<br />
2,1 % zur gesamtwirtschaftlichen Leistung <strong>Hessen</strong>s (Deutschland: 3,3 %).<br />
Tabelle 17: Der mittelständische Fahrzeugbau <strong>Hessen</strong>s im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Fahrzeugbau Gesamtwirtschaft Fahrzeugbau Gesamtwirtschaft<br />
Unternehmen 502 10 98,0 99,7 96,4 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 973 18.595 5,0 37,3 4,6 42,1<br />
Betriebe 235 34 87,4 99,3 90,8 99,4<br />
Beschäftigte 2002 4.077 64.601 5,9 64,5 11,1 68,3<br />
Auszubildende 234 2.000 10,5 70,6 17,9 72,4<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
53
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Ähnlich wie in der Chemischen Industrie ist auch der Fahrzeugbau von wenigen<br />
Großunternehmen geprägt (vgl. Tabelle 17). Auch die absolute Anzahl der Mittelständler<br />
(502 Unternehmen) wie der Großunternehmen ist ähnlich gering wie in der<br />
Chemie. Die zehn in <strong>Hessen</strong> ansässigen „Großen“ der Branche erwirtschaften<br />
95,0 % bzw. 18,6 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes, auf die Mittelständler entfallen<br />
lediglich 5,0 % (1,0 Mrd. Euro). Ähnlich hoch ist die Konzentration bei den Beschäftigten<br />
und Auszubildenden: 4.077 Beschäftigten – darunter 234 Auszubildende – im<br />
Mittelstand stehen 64.601 Beschäftigte – davon 2.000 Auszubildende – in Großbetrieben<br />
gegenüber. Damit ist der Stellenwert des Mittelstands für den hessischen<br />
Fahrzeugbau nochmals geringer als seine ohnehin schon geringe Bedeutung auf<br />
Bundesebene. Zu beachten ist allerdings, dass sich der Fahrzeugbau durch einen<br />
außerordentlich hohen Vorleistungsbezug auszeichnet. In diese intensiven Zulieferverflechtungen<br />
sind auch viele mittelständische Anbieter aus verwandten Branchen<br />
wie z.B. dem Maschinenbau und der Elektrotechnik eingebunden.<br />
Abbildung 21: Veränderung des Fahrzeugbaus nach Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand<br />
und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
30<br />
Veränderung in %<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-6,7<br />
17,2<br />
-1,4<br />
14,0<br />
-1,3<br />
0,6<br />
5,9<br />
3,7<br />
10,5<br />
11,3<br />
-20<br />
-30<br />
-19,8<br />
-19,0<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Die Entwicklung der mittelständischen Betriebe einerseits und der Großbetriebe andererseits<br />
verlief im hessischen Fahrzeugbau von 1999 bis 2002 gespalten (vgl.<br />
Abbildung 21). So war die Zahl der Betriebe im Mittelstand um 6,7 % rückläufig<br />
(Großbetriebe: +17,2 %), die Beschäftigung nahm drastisch um 19,8 % ab (Großbetriebe:<br />
-1,3 %) und auch die Auszubildendenzahl ging um 19,0 % zurück (Großbetriebe:<br />
+3,7 %). Die Zunahme der Großbetriebe von 29 auf 34 (+17,2 %) dürfte al-<br />
54
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
lerdings auf Umstrukturierungen innerhalb des hessischen Fahrzeugbaus zurückzuführen<br />
sein, worauf auch der Beschäftigungsrückgang von 1,3 % schließen lässt.<br />
8.2 Baugewerbe<br />
Das Baugewerbe trug im Jahr 2001 zur Wirtschaftsleistung <strong>Hessen</strong>s – gemessen an<br />
der realen Bruttowertschöpfung – 4,0 % (Deutschland 5,0 %) bei. Die Bedeutung<br />
des Baugewerbes für den hessischen Arbeitsmarkt ist größer: Die Anzahl der Erwerbstätigen<br />
belief sich im Jahr 2001 auf 146.900 Personen, was einem Anteil an<br />
der Gesamtzahl der Erwerbstätigen von 4,9 % (Deutschland: 6,3 %) entspricht.<br />
Tabelle 18: Das mittelständische Baugewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
30 Dies gilt insbesondere für das Ausbaugewerbe, welches von selbständigen Handwerksunternehmen geprägt ist. Vgl.<br />
ausführlicher zum Handwerk Kapitel 8.7.<br />
31 Zu beachten ist, dass die Zahl der im Baugewerbe tätigen Personen ausgeprägten jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt.<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil bzw. Selbständigenquote in %<br />
Baugewerbe Gesamtwirtschaft Baugewerbe Gesamtwirtschaft<br />
Unternehmen 19.561 16 99,9 99,7 99,9 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 11.531 3.955 74,5 37,3 83,3 42,1<br />
Betriebe 14.606 17 99,9 99,3 99,9 99,4<br />
Beschäftigte 2002 107.144 6.870 94,0 64,5 93,9 68,3<br />
Auszubildende 9.025 299 96,8 70,6 96,7 72,4<br />
Selbständige 2002 25.300<br />
15,3 10,6 14,1 10,0<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Tabelle 18 bestätigt eindrucksvoll, dass das Baugewerbe eine Domäne des Mittelstands<br />
ist. 30 So sind lediglich 16 Unternehmen in <strong>Hessen</strong> Großunternehmen, denen<br />
19.561 Mittelständler gegenüberstehen, so dass der Mittelstandsanteil höher<br />
als in der Wirtschaft insgesamt ist. Besonders deutlich wird der mittelständische<br />
Charakter bei der Betrachtung des Umsatzes, der auf die mittelständischen Bauunternehmen<br />
in <strong>Hessen</strong> entfällt: 11,5 Mrd. Euro erzielten diese im Jahr 2001 und erlösten<br />
damit 74,5 % des Umsatzes der Branche – ein Anteil, der doppelt so hoch<br />
liegt wie der Vergleichswert für die hessische Gesamtwirtschaft. Dies gilt ebenfalls<br />
entsprechend für die Bedeutung des mittelständischen Baugewerbes in Deutschland<br />
insgesamt.<br />
Die 14.606 hessischen Baubetriebe beschäftigten im Jahr 2002 107.144 Personen,<br />
darunter 9.025 Auszubildende. 31 Damit leistet das mittelständische Baugewerbe ei-<br />
55
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
nen – gemessen am Durchschnitt des hessischen Mittelstands insgesamt – weit ü-<br />
berdurchschnittlichen Beitrag zur Beschäftigung sowie zur Ausbildung. 94,0 % der<br />
Beschäftigten der Baubranche sind bei einem Mittelständler tätig und 96,8 % der<br />
Auszubildenden im hessischen Baugewerbe haben in mittelständischen Betrieben<br />
eine Lehrstelle gefunden.<br />
25.300 Selbständige sind in <strong>Hessen</strong> im Baugewerbe tätig, was einer Selbständigenquote<br />
von 15,3 % entspricht. Diese Quote liegt deutlich über dem Vergleichswert für<br />
die hessische Wirtschaft insgesamt (10,6 %).<br />
Abbildung 22: Größenstruktur des mittelständischen Baugewerbes in <strong>Hessen</strong><br />
Unternehmen (2001)<br />
94,9<br />
4,5<br />
0,6<br />
Umsatz (2001)<br />
37,9<br />
22,1<br />
14,5<br />
Betriebe (2002)<br />
81,1<br />
17,0<br />
1,8<br />
Beschäftigte (2002)<br />
34,3<br />
39,3<br />
20,4<br />
Auszubildende (2002)<br />
43,2<br />
40,3<br />
13,3<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Die Abbildung 22, die die Struktur des mittelständischen Baugewerbes in <strong>Hessen</strong> –<br />
differenziert nach drei Umsatz- bzw. Beschäftigtengrößenklassen – darstellt, zeigt,<br />
dass der weitaus überwiegende Teil des Mittelstands aus Kleinstbetrieben (81,1 %)<br />
bzw. Kleinstunternehmen (94,9 %) besteht. Letztere vereinen 37,9 % des Umsatzes<br />
der Branche auf sich, während auf die kleinen Unternehmen 22,1 % und auf die<br />
mittleren Unternehmen 14,5 % des Gesamtumsatzes entfallen. Der Vergleich der<br />
jeweiligen Anteile an der Beschäftigung und der Ausbildung macht die große Bedeutung<br />
der Kleinstbetriebe im Baugewerbe für die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen<br />
deutlich: So arbeiten bei diesen 34,3 % der Beschäftigten, aber es werden in<br />
den Kleinstbetrieben 43,2 % der Auszubildenden des hessischen Baugewerbes<br />
ausgebildet.<br />
56
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 23: Veränderung des Baugewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand<br />
und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
0<br />
Veränderung in %<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-3,7<br />
-7,7<br />
-10,6<br />
-18,8<br />
-16,3<br />
-23,5<br />
-32,0 -31,3<br />
-32,9<br />
-31,4<br />
-39,9<br />
-42,3<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Das Baugewerbe befindet sich seit mehreren Jahren in einer schweren Krise, die<br />
sich unter anderem in einem erheblichen Beschäftigungsabbau niederschlägt. Die<br />
Lage der mittelständischen Baubranche und insbesondere der in <strong>Hessen</strong> stellt sich<br />
allerdings noch vergleichsweise positiv dar, wie in Abbildung 23 zu erkennen ist: So<br />
hat sich die Anzahl der mittelständischen Baubetriebe in <strong>Hessen</strong> von 1999 bis 2002<br />
nur um 3,7 % (Deutschland: -7,7 %) verringert, während die Zahl der Großbetriebe<br />
um ein Vielfaches (<strong>Hessen</strong>: -32,0 %, Deutschland: -31,3 %) zurückgegangen ist.<br />
Dieses Muster – der Mittelstand im hessischen Baugewerbe entwickelte sich weniger<br />
negativ als die Großbetriebe und vorteilhafter als im Bundesdurchschnitt – gilt<br />
auch für die Entwicklung der Beschäftigung und der Auszubildendenanzahl.<br />
Tabelle 19: Veränderung des Baugwerbes nach Beschäftigtengrößenklassen – innerhalb des<br />
Mittelstands – von 1999 bis 2002<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Kleinst Kleine Mittlere Kleinst Kleine Mittlere<br />
Veränderung 1999-2002 in %<br />
Betriebe -1,1 -13,8 -11,6 -3,4 -20,9 -26,0<br />
Beschäftigte -3,8 -14,9 -12,5 -7,9 -22,2 -25,9<br />
Auszubildende -12,5 -20,5 -14,7 -12,0 -28,6 -32,0<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
57
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Sowohl bei den Kleinst-, Klein- als auch bei den mittleren Betrieben war die Entwicklung<br />
nahezu ausnahmslos weniger rückläufig als auf Bundesebene – unabhängig<br />
davon, ob die Anzahl der Betriebe, der Beschäftigten oder der Lehrstellen als Indikator<br />
herangezogen werden (vgl. Tabelle 19). Die geringsten Abnahmen im Untersuchungszeitraum<br />
hatten in <strong>Hessen</strong> wie auf Bundesebene die Kleinstbetriebe zu<br />
verzeichnen. 32<br />
8.3 Handel<br />
Die Anzahl der Erwerbstätigen im hessischen Handel – der Handel umfasst den<br />
Einzelhandel (einschließlich Kraftfahrzeughandel, Instandhaltung und Reparatur von<br />
Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern, Tankstellen) sowie den Großhandel und die<br />
Handelsvermittlung – im Jahr 2002 belief sich auf 463.800 Personen. Damit hatten<br />
15,4 % aller hessischen Erwerbstätigen ihren Arbeitsplatz im Handel (Deutschland:<br />
15,5 %). Der Beitrag des Handels zur realen Bruttowertschöpfung <strong>Hessen</strong>s insgesamt<br />
(Jahr 2001) ist in <strong>Hessen</strong> (10,4 %) wie auch im Bundesdurchschnitt (9,9 %<br />
hingegen deutlich geringer.<br />
Tabelle 20: Der „mittelständische“ Handel in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
"Mittelstands"anteil bzw. Selbständigenquote in %<br />
Jahr<br />
"Mittelstand"<br />
Handel Gesamtwirtschaft Handel Gesamtwirtschaft<br />
-betriebe<br />
Unternehmen 54.374 221 1 99,6 99,7 99,6 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 48.414 60.876 44,3 37,3 45,6 42,1<br />
Betriebe 34.518 90 1 99,7 99,3 99,8 99,4<br />
Beschäftigte 2002 285.973 46.659 86,0 64,5 87,3 68,3<br />
Auszubildende 16.073 1.704 90,4 70,6 90,8 72,4<br />
Selbständige 2002 51.900<br />
14,1 10,6 12,6 10,0<br />
1 Auf Grund der abweichenden Berichtsjahre und der unterschiedlichen Erfassungskonzepte von Umsatzsteuer- und Beschäftigtenstatistik<br />
(z.B. regionale Zuordnung) ist es möglich, dass die Zahl der Großunternehmen die der Großbetriebe übersteigt.<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Tabelle 20 vermittelt einen Eindruck von der Größenstruktur und Konzentration des<br />
Handels in <strong>Hessen</strong>. So erzielte die außerordentliche hohe Anzahl von 54.374 mittelständischen<br />
hessischen Handelsunternehmen im Jahr 2001 48,4 Mrd. Euro Umsatz,<br />
was einem Anteil von 44,3 % am gesamten Handelsumsatz entspricht. Auf die 221<br />
Großunternehmen entfällt somit ein Umsatzanteil von 55,7 %. 332.632 Beschäftigte<br />
32 Auf Grund der erheblichen Rückgänge im Baugewerbe muss allerdings davon ausgegangen werden, dass die nach Größenklassen<br />
differenzierten Veränderungsraten verzerrt sind (z.B. Großbetriebe zu Mittelständlern „geschrumpft“). Vgl.<br />
hierzu auch die methodischen Anmerkungen in Kapitel 3.<br />
58
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
– darunter 51.467 Teilzeitbeschäftigte und 16.073 Auszubildende – zählten die hessischen<br />
Handelsbetriebe im Jahr 2002. In den Kleinst-, kleinen und mittleren Betrieben<br />
arbeiteten 86,0 % der Beschäftigten und 90,4 % der Auszubildenden des Handels.<br />
51.900 Selbständige waren im Jahr 2002 in <strong>Hessen</strong> im Handel tätig. Der Handel<br />
bietet im Vergleich zur Wirtschaft insgesamt offenbar mehr Chancen als Selbständiger<br />
erwerbstätig zu sein, worauf die Selbständigenquote von 14,1 % (Gesamtwirtschaft<br />
10,6 %) hinweist. Die Quote in <strong>Hessen</strong> ist zudem etwas höher als im Bundesdurchschnitt,<br />
wo die Relation von Selbständigen zu Erwerbstätigen 12,6 % beträgt.<br />
Die Angaben in Tabelle 20 können jedoch auf Grund der Erfassungsmethodik der<br />
Daten lediglich einen groben Eindruck von der Bedeutung des Mittelstands im Handel<br />
geben. Dies trifft insbesondere für die Angaben über Betriebe, Beschäftigte und<br />
Auszubildende zu. Da die Beschäftigtenstatistik auf dem Betriebskonzept basiert, 33<br />
was für die Erfassung des in hohem Maße filialisierten Einzelhandels bedeutet, dass<br />
die Filialen der großen Handelskonzerne – und damit auch die Beschäftigten und<br />
Auszubildenden – weitestgehend als Kleinst-, kleine oder mittlere Betriebe erfasst<br />
und somit dem Mittelstand zugerechnet werden. Deshalb fällt die in Tabelle 20 angegebene<br />
Bedeutung des Mittelstands im Handel insgesamt und insbesondere im<br />
Einzelhandel erheblich zu hoch aus, ohne dass das genaue Ausmaß der Verzerrung<br />
angegeben werden kann. 34 Dies ist bei der Interpretation der Daten unbedingt zu<br />
beachten.<br />
Auf Grund dieser Verzerrung wird auf eine nach Größenklassen differenzierte Ausweisung<br />
der Veränderungsraten beim Handel sowie im nächsten Abschnitt beim<br />
Einzelhandel verzichtet und statt dessen nur die Wirtschaftsentwicklung insgesamt<br />
angegeben: So sank im Zeitraum von 1999 bis 2002 die Zahl der Handelsbetriebe in<br />
<strong>Hessen</strong> um 2,7 % (Deutschland: -4,7 %), die Beschäftigung stieg leicht um 0,6 % an<br />
(Deutschland: -0,3 %) und die Zahl der Auszubildenden nahm um 3,5 %, im Bundesdurchschnitt<br />
um 2,0 % zu.<br />
33 Vgl. hierzu die methodischen Anmerkungen in Kapitel 3.<br />
34 Deshalb wird der Begriff Mittelstand in den Tabellen und Abbildungen in Anführungszeichen gesetzt.<br />
59
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
8.3.1 Einzelhandel<br />
Noch mehr als der Handel insgesamt zeichnet sich der Einzelhandel 35 durch eine<br />
sehr hohe Anzahl von Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen aus, die wenigen<br />
Großunternehmen gegenüberstehen, wie aus Tabelle 21 hervorgeht.<br />
Tabelle 21: Der „mittelständische“ Einzelhandel in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
"Mittelstands"anteil in %<br />
Jahr<br />
"Mittelstand"<br />
Einzelhandel Gesamtwirtschaft Einzelhandel Gesamtwirtschaft<br />
-betriebe<br />
Unternehmen 38.690 67 1 99,8 99,7 99,8 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 25.743 28.968 47,1 37,3 55,2 42,1<br />
Betriebe 24.956 49 1 99,8 99,3 99,8 99,4<br />
Beschäftigte 2002 180.894 26.927 87,0 64,5 88,7 68,3<br />
Auszubildende 13.297 1.281 91,2 70,6 91,8 72,4<br />
1 Auf Grund der abweichenden Berichtsjahre und der unterschiedlichen Erfassungskonzepte von Umsatzsteuer- und Beschäftigtenstatistik<br />
(z.B. regionale Zuordnung) ist es möglich, dass die Zahl der Großunternehmen die der Großbetriebe übersteigt.<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Die mittelständischen Einzelhandelsunternehmen konnten im Jahr 2001 Umsätze in<br />
Höhe von 25,7 Mrd. Euro verbuchen. Der größere Anteil in Höhe von 52,9 % bzw.<br />
29,0 Mrd. Euro wurde von den 67 hessischen Großunternehmen des Einzelhandels<br />
erwirtschaftet. Der Anteil, den die mittelständischen Einzelhandelsunternehmen im<br />
Bundesdurchschnitt erzielen, fällt mit 55,2 % deutlich höher als in <strong>Hessen</strong> aus. In<br />
den Kleinst-, kleinen und mittleren Betrieben des hessischen Einzelhandels sind<br />
180.894 Beschäftigte tätig, darunter 13.297 Auszubildende. Somit sind 87,0 % der<br />
Beschäftigten und 91,2 % der Auszubildenden des Einzelhandels in diesem Größensegment<br />
tätig, wobei diese Angaben – wie bei den Ausführungen zum Handel<br />
insgesamt im vorigen Abschnitt erläutert – nicht mit der Bedeutung des Mittelstands<br />
gleichgesetzt werden können.<br />
35 Einzelhandel (dieser umfasst definitionsgemäß auch die Apotheken), Kraftfahrzeughandel, Instandhaltung und Reparatur<br />
von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern, Tankstellen.<br />
60
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 24: Größenstruktur des „mittelständischen“ Einzelhandels in <strong>Hessen</strong><br />
Unternehmen (2001)<br />
93,7<br />
5,3<br />
0,8<br />
Umsatz (2001)<br />
20,2<br />
14,8<br />
12,0<br />
Betriebe (2002)<br />
83,5<br />
14,1<br />
2,1<br />
Beschäftigte (2002)<br />
30,3<br />
32,2<br />
24,5<br />
Auszubildende (2002)<br />
29,8<br />
36,9<br />
24,5<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
93,7 % der mittelständischen Anbieter im hessischen Einzelhandel sind Kleinstunternehmen,<br />
auf die ein Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz von 20,2 % entfällt<br />
(vgl. Abbildung 24) – ein Wert, der deutlich über dem Anteil der Kleinstunternehmen<br />
am Gesamtumsatz der hessischen Wirtschaft liegt (13,5 %). Den größten Beitrag<br />
zur Beschäftigung leisten hingegen die kleinen Betriebe, in denen 32,2 % der Beschäftigten<br />
sowie 36,9 % der Auszubildenden des hessischen Einzelhandels arbeiten.<br />
8.3.2 Großhandel und Handelsvermittlung<br />
Auch beim Großhandel 36 und der Handelsvermittlung 37 handelt es sich um einen<br />
mittelständisch strukturierten Bereich der Wirtschaft – in <strong>Hessen</strong> wie in Deutschland.<br />
Die 15.684 hessischen mittelständischen Unternehmen dieses Handelssegmentes<br />
erzielten im Jahr 2001 einen Umsatz in Höhe von 22,7 Mrd. Euro, dies entspricht einem<br />
Anteil am Gesamtumsatz der Branche von 41,5 % (vgl. Tabelle 22). Wie der<br />
Einzelhandel ist auch der Großhandel von erheblicher Bedeutung für die Beschäftigung<br />
in <strong>Hessen</strong>. 124.811 Beschäftigte – darunter 3.199 Auszubildende – hatten im<br />
36 Großhandel betreibt, wer Handelswaren in eigenem Namen an andere Abnehmer als private Haushalte absetzt. Auch in<br />
eigenständige Unternehmen ausgelagerte Vertriebsfunktionen von Großunternehmen – insofern sie nicht an private<br />
Haushalte liefern – zählen somit zum Großhandel.<br />
37 Hierunter sind Personen und Unternehmen zu verstehen, deren Tätigkeit im Großhandel mit Waren im Namen und auf<br />
Rechnung Dritter besteht.<br />
61
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Jahr 2002 im hessischen Großhandel ihren Arbeitsplatz, wovon 84,2 % der Beschäftigten<br />
und 86,8 % der Auszubildenden dem Mittelstand zuzurechnen sind.<br />
Tabelle 22: Der Mittelstand im Bereich Großhandel und Handelsvermittlung in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Großhandel und<br />
Handelsvermittlung<br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Großhandel und<br />
Handelsvermittlung<br />
Unternehmen 15.684 154 1 99,0 99,7 99,0 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 22.672 31.909 41,5 37,3 37,8 42,1<br />
Betriebe 9.562 41 1 99,6 99,3 99,6 99,4<br />
Beschäftigte 2002 105.079 19.732 84,2 64,5 84,5 68,3<br />
Auszubildende 2.776 423 86,8 70,6 86,3 72,4<br />
1 Auf Grund der abweichenden Berichtsjahre und der unterschiedlichen Erfassungskonzepte von Umsatzsteuer- und Beschäftigtenstatistik<br />
(z.B. regionale Zuordnung) ist es möglich, dass die Zahl der Großunternehmen die der Großbetriebe übersteigt.<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Die Zusammensetzung des Mittelstands im Großhandel und der Handelsvermittlung<br />
nach Umsatz- bzw. Beschäftigtengrößenklassen veranschaulicht Abbildung 25.<br />
Kleinstunternehmen stellen zwar auch im hessischen Großhandel und Handelsvermittlung<br />
den überwiegenden Anteil der Unternehmen, der Anteil von 85,4 % fällt jedoch<br />
im Vergleich zur Wirtschaft insgesamt (94,3 %) deutlich kleiner aus. 38 Dies ist<br />
wesentlich darauf zurückzuführen, dass speziell im Großhandel naturgemäß eher<br />
höhere Umsätze erzielt werden als z.B. im Produzierenden Gewerbe. 39 Die meisten<br />
Beschäftigten des Mittelstands sind in mittleren Betrieben (35,4 %) tätig, auf diese<br />
Größenklasse entfallen mit 37,5 % auch die meisten Auszubildenden.<br />
38 Vgl. Kapitel 4.<br />
39 Diesem Umstand wurde auch in der Mittelstandsdefinition der EU Rechnung getragen. Vgl. hierzu Kapitel 2.<br />
62
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 25: Größenstruktur des Mittelstands im Bereich Großhandel und Handelsvermittlung in <strong>Hessen</strong><br />
Unternehmen (2001)<br />
85,4<br />
10,3<br />
3,3<br />
Umsatz (2001)<br />
8,7<br />
13,2<br />
19,6<br />
Betriebe (2002)<br />
74,8<br />
20,1<br />
4,7<br />
Beschäftigte (2002)<br />
16,6<br />
32,2<br />
35,4<br />
Auszubildende (2002)<br />
14,2<br />
35,0<br />
37,5<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Die im Großhandel und in der Handelsvermittlung tätigen mittelständischen hessischen<br />
Betriebe verzeichneten im Betrachtungszeitraum eine deutlich schlechtere<br />
Entwicklung als die „Großen“ der Branche (vgl. Abbildung 26). Dies gilt insbesondere<br />
für die Zahl der Arbeitsplätze: Bei dem Mittelständlern war die Beschäftigung um<br />
1,8 % geringer als noch drei Jahre zuvor. Hingegen bauten die Großbetriebe ihre<br />
Belegschaft um 13,8 % aus und konnten damit den Arbeitsplatzabbau bei den mittelständischen<br />
Betrieben überkompensieren, so dass die Beschäftigung insgesamt<br />
gesehen zugenommen hat. Ungeachtet der mäßigen Entwicklung bei den „Kleinen“<br />
der Branche schnitten diese zwischen 1999 und 2002 insgesamt gesehen weniger<br />
schlecht ab als im Bundesdurchschnitt.<br />
63
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Abbildung 26: Veränderung im Bereich Großhandel und Handelsvermittlung nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
40<br />
35,6<br />
30<br />
Veränderung in %<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
13,8<br />
10,1<br />
6,3<br />
0,0<br />
-1,8<br />
1,1<br />
-5,6<br />
-7,3<br />
-3,0<br />
-1,2<br />
-4,3<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Den stärksten Rückgang der Betriebszahlen (-6,5 %) und der Beschäftigung<br />
(-5,5 %) verzeichneten die hessischen Kleinstbetriebe des Großhandels und der<br />
Handelsvermittlung (vgl. Tabelle 23). In <strong>Hessen</strong> wie auch in Deutschland insgesamt<br />
verlief die Entwicklung mit steigender Betriebsgrößer freundlicher – im Bezug auf<br />
die Anzahl der Ausbildungsplätze ist hingegen das umgekehrte Muster festzustellen.<br />
Tabelle 23: Veränderung des Bereichs Großhandel und Handelsvermittlung nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – innerhalb des Mittelstands – von 1999 bis 2002<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Kleinst Kleine Mittlere Kleinst Kleine Mittlere<br />
Veränderung 1999-2002 in %<br />
Betriebe -6,5 -2,6 -2,4 -8,3 -4,3 -1,5<br />
Beschäftigte -5,5 -1,9 0,1 -7,5 -3,5 0,2<br />
Auszubildende 7,1 2,2 -1,9 6,3 -0,5 0,2<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
64
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
8.4 Gastgewerbe<br />
129.000 Erwerbstätige zählte das hessische Gastgewerbe im Jahr 2002. Dies entspricht<br />
einem Anteil von 4,3 % an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen in <strong>Hessen</strong><br />
(Deutschland: 4,6 %). Wie beim Handel ist auch beim Gastgewerbe der Wertschöpfungsbeitrag<br />
dieses Wirtschaftszweigs im Vergleich zu seiner Bedeutung für den<br />
Arbeitsmarkt erheblich niedriger: So belief sich der Anteil des Gastgewerbes an der<br />
gesamten Wirtschaftsleistung <strong>Hessen</strong>s im Jahr 2001 auf 1,2 % (Deutschland:<br />
1,1 %).<br />
Tabelle 24: Das mittelständische Gastgewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
Mittelstandsanteil bzw. Selbständigenquote in %<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gastgewerbe Gesamtwirtschaft Gastgewerbe Gesamtwirtschaft<br />
-betriebe<br />
Unternehmen 18.673 9 100,0 99,7 100,0 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 3.742 1.508 71,3 37,3 90,2 42,1<br />
Betriebe 10.918 10 99,9 99,3 99,9 99,4<br />
Beschäftigte 2002 54.603 7.110 88,5 64,5 94,9 68,3<br />
Auszubildende 3.455 205 94,4 70,6 95,9 72,4<br />
Selbständige 2002 19.500<br />
20,7 10,6 20,1 10,0<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Das Gastgewerbe – und hierunter insbesondere das Gaststättengewerbe, welches<br />
anschließend dargestellt wird – gilt als Paradebeispiel für eine mittelständische<br />
Branche. In diesem Bereich der Wirtschaft sind zudem viele Familienunternehmen<br />
anzutreffen. Diese spezifische Größenstruktur der Branche auch in <strong>Hessen</strong> geht aus<br />
Tabelle 24 hervor: Der Anteil des mittelständischen Gastgewerbes liegt für alle<br />
Kenngrößen erheblich über den entsprechenden Mittelstandsanteilen für die hessische<br />
Wirtschaft insgesamt. Einer hohen Anzahl von Kleinst-, kleinen und mittleren<br />
Anbietern (insgesamt 18.673 Unternehmen) stehen lediglich neun Großunternehmen<br />
gegenüber. Diese mittelständischen Unternehmen erwirtschafteten mit 3,7 Mrd.<br />
Euro im Jahr 2001 einen mehr als doppelt so hohen Umsatz wie die Großunternehmen<br />
(1,5 Mrd. Euro). Im Vergleich zum entsprechenden Wert auf Bundesebene<br />
(90,2 %) fällt der Umsatzanteil des Mittelstands in <strong>Hessen</strong> hingegen mit 71,3 % erheblich<br />
niedriger aus. Diese Differenz ist wesentlich auf den großbetrieblich strukturierten<br />
Bereich „Kantinen und Caterer“ zurückzuführen, der in <strong>Hessen</strong> auf Grund<br />
des Flughafens von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist. Im Jahr 2002 waren in<br />
den mittelständischen Betrieben des hessischen Gastgewerbes 54.603 Beschäftigte<br />
einschließlich 3.455 Auszubildender tätig. Damit hatten 88,5 % der Beschäftigten<br />
65
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
und 94,4 % der Auszubildenden des hessischen Gastgewerbes ihren Arbeitsplatz in<br />
einem mittelständischen Betrieb. Im Vergleich zu anderen Branchen vor allem des<br />
Verarbeitenden Gewerbes ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Gastgewerbe<br />
viele Beschäftigte lediglich einer Teilzeitarbeit nachgehen und die Zahl der Beschäftigten<br />
jahreszeitlich schwankt. 40<br />
Wie bereits in der hohen Anzahl der Unternehmen zum Ausdruck kommt, ist das<br />
Gastgewerbe ein Schwerpunkt unternehmerischer Selbständigkeit. So waren im<br />
Jahr 2002 in <strong>Hessen</strong> 19.500 Selbständige im Gastgewerbe tätig, d.h. der Anteil der<br />
Selbständigen an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen mit 20,7 % annähernd doppelt<br />
so hoch wie in der Gesamtwirtschaft.<br />
Abbildung 27: Größenstruktur des mittelständischen Gastgewerbes in <strong>Hessen</strong><br />
0,8<br />
Unternehmen (2001)<br />
99,0<br />
0,1<br />
Umsatz (2001)<br />
54,5<br />
10,2<br />
6,6<br />
Betriebe (2002)<br />
90,0<br />
8,7<br />
1,2<br />
Beschäftigte (2002)<br />
38,7<br />
30,7<br />
19,0<br />
Auszubildende (2002)<br />
21,4<br />
42,2<br />
30,8<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Einen genaueren Einblick in die Struktur des mittelständischen Gastgewerbes ermöglicht<br />
Abbildung 27: Besonders charakteristisch für das Gastgewerbe ist der außerordentlich<br />
hohe Anteil der kleinsten Anbieter an der Gesamtzahl der Unternehmen<br />
(99,0 %), Betriebe (90,0 %) und vor allem am Branchenumsatz (54,5 %). In<br />
keinem anderen der vorgestellten Wirtschaftsbereiche ist der Umsatzbeitrag der<br />
Kleinstunternehmen auch nur annähernd so hoch. In der Chemischen Industrie z.B.<br />
– um das andere Extrem zu nehmen – beträgt dieser 0,6 %. Die Kleinstunternehmen<br />
stellen innerhalb des mittelständischen Gastgewerbes zudem den größten Beschäftigungsanteil<br />
(38,7 %), währenddessen die meisten Auszubildenden (42,2 %)<br />
in den kleinen Betrieben lernen.<br />
40 So beträgt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten im hessischen Gastgewerbe 20,9 % (2002).<br />
66
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 28: Veränderung des Gastgewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand<br />
und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
100<br />
100,0<br />
80<br />
Veränderung in %<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
37,4<br />
25,3<br />
24,1<br />
16,8<br />
8,1 7,2 11,4<br />
8,9<br />
2,5<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong>* Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
* Gastgewerbe insgesamt<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Die Zahl der Betriebe im mittelständischen Gastgewerbe <strong>Hessen</strong>s stieg von 1999<br />
bis 2002 um 2,5 %, die Beschäftigung nahm um 8,1 % zu (vgl. Abbildung 28). Im<br />
Gastgewerbe insgesamt wurden ebenfalls mehr Auszubildende beschäftigt als noch<br />
drei Jahre zuvor (+11,4 %). 41 Das mittelständische Gastgewerbe entwickelte sich<br />
damit insgesamt gesehen dynamischer als im Bundesdurchschnitt. Die außerordentlichen<br />
Wachstumsraten im großbetrieblichen Segment sind vor dem Hintergrund<br />
der im Vergleich zum Mittelstand geringen absoluten Werte zu sehen. So<br />
verbirgt sich hinter dem Zuwachs von 100 % eine Verdoppelung der Zahl der gastgewerblichen<br />
Großbetriebe in <strong>Hessen</strong> von fünf auf zehn.<br />
Innerhalb des mittelständischen Gastgewerbes zeichnete sich insbesondere die<br />
Gruppe der kleinen Betriebe durch eine deutliche Zunahme sowohl der Betriebszahlen<br />
als auch der Beschäftigten und Auszubildenden aus (vgl. Tabelle 25). Dies gilt<br />
für <strong>Hessen</strong> noch mehr als für Deutschland insgesamt.<br />
41 Auf Grund der Geheimhaltung von Einzelangaben ist eine nach Mittelstand und Großbetriebe differenzierte Ausweisung<br />
der Zuwachsrate nicht möglich.<br />
67
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle 25: Veränderung des Gastgewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen – innerhalb des<br />
Mittelstands – von 1999 bis 2002<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Kleinst Kleine Mittlere Kleinst Kleine Mittlere<br />
Veränderung 1999-2002 in %<br />
Betriebe 1,1 19,1 7,5 -1,9 12,6 12,5<br />
Beschäftigte 2,7 21,9 0,4 0,6 14,5 10,7<br />
Auszubildende 14,8 18,1 - 1 6,6 10,5 7,9<br />
1 Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
8.4.1 Beherbergungsgewerbe<br />
Das kleinere Teilsegment des Gastgewerbes bildet das Beherbergungsgewerbe 42 ,<br />
d.h. Hotels, Gasthöfe, Pensionen usw. Jeweils etwa ein Drittel der Unternehmen<br />
(3.463) und der Beschäftigten (16.724) des hessischen mittelständischen Gastgewerbes<br />
sind dem Beherbergungsgewerbe zuzuordnen, aber etwa 70 % bzw. 2.395<br />
der Auszubildenden (vgl. Tabelle 26). Der Umsatz des Mittelstands belief sich im<br />
Jahr 2001 auf 1,2 Mrd. Euro.<br />
Tabelle 26: Das mittelständische Beherbergungsgewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Unternehmen 1 3.463 5 99,9 99,7 100,0 99,7<br />
2001<br />
Umsatz 1 (in Mill. Euro) 1.154 513 69,2 37,3 86,0 42,1<br />
Betriebe 1.604 5 99,7 99,3 99,9 99,4<br />
Beschäftigte 2002 16.742 1.610 91,2 64,5 95,0 68,3<br />
Auszubildende 2.395 160 93,7 70,6 94,6 72,4<br />
1<br />
Ohne "sonstiges Beherbergungsgewerbe"<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Beherbergungsgewerbe<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Beherbergungsgewerbe<br />
Im Vergleich zum mittelständischen Gastgewerbe insgesamt kommt den hessischen<br />
Kleinstanbietern im Beherbergungsgewerbe ein deutlich geringerer Stellenwert zu,<br />
wie die Größenstruktur innerhalb des Mittelstands in Abbildung 29 zeigt. Die Domäne<br />
der Kleinstunternehmen ist mehr das Gaststättengewerbe.<br />
42 Das „sonstige Beherbergungsgewerbe“ (Jugendherbergen, Campingplätze u.ä.) ist auf Grund der Datenlage in den Angaben<br />
zu Umsatz und Unternehmen nicht enthalten und musste dem Gaststättengewerbe zugeordnet werden. Die entstehende<br />
Verzerrung ist allerdings gering, da die Gruppe „sonstiges Beherbergungsgewerbe“ von geringer Bedeutung ist.<br />
68
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 29: Größenstruktur des mittelständischen Beherbergungsgewerbes in <strong>Hessen</strong><br />
Unternehmen* (2001)<br />
97,5<br />
2,1<br />
0,3<br />
Umsatz* (2001)<br />
43,8<br />
15,5<br />
9,9<br />
Betriebe (2002)<br />
75,2<br />
20,1<br />
4,4<br />
Beschäftigte (2002)<br />
20,5<br />
36,7<br />
34,1<br />
Auszubildende (2002)<br />
11,1<br />
43,6<br />
39,1<br />
0 20 40 60 80 100<br />
*Ohne "sonstiges Beherbergungsgewerbe"<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
8.4.2 Gaststättengewerbe 43<br />
Im hessischen Gaststättengewerbe, dem größeren Teilbereich des Gastgewerbes,<br />
waren im Jahr 2001 15.210 mittelständische Unternehmen tätig, die einen Umsatz<br />
von 2,6 Mrd. Euro erzielten (vgl. Tabelle 27). 37.861 Personen einschließlich 1.060<br />
Auszubildender beschäftigten die mittelständischen Betriebe <strong>Hessen</strong>s in diesem Bereich<br />
der Wirtschaft.<br />
Tabelle 27: Das mittelständische Gaststättengewerbe in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Gaststättengewerbe<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Gaststättengewerbe<br />
Unternehmen 1 15.210 4 100,0 99,7 100,0 99,7<br />
2001<br />
Umsatz 1 (in Mill. Euro) 2.587 995 72,2 37,3 91,8 42,1<br />
Betriebe 9.314 5 99,9 99,3 100,0 99,4<br />
Beschäftigte 2002 37.861 5.500 87,3 64,5 94,9 68,3<br />
Auszubildende 1.060 45 95,9 70,6 98,1 72,4<br />
1 Einschließlich "sonstiges Beherbergungsgewerbe"<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
43 Einschließlich des „sonstigen Beherbergungsgewerbes“. Vgl. die vorhergehende Fußnote.<br />
69
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Im Gaststättengewerbe dominieren eindeutig die Kleinst- und kleinen Marktteilnehmer,<br />
auf die zusammen z.B. 84,3 % der Auszubildenden und 74,6 % der Beschäftigten<br />
entfallen (vgl. Abbildung 30). Die „großen“ Mittelständler sind in Relation zum<br />
Beherbergungsgewerbe hingegen deutlich weniger bedeutend. Dies kann neben einer<br />
größenspezifischen Spezialisierung auch darauf zurückzuführen sein, dass größere<br />
Unternehmen sowohl Beherbergungsleistungen anbieten als auch Gastronomie<br />
betreiben und dabei der wirtschaftliche Schwerpunkt auf der Beherbergung<br />
liegt.<br />
Abbildung 30: Größenstruktur des mittelständischen Gaststättengewerbes in <strong>Hessen</strong><br />
0,5<br />
Unternehmen* (2001)<br />
99,4<br />
0,1<br />
Umsatz* (2001)<br />
59,4<br />
7,7<br />
5,1<br />
Betriebe (2002)<br />
92,6<br />
6,7<br />
0,6<br />
Beschäftigte (2002)<br />
46,4<br />
28,2<br />
12,6<br />
Auszubildende (2002)<br />
45,2<br />
39,1<br />
11,7<br />
0 20 40 60 80 100<br />
*Einschließlich "sonstiges Beherbergungsgewerbe"<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
8.5 Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />
Der Wirtschaftsbereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung trug im Jahr 2001<br />
9,6 % zur gesamten Wirtschaftsleistung <strong>Hessen</strong>s (gemessen an der realen Bruttowertschöpfung)<br />
bei und war damit bedeutender als im Bundesdurchschnitt (8,2 %),<br />
was wesentlich auf die starke Stellung <strong>Hessen</strong>s im Luftverkehr zurückzuführen ist.<br />
Die Anzahl der Erwerbstätigen belief sich auf 207.200 Personen (Jahr 2002), dies<br />
entspricht einem Anteil an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen in <strong>Hessen</strong> von 6,9 %<br />
(Deutschland: 5,4 %).<br />
70
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle 28: Der Mittelstand im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil bzw. Selbständigenquote in %<br />
Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Unternehmen 9.783 37 99,6 99,7 99,8 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 6.142 22.089 21,8 37,3 33,6 42,1<br />
Betriebe 8.463 77 99,1 99,3 99,3 99,4<br />
Beschäftigte 2002 87.123 74.524 53,9 64,5 70,1 68,3<br />
Auszubildende 2.183 2.528 46,3 70,6 62,6 72,4<br />
Selbständige 2002 10.300<br />
5,2 10,6 6,9 10,0<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />
Der Sektor Verkehr und Nachrichtenübermittlung ist deutlich geringer von Mittelständlern<br />
geprägt als die Wirtschaft insgesamt: Alle in Tabelle 28 aufgeführten<br />
Kenngrößen liegen für dieses Segment der hessischen Wirtschaft zum Teil erheblich<br />
unterhalb der entsprechenden Mittelstandsanteile an der Gesamtwirtschaft. Besonders<br />
stark ist die Abweichung beim Umsatz, bei dem sich der Mittelstandsanteil<br />
lediglich auf 21,8 % bzw. 6,1 Mrd. Euro summiert (Gesamtwirtschaft: 37,3 %) und<br />
beim Beitrag zur Ausbildung (Mittelstand Verkehr und Nachrichtenübermittlung:<br />
46,3 % bzw. 2.183 Auszubildende, Gesamtwirtschaft: 70,6 %). Im Bereich Verkehr<br />
und Nachrichtenübermittlung waren im Jahr 2002 in mittelständischen Betrieben<br />
87.123 Beschäftigte tätig. Der Blick auf Deutschland insgesamt zeigt, dass die Konzentration<br />
im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung in <strong>Hessen</strong> im Bundesvergleich<br />
zudem noch besonders hoch ausfällt.<br />
Der hohe Stellenwert von Großunternehmen in diesem Bereich der hessischen<br />
Wirtschaft spiegelt sich auch in der Selbständigenquote wider, die mit 5,2 % nur<br />
halb so hoch ist wie in der Gesamtwirtschaft (10,6 %). Im Jahr 2002 umfasste der<br />
Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung in <strong>Hessen</strong> 10.300 Selbständige.<br />
71
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Abbildung 31: Größenstruktur des Mittelstands im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung in <strong>Hessen</strong><br />
Unternehmen (2001)<br />
94,3<br />
4,3<br />
1,1<br />
Umsatz (2001)<br />
7,9<br />
6,2<br />
7,7<br />
Betriebe (2002)<br />
75,6<br />
19,3<br />
4,2<br />
Beschäftigte (2002)<br />
11,6<br />
20,3<br />
22,0<br />
Auszubildende (2002)<br />
11,1<br />
13,4<br />
21,9<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Die Struktur des Mittelstands im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung in<br />
Abbildung 31 zeigt im Bezug auf die Kenngrößen Unternehmen, Umsatz und Betriebe<br />
keine wesentlichen Abweichungen von der Struktur des hessischen Mittelstands<br />
insgesamt: Kleinstunternehmen (94,3 %) bzw. Kleinstbetriebe (75,6 %)<br />
stellen die überwiegende Mehrheit innerhalb des Mittelstands und der Umsatz entfällt<br />
zu gleichen Teilen auf Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (je etwa 7 %).<br />
Unterschiede ergeben sich im Hinblick auf Beschäftigte und Auszubildende. So<br />
zeichnen sich die hessischen Kleinst- und Kleinbetriebe insgesamt durch einen ü-<br />
berdurchschnittlich hohen Beitrag zur Ausbildung aus – in dem Sinne, dass ihr Anteil<br />
an der Gesamtzahl der Auszubildenden <strong>Hessen</strong>s den entsprechenden Beschäftigtenanteil<br />
deutlich übersteigt. Dieses Muster trifft für den Sektor Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />
so nicht zu.<br />
Wird die Entwicklung des Mittelstands im Sektor Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />
von 1999 bis 2002 der der Großbetriebe gegenübergestellt, so lässt sich innerhalb<br />
<strong>Hessen</strong>s kein durchgängiges Muster erkennen (vgl. Abbildung 32). Sowohl der<br />
Mittelstand als auch die Großbetriebe in diesem Wirtschaftsbereich konnten allerdings<br />
ein wesentlich dynamischeres Wachstum verzeichnen als die hessische Wirtschaft<br />
insgesamt. Stieg z.B. die Anzahl der Beschäftigten im hessischen Mittelstand<br />
insgesamt im Untersuchungszeitraum lediglich um 3,2 %, so beschäftigten die mittelständischen<br />
Betriebe im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung 11,5 %<br />
mehr Arbeitskräfte. Positiv fällt auch die Entwicklung der Ausbildungszahlen aus:<br />
Der Mittelstand insgesamt bildete im Jahr 2002 weniger Auszubildende (-4,6 %) aus<br />
72
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
als noch vier Jahre zuvor, im Segment Verkehr und Nachrichtenübermittlung waren<br />
in den mittelständischen Betrieben hingegen 2,7 % mehr Auszubildende beschäftigt.<br />
Mit Ausnahme der Entwicklung der Ausbildungszahlen schneidet der hessische Mittelstand<br />
auch positiver ab als im Bundesdurchschnitt. Die positive Entwicklung wurde<br />
– wiederum mit Ausnahme des Ausbildungsbereichs – insbesondere von den<br />
mittleren Unternehmen getragen (vgl. Tabelle 29). Die starke Zunahme der Auszubildendenzahl<br />
bei den hessischen Kleinstbetrieben im Sektor Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />
(+37,4 %) ist vor dem Hintergrund der geringen absoluten Anzahl<br />
(2002: 522 Auszubildende) zu relativieren.<br />
Abbildung 32: Veränderung des Bereichs Verkehr und Nachrichtenübermittlung nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
20<br />
Veränderung in %<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
5,0<br />
10,0<br />
-0,6<br />
-2,7<br />
11,5<br />
9,2<br />
8,4<br />
-5,5<br />
2,7<br />
7,6<br />
11,3<br />
-20<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Tabelle 29: Veränderung im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – innerhalb des Mittelstands – von 1999 bis 2002<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Kleinst Kleine Mittlere Kleinst Kleine Mittlere<br />
Veränderung 1999-2002 in %<br />
Betriebe 2,5 12,7 19,8 -2,7 5,5 15,7<br />
Beschäftigte 4,6 12,6 14,5 0,1 6,7 16,0<br />
Auszubildende 37,4 8,6 -11,5 11,3 12,4 10,6<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
73
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
8.6 Weitere Dienstleistungen<br />
Neben den „klassischen“ Dienstleistungen Handel, Gastgewerbe sowie Verkehr und<br />
Nachrichtenübermittlung existiert noch eine Vielzahl weiterer Dienstleistungen. Von<br />
diesen werden unter dem Blickwinkel des Mittelstands in den nachfolgenden Kapiteln<br />
ausgewählte Bereiche vorgestellt.<br />
Tabelle 30 veranschaulicht die große wirtschaftliche Bedeutung dieses Teils des<br />
Dienstleistungssektors. Hierbei handelt es sich um einen sehr heterogenen Dienstleistungsbereich,<br />
der auch Wirtschaftsbereiche umfasst, die unter dem Gesichtspunkt<br />
des Mittelstandsbegriffs ohne Bedeutung sind (z.B. Dienstleistungen des<br />
Staates). Dies gilt auch weitestgehend für das Finanzgewerbe, da dieses durch<br />
Großbanken bzw. durch den öffentlichen und genossenschaftlichen Sektor charakterisiert<br />
ist. Wenn somit auch in Tabelle 30 nur sehr eingeschränkt vom Mittelstand<br />
gesprochen werden kann – deshalb wurde der Begriff in Anführungszeichen gesetzt<br />
– so gibt diese doch eine grobe Vorstellung von der Größenstruktur in diesem Bereich,<br />
der an Hand der nachfolgenden Auswahl näher beleuchtet wird.<br />
Hierbei wird auf die in <strong>Hessen</strong> besonders stark vertretenen, wissensintensiven unternehmensorientierten<br />
Dienstleistungen fokussiert, die durch zum Teil außerordentlich<br />
hohe Wachstumsraten gekennzeichnet sind. Im Einzelnen werden in den folgenden<br />
Kapiteln dargestellt:<br />
• Datenbanken und Datenverarbeitung,<br />
• Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen mit den Untergruppen:<br />
– Unternehmensberatung, Public-Relations-Beratung, Werbung,<br />
– Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,<br />
– Architektur- und Ingenieurbüros.<br />
Die haushaltsorientierten Dienstleistungen werden hingegen – über die bereits analysierten<br />
Bereiche wie Gaststättengewerbe usw. hinaus – nicht thematisiert, da zum<br />
einen ein wesentlicher Teil dieser Dienstleistungen vom Staat bereitgestellt wird<br />
(z.B. Schulen, Kinderbetreuung, Gesundheitswesen) und zum anderen die Datenlage<br />
in diesem Bereich unbefriedigend ist.<br />
74
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle 30: Der „Mittelstand“ im Bereich der weiteren Dienstleistungen in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
Jahr<br />
"Mittelstand"<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
weitere<br />
Dienstleistungen<br />
Deutschland<br />
"Mittelstands"anteil bzw. Selbständigenquote in %<br />
weitere<br />
Dienstleistungen<br />
Unternehmen 101.985 236 99,8 99,7 99,9 1 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 42.136 56.098 42,9 37,3 60,7 1 42,1<br />
Betriebe 63.579 546 99,1 99,3 99,3 99,4<br />
Beschäftigte 2002 600.236 369.471 61,9 64,5 65,5 68,3<br />
Auszubildende 28.452 16.607 63,1 70,6 63,3 72,4<br />
Selbständige 2002 140.500<br />
11,3 10,6 10,0 10,0<br />
1<br />
Wegen Geheimhaltung von Einzelangaben konnte bei den Wirtschaftsbereichen "Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung"<br />
sowie "Erziehung und Unterricht" keine Differenzierung zwischen Mittelstand und Großunternehmen vorgenommen werden. Die entstehende<br />
Verzerrung ist angesichts der geringen Anzahl von Großunternehmen und des geringen Umsatzes dieser beiden Bereiche sehr gering.<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Gesamtwirtschaft<br />
8.6.1 Datenverarbeitung und Datenbanken<br />
Der Bereich Datenverarbeitung und Datenbanken zeichnet sich durch den sehr hohen<br />
Umsatzanteil aus, der auf die mittelständischen Betriebe entfällt: Die hessischen<br />
Mittelständler erwirtschafteten im Jahr 2001 65,4 % bzw. 3,0 Mrd. Euro des<br />
Branchenumsatzes und damit wesentlich mehr als die 13 Großunternehmen der<br />
Branche, die 1,6 Mrd. Euro Umsatz erzielten (vgl. Tabelle 31). Im Durchschnitt der<br />
hessischen Wirtschaft erreicht der Mittelstand nur einen wesentlich geringeren Umsatzanteil<br />
von 37,3 %. 25.593 Beschäftigte waren im Bereich Datenverarbeitung und<br />
Datenbanken in mittelständischen Betrieben tätig, mehr als doppelt so viele Beschäftigte<br />
wie bei den „Großen“ der Branche. Die Anzahl der Auszubildenden ist mit<br />
962 Personen bei den Kleinst-, kleinen und mittleren Betrieben sowie 276 Auszubildenden<br />
bei den Großbetrieben verhältnismäßig gering.<br />
Tabelle 31: Der Mittelstand im Bereich der Datenverarbeitung und Datenbanken in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Datenverarbeitung und<br />
Datenbanken<br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Datenverarbeitung und<br />
Datenbanken<br />
Unternehmen 5.424 13 99,8 99,7 99,8 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 3.041 1.608 65,4 37,3 59,5 42,1<br />
Betriebe 2.836 22 99,2 99,3 99,3 99,4<br />
Beschäftigte 2002 25.593 12.832 67,5 64,5 71,4 68,3<br />
Auszubildende 962 276 77,7 70,6 84,0 72,4<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Gesamtwirtschaft<br />
75
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Dieses Segment der hessischen Wirtschaft verzeichnete im Untersuchungszeitraum<br />
von 1999 bis 2002 ein außerordentlich hohes Wachstum, wie in Abbildung 33 eindruckvoll<br />
dargestellt ist. So nahm die Zahl der mittelständischen Betriebe um 35,7 %<br />
zu, was auf eine erhebliche Gründungsdynamik schließen lässt. Auch die Anzahl<br />
der Beschäftigten bei den mittelständischen Betrieben hat sich erheblich erhöht und<br />
lag im Jahr 2002 um 30,8 % über dem Beschäftigungsstand des Jahres 1999. Der<br />
starke Anstieg der Auszubildendenzahlen – die aus Gründen der Geheimhaltung für<br />
<strong>Hessen</strong> nicht getrennt nach Mittelstand und Großbetrieben ausgewiesen werden<br />
