April - Euroregion Elbe/Labe
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Straßenbau geplant. EU-Mittel sollen künftig effizienter abgeschöpft werden.<br />
Dienstag, 16.04.2013<br />
Sächsische Zeitung<br />
Hohnstein<br />
Kasper und sein tschechischer Freund<br />
Ein Puppenspieler haucht dem Hohnsteiner Kasper neues Leben ein. Verstärkung<br />
bekommt der von jenseits der Grenze.<br />
Von Katja Dwaronat<br />
Der Hohnsteiner Kasper ist zurück: Die Puppenspieler<br />
Vera Madonicka aus Tschechien und Detlef Heinichen,<br />
hier mit Kasper und Kasparek, engagieren sich für die<br />
Zusammenarbeit Hohnsteins mit der tschechischen<br />
Stadt Dolni Poustevna. Detlef Heinichen hat extra eine<br />
Bühne gebaut, auf der Kasper und Kasparek<br />
gemeinsam spielen können.<br />
Archivfoto: Steffen Unger<br />
Detlef Heinichen wusste schon als Kind, dass er<br />
Puppenspieler werden wollte. „Vierzig Kinder<br />
reagierten auf mich und lachten über den Kasper, das war toll“, erinnert er sich an seine<br />
allererste Aufführung in der Grundschule. Fortan sammelte er Puppen und spielte bei jeder<br />
Gelegenheit. „In der Regel verändern sich die Interessen in der Pubertät. Bei mir wurde es nur<br />
noch schlimmer“, sagt Heinichen und lacht.<br />
Er hat eine tiefe Stimme und ein fröhliches Lachen. Ein Kasperlachen. Als Kind hatte er<br />
weniger zu lachen. Ein schmächtiger Außenseiter, weil er mit Puppen spielte, war ein<br />
gefundenes Fressen für gleichaltrige Raufbolde. Zum Glück hatte er irgendwann einen „Fan“,<br />
breitschultrig, und zwei Jahre älter. Von da an war Ruhe.<br />
Mit sechzehn und siebzehn bewarb er sich an der Hochschule für Schauspielkunst in Berlin. Sie<br />
schickten ihn nach Hause. Er sei gut, aber zu jung. Drei Jahre später konnte er endlich, aus<br />
sechshundert Bewerbern ausgewählt, sein Studium antreten.<br />
Am Puppentheater in Zwickau feierte er seine ersten Erfolge und heimste manche Preise ein.<br />
Drei Jahre dauerte es, bis der Kasper wieder in sein Leben trat. Ihm fiel zufällig ein kleines<br />
Heft mit dem Stück „Kasper kauft ein Haus“ von Max Jacob in die Hände. Es enthielt<br />
Regieanweisungen. „Wir amüsierten uns köstlich über Anmerkungen wie: Die Kinder antworten<br />
dies… Die Kinder lachen…“, erinnert sich Heinichen. Wie konnte Autor Max Jacob im Voraus<br />
wissen, wie die Kinder reagieren? Aus Jux probierten sie es aus. Der Erfinder des Hohnsteiner<br />
Kaspers hatte absolut recht. Auch nach vierzig Jahren funktionierte es bis ins Detail.<br />
Fristlos entlassen<br />
Der Kasper blieb und wurde immer frecher und beliebter, besonders bei den Erwachsenen.<br />
Detlef Heinichen war ein Hans Dampf in allen Gassen. Die Künstlerszene in Wismar hatte es<br />
ihm besonders angetan. „Ich spielte auf einer Gartenparty von Christa Wolf und begriff es erst,<br />
als ich ihren handsignierten Roman „Kein Ort. Nirgends“ in den Händen hielt, der noch nicht<br />
einmal veröffentlicht war.“ An diese Zeit erinnert er sich gern. Sie währte nicht lange. „Am<br />
8.Oktober 1980 wurden wir zu unserem Intendanten zitiert. Wir dachten, wir bekommen eine<br />
Gehaltserhöhung. Wir waren schließlich sehr beliebt und hatten schon viele Preise gewonnen.“<br />
Stattdessen entließ er sie fristlos – wegen eines simplen Witzes über die Gewerkschaft. „Ein<br />
Witz, bei dem heute keiner mit dem Mundwinkel zucken würde“, sagt der 59-jährige.<br />
Völlig vor den Kopf geschlagen, traten sie auf die Straße hinaus. Drei Tage später wurden sie<br />
verhaftet. Vierundzwanzig Stunden lang zerpflückte die Stasi das Stück „Kasper kauft ein<br />
Haus“. Dann durften sie gehen, um sich „in der sozialen Produktion zu bewähren“. Ein halbes<br />
Jahr malochte Heinichen in einer Brauerei, danach reparierte er Güterwaggons im