PDF: Nachqualifizierung An- und Ungelernter in Hessen
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<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Dr. Kerst<strong>in</strong> Fr<strong>in</strong>gs<br />
Stefan Kuse<br />
Report Nr. 804<br />
Wiesbaden 2011
E<strong>in</strong>e Veröffentlichung der<br />
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH<br />
Postfach 1811<br />
D-65008 Wiesbaden<br />
Abraham-L<strong>in</strong>coln-Straße 38-42<br />
D-65189 Wiesbaden<br />
Telefon 0611 / 774-81<br />
Telefax 0611 / 774-8313<br />
E-Mail <strong>in</strong>fo@hessen-agentur.de<br />
Internet http://www.hessen-agentur.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Jürgen Ill<strong>in</strong>g<br />
Vorsitzender des Aufsichtsrates:<br />
Dieter Posch,<br />
Hessischer M<strong>in</strong>ister für Wirtschaft, Verkehr <strong>und</strong> Landesentwicklung<br />
Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Belegexemplar erbeten.
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Inhalt<br />
Kurzfassung<br />
Seite<br />
I<br />
1 E<strong>in</strong>leitung 1<br />
2 „<strong>Nachqualifizierung</strong>“ – Wege zum nachträglichen Erwerb e<strong>in</strong>es<br />
Berufsabschlusses 4<br />
2.1 Abgrenzung des Begriffs <strong>Nachqualifizierung</strong> 4<br />
2.2 Gründe für <strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> aus Sicht<br />
der <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten 7<br />
2.3 Gründe für <strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong> betriebliches Engagement bei<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en 10<br />
2.4 Modularisierung des Bildungsangebots 15<br />
2.5 Bewertung <strong>und</strong> <strong>An</strong>erkennung von im Ausland erworbenen<br />
Berufsabschlüssen 20<br />
2.6 Förderung von <strong>Nachqualifizierung</strong>en 25<br />
2.6.1 Fördermöglichkeiten durch SGB II <strong>und</strong> SGB III 25<br />
2.6.2 Aktuelle Förderprogramme auf B<strong>und</strong>esebene 31<br />
2.6.3 Aktuelle Förderprogramme auf Landesebene 33<br />
3 Potenzielle Nachfrage von <strong>Nachqualifizierung</strong> 36<br />
3.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne Berufsabschluss<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 37<br />
3.1.1 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Regionen 38<br />
3.1.2 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Betriebsgrößenklassen 40<br />
3.1.3 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Wirtschaftsabteilungen 44<br />
3.1.4 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Altersgruppen 50<br />
3.1.5 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Geschlecht 52<br />
3.1.6 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Staatsangehörigkeit 55<br />
3.2 Arbeitslose ohne Berufsabschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 58<br />
3.2.1 Arbeitslose ohne Berufsabschluss nach Regionen 60<br />
3.2.2 Arbeitslose ohne Berufsabschluss nach Altersgruppen 61<br />
3.2.3 Arbeitslose ohne Berufsabschluss nach Geschlecht 64<br />
3.2.4 Arbeitslose ohne Berufsabschluss nach Staatsangehörigkeit 66<br />
3.3 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 69<br />
3.3.1 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss nach Altersgruppen 70
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
3.3.2 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss nach Geschlecht 71<br />
3.3.3 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss nach Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> 71<br />
3.3.4 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss nach Schulabschluss 72<br />
4 <strong>An</strong>gebot <strong>und</strong> Umsetzung von <strong>Nachqualifizierung</strong> 74<br />
4.1 Befragung von Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 74<br />
4.1.1 Allgeme<strong>in</strong>e <strong>An</strong>gaben zur Bildungse<strong>in</strong>richtung 76<br />
4.1.2 Lehrgangsangebot 77<br />
4.1.3 Teilnehmerkreis 85<br />
4.1.4 Teilnahmeerfolg 88<br />
4.1.5 Handlungsbedarf aus Sicht der Bildungse<strong>in</strong>richtungen 91<br />
4.2 Teilnahmen an geförderten Maßnahmen (Ergebnisse der Förderstatistik) 94<br />
4.3 Prüfungsteilnahmen (Ergebnisse der Berufsbildungsstatistik) 98<br />
4.4 Regionale Projekte im Rahmen der Förder<strong>in</strong>itiative II des B<strong>und</strong>esprogramms<br />
„Perspektive Berufsabschluss“ <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 103<br />
5 Handlungsbedarf <strong>und</strong> Handlungsansätze für <strong>Hessen</strong> 108<br />
5.1 Gezielte <strong>An</strong>sprachen / Öffentlichkeitsarbeit 109<br />
5.2 Information / Beratung 110<br />
5.3 Kompetenzfeststellung 113<br />
5.4 <strong>An</strong>gebotsbereitstellung 114<br />
5.5 <strong>An</strong>gebotsgestaltung 116<br />
5.6 Flankierende <strong>An</strong>gebote / Weiterbildungsbegleitende Hilfen 120<br />
5.7 F<strong>in</strong>anzielle Förderung 122<br />
5.8 Gestaltung sonstiger Rahmenbed<strong>in</strong>gungen 125<br />
5.9 Prüfungszulassung / Prüfungsdurchführung 125<br />
5.10 <strong>An</strong>erkennung / Bewertung ausländischer Berufsqualifikationen 127<br />
5.11 Statistik / Forschungsbedarf 127<br />
5.12 Handlungsfelder nach Akteuren 128<br />
Verzeichnis der Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten 133<br />
Abbildungsverzeichnis 134<br />
Tabellenverzeichnis 135<br />
Literaturverzeichnis 136
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Kurzfassung<br />
E<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> ermöglicht es, e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Deutschland anerkannten Berufsabschluss<br />
nachträglich – das heißt nicht im Rahmen e<strong>in</strong>er „normalen“ Erstausbildung –<br />
zu erlangen. Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> haben vor allem Personen ohne<br />
Berufsabschluss sowie Personen, die e<strong>in</strong>en vorhandenen Berufsabschluss auf dem<br />
Arbeitsmarkt nicht entsprechend verwerten können. Diese „<strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten“<br />
erhoffen sich vom nachträglichen Erwerb des Berufsabschlusses e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />
der Arbeitsmarktposition sowie der beruflichen <strong>und</strong> sozialen Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive können <strong>Nachqualifizierung</strong>en, die die<br />
qualifikationsbed<strong>in</strong>gten Unterschiede zwischen Arbeitsangebot <strong>und</strong> -nachfrage verr<strong>in</strong>gern,<br />
zur Fachkräftesicherung beitragen. Daher steht das Thema <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
aktuell stark im Fokus von Wissenschaft <strong>und</strong> Politik. Ziel der vorliegenden Studie<br />
war es, quantitative <strong>und</strong> qualitative Informationen zur <strong>Nachqualifizierung</strong>ssituation<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> bereitzustellen, etwaige H<strong>in</strong>dernisse für <strong>Nachqualifizierung</strong>en zu identifizieren<br />
<strong>und</strong> diesbezüglich Handlungsansätze aufzuzeigen.<br />
Der (Bildungs-)Weg zum nachträglichen Erwerb e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses<br />
Um e<strong>in</strong>en Berufsabschluss nachträglich erwerben zu können, müssen <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte<br />
<strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e Umschulungs- oder e<strong>in</strong>e so genannte Externenprüfung<br />
bei den zuständigen Kammern erfolgreich absolvieren. Während e<strong>in</strong>er Umschulungsprüfung<br />
e<strong>in</strong>e längerfristige Qualifizierung vorausgeht, können Externe direkt zu<br />
e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung zugelassen werden. Voraussetzung ist e<strong>in</strong> Nachweis darüber,<br />
dass sie m<strong>in</strong>destens das E<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halbfache der Zeit, die als Ausbildungszeit<br />
vorgeschrieben ist, <strong>in</strong> dem Beruf tätig gewesen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> dem die Prüfung abgelegt<br />
werden soll. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit besteht dar<strong>in</strong>, durch Vorlage von Zeugnissen<br />
oder auf andere Weise glaubhaft zu machen, dass die berufliche Handlungsfähigkeit<br />
erworben wurde. Zum Schließen etwaiger Praxis- oder Theorielücken bzw. zum Erwerb<br />
der beruflichen Handlungsfähigkeit können die Interessenten an Lehrgängen<br />
bei Bildungsträgern teilnehmen. Die Maßnahmen nehmen – den genannten <strong>An</strong>forderungen<br />
entsprechend – maximal das E<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halbfache der Ausbildungsdauer des<br />
zugr<strong>und</strong>eliegenden Ausbildungsberufs <strong>in</strong> <strong>An</strong>spruch. Kürzere Qualifizierungen s<strong>in</strong>d<br />
möglich, wenn nach e<strong>in</strong>er Kompetenzfeststellung – <strong>in</strong> dieser werden die berufsbezogenen<br />
Kenntnisse, Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen e<strong>in</strong>es Bewerbers ermittelt – auf<br />
beruflichen Kompetenzen der <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten aufgebaut werden kann. Die<br />
Kosten von <strong>Nachqualifizierung</strong>en variieren entsprechend.<br />
I
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Fördermöglichkeiten für <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
Die Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> kann durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit,<br />
die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften bzw. ARGEn <strong>und</strong> die Optionskommunen vor allem im<br />
Rahmen des Instruments „Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW)“ nach §<br />
77ff. SGB III gefördert werden. Dabei ist e<strong>in</strong>e Beteiligung an den (anerkennungsfähigen)<br />
Kosten von bis zu 100 % möglich. Die die Förderung gewährenden Stellen<br />
haben allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>en Ermessensspielraum, so dass ke<strong>in</strong> Rechtsanspruch auf Förderung<br />
besteht. E<strong>in</strong>e Unterstützung wird <strong>in</strong>sbesondere Arbeitslosen <strong>und</strong> von Arbeitslosigkeit<br />
bedrohten Arbeitsuchenden gewährt. Über Sonderprogramme wie<br />
„Weiterbildung Ger<strong>in</strong>gqualifizierter <strong>und</strong> beschäftigter älterer Arbeitnehmer im Unternehmen<br />
(WeGebAU)“ können aber auch (weitere) ausgewählte „Nichtleistungsbezieher“<br />
gefördert werden. Voraussetzung ist, dass das <strong>in</strong> <strong>An</strong>spruch genommene<br />
Weiterbildungsangebot selbst sowie dessen <strong>An</strong>bieter AZWV-zertifiziert s<strong>in</strong>d (<strong>An</strong>erkennungs-<br />
<strong>und</strong> Zulassungsverordnung Weiterbildung).<br />
Auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene gibt es (weitere) Fördermöglichkeiten bzw. -programme<br />
auch zur direkten f<strong>in</strong>anziellen, vor allem aber zur mittelbaren Unterstützung<br />
von <strong>Nachqualifizierung</strong>en. Dazu zählt z. B. das Programm „Perspektive Berufsabschluss“<br />
des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung mit der Förder<strong>in</strong>itiative<br />
II „Abschlussorientierte modulare <strong>Nachqualifizierung</strong>“. Dieses soll im Zeitraum 2008<br />
bis 2012 den Auf- <strong>und</strong> Ausbau von Beratungsstrukturen sowie die Entwicklung <strong>und</strong><br />
Implementierung von Konzepten für e<strong>in</strong>e flexible, modulare <strong>und</strong> abschlussorientierte<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> regionalen Projekten – aktuell fünf <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> – unterstützen.<br />
Auf Landesebene gibt es derzeit ke<strong>in</strong> h<strong>in</strong>sichtlich dieser Fokussierung auf abschlussorientierte<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en vergleichbares Förderprogramm. Aus ESFkof<strong>in</strong>anzierten<br />
Programmen wie z. B. „Verbesserung der Qualität, Information <strong>und</strong><br />
Transparenz <strong>in</strong> der beruflichen Bildung (QuIT)“ resultieren jedoch Unterstützungsmöglichkeiten<br />
für <strong>Nachqualifizierung</strong>en.<br />
Potenzielle Nachfrage nach <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
Der Kreis der an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> potenziell Interessierten ist weit gefasst<br />
<strong>und</strong> heterogen. Zu ihm zählen Arbeitslose <strong>und</strong> Beschäftigte, Personen mit abgebrochenem<br />
Studium oder abgebrochener Berufsausbildung, Deutsche <strong>und</strong> Ausländer,<br />
Personen mit viel <strong>und</strong> wenig Berufserfahrung, Junge <strong>und</strong> Ältere etc. Die amtliche<br />
Statistik bildet Umfang <strong>und</strong> Struktur des Kreises der Interessenten nur unvollständig<br />
ab: Es lassen sich lediglich die Personen ohne (anerkannten) Berufsabschluss identifizieren.<br />
Über andere Erwachsene, die zwar über e<strong>in</strong>en Ausbildungsabschluss verfügen,<br />
die aber trotzdem – z. B. aufgr<strong>und</strong> mangelnder Verwertbarkeit des vorhandenen<br />
Berufsabschlusses – Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> haben könnten, stehen<br />
ke<strong>in</strong>e Informationen zur Verfügung. Die Heterogenität des Personenkreises oh-<br />
II
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
ne Berufsabschluss wird nur e<strong>in</strong>geschränkt erfasst. Unter anderem s<strong>in</strong>d Informationen<br />
zur Dauer der (e<strong>in</strong>schlägigen) Berufserfahrung oder zu e<strong>in</strong>em im Ausland erworbenen<br />
Berufsabschluss – diese <strong>in</strong>teressieren vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Zulassungsvoraussetzungen<br />
zur Externenprüfung – nicht verfügbar.<br />
Laut Mikrozensus verfügen <strong>in</strong> der für <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen relevanten Altersgruppe<br />
zwischen 20 bis unter 60 Jahren hessenweit 15 % der Erwerbspersonen,<br />
die sich nicht mehr <strong>in</strong> Ausbildung bef<strong>in</strong>den, weder über e<strong>in</strong>en beruflichen noch über<br />
e<strong>in</strong>en akademischen Abschluss. Das s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong> 400 Tsd. Personen. Viele dieser <strong>An</strong><strong>und</strong><br />
Ungelernten – ca. 60 Tsd. Personen bzw. 15 % – s<strong>in</strong>d erwerbslos. 53 % weisen<br />
e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> auf, während der Migrantenanteil an den Erwerbspersonen<br />
der Altersklasse <strong>in</strong>sgesamt nur 24 % erreicht. Der Ausländeranteil beträgt<br />
34 %, was zum Teil auf e<strong>in</strong>e fehlende <strong>An</strong>erkennung des ausländischen Berufsabschlusses<br />
zurückgeführt werden kann. Problematisch ist, dass fast zwei Drittel der<br />
Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss ke<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulabschluss<br />
bzw. nur e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss besitzen. Gerade die schulischen Voraussetzungen<br />
s<strong>in</strong>d aber neben den beruflichen <strong>und</strong> weiteren persönlichen Voraussetzungen<br />
entscheidend dafür, dass e<strong>in</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> Erfolg versprechend an e<strong>in</strong>er<br />
mittel- bis langfristigen <strong>Nachqualifizierung</strong> teilnehmen kann.<br />
Gemäß Beschäftigungsstatistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit haben von den sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 11 % ke<strong>in</strong>en Berufsabschluss. Das<br />
s<strong>in</strong>d 224 Tsd. Personen. Die meisten von ihnen s<strong>in</strong>d zwischen 40 <strong>und</strong> 50 Jahre alt.<br />
In die Altersklasse 20 bis unter 60 Jahre fallen <strong>in</strong>sgesamt r<strong>und</strong> 210 Tsd. Personen<br />
bzw. 85 %. Der Ausländeranteil liegt bei 23 %, der Frauenanteil bei 47 %. Mit 19<br />
Tsd. Beschäftigten ohne Berufsausbildung weist der E<strong>in</strong>zelhandel die höchste absolute<br />
Zahl auf. Zu den Wirtschaftszweigen, <strong>in</strong> denen relativ viele <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte<br />
tätig s<strong>in</strong>d, zählen die Bereiche Sammlung, Behandlung <strong>und</strong> Beseitigung von Abfällen<br />
(28 % bzw. 2.800 Beschäftigte), Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung (25 % bzw.<br />
4.500 Beschäftigte), Herstellung von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren (24 % bzw. 7.300<br />
Beschäftigte), die Gastronomie sowie die Vermittlung <strong>und</strong> Überlassung von Arbeitskräften<br />
(jeweils r<strong>und</strong> 22 % <strong>und</strong> 10 Tsd. Beschäftigte) <strong>und</strong> schließlich Gebäudebetreuung;<br />
Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau (21 % bzw. 9.000 Beschäftigte). Regionen<br />
mit e<strong>in</strong>em besonders hohen Beschäftigtenanteil ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
s<strong>in</strong>d der Odenwaldkreis <strong>und</strong> der Landkreis Marburg-Biedenkopf, was auf die<br />
dort vorhandenen hohen <strong>An</strong>teile der Wirtschaftszweige Herstellung von Gummi- <strong>und</strong><br />
Kunststoffwaren bzw. Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung zurückzuführen se<strong>in</strong> dürfte.<br />
Der <strong>An</strong>teil <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> an der sozialversicherungspflichtigen Belegschaft<br />
steigt tendenziell mit zunehmender Unternehmensgröße.<br />
Bei der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit <strong>und</strong> den ARGEn s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong> 77 Tsd. Arbeitslose ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung registriert. H<strong>in</strong>zu kommen schätzungsweise<br />
III
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
38 Tsd. Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung, die bei den zugelassenen<br />
kommunalen Trägern arbeitslos gemeldet, aber nicht <strong>in</strong> der Arbeitslosenstatistik<br />
der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit erfasst s<strong>in</strong>d. Insgesamt verfügen somit r<strong>und</strong> 115 Tsd.<br />
Arbeitslose <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nicht über e<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung. Davon<br />
s<strong>in</strong>d knapp die Hälfte Frauen, etwa 40 % besitzen e<strong>in</strong>e ausländische Staatsangehörigkeit.<br />
E<strong>in</strong> erheblicher Teil der Arbeitslosen (35 %) ist langzeitarbeitslos, ca. 95 %<br />
(annähernd 110 Tsd. Personen) zwischen 20 bis unter 60 Jahre alt.<br />
<strong>An</strong>gebot <strong>und</strong> Umsetzung von <strong>Nachqualifizierung</strong>en <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Im Rahmen der Studie wurden ca. 200 Weiterbildungsträger <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> befragt, bei<br />
denen nach Durchsicht der Weiterbildungsdatenbanken „Hessische Weiterbildungsdatenbank“,<br />
Kursnet der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit <strong>und</strong> InfoWeb Weiterbildung<br />
(IWWB) davon ausgegangen werden konnte, dass sie <strong>Nachqualifizierung</strong>en durchführen<br />
bzw. <strong>in</strong> den vergangenen Jahren durchgeführt haben. E<strong>in</strong>e vollständige<br />
Übersicht über die Bildungse<strong>in</strong>richtungen, die <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Nachqualifizierung</strong>en anbieten,<br />
ist nicht verfügbar. Ziel der Befragung war, e<strong>in</strong>en Überblick über das Bildungsangebot,<br />
den Teilnehmerkreis <strong>und</strong> den Teilnahmeerfolg zu gew<strong>in</strong>nen. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus wurden die Bildungse<strong>in</strong>richtungen gebeten, E<strong>in</strong>schätzungen zur zukünftigen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> zu Handlungsbedarfen zu äußern. Die Rücklaufquote lag bei r<strong>und</strong><br />
50 %. Dabei gaben <strong>in</strong>sgesamt 50 Bildungsstätten an, <strong>Nachqualifizierung</strong>en anzubieten<br />
bzw. angeboten zu haben.<br />
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass abschlussorientierte Qualifizierungen<br />
derzeit <strong>in</strong> der Regel mittel- bis langfristig <strong>in</strong> Vollzeitform <strong>und</strong> für Arbeits- bzw. Erwerbslose<br />
angeboten werden. Stark verbreitet s<strong>in</strong>d Lehrgänge <strong>in</strong> den kaufmännischen<br />
<strong>und</strong> Büroberufen, gefolgt von Verkehrs- <strong>und</strong> Lagerberufen, sonstigen Dienstleistungsberufen,<br />
Metall- <strong>und</strong> Elektroberufen sowie Hotel- <strong>und</strong> Gaststättenberufen.<br />
Abend- <strong>und</strong> Wochenendveranstaltungen, die für Erwerbstätige e<strong>in</strong>facher <strong>in</strong> <strong>An</strong>spruch<br />
zu nehmen s<strong>in</strong>d, haben wenig Verbreitung. Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
bilden e<strong>in</strong>e wichtige Zielgruppe: 40 % der E<strong>in</strong>richtungen gehen davon aus,<br />
dass 30 % <strong>und</strong> mehr der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
aufweisen. Der <strong>An</strong>teil aller Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer, die die betreffenden<br />
Lehrgänge abbrechen, liegt für zwei Drittel der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> bei maximal 10 %. Etwa jede vierte Bildungse<strong>in</strong>richtung verzeichnet<br />
allerd<strong>in</strong>gs auch höhere Abbruchquoten. Zu den Faktoren, die den erfolgreichen Abschluss<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> erschweren, gehören nach Erfahrung der befragten<br />
hessischen Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>sbesondere F<strong>in</strong>anzierungs- <strong>und</strong> Lernschwierigkeiten,<br />
die familiäre Situation, e<strong>in</strong>e mangelnde schulische Vorbildung sowie gegebenenfalls<br />
e<strong>in</strong> mangelndes Sprachverständnis bzw. unzureichende Deutschkenntnisse<br />
der teilnehmenden Personen. Zwei Drittel der E<strong>in</strong>richtungen geben an, dass<br />
alle ihre <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen nach der <strong>An</strong>erkennungs- <strong>und</strong> Zulassungs-<br />
IV
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
verordnung Weiterbildung zertifiziert s<strong>in</strong>d. Mit Blick auf die nächsten fünf Jahre erwartet<br />
knapp die Hälfte der Bildungse<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e zunehmende Nachfrage<br />
nach <strong>Nachqualifizierung</strong>en, 38 % e<strong>in</strong>e konstante Nachfrage <strong>und</strong> 16 % e<strong>in</strong>e Nachfrageverr<strong>in</strong>gerung.<br />
Im Jahr 2009 nahmen gemäß Prüfungsstatistik hessenweit 2.662 Personen an e<strong>in</strong>er<br />
Externen- bzw. Umschulungsprüfung teil. Der <strong>An</strong>teil dieser Prüfungen an allen Prüfungsteilnahmen<br />
lag bei r<strong>und</strong> 7 %. Durchgeführt wurden sie zu etwa 85 % im Bereich<br />
Industrie <strong>und</strong> Handel, <strong>in</strong> dem jährlich „nur“ ca. 60 % der Ausbildungsverträge<br />
geschlossen werden. Deutlich unterproportional ist vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> die Beteiligung<br />
des Handwerks, <strong>in</strong> dem ca. 25 % der Ausbildungsverträge abgeschlossen,<br />
aber nur ca. 7 % der <strong>Nachqualifizierung</strong>en durchgeführt wurden. Mit Abstand die<br />
meisten Prüfungen erfolgten im kaufmännischen Bereich, darunter vor allem <strong>in</strong> den<br />
Berufen Bürokaufmann/-frau sowie Kaufmann/-frau im E<strong>in</strong>zelhandel.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des großen Kreises potenzieller Interessenten fällt die Zahl der<br />
Prüfungen bzw. erfolgten <strong>Nachqualifizierung</strong>en ger<strong>in</strong>g aus. Allerd<strong>in</strong>gs bef<strong>in</strong>det sich<br />
die Entwicklung des Marktes für <strong>Nachqualifizierung</strong>en noch <strong>in</strong> den <strong>An</strong>fängen. <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
stehen <strong>in</strong>sbesondere seit 2008 im Fokus zahlreicher Untersuchungen.<br />
Diese haben bereits zur Initiierung verschiedener Programme <strong>und</strong> Initiativen<br />
geführt. Da die Entwicklung von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen Zeit <strong>in</strong> <strong>An</strong>spruch<br />
nimmt <strong>und</strong> es dauert, bis die verschiedenen Maßnahmen ihre Wirkungen entfalten<br />
<strong>und</strong> sich Lerneffekte e<strong>in</strong>stellen, können sich die Initiativen <strong>und</strong> Verbesserungen der<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den zuvor dargestellten Zahlen noch nicht vollständig widerspiegeln.<br />
Zudem s<strong>in</strong>d die im Rahmen der Studie identifizierten <strong>und</strong> im Folgenden<br />
entlang des Wegs h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> aufgezeigten wesentlichen Handlungsbedarfe<br />
vor e<strong>in</strong>em sich stetig verändernden H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zu betrachten.<br />
Hemmnisse bzw. Handlungsbedarfe im Bereich <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
Sowohl die Erhebung bei den Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen als auch die im Rahmen<br />
der Studie durchgeführten Expertengespräche zeigen Hemmnisse <strong>und</strong> Handlungsfelder<br />
des Instrumentes <strong>Nachqualifizierung</strong> auf. So ist häufig die Möglichkeit, e<strong>in</strong>en<br />
Berufsabschluss nachträglich erwerben zu können, den <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten nach<br />
Me<strong>in</strong>ung der Experten nicht bekannt. Insbesondere arbeitslose <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte<br />
zeigen teilweise ke<strong>in</strong> Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>, weil deren Nutzen für<br />
sie ungewiss ist. Auch die Erwartung, <strong>in</strong> absehbarer Zeit e<strong>in</strong> neues Beschäftigungsverhältnis<br />
aufnehmen zu können, kann bei ihnen das Interesse an e<strong>in</strong>er längerfristigen<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> hemmen. Beschäftigten <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten wiederum ist<br />
nach <strong>An</strong>sicht der Experten häufig nicht bewusst, dass e<strong>in</strong> fehlender Berufsabschluss<br />
die Arbeitsmarktposition zukünftig verschlechtern bzw. der Erwerb e<strong>in</strong>es<br />
V
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
solchen die Arbeitsmarktposition zukünftig verbessern dürfte, wenn die <strong>An</strong>forderungen<br />
auch im Bereich e<strong>in</strong>facher Tätigkeiten steigen.<br />
Haben die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten das Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> entwickelt,<br />
verh<strong>in</strong>dern häufig noch unzureichende Beratungsstrukturen die Teilnahme an<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>. Nach <strong>An</strong>sicht der Experten fehlt e<strong>in</strong>e zentrale Stelle bzw.<br />
e<strong>in</strong> – angesichts der Komplexität der Fragestellungen erforderliches – Netzwerk vor<br />
Ort, das für die Beratung aller <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten zuständig ist <strong>und</strong> das darüber<br />
aufklären kann, welcher Beruf aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er eventuell vorhandenen Berufserfahrung<br />
<strong>in</strong> Frage kommt bzw. welche Lücken wo <strong>und</strong> wie <strong>in</strong> welcher Zeit, mit welchen<br />
Kosten <strong>und</strong> welchen F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten geschlossen werden können. Die<br />
bestehenden Beratungse<strong>in</strong>richtungen – z. B. die der Agenturen für Arbeit bzw. der<br />
Gr<strong>und</strong>sicherungsstellen, die hessischen Qualifizierungsberatungsstellen oder die<br />
Kammern – s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>ige <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte nicht (primär) zuständig <strong>und</strong> für diese<br />
Aufgaben personell <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziell unzureichend ausgestattet. Kompetenzfeststellungsverfahren<br />
werden häufig nur <strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong> unsystematisch durchgeführt. H<strong>in</strong>zu<br />
kommt, dass die beratenden Stellen teilweise nicht über eventuell nutzbare Bildungsangebote<br />
aufklären können, weil diese nur unzureichend <strong>in</strong> den verfügbaren<br />
Datenbanken ausgewiesen werden.<br />
Nach e<strong>in</strong>er erfolgreichen Kompetenzfeststellung <strong>und</strong> Beratung mangelt es häufig an<br />
e<strong>in</strong>em passgenauen Bildungsangebot. Zum Teil fehlen entsprechende <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
ganz, weil die potenziellen <strong>An</strong>bieter <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
noch nicht als (zukunftsfähigen) Markt ansehen. Die Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung<br />
der Qualifizierungen lohnt sich für sie nicht, weil die erwarteten Teilnehmerzahlen an<br />
den Kursen zu ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d. Die Heterogenität des Personenkreises – diese erfordert<br />
e<strong>in</strong>e Differenzierung des <strong>An</strong>gebots z. B. nach Beruf <strong>und</strong> Sprachvoraussetzungen –<br />
erschwert das Erreichen der benötigten M<strong>in</strong>destteilnehmerzahlen. Nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />
f<strong>in</strong>den bisher <strong>in</strong>sbesondere kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittlere Betriebe bzw. die dort Beschäftigten<br />
regional <strong>und</strong> berufsspezifisch zusammen, um e<strong>in</strong>e Nachfrage zu organisieren<br />
<strong>und</strong> zu kommunizieren. Zugleich s<strong>in</strong>d Kooperationen zwischen Bildungsträgern<br />
noch eher selten. Bereits bestehende <strong>An</strong>gebote der beruflichen Schulen, die<br />
vor allem theoretische Berufs<strong>in</strong>halte vermitteln, <strong>und</strong> auch der überbetrieblichen Bildungsstätten<br />
des Handwerks, die wiederum eher praxisorientiert s<strong>in</strong>d, werden für<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen genutzt. H<strong>in</strong>derlich ist, dass e<strong>in</strong>e geförderte<br />
Teilnahme an den Lehrgängen <strong>in</strong> diesen E<strong>in</strong>richtungen – u. a. aufgr<strong>und</strong> häufig<br />
fehlender AZWV-Zertifizierung – problematisch ist. Zudem unterscheidet sich das<br />
typische Klientel dieser E<strong>in</strong>richtungen z. B. h<strong>in</strong>sichtlich der Altersstruktur von dem<br />
für <strong>Nachqualifizierung</strong>en <strong>in</strong> Frage kommenden Personenkreis. Im Zuge des demografischen<br />
Wandels dürften allerd<strong>in</strong>gs sowohl <strong>in</strong> den Berufsschulen als auch überbetrieblichen<br />
Bildungsstätten <strong>in</strong> den kommenden Jahren Kapazitäten frei werden,<br />
die verstärkt für <strong>Nachqualifizierung</strong>en e<strong>in</strong>gesetzt werden könnten.<br />
VI
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Die für e<strong>in</strong>ige Berufe bereits entwickelten <strong>Nachqualifizierung</strong>sangebote s<strong>in</strong>d derzeit<br />
noch selten <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne ideal modularisiert, dass die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten an berufliche<br />
Erfahrungen sowie <strong>in</strong>formell erworbene Kompetenzen anknüpfen, die Qualifizierungen<br />
unterbrechen <strong>und</strong> später fortführen sowie letztlich e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
flexibel <strong>in</strong> möglichst kurzer Zeit absolvieren können. Dies trifft sowohl auf die<br />
nach Landesrecht geregelten Ausbildungsberufe, aber auch auf die Mehrheit der<br />
nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) <strong>und</strong> Handwerksordnung (HwO) geregelten zu.<br />
Häufig s<strong>in</strong>d die bisher verwendeten „Module“ eher als Ausbildungsabschnitte zu bezeichnen,<br />
da sie nache<strong>in</strong>ander zu absolvieren s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> für das ger<strong>in</strong>ge <strong>An</strong>gebot an modularen <strong>Nachqualifizierung</strong>en bestand<br />
bisher auch <strong>in</strong> der mangelnden Akzeptanz der bereits entwickelten Konzeptionen<br />
seitens der <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> für die Prüfungen bzw. Prüfungszulassung zuständigen Stellen.<br />
Diese wird mit der fehlenden Rechtssicherheit <strong>und</strong> Flexibilität bei der <strong>An</strong>wendung<br />
der Konzepte begründet. Für die Ausbildungsberufe ihres Zuständigkeitsbereichs<br />
haben sich die beiden großen hessischen Kammern IHK <strong>und</strong> HWK im Jahr<br />
2010 darauf verständigt, bei <strong>Nachqualifizierung</strong>en hauptsächlich so genannte „betriebliche<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e“ zu akzeptieren. Dieses von den Kammern eigens<br />
entwickelte Konzept sieht vor, dass je Qualifizierungsbauste<strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens<br />
60 % der Qualifizierungszeit auf Tätigkeiten entfallen sollen, die <strong>in</strong> geeigneten Betrieben<br />
der Wirtschaft oder vergleichbaren E<strong>in</strong>richtungen vermittelt werden. Dies soll<br />
sicherstellen, dass die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten e<strong>in</strong>e zur dualen Ausbildung vergleichbare<br />
Qualifizierung durchlaufen bzw. vergleichbare berufliche Kompetenzen erwerben,<br />
auch um e<strong>in</strong>e Entwertung der im Rahmen e<strong>in</strong>er dualen Ausbildung erworbenen<br />
Abschlüsse zu verh<strong>in</strong>dern. Die neuen <strong>An</strong>forderungen an die Module ersche<strong>in</strong>en allerd<strong>in</strong>gs<br />
vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> hoch, dass sich die Gew<strong>in</strong>nung von Unternehmen für<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en <strong>in</strong>sbesondere arbeitsloser <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> fremden Betrieben beschäftigter<br />
<strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> als problematisch erwiesen hat. Gleichzeitig setzen<br />
die <strong>An</strong>forderungen der Kammern auch e<strong>in</strong>er Nutzung von e-learn<strong>in</strong>g-Konzepten bei<br />
mittel- bis langfristigen Qualifizierungen Grenzen.<br />
Die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung mit öffentlichen Mitteln wird – sowohl im Vorfeld der<br />
eigentlichen <strong>Nachqualifizierung</strong> (z. B. bei der Kompetenzfeststellung oder<br />
<strong>An</strong>erkennung bzw. Bewertung ausländischer Abschlüsse) als auch <strong>in</strong> ihrem Verlauf<br />
– von den befragten Experten <strong>und</strong> Weiterbildungsbildungsträgern als unverzichtbar<br />
angesehen, um vielen <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten sowie kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> mittleren<br />
Unternehmen mit begrenzten Kapazitäten die Teilnahme an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> zu ermöglichen. <strong>An</strong> den gegenwärtigen Fördermöglichkeiten<br />
werden allerd<strong>in</strong>gs sowohl Höhe als auch Struktur kritisiert. Die Gewährung der<br />
Unterstützung – diese kann hauptsächlich auf Basis des Sozialgesetzbuches<br />
erfolgen – liegt regelmäßig im Ermessen der zuständigen Stellen, deren Ziel primär<br />
die möglichst schnelle Vermittlung <strong>in</strong> Arbeit darstellt. Zudem erfolgt die Förderung<br />
VII
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
nur <strong>in</strong>direkt über die F<strong>in</strong>anzierung der Kurse, sie ist auf ausgewählte<br />
Personengruppen beschränkt <strong>und</strong> letzlich von der f<strong>in</strong>anziellen Ausstattung der<br />
Programme abhängig. Die bei e<strong>in</strong>igen <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten im Rahmen der Lehrgänge<br />
entstehenden Kosten werden durch die Programme zum Teil unzureichend<br />
gedeckt, um wirksame <strong>An</strong>reize für <strong>Nachqualifizierung</strong>en zu setzen. Insbesondere<br />
Kosten für Lernbegleitung <strong>und</strong> sozialpädagogische Begleitung sowie z. B. für so genannte<br />
weiterbildungsbegleitende Hilfen, die für e<strong>in</strong>ige <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte, <strong>in</strong>sbesondere<br />
die mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, als unverzichtbar angesehen werden, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
der Regel (noch) nicht Gegenstand der Förderung.<br />
Die für e<strong>in</strong>e Förderung über das SGB <strong>in</strong> der Regel erforderliche AZWV-Zertifizierung<br />
der Maßnahmen erweist sich ebenfalls teilweise als h<strong>in</strong>derlich. Sie nimmt aus betrieblicher<br />
Perspektive zu viel Zeit <strong>in</strong> <strong>An</strong>spruch (m<strong>in</strong>destens ca. vier Monate). Zudem<br />
erhöhen die Zertifizierungskosten die erforderliche M<strong>in</strong>destteilnehmerzahl, ab der<br />
sich die Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung e<strong>in</strong>es Kurses für Bildungsträger rechnet. Der<br />
Verknüpfung von B<strong>und</strong>es- mit Landes- <strong>und</strong> ESF-Mitteln s<strong>in</strong>d aufgr<strong>und</strong> der <strong>An</strong>forderungen<br />
ebenfalls Grenzen gesetzt.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus erschweren e<strong>in</strong>ige Vorschriften der Förderung bzw. der Programme<br />
– wie z. B. die, dass die Weiterbildung von Beschäftigten während betriebsüblicher<br />
Arbeitszeiten stattf<strong>in</strong>den soll – sowie die stetige Veränderung der Förderrichtl<strong>in</strong>ien<br />
das Gew<strong>in</strong>nen von Beschäftigten <strong>und</strong> von Betrieben. Zwar können an förderfähigen<br />
FbW-Maßnahmen gr<strong>und</strong>sätzlich sowohl Beschäftigte als auch Arbeitslose nach<br />
SGB II bzw. SGB III teilnehmen. Allerd<strong>in</strong>gs kann es am Übergang der Arbeitslosen<br />
von e<strong>in</strong>em Rechtskreis <strong>in</strong> den anderen zu F<strong>in</strong>anzierungsproblemen kommen, die<br />
mittel- bis langfristige Qualifizierungen erschweren. Hier wird derzeit seitens der<br />
B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit bzw. der Gr<strong>und</strong>sicherungsstellen bereits an Lösungen gearbeitet.<br />
Wenn e<strong>in</strong>e Kompetenzfeststellung <strong>und</strong> die darauf aufbauende <strong>Nachqualifizierung</strong> im<br />
Vorfeld mit der zuständigen Kammer abgestimmt wurden, ist zu erwarten, dass e<strong>in</strong><br />
Externer nach dem erfolgreichen Absolvieren der Lehrgänge zur Abschlussprüfung<br />
zugelassen wird. <strong>An</strong>ders gestaltet es sich, wenn e<strong>in</strong> Interessent bei der Zulassung<br />
erstmals mit der Kammer <strong>in</strong> Kontakt tritt <strong>und</strong> diese se<strong>in</strong>e eventuell <strong>in</strong>formell erworbenen<br />
Kompetenzen akzeptieren bzw. feststellen <strong>und</strong> bewerten muss. Die Experten<br />
sehen e<strong>in</strong>en gewissen Ermessensspielraum der zuständigen Stellen, der es <strong>An</strong>- <strong>und</strong><br />
Ungelernten erschweren kann, die Zulassung bzw. letztlich durch die Prüfung e<strong>in</strong>en<br />
Abschluss zu erhalten. Zum Teil wird die Zulassung zu Externenprüfungen restriktiv<br />
gehandhabt, weil die zuständigen Stellen e<strong>in</strong> zu ger<strong>in</strong>ges Qualifikationsniveau bei<br />
den <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten erwarten. Als Reaktion wurde z. B. im Rahmen des B<strong>und</strong>esprogramms<br />
Perspektive Berufsabschluss e<strong>in</strong> Begleitprojekt angestoßen, das die<br />
regionalen Vorhaben bei Fragen der Zulassung zur Externenprüfung unterstützen<br />
VIII
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
soll <strong>und</strong> das letztlich darauf abzielt, Standards im Bereich der Zulassung zur Externenprüfung<br />
zu entwickeln <strong>und</strong> zu transferieren.<br />
Viele Ausländer mit e<strong>in</strong>em im Ausland erworbenen Berufsabschluss zählen deshalb<br />
zu den <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten, weil ihrem Abschluss <strong>in</strong> Deutschland die <strong>An</strong>erkennung<br />
fehlt. Dieser Personenkreis bietet – mit der Maßgabe, dass die im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
dualen Berufsausbildung erworbenen deutschen Berufsabschlüsse nicht entwertet<br />
werden dürfen – <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong> hohes Potenzial für <strong>Nachqualifizierung</strong>en, weil e<strong>in</strong>e<br />
<strong>An</strong>erkennung des Abschlusses oder zum<strong>in</strong>dest von Teilqualifikationen den kurzbzw.<br />
mittelfristigen Erwerb e<strong>in</strong>es Abschlusses ermöglicht. Zwar führen die für e<strong>in</strong>en<br />
Beruf jeweils zuständigen Stellen – <strong>in</strong> der Regel die Kammern – gr<strong>und</strong>sätzlich so<br />
genannte „<strong>An</strong>erkennungsverfahren“ durch, <strong>in</strong> denen die ausländischen Qualifikationen<br />
bewertet werden <strong>und</strong> die – <strong>in</strong> Ausnahmefällen – mit e<strong>in</strong>er vollständigen <strong>An</strong>erkennung<br />
ohne Auflagen abschließen können. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Interessenten <strong>und</strong><br />
auch die die Verfahren durchführenden Stellen mit vielfältigen Problemen konfrontiert:<br />
Die anerkennende Stelle stellt es vor große Herausforderungen, ausländische<br />
Bildungsgänge bzw. Zeugnisse vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es „vergleichbaren“ deutschen<br />
Bildungsgangs zu bewerten. In e<strong>in</strong>em Eckpunktepapier hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />
im Dezember 2009 zudem festgestellt, dass die bisherige Praxis durch e<strong>in</strong>e<br />
große Unübersichtlichkeit h<strong>in</strong>sichtlich der Verfahren sowie der dafür zuständigen<br />
Stellen geprägt ist. Darüber h<strong>in</strong>aus haben nur ausgewählte Personengruppen <strong>An</strong>spruch<br />
auf e<strong>in</strong>e <strong>An</strong>erkennung bzw. Bewertung ihrer Qualifikationen, für die zudem<br />
e<strong>in</strong>heitliche Kriterien fehlen.<br />
Handlungsansätze im Bereich <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
Die dargestellten Hemmnisse für die Umsetzung von <strong>Nachqualifizierung</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
der Regel nicht hessenspezifisch. Trotzdem bieten sich den <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> an <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
beteiligten Institutionen <strong>und</strong> Personengruppen Handlungsoptionen, um<br />
zur Fachkräftesicherung aber auch vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> sozialer Gesichtspunkte die<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für <strong>Nachqualifizierung</strong>en zu verbessern. Diese lassen sich zusammenfassend<br />
vor allem den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Beratung <strong>und</strong> Kompetenzfeststellung,<br />
Bereitstellung von zielgruppenadäquaten Bildungsangeboten<br />
sowie f<strong>in</strong>anzielle Unterstützungsmöglichkeiten (e<strong>in</strong>schließlich weiterbildungsbegleitender<br />
Hilfen) zuordnen. Ihre Umsetzung erfordert <strong>in</strong> der Regel die Kooperation der<br />
beteiligten Personengruppen bzw. Institutionen. Das Land <strong>Hessen</strong> ist vor allem als<br />
Impulsgeber <strong>und</strong> Moderator gefordert.<br />
Um den <strong>in</strong> Frage kommenden Personenkreis für <strong>Nachqualifizierung</strong>en zu sensibilisieren,<br />
s<strong>in</strong>d gezielte <strong>An</strong>sprachen beispielsweise über Interessensverbände (z. B.<br />
Frauen- oder Migrantenorganisationen), Branchenverbände, Arbeitgeber, Gewerkschaften<br />
<strong>und</strong> Betriebsräte oder die für die Vermittlung <strong>in</strong> Arbeit bzw. die Gr<strong>und</strong>siche-<br />
IX
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
rung zuständigen Stellen wünschenswert. Der Bekanntheitsgrad des Instruments<br />
Externenprüfung kann zudem durch e<strong>in</strong>e von den verschiedenen am <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess<br />
beteiligten Institutionen, Verbänden, Gewerkschaften <strong>und</strong> Interessensvertretern<br />
mitgetragene öffentlichkeitswirksame Kampagne gesteigert werden.<br />
Für alle <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten <strong>und</strong> auch für Betriebe sollten <strong>in</strong>dividuelle Beratungsmöglichkeiten<br />
zum Thema <strong>Nachqualifizierung</strong> gewährleistet se<strong>in</strong>. In die vorhandenen<br />
Lücken stoßen aktuell u. a. die <strong>in</strong>sgesamt fünf hessischen Projekte im Rahmen<br />
des B<strong>und</strong>esprogramms Perspektive Berufsabschluss, deren Arbeiten <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
<strong>in</strong> der Netzwerkarbeit bei der Gestaltung zukünftiger Initiativen berücksichtigt<br />
werden können. Erforderlich ist die Sicherstellung ausreichender personeller Kapazitäten<br />
der beratenden Stellen, die Schulung der Berater/<strong>in</strong>nen bzgl. des Themas<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>und</strong> im Umgang mit dem betreffenden Personenkreis, die Klärung<br />
von <strong>in</strong>stitutionellen Zuständigkeiten <strong>und</strong> deren Kommunikation sowie die Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Vernetzung der verschiedenen regionalen Akteure. Zur Identifikation<br />
des regionalen Bedarfs <strong>und</strong> des Potenzials für <strong>Nachqualifizierung</strong>en s<strong>in</strong>d<br />
darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Verbesserung der empirischen Informationsgr<strong>und</strong>lagen <strong>in</strong> der<br />
amtlichen Statistik <strong>und</strong> e<strong>in</strong> regionaler Austausch der Akteure wünschenswert. Um<br />
praxisorientierte Bildungsarbeit zu ermöglichen, können Betriebe gezielt angesprochen<br />
werden, aber auch (weitere) über- <strong>und</strong> außerbetriebliche Lösungen geprüft<br />
werden. Für e<strong>in</strong>zelne Regionen stellt auch die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er zentralen <strong>Nachqualifizierung</strong>se<strong>in</strong>richtung,<br />
<strong>in</strong> der die Beratungs- <strong>und</strong> Bildungsdienstleistungen gebündelt<br />
werden, <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionelle Verankerung von <strong>Nachqualifizierung</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Option dar.<br />
Um den Bildungsanbietern e<strong>in</strong>e Planungsgr<strong>und</strong>lage für die <strong>An</strong>gebotsbereitstellung<br />
zu geben <strong>und</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte wie Betriebe für <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
zu gew<strong>in</strong>nen, wäre e<strong>in</strong>e dauerhaft gesicherte, transparente F<strong>in</strong>anzierung der Teilnahme<br />
an Maßnahmen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Verstetigung der Förderung wünschenswert. Für<br />
<strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte, die auf e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> flankierende <strong>An</strong>gebote wie z. B.<br />
weiterbildungsbegleitende Hilfen, Mentor<strong>in</strong>g, sozialpädagogische Begleitung angewiesen<br />
s<strong>in</strong>d, können die Fördermöglichkeiten diesbezüglich verbessert werden.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte sich e<strong>in</strong>e etwaige Förderung des Landes im Bereich <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
nach <strong>An</strong>sicht verschiedener Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten darauf konzentrieren,<br />
die verschiedenen B<strong>und</strong>esprogramme zu ergänzen, <strong>und</strong> sich nicht als Alternative<br />
zu anderen Programmen verstehen.<br />
Zur Unterstützung der <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten sowie der zuständigen Stellen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der <strong>An</strong>erkennung im Ausland erworbener Abschlüsse wurden bereits verschiedene<br />
Maßnahmen ergriffen. Für 2011 plant die B<strong>und</strong>esregierung die Verabschiedung<br />
e<strong>in</strong>es „<strong>An</strong>erkennungsgesetzes“. Der Gesetzesentwurf sieht derzeit vor, dass<br />
jede zugewanderte Person e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch auf die Prüfung e<strong>in</strong>es <strong>An</strong>erken-<br />
X
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
nungsantrags <strong>in</strong>nerhalb von drei Monaten <strong>und</strong> die Möglichkeit auf e<strong>in</strong>e Teilanerkennung<br />
der Qualifikationen erhält. Darüber h<strong>in</strong>aus ist geplant, dass <strong>in</strong> den Verfahren<br />
zukünftig jeweils die wesentlichen Lücken <strong>und</strong> der (eventuelle) <strong>An</strong>passungsqualifizierungsbedarf<br />
ermittelt <strong>und</strong> dokumentiert werden. Wo sich e<strong>in</strong>e Auslandsqualifikation<br />
als nicht gleichwertig erweist, sollen die <strong>An</strong>tragsteller über die verschiedenen<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen <strong>in</strong>formiert <strong>und</strong> beraten werden. Das geplante Gesetz<br />
sieht somit zahlreiche Verpflichtungen für die anerkennenden Stellen vor, die –<br />
angesichts des hohen Ausländeranteils <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> – mit e<strong>in</strong>em hohen personellen<br />
<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen Aufwand e<strong>in</strong>hergehen könnten. Zwar s<strong>in</strong>d im Zuge der Verpflichtung<br />
der Kammern bereits weitere Unterstützungen auf B<strong>und</strong>esebene vorgesehen.<br />
Eventuell zeigt sich aber nach der endgültigen Verabschiedung des Gesetzes weiterer<br />
Handlungsbedarf, der kooperativ von Land <strong>und</strong> Kammern identifiziert <strong>und</strong> bewältigt<br />
werden kann.<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en können präventiv wirkende <strong>An</strong>sätze zur Vermeidung von Ausbildungslosigkeit<br />
ergänzen <strong>und</strong> stellen damit ‚e<strong>in</strong>’ Instrument zur Fachkräftesicherung<br />
dar. Viele <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte müssen jedoch lange <strong>und</strong> kosten<strong>in</strong>tensive Bildungswege<br />
absolvieren, um ihre Arbeitsmarktchancen verbessern <strong>und</strong> den Status<br />
e<strong>in</strong>er „Fachkraft“ erlangen zu können. Für diese Qualifizierungen gelten häufig die<br />
gleichen schulischen Zugangsvoraussetzungen wie für e<strong>in</strong>e konventionelle Ausbildung,<br />
was die Teilnahme angesichts des zum Teil niedrigen Bildungsniveaus vieler<br />
<strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> zusätzlich erschwert. H<strong>in</strong>zu kommt, dass e<strong>in</strong>ige <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte<br />
zum Erwerb der Zulassungsvoraussetzungen der Externenprüfung Praxiserfahrungen<br />
<strong>in</strong> gleich mehreren Betrieben sammeln müssten. Der Bereitschaft der Betriebe<br />
zur Unterstützung von <strong>Nachqualifizierung</strong>en arbeitsloser <strong>und</strong> betriebsfremder<br />
Personen dürften aber letztlich angesichts knapper Kapazitäten <strong>und</strong> zum Schutz<br />
von Betriebs<strong>in</strong>terna Grenzen gesetzt se<strong>in</strong>.<br />
Nur bei Personen mit entsprechender Berufserfahrung <strong>und</strong>/oder Zugewanderten mit<br />
e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Ausland erworbenen Berufsabschluss ist zu erwarten, dass diese über die<br />
<strong>An</strong>erkennung erworbener Kompetenzen kurz- bis mittelfristig diesen Status erlangen<br />
können. Das Spektrum möglicher Berufsabschlüsse beschränkt sich dann auf Bereiche,<br />
<strong>in</strong> denen bereits Kompetenzen vorliegen. E<strong>in</strong> Potenzial für kurz- bis mittelfristige<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en gibt es daher <strong>in</strong> bestimmten Bereichen <strong>und</strong> für bestimmte<br />
Personengruppen. Zu den Bereichen mit besonderem Potenzial für <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
zählen die Experten z. B. die Alten- <strong>und</strong> Krankenpflege sowie die<br />
Gastronomie.<br />
XI
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
1 E<strong>in</strong>leitung<br />
<strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte bilden e<strong>in</strong>e Problemgruppe am hessischen Arbeitsmarkt: Diese<br />
Personen, die über ke<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Deutschland anerkannten Berufsabschluss verfügen<br />
oder e<strong>in</strong>en Berufsabschluss nicht adäquat verwerten (können), tragen e<strong>in</strong> hohes Risiko<br />
arbeitslos zu werden. 1 Zudem s<strong>in</strong>d sie häufig <strong>in</strong> atypischen Beschäftigungsformen<br />
zu f<strong>in</strong>den. 2 Die fehlenden beruflichen Entwicklungsperspektiven bee<strong>in</strong>flussen<br />
unter Umständen außerdem – auch jenseits der beruflichen Betätigung – deren Integration<br />
<strong>in</strong> das gesellschaftliche Leben.<br />
Wenn sich die Arbeitsmarktposition der <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten noch verschlechtern<br />
sollte, weil e<strong>in</strong>fache Arbeitsplätze wegfallen <strong>und</strong> die <strong>An</strong>forderungen auch im Bereich<br />
e<strong>in</strong>facher Tätigkeiten steigen, drohen für die Zukunft aus gesamtwirtschaftlicher<br />
Perspektive (zusätzliche) Kosten für Sozialleistungen. Zugleich ist der hessische<br />
Arbeitsmarkt bereits heute <strong>in</strong> Teilen von Fachkräfteknappheit geprägt. Unternehmen<br />
können offene Stellen nicht adäquat besetzen, weil die Qualifikationen der Bewerber<br />
<strong>und</strong> die <strong>An</strong>forderungen für die zu besetzenden Stellen nicht harmonieren. Dies bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
die regionale, nationale <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Wettbewerbsfähigkeit der<br />
hessischen Wirtschaft. Unter Umständen fallen langfristig die Produktion, das<br />
volkswirtschaftliche E<strong>in</strong>kommen, Steuere<strong>in</strong>nahmen <strong>und</strong> Sozialbeiträge ger<strong>in</strong>ger aus,<br />
als es möglich wäre. Das Fehlen anerkannter, verwertbarer Berufsabschlüsse hat<br />
folglich weitreichende volkswirtschaftliche Konsequenzen.<br />
Neben (präventiven) <strong>An</strong>sätzen, z. B. im Bereich der schulischen <strong>und</strong> beruflichen<br />
(Erst-)Ausbildung, wird <strong>in</strong> der <strong>Nachqualifizierung</strong> von <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten e<strong>in</strong>e<br />
Möglichkeit gesehen, den genannten Problemen zu begegnen. E<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
bietet die Gelegenheit, nachträglich e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Deutschland anerkannten Berufsabschluss<br />
zu erwerben <strong>und</strong> <strong>in</strong>sofern die qualifikationsbed<strong>in</strong>gte Lücke zwischen Arbeitsangebot<br />
<strong>und</strong> -nachfrage zu schließen.<br />
In <strong>Hessen</strong> ist die <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> Teil des für die Jahre<br />
2010-2012 erneuerten Hessischen Paktes für Ausbildung. Die Paktpartner haben<br />
sich dabei darauf verständigt, „die <strong>An</strong>gebote zur (auch berufsbegleitenden <strong>und</strong> modularen)<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> von Ger<strong>in</strong>gqualifizierten zu verbessern <strong>und</strong> quantitativ<br />
auszuweiten.“ 3 Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wurde die <strong>Hessen</strong> Agentur vom Hessischen<br />
M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Verkehr <strong>und</strong> Landesentwicklung beauftragt, im Rahmen<br />
der vorliegenden Studie quantitative <strong>und</strong> qualitative Informationen zur Nachqualifi-<br />
1 Vgl. zur qualifikationsspezifischen Arbeitslosigkeit Re<strong>in</strong>berg, A. u. Hummel, M. (2007), S. 18ff.<br />
2 Vgl. zum Zusammenhang von Qualifikation <strong>und</strong> atypischen Beschäftigungsformen Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.)<br />
(2010). Als atypisch gelten – im Unterschied zu e<strong>in</strong>em „normalen“ Arbeitsverhältnis – beispielsweise befristete <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gfügige<br />
Beschäftigung, Teilzeitarbeit bis zu 20 Wochenst<strong>und</strong>en sowie Zeitarbeit.<br />
3 Hessischer Pakt für Ausbildung für die Jahre 2010 bis 2012 zwischen Wirtschaft, Kommunalen Spitzenverbänden, Regionaldirektion<br />
<strong>Hessen</strong> der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit <strong>und</strong> Hessischer Landesregierung vom 17.03.2010, S. 15f.<br />
1
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
zierungssituation <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> bereitzustellen, H<strong>in</strong>dernisse für abschlussorientierte<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en zu identifizieren <strong>und</strong> Handlungsansätze aufzuzeigen.<br />
Folgende Leitfragen wurden dazu im Vorfeld der Untersuchung formuliert:<br />
• Wie viele Beschäftigte <strong>und</strong> Arbeitslose <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> kommen potenziell für e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> Frage? Wie setzt sich die Gruppe der Personen ohne Berufsabschluss<br />
zusammen?<br />
• Welche Faktoren bee<strong>in</strong>flussen die Entscheidung von Personen für oder gegen<br />
die Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>? Welche Faktoren bee<strong>in</strong>flussen Betriebe,<br />
ob sie e<strong>in</strong>e Beteiligung ihrer Beschäftigten an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> unterstützen?<br />
Welche Faktoren bee<strong>in</strong>flussen den erfolgreichen Abschluss e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>?<br />
• Welches <strong>An</strong>gebot zur <strong>Nachqualifizierung</strong> besteht <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>?<br />
• Welche Schwerpunkte hat die tatsächlich realisierte <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>?<br />
Wie viele Abschlussprüfungen werden <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> außerhalb e<strong>in</strong>er „normalen“<br />
Ausbildung (erfolgreich) abgelegt?<br />
• Wie ist die Förderlandschaft im Bereich <strong>Nachqualifizierung</strong> ausgestaltet, d. h., mit<br />
welchen Programmen / Initiativen werden die <strong>Nachqualifizierung</strong>en selbst bzw.<br />
die Strukturen gefördert?<br />
• Wie beurteilen Vertreter der Wirtschaft <strong>und</strong> Experten die Strukturen bzw. das <strong>An</strong>gebot<br />
zur <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>? Entspricht die Gestaltung des <strong>An</strong>gebots<br />
dem Bedarf der Betriebe?<br />
• Wie beurteilen Vertreter der Wirtschaft <strong>und</strong> Experten die Auswirkungen e<strong>in</strong>er erfolgreich<br />
abgeschlossenen <strong>Nachqualifizierung</strong> auf die Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Karrierechancen<br />
der Teilnehmer?<br />
• Welche zukünftigen Entwicklungen ersche<strong>in</strong>en aus Sicht von Vertretern der Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Experten <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> wünschenswert? Welche Beiträge können Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Land zur erfolgreichen <strong>Nachqualifizierung</strong> an- <strong>und</strong> ungelernter Personen<br />
leisten?<br />
Zur Beantwortung dieser Fragen wurden e<strong>in</strong>schlägige Studien <strong>und</strong> Statistiken ausgewertet<br />
sowie e<strong>in</strong>e Erhebung bei hessischen Bildungse<strong>in</strong>richtungen durchgeführt.<br />
Zentral waren zudem 15 Expertengespräche mit Vertreter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vertretern von<br />
Institutionen, die mit der Thematik der <strong>Nachqualifizierung</strong> befasst s<strong>in</strong>d. 4<br />
4 E<strong>in</strong> Verzeichnis der Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten f<strong>in</strong>det sich im <strong>An</strong>hang der Studie.<br />
2
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Das folgende Kapitel 2 legt die Basis für die Darstellungen <strong>in</strong> den anschließenden<br />
Kapiteln, die auf die <strong>Nachqualifizierung</strong>ssituation speziell <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> fokussieren.<br />
Der Begriff <strong>Nachqualifizierung</strong> wird abgegrenzt, <strong>und</strong> wesentliche H<strong>in</strong>tergründe werden<br />
aufgezeigt.<br />
In Kapitel 3 wird hessenspezifisch der Personenkreis, der aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es fehlenden<br />
anerkannten Berufsabschlusses Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> haben dürfte,<br />
h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Größe <strong>und</strong> strukturellen Merkmale analysiert. Die Datengr<strong>und</strong>lage<br />
bilden Statistiken der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit sowie des Hessischen Statistischen<br />
Landesamtes.<br />
Das anschließende Kapitel 4 geht auf das <strong>An</strong>gebot <strong>und</strong> die konkrete Umsetzung<br />
von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e<strong>in</strong>. Im Mittelpunkt steht dabei e<strong>in</strong>e<br />
im September bzw. Oktober 2010 durchgeführte schriftliche Befragung bei <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
aktiven Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen. Zudem fließen <strong>in</strong> dieses Kapitel Ergebnisse<br />
der Förderstatistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit zu Teilnahmen an (geförderten)<br />
Weiterbildungs- bzw. <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen sowie Ergebnisse der Statistik<br />
des Hessischen Statistischen Landesamtes zu Teilnahmen an Abschlussprüfungen<br />
e<strong>in</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus werden drei hessische Projekte vorgestellt, die mit Unterstützung<br />
durch das B<strong>und</strong>esprogramm „Perspektive Berufsabschluss“ darauf abzielen,<br />
die Möglichkeiten für abschlussorientierte modulare <strong>Nachqualifizierung</strong>en von<br />
an- <strong>und</strong> ungelernten jungen Erwachsenen <strong>in</strong> ihren jeweiligen Projektregionen zu<br />
verbessern.<br />
In Kapitel 5 werden abschließend – unter E<strong>in</strong>beziehung der Expertenme<strong>in</strong>ungen<br />
sowie der diesbezüglichen Befragungsergebnisse der Bildungse<strong>in</strong>richtungen –<br />
Handlungsbedarfe <strong>und</strong> Handlungsansätze benannt, um e<strong>in</strong>e hohe, erfolgreiche Beteiligung<br />
an- <strong>und</strong> ungelernter Personen an <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen erreichen<br />
<strong>und</strong> die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für <strong>Nachqualifizierung</strong>en <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> verbessern<br />
zu können.<br />
3
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
2 „<strong>Nachqualifizierung</strong>“ – Wege zum nachträglichen Erwerb e<strong>in</strong>es<br />
Berufsabschlusses<br />
In diesem Kapitel wird der Begriff der <strong>Nachqualifizierung</strong>, welcher der vorliegenden<br />
Untersuchung zu Gr<strong>und</strong>e liegt, abgegrenzt <strong>und</strong> e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Wege zum nachträglichen<br />
Erwerb e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses gegeben (Kapitel 2.1). Weiterh<strong>in</strong> werden<br />
die allgeme<strong>in</strong>en Gründe für <strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> aus Sicht der <strong>An</strong><strong>und</strong><br />
Ungelernten (Kapitel 2.2) sowie für <strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong> betriebliches Engagement im<br />
H<strong>in</strong>blick auf <strong>Nachqualifizierung</strong>en (Kapitel 2.3) aufgezeigt. Der Modularisierung als<br />
Möglichkeit zur Gestaltung von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen wird besondere<br />
Aufmerksamkeit gewidmet (Kapitel 2.4). Ebenfalls thematisiert wird die <strong>An</strong>erkennung<br />
im Ausland erworbener Berufsabschlüsse von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
(Kapitel 2.5). Außerdem werden die wesentlichen Förderprogramme vorgestellt,<br />
welche die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der <strong>Nachqualifizierung</strong> prägen (Kapitel<br />
2.6), bevor anschließend empirische Daten für <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> Aussagen der Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten zum spezifischen Handlungsbedarf <strong>in</strong> den Fokus rücken.<br />
2.1 Abgrenzung des Begriffs <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
Der Begriff <strong>Nachqualifizierung</strong> ist nicht gesetzlich def<strong>in</strong>iert. In der vorliegenden Studie<br />
wird nach Abstimmung mit dem Arbeitskreis Controll<strong>in</strong>g zum Hessischen Ausbildungspakt<br />
der Def<strong>in</strong>ition des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung gefolgt, das als<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> den Teil der Weiterbildungsmaßnahmen bezeichnet, der auf das<br />
Erlangen e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses abzielt. 5 Unter <strong>Nachqualifizierung</strong> werden hier<br />
somit alle Möglichkeiten bzw. (Bildungs-)Wege verstanden, die darauf abstellen, e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong> Deutschland anerkannten Berufsabschluss nachträglich – das heißt nicht im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er „normalen“ Erstausbildung – zu vermitteln bzw. zu erlangen. Dies<br />
deckt sich auch mit der Def<strong>in</strong>ition <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beschluss der Arbeits- <strong>und</strong> Sozialm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />
der Länder, der vorsieht, „dass solche Maßnahmen der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
junger un- <strong>und</strong> angelernter Erwachsener verstärkt werden, die auf e<strong>in</strong>en Berufsabschluss<br />
gerichtet s<strong>in</strong>d“. 6 Die Abgrenzung schließt <strong>An</strong>lernkurse oder den Erwerb<br />
von Teilqualifikationen, die nicht zu e<strong>in</strong>em Berufsabschluss führen sollen, aus,<br />
obwohl diese im Sprachgebrauch gelegentlich auch als <strong>Nachqualifizierung</strong>en bezeichnet<br />
werden. E<strong>in</strong>en Grenzfall bilden <strong>An</strong>erkennungsverfahren im Ausland erworbener<br />
Berufsabschlüsse der Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Die <strong>An</strong>erkennung<br />
des Berufsabschlusses kann mit e<strong>in</strong>er Weiterbildungsmaßnahme <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Prüfung<br />
bei der zuständigen Stelle verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>, aber auch ohne diese Auflagen erfolgen.<br />
In der vorliegenden Studie werden aufgr<strong>und</strong> der Bedeutung dieses Themas auch<br />
<strong>An</strong>erkennungsverfahren ausländischer Abschlüsse mitbetrachtet.<br />
5 Vgl. B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2010b), S. 334.<br />
6 Beschlussprotokoll der 86. Konferenz der M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> M<strong>in</strong>ister, Senator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Senatoren für Arbeit <strong>und</strong> Soziales<br />
der Länder am 25./26. November 2009 <strong>in</strong> Berchtesgaden.<br />
4
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Das Berufsbildungsgesetz <strong>und</strong> die Handwerksordnung sehen zum nachträglichen<br />
Erwerb e<strong>in</strong>es formalen Berufsabschlusses e<strong>in</strong>e Umschulung oder e<strong>in</strong>e Prüfung im<br />
Rahmen der Externenregelung vor.<br />
Umschulungen (§ 58ff. BBiG bzw. § 42eff. HwO) sollen „zu e<strong>in</strong>er anderen beruflichen<br />
