April - Euroregion Elbe/Labe
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Vorlickova Partners und Vorstandsmitglied der AHK Tschechien.<br />
Zu Jahresbeginn 2012 hatte die Auslandshandelskammer in Prag diese Themen auch in einem<br />
Positionspapier heftig kritisiert. Die häufigen und in kurzen Intervallen vorgenommenen<br />
Gesetzesänderungen seien eine Herausforderung für die Unternehmen, heißt es darin. Das<br />
Handelsgesetzbuch wurde in den vergangenen fünf Jahren 26mal geändert. In der<br />
Steuergesetzgebung gab es insgesamt mehr als 370 Änderungen.<br />
Viele Neuregelungen treten bereits kurz nach der Verabschiedung in Kraft. So wurde erst zehn<br />
Tage vor dem Jahreswechsel entschieden, dass ab 2013 nicht wie ursprünglich geplant ein<br />
einheitlicher Mehrwertsteuersatz von 17,5% gelten wird, sondern zwei jeweils erhöhte Sätze<br />
von 15 und 21%.<br />
Ebenso kritisiert der Arbeitskreis Recht und Steuern bei der AHK Tschechien die lange Dauer<br />
von Gerichtsverfahren. Ein handelsrechtlicher Streitfall könne sich von der ersten Eingabe beim<br />
Gericht bis zum Erlass einer rechtskräftigen Entscheidung fast sieben Jahre hinziehen.<br />
Bemängelt werden zudem die Schwierigkeiten bei der Durchsetzung von Gerichtsurteilen,<br />
insbesondere bei Steuerfragen. "Es sind leider keine Einzelfälle mehr, dass Unternehmen ihren<br />
Anspruch auf Steuererstattungen trotz gewonnener Gerichtsverfahren bei der<br />
Finanzverwaltung nicht durchsetzen können", erklärt Steuerexpertin und Wirtschaftsprüferin<br />
Vorlickova.<br />
Nicht zuletzt solche Probleme im Alltag der Unternehmen haben dazu geführt, dass Tschechien<br />
erstmals seit vielen Jahren nicht mehr der beliebteste Investitionsstandort in Mittelosteuropa<br />
ist. Es rangiert 2013 nach Auswertung der Befragungen aller Auslandshandelskammern in der<br />
Region nun knapp hinter Polen, aber noch vor Estland und der Slowakei.<br />
Ein Grund ist aber auch die schwache wirtschaftliche Dynamik. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />
war 2012 nach ersten vorläufigen Zahlen um 1,2% gesunken. Für 2013 ist kaum mit einem<br />
erneuten Aufschwung zu rechnen. Nach neuesten Schätzungen der sieben größten Banken im<br />
Land wird das BIP um 0,2% schrumpfen. Erst 2014 sollte wieder ein Wachstum von 1,8%<br />
möglich sein. Auch die Nationalbank erwartet für 2013 ein Minus von 0,3%. Nur das<br />
Finanzministerium hofft noch auf ein leichtes Plus von 0,1%.<br />
Die Industrieproduktion ist in ersten beiden Monaten 2013 um über 5% zurück gegangen.<br />
Dabei musste die Fahrzeugindustrie ihren Ausstoß sogar um ein Zehntel drosseln. Auch die<br />
Aussichten für das verarbeitende Gewerbe sind trüb, denn das Volumen der Neuaufträge lag im<br />
Januar und Februar um 9% unter dem Vorjahresvolumen.<br />
Ebenso verschlechtert sich die Lage am Arbeitsmarkt. Im März 2013 waren knapp 63.000<br />
Menschen mehr erwerbslos gemeldet als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote lag mit<br />
8,0% um einen Prozentpunkt höher als im März 2012.<br />
Um die Konjunktur schneller wieder auf Kurs zu bringen, hat die Regierung Anfang <strong>April</strong> 2013<br />
ein Maßnahmenpaket vorgestellt. Geplant sind Steuererleichterungen für Unternehmen,<br />
schnellere Abschreibungen für Investitionen und Startkapital für Existenzgründer, die zuvor<br />
arbeitslos waren. Sie erhalten vom Staat 40.000 bis 80.000 Tschechische Kronen (Kc; rund<br />
1.500 bis 3.000 Euro, Wechselkurs am 10.4.13: 1 Euro = 25,87 Kc) für die<br />
Unternehmensgründung. Betriebe, die jugendliche Arbeitslose einstellen, können ein Jahr lang<br />
eine Beihilfe von 24.000 Kc monatlich bekommen.<br />
Außerdem steigen die staatlichen Zuschüsse für Exportgarantien. Ebenso will das<br />
Wirtschaftsministerium in Zukunft verhindern, dass die Strompreise durch die Förderung<br />
erneuerbarer Energiequellen überdurchschnittlich steigen. Um die Bauwirtschaft anzukurbeln,<br />
sind Investitionsprogramme für die Wohnraumsanierung und mehr Mittel für den Straßenbau<br />
geplant. EU-Mittel sollen künftig effizienter abgeschöpft werden.<br />
Kontaktanschrift: Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (AHK Tschechien),<br />
Vaclavske namesti 40, CZ - 110 00 Praha 1, Tel.: 00420 224 22 12 00