Materialien 7 - Rundfunk
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eine genauere Analyse und vor allem Konsequenzen und "vorantreibenden Kräfte": der<br />
Vorwurf der Manipulation beinhalte implizit die Vorstellung "es gäbe in politischen und<br />
gesellschaftlichen Fragen eine reine, unmanipulierte Wahrheit", also als ob eine ausgemachte<br />
'Fairness' verletzt worden sei und also ob nicht der 'Gegner' z.B. Springer nicht auch davon<br />
ausgehen könnte, dass er ein moralisch legitimes Verhalten ausübt.<br />
Der politischen Linken bescheinigt Enzensberger alte bürgerliche Ängste, (S. 269), ein<br />
konservatives Abwehrverhalten gegenüber technischen Neuerungen und massenmedialen<br />
Erscheinungen, statt diese innovativ zu nutzen, wie dies Brecht forderte.<br />
Dabei wird jedoch der prinzipielle Sachverhalt nicht geleugnet. "Manipulation, zu deutsch<br />
Hand- oder Kunstgriff, heißt soviel wie zielbewußtes technisches Eingreifen in ein gegebenes<br />
Material. Wenn es sich um ein gesellschaftlich unmittelbar relevantes Eingreifen handelt, ist<br />
die Manipulation ein politischer Akt. Das ist in der Bewußtseinsindustrie prinzipiell der Fall.<br />
Jeder Gebrauch der Medien setzt also Manipulation voraus. Ein unmanipuliertes Schreiben,<br />
Filmen und Senden gibt es nicht. Die Frage ist daher nicht, ob die Medien manipuliert werden<br />
oder nicht, sondern wer sie manipuliert." (S. 271.)<br />
Enzensberger fordert, die Bedürfnisse der Zuschauer ernst zu nehmen "Die elektronischen<br />
Medien verdanken ihre Unwiderstehlichkeit nicht irgendeinem abgefeimten Trick, sondern<br />
der elementaren Kraft tiefer gesellschaftlicher Bedürfnisse, die selbst in der heutigen<br />
depravierten Verfassung dieser Medien durchschlagen. Ein 'massenhaftes Bedürfnis nach<br />
immaterieller Vielfalt' und Mobilität' werde durch – so der Begriff Lefebvres – das spectacle<br />
permanent inszeniert. Als rauschhafter Konsum von Wegwerfsendungen und<br />
Wegwerfprodukten könnte zusammengefasst werden, was Enzensberger hier in einem<br />
analytisch konzisen kulturpsychologischen Abschnitt formuliert. Der Konsum als Fest, als<br />
Erfüllung des Versprechens der Abschaffung von Mangel, als Ästhetik die über das<br />
"Kunstschöne" hinaus geht.<br />
Hier setzt generell Baudrillards Kritik an. Bereits 1972 prognostiziert er im Grunde, dass die<br />
Steigerung der Sendeinhalte zu einer Null-Kommunikation führt, bei der 'Aufmerksamkeit' zu<br />
einer heiß umkämpften und begehrten Ware wird. Er wirft Brecht und Enzensberger einen<br />
Denkfehler vor:<br />
"Wenn Brecht und Enzensberger behaupten, die Wandlung der Medien in ein wirkliches<br />
Kommunikationsmedium sei technisch überhaupt kein Problem, dann ist das in der Tat so zu<br />
verstehen, dass das überhaupt kein technisches Problem ist." (283/4)<br />
Es fällt also gar nicht in den Bereich der Technik, denn, so die Überzeugung Baudrillards,<br />
Massenmedien dienen nicht der inhaltlichen Kommunikation, also dem Austauschs, von ihm