Tätigkeit befähigen“. 7 Sie s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>sätzlich sowohl im Rahmen des dualen<br />
Systems als auch über e<strong>in</strong>e Bildungse<strong>in</strong>richtung / Schule möglich <strong>und</strong> vor Maßnahmenbeg<strong>in</strong>n<br />
bei der zuständigen Stelle bzw. Kammer anzuzeigen. Aufgr<strong>und</strong> von Vorkenntnissen<br />
der Umschüler 8 ist dabei gegenüber der Dauer e<strong>in</strong>er beruflichen Erstausbildung<br />
<strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e Verkürzung möglich. Bei der Prüfung am Ende e<strong>in</strong>er<br />
Umschulung ist der Prüfl<strong>in</strong>g auf <strong>An</strong>trag von e<strong>in</strong>zelnen Prüfungsbestandteilen zu befreien,<br />
falls er bereits e<strong>in</strong>e andere vergleichbare Prüfung erfolgreich bestanden hat<br />
<strong>und</strong> die <strong>An</strong>meldung zur Umschulungsprüfung <strong>in</strong>nerhalb von fünf Jahren nach der<br />
Verkündigung des Bestehens dieser anderen Prüfung geschieht. 9<br />
Für die Prüfungen im Rahmen der Externenregelung (Prüfungszulassung <strong>in</strong> besonderen<br />
Fällen) s<strong>in</strong>d folgende Regelungen maßgeblich:<br />
§ 45 Berufsbildungsgesetz (BBiG): „[…] (2) Zur Abschlussprüfung ist auch zuzulassen, wer nachweist, dass er m<strong>in</strong>destens<br />
das E<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halbfache der Zeit, die als Ausbildungszeit vorgeschrieben ist, <strong>in</strong> dem Beruf tätig gewesen ist, <strong>in</strong> dem die Prüfung<br />
abgelegt werden soll. Als Zeiten der Berufstätigkeit gelten auch Ausbildungszeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen, e<strong>in</strong>schlägigen Ausbildungsberuf.<br />
Vom Nachweis der M<strong>in</strong>destzeit nach Satz 1 kann ganz oder teilweise abgesehen werden, wenn durch Vorlage<br />
von Zeugnissen oder auf andere Weise glaubhaft gemacht wird, dass der Bewerber oder die Bewerber<strong>in</strong> die berufliche Handlungsfähigkeit<br />
erworben hat, die die Zulassung zur Prüfung rechtfertigt. Ausländische Bildungsabschlüsse <strong>und</strong> Zeiten der Berufstätigkeit<br />
im Ausland s<strong>in</strong>d dabei zu berücksichtigen. (3) Soldaten oder Soldat<strong>in</strong>nen auf Zeit <strong>und</strong> ehemalige Soldaten oder<br />
Soldat<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d nach Absatz 2 Satz 3 zur Abschlussprüfung zuzulassen, wenn das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium der Verteidigung o-<br />
der die von ihm bestimmte Stelle besche<strong>in</strong>igt, dass der Bewerber oder die Bewerber<strong>in</strong> berufliche Fertigkeiten, Kenntnisse <strong>und</strong><br />
Fähigkeiten erworben hat, welche die Zulassung zur Prüfung rechtfertigen.“ 10<br />
§ 37 Handwerksordnung: „[…] (2) Zur Gesellenprüfung ist auch zuzulassen, wer nachweist, dass er m<strong>in</strong>destens das E<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halbfache<br />
der Zeit, die als Ausbildungszeit vorgeschrieben ist, <strong>in</strong> dem Beruf tätig gewesen ist, <strong>in</strong> dem er die Prüfung ablegen<br />
will. Als Zeiten der Berufstätigkeit gelten auch Ausbildungszeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen, e<strong>in</strong>schlägigen Ausbildungsberuf.<br />
Vom Nachweis der M<strong>in</strong>destzeit nach Satz 1 kann ganz oder teilweise abgesehen werden, wenn durch Vorlage von Zeugnissen<br />
oder auf andere Weise glaubhaft gemacht wird, dass der Bewerber die berufliche Handlungsfähigkeit erworben hat, die<br />
die Zulassung zur Prüfung rechtfertigt. Ausländische Bildungsabschlüsse <strong>und</strong> Zeiten der Berufstätigkeit im Ausland s<strong>in</strong>d dabei<br />
zu berücksichtigen. (3) Soldaten auf Zeit <strong>und</strong> ehemalige Soldaten s<strong>in</strong>d nach Absatz 2 Satz 3 zur Gesellenprüfung zuzulassen,<br />
wenn das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium der Verteidigung oder die von ihm bestimmte Stelle besche<strong>in</strong>igt, dass der Bewerber berufliche<br />
Fertigkeiten, Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten erworben hat, welche die Zulassung zur Prüfung rechtfertigen.“ 11<br />
7 Berufsbildungsgesetz (BBiG) vom 23.03.2005, BGBl. I S. 931, zuletzt geändert am 05.02.2009, § 1 (5).<br />
8 Im Allgeme<strong>in</strong>en geht e<strong>in</strong>er Umschulung e<strong>in</strong>e berufliche Erstausbildung voraus. Unter bestimmten Voraussetzungen können<br />
auch andere Personen an e<strong>in</strong>er Umschulungsmaßnahme teilnehmen. Vgl. BBJ Service gGmbH (Hrsg.) (2009), S. 3f.<br />
9 Vgl. Berufsbildungsgesetz (BBiG) vom 23.03.2005, BGBl. I S. 931, zuletzt geändert am 05.02.2009, § 58ff. sowie Handwerksordnung<br />
(HwO) <strong>in</strong> der Fassung der Bekanntmachung vom 24.09.1998, BGBl. I S. 3074; 2006 I S. 2095, geändert<br />
am 17.07.2009, § 42eff.<br />
10 Berufsbildungsgesetz (BBiG) vom 23.03.2005, BGBl. I S. 931, zuletzt geändert am 05.02.2009, § 45 (2) <strong>und</strong> (3).<br />
11 Handwerksordnung (HwO) <strong>in</strong> der Fassung der Bekanntmachung vom 24.09.1998, BGBl. I S. 3074; 2006 I S. 2095, geändert<br />
am 17.07.2009, § 37 (2) <strong>und</strong> (3).<br />
5
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Prüfungsmöglichkeiten für Externe s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> den nach Landesrecht geregelten<br />
schulischen Ausbildungsberufen vorgesehen. Die Entscheidung über e<strong>in</strong>e Prüfungszulassung<br />
Externer wird von der jeweils zuständigen Stelle, im Regelfall e<strong>in</strong>er<br />
Kammer bzw. dem entsprechenden Prüfungsausschuss, 12 anhand der vorgelegten<br />
Nachweise über die Berufstätigkeit <strong>und</strong> den Erwerb beruflicher Kompetenzen getroffen.<br />
13 Das Instrument der Externenprüfung ist für die <strong>Nachqualifizierung</strong> von <strong>An</strong><strong>und</strong><br />
Ungelernten <strong>in</strong>sofern von besonderer Bedeutung, als es die Chance eröffnet,<br />
„<strong>in</strong>formell erworbene berufliche Kompetenzen festzustellen <strong>und</strong> zu validieren“. 14<br />
Zur Schließung vorhandener Kompetenzlücken 15 können <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte an<br />
Maßnahmen von Bildungse<strong>in</strong>richtungen teilnehmen. Das Konzept „abschlussorientierte<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>“ sieht gr<strong>und</strong>sätzlich vor, dass Arbeiten <strong>und</strong> Lernen – wie <strong>in</strong><br />
der dualen Ausbildung – mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en werden, wobei sich die Dauer der<br />
Qualifizierung an der Ausbildungszeit orientieren soll. 16 Im Rahmen der Externenregelung<br />
können e<strong>in</strong>ige <strong>Nachqualifizierung</strong>s<strong>in</strong>teressent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -<strong>in</strong>teressenten mit<br />
entsprechend großer Berufserfahrung direkt, nach selbständiger Vorbereitung anhand<br />
von Fachliteratur oder nach Teilnahme an e<strong>in</strong>em gezielten Prüfungsvorbereitungskurs<br />
an der Abschlussprüfung teilnehmen. <strong>An</strong>dere benötigen <strong>in</strong> gr<strong>und</strong>legenderer<br />
Weise Unterricht <strong>und</strong> zum Teil auch Praxis, um e<strong>in</strong>e nicht ausreichende Berufserfahrung<br />
<strong>und</strong>/oder fehlende Kompetenzen auszugleichen. Das Spektrum des Bildungsangebots<br />
variiert entsprechend. Die Maßnahmen der Bildungsträger unterscheiden<br />
sich beispielsweise danach, ob bzw. <strong>in</strong>wiefern e<strong>in</strong>e Beteiligung von Betrieben<br />
der Wirtschaft oder vergleichbaren E<strong>in</strong>richtungen an der Kompetenzvermittlung<br />
vorgesehen ist, ob die Maßnahmen berufsbegleitend absolviert werden können oder<br />
als Vollzeitmaßnahmen konzipiert s<strong>in</strong>d, oder ob ihnen e<strong>in</strong> modularer Aufbau zu<br />
Gr<strong>und</strong>e liegt. E<strong>in</strong>e berufliche Qualifizierungsmaßnahme kann z. B. auch den gleichzeitigen<br />
Erwerb e<strong>in</strong>es Schulabschlusses vorsehen.<br />
12 Vgl. Berufsbildungsgesetz (BBiG) vom 23.03.2005, BGBl. I S. 931, zuletzt geändert am 05.02.2009, § 46 sowie Handwerksordnung<br />
(HwO) <strong>in</strong> der Fassung der Bekanntmachung vom 24.09.1998, BGBl. I S. 3074; 2006 I S. 2095, geändert<br />
am 17.07.2009, § 37a.<br />
13 Im Fall e<strong>in</strong>er „normalen“ Ausbildung genügen für die Zulassung zur Abschlussprüfung formale Kriterien. Zuzulassen ist,<br />
wer den Ausbildungsprozess im Rahmen e<strong>in</strong>er dualen Ausbildung absolviert, an der Zwischenprüfung teilgenommen hat<br />
<strong>und</strong> dessen Berufsausbildungsverhältnis bei den zuständigen Stellen gemeldet worden ist. Ferner ist zuzulassen, wer <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er berufsbildenden Schule oder e<strong>in</strong>er anderen Berufsbildungse<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>en der Berufsausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anerkannten<br />
Ausbildungsberuf entsprechenden Bildungsgang absolviert hat. Vgl. Berufsbildungsgesetz (BBiG) vom<br />
23.03.2005, BGBl. I S. 931, zuletzt geändert am 05.02.2009, § 43 (1) <strong>und</strong> (2). Für die Prüfungszulassung Externer stehen<br />
qualitative Kriterien stärker im Vordergr<strong>und</strong>. Die zuständige Stelle hat e<strong>in</strong>en Ermessensspielraum.<br />
14 Gr<strong>und</strong>, S. u. Kramer, B. (2010), S. 4.<br />
15 Die beruflichen Kompetenzen, welche von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen im Rahmen ihrer Berufserfahrung erworben<br />
wurden, dürften nicht <strong>in</strong> jedem Fall das gesamte Spektrum an im Berufsbild enthaltenen Tätigkeiten abdecken. Zudem<br />
dürften teilweise fachtheoretische Kenntnisse fehlen. Bei der Identifikation der Kompetenzlücken können z. B. die für die<br />
Prüfungszulassung zuständigen Stellen, Beratungse<strong>in</strong>richtungen oder Bildungsanbieter helfen.<br />
16 Vgl. B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2010b), S. 334f.<br />
6
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Zur <strong>Nachqualifizierung</strong> stehen somit unterschiedliche Vorgehensweisen <strong>und</strong> Wege<br />
offen. Die betreffenden Personen, die z. B. über die Externenregelung e<strong>in</strong>en Berufsabschluss<br />
anstreben, nehmen dabei an der gleichen Abschlussprüfung (Gesellenprüfung)<br />
teil wie „normale“ Auszubildende. Die Prüfung dient der abschließenden<br />
Feststellung, ob der Prüfl<strong>in</strong>g die berufliche Handlungsfähigkeit erworben hat, d. h.<br />
über alle notwendigen Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten verfügt <strong>und</strong> die erforderlichen<br />
Fertigkeiten beherrscht. 17<br />
2.2 Gründe für <strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> aus Sicht der <strong>An</strong>- <strong>und</strong><br />
Ungelernten<br />
Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> haben vor allem an- <strong>und</strong> ungelernte Erwachsene.<br />
Zu den Erwachsenen, die ke<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Deutschland anerkannten <strong>und</strong> verwertbaren<br />
Berufsabschluss besitzen, zählen diejenigen, die als Jugendliche ke<strong>in</strong>en Ausbildungs-<br />
oder Studienplatz gesucht haben bzw. bei der Suche ohne Erfolg geblieben<br />
s<strong>in</strong>d, ebenso wie Abbrecher e<strong>in</strong>er Berufsausbildung bzw. e<strong>in</strong>es Studiums. H<strong>in</strong>zu<br />
kommen Personen mit im Ausland erworbenen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Deutschland nicht anerkannten<br />
bzw. verwertbaren Abschlüssen, Personen mit nicht bzw. nicht mehr nachgefragten<br />
Qualifikationen sowie Personen mit entwerteten Qualifikationen aufgr<strong>und</strong> unterbrochener<br />
Bildungs- <strong>und</strong> Erwerbsbiografien. Darüber h<strong>in</strong>aus gehören zum Personenkreis,<br />
für den e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> potenziell <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> kann, diejenigen,<br />
die – teilweise durchaus über berufliche Qualifikationen verfügend – im Rahmen<br />
ihrer Erwerbstätigkeit wesentlich Aktivitäten unterhalb des Niveaus e<strong>in</strong>er qualifizierten<br />
Fachkraft <strong>und</strong>/oder außerhalb ihres Berufsfeldes verrichten. 18<br />
Es handelt sich bei den potenziellen Nachfragern von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
also ke<strong>in</strong>esfalls um e<strong>in</strong>e homogene Gruppe. Vielmehr verbergen sich h<strong>in</strong>ter<br />
diesem Personenkreis Menschen mit unterschiedlichen Bildungs- <strong>und</strong> Erwerbsbiografien.<br />
Sie unterscheiden sich nach personenbezogenen Merkmalen (z. B. Alter,<br />
Geschlecht, Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>), h<strong>in</strong>sichtlich ihrer persönlichen Situation (z. B.<br />
Beteiligung am Erwerbsleben, Abhängigkeit vom Erwerbse<strong>in</strong>kommen, Betreuungsbedarf<br />
für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> sonstige <strong>An</strong>gehörige, Unterstützung durch das soziale <strong>und</strong> betriebliche<br />
Umfeld) ebenso wie beispielsweise durch den Grad der Lernentwöhnung.<br />
Geme<strong>in</strong> ist dem Personenkreis, dass für ihn e<strong>in</strong>e reguläre berufliche Erstausbildung<br />
oftmals nicht mehr <strong>in</strong> Frage kommt.<br />
Entsprechend vielfältig können die Gründe dieser Personen für oder gegen e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> se<strong>in</strong>. So lassen die Aussagen befragter Expert<strong>in</strong>nen bzw. Exper-<br />
17 Vgl. Berufsbildungsgesetz (BBiG) vom 23.03.2005, BGBl. I S. 931, zuletzt geändert am 05.02.2009, § 38 sowie Handwerksordnung<br />
(HwO) <strong>in</strong> der Fassung der Bekanntmachung vom 24.09.1998, BGBl. I S. 3074; 2006 I S. 2095, geändert<br />
am 17.07.2009, § 32.<br />
18 Vgl. zur Def<strong>in</strong>ition <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> z. B. Stark, G. (2000), S. 70 oder Gutschow, K. (2008), S. 2f. Im E<strong>in</strong>zelfall haben<br />
auch Personen, die sich ohne berufliche Notwendigkeit neu orientieren möchten, Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>.<br />
7
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
ten beispielsweise darauf schließen, dass <strong>in</strong>sbesondere bei Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
der Wunsch nach gesellschaftlicher Integration – neben beruflichen<br />
Motiven – e<strong>in</strong>e zusätzliche Rolle spielt.<br />
In der e<strong>in</strong>schlägigen Literatur werden vor allem die folgenden Aspekte genannt, die<br />
dazu führen, dass <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> de facto nachfragen:<br />
• Die betreffenden Personen erweitern ihre Kompetenzen.<br />
• Die vorhandenen Kompetenzen, welche die betreffenden Personen im Rahmen<br />
ihrer Erwerbstätigkeit erworben haben, werden nachweislich bestätigt <strong>und</strong> können<br />
bei Bedarf belegt werden.<br />
• E<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> bietet die Chance zur beruflichen Neuorientierung, beispielsweise<br />
bei Unzufriedenheit mit dem bisherigen Beruf bzw. Tätigkeitsfeld<br />
oder bei Berufsunfähigkeit.<br />
• Erwerbstätige Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer können durch die <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
möglicherweise e<strong>in</strong>e Sicherung oder e<strong>in</strong>e Verbesserung ihrer beruflichen<br />
Stellung erreichen. Dies kann sich auf den <strong>in</strong>ternen Arbeitsmarkt <strong>und</strong> im Betrieb<br />
vorhandene Karriereaussichten ebenso wie auf den externen Arbeitsmarkt <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>en Wechsel des Arbeitgebers oder auf e<strong>in</strong>e selbständige Tätigkeit beziehen.<br />
Speziell auf dem externen Arbeitsmarkt ist e<strong>in</strong> anerkannter Kompetenznachweis,<br />
beispielsweise <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses, als Kriterium für die Entscheidung<br />
e<strong>in</strong>es Arbeitsgebers relevant.<br />
• Erwerbslose Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer können sich durch die <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
die Chance zur Aufnahme e<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit erhoffen.<br />
• Durch den Berufsabschluss erhalten die betreffenden Personen Zugang zu Fortbildungsmaßnahmen.<br />
• Durch die <strong>Nachqualifizierung</strong> können sich auch Vorteile für die betreffenden Personen<br />
ergeben, wenn die Qualifizierung (<strong>in</strong>direkt) zu e<strong>in</strong>er Erhöhung des Arbeitse<strong>in</strong>kommens<br />
<strong>und</strong> zum Erwerb sozialversicherungsrechtlicher <strong>An</strong>sprüche<br />
führt. Die Entlohnung für e<strong>in</strong>e Arbeit richtet sich zumeist nach der Tätigkeit, so<br />
dass der Erwerb e<strong>in</strong>es Berufsabschluss nicht unmittelbar zu e<strong>in</strong>em <strong>An</strong>stieg des<br />
E<strong>in</strong>kommens führt. Der Abschluss kann es allerd<strong>in</strong>gs neu ermöglichen, sich um<br />
höherwertige Tätigkeiten zu bewerben.<br />
• Schließlich dient e<strong>in</strong>e Erweiterung der Kompetenzen bzw. der Nachweis dieser<br />
Kompetenzen e<strong>in</strong>er größeren persönlichen Zufriedenheit – unter anderem auch<br />
im Rahmen der beruflichen Betätigung. Hierzu können nicht nur verbesserte<br />
Chancen auf dem <strong>in</strong>- <strong>und</strong> externen Arbeitsmarkt beitragen, sondern auch <strong>in</strong>divi-<br />
8
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
duelle Maßstäbe, die sich zum Beispiel darauf beziehen, den Arbeitsanforderungen<br />
gerecht werden, Verantwortung übernehmen zu können oder als kompetente<br />
Persönlichkeit mit vorhandenem Berufsabschluss akzeptiert zu se<strong>in</strong>. 19<br />
Das Forschungs<strong>in</strong>stitut Betriebliche Bildung hat sich im Rahmen e<strong>in</strong>er qualitativen<br />
Untersuchung mit den H<strong>in</strong>tergründen, Erfahrungen <strong>und</strong> Perspektiven von Quere<strong>in</strong>steigern<br />
<strong>in</strong> Berufs- <strong>und</strong> Hochschulbildung näher ause<strong>in</strong>andergesetzt. Die Untersuchungsergebnisse<br />
lassen im H<strong>in</strong>blick auf die beruflichen Motive von Absolventen e<strong>in</strong>er<br />
Externenprüfung darauf schließen, dass weniger das Streben nach e<strong>in</strong>em beruflichen<br />
Aufstieg im Fokus steht, sondern eher der Wunsch nach beruflicher Veränderung<br />
oder die Sicherung des Arbeitsplatzes bzw. der beruflichen Position. Die gesammelten<br />
Erfahrungen der befragten Absolventen bestätigen zugleich tendenziell<br />
den Nutzen e<strong>in</strong>es auf dem Wege e<strong>in</strong>er Externenprüfung nachgeholten Berufsabschlusses<br />
für Arbeitsplatzsicherheit <strong>und</strong> -flexibilität, Arbeitsqualität <strong>und</strong> soziale<br />
Wertschätzung. 20<br />
Dieselbe Untersuchung des Forschungs<strong>in</strong>stituts Betriebliche Bildung hat auch Faktoren<br />
identifiziert, welche die Entscheidung für e<strong>in</strong>e abschlussbezogene <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
verh<strong>in</strong>dern bzw. die Erfolgsaussichten e<strong>in</strong>er Teilnahme e<strong>in</strong>schränken können.<br />
Im Bereich persönlicher E<strong>in</strong>flussfaktoren können danach e<strong>in</strong> fehlendes Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Prüfungsangst, hohe <strong>An</strong>forderungen an das Durchhaltevermögen,<br />
e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Interesse an Weiterqualifizierung, Bequemlichkeit, e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Selbstlernkompetenz<br />
(Lernungewohntheit) <strong>und</strong> hohe Sprachbarrieren bei Personen mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Rolle spielen. Als hemmende soziale E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />
werden die Mehrfachbelastung durch Familie, Beruf <strong>und</strong> Prüfungsvorbereitung sowie<br />
„die Macht der Gewohnheit“ erkannt. In <strong>in</strong>stitutioneller H<strong>in</strong>sicht belasten e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> auf dem Wege der Externenprüfung beispielsweise deren ger<strong>in</strong>ger<br />
Bekanntheitsgrad, wenig Information über Prüfungs<strong>in</strong>halte <strong>und</strong> -ablauf, e<strong>in</strong> unzureichendes<br />
Kursangebot, fehlende Lernmaterialien, fehlende soziale <strong>und</strong> betriebliche<br />
Unterstützung sowie begrenzte f<strong>in</strong>anzielle Unterstützungsleistungen. 21<br />
Die Entscheidung für oder gegen e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> wird <strong>in</strong> der Regel unter<br />
Abwägung der Opportunitätskosten getroffen, worauf auch die <strong>in</strong>terviewten Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten besonders h<strong>in</strong>weisen. E<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> kostet nicht nur<br />
z. B. die Teilnahmegebühren für e<strong>in</strong>en Lehrgang oder die Prüfung, sie geht zudem<br />
mit e<strong>in</strong>em Verlust an Freizeit <strong>und</strong> unter Umständen E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen für die<br />
Dauer der Qualifizierung e<strong>in</strong>her. Im Übrigen ist bei der Entscheidung über die Teilnahme<br />
an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> die Perspektive der betreffenden Personen –<br />
19 Vgl. zu den verschiedenen Gründen, aus denen heraus Beschäftigte an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> teilnehmen, z. B.<br />
Festner, D. u. Huber, S. (2010) oder Gutschow, K. (2008), S. 9.<br />
20 Vgl. Festner, D. u. Huber, S. (2010). <strong>An</strong>zumerken ist, dass unter Umständen auch die jeweils aktuelle betriebliche oder<br />
konjunkturelle Situation Motiv <strong>und</strong> Nutzen e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> mitgeprägt haben kann.<br />
21 Vgl. Festner, D. (2010).<br />
9
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
nach Aussagen von Expert<strong>in</strong>nen bzw. Experten – oftmals eher kurzfristig orientiert.<br />
Dies dürfte gerade dann, wenn z. B. die Abhängigkeit e<strong>in</strong>es Haushalts vom betreffenden<br />
E<strong>in</strong>kommen groß ist oder h<strong>in</strong>sichtlich des mittel- bis langfristig tatsächlich erreichbaren<br />
Nutzens durch die <strong>Nachqualifizierung</strong> Unsicherheit besteht, zu e<strong>in</strong>er Entscheidung<br />
der an- <strong>und</strong> ungelernten Personen gegen e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> führen.<br />
Die Entscheidung für oder gegen e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> wird stets auch unter Ungewissheit<br />
über das Erreichen e<strong>in</strong>es erfolgreichen Abschlusses getroffen. Betriebsvertreter,<br />
die im Rahmen e<strong>in</strong>es Forschungsprojekts des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung<br />
zur abschlussbezogenen Qualifizierung <strong>in</strong> Betrieben <strong>in</strong>terviewt wurden, haben<br />
berichtet, dass die Beschäftigten bei e<strong>in</strong>em Misserfolg e<strong>in</strong>en Verlust an <strong>An</strong>sehen<br />
bei Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen ebenso wie e<strong>in</strong>e Verschlechterung der Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
im Betrieb bis h<strong>in</strong> zum Verlust des Arbeitsplatzes befürchten.<br />
Derartige Sorgen halten e<strong>in</strong>en Teil des für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> potenziell <strong>in</strong> Frage<br />
kommenden Personenkreises möglicherweise von vornhere<strong>in</strong> von der Teilnahme<br />
an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme ab. 22<br />
2.3 Gründe für <strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong> betriebliches Engagement bei <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
Die Betriebe haben als Lernorte e<strong>in</strong>e hohe Relevanz für das <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehen,<br />
da hier <strong>in</strong> der Regel die berufliche Handlungskompetenz <strong>in</strong> bedeutendem<br />
Maße erworben wird. Im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit eignen sich an- <strong>und</strong> ungelernte<br />
Personen – häufig <strong>in</strong>formell – berufliche Kenntnisse, Fertigkeiten <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />
an. Unternehmen können zudem die Initiative ihrer Beschäftigten, sich abschlussbezogen<br />
nachzuqualifizieren, anstoßen <strong>und</strong> die betreffenden Beschäftigten<br />
zusätzlich unterstützen. Dies kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass sie sich<br />
an der F<strong>in</strong>anzierung der <strong>Nachqualifizierung</strong> beteiligen, e<strong>in</strong>e Nutzung betrieblicher<br />
Ressourcen für die Vorbereitung gestatten, e<strong>in</strong>e flexible Arbeitszeitgestaltung oder<br />
e<strong>in</strong>e Arbeitsfreistellung zum Zwecke der <strong>Nachqualifizierung</strong> ermöglichen, spezielle<br />
Unterweisungen <strong>und</strong> Lehrgänge anbieten, Lerngruppen <strong>und</strong> das gezielte Lernen am<br />
Arbeitsplatz fördern oder e<strong>in</strong>en systematischen Arbeitsplatzwechsel zur Vermittlung<br />
von Kompetenzen <strong>in</strong> verschiedenen Aufgabenbereichen arrangieren.<br />
Aus Sicht der Unternehmen sprechen gemäß der e<strong>in</strong>schlägigen Literatur verschiedene<br />
Argumente für e<strong>in</strong>e Unterstützung von <strong>Nachqualifizierung</strong>en:<br />
• Es werden qualifizierte Arbeitskräfte benötigt, um die Produktion bzw. die Leistungserstellung<br />
generell <strong>und</strong> im Konkurrenzkampf mit anderen Betrieben gewährleisten<br />
oder ausbauen zu können. Die für die Produktion bzw. die Leistungserstellung<br />
<strong>in</strong> gewünschter Qualität erforderlichen Tätigkeiten gehen oftmals mit bestimmten<br />
beruflichen <strong>An</strong>forderungen e<strong>in</strong>her. Dies bedeutet nicht zwangsläufig,<br />
22 Vgl. Gutschow, K. (2008), S. 10.<br />
10
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
dass e<strong>in</strong>e abschlussbezogene Qualifizierung erforderlich ist, aber selbst so genannte<br />
e<strong>in</strong>fache Tätigkeiten gew<strong>in</strong>nen zunehmend an Komplexität <strong>und</strong> Dynamik.<br />
Hierdurch wird e<strong>in</strong> erweitertes Wissen <strong>und</strong> Verständnis erforderlich, wodurch<br />
punktuelle Schulungen an- <strong>und</strong> ungelernter Beschäftigter an ihre Grenzen stoßen.<br />
23 Zugleich ist e<strong>in</strong>e Deckung des Bedarfs an qualifizierten Arbeitskräften<br />
durch das Arbeitskräfteangebot am Markt, über Neue<strong>in</strong>stellungen oder Erstausbildungen,<br />
nicht <strong>in</strong> jedem Fall – auch je nach Region, Branche oder Betriebsgröße<br />
– problemlos möglich. Offene Stellen im Bereich qualifizierter Tätigkeiten <strong>und</strong><br />
Diskussionen über e<strong>in</strong>e Fachkräfteknappheit s<strong>in</strong>d diesbezügliche H<strong>in</strong>weise. Für<br />
<strong>Hessen</strong> belegt beispielsweise das IAB-Betriebspanel, dass die Stellen, die nicht<br />
besetzt werden können, überwiegend qualifizierte Tätigkeiten erfordern, also <strong>in</strong><br />
der Regel e<strong>in</strong>en Berufsabschluss oder sogar e<strong>in</strong>en akademischen Abschluss<br />
voraussetzen. 24 Der demografische Wandel dürfte Schwierigkeiten bei der Deckung<br />
des Bedarfs an Arbeitskräften noch verstärken. 25 Die Unternehmen sehen<br />
sich daher möglicherweise veranlasst, zu erwägen, <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte verstärkt<br />
zu qualifizieren.<br />
• Mit besser qualifizierten, kompetenten Beschäftigten lassen sich Arbeitsabläufe<br />
wirtschaftlicher gestalten, so dass die betriebliche Produktivität gesteigert werden<br />
kann. Durch das Verständnis von Prozessen <strong>und</strong> Produkten können außerdem<br />
Qualitätsprobleme vermieden, Innovationschancen eröffnet <strong>und</strong> die Flexibilität<br />
des Mitarbeitere<strong>in</strong>satzes erhöht werden. <strong>An</strong>gesichts komplexer <strong>und</strong> sich laufend<br />
ändernder beruflicher <strong>An</strong>forderungen ist abzuwägen, ob umfassendere <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
der an- <strong>und</strong> ungelernten Beschäftigten effektiver oder sogar wirtschaftlicher<br />
als punktuelle Schulungen se<strong>in</strong> können.<br />
• E<strong>in</strong> betriebliches Engagement zugunsten der Personalentwicklung erhöht <strong>in</strong> der<br />
Regel die Motivation der Beschäftigten, b<strong>in</strong>det sie an das Unternehmen <strong>und</strong> verbessert<br />
auch für Dritte die Attraktivität des Arbeitgebers.<br />
• Die <strong>Nachqualifizierung</strong> der eigenen Beschäftigten kann die Such- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>arbeitungskosten<br />
für Neue<strong>in</strong>stellungen verr<strong>in</strong>gern. Der Arbeitgeber hat bei e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> se<strong>in</strong>er Beschäftigten gegenüber Neue<strong>in</strong>stellungen den Vorteil<br />
die an- <strong>und</strong> ungelernten Beschäftigten des Unternehmens bereits zu kennen.<br />
Diese br<strong>in</strong>gen gegebenenfalls schon passende berufliche Erfahrungen <strong>und</strong> betriebsspezifisches<br />
Wissen mit.<br />
• Speziell e<strong>in</strong>e Qualifizierung, welche zu e<strong>in</strong>em Berufsabschluss des Beschäftigten<br />
führt, könne das Selbstbewusstse<strong>in</strong> der Beschäftigten stärken, wie die <strong>in</strong>terview-<br />
23 Vgl. z. B. Zeller, B. u. a. (2004), S. 31ff. oder Galiläer, L. u. Wende, R. (2008), S. 23ff.<br />
24 Vgl. Nüchter, O. u. Schmid, A. (2009), S. 18.<br />
25 Vgl. zur demografischen Entwicklung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Regionen van den Busch, U. (2010a <strong>und</strong> 2010b).<br />
11
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
ten Betriebsvertreter beim Forschungsprojekt zur abschlussbezogenen Qualifizierung<br />
<strong>in</strong> Betrieben des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung erklärten. Die Beschäftigten<br />
seien durch die <strong>Nachqualifizierung</strong> eher bereit, Verantwortung zu<br />
übernehmen <strong>und</strong> eigene Initiative zu entfalten. 26<br />
• Unter Umständen s<strong>in</strong>d <strong>Nachqualifizierung</strong>en auch e<strong>in</strong> Mittel, die E<strong>in</strong>haltung externer<br />
<strong>An</strong>forderungen an die Arbeitskräftequalifikation, z. B. bei e<strong>in</strong>er vorgeschriebenen<br />
Fachkräftequote, zu erreichen oder Beförderungen zu begründen,<br />
wenn durch die <strong>Nachqualifizierung</strong> e<strong>in</strong> erweitertes Tätigkeitsfeld wahrgenommen<br />
werden kann.<br />
• <strong>Nachqualifizierung</strong>en entsprechen dem sozialen Verantwortungsgefühl der Unternehmen.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> können sie, beispielsweise bei Umstrukturierungen,<br />
Teil von betrieblichen Sozialplänen se<strong>in</strong>. 27<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Betriebe s<strong>in</strong>d jedoch nicht <strong>in</strong> jedem Fall bereit <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> zu unterstützen. In Fällen, <strong>in</strong> denen die betriebliche Unterstützung<br />
fehlt, s<strong>in</strong>d Eigen<strong>in</strong>itiative <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelle E<strong>in</strong>satzbereitschaft der an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong>teressierten Personen umso entscheidender für die Umsetzung<br />
<strong>und</strong> den Erfolg des Vorhabens.<br />
Untersuchungen zur Qualifizierung Beschäftigter vermitteln e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck, welche<br />
Rolle die Qualifizierung an- <strong>und</strong> ungelernter Personen für die Betriebe spielt <strong>und</strong> –<br />
falls die Betriebe <strong>Nachqualifizierung</strong>en unterstützen – welche Personen aus Sicht<br />
der Betriebe für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> geeignet s<strong>in</strong>d. Gemäß den Ergebnissen des<br />
Cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g Vocational Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Survey (CVTS) nehmen an- <strong>und</strong> ungelernte Personen<br />
<strong>in</strong> deutlich ger<strong>in</strong>gerem Maße als andere Beschäftigtengruppen an Maßnahmen<br />
der betrieblichen Qualifizierung teil. 28 E<strong>in</strong>e Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong><br />
Berufsforschung (IAB) zur geförderten Weiterbildung im Rahmen von WeGebAU<br />
weist zudem darauf h<strong>in</strong>, dass Betriebe, die mit e<strong>in</strong>em hohen <strong>An</strong>teil Ger<strong>in</strong>gqualifizierter<br />
an der Belegschaft (mehr als 30 %) erfolgreich s<strong>in</strong>d, für Weiterbildungen möglicherweise<br />
weniger Bedarf sehen als Betriebe mit e<strong>in</strong>em niedrigeren <strong>An</strong>teil Ger<strong>in</strong>gqualifizierter<br />
an der Belegschaft. 29 Das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung, welches die<br />
abschlussbezogene Qualifizierung an- <strong>und</strong> ungelernter Beschäftigter als betriebliches<br />
Handlungsfeld untersucht hat, stellt weiterh<strong>in</strong> fest, dass die Betriebe gegebenenfalls<br />
bevorzugt leistungsstarke <strong>und</strong> belastbare Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> gew<strong>in</strong>nen. Der zeitlichen Beanspruchung durch e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme <strong>und</strong> den <strong>in</strong>haltlichen <strong>An</strong>forderungen dieser Nach-<br />
26 Vgl. Gutschow, K. (2008), S. 8f.<br />
27 Vgl. zu den verschiedenen Gründen, aus denen heraus Betriebe e<strong>in</strong>e (Nach-)Qualifizierung der Beschäftigten unterstützen,<br />
z. B. Gutschow, K. (2008), S. 7ff., Dör<strong>in</strong>g, O. u. Zeller, B. (2000), S. 29ff. oder Deisler, C. (2008), S. 15ff.<br />
28 Vgl. Moraal, D. u. a. (2009), S. 7f.<br />
29 Vgl. Lott, M. u. Spitznagel, E. (2010), S. 7.<br />
12
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
qualifizierung wären nach <strong>An</strong>sicht der im Rahmen des Forschungsprojekts <strong>in</strong>terviewten<br />
Betriebsvertreter nicht alle Beschäftigten gewachsen. 30 Dies kann letztlich<br />
dazu führen, dass besonders benachteiligte Personen (z. B. Alle<strong>in</strong>erziehende, Personen<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, Personen ohne Schulabschluss) nicht <strong>in</strong> <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />
Gründe, die e<strong>in</strong> betriebliches Engagement der Unternehmen für die <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
ihrer Beschäftigten verh<strong>in</strong>dern oder e<strong>in</strong>schränken, s<strong>in</strong>d beispielsweise:<br />
• e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Interesse bzw. e<strong>in</strong>e niedrige Bereitschaft der für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
<strong>in</strong> Frage kommenden Beschäftigten,<br />
• das Fehlen e<strong>in</strong>es h<strong>in</strong>reichend gravierenden <strong>Nachqualifizierung</strong>sbedarfs aus Sicht<br />
des Arbeitgebers – <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blick auf die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses,<br />
31<br />
• Abweichungen zwischen dem Qualifizierungs<strong>in</strong>teresse der Betriebe <strong>und</strong> dem<br />
<strong>An</strong>gebot an <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen bzw. den Qualifizierungs<strong>in</strong>halten<br />
gemäß Ausbildungsordnung,<br />
• das mögliche Risiko e<strong>in</strong>er Unzufriedenheit nachqualifizierter Beschäftigter, wenn<br />
die <strong>Nachqualifizierung</strong> nicht mit e<strong>in</strong>em Nutzen für deren Karriere <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Betriebs oder deren E<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>hergeht,<br />
• Amortisationsrisiken der Humankapital<strong>in</strong>vestitionen (etwa <strong>in</strong>folge des fortgeschrittenen<br />
Alters von Beschäftigten, fehlender kont<strong>in</strong>uierlicher Beschäftigungsmöglichkeiten,<br />
drohender <strong>und</strong> durch die <strong>Nachqualifizierung</strong> zusätzlich erleichterter<br />
Arbeitgeberwechsel, 32 voraussichtlich höherer Lohnforderungen oder <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es<br />
nicht erfolgreichen Abschlusses der Qualifizierung),<br />
• vorhandene personelle <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Restriktionen bei teilweise nicht unerheblichem<br />
Aufwand <strong>und</strong> anfallenden Kosten, welche die Betriebe – beispielsweise <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von deren Größe, der Durchführung von Schichtarbeit oder der<br />
Auslastung durch Aufträge – unterschiedlich bee<strong>in</strong>trächtigen dürften <strong>und</strong> unter<br />
Umständen auch den erwarteten betrieblichen Nutzen e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
übertreffen können. 33<br />
30 Vgl. Gutschow, K. (2008), S. 9f.<br />
31 Teilweise dürften <strong>An</strong>lernprozesse, spezifische Lehrgänge <strong>und</strong> Teilqualifikationen als ausreichend erachtet werden.<br />
32 Inwieweit Vere<strong>in</strong>barungen zwischen Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitnehmer<strong>in</strong> bzw. Arbeitnehmer dieses Risiko verr<strong>in</strong>gern können,<br />
wäre im E<strong>in</strong>zelfall zu prüfen.<br />
33 Vgl. zu den verschiedenen Argumenten gegen e<strong>in</strong>e betriebliche Unterstützung von (Nach-)Qualifizierungen der Beschäftigten<br />
beispielsweise Gutschow, K. (2008), S. 8ff., Dör<strong>in</strong>g, O. u. Zeller, B. (2000), S. 36ff. oder Deisler, C. (2008), S. 22ff.<br />
13
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Die Ergebnisse des Cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g Vocational Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Survey belegen, dass es relativ<br />
häufig größere Unternehmen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> denen Beschäftigte ohne Berufsabschluss diesen<br />
nachholen. 34 In kle<strong>in</strong>eren Unternehmen s<strong>in</strong>d möglicherweise die Hemmnisse,<br />
sich zugunsten von <strong>Nachqualifizierung</strong>en zu engagieren, stärker. Ger<strong>in</strong>gere personelle<br />
<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen erschweren es, den erforderlichen Aufwand <strong>und</strong><br />
entstehende Kosten zu bewältigen, verh<strong>in</strong>dern vielleicht sogar e<strong>in</strong>e <strong>An</strong>alyse des betrieblichen<br />
Bedarfs an Qualifizierungsmaßnahmen <strong>und</strong> die Aufstellung von Personalentwicklungskonzepten.<br />
Freistellungen von der Arbeit können darüber h<strong>in</strong>aus nur<br />
schwer ausgeglichen werden. Die Spielräume zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung<br />
s<strong>in</strong>d unter Umständen stark e<strong>in</strong>geschränkt. Zudem verfügen kle<strong>in</strong>ere Unternehmen<br />
eventuell über weniger Wissen zu Qualifizierungsangeboten <strong>und</strong> Fördermöglichkeiten.<br />
35 Kle<strong>in</strong>ere – besonders auch spezialisierte – Unternehmen haben außerdem<br />
nicht immer die betrieblichen Möglichkeiten, um das für die berufliche Handlungsfähigkeit<br />
erforderliche Spektrum praktischer Erfahrungen alle<strong>in</strong> zu ermöglichen oder<br />
eigene Kurse mit h<strong>in</strong>reichend großer Zahl an Teilnehmer<strong>in</strong>nen bzw. Teilnehmern<br />
zusammenzustellen. 36<br />
Generell gilt, dass Planungsprozesse <strong>in</strong> Unternehmen oftmals – je nach Auftragslage<br />
– kurzfristigen Veränderungen unterliegen, wodurch länger dauernde Qualifizierungsmaßnahmen<br />
erschwert werden. Zudem müssen die Unternehmen bei Beteiligung<br />
an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme Investitionen tätigen, deren Rendite<br />
ungewiss ist: So gehen die Investitionen beispielsweise verloren, wenn der <strong>An</strong>- <strong>und</strong><br />
Ungelernte die Qualifizierung abbricht oder nach erfolgreichem Abschluss den Arbeitsgeber<br />
wechselt. 37 Aus Sicht der Unternehmen kann es daher e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell<br />
rationale Entscheidung se<strong>in</strong>, die <strong>Nachqualifizierung</strong>en des Personals nicht zu unterstützen,<br />
sondern z. B. zu versuchen, die benötigten Fachkräfte bei anderen Unternehmen<br />
abzuwerben. Die Folge des Externalitätenproblems kann – <strong>in</strong> <strong>An</strong>alogie zum<br />
Ausbildungsmarkt – e<strong>in</strong> aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive zu ger<strong>in</strong>ges betriebliches<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>sengagement se<strong>in</strong>.<br />
34 Vgl. Moraal, D. u. a. (2009), S. 8.<br />
35 E<strong>in</strong>e Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung zum Programm WeGebAU belegt beispielsweise, dass<br />
kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittlere Betriebe das Programm deutlich seltener kennen <strong>und</strong> auch weniger nutzen als größere Unternehmen.<br />
Vgl. Lott, M. u. Spitznagel, E. (2010), S. 4f.<br />
36 Vgl. zur besonderen Problematik der Personalentwicklung <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> mittleren Unternehmen z. B. Abicht, L. u. Borkenhagen,<br />
P. (2004), S. 111ff. oder Dör<strong>in</strong>g, O. u. Zeller, B. (2000), S. 40ff.<br />
37 E<strong>in</strong>e Absicherung gegen derartige Eventualitäten – z. B. e<strong>in</strong>e Rückzahlungsforderung bei Verlassen des Unternehmens<br />
oder Verstößen gegen den Qualifizierungsvertrag – ist ebenfalls mit Kosten verb<strong>und</strong>en.<br />
14
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
2.4 Modularisierung des Bildungsangebots<br />
Als Erfolgsfaktor für (mittel- bis langfristige) <strong>Nachqualifizierung</strong>en bzw. für Bildungsmaßnahmen,<br />
die auf e<strong>in</strong>e Abschlussprüfung vorbereiten, gilt deren Aufteilung<br />
<strong>in</strong> Module <strong>und</strong> somit <strong>in</strong>haltlich <strong>und</strong> zeitlich abgegrenzte Lerne<strong>in</strong>heiten. Vor allem folgende<br />
Vorteile werden mit e<strong>in</strong>er modularen Konzeption verb<strong>und</strong>en:<br />
• Die Bauste<strong>in</strong>e erlauben die Strukturierung von Lernprozessen <strong>und</strong> verbessern<br />
die Überschaubarkeit für die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer.<br />
• Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer, die bereits über Vorkenntnisse <strong>und</strong> berufliche<br />
Erfahrungen verfügen, können im Idealfall nach e<strong>in</strong>er Kompetenzfeststellung an<br />
die Kenntnisse anknüpfen <strong>und</strong> Lücken – z. B. im H<strong>in</strong>blick auf die Zulassung zur<br />
Externenprüfung – gezielt mit ausgewählten Bauste<strong>in</strong>en füllen.<br />
• Es ist e<strong>in</strong>e größere Flexibilität möglich, die Qualifizierung <strong>in</strong>dividuell an den Bedürfnissen<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer auszurichten. Die<br />
Modularisierung erleichtert es, die Qualifizierung zum Berufsabschluss auf verschiedene<br />
Lernorte bzw. Maßnahmen sowie längere Zeiträume zu verteilen (z. B.<br />
unterbrochen durch e<strong>in</strong>e Familienphase oder Vollzeitbeschäftigung). Der Lernprozess<br />
kann nach e<strong>in</strong>em Bauste<strong>in</strong> unterbrochen <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt<br />
fortgeführt werden, wenn die zuvor vermittelten Inhalte, Zeiten <strong>und</strong> Leistungen<br />
bzw. die Bauste<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichend dokumentiert s<strong>in</strong>d. Hierzu können Zertifikate<br />
über die Absolvierung von Bauste<strong>in</strong>en beitragen, die <strong>in</strong> den Fällen, <strong>in</strong> denen<br />
die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer z. B. e<strong>in</strong>e begonnene <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
abbrechen oder e<strong>in</strong>e Externenprüfung nicht bestehen, e<strong>in</strong>e transparente Dokumentation<br />
der bis dah<strong>in</strong> erreichten Qualifikationen ermöglichen. 38<br />
• E<strong>in</strong>e modulare Konzeption kann zudem die Motivation der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Teilnehmer fördern, wenn abgeschlossene Bauste<strong>in</strong>e, also Teilerfolge, das<br />
Selbstvertrauen <strong>in</strong> die eigene Lernfähigkeit bzw. <strong>in</strong> die Befähigung zur Erlangung<br />
e<strong>in</strong>es anerkannten Berufsabschlusses stärken. 39<br />
Welche dieser Vorteile tatsächlich realisiert werden können, hängt letztlich von der<br />
konkreten Modulkonzipierung ab.<br />
38 Zur Dokumentation erreichter Qualifikationen können die Bauste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dokument gesammelt werden, den geeignete<br />
Stellen (möglicherweise <strong>in</strong> Zusammenarbeit) ausgeben. Hierzu wurden bereits verschiedene Konzepte bzw. Vorschläge<br />
entwickelt (z. B. „Qualifizierungspass“, „Profilpass-Ordner“, „Europass“).<br />
39 Vgl. zu den Vorteilen e<strong>in</strong>er Modularisierung z. B. Dör<strong>in</strong>g, O. u. Zeller, B. (2000), S. 56f.<br />
15
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Ausbildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
Die <strong>An</strong>wendung von Bauste<strong>in</strong>en bzw. Modulen ist <strong>in</strong>sbesondere im Bereich der Berufs-<br />
bzw. Ausbildungsvorbereitung ke<strong>in</strong> Novum. Viele Bildungsträger haben bereits<br />
vor Inkrafttreten der Berufsausbildungsvorbereitungs-Besche<strong>in</strong>igungsverordnung<br />
(BAVBVO) im Jahr 2003 so genannte „Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e“ entwickelt. 40<br />
Seither wird an e<strong>in</strong>en „Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>“ <strong>in</strong> der Regel die <strong>An</strong>forderung gestellt,<br />
dass er den Vorgaben der Verordnung bzw. deren <strong>An</strong>lagen genügt. In der<br />
BAVBVO bzw. den <strong>An</strong>lagen wird die Entwicklung der Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e sowie<br />
z. B. deren Prüfung bzw. Leistungsfeststellung durch die zuständigen Stellen<br />
geregelt. Die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Qualifizierungsbauste<strong>in</strong> zu vermittelnden Tätigkeiten s<strong>in</strong>d jeweils<br />
aus den gemäß Ausbildungsordnung bzw. Ausbildungsrahmenplan erforderlichen<br />
Fertigkeiten <strong>und</strong> Kenntnissen abzuleiten. Der zeitliche Rahmen des Vermittlungsumfangs<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Qualifizierungsbauste<strong>in</strong> beträgt m<strong>in</strong>destens 140 <strong>und</strong> höchstens<br />
420 Zeitst<strong>und</strong>en. Festlegungen bezüglich e<strong>in</strong>es Praxisanteils im Betrieb bestehen<br />
dabei nicht. Innerhalb des Rahmens e<strong>in</strong>es von den zuständigen Stellen bestätigten<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>s bleibt die konkrete Ausgestaltung der Lehrgänge<br />
dem Bildungsträger überlassen. Bildungsträger können die Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
anderer <strong>An</strong>bieter übernehmen. Dabei ist sicherzustellen, dass die Rechte Dritter<br />
gewahrt bleiben. 41<br />
Mittlerweile gibt es für e<strong>in</strong>e Reihe von Berufen b<strong>und</strong>esweit e<strong>in</strong>heitliche modulare<br />
Konzeptionen, die auch <strong>in</strong> der <strong>Nachqualifizierung</strong> e<strong>in</strong>gesetzt werden sollen: Neben<br />
beispielhaften Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung<br />
(BIBB) zählen dazu u. a. die von der Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk<br />
(ZWH) <strong>in</strong> Kooperation mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) für<br />
die folgenden 12 Berufe entwickelten Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e: Änderungsschneider/<strong>in</strong>,<br />
Ausbaufacharbeiter/<strong>in</strong>, Bauten- <strong>und</strong> Objektbeschichter/<strong>in</strong>, Bürokaufmann/<br />
frau, Elektroniker/<strong>in</strong>, Fachverkäufer/<strong>in</strong> im Lebensmittelhandwerk, Gebäudere<strong>in</strong>iger/<strong>in</strong>,<br />
Hochbaufacharbeiter/<strong>in</strong>, Metallbauer/<strong>in</strong>, Tiefbaufacharbeiter/<strong>in</strong>, Tischler/<strong>in</strong>,<br />
Zweiradmechaniker. 42 Die Bauste<strong>in</strong>e stehen den Kammern zur Beurteilung <strong>und</strong> den<br />
Bildungsträgern zur Verwendung für ihre <strong>An</strong>gebote kostenlos zur Verfügung. Die<br />
Entwicklung sollte dazu beitragen, e<strong>in</strong>e vergleichbare Qualität der Bauste<strong>in</strong>e für die<br />
Berufe im Handwerk zu realisieren.<br />
40 Vgl. Berufsausbildungsvorbereitungs-Besche<strong>in</strong>igungsverordnung (BAVBVO) vom 16.07.2003, BGBl. I, S. 1472.<br />
41 Vgl. zu diesem Themengebiet, zu e<strong>in</strong>er Datenbank der Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e sowie zur Entwicklung <strong>und</strong> Verwendung<br />
von Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en http://www.good-practice.de/bbigbauste<strong>in</strong>e, Stand: November 2010.<br />
42 Vgl. http://www.zwh.de, Stand: Oktober 2010. In den drei Berufen Bauten- <strong>und</strong> Objektbeschichter/<strong>in</strong>, Elektroniker/<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
Fachverkäufer/<strong>in</strong> im Lebensmittelhandwerk wurden die ZWH/ZDH-Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e im Rahmen des B<strong>und</strong>esprojekts<br />
Jobstarter Connect zu „Ausbildungsbauste<strong>in</strong>en“ weiterentwickelt. Für diese Berufe sollen auch <strong>in</strong> der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
nur noch die Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e verwendet werden.<br />
16
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Die b<strong>und</strong>esweit e<strong>in</strong>heitlichen <strong>und</strong> kompetenzbasierten „Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e“<br />
des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung repräsentieren jeweils e<strong>in</strong>en für e<strong>in</strong>en Beruf<br />
typischen Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozess. 43 Je Beruf zusammengenommen umfassen<br />
sie def<strong>in</strong>itionsgemäß alle laut Ausbildungsordnung bzw. -rahmenplan <strong>und</strong> Rahmenlehrplan<br />
vorgeschriebenen (M<strong>in</strong>dest-)Inhalte e<strong>in</strong>er Ausbildung. Das heißt, die<br />
Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>es Berufes ergänzen sich <strong>in</strong> dem Konzept zu e<strong>in</strong>er Ausbildung.<br />
Bei den Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en ist dies a priori nicht der Fall – <strong>in</strong>sofern<br />
s<strong>in</strong>d die <strong>An</strong>forderungen an Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e höher. Insgesamt liegen Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e<br />
für folgende 14 Ausbildungsberufe zur Erprobung vor: Kaufmann/frau<br />
im E<strong>in</strong>zelhandel, Verkäufer/<strong>in</strong>, Kaufmann/frau für Spedition <strong>und</strong> Logistikdienstleistung,<br />
Fachkraft für Lagerlogistik, Fachlagerist/<strong>in</strong>, Industriemechaniker/<strong>in</strong>,<br />
Elektroniker/<strong>in</strong> für Betriebstechnik, Chemikant/<strong>in</strong>, Kraftfahrzeugmechatroniker/<strong>in</strong>,<br />
Fachverkäufer/<strong>in</strong> im Lebensmittelhandwerk, <strong>An</strong>lagenmechaniker/<strong>in</strong> für Sanitär-, Heizungs-<br />
<strong>und</strong> Klimatechnik, Elektroniker/<strong>in</strong> Fachrichtung Energie- <strong>und</strong> Gebäudetechnik,<br />
Maler/<strong>in</strong> <strong>und</strong> Lackierer/<strong>in</strong>, Bauten- <strong>und</strong> Objektbeschichter/<strong>in</strong>.<br />
Ungelernte müssen je Beruf e<strong>in</strong>e festgelegte Zahl an Ausbildungsbauste<strong>in</strong>en (m<strong>in</strong>destens<br />
fünf) absolvieren bzw. nachweisen, um mittels Prüfung e<strong>in</strong>en Ausbildungsabschluss<br />
erwerben zu können. H<strong>in</strong>sichtlich der zeitlichen Abfolge gibt es e<strong>in</strong>geschränkte<br />
Wahlmöglichkeiten. Die Konzeption berücksichtigt dabei, welche Inhalte<br />
bis zum Ablegen der Zwischen- <strong>und</strong> Abschlussprüfung zu absolvieren s<strong>in</strong>d.<br />
Zur Dauer der Vermittlung e<strong>in</strong>es Ausbildungsbauste<strong>in</strong>s werden häufig e<strong>in</strong>geschränkt<br />
variable Zeiträume vorgegeben, die aber <strong>in</strong> der Regel m<strong>in</strong>destens 16 Wochen umfassen.<br />
Die Summe der Mittelwerte aller Bauste<strong>in</strong>-Zeiten entspricht je Beruf der Regelausbildungsdauer.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ist im Konzept die Möglichkeit vorgesehen,<br />
Ausbildungsabschnitte „überspr<strong>in</strong>gen“ zu können. Dazu müssen die Interessent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Interessenten allerd<strong>in</strong>gs jeweils über alle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bauste<strong>in</strong> gefragten Kompetenzen<br />
verfügen <strong>und</strong> diese nachweisen können. E<strong>in</strong>e Besche<strong>in</strong>igung über absolvierte<br />
Bauste<strong>in</strong>e ist wie beim E<strong>in</strong>satz von Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
möglich. 44 Festlegungen bezüglich e<strong>in</strong>es Praxisanteils im Betrieb bestehen auch bei<br />
den Ausbildungsbauste<strong>in</strong>en nicht.<br />
E<strong>in</strong>e rechtliche Gr<strong>und</strong>lage für die <strong>An</strong>wendung der genannten Bauste<strong>in</strong>konzepte<br />
existiert nur für Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e durch die BAVBVO. Für Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e<br />
gibt es ke<strong>in</strong>e vergleichbare rechtliche Gr<strong>und</strong>lage. Der E<strong>in</strong>satz u. a. <strong>in</strong> der<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> wird aktuell im Programm Jobstarter Connect lediglich erprobt<br />
(vgl. Kapitel 2.6.2). Dabei bef<strong>in</strong>det man sich noch <strong>in</strong> den <strong>An</strong>fängen. Der Mangel an<br />
Rechtssicherheit <strong>und</strong> die e<strong>in</strong>geschränkte Flexibilität der Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e tragen<br />
nach Expertenme<strong>in</strong>ung dazu bei, dass diese bei den zuständigen Stellen <strong>in</strong><br />
43 Vgl. zu den Ausführungen zu Ausbildungsbauste<strong>in</strong>en http://www.jobstarter.de, Stand: November 2010.<br />
44 Vgl. http://www.bibb.de/de/50372.html, Stand: November 2010.<br />
17
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
<strong>Hessen</strong> <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>e Akzeptanz f<strong>in</strong>den. Auch die dargestellten allgeme<strong>in</strong>en<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e gemäß BAVBVO <strong>und</strong> die des Zentralverbands des Deutschen<br />
Handwerks (ZDH) im Speziellen werden von e<strong>in</strong>zelnen Experten kritisch betrachtet,<br />
da sie z. B. ke<strong>in</strong>e Festlegungen bezüglich e<strong>in</strong>es Praxisanteils im Betrieb<br />
vorsehen.<br />
Strukturierung von Lernprozessen mit betrieblichen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Als Reaktion auf die zuvor genannten Probleme wurden von den hessischen Industrie-<br />
<strong>und</strong> Handelskammern sowie Handwerkskammern – <strong>in</strong> deren Verantwortlichkeit<br />
der überwiegende Teil der verschiedenen anerkannten Ausbildungsberufe<br />
fällt – so genannte „betriebliche Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e“ entwickelt. Das erfolgreiche<br />
Absolvieren e<strong>in</strong>es mit diesen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en strukturierten Lernprozesses<br />
wird mit e<strong>in</strong>em Zertifikat der zuständigen Kammer dokumentiert. Die betrieblichen<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e sollen seit Mitte 2010 von den betreffenden<br />
Kammern angewendet werden. 45<br />
Bei der Entwicklung des Konzepts lehnten sich die Kammern an die Vorgaben der<br />
BAVBVO an. Die Standards betreffen vor allem die Zusammenarbeit zwischen dem<br />
<strong>An</strong>bieter e<strong>in</strong>er Bildungsmaßnahme <strong>und</strong> der betreffenden Kammer. Vorgesehen ist,<br />
dass e<strong>in</strong> <strong>An</strong>bieter vor Maßnahmenbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>en <strong>An</strong>trag zur <strong>An</strong>erkennung des Lehrgangs<br />
bzw. des Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>s bei der zuständigen Kammer stellt. E<strong>in</strong><br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong> umfasst auch hier wenigstens 140 <strong>und</strong> höchstens 420 Zeitst<strong>und</strong>en,<br />
wovon jedoch m<strong>in</strong>destens 60 % auf Tätigkeiten entfallen sollen, die <strong>in</strong> geeigneten<br />
Betrieben der Wirtschaft oder vergleichbaren E<strong>in</strong>richtungen vermittelt werden.<br />
Der <strong>An</strong>bieter berücksichtigt bei der Entwicklung des betrieblichen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>s<br />
den Bildungsstand der teilnehmenden Personen. Im <strong>An</strong>trag auf <strong>An</strong>erkennung<br />
des betrieblichen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>s müssen die Form <strong>und</strong> der<br />
Umfang der Leistungsfeststellung durch Lernzielkontrollen beschrieben se<strong>in</strong>. Dar<strong>in</strong><br />
muss m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> schriftlicher Prüfungsteil enthalten se<strong>in</strong>. Standard ist zudem,<br />
dass die Betriebe, <strong>in</strong> denen die Praxis vermittelt wird, die teilnehmenden Personen<br />
mit e<strong>in</strong>em Beurteilungsbogen bewerten. Die Teilnahme an e<strong>in</strong>em Lernprozess, der<br />
durch betriebliche Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e strukturiert <strong>und</strong> <strong>in</strong> dessen Verlauf die<br />
Standards e<strong>in</strong>gehalten wurden, wird mit e<strong>in</strong>em Zertifikat der Kammer bestätigt. Dafür<br />
muss die teilnehmende Person e<strong>in</strong> Zeugnis des <strong>An</strong>bieters mit dem Prädikat „mit<br />
gutem Erfolg“ <strong>und</strong> von dem Betrieb e<strong>in</strong>e Beurteilung vorlegen, <strong>in</strong> der alle genannten<br />
Kriterien m<strong>in</strong>destens mit „gut erkennbar“ bewertet wurden. In dem Zertifikat werden<br />
die erworbene Kompetenz <strong>und</strong> die Zuordnung zum zugr<strong>und</strong>eliegenden Ausbildungsberuf<br />
benannt. Dient e<strong>in</strong>e den Standards entsprechende, kammerseitig aner-<br />
45 Vgl. Braune, P. (2010), S. 8.<br />
18
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
kannte Maßnahme der Schließung vorhandener Lücken, rechnet die zuständige<br />
Kammer die Dauer der Vermittlung des Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>s auf die erforderliche<br />
Zeit beruflicher Erfahrung für die Prüfungszulassung nach der Externenregelung<br />
an. Ohne vorherige e<strong>in</strong>schlägige Berufspraxis kann e<strong>in</strong>e Zulassung zur Externenprüfung<br />
auf Basis aller Besche<strong>in</strong>igungen <strong>und</strong> Zeugnisse erfolgen, wenn <strong>in</strong> der Regelausbildungszeit<br />
mit Hilfe von derartigen betrieblichen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en<br />
die beruflich erforderlichen Kenntnisse, Fertigkeiten <strong>und</strong> Fähigkeiten vollständig erworben<br />
wurden. 46<br />
Frankfurter Weg zum Berufsabschluss<br />
Derartige betriebliche Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e werden <strong>in</strong> dem mit dem Weiterbildungs-Innovations-Preis<br />
2010 des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung ausgezeichneten<br />
„Frankfurter Weg zum Berufsabschluss“ der Werkstatt Frankfurt e. V. angewendet.<br />
47 Der „Frankfurter Weg“ wird im Auftrag der Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit <strong>und</strong> dem Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> Jobcenter <strong>in</strong><br />
Betrieben der Werkstatt Frankfurt e. V. umgesetzt. Ziel ist es, arbeitslosen <strong>An</strong>- <strong>und</strong><br />
Ungelernten den Erwerb e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses über die Externenprüfung zu ermöglichen.<br />
Dazu wurde unter Mitarbeit der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer Frankfurt<br />
sowie der Handwerkskammer Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> e<strong>in</strong> mehrstufiges, auf betrieblichen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en<br />
aufbauendes Konzept entwickelt. Jede Stufe dauert 12 Monate,<br />
enthält zwei bis vier Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er Dauer von 200 bis 400<br />
St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ist als separate Maßnahme gemäß der <strong>An</strong>erkennungs- <strong>und</strong> Zulassungsverordnung<br />
Weiterbildung (AZWV) anerkannt <strong>und</strong> förderfähig. Die Dauer der<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong>sgesamt entspricht gr<strong>und</strong>sätzlich der Ausbildungsdauer <strong>in</strong> den<br />
angestrebten, anerkannten Ausbildungsberufen. Die Teilnehmenden starten mit e<strong>in</strong>er<br />
achtwöchigen Kompetenzerfassung. Das dazu ebenfalls von der Werkstatt<br />
Frankfurt entwickelte Konzept namens KEA (Kompetenzfeststellung im Arbeitsprozess)<br />
sieht e<strong>in</strong> Praktikum <strong>und</strong> Arbeiten im Betrieb sowie u. a. parallel durchgeführte<br />
Leistungstests vor. Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer des Frankfurter Wegs absolvieren<br />
anschließend (<strong>in</strong> Stufe e<strong>in</strong>s) e<strong>in</strong>e weitere Praxisphase im Betrieb. 48 Die Mitarbeit<br />
<strong>und</strong> das Lernen im Arbeitsprozess werden somit als Kernstück des Programms<br />
angesehen. Vor dem Wechsel <strong>in</strong> die Stufen zwei <strong>und</strong> drei muss jeweils e<strong>in</strong>e<br />
Leistungsfeststellung erfolgreich abgeschlossen werden. Nach Absolvieren der<br />
dritten Stufe haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich zur Externenprüfung<br />
bei der jeweiligen Kammer anzumelden. Zur Dokumentation erworbener Kompeten-<br />
46 Vgl. Braune, P. (2010), S. 12.<br />
47 Vgl. zu den Ausführungen zum Frankfurter Weg http://www.werkstatt-frankfurt.de, Stand: November 2010.<br />
48 Leistungsbezieher können für die Kompetenzfeststellung e<strong>in</strong>e Förderung nach § 46 SGB III, für die sich eventuell anschließende<br />
Qualifizierung e<strong>in</strong>e Förderung beruflicher Weiterbildung nach § 77ff. SGB III erhalten.<br />
19
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
zen können die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer den „Europass Lebenslauf“ nutzen.<br />
49<br />
Voraussetzung für die Teilnahme an der Qualifizierungsmaßnahme ist die F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit<br />
über e<strong>in</strong>en Bildungsgutsche<strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit. Derzeit<br />
bietet die Werkstatt Frankfurt Qualifizierungen für 700 Teilnehmer/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> 17<br />
Berufen an. 50 Das <strong>An</strong>gebot ist vor allem auf Arbeitslose zwischen 25 <strong>und</strong> 45 Jahren<br />
ausgerichtet. R<strong>und</strong> 85 % der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer schließen die Qualifizierung<br />
mit e<strong>in</strong>em Berufsabschluss ab. Das Modell wurde als e<strong>in</strong> Musterbeispiel für<br />
e<strong>in</strong>e abschlussbezogene <strong>Nachqualifizierung</strong> vor allem für Ger<strong>in</strong>gqualifizierte, Langzeitarbeitslose<br />
<strong>und</strong> Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> gewürdigt <strong>und</strong> kann nach<br />
<strong>An</strong>sicht des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung deutschlandweit Vorbildfunktion für<br />
viele Kommunen haben. In <strong>Hessen</strong> f<strong>in</strong>den am Frankfurter Weg orientierte Konzepte<br />
bereits <strong>in</strong> Gießen unter dem Namen „Gießener Weg zum Berufsabschluss“ <strong>und</strong> im<br />
Wetteraukreis unter dem Namen „Wetterauer Weg zum Berufsabschluss“ <strong>An</strong>wendung.<br />
51<br />
2.5 Bewertung <strong>und</strong> <strong>An</strong>erkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen<br />
Viele <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte haben e<strong>in</strong>en Migrationh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, 52 wie Kapitel 3 verdeutlichen<br />
wird. Insbesondere bei zugewanderten Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländern ist<br />
e<strong>in</strong> fehlender Berufsabschluss zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass e<strong>in</strong>e im<br />
Ausland erworbene Qualifikation <strong>in</strong> Deutschland nicht anerkannt wird. 53 Zwar führen<br />
die für e<strong>in</strong>en Beruf jeweils zuständigen Stellen für ausgewählte Personengruppen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich so genannte „<strong>An</strong>erkennungsverfahren“ durch, die im Erfolgsfall mit e<strong>in</strong>er<br />
vollständigen <strong>An</strong>erkennung ohne Auflagen abschließen. 54 Zur bisherigen Praxis<br />
hat die B<strong>und</strong>esregierung im Dezember 2009 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Eckpunktepapier allerd<strong>in</strong>gs<br />
festgestellt, dass die Situation geprägt ist durch:<br />
49 Vgl. zu dem Konzept http://www.europass-<strong>in</strong>fo.de, Stand: Dezember 2010.<br />
50 Die Qualifizierungen f<strong>in</strong>den zum Teil <strong>in</strong> den gleichen Berufen statt, für die auch die Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e entwickelt wurden<br />
(z. B. Kaufmann im E<strong>in</strong>zelhandel <strong>und</strong> Fachkraft für Lagerlogistik).<br />
51 Vgl. http://giessenerweg.zaug.de <strong>und</strong> http://www.waus.de, Stand jeweils: November 2010. Der Gießener Weg nutzt zur<br />
Kompetenzfeststellung bzw. zur Dokumentation erworbener Kompetenzen das b<strong>und</strong>esweite „ProfilPASS-System“. Vgl.<br />
hierzu http://www.profilpass-onl<strong>in</strong>e.de, Stand: Dezember 2010.<br />
52 E<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> haben gemäß der Def<strong>in</strong>ition des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes alle nach 1949 auf das heutige<br />
Gebiet der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Zugewanderten sowie alle <strong>in</strong> Deutschland geborenen Ausländer/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> alle<br />
<strong>in</strong> Deutschland als Deutsche Geborenen mit zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>em zugewanderten oder als Ausländer/<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland geborenen<br />
Elternteil. Vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.) (2006), S. 6.<br />
53 Zum Teil bestehen trotz vorhandenem ausländischen Berufsabschluss sogar Probleme bei der <strong>An</strong>erkennung des Schulabschlusses,<br />
der <strong>in</strong> Deutschland häufig Gr<strong>und</strong>lage für die Aufnahme e<strong>in</strong>er Ausbildung <strong>und</strong> damit <strong>in</strong> der Regel auch e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> ist.<br />
54 Der <strong>An</strong>tragsteller hat dann die gleichen berufsbezogenen Rechte <strong>und</strong> Pflichten wie e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ländischer Berufs<strong>in</strong>haber. In e<strong>in</strong>em<br />
<strong>An</strong>erkennungsverfahren wird die im Ausland erworbene <strong>und</strong> möglicherweise durch praktische Tätigkeiten <strong>und</strong> Weiterbildungen<br />
ergänzte Qualifizierung mit der entsprechenden deutschen verglichen.<br />
20
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
<br />
<br />
<br />