können – um 101,3 % ist vor dem Hintergrund der vergleichsweise niedrigen Ausgangswerte<br />
allerdings zu relativieren. Nichtsdestotrotz ist eine Verdoppelung der<br />
Ausbildungsplätze in der Branche entgegen dem Trend in der hessischen Wirtschaft<br />
insgesamt ein außerordentlicher Beitrag zur beruflichen Ausbildung in <strong>Hessen</strong>.<br />
Abbildung 33: Veränderung im Bereich Datenverarbeitung und Datenbanken nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
150<br />
Veränderung in %<br />
100<br />
50<br />
35,7 37,5 34,3<br />
52,5 54,9 52,7<br />
30,8<br />
37,3<br />
101,3<br />
107,4<br />
94,7<br />
0<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong>* Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
* Datenverarbeitung und<br />
Datenbanken insgesamt<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
8.6.2 Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen<br />
Die unternehmensorientierten Dienstleistungen sind eine der Stärken der hessischen<br />
Wirtschaft und zeichneten wesentlich für das Wachstum der hessischen Wirtschaft<br />
in den letzten Jahren verantwortlich. Unternehmensorientierte Dienstleister<br />
erbringen in erheblichem Umfang Dienstleistungen für das Produzierende Gewerbe<br />
aber auch für andere Dienstleister. Leistungsfähige unternehmensorientierte<br />
Dienstleister sind für das Produzierende Gewerbe unerlässlich – genau wie umge-<br />
76
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
kehrt das Produzierende Gewerbe wichtiger Wachstumsmotor der Dienstleister ist.<br />
233.983 Beschäftigte hatten in diesem Teil des Dienstleistungssektors im Jahr 2002<br />
ihren Arbeitsplatz – etwa halb so viele Personen wie im Verarbeitenden Gewerbe<br />
<strong>Hessen</strong>s. Bei der Erbringung von Dienstleistungen (überwiegend) für Unternehmen<br />
kommt dem Mittelstand eine wichtige Rolle zu, wie Tabelle 32 verdeutlicht: So liegen<br />
die Mittelstandsanteile für diesen Wirtschaftsbereich über den Vergleichswerten<br />
für die hessische Wirtschaft insgesamt. 172.998 bzw. 73,9 % der Beschäftigten der<br />
unternehmensorientierten Dienstleister <strong>Hessen</strong>s arbeiten in mittelständischen Betrieben,<br />
bei den Auszubildenden liegt der entsprechende Anteil mit 80,0 % noch höher.<br />
Die mittelständischen Unternehmen erwirtschafteten im Jahr 2001 19,5 Mrd.<br />
Euro (38,6 % des Gesamtumsatzes des Wirtschaftszweigs). Im Vergleich zu<br />
Deutschland insgesamt sind die unternehmensorientierten Dienstleister <strong>Hessen</strong>s<br />
stärker von Großunternehmen bzw. Großbetrieben geprägt, was insbesondere an<br />
Hand des Umsatzkriteriums deutlich wird: Dem Mittelstandsanteil in <strong>Hessen</strong> von<br />
38,6 % steht im Bundesdurchschnitt ein Wert von 57,8 % gegenüber.<br />
Tabelle 32: Der Mittelstand im Bereich der Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen im Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Dienstleistungen<br />
überw. f. Unternehmen<br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil bzw. Selbständigenquote in %<br />
Dienstleistungen<br />
überw. f. Unternehmen<br />
Unternehmen 41.562 128 1 99,7 99,7 99,9 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 19.527 31.034 38,6 37,3 57,8 42,1<br />
Betriebe 19.908 98 1 99,5 99,3 99,7 99,4<br />
Beschäftigte 2002 172.998 60.985 73,9 64,5 82,5 68,3<br />
Auszubildende 5.402 1.354 80,0 70,6 90,7 72,4<br />
Selbständige 2002 49.600<br />
23,2 10,6 21,2 10,0<br />
1 Auf Grund der abweichenden Berichtsjahre und der unterschiedlichen Erfassungskonzepte von Umsatzsteuer- und Beschäftigtenstatistik<br />
(z.B. regionale Zuordnung) ist es möglich, dass die Zahl der Großunternehmen die der Großbetriebe übersteigt.<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Dienstleistungen für Unternehmen werden zu einem großen Teil von Selbständigen,<br />
hierunter vielen Freiberuflern und „Ein-Mann“- bzw. „Ein-Frau“-Unternehmen erbracht.<br />
49.600 Personen waren im Jahr 2002 in diesem Bereich der hessischen<br />
Wirtschaft als Selbständige tätig. Dies entspricht einer mehr als doppelt so hohen<br />
Selbständigenquote (23,2 %) wie im Durchschnitt der hessischen Wirtschaft<br />
(10,6 %). Zum Vergleich: Im Gastgewerbe – ein Bereich der Wirtschaft, der in der<br />
Regel sofort mit Selbständigkeit assoziiert wird – sind „nur“ 20,7 % der Erwerbstätigen<br />
Selbständige und die Anzahl der Selbständigen ist mit 19.500 Personen erheblich<br />
niedriger als bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen.<br />
77
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Abbildung 34: Größenstruktur des Mittelstands im Bereich der Dienstleistungen überwiegend für<br />
Unternehmen in <strong>Hessen</strong><br />
Unternehmen (2001)<br />
95,7<br />
3,4<br />
0,6<br />
Umsatz (2001)<br />
16,5<br />
11,0<br />
11,2<br />
Betriebe (2002)<br />
81,9<br />
14,1<br />
3,6<br />
Beschäftigte (2002)<br />
19,3<br />
23,9<br />
30,8<br />
Auszubildende (2002)<br />
38,8<br />
28,5<br />
12,6<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil in %<br />
Kleinst Kleine Mittlere<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Gemessen an Unternehmen, Umsatz und Betrieben weicht die Struktur innerhalb<br />
des Mittelstands bei den unternehmensorientierten Dienstleistern <strong>Hessen</strong>s nur unwesentlich<br />
von der Wirtschaft insgesamt ab (vgl. Abbildung 34): Hier wie dort<br />
bestimmen Kleinstunternehmen und -betriebe das Bild, und der Umsatz des Mittelstands<br />
verteilt sich zu etwa gleichen Teilen auf Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen.<br />
Unterschiedlich ist hingegen die Relation von Beschäftigten zu Auszubildenden,<br />
wobei einmal mehr die herausragende Bedeutung der Kleinstunternehmen<br />
bei der Bereitstellung von Arbeitsplätzen hervorzuheben ist: Auf diese entfallen bei<br />
den unternehmensorientierten Dienstleistern 19,3 % der Beschäftigten, aber mit<br />
38,8 % ein doppelt so hoher Anteil der Auszubildenden – während die entsprechenden<br />
Vergleichswerte für die Gesamtwirtschaft bei 16,7 % bzw. nur 24,0 % liegen. 44<br />
Umgekehrtes gilt für die mittleren Unternehmen: In der hessischen Wirtschaft insgesamt<br />
haben 26,3 % der Beschäftigten und 23,2 % der Auszubildenden dort ihren<br />
Arbeitsplatz – bei den unternehmensorientierten Dienstleistern ist die Beschäftigungsanteil<br />
mit 30,8 % höher, der Beitrag der mittleren Betriebe zur Ausbildung allerdings<br />
nur etwa halb so hoch (12,6 %) wie im Durchschnitt der hessischen Wirtschaft.<br />
45<br />
44 Vgl. Kapitel 4.<br />
45 Vgl. Kapitel 4.<br />
78
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 35: Veränderung im Bereich der Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen<br />
nach Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe –<br />
von 1999 bis 2002<br />
30<br />
23,3 23,8<br />
26,2<br />
27,7<br />
Veränderung in %<br />
20<br />
10<br />
10,3<br />
16,7<br />
7,7<br />
20,4<br />
12,4<br />
9,4<br />
8,4<br />
3,1<br />
0<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Das Wachstum bei den unternehmensorientierten Dienstleistern war außerordentlich<br />
hoch und übertraf im Untersuchungszeitraum von 1999 bis 2002 die Wachstumsdynamik<br />
der hessischen Wirtschaft insgesamt um ein Vielfaches (vgl. Abbildung<br />
35): So – um nur ein Beispiel zu nennen – waren bei den mittelständischen<br />
hessischen Betrieben im Jahr 2002 durchschnittlich 3,2 % mehr Beschäftigte tätig<br />
als noch drei Jahre zuvor. 46 Hingegen verzeichneten die unternehmensorientierten<br />
Dienstleister ein stattliches Beschäftigungsplus in Höhe von 20,4 %. Der Mittelstand<br />
in diesem Segment der hessischen Wirtschaft entwickelte sich nochmals lebhafter<br />
ab als die ohnehin schon sehr positive Entwicklung auf Bundesebene: Die Zahl der<br />
mittelständischen Betriebe erhöhte sich in <strong>Hessen</strong> um 10,3 % (Deutschland: 7,7 %),<br />
die Beschäftigung – wie bereits genannt – um 20,4 % (Deutschland: 12,4 %) und die<br />
Zahl der Ausbildungsplätze um 9,4 % gegenüber einer Zunahme von 3,1 % im Bundesdurchschnitt.<br />
So hoch die Zuwächse im mittelständischen Segment auch sind,<br />
werden diese allerdings durch die Großbetriebe nochmals übertroffen: Dies gilt besonders<br />
für die Zahl der Ausbildungsplätze: Einem Anstieg von 27,7 % bei den<br />
„Großen“ der Branche stehen „nur“ 9,4 % beim Mittelstand gegenüber.<br />
46 Vgl. Kapitel 4.<br />
79
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle 33: Veränderung im Bereich der Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – innerhalb des Mittelstands – von 1999 bis 2002<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Kleinst Kleine Mittlere Kleinst Kleine Mittlere<br />
Veränderung 1999-2002 in %<br />
Betriebe 9,3 12,2 30,2 6,8 11,4 18,3<br />
Beschäftigte 10,4 13,6 34,3 5,1 13,7 17,4<br />
Auszubildende 0,5 10,0 47,5 -3,2 4,7 28,1<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Nicht nur zwischen Mittelstand und Großbetrieben, sondern auch innerhalb des Mittelstands<br />
war die Wachstumsdynamik zwischen 1999 und 2002 unterschiedlich<br />
stark ausgeprägt, die Abweichungen waren zum Teil erheblich (vgl. Tabelle 33): So<br />
erhöhte sich die Anzahl der hessischen Kleinstbetriebe bei den unternehmensorientierten<br />
Dienstleistern um 9,3 %, die der kleinen Betriebe um 12,2 % und es wurden<br />
gar 30,2 % mehr mittlere Unternehmen gezählt als noch drei Jahre zuvor. Die gleiche<br />
Tendenz trifft auch für Beschäftigung und Ausbildung bei den mittelständischen<br />
unternehmensorientierten Dienstleistern zu, wobei bzgl. der Zunahme der Ausbildungsplätze<br />
die Diskrepanz zwischen den Kleinstunternehmen (+0,5 %) und den<br />
mittleren Unternehmen (+47,5 %) am stärksten ausfällt. Der anhand von Abbildung<br />
35 aufgezeigte Wachstumsvorsprung des hessischen Mittelstands vor Deutschland<br />
insgesamt steht zudem auf breiter Basis: Nahezu ausnahmslos liegen die in Tabelle<br />
33 angegeben Zuwachsraten für die hessischen unternehmensorientierten Dienstleister<br />
über dem Bundesdurchschnitt.<br />
8.6.2.1 Unternehmensberatung, Public-Relations-Beratung, Werbung<br />
Wichtige unternehmensorientierte Dienstleistungen sind die Unternehmens- und<br />
PR-Beratung sowie die Werbung, wobei die Übergänge zum Teil fließend sind. Wie<br />
bei den Datenbanken und der Datenverarbeitung zeigt sich auch bei der Unternehmensberatung,<br />
PR-Beratung und Werbung der hohe Stellenwert der Mittelständler<br />
an Hand des erheblichen Umsatzes, den diese erlösen (vgl. Tabelle 34). So entfallen<br />
auf mittelständische Unternehmen 4,4 Mrd. Euro Umsatz (2001), dies entspricht<br />
einem Umsatzanteil von 59,2 % – ein Wert der erheblich über dem Mittelstandsanteil<br />
für die hessische Wirtschaft insgesamt (37,3 %) liegt. 33.027 Beschäftigte – darunter<br />
1.219 Auszubildende – in Unternehmens-, PR-Beratungen und Werbung hatten<br />
in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2002 ihren Arbeitsplatz bei einem mittelständischen Betrieb,<br />
währenddessen nur 14.426 Beschäftigte einschließlich 407 Auszubildender bei den<br />
„Großen“ arbeiteten. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ist die Branche in <strong>Hessen</strong><br />
deutlich weniger mittelständisch geprägt: z.B. sind 79,9 % der Beschäftigten der<br />
80
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Branche auf Bundesebene bei einem mittelständischen Betrieb tätig, in <strong>Hessen</strong> hingegen<br />
nur 69,6 %.<br />
Tabelle 34: Der Mittelstand im Bereich Unternehmensberatung, PR-Beratung, Werbung in <strong>Hessen</strong> im<br />
Überblick<br />
Jahr<br />
Mittelstand<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Großunternehmen<br />
bzw.<br />
-betriebe<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Unternehmens-, PRberatung,<br />
Werbung<br />
Deutschland<br />
Mittelstandsanteil in %<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Unternehmens-, PRberatung,<br />
Werbung<br />
Unternehmen 8.642 15 99,8 99,7 99,9 99,7<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 4.401 3.028 59,2 37,3 65,6 42,1<br />
Betriebe 4.450 22 99,5 99,3 99,8 99,4<br />
Beschäftigte 2002 33.027 14.426 69,6 64,5 79,9 68,3<br />
Auszubildende 1.219 407 75,0 70,6 86,1 72,4<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Der Bereich Unternehmensberatung, PR-Beratung und Werbung verzeichnete in<br />
<strong>Hessen</strong> nicht nur ein im Verhältnis zur hessischen Gesamtwirtschaft überdurchschnittliches<br />
Wachstum, sondern expandierte zudem stärker als die ohnehin schon<br />
dynamisch wachsenden unternehmensorientierten Dienstleistungen (vgl. Abbildung<br />
36). In den mittelständischen Betrieben der Branche in <strong>Hessen</strong> waren im Jahr 2002<br />
28,0 % mehr Beschäftigte tätig, als noch im Jahr 1999 (Deutschland: 31,3 %), in<br />
den Großbetrieben sogar 40,1 % (Deutschland: 54,6 %). Bemerkenswert sind ebenfalls<br />
die Zunahme der mittelständischen Betriebe um 21,2 % sowie die mit 78,3 %<br />
Zuwachs erheblich gestiegenen Ausbildungszahlen (getrennter Ausweis auf Grund<br />
der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht möglich).<br />
81
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Abbildung 36: Veränderung im Bereich Unternehmensberatung, PR-Beratung, Werbung nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
100<br />
78,3<br />
Veränderung in %<br />
50<br />
21,2<br />
10,0<br />
19,0<br />
36,4<br />
28,0<br />
40,1<br />
31,3<br />
54,6<br />
58,7<br />
52,3<br />
0<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong>* Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Mittelstand<br />
* insgesamt<br />
Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
8.6.2.2 Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung<br />
Klassisch mittelständische Dienstleistungsbereiche mit einem hohen Anteil von freiberuflich<br />
Tätigen sind die Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung.<br />
Mit den vorliegenden Daten ist es auf Grund der Geheimhaltung von Einzelangaben<br />
leider nicht möglich, den Mittelstand in der Definition der EU abzugrenzen, sondern<br />
lediglich die Kleinst- und kleinen Unternehmen einerseits, sowie die mittleren und<br />
Großunternehmen andererseits.<br />
Tabelle 35 unterstreicht die in diesem Sinne mittelständische Prägung dieses Teilsektors<br />
der hessischen Wirtschaft: 25.206 Personen – davon 2.318 Auszubildende<br />
– waren im Jahr 2002 bei Kleinst- und kleinen Betrieben bzw. Kanzleien der Branche<br />
beschäftigt und lediglich 8.863 Personen einschließlich 220 Auszubildende bei<br />
mittleren und großen Betrieben. Auf die 7.945 Unternehmen im Bereich Rechtsberatung,<br />
Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung entfielen im Jahr 2001 48,3 % des<br />
Umsatzes der Branche – bzw. 2,4 Mrd. Euro.<br />
82
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle 35: Die Kleinst- und kleinen Unternehmen bzw. Betriebe im Bereich Rechtsberatung,<br />
Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
Jahr<br />
Kleinst- u.<br />
kleine<br />
Mittlere und<br />
Groß-<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Rechts-, Steuerberatung,<br />
Wirtschaftsprüf.<br />
Deutschland<br />
Anteil Kleinst- und kleine in %<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Rechts-, Steuerberatung,<br />
Wirtschaftsprüf.<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Unternehmen 7.945 24 99,7 98,6 99,9 1 98,7 1<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 2.362 2.533 48,3 24,5 80,3 1 27,8 1<br />
Betriebe 5.094 44 99,1 95,6 99,5 95,9<br />
Beschäftigte 2002 25.206 8.863 74,0 38,1 87,5 41,9<br />
Auszubildende 2.318 220 91,3 47,4 96,2 48,8<br />
1 Angaben für das Jahr 2000<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Abbildung 37: Entwicklung im Bereich Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung<br />
nach Beschäftigtengrößenklassen – Kleinst- und kleine Betriebe sowie Mittlere<br />
und Großbetriebe – von 1999 bis 2002<br />
120<br />
109,5<br />
Veränderung in %<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
75,2<br />
47,7<br />
37,5<br />
35,6<br />
28,0<br />
2,7 3,4<br />
2,3 1,5<br />
5,0 7,7<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Kleinst- und kleine Betriebe<br />
Mittlere und Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
Abbildung 37 zeigt, dass das Wachstum bei der Gruppe der mittleren und großen<br />
Betriebe in <strong>Hessen</strong> wie in Deutschland insgesamt um ein Vielfaches stärker war als<br />
bei den Kleinst- und kleinen Betrieben. So lag die Beschäftigung in <strong>Hessen</strong> im Jahr<br />
2002 bei den mittleren und Großbetrieben um 75,2 % höher als noch drei Jahre zuvor<br />
und auch im Bundesdurchschnitt wurde noch ein erheblicher Zuwachs von<br />
83
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
47,7 % erreicht. In <strong>Hessen</strong> wurden gar mehr als doppelt so viele Auszubildende in<br />
mittleren und großen Betrieben ausgebildet als im Jahr 1999, wenn auch dieses<br />
Wachstum nur einer absoluten Zunahme von 115 Ausbildungsplätzen entspricht.<br />
Die Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Auszubildenden bei den Kleinst- und kleinen<br />
Betrieben stieg hingegen nur geringfügig an, d.h. im Untersuchungszeitraum ist<br />
ein ausgeprägter Trend hin zu größeren Einheiten festzustellen.<br />
Tabelle 36: Die Kleinst- und kleinen Unternehmen bzw. Betriebe im Bereich der Architektur- und<br />
Ingenieurbüros in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
Jahr<br />
Kleinst- u.<br />
kleine<br />
Mittlere und<br />
Groß-<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Architektur- und<br />
Ingenieurbüros<br />
Deutschland<br />
Anteil Kleinst- und kleine in %<br />
Architektur- und<br />
Ingenieurbüros<br />
8.6.2.3 Architektur- und Ingenieurbüros<br />
Auch bei den Architektur- und Ingenieurbüros ist es auf Grund der Geheimhaltung<br />
von Einzelangaben nicht möglich, den Mittelstand in der Definition der EU abzugrenzen.<br />
Es wird deshalb lediglich zwischen Kleinst- und kleinen Unternehmen einerseits,<br />
sowie mittleren und Großunternehmen andererseits differenziert.<br />
Die Kleinst- und kleinen hessischen Architektur- und Ingenieurbüros – darunter viele<br />
„Ein-Mann“- bzw. „Ein-Frau“-Unternehmen – erlösten mit insgesamt 2,3 Mrd. Euro<br />
im Jahr 2001 einen mehr als doppelt so hohen Umsatz wie die 22 großen Unternehmen<br />
der Branche – ein eindeutiges Zeichen für die mittelständische Prägung<br />
dieses Wirtschaftsbereichs in <strong>Hessen</strong> (vgl. Tabelle 36). Auch beschäftigten die<br />
Kleinst- und kleinen Büros mehr Personen (15.771 einschließlich 442 Auszubildende)<br />
als die mittleren und großen Anbieter der Branche in <strong>Hessen</strong> (13.509, davon<br />
382 Auszubildende). Wie bei allen dargestellten unternehmensorientierten Dienstleistungen<br />
ist auch bei den Architekten- und Ingenieurbüros die Größenstruktur in<br />
<strong>Hessen</strong> im Vergleich zum Bundesdurchschnitt stärker durch größere Anbieter geprägt.<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Unternehmen 8.446 22 99,7 98,6 99,8 1 98,7 1<br />
2001<br />
Umsatz (in Mill. Euro) 2.308 1.062 68,5 24,5 81,8 1 27,8 1<br />
Betriebe 3.382 82 97,6 95,6 98,5 95,9<br />
Beschäftigte 2002 15.771 13.509 53,9 38,1 72,3 41,9<br />
Auszubildende 442 382 53,6 47,4 73,5 48,8<br />
1 Angaben für das Jahr 2000<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
84
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Die nach Beschäftigungsgrößenklassen differenzierte Darstellung der Entwicklung<br />
der Architektur- und Ingenieurbüros von 1999 bis 2002 in Abbildung 38 lässt erkennen,<br />
dass die Entwicklung in <strong>Hessen</strong> positiver verlaufen ist als auf Bundesebene.<br />
Dies gilt sowohl für die Kleinst- und kleinen hessischen Anbieter als auch für die<br />
mittleren und großen Architektur- und Ingenieurbüros in <strong>Hessen</strong>. So nahm z.B. die<br />
Beschäftigung bei Letzteren um 7,9 % (Deutschland: +0,6 %) und bei Ersteren um<br />
1,3 % (Deutschland: -3,5 %) zu. Der Rückgang der Ausbildungszahlen bei den<br />
Kleinst- und kleinen Büros um 19,9 % und im Gegenzug die Zunahme in gleicher<br />
Größenordnung (27,3 %) bei den mittleren und großen Architektur- und Ingenieurbüros<br />
könnte ein Hinweis auf einen Zusammenschluss mehrerer Kleinst- und kleiner<br />
Betriebe zu einer größeren Einheit sein.<br />
Abbildung 38: Veränderung der Architektur- und Ingenieurbüros nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Kleinst- und kleine Betriebe sowie Mittlere und Großbetriebe –<br />
von 1999 bis 2002<br />
30<br />
20<br />
28,1<br />
27,3<br />
Veränderung in %<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-0,6<br />
-5,0<br />
2,4<br />
1,3<br />
7,9<br />
-3,5<br />
0,6<br />
0,7<br />
-20<br />
-30<br />
-19,9 -18,7<br />
<strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland <strong>Hessen</strong> Deutschland<br />
Betriebe Beschäftigte Auszubildende<br />
Kleinst- und kleine Betriebe<br />
Mittlere und Großbetriebe<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
85
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
8.7 Das hessische Handwerk<br />
Das Handwerk, das aus Unternehmen einer Vielzahl von Wirtschaftsbereichen besteht,<br />
gilt geradezu als Paradebeispiel für mittelständisches Unternehmertum.<br />
Handwerksbetriebe sind nicht nur auf Grund ihrer Größe zum ganz überwiegenden<br />
Teil dem Mittelstand zuzuordnen, sondern sie erfüllen darüber hinaus auch meist<br />
die qualitativen Mittelstandskriterien 47 , d.h. sie sind vom Eigentümer geleitet und<br />
konzernunabhängig. Abbildung 39 verdeutlicht anschaulich die mittelständische<br />
Prägung des Handwerks, die besonders anhand der Umsätze klar wird. 48 So werden<br />
von Handwerksunternehmen mit unter 100 Beschäftigten 79,5 % des gesamten<br />
Umsatzes des hessischen Handwerks erwirtschaftet. Zusätzlich ist noch ein erheblicher<br />
Teil der Unternehmen in der Kategorie mit mindestens 100 Beschäftigten dem<br />
Mittelstand zuzuordnen, so dass der Umsatz- wie auch der Beschäftigtenanteil des<br />
Mittelstands im hessischen Handwerk bei mehr als 90 % liegen dürfte. Neuere Angaben<br />
als die aus dem Jahr 1995 liegen nicht vor. Zwar waren in den letzten Jahren<br />
in einigen Bereichen des Handwerks Konzentrationstendenzen zu beobachten (z.B.<br />
im Nahrungsmittelgewerbe), eine erhebliche Zunahme der Konzentration im hessischen<br />
Handwerk insgesamt, die den ausgeprägt mittelständischen Charakter in<br />
Frage stellen könnte, kann jedoch nicht konstatiert werden.<br />
Abbildung 39: Größenstruktur des hessischen Handwerks 1 1995<br />
Unternehmen<br />
77,1<br />
20,6<br />
1,4<br />
0,9<br />
Umsatz<br />
23,6<br />
43,5<br />
12,3<br />
20,5<br />
Beschäftigte<br />
29,9<br />
37,3<br />
9,3<br />
23,6<br />
0 20 40 Anteil in % 60 80 100<br />
1<br />
Nur Vollhandwerk<br />
Kleinstunternehmen<br />
< 10 Beschäftigte<br />
Kleine Unternehmen<br />
10 bis 49 Beschäftigte<br />
Unternehmen mit<br />
50 bis 99 Beschäftigten<br />
Unternehmen mit<br />
>= 100 Beschäftigten<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (Handwerkszählung), Berechnungen der FEH.<br />
Einen differenzierten Einblick in Struktur und Entwicklung des hessischen Handwerks<br />
– auch im Vergleich zur Entwicklung auf Bundesebene – gibt Tabelle 37. Das<br />
Handwerk <strong>Hessen</strong>s erzielte im Jahr 2002 einen Umsatz in Höhe von 31,5 Mill. Euro,<br />
der fast ausschließlich auf das Vollhandwerk (30,6 Mill. Euro) entfiel. Dieser Umsatz<br />
47 Vgl. Kapitel 2.<br />
48 Eine genaue Größenabgrenzung gemäß der Mittelstandsdefinition der EU ist bei der verwendeten Datenquelle nicht<br />
möglich.<br />
86
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
wurde von den 58.772 hessischen Handwerksbetrieben (Vollhandwerk: 47.985) erwirtschaftet.<br />
399.000 Beschäftigte zählte das hessische Handwerk, davon waren<br />
22.200 Personen im handwerksähnlichen Gewerbe tätig. Der Beitrag des Handwerks<br />
zur Aus- und Weiterbildung ist erheblich: So betrug im Jahr 2002 die Anzahl<br />
der Auszubildenden 29.514, die Gesellenprüfung legten 8.534 Auszubildende ab<br />
und 2.136 Personen erlangten den Meisterbrief.<br />
Tabelle 37: Das Handwerk in <strong>Hessen</strong> und Deutschland 1998 und 2002 im Überblick<br />
Gewerbegruppen<br />
1998 2002 Veränderung<br />
1998 2002<br />
absolut<br />
1998/2002 in %<br />
absolut<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Deutschland<br />
Vollhandwerk 31,5 30,6 -2,9 -6,3 434.500 376.800 -13,3 -14,8<br />
Handwerksähnliches Gewerbe 0,8 0,9 12,5 2,7 20.500 22.200 8,3 3,7<br />
Handwerk insgesamt 32,3 31,5 -2,5 -6,0 455.000 399.000 -12,3 -13,8<br />
Bau und Ausbau 11.322 10.764 -4,9 -2,5 6.983 5.257 -24,7 -32,1<br />
Metall und Elektro 19.398 18.898 -2,6 -1,9 16.661 14.810 -11,1 -12,3<br />
Holz 3.906 3.684 -5,7 -4,0 2.937 2.094 -28,7 -24,4<br />
Bekleidung, Textil, Leder 1.892 1.595 -15,7 -17,0 824 556 -32,5 -23,9<br />
Nahrung 4.220 3.621 -14,2 -13,7 2.266 1.744 -23,0 -21,6<br />
Gesundheit, Chemie, Reinigung 7.965 8.271 3,8 4,5 4.595 4.667 1,6 0,4<br />
Glas, Papier, Keramik, Sonstige 1.220 1.152 -5,6 -8,0 551 386 -29,9 -20,0<br />
Vollhandwerk insgesamt 49.923 47.985 -3,9 -3,0 34.817 29.514 -15,2 -17,2<br />
Handwerksähnliches Gewerbe 2 9.477 10.787 13,8 8,4 - - - -<br />
Handwerk insgesamt 59.400 58.772 -1,1 -0,8 34.817 29.514 -15,2 -17,2<br />
Bau und Ausbau 1.936 1.455 -24,8 -28,3 401 326 -18,7 -20,7<br />
Metall und Elektro 3.561 3.586 0,7 -7,1 1.454 943 -35,1 -30,8<br />
Holz 919 777 -15,5 -15,4 303 161 -46,9 -37,1<br />
Bekleidung, Textil, Leder 240 212 -11,7 -3,5 68 57 -16,2 -35,2<br />
Nahrung 474 506 6,8 13,7 281 204 -27,4 -34,8<br />
Gesundheit, Chemie, Reinigung 1.158 1.051 -9,2 0,4 511 396 -22,5 -13,8<br />
Glas, Papier, Keramik, Sonstige 801 947 18,2 -12,7 79 49 -38,0 -39,3<br />
Handwerk insgesamt 9.089 8.534 -6,1 -12,2 3.097 2.136 -31,0 -27,6<br />
1<br />
Schätzung 2 nicht zur Ausbildung berechtigt<br />
Umsatz 1 (in Mill. Euro) Beschäftigte 1<br />
Betriebe<br />
Bestandene Gesellenprüfungen<br />
Auszubildende<br />
Veränderung<br />
1998/2002 in %<br />
Bestandene Meisterprüfungen<br />
Quelle: Arbeitsgemeinschaft <strong>Hessischer</strong> Handwerkskammern, Zentralverband des Deutschen Handwerks, Berechnungen der FEH.<br />
Das Bild des Handwerks wird wesentlich bestimmt von Betrieben, die entweder direkt<br />
dem Bau- und Ausbaugewerbe zuzuordnen sind oder in enger Verbindung dazu<br />
stehen, wie die Metall- und Elektrobetriebe oder auch weite Teile des Holz- und<br />
Glasgewerbes. Mehr als zwei Drittel aller hessischen Betriebe sind diesem Segment<br />
87
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
zuzuordnen. Entsprechend hoch ist die Abhängigkeit des Handwerks von der Nachfrage<br />
nach Bauleistungen, sei es Neubau, Umbau oder Renovierung.<br />
Vor dem Hintergrund seit Jahren verhaltener Bautätigkeit und zum Teil bestehender<br />
Überkapazitäten kann deshalb die im Untersuchungszeitraum von 1998 bis 2002<br />
insgesamt gesehen unbefriedigende Entwicklung des hessischen Handwerks nicht<br />
verwundern. Hierbei zeigt sich zwischen Vollhandwerk und handwerksähnlichem<br />
Gewerbe eine gespaltene Entwicklung: Während das Vollhandwerk Umsatzeinbußen,<br />
einen erheblichen Beschäftigungsabbau und einen Rückgang der Betriebszahlen<br />
verzeichnete, konnte das handwerksähnliche Gewerbe hingegen zulegen. Angesichts<br />
des geringen Umfangs dieses Bereiches konnte die schlechte Entwicklung<br />
im Vollhandwerk allerdings nur leicht abgeschwächt werden. So blieben die Umsätze<br />
im hessischen Handwerk insgesamt im Jahr 2002 um 2,5 % unter dem Niveau<br />
des Jahres 1998, der Arbeitsplatzabbau war mit 12,3 % erheblich und der Betriebsbestand<br />
verringerte sich leicht um 1,1 %. Diese Entwicklung kann jedoch keinesfalls<br />
ausschließlich auf die schwache Baukonjunktur zurückgeführt werden, denn mit<br />
Ausnahme des Bereichs „Gesundheit, Chemie, Reinigung“, in dem personenorientierte<br />
Dienstleister einen erheblichen Anteil stellen, sind in allen Gewerbegruppen<br />
die Betriebszahlen mehr oder weniger stark gesunken.<br />
Noch ausgeprägter als der Beschäftigungsabbau fällt der Rückgang der Auszubildendenzahl<br />
aus. Innerhalb des kurzen Zeitraums von 1998 bis 2002 ging die Anzahl<br />
der Auszubildenden im hessischen Handwerk insgesamt um 15,2 %, im Bekleidungs-,<br />
Textil- und Ledergewerbe gar um 32,5 % zurück. Mit einer Verzögerung von<br />
wenigen Jahren werden sich die sinkenden Ausbildungszahlen voraussichtlich auch<br />
in einem deutlichen Rückgang der (bestandenen) Gesellenprüfungen niederschlagen,<br />
der zurzeit mit 6,1 % noch moderat ausfällt. Zudem erlangten erheblich weniger<br />
Personen (-31,0 %) als noch vor vier Jahren den Meisterbrief. Dies könnte sich<br />
negativ auf das Gründungsgeschehen im hessischen Handwerk auswirken. Allerdings<br />
erleichtert die Novellierung der Handwerksordnung die Betriebsgründung<br />
auch ohne Meisterbrief, was relativierend zu berücksichtigen ist.<br />
Im Vergleich mit dem Handwerk auf Bundesebene schneidet das hessische Handwerk<br />
trotz der rückläufigen Entwicklung in den letzten Jahren vergleichsweise positiv<br />
ab: So gaben insbesondere die Umsätze merklich weniger nach und die Zahl der<br />
Beschäftigten und Auszubildenden ging weniger stark zurück als im Bundesdurchschnitt.<br />
Dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Jahr 1998 noch<br />
56.000 Beschäftigte und über 5.000 Auszubildende mehr einen Arbeitsplatz im hessischen<br />
Handwerk hatten als nur vier Jahre später.<br />
88
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
8.8 Freie Berufe<br />
Wie das Handwerk setzen sich auch die Freien Berufe 49 aus Vertretern unterschiedlichster<br />
Wirtschaftsbereiche zusammen. Die Anzahl der selbständigen Freiberufler<br />
belief sich in <strong>Hessen</strong> zum Jahresbeginn 2003 auf circa 58.000 Personen, wobei die<br />
Anzahl der Sonstigen, d.h. der nicht einzeln ausweisbaren Berufsgruppen, hinzugeschätzt<br />
wurde (vgl. Tabelle 38). Den größten Anteil der ausgewiesenen Berufsgruppen<br />
stellen Angehörige der Freien Heilberufe (u.a. Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker),<br />
auf die etwa ein Drittel der Freiberufler entfällt. Zahlreich vertreten sind auch<br />
rechts- und steuerberatende Freie Berufe (u.a. Anwälte, Notare und Steuerberater).<br />
Etwa 25 % der selbständigen Freiberufler <strong>Hessen</strong>s gehören dieser Berufsgruppe<br />
an, welche damit in <strong>Hessen</strong> stärker ausgeprägt ist als auf Bundesebene (Anteil etwa<br />
20 %). Dieses Charakteristikum dürfte zu einem wesentlichen Teil auf die Stärke<br />
des Wirtschaftsstandorts <strong>Hessen</strong> und vor allem des Rhein-Main-Gebiets zurückzuführen<br />
sein, die eine entsprechend hohe Nachfrage nach Beratungs- und Vertretungsleistungen<br />
generiert.<br />
Tabelle 38: Selbständige Freiberufler in <strong>Hessen</strong> und Deutschland zum 01.01.2003<br />
Berufsgruppen<br />
absolut<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Anteil an<br />
Insgesamt<br />
in %<br />
Veränderung<br />
1995/2003<br />
in %<br />
absolut<br />
Deutschland<br />
Anteil an<br />
Insgesamt<br />
in %<br />
Veränderung<br />
1995/2003<br />
in %<br />
Ärzte 9.522 16,4 8,7 122.800 15,7 12,3<br />
Zahnärzte 4.258 7,3 5,6 54.868 7,0 12,1<br />
Tierärzte 781 1,3 8,2 10.475 1,3 18,6<br />
Apotheker 1 1.632 2,8 -2,3 21.759 2,8 3,1<br />
Rechtsanwälte 2 8.900 15,3 7,1 83.500 10,7 39,9<br />
Patentanwälte 130 0,2 25,0 2.076 0,3 58,0<br />
Nur-Notare 3 1.507 2,6 -13,3 1.579 0,2 -3,0<br />
Steuerberater u. Steuerbevollmächtigte 4.338 7,5 6,2 50.188 6,4 9,6<br />
Wirtschaftsprüfer u. vereidigte Buchprüfer 1.002 1,7 4,7 10.267 1,3 12,1<br />
Architekten 4.739 8,2 21,1 52.453 6,7 15,9<br />
Beratende Ingenieure u. andere Ingenieure 1.800 3,1 29,7 4 48.200 6,2 104,2 4<br />
Sonstige 5 (z.B. Freie Kulturberufe, Sachverständige,<br />
Unternehmensberater)<br />
19.400 33,4<br />
18,0 324.800 41,5<br />
71,5<br />
Insgesamt 58.000 100,0 11,3 782.965 100,0 38,8<br />
1 <strong>Hessen</strong>: Zahl der Apotheken 2 <strong>Hessen</strong>: Ohne Anwaltsnotare 3 <strong>Hessen</strong>: Anwaltsnotare 4 Zuwachsrate auf Grund geänderter Abgrenzung<br />
nur begrenzt aussagekräftig 5 <strong>Hessen</strong>: Nicht getrennt ausgewiesene Berufsgruppen insgesamt hinzugeschätzt, Deutschland: z.T. Schätzung<br />
einzelner Berufsgruppen<br />
Quelle: Institut für Freie Berufe Nürnberg (modifiziert), Angaben z.T. geschätzt.<br />
49 Nicht zuletzt auf Grund der schmalen Datenbasis ist es geplant, die Freien Berufe in einem der zukünftigen hessischen<br />
<strong>Mittelstandsbericht</strong>e als Schwerpunktthema zu untersuchen.<br />
89
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Zu beachten ist, dass in Tabelle 38 nur die Selbständigen angeführt sind und nicht<br />
diejenigen, die als Angestellte ihrer Tätigkeit nachgehen. So kann z.B. im Bereich<br />
der rechts- und steuerberatenden Freien Berufe von einer erheblichen Personenanzahl<br />
ausgegangen werden, die als Angestellte beispielsweise in Unternehmensberatungen<br />
oder in Steuerabteilungen großer Unternehmen arbeitet. Die dritte Gruppe<br />
umfasst die naturwissenschaftlich-technischen Freien Berufe (z.B. Architekten und<br />
Ingenieure), auf die in <strong>Hessen</strong> gut 10 % der selbständigen Freiberufler entfallen. Der<br />
Kategorie der sonstigen Freien Berufe, für die keine differenzierten Angaben vorliegen,<br />
sind Freiberufler, die zum Teil zu anderen Berufsgruppen zählen – z.B. Krankenpfleger<br />
–, aber auch viele der in den letzten Jahren neu entstandenen Freien Berufe<br />
(z.B. im Umweltbereich) sowie eine eigenständige Gruppe, nämlich die Freien<br />
Kulturberufe 50 , zugeordnet.<br />
Im Vergleich zu 1995 ist in <strong>Hessen</strong> die Anzahl der selbständigen Freiberufler in nahezu<br />
allen Berufsgruppen gestiegen, die Ausnahme bilden die Apotheker (-2,3 %)<br />
sowie die Anwaltsnotare (-13,3 %). Der Zuwachs fiel jedoch bei fast allen Freien Berufen<br />
in <strong>Hessen</strong> geringer aus als auf Bundesebene, so dass sich insgesamt die Zahl<br />
der selbständigen Freiberufler in <strong>Hessen</strong> im Betrachtungszeitraum lediglich um<br />
11,3 % erhöht hat, während Deutschland insgesamt ein Wachstum von 38,8 % verzeichnete.<br />
Diese unterschiedliche Dynamik ist allerdings vor dem Hintergrund der<br />
zum Teil unsicheren Datenbasis – so beträgt insbesondere in der geschätzten<br />
Restgruppe die Wachstumsrate für Deutschland ein Vielfaches des hessischen<br />
Wertes – zu relativieren. Der in <strong>Hessen</strong> geringere Zuwachs bei den rechts- und<br />
steuerberatenden Berufen könnte hingegen auf die spezifisch hessische Wirtschafts-<br />
und Unternehmensgrößenstruktur zurückzuführen sein: Es wurde ja bereits<br />
ausführlich der im Vergleich zum Bundesdurchschnitt höhere Anteil von Großunternehmen<br />
in <strong>Hessen</strong> insgesamt und bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen<br />
thematisiert. 51 In Verbindung mit der im Bereich Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung<br />
und Steuerberatung erheblich dynamischeren Beschäftigungsentwicklung<br />
bei Großbetrieben als beim Mittelstand 52 ist zu vermuten, dass sich in <strong>Hessen</strong> das<br />
Wachstum in diesem Segment stärker auf Beschäftigte denn auf Selbständige konzentriert<br />
hat.<br />
50 Vgl. ausführlich zur Kulturwirtschaft in <strong>Hessen</strong>: Piesk, S., Werner, B. (2003). Die abweichenden Abgrenzungen sind zu<br />
beachten.<br />
51 Vgl. Kapitel 4 und Kapitel 8.6.2.<br />
52 Vgl. Kapitel 8.6.2.2.<br />
90
B<br />
Aktuelle Lage des hessischen Mittelstands und Mittelstandsförderung<br />
des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
1 Hessische KMU und die konjunkturelle Lage im 1. Halbjahr <strong>2004</strong><br />
Die Lage der kleinen und mittleren Unternehmen in <strong>Hessen</strong> zur Jahreswende<br />
2003/<strong>2004</strong> ist eingebettet in die aktuelle konjunkturelle Situation des Landes. Sie ist<br />
in <strong>Hessen</strong> mehr als im Bundesdurchschnitt von überregionaler wirtschaftlicher Verflechtung<br />
und damit höherer Wettbewerbsintensität, von Spezialisierung, hoher Produktivität<br />
und dem Wandel hin zu einer Dienstleistungswirtschaft mit hoher Wertschöpfung<br />
bestimmt. Kehrseite ist allerdings eine relativ größere Konjunkturreagibilität,<br />
die für die hessische Wirtschaft typisch ist.<br />
Das reale Bruttoinlandsprodukt in <strong>Hessen</strong> sank 2003 um 0,1 %, nachdem es bereits<br />
im Vorjahr nur noch um 0,2% gestiegen war. Maßgeblich hierfür war die insgesamt<br />
schwache Binnennachfrage, die nicht durch wachsende Außenbeiträge ausgeglichen<br />
werden konnte.<br />
Zur Stagnation im produzierenden Gewerbe trug vor allem die anhaltend rückläufige<br />
Baukonjunktur bei, die besonders das mittelständische Bauhandwerk traf. Anders<br />
als in den Vorjahren entfaltete der tertiäre Sektor keine ausreichende Dynamik, um<br />
die rückläufige Entwicklung des Produzierenden Gewerbes zu kompensieren. Die<br />
verbraucherorientierten Dienstleistungen stagnierten 2003 entsprechend der Bevölkerungs-<br />
und Einkommensentwicklung. Im Bereich der unternehmensbezogenen<br />
Dienstleistungen konzentrierten sich die Bereiche Kommunikation, Verkehr und Finanzdienstleistungen<br />
überwiegend auf Rationalisierungen. Die weitgehend mittelständisch<br />
strukturierten sonstigen unternehmensnahen Dienstleistungen konnten<br />
bei weiterer positiver Entwicklung die insgesamt unbefriedigende Tendenz nicht<br />
aufhalten.<br />
Gleichwohl liegt die Wertschöpfung der hessischen Wirtschaft in der Bundesrepublik<br />
in der Spitzengruppe; das reale Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem (in Preisen<br />
von 1995) liegt bei 62.000 Euro und wird nur von Hamburg übertroffen. Gemessen<br />
am BIP pro Kopf der Bevölkerung liegt <strong>Hessen</strong> auch weltweit auf den vorderen<br />
Rängen. Die Zahl der Erwerbstätigen in <strong>Hessen</strong> hat 2003 gleichwohl abgenommen:<br />
Mit 2.980.500 Personen wurden 1,3% Erwerbstätige weniger gezählt als im Vorjahr<br />
– mit Einbußen vor allem im Produzierenden Gewerbe (-3,3%) und im Bereich Handel,<br />
Gastgewerbe und Verkehr (-2,4%).<br />
91
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Konjunkturprognose und Kammerumfragen rechnen für <strong>2004</strong> damit, dass im produzierenden<br />
Gewerbe vor allem die exportorientierten Branchen der Chemischen Industrie<br />
und des Maschinenbaus wieder zulegen. Trotz der anhaltenden Rezession<br />
im Baugewerbe wird insgesamt ein Wachstumsbeitrag von +0,8% erwartet. Der<br />
Dienstleistungssektor wird in <strong>Hessen</strong> im Jahr <strong>2004</strong> voraussichtlich um 2,5% expandieren.<br />
Als Wachstumsstütze gelten vor allem die unternehmensnahen Dienstleistungen.<br />
Wegen der unterliegenden strukturellen Veränderungen werden die kleinen<br />
und mittleren Unternehmen in <strong>Hessen</strong> von diesen konjunkturellen Aussichten allerdings<br />
unterschiedlich betroffen.<br />
1.1 Produzierendes Gewerbe<br />
Im verarbeitenden Gewerbe konnten sich kleine und mittlere Unternehmen als Nischenanbieter<br />
oder als Teil von Wertschöpfungs-Netzwerken – etwa als Zulieferer -<br />
behaupten. Die mittelständischen Produktionsunternehmen in <strong>Hessen</strong> kämpfen mit<br />
den Auswirkungen der Globalisierung ∗ und den Tendenzen zur Verringerung der<br />
hiesigen Fertigungstiefe. Eine Gegenstrategie ist verstärkte Kooperation, eine weitere<br />
die Vertiefung des Fertigungs-Know-hows durch Forschung und Entwicklung<br />
(auch gemeinsam mit hiesigen Hochschulen). Konjunkturell hängen viele Vorleister<br />
von der Wettbewerbsfähigkeit ihrer meist international tätigen industriellen Abnehmer<br />
und damit von der europa- oder weltweiten Konjunkturentwicklung ab. Nach einem<br />
verhaltenen 2003 bestehen für das verarbeitende Gewerbe <strong>2004</strong> robuste<br />
Wachstumschancen.<br />
Innerhalb des produzierenden Gewerbes entspricht der Anteil der mittelständischen<br />
Wirtschaft sowohl im verarbeitenden Gewerbe (d.h. Industrie und produzierendes<br />
Handwerk) als auch der Bauwirtschaft etwa dem Bundesdurchschnitt. Allerdings:<br />
<strong>Hessen</strong> ist kein Industrieland wie etwa Baden-Württemberg oder Nordrhein-<br />
Westfalen. In <strong>Hessen</strong> ist der Beschäftigtenanteil in diesem Bereich um 2,5% kleiner<br />
als in Deutschland insgesamt und der Beitrag zur Bruttowertschöpfung vergleichsweise<br />
noch geringer (-4,3%).<br />
Trotz der hervorragenden Leistungen hessischer Unternehmen in den Zweigen<br />
Automobilbau, Maschinenbau und Metallverarbeitung, in der Elektro- und der<br />
Nahrungsmittelindustrie findet ein Teil der Wertschöpfung in anderen Bundesländern<br />
statt, da sich in <strong>Hessen</strong> überdurchschnittlich viele Zulieferer befinden.<br />
Die Aussichten für die Bauwirtschaft sind durch Verdrängungswettbewerb als Folge<br />
der rückläufigen Nachfrage im privaten Wohnungsbau, des stagnierenden öffentlichen<br />
Baus und des verhaltenen gewerblichen Hoch- und Tiefbaus gekennzeichnet.<br />
Die bereits in einigen Regionen herrschende Marktsättigung und knappe öffentliche<br />
∗<br />
Aufschluss über die Verflechtung der Märkte des produzierenden Mittelstandes wird der <strong>Mittelstandsbericht</strong> 2005 geben.<br />
92
Kassen bestimmen die Zukunft der überwiegend mittelständischen Unternehmen.<br />
Besonders das Bauhandwerk ist betroffen.<br />
Der Beschäftigtenrückgang im hessischen verarbeitenden Gewerbe (4. Quartal<br />
2003: -1,2%, Bund: - 1.0%) dürfte sich auch <strong>2004</strong> fortsetzen, ebenso der im Bauhauptgewerbe<br />
(4. Quartal 2003: -7,8%, Bund: - 9,2%). Für das produzierende Gewerbe<br />
insgesamt wird in der Konjunkturprognose von FEH, dem Hessischen Statistischen<br />
Landesamt, der IHK Arbeitsgemeinschaft <strong>Hessen</strong> und der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Hessischen Handwerkskammern (HHK) ein Wachstum von 0,8% prognostiziert.<br />
1.2 Handel<br />
Im Einzelhandel sank 2003 der preisbereinigte Umsatz um 1,5%, wobei der der Güter<br />
des täglichen Bedarfs einen stabilisierenden Einfluss hatte; der Fachhandel<br />
musste ein Minus von real 3,4% hinnehmen. Die im ausgesprochen beschäftigungsintensiven<br />
Einzelhandel angebotenen Arbeitsplätze verminderten sich bis Ende<br />
2003 spürbar um 4,4%; dahinter verbirgt sich ein Rückgang von 6% bei den Vollzeitund<br />
2,9% bei den Teilzeitbeschäftigten. Bei anhaltender Kaufzurückhaltung haben<br />
sich die strukturellen Verschiebungen der Vorjahre zugunsten großflächiger Einrichtungen<br />
fortgesetzt: Sie gewannen nominal und real 2% an Umsatz.<br />
Der traditionelle mittelständische Einzelhandel wird im Wettbewerb mit marktmächtigen<br />
Großen des Handels und Angebotsformen vom Discounter bis hin zum<br />
Tankstellenshop bei insgesamt stagnierendem Absatz zurückgedrängt. Auch die<br />
ersten Ergebnisse des laufenden Jahres lassen wenig Optimismus aufkommen: Die<br />
Umsätze bleiben rückläufig und lagen von Januar bis Mai <strong>2004</strong> um 2,0% (real und<br />
nominal) unter denen des Vorjahreszeitraums. Eine Trendwende bei der Beschäftigung<br />
ist nicht auszumachen.<br />
Der hessische Großhandel ist trotz einiger weniger sehr großer Unternehmen von<br />
kleinen und mittleren Anbietern geprägt; dies gilt erst recht für die Handelsvermittler.<br />
Im Groß- und Außenhandel sowie in der Handelsvermittlung in <strong>Hessen</strong> mit über<br />
100.000 Beschäftigten ergab sich für das Jahr 2003 eine „schwarze Null“ (preisbereinigter<br />
Umsatz: +0,1%), wobei die Streuung von +9% im Bereich Maschinen und<br />
Ausrüstung bis zu -2,1% bei Lebensmitteln usw. reichte. Die Aussichten sind dank<br />
der hervorragenden Verkehrs- und Kommunikationsinfrastrukturen in <strong>Hessen</strong> und<br />
der Erweiterung der EU positiv. In den ersten drei Monaten des Jahres <strong>2004</strong> wurde<br />
in <strong>Hessen</strong> der Umsatz real um 3,3 % (nominal + 2,7%) gesteigert: allerdings ging<br />
die Zahl der Beschäftigten um 1,8% zurück.<br />
93
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
1.3 Gastgewerbe<br />
Im fast ausschließlich mittelständischen hessischen Gastgewerbe stabilisierte sich<br />
2003 nach den Einbrüchen im Vorjahr zunächst die Umsatzentwicklung, zur Jahreswende<br />
zeigten sich allerdings weitere Abschwächungstendenzen. Betroffen sind<br />
viele Familienbetriebe. Für das erste Quartal <strong>2004</strong> ergab sich ein Umsatzminus von<br />
(real und nominal) rund 3%. Die Beschäftigung ist rückläufig: Im Jahresdurchschnitt<br />
2003 lag die Zahl der Beschäftigten im hessischen Gastgewerbe um 5,3% unter<br />
dem Vorjahreswert (Bund: - 3,1%). Nach den ersten Zahlen bis Mai <strong>2004</strong> hat zumindest<br />
der Tourismus nach <strong>Hessen</strong> dank der ausländischen Besucher wieder Tritt<br />
gefasst: Einem Minus von rund 140.000 Inländerübernachtungen steht ein Plus von<br />
rund 175.000 von Ausländern gegenüber.<br />
1.4 Weitere verbraucherorientierte Dienstleistungen<br />
Neben dem Einzelhandel einschließlich Nebenfunktionen und dem Gastgewerbe<br />
gibt es verbraucherorientierte Dienstleistungen vor allem in den Clustern Freizeitwirtschaft,<br />
Wohnungs-, Medien-, Gesundheits-, Wellness- und Kulturwirtschaft. Abgesehen<br />
von den wenigen Wirtschaftszweigen mit hoher Konzentration - bei den<br />
Medien und im Tourismusbereich - sind in diesen Feldern fast ausschließlich kleine<br />
und mittlere Unternehmen tätig.<br />
Andere Dienstleistungen für Konsumenten gelten als beschränkt marktfähig und<br />
stehen als Daseinsvorsorge unter öffentlicher Trägerschaft oder fallen unter Marktregulierung<br />
(etwa in den Bereichen Bildung, Soziales, Gesundheit, Sicherheit, Umweltwirtschaft,<br />
sonstige öffentliche Dienste). Soweit diese Dienste für private Anbieter<br />
geöffnet wurden, haben sich mittelständische Anbieter erfolgreich etablieren<br />
können (so private Bildungseinrichtungen, im Sicherheitsbereich, in Pflegeberufen,<br />
in der Abfallwirtschaft oder im ÖPNV). Weitere Privatisierung könnte ein weites Feld<br />
für den Mittelstand öffnen.<br />
Die Entwicklung der verbraucherorientierten Dienstleistungen hängt überwiegend<br />
von den Grundbedarfen der hiesigen Bevölkerung und dem für Konsum verfügbaren<br />
Einkommen ab. Grenzüberschreitende Angebote, wie bereits jetzt im Tourismus,<br />
werden zunehmen. Hessische Anbieter sollten sich daher auf zunehmenden Wettbewerb<br />
einstellen und frühzeitig ein „exportfähiges“ Leistungsangebot entwickeln.<br />
Insgesamt zeigten sich diese Wirtschaftsbereiche 2003 hinsichtlich Wertschöpfung<br />
und Beschäftigung stabil. <strong>2004</strong> dürften keine entscheidenden Anstöße zu konjunktureller<br />
Belebung von ihnen ausgehen.<br />
94
1.5 Finanzdienstleistungen, Verkehr, Nachrichten<br />
In den Bereichen der Finanzdienstleistungen, des Verkehrs- und Kommunikationsgewerbes<br />
ist der Besatz mit kleinen und mittleren Unternehmen gering - von wenigen<br />
Branchen abgesehen (z.B. in der Personenbeförderung oder im IT-Service). Sie<br />
sind überdurchschnittlich konzentriert und stehen in einigen Feldern unter staatlichem<br />
Einfluss. Die Anzahl der Unternehmen beträgt in <strong>Hessen</strong> rund 11.000; die<br />
meisten davon in Südhessen. Alle drei Wirtschaftszweige hängen nur teilweise von<br />
der Binnennachfrage ab und stehen in starkem internationalen Wettbewerb (Verkehrsgewerbe)<br />
