Stadt an Fluss, Straße und Schiene - Bezirk Oberfranken
Stadt an Fluss, Straße und Schiene - Bezirk Oberfranken
Stadt an Fluss, Straße und Schiene - Bezirk Oberfranken
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
72<br />
Korbmacher vor dem Lagerhaus des Korbh<strong>an</strong>delsunternehmens<br />
Hourdeaux, um 1910.<br />
der für einige Jahre namens der L<strong>an</strong>desdirektion in Bamberg<br />
mehrere L<strong>an</strong>dgerichte überwachte. Über das Jahr 1803 hinaus<br />
best<strong>an</strong>d in Lichtenfels eine Forstbehörde; mehrere Jahre<br />
trieb von hier aus ein <strong>Straße</strong>nbauinspektor die Chaussierungsarbeiten<br />
im weiten Umkreis vor<strong>an</strong>; wegen der nahen<br />
Grenze zu den Herzogtümern Sachsen-Coburg-Saalfeld <strong>und</strong><br />
Sachsen-Hildburghausen richtete Bayern in der <strong>Stadt</strong> ein<br />
Zollamt ein; als Depend<strong>an</strong>ce des Bamberger Hallamts existierte<br />
eine Salzniederlage, für die die Kommune bereitwillig<br />
mehrere Brot- <strong>und</strong> Fleischbänke zur Verfügung stellte. Dass<br />
Lichtenfels Zentralort für sein Uml<strong>an</strong>d blieb, war dabei nicht<br />
selbstverständlich, denn nicht für alle Behörden f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong> alsbald<br />
eine geeignete Unterbringung. Das L<strong>an</strong>dgericht Lichtenfels<br />
nahm seinen Sitz <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs notgedrungen in Staffelstein,<br />
so dass die Bürgerschaft, um dieses Provisorium nicht zum<br />
Dauerzust<strong>an</strong>d werden zu lassen, auf staatliche Kosten<br />
1806/07 ein L<strong>an</strong>dgerichtsgebäude erstellte.<br />
Zumal um 1810 blühte in Lichtenfels auch das kulturelle Leben,<br />
nachdem es Impulse von den Beamten <strong>und</strong> von weiteren<br />
Zugezogenen erfahren hatte: von den Mitarbeitern der Porzell<strong>an</strong>fabrik<br />
Hausen etwa, die der Lichtenfelser Kaufm<strong>an</strong>n<br />
Joseph Felix Silberm<strong>an</strong>n 1803 zu Füßen des Klosters B<strong>an</strong>z<br />
gegründet hatte, oder den Künstlern des zugehörigen Malinstituts<br />
in Lichtenfels. Der Tuchboden des Rathauses diente<br />
als Theatersaal für Liebhaberaufführungen, <strong>und</strong> das Schützenfest,<br />
erstmals 1811 ver<strong>an</strong>staltet, lockte Fremde von weither<br />
<strong>an</strong>. E.T.A. Hoffm<strong>an</strong>n gel<strong>an</strong>gte hier in „exaltirte Stimmung“,<br />
<strong>und</strong> der Bamberger Bibliothekar Joachim Heinrich<br />
Jaeck prophezeite der <strong>Stadt</strong>, sie werde „sich noch zum Nebenbuhler<br />
Bambergs erheben“ - so sehr schätzte er die Vergnügungen<br />
im „kleinen Paris“. Diese Formulierung meinte<br />
wohl die Zelte <strong>und</strong> Buden auf dem Schützen<strong>an</strong>ger, doch im<br />
frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, als Lichtenfels erneut prosperierte,<br />
entdeckte m<strong>an</strong> sie als Ehrentitel für die gesamte <strong>Stadt</strong> wieder.<br />
Bahnhof Lichtenfels im Zust<strong>an</strong>d nach 1886 (Ansichtskarte, vers<strong>an</strong>dt 1915).