„e<strong>in</strong>e große Unübersichtlichkeit h<strong>in</strong>sichtlich der Verfahren <strong>und</strong> der zuständigen<br />
Stellen,<br />
das Fehlen e<strong>in</strong>heitlicher Kriterien für die Bewertungs- <strong>und</strong> Entscheidungsverfahren<br />
der unterschiedlichen Akteure <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e fehlende b<strong>und</strong>esweite Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />
von Entscheidungen <strong>und</strong> Gutachten,<br />
fehlende Rechtsansprüche für e<strong>in</strong>e beträchtliche Zahl der Menschen, die ihr<br />
Studium oder ihre Ausbildung im Ausland absolviert <strong>und</strong> dort <strong>in</strong> ihrem gelernten<br />
Beruf gearbeitet haben <strong>und</strong> nun <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e ausbildungsadäquate<br />
Beschäftigung suchen.“ 55<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Probleme bleibt vielen Personen die <strong>An</strong>erkennung ihres ausländischen<br />
Berufsabschlusses verwehrt. Ohne e<strong>in</strong>en deutschen Berufsabschluss wiederum<br />
s<strong>in</strong>d die Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten verstärkt von Erwerbslosigkeit bedroht,<br />
<strong>und</strong> sie können als <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>geengten Spektrum von Berufen<br />
tätig werden. Dies birgt mittel- bis langfristig auch die Gefahr e<strong>in</strong>er Dequalifizierung,<br />
durch die volkswirtschaftliche Potenziale nicht ausgeschöpft werden. 56 Beispiele<br />
von zugewanderten Akademikern, die <strong>in</strong> Deutschland als Taxifahrer oder<br />
Putzfrau arbeiten, haben <strong>in</strong> diesem Zusammenhang dazu geführt, von e<strong>in</strong>em „Bra<strong>in</strong><br />
Waste“ zu sprechen. 57 Zahlen zu diesem Sachverhalt liefern Sonderuntersuchungen:<br />
58 Gemäß e<strong>in</strong>er Statistik des B<strong>und</strong>esarbeitsm<strong>in</strong>isteriums arbeitet jeder zweite <strong>in</strong><br />
Deutschland beschäftigte E<strong>in</strong>wanderer mit ausländischem Abschluss unterhalb se<strong>in</strong>er<br />
Qualifikation. 59 Zudem hat jeder vierte Arbeitslosengeld-II-Bezieher mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimat e<strong>in</strong>en Berufs- oder Hochschulabschluss erworben,<br />
der <strong>in</strong> Deutschland nicht anerkannt wird. Dies ist das Ergebnis e<strong>in</strong>er Studie des Instituts<br />
Arbeit <strong>und</strong> Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. 60<br />
Derzeit unterscheiden sich die Zugangsmöglichkeiten zu e<strong>in</strong>em formalen <strong>An</strong>erkennungs-<br />
bzw. Bewertungsverfahren u. a. nach der Staatsangehörigkeit des <strong>An</strong>tragstellers<br />
bzw. se<strong>in</strong>em formalen Migrationsstatus (z. B. EU- oder Drittstaatsangehörige),<br />
nach der Art des Berufs (reglementierte, nicht-reglementierte Berufe, zulassungspflichtige<br />
Handwerksberufe) <strong>und</strong> nach dem Wohnort des <strong>An</strong>tragstellers (z. B.<br />
B<strong>und</strong>esland). 61 E<strong>in</strong> gesetzlicher <strong>An</strong>spruch auf e<strong>in</strong> <strong>An</strong>erkennungsverfahren existiert<br />
55 B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (Hrsg.) (2009), S. 2.<br />
56 Vgl. zum Thema <strong>An</strong>erkennung ausländischer Qualifikationen <strong>in</strong> Deutschland z. B. B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales<br />
(Hrsg.) (2009), Englmann, B. u. Müller, M. (2007) oder http://www.berufliche-anerkennung.de, Stand: August 2010.<br />
57 Vgl. B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales (Hrsg.) (2009) oder Englmann, B. u. Müller, M. (2007).<br />
58 Ausländische Abschlüsse f<strong>in</strong>den derzeit bei den Vermittlungsbemühungen der Agenturen für Arbeit, den ARGEn <strong>und</strong> Optionskommunen<br />
ke<strong>in</strong>e systematische Berücksichtigung. Daher s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Statistiken der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (vgl.<br />
Kapitel 3) lediglich <strong>in</strong> Deutschland anerkannte Berufsabschlüsse erfasst.<br />
59 Vgl. B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales (Hrsg.) (2009), S. 73.<br />
60 Vgl. Brussig, M., Dittmar, V. u. Knuth, M. (2009), S. 1.<br />
61 Klempert, A. u. a. D. (2010), S. 28.<br />
21
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
nur für EU-Staatenangehörige, Staatenangehörige der Schweiz, Lichtenste<strong>in</strong>s <strong>und</strong><br />
Norwegens <strong>in</strong> reglementierten Berufen, 62 für Spätaussiedler <strong>in</strong> allen Berufen <strong>und</strong> im<br />
Fall von bilateralen Abkommen, wie sie beispielsweise im Handwerksbereich mit<br />
Österreich oder Frankreich getroffen wurden. 63 Die zuständigen Stellen können entsprechend<br />
nur bestimmten Personengruppen <strong>in</strong> reglementierten Berufen z. B. auf<br />
Basis der EG-Richtl<strong>in</strong>ie, 64 des B<strong>und</strong>esvertriebenengesetzes (BVFG – Gesetz über<br />
die Abgelegenheiten der Vertriebenen <strong>und</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge) 65 <strong>und</strong> bilateraler Abkommen<br />
<strong>An</strong>erkennungen aussprechen. <strong>An</strong>sonsten s<strong>in</strong>d – auch <strong>in</strong> nicht-reglementierten Berufen<br />
– die Zulassung zu e<strong>in</strong>er Externenprüfung <strong>und</strong>/oder freiwillige Stellungnahmen<br />
zum Vergleich bzw. zur „Entsprechung“ des ausländischen Berufsabschlusses mit<br />
e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Deutschland anerkannten Ausbildungsabschluss möglich. Die letztgenannten<br />
Dokumente s<strong>in</strong>d als Zertifikatsersatz hilfreich bei der Arbeitssuche, führen jedoch<br />
nicht zu rechtlichen <strong>An</strong>sprüchen. 66<br />
Die zuständigen Stellen sehen sich im <strong>An</strong>erkennungsverfahren e<strong>in</strong>er komplexen<br />
Thematik gegenüber, wenn sie ausländische Bildungsgänge bzw. Diplome vor dem<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es „vergleichbaren“ deutschen Bildungsgangs bewerten sollen. Zur<br />
Unterstützung bei der Bewertung ausländischer Qualifikationen dient derzeit vor allem<br />
die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen bei der Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />
(ZAB). 67 Diese hat primär Gutachterfunktion <strong>und</strong> kann selbst ke<strong>in</strong>e <strong>An</strong>erkennung<br />
oder Nicht-<strong>An</strong>erkennung aussprechen. Zudem berät sie hauptsächlich zu <strong>An</strong>erkennungen<br />
<strong>in</strong> den reglementierten Berufen. Die Dienstleistungen der Zentralstelle<br />
werden von den im Rahmen der Studie befragten Expert<strong>in</strong>nen bzw. Experten <strong>in</strong>sgesamt<br />
positiv beurteilt. E<strong>in</strong> Problem bestehe lediglich dar<strong>in</strong>, dass die Stellungnahmen<br />
zum Teil viel Zeit <strong>in</strong> <strong>An</strong>spruch nehmen. 68<br />
62 Reglementierte Berufe s<strong>in</strong>d z. B. Arzt, Jurist oder Steuerberater, <strong>in</strong> denen zur Ausübung des Berufes e<strong>in</strong>e Zulassung benötigt<br />
wird. E<strong>in</strong>zelne Berufe s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen B<strong>und</strong>esländern reglementiert, wie z. B. Dolmetscher. Die Mehrheit der Berufe<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs nicht reglementiert. Vgl. zu e<strong>in</strong>er Übersicht über reglementierte Berufe nach Wirtschaftszweigen beramí<br />
berufliche Integration e. V. (Hrsg.) (2010), S. 15f. Innerhalb der reglementierten Berufe gibt es unterschiedliche Zuständigkeiten.<br />
So liegt z. B. für Ärzte <strong>und</strong> Apotheker die Zuständigkeit beim B<strong>und</strong>, für Freiberufler (Architekten, Lehrer <strong>und</strong><br />
Erzieher) beim Land. Vgl. Bognanni, M. u. Jacobsen, L.: Zugewanderte Akademiker – "Deutschland lässt mich nicht arbeiten",<br />
Artikel <strong>in</strong> www.spiegel-onl<strong>in</strong>e.de vom 06. September 2010.<br />
63 Vgl. Hillenbrand, W. u. Knabe, E. (2010), S. 8f.<br />
64 Richtl<strong>in</strong>ie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates „Über die <strong>An</strong>erkennung von Berufsqualifikationen“<br />
vom 07.09.2005.<br />
65 Gesetz über die <strong>An</strong>gelegenheiten der Vertriebenen <strong>und</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge (B<strong>und</strong>esvertriebenengesetz – BVFG) vom<br />
19.05.1953.<br />
66 Vgl. hierzu auch Klempert, A. u. a. (2010), S. 9.<br />
67 Vgl. http://www.kmk.org/zab.html, Stand: Dezember 2010.<br />
68 <strong>An</strong>sprechpartner zum Thema Integration <strong>und</strong> <strong>An</strong>erkennung s<strong>in</strong>d auch die sechs Kompetenzzentren im Rahmen des b<strong>und</strong>esweiten<br />
Netzwerks „Integration durch Qualifizierung“ (IQ-Netzwerk: http://www.<strong>in</strong>tqua.de). Das Netzwerk entwickelt,<br />
erprobt <strong>und</strong> transferiert Instrumente <strong>und</strong> Strategien zu den Handlungsfeldern Beratung, berufsbezogenes Deutsch, Existenzgründung,<br />
Interkulturelle Öffnung, Kompetenzfeststellung <strong>und</strong> Qualifizierung. Jedes Handlungsfeld wird von e<strong>in</strong>em<br />
Kompetenzzentrum verantwortlich gesteuert. Im Rahmen der Studie wurde mit e<strong>in</strong>er Vertreter<strong>in</strong> des Kompetenzzentrums<br />
Integra.net, das für den Bereich Qualifizierung verantwortlich zeichnet, e<strong>in</strong> Expertengespräch durchgeführt. Das IQ-<br />
22
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Komplexität der <strong>An</strong>erkennungsregelungen gibt es bei den Interessent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Interessenten im Vorfeld des Verfahrens großen Informations- bzw. Beratungsbedarf.<br />
Um die Personen zu unterstützen, wurden verschiedene Maßnahmen<br />
ergriffen. E<strong>in</strong> Beispiel bildet der Leitfaden „<strong>An</strong>erkennung von Schul-, Berufs<strong>und</strong><br />
Hochschulabschlüssen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> – E<strong>in</strong> Leitfaden für die Praxis“. Dieser ist<br />
2010 bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktualisierten erweiterten Auflage erschienen. Herausgegeben<br />
wurde sie von beramí berufliche Integration e. V. <strong>und</strong> gefördert vom Hessischen M<strong>in</strong>isterium<br />
der Justiz, für Integration <strong>und</strong> Europa. 69 Der Leitfaden soll e<strong>in</strong>e Orientierungshilfe<br />
nicht nur für Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, sondern auch für Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter von Beratungsstellen bieten. Zudem wurde <strong>An</strong>fang 2009<br />
die Zentrale Auslands- <strong>und</strong> Fachvermittlung der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (ZAV)<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, die die zugewanderten Personen <strong>und</strong> auch die Arbeitsvermittler <strong>in</strong> den<br />
Agenturen für Arbeit bzw. Gr<strong>und</strong>sicherungsstellen zur beruflichen <strong>An</strong>erkennung ausländischer<br />
Bildungsabschlüsse berät. 70<br />
Über das Potenzial bezüglich der direkten <strong>An</strong>erkennung des ausländischen Berufsabschlusses<br />
h<strong>in</strong>aus bieten viele Migrant(<strong>in</strong>n)en – als Inhaber e<strong>in</strong>es ausländischen<br />
Berufsabschlusses oder mit im Ausland erworbener Berufserfahrung – vergleichsweise<br />
günstige Voraussetzungen für die Teilnahme an Bildungsmaßnahmen zum<br />
nachträglichen Erwerb e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses. Dazu s<strong>in</strong>d die Interessent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Interessenten – <strong>in</strong> der Regel bereits im Vorfeld e<strong>in</strong>es <strong>An</strong>erkennungsverfahrens,<br />
spätestens mit Ablehnung des <strong>An</strong>trags – auf e<strong>in</strong>e Kompetenzfeststellung bzw. die<br />
Information angewiesen, welche Bestandteile der Ausbildung (eventuell) noch fehlen<br />
<strong>und</strong> wie diese Lücken geschlossen werden können. Auf der Basis festgestellter<br />
Kompetenzen können die <strong>An</strong>gelernten an <strong>Nachqualifizierung</strong>en, die auf den Erwerb<br />
e<strong>in</strong>es deutschen Berufsabschlusses im Rahmen e<strong>in</strong>er Externenprüfung vorbereiten,<br />
oder so genannten <strong>An</strong>passungslehrgängen teilnehmen, die den Erwerb ohne Ablegen<br />
e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung erlauben können. 71<br />
Um die Situation im Bereich Bewertung <strong>und</strong> <strong>An</strong>erkennung ausländischer Berufsabschlüsse<br />
zu verbessern, plant die B<strong>und</strong>esregierung für 2011 die Verabschiedung e<strong>in</strong>es<br />
„<strong>An</strong>erkennungsgesetzes“. Der Gesetzesentwurf basiert auf dem genannten<br />
Eckpunktepapier <strong>und</strong> sieht vor, dass jede zugewanderte Person e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch<br />
auf die Prüfung e<strong>in</strong>es <strong>An</strong>erkennungsantrags <strong>in</strong>nerhalb von drei Monaten <strong>und</strong><br />
Netzwerk wurde vom B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales (BMAS) <strong>in</strong>itiiert <strong>und</strong> wird durch das BMAS <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit f<strong>in</strong>anziert.<br />
69 Vgl. beramí berufliche Integration e. V. (Hrsg.) (2010).<br />
70 Vgl. http://www.ba-auslandsvermittlung.de, Stand: Dezember 2010.<br />
71 Derzeit ist diese Praxis fast nur für EU-Bürger/<strong>in</strong>nen verfügbar <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teil der reglementierten Berufe. Vgl.<br />
Hillenbrand, W. u. Knabe, E. (2010), S. 23. Der Begriff <strong>An</strong>passungslehrgänge ist auf die EU-<strong>An</strong>erkennungsrichtl<strong>in</strong>ie<br />
2005/36/EG zurückzuführen.<br />
23
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
die Möglichkeit auf e<strong>in</strong>e Teilanerkennung der Qualifikationen erhält. 72 Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
ist geplant, dass <strong>in</strong> den Verfahren zukünftig jeweils die wesentlichen Lücken<br />
<strong>und</strong> der (eventuelle) <strong>An</strong>passungsqualifizierungsbedarf ermittelt <strong>und</strong> dokumentiert<br />
werden. Wo sich e<strong>in</strong>e Auslandsqualifikation als nicht gleichwertig erweist, sollen die<br />
<strong>An</strong>tragsteller über die verschiedenen <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen <strong>in</strong>formiert <strong>und</strong><br />
beraten werden. 73<br />
Das geplante „<strong>An</strong>erkennungsgesetz“ sieht somit zahlreiche Verpflichtungen vor, die<br />
mit e<strong>in</strong>em hohen personellen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen Aufwand e<strong>in</strong>hergehen können. Es<br />
stellt sich die Frage, ob die aktuell <strong>und</strong> zukünftig für die zuständigen Stellen angebotenen<br />
Unterstützungsleistungen ausreichen, damit diese die neuen Aufträge zufrieden<br />
stellend erledigen können. Dies wird u. a. entscheidend davon abhängen, wie<br />
viele <strong>und</strong> welche Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> von den <strong>An</strong>erkennungsverfahren<br />
letztlich Gebrauch machen. 74 E<strong>in</strong>fluss darauf haben wiederum die Kommunikation<br />
des neuen Gesetzes <strong>und</strong> die von den <strong>An</strong>tragstellern antizipierten Vorteile. Das<br />
aktuelle Unterstützungs- <strong>und</strong> Informationsangebot schätzen die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Experten vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> als <strong>in</strong>sgesamt noch unzureichend e<strong>in</strong>. Die zuständigen<br />
Stellen s<strong>in</strong>d im Zusammenhang mit der geplanten E<strong>in</strong>führung des <strong>An</strong>erkennungsgesetzes<br />
mit der Frage nach der Organisation der Bewertungspraxis konfrontiert.<br />
Die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern favorisieren die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Stelle,<br />
die zentral für die Bearbeitung der <strong>An</strong>träge zuständig ist. 75 Durch die derzeitige dezentrale<br />
Zuständigkeit für die Bewertung ausländischer Abschlüsse (z. B. nach dem<br />
Wohnort des <strong>An</strong>tragstellers) entsteht e<strong>in</strong> vergleichsweise hoher Aufwand, der entsprechend<br />
reduziert werden könnte. H<strong>in</strong>sichtlich der geplanten Teilanerkennung<br />
s<strong>in</strong>d politische Widerstände zu erwarten. Insbesondere Vertreter der Handwerkskammern<br />
äußern die Befürchtung, dass e<strong>in</strong>e Teilanerkennung ausländischer Berufsabschlüsse<br />
die Modularisierung der gesamten Ausbildung e<strong>in</strong>leiten könnte. Aus<br />
dem <strong>An</strong>satz könnte nämlich e<strong>in</strong> Rechtsanspruch auf Teilanerkennung auch <strong>in</strong>ländischer<br />
Qualifikationen abgeleitet werden, um Inländerdiskrim<strong>in</strong>ierung zu vermeiden.<br />
76<br />
Über den Gesetzesentwurf h<strong>in</strong>aus ergreifen derzeit verschiedene Institutionen Maßnahmen,<br />
um die Situation im Bereich <strong>An</strong>erkennung zu verbessern: Das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie z. B. plant, im Zuge des <strong>An</strong>erkennungsgesetzes<br />
e<strong>in</strong> b<strong>und</strong>esweites Informationsportal zu den Berufsbildungssystemen anderer<br />
72 Vgl. Lißmann, C. u. Caspari, L (2010): Gut ausgebildete Migranten, überforderte Behörden, unter http://www.zeit.de,<br />
Stand: 22.10.2010.<br />
73 Vgl. B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (Hrsg.) (2010).<br />
74 Vgl. zu e<strong>in</strong>er b<strong>und</strong>esweiten Schätzung des potenziellen zusätzlichen <strong>An</strong>tragsaufkommens Klempert, A. u. a. (2010),<br />
S. 17ff.<br />
75 Vgl. Opielka, J. (2010): Hilfsarbeiter mit Diplom unter http://www.faz.net, Stand: 5. Oktober 2010.<br />
76 Vgl. Klempert, A. u. a. (2010), S. 13.<br />
24
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Länder <strong>und</strong> zu deren Vergleichbarkeit mit Deutschland aufzubauen. 77 Die Zentrale<br />
Auslands- <strong>und</strong> Fachvermittlung der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (ZAV) beabsichtigt, ihre<br />
Berater<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Berater <strong>in</strong> Workshops u. a. zu den Themen <strong>An</strong>passungsqualifizierungsmaßnahmen<br />
<strong>und</strong> Kompetenzfeststellungsverfahren weiter zu schulen <strong>und</strong><br />
so die Beratungskompetenz zu verbessern. Zudem arbeitet sie am Aufbau e<strong>in</strong>er<br />
„Onl<strong>in</strong>e Wissensdatenbank“ für die Beratungs- <strong>und</strong> Vermittlungsfachkräfte („ZAV-<br />
Wikipedia“). Darüber h<strong>in</strong>aus ist vorgesehen, die Bekanntmachung der Beratungsdienstleistung<br />
<strong>und</strong> die Netzwerkaktivitäten zu verstärken. 78<br />
2.6 Förderung von <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
Das politisch starke Interesse an <strong>Nachqualifizierung</strong>en spiegelt sich <strong>in</strong> vielfältigen<br />
Initiativen, Modellversuchen <strong>und</strong> -projekten zur Unterstützung von (berufsbegleitenden)<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en wider. Bisher gibt es aber ke<strong>in</strong>e für die <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
ausbildungsloser Erwachsener spezifische Regelförderung. Die wesentlichen<br />
Unterstützungsmöglichkeiten resultieren aus dem Sozialgesetzbuch (SGB II <strong>und</strong> III<br />
– vgl. Abschnitt 2.6.1). 79 Auf diese Hilfen können <strong>in</strong>sbesondere Arbeitslose <strong>und</strong> von<br />
Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitsuchende zurückgreifen. Über Sonderprogramme<br />
besteht <strong>in</strong> dem Rahmen für (weitere) „Nichtleistungsbezieher“ die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />
Förderung. 80 Auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene gibt es weitere Förderprogramme zur<br />
Unterstützung von <strong>Nachqualifizierung</strong>en, die häufig über den Europäischen Sozialfonds<br />
(ESF) kof<strong>in</strong>anziert werden. Die wesentlichen Förderprogramme des B<strong>und</strong>es<br />
<strong>und</strong> des Landes <strong>Hessen</strong> werden <strong>in</strong> den Abschnitten 2.6.2 <strong>und</strong> 2.6.3 dargestellt. Neben<br />
diesen stehen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> auch kommunale Förderangebote zur Verfügung, die<br />
jedoch nicht <strong>in</strong> die Darstellung e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d.<br />
2.6.1 Fördermöglichkeiten durch SGB II <strong>und</strong> SGB III<br />
Maßnahmen zur Aktivierung <strong>und</strong> beruflichen E<strong>in</strong>gliederung nach § 46 SGB III<br />
Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitsuchende können für Kompetenzfeststellungen<br />
im Vorfeld e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>und</strong> für sehr kurze Qualifizierungen<br />
e<strong>in</strong>e Förderung von bis zu 100 % der Kosten über die so genannten „Maßnahmen<br />
zur Aktivierung <strong>und</strong> beruflichen E<strong>in</strong>gliederung“ nach § 46 SGB III erhal-<br />
77 Vgl. B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie (Hrsg.) (2010).<br />
78 Vgl. http://www.arbeitsagentur.de/nn_29928/Navigation/Dienststellen/besondere-Dst/ZAV/ZAV-Nav.html, Stand Dezember<br />
2010.<br />
79 Vgl. § 77ff. SGB III. Das SGB II basiert mit wenigen Ausnahmen auf den Instrumenten des SGB III <strong>und</strong> ergänzt diese um<br />
rechtskreisspezifische E<strong>in</strong>gliederungsleistungen (z. B. Beschäftigungszuschuss oder sozialpädagogische Unterstützung).<br />
Vgl. Hillenbrand, W. u. Knabe, E. (2010), S. 27. Die Förderung ist <strong>in</strong>sofern nicht spezifisch, als lediglich Maßnahmen zur<br />
beruflichen Weiterbildung gefördert werden, zu denen u. a. <strong>Nachqualifizierung</strong>en zählen.<br />
80 Nichtleistungsbezieher s<strong>in</strong>d Personen, die weder Arbeitslosengeld I noch II erhalten <strong>und</strong> dabei zwar erwerbsfähig, aber<br />
nicht hilfebedürftig s<strong>in</strong>d. Dazu zählen z. B. auch Berufsrückkehrer/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Hochschulabbrecher/<strong>in</strong>nen.<br />
25
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
ten. 81 Die Gesamtdauer der verschiedenen, mite<strong>in</strong>ander komb<strong>in</strong>ierbaren Maßnahmen<br />
darf jedoch 12 Wochen nicht überschreiten. Zudem erfordern die Maßnahmen<br />
– wenn sie als so genannte „Gruppenmaßnahmen“ nicht betrieblich, sondern bei e<strong>in</strong>em<br />
Bildungsträger durchgeführt werden –, dass alle Kursteilnehmenden denselben<br />
Qualifizierungsbedarf haben <strong>und</strong> die Gruppe <strong>in</strong>sgesamt relativ homogen zusammengestellt<br />
ist. 82 Insofern s<strong>in</strong>d die <strong>An</strong>wendungsmöglichkeiten des § 46 SGB III für<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en begrenzt.<br />
Förderung der beruflichen Weiterbildung nach § 77ff. SGB III (FbW)<br />
Mittel- bis langfristige <strong>Nachqualifizierung</strong>en – darunter auch Umschulungen <strong>und</strong> <strong>An</strong>passungsqualifizierungen<br />
– können durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, die ARGEn<br />
<strong>und</strong> die Optionskommunen vor allem im Rahmen des Instruments „Förderung der<br />
beruflichen Weiterbildung“ (FbW) nach § 77ff. SGB III unterstützt werden. In den<br />
Bereich des Instruments fallen sowohl reguläre Programme als auch – zumeist zeitlich<br />
befristete – Sonderprogramme, die auf den FbW-Bestimmungen aufbauen. Die<br />
potenziellen Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer erhalten jeweils e<strong>in</strong>en Bildungsgutsche<strong>in</strong>,<br />
mit dem sie unter zugelassenen Weiterbildungsangeboten, die selbst <strong>und</strong><br />
deren <strong>An</strong>bieter AZWV-zertifiziert s<strong>in</strong>d (<strong>An</strong>erkennungs- <strong>und</strong> Zulassungsverordnung<br />
Weiterbildung), wählen können. 83 Auch staatliche Bildungse<strong>in</strong>richtungen (Berufsschulen)<br />
müssen sich zertifizieren lassen, um förderfähige Kurse <strong>in</strong> der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
anbieten zu können. 84 Die Zertifizierung der Maßnahme (<strong>und</strong> des Trägers)<br />
erfolgt durch e<strong>in</strong>e privatrechtlich organisierte Stelle. Diese muss u. a. feststellen,<br />
dass die Maßnahme nach Lage <strong>und</strong> Entwicklung des Arbeitsmarktes zweckmäßig<br />
ist bzw. sich an den Bedarfen des Arbeitsmarktes orientiert. 85 <strong>An</strong> förderfähigen<br />
FbW-Maßnahmen können gr<strong>und</strong>sätzlich sowohl Beschäftigte als auch Arbeitslose<br />
nach SGB II bzw. SGB III teilnehmen. 86<br />
Bei der Gewährung der Förderung haben die so genannten Fallmanager/<strong>in</strong>nen der<br />
B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit bzw. der Gr<strong>und</strong>sicherungsstellen e<strong>in</strong>en Ermessensspielraum.<br />
Die Gutsche<strong>in</strong>e können regional <strong>und</strong> auf bestimmte Bildungsziele beschränkt<br />
81 Vgl. Hillenbrand, W. u. Knabe, E. (2010), S. 28. Dieser § 46 SGB III bündelt seit <strong>An</strong>fang 2009 e<strong>in</strong>e Reihe von Maßnahmen,<br />
die zuvor e<strong>in</strong>zeln geregelt waren. Dazu zählen so genannte „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahmen“ <strong>und</strong> „Maßnahmen der Eignungsfeststellung“.<br />
82 Vgl. http://www.bpb.de/themen/0CJ4W5,0,F%F6rderung_der_Teilhabechancen_am_ersten_Arbeitsmarkt.html, Stand:<br />
Dezember 2010.<br />
83 Vgl. hierzu <strong>und</strong> zu den folgenden Ausführungen B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (Hrsg.) (2010a).<br />
84 E<strong>in</strong>e Ausnahme diesbezüglich bildet lediglich die betriebliche E<strong>in</strong>zelumschulung. Vgl. BBJ Service gGmbH (Hrsg.)<br />
(2009), S. 4.<br />
85 Vgl. die Geschäftsanweisungen der Arbeitsagentur zur Förderung der beruflichen Weiterbildung <strong>und</strong> zur Förderung beschäftigter<br />
Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen bzw. Arbeitnehmer unter http://www.arbeitsagentur.de, Stand: Dezember 2010, S. 16.<br />
86 Während FbW-Maßnahmen Interessent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Interessenten aus beiden Rechtskreisen offenstehen, werden die<br />
Maßnahmen nach § 46 SGB III bzw. § 16 SGB II i. V. m. § 46 SGB III <strong>in</strong> der Regel von nur e<strong>in</strong>em Bedarfsträger ausgeschrieben,<br />
was die Teilnehmerakquise erschweren kann. Vgl. Hillenbrand, W. u. Knabe, E. (2010), S. 29.<br />
26
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
werden. Nach Aussage von Expert<strong>in</strong>nen bzw. Experten wurde dieses Förder<strong>in</strong>strument<br />
<strong>in</strong> den vergangenen Jahren zunehmend restriktiv gehandhabt.<br />
Arbeitslosen werden – neben den Leistungen zum Lebensunterhalt – Weiterbildungskosten<br />
erstattet. 87 Bei den unmittelbar entstehenden Lehrgangskosten (Lehrgangsgebühren<br />
e<strong>in</strong>schließlich der Kosten für erforderliche Lernmittel, Arbeitskleidung,<br />
Prüfungsstücke <strong>und</strong> der Prüfungsgebühren für gesetzlich geregelte oder allgeme<strong>in</strong><br />
anerkannte Zwischen- <strong>und</strong> Abschlussprüfungen) beträgt der Förderanteil bis<br />
zu 100 %. Weitere mit der Weiterbildung zusammenhängende Kosten für e<strong>in</strong>e notwendige<br />
Eignungsfeststellung, Fahrtkosten, 88 Kosten für e<strong>in</strong>e erforderliche auswärtige<br />
Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> Verpflegung sowie Kosten für die Betreuung von K<strong>in</strong>dern<br />
können bis zu e<strong>in</strong>em bestimmten Höchstbetrag übernommen werden.<br />
Die Regelungen für Arbeitslosengeld I <strong>und</strong> II (Leistungen zum Lebensunterhalt) gelten<br />
unverändert auch während der Weiterbildung. Wird während der Maßnahme e<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>kommen erzielt, so wird dieses – zum<strong>in</strong>dest teilweise – auf das Arbeitslosengeld<br />
I bzw. II angerechnet.<br />
Zwar stehen FbW-Maßnahmen Interessent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Interessenten aus beiden<br />
Rechtskreisen (SGB II <strong>und</strong> III) offen. Wenn K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en der Arbeitsagenturen<br />
allerd<strong>in</strong>gs den Rechtskreis z. B. von SGB III nach SGB II wechseln, kann es<br />
zu dem Problem kommen, dass die Arbeitsagentur die Weiterbildung nicht f<strong>in</strong>anzieren<br />
möchte, da <strong>in</strong> Kürze die ARGE bzw. die optierende Kommune zuständig se<strong>in</strong><br />
wird. Diese wiederum können nicht aktiv werden, da die Personen noch nicht registriert<br />
s<strong>in</strong>d. Derzeit erarbeitet die B<strong>und</strong>esagentur rechtskreisübergreifende Handlungsprogramme,<br />
die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Modellregionen getestet werden sollen. 89<br />
Zusätzlich zu den bestehenden Fördermöglichkeiten hat die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
<strong>An</strong>fang 2010 für Arbeitslose <strong>und</strong> von Arbeitslosigkeit unmittelbar bedrohte Arbeitnehmer/<strong>in</strong>nen<br />
das Programm „Initiative zur Flankierung des Strukturwandels“<br />
(IFLAS) aufgelegt. Dieses tritt an die Stelle der „Initiative Qualifizierung Ger<strong>in</strong>gqualifizierter“<br />
von 2009 <strong>und</strong> greift deren Zielsetzung <strong>in</strong> modifizierter Form auf.<br />
Die Förderung der Weiterbildung erfolgt auf Basis der FbW-Bestimmungen <strong>und</strong> soll<br />
Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung sowie „Wiederungelernte“ unterstützen.<br />
Zu den Wiederungelernten zählen dabei Personen mit abgeschlossener<br />
87 Vgl. zu den Ausführungen zu FbW bei Arbeitslosen die Geschäftsanweisungen der Arbeitsagentur zur Förderung der beruflichen<br />
Weiterbildung <strong>und</strong> zur Förderung beschäftigter Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen bzw. Arbeitnehmer unter<br />
http://www.arbeitsagentur.de, Stand: Dezember 2010.<br />
88 Die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten sollen <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>en Lehrgang im Tagespendelbereich ihres Wohnortes auswählen. Der<br />
Tagespendelbereich ist dabei als Region def<strong>in</strong>iert, die im Rahmen der zumutbaren Pendelzeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
zu erreichen ist. Bei e<strong>in</strong>er täglichen Unterrichtszeit von mehr als sechs St<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d z. B. bis zu zweie<strong>in</strong>halb<br />
St<strong>und</strong>en zumutbar. Bei e<strong>in</strong>er Unterrichtszeit unter sechs St<strong>und</strong>en verr<strong>in</strong>gert sich die zumutbare Pendelzeit auf <strong>in</strong>sgesamt<br />
zwei St<strong>und</strong>en.<br />
89 Vgl. Hillenbrand, W. u. Knabe, E. (2010), S. 9.<br />
27
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Berufsausbildung, die seit m<strong>in</strong>destens vier Jahren <strong>in</strong> an- oder ungelernter Tätigkeit<br />
beschäftigt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die erlernte Tätigkeit nicht mehr ausüben können. Die geförderten<br />
Maßnahmearten s<strong>in</strong>d: Maßnahmen mit Abschluss <strong>in</strong> anerkannten Ausbildungsberufen<br />
(Umschulungen – vorrangig im Betrieb), Lehrgänge zur Vorbereitung auf die<br />
Externenprüfung <strong>und</strong> Maßnahmen, die zertifizierte Teilqualifikationen vermitteln, die<br />
an geregelte Berufsbilder anschlussfähig bzw. anrechenbar s<strong>in</strong>d. Somit liegt der Fokus<br />
des Programms stärker auf <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen, als es die Regelförderung<br />
vorsieht. Vorbereitungskurse für die Externenprüfung s<strong>in</strong>d ebenso förderfähig<br />
wie langfristige Maßnahmen. 90<br />
Die Unterstützung von Beschäftigten zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit ist nicht<br />
orig<strong>in</strong>äre, aber subsidiäre Aufgabe der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit. 91 Aktuell stehen<br />
dafür vor allem zwei Programme zur Verfügung: 92<br />
• Förderung der beruflichen Weiterbildung während der Kurzarbeit, 93<br />
• Weiterbildung Ger<strong>in</strong>gqualifizierter <strong>und</strong> beschäftigter älterer Arbeitnehmer im Unternehmen<br />
(WeGebAU).<br />
Die Programme f<strong>in</strong>den <strong>An</strong>wendung je nach dem Gr<strong>und</strong> des Arbeitsausfalls <strong>und</strong> der<br />
Personengruppe – sie unterscheiden sich zudem h<strong>in</strong>sichtlich der Art der Förderung,<br />
der Förderhöhe <strong>und</strong> der Art der Qualifizierung.<br />
Mit der Förderung beruflicher Weiterbildung während des Bezuges von Kurzarbeitergeld<br />
sollen seit Januar 2009 <strong>An</strong>reize für Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitnehmer/<strong>in</strong>nen<br />
geschaffen werden, <strong>in</strong>folge der allgeme<strong>in</strong> schlechten Wirtschaftslage auftretende<br />
Zeiten der Nichtbeschäftigung für berufliche Weiterbildung zu nutzen. Für<br />
e<strong>in</strong>e Weiterbildungsförderung nach dem SGB III während des Bezuges von Kurzarbeitergeld<br />
müssen u. a. folgende Kriterien erfüllt se<strong>in</strong>:<br />
90 Vgl. hierzu Hillenbrand, W. u. Knabe, E. (2010), S. 41.<br />
91 Vgl. zu den Ausführungen zu FbW bei Beschäftigten die Arbeitgeber<strong>in</strong>formationen der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit unter<br />
http://www.arbeitsagentur.de, Stand: Dezember 2010.<br />
92 Nach der Vorschrift § 235c SGB III besteht auch e<strong>in</strong>e Fördermöglichkeit für die Arbeitgeber: Diese können für die berufliche<br />
Weiterbildung e<strong>in</strong>er Arbeitnehmer<strong>in</strong> bzw. e<strong>in</strong>es Arbeitnehmers e<strong>in</strong>en Zuschuss zum Arbeitsentgelt erhalten, wenn e<strong>in</strong>e<br />
ungelernte Arbeitnehmer<strong>in</strong> bzw. e<strong>in</strong> ungelernter Arbeitnehmer im Rahmen des bestehenden Arbeitsverhältnisses unter<br />
Fortzahlung des Arbeitsentgeltes e<strong>in</strong>en anerkannten Berufsabschluss erwirbt <strong>und</strong> wegen der Teilnahme an der Maßnahme<br />
die Arbeitsleistung ganz oder teilweise nicht erbracht werden kann. Der Arbeitsentgeltzuschuss wird bis zur Höhe<br />
der weiterbildungsbed<strong>in</strong>gt ausgefallenen Arbeitszeit erbracht. Zudem hat die B<strong>und</strong>esregierung (außerhalb der vorgestellten<br />
Programme) im Rahmen des Konjunkturpaketes II die Möglichkeit geschaffen, Leih-Arbeitnehmer/<strong>in</strong>nen bei Wiedere<strong>in</strong>stellung<br />
gezielt zu qualifizieren. Voraussetzung hierfür ist, dass die Mitarbeiter<strong>in</strong> bzw. der Mitarbeiter bereits im Zeitraum<br />
2007 <strong>und</strong> 2008 bei dem Unternehmen sozialversicherungspflichtig beschäftigt war <strong>und</strong> die Arbeitslosigkeit durch<br />
Wiedere<strong>in</strong>stellung im Unternehmen beendet wird.<br />
93 Ger<strong>in</strong>g qualifizierte Kurzarbeiter/<strong>in</strong>nen werden dabei über das Programm „Weiterbildung während Kurzarbeit“, nicht ger<strong>in</strong>g<br />
qualifizierte über das ESF-BA-Programm gefördert, das entsprechend mit ESF-Mitteln kof<strong>in</strong>anziert ist.<br />
28
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
• Die Arbeitnehmer<strong>in</strong> / der Arbeitnehmer ist ger<strong>in</strong>g qualifiziert, hat also ke<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />
Berufsausbildung. Als ger<strong>in</strong>g qualifiziert gilt auch, wer e<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />
Berufsausbildung hat, aber seit m<strong>in</strong>destens vier Jahren <strong>in</strong> an- oder<br />
ungelernter Tätigkeit beschäftigt wird <strong>und</strong> die erlernte Tätigkeit nicht mehr ausüben<br />
kann („Wiederungelernte“).<br />
• Die Weiterbildung f<strong>in</strong>det während betriebsüblicher Arbeitszeiten statt.<br />
• Die Dauer der Weiterbildung soll möglichst die voraussichtliche Dauer der Kurzarbeit<br />
nicht überschreiten.<br />
• Die Maßnahme soll das Nachholen von Berufsabschlüssen oder den Erwerb von<br />
Teilqualifizierungen ermöglichen, die e<strong>in</strong>e entsprechende <strong>An</strong>erkennung auf dem<br />
Arbeitsmarkt besitzen.<br />
Wenn die Voraussetzungen erfüllt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die Arbeitnehmer<strong>in</strong> / der Arbeitnehmer<br />
durch die Agentur für Arbeit vor Beg<strong>in</strong>n der Weiterbildung beraten wurde, können<br />
der Mitarbeiter<strong>in</strong> bzw. dem Mitarbeiter die notwendigen Lehrgangskosten erstattet<br />
werden. Darüber h<strong>in</strong>aus kann e<strong>in</strong> Zuschuss zu den notwendigen übrigen Weiterbildungskosten<br />
(z. B. Fahrkosten) gewährt werden.<br />
Das Programm „WeGebAU" fördert die Weiterbildung Ger<strong>in</strong>gqualifizierter <strong>und</strong> beschäftigter<br />
älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen im Unternehmen. Mit dem<br />
Zweiten Konjunkturprogramm der B<strong>und</strong>esregierung wurde das Programm auf qualifizierte<br />
Arbeitnehmer/<strong>in</strong>nen ausgeweitet, deren Berufsausbildung oder letzte öffentlich<br />
geförderte Weiterbildung m<strong>in</strong>destens vier Jahre zurückliegt. 94 Die Förderung soll<br />
e<strong>in</strong>e <strong>An</strong>schubf<strong>in</strong>anzierung für die Weiterbildung <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren <strong>und</strong> mittleren<br />
Unternehmen darstellen. Gefördert werden können Personen, die von ihren<br />
Arbeitgebern für die Dauer e<strong>in</strong>er Qualifizierung unter Fortzahlung des Arbeitsentgelts<br />
freigestellt werden. Die Weiterbildung soll ebenfalls – wie beim Programm<br />
„Förderung beruflicher Weiterbildung während des Bezuges von Kurzarbeitergeld“ –<br />
während betriebsüblicher Arbeitszeiten stattf<strong>in</strong>den. Von den Arbeitsagenturen werden<br />
die Lehrgangskosten erstattet <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Zuschuss zu den sonstigen Weiterbildungskosten<br />
gewährt. Bei Ger<strong>in</strong>gqualifizierten können auch die Arbeitgeber – unabhängig<br />
vom Alter der Arbeitnehmer<strong>in</strong> bzw. des Arbeitnehmers <strong>und</strong> der Betriebsgröße<br />
– für die weiterbildungsbed<strong>in</strong>gten Ausfallzeiten e<strong>in</strong>en Zuschuss zum Arbeitsentgelt<br />
<strong>und</strong> zu den Sozialversicherungsbeiträgen erhalten. 95 Um das Programm am<br />
Bedarf der Betriebe zu orientieren, werden Weiterbildungsberater<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -berater<br />
94 Die Freistellung darf nicht aus wirtschaftlichen Gründen zur Vermeidung von Kurzarbeit erfolgen, sondern muss weiterbildungsbed<strong>in</strong>gt<br />
se<strong>in</strong>.<br />
95 Bis 2007 konnten auch Arbeitslose das Programm <strong>in</strong> <strong>An</strong>spruch nehmen. Die Zahl der Förderfälle bei Arbeitslosen überstieg<br />
damals die der Beschäftigten deutlich. Zur Stärkung des Arbeitslosigkeit präventiv vorbeugenden Charakters der<br />
Maßnahme wurde das Programm ab 2007 auf Beschäftigte zugeschnitten. Vgl. Lott, M. u. Spitznagel, E. (2010), S. 2.<br />
29
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
e<strong>in</strong>gesetzt, die die Betriebe bei Bedarfsanalysen unterstützen können, über Fördermöglichkeiten<br />
<strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> bei der Umsetzung behilflich s<strong>in</strong>d.<br />
Nachdem die Öffentlichkeitsarbeit für das Programm verstärkt worden war, stieg die<br />
Zahl der Förderfälle seit 2007 an. Dazu trug auch die Erweiterung der Zielgruppe<br />
bei: Bezüglich der Förderung älterer Arbeitnehmer/<strong>in</strong>nen wurde die Altersgrenze bei<br />
den Beschäftigen ab 2007 von 50 auf 45 Jahre gesenkt, die Förderung auf Unternehmen<br />
mit bis zu 250 Beschäftigten ausgeweitet. 96 Im September 2010 wurde zugesagt,<br />
dass das Programm WeGebAU m<strong>in</strong>destens bis Ende 2011 fortgeführt wird,<br />
wobei sich zum 1. Januar 2011 erneut die Förderrichtl<strong>in</strong>ien ändern.<br />
Freie Förderung nach § 16f SGB II<br />
Im Jahr 2009 wurde auch die „Freie Förderung“ gemäß § 16f SGB II e<strong>in</strong>geführt. 97<br />
Durch sie haben die Gr<strong>und</strong>sicherungsstellen die Möglichkeit, maximal 10 % ihres<br />
Etats für die aktive Arbeitsmarktpolitik für Maßnahmen auszugeben, die nicht vom<br />
Gesetzgeber festgelegt werden. Die Förderung kann allen nach dem SGB II leistungsberechtigten<br />
Personen (§ 7) gewährt werden. 98 Leistungen der Freien Förderung<br />
dürfen nicht e<strong>in</strong>gesetzt werden, um dem Zweck oder der Intention nach gleichgerichtete<br />
Instrumente zu umgehen bzw. aufzustocken. Das heißt: Die Leistungen<br />
müssen gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong>e Erweiterung der gesetzlich geregelten E<strong>in</strong>gliederungsleistungen<br />
darstellen, also neu oder modifiziert se<strong>in</strong>. Ausnahmen bestehen diesbezüglich<br />
für Langzeitarbeitslose. Bei diesen können berufliche Qualifizierungen außerhalb<br />
der Regeln für Maßnahmen zur Aktivierung <strong>und</strong> beruflichen E<strong>in</strong>gliederung<br />
oder für die Förderung der beruflichen Weiterbildung gefördert werden. Demzufolge<br />
kann im Rahmen der freien Leistungen z. B. e<strong>in</strong>e von der Gr<strong>und</strong>sicherungsstelle<br />
beauftragte Maßnahme zur beruflichen Kenntnisvermittlung zugewiesen werden, die<br />
länger als 8 Wochen andauert, wenn dies für die E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> Arbeit erforderlich<br />
ist <strong>und</strong> auch die übrigen <strong>An</strong>forderungen an die Leistungen der Freien Förderung erfüllt<br />
s<strong>in</strong>d. Zugleich sieht die Freie Förderung auch die Möglichkeit vor, mehrere Förder<strong>in</strong>strumente<br />
bzw. -vorhaben mehrerer Leistungsträger (z. B. Land, ESF <strong>und</strong> Arbeitsvermittlung)<br />
außerhalb des Bildungsgutsche<strong>in</strong>verfahrens (FbW) zu komb<strong>in</strong>ieren.<br />
96 Personen, die e<strong>in</strong>e Qualifizierung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Kurzarbeit absolviert haben, können anschließend aus WeGebAU<br />
weiter unterstützt werden. Vgl. Lott, M. u. Spitznagel, E. (2010), S. 3. Die Betriebsgröße ist nur bei der Förderung älterer<br />
Arbeitnehmer/<strong>in</strong>nen relevant.<br />
97 Vgl. § 16f. SGB II sowie die Geschäftsanweisungen der Arbeitsagentur zur Freien Förderung unter<br />
http://www.arbeitsagentur.de, Stand: Dezember 2010.<br />
98 Dies ermöglicht auch die Förderung der so genannten Aufstocker, bei denen trotz E<strong>in</strong>kommen Hilfebedürftigkeit vorliegt.<br />
30
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
2.6.2 Aktuelle Förderprogramme auf B<strong>und</strong>esebene<br />
Bildungsprämie<br />
Zu den Förderprogrammen, die unmittelbar der f<strong>in</strong>anziellen Unterstützung bei Qualifizierungsmaßnahmen<br />
dienen, 99 zählt auch die „Bildungsprämie“ mit den zwei Komponenten<br />
Prämiengutsche<strong>in</strong> <strong>und</strong> Weiterbildungssparen. Das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für<br />
Bildung <strong>und</strong> Forschung fördert mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds die<br />
<strong>in</strong>dividuelle berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung durch die Installation von b<strong>und</strong>esweit<br />
mehr als 600 Beratungsstellen <strong>und</strong> die teilweise Kostenerstattung bei Qualifizierungen,<br />
die für die Ausübung der aktuellen oder zukünftigen beruflichen Tätigkeit relevant<br />
s<strong>in</strong>d, die wichtige Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten vermitteln <strong>und</strong> Kompetenzen erweitern.<br />
E<strong>in</strong>en so genannten Prämiengutsche<strong>in</strong> können solche Erwerbstätige e<strong>in</strong>mal<br />
jährlich erhalten, deren zu versteuerndes Jahrese<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>en Grenzbetrag 100<br />
nicht übersteigt. Der Zuschuss umfasst 50 % der direkten Weiterbildungskosten<br />
(Kurs- oder Prüfungsgebühren, aber z. B. ke<strong>in</strong>e Fahrt- <strong>und</strong> Freistellungskosten)<br />
bzw. maximal 500 Euro. Auch Selbständige, Berufsrückkehrer/<strong>in</strong>nen sowie Mütter<br />
<strong>und</strong> Väter <strong>in</strong> Elternzeit können den Prämiengutsche<strong>in</strong> erhalten, der bei e<strong>in</strong>em Weiterbildungsträger<br />
e<strong>in</strong>gereicht wird. Ke<strong>in</strong>en <strong>An</strong>spruch auf Förderung haben h<strong>in</strong>gegen<br />
Arbeitslose, Personen, die <strong>An</strong>spruch nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz<br />
(AFBG – Meister-BAföG) haben, Personen ohne Arbeitserlaubnis für Deutschland,<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler sowie Auszubildende, Studierende oder Rentner<br />
<strong>und</strong> Rentner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pensionäre.<br />
Das „Weiterbildungssparen“ kann als zweite Komponente ergänzend h<strong>in</strong>zukommen.<br />
Weiterbildungs<strong>in</strong>teressent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -<strong>in</strong>teressenten mit angespartem Guthaben nach<br />
dem Vermögensbildungsgesetz (VermBG – Vermögenswirksame Leistungen) können<br />
den verbleibenden f<strong>in</strong>anziellen Eigenanteil e<strong>in</strong>er Bildungsmaßnahme vor Ablauf<br />
der üblichen Sperrfrist aus dem Vermögen entnehmen. Die Arbeitnehmersparzulage<br />
geht dabei nicht verloren. Das Weiterbildungssparen ist <strong>in</strong> stärkerem Maße zur F<strong>in</strong>anzierung<br />
teurerer, längerfristiger Maßnahmen gedacht. 101 Der Spargutsche<strong>in</strong><br />
kann auch mit weiteren ESF-kof<strong>in</strong>anzierten Instrumenten (z. B. Qualifizierungsscheck<br />
<strong>Hessen</strong>) komb<strong>in</strong>iert werden.<br />
Perspektive Berufsabschluss<br />
Das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung unterstützt mit Beteiligung des<br />
Europäischen Sozialfonds im Rahmen des Programms „Perspektive Berufsabschluss“<br />
von 2008 bis 2012 <strong>in</strong> der Förder<strong>in</strong>itiative II die „Abschlussorientierte modulare<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>“ von an- <strong>und</strong> ungelernten jungen Erwachsenen. Begleitvor-<br />
99 Jenseits der steuerlichen Absetzbarkeit von Weiterbildungsausgaben als Werbungskosten.<br />
100 Stand im August 2010: 25.600 Euro oder 51.200 Euro bei geme<strong>in</strong>sam Veranlagten.<br />
101 Vgl. http://www.bildungspraemie.<strong>in</strong>fo oder http://www.foerderdatenbank.de, jeweils Stand: August 2010.<br />
31
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
haben der Förder<strong>in</strong>itiative bilden die Projekte „Unterstützung regionaler Projekte zur<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> zu Fragen der Zulassung zur Externenprüfung“ – dieses ist bei<br />
der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk angesiedelt – <strong>und</strong> das Projekt<br />
„Mit MigrantInnen für MigrantInnen – Interkulturelle Kooperation zur Verbesserung<br />
der Bildungs<strong>in</strong>tegration“. Die Förder<strong>in</strong>itiative dient dem Auf- <strong>und</strong> Ausbau von Beratungsstrukturen<br />
für Betriebe sowie für an- <strong>und</strong> ungelernte junge Erwachsene mit <strong>und</strong><br />
ohne Beschäftigung. Zudem werden Vorhaben gefördert, bei denen Konzepte für<br />
e<strong>in</strong>e flexible, modulare <strong>und</strong> abschlussorientierte <strong>Nachqualifizierung</strong> regional implementiert<br />
<strong>und</strong> entwickelt werden. Durch e<strong>in</strong> strategisches <strong>und</strong> kooperatives Zusammenwirken<br />
der regional tätigen Arbeitsmarktakteure sollen <strong>Nachqualifizierung</strong>sbedarf<br />
<strong>und</strong> -angebot transparent <strong>und</strong> vorhandene Instrumente besser genutzt werden,<br />
um letztlich mehr abschlussbezogene <strong>Nachqualifizierung</strong>en <strong>und</strong> erfolgreiche Teilnahmen<br />
vor allem an Externenprüfungen zu erreichen. Der beruflichen Förderung<br />
von jungen Erwachsenen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> kommt dabei e<strong>in</strong> hoher Stellenwert<br />
zu. Best practice-Beispiele, die auf andere Standorte übertragbar s<strong>in</strong>d, sollen<br />
mit Unterstützung der wissenschaftlichen Begleitung (Forschungs<strong>in</strong>stitut Betriebliche<br />
Bildung) auch für andere Regionen vorgeschlagen werden.<br />
In der ersten Förderr<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d b<strong>und</strong>esweit 22 regionale Projekte zur abschlussorientierten<br />
modularen <strong>Nachqualifizierung</strong> ausgewählt worden – drei davon <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
an den Standorten Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Darmstadt <strong>und</strong> Korbach. 102 Seit Herbst 2010<br />
laufen – für e<strong>in</strong>en Zeitraum von 3 Jahren – zudem die Projekte der zweiten Förderr<strong>und</strong>e<br />
des B<strong>und</strong>esprogramms – zwei davon <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>. Die <strong>in</strong>sgesamt fünf hessischen<br />
Projekte werden <strong>in</strong> Kapitel 4.4 dargestellt, das sich mit der konkreten Umsetzung<br />
von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> befasst.<br />
Jobstarter Connect<br />
In den regionalen Projekten das Programms Jobstarter Connect des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung sollen die Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e des BIBB u. a. <strong>in</strong><br />
der <strong>Nachqualifizierung</strong> erprobt werden. 103 In <strong>Hessen</strong> werden die Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e<br />
allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> der Berufsausbildungsvorbereitung <strong>und</strong> der außerbetrieblichen<br />
Berufsausbildung e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
102 Vgl. http://www.perspektive-berufsabschluss.de, Stand: Dezember 2010.<br />
103 Vgl. http://www.jobstarter.de, Stand: Oktober 2010.<br />
32
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
2.6.3 Aktuelle Förderprogramme auf Landesebene<br />
Verbesserung der Qualität, Information <strong>und</strong> Transparenz <strong>in</strong> der beruflichen<br />
Bildung (QuIT)<br />
Das Hessische M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Verkehr <strong>und</strong> Landesentwicklung fördert<br />
mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds ESF im Rahmen des Programms<br />
„Verbesserung der Qualität, Information <strong>und</strong> Transparenz <strong>in</strong> der beruflichen Bildung<br />
(QuIT)“ den E<strong>in</strong>satz von Qualifizierungsbeauftragten, um kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> bei ihren Bemühungen um die Mitarbeiterqualifizierung zu unterstützen.<br />
Die Qualifizierungsbeauftragten sollen als <strong>An</strong>sprechpartner für Betriebe,<br />
Personalverantwortliche <strong>und</strong> Beschäftigte <strong>in</strong> allen Fragen der beruflichen Weiterbildung<br />
fungieren. Zu ihren Aufgaben gehört es, für die Bedeutung der Mitarbeiterqualifizierung<br />
zu sensibilisieren <strong>und</strong> über zukunftsrelevante Themen <strong>und</strong> Formen der<br />
Mitarbeiterqualifizierung zu <strong>in</strong>formieren. Darüber h<strong>in</strong>aus sollen die Qualifizierungsbeauftragten<br />
zur Optimierung <strong>und</strong> passgenauen Entwicklung des Weiterbildungsangebots<br />
<strong>in</strong> den Regionen beitragen. Weiterh<strong>in</strong> werden im Rahmen des Programms<br />
auch Qualifizierungsberatungsstellen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten<br />
gefördert. Die Weiterbildungsberatungsstelle (webb) <strong>in</strong> Offenbach z. B. zielt auf die<br />
Qualifizierungsberatung für <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte ab. In Frankfurt steht die Qualifizierungsberatung<br />
für beschäftigte Migranten/<strong>in</strong>nen (MiQua) im Vordergr<strong>und</strong>. Gefördert<br />
wird im Rahmen des Programms ferner die Schaffung e<strong>in</strong>er nachfragegerechten Informations-<br />
<strong>und</strong> Beratungs<strong>in</strong>frastruktur, z. B. <strong>in</strong> Form von Datenbanken, Netzwerken<br />
<strong>und</strong> Netzwerkservicestellen. Diese sollen möglichst neutral Informationen über die<br />
Weiterbildungsangebote, deren Qualität <strong>und</strong> Verwendbarkeit liefern, um die Auswahl<br />
geeigneter Maßnahmen zu erleichtern. 104<br />
In <strong>Hessen</strong> s<strong>in</strong>d damit – wie auch von e<strong>in</strong>em Teil der befragten Expert<strong>in</strong>nen bzw. Experten<br />
hervorgehoben wird – bereits strukturelle Voraussetzungen <strong>und</strong> Kontakte<br />
vorhanden, die eventuell auch im H<strong>in</strong>blick auf das <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehen<br />
(verstärkt) genutzt werden könnten.<br />
Qualifizierung von Beschäftigten <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> mittleren Unternehmen (KMU)<br />
Das Land <strong>Hessen</strong> unterstützt im Rahmen des Programms „Qualifizierung von Beschäftigten<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> mittleren Unternehmen (KMU)“ die beruflichen Weiterbildungsbemühungen<br />
von Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Arbeitnehmern aus kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />
mittleren Unternehmen mit höchstens 250 Beschäftigten. Zur Zielgruppe, die e<strong>in</strong>en<br />
so genannten Qualifizierungsscheck erhalten kann, gehören Beschäftigte ohne anerkannten<br />
Abschluss auf ihrem beruflichem Tätigkeitsfeld, ältere Beschäftigte über<br />
104 Vgl. http://www.esf-hessen.de, Stand: August 2010.<br />
33
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
45 Jahre, <strong>in</strong> Teilzeit mit bis zu 30 Wochenst<strong>und</strong>en Beschäftigte oder als Ausbilder<strong>in</strong><br />
bzw. Ausbilder tätige Beschäftigte, die Weiterbildungen <strong>in</strong> Zusammenhang mit ihrer<br />
Ausbildungstätigkeit anstreben. Voraussetzung für den Erhalt e<strong>in</strong>es Qualifizierungsschecks<br />
ist die Teilnahme an e<strong>in</strong>er kostenlosen Bildungsberatung bei den Beratungsstellen.<br />
Mit E<strong>in</strong>lösung des Qualifizierungsschecks bei e<strong>in</strong>em zertifizierten Bildungsanbieter<br />
können – <strong>in</strong> <strong>An</strong>alogie zur Bildungsprämie auf B<strong>und</strong>esebene – bis zur<br />
Hälfte der direkten Weiterbildungskosten bzw. maximal 500 Euro pro Person <strong>und</strong><br />
Kalenderjahr aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert werden. 105 Förderfähig<br />
s<strong>in</strong>d nur die direkten Weiterbildungskosten (d. h. die Kursteilnahme <strong>und</strong> eventuell<br />
anfallende Prüfungsgebühren). Seit Mitte 2010 gehören auch <strong>An</strong>gestellte mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, die über e<strong>in</strong>en im Ausland erworbenen, <strong>in</strong> Deutschland aber<br />
nicht anerkannten Berufsabschluss verfügen, zur Zielgruppe des Programms. In<br />
diesen Fällen werden auch Teilnahmen an Weiterbildungsmaßnahmen gefördert,<br />
die nicht zum aktuellen Tätigkeitsprofil passen, aber zukünftig e<strong>in</strong>e Ausübung des<br />
erlernten Berufes ermöglichen. Zugleich fördert <strong>Hessen</strong> im Rahmen dieses Programms<br />
auch die „Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung von <strong>in</strong>novativen <strong>und</strong>/oder regionalbzw.<br />
branchenspezifischen Bildungsprodukten“, welche der Beschäftigungssicherung<br />
<strong>und</strong> -qualität zu Gute kommen.<br />
Weitere ESF-kof<strong>in</strong>anzierte Landesprogramme mit Bezug zur <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
Über die genannten Programme h<strong>in</strong>ausgehend gibt es weitere ESF-kof<strong>in</strong>anzierte<br />
Programme wie „Impulse der Arbeitsmarktpolitik (IdeA)“, „Qualifizierung <strong>in</strong> der Altenpflege“,<br />
„Perspektive II“, „Passgenau <strong>in</strong> Arbeit (PiA)“ oder „Berufliche Qualifizierung<br />
Strafgefangener“ zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit <strong>und</strong> Erwerbs<strong>in</strong>tegration<br />
von bestimmten Personengruppen, die beispielsweise von gesellschaftlicher<br />
Ausgrenzung bedroht s<strong>in</strong>d, als Langzeitarbeitslose mit besonderen Vermittlungshemmnissen<br />
gelten oder zu resozialisieren s<strong>in</strong>d. 106 Mittels dieser Programme werden<br />
– zumeist im Rahmen e<strong>in</strong>er <strong>An</strong>teilsf<strong>in</strong>anzierung von bis zu 50 % der Kosten –<br />
vor allem die Verbesserung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen sowie die Entwicklung <strong>und</strong><br />
Durchführung von Qualifizierungen gefördert. E<strong>in</strong>e direkte f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung<br />
der <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten erfolgt nicht. Zudem zielen die Programme häufig nicht<br />
unmittelbar auf den Erwerb e<strong>in</strong>es anerkannten Berufsabschlusses ab, sondern sehen<br />
auch Qualifizierungen unterhalb dieses Niveaus vor. Insgesamt s<strong>in</strong>d sie aufgr<strong>und</strong><br />
der E<strong>in</strong>schränkungen h<strong>in</strong>sichtlich der Zielgruppe der Programme nur mittelbar<br />
dem Bereich Förderung der beruflichen <strong>Nachqualifizierung</strong> zuzuordnen. Die Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>es Förderprogramms im Bereich der beruflichen <strong>Nachqualifizierung</strong> wird<br />
105 Vgl. http://www.esf-hessen.de oder http://www.qualifizierungsschecks.de, Stand: jeweils August 2010.<br />
106 Vgl. http://www.esf-hessen.de, Stand: August 2010.<br />
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HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
von e<strong>in</strong>igen der im Rahmen der Untersuchung befragten Expert<strong>in</strong>nen bzw. Experten<br />
angeregt.<br />
<strong>Hessen</strong>campus<br />
Im Rahmen von <strong>Hessen</strong>campus arbeiten seit 2007 regionale Bildungsanbieter zusammen<br />
mit dem Ziel, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für das lebensbegleitende Lernen<br />
zu verbessern sowie das Wissen <strong>und</strong> die Kompetenzen von beruflichen Schulen,<br />
Schulen für Erwachsene, Volkshochschulen <strong>und</strong> anderen Institutionen zusammenzuführen<br />
<strong>und</strong> somit neue Bildungsdienstleister <strong>in</strong> den Regionen zu schaffen. Durch<br />
die Zusammenarbeit sollen auch Doppelstrukturen vermieden <strong>und</strong> vorhandene Ressourcen<br />
besser e<strong>in</strong>gesetzt werden. Zu den Kernaufgaben von <strong>Hessen</strong>campus gehören<br />
Bildungsberatung <strong>und</strong> die Bereitstellung nachfragegerechter Bildungsangebote<br />
für den regionalen Markt. 107 Das Vorhaben zielt auch darauf ab, Impulse für Netzwerke<br />
zu geben. E<strong>in</strong>e direkte Verb<strong>in</strong>dung zur <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong><br />
besteht bisher nicht. Der E<strong>in</strong>bezug sollte aber nach <strong>An</strong>sicht e<strong>in</strong>iger der im Rahmen<br />
der Studie befragten Expert<strong>in</strong>nen bzw. Experten erwogen werden.<br />
107 Vgl. http://hc-hessencampus.de, Stand: August 2010.<br />
35
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
3 Potenzielle Nachfrage von <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
Zum Personenkreis mit potenziellem Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> zählen<br />
Erwachsene ohne Berufsabschluss <strong>und</strong> Erwachsene, die zwar über e<strong>in</strong>en Berufsabschluss<br />
verfügen, diesen aber – z. B. aufgr<strong>und</strong> fehlender Nachfrage nach dem<br />
Berufsabschluss – nicht verwerten können. <strong>An</strong>hand der amtlichen Statistik lässt sich<br />
lediglich e<strong>in</strong> – wenngleich sehr großer – Teil des potenziell an <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
<strong>in</strong>teressierten Personenkreises ausweisen, nämlich Personen ohne (anerkannten)<br />
Berufsabschluss. Über Erwachsene, die zwar e<strong>in</strong>en Ausbildungsabschluss besitzen,<br />
aber trotzdem Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> – sei es im Rahmen e<strong>in</strong>er Externenprüfung<br />
oder e<strong>in</strong>er Umschulung – haben könnten, stehen ke<strong>in</strong>e statistischen<br />
Informationen zur Verfügung. 108<br />
Nachfolgend werden Umfang <strong>und</strong> Struktur des Personenkreises ohne Berufsabschluss<br />
anhand der Beschäftigungs- <strong>und</strong> der Arbeitslosenstatistik der B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit (Kapitel 3.1 <strong>und</strong> 3.2) sowie e<strong>in</strong>er Sonderauswertung des Mikrozensus<br />
des Hessischen Statistischen Landesamtes (Kapitel 3.3) aufgezeigt.<br />
Die Statistiken der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit erlauben dabei vergleichsweise differenzierte<br />
Auswertungen (z. B. nach Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit oder Betriebszugehörigkeit)<br />
bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (vgl. Kapitel 3.1)<br />
<strong>und</strong> Arbeitslosen (vgl. Kapitel 3.2) ohne Berufsabschluss. Für die „ausschließlich ger<strong>in</strong>gfügig<br />
Beschäftigten“ – zum 30.06.2009 am Arbeitsort <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> r<strong>und</strong> 392 Tsd.<br />
Personen – liegen allerd<strong>in</strong>gs nur zu 40 % <strong>An</strong>gaben über den beruflichen Bildungsabschluss<br />
vor, so dass e<strong>in</strong>e weitergehende differenzierte Auswertung nicht möglich<br />
bzw. s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>t. 109 M<strong>in</strong>destens 61 Tsd. dieser ausschließlich ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigten<br />
verfügen jedoch nicht über e<strong>in</strong>en Berufsabschluss. 110 E<strong>in</strong> h<strong>in</strong>sichtlich<br />
se<strong>in</strong>er Größe nicht bekannter Teil dieser Personengruppe der ausschließlich ger<strong>in</strong>gfügig<br />
Beschäftigten ist über die Arbeitslosenstatistik miterfasst. Auch aufgr<strong>und</strong> dieser<br />
Probleme werden ergänzend Daten des Mikrozensus herangezogen. Der Mikrozensus<br />
liefert Informationen zu den Erwerbspersonen (das s<strong>in</strong>d Erwerbstätige am<br />
108 Dies ist vor allem vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> problematisch, dass zur L<strong>in</strong>derung e<strong>in</strong>es Fachkräftemangels auch Qualifizierungen<br />
von Personen benötigt werden dürften, die bereits über Basisqualifikationen verfügen. Um beispielsweise zur „Fachkraft“<br />
gemäß der gesetzlichen Bestimmungen im Bereich Altenpflege oder Erziehung qualifiziert werden zu können, wird<br />
<strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> höherwertiger Schulabschluss <strong>und</strong> ggf. e<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung z. B. als Assistenzkraft<br />
vorausgesetzt.<br />
109 Die Beschäftigungsstatistik umfasst <strong>An</strong>gaben zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, auf die sich Kapitel 3.1<br />
beschränkt, <strong>und</strong> zu den ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigten. Gemäß der <strong>An</strong>gaben der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit werden unter dem<br />
Begriff der ger<strong>in</strong>gfügigen Beschäftigung ger<strong>in</strong>gfügig entlohnte <strong>und</strong> kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse zusammengefasst.<br />
Werden von derselben Person mehrere ger<strong>in</strong>gfügige Beschäftigungen ausgeübt, so werden diese zusammengerechnet,<br />
mit der möglichen Folge, dass bei Überschreitung der genannten Grenzen ke<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige Beschäftigung<br />
mehr vorliegt. E<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügig entlohnte Beschäftigung, die neben e<strong>in</strong>er sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung<br />
ausgeübt wird, bleibt bei der Zusammenrechnung unberücksichtigt.<br />
110 In diesen Daten zur ausschließlich ger<strong>in</strong>gfügigen Beschäftigung s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs z. B. auch Schüler <strong>und</strong> Rentner erfasst,<br />
die für <strong>Nachqualifizierung</strong>en <strong>in</strong> der Regel nicht (mehr) <strong>in</strong> Frage kommen.<br />
36
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Wohnort <strong>und</strong> Erwerbslose) auch differenziert nach dem Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der<br />
Personen. 111<br />
Für alle verfügbaren Statistiken ist letztlich zu konstatieren, dass sie die Heterogenität<br />
des Personenkreises, für den e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> potenziell <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong><br />
kann, nur e<strong>in</strong>geschränkt erfassen. Unter anderem s<strong>in</strong>d Informationen zur Dauer der<br />
(e<strong>in</strong>schlägigen) Berufstätigkeit der Personen, die vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Zulassungsvoraussetzungen<br />
zur Externenprüfung <strong>in</strong>teressieren, nicht verfügbar.<br />
3.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne Berufsabschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Die Beschäftigtenstatistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit basiert auf dem Meldeverfahren<br />
zur Sozialversicherung <strong>und</strong> gilt als Totalerhebung. Erfasst werden gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
alle Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Arbeitnehmer, die versicherungs- <strong>und</strong>/oder beitragspflichtig<br />
s<strong>in</strong>d bzw. für die von Arbeitgebern Beitragsanteile zu entrichten s<strong>in</strong>d.<br />
Nicht erfasst s<strong>in</strong>d Selbständige, mithelfende Familienangehörige sowie Beamt<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Beamte. Der Bestand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird stichtagsbezogen<br />
ermittelt. 112 Für die nachfolgende Betrachtung werden Daten zum<br />
Stichtag 30.06. des zum Untersuchungszeitpunkt aktuellsten verfügbaren Jahres<br />
2009 herangezogen. Die <strong>An</strong>gaben beziehen sich jeweils auf die sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten am Arbeitsort, ohne E<strong>in</strong>beziehung der Auszubildenden,<br />
da sich diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Qualifizierung bef<strong>in</strong>den, die bei erfolgreicher Beendigung zu<br />
e<strong>in</strong>em anerkannten Berufsabschluss führen wird.<br />
In <strong>Hessen</strong> waren zum 30.06.2009 – ohne Auszubildende – über 2 Mio. Personen<br />
sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Abbildung 1 stellt die Verteilung dieser Beschäftigten<br />
nach Ausbildungsabschluss dar. Für 11 % der Beschäftigten, also für<br />
mehr als 224 Tsd. Personen ist festzustellen, dass sie weder über e<strong>in</strong>e anerkannte<br />
betriebliche oder schulische Ausbildung noch über e<strong>in</strong>e akademische Ausbildung<br />
verfügen. Für weitere 18 % der Beschäftigten, das s<strong>in</strong>d knapp 373 Tsd. Personen,<br />
liegen ke<strong>in</strong>e <strong>An</strong>gaben zur Ausbildung vor. Dies ist <strong>in</strong>sofern problematisch, als daraus<br />
für die Daten<strong>in</strong>terpretation e<strong>in</strong>e gewisse Unsicherheit h<strong>in</strong>sichtlich Höhe <strong>und</strong> Verteilung<br />
der Beschäftigten nach Ausbildungsabschluss resultiert. Es kann nicht ausgeschlossen<br />
werden, dass unter die Beschäftigten ohne <strong>An</strong>gaben des Arbeitgebers<br />
zur Ausbildung überdurchschnittlich viele Personen fallen, deren Arbeitsstelle ke<strong>in</strong>e<br />