oder unterliegen strukturellen Rationalisierungszwängen (Finanzdienstleistungen)<br />
und Verlagerungsanreizen. Der Rationalisierungsdruck zeigt sich<br />
daran, dass die Beschäftigtenzahl auch in Südhessen zurückgeht - obwohl Frankfurt<br />
d a s Finanzzentrum, d i e Handels- und Logistikdrehscheibe und d e r Kommunikationsknotenpunkt<br />
Zentraleuropas ist.<br />
Alle drei Wirtschaftszweige sind wichtige Abnehmer für unternehmensnahe Dienstleistungen,<br />
die überwiegend von kleineren und mittleren Unternehmen erbracht<br />
werden. Die Entwicklung der Bereiche Finanz-, Verkehrs- und Kommunikationswirtschaft<br />
bestimmt das Wachstum ebendieser Gruppe im laufenden Jahr.<br />
1.6 Unternehmensbezogene Dienstleistungen<br />
Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen sind einer der Wachstumsmotoren<br />
der hessischen Wirtschaft – mit fast ausschließlich kleinen und mittleren Wirtschaftseinheiten.<br />
Hier bildet sich ein neuer Kern des hessischen Mittelstandes heraus.<br />
Viele traditionelle freiberufliche Bereiche – Rechts- und Wirtschaftsberatung,<br />
Ingenieur- und Architektenbüros, Sachverständigenwesen – profitierten von überregionaler<br />
Verflechtung und Interprofessionalisierung. Die Zahl der gewerblichen Unternehmen<br />
nahm parallel dazu zu, vor allem durch zunehmendes Outsourcing von<br />
Unternehmensfunktionen wie Werbung, Marketing, Design, Personalmanagement,<br />
Forschung und Entwicklung, technische Planung und Kontrolle, Datenverarbeitung,<br />
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Unternehmensnahe Dienstleistungen weisen einige Besonderheiten auf. Viele der<br />
Selbständigen gehören den freien Berufe an, deren Berufsinhalte sich erheblich weiterentwickelt<br />
haben und deren (eher formale) Abgrenzung zu gewerblicher Tätigkeit<br />
zunehmend schwieriger wird. Auffallend ist ferner der überdurchschnittliche Anteil<br />
an weiblichen Beschäftigten und Selbständigen. Qualifikationsanforderungen und<br />
Arbeitsbedingungen sind frauenfreundlicher als in anderen Wirtschaftsbereichen.<br />
Entscheidende hiesige Standortfaktoren für die sehr mobilen Wirtschaftszweige sind<br />
europäische Zentralität, Mobilität (Flughafen), hochleistungsfähige Kommunikationsnetzwerke<br />
und leichter Zugang zu Hochschulen. Um diese Branche mit den bes-<br />
95
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
ten weiteren Wachstumsaussichten in <strong>Hessen</strong> zu halten, muss Frankfurt seinen<br />
Vorsprung im Wettbewerb mit den konkurrierenden nationalen (Hamburg, München,<br />
Stuttgart, Köln/Düsseldorf) und europäischen Standorten behaupten. Der Wettbewerb<br />
der unternehmensnahen Dienstleister ist europa- oder weltweit orientiert. Dieser<br />
Wettbewerb hat 2003 Spuren hinterlassen: Bei geringem Wachstum nahm die<br />
Zahl der Beschäftigten 2003 geringfügig ab.<br />
1.7 Handwerk, freie Berufe<br />
Einen besonderen Blick verdienen die beiden typischen mittelständischen Berufsgruppen:<br />
Das Handwerk und die freien Berufe. Gemeinsam ist beiden die persönliche<br />
Leistungserstellung und Verantwortung, Sicherstellung der Qualität durch anspruchsvolle<br />
Ausbildung und Berufsreglementierungen, Ausweitung des vormals<br />
eher lokalen und regionalen Angebotes auf überregionale Märkte und, in einigen<br />
Sparten, auch Tendenzen hin zu größeren Unternehmenseinheiten. Einige wichtige<br />
Unterschiede tragen allerdings zu einer gegensätzlichen Entwicklung bei.<br />
Die freien Berufe bilden ihren Nachwuchs nur teilweise selbst aus – das Handwerk<br />
seinen überwiegend. Allerdings besteht bei den freien Berufen im Gegensatz zum<br />
Handwerk ein ausgesprochener Nachwuchsdruck. Der Berufszugang ist bei den<br />
Freien Berufen weitgehend unverändert reglementiert; im Handwerk wurde die<br />
HWO kürzlich nachhaltig liberalisiert. Anders als im Handwerk sind die Vergütungen<br />
von Freiberuflern in vielen Bereichen geregelt. Zudem stehen Freiberufler überwiegend<br />
nur untereinander im Leistungswettbewerb und sind meist nicht wie das<br />
Handwerk gezwungen, sich gegen marktmächtige Konkurrenten aus Industrie und<br />
Handel, monopsone Nachfrager wie öffentliche Auftraggeber oder illegale Anbieter<br />
im Preiswettbewerb durchzusetzen. Die überregionale Konkurrenz ist im Handwerk<br />
inzwischen intensiver.<br />
Das Handwerk muss derzeit einen nachhaltigen strukturellen Anpassungsprozess<br />
bewältigen. Die Anonymisierung preiswerter Massenmärkte höhlt den Bedarf nach<br />
direkten persönlichen Leistungen und nach Eigenständigkeit des Handwerks aus.<br />
Das Fernsehgerät wird, wenn überhaupt, „vom Handel“ repariert. Allein die Wegwerfmentalität<br />
und günstig importierte Produkte haben tausende von Existenzen gekostet.<br />
Das Handwerk steht heute sowohl im Wettbewerb gegen Markt- und Markenmacht<br />
(z.B. bei Kfz-Reparaturen) als auch gegen organisierte illegale Beschäftigung<br />
(im Bau- und Ausbaubereich). Die mit der Novellierung der Handwerksordnung<br />
erleichterten Gründungen lassen in den nicht sicherheitsrelevanten Handwerken<br />
neue Wettbewerber erwarten. Hinzu kommt aktuell die Branchenkrise der Bauwirtschaft,<br />
die sich über das Bauhandwerk hinaus auf weitere Handwerksberufe negativ<br />
auswirkt und auch <strong>2004</strong> die Entwicklung des Handwerks beeinträchtigen wird.<br />
96
Aufgrund der überwiegend kleinbetrieblichen Struktur ist das Handwerk durch<br />
Bürokratiekosten, Abgaben und Umlagen sowie das Arbeits- und Sozialrecht (im<br />
Vergleich zu größeren Unternehmen) besonders belastet. Der Betriebsbestand in<br />
<strong>Hessen</strong> behauptet sich bei knapp unter 59.000 (Handwerks- und handwerksähnliche)<br />
Betriebe. Beeindruckend bleibt trotz der schwierigen Lage des Handwerks die<br />
hohe Ausbildungsbereitschaft und -leistung sowie das Weiterbildungsangebot.<br />
Die freien Berufe bieten die wissensbasierten Dienstleistungen an, ohne die eine<br />
moderne Gesellschaft und arbeitsteilige Volkswirtschaft nicht auskommen. Nicht allein<br />
die geregelten freien Berufe – das sind die rechts- und steuerberatenden, die<br />
meisten technischen freien Berufe und die Heilberufe - haben zahlenmäßig zugenommen,<br />
sondern auch in den ungeregelten Bereichen – den pädagogischen und<br />
künstlerischen Berufen sowie den wirtschaftsberatenden - steigt deren Zahl und die<br />
Vielfalt der angebotenen Leistungen. Da sich gerade in dem letzteren Bereich die<br />
Berufsfelder – etwa bei den Medien oder im Umweltschutz – ständig weiterentwickeln,<br />
liegt die Anzahl der Freiberufler in <strong>Hessen</strong> – geschätzt - inzwischen bei rund<br />
58.000 (Schätzung des Instituts für Freie Berufe Nürnberg). Besonders dynamisch<br />
entwickelt sich der ungeregelte, offene Sektor.<br />
Soweit freie Berufe personenbezogene Leistungen erbringen, sind sie nach<br />
wie vor überwiegend auf lokale oder regionale Nachfrage hin orientiert; die unternehmensorientierten<br />
arbeiten inzwischen auch überregional – allerdings meist noch<br />
innerhalb der nationalen Grenzen. Internationale Aktivitäten sind noch die Ausnahme<br />
und finden, auch aufgrund nationaler Berufsrechte, fast immer in Form von ü-<br />
bernationalen Kooperationen statt. Beispielgebend ist der Sektor der Rechts, Steuer-<br />
und Wirtschaftsberatung. Ein Vergleich mit der internationalen Präsenz freiberuflicher<br />
Anbieter von anderen Standorten (z.B. London oder Großbritannien) lassen<br />
für <strong>Hessen</strong> durchaus noch ungenutzte Chancen für freiberuflichen Dienstleistungsexport<br />
vermuten.<br />
Bis auf Ausnahmen – etwa bei den Architekten, deren hiesiger Markt stagniert,<br />
oder in den Heilberufen, für die aufgrund der Regulierungsdichte das Attribut<br />
„frei“ kaum noch zutrifft - ist für die freien Berufe auch bei zunehmendem Wettbewerb<br />
insgesamt eine weitere positive Entwicklung zu erwarten.<br />
97
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
2 Strukturen in <strong>Hessen</strong>, Schlussfolgerungen für die Mittelstandspolitik<br />
2.1 Zunehmende Bedeutung der Dienstleistungswirtschaft<br />
Die hessische Wirtschaft konnte sich schneller hin zu einer „reifen“ Volkswirtschaft<br />
entwickeln als die der Bundesrepublik insgesamt. Der Besatz mit mittelständischen<br />
Unternehmen ist annähernd gleich; ein Schwerpunkt in <strong>Hessen</strong> zeigt sich allerdings<br />
bei den unternehmensnahen Dienstleistungen. Der tertiäre Sektor trägt inzwischen<br />
pro Kopf der Beschäftigten mehr zur Wertschöpfung und damit zur Einkommensbildung<br />
bei als das produzierende Gewerbe.<br />
Der Anteil der Dienstleistungen an der Bruttowertschöpfung in <strong>Hessen</strong> liegt um<br />
4,3% über dem Bundesdurchschnitt, der Beschäftigtenanteil um 2,5%. In <strong>Hessen</strong><br />
arbeiten mehr Beschäftigte im tertiären Sektor, und sie sind produktiver. Dies gilt<br />
selbst bei Einbeziehung des beschäftigungsintensiven, aber insgesamt weniger<br />
produktiven Handels.<br />
Produzierendes Gewerbe<br />
Dienstleistungen insgesamt<br />
Dienstleistungen ohne Handel<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Anteile<br />
Deutschland<br />
Anteile in %<br />
Abweichung<br />
in %<br />
in %<br />
Bruttowertschöpfung 22,3 26,6 - 4,3<br />
Beschäftigte 25,1 27,6 - 2,5<br />
Bruttowertschöpfung 77,7 73,4 + 4,3<br />
Beschäftigte 74,9 72,4 + 2,5<br />
Bruttowertschöpfung 67,7 63,4 + 4,3<br />
Beschäftigte 59,7 57,0 + 2,7<br />
Hier liegt eine der Quellen des hohen hessischen Durchschnittseinkommens. Der<br />
Vorsprung wird vor allem in den Bereichen der Finanz-, Logistik- und Kommunikationsdienstleistungen<br />
– mit einem geringen Anteil an kleinen und mittleren Unternehmen<br />
- und unternehmensbezogenen Dienstleistungen – mit einer großen Zahl unabhängiger<br />
mittelständischer Unternehmen - erarbeitet.<br />
Die hessische Wirtschaftspolitik wird angesichts des starken Wettbewerbsdrucks im<br />
sekundären Sektor die Entwicklung im tertiären Sektor verstärkt berücksichtigen<br />
müssen – hier entstehen Arbeitsplätze und Einkommen. Gegen diese Strategie<br />
spricht auch nicht, dass Produktion und unternehmensbezogene Dienstleistungen<br />
einander bedingen - denn die Standorte haben sich dank Verkehrs- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />
entkoppelt. <strong>Hessen</strong> profitiert davon.<br />
98
2.2 „Industrie“<br />
Eine mittelstandsorientierte „Industriepolitik“ <strong>Hessen</strong>s wird sich neben der grundsätzlichen<br />
Entlastung des Mittelstandes auf die Leistungssteigerung der hiesigen<br />
Produktionsunternehmen (Industrie und produzierendes Handwerk) konzentrieren –<br />
durch<br />
– Unterstützung der Vernetzung der Unternehmen gleicher Interessen,<br />
– Finanzierungshilfen für Wachstum, Forschung und Entwicklung, Qualifizierung<br />
– Förderung des technischen Fortschritts über Verzahnung mit FuE-Aktivitäten von<br />
Hochschulen und Instituten,<br />
– Hilfe bei der Durchdringung neuer, d.h. vor allem ausländischer Märkte.<br />
Die Bedingungen hierzu wurden inzwischen für kleine und mittlere Unternehmen<br />
verbessert (vgl. weiter unten: Invest-Programme, Gründungs- und Wachstums-<br />
Hilfen, Schwerpunktsetzung bei technologieorientierter Förderung, Intensivierung<br />
außenwirtschaftlicher Maßnahmen, Qualifizierung und Beratung). Sie sind umso<br />
wichtiger, als in <strong>Hessen</strong> nach der Osterweiterung der EU gerade das produzierende<br />
Gewerbe einem scharfen Standortwettbewerb entgegensieht.<br />
2.3 Anpassungsdruck im hessischen Handwerk<br />
Das hessische Handwerk bleibt unverzichtbar für den privaten Konsum, als Scharnier<br />
zwischen Produzent und Verbraucher, im Wohnungswesen, als Teil des produzierenden<br />
Gewerbes und vor allem für die Qualifizierung des Nachwuchses.<br />
Die Zukunftsaussichten des Handwerks in <strong>Hessen</strong> sind mittelfristig gut, wenn es in<br />
die Lage versetzt wird, seine hohe Anpassungsfähigkeit und Leistungsfähigkeit zu<br />
nutzen.<br />
Hierzu ist vordringlich,<br />
– die im Vergleich zu Großunternehmen überdurchschnittlichen Bürokratiebelastungen<br />
zu reduzieren,<br />
– die Schattenwirtschaft einzudämmen und<br />
– den Zugang zu öffentlichen Aufträgen auch für handwerkliche Anbieter zu erleichtern.<br />
Zu den erforderlichen Maßnahmen gehören weiterhin<br />
– die Erleichterung der Ausbildung im Handwerk,<br />
– eine mittelstandsfreundliche Auftragsvergabe der Kommunen sowie<br />
– die Begrenzung der wirtschaftlichen Betätigung der Kommunen.<br />
99
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
2.4 Finanz- und unternehmensbezogene Dienstleistungen<br />
Die global verflochtenen Finanzdienstleistungen geben kleinen und mittleren Unternehmen<br />
in anderen Branchen an ihrem zentralen Standort – Frankfurt – entscheidende<br />
Beschäftigungs- und Wachstumsimpulse. Die Verbesserung der Attraktivität<br />
des Finanzplatzes Frankfurt ist eine der vordringlichen Handlungsoptionen in der<br />
laufenden Legislaturperiode und damit auch einer der wirtschaftspolitischen<br />
Schwerpunkte der Landesregierung.<br />
Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen haben für die hessische Wirtschaft<br />
eine zentrale Bedeutung erlangt. Sie finden hier hervorragende Standortbedingungen<br />
- die eine deutlich größere Rolle spielen als Förderprogramme. Für die Sicherung<br />
und weitere Verbesserung des Standortes ist<br />
– die Bündelung der Außendarstellung des Ballungsraums um Frankfurt,<br />
– der Ausbau der Flughafens,<br />
– die Verbesserung der überregionalen/internationalen Mobilität,<br />
– die Erhaltung der Zentralitätsfunktion für weltweite Kommunikation oder<br />
– die Vernetzung mit der „Wissensindustrie“ (Hochschulen, Forschungseinrichtungen,<br />
Verbandszentralen) durch laufenden Austausch, Kongresse, Medienarbeit<br />
u.ä.<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Weitere Chancen bieten die internationale Öffnung der Märkte für Dienstleistungen<br />
und der Abbau rechtlicher Hemmnisse für Zugang und Ausübung von Dienstleistungsberufen.<br />
Dies sollte vor allem von den freien Berufen genutzt werden. Die ü-<br />
berregionalen Chancen hessischer Dienstleistungsanbieter sind verstärkt durch Beteiligung<br />
an Messen, Kontaktbesuchen o.ä. im Ausland zu suchen.<br />
2.5 Handel und weitere verbrauchernahe Dienstleistungen<br />
Der Handel ist ausgesprochen beschäftigungsintensiv (Anteil: 15,2 %) – umso mehr,<br />
je mittelständischer die Unternehmensstruktur ist. Die kleinen und mittleren Unternehmen,<br />
besonders im Einzelhandel, sind in der Regel nicht auf der grünen Wiese<br />
angesiedelt. Nicht allein im Interesse urbaner Lebensqualität, sondern auch wegen<br />
der absehbaren positiven Beschäftigungseffekte bedeutet Politik für den mittelständischen<br />
Einzelhandel,<br />
– die Städte so attraktiv wie möglich zu machen,<br />
– die Präsenz einer Vielfalt kleiner und mittlerer Anbieter zu erleichtern und<br />
– die Erreichbarkeit der Citys durch die Verbraucher sicherzustellen.<br />
Hier sind die Kommunen gefordert. Die Landesregierung hat ihre Möglichkeiten<br />
konsequent verfolgt, beispielsweise durch den „Einzelhandelserlass“, der die Ansiedlung<br />
großflächiger Einzelhandelseinrichtungen außerhalb der Innenstädte re-<br />
100
gelt, oder durch Maßnahmen zur Steigerung der der Akzeptanz der Citys („…Ab in<br />
die Mitte“).<br />
Mit dem hohen Besatz an kleinen und mittleren Unternehmen des Großhandels und<br />
der Handelsvermittlungen hat Südhessen alle Chancen, sich nach der Osterweiterung<br />
der EU zu d e m zentralen Handels- und Logistikzentrum Mitteleuropas mit hoher<br />
Beschäftigungswirkung zu entwickeln. Dies wird nur gelingen, wenn<br />
– die erforderlichen Flächen bereitgestellt werden,<br />
– die Modernisierung der Verkehrsinfrastrukturen auch für Güter (Schiene, Luft und<br />
Straße) weitergeführt und<br />
– der hohe Stand der Kommunikationsmöglichkeiten erhalten bleibt.<br />
Dies wird nur im Verbund von Land und Kommunen erreichbar sein.<br />
Bei den weiteren verbrauchernahen Dienstleistungen bestehen für mittelständische<br />
Anbieter insgesamt Wachstumschancen dort, wo es gelingt, über den regionalen<br />
Markt hinaus zu expandieren. Hierzu bietet sich instrumentell auch der E-Commerce<br />
an – und wird genutzt. In den Clustern Freizeitwirtschaft (vor allem: Tourismus), Gesundheit/Wellness,<br />
Kulturwirtschaft, Bildung/ Fort- und Weiterbildung und soziale<br />
Dienste (vor allem Wohnen, Betreuung und Pflege von Älteren) bestehen durch<br />
„Dienstleistungsexport“ Chancen, sich von der längerfristig eher stagnierenden<br />
Verbrauchernachfrage in <strong>Hessen</strong> abzukoppeln.<br />
3 Mittelstandsförderung<br />
Die hessische Landesregierung betreibt eine Vielzahl von Fördermaßnahmen, die<br />
sich ausschließlich oder überwiegend an die mittelständische Wirtschaft richten.<br />
Hierbei gilt Mittelstandsförderung als Hilfe zur Selbsthilfe; sie soll keine Privilegien<br />
und keinen Schutzzaun für bestehende Verhältnisse schaffen, sondern die Anpassungsfähigkeit<br />
des größten Teils der Wirtschaft an sich ändernde Strukturen sichern.<br />
Kleine und mittlere Unternehmen werden indirekt gefördert durch<br />
– die Schaffung mittelstandsfreundlicher Rahmenbedingungen (z.B. durch Entbürokratisierung<br />
der Verwaltung und Entrümpelung gesetzlicher Vorschriften, Verbesserung<br />
der Transparenz über und des Zugangs zu öffentlichen Aufträgen,<br />
mittelstandsfreundliche Ausgestaltung und Berücksichtigung der Belange kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen in Gesetzgebung und Verwaltung),<br />
101
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
– geeignete Institutionen (in <strong>Hessen</strong> die InvestitionsBank <strong>Hessen</strong> (IBH) und die<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Agentur</strong>, Bürgschaftsbank und Mittelständische Beteiligungsgesellschaft,<br />
Beratungsstellen, sonstige Einrichtungen für Aus- und Weiterbildung, Information,<br />
Betreuung und neue Technologien),<br />
– Hilfen in der Aus- und Weiterbildung, der Regionalförderung, der Tourismusförderung,<br />
beim Wissenstransfer, dem Angebot von geeigneten Standorten für Gründungen<br />
oder für Technologieparks, Maßnahmen zur Unterstützung der Außenwirtschaft<br />
oder der Erschließung neuer Märkte,<br />
– geeignete Informationsveranstaltungen, Wettbewerbe, Unterstützung privater Initiativen<br />
(z.B. Business Angels) usw.<br />
Die direkte, einzelbetriebliche Förderung (finanzielle Hilfen mit Schwerpunkt bei<br />
Gründungen, Wachstum oder Übergaben, neuen Technologien, Bürgschaften und<br />
Beteiligungen, Förderung von Beratungen) ist insofern nur ein Teil der Mittelstandsförderung<br />
der Hessischen Landesregierung. Grundlage ist das „Gesetz zur Förderung<br />
der kleinen und mittleren Unternehmen der hessischen Wirtschaft“ vom<br />
25.September 1974 GVBl I, S.458) mit der Ergänzung vom 22. August 1986 (GVBl<br />
I, S.265) und die jeweilige Haushaltsgesetzgebung. Die Förderung erfolgt nach<br />
Richtlinien und Fördergrundsätzen des Landes <strong>Hessen</strong> sowie Verordnungen, Richtlinien<br />
und Leitlinien der EU.<br />
Kleinen und mittleren Unternehmen werden in <strong>Hessen</strong> Finanzierungshilfen für Investitionen<br />
und begleitende Maßnahmen in Form von Zuschüssen und Krediten gewährt,<br />
ferner durch Bürgschaftsübernahmen und durch Beteiligungsangebote. Zusätzlich<br />
werden Betriebsberatungen gefördert. Die nachfolgende Darstellung beschränkt<br />
sich exemplarisch auf die Förderschwerpunkte<br />
– Existenzgründungen,<br />
– Wachstum,<br />
– Technologieförderung und<br />
– sonstige Maßnahmen.<br />
In Hinblick auf weitere Förderschwerpunkte des Landes, die auch oder nur mittelstandsorientiert<br />
durchgeführt werden (z.B. in der Ausbildungsförderung oder in<br />
der Regionalpolitik), wird auf die jeweiligen gesonderten Publikationen verwiesen.<br />
102
Exkurs: Veränderungen der Mittelstandsfinanzierung und -förderung<br />
2003/<strong>2004</strong><br />
Traditionell wurden Finanzierungshilfen für mittelständische Unternehmen in der<br />
Form von Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen gewährt; zusätzlich Bürgschaften<br />
durch die Bürgschaftsbank <strong>Hessen</strong> oder durch das Land übernommen. Hinzu<br />
kamen in eher kleineren Fällen direkte Beteiligungen durch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />
<strong>Hessen</strong> (MBG); größere wurden dem Venture-Capital-Markt<br />
überantwortet. Hierbei ergänzten die hessischen Finanzierungshilfen die Bundesprogramme<br />
der KfW und der Deutschen Ausgleichsbank.<br />
Zuschüsse wurden zunehmend durch Darlehen ersetzt. Sie werden inzwischen nur<br />
noch in der regionalen Wirtschaftsförderung, der Förderung von Forschung und<br />
Entwicklung, bei nicht profitablen Einzelmaßnahmen und zur verbilligten Betriebsberatung<br />
gewährt.<br />
Durch Basel II wurden ab 2003 die Bedingungen für die Kredithilfen an die mittelständische<br />
Wirtschaft erheblich verändert. Zinsgünstige Kredite für riskante Vorhaben<br />
– wie für eine Existenzgründung - widersprachen den Grundsätzen der Risikoorientierung<br />
der Festlegung der Kosten bei Fremdfinanzierung. Die KfW/Mittelstandsbank<br />
(Nachfolgerin der Ausgleichsbank) strukturierte daher ab 2003/<strong>2004</strong> ihre<br />
Hilfen um in<br />
– „Unternehmerkapital“ mit eigenkapitalähnlichen Fremdmitteln für Gründungen<br />
und junge Unternehmen (mit so genannten Mezzaninen mittels Haftungsfreistellung<br />
oder Nachrangdarlehen),<br />
– „Unternehmerkredit“ mit Basel-II-konformen Darlehensangeboten für etablierte<br />
Unternehmen und<br />
– „Unternehmerbeteiligung“ für die (indirekte) Beteiligungsförderung.<br />
Für <strong>Hessen</strong>, dessen Finanzierungshilfen nach wie vor die der Bundesförderung ergänzen,<br />
ergaben sich folgende wichtige Veränderungen:<br />
– Das hessische Existenzgründungsdarlehen lief aus und wurde ersetzt durch das<br />
GuW-Programm (Gründung und Wachstum), das das Kreditangebot der<br />
KfW/Mittelstandsbank mit einer hessischen Zinsverbilligung kombiniert und von<br />
der IBH abgewickelt wird;<br />
– die bereits 2002 in Hinblick auf Basel II zur Stärkung des Eigenkapitals der Unternehmen<br />
eingerichteten INVEST-Beteiligungen wurden aufgestockt, und<br />
– eine (von der Kreditwirtschaft anerkannte) Bürgschaft ohne Bank durch die Bürgschaftsbank<br />
<strong>Hessen</strong> ermöglicht die Finanzierung von Gründungen auch ohne<br />
ausreichende eigene Sicherheiten direkt durch die Hausbank.<br />
103
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
3.1 Förderung von Existenzgründungen<br />
Es gibt mithin nicht mehr d i e typische Gründung und d a s typische Modell geförderter<br />
Gründungsfinanzierung. Der traditionelle Weg in die Selbständigkeit hat sich<br />
in den letzten Jahren aufgefächert in<br />
– Kleinstgründungen, überwiegend für lokale Märkte,<br />
– die nach wie vor „klassischen“ Gründungen und<br />
– komplexere Vorhaben, überwiegend im High-Tech-Bereich mit hohem Kapitalbedarf<br />
und besonderem professionellen Gründungs-Know-how.<br />
Kleinstgründungen werden vor allem von der Arbeitsverwaltung als Weg aus der<br />
Arbeitslosigkeit (als Ich-AG oder nach dem Überbrückungsgeld-Modell) gefördert.<br />
Mit den Programmen „Mikrodarlehen“ und „Startgeld“ unterstützt auch die<br />
KfW/Mittelstandsbank solche Gründungen. Kleinstunternehmen sind durchaus<br />
nichts Ungewöhnliches: 145.000 Betriebe in <strong>Hessen</strong> (rund 50% aller rund 300.000<br />
Einheiten) beschäftigen keine sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer. Aufgrund<br />
der Förderung aus arbeitsmarktpolitischen Gründen ist mit einem Ansteigen<br />
der Zahl dieser Kleinstunternehmen zu rechnen.<br />
Die „klassischen“ Gründungen, d.h. die nachhaltigen in Handwerk, Handel, Gastgewerbe,<br />
sonstigen gewerblichen Dienstleistungen und den freien Berufen stehen<br />
nach wie vor im Zentrum der Mittelstandspolitik des Landes. Hier werden Arbeitsplätze<br />
geschaffen, hier findet die angestrebte Verjüngung des Unternehmensbestandes<br />
statt.<br />
Neben der Beratungsförderung werden ab <strong>2004</strong> Finanzierungshilfen der<br />
KfW/Mittelstandsbank aus der Programmfamilie „Unternehmerkapital“ (ERP-Kapital<br />
für Gründung, für Wachstum, für Wachstum und Investitionen, als Eigenmittelsurrogat)<br />
und aus der Familie „Unternehmerkredit“ (durch Landesmittel vergünstigte<br />
GuW-Darlehen, Unternehmerkredit) angeboten. Bürgschaften können von der Bürgschaftsbank<br />
übernommen werden, seit März <strong>2004</strong> auch als Bürgschaft ohne Bank.<br />
Komplexere Gründungen finden sich im High-Tech- und Dienstleistungsbereich, oft<br />
in Verbindung mit Hochschulen und F&E-Einrichtungen. Sie sind gekennzeichnet<br />
durch oft hohen Kapitalbedarf, durch Innovation und Verknüpfung von Forschung,<br />
Entwicklung, überregionaler oder weltweiter Marktorientierung sowie häufige personelle<br />
und finanzielle Verbundlösungen. Engpass für eine Kreditfinanzierung ist in<br />
vielen Fällen neben dem Kapitalbedarf das höhere Risiko solcher Vorhaben. Daher<br />
werden neben den eben genannten Darlehenshilfen seit 2002 Beteiligungsangebote<br />
des Invest-Programms angeboten, ferner kann das Beteiligungsprogramm für kleine<br />
Technologieunternehmen, das BTU-Frühphasenprogramm und das Technologiebeteiligungsprogramm<br />
BTU genutzt werden.<br />
104
3.1.1 Finanzierungshilfen für Existenzgründungen<br />
Mit der Änderung der Fördersystematik der KfW/Mittelstandsbank und dem Wegfall<br />
der ERP-Existenzgründungsdarlehen ab <strong>2004</strong> entfielen die zinsgünstigen „<strong>Hessen</strong>-<br />
Kredite“ für Gründungen. Die IBH verbilligt seither für Existenzgründungen und für<br />
wachsende Unternehmen Förderkredite „Gründung und Wachstum“ der KfW/Mittelstandsbank<br />
(aus der Programmfamilie „Unternehmerkredit“). Ein (Landes-)Zinszuschuss<br />
kann bis zu einem Kreditvolumen von 750.000 Euro gewährt werden. Die<br />
für Existenzgründer wichtige Eigenkapitalhilfe aus ERP-Mitteln (als Bundesprogramm)<br />
wird weiterhin gewährt. Einzelheiten sind der neuen Existenzgründungsbroschüre<br />
zu entnehmen.<br />
Die in <strong>Hessen</strong> für Existenzgründungen gewährten Förderkredite der Jahre 2002 und<br />
2003 (vorläufige Zahlen) gehen aus der folgenden Übersicht hervor.<br />
Programme gewerbliche Wirtschaft Fälle Zuschuss Darlehen Inv. Summe<br />
TEuro TEuro TEuro<br />
Förderung 2002<br />
KREDITPROGRAMME<br />
- <strong>Hessen</strong>-Programm 617 32.930,0 101.117,0<br />
- ERP-Existenzgründungsprogramm 131 15.942,0 168.211,0<br />
- DtA-Existenzgründungsprogramm 275 20.217,0 51.971,0<br />
- ERP-Eigenkapitalhilfeprogramm 219 14.033,0 63.749,0<br />
- DtA-Startgeld 306 10.414,0 11.540,0<br />
- DtA-Mikro-Darlehen 42 811,0 936,0<br />
- DtA-Betriebsmittel 22 519,0 (609,0)<br />
Gründungsförderung insgesamt 1.612 94.866,0 397.524,0<br />
Förderung 2003 (vorläufige Zahlen)<br />
- <strong>Hessen</strong>-Programm 401 21.605,0 64.879,0<br />
- ERP-Existenzgründungsprogramm 80 11.394,0 42.435,0<br />
- DtA-Existenzgründungsprogramm 506 71.740,0 93.440,0<br />
- ERP-Eigenkapitalhilfeprogramm (*) 8.718,0 22.099,0<br />
- DtA-Startgeld 41 6.554,0 11.540,0<br />
- DtA-Mikro-Darlehen 14 2.684,0 936,0<br />
- DtA-Betriebsmittel (*) (1.537,0) (2.141,0)<br />
Gründungsförderung insgesam 1.042 122.695,0 235.329,0<br />
(*) keine Angaben aus datenschutzrechtlichen Gründen<br />
Die Zahl der insgesamt geförderten Existenzgründungsfälle hat sich von 1.612 Fällen<br />
in 2002 auf 1.042 Fälle in 2003 deutlich vermindert, ebenso die jeweiligen Investitionsvolumina.<br />
Die Kreditzusagen nahmen allerdings insgesamt zu – weil die Dar-<br />
105
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
lehen des DtA-Existenzgründungsprogramms erheblich häufiger nachgefragt wurden<br />
als in den Vorjahren, die anderen Förderkredite weniger. Der Rückgang der<br />
Gründungsförderung ist in erster Linie der konjunkturellen Unsicherheit zuzuschreiben,<br />
da sich auch die Förderdarlehen für die sonstige Mittelstandsförderung insgesamt<br />
rückläufig zeigten. Ebenso wie Gründungen wurden Maßnahmen zum Ausbau<br />
bestehender Unternehmen zurückhaltender vorgenommen.<br />
Bei den Gründungen wirkt sich allerdings auch der Rückgang der Zahl Jüngerer,<br />
damit auch Gründungwilliger, im Alter von 25 bis 35 Jahren aus. Die Zahl von Personen<br />
in diesem Alter lag in <strong>Hessen</strong> 2003 rund 20% unter der des Jahres 1993. Einen<br />
Einfluss hat auch die in 2003 angelaufene Umstellung zu Basel-II-konformen<br />
Finanzierungen. Die Gründungen selbst fanden überwiegend im Handwerk (mit fallender<br />
Tendenz), im Handel (ebenfalls rückläufig) und im Dienstleistungsbereich<br />
(zunehmend) statt.<br />
3.1.2 Bürgschaften, Beteiligungen<br />
Die Bürgschaftsbank <strong>Hessen</strong> <strong>GmbH</strong> (BBH) bietet als gemeinsame Einrichtung der<br />
hessischen Wirtschaft, des Landes, der IBH und der KfW Bürgschaftsübernahmen<br />
bei Gründungen und Erweiterungsinvestitionen an. Daneben werden auch Rückbürgschaften<br />
für Beteiligungen durch die MBG übernommen. Zahl und Volumen der<br />
Bürgschaften werden durch das Eigenkapital der Gesellschaft begrenzt. Für größere<br />
Fälle, die das Bürgschaftsvolumen der BBH überlasten, kann das Land <strong>Hessen</strong> eine<br />
Bürgschaft übernehmen. Die nachfolgende Zusammenstellung fasst Gründungsund<br />
Erweiterungsinvestitionen zusammen.<br />
Bürgschaften Fälle Darlehen Bürgschaften Inv. Summe Arbeitsplätze *)<br />
TEuro TEuro TEuro vorh. gepl.<br />
2002<br />
- Landesbürgschaften 32 119.278,0 69.121,0 125.903,0 5.520 541<br />
- Bürgschaftsbank <strong>Hessen</strong> 230 57.615,0 39.108,0<br />
SUMME Bürgschaften 2002 262 176.893,0 108.229,0 125.903,0 5.520 541<br />
2003<br />
- Landesbürgschaften 29 83.546,0 54.182,0 103.117,0 5.724 175<br />
- Bürgschaftsbank <strong>Hessen</strong> 198 56.786,0 37.627,0<br />
SUMME Bürgschaften 2003 227 140.332,0 91.809,0 103.117,0 5.724 175<br />
Sowohl die Zahl der Bürgschaftsübernahmen als auch das verbürgte Kreditvolumen<br />
und das jeweilige Bürgschaftsvolumen haben von 2002 bis 2003 abgenommen.<br />
Nach Branchen unterteilt, ergab sich für das Jahr 2003 folgende Verteilung (jeweils<br />
in 1000 Euro):<br />
106
Jahr 2003 Kreditvolumen Bürgschaftsübernahmen davon für Gründungen<br />
Handel 10,1 6,7 1,8<br />
Handwerk 8,4 5,6 1,7<br />
Industrie 13,1 8,5 1,2<br />
Gartenbau 1,6 0,9 o,5<br />
Freie Berufe 8,5 6,3 2.7<br />
Verkehrsgewerbe 1,9 1,2 0,9<br />
Gastgewerbe 2,2 1,3 0,2<br />
Sonst. Kleingewerbe 11,6 7,5 1,5<br />
Gesamt: 57,4* 39,0 10,5<br />
* Abweichung zur obigen Tabelle durch abweichende Jahreszuordnung von übernommenen und genutzten Bürgschaften<br />
Zur Finanzierung des Kapitalbedarfs auch für innovative und risikobehaftete Gründungen<br />
in zukunftsträchtigen Technologiefeldern legte die IBH 2002 das Programm<br />
HESSEN INVEST auf. Über einen mit ca. 21 Mio. € ausgestatteten Fonds beteiligt<br />
sich das Land an den Unternehmen oder gewährt eigenkapitalähnliche Kredite. Solche<br />
Beteiligungen<br />
– können im Bereich der Biotechnologie und der Medienwirtschaft bereits zur<br />
Frühphasenfinanzierung von Gründungen (Bio-Start und Medien-Start) genutzt<br />
werden,<br />
– erleichtern die technische Filmbearbeitung (Film-Invest),<br />
– stehen für Investitionen bei Unternehmensübernahmen bereit (Nachfolge-Invest)<br />
und<br />
– ermöglichen Investitionen vor Ort bei der Etablierung neuer Märkte im Ausland<br />
(Invest International).<br />
Seit Beginn des Programms stimmte die Vergabekommission im Bereich Film 22<br />
Projekten mit ca. 5,5 Mio. € Investitionssumme zu und schob damit Filmvorhaben<br />
mit einem Gesamtvolumen von ca. 69 Mio. € an. Im Bereich „Start“ (Bio- und Media-<br />
Start) wurden bislang 15 Fälle bewilligt, ca. 3,3 Mio. € investiert und Projekte mit einem<br />
Volumen von ca. 22,5 Mio. € initiiert. In den Bereichen „Nachfolge“ und „International“<br />
wurden 9 Projekte befürwortet, 4,5 Mio. € investiert und ein Investitionsvolumen<br />
von ca. 12,3 Mio. € angestoßen.<br />
107
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Linie Fallzahl 2002<br />
Anträge/<br />
Betrag 2002 in €<br />
Zusagevolumen<br />
Fallzahl 2003<br />
Anträge/<br />
Betrag 2003 in €<br />
Zusagevolumen<br />
Zusagen<br />
Zusagen<br />
<strong>Hessen</strong>-Invest Bio-Start 8/1 250.000 6/2 500.000<br />
<strong>Hessen</strong>-Invest Media-Start 26/4 1.000.000 22/8 1.550.000<br />
<strong>Hessen</strong>-Invest International 7/2 1.000.000 6/1 400.000<br />
<strong>Hessen</strong>-Invest Nachfolge 2/0 0 7/2 900.000<br />
<strong>Hessen</strong>-Invest Film 28/14 3.525.000 20/8 2.022.000<br />
3.1.3 Gründungsberatung, Coaching<br />
Betriebsberatungen für Existenzgründungen außerhalb des Handwerks werden<br />
durch Zuschüsse zu den Beratungskosten, bemessen an der Zahl der Tagewerkshonorare,<br />
gefördert. Dieser Zuschuss beträgt 400 Euro (bzw. 450 Euro in den strukturschwachen<br />
Gebieten <strong>Hessen</strong>s) pro Tagewerk, maximal für zehn Tagewerke. Die<br />
Förderung wird z.Z. aus Mitteln des ESF-Strukturfonds kofinanziert. Zur Sicherung<br />
der Qualität der Beratungen werden festgelegte Beratungsstellen – in den meistens<br />
Fällen das RKW <strong>Hessen</strong> – mit der Programmabwicklung betraut. ∗<br />
Im Handwerk wird dem Nachwuchs Existenzgründungsberatung von den Beratungsstellen<br />
der Kammern und einiger Verbände kostenlos angeboten. Aufgrund der<br />
guten Meistervorbereitung ist der Beratungsbedarf für Existenzgründungen nicht so<br />
ausgeprägt wie in anderen Wirtschaftsbereichen. ∗∗ Ferner ist auf die zahlreichen<br />
Vorbereitungskurse der meisten Kammern und der Verbände hinzuweisen sowie auf<br />
Lehrgänge, Seminare, Gruppenberatungen, Erfa-Gruppen usw., die in Einzelfällen<br />
ebenfalls gefördert werden. Im Rahmen der Verbesserung der Existenzsicherungsmaßnahmen<br />
wurde ab 2002 beispielsweise die Förderung der Lehrgänge für den<br />
Betriebswirt im Handwerk durch Landes- und ESF-Mittel in <strong>Hessen</strong> als Weiterbildungsförderung<br />
aufgenommen.<br />
Seit dem Jahr 2000 wird die Beratungsförderung für Existenzgründungen, die vom<br />
RKW als Beratungsstelle betreut wird, exemplarisch evaluiert. Beratungsnehmer<br />
werden nach einem Jahr über den Erfolg ihrer Gründung befragt. Die Effizienz der<br />
Beratungsförderung erweist sich als hoch. Von den rund 300 Beratenen des Jahres<br />
2002 waren nach einem Jahr (bis Ende 2003) etwa 200 Unternehmen mit rund 1000<br />
Beschäftigten erfolgreich selbständig. Mit den gebotenen Einschränkungen hinsichtlich<br />
der Monokausalität von Förderung und Wirkung „kostete“ bei Nutzung der ESF-<br />
∗ Die Gesamtzahlen der Förderbeträge sind unten unter 3.2.3 aufgeführt.<br />
∗∗ S. o.<br />
108
Mittel eine erfolgreiche Gründungsberatung durchschnittlich unter 800 Euro an Landesmitteln<br />
und ein dadurch geschaffener Arbeitsplatz 155 Euro.<br />
Für Gründungsberatungen (ohne Handwerk) ergab sich:<br />
Gründungsberatung, RKW<br />
Jahr<br />
eingesetzte Mittel<br />
Beratungsfälle<br />
erfolgreiche<br />
geschaffene<br />
Land, EU (Euro)<br />
Gründungen<br />
Arbeitsplätze<br />
2001 666.767 335 288 900<br />
2002 765.455 303 199 1.000<br />
2003 (Prognose) 875.000 375 250 rund 1.000<br />
<strong>2004</strong> (Prognose) 849.450 320 210 rund 800<br />
3.2 Förderung von Wachstum und Anpassung an sich wandelnde Märkte<br />
Für kleinere Unternehmen und viele mittlerer Größenordnung stellen Sprunginvestitionen<br />
für erforderliche Erweiterungen oder Umstellungen erhebliche Hindernisse<br />
dar. Nach der vorbereitenden Umsetzung von Basel II und der wachsenden Zurückhaltung<br />
der Kreditwirtschaft im Bereich des Mittelstandskredites steigt seither der<br />
Bedarf nach anderen Finanzierungsmitteln.<br />
3.2.1 Finanzierungshilfen, Darlehen<br />
Zur Förderung des Wachstums werden für mittelständische Unternehmen in <strong>Hessen</strong><br />
von der IBH Darlehen der KfW/Mittelstandsbank (aus der Programmfamilie „Mittelstandskredit“<br />
GuW) durch Zinszuschüsse verbilligt. Junge Unternehmen können<br />
diese Kredite ab <strong>2004</strong> zusätzlich zu den Hilfen des „Unternehmerkapitals“ erhalten.<br />
Die Förderkredite selbst sind inzwischen in ihren Konditionen nach der Bonität des<br />
Unternehmens gestaffelt.<br />
Wie bei der Gründungsförderung hat sich die Anzahl der Förderfälle von 2003 zu<br />
2002 annähernd halbiert; die Darlehen und die geförderten Investitionssummen liegen<br />
um etwa 40%<br />
unter dem Vorjahreswert. Die unsichere wirtschaftliche Lage und die sich versteifenden<br />
Kapitalmarktbedingungen im Vorgriff auf Basel II müssen als Hauptursachen<br />
angesehen werden.<br />
Kleine und mittlere Unternehmen konnten allerdings in bestimmten Fällen andere<br />
Förderprogramme alternativ oder additiv nutzen. Die auf <strong>Hessen</strong> entfallenden Fall-<br />
109
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
zahlen der Förderung nach der Gemeinschaftsaufgabe, des Umweltschutzes oder<br />
der Innovationsförderung (soweit von der KfW abgewickelt) sind als Anlage beigefügt.<br />
Die Gewährung von Krediten für hessische mittelständische Unternehmen entwickelte<br />
sich von 2002 bis 2003 ∗ wie folgt:<br />
Programme gewerbliche Wirtschaft Fälle Zuschuss Darlehen Inv.Summe<br />
TEuro TEuro TEuro<br />
2002<br />
- IBH/DtA-Gründungs-und Wachstumsprogramm 628 48.880,0 110.534,0<br />
- KfW-Mittelstandsprogramm 1.350 260.753,3 422.105,8<br />
- ERP-Regionalprogramm 52 8.473,7 17.228,5<br />
- ERP-Beteiligungsprogramm 15 6.725,3 8.967,0<br />
Mittelstandsförderung insgesamt 2.045 324.832,2 558.835,2<br />
2003<br />
- IBH/DtA-Gründungs-und Wachstumsprogramm 493 61.099,0 115.221,1<br />
- KfW-Mittelstandsprogramm 608 132.083,2 217.060,7<br />
- ERP-Regionalprogramm 18 2.091,0 3.502,4<br />
- ERP-Beteiligungsprogramm 12 4.875,0 6.500,0<br />
Mittelstandsförderung insgesamt 1.131 200.148,2 342.284,2<br />
3.2.2 Bürgschaften, Beteiligungen<br />
Bürgschaftsübernahmen und Beteiligungsangebote ergänzen das Angebot von Darlehen<br />
auch bei Erweiterungs- und sonstigen Investitionen etablierter Unternehmen.<br />
Die Fallzahlen und jeweiligen Euro-Beträge von Bürgschaften der Bürgschaftsbank<br />
sind oben unter 4.1.2. enthalten und werden hier nicht nochmals dargestellt. Neben<br />
Bürgschaften übernimmt die Bürgschaftsbank Garantien für Beteiligungen der Mittelständischen<br />
Beteiligungsgesellschaft. Im Jahr 2003 übernahm sie die Garantie<br />
von 4.8 Mio. Euro für Beteiligungen von 6,9 Mio. Euro (davon keine Existenzgründungsfälle)<br />
Bei Beteiligungen ist das Ausfallrisiko höher ist als bei Darlehensgewährung,<br />
und das Beteiligungsentgelt einschließlich Risikozuschlag liegt deutlich über dem<br />
Fremdkapitalzins. Dies hat bislang eher zur Zurückhaltung von mittelständischen<br />
Unternehmen gegenüber dieser Finanzierungsform geführt. Hinzu kommen die gerade<br />
bei diesen Unternehmern häufigen Vorbehalte gegen eine Einflussnahme von<br />
außen, die bei Beteiligungen befürchtet wird. Die nach Basel II erfolgte Spreizung<br />
∗<br />
2003 vorläufig<br />
110
der Zinskonditionen und die Zurückhaltung der Kreditwirtschaft lassen jedoch eine<br />
allmähliche Veränderung dieser Einstellung erwarten.<br />
Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft mbH (MBG) ermöglicht es mittelständischen<br />
Unternehmen, die Eigenkapitalbasis durch die Zuführung externen Kapitals<br />
zu stärken. 2002 ging sie 15 Beteiligungen mit einem Volumen von insgesamt 8,342<br />
Mio. Euro ein; 2003 13 Beteiligungen mit einem Volumen von 7,3 Mio. Euro.<br />
Schwerpunkt der Beteiligungen war branchenmäßig der mittelständische Maschinenbau.<br />
Zusätzlich hierzu wurde vom Land gemeinsam mit der (jetzigen) Aventis AG der Future<br />
Capital Fonds eingerichtet, der insbesondere die erfolgreichen Teilnehmer an<br />
den „Science4Life“ Wettbewerben mit Beteiligungsinteressenten zusammenführt.<br />
Zur Finanzierung zukunftsfähiger innovativer junger Unternehmen wurde zusätzlich<br />
der Innovationsfonds <strong>Hessen</strong> und die beiden Technologiefonds <strong>Hessen</strong> (1 und 2)<br />
aufgelegt. Die Risikokapitalfonds Mittelhessen und Nordhessen sind in Vorbereitung.<br />
Die Lücke zwischen den betragsmäßig kleineren Beteiligungen der MBG und den<br />
größeren Beteiligungen, für die Kapitalgeber auf dem Venture-Capital-Markt gesucht<br />
werden, kann ferner seit 2002 in <strong>Hessen</strong> in den wirtschaftpolitischen Schwerpunkten<br />
(Filmwirtschaft, Biotechnologie, Medienwirtschaft, Unternehmensnachfolge und Investitionen<br />
in Drittstaaten) auch für bestehende Unternehmen durch die Invest-<br />
Programme gefüllt werden. Darüber hinaus erarbeitet die KfW/Mittelstandsbank die<br />
Programmlinie „Unternehmerbeteiligung“. Sowohl für Gründer als auch für etablierte<br />
Unternehmen entwickelt sich zudem in <strong>Hessen</strong> ein privater Business-Angel-Markt,<br />
der neben Beteiligungen auch Beratung anbietet und der vom HMWVL unterstützt<br />
wird.<br />
3.2.3 Betriebsberatungen<br />
Neben den Existenzgründungs- und -aufbauberatungen fördert das Land Kurzberatungen,<br />
allgemeine Betriebsberatungen, Technologie- und Umsetzungsberatungen,<br />
Beratungen im Zusammenhang mit Betriebsübergaben, Designberatungen u.ä. sowie<br />
– seit 2002 – Check-Ups zur Vorbereitung auf Ratings. Die Abwicklung der Beratungsförderung<br />
entspricht der für Existenzgründungsberatungen; die meisten Beratungen<br />
werden über das RKW <strong>Hessen</strong> als Leitstelle abgewickelt. Zur Finanzierung<br />
werden seit 2001 auch Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF, „Information, Beratung<br />
und Coaching“) eingesetzt. Gewährt werden Zuschüsse zu den Einzelberatungen<br />
zwischen 80% und 50% der Beratungskosten.<br />
111
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Beratungsförderung* (Landes- und ESF-Mittel, in 1000 Euro)<br />
Betriebsberatung im Handwerk<br />
Sonstige Betriebsberatung (RKW, BBE, freie Berufe, andere)<br />
2001 662,8 1.264,1<br />
2002 756,4 1.600,1<br />
2003 756,4 1.739,5<br />
<strong>2004</strong> 906,1 1.812,3**<br />
* Alle Beratungen, d.s. Existenzgründungs- und andere Beratungen, ohne Technologieberatungen<br />
** Planung<br />
Im Handwerk erfolgen die Beratungen durch die betriebswirtschaftlichen und technischen<br />
Beratungsstellen der Kammern und der Verbände; es gibt Spezialberatungen<br />
wie Umwelt- oder Formgebungsberatung. Land und Bund gewähren Zuschüsse zu<br />
den – nach Tagewerken ermittelten - Kosten der Beratungsstellen, die jeweiligen<br />
Handwerksorganisationen tragen den Rest etwa im Verhältnis 20 : 20 : 60. Im<br />
Handwerk können daher die Beratungen ohne Eigenbeteiligung der beratenen<br />
Handwerksbetriebe angeboten werden. Anzahl und Ausstattung der Beratungsstellen<br />
des hessischen Handwerks werden dem Bedarf angepasst; <strong>2004</strong> wurde die Außenwirtschaftsberatung<br />
eingerichtet. Seit <strong>2004</strong> werden auch ESF-Mittel eingesetzt.<br />
3.3 Technologieförderung<br />
Technologiepolitik soll die Nutzung von Innovationen in <strong>Hessen</strong> beschleunigen und<br />
die Grundlagen für langfristig wettbewerbsfähige Technologieunternehmen schaffen.<br />
Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind als hoch spezialisierte Zulieferer<br />
von der sich beschleunigenden technologischen Entwicklung betroffen und bedürfen<br />
eines geeigneten Umfeldes, soll die erreichte Wettbewerbsposition - und damit auch<br />
das Arbeitsplatzangebot – erhalten bleiben. Durch Entschlackung von Genehmigungsverfahren<br />
und Verwaltungsvorschriften sowie der Novellierung des Hochschulgesetzes<br />
sollen Wirtschaft und Wissen besser zusammengebracht und die<br />
Durchdringung des Mittelstandes mit neuen Technologien beschleunigt werden. Folgende<br />
Schwerpunkte werden in <strong>Hessen</strong> verfolgt:<br />
3.3.1 Schwerpunkte<br />
Die Förderung von Technologie- und Gründerzentren stärkt junge Unternehmen und<br />
damit die Wettbewerbsfähigkeit der hessischen Wirtschaft. Mit Hilfe des Landes und<br />
der EU wurden Technologie- und Gründerzentren zunächst in Bad Hersfeld, Bad<br />
112
Wildungen, Fulda, Gießen, Hanau, Kassel, Marburg und Wetzlar eingerichtet. Weitere<br />
Förderungen hängen vom nachgewiesenen Bedarf ab.<br />
Zur Optimierung des Technologietransfers wurde das Technologie-Transfer-<br />
Netzwerk (TTN-<strong>Hessen</strong>) ins Leben gerufen, das kleine und mittlere Unternehmen,<br />
die Unterstützung in Forschung und Entwicklung suchen, mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
verknüpft. Ziel ist, die vorhandenen Potenziale in <strong>Hessen</strong> zu<br />
bündeln und den Transferprozess zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu fördern<br />
– in erster Linie über eine recherchierfähige Internet-Datenbank, die bestehende<br />
Einrichtungen für Wissens- und Technologietransfer vernetzt. Um die realen Kontaktmöglichkeiten<br />
vor Ort zu stärken, sind in Nord-, Süd- und Mittelhessen Technologietransfer-Berater<br />
eingesetzt.<br />
Für das Dienstleistungsangebot für kleine und mittlere Unternehmen fungiert die<br />
Technologiestiftung <strong>Hessen</strong> als zentrale Informationsstelle für aktuelle Projekte und<br />
Entwicklungen der Zukunftstechnologien, das IRC <strong>Hessen</strong>/Rheinland Pfalz zur Unterstützung<br />
bei europaweiter Partnersuche für Forschungs- und Technologieprojekte<br />
und die Patentinformationszentren Darmstadt und Kassel als Recherche- und Informationsmöglichkeiten<br />
für gewerbliche Schutzrechte.<br />
Die Förderung der Zukunftstechnologien konzentriert sich in <strong>Hessen</strong> auf Biotechnologie,<br />
IuK-Technologien, neue Medien und Umwelttechnologie. Inzwischen sind die<br />
Felder Nanotechnologie und Mechatronik hinzugekommen.<br />
Für den Biotechnologiestandort <strong>Hessen</strong> mit seinen derzeit rund 330 Unternehmen<br />
wurde die Aktionslinie hessen-biotech mit verstärkter PR-Arbeit zur Information der<br />
Öffentlichkeit und der Wirtschaft selbst sowie Netzwerkbildung durch das Innovationsforum<br />
hessen-biotech und den Gründerwettbewerb Science4Life eingerichtet<br />
Zusätzlich wurden drei auf die Biotechnologie orientierte Gründerzentren in<br />
Gießen (TIG) und Frankfurt (Frankfurter Innovationszentrum für Biotechnologie, FIZ)<br />
sowie in Marburg (Naturwissenschaftliches Gründerzentrum, NTZ) etabliert. Die Erleichterung<br />
der Frühphasenfinanzierung durch das Programm <strong>Hessen</strong>-Invest Bio<br />
Start wurde bereits genannt. Es soll vor allem Gründungen von jungen Wissenschaftlern<br />
im Bereich Biotechnologie aus der Hochschule heraus erleichtern.<br />
IuK-Technologien und neue Medien bilden einen weiteren Kompetenzschwerpunkt<br />
in <strong>Hessen</strong>, vor allem, um kleine und mittlere Unternehmen, insbesondere Handwerksbetriebe,<br />
an neue IuK-Technologien heranzuführen. Unter hessen-it sind die<br />
unterschiedlichen Informationsdienste und Angebote der bisherigen Aktionslinien<br />
hessen-online, hessen-commerce, hessen-software, hessen-telekommunikation und<br />
hessen-teleworking gebündelt. Die damit erhöhte Transparenz der verschiedenen<br />
Angebote soll kleine und mittlere Unternehmen in <strong>Hessen</strong> unterstützen, verstärkt am<br />
Informationstechnologie- und Telekommunikationsmarkt teilzunehmen.<br />
113