bestimmte berufliche Qualifikation erfordert bzw. welche relativ ger<strong>in</strong>g qualifiziert<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
111 Die <strong>An</strong>gaben im Mikrozensus basieren auf e<strong>in</strong>er Selbste<strong>in</strong>schätzung der Befragten. Daher kann es im E<strong>in</strong>zelfall dazu<br />
kommen, dass die Personen angeben, über e<strong>in</strong>en Berufsabschluss zu verfügen, obwohl dieser <strong>in</strong> Deutschland nicht anerkannt<br />
wird. Diese Problematik kann allerd<strong>in</strong>gs auch bei der Beschäftigtenstatistik, deren <strong>An</strong>gaben auf Meldungen des<br />
Arbeitgebers basieren, nicht gänzlich ausgeschlossen werden.<br />
112 Vgl. B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (Hrsg.) (2010b).<br />
37
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Abbildung 1:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Ausbildungsabschluss<br />
(30.06.2009)<br />
ke<strong>in</strong>e <strong>An</strong>gabe<br />
18,1 %<br />
ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
10,9 %<br />
akademische<br />
Ausbildung<br />
12,8 %<br />
betriebliche/schulische<br />
Ausbildung<br />
58,2 %<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
3.1.1 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Regionen<br />
Die folgende Tabelle 1 gibt Auskunft über die regionale Verteilung der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Zur besseren<br />
E<strong>in</strong>ordnung der Ergebnisse umfasst die Tabelle auch den regional stark variierenden<br />
<strong>An</strong>teil der Beschäftigten, für den ke<strong>in</strong>e <strong>An</strong>gaben zur Ausbildung existieren.<br />
38
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Tabelle 1:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte <strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
nach Regionen (30.06.2009)<br />
sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte<br />
(ohne Auszubildende)<br />
darunter:<br />
ohne <strong>An</strong>gaben zum<br />
Ausbildungsabschluss<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(ohne Auszubildende)<br />
Region<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>teil an allen<br />
Beschäftigten (<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>teil an allen<br />
Beschäftigten (<strong>in</strong> %)<br />
Land <strong>Hessen</strong> 2.060.280 18,1 224.161 10,9<br />
RB Darmstadt 1.393.942 20,7 150.298 10,8<br />
Stadt Darmstadt 82.287 12,5 9.135 11,1<br />
Stadt Frankfurt 474.128 23,5 50.408 10,6<br />
Stadt Offenbach 42.512 16,1 4.992 11,7<br />
Stadt Wiesbaden 116.743 19,2 12.035 10,3<br />
LK Bergstraße 58.480 16,7 6.453 11,0<br />
LK Darmstadt-Dieburg 58.590 19,2 7.287 12,4<br />
LK Groß-Gerau 83.767 19,1 9.303 11,1<br />
Hochtaunuskreis 73.350 25,2 5.967 8,1<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 103.242 16,7 12.546 12,2<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 78.436 22,7 7.071 9,0<br />
Odenwaldkreis 21.339 15,1 3.712 17,4<br />
LK Offenbach 97.879 24,7 10.427 10,7<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 35.074 22,0 3.568 10,2<br />
Wetteraukreis 68.115 17,4 7.394 10,9<br />
RB Gießen 295.192 12,5 39.063 13,2<br />
LK Gießen 79.643 13,0 10.633 13,4<br />
Lahn-Dill-Kreis 75.490 11,6 10.296 13,6<br />
LK Limburg-Weilburg 41.285 16,6 3.989 9,7<br />
LK Marburg-Biedenkopf 73.695 11,4 11.054 15,0<br />
Vogelsbergkreis 25.079 10,2 3.091 12,3<br />
RB Kassel 371.146 12,8 34.800 9,4<br />
Stadt Kassel 89.122 14,3 8.453 9,5<br />
LK Fulda 70.619 10,3 7.143 10,1<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 37.784 14,4 3.159 8,4<br />
LK Kassel 58.400 14,5 4.189 7,2<br />
Schwalm-Eder-Kreis 41.977 13,8 4.007 9,5<br />
LK Waldeck-Frankenberg 49.355 10,3 5.910 12,0<br />
Werra-Meißner-Kreis 23.889 11,3 1.939 8,1<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Regionen mit e<strong>in</strong>em besonders hohen Beschäftigtenanteil ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung s<strong>in</strong>d beispielsweise der Odenwaldkreis <strong>und</strong> der Landkreis Marburg-Biedenkopf.<br />
Im Odenwaldkreis haben 17,4 % der Beschäftigten ke<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />
Berufsausbildung. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf beträgt der Beschäftigtenanteil<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung 15 %. Diese im Vergleich<br />
zu den anderen hessischen Regionen hohen Beschäftigtenanteile dürften nicht nur<br />
durch fehlende <strong>An</strong>gaben zum Ausbildungsabschluss erklärbar se<strong>in</strong>. Die beiden<br />
Landkreise weisen hier unterdurchschnittliche <strong>An</strong>teile aus, wie die zweite Spalte <strong>in</strong><br />
39
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Tabelle 1 zeigt. Vielmehr dürfte die vorhandene Wirtschaftsstruktur die Qualifikation<br />
der Beschäftigten mitprägen. So kennzeichnet den Odenwaldkreis e<strong>in</strong> hoher <strong>An</strong>teil<br />
von Beschäftigten <strong>in</strong> der Herstellung von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren. Die Markus-<br />
Unternehmensdatenbank weist den Reifenhersteller Pirelli Deutschland GmbH als<br />
mit Abstand größtes Unternehmen mit Sitz <strong>in</strong> der Region aus. In der Herstellung von<br />
Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren wird überdurchschnittlich stark auf den E<strong>in</strong>satz von<br />
Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung zurückgegriffen, wie die noch<br />
folgenden Betrachtungen zur sektoralen Struktur der Beschäftigten belegen. Für<br />
den Odenwaldkreis s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> 36 % aller Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
dem Wirtschaftszweig Herstellung von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren<br />
zuzurechnen. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf s<strong>in</strong>d die Wirtschaftszweige Metallerzeugung<br />
<strong>und</strong> -bearbeitung sowie die Herstellung von Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln<br />
vergleichsweise stark vertreten. Große ortsansässige Unternehmen bzw. Betriebe<br />
s<strong>in</strong>d die Fritz W<strong>in</strong>ter Eisengießerei GmbH & Co. KG <strong>und</strong> die Ferrero oHG.<br />
Sowohl <strong>in</strong> der Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung als auch <strong>in</strong> der Herstellung von<br />
Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln werden überdurchschnittlich viele Beschäftigte ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung e<strong>in</strong>gesetzt. So s<strong>in</strong>d 16 % aller Beschäftigten ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung des Landkreises Marburg-Biedenkopf der Metallerzeugung<br />
<strong>und</strong> -bearbeitung zuzuordnen. Weitere 14 % aller Beschäftigten ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung arbeiten <strong>in</strong> der Herstellung von Nahrungs- <strong>und</strong><br />
Futtermitteln.<br />
Im Regionalvergleich ger<strong>in</strong>ge Beschäftigtenanteile ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
– bei gleichzeitig ebenfalls unterdurchschnittlichen <strong>An</strong>teilen der Beschäftigten<br />
ohne <strong>An</strong>gaben zum Ausbildungsabschluss – weisen vor allem die nordhessischen<br />
Regionen auf.<br />
3.1.2 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Betriebsgrößenklassen<br />
Tabelle 2 zeigt <strong>in</strong> der letzten Spalte die Zugehörigkeit der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung zu Betrieben verschiedener<br />
Größenklassen. <strong>Hessen</strong>weit arbeiten 39 % bzw. 88 Tsd. der Beschäftigten ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong> großen Betrieben mit 250 <strong>und</strong> mehr Beschäftigten.<br />
Derartige Großbetriebe machen zwar nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Teil der Wirtschaftse<strong>in</strong>heiten<br />
<strong>Hessen</strong>s aus, leisten aber e<strong>in</strong>en hohen Beschäftigungsbeitrag. 113<br />
Insofern wäre deren Unterstützung von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen besonders<br />
wünschenswert <strong>und</strong> könnte dazu beitragen, für die Durchführung von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
<strong>in</strong> bestimmten Berufen relativ schnell h<strong>in</strong>reichend große Teilnehmerzahlen<br />
zu gew<strong>in</strong>nen. Weitere 31 % bzw. 70 Tsd. der Beschäftigten ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Betrieben mittlerer Größe mit 50<br />
113 Vgl. zur Betriebs- <strong>und</strong> Beschäftigtenstruktur der hessischen Wirtschaft z. B. Bauer, C. u. Fr<strong>in</strong>gs, K. (2008).<br />
40
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
bis 249 Beschäftigten tätig, 19 % bzw. 42 Tsd. <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Betrieben mit 10 bis 49<br />
Beschäftigten <strong>und</strong> 11 % bzw. 24 Tsd. der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>stbetrieben mit maximal 9 Beschäftigten. Der Vergleich mit<br />
der Verteilung der Beschäftigten <strong>in</strong>sgesamt über alle Bildungsabschlüsse h<strong>in</strong>weg<br />
spricht dafür, dass Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung überdurchschnittlich<br />
häufig auf größere Betriebe entfallen.<br />
Tabelle 2:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte <strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Betriebsgrößenklassen (30.06.2009)<br />
Betriebsgrößenklasse<br />
Beschäftigte <strong>in</strong>sgesamt<br />
<strong>An</strong>teil <strong>in</strong> der Betriebsgrößenklasse<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
Beschäftigte ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
<strong>An</strong>teil <strong>in</strong> der Betriebsgrößenklasse<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
1-9 Beschäftigte 15,9 10,7<br />
10-49 Beschäftigte 21,4 18,9<br />
50-249 Beschäftigten 26,8 31,0<br />
250 <strong>und</strong> mehr Beschäftigte 35,9 39,4<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Tabelle 3 zeigt die regionale Verteilung der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
nach Betriebsgrößenklassen. Mit Abstand den höchsten <strong>An</strong>teil von<br />
Beschäftigten ohne Berufsausbildung <strong>in</strong> Großbetrieben mit mehr als 250 Beschäftigten<br />
weist die Stadt Frankfurt mit 61 % auf, gefolgt vom Landkreis Marburg-<br />
Biedenkopf mit knapp 55 %.<br />
41
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Tabelle 3:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung nach<br />
Betriebsgrößenklassen <strong>und</strong> Regionen (30.06.2009)<br />
Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
Region<br />
<strong>An</strong>teil <strong>in</strong> Betrieben mit<br />
1-9 Beschäftigten<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil <strong>in</strong> Betrieben mit<br />
10-49 Beschäftigten<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil <strong>in</strong> Betrieben mit<br />
50-249 Beschäftigten<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil <strong>in</strong> Betrieben mit<br />
250 <strong>und</strong> mehr<br />
Beschäftigten (<strong>in</strong> %)<br />
Land <strong>Hessen</strong> 10,7 18,9 31,0 39,4<br />
RB Darmstadt 10,6 17,7 29,0 42,7<br />
Stadt Darmstadt 8,6 15,8 33,4 42,1<br />
Stadt Frankfurt 6,5 11,0 21,1 61,4<br />
Stadt Offenbach 10,7 17,2 40,3 31,7<br />
Stadt Wiesbaden 9,8 14,5 30,1 45,7<br />
LK Bergstraße 19,7 30,0 38,8 11,4<br />
LK Darmstadt-Dieburg 15,4 23,9 30,8 29,8<br />
LK Groß-Gerau 9,7 17,8 29,9 42,7<br />
Hochtaunuskreis 14,9 23,8 36,5 24,8<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 12,0 21,2 30,7 36,0<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 11,6 22,2 34,7 31,5<br />
Odenwaldkreis 11,4 18,3 29,3 41,0<br />
LK Offenbach 14,3 23,3 31,7 30,8<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 18,7 27,0 39,1 15,2<br />
Wetteraukreis 14,4 25,6 33,4 26,7<br />
RB Gießen 10,7 20,4 31,6 37,2<br />
LK Gießen 10,2 19,0 36,0 34,9<br />
Lahn-Dill-Kreis 10,1 21,6 30,6 37,7<br />
LK Limburg-Weilburg 17,1 29,2 44,0 9,6<br />
LK Marburg-Biedenkopf 8,5 14,2 22,5 54,8<br />
Vogelsbergkreis 14,4 32,2 36,9 16,6<br />
RB Kassel 11,0 22,4 39,1 27,5<br />
Stadt Kassel 8,0 17,0 46,2 28,9<br />
LK Fulda 10,0 23,7 41,4 24,9<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 10,0 22,6 36,9 30,4<br />
LK Kassel 14,3 25,7 39,8 20,2<br />
Schwalm-Eder-Kreis 13,0 20,2 37,4 29,5<br />
LK Waldeck-Frankenberg 10,6 23,8 28,6 37,1<br />
Werra-Meißner-Kreis 19,3 35,0 37,4 8,3<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
In den hessischen Kle<strong>in</strong>stbetrieben mit 1 bis 9 Beschäftigten fällt der Beschäftigtenanteil<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung mit 7 % <strong>und</strong> <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en Betrieben<br />
mit 10-49 Beschäftigten mit 10 % unterdurchschnittlich aus (vgl. Tabelle 4). Dies<br />
mag – jenseits möglicher arbeitsplatzstruktureller Unterschiede – dadurch begründet<br />
se<strong>in</strong>, dass der e<strong>in</strong>zelnen Arbeitskraft <strong>und</strong> deren Leistung <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>stbetrieben anteilig<br />
e<strong>in</strong>e vergleichsweise hohe Relevanz für den betrieblichen Erfolg zukommen dürfte.<br />
Dies macht deren fachliche Qualifikation <strong>in</strong> höherem Maße erforderlich. In den mittleren<br />
Betrieben mit 50-249 Beschäftigen handelt es sich hessenweit bei 13 % <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
großen Betrieben mit 250 <strong>und</strong> mehr Beschäftigten bei 12 % der Beschäftigten – also<br />
leicht überdurchschnittlich – um Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung.<br />
42
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Tabelle 4:<br />
<strong>An</strong>teil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
an allen Beschäftigten nach Betriebsgrößenklassen <strong>und</strong> Regionen (30.06.2009)<br />
<strong>An</strong>teil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung an allen Beschäftigten<br />
Region<br />
Betriebe mit<br />
1-9 Beschäftigten<br />
Betriebe mit<br />
10-49 Beschäftigten<br />
Betriebe mit<br />
50-249 Beschäftigten<br />
Betriebe mit 250 <strong>und</strong><br />
mehr Beschäftigten<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
Land <strong>Hessen</strong> 7,3 9,6 12,6 11,9<br />
RB Darmstadt 7,5 9,5 12,1 11,8<br />
Stadt Darmstadt 8,8 9,9 13,1 10,9<br />
Stadt Frankfurt 7,4 8,2 10,2 12,0<br />
Stadt Offenbach 8,1 10,5 17,3 9,8<br />
Stadt Wiesbaden 6,9 8,2 11,3 11,8<br />
LK Bergstraße 8,5 10,8 14,5 8,7<br />
LK Darmstadt-Dieburg 8,2 10,4 14,1 17,9<br />
LK Groß-Gerau 7,8 10,1 13,0 11,5<br />
Hochtaunuskreis 6,5 8,9 10,3 6,5<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 7,2 10,7 14,8 14,4<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 7,1 9,1 11,5 7,9<br />
Odenwaldkreis 8,5 12,0 21,4 27,2<br />
LK Offenbach 7,7 10,1 10,9 13,2<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 7,1 10,2 12,9 10,0<br />
Wetteraukreis 6,9 9,9 12,5 14,2<br />
RB Gießen 7,9 11,0 15,2 16,4<br />
LK Gießen 8,5 11,5 17,6 13,4<br />
Lahn-Dill-Kreis 7,8 11,4 15,7 17,2<br />
LK Limburg-Weilburg 7,1 9,8 13,1 6,2<br />
LK Marburg-Biedenkopf 8,2 9,9 14,0 21,1<br />
Vogelsbergkreis 8,0 12,7 13,8 15,0<br />
RB Kassel 6,1 8,8 12,2 8,8<br />
Stadt Kassel 5,9 7,8 13,6 8,0<br />
LK Fulda 6,3 9,3 12,7 9,9<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 5,3 8,0 11,3 7,7<br />
LK Kassel 5,5 8,4 11,4 4,2<br />
Schwalm-Eder-Kreis 6,1 7,7 12,3 11,0<br />
LK Waldeck-Frankenberg 7,2 11,4 12,4 14,9<br />
Werra-Meißner-Kreis 6,5 9,0 8,6 7,6<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Neben der regionalen Betriebsgrößenstruktur prägt das Maß, <strong>in</strong> welchem die Betriebe<br />
der Region – z. B. auch je nach Branche – auf Beschäftigte ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung zurückgreifen, die Verteilung der Beschäftigen ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung. So hat im Odenwaldkreis mehr als jeder vierte <strong>und</strong> im<br />
Landkreis Marburg-Biedenkopf mehr als jeder fünfte sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte <strong>in</strong> großen Betrieben mit mehr als 250 Beschäftigten ke<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />
Berufsausbildung, während der Vergleichswert für Frankfurt bei 12 % liegt.<br />
Dies verdeutlicht, dass zum Teil merkliche regionale Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich des<br />
betrieblichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>s des für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> potenziell <strong>in</strong> Frage kommenden<br />
Personenkreises bestehen, die bei der Konzeption etwaiger Maßnahmen<br />
43
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d. In e<strong>in</strong>igen Regionen s<strong>in</strong>d die ansässigen Großbetriebe <strong>und</strong><br />
deren Qualifizierungsbedarf für das <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehen von besonderem<br />
Interesse, da e<strong>in</strong>zelne Betriebe e<strong>in</strong>en verhältnismäßig hohen <strong>An</strong>teil Beschäftigter<br />
ohne Berufsabschluss an allen Beschäftigten ohne Berufsabschluss <strong>in</strong> der Region<br />
auf sich vere<strong>in</strong>en.<br />
3.1.3 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Wirtschaftsabteilungen<br />
Je nach Branche differieren <strong>An</strong>zahl <strong>und</strong> <strong>An</strong>teil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung deutlich. In Tabelle 5 s<strong>in</strong>d sowohl<br />
die absoluten Zahlen als auch die Beschäftigtenanteile dargestellt. E<strong>in</strong>e besonders<br />
hohe <strong>An</strong>zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> weisen auf 2-Steller-Ebene der Wirtschaftszweigklassifikation<br />
2008 die folgenden Wirtschaftsabteilungen auf:<br />
• E<strong>in</strong>zelhandel (r<strong>und</strong> 19 Tsd. Beschäftigte ohne Berufsausbildung) <strong>und</strong> Großhandel<br />
(annähernd 9 Tsd. Beschäftigte ohne Berufsausbildung),<br />
• öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung (über 12 Tsd. Beschäftigte<br />
ohne Berufsausbildung),<br />
• Gastronomie (über 10 Tsd. Beschäftigte ohne Berufsausbildung),<br />
• Vermittlung <strong>und</strong> Überlassung von Arbeitskräften (nahezu 10 Tsd. Beschäftigte<br />
ohne Berufsausbildung),<br />
• Gebäudebetreuung; Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau (r<strong>und</strong> 9 Tsd. Beschäftigte ohne<br />
Berufsausbildung),<br />
• Lagerei sowie Erbr<strong>in</strong>gung von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr (nahezu<br />
9 Tsd. Beschäftigte ohne Berufsausbildung),<br />
• Ges<strong>und</strong>heitswesen (mehr als 8 Tsd. Beschäftigte ohne Berufsausbildung).<br />
Die absolute <strong>An</strong>zahl der Beschäftigten ohne Berufsausbildung hängt nur teilweise<br />
von dem unterschiedlichen Maße ab, <strong>in</strong> welchem die Betriebe der Branche auf solche<br />
Beschäftigte zurückgreifen. So fällt der Beschäftigtenanteil ohne Berufsausbildung<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen, im Großhandel sowie im Bereich öffentliche Verwaltung,<br />
Verteidigung, Sozialversicherung sogar unterdurchschnittlich aus. Das heißt,<br />
die absolute <strong>An</strong>zahl der Beschäftigten ohne Berufsausbildung wird durch die Gesamtbeschäftigtenzahl<br />
der Wirtschaftsabteilung geprägt.<br />
44
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
E<strong>in</strong>en vergleichsweise hohen Beschäftigtenanteil ohne Berufsausbildung haben für<br />
<strong>Hessen</strong> auf 2-Steller-Ebene der Wirtschaftszweigklassifikation 2008 folgende Bereiche:<br />
• Sammlung, Behandlung <strong>und</strong> Beseitigung von Abfällen; Rückgew<strong>in</strong>nung (28 %<br />
Beschäftigtenanteil ohne Berufsausbildung),<br />
• Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung (25 % Beschäftigtenanteil ohne Berufsausbildung),<br />
• Herstellung von Leder, Lederwaren <strong>und</strong> Schuhen (24 % Beschäftigtenanteil ohne<br />
Berufsausbildung),<br />
• Herstellung von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren (24 % Beschäftigtenanteil ohne<br />
Berufsausbildung),<br />
• Herstellung von Papier, Pappe <strong>und</strong> Waren daraus (22 % Beschäftigtenanteil ohne<br />
Berufsausbildung),<br />
• Vermittlung <strong>und</strong> Überlassung von Arbeitskräften (22 % Beschäftigtenanteil ohne<br />
Berufsausbildung),<br />
• Gastronomie (22 % Beschäftigtenanteil ohne Berufsausbildung),<br />
• Gebäudebetreuung; Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau (21 % Beschäftigtenanteil ohne<br />
Berufsausbildung),<br />
• Beseitigung von Umweltverschmutzungen <strong>und</strong> sonstige Entsorgung (21 % Beschäftigtenanteil<br />
ohne Berufsausbildung),<br />
• Herstellung von Textilien (20 % Beschäftigtenanteil ohne Berufsausbildung).<br />
<strong>An</strong>dere Wirtschaftsabteilungen erfordern <strong>in</strong> stärkerem Maße e<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />
berufliche Qualifikation der Beschäftigten, beispielsweise viele der als verhältnismäßig<br />
wissens<strong>in</strong>tensiv geltenden Bereiche der unternehmensnahen Dienstleistungen.<br />
45
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Tabelle 5:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
nach Wirtschaftsabteilungen (30.06.2009)<br />
Wirtschaftsabteilung<br />
(WZ-Nr. / Bezeichnung)<br />
Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>An</strong>teil an allen Beschäftigten<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
der Wirtschaftsabteilung (<strong>in</strong> %)<br />
01 Landwirtschaft, Jagd <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Tätigkeiten 746 13,5<br />
02 Forstwirtschaft <strong>und</strong> Holze<strong>in</strong>schlag 122 10,1<br />
03 Fischerei <strong>und</strong> Aquakultur 8 13,3<br />
05 Kohlenbergbau - -<br />
06 Gew<strong>in</strong>nung von Erdöl <strong>und</strong> Erdgas * *<br />
07 Erzbergbau * *<br />
08 Gew<strong>in</strong>nung von Ste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Erden, sonstiger Bergbau 502 7,8<br />
09 Erbr<strong>in</strong>gung v. Dienstl. f. den Bergbau u. die Gew<strong>in</strong>nung v. Ste<strong>in</strong>en u. Erden 3 10,3<br />
10 Herstellung von Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln 5.531 17,5<br />
11 Getränkeherstellung 932 17,8<br />
12 Tabakverarbeitung * *<br />
13 Herstellung von Textilien 662 20,5<br />
14 Herstellung von Bekleidung 219 14,9<br />
15 Herstellung von Leder, Lederwaren <strong>und</strong> Schuhen 411 24,3<br />
16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- <strong>und</strong> Korkwaren (ohne Möbel) 1.107 17,3<br />
17 Herstellung von Papier, Pappe <strong>und</strong> Waren daraus 1.647 22,3<br />
18 Herstellung v. Druckerzeug.; Vervielfält. v. besp. Ton-, Bild- u. Datenträgern 1.365 12,4<br />
19 Kokerei <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralölverarbeitung 10 4,8<br />
20 Herstellung von chemischen Erzeugnissen 3.192 11,6<br />
21 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen 1.598 8,7<br />
22 Herstellung von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren 7.329 23,6<br />
23 Herstellung v. Glas u. Glaswaren, Keramik, Verarbeitung v. Ste<strong>in</strong>en u. Erden 1.582 16,9<br />
24 Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung 4.545 24,6<br />
25 Herstellung von Metallerzeugnissen 5.242 14,0<br />
26 Herstellung v. Datenverarbeitungsgeräten, elektr. u. opt. Erzeugnissen 3.447 11,0<br />
27 Herstellung von elektrischen Ausrüstungen 2.827 14,5<br />
28 Masch<strong>in</strong>enbau 3.330 7,2<br />
29 Herstellung von Kraftwagen <strong>und</strong> Kraftwagenteilen 6.059 11,5<br />
30 Sonstiger Fahrzeugbau 838 7,8<br />
31 Herstellung von Möbeln 794 14,9<br />
32 Herstellung von sonstigen Waren 2.147 12,5<br />
33 Reparatur <strong>und</strong> Installation von Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Ausrüstungen 504 6,7<br />
35 Energieversorgung 718 5,2<br />
36 Wasserversorgung 135 5,6<br />
37 Abwasserentsorgung 113 6,9<br />
38 Sammlung, Behandlung <strong>und</strong> Beseitigung von Abfällen, Rückgew<strong>in</strong>nung 2.803 28,0<br />
39 Beseitigung von Umweltverschmutzungen <strong>und</strong> sonstige Entsorgung 34 20,7<br />
41 Hochbau 2.213 13,1<br />
42 Tiefbau 1.900 16,9<br />
46
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Fortsetzung Tabelle 5:<br />
Wirtschaftsabteilung<br />
(WZ-Nr. / Bezeichnung)<br />
Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>An</strong>teil an allen Beschäftigten<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
der Wirtschaftsabteilung (<strong>in</strong> %)<br />
43 Vorb. Baustellenarbeiten, Bau<strong>in</strong>stallation <strong>und</strong> sonst. Ausbaugewerbe 5.136 7,8<br />
45 Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung <strong>und</strong> Reparatur v. Kraftfahrzeugen 2.321 6,0<br />
46 Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 8.867 7,7<br />
47 E<strong>in</strong>zelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 18.716 13,0<br />
49 Landverkehr <strong>und</strong> Transport <strong>in</strong> Rohrfernleitungen 3.563 10,9<br />
50 Schifffahrt 15 5,4<br />
51 Luftfahrt 4.765 18,0<br />
52 Lagerei sowie Erbr<strong>in</strong>gung von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr 8.786 13,6<br />
53 Post-, Kurier- <strong>und</strong> Expressdienste 3.436 18,4<br />
55 Beherbergung 1.696 11,2<br />
56 Gastronomie 10.223 22,0<br />
58 Verlagswesen 959 7,4<br />
59 Herst., Verleih, Vertrieb v. Filmen, Fernsehpr.; K<strong>in</strong>os; Tonstudios; Verl. v. Musik 176 9,2<br />
60 R<strong>und</strong>funkveranstalter 192 7,5<br />
61 Telekommunikation 565 6,7<br />
62 Erbr<strong>in</strong>gung von Dienstleistungen der Informationstechnologie 2.132 4,7<br />
63 Informationsdienstleistungen 829 10,6<br />
64 Erbr<strong>in</strong>gung von F<strong>in</strong>anzdienstleistungen 4.767 4,9<br />
65 Versicherungen, Rückversicherungen <strong>und</strong> Pensionskassen (ohne Sozialvers.) 1.367 7,4<br />
66 Mit F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Versicherungsdienstleistungen verb<strong>und</strong>ene Tätigkeiten 1.148 5,8<br />
68 Gr<strong>und</strong>stücks- <strong>und</strong> Wohnungswesen 1.552 7,3<br />
69 Rechts- <strong>und</strong> Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung 1.688 4,6<br />
70 Verwaltung u. Führung v. Unternehmen u. Betrieben; Unternehmensberatung 2.569 5,6<br />
71 Architektur- u. Ingenieurbüros; techn., physikal. <strong>und</strong> chemische Untersuchung 1.306 4,0<br />
72 Forschung <strong>und</strong> Entwicklung 1.113 5,6<br />
73 Werbung <strong>und</strong> Marktforschung 735 5,4<br />
74 Sonstige freiberufliche, wissenschaftliche <strong>und</strong> technische Tätigkeiten 218 5,8<br />
75 Veter<strong>in</strong>ärwesen 76 5,6<br />
77 Vermietung von beweglichen Sachen 763 9,3<br />
78 Vermittlung <strong>und</strong> Überlassung von Arbeitskräften 9.588 22,3<br />
79 Reisebüros, Reiseveranstalter <strong>und</strong> Erbr<strong>in</strong>gung sonst. Reservierungsdienstl. 518 5,7<br />
80 Wach- <strong>und</strong> Sicherheitsdienste sowie Detekteien 1.227 6,7<br />
81 Gebäudebetreuung; Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau 9.085 21,4<br />
82 Erbr<strong>in</strong>gung v. wirt. Dienstleistungen f. Unternehmen u. Privatpersonen a. n. g. 1.720 10,5<br />
84 Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung 12.416 9,8<br />
85 Erziehung <strong>und</strong> Unterricht 6.831 10,9<br />
86 Ges<strong>und</strong>heitswesen 8.342 6,2<br />
87 Heime (ohne Erholungs- <strong>und</strong> Ferienheime) 7.105 14,3<br />
88 Sozialwesen (ohne Heime) 3.741 10,3<br />
90 Kreative, künstlerische <strong>und</strong> unterhaltende Tätigkeiten 371 9,2<br />
91 Bibliotheken, Archive, Museen, botanische <strong>und</strong> zoologische Gärten 339 14,8<br />
92 Spiel-, Wett- <strong>und</strong> Lotteriewesen 578 19,1<br />
47
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Fortsetzung Tabelle 5:<br />
Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
Wirtschaftsabteilung<br />
(WZ-Nr. / Bezeichnung)<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>teil an allen Beschäftigten<br />
der Wirtschaftsabteilung (<strong>in</strong> %)<br />
93 Erbr<strong>in</strong>gung v. Dienstleistungen des Sports, der Unterhaltung <strong>und</strong> der Erholung 543 11,2<br />
94 Interessenvertretungen, kirchl. u. sonst. relig. Vere<strong>in</strong>ig. (o. Sozialw. u. Sport) 3.188 8,2<br />
95 Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten <strong>und</strong> Gebrauchsgütern 195 7,9<br />
96 Erbr<strong>in</strong>gung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen 3.144 14,1<br />
97 Private Haushalte mit Hauspersonal 434 15,2<br />
98 Herstellung v. Waren u. Erbr<strong>in</strong>gung v. Dienstl. durch priv. Haushalte 3 12,5<br />
99 Exterritoriale Organisationen <strong>und</strong> Körperschaften 441 23,6<br />
XX Ke<strong>in</strong>e Zuordnung möglich 7 7,9<br />
* Um den Datenschutz zu gewährleisten, anonymisiert die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, wenn die Zahl der Beschäftigten oder die Zahl der dah<strong>in</strong>ter<br />
stehenden Betriebe kle<strong>in</strong>er als drei ist.<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
In Abbildung 2 s<strong>in</strong>d die Wirtschaftsabteilungen dargestellt, die sowohl durch e<strong>in</strong>en<br />
hohen <strong>An</strong>teil von Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung als auch<br />
durch e<strong>in</strong>e beträchtliche absolute <strong>An</strong>zahl Beschäftigter ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Die <strong>in</strong> der Abbildung zusammengestellten<br />
Wirtschaftsabteilungen haben e<strong>in</strong>en Beschäftigtenanteil ohne abgeschlossene Berufsausbildung,<br />
der den entsprechenden Beschäftigtenanteil über alle Wirtschaftsabteilungen<br />
h<strong>in</strong>weg (11 %, vgl. Tabelle 1) um mehr als 5 Prozentpunkte übertrifft.<br />
Zugleich haben sie e<strong>in</strong>en <strong>An</strong>teil an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> von mehr als e<strong>in</strong>em Prozent,<br />
d. h. absolut mehr als 2 Tsd. Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. In<br />
diesen Bereichen ersche<strong>in</strong>t das Potenzial für <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen beträchtlich,<br />
wenn gleichzeitig auch e<strong>in</strong> zunehmender Bedarf an qualifizierten Kräften<br />
<strong>in</strong> den betreffenden Wirtschaftsabteilungen besteht. In den Gastronomiebetrieben<br />
arbeiten beispielsweise mehr als 10 Tsd. Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung.<br />
Der <strong>An</strong>teil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
– soweit entsprechende <strong>An</strong>gaben zum Ausbildungsabschluss vorliegen – an<br />
allen Beschäftigten liegt für die Gastronomie bei 22 % <strong>und</strong> fällt damit doppelt so<br />
hoch aus wie über alle Branchen h<strong>in</strong>weg. Weitere Bereiche mit e<strong>in</strong>em deutlich überdurchschnittlich<br />
hohen Beschäftigtenanteil ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>und</strong> beträchtlicher absoluter <strong>An</strong>zahl an Beschäftigten ohne Berufsausbildung bilden<br />
– im Unterschied zur Abbildung sortiert nach der absoluten Zahl der Beschäftigten<br />
ohne Berufsausbildung – Vermittlung <strong>und</strong> Überlassung von Arbeitskräften, Gebäudebetreuung;<br />
Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau, Herstellung von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren,<br />
Herstellung von Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln, Luftfahrt, Metallerzeugung<br />
<strong>und</strong> -bearbeitung, Post-, Kurier- <strong>und</strong> Expressdienste sowie die Wirtschaftsabteilung<br />
Sammlung, Behandlung <strong>und</strong> Beseitigung von Abfällen; Rückgew<strong>in</strong>nung.<br />
48
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Abbildung 2:<br />
<strong>An</strong>teil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung an den<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> für ausgewählte<br />
Wirtschaftsabteilungen (30.06.2009)<br />
Sammlung, Behandlung, Beseitigung von<br />
Abfällen; Rückgew<strong>in</strong>nung<br />
Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung<br />
28 % (rd. 2.800 Pers.)<br />
25 % (rd. 4.550 Pers.)<br />
Herstellung von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren<br />
24 % (rd. 7.350 Pers.)<br />
Vermittlung <strong>und</strong> Überlassung von Arbeitskräften<br />
22 % (rd. 9.600 Pers.)<br />
Gastronomie<br />
22 % (rd. 10.200 Pers.)<br />
Gebäudebetreuung; Garten- <strong>und</strong><br />
Landschaftsbau<br />
Post-, Kurier- <strong>und</strong> Expressdienste<br />
21 % (rd. 9.100 Pers.)<br />
18 % (rd. 3.450 Pers.)<br />
Luftfahrt<br />
18 % (rd. 4.750 Pers.)<br />
Herstellung von Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln<br />
18 % (rd. 5.550 Pers.)<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
<strong>in</strong> %<br />
H<strong>in</strong>weis: Der Auswahl der Wirtschaftsabteilungen liegen zwei Kriterien zu Gr<strong>und</strong>e: e<strong>in</strong> Beschäftigtenanteil ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung von mehr als 5 Prozentpunkten über dem entsprechenden Beschäftigtenanteil <strong>in</strong>sgesamt<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> <strong>An</strong>teil an allen Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> von mehr als e<strong>in</strong>em Prozent.<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
In Betrieben des Wirtschaftsbereichs Vermittlung <strong>und</strong> Überlassung von Arbeitskräften<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> annähernd 10 Tsd. Beschäftigte bzw. 22 % ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung tätig. Damit verfügt mehr als jede fünfte Arbeitskraft <strong>in</strong> diesem<br />
Bereich nicht über e<strong>in</strong>e anerkannte Berufsausbildung. 114 Im Rahmen der für die<br />
vorliegende Untersuchung geführten Expertengespräche hat sich gezeigt, dass sich<br />
die Unternehmen dieser Branche der wachsenden Bedeutung qualifizierter Arbeitskräfte<br />
für den Arbeitsmarkt bewusst s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs dürfte bei den betreffenden Unternehmen<br />
das wirtschaftliche Interesse an e<strong>in</strong>er zügigen Vermittlung <strong>und</strong> Überlassung<br />
der Arbeitskräfte der Bereitschaft entgegenstehen, deren abschlussorientierte<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> im Rahmen langfristiger Maßnahmen zu unterstützen. Vor diesem<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wird von den Unternehmen eher e<strong>in</strong>e kurzfristigere, nicht abschlussorientierte<br />
Qualifizierungsmaßnahme bzw. e<strong>in</strong>e Teilqualifizierung bevorzugt.<br />
114 Auch andere Untersuchungen weisen darauf h<strong>in</strong>, dass Personen ohne Berufsabschluss im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung<br />
überrepräsentiert s<strong>in</strong>d. Vgl. Puch, K. (2008), S. 300.<br />
49
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
3.1.4 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Altersgruppen<br />
E<strong>in</strong>e Unterscheidung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne Berufsausbildung<br />
nach Altersgruppen ergibt für <strong>Hessen</strong> folgende Verteilung (vgl.<br />
Abbildung 3): Knapp 21 % der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
bzw. mehr als 46 Tsd. Personen s<strong>in</strong>d im Alter von 20 bis unter 30 Jahren,<br />
19 % bzw. 43 Tsd. Personen im Alter von 30 bis unter 40 Jahren, 29 % bzw. 65 Tsd.<br />
Personen im Alter von 40 bis unter 50 Jahren <strong>und</strong> 24 % bzw. 54 Tsd. Personen im<br />
Alter von 50 bis unter 60 Jahren. Ingesamt s<strong>in</strong>d also hessenweit r<strong>und</strong> 209 Tsd. Personen<br />
bzw. 93 % der Beschäftigten ohne Berufsabschluss zwischen 20 <strong>und</strong> 59 Jahre<br />
alt. Von den übrigen – <strong>in</strong> der Abbildung nicht dargestellten – Beschäftigten ohne<br />
Berufsausbildung (hessenweit knapp 7 %) dürften nur wenige e<strong>in</strong> Interesse an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> haben. Während Personen unter 20 Jahren mehrheitlich im Zuge<br />
e<strong>in</strong>er "normalen" dualen oder schulischen Ausbildung bzw. e<strong>in</strong>es Studiums e<strong>in</strong>en<br />
Berufsabschluss anstreben dürften, rechnet sich für Personen im Alter von 60 <strong>und</strong><br />
mehr Jahren aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er mit zunehmendem Alter kürzeren Amortisationsfrist<br />
bzw. Ertragsphase der Bildungs<strong>in</strong>vestitionen e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> der Regel<br />
nicht mehr.<br />
Abbildung 3:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen (30.06.2009)<br />
100,0<br />
90,0<br />
80,0<br />
24,3 %<br />
50 bis unter 60 Jahre<br />
70,0<br />
<strong>in</strong> %<br />
60,0<br />
50,0<br />
29,2 %<br />
40 bis unter 50 Jahre<br />
40,0<br />
30,0<br />
19,3 %<br />
30 bis unter 40 Jahre<br />
20,0<br />
10,0<br />
20,7 %<br />
20 bis unter 30 Jahre<br />
0,0<br />
1<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
50
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Tabelle 6 zeigt die regionale Verteilung der Beschäftigten ohne Berufsabschluss<br />
nach Altersgruppen. Die meisten Beschäftigten ohne Berufsabschluss s<strong>in</strong>d hessenweit<br />
<strong>in</strong> der Altersklasse von 40 bis unter 50 Jahren zu f<strong>in</strong>den. Der relativ hohe <strong>An</strong>teil<br />
Beschäftigter ohne Berufsabschluss im Alter von 20 bis unter 30 Jahren <strong>in</strong> den<br />
Städten Darmstadt, Kassel, Frankfurt, Wiesbaden <strong>und</strong> dem Landkreis Gießen dürfte<br />
auf Studierende der Hochschulen zurückzuführen se<strong>in</strong>, die gleichzeitig e<strong>in</strong>er sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigung nachgehen. Im Vogelsbergkreis, dem Werra-Meißner-Kreis<br />
<strong>und</strong> dem Schwalm-Eder-Kreis entfallen besonders hohe <strong>An</strong>teile<br />
der Beschäftigten ohne Berufsabschluss auf die Altersgruppe von 50 bis unter 60<br />
Jahren.<br />
Tabelle 6:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
nach Altersgruppen <strong>und</strong> Regionen (30.06.2009)<br />
Region<br />
<strong>An</strong>zahl der Beschäftigten ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung <strong>in</strong> der jeweiligen Altersgruppe<br />
20 bis unter 30 bis unter 40 bis unter 50 bis unter<br />
30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre<br />
<strong>An</strong>teil der Altersgruppe an allen Beschäftigten ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung (<strong>in</strong> %)<br />
20 bis unter 30 bis unter 40 bis unter 50 bis unter<br />
30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre<br />
Land <strong>Hessen</strong> 46.345 43.210 65.375 54.416 20,7 19,3 29,2 24,3<br />
RB Darmstadt 32.714 30.297 42.762 34.792 21,8 20,2 28,5 23,1<br />
Stadt Darmstadt 2.998 1.615 1.972 1.991 32,8 17,7 21,6 21,8<br />
Stadt Frankfurt 12.314 10.876 14.370 10.154 24,4 21,6 28,5 20,1<br />
Stadt Offenbach 1.111 919 1.398 1.172 22,3 18,4 28,0 23,5<br />
Stadt Wiesbaden 2.860 2.212 2.955 2.818 23,8 18,4 24,6 23,4<br />
LK Bergstraße 1.132 1.202 1.991 1.672 17,5 18,6 30,9 25,9<br />
LK Darmstadt-Dieburg 1.399 1.349 2.240 1.844 19,2 18,5 30,7 25,3<br />
LK Groß-Gerau 1.499 1.997 2.803 2.492 16,1 21,5 30,1 26,8<br />
Hochtaunuskreis 1.277 1.193 1.661 1.401 21,4 20,0 27,8 23,5<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 2.071 2.321 3.943 3.355 16,5 18,5 31,4 26,7<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 1.543 1.555 1.998 1.539 21,8 22,0 28,3 21,8<br />
Odenwaldkreis 677 748 1.116 877 18,2 20,2 30,1 23,6<br />
LK Offenbach 1.947 2.331 2.967 2.528 18,7 22,4 28,5 24,2<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 647 643 1.071 931 18,1 18,0 30,0 26,1<br />
Wetteraukreis 1.239 1.336 2.277 2.018 16,8 18,1 30,8 27,3<br />
RB Gießen 7.246 6.767 11.975 10.340 18,5 17,3 30,7 26,5<br />
LK Gießen 2.496 1.787 2.905 2.724 23,5 16,8 27,3 25,6<br />
Lahn-Dill-Kreis 1.600 1.792 3.421 2.745 15,5 17,4 33,2 26,7<br />
LK Limburg-Weilburg 728 639 1.284 1.064 18,3 16,0 32,2 26,7<br />
LK Marburg-Biedenkopf 2.032 2.116 3.390 2.779 18,4 19,1 30,7 25,1<br />
Vogelsbergkreis 390 433 975 1.028 12,6 14,0 31,5 33,3<br />
RB Kassel 6.385 6.146 10.638 9.284 18,3 17,7 30,6 26,7<br />
Stadt Kassel 2.203 1.651 2.219 1.829 26,1 19,5 26,3 21,6<br />
LK Fulda 1.205 1.326 2.222 1.948 16,9 18,6 31,1 27,3<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 519 503 1.052 909 16,4 15,9 33,3 28,8<br />
LK Kassel 741 768 1.325 1.089 17,7 18,3 31,6 26,0<br />
Schwalm-Eder-Kreis 612 600 1.281 1.203 15,3 15,0 32,0 30,0<br />
LK Waldeck-Frankenberg 815 1.009 1.903 1.712 13,8 17,1 32,2 29,0<br />
Werra-Meißner-Kreis 290 289 636 594 15,0 14,9 32,8 30,6<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
51
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Während für <strong>Hessen</strong> unabhängig vom Alter 11 % aller sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten ke<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung haben (vgl. Tabelle 1), s<strong>in</strong>d<br />
es <strong>in</strong>nerhalb der Altersgruppe von 20 bis unter 30 Jahren 13 % der Beschäftigten.<br />
Zu dieser Altersgruppe dürften allerd<strong>in</strong>gs am ehesten Fälle zählen, für die e<strong>in</strong>e<br />
"normale" abschlussorientierte Qualifizierung (noch) <strong>in</strong> Frage kommt. Zudem ist<br />
diesbezüglich – wie bereits erwähnt – nicht ausgeschlossen, dass Personen gleichzeitig<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em betrieblichen Beschäftigungsverhältnis stehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Studium<br />
bzw. e<strong>in</strong>er schulischen Ausbildung nachgehen. Außerdem dürften <strong>in</strong> dieser Altersgruppe<br />
besonders häufig Fälle vorkommen, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er beruflichen Umorientierungsphase<br />
bef<strong>in</strong>den, nachdem sie zunächst e<strong>in</strong>en anderen Ausbildungsabschluss<br />
angestrebt hatten. Im Alter von 30 bis unter 40 Jahren haben hessenweit 9 % der<br />
Beschäftigten ke<strong>in</strong>en anerkannten Berufsabschluss, im Alter von 40 bis unter 50<br />
Jahren 10 % <strong>und</strong> im Alter von 50 bis unter 60 Jahren 12 %. Insofern s<strong>in</strong>d diese Älteren<br />
e<strong>in</strong> wenig häufiger an- <strong>und</strong> ungelernt als die Beschäftigten der jüngeren Altersgruppen<br />
30 bis unter 40 Jahre <strong>und</strong> 40 bis unter 50 Jahre.<br />
3.1.5 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Geschlecht<br />
Von den hessenweit 224 Tsd. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung s<strong>in</strong>d 47 %, d. h. annähernd 106 Tsd. Personen,<br />
Frauen. Der <strong>An</strong>teil der weiblichen Beschäftigten an den Beschäftigten ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung fällt wenig höher aus als der <strong>An</strong>teil der weiblichen Beschäftigten<br />
an den Beschäftigten <strong>in</strong>sgesamt mit 45 %.<br />
E<strong>in</strong>e Betrachtung nur der weiblichen Beschäftigten lässt erkennen, dass gut 11 %<br />
davon ke<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung besitzen – anteilig nur unwesentlich<br />
mehr als <strong>in</strong>sgesamt bei weiblichen <strong>und</strong> männlichen Beschäftigten. Nach Altersgruppen<br />
differenziert s<strong>in</strong>d es 12 % der weiblichen Beschäftigten im Alter von 20 bis unter<br />
30 Jahren, die nicht über e<strong>in</strong>e anerkannte Berufsausbildung verfügen, 8 % derjenigen<br />
im Alter von 30 bis unter 40 Jahren, 10 % derjenigen im Alter von 40 bis unter<br />
50 Jahren sowie 15 % derjenigen im Alter von 50 bis unter 60 Jahren. In der letztgenannten<br />
Altersgruppe weicht der Beschäftigtenanteil ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
damit für die Frauen etwas deutlicher vom geschlechtsübergreifenden<br />
Wert für <strong>Hessen</strong> ab, so dass für diese Alterskohorte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> etwas stärkerem<br />
Maße fehlende Berufsausbildung von Frauen vermutet werden kann. Insgesamt gesehen<br />
unterscheiden sich Männer <strong>und</strong> Frauen <strong>in</strong> sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen<br />
h<strong>in</strong>sichtlich des Vorliegens e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses aber<br />
eher wenig. 115<br />
115 Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zu schließen, dass e<strong>in</strong>e gezielte Unterstützung speziell der <strong>Nachqualifizierung</strong> von Frauen nicht<br />
notwendig oder s<strong>in</strong>nvoll sei, wäre allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e zu weitgehende Interpretation der Daten. Es wird lediglich e<strong>in</strong>e Aussage<br />
zu denjenigen Frauen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis getroffen <strong>und</strong> ohne die Art dieses<br />
52
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Tabelle 7 be<strong>in</strong>haltet für die e<strong>in</strong>zelnen Regionen – soweit Aussagen zum Ausbildungsabschluss<br />
der weiblichen Beschäftigten vorliegen (für 81 % der Fall) – <strong>An</strong>gaben<br />
zur Zahl der weiblichen Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>und</strong> deren <strong>An</strong>teil an allen Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
sowie an den weiblichen Beschäftigten <strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> <strong>An</strong>gaben zur Verteilung der<br />
weiblichen Beschäftigten ohne Berufsabschluss nach Altersgruppen. 116 . E<strong>in</strong>en leicht<br />
überdurchschnittlichen <strong>An</strong>teil von Frauen an allen Beschäftigten ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung wiesen zum 30.06.2009 <strong>in</strong>sbesondere der Schwalm-Eder-<br />
Kreis, der Vogelsbergkreis <strong>und</strong> der Werra-Meißner-Kreis auf, wie die zweite Spalte<br />
<strong>in</strong> Tabelle 7 zeigt. Der <strong>An</strong>teil ohne Berufsabschluss bei den Frauen übertraf zu diesem<br />
Stichtag vor allem im Landkreis Kassel, im Vogelsbergkreis, im Lahn-Dill-Kreis,<br />
im Schwalm-Eder-Kreis <strong>und</strong> im Landkreis Hersfeld-Rotenburg denjenigen bei Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Maße (vgl. dritte Spalte von Tabelle 7 mit<br />
vierter Spalte von Tabelle 1). Im Vergleich zur Altersgruppenverteilung unabhängig<br />
vom Geschlecht entfällt hessenweit e<strong>in</strong> etwas höherer <strong>An</strong>teil der weiblichen Beschäftigten<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung auf die Altersgruppe 50 bis unter<br />
60 Jahre (vgl. letzte Spalte von Tabelle 7 <strong>und</strong> Tabelle 6), wobei dieser <strong>An</strong>teil für<br />
den Vogelsbergkreis am größten ausfällt.<br />
Beschäftigungsverhältnisses näher zu analysieren. Außerdem können beispielsweise geschlechtsspezifisch unterschiedliche<br />
<strong>An</strong>forderungen h<strong>in</strong>sichtlich der Gestaltung des <strong>Nachqualifizierung</strong>sangebots bestehen.<br />
116 Bei den übrigen weiblichen Beschäftigten ohne Berufsausbildung, die nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der angegebenen Altersgruppen fallen,<br />
handelt es sich um Frauen, die jünger als 20 Jahre oder älter als 59 Jahre s<strong>in</strong>d.<br />
53
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Tabelle 7:<br />
Weibliche sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(30.06.2009)<br />
Region<br />
weibliche Beschäftigte<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>teil an allen<br />
Beschäftigten<br />
ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil an allen<br />
weiblichen<br />
Beschäftigten<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil der Altersgruppe an allen weiblichen<br />
Beschäftigten ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
20 bis unter 30 bis unter 40 bis unter 50 bis unter<br />
30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre<br />
Land <strong>Hessen</strong> 105.647 47,1 11,4 19,0 15,8 29,0 28,7<br />
RB Darmstadt 69.879 46,5 11,2 20,7 16,7 27,9 27,4<br />
Stadt Darmstadt 4.548 49,8 11,9 26,6 15,5 23,1 27,3<br />
Stadt Frankfurt 23.832 47,3 11,3 25,0 18,2 27,8 23,3<br />
Stadt Offenbach 2.192 43,9 11,9 22,1 13,8 25,2 28,6<br />
Stadt Wiesbaden 6.111 50,8 10,7 23,2 14,7 24,1 26,7<br />
LK Bergstraße 3.193 49,5 11,7 15,7 14,2 30,5 31,4<br />
LK Darmstadt-Dieburg 3.407 46,8 13,0 16,3 15,4 29,6 31,5<br />
LK Groß-Gerau 2.884 31,0 9,5 17,9 19,0 29,7 27,0<br />
Hochtaunuskreis 2.969 49,8 8,5 18,6 18,1 27,6 27,5<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 5.975 47,6 13,0 13,9 15,7 30,6 32,6<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 3.160 44,7 9,1 19,7 18,0 28,5 27,1<br />
Odenwaldkreis 1.525 41,1 16,1 15,5 12,1 31,2 30,3<br />
LK Offenbach 4.511 43,3 11,0 17,5 18,3 27,1 29,7<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 1.835 51,4 10,2 15,0 15,0 29,0 32,0<br />
Wetteraukreis 3.737 50,5 11,7 13,4 14,7 31,7 32,2<br />
RB Gießen 18.831 48,2 13,9 16,5 14,1 30,4 31,2<br />
LK Gießen 5.235 49,2 13,7 21,1 13,8 26,5 30,6<br />
Lahn-Dill-Kreis 4.635 45,0 14,9 13,3 14,2 33,2 31,6<br />
LK Limburg-Weilburg 1.882 47,2 9,5 14,8 12,2 32,4 32,4<br />
LK Marburg-Biedenkopf 5.436 49,2 15,7 17,6 16,0 30,3 28,9<br />
Vogelsbergkreis 1.643 53,2 14,0 8,8 10,8 33,0 37,9<br />
RB Kassel 16.937 48,7 10,2 14,9 14,4 31,6 31,4<br />
Stadt Kassel 4.133 48,9 9,9 23,2 16,7 27,1 25,8<br />
LK Fulda 3.020 42,3 10,0 13,5 14,2 31,5 33,2<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 1.528 48,4 9,4 11,7 14,3 34,2 33,7<br />
LK Kassel 2.151 51,3 9,5 13,7 14,5 33,0 31,0<br />
Schwalm-Eder-Kreis 2.193 54,7 10,7 12,6 11,9 32,7 34,8<br />
LK Waldeck-Frankenberg 2.887 48,8 12,9 9,8 13,6 33,9 33,5<br />
Werra-Meißner-Kreis 1.025 52,9 8,7 12,1 12,8 34,6 32,8<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
54
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
3.1.6 Beschäftigte ohne Berufsabschluss nach Staatsangehörigkeit<br />
Von den hessenweit 224 Tsd. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung besitzen 23 %, d. h. r<strong>und</strong> 52 Tsd. Personen, e<strong>in</strong>e<br />
ausländische Staatsangehörigkeit. Dieser <strong>An</strong>teil ist deutlich höher als der <strong>An</strong>teil der<br />
ausländischen Beschäftigten an den Beschäftigten <strong>in</strong>sgesamt, welcher bei 10 %<br />
liegt. Jeder vierte Beschäftigte mit ausländischer Staatsangehörigkeit verfügt nicht<br />
über e<strong>in</strong>e anerkannte Berufsausbildung, während dies <strong>in</strong>sgesamt bei knapp 11 % aller<br />
Beschäftigten deutscher <strong>und</strong> ausländischer Staatsangehörigkeit der Fall ist. Die<br />
ausländischen Beschäftigten verkörpern aufgr<strong>und</strong> dessen e<strong>in</strong>e wichtige Teilgruppe<br />
potenzieller Interessent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Interessenten für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong>, sofern<br />
sie nicht im E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>en ausländischen Abschluss <strong>in</strong> Deutschland anerkennen<br />
lassen können.<br />
Nach Altersgruppen differenziert s<strong>in</strong>d es hessenweit 21 % der ausländischen Beschäftigten<br />
im Alter von 20 bis unter 30 Jahren, die ke<strong>in</strong>e anerkannte Berufsausbildung<br />
haben, 20 % derjenigen im Alter von 30 bis unter 40 Jahren, 28 % derjenigen<br />
im Alter von 40 bis unter 50 Jahren <strong>und</strong> 35 % derjenigen im Alter von 50 bis unter<br />
60 Jahren. E<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> kann für diese ausländischen Beschäftigten, gerade<br />
wenn sie bereits berufliche Erfahrungen mitbr<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>e Möglichkeit darstellen,<br />
um e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Deutschland anerkannten Berufsabschlusses zu erlangen. Vor diesem<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist gerade bei e<strong>in</strong>em wachsenden Bedarf an Fachkräften zu prüfen,<br />
wie speziell Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit auf die Option e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> aufmerksam gemacht <strong>und</strong> für die Abschlussprüfung zum Erwerb<br />
des Berufsabschlusses vorbereitet werden können.<br />
Tabelle 8 weist für die e<strong>in</strong>zelnen Regionen – soweit <strong>An</strong>gaben zur Staatsangehörigkeit<br />
<strong>und</strong> zum Ausbildungsabschluss verfügbar s<strong>in</strong>d – die Zahl der ausländischen<br />
Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>und</strong> deren <strong>An</strong>teil an allen<br />
Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung sowie an allen Beschäftigten<br />
ausländischer Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> <strong>An</strong>gaben zur Verteilung der ausländischen<br />
Beschäftigten ohne Berufsabschluss nach Altersgruppen aus. 117 Für 37 % der ausländischen<br />
Beschäftigten ist dabei e<strong>in</strong>e Zuordnung nach Ausbildungsabschluss<br />
nicht möglich, so dass e<strong>in</strong>e verhältnismäßig große Unsicherheit diese Ergebnisse<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
Den höchsten <strong>An</strong>teil an allen Beschäftigten ohne Berufsabschluss stellen die ausländischen<br />
Personen <strong>in</strong> Südhessen, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Städten Offenbach <strong>und</strong><br />
Frankfurt, wie aus der zweiten Spalte von Tabelle 8 ersichtlich ist. Speziell für diese<br />
Regionen bilden die ausländischen Beschäftigten damit, wenn die Zahl der Nach-<br />
117 Bei den übrigen ausländischen Beschäftigten ohne Berufsausbildung, die nicht <strong>in</strong> die angegebenen Altersgruppen fallen,<br />
handelt es sich um ausländische Staatsangehörige, die jünger als 20 Jahre oder älter als 59 Jahre s<strong>in</strong>d.<br />
55
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
qualifizierungen gesteigert werden soll, e<strong>in</strong>e Personengruppe, die e<strong>in</strong> besonderes<br />
Augenmerk verdient.<br />
Zum 30.06.2009 hat der <strong>An</strong>teil ohne Berufsabschluss bei den ausländischen Beschäftigten<br />
für alle Landkreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte denjenigen bei allen Beschäftigten<br />
deutscher <strong>und</strong> ausländischer Staatsangehörigkeit übertroffen, wobei diese<br />
Differenz zum Teil sehr ausgeprägt ist, am stärksten gemäß der betrachteten Daten<br />
im Landkreis Marburg-Biedenkopf (vgl. dritte Spalte von Tabelle 8 mit vierter Spalte<br />
von Tabelle 1). Dort haben r<strong>und</strong> 46 % der ausländischen Beschäftigten <strong>und</strong> 15 % aller<br />
Beschäftigten ke<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung.<br />
Gegenüber der Altersgruppenverteilung unabhängig von der Staatsangehörigkeit<br />
entfällt hessenweit e<strong>in</strong> etwas größerer <strong>An</strong>teil der ausländischen Beschäftigten ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung auf die mittleren Altersgruppen 30 bis unter 40<br />
Jahre sowie 40 bis unter 50 Jahre (vgl. Spalten 5 <strong>und</strong> 6 von Tabelle 8 sowie Spalten<br />
6 <strong>und</strong> 7 von Tabelle 6). In Summe ergibt sich für diese Altersgruppen der höchste<br />
<strong>An</strong>teil für den Odenwaldkreis.<br />
56
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Tabelle 8:<br />
Ausländische sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(30.06.2009)<br />
Region<br />
ausländische Beschäftigte<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>teil an allen<br />
Beschäftigten<br />
ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil an allen<br />
ausländischen<br />
Beschäftigten<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil der Altersgruppe an allen ausländischen<br />
Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
20 bis unter 30 bis unter 40 bis unter 50 bis unter<br />
30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre<br />
Land <strong>Hessen</strong> 52.144 23,3 25,3 16,3 26,4 30,3 20,9<br />
RB Darmstadt 43.037 28,6 24,6 16,6 25,9 30,2 21,4<br />
Stadt Darmstadt 2.126 23,3 26,3 29,8 23,9 23,5 17,5<br />
Stadt Frankfurt 16.252 32,2 22,8 18,7 25,8 29,0 20,7<br />
Stadt Offenbach 1.868 37,4 27,5 19,3 22,2 31,0 19,7<br />
Stadt Wiesbaden 2.798 23,2 21,8 16,3 25,5 29,3 21,4<br />
LK Bergstraße 1.457 22,6 26,7 13,7 24,5 33,3 22,6<br />
LK Darmstadt-Dieburg 2.023 27,8 30,1 10,7 24,6 34,5 25,6<br />
LK Groß-Gerau 2.971 31,9 25,1 11,9 24,1 29,7 28,1<br />
Hochtaunuskreis 1.665 27,9 20,0 16,0 25,8 29,8 22,2<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 2.984 23,8 30,9 12,6 25,8 35,6 20,4<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 2.014 28,5 21,7 16,4 27,7 28,7 20,8<br />
Odenwaldkreis 994 26,8 40,0 14,3 32,7 34,5 14,3<br />
LK Offenbach 3.390 32,5 25,7 13,9 27,7 29,4 23,1<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 846 23,7 25,3 10,4 29,1 34,3 19,9<br />
Wetteraukreis 1.649 22,3 29,6 11,5 27,8 33,1 21,3<br />
RB Gießen 5.762 14,8 34,9 15,4 27,7 32,1 17,8<br />
LK Gießen 1.147 10,8 27,8 17,8 24,6 30,3 19,5<br />
Lahn-Dill-Kreis 1.727 16,8 37,6 12,4 26,9 33,9 18,9<br />
LK Limburg-Weilburg 508 12,7 21,0 11,2 28,5 33,5 21,1<br />
LK Marburg-Biedenkopf 2.175 19,7 46,5 18,0 30,2 30,9 14,8<br />
Vogelsbergkreis 205 6,6 29,8 10,2 24,4 36,1 22,9<br />
RB Kassel 3.345 9,6 23,1 14,8 30,3 29,6 19,1<br />
Stadt Kassel 1.027 12,1 20,3 20,4 27,5 28,6 18,3<br />
LK Fulda 772 10,8 33,2 12,7 33,7 27,7 19,7<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 216 6,8 20,3 13,4 24,5 38,9 18,5<br />
LK Kassel 391 9,3 14,3 14,3 35,3 29,7 15,9<br />
Schwalm-Eder-Kreis 249 6,2 22,3 16,1 25,3 34,1 18,9<br />
LK Waldeck-Frankenberg 614 10,4 35,1 8,6 32,2 29,5 20,5<br />
Werra-Meißner-Kreis 76 3,9 18,4 13,2 26,3 22,4 31,6<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
57
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
3.2 Arbeitslose ohne Berufsabschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Die Statistik der Arbeitslosen der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit orientiert sich am Konzept<br />
der registrierten Arbeitslosigkeit. Als arbeitslos zählen alle Personen im Alter<br />
zwischen 15 <strong>und</strong> 65 Jahren, die vorübergehend nicht bzw. nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weniger als<br />
15 St<strong>und</strong>en wöchentlich umfassenden Beschäftigungsverhältnis stehen, e<strong>in</strong>e versicherungspflichtige<br />
Beschäftigung suchen <strong>und</strong> für Vermittlungsbemühungen verfügbar<br />
s<strong>in</strong>d. Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik<br />
118 zählen ebenso wie Personen, welche nach Vollendung des 58. Lebensjahres<br />
e<strong>in</strong> Jahr lang ke<strong>in</strong> Beschäftigungsangebot erhalten haben, nicht als arbeitslos.<br />
Verfahrensbed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d Daten zur abgeschlossenen Berufsausbildung der<br />
Arbeitslosen für die Jahre 2006 bis 2008 nicht erhältlich. 119 Zudem kann e<strong>in</strong>e Auswertung<br />
von Daten zur abgeschlossenen Berufsausbildung der Arbeitslosen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
nach Auskunft des zuständigen Statistik-Service Südwest der B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit zum Untersuchungszeitpunkt nur ohne E<strong>in</strong>beziehung von <strong>An</strong>gaben der<br />
zugelassenen kommunalen Träger erfolgen, da die Datenlieferungen der zugelassenen<br />
kommunalen Träger (zkT) für die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit nicht auswertbar<br />
s<strong>in</strong>d. Dies ist bei der Interpretation der Daten der Statistik der Arbeitslosen im<br />
Durchschnitt des Jahres 2009 zu beachten. <strong>Hessen</strong> hat 13 Optionskommunen, 120<br />
welche die im Sozialgesetzbuch (SGB) II geregelten Aufgaben der Gr<strong>und</strong>sicherung<br />
für Arbeitssuchende <strong>in</strong> kommunaler Verantwortung <strong>und</strong> unabhängig von der B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit wahrnehmen. 121 Während die Zahl der Arbeitslosen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
nach <strong>An</strong>gaben der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit im Jahresdurchschnitt 2009 <strong>in</strong>sgesamt<br />
r<strong>und</strong> 211 Tsd. Personen betrug, beziehen sich die nachfolgenden <strong>An</strong>gaben – sofern<br />
nichts anderes ausdrücklich vermerkt ist – ausschließlich auf die bei der B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit bzw. den ARGEn gemeldeten 154 Tsd. Arbeitslosen (73 % aller<br />
Arbeitslosen).<br />
Abbildung 4 veranschaulicht die Ausbildungsabschlüsse der Arbeitslosen. Im<br />
Durchschnitt des Jahres 2009 hatte fast die Hälfte der Arbeitslosen ke<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />
Berufsausbildung – also besaßen nahezu 77 Tsd. Personen weder e<strong>in</strong>e<br />
betriebliche oder schulische Ausbildung noch e<strong>in</strong>e akademische Ausbildung. H<strong>in</strong>zu<br />
kommen noch die <strong>in</strong> der Statistik nicht ausgewiesenen Arbeitslosen ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung, welche den zugelassenen kommunalen Trägern zuzurechnen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> über deren <strong>An</strong>zahl der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit ke<strong>in</strong>e konkre-<br />
118 <strong>An</strong>alysen des Instituts für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung (IAB) zeigen, dass etwa die Hälfte der stillen Reserve <strong>in</strong><br />
Deutschland von Personen <strong>in</strong> arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gebildet wird. Vgl. Lott, M. (2010a), S. 7.<br />
119 Vgl. B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (Hrsg.) (2009a).<br />
120 Landkreis Bergstraße, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Landkreis Fulda, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Hochtaunuskreis,<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis, Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Odenwaldkreis, Landkreis Offenbach, Rhe<strong>in</strong>gau-<br />
Taunus-Kreis, Vogelsbergkreis, Stadt Wiesbaden<br />
121 Vgl. http://www.hessenoption.de, Stand: Februar 2010.<br />
58
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
ten statistischen <strong>An</strong>gaben vorliegen. Damit fällt die Qualifikationsstruktur der Arbeitslosen<br />
sehr viel schlechter aus als die der Beschäftigten. 122<br />
Abbildung 4:<br />
Arbeitslose <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Ausbildungsabschluss<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT)<br />
akademische<br />
Ausbildung<br />
6,3 %<br />
ke<strong>in</strong>e <strong>An</strong>gabe<br />
0,4 %<br />
betriebliche/schulische<br />
Ausbildung<br />
43,6 %<br />
ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
49,7 %<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Von den hessenweit r<strong>und</strong> 77 Tsd. Arbeitslosen ohne Berufsausbildung s<strong>in</strong>d 35 %<br />
(r<strong>und</strong> 27 Tsd. Personen) mehr als 12 Monate arbeitslos gemeldet, so dass von<br />
Langzeitarbeitslosigkeit gesprochen werden kann. Bei Personen mit betrieblicher<br />
oder schulischer Ausbildung beträgt der <strong>An</strong>teil Langzeitarbeitsloser nur 22 % <strong>und</strong><br />
bei Personen mit akademischer Ausbildung sogar nur 17 %. Diese Zahlen bilden e<strong>in</strong><br />
weiteres Indiz dafür, dass e<strong>in</strong> Ausbildungsabschluss die Beschäftigungschancen erhöht<br />
bzw. e<strong>in</strong>e fehlende Berufsausbildung e<strong>in</strong>en Risikofaktor für Arbeitslosigkeit darstellt.<br />
122 Das Institut für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung, das die Qualifikationsstruktur der Erwerbstätigen differenziert nach<br />
der Arbeitszeit betrachtet, stellt diesbezüglich außerdem fest, dass Vollzeitbeschäftigte im Durchschnitt höher qualifiziert<br />
s<strong>in</strong>d als Teilzeitkräfte oder ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigte. Vgl. Lott, M. (2010b), S. 40.<br />
59
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
3.2.1 Arbeitslose ohne Berufsabschluss nach Regionen<br />
Tabelle 9 gibt Auskunft über die regionale Verteilung der Arbeitslosen <strong>und</strong> darunter<br />
derjenigen Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung, die potenzielle Interessent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Interessenten für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> se<strong>in</strong> können. Die Tabelle<br />
enthält zugleich <strong>An</strong>gaben zu dem <strong>An</strong>teil an allen Arbeitslosen, welcher von den<br />
Daten ohne zugelassene kommunale Träger abgedeckt wird.<br />
Tabelle 9:<br />
Arbeitslose <strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> ohne abgeschlossene Berufsausbildung nach Regionen<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT)<br />
Arbeitslose<br />
ohne Daten der zugelassenen kommunalen Träger<br />
darunter:<br />
Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
Region<br />
<strong>An</strong>teil an den Arbeitslosen<br />
<strong>in</strong>kl. zugelassener<br />
kommunaler Träger (<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil<br />
an den Arbeitslosen<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
Land <strong>Hessen</strong> 154.326 73,1 76.719 49,7<br />
RB Darmstadt 84.201 66,0 43.546 51,7<br />
Stadt Darmstadt 5.497 100,0 3.270 59,5<br />
Stadt Frankfurt 28.122 100,0 17.755 63,1<br />
Stadt Offenbach 6.899 100,0 4.968 72,0<br />
Stadt Wiesbaden 2.793 25,1 831 29,8<br />
LK Bergstraße 2.949 36,1 807 27,4<br />
LK Darmstadt-Dieburg 3.203 37,5 907 28,3<br />
LK Groß-Gerau 8.397 100,0 5.126 61,0<br />
Hochtaunuskreis 2.180 48,0 529 24,3<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 5.687 42,8 1.943 34,2<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 2.272 41,4 639 28,1<br />
Odenwaldkreis 1.424 46,0 458 32,2<br />
LK Offenbach 4.220 37,1 1.389 32,9<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 1.809 41,4 450 24,9<br />
Wetteraukreis 8.747 100,0 4.475 51,2<br />
RB Gießen 30.526 81,4 14.933 48,9<br />
LK Gießen 10.834 100,0 5.932 54,8<br />
Lahn-Dill-Kreis 9.555 100,0 4.958 51,9<br />
LK Limburg-Weilburg 5.517 100,0 2.725 49,4<br />
LK Marburg-Biedenkopf 3.071 39,9 968 31,5<br />
Vogelsbergkreis 1.549 39,6 351 22,7<br />
RB Kassel 39.598 86,1 18.240 46,1<br />
Stadt Kassel 11.595 100,0 6.620 57,1<br />
LK Fulda 2.861 44,6 777 27,2<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 1.621 36,4 409 25,2<br />
LK Kassel 7.343 100,0 3.153 42,9<br />
Schwalm-Eder-Kreis 6.039 100,0 2.770 45,9<br />
LK Waldeck-Frankenberg 5.884 100,0 2.678 45,5<br />
Werra-Meißner-Kreis 4.255 100,0 1.834 43,1<br />
H<strong>in</strong>weis: Da es sich um Durchschnittswerte handelt, s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong>ungsbed<strong>in</strong>gt Summendifferenzen möglich.<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
60
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Ersichtlich ist, dass der Arbeitslosenanteil ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>in</strong> Regionen mit zugelassenen kommunalen Trägern niedriger ausgewiesen wird.<br />
Zugleich ist der <strong>An</strong>teil der Personen ohne Berufsabschluss bei den Langzeitarbeitslosen<br />
<strong>in</strong> der Regel höher. <strong>Hessen</strong>weit haben – ohne Daten der zugelassenen kommunalen<br />
Träger – 62 % der Personen, die mehr als 12 Monate arbeitslos gemeldet<br />
s<strong>in</strong>d, ke<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung, während es bezogen auf alle Arbeitslosen<br />
50 % s<strong>in</strong>d (vgl. vierte Spalte von Tabelle 9). Da die zugelassenen kommunalen<br />
Träger <strong>in</strong>sbesondere auch Langzeitarbeitslose betreuen, für welche die Dauer<br />
des Bezugs von Arbeitslosengeld (I) <strong>in</strong> Abhängigkeit von ihrem Lebensalter sowie<br />
den vorangegangenen Versicherungspflichtverhältnissen ausgeschöpft ist, kann<br />
vermutet werden, dass die Betrachtung der Daten ohne zugelassene kommunale<br />
Träger tendenziell zu e<strong>in</strong>er Unterschätzung des Arbeitslosenanteils ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>in</strong>sgesamt führt. 123<br />
In der Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, die K<strong>und</strong>en der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