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Ein weiterer Schwerpunkt mit mittelständischen Unternehmen als Zielgruppe ist seit<br />
1999 die Aktionslinie hessen-umwelttech, die neben der Herausstellung kompetenter<br />
hessischer Unternehmen im Bereich des Umweltschutzes<br />
– die Förderung betrieblicher Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen (durch<br />
das RKW <strong>Hessen</strong>),<br />
– die Vernetzung mit anderen Unternehmen oder Einrichtungen der gleichen Branche<br />
(durch das TTN-<strong>Hessen</strong> oder das IRC) sowie<br />
– Standortmarketing und Öffentlichkeitsarbeit, z.B. durch Informationsveranstaltungen<br />
auch im Ausland<br />
betreibt.<br />
Als ein letzter Baustein der hessischen Technologiepolitik für den Mittelstand ist die<br />
Beteiligung des Landes an Gründerwettbewerben zu nennen:<br />
– Science4Life, der bundesweit führende Gründerwettbewerb im Bereich Life<br />
Sciences und Chemie (mit über 1200 Teilnehmern in den ersten fünf Runden mit<br />
nahezu 340 Geschäftsideen), über 125 Gründungen mit ca. 1000 Arbeitsplätzen<br />
und<br />
– ‚Promotion Nordhessen‘, gemeinsam mit der Volkswagen AG, der - unter dem Titel<br />
„Mensch und Mobilität“ Produktions- und Dienstleistungsideen für Transport,<br />
Datenübermittlung, Umwelt- und Medizintechnik thematisiert.<br />
Ergänzt werden diese Gründerwettbewerbe durch BEST Excellence Rhein-Main, eine<br />
Initiative gemeinsam mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Aventis Pharma<br />
Deutschland mit dem Ziel, bestehende Gründernetzwerke zu verbinden und für<br />
junge Unternehmen Kontakte für Beratung, Finanzierung und Coaching zu schaffen.<br />
Auch bestehende Kontaktbörsen wie das Forum Kiedrich sind überwiegend technologie-<br />
und netzwerkorientiert, arbeiten erfolgreich und werden vom Land unterstützt.<br />
Derzeit fokussiert das Land seine Technologieförderung auf die Schaffung mittelständischer<br />
Kompetenz in den beiden neuen Kompetenzschwerpunkten Nanotechnologie<br />
und Mechatronic.<br />
3.3.2 Mitteleinsatz für Technologieförderung<br />
Die nachfolgenden Zahlen zur Technologieförderung wurden für die Jahre 1999 –<br />
<strong>2004</strong> zusammengefasst, um die Förderschwerpunkte besser darzustellen. Da große<br />
Unternehmen nicht gefördert werden, handelt es sich praktisch ausschließlich um<br />
Fördermaßnahmen für den Mittelstand. Bis 2003 handelt es sich um Ist-<br />
Förderungen, die Angaben <strong>2004</strong> sind Planzahlen. Die Förderung durch die <strong>Hessen</strong>-<br />
Invest-Programme ist in der Zusammenstellung nicht enthalten.<br />
114
Technologiemittel 1999 - <strong>2004</strong><br />
Bereich<br />
in 1000 Euro<br />
I&K / <strong>Hessen</strong>-IT (früher <strong>Hessen</strong>-Media) 11.242,8<br />
IRC 1.301,1<br />
PIZ 1.052.0<br />
Technologiestiftung TSH / Modell & Pilotprojekte 6.347,8<br />
Biotech 5.712,1<br />
Science4Life (S4L) 2.775,7<br />
Umwelttechnologie 5.618,5<br />
Technologietransfer (nur Landesmittel, ohne ESF-Anteil) 1.579,8<br />
Technologie- und Innovationsberatung 4.369,7<br />
3.4 Sonstige Maßnahmen<br />
Neben den genannten Förderschwerpunkten tragen weitere Maßnahmen dazu bei,<br />
den Mittelstand in <strong>Hessen</strong> zu stärken. Nachfolgend werden einige – ohne die dafür<br />
eingesetzten Fördermittel - exemplarisch genannt.<br />
Die Förderung folgt dem Auftrag des Mittelstandsförderungsgesetzes („Gesetz zur<br />
Förderung der kleinen und mittleren Unternehmen der hessischen Wirtschaft“) aus<br />
dem Jahr 1974, das als Rahmengesetz die Schwerpunkte hessischer Mittelstandspolitik<br />
festlegt. Es wird in dieser Legislaturperiode mit dem Ziel überarbeitet, es den<br />
heutigen Bedingungen für kleine und mittlere Unternehmen anzupassen.<br />
Mit der Konzentration der Abwicklung der meisten Förderprogramme bei der IBH<br />
konnte ein One-Stop-Shop für Hilfen der EU, des Bundes und des Landes geschaffen<br />
werden. Im Interesse einer weiteren Transparenz und Verbesserung der Programmabwicklung<br />
werden nunmehr die bisherige IBH und die angebundenen Einrichtungen<br />
(Technologiestiftung <strong>Hessen</strong>, FEH, Hessische Zentrale für Fremdenverkehr,<br />
Standortberatung, <strong>Hessen</strong>-Media, EU-Beratung) in zwei Säulen zusammengeführt:<br />
der IBH als (monetäre) Förderbank und der <strong>Hessen</strong>-<strong>Agentur</strong> mit allen angeschlossenen<br />
(nichtmonetären) Beratungs- und Servicefunktionen. Die Änderung tritt<br />
ab 2005 in Kraft.<br />
Information<br />
Die Landesregierung veröffentlicht zu zahlreichen fachlichen und thematischen<br />
Schwerpunkten Informationsschriften, Gutachten, Stellungnahmen. Die Bandbreite<br />
reicht von der Schriftenreihe „<strong>Hessen</strong>-Media“ bis hin zur Existenzgründungsbroschüre,<br />
von dem Euro-Info-Zentrum bis hin zu den Einrichtungen des Regionalmanagements.<br />
115
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Der Verbesserung der Information der Öffentlichkeit und der Unternehmen selbst<br />
dient auch die regelmäßige Vorlage eines <strong>Mittelstandsbericht</strong>s. Jährlich wird ein<br />
Schwerpunktthema behandelt und alle zwei Jahre die jeweils aktuelle Lage der hessischen<br />
kleinen und mittleren Unternehmen dargestellt. (Dieser Bericht ist der erste.)<br />
Die Präsentation des Mittelstandes in den elektronischen Medienauftritten der<br />
Landesregierung wird verbessert. Jährlich werden ein <strong>Hessischer</strong> Mittelstandstag<br />
und andere Veranstaltungen, insbesondere zur Mobilisierung des Gründungspotenzials<br />
in <strong>Hessen</strong>, durchgeführt.<br />
Handwerk<br />
Um die Position des Handwerks auch in spezialisierten Gebieten zu stärken, wurde<br />
eine Beratungsstelle für Denkmalspflege in der Propstei Fulda aufgebaut und gefördert,<br />
die - ebenfalls geförderte - Gestaltungsakademie in Kassel unterstützt Formgebung<br />
und Design, und die Mitförderung des Deutschen Handwerksinstitutes liefert<br />
praxisbezogene Forschungserkenntnisse für die Betriebsführung im Handwerk. Der<br />
Auf- und Ausbau der Außenwirtschaftsberatungsstelle auch mit Mitteln des ESF hat<br />
neue Akzente gesetzt.<br />
Mit Wettbewerben und Preisen – dem Hessischen Staatspreis für das Kunsthandwerk<br />
und dem Gestaltungspreis – wurde das Handwerk selbst für gute Form<br />
sensibilisiert und die Öffentlichkeit auf die fachlichen Stärken des Handwerks aufmerksam<br />
gemacht.<br />
Im Rahmen der Verbesserung der Existenzsicherungsmaßnahmen wurde in<br />
2002 die Förderung der Lehrgänge für den Betriebswirt im Handwerk durch Landesund<br />
ESF-Mittel in <strong>Hessen</strong> erstmals die Weiterbildungsförderung aufgenommen.<br />
Mobilisierung privater Finanzierungskontakte<br />
Die Landesregierung unterstützt weitere Maßnahmen, die private Investoren und<br />
kapitalsuchende Unternehmen zusammenbringen. Beispielhafte Vorhaben vor allem<br />
für Gründer und junge Unternehmen sind das Gründerforum Kiedrich oder die Business<br />
Angels Rhein-Main. Vergleichbare Einrichtungen sollen auch in Mittel- und<br />
Nordhessen auf den Weg gebracht werden. In diesem Zusammenhang sind auch<br />
die Wettbewerbe Science4Life, Promotion und BEST zu nennen, die mit Unterstützung<br />
des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
durchgeführt werden und jungen und innovativen Unternehmen Kontaktmöglichkeiten<br />
zu Kapitalgebern eröffnen.<br />
Design, Formgebung<br />
Auf Landesebene fördert die Landesregierung seit 1988 das Design-Zentrum <strong>Hessen</strong>,<br />
Darmstadt, und seit 2003 den Cassel Creative Competence e.V. in Kassel. Die<br />
116
Förderung hat die Beratung von Unternehmen und Designern, die Implantation guten<br />
Designs in die mittelständische Wirtschaft, die Verbesserung der Verbindungen<br />
zwischen Hochschulen und kleinen und mittleren Unternehmen und (im Falle des<br />
CCC) die Mobilisierung regionaler Kreativität zum Ziel. Unter anderem wurden Ausstellungen,<br />
auch in den europäischen Partnerregionen, unterstützt, um hessisches<br />
Design bekannt zu machen.<br />
Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Förderung der handwerklichen<br />
Formgebung, die von der Werkakademie des Handwerks in Kassel durchgeführt<br />
wird. Sie ist eine der wenigen Einrichtungen des Handwerks dieser Art in Deutschland<br />
und betreibt Weiterbildung zur Verbesserung der Formgebung im Handwerk<br />
mit großem Erfolg. Auch die Förderung der Formgebungsberatung im Handwerk<br />
dient diesem Zweck. Neben den Einrichtungen fördert das Land überregionale<br />
Wettbewerbe und Preise, so den Hessischen Gestaltungspreis oder Hessischen<br />
Staatspreis für das Kunsthandwerk.<br />
Die Landesregierung beabsichtigt, die hessische Designförderung neu zu ordnen<br />
und ihre Wirksamkeit zu verbessern. Erwogen wird, hierbei eigenwirtschaftliche<br />
Aktivitäten zu intensivieren.<br />
Motivierung von Unternehmerinnen<br />
Die Förderung von Unternehmerinnen und Gründerinnen in <strong>Hessen</strong> soll Frauen motivieren,<br />
verstärkt Selbständigkeit als Lebensentwurf ins Auge zu fassen. Gemessen<br />
an ihrer Qualifikation gibt es zu wenig Unternehmerinnen in <strong>Hessen</strong>, wie deren Anteil<br />
an der Selbständigenquote mit rund 30% zeigt. Gender-spezifische Hemmnisse<br />
sollen überwunden, die Eigenverantwortung gefördert und der Zugang zum Unternehmerinnentum<br />
erleichtert werden – beginnend mit dem Girls Day in der Schule,<br />
der Förderung zur Bildung und Nutzung von Netzwerken, einem jährlichen Unternehmerinnentag<br />
oder der Mobilisierung von Frauen für Mentorinnennetzwerke oder<br />
Business-Angel-Vereinen. So sollen in Mittelhessen mit Landesförderung die zahlreichen<br />
örtlichen Einrichtungen zu einer Einheit zusammenfinden. Auch das Frauenportal<br />
der Hessischen Standortkampagne gehört zu dieser Maßnahmelinie.<br />
Erleichterung des Zugangs zu neuen Märkten / Außenwirtschaft<br />
Die Wirtschaft in <strong>Hessen</strong> ist wie in keiner anderen Wirtschaftsregion in Deutschland<br />
durch ihre Internationalität geprägt. Die zentrale Lage <strong>Hessen</strong>s im europäischen<br />
Markt und die hervorragende Infrastruktur mit dem Flughafen Frankfurt sind exzellente<br />
Standortvorteile. Erfreulicherweise nutzen auch immer mehr mittelständische<br />
Unternehmen diese Vorzüge, um von <strong>Hessen</strong> aus ihre Präsenz auf Märkten in Europa<br />
und in Übersee herzustellen und auszuweiten. Diese Firmen stellen sich der<br />
Herausforderung, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten und neue<br />
Marktpotenziale zu entwickeln.<br />
117
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Die Förderung der Außenwirtschaft, die insbesondere die Anforderungen kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen in den Mittelpunkt stellt, setzt auf<br />
– Förderung beim Erschließen neuer Märkte im Ausland und in der Entwicklung<br />
neuer Handels- und Investitionsbeziehungen<br />
– Unterstützung, um Wachstumspotenziale der Auslandsmärkte im Export und<br />
beim Import von Waren und Dienstleistungen zu nutzen<br />
– Steigerung der Attraktivität <strong>Hessen</strong>s für internationale Investoren in Deutschland<br />
Mit der Messeförderung, der Förderung der Außenwirtschaftsberatung und mit der<br />
Programm-Linie <strong>Hessen</strong>-Invest International (Beteiligungen bei erforderlichen Auslandsinvestitionen)<br />
erhalten die Unternehmen gezielte Unterstützung. Die hessische<br />
Außenwirtschaftsförderung ist auf die Besonderheiten regionaler Schwerpunkte und<br />
die Anforderungen der dortigen Märkte ausgerichtet. Wirtschaftsdelegationsreisen,<br />
Kontaktbörsen bei den Kammern oder bei dem EIC und ein Netzwerk hessischer<br />
Kooperationsbüros bieten insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Hilfe<br />
beim Aufbau neuer Geschäftsverbindungen und beim Markteintritt im Ausland.<br />
118
Anlage 1<br />
Förderprogramme für die gewerbliche Wirtschaft 2002 - Referat II 2 -<br />
<strong>Hessen</strong> 10.08.<strong>2004</strong><br />
Bürg- Arbeitsplätze *)<br />
Programme gewerbliche Wirtschaft Fälle Zuschuss Darlehen schaften Inv.Summe<br />
TEuro TEuro TEuro TEuro vorh. gepl.<br />
Zuschußprogramme<br />
- Investitionsförderung (GA) 84 13.236,6 3.040,5 96.367,2 2.558 781<br />
- Investitionsförderung (Landespro.) 11 1.023,2 968,0 17.290,8 379 71<br />
- Innovationsassistentenprogramm 0 0,0 0,0 0 0<br />
- Kooperationsnetzwerkeprogramm 0 0,0 0,0 0 0<br />
(EU - Ziel 2 - Mittel) (17) (784,3) (2.688,5) (5.891,4)<br />
(EU - Ziel 2/P-O - Mittel) (6) (152,2) (1.320,0) (838,9)<br />
Einzelbetriebliche Förderung/Zuschüsse 95 14.259,8 4.008,5 0,0 113.658,0 2.937 852<br />
KREDITPROGRAMME<br />
- <strong>Hessen</strong>-Programm 617 32.930,0 101.117,0<br />
- ERP-Existenzgründungsprogramm 131 15.942,0 168.211,0<br />
- DtA-Existenzgründungsprogramm 275 20.217,0 51.971,0<br />
- ERP-Eigenkapitalhilfeprogramm 219 14.033,0 63.749,0<br />
- DtA-Startgeld 306 10.414,0 11.540,0<br />
- DtA-Mikro-Darlehen 42 811,0 936,0<br />
- DtA-Betriebsmittel 22 519,0 (609,0)<br />
Zwischensumme<br />
Gründungsförderung insgesamt<br />
- IBH/DtA-Gründungs-und Wachstumspro.<br />
1.612<br />
628<br />
94.866,0<br />
48.880,0<br />
397.524,0<br />
110.534,0<br />
- KfW-Mittelstandsprogramm 1.350 260.753,3 422.105,8<br />
- ERP-Regionalprogramm 52 8.473,7 17.228,5<br />
- ERP-Beteiligungsprogramm 15 6.725,3 8.967,0<br />
Zwischensumme<br />
Mittelstandsförderung insgesamt<br />
- ERP-Umwelt- u. Energiesparprogr.<br />
2.045<br />
0<br />
324.832,2<br />
0,0<br />
558.835,2<br />
0,0<br />
- DtA Umweltprogramm 0 0,0 0,0<br />
- KfW-Umweltprogramm 39 39.072,7 66.100,1<br />
Zwischensumme<br />
Umweltschutzförderung insgesamt<br />
- ERP-Innovationsprogramm West<br />
39<br />
0*)<br />
39.072,7<br />
900,0<br />
66.100,1<br />
1.011,5<br />
- KfW/BMFT-Tech.Beteiligungsprogr. 0*) 2.100,0 5.999,9<br />
Zwischensumme<br />
Innovationsförderung insgesamt<br />
0 3.000,0 7.011,4<br />
Einzelbetriebliche Förderung/Kredite 3.696 461.770,9 1.029.470,7<br />
Wirtschaftsförderung mit Krediten<br />
und Zuschüssen insgesamt<br />
3.791 14.259,8 465.779,4 0,0<br />
1.143.128,7 2.937 852<br />
BÜRGSC<strong>HA</strong>FTEN<br />
davon<br />
- Landesbürgschaften 32 119.278,0 69.121,0 125.903,0 5.520 541<br />
- Bürgschaftsbank <strong>Hessen</strong> 230 57.615,0 39.108,0<br />
SUMME Bürgschaften 262 176.893,0 108.229,0 125.903,0 5.520 541<br />
*) einschließlich geförderter Ausbildungsplätze<br />
0*) aus datenschutzrechtlichen Gründen wird die Anzahl der Kredite von der KfW nicht mehr in allen Programmen bekanntgegeben.<br />
119
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
Förderprogramme für die gewerbliche Wirtschaft 2003 - Referat II 2 -<br />
<strong>Hessen</strong> 10.08.<strong>2004</strong><br />
Bürg- Arbeitsplätze *)<br />
Programme gewerbliche Wirtschaft Fälle Zuschuss Darlehen schaften Inv.Summe<br />
TEuro TEuro TEuro TEuro vorh. gepl.<br />
Zuschußprogramme<br />
- Investitionsförderung (GA) 107 23.590,0 30.836,7 297.229,7 5.006 1.691<br />
- Investitionsförderung Landespro.(SFP/Konversion) 4 323,2 186,0 3.351,5 244 14<br />
- Kooperationsnetzwerkeprogramm 1 147,6 341,7<br />
(EU - Ziel 2 - Mittel) (40) (11.575,4) (29.837,5) (197.945,6)<br />
(EU - Ziel 2/P-O - Mittel) (5) (1.141,5) (1.185,2) (16.333,2)<br />
(Personalbezogener Zuschuss) (1) (121,8) (0,0) (231,0)<br />
(Innovationsassistentenprogramm) (2) (59,5) (0,0) (162,5)<br />
Einzelbetriebliche Förderung/Zuschüsse 112 24.060,8 31.022,7 0,0 300.922,9 5.250 1.705<br />
KREDITPROGRAMME<br />
- <strong>Hessen</strong>-Programm 401 21.605,0 64.879,0<br />
- ERP-Existenzgründungsprogramm 80 11.394,0 42.435,0<br />
- DtA-Existenzgründungsprogramm 506 71.740,0 93.440,0<br />
- ERP-Eigenkapitalhilfeprogramm 0 8.718,0 22.099,0<br />
- DtA-Startgeld 41 6.554,0 11.540,0<br />
- DtA-Mikro-Darlehen 14 2.684,0 936,0<br />
- DtA-Betriebsmittel 0 (1.537,0) (2.141,0)<br />
Zwischensumme<br />
Gründungsförderung insgesamt<br />
- IBH/DtA-Gründungs-und Wachstumspro.<br />
1.042<br />
493<br />
122.695,0<br />
61.099,0<br />
235.329,0<br />
115.221,1<br />
- KfW-Mittelstandsprogramm 608 132.083,2 217.060,7<br />
- ERP-Regionalprogramm 18 2.091,0 3.502,4<br />
- ERP-Beteiligungsprogramm 12 4.875,0 6.500,0<br />
Zwischensumme<br />
Mittelstandsförderung insgesamt<br />
1.131 200.148,2 342.284,2<br />
- ERP-Umwelt- u. Energiesparprogr. 0*) 33.352,0 190.498,0<br />
- DtA Umweltprogramm 0*) 1.310,0 43.422,0<br />
- KfW-Umweltprogramm 49 25.880,4 15.202,7<br />
Zwischensumme<br />
Umweltschutzförderung insgesamt<br />
49 60.542,4<br />
249.122,7<br />
- ERP-Innovationsprogramm West 0*) 7.069,7 9.245,8<br />
- KfW/BMFT-Tech.Beteiligungsprogr. 0*) 0,0 0,0<br />
Zwischensumme<br />
Innovationsförderung insgesamt<br />
0 7.069,7 9.245,8<br />
Einzelbetriebliche Förderung/Kredite 2.222 390.455,2 835.981,6<br />
Wirtschaftsförderung mit Krediten<br />
und Zuschüssen insgesamt<br />
2.334 24.060,8 421.477,9 0,0<br />
1.136.904,5 5.250 1.705<br />
BÜRGSC<strong>HA</strong>FTEN<br />
davon<br />
- Landesbürgschaften 29 83.546,0 54.182,0 103.117,0 5.724 175<br />
- Bürgschaftsbank <strong>Hessen</strong> 198 56.786,0 37.627,0<br />
SUMME Bürgschaften 227 140.332,0 91.809,0 103.117,0 5.724 175<br />
*) einschließlich geförderter Ausbildungsplätze<br />
0*) aus datenschutzrechtlichen Gründen wird die Anzahl der Kredite von der KfW nicht mehr in allen Programmen bekanntgegeben.<br />
120
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle<br />
Seite<br />
1 Mittelstandsdefinition der EU 9<br />
2 Mittelstandsdefinition des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) 9<br />
3 Wirtschaftsgliederung (WZ 93) 10<br />
4 Entwicklung nach Beschäftigtengrößenklassen – innerhalb des<br />
Mittelstands – von 1999 bis 2002 25<br />
5 Entwicklung der Selbständigenzahlen in <strong>Hessen</strong> und Deutschland von<br />
1996 bis 2002 26<br />
6 Branchenstruktur der Gründungen in <strong>Hessen</strong> und Deutschland<br />
im Jahr 2000 32<br />
7 Entwicklung der Insolvenzen in <strong>Hessen</strong> und Deutschland von 1999<br />
bis 2002 35<br />
8 Größte und kleinste Mittelstandsanteile in den hessischen Kreisen 37<br />
9 Sektorale Wirtschaftsstruktur in <strong>Hessen</strong> und Deutschland 40<br />
10 Das mittelständische Verarbeitende Gewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick 41<br />
11 Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
- innerhalb des Mittelstands - von 1999 bis 2002 44<br />
12 Das mittelständische Ernährungsgewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick 44<br />
13 Die mittelständische Chemische Industrie <strong>Hessen</strong>s im Überblick 46<br />
14 Der Mittelstand in der Metallerzeugung, -bearbeitung und Herstellung<br />
von Metallerzeugnissen in <strong>Hessen</strong> im Überblick 48<br />
15 Der mittelständische Maschinenbau <strong>Hessen</strong>s im Überblick 49<br />
16 Die mittelständische Elektroindustrie <strong>Hessen</strong>s im Überblick 52<br />
17 Der mittelständische Fahrzeugbau <strong>Hessen</strong>s im Überblick 53<br />
18 Das mittelständische Baugewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick 55<br />
19 Entwicklung des Baugwerbes nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– innerhalb des Mittelstands – von 1999 bis 2002 57<br />
20 Der "mittelständische Handel in <strong>Hessen</strong> im Überblick 58<br />
21 Der "mittelständische" Einzelhandel in <strong>Hessen</strong> im Überblick 60<br />
22 Der Mittelstand im Bereich Großhandel und Handelsvermittlung in<br />
<strong>Hessen</strong> im Überblick 62<br />
23 Entwicklung des Bereichs Großhandel und Handelsvermittlung nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – innerhalb des Mittelstands –<br />
von 1999 bis 2002 64<br />
24 Das mittelständische Gastgewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick 65<br />
25 Entwicklung des Gastgewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
- innerhalb des Mittelstands - von 1999 bis 2002 68<br />
121
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle<br />
Seite<br />
26 Das mittelständische Beherbergungsgewerbe <strong>Hessen</strong>s im Überblick 68<br />
27 Das mittelständische Gaststättengewerbe in <strong>Hessen</strong> im Überblick 69<br />
28 Der Mittelstand im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung in<br />
<strong>Hessen</strong> im Überblick 71<br />
29 Entwicklung im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – innerhalb des Mittelstands –<br />
von 1999 bis 2002 73<br />
30 Der „Mittelstand“ im Bereich der weiteren Dienstleistungen in <strong>Hessen</strong><br />
im Überblick 75<br />
31 Der Mittelstand im Bereich der Datenverarbeitung und Datenbanken<br />
in <strong>Hessen</strong> im Überblick 75<br />
32 Der Mittelstand im Bereich der Dienstleistungen überwiegend für<br />
Unternehmen im Überblick 77<br />
33 Entwicklung im Bereich der Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen<br />
nach Beschäftigtengrößenklassen - innerhalb des Mittelstands<br />
- von 1999 bis 2002 80<br />
34 Der Mittelstand im Bereich Unternehmensberatung, PR-Beratung,<br />
Werbung in <strong>Hessen</strong> im Überblick 81<br />
35 Die Kleinst- und kleinen Unternehmen bzw. Betriebe im Bereich<br />
Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung in <strong>Hessen</strong> im Überblick 83<br />
36 Die Kleinst- und kleinen Unternehmen bzw. Betriebe im Bereich<br />
der Architektur- und Ingenieurbüros in <strong>Hessen</strong> im Überblick 84<br />
37 Das Handwerk in <strong>Hessen</strong> und Deutschland 1998 und 2002 im Überblick 87<br />
38 Selbständige Freiberufler in <strong>Hessen</strong> und Deutschland zum 01.01.2003 89<br />
Tabellen im Anhang<br />
Tabelle<br />
A 1<br />
A 2<br />
A 3<br />
A 4<br />
A 5<br />
A 6<br />
Seite<br />
Anzahl der Betriebe nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten<br />
Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2002 128<br />
Anzahl der Betriebe nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten<br />
Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 2002 129<br />
Anzahl der Beschäftigten nach Beschäftigtengrößenklassen und<br />
ausgewählten Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2002 130<br />
Anzahl der Beschäftigten nach Beschäftigtengrößenklassen und<br />
ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 2002 131<br />
Anzahl der Auszubildenden nach Beschäftigtengrößenklassen und<br />
ausgewählten Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2002 132<br />
Anzahl der Auszubildenden nach Beschäftigtengrößenklassen und<br />
ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 200 133<br />
122
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle<br />
A 7<br />
A 8<br />
A 9<br />
A 10<br />
Seite<br />
Anzahl der Unternehmen nach Umsatzgrößenklassen und ausgewählten<br />
Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2001 134<br />
Anzahl der Unternehmen nach Umsatzgrößenklassen und ausgewählten<br />
Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 2001 135<br />
Umsätze nach Umsatzgrößenklassen und ausgewählten<br />
Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2001 136<br />
Umsätze nach Umsatzgrößenklassen und ausgewählten<br />
Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 2001 137<br />
123
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung<br />
Seite<br />
1 Erfassung der Unternehmen, Betriebe und Selbständigen in der amtlichen<br />
Statistik 13<br />
2 Unternehmen nach Umsatzgrößenklassen im Jahr 2001 20<br />
3 Umsätze nach Umsatzgrößenklassen im Jahr 2001 21<br />
4 Betriebe nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2002 22<br />
5 Beschäftigte nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2002 22<br />
6 Auszubildende nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2002 23<br />
7 Entwicklung nach Beschäftigungsgrößenklassen –<br />
Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 24<br />
8 Entwicklung der Selbständigenquoten in <strong>Hessen</strong> und Deutschland von<br />
1996 bis 2002 28<br />
9 Entwicklung der Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen sowie der<br />
Betriebsgründungen und -aufgaben in <strong>Hessen</strong> von 1997 bis 2002 30<br />
10 Gründungsintensität in den Bundesländern nach dem Arbeitsmarktansatz:<br />
Abweichung vom Bundesdurchschnitt im Jahr 2000 31<br />
11 Gründungsintensität in den hessischen Kreisen nach dem<br />
Arbeitsmarktansatz: Abweichung vom <strong>Hessen</strong>durchschnitt im Jahr 2000 34<br />
12 Beschäftigungsanteile (in %) der jeweiligen Betriebsgrößenklassen an der<br />
Gesamtbeschäftigung in den Kreisen, kreisfreien Städten und<br />
Regierungsbezirken <strong>Hessen</strong>s im Jahr 2002 39<br />
13 Größenstruktur des mittelständischen Verarbeitenden Gewerbes in <strong>Hessen</strong> 42<br />
14 Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 43<br />
15 Entwicklung des Ernährungsgewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen –<br />
Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 45<br />
16 Entwicklung der Chemischen Industrie nach Beschäftigtengrößenklassen –<br />
Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 47<br />
17 Entwicklung des Bereichs Metallerzeugung, -bearbeitung und Herstellung<br />
von Metallerzeugnissen nach Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand<br />
und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 49<br />
18 Größenstruktur des mittelständischen Maschinenbaus in <strong>Hessen</strong> 50<br />
19 Entwicklung des Maschinenbaus nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 51<br />
20 Entwicklung der Elektroindustrie nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 53<br />
124
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung<br />
Seite<br />
21 Entwicklung des Fahrzeugbaus nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 54<br />
22 Größenstruktur des mittelständischen Baugewerbes in <strong>Hessen</strong> 56<br />
23 Entwicklung des Baugewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 57<br />
24 Größenstruktur des "mittelständischen" Einzelhandels in <strong>Hessen</strong> 60<br />
25 Größenstruktur des Mittelstands im Bereich Großhandel und<br />
Handelsvermittlung in <strong>Hessen</strong> 63<br />
26 Entwicklung im Bereich Großhandel und Handelsvermittlung nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe –<br />
von 1999 bis 2002 64<br />
27 Größenstruktur des mittelständischen Gastgewerbes in <strong>Hessen</strong> 66<br />
28 Entwicklung des Gastgewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Mittelstand und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 67<br />
29 Größenstruktur des mittelständischen Beherbergungsgewerbes in <strong>Hessen</strong> 69<br />
30 Größenstruktur des mittelständischen Gaststättengewerbes in <strong>Hessen</strong> 70<br />
31 Größenstruktur des Mittelstands im Bereich Verkehr und<br />
Nachrichtenübermittlung in <strong>Hessen</strong> 72<br />
32 Entwicklung des Bereichs Verkehr und Nachrichtenübermittlung nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe –<br />
von 1999 bis 2002 73<br />
33 Entwicklung im Bereich Datenverarbeitung und Datenbanken nach<br />
Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe –<br />
von 1999 bis 2002 76<br />
34 Größenstruktur des Mittelstands im Bereich der Dienstleistungen<br />
überwiegend für Unternehmen in <strong>Hessen</strong> 78<br />
35 Entwicklung im Bereich der Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen<br />
nach Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe –<br />
von 1999 bis 2002 79<br />
36 Entwicklung im Bereich Unternehmensberatung, PR-Beratung, Werbung<br />
nach Beschäftigtengrößenklassen – Mittelstand und Großbetriebe –<br />
von 1999 bis 2002 82<br />
37 Entwicklung im Bereich Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung,<br />
Steuerberatung nach Beschäftigtengrößenklassen – Kleinst- und<br />
kleine Betriebe sowie Mittlere und Großbetriebe – von 1999 bis 2002 83<br />
38 Entwicklung der Architektur- und Ingenieurbüros nach Beschäftigtengrößenklassen<br />
– Kleinst- und kleine Betriebe sowie Mittlere und<br />
Großbetriebe – von 1999 bis 2002 85<br />
39 Größenstruktur des hessischen Handwerks 1995 86<br />
125
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Literaturverzeichnis<br />
Amtsblatt der Europäischen Union (2003), L124/36, 20.05.2003, Aktenzeichen: K(2003)<br />
1422.<br />
Angele, J. (2003): Zur Änderung der Gewerbeanzeigenstatistik ab 2003, in: Wirtschaft und<br />
Statistik, 3/2003, S. 189-190.<br />
Audretsch, D.; Fritsch, M. (1994): On the Measurement of Entry Rates, in : Empirica 21,<br />
S. 105-113.<br />
van den Busch, U.; Dimitrova, G.; Kokot, S. (2003): <strong>Hessen</strong>report 2003 Prognose zu Wirtschaft<br />
und Arbeitsmarkt in <strong>Hessen</strong> und seinen Regierungsbezirken bis 2020. Forschungsund<br />
Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH, FEH-Report 657, Wiesbaden.<br />
Dimitrova, G. (<strong>2004</strong>): Gründungsgeschehen in <strong>Hessen</strong>, FEH-Werkstattbericht 27, Wiesbaden.<br />
Fritsch, M.; Grotz, R. (2003): Das Gründungsgeschehen in Deutschland, Heidelberg.<br />
Günterberg, B.; Wolter, H.-J. (2002): Mittelstand in der Gesamtwirtschaft – Anstelle einer<br />
Definition, in: Institut für Mittelstandsforschung Bonn (Hrsg.): Unternehmensgrößenstatistik<br />
2001/2002 – Daten und Fakten, S. 1-22 und S. 241-278, Bonn.<br />
Hagenkort, S. (2002): Weiterentwicklungen in der amtlichen Unternehmensstatistik – Das<br />
Unternehmensregister, in: Forum der Bundesstatistik, 39/2002, S. 51-62.<br />
Leiner, R. (2003): Gewerbeanzeigenstatistik, in: Fritsch, M., Grotz, R. (2003): Das Gründungsgeschehen<br />
in Deutschland, Heidelberg.<br />
Piesk, S., Werner, B. (2003): Kulturwirtschaft in <strong>Hessen</strong> – 1. <strong>Hessischer</strong> Kulturwirtschaftsbericht,<br />
Wiesbaden.<br />
126
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Anhang<br />
127
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle A 1: Anzahl der Betriebe nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2002<br />
Kleinstbetriebe Kleine Betriebe Mittlere Betriebe Mittelstand EU Großbetriebe EU Mittelstand IfM Großbetriebe IfM<br />
mit 1 - 9 Beschäftigten 10 - 49 50-249 1 - 249 250 und mehr 1 - 499 500 und mehr<br />
Insgesamt<br />
Wirtschaftsbereich WZ Code 93<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 11.849 68,8 3.794 22,0 1.240 7,2 16.883 98,1 334 1,9 17.070 99,1 147 0,9 17.217<br />
Ernährungsgewerbe DA 2.410 75,8 640 20,1 112 3,5 3.162 99,4 19 0,6 3.176 99,8 5 0,2 3.181<br />
Chemische Industrie DG 171 44,1 85 21,9 91 23,5 347 89,4 41 10,6 364 93,8 24 6,2 388<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 2.029 68,7 684 23,2 198 6,7 2.911 98,6 42 1,4 2.936 99,4 17 0,6 2.953<br />
Maschinenbau DK 871 54,8 459 28,9 211 13,3 1.541 97,0 48 3,0 1.571 98,9 18 1,1 1.589<br />
Elektroindustrie DL 1.516 63,4 608 25,4 204 8,5 2.328 97,3 65 2,7 2.362 98,7 31 1,3 2.393<br />
Fahrzeugbau Gastgewerbe H 9.840 90,0 949 8,7 129 1,2 10.918 99,9 10 0,1 * * * * 10.928<br />
Gaststätten 552-555 8.630 92,6 625 6,7 59 0,6 9.314 99,9 5 0,0 * * * * 9.319<br />
DM 162 60,2 54 20,1 19 7,1 235 87,4 34 12,6 248 92,2 21 7,8 269<br />
Baugewerbe F 11.860 81,1 2.486 17,0 260 1,8 14.606 99,9 17 0,1 * * * * 14.623<br />
Handel G 28.069 81,1 5.462 15,8 987 2,9 34.518 99,7 90 0,3 34.580 99,9 28 0,1 34.608<br />
Einzelhandel 50,52 20.885 83,5 3.534 14,1 537 2,1 24.956 99,8 49 0,2 * * * * 25.005<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 7.184 74,8 1.928 20,1 450 4,7 9.562 99,6 41 0,4 9.590 99,9 13 0,1 9.603<br />
Beherbergung 551,552 1.210 75,2 324 20,1 70 4,4 1.604 99,7 5 0,3 1.609 100,0 0,0 1.609<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 6.455 75,6 1.651 19,3 357 4,2 8.463 99,1 77 0,9 8.509 99,6 31 0,4 8.540<br />
Andere Dienstleistungen J-O 52.120 81,3 8.777 13,7 2.682 4,2 63.579 99,1 546 0,9 63.915 99,7 210 0,3 64.125<br />
Datenverarbeitung u. -banken 72 2.258 79,0 467 16,3 111 3,9 2.836 99,2 22 0,8 2.850 99,7 8 0,3 2.858<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 16.381 81,9 2.816 14,1 711 3,6 19.908 99,5 98 0,5 19.962 99,8 44 0,2 20.006<br />
7411,74121,74123,74124 4.411 85,9 683 13,3 * * * * * * * * * * 5.138<br />
7414,744 3.727 83,3 610 13,6 113 2,5 4.450 99,5 22 0,5 * * * * 4.472<br />
74201, 74204,74205 2.986 86,2 396 11,4 72 2,1 3.454 99,7 10 0,3 3.459 99,9 5 0,1 3.464<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 125.890 80,5 23.614 15,1 5.735 3,7 155.239 99,3 1.100 0,7 155.904 99,7 435 0,3 156.339<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
* Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
128
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle A 2: Anzahl der Betriebe nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 2002<br />
Kleinstbetriebe Kleine Betriebe Mittlere Betriebe Mittelstand EU Großbetriebe EU Mittelstand IfM Großbetriebe IfM<br />
mit 1 - 9 Beschäftigten 10 - 49 50-249 1 - 249 250 und mehr 1 - 499 500 und mehr<br />
Insgesamt<br />
Wirtschaftsbereich WZ Code 93<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 153.952 65,7 57.415 24,5 18.444 7,9 229.811 98,0 4.647 2,0 232.627 99,2 1.831 0,8 234.458<br />
Ernährungsgewerbe DA 26.948 69,1 9.464 24,3 2.173 5,6 38.585 99,0 409 1,0 38.875 99,7 119 0,3 38.994<br />
Chemische Industrie DG 2.081 44,7 1.324 28,4 901 19,3 4.306 92,4 354 7,6 4.492 96,4 168 3,6 4.660<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 30.464 65,5 11.968 25,7 3.354 7,2 45.786 98,5 706 1,5 46.236 99,4 256 0,6 46.492<br />
Maschinenbau DK 12.968 54,0 7.302 30,4 2.933 12,2 23.203 96,6 818 3,4 23.712 98,7 309 1,3 24.021<br />
Elektroindustrie DL 19.468 64,7 7.557 25,1 2.322 7,7 29.347 97,5 742 2,5 29.741 98,8 348 1,2 30.089<br />
Fahrzeugbau DM 2.365 53,5 1.094 24,7 557 12,6 4.016 90,8 407 9,2 4.184 94,6 239 5,4 4.423<br />
Baugewerbe F 182.209 79,7 41.770 18,3 4.348 1,9 228.327 99,9 253 0,1 228.528 100,0 52 0,0 228.580<br />
Handel G 375.407 81,7 71.148 15,5 11.963 2,6 458.518 99,8 1.079 0,2 459.295 99,9 302 0,1 459.597<br />
Einzelhandel 50,52 289.221 83,6 49.012 14,2 7.162 2,1 345.395 99,8 610 0,2 345.820 99,9 185 0,1 346.005<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 86.186 75,9 22.136 19,5 4.801 4,2 113.123 99,6 469 0,4 113.475 99,9 117 0,1 113.592<br />
Gastgewerbe H 134.539 89,1 14.871 9,8 1.473 1,0 150.883 99,9 94 0,1 150.960 100,0 17 0,0 150.977<br />
Beherbergung 551, 552 19.838 76,5 5.288 20,4 768 3,0 25.894 99,9 36 0,1 25.926 100,0 4 0,0 25.930<br />
Gaststätten 552-555 114.701 91,7 9.583 7,7 705 0,6 124.989 100,0 58 0,0 125.034 100,0 13 0,0 125.047<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 81.591 76,3 20.491 19,2 4.186 3,9 106.268 99,3 725 0,7 106.714 99,7 279 0,3 106.993<br />
Andere Dienstleistungen J-O 682.835 81,9 113.884 13,7 31.192 3,7 827.911 99,3 5.976 0,7 831.569 99,7 2.318 0,3 833.887<br />
Datenverarbeitung u. -banken 72 21.158 77,3 4.956 18,1 1.074 3,9 27.188 99,3 180 0,7 27.302 99,8 66 0,2 27.368<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 197.720 82,6 33.670 14,1 7.053 2,9 238.443 99,7 783 0,3 238.969 99,9 257 0,1 239.226<br />
7411,74121,74123,74124 56.016 85,6 9.071 13,9 318 0,5 65.405 100,0 29 0,0 * * * * 65.434<br />
7414,744 36.664 86,8 4.705 11,1 750 1,8 42.119 99,8 105 0,2 42.185 99,9 39 0,1 42.224<br />
74201, 74204,74205 40.702 87,0 5.373 11,5 641 1,4 46.716 99,9 48 0,1 46.748 100,0 16 0,0 46.764<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 1.705.016 80,4 329.063 15,5 73.211 3,5 2.107.290 99,4 13.108 0,6 2.115.455 99,8 4.943 0,2 2.120.398<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
* Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
129
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle A 3: Anzahl der Beschäftigten nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2002<br />
Wirtschaftsbereich WZ Code 93<br />
Kleinstbetriebe Kleine Betriebe Mittlere Betriebe Mittelstand EU Großbetriebe EU Mittelstand IfM Großbetriebe IfM<br />
mit 1 - 9 Beschäftigten 10 - 49 50-249 1 - 249 250 u. mehr 1 - 499 500 und mehr<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in<br />
%<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in<br />
%<br />
Insgesamt<br />
absolut<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 39.852 7,8 77.922 15,3 132.235 26,0 250.009 49,2 257.675 50,8 316.625 62,4 191.059 37,6 507.684<br />
Ernährungsgewerbe DA 8.869 20,4 12.112 27,8 11.755 27,0 32.736 75,2 10.783 24,8 38.045 87,4 5.474 12,6 43.519<br />
Chemische Industrie DG 610 1,1 2.068 3,9 10.317 19,3 12.995 24,3 40.421 75,7 19.110 35,8 34.306 64,2 53.416<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 6.705 9,8 13.680 20,0 20.692 30,2 41.077 60,0 27.426 40,0 49.735 72,6 18.768 27,4 68.503<br />
Maschinenbau DK 3.103 4,9 9.862 15,6 22.918 36,2 35.883 56,7 27.399 43,3 47.183 74,6 16.099 25,4 63.282<br />
Elektroindustrie DL 5.295 6,5 12.807 15,7 22.634 27,7 40.736 49,9 40.894 50,1 53.098 65,0 28.532 35,0 81.630<br />
Fahrzeugbau DM 597 0,9 1.162 1,7 2.318 3,4 4.077 5,9 64.601 94,1 8.580 12,5 60.098 87,5 68.678<br />
Baugewerbe F 39.120 34,3 44.785 39,3 23.239 20,4 107.144 94,0 6.870 6,0 * * * * 114.014<br />
Handel G 83.813 25,2 107.155 32,2 95.005 28,6 285.973 86,0 46.659 14,0 306.676 92,2 25.956 7,8 332.632<br />
Einzelhandel 50,52 63.032 30,3 66.988 32,2 50.874 24,5 180.894 87,0 26.927 13,0 * * * * 207.821<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 20.781 16,6 40.167 32,2 44.131 35,4 105.079 84,2 19.732 15,8 114.510 91,7 10.301 7,8 124.811<br />
Gastgewerbe H 23.895 38,7 18.974 30,7 11.734 19,0 54.603 88,5 7.110 11,5 * * * * 61.713<br />
Beherbergung 551, 552 3.757 20,5 6.733 36,7 6.252 34,1 16.742 91,2 1.610 8,8 18.352 100,0 0,0 18.352<br />
Gaststätten 552-555 20.138 46,4 12.241 28,2 5.482 12,6 37.861 87,3 5.500 12,7 * * * * 43.361<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 18.760 11,6 32.880 20,3 35.483 22,0 87.123 53,9 74.524 46,1 102.114 63,2 59.533 36,8 161.647<br />
Andere Dienstleistungen J-O 148.698 15,3 179.107 18,5 272.431 28,1 600.236 61,9 369.471 38,1 717.192 74,0 252.515 26,0 969.707<br />
Datenverarbeitung u. -banken 72 6.092 15,5 9.395 23,8 11.106 28,2 26.593 67,5 12.832 32,5 31.624 80,2 7.801 19,8 39.425<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 45.161 19,3 55.837 23,9 72.000 30,8 172.998 73,9 60.985 26,1 192.157 82,1 41.826 17,9 233.983<br />
7411,74121,74123,74124 14.205 41,7 11.001 32,3 * * * * * * * * * * 34.069<br />
7414,744 9.427 19,9 12.153 25,6 11.447 24,1 33.027 69,6 14.426 30,4 * * * * 47.453<br />
74201, 74204,74205 8.114 27,7 7.657 26,2 6.809 23,3 22.580 77,1 6.700 22,9 24.407 83,4 4.873 16,6 29.280<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 365.397 16,7 470.340 21,5 577.631 26,3 1.413.368 64,5 779.184 35,5 1.644.719 75,0 547.833 25,0 2.192.552<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
* Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
130
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle A 4: Anzahl der Beschäftigten nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 2002<br />
Kleinstbetriebe Kleine Betriebe Mittlere Betriebe Mittelstand EU Großbetriebe EU Mittelstand IfM Großbetriebe IfM<br />
mit 1 - 9 Beschäftigten 10 - 49 50-249 1 - 249 250 und mehr 1 - 499 500 und mehr<br />
Insgesamt<br />
Wirtschaftsbereich WZ Code 93<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in<br />
%<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in<br />
%<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in<br />
%<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in<br />
%<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in<br />
%<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
absolut<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 529.425 7,4 1.207.014 16,9 1.939.054 27,1 3.675.493 51,4 3.480.303 48,6 4.647.090 64,9 2.508.706 35,1 7.155.796<br />
Ernährungsgewerbe DA 102.140 14,3 184.988 25,9 230.506 32,3 517.634 72,5 196.131 27,5 616.748 86,4 97.017 13,6 713.765<br />
Chemische Industrie DG 7.550 1,6 30.924 6,5 100.680 21,1 139.154 29,1 338.372 70,9 203.792 42,7 273.734 57,3 477.526<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 103.652 9,3 251.031 22,5 339.254 30,5 693.937 62,3 420.120 37,7 848.083 76,1 265.974 23,9 1.114.057<br />
Maschinenbau DK 47.536 4,5 163.225 15,4 315.323 29,8 526.084 49,7 532.949 50,3 702.124 66,3 356.909 33,7 1.059.033<br />
Elektroindustrie DL 70.042 6,4 155.752 14,3 251.172 23,0 476.966 43,7 613.347 56,3 614.196 56,3 476.117 43,7 1.090.313<br />
Fahrzeugbau DM 7.993 0,9 24.306 2,8 62.522 7,3 94.821 11,1 761.953 88,9 153.443 17,9 703.331 82,1 856.774<br />
Baugewerbe F 607.117 32,3 768.931 40,9 390.394 20,8 1.766.442 93,9 114.133 6,1 1.834.413 97,5 46.162 2,5 1.880.575<br />
Handel G 1.123.710 27,0 1.385.682 33,2 1.128.496 27,1 3.637.888 87,3 530.563 12,7 3.898.462 93,5 269.989 6,5 4.168.451<br />
Einzelhandel 50,52 878.074 31,5 931.194 33,4 665.699 23,8 2.474.967 88,7 316.856 11,3 2.617.492 93,8 174.331 6,2 2.791.823<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 245.636 17,8 454.488 33,0 462.797 33,6 1.162.921 84,5 213.707 15,5 1.280.970 93,1 95.658 6,9 1.376.628<br />
Gastgewerbe H 339.838 42,7 288.040 36,2 127.507 16,0 755.385 94,9 40.231 5,1 780.665 98,1 14.951 1,9 795.616<br />
Beherbergung 551, 552 60.479 24,5 107.252 43,5 66.440 26,9 234.171 95,0 12.379 5,0 244.224 99,1 2.326 0,9 246.550<br />
Gaststätten 552-555 279.359 50,9 180.788 32,9 61.067 11,1 521.214 94,9 27.852 5,1 536.441 97,7 12.625 2,3 549.066<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 246.167 16,2 410.938 27,0 410.986 27,0 1.068.091 70,1 455.798 29,9 1.221.711 80,2 302.178 19,8 1.523.889<br />
Andere Dienstleistungen J-O 1.955.496 17,4 2.308.683 20,5 3.118.178 27,7 7.382.357 65,5 3.881.433 34,5 8.643.780 76,7 2.620.010 23,3 11.263.790<br />
Datenverarbeitung u. -banken 72 58.455 15,7 102.037 27,4 105.293 28,3 265.785 71,4 106.298 28,6 305.715 82,2 66.368 17,8 372.083<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 541.603 23,6 659.891 28,8 689.543 30,1 1.891.037 82,5 401.803 17,5 2.069.770 90,3 223.070 9,7 2.292.840<br />
7411,74121,74123,74124 182.607 48,5 146.689 39,0 29.413 7,8 358.709 95,3 17.657 4,7 * * * * 376.366<br />
7414,744 88.913 28,0 90.346 28,4 74.555 23,5 253.814 79,9 63.981 20,1 276.954 87,1 40.841 12,9 317.795<br />
74201, 74204,74205 108.731 37,7 99.847 34,6 56.228 19,5 264.806 91,7 23.814 8,3 275.369 95,4 13.251 4,6 288.620<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 4.990.409 18,1 6.559.083 23,8 7.268.736 26,4 18.818.228 68,3 8.752.919 31,7 21.626.626 78,4 5.944.521 21,6 27.571.147<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
* Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
131
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle A 5: Anzahl der Auszubildenden nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2002<br />
Wirtschaftsbereich WZ Code 93<br />
Kleinstbetriebe Kleine Betriebe Mittlere Betriebe Mittelstand EU Großbetriebe EU Mittelstand IfM Großbetriebe IfM<br />
mit 1 - 9 Beschäftigten 10 - 49 50-249 1 - 249 250 und mehr 1 - 499 500 und mehr<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in<br />
%<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
Insgesamt<br />
absolut<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 3.332 16,3 4.064 19,9 4.646 22,8 12.042 59,1 8.348 40,9 14.119 69,2 6.271 30,8 20.390<br />
Ernährungsgewerbe DA 935 35,2 1.101 41,5 446 16,8 2.482 93,5 172 6,5 2.566 96,7 88 3,3 2.654<br />
Chemische Industrie DG 19 1,2 22 1,4 194 12,1 235 14,6 1.372 85,4 328 20,4 1.279 79,6 1.607<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 573 17,5 786 24,1 819 25,1 2.178 66,7 1.088 33,3 2.563 78,5 703 21,5 3.266<br />
Maschinenbau DK 186 6,8 483 17,8 1.032 37,9 1.701 62,5 1.020 37,5 2.121 77,9 600 22,1 2.721<br />
Elektroindustrie DL 366 12,6 620 21,3 650 22,4 1.636 56,3 1.268 43,7 1.993 68,6 911 31,4 2.904<br />
Fahrzeugbau DM 86 3,8 82 3,7 66 3,0 234 10,5 2.000 89,5 350 15,7 1.884 84,3 2.234<br />
Baugewerbe F 4.026 43,2 3.755 40,3 1.244 13,3 9.025 96,8 299 3 9.228 99 96 1,0 9.324<br />
Handel G 4.801 27,0 6.495 36,5 4.777 26,9 16.073 90,4 1.704 9,6 17.002 95,6 775 4,4 17.777<br />
Einzelhandel 50,52 4.346 29,8 5.374 36,9 3.577 24,5 13.297 91,2 1.281 8,8 14.017 96,2 561 3,8 14.578<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 455 14,2 1.121 35,0 1.200 37,5 2.776 86,8 423 13,2 2.985 93,3 214 6,7 3.199<br />
Gastgewerbe H 783 21,4 1.545 42,2 1.127 30,8 3.455 94,4 205 6 3.647 100 13 0,4 3.660<br />
Beherbergung 551,552 284 11,1 1.113 43,6 998 39,1 2.395 93,7 160 6,3 2.555 100,0 0 0,0 2.555<br />
Gaststätten 552-555 499 45,2 432 39,1 129 11,7 1.060 95,9 45 4,1 1.092 99 13 1,2 1.105<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 522 11,1 631 13,4 1.030 21,9 2.183 46,3 2.528 53,7 3.167 67,2 1.544 32,8 4.711<br />
Andere Dienstleistungen J-O 10.558 23,4 7.158 15,9 10.736 23,8 28.452 63,1 16.607 36,9 34.863 77,4 10.196 22,6 45.059<br />
Datenverarbeitung u. -banken 72 330 26,7 395 31,9 237 19,1 962 77,7 276 22,3 1.047 84,6 191 15,4 1.238<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 2.623 38,8 1.928 28,5 851 12,6 5.402 80,0 1.354 20,0 5.849 86,6 907 13,4 6.756<br />
7411,74121,74123,74124 1.409 55,5 909 35,8 120 4,7 2.438 96,1 100 3,9 * * * * 2.538<br />
7414,744 499 30,7 490 30,1 230 14,1 1.219 75,0 407 25,0 * * * * 1.626<br />
74201, 74204,74205 254 30,8 188 22,8 111 13,5 553 67,1 271 32,9 613 74,4 211 25,6 824<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 24.745 24,0 24.134 23,4 23.872 23,2 72.751 70,6 30.322 29,4 83.736 81,2 19.337 18,8 103.073<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
* Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
132
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle A 6: Anzahl der Auszubildenden nach Beschäftigtengrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 2002<br />
Wirtschaftsbereich WZ Code 93<br />
Kleinstbetriebe Kleine Betriebe Mittlere Betriebe Mittelstand EU Großbetriebe EU Mittelstand IfM Großbetriebe IfM<br />
mit 1 - 9 Beschäftigten 10 - 49 50-249 1 - 249 250 und mehr 1 - 499 500 und mehr<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in<br />
%<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
in %<br />
Insgesamt<br />
absolut<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 46.419 14,0 74.172 22,3 80.406 24,2 200.997 60,4 131.635 39,6 239.806 72,1 92.826 27,9 332.632<br />
Ernährungsgewerbe DA 12.330 24,9 19.570 39,5 11.647 23,5 43.547 87,9 6.002 12,1 46.877 94,6 2.672 5,4 49.549<br />
Chemische Industrie DG 229 1,4 732 4,5 2.481 15,1 3.442 20,9 12.995 79,1 5.408 32,9 11.029 67,1 16.437<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 7.731 14,6 14.658 27,8 13.898 26,3 36.287 68,7 16.526 31,3 42.636 80,7 10.177 19,3 52.813<br />
Maschinenbau DK 3.019 5,4 10.145 18,3 16.398 29,5 29.562 53,2 26.006 46,8 39.016 70,2 16.552 29,8 55.568<br />
Elektroindustrie DL 5.470 12,0 9.249 20,2 9.452 20,7 24.171 52,8 21.581 47,2 29.067 63,5 16.685 36,5 45.752<br />
Fahrzeugbau DM 793 2,5 1.885 6,0 2.969 9,4 5.647 17,9 25.860 82,1 7.667 24,3 23.840 75,7 31.507<br />
Baugewerbe F 62.798 38,3 71.209 43,4 24.543 15,0 158.550 96,7 5.394 3,3 161.974 98,8 1.970 1,2 163.944<br />
Handel G 69.643 25,5 105.771 38,8 72.477 26,6 247.891 90,8 25.062 9,2 261.032 95,6 11.921 4,4 272.953<br />
Einzelhandel 50+52 62.944 28,3 87.664 39,5 53.350 24,0 203.958 91,8 18.113 8,2 212.996 95,9 9.075 4,1 222.071<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 6.699 13,2 18.107 35,6 19.127 37,6 43.933 86,3 6.949 13,7 48.036 94,4 2.846 5,6 50.882<br />
Gastgewerbe H 15.708 23,2 33.712 49,9 15.402 22,8 64.822 95,9 2.747 4,1 66.845 98,9 724 1,1 67.569<br />
Beherbergung 551, 552 5.378 12,8 21.565 51,3 12.809 30,5 39.752 94,6 2.271 5,4 41.456 98,7 567 1,3 42.023<br />