<strong>und</strong> der ARGEn enthält, besitzen 67 % der SGB-II-K<strong>und</strong>en ke<strong>in</strong>en beruflichen<br />
Bildungsabschluss. Wendet man den gleichen Prozentsatz auf die SGB-II-K<strong>und</strong>en<br />
der Optionskommunen an, so haben von den dort gemeldeten Arbeitslosen 38 Tsd.<br />
ke<strong>in</strong>en Berufabschluss. Insgesamt würden sich damit nach Berechnungen der <strong>Hessen</strong><br />
Agentur annähernd 115.000 Arbeitlose ohne Berufsabschluss für <strong>Hessen</strong> ergeben.<br />
E<strong>in</strong> erheblicher Teil davon muss als langzeitarbeitslos <strong>und</strong> <strong>in</strong>sofern als schwer<br />
<strong>in</strong> den Arbeitsmarkt zu <strong>in</strong>tegrieren gelten.<br />
3.2.2 Arbeitslose ohne Berufsabschluss nach Altersgruppen<br />
Differenziert man die Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung nach Altersgruppen,<br />
ergibt sich für <strong>Hessen</strong> im Jahresdurchschnitt 2009 folgendes Bild:<br />
Knapp 21 % bzw. 16 Tsd. Personen s<strong>in</strong>d im Alter von 20 bis unter 30 Jahren, 24 %<br />
bzw. mehr als 18 Tsd. Personen im Alter von 30 bis unter 40 Jahren, 27 % <strong>und</strong> damit<br />
weitere 20 Tsd. Personen im Alter von 40 bis unter 50 Jahren <strong>und</strong> 22 % bzw. 17<br />
Tsd. Personen im Alter von 50 bis unter 60 Jahren (vgl. Abbildung 5). Insgesamt<br />
s<strong>in</strong>d damit von den hessenweit 77 Tsd. Arbeitslosen ohne Berufsabschluss knapp<br />
72 Tsd. bzw. 94 % im Alter von 20 bis unter 60 Jahren. Die übrigen – <strong>in</strong> der Abbildung<br />
nicht dargestellten – Arbeitslosen ohne Berufsausbildung (hessenweit knapp<br />
6 %) s<strong>in</strong>d jünger als 20 Jahre oder haben e<strong>in</strong> Alter von 60 <strong>und</strong> mehr Jahren, so dass<br />
für diese Personen der nachträgliche Erwerb e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses <strong>in</strong> der Regel<br />
noch nicht bzw. nur noch selten im Fokus stehen dürfte.<br />
123 Dementsprechend stellt das Institut für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung getrennt nach Rechtskreisen e<strong>in</strong>e schlechtere<br />
Qualifikationsstruktur der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II als der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB III fest. Das Institut<br />
geht für diejenigen Personen, die von zugelassenen kommunalen Trägern betreut werden, von der gleichen Qualifikationsstruktur<br />
wie bei den übrigen Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II aus. Vgl. Lott, M. (2010b), S. 51ff.<br />
61
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Abbildung 5:<br />
Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT)<br />
100,0<br />
90,0<br />
80,0<br />
22,2 %<br />
50 bis unter 60 Jahre<br />
70,0<br />
<strong>in</strong> %<br />
60,0<br />
50,0<br />
26,5 %<br />
40 bis unter 50 Jahre<br />
40,0<br />
30,0<br />
24,1 %<br />
30 bis unter 40 Jahre<br />
20,0<br />
10,0<br />
20,8 %<br />
20 bis unter 30 Jahre<br />
0,0<br />
1<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Der <strong>An</strong>teil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen ohne Berufsabschluss fällt<br />
dabei mit höherem Alter größer aus. Von den Personen im Alter von 20 bis unter 30<br />
Jahren s<strong>in</strong>d 18 % mehr als 12 Monate arbeitslos gemeldet, im Alter von 30 bis unter<br />
40 Jahren 35 %, im Alter von 40 bis unter 50 Jahren 40 % <strong>und</strong> im Alter von 50 bis<br />
unter 60 Jahren sogar 48 %. 124 Die Dauer der Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong> vergleichsweise<br />
hohes Erwerbsalter, das den Unternehmen e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellung weniger attraktiv<br />
ersche<strong>in</strong>en lässt, s<strong>in</strong>d beides Faktoren, die den betreffenden Personen e<strong>in</strong>e Rückkehr<br />
<strong>in</strong>s Berufsleben erschweren.<br />
Tabelle 10 zeigt für die e<strong>in</strong>zelnen Regionen die Zuordnung der Arbeitslosen ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung zu verschiedenen Altersgruppen. Die meisten<br />
Arbeitslosen ohne Berufsabschluss s<strong>in</strong>d hessenweit <strong>in</strong> der Altersgruppe 40 bis unter<br />
50 Jahre zu f<strong>in</strong>den. Regionale Unterschiede dürften zum Teil darauf zurückzuführen<br />
se<strong>in</strong>, dass die gemeldeten Arbeitslosen altersabhängig verschieden häufig unter<br />
SGB II fallen <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Fall für Regionen mit zugelassenen kommunalen Trägern<br />
nicht berücksichtigt s<strong>in</strong>d.<br />
124 Für Personen, die das 50. Lebensjahr vollendet haben, kann die Dauer des <strong>An</strong>spruchs auf Arbeitslosengeld (I) auch länger<br />
als 12 Monate betragen, wovon wiederum die Zuständigkeit für die Betreuung dieser Personen <strong>und</strong> damit deren Erfassung<br />
<strong>in</strong> der Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit abhängt.<br />
62
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Tabelle 10:<br />
Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen <strong>und</strong><br />
Regionen (Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT)<br />
Region<br />
<strong>An</strong>zahl der Arbeitslosen ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung <strong>in</strong> der jeweiligen Altersgruppe<br />
20 bis unter 30 bis unter 40 bis unter 50 bis unter<br />
30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre<br />
<strong>An</strong>teil der Altersgruppe an allen Arbeitslosen ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung (<strong>in</strong> %)<br />
20 bis unter 30 bis unter 40 bis unter 50 bis unter<br />
30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre<br />
Land <strong>Hessen</strong> 15.977 18.469 20.348 17.009 20,8 24,1 26,5 22,2<br />
RB Darmstadt 8.799 11.040 11.600 9.303 20,2 25,4 26,6 21,4<br />
Stadt Darmstadt 636 859 926 691 19,4 26,3 28,3 21,1<br />
Stadt Frankfurt 3.547 4.757 4.755 3.733 20,0 26,8 26,8 21,0<br />
Stadt Offenbach 867 1.423 1.385 1.048 17,5 28,6 27,9 21,1<br />
Stadt Wiesbaden 211 171 187 171 25,4 20,6 22,5 20,6<br />
LK Bergstraße 203 152 189 170 25,2 18,8 23,4 21,1<br />
LK Darmstadt-Dieburg 232 164 213 199 25,6 18,1 23,5 21,9<br />
LK Groß-Gerau 1.063 1.429 1.425 980 20,7 27,9 27,8 19,1<br />
Hochtaunuskreis 122 99 115 130 23,1 18,7 21,7 24,6<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 400 384 490 472 20,6 19,8 25,2 24,3<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 130 125 158 155 20,3 19,6 24,7 24,3<br />
Odenwaldkreis 102 78 108 110 22,3 17,0 23,6 24,0<br />
LK Offenbach 304 292 317 323 21,9 21,0 22,8 23,3<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 87 80 118 110 19,3 17,8 26,2 24,4<br />
Wetteraukreis 896 1.027 1.215 1.013 20,0 22,9 27,2 22,6<br />
RB Gießen 3.317 3.493 3.939 3.258 22,2 23,4 26,4 21,8<br />
LK Gießen 1.247 1.441 1.615 1.344 21,0 24,3 27,2 22,7<br />
Lahn-Dill-Kreis 1.117 1.125 1.325 1.049 22,5 22,7 26,7 21,2<br />
LK Limburg-Weilburg 616 687 727 549 22,6 25,2 26,7 20,1<br />
LK Marburg-Biedenkopf 261 189 202 205 27,0 19,5 20,9 21,2<br />
Vogelsbergkreis 77 51 70 112 21,9 14,5 19,9 31,9<br />
RB Kassel 3.862 3.936 4.810 4.448 21,2 21,6 26,4 24,4<br />
Stadt Kassel 1.429 1.557 1.772 1.483 21,6 23,5 26,8 22,4<br />
LK Fulda 191 118 152 209 24,6 15,2 19,6 26,9<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 109 63 97 90 26,7 15,4 23,7 22,0<br />
LK Kassel 660 678 790 816 20,9 21,5 25,1 25,9<br />
Schwalm-Eder-Kreis 559 603 783 678 20,2 21,8 28,3 24,5<br />
LK Waldeck-Frankenberg 547 563 705 685 20,4 21,0 26,3 25,6<br />
Werra-Meißner-Kreis 369 354 511 488 20,1 19,3 27,9 26,6<br />
H<strong>in</strong>weis: Da es sich um Durchschnittswerte handelt, s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong>ungsbed<strong>in</strong>gt Summendifferenzen möglich.<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Der Arbeitslosenanteil ohne abgeschlossene Berufsausbildung zeigt sich für <strong>Hessen</strong><br />
nach Altersgruppen relativ konstant. 46 % der Arbeitslosen im Alter von 20 bis unter<br />
30 Jahren haben ke<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung, 51 % derjenigen im Alter<br />
von 30 bis unter 40 Jahren <strong>und</strong> jeweils etwa 50 % derjenigen im Alter von 40 bis unter<br />
50 Jahren bzw. im Alter von 50 bis unter 60 Jahren. 125 Betrachtet man ausschließlich<br />
die Langzeitarbeitslosen verändert sich dieses Bild allerd<strong>in</strong>gs: 69 % der<br />
125 Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht analysiert wurde die Frage e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>flusses von Maßnahmen der aktiven<br />
Arbeitsmarktpolitik, die möglicherweise e<strong>in</strong>e Altersgruppe stärker <strong>in</strong> den Fokus rücken, auf diese <strong>An</strong>teile.<br />
63
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Langzeitarbeitslosen im Alter von 20 bis unter 30 Jahren haben ke<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />
Berufsausbildung, 65 % derjenigen im Alter von 30 bis unter 40 Jahren, 63 %<br />
derjenigen im Alter von 40 bis unter 50 Jahren <strong>und</strong> 57 % der Langzeitarbeitslosen<br />
im Alter von 50 bis unter 60 Jahren. Diese empirischen Zahlen lassen die Vermutung<br />
zu, dass die fehlende berufliche Qualifikation für die jüngeren Arbeitslosen e<strong>in</strong><br />
zentrales H<strong>in</strong>dernis für die Aufnahme e<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit darstellt, während mit<br />
zunehmendem Alter das Risiko e<strong>in</strong>er Langzeitarbeitslosigkeit auch unabhängig von<br />
der Qualifikation der Arbeitslosen wächst. Der nachträgliche Erwerb e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses<br />
mag daher die Beschäftigungschancen von Arbeitssuchenden altersabhängig<br />
<strong>in</strong> unterschiedlichem Maße verbessern.<br />
3.2.3 Arbeitslose ohne Berufsabschluss nach Geschlecht<br />
Von den hessenweit 77 Tsd. Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
s<strong>in</strong>d knapp 46 %, d. h. 35 Tsd. Personen, Frauen. Dieser <strong>An</strong>teil der weiblichen Arbeitslosen<br />
an den Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist – analog<br />
zu den Frauenanteilen bei den Beschäftigten – nur leicht höher als der <strong>An</strong>teil der<br />
weiblichen Arbeitslosen an den Arbeitslosen unabhängig von deren Berufsausbildung.<br />
Letzterer liegt bei 44 %.<br />
E<strong>in</strong>e Betrachtung nur der weiblichen Arbeitslosen zeigt, dass 51 % davon – also nur<br />
wenig mehr als die Hälfte – nicht über e<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung verfügen.<br />
Nach Altersgruppen differenziert s<strong>in</strong>d es hessenweit 45 % der weiblichen Arbeitslosen<br />
im Alter von 20 bis unter 30 Jahren, die ke<strong>in</strong>e anerkannte Berufsausbildung<br />
vorweisen können, jeweils r<strong>und</strong> 51 % derjenigen im Alter von 30 bis unter 40<br />
Jahren <strong>und</strong> von 40 bis unter 50 Jahren sowie 54 % derjenigen im Alter von 50 bis<br />
unter 60 Jahren.<br />
Tabelle 11 gibt für die e<strong>in</strong>zelnen Regionen die Zahl der weiblichen Arbeitslosen ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung, deren <strong>An</strong>teil an allen Arbeitslosen ohne Berufsabschluss<br />
sowie an allen weiblichen Arbeitslosen <strong>und</strong> die Verteilung der weiblichen<br />
Arbeitslosen ohne Abschluss nach Altersgruppen 126 an. Der höchste Frauenanteil<br />
an allen Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung war im Jahresdurchschnitt<br />
2009 im Wetteraukreis zu f<strong>in</strong>den, wie die zweite Spalte von Tabelle 11<br />
zeigt. Der <strong>An</strong>teil ohne Berufsabschluss bei den Frauen übertraf im Jahresdurchschnitt<br />
im Wetteraukreis <strong>und</strong> im Lahn-Dill-Kreis am stärksten denjenigen bei Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen <strong>in</strong>sgesamt, wobei die Differenz aber eher ger<strong>in</strong>g ausfällt (vgl. dritte<br />
Spalte von Tabelle 11 <strong>und</strong> vierte Spalte von Tabelle 9). Im Vergleich zur Altersgruppenverteilung<br />
unabhängig vom Geschlecht entfällt hessenweit e<strong>in</strong> etwas größerer<br />
<strong>An</strong>teil der weiblichen Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung auf die<br />
126 Bei den übrigen weiblichen Arbeitslosen ohne Berufsausbildung, die nicht <strong>in</strong> die angegebenen Altersgruppen fallen, handelt<br />
es sich um Frauen, die jünger als 20 Jahre oder älter als 59 Jahre s<strong>in</strong>d.<br />
64
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Altersgruppen 40 bis unter 50 Jahre sowie 50 bis unter 60 Jahre (vgl. Spalten 6 <strong>und</strong><br />
7 von Tabelle 11 sowie Spalten 7 <strong>und</strong> 8 von Tabelle 10). Die Gruppe im Alter von 20<br />
bis unter 30 Jahren stellt dagegen e<strong>in</strong>en vergleichsweise niedrigen <strong>An</strong>teil der weiblichen<br />
Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung.<br />
Tabelle 11:<br />
Weibliche Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT)<br />
Region<br />
weibliche Arbeitslose<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>An</strong>teil an allen<br />
Arbeitslosen <strong>An</strong>teil an allen<br />
ohne abgeschlossene<br />
Arbeitslosen<br />
weiblichen<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
Berufsausbildung<br />
(<strong>in</strong><br />
(<strong>in</strong> %)<br />
%)<br />
<strong>An</strong>teil der Altersgruppe an allen weiblichen Arbeitslosen<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
20 bis unter 30 bis unter 40 bis unter 50 bis unter<br />
30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre<br />
Land <strong>Hessen</strong> 35.001 45,6 51,0 17,9 24,1 27,5 24,3<br />
RB Darmstadt 19.532 44,9 52,4 18,0 25,5 27,2 23,1<br />
Stadt Darmstadt 1.462 44,7 60,6 17,6 28,2 28,3 21,2<br />
Stadt Frankfurt 7.886 44,4 63,7 19,3 26,8 27,1 21,6<br />
Stadt Offenbach 2.300 46,3 72,9 16,7 29,0 27,6 22,1<br />
Stadt Wiesbaden 300 36,1 25,3 21,7 16,0 21,7 26,3<br />
LK Bergstraße 320 39,7 25,8 19,7 15,6 24,4 27,5<br />
LK Darmstadt-Dieburg 357 39,4 26,2 20,7 15,4 25,5 28,0<br />
LK Groß-Gerau 2.397 46,8 63,1 18,3 28,8 28,4 20,6<br />
Hochtaunuskreis 213 40,3 21,8 18,3 15,5 22,5 30,0<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 812 41,8 34,2 14,7 18,3 26,1 30,2<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 260 40,7 25,3 13,5 16,5 28,1 30,0<br />
Odenwaldkreis 207 45,2 33,3 15,0 17,4 25,1 29,5<br />
LK Offenbach 566 40,7 30,6 16,6 19,6 23,7 29,7<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 198 44,0 24,2 13,6 15,2 27,8 30,8<br />
Wetteraukreis 2.256 50,4 55,2 16,2 24,2 28,5 24,3<br />
RB Gießen 7.061 47,3 51,8 18,6 23,3 28,0 24,3<br />
LK Gießen 2.783 46,9 57,8 17,7 24,1 28,9 24,8<br />
Lahn-Dill-Kreis 2.398 48,4 55,3 19,1 22,7 27,9 23,5<br />
LK Limburg-Weilburg 1.335 49,0 51,5 19,2 25,6 28,8 21,9<br />
LK Marburg-Biedenkopf 394 40,7 31,6 19,8 19,0 23,6 26,9<br />
Vogelsbergkreis 151 43,0 24,0 17,2 9,3 18,5 41,7<br />
RB Kassel 8.408 46,1 47,5 17,3 21,6 27,7 27,2<br />
Stadt Kassel 3.031 45,8 58,9 17,7 23,7 27,8 25,0<br />
LK Fulda 290 37,3 24,3 20,0 11,0 17,9 34,5<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 148 36,2 22,3 22,3 14,2 25,0 27,0<br />
LK Kassel 1.493 47,4 43,5 17,5 22,2 26,2 28,1<br />
Schwalm-Eder-Kreis 1.358 49,0 48,3 15,8 21,8 29,4 27,5<br />
LK Waldeck-Frankenberg 1.226 45,8 47,3 17,0 21,0 27,6 28,1<br />
Werra-Meißner-Kreis 862 47,0 45,9 16,6 18,7 30,9 28,8<br />
H<strong>in</strong>weis: Da es sich um Durchschnittswerte handelt, s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong>ungsbed<strong>in</strong>gt Summendifferenzen möglich.<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
65
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
3.2.4 Arbeitslose ohne Berufsabschluss nach Staatsangehörigkeit<br />
Von den hessenweit 77 Tsd. Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung –<br />
ohne Daten der zugelassenen kommunalen Träger – besitzen 36 %, d. h. mehr als<br />
27 Tsd. Personen, e<strong>in</strong>e ausländische Staatsangehörigkeit. Dieser <strong>An</strong>teil ist merklich<br />
höher als der <strong>An</strong>teil ausländischer Staatsangehöriger an den Arbeitslosen unabhängig<br />
von deren Berufsausbildung. Letzterer beträgt 23 %. Dies bestätigt nochmals,<br />
dass das Fehlen e<strong>in</strong>es anerkannten Berufsabschlusses für Personen mit ausländischer<br />
Staatsangehörigkeit – für Arbeitslose ebenso wie für Beschäftigte – e<strong>in</strong> relativ<br />
bedeutendes Problem vorstellt.<br />
78 % der ausländischen Arbeitslosen s<strong>in</strong>d ohne Berufsabschluss bzw. haben ke<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong> Deutschland anerkannten Berufsabschluss, was ihre Arbeitsmarktposition verschlechtert<br />
<strong>und</strong> sie zum Kreis derjenigen zählen lässt, für die e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
potenziell von Interesse se<strong>in</strong> kann. Das Fehlen e<strong>in</strong>er abgeschlossenen Berufsausbildung<br />
trifft <strong>in</strong>sgesamt nur etwa auf jeden zweiten Arbeitslosen deutscher<br />
oder ausländischer Staatsangehörigkeit zu.<br />
Es ist e<strong>in</strong> deutlicher Zusammenhang zwischen Alter <strong>und</strong> Fehlen e<strong>in</strong>er anerkannten<br />
Berufsausbildung festzustellen: Nach Altersgruppen differenziert s<strong>in</strong>d es 70 % der<br />
ausländischen Arbeitslosen im Alter von 20 bis unter 30 Jahren, die ke<strong>in</strong>e anerkannte<br />
Berufsausbildung haben, 75 % derjenigen im Alter von 30 bis unter 40 Jahren,<br />
81 % derjenigen im Alter von 40 bis unter 50 Jahren <strong>und</strong> 84 % derjenigen im Alter<br />
von 50 bis unter 60 Jahren.<br />
Tabelle 12 be<strong>in</strong>haltet für die e<strong>in</strong>zelnen Regionen die Zahl der ausländischen Arbeitslosen<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung, deren <strong>An</strong>teil an allen Arbeitslosen<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung sowie an allen Arbeitslosen ausländischer<br />
Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> <strong>An</strong>gaben zur Verteilung nach Altersgruppen. 127<br />
<strong>An</strong>alog zur Situation bei den Beschäftigten stellen die ausländischen Personen <strong>in</strong><br />
Südhessen den im regionalen Vergleich höchsten <strong>An</strong>teil an allen Arbeitslosen ohne<br />
Berufsabschluss, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Offenbach, dem Landkreis Groß-Gerau <strong>und</strong><br />
Frankfurt. In Offenbach hat gemäß den betrachteten Daten mehr als jeder zweite<br />
Arbeitslose ohne Berufsabschluss e<strong>in</strong>e ausländische Staatsangehörigkeit, wie aus<br />
der zweiten Spalte von Tabelle 12 ersichtlich ist. Regional stellt die Personengruppe<br />
mit ausländischer Staatsangehörigkeit damit e<strong>in</strong>en beachtlichen Teil der Personen,<br />
für welche die Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme aufgr<strong>und</strong> des<br />
Fehlens e<strong>in</strong>es Abschlusses – neben e<strong>in</strong>er eventuellen Möglichkeit zur <strong>An</strong>erkennung<br />
e<strong>in</strong>es ausländischen Abschlusses – potenziell von Interesse se<strong>in</strong> kann. Der Auslän-<br />
127 Bei den übrigen ausländischen Arbeitslosen ohne Berufsausbildung, die nicht <strong>in</strong> die angegebenen Altersgruppen fallen,<br />
handelt es sich um Personen, die jünger als 20 Jahre oder älter als 59 Jahre s<strong>in</strong>d.<br />
66
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
deranteil dürfte mit der Bevölkerungszusammensetzung <strong>in</strong> den Regionen zusammenhängen.<br />
Der <strong>An</strong>teil ohne Berufsabschluss bei den ausländischen Arbeitslosen übertrifft für alle<br />
Landkreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte denjenigen bei allen Arbeitslosen deutscher<br />
<strong>und</strong> ausländischer Staatsangehörigkeit (vgl. dritte Spalte von Tabelle 12 <strong>und</strong> vierte<br />
Spalte von Tabelle 9). Häufig ist der <strong>An</strong>teil ohne Berufsabschluss bei den ausländischen<br />
Arbeitslosen deutlich größer. In der Stadt Offenbach s<strong>in</strong>d sogar 85 % der<br />
ausländischen Arbeitslosen ohne Berufsabschluss.<br />
Im Vergleich zur Altersgruppenverteilung unabhängig von der Staatsangehörigkeit<br />
entfällt hessenweit schließlich e<strong>in</strong> etwas höherer <strong>An</strong>teil der ausländischen Arbeitslosen<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung auf die mittleren Altersgruppen 30 bis<br />
unter 40 Jahre sowie 40 bis unter 50 Jahre (vgl. Spalten 5 <strong>und</strong> 6 von Tabelle 12<br />
sowie Spalten 6 <strong>und</strong> 7 von Tabelle 10).<br />
67
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Tabelle 12:<br />
Ausländische Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT)<br />
Region<br />
ausländische Arbeitslose<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>teil an allen<br />
Arbeitslosen<br />
ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil an allen<br />
ausländischen<br />
Arbeitslosen<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil der Altersgruppe an allen ausländischen<br />
Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
20 bis unter 30 bis unter 40 bis unter 50 bis unter<br />
30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre<br />
Land <strong>Hessen</strong> 27.520 35,9 77,6 18,0 31,1 27,4 18,6<br />
RB Darmstadt 19.365 44,5 77,8 18,0 31,2 27,3 18,6<br />
Stadt Darmstadt 1.388 42,4 79,7 17,5 30,3 29,4 18,9<br />
Stadt Frankfurt 8.623 48,6 79,5 18,2 31,6 26,8 18,8<br />
Stadt Offenbach 2.680 53,9 85,2 16,3 32,9 28,4 18,3<br />
Stadt Wiesbaden 329 39,6 53,2 22,5 28,0 26,1 15,2<br />
LK Bergstraße 257 31,8 64,1 20,6 29,6 23,7 18,7<br />
LK Darmstadt-Dieburg 311 34,3 64,4 23,2 25,7 26,4 18,3<br />
LK Groß-Gerau 2.551 49,8 84,2 18,2 32,8 28,5 16,7<br />
Hochtaunuskreis 186 35,2 54,1 19,9 26,3 23,1 23,1<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 629 32,4 67,3 19,1 27,7 28,6 16,2<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 223 34,9 57,8 17,5 30,0 23,8 21,1<br />
Odenwaldkreis 124 27,1 69,3 21,0 26,6 27,4 16,9<br />
LK Offenbach 557 40,1 64,5 20,6 29,6 23,7 17,4<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 144 32,0 61,8 15,3 29,2 31,3 18,1<br />
Wetteraukreis 1.364 30,5 80,0 15,8 29,0 27,3 22,4<br />
RB Gießen 4.186 28,0 78,2 18,9 31,4 28,0 17,7<br />
LK Gießen 1.505 25,4 79,1 16,7 30,8 28,5 20,9<br />
Lahn-Dill-Kreis 1.464 29,5 79,4 19,2 31,6 27,7 16,9<br />
LK Limburg-Weilburg 910 33,4 80,3 19,7 31,8 28,4 16,6<br />
LK Marburg-Biedenkopf 270 27,9 65,1 27,4 31,9 25,6 9,6<br />
Vogelsbergkreis 37 10,5 59,7 21,6 35,1 27,0 13,5<br />
RB Kassel 3.969 21,8 76,2 17,3 30,5 27,3 20,1<br />
Stadt Kassel 2.137 32,3 77,9 17,9 30,3 27,6 19,6<br />
LK Fulda 106 13,6 60,6 21,7 31,1 21,7 15,1<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 55 13,4 62,5 23,6 25,5 27,3 18,2<br />
LK Kassel 569 18,0 74,6 14,8 30,4 26,5 23,4<br />
Schwalm-Eder-Kreis 458 16,5 80,1 17,9 30,1 29,9 17,9<br />
LK Waldeck-Frankenberg 433 16,2 74,4 16,9 33,9 24,5 19,9<br />
Werra-Meißner-Kreis 210 11,5 72,9 14,3 27,6 31,0 24,3<br />
H<strong>in</strong>weis: Da es sich um Durchschnittswerte handelt, s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong>ungsbed<strong>in</strong>gt Summendifferenzen möglich.<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
68
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
3.3 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
E<strong>in</strong>e Sonderauswertung der Mikrozensus durch das Hessische Statistische Landesamt<br />
vermittelt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck vom erwerbsstatistischen Gesamtbild <strong>Hessen</strong>s<br />
bezogen auf die Wohnbevölkerung. 128 Beim Mikrozensus handelt sich um e<strong>in</strong>e<br />
haushaltsbezogene 1%-Stichprobenerhebung an der Gesamtbevölkerung, bei der<br />
die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer zu verschiedenen Themenfeldern befragt werden.<br />
Die Ergebnisse der unterjährigen, kont<strong>in</strong>uierlichen Erhebung stehen als hochgerechnete<br />
Jahresdurchschnittswerte zur Verfügung. 129<br />
In der für <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen relevanten Altersgruppe zwischen 20 bis<br />
unter 60 Jahren lag die Bevölkerungszahl <strong>Hessen</strong>s gemäß Mikrozensus im Jahresdurchschnitt<br />
2009 bei über 3,3 Mio. Personen. R<strong>und</strong> 84 % (nahezu 2,8 Mio. Personen)<br />
davon s<strong>in</strong>d Erwerbspersonen. Von diesen Erwerbspersonen verfügen ca. 17 %<br />
weder über e<strong>in</strong>en beruflichen noch über e<strong>in</strong>en akademischen Abschluss. Unter Berücksichtigung<br />
des Umstands, dass e<strong>in</strong>ige der Erwerbspersonen lediglich e<strong>in</strong>e <strong>An</strong>lernausbildung,<br />
e<strong>in</strong> berufliches Praktikum oder e<strong>in</strong> Berufsvorbereitungsjahr vorweisen<br />
können, s<strong>in</strong>d es sogar 18 % bzw. etwa 507 Tsd. Erwerbspersonen.<br />
Mehr als jede fünfte Erwerbsperson im Alter von 20 bis unter 60 Jahren ohne e<strong>in</strong>en<br />
beruflichen oder e<strong>in</strong>en akademischen Abschluss ist noch <strong>in</strong> Ausbildung (22 % bzw.<br />
ca. 111 Tsd. Personen). Sie haben <strong>in</strong> den vier Wochen vor der Teilnahme an der<br />
Mikrozensuserhebung e<strong>in</strong>e Schule oder Hochschule besucht oder dies lediglich<br />
aufgr<strong>und</strong> von Ferien oder Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Schule bzw. Ausbildung oder die<br />
Hochschule nicht getan. 130 Damit zählen sie nicht zum Kreis potenziell an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong>teressierter Personen. Ohne Berücksichtung dieses Personenkreises<br />
reduziert sich die Zahl der Erwerbspersonen ohne Abschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> auf<br />
r<strong>und</strong> 396 Tsd. Personen, die eventuell Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> haben<br />
könnten.<br />
Die Erwerbspersonen lassen sich <strong>in</strong> Erwerbstätige <strong>und</strong> <strong>in</strong> Erwerbslose unterscheiden.<br />
Der <strong>An</strong>teil der Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung bei den Erwerbslosen<br />
im Alter von 20 bis unter 60 Jahren übertrifft mit 36 % deutlich denjenigen<br />
bei den Erwerbstätigen im entsprechenden Alter mit 17 %. Erwerbslose haben<br />
also vergleichsweise häufig ke<strong>in</strong>en Berufsabschluss. Insgesamt ist die Mehrzahl der<br />
128 <strong>An</strong>zumerken ist, dass Erwerbstätige <strong>und</strong> sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sowie Erwerbslose <strong>und</strong> registrierte Arbeitslose<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer def<strong>in</strong>itorischen Abgrenzung im Mikrozensus bzw. <strong>in</strong> den Statistiken der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
nicht gleichzusetzen s<strong>in</strong>d. Erläuterungen hierzu s<strong>in</strong>d beispielsweise auf der Homepage des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes<br />
zu f<strong>in</strong>den. Zudem wurde für die vorliegende Untersuchung bei der Auswertung der Beschäftigtenstatistik das Arbeitsortpr<strong>in</strong>zip<br />
gewählt, um Aussagen über die <strong>in</strong> den hessischen Betrieben arbeitenden Beschäftigten treffen zu können.<br />
129 Vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.) (2009a).<br />
130 Die Abgrenzung der Personen <strong>in</strong> Ausbildung <strong>in</strong> Bezug auf den Mikrozensus ist nicht gleichzusetzen mit den so genannten<br />
„Auszubildenden“ im Rahmen des dualen Systems.<br />
69
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Personen aber erwerbstätig. Absolut gesehen haben 443 Tsd. Erwerbstätige <strong>und</strong> 64<br />
Tsd. Erwerbslose ke<strong>in</strong>en beruflichen oder akademischen Abschluss. 131<br />
3.3.1 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss nach Altersgruppen<br />
Tabelle 13 zeigt, die Erwerbspersonen nach Altersgruppen differenziert. Der <strong>An</strong>teil<br />
der Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung fällt für die Erwerbspersonen<br />
im Alter von 20 bis unter 30 Jahren merklich größer aus als für die höheren Altersgruppen.<br />
Dies ist dadurch erklärbar, dass sich die jüngeren Personen <strong>in</strong> der Altersgruppe<br />
von 20 bis unter 30 Jahren relativ häufig noch <strong>in</strong> der Ausbildung bef<strong>in</strong>den.<br />
So s<strong>in</strong>d mehr als die Hälfte (56 %) der Erwerbspersonen ohne e<strong>in</strong>en beruflichen<br />
oder e<strong>in</strong>en akademischen Abschluss <strong>in</strong> dieser Altersgruppe noch <strong>in</strong> Ausbildung.<br />
Tabelle 13:<br />
Erwerbspersonen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Beteiligung am<br />
Erwerbsleben <strong>und</strong> Altersgruppen (Jahresdurchschnitt 2009)<br />
Erwerbspersonen<br />
darunter: ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss*<br />
Erwerbspersonen nach<br />
Beteiligung am Erwerbsleben<br />
Altersgruppen<br />
<strong>An</strong>zahl (<strong>in</strong> Tsd.) <strong>in</strong> Tsd. <strong>in</strong> %<br />
darunter:<br />
noch <strong>in</strong><br />
Ausbildung**<br />
<strong>in</strong>sgesamt<br />
darunter: Erwerbstätige<br />
darunter: Erwerbslose<br />
<strong>in</strong> Tsd.<br />
20 bis unter 30 Jahre 540,3 184,4 34,1 103,2<br />
30 bis unter 40 Jahre 660,7 102,3 15,5 (6,6)<br />
40 bis unter 50 Jahre 930,5 125,0 13,4 /<br />
50 bis unter 60 Jahre 657,8 95,3 14,5 -<br />
20 bis unter 60 Jahre 2.789,2 507,0 18,2 110,5<br />
20 bis unter 30 Jahre 492,8 161,4 32,8 99,3<br />
30 bis unter 40 Jahre 619,2 87,7 14,2 (6,4)<br />
40 bis unter 50 Jahre 878,4 109,7 12,5 /<br />
50 bis unter 60 Jahre 623,0 84,6 13,6 -<br />
20 bis unter 60 Jahre 2.613,4 443,3 17,0 106,4<br />
20 bis unter 30 Jahre 47,5 23,0 48,4 /<br />
30 bis unter 40 Jahre 41,4 14,6 35,3 /<br />
40 bis unter 50 Jahre 52,1 15,4 29,6 /<br />
50 bis unter 60 Jahre 34,8 10,7 30,7 -<br />
20 bis unter 60 Jahre 175,8 63,7 36,2 /<br />
* Personen mit <strong>An</strong>lernausbildung, Praktikum, Berufsvorbereitungsjahr s<strong>in</strong>d zu den Personen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss<br />
h<strong>in</strong>zugezählt, soweit im Rahmen der Mikrozensuserhebung entsprechende <strong>An</strong>gaben zum Abschluss gemacht wurden.<br />
** Hierunter s<strong>in</strong>d Personen gefasst, die <strong>in</strong> den letzten vier Wochen vor der Teilnahme an der Mikrozensuserhebung e<strong>in</strong>e Schule oder Hochschule<br />
besucht oder dies lediglich aufgr<strong>und</strong> von Ferien oder dem Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Schule bzw. Ausbildung oder die Hochschule<br />
nicht getan haben.<br />
Der Standardfehler der Stichprobenerhebung schränkt die Aussagefähigkeit der <strong>in</strong> Klammern gesetzten Hochrechnungsergebnisse stark e<strong>in</strong><br />
bzw. erlaubt zum Teil ke<strong>in</strong>e Auswertung, was durch e<strong>in</strong>en Schrägstrich gekennzeichnet ist.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
131 Von den Nichterwerbspersonen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> haben 247 Tsd. Personen ke<strong>in</strong>en beruflichen oder akademischen Abschluss<br />
(46 %). Darunter s<strong>in</strong>d 86 Tsd. Personen <strong>in</strong> Ausbildung. Von den Nichterwerbspersonen dürfte allenfalls die so genannte<br />
stille Reserve im E<strong>in</strong>zelfall die Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme <strong>in</strong> Betracht ziehen.<br />
70
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
3.3.2 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss nach Geschlecht<br />
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede fallen für die Erwerbspersonen <strong>in</strong>sgesamt<br />
verhältnismäßig ger<strong>in</strong>g aus: 19 % der weiblichen <strong>und</strong> 18 % der männlichen<br />
Erwerbspersonen im Alter von 20 bis unter 60 Jahren haben weder e<strong>in</strong>en beruflichen<br />
noch e<strong>in</strong>en akademischen Abschluss. Dies s<strong>in</strong>d 242 Tsd. weibliche <strong>und</strong> 265<br />
Tsd. männliche Erwerbspersonen ohne Abschluss. 132 Bei den jüngeren Erwerbspersonen<br />
stellt sich die Ausbildung der Frauen im Vergleich zu anderen Altersgruppen<br />
relativ gut dar. So haben 31 % der weiblichen <strong>und</strong> 37 % der männlichen Erwerbspersonen<br />
im Alter von 20 bis unter 30 Jahren ke<strong>in</strong>en beruflichen oder akademischen<br />
Abschluss, während es <strong>in</strong> der Altersgruppe 50 bis unter 60 Jahre 18 % der weiblichen<br />
<strong>und</strong> 11 % der männlichen Erwerbspersonen s<strong>in</strong>d.<br />
3.3.3 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss nach Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
Insgesamt hatten im Jahresdurchschnitt 2009 hessenweit knapp 666 Tsd. Erwerbspersonen<br />
im Alter von 20 bis unter 60 Jahren e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, darunter<br />
waren 246 Tsd. Personen ohne Berufsabschluss.<br />
Tabelle 14:<br />
Erwerbspersonen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Migrationsstatus<br />
(Jahresdurchschnitt 2009)<br />
Erwerbspersonen<br />
im Alter von<br />
20 bis unter 60 Jahren<br />
darunter: ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss*<br />
Migrationsstatus<br />
<strong>An</strong>zahl (<strong>in</strong> Tsd.) <strong>in</strong> Tsd. <strong>in</strong> %<br />
darunter:<br />
noch <strong>in</strong><br />
Ausbildung**<br />
<strong>in</strong> Tsd.<br />
Insgesamt 2.789,2 507,0 18,2 110,5<br />
Bevölkerung ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> 2123,6 261,2 12,3 74,1<br />
Bevölkerung mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> 665,6 245,7 36,9 36,4<br />
darunter: Ausländer/<strong>in</strong>nen 349,1 151,2 43,3 14,7<br />
Deutsche mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> 316,6 94,6 29,9 21,7<br />
* Personen mit <strong>An</strong>lernausbildung, Praktikum, Berufsvorbereitungsjahr s<strong>in</strong>d zu den Personen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss<br />
h<strong>in</strong>zugezählt, soweit im Rahmen der Mikrozensuserhebung entsprechende <strong>An</strong>gaben zum Abschluss gemacht wurden.<br />
** Hierunter s<strong>in</strong>d Personen gefasst, die <strong>in</strong> den letzten vier Wochen vor der Teilnahme an der Mikrozensuserhebung e<strong>in</strong>e Schule oder Hochschule<br />
besucht oder dies lediglich aufgr<strong>und</strong> von Ferien oder dem Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Schule bzw. Ausbildung oder die Hochschule<br />
nicht getan haben.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
132 Davon bef<strong>in</strong>det sich allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Teil noch <strong>in</strong> Ausbildung. R<strong>und</strong> 22 % bzw. 59 Tsd. der männlichen <strong>und</strong> 21 % bzw. 52<br />
Tsd. der weiblichen Erwerbspersonen ohne e<strong>in</strong>en beruflichen oder e<strong>in</strong>en akademischen Abschluss haben <strong>in</strong> den letzten<br />
vier Wochen vor der Teilnahme an der Mikrozensuserhebung e<strong>in</strong>e Schule oder Hochschule besucht oder dies lediglich<br />
aufgr<strong>und</strong> von Ferien oder dem Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Schule bzw. Ausbildung oder die Hochschule nicht getan.<br />
71
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Entsprechend verfügten von den Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>in</strong>sgesamt<br />
37 % über ke<strong>in</strong>en Berufsabschluss. Von den Erwerbspersonen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
haben h<strong>in</strong>gegen nur 12 % ke<strong>in</strong>en Berufsabschluss. Bei den r<strong>und</strong> 349 Tsd.<br />
ausländischen Erwerbspersonen 133 fällt der <strong>An</strong>teil noch höher aus <strong>und</strong> erreicht 43 %<br />
(151 Tsd. Personen).<br />
Vergleichsweise wenige der Erwerbspersonen ohne Abschluss bef<strong>in</strong>den sich noch<br />
<strong>in</strong> Ausbildung: Der <strong>An</strong>teil liegt für Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>in</strong>sgesamt bei<br />
15 % (36 Tsd. Personen), beträgt nur 10 % (15 Tsd. Personen) bei den Personen<br />
mit ausländischer Staatsangehörigkeit, erreicht aber 28 % bei den Personen ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> (74 Tsd. Personen). Werden ausschließlich die r<strong>und</strong> 396 Tsd.<br />
Erwerbspersonen ohne beruflichen oder akademischen Abschluss, die sich nicht<br />
noch <strong>in</strong> Ausbildung bef<strong>in</strong>den, betrachtet, haben davon r<strong>und</strong> 209 Tsd. bzw. 53 % e<strong>in</strong>en<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Etwa 136 Tsd. Personen bzw. 34 % haben e<strong>in</strong>e ausländische<br />
Staatsangehörigkeit.<br />
Damit stellen Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> h<strong>in</strong>sichtlich der fehlenden anerkannten<br />
Berufsausbildung e<strong>in</strong>e besondere Problemgruppe dar. Der Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
der potenziell für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> Frage kommenden Personen<br />
kann z. B. für Bildungsträger wesentlich se<strong>in</strong>, deren <strong>An</strong>gebot Lösungen für etwaige<br />
Sprachprobleme be<strong>in</strong>halten muss. Zum hohen <strong>An</strong>teil von Personen ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung an denjenigen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dürften dabei<br />
generell z. B. <strong>An</strong>erkennungsprobleme im Ausland erworbener beruflicher Qualifikationen<br />
beitragen oder auch Schwierigkeiten Jugendlicher mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Ausbildungsstelle zu bekommen. 134<br />
3.3.4 Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss nach Schulabschluss<br />
Entscheidend für die Möglichkeiten, e<strong>in</strong>en Berufsabschluss nachholen zu können,<br />
ist u. a. das schulische Bildungsniveau. Von den r<strong>und</strong> 507 Tsd. Erwerbspersonen<br />
ohne beruflichen oder akademischen Abschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> haben etwa 14 % ke<strong>in</strong>en<br />
allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulabschluss.<br />
Werden ausschließlich die r<strong>und</strong> 396 Tsd. Erwerbspersonen ohne beruflichen oder<br />
akademischen Abschluss, die sich nicht noch <strong>in</strong> Ausbildung bef<strong>in</strong>den, betrachtet,<br />
verfügen sogar 18 % nicht über e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulabschluss (vgl.<br />
Abbildung 6). Weitere 46 % besitzen als höchsten Schulabschluss e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss,<br />
20 % e<strong>in</strong>en Realschulabschluss bzw. e<strong>in</strong>en Abschluss von e<strong>in</strong>er<br />
polytechnischen Oberschule <strong>und</strong> 16 % Fachhochschulreife oder Abitur.<br />
133 Die ausländische Bevölkerung bildet e<strong>in</strong>e Teilgruppe der Bevölkerung mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />
134 Vgl. B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2010b), S. 186ff.<br />
72
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Abbildung 6:<br />
Erwerbspersonen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss <strong>und</strong> nicht <strong>in</strong><br />
Ausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach höchstem allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulabschluss<br />
(Jahresdurchschnitt 2009)<br />
mit<br />
Fachhochschulreife/<br />
Abitur<br />
rd. 16 %<br />
ohne<br />
allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />
Schulabschluss/<br />
Abschluss nach<br />
höchstens 7 Jahren<br />
Schulbesuch<br />
rd. 18 %<br />
mit<br />
Realschulabschluss/<br />
Abschluss polyt.<br />
Oberschule<br />
rd. 20 %<br />
mit<br />
Hauptschulabschluss<br />
rd. 46 %<br />
H<strong>in</strong>weis: Personen mit allgeme<strong>in</strong>bildendem Schulabschluss, aber ohne nähere <strong>An</strong>gabe zum Abschluss s<strong>in</strong>d nicht berücksichtigt,<br />
da der Standardfehler der Stichprobenerhebung ke<strong>in</strong>e Auswertung erlaubt. Es handelt sich um e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>ge Zahl<br />
an Personen.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Darstellung der <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Die Abbildung zeigt, dass zwar Personen mit verschiedensten Schulabschlüssen<br />
von e<strong>in</strong>em fehlenden beruflichen Abschluss betroffen se<strong>in</strong> können, fast zwei Drittel<br />
derjenigen ohne Berufsabschluss haben jedoch entweder ke<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />
Schulabschluss oder lediglich e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss. 135 Dies impliziert,<br />
dass deren unmittelbare berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong>smöglichkeiten e<strong>in</strong>geschränkt<br />
s<strong>in</strong>d. 136 Zugleich muss bei der Gestaltung von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen das<br />
entsprechend niedrige Bildungsniveau berücksichtigt werden, wenn die Maßnahmen<br />
mit Erfolg abgeschlossen werden sollen.<br />
135 E<strong>in</strong>e Studie zur Situation <strong>in</strong> Westdeutschland <strong>in</strong> der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre kommt zu sehr ähnlichen Ergebnissen<br />
zum Schulabschluss von Personen ohne Berufsabschluss. Vgl. Funcke, A., Oberschachtsiek, D. u. Giesecke, J. (2010),<br />
S. 7. Die Studie stellt zudem fest, dass für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Teilhabe am Arbeitsmarkt heutzutage <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />
berufliche Ausbildung oder (Fach-)Abitur Voraussetzung s<strong>in</strong>d. Ebenda, S. 16 ff.<br />
136 Gegebenenfalls müssen die schulischen Voraussetzungen nachgeholt werden, um die berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> zu<br />
ermöglichen. Das Spektrum der Berufe wird nicht nur durch die (e<strong>in</strong>schlägige) Berufserfahrung, sondern auch durch die<br />
Schulqualifikation e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
73
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
4 <strong>An</strong>gebot <strong>und</strong> Umsetzung von <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
Die vorangehenden Betrachtungen haben deutlich gemacht, dass die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten<br />
e<strong>in</strong>e heterogene Gruppe bilden. Es bestehen Unterschiede im H<strong>in</strong>blick auf<br />
die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>s Erwerbsleben, die Voraussetzungen <strong>und</strong> die Chancen, (kurz- bis<br />
mittelfristig) e<strong>in</strong>en Berufsabschluss zu erwerben. Daraus ergeben sich abweichende<br />
<strong>An</strong>forderungen an die <strong>An</strong>gebotsgestaltung der Bildungse<strong>in</strong>richtungen im Bereich<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>. Nachfolgend werden <strong>An</strong>gebot <strong>und</strong> Umsetzung von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> dargestellt. Basis s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Erhebung bei Bildungsanbietern<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> (Kapitel 4.1), Auswertungen der Förderstatistik der B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit (Kapitel 4.2) <strong>und</strong> der Berufsbildungsstatistik des Hessischen Statistischen<br />
Landesamtes zu Teilnahmen an Umschulungs- <strong>und</strong> Externenprüfungen<br />
(Kapitel 4.3). Darüber h<strong>in</strong>aus werden die hessischen Projekte der Förder<strong>in</strong>itiative II<br />
im Rahmen des B<strong>und</strong>esprogramms „Perspektive Berufsabschluss“ vorgestellt (Kapitel<br />
4.4).<br />
4.1 Befragung von Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Im Zeitraum September/Oktober 2010 hat die <strong>Hessen</strong> Agentur e<strong>in</strong>e Erhebung bei <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong> aktiven Bildungsanbietern durchgeführt <strong>und</strong> diese zu deren Bildungsmaßnahmen<br />
befragt, die auf den nachträglichen Erwerb e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses abzielen.<br />
Hierzu mussten im Vorfeld zunächst Bildungsanbieter mit (potenziell) e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Maßnahmen bzw. deren Betriebsstätten <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> ermittelt werden. E<strong>in</strong>e Übersicht<br />
über die Bildungse<strong>in</strong>richtungen, die <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Nachqualifizierung</strong>en anbieten, ist<br />
nicht bekannt. Daher wurden im Frühjahr/Sommer 2010 die folgenden Weiterbildungsdatenbanken<br />
ausgewertet: Hessische Weiterbildungsdatenbank, Kursnet-<br />
Datenbank der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, Meta-Suchmasch<strong>in</strong>e des InfoWeb Weiterbildung<br />
(IWWB). Die ausgewählten Datenbanken haben sich bei anderen Studien<br />
zum Thema Weiterbildung als hilfreich erwiesen 137 <strong>und</strong> erlauben anhand <strong>in</strong>dividuell<br />
festgelegter Suchstrategien Maßnahmen der gewünschten Art bzw. deren <strong>An</strong>bieter<br />
zu identifizieren. So wurden <strong>in</strong> Bezug auf die Datenbank Kursnet die Kategorien Bildungsart<br />
„Umschulung“ <strong>und</strong> Bildungsart „Nachholen e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses“ für<br />
die Zusammenstellung potenziell relevanter Bildungse<strong>in</strong>richtungen herangezogen.<br />
In Bezug auf die Hessische Weiterbildungsdatenbank wurden die gesondert ausgewiesenen<br />
abschlussorientierten Maßnahmen zu den e<strong>in</strong>zelnen Themenfeldern betrachtet.<br />
In der Hessischen Weiterbildungsdatenbank <strong>und</strong> im InfoWeb Weiterbildung<br />
wurden potenzielle <strong>An</strong>bieter zudem anhand von geeigneten Schlüsselwörtern (wie<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>, Umschulung, nachholen Berufsabschluss, Externenprüfung)<br />
identifiziert. Die auf diese Weise gewonnenen Namen <strong>und</strong> Adressen von Bildungs-<br />
137 Vgl. z. B. Dietrich, S., Schade, H.-J. u. Behrensdorf, B. (2008), S. 6 ff. <strong>und</strong> Fr<strong>in</strong>gs, K., Imelli, B. u. Schippers, B. (2010).<br />
74
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
e<strong>in</strong>richtungen wurden e<strong>in</strong>heitlich aufbereitet, um Adressen der überbetrieblichen Bildungsstätten<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> Informationen aus den Expertengesprächen ergänzt<br />
sowie um Dubletten bere<strong>in</strong>igt. Es wurde zudem anhand von Internetrecherchen kontrolliert,<br />
ob es sich um <strong>An</strong>bieter mit e<strong>in</strong>schlägigen Maßnahmen handeln könnte. E<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>deutige E<strong>in</strong>schätzung war anhand der von den Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> die Datenbanken<br />
e<strong>in</strong>gestellten <strong>An</strong>gaben zum Teil nur e<strong>in</strong>geschränkt möglich. Tendenziell<br />
wurde jedoch eher für den Verbleib e<strong>in</strong>es <strong>An</strong>bieters <strong>in</strong> der Adressatenliste entschieden,<br />
um möglichst ke<strong>in</strong>e relevanten <strong>An</strong>bieter <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> auszuschließen. Von e<strong>in</strong>er<br />
vollständigen Erfassung aller Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit Lehrgängen zur Qualifizierung<br />
<strong>und</strong> Vorbereitung im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e Umschulungs- oder e<strong>in</strong>e Externenprüfung<br />
kann dennoch nicht ausgegangen werden. 138 Dies liegt unter anderem daran,<br />
dass das E<strong>in</strong>stellen von Qualifizierungsangeboten <strong>in</strong> die Datenbanken auf freiwilliger<br />
Basis erfolgt. Die erfassten Inhalte beruhen auf den <strong>in</strong>dividuellen <strong>An</strong>gaben der<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen. Die Datenbanken enthalten zudem nur Maßnahmen, die auf<br />
dem Markt beworben <strong>und</strong> nicht eigens für geschlossene Gruppen konzipiert werden.<br />
Außerdem ist das Bildungsangebot dynamisch, <strong>und</strong> das <strong>An</strong>gebot im <strong>Nachqualifizierung</strong>sbereich<br />
dürfte derzeit Änderungen unterliegen.<br />
Insgesamt wurden schließlich r<strong>und</strong> 200 Bildungsanbieter bzw. deren Betriebsstätten<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> als potenzielle <strong>An</strong>bieter von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen identifiziert<br />
<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em Schreiben des Hessischen Staatsm<strong>in</strong>isters für Wirtschaft, Verkehr<br />
<strong>und</strong> Landesentwicklung zur Teilnahme an der Befragung aufgefordert. 139 E<strong>in</strong>e<br />
Nachfassaktion zur Erhöhung der Rücklaufquote erfolgte per E-Mail.<br />
E<strong>in</strong> Teil der e<strong>in</strong>gegangenen Fragebögen konnte nicht <strong>in</strong> die anschließende Befragungsauswertung<br />
e<strong>in</strong>bezogen werden. Dies hat mehrere Gründe: In e<strong>in</strong>zelnen Fällen<br />
haben sich die Postanschriften als nicht zustellbar erwiesen, wobei die <strong>in</strong>stitutionelle<br />
Dynamik e<strong>in</strong>e Fehlerquote der Datenbanken <strong>und</strong> sonstigen Informationsquellen<br />
bed<strong>in</strong>gt. Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne Fragebögen erst mehrere Wochen nach dem<br />
letztmöglichen Rücksendeterm<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getroffen <strong>und</strong> konnten für die Auswertung nicht<br />
mehr berücksichtigt werden. Bei den meisten von der Auswertung ausgeschlossenen<br />
Fällen – knapp e<strong>in</strong>em Viertel der ursprünglichen Adressaten der Befragung –<br />
handelt es sich um Bildungse<strong>in</strong>richtungen, die verne<strong>in</strong>t haben, Maßnahmen durchzuführen,<br />
die Erwachsene gezielt auf den nachträglichen Erwerb e<strong>in</strong>es anerkannten<br />
Berufsabschlusses (durch Umschulungs- oder Externenprüfung) vorbereiten.<br />
138 Die im Zuge der Untersuchung geführten Expertengespräche lassen allerd<strong>in</strong>gs annehmen, dass nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der<br />
<strong>An</strong>bieter, die <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>in</strong>sgesamt im Bereich der beruflichen Bildung aktiv s<strong>in</strong>d, (regelmäßig) <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
durchführt.<br />
139 Die befragten E<strong>in</strong>richtungen wurden gebeten, den Fragebogen gegebenenfalls für nachgeordnete Zweig- <strong>und</strong> Außenstellen<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> mitzubeantworten oder, falls dies nicht möglich se<strong>in</strong> sollte, die <strong>An</strong>schriften der Zweig-/Außenstellen mitzuteilen,<br />
die eventuell Lehrgänge zur <strong>Nachqualifizierung</strong> durchführen. Den genannten Zweig-/Außenstellen hat die <strong>Hessen</strong><br />
Agentur bei Mitteilung rechtzeitig vor Ende der Erhebungsfrist e<strong>in</strong>en eigenen Fragebogen zugeschickt. Ziel war es, e<strong>in</strong>erseits<br />
e<strong>in</strong> umfassendes Bild des <strong>An</strong>gebots zu erhalten <strong>und</strong> andererseits das Risiko von Doppelerfassungen zu reduzieren.<br />
75
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Die <strong>in</strong> diesem Kapitel präsentierten Ergebnisse der Erhebung stützen sich auf e<strong>in</strong>en<br />
Rücklauf von 50 auswertbaren Fragebögen 140 von Bildungse<strong>in</strong>richtungen, deren<br />
<strong>An</strong>gaben darauf schließen lassen, dass sie Maßnahmen durchführen, die Erwachsene<br />
gezielt auf den nachträglichen Erwerb e<strong>in</strong>es anerkannten Berufsabschlusses<br />
(durch Umschulungs- oder Externenprüfung) vorbereiten. 141 Bezogen auf die zunächst<br />
ermittelten Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit potenziellen <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
abzüglich derjenigen, die aus den bereits erläuterten Gründen nicht für die<br />
Auswertung berücksichtigt werden konnten, liegt die Rücklaufquote bei annähernd<br />
e<strong>in</strong>em Drittel.<br />
4.1.1 Allgeme<strong>in</strong>e <strong>An</strong>gaben zur Bildungse<strong>in</strong>richtung<br />
Es handelt sich bei den <strong>in</strong> die Auswertung e<strong>in</strong>bezogenen 50 Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
nach eigenen <strong>An</strong>gaben <strong>in</strong> 16 Fällen – also bei nahezu e<strong>in</strong>em Drittel – um gew<strong>in</strong>norientierte<br />
private <strong>An</strong>bieter (vgl.Abbildung 7). Weitere 12 E<strong>in</strong>richtungen – also knapp<br />
e<strong>in</strong> Viertel – verstehen sich als Bildungse<strong>in</strong>richtungen der Wirtschaft, drei weitere<br />
als Bildungse<strong>in</strong>richtungen der Gewerkschaften. Um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung von B<strong>und</strong>,<br />
Land oder Kommunen handelt es sich <strong>in</strong> fünf Fällen – also bei jeder zehnten E<strong>in</strong>richtung.<br />
Schließlich ordnen sich 13 Fälle – d. h. etwa e<strong>in</strong> weiteres Viertel – als<br />
sonstige Bildungse<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>, wobei dies <strong>in</strong> der Regel geme<strong>in</strong>nützige private<br />
<strong>An</strong>bieter, e<strong>in</strong>getragene Vere<strong>in</strong>e, Stiftungen <strong>und</strong> Ähnliche s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> <strong>An</strong>bieter hat zudem<br />
ke<strong>in</strong>erlei <strong>An</strong>gaben zur Art se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung gemacht.<br />
Von diesen E<strong>in</strong>richtungen sehen sich neun (18 %) als e<strong>in</strong>em Netzwerk angehörig<br />
an, zu dessen zentralen Aufgaben die <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten<br />
Personen zählt. Als entsprechende Netzwerke genannt werden <strong>in</strong>sbesondere die<br />
regionalen Projekte zur Förder<strong>in</strong>itiative „Abschlussorientierte modulare <strong>Nachqualifizierung</strong>“<br />
des Programms „Perspektive Berufsabschluss“ <strong>und</strong> der Vere<strong>in</strong> Weiterbildung<br />
<strong>Hessen</strong> e. V.<br />
140 Die <strong>An</strong>zahl der berücksichtigten Bildungse<strong>in</strong>richtungen (N) variiert allerd<strong>in</strong>gs von Frage zu Frage, da z. B. nicht alle <strong>An</strong>bieter<br />
jeweils alle Fragen (plausibel) beantwortet haben bzw. aufgr<strong>und</strong> von Filterfragen zu beantworten hatten.<br />
141 Die <strong>An</strong>zahl der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer des letzten Schul- <strong>und</strong> Geschäftsjahres an derartigen Maßnahmen<br />
summiert sich über die <strong>An</strong>gaben aller befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen h<strong>in</strong>weg auf r<strong>und</strong> 4 Tsd. Personen.<br />
76
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Abbildung 7:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach Typ<br />
Sonstiges<br />
26,5 %<br />
(13 Nenn.)<br />
gew<strong>in</strong>norientierter<br />
privater <strong>An</strong>bieter<br />
32,7 %<br />
(16 Nenn.)<br />
E<strong>in</strong>richtung von B<strong>und</strong>,<br />
Land oder Kommunen<br />
10,2 %<br />
(5 Nenn.)<br />
E<strong>in</strong>richtung der<br />
Gewerkschaften<br />
6,1 %<br />
(3 Nenn.)<br />
E<strong>in</strong>richtung der<br />
Wirtschaft<br />
24,5 %<br />
(12 Nenn.)<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=49.<br />
4.1.2 Lehrgangsangebot<br />
Die nachfolgenden <strong>An</strong>gaben zum Bildungsangebot der E<strong>in</strong>richtungen beziehen sich<br />
ausschließlich auf die Lehrgänge, die Erwachsene gezielt auf den nachträglichen<br />
Erwerb e<strong>in</strong>es anerkannten Berufsabschlusses vorbereiten.<br />
Abbildung 8 differenziert dieses <strong>An</strong>gebot nach dem genaueren Zweck der betreffenden<br />
Lehrgänge. Von 71 % der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen (absolut 34 E<strong>in</strong>richtungen)<br />
werden Maßnahmen zur mittel- bis langfristigen Umschulung angeboten.<br />
Maßnahmen zur Umschulung s<strong>in</strong>d damit unter den Bildungse<strong>in</strong>richtungen am weitesten<br />
verbreitet. Insgesamt 58 % der E<strong>in</strong>richtungen (absolut 28 E<strong>in</strong>richtungen) haben<br />
Maßnahmen im Programm, die gr<strong>und</strong>legend mittel- bis langfristig für die Zulassung<br />
zu e<strong>in</strong>er Externenprüfung erforderliche Inhalte e<strong>in</strong>es Berufsbilds vermitteln.<br />
Maßnahmen, die ausschließlich als kurzfristige Prüfungsvorbereitung, z. B. im Vorfeld<br />
e<strong>in</strong>e Umschulungs- oder Externenprüfung, anzusehen s<strong>in</strong>d, bieten gemäß den<br />
Befragungsergebnissen 31 % der Bildungse<strong>in</strong>richtungen (absolut 15 E<strong>in</strong>richtungen)<br />
an. 142<br />
142 Diesbezüglich ist allerd<strong>in</strong>gs anzumerken, dass aufgr<strong>und</strong> der Vorgehensweise bei der Ermittlung des Adressatenkreises<br />
der Befragung Bildungse<strong>in</strong>richtungen, die ausschließlich kurzfristige Kurse zur Vorbereitung auf e<strong>in</strong>e Abschlussprüfung<br />
(Gesellenprüfung) durchführen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Datenbanken neben Auszubildenden nicht ausdrücklich auch Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
77
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Abbildung 8:<br />
Lehrgangsangebot nach Zweck<br />
mittel- bis langfristige Umschulung<br />
70,8 %<br />
(34 Nenn.)<br />
mittel- bis langfristige Vermittlung von für die Zulassung zu<br />
e<strong>in</strong>er Externenprüfung erforderlichen Inhalten e<strong>in</strong>es<br />
Berufsbilds<br />
58,3 %<br />
(28 Nenn.)<br />
ausschließlich kurzfristige Prüfungsvorbereitung<br />
31,3 %<br />
(15 Nenn.)<br />
0,0 25,0 50,0 75,0 100,0<br />
<strong>An</strong>teil der Bildungse<strong>in</strong>richtungen (<strong>in</strong> %)<br />
Mehrfachnennungen möglich.<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=48.<br />
Das betreffende Lehrgangsangebot erstreckt sich über Berufe aus den verschiedensten<br />
Bereichen, wie Abbildung 9 veranschaulicht. Am verbreitetsten s<strong>in</strong>d Lehrgänge<br />
<strong>in</strong> den kaufmännischen Berufen <strong>und</strong> Büroberufen etc. In diesen Berufen hat<br />
jede zweite der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong> <strong>An</strong>gebot. Das kann darauf zurückgeführt<br />
werden, dass <strong>in</strong> diesem Bereich e<strong>in</strong>e ausreichend große Nachfrage<br />
nach <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen besteht, so dass es sich für die Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
lohnt, die Maßnahmen zu entwickeln, sie zertifizieren zu lassen <strong>und</strong><br />
durchzuführen. <strong>An</strong> zweiter Stelle stehen Lehrgänge <strong>in</strong> Verkehrs- <strong>und</strong> Lagerberufen.<br />
R<strong>und</strong> 29 % der Bildungse<strong>in</strong>richtungen haben hier e<strong>in</strong>e Maßnahme zur <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
im <strong>An</strong>gebot. Dies mag mit der hohen Bedeutung des Verkehrssektors <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong> zusammenhängen. <strong>An</strong> dritter Stelle folgen schließlich e<strong>in</strong>schlägige Lehrgänge<br />
<strong>in</strong> sonstigen Dienstleistungsberufen, die mehr als jede vierte Bildungse<strong>in</strong>richtung<br />
zu ihrem Programm zählt.<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer an e<strong>in</strong>er Umschulung oder e<strong>in</strong>er Externenprüfung als Zielgruppe (bzw. entsprechend Schlüsselbegriffe)<br />
benannt haben, möglicherweise nicht alle erfasst wurden. Zum Teil werden Lehrgänge, die eigentlich an „regulär“ Auszubildende<br />
gerichtet s<strong>in</strong>d, auf <strong>An</strong>frage durch <strong>Nachqualifizierung</strong>s<strong>in</strong>teressent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -<strong>in</strong>teressenten aufgefüllt.<br />
78
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Abbildung 9:<br />
Lehrgangsangebot nach Berufen<br />
kaufmännische Berufe, Büroberufe etc.<br />
Verkehrs- <strong>und</strong> Lagerberufe<br />
sonstige Dienstleistungsberufe (Friseur, Re<strong>in</strong>iger etc.)<br />
Metall- <strong>und</strong> Elektroberufe<br />
Hotel- <strong>und</strong> Gaststättenberufe<br />
Ges<strong>und</strong>heitsdienstberufe<br />
Ernährungsberufe (Fleischer, Bäcker, Koch etc.)<br />
Verkaufsberufe<br />
Bau-/Baunebenberufe<br />
Agrarberufe/grüne Berufe<br />
sonstige Fertigungsberufe<br />
Erziehungsberufe<br />
Chemie- <strong>und</strong> Kunststoffverarbeitungsberufe<br />
50,0 % (24 Nenn.)<br />
29,2 % (14 Nenn.)<br />
27,1 % (13 Nenn.)<br />
22,9 % (11 Nenn.)<br />
18,8 % (9 Nenn.)<br />
16,7 % (8 Nenn.)<br />
16,7 % (8 Nenn.)<br />
12,5 % (6 Nenn.)<br />
12,5 % (6 Nenn.)<br />
8,3 % (4 Nenn.)<br />
6,3 % (3 Nenn.)<br />
4,2 % (2 Nenn.)<br />
2,1 % (1 Nenn.)<br />
0,0 25,0 50,0 75,0 100,0<br />
<strong>An</strong>teil der Bildungse<strong>in</strong>richtungen (<strong>in</strong> %)<br />
Mehrfachnennungen möglich.<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=48.<br />
Als Durchführungsform der Lehrgänge, die auf e<strong>in</strong>e berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
abzielen, nennen die meisten befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen Vollzeitunterricht, wie<br />
Abbildung 10 zeigt. Maßnahmen, die als Teilzeitunterricht erfolgen, haben nur halb<br />
so viele Bildungse<strong>in</strong>richtungen im Programm. Noch deutlich weniger Verbreitung<br />
haben entsprechende Lehrgänge <strong>in</strong> Form von Abend- oder Wochenendveranstaltungen,<br />
die für Erwerbstätige 143 zumeist e<strong>in</strong>facher <strong>in</strong> <strong>An</strong>spruch zu nehmen s<strong>in</strong>d, da<br />
sie außerhalb der regulären Arbeitszeit stattf<strong>in</strong>den. Lediglich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung erklärt,<br />
e<strong>in</strong>en Lehrgang als Inhouse- oder Firmensem<strong>in</strong>ar durchzuführen. Als sonstige<br />
Durchführungsformen werden z. B. Komb<strong>in</strong>ationen von theoretischem Unterricht<br />
<strong>und</strong> praktischen Lernphasen, Lernen im Arbeitsprozess oder Blockunterricht ge-<br />
143 Absolut betrachtet handelt es sich bei e<strong>in</strong>em großen Teil der potenziell für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> Frage kommenden<br />
Personen um Erwerbstätige bzw. Beschäftigte, vgl. Kapitel 3.<br />
79
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
nannt. Ke<strong>in</strong>e der E<strong>in</strong>richtungen bietet e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme als Fernunterricht,<br />
im Rahmen von E-Learn<strong>in</strong>g oder Ähnlichem an.<br />
Abbildung 10:<br />
Lehrgangsangebot nach Durchführungsform<br />
Vollzeitunterricht<br />
81,6 % (40 Nenn.)<br />
Teilzeitunterricht<br />
Abend-/Wochenendveranstaltungen<br />
Inhouse-/Firmensem<strong>in</strong>are<br />
Sonstiges<br />
40,8 % (20 Nenn.)<br />
22,4 % (11 Nenn.)<br />
2,0 % (1 Nenn.)<br />
16,3 % (8 Nenn.)<br />
0,0 25,0 50,0 75,0 100,0<br />
<strong>An</strong>teil der Bildungse<strong>in</strong>richtungen (<strong>in</strong> %)<br />
Mehrfachnennungen möglich.<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=49.<br />
Abbildung 11 veranschaulicht das Ausmaß, <strong>in</strong> dem die Bildungse<strong>in</strong>richtungen bei<br />
der Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung der Lehrgänge mit Unternehmen bzw. Betrieben<br />
zusammenarbeiten. In mehr als der Hälfte der Fälle werden alle 144 entsprechenden<br />
Maßnahmen der Bildungse<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Unternehmen <strong>und</strong> Betrieben<br />
entwickelt <strong>und</strong> durchgeführt. Bei e<strong>in</strong>em weiteren Viertel der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
trifft dies nur für e<strong>in</strong>en Teil der Maßnahmen zu. Bei jeder fünften<br />
E<strong>in</strong>richtung erfolgen Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung der Maßnahmen ohne Zusammenarbeit<br />
mit Unternehmen <strong>und</strong> Betrieben. Bei diesen Bildungse<strong>in</strong>richtungen handelt<br />
es sich ke<strong>in</strong>eswegs nur um E<strong>in</strong>richtungen, die ausschließlich Lehrgänge zur<br />
kurzfristigen Prüfungsvorbereitung anbieten. Auf die Vorteile des Betriebs als Lernort,<br />
der zur Verknüpfung von theoretischem Wissen <strong>und</strong> praktischer <strong>An</strong>wendung<br />
beitragen kann, wird <strong>in</strong> diesen Fällen verzichtet.<br />
144 Dah<strong>in</strong>ter können sich etliche Maßnahmen oder auch nur e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>guläre Maßnahme verbergen.<br />
80
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Abbildung 11:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach Zusammenarbeit mit Unternehmen/Betrieben bei<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung des Lehrgangsangebots<br />
ke<strong>in</strong>e Maßnahmen <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit<br />
Untern./Betrieben<br />
20,8 %<br />
(10 Nenn.)<br />
alle Maßnahmen <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit<br />
Untern./Betrieben<br />
54,2 %<br />
(26 Nenn.)<br />
nur e<strong>in</strong> Teil der<br />
Maßnahmen <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit<br />
Untern./Betrieben<br />
25,0 %<br />
(12 Nenn.)<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=48.<br />
E<strong>in</strong>e Abstimmung der Lehrgangs<strong>in</strong>halte mit der jeweils zuständigen Kammer ist bei<br />
den Bildungse<strong>in</strong>richtungen weit verbreitet. So geben knapp vier Fünftel der befragten<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen (79 %) an, dass alle e<strong>in</strong>schlägigen Maßnahmen mit den<br />
Kammern abgestimmt s<strong>in</strong>d (vgl. Abbildung 12). Dennoch gibt es auch e<strong>in</strong>zelne Bildungse<strong>in</strong>richtungen,<br />
die auf e<strong>in</strong>e Abstimmung der Lehrgangs<strong>in</strong>halte mit der Kammer<br />
verzichten, was sich bei der Zulassung zur Externenprüfung nachteilig auswirken<br />
kann. Es mag sich dabei allerd<strong>in</strong>gs auch um <strong>An</strong>gebote zur <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong><br />
landesrechtlich geregelten Bereichen – ohne Zuständigkeit e<strong>in</strong>er Kammer – handeln.<br />
81
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Abbildung 12:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach Abstimmung mit der zuständigen Kammer bezüglich<br />
der Inhalte des Lehrgangsangebots<br />
ke<strong>in</strong>e Maßnahmen <strong>in</strong><br />
Abstimmung mit<br />
zuständiger Kammer<br />
8,3 %<br />
(4 Nenn.)<br />
nur e<strong>in</strong> Teil der<br />
Maßnahmen <strong>in</strong><br />
Abstimmung mit<br />
zuständiger Kammer<br />
12,5 %<br />
(6 Nenn.)<br />
alle Maßnahmen <strong>in</strong><br />
Abstimmung mit<br />
zuständiger Kammer<br />
79,2 %<br />
(38 Nenn.)<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=48.<br />
Fast jede vierte der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen (24 %) gibt an, dass die Lehrgänge<br />
zur beruflichen <strong>Nachqualifizierung</strong> jeweils Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e darstellen<br />
(vgl. Abbildung 13). Weitere 18 % bestätigen dies zum<strong>in</strong>dest für e<strong>in</strong>en Teil der Lehrgänge.<br />
145 Die Mehrheit der befragten E<strong>in</strong>richtungen (58 %) nutzt allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e zur Maßnahmengestaltung.<br />
145 Mit Blick auf die Entwicklung des Begriffs „Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>“ (vgl. Kapitel 2.4) ist allerd<strong>in</strong>gs offen, ob die Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen jeweils den Vorgaben der BAVBVO bzw. den <strong>An</strong>forderungen der Industrie-<br />
<strong>und</strong> Handelskammern sowie der Handwerkskammern an „betriebliche“ Bauste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> genügen.<br />
82
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Abbildung 13:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en im Rahmen des<br />