Gaststätten 552-555 10.330 40,4 12.147 47,5 2.593 10,2 25.070 98,1 476 1,9 25.389 99,4 157 0,6 25.546<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 5.970 11,9 9.555 19,0 15.966 31,7 31.491 62,6 18.850 37,4 39.676 78,8 10.665 21,2 50.341<br />
Andere Dienstleistungen J-O 153.759 22,9 109.789 16,3 161.920 24,1 425.468 63,3 246.255 36,7 510.760 76,0 160.963 24,0 671.723<br />
Datenverarbeitung u. -banken 72 4.376 27,9 5.580 35,6 3.217 20,5 13.173 84,0 2.518 16,0 14.089 89,8 1.602 10,2 15.691<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 41.811 44,7 31.478 33,6 11.663 12,5 84.952 90,7 8.684 9,3 87.961 93,9 5.675 6,1 93.636<br />
7411,74121,74123,74124 24.783 57,4 16.728 38,8 1.350 3,1 42.861 99,3 285 0,7 * * * * 43.146<br />
7414,744 6.368 39,6 5.053 31,4 2.416 15,0 13.837 86,1 2.234 13,9 14.275 88,8 1.796 11,2 16.071<br />
74201, 74204,74205 4.270 41,6 3.269 31,9 1.499 14,6 9.038 88,1 1.224 11,9 9.283 90,5 979 9,5 10.262<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 366.921 22,9 415.050 25,9 378.378 23,6 1.160.349 72,4 441.485 27,6 1.314.119 82,0 287.715 18,0 1.601.834<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
* Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
133
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle A 7: Anzahl der Unternehmen nach Umsatzgrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2001<br />
Wirtschaftsbereich WZ Code 93<br />
Kleinstunternehmen<br />
bis 2 Mill. Euro Umsatz<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Kleine Unternehmen<br />
2 Mill. bis 10 Mill Euro Umsatz<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Mittlere Unternehmen<br />
10 Mill. bis 50 Mill. Euro Umsatz<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Mittelstand EU<br />
bis 50 Mill. Euro Umsatz<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Großunternehmen EU<br />
50 Mill. Euro Umsatz und mehr<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Insgesamt<br />
absolut<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 19.597 87,3 1.970 8,8 667 3,0 22.234 99,0 215 1,0 22.449<br />
Ernährungsgewerbe DA 3.797 93,8 181 4,5 47 1,2 4.025 99,4 24 0,6 4.049<br />
Chemische Industrie DG 303 67,0 64 14,2 54 11,9 421 93,1 31 6,9 452<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 3.045 87,1 329 9,4 102 2,9 3.476 99,4 20 0,6 3.496<br />
Maschinenbau DK 1.326 77,1 265 15,4 103 6,0 1.694 98,5 26 1,5 1.720<br />
Elektroindustrie DL 2.696 86,3 287 9,2 107 3,4 3.090 98,9 35 1,1 3.125<br />
Fahrzeugbau DM 421 82,2 57 11,1 24 4,7 502 98,0 10 2,0 512<br />
Baugewerbe F 18.574 94,9 873 4,5 114 0,6 19.561 99,9 16 0,1 19.577<br />
Handel G 49.841 91,3 3.682 6,7 851 1,6 54.374 99,6 221 0,4 54.595<br />
Einzelhandel 50,52 36.311 93,7 2.053 5,3 326 0,8 38.690 99,8 67 0,2 38.757<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 13.530 85,4 1.629 10,3 525 3,3 15.684 99,0 154 1,0 15.838<br />
Gastgewerbe H 18.503 99,0 150 0,8 20 0,1 18.673 100,0 9 0,0 18.682<br />
Beherbergung 551 3.381 97,5 72 2,1 10 0,3 3.463 99,9 5 0,1 3.468<br />
Gaststätten 552-555 15.122 99,4 78 0,5 10 0,1 15.210 100,0 4 0,0 15.214<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 9.261 94,3 418 4,3 104 1,1 9.783 99,6 37 0,4 9.820<br />
Andere Dienstleistungen J-O 98.482 96,3 2.909 2,8 594 0,6 101.985 99,8 236 0,2 102.221<br />
Datenverarbeitung u. -banken 72 5.171 95,1 202 3,7 51 0,9 5.424 99,8 13 0,2 5.437<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 39.891 95,7 1.402 3,4 269 0,6 41.562 99,7 128 0,3 41.690<br />
7411,74121,74123,74124 7.833 98,3 112 1,4 15 0,2 7.960 99,9 9 0,1 7.969<br />
7414,744 8.231 95,1 330 3,8 81 0,9 8.642 99,8 15 0,2 8.657<br />
74201, 74204,74205 8.248 97,4 198 2,3 15 0,2 8.461 99,9 7 0,1 8.468<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 218.015 94,3 10.137 4,4 2.397 1,0 230.549 99,7 766 0,3 231.315<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
* Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der FEH.<br />
134
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle A 8: Anzahl der Unternehmen nach Umsatzgrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 2001<br />
Wirtschaftsbereich WZ Code 93<br />
Kleinstunternehmen<br />
bis 2 Mill. Euro Umsatz<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Kleine Unternehmen<br />
2 Mill. bis 10 Mill Euro Umsatz<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Mittlere Unternehmen<br />
10 Mill. bis 50 Mill. Euro Umsatz<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Mittelstand EU<br />
bis 50 Mill. Euro Umsatz<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Großunternehmen EU<br />
50 Mill. Euro Umsatz und mehr<br />
absolut<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Insgesamt<br />
absolut<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 247.115 85,5 28.874 10,0 9.940 3,4 285.929 98,9 3.237 1,1 289.166<br />
Ernährungsgewerbe DA 41.716 90,2 2.937 6,4 1.074 2,3 45.727 98,9 517 1,1 46.244<br />
Chemische Industrie DG 3.554 67,4 878 16,7 546 10,4 4.978 94,4 294 5,6 5.272<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 47.582 86,1 5.690 10,3 1.642 3,0 54.914 99,3 377 0,7 55.291<br />
Maschinenbau DK 19.087 75,1 4.281 16,8 1.575 6,2 24.943 98,2 468 1,8 25.411<br />
Elektroindustrie DL 30.086 85,1 3.631 10,3 1.211 3,4 34.928 98,8 427 1,2 35.355<br />
Fahrzeugbau DM 4.811 78,4 764 12,5 341 5,6 5.916 96,4 220 3,6 6.136<br />
Baugewerbe F 306.301 95,4 13.040 4,1 1.644 0,5 320.985 99,9 199 0,1 321.184<br />
Handel G 660.190 91,6 47.155 6,5 10.794 1,5 718.139 99,6 2.693 0,4 720.832<br />
Einzelhandel 50,52 501.029 94,0 26.857 5,0 4.067 0,8 531.953 99,8 821 0,2 532.774<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 159.161 84,6 20.298 10,8 6.727 3,6 186.186 99,0 1.872 1,0 188.058<br />
Gastgewerbe H 246.669 99,2 1.917 0,8 149 0,1 248.735 100,0 28 0,0 248.763<br />
Beherbergung 551 40.677 97,9 776 1,9 76 0,2 41.529 100,0 14 0,0 41.543<br />
Gaststätten 552-555 205.992 99,4 1.141 0,6 73 0,04 207.206 100,0 14 0,0 207.220<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 118.973 93,8 6.307 5,0 1.220 1,0 126.500 99,8 274 0,2 126.774<br />
Andere Dienstleistungen J-O * * * * * * 1.132.133 99,9 1.203 0,1 1.133.336<br />
Datenverarbeitung u. -banken 72 50.661 95,1 2.072 3,9 428 0,8 53.161 99,8 110 0,2 53.271<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 426.394 97,0 11.010 2,5 1.717 0,4 439.121 99,9 482 0,1 439.603<br />
7411,74121,74123,74124 1 85.741 98,6 1.094 1,3 * * * * * * 86.941<br />
7414,744 82.170 96,5 2.464 2,9 434 0,5 85.068 99,9 86 0,1 85.154<br />
74201, 74204,74205 1 95.665 98,0 1.756 1,8 * * * * * * 97.609<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 2.755.723 94,3 127.721 4,4 29.523 1,0 2.912.967 99,7 8.016 0,3 2.920.983<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
1 Angaben für das Jahr 2000 *Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der FEH.<br />
135
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
Tabelle A 9: Umsätze nach Umsatzgrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> im Jahr 2001<br />
Wirtschaftsbereich<br />
WZ<br />
Code 93<br />
Kleinstunternehmen<br />
bis 2 Mill. Euro Umsatz<br />
absolutin<br />
1.000 Euro<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Kleine Unternehmen<br />
2 Mill. bis 10 Mill Euro Umsatz<br />
absolut in<br />
1.000 Euro<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Mittlere Unternehmen<br />
10 Mill. bis 50 Mill. Euro Umsatz<br />
absolut in<br />
1.000 Euro<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Mittelstand EU<br />
bis 50 Mill. Euro Umsatz<br />
absolut in<br />
1.000 Euro<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Großunternehmen<br />
EU 50 Mill. Euro Umsatz und mehr<br />
absolut in<br />
1.000 Euro<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Insgesamt<br />
absolut in<br />
1.000 Euro<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 6.915.937 5,9 8.626.283 7,4 14.109.846 12,1 29.652.065 25,3 87.388.899 74,7 117.040.964<br />
Ernährungsgewerbe DA 1.383.497 11,8 762.501 6,5 1.088.260 9,3 3.234.258 27,7 8.457.051 72,3 11.691.309<br />
Chemische Industrie DG 119.865 0,6 336.850 1,8 1.196.140 6,4 1.652.855 8,8 17.114.526 91,2 18.767.381<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 1.080.880 10,4 1.407.837 13,6 2.105.904 20,3 4.594.620 44,2 5.794.665 55,8 10.389.285<br />
Maschinenbau DK 570.989 3,7 1.122.267 7,3 1.984.857 13,0 3.678.113 24,0 11.640.733 76,0 15.318.847<br />
Elektroindustrie DL 1.011.001 6,8 1.259.263 8,4 2.389.581 16,0 4.659.845 31,2 10.267.489 68,8 14.927.335<br />
Fahrzeugbau DM 169.337 0,9 259.704 1,3 544.209 2,8 973.249 5,0 18.595.239 95,0 19.568.488<br />
Baugewerbe F 5.863.226 37,9 3.416.081 22,1 2.251.232 14,5 11.530.539 74,5 3.955.487 25,5 15.486.025<br />
Handel G 15.778.890 14,4 15.322.961 14,0 17.312.636 15,8 48.414.487 44,3 60.876.384 55,7 109.290.872<br />
Einzelhandel 50,52 11.047.210 20,2 8.107.149 14,8 6.588.529 12,0 25.742.888 47,1 28.967.730 52,9 54.710.619<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 4.731.680 8,7 7.215.811 13,2 10.724.108 19,6 22.671.599 41,5 31.908.654 58,5 54.580.253<br />
Gastgewerbe H 2.858.652 54,5 535.414 10,2 347.573 6,6 3.741.639 71,3 1.507.844 28,7 5.249.483<br />
Beherbergung 551 730.870 43,8 258.838 15,5 164.744 9,9 1.154.453 69,2 513.197 30,8 1.667.650<br />
Gaststätten 552-555 2.127.781 59,4 276.576 7,7 182.828 5,1 2.587.186 72,2 994.646 27,8 3.581.832<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 2.235.055 7,9 1.745.426 6,2 2.161.501 7,7 6.141.982 21,8 22.089.148 78,2 28.231.130<br />
Andere Dienstleistungen J-O 18.034.009 18,4 11.673.900 11,9 12.427.669 12,7 42.135.579 42,9 56.098.175 57,1 98.233.754<br />
Datenverarbeitung u. -banken 72 1.089.995 23,4 892.503 19,2 1.058.643 22,8 3.041.140 65,4 1.608.022 34,6 4.649.163<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 8.332.627 16,5 5.552.480 11,0 5.641.807 11,2 19.526.914 38,6 31.034.288 61,4 50.561.203<br />
7411,74121,74123,74124 1.961.510 40,1 400.911 8,2 * * * * * * 4.894.969<br />
7414,744 1.779.116 22,8 1.314.217 16,9 1.667.429 21,4 4.760.763 61,1 3.028.114 38,9 7.788.877<br />
74201, 74204,74205 1.533.736 45,5 774.529 23,0 * * * * * * 3.369.825<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 52.590.009 13,6 41.868.102 10,8 49.668.885 12,9 144.126.996 37,3 241.912.697 62,7 386.039.693<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
* Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der FEH.<br />
136
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle A 10: Umsätze nach Umsatzgrößenklassen und ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Jahr 2001<br />
Wirtschaftsbereich<br />
WZ<br />
Code 93<br />
Kleinstunternehmen Kleine Unternehmen Mittlere Unternehmen Mittelstand EU Großunternehmen EU<br />
bis 2 Mill. Euro Umsatz 2 Mill. bis 10 Mill Euro Umsatz 10 Mill. bis 50 Mill. Euro Umsatz bis 50 Mill. Euro Umsatz 50 Mill. Euro Umsatz und mehr<br />
absolut<br />
in 1.000 Euro<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
absolut<br />
in 1.000 Euro<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
absolut<br />
in 1.000 Euro<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
absolut<br />
in 1.000 Euro<br />
Anteil an insgesamt<br />
in %<br />
absolut<br />
in 1.000 Euro<br />
Anteil an<br />
insgesamt in %<br />
Insgesamt<br />
absolut<br />
in 1.000 Euro<br />
Verarbeitendes Gewerbe D 89.711.987 5,8 127.107.889 8,3 211.319.029 13,8 428.138.904 27,9 1.105.955.731 72,1 1.534.094.640<br />
Ernährungsgewerbe DA 16.037.003 9,1 12.908.753 7,3 23.598.760 13,3 52.544.516 29,7 124.500.117 70,3 177.044.633<br />
Chemische Industrie DG 1.447.128 1,0 4.262.790 2,9 12.744.999 8,8 18.454.917 12,7 127.027.358 87,3 145.482.275<br />
Metallerzg., Metallerzeugnis. DJ 17.594.835 10,3 24.500.289 14,3 33.822.077 19,7 75.917.201 44,3 95.462.956 55,7 171.380.157<br />
Maschinenbau DK 8.901.370 5,1 19.015.322 10,9 33.021.433 19,0 60.938.125 35,0 113.181.606 65,0 174.119.731<br />
Elektroindustrie DL 11.760.452 6,0 15.949.773 8,1 26.097.897 13,2 53.808.123 27,3 143.413.972 72,7 197.222.095<br />
Fahrzeugbau DM 1.813.794 0,6 3.511.050 1,3 7.538.539 2,7 12.863.384 4,6 267.558.038 95,4 280.421.422<br />
Baugewerbe F 92.096.586 44,2 50.041.895 24,0 31.146.755 15,0 173.285.236 83,3 34.858.647 16,7 208.143.882<br />
Handel G 203.654.589 15,1 194.513.992 14,4 218.368.709 16,2 616.537.290 45,6 735.144.985 54,4 1.351.682.280<br />
Einzelhandel 50,52 150.541.768 24,8 105.269.181 17,4 78.634.204 13,0 334.445.153 55,2 271.607.858 44,8 606.053.011<br />
Handelsverm. u. Großhandel 51 53.112.821 7,1 89.244.811 12,0 139.734.505 18,7 282.092.137 37,8 463.537.128 62,2 745.629.265<br />
Gastgewerbe H 38.887.798 72,3 6.891.988 12,8 2.700.169 5,0 48.479.955 90,2 5.280.294 9,8 53.760.249<br />
Beherbergung 551 9.083.824 59,1 2.790.767 18,2 1.347.625 8,8 13.222.215 86,0 2.151.358 14,0 15.373.574<br />
Gaststätten 552-555 29.803.974 77,6 4.101.221 10,7 1.352.545 3,5 35.257.740 91,8 3.128.935 8,2 38.386.675<br />
Verkehr u.Nachrichtenüberm. I 29.844.617 12,5 25.936.692 10,9 24.069.246 10,1 79.850.555 33,6 158.024.419 66,4 237.874.974<br />
Andere Dienstleistungen J-O * * * * * * 402.717.012 60,7 260.785.070 39,3 663.502.082<br />
Datenverarbeitung u. -<br />
banken<br />
72 10.733.020 22,7 8.749.357 18,5 8.608.276 18,2 28.090.652 59,5 19.157.915 40,5 47 248 567<br />
Dienstl. ü. für. Unternehmen 74 84.557.991 30,3 43.291.721 15,5 33.483.842 12,0 161.333.554 57,8 117.967.739 42,2 279 301 294<br />
7411,74121,74123,74124 1 20.999.454 67,9 3.824.768 12,4 * * * * * * 30.912.749<br />
7414,744 15.592.625 30,1 9.927.310 19,1 8.491.773 16,4 34.011.707 65,6 17.841.179 34,4 51.852.886<br />
74201, 74204,74205 1 17.507.649 59,0 6.765.910 22,8 * * * * * * 29.670.708<br />
Alle Wirtschaftszweige A-Q 664.998.832 15,6 526.855.119 12,3 605.313.764 14,2 1.797.167.715 42,1 2.475.717.475 57,9 4.272.885.190<br />
J-0: Kredit- und Versicherung; Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen; Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung; Erziehung und Unterricht; Gesundheits- und Sozialwesen<br />
7411,74121,74123,74124: Rechtsberatung; Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; Steuerberater, Steuerberatungsgesellschaften; Steuerbevollmächtigte<br />
7414,744: Unternehmens- und Public-Relationsberatung; Werbung<br />
74201,74204,74205: Architekten für Hochbau und Innenarchitektur; Ingenieure für bautechnische Gesamtplanung; Ingenieure für technische Fachplanung<br />
1 Angaben für das Jahr 2000 *Angaben geheim zu halten<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der FEH.<br />
137
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Porträt Mittelstand<br />
138
Anmerkungen zur Verwendung!<br />
Diese Druckschrift wird im Rahmen der<br />
Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung<br />
herausgegeben. Sie darf weder<br />
von Parteien noch von Wahlbewerbern oder<br />
Wahlhelfern während eines Wahlkampfes<br />
zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet<br />
werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestagsund<br />
Kommunalwahlen. Missbräuchlich ist insbesondere<br />
die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen,<br />
an Informationsständen der<br />
Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken<br />
oder Aufkleben parteipolitischer Informationen<br />
oder Werbemittel.<br />
Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an<br />
Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch<br />
ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden<br />
Wahl darf die Druckschrift nicht in einer<br />
Weise verwendet werden, die als Parteinahme<br />
der Landesregierung zugunsten einzelner<br />
politischer Gruppen verstanden werden<br />
könnte.<br />
Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig<br />
davon, wann, auf welchem Weg<br />
und in welcher Anzahl diese Druckschrift<br />
dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien<br />
ist es jedoch gestattet, die Druckschrift<br />
zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu<br />
verwenden.
Hessisches Ministerium für Wirtschaft,<br />
Verkehr und Landesentwicklung<br />
Referat M1 (Öffentlichkeitsarbeit) und IV3 (Mittelstand)<br />
Postfach 3129<br />
65021 Wiesbaden<br />
Internet: http://www.hessen.de/wirtschaft<br />
Gefördert mit Mitteln<br />
des Europäischen Sozialfonds
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
(2) Folgen des demografischen Wandels für mittelständische Unternehmen<br />
Bevölkerungsentwicklung in <strong>Hessen</strong> von 1990 bis 2050<br />
der 25- bis unter 35- und 60- bis unter 70-Jährigen<br />
1.200<br />
1.000<br />
25 bis unter<br />
35 Jahre<br />
60 bis unter<br />
70 Jahre<br />
in 1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
Band 2: Folgen des demografischen Wandels für mittelständische<br />
Unternehmen<br />
Teil A: Forschungs- und<br />
Entwicklungsgesellschaft<br />
<strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Uwe van den Busch<br />
Lioba Trabert<br />
Teil B: Hessisches Ministerium für<br />
Wirtschaft, Verkehr und<br />
Landesentwicklung<br />
FEH-Report Nr. 669<br />
Wiesbaden <strong>2004</strong>
Eine Veröffentlichung der<br />
Forschungs- und<br />
Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Postfach 31 07<br />
D-65021 Wiesbaden<br />
Abraham-Lincoln-Straße 38-42<br />
D-65189 Wiesbaden<br />
Telefon 0611 / 774-0<br />
Telefax 0611 / 774-313<br />
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Geschäftsführer:<br />
Vorsitzender des Aufsichtsrates:<br />
Joachim B. Lauterbach, Diplom-Volkswirt<br />
Bernd Abeln,<br />
Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr<br />
und Landesentwicklung<br />
Das Gutachten wurde erstellt im Auftrag des<br />
Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
und gefördert mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds.<br />
Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Belegexemplar erbeten.
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
Band 2: Folgen des demografischen Wandels für mittelständische<br />
Unternehmen<br />
Inhalt<br />
Seite<br />
Vorwort 1<br />
Teil A Folgen des demografischen Wandels für mittelständische<br />
Unternehmen 7<br />
1 Zielsetzung und Aufbau 7<br />
2 Entwicklung von Bevölkerung und Wirtschaft in <strong>Hessen</strong> und den<br />
hessischen Regierungsbezirken bis zum Jahr 2020 10<br />
2.1 Bevölkerungsentwicklung in <strong>Hessen</strong> bis 2020 10<br />
2.2 Wirtschaftliche Entwicklung in <strong>Hessen</strong> bis 2020 15<br />
2.3 Entwicklung des Arbeitsangebots in <strong>Hessen</strong> bis 2020 21<br />
2.4 Entwicklung der Selbständigen in <strong>Hessen</strong> bis 2020 25<br />
3 Konsumverhalten und Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft 28<br />
3.1 Wofür geben Ältere ihr Geld aus? 28<br />
3.2 Einflussfaktoren der Konsumgüternachfrage 30<br />
3.3 Veränderung der Ausgabenprofile in den vergangenen 10 Jahren 33<br />
3.4 Zukünftige Entwicklungstrends der einzelnen Konsumbereiche 35<br />
3.4.1 Nahrungsmittel, Getränke und Tabak 35<br />
3.4.2 Bekleidung 37<br />
3.4.3 Wohnen, Energie 38<br />
3.4.4 Innenausstattung, Haushaltsgeräte, -gegenstände 40<br />
3.4.5 Gesundheit, Körperpflege 41<br />
3.4.6 Verkehr 43<br />
3.4.7 Nachrichtenübermittlung 45<br />
3.4.8 Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Bildung 47<br />
3.4.9 Beherbergung, Gaststätten 49<br />
3.5 Zusammenfassung: Veränderung der Konsumnachfrage 50<br />
I
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Inhalt<br />
Seite<br />
4 Herausforderungen für die mittelständische Wirtschaft in <strong>Hessen</strong> und<br />
Handlungsoptionen für Wirtschaft und Politik 54<br />
4.1 Herausforderungen für die mittelständische Wirtschaft 55<br />
4.2 Handlungsoptionen für Wirtschaft und Politik 58<br />
Teil B Auswirkungen des demografischen Wandels auf die<br />
Mittelstandspolitik des Hessischen Ministeriums für<br />
Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung 63<br />
1 Marktentwicklungen und Wachstumschancen 64<br />
1.1. Konsummärkte (Güter und verbraucherorientierte Dienstleistungen) 64<br />
1.2 Industrie, produzierendes Handwerk 64<br />
1.3 Dienstleistungen für Unternehmen 65<br />
1.4 Entwicklungslinien 65<br />
2 Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen 66<br />
3 Selbständige, Unternehmensbestand 67<br />
Tabellenverzeichnis 71<br />
Abbildungsverzeichnis 72<br />
Literaturverzeichnis 74<br />
Anhang 77<br />
II
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Vorwort<br />
In der Regierungserklärung für diese Legislaturperiode hat die<br />
hessische Landesregierung die Vorlage eines <strong>Mittelstandsbericht</strong>s<br />
angekündigt. Die Berichterstattung wird künftig regelmäßig<br />
erfolgen, wobei die Lage der kleinen und mittleren Unternehmen<br />
der hessischen Wirtschaft alle zwei Jahre dargestellt<br />
und zusätzlich jährlich ein Schwerpunktthema behandelt wird.<br />
Der <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> wird in zwei Teilen vorgelegt:<br />
1. Porträt des hessischen Mittelstandes und<br />
2. Folgen des demografischen Wandels für mittelständische<br />
Unternehmen in <strong>Hessen</strong>.<br />
Mittelständische Unternehmen sind solche, in denen der oder<br />
die Selbständige mitarbeitet und das unternehmerische Risiko<br />
trägt. Kleine und mittlere Unternehmen prägen die hessische<br />
Wirtschaft; sie haben zentrale Bedeutung für Beschäftigung und<br />
Ausbildung, Versorgung, Innovationen und Wirtschaftsleistung:<br />
• 99,7% aller 230.500 hessischen umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen waren<br />
(2001) kleine oder mittlere Unternehmen (nach der EU-Definition bis zu 50 Mio.<br />
Euro Jahresumsatz).<br />
• 155.200 Betriebe in <strong>Hessen</strong> (99,3% aller Arbeitsstätten) beschäftigen bis zu 250<br />
Arbeitnehmer/innen; insgesamt arbeiteten 64,5% aller sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
• 70,6% aller Auszubildenden wurden in mittelständischen Betrieben qualifiziert.<br />
• 37,3% aller Umsätze wurden hier erwirtschaftet.<br />
• 294.000 Selbständige waren in <strong>Hessen</strong> tätig; die Selbständigenquote 2002 lag<br />
bei 10,6%.<br />
• 28,9% dieser Selbständigen waren Frauen, der Anteil von Migranten betrug<br />
9,2%.<br />
Die Erhaltung der Leistungsbereitschaft und der Leistungsfähigkeit der kleinen und<br />
mittleren Unternehmen in <strong>Hessen</strong> hat für die Landesregierung höchste Priorität. Ihre<br />
Mittelstandspolitik zielt daher ab auf<br />
• die Förderung von Selbständigkeit, Eigenverantwortung und Unabhängigkeit,<br />
• ein stabiles Angebot wohnortnaher, differenzierter und qualifizierter Arbeits- und<br />
Ausbildungsplätze,<br />
1
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
• Wettbewerb und Vielfalt im Interesse von Leistungssteigerung, Versorgungssicherheit<br />
und Preisstabilität,<br />
• Mobilisierung von Kreativität, marktnaher Innovationen sowie beschäftigungsund<br />
wachstumsorientierter Zukunftstechnologien,<br />
• eine hohe Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft an strukturelle, regionale oder<br />
sektorale Veränderungen zur Erhaltung des hessischen Wohlstandsniveaus, und<br />
• die Sicherung der beruflichen Aus- und Weiterbildung, denn über 70% aller Auszubildenden<br />
werden in der mittelständischen Wirtschaft qualifiziert.<br />
Das hessische Wirtschaftsleben ist gekennzeichnet von überdurchschnittlicher und<br />
weiterhin zunehmender Tertiarisierung (der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an<br />
der Bruttowertschöpfung beträgt noch 18,1%), wachsende überregionale und internationale<br />
Verflechtung und hohe Professionalisierung. Trotz der Konzentrationstendenzen<br />
in traditionellen Wirtschaftsbereichen wie der Industrie, dem Einzelhandel<br />
oder den Verkehrsdienstleistungen konnten sich mittelständische Unternehmen gegenüber<br />
marktmächtigen Konkurrenten und starkem Wettbewerbsdruck erfolgreich<br />
behaupten. In „jungen“ Märkten für hoch spezialisierte Produkte oder unternehmensnahe<br />
Dienstleistungen entwickelten sich kleine und mittlere Unternehmen ausgesprochen<br />
dynamisch. In diesen Bereichen entsteht ein neuer Kern des hessischen<br />
Mittelstandes.<br />
Zunehmende Bedeutung erlangen die (sehr heterogenen) freien Berufe. Anfang<br />
2003 waren insgesamt rund 58.000 freiberufliche Büros und Praxen in <strong>Hessen</strong> tätig,<br />
von denen inzwischen mehr für Unternehmen als für Verbraucher tätig sind. Die<br />
Landesregierung wird die langfristigen Entwicklungschancen durch Standort- und<br />
Hochschulpolitik und Erleichterung des Zugangs zu überregionalen und internationalen<br />
Märkten unterstützen.<br />
Im hessischen Handwerk als dem typischen Mittelstand ging dagegen die Zahl der<br />
„Betriebe“ auf rund 58.800 (2002) zurück. Das Handwerk steht unter erheblichem<br />
strukturellen Veränderungsdruck. Der harte Wettbewerb mit Industrie und Handel,<br />
die stagnierende Verbrauchernachfrage und illegale Beschäftigung erzwingen Anpassungen.<br />
Entscheidend werden weitere Qualifizierung, verstärkte Orientierung an<br />
überregionalen Märkten, Spezialisierung bei Leistungen für Unternehmen und Kooperation<br />
für private Kunden. Hier bietet sich die Landesregierung als Partner für<br />
zukunftsweisende Lösungen an.<br />
Die meisten kleinen und mittleren Unternehmen arbeiten in Südhessen. Hier liegt<br />
auch die Gründungsintensität deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt<br />
und belegt, dass gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen für mittelständische Un-<br />
2
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
ternehmen wichtiger sind als singuläre Förderprogramme – Wachstumspolitik ist<br />
langfristig die beste Mittelstandspolitik.<br />
Der demografische Wandel wird erhebliche Auswirkungen auf den hessischen Mittelstand<br />
haben.<br />
Bis 2020 dürfte sich die Zahl der Einwohner <strong>Hessen</strong>s (bei gleich bleibender<br />
Reproduktionsrate und unveränderten Wanderungsbewegungen) mit etwa +2 %<br />
insgesamt wenig verändern; allerdings wird die der jüngeren ab- und die der älteren<br />
zunehmen. Die Bevölkerungsentwicklung wird von einer „wandernden Welle“ der<br />
Babyboomer ab Ende der sechziger Jahre durch die Altergruppen bestimmt: Bei<br />
kaum veränderter Gesamtzahl wird die Bevölkerung in sich älter und die Binnenwanderung<br />
nach Südhessen hält an. In den folgenden Jahren nimmt die „Veralterung“<br />
eher zu, während die Erwerbsbevölkerung kleiner wird. Bei unveränderten<br />
Wanderungen nach und innerhalb von <strong>Hessen</strong> und der unterstellten Reproduktionsrate<br />
liegt die Bevölkerungszahl bis 2050 insgesamt um annähernd 10% unter der<br />
von 2020 - bei anhaltender Ballung in Südhessen und um so stärkerer Abnahme in<br />
einigen mittel- und nordhessischen Landkreisen. ∗<br />
Da alle Menschen, die sich hinter der Vorausschau verbergen, bereits heute<br />
leben, werden die aufgezeichneten Entwicklungen mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten.<br />
Steuerungsmöglichkeiten sind begrenzt.<br />
Die Auswirkungen dieser Veränderungen auf den hessischen Mittelstand werden in<br />
Teil 2 des Berichtes dargestellt, wobei ein Zeithorizont bis 2020 zugrunde gelegt<br />
wird. Dieser Zeitraum erlaubt eine verhältnismäßig zuverlässige Bevölkerungsprognose<br />
u n d eine Vorausschätzung der Wirtschaftsentwicklung durch Fortschreibung<br />
der bisherigen Entwicklungstendenzen. Die Prognosen bis 2050 sind für die Bevölkerungsentwicklung<br />
zwar auch relativ belastbar, die für die Wirtschaftsentwicklung<br />
aber nicht mehr.<br />
Der demografische Wandel lässt erhebliche Auswirkungen auf Selbständigkeit, Zahl<br />
und Vielfalt der Unternehmen erwarten: Mit dem Rückgang des Nachwuchses drohen<br />
die Gründungen abzunehmen, und mit vermehrt ausscheidenden älteren Selbständigen<br />
aus dem aktiveren Wirtschaftleben wird eine reibungslose Unternehmensnachfolge<br />
für den Erhalt von Unternehmen und deren Arbeitsplätze zunehmend<br />
wichtiger. Der erfolgreiche Generationswechsel wird eine der mittelstandspolitischen<br />
Hauptaufgaben.<br />
Auch der Arbeitsmarkt wird bis 2020 durch einen wachsenden Anteil von älteren<br />
Beschäftigten bestimmt, die danach zunehmend aus dem Arbeitsleben ausschei-<br />
∗<br />
Die genannten Veränderungsraten werden von der Projektion der Landesregierung bestätigt, weichen jedoch – aufgrund<br />
eines abweichenden Bezugszeitraums und der Wanderungsprognosen – geringfügig von den Angaben der 10. koordinierten<br />
Bevölkerungsprognose ab. Vgl. hierzu auch „Demographische Rahmendaten zur Landesentwicklung“, HMWVL, I<br />
3, Wiesbaden, Juli <strong>2004</strong>.<br />
3
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
den. Nicht nur für kleine und mittlere Unternehmen werden neue Strategien notwendig,<br />
um den Fachkräftemangel auszugleichen. Die effizientere Nutzung der Lebensarbeitszeit<br />
gehört hierzu oder die Mobilisierung bislang ungenutzter Potenziale, etwa<br />
von Frauen oder Migranten. Für die Leistungsfähigkeit von morgen ist berufliche<br />
Qualifizierung – Aus-, Fort- und Weiterbildung - bereits heute zentraler Schwerpunkt<br />
der hessischen Wirtschaftspolitik.<br />
Wenn bis 2020 die Bevölkerung zahlenmäßig stagniert und in sich altert, wird sich<br />
die Binnennachfrage zwar innerhalb der Konsumgruppen verschieben, aber ohne<br />
bahnbrechende neue Technologien wird sich die Nachfrage nach Konsumgütern<br />
und privaten Dienstleistungen insgesamt nicht wesentlich erhöhen. Die „automatischen“<br />
Wachstumsimpulse einer zunehmenden Bevölkerung gehören der Vergangenheit<br />
an (anders etwa als in den USA). Nachhaltige konjunkturelle Anstöße von<br />
der Binnennachfrage sind nicht zu erwarten.<br />
Für Anbieter von Investitions- und langlebigen Gebrauchsgütern, für industrielle Zulieferer<br />
und unternehmensbezogene Dienstleistungsanbieter bieten sich überregionale<br />
Entwicklungsmöglichkeiten außerhalb von <strong>Hessen</strong>. ∗ Dort wird jedoch höhere<br />
Wettbewerbsintensität herrschen, denn die Konkurrenten unterliegen vergleichbaren<br />
Anpassungszwängen. Dienstleister für Unternehmen sollten rechtzeitig die Chancen<br />
zunehmend offener EU-weiter und internationaler Märkte nutzen. Insgesamt müssen<br />
sich die kleinen und mittleren hessischen Unternehmen, die überwiegend für<br />
Abnehmer in der Wirtschaft arbeiten, darauf vorbereiten, dass ihre Zukunft mehr<br />
noch als heute von führender High-Tech-Produktion, von hoch qualifizierten Dienstleistungen<br />
und von ihren Markterfolgen auch außerhalb <strong>Hessen</strong>s bestimmt werden.<br />
Die Veränderungen finden nicht von heute auf morgen statt. Die Zeit bis 2020 ist,<br />
wenn man so will, eine Vorbereitungsphase für die danach bis 2050 sich beschleunigenden<br />
demografischen Veränderungen mit dann abnehmender Bevölkerung. Der<br />
hessische Mittelstand dürfte seine Zukunft in diesem Szenario bis 2020 unter Berücksichtigung<br />
seiner Anpassungsfähigkeit und der hessischen Standortqualitäten<br />
durchaus bewältigen können.<br />
Mehr als bisher kommt es jedoch darauf an,<br />
• unternehmerischen Gründergeist zu mobilisieren,<br />
• die Entfaltungschancen kleiner und mittlerer Unternehmen nicht zu beeinträchtigen,<br />
• das innovative Potenzial im Mittelstand zu aktivieren und dessen Zugang zu<br />
neuen Technologien zu erleichtern,<br />
∗<br />
Die Marktverflechtungen des hessischen Mittelstandes werden im Bericht 2005 dargestellt.<br />
4
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
• die Qualität der Leistungserstellung sowie die Qualifikation von Unternehmensführung<br />
und Mitarbeitern auch weiterhin zu steigern,<br />
• kleine und mittlere Unternehmen zu befähigen, verstärkt überregionale Marktchancen<br />
zu nutzen und<br />
• den Bestand leistungsfähiger wirtschaftlicher Einheiten bei Generationswechsel<br />
zu erhalten.<br />
Mit diesem Bericht will die Landesregierung Selbständige in kleinen und mittleren<br />
Unternehmen sowie Gründer und Gründerinnen ermutigen, sich auf die absehbaren<br />
Veränderungen einzustellen. Denn: Wandel bedeutet immer auch neue Chancen.<br />
Dr. Alois Rhiel<br />
<strong>Hessischer</strong> Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
5
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
6
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
A<br />
Folgen des demografischen Wandels für mittelständische<br />
Unternehmen<br />
1 Zielsetzung und Aufbau<br />
Die mittelständischen Unternehmen sind in <strong>Hessen</strong> wie auch in Deutschland eine<br />
tragende Säule der Wirtschaft. Der Mittelstand ist von elementarer Bedeutung für<br />
Wachstum, Beschäftigung und Ausbildung sowie Flexibilität und Innovation. So sind<br />
in <strong>Hessen</strong> – gemäß der Größenabgrenzung der neuen EU-Definition – mehr als<br />
99 % der Unternehmen dem Mittelstand zuzuordnen. Etwa zwei Drittel aller hessischen<br />
Beschäftigten und mehr als zwei Drittel der hessischen Auszubildenden arbeiten<br />
in einem mittelständischen Betrieb.<br />
Der Mittelstand steht daher zu Recht im Zentrum der Wirtschaftspolitik, sowohl auf<br />
Landes- als auch auf Bundesebene. Eine regelmäßige Berichterstattung ist nicht zuletzt<br />
angesichts der ausgeprägten Vielfalt mittelständischer Unternehmenstypen aus<br />
unterschiedlichen Größenklassen und Wirtschaftsbereichen (Industrie, Handwerk,<br />
Handel, Dienstleistungen und Freie Berufe) eine wesentliche Voraussetzung, um die<br />
Situation und sich abzeichnende Entwicklungstendenzen innerhalb der mittelständischen<br />
Wirtschaft zu beurteilen. So lassen sich Chancen und Risiken frühzeitig erkennen,<br />
entsprechende Maßnahmen von den Unternehmen selbst einleiten sowie<br />
von Seiten der Politik die notwendigen Rahmenbedingungen zielgerichtet und effizient<br />
setzen.<br />
Vor diesem Hintergrund hat das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und<br />
Landesentwicklung die Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH<br />
(FEH) beauftragt, den hessischen <strong>Mittelstandsbericht</strong> zu erstellen, der die hierfür relevanten<br />
Informationen bereitstellen soll. Der hessische <strong>Mittelstandsbericht</strong> soll zukünftig<br />
in jährlichem Turnus erscheinen.<br />
Der <strong>Mittelstandsbericht</strong> besteht zum einen aus einem alle zwei Jahre aktualisierten<br />
Porträt des hessischen Mittelstands, in dem eine Auswertung, Aufbereitung und<br />
Kommentierung der statistischen Informationen über den hessischen Mittelstand –<br />
in der Größenabgrenzung der neuen EU-Definition – vorgenommen wird (vgl.<br />
Band 1).<br />
Zum anderen enthält der <strong>Mittelstandsbericht</strong> ein jährlich wechselndes Schwerpunktthema,<br />
das wichtige mittelstandsrelevante Themen aufgreift und vor dem Hintergrund<br />
der spezifisch hessischen Gegebenheiten analysiert. Das Schwerpunktthema<br />
des <strong>Mittelstandsbericht</strong>s <strong>2004</strong> behandelt die Folgen des demografischen Wandels<br />
7
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
für mittelständische Unternehmen in <strong>Hessen</strong>. Der Untersuchungszeitraum reicht<br />
hierbei bis zum Jahr 2020, wenngleich die absehbaren Folgen des demografischen<br />
Wandels und die daraus entstehenden Herausforderungen für den Mittelstand auch<br />
noch weit über diesen Zeitraum hinaus Gültigkeit haben werden. Entscheidend wird<br />
es sein, sich möglichst frühzeitig aktiv mit dem demografischen Wandel auseinander<br />
zu setzen.<br />
Für die hessische Wirtschaft insgesamt zeichnen sich im Wesentlichen zwei fundamentale<br />
Herausforderungen ab, von denen mittelständische Unternehmen stärker<br />
als international ausgerichtete Großunternehmen tangiert sein dürften:<br />
• Zum einen schlägt sich der demografische Wandel unmittelbar im Umfang und in<br />
der Zusammensetzung der erwerbsfähigen Bevölkerungsgruppen nieder. Zwischen<br />
den Unternehmen als Nachfrager von Arbeitskräften zeichnet sich dabei<br />
ein zunehmender Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter bei der Besetzung ihrer<br />
Arbeitsplätze ab. Um die Innovationsfreudigkeit und -fähigkeit der hessischen<br />
Wirtschaft zu erhalten und möglichst weiter zu erhöhen, ist aus heutiger Sicht<br />
von den Unternehmen ein erhebliches Umdenken erforderlich. Gesamtwirtschaftlich<br />
sind alle Anstrengungen zur „Verjüngung“ des Personalbestandes zum<br />
Scheitern verurteilt, so dass betrieblichen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
insbesondere für ältere Erwerbstätige eine deutlich höhere Bedeutung beigemessen<br />
werden muss.<br />
Ein besonderes Augenmerk ist auf die zu erwartende Entwicklung der Selbständigen<br />
in <strong>Hessen</strong> gerichtet. In Folge altersstruktureller Verschiebungen der Bevölkerung<br />
sind sowohl Auswirkungen auf das Gründungsgeschehen zu erwarten, da<br />
der Schritt in die Selbständigkeit insbesondere im Alter bis etwa 35 Jahre gewagt<br />
wird. Aber auch das bereits heute akute Problem, einen geeigneten Nachfolger<br />
für ein Unternehmen zu finden, dürfte sich noch verschärfen.<br />
• Zum anderen müssen sich die Unternehmen als Anbieter von Waren und Dienstleistungen<br />
auf den regionalen Absatzmärkten in <strong>Hessen</strong> zunehmend auf das<br />
spezifische Nachfrageverhalten einer älter werdenden und in den jüngeren Altersgruppen<br />
schrumpfenden Gesellschaft einstellen. Obwohl damit nicht zwangsläufig<br />
sinkende Raten des gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftswachstums verbunden<br />
sein müssen, zeichnen sich je nach Branche unterschiedliche Marktpotenziale<br />
ab.<br />
Folgende Fragen sind dabei von besonderem Interesse für die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
mittelständischer Unternehmen in <strong>Hessen</strong> und stehen im Mittelpunkt<br />
der folgenden Analyse:<br />
8
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
2 Entwicklung von Bevölkerung und Wirtschaft in <strong>Hessen</strong> und<br />
den hessischen Regierungsbezirken bis zum Jahr 2020<br />
Wie eine Sonderauswertung des Instituts für Mittelstandsforschung der Exportumsätze<br />
von Unternehmen in Deutschland für das Jahr 1999 zeigt, ist der Aktionsradius<br />
der mittelständischen Wirtschaft sehr viel stärker regional und lokal ausgeprägt<br />
als dies für Großunternehmen der Fall ist. 1 So erzielten beispielsweise die Unternehmen<br />
mit einem Gesamtjahresumsatz bis zu 2,5 Mill. Euro – dies waren im Jahr<br />
1999 fast 96 % aller Unternehmen in Deutschland – im Durchschnitt weniger als<br />
3 % ihres Umsatzes direkt im Ausland. Die entsprechende Exportquote von Großunternehmen<br />
lag hingegen bei gut 20 %. 2 Durch diese charakteristische regionale<br />
Verwurzelung ist der Mittelstand besonders von den demografischen und allgemeinen<br />
wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen im regionalen Umfeld betroffen.<br />
Die Zahl und die Altersstruktur der Bevölkerung in den hessischen Regionen schlagen<br />
sich für mittelständische Unternehmen als Produzenten von Waren und Dienstleistungen<br />
somit auf der Absatzseite unmittelbar in der Höhe der Konsumnachfrage<br />
sowie in einem alterungsbedingt veränderten Konsumverhalten nieder. In ihrer Rolle<br />
als Arbeitgeber treten mittelständische Unternehmen bei der Sicherung und Neuanwerbung<br />
ihrer Belegschaften stärker noch als bisher in Konkurrenz zu Großunternehmen.<br />
Durch den gesamtgesellschaftlichen Alterungsprozess sind zudem Veränderungen<br />
beim Schritt in die Selbständigkeit zu erwarten.<br />
2.1 Bevölkerungsentwicklung in <strong>Hessen</strong> bis 2020<br />
Als Charakteristika der demografischen Entwicklung in <strong>Hessen</strong> sind seit Jahren –<br />
ähnlich wie in Deutschland insgesamt – eine niedrige Geburtenziffer und ein kontinuierlicher<br />
Anstieg der Lebenserwartung zu nennen. Rein rechnerisch konnte der<br />
negative Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung (Geburten minus Sterbefälle)<br />
bisher durch Wanderungsgewinne sowohl aus dem Ausland als auch aus anderen<br />
Bundesländern mehr als ausgeglichen werden. Die demografische Entwicklung<br />
ist gekennzeichnet durch einen gesamtgesellschaftlichen Alterungsprozess, der sich<br />
zukünftig fortsetzen und sogar noch beschleunigen wird.<br />
Die Weichen für diesen tief greifenden demografischen Wandel sind durch die heutige<br />
Bevölkerungsstruktur weitgehend gestellt: So trivial es klingt, aber die Rentner<br />
des Jahres 2070 sind heute schon geboren. Selbst durch hohe Wanderungsüberschüsse<br />
speziell junger Bevölkerungsgruppen sowie ein signifikantes Ansteigen der<br />
1 Das Schwerpunktthema des nächsten hessischen <strong>Mittelstandsbericht</strong>s widmet sich ausführlich den Absatz- und Beschaffungsverflechtungen<br />
der mittelständischen Wirtschaft in <strong>Hessen</strong>.<br />
2 Vgl. Günterberg; Wolter (2002).<br />
10
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Geburtenzahlen lassen sich die bereits heute festliegenden Folgen allenfalls nur<br />
sehr langfristig verändern.<br />
Am Ende des Jahres 2002 lebten in <strong>Hessen</strong> knapp 6,1 Mill. Menschen, dies waren<br />
rund 330.000 mehr als im Jahr 1990. Als Hauptgrund für diesen Anstieg sind die<br />
hohen Wanderungsgewinne insbesondere zu Beginn der 90er Jahre zu nennen.<br />
Mittlerweile fallen die jährlichen Wanderungsüberschüsse deutlich niedriger aus.<br />
Abbildung 1: Die hessische Bevölkerung in den Jahren 1990, 2002, 2010 und 2020 nach<br />
Altersgruppen<br />
800.000<br />
700.000<br />
1990: 5,76 Mio. 2002: 6,09 Mio. 2010: 6,13 Mio. 2020: 6,10 Mio.<br />
600.000<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
100.000<br />
0-u.5<br />
5-u.10<br />
10-u.15<br />
15-u.20<br />
20-u.25<br />
25-u.30<br />
30-u.35<br />
35-u.40<br />
40-u.45<br />
45-u.50<br />
50-u.55<br />
55-u.60<br />
60-u.65<br />
65-u.70<br />
70-u.75<br />
75 u.ä.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognose der FEH.<br />
Nach den bisher vorliegenden Bevölkerungsergebnissen für das konjunkturell<br />
schwache Jahr 2003 zeichnet sich sogar ab, dass der Wanderungssaldo niedriger<br />
ausfällt als der negative Saldo der natürlichen Bevölkerungsbilanz und die Bevölkerung<br />
somit erstmals seit 1987 im Vorjahresvergleich leicht schrumpfen wird. Bei einem<br />
zu erwartenden konjunkturellen Aufschwung dürfte sich dies jedoch wieder ändern.<br />
So ist nach Schätzungen der FEH bis zum Jahr 2010 nochmals ein moderater<br />
Bevölkerungszuwachs durch Wanderungen zu erwarten und erst danach zeichnen<br />
sich allmählich Schrumpfungstendenzen ab. Die Bevölkerungszahl im Jahr 2020,<br />
11
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
dem Endjahr des hier betrachteten Projektionszeitraums, dürfte in etwa der heutigen<br />
Größenordnung entsprechen. 3<br />
Auch wenn zunächst keine dramatischen Veränderungen in den Bestandszahlen zu<br />
erwarten sind, geht damit ein erheblicher Alterungsprozess der hessischen Bevölkerung<br />
einher, der in drei Punkten besonders deutlich wird:<br />
• Erstens geht der Besatz der jungen Bevölkerungsgruppen bis unter 20 Jahre<br />
kontinuierlich zurück. Von 1.000 Frauen werden im Durchschnitt 1.400 Kinder<br />
geboren, 2.100 wären jedoch notwendig, um zumindest den Bevölkerungsstand<br />
zu halten.<br />
• Zweitens werden die geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre, die in<br />
den 90er Jahren die Zahl der jüngeren Erwerbsfähigen stark ansteigen ließ, im<br />
Jahr 2020 kurz vor dem Ausscheiden aus dem Berufsleben stehen. Diese Altersgruppe<br />
bewegt sich in Abbildung 1 vergleichbar einer „wandernden Welle“ durch<br />
den betrachteten Zeitraum. Wie die Abbildung 1 ebenfalls sehr deutlich zeigt, ist<br />
in Zukunft auch mit einem fühlbaren Rückgang der jüngeren Bevölkerung im erwerbsfähigen<br />
Alter zu rechnen.<br />
• Und drittens führt die steigende Lebenserwartung zu hohen Zunahmen bei den<br />
älteren Bevölkerungsgruppen, insbesondere bei den 75-Jährigen und Älteren.<br />
Bereits jetzt wird ersichtlich, dass dieser Prozess ab dem Jahr 2030 noch erheblich<br />
an Dynamik gewinnen wird, wenn die so genannten „Babyboomer“ die hochbetagten<br />
Altersgruppen erreichen werden.<br />
Deutlich wird in Abbildung 1 das Älterwerden der geburtenstarken Jahrgänge 1955<br />
bis etwa 1965. Die Wellenbewegung dieser Kohorte setzt sich im Zeitablauf fort. Sie<br />
wird sich im Jahr 2020 bereits zu großen Teilen und im - hier nicht abgebildeten -<br />
Jahr 2030 nahezu vollständig aus dem Erwerbsleben zurückgezogen haben.<br />
Prinzipiell trifft dieses Entwicklungsmuster auch für die drei hessischen Regierungsbezirke<br />
zu. Dabei dürften die Regionen von den Auswirkungen des demografischen<br />
Wandels auf Grund abweichender regionsspezifischer Altersstrukturen und insbesondere<br />
eines unterschiedlichen altersspezifischen Wanderungsverhaltens jedoch<br />
in jeweils anderer Weise betroffen sein.<br />
Allein in den Jahren 1998 bis 2002 sind kumuliert über 72.000 Menschen mehr nach<br />
<strong>Hessen</strong> zu- als fortgezogen. In den Altersgruppen bis 45 Jahre beträgt der Wanderungsgewinn<br />
sogar fast 92.000. Dem stehen allerdings Wanderungsverluste der älteren<br />
Bevölkerungsgruppen ab 45 Jahre von zusammen knapp 20.000 gegenüber.<br />
3 Vgl. Gretz; van den Busch; Votteler (2001).<br />
12
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle 1: Kumulierte Wanderungssalden in <strong>Hessen</strong> und den hessischen Regierungsbezirken der Jahre<br />
1998 bis 2002<br />
Zusammengefasste Wanderungssalden aus den Jahren 1998 bis 2002 (Angaben in 1.000)<br />
Insgesamt bis 19 Jahre 19 bis 25 25 bis 45 45 bis 60 60 bis 75 75 und älter<br />
<strong>Hessen</strong> 72,1 15,9 44,5 31,3 -6,7 -9,7 -3,3<br />
RB Darmstadt 61,7 7,7 36,6 42,4 -9,7 -12,2 -3,1<br />
RB Gießen 8,3 4,0 8,3 -6,7 1,2 1,0 0,4<br />
RB Kassel 2,2 4,2 -0,4 -4,3 1,9 1,4 -0,5<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnung der FEH. Rundungsbedingt können sich Abweichungen in den Summen ergeben.<br />
Das Wanderungsgeschehen in <strong>Hessen</strong> wird in allen Altersgruppen vom Volumen<br />
her durch den Regierungsbezirk Darmstadt geprägt. Mit Blick auf die Gruppe der<br />
Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahre weisen die Regierungsbezirke Gießen und<br />
Kassel relativ große Gewinne auf, was auf eine hohe Attraktivität für (Pendler-) Familien<br />
auf Grund günstiger Immobilienpreise im Vergleich zum Rhein-Main Gebiet<br />
zurückzuführen sein dürfte. Für die Gruppe der 19- bis 25-Jährigen steht die Ausbildung<br />
im Mittelpunkt, Universitätsstandorte spielen dabei eine besondere Rolle. Trotz<br />
der Universität Kassel und der Fachhochschule Fulda weist der Regierungsbezirk<br />
Kassel in dieser Altersgruppe jedoch einen leicht negativen Saldo auf. Im Lebensabschnitt<br />
25 bis 45 Jahre steht die Erwerbstätigkeit im Mittelpunkt. Hier erzielt der<br />
Regierungsbezirk Darmstadt hohe Gewinne, während die Regierungsbezirke Kassel<br />
und insbesondere Gießen Bevölkerung verlieren. Ältere Personen ziehen per Saldo<br />
hingegen aus Südhessen fort. Die Rückkehr von Ausländern in ihre Heimatländer ist<br />
hierfür als ein wichtiger Grund zu nennen. Diese aufgezeigten regionalen Muster im<br />
Wanderungsverhalten dürften auch in Zukunft weiter gültig sein.<br />
Abbildung 2 zeigt die Bevölkerungsentwicklung in den hessischen Regierungsbezirken<br />
zwischen 2002 und 2020. Ein insgesamt leichter Bevölkerungsanstieg im Regierungsbezirk<br />
Darmstadt (+18.000 bzw. 0,5 %) bis zum Jahr 2020 kann die geringen<br />
Abnahmen in Mittelhessen (-2.000 bzw. -0,2 %) und Nordhessen (-4.000 bzw.<br />
-0,3 %) mehr als ausgleichen. Dabei nimmt in allen drei Regierungsbezirken die Bevölkerung<br />