Lehrgangsangebots<br />
alle Maßnahmen<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
24,4 %<br />
(11 Nenn.)<br />
ke<strong>in</strong>e Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
57,8 %<br />
(26 Nenn.)<br />
nur e<strong>in</strong> Teil der<br />
Maßnahmen<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
17,8 %<br />
(8 Nenn.)<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=45.<br />
Wenn die befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>setzen, decken<br />
die angebotenen Bauste<strong>in</strong>e zusammen vielfach, aber nicht <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong><br />
komplettes Qualifizierungsspektrum, d. h. den gesamten Inhalt e<strong>in</strong>es Berufsbilds, ab<br />
(vgl. Abbildung 14). In diesen Fällen müssen <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte, denen noch Kompetenzen<br />
für die Zulassung zur Externenprüfung fehlen, Lehrgänge bei anderen <strong>An</strong>bietern<br />
absolvieren. Dabei s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>haltliche Überscheidungen oder Lücken zu befürchten.<br />
Bei den e<strong>in</strong>gesetzten Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en handelt es sich häufig nicht um<br />
Bauste<strong>in</strong>e, die von übergeordneten Verbänden (z. B. vom Zentralverband des Deutschen<br />
Handwerks) oder anderen E<strong>in</strong>richtungen (wie dem B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung)<br />
entwickelt wurden. Vielmehr haben die jeweiligen Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
diese Bauste<strong>in</strong>e selbst entwickelt. So geben 41 % der Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en an, diese für alle entsprechenden Lehrgänge selbst entwickelt<br />
zu haben (vgl. Tabelle 15). Für andere Bildungse<strong>in</strong>richtungen trifft dies nur<br />
für e<strong>in</strong>en Teil der Lehrgänge zu, die Bauste<strong>in</strong>e darstellen. In Berufen, <strong>in</strong> denen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
bislang gefehlt haben, können derartige Produktentwicklungen<br />
e<strong>in</strong>en Beitrag leisten, um modulare <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weite-<br />
83
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
ren Beruf zu ermöglichen. Es stellt sich allerd<strong>in</strong>gs im E<strong>in</strong>zelfall die Frage, <strong>in</strong>wieweit<br />
diese Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e Standards (z. B. den Vorgaben der BAVBVO bzw.<br />
den <strong>An</strong>forderungen der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern sowie der Handwerkskammern<br />
an „betriebliche“ Bauste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>) genügen. Zudem stellt sich die Frage,<br />
ob auch andere Bildungsanbieter von der Entwicklung dieser Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
profitieren können.<br />
Abbildung 14:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en nach Abdeckung e<strong>in</strong>es<br />
kompletten Qualifizierungsspektrums<br />
von E<strong>in</strong>richtung<br />
angebotene Bauste<strong>in</strong>e<br />
decken zusammen<br />
stets den gesamten<br />
Inhalt e<strong>in</strong>es<br />
Berufsbilds ab<br />
44,4 %<br />
(8 Nenn.)<br />
von E<strong>in</strong>richtung<br />
angebotene Bauste<strong>in</strong>e<br />
decken zusammen<br />
nicht den gesamten<br />
Inhalt e<strong>in</strong>es<br />
Berufsbilds ab<br />
11,1 %<br />
(2 Nenn.)<br />
von E<strong>in</strong>richtung<br />
angebotene Bauste<strong>in</strong>e<br />
decken zusammen nur<br />
für e<strong>in</strong>en Teil der<br />
Maßnahmen den<br />
gesamten Inhalt e<strong>in</strong>es<br />
Berufsbilds ab<br />
44,4 %<br />
(8 Nenn.)<br />
Die entsprechende Frage bezog sich nur auf die Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> wurde entsprechend auch nur von Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
mit E<strong>in</strong>satz von Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en beantwortet.<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=18.<br />
Tabelle 15:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en nach <strong>An</strong>teil der selbst entwickelten<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
<strong>An</strong>teil der Lehrgänge, die selbst entwickelte<br />
Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e darstellen<br />
<strong>An</strong>teil der Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
0 % - 49 % 41,2 % (7 Nenn.)<br />
50 % - 99 % 17,6 % (3 Nenn.)<br />
100 % 41,2 % (7 Nenn.)<br />
Die entsprechende Frage bezog sich nur auf die Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> wurde entsprechend auch nur von Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit<br />
E<strong>in</strong>satz von Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en beantwortet.<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt. 2010, N=17.<br />
84
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Zwei Drittel der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen (67 %) geben an, dass alle ihre<br />
Lehrgänge, die zur <strong>Nachqualifizierung</strong> führen, nach der <strong>An</strong>erkennungs- <strong>und</strong> Zulassungsverordnung<br />
Weiterbildung (AZWV) zertifiziert s<strong>in</strong>d (vgl. Abbildung 15). Bei weiteren<br />
23 % ist dies nur bei e<strong>in</strong>em Teil ihrer e<strong>in</strong>schlägigen Maßnahmen der Fall, bei<br />
den übrigen Bildungse<strong>in</strong>richtungen (10 %) gar nicht. Die Zertifizierung e<strong>in</strong>er Maßnahme<br />
ist für die Bildungse<strong>in</strong>richtungen zwar mit Kosten verb<strong>und</strong>en, aber auch entscheidend<br />
für die Nachfrage nach den Lehrgängen: So können z. B. die Bildungsgutsche<strong>in</strong>e<br />
nur bei entsprechend zertifizierten Qualifizierungsangeboten genutzt<br />
werden. E<strong>in</strong> hoher <strong>An</strong>teil von E<strong>in</strong>richtungen mit zertifizierten Maßnahmen ist angesichts<br />
der <strong>An</strong>forderungen für den E<strong>in</strong>satz von Fördermitteln wichtig.<br />
Abbildung 15:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach AZWV-Zertifizierung des Lehrgangsangebots<br />
ke<strong>in</strong>e AZWV-<br />
Zertifizierung der<br />
Maßnahmen<br />
10,4 %<br />
(5 Nenn.)<br />
nur e<strong>in</strong> Teil der<br />
Maßnahmen mit<br />
AZWV-Zertifizierung<br />
22,9 %<br />
(11 Nenn.)<br />
alle Maßnahmen mit<br />
AZWV-Zertifizierung<br />
66,7 %<br />
(32 Nenn.)<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=48.<br />
4.1.3 Teilnehmerkreis<br />
Die <strong>An</strong>gaben der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen zur <strong>An</strong>zahl der hessenweiten<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer an den <strong>Nachqualifizierung</strong>slehrgängen des letzten<br />
Schul- bzw. Geschäftsjahres variieren zwischen e<strong>in</strong>er Person <strong>und</strong> im E<strong>in</strong>zelfall mehreren<br />
h<strong>und</strong>ert Personen. Drei Viertel der E<strong>in</strong>richtungen haben jedoch hessenweit<br />
maximal h<strong>und</strong>ert teilnehmende Personen an allen entsprechenden Lehrgängen verzeichnet,<br />
die Hälfte sogar höchstens 40 oder noch weniger Personen.<br />
85
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer stammen bei fast drei Viertel der befragten<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen mehrheitlich aus dem näheren Umkreis der jeweiligen Bildungsstätte.<br />
146 Etwa jede zehnte der Bildungse<strong>in</strong>richtungen gibt den E<strong>in</strong>zugsbereich<br />
ihrer e<strong>in</strong>schlägigen Maßnahmen mit ganz <strong>Hessen</strong> an, e<strong>in</strong> weiteres Zehntel mit <strong>Hessen</strong><br />
<strong>und</strong> angrenzenden B<strong>und</strong>esländern. Es ist anzunehmen, dass besonders die<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> den hessischen Randgebieten auch von der Nachfrage aus anderen<br />
B<strong>und</strong>esländern profitieren. Nur wenige Bildungse<strong>in</strong>richtungen äußern, dass die<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer an Lehrgängen, die zum nachträglichen Erwerb<br />
e<strong>in</strong>e Berufsabschlusses führen sollen, mehrheitlich aus ganz Deutschland kommen.<br />
Bei den Personen, die an den betreffenden Lehrgängen teilnehmen, handelt es sich<br />
<strong>in</strong> erheblichem Maße um Erwerbslose. Mehr als die Hälfte der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
(53 %) gibt an, dass 75 % <strong>und</strong> mehr der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />
ke<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit nachgehen. Dagegen beziffert nur r<strong>und</strong> jede fünfte<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtung den <strong>An</strong>teil der Erwerbslosen auf unter 25 %. Diese Ergebnisse<br />
harmonieren damit, dass die Lehrgänge oftmals als Vollzeitunterricht durchgeführt<br />
werden, so dass e<strong>in</strong>e Teilnahme kaum berufsbegleitend möglich ist.<br />
Abbildung 16:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach dem <strong>An</strong>teil Erwerbsloser an den Lehrgängen<br />
ke<strong>in</strong>e Aussage<br />
möglich<br />
6,4 %<br />
(3 Nenn.)<br />
unter 25 %<br />
Erwerbslose<br />
21,3 %<br />
(10 Nenn.)<br />
75 % <strong>und</strong> mehr<br />
Erwerbslose<br />
53,2 %<br />
(25 Nenn.)<br />
25 bis unter 50 %<br />
Erwerbslose<br />
14,9 %<br />
(7 Nenn.)<br />
50 bis unter 75 %<br />
Erwerbslose<br />
4,3 %<br />
(2 Nenn.)<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=47.<br />
146 Als näherer Umkreis wurde im Rahmen der Befragung e<strong>in</strong> Radius von etwa 40 km um e<strong>in</strong>e Bildungsstätte def<strong>in</strong>iert.<br />
86
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Den <strong>An</strong>teil der Teilnehmer<strong>in</strong>nen bzw. Teilnehmer mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>in</strong> Lehrgängen<br />
zur beruflichen <strong>Nachqualifizierung</strong> schätzen die befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
weniger hoch, aber vielfach durchaus beträchtlich e<strong>in</strong>. Zwei Fünftel der E<strong>in</strong>richtungen<br />
(40 %) gehen davon aus, dass 30 % <strong>und</strong> mehr der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Teilnehmer Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit oder Deutsche mit eigener<br />
oder familiärer Migrationserfahrung s<strong>in</strong>d. Bei weiteren 18 % der Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
ist zum<strong>in</strong>dest teilweise ebenfalls anzunehmen, dass sie e<strong>in</strong>en im Vergleich<br />
zum <strong>An</strong>teil der Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> an den hessischen Erwerbspersonen<br />
im Alter von 20 bis unter 60 Jahren (24 %) 147 höheren <strong>An</strong>teil an<br />
Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>in</strong> den Lehrgängen aufweisen, da der <strong>An</strong>teil der<br />
Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> mit 20 % bis unter 30 % der Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer angeben wird. 148<br />
Abbildung 17:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach dem <strong>An</strong>teil von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
an den Lehrgängen<br />
ke<strong>in</strong>e Aussage<br />
möglich<br />
11,1 %<br />
(5 Nenn.)<br />
unter 10 % Pers. mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
11,1 %<br />
(5 Nenn.)<br />
10 bis unter 20 %<br />
Pers. mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
20,0 %<br />
(9 Nenn.)<br />
30 % <strong>und</strong> mehr Pers.<br />
mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
40,0 %<br />
(18 Nenn.)<br />
20 bis unter 30 %<br />
Pers. mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
17,8 %<br />
(8 Nenn.)<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=45.<br />
Mit Blick auf die nächsten fünf Jahre erwarten 42 % der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e zunehmende Nachfrage nach Lehrgängen, die auf e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> abzielen, 38 % e<strong>in</strong>e konstante Nachfrageentwicklung <strong>und</strong> 16 %<br />
147 Dieser Wert basiert auf <strong>An</strong>gaben zum Mikrozensus des Hessischen Statistischen Landesamtes.<br />
148 Die <strong>An</strong>gaben der Bildungse<strong>in</strong>richtungen, wie viele „Ausländer <strong>und</strong> Deutsche mit eigener oder familiärer Migrationserfahrung“<br />
die Lehrgänge besuchen, basieren auf deren Begriffsverständnis <strong>und</strong> Zuordnung der Personen.<br />
87
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
e<strong>in</strong>e Nachfrageverr<strong>in</strong>gerung (vgl. Abbildung 18). Das bedeutet, es gehen deutlich<br />
mehr E<strong>in</strong>richtungen von e<strong>in</strong>er wachsenden Nachfrage nach Lehrgängen zur beruflichen<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> aus als von deren Rückgang. E<strong>in</strong>e erhöhte Nachfrage ist<br />
vorteilhaft für die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen <strong>und</strong> trägt dazu bei, das <strong>An</strong>gebot<br />
an <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen zu sichern bzw. auszubauen.<br />
Abbildung 18:<br />
Erwartete Nachfrageentwicklung<br />
abnehmende<br />
Nachfrage<br />
16,0 %<br />
(8 Nenn.)<br />
ke<strong>in</strong>e Aussage<br />
möglich<br />
4,0 %<br />
(2 Nenn.)<br />
zunehmende<br />
Nachfrage<br />
42,0 %<br />
(21 Nenn.)<br />
konstante Nachfrage<br />
38,0 %<br />
(19 Nenn.)<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt.<br />
2010, N=50.<br />
4.1.4 Teilnahmeerfolg<br />
Der <strong>An</strong>teil aller Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer, der die betreffenden Lehrgänge<br />
abbricht, liegt für zwei Drittel (66 %) der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
bei maximal 10 %, wie Tabelle 16 veranschaulicht. Fast e<strong>in</strong> Viertel (23 %) der Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
verzeichnet allerd<strong>in</strong>gs auch höhere <strong>An</strong>teile an Personen, welche<br />
ihre Teilnahme an e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>schlägigen Maßnahme vorzeitig beenden. Weitere<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen (11 %) sehen sich zu e<strong>in</strong>er Aussage nicht <strong>in</strong> der Lage.<br />
88
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Tabelle 16:<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach <strong>An</strong>teil der abbrechenden Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>An</strong>teil der abbrechenden Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>An</strong>teil der Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
0 % 8,5 % (4 Nenn.)<br />
1-5 % 29,8 % (14 Nenn.)<br />
6-10 % 27,7 % (13 Nenn.)<br />
11-15 % 8,5 % (4 Nenn.)<br />
16-20 % 8,5 % (4 Nenn.)<br />
21 % <strong>und</strong> mehr 6,4 % (3 Nenn.)<br />
ke<strong>in</strong>e Aussage möglich 10,6 % (5 Nenn.)<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt. 2010, N=47.<br />
Die vorzeitige Beendigung bzw. der Abbruch e<strong>in</strong>er Maßnahme kann als Misserfolg<br />
gewertet werden. Wenn der Abbruch bei Arbeits- bzw. Erwerbslosen jedoch mit der<br />
Aufnahme e<strong>in</strong>es Beschäftigungsverhältnisses e<strong>in</strong>hergeht, ist diese Interpretation<br />
problematisch.<br />
Zu den Faktoren, die den erfolgreichen Abschluss der Teilnahme an e<strong>in</strong>em Lehrgang<br />
zur beruflichen <strong>Nachqualifizierung</strong> erschweren, gehören nach Erfahrung der<br />
befragten hessischen Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>sbesondere F<strong>in</strong>anzierungsschwierigkeiten,<br />
Lernschwierigkeiten, die familiäre Situation oder e<strong>in</strong>e mangelnde schulische<br />
Vorbildung der teilnehmenden Personen sowie gegebenenfalls e<strong>in</strong> mangelndes<br />
Sprachverständnis bzw. unzureichende Deutschkenntnisse.<br />
Das Problem, die Teilnahme an e<strong>in</strong>er Maßnahme zu f<strong>in</strong>anzieren, wird dabei von den<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen (57 %) am häufigsten genannt. Aufgr<strong>und</strong> der zum Teil beträchtlichen<br />
Kosten 149 dürfte <strong>in</strong>sbesondere bei Maßnahmen, die mit e<strong>in</strong>em gleichzeitigen<br />
E<strong>in</strong>kommensausfall verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> von längerer Dauer s<strong>in</strong>d, die F<strong>in</strong>anzierung<br />
für die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer schwierig zu bewältigen <strong>und</strong> nicht <strong>in</strong> jedem<br />
Fall bereits zu Maßnahmenbeg<strong>in</strong>n vollständig gesichert se<strong>in</strong>. Auftretende F<strong>in</strong>anzierungsengpässe<br />
können dann zu e<strong>in</strong>em Abbruch begonnener Maßnahmen führen.<br />
Daneben verdeutlichen die <strong>An</strong>gaben der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen aber<br />
auch, dass personenbezogene Lernprobleme (53 %) <strong>und</strong> Sprachschwierigkeiten<br />
(45 %), das mangelnde Niveau der schulischen Vorbildung (49 %) <strong>und</strong> der beruflichen<br />
Vorbildung (29 %) sowie die familiäre Situation der e<strong>in</strong>zelnen Personen (51 %)<br />
den erfolgreichen Abschluss der Teilnahme an e<strong>in</strong>em Lehrgang zur beruflichen<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> erschweren. Tendenziell haben die Bildungse<strong>in</strong>richtungen, die<br />
e<strong>in</strong> mangelndes Sprachverständnis bzw. unzureichende Deutschkenntnisse beklagen<br />
(45 %), überdurchschnittlich viele Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />
Besondere Schwierigkeiten bei älteren Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmern<br />
erkennen vergleichsweise wenige Bildungse<strong>in</strong>richtungen (10 %).<br />
149 Die Kosten für die Teilnahme an e<strong>in</strong>em Lehrgang variieren – auch je nach Zweck <strong>und</strong> zeitlichem Umfang - stark. Für umfassendere<br />
Maßnahmen summieren sich die Kosten zum Teil auf mehrere Tsd. Euro, wie Internetrecherchen zeigen.<br />
89
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Unzureichende Information <strong>und</strong> Beratung im Vorfeld der <strong>An</strong>meldung sehen knapp<br />
e<strong>in</strong> Viertel (24 %) der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen als e<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> an, der den<br />
erfolgreichen Abschluss der Teilnahme an e<strong>in</strong>em Lehrgang zur beruflichen <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
gefährdet. Möglicherweise wird zudem bereits im Vorfeld die Beteiligung<br />
<strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> an e<strong>in</strong>em solchen Lehrgang durch unzureichende Information<br />
<strong>und</strong> Beratung verh<strong>in</strong>dert.<br />
E<strong>in</strong>e mangelnde Unterstützung durch den Arbeitgeber beklagen dagegen weniger<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen (16 %). <strong>An</strong>gesichts des hohen <strong>An</strong>teils Erwerbsloser, den etliche<br />
der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen verzeichnen, ist die Aussagekraft dieser<br />
<strong>An</strong>gabe <strong>in</strong> Bezug auf das betriebliche Engagement jedoch zu relativieren.<br />
Abbildung 19:<br />
Erfolgserschwerende Faktoren<br />
F<strong>in</strong>anzierungsschwierigkeiten<br />
Lernschwierigkeiten der Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />
familiäre Situation der Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />
mangelnde schulische Vorbildung<br />
mangelndes Sprachverständnis/ unzureich. Deutsch<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Probleme<br />
mangelnde berufliche Vorbildung bzw. Erfahrung<br />
unzureich. Information/ Beratung im Vorfeld<br />
mangelnde Unterstützung durch den Arbeitgeber<br />
Aufnahme neuen Beschäftigungsverhältnisses<br />
höheres Alter der Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />
hoher zeitlicher Aufwand<br />
stark theoretische Ausrichtung der Lehrgänge<br />
Beendigung bestehenden Beschäftigungsverhältnisses<br />
Sonstiges<br />
57,1 % (28 Nenn.)<br />
53,1 % (26 Nenn.)<br />
51,0 % (25 Nenn.)<br />
49,0 % (24 Nenn.)<br />
44,9 % (22 Nenn.)<br />
36,7 % (18 Nenn.)<br />
28,6 % (24 Nenn.)<br />
24,5 % (12 Nenn.)<br />
16,3 % (8 Nenn.)<br />
16,3 % (8 Nenn.)<br />
10,2 % (5 Nenn.)<br />
10,2 % (5 Nenn.)<br />
6,1 % (3 Nenn.)<br />
4,1 % (2 Nenn.)<br />
4,1 % (2 Nenn.)<br />
0 25 50 75<br />
<strong>An</strong>teil der Bildungse<strong>in</strong>richtungen (<strong>in</strong> %)<br />
Gefragt waren die wichtigsten Faktoren bzw. Gründe (maximal fünf Nennungen).<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt. 2010, N=49.<br />
Die erfolgreiche Teilnahme an Lehrgängen bzw. zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>em Lehrgang, der zu<br />
e<strong>in</strong>er beruflichen <strong>Nachqualifizierung</strong> führt, wird bei den meisten Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
(81 %) nach eigenen <strong>An</strong>gaben durch die für die Abschlussprüfung zuständige<br />
Stelle besche<strong>in</strong>igt. Dabei kann es sich beispielsweise um e<strong>in</strong> Kammerzertifikat für<br />
e<strong>in</strong>en erfolgreich abgeschlossenen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong> oder zum Teil sogar<br />
90
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
unmittelbar um e<strong>in</strong> Kammerzeugnis für die abschließende Prüfung handeln. Der hohe<br />
<strong>An</strong>teil von Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit Besche<strong>in</strong>igungen durch die zuständigen<br />
Stellen passt dazu, dass e<strong>in</strong> beträchtlicher <strong>An</strong>teil der E<strong>in</strong>richtungen die Inhalte der<br />
Lehrgänge mit den Kammern abstimmt. Es ist anzunehmen, dass Besche<strong>in</strong>igungen<br />
der zuständigen Stellen e<strong>in</strong>e vergleichsweise hohe Akzeptanz bei den (potenziellen)<br />
Arbeitgebern f<strong>in</strong>den. <strong>An</strong>sonsten oder zusätzlich wird durch mehr Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
e<strong>in</strong> Teilnahmenachweis ausgestellt (52 %) als e<strong>in</strong>e Leistungsbesche<strong>in</strong>igung<br />
(40 %), die beispielsweise auf e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternen Prüfung des Lernerfolgs basieren<br />
kann.<br />
Tabelle 17:<br />
Art der Besche<strong>in</strong>igung bei erfolgreicher Teilnahme an e<strong>in</strong>em Lehrgang<br />
Art der Besche<strong>in</strong>igung bei erfolgreicher Teilnahme an e<strong>in</strong>em<br />
Lehrgang<br />
<strong>An</strong>teil der Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
Besche<strong>in</strong>igung der für die Abschlussprüfung zuständigen Stelle 81,3 % (39 Nenn.)<br />
Teilnahmebesche<strong>in</strong>igung des Trägers 52,1 % (25 Nenn.)<br />
Leistungsbesche<strong>in</strong>igung des Trägers (Trägerzeugnis) 39,6 % (19 Nenn.)<br />
Sonstiges 20,8 % (10 Nenn.)<br />
Mehrfachnennungen möglich.<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt. 2010, N=48.<br />
4.1.5 Handlungsbedarf aus Sicht der Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
Kaum e<strong>in</strong>e der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen erkennt ke<strong>in</strong>e Probleme bzw. ke<strong>in</strong>en<br />
Handlungsbedarf, um mehr abschlussorientierte <strong>Nachqualifizierung</strong>en erfolgreich<br />
durchführen zu können (vgl. Abbildung 20).<br />
Drei Viertel (75 %) der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> sehen große<br />
Probleme bzw. e<strong>in</strong>en starken Handlungsbedarf h<strong>in</strong>sichtlich der Sicherstellung der<br />
F<strong>in</strong>anzierung der Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme. Dies dürfte<br />
damit zusammenhängen, dass F<strong>in</strong>anzierungsschwierigkeiten von e<strong>in</strong>er Mehrheit der<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen zu den Faktoren gezählt werden, die den erfolgreichen Abschluss<br />
der Teilnahme an e<strong>in</strong>em Lehrgang zur beruflichen <strong>Nachqualifizierung</strong> vorrangig<br />
erschweren.<br />
Jede zweite Bildungse<strong>in</strong>richtung (50 %) betrachtet die Information bzw. die Beratung<br />
der Zielgruppe der an- <strong>und</strong> ungelernten Personen als Feld mit starkem Handlungsbedarf.<br />
Etwas weniger, aber immerh<strong>in</strong> noch fast e<strong>in</strong> Drittel der befragten E<strong>in</strong>richtungen<br />
(31 %), benennen als Handlungsfeld Information <strong>und</strong> Beratung von Unternehmen<br />
über <strong>Nachqualifizierung</strong>. Insgesamt 35 % der Bildungse<strong>in</strong>richtungen beklagen<br />
allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Mangel an <strong>Nachqualifizierung</strong>s<strong>in</strong>teresse – sei es aus Sicht<br />
der <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten oder der Unternehmen. Mehr abschlussorientierte Nach-<br />
91
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
qualifizierungen erfordern aus Sicht e<strong>in</strong>es Bildungsanbieters e<strong>in</strong>e entsprechend hohe<br />
Nachfrage nach dem <strong>An</strong>gebot.<br />
Weiterh<strong>in</strong> halten 38 % der Bildungse<strong>in</strong>richtungen es für besonders erforderlich, die<br />
Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme durch Sicherstellung des erforderlichen<br />
Zeitbedarfs zu unterstützen. Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d <strong>An</strong>sätze, die dazu beitragen,<br />
dass die Nachqualifizierenden anderweitig zeitlich entlastet werden, damit ihnen Zeit<br />
für die <strong>Nachqualifizierung</strong> bleibt. E<strong>in</strong>e solche Unterstützung kann beispielsweise<br />
über K<strong>in</strong>derbetreuungsangebote stattf<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e andere Möglichkeit der Unterstützung<br />
läge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Erleichterung der Freistellung von der Arbeit, wenn es sich um<br />
Personen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beschäftigungsverhältnis handelt.<br />
Mehr als jede vierte E<strong>in</strong>richtung (27 %) hat e<strong>in</strong>e kritische E<strong>in</strong>stellung zur Zertifizierung<br />
der <strong>Nachqualifizierung</strong>sangebote <strong>und</strong> wünscht sich besonders deren Vere<strong>in</strong>fachung.<br />
Hier<strong>in</strong> dürfte e<strong>in</strong>e Begründung liegen, dass nicht noch mehr Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
nach der <strong>An</strong>erkennungs- <strong>und</strong> Zulassungsverordnung Weiterbildung (AZWV)<br />
zertifiziert s<strong>in</strong>d. Damit verzichten sie auf e<strong>in</strong>en Teil der Nachfrage, da ihr <strong>An</strong>gebot<br />
nicht den <strong>An</strong>forderungen für den E<strong>in</strong>satz von Fördermitteln genügt.<br />
Die Zusammenarbeit mit den Unternehmen bei der Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung<br />
der <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen werten 25 % der Bildungse<strong>in</strong>richtungen als<br />
schwierig bzw. verbesserungsbedürftig. Vergleichsweise wenig E<strong>in</strong>richtungen (8 %)<br />
sehen die Zusammenarbeit mit den Kammern bzw. den für die Abschlussprüfung<br />
zuständigen Stellen als vorrangiges Handlungsfeld. Allerd<strong>in</strong>gs erkennen 10 % der<br />
befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> große Probleme bzw. e<strong>in</strong>en starken<br />
Handlungsbedarf h<strong>in</strong>sichtlich der Akzeptanz von Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en durch<br />
die Kammern. Dies mag zum Teil auch e<strong>in</strong>em unterschiedlichen Verständnis des<br />
Begriffs „Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>“ (vgl. Kapitel 2.4) geschuldet se<strong>in</strong> bzw. der Frage,<br />
ob die Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e der Bildungse<strong>in</strong>richtungen bestimmten <strong>An</strong>forderungen<br />
der Kammern an Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e genügen.<br />
E<strong>in</strong> Viertel der E<strong>in</strong>richtungen (25 %) sprechen sich für e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche sozialpädagogische<br />
Begleitung der Nachqualifizierenden als Feld mit starkem Handlungsbedarf<br />
aus. Weiterh<strong>in</strong> geht jede zehnte E<strong>in</strong>richtung von e<strong>in</strong>em starken Bedarf aus,<br />
die Lehrkräfte gezielt auf e<strong>in</strong>e Tätigkeit im Bereich <strong>Nachqualifizierung</strong> vorzubereiten,<br />
d. h. sie zu schulen, damit sie den sich diesbezüglich ergebenden <strong>An</strong>forderungen,<br />
z. B. bei Unterrichtung <strong>und</strong> im Umgang mit dem heterogenen Personenkreis der <strong>An</strong><strong>und</strong><br />
Ungelernten, gerecht werden können.<br />
Die (Weiter-)Entwicklung von modularen <strong>Nachqualifizierung</strong>skonzepten bzw. Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en<br />
wird von 10 % der E<strong>in</strong>richtungen als Feld mit starkem Handlungsbedarf<br />
benannt. Die (Weiter-)Entwicklung von Kompetenzfeststellungsverfahren<br />
im Vorfeld zu <strong>Nachqualifizierung</strong>slehrgängen erachten 6 % für wichtig. Solche<br />
92
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Verfahren dienen dazu, vorhandene Kompetenzdefizite zu erkennen, um diese gezielt<br />
zu beheben.<br />
Jede zehnte Bildungse<strong>in</strong>richtung wünscht sich außerdem e<strong>in</strong>en (vermehrten) Erfahrungsaustausch<br />
mit anderen Bildungsträgern <strong>und</strong> Zugang zu Good-Practice-<br />
Beispielen.<br />
Abbildung 20:<br />
Bereiche mit Problemen bzw. Handlungsbedarf<br />
F<strong>in</strong>anzierung der Teilnahme<br />
Inform./ Berat. an- u. ungelernter Pers.<br />
Unterstützung bzgl. erforderlichen Zeitbedarfs<br />
Mangel an <strong>in</strong>teress. Pers./ Untern.<br />
Inform./ Berat. v. Unternehmen<br />
Vere<strong>in</strong>fachung der Zertifizierung v. Maßn.<br />
Zusammenarbeit mit Unternehmen<br />
kont<strong>in</strong>uierl. sozialpäd. Begleitung<br />
Entw. v. mod. Konzepten/ Quali.bauste<strong>in</strong>en<br />
Aus-/ Weiterbildung der Lehrkräfte f. Nachquali.<br />
Erfahr.austausch/ Zugang zu Good-Practice-Bsp.<br />
Akzeptanz v. Quali.bauste<strong>in</strong>en bei Kammern<br />
Zusammenarbeit mit Kammer/ zust. Stelle<br />
Entw. v. Verfahren z. Kompetenzfeststellung<br />
Sonstiges<br />
ke<strong>in</strong> Handlungsbedarf<br />
75,0 % (36 Nenn.)<br />
50,0 % (24 Nenn.)<br />
37,5 % (18 Nenn.)<br />
35,4 % (17 Nenn.)<br />
31,3 % (15 Nenn.)<br />
27,1 % (13 Nenn.)<br />
25,0 % (12 Nenn.)<br />
25,0 % (12 Nenn.)<br />
10,4 % (5 Nenn.)<br />
10,4 % (5 Nenn.)<br />
10,4 % (5 Nenn.)<br />
10,4 % (5 Nenn.)<br />
8,3 % (4 Nenn.)<br />
6,3 % (3 Nenn.)<br />
6,3 % (3 Nenn.)<br />
4,2 % (2 Nenn.)<br />
0,0 25,0 50,0 75,0<br />
<strong>An</strong>teil der Bildungse<strong>in</strong>richtungen (<strong>in</strong> %)<br />
Gefragt waren die Bereiche mit dem stärksten Handlungsbedarf (maximal fünf Nennungen).<br />
Quelle: Befragung „Berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> von an- <strong>und</strong> ungelernten Personen“ der <strong>Hessen</strong> Agentur im Sept./Okt. 2010, N=48.<br />
Die hessische Landesregierung kann, wenn sie e<strong>in</strong>e hohe Beteiligung an- <strong>und</strong> ungelernter<br />
Personen an <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen erreichen will, nach <strong>An</strong>sicht etlicher<br />
der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>sbesondere beitragen, <strong>in</strong>dem sie Informationen<br />
für <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte sowie Unternehmen bereitstellt, für <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
wirbt, den Auf- <strong>und</strong> Ausbau von Beratungsstrukturen unterstützt sowie die<br />
Beratung dauerhaft sichert. Zugleich wird von der Landesregierung vielfach erhofft,<br />
dass sie sich für e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>und</strong> Verstetigung der F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>setzt, beispielsweise bezüglich des Fördermittele<strong>in</strong>satzes der B<strong>und</strong>esagentur<br />
93
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
für Arbeit. Daneben kann das Land <strong>Hessen</strong> nach E<strong>in</strong>schätzung der Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
das <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehen auch dadurch bee<strong>in</strong>flussen, dass verbesserte<br />
K<strong>in</strong>derbetreuungsangebote geschaffen werden oder beispielsweise den<br />
Unternehmen wirtschaftliche <strong>An</strong>reize zur Freistellung von Beschäftigten für e<strong>in</strong>e<br />
Qualifizierung gegeben werden. Weiterh<strong>in</strong> würden e<strong>in</strong>ige Bildungse<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e<br />
Unterstützung bei <strong>in</strong>novativen Vorhaben, Pilot- bzw. Modellprojekte im Bereich<br />
der <strong>Nachqualifizierung</strong> begrüßen.<br />
4.2 Teilnahmen an geförderten Maßnahmen (Ergebnisse der Förderstatistik)<br />
Die Förderstatistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit gibt Auskunft über die Teilnahmen<br />
an Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung, für die e<strong>in</strong>e Zahlung geleistet wird.<br />
Die <strong>An</strong>gaben beziehen sich auf Teilnahmefälle <strong>und</strong> nicht auf Personen. D. h. Personen,<br />
die an mehr als e<strong>in</strong>er Maßnahme teilgenommen haben, s<strong>in</strong>d mehrfach berücksichtigt.<br />
Die regionale Zuordnung erfolgt anhand des Wohnorts der Personen. Die<br />
Förderstatistik gilt als Vollerhebung. Sie umfasst alle bei den Agenturen für Arbeit<br />
oder den Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften verzeichneten Fälle <strong>und</strong> die mitgeteilten Förderdaten<br />
der zugelassenen kommunalen Träger. 150 Allerd<strong>in</strong>gs war e<strong>in</strong>e differenzierte <strong>An</strong>alyse<br />
nach bestimmten Merkmalen gemäß Auskunft des zuständigen Statistik-<br />
Service Südwest der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit zum Betrachtungszeitpunkt nur ohne<br />
<strong>An</strong>gaben für die zugelassenen kommunalen Träger möglich. E<strong>in</strong>e aussagekräftige<br />
Auswertung nach dem Merkmal e<strong>in</strong>er abgeschlossenen Berufsausbildung ist nicht<br />
s<strong>in</strong>nvoll gewesen, da nur für wenige e<strong>in</strong>zelne Fälle entsprechenden <strong>An</strong>gaben vorlagen.<br />
151<br />
Für das Jahr 2009 wurden <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> fast 30.900 E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> Maßnahmen zur Förderung<br />
der beruflichen Weiterbildung verzeichnet (ohne <strong>An</strong>gaben der zugelassenen<br />
kommunalen Träger 28.000, also 91 %). Der Jahresdurchschnittsbestand an Teilnahmen<br />
lag bei knapp 8.200 Fällen (ohne <strong>An</strong>gaben der zugelassenen kommunalen<br />
Träger 7.200, also 88 %).<br />
Nur e<strong>in</strong> Teil davon bezieht sich auf Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung<br />
mit Abschluss: ohne <strong>An</strong>gaben der zugelassenen kommunalen Träger r<strong>und</strong> 2.100<br />
E<strong>in</strong>tritte (r<strong>und</strong> 7 % aller E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung)<br />
bzw. 1.400 Fälle im Jahresdurchschnittbestand (ca. 19 % des gesamten<br />
Bestands <strong>in</strong> Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung). Unter diese<br />
Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss fallen die verschiedenen<br />
Umschulungen, die zu e<strong>in</strong>em Abschluss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anerkannten Ausbildungsberuf<br />
führen.<br />
150 Vgl. B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (Hrsg.) (2009b).<br />
151 Das heißt, dass sich die Förderfälle auf Personen ohne Berufsabschluss ebenso wie auf Personen, die bereits e<strong>in</strong>en Berufsabschluss<br />
haben, beziehen.<br />
94
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Zu den sonstigen, darüber h<strong>in</strong>ausgehend noch geförderten Maßnahmen der beruflichen<br />
Weiterbildung zählen auch Maßnahmen zum Nachholen e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung,<br />
die also <strong>in</strong>sbesondere der Vorbereitung auf die Externenprüfung dienen:<br />
ohne <strong>An</strong>gaben der zugelassenen kommunalen Träger – vergleichsweise wenig – 98<br />
E<strong>in</strong>tritte bzw. 92 Fälle im Jahresdurchschnittsbestand, d. h. weniger als 1 % aller<br />
E<strong>in</strong>tritte <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 1 % des gesamten Bestands <strong>in</strong> Maßnahmen zur Förderung der<br />
beruflichen Weiterbildung.<br />
Tabelle 18 weist bezogen auf das Jahr 2009 für <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Regionen die<br />
E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> Maßnahmen dieser beiden Kategorien (Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung<br />
mit Abschluss, Maßnahmen zum Nachholen e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung)<br />
aus. Bei der Interpretation der regionalen Verteilung ist zu beachten, dass <strong>An</strong>gaben<br />
der zugelassenen kommunalen Träger fehlen. 152 Für <strong>Hessen</strong> werden zudem die <strong>An</strong>teile<br />
der weiblichen Teilnehmer, der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit<br />
<strong>und</strong> bestimmter Altersgruppen aufgeführt. In der Regel fallen die meisten Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer <strong>in</strong> die Altersgruppen von 20 bis unter 50 Jahren. Jüngere<br />
oder ältere Personen nehmen eher selten an entsprechenden Maßnahmen teil.<br />
152 Vgl. zu den hessischen Optionskommunen Kapitel 3.2.<br />
95
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Tabelle 18:<br />
E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss <strong>und</strong> <strong>in</strong> Maßnahmen zum<br />
Nachholen e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung nach Regionen (2009)<br />
Region<br />
E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> Maßnahmen<br />
der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss<br />
E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> Maßnahmen<br />
zum Nachholen e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
Land <strong>Hessen</strong> 2.073 98<br />
darunter:<br />
Frauen: 38,2 %<br />
Ausländer/<strong>in</strong>nen: 19,3 %<br />
im Alter von 20 bis unter 30 Jahren: 30,9 %<br />
im Alter von 30 bis unter 40 Jahren: 38,3 %<br />
im Alter von 40 bis unter 50 Jahren: 25,6 %<br />
im Alter von 50 bis unter 60 Jahren: 4,7 %<br />
darunter:<br />
Frauen: 58,2 %<br />
Ausländer/<strong>in</strong>nen: 17,3 %<br />
im Alter von 20 bis unter 30 Jahren: 18,4 %<br />
im Alter von 30 bis unter 40 Jahren: 37,8 %<br />
im Alter von 40 bis unter 50 Jahren: 36,7 %<br />
im Alter von 50 bis unter 60 Jahren: 7,1 %<br />
RB Darmstadt 1.139 47<br />
Stadt Darmstadt 99 *<br />
Stadt Frankfurt 317 8<br />
Stadt Offenbach 97 9<br />
Stadt Wiesbaden 25 -<br />
LK Bergstraße 26 *<br />
LK Darmstadt-Dieburg 127 6<br />
LK Groß-Gerau 74 3<br />
Hochtaunuskreis 37 *<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 82 *<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 52 *<br />
Odenwaldkreis 46 *<br />
LK Offenbach 79 7<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 24 -<br />
Wetteraukreis 54 5<br />
RB Gießen 385 34<br />
LK Gießen 63 11<br />
Lahn-Dill-Kreis 107 *<br />
LK Limburg-Weilburg 80 *<br />
LK Marburg-Biedenkopf 113 20<br />
Vogelsbergkreis 22 -<br />
RB Kassel 549 17<br />
Stadt Kassel 124 *<br />
LK Fulda 95 -<br />
LK Hersfeld-Rotenburg 14 *<br />
LK Kassel 66 *<br />
Schwalm-Eder-Kreis 90 3<br />
LK Waldeck-Frankenberg 80 11<br />
Werra-Meißner-Kreis 80 -<br />
* Die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit anonymisiert, wenn die Zahl der Teilnahmen kle<strong>in</strong>er als drei ist.<br />
H<strong>in</strong>weise: Die <strong>An</strong>gaben beziehen sich jeweils auf Teilnahmefälle, so dass Personen, die an mehr als e<strong>in</strong>er Maßnahme teilgenommen haben,<br />
auch mehrfach berücksichtigt s<strong>in</strong>d. Die Daten der zugelassenen kommunalen Träger s<strong>in</strong>d nicht enthalten.<br />
Quelle: Statistik der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
96
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Von den r<strong>und</strong> 2.100 E<strong>in</strong>tritten <strong>in</strong> Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung mit<br />
Abschluss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anerkannten Ausbildungsberuf hatten 2009 hessenweit 59 %<br />
das Ziel e<strong>in</strong>er Gesellen-, Facharbeiter- oder Gehilfenprüfung. <strong>An</strong>sonsten – also <strong>in</strong><br />
beträchtlichem Umfang – wurde e<strong>in</strong>e staatliche Prüfung angestrebt.<br />
Das Schulungsziel bilden <strong>in</strong> r<strong>und</strong> 83 % dieser Fälle im weitesten S<strong>in</strong>ne Dienstleistungsberufe<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> knapp 16 % der Fälle Fertigungsberufe, während technische Berufe<br />
(0,2 %) oder andere Ziele eher selten vorkommen. Bei den weiblichen Teilnehmern<br />
s<strong>in</strong>d die Dienstleistungsberufe als Schulungsziel noch stärker vertreten<br />
(94 %).<br />
Die F<strong>in</strong>anzierung erfolgte 2009 zu gut e<strong>in</strong>em Drittel über die drei so genannten Sonderprogramme<br />
Qualifizierung Ger<strong>in</strong>gqualifizierter (21 % der Fälle), WeGebAU<br />
2007ff. (13 % der Fälle) <strong>und</strong> Förderung der beruflichen Weiterbildung während der<br />
Kurzarbeit (1 % der Fälle).<br />
Die 98 E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> Maßnahmen zum Nachholen e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung dienten<br />
2009 hessenweit zu 87 % dem Maßnahmenziel e<strong>in</strong>er Gesellen-, Facharbeiter- oder<br />
Gehilfenprüfung. Die übrigen Maßnahmen <strong>in</strong> dieser Kategorie zielen auf e<strong>in</strong>e staatliche<br />
Prüfung (5 %), e<strong>in</strong>e träger<strong>in</strong>terne Prüfung (4 %) oder e<strong>in</strong>en Teilnahmenachweis<br />
ohne Prüfung (4 %) ab.<br />
Das Schulungsziel stellen <strong>in</strong> 36 % der betreffenden Fälle Dienstleistungsberufe, <strong>in</strong><br />
22 % der Fälle Fertigungsberufe <strong>und</strong> <strong>in</strong> 19 % der Fälle technische Berufe dar, ansonsten<br />
ist der Beruf teilweise nicht bestimmt.<br />
Die F<strong>in</strong>anzierung geschah 2009 <strong>in</strong> mehr als der Hälfte der Fälle über die Sonderprogramme<br />
WeGebAU 2007ff. (28 % der Fälle), Qualifizierung Ger<strong>in</strong>gqualifizierter<br />
(17 % der Fälle) <strong>und</strong> Förderung der beruflichen Weiterbildung während der Kurzarbeit<br />
(9 % der Fälle).<br />
Der Zusammenhang zwischen dem Risiko e<strong>in</strong>er Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> der Qualifikation<br />
der Personen 153 dient als Begründung, dass e<strong>in</strong>e Verbesserung der beruflichen<br />
Qualifikation für Arbeitslose wie für Beschäftigte, welche beispielsweise aufgr<strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>es fehlenden Abschlusses zum<strong>in</strong>dest von Arbeitslosigkeit bedroht se<strong>in</strong> können,<br />
zu den Zielen e<strong>in</strong>er aktiven Arbeitsmarkpolitik gehört. 154 Gemäß den <strong>An</strong>gaben der<br />
B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit stand – mit zugelassenen kommunalen Trägern – die Hälfte<br />
der Personen (50 %), die zwischen August 2008 <strong>und</strong> Juli 2009 aus Maßnahmen<br />
der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss ausgetreten s<strong>in</strong>d, sechs Monate nach<br />
Abschluss der Maßnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungs-<br />
153 Vgl. Re<strong>in</strong>berg, A. u. Hummel, M. (2007), S. 18ff. <strong>und</strong> Kapitel 3.2.<br />
154 Vgl. Kruppe, T. (2010).<br />
97
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
verhältnis. 155 E<strong>in</strong> Teil der Personen dürfte jedoch auch vor Maßnahmene<strong>in</strong>tritt bereits<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beschäftigungsverhältnis gestanden haben. 156 Da Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer aus dem Rechtskreis nach Sozialgesetzbuch II <strong>in</strong> der Regel schwieriger<br />
<strong>in</strong> den Arbeitsmarkt e<strong>in</strong>zugliedern s<strong>in</strong>d, fällt die so genannte E<strong>in</strong>gliederungsquote<br />
ohne zugelassene kommunale Träger mit 54 % etwas höher aus. Gegenüber<br />
dem Zeitraum August 2007 <strong>und</strong> Juli 2008 hat sich die E<strong>in</strong>gliederungsquote etwas<br />
verschlechtert. Die Wirtschaftskrise dürfte die Entwicklung der E<strong>in</strong>gliederungsquote<br />
bee<strong>in</strong>flusst haben.<br />
4.3 Prüfungsteilnahmen (Ergebnisse der Berufsbildungsstatistik)<br />
Die Berufsbildungsstatistik gibt Auskunft über die Teilnahme von Personen an Externen-<br />
<strong>und</strong> Umschulungsprüfungen. Bei der Statistik handelt es sich um e<strong>in</strong>e Totalerhebung.<br />
157 Das <strong>in</strong> der Statistik relativ neu e<strong>in</strong>geführte Merkmal der beruflichen<br />
Vorbildung lässt zum Betrachtungszeitpunkt ke<strong>in</strong>e differenzierte <strong>An</strong>alyse zu, da die<br />
diesbezüglichen <strong>An</strong>gaben lückenhaft s<strong>in</strong>d. 158<br />
Insgesamt s<strong>in</strong>d im Jahr 2009 hessenweit 1.899 Teilnahmefälle an e<strong>in</strong>er Externenprüfung<br />
verzeichnet worden, darunter 125 aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es abgeschlossenen schulischen<br />
Bildungsgangs der teilnehmenden Personen 159 <strong>und</strong> 1.774 – also der weit<br />
überwiegende Teil – aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung (§ 45 (2) BBiG bzw. § 37 (2)<br />
HWO). Die nachgewiesene Berufserfahrung (zusammengenommen mit e<strong>in</strong>er belegten<br />
beruflichen Handlungsfähigkeit) stellen nach § 45 (2) BBiG bzw. § 37 (2) HWO<br />
die Voraussetzung für e<strong>in</strong>e Prüfungszulassung <strong>in</strong> besonderen Fällen dar. Bei den<br />
teilnehmenden Personen an e<strong>in</strong>er Externenprüfung aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung<br />
handelt es sich <strong>in</strong> 46 % der Teilnahmefälle um Frauen.<br />
Außerdem s<strong>in</strong>d 2009 hessenweit 888 Teilnahmefälle an e<strong>in</strong>er Umschulungsprüfung<br />
registriert worden, davon 36 % durch Frauen.<br />
Zum Vergleich: Im Jahr 2009 wurden <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 35.667 Teilnahmefälle an Abschlussprüfungen<br />
im Rahmen des dualen Ausbildungssystems verzeichnet. Die<br />
Zahl der Abschlussprüfungen aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er betrieblichen Ausbildung übertrifft da-<br />
155 Aktuellere <strong>An</strong>gaben oder <strong>An</strong>gaben zur Maßnahmen zum Nachholen e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses waren zum Betrachtungszeitpunkt<br />
gemäß Auskunft des zuständigen Statistik-Service Südwest der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit nicht verfügbar.<br />
156 Es ist nicht ersichtlich, <strong>in</strong>wiefern das Beschäftigungsverhältnis auf die Maßnahme zurückzuführen ist oder andere Ursachen<br />
e<strong>in</strong>e Rolle spielen. Auch über den Verleib der übrigen Personen wird ke<strong>in</strong>e Aussage getroffen.<br />
157 Vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.) (2009b). Nicht von der Statistik abgedeckt werden allerd<strong>in</strong>gs vollzeitschulische Berufsausbildungen<br />
sowie sonstige Berufsausbildung, die nicht nach BBiG <strong>und</strong> HwO geregelt s<strong>in</strong>d. Vgl. B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für<br />
Berufsbildung (Hrsg.) (2010b), S. 116. Dazu zählen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> z. B. Bildungsgänge für nicht-ärztliche Ges<strong>und</strong>heitsfachberufe<br />
an den Schulen des Ges<strong>und</strong>heitswesens (z. B. Altenpflege- <strong>und</strong> Krankenpflegeschulen).<br />
158 Vgl. auch B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2010a).<br />
159 Zur Abschlussprüfung werden – gemäß § 43 (2) BBiG bzw. § 36 (2) HWO – als Externe auch Personen zugelassen, die<br />
e<strong>in</strong>en schulischen Bildungsgang an e<strong>in</strong>er berufsbildenden Schule oder e<strong>in</strong>er sonstigen Bildungse<strong>in</strong>richtung durchlaufen<br />
haben, welcher der betrieblichen Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anerkannten Ausbildungsberuf entspricht.<br />
98
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
mit z. B. die Zahl der Externenprüfungen aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung um etwa<br />
das Zwanzigfache. Auch <strong>in</strong> Relation zur gesamten Höhe des für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> potenziell <strong>in</strong> Frage kommenden Personenkreises 160 ersche<strong>in</strong>t die<br />
Zahl der Externenprüfungen aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung eher ger<strong>in</strong>g.<br />
Tabelle 19 zeigt, welcher <strong>An</strong>teil der Teilnahmefälle erfolgreich mit dem Bestehen der<br />
Prüfung abgeschlossen werden konnte <strong>und</strong> bei welchem <strong>An</strong>teil der Teilnahmefälle<br />
es sich um die Wiederholung e<strong>in</strong>er Prüfung handelt. <strong>Hessen</strong>weit endeten 2009 –<br />
unabhängig vom Geschlecht der teilnehmenden Personen – r<strong>und</strong> 75 % aller Teilnahmen<br />
an e<strong>in</strong>er Externenprüfung aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung <strong>und</strong> 79 % der Umschulungen<br />
mit dem Bestehen der jeweiligen Prüfung. Die Erfolgsquote unter Bere<strong>in</strong>igung<br />
um die darunter bef<strong>in</strong>dlichen Wiederholungsprüfungen ist noch höher, da die<br />
Erfolgsbilanz bei den Wiederholungsprüfungen schwächer ausfällt. Jeweils 82 % der<br />
Externenprüfungen aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung <strong>und</strong> der Umschulungsprüfungen<br />
werden im ersten <strong>An</strong>lauf bestanden.<br />
Tabelle 19: Prüfungsteilnahmen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Art der Prüfung (2009)<br />
Prüfungsteilnahmen<br />
darunter:<br />
Teilnahmen mit Wiederholungsprüfung<br />
Prüfungsart<br />
weibliche<br />
<strong>in</strong>sgesamt Teilnehmer<br />
darunter:<br />
mit erfolgreichem Abschluss<br />
weibliche<br />
<strong>in</strong>sgesamt<br />
Teilnehmer<br />
<strong>in</strong>sgesamt<br />
darunter:<br />
mit erfolgreichem<br />
Abschluss<br />
<strong>An</strong>zahl <strong>An</strong>zahl <strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>teil mit<br />
erfolgreichem<br />
Abschluss an<br />
allen Prüfungsteilnahmen<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil mit<br />
erfolgreichem<br />
Abschluss an<br />
allen Prüfungsteilnahmen<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>zahl<br />
<strong>An</strong>teil mit Wiederholungsprüfung<br />
an allen<br />
Prüfungsteilnahmen<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
<strong>An</strong>teil mit erfolgreichem<br />
Abschluss an<br />
allen Teilnahmen an<br />
Wiederholungsprüfungen<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
Externenprüfung<br />
aufgr<strong>und</strong> von<br />
Berufserfahrung 1.774 822 1.333 75,1 74,6 348 19,6 46,3<br />
Umschulungsprüfung 888 319 701 78,9 79,0 85 9,6 48,2<br />
H<strong>in</strong>weis: Die <strong>An</strong>gaben beziehen sich jeweils auf Teilnahmefälle, so dass Personen, die an mehr als e<strong>in</strong>er Prüfung teilgenommen haben, auch<br />
mehrfach berücksichtigt s<strong>in</strong>d.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
160 Vgl. Kapitel 3.<br />
99
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Während die – hier nicht weiter betrachtete – Externenprüfung aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es abgeschlossenen<br />
schulischen Bildungsgangs nahezu ausschließlich jüngere Personen<br />
von unter 30 Jahren absolvieren, streuen die an Externenprüfungen aufgr<strong>und</strong> von<br />
Berufserfahrung <strong>und</strong> an Umschulungen teilnehmenden Personen stärker h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihres Alters. Tendenziell s<strong>in</strong>d die Prüfungsteilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -teilnehmer aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer vorangegangenen beruflichen Entwicklung älter. Auf Basis der statistischen<br />
<strong>An</strong>gaben zu den Geburtsjahrgängen lässt sich feststellen, dass dennoch wenigstens<br />
59 % der Teilnahmefälle an e<strong>in</strong>er Externenprüfung aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung<br />
<strong>und</strong> 29 % der Teilnahmefälle an e<strong>in</strong>er Umschulung auf Personen unter 30 Jahren<br />
entfallen. Darüber h<strong>in</strong>aus haben aber auch die Altersgruppen von 30 bis unter 40<br />
Jahren <strong>und</strong> von 40 bis unter 50 Jahren e<strong>in</strong>en beträchtlichen – im Fall der Umschulungen<br />
sogar überwiegenden – <strong>An</strong>teil am Prüfungsgeschehen, während Personen<br />
im Alter von 50 <strong>und</strong> mehr Jahren nur jeweils unter 5 % der Teilnahmefälle ausmachen.<br />
Die Altersstruktur der Personen mit Prüfungsteilnahmen weicht <strong>in</strong> Bezug auf<br />
den eher ger<strong>in</strong>gen <strong>An</strong>teil älterer Personen von der Altersstruktur der potenziell für<br />
e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> Frage kommenden Personen ohne Berufsabschluss<br />
ab. 161<br />
Tabelle 20 gibt schließlich Aufschluss darüber, wie sich die Prüfungsteilnahmen<br />
nach Ausbildungsbereichen verteilen. Der größte Teil der hessenweiten Externen<strong>und</strong><br />
der Umschulungsprüfungen f<strong>in</strong>det im Ausbildungsbereich Industrie <strong>und</strong> Handel<br />
statt. So entfallen auf diesen Bereich knapp 83 % der Externenprüfungen aufgr<strong>und</strong><br />
von Berufserfahrung, wobei 47 % dieser Externenprüfungen aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung<br />
im Ausbildungsbereich Industrie <strong>und</strong> Handel regional dem Kammerbezirk<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong> zuzuordnen s<strong>in</strong>d, sowie 85 % der Umschulungsprüfungen. Dem<br />
Handwerk als nächst häufigstem Ausbildungsbereich s<strong>in</strong>d jeweils r<strong>und</strong> 7 % der Teilnahmefälle<br />
an den beiden Prüfungsarten, also deutlich weniger, zuzurechnen.<br />
Tabelle 20: Prüfungsteilnahmen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Ausbildungsbereichen (2009)<br />
Ausbildungsbereich<br />
Externenprüfung<br />
aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung<br />
<strong>An</strong>teil des Ausbildungsbereichs<br />
(<strong>in</strong><br />
<strong>An</strong>zahl<br />
%)<br />
Umschulungsprüfung<br />
<strong>An</strong>teil des Ausbildungsbereichs<br />
(<strong>in</strong><br />
<strong>An</strong>zahl<br />
%)<br />
Freie Berufe 20 1,1 12 1,4<br />
Handwerk 121 6,8 65 7,3<br />
Industrie <strong>und</strong> Handel 1.465 82,6 756 85,1<br />
Landwirtschaft 58 3,3 0 0<br />
Öffentlicher Dienst 110 6,2 55 6,2<br />
H<strong>in</strong>weis: Die <strong>An</strong>gaben der Berufsbildungsstatistik beziehen sich jeweils auf Teilnahmefälle, so dass Personen, die an mehr als e<strong>in</strong>er Prüfung<br />
teilgenommen haben, auch mehrfach berücksichtigt s<strong>in</strong>d.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
161 Vgl. Kapitel 3.<br />
100
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Die Bandbreite der Berufe, <strong>in</strong> denen laut Berufsbildungsstatistik Externen- bzw. Umschulungsprüfungen<br />
erfolgen, ist groß. Zu den Top 10, welche im Rahmen e<strong>in</strong>er Externenprüfung<br />
aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung gemessen an der Zahl der Teilnahmen<br />
hessenweit am häufigsten angestrebt werden, zählten im Jahr 2009 beispielsweise<br />
die Ausbildungsberufe Bürokaufmann/-kauffrau, Kaufmann/Kauffrau im E<strong>in</strong>zelhandel,<br />
Verkäufer/<strong>in</strong>, Bankkaufmann/-kauffrau, Verwaltungsfachangestellte(r) der Fachrichtung<br />
Landesverwaltung, Hauswirtschafter/<strong>in</strong>, Koch/Köch<strong>in</strong>, Kaufmann/Kauffrau<br />
für Bürokommunikation, Restaurantfachmann/-fachfrau <strong>und</strong> Produktionsfachkraft<br />
Chemie. Speziell im Handwerksbereich fanden 2009 die meisten Externenprüfungen<br />
aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung im Ausbildungsberuf Kraftfahrzeugmechatroniker/<strong>in</strong><br />
statt, wie Tabelle 21 zeigt. Die hessenweiten Top 10 der Umschulungsberufe<br />
im Jahr 2009 umfassten Bürokaufmann/-kauffrau, Industriekaufmann/-kauffrau, Sozialversicherungsfachangestellte(r)<br />
Fachrichtung Allgeme<strong>in</strong>e Krankenversicherung,<br />
Koch/Köch<strong>in</strong>, Fachkraft für Lagerlogistik, Kaufmann/Kauffrau für Spedition <strong>und</strong> Logistikdienstleistung,<br />
Kaufmann/Kauffrau im Groß- <strong>und</strong> Außenhandel Fachrichtung<br />
Großhandel, Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation, Fach<strong>in</strong>formatiker/<strong>in</strong> Fachrichtung<br />
<strong>An</strong>wendungsentwicklung <strong>und</strong> Kaufmann/Kauffrau im E<strong>in</strong>zelhandel. Auch im<br />
Handwerksbereich bezogen sich 2009 die meisten Prüfungen zum Ende e<strong>in</strong>er Umschulung<br />
auf den Beruf Bürokaufmann/-kauffrau, mit deutlichem Abstand gefolgt<br />
von den Berufen Orthopädieschuhmacher/<strong>in</strong> <strong>und</strong> Friseur/<strong>in</strong>.<br />
Tabelle 21: Prüfungsteilnahmen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach häufigen Berufen (2009)<br />
Prüfungsart Berufsbezeichnung Ausbildungsbereich<br />
<strong>An</strong>zahl der Prüfungsteilnahmen*<br />
Bürokaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 197<br />
Kaufmann/Kauffrau im E<strong>in</strong>zelhandel Industrie <strong>und</strong> Handel 162<br />
Verkäufer/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 94<br />
Bankkaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 72<br />
Verwaltungsfachangestellte(r) FR Landesverwaltung Öffentlicher Dienst 68<br />
Koch/Köch<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 62<br />
Hauswirtschafter/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 62<br />
Externenprüfung<br />
Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation Industrie <strong>und</strong> Handel 50<br />
aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung<br />
Restaurantfachmann/-fachfrau Industrie <strong>und</strong> Handel 49<br />
Produktionsfachkraft Chemie Industrie <strong>und</strong> Handel 45<br />
Servicekaufmann/-kauffrau im Luftverkehr Industrie <strong>und</strong> Handel 45<br />
Fach<strong>in</strong>formatiker/<strong>in</strong> FR <strong>An</strong>wendungsentwicklung Industrie <strong>und</strong> Handel 43<br />
Kraftfahrzeugmechatroniker/<strong>in</strong> Handwerk 42<br />
Fachkraft für Schutz <strong>und</strong> Sicherheit Industrie <strong>und</strong> Handel 39<br />
Landwirt/<strong>in</strong> Landwirtschaft 34<br />
Maßschneider/<strong>in</strong> Handwerk 32<br />
Verwaltungsfachangestellte(r) FR Kommunalverwaltung Öffentlicher Dienst 32<br />
101
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Fortsetzung Tabelle 21:<br />
Prüfungsart<br />
Externenprüfung<br />
aufgr<strong>und</strong> von Berufserfahrung<br />
Umschulungsprüfung<br />
<strong>An</strong>zahl der Prüfungs-<br />
Berufsbezeichnung<br />
Ausbildungsbereich teilnahmen*<br />
Kaufmann/Kauffrau im Groß- <strong>und</strong> Außenhandel FR Großhandel Industrie <strong>und</strong> Handel 29<br />
Industriekaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 28<br />
Luftverkehrskaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 28<br />
Bürokaufmann/-kauffrau Handwerk 26<br />
Kaufmann/Kauffrau für Spedition <strong>und</strong> Logistikdienstleistung Industrie <strong>und</strong> Handel 24<br />
Elektroniker/<strong>in</strong> für luftfahrttechnische Systeme Industrie <strong>und</strong> Handel 24<br />
Fachkraft für Lagerlogistik Industrie <strong>und</strong> Handel 23<br />
Fluggerätmechaniker/<strong>in</strong> FR Instandhaltungstechnik Industrie <strong>und</strong> Handel 23<br />
Modenäher/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 22<br />
Florist/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 20<br />
Fachkraft für Veranstaltungstechnik Industrie <strong>und</strong> Handel 19<br />
Fach<strong>in</strong>formatiker/<strong>in</strong> FR System<strong>in</strong>tegration Industrie <strong>und</strong> Handel 17<br />
Hotelfachmann/-fachfrau Industrie <strong>und</strong> Handel 17<br />
Chemikant/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 17<br />
Werbekaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 15<br />
Berufskraftfahrer/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 15<br />
Reiseverkehrskaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 14<br />
Veranstaltungskaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 12<br />
Masch<strong>in</strong>en- <strong>und</strong> <strong>An</strong>lagenführer/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 12<br />
Zahnmediz<strong>in</strong>ische(r) Fachangestellte(r) Freie Berufe 11<br />
Kaufm./Kauffr. für Versicherung <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzen FR Versicherung Industrie <strong>und</strong> Handel 11<br />
Sport- <strong>und</strong> Fitnesskaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 10<br />
Bürokaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 169<br />
Industriekaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 60<br />
Sozialversicherungsfachangestellte(r) FR Allg. Krankenvers. Öffentlicher Dienst 55<br />
Bürokaufmann/-kauffrau Handwerk 43<br />
Koch/Köch<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 42<br />
Fachkraft für Lagerlogistik Industrie <strong>und</strong> Handel 40<br />
Kaufmann/Kauffrau für Spedition <strong>und</strong> Logistikdienstleistung Industrie <strong>und</strong> Handel 34<br />
Kaufmann/Kauffrau im Groß- <strong>und</strong> Außenhandel FR Großhandel Industrie <strong>und</strong> Handel 31<br />
Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation Industrie <strong>und</strong> Handel 30<br />
Fach<strong>in</strong>formatiker/<strong>in</strong> FR <strong>An</strong>wendungsentwicklung Industrie <strong>und</strong> Handel 29<br />
Kaufmann/Kauffrau im E<strong>in</strong>zelhandel Industrie <strong>und</strong> Handel 27<br />
Luftverkehrskaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 27<br />
Industriemechaniker/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 22<br />
Zerspanungsmechaniker/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 19<br />
Fach<strong>in</strong>formatiker/<strong>in</strong> FR System<strong>in</strong>tegration Industrie <strong>und</strong> Handel 17<br />
Kaufmann/Kauffrau im Ges<strong>und</strong>heitswesen Industrie <strong>und</strong> Handel 17<br />
Immobilienkaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 16<br />
Fachkraft für Schutz <strong>und</strong> Sicherheit Industrie <strong>und</strong> Handel 13<br />
Veranstaltungskaufmann/-kauffrau Industrie <strong>und</strong> Handel 13<br />
Orthopädieschuhmacher/<strong>in</strong> Handwerk 12<br />
Elektroniker/<strong>in</strong> für Betriebstechnik Industrie <strong>und</strong> Handel 11<br />
102
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Fortsetzung Tabelle 21:<br />
Prüfungsart<br />
Umschulungsprüfung<br />
<strong>An</strong>zahl der Prüfungs-<br />
Berufsbezeichnung<br />
Ausbildungsbereich teilnahmen*<br />
Mechatroniker/<strong>in</strong> Industrie <strong>und</strong> Handel 11<br />
Friseur/<strong>in</strong> Handwerk 10<br />
* Es s<strong>in</strong>d nur Berufe berücksichtigt, für die m<strong>in</strong>destens 10 Teilnahmefälle <strong>in</strong> der jeweiligen Prüfungsart registriert s<strong>in</strong>d.<br />
H<strong>in</strong>weis: Die <strong>An</strong>gaben der Berufsbildungsstatistik beziehen sich jeweils auf Teilnahmefälle, so dass Personen, die an mehr als e<strong>in</strong>er Prüfung<br />
teilgenommen haben, auch mehrfach berücksichtigt s<strong>in</strong>d.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
4.4 Regionale Projekte im Rahmen der Förder<strong>in</strong>itiative II des B<strong>und</strong>esprogramms<br />
„Perspektive Berufsabschluss“ <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Im Rahmen der ersten Förderr<strong>und</strong>e des B<strong>und</strong>esprogramms „Perspektive Berufsabschluss“<br />
(vgl. auch Kapitel 2.6.2) werden <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> drei Projekte zur abschlussorientierten<br />
modularen <strong>Nachqualifizierung</strong> gefördert. Die an den Standorten Frankfurt<br />
am Ma<strong>in</strong>, Korbach <strong>und</strong> Darmstadt durchgeführten Projekte werden im Folgenden<br />
vorgestellt. 162<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong> – Modulare <strong>Nachqualifizierung</strong> („MoNa“) Frankfurt<br />
Die <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> angesiedelte Beratungsstelle MoNa-Frankfurt basiert auf<br />
e<strong>in</strong>em projektbezogenen Zusammenschluss der folgenden Bildungsträger: Bildungswerk<br />
der Hessischen Wirtschaft e. V., FaPrik e. V. – Vere<strong>in</strong> zur Förderung von<br />
Ausbildungsprojekten im kaufmännischen Bereich gGmbH, Kubi – Vere<strong>in</strong> für Kultur<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung e. V., VbFF – Vere<strong>in</strong> zur beruflichen Förderung von Frauen e. V.,<br />
ZfW – Zentrum für Weiterbildung gGmbH. MoNa-Frankfurt arbeitet daran, das Thema<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, es <strong>in</strong> den facettenreichen<br />
Netzwerkstrukturen der beruflichen Bildung <strong>in</strong> der Region Frankfurt nachhaltig<br />
zu verankern <strong>und</strong> die Zahl der Berufsabschlüsse auf dem Weg e<strong>in</strong>er (modularen)<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> zu erhöhen. Zielgruppe des Projekts s<strong>in</strong>d vorrangig an- <strong>und</strong> ungelernte<br />
Berufstätige. Im Projektverlauf hat sich gezeigt, dass neben den Personen<br />
im Alter von 25 bis 35 Jahren <strong>in</strong>sbesondere auch ältere Beschäftigte – z. B. nach<br />
abgeschlossener Familiengründung – noch Interesse an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
haben. MoNa-Frankfurt richtet sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an Unternehmen sowie deren Personalverantwortliche<br />
<strong>und</strong> versucht, diese für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> der an- <strong>und</strong><br />
ungelernten Beschäftigten zu sensibilisieren. Die Beratungsstelle hilft bei der Ermittlung<br />
des betrieblichen <strong>Nachqualifizierung</strong>sbedarfs, unterstützt die Suche nach passenden<br />
<strong>An</strong>geboten, entwickelt Maßnahmen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Bildungsträgern<br />
vor Ort <strong>und</strong> <strong>in</strong>formiert über vorhandene Fördermöglichkeiten. Die Gew<strong>in</strong>nung der<br />
Unternehmen für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> ihrer Beschäftigten ist dabei e<strong>in</strong>e wesentli-<br />
162 Vgl. http://www.perspektive-berufsabschluss.de, Stand: Dezember 2010.<br />
103
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
che Aufgabe. Zusätzlich zu der betrieblichen Beratung werden an- <strong>und</strong> ungelernte<br />
Personen, die sich für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong>teressieren, von MoNa-Frankfurt <strong>in</strong><br />
Beratungsgesprächen motiviert <strong>und</strong> <strong>in</strong>formiert, wie sie über e<strong>in</strong>e abschlussorientierte<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> an e<strong>in</strong>e erfolgreiche Externenprüfung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anerkannten<br />
Beruf herangeführt werden können. Befragungen zum betrieblichen Bedarf an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> der an- <strong>und</strong> ungelernten Beschäftigten haben dazu geführt, dass<br />
sich die Arbeiten zur Konkretisierung passgenauer Qualifizierungsmaßnahmen zunächst<br />
auf e<strong>in</strong>zelne Branchen – wie die Metall- <strong>und</strong> Elektrobranche, den Pflegebereich,<br />
das Berufsfeld Lager <strong>und</strong> Logistik sowie die Dienstleistungsbranche – konzentrieren.<br />
Im Bereich der Altenpflege ist es gelungen, e<strong>in</strong>en abschlussorientierten,<br />
wenngleich nicht modular konzipierten Lehrgang zu <strong>in</strong>itiieren, 163 der im Oktober<br />
2010 gestartet ist. 164<br />
Korbach – „Perspektive Berufsabschluss Waldeck-Frankenberg“<br />
Im Landkreis Waldeck-Frankenberg wird unter Projektleitung der Kreishandwerkerschaft<br />
am Auf- <strong>und</strong> Ausbau von Kooperations-, Unterstützungs- <strong>und</strong> Beratungsstrukturen<br />
gearbeitet, um junge Erwachsene modular nachzuqualifizieren <strong>und</strong> ihnen e<strong>in</strong>en<br />
Berufsabschluss zu ermöglichen. Die Vernetzung mit Bildungsanbietern <strong>und</strong><br />
anderen regionalen Akteuren dient der Öffentlichkeitsarbeit, dem Austausch untere<strong>in</strong>ander<br />
<strong>und</strong> der Erschließung von Synergien. So nutzen verschiedene Projekte,<br />
die sich mit der beruflichen Qualifizierung befassen, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Datenbank,<br />
um ihre Aktivitäten zu koord<strong>in</strong>ieren, <strong>und</strong> bieten den Unternehmen e<strong>in</strong>e Zusammenstellung<br />
der regionalen <strong>An</strong>sprechpartner. Das Unterstützungs- <strong>und</strong> Beratungsangebot<br />
zur <strong>Nachqualifizierung</strong> richtet sich sowohl an an- <strong>und</strong> ungelernte Beschäftigte<br />
<strong>und</strong> Arbeitslose, wobei Frauen <strong>und</strong> Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> besondere<br />
Aufmerksamkeit erfahren, als auch an Unternehmen. Hierzu s<strong>in</strong>d der regionale Bedarf<br />
bei Betrieben <strong>und</strong> Zeitarbeitsfirmen erfragt <strong>und</strong> Kontakte geknüpft worden. Die<br />
an- <strong>und</strong> ungelernten Personen f<strong>in</strong>den im Rahmen des Projekts <strong>in</strong>dividuelle Beratung<br />
<strong>und</strong> sozialpädagogische Begleitung sowie konkrete Hilfe, zum Beispiel durch die<br />
Sichtung von Zeugnissen, bei der Bestimmung der Neigungen <strong>und</strong> Kompetenzen,<br />
bei <strong>An</strong>erkennungsverfahren zu im Ausland erworbenen Abschlüssen, der Suche<br />
nach geeigneten Qualifizierungsmöglichkeiten oder der Beantragung f<strong>in</strong>anzieller<br />
Förderung. Frauen werden über e<strong>in</strong> Netzwerk für <strong>Nachqualifizierung</strong>en gewonnen,<br />
<strong>in</strong> dessen Kontext sie selbstorganisiert an die vorhandene Infrastruktur (Babysitterbörse,<br />
Tagesmütter etc.) anschließen <strong>und</strong> ergänzende <strong>An</strong>gebote (Ratgeber/Adressliste<br />
für Frauen im Landkreis) schaffen können. Die Wirtschaftsbereiche<br />
Handwerk, Erziehung/Bildung, Industrie <strong>und</strong> Tourismus werden h<strong>in</strong>sichtlich der<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en als für die Region besonders bedeutsam angesehen. Im Jahr<br />
163 Die Ausbildungen im Pflegebereich s<strong>in</strong>d an B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesrecht geb<strong>und</strong>en. Hier s<strong>in</strong>d bisher ke<strong>in</strong>e Modularisierungen<br />
möglich.<br />
164 Vgl. http://www.mona-frankfurt.de, Stand: August 2010.<br />
104
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
2009 wurde bereits e<strong>in</strong>e modulare <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme für den Beruf des<br />
<strong>An</strong>lagen- bzw. Verfahrensmechanikers <strong>in</strong>itiiert. Seit Sommer 2010 ist die b<strong>und</strong>esweit<br />
erste modularisierte <strong>Nachqualifizierung</strong> zum „Staatlich anerkannten Erzieher“<br />
bzw. zur „Staatlich anerkannten Erzieher<strong>in</strong>“ unter dem Namen TEA (Teilzeitausbildung<br />
zur Erzieher<strong>in</strong>/zum Erzieher) <strong>in</strong> der Umsetzung. Die Qualifizierung wurde <strong>in</strong><br />
Kooperation der Kreishandwerkerschaft Korbach mit der Partner<strong>in</strong>itiative <strong>in</strong> Darmstadt,<br />
dem Evangelischen Fröbelsem<strong>in</strong>ar <strong>und</strong> dem Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />
entwickelt <strong>und</strong> kann mit Mitteln der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit gefördert werden. Qualifiziert<br />
werden die üblichen Zugangsvoraussetzungen erfüllende erwachsene Bewerber<br />
<strong>und</strong> Bewerber<strong>in</strong>nen – darunter <strong>in</strong>sbesondere Menschen mit praktischpädagogischer<br />
Erfahrung wie Tagesmütter <strong>und</strong> -väter, K<strong>in</strong>derpfleger <strong>und</strong> K<strong>in</strong>derpfleger<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Sozialassistent <strong>und</strong> Sozialassistent<strong>in</strong>nen. Insgesamt gliedert sich<br />
der Ausbildungsgang <strong>in</strong> 10 Ausbildungsabschnitte, die nache<strong>in</strong>ander zu absolvieren<br />
s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e <strong>An</strong>rechnung von Kompetenzen ist gr<strong>und</strong>sätzlich möglich <strong>und</strong> erlaubt es,<br />
zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt <strong>in</strong> die Ausbildung e<strong>in</strong>zusteigen. Es ist allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />
möglich, die Ausbildung zu unterbrechen <strong>und</strong> später an der gleichen Stelle fortzusetzen.<br />
Für die erforderlichen Praxisst<strong>und</strong>en werden E<strong>in</strong>richtungen aus der Region<br />
gewonnen. Die Agentur für Arbeit prüft <strong>in</strong>dividuell, ob den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen durch<br />
die Übernahme von Ausbildungs- <strong>und</strong> Lebenshaltungskosten Unterstützung gewährt<br />
werden kann. Am Standort Kassel soll e<strong>in</strong> weiterer Kurs umgesetzt werden. Die<br />
Nachfrage nach der Qualifizierung überstieg laut den Aussagen der Projektpartner<br />
die geplante Teilnehmerzahl deutlich. Weitere Maßnahmen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Vorbereitung.<br />
165<br />
Darmstadt – „Qualifizierung nach Maß“<br />
Unter Leitung des Freien Trägers der Jugend-, Sozial- <strong>und</strong> Bildungsarbeit e. V. Internationaler<br />
B<strong>und</strong> (IB), Verb<strong>und</strong> <strong>Hessen</strong>, wird <strong>in</strong> Darmstadt das Projekt Qualifizierung<br />
nach Maß umgesetzt. Die e<strong>in</strong>gerichtete Beratungs- <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />
für abschlussorientierte modulare <strong>Nachqualifizierung</strong> verfolgt das Ziel, mehr Menschen<br />
über die berufliche <strong>Nachqualifizierung</strong> zu e<strong>in</strong>em Berufsabschluss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
anerkannten Ausbildungsberuf zu führen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Netzwerk zur qualifizierungsbezogenen<br />
Beratung von Betrieben, Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen sowie Arbeitslosen<br />
ohne anerkanntem Berufsabschluss <strong>in</strong> der Region Darmstadt auf- bzw.<br />
auszubauen. Zielgruppen s<strong>in</strong>d Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Arbeitslose<br />
sowie Unternehmen, die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte beschäftigen <strong>und</strong> Interesse daran<br />
haben, ihre ger<strong>in</strong>g qualifizierten Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen betriebs- <strong>und</strong> abschlussorientiert<br />
weiterbilden zu lassen. Unter den beratenen Personen haben viele<br />
e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Diese br<strong>in</strong>gen oftmals e<strong>in</strong>e berufliche Vorbildung aus<br />
ihren Heimatländern mit, die <strong>in</strong> Deutschland nur teilweise oder gar nicht anerkannt<br />
165 Vgl. http://www.nachqualifizierung-wa-fkb.de, Stand: September 2010.<br />
105
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
wird. Begleitende Hilfen <strong>und</strong> speziell die Förderung <strong>in</strong> Deutsch als Bildungssprache<br />
als <strong>in</strong>tegrierter Bestandteil von (geförderten) Qualifizierungsmaßnahmen haben vor<br />
diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> im Projektverlauf an Stellenwert gewonnen. Die Erfahrungen<br />
der Beratungs- <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle zeigen die Relevanz von Hilfen für Alle<strong>in</strong>erziehende.<br />
Die Unterstützung für die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten be<strong>in</strong>haltet neben den Informationen<br />
zur <strong>Nachqualifizierung</strong> die Hilfe bei der Feststellung vorhandener Kompetenzen,<br />
Unterstützung bei <strong>An</strong>erkennungsverfahren zu im Ausland erworbenen<br />
Abschlüssen, Hilfe bei der Erstellung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Qualifizierungsplans <strong>und</strong><br />
der Suche nach passenden <strong>An</strong>geboten sowie bei der Zusammenstellung von<br />
Nachweisen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Qualifizierungspass <strong>und</strong> die Beratung zu den möglichen Förder<strong>in</strong>strumenten.<br />
Die Vernetzung <strong>und</strong> Zusammenarbeit mit allen relevanten Arbeitsmarktakteuren<br />
dient dem wechselseitigen Austausch <strong>und</strong> hat bereits den Erfolg<br />
gehabt, dass weitere Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Externenprüfung <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Berufsfeldern angeboten werden, z. B. <strong>in</strong> den Bereichen Büroberufe<br />
<strong>und</strong> Hauswirtschaft. Ab Herbst 2011 soll an der Alice-Eleonoren-Schule e<strong>in</strong>e Teilzeitausbildung<br />
zur Erzieher<strong>in</strong>/zum Erzieher umgesetzt werden. Bei der Entwicklung<br />
des Konzepts wurde <strong>und</strong> wird eng mit der Partner<strong>in</strong>itiative <strong>in</strong> Korbach zusammengearbeitet.<br />
Während die Korbacher Initiative <strong>in</strong>sbesondere auf die Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />
Familie <strong>und</strong> <strong>Nachqualifizierung</strong> im ländlichen Raum ausgerichtet ist, steht <strong>in</strong> Darmstadt<br />
die Zugänglichkeit <strong>und</strong> Durchlässigkeit für Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />
die eventuell über e<strong>in</strong>en im Ausland erworbenen Abschluss verfügen, im<br />
Fokus. In anderen Bereichen bereits erfolgreich abgelegte Externenprüfungen sprechen<br />
für die Tätigkeit der Beratungs- <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle. 166<br />
Seit Herbst 2010 laufen – für e<strong>in</strong>en Zeitraum von 3 Jahren – die Projekte der zweiten<br />
Förderr<strong>und</strong>e des B<strong>und</strong>esprogramms – zwei davon <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>. 167 Aufbauend auf<br />
den Erfahrungen des „Gießener Wegs zum Berufsabschluss“, <strong>in</strong> dem seit 2008<br />
Langzeitarbeitslose ausgebildet bzw. nachqualifiziert werden, fokussiert das „Netzwerk<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> Gießen – Lahn-Dill“ bei der <strong>Nachqualifizierung</strong> auf<br />
Frauen bzw. Berufsrückkehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausbildungsabbrecher. Die Ausbildungsabbrecher<br />
sollen direkt angesprochen werden, bevor sie Sozialhilfe beziehen. Geplant<br />
ist zudem, die Ausbildung zum staatlich anerkennten Erzieher <strong>und</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
aus dem Projekt <strong>in</strong> Korbach („Perspektive Berufsabschluss Waldeck-<br />
Frankenberg“) zu übernehmen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> zum(r) Altenpfleger/<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>sbesondere für Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zu <strong>in</strong>itiieren.<br />
Aus e<strong>in</strong>er Kooperation zwischen den Justizm<strong>in</strong>isterien <strong>Hessen</strong>, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz <strong>und</strong><br />
Saarland (Südwestverb<strong>und</strong>) <strong>und</strong> der INBAS GmbH geht das Projekt „<strong>Nachqualifizierung</strong><br />
im Südwestverb<strong>und</strong> – E<strong>in</strong>e Chancen für Straffällige <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
<strong>und</strong> Saarland“ hervor. Zentrales <strong>An</strong>liegen des Projekts ist es, stabile<br />
166 Vgl. http://www.ib-nachqualifizierung.de, Stand: August 2010.<br />
167 Vgl. zu den Förderrichtl<strong>in</strong>ien http://www.bmbf.de/foerderungen, Stand: Oktober 2010.<br />
106
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
<strong>An</strong>schlussperspektiven für Inhaftierte <strong>und</strong> Entlassene zu schaffen, um die während<br />
der Haft erworbenen Qualifikationen mit Blick auf e<strong>in</strong>en anerkannten Berufsabschluss<br />
fortsetzen zu können. Das Projekt arbeitet daher mit zahlreichen Partnern<br />
aus Berufsbildung, Arbeit, Wirtschaft <strong>und</strong> Soziales <strong>in</strong> den drei B<strong>und</strong>esländern zusammen.<br />
107
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
5 Handlungsbedarf <strong>und</strong> Handlungsansätze für <strong>Hessen</strong><br />
Die statistische <strong>An</strong>alyse im Rahmen der vorliegenden Untersuchung (Kapitel 3) hat<br />
gezeigt, dass sowohl unter den Beschäftigten der Betriebe <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> als auch unter<br />
der erwerbsfähigen Bevölkerung mit Wohnsitz <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> zahlreiche Personen ohne<br />
Berufsabschluss zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Arbeits- bzw. Erwerbslose <strong>und</strong> Personen ausländischer<br />
Nationalität bzw. mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> verfügen anteilig besonders häufig<br />
nicht über e<strong>in</strong>en (<strong>in</strong> Deutschland anerkannten) Berufsabschluss. <strong>An</strong>gesichts dessen<br />
würde es sich gr<strong>und</strong>sätzlich empfehlen, die ganze Bandbreite der Ursachen fehlender<br />
Berufsabschlüsse <strong>und</strong> damit auch das Bildungssystem <strong>in</strong>sgesamt bei der Ableitung<br />
von Handlungsansätzen <strong>in</strong> den Blick zu nehmen. Im Rahmen der vorliegenden<br />
Untersuchung kann jedoch nur e<strong>in</strong> Ausschnitt des Gesamtzusammenhangs beleuchtet<br />
werden, nämlich nach Abschluss der klassischen ersten Bildungsphasen. 168<br />
Zu den Auswirkungen e<strong>in</strong>er erfolgreich abgeschlossenen <strong>Nachqualifizierung</strong> auf Arbeitsmarkt-<br />
<strong>und</strong> Karrierechancen existieren bislang überwiegend qualitative Erkenntnisse<br />
auf Basis von <strong>in</strong>dividuellen Erfahrungen der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer.<br />
169 Der Zusammenhang zwischen formaler Qualifikation <strong>und</strong> Gefährdung<br />
durch Arbeitslosigkeit legt nahe, dass e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> erwerbsloser bzw.<br />
akut von Arbeitslosigkeit bedrohter Personen deren Beschäftigungsfähigkeit <strong>und</strong><br />
damit deren Arbeitsmarktchancen verbessern kann. Darüber h<strong>in</strong>aus lässt sich die<br />
Frage zu den Auswirkungen e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> auf die Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Karrierechancen<br />
nicht abschließend beantworten. Bei den befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Experten herrscht allerd<strong>in</strong>gs E<strong>in</strong>igkeit darüber, dass das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es anerkannten<br />
<strong>und</strong> verwertbaren Berufsabschlusses für die betreffenden Individuen <strong>und</strong><br />
für die Gesellschaft <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> der Regel vorteilhaft wäre: E<strong>in</strong>e erfolgreiche <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
könne die Arbeitsmarktposition von <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten zum<strong>in</strong>dest<br />
sichern, wenn nicht sogar verbessern. Voraussetzung sei, dass e<strong>in</strong>e regionale<br />
Nachfrage nach Arbeitskräften mit der entsprechenden beruflichen Qualifikation besteht.<br />
In ausgewählten Bereichen könnten <strong>Nachqualifizierung</strong>en zur Fachkräftesicherung<br />
beitragen. 170<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d die Probleme e<strong>in</strong>er erfolgreichen <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
an- <strong>und</strong> ungelernter Personen mit den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten diskutiert worden,<br />
um Handlungsbedarf <strong>und</strong> erfolgversprechende Handlungsansätze für <strong>Hessen</strong> zu<br />
identifizieren. Nachfolgend werden die sich aus der Untersuchung <strong>in</strong>sgesamt ergebenden<br />
Erkenntnisse zu wesentlichen Handlungsfeldern entlang der e<strong>in</strong>zelnen<br />
168 Vgl. für e<strong>in</strong>e breitere Betrachtung beispielsweise Funcke, A., Oberschachtsiek, D. u. Giesecke, J. (2010).<br />
169 Vgl. zum Nutzen e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> aus Sicht der <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten Kapitel 2.2.<br />
170 Aus Expertensicht dürfte es aber nicht <strong>in</strong> allen Bereichen möglich se<strong>in</strong>, dass die künftigen Bedarfe ausschließlich mit <strong>in</strong><br />
Deutschland bereits vorhandenen Arbeitskräften, also z. B. durch Qualifizierung oder Erhöhung der Erwerbsbeteiligung,<br />
befriedigt werden. Zu beachten wäre zudem, dass nicht jede Person für die <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Beruf<br />
geeignet ist.<br />
108
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Schritte auf dem Weg h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> zusammengefasst dargestellt<br />
<strong>und</strong> Handlungsansätze aufgezeigt. 171<br />
Abbildung 21:<br />
Handlungsfelder<br />
Gezielte <strong>An</strong>sprachen /<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Information / Beratung Kompetenzfeststellung <strong>An</strong>gebotsbereitstellung<br />
<strong>und</strong><br />
<strong>An</strong>gebotsgestaltung<br />
Statistik /<br />
Forschungsbedarf<br />
Handlungsfelder<br />
Flankierende<br />
<strong>An</strong>gebote /<br />
Weiterbildungsbegleitende<br />
Hilfen<br />
<strong>An</strong>erkennung /<br />
Bewertung<br />
ausländischer<br />
Berufsqualifikationen<br />
Prüfungszulassung /<br />
Prüfungsdurchführung<br />
Gestaltung sonstiger<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
F<strong>in</strong>anzielle Förderung<br />
Quelle: <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Letztlich ist es erforderlich, dass sich <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Regionen des<br />
Landes e<strong>in</strong>e aktive „Weiterbildungskultur“ entwickelt. 172<br />
5.1 Gezielte <strong>An</strong>sprachen / Öffentlichkeitsarbeit<br />
Um mehr erfolgreiche <strong>Nachqualifizierung</strong>en an- <strong>und</strong> ungelernter Personen zu erreichen,<br />
ist es zunächst wesentlich, dass diese die Notwendigkeit erkennen sich zu<br />
qualifizieren. Von den befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten werden e<strong>in</strong> teilweise fehlendes<br />
Problem- bzw. Chancenbewusstse<strong>in</strong> sowie unter anderem aufgr<strong>und</strong> von<br />
Gewohnheiten oder Bequemlichkeiten unterbleibende Qualifizierungen angemahnt.<br />
Damit bestätigen die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten den E<strong>in</strong>druck der befragten Bildungse<strong>in</strong>richtungen,<br />
dass es zum Teil an <strong>Nachqualifizierung</strong>s<strong>in</strong>teresse mangelt.<br />
Wünschenswert wären daher e<strong>in</strong>e stärkere Sensibilisierung der an- <strong>und</strong> ungelernten<br />
Personen <strong>und</strong> deren Motivierung, die Initiative zur Qualifizierung zu ergreifen. Zu<br />
diesem Zweck sollten gezielte <strong>An</strong>sprachen des <strong>in</strong> Frage kommenden Personenkreises<br />
erfolgen – beispielsweise über Interessensverbände (z. B. Frauen- oder Migrantenorganisationen),<br />
Branchenverbände, Arbeitgeber, Gewerkschaften <strong>und</strong> Betriebs-<br />
171 Die Ergebnisse <strong>und</strong> Empfehlungen resultieren aus der Situation zum Untersuchungszeitpunkt. Die Themen <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>An</strong>erkennung ausländischer Abschlüsse stehen derzeit stark im Fokus von Politik <strong>und</strong> Wissenschaft, woraus<br />
sich neue Initiativen <strong>und</strong> geänderte Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ergeben können.<br />
172 Derzeit müssten sich <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte für ihren Wunsch nach e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> teilweise sogar rechtfertigen,<br />
so e<strong>in</strong>er der befragten Experten. E<strong>in</strong>e nachhaltige Veränderung der gesellschaftlichen E<strong>in</strong>stellung wird diesbezüglich für<br />
notwendig erachtet.<br />
109
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
räte oder die für die Vermittlung <strong>in</strong> Arbeit bzw. die Gr<strong>und</strong>sicherung zuständigen Stellen,<br />
173 um die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten quasi „abzuholen“. Es empfiehlt sich, sowohl für<br />
die Chancen e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> zu werben als auch auf die möglichen negativen<br />
Folgen von Ausbildungslosigkeit h<strong>in</strong>zuweisen. E<strong>in</strong>e Beschränkung auf die <strong>An</strong>sprache<br />
jüngerer Personen dürfte dabei angesichts e<strong>in</strong>er voraussichtlichen Bedeutungszunahme<br />
älterer Personen im Erwerbsleben nur begrenzt s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, obgleich<br />
die wahrsche<strong>in</strong>lich längere Verbleibsdauer im Erwerbsleben Investitionen <strong>in</strong><br />
Bildung für jüngere Personen lohnender ersche<strong>in</strong>en lässt. Die Erfahrungen der Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten sowie die Auswertungen zur Förderstatistik der B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit <strong>und</strong> zur Berufsbildungsstatistik zeigen, dass zum<strong>in</strong>dest auch Personen<br />
mittleren Alters zum engeren Interessentenkreis für die Teilnahme an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> zu zählen s<strong>in</strong>d.<br />
Die befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten sehen außerdem erheblichen Handlungsbedarf<br />
dah<strong>in</strong>gehend, die Bekanntheit des Instruments der Externenprüfung zu steigern.<br />
Hierzu könnte e<strong>in</strong>e öffentlichkeitswirksame Kampagne beitragen, die der<br />
Verbreitung des Wissens über die möglichen Wege zur <strong>Nachqualifizierung</strong> dient.<br />
Wünschenswert wäre e<strong>in</strong>e konzertierte Aktion, die von den verschiedensten am<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess beteiligten Institutionen, Verbänden, Gewerkschaften<br />
<strong>und</strong> Interessensvertretern mitgetragen wird. Diese Kampagne kann bei entsprechender<br />
Ausgestaltung, wenn erfolgreiche Vorbilder aus den verschiedenen Bereichen<br />
<strong>und</strong> mit unterschiedlichem persönlichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> präsentiert werden, möglicherweise<br />
zugleich die Erkenntnis vermitteln, dass die <strong>Nachqualifizierung</strong> für die<br />
angesprochenen Personengruppen gr<strong>und</strong>sätzlich zu bewältigen ist <strong>und</strong> den teilnehmenden<br />
Personen Nutzen br<strong>in</strong>gen kann. 174 Auch die Unternehmen könnten im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er solchen Kampagne Kenntnis über die möglichen Wege zur <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
erhalten, auf die Vorteile e<strong>in</strong>er abschlussorientierten <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
der Beschäftigten gegenüber deren punktueller Schulung aufmerksam gemacht <strong>und</strong><br />
auf die hohe betriebliche Relevanz des Themas berufliche Weiterbildung h<strong>in</strong>gewiesen<br />
werden.<br />
5.2 Information / Beratung<br />
Im nächsten Schritt ist es von Bedeutung, dass die <strong>in</strong>teressierten Personen <strong>und</strong> Unternehmen<br />
umfassende Informationen <strong>und</strong> kompetente <strong>An</strong>sprechstellen zu Fragen<br />
der <strong>Nachqualifizierung</strong> – <strong>und</strong> auch der <strong>An</strong>erkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse<br />
– f<strong>in</strong>den. Information <strong>und</strong> Beratung s<strong>in</strong>d von den befragten Bil-<br />
173 Hierzu s<strong>in</strong>d unter Umständen auch Schulungen von Verantwortlichen, die diese <strong>An</strong>sprache von für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
potenziell <strong>in</strong> Fragen kommenden Personen vornehmen, erforderlich.<br />
174 Betriebsvertreter, die im Rahmen e<strong>in</strong>es Forschungsprojekts des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung zur abschlussbezogenen<br />
Qualifizierung <strong>in</strong> Betrieben <strong>in</strong>terviewt wurden, berichten, dass das Interesse Beschäftigter an betrieblich organisierten<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>en zunimmt, wenn Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen die Maßnahmen bereits erfolgreich abgeschlossen haben<br />
<strong>und</strong> Aufstiegsmöglichkeiten erfahrbar geworden s<strong>in</strong>d. Vgl. Gutschow, K. (2008), S. 10.<br />
110
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
dungse<strong>in</strong>richtungen als e<strong>in</strong> Feld mit starkem Handlungsbedarf identifiziert worden,<br />
<strong>und</strong> auch die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten sehen noch Ausbau- <strong>und</strong> Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
Im Fokus sollten dabei nach <strong>An</strong>sicht verschiedener Expert<strong>in</strong>nen bzw.<br />
Experten die Information <strong>und</strong> Beratung der <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten stehen. Die Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten erachten <strong>in</strong> vielen Fällen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Beratung <strong>und</strong> Begleitung<br />
während des gesamten Prozesses der <strong>Nachqualifizierung</strong> als hilfreich. Die an<strong>und</strong><br />
ungelernten Personen benötigen z. B. Hilfestellung bei der Entscheidung zur<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Beruf, transparente Informationen zu den<br />
Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e Prüfungszulassung, <strong>in</strong>dividuelle Hilfe bei der Feststellung<br />
vorhandener beruflichen Kompetenzen <strong>und</strong> daraus hervorgehender Defizite sowie<br />
der Suche nach passenden Qualifizierungsangeboten, 175 Beratung zur Fördermöglichkeiten,<br />
eventuell sozialpädagogische Begleitung im Verlauf der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
oder gegebenenfalls Unterstützung bei der Beantragung der <strong>An</strong>erkennung von<br />
im Ausland erworbenen Abschlüssen. <strong>An</strong> der Qualifizierung ihrer Belegschaft <strong>in</strong>teressierte<br />
Unternehmen fänden vergleichsweise leicht Zugang zu Informationen oder<br />
könnten sich – so e<strong>in</strong>e Expertenme<strong>in</strong>ung – eher kompetente Beratung <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
am Markt e<strong>in</strong>kaufen (z. B. h<strong>in</strong>sichtlich der Ermittlung des betrieblichen<br />
Qualifizierungsbedarfs, der Entwicklung passgenauer Qualifizierungsangebote oder<br />
der Beantragung von Fördergeldern). 176<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf die Beratungslandschaft s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutige Aufgabenzuordnungen <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Zusammenarbeit der verschiedenen beratenden sowie entscheidenden<br />
Stellen, an die sich <strong>in</strong>teressierte Personen wenden, wünschenswert. Viele der<br />
befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten erkennen diesbezüglich noch Optimierungsbedarf<br />
<strong>und</strong> weisen auf vorhandene Doppelstrukturen h<strong>in</strong>. Als besonders schwierig wird<br />
die Vielfalt an zuständigen <strong>An</strong>laufstellen für aus dem Ausland zugewanderte Personen<br />
empf<strong>und</strong>en. E<strong>in</strong>ige der befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten sehen es auch als<br />
kritisch an, dass die Betriebe mit e<strong>in</strong>er Vielzahl beratender E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Personen<br />
konfrontiert s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Festlegung der organisatorischen Zuständigkeiten <strong>und</strong><br />
deren Kommunikation gegenüber den Ratsuchenden würden diesen den Weg zur<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> erleichtern. Das bedeutet, dass die Transparenz des Beratungsangebots<br />
sowie der entscheidenden Institutionen für <strong>in</strong>teressierte <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte<br />
<strong>und</strong> auch Unternehmen möglichst erhöht werden sollte. Frustrationen von Ratsuchenden<br />
durch e<strong>in</strong>e langwierige Suche nach dem richtigen <strong>An</strong>sprechpartner oder<br />
widersprüchliche Aussagen von beratenden <strong>und</strong> entscheidenden E<strong>in</strong>richtungen<br />
bzw. Personen sollten vermieden werden.<br />
Inwieweit eigenständige E<strong>in</strong>richtungen speziell zur <strong>Nachqualifizierung</strong>sberatung nötig<br />
s<strong>in</strong>d, oder von welchen Akteuren diese Funktion zusätzlich zu sonstigen Aufga-<br />
175 Die vorhandenen Weiterbildungsdatenbanken s<strong>in</strong>d aus Sicht e<strong>in</strong>iger Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten oftmals nur unzureichend<br />
für e<strong>in</strong>e Recherche an- <strong>und</strong> ungelernter Personen zu (förderungsfähigen) <strong>Nachqualifizierung</strong>sangeboten geeignet.<br />
176 Dies dürfte je nach Unternehmen <strong>in</strong> unterschiedlichem Maße zutreffen.<br />
111
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
ben wahrgenommen werden könnte oder sollte, dar<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Experten unterschiedlicher Me<strong>in</strong>ung zu se<strong>in</strong>. Weitgehende E<strong>in</strong>igkeit besteht dah<strong>in</strong>gehend,<br />
dass ausreichend personelle Kapazitäten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e gezielte Schulung der<br />
Berater<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Berater benötigt werden, um den Aufgaben e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>sberatung<br />
lokal <strong>in</strong> sämtlichen Regionen des Landes, für die verschiedenen<br />
Branchen- <strong>und</strong> Berufsgruppen sowie im Umgang mit sehr heterogenen Personenkreisen<br />
gerecht werden zu können. Im H<strong>in</strong>blick auf die identifizierte Problemgruppe<br />
von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> sollte die <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz der Berater<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Berater sichergestellt werden. Unter Umständen ist für die Gruppe<br />
der aus dem Ausland zugewanderten Personen auch e<strong>in</strong>e (zusätzliche) Beratungsmöglichkeit<br />
zum Thema <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sonstige zentrale Service- <strong>und</strong><br />
Beratungse<strong>in</strong>richtung für diese Personen <strong>in</strong>tegriert zu erwägen.<br />
Zu prüfen wäre, <strong>in</strong>wiefern im Rahmen der <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> im Bereich der Qualifizierungsberatung<br />
vorhandenen Strukturen das Thema <strong>Nachqualifizierung</strong> besser verankert<br />
bzw. auf diesen Strukturen aufgebaut werden kann. Zu nennen s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />
die im Rahmen der regionalen Projekte zur Perspektive Berufsabschluss entwickelten<br />
Beratungskompetenzen <strong>und</strong> Netzwerke zum Thema <strong>Nachqualifizierung</strong>. Diesbezüglich<br />
ist die Frage zu klären, wie nach Auslaufen der Projektförderung diese<br />
Arbeit fortgeführt oder zum<strong>in</strong>dest verwertet werden kann. 177 E<strong>in</strong> anderes Beispiel<br />
s<strong>in</strong>d die Qualifizierungsberatungsstellen <strong>und</strong> -beauftragten des Landes <strong>Hessen</strong>. In<br />
dieser H<strong>in</strong>sicht stellt sich z. B. die Frage, ob deren personelle Ausstattung (dauerhaft)<br />
erweitert werden sollte, um umfänglich Aufgaben im Bereich der <strong>Nachqualifizierung</strong>sberatung<br />
wahrnehmen <strong>und</strong> den damit e<strong>in</strong>hergehenden <strong>An</strong>forderungen gerecht<br />
werden zu können. Insgesamt empfiehlt es sich, möglichst die gesamte Bandbreite<br />
der am <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess potenziell beteiligten Institutionen (z. B.<br />
für die Vermittlung <strong>in</strong> Arbeit zuständige Stellen, Kammern, Qualifizierungsberatungsstellen<br />
<strong>und</strong> -beauftragte des Landes, spezifische E<strong>in</strong>richtungen zur <strong>Nachqualifizierung</strong>sberatung<br />
oder andere beratend tätige Akteure) 178 e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den, wenn es<br />
darum geht, die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er verbesserten Gestaltung der (regionalen) Beratungslandschaft<br />
zu diskutieren, Kompetenzen <strong>und</strong> Zuständigkeiten zu klären bzw.<br />
zu vere<strong>in</strong>baren sowie die Vernetzung <strong>und</strong> Kooperation untere<strong>in</strong>ander voranzutreiben.<br />
Dies kann beispielsweise im Rahmen e<strong>in</strong>es (bzw. mehrerer regionaler)<br />
Workshops geschehen.<br />
Zu beachten ist, dass sich die Beratungsleistung <strong>in</strong> Bezug auf <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
oftmals schwer von anderen Beratungsbereichen trennen lässt. Die <strong>Nachqualifizierung</strong>sberatung<br />
sollte aber nicht zu e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Lebensberatung werden. So<br />
wäre zum Beispiel auch zu klären, wie im Rahmen der <strong>Nachqualifizierung</strong>sberatung<br />
177 Im Rahmen der geführten Gespräche wurden zum Teil Zweifel geäußert, <strong>in</strong>wiefern die derzeitigen Aufgaben nach Ende<br />
der Projektlaufzeit (voll umfänglich) weiter erfüllt werden können.<br />
178 Zur Vielfalt der Weiterbildungsberatung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> vgl. Imelli, B. u. Jaensch, K. (2010), S. 39ff.<br />
112
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
zu agieren ist, wenn e<strong>in</strong> Betreuungsbedarf von K<strong>in</strong>dern oder pflegebedürftigen <strong>An</strong>gehörigen<br />
festgestellt wird, um die Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme<br />
zu ermöglichen. Die Ergebnisse der Bildungsanbieterbefragung sowie die<br />
Expertengespräche haben bestätigt, dass die familiäre Situation e<strong>in</strong> Faktor ist, welcher<br />
die Teilnahme an e<strong>in</strong>er beruflichen <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme bzw. deren<br />
erfolgreichen Abschluss entscheidend bee<strong>in</strong>flusst. E<strong>in</strong>e breit angelegte Vernetzung<br />
bzw. Kooperationsvere<strong>in</strong>barungen mit verschiedenen anderen Akteuren <strong>und</strong> Beratungse<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>in</strong> der Region können vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> hilfreich se<strong>in</strong>.<br />
5.3 Kompetenzfeststellung<br />
Eng mit dem zuvor erläuterten Aspekt „Information / Beratung“ verknüpft ist die<br />
Kompetenzfeststellung. Diese dient im Vorfeld e<strong>in</strong>er etwaigen <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
(<strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>es „<strong>An</strong>passungslehrgangs“ für Zugewanderte) dazu, die bei e<strong>in</strong>em <strong>An</strong><strong>und</strong><br />
Ungelernten vorhandenen, häufig <strong>in</strong>formell erworbenen Kompetenzen sowie die<br />
zum möglichen Erwerb e<strong>in</strong>es Berufsabschlusses noch fehlenden Kompetenzen zu<br />
identifizieren. Sie bildet somit e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung, um die betreffenden<br />
Personen auf den bereits vorhandenen Kompetenzen aufbauend gezielt nachqualifizieren<br />
zu können, ihnen <strong>in</strong>dividuell passende Qualifizierungswege zu eröffnen bzw.<br />
im Rahmen der Beratung aufzuzeigen. Auf die Kompetenzfeststellung gestützt kann<br />
im Vorfeld e<strong>in</strong>er Qualifizierungsmaßnahme geprüft werden, ob die <strong>in</strong>dividuellen Voraussetzungen<br />
der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer zusammen mit den geplanten<br />
Maßnahmen z. B. e<strong>in</strong>e Prüfungszulassung nach der Externenregelung (oder die<br />
<strong>An</strong>erkennung e<strong>in</strong>es im Ausland erworbenen Berufsabschlusses) ermöglichen.<br />
Die Expertengespräche haben aufgezeigt, dass zur E<strong>in</strong>schätzung der <strong>in</strong>dividuellen<br />
Kompetenzen bzw. zur Profilermittlung neben formalen Nachweisen beispielsweise<br />
Selbstauskünfte, Arbeitsproben oder Tests e<strong>in</strong>gesetzt werden. Problematisch sei,<br />
dass die gr<strong>und</strong>sätzlich verfügbaren Konzepte zur Kompetenzfeststellung von den<br />
verschiedenen Stellen nicht durchgängig genutzt werden bzw. une<strong>in</strong>heitlich <strong>An</strong>wendung<br />
f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e Schwierigkeit besteht zudem dar<strong>in</strong>, dass die E<strong>in</strong>richtungen, die<br />
berufsbezogene Kompetenzfeststellungen durchführen, über e<strong>in</strong> hohes Maß an<br />
Fachwissen verfügen müssen, wobei aber z. B. die Vertreter der Kammern die Kompetenzfeststellung<br />
im Vorfeld e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> nicht unbed<strong>in</strong>gt als ihre Aufgabe<br />
verstehen. 179 Wesentlich wäre es, die Kompetenzfeststellung so zu gestalten,<br />
dass die festgestellten Kompetenzen <strong>und</strong> Kompetenzlücken für alle am <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess<br />
beteiligten Institutionen (z. B. Bildungsanbieter, engagierter Betrieb,<br />
für die Prüfungszulassung oder die <strong>An</strong>erkennung zuständige Stelle, für die<br />
179 Die Planungen zum <strong>An</strong>erkennungsgesetz sehen vor, allen zugewanderten Personen e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch auf e<strong>in</strong> <strong>An</strong>erkennungsverfahren<br />
bei den für e<strong>in</strong>en Beruf zuständigen Stellen e<strong>in</strong>zuräumen. In diesem Verfahren sollen auch die<br />
Kompetenzen festgestellt werden. Kritisch gesehen werden kann dies <strong>in</strong>sofern, als andere Personen e<strong>in</strong>en derartigen<br />
<strong>An</strong>spruch auf e<strong>in</strong>e Kompetenzfeststellung bislang nicht haben.<br />
113
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Förderung der Teilnahme an der Qualifizierungsmaßnahme relevante Stelle oder<br />
die <strong>in</strong> Arbeit vermittelnde Organisation) h<strong>in</strong>reichend dokumentiert, möglichst besche<strong>in</strong>igt<br />
<strong>und</strong> von allen am <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess beteiligten Institutionen auch<br />
akzeptiert werden. In diesem Kontext zu klärende Fragestellungen beziehen sich<br />
beispielsweise auf die Zuständigkeit sowie die methodischen <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlichen (M<strong>in</strong>dest-)<strong>An</strong>forderungen,<br />
denen das Kompetenzfeststellungsverfahren – bei gleichzeitig<br />
vertretbarem Aufwand – genügen soll. Zu erwägen wäre, regionale Vere<strong>in</strong>barungen<br />
<strong>und</strong> Kooperationen zur Kompetenzfeststellung anzuregen <strong>und</strong> die <strong>An</strong>wendung geeigneter<br />
Verfahren zu unterstützen.<br />
5.4 <strong>An</strong>gebotsbereitstellung<br />
Die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten weisen unterschiedliche Kompetenzen <strong>und</strong> daher unterschiedliche<br />
Qualifizierungsbedarfe auf. Nur für e<strong>in</strong>en Teil kommt e<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong> autodidaktische<br />
Vorbereitung auf die Prüfung <strong>in</strong> Frage. 180 Die autodidaktische Vorbereitung<br />
auf e<strong>in</strong>e Externenprüfung ersche<strong>in</strong>t vielen <strong>Nachqualifizierung</strong>s<strong>in</strong>teressent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> -<strong>in</strong>teressenten laut befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten schwierig. Vielfach s<strong>in</strong>d<br />
die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten – darunter <strong>in</strong>sbesondere Personen mit ger<strong>in</strong>ger Berufserfahrung<br />
– auf Lehrgänge angewiesen, <strong>in</strong> denen die notwendigen beruflichen Kompetenzen<br />
vermittelt werden.<br />
Das regionale <strong>An</strong>gebot an Lehrgängen wird von den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten vielfach<br />
als unzureichend empf<strong>und</strong>en, um den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen aller Personen,<br />
die sich für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong>teressieren, oder auch bestimmten Branchenbedürfnissen<br />
tatsächlich gerecht zu werden. Allerd<strong>in</strong>gs weisen die Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten auch nachdrücklich darauf h<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e ausreichend große Nachfrage<br />
nach Maßnahmen, die zur <strong>Nachqualifizierung</strong> im e<strong>in</strong>em bestimmten Beruf beitragen,<br />
benötigt wird, damit e<strong>in</strong> Bildungsträger e<strong>in</strong>e Maßnahme wirtschaftlich effizient<br />
entwickeln <strong>und</strong> durchführen kann <strong>und</strong> die Maßnahmen zugleich für die Teilnahme<strong>in</strong>teressent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> -<strong>in</strong>teressenten f<strong>in</strong>anzierbar bleiben. 181 Die Sensibilisierung potenzieller<br />
Nachfrager<strong>in</strong>nen bzw. Nachfrager, die Erleichterung von deren Entscheidung<br />
für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>und</strong> die <strong>An</strong>gebotsentwicklung zur Befriedigung der<br />
Nachfrage im <strong>Nachqualifizierung</strong>sbereich müssen daher Hand <strong>in</strong> Hand gehen.<br />
Die Vernetzung der verschiedenen Akteure <strong>und</strong> deren regelmäßiger Austausch zum<br />
unausgeschöpften Potenzial der erwerbsfähigen Personen sowie zur Arbeitskräfte-<br />
180 Sie kommt zumeist primär bei Defiziten im Bereich theoretischer Kenntnisse <strong>in</strong> Betracht.<br />
181 Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d auch Hürden wie das Fehlen e<strong>in</strong>es Schulabschlusses oder Vorpraktikums auf den Prüfstand<br />
zu stellen, die den Zugang zu e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong> erschweren. Diesbezüglich s<strong>in</strong>d die zuständigen Stellen wie<br />
Kammern <strong>und</strong> Land gefordert zu diskutieren, ob nicht e<strong>in</strong>e Kompensation bzw. e<strong>in</strong>e Ersetzung solcher Voraussetzungen<br />
durch berufliche Erfahrung möglich wäre. Die Nachfrage nach <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen sollte nur <strong>in</strong> den nötigsten<br />
Fällen dadurch e<strong>in</strong>geschränkt werden, dass die geforderten Voraussetzungen e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> verlängern <strong>und</strong> die<br />
Opportunitätskosten der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer erhöhen.<br />
114
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
nachfrage durch die Unternehmen können zu e<strong>in</strong>er funktionierenden Koord<strong>in</strong>ation<br />
von <strong>An</strong>gebot <strong>und</strong> Nachfrage an <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region<br />
beitragen. So dürften z. B. die für die Vermittlung <strong>in</strong> Arbeit zuständigen Stellen <strong>und</strong><br />
die <strong>Nachqualifizierung</strong>sberatungsstellen Aufschlüsse darüber geben können, wie<br />
sich die für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> Frage kommenden Personen zusammensetzen,<br />
<strong>und</strong> welche Voraussetzungen diese mitbr<strong>in</strong>gen. Die Fachverbände, Kammern<br />
<strong>und</strong> Arbeitgeber wiederum dürften beispielsweise Informationen darüber beisteuern<br />
können, welche Berufe aktuell bzw. <strong>in</strong> absehbarer Zukunft von den Unternehmen<br />
nachgefragt werden. 182 Auf die <strong>An</strong>gaben zum Fachkräftebedarf gestützt können<br />
dann wiederum die Bildungse<strong>in</strong>richtungen für die Region <strong>und</strong> deren Wirtschaftsstruktur<br />
passende (Gruppen-)<strong>An</strong>gebote entwickeln <strong>und</strong> die beratend tätigen Institutionen<br />
Empfehlungen zur Berufswahl geben. Die beratend tätigen Institutionen können<br />
auch e<strong>in</strong>zelne Interessensbek<strong>und</strong>ungen zur <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Beruf sammeln <strong>und</strong> diese – mit dem Ziel, e<strong>in</strong> passendes Qualifizierungsangebot<br />
anzustoßen – den Netzwerkpartnern gegenüber kommunizieren. Möglicherweise<br />
können für e<strong>in</strong>zelne Interessent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Interessenten auf diesem Wege<br />
auch Betriebe gef<strong>und</strong>en werden, <strong>in</strong> denen sie praktische Erfahrungen sammeln<br />
können. Es empfiehlt sich daher, die Errichtung <strong>und</strong> den Aufbau regionaler Netzwerke<br />
– auch über die bisherigen regionalen Projekte beispielsweise der Perspektive<br />
Berufsabschluss h<strong>in</strong>aus – anzustoßen <strong>und</strong> deren Entwicklung zu begleiten bzw.<br />
zum<strong>in</strong>dest regionale „Arbeitsmarktgespräche“ zu diesem Thema zu implementieren.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus stellt die gezielte Förderung von <strong>in</strong>novativen Vorhaben bzw. der<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung von Bildungsprodukten im Bereich der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
e<strong>in</strong>e Option dar, um Bildungse<strong>in</strong>richtungen die Bereitstellung e<strong>in</strong>es <strong>An</strong>gebots<br />
bei (noch) ger<strong>in</strong>ger Nachfrage zu erleichtern. Auch die Fachverbände s<strong>in</strong>d gefordert,<br />
sich für die Schaffung passender Qualifizierungsangebote e<strong>in</strong>zusetzen, bei deren<br />
Entwicklung gegebenenfalls mit regionalen Bildungse<strong>in</strong>richtungen zusammenzuarbeiten<br />
<strong>und</strong> die Lehrgänge <strong>in</strong>nerhalb der Branche zu bewerben.<br />
Um die Kosten der Maßnahmenentwicklung <strong>und</strong> -durchführung zu begrenzen, empfiehlt<br />
es sich für die Bildungse<strong>in</strong>richtungen im Übrigen, die Lern<strong>in</strong>halte zu verschiedenen<br />
Berufen – soweit s<strong>in</strong>nvoll möglich – zusammenzufassen <strong>und</strong> die sich <strong>in</strong> diesen<br />
Berufen nachqualifizierenden Personen teilweise geme<strong>in</strong>sam zu unterrichten, 183<br />
die Maßnahmen zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Teilen zu standardisieren <strong>und</strong> sich an erfolgreiche<br />
182 Prognostische Aussagen zum Bedarf an qualifizierten Kräften für die Zeit nach dem Durchlaufen e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs mit Unsicherheiten behaftet. Dies betrifft <strong>in</strong>sbesondere Bereiche, bei denen die Fachkräftenachfrage primär<br />
von der wirtschaftlichen oder technologischen Entwicklung abhängt <strong>und</strong> weniger durch politische Vorgaben (z. B. e<strong>in</strong>e<br />
Fachkräftequote) geregelt ist. Die Zusammenarbeit mit Verbänden <strong>und</strong> Kammern wird auch als wesentlich erachtet,<br />
um Zugang zu Betrieben zu erhalten.<br />
183 Die übrigen Lern<strong>in</strong>halte müssen gegebenenfalls getrennt unterrichtet oder aber selbständig erlernt werden.<br />
115
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Good-Practice-Beispiele oder auch entwickelte Beispielbauste<strong>in</strong>e anzulehnen. 184<br />
E<strong>in</strong> (vermehrter) Erfahrungsaustausch der Bildungsträger untere<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> die öffentlich<br />
zugängliche Dokumentation von Good-Practice-Beispielen gehören daher<br />
auch zu den Bereichen, für welche die im Rahmen dieser Untersuchung befragten<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen Handlungsbedarf erkennen. 185 Für <strong>Hessen</strong> könnte möglicherweise<br />
der Vere<strong>in</strong> Weiterbildung <strong>Hessen</strong> e. V. mit se<strong>in</strong>en Kontakten zu zahlreichen<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen beitragen, e<strong>in</strong>en (verstärkten) Erfahrungsaustausch im<br />
H<strong>in</strong>blick auf die <strong>Nachqualifizierung</strong>sangebote zu <strong>in</strong>itiieren.<br />
Die Expertengespräche haben zudem deutlich gemacht, dass die Kosten <strong>und</strong> die<br />
Dauer e<strong>in</strong>er Zertifizierung, die für die Förderfähigkeit der Maßnahmenteilnahme entscheidend<br />
ist, das <strong>Nachqualifizierung</strong>sangebot bee<strong>in</strong>trächtigen. Dadurch ist die<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er Maßnahme erst bei e<strong>in</strong>er höheren M<strong>in</strong>destanzahl an Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Teilnehmern wirtschaftlich. Die AZWV-Zertifizierung beispielsweise, die<br />
b<strong>und</strong>esweit die Zulassung von Trägern <strong>und</strong> Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung<br />
nach dem Sozialgesetzbuch III regelt <strong>und</strong> der Qualitätssicherung dienen soll,<br />
ist für die Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit erheblichen Kosten sowie Aufwand verb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>sgesamt nicht unumstritten. Um e<strong>in</strong>e Erhöhung des <strong>An</strong>gebots an <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
zu erreichen, ersche<strong>in</strong>t daher auch e<strong>in</strong>e Überprüfung dieses<br />
Verfahrens bzw. der Bed<strong>in</strong>gungen für die Förderfähigkeit zweckmäßig.<br />
In E<strong>in</strong>zelfällen, <strong>in</strong> denen die Nachfrage nicht ausreicht, damit e<strong>in</strong> Bildungsträger e<strong>in</strong>e<br />
Maßnahme wirtschaftlich effizient anbieten kann <strong>und</strong> diese Maßnahme für die <strong>in</strong>teressierte<br />
Person f<strong>in</strong>anzierbar bleibt, mag es schließlich s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, nach Alternativen<br />
zu suchen. Solche Fälle wurden bereits gelöst, <strong>in</strong>dem der betreffenden Person<br />
– sofern term<strong>in</strong>lich machbar – e<strong>in</strong>e Teilnahme am Unterricht der „regulär“ Auszubildenden<br />
(z. B. an e<strong>in</strong>er Berufsschule) ermöglicht wurde. Die Expertengespräche haben<br />
jedoch gezeigt, dass e<strong>in</strong>e erfolgreiche <strong>Nachqualifizierung</strong> bei e<strong>in</strong>er derartigen<br />
Lösung bisweilen relativ schwierig se<strong>in</strong> kann.<br />
5.5 <strong>An</strong>gebotsgestaltung<br />
Das <strong>An</strong>gebot an Lernmaterialien <strong>und</strong> Lehrgängen sollte den <strong>in</strong>haltlichen Bedürfnissen<br />
sowie den jeweiligen Vorkenntnissen <strong>und</strong> Lernfähigkeiten der Interessent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Interessenten entsprechend gestaltet oder begleitet se<strong>in</strong>. Die meisten befragten<br />
184 Die kostenbezogenen Vorteile e<strong>in</strong>es teilweise geme<strong>in</strong>samen Unterricht bzw. e<strong>in</strong>er Standardisierung von Teilen der Maßnahmen<br />
s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs gegenüber der Notwendigkeit e<strong>in</strong>es möglichst <strong>in</strong>dividuell auf die Bedürfnisse der heterogenen<br />
Gruppe der Teilnahme<strong>in</strong>teressent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -<strong>in</strong>teressenten zugeschnittenen <strong>An</strong>gebots, um e<strong>in</strong>en erfolgreichen Abschluss<br />
der <strong>Nachqualifizierung</strong>en zu ermöglichen, abzuwägen.<br />
185 Das vom B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung herausgegebene Internet-<strong>An</strong>gebot "Good Practice Center zur Förderung von<br />
Benachteiligten <strong>in</strong> der Berufsbildung" (GPC) bietet beispielweise e<strong>in</strong>ige Good-Practice-Lösungen, deckt aber nach den<br />
vorliegenden Befragungsergebnissen entweder nicht den vollständigen Bedarf an Erfahrungsaustausch bzw. erfolgreichen<br />
Beispielen oder ist unzureichend bekannt. Vgl. http://www.good-practice.de, Stand: November 2010.<br />
116
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten erkennen die Vorteile e<strong>in</strong>er modularen Gestaltung von<br />
Lehrgängen, die über e<strong>in</strong>e kurzfristige Prüfungsvorbereitung h<strong>in</strong>ausgehen. Sie erklären<br />
zum Teil aber auch, dass die Modularisierung nicht das Berufspr<strong>in</strong>zip gefährden<br />
bzw. das klassische duale System der beruflichen Ausbildung beschädigen dürfe,<br />
nur bei Problemgruppen des Arbeitsmarktes erwogen werden sollte <strong>und</strong> zum Teil<br />
die rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen für die Verwendung von Bauste<strong>in</strong>en fehlen. Die Industrie-<br />
<strong>und</strong> Handelskammern sowie Handwerkskammern <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> sprechen sich für<br />
betriebliche Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e aus, da sie e<strong>in</strong>er Berufsausübung ohne e<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>imum an praktischer Erfahrung skeptisch gegenüberstehen. Die – bislang wenig<br />
erprobte – Eignung von Ausbildungsbauste<strong>in</strong>en für die <strong>Nachqualifizierung</strong> wird eher<br />
kritisch gesehen. Die Ausbildungsbauste<strong>in</strong>e seien nur für wenige Berufe verfügbar,<br />
zu <strong>in</strong>flexibel, um den <strong>in</strong>dividuell vorhandenen Kompetenzen gerecht zu werden, <strong>und</strong><br />
dauerten zu lange. Zudem werde die praktische Bildungsarbeit im Betrieb <strong>in</strong> den<br />
Vorgaben nicht h<strong>in</strong>reichend berücksichtigt. Im Rahmen des bestehenden Systems<br />
ist die Akzeptanz der Bauste<strong>in</strong>e durch die zuständigen Stellen für die Prüfungszulassung<br />
wesentlich.<br />
Das <strong>An</strong>gebot an modular gestalteten Lehrgängen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> sei – so die befragten<br />
Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten – noch sehr begrenzt. Bisweilen seien die als modular<br />
bezeichneten <strong>An</strong>gebote der Bildungse<strong>in</strong>richtungen auch nicht unbed<strong>in</strong>gt immer flexibel<br />
<strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, dass die Bauste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> freier Reihenfolge absolviert oder der<br />
Lernprozess nach e<strong>in</strong>em Bauste<strong>in</strong> unterbrochen <strong>und</strong> später problemlos fortgesetzt<br />
werden könnte. 186 Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destteilnehmerzahl<br />
benötigt wird, um die Bauste<strong>in</strong>e derart flexibel e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf die <strong>An</strong>gebotsgestaltung ersche<strong>in</strong>t es wichtig sicherzustellen, dass<br />
die <strong>An</strong>gebote mit den zuständigen Stellen für die Prüfungszulassung (oder die <strong>An</strong>erkennung<br />
e<strong>in</strong>es im Ausland erworbenen Berufsabschlusses) im Vorfeld abgestimmt<br />
s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> nach der Schließung von Kompetenzlücken die Prüfungsteilnahme<br />
(bzw. e<strong>in</strong>e <strong>An</strong>erkennung) ermöglichen. Weiterh<strong>in</strong> ist von Vorteil, wenn die Maßnahmen<br />
bzw. die e<strong>in</strong>zelnen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e den Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e geförderte<br />
Teilnahme genügen, umfassend dokumentiert s<strong>in</strong>d, eventuell durch e<strong>in</strong><br />
(Modul-)Zertifikat oder Ähnliches nach außen h<strong>in</strong> besche<strong>in</strong>igt werden <strong>und</strong> im Fall e<strong>in</strong>er<br />
modularen Gestaltung möglichst gezielt durch weitere Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e<br />
auch anderer Bildungsanbieter ergänzt werden können. E<strong>in</strong>e solche <strong>An</strong>gebotsgestaltung<br />
erfordert die Zusammenarbeit von Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> zuständigen<br />
Stellen. Diesbezüglich könnte e<strong>in</strong>e Prüfung s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, ob sich die Ab-<br />
186 Derartige Aussagen dürften sich nicht nur auf nach BBiG <strong>und</strong> HwO geregelte Berufe beziehen, sondern beispielsweise<br />
auch für Berufe, <strong>in</strong> denen schulisch nach Landesrecht ausgebildet wird, gelten. Derzeit wird z. B. im Bereich der Erzieherausbildung<br />
an den hessischen Standorten im Rahmen des Projektes Perspektive Berufsabschluss der Frage nachgegangen,<br />
ob <strong>und</strong> gegebenenfalls wie die Reihenfolge der zu absolvierenden Qualifizierungsabschnitte bzw. Module variabler<br />
gestaltet werden kann.<br />
117
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
stimmungsprozesse zwischen Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> zuständigen Stellen erleichtern<br />
oder beschleunigen lassen (beispielsweise durch konkrete <strong>und</strong> <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit den verschiedenen am <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess beteiligten Akteuren<br />
entwickelte Leitfäden für die Bildungsanbieter 187 oder durch die Entwicklung für<br />
<strong>Hessen</strong> geeigneter Beispielbauste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> deren öffentlich zugängliche Dokumentation).<br />
Von e<strong>in</strong>zelnen Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten festgestellte Schwierigkeiten, sich<br />
mittels von Bauste<strong>in</strong>en verschiedener Bildungsanbieter zu qualifizieren, weisen zudem<br />
auf e<strong>in</strong>en Diskussionsbedarf h<strong>in</strong>, ob (weitere) Vorgaben zur modularen Gliederung<br />
für die e<strong>in</strong>zelnen Berufe s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong> können. 188<br />
Der Vorteil praktischer Bildungsarbeit <strong>in</strong> geeigneten Betrieben 189 wird nicht bestritten<br />
<strong>und</strong> besonders von den Kammern <strong>und</strong> der Arbeitgeberseite hervorgehoben. Die<br />
praxisbezogenen beruflichen Erfahrungen, welche <strong>in</strong> den Betrieben vermittelt werden,<br />
s<strong>in</strong>d – im Unterschied zu berufstheoretischem Wissen oder Allgeme<strong>in</strong>bildung –<br />
anderweitig kaum zu erlangen. In der dualen Erstausbildung wird e<strong>in</strong>e praxisnahe<br />
Ausbildung durch das Zusammenwirken von Qualifizierung im Betrieb <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />
Berufsschule erreicht. <strong>An</strong>alog hierzu wird auch <strong>in</strong> der <strong>Nachqualifizierung</strong> – beispielsweise<br />
durch das Forschungs<strong>in</strong>stitut Betriebliche Bildung <strong>und</strong> durch das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut<br />
für Berufsbildung – e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von Lernen im Betrieb <strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>em<br />
Bildungsträger empfohlen, was auch zu e<strong>in</strong>er am Arbeitsmarkt verwertbaren<br />
Qualifizierung beitragen dürfte. H<strong>in</strong>zu kommt im H<strong>in</strong>blick auf das <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehen,<br />
dass arbeitsplatznahes bzw. arbeits<strong>in</strong>tegriertes Lernen lernungewohnten<br />
Personen – wie sie Teil der Zielgruppe von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
s<strong>in</strong>d – den Lernprozess möglicherweise erleichtert, da eher abstraktes Wissen<br />
mit konkreten Arbeitssituationen <strong>und</strong> beruflichen Erfahrungen verknüpft wird. 190 Insofern<br />
ist der beachtliche <strong>An</strong>teil von Bildungse<strong>in</strong>richtungen, die im Rahmen der<br />
durchgeführten Erhebung angegeben haben, bei der Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung<br />
von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen mit Unternehmen bzw. Betrieben zusammenzuarbeiten,<br />
erfreulich. E<strong>in</strong> weiterer Ausbau der Zusammenarbeit von Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>und</strong> Betrieben wäre begrüßenswert.<br />
Die Gespräche mit den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten haben gezeigt, dass es vielfach<br />
e<strong>in</strong>e Herausforderung darstellt, Betriebe der Privatwirtschaft als Partner für e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme zu gew<strong>in</strong>nen, selbst wenn es um die eigene Belegschaft<br />
geht. Gezielte <strong>An</strong>sprachen von Unternehmen <strong>und</strong> Überzeugungsarbeit s<strong>in</strong>d<br />
erforderlich, solange diese nicht von selbst e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong>snotwendigkeit<br />
187 Die hessischen Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern sowie Handwerkskammern haben <strong>in</strong> ihrer Vere<strong>in</strong>barung zur Strukturierung<br />
von Lernprozessen mit betrieblichen Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en bereits erste Vorstellungen für die Zusammenarbeit<br />
zwischen Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Kammern formuliert.<br />
188 Die Möglichkeiten zur Standardisierung s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs aufgr<strong>und</strong> der Heterogenität der Zielgruppe begrenzt.<br />
189 Es kann sich auch um e<strong>in</strong>en Verb<strong>und</strong> von Betrieben bzw. Unternehmen handeln.<br />
190 Vgl. Dauser, D. u. a. (2010), S. 10.<br />
118
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
erkennen. 191 Darüber h<strong>in</strong>aus mag es helfen, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen so zu gestalten,<br />
dass den Unternehmen e<strong>in</strong>e Unterstützung von Qualifizierungen erleichtert wird<br />
– wie dies beispielsweise im Fall e<strong>in</strong>es Arbeitsentgeltzuschusses für den Arbeitgeber<br />
bei Freistellung e<strong>in</strong>es Beschäftigten geschieht. Weiterh<strong>in</strong> dürfte das Engagement<br />
der Unternehmen auch davon abhängen, <strong>in</strong>wieweit die Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmer bereit s<strong>in</strong>d, sich selbst zu engagieren <strong>und</strong> für die Beteiligung an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme z. B. auf Freizeit zu verzichten. Schließlich dürften<br />
auch e<strong>in</strong>e möglichst starke Ausrichtung der Maßnahmen<strong>in</strong>halte an den Bedürfnissen<br />
des Betriebs bzw. der Arbeitsstelle, e<strong>in</strong> flexibler Aufbau (z. B. im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
Modularisierung oder h<strong>in</strong>sichtlich der term<strong>in</strong>lichen Gestaltung) sowie zusätzliche<br />
Dienstleistungsangebote der Bildungse<strong>in</strong>richtungen (z. B. h<strong>in</strong>sichtlich der Ermittlung<br />
des betrieblichen Qualifizierungsbedarfs oder der Beratung zu Fördermöglichkeiten)<br />
vielen Unternehmen entgegenkommen.<br />
Die praktische Bildungsarbeit im Betrieb kann aber nicht für alle an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
<strong>in</strong>teressierten Personen bei ihrem Arbeitgeber stattf<strong>in</strong>den. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere<br />
im Fall der zahlreichen arbeitslosen <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten, die zunächst <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> Beschäftigungsverhältnis gebracht werden müssten, oder bei sehr kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />
spezialisierten Unternehmen, denen die entsprechenden betrieblichen Möglichkeiten<br />
fehlen. Es ist anzunehmen, dass privatwirtschaftliche Unternehmen längere<br />
Praktika betriebsfremder Personen oder geförderte E<strong>in</strong>stellungen <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong><br />
für die Dauer der <strong>Nachqualifizierung</strong> zumeist nur bei sehr hohem Fachkräftebedarf<br />
<strong>in</strong> Erwägung ziehen dürften. Zum Teil mag es möglich se<strong>in</strong>, mit Unterstützung<br />
der Fachverbände branchenspezifische Lösungen wie die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Schulungsbetriebs<br />
(möglicherweise <strong>in</strong> Kooperation mit e<strong>in</strong>em Bildungsträger) zu realisieren.<br />
192 Generell sollte die (verstärkte) Nutzung überbetrieblicher Berufsbildungsstätten<br />
193 für praktische Bildungsarbeit im Rahmen von <strong>Nachqualifizierung</strong>en diskutiert<br />
werden. Projekte wie der Frankfurter Weg, bei denen die Qualifizierungen arbeitsloser<br />
<strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> zum geme<strong>in</strong>nützigen Bildungsanbieter Werkstatt Frankfurt<br />
gehörenden Betrieben stattf<strong>in</strong>den, so dass die teilnehmenden Personen praktische<br />
Berufserfahrungen sammeln können, s<strong>in</strong>d auf ihren Modellcharakter für die<br />
<strong>An</strong>gebotsgestaltung <strong>in</strong> anderen Regionen zu prüfen. 194<br />
191 Bei Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> können die Unternehmen auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass mit<br />
e<strong>in</strong>er erfolgreichen <strong>Nachqualifizierung</strong> Vorzüge wie „Vielsprachigkeit“ <strong>und</strong> „<strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz“ dieser Personen<br />
möglicherweise besser nutzbar gemacht werden.<br />
192 Allerd<strong>in</strong>gs dürften sich solche Lösungen nicht <strong>in</strong> allen Regionen realisieren lassen. Für e<strong>in</strong>en erheblichen Teil der nachzuqualifizierenden<br />
Personen kommen aber nur regionale Maßnahmen <strong>in</strong> Betracht, z. B. aufgr<strong>und</strong> ihres familiären H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>s.<br />
193 Diese dienen <strong>in</strong>sbesondere im Handwerksbereich dazu, die betriebliche Ausbildung durch kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittlere Betriebe zu<br />
ergänzen.<br />
194 Bislang f<strong>in</strong>den am Frankfurter Weg orientierte Konzepte z. B. <strong>in</strong> Gießen <strong>und</strong> im Wetteraukreis <strong>An</strong>wendung.<br />
119
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Die <strong>Nachqualifizierung</strong> sollte bei unterschiedlicher Situation der betreffenden Personen<br />
von den f<strong>in</strong>anziellen Kosten (z. B. Teilnehmerbeitrag für e<strong>in</strong>en Lehrgang, Fahrtkosten,<br />
Materialkosten, Prüfungsgebühr) ebenso wie vom zeitlichen Aufwand her zu<br />
bewältigen se<strong>in</strong>. Auch dies ist bei der Maßnahmengestaltung zu beachten. So hängt<br />
die Förderfähigkeit der Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme <strong>und</strong> damit<br />
deren F<strong>in</strong>anzierbarkeit durch die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer auch von der<br />
Zertifizierung dieser Maßnahme ab, z. B. nach der <strong>An</strong>erkennungs- <strong>und</strong> Zulassungsverordnung<br />
Weiterbildung. Bei der <strong>An</strong>gebotsgestaltung ist seitens der Bildungsanbieter<br />