der über 60-Jährigen jeweils deutlich um rund 20 % zu. Dem stehen allerdings<br />
relativ hohe Abnahmeraten in der Bevölkerungsgruppe der unter 20-<br />
Jährigen gegenüber. In der Altersgruppe der 20- bis unter 60-Jährigen, die wesentlich<br />
die Angebotsseite auf dem Arbeitsmarkt prägt, fällt die Schrumpfung in allen<br />
drei Regierungsbezirken noch relativ moderat aus. Innerhalb dieser Altersgruppe<br />
wird jedoch – wie in Abbildung 1 gezeigt wurde – eine massive Verschiebung von<br />
der jüngeren Bevölkerung hin zur älteren Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter stattfinden.<br />
13
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Abbildung 2: Relative Veränderungen der Bevölkerung in den hessischen Regierungsbezirken<br />
zwischen 2002 und 2020<br />
25<br />
20<br />
bis 20 Jahre 20 bis 60 Jahre 60 Jahre und älter<br />
20,2 20,5 20,3<br />
19,6<br />
15<br />
10<br />
Angaben in %<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-2,7<br />
-2,3 -2,9<br />
-3,7<br />
-10<br />
-15<br />
-20<br />
-15,3<br />
-14,9<br />
-15,9<br />
-16,1<br />
<strong>Hessen</strong> (+ 0,2 %) RB Darmstadt (+ 0,5 %) RB Gießen (- 0,2 %) RB Kassel (-0,3 %)<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognose der FEH.<br />
Bei insgesamt fast unveränderten Bevölkerungszahlen steigt der Anteil der Älteren<br />
allmählich von etwa 25 % im Jahr 2002 auf rund 30 % im Jahr 2020 an. Dabei<br />
schreitet der demografische Alterungsprozess im Regierungsbezirk Kassel relativ<br />
am stärksten voran. Mit Blick auf das Erwerbspersonenpotenzial schneidet der Regierungsbezirk<br />
Darmstadt auf Grund seiner spezifischen Wanderungsstrukturen<br />
verhältnismäßig günstig ab. Die bis zum Jahr 2020 diskutierten alterstrukturellen<br />
Veränderungen dürften – wie in der folgenden Abbildung dargestellt – langfristig<br />
noch an Dynamik gewinnen:<br />
• Insbesondere in den Jahren zwischen 2020 und 2030 zeichnet sich dann ein<br />
spürbarer Bedeutungsverlust der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ab.<br />
Der Anteil der Bevölkerung von 20 bis unter 60 Jahre sinkt in diesem Jahrzehnt<br />
von 54 % auf 48 % und dürfte bis zum Jahr 2050 auf diesem Niveau<br />
bleiben.<br />
• Im Jahr 2030 wird die Generation der Babyboomer vollständig das Rentenalter<br />
erreicht haben. Rund ein Drittel der Bevölkerung wird dann 60 Jahre und<br />
älter sein. Dieser Anteil dürfte bis 2050 annähernd konstant bleiben, dabei<br />
erhöht sich allerdings sukzessive der Anteil der Hochbetagten. Im Jahr 2000<br />
beispielsweise waren knapp 4 % der Bevölkerung in <strong>Hessen</strong> 80 Jahre und<br />
älter, 2050 wird sich dieser Anteil mit gut 12 % in etwa verdreifachen.<br />
14
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
• Der Anteil der jüngeren Bevölkerung unter 20 Jahre dürfte ab dem Jahr 2020<br />
relativ stabil bleiben.<br />
Abbildung 3: Voraussichtliche Strukturveränderungen der hessischen Bevölkerung bis 2050<br />
100%<br />
80%<br />
Anteile in %<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050<br />
unter 20 Jahre 20 bis unter 40 40 bis unter 60 60 bis unter 80 80 Jahre und älter<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognose der FEH.<br />
2.2 Wirtschaftliche Entwicklung in <strong>Hessen</strong> bis 2020<br />
Der Wandel von der Industrie- hin zur Dienstleistungsgesellschaft wird sich in <strong>Hessen</strong><br />
- wie die folgenden beiden Abbildungen verdeutlichen - auch in Zukunft fortsetzen.<br />
4 Trotz eines weiterhin positiven Wirtschaftswachstums wird der Anteil des Produzierenden<br />
Gewerbes (einschließlich Baugewerbe) an der Gesamtwirtschaft in<br />
<strong>Hessen</strong> langfristig auf knapp 20 % zurückgehen und die Erwerbstätigen dieses Sektors<br />
werden im Jahr 2020 voraussichtlich nur noch 21 % aller hessischen Erwerbstätigen<br />
ausmachen. 5 Die Dienstleistungsbereiche bleiben weiterhin der Motor der<br />
Wirtschaftsentwicklung. Der Anteil des tertiären Sektors an der Bruttowertschöpfung<br />
erhöht sich in <strong>Hessen</strong> auf 80 % im Jahr 2020 (Deutschland: 73 %). Diese Leistung<br />
wird von 78 % der Erwerbstätigen in <strong>Hessen</strong> (Deutschland: 74 %) erbracht werden. 6<br />
4 Im Anhang sind in Tabelle A1 Angaben zur sektoralen Struktur in den hessischen Regierungsbezirken zusammengestellt.<br />
Vgl. van den Busch; Dimitrova; Kokot (2003) für eine ausführliche Darstellung und methodische Erläuterungen.<br />
5 Entsprechende Vergleichswerte für Deutschland liegen nach Einschätzungen von Prognos im Jahr 2020 für die Bruttowertschöpfung<br />
bei 26 % und für die Erwerbstätigen bei 24 %.<br />
6 Auf Grund wirtschaftssystematischer Umstellungen weist der Bereich Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister<br />
einen besonders deutlichen Strukturbruch auf. Dies ist vor allem auf eine neue Zuordnung der ehemaligen<br />
„Sonstigen Dienstleistungen“ zurückzuführen. So werden in der neuen Systematik z.B. das Gesundheits- und Bildungswesen<br />
nun unter den Öffentlichen und Privaten Dienstleistungen erfasst.<br />
15
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Abbildung 4: Strukturwandel in <strong>Hessen</strong>: Anteile der realen Bruttowertschöpfung in <strong>Hessen</strong> von 1970<br />
bis 2020<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
1970 1980 1990 1991 2000 2010 2020<br />
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei<br />
Baugewerbe<br />
Finanzierung, Vermietung und UDL<br />
Produzierendes Gewerbe (ohne Bau)<br />
Handel und Verkehr<br />
Öffentl. u. priv. Dienstleister<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognose der FEH.<br />
Abbildung 5: Strukturwandel in <strong>Hessen</strong>: Anteile der Erwerbstätigen in <strong>Hessen</strong> von 1970 bis<br />
2020<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
1970 1980 1990 1991 2000 2010 2020<br />
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei<br />
Baugewerbe<br />
Finanzierung, Vermietung und UDL<br />
Produzierendes Gewerbe (ohne Bau)<br />
Handel und Verkehr<br />
Öffentl. u. priv. Dienstleister<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognose der FEH.<br />
16
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Im Jahr 2002 entfielen – wie die folgende Tabelle 2 zeigt - auf mittelständische Unternehmen<br />
knapp zwei Drittel (65 %) aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
in <strong>Hessen</strong>. 7 Besonders mittelständisch geprägte Wirtschaftbereiche mit noch deutlich<br />
höheren Beschäftigtenanteilen sind das Baugewerbe (94 %), das Gastgewerbe<br />
(89 %), der Handel (86 %) sowie die überwiegend für Unternehmen erbrachten<br />
Dienstleistungen (74 %). Rechtsberatung und Wirtschaftsprüfung, Bau- und Gastgewerbe,<br />
Handel sowie Architektur- und Ingenieurbüros sind dabei Domänen von<br />
Kleinst- und Kleinbetrieben mit weniger als 50 Beschäftigten.<br />
In den Bereichen Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie im Verarbeitenden<br />
Gewerbe konzentrieren sich hingegen die Beschäftigten sehr viel stärker auf Großbetriebe.<br />
Tabelle 2: Beschäftigtenstruktur nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2002<br />
Insgesamt<br />
Mittelstand<br />
Großbetriebe<br />
Kleinstbetriebe<br />
Kleine<br />
Betriebe<br />
Mittlere<br />
Betriebe<br />
Zusammen<br />
Beschäftigte 1 bis 9 10 bis 49 50 bis 249 1 bis 249 250 u. mehr<br />
Wirtschaftsbereich (in 1.000) (in %) (in %) (in %) (in %) (in %)<br />
Gesamtwirtschaft<br />
davon:<br />
Dienstleistungen<br />
darunter:<br />
2.193 16,7 21,5 26,3 64,5 35,5<br />
1.526 18,0 22,2 27,2 67,4 32,6<br />
Handel 333 25,2 32,2 28,6 86,0 14,0<br />
Gastgewerbe 62 38,7 30,7 19,0 88,5 11,5<br />
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 162 11,6 20,3 22,0 53,9 46,1<br />
Datenverarbeitung und -banken 39 15,5 23,8 28,2 67,5 32,5<br />
Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen 234 19,3 23,9 30,8 73,9 26,1<br />
darunter:<br />
Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung<br />
34 41,7 32,3 * * *<br />
Unternehmensberatung, Werbung 47 19,9 25,6 24,1 69,6 30,4<br />
Architektur- und Ingenieurbüros 29 27,7 26,2 23,3 77,1 22,9<br />
Verarbeitendes Gewerbe 508 7,8 15,3 26,0 49,2 50,8<br />
Baugewerbe 114 34,3 39,3 20,4 94,0 6,0<br />
Sonstige ** 45 24,9 21,1 16,6 62,6 37,4<br />
* Angaben werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen.<br />
** Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Energie- und Wasserversorgung.<br />
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen der FEH.<br />
7 Vgl. dazu die methodischen Anmerkungen und Ausführungen sowie die Übersichtstabellen A 1 und A 2 in Band 1.<br />
17
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Abbildung 6 zeigt, dass im Zeitraum 2000 bis 2020 eine im Vergleich zu Deutschland<br />
(+44 %) überdurchschnittliche Zunahme der Bruttowertschöpfung in <strong>Hessen</strong><br />
(+51 %) vor allem das Ergebnis der günstigen Wirtschaftsentwicklung im Regierungsbezirk<br />
Darmstadt (+54 %) sein wird. Die Wachstumsraten der Regierungsbezirke<br />
Gießen und Kassel werden in etwa dem Bundesdurchschnitt entsprechen. Der<br />
insgesamt beachtliche Anstieg der Wirtschaftsleistung in allen hessischen Regionen<br />
ist wesentlich auf den technischen Fortschritt und eine damit verbundene Erhöhung<br />
der Arbeitsproduktivität zurückzuführen. So unterscheidet sich die Zahl der Erwerbstätigen<br />
(Abbildung 7), die von den Unternehmen zur Erstellung dieser Wirtschaftsleistung<br />
tatsächlich nachgefragt wird, am Ende des Prognosezeitraums insgesamt<br />
nur wenig vom Niveau des Jahres 2000. Für Deutschland ist eine leichte Zunahme<br />
der Erwerbstätigen von +0,9 % und für <strong>Hessen</strong> ein leichter Rückgang von -0,7 % zu<br />
erwarten. Einem Plus in Höhe von +1,6 % im Regierungsbezirk Darmstadt stehen<br />
dabei Abnahmen in den Regierungsbezirken Gießen und Kassel von jeweils -5 %<br />
gegenüber.<br />
Die folgenden beiden Abbildungen zeigen auch, dass sich der sektorale Strukturwandel<br />
in allen drei hessischen Regierungsbezirken prinzipiell nach sehr ähnlichen<br />
Entwicklungsmustern vollziehen wird: 8 Zu den Wirtschaftsbereichen mit den höchsten<br />
Zuwächsen der Bruttowertschöpfung zählen die unternehmensorientierten<br />
Dienstleistungen, 9 Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie das Finanzgewerbe.<br />
Die Wachstumsraten der übrigen Wirtschaftsbereiche Handel und Gastgewerbe, öffentliche<br />
und private Dienstleistungen, Verarbeitendes Gewerbe und insbesondere<br />
dem Baugewerbe fallen hingegen in allen Regionen deutlich niedriger aus. Mit Blick<br />
auf die Erwerbstätigenentwicklung ist nur im Bereich der unternehmensorientierten<br />
Dienstleistungen in Zukunft mit einer dynamischen Beschäftigtenentwicklung zu<br />
rechnen. Für das Jahr 2020 werden knapp 580.000 Erwerbstätige prognostiziert,<br />
fast 145.000 mehr als im Jahr 2000. Deutlich niedriger sind die Zuwachsraten in den<br />
anderen Dienstleistungsbereichen. Im Regierungsbezirk Darmstadt ist dabei für alle<br />
Dienstleistungsbereiche von leichten Zuwächsen auszugehen. In Mittel- und<br />
Nordhessen ist langfristig mit einem Stellenabbau auch im Kredit- und Versicherungsgewerbe<br />
sowie im Handel und Gastgewerbe zu rechnen. Hohe Arbeitsplatzverluste<br />
zeichnen sich aber im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe ab. In<br />
Südhessen beläuft sich der Rückgang jeweils auf fast ein Viertel des Erwerbstätigenniveaus<br />
des Jahres 2000. Aber auch in Mittel- und Nordhessen werden die Erwerbstätigenzahlen<br />
in der Größenordnung von 15 bis 20 % sinken.<br />
8 Detaillierte Informationen der zu erwartenden durchschnittlichen jährlichen Veränderungsraten und der Strukturanteile<br />
von Bruttowertschöpfung, Erwerbstätigen und Arbeitsproduktivität sind für die einzelnen Wirtschaftsbereiche in den hessischen<br />
Regionen in Tabelle A 1 im Anhang zusammengestellt.<br />
9 Unter dem Begriff unternehmensorientierte Dienstleistungen werden hier die sehr heterogenen Wirtschaftszweige Grundstücks-<br />
und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Datenverarbeitung, Forschung und Entwicklung, Rechts-<br />
Steuer- und Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung, Architektur- und Ingenieurbüros sowie Werbung zusammengefasst.<br />
18
I<br />
II<br />
III<br />
IV<br />
V<br />
VI<br />
VII<br />
VIII<br />
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 6: Relative Veränderung der Bruttowertschöpfung für ausgewählte Wirtschaftsbereiche<br />
im Zeitraum 2000 bis 2020 (alle Angaben in Prozent)<br />
Verarbeitendes<br />
Gewerbe<br />
Deutschland<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Baugewerbe<br />
RB Darmstadt<br />
Handel und<br />
Gastgewerbe<br />
RB Gießen<br />
RB Kassel<br />
Verkehr und<br />
Nachrichtenübermittlung<br />
Kredit- und<br />
Versicherungsgewerbe<br />
unternehmensorientierte<br />
Dienstleistungen<br />
Öffentliche und<br />
Private<br />
Dienstleister<br />
Insgesamt<br />
0 25 50 75 100<br />
Vorrangig mittelständisch geprägte Wirtschaftsbereiche sind grau unterlegt.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognos Deutschland Report, Prognose der FEH.<br />
Für die mittelständische Wirtschaft sind die mit diesem wirtschaftlichen Strukturwandel<br />
einhergehenden Effekte insgesamt nicht eindeutig. Für das Baugewerbe ist<br />
mit einem Fortschreiten des Konsolidierungsprozesses und weiteren Unternehmensschließungen<br />
zu rechnen. Ein relativ starker Beschäftigungsrückgang ist auch<br />
für das Verarbeitende Gewerbe zu erwarten. Für die 22.200 mittelständischen Unternehmen<br />
des Verarbeitenden Gewerbes und insbesondere die fast 19.600 mittelständischen<br />
Unternehmen des Baugewerbes in <strong>Hessen</strong> ist die zukünftige Entwicklung<br />
nach den vorliegenden Prognoseergebnissen negativ einzuschätzen.<br />
19
I<br />
II<br />
III<br />
IV<br />
V<br />
VI<br />
VII<br />
VIII<br />
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Abbildung 7: Relative Veränderungen der Erwerbstätigenzahlen für ausgewählte Wirtschaftsbereiche<br />
im Zeitraum 2000 und 2020 (alle Angaben in Prozent)<br />
Verarbeitendes<br />
Gewerbe<br />
Deutschland<br />
<strong>Hessen</strong><br />
Baugewerbe<br />
RB Darmstadt<br />
Handel und<br />
Gastgewerbe<br />
RB Gießen<br />
RB Kassel<br />
Verkehr und<br />
Nachrichtenübermittlung<br />
Kredit- und<br />
Versicherungsgewerbe<br />
unternehmensorientierte<br />
Dienstleistungen<br />
Öffentliche und<br />
Private<br />
Dienstleister<br />
Insgesamt<br />
-30 -20 -10 0 10 20 30 40<br />
Vorrangig mittelständisch geprägte Wirtschaftsbereiche sind grau unterlegt.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognos Deutschland Report, Prognose der FEH.<br />
Als eindeutiger Hoffnungsträger für mittelständische Unternehmen lässt sich der<br />
Wirtschaftsbereich unternehmensorientierte Dienstleistungen benennen. Im Zuge<br />
des Wandels von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft sind die Entwicklungsaussichten<br />
hier als sehr gut zu bewerten. Auch der Arbeitsmarkt wird davon<br />
erheblich profitieren.<br />
In den sonstigen Dienstleistungsbereichen sind die Perspektiven für den Mittelstand<br />
weniger positiv zu beurteilen. Die Bereiche Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />
sowie Kredit- und Versicherungsgewerbe werden stark durch den Wettbewerb mit<br />
Großunternehmen geprägt. Für Handel und Gastgewerbe aber auch für private<br />
Dienstleistungen sind die Entwicklungsspielräume eher eng gesteckt.<br />
20
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
2.3 Entwicklung des Arbeitsangebots in <strong>Hessen</strong> bis 2020<br />
Nachdem im vorangegangenen Abschnitt die Entwicklung der Erwerbstätigen bis<br />
2020 aufgezeigt wurde, die die Arbeitsnachfrage der Unternehmen widerspiegelt,<br />
soll nun eine Abschätzung der Entwicklung des Arbeitsangebots erfolgen, d.h. der<br />
auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Erwerbspersonen. Darüber hinaus<br />
wird auch ein Blick auf den Ausbildungsmarkt geworfen werden.<br />
Wichtige Determinanten der langfristigen Entwicklung von Zahl und Alterstruktur<br />
der Erwerbspersonen sind die oben bereits gezeigten Veränderungen der Bevölkerungsstruktur<br />
sowie Veränderungen in der Erwerbsneigung der Bevölkerung im<br />
erwerbsfähigen Alter. 10 Insbesondere durch ein Ansteigen des gesetzlichen Renteneintrittsalters<br />
ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen der Altersklassen der<br />
55- bis unter 65-Jährigen mit höheren Erwerbsquoten zu rechen. Während in den<br />
Altersgruppen von 20 bis unter 55 Jahre bei Männern kaum noch weitere Zunahmen<br />
der Erwerbsquoten zu erwarten sind, sind bei Frauen zukünftig noch deutliche Erwerbsreserven<br />
aktivierbar. 11<br />
In Tabelle 3 ist die Entwicklung der Erwerbspersonen dargestellt. Auf die Altersgruppe<br />
der 25- bis unter 30-Jährigen beispielsweise entfielen im Jahr 2000 rund<br />
301.000 Erwerbspersonen. Im Jahr 2010 bildet diese Gruppe die 35- bis unter 40-<br />
Jährigen. Durch Zuwanderungen sowie eine höhere Erwerbsneigung insbesondere<br />
der Frauen steigt die Zahl der Erwerbspersonen dieser Altersgruppe auf rund<br />
346.000 an. Im Jahr 2020 schließlich ist diese Altersgruppe zwischen 45 und 50<br />
Jahre alt, aufgrund von zu erwartenden Abwanderungen und ein leichtes Sinken der<br />
Erwerbsneigung sowohl bei Frauen als auch bei Männern geht die Zahl der Erwerbspersonen<br />
dieser Altersgruppe dann auf rund 340.000 zurück.<br />
Aufgrund der demografischen Entwicklung dürfte – wie Abbildung 1 gezeigt hat - der<br />
absolute und relative Umfang von jüngeren Altersgruppen bis unter 30 Jahre auch<br />
längerfristig aufrechterhalten werden können. Für die Gruppen der 30- bis unter 50-<br />
Jährigen ist gegen Ende des Prognosezeitraums mit deutlichen Rückgängen zu<br />
rechnen. Die älteren Erwerbspersonengruppen werden hingegen absolut wie relativ<br />
erheblich an Bedeutung gewinnen.<br />
10 Die Erwerbspersonen entsprechen dem regionalen Arbeitsangebot und setzen sich zusammen aus den Erwerbstätigen,<br />
d.h. Personen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, selbständig ein Gewerbe betreiben, als Landwirt tätig sind oder einen<br />
freien Beruf ausüben, und den Erwerbslosen, d.h. Personen ohne Arbeitsverhältnis, die sich jedoch um eine Arbeitsstelle<br />
bemühen, unabhängig davon, ob sie beim Arbeitsamt als Arbeitslose gemeldet sind.<br />
11 Vgl. van den Busch; Dimitrova; Kokot (2003) für eine ausführliche Darstellung und methodische Erläuterungen.<br />
21
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Tabelle 3: Erwerbspersonen in <strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen in den Jahren 2000, 2010 und 2020<br />
Erwerbspersonen<br />
in 1.000 Struktur in %<br />
im Alter 2000 2010 2020 2000 2010 2020<br />
unter 25 391 413 385 12,8 13,0 12,7<br />
25-u.30 301 285 306 9,9 9,0 10,1<br />
30-u.35 433 308 338 14,2 9,7 11,2<br />
35-u.40 469 346 320 15,4 10,9 10,6<br />
40-u.45 414 476 324 13,6 15,0 10,7<br />
45-u.50 354 489 340 11,6 15,4 11,3<br />
50-u.55 309 395 425 10,1 12,4 14,1<br />
55-u.60 244 295 386 8,0 9,3 12,8<br />
60-u.65 115 143 172 3,8 4,5 5,7<br />
65 und älter 18 26 26 0,6 0,8 0,9<br />
Insgesamt 3.048 3.176 3.022 100 100 100<br />
Anmerkung: grau unterlegte Felder werden im Text beispielhaft erklärt.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognose der FEH.<br />
Im Vergleich der hessischen Regierungsbezirke sind Niveauunterschiede in der Erwerbsbeteiligung<br />
der Bevölkerung festzustellen. So zeichnete sich im Jahr 2000 der<br />
Regierungsbezirk Darmstadt (50,1 %) durch eine im Vergleich zu den Regierungsbezirken<br />
Gießen (47,7 %) und Kassel (46,8 %) höhere durchschnittliche Erwerbsquote<br />
(Erwerbspersonen in Relation zur Gesamtbevölkerung) aus. Auch langfristig<br />
bleibt dieser Vorsprung bestehen: Im Jahr 2020 wird die Erwerbsquote im Regierungsbezirk<br />
Darmstadt auf 50,8 % ansteigen, und in den Regierungsbezirken Gießen<br />
und Kassel bei jeweils 47,5 % liegen. Obwohl langfristig die Zahl der Erwerbspersonen<br />
in <strong>Hessen</strong> im Vergleich zum Niveau des Jahres 2000 nur geringfügig um<br />
0,9 % abnehmen wird, ergeben sich zwischen den Regierungsbezirken deutliche<br />
Unterschiede: 12 Die Regierungsbezirke Gießen und Kassel werden vom Rückgang<br />
der Erwerbspersonen relativ stärker betroffen sein als der Regierungsbezirk Darmstadt.<br />
In Kassel verringert sich die Zahl der Erwerbspersonen gegenüber dem Niveau<br />
von 2000 um 5,3 %, in Gießen um 4,8 %, während sie in Darmstadt um rd.<br />
1,7 % zunimmt. 13<br />
Es bleibt festzuhalten, dass die Situation auf den hessischen regionalen Arbeitsmärkten<br />
zunächst weiter angespannt bleibt. Im Zeitraum 2000 bis 2010 steigt die<br />
12 Im Anhang sind in Tabelle A2 diese Ergebnisse für die Jahre 2000, 2010 und 2020 in Form einer Arbeitsmarktbilanz für<br />
<strong>Hessen</strong> und die hessischen Regierungsbezirke im Überblick zusammengestellt.<br />
13 Ein wesentlicher Grund hierfür liegt in der spezifischen Wanderungsstruktur der Regierungsbezirke, wie in Tabelle 1 gezeigt<br />
wurde.<br />
22
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Zahl der Erwerbspersonen bzw. das Arbeitsangebot stärker an als die Arbeitskräftenachfrage<br />
der Unternehmen. Nach dem Jahr 2010 ist sowohl auf der Angebots- als<br />
auch auf der Nachfrageseite mit einer rückläufigen Entwicklung zu rechnen. Das Arbeitsangebot<br />
nimmt dann relativ sogar stärker ab als die Nachfrage. Gegen Ende<br />
des Prognosezeitraums dürften in allen drei hessischen Regierungsbezirken die Arbeitslosenquoten<br />
niedriger sein als gegenwärtig.<br />
Aus rein quantitativer Sicht wird den Unternehmen demnach auf absehbare Zeit auf<br />
den Arbeitsmärkten ein großes Potenzial an Arbeitskräften zur Verfügung stehen.<br />
Vor dem Hintergrund der aufgezeigten demografischen Veränderungen, des damit<br />
einhergehenden Alterungsprozesses der Erwerbspersonen und des wirtschaftlichen<br />
Strukturwandels werden von den Unternehmen dennoch erhebliche Anstrengungen<br />
notwendig sein, um wettbewerbsfähig zu sein. Eine wesentliche Voraussetzung dafür<br />
sind leistungsfähige, motivierte und qualifizierte Mitarbeiter. Um die Innovationsfreudigkeit<br />
und -fähigkeit der hessischen Wirtschaft zu erhalten und möglichst weiter<br />
zu erhöhen, ist aus heutiger Sicht von den Unternehmen ein erhebliches Umdenken<br />
erforderlich. Gesamtwirtschaftlich sind alle Anstrengungen zur „Verjüngung“ des<br />
Personalbestandes zum Scheitern verurteilt, so dass betrieblichen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
insbesondere für ältere Erwerbstätige eine deutlich höhere<br />
Bedeutung beigemessen werden muss.<br />
Ein weiterer Blick soll auf die Auswirkungen der diskutierten demografischen<br />
Entwicklung für den Ausbildungsmarkt geworfen werden, da der Mittelstand traditionell<br />
eine tragende Säule des dualen Ausbildungssystems ist. So fanden von<br />
den 110.000 Auszubildenden im Jahr 2002 in <strong>Hessen</strong> rund 70 % eine Ausbildungsstelle<br />
in Betrieben mit weniger als 250 Beschäftigten. Vor diesem Hintergrund stellt<br />
sich die Frage, wie sich der demografische Wandel und insbesondere die altersstrukturelle<br />
Verschiebung auf die Zahl der Auszubildenden bzw. deren Nachfrage<br />
nach Ausbildungsstellen auswirken wird.<br />
In Abbildung 8 ist die Entwicklung der Auszubildenden insgesamt dargestellt, das<br />
heißt die Schätzung bereits bestehender Ausbildungsverhältnisse und der zu erwartenden<br />
neuen Nachfrage nach dualen Ausbildungsplätzen.<br />
23
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Abbildung 8: Vorausschätzung der Gesamtzahl der Dualen Ausbildungsplätze in <strong>Hessen</strong> bis zum Jahr 2020<br />
125<br />
100<br />
43,2 42,8 39,1 44,5 45,1 45,5 45,9 45,1 44,3 43,6 43,1 43,6 43,8 43,1 42,4 42,0 41,1 39,9 39,0 37,8<br />
Neunachfrage nach Ausbildungsplätzen<br />
75<br />
in 1.000<br />
50<br />
74,0 74,8 74,4 72,0 72,6 74,0 74,9 76,9 77,9 78,4 77,9 76,5 75,6 76,1 76,2 75,9 75,7 75,2 73,7 71,5<br />
25<br />
bereits bestehende Ausbildungsverhältnisse<br />
0<br />
2000 2001 2002 <strong>2004</strong> 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (Schulstatistik), Prognose der FEH.<br />
Demnach wird im Jahr 2009 mit 122.200 Auszubildenden der höchste Wert erreicht.<br />
Bis zum Ende des Prognosezeitraums sinkt die voraussichtliche Zahl der Auszubildenden<br />
auf 109.300. 14<br />
In den kommenden Jahren ist auch auf dem Ausbildungsstellenmarkt von der Nachfrageseite<br />
her eine Entlastung nicht in Sicht. Für die mittelständische Wirtschaft<br />
dürften sich demnach insgesamt keine markanten Engpässe bei der Besetzung von<br />
Ausbildungsplätzen bis zum Jahr 2020 abzeichnen. Im Gegenteil, die gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe, jedem Ausbildungswilligen auch einen Ausbildungsplatz zur<br />
Verfügung zu stellen, ist weiterhin zu bewältigen.<br />
14 Die Vorausschätzung des Bedarfs nach Ausbildungsplätzen erfolgt auf Ebene der Regierungsbezirke bis zum Jahr 2020.<br />
Vgl. Tischler (<strong>2004</strong>).<br />
24
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
2.4 Entwicklung der Selbständigen in <strong>Hessen</strong> bis 2020<br />
Der Schritt in die Selbständigkeit und die Gründung von Unternehmen sind das Öl<br />
für den Motor der Marktwirtschaft. So stieg die Zahl der Selbständigen in <strong>Hessen</strong><br />
zwischen 1996 und 2002 um 18.000 an. 15 Nach den Ergebnissen des Mikrozensus<br />
waren im April 2002 in <strong>Hessen</strong> von insgesamt 2,78 Mill. Erwerbstätigen 294.000 als<br />
Selbständige tätig. Die Selbständigenquote – als Maß der „unternehmerischen Mobilisierung“<br />
- lag in <strong>Hessen</strong> mit 10,6 % höher als im Bundesdurchschnitt (10,0 %). Im<br />
Folgenden sollen - differenziert nach Altersgruppen - für die Jahre 2010 und 2020<br />
die zu erwartenden Selbständigenzahlen für <strong>Hessen</strong> abgeschätzt werden. 16<br />
In Tabelle 4 sind die absoluten Selbständigenzahlen und die Struktur der Selbständigen<br />
in <strong>Hessen</strong> für die Jahre 2002, 2010 und 2020 dargestellt. Ähnlich wie bei den<br />
Erwerbspersonen insgesamt (vgl. Tabelle 3) dürfte auch die Zahl der Selbständigen<br />
in <strong>Hessen</strong> bis zum Jahr 2010 zunächst noch leicht ansteigen. Danach ist mit einem<br />
Rückgang zu rechnen, so dass im Jahr 2020 das Niveau um schätzungsweise<br />
2.000 niedriger sein wird als im Jahr 2002. Diesen relativ geringen Änderungen in<br />
den absoluten Zahlen stehen aber auch hier erhebliche altersstrukturelle Verschiebungen<br />
von den jüngeren hin zu den älteren Selbständigengruppen gegenüber.<br />
Tabelle 4: Selbständige in <strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen in den Jahren 2002, 2010 und 2020<br />
Selbständige<br />
in 1.000 Struktur in %<br />
im Alter 2002 2010 2020 2002 2010 2020<br />
unter 35 48,0 39,4 43,2 16,3 13,2 14,8<br />
35-u.40 48,7 34,4 32,6 16,6 11,6 11,2<br />
40-u.45 42,5 46,0 32,0 14,5 15,5 11,0<br />
45-u.50 48,2 58,0 41,2 16,4 19,5 14,1<br />
50-u.55 40,9 44,9 49,4 13,9 15,1 16,9<br />
55-u.60 27,6 33,6 44,9 9,4 11,3 15,4<br />
60 und älter 37,8 41,4 48,5 12,9 13,9 16,6<br />
Insgesamt 293,7 297,7 291,8 100 100 100<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognose der FEH.<br />
15 Vgl. dazu auch die Ausführungen in Band 1 des Hessischen <strong>Mittelstandsbericht</strong>s <strong>2004</strong>.<br />
16 Unberücksichtigt blieb in den Schätzungen die Förderung von Selbständigkeit, wie sie beispielsweise nach dem so genannten<br />
Hartz-Konzept vorgesehen ist.<br />
25
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Bei den jungen Selbständigen im Alter bis 35 Jahre fällt der zu erwartende Rückgang<br />
noch relativ gering aus. Nach einem vorübergehenden Absinken ist nach dem<br />
Jahr 2010 sogar wieder mit einer leichten Zunahme zu rechnen. Anders bei den<br />
Gruppen der 35- bis unter 50-Jährigen. Diese werden absolut wie relativ stark an<br />
Bedeutung verlieren. Der Anteil der über 50-jährigen Selbständigen steigt hingegen<br />
von 36 % im Jahr 2000 auf fast 50 % im Jahr 2020 an. Insgesamt spiegelt dies die<br />
Entwicklung der Zahl der Selbständigen rein auf Grund des demografischen Prozesses<br />
wider. Unberücksichtigt blieben in den Berechnungen z. B. konjunkturelle<br />
Entwicklungen, Verhaltensänderungen („Mut zur Selbständigkeit“) sowie Änderungen<br />
der rechtlichen Rahmenbedingungen. Diese Faktoren spielen für die Zahl der<br />
Selbständigen im Zeitablauf ebenfalls eine wichtige Rolle.<br />
In der folgenden Abbildung 9 ist von 1990 bis 2002 die tatsächliche Entwicklung und<br />
ab 2003 der voraussichtlich zu erwartende Verlauf der Altersgruppe der 25- bis unter<br />
35-Jährigen dargestellt. Etwa Mitte der 90er Jahre setzte eine ausgeprägte Abwärtsbewegung<br />
dieser Altersgruppe ein, die noch bis etwa 2007 anhalten dürfte.<br />
Durch die Nachkommen der Babyboomer-Generation – der so genannten 2. Welle –<br />
kommt es dann aber wieder zu einem Anstieg und etwa im Jahr 2020 wird ein relatives<br />
Maximum erreicht werden. Danach nimmt der Besatz bis zum Jahr 2040 wiederum<br />
kontinuierlich ab und bleibt dann annähernd konstant.<br />
Die Entwicklung dieser Altersgruppe ist für das Gründungsgeschehen besonders<br />
wichtig. Für die zurückliegenden Jahre zeigen beispielsweise der Mittelstandsmonitor<br />
<strong>2004</strong> und der Global Entrepreneurship Monitor 2002 einen negativen Zusammenhang<br />
zwischen Gründungsgeschehen und Alter der Unternehmensgründer auf.<br />
Generell ist in der Gruppe der 25- bis unter 35-Jährigen der Anteil der Unternehmensgründer<br />
am höchsten. 17 Die Neigung sich selbständig zu machen, nimmt mit<br />
zunehmendem Alter signifikant ab. Berufliche und familiäre Verwurzelung, bereits in<br />
eine (abhängige) Erwerbskarriere investiertes Humankapital oder eine mit dem Alter<br />
wachsende Risikoaversion sind hierfür als Gründe zu nennen. 18 Unbestimmt bleiben<br />
auch qualitative Effekte, die sich durch ein höheres Durchschnittsalter derjenigen,<br />
die den Schritt in eine Selbständigkeit wagen, ergeben können. Unsicher sind beispielsweise<br />
die „Überlebenswahrscheinlichkeiten“ von neu gegründeten Unternehmen<br />
in Abhängigkeit vom Alter des Gründers. Abschließend lässt sich festhalten,<br />
dass vom Jahr 2002 aus gesehen bis 2020 rein demografisch bedingt keine gravierenden<br />
Rückgänge der Unternehmensgründungen in <strong>Hessen</strong> zu erwarten sind.<br />
17 Vgl. Reynolds u.a. (2002). Nach den Ergebnissen des „Global Entrepreneurship Monitor Länderbericht Deutschland<br />
2002“ (Sternberg; Bergmann 2003) hatten in Deutschland im Jahr 2002 von 1.000 Erwachsenen unter 35 Jahre bereits<br />
52 ein Unternehmen gegründet. Im europäischen Durchschnitt (ohne Osteuropa) waren es knapp 40 und in Osteuropa<br />
35.<br />
18 Vgl. KfW (<strong>2004</strong>).<br />
26
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Neben den Neugründungen von Unternehmen spielt der Generationenwechsel, d.h.<br />
die Übergabe bestehender Unternehmen, eine immer wichtigere Rolle. Durch den<br />
stark zunehmenden Anteil älterer Selbständiger ab 60 Jahre dürfte sich die bereits<br />
heute oftmals schwierige Situation, einen geeigneten Unternehmensnachfolger zu<br />
finden, in Zukunft weiter zuspitzen. Die Gruppe der 60- bis unter 70-jährigen Bevölkerung<br />
nimmt von heute aus gesehen vorübergehend ab. Dies ist auf den Effekt der<br />
Geburtenausfälle der Nachkriegsjahre zurückzuführen. Etwa ab dem Jahr 2012 wird<br />
diese Altersgruppe aber relativ stark ansteigen. Die so genannten Babyboomer, also<br />
die Geburtsjahrgänge von Mitte 1950 bis Mitte 1960, kommen in dieser Altersgruppe<br />
an. Das Maximum wird etwa im Jahr 2030 erreicht werden und danach ist mit einer<br />
deutlichen Abnahme zu rechnen.<br />
Abbildung 9: Entwicklung der Altersgruppen der 25- bis unter 35-Jährigen und der<br />
60- bis unter 70-Jährigen<br />
1.200<br />
25- unter 35 Jahre<br />
1.000<br />
60- unter 70 Jahre<br />
in 1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Prognose der FEH.<br />
27
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
3 Konsumverhalten und Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft<br />
Der in Kapitel 2 aufgezeigte Alterungsprozess der Bevölkerung in <strong>Hessen</strong> und seinen<br />
Regionen bis 2020 – deutliche Abnahme der unter 20-Jährigen um über 15%<br />
bei gleichzeitigem Anstieg des Anteils der über 60-Jährigen um mehr als 20% und<br />
nahezu einer Konstanz der Zahl der 20- bis 60-Jährigen – wird erhebliche Auswirkungen<br />
für die Konsumgüternachfrage bzw. die regionalen und lokalen Absatzmärkte<br />
der Unternehmen haben. Die Zahl älterer Kunden wird steigen und deren spezifische<br />
Bedürfnisse werden sich in Veränderungen der Zusammensetzung ihrer Konsumnachfrage<br />
widerspiegeln. Auf Grund seiner regionalen Verwurzelung dürfte der<br />
Mittelstand hiervon in besonderem Maße betroffen sein. Im Folgenden werden die<br />
spezifischen Auswirkungen einer sich veränderten Endnachfrage für den Mittelstand<br />
in <strong>Hessen</strong> thematisiert.<br />
3.1 Wofür geben Ältere ihr Geld aus?<br />
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Konsumnachfrage. Die gegenwärtige altersspezifische<br />
Verteilung des Privaten Konsums nach Verwendungszwecken zeigt<br />
die letzte Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (1998) für <strong>Hessen</strong>. 19 Zwischen<br />
den unterschiedlichen Altersgruppen zeigen sich zum Teil erhebliche Unterschiede<br />
in der Konsumstruktur.<br />
So steigen mit zunehmendem Alter die Ausgaben für Gesundheit und Körperpflege<br />
rapide an. Ältere geben 6-7,5% ihrer Konsumausgaben für Leistungen im Bereich<br />
Gesundheit aus und damit fast doppelt soviel wie Haushalte deren Haushaltsvorstand<br />
25 bis 35 Jahre alt ist. Auch für Wohnen und Energie geben Ältere einen größeren<br />
Anteil ihres Einkommens aus als Jüngere.<br />
Entgegengesetzt stellt sich der Zusammenhang zwischen Alter und Ausgabenhöhe<br />
bei den Ausgaben für Beherbergung und Gaststätten sowie den Verkehrsausgaben<br />
dar. Letztere sinken recht beachtlich: Während Haushalte von 25- bis 35-Jährigen<br />
17,5% für Verkehrsleistungen ausgeben, verwenden 65- bis 70-Jährige nur noch<br />
6,3% ihrer Ausgaben für Verkehrsleistungen. Ursache hierfür sind die mit dem Eintritt<br />
ins Rentenalter entfallenden Fahrten zur Arbeitsstätte sowie gesundheitliche<br />
Einschränkungen. Dazu ist jedoch anzumerken, dass die Konsumbiografien der<br />
heute älteren Personen in den 50er bis 60er Jahren geprägt wurden. Damals hatte<br />
19 Die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) wird im fünfjährigen Turnus erhoben. Es handelt sich um eine Befragung<br />
privater Haushalte über Herkunft und Höhe des monatlichen Budgets sowie über seine Verwendung. Die derzeit aktuell<br />
verfügbaren Auswertungen beziehen sich auf das Jahr 1998. Die kompletten Ergebnisse der 2003 durchgeführten<br />
EVS werden frühestens 2005 vorliegen. Ausgewählte Einzelergebnisse der EVS 2003, z.B. für langlebige Konsumgüter,<br />
werden bereits vorab veröffentlicht. Vgl. Rompel (2003).<br />
28
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
der motorisierte Individualverkehr eine geringere Bedeutung als heute. So war es<br />
beispielsweise eher selten, dass Frauen über einen Führerschein verfügten. Dies<br />
hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt.<br />
Tabelle 5: Monatliche Aufwendungen der Haushalte für den Privaten Konsum 1998 in <strong>Hessen</strong><br />
Alter des Haupteinkommensbeziehers<br />
Haushalte<br />
insgesamt 25 bis u. 35 35 bis u. 45 45 bis u. 55 55 bis u. 65 65 bis u. 70 70 u. älter<br />
in Euro<br />
Nahrungsmittel, Getränke, Tabak 289 247 340 357 324 249 203<br />
Bekleidung, Schuhe 120 112 134 148 133 108 76<br />
Wohnen, Energie 762 562 764 901 920 814 686<br />
Innenausstattung, Geräte 147 123 153 167 192 154 106<br />
Gesundheit, Körperpflege 118 71 101 144 156 149 117<br />
Verkehr 303 329 329 423 344 125 120<br />
Nachrichtenübermittlung 53 56 55 62 54 46 42<br />
Freizeit, Unterhaltung, Bildung 257 217 287 329 284 225 182<br />
Beherbergung, Gaststätten 112 106 124 141 133 86 74<br />
Andere Waren und Dienstl. 56 55 75 57 56 37 47<br />
Privater Verbrauch insgesamt 2.217 1.880 2.362 2.729 2.596 1.993 1.653<br />
Nahrungsmittel, Getränke, Tabak 13,1 13,2 14,4 13,1 12,5 12,5 12,3<br />
Bekleidung, Schuhe 5,4 6,0 5,7 5,4 5,1 5,4 4,6<br />
Wohnen, Energie 34,4 29,9 32,4 33,0 35,5 40,8 41,5<br />
Innenausstattung, Geräte 6,6 6,6 6,5 6,1 7,4 7,7 6,4<br />
Gesundheit, Körperpflege 5,3 3,8 4,3 5,3 6,0 7,5 7,1<br />
Verkehr 13,7 17,5 13,9 15,5 13,2 6,3 7,3<br />
Nachrichtenübermittlung 2,4 3,0 2,3 2,3 2,1 2,3 2,5<br />
Freizeit, Unterhaltung, Bildung 11,6 11,6 12,1 12,0 10,9 11,3 11,0<br />
Beherbergung, Gaststätten 5,1 5,6 5,2 5,2 5,1 4,3 4,5<br />
Andere Waren und Dienstl. 2,5 2,9 3,2 2,1 2,2 1,8 2,8<br />
Privater Verbrauch insgesamt 100 100 100 100 100 100 100<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe <strong>Hessen</strong>, 1998, Berechnungen der FEH.<br />
in %<br />
Abbildung 10 zeigt die Verteilung der monatlichen Konsumausgaben hessischer<br />
Haushalte. Dabei werden die Größenordnungen der einzelnen Ausgabepositionen<br />
noch einmal deutlich. Mit gut 34% der Gesamtausgaben erreichen die Aufwendungen<br />
für den Bereich Wohnen und Energie mit Abstand den größten Ausgabeposten.<br />
Danach stehen in der Rangfolge die Ausgaben für Verkehr mit knapp 14% und die<br />
Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabak mit rund 13%. Relativ gering<br />
29
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
sind die Konsumausgaben hingegen für die Bereiche Beherbergung, Gaststätten<br />
(5,1%) und Nachrichtenübermittlung (2,4%) sowie für andere Waren und Dienstleistungen<br />
(2,5%).<br />
Abbildung 10: Verteilung der monatlichen Konsumausgaben hessischer Haushalte 1998<br />
Wohnen, Energie<br />
Verkehr<br />
Nahrungsmittel, Getränke,<br />
Tabakwaren<br />
Freizeit, Unterhaltung, Bildung<br />
Innenausstattung, Geräte<br />
Bekleidung, Schuhe<br />
Gesundheit<br />
Beherbergung, Gaststätten<br />
Andere Waren und<br />
Dienstleistungen<br />
Nachrichten<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
in %<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe <strong>Hessen</strong>, 1998, Berechnungen der FEH.<br />
3.2 Einflussfaktoren der Konsumgüternachfrage<br />
Die zukünftige Konsumstruktur ist nicht allein von den oben beschriebenen lebensalterspezifischen<br />
Faktoren abhängig, sondern wird auch durch sich wandelnde<br />
Konsumstile der verschiedenen Generationen geprägt. Diese generationenspezifischen<br />
Faktoren bedeuten, dass die älteren Konsumenten von morgen sich in ihrem<br />
Nachfrageverhalten von den Älteren heute unterscheiden werden. Prägend für die<br />
Geburtsjahrgänge bis 1930 war noch der in der Nachkriegszeit bestehende Mangel<br />
bei der Deckung ihrer Grundbedürfnisse. Demzufolge wurde der Konsum bis 1955<br />
30
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
sehr stark durch den allgemeinen Nachholbedarf bei der Haushaltsbasisausstattung<br />
bestimmt. Seither hat sich die Konsumwelt gravierend verändert. Es entwickelten<br />
sich tief greifende Segmentierungen, verschiedene Formen des Erlebniskonsums<br />
haben sich herausgebildet und Marketing spielt seither eine wesentlich bedeutendere<br />
Rolle. 20 Die Phase des Älterwerdens wird mehr und mehr als ein Abschnitt begriffen,<br />
in dem Neues probiert und Verpasstes aufgeholt werden kann. Die extreme<br />
Sparsamkeit der Nachkriegsgenerationen wird für spätere Kohorten nicht mehr so<br />
prägend sein. Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Konsumforschung zeigt,<br />
dass heute bereits doppelt so viele Senioren wie vor einem Jahrzehnt bereit sind, ihr<br />
Geld auch auszugeben statt es für die nachfolgenden Generationen aufzusparen. 21<br />
Zukünftig werden Ältere demzufolge andere Konsummuster zeigen als heute.<br />
Für die Prognose der Konsumnachfrage müssen zwei Effekte berücksichtigt werden:<br />
Zum einen weisen die verschiedenen Generationen spezifische Konsumstile<br />
auf, zum anderen sind die Konsumausgaben von lebensalterspezifischen Faktoren<br />
abhängig, die relativ unabhängig von den Konsumbiografien sind. So ist beispielsweise<br />
davon auszugehen, dass Verkehrsausgaben mit zunehmendem Alter auf<br />
Grund der beschriebenen Effekte (gesundheitliche Beeinträchtigungen, entfallende<br />
Wege zur Arbeitsstätte) zurückgehen; soweit der lebensalterspezifische Effekt. Kohortenspezifisch<br />
dürfte auf Grund sich verändernder Verhaltensänderungen (größere<br />
Teilnahme am motorisierten Individualverkehr, vermehrte Reisetätigkeit) eher ein<br />
Anstieg zu erwarten sein, der dem lebensalterspezifischen Effekt entgegenwirkt. In<br />
der Prognose der Auswirkungen auf die Konsumgüternachfrage sind beide Effekte<br />
zu berücksichtigen.<br />
Ein weiterer entscheidender Einflussfaktor ist die Entwicklung der Einkommensund<br />
Vermögenssituation. Nach Angaben der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />
(1998) haben hessische Haushalte, in denen der Haushaltsvorstand 45 bis 55<br />
Jahre alt ist, mit knapp 3.770 Euro netto monatlich im Vergleich zu anderen Altersgruppen<br />
das höchste Haushaltseinkommen. Das Durchschnittseinkommen aller<br />
Haushalte liegt bei 2.875 Euro pro Monat. Rentnerhaushalte (Haushaltsvorstand:<br />
65-70 Jahre) erreichen mit einem Monatseinkommen von rund 2.310 Euro etwa<br />
80% des Durchschnittseinkommens. Das Einkommen von Haushalten mit über 70-<br />
jährigen Haushaltsvorständen liegt mit rund 2.040 Euro bei gut 71% des Durchschnittsniveaus.<br />
Im Alter ist das zur Verfügung stehende Haushaltseinkommen zwar<br />
nicht mehr so hoch wie in den mittleren Altersgruppen, allerdings verfügen Ältere in<br />
der Regel über ein höheres Vermögen, das sie im Laufe ihres Lebens angespart<br />
haben.<br />
20 Zur ausführlichen Typologie der Konsumstile vgl. Prognos (2002).<br />
21 Vgl. GfK, zitiert nach Prognos (2002).<br />
31
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Abbildung 11: Haushaltseinkommen und Konsumausgaben hessischer Haushalte 1998 nach Alter der<br />
Haushaltsvorstände<br />
4.500<br />
4.000<br />
3.769<br />
3.500<br />
3.211<br />
3.308<br />
Euro<br />
3.000<br />
2.500<br />
2.000<br />
2.875<br />
2.216<br />
2.418<br />
1.880<br />
2.361<br />
2.729<br />
2.595<br />
2.314<br />
1.993<br />
2.044<br />
1.652<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
-<br />
insgesamt 25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 und<br />
mehr<br />
Haushaltseinkommen Konsumausgaben<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe <strong>Hessen</strong>, 1998, Berechnungen der FEH.<br />
Insgesamt ist das Einkommensniveau bei Älteren zwar geringer, allerdings wird aus<br />
Abbildung 11 deutlich, dass die Konsumausgaben relativ zum Haushaltseinkommen<br />
bei Älteren deutlich höher liegen als bei Haushalten der mittleren Altersgruppe. 65-<br />
bis 70-Jährige geben bei einem Einkommen von 2.314 Euro für ihren Konsum 1.993<br />
Euro aus. Dies entspricht einer Konsumquote von 86%. Die Altersgruppe der 45- bis<br />
55-Jährigen konsumiert hingegen lediglich 72% ihres Haushaltseinkommens.<br />
Insbesondere bei einem steigenden Anteil älterer Konsumenten ist zu berücksichtigen,<br />
dass die Einkommenslage im Alter vor allem durch den Erwerb von Ansprüchen<br />
im sozialen Sicherungssystem sowie die Vermögenssituation beeinflusst wird.<br />
Damit ist die Einkommenslage von Älteren auch von gesetzgeberischen Maßnahmen<br />
abhängig, die sowohl die Leistungen des sozialen Sicherungssystems betreffen<br />
als auch die direkten und indirekten Abgaben. Auf Grund der absehbaren Kürzungen<br />
bei Leistungen aus dem Sozialversicherungssystem ist eine stärkere Einkommensdifferenzierung<br />
zu erwarten. Auf der anderen Seite ist zu berücksichtigen,<br />
dass Rentnerhaushalte im Vergleich zu Jüngeren oft über ein höheres Vermögen<br />
verfügen. In Zukunft ist einerseits auf Grund sich verändernder Konsumstile, ande-<br />
32
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
rerseits durch die Veränderungen im Sozialleistungssystem mit einer erhöhten Vermögensauflösung<br />
im Alter zu rechnen. 22 Inwieweit höhere Vermögensbestände tatsächlich<br />
zu einer absoluten Ausdehnung des Konsums führen, bleibt hingegen ungewiss.<br />
Für haushaltsspezifische Produkte ist die zukünftige Nachfrage darüber hinaus von<br />
der Anzahl und der Größe der Haushalte abhängig. Die Mehrheit der Privathaushalte<br />
mit Personen über 50 Jahren lebt heute nicht mehr in Großfamilien wie früher,<br />
sondern vorwiegend in Paarbeziehungen. Betrug die durchschnittliche Haushaltsgröße<br />
vor 100 Jahren noch 5,5 Personen, so sind es heute in <strong>Hessen</strong> noch 2,2 Personen.<br />
Entsprechend der Bevölkerungsentwicklung (vgl. Kapitel 1) wird es bis 2010 noch<br />
zu einem leichten Anstieg der Zahl der Haushalte kommen. Erst danach ist mit einem<br />
Rückgang der Zahl der Haushalte bis etwa 2050 auszugehen. Dabei wird der<br />
Anteil der Einpersonenhaushalte bis 2050 kontinuierlich ansteigen.<br />
Gleichzeitig werden die Ansprüche an die Wohnfläche wahrscheinlich weiter zunehmen.<br />
Bereits in den vergangenen Jahren ist diese Tendenz zu beobachten: Die<br />
heute 40-Jährigen beanspruchen mehr Wohnraum als die 40-Jährigen vor 10 Jahren,<br />
und die künftigen 40-Jährigen werden den Standard vermutlich weiter erhöhen.<br />
Diese beiden Trends führen zu Veränderungen der Nachfragestrukturen beim privaten<br />
Konsum insbesondere in den Bereichen Wohnen, Innenausstattung und Renovierung.<br />
3.3 Veränderung der Ausgabenprofile in den vergangenen 10 Jahren<br />
Ein Rückblick auf die Entwicklung der Ausgabenprofile hessischer Haushalte vermittelt<br />
einen Eindruck über die unterschiedliche Bedeutung von Konsumbereichen über<br />
die Zeit.<br />
22 Vgl. Deutscher Bundestag 2002.<br />
33
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Tabelle 6: Monatliche Aufwendungen der Haushalte für den Privaten Konsum 1988,1993, 1998 in <strong>Hessen</strong><br />
1988 1993 1998<br />
Euro % Euro % Euro %<br />
Je Haushalt und Monat in jeweiligen Preisen<br />
Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren 259 16,3 310 16,2 289 13,1<br />
Bekleidung und Schuhe 125 7,9 144 7,5 120 5,4<br />
Wohnen, Energie, Wohnungsinstandhaltung 416 26,1 528 27,6 762 34,4<br />
Innenausstattung, Haushaltsgeräte, -gegenstände 131 8,2 131 6,8 147 6,6<br />
Gesundheits- und Körperpflege 71 4,5 116 6,0 118 5,3<br />
Verkehr, Nachrichtenübermittlung 270 17,0 319 16,7 356 16,1<br />
Freizeit, Unterhaltung und Kultur, Bildungswesen 187 11,8 218 11,4 257 11,6<br />
Andere Waren und Dienstleistungen 131 8,2 147 7,7 168 7,6<br />
Gesamt 1.591 100,0 1.913 100,0 2.216 100,0<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe <strong>Hessen</strong>, 1998, Berechnungen der FEH. Geringe Abweichungen zur Gesamtsumme sind<br />
durch Rundungen bedingt.<br />
Bei einem insgesamt gestiegenen durchschnittlichen Haushaltseinkommen von<br />
1.591 Euro (1988) auf 2.216 Euro (1998) hat sich die Struktur der Ausgaben zum<br />
Teil stark verändert (vgl. Abbildung 12). Bedeutend gestiegen ist der Ausgabenanteil<br />
für den Bereich Wohnen, Energie, Wohnungsinstandhaltung (+8,3 Prozentpunkte).<br />
Die Ausgabenanteile für Gesundheits- und Körperpflege haben ebenfalls leicht zugelegt<br />