auf die Erfüllung der Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e solche Zertifizierung zu achten, da<br />
die F<strong>in</strong>anzierung als wesentliches Hemmnis für das <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehen<br />
identifiziert werden konnte.<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf die Durchführungsform der Lehrgänge hat die Erhebung bei den Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
gezeigt, dass abschlussorientierte Qualifizierungsmöglichkeiten<br />
derzeit überwiegend <strong>in</strong> Vollzeitform angeboten werden, was erwerbstätigen Interessent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Interessenten 195 e<strong>in</strong>e Teilnahme <strong>in</strong> der Regel erschweren bzw. auch<br />
aus Sicht der Unternehmen problematisch se<strong>in</strong> dürfte. Auch die befragten Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten weisen auf e<strong>in</strong> eher ger<strong>in</strong>ges <strong>An</strong>gebot <strong>in</strong> Form von Abend- <strong>und</strong><br />
Wochenendveranstaltungen, Fernunterricht, E-Learn<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> Selbstlernzentren oder<br />
Ähnlichem h<strong>in</strong>. Dabei könnten Fernunterricht oder E-Learn<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Option darstellen,<br />
um zum<strong>in</strong>dest für die theoretischen Lern<strong>in</strong>halte – jenseits e<strong>in</strong>es regionalen E<strong>in</strong>zugsbereichs<br />
– genügend Teilnahme<strong>in</strong>teressent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -<strong>in</strong>teressenten für e<strong>in</strong>e<br />
Maßnahme zu erreichen. Die Durchführungsformen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs auch mit bestimmten<br />
Vor- <strong>und</strong> Nachteilen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dürften daher für verschiedene Teilnahme<strong>in</strong>teressent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> -<strong>in</strong>teressenten, z. B. je Selbstlernfähigkeit oder Kompetenz<br />
im Umgang mit elektronischen Medien, unterschiedlich geeignet se<strong>in</strong>. Die verschiedenen<br />
Möglichkeiten im Bereich selbstgesteuerten Lernens s<strong>in</strong>d auf ihre Eignung<br />
für die Zielgruppe zu prüfen.<br />
5.6 Flankierende <strong>An</strong>gebote / Weiterbildungsbegleitende Hilfen<br />
E<strong>in</strong> Ergebnis der im Rahmen der Untersuchung geführten Expertengespräche ist,<br />
dass die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten aufgr<strong>und</strong> ihrer jeweiligen Situation teilweise e<strong>in</strong>e Art<br />
von Lernbegleitung benötigen, um sich erfolgreich nachzuqualifizieren. Zudem ist<br />
problematisch, dass der an e<strong>in</strong>em Lehrgang teilnehmende Personenkreis oft sehr<br />
heterogen zusammengesetzt s<strong>in</strong>d. Als flankierende <strong>An</strong>gebote kommen Stützunterricht<br />
bei auftretenden Lernschwierigkeiten oder die sozialpädagogische Begleitung<br />
e<strong>in</strong>zelner Personen <strong>in</strong> Betracht. 196 Neben Sprach-, Mathematik-, Computerunterricht<br />
oder Ähnlichem dürften das <strong>in</strong>dividuelle Coach<strong>in</strong>g oder e<strong>in</strong> Mentor<strong>in</strong>g von <strong>Nachqualifizierung</strong>steilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> -teilnehmern, aber auch sich wechselseitig unter-<br />
195 Absolut gesehen ist die überwiegende Mehrheit der Erwerbspersonen von 20 bis unter 60 Jahren erwerbstätig.<br />
196 Vgl. Dauser, D. u. a. (2010), S. 12.<br />
120
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
stützende Lerngruppen flankierende <strong>An</strong>gebote se<strong>in</strong>, welche die Erfolgschancen e<strong>in</strong>er<br />
(mittel- bis langfristigen) <strong>Nachqualifizierung</strong> verbessern helfen. Es ist anzunehmen,<br />
dass die teilnehmenden Personen <strong>in</strong> ihrer Motivation <strong>und</strong> ihrem Selbstvertrauen<br />
gestärkt werden können, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> Austausch untere<strong>in</strong>ander bzw. mit erfolgreichen<br />
Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen, die selber bereits Erfahrungen mit den zu<br />
lösenden Schwierigkeiten <strong>und</strong> den sich eröffnenden Chancen gemacht haben, ermöglicht<br />
wird – beispielsweise im Rahmen e<strong>in</strong>es Mentor<strong>in</strong>g-<strong>An</strong>satzes oder von Veranstaltungen.<br />
E<strong>in</strong> solches Mentor<strong>in</strong>g oder entsprechende Veranstaltungen lassen<br />
sich zum Beispiel im Rahmen der <strong>Nachqualifizierung</strong>sberatung oder des Netzwerks<br />
organisieren.<br />
Für das Erwerbsleben <strong>und</strong> die berufliche Qualifizierung ist speziell auch die Beherrschung<br />
der Bildungssprache über die alltagssprachliche Kommunikation h<strong>in</strong>aus essentiell.<br />
Bei Muttersprachlern mit bildungssprachlichen Defiziten dürfte es sich besonders<br />
um Personen mit ger<strong>in</strong>ger schulischer oder beruflicher Bildung <strong>und</strong> oftmals<br />
auch um lernentwöhnte Personen handeln. Insbesondere dürften solche Defizite<br />
aber außerdem bei Personen mit Deutsch als Zweitsprache <strong>und</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
auftreten. Deutschkurse leisten <strong>in</strong> diesem Fall zwar e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag<br />
zur sprachlichen Kompetenz, s<strong>in</strong>d jedoch nicht immer h<strong>in</strong>reichend, um das erfolgreiche<br />
Absolvieren von Maßnahmen der beruflichen Bildung zu ermöglichen. Bildungssprachliche<br />
Kompetenz verlangt den Umgang mit komplexen Sprachstrukturen <strong>und</strong><br />
Fach<strong>in</strong>halten. Das Amt für multikulturelle <strong>An</strong>gelegenheiten der Stadt Frankfurt am<br />
Ma<strong>in</strong> hat hierzu e<strong>in</strong> Positionspapier herausgegeben, welches wesentliche Aspekte<br />
e<strong>in</strong>es Konzepts so genannter „weiterbildungsbegleitender Hilfen“ aufzeigt. Neben<br />
e<strong>in</strong>er Unterrichtsgestaltung, welche beispielsweise Visualisierungstechniken oder<br />
andere Möglichkeiten zur sprachlichen <strong>und</strong> fachlichen Entlastung nutzt, wird als weiterbildungsbegleitende<br />
Hilfe e<strong>in</strong> flankierender Förderunterricht zur gezielten Unterstützung<br />
entsprechend den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Teilnehmer an e<strong>in</strong>er Qualifizierungsmaßnahme vorgeschlagen. Dieser Förderunterricht<br />
soll Personen mit Defiziten den erfolgreichen Abschluss der Qualifizierungsmaßnahme<br />
dadurch ermöglichen, dass ihnen mehr Zeit zur Klärung von Verständnisfragen<br />
e<strong>in</strong>geräumt wird <strong>und</strong> ihnen die erforderlichen Kompetenzen für den Umgang<br />
mit Fachtexten, Verstehens-, Lese- <strong>und</strong> Lernstrategien vermittelt werden. 197<br />
Derartige <strong>in</strong> die Qualifizierung <strong>in</strong>tegrierte „weiterbildungsbegleitende Hilfen“ werden<br />
von verschiedenen der befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten als e<strong>in</strong> vielversprechendes<br />
Konzept erachtet, um <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernte <strong>und</strong> darunter vor allem auch<br />
Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> erfolgreich nachzuqualifizieren. Allerd<strong>in</strong>gs dürften<br />
solche „weiterbildungsbegleitenden Hilfen“ durch die Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong><br />
der Regel nur realisiert werden, wenn sich die Entwicklung entsprechender <strong>An</strong>gebote<br />
„rechnet“. Die Förderung von Lehrkräfteschulungen zu diesem Zweck, e<strong>in</strong>e Un-<br />
197 Vgl. Bethscheider, M. u. a. (2010).<br />
121
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
terstützung von e<strong>in</strong>schlägigen Projekten <strong>und</strong> die Bekanntmachung von Good-<br />
Practice-Beispielen wären daher hilfreich.<br />
5.7 F<strong>in</strong>anzielle Förderung<br />
Die Ergebnisse der Befragung <strong>und</strong> die Expertengespräche haben deutlich gemacht,<br />
dass die F<strong>in</strong>anzierung wesentlich für die Beteiligung bzw. den erfolgreichen Abschluss<br />
e<strong>in</strong>er (zum Teil mehrjährigen) <strong>Nachqualifizierung</strong> ist. E<strong>in</strong>e Beteiligung an<br />
den Kosten der <strong>Nachqualifizierung</strong> ersche<strong>in</strong>t aus Sicht der Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />
vor allem <strong>in</strong> den folgenden Bereichen nötig: 198<br />
• Eignungs- bzw. Kompetenzfeststellung,<br />
• Bildungs- bzw. Qualifizierungsmaßnahme,<br />
• Lernbegleitung / sozialpädagogische Begleitung für ausgewählte Personengruppen,<br />
• F<strong>in</strong>anzierung des Lebensunterhalts,<br />
• sonstige Kosten (Fahrt- <strong>und</strong> Unterkunftskosten, Prüfungsgebühren, Kosten für<br />
die Betreuung von K<strong>in</strong>dern bzw. pflegebedürftiger Familienangehöriger etc.).<br />
Es geht also nicht nur um die (zum Teil beträchtlichen) Kosten der Teilnahme an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme an sich. Die Basis<strong>in</strong>strumente zur F<strong>in</strong>anzierung<br />
nach SGB II <strong>und</strong> SGB III (§ 46 <strong>und</strong> § 77ff. SGB III) stoßen diesbezüglich an Grenzen.<br />
Die Eignungs- bzw. Kompetenzfeststellung, die Bildungs- bzw. Qualifizierungskosten<br />
sowie die sonstigen Kosten s<strong>in</strong>d – bei Leistungsbeziehern <strong>und</strong> ausgewählten<br />
Beschäftigten – z. B. über die Förderung der beruflichen Weiterbildung FbW <strong>und</strong><br />
Sonderprogramme wie WeGebAU, die ebenfalls auf den FbW-Bestimmungen aufbauen,<br />
zwar gr<strong>und</strong>sätzlich förderfähig. Als diesbezügliche Probleme werden aber<br />
die häufig begrenzte Laufzeit <strong>und</strong> die Ermessensspielräume der Fallmanager <strong>und</strong><br />
Fallmanager<strong>in</strong>nen der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit bzw. der Gr<strong>und</strong>sicherungsstellen<br />
genannt. 199<br />
Zudem bieten die bislang für <strong>Nachqualifizierung</strong>en e<strong>in</strong>setzbaren Förder<strong>in</strong>strumente<br />
nach <strong>An</strong>sicht der Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten z. B. ke<strong>in</strong>e ausreichenden Möglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen sozialpädagogischen Begleitung der an e<strong>in</strong>er Nachqualifi-<br />
198 Vgl. auch BBJ Service gGmbH (Hrsg.) (2009), S. 1.<br />
199 Vgl. BBJ Service gGmbH (Hrsg.) (2009), S. 3f. Bei betrieblicher E<strong>in</strong>zelumschulung werden maximal 2/3 der regulären<br />
Ausbildungszeit gefördert. Über § 16f SGB II ist die Erweiterung der Basis<strong>in</strong>strumente nur für die Zielgruppe der Langzeitarbeitslosen<br />
mit negativer Integrationsprognose möglich. Damit ist die F<strong>in</strong>anzierung für die folgenden Elemente e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> zum<strong>in</strong>dest für die Zielgruppe der Langzeitarbeitslosen möglich: langfristige Qualifizierungsdauer, E<strong>in</strong>gliederungszuschuss,<br />
pädagogische Begleitung.<br />
122
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
zierungsmaßnahme teilnehmenden Personen. Besonders weiterbildungsbegleitende<br />
Hilfen wie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Deutschförderung seien schwer über öffentliche Fördermittel<br />
zu f<strong>in</strong>anzieren. 200<br />
Bei <strong>Nachqualifizierung</strong>en mit hohem zeitlichen Aufwand ist zwar für Beschäftigte,<br />
die mit Unterstützung durch ihren Betrieb teilnehmen, <strong>und</strong> für Leistungsbezieher der<br />
Lebensunterhalt gr<strong>und</strong>sätzlich gesichert. Um die Teilnahme an e<strong>in</strong>er solchen <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme<br />
zu erleichtern bzw. attraktiver zu gestalten, könnte nach<br />
<strong>An</strong>sicht e<strong>in</strong>iger Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten allerd<strong>in</strong>gs – <strong>in</strong>sbesondere bei Nichtleistungsbeziehern<br />
– e<strong>in</strong>e Aufstockung des E<strong>in</strong>kommens <strong>und</strong> damit die Sicherung<br />
der Lebensqualität durch öffentliche Fördermittel erwogen werden. Die an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme teilnehmenden Personen stehen zudem bei längerer<br />
Dauer der <strong>Nachqualifizierung</strong> vor dem Problem, dass die Förderzeiträume häufig<br />
begrenzt s<strong>in</strong>d, da z. B. die Planungszeiträume der Agenturen für Arbeit, ARGEn <strong>und</strong><br />
zugelassenen kommunalen Träger selten über e<strong>in</strong>en Zeitraum von zwei Jahren h<strong>in</strong>ausgehen.<br />
Wenn die Förderzeiträume aber nicht die gesamte Dauer der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
abdecken, ist die Möglichkeit, den Prozess zu Ende zu führen, nicht<br />
gewährleistet. 201<br />
Die F<strong>in</strong>anzierungsproblematik spielt ebenfalls für das Engagement der Unternehmen<br />
e<strong>in</strong>e Rolle, die z. B. Arbeitskräfte für die Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
freistellen müssen oder anderweitigen mit der <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme e<strong>in</strong>hergehenden<br />
Aufwand haben. Ausbildung <strong>und</strong> Qualifizierung s<strong>in</strong>d auch Aufgaben<br />
der Unternehmen, die <strong>in</strong> ihre Belegschaft <strong>in</strong>vestieren müssen, um ihren Bedarf an<br />
qualifizierten Kräften zu decken. E<strong>in</strong>e Förderung, z. B. im Rahmen des Arbeitsentgeltzuschusses,<br />
kann unterstützend wirken. Mitnahmeeffekte s<strong>in</strong>d dabei kaum auszuschließen,<br />
sondern müssen für e<strong>in</strong>e Erhöhung des betrieblichen Engagements <strong>in</strong><br />
Kauf genommen werden. 202<br />
Das derzeitige Förderangebot wird von den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten zum Teil als<br />
<strong>in</strong>transparent <strong>und</strong> vom <strong>An</strong>tragsverfahren her teilweise als schwierig charakterisiert,<br />
so dass mehr Transparenz <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>fachung anzustreben s<strong>in</strong>d. Die Programme,<br />
die zur Unterstützung von <strong>Nachqualifizierung</strong>en <strong>in</strong> <strong>An</strong>spruch genommen<br />
werden können, s<strong>in</strong>d außerdem oftmals zeitlich befristet (ESF-Programme, Sonderprogramme<br />
der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit). Um den Bildungsanbietern e<strong>in</strong>e Planungsgr<strong>und</strong>lage<br />
für die <strong>An</strong>gebotsbereitstellung zu geben, wäre e<strong>in</strong>e dauerhaft gesicherte<br />
F<strong>in</strong>anzierung der Teilnahme an Maßnahmen durch e<strong>in</strong>e Verstetigung der<br />
200 H<strong>in</strong>sichtlich der Sprachförderung ist das SGB III restriktiv: Bei Maßnahmen muss der Deutschkurs <strong>in</strong>tegrierter Teil e<strong>in</strong>er<br />
beruflichen Bildungsmaßnahme se<strong>in</strong>, deren berufliche Inhalte überwiegen. Zudem muss sich das <strong>An</strong>gebot von den berufsbezogenen<br />
Sprachkursen des B<strong>und</strong>esamtes für Migration <strong>und</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge abgrenzen. Vgl. http://www.bamf.de,<br />
Stand: Dezember 2010.<br />
201 Vgl. BBJ Service gGmbH (Hrsg.) (2009), S. 3.<br />
202 Vgl. Lott, M. u. Spitznagel, E. (2010), S. 8.<br />
123
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Förderung (e<strong>in</strong>schließlich des verfügbaren Budgets) wünschenswert. Auch um die<br />
Unternehmen für geförderte <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen zu gew<strong>in</strong>nen, wäre e<strong>in</strong>e<br />
Kont<strong>in</strong>uität der relevanten Programme zu begrüßen.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich der Umsetzung der Fördermöglichkeiten über SGB II <strong>und</strong> III kritisieren<br />
e<strong>in</strong>ige Expert<strong>in</strong>nen bzw. Experten zudem, dass sich die Entscheidungsträger der<br />
Agenturen für Arbeit <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>sicherungsstellen häufig primär <strong>in</strong> Richtung der<br />
Vermittlung <strong>in</strong> Arbeit orientieren. 203 Relativ langfristige <strong>und</strong> teure <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
stünden weniger im Fokus. Die Maßnahmen seien gegebenenfalls<br />
eher Qualifizierungen von zeitlich kurzer Dauer <strong>und</strong> weniger auf e<strong>in</strong>en – für <strong>An</strong>passungs-<br />
<strong>und</strong> <strong>Nachqualifizierung</strong>en entscheidend – nachhaltigen beruflichen Erfolg<br />
ausgerichtet. Zu erwägen wäre, die abschlussorientierte <strong>Nachqualifizierung</strong> an- <strong>und</strong><br />
ungelernter Erwachsener (Beschäftigter wie Arbeitsloser) – <strong>in</strong>sbesondere auch über<br />
den Weg der Externenprüfung – als Ziel im Rahmen der Regelförderung der B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit, der ARGEn <strong>und</strong> Optionskommunen stärker <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong><br />
zu rücken. Bei Arbeitslosigkeit sollten im Idealfall Vermittlung <strong>in</strong> Beschäftigung<br />
<strong>und</strong> <strong>Nachqualifizierung</strong> parallel geschehen, um den <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess<br />
auch durch das Lernen <strong>in</strong> betrieblicher Umgebung zu unterstützen. Die <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
sollten zu dem Zweck erfolgen, die Personen zu Abschlüssen<br />
zu führen, welche mit besseren Chancen auf e<strong>in</strong>e Erwerbstätigkeit bzw.<br />
deren Sicherung e<strong>in</strong>hergehen <strong>und</strong> <strong>in</strong>sofern weitgehend auch der Nachfrage am Arbeitsmarkt<br />
entsprechen. Bei der Fördermittelvergabe sollten neben dem Kostenaspekt<br />
für die öffentliche Hand verstärkt die Qualität der angebotenen Maßnahmen<br />
(auch im H<strong>in</strong>blick auf weiterbildungsbegleitende Hilfen), deren Eignung für e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Person oder Personengruppe <strong>und</strong> deren erforderliche Dauer berücksichtigt<br />
werden. Um vorhandene Bildungskapazitäten effizient für Schulungen am Wochenende<br />
(bzw. z. B. Freitag <strong>und</strong> Samstag) nutzen zu können, ist zudem die Bestimmung,<br />
dass die Weiterbildung, z. B. im Programm WeGebAU, nur während betriebsüblicher<br />
Arbeitszeiten erfolgen darf, zu überdenken.<br />
Die Förderung des Landes sollte sich nach <strong>An</strong>sicht verschiedener Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Experten darauf konzentrieren, die verschiedenen B<strong>und</strong>esprogramme s<strong>in</strong>nvoll zu<br />
ergänzen, <strong>und</strong> sich nicht als Alternative zu anderen Programmen verstehen. Der<br />
Qualifizierungsscheck wird von den befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten im Übrigen<br />
von se<strong>in</strong>er Höhe her für umfassendere Maßnahmen im Bereich der abschlussorientierten<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> als häufig zu niedrig erachtet.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des bereits aufgezeigten Handlungsbedarfs ist der E<strong>in</strong>satz von Fördermitteln<br />
des Landes <strong>in</strong>sbesondere z. B. zur F<strong>in</strong>anzierung flankierender <strong>An</strong>gebote <strong>und</strong><br />
203 Im SGB III ist e<strong>in</strong> Vorrang der Vermittlung gegenüber sonstigen Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik <strong>in</strong> § 4 Abs. 1<br />
<strong>und</strong> 2 festgeschrieben. Dieser Vorrang besteht, es sei denn, die aktiven Leistungen s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e dauerhafte E<strong>in</strong>gliederung<br />
erforderlich.<br />
124
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
weiterbildungsbegleitender Hilfen (sofern der diesbezügliche Bedarf nicht durch die<br />
Förderung im Rahmen von SGB II <strong>und</strong> III h<strong>in</strong>reichend abgedeckt wird), aber auch<br />
zur Realisierung von <strong>in</strong>novativen Vorhaben <strong>und</strong> neuen Bildungsprodukten, zur Sicherung<br />
des Beratungsangebots im Bereich <strong>Nachqualifizierung</strong> oder zur Initialisierung<br />
regionaler Netzwerke zum Thema <strong>Nachqualifizierung</strong> zu prüfen.<br />
5.8 Gestaltung sonstiger Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Die Ergebnisse der Bildungsanbieterbefragung sowie die Expertengespräche zeigen<br />
die Bedeutung der familiären Situation als Faktor, der die Teilnahme an e<strong>in</strong>er beruflichen<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme bzw. deren erfolgreichen Abschluss bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Der Betreuungsbedarf von K<strong>in</strong>dern oder pflegebedürftigen <strong>An</strong>gehörigen wird<br />
als wesentliches Problem identifiziert. Die Bereitstellung ausreichender, zeitlich flexibler<br />
<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzierbarer Betreuungsangebote ist daher e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe, die<br />
es zu lösen gilt, unter anderem um mehr erfolgreiche <strong>Nachqualifizierung</strong>en <strong>und</strong> die<br />
Teilnahme der qualifizierten Personen am Erwerbsleben zu erreichen.<br />
Die Expertengespräche haben außerdem deutlich gemacht, dass die Mobilität der<br />
Individuen für deren Zugang zu e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahme relevant ist.<br />
Speziell <strong>in</strong> ländlich geprägten Regionen können das Fehlen e<strong>in</strong>es eigenen Pkw,<br />
große Entfernungen zwischen Wohn-, Bildungs- <strong>und</strong> Arbeitsstätte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
e<strong>in</strong>er schlechten Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Problem werden,<br />
wie die Erfahrungen der Expert<strong>in</strong>nen bzw. Experten belegen. Neben der Sicherstellung<br />
der Fahrtkostenf<strong>in</strong>anzierung ist die Schaffung geeigneter verkehrs<strong>in</strong>frastruktureller<br />
Voraussetzungen daher auch im H<strong>in</strong>blick auf die Bildungschancen der<br />
Bevölkerung <strong>in</strong> diesen Regionen wichtig.<br />
5.9 Prüfungszulassung / Prüfungsdurchführung<br />
Der <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess wird durch das Bestehen e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung<br />
erfolgreich abgeschlossen. Hierzu ist im Vorfeld die Zulassung zur Prüfung erforderlich.<br />
Die Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e. V., die zum Thema Zulassung<br />
zur Externenprüfung deutschlandweit 50 qualitative Interviews mit Industrie<strong>und</strong><br />
Handelskammern, Handwerkskammern sowie e<strong>in</strong>zelnen weiteren zuständigen<br />
Stellen durchgeführt hat, stellt fest, dass die Prüfungszulassung Externer überwiegend<br />
– bei den meisten Kammern ca. zu 80 % – aufgr<strong>und</strong> des Nachweises der geforderten<br />
M<strong>in</strong>destdauer der Tätigkeit im Beruf erfolgt. Bei den <strong>An</strong>forderungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Nachweise von beruflicher Erfahrung <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit sowie der<br />
Bewertung der Erfüllung der Zulassungsvoraussetzungen unterscheiden sich die<br />
Kammern <strong>und</strong> zuständigen Stellen. Die Differenzen beziehen sich gemäß den Ergebnissen<br />
der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e. V. unter anderem<br />
auf die geforderte Abdeckung des Spektrums an im Berufsbild enthaltenen Tätigkei-<br />
125
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
ten <strong>und</strong> auf die E<strong>in</strong>beziehung diverser Zeiten bei der Berechnung der Gesamtdauer<br />
der Berufstätigkeit. Gründe für die Ablehnung e<strong>in</strong>er Prüfungszulassung – e<strong>in</strong> eher<br />
seltenes Ereignis – s<strong>in</strong>d beispielsweise <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>seitigkeit der bisherigen Tätigkeiten<br />
bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unvollständigen Abdeckung des gesamten Berufsbilds, e<strong>in</strong>er unzureichenden<br />
Dauer der Berufstätigkeit oder der Ausschöpfung der Möglichkeiten zur<br />
Prüfungswiederholung zu suchen. 204 Die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung<br />
geführten Expertengespräche bestätigen e<strong>in</strong>en gewissen Ermessungsspielraum<br />
der zuständigen Stellen. Insbesondere der Nachweis <strong>und</strong> die Bewertung der<br />
beruflichen Handlungsfähigkeit s<strong>in</strong>d gemäß den Gesprächen zum Teil problematisch.<br />
205 Gr<strong>und</strong>sätzlich erfolge aber – so die Vertreter der hessischen Kammern –<br />
e<strong>in</strong>e möglichst wohlwollende <strong>An</strong>tragsbeurteilung. Der Vergleich von Tätigkeiten im<br />
Ausland bzw. ausländischen Bildungsabschlüssen mit dem deutschen Berufsbild<br />
wird von den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten als zum Teil sehr schwierig <strong>und</strong> aufwändig<br />
empf<strong>und</strong>en.<br />
Dass die wesentlichen Inhalte von Maßnahmen zur Vorbereitung auf e<strong>in</strong>e Externenprüfung<br />
– im Gegensatz zur Umschulung – nicht im Vorfeld angezeigt werden müssen,<br />
hat <strong>in</strong> der Vergangenheit dazu beigetragen, die Akzeptanz der von Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
durchgeführten Maßnahmen als Nachweis der beruflichen Handlungsfähigkeit<br />
zu erschweren. Zentral – um die Bewertung der beruflichen Handlungsfähigkeit<br />
zu erleichtern – ist e<strong>in</strong>e aussagekräftige Dokumentation der Berufstätigkeit, der<br />
durchlaufenen Qualifizierungsmaßnahmen <strong>und</strong> der erbrachten Leistungen. Diesbezüglich<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere Arbeitgeber <strong>und</strong> Bildungsträger gefordert. Die zuständigen<br />
Stellen können hierzu Empfehlungen oder Good-Practice-Beispiele geben. E<strong>in</strong>e<br />
stärkere Standardisierung der Vorgehensweise der zuständigen Stellen bei der Zulassung<br />
zur Prüfung nach der Externenregelung wird derzeit b<strong>und</strong>esweit, aufbauend<br />
auf den <strong>An</strong>alyseergebnissen der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk<br />
e. V., diskutiert.<br />
Insbesondere bedarf die Informationslage über ausländische Bildungs- <strong>und</strong> Berufsabschlüsse<br />
der Verbesserung. E<strong>in</strong>e umfassende Datenbank, die den für die Prüfungszulassung<br />
oder die <strong>An</strong>erkennung ausländischer Abschlüsse zuständigen Stellen<br />
<strong>und</strong> Beratungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> ganz Deutschland über die Inhalte e<strong>in</strong>es Berufs<br />
oder e<strong>in</strong>er (beruflichen) Qualifizierung im Ausland detailliert Aufschluss gibt, wäre<br />
wünschenswert. E<strong>in</strong>e solche Datenbank würde zu e<strong>in</strong>er Erleichterung der Bewertungsprozesse<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>heitlicheren Bewertungsergebnissen sowie zu deren Trans-<br />
204 Vgl. Gr<strong>und</strong>, S. u. Kramer, B. (2010), S. 22f <strong>und</strong> S. 27ff. Auch das B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung forscht derzeit zur <strong>An</strong>erkennung<br />
auf <strong>in</strong>formellem Wege angeeigneter beruflicher Kompetenzen am Beispiel der Zulassung zur Externenprüfung.<br />
Vgl. Schreiber, D. u. a. (2010), S. 17f.<br />
205 Die Expertengespräche lassen annehmen, dass Kompetenzfeststellungen jenseits formaler Nachweise (beispielsweise<br />
anhand von Arbeitsproben oder Tests) nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme s<strong>in</strong>d. Zum Teil wird das Fehlen qualifizierter<br />
Arbeitszeugnisse mit h<strong>in</strong>reichenden <strong>An</strong>gaben zu den Tätigkeiten bemängelt.<br />
126
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
parenz beitragen. Die aktuellen Initiativen auf B<strong>und</strong>esebene s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sofern <strong>in</strong>sgesamt<br />
zu begrüßen.<br />
Der <strong>An</strong>teil der erfolgreichen Teilnahmen bei Externenprüfungen <strong>und</strong> Umschulungsprüfungen<br />
unterscheidet sich <strong>in</strong>sgesamt nicht gravierend, wie die Betrachtung der<br />
Berufsbildungsstatistik für <strong>Hessen</strong> ergeben hat. Allerd<strong>in</strong>gs stellen unzureichende Informationen<br />
über den Ablauf <strong>und</strong> die Inhalte der Prüfung sowie das Fehlen geeigneter<br />
Lernmaterialien <strong>und</strong> Lehrgänge im E<strong>in</strong>zelfall Hemmnisse dar, welche die <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
bzw. die Teilnahme an e<strong>in</strong>er Prüfung von vornhere<strong>in</strong> verh<strong>in</strong>dern können<br />
<strong>und</strong> denen es daher zu begegnen gilt. Bei der Gestaltung der Lernmaterialien<br />
<strong>und</strong> der Prüfungsaufgaben empfiehlt es sich analog zur Gestaltung von <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
auf die didaktische Gestaltung <strong>und</strong> sprachliche Hürden besonders<br />
zu achten.<br />
5.10 <strong>An</strong>erkennung / Bewertung ausländischer Berufsqualifikationen<br />
Bei der <strong>An</strong>erkennung bzw. Bewertung ausländischer Qualifikationen (auch im Rahmen<br />
freiwilliger Stellungnahmen) sehen die im Rahmen der Untersuchung befragten<br />
Expert<strong>in</strong>nen bzw. Experten Verbesserungsbedarf. Wesentliche Kritikpunkte s<strong>in</strong>d bereits<br />
<strong>in</strong> Kapitel 2.5 thematisiert. Aufgr<strong>und</strong> des auf B<strong>und</strong>esebene geplanten <strong>An</strong>erkennungsgesetzes<br />
ist <strong>in</strong> diesem Bereich <strong>in</strong> Kürze erhebliche Bewegung zu erwarten.<br />
Bei der Gestaltung <strong>und</strong> Umsetzung des Gesetzes ist darauf zu achten, die bereits<br />
vorhandenen Kompetenzen zugewanderter Personen nutzbar zu machen, ohne die<br />
im Inland z. B. im Rahmen e<strong>in</strong>er dualen Berufsausbildung erworbenen Qualifikationen<br />
zu entwerten, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fache, zügig durchführbare <strong>und</strong> transparente Verfahren zu<br />
erreichen. Welche Wirkungen die weiteren geplanten Aktivitäten <strong>in</strong> diesem Bereich<br />
entfalten, muss gemäß den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten abgewartet werden. Als wesentlich<br />
sehen sie vor allem die Verbesserung der Informations- <strong>und</strong> Beratungsstrukturen<br />
– für Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten, aber auch für zuständige Stellen – sowie<br />
die Bereitstellung e<strong>in</strong>es für die Zielgruppe geeigneten Qualifizierungsangebots<br />
an. 206 Etliche Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten dürften auf das <strong>An</strong>gebot an Bildungsmaßnahmen<br />
angewiesen an, da e<strong>in</strong>e vollständige <strong>An</strong>erkennung der beruflichen<br />
Qualifikation nicht unmittelbar möglich se<strong>in</strong> wird.<br />
5.11 Statistik / Forschungsbedarf<br />
Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass die statistischen Informationen <strong>in</strong><br />
vielerlei H<strong>in</strong>sicht lückenhaft s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die Heterogenität der potenziellen Nachfrage<br />
nur beschränkt erfassen. Dies trifft <strong>in</strong>sbesondere auf die Arbeitslosenstatistik zu, <strong>in</strong><br />
der weiterh<strong>in</strong> viele Daten der zugelassenen kommunalen Träger nicht ausgewiesen<br />
206 Die Planungen zum <strong>An</strong>erkennungsgesetz sehen vor, dass die zuständigen Stellen über mögliche Qualifizierungswege<br />
aufklären, wenn ke<strong>in</strong>e <strong>An</strong>erkennung ausgesprochen wird.<br />
127
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
werden, da diese von der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit nicht ausgewertet werden können.<br />
Die Aufnahme zusätzlicher Informationen zu Tätigkeiten bzw. Berufserfahrung<br />
<strong>und</strong> zu im Ausland erworbenen Qualifikationen wären hilfreich, um das Potenzial der<br />
Personen zur Qualifizierung identifizieren zu können. Darüber h<strong>in</strong>aus kann auch die<br />
Datenlage im Bereich <strong>An</strong>erkennungen ausländischer Berufsabschlüsse verbessert<br />
werden.<br />
Weiterer Forschungsbedarf wird von e<strong>in</strong>igen der befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Früherkennung bzw. Prognose der Entwicklung des regionalen<br />
Bedarfs an qualifizierten Kräften <strong>in</strong> den verschiedenen Berufen gesehen. Regelmäßige,<br />
zeitnahe <strong>und</strong> differenzierte <strong>An</strong>alysen des Potenzials an erwerbsfähigen Personen<br />
sowie der Arbeitskräftenachfrage bzw. des Fachkräftebedarfs (z. B. im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er Panelbefragung bei den Unternehmen) können e<strong>in</strong>en Beitrag leisten, um<br />
e<strong>in</strong>en möglichst guten Marktüberblick zu erhalten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> passendes Qualifizierungsangebot<br />
zu entwickeln. Die <strong>An</strong>alysen sollten auf regionaler Ebene <strong>und</strong> möglichst<br />
disaggregiert für e<strong>in</strong>zelne Berufe erfolgen, um spezifische Aussagen über Potenziale<br />
<strong>und</strong> Engpässe zu erhalten. Weiterbildungsbedarfserhebungen, z. B. der<br />
Kammern oder Fachverbände, sollten auch die <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten berücksichtigen.<br />
Zudem besteht Forschungsbedarf h<strong>in</strong>sichtlich der Auswirkungen der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
auf Arbeits- <strong>und</strong> Karrierechancen sowie nach <strong>An</strong>sicht e<strong>in</strong>iger Expert<strong>in</strong>nen<br />
bzw. Experten bezüglich der pädagogischen Gestaltung des <strong>An</strong>gebots, das den heterogenen<br />
Teilnehmerkreis an e<strong>in</strong>em Lehrgang zu e<strong>in</strong>em Berufsabschluss führen<br />
soll.<br />
5.12 Handlungsfelder nach Akteuren<br />
Zur Ausweitung von <strong>Nachqualifizierung</strong>en sowie zur Verbesserung der Erfolgschancen<br />
können – wie erläutert – zahlreiche Akteure direkt oder mittelbar beitragen.<br />
Die Wirtschaft kann beitragen, <strong>in</strong>dem sie ihr Engagement im Bereich der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
von <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten ausbaut. Dies be<strong>in</strong>haltet die Aufforderung der<br />
an- <strong>und</strong> ungelernten Beschäftigten durch den Arbeitgeber sich nachzuqualifizieren,<br />
die Unterstützung der <strong>Nachqualifizierung</strong>sbestrebungen der eigenen Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls sogar die Bereitschaft, betriebsfremden Personen die Möglichkeit<br />
zu geben, praktische berufliche Erfahrungen zu sammeln. Die Verbände s<strong>in</strong>d –<br />
wie auch z. B. die Kammern – gefordert, hierfür bei ihren Mitgliedsunternehmen zu<br />
werben, ihnen Informationen <strong>und</strong> Beratung zur Verfügung zu stellen sowie sich für<br />
die Schaffung geeigneter fachspezifischer Qualifizierungsangebote e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Den Verbänden kommt zudem e<strong>in</strong>e wichtige Funktion zu, wenn es darum geht, die<br />
Qualifizierungsbedürfnisse der Unternehmen zu identifizieren <strong>und</strong> zu kommunizieren.<br />
Die Mitwirkung der Verbände wäre auch bei der Etablierung von Netzwerken<br />
128
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
vor Ort <strong>und</strong> überregional wünschenswert, wenn es z. B. gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen der<br />
Gestaltung des <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozesses betrifft.<br />
Gewerkschaften <strong>und</strong> Betriebsräte können <strong>in</strong>sbesondere zur <strong>An</strong>sprache der <strong>An</strong><strong>und</strong><br />
Ungelernten, deren Information <strong>und</strong> Motivierung beitragen, aber z. B. auch Betriebsvere<strong>in</strong>barungen<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls Sozialpläne mit Regelungen zur Qualifizierung<br />
anstreben oder die Unternehmensleitung bei der Erstellung von Personalentwicklungskonzepten<br />
unterstützen. Die Gewerkschaften haben auch überbetrieblich<br />
die Möglichkeit, sich für e<strong>in</strong>e stärkere rechtliche <strong>und</strong> tarifliche Verankerung des<br />
<strong>An</strong>spruchs auf Weiterbildung bzw. e<strong>in</strong>en Berufsabschluss, die Etablierung von Lernzeitkonten<br />
oder Ähnliches e<strong>in</strong>zusetzen. 207<br />
Die für die Prüfungszulassung bzw. die <strong>An</strong>erkennung zuständigen Stellen, <strong>in</strong><br />
der Regel die Kammern, s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich der Bereitstellung von Informationen zu<br />
den verschiedenen Möglichkeiten, e<strong>in</strong>en Berufsabschluss im Rahmen e<strong>in</strong>er <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
zu erlangen, gefordert. Sie können sich zudem im Rahmen der Prüfungszulassung<br />
nach der Externenregelung <strong>und</strong> h<strong>in</strong>sichtlich ausländischer Berufsqualifikationen<br />
um e<strong>in</strong>e stärkere Vere<strong>in</strong>heitlichung der Bewertungen von Erfahrung<br />
<strong>und</strong> Handlungsfähigkeit bemühen, wobei hierfür zum Teil noch Strukturen (z. B. e<strong>in</strong>e<br />
Datenbank zur Information über ausländische Berufsabschlüsse) aufgebaut werden<br />
müssen. Weiterh<strong>in</strong> wäre es angesichts der Zusammensetzung des für e<strong>in</strong>e <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
<strong>in</strong> Frage kommenden Personenkreises wünschenswert, wenn sie bei<br />
der Gestaltung der Prüfungsaufgaben noch stärker auf didaktische <strong>und</strong> sprachliche<br />
Kriterien achten würden. Schließlich s<strong>in</strong>d die entsprechenden Stellen als <strong>An</strong>sprechpartner<br />
wichtig, wenn es um gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen der Gestaltung des <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozesses<br />
<strong>und</strong> um die Akzeptanz von Kompetenzfeststellungsverfahren<br />
oder von (modularen) Qualifizierungen geht. Ihre E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die regionalen<br />
Netzwerke <strong>und</strong> ihre Bereitschaft, mit den Bildungsanbietern <strong>und</strong> anderen Akteuren<br />
zusammenzuarbeiten, s<strong>in</strong>d für die Entwicklung des <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehens<br />
wesentlich.<br />
Die Aufgaben der Bildungsanbieter liegen vor allem im Bereich der Entwicklung<br />
<strong>und</strong> dem <strong>An</strong>gebot bedarfsgerechter <strong>und</strong> passgenauer Qualifizierungsmaßnahmen.<br />
Diese sollten möglichst den vielfältigen verschiedenen <strong>An</strong>forderungen seitens der<br />
heterogenen Gruppe der Interessent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Interessenten für e<strong>in</strong>e Nachqualifizie-<br />
207 E<strong>in</strong> Impuls <strong>in</strong> dieser Richtung wird durch das ESF-kof<strong>in</strong>anzierte Programm des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Arbeit <strong>und</strong> Soziales<br />
(BMAS) zur Förderung der beruflichen Weiterbildung von Beschäftigten (Sozialpartnerrichtl<strong>in</strong>ie) erhofft. Im Rahmen<br />
der „Sozialpartnerrichtl<strong>in</strong>ie" sollen betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen selbst sowie Maßnahmen der Sozialpartner,<br />
die der Verbesserung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für betriebliche Weiterbildung dienen, gefördert werden. Voraussetzung<br />
für die Teilnahme am Programm ist die Existenz e<strong>in</strong>es Qualifizierungstarifvertrags bzw. e<strong>in</strong>er regionalen oder branchenbezogenen<br />
Vere<strong>in</strong>barung von Sozialpartnern zur Weiterbildung.<br />
Vgl. http://www.esf.de/portal/generator/15034/property=data/2010__10__06__richtl<strong>in</strong>ie__weiterbilden.pdf,<br />
Stand: Dezember 2010.<br />
129
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
rung, der Betriebe, der für die Prüfungszulassung bzw. die <strong>An</strong>erkennung zuständigen<br />
Stellen sowie der für die Fördermittelvergabe zuständigen Stellen gerecht werden.<br />
Hierzu ist e<strong>in</strong>e Abstimmung <strong>und</strong> Vernetzung mit den anderen am <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess<br />
beteiligten Institutionen s<strong>in</strong>nvoll <strong>und</strong> auch notwendig. Begrüßenswert<br />
wäre es zudem, wenn sich die Bildungsanbieter im Rahmen e<strong>in</strong>es Erfahrungsaustauschs<br />
mit anderen Bildungsanbietern e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
Die Beratungse<strong>in</strong>richtungen können gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong>e große Bandbreite von Aufgaben<br />
wahrnehmen, wobei der Fokus auf der (neutralen) Vermittlung von Informationen<br />
zum <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess <strong>und</strong> auf <strong>in</strong>dividuellen Hilfeleistungen liegen<br />
sollte. Wichtig ersche<strong>in</strong>t es aufgr<strong>und</strong> der Untersuchungsergebnisse, möglichst klare<br />
regionale Strukturen <strong>und</strong> Zuständigkeiten <strong>in</strong> Abgrenzung zu anderen am <strong>Nachqualifizierung</strong>sprozess<br />
beteiligten Institutionen zu schaffen sowie den Ratsuchenden den<br />
Zugang zu erleichtern. Dies kann die Kommunikation der vorhandenen Beratungsmöglichkeiten<br />
ebenso umfassen wie deren Bündelung z. B. im Rahmen e<strong>in</strong>es One-<br />
Stop-Serviceangebots für Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten. Die Beratungse<strong>in</strong>richtungen<br />
können zudem – wie im Fall der regionalen Projekte der Perspektive Berufsabschluss<br />
– e<strong>in</strong>e zentrale Rolle im regionalen Netzwerk zum Thema <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
übernehmen sowie die <strong>Nachqualifizierung</strong>svoraussetzungen <strong>und</strong> -wünsche ihrer<br />
K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en kommunizieren.<br />
Die für die Vermittlung <strong>in</strong> Arbeit bzw. die Gr<strong>und</strong>sicherung zuständigen Stellen<br />
können e<strong>in</strong>e stärkere Verankerung der <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>in</strong> ihrem Maßnahmenkatalog<br />
erwägen <strong>und</strong> ihre K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en gezielt auf die Möglichkeit der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
aufmerksam machen. Sie s<strong>in</strong>d zudem gefordert, die vorhandenen Fördermöglichkeiten<br />
transparent zu machen <strong>und</strong> zu prüfen, ob deren Gestaltung <strong>und</strong><br />
das <strong>An</strong>tragsverfahren den Bedürfnissen der <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten sowie der Unternehmen<br />
im H<strong>in</strong>blick auf <strong>Nachqualifizierung</strong>en entsprechen. Die B<strong>und</strong>esagentur für<br />
Arbeit kann darüber h<strong>in</strong>aus erwägen, die statistische Datengr<strong>und</strong>lage weiter zu<br />
verbessern.<br />
Das Land <strong>Hessen</strong> schließlich ist – außer als Arbeitgeber – <strong>in</strong>sbesondere als Impulsgeber<br />
<strong>und</strong> Moderator gefordert, um das <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehen voranzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Dies be<strong>in</strong>haltet das regelmäßige <strong>und</strong> gezielte Aufgreifen der Thematik <strong>in</strong><br />
Arbeitsgesprächen (z. B. mit Vertretern der Wirtschaft bzw. der verschiedenen Branchen,<br />
der Gewerkschaften, der Regionaldirektion der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit oder<br />
anderen für das <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehen relevanten Akteuren) bzw. speziellen<br />
Workshops, das <strong>An</strong>stoßen <strong>und</strong> die Begleitung von regionalen Gesprächsr<strong>und</strong>en,<br />
Vere<strong>in</strong>barungen <strong>und</strong> Netzwerken zum Thema <strong>Nachqualifizierung</strong> sowie öffentlichkeitswirksame<br />
Aktivitäten, um das Thema <strong>Nachqualifizierung</strong> mehr <strong>in</strong> den Fokus der<br />
Öffentlichkeit zu rücken.<br />
130
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Weiterh<strong>in</strong> kann das Land die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Beteiligung an <strong>Nachqualifizierung</strong>en<br />
verbessern. Wesentliche Punkte s<strong>in</strong>d dabei die Bereitstellung von Informationen<br />
zu den möglichen Wegen zur <strong>Nachqualifizierung</strong>, die – möglichst flächendeckende<br />
– Sicherung e<strong>in</strong>es h<strong>in</strong>länglichen Beratungsangebots für alle Ratsuchenden<br />
zum Thema <strong>Nachqualifizierung</strong> sowie die Kommunikation dieses <strong>An</strong>gebots, (ergänzende)<br />
f<strong>in</strong>anzielle Unterstützungsleistungen <strong>und</strong> die Bereitstellung von Betreuungsmöglichkeiten<br />
für K<strong>in</strong>der an <strong>Nachqualifizierung</strong>smaßnahmen teilnehmender<br />
Personen.<br />
Zudem kann das Land <strong>Hessen</strong> prüfen, z. B. regionale Vere<strong>in</strong>barungen zur <strong>An</strong>wendung<br />
von Verfahren der Kompetenzfeststellung oder <strong>in</strong>novative Vorhaben im Bereich<br />
der <strong>An</strong>gebotsgestaltung bzw. der weiterbildungsbegleitenden Hilfen anzustoßen<br />
<strong>und</strong> zu unterstützen. Auch e<strong>in</strong> Erfahrungsaustausch von Bildungsträgern zum<br />
Thema <strong>Nachqualifizierung</strong> oder beispielsweise speziell zur Modularisierung des Bildungsangebots<br />
kann – ebenso wie die Veröffentlichung von Good-Practice-Beispielen<br />
– von Seiten des Landes angeregt werden. Im Bereich der landesrechtlich<br />
geregelten Ausbildungsberufe hat das Land eigene Gestaltungsspielräume, die<br />
Möglichkeiten zur Modularisierung der Bildungsgänge, zur <strong>An</strong>erkennung ausländischer<br />
Berufsabschlüsse <strong>und</strong> <strong>in</strong>formell erworbener Kompetenzen bzw. zur Zulassung<br />
Externer zu nutzen.<br />
Das Land hat zudem die Möglichkeit, sich über den B<strong>und</strong>esrat <strong>in</strong> das Gesetzgebungsverfahren<br />
zur <strong>An</strong>erkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen<br />
<strong>und</strong> bei dessen anschließender Umsetzung mitzuwirken. Das Land kann<br />
weiterh<strong>in</strong> versuchen, E<strong>in</strong>fluss zu nehmen auf b<strong>und</strong>esweite Diskussionen zum Thema<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong>, auf die für das <strong>Nachqualifizierung</strong>sgeschehen relevante<br />
Förderung mit B<strong>und</strong>esmitteln oder auf die im Rahmen der amtlichen Statistik erhobenen<br />
Daten.<br />
Schließlich kann das Land mit der Durchführung von differenzierten <strong>An</strong>alysen, z. B.<br />
zum Fachkräfte- <strong>und</strong> Qualifizierungsbedarf sowie zum vorhandenen (unausgeschöpften)<br />
Arbeitskräftepotenzial <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Regionen, e<strong>in</strong>en Beitrag<br />
leisten, um den handelnden Akteuren e<strong>in</strong>e verbesserte Informationsgr<strong>und</strong>lage zur<br />
Arbeitsmarksituation zu bieten.<br />
Die Kommunen können auf regionaler Ebene <strong>in</strong> Teilen e<strong>in</strong>e ähnliche Rolle übernehmen,<br />
den regionsspezifischen Gegebenheiten entsprechende Lösungen anregen<br />
<strong>und</strong> deren Umsetzung unterstützen sowie ihre Erfahrungen auf Landesebene<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
Insgesamt ersche<strong>in</strong>t es, um mehr Personen erfolgreich nachzuqualifizieren, wesentlich,<br />
das Thema <strong>Nachqualifizierung</strong> stärker <strong>in</strong> den Fokus zu rücken, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
weiter zu verbessern <strong>und</strong> auf regionaler Ebene geeignete Strukturen <strong>und</strong><br />
131
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Prozesse zu implementieren. Hierzu ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure<br />
erforderlich, zudem s<strong>in</strong>d aber auch das Engagement der an- <strong>und</strong> ungelernten<br />
Personen <strong>und</strong> der Unternehmen nötig. Konzertierte Aktionen aller Akteure, z. B. im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er öffentlichkeitswirksamen Informations- <strong>und</strong> Werbekampagne, können<br />
dazu beitragen, für das Thema zu sensibilisieren, müssen aber mit der Weiterentwicklung<br />
der Beratungsstrukturen <strong>und</strong> des Bildungsangebots e<strong>in</strong>hergehen.<br />
132
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Verzeichnis der Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />
Name<br />
Institution<br />
Juliane Firlus Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V.<br />
(Kompetenzzentrum Integra.net)<br />
Britta Lahdhili Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V.<br />
Karl-He<strong>in</strong>z Lüke Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V.<br />
Katr<strong>in</strong> Gutschow<br />
B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung<br />
Matthias Körner<br />
Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong> (DGB), Bezirk <strong>Hessen</strong>-<br />
Thür<strong>in</strong>gen<br />
Eva Schweigard-Kahn Forschungs<strong>in</strong>stitut Betriebliche Bildung (f-bb) geme<strong>in</strong>nützige<br />
GmbH<br />
Alfred Will<br />
Handwerkskammer Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong><br />
Klaus-Wilhelm R<strong>in</strong>g Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />
Julius Wagner Hotel- <strong>und</strong> Gaststättenverband DEHOGA <strong>Hessen</strong> e. V.<br />
Peter Braune<br />
Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
<strong>An</strong>ette Noll-Wagner Internationaler B<strong>und</strong> (IB) Freier Träger der Jugend-, Sozial<strong>und</strong><br />
Bildungsarbeit e. V.<br />
Jutta Schulte-Bockum Internationaler B<strong>und</strong> (IB) Freier Träger der Jugend-, Sozial<strong>und</strong><br />
Bildungsarbeit e. V.<br />
Ralf Hammann<br />
Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg<br />
Cor<strong>in</strong>na Rosenthal Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg<br />
Birgit Schäfer<br />
Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg<br />
Miriam Tihanyi<br />
Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg<br />
Michael Kienert<br />
Manpower GmbH & Co. KG<br />
Claudia Koist<strong>in</strong>en<br />
Manpower GmbH & Co. KG<br />
Wolfgang Stohrer<br />
Regionaldirektion <strong>Hessen</strong> der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
Charlotte Venema Vere<strong>in</strong>igung der hessischen Unternehmerverbände e. V.<br />
Nicole Br<strong>in</strong>kmann Zentrum Arbeit <strong>und</strong> Umwelt Gießen –<br />
Gießener geme<strong>in</strong>nützige Berufsbildungsgesellschaft mbH<br />
Monika Neumaier Zentrum Arbeit <strong>und</strong> Umwelt Gießen –<br />
Gießener geme<strong>in</strong>nützige Berufsbildungsgesellschaft mbH<br />
133
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung<br />
Seite<br />
1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Ausbildungsabschluss<br />
(30.06.2009) 38<br />
2 <strong>An</strong>teil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung an den sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> für ausgewählte<br />
Wirtschaftsabteilungen (30.06.2009) 49<br />
3 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen (30.06.2009) 50<br />
4 Arbeitslose <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Ausbildungsabschluss<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT) 59<br />
5 Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT) 62<br />
6 Erwerbspersonen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss <strong>und</strong> nicht <strong>in</strong> Ausbildung<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach höchstem allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulabschluss<br />
(Jahresdurchschnitt 2009) 73<br />
7 Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach Typ 77<br />
8 Lehrgangsangebot nach Zweck 78<br />
9 Lehrgangsangebot nach Berufen 79<br />
10 Lehrgangsangebot nach Durchführungsform 80<br />
11 Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach Zusammenarbeit mit Unternehmen/Betrieben bei<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung des Lehrgangsangebots 81<br />
12 Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach Abstimmung mit der zuständigen Kammer bezüglich der<br />
Inhalte des Lehrgangsangebots 82<br />
13 Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en im Rahmen des Lehrgangsangebots<br />
83<br />
14 Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en nach Abdeckung e<strong>in</strong>es<br />
kompletten Qualifizierungsspektrums 84<br />
15 Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach AZWV-Zertifizierung des Lehrgangsangebots 85<br />
16 Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach dem <strong>An</strong>teil Erwerbsloser an den Lehrgängen 86<br />
17 Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach dem <strong>An</strong>teil von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> an<br />
den Lehrgängen 87<br />
18 Erwartete Nachfrageentwicklung 88<br />
19 Erfolgserschwerende Faktoren 90<br />
20 Bereiche mit Problemen bzw. Handlungsbedarf 93<br />
21 Handlungsfelder 109<br />
134
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle<br />
Seite<br />
1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte <strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung nach Regionen (30.06.2009) 39<br />
2 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte <strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Betriebsgrößenklassen (30.06.2009) 41<br />
3 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
nach Betriebsgrößenklassen <strong>und</strong> Regionen (30.06.2009) 42<br />
4 <strong>An</strong>teil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
an allen Beschäftigten nach Betriebsgrößenklassen <strong>und</strong> Regionen<br />
(30.06.2009) 43<br />
5 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong> nach Wirtschaftsabteilungen (30.06.2009) 46<br />
6 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen <strong>und</strong> Regionen (30.06.2009) 51<br />
7 Weibliche sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(30.06.2009) 54<br />
8 Ausländische sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung (30.06.2009) 57<br />
9 Arbeitslose <strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> ohne abgeschlossene Berufsausbildung nach Regionen<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT) 60<br />
10 Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Altersgruppen<br />
<strong>und</strong> Regionen (Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT) 63<br />
11 Weibliche Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT) 65<br />
12 Ausländische Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
(Jahresdurchschnitt 2009, ohne Daten der zkT) 68<br />
13 Erwerbspersonen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach<br />
Beteiligung am Erwerbsleben <strong>und</strong> Altersgruppen (Jahresdurchschnitt 2009) 70<br />
14 Erwerbspersonen ohne beruflichen bzw. Hochschulabschluss <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach<br />
Migrationsstatus (Jahresdurchschnitt 2009) 71<br />
15 Bildungse<strong>in</strong>richtungen mit Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>en nach <strong>An</strong>teil der selbst<br />
entwickelten Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e 84<br />
16 Bildungse<strong>in</strong>richtungen nach <strong>An</strong>teil der abbrechenden Teilnehmer/<strong>in</strong>nen 89<br />
17 Art der Besche<strong>in</strong>igung bei erfolgreicher Teilnahme an e<strong>in</strong>em Lehrgang 91<br />
18 E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss <strong>und</strong> <strong>in</strong> Maßnahmen<br />
zum Nachholen e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung nach Regionen (2009) 96<br />
19 Prüfungsteilnahmen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Art der Prüfung (2009) 99<br />
20 Prüfungsteilnahmen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach Ausbildungsbereichen (2009) 100<br />
21 Prüfungsteilnahmen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> nach häufigen Berufen (2009) 101<br />
135
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
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Lernen – Sackgasse oder Chance?, Wirtschaft <strong>und</strong> Weiterbildung Nr. 23, Bielefeld,<br />
S. 25-68.<br />
137
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Englmann, B. u. Müller, M. (2007): Bra<strong>in</strong> Waste – Die <strong>An</strong>erkennung von ausländischen<br />
Qualifikationen <strong>in</strong> Deutschland, Augsburg.<br />
Festner, D. (2010): Gestaltungsanforderungen an die Externenprüfung, Vortrag im Rahmen<br />
der Veranstaltung „Studium ohne Abitur, Berufsabschluss ohne Ausbildung? Qualifikationsreserven<br />
durch Quere<strong>in</strong>stieg nutzen“ am 11.05.2010, Nürnberg.<br />
Festner, D. u. Huber, S. (2010): Motive <strong>und</strong> bildungsökonomische Effekte des Quere<strong>in</strong>stiegs,<br />
Vortrag im Rahmen der Veranstaltung „Studium ohne Abitur, Berufsabschluss ohne<br />
Ausbildung? Qualifikationsreserven durch Quere<strong>in</strong>stieg nutzen“ am 11.05.2010, Nürnberg.<br />
Fr<strong>in</strong>gs, K., Imelli, B. u. Schippers, B. (2010): Berufliche Weiterbildung als Standortfaktor<br />
der hessischen Wirtschaft, HA-Report Nr. 783, Wiesbaden.<br />
Funcke, A., Oberschachtsiek, D. u. Giesecke, J. (2010): Ke<strong>in</strong>e Perspektive ohne Ausbildung<br />
– E<strong>in</strong>e <strong>An</strong>alyse junger Erwachsener ohne Berufsabschluss <strong>in</strong> Westdeutschland,<br />
Studie der Bertelsmann Stiftung <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong><br />
für Sozialforschung, Gütersloh.<br />
Galiläer, L. u. Wende, R. (2008): Produktionsarbeit im Wandel. Ergebnisse e<strong>in</strong>er Untersuchung<br />
e<strong>in</strong>facher Tätigkeiten <strong>in</strong> der Metall- <strong>und</strong> Elektro<strong>in</strong>dustrie, <strong>in</strong>: Forschungs<strong>in</strong>stitut Betriebliche<br />
Bildung (f-bb) gGmbH (Hrsg.): Qualifikationstrends – Erkennen, Aufbereiten,<br />
Transferieren, Wirtschaft <strong>und</strong> Bildung Nr. 47, Bielefeld, S. 23-53.<br />
Gr<strong>und</strong>, S. u. Kramer, B. (2010): Zulassung zur Externenprüfung – <strong>An</strong>alyse <strong>und</strong> Auswertung<br />
der qualitativen Interviews mit den zuständigen Stellen zum Vorgehen bei der Zulassung<br />
zur Externenprüfung, ZWH-Bericht, Düsseldorf.<br />
Gutschow, K. (2008): Abschlussbezogene Qualifizierung an- <strong>und</strong> ungelernter Beschäftigter<br />
als betriebliches Handlungsfeld – Abschlussbericht zum BIBB-Forschungsprojekt<br />
3.4.110, Bonn.<br />
Hillenbrand, W. u. Knabe, E. (2010): Dossier <strong>An</strong>passungs- <strong>und</strong> <strong>Nachqualifizierung</strong>, Facharbeitskreis<br />
Qualifizierung, Integra.net, Frankfurt.<br />
Imelli, B. u. Jaensch, K. (2010): Strukturen der Weiterbildungsberatung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> unter<br />
besonderer Berücksichtigung frauenspezifischer Belange, HA-Report Nr. 784, Wiesbaden.<br />
Klempert, A. u. a. (2010): Machbarkeitsstudie zum Aufbau e<strong>in</strong>es berufs- <strong>und</strong> länderübergreifenden<br />
Informationsportals (Datenbank) zur Erschließung der Beschäftigungspotenziale<br />
von Migranten <strong>und</strong> Migrant<strong>in</strong>nen. Studie im Auftrag des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie (BMWi). Köln, Berl<strong>in</strong>, Bensheim.<br />
138
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Kruppe, T. (2010): Geförderte Weiterbildung <strong>in</strong> der Wirtschaftskrise – Nicht alle greifen zu,<br />
<strong>in</strong>: IAB-Forum Nr. 1/2010, Nürnberg, S. 10-15.<br />
Lißmann, C. u. Caspari, L (2010): Gut ausgebildete Migranten, überforderte Behörden,<br />
unter http://www.zeit.de, Stand: 22.10.2010.<br />
Lott, M. (2010a): Qualifikation des Arbeitskräftepotenzials <strong>in</strong> Deutschland – Es liegen<br />
noch Potenziale brach, <strong>in</strong>: IAB-Forum Nr. 1/2010, Nürnberg, S. 4-9.<br />
Lott, M. (2010b): Soziodemographische Muster der Qualifikationsstruktur von Erwerbstätigkeit<br />
<strong>und</strong> Unterbeschäftigung, IAB-Forschungsbericht, Nr. 2/2010, Nürnberg.<br />
Lott, M. u. Spitznagel, E. (2010): Präventive Arbeitsmarktpolitik – Impulse für die berufliche<br />
Weiterbildung im Betrieb, IAB-Kurzbericht Nr.11/2010, Nürnberg.<br />
Moraal, D. u. a. (2009): E<strong>in</strong> Blick h<strong>in</strong>ter die Kulissen der betrieblichen Weiterbildung <strong>in</strong><br />
Deutschland – Daten <strong>und</strong> Fakten der nationalen CVTS3-Zusatzerhebung, BIBB-Report<br />
Nr. 7/2009, Bonn.<br />
Nüchter, O. u. Schmid, A. (2009): Personalstruktur <strong>und</strong> Personalbedarf <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 2008 –<br />
Ergebnisse aus den IAB-Betriebspanel <strong>Hessen</strong> 2008, IAB-Betriebspanel Report <strong>Hessen</strong>,<br />
Frankfurt.<br />
Opielka, J. (2010): Hilfsarbeiter mit Diplom unter http://www.faz.net, Stand: 5. Oktober<br />
2010.<br />
Puch, K. (2008): Zeitarbeit 2006 – Ergebnisse der EU-weiten Arbeitskräfteerhebung, Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Statistik Nr. 4/2008, S. 298-301.<br />
Re<strong>in</strong>berg, A. u. Hummel, M. (2007): Qualifikationsspezifische Arbeitslosigkeit im Jahr<br />
2005 <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>führung der Hartz-IV-Reform – Empirische Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> methodische<br />
Probleme, IAB-Forschungsbericht Nr. 9/2007, Nürnberg.<br />
Schreiber, D. u. a. (2010): <strong>An</strong>erkennung beruflicher Kompetenzen am Beispiel der Zulassung<br />
zur Abschlussprüfung im Rahmen der Externenregelung – Zwischenbericht zum<br />
BIBB-Forschungsprojekt 4.3.301, Bonn.<br />
Stark, G. (2000): <strong>Nachqualifizierung</strong> von <strong>An</strong>- <strong>und</strong> Ungelernten <strong>in</strong> Betrieben – Positionen<br />
aus e<strong>in</strong>er betrieblichen Expertenr<strong>und</strong>e, <strong>in</strong>: Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen<br />
Wirtschaft (bfz) geme<strong>in</strong>nützige GmbH (Hrsg.): Betriebliche <strong>Nachqualifizierung</strong>. Modularisierung<br />
<strong>und</strong> arbeitsplatznahes Lernen – Sackgasse oder Chance?, Wirtschaft <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
Nr. 23, Bielefeld, S. 69-88.<br />
139
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.) (2006): Bevölkerung <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit, Bevölkerung<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, Ergebnisse des Mikrozensus 2006, Fachserie 1 Reihe 2.2,<br />
Wiesbaden.<br />
Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.) (2009a): Mikrozensus 2008 – Qualitätsbericht, Wiesbaden.<br />
Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.) (2009b): Berufsbildungsstatistik 2008 – Qualitätsbericht,<br />
Wiesbaden.<br />
Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.) (2010): Atypische Beschäftigung im Krisenjahr 2009<br />
rückläufig, Pressemitteilung Nr. 257 vom 22.07.2010, Wiesbaden.<br />
Van den Busch, U. (2010a): Demografische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur langfristigen Bevölkerungsentwicklung<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Regierungsbezirken: E<strong>in</strong>e Projektion für den<br />
Zeitraum von 2010 bis 2030 <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Trendfortschreibung bis 2050, <strong>Hessen</strong> Agentur Report<br />
Nr. 791, Wiesbaden.<br />
Van den Busch, U. (2010b): Bevölkerungsvorausschätzung für die hessischen Landkreise<br />
<strong>und</strong> kreisfreien Städte bis 2050, <strong>Hessen</strong> Agentur Report Nr. 792, Wiesbaden.<br />
Zeller, B. u. a. (2004): Das Prozessmodell betrieblicher <strong>An</strong>forderungen – E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die<br />
betriebliche Praxis, <strong>in</strong>: Forschungs<strong>in</strong>stitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH (Hrsg.): Zukunft<br />
der e<strong>in</strong>fachen Arbeit – Von der Hilfstätigkeit zur Prozessdienstleistung, Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung Nr. 31, Bielefeld, S. 31-49.<br />
http://hc-hessencampus.de, Stand: August 2010.<br />
http://giessenerweg.zaug.de, Stand: November 2010.<br />
http://www.arbeitsagentur.de, Stand: Dezember 2010.<br />
http://www.arbeitsagentur.de/nn_29928/Navigation/Dienststellen/besondere-<br />
Dst/ZAV/ZAV-Nav.html, Stand Dezember 2010.<br />
http://www.ba-auslandsvermittlung.de, Stand: Dezember 2010.<br />
http://www.bamf.de, Stand: Dezember 2010.<br />
http://www.berufliche-anerkennung.de, Stand. August 2010.<br />
http://www.bibb.de/de/50372.htm, Stand: November 2010.<br />
140
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
http://www.bildungspraemie.<strong>in</strong>fo, Stand: August 2010.<br />
http://www.bmbf.de/foerderungen, Stand: Oktober 2010.<br />
http://www.bpb.de/themen/0CJ4W5,0,F%F6rderung_der_Teilhabechancen_am_ersten_A<br />
rbeitsmarkt.html, Stand: Dezember 2010.<br />
http://www.esf.de/portal/generator/15034/property=data/2010__10__06__richtl<strong>in</strong>ie__weite<br />
rbilden.pdf, Stand: Dezember 2010.<br />
http://www.esf-hessen.de, Stand: August 2010.<br />
http://www.europass-<strong>in</strong>fo.de, Stand: Dezember 2010.<br />
http://www.foerderdatenbank.de, Stand: August 2010.<br />
http://www.good-practice.de, Stand: November 2010.<br />
http://www.good-practice.de/bbigbauste<strong>in</strong>e, Stand: November 2010.<br />
http://www.hessenoption.de, Stand: Februar 2010.<br />
http://www.ib-nachqualifizierung.de, Stand: August 2010.<br />
http://www.jobstarter.de, Stand: Oktober / November 2010.<br />
http://www.kmk.org/zab.html, Stand: Dezember 2010.<br />
http://www.mona-frankfurt.de, Stand: August 2010.<br />
http://www.nachqualifizierung-wa-fkb.de, Stand: September 2010.<br />
http://www.perspektive-berufsabschluss.de, Stand: Dezember 2010.<br />
http://www.profilpass-onl<strong>in</strong>e.de, Stand: Dezember 2010.<br />
http://www.qualifizierungsschecks.de, Stand: August 2010.<br />
http://www.waus.de, Stand: November 2010.<br />
http://www.werkstatt-frankfurt.de, Stand: November 2010.<br />
http://www.zwh.de, Stand: Oktober 2010.<br />
141
<strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>An</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ungelernter</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Berufsbildungsgesetz (BBiG) vom 23.03.2005, BGBl. I S. 931, zuletzt geändert am<br />
05.02.2009.<br />
Berufsausbildungsvorbereitungs-Besche<strong>in</strong>igungsverordnung (BAVBVO) vom 16.07.2003,<br />
BGBl. I S. 1472.<br />
Beschlussprotokoll der 86. Konferenz der M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> M<strong>in</strong>ister, Senator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Senatoren für Arbeit <strong>und</strong> Soziales der Länder am 25./26. November 2009 <strong>in</strong> Berchtesgaden.<br />
Gesetz über die <strong>An</strong>gelegenheiten der Vertriebenen <strong>und</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge (B<strong>und</strong>esvertriebenengesetz<br />
– BVFG) vom 19.05.1953.<br />
Handwerksordnung (HwO) <strong>in</strong> der Fassung der Bekanntmachung vom 24.09.1998, BGBl. I<br />
S. 3074; 2006 I S. 2095, geändert am 17.07.2009.<br />
Hessischer Pakt für Ausbildung für die Jahre 2010 bis 2012 zwischen Wirtschaft, Kommunalen<br />
Spitzenverbänden, Regionaldirektion <strong>Hessen</strong> der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit <strong>und</strong><br />
Hessischer Landesregierung vom 17.03.2010.<br />
Richtl<strong>in</strong>ie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates „Über die <strong>An</strong>erkennung<br />
von Berufsqualifikationen“ vom 07.09.2005.<br />
142