(+0,8 Prozentpunkte). Die Ursache für die noch eher geringe Steigerung dieser<br />
Ausgaben liegt in der Tatsache begründet, dass erst in jüngerer Zeit die Kostenübernahme<br />
durch die Krankenkasse reduziert wurde und sich dadurch vermutlich<br />
erst in Zukunft eine deutlichere Erhöhung der privaten Ausgaben abzeichnen wird.<br />
Gesunken sind die Ausgaben relativ zum Gesamteinkommen hingegen für die Bereiche<br />
Nahrungsmittel (-3,2 Prozentpunkte) und Bekleidung (-2,5 Prozentpunkte).<br />
An Gewicht verloren haben auch die Ausgaben für Wohninfrastruktur (-1,6 Prozentpunkte),<br />
Verkehr (-0,9 Prozentpunkte) und den Bereich andere Dienstleistungen<br />
(-0,7 Prozentpunkte). Die relativen Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Kultur<br />
und Bildung sind über die vergangenen 10 Jahre nahezu konstant geblieben (-0,2<br />
Prozentpunkte).<br />
34
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 12: Veränderung der Ausgabenstruktur für privaten Konsum zwischen 1988 und 1998 in <strong>Hessen</strong><br />
Wohnen, Energie,<br />
Wohnungsinstandhaltung<br />
Gesundheitspflege- und<br />
Körperpflege<br />
Freizeit, Unterhaltung und<br />
Kultur, Bildungswesen<br />
Andere Waren und<br />
Dienstleistungen<br />
Verkehr,<br />
Nachrichtenübermittlung<br />
Innenausstattung,<br />
Haushaltsgeräte, -<br />
gegenstände<br />
Bekleidung und Schuhe<br />
Nahrungsmittel, Getränke,<br />
Tabakwaren<br />
-4 -2 0 2 4 6 8 10<br />
in Prozentpunkten<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
3.4 Zukünftige Entwicklungstrends der einzelnen Konsumbereiche<br />
Im Folgenden werden für die wichtigsten Konsumbereiche Tendenzen der zukünftigen<br />
Entwicklung von Ausgabenprofilen dargestellt. Dabei geht es in erster Linie um<br />
Aussagen über die zukünftige Veränderung der Ausgabenprofile auf Grund der Altersstrukturverschiebung<br />
bei den Konsumenten und weniger um die Vorhersage absoluter<br />
Konsummengen.<br />
3.4.1 Nahrungsmittel, Getränke und Tabak<br />
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke gehören in erster Linie den Gütern an, die<br />
der Befriedigung von Grundbedürfnissen dienen. Dieser Konsumbereich wird in seiner<br />
Größenordnung oftmals unterschätzt. In <strong>Hessen</strong> werden von den Konsumenten<br />
jährlich rund 9,3 Mrd. Euro für den Einkauf von Nahrungsmitteln, Getränken und<br />
35
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Tabak aufgewendet. An der Ernährungsversorgung sind viele Branchen beteiligt, die<br />
teilweise einen sehr starken Mittelstandsanteil aufweisen: Landwirtschaft, Nahrungsmittelverarbeitung<br />
und Handel einschließlich Logistik. Zu diesen zentralen Akteuren<br />
des Ernährungssystems kommen weitere vor- und nachgelagerte Bereiche<br />
wie Maschinen- und Gerätehersteller, Teile der chemischen Industrie, Transportgewerbe<br />
und Entsorger.<br />
Im Durchschnitt verwenden hessische Haushalte zurzeit rund 13% ihrer Ausgaben<br />
für Nahrungsmittel, Getränke und Tabak, wobei die Ausgaben nach der Altersstruktur<br />
nur wenig streuen (vgl. Abbildung 13). Damit erreicht dieser Konsumbereich hinter<br />
den Ausgaben für Wohnen und Verkehr den drittgrößten Ausgabenanteil. Allerdings<br />
gehen die relativen Ausgaben für diese Güter seit Jahrzehnten kontinuierlich<br />
zurück, da bei einem bereits hohen Lebensstandard und weiter steigenden Einkommen<br />
die Ausgaben für diese Güter relativ schwächer im Vergleich zur Gesamtnachfrage<br />
zunehmen (geringe Einkommenselastizität der Nachfrage). Während<br />
1988 in <strong>Hessen</strong> noch 16,3% für Nahrungsmittel, Getränke und Tabak ausgegeben<br />
wurden, waren es 1998 gut 3 Prozentpunkte weniger. Diese Entwicklung wird sich<br />
wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen.<br />
Abbildung 13: Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Nahrungsmittel, Getränke<br />
und Tabakwaren nach Alter der Haushaltsvorstände<br />
400<br />
20<br />
350<br />
300<br />
15<br />
250<br />
Euro<br />
200<br />
150<br />
10<br />
in %<br />
100<br />
5<br />
50<br />
0<br />
25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 u.ä.<br />
0<br />
absolut in Euro<br />
relativ zum Gesamteinkommen<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
36
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Die zukünftige Nachfrage wird sich entsprechend der Bevölkerungsstruktur verändern.<br />
Absehbar ist, dass es zukünftig weniger junge und mehr ältere Verbraucher<br />
geben wird. Dementsprechend werden in Zukunft weniger Nahrungsmittel für junge<br />
Menschen (Säuglinge bis Jugendliche) nachgefragt. Die wachsende Anzahl der Senioren<br />
fragt größtenteils dieselben Nahrungsmittel nach wie auch Erwachsene mittleren<br />
Alters, wobei die Älteren tendenziell zu höherwertigen Alternativen, z.B. aus<br />
dem Bio-Segment, neigen. 23 Der Trend zu kleineren Haushalten dürfte darüber hinaus<br />
zu einer wachsenden Nachfrage nach so genannten Convenience-Produkten<br />
(Tiefkühl- und Fertiggerichte) gehen. Aber auch die Kombination – Convenience-<br />
Produkte in Bio-Qualität – hat sehr gute Chancen auf einen steigenden Absatzanteil.<br />
Probleme für den Mittelstand ergeben sich durch die steigende Verbreitung großflächiger<br />
Einzelhandelsbetriebe und Lebensmitteldiscountern. Allerdings wird sich die<br />
Flächenexpansion abschwächen. Vorteile für mittelständische Unternehmen werden<br />
in erster Linie bei der Versorgung lokaler und regionaler Märkte, bei Produkten mit<br />
einem hohen Servicecharakter sowie bei der flexiblen Reaktion auf neu aufkommende<br />
Trends und Verbraucheransprüche gesehen. Dennoch wird nach Einschätzung<br />
vorliegender Studien die Zahl der mittelständischen Unternehmen im Ernährungsgewerbe<br />
in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen. 24<br />
3.4.2 Bekleidung<br />
Bekleidung und Schuhe gehören in erster Linie zu den Gütern des Grundbedarfs.<br />
Daher liegt auch hier – wie im Fall der Nahrungsmittel – eine geringe Einkommenselastizität<br />
der Nachfrage vor. Der Anteil der Bekleidungsausgaben an den Gesamtausgaben<br />
wird vermutlich auch zukünftig noch sinken.<br />
Angesichts des bereits bestehenden hohen Wettbewerbsdrucks insbesondere im<br />
Niedrigpreissegment sind für die Produzenten zukünftig höchstens bei höherwertigen<br />
und exklusiven Produkten noch Preisspielräume möglich. Beim Textilhandel<br />
haben sich in den vergangenen Jahren neben den Ketten vor allem die Lebensmitteldiscounter<br />
profiliert. Aldi und Tchibo gehören laut der Fachzeitschrift „TextilWirtschaft“<br />
inzwischen zu den zehn größten Textilhändlern. 25 Mittelständische Fachhändler<br />
dürften angesichts dieser Tendenz zukünftig erhebliche Probleme haben.<br />
23 Vgl. Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (2001).<br />
24 Vgl. Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (2001).<br />
25 Vgl. Süddeutsche Zeitung, 25.9.2003.<br />
37
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Abbildung 14: Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Bekleidung nach Alter der<br />
Haushaltsvorstände<br />
160<br />
7<br />
Euro<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
in %<br />
0<br />
25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 u.ä.<br />
0<br />
absolut in Euro<br />
relativ zum Gesamteinkommen<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
Bereits in den vergangenen Jahren ist es in <strong>Hessen</strong> sowohl zu einem relativen<br />
Rückgang der Ausgaben für Bekleidung von 7,9% in 1988 auf 5,4% in 1998 als<br />
auch zu einem leichten absoluten Rückgang von 125 Euro pro Monat (1988) auf<br />
120 Euro (1998) gekommen. Ältere geben dabei weniger für diesen Konsumbereich<br />
aus als Jüngere (vgl. Abbildung 14). Mittel- bis langfristig dürfte auf Grund sinkender<br />
Konsumausgaben mit steigendem Alter die Ausgaben für Bekleidung noch stärker<br />
zurückgehen (Altersstruktureffekt). Ein Teil dieses Rückgangs könnte jedoch durch<br />
den generationenspezifischen Effekt (steigendes Modebewusstsein) zumindest teilweise<br />
aufgefangen werden.<br />
3.4.3 Wohnen, Energie<br />
Seit Ende der 80er Jahre sind die Wohnungsmieten der bedeutendste Posten der<br />
monatlichen Haushaltsausgaben. Nach Angaben der Einkommens- und<br />
Verbrauchsstichprobe 1998 gaben hessische Haushalte 34,4% ihres Monatseinkommens<br />
für Wohnen und Energie aus. 1988 waren es noch 26,1%. Mit über 8 Prozentpunkten<br />
erreicht der Ausgabeposten Wohnen und Energie den größten Wachstumssprung<br />
innerhalb dieser 10-Jahres-Betrachtung. Grund für diesen überproportionalen<br />
Anstieg sind Mietpreissteigerungen Anfang der 90er Jahre auf Grund des<br />
angespannten Wohnungsmarktes. Darüber hinaus spielt die steigende Zahl der<br />
38
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Single-Haushalte eine Rolle sowie die Zunahme der Wohnungsgrößen und die bessere<br />
Ausstattung der Wohnungen.<br />
Mit zunehmendem Alter sinken zwar die absoluten Ausgaben für Wohnen und Energie,<br />
relativ zu den Gesamtausgaben steigen die Ausgaben für diesen Bereich hingegen<br />
stetig an.<br />
Abbildung 15: Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Wohnen und Energie nach<br />
Alter der Haushaltsvorstände<br />
Euro<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
in %<br />
0<br />
25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 u.ä.<br />
0<br />
absolut in Euro<br />
relativ zum Gesamteinkommen<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
Für den zukünftigen Wohnungsbedarf sind zum einen die Bevölkerungszahlen, zum<br />
anderen die Altersstruktur der Bevölkerung von zentraler Bedeutung. Dabei wird die<br />
Veränderung der Altersstruktur dazu beitragen, dass sich die Zahl der Haushalte –<br />
als der eigentliche Nachfragefaktor für Wohnungen – kräftiger entwickelt als die Bevölkerungszahl.<br />
Durch die Veränderungen der Bevölkerungsstruktur wird die durchschnittliche<br />
Zahl der Personen, die in einem Mehrpersonenhaushalt leben, im Bundesdurchschnitt<br />
kontinuierlich von etwa 2,8 (1998) auf 2,7 (2030) und auf 2,6 (2050)<br />
zurückgehen. Bereits jetzt ist die durchschnittliche Haushaltsgröße in <strong>Hessen</strong> geringer<br />
als im Bundesdurchschnitt: In <strong>Hessen</strong> lebten 2002 durchschnittlich 2,2 Personen<br />
in einem Haushalt. Die Tendenz zu kleinen Haushalten ist in Ballungsgebieten noch<br />
ausgeprägter: In Frankfurt als „Single-Hochburg“ besteht jeder zweite Haushalt aus<br />
nur einer Person.<br />
39
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Darüber hinaus werden die Ausgaben auch durch die Wohnqualität bzw. die Ausstattung<br />
bestimmt, die in den kommenden Jahren auf Grund neuerer Energietechniken<br />
und „intelligenter“ Gebäudetechnik eher zunehmen dürfte. Es ist zu erwarten,<br />
dass die regionalen Unterschiede auf dem Wohnungsmarkt bestehen bleiben oder<br />
eher noch zunehmen. Der Wohnungsmarkt und damit die Mietpreise sind damit in<br />
hohem Maße von der regionalen wirtschaftlichen Situation geprägt.<br />
Insbesondere das Baugewerbe - als typisch mittelständisch geprägte Wirtschaftsbranche<br />
26 - wird zukünftig stärker von den Wohnungsumbauten zum altersgerechten<br />
Wohnen bzw. von Wohnungsrenovierungen profitieren können, da mit zunehmendem<br />
Alter die Eigenleistungen in diesem Bereich eher zurückgehen dürfte.<br />
Gleichzeitig ist jedoch zu berücksichtigen, dass die bereits in den kommenden Jahren<br />
schwächer besetzte Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen zu einer sinkenden<br />
Nachfrage nach Neubauten führen wird und der Baubranche hierdurch ein wesentlicher<br />
Auftragsfaktor verloren geht. Zudem werden private Investitionsentscheidungen<br />
in Wohnungen/Häuser hinsichtlich des Werterhaltes angesichts der langfristigen<br />
Bevölkerungsentwicklung zunehmend unsicherer.<br />
3.4.4 Innenausstattung, Haushaltsgeräte, -gegenstände<br />
Die Ausgaben für Wohninfrastruktur steigen bis zur Altersgruppe der 55- bis 65-<br />
Jährigen, danach sinken sie, da auf Grund von Sättigungseffekten die Bereitschaft<br />
zum Kauf solcher Güter abnimmt. Diese Tendenz spricht eher für eine abnehmende<br />
Bedeutung dieses Konsumbereichs angesichts der bevorstehenden Altersstrukturverschiebung<br />
der Konsumenten. Längerfristig werden die Ausgaben für Wohninfrastruktur<br />
jedoch auch von der Haushaltsentwicklung geprägt. Bei einer steigenden<br />
Haushaltszahl und gleichzeitig zunehmender Wohnfläche ist davon auszugehen,<br />
dass der Bedarf an Möbeln, Haushaltsgeräten etc. wächst. In den vergangenen Jahren<br />
sind die Konsumausgaben für diesen Bereich zwar absolut leicht angestiegen,<br />
bei insgesamt steigendem Einkommen ist die relative Bedeutung hingegen gesunken.<br />
Für die Zukunft ist zu erwarten, dass es zu keinen größeren Veränderungen<br />
dieser Tendenz kommt. Der hessische Mittelstand ist in diesem Konsumbereich e-<br />
her im Vertrieb als in der Produktion angesiedelt. Zukünftig wird es insbesondere bei<br />
der Vertriebsseite auf eine intensive Beratung im so genannten „Presales-Bereich“<br />
sowie eine zuverlässige Problembehebung im „Aftersales“ ankommen. 27 Dies gilt<br />
umso mehr, als ältere Konsumenten ihre Produkte seltener erneuern.<br />
26 Vgl. Band 1 des Hessischen <strong>Mittelstandsbericht</strong>s <strong>2004</strong>, Kapitel 8.2.<br />
27 Vgl. Deutsche Bank Research (2003).<br />
40
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung 16: Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Innenausstattung,<br />
Haushaltsgeräte, -gegenstände nach Alter der Haushaltsvorstände<br />
250<br />
9<br />
8<br />
Euro<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
in %<br />
0<br />
25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 u.ä.<br />
1<br />
0<br />
absolut in Euro<br />
relativ zum Gesamteinkommen<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
3.4.5 Gesundheit, Körperpflege<br />
Bei den privaten Ausgaben 28 für Gesundheit und Körperpflege sind die altersspezifischen<br />
Unterschiede am deutlichsten ausgeprägt. Derzeit ist in <strong>Hessen</strong> der Ausgabenanteil<br />
bei den über 55-Jährigen für diesen Bereich etwa doppelt so hoch wie bei<br />
den 25- bis 45-Jährigen. Dies gilt insbesondere für die Ausgaben im Gesundheitsbereich.<br />
Bei Körperpflegeartikeln ist es derzeit noch so, dass ältere Konsumenten<br />
weniger ausgeben als jüngere. Allerdings wird davon ausgegangen, dass diese altersspezifische<br />
Spreizung in Zukunft deutlich nachlässt, da sich das Körperbewusstsein<br />
im Laufe der Zeit erheblich verändert hat. 29<br />
28 Im Folgenden geht es um die privaten Ausgaben, nicht um die Ausgaben der Kranken- und Pflegeversicherung.<br />
29 Vgl. Prognos (2002).<br />
41
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Abbildung 17: Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Gesundheit und<br />
Körperpflege nach Alter der Haushaltsvorstände<br />
Euro<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 u.ä.<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
in %<br />
absolut in Euro<br />
relativ zum Gesamteinkommen<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
Insgesamt werden die Ausgaben für Gesundheit und Körperpflege allein auf Grund<br />
des zunehmenden Anteils Älterer an der Bevölkerung steigen. Darüber hinaus ist zu<br />
erwarten, dass es zu weiteren Einschränkungen im Leistungskatalog der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung kommen wird. Die Zuzahlungen und Eigenleistungen<br />
nehmen dementsprechend zu und damit auch die Ausgaben für Gesundheitsleistungen.<br />
Bei dem Faktor Körperpflege handelt es sich um ein so genanntes<br />
Wohlstandsgut: Mit steigendem Einkommen und materieller Grundausstattung<br />
wächst das Bedürfnis nach körperlichem Wohlbefinden. Hierbei geht es weniger um<br />
die Behandlung von Krankheiten, als vielmehr darum, aktiv für sich selbst etwas<br />
„Gutes“ zu tun. Der Bereich „Wellness“ dürfte für die ältere Generation von morgen<br />
eine größere Rolle spielen als dies in der Vergangenheit der Fall war. Hier könnten<br />
die hessischen Kurorte und die damit verknüpften mittelständischen Unternehmen<br />
profitieren. In keinem anderen Bundesland ist die Häufung von Kur- und Badeorten<br />
mit Mineralquellen so groß wie in <strong>Hessen</strong>. In den 32 Kur- und Heilbädern wurden<br />
2002 über 7,5 Mill. Übernachtungen gezählt. 30 Aufgrund der zentralen Lage <strong>Hessen</strong>s<br />
sind zudem die Anfahrtswege relativ kurz, was die Attraktivität des Reiseziels<br />
gerade für Ältere zusätzlich erhöhen kann.<br />
30 Vgl. <strong>Hessen</strong> Touristik Service (2003 a).<br />
42
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Während im Konsumbereich Körperpflege die Preisentwicklung angesichts des hohen<br />
Wettbewerbsdrucks nur wenig Spielraum für Preiserhöhungen zulässt, orientiert<br />
sich die Preisentwicklung der Waren im Bereich Gesundheitspflege nur sehr eingeschränkt<br />
an den Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage. Preiserhöhend wirken<br />
sich hier die oligopolistischen Angebotsstrukturen sowie die hohen Forschungs- und<br />
Entwicklungskosten im Medizinbereich aus. Preisdämpfend wirken hingegen die politischen<br />
Bestrebungen zur Einführung wettbewerblicher Elemente im Gesundheitssystem<br />
aus.<br />
Im Hinblick auf das Gesundheitswesen als Wirtschaftsfaktor wird erwartet, dass es<br />
sich in absehbarer Zeit um einen Wachstumsmarkt handelt, wobei das Wachstum in<br />
erster Linie auf dem anhaltenden Trend zu mehr Dienstleistungen aufbaut. 31 Neue<br />
Berufe und Tätigkeitsfelder können in den Bereichen Umweltmedizin, medizinische<br />
Informatik, Telemedizin oder Public Health entstehen. Für den Bereich Körperpflege<br />
bzw. „Wellness“ wird ein leicht überdurchschnittliches Wachstum der Konsumausgaben<br />
prognostiziert, wobei viele der Wellness-Angebote anderen Konsumbereichen<br />
wie Freizeitdienstleistungen, Beherbergung oder Nahrungsmitteln zugerechnet<br />
werden. 32<br />
Für den Mittelstand sind darüber hinaus die Ausgaben im Rahmen der gesetzlichen<br />
Kranken- und Pflegeversicherung von entscheidender Bedeutung. Tendenziell ist<br />
aufgrund der finanziellen Probleme auf Seiten der sozialen Sicherungssysteme zwar<br />
verstärkt von einer weiteren Reduzierung der Leistungen auszugehen, allerdings<br />
bilden die Ausgaben der Kranken- und Pflegeversicherung nach wie vor die existenzielle<br />
Grundlage für einen Großteil der Kliniken, Apotheken, die ambulante Pflege<br />
sowie für mittelständische Pharmabetriebe. Mittelfristig ist auf Grund der Altersstrukturverschiebungen<br />
innerhalb der Bevölkerung vor allem im Bereich der ambulanten<br />
Pflegeeinrichtungen mit einem weiteren Wachstum zu rechnen.<br />
3.4.6 Verkehr<br />
Die Ausgaben privater Haushalte für den Bereich Verkehr lassen sich unterteilen in<br />
Ausgaben für Fahrzeuge (PKW, Motorräder, Fahrräder) und für öffentliche Verkehrsdienstleistungen<br />
(ÖPNV, Schienen- und Flugverkehr). Erstere sind hinsichtlich<br />
der Ausgabenhöhe die wesentlich bedeutendere Größe.<br />
Generell sind die Ausgaben für Fahrzeuge eng an die Einkommensentwicklung der<br />
Konsumenten geknüpft: Bei einer ungünstigen Einkommensentwicklung oder stark<br />
steigenden Kraftstoffpreisen wird meist der Kauf eines neuen Fahrzeuges auf einen<br />
späteren Zeitpunkt verschoben. Diese enge Bindung des Fahrzeugkonsums an die<br />
31 Vgl. Deutscher Bundestag (2002).<br />
32 Vgl. Prognos (2002).<br />
43
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Einkommensentwicklung verdeutlicht den relativ hohen Sättigungsgrad des deutschen<br />
Fahrzeugmarktes. Es ist davon auszugehen, dass die Bestandsdichte an<br />
PKWs bis 2020 zwar noch weiter ansteigt, allerdings mit weiter sinkenden Zuwachsraten.<br />
Eine insgesamt steigende Lebensdauer der Fahrzeuge führt ebenfalls zu einer<br />
eher rückläufigen Neuzulassungsquote. In <strong>Hessen</strong> hat sich der PKW-Bestand<br />
2003 gegenüber 1998 um sechs Prozent auf 110 PKW je 100 Haushalte erhöht. Im<br />
Wesentlichen basierte dieser Anstieg auf der Anschaffung von Gebrauchtfahrzeugen<br />
(plus 10 %). Der Anteil fabrikneu gekaufter PKW sank dagegen um sechs Prozent<br />
auf 40 Prozent. 33 Für den Absatz der in <strong>Hessen</strong> produzierten PKW ist zwar<br />
nicht allein die regionale Nachfrage ausschlaggebend, allerdings ist der Trend sinkender<br />
Neuwagenkäufe auch im Bundesdurchschnitt zu beobachten. Bei einer konjunkturellen<br />
Erholung ist hingegen davon auszugehen, dass steigende Einkommen<br />
wiederum die Nachfrage nach Neuwagen steigen lassen.<br />
Insgesamt geht das Prognos-Institut davon aus, dass die Ausgaben für Fahrzeuge<br />
zunächst noch wachsen werden, ab etwa 2005 hingegen mit einem schwächeren<br />
Zuwachs als die gesamten Konsumausgaben zu rechnen sei, so dass bis 2020 der<br />
Anteil an den Gesamtausgaben etwa gleich hoch sein würde wie heute.<br />
Die Montage von Automobilen erfolgt fast ausschließlich in Großbetrieben. Der Mittelstand<br />
ist von der Entwicklung der Fahrzeugnachfrage jedoch ebenfalls sehr stark<br />
betroffen, da sowohl die Autozulieferer, die in <strong>Hessen</strong> eine große Bedeutung haben<br />
34 , als auch die Vertriebsstellen von der Produktion und der entsprechenden<br />
Nachfrage abhängig sind.<br />
Die Entwicklung der Nachfrage nach Verkehrsdienstleistungen ist hingegen von<br />
mehreren Einflussfaktoren geprägt. Für die Ausgaben im Nahbereich dürften zwei<br />
Effekte zukünftig von Bedeutung sein. Zum einen wird die für den Nahbereich relativ<br />
wichtige Anzahl der Schüler und Auszubildenden bis 2020 rückläufig sein und somit<br />
eine sinkende Nachfrage verursachen. Demgegenüber steht die bis 2010 steigende<br />
Anzahl der Erwerbstätigen, die mit dem dadurch ansteigenden Berufsverkehr zu einer<br />
erhöhten Nachfrage von Nahverkehrsleistungen führen kann. Die Entwicklung<br />
ist jedoch auch von der öffentlichen Förderung der Verkehrsmittelnutzung abhängig.<br />
Im Fernschienenverkehr ist bedingt durch die insgesamt steigende Nachfrage nach<br />
Urlaubsreisen mit einem Wachstum zu rechnen. Dies gilt umso mehr für den Luftverkehr.<br />
Prognosen gehen davon aus, dass der Luftverkehr bis 2020 von allen öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln am meisten expandiert. Dies ist für die Rhein-Main Region<br />
mit dem dort ansässigen Flughafen von besonderer Bedeutung. Bei steigender<br />
33 Vgl. Hessisches Statistisches Landesamt (2003).<br />
34 Vgl. Koch; Strutynski (1996).<br />
44
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Nachfrage nach Flugreisen wird es auch bei den Zulieferdienstleistungen (z.B. Gastronomie,<br />
Technik, Catering) zu einer wachsenden Nachfrage kommen.<br />
Abbildung 18: Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Verkehr nach Alter der<br />
Haushaltsvorstände<br />
Euro<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 u.ä.<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
in %<br />
absolut in Euro<br />
relativ zum Gesamteinkommen<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
Die Konsumausgaben für Verkehr nach Altersgruppen zeigen einen relativ starken<br />
Rückgang der Ausgaben bei Älteren ab 65 Jahre (vgl. Abbildung 18). Hier machen<br />
sich offensichtlich die mit dem Eintritt ins Rentenalter entfallenden Fahrten zur Arbeitsstätte<br />
sowie gesundheitliche Einschränkungen bemerkbar. Zukünftig dürfte jedoch<br />
auf Grund sich verändernder Verhaltensänderungen (größere Teilnahme am<br />
motorisierten Individualverkehr, vermehrte Reisetätigkeit) eher ein Anstieg zu erwarten<br />
sein, der dem lebensalterspezifischen Effekt entgegenwirkt. Unter Berücksichtigung<br />
der zum Teil gegenläufigen Effekte dürften die Ausgabenanteile für diesen Bereich<br />
insgesamt (d.h. über alle Altersklassen) eher stagnieren.<br />
3.4.7 Nachrichtenübermittlung<br />
Die absoluten Ausgaben für den Bereich Nachrichtenübermittlung (Telefon und -gebühren,<br />
Fax, Anrufbeantworter, Versandkosten) sind in den vergangenen 10 Jahren<br />
überdurchschnittlich gestiegen. Diese Entwicklung ist vor allem auf die zunehmende<br />
Verbreitung von Handys und der Internetnutzung zurückzuführen.<br />
45
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Derzeit nehmen die absoluten monatlichen Ausgaben für diesen Konsumbereich mit<br />
zunehmendem Alter ab. Während 25- bis 35-Jährige 1998 56 Euro für Güter und<br />
Leistungen der Nachrichtenübermittlung aufwendeten, waren es bei den 55- bis 65-<br />
Jährigen 54 Euro und bei 65- bis 70-Jährigen 46 Euro. Die relativen Ausgaben steigen<br />
hingegen bei Haushalten mit über 55-jährigen Haushaltsvorständen wieder<br />
leicht an. Große Unterschiede sind bei den relativen Ausgaben allerdings nicht festzustellen.<br />
Die Ausgaben für Nachrichtenübermittlung schwanken zwischen 2,1 und<br />
3%.<br />
Abbildung 19: Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Nachrichtenübermittlung<br />
nach Alter der Haushaltsvorstände<br />
70<br />
3,5<br />
60<br />
3,0<br />
50<br />
2,5<br />
Euro<br />
40<br />
30<br />
2,0<br />
1,5<br />
in %<br />
20<br />
1,0<br />
10<br />
0,5<br />
0<br />
25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 u.ä.<br />
0,0<br />
absolut in Euro<br />
relativ zum Gesamteinkommen<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
Die absoluten altersspezifischen Unterschiede werden zukünftig vermutlich eher geringer,<br />
da die Nutzung von Internet und mobiler Kommunikation für die ältere Generation<br />
von morgen genau so alltäglich wird wie heute für jüngere Altersgruppen.<br />
Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die modernen Kommunikationsmittel eine weiter<br />
wachsende Bedeutung – auch im privaten Bereich – erlangen. So ist das Potenzial<br />
der Internetnutzung bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Der hessische Mittelstand<br />
dürfte hier auf Grund der verstärkt nachgefragten Beratungs- und Dienstleistungsangebote<br />
am ehesten auf der Seite des Vertriebs und Service profitieren.<br />
46
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
3.4.8 Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Bildung<br />
Der Bereich Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Bildung deckt eine breite Palette von unterschiedlichen<br />
Konsumgütern ab. Hierzu gehören die Ausgaben sowohl für Computer,<br />
Radio-, Fernseh-, Videogeräte, Fotoausrüstungen sowie für Spielwaren, Gartenzubehör,<br />
Haustiere als auch für Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Freizeit- und<br />
Kulturdienstleistungen, Gebühren für Bildungseinrichtungen sowie Pauschalreisen.<br />
Für den gesamten Konsumbereich geben hessische Haushalte derzeit rund 11%<br />
aus, wobei es im Hinblick auf die relativen Konsumausgaben keine großen altersspezifischen<br />
Unterschiede gibt. Die absoluten Ausgaben nehmen hingegen mit steigendem<br />
Alter der Haushaltsvorstände ab. Haushalte mit einem Haushaltsvorstand<br />
im Alter zwischen 45 und 55 Jahren geben mit monatlich 329 Euro (1998) am meisten<br />
für diesen Konsumbereich aus. In der Altersgruppe 55 bis 65 Jahre belaufen<br />
sich die Ausgaben auf 284 Euro und mit 65 bis 70 Jahre sind es noch 224 Euro.<br />
Haushalte mit über 70-Jährigen geben mit 182 Euro am wenigsten aus.<br />
Abbildung 20: Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Freizeit, Unterhaltung,<br />
Kultur und Bildung nach Alter der Haushaltsvorstände<br />
350<br />
14<br />
300<br />
12<br />
250<br />
10<br />
Euro<br />
200<br />
150<br />
8<br />
6<br />
in%<br />
100<br />
4<br />
50<br />
2<br />
0<br />
25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 u.ä.<br />
0<br />
absolut in Euro<br />
relativ zum Gesamteinkommen<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
Insgesamt werden für diesen Konsumbereich positive Tendenzen prognostiziert,<br />
wobei sich der Gesamtbereich in unterschiedliche Segmente aufgliedert. Insbesondere<br />
der Bereich Freizeit- und Kulturdienstleistungen gehört zu den zukünftigen<br />
Wachstumsmärkten, da die Freizeitgestaltung einen immer größeren Stellenwert im<br />
47
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
sozialen und gesellschaftlichen Leben einnimmt. Dies gilt erst recht bei einem<br />
wachsenden Anteil von Ruheständlern.<br />
Die Unterhaltungs- und Informationselektronik ist wie kaum ein anderer Konsumgüterbereich<br />
durch eine extrem hohe Innovationsgeschwindigkeit geprägt. Dies<br />
wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Der Trend geht zu kleineren, schnelleren und<br />
effizienteren Geräten, wobei in zunehmendem Maße Multimediageräte entwickelt<br />
werden, die mehrere verschiedene Unterhaltungsmöglichkeiten in sich vereinen. 35<br />
Inwieweit diese Entwicklung von älteren Konsumenten mitgetragen werden hängt<br />
nicht zuletzt davon ab, ob die Produkte den spezifischen Ansprüchen und Bedürfnissen<br />
älterer Kunden gerecht werden. Dabei geht es vor allem um ein hohes Maß<br />
an Nutzungskomfort. Im Allgemeinen sind – selbst neuen Technologien gegenüber<br />
aufgeschlossene – Senioren leichter von Multifunktionalität, unverständlichen Bedienungsanleitungen<br />
oder schwieriger Bedienung überfordert als jüngere Konsumenten.<br />
36<br />
Die Ausgaben für Pauschalreisen haben sich in den vergangenen 10 Jahren nahezu<br />
verdoppelt. Hierbei führten instabile politische Verhältnisse in potenziellen Urlaubsgebieten<br />
offensichtlich eher zu einer Verlagerung der Urlaubsziele als zu sinkenden<br />
Reiseausgaben. Zukünftig werden weitere positive Potenziale für diesen Bereich<br />
gesehen, da sich im Zuge der allgemeinen Zunahme der Lebenserwartung die<br />
mobile Lebensphase verlängert und darüber hinaus die Reiseangebote zunehmend<br />
auch auf weniger mobile Nachfrager zugeschnitten werden. 37<br />
Die Bedeutung der Ressourcen Wissen und Bildung ist in Folge des Wandels von<br />
der Industrie- zur Wissensgesellschaft gestiegen. Im Sinne des „lebenslangen Lernens“<br />
ist auf Grund der rasanten technologischen Entwicklung eine ständige Aktualisierung<br />
und Anpassung des Wissens erforderlich. Private Bildungsanbieter werden<br />
tendenziell von dieser Entwicklung profitieren. Die Inanspruchnahme privater Weiterbildungsangebote<br />
beginnt bereits im Schulalter; so hat sich seit einiger Zeit ein<br />
wachsender Markt für professionelle Schülernachhilfe etabliert. Auch bei den Angeboten<br />
an Repetitorien für Studenten lassen sich steigende Zahlen beobachten. Im<br />
Bereich der beruflichen Weiterbildung ist in den vergangenen Jahren ein erheblicher<br />
Markt an privaten Trägern entstanden, die größtenteils mittelständisch strukturiert<br />
sind. Allerdings ist die Nachfrage der Unternehmen nach Weiterbildung auch sehr<br />
stark von der konjunkturellen Lage abhängig. Bei rückläufigem Finanzierungsspielraum<br />
senken Unternehmen meist als Erstes ihre Weiterbildungsetats. Entscheidend<br />
für die Höhe der Ausgaben der privaten Haushalte ist die zukünftige Aufteilung der<br />
Kosten für Weiterbildung zwischen Erwerbstätigen, Unternehmen und Staat. Für Äl-<br />
35 Vgl. Prognos (2002).<br />
36 Vgl. Deutsche Bank Research (2003).<br />
37 Vgl. Miegel; Wahl; Hefele (2002).<br />
48
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
tere gibt es bereits heute ein Bildungsangebot, das sich von altengerechten Büchern,<br />
über spezielle Kurse bis hin zu Seniorenuniversitäten erstreckt. Dieses Angebot<br />
wird zukünftig vermutlich weiter ausgebaut. Ungewiss ist jedoch, inwieweit die<br />
Kosten auch weiterhin wie bisher überwiegend von der öffentlichen Hand getragen<br />
werden. 38<br />
3.4.9 Beherbergung, Gaststätten<br />
Für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen gibt die hessische Bevölkerung<br />
derzeit durchschnittlich rund 5% ihres Monatseinkommens aus. Dabei sinken<br />
die absoluten und auch relativen Ausgaben für diesen Bereich in den Altersgruppen<br />
ab 55 Jahre. Allerdings dürfte diesem Altersstruktureffekt zukünftig der generationenspezifische<br />
Effekt auf Grund steigender Mobilität der Älteren entgegenwirken.<br />
Abbildung 21: Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Beherbergung und<br />
Gaststätten nach Alter der Haushaltsvorstände<br />
160<br />
6<br />
Euro<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
in %<br />
0<br />
25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 u.ä.<br />
0<br />
absolut in Euro<br />
relativ zum Gesamteinkommen<br />
Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998, Berechnungen der FEH.<br />
Zurzeit ist Deutschland für Deutsche das Reiseziel Nummer Eins. Inwieweit dies<br />
mittel- und langfristig so bleiben wird, hängt sowohl von der Einkommensentwicklung<br />
als auch von der zukünftigen Preisentwicklung für Auslandsreisen ab. Es ist zu<br />
38 Hierzu gibt es unterschiedliche Einschätzungen: Während Miegel; Wahl; Hefele (2002) davon ausgehen, dass die öffentliche<br />
Hand zukünftig außer Stande sein wird, den demografie- und interessenbedingten Nachfrageschub zu finanzieren,<br />
geht Prognos (2002) davon aus, dass der Staat sein Engagement in diesem Bereich eher ausbaut.<br />
49
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
erwarten, dass auf Grund der demografischen Entwicklung die Gesamtausgaben für<br />
Beherbergung zunehmen. Bereits heute zeigen die Auswertungen der permanenten<br />
Gästebefragung in <strong>Hessen</strong> 39 eine mit steigendem Alter zunehmende Zahl der Übernachtungen<br />
in der Region. Während nur knapp 7% der 35-Jährigen eine Woche in<br />
der Region verbringen, steigt dieser Wert bei über 65-Jährigen auf gut 15% an. Bei<br />
den Arten des Aufenthaltes nimmt der gesundheitliche Aspekt mit steigendem Alter<br />
zu. 21% der über 65-Jährigen verbringen einen Klinik-/Kuraufenthalt in <strong>Hessen</strong>,<br />
während es bei den unter 35-Jährigen nur gut 3% sind. Bedingt durch die Altersund<br />
Gesundheitsstrukturen werden die Ausgaben für Kur-/Wellnessurlaube vermutlich<br />
weiter steigen.<br />
Für den typisch mittelständisch geprägten Bereich Gaststätten 40 ist zu erwarten,<br />
dass mit der zukünftigen Verkleinerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße ein<br />
vermehrter Rückgriff auf außerhäusliche Verpflegung stattfinden wird. Insofern ist<br />
mit steigenden Ausgaben in diesem Bereich zu rechnen.<br />
3.5 Zusammenfassung: Veränderung der Konsumnachfrage<br />
Bereits bis 2020 kommt es auf Grund der demografischen Entwicklung zu umfassenden<br />
Veränderungen für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Die Alterung der Bevölkerung<br />
sowie die sich wandelnden Bedürfnisse wirken sich auf das Konsumverhalten<br />
der Zukunft aus. Für mittelständische Unternehmen kann dies zum Teil erhebliche<br />
Umstrukturierungen erfordern, da Produkte und Dienstleistungen sowie<br />
auch Werbung bisher im Wesentlichen auf jüngere Konsumenten zugeschnitten waren.<br />
Als wesentliche Einflussfaktoren auf die zukünftige Konsumnachfrage gelten:<br />
1) Die Altersstruktur der Bevölkerung<br />
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Konsumnachfrage auf Grund sich<br />
wandelnder lebensaltersspezifischer Bedürfnisse.<br />
2) Die generationenspezifischen Konsumstile<br />
Verschiedene Generationen weisen unterschiedliche Konsumstile auf. Die<br />
älteren Konsumenten von morgen unterscheiden sich von den heutigen.<br />
3) Die Einkommens- und Vermögenssituation der Haushalte<br />
Ältere haben zwar eine höhere Konsumquote (vgl. Abbildung 11), langfristig<br />
ist ihr Einkommen jedoch auch von den Leistungen aus dem sozialen Sicherungssystem<br />
abhängig, die eher rückläufig sein dürften. Inwieweit eine er-<br />
39 Vgl. <strong>Hessen</strong> Touristik Service (2003 b).<br />
40 Vgl. Band 1 des Hessischen <strong>Mittelstandsbericht</strong>s <strong>2004</strong>, Kapitel 8.4.<br />
50
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
höhte Vermögensauflösung zu einer Veränderung des absoluten Konsums<br />
führt, kann derzeit kaum abgeschätzt werden.<br />
4) Die Anzahl bzw. die Größe der Haushalte<br />
Eine steigende Zahl kleinerer Haushalte führt zu Veränderungen bei der Verteilung<br />
der Konsumausgaben.<br />
Die unterschiedlichen Wirkungen dieser Faktoren führen zu teilweise deutlichen<br />
Veränderungen der Ausgabenstruktur des Privaten Konsums.<br />
Eine Zunahme der Konsumanteile ist vor allem für den Bereich Wohnen und Energie<br />
zu erwarten. Die steigende Zahl der Haushalte bei sinkender durchschnittlicher<br />
Haushaltsgröße führt zu einer steigenden Nachfrage nach Wohnungen und Wohnfläche.<br />
Vor allem die Baubranche - als typisch mittelständisch geprägte Wirtschaftsbranche<br />
- wird zukünftig von Instandhaltungs- und Umbauarbeiten profitieren können,<br />
wenngleich dieser Effekt nicht ausreichen dürfte, um die langfristig sinkenden<br />
Wohnungsbauinvestitionen kompensieren zu können.<br />
Der Bereich Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Bildung wird ebenfalls an Bedeutung gewinnen.<br />
In diesem eher heterogenen Bereich ist der Mittelstand in unterschiedlichem<br />
Maße betroffen. Im Bereich Freizeit, Unterhaltung und Kultur dürften in erster<br />
Linie mittelständische Betreiber von Sportstudios, Kinos oder Freizeitparks profitieren,<br />
wobei hier immer wieder wechselnde Angebote, ausgefallene Trends und zielgruppenspezifische<br />
Angebote von steigendem Interesse sein dürften. Im Bereich<br />
der Bildung werden mittelständische private Bildungsträger am allgemeinen Trend<br />
einer ständigen Aktualisierung des Wissens partizipieren können, wobei die privaten<br />
Bildungsausgaben entscheidend von der zukünftigen Finanzierungsbeteiligung der<br />
Unternehmen und der öffentlichen Hand abhängig sind.<br />
Zu den Gewinnern der Konsumveränderungen gehört darüber hinaus der Bereich<br />
Gesundheit und Körperpflege. Hier wirkt sich neben dem Altersstruktureffekt auch<br />
die steigende Bedeutung körperlichen Wohlbefindens aus. Der Wellnessbereich<br />
dürfte zukünftig an Bedeutung gewinnen und somit den hessischen Kur- und Bäderorten<br />
sowie anderen meist mittelständisch geprägten Wellnesseinrichtungen positive<br />
Perspektiven bieten.<br />
Die Ausgaben für den Bereich Nachrichtenübermittlung nehmen zwar mit steigendem<br />
Alter ab, allerdings ist für die Zukunft zu erwarten, dass die modernen Kommunikationsmittel<br />
eine weiter wachsende Bedeutung erlangen. In <strong>Hessen</strong> dürfte der<br />
Mittelstand am ehesten auf der Seite des Vertriebs profitieren.<br />
51
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Zukünftige Entwicklung der Ausgabenanteile<br />
Steigend:<br />
• Wohnen, Energie<br />
• Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Bildung<br />
• Gesundheit, Körperpflege<br />
• Nachrichtenübermittlung<br />
Konstant:<br />
• Fahrzeuge, Verkehrsdienstleistungen<br />
• Beherbergung, Verpflegung<br />
• Innenausstattung, Haushaltsgeräte<br />
Schrumpfend:<br />
• Nahrungsmittel, Getränke, Tabak<br />
• Bekleidung<br />
Eher rückläufig werden die Ausgabenanteile für den Bereich Nahrungsmittel, Getränke<br />
und Tabak sein. Hier wird sich die bereits seit vielen Jahren bestehende<br />
Tendenz relativ sinkender Ausgaben bei steigendem Einkommen auch zukünftig<br />
fortsetzen. Absolut wird es auf Grund der insgesamt konstanten Bevölkerungsentwicklung<br />
zu keiner entscheidenden Reduzierung des Gesamtkonsums kommen, allerdings<br />
wird es entsprechend der Altersstrukturverschiebung sowie der Haushaltszusammensetzung<br />
zu einer Verlagerung innerhalb der Produktpalette kommen (z.B.<br />
wachsender Anteil von Bio- und/oder Convenience-Produkten). Der Mittelstand ist<br />
vor allem in der Landwirtschaft, in der Nahrungsmittelverarbeitung sowie im Handel<br />
stark vertreten. Vorteile für mittelständische Unternehmen werden insbesondere bei<br />
der Versorgung von lokalen und regionalen Märkten sowie bei Produkten mit einem<br />
hohen Servicecharakter gesehen. Dennoch wird durch die bereits stattfindenden<br />
Konzentrationsprozesse davon ausgegangen, dass die Zahl mittelständischer Unternehmen<br />
im Bereich Nahrungsmittel in den kommenden Jahren rückläufig sein<br />
wird.<br />
Ebenfalls sinken wird der Ausgabenanteil für Bekleidung. Wie im Fall der Nahrungsmittel<br />
liegt auch hier eine geringe Einkommenselastizität der Nachfrage vor.<br />
Auf Grund des Altersstruktureffektes ist ebenfalls keine Steigerung der Ausgaben zu<br />
erwarten. Lediglich bei höherwertigen und exklusiven Produkten könnte es noch<br />
52
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
leichte Zuwächse geben. Insgesamt dürften angesichts der zunehmenden Konkurrenz<br />
durch Lebensmitteldiscounter insbesondere die mittelständischen Fachhändler<br />
zukünftig Probleme haben.<br />
Für die Konsumbereiche Fahrzeuge, Verkehrsdienstleistungen, Beherbergung und<br />
Verpflegung sowie Innenausstattungen werden die relativen Konsumausgaben eher<br />
auf konstantem Niveau bleiben.<br />
53
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
4 Herausforderungen für die mittelständische Wirtschaft in <strong>Hessen</strong> und<br />
Handlungsoptionen für Wirtschaft und Politik<br />
Seit dem Jahr 1972 weist das Land <strong>Hessen</strong> eine negative natürliche Bevölkerungsbilanz<br />
auf: Mehr Menschen starben als geboren wurden. Wanderungsgewinne<br />
konnten aber einen Rückgang der Bevölkerung nicht nur ausgleichen, sondern führten<br />
sogar zu hohen Bevölkerungszuwächsen. Aufgrund der heutigen altersstrukturellen<br />
Zusammensetzung der hessischen Bevölkerung können die ansteigenden<br />
Sterbeüberschüsse nach dem Jahr 2010 mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Wanderungen<br />
nicht mehr kompensiert werden. Eine allmähliche Abnahme der Bevölkerung<br />
in <strong>Hessen</strong> beginnt: Im Jahr 2020, dem Endjahr des hier betrachteten Projektionszeitraums,<br />
dürfte das Bevölkerungsniveau mit 6,1 Mill. etwa wieder der Größenordnung<br />
des Jahres 2002 entsprechen. Auch wenn damit zunächst keine dramatischen<br />
Veränderungen in den Bestandszahlen zu erwarten sind, finden bereits<br />
erhebliche alterstrukturelle Veränderungen der hessischen Bevölkerung statt.<br />
Die Zahl der unter 20-Jährigen und der 20- bis 60-Jährigen wird um fast 200 Tsd.<br />
bzw. 100 Tsd. niedriger sein als heute, die Gruppe der über 60-Jährigen wird hingegen<br />
um annähernd 300 Tsd. zunehmen.<br />
Der wirtschaftliche Strukturwandel setzt sich mit hohem Tempo weiter fort. Die<br />
Dienstleistungsbereiche Verkehr, Kreditgewerbe sowie unternehmensorientierte<br />
Dienstleistungen bleiben der Motor der Wirtschaftsentwicklung in <strong>Hessen</strong>. Dem stehen<br />
ein vergleichsweise geringes Wirtschaftswachstum sowie ein erheblicher Arbeitsplatzabbau<br />
im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe gegenüber.<br />
Der bisherige Vorsprung des Wirtschaftswachstums bleibt in <strong>Hessen</strong> gegenüber<br />
dem Bundesdurchschnitt im gesamten Prognosezeitraum bestehen. Ein insgesamt<br />
beachtlicher Anstieg der Wirtschaftsleistung um rund 50 % zwischen 2000 und<br />
2020 ist wesentlich auf den technischen Fortschritt und eine damit verbundene Erhöhung<br />
der Arbeitsproduktivität zurückzuführen. Die Zahl der Erwerbstätigen, die<br />
von den Unternehmen zur Erstellung dieser Wirtschaftsleistung nachgefragt wird,<br />
dürfte in 2020 mit 2,97 Mill. geringfügig (-20 Tsd.) unter dem Niveau des Jahres<br />
2000 liegen. Dabei bleibt die Situation auf den hessischen regionalen Arbeitsmärkten<br />
im Hinblick auf die Arbeitslosigkeit zunächst weiter angespannt. Am Ende des<br />
Prognosezeitraums dürfte die Zahl der Arbeitslosen mit 200 Tsd. aber um rund 40<br />
Tsd. niedriger sein als heute.<br />
54
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
4.1 Herausforderungen für die mittelständische Wirtschaft<br />
Auch wenn es auf den ersten Blick so erscheinen mag, als wären die Auswirkungen<br />
des demografischen und des wirtschaftsstrukturellen Wandels bis zum Jahr 2020<br />
noch nicht allzu dramatisch, sind bereits in den kommenden Jahren die Herausforderungen<br />
für mittelständische Unternehmen tatsächlich erheblich. Auch danach<br />
werden die beschriebenen Herausforderungen für die Unternehmen weiter bestehen<br />
bleiben oder sich teilweise sogar noch verschärfen. Ab 2020 wird es zusätzlich zu<br />
den Altersstrukturverschiebungen einen erheblichen Bevölkerungsrückgang geben,<br />
der hinsichtlich der wirtschaftlichen Stabilität weitere Herausforderungen für den<br />
hessischen Mittelstand mit sich bringen wird.<br />
Bei demografischen Prozessen handelt es sich in der Regel um allmähliche Entwicklungen,<br />
und sie sind entsprechend gut zu antizipieren. Entscheidend wird es also<br />
sein, dass man sich der Entwicklungstrends bewusst ist und möglichst frühzeitig<br />
die Weichen stellt. Denn nur so lassen sich „unangenehme Überraschungen“ auch<br />
im Hinblick auf unternehmerische Handlungsoptionen vermeiden.<br />
Selbständige<br />
Rein quantitativ wird die Zahl der Selbständigen im Jahr 2020 in etwa dem heutigen<br />
Niveau entsprechen. Die Hälfte der Selbständigen wir dann allerdings älter als 50<br />
Jahre sein. Die Führung eines Unternehmens erfordert ein hohes Maß an Flexibilität<br />
und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem. Sollten mit zunehmendem<br />
Durchschnittsalter diese Fähigkeiten abnehmen, könnten negative Effekte für die<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und die Innovationsfreudigkeit der hessischen<br />
Wirtschaft insgesamt entstehen.<br />
In engem Zusammenhang damit steht die Unternehmensübergabe an die Nachfolgegeneration.<br />
Durch die zu erwartenden absoluten und relativen Abnahmen der<br />
jüngeren Bevölkerungsgruppen sinkt die Wahrscheinlichkeit, einen geeigneten<br />
Nachfolger zu finden. Dieses bereits heute akute Problem dürfte sich in den kommenden<br />
Jahren noch weiter verschärfen.<br />
Ungewiss bleibt, ob die Zahl der Unternehmensgründungen bereits in den kommenden<br />
Jahren demografisch bedingt merklich zurückgehen wird. Im internationalen<br />
Vergleich gründen in Deutschland deutlich mehr Junge im Alter unter 35 Jahre<br />
ein Unternehmen als in den meisten anderen europäischen Ländern. Längerfristig<br />
ist daher - bei demografisch bedingter rückläufiger Entwicklung der Altersgruppen<br />
bis 35 Jahre – auch von einer nachlassenden Gründungsdynamik auszugehen.<br />
55
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Älter werdende Belegschaften<br />
Im Rahmen der zu erwartenden Altersstrukturveränderungen ist absehbar, dass das<br />
durchschnittliche Alter der Belegschaften mittelständischer Unternehmen steigen<br />
wird. In diesem Zusammenhang wird häufig argumentiert, dass junge Personen in<br />
der Regel innovationsfreudiger und innovationsfähiger seien als Ältere. Dies wiederum<br />
wirft eine entscheidende Frage auf: Wie wirkt sich die Altersstrukturverschiebung<br />
auf die Produktivität der Arbeitskräfte aus? Wenn es einen negativen Zusammenhang<br />
zwischen Alter und Produktivität gibt, dann bewirkt eine Altersverschiebung<br />
eine Verminderung der Arbeitsproduktivität. Allerdings ist nach wie vor umstritten,<br />
ob es tatsächlich einen solchen Rückgang der Produktivität im Alter gibt und<br />
wenn ja, wie hoch er ist. 41 Die physische Leistungsfähigkeit nimmt zwar mit zunehmendem<br />
Alter ab, ob diese Abnahme aber durch Erfahrung und langjährig angesammeltes<br />
berufsspezifisches Wissen ausgeglichen werden kann, ist unklar. Fest<br />
steht hingegen, dass Innovationen sowie der technische und wirtschaftliche Wandel<br />
in Zukunft mehr als bisher von Älteren getragen werden müssen. Insofern besteht<br />
die Herausforderung für mittelständische Unternehmen in erster Linie darin, die Potenziale<br />
älterer Mitarbeiter zu stärken und langfristig zu fördern, um eventuellen<br />
Produktivitätsverlusten vorzubeugen.<br />
Konkurrenz um jüngere hoch qualifizierte Arbeitskräfte<br />
Das Angebot jüngerer, hoch qualifizierter Arbeitskräfte wird auf den Arbeitsmärkten<br />
längerfristig verhältnismäßig knapp werden. Bis zum Jahr 2020 ist für die Altersgruppe<br />
der 30- bis 35-Jährigen mit einem absoluten Rückgang von rund 100.000<br />
Erwerbspersonen zu rechnen. Der Preis bzw. die Entlohnung einschließlich aller betrieblichen<br />
Leistungen für diese Arbeitskräfte wird tendenziell überproportional steigen.<br />
Vor allem für kleine mittelständische Unternehmen ist mit einer Verschärfung<br />
des vielfach heute schon latenten Problems zu rechnen, für ihre freien Stellen die<br />
„richtigen“ Arbeitskräfte auch zu finden.<br />
Je stärker der Wettbewerb um junge, hoch qualifizierte Arbeitskräfte wird, desto höher<br />
wird der Stellenwert der erfolgreichen betrieblichen Ausbildung sein. Hierdurch<br />
ergibt sich für die Unternehmen die Chance, Beschäftigte frühzeitig dauerhaft<br />
an ihr Unternehmen zu binden. Großunternehmen rekrutieren Arbeitskräfte zunehmend<br />
international, dem Mittelstand wird dies schwerer fallen.<br />
41 Vgl. Steinmann; Fuchs; Tagge (2002), Börsch-Supan (2003).<br />
56
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Veränderte Nachfrage<br />
Der demografische Wandel führt zu Änderungen in der Kundenstruktur und im<br />
Konsumverhalten. Zum einen haben Ältere andere Konsumgewohnheiten als Jüngere<br />
(lebensaltersspezifische Bedürfnisse), zum anderen spielen generationsspezifische<br />
Faktoren eine Rolle; d.h. die älteren Konsumenten von morgen unterscheiden<br />
sich von den heutigen. Davon sind die einzelnen Wirtschaftsbranchen unterschiedlich<br />
betroffen. Branchen, deren Produkte und Dienstleistungen verstärkt von älteren<br />
Personen gekauft werden, zählen in diesem Sinne zu den „Struktur-Gewinnern“.<br />
Dazu gehören vor allem die Gesundheitsbranche, der Bereich Freizeit, Unterhaltung,<br />
Kultur sowie der Bereich Nachrichtenübermittlung. Zu den „Struktur-<br />
Verlierern“ sind hingegen alle Branchen zu rechnen, die ihre Leistungen in erster<br />
Linie für junge Menschen und Familien anbieten. Ein Bereich, der hiervon langfristig<br />
besonders stark betroffen sein dürfte, ist der Bausektor, da mit dem Rückgang der<br />
Gruppe der 20- bis 40-Jährigen auch die (familien-) bedingte Nachfrage nach Wohnungsneubauten<br />
sinken wird.<br />
Steigende Arbeitskosten<br />
Trotz massiver Förderung der privaten Altersvorsorge und der auf den Weg gebrachten<br />
Reformen ist weiterhin mit hohen und tendenziell eher steigenden Beiträgen<br />
für die sozialen Sicherungssysteme zu rechnen. Bei paritätischer Finanzierung<br />
durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist damit ein Anstieg der Bruttolöhne bei<br />
gleichzeitigem Sinken der Nettolöhne und des verfügbaren Einkommens verbunden.<br />
Bei höheren Bruttolöhnen bzw. einer Verteuerung des Produktionsfaktors Arbeit<br />
dürfte von den Unternehmen vermehrt der Produktionsfaktor Kapital nachgefragt<br />
werden. Der Faktor Arbeit wird durch den Faktor Kapital substituiert; die Arbeitsproduktivität,<br />
d.h. die Wirtschaftsleistung je Erwerbstätigen, erhöht sich. Das Produktivitätswachstum<br />
resultiert auch durch das Fortschreiten des technischen Fortschritts.<br />
Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, erhöht sich auch für kleinere Unternehmen<br />
der Druck, in neue Produktionsverfahren zu investieren.<br />
Kapitalkosten und Finanzierungsmöglichkeiten<br />
Trotz einer zu erwartenden steigenden Kapitalnachfrage dürfte der Anstieg der<br />
Kapitalkosten bzw. des durchschnittlichen Zinsniveaus gesamtwirtschaftlich moderat<br />
bleiben, da gleichzeitig mit einer verstärkten Bildung von Vermögenswerten und<br />
entsprechend einem höheren Kapitalangebot zu rechnen ist. Typischerweise bildet<br />
die Gruppe der 40- bis 60-Jährigen Vermögen, um es in der anschließenden Rentenzeit<br />
zu entsparen. Mit zunehmendem Alter sinkt die Risikobereitschaft der Anleger<br />
und sichere, niedriger verzinste Anlageformen werden riskanten Anlagenformen<br />
mit höheren Renditemöglichkeiten vorgezogen.<br />
57
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Unsicher ist allerdings, ob Kreditinstitute die zu erwartenden günstigen Finanzierungskonditionen<br />
für Investitionsvorhaben auch mittelständischen Unternehmen<br />
anbieten werden. Da größen- und branchenspezifische Risikofaktoren bei der Kreditvergabe<br />
eine zunehmende Rolle spielen werden, sind für kleinere Unternehmen<br />
tendenziell höhere Zinsen zu erwarten. Durch die Umsetzung von „Basel II“ wird<br />
dies noch forciert. Insgesamt dürften sich die Konzentrationstendenzen, von denen<br />
die mittelständische Wirtschaft bereits heute stark betroffen ist, dadurch in Zukunft<br />
eher noch verschärfen.<br />
4.2 Handlungsoptionen für Wirtschaft und Politik<br />
Je früher und je intensiver eine Auseinandersetzung mit den aufgezeigten Herausforderungen<br />
des demografischen Wandels stattfindet, desto Erfolg versprechender<br />
können nachhaltige Strategien entwickelt und umgesetzt werden, um die sich abzeichnenden<br />
negativen Auswirkungen möglichst zu vermeiden.<br />
Sensibilisierung<br />
Der erste Schritt sollte in einer Sensibilisierung mittelständischer Unternehmen für<br />
die durch den demografischen Wandel bedingten Veränderungen bestehen. Hier<br />
sind besonders die Kammern gefordert, über ihre Beratungsinstitutionen entsprechende<br />
Informationen bereitzustellen. Noch besteht kein Anlass zur Sorge, dennoch<br />
sollte zügig damit begonnen werden.<br />
Erhaltung der unternehmerischen Vielfalt<br />
Die Anpassungsfähigkeit und die wirtschaftliche Leistungskraft der hessischen Wirtschaft<br />
hängen von einer großen Zahl autonomer Entscheidungsträger ab. Nicht nur<br />
aus gesellschaftspolitischen Gründen liegt daher der Erhalt einer Vielzahl kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen im Interesse des Landes. Wenn die Bevölkerung zahlenmäßig<br />
etwa gleich bleibt, sich aber die Zahl jüngerer Menschen vermindert und<br />
die älterer zunimmt, sind tendenziell weniger Gründungen bei mehr Übergaben<br />
(und/oder Geschäftsaufgaben) zu erwarten.<br />
Vordringlich kommt es deshalb drauf an, die Gründungsneigung der jungen Generation<br />
zu erhöhen und bislang unausgeschöpfte Gründungspotenziale zu erschließen.<br />
Um den Schritt in die Selbständigkeit zu fördern, können Einrichtungen des Bildungssystems<br />
(Ausbildungsort, Schulen, Hochschulen) mobilisiert werden, aber<br />
auch Kammern, Verbände sowie Medien. In Hinblick auf „unausgeschöpfte Potenziale“<br />
kommen vor allem Frauen in Betracht, deren Quote an den Selbständigen immer<br />
noch deutlich unter ihrem Bevölkerungsanteil liegt.<br />
58
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Für die Erleichterung des Generationswechsels ist ein besseres Management von<br />
Übergaben mitentscheidend. Der Markt von zu übergebenden Unternehmen muss<br />
noch transparenter werden, und für kleine und mittlere Unternehmen sind praktikable<br />
Management Buy In- (MBI) und Management Buy Out- (MBO) Modelle gemeinsam<br />
mit Kammern und Kreditwirtschaft zu entwickeln. Die Erleichterung des Generationswechsels<br />
im Mittelstand bei gleichzeitiger Modernisierung sollte sich angesichts<br />
der demografischen Entwicklung zu einem Schwerpunkt der Mittelstandspolitik<br />
entwickeln.<br />
Sicherstellung eines qualifizierten Arbeitskräftepotenzials<br />
Die internationale Konkurrenzfähigkeit der hessischen Wirtschaft ist in hohem Maße<br />
wissensbasiert. Um dies auch in Zukunft zu sichern, sind alle Anstrengungen zu einer<br />
möglichst hohen Qualifizierung der Schulabgänger zu unternehmen. Die negativen<br />
Effekte des altersstrukturellen Wandels lassen sich zumindest temporär<br />
auch durch Zuwanderungen junger, hoch qualifizierter Arbeitskräfte sowohl aus anderen<br />
Bundesländern als auch aus dem Ausland abmildern. Hierzu kann die Förderung<br />
des Wirtschaftsstandorts <strong>Hessen</strong> einen wichtigen Beitrag leisten, um das Arbeiten<br />
und Leben in <strong>Hessen</strong> im nationalen wie internationalen Vergleich besonders<br />
attraktiv zu gestalten. Mit dem Ziel, die Attraktivität der Region für qualifizierte<br />
Arbeitskräfte zu steigern, können alle klassischen Instrumente der Wirtschaftspolitik<br />
zur Förderung der harten und weichen Standortfaktoren eingesetzt werden.<br />
Akzeptanz älterer Beschäftigter fördern<br />
Obwohl die beschäftigungsbezogenen Auswirkungen des demografischen Wandels<br />
von vielen Personalverantwortlichen in den Betrieben inzwischen erkannt wurden,<br />
scheint sie für die tatsächliche Personalpolitik sehr häufig nicht handlungsleitend zu<br />
sein. So zeigt eine Unternehmensbefragung in <strong>Hessen</strong>, dass zwar in rund zwei Dritteln<br />
der Betriebe ältere Arbeitnehmer beschäftigt werden, allerdings gaben 80 %<br />
dieser Betriebe an, keinerlei betriebliche Maßnahmen für diese Beschäftigtengruppe<br />
anzubieten. 42 Darüber hinaus zeigt sich in der Personalrekrutierung eine ebenfalls<br />
starke Diskriminierung gegenüber Älteren: 15 % aller hessischen Betriebe besetzen<br />
offene Stellen prinzipiell nicht mit Älteren, weitere 34 % knüpfen dies an bestimmte<br />
Voraussetzungen. Ähnliche Ergebnisse liegen auch für andere Bundesländer vor. 43<br />
Nach wie vor gibt es also eine eklatante Diskrepanz zwischen der häufig geäußerten<br />
Wertschätzung gegenüber älteren Mitarbeitern und der tatsächlichen Personalpolitik<br />
der Betriebe. Hier wäre es Aufgabe der Politik, die Informationskampagnen<br />
zur Verdeutlichung der ökonomischen Vorteile einer Beschäftigung Älterer weiter<br />
auszubauen bzw. zu verbessern. Eine wirkungsvollere Politik zur Förderung von Äl-<br />
42 Vgl. Schmid; Baden (2003).<br />
43 Vgl. Strotmann; Hess (2003).<br />
59
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
teren auf dem Arbeitsmarkt beinhaltet darüber hinaus jedoch auch die Verbesserung<br />
der ökonomischen Anreize, welche durch arbeitsrechtliche, tarifliche sowie<br />
sozialrechtliche Rahmenbedingungen gesetzt sind. Um die Kosten-Nutzen-Kalküle<br />
der Betriebe wirkungsvoll zu beeinflussen, muss über gesetzliche und tarifliche Regelungen<br />
des Kündigungsschutzes, Senioritätsprivilegien bei der Entlohnung sowie<br />
steuer- und sozialrechtlichen Regelungen bei Abfindungen nachgedacht werden.<br />
Besonders gravierend sind die immer noch bestehenden Regelungen der Frühverrentung<br />
sowie der Altersteilzeitgesetzgebung, die ein frühes Ausscheiden aus dem<br />
Erwerbsleben belohnen und damit gänzlich falsche Signale setzen.<br />
Weiterbildungsstrategien auf Altersstruktureffekt hin ausrichten<br />
Gleichzeitig sind auch Unternehmen gefordert, Maßnahmen zur Erhaltung und<br />
Förderung der Qualifikation, Gesundheit und Motivation älterer Mitarbeiter zu<br />
ergreifen und sich somit auch mittelfristig den Auswirkungen der demografischen<br />
Wandels zu widmen. Hierbei gilt es zum einen zu prüfen, welche Arbeitsplatz- und<br />
Arbeitszeitgestaltung für eine effektive Beschäftigung von Älteren sinnvoll sein könnte.<br />
Im Hinblick auf die körperliche Leistungsfähigkeit sind möglicherweise auch Anpassungen<br />
bei den Einsatzbereichen von älteren Beschäftigen vorzunehmen. Einen<br />
entscheidenden Punkt stellt darüber hinaus die berufliche Weiterbildung dar. Hierbei<br />
zeigen verschiedene Untersuchungen, dass es sinnvoll ist, die Weiterqualifikation<br />
frühzeitig zu beginnen und kontinuierlich fortzusetzen. So lässt sich die Rendite<br />
einer Weiterbildung auch bei den älteren Arbeitnehmern deutlich steigern. In diesem<br />
Sinne stellen sich die Anforderungen eines „lebenslangen Lernens“ auch als eine<br />
Herausforderung für mittelständische Unternehmen dar. Auch hier wäre eine Verbundlösung<br />
zur Organisation der betrieblichen Weiterbildung sinnvoll, um Skaleneffekte<br />
auszunutzen, wie sie vielfach in Großunternehmen realisiert werden können.<br />
Im gleichen Zuge müsste das Bewusstsein für die Bedeutung von Weiterbildung<br />
bei Politik, Unternehmen und Beschäftigten weiter gestärkt werden. Ein wichtiges<br />
Element stellt hier die Qualifizierungsoffensive <strong>Hessen</strong> – ein Förderprogramm des<br />
Landes – dar. Der Schwerpunkt der Qualifizierungsoffensive besteht darin, aktiv auf<br />
kleinere und mittlere Unternehmen zuzugehen und passgenaue Weiterbildung zu<br />
organisieren. Leider wird gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Fortbildung als<br />
Belastung des Tagesgeschäftes angesehen und damit die Zukunftsfähigkeit des Betriebes<br />
aufs Spiel gesetzt. Beispielsweise durch eine landesweit initiierte Kampagne<br />
zur Förderung der Weiterbildung wäre hier ein Umdenken anzustreben. Pressearbeit<br />
und Informationsveranstaltungen durch Politik und Verbände könnten Unternehmer<br />
über das Kosten-Nutzen-Verhältnis sowie Möglichkeiten öffentlicher Förderung<br />
von Weiterbildung aufklären. Ein „Weiterbildungs-Aufruf“ an hessische Unternehmer<br />
und ein Bildungs-Informationssystem tragen dazu bei, den Standort <strong>Hessen</strong><br />
60
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
als Wirtschaftsraum mit hoch qualifiziertem Fachkräftepotenzial nachhaltig konkurrenzfähig<br />
zu halten.<br />
Familienfreundliche Arbeitsbedingungen schaffen<br />
Die zentrale Ursache unserer alternden Gesellschaft ist der fehlende Nachwuchs.<br />
Auch wenn eine deutliche Steigerung der Geburtenrate erst in Jahrzehnten zu einem<br />
„idealen“ Generationenverhältnis führen würde, sollte die Familienförderung einen<br />
sehr viel größeren Stellenwert bekommen als dies heute der Fall ist. Der Beitrag,<br />
den Unternehmen dazu leisten können, besteht vor allem in der Schaffung familienfreundlicher<br />
Arbeitsbedingungen. Durch eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten,<br />
eine Bereitstellung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die von kleineren<br />
Unternehmen auch im Verbund organisiert werden könnte, eine stärkere Nutzung<br />
von Telearbeitsplätzen u. ä. steigern Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber<br />
deutlich. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird auch nachhaltig die Erwerbsbeteiligung<br />
von Frauen erhöhen.<br />
Anpassung der Produkte und Dienstleistungen an veränderte Nachfrage<br />
Eine weitere wesentliche Herausforderung für den Mittelstand wird es sein, den<br />
spezifischen Interessen und Konsumneigungen der älteren Generation im Rahmen<br />
der Produktentwicklung, des Designs sowie der Werbung gerecht zu werden. Dazu<br />
ist es in einem ersten Schritt notwenig, ein besseres Verständnis der Konsumentengruppe<br />
der Älteren zu erhalten. Es ist davon auszugehen, dass es sich um eine sehr<br />
heterogene Gruppe handelt, deren Bedürfnisse ebenso vielschichtig sind wie die<br />
jüngerer Konsumenten. Trotz dieser Heterogenität lässt sich eine Reihe von Bedürfnissen<br />
zusammenfassen, die mit zunehmendem Alter verstärkt auftreten und damit<br />
von Bedeutung sind bei der Gestaltung zielgerechter Angebote für Ältere. Zum einen<br />
geht es hierbei um die Berücksichtigung sensorischer und körperlicher<br />
Einschränkungen vieler älterer Menschen. Seh- und Hörvermögen lassen im Alter<br />
nach, physische Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit sind ebenfalls eingeschränkt.<br />
Diese Entwicklung gilt mit Sicherheit nicht für alle älteren Menschen gleichermaßen,<br />
eine generelle Tendenz ist hingegen nicht zu leugnen. In einigen Studien wurden<br />
hierzu bereits Erkenntnisse gesammelt. 44 So lässt sich beispielsweise festhalten,<br />
dass Senioren gegenüber neuer Technologien häufig aufgeschlossen sind, sofern<br />
sie nicht von deren Komplexität durch Multifunktionalität oder unverständliche Bedienungsanleitungen<br />
überfordert sind. Darüber hinaus sind Dienstleistungen rund<br />
um ein Konsumgut von besonderer Bedeutung. Dies beinhaltet eine verstärkte Beratung<br />
im „Pre-Sales“-Bereich sowie einen zuverlässigen Kundenservice bei der<br />
Problembehebung im „After-Sales“-Bereich.<br />
44 Vgl. www.sentha.tu-berlin.de.<br />
61
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Eine weitere Herausforderung für viele Unternehmen wird die spezifische Produktentwicklung<br />
für die Adressatengruppe der Älteren sein. Ein häufig auftretendes<br />
Problem stellt in diesem Zusammenhang die Altersdifferenz zwischen Entwicklern<br />
und Kunden dar. Meist sind es jüngere Ingenieure, Designer oder Usability-<br />
Experten, die an der Entwicklung von Produkten für eine Altersgruppe beteiligt sind,<br />
die sie nur von außen kennen. Hier wird es notwendig sein, durch eine partizipative<br />
Gestaltung gemeinsam mit älteren Nutzern Wege zu finden, um eine „Senioren-<br />
Tauglichkeit“ der Produkte und Dienstleistungen zu erreichen. 45 Gleiches gilt<br />
für die Vermarktung eines Produktes. Bisher ist Werbung in überwiegendem Maße<br />
auf junge Kunden ausgerichtet. Mit dem Ziel, auf ältere Konsumenten zugeschnittene<br />
Produkte zu vermarkten, werden auch im Marketing Veränderungen notwendig<br />
sein, die dazu beitragen, dass ältere Kunden in adäquater Weise angesprochen<br />
werden. Die Entwicklung eines ansprechenden Senioren-Marketings wird für<br />
viele mittelständische Unternehmen zukünftig eine Herausforderung darstellen.<br />
45 Vgl. zur Beschreibung verschiedener Methoden Deutsche Bank Research (2003).<br />
62
B<br />
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Mittelstandspolitik<br />
des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und<br />
Landesentwicklung<br />
Das Jahr 2020 liegt auf den ersten Blick weit in der Zukunft. Auf den zweiten zeigt<br />
sich allerdings, dass es so weit hin nicht ist – 2020 ist drei weitere Legislaturperioden<br />
entfernt. Wenn <strong>Hessen</strong> mit seinen kleinen und mittleren Unternehmen<br />
Wohlstand, Wettbewerbsfähigkeit und Wachstumschancen erhalten will, sind frühzeitig<br />
Weichen zu stellen. Bei der Anpassung an die absehbare demografische Entwicklung<br />
steht <strong>Hessen</strong> nicht allein, denn fast alle westeuropäischen Regionen befinden<br />
sich vor demografischer Stagnation und zunehmendem globalen Wettbewerb.<br />
Die Zahl der Älteren nimmt in den Jahren bis 2050 zu und die der Erwerbsbevölkerung<br />
ab. Am Ende dieses Zeitraums liegt die Bevölkerungszahl insgesamt um<br />
etwa 10% ∗ unter der von 2020 - bei anhaltender Ballung in Südhessen und umso<br />
stärkerer Abnahme in einigen mittel- und nordhessischen Landkreisen. Da alle<br />
Menschen, die sich hinter der Vorausschau verbergen, bereits heute leben, werden<br />
die aufgezeichneten Entwicklungen mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten. Die Veränderungen<br />
finden allerdings allmählich statt; es bleibt Zeit zur Vorbereitung und<br />
Anpassung.<br />
Die Prognose bis 2050 ist für die Bevölkerungsentwicklung belastbar, die für<br />
die Wirtschaftsentwicklung nicht. Für die erwarteten wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
für den Mittelstand wird daher ein Zeithorizont bis 2020 zugrunde gelegt. Diese Zeit<br />
ist, wenn man so will, eine Vorbereitungsphase für die sich danach bis 2050 beschleunigenden<br />
demografischen Veränderungen bei dann abnehmender Bevölkerung.<br />
Die Auswirkungen auf die mittelständische Wirtschaft bis 2020 betreffen ganz<br />
<strong>Hessen</strong>. Auf eine regionale Differenzierung wird verzichtet, da dies in Hinblick auf<br />
kleine und mittlere Unternehmen erheblich feinere Analysen erfordert. Hinter den<br />
durchschnittlichen Erwartungen für ganz <strong>Hessen</strong> verbergen sich allerdings für einige<br />
Landkreise Veränderungen, die ohne rechtzeitige Anpassung bis 2050 zu regionalen<br />
Ungleichgewichten führen können.<br />
Die mittelständische Wirtschaft in <strong>Hessen</strong> wird durch die Veränderung in der Bevölkerungsstruktur<br />
in drei Bereichen verändert: In den Märkten, bei den Mitarbeitern<br />
und im Unternehmensbestand selbst.<br />
∗<br />
Die genannten Veränderungsraten werden von der Projektion der Landesregierung bestätigt, weichen jedoch – aufgrund<br />
eines abweichenden Bezugszeitraums und der Wanderungsprognosen – geringfügig von den Angaben der 10. koordinierten<br />
Bevölkerungsprognose ab. Vgl. hierzu auch „Demographische Rahmendaten zur Landesentwicklung“, HMWVL, I<br />
3, Wiesbaden, Juli <strong>2004</strong>.<br />
63
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
1 Marktentwicklungen und Wachstumschancen<br />
1.1 Konsummärkte (Güter und verbraucherorientierte Dienstleistungen)<br />
Die Bevölkerung stagniert bis 2020 und wird in sich älter – keinesfalls jedoch „vergreist“<br />
sie, wie oft befürchtet. Der aktive Kern wird geringfügig kleiner (-2 %). Die<br />
bisherigen Verbrauchsgewohnheiten unterstellt, werden die Ausgaben für die Bereiche<br />
Wohnen einschließlich der Nebenkosten, Gesundheit, Freizeit und Kommunikation<br />
zunehmen, die für Mobilität, Ausstattung, Haushalt u.ä. in ihrem Gewicht gleich<br />
bleiben und für den eigentlich täglichen Bedarf – Nahrungsmittel, Bekleidung – relativ<br />
abnehmen. Die Nachfrage nach Dienstleistungen (Unterhaltung, Betreuung u.ä.)<br />
wächst. Auch bei stagnierender Bevölkerung bleiben die Märkte nicht statisch.<br />
Technischer Fortschritt, neue Produkte, neue Lebensweisen usw. werden einen dynamischen<br />
Verdrängungswettbewerb zu Lasten alter Verbrauchsmuster entwickeln.<br />
Spürbare Wachstumsimpulse aus dem regionalen Konsum sind zunächst nicht zu<br />
erwarten.<br />
Um mit Gebrauchsgütern bei hoher Sättigung Erfolge zu erzielen, bedarf es<br />
innovativer Angebote, konsequenter Kundenorientierung einschließlich Service und<br />
verkaufsfördernden Designs. Dies heißt für Hersteller zusätzliche Entwicklung und<br />
Nutzung verbraucherfreundlicher Technologien. Auch die verbrauchernahen Dienstleistungsanbieter<br />
müssen sich verstärkt auf die Wünsche älterer Konsumenten, auf<br />
mehr Service auch rund um die Uhr und mehr Preis- und Leistungswettbewerb einstellen.<br />
Konsumenten können es sich bei zunehmendem Wettbewerb leisten, anspruchsvoll<br />
zu werden.<br />
Die Anbieter in <strong>Hessen</strong> sollten sich frühzeitig auf die Bedürfnisse einer älteren,<br />
materiell meist abgesicherten Bevölkerung umstellen, denn die Verbraucher können<br />
– und werden - einen Teil ihrer Bedarfe auch außerhalb von <strong>Hessen</strong> decken. Dies<br />
gilt vor allem für die mittelständischen und arbeitsplatzintensiven Cluster Wohnen,<br />
Freizeit und Gesundheit.<br />
1.2 Industrie, produzierendes Handwerk<br />
Das hessische verarbeitende Gewerbe ist ganz überwiegend mit überregionalen<br />
und internationalen Märkten verflochten. Für die hessische Industrie und das produzierende<br />
Handwerk wird innereuropäische Konkurrenz weiterhin zunehmen, die potenziellen<br />
Absatzmöglichkeiten jedoch ebenso. Das produzierende Handwerk<br />
gleicht sich hierbei zunehmend der mittelständischen Industrie an. Dank der guten<br />
hiesigen Standortbedingungen haben hessische Unternehmen gute Voraussetzungen,<br />
sich zu behaupten.<br />
Das verarbeitende Gewerbe insgesamt wird seine Stellung auf Dauer nur<br />
durch verstärkte Nutzung modernster Technologien, Kooperation mit Forschung und<br />
Entwicklung und offensiven Vermarktungsstrategien auf dem Weltmarkt halten kön-<br />
64
nen. Die hessische Technologie- und Außenwirtschaftspolitik unterstützt sie hierbei<br />
bereits heute.<br />
Besonders die Bauwirtschaft ist von der absehbaren Bevölkerungsentwicklung betroffen.<br />
Die Aussichten auf eine nicht mehr wachsende Bevölkerung reduziert den<br />
privaten und öffentlichen Wohnungsbau (was in einigen Regionen <strong>Hessen</strong>s bereits<br />
spürbar ist). Instandhaltung und Renovierung verdrängen den Neubau. Auch vom<br />
öffentlichen Infrastrukturbau und vom gewerblichen Hochbau sind keine expansiven<br />
Anstöße zu erwarten. Es ist daher damit zu rechnen, dass sich die Anpassungszwänge<br />
in der Bauwirtschaft fortsetzen.<br />
1.3 Dienstleistungen für Unternehmen<br />
Die Dienstleistungen für Unternehmen konnten in den letzten Jahren in <strong>Hessen</strong> ü-<br />
berproportional expandieren, und sie haben auch in den kommenden Jahren alle<br />
Chancen auf eine positive Weiterentwicklung. Der Erfolg dieses Wirtschaftsbereiches<br />
folgt weniger der Bevölkerungsentwicklung, sondern mehr steigender Wissensintensität,<br />
zunehmender Professionalisierung, weiterem Outsourcing, wachsender<br />
internationaler Verflechtung sowohl der produzierenden als auch der Dienstleistungsunternehmen<br />
selbst. Vor allem Südhessen wird weiterhin von diesem<br />
Trend profitieren, wenn es seine Standortvorteile sowohl gegenüber den anderen<br />
nationalen Zentren (Hamburg, München, Stuttgart oder Köln-Düsseldorf) als auch<br />
den international konkurrierenden Standorten weiter ausbaut. Hierzu gehört auch, in<br />
Verbindung mit den Hochschulen den wissensbasierten Dienstleistungsexport voranzutreiben.<br />
Das Land <strong>Hessen</strong> wird hier verstärkt Hilfen anbieten.<br />
Es ist nicht auszuschließen, dass der weltweite Wettbewerb mit vergleichbaren<br />
hochprofessionellen Dienstleistungszentren zu personellen Engpässen in <strong>Hessen</strong><br />
führt. Dies erfordert eine Qualifizierungsoffensive im Lande selbst. Ferner können<br />
mehr Niederlassungen oder Gründungen aus anderen Ländern zu einer weiteren<br />
und wünschenswerten Internationalisierung der unternehmensbezogenen<br />
Dienstleistungen aus <strong>Hessen</strong> beitragen.<br />
1.4 Entwicklungslinien<br />
Der hessische Mittelstand muss sich auf eine stagnierende Binnennachfrage und<br />
zunehmenden Wettbewerb – sei es aus europäischen Nachbarregionen, die von<br />
derselben Entwicklung betroffen sind, sei es aus der globalisierten ökonomischen<br />
Verflechtung – einstellen. Er wird diese neue Herausforderung nur bewältigen, wenn<br />
es ihm gelingt, sowohl im Produktions- als auch im Dienstleistungsbereich an der<br />
Spitze der technologischen Entwicklung seine Absatzmärkte stärker als bislang<br />
auch überregional und international auszurichten. Die mittelständische Wirtschaft<br />
muss sich mehr und mehr auf wissensbasiertes Angebot, intensivere Zusammenar-<br />
65
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
beit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen und verstärkte Bemühungen um<br />
internationale Märkte einrichten.<br />
Von den kleinen und mittleren Unternehmen erfordert dies eine höhere Qualifikation<br />
von Mitarbeitern und Unternehmensleitungen und eine zunehmend überregionale<br />
Absatzorientierung. Der Wandel findet nicht von heute auf morgen statt, a-<br />
ber die Weichen müssen bereits heute gestellt werden. Die bestehenden Förderschwerpunkte<br />
der Landesregierung – Finanzierungshilfen für Anpassungsinvestitionen,<br />
Technologieförderung, Ausbildung und Beratung, Außenwirtschaftsförderung –<br />
sind unter diesem Aspekt bereits weitgehend zukunftsorientiert justiert.<br />
2 Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen<br />
Die Belegschaften werden bis 2020 älter, personeller Nachwuchs wird rarer und die<br />
beruflichen Anforderungen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit steigen.<br />
Die „wandernde Welle“ der Babyboomer wird <strong>Hessen</strong> bis 2020 einen zunehmenden<br />
Anteil von 60-Jährigen (und Älteren) bescheren. Als Mitarbeiter sind sie für den Arbeitsprozess<br />
unentbehrlicher als dieselbe Altersgruppe heute – auch, weil der Zustrom<br />
jüngerer Kräfte abnimmt. Absehbar ist, dass das Berufsleben erst mit 65 Jahren<br />
endet; derzeit liegt es im Bundesdurchschnitt aufgrund von Frühverrentungen<br />
u.ä. etwa bei 59 Jahren. Hierauf müssen sich die Beschäftigten vorbereiten, und in<br />
den Unternehmen ist die Akzeptanz älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu<br />
vergrößern. Bei mittelständischen Unternehmen dürfte dies aufgrund der persönlichen<br />
Nähe der dort Erwerbstätigen einfacher sein als bei Großunternehmen. Denkbar<br />
ist, dass Modelle für Beschäftigung auch jenseits des heutigen Seniorenalters<br />
von 65 entstehen.<br />
Ältere Beschäftigte sind, gemessen an den heutigen Sozialtransfers und derzeitigen<br />
Tarifstrukturen, personalkostenintensiver. Größere Unternehmen finden hierbei<br />
durch Rationalisierung bessere Ausgleichsmöglichkeiten als mittelständische. Eine<br />
entscheidende Voraussetzung für die verstärkte Beschäftigung älterer Arbeitnehmer<br />
in kleinen und mittleren Unternehmen besteht daher in einer rechtzeitigen Anpassung<br />
der Entgeltstrukturen. Dies ist umso vordringlicher, als der Mittelstand generell<br />
personalkostenintensiver arbeitet als Großunternehmen und gerade die Lohnkosten<br />
die überregionale Wettbewerbsfähigkeit mitentscheiden.<br />
Die Lebensarbeitszeit wird nicht allein am oberen Ende verlängert, sondern auch<br />
durch einen möglichst frühen Beginn. Eine zunehmend kleinere Kohorte der nachwachsenden<br />
Generation und steigende Berufsanforderungen erfordern die Erhöhung<br />
der Ausbildungseffizienz vor dem eigentlichen Berufseintritt. Da die Be-<br />
66
ufsausbildung zu über 70% in kleinen und mittleren Unternehmen stattfindet, ist gerade<br />
die mittelständische Wirtschaft besonders gefordert. Zudem gewinnt bei längerer<br />
Lebensarbeitszeit eine verstärkte Fort- und Weiterbildung – auch dies mit Kosten<br />
für die Unternehmen verbunden - an Bedeutung.<br />
Einen besonderen Stellenwert bekommt die Nutzung unausgeschöpfter Arbeitsmarktreserven.<br />
Dies kann durch Flexibilisierung von Arbeitszeiten erfolgen, durch<br />
Time-Sharing, Telearbeit und ähnliche Möglichkeiten zur Mobilisierung noch ungenutzter<br />
Potenziale. Das Land fördert bereits die Erprobung entsprechender Modelle.<br />
Neben die Flexibilisierung der Arbeit für die Unternehmen tritt die Flexibilisierung der<br />
Unternehmen für die Arbeit, vor allem in Hinblick auf die Herstellung der „Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf“. Dies würde vor allem vielen Frauen – inzwischen ohnehin<br />
meist wie Männer qualifiziert – eine berufliche (Re)-Integration erleichtern. Entsprechende<br />
betriebliche Maßnahmen, z.B. Betriebskindergärten, „rechnen“ sich<br />
schon heute. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen können Verbundlösungen<br />
hierzu den Weg ebnen.<br />
Längerfristig rücken weitergehende Fragen in den Vordergrund. In den Industriestaaten<br />
steigt seit Jahrzehnten die Lebenserwartung jedes Jahr etwa um drei Monate.<br />
∗ Eine Zunahme der Lebenserwartung, wenn auch abgeschwächt, ist nach der<br />
Projektion der Hessischen Landesregierung auch weiterhin zu erwarten. Verstärkt<br />
wird daher über die Gestaltung künftiger Lebensbiographien nachzudenken sein –<br />
etwa, ob die Belastung für Familie, Beruf und Unterhalt der nicht aktiven Generationen<br />
auf den Lebensabschnitt von derzeit 20 bis 60 Jahren konzentriert bleiben muss<br />
oder Entzerrungsmöglichkeiten bestehen. Denn: Außer an Erfahrung nimmt auch<br />
die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Älteren zu. Mittelständische Unternehmen<br />
könnten bei neuen Modellen des Arbeitslebens vermutlich eher eine Vorreiterrolle<br />
übernehmen als größere.<br />
3 Selbständige, Unternehmensbestand<br />
Die Zahl der Selbständigen wird sich bis 2020 nicht wesentlich verändern, allerdings<br />
wird sie wie die Gesamtbevölkerung in sich altern. Die Kohorte der 25- und 35-<br />
Jährigen, aus der überwiegend gegründet wird, bleibt praktisch auf dem derzeitigen<br />
Niveau. Die Gründungen werden bei unveränderter Gründungsneigung damit unter<br />
dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre verharren; insofern kann man von einer<br />
Gründungslücke sprechen.<br />
∗<br />
J.Oeppen / J.Vaupel: Broken Limits to Life Expectancy, in Science, Vol. 296, Mai 2002, S.1029 ff, auch: „Demographische Rahmendaten<br />
zur Landesentwicklung“, HMWVL, I 3, Wiesbaden, Juli <strong>2004</strong>.<br />
67
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
Die Auffrischung des Selbständigenlagers mit jungen Männern und Frauen,<br />
d.h. mit aktueller Qualifizierung, mit Innovationen und neuen Marktideen, verlangsamt<br />
sich. Bei rund 300.000 aktiven Wirtschaftseinheiten in <strong>Hessen</strong> und einer jeweils<br />
30-jährigen Lebensdauer ist ein jährlicher Neubeginn von ca. 10.000 Einheiten<br />
zur Bestandserhaltung erforderlich, im Durchschnitt 50.000 in 5 Jahren. Die für die<br />
jeweiligen 5-Jahres-Kohorten prognostizierten Zugänge liegen darunter (vgl. FEH,<br />
Tabelle 4).<br />
Hieraus folgt, dass junge Menschen in <strong>Hessen</strong> verstärkt zu Gründungen motiviert<br />
werden müssen, soll die Vielfalt und Modernität der mittelständischen Wirtschaft erhalten<br />
bleiben. Dies erfordert eine Intensivierung der Gründungsbereitschaft und -<br />
förderung. Hierbei sollten auch derzeit brachliegende Gründungspotenziale, vor allem<br />
bei Frauen, aktiviert werden. Das heißt:<br />
• Gründungsförderung bleibt einer der wirtschaftpolitischen Schwerpunkte der<br />
hessischen Wirtschaftspolitik.<br />
• Der Motivation junger Menschen, sich selbständig zu machen, und der verstärkten<br />
Qualifizierung hierzu kommt zunehmende Bedeutung an Schulen, Ausbildungsstätten<br />
und Hochschulen zu.<br />
• Besonders mehr junge Frauen als bislang sollten Unternehmerinnen werden. Ihr<br />
Anteil an allen Selbständigen beträgt bislang knapp 30%.<br />
• Für Gründungen und die Errichtung von Niederlassungen in <strong>Hessen</strong> sollte gezielt<br />
auch im Ausland geworben werden (z.B. per Internet).<br />
• Alle Maßnahmen sollten auf die besonderen Wachstumschancen zukunftsfähiger<br />
Bereiche, so bei technologieorientierten Gründungen oder unternehmensbezogenen<br />
Dienstleistungen, abstellen.<br />
Die meisten Selbständigen in <strong>Hessen</strong> werden sich bis 2020 im mittleren Lebensalter<br />
und in der unternehmerischen Entfaltungsphase bestehender Betriebe befinden. Sie<br />
müssen die Anpassung an die anhaltende Globalisierung mit neuen Wettbewerbern<br />
hier und aggressive Kosten- und Standortvorteile auf Drittmärkten bewältigen. Allein<br />
eine wissensbasierte Vorwärtsstrategie kann langfristig den Bestand der meisten<br />
dieser Unternehmen sichern. Hierzu gehören<br />
– die Förderung neuer Technologien und Vertriebssysteme,<br />
– Spezialisierung und Professionalisierung,<br />
– Vernetzung und Kooperation,<br />
– die Verbesserung der Zusammenarbeit mit Hochschulen und Institutionen,<br />
– eine regelmäßige Fort- und Weiterbildung sowie<br />
– auch Hilfestellung bei der Erschließung neuer Drittmärkte für Bezug und Absatz.<br />
68
All dies erfordert finanzielle Ressourcen – die in der Regel nicht über die traditionelle<br />
Kreditfinanzierung zu decken sind. Kleine und mittlere Unternehmen sollten sich<br />
daher verstärkt für Beteiligungen oder für Partnerschaften öffnen. Verbundlösungen<br />
haben sich bereits bei der Entwicklung neuer Technologien, der Kooperation mit<br />
Hochschulen, mit FuE-Einrichtungen und in anderen Feldern bewährt. Die Öffnung<br />
des Kapitalmarktes für mittelständische Unternehmen, die Nutzung von Beteiligungsangeboten<br />
und die Mobilisierung privaten Anlegerinteresses sind hierfür entscheidende<br />
Rahmenbedingungen, deren Orientierung an mittelständischen Bedürfnissen<br />
das Land <strong>Hessen</strong> auch nach Basel II weiterhin vorantreibt.<br />
Die Bestandspflege der hessischen mittelständischen Unternehmen erfordert vor allem<br />
auch den reibungslosen Generationswechsel bei überlebensfähigen Unternehmen,<br />
deren Eigentümer sich zurückziehen wollen. Die Anzahl solcher Fälle wird zunehmen<br />
– zunächst allmählich, nach 2020 aber deutlich (vgl. FEH, Abb.9). Zwar bestehen<br />
bereits mehrere Unternehmensbörsen und auch virtuelle Kontaktmöglichkeiten<br />
(C<strong>HA</strong>NGE oder NEXXT), aber die Funktionsfähigkeit des Marktes für Unternehmensübergaben<br />
gilt als noch nicht optimal. Unklar ist, ob hierbei reines Marktversagen<br />
vorliegt oder finanzielle Hemmnisse die Übergaben erschweren. Bereits<br />
jetzt bestehen Fördermöglichkeiten für den Transfer von Unternehmen; in der Regel<br />
können Gründungshilfen oder (in <strong>Hessen</strong>) Beteiligungen des Nachfolge-Invest-<br />
Programms genutzt werden, ferner Bürgschaften und Finanzierungshilfen der<br />
KfW/Mittelstandsbank. Wenn sich aus finanziellen Gründen keine geeigneten Nachfolger<br />
für eingeführte Unternehmen mit guten Überlebenschancen finden lassen und<br />
dadurch volkswirtschaftliches Potenzial unterzugehen droht, müssen die Hilfestellungen<br />
für den Generationswechsel im Mittelstand künftighin entweder weiter verbessert<br />
oder verstärkt kommuniziert werden.<br />
In vielen Fällen sind jedoch psychologische Hemmnisse auf der Übergeberseite offenbar<br />
ein Transaktionshindernis. Solche Befindlichkeiten frühzeitig abzubauen dürfte<br />
die gleiche Bedeutung haben wie Finanzierungshilfen.<br />
Die künftige Entwicklung des Mittelstandes hängt ebenso wie die der gesamten<br />
hessischen Wirtschaft nicht allein von Marktkräften, sondern auch von derartigen<br />
Befindlichkeiten ab. Auch für <strong>Hessen</strong> insgesamt wird die (auch psychologische) Akzeptanz<br />
der demografischen Veränderungen entscheidende Voraussetzung für die<br />
Lösung der hiermit verbundenen neuen Aufgaben sein. Für die Landesregierung ist<br />
dies d i e politische Herausforderung der kommenden Legislaturperioden. Die Bewältigung<br />
der vielfältigen und neuen Anforderungen durch den demographischen<br />
Wandel – nicht allein in Hinblick auf die kleinen und mittleren Unternehmen <strong>Hessen</strong>s<br />
– wird damit ein zentrales Thema der hessischen Landespolitik.<br />
69
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
70
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle<br />
Seite<br />
1 Kumulierte Wanderungssalden in <strong>Hessen</strong> und den hessischen<br />
Regierungsbezirken der Jahre 1998 bis 2002 13<br />
2 Beschäftigtenstruktur nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2002 17<br />
3 Erwerbspersonen in <strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen in den Jahren 2000,<br />
2010 und 2020 22<br />
4 Selbständige in <strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen in den Jahren 2002, 2010<br />
und 2020 25<br />
5 Monatliche Aufwendungen der Haushalte für den Privaten Konsum 1998<br />
in <strong>Hessen</strong> 29<br />
6 Monatliche Aufwendungen der Haushalte für den Privaten Konsum<br />
1988,1993, 1998 in <strong>Hessen</strong> 34<br />
Tabellen im Anhang<br />
A 1<br />
A 2<br />
Projektion von Bruttowertschöpfung, Erwerbstätigen und<br />
Arbeitsproduktivität nach Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> und seinen<br />
Regierungsbezirken bis 2020 79<br />
Arbeitsmarktbilanzen 2000, 2010 und 2020 für <strong>Hessen</strong> und seine<br />
Regierungsbezirke 80<br />
71
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung<br />
Seite<br />
1 Die hessische Bevölkerung in den Jahren 1990, 2002, 2010 und 2020<br />
nach Altersgruppen 11<br />
2 Relative Veränderungen der Bevölkerung in den hessischen<br />
Regierungsbezirken zwischen 2002 und 2020 14<br />
3 Voraussichtliche Strukturveränderungen der hessischen Bevölkerung bis 2050 15<br />
4 Strukturwandel in <strong>Hessen</strong>: Anteile der realen Bruttowertschöpfung in <strong>Hessen</strong><br />
von 1970 bis 2020 16<br />
5 Strukturwandel in <strong>Hessen</strong>: Anteile der Erwerbstätigen in <strong>Hessen</strong> von<br />
1970 bis 2020 16<br />
6 Relative Veränderung der Bruttowertschöpfung für ausgewählte<br />
Wirtschaftsbereiche im Zeitraum 2000 bis 2020 (alle Angaben in Prozent) 19<br />
7 Relative Veränderungen der Erwerbstätigenzahlen für ausgewählte<br />
Wirtschaftsbereiche im Zeitraum 2000 und 2020 (alle Angaben in Prozent) 20<br />
8 Vorausschätzung der Gesamtzahl der Dualen Ausbildungsplätze in <strong>Hessen</strong><br />
bis zum Jahr 2020 24<br />
9 Entwicklung der Altersgruppen der 25- bis unter 35-Jährigen und der<br />
60- bis unter 70-Jährigen 27<br />
10 Verteilung der monatlichen Konsumausgaben hessischer Haushalte 1998 30<br />
11 Haushaltseinkommen und Konsumausgaben hessischer Haushalte 1998<br />
nach Alter der Haushaltsvorstände 32<br />
12 Veränderung der Ausgabenstruktur für privaten Konsum zwischen 1988<br />
und 1998 in <strong>Hessen</strong> 35<br />
13 Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Nahrungsmittel,<br />
Getränke und Tabakwaren nach Alter der Haushaltsvorstände 36<br />
14 Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Bekleidung nach<br />
Alter der Haushaltsvorstände 38<br />
15 Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Wohnen und Energie<br />
nach Alter der Haushaltsvorstände 39<br />
16 Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Innenausstattung,<br />
Haushaltsgeräte, -gegenstände nach Alter der Haushaltsvorstände 41<br />
17 Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Gesundheit und<br />
Körperpflege nach Alter der Haushaltsvorstände 42<br />
18 Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Verkehr nach Alter<br />
der Haushaltsvorstände 45<br />
72
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Abbildung<br />
Seite<br />
19 Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für<br />
Nachrichtenübermittlung nach Alter der Haushaltsvorstände 46<br />
20 Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Freizeit, Unterhaltung,<br />
Kultur und Bildung nach Alter der Haushaltsvorstände 47<br />
21 Monatliche Aufwendungen hessischer Haushalte für Beherbergung und<br />
Gaststätten nach Alter der Haushaltsvorstände 49<br />
73
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
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Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Anhang<br />
77
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
78
Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft <strong>Hessen</strong> mbH (FEH)<br />
Tabelle A 1: Projektion von Bruttowertschöpfung, Erwerbstätigen und Arbeitsproduktivität nach<br />
Wirtschaftsbereichen in <strong>Hessen</strong> und seinen Regierungsbezirken bis 2020<br />
Bruttowertschöpfung<br />
Erwerbstätige<br />
Produktivität: (als BWS je ET)<br />
Veränderung 2002 bis 2020 (in %) Struktur im Jahr 2020 (in %) *<br />
Wirtschaftsbereiche <strong>Hessen</strong> RB DA RB GI RB KS <strong>Hessen</strong> RB DA RB GI RB KS<br />
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 0,0 0,1 -0,2 0,0 0,4 0,3 0,5 0,8<br />
Produzierendes Gewerbe (ohne Bau) 1,2 1,0 1,5 1,4 16,5 13,8 24,1 22,8<br />
Verarbeitendes Gewerbe 1,3 1,2 1,5 1,5 15,5 13,0 23,2 20,8<br />
Baugewerbe 0,4 0,3 0,6 0,5 3,0 2,4 4,6 4,6<br />
Handel, Gastgewerbe und Verkehr 2,4 2,5 2,0 2,3 21,9 23,2 16,3 20,3<br />
Handel, Gastgewerbe 1,6 1,7 1,4 1,5 10,3 10,7 8,8 9,6<br />
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 3,2 3,2 2,9 3,1 11,6 12,5 7,5 10,7<br />
Finanzierung, Vermietung und UDL 2,7 2,8 2,6 2,6 43,5 47,8 33,1 32,1<br />
Kredit- und Versicherungsgewerbe 2,4 2,4 2,2 2,2 11,2 13,0 6,3 6,9<br />
Grundstücksw., Vermietung, UDL 2,9 2,9 2,7 2,7 32,3 34,8 26,8 25,2<br />
Öffentl. u. Priv. Dienstleister 1,5 1,5 1,4 1,4 14,6 12,4 21,4 19,4<br />
Öffentl.Verw.,Verteidigung,Sozialvers. 0,3 0,4 0,2 0,3 3,2 2,8 3,8 4,7<br />
Übrige öffentl. und priv. DL 1,9 1,9 1,7 1,8 11,4 9,6 17,6 14,7<br />
Insgesamt 2,1 2,2 1,8 1,9 100 100 100 100<br />
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei -3,0 -2,7 -3,3 -3,1 0,9 0,6 1,3 1,6<br />
Produzierendes Gewerbe (ohne Bau) -1,2 -1,3 -1,0 -1,1 16,6 14,4 22,3 20,2<br />
Verarbeitendes Gewerbe -1,2 -1,3 -0,9 -1,0 16,1 13,8 22,0 19,5<br />
Baugewerbe -1,2 -1,4 -0,8 -1,1 4,2 3,5 5,6 5,7<br />
Handel, Gastgewerbe und Verkehr 0,0 0,1 -0,2 0,0 26,9 27,6 24,2 26,8<br />
Handel, Gastgewerbe 0,0 0,1 -0,3 -0,1 19,6 19,4 19,7 20,1<br />
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 0,1 0,2 0,0 0,1 7,4 8,1 4,6 6,8<br />
Finanzierung, Vermietung und UDL 1,1 1,1 1,0 1,0 24,9 30,4 13,9 14,2<br />
Kredit- und Versicherungsgewerbe 0,1 0,2 -0,1 -0,1 5,5 6,9 2,6 2,8<br />
Grundstücksw., Vermietung, UDL 1,4 1,5 1,3 1,3 19,4 23,5 11,3 11,4<br />
Öffentl. u. Priv. Dienstleister 0,1 0,1 0,1 0,0 26,4 23,6 32,6 31,4<br />
Öffentl.Verw.,Verteidigung,Sozialvers. -0,9 -0,9 -1,0 -1,0 5,2 4,8 5,2 6,9<br />
Übrige öffentl. und priv. DL 0,4 0,4 0,3 0,4 21,2 18,8 27,5 24,6<br />
Insgesamt 0,0 0,1 -0,2 -0,2 100 100 100 100<br />
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 3,1 2,9 3,2 3,2 0,5 0,5 0,4 0,5<br />
Produzierendes Gewerbe (ohne Bau) 2,4 2,4 2,4 2,5 1,0 1,0 1,1 1,1<br />
Verarbeitendes Gewerbe 2,5 2,5 2,4 2,5 1,0 0,9 1,1 1,1<br />
Baugewerbe 1,6 1,6 1,5 1,6 0,7 0,7 0,8 0,8<br />
Handel, Gastgewerbe und Verkehr 2,3 2,3 2,3 2,3 0,8 0,8 0,7 0,8<br />
Handel, Gastgewerbe 1,6 1,6 1,7 1,6 0,5 0,6 0,4 0,5<br />
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 3,0 3,0 2,9 3,0 1,6 1,5 1,6 1,6<br />
Finanzierung, Vermietung und UDL 1,6 1,6 1,5 1,5 1,7 1,6 2,4 2,3<br />
Kredit- und Versicherungsgewerbe 2,3 2,3 2,3 2,2 2,0 1,9 2,4 2,5<br />
Grundstücksw., Vermietung, UDL 1,4 1,5 1,3 1,3 1,7 1,5 2,4 2,2<br />
Öffentl. u. Priv. Dienstleister 1,4 1,4 1,4 1,4 0,6 0,5 0,7 0,6<br />
Öffentl.Verw.,Verteidigung,Sozialvers. 1,3 1,3 1,2 1,3 0,6 0,6 0,7 0,7<br />
Übrige öffentl. und priv. DL 1,5 1,5 1,4 1,4 0,5 0,5 0,6 0,6<br />
Insgesamt 2,1 2,1 2,1 2,1 1 1 1 1<br />
* Die Angaben für die Produktivität bezeichnen die sektoralen Abweichungen von der jeweiligen regionalen gesamtwirtschaftlichen<br />
Arbeitsproduktivität. Die Produktivität ist demnach beispielsweise in der Land- und Forstwirtschaft halb und im Kredit- und Versicherungsgewerbe<br />
doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, FEH-Prognose.<br />
79
<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2004</strong> – Demografischer Wandel<br />
Tabelle A 2: Arbeitsmarktbilanzen 2000, 2010 und 2020 für <strong>Hessen</strong> und seine Regierungsbezirke<br />
Jahr RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel <strong>Hessen</strong><br />
Erwerbstätige am Arbeitsort 2000 1.951 452 589 2.993<br />
in 1.000 2010 2.017 452 587 3.056<br />
2020 1.982 430 561 2.973<br />
Pendlersaldo (Einpendler: -) 2000 -184 37 -3 -150<br />
in 1.000 2010 -186 38 -3 -151<br />
2020 -187 38 -3 -153<br />
Erwerbstätige am Wohnort 2000 1.768 490 586 2.843<br />
in 1.000 2010 1.831 489 584 2.904<br />
2020 1.795 468 558 2.820<br />
Erwerbspersonen am Wohnort 2000 1.886 531 631 3.048<br />
in 1.000 2010 1.993 540 643 3.176<br />
2020 1.919 505 598 3.022<br />
Erwerbslose 2000 118 41 45 205<br />
in 1.000 2010 162 51 59 272<br />
2020 124 37 40 202<br />
Darunter 2000 118 38 58 215<br />
Arbeitslose 2010 154 48 66 268<br />
in 1.000 2020 118 36 44 198<br />
Arbeitslosenquoten 2000 6,3 7,3 9,3 7,1<br />
Arbeitslose in % der Erwerbspersonen 2010 7,7 9,0 10,2 8,4<br />
am Wohnort 2020 6,2 7,0 7,4 6,6<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Landesarbeitsamt <strong>Hessen</strong>, FEH-Prognose.<br />
80
Anmerkungen zur Verwendung!<br />
Diese Druckschrift wird im Rahmen der<br />
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